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BOSG Magazin 1/2020

Das BOSG Magazin liefert Antworten auf die wichtigsten unternehmerischen Fragen, Herausforderungen, Trends und Marktentwicklungen der Gastronomie- und Hotellerie-Branche.

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DIE MITEINANDER-<br />

APOSTEL:<br />

GESEGNETE<br />

NETZWERKER<br />

SEITE 80<br />

Nº1/20


ALLES<br />

CORONA,<br />

ODER WAS?<br />

26. Mai <strong>2020</strong> – Dieses neue CHEF-Sache-<strong>Magazin</strong><br />

hätten Sie eigentlich schon<br />

im März erhalten sollen. Aber eben.<br />

Manchmal kommt es anders, als man<br />

denkt. Die Corona-Krise hat unsere<br />

Branche hart getroffen. Aber ich möchte<br />

nicht klagen, sondern wie gewohnt nach<br />

vorne blicken.<br />

Ein Wort zu diesem Heft: 99 Prozent<br />

des Inhalts waren bereits vor dem Corona-Lockdown<br />

fixfertig. Wir haben nun<br />

zusätzlich Stimmen aus der Branche<br />

eingeholt (S. 6) sowie bei unseren <strong>Magazin</strong>-Protagonisten<br />

nachgefragt, wie es ihnen<br />

während des Lockdowns ergangen ist.<br />

Diese Texte haben wir für Sie grün markiert<br />

und mit dem Titel «Corona-Krise»<br />

versehen. Alle anderen Texte entstanden<br />

wie erwähnt vor Mitte März <strong>2020</strong> – sind<br />

aber nach wie vor aktuell. Besonders der<br />

Megatrend Digitalisierung. Hier hat die<br />

Corona-Pandemie auch unserer Branche<br />

einen veritablen Schub verpasst. Das finde<br />

ich positiv. Denn das war so oder so fällig.<br />

In den letzten Monaten hat sich die Perspektive<br />

auf vieles verändert. Sowohl auf<br />

persönlicher wie auf beruflicher Seite.<br />

Meine Gedanken zum Thema Gesundheit,<br />

mein Blick auf die Welt, die Erkenntnis,<br />

wie auf unserer Mutter Erde<br />

alles zusammenspielt, sowie mein persönliches<br />

Wertegefühl – all dies hat sich neu<br />

justiert. Ja, Gesundheit kann man nicht<br />

kaufen, weniger ist manchmal mehr, ohne<br />

Solidarität unter den Menschen gehts<br />

nicht, und der Fokus aufs Wesentliche ist<br />

wichtiger denn je. Dabei denke ich auch<br />

an meine Mutter.<br />

Sie sagte einmal zu mir, wenn ich leidvoll<br />

war, ich solle mich nicht so anstellen, ich<br />

wüsste doch gar nicht, was Verzicht, Angst<br />

und Ungewissheit sei, und es sei uns die<br />

letzten 50 Jahre so gut gegangen wie noch<br />

nie einer Generation zuvor! Ja, recht hat<br />

sie. Jetzt weiss ich, was sie meinte.<br />

Wichtig ist, den Blick nach vorne nicht<br />

zu verlieren. Denn nur in diese Richtung<br />

können wir gemeinsam etwas verändern,<br />

um für die Herausforderungen nach Corona<br />

Lösungen zu entwickeln. Let’s do it.<br />

Zeigen wir, dass es uns gibt, dass wir nicht<br />

aufgeben und dass wir motiviert weiter<br />

vorwärtsgehen, zusammen, gemeinsam<br />

für die Branche. So viel Pathos muss sein.<br />

Die Anmeldephase zu den Best-of-Swiss-<br />

Gastro-Awards haben wir wieder aufgenommen<br />

und um einen Monat verlängert.<br />

Wir wollen mit Ihnen am 19. Oktober<br />

feiern! Mit oder ohne Masken – Hauptsache,<br />

wir können gemeinsam auf unsere<br />

Branche anstossen. Denn irgendwer muss<br />

es ja tun. Und dann ist bei uns auch etwas<br />

Neues entstanden: Unter #welovegastro<br />

haben wir uns mit der Branche solidarisiert<br />

und einen neuen digitalen Guide<br />

entwickelt. Dieser steht als Marketinginstrument<br />

allen Gastronominnen und Gastronomen<br />

der Schweiz völlig gratis zur<br />

Verfügung, jetzt und auch in Zukunft.<br />

Auch die versprochene App und Weiteres<br />

wird folgen. Natürlich digital.<br />

Apropos: Digitalisierung ist der Schwerpunkt<br />

dieses <strong>Magazin</strong>s. Das war er schon<br />

vor Corona. Denn da liegt viel Potenzial<br />

brach. Auch nach Corona.<br />

Ihr Andreas Krumes


INHALT<br />

1 4<br />

TAT-SACHE<br />

KOPF-SACHE<br />

1.1 Businessplan 12<br />

1.2 Insights 26<br />

1.3 Konzepte im Fokus 38<br />

1.4 Digital 56<br />

2.1 CHEF-SACHE 76<br />

2.2 Dreamteam 80<br />

2.3 Best of Swiss Gastro 86<br />

TREND-SACHE<br />

SPEZIAL-SACHE<br />

3.1 Trending Topic 92<br />

3.2 Buzzword 100<br />

4.1 Food Zürich 106


06 6<br />

CORONA-KRISE<br />

NACH DER<br />

KRISE IST<br />

NACH DER<br />

KRISE<br />

Zürich, Anfang Juni <strong>2020</strong> – Die Corona-Pandemie<br />

hat uns alle mit voller Wucht getroffen. Wir haben in<br />

der Gastrobranche eine (nicht repräsentative) Umfrage<br />

gemacht und lassen hier Gastronominnen und<br />

Gastronomen erzählen, wie es ihnen während des<br />

Lockdowns ergangen ist. Zudem liefert ein Marktbericht<br />

erste Analysen und Erkenntnisse.<br />

TEXT CHRISTIAN NILL<br />

FOTOS <strong>BOSG</strong><br />

Waren wir auf eine globale Krise wie<br />

die Covid-19-Pandemie vorbereitet?<br />

Nein. Können wir daraus lernen, damit<br />

wir künftig besser gerüstet sind? Ja.<br />

Wir von Best of Swiss Gastro haben<br />

die Branche gefragt, wie es den einzelnen<br />

Menschen in dieser Zeit ergangen<br />

ist. Der Rücklauf war enorm! Offenbar<br />

hatten viele unter ihnen das Bedürfnis,<br />

zu erzählen – oder schlicht Dampf abzulassen.<br />

Einen Auszug der Meinungen<br />

sehen Sie auf den folgenden vier Seiten.<br />

Einige der Angefragten wollten lieber<br />

anonym bleiben. Die anderen führen<br />

wir mit dem Namen auf.<br />

Der Umgang mit der<br />

Corona-Krise ist individuell.<br />

Bewältigen<br />

können wir sie nur<br />

gemeinsam.


07 7<br />

NACH DEM LOCKDOWN: MARKTSCHAU<br />

Der Branchenverband GastroSuisse<br />

hat zwischen dem 19. und 21. Mai <strong>2020</strong><br />

eine Online-Umfrage bei seinen<br />

Mitgliedern durchgeführt. 3172 Antworten<br />

kamen zurück. Von diesen<br />

nahmen drei Viertel den Betrieb am<br />

11. Mai unter Auflagen wieder auf.<br />

Regionale Unterschiede sind nicht signifikant.<br />

Von den wiedergeöffneten<br />

Gastrobetrieben gehen 87,3 % davon<br />

aus, einen Verlust zu erwirtschaften.<br />

In den beiden Wochen nach der Wiedereröffnung<br />

erwirtschafteten die<br />

Restaurants lediglich 42 % des üblichen<br />

Umsatzes. Dabei zeigt sich klar,<br />

dass behördliche Auflagen wie Mindestabstände<br />

und Begrenzung der<br />

Gruppengrössen zum Minderumsatz<br />

führten. Gründe für das Wiedereröffnen<br />

waren zu 55,6 % das Schaffen von<br />

Perspektiven für Mitarbeitende sowie<br />

das Ermöglichen eines Gastronomieerlebnisses<br />

für die Gäste. Wirtschaftliche<br />

Gründe waren sekundär.<br />

Eine Schätzung des Wirtschaftsinstituts<br />

BAK Economics sagt, dass «mehr als 20 %<br />

der Wertschöpfung im Gastgewerbe<br />

wegbrechen» werden (NZZ). Etwas hoffnungsvoller<br />

stimmen die Prognosen<br />

von Prognolite. Gemäss diesem Prognose-<br />

und Dienstleistungsunternehmen<br />

trugen die Bereiche Take-away und Delivery<br />

in der letzten Mai-Woche <strong>2020</strong><br />

gut doppelt so viel zum Gesamtumsatz<br />

bei wie im Vorjahr. Und der Restaurantanteil<br />

sei im selben Zeitraum um 7 auf<br />

58 % gestiegen. Betreffend Tagesumsatz<br />

liegen 23 von Prognolite erfasste<br />

Restaurants bereits wieder bei 81,3 % im<br />

Vergleich zum Vorjahr. Prognolite erfasst<br />

mittels einer App Daten aus den Kassensystemen<br />

ihrer Kundschaft. Ein Algorithmus<br />

berechnet damit den potenziellen<br />

Umsatz und die mögliche Anzahl verkaufter<br />

Menüs für einen beliebigen Zeitraum<br />

– unter Berücksichtigung von Faktoren<br />

wie Wochentag, Feiertage, Events,<br />

Saisonalität, Wetter und weiteren.<br />

DIE BRANCHE HAT DAS WORT<br />

1WIE ERGING ES IHNEN<br />

WÄHREND DER KRISE?<br />

«Zuerst die Schockstarre. Dann sofort umschalten<br />

in Krisenmodus: Absicherung des<br />

Personals, Einführung Kurzarbeit, vorausplanen<br />

für die Zukunft.» (anonym)<br />

«Es war eine ruhige Zeit. Und obwohl finanziell<br />

schwierig, fühlten wir uns in der<br />

Schweiz gut aufgehoben. Der Bundesrat<br />

hat gute Arbeit geleistet. Ohne Kurzarbeit<br />

und Covid-19-Kredit wären wir und wahrscheinlich<br />

viele andere weg vom Fenster.»<br />

(Lukas Achermann, Jialu National, Luzern)<br />

«Wir hatten immer offen. Im Gastrobereich<br />

nur Take-away. Sehr viel weniger<br />

Kundschaft. Aber jene, die kamen, waren<br />

dankbar, dass wir geöffnet haben.»<br />

(anonym)<br />

«Der Schock sass tief. Alle Grossanlässe<br />

wurden abgesagt im Engadin. Alle<br />

Buchungen wurden storniert, für die<br />

Mehrheit davon gab es kein Geld mehr.<br />

Wie bezahle ich meine Mitarbeiter ohne<br />

Einkommen? Ich war wie gelähmt. Tage<br />

später lag ich im Bett – mit dem Virus.<br />

Es fehlte an Kraft und Elan. Zum Glück<br />

habe ich eine gute Familie und viele sehr<br />

gute Freunde! Sie haben mich und den<br />

Betrieb unterstützt und tun es hoffentlich<br />

auch weiterhin.» (Daniela Aerni, Hotel<br />

Restaurant Corvatsch, St. Moritz)<br />

«Wir haben einen Webshop, deswegen<br />

hatten wir nicht so grosse Probleme. Aber<br />

diese fangen jetzt an. Uns geht die Ware<br />

aus, weil wir normalerweise jeden Monat<br />

einmal von Japan per Luftfracht beliefert<br />

werden. Es ist eine sehr schwierige Zeit.»<br />

(Yuko Suzuki, Shinwazen.ch)<br />

«Schlecht. Hilflosigkeit und viele Sorgen.»<br />

(anonym)<br />

«Dank Versicherung, Kurzarbeit und<br />

Reserven haben wir die Schliessung gut<br />

verkraftet. Jetzt, nach der Wiederöffnung,<br />

ist die Situation fast schwieriger.» (Peter<br />

Felber, Gasthof von Arx, Egerkingen)<br />

WAS BESCHÄFTIGT SIE IM<br />

2 MOMENT AM MEISTEN?<br />

«Ich hoffe, wir können bald in die<br />

zurückkehren. Mein Job<br />

macht mir so keinen Spass, und ich<br />

sehe keinen Sinn darin. Heute gab<br />

der Bundesrat noch bekannt, dass die<br />

Lernenden ab Juni keine Kurzarbeit mehr<br />

beziehen dürfen. Super ... So sind wir als<br />

Ausbildungsbetrieb grad nochmals abgestraft!»<br />

(Irene Baumann, Rössli Flawil)<br />

«Wann geht es weiter? Werden die Leute<br />

<strong>2020</strong> überhaupt noch Events buchen?»<br />

(Miriam Monari, Kochevents.ch)<br />

«Wir müssen die Arbeitsplätze zu vernünftigen<br />

Löhnen halten können. Dann<br />

läuft die Maschinerie wieder. Darauf hoffe<br />

ich. Mit Elan an die Arbeit, das bedeutet<br />

Erfolg und Wohlstand. Sozial müssen wir<br />

uns richtig aufstellen, um den abseitsstehenden<br />

Menschen jeglicher Couleur ohne<br />

Bedingungen Hilfe leisten zu können.»<br />

(Erich Walzer, Vermieter des Restaurants<br />

Frieden, Niederhasli)<br />

WICHTIGSTE ERKENNTNISSE?<br />

3 «Die Menschen mussten feststellen,<br />

dass es noch eine höhere Macht gibt.<br />

Nicht alles ist einfach selbstverständlich.»<br />

(Christian Marti, Restaurant Lachmatt,<br />

Pratteln)


08 8<br />

Gastro-Ritterinnen und<br />

-Ritter der Tafelrunde.<br />

Wie können wir uns gemeinsam<br />

unterstützen?<br />

«Jetzt bloss nicht das Ankurbeln der<br />

Wirtschaft mit überrissenen Bedingungen<br />

für grüne Ideologien behindern.» (Erich<br />

Walzer, Vermieter des Restaurants Frieden,<br />

Niederhasli)<br />

«Es hat gutgetan, mal die ganze Hektik<br />

ein wenig zu entschleunigen. Für mich war<br />

es auch gesundheitlich positiv.» (Roland<br />

Lämmli, Restaurant Oase Maiengrün,<br />

Hägglingen)<br />

«Man kann auch digital mit allen Anspruchsgruppen<br />

kommunizieren. Dennoch<br />

kann es das persönliche Gespräch von<br />

Angesicht zu Angesicht nicht immer ersetzen.<br />

Innovative Geister haben auch in<br />

dieser Zeit Erfolg gehabt.» (Andreas<br />

Schweinfest, Lohberger Küchen Com-<br />

petence Center, Appenzell)<br />

«Geht nicht, gibt es nicht. Und Digitalisierung<br />

ging plötzlich ganz schnell –<br />

auch für Mitmenschen, die sonst immer gebremst<br />

haben ...» (Steffen Strössenreuther,<br />

SV [Schweiz] AG, Dübendorf)<br />

«Die erstaunliche Macht der Angst und<br />

ihre Wirkung auf eine ganze Sozietät.<br />

Wie wichtig es ist, Reserven zu bilden<br />

und ein tiefes Vertrauensverhältnis zu<br />

Schlüsselmitarbeitern zu pflegen.» (Maurice<br />

Bridel)<br />

«Es wurde aus meiner Sicht allgemein gut<br />

gearbeitet und entschieden. Es fehlten<br />

Erfahrungswerte. Im Nachhinein ist man<br />

immer gescheiter.» (Peter Felber, Gasthof<br />

von Arx, Egerkingen)<br />

WAS TUN SIE, UM IHREN BE-<br />

4 TRIEB WIEDER IN SCHWUNG<br />

ZU BRINGEN?<br />

«Weniger ist mehr. Wir verkleinern das<br />

Angebot. Aber wir kochen für den Gast<br />

alles mögliche, auch wenn es nicht auf<br />

der Karte ist. Wir sind für unsere Gäste<br />

da!» (Daniela Aerni, Hotel Restaurant<br />

Corvatsch, St. Moritz)<br />

«Keine Rabatte! Die wenigen, die kommen,<br />

sind bereit, einen guten Preis zu<br />

zahlen. Flyer in der Umgebung. Viel<br />

Aktivität auf Social Media seit Anfang<br />

Mai.» (Maurice Bridel)<br />

«Mit einem kleinen, feinen Angebot und<br />

einer guten Einsatzplanung halten wir<br />

die Kosten im Griff. Täglich frisch und<br />

dem Bedarf entsprechend einkaufen.<br />

Das funktioniert, da wir mit vielen lokalen<br />

Produzenten und Lieferanten arbeiten.»<br />

(Marco Rudolph, Zunfthaus zur<br />

Rebleuten, Chur)<br />

«Der Grundimpuls war die Frage: Was<br />

war damals unsere Idee und Philosophie<br />

für die Eröffnung des Il Grano? Fazit:<br />

Weniger ist mehr. Geben kommt vor<br />

dem Nehmen.» (Gianclaudio De Luigi,<br />

Il Grano, Büren a. A.)<br />

WUNSCH FÜR EINE ALL-<br />

5 FÄLLIGE NÄCHSTE KRISE?<br />

«Wichtig: immer eine finanzielle Reserve<br />

aufbauen. Disziplin in der Finanzrechnung.<br />

Das Machbare machen. Von<br />

den Utopien träumen, und daraus das<br />

Machbare herauslösen.» (Erich Walzer,<br />

Vermieter des Restaurants Frieden,<br />

Niederhasli)<br />

«Umsatzausfall muss geregelt sein, sodass<br />

die Fixkosten bezahlt werden können.»<br />

(Reto Engler, Hotel Seedamm Plaza,<br />

Pfäffikon SZ)


09 9<br />

MEHR INFO<br />

Zu den Marktberichten der Gastro-Entwicklung<br />

nach dem Corona-Lockdown:<br />

GastroSuisse:<br />

https://bit.ly/GastroSuisse<br />

Prognolite:<br />

https://bit.ly/prognolite<br />

«Keine Angst schüren, nicht über <br />

Distanz reden, keine Abschottung aller<br />

Menschen, sondern die Risikogruppen<br />

besser schützen.» (anonym)<br />

«Es ohne Schliessungen versuchen, denn<br />

die Erkenntnisse und Schutzmassnahmen<br />

lernen uns hoffentlich bis dahin, besser<br />

mit einer solchen Krise umzugehen.»<br />

(Steffen Strössenreuther, SV [Schweiz] AG,<br />

Dübendorf)<br />

präsentieren zu können. Wir sind noch<br />

gespannt darauf, wie es mit der <strong>BOSG</strong>-<br />

Nominierung weitergeht, da wir in der<br />

Kategorie Classic nominiert sind.» (Marco<br />

Rudolph, Zunfthaus zur Rebleuten, Chur)<br />

«Ich finde euer ganzes Unternehmen eine<br />

gewaltige, hochstehende Unterstützung<br />

für unsere Gastronomie!» (Roland Lämmli,<br />

Restaurant Oase Maiengrün, Hägglingen)<br />

«Gelebte Solidarität! Gemeinsam packen<br />

wir das.» (Gianclaudio De Luigi, Il Grano,<br />

Büren a. A.)<br />

WAS KANN <strong>BOSG</strong> TUN?<br />

6 «In der Corona-Krise bewährt haben<br />

sich Ideenrunden, die regelmässig online<br />

stattfinden. Beispielsweise könnte <strong>BOSG</strong><br />

Restaurants und die darin umgesetzten<br />

Massnahmen per Video zeigen. So können<br />

wir voneinander lernen und uns<br />

gegenseitig inspirieren.» (Miriam Monari,<br />

Kochevents.ch)<br />

«<strong>BOSG</strong> macht sehr viel. Ihr stellt eure<br />

Plattform für alle zur Verfügung: So hat jeder,<br />

der will, die Möglichkeit, sich noch breiter<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


Digitalisierung hilft<br />

dabei, brachliegendes<br />

Potenzial besser auszuschöpfen.<br />

© Mayk Wendt


TAT-SACHE<br />

1<br />

1.1 Businessplan<br />

Datenautobahn zum Gipfel 12<br />

Finanzierung auf Tastendruck 18<br />

Personalkosten runter? Mietvertrag beachten! 24<br />

1.2 Insights<br />

Ein geliefertes (Fr)essen 26<br />

Wenn das Servicepersonal digital wird 30<br />

1.3 Konzepte im Fokus<br />

Das algorithmische Candle-Light-Dinner 38<br />

Data Kitchen: Digitales Slow Food 44<br />

Träume vs. Wirtschaftlichkeit 52<br />

1.4 Digital<br />

Innovative Technologien helfen dem Tourismus 56<br />

Die digitalste Stadt Deutschlands 60<br />

Google my Business: Das neue Telefonbuch 68


12 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

DATEN-<br />

AUTOBAHN<br />

ZUM GIPFEL<br />

Seit Jahren leidet der alpine Schweizer Tourismus unter<br />

Gästeschwund. Mit einer technologischen Aufrüstung, neuen<br />

digitalen Prozessen, Angeboten und Services will man die<br />

Talfahrt stoppen. Natur pur mit Rundum-Vernetzung soll den<br />

Erfolg zurückbringen und neue Besucherströme erschliessen.<br />

TEXT ROBERT WILDI<br />

FOTOS ZVG<br />

Ein Wochenende in der Bündner Surselva.<br />

Dem städtischen Nebel entfliehen, Sonne<br />

und Natur tanken, die frisch präparierte<br />

Skipiste am Gletscher mit Kanteneinsatz<br />

durchschneiden oder sich<br />

auf der Langlaufloipe an der besonnten<br />

Mittelstation mit kräftigen Doppelstockschüben<br />

absetzen. Alles super, alles<br />

wunderbar, trotzdem fordert ein wichtiger<br />

Businesspartner aus Ozeanien kurzfristig<br />

per E-Mail bis Sonntagmorgen<br />

(CET) eine verbindliche Zusage sowie<br />

ein grobes Timing für den bereits aufgegleisten<br />

Kooperationsvertrag.<br />

Das Relax-Weekend erlaubt also trotzdem<br />

keine totale Loslösung vom Alltag.<br />

Aber beinahe. Auf dem Laaxer Crap<br />

Sogn Gion, 2263 Meter über Meer,<br />

kann man sich zwischen zwei Abfahrten<br />

in einen Coworking-Space zurückziehen,<br />

über das im Skigebiet flächendeckend<br />

verfügbare WLAN E-Mails<br />

empfangen und absetzen und dann<br />

schnurstracks wieder auf die Piste zurückkehren.<br />

Wäre ja auch zu schade gewesen,<br />

den Bergausflug wegen der geschäftlichen<br />

Verpflichtung ganz zu<br />

stornieren.


