Kulturfenster Nr. 03|2020 - Juni 2020
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Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.
-70% – NE BOLZANO – 72. Jahrgang
Nr. 3 | JUNI | 2020
Zweimonatszeitschrift
KulturFenster
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol
Sei ein Adler
Chorsingen in Sicht?
Corona: Jetzt Schritte setzen
ABGESAGT
ES BLEIBT STILL
OHNE KULTUR
• Geleitwort •
• Inhalt •
• Blasmusik
Das Thema: Musik macht Mut 3
Alles nur Spaß!? Jahreshauptversammlung
des VSM-Bezirkes Schlanders 6
71. Jahreshauptversammlung des
VSM-Bezirkes Brixen 7
Tacet – oder warum wir unsere
Musikkapelle lieben 8
Die neue VSM – Homepage 10
Musik in Bewegung 11
Die Jugendseite 12
Blasinstrumente sind keine Virenschleudern 14
Share the Repertoire – das Kulturservice
für Dirigentinnen und Dirigenten 15
Das Blasmusikstudio – eine Initiative
der österreichischen Blasmusikjugend 16
Magari – Sunnseit Brass veröffentlicht CD 16
Gratulation Walter Ratzek zum 60er
und Sigismund Seidl zum 70er 17
Festkonzert der Musikkapelle Toblach
unter besonderen Vorzeichen 18
Ars Nova: Der Komponist Valentin Gasser
lässt die Würfel rollen 20
Musikpanorama 22
Motivation als Zauberwort
Motivation, das ist das zentrale Thema des
VSM in dieser Ausgabe des KulturFensters.
Autor eines bemerkenswerten Beitrages ist
Stefan Süssenbacher, Jahrgang 1981, aus
St- Veit an der Glan (Kärnten). Er hat mit der
Seminararbeit über Motivation den Lehrgang
für Führungskräfte des Österreichischen Blasmusikverbandes
(ÖBV) abgeschlossen. Motivation
ist für ihn – und nicht nur für ihn –
fürwahr ein Zauberwort. Doch was bedeutet
das? Motivation ist Leidenschaft, Kraft und
Mut, „etwas aus dir herauszuholen“, stellt er
fest. Man solle es dem Adler nachmachen.
Der habe den Überblick, kämpfe für sein Interesse,
motiviere sich und lasse sich motivieren.
Und noch eine wichtiger Appell des
Autors: Wenn du denkst, du kannst es, dann
kannst du es auch. Sein Resümee: „Sei konsequent
mit dir und mit dem, was du tust,
dann wirst du auch erfolgreich sein.“
Der Obmann des Südtiroler Chorverbandes,
Erich Deltedesco, bedauert, dass Singen im
Chor trotz gewisser Erleichterungen im Grunde
noch nicht möglich ist. Und gemeinsam singen
und nicht alleine, das sei vor allem das
• Chorwesen
Verbandsobmann Erich Deltedesco:
Zusammengehörigkeitsgefühl
im Chor wird wachsen 25
Chorsingen in Coronazeiten 26
Im Gedenken an Hildegard
Pernter Kostner 28
Konzertreise des Männerchores
Brummnet nach Südafrika 29
Fahnenweihe in Martell/Gratulation:
Hermann Schölzhorn wurde 70 30
Titelbild: Die Musikkapelle Reischach
war eine der ersten Kapellen, die die
Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie
zu spüren bekommen
haben – für das traditionelle Frühjahrskonzert
am 7. März war bereits alles
vorbereitet. Zwei Tage vor dem Konzerttermin
hieß es aber: „Nichts geht
mehr!" In der Folge mussten landauf
landab die Instrumente schweigen, und
die Konzertsäle bleiben leer.
Schöne, Erhebende beim Singen im Chor.
Zurzeit sei es so, dass höchstens Teilproben
für gewisse Register stattfinden könnten.
Eine Alternative, vor dem Computer zu singen,
wird von manchen lanciert. Aber Proben
und Konzerte mit realer Präsenz seien
durch kein PC-Programm zu ersetzen. Deswegen
hofft der Obmann, dass die ganz normale
Probentätigkeit bei einer weiteren Lockerung
der Einschränkungen bald wieder
möglich sein werde.
