BOSG Magazin 1/2020
Das BOSG Magazin liefert Antworten auf die wichtigsten unternehmerischen Fragen, Herausforderungen, Trends und Marktentwicklungen der Gastronomie- und Hotellerie-Branche.
Das BOSG Magazin liefert Antworten auf die wichtigsten unternehmerischen Fragen, Herausforderungen, Trends und Marktentwicklungen der Gastronomie- und Hotellerie-Branche.
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DIE MITEINANDER-<br />
APOSTEL:<br />
GESEGNETE<br />
NETZWERKER<br />
SEITE 80<br />
Nº1/20
ALLES<br />
CORONA,<br />
ODER WAS?<br />
26. Mai <strong>2020</strong> – Dieses neue CHEF-Sache-<strong>Magazin</strong><br />
hätten Sie eigentlich schon<br />
im März erhalten sollen. Aber eben.<br />
Manchmal kommt es anders, als man<br />
denkt. Die Corona-Krise hat unsere<br />
Branche hart getroffen. Aber ich möchte<br />
nicht klagen, sondern wie gewohnt nach<br />
vorne blicken.<br />
Ein Wort zu diesem Heft: 99 Prozent<br />
des Inhalts waren bereits vor dem Corona-Lockdown<br />
fixfertig. Wir haben nun<br />
zusätzlich Stimmen aus der Branche<br />
eingeholt (S. 6) sowie bei unseren <strong>Magazin</strong>-Protagonisten<br />
nachgefragt, wie es ihnen<br />
während des Lockdowns ergangen ist.<br />
Diese Texte haben wir für Sie grün markiert<br />
und mit dem Titel «Corona-Krise»<br />
versehen. Alle anderen Texte entstanden<br />
wie erwähnt vor Mitte März <strong>2020</strong> – sind<br />
aber nach wie vor aktuell. Besonders der<br />
Megatrend Digitalisierung. Hier hat die<br />
Corona-Pandemie auch unserer Branche<br />
einen veritablen Schub verpasst. Das finde<br />
ich positiv. Denn das war so oder so fällig.<br />
In den letzten Monaten hat sich die Perspektive<br />
auf vieles verändert. Sowohl auf<br />
persönlicher wie auf beruflicher Seite.<br />
Meine Gedanken zum Thema Gesundheit,<br />
mein Blick auf die Welt, die Erkenntnis,<br />
wie auf unserer Mutter Erde<br />
alles zusammenspielt, sowie mein persönliches<br />
Wertegefühl – all dies hat sich neu<br />
justiert. Ja, Gesundheit kann man nicht<br />
kaufen, weniger ist manchmal mehr, ohne<br />
Solidarität unter den Menschen gehts<br />
nicht, und der Fokus aufs Wesentliche ist<br />
wichtiger denn je. Dabei denke ich auch<br />
an meine Mutter.<br />
Sie sagte einmal zu mir, wenn ich leidvoll<br />
war, ich solle mich nicht so anstellen, ich<br />
wüsste doch gar nicht, was Verzicht, Angst<br />
und Ungewissheit sei, und es sei uns die<br />
letzten 50 Jahre so gut gegangen wie noch<br />
nie einer Generation zuvor! Ja, recht hat<br />
sie. Jetzt weiss ich, was sie meinte.<br />
Wichtig ist, den Blick nach vorne nicht<br />
zu verlieren. Denn nur in diese Richtung<br />
können wir gemeinsam etwas verändern,<br />
um für die Herausforderungen nach Corona<br />
Lösungen zu entwickeln. Let’s do it.<br />
Zeigen wir, dass es uns gibt, dass wir nicht<br />
aufgeben und dass wir motiviert weiter<br />
vorwärtsgehen, zusammen, gemeinsam<br />
für die Branche. So viel Pathos muss sein.<br />
Die Anmeldephase zu den Best-of-Swiss-<br />
Gastro-Awards haben wir wieder aufgenommen<br />
und um einen Monat verlängert.<br />
Wir wollen mit Ihnen am 19. Oktober<br />
feiern! Mit oder ohne Masken – Hauptsache,<br />
wir können gemeinsam auf unsere<br />
Branche anstossen. Denn irgendwer muss<br />
es ja tun. Und dann ist bei uns auch etwas<br />
Neues entstanden: Unter #welovegastro<br />
haben wir uns mit der Branche solidarisiert<br />
und einen neuen digitalen Guide<br />
entwickelt. Dieser steht als Marketinginstrument<br />
allen Gastronominnen und Gastronomen<br />
der Schweiz völlig gratis zur<br />
Verfügung, jetzt und auch in Zukunft.<br />
Auch die versprochene App und Weiteres<br />
wird folgen. Natürlich digital.<br />
Apropos: Digitalisierung ist der Schwerpunkt<br />
dieses <strong>Magazin</strong>s. Das war er schon<br />
vor Corona. Denn da liegt viel Potenzial<br />
brach. Auch nach Corona.<br />
Ihr Andreas Krumes
INHALT<br />
1 4<br />
TAT-SACHE<br />
KOPF-SACHE<br />
1.1 Businessplan 12<br />
1.2 Insights 26<br />
1.3 Konzepte im Fokus 38<br />
1.4 Digital 56<br />
2.1 CHEF-SACHE 76<br />
2.2 Dreamteam 80<br />
2.3 Best of Swiss Gastro 86<br />
TREND-SACHE<br />
SPEZIAL-SACHE<br />
3.1 Trending Topic 92<br />
3.2 Buzzword 100<br />
4.1 Food Zürich 106
06 6<br />
CORONA-KRISE<br />
NACH DER<br />
KRISE IST<br />
NACH DER<br />
KRISE<br />
Zürich, Anfang Juni <strong>2020</strong> – Die Corona-Pandemie<br />
hat uns alle mit voller Wucht getroffen. Wir haben in<br />
der Gastrobranche eine (nicht repräsentative) Umfrage<br />
gemacht und lassen hier Gastronominnen und<br />
Gastronomen erzählen, wie es ihnen während des<br />
Lockdowns ergangen ist. Zudem liefert ein Marktbericht<br />
erste Analysen und Erkenntnisse.<br />
TEXT CHRISTIAN NILL<br />
FOTOS <strong>BOSG</strong><br />
Waren wir auf eine globale Krise wie<br />
die Covid-19-Pandemie vorbereitet?<br />
Nein. Können wir daraus lernen, damit<br />
wir künftig besser gerüstet sind? Ja.<br />
Wir von Best of Swiss Gastro haben<br />
die Branche gefragt, wie es den einzelnen<br />
Menschen in dieser Zeit ergangen<br />
ist. Der Rücklauf war enorm! Offenbar<br />
hatten viele unter ihnen das Bedürfnis,<br />
zu erzählen – oder schlicht Dampf abzulassen.<br />
Einen Auszug der Meinungen<br />
sehen Sie auf den folgenden vier Seiten.<br />
Einige der Angefragten wollten lieber<br />
anonym bleiben. Die anderen führen<br />
wir mit dem Namen auf.<br />
Der Umgang mit der<br />
Corona-Krise ist individuell.<br />
Bewältigen<br />
können wir sie nur<br />
gemeinsam.
07 7<br />
NACH DEM LOCKDOWN: MARKTSCHAU<br />
Der Branchenverband GastroSuisse<br />
hat zwischen dem 19. und 21. Mai <strong>2020</strong><br />
eine Online-Umfrage bei seinen<br />
Mitgliedern durchgeführt. 3172 Antworten<br />
kamen zurück. Von diesen<br />
nahmen drei Viertel den Betrieb am<br />
11. Mai unter Auflagen wieder auf.<br />
Regionale Unterschiede sind nicht signifikant.<br />
Von den wiedergeöffneten<br />
Gastrobetrieben gehen 87,3 % davon<br />
aus, einen Verlust zu erwirtschaften.<br />
In den beiden Wochen nach der Wiedereröffnung<br />
erwirtschafteten die<br />
Restaurants lediglich 42 % des üblichen<br />
Umsatzes. Dabei zeigt sich klar,<br />
dass behördliche Auflagen wie Mindestabstände<br />
und Begrenzung der<br />
Gruppengrössen zum Minderumsatz<br />
führten. Gründe für das Wiedereröffnen<br />
waren zu 55,6 % das Schaffen von<br />
Perspektiven für Mitarbeitende sowie<br />
das Ermöglichen eines Gastronomieerlebnisses<br />
für die Gäste. Wirtschaftliche<br />
Gründe waren sekundär.<br />
Eine Schätzung des Wirtschaftsinstituts<br />
BAK Economics sagt, dass «mehr als 20 %<br />
der Wertschöpfung im Gastgewerbe<br />
wegbrechen» werden (NZZ). Etwas hoffnungsvoller<br />
stimmen die Prognosen<br />
von Prognolite. Gemäss diesem Prognose-<br />
und Dienstleistungsunternehmen<br />
trugen die Bereiche Take-away und Delivery<br />
in der letzten Mai-Woche <strong>2020</strong><br />
gut doppelt so viel zum Gesamtumsatz<br />
bei wie im Vorjahr. Und der Restaurantanteil<br />
sei im selben Zeitraum um 7 auf<br />
58 % gestiegen. Betreffend Tagesumsatz<br />
liegen 23 von Prognolite erfasste<br />
Restaurants bereits wieder bei 81,3 % im<br />
Vergleich zum Vorjahr. Prognolite erfasst<br />
mittels einer App Daten aus den Kassensystemen<br />
ihrer Kundschaft. Ein Algorithmus<br />
berechnet damit den potenziellen<br />
Umsatz und die mögliche Anzahl verkaufter<br />
Menüs für einen beliebigen Zeitraum<br />
– unter Berücksichtigung von Faktoren<br />
wie Wochentag, Feiertage, Events,<br />
Saisonalität, Wetter und weiteren.<br />
DIE BRANCHE HAT DAS WORT<br />
1WIE ERGING ES IHNEN<br />
WÄHREND DER KRISE?<br />
«Zuerst die Schockstarre. Dann sofort umschalten<br />
in Krisenmodus: Absicherung des<br />
Personals, Einführung Kurzarbeit, vorausplanen<br />
für die Zukunft.» (anonym)<br />
«Es war eine ruhige Zeit. Und obwohl finanziell<br />
schwierig, fühlten wir uns in der<br />
Schweiz gut aufgehoben. Der Bundesrat<br />
hat gute Arbeit geleistet. Ohne Kurzarbeit<br />
und Covid-19-Kredit wären wir und wahrscheinlich<br />
viele andere weg vom Fenster.»<br />
(Lukas Achermann, Jialu National, Luzern)<br />
«Wir hatten immer offen. Im Gastrobereich<br />
nur Take-away. Sehr viel weniger<br />
Kundschaft. Aber jene, die kamen, waren<br />
dankbar, dass wir geöffnet haben.»<br />
(anonym)<br />
«Der Schock sass tief. Alle Grossanlässe<br />
wurden abgesagt im Engadin. Alle<br />
Buchungen wurden storniert, für die<br />
Mehrheit davon gab es kein Geld mehr.<br />
Wie bezahle ich meine Mitarbeiter ohne<br />
Einkommen? Ich war wie gelähmt. Tage<br />
später lag ich im Bett – mit dem Virus.<br />
Es fehlte an Kraft und Elan. Zum Glück<br />
habe ich eine gute Familie und viele sehr<br />
gute Freunde! Sie haben mich und den<br />
Betrieb unterstützt und tun es hoffentlich<br />
auch weiterhin.» (Daniela Aerni, Hotel<br />
Restaurant Corvatsch, St. Moritz)<br />
«Wir haben einen Webshop, deswegen<br />
hatten wir nicht so grosse Probleme. Aber<br />
diese fangen jetzt an. Uns geht die Ware<br />
aus, weil wir normalerweise jeden Monat<br />
einmal von Japan per Luftfracht beliefert<br />
werden. Es ist eine sehr schwierige Zeit.»<br />
(Yuko Suzuki, Shinwazen.ch)<br />
«Schlecht. Hilflosigkeit und viele Sorgen.»<br />
(anonym)<br />
«Dank Versicherung, Kurzarbeit und<br />
Reserven haben wir die Schliessung gut<br />
verkraftet. Jetzt, nach der Wiederöffnung,<br />
ist die Situation fast schwieriger.» (Peter<br />
Felber, Gasthof von Arx, Egerkingen)<br />
WAS BESCHÄFTIGT SIE IM<br />
2 MOMENT AM MEISTEN?<br />
«Ich hoffe, wir können bald in die<br />
zurückkehren. Mein Job<br />
macht mir so keinen Spass, und ich<br />
sehe keinen Sinn darin. Heute gab<br />
der Bundesrat noch bekannt, dass die<br />
Lernenden ab Juni keine Kurzarbeit mehr<br />
beziehen dürfen. Super ... So sind wir als<br />
Ausbildungsbetrieb grad nochmals abgestraft!»<br />
(Irene Baumann, Rössli Flawil)<br />
«Wann geht es weiter? Werden die Leute<br />
<strong>2020</strong> überhaupt noch Events buchen?»<br />
(Miriam Monari, Kochevents.ch)<br />
«Wir müssen die Arbeitsplätze zu vernünftigen<br />
Löhnen halten können. Dann<br />
läuft die Maschinerie wieder. Darauf hoffe<br />
ich. Mit Elan an die Arbeit, das bedeutet<br />
Erfolg und Wohlstand. Sozial müssen wir<br />
uns richtig aufstellen, um den abseitsstehenden<br />
Menschen jeglicher Couleur ohne<br />
Bedingungen Hilfe leisten zu können.»<br />
(Erich Walzer, Vermieter des Restaurants<br />
Frieden, Niederhasli)<br />
WICHTIGSTE ERKENNTNISSE?<br />
3 «Die Menschen mussten feststellen,<br />
dass es noch eine höhere Macht gibt.<br />
Nicht alles ist einfach selbstverständlich.»<br />
(Christian Marti, Restaurant Lachmatt,<br />
Pratteln)
08 8<br />
Gastro-Ritterinnen und<br />
-Ritter der Tafelrunde.<br />
Wie können wir uns gemeinsam<br />
unterstützen?<br />
«Jetzt bloss nicht das Ankurbeln der<br />
Wirtschaft mit überrissenen Bedingungen<br />
für grüne Ideologien behindern.» (Erich<br />
Walzer, Vermieter des Restaurants Frieden,<br />
Niederhasli)<br />
«Es hat gutgetan, mal die ganze Hektik<br />
ein wenig zu entschleunigen. Für mich war<br />
es auch gesundheitlich positiv.» (Roland<br />
Lämmli, Restaurant Oase Maiengrün,<br />
Hägglingen)<br />
«Man kann auch digital mit allen Anspruchsgruppen<br />
kommunizieren. Dennoch<br />
kann es das persönliche Gespräch von<br />
Angesicht zu Angesicht nicht immer ersetzen.<br />
Innovative Geister haben auch in<br />
dieser Zeit Erfolg gehabt.» (Andreas<br />
Schweinfest, Lohberger Küchen Com-<br />
petence Center, Appenzell)<br />
«Geht nicht, gibt es nicht. Und Digitalisierung<br />
ging plötzlich ganz schnell –<br />
auch für Mitmenschen, die sonst immer gebremst<br />
haben ...» (Steffen Strössenreuther,<br />
SV [Schweiz] AG, Dübendorf)<br />
«Die erstaunliche Macht der Angst und<br />
ihre Wirkung auf eine ganze Sozietät.<br />
Wie wichtig es ist, Reserven zu bilden<br />
und ein tiefes Vertrauensverhältnis zu<br />
Schlüsselmitarbeitern zu pflegen.» (Maurice<br />
Bridel)<br />
«Es wurde aus meiner Sicht allgemein gut<br />
gearbeitet und entschieden. Es fehlten<br />
Erfahrungswerte. Im Nachhinein ist man<br />
immer gescheiter.» (Peter Felber, Gasthof<br />
von Arx, Egerkingen)<br />
WAS TUN SIE, UM IHREN BE-<br />
4 TRIEB WIEDER IN SCHWUNG<br />
ZU BRINGEN?<br />
«Weniger ist mehr. Wir verkleinern das<br />
Angebot. Aber wir kochen für den Gast<br />
alles mögliche, auch wenn es nicht auf<br />
der Karte ist. Wir sind für unsere Gäste<br />
da!» (Daniela Aerni, Hotel Restaurant<br />
Corvatsch, St. Moritz)<br />
«Keine Rabatte! Die wenigen, die kommen,<br />
sind bereit, einen guten Preis zu<br />
zahlen. Flyer in der Umgebung. Viel<br />
Aktivität auf Social Media seit Anfang<br />
Mai.» (Maurice Bridel)<br />
«Mit einem kleinen, feinen Angebot und<br />
einer guten Einsatzplanung halten wir<br />
die Kosten im Griff. Täglich frisch und<br />
dem Bedarf entsprechend einkaufen.<br />
Das funktioniert, da wir mit vielen lokalen<br />
Produzenten und Lieferanten arbeiten.»<br />
(Marco Rudolph, Zunfthaus zur<br />
Rebleuten, Chur)<br />
«Der Grundimpuls war die Frage: Was<br />
war damals unsere Idee und Philosophie<br />
für die Eröffnung des Il Grano? Fazit:<br />
Weniger ist mehr. Geben kommt vor<br />
dem Nehmen.» (Gianclaudio De Luigi,<br />
Il Grano, Büren a. A.)<br />
WUNSCH FÜR EINE ALL-<br />
5 FÄLLIGE NÄCHSTE KRISE?<br />
«Wichtig: immer eine finanzielle Reserve<br />
aufbauen. Disziplin in der Finanzrechnung.<br />
Das Machbare machen. Von<br />
den Utopien träumen, und daraus das<br />
Machbare herauslösen.» (Erich Walzer,<br />
Vermieter des Restaurants Frieden,<br />
Niederhasli)<br />
«Umsatzausfall muss geregelt sein, sodass<br />
die Fixkosten bezahlt werden können.»<br />
(Reto Engler, Hotel Seedamm Plaza,<br />
Pfäffikon SZ)
09 9<br />
MEHR INFO<br />
Zu den Marktberichten der Gastro-Entwicklung<br />
nach dem Corona-Lockdown:<br />
GastroSuisse:<br />
https://bit.ly/GastroSuisse<br />
Prognolite:<br />
https://bit.ly/prognolite<br />
«Keine Angst schüren, nicht über <br />
Distanz reden, keine Abschottung aller<br />
Menschen, sondern die Risikogruppen<br />
besser schützen.» (anonym)<br />
«Es ohne Schliessungen versuchen, denn<br />
die Erkenntnisse und Schutzmassnahmen<br />
lernen uns hoffentlich bis dahin, besser<br />
mit einer solchen Krise umzugehen.»<br />
(Steffen Strössenreuther, SV [Schweiz] AG,<br />
Dübendorf)<br />
präsentieren zu können. Wir sind noch<br />
gespannt darauf, wie es mit der <strong>BOSG</strong>-<br />
Nominierung weitergeht, da wir in der<br />
Kategorie Classic nominiert sind.» (Marco<br />
Rudolph, Zunfthaus zur Rebleuten, Chur)<br />
«Ich finde euer ganzes Unternehmen eine<br />
gewaltige, hochstehende Unterstützung<br />
für unsere Gastronomie!» (Roland Lämmli,<br />
Restaurant Oase Maiengrün, Hägglingen)<br />
«Gelebte Solidarität! Gemeinsam packen<br />
wir das.» (Gianclaudio De Luigi, Il Grano,<br />
Büren a. A.)<br />
WAS KANN <strong>BOSG</strong> TUN?<br />
6 «In der Corona-Krise bewährt haben<br />
sich Ideenrunden, die regelmässig online<br />
stattfinden. Beispielsweise könnte <strong>BOSG</strong><br />
Restaurants und die darin umgesetzten<br />
Massnahmen per Video zeigen. So können<br />
wir voneinander lernen und uns<br />
gegenseitig inspirieren.» (Miriam Monari,<br />
Kochevents.ch)<br />
«<strong>BOSG</strong> macht sehr viel. Ihr stellt eure<br />
Plattform für alle zur Verfügung: So hat jeder,<br />
der will, die Möglichkeit, sich noch breiter<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
Digitalisierung hilft<br />
dabei, brachliegendes<br />
Potenzial besser auszuschöpfen.<br />
© Mayk Wendt
TAT-SACHE<br />
1<br />
1.1 Businessplan<br />
Datenautobahn zum Gipfel 12<br />
Finanzierung auf Tastendruck 18<br />
Personalkosten runter? Mietvertrag beachten! 24<br />
1.2 Insights<br />
Ein geliefertes (Fr)essen 26<br />
Wenn das Servicepersonal digital wird 30<br />
1.3 Konzepte im Fokus<br />
Das algorithmische Candle-Light-Dinner 38<br />
Data Kitchen: Digitales Slow Food 44<br />
Träume vs. Wirtschaftlichkeit 52<br />
1.4 Digital<br />
Innovative Technologien helfen dem Tourismus 56<br />
Die digitalste Stadt Deutschlands 60<br />
Google my Business: Das neue Telefonbuch 68
12 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
DATEN-<br />
AUTOBAHN<br />
ZUM GIPFEL<br />
Seit Jahren leidet der alpine Schweizer Tourismus unter<br />
Gästeschwund. Mit einer technologischen Aufrüstung, neuen<br />
digitalen Prozessen, Angeboten und Services will man die<br />
Talfahrt stoppen. Natur pur mit Rundum-Vernetzung soll den<br />
Erfolg zurückbringen und neue Besucherströme erschliessen.<br />
TEXT ROBERT WILDI<br />
FOTOS ZVG<br />
Ein Wochenende in der Bündner Surselva.<br />
Dem städtischen Nebel entfliehen, Sonne<br />
und Natur tanken, die frisch präparierte<br />
Skipiste am Gletscher mit Kanteneinsatz<br />
durchschneiden oder sich<br />
auf der Langlaufloipe an der besonnten<br />
Mittelstation mit kräftigen Doppelstockschüben<br />
absetzen. Alles super, alles<br />
wunderbar, trotzdem fordert ein wichtiger<br />
Businesspartner aus Ozeanien kurzfristig<br />
per E-Mail bis Sonntagmorgen<br />
(CET) eine verbindliche Zusage sowie<br />
ein grobes Timing für den bereits aufgegleisten<br />
Kooperationsvertrag.<br />
Das Relax-Weekend erlaubt also trotzdem<br />
keine totale Loslösung vom Alltag.<br />
Aber beinahe. Auf dem Laaxer Crap<br />
Sogn Gion, 2263 Meter über Meer,<br />
kann man sich zwischen zwei Abfahrten<br />
in einen Coworking-Space zurückziehen,<br />
über das im Skigebiet flächendeckend<br />
verfügbare WLAN E-Mails<br />
empfangen und absetzen und dann<br />
schnurstracks wieder auf die Piste zurückkehren.<br />
Wäre ja auch zu schade gewesen,<br />
den Bergausflug wegen der geschäftlichen<br />
Verpflichtung ganz zu<br />
stornieren.
miaEngiadina: Bessere<br />
digitale Vernetzung führt<br />
zu besserem Verständnis,<br />
auch zwischen Einheimischen<br />
und Touristen.<br />
© Mayk Wendt<br />
13
14 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
Im digitalisierten<br />
Laax kommt das<br />
E-Shuttle per App-<br />
Auftrag.<br />
TRANSFORMATION ZUR<br />
4-JAHRESZEITEN-DESTINATION<br />
Dass sich neben Feriengästen auch Geschäftsleute<br />
oder Event-, Seminar- und Tagungsgruppen<br />
dank Onlinevernetzung immer<br />
öfter ins Gebirge bewegen, ist Ziel und<br />
Absicht der lokalen Tourismusverantwortlichen.<br />
In Laax hat man damit früh begonnen.<br />
Knapp vier Jahre nach der Geburtsstunde<br />
des World Wide Web (1989) öffnete<br />
an der Talstation des Skigebiets das erste<br />
Internetcafé, seit 20 Jahren können Winterferien<br />
vor Ort<br />
online gebucht werden.<br />
«Als First Mover<br />
im Bereich der<br />
Digitalisierung haben<br />
wir seither etliche<br />
weitere Projekte<br />
lanciert», sagt Reto<br />
Gurtner, CEO der<br />
lokalen Betriebsgesellschaft Weisse Arena<br />
Gruppe, selbstbewusst. Dazu gehören<br />
neben dem kostenlos verfügbaren WLAN<br />
auch die preisgekrönte Inside-Laax-App<br />
und neu das erste standardisierte 5G-<br />
Netz in einem Skiresort. Ferner wurde im<br />
Herbst 2019 die Gästekarte der Destination<br />
digitalisiert und in die App integriert.<br />
«DIE EINFACH-<br />
HEIT FÜR DEN<br />
GAST STEHT IM<br />
VORDERGRUND.»<br />
RETO GURTNER<br />
Die Beweggründe für das digitale Vorpreschen<br />
liegen für Gurtner auf der Hand:<br />
«Die Einfachheit für den Gast steht im<br />
Vordergrund. Digitale Prozesse und Angebote<br />
tragen massgeblich dazu bei, die sogenannte<br />
Customer Journey zu verbessern<br />
und zu vereinfachen.» Bestes Beispiel dafür<br />
sei die Inside-Laax-App. Diese Plattform<br />
ermögliche ein konsequent kundenorientiertes<br />
Handeln. «Indem wir aus dem<br />
Gästeverhalten lernen, sind wir in der Lage,<br />
Komfort, radikale Transparenz und ‹Wow-<br />
Momente› zu bieten»,<br />
erklärt Gurtner.<br />
Ferner trage<br />
die Digitalisierung<br />
unweigerlich dazu<br />
bei, dass Leistungsträger<br />
und Partner<br />
der Weissen Arena<br />
Gruppe näher zusammenrückten.<br />
«Dies stärkt uns als Einheit<br />
und Destination, was sich wiederum<br />
positiv auf das Erlebnis der Gäste auswirkt.»<br />
Die Besucherinnen und Besucher<br />
will Gurtner in Zukunft ganzjährig begrüssen.<br />
«Wir befinden uns, auch dank der Digitalisierung,<br />
in der Transformation zu einer<br />
4-Jahreszeiten-Destination.»<br />
ERSTE WAHL FÜR DEN<br />
PERFEKTEN THIRD PLACE<br />
Wie in Laax hat man auch im Engadin<br />
erkannt, dass die fortschreitende Digitalisierung<br />
einer alpinen Ferienregion neue<br />
Optionen betreffend Angebot und Vermarktung<br />
ermöglicht. Im Rahmen der<br />
Initiative miaEngiadina wurden vor Ort<br />
diverse Massnahmen aufgegleist und teils<br />
bereits umgesetzt, um die Vernetzung sowohl<br />
von Gästen als auch unter den Einheimischen<br />
nachhaltig zu verbessern.<br />
Neben der Organisation von Podiumsdiskussionen,<br />
Referaten und anderen Events,<br />
die zu persönlichen Begegnungen einladen,<br />
gehört zu diesen Bemühungen auch die<br />
Anbindung des Engadins an ein schnelles<br />
Internet. «Dafür erstellen wir zurzeit<br />
ein Glasfasernetz, an welches mittlerweile<br />
rund 300 Haushalte, Schulen und Unternehmen<br />
von Ramosch bis Samedan angeschlossen<br />
sind», sagt Jon Erni, Elektroingenieur<br />
(ETH Zürich) sowie Gründer und<br />
CEO von miaEngiadina.<br />
Ein übergeordnetes Ziel für Erni und<br />
sein Team ist, die generellen Entwicklungen<br />
im Berufs- und Arbeitsmarkt zugunsten<br />
des Engadins zu nutzen. «Immer mehr
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
15<br />
Die App Inside<br />
Laax hilft mit, den<br />
Standort attraktiv<br />
zu machen.<br />
Berufstätige und Unternehmen erkennen,<br />
wie wichtig ein Ausgleich zur bürolastigen<br />
Arbeit ist. Daher nimmt die Häufigkeit<br />
von Retraiten oder Kreativworkshops<br />
an ruhigen, inspirierenden Orten zu», sagt<br />
Erni. Dazu würden immer mehr Arbeitgeber<br />
ihren Mitarbeitenden periodische<br />
Phasen ausserhalb des Büros sowie Homeoffice<br />
zugestehen. «Wir wollen diese Zielgruppe<br />
davon überzeugen, ihre Retraiten<br />
wie auch Homeoffice im Engadin durchzuführen<br />
beziehungsweise zu uns zu verlegen.»<br />
Im Unterengadin wurden auf Initiative<br />
von miaEngiadina verschiedene<br />
Coworking Spaces in unterschiedlichen<br />
Grössen etabliert. Derweil steht im Oberengadin<br />
in Zusammenarbeit mit Partnern<br />
der zeitnahe Bau des InnHub La Punt auf<br />
dem Programm. Es handelt sich dabei um<br />
ein neuartiges Innovations- und Begegnungszentrum,<br />
das laut Erni bei potenziellen<br />
Nutzern bereits auf grosses Interesse<br />
sowie in der lokalen Bevölkerung auf breite<br />
Akzeptanz stösst. Die vielen kleinen Initiativen<br />
und Puzzle-Steine sollen aus dem<br />
Engadin schrittweise den optimalen Third<br />
Place neben Zuhause und Büro für unzählige<br />
Zürcherinnen, Basler oder Bernerinnen<br />
machen. So jedenfalls lautet die Vision.<br />
WLAN IST EIN ENTSCHEIDUNGS-<br />
FAKTOR FÜR DIE GÄSTE<br />
Dass das Engadin, Laax und andere Bergferienregionen<br />
wie etwa Zermatt mit ihren<br />
Bestrebungen um digitalen Anschluss auf<br />
das richtige Pferd setzen, belegt die jüngere<br />
Untersuchung «Digitalisierung im Tourismus»<br />
vom Staatssekretariat für Wirtschaft<br />
(Seco) in Zusammenarbeit mit dem Titularprofessor<br />
und Tourismusexperten Christian<br />
Laesser von der Universität St. Gallen<br />
(HSG). Die Erhebung weist nach, dass für<br />
mehr als zwei Drittel aller Feriengäste in<br />
der Schweiz ein WLAN-Zugang während<br />
des Urlaubs ausserordentlich wichtig ist.<br />
Auch und gerade in Bergregionen, die lange<br />
offline waren, sei der Bedarf für digitale<br />
Vernetzung enorm gestiegen.<br />
Auf diesen Zug ist auch die Vermarktungsorganisation<br />
Schweiz Tourismus (ST) gesprungen.<br />
Die Digital Leadership sei<br />
einer von acht Schwerpunkten in der aktuellen<br />
ST-Strategie, so Direktor Martin<br />
Nydegger. Denn digital gehe jeden<br />
etwas an.<br />
CORONA-KRISE<br />
«Besonders hart getroffen hat<br />
uns die frühzeitige Einstellung<br />
des Skibetriebs. Im Vergleich zum<br />
Vorjahr bedeutet dies ein Minus von<br />
rund 200'000 Skierdays respektive<br />
Umsatzverlust von 6 - 7 Millionen<br />
Franken. Zudem rechnen wir für<br />
den Sommer mit Einbussen durch<br />
das Wegbleiben vieler ausländischer<br />
Gäste. Wir hoffen jedoch,<br />
dass möglichst viele Schweizer<br />
ihre Ferien in unserer Destination<br />
verbringen werden. Wir setzen alles<br />
dran, ihnen ein möglichst abwechslungsreiches<br />
Programm zu<br />
bieten. Klar signalisieren wollen wir<br />
den Gästen, dass wir die Corona<br />
Massnahmen ernst nehmen. So haben<br />
wir einige neue Angebot erarbeitet<br />
oder ausgebaut, welche die<br />
Wahrung des Sicherheitsabstands<br />
ermöglichen. So werden wir weiterhin<br />
unseren Take-Out Service und<br />
Heimlieferdienst «Laax Delivery»<br />
anbieten.» Reto Gurtner, Weisse<br />
Arena AG
16<br />
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
Keiner kennt sich in<br />
Sachen Tourismus<br />
besser aus als Prof.<br />
Christian Laesser.<br />
«Gemeinsam mit der Schweizer Tourismusbranche<br />
sehen wir uns als ‹Early Adopter›<br />
und führen digitale Instrumente<br />
ein, machen sie für die Branche zugänglich<br />
und teilen das so erworbene Knowhow»,<br />
erklärt Nydegger. Beispiele dafür seien ein<br />
digitaler touristischer Content Hub, die<br />
Nutzung von Virtual Reality auf der neuen<br />
ST-Webseite, der Einsatz von Augmented<br />
Reality auf Messen, eine Community-Plattform<br />
für die Gästeberatung oder<br />
das bei ST stark datengetriebene Marketing.<br />
Die vielfältigen digitalen Aktivitäten,<br />
gepaart mit laufenden Angebotserneuerungen<br />
vor allem für die Sommersaison,<br />
sind dringend angezeigt, geht es doch um<br />
nicht mehr oder weniger als die Rettung<br />
des Bergtourismus. «Das Wort Rettung<br />
scheint mir etwas gar dramatisch», so Nydegger.<br />
Aber es sei nicht wegzudiskutieren,<br />
dass den Schweizer Berggebieten<br />
im Vergleich zu 2008 noch immer rund<br />
40 Prozent der europäischen Gäste fehlten.<br />
Schweiz Tourismus werde daher in<br />
den nächsten zwei Jahren mit «Win back<br />
Europe» einen klaren Marketingschwerpunkt<br />
setzen, für den die digitale Aufrüstung<br />
und Vernetzung eine nicht unwesentliche<br />
Rolle spiele.<br />
LAAX PLANT EIGENE WÄHRUNG<br />
Seine digitale Pionier- und Führungsrolle<br />
will Laax noch weiter ausbauen. «Wir<br />
möchten mittelfristig eine neue lokale<br />
Währung schaffen, die auf der Blockchain<br />
basiert», verrät Reto Gurtner. Das Ganze<br />
soll unter dem Projektnamen GURU<br />
(Greatest User Return Unit) laufen und der<br />
Kundschaft also den grösstmöglichen Nutzen<br />
bringen. Gurtner: «Wir wollen unseren<br />
Gästen die Hoheit über ihre Daten zurückgeben<br />
und ihnen gleichzeitig die Möglichkeit<br />
bieten, von uns einen Mehrwert zu erhalten,<br />
wenn sie ihre Daten mit uns teilen.»<br />
Etwa so sehen im Tourismus der Zukunft<br />
wohl die Deals aus.
