Jahresbericht 2019
Kleine Schriftenreihe des Museumsvereins 24
Kleine Schriftenreihe des Museumsvereins 24
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Kleine Schriftenreihe des Museumsvereins Klostertal 24
Jahresbericht
2019
Christof Thöny (Hg.)
Museumsverein
KLOSTERTAL
Christof Thöny (Hg.), Jahresbericht 2019
(Kleine Schriftenreihe des Museumsvereins Klostertal 24)
Wald am Arlberg 2020
Museumsverein Klostertal
Haus Nr. 60a
A-6752 Wald am Arlberg
Tel: +43 664 4911474
info@museumsverein-klostertal.at
www.museumsverein-klostertal.at
+43 650 5200932
museumsverein.klostertal
klostertalmuseum
Gestaltung: Kathrin Novis, Christof Thöny
Druck: Thurnher Druckerei GmbH
© Museumsverein Klostertal. Wald am Arlberg 2020
Jahresbericht
2019
Christof Thöny (Hg.)
Kleine Schriftenreihe des Museumsvereins Klostertal 24
Wald am Arlberg 2020
Inhalt
Einleitung 4
Ausstellungen 6
Veranstaltungen 10
Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerke 13
Archiv und Sammlung 14
Literatur 15
Forschung 17
Finanzen 36
Museum 37
Kooperationspartner 38
Erhältliche Publikationen 42
Museumsverein Klostertal 43
Abbildungen 44
Saubere Energie und
exzellenter Service.
Einleitung
Das 25-jährige Jubiläum der Eröffnung des Klostertal Museums im
Juni 1994 konnte im Laufe des Jahres 2019 gefeiert werden. Anstelle
von großen Festivitäten stand beim Museumsverein Klostertal
einmal mehr die inhaltliche Arbeit im Mittelpunkt. Beleuchtet
wurde in diesem Zusammenhang die Geschichte jenes Gebäudes,
in dem vor einem Vierteljahrhundert das regionale Museum für
die Talschaft seine Heimat gefunden hat: der Thöny-Hof in Wald
am Arlberg. Anhand von schriftlichen Dokumenten und Fotografien
aus dem Nachlass des letzten Bewohners Pfarrer Valentin Thöny
und einer dendrochronologischen Untersuchung wurde in chronologischer
Form die Geschichte des Hauses seit seiner Erbauung
in der Mitte des 17. Jahrhunderts nachgezeichnet. Dazu ist auch
ein neuer Band der Schriftenreihe des Museumsvereins Klostertal
erschienen.
Weitere Ausstellungen des Vereins entstanden in Zusammenhang
mit Projekten im Interreg-Programm der Europäischen Union. Sie
widmeten sich der Zuwanderung aus dem Trentino ins Klostertal
und den Familien Sohm und Mathies sowie ihren Beiträgen zur
Geschichte des Skilaufs am Arlberg. Zur Langen Nacht der Museen
2019 präsentierte Georg Gantner eine Ausstellung mit Fotografien
entlang der landschaftlich vielseitigen Grenzen der Gemeinde Dalaas.
Dazu ist ebenfalls eine Schriftenreihe erschienen.
Neben der Beschreibung der Vereinstätigkeit im vergangenen Jahr
enthält der Jahresbericht auch zahlreiche kleinere Beiträge (Miszellen)
zu unterschiedlichen Themen. Wir möchten gerne dazu einladen,
solche Beiträge auch in Zukunft einzusenden. Auch unsere
Webseite bietet dafür eine geeignete Plattform.
Dank gebührt an dieser Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,
den Mitgliedern des Vereins und den in diesem Bericht
genannten Förderern.
Wald am Arlberg, April 2020
Christof Thöny
vkw Produkte verbinden saubere Energie mit
bestem Service. Weil für uns die Kundenbeziehung
nicht am Stromzähler 4
endet.
Ingrid Hofer und Teddy Eddy zu Besuch im Klostertal Museum
Ausstellungen
Lebenswege.
Aspekte der Zuwanderung aus dem Trentino ins Klostertal
19. Mai bis 26. Juni 2019
Klostertal Museum, Wald am Arlberg
Zur Zeit des Bau der Arlbergbahn von 1880 bis 1884 hielten sich
mehrere Tausend Migrantinnen und Migranten im Klostertal auf.
Im Hinblick auf die Herkunftsregionen stellte das „Welsch-Tirol“,
die heutige autonome Provinz Trentino, den größten Anteil. In der
zweisprachig (Deutsch und Italienisch) gestalteten Ausstellung wurden
die Umstände des Bahnbaus und der Zuwanderung thematisiert.
Das größte Augenmerk galt jedoch Lebens- und Familiengeschichten,
vor allem auch jener Trentiner Familien, die im Klostertal
eine Bleibe gefunden haben (und ihren Nachkommen).
6
Eröffnung der Ausstellung im Rahmen des dritten Tages des Begegnung
Pfarrer Valentin Thöny mit seiner Base und Ziehmutter Karolina Thöny
Der Thöny-Hof. Ein Haus und seine Geschichte
30. Juni bis 29. September 2019
Klostertal Museum, Wald am Arlberg
In der Ausstellung wurde die Geschichte des in der Mitte des 17.
Jahrhunderts erbauten Thöny-Hofes dokumentiert, in dem seit 1994
das Klostertal Museum untergebracht ist. Dabei sind Erkenntnisse
aus der Bauforschung, der Dendrochronologie, der Genealogie und
der Regionalgeschichte eingeflossen, die in den vergangenen Jahren
erzielt werden konnten. Das Ziel der Ausstellung war es, sich
dem „Genius Loci“ (wörtlich dem „Geist des Ortes“) dieses bemerkenswerten
Hauses anzunähern. Dafür wurden in einem mikrohistorischen
Ansatz seine Geschichte und jene der Bewohnerinnen
und Bewohner von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Mitte des
20. Jahrhunderts dargestellt. In diesem Zeitraum von etwas mehr
als 300 Jahren können genau zehn Generationen nachgewiesen
werden, die das heutige Klostertal Museum geprägt haben.
7
Entlang der Gemeindegrenzen von Dalaas
5. Oktober bis 31. Oktober 2019
Klostertal Museum, Wald am Arlberg
Die Grenzen der Gemeinde Dalaas bilden einen landschaftlich, geologisch,
biologisch und ökologisch faszinierenden Verlauf vom
Talboden bis in das alpine Hochgebirge. Der überwiegende Teil der
Gemeinde Dalaas befindet sich nördlich der Alfenz im Südlichen
Lechquellengebirge. Der zentrale Gipfel des Lechquellengebirges,
die Rote Wand, befindet sich bereits im Mittleren Lechquellengebirge,
der weit geringere Anteil südlich im Verwall.
Georg Gantner hat diesen Grenzverlauf mit seiner Kamera dokumentiert.
Die Bilder wurden in der Ausstellung präsentiert. Dazu ist
auch eine Schriftenreihe mit ergänzenden Texten von Joschi Kaiser
erschienen.