Der Heimatpfl egeverband hielt am 29. Mai
im großen Saal des Waltherhauses in Bozen
seine 70. Jahresversammlung ab. Infolge der
Coronakrise war es ein Zusammentreffen in
kleinstmöglichem Rahmen unter größtmöglichen
Sicherheitsvorkehrungen. Bei der fälligen
Neuwahl des Vorstandes wurde Claudia
Plaikner mit überwältigender Mehrheit
in ihrem Amt als Landesobfrau bestätigt. Sie
sieht in der Coronakrise eine Chance zu einer
nachhaltigen, bewussten Lebensweise.
Von der Politik fordert sie eine nachhaltige
zukunftstaugliche Sicht bei der Lösung von
Problemen.
• Heimatpflege
Alfons Gruber
Das Thema: Corona – Was kommt danach? 31
Interview mit Georg Kaser: „Gegen den
Klimawandel gibt es keinen Impfstoff“ 33
Offen, kritisch und aktiv
Ein Beitrag von Dr. Josef Vieider 35
Droht ein Rückschritt? Geht es auch
in Coronazeiten verpackungsfrei? 36
Unsere Gewässer – unsere Zukunft 37
70. Vollversammlung des HPV Südtirol
im Waltherhaus Bozen 40
Ein guter Tag für Langtaufers 41
Ein Jahr Netzwerk Kulturerbe 42
Fotowettbewerb: „Wildbach Innichen“ siegt 43
Meran - die Gartenstadt und das grüne Erbe 44
Heimatschutz heißt auch Naturschutz 46
Wiesmair – Kapelle in Lana fertig restauriert 48
Seiser Alm – Baggern trotz Krise 51
Im Gedenken an
Pfarrer Johann Oberhammer aus Taisten 52
Im Gedenken an Franz Simeoni 53
Im Gedenken Rosl Viehweider geb. Plattner 54
Arge Volkstanz: Hereinspaziert 55
2
KulturFenster
Das Thema
Blasmusik
Musik macht Mut
… oder wie man sich für (seine) Träume motivieren kann
SEI EIN ADLER!
Norwegischer Seeadler – Foto: Günther Kamelger
Die Anforderungen an Führungskräfte steigen
stetig. Nicht nur beruflich, sondern auch im
Ehrenamt sind die Erwartungen an Vereinsobleute
sehr hoch. Stefan Süssenbacher aus
Kärnten hat vor einem Jahr den Lehrgang für
Führungskräfte des Österreichischen Blasmusikverbandes
(ÖBV) abgeschlossen. In
seiner Abschlussarbeit hat er sich mit dem
Thema „Motivation“ befasst. Im Folgenden
hat er uns die Zusammenfassung seiner Seminararbeit
zur Verfügung gestellt. Auf der
ÖBV-Homepage ist die vollständige Arbeit
abrufbar: https://www.blasmusik.at/seminardb/musik-macht-mut/
Motivation
Ein Wort begegnet uns heutzutage immer wieder:
MOTIVATION. Doch was genau ist diese
Motivation, wie bekomme ich sie, was kostet
sie mir und was kann ich damit machen?
Das Wort Motivation stammt ursprünglich
aus dem lateinischen „movere“ und bedeutet
so viel wie bewegen. Die Motivation
ist also ein Beweggrund; DEINE Leidenschaft
und DEINE Kraft etwas zu tun,
etwas aus DIR herauszuholen.
Wann warst du das erste Mal so richtig
motiviert? Vermutlich kannst du dich
nicht mehr genau daran erinnern! Es war
mit ungefähr einem Jahr. Da wolltest du
unbedingt laufen lernen! Nichts hat dich
von deinem Ziel abgehalten. Viele Male
bist du wieder auf deinem Hintern gelandet,
um von Neuem immer wieder aufzustehen
und endlich deinen ersten Schritt
zu tun. Deine Eltern haben dich angefeuert,
du selbst wolltest es unbedingt und so
hast du dein großes Ziel erreicht. Du hast
deinen ersten Schritt gemacht und konntest
von nun an die Welt aus einer neuen
Perspektive betrachten, andere Wege gehen,
Hindernisse überwinden, die bis dahin
unbezwingbar waren.
Würden wir all unsere Vorhaben mit dieser
Konsequenz angehen, wir könnten beinahe
alles erreichen.
Je älter man wird, desto leichter lässt
man sich von Rückschlägen die Motivation
nehmen. Oft hört man auch: „Das
schaffst du nicht, das brauchst du nicht“,
oder dergleichen.