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
17<br />
NACHGEFRAGT<br />
«PRODUK-<br />
TIVITÄTS-<br />
POTENZIAL<br />
AUSSCHÖPFEN»<br />
Nachgefragt bei Prof. Dr. Christian Laesser, Titularprofessor<br />
für Tourismus und Dienstleistungsmanagement,<br />
Universität St. Gallen (HSG)<br />
INTERVIEW ROBERT WILDI<br />
FOTOS ZVG<br />
HERR LAESSER, WELCHES SIND<br />
AUS IHRER SICHT DIE WICHTIGS-<br />
TEN TOURISTISCHEN MEHR-<br />
WERTE DER VORANSCHREITEN-<br />
DEN DIGITALISIERUNG IM<br />
ALPINEN RAUM?<br />
Christian Laesser: Der wichtigste Mehrwert<br />
ist die touristische Angebotsverbesserung.<br />
Einerseits erhöht man dem Gast<br />
den Feriengenuss, indem er sein Skiticket<br />
via App kaufen und bezahlen, online den<br />
Parkplatz in der Garage und sogar den<br />
Tisch in der Alphütte reservieren kann.<br />
Auch kann der Skifahrer via App, welche<br />
die Wartezeiten der einzelnen Skilifte anzeigt<br />
und aktualisiert, bereits auf der ersten<br />
Gondelfahrt seine ideale Route planen.<br />
Die Digitalisierung schafft also klare touristische<br />
Werte, die den Gast in aller Regel<br />
kein zusätzliches Geld kosten.<br />
GEHT ES AUCH UM SPASS<br />
UND VERGNÜGEN?<br />
Natürlich gibt es neben mehr Komfort<br />
für den Gast auch einen gewissen spielerischen<br />
Unterhaltungswert. Digitale Tools<br />
wie etwa ein Kilometer-Race unter Skifahrern<br />
via App und GPS lösen diesen<br />
Gamification-Effekt ganz bewusst aus.<br />
DIGITALISIERUNG<br />
ALS SELBSTZWECK?<br />
Nein, sondern definitiv Mittel zum Zweck.<br />
Denn solche Anwendungen, wie eben beschrieben,<br />
können Gäste auch an eine<br />
Destination binden. Auch hilft die Digitalisierung<br />
eindeutig zur Steigerung der<br />
Erlöse. Beispiel Bergbahnen, die via Onlinetickets<br />
ein gezieltes Abstufungsmodell<br />
betreiben und je nach Wetter und<br />
Nachfrage die Preise hochtreiben können.<br />
Früher an der Tageskasse gab es nur einen<br />
einzigen Preis.<br />
DAZU WERDEN VIA ONLINE-<br />
VERKAUF PERSONALKOSTEN<br />
EINGESPART.<br />
Richtig, und dies ganz gezielt und bewusst.<br />
Bei den Arosa Bergbahnen kostet<br />
etwa das Onlineticket immer 5 Franken<br />
weniger. Die Digitalisierung gibt den<br />
Destinationen und Bergbahnen ganz neue<br />
Instrumente in die Hand, um jedes sich<br />
bietende Produktivitätspotenzial auszuschöpfen.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.<br />
CORONA-KRISE<br />
«Die Corona-Krise hat auch uns<br />
stark getroffen. Weniger die Krise<br />
an sich, als eher die Bundeskredite,<br />
die unser Geschäft unmittelbar<br />
einbrechen liessen. Zurzeit geht<br />
es aber wieder aufwärts und ich<br />
bin überzeugt, dass wir letztlich<br />
gestärkt aus dieser Periode herauskommen.<br />
Wir gehen davon<br />
aus, dass unser Geschäft per Mitte<br />
Juni wieder richtig anläuft und wir<br />
Schweizer KMU unter die Arme<br />
greifen können. Als Massnahme<br />
haben wir unsere Refinanzierung<br />
angepasst und können KMU<br />
dadurch künftig noch günstiger<br />
Liquidität verschaffen.» Phil<br />
Lojacono, Advanon AG
Wenn schon Digitalisierung,<br />
dann richtig: Auch<br />
die Kapitalbeschaffung<br />
geht heute online sehr<br />
schnell und einfach.
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
19<br />
FINANZIE-<br />
RUNG AUF<br />
TASTENDRUCK<br />
Neue digitale Kanäle erleichtern KMU-Firmen die Überbrückung von<br />
Liquiditätsengpässen, indem sie eine rasche Geldaufnahme ermöglichen.<br />
Gerade für Gastronomiebetriebe ist diese Kapitalbeschaffung 4.0 oft<br />
Gold wert.<br />
TEXT ROBERT WILDI<br />
FOTOS ZVG, MIKE MEYER<br />
Ein Pharmakonzern plant das Sommerfest<br />
für eine seiner grösseren Niederlassungen.<br />
850 Personen sind eingeladen, exklusiv soll<br />
die Party werden, mit Livemusik, verschiedenen<br />
Showelementen und grosszügigem<br />
Catering vom Feinsten. Für externe Eventund<br />
Cateringfirmen sind solche Aufträge<br />
das Gelbe vom Ei. Hier können sie riesige<br />
Umsätze erzielen und das nachhaltige<br />
Fortbestehen ihres Betriebs sichern.<br />
Wenn da nur nicht ein gewichtiges Problem<br />
wäre: Oft sind die in der Regel kleineren<br />
KMU in solchen Situationen finanziell<br />
überfordert. Denn für die viel Zeit in Anspruch<br />
nehmende Organisation müssen<br />
sie über Wochen und Monate Personal<br />
abstellen und den beanspruchten Subunternehmen<br />
nicht selten Vorauszahlungen<br />
leisten. Während sich die Auftraggeber<br />
mit der Zahlung der in solchen Fällen oft<br />
sechsstelligen Rechnungen oft weit über<br />
den Event hinaus Zeit lassen, geraten die<br />
Eventdienstleister und Caterer in akute<br />
Liquiditätsengpässe. Schliesslich müssen<br />
sie ihre Rechnungen und Löhne auch in<br />
der Planungs- und Umsetzungsphase fortlaufend<br />
pünktlich zahlen. Sommerfest hin<br />
oder her.
20<br />
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
Das Team von<br />
Swisspeers:<br />
Finanzierungen<br />
für KMUs.<br />
CROWD-INVESTING-MARKT<br />
KRATZT AN MILLIARDENGRENZE<br />
Die Aufnahme eines Überbrückungskredits<br />
bei einer Bank ist im beschriebenen<br />
Beispiel so gut wie ausgeschlossen, da<br />
die Finanzinstitute aufgrund mangelnder<br />
Sicherheiten und des für sie zu geringen<br />
Betrags in der Regel abwinken. Das heisst<br />
de facto: Für etliche Event- und Gastronomiedienstleister,<br />
deren Liquiditätspolster<br />
nicht gerade überdurchschnittlich<br />
feudal ausgestattet ist, sind solche Aufträge<br />
nicht zu stemmen. Es sei denn, der<br />
Auftraggeber kommt ihnen freundschaftlich<br />
entgegen.<br />
Hierauf bauen kann die Strategie der<br />
Dienstleister natürlich nicht, also müssen<br />
dringend bessere und vor allem flexiblere<br />
Formen der Zwischenfinanzierung her.<br />
Genau in diese Nische stossen seit einigen<br />
Jahren diverse neue digitale Dienstleister,<br />
die sich unter dem Überbegriff<br />
Kapitalbeschaffung 4.0 einordnen lassen.<br />
Dank der neuen Öffentlichkeit, welche<br />
die Onlineplattformen schaffen, können<br />
Unternehmen mit Investitionsbedarf und<br />
Investoren mit Anlagebedarf rasch und<br />
unkompliziert zusammengeführt werden.<br />
Dieser sogenannte Crowd-Investing-<br />
Markt wächst seit einigen Jahren konstant<br />
im zweistelligen Prozentbereich, hat 2018<br />
in der Schweiz ein Volumen von knapp<br />
520 Millionen und 2019 wohl bereits<br />
zwischen 700 und 900 Millionen Franken<br />
erreicht.<br />
SCHNELL, PRAGMATISCH, OHNE<br />
LANGE VERBINDLICHKEITEN<br />
Der Markt werde weiter rasant wachsen,<br />
lautet die Überzeugung von Alwin Meyer,<br />
Gründer der Crowdlending-Plattform<br />
Swisspeers. «Denn die Digitalisierung<br />
erlaubt endlich auch kleineren Unternehmen,<br />
an Finanzierungsformen und Kapitalgeber<br />
zu gelangen, die bisher nur den<br />
Grossunternehmen vorbehalten waren.»<br />
Das Einfache am System: Unternehmen<br />
können jederzeit von überall her online<br />
einen Kreditantrag stellen und erhalten<br />
unmittelbar eine Preisindikation. «Wir<br />
finanzieren auch kleinere Summen einfach<br />
und pragmatisch», erklärt Meyer.<br />
Swisspeers finanzierte bislang Unternehmen<br />
aus 28 Branchen. Grundsätzlich passt<br />
Crowdlending für alle Branchen. «Ganz<br />
besonders eignen sich Unternehmen im<br />
B2C-Bereich, und da gehört natürlich<br />
auch die Hospitality und Gastronomie<br />
dazu.» Von den 280 finanzierten Projekten<br />
bei Swisspeers stammen deren 18 aus<br />
der Gastronomie.<br />
Verschiedene Kunden in der Hospitalityund<br />
Gastronomiebranche betreut auch die<br />
Finanzierungsplattform Advanon. «Wir<br />
können für unsere KMU-Kunden lange<br />
Zahlungsfristen schnell und pragmatisch<br />
überbrücken. Ein Kunde entscheidet heute,<br />
dass er mehr Liquidität benötigt, und<br />
hat danach innerhalb kürzester Zeit das<br />
Geld zur Verfügung», erklärt Phil Lojacono,<br />
Gründer und CEO von Advanon. «Als<br />
KMU geht man bei uns auch keine langfristigen<br />
Verbindlichkeiten ein, sondern<br />
kann sehr schnell Spitzen finanzieren.»<br />
Die Abwicklung läuft von A bis Z digital.<br />
Damit wird eine Lösung für genau jenes<br />
Problem geboten, welches in diesem Artikel<br />
zu Beginn beispielhaft beschrieben<br />
wurde. «Unsere Kunden schätzen in erster<br />
Linie, dass sie nie mehr auf lange Zahlungsfristen<br />
warten müssen, die ganz speziell,<br />
aber nicht nur im Cateringgeschäft<br />
ein Problem darstellen», so Lojacono.
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
21<br />
Phil Lojacono, CEO<br />
der Advanon AG.<br />
BLOCKCHAIN-TECHNOLOGIE<br />
ALS MAGNET FÜR INVESTOREN<br />
Als Geldgeber treten auf klassischen<br />
Crowdlending-Plattformen in der Regel<br />
Privatinvestoren auf. Laut Alwin Meyer<br />
kommt es auch vor, dass ein Kreditnehmer<br />
sein Projekt bei eigenen Geschäftspartnern<br />
und Lieferanten bewirbt und diese zu<br />
einer Mitfinanzierung einlädt. Als gutes<br />
Überzeugungsargument für viele Investoren<br />
hat sich die zuletzt aufgekommene<br />
Blockchain-Technologie entpuppt. «Sie<br />
erlaubt es, die Crowdlending-Kredite oder<br />
-Darlehen liquide respektive handelbar zu<br />
machen. Das erhöht natürlich die Attraktivität<br />
der Anlageklasse für Investoren und<br />
vereinfacht als Folge den Kapitalzugang<br />
für Unternehmen weiter.»<br />
Neben dem Crowdlending können für<br />
KMU auch sogenannte Mezzanine-Finanzierungen<br />
interessant sein. Es handelt<br />
sich hierbei um eine Zwischenform von<br />
Eigen- und Fremdkapital. «Solche Finanzierungen<br />
waren bis vor Kurzem erst<br />
bei einem Kapitalbedarf ab rund fünf<br />
Millionen Franken zugänglich, jetzt neuerdings<br />
auch bei unter einer Million», erklärt<br />
Alwin Meyer. Dazu gebe es auf dem<br />
digitalen Weg eine Vielzahl an weiteren<br />
Optionen für KMU, um mit relativ wenig<br />
Aufwand über schnelle Prozesse zu vielfältigen<br />
Finanzierungsvarianten zu kommen,<br />
ergänzt Phil Lojacono.<br />
Laut dem Swisspeers-CEO Meyer<br />
können Kunden auf Wunsch mit der<br />
Finanzierung gleich noch einen PR-Effekt<br />
auslösen. «Indem sie etwa die Finanzierung<br />
ihres Projektes promoten und<br />
beispielsweise zusätzlich zum Zins eine<br />
Naturalentschädigung für Investoren dazupacken.»<br />
Die Möglichkeiten sind also<br />
viele. Wenn es im Zusammenhang mit<br />
Crowdlending noch einen Nachteil gebe,<br />
so Meyer, dann sei dies die vorderhand<br />
noch immer gültige Finanzierungsbeschränkung<br />
von maximal einer Million<br />
Franken pro Unternehmen.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.<br />
CORONA-KRISE<br />
«Die Corona-Krise hat auch uns<br />
stark getroffen. Und zwar die Bundeskredite,<br />
die unser Geschäft<br />
unmittelbar einbrechen liessen.<br />
Zurzeit geht es aber wieder<br />
aufwärts. Ab Mitte Juni dürfte<br />
anläuft unser Geschäft wieder<br />
richtig anlaufen. Dann können<br />
wir Schweizer KMUs wieder unter<br />
die Arme greifen. Phil Lojacono,<br />
Advanon AG
22 LABELREPORTAGE<br />
«AM ANFANG<br />
ARBEITETEN WIR<br />
ZU HAUSE IN<br />
DER WOHNUNG»<br />
Vom Zwei-Mann-Start-up zum Architekturunternehmen, das landesweit<br />
renommierte Gastroprojekte umsetzt. Während der Firmengründung<br />
arbeiteten sie noch zu Hause in der Wohnung. Nach nur drei Jahren, einem<br />
neuen Grossraumbüro und zahlreichen Projekten bringt SLP Architektur<br />
frischen Wind in die Schweizer Gastroszene: eine Erfolgsgeschichte.<br />
TEXT SLP ARCHITEKTUR AG<br />
FOTOS SLP ARCHITEKTUR AG<br />
Begonnen hat alles in einer kleinen Wohnung<br />
im Zürcher Glattal. Dort gründeten<br />
die jungen Architekten Stefan Schwendimann<br />
und Manuel Lüthi ihre eigene<br />
Firma: SLP Architektur AG. Ihr Konzept:<br />
einfach, aber ambitioniert. Von der<br />
Planung über die Ausführung bis hin zur<br />
Inbetriebnahme wollen sie Unternehmen,<br />
gerade auch in der Gastroszene, begleiten<br />
und beraten. Am besten bereits während<br />
der Standortanalyse. So können sie auf die<br />
Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden<br />
eingehen. Eine Rundum-Betreuung also.<br />
FRISCHER WIND<br />
Dass sich das Konzept bewährt, zeigte<br />
sich schnell. Nach kurzer Zeit und ersten<br />
erfolgreichen Projekten konnten die<br />
beiden in ein schönes Grossraumbüro im<br />
zürcherischen Tagelswangen einziehen,<br />
keine Spur von Arbeitsmangel. Um allen<br />
Aufträgen nachzukommen, mussten sie<br />
im Eiltempo ihr Team vergrössern. Trotz<br />
oder gerade wegen des schnellen Wachstums<br />
wollten die beiden eines nie vernachlässigen:<br />
den persönlichen Kontakt und<br />
eine unkomplizierte, schnelle Beratung.<br />
«Innert kürzester Zeit haben wir zahlreiche<br />
neue Anfragen erhalten.<br />
Teambild v. l. n. r.<br />
Ruben Ammann,<br />
Stefan Schwendimann,<br />
Manuel Lüthi, Pascale<br />
Stucki, Heike Lüthi.
LABELREPORTAGE<br />
23<br />
Ayverdis<br />
Affoltern<br />
Restaurant Nooch<br />
& Butcher Uster.<br />
Fast wöchentlich kamen neue Projekte<br />
rein», erinnert sich Manuel Lüthi,<br />
geschäftsleitender Partner und Mitgründer<br />
von SLP.<br />
Mittlerweile kann sich das Portfolio der<br />
jungen Firma mehr als sehen lassen: Ayverdis<br />
GmbH, Fredy Wiesner Gastronomie,<br />
Beetnut &<br />
Stripped Pizza,<br />
SV Group sowie<br />
die Valora AG und<br />
viele weitere Gastrounternehmer<br />
haben bereits mit<br />
SLP zusammengearbeitet<br />
und erfolgreich Projekte abgeschlossen.<br />
«Uns ist dabei sehr wichtig,<br />
dass der direkte, persönliche Kontakt<br />
immer an vorderster Stelle steht. Wir<br />
legen grössten Wert auf einen unkomplizierten<br />
Umgang und kompetente Beratung»,<br />
so Stefan Schwendimann, geschäftsleitender<br />
Partner und Mitgründer<br />
von SLP.<br />
Zahlreiche weitere Projekte, die frischen<br />
Wind in die angeschlagene Gastroszene<br />
bringen werden, sind bereits in Planung.<br />
«MIT HERZBLUT<br />
ENGAGIERT<br />
SICH DAS TEAM.»<br />
ALI AYVERDI<br />
«Wir konnten schon einige Gastroprojekte<br />
zusammen mit SLP Architektur realisieren.<br />
Ihre breite Erfahrung im Restaurantbau<br />
wie auch die bisherigen gemeinsamen<br />
Erfahrungen helfen dabei, dass wir ohne<br />
viele Sitzungen und grosses Nachfragen<br />
schnell vorwärtskommen. So können wir<br />
unsere Ziele von Anfang an effizient und<br />
auf direktem Weg<br />
erreichen.» Daniel<br />
Wiesner, Co-Geschäftsführer<br />
Fredy<br />
Wiesner Gastronomie<br />
AG. «Mit<br />
Herzblut engagiert<br />
sich das Team und<br />
steht uns stets kompetent und lösungsorientiert<br />
zur Seite. Ihre Ideen und deren<br />
Umsetzung sind Teil unseres Erfolges»,<br />
Ali Ayverdi, Inhaber Ayverdis GmbH.<br />
SLP Architektur AG (Gebäude<br />
Dreispitz), Lindauerstrasse 15,<br />
8317 Tagelswangen<br />
Tel. +41 (0) 44 945 90 90<br />
www.slpag.ch<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
24 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
FACHBEITRAG<br />
PERSONAL-<br />
KOSTEN RUNTER?<br />
MIETVERTRAG<br />
BEACHTEN!<br />
Wer, wenn nicht ein Treuhänder, weiss besser, worauf Gastronominnen<br />
und Gastronomen achten müssen, damit die Zahlen Ende Monat<br />
stimmen? Der Treuhandexperte Simon Schwegler verrät in diesem Fachartikel,<br />
worauf zu achten ist, damit aus roten schwarze Zahlen werden.<br />
Bei Neueröffnungen und Betriebsübernahmen<br />
stellen sich Gastrounternehmerinnen<br />
und -unternehmer rasch die<br />
zentrale Frage, ob sich ein Projekt finanziell<br />
rentabel betreiben lässt. Dazu muss<br />
man die Budgetkalkulation sorgfältig<br />
vornehmen und auf dieser Basis zielgerichtete<br />
Verhandlungen mit Vermietern,<br />
zukünftigen Mitarbeitenden und allfälligen<br />
Handwerkern führen. Der aktuelle<br />
Branchenspiegel von Gastrosuisse zeigt,<br />
dass sich am grössten Kostenblock der<br />
Gastronomie – den Personalkosten – nur<br />
unwesentlich etwas geändert hat. Hier<br />
liegt meist die grösste Herausforderung,<br />
welche alle anderen konzeptuellen Fragen<br />
in den Hintergrund rücken lässt. Ist die<br />
Lage eines Betriebes gut, müssen Sie ihn<br />
in einem zweiten Schritt gleich mit der<br />
Personaleinsatzbrille betrachten. Da stellen<br />
sich dann Fragen wie:<br />
› Kann der Betrieb in sinnvolle<br />
Servicestationen eingeteilt werden?<br />
› Hat es die richtige Anzahl<br />
Arbeitsplätze am Herd?<br />
› Hat die Terrasse ähnliche<br />
Kapazitäten wie der Gastraum?<br />
› Kann die Küche zu Randzeiten<br />
auch allein betrieben werden?
1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />
25<br />
ÜBER DIE PERSON<br />
Simon Schwegler ist CEO und Partner<br />
der ODURA AG, einem Managementunternehmen<br />
für Gastronomiebetriebe.<br />
Sie führt und betreibt<br />
verschiedene Gastronomiebetriebe<br />
in der Deutschschweiz und bietet<br />
Verwaltungstätigkeiten auch<br />
weiteren Unternehmen an. Die<br />
ODURA ist vollumfänglich im<br />
Besitz der geschäftsführenden<br />
Partner.<br />
WAS NICHT IN DEN<br />
MIETVERTRAG SOLLTE<br />
Bei einigen dieser Fragen kommt<br />
der Mietvertrag ins Spiel. Neben<br />
dem Mietzins, der Mietdauer, der<br />
Kostenteilung bei der Inneneinrichtung,<br />
Service-Vertragspflichten oder<br />
Nebenkosten-Verteilschlüssel sind für<br />
die Budgetierung insbesondere jene<br />
Klauseln bedeutend, welche die Betriebszeiten<br />
regeln. Bedenkt man,<br />
dass die Öffnungszeiten immer mit<br />
Mitarbeiterstunden abgedeckt werden<br />
müssen, lohnt es sich, hier gut zu verhandeln<br />
und Mindestöffnungszeiten,<br />
Betriebsferien, Ruhetage erst gar nicht<br />
im Mietvertrag regeln zu lassen.<br />
Sind die offenen Punkte vorverhandelt,<br />
ist zwingend ein Einsatzplan zu erstellen,<br />
der sämtliche Dienstzeiten inkl.<br />
Regiezeiten (Einkauf, Aufdecken, Wäsche,<br />
Reinigung, Kassa-Abrechnung)<br />
abbildet. Daraus ergeben sich dann die<br />
Anzahl Stunden, welche mit einem kalkulatorischen<br />
Stundenansatz berechnet<br />
werden, sowie die Schichtplanung. Aus<br />
dieser kann man ableiten, wie viele<br />
Mitarbeitende im Einsatz sein müssen.<br />
STIMMEN DIE KOSTEN-<br />
AUFWÄNDE ÜBEREIN?<br />
Zu diesem kalkulatorischen Lohnaufwand<br />
kommen oftmals noch Führungszuschläge.<br />
Wenn die Führungskräfte ebenfalls<br />
operativ tätig sind (also eine Schicht<br />
übernehmen können), macht es Sinn, für<br />
die Führungstätigkeiten Zuschläge einzukalkulieren.<br />
Dieser Zuschlag erfolgt nicht<br />
in der Stundenkalkulation, sondern mit<br />
einem monatlichen Zuschlag, der dann<br />
die Differenz zu einem Monatslohn eines<br />
normalen Mitarbeitenden darstellt.<br />
Damit stellen Sie rasch fest, ob die beiden<br />
grossen Budgetpositionen Personalaufwand<br />
und Raumaufwand sich mit dem<br />
kalkulierten Umsatz vereinbaren lassen.<br />
Die präzisen Grundlagen dazu erhalten<br />
Sie mit einer guten Mietvertragsverhandlung<br />
und einer umsichtigen Kostenberechnung<br />
Ihres Einsatzplanes.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
26<br />
1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
EIN<br />
GELIEFERTES<br />
(FR)ESSEN<br />
Globalisierung und Digitalisierung verändern unser Leben. Und wie<br />
wir essen. Unverändert bleibt, dass wir gern gut essen. Und dass die<br />
Food-Industrie immer kreativer darum buhlt, uns zu verköstigen.<br />
TEXT MICHAELA RUOSS<br />
FOTOS ZVG<br />
Sind Sie da aufgewachsen, wo Fuchs und<br />
Hase sich gute Nacht sagen? Dann wissen<br />
Sie, was bei mangelnder Lust auf<br />
Kochen oder Ausgehen abends auf den<br />
Tisch kam. Pizza! Zugegebenermassen:<br />
Auch in Downtown Zürich war sie das<br />
einzig Lieferbare, bis Martin Mosimann<br />
1998 einen Lieferservice für Restaurantessen<br />
lancierte.<br />
Hat sich während<br />
Corona bewährt: Das<br />
digitalisierte Restaurant<br />
kommt nach Hause.<br />
Zumindest das Food-<br />
Angebot.<br />
VON VERHALTENEN ANFÄNGEN …<br />
Der Start für Mosi’s war harzig damals,<br />
viele Betriebe zeigten sich skeptisch. Tempi<br />
passati. Mittlerweile hat das Unternehmen<br />
über 150 Restaurants in Zürich,<br />
Zug, Winterthur und Bern im Angebot.