8
Rote Wand und Rothorn vom Pöngertlekopf, Aufnahme von Georg Gantner
Felicitas Suter, die Enkelin des Skipioniers Viktor Sohm,
im Gespräch mit Obmann Christof Thöny
Viktor Sohm und die Familie Mathies in Stuben am Arlberg
18. Dezember 2019 bis 31. März 2020
Ehemaliges Schulzimmer, Stuben am Arlberg
Der aus Bregenz stammende Viktor Sohm zählt zu den wichtigsten
Skipionieren Vorarlbergs. Mit den „Schneeschuhen“ seines Bruders
startete er auf dem Gebhardsberg 1887 seine ersten Versuche –
und war damit einer der ersten Skiläufer in der Österreichisch-
Ungarischen Monarchie. Später wurde er ein einflussreicher Unternehmer,
Funktionär und Skilehrer. Als solcher veranstaltete er im
November 1905 einen Skikurs, an dem mit Theresia, Franz-Josef
und Albert gleich drei Mitglieder der ursprünglich aus Warth stammenden
und nunmehr in Stuben ansässigen Familie Mathies teilnahmen.
Theresia Mathies wurde später zu Viktor Sohms Frau. Die
Ausstellung mit Fotografien aus dem Nachlass Viktor Sohms wurde
im ehemaligen Schulzimmer bei der Kirche von Stuben gestaltet.
Teile des Inhalts der Ausstellung sind in diesem Jahresbericht abgedruckt.
9
Veranstaltungen
Termine 2019
27. Februar
Projekttreffen zum Interreg-Projekt „Migrationen“ im vorarlberg
museum
15. März
Buchpräsentation „Sichtbar“ in Stuben am Arlberg
31. März
Erstes Nostalgieskirennen in Damüls
1. April
Kassaprüfung zur Abrechnung 2018
9. April
Vorstandssitzung
3. Mai
Jahreshauptversammlung mit anschließendem Vortrag von
Dr. Simone Egger zum Thema „Heimat“
16. Mai
Präsentation des Buches „Im Tal der Alfenz“ im vorarlberg museum
19. Mai
Tag der Begegnung und Eröffnung der Ausstellung „Lebenswege“
7. Juni
Vorstandssitzung
29. Juni
Eröffnung der Ausstellung „Thöny-Hof“
7. Juli, 4. August & 1. September
Reiseziel Museum
25. August
Erzählcafé zur Geschichte des Thöny-Hofs
12. September
Vorstandssitzung
16. September
Treffen zur Projektschmiede in Braz
10
19. September
Startveranstaltung zum Projekt „Double Check“ im Theater am
Saumarkt in Feldkirch
21. September
Symposium „Migrationen in der Geschichte des Klostertals“
26. September
Genusstour im Klostertal Museum
28. September
Symposium zur Alpingeschichte auf der Bielerhöhe
29. September
Tag des Denkmals mit Vorstellung des Audioguides
30. September
Besuch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des vorarlberg
museums im Klostertal Museum
5. Oktober
Lange Nacht der Museen
10. bis 12. Oktober
#erasmusdays
12. Oktober
Besuch einer Delegation des Souveränen Malteser Ritterordens im
Klostertal Museum
12. Oktober
Klostertaler Markt in Bludenz
7. Dezember
Buchpräsentation und Erzählcafé im Ferien- und Seminarhaus
Wald12
7. Dezember
Vorstandssitzung und Weihnachtsfeier
13. Dezember
Buchpräsentation „Aus weiblicher Sicht“ im Haus Klostertal
18. Dezember
Ausstellungseröffnung und Erzählcafé in Stuben am Arlberg
11
Wie üblich widerspiegeln die auf den vorangegangenen beiden
Seiten aufgelisteten Veranstaltungen vor allem die Themen der
Ausstellungen, die 2019 durch den Museumsverein Klostertal umgesetzt
worden sind. Die Bandbreite reicht von Vorträgen über Erzählcafés
bis hin zu Buchpräsentationen. Regelmäßig wiederkehrende
Veranstaltungen sind das „Reiseziel Museum“ (jeweils am
ersten Sonntag im Juli, August und September), der Tag des Denkmals
und die Lange Nacht der Museen. Dieselbe stand 2019 ganz
im Zeichen der Fotoausstellung „Entlang der Gemeindegrenzen von
Dalaas“. Georg Gantner stellte seine Fotografien im Rahmen einer
Präsentation bei der Langen Nacht vor.
Bereits zum dritten Mal fand im Klostertal Museum ein Tag der
Begegnung statt. Dieses Veranstaltungsformat wurde im Rahmen
des Interreg-Projekts zum Thema „Migrationen“ entwickelt. Im Mittelpunkt
steht dabei die kulturelle Vielfalt. 2019 wurde das Erbe
der Zuwanderer und Zuwanderinnen aus dem Trentino zum Thema
gemacht. Eine zweisprachige Ausstellung konnte im Rahmen des
Tags der Begegnung präsentiert werden. Erstmals teilgenommen
hat der Museumsverein Klostertal an den von der Österreichischen
Nationalagentur für das Erasmus+ Programm veranstalteten Erasmus-Days.
Dabei wurde der Erzählbus, der im Rahmen des Interreg-Projekts
„Migrationen“ entstanden ist, zum Einsatz gebracht
und beim Jugendtreff
S16 stationiert.
12
Der Erzählbus bot
auch Gelegenheit zur
Identifizierung von
Personen auf alten
Fotografien.
Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerke
Ein umfangreicher Pressepiegel dokumentiert, inwiefern die regionale
und teilweise auch überregionale Presse über die Aktivitäten
des Museumsvereins Klostertal 2019 berichtet hat. Die Berichte
werden jeweils gesammelt und digitalisiert und in chronologischer
Übersicht zusammengefasst.
Wie immer haben in den vergangenen Jahren Kooperationen bei
der Umsetzung des Programms eine wichtige Rolle gespielt. Der
Museumsverein Klostertal kann dabei auf ein bewährtes Netzwerk
an Institutionen zurückgreifen.
Jugendliche im S16 mit Erasmus+
Taschen
Wichtige Kooperationspartner waren 2019 unter anderem
Regio Klostertal, Mittelschule Klostertal, Gemeinden Dalaas, Innerbraz
und Klösterle, Alpenregion Bludenz, Foundation Friends
of Hannes Schneider, Geschichtsverein Region Bludenz, Amt der
Vorarlberger Landesregierung (Kultur- und Wissenschaftsabteilung),
Vorarlberger Landesarchiv, Vorarlberger Landesbibliothek, vorarlberg
museum, Vorarlberger Landesmuseumsverein, Bauernhaus-
Museum Wolfegg, Museum St. Anton am Arlberg, Arbeitskreis für
interregionale Geschichte, Bundesdenkmalamt Landeskonservatorat
für Vorarlberg, IG Kultur Vorarlberg, Sektion Freiburg des Deutschen
Alpenvereins, Heimatschutzverein Montafon, Gemeinde Warth, Heimatpflegeverein
Großes Walsertal, Gemeinde Mittelberg
13
Archiv und Sammlung
Durch Schenkungen und Ankäufe (über das Internet und aus Antiquariaten)
wird die Sammlung des Museumsvereins Klostertal
ständig erweitert.