miaEngiadina: Bessere<br />

digitale Vernetzung führt<br />

zu besserem Verständnis,<br />

auch zwischen Einheimischen<br />

und Touristen.<br />

© Mayk Wendt<br />

13


14 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

Im digitalisierten<br />

Laax kommt das<br />

E-Shuttle per App-<br />

Auftrag.<br />

TRANSFORMATION ZUR<br />

4-JAHRESZEITEN-DESTINATION<br />

Dass sich neben Feriengästen auch Geschäftsleute<br />

oder Event-, Seminar- und Tagungsgruppen<br />

dank Onlinevernetzung immer<br />

öfter ins Gebirge bewegen, ist Ziel und<br />

Absicht der lokalen Tourismusverantwortlichen.<br />

In Laax hat man damit früh begonnen.<br />

Knapp vier Jahre nach der Geburtsstunde<br />

des World Wide Web (1989) öffnete<br />

an der Talstation des Skigebiets das erste<br />

Internetcafé, seit 20 Jahren können Winterferien<br />

vor Ort<br />

online gebucht werden.<br />

«Als First Mover<br />

im Bereich der<br />

Digitalisierung haben<br />

wir seither etliche<br />

weitere Projekte<br />

lanciert», sagt Reto<br />

Gurtner, CEO der<br />

lokalen Betriebsgesellschaft Weisse Arena<br />

Gruppe, selbstbewusst. Dazu gehören<br />

neben dem kostenlos verfügbaren WLAN<br />

auch die preisgekrönte Inside-Laax-App<br />

und neu das erste standardisierte 5G-<br />

Netz in einem Skiresort. Ferner wurde im<br />

Herbst 2019 die Gästekarte der Destination<br />

digitalisiert und in die App integriert.<br />

«DIE EINFACH-<br />

HEIT FÜR DEN<br />

GAST STEHT IM<br />

VORDERGRUND.»<br />

RETO GURTNER<br />

Die Beweggründe für das digitale Vorpreschen<br />

liegen für Gurtner auf der Hand:<br />

«Die Einfachheit für den Gast steht im<br />

Vordergrund. Digitale Prozesse und Angebote<br />

tragen massgeblich dazu bei, die sogenannte<br />

Customer Journey zu verbessern<br />

und zu vereinfachen.» Bestes Beispiel dafür<br />

sei die Inside-Laax-App. Diese Plattform<br />

ermögliche ein konsequent kundenorientiertes<br />

Handeln. «Indem wir aus dem<br />

Gästeverhalten lernen, sind wir in der Lage,<br />

Komfort, radikale Transparenz und ‹Wow-<br />

Momente› zu bieten»,<br />

erklärt Gurtner.<br />

Ferner trage<br />

die Digitalisierung<br />

unweigerlich dazu<br />

bei, dass Leistungsträger<br />

und Partner<br />

der Weissen Arena<br />

Gruppe näher zusammenrückten.<br />

«Dies stärkt uns als Einheit<br />

und Destination, was sich wiederum<br />

positiv auf das Erlebnis der Gäste auswirkt.»<br />

Die Besucherinnen und Besucher<br />

will Gurtner in Zukunft ganzjährig begrüssen.<br />

«Wir befinden uns, auch dank der Digitalisierung,<br />

in der Transformation zu einer<br />

4-Jahreszeiten-Destination.»<br />

ERSTE WAHL FÜR DEN<br />

PERFEKTEN THIRD PLACE<br />

Wie in Laax hat man auch im Engadin<br />

erkannt, dass die fortschreitende Digitalisierung<br />

einer alpinen Ferienregion neue<br />

Optionen betreffend Angebot und Vermarktung<br />

ermöglicht. Im Rahmen der<br />

Initiative miaEngiadina wurden vor Ort<br />

diverse Massnahmen aufgegleist und teils<br />

bereits umgesetzt, um die Vernetzung sowohl<br />

von Gästen als auch unter den Einheimischen<br />

nachhaltig zu verbessern.<br />

Neben der Organisation von Podiumsdiskussionen,<br />

Referaten und anderen Events,<br />

die zu persönlichen Begegnungen einladen,<br />

gehört zu diesen Bemühungen auch die<br />

Anbindung des Engadins an ein schnelles<br />

Internet. «Dafür erstellen wir zurzeit<br />

ein Glasfasernetz, an welches mittlerweile<br />

rund 300 Haushalte, Schulen und Unternehmen<br />

von Ramosch bis Samedan angeschlossen<br />

sind», sagt Jon Erni, Elektroingenieur<br />

(ETH Zürich) sowie Gründer und<br />

CEO von miaEngiadina.<br />

Ein übergeordnetes Ziel für Erni und<br />

sein Team ist, die generellen Entwicklungen<br />

im Berufs- und Arbeitsmarkt zugunsten<br />

des Engadins zu nutzen. «Immer mehr


1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

15<br />

Die App Inside<br />

Laax hilft mit, den<br />

Standort attraktiv<br />

zu machen.<br />

Berufstätige und Unternehmen erkennen,<br />

wie wichtig ein Ausgleich zur bürolastigen<br />

Arbeit ist. Daher nimmt die Häufigkeit<br />

von Retraiten oder Kreativworkshops<br />

an ruhigen, inspirierenden Orten zu», sagt<br />

Erni. Dazu würden immer mehr Arbeitgeber<br />

ihren Mitarbeitenden periodische<br />

Phasen ausserhalb des Büros sowie Homeoffice<br />

zugestehen. «Wir wollen diese Zielgruppe<br />

davon überzeugen, ihre Retraiten<br />

wie auch Homeoffice im Engadin durchzuführen<br />

beziehungsweise zu uns zu verlegen.»<br />

Im Unterengadin wurden auf Initiative<br />

von miaEngiadina verschiedene<br />

Coworking Spaces in unterschiedlichen<br />

Grössen etabliert. Derweil steht im Oberengadin<br />

in Zusammenarbeit mit Partnern<br />

der zeitnahe Bau des InnHub La Punt auf<br />

dem Programm. Es handelt sich dabei um<br />

ein neuartiges Innovations- und Begegnungszentrum,<br />

das laut Erni bei potenziellen<br />

Nutzern bereits auf grosses Interesse<br />

sowie in der lokalen Bevölkerung auf breite<br />

Akzeptanz stösst. Die vielen kleinen Initiativen<br />

und Puzzle-Steine sollen aus dem<br />

Engadin schrittweise den optimalen Third<br />

Place neben Zuhause und Büro für unzählige<br />

Zürcherinnen, Basler oder Bernerinnen<br />

machen. So jedenfalls lautet die Vision.<br />

WLAN IST EIN ENTSCHEIDUNGS-<br />

FAKTOR FÜR DIE GÄSTE<br />

Dass das Engadin, Laax und andere Bergferienregionen<br />

wie etwa Zermatt mit ihren<br />

Bestrebungen um digitalen Anschluss auf<br />

das richtige Pferd setzen, belegt die jüngere<br />

Untersuchung «Digitalisierung im Tourismus»<br />

vom Staatssekretariat für Wirtschaft<br />

(Seco) in Zusammenarbeit mit dem Titularprofessor<br />

und Tourismusexperten Christian<br />

Laesser von der Universität St. Gallen<br />

(HSG). Die Erhebung weist nach, dass für<br />

mehr als zwei Drittel aller Feriengäste in<br />

der Schweiz ein WLAN-Zugang während<br />

des Urlaubs ausserordentlich wichtig ist.<br />

Auch und gerade in Bergregionen, die lange<br />

offline waren, sei der Bedarf für digitale<br />

Vernetzung enorm gestiegen.<br />

Auf diesen Zug ist auch die Vermarktungsorganisation<br />

Schweiz Tourismus (ST) gesprungen.<br />

Die Digital Leadership sei<br />

einer von acht Schwerpunkten in der aktuellen<br />

ST-Strategie, so Direktor Martin<br />

Nydegger. Denn digital gehe jeden<br />

etwas an.<br />

CORONA-KRISE<br />

«Besonders hart getroffen hat<br />

uns die frühzeitige Einstellung<br />

des Skibetriebs. Im Vergleich zum<br />

Vorjahr bedeutet dies ein Minus von<br />

rund 200'000 Skierdays respektive<br />

Umsatzverlust von 6 - 7 Millionen<br />

Franken. Zudem rechnen wir für<br />

den Sommer mit Einbussen durch<br />

das Wegbleiben vieler ausländischer<br />

Gäste. Wir hoffen jedoch,<br />

dass möglichst viele Schweizer<br />

ihre Ferien in unserer Destination<br />

verbringen werden. Wir setzen alles<br />

dran, ihnen ein möglichst abwechslungsreiches<br />

Programm zu<br />

bieten. Klar signalisieren wollen wir<br />

den Gästen, dass wir die Corona<br />

Massnahmen ernst nehmen. So haben<br />

wir einige neue Angebot erarbeitet<br />

oder ausgebaut, welche die<br />

Wahrung des Sicherheitsabstands<br />

ermöglichen. So werden wir weiterhin<br />

unseren Take-Out Service und<br />

Heimlieferdienst «Laax Delivery»<br />

anbieten.» Reto Gurtner, Weisse<br />

Arena AG


16<br />

1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

Keiner kennt sich in<br />

Sachen Tourismus<br />

besser aus als Prof.<br />

Christian Laesser.<br />

«Gemeinsam mit der Schweizer Tourismusbranche<br />

sehen wir uns als ‹Early Adopter›<br />

und führen digitale Instrumente<br />

ein, machen sie für die Branche zugänglich<br />

und teilen das so erworbene Knowhow»,<br />

erklärt Nydegger. Beispiele dafür seien ein<br />

digitaler touristischer Content Hub, die<br />

Nutzung von Virtual Reality auf der neuen<br />

ST-Webseite, der Einsatz von Augmented<br />

Reality auf Messen, eine Community-Plattform<br />

für die Gästeberatung oder<br />

das bei ST stark datengetriebene Marketing.<br />

Die vielfältigen digitalen Aktivitäten,<br />

gepaart mit laufenden Angebotserneuerungen<br />

vor allem für die Sommersaison,<br />

sind dringend angezeigt, geht es doch um<br />

nicht mehr oder weniger als die Rettung<br />

des Bergtourismus. «Das Wort Rettung<br />

scheint mir etwas gar dramatisch», so Nydegger.<br />

Aber es sei nicht wegzudiskutieren,<br />

dass den Schweizer Berggebieten<br />

im Vergleich zu 2008 noch immer rund<br />

40 Prozent der europäischen Gäste fehlten.<br />

Schweiz Tourismus werde daher in<br />

den nächsten zwei Jahren mit «Win back<br />

Europe» einen klaren Marketingschwerpunkt<br />

setzen, für den die digitale Aufrüstung<br />

und Vernetzung eine nicht unwesentliche<br />

Rolle spiele.<br />

LAAX PLANT EIGENE WÄHRUNG<br />

Seine digitale Pionier- und Führungsrolle<br />

will Laax noch weiter ausbauen. «Wir<br />

möchten mittelfristig eine neue lokale<br />

Währung schaffen, die auf der Blockchain<br />

basiert», verrät Reto Gurtner. Das Ganze<br />

soll unter dem Projektnamen GURU<br />

(Greatest User Return Unit) laufen und der<br />

Kundschaft also den grösstmöglichen Nutzen<br />

bringen. Gurtner: «Wir wollen unseren<br />

Gästen die Hoheit über ihre Daten zurückgeben<br />

und ihnen gleichzeitig die Möglichkeit<br />

bieten, von uns einen Mehrwert zu erhalten,<br />

wenn sie ihre Daten mit uns teilen.»<br />

Etwa so sehen im Tourismus der Zukunft<br />

wohl die Deals aus.


1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

17<br />

NACHGEFRAGT<br />

«PRODUK-<br />

TIVITÄTS-<br />

POTENZIAL<br />

AUSSCHÖPFEN»<br />

Nachgefragt bei Prof. Dr. Christian Laesser, Titularprofessor<br />

für Tourismus und Dienstleistungsmanagement,<br />

Universität St. Gallen (HSG)<br />

INTERVIEW ROBERT WILDI<br />

FOTOS ZVG<br />

HERR LAESSER, WELCHES SIND<br />

AUS IHRER SICHT DIE WICHTIGS-<br />

TEN TOURISTISCHEN MEHR-<br />

WERTE DER VORANSCHREITEN-<br />

DEN DIGITALISIERUNG IM<br />

ALPINEN RAUM?<br />

Christian Laesser: Der wichtigste Mehrwert<br />

ist die touristische Angebotsverbesserung.<br />

Einerseits erhöht man dem Gast<br />

den Feriengenuss, indem er sein Skiticket<br />

via App kaufen und bezahlen, online den<br />

Parkplatz in der Garage und sogar den<br />

Tisch in der Alphütte reservieren kann.<br />

Auch kann der Skifahrer via App, welche<br />

die Wartezeiten der einzelnen Skilifte anzeigt<br />

und aktualisiert, bereits auf der ersten<br />

Gondelfahrt seine ideale Route planen.<br />

Die Digitalisierung schafft also klare touristische<br />

Werte, die den Gast in aller Regel<br />

kein zusätzliches Geld kosten.<br />

GEHT ES AUCH UM SPASS<br />

UND VERGNÜGEN?<br />

Natürlich gibt es neben mehr Komfort<br />

für den Gast auch einen gewissen spielerischen<br />

Unterhaltungswert. Digitale Tools<br />

wie etwa ein Kilometer-Race unter Skifahrern<br />

via App und GPS lösen diesen<br />

Gamification-Effekt ganz bewusst aus.<br />

DIGITALISIERUNG<br />

ALS SELBSTZWECK?<br />

Nein, sondern definitiv Mittel zum Zweck.<br />

Denn solche Anwendungen, wie eben beschrieben,<br />

können Gäste auch an eine<br />

Destination binden. Auch hilft die Digitalisierung<br />

eindeutig zur Steigerung der<br />

Erlöse. Beispiel Bergbahnen, die via Onlinetickets<br />

ein gezieltes Abstufungsmodell<br />

betreiben und je nach Wetter und<br />

Nachfrage die Preise hochtreiben können.<br />

Früher an der Tageskasse gab es nur einen<br />

einzigen Preis.<br />

DAZU WERDEN VIA ONLINE-<br />

VERKAUF PERSONALKOSTEN<br />

EINGESPART.<br />

Richtig, und dies ganz gezielt und bewusst.<br />

Bei den Arosa Bergbahnen kostet<br />

etwa das Onlineticket immer 5 Franken<br />

weniger. Die Digitalisierung gibt den<br />

Destinationen und Bergbahnen ganz neue<br />

Instrumente in die Hand, um jedes sich<br />

bietende Produktivitätspotenzial auszuschöpfen.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.<br />

CORONA-KRISE<br />

«Die Corona-Krise hat auch uns<br />

stark getroffen. Weniger die Krise<br />

an sich, als eher die Bundeskredite,<br />

die unser Geschäft unmittelbar<br />

einbrechen liessen. Zurzeit geht<br />

es aber wieder aufwärts und ich<br />

bin überzeugt, dass wir letztlich<br />

gestärkt aus dieser Periode herauskommen.<br />

Wir gehen davon<br />

aus, dass unser Geschäft per Mitte<br />

Juni wieder richtig anläuft und wir<br />

Schweizer KMU unter die Arme<br />

greifen können. Als Massnahme<br />

haben wir unsere Refinanzierung<br />

angepasst und können KMU<br />

dadurch künftig noch günstiger<br />

Liquidität verschaffen.» Phil<br />

Lojacono, Advanon AG


Wenn schon Digitalisierung,<br />

dann richtig: Auch<br />

die Kapitalbeschaffung<br />

geht heute online sehr<br />

schnell und einfach.


1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

19<br />

FINANZIE-<br />

RUNG AUF<br />

TASTENDRUCK<br />

Neue digitale Kanäle erleichtern KMU-Firmen die Überbrückung von<br />

Liquiditätsengpässen, indem sie eine rasche Geldaufnahme ermöglichen.<br />

Gerade für Gastronomiebetriebe ist diese Kapitalbeschaffung 4.0 oft<br />

Gold wert.<br />

TEXT ROBERT WILDI<br />

FOTOS ZVG, MIKE MEYER<br />

Ein Pharmakonzern plant das Sommerfest<br />

für eine seiner grösseren Niederlassungen.<br />

850 Personen sind eingeladen, exklusiv soll<br />

die Party werden, mit Livemusik, verschiedenen<br />

Showelementen und grosszügigem<br />

Catering vom Feinsten. Für externe Eventund<br />

Cateringfirmen sind solche Aufträge<br />

das Gelbe vom Ei. Hier können sie riesige<br />

Umsätze erzielen und das nachhaltige<br />

Fortbestehen ihres Betriebs sichern.<br />

Wenn da nur nicht ein gewichtiges Problem<br />

wäre: Oft sind die in der Regel kleineren<br />

KMU in solchen Situationen finanziell<br />

überfordert. Denn für die viel Zeit in Anspruch<br />

nehmende Organisation müssen<br />

sie über Wochen und Monate Personal<br />

abstellen und den beanspruchten Subunternehmen<br />

nicht selten Vorauszahlungen<br />

leisten. Während sich die Auftraggeber<br />

mit der Zahlung der in solchen Fällen oft<br />

sechsstelligen Rechnungen oft weit über<br />

den Event hinaus Zeit lassen, geraten die<br />

Eventdienstleister und Caterer in akute<br />

Liquiditätsengpässe. Schliesslich müssen<br />

sie ihre Rechnungen und Löhne auch in<br />

der Planungs- und Umsetzungsphase fortlaufend<br />

pünktlich zahlen. Sommerfest hin<br />

oder her.


20<br />

1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

Das Team von<br />

Swisspeers:<br />

Finanzierungen<br />

für KMUs.<br />

CROWD-INVESTING-MARKT<br />

KRATZT AN MILLIARDENGRENZE<br />

Die Aufnahme eines Überbrückungskredits<br />

bei einer Bank ist im beschriebenen<br />

Beispiel so gut wie ausgeschlossen, da<br />

die Finanzinstitute aufgrund mangelnder<br />

Sicherheiten und des für sie zu geringen<br />

Betrags in der Regel abwinken. Das heisst<br />

de facto: Für etliche Event- und Gastronomiedienstleister,<br />

deren Liquiditätspolster<br />

nicht gerade überdurchschnittlich<br />

feudal ausgestattet ist, sind solche Aufträge<br />

nicht zu stemmen. Es sei denn, der<br />

Auftraggeber kommt ihnen freundschaftlich<br />

entgegen.<br />

Hierauf bauen kann die Strategie der<br />

Dienstleister natürlich nicht, also müssen<br />

dringend bessere und vor allem flexiblere<br />

Formen der Zwischenfinanzierung her.<br />

Genau in diese Nische stossen seit einigen<br />

Jahren diverse neue digitale Dienstleister,<br />

die sich unter dem Überbegriff<br />

Kapitalbeschaffung 4.0 einordnen lassen.<br />

Dank der neuen Öffentlichkeit, welche<br />

die Onlineplattformen schaffen, können<br />

Unternehmen mit Investitionsbedarf und<br />

Investoren mit Anlagebedarf rasch und<br />

unkompliziert zusammengeführt werden.<br />

Dieser sogenannte Crowd-Investing-<br />

Markt wächst seit einigen Jahren konstant<br />

im zweistelligen Prozentbereich, hat 2018<br />

in der Schweiz ein Volumen von knapp<br />

520 Millionen und 2019 wohl bereits<br />

zwischen 700 und 900 Millionen Franken<br />

erreicht.<br />

SCHNELL, PRAGMATISCH, OHNE<br />

LANGE VERBINDLICHKEITEN<br />

Der Markt werde weiter rasant wachsen,<br />

lautet die Überzeugung von Alwin Meyer,<br />

Gründer der Crowdlending-Plattform<br />

Swisspeers. «Denn die Digitalisierung<br />

erlaubt endlich auch kleineren Unternehmen,<br />

an Finanzierungsformen und Kapitalgeber<br />

zu gelangen, die bisher nur den<br />

Grossunternehmen vorbehalten waren.»<br />

Das Einfache am System: Unternehmen<br />

können jederzeit von überall her online<br />

einen Kreditantrag stellen und erhalten<br />

unmittelbar eine Preisindikation. «Wir<br />

finanzieren auch kleinere Summen einfach<br />

und pragmatisch», erklärt Meyer.<br />

Swisspeers finanzierte bislang Unternehmen<br />

aus 28 Branchen. Grundsätzlich passt<br />

Crowdlending für alle Branchen. «Ganz<br />

besonders eignen sich Unternehmen im<br />

B2C-Bereich, und da gehört natürlich<br />

auch die Hospitality und Gastronomie<br />

dazu.» Von den 280 finanzierten Projekten<br />

bei Swisspeers stammen deren 18 aus<br />

der Gastronomie.<br />

Verschiedene Kunden in der Hospitalityund<br />

Gastronomiebranche betreut auch die<br />

Finanzierungsplattform Advanon. «Wir<br />

können für unsere KMU-Kunden lange<br />

Zahlungsfristen schnell und pragmatisch<br />

überbrücken. Ein Kunde entscheidet heute,<br />

dass er mehr Liquidität benötigt, und<br />

hat danach innerhalb kürzester Zeit das<br />

Geld zur Verfügung», erklärt Phil Lojacono,<br />

Gründer und CEO von Advanon. «Als<br />

KMU geht man bei uns auch keine langfristigen<br />

Verbindlichkeiten ein, sondern<br />

kann sehr schnell Spitzen finanzieren.»<br />

Die Abwicklung läuft von A bis Z digital.<br />

Damit wird eine Lösung für genau jenes<br />

Problem geboten, welches in diesem Artikel<br />

zu Beginn beispielhaft beschrieben<br />

wurde. «Unsere Kunden schätzen in erster<br />

Linie, dass sie nie mehr auf lange Zahlungsfristen<br />

warten müssen, die ganz speziell,<br />

aber nicht nur im Cateringgeschäft<br />

ein Problem darstellen», so Lojacono.


1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

21<br />

Phil Lojacono, CEO<br />

der Advanon AG.<br />

BLOCKCHAIN-TECHNOLOGIE<br />

ALS MAGNET FÜR INVESTOREN<br />

Als Geldgeber treten auf klassischen<br />

Crowdlending-Plattformen in der Regel<br />

Privatinvestoren auf. Laut Alwin Meyer<br />

kommt es auch vor, dass ein Kreditnehmer<br />

sein Projekt bei eigenen Geschäftspartnern<br />

und Lieferanten bewirbt und diese zu<br />

einer Mitfinanzierung einlädt. Als gutes<br />

Überzeugungsargument für viele Investoren<br />

hat sich die zuletzt aufgekommene<br />

Blockchain-Technologie entpuppt. «Sie<br />

erlaubt es, die Crowdlending-Kredite oder<br />

-Darlehen liquide respektive handelbar zu<br />

machen. Das erhöht natürlich die Attraktivität<br />

der Anlageklasse für Investoren und<br />

vereinfacht als Folge den Kapitalzugang<br />

für Unternehmen weiter.»<br />

Neben dem Crowdlending können für<br />

KMU auch sogenannte Mezzanine-Finanzierungen<br />

interessant sein. Es handelt<br />

sich hierbei um eine Zwischenform von<br />

Eigen- und Fremdkapital. «Solche Finanzierungen<br />

waren bis vor Kurzem erst<br />

bei einem Kapitalbedarf ab rund fünf<br />

Millionen Franken zugänglich, jetzt neuerdings<br />

auch bei unter einer Million», erklärt<br />

Alwin Meyer. Dazu gebe es auf dem<br />

digitalen Weg eine Vielzahl an weiteren<br />

Optionen für KMU, um mit relativ wenig<br />

Aufwand über schnelle Prozesse zu vielfältigen<br />

Finanzierungsvarianten zu kommen,<br />

ergänzt Phil Lojacono.<br />

Laut dem Swisspeers-CEO Meyer<br />

können Kunden auf Wunsch mit der<br />

Finanzierung gleich noch einen PR-Effekt<br />

auslösen. «Indem sie etwa die Finanzierung<br />

ihres Projektes promoten und<br />

beispielsweise zusätzlich zum Zins eine<br />

Naturalentschädigung für Investoren dazupacken.»<br />

Die Möglichkeiten sind also<br />

viele. Wenn es im Zusammenhang mit<br />

Crowdlending noch einen Nachteil gebe,<br />

so Meyer, dann sei dies die vorderhand<br />

noch immer gültige Finanzierungsbeschränkung<br />

von maximal einer Million<br />

Franken pro Unternehmen.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.<br />

CORONA-KRISE<br />

«Die Corona-Krise hat auch uns<br />

stark getroffen. Und zwar die Bundeskredite,<br />

die unser Geschäft<br />

unmittelbar einbrechen liessen.<br />

Zurzeit geht es aber wieder<br />

aufwärts. Ab Mitte Juni dürfte<br />

anläuft unser Geschäft wieder<br />

richtig anlaufen. Dann können<br />

wir Schweizer KMUs wieder unter<br />

die Arme greifen. Phil Lojacono,<br />

Advanon AG


22 LABELREPORTAGE<br />

«AM ANFANG<br />

ARBEITETEN WIR<br />

ZU HAUSE IN<br />

DER WOHNUNG»<br />

Vom Zwei-Mann-Start-up zum Architekturunternehmen, das landesweit<br />

renommierte Gastroprojekte umsetzt. Während der Firmengründung<br />

arbeiteten sie noch zu Hause in der Wohnung. Nach nur drei Jahren, einem<br />

neuen Grossraumbüro und zahlreichen Projekten bringt SLP Architektur<br />

frischen Wind in die Schweizer Gastroszene: eine Erfolgsgeschichte.<br />

TEXT SLP ARCHITEKTUR AG<br />

FOTOS SLP ARCHITEKTUR AG<br />

Begonnen hat alles in einer kleinen Wohnung<br />

im Zürcher Glattal. Dort gründeten<br />

die jungen Architekten Stefan Schwendimann<br />

und Manuel Lüthi ihre eigene<br />

Firma: SLP Architektur AG. Ihr Konzept:<br />

einfach, aber ambitioniert. Von der<br />

Planung über die Ausführung bis hin zur<br />

Inbetriebnahme wollen sie Unternehmen,<br />

gerade auch in der Gastroszene, begleiten<br />

und beraten. Am besten bereits während<br />

der Standortanalyse. So können sie auf die<br />

Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden<br />

eingehen. Eine Rundum-Betreuung also.<br />

FRISCHER WIND<br />

Dass sich das Konzept bewährt, zeigte<br />

sich schnell. Nach kurzer Zeit und ersten<br />

erfolgreichen Projekten konnten die<br />

beiden in ein schönes Grossraumbüro im<br />

zürcherischen Tagelswangen einziehen,<br />

keine Spur von Arbeitsmangel. Um allen<br />

Aufträgen nachzukommen, mussten sie<br />

im Eiltempo ihr Team vergrössern. Trotz<br />

oder gerade wegen des schnellen Wachstums<br />

wollten die beiden eines nie vernachlässigen:<br />

den persönlichen Kontakt und<br />

eine unkomplizierte, schnelle Beratung.<br />

«Innert kürzester Zeit haben wir zahlreiche<br />

neue Anfragen erhalten.<br />

Teambild v. l. n. r.<br />

Ruben Ammann,<br />

Stefan Schwendimann,<br />

Manuel Lüthi, Pascale<br />

Stucki, Heike Lüthi.


LABELREPORTAGE<br />

23<br />

Ayverdis<br />

Affoltern<br />

Restaurant Nooch<br />

& Butcher Uster.<br />

Fast wöchentlich kamen neue Projekte<br />

rein», erinnert sich Manuel Lüthi,<br />

geschäftsleitender Partner und Mitgründer<br />

von SLP.<br />

Mittlerweile kann sich das Portfolio der<br />

jungen Firma mehr als sehen lassen: Ayverdis<br />

GmbH, Fredy Wiesner Gastronomie,<br />

Beetnut &<br />

Stripped Pizza,<br />

SV Group sowie<br />

die Valora AG und<br />

viele weitere Gastrounternehmer<br />

haben bereits mit<br />

SLP zusammengearbeitet<br />

und erfolgreich Projekte abgeschlossen.<br />

«Uns ist dabei sehr wichtig,<br />

dass der direkte, persönliche Kontakt<br />

immer an vorderster Stelle steht. Wir<br />

legen grössten Wert auf einen unkomplizierten<br />

Umgang und kompetente Beratung»,<br />

so Stefan Schwendimann, geschäftsleitender<br />

Partner und Mitgründer<br />

von SLP.<br />

Zahlreiche weitere Projekte, die frischen<br />

Wind in die angeschlagene Gastroszene<br />

bringen werden, sind bereits in Planung.<br />

«MIT HERZBLUT<br />

ENGAGIERT<br />

SICH DAS TEAM.»<br />

ALI AYVERDI<br />

«Wir konnten schon einige Gastroprojekte<br />

zusammen mit SLP Architektur realisieren.<br />

Ihre breite Erfahrung im Restaurantbau<br />

wie auch die bisherigen gemeinsamen<br />

Erfahrungen helfen dabei, dass wir ohne<br />

viele Sitzungen und grosses Nachfragen<br />

schnell vorwärtskommen. So können wir<br />

unsere Ziele von Anfang an effizient und<br />

auf direktem Weg<br />

erreichen.» Daniel<br />

Wiesner, Co-Geschäftsführer<br />

Fredy<br />

Wiesner Gastronomie<br />

AG. «Mit<br />

Herzblut engagiert<br />

sich das Team und<br />

steht uns stets kompetent und lösungsorientiert<br />

zur Seite. Ihre Ideen und deren<br />

Umsetzung sind Teil unseres Erfolges»,<br />

Ali Ayverdi, Inhaber Ayverdis GmbH.<br />

SLP Architektur AG (Gebäude<br />

Dreispitz), Lindauerstrasse 15,<br />

8317 Tagelswangen<br />

Tel. +41 (0) 44 945 90 90<br />

www.slpag.ch<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


24 1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

FACHBEITRAG<br />

PERSONAL-<br />

KOSTEN RUNTER?<br />

MIETVERTRAG<br />

BEACHTEN!<br />

Wer, wenn nicht ein Treuhänder, weiss besser, worauf Gastronominnen<br />

und Gastronomen achten müssen, damit die Zahlen Ende Monat<br />

stimmen? Der Treuhandexperte Simon Schwegler verrät in diesem Fachartikel,<br />

worauf zu achten ist, damit aus roten schwarze Zahlen werden.<br />

Bei Neueröffnungen und Betriebsübernahmen<br />

stellen sich Gastrounternehmerinnen<br />

und -unternehmer rasch die<br />

zentrale Frage, ob sich ein Projekt finanziell<br />

rentabel betreiben lässt. Dazu muss<br />

man die Budgetkalkulation sorgfältig<br />

vornehmen und auf dieser Basis zielgerichtete<br />

Verhandlungen mit Vermietern,<br />

zukünftigen Mitarbeitenden und allfälligen<br />

Handwerkern führen. Der aktuelle<br />

Branchenspiegel von Gastrosuisse zeigt,<br />

dass sich am grössten Kostenblock der<br />

Gastronomie – den Personalkosten – nur<br />

unwesentlich etwas geändert hat. Hier<br />

liegt meist die grösste Herausforderung,<br />

welche alle anderen konzeptuellen Fragen<br />

in den Hintergrund rücken lässt. Ist die<br />

Lage eines Betriebes gut, müssen Sie ihn<br />

in einem zweiten Schritt gleich mit der<br />

Personaleinsatzbrille betrachten. Da stellen<br />

sich dann Fragen wie:<br />

› Kann der Betrieb in sinnvolle<br />

Servicestationen eingeteilt werden?<br />

› Hat es die richtige Anzahl<br />

Arbeitsplätze am Herd?<br />

› Hat die Terrasse ähnliche<br />

Kapazitäten wie der Gastraum?<br />

› Kann die Küche zu Randzeiten<br />

auch allein betrieben werden?


1.1 TAT-SACHE BUSINESSPLAN<br />

25<br />

ÜBER DIE PERSON<br />

Simon Schwegler ist CEO und Partner<br />

der ODURA AG, einem Managementunternehmen<br />

für Gastronomiebetriebe.<br />

Sie führt und betreibt<br />

verschiedene Gastronomiebetriebe<br />

in der Deutschschweiz und bietet<br />

Verwaltungstätigkeiten auch<br />

weiteren Unternehmen an. Die<br />

ODURA ist vollumfänglich im<br />

Besitz der geschäftsführenden<br />

Partner.<br />

WAS NICHT IN DEN<br />

MIETVERTRAG SOLLTE<br />

Bei einigen dieser Fragen kommt<br />

der Mietvertrag ins Spiel. Neben<br />

dem Mietzins, der Mietdauer, der<br />

Kostenteilung bei der Inneneinrichtung,<br />

Service-Vertragspflichten oder<br />

Nebenkosten-Verteilschlüssel sind für<br />

die Budgetierung insbesondere jene<br />

Klauseln bedeutend, welche die Betriebszeiten<br />

regeln. Bedenkt man,<br />

dass die Öffnungszeiten immer mit<br />

Mitarbeiterstunden abgedeckt werden<br />

müssen, lohnt es sich, hier gut zu verhandeln<br />

und Mindestöffnungszeiten,<br />

Betriebsferien, Ruhetage erst gar nicht<br />

im Mietvertrag regeln zu lassen.<br />

Sind die offenen Punkte vorverhandelt,<br />

ist zwingend ein Einsatzplan zu erstellen,<br />

der sämtliche Dienstzeiten inkl.<br />

Regiezeiten (Einkauf, Aufdecken, Wäsche,<br />

Reinigung, Kassa-Abrechnung)<br />

abbildet. Daraus ergeben sich dann die<br />

Anzahl Stunden, welche mit einem kalkulatorischen<br />

Stundenansatz berechnet<br />

werden, sowie die Schichtplanung. Aus<br />

dieser kann man ableiten, wie viele<br />

Mitarbeitende im Einsatz sein müssen.<br />

STIMMEN DIE KOSTEN-<br />

AUFWÄNDE ÜBEREIN?<br />

Zu diesem kalkulatorischen Lohnaufwand<br />

kommen oftmals noch Führungszuschläge.<br />

Wenn die Führungskräfte ebenfalls<br />

operativ tätig sind (also eine Schicht<br />

übernehmen können), macht es Sinn, für<br />

die Führungstätigkeiten Zuschläge einzukalkulieren.<br />

Dieser Zuschlag erfolgt nicht<br />

in der Stundenkalkulation, sondern mit<br />

einem monatlichen Zuschlag, der dann<br />

die Differenz zu einem Monatslohn eines<br />

normalen Mitarbeitenden darstellt.<br />

Damit stellen Sie rasch fest, ob die beiden<br />

grossen Budgetpositionen Personalaufwand<br />

und Raumaufwand sich mit dem<br />

kalkulierten Umsatz vereinbaren lassen.<br />

Die präzisen Grundlagen dazu erhalten<br />

Sie mit einer guten Mietvertragsverhandlung<br />

und einer umsichtigen Kostenberechnung<br />

Ihres Einsatzplanes.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


26<br />

1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

EIN<br />

GELIEFERTES<br />

(FR)ESSEN<br />

Globalisierung und Digitalisierung verändern unser Leben. Und wie<br />

wir essen. Unverändert bleibt, dass wir gern gut essen. Und dass die<br />

Food-Industrie immer kreativer darum buhlt, uns zu verköstigen.<br />

TEXT MICHAELA RUOSS<br />

FOTOS ZVG<br />

Sind Sie da aufgewachsen, wo Fuchs und<br />

Hase sich gute Nacht sagen? Dann wissen<br />

Sie, was bei mangelnder Lust auf<br />

Kochen oder Ausgehen abends auf den<br />

Tisch kam. Pizza! Zugegebenermassen:<br />

Auch in Downtown Zürich war sie das<br />

einzig Lieferbare, bis Martin Mosimann<br />

1998 einen Lieferservice für Restaurantessen<br />

lancierte.<br />

Hat sich während<br />

Corona bewährt: Das<br />

digitalisierte Restaurant<br />

kommt nach Hause.<br />

Zumindest das Food-<br />

Angebot.<br />

VON VERHALTENEN ANFÄNGEN …<br />

Der Start für Mosi’s war harzig damals,<br />

viele Betriebe zeigten sich skeptisch. Tempi<br />

passati. Mittlerweile hat das Unternehmen<br />

über 150 Restaurants in Zürich,<br />

Zug, Winterthur und Bern im Angebot.