1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
27<br />
Wenn Mosi<br />
kommt, wirds rot.<br />
Und es ist auch nicht mehr das einzige<br />
auf dem Home-Delivery-Markt. Heute<br />
buhlen neben dem Pionier zusätzlich<br />
EAT.ch, Uber Eats, Takeaway.com und<br />
Smood um hungrige Kunden. Dank ihnen<br />
bekommt man mit ein paar Klicks<br />
praktisch alles nach Hause geliefert – von<br />
Burger bis Sushi.<br />
Laut «European Food Trends Report<br />
2019» des Gottlieb Duttweiler Instituts<br />
(GDI) befindet sich die Gastronomie in<br />
einem wahren Lieferrausch. Allerdings<br />
ist der Boom bei uns erst am Anfang.<br />
Dass sich der Markt in der Schweiz langsamer<br />
entwickelt, schreibt GDI-Forscherin<br />
Christine Schäfer dem Fakt zu,<br />
dass es weniger urbane Ballungszentren<br />
gibt. Aber: «Das Geschäft gewinnt auch<br />
hierzulande an Bedeutung. Die Wachstumsraten<br />
sind prozentual zweistellig.»<br />
… BIS ZUM DELIVERY-BOOM<br />
Die UBS rechnet mit einer wahren Revolution<br />
im Essverhalten. Laut einer gross<br />
angelegten internationalen Studie wird immer<br />
weniger zu Hause gekocht, weil dafür<br />
die Zeit fehlt. Und dank ausgeklügelter<br />
Logistik werden Lieferungen vor die<br />
Tür zudem immer bequemer und günstiger.<br />
Damit sinkt der Anreiz weiter, selber<br />
zu Kochtopf und Bratpfanne zu greifen.<br />
Während Essen nach Hause bestellen an<br />
Beliebtheit gewinnt, wird es für Gastronomen<br />
immer komplizierter, die passende<br />
Lieferservice-Form zu finden. Delivery<br />
ist nicht gleich Delivery. Eine kleine inhabergeführte<br />
Pizzeria, die nebenbei ein paar<br />
Pizzas in der Nachbarschaft liefert, arbeitet<br />
anders als sogenannte Online Delivery<br />
Provider (ODP) wie EAT.ch oder Uber<br />
Eats.<br />
BEI ALLEN GUTEN GEISTERN!<br />
Während wir in der Schweiz nach wie vor<br />
grösstenteils Pizza bestellen – und zwar<br />
per Telefon, direkt beim Restaurant –,<br />
ist der Rest der Welt immer digitaler unterwegs.<br />
Und das hat Folgen. Der neueste<br />
von der Digitalisierung getriebene<br />
Spuk sind laut GDI-Report Virtual, Ghost<br />
und Dark Kitchens (siehe Box) – Restaurants<br />
ohne Gastraum, ohne Servicepersonal<br />
und meist sogar ohne eigene Küche.<br />
Rein virtuelle Betriebe also, die speziell<br />
für die Online-Essenslieferung konzipiert<br />
sind. Vorreiter für den Trend sind die USA.<br />
CORONA-KRISE<br />
Hanni Rützler spürt jedes Jahr<br />
Trends auf, welche die Gastronomie<br />
nachhaltig auf den Kopf<br />
stellen könnten. Im «Food<br />
Report 2021» prophezeit sie<br />
Geisterküchen solch eine disruptive<br />
Kraft. Eine Idee, die dank<br />
Corona-Krise im deutschsprachigen<br />
Raum über Nacht berühmt<br />
wurde. Denn der Lockdown machte<br />
das Delivery-Geschäft für viele<br />
zur Überlebensstrategie – und<br />
befeuerte auch Ghost-Kitchen-<br />
Konzepte. Die Gäste haben Gastronomen<br />
das Lieferangebot gedankt<br />
und vermehrt online bestellt.<br />
Und was die Kundschaft in<br />
der Krise einmal liebgewonnen<br />
hat, wirft sie so schnell nicht über<br />
Bord, ist Trendforscherin Rützler<br />
überzeugt.
28 1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
DELIVERY ≠ DELIVERY<br />
Unabhängiger OneShot<br />
Das älteste und einfachste Modell:<br />
eine anrufende Person, eine Küche<br />
und ein Mitarbeiter, der das bestellte<br />
Essen direkt zur Kundschaft<br />
bringt. Meist sind Betriebskosten<br />
für Arbeit (vor allem für eine hauseigene,<br />
bezahlte Fahrerflotte) und<br />
Miete hoch, dafür hat man Qualität<br />
und Kundeninformationen unter<br />
Kontrolle und muss keine Gebühren<br />
an Drittanbieter abtreten.<br />
Virtuelle, Geister- und dunkle Küchen<br />
Nicht in allen Restaurants, die bei<br />
Apps und Plattformen aufgelistet<br />
sind, kann man auch einen Tisch<br />
reservieren. Bei virtuellen Küchen<br />
werden brachliegende Küchenkapazitäten<br />
in normalen Restaurants<br />
genutzt. Mehr zum Thema Ghost<br />
Kitchens (Geisterküchen) lesen Sie<br />
auf Seite 37.<br />
Online Delivery Provider –<br />
mit oder ohne eigene Flotte<br />
Nicht jedes Restaurant kann es sich<br />
leisten, einen Lieferservice aufzubauen.<br />
Hier kommen Online Deli very<br />
Provider (ODP) wie Mosi’s, EAT.ch<br />
oder Uber Eats ins Spiel. Gegen<br />
eine Umsatzbeteiligung (von bis zu<br />
30 Prozent) koordinieren die ODP<br />
Bestellungen, Zahlungsabwicklung<br />
und übernehmen die Auslieferung<br />
– entweder mit einer eigenen Fahrerflotte<br />
oder mit Freelancern. Kundendaten<br />
und Qualitätskontrolle bleiben<br />
beim ODP.<br />
Doch auch in europäischen Städten wie<br />
London oder Berlin gehören sie bereits<br />
zum Alltag. Diese Art Küchen geistern in<br />
der Schweiz zwar noch nicht herum. Für<br />
Christine Schäfer ist das aber nur eine Frage<br />
der Zeit: «Der Delivery-Markt boomt, die<br />
Konkurrenz wird härter, der Kostendruck<br />
höher.» Und dem Gast könne es schliesslich<br />
egal sein, wo die gelieferte Pizza produziert<br />
wird, solange sie schnell kommt und<br />
Preis und Geschmack stimmen.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
29<br />
Lieferdienste wie<br />
Mosi’s lassen sich für<br />
ihren Service am<br />
Umsatz beteiligen.
30 1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
WENN DAS<br />
SERVICE-<br />
PERSONAL<br />
DIGITAL WIRD<br />
Sieben von zehn Schweizerinnen und Schweizern haben ihre Mahlzeit<br />
schon online bestellt. Tendenz stark wachsend. Im lukrativen<br />
Food-Liefermarkt werden zurzeit die Karten neu gemischt. Als Zielgruppe<br />
geraten nun auch Firmenkunden in den Fokus.<br />
TEXT ROBERT WILDI<br />
FOTOS ZVG<br />
Mit dem Start ins neue Jahrzehnt hat gleich<br />
mal eine Bombe eingeschlagen. Zumindest<br />
hat die im Januar verkündete Megafusion<br />
von Takeaway.com und Just Eat für den internationalen<br />
Markt der Mahlzeitenlieferservices<br />
eine erhebliche Sprengkraft. Vereint<br />
haben sich da zwei echte Giganten der<br />
Szene, deren Wert mit je einer stattlichen<br />
Summe von 7,2 Milliarden Euro ( Just Eat)<br />
und 5,4 Milliarden Euro (Takeaway.com)<br />
veranschlagt ist. Die Aktionäre beider Lieferplattformen<br />
haben der Elefantenhochzeit<br />
eine gute Woche nach dem Silvesterfeuerwerk<br />
zugestimmt, nachdem die<br />
gegenseitige Bereitschaft zur Megafusion<br />
im Sommer 2019 erstmals bekannt wurde.
Während der<br />
Covid-19-Pandemie<br />
ist die Nachfrage<br />
nach Delivery-Food<br />
nach oben geschnellt.<br />
31
32 1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
«Seit 2017 hat sich<br />
die Bestellmenge<br />
verdoppelt», sagt<br />
Dominic Millioud,<br />
CEO von EAT.ch.<br />
© Lorenz Richard<br />
Es ist dies die Geburtsstunde von Just<br />
Eat Takeaway.com, einer der grössten<br />
Delivery Companies weltweit. Laut eigenen<br />
Angaben haben die britische Just<br />
Eat und die niederländische Takeaway.<br />
com im Jahr 2018 zusammen insgesamt<br />
360 Millionen Essensbestellungen zu einem<br />
Gegenwert von 7,4 Milliarden Euro<br />
abgewickelt. Davon wird in Zukunft wenig<br />
bis nichts verloren gehen, weil sich<br />
die frisch verheirateten Ex-Konkurrenten<br />
die Märkte mehr oder weniger aufgeteilt<br />
hatten. Nur gerade in der Schweiz<br />
waren sie beide vertreten.<br />
IMMER DIGITALER,<br />
IMMER MEHR SINGLES<br />
Die Marktaussichten für den neuen<br />
Big-Player sind verlockend, zumal die<br />
Digitalisierung neben etlichen weiteren<br />
Alltagsprozessen auch die Essgewohnheiten<br />
der Menschen nachhaltig<br />
auf den Kopf zu stellen im Begriff ist.<br />
So hat EAT.ch, das Schweizer Tochterunternehmen<br />
von Just Eat, per Ende<br />
2019 basierend auf eigenen Daten eine<br />
Markterhebung vorgenommen und herausgefunden,<br />
dass sich bereits rund<br />
70 Prozent der Schweizerinnen und<br />
Schweizer ihren Mittagslunch oder das<br />
Abendessen schon einmal haben liefern<br />
lassen. Tendenz markant steigend.<br />
EAT.ch schätzt, dass der Schweizer<br />
Onlineliefermarkt in diesem Jahr um<br />
15 Prozent auf 1,4 Milliarden Schweizer<br />
Franken wachsen wird.<br />
Und dabei geht es längst nicht mehr<br />
nur um Pizza, Pasta oder Kebab. «Die<br />
kulinarische Vielfalt im Liefergeschäft<br />
wächst massiv», sagt Dominic Millioud,<br />
CEO von EAT.ch. So arbeitet<br />
die führende Schweizer Plattform<br />
heute bereits mit 2600 Partnerrestaurants<br />
zusammen, die 48 unterschiedliche<br />
Küchenkategorien zu bieten haben.<br />
«Schweizerinnen und Schweizer<br />
bestellen sich heute von Salaten über<br />
Wraps und Bowls über chinesische und<br />
arabische Gerichte bis hin zu Healthy<br />
Food eine immer grössere Bandbreite<br />
an Mahlzeiten via digitale Kanäle ins<br />
Haus.»<br />
Was die Gründe für die markante Zunahme<br />
der Essbestellungen über Lieferplattformen<br />
betrifft, hat Millioud<br />
eine klare Haltung: «Wir werden immer<br />
CORONA-KRISE<br />
«Die Corona-Krise hat unser Wachstum<br />
derart beschleunigt, dass wir<br />
bei EAT.ch unser 18-Monate-Ziel<br />
innert drei Monaten erreicht haben.<br />
Trotzdem wünschen natürlich auch<br />
wir uns, dass sich die Lage wieder<br />
normalisiert. Darum ist es so wichtig,<br />
dass wir uns weiterhin an die<br />
Massnahmen halten, welche die<br />
Sicherheit aller Mitarbeitenden, der<br />
Fahrer und Restaurants gewährleisten.<br />
Es freut uns, dass wir als EAT<br />
ch. während dem Lockdown zahlreiche<br />
Restaurant-Partner unterstützen<br />
durften. So konnten diese<br />
mit Essenslieferungen ihre Stammgäste<br />
weiterhin erreichen, neue<br />
Kunden gewinnen und einen Teil<br />
der Fixkosten decken. Wir möchten<br />
gemeinsam mit unseren Restaurant-Partnern<br />
weiterwachsen<br />
und die Position als Schweizer<br />
Marktführer ausbauen, denn die<br />
Nachfrage nach Food Delivery<br />
bleibt auch nach dem Lockdown<br />
hoch.» Dominic Millioud, EAT.ch
1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
33<br />
Die Delivery-Anbieter<br />
gehören zu<br />
den Gewinnern<br />
einer digitalisierten<br />
Food-Branche.<br />
mobiler, digitaler, globaler, urbaner. Der<br />
Mensch beschäftigt sich im Durchschnitt<br />
täglich 45 Minuten mit dem<br />
Zubereiten von Essen – Einkaufen und<br />
Abwaschen inklusive. Diese Zeit fehlt<br />
im hektischen Alltag.» Ebenso begünstigend<br />
für den Lieferboom ist die anhaltende<br />
Zunahme von Einzelhaushalten.<br />
Laut Bundesamt für Statistik<br />
beträgt der Anteil Single-Haushalte in<br />
der Schweiz zurzeit satte 36 Prozent.<br />
«Auch diese Entwicklung hat einen<br />
Einfluss auf das Essverhalten. Das gemeinsame<br />
Kochen und Essen rückt in<br />
den Hintergrund», so Millioud.<br />
NEUE KONKURRENZ FÜR KANTINEN<br />
UND BETRIEBSRESTAURANTS<br />
Der Nährboden für ein anhaltend<br />
wachsendes Food-Delivery-Geschäft<br />
ist also günstig wie nie. Mit geballter<br />
Kraft wird nicht nur der neu formierte<br />
Marktriese Just Eat Takeaway.com alles<br />
daransetzen, noch mehr Menschen<br />
noch regelmässiger vom Gang in ein<br />
traditionelles Restaurant abzuhalten<br />
und ihnen stattdessen die bequeme Bestellung<br />
via Smartphone schmackhafter<br />
zu machen.
34
1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
35<br />
Andreas Engel von<br />
Takeaway.com:<br />
«Takeaway Pay ist<br />
eine B2B-Lösung<br />
und ein echter Game-<br />
Changer.»<br />
Kurz vor dem Zusammengehen mit Just<br />
Eat hatte Takeaway.com im vergangenen<br />
Dezember diesbezüglich nochmals eine<br />
Offensive lanciert und den neu entwickelten<br />
Service Takeaway Pay vorgestellt.<br />
Es handelt sich dabei um eine B2B-Lösung,<br />
die es Firmen erlaubt, ihren Mitarbeitenden<br />
ein Budget zur Verfügung zu<br />
stellen, mit dem sie über die Takeaway.<br />
com-Plattform Essen bestellen können.<br />
Damit macht Takeaway.com deutlich,<br />
dass man neben den Endkonsumentinnen<br />
und -konsumenten auch ein stärkeres<br />
Auge auf die Firmenkundschaft geworfen<br />
hat. Die Unternehmen sollen durch eine<br />
einfache und automatisierte Handhabung<br />
von Takeaway Pay überzeugt werden.<br />
«Das System beseitigt komplizierte Spesenprozesse.<br />
Unternehmen erhalten am<br />
Ende jedes Monats eine Rechnung. Darüber<br />
hinaus wird Takeaway Pay auch in<br />
die HR- und Buchhaltungssysteme integriert»,<br />
erklärt Andreas Engel, Sprecher<br />
von Takeaway.com für die DACH-Region.<br />
Auch wirtschaftlich sollen die Firmenkunden<br />
profitieren.<br />
«Dank Takeaway Pay können auf Dauer<br />
erhebliche Kosteneinsparungen realisiert<br />
werden, indem etwa teure Kantinen<br />
und Betriebsrestaurants ersetzt werden»,<br />
so Engel.
36<br />
1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
Restaurant-Essen in<br />
Zeiten von Corona:<br />
Anrufen, bestellen<br />
und das Essen rollt.<br />
Gleichzeitig werde auch die Mitarbeiterzufriedenheit<br />
erhöht, indem das<br />
System den Zugang zu einer viel breiteren<br />
Palette von Küchen aus den fast<br />
50 000 Restaurants ermögliche, die mit<br />
der Takeaway.com-Plattform verbunden<br />
seien.<br />
SCHWEIZER UNTERNEHMEN<br />
INTERESSIERT<br />
Bei Takeaway.com ist man sich sicher:<br />
«Mit Takeaway Pay lancieren wir einen<br />
Game Changer, da wir nicht mehr<br />
nur Konsumenten vom Telefon ins Internet<br />
bringen, sondern jetzt auch Firmenkunden<br />
einen fantastischen Service<br />
bieten», so Andreas Engel.<br />
Da gebe es laut Andreas Engel viel Luft<br />
nach oben. Für Prognosen sei es indes<br />
zu früh. «Wir haben Takeaway Pay in<br />
der Schweiz gerade erst eingeführt. Es<br />
gibt aber bereits Reaktionen von vielen<br />
Unternehmen, die interessiert sind,<br />
diesen Service ihren Mitarbeitenden<br />
anzubieten.»<br />
Erklärtes Ziel ist, die Bestellhäufigkeit<br />
der einzelnen Kunden markant zu erhöhen.<br />
Die gemachten Erfahrungen in<br />
Israel machen Mut. Dort hat Takeaway.<br />
com mit dem Anbieter 10bis bereits ein<br />
B2B-Bestellsystem etabliert. Kunden<br />
von 10bis bestellen im Durchschnitt<br />
85-mal im Jahr, während sich B2C-<br />
Kunden in Europa inklusive Schweiz<br />
bisweilen im Mittel bei zwölf Onlinebestellungen<br />
pro Jahr bewegen.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />
37<br />
GHOST KITCHENS IM ANMARSCH<br />
In den USA sind sie längst Realität,<br />
die sogenannten Ghost Kitchens, auch<br />
genannt Dark Kitchens oder Virtual<br />
Kitchens. Es handelt sich um Küchen<br />
ohne Gastraum, ausschliesslich für<br />
die Produktion von Gerichten für das<br />
Liefergeschäft konzipiert. In den<br />
Staaten sind Anbieter wie Starbucks,<br />
Red Lobster oder Panera Bread<br />
bereits voll in diesem Markt eingestiegen,<br />
während die Gastronomen<br />
in Europa und der Schweiz noch eher<br />
zögerlich sind.<br />
Ghost Kitchens mit grossen De livery-<br />
Ketten wie etwa Just Eat Takeaway.<br />
com auch in Europa und der Schweiz<br />
die gesamte Gastrobranche total auf<br />
den Kopf stellen könnte. Aus solchen<br />
Verbindungen könnten sehr schnell<br />
ganz neue und riesige Foodservice-<br />
Ketten entstehen, die dann eventuell<br />
wiederum von Kreditkartenanbietern<br />
oder Online-Reservierungsplattformen<br />
geschluckt würden. Für die<br />
traditionelle Restaurantszene eine<br />
Art Horrorvorstellung. (row)<br />
Die international renommierten<br />
Restaurant-Consultants Baum &<br />
Whiteman sind überzeugt, dass ein<br />
verstärktes Zusammengehen von
Ertragsoptimierung<br />
dank integrierter<br />
Informationssysteme:<br />
Das gilt heute<br />
für den Workflow<br />
wie für die Food-<br />
Produktion.
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
39<br />
DAS ALGO-<br />
RITHMISCHE<br />
CANDLE-LIGHT-<br />
DINNER<br />
Klar: Das Kotelett vom Alpschwein schmeckt analog entschieden<br />
besser. Und die Tatsache, dass der Steamer in der Restaurantküche<br />
digital programmiert wird, ist kein zwingendes Indiz für die Digitalisierung<br />
eines Gastrobetriebes – die Kartoffeln sind deswegen nicht<br />
schneller gar. Geht Digitalisierung und Essen überhaupt zusammen?<br />
TEXT CHRISTIAN GERIG<br />
FOTOS EUROPEAN FOOD TREND REPORT,<br />
GDI-STUDIE NR. 47, NACH: STOCKHOLM<br />
UNIVERSITY, STOCKHOLM RESILIENCE CENTRE<br />
Angesprochen auf die Digitalisierung<br />
ihres Betriebs verweisen Gastronomen<br />
nicht ohne Stolz auf eine Webseite, die<br />
neben einer Menükarte im PDF-Format<br />
auch ein Fenster für eine Online-<br />
Tischreservation hat. Und ja: Man versende<br />
neuerdings den Newsletter per<br />
E-Mail. Das ist löblich, hat aber mit<br />
Digitalisierung gerade so viel zu tun wie<br />
Lesen der Zeitung auf dem iPad. Digitalisierung<br />
bedeutet nicht, bisher analoge<br />
Arbeiten digital zu erledigen, Digitalisierung<br />
heisst: Beschreiten neuer<br />
Wege. Heisst Nutzung neuer Technologien,<br />
Daten und Informationen<br />
zur weltweiten Sicherung der ausreichenden<br />
Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln<br />
und der Sicherung ihrer<br />
einwandfreien Qualität. Gleichzeitig<br />
sollen die Errungenschaften der Digitali<br />
sierung grundsätzliche Veränderung<br />
von Arbeitsabläufen, Kommunikationswegen<br />
und Informationsverarbeitung<br />
ermöglichen.<br />
Dies, indem Daten eingesetzt werden,<br />
die analog nicht oder nur durch unverhältnismässigen<br />
Aufwand zu bewerkstelligen<br />
wären.
40<br />
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
Ohne Datenanalyse kein<br />
Fortschritt. Fotomontage<br />
mit einer Food-Studie<br />
vom ZFV und der ZHAW.<br />
DIE AUFGABEN DES ESSENS<br />
Essen habe zwei Funktionen zu erfüllen,<br />
resümiert eine Food-Studie des Gottlieb-<br />
Duttweiler-Institutes. Es soll sowohl die<br />
Gesundheit der Menschheit schützen als<br />
auch die des Planeten. Um diesen Spagat<br />
zu schaffen, fährt die Studie fort, brauche<br />
es mutige Experimente, radikale Innovationen<br />
und Tech-Disruptionen, die<br />
menschliche, künstliche und emotionale<br />
Intelligenz geschickt kombinieren. Nur<br />
so lasse sich beides sichern: die ökologische<br />
Vielfalt auf der Erde und das Überleben<br />
der Menschheit. Wer diese Herkules-Aufgaben<br />
zu einem Geschäft machen<br />
will, muss neben Produktion und Verteilung<br />
der Lebensmittel auch Verarbeitung,<br />
Konsum und Entsorgung gerecht<br />
bewirtschaften – und finanzieren können.<br />
Willkommen im Reich der Gastronomie!<br />
Diesen Ansprüchen gerecht zu werden,<br />
ist, ohne die Errungenschaften der Digitalisierung,<br />
nicht zu schaffen. Die global<br />
verfügbare Agrarfläche pro Person hat sich<br />
seit Mitte der 1970er-Jahre halbiert und<br />
wird weiter verknappen. Heisst: Die Erträge<br />
pro Agrarfläche müssen signifikant<br />
gesteigert werden. Ausser, es gelingt<br />
Food-Produzenten wie auch Konsumentinnen,<br />
den Wahnsinn von jährlich<br />
1,3 Milliarden Tonnen weggeschmissener,<br />
essbarer Lebensmittel zu stoppen.<br />
DER BEDÜRFNIS-SPAGAT<br />
Doch Gäste sind widersprüchliche Wesen.<br />
Sie wollen höchste Lebensmittelqualität<br />
zu Junkfood-Preisen und eine<br />
grosse Auswahl an jahraus, jahrein verfügbaren<br />
Köstlichkeiten. Aber gleichzeitig<br />
wollen sie auch vorwiegend regionale,<br />
saisonale Produkte. Convenience ist des<br />
Teufels, aber wenn es frisch und selbstgemacht<br />
ist und die Essenszeit knapp –<br />
why not?! Unsere Ernährung soll perfekt<br />
auf unsere Gene und die individuellen<br />
Bedürfnisse abgestimmt sein. Aber wir<br />
möchten weder unsere Biodaten preisgeben<br />
noch gentechnisch veränderte Nahrungsmittel<br />
essen.<br />
Grosse Food-Trends wie Delivery-Plattformen<br />
(siehe auch S. 26 ff.), alternative<br />
Proteinquellen, individualisierte Ernährung,<br />
Wellness-Trends, Nachhaltigkeit<br />
und Bio-Produktionen sind vordergründig<br />
emotionale, grüne Themen. Im<br />
Kern aber sind sie wissenschaftsbasiert:<br />
Plattformen, Algorithmen, Big Data,<br />
Biochemie, Gentech, Precision Farming<br />
und Ertragsoptimierung. Die Lage der<br />
Gastrobetriebe ist unkomfortabel: auf<br />
der einen Seite die legitimen finanziellen<br />
Ansprüche der Produzenten von fairen<br />
und nachhaltig produzierten Lebensmitteln,<br />
auf der anderen Seite die<br />
Preisvorstellungen der Gäste, die mehr<br />
auf Ignoranz, was die effektiven Kosten<br />
von Lebensmitteln betrifft, beruhen,<br />
denn auf der realen Kostenwahrheit.<br />
Will die Gastronomie ihre eigenen Ansprüche<br />
in Sachen Lebensmittelqualität<br />
nicht unterschreiten, kann dieses Dilemma<br />
langfristig nur durch einschneidende<br />
Massnahmen bei der Produktion und<br />
der Distribution der Speisen überwunden<br />
werden.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
41<br />
BEISPIELE AUS DER BRANCHE<br />
SO GEHT<br />
DIGITALI-<br />
SIERUNG<br />
Zugegeben: Digitalisierung ist manchmal<br />
leichter gesagt als getan. Vier konkrete Beispiele<br />
zeigen jedoch anschaulich, was heute schon<br />
möglich ist – auch in der Gastrobranche.<br />
TEXT CHRISTIAN GERIG<br />
FOTOS ZVG<br />
CLEVERE SOFTWARE FÜR DIE<br />
1 WICHTIGSTEN KENNZAHLEN<br />
Zusammen mit den Düsseldorfer Software-Designern<br />
hospitality.digital haben<br />
Berliner Gastronomen das Gastro-Cockpit<br />
entwickelt. Die Software<br />
ermöglicht Gastronomen, ihre Unternehmensprozesse<br />
digital zu steuern und<br />
zu optimieren. Im Zentrum steht ein<br />
Management-Dashboard, auf dem die<br />
fünf wichtigsten Kennzahlen dargestellt<br />
werden: Service, Umsatz, Break-even,<br />
Tischanalyse und Top-Seller. Die Daten<br />
kommen aus dem Kassensystem, ergänzt<br />
durch individuell eingegebene Informationen<br />
wie Wetter, Umsätze aus<br />
den Vorjahren, lokale Ferien, Feiertage.<br />
Auf Basis dieser Daten lassen sich<br />
der Waren- und Personaleinsatz genauer<br />
planen.<br />
ALGORITHMUS –<br />
DER NEUE KÜCHENCHEF<br />
In der Konsequenz resultieren solche<br />
Erkenntnisse in einer Neuorganisation<br />
der Küche. Nach intensiver Analyse<br />
der Abläufe wird schnell klar: Besser<br />
ist, man bewegt sich weg vom Partie-<br />
Gedanken. Also weg von Saucier, Gar-<br />
demanger, Entremetier oder Patissier.<br />
Nicht die Aufteilung des fertigen Menüs<br />
steht im Mittelpunkt, sondern die<br />
Bewirtschaftung der Ausgangsstoffe.<br />
Alle Speisen, jeder Arbeitsschritt, jede<br />
Rezeptur wird in einer App erfasst und<br />
zu Arbeits kategorien zusammengefasst.<br />
Der Küchenchef pflegt die Speisekarte<br />
für das À-la-carte-Angebot, die Büffets<br />
und die Menüs von Veranstaltungen ein,<br />
ergänzt diese durch bestehende Reservationen<br />
und Erfahrungswerte. Der Algorithmus<br />
macht den Rest.<br />
DIE WEISE EULE SERVIERT<br />
2 Owl (Eule) bezeichnet sich selbstbewusst<br />
als revolutionäres Kommunikations-<br />
und Managementsystem für<br />
Restaurants. Es weitet die Datenerfassung<br />
aus auf den gläsernen Gast. Ein<br />
vom Gast gesteuertes Tool auf dem<br />
Tisch gibt Servicepersonal, Küche und<br />
letztlich den Gastronomen und Gastronominnen<br />
wertvolle Hinweise über<br />
seine Essgewohnheiten, Wein-Präferenzen,<br />
Zusammensetzung seiner<br />
Speisefolge und signalisiert, wann er<br />
gestört werden oder wann er zahlen<br />
möchte.<br />
Andreas Hunziker,<br />
CEO der ZFV-<br />
Unternehmungen.