Bedeutende Ankäufe waren 2019 unter anderem:
- Holzstich von Dalaas (um 1895)
- Original-Fotografie von Stuben am Arlberg (um 1898)
- Österreichische Touristenzeitung von 1907 mit Aufsatz über den
Spullersee
- Gebetbuch mit handschriftlicher Eintragung des aus Dalaas
stammenden Priesters Joseph Fritz
- Holzstich: Arlberg-Lawine von 1888
- Zwei Paar historische Skier
Unterlagen von Werner Vogt
Die bedeutendste Schenkung eines Schriftbestands war eine umfangreiche
Sammlung des unermüdlichen Forschers Prof. Werner
Vogt aus Hard. Mit seinen Flurnamenbüchern legte
er seit den 1970-er Jahren den Grundstein für die
onomastische Forschung in Vorarlberg. Der erste
Band war 1970 dem Klostertal gewidmet. Im vergangenen
Jahr hat Werner Vogt dem Museumsverein
Klostertal zahlreiche Urkundenabschriften und
Unterlagen zu diesem Flurnamenbuch vermacht.
In zahlreichen Flurnamenwanderungen hat Werner
Vogt seit 20o2 den Mitgliedern des Museumsvereins
Klostertal dieses Thema nähergebracht. Der
bedeutende Forscher ist am 14. Mai 2020 verstorben.
Seine Verdienste möchten wir an dieser Stelle
würdigen.
Werner Vogt anlässlich einer Flurnamenwanderung im
Klostertal Museum (2002)
14
Literatur
Klostertal-Bibliographie 2019 (Auswahl)
Emil Büchel, Reinhard Elsensohn, Erinnerungen an eine Befahrung
des Gips-Altbergwerks in Dalaas. In: Neuigkeiten aus Karst und
Höhlen 131 (2019), S. 10-15.
Joschi Kaiser, Georg Gantner, Entlang der Gemeindegrenzen von
Dalaas. Wald am Arlberg 2019. (= Schriftenreihe des Museumsvereins
Klostertal 9)
Martin Rhomberg, Christof Thöny (Hg.), Sichtbar. Fotografien am
Arlberg und Hochtannberg. Bludenz 2019.
Helmut Tiefenthaler, Der Arlbergpass im Wandel der Verkehrsverhältnisse
zwischen 1884 und 1955. In: Bludenzer Geschichtsblätter
122/123 (2019), S. 108-128.
Christof Thöny, Familie Amann, Aus weiblicher Sicht. Fotografien
von Laura Amann. Wald am Arlberg 2019. (= Schriftenreihe des
Museumsvereins Klostertal 11)
Christof Thöny, Der Thöny-Hof. Geschichte eines Hauses. Wald am
Arlberg 2019. (=Schriftenreihe des Museumsvereins Klostertal 10)
Christof Thöny (Hg.), Jahresbericht 2018. Wald am Arlberg 2019.
(= Kleine Schriftenreihe des Museumsvereins Klostertal 23)
15
Buchvorstellung
Alpenvereinsjahrbuch BERG 2020
Herausgeber: Deutscher Alpenverein, Österreichischer Alpenverein
und Alpenverein Südtirol; Redaktion: Anette Köhler, Tyrolia-Verlag.
256 Seiten, ca. 280 farb. Abb. und ca. 50 sw Abb., 21 x 26 cm,
gebunden.
ISBN 978-3-7022-3810-0
Das Jahrbuch der deutschsprachigen Alpenvereine ist eines der traditionsreichsten
Periodika, wenn es um alpinistische Themen geht.
Dabei spielt die Geschichte des Bergsteigens auch oft eine wichtige
Rolle. Einer von zwei Schwerpunkten des Jahrbuches 2020 (das im
September 2019 erschienen ist) ist der Arlberg, dem acht Beiträge
mit insgesamt mehr als 50 Seiten gewidmet sind. Neben dem Naturraum
Arlberg und den Walsern in Lech (die in einem Gespräch
mit der Lecher Gemeindearchivarin Birgit Heinrich zum Thema gemacht
werden) ist die Erschließung der Arlbergregion durch den
Skilauf der Inhalt mehrerer Beiträge. Unter anderem findet sich dabei
eine Arlberger Skichronik
sowie ein Beitrag von
Hanno Löwy zu den Skipionieren
Hannes Schneider
und Rudolf Gomperz.
Darüber hinaus befassen
sich Sabine Dettling und
Bernhard Tschofen mit der
Erfindung des Skilaufs als
Lebensstil am Arlberg.
16
Forschung
Die Geschichte der Familie Margreitter in Vorarlberg
Johann Trinkl
Die Nachkommen der Familie Margreitter in Vorarlberg (mit zwei „t“
geschrieben“) stammen alle vom Wundarzt Dr. Franz Margreitter
ab. Dieser wurde in Reutte in Tirol am 27. Mai 1819 als Sohn des
Franz de Paula Margreiter und der Josepha Brigitte Reiner geboren.
Er besuchte von 1825 bis 1831 die Volksschule in Reutte in Tirol
und anschließend von 1831 bis 1837 das Akademische Gymnasium
der Jesuiten in Innsbruck. Danach ließ er sich von 1838 bis 1840
an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck im medizinischchirurgischen
Studium in vier Semestern zum Wundarzt ausbilden
und schloss dies mit dem am 27. Mai 1840 ausgestellten Diplom
mit Erfolg ab. Laut Taufbuch schreibt er sich mit einem „t“, aber ab
der Universität Innsbruck scheint er dann mit Doppel-T auf.
Von 1840 bis 1847 widmete er sich der wundärztlichen Praxis als
Unterarzt, und zwar ab 16.
Juni 1840 zuerst beim Feldjägerbatallion
Nr. 11 in Piacenza
und dann ab 1. März
1842 beim Infanterie-Regiment
Leopold (G.H.), Großherzog
von Baden Nr. 59 in
Innsbruck und ab 1845 bis
zu seinem Ausscheiden am
31. Mai 1847 in Bregenz.
Die Familie des Wundarztes
Dr. Franz Margreitter.
Die Aufnahme stammt aus dem
Jahr 1867 und ist eine der
ältesten Fotografien aus dem
Klostertal.
17
Da in der Gemeinde Klösterle dringend ein Wundarzt gesucht wurde,
meldete er sich und erhielt die Arztstelle mit 1. Jänner 1848 mit
dem Versorgungsgebiet Klostertal (Klösterle und Stuben).