Was du schaffen willst, oder was du
brauchst, entscheidest immer noch du
selbst. Du alleine hast die Kraft und den
Willen Dinge zu erreichen, die für andere
unerreichbar sind.
Welches Ziel hast du gerade jetzt vor Augen?
Möchtest du deinen Schulabschluss
machen, oder eine sportliche Herausforderung
bewältigen? Gibt es ein besonderes
Musikstück oder ein Musikinstrument, das
du gerade erlernen möchtest?
Nr. 02 | Juni 2020 3
Das Thema
I HAVE A DREAM
Martin Luther King (1929 – 1968) setzte sich für die Bürgerrechte der Afroamerikaner in den USA ein, wobei er vor allem den
gewaltfreien Kampf propagierte. Er wurde am 4. April 1968 in Memphis, Tennessie, bei einem Attentat ermordet. Legendär ist
seine Rede „I have a dream“, die er 1963 vor mehr als 250.000 Menschen beim Lincoln Memorial in Washington D.C. hielt.
Keine Herausforderung ist zu groß, du
alleine bestimmst, welche Herausforderung
du annehmen möchtest und mit
welchem Aufwand, mit wie vielen Schritten,
du dein Ziel erreichen wirst. Lass dir
das Eine nicht nehmen: Deine Vision und
deinen Traum!
Träume!
Ein weiteres Wort, das unmittelbar mit dem
Thema Motivation in Verbindung steht, ist
somit das Wort TRÄUMEN! Wer keine Visionen,
Ziele und eben Träume hat, der
Jürgen Höller, Jahrgang 1963,
ein bekannter deutscher
Motivationstrainer, hat trotz mehrerer
Pleiten immer wieder erfolgreiche
Unternehmen aufgebaut.
kann auch nicht durch sich selbst oder
andere motiviert werden.
„I have a dream.“
(Martin Luther King)
Diesen Spruch prägte Martin Luther King.
Im täglichen Leben ist es wichtig, Ziele
zu haben und diese auch ständig neu zu
definieren. Man wird nicht jedes Ziel erreichen,
doch wird man erkennen, dass
auf dem Weg zum Ziel vieles auf einen
zukommen kann.
Sich auf den bereits erarbeiteten Lorbeeren
auszuruhen ist der falsche Weg.
Nur durch neue Impulse und Erfahrungen
können sich neue Ideen entfalten und
neue Ziele gesteckt werden. Viele Male
in deinem Leben kommst du an eine
Wegkreuzung und du musst dich entscheiden,
welchen Weg du gehen wirst.
Du weißt nicht, was dich am Ende des
Weges erwartet, doch nur du kannst es
herausfinden.
Sei ein Adler!
„Einer alten indischen Schöpfungsgeschichte
zufolge schuf Gott zunächst eine
Muschel und legte sie auf den Meeresboden.
Dort führte sie kein aufregendes Leben.
Den ganzen Tag über tat sie nichts
anderes, als ihre Klappe zu öffnen, etwas
Meerwasser hindurchfließen zu lassen
und dann wieder die Klappe zu schließen.
Tagaus, tagein gab es für sie nichts anderes
als Klappe auf, Klappe zu, Klappe
auf, Klappe zu, Klappe auf, Klappe zu …
Dann schuf Gott den Adler. Ihm gab
er die Freiheit zu fliegen und selbst die
höchsten Gipfel zu erreichen. Es existierte
fast keine Grenze für ihn. Allerdings
zahlte der Adler für diese Freiheit
einen Preis: Täglich musste er um seine
Beute kämpfen. Nichts fiel ihm einfach
so zu. Wenn er Junge hatte, musste er
oft tagelang jagen, um genügend Futter
heranzuschaffen. Aber diesen Preis bezahlte
er gerne. Schließlich schuf Gott
Mary Kay Ash (1918 – 2001) hat 1963
mit der Gründung der weltweit agierenden
Firma „Mary Kay Ash Cosmetics“ den
Beweis angetreten, dass auch Frauen
erfolgreich Unternehmen leiten können.
4
KulturFenster
Blasmusik
Zur Person:
Stefan Süssenbacher, geboren am 26. Juni 1981 in
St. Veit an der Glan ist Beamter des Amtes der Kärntner
Landesregierung und seit Oktober 2019 Landesobmann-
Stellvertreter des Kärntner Blasmusikverbandes (KBV).