1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

27<br />

Wenn Mosi<br />

kommt, wirds rot.<br />

Und es ist auch nicht mehr das einzige<br />

auf dem Home-Delivery-Markt. Heute<br />

buhlen neben dem Pionier zusätzlich<br />

EAT.ch, Uber Eats, Takeaway.com und<br />

Smood um hungrige Kunden. Dank ihnen<br />

bekommt man mit ein paar Klicks<br />

praktisch alles nach Hause geliefert – von<br />

Burger bis Sushi.<br />

Laut «European Food Trends Report<br />

2019» des Gottlieb Duttweiler Instituts<br />

(GDI) befindet sich die Gastronomie in<br />

einem wahren Lieferrausch. Allerdings<br />

ist der Boom bei uns erst am Anfang.<br />

Dass sich der Markt in der Schweiz langsamer<br />

entwickelt, schreibt GDI-Forscherin<br />

Christine Schäfer dem Fakt zu,<br />

dass es weniger urbane Ballungszentren<br />

gibt. Aber: «Das Geschäft gewinnt auch<br />

hierzulande an Bedeutung. Die Wachstumsraten<br />

sind prozentual zweistellig.»<br />

… BIS ZUM DELIVERY-BOOM<br />

Die UBS rechnet mit einer wahren Revolution<br />

im Essverhalten. Laut einer gross<br />

angelegten internationalen Studie wird immer<br />

weniger zu Hause gekocht, weil dafür<br />

die Zeit fehlt. Und dank ausgeklügelter<br />

Logistik werden Lieferungen vor die<br />

Tür zudem immer bequemer und günstiger.<br />

Damit sinkt der Anreiz weiter, selber<br />

zu Kochtopf und Bratpfanne zu greifen.<br />

Während Essen nach Hause bestellen an<br />

Beliebtheit gewinnt, wird es für Gastronomen<br />

immer komplizierter, die passende<br />

Lieferservice-Form zu finden. Delivery<br />

ist nicht gleich Delivery. Eine kleine inhabergeführte<br />

Pizzeria, die nebenbei ein paar<br />

Pizzas in der Nachbarschaft liefert, arbeitet<br />

anders als sogenannte Online Delivery<br />

Provider (ODP) wie EAT.ch oder Uber<br />

Eats.<br />

BEI ALLEN GUTEN GEISTERN!<br />

Während wir in der Schweiz nach wie vor<br />

grösstenteils Pizza bestellen – und zwar<br />

per Telefon, direkt beim Restaurant –,<br />

ist der Rest der Welt immer digitaler unterwegs.<br />

Und das hat Folgen. Der neueste<br />

von der Digitalisierung getriebene<br />

Spuk sind laut GDI-Report Virtual, Ghost<br />

und Dark Kitchens (siehe Box) – Restaurants<br />

ohne Gastraum, ohne Servicepersonal<br />

und meist sogar ohne eigene Küche.<br />

Rein virtuelle Betriebe also, die speziell<br />

für die Online-Essenslieferung konzipiert<br />

sind. Vorreiter für den Trend sind die USA.<br />

CORONA-KRISE<br />

Hanni Rützler spürt jedes Jahr<br />

Trends auf, welche die Gastronomie<br />

nachhaltig auf den Kopf<br />

stellen könnten. Im «Food<br />

Report 2021» prophezeit sie<br />

Geisterküchen solch eine disruptive<br />

Kraft. Eine Idee, die dank<br />

Corona-Krise im deutschsprachigen<br />

Raum über Nacht berühmt<br />

wurde. Denn der Lockdown machte<br />

das Delivery-Geschäft für viele<br />

zur Überlebensstrategie – und<br />

befeuerte auch Ghost-Kitchen-<br />

Konzepte. Die Gäste haben Gastronomen<br />

das Lieferangebot gedankt<br />

und vermehrt online bestellt.<br />

Und was die Kundschaft in<br />

der Krise einmal liebgewonnen<br />

hat, wirft sie so schnell nicht über<br />

Bord, ist Trendforscherin Rützler<br />

überzeugt.


28 1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

DELIVERY ≠ DELIVERY<br />

Unabhängiger OneShot<br />

Das älteste und einfachste Modell:<br />

eine anrufende Person, eine Küche<br />

und ein Mitarbeiter, der das bestellte<br />

Essen direkt zur Kundschaft<br />

bringt. Meist sind Betriebskosten<br />

für Arbeit (vor allem für eine hauseigene,<br />

bezahlte Fahrerflotte) und<br />

Miete hoch, dafür hat man Qualität<br />

und Kundeninformationen unter<br />

Kontrolle und muss keine Gebühren<br />

an Drittanbieter abtreten.<br />

Virtuelle, Geister- und dunkle Küchen<br />

Nicht in allen Restaurants, die bei<br />

Apps und Plattformen aufgelistet<br />

sind, kann man auch einen Tisch<br />

reservieren. Bei virtuellen Küchen<br />

werden brachliegende Küchenkapazitäten<br />

in normalen Restaurants<br />

genutzt. Mehr zum Thema Ghost<br />

Kitchens (Geisterküchen) lesen Sie<br />

auf Seite 37.<br />

Online Delivery Provider –<br />

mit oder ohne eigene Flotte<br />

Nicht jedes Restaurant kann es sich<br />

leisten, einen Lieferservice aufzubauen.<br />

Hier kommen Online Deli very<br />

Provider (ODP) wie Mosi’s, EAT.ch<br />

oder Uber Eats ins Spiel. Gegen<br />

eine Umsatzbeteiligung (von bis zu<br />

30 Prozent) koordinieren die ODP<br />

Bestellungen, Zahlungsabwicklung<br />

und übernehmen die Auslieferung<br />

– entweder mit einer eigenen Fahrerflotte<br />

oder mit Freelancern. Kundendaten<br />

und Qualitätskontrolle bleiben<br />

beim ODP.<br />

Doch auch in europäischen Städten wie<br />

London oder Berlin gehören sie bereits<br />

zum Alltag. Diese Art Küchen geistern in<br />

der Schweiz zwar noch nicht herum. Für<br />

Christine Schäfer ist das aber nur eine Frage<br />

der Zeit: «Der Delivery-Markt boomt, die<br />

Konkurrenz wird härter, der Kostendruck<br />

höher.» Und dem Gast könne es schliesslich<br />

egal sein, wo die gelieferte Pizza produziert<br />

wird, solange sie schnell kommt und<br />

Preis und Geschmack stimmen.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

29<br />

Lieferdienste wie<br />

Mosi’s lassen sich für<br />

ihren Service am<br />

Umsatz beteiligen.


30 1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

WENN DAS<br />

SERVICE-<br />

PERSONAL<br />

DIGITAL WIRD<br />

Sieben von zehn Schweizerinnen und Schweizern haben ihre Mahlzeit<br />

schon online bestellt. Tendenz stark wachsend. Im lukrativen<br />

Food-Liefermarkt werden zurzeit die Karten neu gemischt. Als Zielgruppe<br />

geraten nun auch Firmenkunden in den Fokus.<br />

TEXT ROBERT WILDI<br />

FOTOS ZVG<br />

Mit dem Start ins neue Jahrzehnt hat gleich<br />

mal eine Bombe eingeschlagen. Zumindest<br />

hat die im Januar verkündete Megafusion<br />

von Takeaway.com und Just Eat für den internationalen<br />

Markt der Mahlzeitenlieferservices<br />

eine erhebliche Sprengkraft. Vereint<br />

haben sich da zwei echte Giganten der<br />

Szene, deren Wert mit je einer stattlichen<br />

Summe von 7,2 Milliarden Euro ( Just Eat)<br />

und 5,4 Milliarden Euro (Takeaway.com)<br />

veranschlagt ist. Die Aktionäre beider Lieferplattformen<br />

haben der Elefantenhochzeit<br />

eine gute Woche nach dem Silvesterfeuerwerk<br />

zugestimmt, nachdem die<br />

gegenseitige Bereitschaft zur Megafusion<br />

im Sommer 2019 erstmals bekannt wurde.


Während der<br />

Covid-19-Pandemie<br />

ist die Nachfrage<br />

nach Delivery-Food<br />

nach oben geschnellt.<br />

31


32 1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

«Seit 2017 hat sich<br />

die Bestellmenge<br />

verdoppelt», sagt<br />

Dominic Millioud,<br />

CEO von EAT.ch.<br />

© Lorenz Richard<br />

Es ist dies die Geburtsstunde von Just<br />

Eat Takeaway.com, einer der grössten<br />

Delivery Companies weltweit. Laut eigenen<br />

Angaben haben die britische Just<br />

Eat und die niederländische Takeaway.<br />

com im Jahr 2018 zusammen insgesamt<br />

360 Millionen Essensbestellungen zu einem<br />

Gegenwert von 7,4 Milliarden Euro<br />

abgewickelt. Davon wird in Zukunft wenig<br />

bis nichts verloren gehen, weil sich<br />

die frisch verheirateten Ex-Konkurrenten<br />

die Märkte mehr oder weniger aufgeteilt<br />

hatten. Nur gerade in der Schweiz<br />

waren sie beide vertreten.<br />

IMMER DIGITALER,<br />

IMMER MEHR SINGLES<br />

Die Marktaussichten für den neuen<br />

Big-Player sind verlockend, zumal die<br />

Digitalisierung neben etlichen weiteren<br />

Alltagsprozessen auch die Essgewohnheiten<br />

der Menschen nachhaltig<br />

auf den Kopf zu stellen im Begriff ist.<br />

So hat EAT.ch, das Schweizer Tochterunternehmen<br />

von Just Eat, per Ende<br />

2019 basierend auf eigenen Daten eine<br />

Markterhebung vorgenommen und herausgefunden,<br />

dass sich bereits rund<br />

70 Prozent der Schweizerinnen und<br />

Schweizer ihren Mittagslunch oder das<br />

Abendessen schon einmal haben liefern<br />

lassen. Tendenz markant steigend.<br />

EAT.ch schätzt, dass der Schweizer<br />

Onlineliefermarkt in diesem Jahr um<br />

15 Prozent auf 1,4 Milliarden Schweizer<br />

Franken wachsen wird.<br />

Und dabei geht es längst nicht mehr<br />

nur um Pizza, Pasta oder Kebab. «Die<br />

kulinarische Vielfalt im Liefergeschäft<br />

wächst massiv», sagt Dominic Millioud,<br />

CEO von EAT.ch. So arbeitet<br />

die führende Schweizer Plattform<br />

heute bereits mit 2600 Partnerrestaurants<br />

zusammen, die 48 unterschiedliche<br />

Küchenkategorien zu bieten haben.<br />

«Schweizerinnen und Schweizer<br />

bestellen sich heute von Salaten über<br />

Wraps und Bowls über chinesische und<br />

arabische Gerichte bis hin zu Healthy<br />

Food eine immer grössere Bandbreite<br />

an Mahlzeiten via digitale Kanäle ins<br />

Haus.»<br />

Was die Gründe für die markante Zunahme<br />

der Essbestellungen über Lieferplattformen<br />

betrifft, hat Millioud<br />

eine klare Haltung: «Wir werden immer<br />

CORONA-KRISE<br />

«Die Corona-Krise hat unser Wachstum<br />

derart beschleunigt, dass wir<br />

bei EAT.ch unser 18-Monate-Ziel<br />

innert drei Monaten erreicht haben.<br />

Trotzdem wünschen natürlich auch<br />

wir uns, dass sich die Lage wieder<br />

normalisiert. Darum ist es so wichtig,<br />

dass wir uns weiterhin an die<br />

Massnahmen halten, welche die<br />

Sicherheit aller Mitarbeitenden, der<br />

Fahrer und Restaurants gewährleisten.<br />

Es freut uns, dass wir als EAT<br />

ch. während dem Lockdown zahlreiche<br />

Restaurant-Partner unterstützen<br />

durften. So konnten diese<br />

mit Essenslieferungen ihre Stammgäste<br />

weiterhin erreichen, neue<br />

Kunden gewinnen und einen Teil<br />

der Fixkosten decken. Wir möchten<br />

gemeinsam mit unseren Restaurant-Partnern<br />

weiterwachsen<br />

und die Position als Schweizer<br />

Marktführer ausbauen, denn die<br />

Nachfrage nach Food Delivery<br />

bleibt auch nach dem Lockdown<br />

hoch.» Dominic Millioud, EAT.ch


1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

33<br />

Die Delivery-Anbieter<br />

gehören zu<br />

den Gewinnern<br />

einer digitalisierten<br />

Food-Branche.<br />

mobiler, digitaler, globaler, urbaner. Der<br />

Mensch beschäftigt sich im Durchschnitt<br />

täglich 45 Minuten mit dem<br />

Zubereiten von Essen – Einkaufen und<br />

Abwaschen inklusive. Diese Zeit fehlt<br />

im hektischen Alltag.» Ebenso begünstigend<br />

für den Lieferboom ist die anhaltende<br />

Zunahme von Einzelhaushalten.<br />

Laut Bundesamt für Statistik<br />

beträgt der Anteil Single-Haushalte in<br />

der Schweiz zurzeit satte 36 Prozent.<br />

«Auch diese Entwicklung hat einen<br />

Einfluss auf das Essverhalten. Das gemeinsame<br />

Kochen und Essen rückt in<br />

den Hintergrund», so Millioud.<br />

NEUE KONKURRENZ FÜR KANTINEN<br />

UND BETRIEBSRESTAURANTS<br />

Der Nährboden für ein anhaltend<br />

wachsendes Food-Delivery-Geschäft<br />

ist also günstig wie nie. Mit geballter<br />

Kraft wird nicht nur der neu formierte<br />

Marktriese Just Eat Takeaway.com alles<br />

daransetzen, noch mehr Menschen<br />

noch regelmässiger vom Gang in ein<br />

traditionelles Restaurant abzuhalten<br />

und ihnen stattdessen die bequeme Bestellung<br />

via Smartphone schmackhafter<br />

zu machen.


34


1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

35<br />

Andreas Engel von<br />

Takeaway.com:<br />

«Takeaway Pay ist<br />

eine B2B-Lösung<br />

und ein echter Game-<br />

Changer.»<br />

Kurz vor dem Zusammengehen mit Just<br />

Eat hatte Takeaway.com im vergangenen<br />

Dezember diesbezüglich nochmals eine<br />

Offensive lanciert und den neu entwickelten<br />

Service Takeaway Pay vorgestellt.<br />

Es handelt sich dabei um eine B2B-Lösung,<br />

die es Firmen erlaubt, ihren Mitarbeitenden<br />

ein Budget zur Verfügung zu<br />

stellen, mit dem sie über die Takeaway.<br />

com-Plattform Essen bestellen können.<br />

Damit macht Takeaway.com deutlich,<br />

dass man neben den Endkonsumentinnen<br />

und -konsumenten auch ein stärkeres<br />

Auge auf die Firmenkundschaft geworfen<br />

hat. Die Unternehmen sollen durch eine<br />

einfache und automatisierte Handhabung<br />

von Takeaway Pay überzeugt werden.<br />

«Das System beseitigt komplizierte Spesenprozesse.<br />

Unternehmen erhalten am<br />

Ende jedes Monats eine Rechnung. Darüber<br />

hinaus wird Takeaway Pay auch in<br />

die HR- und Buchhaltungssysteme integriert»,<br />

erklärt Andreas Engel, Sprecher<br />

von Takeaway.com für die DACH-Region.<br />

Auch wirtschaftlich sollen die Firmenkunden<br />

profitieren.<br />

«Dank Takeaway Pay können auf Dauer<br />

erhebliche Kosteneinsparungen realisiert<br />

werden, indem etwa teure Kantinen<br />

und Betriebsrestaurants ersetzt werden»,<br />

so Engel.


36<br />

1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

Restaurant-Essen in<br />

Zeiten von Corona:<br />

Anrufen, bestellen<br />

und das Essen rollt.<br />

Gleichzeitig werde auch die Mitarbeiterzufriedenheit<br />

erhöht, indem das<br />

System den Zugang zu einer viel breiteren<br />

Palette von Küchen aus den fast<br />

50 000 Restaurants ermögliche, die mit<br />

der Takeaway.com-Plattform verbunden<br />

seien.<br />

SCHWEIZER UNTERNEHMEN<br />

INTERESSIERT<br />

Bei Takeaway.com ist man sich sicher:<br />

«Mit Takeaway Pay lancieren wir einen<br />

Game Changer, da wir nicht mehr<br />

nur Konsumenten vom Telefon ins Internet<br />

bringen, sondern jetzt auch Firmenkunden<br />

einen fantastischen Service<br />

bieten», so Andreas Engel.<br />

Da gebe es laut Andreas Engel viel Luft<br />

nach oben. Für Prognosen sei es indes<br />

zu früh. «Wir haben Takeaway Pay in<br />

der Schweiz gerade erst eingeführt. Es<br />

gibt aber bereits Reaktionen von vielen<br />

Unternehmen, die interessiert sind,<br />

diesen Service ihren Mitarbeitenden<br />

anzubieten.»<br />

Erklärtes Ziel ist, die Bestellhäufigkeit<br />

der einzelnen Kunden markant zu erhöhen.<br />

Die gemachten Erfahrungen in<br />

Israel machen Mut. Dort hat Takeaway.<br />

com mit dem Anbieter 10bis bereits ein<br />

B2B-Bestellsystem etabliert. Kunden<br />

von 10bis bestellen im Durchschnitt<br />

85-mal im Jahr, während sich B2C-<br />

Kunden in Europa inklusive Schweiz<br />

bisweilen im Mittel bei zwölf Onlinebestellungen<br />

pro Jahr bewegen.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


1.2 TAT-SACHE INSIGHTS<br />

37<br />

GHOST KITCHENS IM ANMARSCH<br />

In den USA sind sie längst Realität,<br />

die sogenannten Ghost Kitchens, auch<br />

genannt Dark Kitchens oder Virtual<br />

Kitchens. Es handelt sich um Küchen<br />

ohne Gastraum, ausschliesslich für<br />

die Produktion von Gerichten für das<br />

Liefergeschäft konzipiert. In den<br />

Staaten sind Anbieter wie Starbucks,<br />

Red Lobster oder Panera Bread<br />

bereits voll in diesem Markt eingestiegen,<br />

während die Gastronomen<br />

in Europa und der Schweiz noch eher<br />

zögerlich sind.<br />

Ghost Kitchens mit grossen De livery-<br />

Ketten wie etwa Just Eat Takeaway.<br />

com auch in Europa und der Schweiz<br />

die gesamte Gastrobranche total auf<br />

den Kopf stellen könnte. Aus solchen<br />

Verbindungen könnten sehr schnell<br />

ganz neue und riesige Foodservice-<br />

Ketten entstehen, die dann eventuell<br />

wiederum von Kreditkartenanbietern<br />

oder Online-Reservierungsplattformen<br />

geschluckt würden. Für die<br />

traditionelle Restaurantszene eine<br />

Art Horrorvorstellung. (row)<br />

Die international renommierten<br />

Restaurant-Consultants Baum &<br />

Whiteman sind überzeugt, dass ein<br />

verstärktes Zusammengehen von


Ertragsoptimierung<br />

dank integrierter<br />

Informationssysteme:<br />

Das gilt heute<br />

für den Workflow<br />

wie für die Food-<br />

Produktion.


1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

39<br />

DAS ALGO-<br />

RITHMISCHE<br />

CANDLE-LIGHT-<br />

DINNER<br />

Klar: Das Kotelett vom Alpschwein schmeckt analog entschieden<br />

besser. Und die Tatsache, dass der Steamer in der Restaurantküche<br />

digital programmiert wird, ist kein zwingendes Indiz für die Digitalisierung<br />

eines Gastrobetriebes – die Kartoffeln sind deswegen nicht<br />

schneller gar. Geht Digitalisierung und Essen überhaupt zusammen?<br />

TEXT CHRISTIAN GERIG<br />

FOTOS EUROPEAN FOOD TREND REPORT,<br />

GDI-STUDIE NR. 47, NACH: STOCKHOLM<br />

UNIVERSITY, STOCKHOLM RESILIENCE CENTRE<br />

Angesprochen auf die Digitalisierung<br />

ihres Betriebs verweisen Gastronomen<br />

nicht ohne Stolz auf eine Webseite, die<br />

neben einer Menükarte im PDF-Format<br />

auch ein Fenster für eine Online-<br />

Tischreservation hat. Und ja: Man versende<br />

neuerdings den Newsletter per<br />

E-Mail. Das ist löblich, hat aber mit<br />

Digitalisierung gerade so viel zu tun wie<br />

Lesen der Zeitung auf dem iPad. Digitalisierung<br />

bedeutet nicht, bisher analoge<br />

Arbeiten digital zu erledigen, Digitalisierung<br />

heisst: Beschreiten neuer<br />

Wege. Heisst Nutzung neuer Technologien,<br />

Daten und Informationen<br />

zur weltweiten Sicherung der ausreichenden<br />

Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln<br />

und der Sicherung ihrer<br />

einwandfreien Qualität. Gleichzeitig<br />

sollen die Errungenschaften der Digitali<br />

sierung grundsätzliche Veränderung<br />

von Arbeitsabläufen, Kommunikationswegen<br />

und Informationsverarbeitung<br />

ermöglichen.<br />

Dies, indem Daten eingesetzt werden,<br />

die analog nicht oder nur durch unverhältnismässigen<br />

Aufwand zu bewerkstelligen<br />

wären.


40<br />

1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

Ohne Datenanalyse kein<br />

Fortschritt. Fotomontage<br />

mit einer Food-Studie<br />

vom ZFV und der ZHAW.<br />

DIE AUFGABEN DES ESSENS<br />

Essen habe zwei Funktionen zu erfüllen,<br />

resümiert eine Food-Studie des Gottlieb-<br />

Duttweiler-Institutes. Es soll sowohl die<br />

Gesundheit der Menschheit schützen als<br />

auch die des Planeten. Um diesen Spagat<br />

zu schaffen, fährt die Studie fort, brauche<br />

es mutige Experimente, radikale Innovationen<br />

und Tech-Disruptionen, die<br />

menschliche, künstliche und emotionale<br />

Intelligenz geschickt kombinieren. Nur<br />

so lasse sich beides sichern: die ökologische<br />

Vielfalt auf der Erde und das Überleben<br />

der Menschheit. Wer diese Herkules-Aufgaben<br />

zu einem Geschäft machen<br />

will, muss neben Produktion und Verteilung<br />

der Lebensmittel auch Verarbeitung,<br />

Konsum und Entsorgung gerecht<br />

bewirtschaften – und finanzieren können.<br />

Willkommen im Reich der Gastronomie!<br />

Diesen Ansprüchen gerecht zu werden,<br />

ist, ohne die Errungenschaften der Digitalisierung,<br />

nicht zu schaffen. Die global<br />

verfügbare Agrarfläche pro Person hat sich<br />

seit Mitte der 1970er-Jahre halbiert und<br />

wird weiter verknappen. Heisst: Die Erträge<br />

pro Agrarfläche müssen signifikant<br />

gesteigert werden. Ausser, es gelingt<br />

Food-Produzenten wie auch Konsumentinnen,<br />

den Wahnsinn von jährlich<br />

1,3 Milliarden Tonnen weggeschmissener,<br />

essbarer Lebensmittel zu stoppen.<br />

DER BEDÜRFNIS-SPAGAT<br />

Doch Gäste sind widersprüchliche Wesen.<br />

Sie wollen höchste Lebensmittelqualität<br />

zu Junkfood-Preisen und eine<br />

grosse Auswahl an jahraus, jahrein verfügbaren<br />

Köstlichkeiten. Aber gleichzeitig<br />

wollen sie auch vorwiegend regionale,<br />

saisonale Produkte. Convenience ist des<br />

Teufels, aber wenn es frisch und selbstgemacht<br />

ist und die Essenszeit knapp –<br />

why not?! Unsere Ernährung soll perfekt<br />

auf unsere Gene und die individuellen<br />

Bedürfnisse abgestimmt sein. Aber wir<br />

möchten weder unsere Biodaten preisgeben<br />

noch gentechnisch veränderte Nahrungsmittel<br />

essen.<br />

Grosse Food-Trends wie Delivery-Plattformen<br />

(siehe auch S. 26 ff.), alternative<br />

Proteinquellen, individualisierte Ernährung,<br />

Wellness-Trends, Nachhaltigkeit<br />

und Bio-Produktionen sind vordergründig<br />

emotionale, grüne Themen. Im<br />

Kern aber sind sie wissenschaftsbasiert:<br />

Plattformen, Algorithmen, Big Data,<br />

Biochemie, Gentech, Precision Farming<br />

und Ertragsoptimierung. Die Lage der<br />

Gastrobetriebe ist unkomfortabel: auf<br />

der einen Seite die legitimen finanziellen<br />

Ansprüche der Produzenten von fairen<br />

und nachhaltig produzierten Lebensmitteln,<br />

auf der anderen Seite die<br />

Preisvorstellungen der Gäste, die mehr<br />

auf Ignoranz, was die effektiven Kosten<br />

von Lebensmitteln betrifft, beruhen,<br />

denn auf der realen Kostenwahrheit.<br />

Will die Gastronomie ihre eigenen Ansprüche<br />

in Sachen Lebensmittelqualität<br />

nicht unterschreiten, kann dieses Dilemma<br />

langfristig nur durch einschneidende<br />

Massnahmen bei der Produktion und<br />

der Distribution der Speisen überwunden<br />

werden.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

41<br />

BEISPIELE AUS DER BRANCHE<br />

SO GEHT<br />

DIGITALI-<br />

SIERUNG<br />

Zugegeben: Digitalisierung ist manchmal<br />

leichter gesagt als getan. Vier konkrete Beispiele<br />

zeigen jedoch anschaulich, was heute schon<br />

möglich ist – auch in der Gastrobranche.<br />

TEXT CHRISTIAN GERIG<br />

FOTOS ZVG<br />

CLEVERE SOFTWARE FÜR DIE<br />

1 WICHTIGSTEN KENNZAHLEN<br />

Zusammen mit den Düsseldorfer Software-Designern<br />

hospitality.digital haben<br />

Berliner Gastronomen das Gastro-Cockpit<br />

entwickelt. Die Software<br />

ermöglicht Gastronomen, ihre Unternehmensprozesse<br />

digital zu steuern und<br />

zu optimieren. Im Zentrum steht ein<br />

Management-Dashboard, auf dem die<br />

fünf wichtigsten Kennzahlen dargestellt<br />

werden: Service, Umsatz, Break-even,<br />

Tischanalyse und Top-Seller. Die Daten<br />

kommen aus dem Kassensystem, ergänzt<br />

durch individuell eingegebene Informationen<br />

wie Wetter, Umsätze aus<br />

den Vorjahren, lokale Ferien, Feiertage.<br />

Auf Basis dieser Daten lassen sich<br />

der Waren- und Personaleinsatz genauer<br />

planen.<br />

ALGORITHMUS –<br />

DER NEUE KÜCHENCHEF<br />

In der Konsequenz resultieren solche<br />

Erkenntnisse in einer Neuorganisation<br />

der Küche. Nach intensiver Analyse<br />

der Abläufe wird schnell klar: Besser<br />

ist, man bewegt sich weg vom Partie-<br />

Gedanken. Also weg von Saucier, Gar-<br />

demanger, Entremetier oder Patissier.<br />

Nicht die Aufteilung des fertigen Menüs<br />

steht im Mittelpunkt, sondern die<br />

Bewirtschaftung der Ausgangsstoffe.<br />

Alle Speisen, jeder Arbeitsschritt, jede<br />

Rezeptur wird in einer App erfasst und<br />

zu Arbeits kategorien zusammengefasst.<br />

Der Küchenchef pflegt die Speisekarte<br />

für das À-la-carte-Angebot, die Büffets<br />

und die Menüs von Veranstaltungen ein,<br />

ergänzt diese durch bestehende Reservationen<br />

und Erfahrungswerte. Der Algorithmus<br />

macht den Rest.<br />

DIE WEISE EULE SERVIERT<br />

2 Owl (Eule) bezeichnet sich selbstbewusst<br />

als revolutionäres Kommunikations-<br />

und Managementsystem für<br />

Restaurants. Es weitet die Datenerfassung<br />

aus auf den gläsernen Gast. Ein<br />

vom Gast gesteuertes Tool auf dem<br />

Tisch gibt Servicepersonal, Küche und<br />

letztlich den Gastronomen und Gastronominnen<br />

wertvolle Hinweise über<br />

seine Essgewohnheiten, Wein-Präferenzen,<br />

Zusammensetzung seiner<br />

Speisefolge und signalisiert, wann er<br />

gestört werden oder wann er zahlen<br />

möchte.<br />

Andreas Hunziker,<br />

CEO der ZFV-<br />

Unternehmungen.