Der Wundarzt Franz Margreitter hatte von 1848 bis 1868 die Ordination
in Klösterle im Gasthaus zum Engel. Er verehelichte sich am
5. Mai 1849 mit Maria Kreszenz Nuderscher aus Klösterle.
Sein Schwiegervater war Mesner und Organist in der Dorfkirche
Klösterle.
Maria Kreszenz Nuderscher gebar acht Kinder (vier Söhne und vier
Töchter), wobei ein Sohn und eine Tochter noch im Geburtsjahr
verstorben sind:
Marzellin Margreitter (1850-1933)
Anselm Margreitter (1852-1927)
Alfons Margreitter (1853-1902)
Amalia Margreitter (1855-1921)
Angelika Margreitter (1856-1925)
Gebhard Margreitter (1858-1858)
Rebekka Margreitter (1859-1917)
Antonia Margreitter (1861-1861)
Laut Archiv hatte Franz Margreitter bereits 1862 ein Baugesuch an
die Gemeinde Klösterle zum Bau eines kleinen Hauses in Klösterle
gestellt. Dieses Baugesuch wurde bis nach Feldkirch weitergeleitet,
allerdings gibt es darüber keinen Bescheid in Bregenz. In der
Zwischenzeit wurde ein Haus mit der Nr. 39 am westlichen Dorfeingang
von Wald zur Versteigerung angeboten. Dieses Haus samt
Stall und Grundbesitz, das einer Frau aus Innerbraz gehörte, die
es wieder von ihrem verstorbenen Mann geerbt hatte, wurde von
Franz Margreitter am 11. Dezember 1869 ersteigert. 1870 verlegte er
die Ordination von Klösterle in sein Wohnhaus in Wald.
Die Angaben im Heimatbuch Dalaas-Wald, dass er dieses Haus
gebaut habe, sind unrichtig, denn nach dem Vorarlberger Grundkatasterplan
von 1857 ist dieses Haus bereits als Bestand vorhan-
18
den und daher muss es älter sein. Sein gesamtes Anwesen übergab
Franz Margreitter laut einem Kaufvertrag vom 11. November
1881 seinem Sohn Anselm Margreitter und seiner Schwiegertochter
Magdalena geb. Türk.
Im Kaufvertrag scheint ein Dr. Alfons Margreitter als Advokat von
Dornbirn auf, der 100 Gulden einzutreiben hatte. Dieser Dr. Alfons
Margreitter wurde 1832 in Innsbruck geboren, war dann von 1876
bis 1886 Advokat in Dornbirn und übersiedelte schließlich wieder
nach Innsbruck. In Innsbruck schreibt er sich mit einem „t“. Er
scheint in unserem Margreitter-Stammbauch nicht auf.
Mit 68 Jahren verstarb Dr. Franz Margreitter am 11. März 1887 nach
dreijähriger schwerer Krankheit und wurde am Friedhof in Dalaas
begraben. In einem Nachruf wurde er als Freund der Armen, genannt
„Leutedoktor“, als eifriger Förderer der Schule und als ein
entschiedener Freund des Fortschritts dargestellt.
19
Familie Anselm Margreitter und
Magdalena geb. Türk
Seine Kinder verbreiteten sich schon damals in ganz Vorarlberg.
Marzellin Margreitter wurde Lehrer und Stadtarchivar in Bludenz
und hatte drei Kinder, Anselm Margreitter übernahm das Haus und
die Landwirtschaft in Wald am Arlberg und betrieb eine Schusterwerkstatt
und hatte sechs Kinder, Alfons Margreitter übersiedelte
zuerst nach Bludenz und später nach Bregenz und blieb ledig,
Amalie Margreitter ging nach Feldkirch und blieb ledig, Angelika
blieb in Wald am Arlberg und hatte fünf Kinder, Rebekka zog es
zuerst nach Feldkirch und dann nach Lauterach, sie hatte ein Kind
(den späteren Heilig-Kreuz-Benefiziaten Augustin Vonach).
Heute findet man die Nachkommen in ganz Vorarlberg wie Wald am
Arlberg, Dalaas, Danöfen, Braz, Bludenz, Bürs, Tschagguns, Lauterach,
Bregenz, Hörbranz und auch außerhalb von Vorarlberg in
Inzing, Innsbruck und Deutschland.
Der Name Margreitter (mit zwei „t“) wurde bis heute bei Marzellin
Margreitter und bei Anselm Margreitter weitervererbt.
20
Alwin Margreitter (Enkel des Franz Margreitter) und
Theresia geb. Lorenz mit ihren zwölf Kindern
Zur Familiengeschichte der Mathies in Stuben am
Arlberg
Die folgenden Ausführungen
zu den Nachkommen
des Felix
Mathies stammen aus
der Ausstellung zu
Viktor Sohm und der
Familie Mathies in Stuben
am Arlberg.
Der 1843 in Warth geborene
Felix Mathies verehelichte
sich 1863 mit
der aus Au stammenden
Maria Anna Strolz. Die
Familie bewohnte ein
Anwesen in der Parzelle
Teschenberg in Warth. Maria Anna Mathies geb. Strolz (1845-1913)
Ab 1864 wurden 14 Kinder
geboren, wobei der jüngste
Sohn, Albert, in Dalaas zur Welt kam. Nach dem Bau der Arlbergbahn
hatte die Familie den Tannberg in Richtung Klostertal verlassen.
Kinder
Franz Josef, 27.10.1864 bis 18.1.1937
Josef Anton, 19.9.1865 bis 10.11.1865
Josef, 23.8.1866 bis 26.8.1883
Anna Katharina, 2.9.1867, verehelichte Greber in Schoppernau
Josef Anton, 8.11.1868 bis 16.4.1954
Engelbert, 1.0.1870 bis 23.9.1870
Engelbert, 30.11.1871 bis 23.12.1882
Ottilia, 4.9.1873, verehelicht in Nüziders
Albert, 18.11.1875 bis 21.11.1881
Robert, 30.1.1877 bis 5.10.1883
21
Felix, 26.8.1878 bis 20.7.1906, ledig
Theresia, 15.10.1880 bis 24.8.1883
Maria Theresia, 16.9.1885, verehelichte Sohm
Albert, 15.6.1889 bis 14.7.1962, geboren in Dalaas
Franz Josef Mathies (1864-1937): Der Lawinen Franz Josef
Die Geschichte des Lawinen Franz Josef war über viele Jahrzehnte
Bestandteil von Lesebüchern in Vorarlberg. Der älteste Sohn der
Familie Mathies wurde dadurch zu einer über die Region Arlberg
hinaus bekannten Persönlichkeit.
Als ältester Sohn der Familie Mathies musste Franz Josef schon mit
sechs Jahren als Kleinhirte arbeiten. Später wurde er Frächter und
Postbote in Warth. Als solcher verunglückte er am 21. Dezember
1886 am Flexenweg und wurde wie durch ein Wunder nach rund 30
Stunden aus der Lawine gerettet.
Einige Jahre verbrachte er im Gasthof Alpenrose in Zürs. Später
wurde er Fuhrmann in Stallehr, wo er 1937 verstarb.