Er ist Mitglied des Eisenbahner-Musikvereins Stadtkapelle
St. Veit an der Glan (Trompete und Flügelhorn) und seit
2014 dessen Obmann. Zudem ist er EDV-Referent des KBV
(seit 2004) und Pressereferent des Blasmusikverbandes
St. Veit (seit 2018).
den Menschen und führte ihn zuerst zu
der Muschel und anschließend zum Adler.
Dann forderte er ihn auf, sich zu entscheiden,
welches Leben er führen wolle.“
(Schäfer, 2003)
Entscheide dich dazu, ein Adler zu
sein! Adler sein bedeutet, nicht abgehoben
zu sein, sondern einen Überblick
zu haben; um sein Interesse zu kämpfen,
sich zu motivieren und auch motivieren
zu lassen.
„Sei nie zu feige, etwas zu tun, was
dein Leben verändern könnte, denn
es könnte deine größte Chance sein,
wenn du den Mut dafür aufbringst.“
(Jürgen Höller)
Verbünde dich mit deiner
Motivation!
Du musst für dich selbst entscheiden, ob
du dich mit der Motivation verbündest.
Wenn du es tust, dann wirst du auch Erfolg
und Freude am Tun haben. Den Weg,
den du eingeschlagen hast, ist noch niemand
vor dir gegangen, es ist dein Weg.
Du wirst stolpern, du wirst Steine auf deinem
Weg finden, doch denke immer daran:
Mit vielen Steinen kannst du dir einen
Weg über den Fluss bauen und ihn
überqueren; du kannst dir einen Berg
erschaffen und diesen Berg bezwingen.
Fliege wie ein Adler durch die Lüfte, betrachte
dein Umfeld und erkenne den
richtigen Weg für dich und deinen Musikverein.
Sei offen für Neues und
nimm es an!
Es ist niemals zu spät, sich weiterzuentwickeln.
Nutze deine Zeit sinnvoll. Was
sind deine Visionen für die Zukunft? Stecke
dir Ziele! Lass Träume zu! Stelle dich
neuen Herausforderungen!
Wir haben heute so viele Möglichkeiten
uns weiterzubilden. Viel zu lange beschäftigen
wir uns mit unwichtigen Dingen im
Leben. Nur DU selbst kannst dich zu dem
Menschen entwickeln, der du sein willst.
„Wenn du denkst, du kannst etwas,
kannst du es. Und wenn du denkst,
du kannst es nicht, hast du recht.“
(Mary Kay Ash)
Denke also immer daran, dass du deine
dir gestellten Aufgaben bewältigen kannst.
Stelle dich auf deine eigenen Beine und
nimm dein Leben in die Hand. Die Musik
gibt dir die KRAFT, sie gibt dir MUT und
sie gibt dir die MACHT. Nutze deine Fähigkeiten,
die du durch das Spielen deines
Instrumentes hast. Vieles, das man
zum Erlernen eines Instrumentes benötigt,
ist für dein ganzes Leben umsetzbar.
Sei konsequent mit dir und dem, was du
tust, dann wirst du erfolgreich sein!
KulturFenster
Redaktion KulturFenster
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des KulturFensters ist Freitag 17. Juli 2020.
Nr. 02 | Juni 2020 5
Aus Verband und Bezirken
„Alles nur Spaß!?“
Am Sonntag, 26. Januar, lud der Bezirk
Schlanders des Verbandes Südtiroler Musikkapellen
zu seiner diesjährigen Jahreshauptversammlung
in den Vereinssaal von
Tschengls ein.
Bei musikalischer Umrahmung durch
die gastgebende Musikkapelle Tschengls
konnte sich Bezirksobmann Florian Müller
über die vollzählige Teilnahme aller 23
Mitgliedskapellen des Bezirkes freuen. Die
Delegierten der Mitgliedskapellen vertraten
dabei die 1.117 Mitglieder der Mitgliedska-
Jahreshauptversammlung des
VSM-Bezirks Schlanders in Tschengls
pellen, was einer durchschnittlichen Mitgliederanzahl
von 48,56 entspricht. Davon
sind 612 Mitglieder männlich (54,79%) und
505 Mitglieder weiblich (45,21%). Der Altersdurchschnitt
liegt bei 33,13 Jahren, wobei
das älteste Mitglied mit 88 Jahren noch
aktiv ist und das jüngste bereits mit 9 Jahren
musiziert.