42<br />

1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

MNI: Der Menü-<br />

Nachhaltigkeits-<br />

Index. Aus der<br />

ZHAW-Studie im<br />

Auftrag des ZFV.<br />

Gleichzeitig ermöglicht der gläserne<br />

Gast einen personalisierten Service, indem<br />

er dem Gastronomen Hinweise aus<br />

seinen früheren Restaurantbesuchen gibt<br />

und, gegebenenfalls, sogar mit wem er<br />

die letzten Mahlzeiten genossen hat.<br />

3OUT OF THE BOX<br />

Einen grossen Schritt weiter geht<br />

ein Berliner Gastronom, indem er den<br />

teuersten Unkostenfaktor seiner Produktionskette<br />

eliminiert, ohne deswegen<br />

0815-Speisen anzubieten. Sein Restaurant<br />

nimmt Bestellungen exklusiv via E-<br />

Mail entgegen und das Essen wird nicht<br />

serviert, sondern lediglich bereitgestellt.<br />

«Dein Essen steht in Box J bereit», wird<br />

der Gast on time per E-Mail informiert,<br />

im eleganten Speiserestaurant stehen<br />

Glasboxen, darin warten silberne Tablets<br />

mit Essen. Die Box lässt sich über<br />

einen Link im E-Mail öffnen, bezahlt<br />

wird – selbstverständlich – ebenfalls per<br />

Smartphone (siehe auch S. 45).<br />

DIGITALISIERUNG BEIM ZFV<br />

4 Der Zürcher Frauenverein ZFVgehört<br />

zu den Top-drei der Schweizer<br />

Gastrounternehmen. In Sachen Digitalisierung<br />

der Mahlzeitenproduktion<br />

und -distribution geht er seinen eigenen<br />

Weg. Mit fast zwölf Millionen verkauften<br />

Mahlzeiten pro Jahr – in verschiedenen<br />

Umgebungen wie Restaurants,<br />

Gemeinschaftsgastronomie und Eventcatering<br />

– ist die 125 Jahre alte Genossenschaft<br />

das ideale Labor für die<br />

Erforschung und Entwicklung neuer Distributions-<br />

und Produktionsmethoden<br />

in der Ausser-Haus-Verpflegung. Das<br />

Spektrum der ZFV-Kundschaft reicht von<br />

Verpflegungsstätten für Studierende und<br />

Sporttreibende über Cafés in Künstlervierteln,<br />

Hotelrestaurants im Drei- und<br />

Viersterne-Segment bis zu gehobenen<br />

Restaurants mit Auszeichnung.<br />

INNOVATIVER MENÜ-<br />

NACHHALTIGKEITS-INDEX<br />

Die Ansprüche sind entsprechend<br />

heterogen. ZFV-CEO Andreas Hunziker<br />

hält wenig von Bevormundung,<br />

setzt dafür auf Aufklärung und Selbstverantwortung<br />

seiner Gäste. Gleichzeitig<br />

will er der Gastronomie helfen,<br />

ihre Speisekarte ebenso abwechslungsreich<br />

wie gesund, rohstoffschonend und<br />

entsorgungsbewusst zu gestalten.


1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

43<br />

MEHR INFO<br />

Beispiel 1<br />

www.hd.digital<br />

Beispiel 2<br />

www.owlrestaurant.com<br />

Beispiel 3<br />

www.datakitchen.berlin/de<br />

Beispiel 4<br />

www.zfv.ch/de<br />

www.zhaw.ch/storage/lsfm/forschung/iunr/mni/projektabschlusspraesentation.pdf<br />

(MNI-Präsentation)<br />

Das alles möglichst rationell. Weil Hunziker<br />

aber weiss, dass Mitarbeitende<br />

komplizierte Info-Software ablehnen,<br />

war der ZFV als Umsetzungspartner<br />

sehr daran interessiert, zusammen mit<br />

der Zürcher Hochschule für Angewandte<br />

Wissenschaften (ZHAW) ein<br />

umfassendes Informations-, Bewertungs-<br />

und Kommunikationssystem für<br />

nachhaltige Ernährung zu entwickeln.<br />

Zudem kann die Menübewertung mittels<br />

MNI in der Gästekommunikation verwendet<br />

werden: Gäste erhalten damit die<br />

Möglichkeit, bei ihrer Menüwahl Kriterien<br />

wie Ausgewogenheit und Umweltfreundlichkeit<br />

zu berücksichtigen, ohne<br />

dass dabei ihre Wahlfreiheit eingeschränkt<br />

wird.<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

UND WAHLFREIHEIT<br />

Eingebunden in ein Warenwirtschaftsbzw.<br />

Rezeptverwaltungssystem erhalten<br />

Küchenverantwortliche gesundheits- und<br />

umweltbezogene Informationen (ernährungsphysiologische<br />

Balancepunkte und<br />

Umweltbelastungspunkte), anhand deren<br />

sie die Mahlzeiten anpassen können.<br />

Entstanden ist so der sogenannte<br />

Menü-Nachhaltigkeits-Index, MNI. Der<br />

MNI hilft Köchinnen und Konsumenten<br />

dabei, umweltschonendere und ausgewogenere<br />

Gerichte anzubieten bzw. auszuwählen<br />

und ist somit ein Beitrag<br />

zu mehr Nachhaltigkeit im Bereich Ernährung.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


Heinz Gindullis<br />

ist der Kopf hinter<br />

Europas erstem<br />

Digitalrestaurant:<br />

Data Kitchen.


1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

45<br />

DATA<br />

KITCHEN:<br />

DIGITALES<br />

SLOW FOOD<br />

Als der Software-Konzern SAP Heinz «Cookie» Gindullis fragte, ob<br />

er für die Hauptstadtrepräsentanz des Unternehmens ein Restaurantkonzept<br />

entwickeln könne, stand für den technikaffinen Berliner<br />

Gastronomen schnell fest: Digital muss es sein. Gleichzeitig war klar,<br />

dass ein automatisiertes Konzept nur bei gleichzeitig hohem kulinarischem<br />

Anspruch infrage kommt. Stichwort: Slow Food Fast!<br />

TEXT BARBARA SCHINDLER<br />

FOTOS CHRISTIAN KIELMANN<br />

Im Herbst 2016 öffnete Gindullis, unterstützt<br />

von Spitzenkoch Alex Brosin, die<br />

Data Kitchen mitten im Berliner Touristen-Hotspot<br />

Hackescher Markt. Damit<br />

schuf er einen Pilgerort für alle, die wissen<br />

wollen, wie digitale Technik die Gastronomie<br />

der Zukunft verändern wird – ebenso<br />

wie für diejenigen, die in der Mittagspause<br />

einen qualitativ hochwertigen Lunch<br />

zu günstigen Preisen entspannt geniessen<br />

wollen.<br />

Beides – der entspannte Genuss anspruchsvoller<br />

Gerichte und der faire Preis von gerade<br />

einmal 6 Euro für das Daily Special<br />

und maximal 11 Euro für Speisen von der<br />

Standardkarte – wird direkt durch den Einsatz<br />

der zusammen mit SAP entwickelten<br />

digitalen Technik ermöglicht. Der Gast<br />

bestellt vorab am Computer oder über das<br />

Handy, bezahlt online per Kreditkarte oder<br />

Paypal, gibt ebenso bargeldlos Trinkgeld<br />

und legt eine Abholzeit fest. Smart Ordering<br />

nennt Operations Manager Christian<br />

Hamerle das System, über das auch die<br />

Frequenz im Restaurant punktgenau gesteuert<br />

werden kann. «Die Zeitfenster von<br />

15 Minuten werden blockiert, sobald das<br />

Maximum von 25 Bestellungen erreicht ist.


46<br />

1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

Ein cooles Team<br />

und eine coole<br />

Idee: Data Kitchen<br />

in Berlin.<br />

So ist die Küche niemals überlastet und<br />

wir haben immer noch einige Sitzplätze<br />

für Walk-ins frei.»<br />

PRE-PAYMENT DISZIPLINIERT<br />

Anders als bei einem Fast-Food-Konzept<br />

erhalten die Gäste ihre Bestellung<br />

nicht am Counter, sondern über die Food<br />

Wall – ein Regal mit 20 verschlossenen<br />

Fächern, die sich jeweils über einen individuellen<br />

Code auf dem Smartphone öffnen<br />

lassen. Bestückt werden sie «hinterrücks»<br />

aus der auf der anderen Seite der<br />

Wand platzierten Küche, in der zwei bis<br />

drei Köche pro Schicht arbeiten. Fünf<br />

Minuten vor und nach dem vereinbarten<br />

Zeitpunkt steht das Essen für die Abholenden<br />

bereit – klappt das immer? Oder<br />

wird viel weggeworfen? «Tatsächlich diszipliniert<br />

das Pre-Payment die Leute»,<br />

berichtet Hamerle. «99,9 Prozent sind<br />

pünktlich! Und Abfall haben wir sogar<br />

weniger als andere Restaurants, da wir<br />

durch die Vorabbestellung viel präziser<br />

planen können.» Da keine Wartezeiten<br />

entstehen, können die rund 60 Sitzplätze<br />

allein im Mittagsgeschäft, wenn die Verweildauer<br />

im Schnitt 30 Minuten beträgt,<br />

bis zu viermal belegt werden.<br />

Nur zwei Servicemitarbeiter – ein Barista<br />

und ein Gastgeber – sind pro Schicht<br />

im Einsatz. Die dank der automatisierten<br />

Prozesse reduzierten Personalkosten fliessen<br />

in die Preisgestaltung ein. «Bei 6 Euro<br />

für ein frisch gekochtes Hauptgericht aus<br />

hochwertigen, regionalen Zutaten brauchen<br />

wir natürlich eine Mischkalkulation»,<br />

erklärt Hamerle das günstige Angebot.<br />

Seit Kurzem bietet die Data Kitchen<br />

auch Company Accounts für Firmen an,<br />

die ihren Mitarbeitenden einen Zuschuss<br />

zum Mittagessen gewähren. «Dadurch<br />

werden viele Prozesse vereinfacht», bestätigt<br />

Hamerle. «Es funktioniert etwa wie<br />

ein digitaler Bierdeckel!»<br />

MITARBEITENDE ALS GASTGEBER<br />

Dabei soll, das ist den Machern sehr wichtig,<br />

das Restaurant kein kalt-funktioneller<br />

Versorgungsbetrieb sein – im Gegenteil:<br />

«Es ging uns nie darum, Servicepersonal<br />

einzusparen», betont Gindullis. «Unsere<br />

Mitarbeiter sind da, damit die Menschen<br />

sich wohlfühlen. Sie begrüssen die Gäste,<br />

haben Zeit für sie, fragen, wie es ihnen<br />

geht.» Christian Hamerle ergänzt: «Ihre<br />

Rolle verschiebt sich ganz klar weg vom<br />

Kellner und hin zum Gastgeber.» Schwin-


1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

47<br />

FAKTEN & ZAHLEN<br />

Data Kitchen<br />

› Data Space by SAP<br />

› Rosenthaler Str. 38, 10178 Berlin<br />

› Eröffnung: November 2016<br />

› Geschäftsführer: Heinz Gindullis<br />

› Küchenchef: Alexander Brosin<br />

› Sitzplätze: 60<br />

› Mitarbeitende:<br />

Service 2, Küche 4, Event 4<br />

› Durchschnittsbon: 10 €<br />

www.datakitchen.berlin<br />

Digitales Essen<br />

kann auch lecker.<br />

gen bald auch Roboter den Kochlöffel?<br />

«Dort, wo in der Quickservice-Gastronomie<br />

Fachkräftemangel herrscht, möglicherweise»,<br />

sagt Hamerle. «Aber die<br />

Data Kitchen mit ihrem Premium-Anspruch<br />

wird weiterhin ausgebildete Köche<br />

beschäftigen.» Lieber möchte der Operations<br />

Manager in Zukunft die Data-<br />

Kitchen-App verstärkt dafür nutzen, die<br />

Gäste über die Herkunft und Qualität der<br />

Zutaten zu informieren. «Über eine Food-<br />

Blockchain lässt sich eine einzigartige<br />

Transparenz herstellen. Vom Landwirt<br />

bis zum Gast. So schliesst sich der Kreis<br />

vom Smart Ordering über die digitalisierte<br />

Warenwirtschaft bis hin zur IoT*-basierten<br />

Rückverfolgbarkeit.» (*Internet of<br />

Things)<br />

Trotz ihres hohen kulinarischen Anspruchs<br />

positioniert sich die Data Kitchen als ein<br />

reines Lunch-Konzept, um 18 Uhr ist Feierabend.<br />

Warum? «Weil es einfach nicht<br />

sexy ist, sich drei Gänge nacheinander aus<br />

einer Food Wall zu holen», sagt Hamerle.<br />

«Abends haben die Menschen andere Bedürfnisse.»<br />

Deshalb läuft auch das Eventgeschäft<br />

im benachbarten Data Space für bis<br />

zu 100 Personen noch überwiegend analog.<br />

ERFAHRUNGEN SAMMELN<br />

UND GELD VERDIENEN<br />

Für SAP ist die Data Kitchen ein Prototyp,<br />

der schon ganz gut funktioniert,<br />

aber auch noch viel Lernstoff bietet,<br />

wie Hamerle betont. «Wir halten<br />

unsere Augen und Ohren offen. Die<br />

interessante Frage lautet immer: Wie<br />

benimmt sich der Mensch in seiner<br />

Komfortzone, wenn es an die Schnittstellen<br />

zur digitalen Welt geht? Hier<br />

sammeln wir viele Erfahrungen.» Auch<br />

als Testlabor muss die Data Kitchen,<br />

inklusive Event Space, Geld verdienen.<br />

«Wir wollen schliesslich zeigen, dass<br />

solche digitalen Konzepte Sinn ergeben»,<br />

unterstreicht Hamerle. Gleichzeitig<br />

gibt der Konzern seinem Gastro-<br />

Start-up Zeit, erwachsen zu werden,<br />

bevor möglicherweise ein Roll-out<br />

startet. «Ab <strong>2020</strong> wird sich diesbezüglich<br />

Konkretes tun», kündigt Hamerle<br />

an. Details will er aber noch nicht verraten.<br />

Fest steht: SAP hat Appetit auf<br />

die Gastrobranche bekommen und sich<br />

zum Ziel gesetzt, die Restaurantszene<br />

der Zukunft mit ganzheitlichen Softwarelösungen<br />

massgeblich mitzugestalten.<br />

CORONA-KRISE<br />

Auch die Data Kitchen musste<br />

Ende März wie alle anderen<br />

Restaurants in der Hauptstadt<br />

ihre Türen für Gäste schließen –<br />

obwohl vermutlich kaum ein anderes<br />

Restaurant seine Gäste<br />

besser kontaktlos mit Essen versorgen<br />

kann, wie das digitale<br />

Konzept von SAP. Allerdings war<br />

Selbstbedienung während des<br />

Lockdowns in Berliner Restaurants<br />

verboten. Anders als viele andere<br />

Gastronomen verzichtete man darauf,<br />

stattdessen eine Take-away-<br />

Lösung und Delivery einzurichten.<br />

«Wir haben das durchgerechnet»,<br />

sagt Christian Hamerle, «und uns<br />

dann entschlossen, es nicht zu<br />

tun.» Der Druck, Umsatz zu machen<br />

und die weiterlaufenden<br />

Kosten zu decken, war gering.<br />

Hamerle erwartet, dass Corona<br />

dem Thema Digitalisierung in<br />

der Gastronomie endgültig zum<br />

Durchbruch verhelfen wird.


48<br />

1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

ÜBER DIE PERSON<br />

Christian Hamerle, in Wien geboren,<br />

absolvierte die Hotelfachschule und<br />

arbeitete anschliessend unter anderem<br />

in der Sternegastronomie und als<br />

Betriebsleiter von Sarah Wiener.<br />

Neben seiner Aufgabe als Gastgeber<br />

in der Data Kitchen entwickelt er für<br />

SAP digitale Konzepte für die Restaurants<br />

von morgen.<br />

CHRISTIAN HAMERLE, GASTGEBER<br />

IN DER DATA KITCHEN, BERLIN<br />

HERR HAMERLE, WAS HABEN SIE<br />

GEDACHT, ALS SIE ERSTMALS<br />

VOM KONZEPT DER DATA KITCHEN<br />

HÖRTEN?<br />

Christian Hamerle: Ich dachte, das wird<br />

nie funktionieren – Digitalisierung und<br />

Gastronomie gehen nicht zusammen. Aber<br />

ich habe meine Meinung um 180 Grad geändert.<br />

Wir schenken den Leuten Zeit!<br />

KOMMT DIE DIGITALE TECHNIK<br />

AUCH FÜR DAS DELIVERY- UND<br />

TAKE-AWAY-GESCHÄFT ZUM<br />

EINSATZ?<br />

Nein, ganz bewusst nicht. Wir möchten<br />

unseren Gästen entspannte Erlebnisse<br />

schenken, sie aus ihrem Workflow herausholen.<br />

Ein Genusstermin auf der Agenda<br />

eines langen Tages. Das nehmen die Leute<br />

dankbar an. Grab-and-go ist in der Branche<br />

zwar gerade ein Riesenthema. Wir<br />

bevorzugen aber Grab-and-stay.<br />

WIE REAGIEREN DIE MENSCHEN<br />

AUF DIE DIGITALEN PROZESSE IN<br />

DER DATA KITCHEN?<br />

Die meisten Gäste nehmen uns als Restaurant<br />

wahr, in dem es um zwischenmenschliche<br />

Interaktion geht. Unsere<br />

Gastgeber sind darauf trainiert, ihnen<br />

auf charmante Art die Angst vor der<br />

Technik zu nehmen. Und wenn man es<br />

erst einmal verstanden hat, sind die positive<br />

Überraschung und das Wohlwollen<br />

in der Regel gross. Es geht darum,<br />

die digitalen Prozesse von den Gästen<br />

aus zu denken: Was wollen und brauchen<br />

sie – und die Technologie von dort<br />

aus zu entwickeln.<br />

SIE BESCHÄFTIGEN SICH MIT<br />

FUTURE FOOD TECH: WIE WIRD<br />

DIE ERNÄHRUNG DER ZUKUNFT<br />

IHRER MEINUNG NACH AUSSEHEN?<br />

Die Food-Branche steht vor einer Digitalisierung<br />

der gesamten Wertschöpfungskette<br />

vom Acker bis zum Teller, von der<br />

Erde bis zur Körperzelle. Der ans Internet<br />

of Things angeschlossene Acker errechnet<br />

genau, wie hoch die Ernte in einem<br />

Jahr ausfallen wird, weil er Regenmengen,<br />

Bodenbeschaffenheit und Temperaturen<br />

misst.


49


50<br />

1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

Die Gäste bestellen ihr<br />

Essen per App und holen<br />

es kurz darauf im Glaskasten<br />

der Data Kitchen ab.<br />

Dafür müssen die Maschinen allerdings<br />

noch ein paar Jahre dazulernen.<br />

Essen wird in Zukunft viel stärker als bisher<br />

mit der individuellen Gesundheit verknüpft<br />

werden. Dann werden wir das,<br />

was wir essen, automatisch mit unseren<br />

körperlichen Bedürfnissen abgleichen.<br />

Wenn ich über das Smartphone bestelle,<br />

wird mein digitaler Ernährungscoach<br />

sofort darüber informiert, welche<br />

Nährstoffe ich aufnehme, und er greift<br />

möglicherweise mahnend ein, wenn ich<br />

schon wieder eine Currywurst esse. Das<br />

muss aber mit einem Augenzwinkern<br />

geschehen und nicht mit Verboten.<br />

Bezahlt wird automatisch am Monatsende<br />

und wenn ich brav pflanzenbasiert<br />

esse, bekomme ich Bonuspunkte von<br />

meiner Krankenkasse. Dabei dürfen<br />

wir das Thema Datensicherheit natürlich<br />

nicht aus den Augen verlieren.<br />

Meine Prognose: Es wird immer eine<br />

analoge Fine-Dining-Gastronomie für<br />

besondere Anlässe geben. Aber im Alltag<br />

werden wir von unserem Health<br />

Coach ernährungsbewusst und bargeldlos<br />

durch die Arbeitswoche geleitet<br />

werden.<br />

WIRD DAS RESTAURANT DER<br />

ZUKUNFT KOMPLETT DURCH-<br />

DIGITALISIERT SEIN?<br />

Ja und nein. Ich glaube, dass wir in<br />

diesen zukünftigen Erlebnisräumen<br />

die Technik darin überhaupt nicht<br />

mehr wahrnehmen werden und das<br />

Zwischenmenschliche deutlich im Vordergrund<br />

steht. Gleichzeitig werden<br />

unsere Armbanduhren uns darauf hinweisen,<br />

welche Restaurants in der Nähe<br />

das Essen anbieten, das zu unserem<br />

aktuellen Ernährungsstatus passt.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

51


52<br />

1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

FACHBEITRAG<br />

TRÄUME VS.<br />

WIRTSCHAFT-<br />

LICHKEIT<br />

Wenn Quereinsteigerinnen oder unerfahrene Gastronomen von einem eigenen<br />

Restaurant oder einem neuen Trendlokal träumen, braucht es jemanden für<br />

den Realitäts-Check. Falls dieser Jemand auch noch gleich kreativ ist und weiss,<br />

wie ein Betrieb wirtschaftlich funktionieren muss, könnte das ein erfolgreiches<br />

Konzept zur Folge haben. In diesem Fachartikel berichtet der Autor, wie er<br />

coole Ideen zum Fliegen bringt.<br />

Bevor ich Ihnen schildere, wie wir arbeiten,<br />

möchte ich Ihnen zuerst sagen, was<br />

wir überhaupt tun: Wir kreieren Konzepte<br />

für Gastronomiebetriebe und begleiten<br />

Dienstleister in der Food-Branche bei ihren<br />

Projekten. That’s it: This is us!<br />

Ein Auftraggeber hat Tausende Ideen,<br />

die prädestiniert sind, erfolgreich zu sein.<br />

Beziehungsweise: die bitteschön erfolgreich<br />

sein sollten. Der freie Geist wird<br />

aber oft durch die eigene Vergangenheit<br />

gebremst, sprich: durch frühere Konzepte,<br />

die weniger erfolgreich waren.<br />

Brand-new und<br />

schon top: Das Casino<br />

Bern, das eigentlich<br />

ein Kultur- und<br />

Gastrotempel ist.


1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

53<br />

ÜBER DIE PERSON<br />

Thomas Andermatt beschäftigt sich<br />

seit über 20 Jahren mit dem<br />

Essen und Food-Trends. Er ist gelernter<br />

Koch mit Background in<br />

der Hotelfachschule und einem MAS<br />

in Business Administration. Ab<br />

2014war er mehrere Jahre in einer<br />

Zürcher Traditionsbäckerei tätig<br />

und verantwortlich für die operative<br />

Führung und Neuausrichtung.<br />

2018 gründete er mit Freunden und<br />

Familie die This is us GmbH.<br />

Oder er wird durch Prozesse gestört, die<br />

man schlecht ignorieren kann. Träumen<br />

ist gut – aber die Träume müssen auch<br />

ökonomisch Sinn machen.<br />

Hier kommen wir ins Spiel: Wir tauchen<br />

in die Geschichten von Unternehmen<br />

und Ideen ein, unabhängig von alten<br />

Mustern, lassen den Freigeist los<br />

und kreieren spannende Welten. Wir<br />

begeben uns auf die Reise mit dem<br />

Kunden oder der Kundin und holen das<br />

Bestmögliche heraus. Und so kann es<br />

vorkommen, dass aus einer ursprünglich<br />

angedachten Punk-Rockerin plötzlich<br />

eine Burlesque-Lady namens Miss<br />

Miu wird, wohnhaft an der Europaallee.<br />

DER TRAUM VON<br />

DER EIGENEN BEIZ<br />

Nicht jeder kann auf einen Rucksack<br />

voller Erfahrungen zurückgreifen. Es<br />

gibt Kunden, die nicht aus der Gastronomiebranche<br />

kommen und trotzdem<br />

ihren Traum vom eigenen Café oder<br />

Restaurant verwirklichen wollen. In den<br />

Erstgesprächen kommt es meist zu einem<br />

nüchternen Aufwachen aus dem<br />

Traum von der eigenen Beiz. Ein wichtiger<br />

Moment, der uns zeigt, ob und wie<br />

der Weg des Kunden weitergeht. Ein<br />

Profi weiss, ob sein Projekt wirtschaftlich<br />

realisierbar ist, Quereinsteiger müssen<br />

dies erst kennenlernen. Die Herangehensweise<br />

ist aus diesem Grund je<br />

nach Auftrag unterschiedlich. Ob Profi<br />

oder Neuling, ein Punkt bleibt gleich:<br />

Wir müssen die Kundschaft verstehen<br />

und in ihre Welt eintauchen, ihr Möglichkeiten<br />

aufzeigen, die anfangs unmöglich<br />

erscheinen. Wir müssen Kundinnen<br />

und Kunden überraschen und<br />

schlussendlich überzeugen.<br />

Denn ein Projekt verändert sich in der<br />

Realisierung ständig und wird so auch<br />

regelmässig auf die Probe gestellt. Die<br />

meist gehörte Aussage unserer Kunden<br />

lautet: Das Lokal soll speziell sein,<br />

aussergewöhnlich und cool. Klar. Aber<br />

schlussendlich muss es vor allem etwas,<br />

um erfolgreich zu sein: wirtschaftlich<br />

rentieren. Das Spezielle wird plötzlich<br />

für alle zugänglich, und das Coole<br />

ist plötzlich Mainstream. Den geeigneten<br />

Weg zu finden, ist nicht immer einfach,<br />

so begleitet uns ein Projekt auch<br />

mal bis zu einem Jahr.


54<br />

1.3 TAT-SACHE KONZEPTE IM FOKUS<br />

In der Musikbranche<br />

würde man wohl von<br />

einem Smash-Hit<br />

sprechen: das Miss<br />

Miu aus dem Haus<br />

von This is us.<br />

WICHTIGER PUNKT: TRANSPARENZ<br />

Der Markt im Food-Bereich ist im ständigen<br />

Wandel und verlangt immer kreativere<br />

Lösungen. Wir müssen uns von den<br />

Mitbewerbern unterscheiden, das Projekt<br />

erlebbar machen und uns damit auseinandersetzen.<br />

Lebensmittel werden unter<br />

die Lupe genommen, und Transparenz<br />

wird immer öfter vorausgesetzt. Aus diesem<br />

Grund sucht auch eine erfolgreiche<br />

Gastronomin oder ein erfolgreicher Gastronom<br />

im Veränderungsprozess oder für<br />

ein neues Konzept ein Start-up wie uns,<br />

um das nächste Projekt innovativ und<br />

kundennah zu gestalten. Eine Chance für<br />

uns. Wir sehen uns beim nächsten Coup<br />

an der Europaallee.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


55


56<br />

1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

FACHBEITRAG<br />

INNOVATIVE<br />

TECHNOLOGIEN<br />

HELFEN DEM<br />

TOURISMUS<br />

Reiseplanung und Reiseerlebnis werden immer stärker von digitalen<br />

Medien und globalen Playern bestimmt. Akteure im Schweizer<br />

Tourismus müssen sich dem Trend anpassen, um zu überleben.<br />

Der folgende Beitrag der Fachhochschule HES-SO zeigt, wie ein<br />

Einsatz von innovativen Technologien den Tourismusdestinationen<br />

neue Chancen eröffnet.<br />

Vor zehn Jahren betonten Expertinnen<br />

und Experten die Chancen für die Tourismusakteure,<br />

deren Produkte direkt an<br />

eine internationale Kundschaft zu vermitteln<br />

– und zwar ohne Reisemittler. Die<br />

Entwicklung der letzten Jahre zeigt jedoch,<br />

dass es sich um einen dynamischen<br />

und hart umkämpften Markt handelt.<br />

Und dieser wird zunehmend von globalen<br />

Akteuren dominiert. So entstanden<br />

Buchungsplattformen wie Booking.com<br />

und Expedia, Suchmaschinen wie Google<br />

und Vergleichsportale wie Kayak oder<br />

Trivago. Digitale Plattformen sind heute<br />

das zentrale Geschäftsmodell der digitalen<br />

Ökonomie. Sie sind Innovationstreiber,<br />

die als direkte Schnittstelle zwischen<br />

Leistungserstellern wie Hotels und deren<br />

Gästen traditionelle Abläufe infrage<br />

stellen. Damit können solche Plattformen<br />

ganze Branchen in kurzer Zeit verändern.<br />

SMART MIT DEN<br />

GÄSTEN KOMMUNIZIEREN<br />

Tourismusorganisationen werden durch<br />

diese dynamische Entwicklung gezwungen,<br />

ihre Rolle zu überdenken und sich<br />

anzupassen. Vor wenigen Dekaden noch<br />

«Hallo, ich bin Bea» –<br />

die digitale Assistentin<br />

von Davos Tourismus.


