CONNECT Magazin 20-02
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
36 Gastkommentar<br />
Internationale Zusammenarbeit im<br />
Gesundheitssektor – Bedeutung und<br />
zukünftige Entwicklung<br />
Gerade in Zeiten internationaler Anstrengungen in der<br />
Reaktion zur Corona-Pandemie wird weltweit besonders<br />
stark auf den Gesundheitssektor geschaut. Die<br />
Gesundheitswirtschaft trägt dabei einen erheblichen<br />
Anteil zum Bruttoinlandsprodukt vieler Staaten bei. Allein<br />
in Deutschland betrug ihr Anteil <strong>20</strong>18 ca. 12 Prozent.<br />
Auch die Anstrengungen der chinesischen Regierung<br />
verdeutlichen ihren Stellenwert. Mit der<br />
gesundheitspolitischen Strategie „Gesundes China<br />
<strong>20</strong>30“ soll der chinesische Gesundheitsmarkt auf ein<br />
Volumen von 2,3 Billionen US-Dollar wachsen, wobei<br />
verbesserte Gesundheitsdienste und eine landesweite<br />
Krankenversicherungsinitiative konkrete Ziele darstellen.<br />
Diese zukünftigen Entwicklungen machen einen<br />
kritischen strukturellen Dialog zwischen europäischen<br />
Nationen und China notwendig, um rechtzeitig Chancen<br />
und Herausforderungen der Zusammenarbeit zu<br />
identifizieren und China als wichtigen Partner zu gewinnen<br />
sowie diesen Markt zu erschließen und nachhaltig<br />
zu festigen.<br />
Fortschritte in der weltweiten Gesundheitsvorsorge<br />
sind ein anerkanntes gemeinsames Ziel internationaler<br />
Bemühungen und werden dementsprechend<br />
von Regierungen und Organisationen unterstützt. Durch<br />
eine verstärkte bilaterale Zusammenarbeit können wichtige<br />
Impulse gesetzt und zentrale Themen wie Pandemiebekämpfung/-prävention<br />
und Digitalisierung sowie<br />
Künstliche Intelligenz (KI) angegangen werden. Gegenseitiges<br />
Verständnis der Interessenlagen bildet dabei eine<br />
wesentliche Grundlage. Ein gemeinsames Ziel ist es,<br />
durch Kooperationen den Menschen in der EU und China<br />
eine bessere holistische Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.<br />
LIU Chenchao<br />
ist Geschäftsführer von<br />
SILREAL, einem auf China<br />
spezialisierten Beratungsunternehmen.<br />
Ferner ist er als<br />
Redner und Autor tätig.<br />
Abb.: Claudius Hauptmann<br />
Weiterführende Bemühungen müssen gefördert werden,<br />
um Zulassungsverfahren für Medizinprodukte international<br />
zu vereinheitlichen, zu beschleunigen und zu harmonisieren<br />
und gleichzeitig geistiges Eigentum zu schützen.<br />
Gemeinsame Ziele und intensive Zusammenarbeit<br />
zwischen der EU und China sind dabei geeignet, Handelsbarrieren<br />
zu marginalisieren und Investitionen zu fördern.<br />
Ein wichtiger Leitfaden liegt in der voranschreitenden Digitalisierung.<br />
Digitale Vernetzung und der Einsatz Künstlicher<br />
Intelligenz sind dabei ein Kernelement für den industriellen<br />
Gesundheitssektor und lassen die pharmazeutischen,<br />
medizintechnischen und biotechnologischen<br />
Bereiche enger zusammenwachsen. Dies hat positive Folgen<br />
für alle Segmente der medizinischen Versorgung (ambulant,<br />
stationär und Pflege). Eine fortschreitende Digitalisierung<br />
ist unabdingbar für den Fortbestand einer international<br />
wettbewerbsfähigen Position. Europaweit ist dazu<br />
eine gesteigerte Förderung von Innovationen besonders<br />
im Bereich der medizinisch-technologischen Forschung<br />
notwendig. Beispielsweise sollten KI-Strategien verstärkt<br />
die Gesundheitsbranche einbeziehen.<br />
Die Sammlung und Verwertung von Patientendaten sind<br />
von immenser Bedeutung und bilden dabei die Schlüsselkomponente<br />
der modernen medizinischen Versorgung. Infolgedessen<br />
ist eine Angleichung der Standards und Normen<br />
der Datenerhebung sowie Harmonisierung der Regularien<br />
innerhalb der EU elementar und stellt den Garanten<br />
einer verlässlichen Versorgung dar. Mit dem Ende <strong>20</strong>19 in<br />
Deutschland eingeführten Digitalen-Versorgungs-Gesetz<br />
- welches u.a. Ärzten ermöglicht, digitale Gesundheitsanwendung<br />
per Rezept zu verschreiben - nimmt Deutschland<br />
international bereits eine Vorreiterrolle ein und katalysiert<br />
dadurch die Innovationskraft des Gesundheitssystems<br />
nachhaltig.<br />
Ein Blick auf die seit <strong>20</strong>13 andauernden Gespräche über ein<br />
Investitionsabkommen zwischen der Europäischen Kommission<br />
und China zeigen die Signifikanz und die Ambivalenz<br />
der Zusammenarbeit, die sich nach mehr Reziprozität<br />
sehnt. Es bleibt zu hoffen, dass bis zum EU-China-Gipfel,<br />
der aufgrund der Corona-Pandemie verschoben wurde, eine<br />
gewisse Einigkeit herbeigeführt ist und besonders Investitionsschutz<br />
und verbesserte Marktzugangsmöglichkeiten<br />
dabei die Ausgangsbasis auf beiden Seiten bilden.<br />
www.chk-de.org