Wie bei Jahreshauptversammlungen üblich,
wurde die Möglichkeit genutzt, um einen
Rückblick auf das vergangene Musikjahr
zu geben. Bezirksschriftführer Martin
Bezirksjugendleiter Josef Kofler, Bezirkskapellmeister Dietmar Rainer, Bezirksobmann
Florian Müller, Verbandsobmann Pepi Fauster, Verbandskapellmeister Meinhard
Windisch (verdeckt) und Verbandsgeschäftsführer Andreas Bonell (v. l.) bei der
Jahreshauptversammlung des VSM-Bezirkes Schlanders
Punter ließ dieses bildlich und in Kurzform
Revue passieren. Genauere Informationen
zum Tätigkeitsjahr lieferten dazu die jeweiligen
Fachbereichsleiter. Besonders erwähnenswert
dabei war sicherlich die gelungene
VSM-Marschmusikbewertung in Latsch. Der
Bezirksobmann und der Bezirksstabführer
Erwin Rechenmacher bedankten sich dabei
vor allem bei der Bürgerkapelle Latsch
für die tadellose Organisation vor Ort sowie
bei allen teilnehmenden Kapellen, besonders
jenen aus dem eigenen Bezirk, für die
gelungene Veranstaltung.
Im Fachbereich Jugend zeigte sich Bezirksjugendleiter
Josef Kofler über einen
neuen Teilnehmerrekord von 75 Jugendlichen
bei den Bezirks-Jungbläsertagen in
der Fürstenburg in Burgeis hoch erfreut.
Zeitgleich lud er aber auch alle Mitgliedskapellen
dazu ein, die Jugendlichen zu den
Jungbläserwochen des Verbandes zu schicken,
da sie das notwendige musikalische
Niveau dafür besäßen.
Bezirkskapellmeister Dietmar Rainer gelang
es für das diesjährige Gastreferat den
Verbandskapellmeister Meinhard Windisch
zu gewinnen. Unter dem Thema „Alles nur
Spaß!?“ gelang es ihm dabei in kurzweiliger
und zum Teil amüsanter Art und Weise wertvolle
Tipps zur Probenarbeit im Speziellen
und dem Miteinander in einer Musikapelle
im Allgemeinen zu geben.
Ein Bestandteil jeder Bezirksversammlung
sind auch die Berichte der Verbandsvorstandsmitglieder.
Dabei wusste Verbandsobmann
Pepi Fauster über den erneuten
Stillstand bei der Reform des „Dritten Sektors“
zu berichten. Verbandskapellmeister
Meinhard Windisch hingegen zeigte sich
erfreut über die positive Entwicklung der
mittlerweile landesweit etablierten Kapellmeisterausbildung,
während Verbandsstabführer
Klaus Fischnaller eine neues Probenkonzept
bei Marschierproben sowie
das geplante Jugendfestival im Jahr 2021
ankündigte, bei welchem unter anderem
auch die Musik in Bewegung im Vordergrund
stehen soll.
Dank- und Grußworte überbrachten zudem
Verena Tröger in ihrer Eigenschaft als
Kulturreferentin der Gemeinde Laas sowie
der Obmann der gastgebenden Musikkapelle
Tschengls, Hans-Jürgen Riedl.
Im Anschluss an die Jahreshauptversammlung
lud die Musikkapelle Tschengls
alle Delegierten zu einem gemeinsamen
Mittagessen ein.
Florian Müller
6
KulturFenster
Blasmusik
71. Jahreshauptversammlung
des VSM-Bezirkes Brixen
Bernhard Reifer und Albuin Meraner sind die neuen Bezirkskapellmeister
Gute Nachrichten kommen aus dem VSM-Bezirk
Brixen, der heuer seine Jahreshauptversammlung
am 29. Februar in Milland abhielt.
Nachdem die Position des Bezirkskapellmeisters
sowie dessen Stellvertreters
im VSM-Bezirk Brixen für ein Jahr vakant
geblieben war, ist der Ausschuss seit der
heurigen 71. Jahreshauptversammlung
wieder (fast) komplett. Bernhard Reifer von
der Musikkapelle Peter Mayr Pfeffersberg
wurde von der Vollversammlung einstimmig
zum Bezirkskapellmeister gewählt, Albuin
Meraner von der Musikkapelle Feldthurns
zum Bezirkskapellmeister-Stellvertreter. Die
Funktionen des Jugendleiter-Stellvertreters
sowie des Schriftführers sind nach wie vor
unbesetzt. Die Aufgaben des Schriftführers
übernimmt inzwischen weiterhin Bezirksobmann
Pepi Ploner.