1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

57<br />

ÜBER DIE HES-SO<br />

Die Hochschule für Wirtschaft der<br />

HES-SO Valais-Wallis in Siders bietet<br />

drei Bachelor-Studiengänge an:<br />

Tourismus, Betriebsökonomie und<br />

Wirtschaftsinformatik. Das Institut<br />

Tourismus ist in Forschung und Beratung<br />

tätig, insbesondere in den<br />

Bereichen Digitalisierung, Marktforschung<br />

und Trendbeobachtung im<br />

Tourismus.<br />

waren sie wichtige, unumgängliche Vermittler<br />

von Informationen vor und während<br />

der Reise. Dies ist heute nicht<br />

mehr der Fall. Destinationen können<br />

aber die räumliche und zeitliche Allgegenwärtigkeit<br />

von virtuellen Informationen<br />

gezielt nutzen, um in allen Reisephasen<br />

(vor, während und nach der<br />

Reise) mit den Gästen gezielt und in<br />

smarter Art und Weise zu kommunizieren<br />

und zu interagieren. Der innovative<br />

Einsatz von Technologie kann den Tourismusdestinationen<br />

also neue Potenziale<br />

eröffnen. Die folgenden Beispiele<br />

entlang der Customer Journey mit den<br />

Phasen Träumen, Planen und Buchen<br />

sowie Erleben sollen das illustrieren.<br />

TECHNOLOGIENUTZUNG ENTLANG<br />

DER CUSTOMER JOURNEY<br />

In der Phase des Träumens geht es vor<br />

allem darum, die Reiseentscheidungen<br />

der potenziellen Gäste gezielt zu beeinflussen.<br />

Dabei spielen soziale Medien<br />

wie Facebook oder Insta gram eine<br />

zentrale Rolle. Sie können zur Verbreitung<br />

nutzergenerierter Inhalte mittels<br />

Influencer-Marketings genutzt werden,<br />

wie es beispielsweise Schweiz Tourismus<br />

bereits 2017 mit dem indischen<br />

Bollywood-Star Ranveer Singh praktiziert<br />

hat. Oder die Destination Arosa<br />

Lenzerheide nutzt die datengetriebenen<br />

Werbeinstrumente dieser Plattformen,<br />

um ausgewählte Kundengruppen gezielt<br />

zum Kauf von Skitickets zu motivieren.<br />

Während dem Planen und Buchen sind<br />

für den Gast detaillierte Informationen<br />

zu touristischen Angeboten und deren<br />

elektronische Buchbarkeit von grossem<br />

Interesse. In den Fokus des Onlineverkaufs<br />

ist in letzter Zeit vor allem<br />

das Ticketing gerückt, welches von der<br />

Jungfrau-Region mit grossem Erfolg<br />

praktiziert wird. Beim Online-Kundenservice<br />

kann künstliche Intelligenz in<br />

der Form von Chatbots oder zum Routing<br />

von Anfragen zum Einsatz kommen,<br />

wie dies bei Bea – die digitale Assistentin<br />

von Davos Tourismus – oder<br />

bei der Chat-Funktion auf der Webseite<br />

von Engadin Tourismus der Fall ist. Damit<br />

die korrekten Daten an möglichst<br />

vielen Touchpoints des Gastes verfügbar<br />

sind, öffnen Zürich und Crans-Montana<br />

Tourismus ihre Datenbanken zur<br />

freien Nutzung (Open Data).


58<br />

1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

Das wird lustig: Mitarbeiterinnen<br />

von<br />

Zermatt Tourismus.<br />

MULTIMEDIALE STADTFÜHRUNGEN<br />

Sobald der Gast vor Ort ist, können neue<br />

Technologien helfen, den Aufenthalt interessanter<br />

zu gestalten. Oder sie helfen<br />

auf Seiten der Tourismusorganisationen,<br />

Arbeitsprozesse zu digitalisieren.<br />

Ein Beispiel für Ersteres sind Augmented-Reality-Apps,<br />

wie sie Bern Welcome<br />

zur multimedialen Inszenierung von<br />

Stadtführungen verwendet. Betreffend<br />

Digitalisierung von Arbeitsprozessen:<br />

Dies zeigt sich z. B. bei der Einführung<br />

des elektronischen Meldewesens, welches<br />

die Erfassung und Übermittlung<br />

der Gästedaten auf Papier ablösen soll.<br />

Zur Anwendung kommt dies zurzeit im<br />

Kanton Freiburg und in der Destination<br />

Zermatt. Die Verfügbarkeit einer umfassenden<br />

und fehlerfreien Datenbasis ist<br />

eine unabdingbare Voraussetzung für innovative<br />

Analysen und Visualisierungen<br />

in der Form von Dashboards, wie es das<br />

Walliser Tourismus Observatorium bereits<br />

praktiziert.<br />

künstliche Intelligenz etc.). Die Herausforderung<br />

für die Destinationen wird darin<br />

bestehen, die richtige Technologie zur<br />

richtigen Zeit für den richtigen Anwendungsfall<br />

optimal einzusetzen.<br />

FAZIT<br />

Die Möglichkeiten der Nutzung neuer<br />

Technologien sind zahlreich. Die Entwicklung<br />

wird weitergehen (Blockchain,<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

59<br />

ÜBER DIE PERSON<br />

Dr. Roland Schegg (links) und Dr.<br />

Michael Fux (rechts) sind Professoren<br />

an der Hochschule für Wirtschaft<br />

in Siders und Forscher am<br />

Institut für Tourismus der HES-SO<br />

Valais Wallis. Aktuell beschäftigen<br />

sie sich im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit<br />

vor allem mit dem Einfluss<br />

neuer Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

auf die Tourismusindustrie.<br />

Themen ihrer Arbeiten<br />

sind u. a. das Monitoring von Akteuren<br />

wie Airbnb und Booking im<br />

Schweizer Tourismus oder die Beurteilung<br />

der digitalen Fitness von<br />

touristischen Anbietern.


Ja, auch wenn es nicht<br />

so aussieht: Das hier ist<br />

Deutschland – und sehr<br />

digital: das Bamboo.


1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

61<br />

DIE DIGITAL-<br />

STE STADT<br />

DEUTSCHLANDS<br />

Ein kleines Städtchen ganz im Westen des deutschen Bundeslands<br />

Nordrhein-Westfalen zeigt den Metropolen, wie technische Innovationen<br />

in Zukunft die Abläufe in Restaurants, Diskotheken, Hotels<br />

und Fast-Food-Outlets revolutionieren könnten. Der Software-Entwickler<br />

Tobit betreibt hier in Ahaus an der holländischen Grenze neun<br />

gastronomische Betriebe fast jeder Couleur. Von den Erfahrungen<br />

kann man sich auch in der Schweiz ein Stücklein abschneiden.<br />

TEXT BARBARA SCHINDLER<br />

FOTOS ZVG<br />

Was eigentlich als Showcases für die<br />

eigenen Produkte gedacht war, macht<br />

das Unternehmen zum grössten Gastronomen<br />

der 40 000-Einwohner-Stadt<br />

und das so erfolgreich, dass längst<br />

weitere Wirte und Branchen am Ort<br />

nachgezogen haben.<br />

«Für rund 80 Prozent der Ahauser ist<br />

es mittlerweile völlig selbstverständlich,<br />

mit dem Handy zu reservieren,<br />

zu bestellen und zu bezahlen», erklärt<br />

Dieter van Acken, Marketing-Manager<br />

Communications beim 1986 gegründeten<br />

Software-Hersteller Tobit.


62<br />

1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

Hotel ohne Mitarbeiter:<br />

Im Smartel öffnen sich<br />

die Türen, wenn der Gast<br />

einen QR-Code scannt.<br />

Die Steuerung von Licht,<br />

Klimaanlage und Musik<br />

im Zimmer funktioniert<br />

über eine App.<br />

Das Unternehmen ist nicht nur einer der<br />

wichtigsten Arbeitgeber der Region, sondern<br />

hat in den vergangenen Jahren auch<br />

massgeblich dazu beigetragen, dass die<br />

Stadt Ahaus zu einer Art westfälischem Silicon<br />

Valley und zur womöglich digitalsten<br />

Gemeinde Deutschlands geworden ist.<br />

UNKOMPLIZIERTE<br />

PLATTFORM<br />

Mit der offenen Plattform Chayns stellt<br />

Tobit alle notwendigen Komponenten<br />

für die unkomplizierte Digitalisierung<br />

unterschiedlichster Unternehmen zur<br />

Verfügung, ohne dass umfangreiche<br />

Investitionen in die technische Ausstattung<br />

oder eine aufwendige Integration<br />

ins Kassensystem benötigt werden. Gerade<br />

in der Gastronomie identifizierte<br />

Tobit einen enormen Bedarf an Tools,<br />

die auch kleinen Betrieben den Einstieg<br />

in das Thema erleichtern. «Leider fiel es<br />

uns immer recht schwer, unseren Kunden<br />

aus der Branche den Mehrwert dieser<br />

digitalen Möglichkeiten anschaulich<br />

zu erklären», sagt van Acken. «Also haben<br />

wir eigene Konzepte entwickelt, um<br />

das Potenzial unseres Produkts im gastronomischen<br />

Alltag zu demonstrieren.»<br />

Hätte da nicht ein Vorzeige-Restaurant<br />

gereicht? «Nicht, wenn wir alle<br />

Segmente der Branche – von der Disco<br />

über den Take-away bis hin zum Hotel<br />

– ansprechen wollen», so der Marketing-<br />

Manager. «Jedes Konzept hat bezüglich<br />

der Digitalisierung seine ganz eigenen<br />

Herausforderungen und Möglichkeiten.<br />

Diese wollen wir abbilden.»<br />

NULL BARGELD<br />

IN ALLEN FORMATEN<br />

Von der Strandbar Bamboo über das<br />

English Pub The Unbrexit, das benachbarte<br />

British Steak House Sherlock<br />

und das smarte Hotel Smartel<br />

bis hin zur Sportbar Offsite, der<br />

Diskothek Next und dem Fast-Food-<br />

Konzept TKWY gehorchen alle Tobit-Betriebe<br />

derselben Maxime: null<br />

Bargeld! Wichtigstes Element der<br />

Konzepte, die sich durchaus mit denen<br />

in deutschen Grossstädten messen<br />

können, ist der cloudbasierte Kassenbondrucker<br />

«wayter.» Er ist mit der<br />

digitalen Speisekarte verbunden, die<br />

wie ein konzepteigener Onlineshop<br />

funktioniert, über den der Gast genauso<br />

bestellt, wie er es von Amazon &


1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

63<br />

Auch in der Diskothek<br />

Next brauchen<br />

die Nachtschwärmenden<br />

keinen Cent<br />

Bargeld.<br />

Co. kennt und gewohnt ist. Mit dem<br />

eigenen Handy gelangt man über das<br />

Scannen eines in den Tisch integrierten<br />

QR-Codes auf die Bestellplattform,<br />

sucht sich das gewünschte<br />

Produkt heraus, bestellt und bezahlt<br />

– inklusive Trinkgeld – über alle gängigen<br />

Kreditkarten oder Paypal. Der<br />

Sitzplatz des Bestellers wird automatisch<br />

an den Service übermittelt.<br />

«wayter» wirft an der Bar oder in der<br />

Küche einen entsprechenden Bon aus,<br />

die Bestellung wird zubereitet und an<br />

den Tisch gebracht. Fertig.<br />

Für Gäste, die das digitale System noch<br />

nicht kennen, kein Handy dabeihaben<br />

oder ihre Zahlungsdaten nicht preisgeben<br />

wollen, gibt es am Eingang der<br />

Restaurants Ladestationen. Dort können<br />

Onlinekonten anonym angelegt<br />

und mit Bargeld aufgefüllt werden, mit<br />

denen man dann bezahlen kann. «Um<br />

die Umwandlung von Bargeld in digitales<br />

Geld zu vereinfachen, sind unsere<br />

Geldautomaten ebenfalls mit QR-Code<br />

versehen», berichtet van Acken.


64 1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

Im Tobit-Take-away gibt es keine Mitarbeitenden,<br />

die Bestellungen annehmen.<br />

Der Gast ordert – gern auch von unterwegs<br />

– und bezahlt per Handy. Anschliessend<br />

steht das Gewünschte entweder aussen<br />

an einer Abholstation bereit oder wird<br />

von den Küchenmitarbeiterinnen über die<br />

Theke gereicht, sobald sich der Kunde<br />

über den QR-Code identifiziert hat.<br />

Das Smartel funktioniert sogar gänzlich<br />

ohne Kontakt zwischen Gästen<br />

und Mitarbeitenden. Auf den Zimmertüren<br />

befindet sich ein QR-Code, der<br />

zum Öffnen einfach mit dem Handy<br />

gescannt wird. «Das System weiss, dass<br />

der Gast eingecheckt ist und die Berechtigung<br />

hat», erläutert van Acken. Auf<br />

dem Hotelflur fungiert ein Kühlschrank<br />

sozusagen als analoge Ladentheke des<br />

Onlineshops: Der Gast scannt einen<br />

QR-Code, es öffnet sich ein Shop auf<br />

dem Smartphone und beim Kauf auch<br />

die Kühlschranktür. «Mittelfristig wird<br />

der Kühlschrank die Minibar ersetzen»,<br />

ist van Acken überzeugt.<br />

MEHR ZEIT FÜR DEN SERVICE<br />

Die Vorteile des digitalen Bestellens im<br />

Restaurant liegen für van Acken auf der<br />

Hand: Es kann nicht mehr zu Missverständnissen<br />

zwischen Kellner und Gast<br />

kommen, Wartezeiten beim Kassieren<br />

entfallen, Rechnungen können problemlos<br />

unter mehreren Gästen geteilt werden,<br />

weil jeder von vornherein für sich<br />

bestellt und bezahlt. Darüber hinaus reduzieren<br />

sich die Laufwege für das Servicepersonal,<br />

das mehr Zeit hat, auf die<br />

Gäste einzugehen und sie zu umsorgen.<br />

Von entspannterem Arbeiten, weniger<br />

Fluktuation und und weniger benötigten<br />

Fachkräften gar nicht zu reden.


1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

65<br />

Eine Speisekarte an<br />

der Wand oder auf<br />

dem Tisch – wie hier<br />

im The Unbrexit – ist<br />

in den Tobit-Konzepten<br />

eigentlich<br />

überflüssig.<br />

«Die Mitarbeiterplanung und -bezahlung<br />

funktioniert selbstverständlich<br />

auch digital», berichtet van Acken. Alle<br />

Abrechnungen laufen im Hintergrund<br />

über Tobit, die Gastronomie oder der<br />

Gastronom zahlt<br />

einen monatlichen<br />

Service-Betrag,<br />

braucht darüber<br />

hinaus nur<br />

die Webseite mit<br />

dem Bestellsystem.<br />

Mittelfristig<br />

sieht van Acken<br />

den QR-Code als Instrument der digitalen<br />

Zukunft: «Der Gast hat das beste<br />

Terminal, sein Smartphone, immer<br />

dabei. Das macht viele Dinge sehr einfach,<br />

denn ein QR-Code braucht weder<br />

Strom noch WLAN oder Wartung.<br />

Und die Möglichkeiten, die sich durch<br />

die Vernetzung bieten, sind unendlich.»<br />

Wer erwartet, dass ein Technikunternehmen<br />

kühle und futuristische Gastrokonzepte<br />

als Showcases einsetzt, liegt<br />

falsch. Van Acken: «Es geht eben nicht<br />

nur darum, Abläufe zu demonstrieren,<br />

sondern um Erlebnisgastronomie,<br />

«DIE MITARBEI-<br />

TERPLANUNG<br />

FUNKTIONIERT<br />

AUCH DIGITAL.»<br />

DIETER VAN ACKEN<br />

die mit Essen und Trinken, Gemeinschaft<br />

und Technik auch Gäste begeistern<br />

soll, die nicht als Kundschaft<br />

für die Software infrage kommen.» So<br />

sind die Betriebe allesamt sehr liebevoll<br />

und durchdacht<br />

gestaltet. «Für Tobit-Gründer<br />

und<br />

CEO Tobias Groten<br />

ist Gastronomie<br />

Herzenssache,<br />

er kennt die Top-<br />

Restaurants der Welt<br />

von seinen Reisen<br />

und lässt sich inspirieren», verrät van<br />

Acken. «Alle Konzepte tragen seine<br />

Handschrift.»<br />

STAMMGÄSTE NICHT VERPRELLEN<br />

Digitale Gastronomie funktioniert am<br />

besten bei ganz neuen Konzepten, weiss<br />

van Acken. «Es ist schwierig, einen bestehenden<br />

Betrieb von einem Tag auf<br />

den anderen komplett auf digitale Abläufe<br />

umzustellen. Damit riskiert man,<br />

alle seine Stammgäste zu verprellen.»<br />

Wer aber etwas Neues von Anfang an<br />

digital startet, gilt als innovativ und<br />

aussergewöhnlich.


1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

67<br />

«Bereits existierende Konzepte sollte man<br />

langsam und nur in Teilen digitalisieren,<br />

zum Beispiel im Biergarten oder im VIP-<br />

Bereich, um die Gäste nach und nach daran<br />

zu gewöhnen.»<br />

Sind die Betriebe nun reine Marketinginstrumente,<br />

die ausserhalb des Wettbewerbs<br />

stehen und – wer Böses wollte,<br />

könnte das behaupten – die Wettbewerber<br />

an den Rand drängen? «Zum einen haben<br />

viele lokale Gastronomen längst den<br />

Vorteil der digitalen Tools erkannt», sagt<br />

van Acken. «Und nutzen sie mittlerweile<br />

auch. Schon weil die Gäste es hier inzwischen<br />

einfordern.» Zum anderen sind die<br />

Betriebe laut dem Marketing-Manager<br />

ausgesprochen profitabel – und müssen es<br />

auch sein. «Unsere Konzepte sind einfach<br />

angesagt, treffen den Zeitgeist, was man<br />

auf dem Land selten findet. Deshalb gehen<br />

die Leute gerne hin!» Aber, stellt van<br />

Acken klar: «Wären die Betriebe nicht<br />

digital, gäbe es sie nicht. Wir sind keine<br />

Gastronomen.»<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.<br />

CORONA-KRISE<br />

Vom absoluten Shutdown überrascht,<br />

hat sich das Unternehmen<br />

Tobit schnell an die neue Lage angepasst,<br />

indem die Restaurants<br />

auf Take-away und Lieferung von<br />

Essen umgestellt wurden. Ein relativ<br />

kleiner Schritt für die<br />

Software-Profis und ihre Gäste, da<br />

das Bestellen in den Restaurants<br />

schon vorher nur digital möglich<br />

war. «Corona brachte für viele<br />

Gastronomen die Digitalisierung<br />

mit dem Holzhammer, doch unsere<br />

Kunden aus der Gastronomie<br />

haben schnell gelernt, dass dies<br />

die einzige Möglichkeit ist, kontaktlos,<br />

ohne Bargeld und effizient<br />

zu arbeiten», erklärt Dieter van<br />

Acken. Um den Lieferdienst auch<br />

nach dem Ende des Lockdowns<br />

fortzuführen, wurde das Ahaus.<br />

taxi ins Leben gerufen. Es ist crowdbasiert<br />

und bindet Menschen<br />

ein, die ein Fahrzeug haben und<br />

etwas transportieren können.<br />

Im Bamboo braucht der<br />

Gast nur ein Handy, um<br />

digital zu bestellen und zu<br />

bezahlen. Wer seine Daten<br />

nicht offenlegen will, kann<br />

auch anonym zahlen.


68<br />

1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

FACHBEITRAG<br />

GOOGLE<br />

MY BUSINESS:<br />

DAS NEUE<br />

TELEFONBUCH<br />

Die Schweiz ist ein Google-Land. Nahezu jede (Restaurant-)Suche<br />

beginnt auf der grössten Suchmaschine. Sie müssen deshalb sicherstellen,<br />

dass Ihr Betrieb auf Google gefunden und dann auch besucht<br />

wird. Der Startpunkt dafür ist Google My Business. Eine Anleitung.<br />

TEXT ALEXANDER ZAUGG<br />

FOTOS ZVG<br />

Eine Restaurantsuche nach verschiedenen<br />

Kriterien war vor der Digitalisierung, mit<br />

dem Telefonbuch, ein Ding der Unmöglichkeit.<br />

Heute auf Google eine Selbstverständlichkeit<br />

und dank Smartphone<br />

jederzeit möglich. Egal ob ein schneller<br />

Lunch, ein Abendessen mit der Familie<br />

oder Drinks mit Freunden: Wir vertrauen<br />

alle den Suchresultaten und Empfehlungen<br />

auf Google. Für Sie als Gastronomin<br />

oder Gastronom heisst das, Google besser<br />

zu verstehen und gekonnt einzusetzen, um<br />

neue Gäste zu gewinnen.<br />

BEEINFLUSSEN SIE<br />

IHR RANKING BEI GOOGLE<br />

Googles Ziel ist es, Nutzerinnen und<br />

Nutzern ein möglichst gutes Resultat auf<br />

Suchanfragen zu zeigen, egal ob bei der<br />

gewohnten Google-Suche oder auf Google<br />

Maps (Navigationssystem). Damit der<br />

Algorithmus weiss, was relevant für die<br />

Nutzenden ist, verwendet er eine Vielzahl<br />

von Datenquellen und zeigt dann die Resultate<br />

in der Reihenfolge (Ranking) der<br />

berechneten Relevanz. Das Optimieren<br />

dieser Resultate ist eine eigene Disziplin<br />

im Onlinemarketing und nennt sich SEO<br />

(Search Engine Optimization).<br />

Früher wurden Restaurants<br />

auch gefunden.<br />

Man musste einfach<br />

mehr blättern als bei<br />

Google (wenn man top<br />

positioniert ist).


1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

69<br />

ÜBER DIE PERSON<br />

Autor dieses Fachartikels ist<br />

Alexander Zaugg. Er ist Geschäftsführer<br />

des Schweizer Unternehmens<br />

re:spondelligent. Es bietet unter<br />

anderem eine Software an, mit der<br />

Sie keine Onlinebewertung mehr<br />

verpassen, und es unterstützt Sie<br />

gleich mit einer professionellen<br />

und individuellen Antwort auf jede<br />

Bewertung. Ausserdem unterstützt<br />

das Unternehmen alle Gastro- und<br />

Hotelleriebetriebe, um die Auffindbarkeit<br />

auf Google sicherzustellen,<br />

inklusive Google My Business.<br />

Einer der wichtigsten Rankingfaktoren<br />

für Betriebe mit einem physischen<br />

Standort, also jeder Gastrobetrieb, ist<br />

Google My Business. Das ist sozusagen<br />

der Brancheneintrag, den Sie bei Google<br />

machen und mit dem Sie mit der<br />

Suchmaschine die wichtigsten Informationen<br />

zu Ihrem Betrieb teilen. Google<br />

My Business ist für Sie als Gastrobetrieb<br />

kostenlos. Die Erstellung und vor<br />

allem Pflege dieses Eintrags benötigt allerdings<br />

Ihre Aufmerksamkeit und etwas<br />

Zeit. Umso besser Sie die Daten aktuell<br />

halten, umso relevanter ist Ihr Gastrobetrieb<br />

für Google.<br />

(z. B. French Restaurant + Brasserie)<br />

› Kontaktangaben (Adresse, Telefonnummer<br />

und Webseite)<br />

› Ihre Öffnungszeiten<br />

› Attribute, die relevant sind für Ihren<br />

Betrieb (u. a. Rollstuhlgängigkeit)<br />

› Link zur Ihrem Tischreservationssystem<br />

und/oder Lieferservice (falls vorhanden)<br />

Weiter müssen Sie sicherstellen, dass beim<br />

Suchresultat Ihres Betriebs qualitativ gute<br />

Fotos erscheinen. Sie können diese sowie<br />

Videos auf Google My Business hochladen.<br />

Idealerweise können Sie folgende<br />

Bilder zur Verfügung stellen:<br />

GOOGLE MY BUSINESS: DIE<br />

WICHTIGSTEN FUNKTIONEN<br />

UND DATEN<br />

Viele der Daten, welche Sie auf Google<br />

My Business eingeben, werden 1:1 angezeigt,<br />

sobald Ihr Betrieb auf Google<br />

oder Google Maps gefunden wird.<br />

Deshalb sind die Basisdaten im Eintrag<br />

zentral und ein Muss für jedes Restaurant,<br />

egal ob gross oder klein:<br />

› Name Ihres Betriebs<br />

› richtige Kategorie inklusive Subkategorie<br />

› Aussenansicht inklusive Terrasse und<br />

Parkplatzsituation<br />

› Innensicht vom Lokal und den verschiedenen<br />

Räumen (falls vorhanden 360°-<br />

Ansicht)<br />

› Fotos von Gerichten und allenfalls<br />

speziellen Getränken<br />

OPTIMIEREN SIE IHREN EINTRAG<br />

Mittlerweile bietet Google eine Vielzahl<br />

von weiteren Funktionen, die für<br />

Ihren Gastrobetrieb relevant sind.


70<br />

1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

CORONA-KRISE<br />

Aufgrund der vielen Änderungen<br />

nimmt der Informationsbedarf vor<br />

einem Restaurantbesuch zu, selbst<br />

für Stammgäste. Zudem hat die aktuelle<br />

Krise der Digitalisierung einen<br />

zusätzlichen Schub verliehen.<br />

Entsprechend ist es als Restaurant<br />

wichtiger denn je, dass Sie online<br />

aktiv mit Ihren Gästen kommunizieren.<br />

Dabei stehen folgende<br />

Massnahmen im Vordergrund:<br />

› Öffnungszeiten und Kontaktdaten<br />

inklusive Reservationsmöglichkeiten<br />

auf der Homepage,<br />

Google My Business<br />

und Social Media unbedingt<br />

aktuell halten<br />

› Via Google-Beiträge und Social<br />

Media können Sie die umgesetzten<br />

Schutzmassnahmen Ihren<br />

Gästen kommunizieren und<br />

mögliche Barrieren abbauen<br />

› Viele Gäste werden neu auch<br />

Ihre Schutzmassnahmen in<br />

Onlinereviews bewerten, nehmen<br />

Sie diese besonders ernst<br />

› Anpassungen bei Angebot und<br />

Service proaktiv auf allen Kanälen<br />

kommunizieren<br />

Umso mehr Sie davon nutzen, umso<br />

mehr Möglichkeiten schaffen Sie, dass der<br />

Gast Antworten auf seine Fragen findet.<br />

› elektronische Speisekarte<br />

› detaillierter Beschrieb Ihres Restaurants<br />

› Google-Posts (ähnlich wie Facebook-<br />

Beiträge)<br />

Wenn Sie dann gefunden werden, müssen<br />

die Daten aktuell sein, damit sich der<br />

potenzielle Gast ein Bild Ihres Betriebs<br />

machen kann und Sie besucht. Die schiere<br />

Menge an Suchanfragen auf Google<br />

rechtfertigt zudem den Aufwand und<br />

bringt erwiesenermassen mehr und neue<br />

Gäste in Ihr Lokal.<br />

Fast wichtiger sind aber all die Kommunikationskanäle,<br />

die Ihnen Google zur Verfügung<br />

stellt. Sie können diese direkt in<br />

Google My Business nutzen und mit Ihren<br />

Gästen in Verbindung treten. Dazu<br />

gehören:<br />

› Onlinebewertungen lesen und<br />

beantworten<br />

› Fragen von Gästen via FAQ beantworten<br />

› einen Messenger aktivieren, wo Gäste<br />

mit Ihnen via App chatten können<br />

Wenn Google sagt, dass Ihr Restaurant<br />

geöffnet ist, ist es geöffnet. Wie bei vielen<br />

digitalen Instrumenten darf auch der<br />

Aufwand bei Google My Business nicht<br />

unterschätzt werden. Es lohnt sich aber in<br />

jedem Fall, denn ohne diesen Eintrag existiert<br />

Ihr Lokal auf Google nicht.<br />

How to do it<br />

Entscheiden Sie sich, ob Sie die<br />

Erstellung und Pflege selbst in<br />

die Hand nehmen oder einem<br />

Profi überlassen. Für alle, die<br />

das gerne selbst übernehmen,<br />

hat die Firma re:spondelligent<br />

für Sie eine kostenlose Schrittfür-Schritt-Anleitung<br />

erstellt<br />

mit allen Tipps und Links, die<br />

Sie dazu benötigen. Scannen<br />

Sie dazu einfach den QR-Code.<br />

www.respondelligent.com/<br />

google-my-business-guide<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


1.4 TAT-SACHE DIGITAL<br />

71<br />

Kennt die Food-Branche<br />

und weiss, wovon er<br />

spricht: Alexander Zaugg<br />

von re:spondelligent.