42<br />
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
MNI: Der Menü-<br />
Nachhaltigkeits-<br />
Index. Aus der<br />
ZHAW-Studie im<br />
Auftrag des ZFV.<br />
Gleichzeitig ermöglicht der gläserne<br />
Gast einen personalisierten Service, indem<br />
er dem Gastronomen Hinweise aus<br />
seinen früheren Restaurantbesuchen gibt<br />
und, gegebenenfalls, sogar mit wem er<br />
die letzten Mahlzeiten genossen hat.<br />
3OUT OF THE BOX<br />
Einen grossen Schritt weiter geht<br />
ein Berliner Gastronom, indem er den<br />
teuersten Unkostenfaktor seiner Produktionskette<br />
eliminiert, ohne deswegen<br />
0815-Speisen anzubieten. Sein Restaurant<br />
nimmt Bestellungen exklusiv via E-<br />
Mail entgegen und das Essen wird nicht<br />
serviert, sondern lediglich bereitgestellt.<br />
«Dein Essen steht in Box J bereit», wird<br />
der Gast on time per E-Mail informiert,<br />
im eleganten Speiserestaurant stehen<br />
Glasboxen, darin warten silberne Tablets<br />
mit Essen. Die Box lässt sich über<br />
einen Link im E-Mail öffnen, bezahlt<br />
wird – selbstverständlich – ebenfalls per<br />
Smartphone (siehe auch S. 45).<br />
DIGITALISIERUNG BEIM ZFV<br />
4 Der Zürcher Frauenverein ZFVgehört<br />
zu den Top-drei der Schweizer<br />
Gastrounternehmen. In Sachen Digitalisierung<br />
der Mahlzeitenproduktion<br />
und -distribution geht er seinen eigenen<br />
Weg. Mit fast zwölf Millionen verkauften<br />
Mahlzeiten pro Jahr – in verschiedenen<br />
Umgebungen wie Restaurants,<br />
Gemeinschaftsgastronomie und Eventcatering<br />
– ist die 125 Jahre alte Genossenschaft<br />
das ideale Labor für die<br />
Erforschung und Entwicklung neuer Distributions-<br />
und Produktionsmethoden<br />
in der Ausser-Haus-Verpflegung. Das<br />
Spektrum der ZFV-Kundschaft reicht von<br />
Verpflegungsstätten für Studierende und<br />
Sporttreibende über Cafés in Künstlervierteln,<br />
Hotelrestaurants im Drei- und<br />
Viersterne-Segment bis zu gehobenen<br />
Restaurants mit Auszeichnung.<br />
INNOVATIVER MENÜ-<br />
NACHHALTIGKEITS-INDEX<br />
Die Ansprüche sind entsprechend<br />
heterogen. ZFV-CEO Andreas Hunziker<br />
hält wenig von Bevormundung,<br />
setzt dafür auf Aufklärung und Selbstverantwortung<br />
seiner Gäste. Gleichzeitig<br />
will er der Gastronomie helfen,<br />
ihre Speisekarte ebenso abwechslungsreich<br />
wie gesund, rohstoffschonend und<br />
entsorgungsbewusst zu gestalten.
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
43<br />
MEHR INFO<br />
Beispiel 1<br />
www.hd.digital<br />
Beispiel 2<br />
www.owlrestaurant.com<br />
Beispiel 3<br />
www.datakitchen.berlin/de<br />
Beispiel 4<br />
www.zfv.ch/de<br />
www.zhaw.ch/storage/lsfm/forschung/iunr/mni/projektabschlusspraesentation.pdf<br />
(MNI-Präsentation)<br />
Das alles möglichst rationell. Weil Hunziker<br />
aber weiss, dass Mitarbeitende<br />
komplizierte Info-Software ablehnen,<br />
war der ZFV als Umsetzungspartner<br />
sehr daran interessiert, zusammen mit<br />
der Zürcher Hochschule für Angewandte<br />
Wissenschaften (ZHAW) ein<br />
umfassendes Informations-, Bewertungs-<br />
und Kommunikationssystem für<br />
nachhaltige Ernährung zu entwickeln.<br />
Zudem kann die Menübewertung mittels<br />
MNI in der Gästekommunikation verwendet<br />
werden: Gäste erhalten damit die<br />
Möglichkeit, bei ihrer Menüwahl Kriterien<br />
wie Ausgewogenheit und Umweltfreundlichkeit<br />
zu berücksichtigen, ohne<br />
dass dabei ihre Wahlfreiheit eingeschränkt<br />
wird.<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
UND WAHLFREIHEIT<br />
Eingebunden in ein Warenwirtschaftsbzw.<br />
Rezeptverwaltungssystem erhalten<br />
Küchenverantwortliche gesundheits- und<br />
umweltbezogene Informationen (ernährungsphysiologische<br />
Balancepunkte und<br />
Umweltbelastungspunkte), anhand deren<br />
sie die Mahlzeiten anpassen können.<br />
Entstanden ist so der sogenannte<br />
Menü-Nachhaltigkeits-Index, MNI. Der<br />
MNI hilft Köchinnen und Konsumenten<br />
dabei, umweltschonendere und ausgewogenere<br />
Gerichte anzubieten bzw. auszuwählen<br />
und ist somit ein Beitrag<br />
zu mehr Nachhaltigkeit im Bereich Ernährung.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
Heinz Gindullis<br />
ist der Kopf hinter<br />
Europas erstem<br />
Digitalrestaurant:<br />
Data Kitchen.
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
45<br />
DATA<br />
KITCHEN:<br />
DIGITALES<br />
SLOW FOOD<br />
Als der Software-Konzern SAP Heinz «Cookie» Gindullis fragte, ob<br />
er für die Hauptstadtrepräsentanz des Unternehmens ein Restaurantkonzept<br />
entwickeln könne, stand für den technikaffinen Berliner<br />
Gastronomen schnell fest: Digital muss es sein. Gleichzeitig war klar,<br />
dass ein automatisiertes Konzept nur bei gleichzeitig hohem kulinarischem<br />
Anspruch infrage kommt. Stichwort: Slow Food Fast!<br />
TEXT BARBARA SCHINDLER<br />
FOTOS CHRISTIAN KIELMANN<br />
Im Herbst 2016 öffnete Gindullis, unterstützt<br />
von Spitzenkoch Alex Brosin, die<br />
Data Kitchen mitten im Berliner Touristen-Hotspot<br />
Hackescher Markt. Damit<br />
schuf er einen Pilgerort für alle, die wissen<br />
wollen, wie digitale Technik die Gastronomie<br />
der Zukunft verändern wird – ebenso<br />
wie für diejenigen, die in der Mittagspause<br />
einen qualitativ hochwertigen Lunch<br />
zu günstigen Preisen entspannt geniessen<br />
wollen.<br />
Beides – der entspannte Genuss anspruchsvoller<br />
Gerichte und der faire Preis von gerade<br />
einmal 6 Euro für das Daily Special<br />
und maximal 11 Euro für Speisen von der<br />
Standardkarte – wird direkt durch den Einsatz<br />
der zusammen mit SAP entwickelten<br />
digitalen Technik ermöglicht. Der Gast<br />
bestellt vorab am Computer oder über das<br />
Handy, bezahlt online per Kreditkarte oder<br />
Paypal, gibt ebenso bargeldlos Trinkgeld<br />
und legt eine Abholzeit fest. Smart Ordering<br />
nennt Operations Manager Christian<br />
Hamerle das System, über das auch die<br />
Frequenz im Restaurant punktgenau gesteuert<br />
werden kann. «Die Zeitfenster von<br />
15 Minuten werden blockiert, sobald das<br />
Maximum von 25 Bestellungen erreicht ist.
46<br />
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
Ein cooles Team<br />
und eine coole<br />
Idee: Data Kitchen<br />
in Berlin.<br />
So ist die Küche niemals überlastet und<br />
wir haben immer noch einige Sitzplätze<br />
für Walk-ins frei.»<br />
PRE-PAYMENT DISZIPLINIERT<br />
Anders als bei einem Fast-Food-Konzept<br />
erhalten die Gäste ihre Bestellung<br />
nicht am Counter, sondern über die Food<br />
Wall – ein Regal mit 20 verschlossenen<br />
Fächern, die sich jeweils über einen individuellen<br />
Code auf dem Smartphone öffnen<br />
lassen. Bestückt werden sie «hinterrücks»<br />
aus der auf der anderen Seite der<br />
Wand platzierten Küche, in der zwei bis<br />
drei Köche pro Schicht arbeiten. Fünf<br />
Minuten vor und nach dem vereinbarten<br />
Zeitpunkt steht das Essen für die Abholenden<br />
bereit – klappt das immer? Oder<br />
wird viel weggeworfen? «Tatsächlich diszipliniert<br />
das Pre-Payment die Leute»,<br />
berichtet Hamerle. «99,9 Prozent sind<br />
pünktlich! Und Abfall haben wir sogar<br />
weniger als andere Restaurants, da wir<br />
durch die Vorabbestellung viel präziser<br />
planen können.» Da keine Wartezeiten<br />
entstehen, können die rund 60 Sitzplätze<br />
allein im Mittagsgeschäft, wenn die Verweildauer<br />
im Schnitt 30 Minuten beträgt,<br />
bis zu viermal belegt werden.<br />
Nur zwei Servicemitarbeiter – ein Barista<br />
und ein Gastgeber – sind pro Schicht<br />
im Einsatz. Die dank der automatisierten<br />
Prozesse reduzierten Personalkosten fliessen<br />
in die Preisgestaltung ein. «Bei 6 Euro<br />
für ein frisch gekochtes Hauptgericht aus<br />
hochwertigen, regionalen Zutaten brauchen<br />
wir natürlich eine Mischkalkulation»,<br />
erklärt Hamerle das günstige Angebot.<br />
Seit Kurzem bietet die Data Kitchen<br />
auch Company Accounts für Firmen an,<br />
die ihren Mitarbeitenden einen Zuschuss<br />
zum Mittagessen gewähren. «Dadurch<br />
werden viele Prozesse vereinfacht», bestätigt<br />
Hamerle. «Es funktioniert etwa wie<br />
ein digitaler Bierdeckel!»<br />
MITARBEITENDE ALS GASTGEBER<br />
Dabei soll, das ist den Machern sehr wichtig,<br />
das Restaurant kein kalt-funktioneller<br />
Versorgungsbetrieb sein – im Gegenteil:<br />
«Es ging uns nie darum, Servicepersonal<br />
einzusparen», betont Gindullis. «Unsere<br />
Mitarbeiter sind da, damit die Menschen<br />
sich wohlfühlen. Sie begrüssen die Gäste,<br />
haben Zeit für sie, fragen, wie es ihnen<br />
geht.» Christian Hamerle ergänzt: «Ihre<br />
Rolle verschiebt sich ganz klar weg vom<br />
Kellner und hin zum Gastgeber.» Schwin-
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
47<br />
FAKTEN & ZAHLEN<br />
Data Kitchen<br />
› Data Space by SAP<br />
› Rosenthaler Str. 38, 10178 Berlin<br />
› Eröffnung: November 2016<br />
› Geschäftsführer: Heinz Gindullis<br />
› Küchenchef: Alexander Brosin<br />
› Sitzplätze: 60<br />
› Mitarbeitende:<br />
Service 2, Küche 4, Event 4<br />
› Durchschnittsbon: 10 €<br />
www.datakitchen.berlin<br />
Digitales Essen<br />
kann auch lecker.<br />
gen bald auch Roboter den Kochlöffel?<br />
«Dort, wo in der Quickservice-Gastronomie<br />
Fachkräftemangel herrscht, möglicherweise»,<br />
sagt Hamerle. «Aber die<br />
Data Kitchen mit ihrem Premium-Anspruch<br />
wird weiterhin ausgebildete Köche<br />
beschäftigen.» Lieber möchte der Operations<br />
Manager in Zukunft die Data-<br />
Kitchen-App verstärkt dafür nutzen, die<br />
Gäste über die Herkunft und Qualität der<br />
Zutaten zu informieren. «Über eine Food-<br />
Blockchain lässt sich eine einzigartige<br />
Transparenz herstellen. Vom Landwirt<br />
bis zum Gast. So schliesst sich der Kreis<br />
vom Smart Ordering über die digitalisierte<br />
Warenwirtschaft bis hin zur IoT*-basierten<br />
Rückverfolgbarkeit.» (*Internet of<br />
Things)<br />
Trotz ihres hohen kulinarischen Anspruchs<br />
positioniert sich die Data Kitchen als ein<br />
reines Lunch-Konzept, um 18 Uhr ist Feierabend.<br />
Warum? «Weil es einfach nicht<br />
sexy ist, sich drei Gänge nacheinander aus<br />
einer Food Wall zu holen», sagt Hamerle.<br />
«Abends haben die Menschen andere Bedürfnisse.»<br />
Deshalb läuft auch das Eventgeschäft<br />
im benachbarten Data Space für bis<br />
zu 100 Personen noch überwiegend analog.<br />
ERFAHRUNGEN SAMMELN<br />
UND GELD VERDIENEN<br />
Für SAP ist die Data Kitchen ein Prototyp,<br />
der schon ganz gut funktioniert,<br />
aber auch noch viel Lernstoff bietet,<br />
wie Hamerle betont. «Wir halten<br />
unsere Augen und Ohren offen. Die<br />
interessante Frage lautet immer: Wie<br />
benimmt sich der Mensch in seiner<br />
Komfortzone, wenn es an die Schnittstellen<br />
zur digitalen Welt geht? Hier<br />
sammeln wir viele Erfahrungen.» Auch<br />
als Testlabor muss die Data Kitchen,<br />
inklusive Event Space, Geld verdienen.<br />
«Wir wollen schliesslich zeigen, dass<br />
solche digitalen Konzepte Sinn ergeben»,<br />
unterstreicht Hamerle. Gleichzeitig<br />
gibt der Konzern seinem Gastro-<br />
Start-up Zeit, erwachsen zu werden,<br />
bevor möglicherweise ein Roll-out<br />
startet. «Ab <strong>2020</strong> wird sich diesbezüglich<br />
Konkretes tun», kündigt Hamerle<br />
an. Details will er aber noch nicht verraten.<br />
Fest steht: SAP hat Appetit auf<br />
die Gastrobranche bekommen und sich<br />
zum Ziel gesetzt, die Restaurantszene<br />
der Zukunft mit ganzheitlichen Softwarelösungen<br />
massgeblich mitzugestalten.<br />
CORONA-KRISE<br />
Auch die Data Kitchen musste<br />
Ende März wie alle anderen<br />
Restaurants in der Hauptstadt<br />
ihre Türen für Gäste schließen –<br />
obwohl vermutlich kaum ein anderes<br />
Restaurant seine Gäste<br />
besser kontaktlos mit Essen versorgen<br />
kann, wie das digitale<br />
Konzept von SAP. Allerdings war<br />
Selbstbedienung während des<br />
Lockdowns in Berliner Restaurants<br />
verboten. Anders als viele andere<br />
Gastronomen verzichtete man darauf,<br />
stattdessen eine Take-away-<br />
Lösung und Delivery einzurichten.<br />
«Wir haben das durchgerechnet»,<br />
sagt Christian Hamerle, «und uns<br />
dann entschlossen, es nicht zu<br />
tun.» Der Druck, Umsatz zu machen<br />
und die weiterlaufenden<br />
Kosten zu decken, war gering.<br />
Hamerle erwartet, dass Corona<br />
dem Thema Digitalisierung in<br />
der Gastronomie endgültig zum<br />
Durchbruch verhelfen wird.
48<br />
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
ÜBER DIE PERSON<br />
Christian Hamerle, in Wien geboren,<br />
absolvierte die Hotelfachschule und<br />
arbeitete anschliessend unter anderem<br />
in der Sternegastronomie und als<br />
Betriebsleiter von Sarah Wiener.<br />
Neben seiner Aufgabe als Gastgeber<br />
in der Data Kitchen entwickelt er für<br />
SAP digitale Konzepte für die Restaurants<br />
von morgen.<br />
CHRISTIAN HAMERLE, GASTGEBER<br />
IN DER DATA KITCHEN, BERLIN<br />
HERR HAMERLE, WAS HABEN SIE<br />
GEDACHT, ALS SIE ERSTMALS<br />
VOM KONZEPT DER DATA KITCHEN<br />
HÖRTEN?<br />
Christian Hamerle: Ich dachte, das wird<br />
nie funktionieren – Digitalisierung und<br />
Gastronomie gehen nicht zusammen. Aber<br />
ich habe meine Meinung um 180 Grad geändert.<br />
Wir schenken den Leuten Zeit!<br />
KOMMT DIE DIGITALE TECHNIK<br />
AUCH FÜR DAS DELIVERY- UND<br />
TAKE-AWAY-GESCHÄFT ZUM<br />
EINSATZ?<br />
Nein, ganz bewusst nicht. Wir möchten<br />
unseren Gästen entspannte Erlebnisse<br />
schenken, sie aus ihrem Workflow herausholen.<br />
Ein Genusstermin auf der Agenda<br />
eines langen Tages. Das nehmen die Leute<br />
dankbar an. Grab-and-go ist in der Branche<br />
zwar gerade ein Riesenthema. Wir<br />
bevorzugen aber Grab-and-stay.<br />
WIE REAGIEREN DIE MENSCHEN<br />
AUF DIE DIGITALEN PROZESSE IN<br />
DER DATA KITCHEN?<br />
Die meisten Gäste nehmen uns als Restaurant<br />
wahr, in dem es um zwischenmenschliche<br />
Interaktion geht. Unsere<br />
Gastgeber sind darauf trainiert, ihnen<br />
auf charmante Art die Angst vor der<br />
Technik zu nehmen. Und wenn man es<br />
erst einmal verstanden hat, sind die positive<br />
Überraschung und das Wohlwollen<br />
in der Regel gross. Es geht darum,<br />
die digitalen Prozesse von den Gästen<br />
aus zu denken: Was wollen und brauchen<br />
sie – und die Technologie von dort<br />
aus zu entwickeln.<br />
SIE BESCHÄFTIGEN SICH MIT<br />
FUTURE FOOD TECH: WIE WIRD<br />
DIE ERNÄHRUNG DER ZUKUNFT<br />
IHRER MEINUNG NACH AUSSEHEN?<br />
Die Food-Branche steht vor einer Digitalisierung<br />
der gesamten Wertschöpfungskette<br />
vom Acker bis zum Teller, von der<br />
Erde bis zur Körperzelle. Der ans Internet<br />
of Things angeschlossene Acker errechnet<br />
genau, wie hoch die Ernte in einem<br />
Jahr ausfallen wird, weil er Regenmengen,<br />
Bodenbeschaffenheit und Temperaturen<br />
misst.
49
50<br />
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
Die Gäste bestellen ihr<br />
Essen per App und holen<br />
es kurz darauf im Glaskasten<br />
der Data Kitchen ab.<br />
Dafür müssen die Maschinen allerdings<br />
noch ein paar Jahre dazulernen.<br />
Essen wird in Zukunft viel stärker als bisher<br />
mit der individuellen Gesundheit verknüpft<br />
werden. Dann werden wir das,<br />
was wir essen, automatisch mit unseren<br />
körperlichen Bedürfnissen abgleichen.<br />
Wenn ich über das Smartphone bestelle,<br />
wird mein digitaler Ernährungscoach<br />
sofort darüber informiert, welche<br />
Nährstoffe ich aufnehme, und er greift<br />
möglicherweise mahnend ein, wenn ich<br />
schon wieder eine Currywurst esse. Das<br />
muss aber mit einem Augenzwinkern<br />
geschehen und nicht mit Verboten.<br />
Bezahlt wird automatisch am Monatsende<br />
und wenn ich brav pflanzenbasiert<br />
esse, bekomme ich Bonuspunkte von<br />
meiner Krankenkasse. Dabei dürfen<br />
wir das Thema Datensicherheit natürlich<br />
nicht aus den Augen verlieren.<br />
Meine Prognose: Es wird immer eine<br />
analoge Fine-Dining-Gastronomie für<br />
besondere Anlässe geben. Aber im Alltag<br />
werden wir von unserem Health<br />
Coach ernährungsbewusst und bargeldlos<br />
durch die Arbeitswoche geleitet<br />
werden.<br />
WIRD DAS RESTAURANT DER<br />
ZUKUNFT KOMPLETT DURCH-<br />
DIGITALISIERT SEIN?<br />
Ja und nein. Ich glaube, dass wir in<br />
diesen zukünftigen Erlebnisräumen<br />
die Technik darin überhaupt nicht<br />
mehr wahrnehmen werden und das<br />
Zwischenmenschliche deutlich im Vordergrund<br />
steht. Gleichzeitig werden<br />
unsere Armbanduhren uns darauf hinweisen,<br />
welche Restaurants in der Nähe<br />
das Essen anbieten, das zu unserem<br />
aktuellen Ernährungsstatus passt.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
51
52<br />
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
FACHBEITRAG<br />
TRÄUME VS.<br />
WIRTSCHAFT-<br />
LICHKEIT<br />
Wenn Quereinsteigerinnen oder unerfahrene Gastronomen von einem eigenen<br />
Restaurant oder einem neuen Trendlokal träumen, braucht es jemanden für<br />
den Realitäts-Check. Falls dieser Jemand auch noch gleich kreativ ist und weiss,<br />
wie ein Betrieb wirtschaftlich funktionieren muss, könnte das ein erfolgreiches<br />
Konzept zur Folge haben. In diesem Fachartikel berichtet der Autor, wie er<br />
coole Ideen zum Fliegen bringt.<br />
Bevor ich Ihnen schildere, wie wir arbeiten,<br />
möchte ich Ihnen zuerst sagen, was<br />
wir überhaupt tun: Wir kreieren Konzepte<br />
für Gastronomiebetriebe und begleiten<br />
Dienstleister in der Food-Branche bei ihren<br />
Projekten. That’s it: This is us!<br />
Ein Auftraggeber hat Tausende Ideen,<br />
die prädestiniert sind, erfolgreich zu sein.<br />
Beziehungsweise: die bitteschön erfolgreich<br />
sein sollten. Der freie Geist wird<br />
aber oft durch die eigene Vergangenheit<br />
gebremst, sprich: durch frühere Konzepte,<br />
die weniger erfolgreich waren.<br />
Brand-new und<br />
schon top: Das Casino<br />
Bern, das eigentlich<br />
ein Kultur- und<br />
Gastrotempel ist.
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
53<br />
ÜBER DIE PERSON<br />
Thomas Andermatt beschäftigt sich<br />
seit über 20 Jahren mit dem<br />
Essen und Food-Trends. Er ist gelernter<br />
Koch mit Background in<br />
der Hotelfachschule und einem MAS<br />
in Business Administration. Ab<br />
2014war er mehrere Jahre in einer<br />
Zürcher Traditionsbäckerei tätig<br />
und verantwortlich für die operative<br />
Führung und Neuausrichtung.<br />
2018 gründete er mit Freunden und<br />
Familie die This is us GmbH.<br />
Oder er wird durch Prozesse gestört, die<br />
man schlecht ignorieren kann. Träumen<br />
ist gut – aber die Träume müssen auch<br />
ökonomisch Sinn machen.<br />
Hier kommen wir ins Spiel: Wir tauchen<br />
in die Geschichten von Unternehmen<br />
und Ideen ein, unabhängig von alten<br />
Mustern, lassen den Freigeist los<br />
und kreieren spannende Welten. Wir<br />
begeben uns auf die Reise mit dem<br />
Kunden oder der Kundin und holen das<br />
Bestmögliche heraus. Und so kann es<br />
vorkommen, dass aus einer ursprünglich<br />
angedachten Punk-Rockerin plötzlich<br />
eine Burlesque-Lady namens Miss<br />
Miu wird, wohnhaft an der Europaallee.<br />
DER TRAUM VON<br />
DER EIGENEN BEIZ<br />
Nicht jeder kann auf einen Rucksack<br />
voller Erfahrungen zurückgreifen. Es<br />
gibt Kunden, die nicht aus der Gastronomiebranche<br />
kommen und trotzdem<br />
ihren Traum vom eigenen Café oder<br />
Restaurant verwirklichen wollen. In den<br />
Erstgesprächen kommt es meist zu einem<br />
nüchternen Aufwachen aus dem<br />
Traum von der eigenen Beiz. Ein wichtiger<br />
Moment, der uns zeigt, ob und wie<br />
der Weg des Kunden weitergeht. Ein<br />
Profi weiss, ob sein Projekt wirtschaftlich<br />
realisierbar ist, Quereinsteiger müssen<br />
dies erst kennenlernen. Die Herangehensweise<br />
ist aus diesem Grund je<br />
nach Auftrag unterschiedlich. Ob Profi<br />
oder Neuling, ein Punkt bleibt gleich:<br />
Wir müssen die Kundschaft verstehen<br />
und in ihre Welt eintauchen, ihr Möglichkeiten<br />
aufzeigen, die anfangs unmöglich<br />
erscheinen. Wir müssen Kundinnen<br />
und Kunden überraschen und<br />
schlussendlich überzeugen.<br />
Denn ein Projekt verändert sich in der<br />
Realisierung ständig und wird so auch<br />
regelmässig auf die Probe gestellt. Die<br />
meist gehörte Aussage unserer Kunden<br />
lautet: Das Lokal soll speziell sein,<br />
aussergewöhnlich und cool. Klar. Aber<br />
schlussendlich muss es vor allem etwas,<br />
um erfolgreich zu sein: wirtschaftlich<br />
rentieren. Das Spezielle wird plötzlich<br />
für alle zugänglich, und das Coole<br />
ist plötzlich Mainstream. Den geeigneten<br />
Weg zu finden, ist nicht immer einfach,<br />
so begleitet uns ein Projekt auch<br />
mal bis zu einem Jahr.
