möbel kultur 06/20
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usiness<br />
Stimmen: Industrie stellt sich auf neue Rahmenbedingungen ein<br />
Wie die Branche<br />
in die Zukunft blickt<br />
Die Corona-Krise stellt die Lifestyle-Branche vor neue Herausforderungen.<br />
Dabei setzt die Pandemie auch viel kreative Energie frei. „LifeStyle“ fragte<br />
bei Kennern der Szene nach, was jetzt in der Vermarktung funktioniert<br />
und wie das Weihnachtsgeschäft angegangen werden kann.<br />
Weihnachten<br />
voll im Griff<br />
Dirk Naeve, Leiter Vertrieb und<br />
Logistik der Boltze Gruppe<br />
LifeStyle: Wie stellt sich die aktuelle Situation<br />
für Boltze dar?<br />
Dirk Naeve: Auch wir haben natürlich bei Boltze<br />
mit vielen Unwägbarkeiten und bisher nicht<br />
gekannten Herausforderungen sowohl auf der<br />
Beschaffungsseite in Asien, als auch auf der Absatzseite<br />
mit unseren Kunden zu tun. Trotzdem<br />
spüren wir schon jetzt sowohl ein deutliches<br />
Wiederanfahren des Geschäfts und einen großen<br />
Schritt in Richtung Normalität bei unseren<br />
Partnern im Handel – auch wenn der Verbraucher<br />
sich in seinem Kaufverhalten noch an die neue<br />
Situation gewöhnen muss und das bisher auch<br />
relativ schleppend anläuft. Alles in allem sind<br />
wir sehr froh, dass viele unserer Kunden dieser<br />
besonderen Situation mit einer sehr positiven<br />
und konstruktiven Mentalität begegnen und wir<br />
gemeinsam die Wege und Maßnahmen aus der<br />
Krise anpacken.<br />
LifeStyle: Wie gehen Sie in diesen unsicheren<br />
Zeiten mit Ihren Planungen an das kommende<br />
Weihnachtsgeschäft heran?<br />
Dirk Naeve: Es muss allen klar sein, dass in den<br />
kommenden Monaten vieles anders sein wird als<br />
in der Vergangenheit. Wir sind darauf vorbereitet<br />
und werden an Situationen flexibler herangehen<br />
müssen. Unsere Logistik trägt mit der Besonderheit<br />
eines hohen verfügbaren Lagerbestandes auch<br />
für kurzfristige Aufträge dem Ganzen Rechnung<br />
und ist bestens aufgestellt.<br />
LifeStyle: Wird es Lieferengpässe geben?<br />
Dirk Naeve: In der besonderen globalen Situation<br />
in diesem Jahr sind natürlich Lieferengpässe und<br />
sogar -ausfälle nicht auszuschließen. Allerdings<br />
läuft die Produktion in fast allen Fabriken in China<br />
bereits seit einiger Zeit wieder auf vollen Touren<br />
und wir rechnen – auch aufgrund unserer langjährigen<br />
Zusammenarbeit mit unseren Partnern<br />
dort – mit einer sehr hohen Lieferzuverlässigkeit.<br />
Mehr Sorgen macht uns die Situation in Indien –<br />
dort gibt es nach wie vor große Herausforderungen<br />
und Bereiche, in denen nicht gearbeitet wird.<br />
Wir sind in engem Austausch mit der Produktion<br />
vor Ort und informieren auch unsere Handelspartner<br />
zeitnah über mögliche Auswirkungen.<br />
LifeStyle: Wieviel der Weihnachtsware ist<br />
schon geordert?<br />
Dirk Naeve: Die Kollektionen werden in den Monaten<br />
Januar bis April – in Ausnahmefällen auch<br />
bis Mai – vom Handel bei uns geordert und die<br />
Aufträge gehen dann direkt weiter in die Produktion<br />
nach Asien. Von daher sind alle Weihnachtaufträge<br />
fix platziert und bestätigt. Wir sind für<br />
unsere Kunden in Vorleistung gegangen und haben<br />
das Weihnachtsgeschäft entsprechend disponiert.<br />
LifeStyle: Gehen Sie davon aus, dass in diesem<br />
Jahr noch Messen stattfinden werden?<br />
Dirk Naeve: Nach derzeitigem Stand sind unseres<br />
Wissens die Messen Trendset, München und<br />
Maison et Objet, Paris im September noch in der<br />
Planung und nicht abgesagt. Nähere Informationen<br />
dazu sollen im Juni erfolgen und das warten<br />
wir ab. Ein gewohnter Messebetrieb ist natürlich<br />
unter verschärften Hygiene- und Sicherheitsbedingungen<br />
für Aussteller, wie auch für Besucher<br />
aus unserer Sicht nur schwer zu gewährleisten.<br />
LifeStyle: Was raten Sie dem Handel jetzt, wie<br />
dieser sich bezüglich der Sortimente für das<br />
Herbst/Weihnachtsgeschäft aufstellen sollte?<br />
Dirk Naeve: Das Feedback zu unserem Herbstund<br />
Weihnachtssortiment war überwältigend<br />
positiv und so sehen auch die Orderzahlen aus.<br />
Wir kennen aus Krisenzeiten den Konsumenten-<br />
Trend, es sich im privaten Umfeld besonders<br />
schön zu machen und sich ‚etwas zu gönnen‘ –<br />
und trotz aller negativen Rahmenbedingungen<br />
sehen wir momentan bereits diese Entwicklungen.<br />
Auch zukünftig gehen wir davon aus, dass<br />
unsere Branche Home und Living und damit auch<br />
der Handel mit Boltze-Produkten von dem Dekorations-<br />
und Wohlfühl-Bedürfnis vieler Menschen<br />
im kommenden Weihnachtsgeschäft profitieren<br />
wird.<br />
RITA BREER<br />
Illustration: Shutterstock.com / rudall30<br />
Lieferketten auf<br />
dem Prüfstand<br />
Holger Raithel,<br />
Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der<br />
Kahla Porzellan GmbH<br />
„Wir sind agiler, flexibler, transparenter und digitaler geworden. Eine extrem<br />
schnelle Transformation für einen Porzellanhersteller mit beachtlicher<br />
Tradition und langjährigen Mitarbeitern!“ Dass sich die Supply Chain<br />
bedingt durch die Corona-Verwerfungen ändern wird, davon ist Raithel<br />
überzeugt: „Alle Unternehmen weltweit werden ihre Lieferketten und<br />
Geschäftsmodelle in diesen Tagen überprüfen. Wir erhielten Anfragen<br />
von Importeuren, die nach Einfuhrschwierigkeiten chinesischer Lieferungen<br />
über den Einkauf von in Deutschland gefertigter Qualitätsware<br />
nachdenken. Kahla lieferte beispielsweise bisher erfolgreich nach China und<br />
Korea. Multifunktionales Design, Sorgfalt und Liebe zum Detail, Tradition und<br />
Innovation vereint in einer Marke: Das beeindruckt auch Konsumenten in Fernost. Der<br />
barrierefreie, globale Handel bleibt für alle deutschen Hersteller zwingend notwendig.“<br />
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