72 PUBLIREPORTAGE<br />

«<strong>BOSG</strong>: FÜR<br />

UNTERNEHMER<br />

DER GASTRO-<br />

NOMIE GEMACHT»<br />

Best of Swiss Gastro ist bekannt als grösster Schweizer Publikumspreis.<br />

Hinter dem Award steckt aber vor allem ein Marketingnetzwerk für<br />

die gesamte Branche. Um das noch klarer herauszuarbeiten, laufen künftig<br />

alle Anlässe und Plattformen unter derselben Dachmarke: <strong>BOSG</strong>.<br />

Damit entsteht ein Netzwerk für die Branche, welches sämtliche Aspekte<br />

der ganzen Wertschöpfungskette von Produzenten, Industrie, Gastronomie<br />

und Gast abdeckt.<br />

Das Motto von Best of Swiss Gastro<br />

lautete schon immer: mehr Bekanntheit,<br />

Kunden und Erfolg für die Gastronomie.<br />

Der Erfolg der Gastronomie beginnt vor<br />

allem auf der unternehmerischen Seite.<br />

Es braucht innovative lokale Konzepte,<br />

welche auf die aktuellen Kundenbedürfnisse<br />

ausgerichtet sind. Diese sorgen für<br />

ein vielfältiges, qualitativ hochstehendes<br />

Angebot. Genau dabei unterstützt <strong>BOSG</strong><br />

die Branche mit dem notwendigen unternehmerischen<br />

Wissen, einem einmaligen<br />

Netzwerk und aktiver Vermarktung.<br />

NUR WENN DIE GASTRONOMIE<br />

VIEL VERKAUFT, HAT DIE BRANCHE<br />

ERFOLG<br />

Wichtig ist, dass Gastronomen auch erfahren,<br />

was sich ihre Gäste wünschen. Und<br />

dass Gastronomen sich untereinander sowie<br />

mit Industrie und Handel austauschen<br />

und vernetzen können. Denn erfolgreich<br />

sind wir nicht, wenn wir viel produzieren,<br />

sondern nur, wenn wir auch viele davon<br />

verkaufen.<br />

EIN AUSTAUSCH AUF AUGENHÖHE<br />

Um die Branche zu vernetzen und<br />

den Beginn der Wertschöpfungskette,<br />

Produzenten, Handel und Dienstleister, in<br />

diese Prozesse zu integrieren, ist die Businessplattform<br />

CHEF-Sache ins Leben<br />

gerufen worden. <strong>BOSG</strong> bringt zusammen,<br />

was zusammengehört.<br />

So treffen unter der Dachmarke <strong>BOSG</strong><br />

innovative und visionäre Zulieferer auf<br />

die Entscheidungsträger aus der Gastronomie,<br />

die letztlich ihre Produkte und<br />

Dienstleistungen kaufen. Verantwortliche<br />

entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />

erhalten unternehmerisches Wissen,<br />

tauschen sich in demselben Netzwerk aus<br />

und sorgen dafür, dass die ganze Branche<br />

besser und erfolgreicher wird.<br />

NUR, WER GEFUNDEN<br />

WIRD, EXISTIERT<br />

Um auch gefunden werden zu können,<br />

hat <strong>BOSG</strong> den Dining-Guide als Book,<br />

online und mit integrierter App geschaffen.<br />

Echte Marketingplattformen für<br />

die innovative Gastronomie, welche die<br />

nötige und nachhaltige Aufmerksamkeit<br />

off- und online der Gäste bieten. Best<br />

of Swiss Gastro verschafft der Gastronomie<br />

damit auch in den Medien mehr<br />

Aufmerksamkeit. Und bezieht die Endkonsumenten<br />

mit ein, indem letztlich die<br />

Gäste bestimmen, welche Konzepte ihnen<br />

am besten zusagen. Der Dining-Guide<br />

und die Verleihung der Gastro-Awards<br />

bieten sowohl Gastronomen wie Gästen<br />

die Plattform, sich direkt miteinander zu<br />

verbinden.<br />

<strong>BOSG</strong>: EINE DACHMARKE MIT<br />

PLATTFORMEN FÜR DIE GESAMTE<br />

WERTSCHÖPFUNGSKETTE<br />

Dies verfolgt Best of Swiss Gastro ab<br />

<strong>2020</strong> noch konsequenter. Sämtliche Plattformen<br />

und Events vereinen sich offline<br />

und online neu unter der Dachmarke<br />

<strong>BOSG</strong>. Die Vision ist es, eine <strong>BOSG</strong>-<br />

Welt zu schaffen, mit dem Schwerpunkt<br />

Marketing und Innovation für die Branche.<br />

Wenn die Gastronomie erfolgreicher<br />

wird, profitiert davon die ganze Wertschöpfungskette.<br />

www.bosg.ch<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


Wer die Köpfe hinter<br />

Frau Gerolds Garten<br />

in Zürich sind, steht<br />

ab S. 80 ff.


KOPF-SACHE<br />

2<br />

2.1 CHEF-SACHE<br />

Der Ermöglicher 76<br />

2.3 Best of Swiss Gastro<br />

Der digitale Alltag ist brutal 86<br />

2.2 Dreamteam<br />

Miteinander vernetzt 80


76 2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />

DER ER-<br />

MÖGLICHER<br />

Als langjähriger Tourismusdirektor hat Jan Steiner dem Feriendorf<br />

Pontresina einen Platz an der Sonne gesichert. Sein<br />

engmaschiges Kontaktnetz nutzt er seit einem Jahr als Brand<br />

Manager Engadin und er möchte der Region auch dank<br />

digitalen Hilfsmitteln einen moderneren Anstrich geben.<br />

TEXT ROBERT WILDI<br />

FOTOS ZVG<br />

In Pontresina herrscht seit Jahren Flugwetter<br />

für Steine. Von Hotelgarten zu<br />

Hotelgarten werden sie geworfen. Man<br />

unterstützt sich gegenseitig, tauscht<br />

Personal aus, bildet Einkaufsgemeinschaften.<br />

Kollegial ist das Verhältnis<br />

untereinander, teils schon fast freundschaftlich.<br />

Es gibt wenig andere alpine<br />

Ferienorte, wo die Hoteliers so eng<br />

zusammenarbeiten, statt sich mit blindem<br />

Futterneid zu bekämpfen. Auch<br />

Gastronomen, Skischulen, Bergbahnen<br />

und Detailhändlerinnen haben es in<br />

Pontresina in den letzten Jahren geschafft,<br />

an einem Strick zu ziehen. Überdurchschnittliche<br />

Zuwachsraten bei<br />

den Gästezahlen und eine gewisse Immunität<br />

gegenüber Krisen waren der<br />

verdiente Lohn dafür.<br />

EIN ZÜRCHER HALB-ENGADINER<br />

Wie geht so was? Die Antwort auf die<br />

Frage kennt Jan Steiner, der bis vor einem<br />

Jahr Tourismusdirektor von Pontresina<br />

war. Zehn Jahre hat der heute 42-jährige<br />

Zürcher, der sich zumindest als<br />

Halb-Engadiner bezeichnet, auf dieses<br />

Pontresiner Gemeinschaftsgefühl hingearbeitet.


77


78 2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />

Jan Steiner (rechts) ist<br />

massgeblich dafür verantwortlich,<br />

dass die Region<br />

Engadin digitaler wurde.<br />

Mindestens zweimal jährlich organisierte<br />

er zusammen mit der Verfeinerungskommission<br />

Pontresina sogenannte Ortsstrategie-Schulungen.<br />

«Bei diesen werden<br />

die Teilnehmenden, Leistungsträger, Einheimischen<br />

und auch Gäste über die Ortsund<br />

Markenstrategie informiert. Wir animierten<br />

stets alle, sich aktiv an der Umsetzung<br />

zu beteiligen. Zusätzlich werden in<br />

Pontresina viermal jährlich Stammtische<br />

durchgeführt, bei denen aktuelle Themen<br />

präsentiert sowie offene Diskussionen<br />

mit Einheimischen und Gästen geführt<br />

werden.» Diese Art des aktiven Miteinbindens<br />

der Gäste werde von diesen sehr<br />

geschätzt und als Akt einer ehrlichen<br />

Willkommenskultur verstanden.<br />

Wer Jan Steiner zuhört, spürt rasch dessen<br />

strategische Denkweise heraus. Diese sei<br />

ihm nicht einfach so in die Wiege gelegt<br />

worden. Stattdessen habe er sie sich über<br />

Jahre dank beruflicher Erfahrung, aber auch<br />

durch Weiterbildung angeeignet. Nach<br />

einer klassischen Tourismusausbildung in<br />

einer Höheren Fachschule habe er sich<br />

die Chance, bereits als 31-Jähriger den<br />

Chefposten der Pontresiner Tourismusvermarktung<br />

zu übernehmen, vor allem dank<br />

viel Fleiss und Ehrgeiz verdient. «Als ich<br />

den Posten schon rund zwei Jahre innehatte,<br />

wurde mir klar, dass mir eine Weiterbildung<br />

auf strategischer Ebene guttun<br />

würde, um auch auf dieser Ebene sattelfester<br />

und handlungsfähiger zu werden.»<br />

Der Gedanke reifte und Steiner schrieb<br />

sich für den Executive-MBA-Lehrgang<br />

(EMBA) Business Administration an der<br />

HTW Chur ein.<br />

DANK BILDUNG ZUR<br />

ZUKUNFTSSTRATEGIE<br />

Aufgrund seiner damaligen familiären und<br />

beruflichen Situation sei der EMBA ideal<br />

gewesen, «da er mir die Fortführung der<br />

Arbeit neben dem Studium ermöglichte».<br />

Steiner war es wichtig, dank dem EMBA<br />

die richtigen Werkzeuge in die Hände zu<br />

bekommen, um sein Unternehmen und<br />

damit den Tourismus in Pontresina auch<br />

in strategischen Fragen weiterbringen<br />

und in eine erfolgreiche Zukunft führen<br />

zu können. «Diese Erwartung wurde zu<br />

100 Prozent erfüllt.»<br />

Dank des Lehrgangs konnte er seine Arbeit<br />

und seine Ideen noch gezielter, klarer<br />

und professioneller umsetzen. Ebenfalls


2.1 KOPF-SACHE CHEF-SACHE<br />

79<br />

habe er das Glück gehabt, dass Pontresina<br />

Tourismusweiterbildungen unterstützt<br />

und ihm einen beträchtlichen Teil dieser<br />

Weiterbildung grosszügig finanziert hatte.<br />

Das Vertrauen zahlte Jan Steiner zurück<br />

und widmete seine EMBA-Diplomarbeit<br />

vollumfänglich der Strategie von Pontresina.<br />

«Ich konnte einen beträchtlichen Teil<br />

davon in der Folge 1:1 umsetzen. Das war<br />

Gold wert und brachte auch die erhofften<br />

positiven Effekte für die gesamte Region.»<br />

MEHR AUS DER MARKE<br />

«ENGADIN» RAUSHOLEN<br />

Nach über zehn Jahren als Geschäftsführer<br />

von Pontresina Tourismus ist<br />

Jan Steiner weitergezogen und hat vor<br />

einem Jahr die Stelle als Brand Manager<br />

für die Tourismusmarke «Engadin»<br />

übernommen. In dieser Funktion wird<br />

er neben der Optimierung von Verkauf,<br />

PR, digitaler Kommunikation und Marketing<br />

auch das Projekt zum Aufbau<br />

der Region als Standort für den Meeting-<br />

und Seminartourismus (MICE)<br />

in Angriff nehmen. In Pontresina hatte<br />

Steiner das MICE-Geschäft in den<br />

letzten Jahren bereits erfolgreich weiterentwickelt.<br />

Die Anfrage sei für ihn zu einem optimalen<br />

Zeitpunkt gekommen, sagt Steiner.<br />

«Ich bin überzeugt, dass man aus der<br />

Marke ‹Engadin› noch eine ganze Menge<br />

herausholen, sie weiterentwickeln und<br />

voranbringen kann.» Viel Freude macht<br />

ihm die Initiative miaEngiadina (siehe<br />

auch S. 12), die genau das umsetzen wolle,<br />

was für ihn selbst das oberste Ziel einer<br />

Tourismusregion sein müsse: die regionale<br />

sowie überregionale Vernetzung im persönlichen,<br />

geschäftlichen und digitalen<br />

Bereich. «Dieses Projekt trifft den Nagel<br />

auf den Kopf und wird unsere Region erheblich<br />

weiterbringen.»<br />

Bei der Engadin St. Moritz Tourismus AG<br />

ist man froh, den umtriebigen Touristiker<br />

an Bord zu haben. Jan Steiner sei für diese<br />

Stelle ein Glücksfall, heisst es auf Anfrage.<br />

Verfüge er doch über den notwendigen<br />

touristischen Werkzeugkasten, Führungserfahrung<br />

sowie strategisches Geschick<br />

und sei bestens im Engadin vernetzt.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.<br />

CORONA-KRISE<br />

«Die Tourismusregion Engadin St.<br />

Moritz ist bis im Februar <strong>2020</strong> auf<br />

Kurs gewesen, das bereits sehr<br />

gute Vorjahr nochmals zu übertreffen.<br />

Per Mitte März sind die<br />

Übernachtungen eingebrochen. Im<br />

März verbuchten wir ein Minus<br />

von gut 60 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahresmonat. Damit liegt<br />

die gesamte Wintersaison bis<br />

Ende März um knapp 11 Prozent<br />

unter dem Vorjahreszeitraum. Im<br />

April betrug das Minus sogar 90<br />

Prozent. Für das Gesamtjahr <strong>2020</strong><br />

könnte ein Rückgang von 20 bis<br />

25 Prozent resultieren. Mit den<br />

Grenzöffnungen im Juni sind wir<br />

zuversichtlich, dass neben Schweizer<br />

auch Gäste aus den Nachbarländern<br />

zurückkehren. Hotels,<br />

Ferienwohnungen und Campingplätze<br />

sind für den Sommer<br />

sehr gut gebucht. Jan Steiner,<br />

Engadin-St. Moritz Tourismus AG


80 2.2 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />

PUBLIREPORTAGE<br />

MITEINANDER<br />

VERNETZT<br />

Das Kernteam der Miteinander GmbH funktioniert wie ein gut<br />

geölter Viertaktmotor. Einer der vier Gesellschafter ist Marc Blickenstorfer.<br />

Abgesehen von der Miteinander GmbH ist er Gesellschafter<br />

bzw. Verwaltungsrat in weiteren 22 Unternehmen der Gastrobranche.<br />

Ein Blick ins Handelsregister zeigt das Bild umfassender Uneinheitlichkeit.<br />

Wir bringen Ordnung ins Spiel.<br />

TEXT CHRISTIAN GERIG<br />

FOTOS MISCHA SCHERRER, ZVG<br />

Beim genauen Hinsehen im Handelsregister<br />

wird klar: Fast überall wird<br />

die bekannte Gastrofirma «Miteinander<br />

GmbH» als Gesellschafterin aufgeführt,<br />

ergänzt durch Namen, von denen einige<br />

in der Gastrowelt nicht unbekannt sind.<br />

Sieht nach raffiniertem Firmengeflecht<br />

zum Zweck der Steueroptimierung aus.<br />

Schliesslich ist der Mann der ersten<br />

Stunde des Miteinander-Netzwerkes,<br />

Marc Blickenstorfer, eigentlich Rechtsanwalt.<br />

Auch seine illustren «Miteinander»-Kollegen<br />

sind ursprünglich branchenfremd:<br />

Tom O. Maurer ist Betriebsökonom,<br />

Michael «Mischa» Dieterich<br />

wurde aus dem Marketing einer Spirituosen-Firma<br />

abgeworben, Roger Link<br />

ist technischer Zeichner, hat aber als<br />

Partner von Blickenstorfer bei dessen<br />

erstem Gastrounternehmen «Rimini-<br />

Bar» operative Branchenerfahrung.<br />

Gefunden haben sie sich eher zufällig:<br />

Maurer, Miterfinder des genialen Stadtzürcher<br />

Klangteppichs «Rundfunk.fm»,<br />

betrieb mit Link schon die Gastronomie<br />

des Seebades Enge. Für Rundfunk.fm<br />

suchten sie einen zusätzlichen Partner.<br />

Und fanden Blickenstorfer.


Das Who’s who der<br />

Miteinander GmbH<br />

finden Sie auf Seite 84.<br />

81


82 2.2 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />

ZUR MITEINANDER GMBH GEHÖREN U. A.<br />

› Stall Valär Davos (Restaurant & Bar)<br />

› Ooki Japanese Izakaya (japanisches<br />

Restaurant)<br />

› Maison Manesse (Fun Fine Dining<br />

Restaurant)<br />

› Smith & Smith Wine Company<br />

(Weinhandel)<br />

› Smith & de Luma (Steak Restaurant)<br />

› Frau Gerolds Garten<br />

(Outdoor-Biergarten)<br />

› Calvados Bar (Sportbar)<br />

› Gartenhof (Quartier-Restaurant)<br />

› Francis Sausage Company<br />

(Food-Truck-Würste)<br />

› Schickeria (Nightlife Bar)<br />

› Wienachtsdorf Bellevue<br />

(Weihnachtsmarkt)<br />

› Street Food Festival Zürich<br />

› Rundfunk.fm (6-wöchiges<br />

Radiostudio inkl. Events)<br />

› Fräulein Holle & JuniJuli<br />

(Pop-up im Sihlcity für Winterund<br />

Sommersaison)<br />

STRUKTURIERUNG DES WACHSTUMS<br />

Als die Alte Börse zum Partytempel wurde,<br />

ergänzte Dieterich mit seinem Marketinghintergrund<br />

das Team kongenial. Mit<br />

der Gründung der im Zürcher Kreis 5<br />

domizilierten «Miteinander GmbH»<br />

wurde einem in dieser Branche unüblichen,<br />

organischen Wachstum eine formale<br />

Struktur gegeben. Die vier ziehen seither<br />

bei 15 Bar- und Clubbetrieben,<br />

Weihnachtsmärkten und Restaurants in<br />

der einen oder anderen Form die Fäden.<br />

Meist eher opportunistisch, denn die<br />

unterschiedlichen Freunde waren sich von<br />

Anfang an einig: Wachsen um jeden Preis<br />

ist nicht das Ziel. Lust haben an dem,<br />

was sie tun, steht im Zentrum, und dabei<br />

genug Geld verdienen für jährlich ein paar<br />

Surf-Wochen irgendwo auf dem Globus.<br />

Jeder der vier ist zwar ein Macher, aber<br />

sie beteiligen sich nicht an Betrieben, um<br />

diese ihrem Imperium «einzuverleiben».<br />

Sie haben kein Interesse daran, dass<br />

öffentlich ist, welche Restaurants, Bars<br />

oder Clubs zur Gruppe gehören. Sie sind<br />

Ermöglicher. Im Tagesanzeiger wurden<br />

sie als «die Vernetzten» rubriziert. Das<br />

mag sein, aber sie vernetzen sich nicht,<br />

um zu wachsen, sondern sie wachsen, weil<br />

sie vernetzt sind und weil diese Netzwerke<br />

nicht aus Business-Verbindungen<br />

geknüpft sind, sondern meistens aus<br />

Freundschaften. Ihre Netzwerke sind<br />

stabil, manche wachsen zusammen.<br />

DIE FRAUEN IM MÄNNERBUND<br />

So gesehen wird das Firmen-Konglomerat<br />

rund um Blickenstorfer und die<br />

Miteinander GmbH schnell entwirrt: Es<br />

gibt Firmen, die bereits vor der Gründung<br />

der Miteinander GmbH bestanden wie<br />

der Club Plaza, das Mascotte, die Alte<br />

Börse und später das Quai 61 (heute: Samigo<br />

Amusement). Blickenstorfer hatte<br />

bereits damals mit Alfonso Fönsi Siegrist,<br />

Lukas Meier, CEO der Aroma AG,<br />

Patrick Grau, Patrick Spiller und dem<br />

vor zwei Jahren verstorbenen Musiker<br />

und Gastronomen Martin Strickler eine<br />

Gastro-Beteiligungsfirma gegründet: die<br />

Rat Pack AG. Diese gibt es immer noch,<br />

und sie hat keinerlei Berührungs- oder<br />

Konfliktpunkte mit der Miteinander<br />

GmbH. Was früher Erfolg hatte, muss<br />

ja nicht um jeden Preis verändert, umstrukturiert<br />

oder integriert werden. Lieber<br />

gründen die Genannten eine neue Firma,<br />

wie z. B. mit Katja Weber. Sie ist Mit-


2.2 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />

83<br />

Ebenfalls im Portfolio<br />

der Miteinander GmbH:<br />

das Smith & de Luma<br />

(oben) und das Zürcher<br />

Wienachtsdorf beim<br />

Bellevue (rechts).<br />

Initiantin von Frau Gerolds Garten, dem<br />

Food-Markt oder dem Wienachtsdorf auf<br />

dem Zürcher Bellevue. Weber hat dank<br />

ihrer Gastrotätigkeit in Berlin grosses<br />

Knowhow in Sachen Outdoor-Märkte<br />

nach Zürich gebracht. Der Support der<br />

Miteinander GmbH hat ihren Start in<br />

Zürich erleichtert.<br />

Dem bewährten Muster folgend wurde<br />

eine Firma gegründet, in der Weber und<br />

die «Miteinander GmbH» gleichberechtigt<br />

und als gleichermassen am Kapital<br />

beteiligte Partner Einsitz haben. Weil die<br />

Miteinanders mit geschätzten Partnern<br />

nicht nebeneinander, sondern füreinander<br />

arbeiten, tauften sie diese mit Katja Weber<br />

gegründete Firma «füreinander GmbH».<br />

Oder weil die Organisation von Events<br />

manchmal hektisch ist, heisst eine weitere<br />

Firma konsequenterweise «durcheinander<br />

GmbH». An dieser ist eine weitere Frau<br />

beteiligt: die Personal- und Eventverantwortliche<br />

Isabella Isa Hackl.<br />

ABNÜTZUNGSKÄMPFE VERMEIDEN<br />

Dieses Vorgehen, sagt Mischa Dietrich,<br />

sei bei ihnen der übliche Weg: Entweder<br />

werde ihnen ein Betrieb angedient, weil<br />

die Betreiber andere Pläne haben oder<br />

weil er als Einzelbetrieb nicht überleben<br />

könne. Dann steigt die Miteinander<br />

GmbH unterstützend ein oder übernimmt<br />

den Laden gleich ganz. Allerdings<br />

nur, wenn jemand aus ihrem Umfeld da<br />

ist, der die operative Leitung übernehmen<br />

will – und sich beteiligt. Ausrichtung und<br />

Erscheinungsbild der Betriebe bleiben erhalten,<br />

ein Corporate Design interessiert<br />

sie nicht. «Wir brauchen keine Fischknusperli<br />

als Signature-Dish!», meint<br />

Blickenstorfer. Klingt irgendwie nach<br />

Selbstlosigkeit und diskreter Hilfe als<br />

Programm. Wirklich?<br />

Mit Menschenfreundlichkeit habe das<br />

alles nichts zu tun, erklärt Blickenstorfer.<br />

Dieses Vorgehen beruhe auf der Überzeugung,<br />

dass sowohl die kompetitive<br />

Übernahme von Betrieben wie auch<br />

die Zusammenarbeit mit Partnern, die<br />

grundsätzlich anders ticken, lediglich<br />

Abnützungskämpfe und sinnlose Verschwendung<br />

von Energien bedeuteten.<br />

Dieser Einsicht bleibt Blickenstorfer<br />

auch in seiner Rolle als Präsident der<br />

2011 gegründeten Bar- und Clubkommission<br />

der Stadt Zürich treu. Er vertritt<br />

damit auch Interessen konkurrierender<br />

Clubs. Doch Interessenskonflikte gebe<br />

es nicht. Blickenstorfer bleibt auch hier<br />

ganz Miteinander: Netzwerke haben<br />

problemlos Bestand nebeneinander, ihre<br />

Ziele kollidieren nicht. Sie befruchten<br />

sich eher gegenseitig. Die Club-Szene<br />

ist seit seinem Präsidium jedenfalls näher<br />

zusammengerückt, die Interessen werden<br />

effizienter vertreten und durchgesetzt.<br />

REDEN, REDEN, REDEN<br />

Miteinander soll trotz neuen Freundschaften<br />

und Partnerschaften so bleiben,<br />

wie sie ist. Und wahrscheinlich ist<br />

genau das einer der Erfolgsfaktoren der<br />

Miteinander GmbH: In einer Welt, in<br />

der Projekte wachsen und scheitern, in<br />

der Trends kommen und gehen und<br />

in der Partnerschaften gedeihen und<br />

versiegen, in dieser Welt haben vier<br />

Freunde etwas eigentlich Naheliegendes<br />

beschlossen: Sie wollen nicht übereinander<br />

oder aneinander vorbeireden,<br />

sondern miteinander. Und zwar über<br />

alles! Auch über Projekte und Beteiligungen<br />

und Strategien und Visionen.<br />

So lange miteinander reden, bis sich alle<br />

einig sind.