Anton Mathies (1868-1954)
Aufgewachsen in Warth, übersiedelte (Josef) Anton Mathies 1890
mit seinen Eltern nach Stuben, wo er 1899 ein Haus erwerben
konnte. Im selben Jahr verehelichte er sich mit Maria Raich aus
Niedergalmigg. Die beiden wurden zwischen 1900 und 1916 Eltern
von neun Mädchen und einem Sohn. Die Familie wurde nach
dem Vornamen des Vaters „Toneler“ genannt.
Anton Mathies war ein bekannter Bergführer, der 1919 die Bewirtung
der Ravensburger Hütte am Spullersee übernahm. Diese
Tätigkeit übte er bis 1935 aus, wobei vor allem die Jahre bis 1925
turbulent waren, als das Spullerseekraftwerk gebaut wurde. Wiederholt
wurde er als Bergführer ausgezeichnet, darunter auch als
Lebensretter auf der Roggalspitze. Mit seinen Töchtern betrieb er
darüber hinaus eine Gemischtwarenhandlung in Stuben.
22
Therese Sohm geb. Mathies (1885-1966)
Die jüngste Tochter der Familie Mathies
wurde 1885 noch in Warth geboren und
übersiedelte später mit ihren Eltern nach
Stuben. 1905 war sie einzige weibliche
Teilnehmerin des von Viktor Sohm veranstalteten
Skikurses. Das Foto vom Skikurs
1906 zeigt sie als Skiläuferin in Hosen
– möglicherweise die erste weltweit.
Erst nach der Geburt von drei unehelichen
Kindern, die Sohm vor seinem Vater
geheimgehalten hatte. konnte er sich zu
einer Ehe mit Therese durchringen. Die
Schmähungen, die sie als ledige Mutter
erfahren hatte müssen, hinterließen bei
ihr nachhaltige Spuren.
Albert Mathies (1889-1962)
Fotografie von Therese um 1910
Der jüngste Sohn der Familie Mathies wurde 1889 in Dalaas geboren,
wohin die Familie von Warth zunächst übersiedelt war. Der
Vater wird im Taufbuch als „Tierarzt“ bezeichnet.
Seine Jugendjahre verbrachte Albert in Stuben, wo er –
gemeinsam mit seinem Jugendfreund Hannes Schneider – zu den
ersten Skiläufern zählte.
Wohl auf Vermittlung seines späteren Schwagers Viktor
Sohm erhielt Albert 1908 eine Anstellung als Skilehrer
am Bödele. Er war damit der erste bezahlte Skilehrer
in Vorarlberg. Nach einem Aufenthalt als Skilehrer in
St. Moritz arbeitete er 1913 als Ausbilder für Offiziere am Monte
Bondone.
Nach Kriegsausbruch musste Albert einrücken und
geriet in russische Gefangenschaft aus der er erst 1919 heimkehrte.
Er wurde Hotelskilehrer in Zürs, zählte zu den
Gründern der dortigen Skischule und baute eine
Gästepension mit Sportgeschäft auf.
23
Ammonshörner – Teufelstritte – Kuhtrittmuschel
Geologische Besonderheiten zwischen Lech am
Arlberg und Bludenz
Joschi Kaiser
Credo für die Erde:
„Ich glaube an Gottes gute Schöpfung, die Erde. Sie ist heilig,
gestern und heute und morgen.
Taste sie nicht an, sie gehört nicht dir und keinem Konzern. Wir besitzen
sie nicht wie ein Ding, das man kauft, benutzt und wegwirft,
sie gehört einem anderen.“
(Dorothee Steffensky Sölle, evangelische Theologin, 1929-2003)
24
Wir widmen diesen Beitrag der großen Theologin, die es verstand,
Respekt von allem Leben auf Erde mit christlich-religiöser Vorstellung
zu verbinden.
Versteinerungen, Hartteile von vorzeitlichen Organismen (sowohl
von Tieren als auch von Pflanzen) findet man häufig nicht nur in
der Natur, sondern in den verschiedensten Gebäuden wie etwa Kirchen,
Denkmälern etc. In diesem Kurzbeitrag werden vier sehenswerte
Beispiele vorgestellt: Sie sind steinerne Zeugen, Denkmäler,
Mahnmale der Schöpfung. Sie beflügelten die Phantasie der Menschen
seit jeher, weil man sie nicht erklären und deuten konnte.
Der Anatom und Arzt Nicolaus Steno (1638-1686) entdeckte 1666
beim Sezieren eines verendeten Hundshais (Weißer Hai) an der
Küste von Livorno (Toskana, Italien), dass seine Zähne den „Zungensteinen“
verblüffend ähnlich sind und dass es sich bei diesen
„Zungensteinen“ – die angeblich magische Heil- und Wunderkräfte
besaßen und daher hochpreisig gehandelt wurden – um
versteinerte Haifischzähne handelt. Mit dieser Beobachtung und
naturwissenschaftlich fundamentalen Erkenntnis, welche auch für
Muscheln, Ammoniten und alle anderen Fossilien gilt, erkannte
er, dass in den Gesteinsschichten mit Fossilien die Erdgeschichte
archiviert ist. Er schuf die Grundlage der modernen, bis heute
gültigen Geologie. Nicolaus Steno trat zum katholischen Glauben
über, wurde Priester und Bischof. Am 23. Oktober 1988 wurde er
in Rom durch Papst Johannes Paul II. im Rahmen einer feierlichen
Messe seliggesprochen.
Die Riesenmuscheln bzw. Megalodonten (Kuhtrittmuschel, Teufelstritte)
lebten zwischen Ordovizium und Oberkreide zwischen ca.
475 und 65 Millionen Jahren vor heute (410 Millionen Jahre lang)
und waren als Bodenbewohner in flachen warmen Meeren angesiedelt.
Vermutlich ernährten sie sich von Algen am Meeresboden.
25
Die Bezeichnung Ammonshörner für die Ammoniten leitet sich von
Ammon, Amun, dem Fruchtbarkeitsgott bzw. Sonnengott der alt-ägyptischen
Religion ab, der u. a. auch mit Widderhörnern dargestelllt
wurde. Ursprünglich war er der Stadtgott von Theben. Später stieg er
zum Reichsgott und Götterkönig der ägyptischen Religion auf.
Die Ammoniten sind ausgestorbene Kopffüßer mit eingerolltem
zweiseitig symmetrischem Gehäuse. Sie lebten wahrscheinlich freischwimmend
zwischen Unterdevon und Grenze Kreide/Tertiär vor
ca. 415 Millionen Jahren bis vor ca. 65 Millionen Jahren vor heute
(350 Millionen Jahre lang). Am Übergang von Kreide zu Tertiär erfolgte
eine bedeutende Klimaänderung als Folge von riesigen Vulkanausbrüchen
oder eines Meteoriteneinschlages. Diese Ereignisse
führten wegen Unterbrechen der Nahrungskette zu einem Massenaussterben
von Meeresorganismen wie der Ammoniten.