54<br />
1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />
In der Musikbranche<br />
würde man wohl von<br />
einem Smash-Hit<br />
sprechen: das Miss<br />
Miu aus dem Haus<br />
von This is us.<br />
WICHTIGER PUNKT: TRANSPARENZ<br />
Der Markt im Food-Bereich ist im ständigen<br />
Wandel und verlangt immer kreativere<br />
Lösungen. Wir müssen uns von den<br />
Mitbewerbern unterscheiden, das Projekt<br />
erlebbar machen und uns damit auseinandersetzen.<br />
Lebensmittel werden unter<br />
die Lupe genommen, und Transparenz<br />
wird immer öfter vorausgesetzt. Aus diesem<br />
Grund sucht auch eine erfolgreiche<br />
Gastronomin oder ein erfolgreicher Gastronom<br />
im Veränderungsprozess oder für<br />
ein neues Konzept ein Start-up wie uns,<br />
um das nächste Projekt innovativ und<br />
kundennah zu gestalten. Eine Chance für<br />
uns. Wir sehen uns beim nächsten Coup<br />
an der Europaallee.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
55
56<br />
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
FACHBEITRAG<br />
INNOVATIVE<br />
TECHNOLOGIEN<br />
HELFEN DEM<br />
TOURISMUS<br />
Reiseplanung und Reiseerlebnis werden immer stärker von digitalen<br />
Medien und globalen Playern bestimmt. Akteure im Schweizer<br />
Tourismus müssen sich dem Trend anpassen, um zu überleben.<br />
Der folgende Beitrag der Fachhochschule HES-SO zeigt, wie ein<br />
Einsatz von innovativen Technologien den Tourismusdestinationen<br />
neue Chancen eröffnet.<br />
Vor zehn Jahren betonten Expertinnen<br />
und Experten die Chancen für die Tourismusakteure,<br />
deren Produkte direkt an<br />
eine internationale Kundschaft zu vermitteln<br />
– und zwar ohne Reisemittler. Die<br />
Entwicklung der letzten Jahre zeigt jedoch,<br />
dass es sich um einen dynamischen<br />
und hart umkämpften Markt handelt.<br />
Und dieser wird zunehmend von globalen<br />
Akteuren dominiert. So entstanden<br />
Buchungsplattformen wie Booking.com<br />
und Expedia, Suchmaschinen wie Google<br />
und Vergleichsportale wie Kayak oder<br />
Trivago. Digitale Plattformen sind heute<br />
das zentrale Geschäftsmodell der digitalen<br />
Ökonomie. Sie sind Innovationstreiber,<br />
die als direkte Schnittstelle zwischen<br />
Leistungserstellern wie Hotels und deren<br />
Gästen traditionelle Abläufe infrage<br />
stellen. Damit können solche Plattformen<br />
ganze Branchen in kurzer Zeit verändern.<br />
SMART MIT DEN<br />
GÄSTEN KOMMUNIZIEREN<br />
Tourismusorganisationen werden durch<br />
diese dynamische Entwicklung gezwungen,<br />
ihre Rolle zu überdenken und sich<br />
anzupassen. Vor wenigen Dekaden noch<br />
«Hallo, ich bin Bea» –<br />
die digitale Assistentin<br />
von Davos Tourismus.
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
57<br />
ÜBER DIE HES-SO<br />
Die Hochschule für Wirtschaft der<br />
HES-SO Valais-Wallis in Siders bietet<br />
drei Bachelor-Studiengänge an:<br />
Tourismus, Betriebsökonomie und<br />
Wirtschaftsinformatik. Das Institut<br />
Tourismus ist in Forschung und Beratung<br />
tätig, insbesondere in den<br />
Bereichen Digitalisierung, Marktforschung<br />
und Trendbeobachtung im<br />
Tourismus.<br />
waren sie wichtige, unumgängliche Vermittler<br />
von Informationen vor und während<br />
der Reise. Dies ist heute nicht<br />
mehr der Fall. Destinationen können<br />
aber die räumliche und zeitliche Allgegenwärtigkeit<br />
von virtuellen Informationen<br />
gezielt nutzen, um in allen Reisephasen<br />
(vor, während und nach der<br />
Reise) mit den Gästen gezielt und in<br />
smarter Art und Weise zu kommunizieren<br />
und zu interagieren. Der innovative<br />
Einsatz von Technologie kann den Tourismusdestinationen<br />
also neue Potenziale<br />
eröffnen. Die folgenden Beispiele<br />
entlang der Customer Journey mit den<br />
Phasen Träumen, Planen und Buchen<br />
sowie Erleben sollen das illustrieren.<br />
TECHNOLOGIENUTZUNG ENTLANG<br />
DER CUSTOMER JOURNEY<br />
In der Phase des Träumens geht es vor<br />
allem darum, die Reiseentscheidungen<br />
der potenziellen Gäste gezielt zu beeinflussen.<br />
Dabei spielen soziale Medien<br />
wie Facebook oder Insta gram eine<br />
zentrale Rolle. Sie können zur Verbreitung<br />
nutzergenerierter Inhalte mittels<br />
Influencer-Marketings genutzt werden,<br />
wie es beispielsweise Schweiz Tourismus<br />
bereits 2017 mit dem indischen<br />
Bollywood-Star Ranveer Singh praktiziert<br />
hat. Oder die Destination Arosa<br />
Lenzerheide nutzt die datengetriebenen<br />
Werbeinstrumente dieser Plattformen,<br />
um ausgewählte Kundengruppen gezielt<br />
zum Kauf von Skitickets zu motivieren.<br />
Während dem Planen und Buchen sind<br />
für den Gast detaillierte Informationen<br />
zu touristischen Angeboten und deren<br />
elektronische Buchbarkeit von grossem<br />
Interesse. In den Fokus des Onlineverkaufs<br />
ist in letzter Zeit vor allem<br />
das Ticketing gerückt, welches von der<br />
Jungfrau-Region mit grossem Erfolg<br />
praktiziert wird. Beim Online-Kundenservice<br />
kann künstliche Intelligenz in<br />
der Form von Chatbots oder zum Routing<br />
von Anfragen zum Einsatz kommen,<br />
wie dies bei Bea – die digitale Assistentin<br />
von Davos Tourismus – oder<br />
bei der Chat-Funktion auf der Webseite<br />
von Engadin Tourismus der Fall ist. Damit<br />
die korrekten Daten an möglichst<br />
vielen Touchpoints des Gastes verfügbar<br />
sind, öffnen Zürich und Crans-Montana<br />
Tourismus ihre Datenbanken zur<br />
freien Nutzung (Open Data).
58<br />
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
Das wird lustig: Mitarbeiterinnen<br />
von<br />
Zermatt Tourismus.<br />
MULTIMEDIALE STADTFÜHRUNGEN<br />
Sobald der Gast vor Ort ist, können neue<br />
Technologien helfen, den Aufenthalt interessanter<br />
zu gestalten. Oder sie helfen<br />
auf Seiten der Tourismusorganisationen,<br />
Arbeitsprozesse zu digitalisieren.<br />
Ein Beispiel für Ersteres sind Augmented-Reality-Apps,<br />
wie sie Bern Welcome<br />
zur multimedialen Inszenierung von<br />
Stadtführungen verwendet. Betreffend<br />
Digitalisierung von Arbeitsprozessen:<br />
Dies zeigt sich z. B. bei der Einführung<br />
des elektronischen Meldewesens, welches<br />
die Erfassung und Übermittlung<br />
der Gästedaten auf Papier ablösen soll.<br />
Zur Anwendung kommt dies zurzeit im<br />
Kanton Freiburg und in der Destination<br />
Zermatt. Die Verfügbarkeit einer umfassenden<br />
und fehlerfreien Datenbasis ist<br />
eine unabdingbare Voraussetzung für innovative<br />
Analysen und Visualisierungen<br />
in der Form von Dashboards, wie es das<br />
Walliser Tourismus Observatorium bereits<br />
praktiziert.<br />
künstliche Intelligenz etc.). Die Herausforderung<br />
für die Destinationen wird darin<br />
bestehen, die richtige Technologie zur<br />
richtigen Zeit für den richtigen Anwendungsfall<br />
optimal einzusetzen.<br />
FAZIT<br />
Die Möglichkeiten der Nutzung neuer<br />
Technologien sind zahlreich. Die Entwicklung<br />
wird weitergehen (Blockchain,<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
59<br />
ÜBER DIE PERSON<br />
Dr. Roland Schegg (links) und Dr.<br />
Michael Fux (rechts) sind Professoren<br />
an der Hochschule für Wirtschaft<br />
in Siders und Forscher am<br />
Institut für Tourismus der HES-SO<br />
Valais Wallis. Aktuell beschäftigen<br />
sie sich im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit<br />
vor allem mit dem Einfluss<br />
neuer Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
auf die Tourismusindustrie.<br />
Themen ihrer Arbeiten<br />
sind u. a. das Monitoring von Akteuren<br />
wie Airbnb und Booking im<br />
Schweizer Tourismus oder die Beurteilung<br />
der digitalen Fitness von<br />
touristischen Anbietern.
Ja, auch wenn es nicht<br />
so aussieht: Das hier ist<br />
Deutschland – und sehr<br />
digital: das Bamboo.
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
61<br />
DIE DIGITAL-<br />
STE STADT<br />
DEUTSCHLANDS<br />
Ein kleines Städtchen ganz im Westen des deutschen Bundeslands<br />
Nordrhein-Westfalen zeigt den Metropolen, wie technische Innovationen<br />
in Zukunft die Abläufe in Restaurants, Diskotheken, Hotels<br />
und Fast-Food-Outlets revolutionieren könnten. Der Software-Entwickler<br />
Tobit betreibt hier in Ahaus an der holländischen Grenze neun<br />
gastronomische Betriebe fast jeder Couleur. Von den Erfahrungen<br />
kann man sich auch in der Schweiz ein Stücklein abschneiden.<br />
TEXT BARBARA SCHINDLER<br />
FOTOS ZVG<br />
Was eigentlich als Showcases für die<br />
eigenen Produkte gedacht war, macht<br />
das Unternehmen zum grössten Gastronomen<br />
der 40 000-Einwohner-Stadt<br />
und das so erfolgreich, dass längst<br />
weitere Wirte und Branchen am Ort<br />
nachgezogen haben.<br />
«Für rund 80 Prozent der Ahauser ist<br />
es mittlerweile völlig selbstverständlich,<br />
mit dem Handy zu reservieren,<br />
zu bestellen und zu bezahlen», erklärt<br />
Dieter van Acken, Marketing-Manager<br />
Communications beim 1986 gegründeten<br />
Software-Hersteller Tobit.
62<br />
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
Hotel ohne Mitarbeiter:<br />
Im Smartel öffnen sich<br />
die Türen, wenn der Gast<br />
einen QR-Code scannt.<br />
Die Steuerung von Licht,<br />
Klimaanlage und Musik<br />
im Zimmer funktioniert<br />
über eine App.<br />
Das Unternehmen ist nicht nur einer der<br />
wichtigsten Arbeitgeber der Region, sondern<br />
hat in den vergangenen Jahren auch<br />
massgeblich dazu beigetragen, dass die<br />
Stadt Ahaus zu einer Art westfälischem Silicon<br />
Valley und zur womöglich digitalsten<br />
Gemeinde Deutschlands geworden ist.<br />
UNKOMPLIZIERTE<br />
PLATTFORM<br />
Mit der offenen Plattform Chayns stellt<br />
Tobit alle notwendigen Komponenten<br />
für die unkomplizierte Digitalisierung<br />
unterschiedlichster Unternehmen zur<br />
Verfügung, ohne dass umfangreiche<br />
Investitionen in die technische Ausstattung<br />
oder eine aufwendige Integration<br />
ins Kassensystem benötigt werden. Gerade<br />
in der Gastronomie identifizierte<br />
Tobit einen enormen Bedarf an Tools,<br />
die auch kleinen Betrieben den Einstieg<br />
in das Thema erleichtern. «Leider fiel es<br />
uns immer recht schwer, unseren Kunden<br />
aus der Branche den Mehrwert dieser<br />
digitalen Möglichkeiten anschaulich<br />
zu erklären», sagt van Acken. «Also haben<br />
wir eigene Konzepte entwickelt, um<br />
das Potenzial unseres Produkts im gastronomischen<br />
Alltag zu demonstrieren.»<br />
Hätte da nicht ein Vorzeige-Restaurant<br />
gereicht? «Nicht, wenn wir alle<br />
Segmente der Branche – von der Disco<br />
über den Take-away bis hin zum Hotel<br />
– ansprechen wollen», so der Marketing-<br />
Manager. «Jedes Konzept hat bezüglich<br />
der Digitalisierung seine ganz eigenen<br />
Herausforderungen und Möglichkeiten.<br />
Diese wollen wir abbilden.»<br />
NULL BARGELD<br />
IN ALLEN FORMATEN<br />
Von der Strandbar Bamboo über das<br />
English Pub The Unbrexit, das benachbarte<br />
British Steak House Sherlock<br />
und das smarte Hotel Smartel<br />
bis hin zur Sportbar Offsite, der<br />
Diskothek Next und dem Fast-Food-<br />
Konzept TKWY gehorchen alle Tobit-Betriebe<br />
derselben Maxime: null<br />
Bargeld! Wichtigstes Element der<br />
Konzepte, die sich durchaus mit denen<br />
in deutschen Grossstädten messen<br />
können, ist der cloudbasierte Kassenbondrucker<br />
«wayter.» Er ist mit der<br />
digitalen Speisekarte verbunden, die<br />
wie ein konzepteigener Onlineshop<br />
funktioniert, über den der Gast genauso<br />
bestellt, wie er es von Amazon &
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
63<br />
Auch in der Diskothek<br />
Next brauchen<br />
die Nachtschwärmenden<br />
keinen Cent<br />
Bargeld.<br />
Co. kennt und gewohnt ist. Mit dem<br />
eigenen Handy gelangt man über das<br />
Scannen eines in den Tisch integrierten<br />
QR-Codes auf die Bestellplattform,<br />
sucht sich das gewünschte<br />
Produkt heraus, bestellt und bezahlt<br />
– inklusive Trinkgeld – über alle gängigen<br />
Kreditkarten oder Paypal. Der<br />
Sitzplatz des Bestellers wird automatisch<br />
an den Service übermittelt.<br />
«wayter» wirft an der Bar oder in der<br />
Küche einen entsprechenden Bon aus,<br />
die Bestellung wird zubereitet und an<br />
den Tisch gebracht. Fertig.<br />
Für Gäste, die das digitale System noch<br />
nicht kennen, kein Handy dabeihaben<br />
oder ihre Zahlungsdaten nicht preisgeben<br />
wollen, gibt es am Eingang der<br />
Restaurants Ladestationen. Dort können<br />
Onlinekonten anonym angelegt<br />
und mit Bargeld aufgefüllt werden, mit<br />
denen man dann bezahlen kann. «Um<br />
die Umwandlung von Bargeld in digitales<br />
Geld zu vereinfachen, sind unsere<br />
Geldautomaten ebenfalls mit QR-Code<br />
versehen», berichtet van Acken.
64 1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
Im Tobit-Take-away gibt es keine Mitarbeitenden,<br />
die Bestellungen annehmen.<br />
Der Gast ordert – gern auch von unterwegs<br />
– und bezahlt per Handy. Anschliessend<br />
steht das Gewünschte entweder aussen<br />
an einer Abholstation bereit oder wird<br />
von den Küchenmitarbeiterinnen über die<br />
Theke gereicht, sobald sich der Kunde<br />
über den QR-Code identifiziert hat.<br />
Das Smartel funktioniert sogar gänzlich<br />
ohne Kontakt zwischen Gästen<br />
und Mitarbeitenden. Auf den Zimmertüren<br />
befindet sich ein QR-Code, der<br />
zum Öffnen einfach mit dem Handy<br />
gescannt wird. «Das System weiss, dass<br />
der Gast eingecheckt ist und die Berechtigung<br />
hat», erläutert van Acken. Auf<br />
dem Hotelflur fungiert ein Kühlschrank<br />
sozusagen als analoge Ladentheke des<br />
Onlineshops: Der Gast scannt einen<br />
QR-Code, es öffnet sich ein Shop auf<br />
dem Smartphone und beim Kauf auch<br />
die Kühlschranktür. «Mittelfristig wird<br />
der Kühlschrank die Minibar ersetzen»,<br />
ist van Acken überzeugt.<br />
MEHR ZEIT FÜR DEN SERVICE<br />
Die Vorteile des digitalen Bestellens im<br />
Restaurant liegen für van Acken auf der<br />
Hand: Es kann nicht mehr zu Missverständnissen<br />
zwischen Kellner und Gast<br />
kommen, Wartezeiten beim Kassieren<br />
entfallen, Rechnungen können problemlos<br />
unter mehreren Gästen geteilt werden,<br />
weil jeder von vornherein für sich<br />
bestellt und bezahlt. Darüber hinaus reduzieren<br />
sich die Laufwege für das Servicepersonal,<br />
das mehr Zeit hat, auf die<br />
Gäste einzugehen und sie zu umsorgen.<br />
Von entspannterem Arbeiten, weniger<br />
Fluktuation und und weniger benötigten<br />
Fachkräften gar nicht zu reden.
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
65<br />
Eine Speisekarte an<br />
der Wand oder auf<br />
dem Tisch – wie hier<br />
im The Unbrexit – ist<br />
in den Tobit-Konzepten<br />
eigentlich<br />
überflüssig.<br />
«Die Mitarbeiterplanung und -bezahlung<br />
funktioniert selbstverständlich<br />
auch digital», berichtet van Acken. Alle<br />
Abrechnungen laufen im Hintergrund<br />
über Tobit, die Gastronomie oder der<br />
Gastronom zahlt<br />
einen monatlichen<br />
Service-Betrag,<br />
braucht darüber<br />
hinaus nur<br />
die Webseite mit<br />
dem Bestellsystem.<br />
Mittelfristig<br />
sieht van Acken<br />
den QR-Code als Instrument der digitalen<br />
Zukunft: «Der Gast hat das beste<br />
Terminal, sein Smartphone, immer<br />
dabei. Das macht viele Dinge sehr einfach,<br />
denn ein QR-Code braucht weder<br />
Strom noch WLAN oder Wartung.<br />
Und die Möglichkeiten, die sich durch<br />
die Vernetzung bieten, sind unendlich.»<br />
Wer erwartet, dass ein Technikunternehmen<br />
kühle und futuristische Gastrokonzepte<br />
als Showcases einsetzt, liegt<br />
falsch. Van Acken: «Es geht eben nicht<br />
nur darum, Abläufe zu demonstrieren,<br />
sondern um Erlebnisgastronomie,<br />
«DIE MITARBEI-<br />
TERPLANUNG<br />
FUNKTIONIERT<br />
AUCH DIGITAL.»<br />
DIETER VAN ACKEN<br />
die mit Essen und Trinken, Gemeinschaft<br />
und Technik auch Gäste begeistern<br />
soll, die nicht als Kundschaft<br />
für die Software infrage kommen.» So<br />
sind die Betriebe allesamt sehr liebevoll<br />
und durchdacht<br />
gestaltet. «Für Tobit-Gründer<br />
und<br />
CEO Tobias Groten<br />
ist Gastronomie<br />
Herzenssache,<br />
er kennt die Top-<br />
Restaurants der Welt<br />
von seinen Reisen<br />
und lässt sich inspirieren», verrät van<br />
Acken. «Alle Konzepte tragen seine<br />
Handschrift.»<br />
STAMMGÄSTE NICHT VERPRELLEN<br />
Digitale Gastronomie funktioniert am<br />
besten bei ganz neuen Konzepten, weiss<br />
van Acken. «Es ist schwierig, einen bestehenden<br />
Betrieb von einem Tag auf<br />
den anderen komplett auf digitale Abläufe<br />
umzustellen. Damit riskiert man,<br />
alle seine Stammgäste zu verprellen.»<br />
Wer aber etwas Neues von Anfang an<br />
digital startet, gilt als innovativ und<br />
aussergewöhnlich.
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
67<br />
«Bereits existierende Konzepte sollte man<br />
langsam und nur in Teilen digitalisieren,<br />
zum Beispiel im Biergarten oder im VIP-<br />
Bereich, um die Gäste nach und nach daran<br />
zu gewöhnen.»<br />
Sind die Betriebe nun reine Marketinginstrumente,<br />
die ausserhalb des Wettbewerbs<br />
stehen und – wer Böses wollte,<br />
könnte das behaupten – die Wettbewerber<br />
an den Rand drängen? «Zum einen haben<br />
viele lokale Gastronomen längst den<br />
Vorteil der digitalen Tools erkannt», sagt<br />
van Acken. «Und nutzen sie mittlerweile<br />
auch. Schon weil die Gäste es hier inzwischen<br />
einfordern.» Zum anderen sind die<br />
Betriebe laut dem Marketing-Manager<br />
ausgesprochen profitabel – und müssen es<br />
auch sein. «Unsere Konzepte sind einfach<br />
angesagt, treffen den Zeitgeist, was man<br />
auf dem Land selten findet. Deshalb gehen<br />
die Leute gerne hin!» Aber, stellt van<br />
Acken klar: «Wären die Betriebe nicht<br />
digital, gäbe es sie nicht. Wir sind keine<br />
Gastronomen.»<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.<br />
CORONA-KRISE<br />
Vom absoluten Shutdown überrascht,<br />
hat sich das Unternehmen<br />
Tobit schnell an die neue Lage angepasst,<br />
indem die Restaurants<br />
auf Take-away und Lieferung von<br />
Essen umgestellt wurden. Ein relativ<br />
kleiner Schritt für die<br />
Software-Profis und ihre Gäste, da<br />
das Bestellen in den Restaurants<br />
schon vorher nur digital möglich<br />
war. «Corona brachte für viele<br />
Gastronomen die Digitalisierung<br />
mit dem Holzhammer, doch unsere<br />
Kunden aus der Gastronomie<br />
haben schnell gelernt, dass dies<br />
die einzige Möglichkeit ist, kontaktlos,<br />
ohne Bargeld und effizient<br />
zu arbeiten», erklärt Dieter van<br />
Acken. Um den Lieferdienst auch<br />
nach dem Ende des Lockdowns<br />
fortzuführen, wurde das Ahaus.<br />
taxi ins Leben gerufen. Es ist crowdbasiert<br />
und bindet Menschen<br />
ein, die ein Fahrzeug haben und<br />
etwas transportieren können.<br />
Im Bamboo braucht der<br />
Gast nur ein Handy, um<br />
digital zu bestellen und zu<br />
bezahlen. Wer seine Daten<br />
nicht offenlegen will, kann<br />
auch anonym zahlen.
68<br />
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
FACHBEITRAG<br />
GOOGLE<br />
MY BUSINESS:<br />
DAS NEUE<br />
TELEFONBUCH<br />
Die Schweiz ist ein Google-Land. Nahezu jede (Restaurant-)Suche<br />
beginnt auf der grössten Suchmaschine. Sie müssen deshalb sicherstellen,<br />
dass Ihr Betrieb auf Google gefunden und dann auch besucht<br />
wird. Der Startpunkt dafür ist Google My Business. Eine Anleitung.<br />
TEXT ALEXANDER ZAUGG<br />
FOTOS ZVG<br />
Eine Restaurantsuche nach verschiedenen<br />
Kriterien war vor der Digitalisierung, mit<br />
dem Telefonbuch, ein Ding der Unmöglichkeit.<br />
Heute auf Google eine Selbstverständlichkeit<br />
und dank Smartphone<br />
jederzeit möglich. Egal ob ein schneller<br />
Lunch, ein Abendessen mit der Familie<br />
oder Drinks mit Freunden: Wir vertrauen<br />
alle den Suchresultaten und Empfehlungen<br />
auf Google. Für Sie als Gastronomin<br />
oder Gastronom heisst das, Google besser<br />
zu verstehen und gekonnt einzusetzen, um<br />
neue Gäste zu gewinnen.<br />
BEEINFLUSSEN SIE<br />
IHR RANKING BEI GOOGLE<br />
Googles Ziel ist es, Nutzerinnen und<br />
Nutzern ein möglichst gutes Resultat auf<br />
Suchanfragen zu zeigen, egal ob bei der<br />
gewohnten Google-Suche oder auf Google<br />
Maps (Navigationssystem). Damit der<br />
Algorithmus weiss, was relevant für die<br />
Nutzenden ist, verwendet er eine Vielzahl<br />
von Datenquellen und zeigt dann die Resultate<br />
in der Reihenfolge (Ranking) der<br />
berechneten Relevanz. Das Optimieren<br />
dieser Resultate ist eine eigene Disziplin<br />
im Onlinemarketing und nennt sich SEO<br />
(Search Engine Optimization).<br />
Früher wurden Restaurants<br />
auch gefunden.<br />
Man musste einfach<br />
mehr blättern als bei<br />
Google (wenn man top<br />
positioniert ist).
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
69<br />
ÜBER DIE PERSON<br />
Autor dieses Fachartikels ist<br />
Alexander Zaugg. Er ist Geschäftsführer<br />
des Schweizer Unternehmens<br />
re:spondelligent. Es bietet unter<br />
anderem eine Software an, mit der<br />
Sie keine Onlinebewertung mehr<br />
verpassen, und es unterstützt Sie<br />
gleich mit einer professionellen<br />
und individuellen Antwort auf jede<br />
Bewertung. Ausserdem unterstützt<br />
das Unternehmen alle Gastro- und<br />
Hotelleriebetriebe, um die Auffindbarkeit<br />
auf Google sicherzustellen,<br />
inklusive Google My Business.<br />
Einer der wichtigsten Rankingfaktoren<br />
für Betriebe mit einem physischen<br />
Standort, also jeder Gastrobetrieb, ist<br />
Google My Business. Das ist sozusagen<br />
der Brancheneintrag, den Sie bei Google<br />
machen und mit dem Sie mit der<br />
Suchmaschine die wichtigsten Informationen<br />
zu Ihrem Betrieb teilen. Google<br />
My Business ist für Sie als Gastrobetrieb<br />
kostenlos. Die Erstellung und vor<br />
allem Pflege dieses Eintrags benötigt allerdings<br />
Ihre Aufmerksamkeit und etwas<br />
Zeit. Umso besser Sie die Daten aktuell<br />
halten, umso relevanter ist Ihr Gastrobetrieb<br />
für Google.<br />
(z. B. French Restaurant + Brasserie)<br />
› Kontaktangaben (Adresse, Telefonnummer<br />
und Webseite)<br />
› Ihre Öffnungszeiten<br />
› Attribute, die relevant sind für Ihren<br />
Betrieb (u. a. Rollstuhlgängigkeit)<br />
› Link zur Ihrem Tischreservationssystem<br />
und/oder Lieferservice (falls vorhanden)<br />
Weiter müssen Sie sicherstellen, dass beim<br />
Suchresultat Ihres Betriebs qualitativ gute<br />
Fotos erscheinen. Sie können diese sowie<br />
Videos auf Google My Business hochladen.<br />
Idealerweise können Sie folgende<br />
Bilder zur Verfügung stellen:<br />
GOOGLE MY BUSINESS: DIE<br />
WICHTIGSTEN FUNKTIONEN<br />
UND DATEN<br />
Viele der Daten, welche Sie auf Google<br />
My Business eingeben, werden 1:1 angezeigt,<br />
sobald Ihr Betrieb auf Google<br />
oder Google Maps gefunden wird.<br />
Deshalb sind die Basisdaten im Eintrag<br />
zentral und ein Muss für jedes Restaurant,<br />
egal ob gross oder klein:<br />
› Name Ihres Betriebs<br />
› richtige Kategorie inklusive Subkategorie<br />
› Aussenansicht inklusive Terrasse und<br />
Parkplatzsituation<br />
› Innensicht vom Lokal und den verschiedenen<br />
Räumen (falls vorhanden 360°-<br />
Ansicht)<br />
› Fotos von Gerichten und allenfalls<br />
speziellen Getränken<br />
OPTIMIEREN SIE IHREN EINTRAG<br />
Mittlerweile bietet Google eine Vielzahl<br />
von weiteren Funktionen, die für<br />
Ihren Gastrobetrieb relevant sind.
70<br />
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
CORONA-KRISE<br />
Aufgrund der vielen Änderungen<br />
nimmt der Informationsbedarf vor<br />
einem Restaurantbesuch zu, selbst<br />
für Stammgäste. Zudem hat die aktuelle<br />
Krise der Digitalisierung einen<br />
zusätzlichen Schub verliehen.<br />
Entsprechend ist es als Restaurant<br />
wichtiger denn je, dass Sie online<br />
aktiv mit Ihren Gästen kommunizieren.<br />
Dabei stehen folgende<br />
Massnahmen im Vordergrund:<br />
› Öffnungszeiten und Kontaktdaten<br />
inklusive Reservationsmöglichkeiten<br />
auf der Homepage,<br />
Google My Business<br />
und Social Media unbedingt<br />
aktuell halten<br />
› Via Google-Beiträge und Social<br />
Media können Sie die umgesetzten<br />
Schutzmassnahmen Ihren<br />
Gästen kommunizieren und<br />
mögliche Barrieren abbauen<br />
› Viele Gäste werden neu auch<br />
Ihre Schutzmassnahmen in<br />
Onlinereviews bewerten, nehmen<br />
Sie diese besonders ernst<br />
› Anpassungen bei Angebot und<br />
Service proaktiv auf allen Kanälen<br />
kommunizieren<br />
Umso mehr Sie davon nutzen, umso<br />
mehr Möglichkeiten schaffen Sie, dass der<br />
Gast Antworten auf seine Fragen findet.<br />
› elektronische Speisekarte<br />
› detaillierter Beschrieb Ihres Restaurants<br />
› Google-Posts (ähnlich wie Facebook-<br />
Beiträge)<br />
Wenn Sie dann gefunden werden, müssen<br />
die Daten aktuell sein, damit sich der<br />
potenzielle Gast ein Bild Ihres Betriebs<br />
machen kann und Sie besucht. Die schiere<br />
Menge an Suchanfragen auf Google<br />
rechtfertigt zudem den Aufwand und<br />
bringt erwiesenermassen mehr und neue<br />
Gäste in Ihr Lokal.<br />
Fast wichtiger sind aber all die Kommunikationskanäle,<br />
die Ihnen Google zur Verfügung<br />
stellt. Sie können diese direkt in<br />
Google My Business nutzen und mit Ihren<br />
Gästen in Verbindung treten. Dazu<br />
gehören:<br />
› Onlinebewertungen lesen und<br />
beantworten<br />
› Fragen von Gästen via FAQ beantworten<br />
› einen Messenger aktivieren, wo Gäste<br />
mit Ihnen via App chatten können<br />
Wenn Google sagt, dass Ihr Restaurant<br />
geöffnet ist, ist es geöffnet. Wie bei vielen<br />
digitalen Instrumenten darf auch der<br />
Aufwand bei Google My Business nicht<br />
unterschätzt werden. Es lohnt sich aber in<br />
jedem Fall, denn ohne diesen Eintrag existiert<br />
Ihr Lokal auf Google nicht.<br />
How to do it<br />
Entscheiden Sie sich, ob Sie die<br />
Erstellung und Pflege selbst in<br />
die Hand nehmen oder einem<br />
Profi überlassen. Für alle, die<br />
das gerne selbst übernehmen,<br />
hat die Firma re:spondelligent<br />
für Sie eine kostenlose Schrittfür-Schritt-Anleitung<br />
erstellt<br />
mit allen Tipps und Links, die<br />
Sie dazu benötigen. Scannen<br />
Sie dazu einfach den QR-Code.<br />
www.respondelligent.com/<br />
google-my-business-guide<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />
71<br />
Kennt die Food-Branche<br />
und weiss, wovon er<br />
spricht: Alexander Zaugg<br />
von re:spondelligent.