84<br />

2.2 KOPF-SACHE DREAMTEAM<br />

10<br />

1<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

2 3<br />

4 5<br />

WHO’S WHO<br />

1. Mischa Dieterich<br />

› Partner Miteinander GmbH<br />

› Gründungspartner, zuständig für<br />

Marketing, diverse Betriebsleitungen;<br />

verbringt seine Winter<br />

gerne in Davos<br />

2. Nicole Burri<br />

› Administration, Finanzen<br />

› Admin, Backoffice, zuständig für<br />

Wichtiges; der ruhige Pol im Miteinander-Hauptquartier<br />

3. Marc Blickenstorfer<br />

› Partner Miteinander GmbH<br />

› Gründungspartner und Gastro-<br />

Zampano, zuständig für alles,<br />

was neu und gross ist. War mal Anwalt<br />

und verhandelt daher gerne<br />

(und gut)<br />

5. Isa Hackl<br />

› Personalverantwortliche Events<br />

› Personalverantwortliche für alle<br />

Events, zuständig für das ganze<br />

Personal; ohne Isas Adressbuch<br />

würde nicht viel gehen<br />

6. Jenna Müller<br />

› Miteinander GmbH<br />

› Personal, Administration, behält die<br />

Übersicht auch dann, wenn sie die<br />

vier Herren schon länger verloren<br />

haben<br />

7. Fabian Häberli<br />

› Miteinander GmbH<br />

› F&B-Manager Events, keine Miteinander<br />

GmbH ohne Fabian und<br />

wohl auch umgekehrt; bestellt<br />

im Winter gerne Fondues per Tonne<br />

man darf gespannt sein, welches<br />

nächste Riesenprojekt Katja aus<br />

ihrem Rucksack zaubern wird<br />

9. Sarah Graf<br />

› Projektleiterin Weihnachtsevents<br />

und Street-Food-Festivals; kennt<br />

vom Ramen bis zur holländischen<br />

Frittenbude wohl jeden Standbetreiber<br />

der Schweiz persönlich<br />

10. Tom O. Maurer<br />

› Partner Miteinander GmbH<br />

› Gründungspartner, zuständig für alle<br />

Zahlen, diverse Betriebsleitungen;<br />

spielt im Sommer eine starke Vorhand<br />

auf verschiedenen Sandplätzen<br />

4. Roger Link<br />

› Partner Miteinander GmbH<br />

› Gründungspartner, zuständig für<br />

Eventumsetzungen, verbringt<br />

seine Sommer gerne im Landesmuseum<br />

am Rundfunk.fm<br />

8. Katja Weber<br />

› Zürcher Wienachtsdorf,<br />

Frau Gerolds Garten<br />

› Die Grande Dame des Zürcher<br />

Wienachtsdorfes, auch Partnerin<br />

beim Frau Gerolds Garten;<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


86 2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />

«DER<br />

DIGITALE<br />

ALLTAG IST<br />

BRUTAL»<br />

Best of Swiss Gastro ist in der Schweizer Gastronomie ein<br />

Vorreiter der digitalen Revolution. Schliesslich hat alles<br />

mit dem Gewinn des Best of Swiss Web Award begonnen.<br />

2002 räumte <strong>BOSG</strong>-CEO Andreas Krumes den Innovationspreis<br />

mit seiner Plattform GastroFacts ab. Wir<br />

haben beim digitalen Brancheninsider und Herausgeber<br />

dieses <strong>Magazin</strong>s nachgefragt.<br />

TEXT MANUEL GAMMA<br />

FOTOS ZVG<br />

CHEF: ANDREAS KRUMES, BEST<br />

OF SWISS GASTRO (<strong>BOSG</strong>) IST<br />

QUASI BEREITS DIGITAL GEBOREN.<br />

WIE KAM DAS?<br />

Andreas Krumes: Kurz nach der Jahrtausendwende<br />

war der Alltag noch<br />

nicht so digital wie heute. Was wir damals<br />

mit der Plattform GastroFacts<br />

geschaffen hatten, ist bis heute kaum<br />

jemandem bewusst. Das erste digitale<br />

Baby der Gastronomie quasi. Wir<br />

hatten als kleines Schweizer Unternehmen<br />

bereits eine Kooperation mit<br />

Google, der Vertrag war 62 Seiten lang.<br />

Als wir dann im 2002 einen der Best of<br />

Swiss Web Awards gewonnen hatten,


2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />

87<br />

Early Adapter in<br />

Sachen Digitalisierung:<br />

CHEF-<br />

Sache-Herausgeber<br />

und <strong>BOSG</strong>-Gründer<br />

Andreas Krumes.<br />

fand ich das eine spannende Veranstaltung.<br />

Und ich wollte so etwas für<br />

meine Branche, die Gastronomie, anbieten.<br />

Ohne Selbstbeweihräucherung,<br />

dafür mit Marketingnutzen und Gästezugang.<br />

So wurde Best of Swiss Gastro<br />

geboren.<br />

SIE HABEN <strong>BOSG</strong> VON BEGINN<br />

WEG KLAR DIGITAL POSITIONIERT.<br />

WARUM?<br />

Ich habe 1998 mit GastroFacts die ersten<br />

Schritte in der digitalen Welt machen<br />

dürfen, und auf dieser Plattform<br />

konnten wir Best of Swiss Gastro perfekt<br />

integrieren. Zu der Zeit haben<br />

die Leute mit mir diskutiert, ob es im<br />

nächsten Jahr das Internet noch gibt.<br />

Ich finde Veränderung immer spannend,<br />

es ergeben sich neue Möglichkeiten,<br />

Probleme zu lösen. Aber dazu<br />

braucht es den Mut, sich immer wieder<br />

neu zu erfinden. Und auch Niederlagen<br />

gehören dazu. Das macht genau<br />

das Learning aus, das ich mit in die Zukunft<br />

nehmen kann. Wir haben in den<br />

letzten drei Jahren über 350 000 Franken<br />

in die Weiterentwicklung investiert,<br />

um für die Zukunft fit zu bleiben.<br />

DIE WELT VON <strong>BOSG</strong><br />

WELCHE DIGITALEN VORTEILE<br />

HABEN GASTRONOMEN VON<br />

EINER ANMELDUNG BZW. EINER<br />

NOMINATION FÜR DEN BEST OF<br />

SWISS GASTRO AWARD?<br />

Mehr Bekanntheit, mehr Gäste und<br />

mehr Erfolg, unser Leitsatz seit 2004.<br />

Wir wollen in der Branche etwas bewegen.<br />

Und zwar da, wo unternehmerischer<br />

Erfolg messbar ist: im Marketing.<br />

Daher geben wir guten, innovativen<br />

und neugierigen Unternehmerinnen<br />

und Unternehmern eine Plattform,<br />

um ihre Konzepte in den nationalen<br />

Markt zu bringen. Viele der Betriebe<br />

haben sonst keine spezifischen Kanäle.<br />

Dabei kommt Innovation oft von<br />

den Kleinen, auch bei den Produzenten.<br />

Nur haben diese selten die Kenntnisse<br />

oder die entsprechende Marketingpower,<br />

um ihre Innovationen auf den<br />

Markt zu bringen. Und da kommen wir<br />

ins Spiel. Es ist unser Ziel, Gutes aufzuzeigen,<br />

Wertschätzung zu generieren<br />

und es den Konsumenten und Kundinnen<br />

zu ermöglichen, all diese Qualitäten<br />

zu entdecken.<br />

WELCHE NEUERUNGEN DARF<br />

DIE BRANCHE DENN VON <strong>BOSG</strong><br />

ERWARTEN?<br />

Wir haben <strong>BOSG</strong> neu als Dachmarke<br />

aufgebaut und die bestehenden Plattformen<br />

zusammengelegt. Dazu kommt<br />

eine App, welche die Gastronomie direkt<br />

mit dem Gast verbinden wird.<br />

Dank unseres einmaligen Netzwerks<br />

in der ganzen Wertschöpfungskette<br />

werden wir die Vernetzung Schritt für<br />

Schritt weiter ausbauen.<br />

Meine Vision ist eine Plattform World of<br />

<strong>BOSG</strong>! Eine crossmediale Wertschöpfungskette<br />

im Ökosystem der Branche,<br />

mit den Schwerpunkten Marketing<br />

und Innovation für Unternehmen. Wie<br />

ich immer gerne sage: vom Rüebli<br />

im Boden bis zum Rüebli auf dem<br />

Teller. Und Erfolg haben wir nicht,<br />

wenn wir viele Rüebli produzieren, sondern<br />

wenn wir viele Rüebli verkaufen.<br />

Es ist unser Kernziel, die Gastronomie<br />

erfolgreich zu machen. Davon profitiert<br />

die ganze Wertschöpfungskette.


88 2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />

WELCHEN NUTZEN BIETET DIE<br />

DIGITALISIERUNG FÜR GASTRONO-<br />

MIE, ZULIEFERINDUSTRIE UND<br />

HOTELLERIE HEUTE?<br />

Grundsätzlich muss man unterscheiden,<br />

wo die Digitalisierung zum Einsatz<br />

kommt. Firmenintern vereinfacht eine<br />

clevere digitale Lösung beispielsweise Finanzbuchhaltung,<br />

Personalwesen, Einkauf<br />

und Inventar. Innovative Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer arbeiten auch<br />

in Rezeptierung und Angebotskalkulation<br />

digital. Es gibt auch spannende Erfindungen<br />

für die Produktion, z. B. Kombisteamer,<br />

die über eine App gesteuert werden.<br />

Digitalisierung im B2C-Bereich bedeutet<br />

nichts anderes als Marketing. Onlinereservationen,<br />

Gutscheinsysteme, Webseiten,<br />

Newsletter, soziale Medien – wer<br />

erfolgreich sein will, bewirtet seine Gäste<br />

auch digital. Richtig genutzt sind dies<br />

perfekte Werkzeuge zur Kundenbindung<br />

oder zur Gewinnung von Neukunden.<br />

Der Nutzen für die Branche ist daher<br />

immens. Die Effizienz wird erhöht<br />

und Fehlerquellen werden reduziert. Verwaltung<br />

und Administration im Personalwesen,<br />

Kassensystem und in der Buchhaltung<br />

Angebotsplanung, Rezeptierung<br />

sowie Bestellungen oder die Erfassung<br />

der Verkaufszahlen: Digital wird mit klaren<br />

Kennzahlen und viel Transparenz gearbeitet.<br />

«MEIN RAT: ZU BEGINN EINEN<br />

PROFI BEIZIEHEN.»<br />

WELCHES SIND ZURZEIT DIE<br />

GRÖSSTEN DIGITALEN HERAUS-<br />

FORDERUNGEN FÜR GASTRONO-<br />

MIE UND HOTELLERIE?<br />

Die Digitalisierung ist brutal und schreitet<br />

schnellen Schrittes voran. Anbieter<br />

verschiedener Lösungen in allen Bereichen<br />

gibt es viele. Hier beginnt oft die<br />

erste Heraus- oder sogar Überforderung:<br />

Selbst wer weiss, was er braucht, muss herausfinden,<br />

von wem und warum. Das ist<br />

teils schwer zu analysieren, weil hier andere<br />

Kompetenzen gefragt sind. Wenn der<br />

Entscheid gefällt ist, kommt dann noch<br />

die Umsetzung. Das braucht ein klares<br />

Konzept, Planung und Vorgehen in<br />

der Umsetzung sowie Implementierung.<br />

Auch die Schulung der Mitarbeitenden<br />

bei neuen Lösungen und Abläufen sollte<br />

nicht unterschätzt werden.<br />

BESONDERS FÜR KLEINERE<br />

UNTERNEHMEN BEDEUTET DER<br />

DIGITALE AUFWAND IM ALLTAG<br />

ZUSÄTZLICHER STRESS. WIE<br />

KANN DAS OPTIMIERT WERDEN?<br />

Grundsätzlich sollte ich wissen, was<br />

ich will. Prioritäten setzen, abschätzen,<br />

wovon ich am meisten profitieren kann.<br />

Man muss nicht alles machen, nur, weil<br />

es möglich ist. Mein Rat: zu Beginn einen<br />

Profi beiziehen. Dann entscheiden,<br />

was man wirklich braucht und einen<br />

Mehrwert schafft.<br />

WELCHE TOOLS UND KANÄLE<br />

SIND EIN MUSS FÜR JEDES<br />

UNTERNEHMEN?<br />

Die klassische Office-Umgebung, z. B.<br />

von Microsoft. Je nach Betriebstyp<br />

und -grösse ist sicherlich eine aktuelle<br />

und informative Webseite Pflicht für<br />

das Marketing eines Betriebs. Für die<br />

Neukundengewinnung optimalerweise<br />

mit einem Block für Aktualität und<br />

Search Engine Optimization (SEO).<br />

Für die Kundenbindung empfehle<br />

ich einen Newsletter. Und eine clevere<br />

Reservationslösung gehört ebenfalls<br />

dazu.


2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />

89<br />

Bevor man digital<br />

durchstarten kann,<br />

muss man erst<br />

wissen, was man<br />

braucht - und was<br />

möglich ist.<br />

Auch Social Media sind starke Marketingtools,<br />

je nach Zielgruppe. Im B2B-Segment<br />

macht LinkedIn Sinn, Facebook und<br />

Instagram im B2C-Bereich und für ganz<br />

Junge gibt es TikTok, welches immer beliebter<br />

wird.<br />

Daneben sollten auch Plattformen, auf<br />

welchen Unternehmen ohne eigenes Mitwirken<br />

präsent sind, gepflegt werden, z. B.<br />

Tripadvisor. Im Zeitalter der Selfies und<br />

Influencer kann eine clevere Visualisierung<br />

des Betriebs spannend sein. Ob ein innovatives<br />

Bild an der Fassade oder eine visuell<br />

auffällige Speisekarte – alles, was zum Fotografieren<br />

verführt, generiert gratis Aufmerksamkeit.<br />

VON DEN INNOVATIVEN LERNEN<br />

WELCHE SCHWEIZER GASTRO-<br />

BETRIEBE SIND DIGITAL À JOUR?<br />

Rolf Hiltl war einer der Vorreiter im<br />

Bereich soziale Medien. Er hat früh auf<br />

diese Kanäle gesetzt und die nötigen<br />

Mittel investiert. Er hat eine Community<br />

von fast 40 000 Personen auf Facebook<br />

und 21 000 Follower auf Instagram.


90<br />

2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />

Community-<br />

Building ist das A<br />

und O des digitalen<br />

Marketings.<br />

Hiltl setzt auf eine starke Bildsprache<br />

und Videos, die alle auch live auf grossen<br />

Screens im Gastraum zu sehen sind. Er<br />

hat zudem verstanden, dass mobile first<br />

gilt, man muss sich nur seine Webseite*<br />

auf einem Smartphone anschauen. Es<br />

gibt auch kleinere Betriebe, die sehr aktiv<br />

sind. Die Jungs vom Meating in Zug<br />

sind vor allem mit coolem Bewegtbild<br />

auf Facebook aktiv. Die haben verstanden,<br />

was Storytelling und Community-<br />

Building bedeutet. Über 10 000 Videoaufrufe<br />

bestätigen das.<br />

Oder auch die Gebrüder Ayverdis*, die<br />

genau wissen, was sie auf ihren verschiedenen<br />

Social-Kanälen machen, und<br />

die eine sehr grosse, aktive Community<br />

aufgebaut haben. Sie haben eine klare<br />

Strategie, offline wie online.<br />

GÄSTE ORIENTIEREN SICH<br />

ZUSEHENDS STÄRKER ONLINE,<br />

WO SIE FERIEN MACHEN ODER<br />

ESSEN GEHEN. WIE KANN EIN<br />

BETRIEB DAVON PROFITIEREN?<br />

Mit einer eigenen Strategie für die passende<br />

Zielgruppe die richtigen Kanäle<br />

bespielen. Dann aber kontrollieren, was<br />

funktioniert und was nicht. Heutzutage<br />

habe ich die genaue Kontrolle. Es ist<br />

wichtig, die Kennzahlen (KPI) zu analysieren,<br />

seine Learnings daraus zu ziehen<br />

und Inhalte permanent für seine Zielgruppe<br />

zu optimieren.<br />

www.hiltl.ch<br />

www.ayverdis.ch<br />

CORONA-KRISE<br />

Wir von <strong>BOSG</strong> haben uns in der<br />

Krise mit der Branche solidarisiert<br />

und stellen den neuen Dining-<br />

Guide als Marketinginstrument für<br />

alle Gastronomen und Gastronominnen<br />

der Schweiz gratis zur<br />

Verfügung. Dies zur Sicherstellung<br />

von sofortigen, aber auch nachhaltigen<br />

Marketingmassnahmen<br />

und aufgrund bekannter Liquiditätsprobleme<br />

in der Gastronomie.<br />

Gezieltes Off- und Online-<br />

Marketing wird ein Schlüsselfaktor<br />

für die Rückkehr auf die<br />

Erfolgsstrasse sein. Entsprechende<br />

Massnahmen sollte die Gastronomie<br />

bereits jetzt vorbereiten.<br />

Dazu wollen wir etwas beitragen:<br />

Alle Gastronomen können sich<br />

völlig kostenfrei und unverbindlich<br />

eintragen. Danach sind sie<br />

bereits in 30 Minuten online.<br />

www.we-love-gastro.ch<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


2.3 KOPF-SACHE BEST OF SWISS GASTRO<br />

91<br />

<strong>BOSG</strong> WAGT<br />

DIE PROGNOSE:<br />

4 TRENDS DER<br />

ZUKUNFT<br />

Trends gibt es viele. Digitale Trends noch mehr. Doch welche davon<br />

haben das Potenzial, sich zu etablieren und im Markt festzusetzen?<br />

Best of Swiss Gastro spekuliert und prognostiziert 4 Haupttrends.<br />

TEXT MANUEL GAMMA<br />

FOTOS ZVG<br />

1 ZIELGRUPPEN<br />

Die Zielgruppenansprache wird zukünftig<br />

noch diverser werden, als sie es<br />

heute schon ist. Alle Kundensegmente<br />

haben verschiedene Bedürfnisse, reagieren<br />

unterschiedlich und haben eigene<br />

Ansprüche an Produkte. Für Marketingverantwortliche<br />

heisst das: Sie müssen für<br />

jede Zielgruppe eine individuelle Ansprache<br />

und einen eigenen Kommunikationsweg<br />

finden. Manche sind eher digital<br />

unterwegs und reagieren auf E-Mail-<br />

Marketing, während andere nur über eine<br />

analoge Ansprache per Print-Information<br />

oder über Events erreicht werden können.<br />

Auch regionale Unterschiede gilt es<br />

zu beachten.<br />

DIGITAL UND ANALOG<br />

2 Wichtig: der Brückenschlag zwischen<br />

alter und neuer Welt. Digital und Print<br />

sind zusammen am erfolgreichsten. Studien<br />

haben herausgefunden, dass Kampagnen<br />

die grössten Erfolgsraten haben,<br />

wenn sie E-Mail-Sendungen mit Print<br />

kombinieren. Das heisst, dass potenzielle<br />

Kundinnen und Kunden sowohl digital als<br />

auch analog angesprochen werden und einer<br />

Botschaft so mehrfach begegnen.<br />

3 KUNDENERLEBNIS<br />

Branchenspezifisch wird die Entwicklung<br />

gastronomischer Konzepte<br />

künftig noch stärker vom Gast geprägt<br />

sein. Die Konsumenten werden kompetenter<br />

und mündiger. Relevant bleibt<br />

das generelle Kundenerlebnis, die Customer<br />

Journey des Gastes. Kundinnen und<br />

Kunden wollen sich beraten und verstanden<br />

fühlen. Dazu braucht es eine Strategie<br />

für alle Berührungspunkte mit dem<br />

Gast, online wie offline.<br />

4 TEAM<br />

Und zu guter Letzt: Vor lauter Digitalisierung<br />

sollen die Mitarbeitenden<br />

nicht vergessen werden. In Zeiten von<br />

Fachkräftemangel werden kompetente<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer<br />

wichtiger. Damit steigt die Bedeutung<br />

des internen Marketings und des<br />

Em ployer-Brandings. Stellensuchende<br />

möchten für einen coolen Betrieb arbeiten,<br />

und Angestellte wollen emotional an das<br />

Unternehmen gebunden werden. Steigt<br />

die Zufriedenheit der Mitarbeitenden,<br />

steigert sich die Qualität der täglichen<br />

Arbeit, die Fluktuation sinkt – und damit<br />

die Kosten.<br />

CORONA-KRISE<br />

Noch ist offen, wie sich die<br />

Digitalisierung langfristig und aufgrund<br />

der Erfahrungen der letzten<br />

Wochen entwickeln wird. Auf<br />

jeden Fall wird es digitaler. Aber<br />

was wird in Zukunft richtig sein?<br />

Setzt sich die digitale Menükarte<br />

durch, oder ist sie nur ein aktuell<br />

wichtig zwecks Hygiene? Der Boom<br />

digitaler Lieferplattformen dürfte<br />

weithin eine wichtige Rolle für die<br />

Gastronomie spielen. Oder verstärkt<br />

neue Geschäftsmodelle mit soge-<br />

nannten «Ghost Kitchen» (Restaurants,<br />

die nur für den Lieferservice<br />

kochen; siehe auch S. 26 ff.) zum<br />

Vorschein bringen. Hier lohnt sich<br />

für Caterer eine genau Analyse.<br />

Seien wir gespannt auf die Zukunft.<br />

Vorhersagen können wir Sie nicht,<br />

aber mitgestalten.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


Wo künstliches Fleisch<br />

gezüchtet wird: ein<br />

Forscher im israelischen<br />

Unternehmen Aleph<br />

Farms. Seite 102<br />

© Afik Gabay


TREND-SACHE<br />

3<br />

3.1 Trending Topic<br />

Was uns die Zukunft auftischt 94<br />

3.2 Buzzword<br />

Buzzword: Clean Meat 100<br />

Die Suche nach der «sauberen» Lösung 102


94 3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />

WAS UNS<br />

DIE ZUKUNFT<br />

AUFTISCHT<br />

Zuerst die schlechte Nachricht: Die Welt verändert sich rasant.<br />

Und kaum eine andere Branche ist so schnelllebig wie die<br />

Gastronomie, wo heute (scheinbar) ein Trend den nächsten jagt.<br />

Doch jetzt die gute: Sie müssen nicht alles mitmachen.<br />

TEXT MICHAELA RUOSS<br />

FOTOS ZVG, ANDREAS JAKWERTH<br />

Bubble Tea, Sea Vegetables und Cake-<br />

Pops – alles Hypes, die uns in den letzten<br />

Jahren um die Ohren geflogen sind.<br />

Wie, die Begriffe sagen Ihnen nichts?<br />

Keine Panik. Einen wirklich wichtigen<br />

Trend zu verpassen, ist so gut wie unmöglich.<br />

Denn damit ist es wie mit vielem:<br />

Gut Ding will Weile haben.<br />

Kulinarisches aus<br />

aller Welt: Tofu-<br />

Dumplings nach<br />

Betty Bossi.<br />

Die österreichische Ernährungswissenschaftlerin<br />

Hanni Rützler beschreibt<br />

Food-Trends in ihrem «Food Report»<br />

als «längerfristige Veränderungsbewegungen<br />

und Wandlungsprozesse innerhalb<br />

Esskulturen, in denen sich<br />

Lösungsversuche für erwartete Problem-


3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />

95<br />

WAS IST EIGENTLICH EIN TREND?<br />

Ein Trend ist laut Zukunftsinstitut<br />

nichts anderes als eine Veränderungsbewegung<br />

oder ein Wandlungsprozess.<br />

Man findet Trends in den<br />

unterschiedlichsten Bereichen<br />

des Lebens: von der Ökonomie über<br />

die Politik bis zur Konsumwelt.<br />

Und man findet sie in den unterschiedlichsten<br />

Durchdringungstiefen:<br />

Es kann sich um flüchtige,<br />

oberflächliche und häufig marketinggesteuerte<br />

Oberflächenphänomene<br />

(z. B. Produkt- und Mode-<br />

trends) handeln oder um tiefe,<br />

nachhaltige Strömungen (z. B. Megatrends).<br />

Megatrends sind die «Blockbuster»<br />

des Wandels – langfristige<br />

Entwicklungen, die für alle Bereiche<br />

von Gesellschaft und Wirtschaft prägend<br />

sind. Sie haben eine Halbwertszeit<br />

von mindestens 25 bis 30<br />

Jahren, sind nie linear und eindimensional,<br />

sondern vielfältig,<br />

komplex und vernetzt. Und so beeinflussen<br />

sie sich gegenseitig<br />

und verstärken sich in ihrer Wirkung.<br />

stellungen ankündigen». Geprägt würden<br />

sie von tiefgreifenden, langfristigen,<br />

globalen, sozialen, ökonomischen,<br />

politischen und technologischen Entwicklungen.<br />

JEDEM TREND SEIN GEGENTREND<br />

Zudem provozieren Trends laut der Expertin<br />

naturgemäss Gegentrends. So<br />

haben Industrialisierung, Standardisierung<br />

und Beschleunigung Bewegungen<br />

wie Artisan- und Slow-Food gestärkt.<br />

Mit zunehmender Globalisierung der<br />

Lebensmittelproduktion sehnen wir<br />

uns mehr nach Lokalem. Und die Zunahme<br />

von Convenience-Food steigert<br />

unseren Appetit auf Selbstgemachtes.<br />

Methoden nicht. Eine Food-Revolution<br />

ist gefragt. Nach den Interviews mit<br />

39 Fachleuten aus Europa, Nordamerika<br />

und Asien kommt das GDI in der<br />

Studie zum Schluss, dass die Wende nur<br />

mit einer umfassenden Technisierung<br />

möglich ist, und zwar entlang der ganzen<br />

Wertschöpfungskette: von der Produktion<br />

bis zum Konsum.<br />

Aber was tischt uns die Zukunft denn<br />

jetzt konkret auf? Fünf Antworten auf<br />

diese Frage lesen Sie auf den nächsten<br />

Seiten.<br />

Unsere Essgewohnheiten sind also<br />

nicht nur völlig widersprüchlich, sondern<br />

in den letzten Jahrzehnten auch<br />

immer ressourcenintensiver geworden.<br />

Darum stellt sich uns laut «European<br />

Food Trends Report 2019» des Gottlieb<br />

Duttweiler Instituts (GDI) ein grundlegendes<br />

Problem: die Nahrungsmittelsicherheit.<br />

Bis 2050 müssen knapp zehn<br />

Milliarden Menschen ernährt werden,<br />

und das gelingt mit den bisherigen


96 3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />

Bekannt für ihren<br />

Spürsinn im Bereich<br />

der Food-Trends:<br />

Hanni Rützler.<br />

© Andreas Jakwerth<br />

1MENÜ 1,<br />

ABER OHNE TIER!<br />

Die Landwirtschaft ist für 25 Prozent<br />

der weltweiten Klimaerwärmung verantwortlich;<br />

acht Prozent der Agrarfläche<br />

fallen für den Anbau von<br />

Futtermitteln weg, unter anderem für<br />

Rinderviecher, die wiederum klimaschädliches<br />

Methangas ausstossen.<br />

Die Fleischindustrie steht unter Druck,<br />

alternative Proteine auf den Teller zu<br />

bringen. Start-ups weltweit tüfteln an<br />

pflanzen- und zellbasiertem Fleischersatz.<br />

Pflanzliches Fleisch gibts schon –<br />

beispielsweise von der Zürcher Firma<br />

Planted. In fünf Jahren dürften wir<br />

auch In-vitro-Fleisch im Laden kaufen<br />

können (siehe auch Buzzword auf S. 100).<br />

MENÜ 2,<br />

2 WOHER KOMMTS?<br />

Konsumentinnen und Konsumenten<br />

sind sich heute bewusst, welchen Einfluss<br />

sie auf Umwelt, Klima und Tierwohl<br />

haben. Entsprechend wollen sie<br />

wissen, wo, wann, wie und von wem<br />

ihre Nahrungsmittel produziert, verarbeitet<br />

und vertrieben werden.<br />

Technologien wie Blockchain können<br />

die geforderte Transparenz schaffen<br />

und Informationen fälschungssicher,<br />

nachverfolgbar und vollständiger machen.<br />

Firmen wie die Migros tüfteln<br />

seit Längerem an Systemen, die mittels<br />

Blockchain helfen, die Herkunft<br />

von Konsumgütern wie etwa Palmöl zu<br />

verfolgen.<br />

MENÜ 3,<br />

3 BITTE MASSGESCHNEIDERT!<br />

Welches Essen ist gesund? Vielen reicht<br />

eine generelle Antwort auf diese Frage<br />

nicht mehr. Sie wollen es genau wissen:<br />

Personalisierte Ernährung verspricht Big<br />

Business.<br />

Schätzungen gehen von einem Marktvolumen<br />

von 11,5 Milliarden Dollar für<br />

2025 aus. Im August 2019 hat Nestlé das<br />

US-Unternehmen Persona übernommen,<br />

das Kunden dank Algorithmus Ernährungsprofile<br />

erstellt und ihnen spezifische<br />

Nahrungsmittelzusätze liefert.<br />

Ziel des Schweizer Nahrungsmittelriesen<br />

ist es, uns massgeschneiderte Esswaren<br />

zu bieten.


3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />

97<br />

Die «European<br />

Food Map» zeigt:<br />

Tech-Themen sind<br />

im Fokus.