Geopark bei der Pfarrkirche St. Nikolaus Kirche in Lech am Arlberg
Auf Initiative von Georg Schnell wurden neben der Kirche mit guter
Aussicht und Weitblick
größere Steine als wunderbare
Schaustücke ausgestellt.
Sie sind aus hellem,
massigem Oberrhätkalk
(Rhäto-Liaskalk), Obertrias
mit Versteinerungen von
Muscheln (Megalodonten)
– ca. 205 Millionen Jahre
vor heute – und rotem
knollenartigem Hieratzkalk
(„Rotkalk“), Unterjura mit
Kopffüßern (Ammoniten
und Belemniten), Sie stammen
von vor ca. 180 Millionen
Jahre vor heute.
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Gelbe Ammonit am Altar der neuen Pfarrkirche zum St. Nikolaus in
Lech am Arlberg
Nach dieser sehr sehenswerten Ausstellung in der Natur wurde
auch die St. Nikolaus Kirche kulturgeologisch besichtigt, um Spuren
unserer Evolution zu finden. Wir wurden fündig.
Aufgrund der steigenden Bevölkerungszahl wurde neben der alten
Pfarrkirche St. Nikolaus 1975 die neue moderne Pfarrkirche gebaut,
die denselben Patron hat. Mit dem Gemeinde- und Schulzentrum
sowie mit dieser architektonisch anspruchsvollen Kirche entstand
hier auch ein bedeutendes Kulturzentrum.
Der einstige Pfarrer von Lech und nunmehrige Dompfarrer in Feldkirch,
Jodok Müller, schrieb dazu:
„Die Ausstattung des Presbyteriums wird gleichfalls von Stücken
aus Stein dominiert, insbesondere der Sockel des Tabernakels und
der Altar, der von einer wuchtigen Halbkugel aus fränkischem Juragestein
gebildet wird.“
27
Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass es sich bei dieser unteren
Halbkugel um einen sehr guten, künstlerisch perfekt bearbeiteten
hellen Kalkstein handelt. Er wurde in der Kugelform mit Stockhammer
und Meißel bearbeitet. Die ebene Fläche des Altars wurde
poliert und daher sind die Ammoniten aus der Oberen Jurazeit vor
etwa 150 Millionen Jahren sehr gut sichtbar.
Diese Ammoniten wurden gemeinsam mit Pfarrer Jodok Müller und
den begeisterten, aufgeschlossenen Ministranten besichtigt. Die
Kinder staunten und waren hell begeistert von diesen vorzeitlichen
Meeresbewohnern und stellten dem Geologen hoch interessante,
knifflige Fragen. Es handelt sich hier um europäische Ammoniten.
Zeugen der Evolution, der geologischen Geschichte, der Schöpfung,
ja des Lebens an einem sakralen Opfertisch zu finden, hat
für einen kulturgeologisch interessierten und mit der christlichen
Religion verbundenen Geologen eine sehr hohe Symbolkraft.
Altar in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Lech am Arlberg
28
Eingang der Stadtpfarrkirche Heilig-Kreuz in Bludenz
Roter Ammonit beim Haupteingang der Stadtpfarrkirche Heilig-
Kreuz in Bludenz
Die Stadtpfarrkirche, dieser bedeutende Kirchenbau mit einem
elliptischen Grundriss und auffallendem Glockenturm, wurde zwischen
1932 und 1934 gebaut. Früher befand sich hier ein Friedhof.
Das Baumaterial des Außenmauerwerks bzw. Natursteinmauerwerks
stammt aus dem aufgelassenen Steinbruch von Lorüns, wo
Meeresablagerungsgesteine der Trias-und Jurazeit anstehen. Das
Sichtmauerwerk besteht überwiegend aus hellen, gebrochenen,
beschlagenen Kalksteinen.
Beim Rundgang wurden (mit einem gewissen Vorbehalt) Zyklopenmauerwerk,
Bruchsteinmauerwerk und hammergerechtes Schichtenmauerwerk
festgestellt. Stellenweise sind hellrote Färbungen zu
erkennen. Beim Spaziergang um die Kirche kann man vereinzelt
kleine bis winzige Fossilien erkennen.
29
Beim Haupteingang fällt aber etwas ganz Besonderes auf. Auf der
rechten Seite befindet sich etwa auf Augenhöhe ein einzelner, dunkelroter,
eingearbeiteter roter Kalkstein mit einem großen Ammonit
aus der Unteren Jurazeit vor etwa 200 bis 180 Millionen Jahren vor
heute. Hier handelt es sich um einen afrikanischen Ammoniten.
Dieser Stein wurde vom Architekten oder Baumeister ganz bewusst
so eingesetzt, dass die Gläubigen an diesem auffällig großen Ammoniten
auf Augenhöhe vorbeigehen müssen. Er wollte Religiosität
und Schöpfung als Ganzes und als Einheit künstlerisch zum Ausdruck
bringen. Möglicherweise wollte er zum Nachdenken anregen.
Diese Entdeckung haben wir auch dem damaligen Stadtpfarrer
Adrian Buchtzik präsentiert, der mittlerweile in Lech tätig ist.
Einzelner, aufgestellter, stehender Fels mit Muscheln (Megalodonten)
beim Bildhauer Werner Deutschmann in Bludenz
Dieser gerundete, im Hangschutt gefundene und ausgegrabene
Felsblock, in welchem massenhaft versteinerte Muscheln vorkommen
und deutlich zu sehen sind, stammt aus dem Bereich unterhalb
des Spullersees auf einer Höhe von ca. 1800 Metern. Die
fossilisierten harten Schalen bis ca. 20 cm Größe sind durch die
hellere Farbe im dunklen Kalkstein (Oberrhätkalk) gut erkennbar.
Diese Muscheln lebten vor ca. 205 Millionen Jahren im gut durchlichteten,
warmen Flachmeerbereich in Kolonien am Meeresboden.
Im Volksmund erhielten sie die Bezeichnung Kuhtrittmuschel. Man
hat sie auch als Fußabdrücke des Teufels gedeutet.
Dieses außergewöhnliche Exemplar würde durchaus die Bezeichnung
Naturdenkmal verdienen.
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Joschi Kaiser mit Fels voller Megalodonten
31
Ein Köhlerschicksal
Hubert Widerin (+)
Auf einem meiner ersten Dienstgänge als „neugebackener“ Waldaufseher
im Jahre 1936 begleitete mich mein Taufgöti Josef Anton
Hillbrand, ehemaliger Oberlehrer, Präsident der Vorarlberger Bauernkammer
und die Nr. 1 in der damaligen Gemeindeverwaltung
in Innerbraz, wenn auch nicht deren Bürgermeister, in seinen Privatwald
in Hintergant. Offensichtlich war es ihm dabei aber nicht
nur darum zu tun, mir die Grenzzeichen seiner ca. 7 ha großen
Waldparzellen zu zeigen, sondern mir auch einen zusätzlichen –
außerhalb aller behördlichen Dienstvorschriften gelegenen Auftrag
verbindlich zu erteilen. Ich sollte in Hinkunft verpflichtet sein, die
in einem flachen, am Boden liegenden Roteisenstein eingemeißelte
Inschrift, wenn dazu Notwendigkeit bestand, mit weißer Farbe
nachzuziehen, wie er es bisher machte, um den darauf gegebenen
Hinweis auch künftigen Geschlechtern zu vermitteln.