72 PUBLIREPORTAGE<br />
«<strong>BOSG</strong>: FÜR<br />
UNTERNEHMER<br />
DER GASTRO-<br />
NOMIE GEMACHT»<br />
Best of Swiss Gastro ist bekannt als grösster Schweizer Publikumspreis.<br />
Hinter dem Award steckt aber vor allem ein Marketingnetzwerk für<br />
die gesamte Branche. Um das noch klarer herauszuarbeiten, laufen künftig<br />
alle Anlässe und Plattformen unter derselben Dachmarke: <strong>BOSG</strong>.<br />
Damit entsteht ein Netzwerk für die Branche, welches sämtliche Aspekte<br />
der ganzen Wertschöpfungskette von Produzenten, Industrie, Gastronomie<br />
und Gast abdeckt.<br />
Das Motto von Best of Swiss Gastro<br />
lautete schon immer: mehr Bekanntheit,<br />
Kunden und Erfolg für die Gastronomie.<br />
Der Erfolg der Gastronomie beginnt vor<br />
allem auf der unternehmerischen Seite.<br />
Es braucht innovative lokale Konzepte,<br />
welche auf die aktuellen Kundenbedürfnisse<br />
ausgerichtet sind. Diese sorgen für<br />
ein vielfältiges, qualitativ hochstehendes<br />
Angebot. Genau dabei unterstützt <strong>BOSG</strong><br />
die Branche mit dem notwendigen unternehmerischen<br />
Wissen, einem einmaligen<br />
Netzwerk und aktiver Vermarktung.<br />
NUR WENN DIE GASTRONOMIE<br />
VIEL VERKAUFT, HAT DIE BRANCHE<br />
ERFOLG<br />
Wichtig ist, dass Gastronomen auch erfahren,<br />
was sich ihre Gäste wünschen. Und<br />
dass Gastronomen sich untereinander sowie<br />
mit Industrie und Handel austauschen<br />
und vernetzen können. Denn erfolgreich<br />
sind wir nicht, wenn wir viel produzieren,<br />
sondern nur, wenn wir auch viele davon<br />
verkaufen.<br />
EIN AUSTAUSCH AUF AUGENHÖHE<br />
Um die Branche zu vernetzen und<br />
den Beginn der Wertschöpfungskette,<br />
Produzenten, Handel und Dienstleister, in<br />
diese Prozesse zu integrieren, ist die Businessplattform<br />
CHEF-Sache ins Leben<br />
gerufen worden. <strong>BOSG</strong> bringt zusammen,<br />
was zusammengehört.<br />
So treffen unter der Dachmarke <strong>BOSG</strong><br />
innovative und visionäre Zulieferer auf<br />
die Entscheidungsträger aus der Gastronomie,<br />
die letztlich ihre Produkte und<br />
Dienstleistungen kaufen. Verantwortliche<br />
entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />
erhalten unternehmerisches Wissen,<br />
tauschen sich in demselben Netzwerk aus<br />
und sorgen dafür, dass die ganze Branche<br />
besser und erfolgreicher wird.<br />
NUR, WER GEFUNDEN<br />
WIRD, EXISTIERT<br />
Um auch gefunden werden zu können,<br />
hat <strong>BOSG</strong> den Dining-Guide als Book,<br />
online und mit integrierter App geschaffen.<br />
Echte Marketingplattformen für<br />
die innovative Gastronomie, welche die<br />
nötige und nachhaltige Aufmerksamkeit<br />
off- und online der Gäste bieten. Best<br />
of Swiss Gastro verschafft der Gastronomie<br />
damit auch in den Medien mehr<br />
Aufmerksamkeit. Und bezieht die Endkonsumenten<br />
mit ein, indem letztlich die<br />
Gäste bestimmen, welche Konzepte ihnen<br />
am besten zusagen. Der Dining-Guide<br />
und die Verleihung der Gastro-Awards<br />
bieten sowohl Gastronomen wie Gästen<br />
die Plattform, sich direkt miteinander zu<br />
verbinden.<br />
<strong>BOSG</strong>: EINE DACHMARKE MIT<br />
PLATTFORMEN FÜR DIE GESAMTE<br />
WERTSCHÖPFUNGSKETTE<br />
Dies verfolgt Best of Swiss Gastro ab<br />
<strong>2020</strong> noch konsequenter. Sämtliche Plattformen<br />
und Events vereinen sich offline<br />
und online neu unter der Dachmarke<br />
<strong>BOSG</strong>. Die Vision ist es, eine <strong>BOSG</strong>-<br />
Welt zu schaffen, mit dem Schwerpunkt<br />
Marketing und Innovation für die Branche.<br />
Wenn die Gastronomie erfolgreicher<br />
wird, profitiert davon die ganze Wertschöpfungskette.<br />
www.bosg.ch<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
Wer die Köpfe hinter<br />
Frau Gerolds Garten<br />
in Zürich sind, steht<br />
ab S. 80 ff.
KOPF-SACHE<br />
2<br />
2.1 CHEF-SACHE<br />
Der Ermöglicher 76<br />
2.3 Best of Swiss Gastro<br />
Der digitale Alltag ist brutal 86<br />
2.2 Dreamteam<br />
Miteinander vernetzt 80
76 2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />
DER ER-<br />
MÖGLICHER<br />
Als langjähriger Tourismusdirektor hat Jan Steiner dem Feriendorf<br />
Pontresina einen Platz an der Sonne gesichert. Sein<br />
engmaschiges Kontaktnetz nutzt er seit einem Jahr als Brand<br />
Manager Engadin und er möchte der Region auch dank<br />
digitalen Hilfsmitteln einen moderneren Anstrich geben.<br />
TEXT ROBERT WILDI<br />
FOTOS ZVG<br />
In Pontresina herrscht seit Jahren Flugwetter<br />
für Steine. Von Hotelgarten zu<br />
Hotelgarten werden sie geworfen. Man<br />
unterstützt sich gegenseitig, tauscht<br />
Personal aus, bildet Einkaufsgemeinschaften.<br />
Kollegial ist das Verhältnis<br />
untereinander, teils schon fast freundschaftlich.<br />
Es gibt wenig andere alpine<br />
Ferienorte, wo die Hoteliers so eng<br />
zusammenarbeiten, statt sich mit blindem<br />
Futterneid zu bekämpfen. Auch<br />
Gastronomen, Skischulen, Bergbahnen<br />
und Detailhändlerinnen haben es in<br />
Pontresina in den letzten Jahren geschafft,<br />
an einem Strick zu ziehen. Überdurchschnittliche<br />
Zuwachsraten bei<br />
den Gästezahlen und eine gewisse Immunität<br />
gegenüber Krisen waren der<br />
verdiente Lohn dafür.<br />
EIN ZÜRCHER HALB-ENGADINER<br />
Wie geht so was? Die Antwort auf die<br />
Frage kennt Jan Steiner, der bis vor einem<br />
Jahr Tourismusdirektor von Pontresina<br />
war. Zehn Jahre hat der heute 42-jährige<br />
Zürcher, der sich zumindest als<br />
Halb-Engadiner bezeichnet, auf dieses<br />
Pontresiner Gemeinschaftsgefühl hingearbeitet.
77
78 2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />
Jan Steiner (rechts) ist<br />
massgeblich dafür verantwortlich,<br />
dass die Region<br />
Engadin digitaler wurde.<br />
Mindestens zweimal jährlich organisierte<br />
er zusammen mit der Verfeinerungskommission<br />
Pontresina sogenannte Ortsstrategie-Schulungen.<br />
«Bei diesen werden<br />
die Teilnehmenden, Leistungsträger, Einheimischen<br />
und auch Gäste über die Ortsund<br />
Markenstrategie informiert. Wir animierten<br />
stets alle, sich aktiv an der Umsetzung<br />
zu beteiligen. Zusätzlich werden in<br />
Pontresina viermal jährlich Stammtische<br />
durchgeführt, bei denen aktuelle Themen<br />
präsentiert sowie offene Diskussionen<br />
mit Einheimischen und Gästen geführt<br />
werden.» Diese Art des aktiven Miteinbindens<br />
der Gäste werde von diesen sehr<br />
geschätzt und als Akt einer ehrlichen<br />
Willkommenskultur verstanden.<br />
Wer Jan Steiner zuhört, spürt rasch dessen<br />
strategische Denkweise heraus. Diese sei<br />
ihm nicht einfach so in die Wiege gelegt<br />
worden. Stattdessen habe er sie sich über<br />
Jahre dank beruflicher Erfahrung, aber auch<br />
durch Weiterbildung angeeignet. Nach<br />
einer klassischen Tourismusausbildung in<br />
einer Höheren Fachschule habe er sich<br />
die Chance, bereits als 31-Jähriger den<br />
Chefposten der Pontresiner Tourismusvermarktung<br />
zu übernehmen, vor allem dank<br />
viel Fleiss und Ehrgeiz verdient. «Als ich<br />
den Posten schon rund zwei Jahre innehatte,<br />
wurde mir klar, dass mir eine Weiterbildung<br />
auf strategischer Ebene guttun<br />
würde, um auch auf dieser Ebene sattelfester<br />
und handlungsfähiger zu werden.»<br />
Der Gedanke reifte und Steiner schrieb<br />
sich für den Executive-MBA-Lehrgang<br />
(EMBA) Business Administration an der<br />
HTW Chur ein.<br />
DANK BILDUNG ZUR<br />
ZUKUNFTSSTRATEGIE<br />
Aufgrund seiner damaligen familiären und<br />
beruflichen Situation sei der EMBA ideal<br />
gewesen, «da er mir die Fortführung der<br />
Arbeit neben dem Studium ermöglichte».<br />
Steiner war es wichtig, dank dem EMBA<br />
die richtigen Werkzeuge in die Hände zu<br />
bekommen, um sein Unternehmen und<br />
damit den Tourismus in Pontresina auch<br />
in strategischen Fragen weiterbringen<br />
und in eine erfolgreiche Zukunft führen<br />
zu können. «Diese Erwartung wurde zu<br />
100 Prozent erfüllt.»<br />
Dank des Lehrgangs konnte er seine Arbeit<br />
und seine Ideen noch gezielter, klarer<br />
und professioneller umsetzen. Ebenfalls
2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />
79<br />
habe er das Glück gehabt, dass Pontresina<br />
Tourismusweiterbildungen unterstützt<br />
und ihm einen beträchtlichen Teil dieser<br />
Weiterbildung grosszügig finanziert hatte.<br />
Das Vertrauen zahlte Jan Steiner zurück<br />
und widmete seine EMBA-Diplomarbeit<br />
vollumfänglich der Strategie von Pontresina.<br />
«Ich konnte einen beträchtlichen Teil<br />
davon in der Folge 1:1 umsetzen. Das war<br />
Gold wert und brachte auch die erhofften<br />
positiven Effekte für die gesamte Region.»<br />
MEHR AUS DER MARKE<br />
«ENGADIN» RAUSHOLEN<br />
Nach über zehn Jahren als Geschäftsführer<br />
von Pontresina Tourismus ist<br />
Jan Steiner weitergezogen und hat vor<br />
einem Jahr die Stelle als Brand Manager<br />
für die Tourismusmarke «Engadin»<br />
übernommen. In dieser Funktion wird<br />
er neben der Optimierung von Verkauf,<br />
PR, digitaler Kommunikation und Marketing<br />
auch das Projekt zum Aufbau<br />
der Region als Standort für den Meeting-<br />
und Seminartourismus (MICE)<br />
in Angriff nehmen. In Pontresina hatte<br />
Steiner das MICE-Geschäft in den<br />
letzten Jahren bereits erfolgreich weiterentwickelt.<br />
Die Anfrage sei für ihn zu einem optimalen<br />
Zeitpunkt gekommen, sagt Steiner.<br />
«Ich bin überzeugt, dass man aus der<br />
Marke ‹Engadin› noch eine ganze Menge<br />
herausholen, sie weiterentwickeln und<br />
voranbringen kann.» Viel Freude macht<br />
ihm die Initiative miaEngiadina (siehe<br />
auch S. 12), die genau das umsetzen wolle,<br />
was für ihn selbst das oberste Ziel einer<br />
Tourismusregion sein müsse: die regionale<br />
sowie überregionale Vernetzung im persönlichen,<br />
geschäftlichen und digitalen<br />
Bereich. «Dieses Projekt trifft den Nagel<br />
auf den Kopf und wird unsere Region erheblich<br />
weiterbringen.»<br />
Bei der Engadin St. Moritz Tourismus AG<br />
ist man froh, den umtriebigen Touristiker<br />
an Bord zu haben. Jan Steiner sei für diese<br />
Stelle ein Glücksfall, heisst es auf Anfrage.<br />
Verfüge er doch über den notwendigen<br />
touristischen Werkzeugkasten, Führungserfahrung<br />
sowie strategisches Geschick<br />
und sei bestens im Engadin vernetzt.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.<br />
CORONA-KRISE<br />
«Die Tourismusregion Engadin St.<br />
Moritz ist bis im Februar <strong>2020</strong> auf<br />
Kurs gewesen, das bereits sehr<br />
gute Vorjahr nochmals zu übertreffen.<br />
Per Mitte März sind die<br />
Übernachtungen eingebrochen. Im<br />
März verbuchten wir ein Minus<br />
von gut 60 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahresmonat. Damit liegt<br />
die gesamte Wintersaison bis<br />
Ende März um knapp 11 Prozent<br />
unter dem Vorjahreszeitraum. Im<br />
April betrug das Minus sogar 90<br />
Prozent. Für das Gesamtjahr <strong>2020</strong><br />
könnte ein Rückgang von 20 bis<br />
25 Prozent resultieren. Mit den<br />
Grenzöffnungen im Juni sind wir<br />
zuversichtlich, dass neben Schweizer<br />
auch Gäste aus den Nachbarländern<br />
zurückkehren. Hotels,<br />
Ferienwohnungen und Campingplätze<br />
sind für den Sommer<br />
sehr gut gebucht. Jan Steiner,<br />
Engadin-St. Moritz Tourismus AG
80 2.2 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />
PUBLIREPORTAGE<br />
MITEINANDER<br />
VERNETZT<br />
Das Kernteam der Miteinander GmbH funktioniert wie ein gut<br />
geölter Viertaktmotor. Einer der vier Gesellschafter ist Marc Blickenstorfer.<br />
Abgesehen von der Miteinander GmbH ist er Gesellschafter<br />
bzw. Verwaltungsrat in weiteren 22 Unternehmen der Gastrobranche.<br />
Ein Blick ins Handelsregister zeigt das Bild umfassender Uneinheitlichkeit.<br />
Wir bringen Ordnung ins Spiel.<br />
TEXT CHRISTIAN GERIG<br />
FOTOS MISCHA SCHERRER, ZVG<br />
Beim genauen Hinsehen im Handelsregister<br />
wird klar: Fast überall wird<br />
die bekannte Gastrofirma «Miteinander<br />
GmbH» als Gesellschafterin aufgeführt,<br />
ergänzt durch Namen, von denen einige<br />
in der Gastrowelt nicht unbekannt sind.<br />
Sieht nach raffiniertem Firmengeflecht<br />
zum Zweck der Steueroptimierung aus.<br />
Schliesslich ist der Mann der ersten<br />
Stunde des Miteinander-Netzwerkes,<br />
Marc Blickenstorfer, eigentlich Rechtsanwalt.<br />
Auch seine illustren «Miteinander»-Kollegen<br />
sind ursprünglich branchenfremd:<br />
Tom O. Maurer ist Betriebsökonom,<br />
Michael «Mischa» Dieterich<br />
wurde aus dem Marketing einer Spirituosen-Firma<br />
abgeworben, Roger Link<br />
ist technischer Zeichner, hat aber als<br />
Partner von Blickenstorfer bei dessen<br />
erstem Gastrounternehmen «Rimini-<br />
Bar» operative Branchenerfahrung.<br />
Gefunden haben sie sich eher zufällig:<br />
Maurer, Miterfinder des genialen Stadtzürcher<br />
Klangteppichs «Rundfunk.fm»,<br />
betrieb mit Link schon die Gastronomie<br />
des Seebades Enge. Für Rundfunk.fm<br />
suchten sie einen zusätzlichen Partner.<br />
Und fanden Blickenstorfer.
Das Who’s who der<br />
Miteinander GmbH<br />
finden Sie auf Seite 84.<br />
81
82 2.2 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />
ZUR MITEINANDER GMBH GEHÖREN U. A.<br />
› Stall Valär Davos (Restaurant & Bar)<br />
› Ooki Japanese Izakaya (japanisches<br />
Restaurant)<br />
› Maison Manesse (Fun Fine Dining<br />
Restaurant)<br />
› Smith & Smith Wine Company<br />
(Weinhandel)<br />
› Smith & de Luma (Steak Restaurant)<br />
› Frau Gerolds Garten<br />
(Outdoor-Biergarten)<br />
› Calvados Bar (Sportbar)<br />
› Gartenhof (Quartier-Restaurant)<br />
› Francis Sausage Company<br />
(Food-Truck-Würste)<br />
› Schickeria (Nightlife Bar)<br />
› Wienachtsdorf Bellevue<br />
(Weihnachtsmarkt)<br />
› Street Food Festival Zürich<br />
› Rundfunk.fm (6-wöchiges<br />
Radiostudio inkl. Events)<br />
› Fräulein Holle & JuniJuli<br />
(Pop-up im Sihlcity für Winterund<br />
Sommersaison)<br />
STRUKTURIERUNG DES WACHSTUMS<br />
Als die Alte Börse zum Partytempel wurde,<br />
ergänzte Dieterich mit seinem Marketinghintergrund<br />
das Team kongenial. Mit<br />
der Gründung der im Zürcher Kreis 5<br />
domizilierten «Miteinander GmbH»<br />
wurde einem in dieser Branche unüblichen,<br />
organischen Wachstum eine formale<br />
Struktur gegeben. Die vier ziehen seither<br />
bei 15 Bar- und Clubbetrieben,<br />
Weihnachtsmärkten und Restaurants in<br />
der einen oder anderen Form die Fäden.<br />
Meist eher opportunistisch, denn die<br />
unterschiedlichen Freunde waren sich von<br />
Anfang an einig: Wachsen um jeden Preis<br />
ist nicht das Ziel. Lust haben an dem,<br />
was sie tun, steht im Zentrum, und dabei<br />
genug Geld verdienen für jährlich ein paar<br />
Surf-Wochen irgendwo auf dem Globus.<br />
Jeder der vier ist zwar ein Macher, aber<br />
sie beteiligen sich nicht an Betrieben, um<br />
diese ihrem Imperium «einzuverleiben».<br />
Sie haben kein Interesse daran, dass<br />
öffentlich ist, welche Restaurants, Bars<br />
oder Clubs zur Gruppe gehören. Sie sind<br />
Ermöglicher. Im Tagesanzeiger wurden<br />
sie als «die Vernetzten» rubriziert. Das<br />
mag sein, aber sie vernetzen sich nicht,<br />
um zu wachsen, sondern sie wachsen, weil<br />
sie vernetzt sind und weil diese Netzwerke<br />
nicht aus Business-Verbindungen<br />
geknüpft sind, sondern meistens aus<br />
Freundschaften. Ihre Netzwerke sind<br />
stabil, manche wachsen zusammen.<br />
DIE FRAUEN IM MÄNNERBUND<br />
So gesehen wird das Firmen-Konglomerat<br />
rund um Blickenstorfer und die<br />
Miteinander GmbH schnell entwirrt: Es<br />
gibt Firmen, die bereits vor der Gründung<br />
der Miteinander GmbH bestanden wie<br />
der Club Plaza, das Mascotte, die Alte<br />
Börse und später das Quai 61 (heute: Samigo<br />
Amusement). Blickenstorfer hatte<br />
bereits damals mit Alfonso Fönsi Siegrist,<br />
Lukas Meier, CEO der Aroma AG,<br />
Patrick Grau, Patrick Spiller und dem<br />
vor zwei Jahren verstorbenen Musiker<br />
und Gastronomen Martin Strickler eine<br />
Gastro-Beteiligungsfirma gegründet: die<br />
Rat Pack AG. Diese gibt es immer noch,<br />
und sie hat keinerlei Berührungs- oder<br />
Konfliktpunkte mit der Miteinander<br />
GmbH. Was früher Erfolg hatte, muss<br />
ja nicht um jeden Preis verändert, umstrukturiert<br />
oder integriert werden. Lieber<br />
gründen die Genannten eine neue Firma,<br />
wie z. B. mit Katja Weber. Sie ist Mit-
2.2 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />
83<br />
Ebenfalls im Portfolio<br />
der Miteinander GmbH:<br />
das Smith & de Luma<br />
(oben) und das Zürcher<br />
Wienachtsdorf beim<br />
Bellevue (rechts).<br />
Initiantin von Frau Gerolds Garten, dem<br />
Food-Markt oder dem Wienachtsdorf auf<br />
dem Zürcher Bellevue. Weber hat dank<br />
ihrer Gastrotätigkeit in Berlin grosses<br />
Knowhow in Sachen Outdoor-Märkte<br />
nach Zürich gebracht. Der Support der<br />
Miteinander GmbH hat ihren Start in<br />
Zürich erleichtert.<br />
Dem bewährten Muster folgend wurde<br />
eine Firma gegründet, in der Weber und<br />
die «Miteinander GmbH» gleichberechtigt<br />
und als gleichermassen am Kapital<br />
beteiligte Partner Einsitz haben. Weil die<br />
Miteinanders mit geschätzten Partnern<br />
nicht nebeneinander, sondern füreinander<br />
arbeiten, tauften sie diese mit Katja Weber<br />
gegründete Firma «füreinander GmbH».<br />
Oder weil die Organisation von Events<br />
manchmal hektisch ist, heisst eine weitere<br />
Firma konsequenterweise «durcheinander<br />
GmbH». An dieser ist eine weitere Frau<br />
beteiligt: die Personal- und Eventverantwortliche<br />
Isabella Isa Hackl.<br />
ABNÜTZUNGSKÄMPFE VERMEIDEN<br />
Dieses Vorgehen, sagt Mischa Dietrich,<br />
sei bei ihnen der übliche Weg: Entweder<br />
werde ihnen ein Betrieb angedient, weil<br />
die Betreiber andere Pläne haben oder<br />
weil er als Einzelbetrieb nicht überleben<br />
könne. Dann steigt die Miteinander<br />
GmbH unterstützend ein oder übernimmt<br />
den Laden gleich ganz. Allerdings<br />
nur, wenn jemand aus ihrem Umfeld da<br />
ist, der die operative Leitung übernehmen<br />
will – und sich beteiligt. Ausrichtung und<br />
Erscheinungsbild der Betriebe bleiben erhalten,<br />
ein Corporate Design interessiert<br />
sie nicht. «Wir brauchen keine Fischknusperli<br />
als Signature-Dish!», meint<br />
Blickenstorfer. Klingt irgendwie nach<br />
Selbstlosigkeit und diskreter Hilfe als<br />
Programm. Wirklich?<br />
Mit Menschenfreundlichkeit habe das<br />
alles nichts zu tun, erklärt Blickenstorfer.<br />
Dieses Vorgehen beruhe auf der Überzeugung,<br />
dass sowohl die kompetitive<br />
Übernahme von Betrieben wie auch<br />
die Zusammenarbeit mit Partnern, die<br />
grundsätzlich anders ticken, lediglich<br />
Abnützungskämpfe und sinnlose Verschwendung<br />
von Energien bedeuteten.<br />
Dieser Einsicht bleibt Blickenstorfer<br />
auch in seiner Rolle als Präsident der<br />
2011 gegründeten Bar- und Clubkommission<br />
der Stadt Zürich treu. Er vertritt<br />
damit auch Interessen konkurrierender<br />
Clubs. Doch Interessenskonflikte gebe<br />
es nicht. Blickenstorfer bleibt auch hier<br />
ganz Miteinander: Netzwerke haben<br />
problemlos Bestand nebeneinander, ihre<br />
Ziele kollidieren nicht. Sie befruchten<br />
sich eher gegenseitig. Die Club-Szene<br />
ist seit seinem Präsidium jedenfalls näher<br />
zusammengerückt, die Interessen werden<br />
effizienter vertreten und durchgesetzt.<br />
REDEN, REDEN, REDEN<br />
Miteinander soll trotz neuen Freundschaften<br />
und Partnerschaften so bleiben,<br />
wie sie ist. Und wahrscheinlich ist<br />
genau das einer der Erfolgsfaktoren der<br />
Miteinander GmbH: In einer Welt, in<br />
der Projekte wachsen und scheitern, in<br />
der Trends kommen und gehen und<br />
in der Partnerschaften gedeihen und<br />
versiegen, in dieser Welt haben vier<br />
Freunde etwas eigentlich Naheliegendes<br />
beschlossen: Sie wollen nicht übereinander<br />
oder aneinander vorbeireden,<br />
sondern miteinander. Und zwar über<br />
alles! Auch über Projekte und Beteiligungen<br />
und Strategien und Visionen.<br />
So lange miteinander reden, bis sich alle<br />
einig sind.