98<br />

3.1 TREND-SACHE TRENDING TOPIC<br />

Simone Jones,<br />

Leiterin Food-<br />

Consulting bei<br />

Betty Bossi.<br />

MENÜ 4,<br />

4 INS BÜRO GELIEFERT!<br />

Menschen leben öfter allein, sind mehr<br />

unterwegs und haben weniger Zeit. Und<br />

weil man sich heute alles mit ein paar<br />

Klicks bequem nach Hause bestellen<br />

kann, boomt das Liefergeschäft. Nach<br />

einer Schätzung der UBS verzehnfacht<br />

sich der globale Markt bis 2030. Der<br />

Boom ruft immer neue Player wie Uber<br />

Eats auf den Plan – und mit ihnen neue<br />

Konzepte. Der neueste, von der Digitalisierung<br />

getriebene Spuk sind Ghost Kitchen<br />

und Dark Kitchen – Restaurants,<br />

ohne Gastraum, Servicepersonal und eigene<br />

Küche. Mehr zum digitalisierten<br />

Food-Liefertrend ab Seite 26.<br />

5MENÜ 5,<br />

MIT EINER PRISE EXOTIK!<br />

Die internationale Küche verändert die<br />

Schweizer Esskultur zunehmend. Davon<br />

ist Simone Jones, Food-Scout und Leiterin<br />

Food-Consulting bei Betty Bossi,<br />

überzeugt: «Kulinarische Genüsse aus aller<br />

Welt werden noch beliebter. Ein wunderbarer<br />

Nebeneffekt ist, dass wir die Gerichte<br />

authentischer, besser und raffinierter<br />

geniessen können, beispielsweise in der<br />

Markthalle in Basel.» Die grosse Lebensmittelvielfalt<br />

in der Schweiz hat zudem<br />

unser Qualitätsbewusstsein verändert.<br />

«Heute wird unser Essen sorgfältiger, abwechslungsreicher<br />

und bunter zubereitet.»<br />

CORONA-KRISE<br />

MENÜ 6,<br />

6 OHNE ALKOHOL!<br />

Nichts ist wichtiger als die Gesundheit.<br />

Das ist aus Sicht der Trend-<br />

und Zukunftsforschung die wichtigste<br />

Erkenntnis aus der Corona-Krise.<br />

Mit dem Gesundheitsbewusstsein<br />

steigt das Verlangen, antialkoholische<br />

Alternativen auf der Karte zu<br />

finden. «Sober Curiosity Movement»<br />

heisst eine Bewegung in den USA,<br />

die langsam nach Europa herüberschwappt.<br />

Ihre Anhänger feiern die<br />

neue Lust an der Nüchternheit und<br />

stehen auf exotische Drinks mit viel<br />

Geschmack, aber null Promille. Für<br />

Hanni Rützler ein Trend, der sich<br />

auch bei uns schon deutlich bemerkbar<br />

macht.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


GROSSE KUNST.<br />

OHNE ALLÜREN.<br />

Österreichs Weine sind daheim im<br />

Herzen Europas, wo kontinentale<br />

Wärme mit kühler Nordluft tanzt.<br />

In diesem einzigartigen Klima wachsen<br />

edle Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung<br />

– zu erkennen an der<br />

rotweissroten Banderole auf der Kapsel<br />

und der staatlichen Prüfnummer auf<br />

dem Etikett.<br />

österreichwein.at


100 3.2 TREND-SACHE BUZZWORD<br />

BUZZWORD:<br />

CLEAN<br />

MEAT<br />

TEXT MICHAELA RUOSS<br />

INFOGRAFIK DIE WERBEKANZLEI AG<br />

WAS IST CLEAN MEAT?<br />

«Clean Meat» ist die geläufigste Bezeichnung<br />

für aus tierischen Zellen im Labor<br />

gezüchtetes Fleisch. Da sie aber suggeriert,<br />

normales Fleisch sei schmutzig, nennt es<br />

die Branche immer häufiger «cell-based<br />

meat» – oder kultiviertes, synthetisches,<br />

Labor- oder In-vitro-Fleisch.<br />

WER HAT ES ERFUNDEN?<br />

Willem van Eelen wollte bereits Mitte des<br />

20. Jahrhunderts aus Stammzellen essbare<br />

Muskelfasern herstellen und meldete 1999<br />

das erste Patent für «In-vitro-Meat» an.<br />

2013 präsentierte das niederländische<br />

Start-up Mosa Meat den ersten aus<br />

Tierzellen gezüchteten Hamburger.<br />

WIE MACHT MAN «CLEAN MEAT»?<br />

Einfach gesagt: Man entnimmt Rindern,<br />

Schweinen, Hühnern oder Fischen<br />

Stammzellen. Diese vermehren sich im<br />

Reagenzglas in einer Nährlösung exponentiell,<br />

entwickeln sich zu Muskelzellen<br />

und bilden Muskelfasern. So entsteht<br />

innerhalb weniger Wochen «Fleisch».<br />

WER PRODUZIERT ES?<br />

Weltweit arbeiten mehr als zwei<br />

Dutzend Unternehmen an der<br />

Kultivierung verschiedener tierischer<br />

Gewebe. Die führenden sitzen in den<br />

USA (Memphis Meats und Impossible<br />

Foods), in Israel (Super Meat und<br />

Aleph Farms) und in den Niederlanden<br />

(Mosa Meat und Meatable).<br />

WANN KOMMT ES AUF DEN MARKT?<br />

Als Mosa Meat den ersten Labor-Burger<br />

vorstellte, kostete dieser noch<br />

250 000 Euro. Bis in zehn Jahren soll er<br />

zum Preis von knapp 9 Euro in den Regalen<br />

der Supermärkte liegen. Aleph Farms<br />

will seine Steaks bereits 2023 zum Preis<br />

von herkömmlichen verkaufen können.<br />

WAS BRINGT ES UNS?<br />

Das Laborfleisch enthält keine Antibiotika,<br />

E-Coli oder Salmonellen. Zudem braucht<br />

es für die Herstellung knapp 80 Prozent<br />

weniger Wasser und 99 Prozent weniger<br />

Land. Ausserdem liesse sich der weltweite<br />

Fleischbedarf mit ein paar zehntausend<br />

Kühen decken – ohne Schlachten.


Sieht aus wie Fleisch,<br />

soll schmecken wie<br />

Fleisch, ist aber kein<br />

Fleisch: «schlachtfreies»<br />

Steak von Aleph Farms.<br />

101


102 3.2 TREND-SACHE BUZZWORD<br />

DIE SUCHE<br />

NACH DER<br />

«SAUBEREN»<br />

LÖSUNG<br />

Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Und so steigt der globale<br />

Konsum von Steak, Burger und Co. jedes Jahr um 1,9 Prozent. Obwohl<br />

der übermässige Genuss unserer Gesundheit, dem Klima und den Tieren<br />

schadet. Diverse Start-ups arbeiten aber mittlerweile an einem Patentrezept<br />

für ein reines Gewissen.<br />

TEXT MICHAELA RUOSS<br />

FOTOS ZVG<br />

«Wir werden der Absurdität entkommen,<br />

ein ganzes Huhn zu züchten, nur,<br />

um die Brust oder den Flügel zu essen,<br />

und diese Teile stattdessen separat in<br />

einem geeigneten Medium züchten» –<br />

Winston Churchills Worte von 1931<br />

sind 82 Jahre später zu Fleisch geworden:<br />

Am 5. Dezember 2013 präsentierte Professor<br />

Mark Post, Chief Scientific Officer<br />

von Mosa Meat, zwar keinen Flügel,<br />

aber immerhin einen Burger aus dem<br />

Labor. Dafür entnahm Post zwei Kühen<br />

Muskelgewebe. Aus den daraus gewonnenen<br />

Stammzellen züchtete er Tausende<br />

kleiner Häufchen aus Muskelfasern<br />

und zerrieb diese zu Hackfleisch.<br />

EINE SAUBERE LÖSUNG<br />

Der Retorten-Burger machte Schlagzeilen.<br />

Denn mit diesem Herstellungsverfahren<br />

hätte man quasi mit einem Schlag<br />

die ökologischen, ökonomischen und<br />

ethischen Probleme gelöst, die mit der<br />

heutigen globalen Fleischproduktion einhergehen.<br />

Für In-vitro-Fleisch braucht<br />

es weder Massentierhaltung noch Schadstoffe,<br />

Antibiotika oder Pestizide und<br />

kaum Land, Wasser und Getreide. Ergo:<br />

«Clean Meat» (sauberes Fleisch).<br />

Aleph Farms gehört<br />

zu den Pionieren<br />

von Clean Meat.<br />

M-Industry von<br />

Migros ist an der<br />

Pionierfirma aus<br />

Israel beteiligt.


3.2 TREND-SACHE BUZZWORD<br />

103<br />

Tierfreies Fleisch<br />

von Mosa Meat, an<br />

der auch die Bell-<br />

Gruppe beteiligt ist.<br />

Doch der erste Burger hatte drei grosse<br />

Haken: Er schmeckte erstens nicht, weil<br />

das Laborfleisch nur aus Muskelzellen<br />

stammte. Zweitens kostete er alles in allem<br />

etwa eine Viertelmillion Euro. Und<br />

drittens war fötales Kälberserum als Nährmedium<br />

verwendet worden, wofür eine<br />

schwangere Mutterkuh ihr Leben lässt.<br />

MEHR FLEISCH AM KNOCHEN<br />

Inzwischen schmeckt Clean Meat dank<br />

Beimengen von Fett- und Bindegewebszellen,<br />

die Produktionskosten sind gesunken<br />

und mehr als zwei Dutzend<br />

Start-ups weltweit tüfteln an kultiviertem<br />

Fleisch. 2016 stellte das kalifornische<br />

Le bensmitteltechnologieunternehmen<br />

Memphis Meats den ersten synthetischen<br />

Meatball vor, 2017 das erste Labor-Geflügel.<br />

Im Dezember 2018 kam das israelische<br />

Start-up Aleph Farms mit dem<br />

ersten In-vitro-Steak. Auch an Fisch aus<br />

Stammzellen wird fleissig getüftelt. Nur:<br />

Marktreife hat bisher noch kein Produkt<br />

erreicht. Doch in die Forschung von zellbasierten<br />

Fleischersatzprodukten wird<br />

viel Geld gepumpt – von Fleischkonzernen<br />

wie Cargill oder PHW beispielsweise.<br />

Auch Schweizer Unternehmen sind an<br />

den neuen Technologien interessiert:<br />

Die Coop-Tochter Bell Food Group investierte<br />

im Juli 2018 in Mosa Meat. Die<br />

M-Industry der Migros beteiligt sich seit<br />

Mai 2019 an Aleph Farms.<br />

HÜRDENREICHER WEG<br />

Bis wir Clean Meat dort in den Regalen<br />

finden, dürfte es noch einige Jahre gehen.<br />

«Die momentan grössten Herausforderungen<br />

sind die Entwicklung einer möglichst<br />

günstigen Nährlösung auf pflanzlicher Basis<br />

und das Senken des Produktionspreises<br />

auf das Niveau von herkömmlichem<br />

Fleisch», sagt Beckie Calder-Flynn von<br />

Mosa Meat. Wenn es einem der Start-ups<br />

gelingt, In-vitro-Fleisch zu niedrigen Kosten<br />

zu produzieren, dürfte das Zulassungsprozedere<br />

hürdenreich werden. Schliesslich<br />

handelt es sich um ein nie dagewesenes<br />

Produkt. Und dann ist da noch der Konsument.<br />

Diverse Studien zeigen, dass es<br />

einiges an Aufklärungsarbeit braucht, bis<br />

die breite Masse Fleisch und Fisch aus<br />

dem Labor akzeptiert und regelmässig<br />

kauft. Aber wie sagte Winston Churchill<br />

so schön? «Erfolg ist nichts Endgültiges,<br />

Misserfolg nichts Fatales. Was zählt, ist<br />

der Mut, weiterzumachen.»<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


104<br />

LABELREPORTAGE<br />

BERUFLICHE<br />

VORSORGE IM<br />

GASTGEWERBE<br />

Im Gastgewerbe regelt ein landesweiter Gesamtarbeitsvertrag<br />

fast alles, sogar die Leistungen und<br />

Preise der beruflichen Vorsorge. Dies ist eine einzigartige<br />

Situation, mit der man sich nicht zwingend<br />

einfach so abfinden muss. Gerade für Kader gibt es<br />

alternative Lösungen, die durchaus interessant sind.<br />

TEXT TELLCO AG<br />

FOTOS TELLCO AG<br />

Die Arbeitsbedingungen der Gastronomie<br />

und Hotellerie in der Schweiz<br />

sind im Landes-Gesamtarbeitsvertrag<br />

des Gastgewerbes (L-GAV) ge regelt. Im<br />

Gastronomiebereich sind darin auch die<br />

Bedingungen für die berufliche Vorsorge<br />

definiert, was es in keiner anderen<br />

Branche gibt. Speziell ist, dass sowohl<br />

die Leistungen als auch die Preise<br />

für die berufliche Vorsorge im L-GAV<br />

vorgeschrieben sind. Dies führt zur Querfinanzierung<br />

von jungen zu alten Mitarbeitenden.<br />

ALTERNATIVEN IN BETRACHT ZIEHEN<br />

Die meisten Vorsorgeanbieter sehen<br />

deshalb davon ab, Gastronomiebetriebe<br />

zu versichern. Entsprechend einseitig<br />

ist das Angebot: Die berufliche Vorsorge<br />

wird fast ausschliesslich von den zwei<br />

grossen Branchenverbänden abgewickelt.<br />

Die strikten Vorgaben des L-GAV ergeben<br />

für die durchschnittlichen Angestellten<br />

durchaus Sinn. Doch sie erschweren<br />

es, individualisierte Lösungen zu finden.<br />

Viele Betriebsleiter täten gut daran,<br />

ihre Möglichkeiten zu prüfen und Alternativen<br />

zu den grossen Anbietern in Betracht<br />

zu ziehen.<br />

Im GAV des Gastgewerbes<br />

ist sogar<br />

die berufliche Vorsorge<br />

festgehalten –<br />

das ist einzigartig.


LABELREPORTAGE<br />

105<br />

ÜBER TELLCO PKPRO<br />

Die Tellco pkPRO gehört zu den<br />

führenden unabhängigen Vorsorgestiftungen<br />

der Schweiz. Mehr als<br />

8'600 Unternehmen mit über 77'000<br />

Versicherten und knapp 3'500 Rentenbezüger<br />

sind ihr angeschlossen.<br />

Exklusiv für die Gastrobranche<br />

bietet die Tellco pkPRO eine<br />

vom L-GAV akkreditierte Lösung an.<br />

Bei der Beratung profitieren Sie<br />

von der langjährigen Erfahrung der<br />

Vorsorgespezialisten der Tellco<br />

AG – stolze Kategorie-Sponsorin von<br />

Best of Swiss Gastro.<br />

MASSGESCHNEIDERTE<br />

VORSORGELÖSUNG<br />

So wie zum Beispiel ein Hotelbetrieb, der<br />

zusammen mit der Tellco pkPRO eine<br />

massgeschneiderte Vorsorgelösung entwickelt<br />

hat: Das Hotelpersonal ist zu den<br />

Bedingungen des L-GAV versichert und<br />

profitiert daneben von Zusatzleistungen,<br />

die mit der Tellco pkPRO ausgearbeitet<br />

wurden. Zudem hat die gesamte Geschäftsleitung<br />

einen individuellen Vorsorgeplan.<br />

Viele Verantwortliche wissen gar nicht,<br />

dass dies möglich wäre. Doch spezielle<br />

Vorsorgepläne sind gerade für Kader<br />

durchaus sinnvoll.<br />

LERNEN SIE UNSERE<br />

LÖSUNGEN FÜR GASTRONOMIE-<br />

BETRIEBE KENNEN<br />

Die Vorsorgespezialisten der Tellco pkPRO<br />

freuen sich, Sie und Ihr Unternehmen<br />

persönlich zu beraten. Vereinbaren Sie<br />

einen Termin mit uns.<br />

Der Geschäftsführer ist überzeugt, dass<br />

diese Lösung ein Gewinn für alle Mitarbeitenden<br />

ist und den Betrieb zu einem<br />

attraktiveren Arbeitgeber macht. Ausserdem<br />

ist es für ihn beruhigend, zu wissen,<br />

dass seine Leute gut versichert sind.<br />

Tellco pkPRO<br />

Bahnhofstrasse 4<br />

6430 Schwyz<br />

www.pkpro.ch<br />

AUSNAHMEN IM<br />

GESAMTARBEITSVERTRAG<br />

Ausgenommen vom L-GAV sind alle<br />

Betriebsleiter, Direktoren und deren Familienmitglieder,<br />

zudem verschiedene<br />

Betriebsarten wie zum Beispiel Kantinen,<br />

die nur betriebseigenes Personal bedienen.<br />

Sie alle könnten sich zu anderen,<br />

besseren Bedingungen versichern lassen.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


An die FOOD<br />

ZURICH geht<br />

man, um Spass zu<br />

haben – und, um<br />

zu geniessen.


SPEZIAL-SACHE<br />

4<br />

4.1 Food Zurich<br />

«Zürich ist ein Food-Hotspot!» 108


108<br />

4.1 SPEZIAL-SACHE FOOD ZURICH<br />

PUBLIREPORTAGE<br />

«ZÜRICH IST<br />

EIN FOOD-<br />

HOTSPOT!»<br />

Vom 22. Oktober bis 1. November <strong>2020</strong> feiert FOOD ZURICH zum<br />

fünften Mal die Esskultur in all ihren Facetten. Die Strahlkraft des<br />

grössten Food-Festivals der Schweiz wird mit jedem Jahr internationaler<br />

und grösser. Am letztjährigen Anlass haben 85 000 Gäste das<br />

Festival besucht.<br />

TEXT MANUEL GAMMA<br />

FOTOS DAVID BIEDERT, STEVEN KOHL<br />

An über 100 Veranstaltungen wird während<br />

elf Tagen in der Limmatstadt geschnippelt,<br />

getüftelt, diskutiert und geschlemmt.<br />

Damit gehört die FOOD<br />

ZURICH sogar zu den grössten Food-<br />

Festivals Europas. Über 400 Gastronomen,<br />

Produzentinnen, Handeltreibende<br />

und kulinarische Trendsetter sind aktiv<br />

dabei.<br />

ZÜRICH DARF SICH ZEIGEN<br />

Festival-Leiter Simon Mouttet meint<br />

dazu: «Zürich braucht sich im Vergleich<br />

zu anderen Städten in Europa<br />

nicht zu verstecken.<br />

Mit der Restaurantdichte, zukunftsweisenden<br />

Produzentinnen und Produzenten,<br />

Klein-Manufakturen, Start-ups<br />

und über 40 ETH-Forschungsteams im<br />

Bereich Ernährung zählt Zürich zu den<br />

kulinarischen Hotspots.» Mit FOOD<br />

ZURICH sollen all diese Qualitäten<br />

die Bühne erhalten, die sie verdienen.<br />

Gemeinsam mit Zürich Tourismus<br />

wurde das Festival vor fünf Jahren initialisiert,<br />

um auch ein neues Reisemotiv<br />

für die Limmatstadt zu schaffen.


85 000 Gäste<br />

haben die FOOD<br />

ZURICH 2019<br />

besucht.<br />

109


110<br />

4.1 SPEZIAL-SACHE FOOD ZURICH<br />

Am traditionellen Food<br />

Save Day beweist das<br />

Festival, dass Nachhaltigkeit<br />

äusserst schmackhaft<br />

sein kann.<br />

«ZÜRICH WIRD DAS NÄCHSTE<br />

TOP-FOOD-REISEZIEL EUROPAS!»<br />

Mit Erfolg, CNN Travel prophezeit der<br />

Stadt, dass sie zum neuesten Hotspot der<br />

europäischen Kulinarikliebhaber werden<br />

wird. Dafür arbeitet das fünfköpfige<br />

Organisationsteam mit Herzblut und<br />

Leidenschaft. Es sind jeweils viele lose<br />

Puzzleteile, die für ein erfolgreiches Festival<br />

zusammengesetzt werden müssen:<br />

Finanzierung, Bewilligungen, Programm.<br />

Am 22. Oktober <strong>2020</strong> muss alles funktionieren,<br />

wenn es richtig losgeht.<br />

Die Vollblut-Food-Aficionados können<br />

allerdings gar nicht anders: «Würde man<br />

uns Organisatoren in einen Raum sperren,<br />

ohne ein Festival zu organisieren,<br />

würden wir dennoch den ganzen Tag<br />

über Kulinarik und das Drumherum<br />

schwadronieren», so Simon Mouttet.<br />

DIE GASTRONOMEN SIND DAS<br />

HERZSTÜCK DES FESTIVALS<br />

Das Festival bietet allen interessierten<br />

Gastronominnen und Gastronomen eine<br />

elftägige Bühne mit schweizweiter und<br />

internationaler Ausstrahlung. Dieses<br />

Jahr bieten sie über 140 Veranstaltungen<br />

an und sind damit das Herzstück des gesamten<br />

Festivals.<br />

MEHR ABSATZ IN<br />

DER ZULIEFERINDUSTRIE<br />

Auch die Industrie profitiert stark von<br />

FOOD ZURICH. Der Organisator:<br />

«Wir erhalten Feedback von der Zulieferindustrie,<br />

dass sie an ihrem Absatz<br />

merkt, wenn das Festival im Spätfrühling<br />

am Laufen ist.» Das Festival ist zudem<br />

eine spannende Plattform für die gesamte<br />

Branche, da letztlich über 400 Profis<br />

aus der Gastronomie, Köche und Produzentinnen<br />

aktiv involviert sein.<br />

Ein veritabler Gesamtüberblick über die<br />

Qualität, der sonst kaum in der Kürze zu<br />

erhalten ist. FOOD ZURICH wird zu<br />

95 Prozent durch Sponsoring finanziert.<br />

Ein Grossteil davon stammt von Produktion<br />

und Zulieferindustrie. MOT-<br />

TO <strong>2020</strong>: KULINARISCHE ZU-<br />

KUNFT.<br />

DIE DIGITALE ERLEBNIS-<br />

WELT DES FESTIVALS<br />

Durch die extreme Veranstaltungsdichte<br />

ist es eine der grössten Herausforderun-<br />

gen, das Festival übersichtlich zu gestalten.<br />

Das soll vor allem online geschehen.<br />

Die Festival-Webseite wird über<br />

eine intuitive Filterfunktion, interaktive<br />

Karte und teilbare Favoritenleisten verfügen.<br />

Das wichtigste Kommunikationsinstrument<br />

des Anlasses sind die sozialen<br />

Medien. Dafür wurde extra eine neue<br />

Stelle geschaffen, die sich um den Online-Content<br />

kümmert.


PUBLIREPORTAGE<br />

111<br />

An der Eröffnung<br />

2019 war unter<br />

anderen auch Koch-<br />

Weltmeister Ivo<br />

Adam für das Wohl<br />

der Gäste verantwortlich.


112<br />

4.1 SPEZIAL-SACHE FOOD ZURICH<br />

Am letztjährigen Opening<br />

Jelmoli Food Market<br />

wurden 1400 Gäste auf<br />

höchstem Niveau verpflegt.<br />

Zudem sind alle Veranstalter, Sponsoren,<br />

Medienpartner und auch die Besucher<br />

angehalten, vor und während dem<br />

Festival auf allen Social-Media-Kanälen<br />

für richtig viel Wirbel zu sorgen. Organisator<br />

Mouttet: «Durch diesen Multiplikationseffekt<br />

ist die Chance gross, dass<br />

die User und Userinnen auch online etwas<br />

von FOOD ZURICH miterleben.»<br />

Das offizielle Festival-Programm ist<br />

Mitte August auf www.foodzurich.com<br />

abrufbar.<br />

FOOD ZURICH<br />

Amanda Cheli | Marketing<br />

Uetlibergstrasse 65 |<br />

c/o Das Provisorium<br />

CH-8045 Zürich<br />

Tel. +41 76 558 78 44<br />

amanda@foodzurich.com<br />

www.foodzurich.com<br />

CORONA-KRISE<br />

FOOD ZURICH konnte Ende März<br />

noch rechtzeitig vom Mai in den<br />

Herbst verschoben werden.<br />

Neu findet das Festival vom<br />

22. Oktober bis 1. November <strong>2020</strong><br />

statt. Dieser Beitrag entstand vor<br />

der Corona-Krise.<br />

Wir blicken optimistisch in den<br />

Herbst und möchten mit dem<br />

neuen Datum ein positives Signal<br />

senden. Die über 100 geplanten<br />

Events im Festivalprogramm finden<br />

dezentral in und um Zürich<br />

statt. 80 Veranstaltungen davon<br />

finden mit weniger als 20 Gästen<br />

statt. Für die grossen Events wie<br />

zum Beispiel das Opening sind<br />

wir daran, das Konzept entsprechend<br />

anzupassen.<br />

HANDY RAUS, KAMERA DRAUF<br />

UND ONLINE LESEN.


113<br />

GASTROCONSULT<br />

MIT FREUDE BEI DER SACHE<br />

BEST OF SWISS GASTRO<br />

Wer: Gastroconsult<br />

Was: Gastroconsult ist die Expertin in<br />

Treuhand, Steuern, Prüfung und Beratung<br />

für Restauration und Hotellerie.<br />

Wir bieten einen Rundum-Kundenservice<br />

aus einer Hand. Unser Team<br />

besteht aus rund 100 kompetenten<br />

und motivierten Mitarbeitern, die dank<br />

ihrer Branchenerfahrung jeden Tag<br />

das Leben unserer Kunden erleichtern.<br />

Mit 15 Standorten in der Schweiz<br />

sind wir Ihnen nahe. Das macht uns<br />

zur Nummer 1 seit 1921.<br />

Wer: Hofmann Servicetechnik<br />

Was: Die Hofmann Servicetechnik AG,<br />

mit Sitz in Langenthal BE, ist ein<br />

Schweizer Unternehmen, spezialisiert<br />

auf die Beratung, den Verkauf und<br />

den Unterhalt von Schneidetechnik,<br />

Verpackungssystemen sowie Waagen<br />

und Waagensystemen. Wir bieten umfassende<br />

Lösungen für Klein- und<br />

Grossbetriebe im Bereich Metzgerei,<br />

Bäckerei und Käserei, für Gastrobetriebe,<br />

Industriebetriebe, den Detailhandel<br />

und den Privatgebrauch an.<br />

Wer: Best of Swiss Gastro<br />

Was: Mit dem Dining-Guide stellt<br />

<strong>BOSG</strong> ein Marketinginstrument völlig<br />

kostenfrei allen Gastronomen der<br />

Schweiz zur Verfügung, jetzt und auch<br />

in Zukunft. Dies zur Sicherstellung<br />

von sofortigen, aber auch nachhaltigen<br />

Marketingmassnahmen für den<br />

Restart und die Rückkehr auf die Erfolgsstrasse.<br />

Gastronomen können<br />

sich völlig kostenfrei und unverbindlich<br />

eintragen und sind bereits in<br />

30 Minuten online.<br />

Telefon: +41 44 377 54 47<br />

www.gastroconsult.ch<br />

Telefon: +41 62 923 43 63<br />

www.hofmann-servicetechnik.ch<br />

Telefon: +41 44 400 50 29<br />

www.we-love-gastro.ch<br />

HYGIENE WICHTIGER DENN JE<br />

NATÜRLICH, FRISCH, NACHHALTIG<br />

Wer: Infratek AG<br />

Was: Hygiene und Sauberkeit sind<br />

ein alltägliches Thema. Unsere Dampfsaugsysteme<br />

bieten eine umweltfreundliche<br />

Reinigung an. Die HACCPqualifizierten<br />

Dampfsauger reinigen<br />

schonungsvoll mit Trockendampf und<br />

saugen und wischen in einem<br />

Arbeitsgang. Auf Chemie kann verzichtet<br />

werden. Mit dem UVC-<br />

Blaulicht werden Keime und Bakterien<br />

zu 99,9 % abgetötet und Viren inaktiviert.<br />

Verschiedene Aufsätze vervollständigen<br />

den BlueEvolution.<br />

Wer: CréaCeto<br />

Was: Unser Balsam-Bieressig<br />

«CréaCeto» ist im Fachhandel und<br />

im neuen Onlineshop in den Geschmacksrichtungen<br />

Apfel & Birne,<br />

Maracuja und Mango erhältlich und<br />

gibt Frühlings- und Sommersalaten<br />

eine besondere Frische. Ganz aktuell<br />

ist der Balsamessig «Rauchmalz»,<br />

welcher Grilladen und rezenten Gerichten<br />

einen unvergleichlichen<br />

dezent rauchigen Geschmack gibt.<br />

Kreatives und gesundes Kochen erfreut<br />

sich zurzeit ja grosser Beliebtheit.<br />

Telefon: +41 44 920 50 05<br />

www.dampfsauger-beam.ch<br />

Telefon: +41 71 788 01 40<br />

www.shop.brauereilocher.ch


IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER<br />

KIS-COM AG<br />

FLÜELASTRASSE 27<br />

8047 ZÜRICH, SCHWEIZ<br />

MAIL@KIS-COM.CH<br />

+41 44 400 50 29<br />

VERLEGER<br />

ANDREAS KRUMES<br />

CHEFREDAKTION<br />

STORYLINE.CH<br />

REDAKTION<br />

MANUEL GAMMA<br />

CHRISTIAN GERIG<br />

CHRISTIAN NILL<br />

MICHAELA RUOSS<br />

BARBARA SCHINDLER<br />

ROBERT WILDI<br />

FOTOS<br />

MISCHA SCHERRER<br />

WO NICHT ANDERS VERMERKT, SIND DIE<br />

FOTOS EIGENTUM DER KIS-COM AG.<br />

KONZEPT & DESIGN<br />

DIE WERBEKANZLEI AG<br />

KORREKTORAT UND DRUCK<br />

AVD GOLDACH AG<br />

ERSCHEINUNGSWEISE<br />

3× JÄHRLICH<br />

ANZEIGEN<br />

JASMINE SCHÄRER<br />

AUFLAGE<br />

23 000 EXEMPLARE PRINT | E-PAPER<br />

ISSN<br />

PRINT 2624-9510<br />

ONLINE 2624-9529<br />

VERKAUFSPREIS<br />

CHF 15.–<br />

COPYRIGHT BY KIS-COM AG.<br />

NACHDRUCK UND SONSTIGE VERWENDUNG SÄMTLICHER INHALTE OHNE<br />

SCHRIFTLICHE GENEHMIGUNG DER KIS-COM AG SIND VERBOTEN.

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