Wo liegt nun dieser Stein?
Überschreitet man aus dem Maslunwald kommend (der am
09.12.1954 bekanntlich fast zur Gänze einem Föhnsturm zum Opfer
fiel) die Grenze zwischen „Muther-Maiensäß“ so muss man auf
letzterem ca. 60 Meter ostwärts einer Wegspur nachgehen, um an
ihn heranzukommen. Er ist meist sehr schlecht zu finden, da er mit
einem Wust aus Farn umgeben ist. Der auf dem Stein eingemeißelte
Hinweis
A+S
1793
hat ohne weitergehende Erklärung wenig, oder gar keine Aussagekraft.
Bereits von Hillbrand darauf aufmerksam gemacht, dass
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im Sterbebuch der Pfarre Braz ein ausführlicher Hinweis enthalten
sei, ersuchte ich den damaligen Studienpräfekt des Priesterseminars
in Innsbruck, einen Sohn unserer Gemeinde und ehemaligen
Studenten des Germanicum in Rom DDr. Eugen Burtscher um Bekanntgabe
und Übersetzung in die deutsche Sprache der damals
üblichen Eintragung in lateinischer Sprache. (DDr. Eugen Burtscher
galt als brillanter „Lateiner“. Bei nur 20 minütiger Vorbereitungszeit
hat er zum großen Erstaunen der Studenten den Kardinal Bea
an der Pforte des Priesterseminars in einer in klassischem Latein
fehlerlos gehaltenen Begrüßungsansprache empfangen!)
Am 12.07.1976 übergab er mir folgende Notiz, die ich wörtlich wiedergebe:
„Im alten Matrikenbuch für Taufe, Trauungen, Abteilung Sterbebuch:
Funus (Beerdigung): 1793.07. July:
Adam Sugg zum Engel
Sine provisione = unversehen
aetas (alter) ungefähr 60 Jahre
Sterbeursache: per ignem combustus misere periit = durch Feuer
verbrannt, ging er elend zugrunde.“
33
Schon Hillbrand wusste aus mündlicher Überlieferung zu berichten,
dass es sich dabei um einen Kohlenmeiler-Unfall gehandelt
hat. Vermutlich war der gute Adam Sugg in seiner Köhlerhütte
eingeschlafen und erst durch das Prasseln des ausgebrochenen
Feuers geweckt worden. Ausgebrochenes Feuer in einem Kohlenmeiler
bedeutete aber den Verlust von monatelanger Arbeit für den
Köhler. Daher ist es verständlich anzunehmen, dass Sugg in einer
Blitzaktion versucht hat, das ausbrechende Feuer mit Erde, oder
mit bereitstehendem Wasser zu dämmen, denn im Meiler braucht
es zwar Feuer, aber es darf, wie man hierzulande sagt, nur gluten
oder glosen, daran wird auch der Holzstoß, der im wesentlichen
den Meiler bildet, mit Erde überdeckt. Da es damals noch lange
nicht jene Atemschutzgeräte gab, wie es heute unsere Feuerwehren
haben, dürfte er zunächst eine Rauchgasvergiftung verpasst
bekommen haben und erst in der Folge in betäubten Zustand den
Verbrennungstod erlitten haben.
Warum aber Kohlenmeiler im Klostertal?
Man darf eines nicht vergessen: Durch das Klostertal hat damals
wie heute, die wichtigste Straßenverbindung zum übrigen Österreich,
ganz besonders zur Saline Hall im Tirol, aber auch zum
nächstgelegenen Meereshafen nach Triest geführt. Eine plausible
Erklärung dafür, die hierfür notwendigen vielen Rosse und Saumtiere
mussten beschlagen werden, ebenso die Wagen, Karren und
Schlitten. Dazu brauchte es Esse, zur Esse Holzkohlen damit die
in den Dörfern des Klostertales sozusagen Servicedienstleistenden
Huf und Wagenschmiede arbeiten konnten. Andererseits, Vorarlberg
war damals noch kein Holzexportland, der Inlandsbedarf
konnte weit kostengünstiger aus Wäldern gedeckt werden, die
durch die Flößerei erschlossen waren. Für die Nutzung von Holz
aus unerschlossenen Berggebieten kam daher nur die Holzkohle,
mit Saumtieren in Frage.
34
Aber noch einen weiteren Grund dürfte es für die Waldrodung gegeben
haben, nämlich die Ausdehnung der Ernährungsgrundlage
durch Gewinnung neuer Weideflächen für das Vieh und dessen
Vermehrung im Interesse der wachsenden Talbevölkerung. Da unsere
Vorfahren, mangels anderer Möglichkeiten, gezwungen waren
alles auszunützen, musste das bei solchen Rodungen anfallende
Holz einer wirtschaftlichen Verwertung zugeführt werden und das
war eben bei den gegebenen Verhältnissen nur die Köhlerei. Dass
die Sugg nicht die Einzigen waren, die in Innerbraz die Köhlerei
betrieben, lässt sich von Sippennamen ableiten, etwa d´s Kohlabrenners
Franz oder Anton, die der Schreiber dieser Zeilen noch sehr
wohl persönlich gekannt hat, allerdings mit dem Familiennamen
Meßmer.
Zu den Daten die zum Opfer dieses Berichtes gemacht wurden,
Adam Sugg zum Engel, noch die Erklärung, dass mit dem Engel,
nur das Gasthaus „Engel“ gemeint sein konnte, das etwa auf halben
Weg zwischen Innerbraz und Dalaas gelegen, zur Gemeinde
Innerbraz gehörig, die einstige Wohnstätte der schon lange aus
Innerbraz verschwundenen Familie Sugg war.