84<br />
2.2 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />
10<br />
1<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
2 3<br />
4 5<br />
WHO’S WHO<br />
1. Mischa Dieterich<br />
› Partner Miteinander GmbH<br />
› Gründungspartner, zuständig für<br />
Marketing, diverse Betriebsleitungen;<br />
verbringt seine Winter<br />
gerne in Davos<br />
2. Nicole Burri<br />
› Administration, Finanzen<br />
› Admin, Backoffice, zuständig für<br />
Wichtiges; der ruhige Pol im Miteinander-Hauptquartier<br />
3. Marc Blickenstorfer<br />
› Partner Miteinander GmbH<br />
› Gründungspartner und Gastro-<br />
Zampano, zuständig für alles,<br />
was neu und gross ist. War mal Anwalt<br />
und verhandelt daher gerne<br />
(und gut)<br />
5. Isa Hackl<br />
› Personalverantwortliche Events<br />
› Personalverantwortliche für alle<br />
Events, zuständig für das ganze<br />
Personal; ohne Isas Adressbuch<br />
würde nicht viel gehen<br />
6. Jenna Müller<br />
› Miteinander GmbH<br />
› Personal, Administration, behält die<br />
Übersicht auch dann, wenn sie die<br />
vier Herren schon länger verloren<br />
haben<br />
7. Fabian Häberli<br />
› Miteinander GmbH<br />
› F&B-Manager Events, keine Miteinander<br />
GmbH ohne Fabian und<br />
wohl auch umgekehrt; bestellt<br />
im Winter gerne Fondues per Tonne<br />
man darf gespannt sein, welches<br />
nächste Riesenprojekt Katja aus<br />
ihrem Rucksack zaubern wird<br />
9. Sarah Graf<br />
› Projektleiterin Weihnachtsevents<br />
und Street-Food-Festivals; kennt<br />
vom Ramen bis zur holländischen<br />
Frittenbude wohl jeden Standbetreiber<br />
der Schweiz persönlich<br />
10. Tom O. Maurer<br />
› Partner Miteinander GmbH<br />
› Gründungspartner, zuständig für alle<br />
Zahlen, diverse Betriebsleitungen;<br />
spielt im Sommer eine starke Vorhand<br />
auf verschiedenen Sandplätzen<br />
4. Roger Link<br />
› Partner Miteinander GmbH<br />
› Gründungspartner, zuständig für<br />
Eventumsetzungen, verbringt<br />
seine Sommer gerne im Landesmuseum<br />
am Rundfunk.fm<br />
8. Katja Weber<br />
› Zürcher Wienachtsdorf,<br />
Frau Gerolds Garten<br />
› Die Grande Dame des Zürcher<br />
Wienachtsdorfes, auch Partnerin<br />
beim Frau Gerolds Garten;<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
86 2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
«DER<br />
DIGITALE<br />
ALLTAG IST<br />
BRUTAL»<br />
Best of Swiss Gastro ist in der Schweizer Gastronomie ein<br />
Vorreiter der digitalen Revolution. Schliesslich hat alles<br />
mit dem Gewinn des Best of Swiss Web Award begonnen.<br />
2002 räumte <strong>BOSG</strong>-CEO Andreas Krumes den Innovationspreis<br />
mit seiner Plattform GastroFacts ab. Wir<br />
haben beim digitalen Brancheninsider und Herausgeber<br />
dieses <strong>Magazin</strong>s nachgefragt.<br />
TEXT MANUEL GAMMA<br />
FOTOS ZVG<br />
CHEF: ANDREAS KRUMES, BEST<br />
OF SWISS GASTRO (<strong>BOSG</strong>) IST<br />
QUASI BEREITS DIGITAL GEBOREN.<br />
WIE KAM DAS?<br />
Andreas Krumes: Kurz nach der Jahrtausendwende<br />
war der Alltag noch<br />
nicht so digital wie heute. Was wir damals<br />
mit der Plattform GastroFacts<br />
geschaffen hatten, ist bis heute kaum<br />
jemandem bewusst. Das erste digitale<br />
Baby der Gastronomie quasi. Wir<br />
hatten als kleines Schweizer Unternehmen<br />
bereits eine Kooperation mit<br />
Google, der Vertrag war 62 Seiten lang.<br />
Als wir dann im 2002 einen der Best of<br />
Swiss Web Awards gewonnen hatten,
2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
87<br />
Early Adapter in<br />
Sachen Digitalisierung:<br />
CHEF-<br />
Sache-Herausgeber<br />
und <strong>BOSG</strong>-Gründer<br />
Andreas Krumes.<br />
fand ich das eine spannende Veranstaltung.<br />
Und ich wollte so etwas für<br />
meine Branche, die Gastronomie, anbieten.<br />
Ohne Selbstbeweihräucherung,<br />
dafür mit Marketingnutzen und Gästezugang.<br />
So wurde Best of Swiss Gastro<br />
geboren.<br />
SIE HABEN <strong>BOSG</strong> VON BEGINN<br />
WEG KLAR DIGITAL POSITIONIERT.<br />
WARUM?<br />
Ich habe 1998 mit GastroFacts die ersten<br />
Schritte in der digitalen Welt machen<br />
dürfen, und auf dieser Plattform<br />
konnten wir Best of Swiss Gastro perfekt<br />
integrieren. Zu der Zeit haben<br />
die Leute mit mir diskutiert, ob es im<br />
nächsten Jahr das Internet noch gibt.<br />
Ich finde Veränderung immer spannend,<br />
es ergeben sich neue Möglichkeiten,<br />
Probleme zu lösen. Aber dazu<br />
braucht es den Mut, sich immer wieder<br />
neu zu erfinden. Und auch Niederlagen<br />
gehören dazu. Das macht genau<br />
das Learning aus, das ich mit in die Zukunft<br />
nehmen kann. Wir haben in den<br />
letzten drei Jahren über 350 000 Franken<br />
in die Weiterentwicklung investiert,<br />
um für die Zukunft fit zu bleiben.<br />
DIE WELT VON <strong>BOSG</strong><br />
WELCHE DIGITALEN VORTEILE<br />
HABEN GASTRONOMEN VON<br />
EINER ANMELDUNG BZW. EINER<br />
NOMINATION FÜR DEN BEST OF<br />
SWISS GASTRO AWARD?<br />
Mehr Bekanntheit, mehr Gäste und<br />
mehr Erfolg, unser Leitsatz seit 2004.<br />
Wir wollen in der Branche etwas bewegen.<br />
Und zwar da, wo unternehmerischer<br />
Erfolg messbar ist: im Marketing.<br />
Daher geben wir guten, innovativen<br />
und neugierigen Unternehmerinnen<br />
und Unternehmern eine Plattform,<br />
um ihre Konzepte in den nationalen<br />
Markt zu bringen. Viele der Betriebe<br />
haben sonst keine spezifischen Kanäle.<br />
Dabei kommt Innovation oft von<br />
den Kleinen, auch bei den Produzenten.<br />
Nur haben diese selten die Kenntnisse<br />
oder die entsprechende Marketingpower,<br />
um ihre Innovationen auf den<br />
Markt zu bringen. Und da kommen wir<br />
ins Spiel. Es ist unser Ziel, Gutes aufzuzeigen,<br />
Wertschätzung zu generieren<br />
und es den Konsumenten und Kundinnen<br />
zu ermöglichen, all diese Qualitäten<br />
zu entdecken.<br />
WELCHE NEUERUNGEN DARF<br />
DIE BRANCHE DENN VON <strong>BOSG</strong><br />
ERWARTEN?<br />
Wir haben <strong>BOSG</strong> neu als Dachmarke<br />
aufgebaut und die bestehenden Plattformen<br />
zusammengelegt. Dazu kommt<br />
eine App, welche die Gastronomie direkt<br />
mit dem Gast verbinden wird.<br />
Dank unseres einmaligen Netzwerks<br />
in der ganzen Wertschöpfungskette<br />
werden wir die Vernetzung Schritt für<br />
Schritt weiter ausbauen.<br />
Meine Vision ist eine Plattform World of<br />
<strong>BOSG</strong>! Eine crossmediale Wertschöpfungskette<br />
im Ökosystem der Branche,<br />
mit den Schwerpunkten Marketing<br />
und Innovation für Unternehmen. Wie<br />
ich immer gerne sage: vom Rüebli<br />
im Boden bis zum Rüebli auf dem<br />
Teller. Und Erfolg haben wir nicht,<br />
wenn wir viele Rüebli produzieren, sondern<br />
wenn wir viele Rüebli verkaufen.<br />
Es ist unser Kernziel, die Gastronomie<br />
erfolgreich zu machen. Davon profitiert<br />
die ganze Wertschöpfungskette.
88 2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
WELCHEN NUTZEN BIETET DIE<br />
DIGITALISIERUNG FÜR GASTRONO-<br />
MIE, ZULIEFERINDUSTRIE UND<br />
HOTELLERIE HEUTE?<br />
Grundsätzlich muss man unterscheiden,<br />
wo die Digitalisierung zum Einsatz<br />
kommt. Firmenintern vereinfacht eine<br />
clevere digitale Lösung beispielsweise Finanzbuchhaltung,<br />
Personalwesen, Einkauf<br />
und Inventar. Innovative Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer arbeiten auch<br />
in Rezeptierung und Angebotskalkulation<br />
digital. Es gibt auch spannende Erfindungen<br />
für die Produktion, z. B. Kombisteamer,<br />
die über eine App gesteuert werden.<br />
Digitalisierung im B2C-Bereich bedeutet<br />
nichts anderes als Marketing. Onlinereservationen,<br />
Gutscheinsysteme, Webseiten,<br />
Newsletter, soziale Medien – wer<br />
erfolgreich sein will, bewirtet seine Gäste<br />
auch digital. Richtig genutzt sind dies<br />
perfekte Werkzeuge zur Kundenbindung<br />
oder zur Gewinnung von Neukunden.<br />
Der Nutzen für die Branche ist daher<br />
immens. Die Effizienz wird erhöht<br />
und Fehlerquellen werden reduziert. Verwaltung<br />
und Administration im Personalwesen,<br />
Kassensystem und in der Buchhaltung<br />
Angebotsplanung, Rezeptierung<br />
sowie Bestellungen oder die Erfassung<br />
der Verkaufszahlen: Digital wird mit klaren<br />
Kennzahlen und viel Transparenz gearbeitet.<br />
«MEIN RAT: ZU BEGINN EINEN<br />
PROFI BEIZIEHEN.»<br />
WELCHES SIND ZURZEIT DIE<br />
GRÖSSTEN DIGITALEN HERAUS-<br />
FORDERUNGEN FÜR GASTRONO-<br />
MIE UND HOTELLERIE?<br />
Die Digitalisierung ist brutal und schreitet<br />
schnellen Schrittes voran. Anbieter<br />
verschiedener Lösungen in allen Bereichen<br />
gibt es viele. Hier beginnt oft die<br />
erste Heraus- oder sogar Überforderung:<br />
Selbst wer weiss, was er braucht, muss herausfinden,<br />
von wem und warum. Das ist<br />
teils schwer zu analysieren, weil hier andere<br />
Kompetenzen gefragt sind. Wenn der<br />
Entscheid gefällt ist, kommt dann noch<br />
die Umsetzung. Das braucht ein klares<br />
Konzept, Planung und Vorgehen in<br />
der Umsetzung sowie Implementierung.<br />
Auch die Schulung der Mitarbeitenden<br />
bei neuen Lösungen und Abläufen sollte<br />
nicht unterschätzt werden.<br />
BESONDERS FÜR KLEINERE<br />
UNTERNEHMEN BEDEUTET DER<br />
DIGITALE AUFWAND IM ALLTAG<br />
ZUSÄTZLICHER STRESS. WIE<br />
KANN DAS OPTIMIERT WERDEN?<br />
Grundsätzlich sollte ich wissen, was<br />
ich will. Prioritäten setzen, abschätzen,<br />
wovon ich am meisten profitieren kann.<br />
Man muss nicht alles machen, nur, weil<br />
es möglich ist. Mein Rat: zu Beginn einen<br />
Profi beiziehen. Dann entscheiden,<br />
was man wirklich braucht und einen<br />
Mehrwert schafft.<br />
WELCHE TOOLS UND KANÄLE<br />
SIND EIN MUSS FÜR JEDES<br />
UNTERNEHMEN?<br />
Die klassische Office-Umgebung, z. B.<br />
von Microsoft. Je nach Betriebstyp<br />
und -grösse ist sicherlich eine aktuelle<br />
und informative Webseite Pflicht für<br />
das Marketing eines Betriebs. Für die<br />
Neukundengewinnung optimalerweise<br />
mit einem Block für Aktualität und<br />
Search Engine Optimization (SEO).<br />
Für die Kundenbindung empfehle<br />
ich einen Newsletter. Und eine clevere<br />
Reservationslösung gehört ebenfalls<br />
dazu.
2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
89<br />
Bevor man digital<br />
durchstarten kann,<br />
muss man erst<br />
wissen, was man<br />
braucht - und was<br />
möglich ist.<br />
Auch Social Media sind starke Marketingtools,<br />
je nach Zielgruppe. Im B2B-Segment<br />
macht LinkedIn Sinn, Facebook und<br />
Instagram im B2C-Bereich und für ganz<br />
Junge gibt es TikTok, welches immer beliebter<br />
wird.<br />
Daneben sollten auch Plattformen, auf<br />
welchen Unternehmen ohne eigenes Mitwirken<br />
präsent sind, gepflegt werden, z. B.<br />
Tripadvisor. Im Zeitalter der Selfies und<br />
Influencer kann eine clevere Visualisierung<br />
des Betriebs spannend sein. Ob ein innovatives<br />
Bild an der Fassade oder eine visuell<br />
auffällige Speisekarte – alles, was zum Fotografieren<br />
verführt, generiert gratis Aufmerksamkeit.<br />
VON DEN INNOVATIVEN LERNEN<br />
WELCHE SCHWEIZER GASTRO-<br />
BETRIEBE SIND DIGITAL À JOUR?<br />
Rolf Hiltl war einer der Vorreiter im<br />
Bereich soziale Medien. Er hat früh auf<br />
diese Kanäle gesetzt und die nötigen<br />
Mittel investiert. Er hat eine Community<br />
von fast 40 000 Personen auf Facebook<br />
und 21 000 Follower auf Instagram.
90<br />
2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
Community-<br />
Building ist das A<br />
und O des digitalen<br />
Marketings.<br />
Hiltl setzt auf eine starke Bildsprache<br />
und Videos, die alle auch live auf grossen<br />
Screens im Gastraum zu sehen sind. Er<br />
hat zudem verstanden, dass mobile first<br />
gilt, man muss sich nur seine Webseite*<br />
auf einem Smartphone anschauen. Es<br />
gibt auch kleinere Betriebe, die sehr aktiv<br />
sind. Die Jungs vom Meating in Zug<br />
sind vor allem mit coolem Bewegtbild<br />
auf Facebook aktiv. Die haben verstanden,<br />
was Storytelling und Community-<br />
Building bedeutet. Über 10 000 Videoaufrufe<br />
bestätigen das.<br />
Oder auch die Gebrüder Ayverdis*, die<br />
genau wissen, was sie auf ihren verschiedenen<br />
Social-Kanälen machen, und<br />
die eine sehr grosse, aktive Community<br />
aufgebaut haben. Sie haben eine klare<br />
Strategie, offline wie online.<br />
GÄSTE ORIENTIEREN SICH<br />
ZUSEHENDS STÄRKER ONLINE,<br />
WO SIE FERIEN MACHEN ODER<br />
ESSEN GEHEN. WIE KANN EIN<br />
BETRIEB DAVON PROFITIEREN?<br />
Mit einer eigenen Strategie für die passende<br />
Zielgruppe die richtigen Kanäle<br />
bespielen. Dann aber kontrollieren, was<br />
funktioniert und was nicht. Heutzutage<br />
habe ich die genaue Kontrolle. Es ist<br />
wichtig, die Kennzahlen (KPI) zu analysieren,<br />
seine Learnings daraus zu ziehen<br />
und Inhalte permanent für seine Zielgruppe<br />
zu optimieren.<br />
www.hiltl.ch<br />
www.ayverdis.ch<br />
CORONA-KRISE<br />
Wir von <strong>BOSG</strong> haben uns in der<br />
Krise mit der Branche solidarisiert<br />
und stellen den neuen Dining-<br />
Guide als Marketinginstrument für<br />
alle Gastronomen und Gastronominnen<br />
der Schweiz gratis zur<br />
Verfügung. Dies zur Sicherstellung<br />
von sofortigen, aber auch nachhaltigen<br />
Marketingmassnahmen<br />
und aufgrund bekannter Liquiditätsprobleme<br />
in der Gastronomie.<br />
Gezieltes Off- und Online-<br />
Marketing wird ein Schlüsselfaktor<br />
für die Rückkehr auf die<br />
Erfolgsstrasse sein. Entsprechende<br />
Massnahmen sollte die Gastronomie<br />
bereits jetzt vorbereiten.<br />
Dazu wollen wir etwas beitragen:<br />
Alle Gastronomen können sich<br />
völlig kostenfrei und unverbindlich<br />
eintragen. Danach sind sie<br />
bereits in 30 Minuten online.<br />
www.we-love-gastro.ch<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />
91<br />
<strong>BOSG</strong> WAGT<br />
DIE PROGNOSE:<br />
4 TRENDS DER<br />
ZUKUNFT<br />
Trends gibt es viele. Digitale Trends noch mehr. Doch welche davon<br />
haben das Potenzial, sich zu etablieren und im Markt festzusetzen?<br />
Best of Swiss Gastro spekuliert und prognostiziert 4 Haupttrends.<br />
TEXT MANUEL GAMMA<br />
FOTOS ZVG<br />
1 ZIELGRUPPEN<br />
Die Zielgruppenansprache wird zukünftig<br />
noch diverser werden, als sie es<br />
heute schon ist. Alle Kundensegmente<br />
haben verschiedene Bedürfnisse, reagieren<br />
unterschiedlich und haben eigene<br />
Ansprüche an Produkte. Für Marketingverantwortliche<br />
heisst das: Sie müssen für<br />
jede Zielgruppe eine individuelle Ansprache<br />
und einen eigenen Kommunikationsweg<br />
finden. Manche sind eher digital<br />
unterwegs und reagieren auf E-Mail-<br />
Marketing, während andere nur über eine<br />
analoge Ansprache per Print-Information<br />
oder über Events erreicht werden können.<br />
Auch regionale Unterschiede gilt es<br />
zu beachten.<br />
DIGITAL UND ANALOG<br />
2 Wichtig: der Brückenschlag zwischen<br />
alter und neuer Welt. Digital und Print<br />
sind zusammen am erfolgreichsten. Studien<br />
haben herausgefunden, dass Kampagnen<br />
die grössten Erfolgsraten haben,<br />
wenn sie E-Mail-Sendungen mit Print<br />
kombinieren. Das heisst, dass potenzielle<br />
Kundinnen und Kunden sowohl digital als<br />
auch analog angesprochen werden und einer<br />
Botschaft so mehrfach begegnen.<br />
3 KUNDENERLEBNIS<br />
Branchenspezifisch wird die Entwicklung<br />
gastronomischer Konzepte<br />
künftig noch stärker vom Gast geprägt<br />
sein. Die Konsumenten werden kompetenter<br />
und mündiger. Relevant bleibt<br />
das generelle Kundenerlebnis, die Customer<br />
Journey des Gastes. Kundinnen und<br />
Kunden wollen sich beraten und verstanden<br />
fühlen. Dazu braucht es eine Strategie<br />
für alle Berührungspunkte mit dem<br />
Gast, online wie offline.<br />
4 TEAM<br />
Und zu guter Letzt: Vor lauter Digitalisierung<br />
sollen die Mitarbeitenden<br />
nicht vergessen werden. In Zeiten von<br />
Fachkräftemangel werden kompetente<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer<br />
wichtiger. Damit steigt die Bedeutung<br />
des internen Marketings und des<br />
Em ployer-Brandings. Stellensuchende<br />
möchten für einen coolen Betrieb arbeiten,<br />
und Angestellte wollen emotional an das<br />
Unternehmen gebunden werden. Steigt<br />
die Zufriedenheit der Mitarbeitenden,<br />
steigert sich die Qualität der täglichen<br />
Arbeit, die Fluktuation sinkt – und damit<br />
die Kosten.<br />
CORONA-KRISE<br />
Noch ist offen, wie sich die<br />
Digitalisierung langfristig und aufgrund<br />
der Erfahrungen der letzten<br />
Wochen entwickeln wird. Auf<br />
jeden Fall wird es digitaler. Aber<br />
was wird in Zukunft richtig sein?<br />
Setzt sich die digitale Menükarte<br />
durch, oder ist sie nur ein aktuell<br />
wichtig zwecks Hygiene? Der Boom<br />
digitaler Lieferplattformen dürfte<br />
weithin eine wichtige Rolle für die<br />
Gastronomie spielen. Oder verstärkt<br />
neue Geschäftsmodelle mit soge-<br />
nannten «Ghost Kitchen» (Restaurants,<br />
die nur für den Lieferservice<br />
kochen; siehe auch S. 26 ff.) zum<br />
Vorschein bringen. Hier lohnt sich<br />
für Caterer eine genau Analyse.<br />
Seien wir gespannt auf die Zukunft.<br />
Vorhersagen können wir Sie nicht,<br />
aber mitgestalten.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
Wo künstliches Fleisch<br />
gezüchtet wird: ein<br />
Forscher im israelischen<br />
Unternehmen Aleph<br />
Farms. Seite 102<br />
© Afik Gabay
TREND-SACHE<br />
3<br />
3.1 Trending Topic<br />
Was uns die Zukunft auftischt 94<br />
3.2 Buzzword<br />
Buzzword: Clean Meat 100<br />
Die Suche nach der «sauberen» Lösung 102
94 3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
WAS UNS<br />
DIE ZUKUNFT<br />
AUFTISCHT<br />
Zuerst die schlechte Nachricht: Die Welt verändert sich rasant.<br />
Und kaum eine andere Branche ist so schnelllebig wie die<br />
Gastronomie, wo heute (scheinbar) ein Trend den nächsten jagt.<br />
Doch jetzt die gute: Sie müssen nicht alles mitmachen.<br />
TEXT MICHAELA RUOSS<br />
FOTOS ZVG, ANDREAS JAKWERTH<br />
Bubble Tea, Sea Vegetables und Cake-<br />
Pops – alles Hypes, die uns in den letzten<br />
Jahren um die Ohren geflogen sind.<br />
Wie, die Begriffe sagen Ihnen nichts?<br />
Keine Panik. Einen wirklich wichtigen<br />
Trend zu verpassen, ist so gut wie unmöglich.<br />
Denn damit ist es wie mit vielem:<br />
Gut Ding will Weile haben.<br />
Kulinarisches aus<br />
aller Welt: Tofu-<br />
Dumplings nach<br />
Betty Bossi.<br />
Die österreichische Ernährungswissenschaftlerin<br />
Hanni Rützler beschreibt<br />
Food-Trends in ihrem «Food Report»<br />
als «längerfristige Veränderungsbewegungen<br />
und Wandlungsprozesse innerhalb<br />
Esskulturen, in denen sich<br />
Lösungsversuche für erwartete Problem-
3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
95<br />
WAS IST EIGENTLICH EIN TREND?<br />
Ein Trend ist laut Zukunftsinstitut<br />
nichts anderes als eine Veränderungsbewegung<br />
oder ein Wandlungsprozess.<br />
Man findet Trends in den<br />
unterschiedlichsten Bereichen<br />
des Lebens: von der Ökonomie über<br />
die Politik bis zur Konsumwelt.<br />
Und man findet sie in den unterschiedlichsten<br />
Durchdringungstiefen:<br />
Es kann sich um flüchtige,<br />
oberflächliche und häufig marketinggesteuerte<br />
Oberflächenphänomene<br />
(z. B. Produkt- und Mode-<br />
trends) handeln oder um tiefe,<br />
nachhaltige Strömungen (z. B. Megatrends).<br />
Megatrends sind die «Blockbuster»<br />
des Wandels – langfristige<br />
Entwicklungen, die für alle Bereiche<br />
von Gesellschaft und Wirtschaft prägend<br />
sind. Sie haben eine Halbwertszeit<br />
von mindestens 25 bis 30<br />
Jahren, sind nie linear und eindimensional,<br />
sondern vielfältig,<br />
komplex und vernetzt. Und so beeinflussen<br />
sie sich gegenseitig<br />
und verstärken sich in ihrer Wirkung.<br />
stellungen ankündigen». Geprägt würden<br />
sie von tiefgreifenden, langfristigen,<br />
globalen, sozialen, ökonomischen,<br />
politischen und technologischen Entwicklungen.<br />
JEDEM TREND SEIN GEGENTREND<br />
Zudem provozieren Trends laut der Expertin<br />
naturgemäss Gegentrends. So<br />
haben Industrialisierung, Standardisierung<br />
und Beschleunigung Bewegungen<br />
wie Artisan- und Slow-Food gestärkt.<br />
Mit zunehmender Globalisierung der<br />
Lebensmittelproduktion sehnen wir<br />
uns mehr nach Lokalem. Und die Zunahme<br />
von Convenience-Food steigert<br />
unseren Appetit auf Selbstgemachtes.<br />
Methoden nicht. Eine Food-Revolution<br />
ist gefragt. Nach den Interviews mit<br />
39 Fachleuten aus Europa, Nordamerika<br />
und Asien kommt das GDI in der<br />
Studie zum Schluss, dass die Wende nur<br />
mit einer umfassenden Technisierung<br />
möglich ist, und zwar entlang der ganzen<br />
Wertschöpfungskette: von der Produktion<br />
bis zum Konsum.<br />
Aber was tischt uns die Zukunft denn<br />
jetzt konkret auf? Fünf Antworten auf<br />
diese Frage lesen Sie auf den nächsten<br />
Seiten.<br />
Unsere Essgewohnheiten sind also<br />
nicht nur völlig widersprüchlich, sondern<br />
in den letzten Jahrzehnten auch<br />
immer ressourcenintensiver geworden.<br />
Darum stellt sich uns laut «European<br />
Food Trends Report 2019» des Gottlieb<br />
Duttweiler Instituts (GDI) ein grundlegendes<br />
Problem: die Nahrungsmittelsicherheit.<br />
Bis 2050 müssen knapp zehn<br />
Milliarden Menschen ernährt werden,<br />
und das gelingt mit den bisherigen
96 3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
Bekannt für ihren<br />
Spürsinn im Bereich<br />
der Food-Trends:<br />
Hanni Rützler.<br />
© Andreas Jakwerth<br />
1MENÜ 1,<br />
ABER OHNE TIER!<br />
Die Landwirtschaft ist für 25 Prozent<br />
der weltweiten Klimaerwärmung verantwortlich;<br />
acht Prozent der Agrarfläche<br />
fallen für den Anbau von<br />
Futtermitteln weg, unter anderem für<br />
Rinderviecher, die wiederum klimaschädliches<br />
Methangas ausstossen.<br />
Die Fleischindustrie steht unter Druck,<br />
alternative Proteine auf den Teller zu<br />
bringen. Start-ups weltweit tüfteln an<br />
pflanzen- und zellbasiertem Fleischersatz.<br />
Pflanzliches Fleisch gibts schon –<br />
beispielsweise von der Zürcher Firma<br />
Planted. In fünf Jahren dürften wir<br />
auch In-vitro-Fleisch im Laden kaufen<br />
können (siehe auch Buzzword auf S. 100).<br />
MENÜ 2,<br />
2 WOHER KOMMTS?<br />
Konsumentinnen und Konsumenten<br />
sind sich heute bewusst, welchen Einfluss<br />
sie auf Umwelt, Klima und Tierwohl<br />
haben. Entsprechend wollen sie<br />
wissen, wo, wann, wie und von wem<br />
ihre Nahrungsmittel produziert, verarbeitet<br />
und vertrieben werden.<br />
Technologien wie Blockchain können<br />
die geforderte Transparenz schaffen<br />
und Informationen fälschungssicher,<br />
nachverfolgbar und vollständiger machen.<br />
Firmen wie die Migros tüfteln<br />
seit Längerem an Systemen, die mittels<br />
Blockchain helfen, die Herkunft<br />
von Konsumgütern wie etwa Palmöl zu<br />
verfolgen.<br />
MENÜ 3,<br />
3 BITTE MASSGESCHNEIDERT!<br />
Welches Essen ist gesund? Vielen reicht<br />
eine generelle Antwort auf diese Frage<br />
nicht mehr. Sie wollen es genau wissen:<br />
Personalisierte Ernährung verspricht Big<br />
Business.<br />
Schätzungen gehen von einem Marktvolumen<br />
von 11,5 Milliarden Dollar für<br />
2025 aus. Im August 2019 hat Nestlé das<br />
US-Unternehmen Persona übernommen,<br />
das Kunden dank Algorithmus Ernährungsprofile<br />
erstellt und ihnen spezifische<br />
Nahrungsmittelzusätze liefert.<br />
Ziel des Schweizer Nahrungsmittelriesen<br />
ist es, uns massgeschneiderte Esswaren<br />
zu bieten.
3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
97<br />
Die «European<br />
Food Map» zeigt:<br />
Tech-Themen sind<br />
im Fokus.