(Auszug aus der Zeitschrift „Der Waldaufseher“ Nr. 197, Jahrgang
33, Dezember 1981)
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Finanzen
Kassabericht 2019
Erlöse
Steuerpflichtige Umsätze 20%
Erlöse Veranstaltungen 895,08
Erlöse Weiterverrechnungen 2566,55
Steuerpflichtige Umsätze 10%
Erlöse Bücherverkauf 2.494,95
Nicht steuerbare Umsätze
Mitgliedsbeiträge 2.421,00
Spenden, Sponsoring 3.195,00
Öffentliche Subventionen 82.429,97
Rückerstattung Vorsteuern 2017 7.116,62
AMS Zuschüsse 6.632,59
Leaderprojekt Historische ArchitekTouren 97,36
Zinserträge 9,28
Einnahmen gesamt 107.858,40
Aufwendungen
Ausstellungen 4.779,54
Veranstaltungen 2.378,69
Buchankäufe 644,82
Mitgliedschaften 1.416,86
Honorare 5.100,00
Lohnkosten 27.809,58
Spesenabrechnung 4.390,55
Ankauf Museumsinventar 11.285,70
EDV, Webseite 5.551,31
Drucksorten, Publikationen, Büro 10.334,32
Bankspesen, Zinsen 274,33
Miete und Betriebskosten 6.815,92
Diverse Aufwendungen 28,00
Leaderprojekt Historische ArchitekTouren 14.159,21
Leaderprojekt Inklusion 1.069,33
Virtuelles Geschichtsforum 2.116,00
Beratungskosten 1.296,00
Aufwendungen gesamt 99.450,16
Überhang 2019 8.408,24
36
Museum
Besucherstatistik Klostertal Museum 2019
Museumsbesucher
Erwachsene 119
Kinder und Jugendliche 75
Mitglieder Museumsverein 72
Erwachsene mit Gästekarte 16
Erwachsene mit V-Card 21
Erwachsene mit Klostertal/ Montafon/ Brandnertal Card 112
Veranstal tungen
Veranstaltungen Museumsverein Klostertal 780
Weitere Veranstaltungen 100
Veranstaltungen des Vereins außerhalb des Museums 80
Gesamt 1.375
37
Kooperationspartner
Ohne die finanzielle Unterstützung der Gemeinden des Klostertals,
des Landes Vorarlberg, der Mitglieder des Museumsvereins sowie unserer
Kooperationspartner Raiffeisenbank Bludenz-Montafon, Tischlerei
Engstler, AXL Arlbergexpress Linienverkehr und VKW wäre das
ambitionierte Vereinsprogramm nicht umsetzbar. An dieser Stelle
gebührt den genannten Institutionen und Firmen daher großer
Dank. Dies gilt auch für die Förderung aus dem LEADER- und dem
Interreg-Programm.
38
T I S C H L E R E I
D a l a a s
» Mein Spezialgebiet
ist das Bauen von
schönen Möbeln.
Ich betreue die einzelnen
Projekte von der Holzauswahl
über die exakte
Produktion bis hin zum
sauberen Einbau.«
Ayhan Can ist seit 20 Jahren
als Tischler bei uns tätig.
Tel. 055 85/72 19 . www.tischlerei-engstler.at
Saubere Energie und
exzellenter Service.
vkw Produkte verbinden saubere Energie mit
bestem Service. Weil für uns die Kundenbeziehung
nicht am Stromzähler endet.
Erhältliche Publikationen
Schriftenreihe des Museumsvereins Klostertal
Band 1 (Hinterglasmalerei) € 6/ für Mitglieder € 4,50
Band 2 (NS-Herrschaft) € 9/ für Mitglieder € 7
Band 3 (Schlossbühel) € 7/ für Mitglieder € 5
Band 4 (Klostertal Museum) € 12/ für Mitglieder € 10
Band 5 (Glong) € 15/ für Mitglieder € 13
Band 6 (Barockmalerei) € 18/ für Mitglieder € 16
Band 7 (Radonatobel) € 14/ für Mitglieder € 12
Band 8 (Christian Berthold) € 14/ für Mitglieder € 12
Band 9 (Gemeindegrenzen Dalaas) € 18/ für Mitglieder € 15
Band 10 (Thöny-Hof) € 18/ für Mitglieder € 15
Band 11 (Laura Amann) € 14/ für Mitglieder € 12
Kalender
Historische Architekturen € 14/ für Mitglieder € 12
Das Klostertal in alten Ansichten € 12/ für Mitglieder € 10
Weitere Publikationen
Sichtbar. Fotografien am Arlberg und Hochtannberg (25,00 Euro)
Im Tal der Alfenz (34,90 Euro)
Franz Elsensohn, Sagenhaftes Klostertal (19.50 Euro)
Bildband „125 Jahre Arlbergbahn“ (18,90 Euro)
Arlbergbahn Lesebuch (19,50 Euro)
„Von schroffen Bergen eingeschlossen.“ Das Lechquellengebirge
und seine Erschließung. (25,90/ 22,90 Euro)
Alpe Mähren – Radonatobel (22,90/ 20,90 Euro)
14/15 Der Süden Vorarlbergs im Zeitalter der Extreme 1914-1945
(24,00/ 19,00 Euro)
Spullers. Geschichte einer Alpe (22,00/ 20,00 Euro)
Alte Wirtshäuser und Geschichten rund um die Ernährung in
Vorarlberg (17,00 Euro)
Filme
Glong - Vergessene Realität (DVD, 5 Euro)
Rund um den Arlberg in historischen Filmdokumenten
(VHS 19,90 Euro, DVD 24,90 Euro)
Die Arlbergbahn. Hanno Thurner Filmproduktion (29,90 Euro)
Klostertal Museum. Heimat und Verkehr. Hanno Thurnher
Filmproduktion (DVD, 5 Euro)
Alpe Mähren – Radonatobel (DVD, 5 Euro)
Spullers. Geschichte einer Alpe (DVD, 5 Euro)
42
Museumsverein Klostertal
Museumsverein Klostertal
Haus Nr. 60a
A-6752 Wald am Arlberg
T +43 664 4911474
M christof.thoeny@museumsverein-klostertal.at
I www.museumsverein-klostertal.at
Vereinsmitglieder genießen folgende Vorteile
- Freier Eintritt ins Klostertal Museum
- Zusendung regelmäßiger Informationen zur Tätigkeit des Vereins
- Ermäßigter Eintritt bei Veranstaltungen
- Ermäßigung beim Bezug von Publikationen
- Möglichkeit zur Inanspruchnahme von Bibliothek und Archiv
Vorstandsmitglieder des Vereins
Obmann
Obmann-Stv.
Schriftführerin
Kassierin
Beiräte
Christof Thöny (Bludenz)
Thomas Bargehr (Braz)
Judith Sauerwein (Dalaas)
Kathrin Novis (Wald am Arlberg)
Silvia Fritz (Wald am Arlberg)
Dr. Josef Kaiser (Wald am Arlberg)
Melanie Petschovnik (Wald am Arlberg)
Ida Strolz (Wald am Arlberg)
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 2019
Kathrin Novis (Büro), Katharina Dönz (Ferialpraktikantin), Anouk
Pichler (Ferialpraktikantin), Fabienne Rinderer (Ferialpraktikantin),
Martin Moser (Ferialpraktikant), Georg Gantner (Ausstellung), Roger
Day (Audioguide)
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Abbildungen
Reto Bergauer
S. 13
Doris Burtscher
S. 6, 12, 37
Georg Gantner
S. 8
Joschi Kaiser
S. 24, 28, 29, 31
Museumsverein Klostertal
S. 7, 33
Kathrin Novis
S. 5
Martin Rhomberg
S. 9
Felicitas Suter
S. 21, 23
Christof Thöny
S. 14
Johann Trinkl
S. 17, 19, 20
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