98<br />
3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />
Simone Jones,<br />
Leiterin Food-<br />
Consulting bei<br />
Betty Bossi.<br />
MENÜ 4,<br />
4 INS BÜRO GELIEFERT!<br />
Menschen leben öfter allein, sind mehr<br />
unterwegs und haben weniger Zeit. Und<br />
weil man sich heute alles mit ein paar<br />
Klicks bequem nach Hause bestellen<br />
kann, boomt das Liefergeschäft. Nach<br />
einer Schätzung der UBS verzehnfacht<br />
sich der globale Markt bis 2030. Der<br />
Boom ruft immer neue Player wie Uber<br />
Eats auf den Plan – und mit ihnen neue<br />
Konzepte. Der neueste, von der Digitalisierung<br />
getriebene Spuk sind Ghost Kitchen<br />
und Dark Kitchen – Restaurants,<br />
ohne Gastraum, Servicepersonal und eigene<br />
Küche. Mehr zum digitalisierten<br />
Food-Liefertrend ab Seite 26.<br />
5MENÜ 5,<br />
MIT EINER PRISE EXOTIK!<br />
Die internationale Küche verändert die<br />
Schweizer Esskultur zunehmend. Davon<br />
ist Simone Jones, Food-Scout und Leiterin<br />
Food-Consulting bei Betty Bossi,<br />
überzeugt: «Kulinarische Genüsse aus aller<br />
Welt werden noch beliebter. Ein wunderbarer<br />
Nebeneffekt ist, dass wir die Gerichte<br />
authentischer, besser und raffinierter<br />
geniessen können, beispielsweise in der<br />
Markthalle in Basel.» Die grosse Lebensmittelvielfalt<br />
in der Schweiz hat zudem<br />
unser Qualitätsbewusstsein verändert.<br />
«Heute wird unser Essen sorgfältiger, abwechslungsreicher<br />
und bunter zubereitet.»<br />
CORONA-KRISE<br />
MENÜ 6,<br />
6 OHNE ALKOHOL!<br />
Nichts ist wichtiger als die Gesundheit.<br />
Das ist aus Sicht der Trend-<br />
und Zukunftsforschung die wichtigste<br />
Erkenntnis aus der Corona-Krise.<br />
Mit dem Gesundheitsbewusstsein<br />
steigt das Verlangen, antialkoholische<br />
Alternativen auf der Karte zu<br />
finden. «Sober Curiosity Movement»<br />
heisst eine Bewegung in den USA,<br />
die langsam nach Europa herüberschwappt.<br />
Ihre Anhänger feiern die<br />
neue Lust an der Nüchternheit und<br />
stehen auf exotische Drinks mit viel<br />
Geschmack, aber null Promille. Für<br />
Hanni Rützler ein Trend, der sich<br />
auch bei uns schon deutlich bemerkbar<br />
macht.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
GROSSE KUNST.<br />
OHNE ALLÜREN.<br />
Österreichs Weine sind daheim im<br />
Herzen Europas, wo kontinentale<br />
Wärme mit kühler Nordluft tanzt.<br />
In diesem einzigartigen Klima wachsen<br />
edle Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung<br />
– zu erkennen an der<br />
rotweissroten Banderole auf der Kapsel<br />
und der staatlichen Prüfnummer auf<br />
dem Etikett.<br />
österreichwein.at
100 3.2 TREND-SACHE BUZZWORD<br />
BUZZWORD:<br />
CLEAN<br />
MEAT<br />
TEXT MICHAELA RUOSS<br />
INFOGRAFIK DIE WERBEKANZLEI AG<br />
WAS IST CLEAN MEAT?<br />
«Clean Meat» ist die geläufigste Bezeichnung<br />
für aus tierischen Zellen im Labor<br />
gezüchtetes Fleisch. Da sie aber suggeriert,<br />
normales Fleisch sei schmutzig, nennt es<br />
die Branche immer häufiger «cell-based<br />
meat» – oder kultiviertes, synthetisches,<br />
Labor- oder In-vitro-Fleisch.<br />
WER HAT ES ERFUNDEN?<br />
Willem van Eelen wollte bereits Mitte des<br />
20. Jahrhunderts aus Stammzellen essbare<br />
Muskelfasern herstellen und meldete 1999<br />
das erste Patent für «In-vitro-Meat» an.<br />
2013 präsentierte das niederländische<br />
Start-up Mosa Meat den ersten aus<br />
Tierzellen gezüchteten Hamburger.<br />
WIE MACHT MAN «CLEAN MEAT»?<br />
Einfach gesagt: Man entnimmt Rindern,<br />
Schweinen, Hühnern oder Fischen<br />
Stammzellen. Diese vermehren sich im<br />
Reagenzglas in einer Nährlösung exponentiell,<br />
entwickeln sich zu Muskelzellen<br />
und bilden Muskelfasern. So entsteht<br />
innerhalb weniger Wochen «Fleisch».<br />
WER PRODUZIERT ES?<br />
Weltweit arbeiten mehr als zwei<br />
Dutzend Unternehmen an der<br />
Kultivierung verschiedener tierischer<br />
Gewebe. Die führenden sitzen in den<br />
USA (Memphis Meats und Impossible<br />
Foods), in Israel (Super Meat und<br />
Aleph Farms) und in den Niederlanden<br />
(Mosa Meat und Meatable).<br />
WANN KOMMT ES AUF DEN MARKT?<br />
Als Mosa Meat den ersten Labor-Burger<br />
vorstellte, kostete dieser noch<br />
250 000 Euro. Bis in zehn Jahren soll er<br />
zum Preis von knapp 9 Euro in den Regalen<br />
der Supermärkte liegen. Aleph Farms<br />
will seine Steaks bereits 2023 zum Preis<br />
von herkömmlichen verkaufen können.<br />
WAS BRINGT ES UNS?<br />
Das Laborfleisch enthält keine Antibiotika,<br />
E-Coli oder Salmonellen. Zudem braucht<br />
es für die Herstellung knapp 80 Prozent<br />
weniger Wasser und 99 Prozent weniger<br />
Land. Ausserdem liesse sich der weltweite<br />
Fleischbedarf mit ein paar zehntausend<br />
Kühen decken – ohne Schlachten.
Sieht aus wie Fleisch,<br />
soll schmecken wie<br />
Fleisch, ist aber kein<br />
Fleisch: «schlachtfreies»<br />
Steak von Aleph Farms.<br />
101
102 3.2 TREND-SACHE BUZZWORD<br />
DIE SUCHE<br />
NACH DER<br />
«SAUBEREN»<br />
LÖSUNG<br />
Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Und so steigt der globale<br />
Konsum von Steak, Burger und Co. jedes Jahr um 1,9 Prozent. Obwohl<br />
der übermässige Genuss unserer Gesundheit, dem Klima und den Tieren<br />
schadet. Diverse Start-ups arbeiten aber mittlerweile an einem Patentrezept<br />
für ein reines Gewissen.<br />
TEXT MICHAELA RUOSS<br />
FOTOS ZVG<br />
«Wir werden der Absurdität entkommen,<br />
ein ganzes Huhn zu züchten, nur,<br />
um die Brust oder den Flügel zu essen,<br />
und diese Teile stattdessen separat in<br />
einem geeigneten Medium züchten» –<br />
Winston Churchills Worte von 1931<br />
sind 82 Jahre später zu Fleisch geworden:<br />
Am 5. Dezember 2013 präsentierte Professor<br />
Mark Post, Chief Scientific Officer<br />
von Mosa Meat, zwar keinen Flügel,<br />
aber immerhin einen Burger aus dem<br />
Labor. Dafür entnahm Post zwei Kühen<br />
Muskelgewebe. Aus den daraus gewonnenen<br />
Stammzellen züchtete er Tausende<br />
kleiner Häufchen aus Muskelfasern<br />
und zerrieb diese zu Hackfleisch.<br />
EINE SAUBERE LÖSUNG<br />
Der Retorten-Burger machte Schlagzeilen.<br />
Denn mit diesem Herstellungsverfahren<br />
hätte man quasi mit einem Schlag<br />
die ökologischen, ökonomischen und<br />
ethischen Probleme gelöst, die mit der<br />
heutigen globalen Fleischproduktion einhergehen.<br />
Für In-vitro-Fleisch braucht<br />
es weder Massentierhaltung noch Schadstoffe,<br />
Antibiotika oder Pestizide und<br />
kaum Land, Wasser und Getreide. Ergo:<br />
«Clean Meat» (sauberes Fleisch).<br />
Aleph Farms gehört<br />
zu den Pionieren<br />
von Clean Meat.<br />
M-Industry von<br />
Migros ist an der<br />
Pionierfirma aus<br />
Israel beteiligt.
3.2 TREND-SACHE BUZZWORD<br />
103<br />
Tierfreies Fleisch<br />
von Mosa Meat, an<br />
der auch die Bell-<br />
Gruppe beteiligt ist.<br />
Doch der erste Burger hatte drei grosse<br />
Haken: Er schmeckte erstens nicht, weil<br />
das Laborfleisch nur aus Muskelzellen<br />
stammte. Zweitens kostete er alles in allem<br />
etwa eine Viertelmillion Euro. Und<br />
drittens war fötales Kälberserum als Nährmedium<br />
verwendet worden, wofür eine<br />
schwangere Mutterkuh ihr Leben lässt.<br />
MEHR FLEISCH AM KNOCHEN<br />
Inzwischen schmeckt Clean Meat dank<br />
Beimengen von Fett- und Bindegewebszellen,<br />
die Produktionskosten sind gesunken<br />
und mehr als zwei Dutzend<br />
Start-ups weltweit tüfteln an kultiviertem<br />
Fleisch. 2016 stellte das kalifornische<br />
Le bensmitteltechnologieunternehmen<br />
Memphis Meats den ersten synthetischen<br />
Meatball vor, 2017 das erste Labor-Geflügel.<br />
Im Dezember 2018 kam das israelische<br />
Start-up Aleph Farms mit dem<br />
ersten In-vitro-Steak. Auch an Fisch aus<br />
Stammzellen wird fleissig getüftelt. Nur:<br />
Marktreife hat bisher noch kein Produkt<br />
erreicht. Doch in die Forschung von zellbasierten<br />
Fleischersatzprodukten wird<br />
viel Geld gepumpt – von Fleischkonzernen<br />
wie Cargill oder PHW beispielsweise.<br />
Auch Schweizer Unternehmen sind an<br />
den neuen Technologien interessiert:<br />
Die Coop-Tochter Bell Food Group investierte<br />
im Juli 2018 in Mosa Meat. Die<br />
M-Industry der Migros beteiligt sich seit<br />
Mai 2019 an Aleph Farms.<br />
HÜRDENREICHER WEG<br />
Bis wir Clean Meat dort in den Regalen<br />
finden, dürfte es noch einige Jahre gehen.<br />
«Die momentan grössten Herausforderungen<br />
sind die Entwicklung einer möglichst<br />
günstigen Nährlösung auf pflanzlicher Basis<br />
und das Senken des Produktionspreises<br />
auf das Niveau von herkömmlichem<br />
Fleisch», sagt Beckie Calder-Flynn von<br />
Mosa Meat. Wenn es einem der Start-ups<br />
gelingt, In-vitro-Fleisch zu niedrigen Kosten<br />
zu produzieren, dürfte das Zulassungsprozedere<br />
hürdenreich werden. Schliesslich<br />
handelt es sich um ein nie dagewesenes<br />
Produkt. Und dann ist da noch der Konsument.<br />
Diverse Studien zeigen, dass es<br />
einiges an Aufklärungsarbeit braucht, bis<br />
die breite Masse Fleisch und Fisch aus<br />
dem Labor akzeptiert und regelmässig<br />
kauft. Aber wie sagte Winston Churchill<br />
so schön? «Erfolg ist nichts Endgültiges,<br />
Misserfolg nichts Fatales. Was zählt, ist<br />
der Mut, weiterzumachen.»<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
104<br />
LABELREPORTAGE<br />
BERUFLICHE<br />
VORSORGE IM<br />
GASTGEWERBE<br />
Im Gastgewerbe regelt ein landesweiter Gesamtarbeitsvertrag<br />
fast alles, sogar die Leistungen und<br />
Preise der beruflichen Vorsorge. Dies ist eine einzigartige<br />
Situation, mit der man sich nicht zwingend<br />
einfach so abfinden muss. Gerade für Kader gibt es<br />
alternative Lösungen, die durchaus interessant sind.<br />
TEXT TELLCO AG<br />
FOTOS TELLCO AG<br />
Die Arbeitsbedingungen der Gastronomie<br />
und Hotellerie in der Schweiz<br />
sind im Landes-Gesamtarbeitsvertrag<br />
des Gastgewerbes (L-GAV) ge regelt. Im<br />
Gastronomiebereich sind darin auch die<br />
Bedingungen für die berufliche Vorsorge<br />
definiert, was es in keiner anderen<br />
Branche gibt. Speziell ist, dass sowohl<br />
die Leistungen als auch die Preise<br />
für die berufliche Vorsorge im L-GAV<br />
vorgeschrieben sind. Dies führt zur Querfinanzierung<br />
von jungen zu alten Mitarbeitenden.<br />
ALTERNATIVEN IN BETRACHT ZIEHEN<br />
Die meisten Vorsorgeanbieter sehen<br />
deshalb davon ab, Gastronomiebetriebe<br />
zu versichern. Entsprechend einseitig<br />
ist das Angebot: Die berufliche Vorsorge<br />
wird fast ausschliesslich von den zwei<br />
grossen Branchenverbänden abgewickelt.<br />
Die strikten Vorgaben des L-GAV ergeben<br />
für die durchschnittlichen Angestellten<br />
durchaus Sinn. Doch sie erschweren<br />
es, individualisierte Lösungen zu finden.<br />
Viele Betriebsleiter täten gut daran,<br />
ihre Möglichkeiten zu prüfen und Alternativen<br />
zu den grossen Anbietern in Betracht<br />
zu ziehen.<br />
Im GAV des Gastgewerbes<br />
ist sogar<br />
die berufliche Vorsorge<br />
festgehalten –<br />
das ist einzigartig.
LABELREPORTAGE<br />
105<br />
ÜBER TELLCO PKPRO<br />
Die Tellco pkPRO gehört zu den<br />
führenden unabhängigen Vorsorgestiftungen<br />
der Schweiz. Mehr als<br />
8'600 Unternehmen mit über 77'000<br />
Versicherten und knapp 3'500 Rentenbezüger<br />
sind ihr angeschlossen.<br />
Exklusiv für die Gastrobranche<br />
bietet die Tellco pkPRO eine<br />
vom L-GAV akkreditierte Lösung an.<br />
Bei der Beratung profitieren Sie<br />
von der langjährigen Erfahrung der<br />
Vorsorgespezialisten der Tellco<br />
AG – stolze Kategorie-Sponsorin von<br />
Best of Swiss Gastro.<br />
MASSGESCHNEIDERTE<br />
VORSORGELÖSUNG<br />
So wie zum Beispiel ein Hotelbetrieb, der<br />
zusammen mit der Tellco pkPRO eine<br />
massgeschneiderte Vorsorgelösung entwickelt<br />
hat: Das Hotelpersonal ist zu den<br />
Bedingungen des L-GAV versichert und<br />
profitiert daneben von Zusatzleistungen,<br />
die mit der Tellco pkPRO ausgearbeitet<br />
wurden. Zudem hat die gesamte Geschäftsleitung<br />
einen individuellen Vorsorgeplan.<br />
Viele Verantwortliche wissen gar nicht,<br />
dass dies möglich wäre. Doch spezielle<br />
Vorsorgepläne sind gerade für Kader<br />
durchaus sinnvoll.<br />
LERNEN SIE UNSERE<br />
LÖSUNGEN FÜR GASTRONOMIE-<br />
BETRIEBE KENNEN<br />
Die Vorsorgespezialisten der Tellco pkPRO<br />
freuen sich, Sie und Ihr Unternehmen<br />
persönlich zu beraten. Vereinbaren Sie<br />
einen Termin mit uns.<br />
Der Geschäftsführer ist überzeugt, dass<br />
diese Lösung ein Gewinn für alle Mitarbeitenden<br />
ist und den Betrieb zu einem<br />
attraktiveren Arbeitgeber macht. Ausserdem<br />
ist es für ihn beruhigend, zu wissen,<br />
dass seine Leute gut versichert sind.<br />
Tellco pkPRO<br />
Bahnhofstrasse 4<br />
6430 Schwyz<br />
www.pkpro.ch<br />
AUSNAHMEN IM<br />
GESAMTARBEITSVERTRAG<br />
Ausgenommen vom L-GAV sind alle<br />
Betriebsleiter, Direktoren und deren Familienmitglieder,<br />
zudem verschiedene<br />
Betriebsarten wie zum Beispiel Kantinen,<br />
die nur betriebseigenes Personal bedienen.<br />
Sie alle könnten sich zu anderen,<br />
besseren Bedingungen versichern lassen.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
An die FOOD<br />
ZURICH geht<br />
man, um Spass zu<br />
haben – und, um<br />
zu geniessen.
SPEZIAL-SACHE<br />
4<br />
4.1 Food Zurich<br />
«Zürich ist ein Food-Hotspot!» 108
108<br />
4.1 SPEZIAL-SACHE FOOD ZURICH<br />
PUBLIREPORTAGE<br />
«ZÜRICH IST<br />
EIN FOOD-<br />
HOTSPOT!»<br />
Vom 22. Oktober bis 1. November <strong>2020</strong> feiert FOOD ZURICH zum<br />
fünften Mal die Esskultur in all ihren Facetten. Die Strahlkraft des<br />
grössten Food-Festivals der Schweiz wird mit jedem Jahr internationaler<br />
und grösser. Am letztjährigen Anlass haben 85 000 Gäste das<br />
Festival besucht.<br />
TEXT MANUEL GAMMA<br />
FOTOS DAVID BIEDERT, STEVEN KOHL<br />
An über 100 Veranstaltungen wird während<br />
elf Tagen in der Limmatstadt geschnippelt,<br />
getüftelt, diskutiert und geschlemmt.<br />
Damit gehört die FOOD<br />
ZURICH sogar zu den grössten Food-<br />
Festivals Europas. Über 400 Gastronomen,<br />
Produzentinnen, Handeltreibende<br />
und kulinarische Trendsetter sind aktiv<br />
dabei.<br />
ZÜRICH DARF SICH ZEIGEN<br />
Festival-Leiter Simon Mouttet meint<br />
dazu: «Zürich braucht sich im Vergleich<br />
zu anderen Städten in Europa<br />
nicht zu verstecken.<br />
Mit der Restaurantdichte, zukunftsweisenden<br />
Produzentinnen und Produzenten,<br />
Klein-Manufakturen, Start-ups<br />
und über 40 ETH-Forschungsteams im<br />
Bereich Ernährung zählt Zürich zu den<br />
kulinarischen Hotspots.» Mit FOOD<br />
ZURICH sollen all diese Qualitäten<br />
die Bühne erhalten, die sie verdienen.<br />
Gemeinsam mit Zürich Tourismus<br />
wurde das Festival vor fünf Jahren initialisiert,<br />
um auch ein neues Reisemotiv<br />
für die Limmatstadt zu schaffen.
85 000 Gäste<br />
haben die FOOD<br />
ZURICH 2019<br />
besucht.<br />
109
110<br />
4.1 SPEZIAL-SACHE FOOD ZURICH<br />
Am traditionellen Food<br />
Save Day beweist das<br />
Festival, dass Nachhaltigkeit<br />
äusserst schmackhaft<br />
sein kann.<br />
«ZÜRICH WIRD DAS NÄCHSTE<br />
TOP-FOOD-REISEZIEL EUROPAS!»<br />
Mit Erfolg, CNN Travel prophezeit der<br />
Stadt, dass sie zum neuesten Hotspot der<br />
europäischen Kulinarikliebhaber werden<br />
wird. Dafür arbeitet das fünfköpfige<br />
Organisationsteam mit Herzblut und<br />
Leidenschaft. Es sind jeweils viele lose<br />
Puzzleteile, die für ein erfolgreiches Festival<br />
zusammengesetzt werden müssen:<br />
Finanzierung, Bewilligungen, Programm.<br />
Am 22. Oktober <strong>2020</strong> muss alles funktionieren,<br />
wenn es richtig losgeht.<br />
Die Vollblut-Food-Aficionados können<br />
allerdings gar nicht anders: «Würde man<br />
uns Organisatoren in einen Raum sperren,<br />
ohne ein Festival zu organisieren,<br />
würden wir dennoch den ganzen Tag<br />
über Kulinarik und das Drumherum<br />
schwadronieren», so Simon Mouttet.<br />
DIE GASTRONOMEN SIND DAS<br />
HERZSTÜCK DES FESTIVALS<br />
Das Festival bietet allen interessierten<br />
Gastronominnen und Gastronomen eine<br />
elftägige Bühne mit schweizweiter und<br />
internationaler Ausstrahlung. Dieses<br />
Jahr bieten sie über 140 Veranstaltungen<br />
an und sind damit das Herzstück des gesamten<br />
Festivals.<br />
MEHR ABSATZ IN<br />
DER ZULIEFERINDUSTRIE<br />
Auch die Industrie profitiert stark von<br />
FOOD ZURICH. Der Organisator:<br />
«Wir erhalten Feedback von der Zulieferindustrie,<br />
dass sie an ihrem Absatz<br />
merkt, wenn das Festival im Spätfrühling<br />
am Laufen ist.» Das Festival ist zudem<br />
eine spannende Plattform für die gesamte<br />
Branche, da letztlich über 400 Profis<br />
aus der Gastronomie, Köche und Produzentinnen<br />
aktiv involviert sein.<br />
Ein veritabler Gesamtüberblick über die<br />
Qualität, der sonst kaum in der Kürze zu<br />
erhalten ist. FOOD ZURICH wird zu<br />
95 Prozent durch Sponsoring finanziert.<br />
Ein Grossteil davon stammt von Produktion<br />
und Zulieferindustrie. MOT-<br />
TO <strong>2020</strong>: KULINARISCHE ZU-<br />
KUNFT.<br />
DIE DIGITALE ERLEBNIS-<br />
WELT DES FESTIVALS<br />
Durch die extreme Veranstaltungsdichte<br />
ist es eine der grössten Herausforderun-<br />
gen, das Festival übersichtlich zu gestalten.<br />
Das soll vor allem online geschehen.<br />
Die Festival-Webseite wird über<br />
eine intuitive Filterfunktion, interaktive<br />
Karte und teilbare Favoritenleisten verfügen.<br />
Das wichtigste Kommunikationsinstrument<br />
des Anlasses sind die sozialen<br />
Medien. Dafür wurde extra eine neue<br />
Stelle geschaffen, die sich um den Online-Content<br />
kümmert.
PUBLIREPORTAGE<br />
111<br />
An der Eröffnung<br />
2019 war unter<br />
anderen auch Koch-<br />
Weltmeister Ivo<br />
Adam für das Wohl<br />
der Gäste verantwortlich.
112<br />
4.1 SPEZIAL-SACHE FOOD ZURICH<br />
Am letztjährigen Opening<br />
Jelmoli Food Market<br />
wurden 1400 Gäste auf<br />
höchstem Niveau verpflegt.<br />
Zudem sind alle Veranstalter, Sponsoren,<br />
Medienpartner und auch die Besucher<br />
angehalten, vor und während dem<br />
Festival auf allen Social-Media-Kanälen<br />
für richtig viel Wirbel zu sorgen. Organisator<br />
Mouttet: «Durch diesen Multiplikationseffekt<br />
ist die Chance gross, dass<br />
die User und Userinnen auch online etwas<br />
von FOOD ZURICH miterleben.»<br />
Das offizielle Festival-Programm ist<br />
Mitte August auf www.foodzurich.com<br />
abrufbar.<br />
FOOD ZURICH<br />
Amanda Cheli | Marketing<br />
Uetlibergstrasse 65 |<br />
c/o Das Provisorium<br />
CH-8045 Zürich<br />
Tel. +41 76 558 78 44<br />
amanda@foodzurich.com<br />
www.foodzurich.com<br />
CORONA-KRISE<br />
FOOD ZURICH konnte Ende März<br />
noch rechtzeitig vom Mai in den<br />
Herbst verschoben werden.<br />
Neu findet das Festival vom<br />
22. Oktober bis 1. November <strong>2020</strong><br />
statt. Dieser Beitrag entstand vor<br />
der Corona-Krise.<br />
Wir blicken optimistisch in den<br />
Herbst und möchten mit dem<br />
neuen Datum ein positives Signal<br />
senden. Die über 100 geplanten<br />
Events im Festivalprogramm finden<br />
dezentral in und um Zürich<br />
statt. 80 Veranstaltungen davon<br />
finden mit weniger als 20 Gästen<br />
statt. Für die grossen Events wie<br />
zum Beispiel das Opening sind<br />
wir daran, das Konzept entsprechend<br />
anzupassen.<br />
HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />
UND ONLINE LESEN.
113<br />
GASTROCONSULT<br />
MIT FREUDE BEI DER SACHE<br />
BEST OF SWISS GASTRO<br />
Wer: Gastroconsult<br />
Was: Gastroconsult ist die Expertin in<br />
Treuhand, Steuern, Prüfung und Beratung<br />
für Restauration und Hotellerie.<br />
Wir bieten einen Rundum-Kundenservice<br />
aus einer Hand. Unser Team<br />
besteht aus rund 100 kompetenten<br />
und motivierten Mitarbeitern, die dank<br />
ihrer Branchenerfahrung jeden Tag<br />
das Leben unserer Kunden erleichtern.<br />
Mit 15 Standorten in der Schweiz<br />
sind wir Ihnen nahe. Das macht uns<br />
zur Nummer 1 seit 1921.<br />
Wer: Hofmann Servicetechnik<br />
Was: Die Hofmann Servicetechnik AG,<br />
mit Sitz in Langenthal BE, ist ein<br />
Schweizer Unternehmen, spezialisiert<br />
auf die Beratung, den Verkauf und<br />
den Unterhalt von Schneidetechnik,<br />
Verpackungssystemen sowie Waagen<br />
und Waagensystemen. Wir bieten umfassende<br />
Lösungen für Klein- und<br />
Grossbetriebe im Bereich Metzgerei,<br />
Bäckerei und Käserei, für Gastrobetriebe,<br />
Industriebetriebe, den Detailhandel<br />
und den Privatgebrauch an.<br />
Wer: Best of Swiss Gastro<br />
Was: Mit dem Dining-Guide stellt<br />
<strong>BOSG</strong> ein Marketinginstrument völlig<br />
kostenfrei allen Gastronomen der<br />
Schweiz zur Verfügung, jetzt und auch<br />
in Zukunft. Dies zur Sicherstellung<br />
von sofortigen, aber auch nachhaltigen<br />
Marketingmassnahmen für den<br />
Restart und die Rückkehr auf die Erfolgsstrasse.<br />
Gastronomen können<br />
sich völlig kostenfrei und unverbindlich<br />
eintragen und sind bereits in<br />
30 Minuten online.<br />
Telefon: +41 44 377 54 47<br />
www.gastroconsult.ch<br />
Telefon: +41 62 923 43 63<br />
www.hofmann-servicetechnik.ch<br />
Telefon: +41 44 400 50 29<br />
www.we-love-gastro.ch<br />
HYGIENE WICHTIGER DENN JE<br />
NATÜRLICH, FRISCH, NACHHALTIG<br />
Wer: Infratek AG<br />
Was: Hygiene und Sauberkeit sind<br />
ein alltägliches Thema. Unsere Dampfsaugsysteme<br />
bieten eine umweltfreundliche<br />
Reinigung an. Die HACCPqualifizierten<br />
Dampfsauger reinigen<br />
schonungsvoll mit Trockendampf und<br />
saugen und wischen in einem<br />
Arbeitsgang. Auf Chemie kann verzichtet<br />
werden. Mit dem UVC-<br />
Blaulicht werden Keime und Bakterien<br />
zu 99,9 % abgetötet und Viren inaktiviert.<br />
Verschiedene Aufsätze vervollständigen<br />
den BlueEvolution.<br />
Wer: CréaCeto<br />
Was: Unser Balsam-Bieressig<br />
«CréaCeto» ist im Fachhandel und<br />
im neuen Onlineshop in den Geschmacksrichtungen<br />
Apfel & Birne,<br />
Maracuja und Mango erhältlich und<br />
gibt Frühlings- und Sommersalaten<br />
eine besondere Frische. Ganz aktuell<br />
ist der Balsamessig «Rauchmalz»,<br />
welcher Grilladen und rezenten Gerichten<br />
einen unvergleichlichen<br />
dezent rauchigen Geschmack gibt.<br />
Kreatives und gesundes Kochen erfreut<br />
sich zurzeit ja grosser Beliebtheit.<br />
Telefon: +41 44 920 50 05<br />
www.dampfsauger-beam.ch<br />
Telefon: +41 71 788 01 40<br />
www.shop.brauereilocher.ch
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER<br />
KIS-COM AG<br />
FLÜELASTRASSE 27<br />
8047 ZÜRICH, SCHWEIZ<br />
MAIL@KIS-COM.CH<br />
+41 44 400 50 29<br />
VERLEGER<br />
ANDREAS KRUMES<br />
CHEFREDAKTION<br />
STORYLINE.CH<br />
REDAKTION<br />
MANUEL GAMMA<br />
CHRISTIAN GERIG<br />
CHRISTIAN NILL<br />
MICHAELA RUOSS<br />
BARBARA SCHINDLER<br />
ROBERT WILDI<br />
FOTOS<br />
MISCHA SCHERRER<br />
WO NICHT ANDERS VERMERKT, SIND DIE<br />
FOTOS EIGENTUM DER KIS-COM AG.<br />
KONZEPT & DESIGN<br />
DIE WERBEKANZLEI AG<br />
KORREKTORAT UND DRUCK<br />
AVD GOLDACH AG<br />
ERSCHEINUNGSWEISE<br />
3× JÄHRLICH<br />
ANZEIGEN<br />
JASMINE SCHÄRER<br />
AUFLAGE<br />
23 000 EXEMPLARE PRINT | E-PAPER<br />
ISSN<br />
PRINT 2624-9510<br />
ONLINE 2624-9529<br />
VERKAUFSPREIS<br />
CHF 15.–<br />
COPYRIGHT BY KIS-COM AG.<br />
NACHDRUCK UND SONSTIGE VERWENDUNG SÄMTLICHER INHALTE OHNE<br />
SCHRIFTLICHE GENEHMIGUNG DER KIS-COM AG SIND VERBOTEN.