Bei der Bezirksversammlung in Milland
waren alle 28 Mitgliedskapellen des Bezirkes
vertreten. Vom Verbandsvorstand
waren Obmannstellvertreter Christian
Schwarz, Verbandskapellmeister Meinhard
Windisch sowie Verbandsstabführer Klaus
Fischnaller anwesend. Die Stadtgemeinde
Brixen vertrat Stadträtin Paula Bacher. Einen
herzlichen Willkommensgruß richtete
Obmann Pepi Ploner auch an die Ehrenmitglieder
Toni Profanter und Sepp Mitterrutzner.
Stellvertretend für alle im vergangenen
Jahr verstorbenen Musikanten des
Bezirkes gedachte die Vollversammlung
des langjährigen Mitgliedes im Bezirksvorstand,
Walter Messner, der zudem 60
Jahre lang aktiver Musikant der Musikkapelle
Gufidaun war.
Neben den protokollarisch vorgesehenen
Berichten berichtete Bezirksjugendleiterin
Anna Vonmetz über die Tätigkeit des
vergangenen Jahres in Sachen Jugendarbeit.
Neben der Prüfung zur Erlangung
der Jungmusiker-Leistungsabzeichen am
1. Juni waren die Bezirksjungbläserwoche
„Summer Sounds“ Ende August sowie das
Adventkonzert „Spiel in kleinen Gruppen“
Anfang Dezember die Schwerpunkte.
Die 71. Jahreshauptversammlung mit musikalischem Rückhalt: (v.l.) Bezirksobmann
Pepi Ploner, Verbandskapellmeister Meinhard Windisch, Verbandsstabführer Klaus
Fischnaller, Stadträtin Paula Bacher (verdeckt) und Bezirksstabführer-Stellvertreter
Stefan Ploner vor dem Saxophonensemble der MK Milland
Bezirksstabführer Oskar Zingerle berichtete
über die inzwischen etablierten Neuerungen
im Bereich der Stabführer-Ausbildung. Das
Stabführer-Leitungsteam mit Oskar Zingerle
und dessen Stellvertreter Stefan Ploner
machte bei der Landesjungbläserwoche
im Vinzentinum sowie bei der Bezirksjungbläserwoche
in Natz den Nachwuchsmusikanten
die Musik in Bewegung auf kurzweilige
Art schmackhaft.
Bezirksobmann Pepi Ploner bedankte sich
abschließend bei allen für ihre Mitarbeit, besonders
bei jenen Musikkapellen, die eine
Veranstaltung des Bezirkes organisatorisch
mitgetragen oder sonst einen Dienst erwiesen
haben. Die 72. Jahreshauptversammlung
des VSM Bezirkes Brixen findet nächstes
Jahr in Mühlbach statt. Ein großer Dank
gilt dem Saxophon-Ensemble der Musikkapelle
von Milland für die musikalische Umrahmung
der Versammlung. In
diesem Sinne bedankte sich der
Obmann bei allen und schloss
die Jahreshauptversammlung
mit dem Wunsch auf ein erfolgreiches
Musikjahr 2020
im Zeichen von Harmonie und
Freude.
Oskar Zingerle
Bezirksjugendleiterin Anna
Vonmetz und Bezirkskassier
Helmuth Nitz
Nr. 02 | Juni 2020 7
Aus Verband und Bezirken
Tacet - oder: Warum wir unsere
Musikkapelle lieben
Ein Lagebericht aus Vöran
Die Musikkapelle Vöran hat kürzlich auf
Facebook den folgenden Text veröffentlicht,
der im Grunde uns allen aus der Seele
spricht und wohl für alle unsere Musikkapellen
steht:
„TACET“ kommt aus dem Lateinischen
und bedeutet er/sie/es schweigt. In der musikalischen
Fachsprache bedeutet TACET,
dass die Musizierenden pausieren. Es ist
nur ein Wort und dennoch beschreibt es
perfekt die aktuelle Situation. Wie ein Wirbelsturm
ist dieses TACET plötzlich über
uns hereingebrochen. Über die Erde, über
Europa, über Italien, über Südtirol, über
unser Dorf und letztendlich auch über die
Musikkapelle Vöran. Es war Anfang März,
wenige Wochen vor unserem Saisonhöhepunkt,
dem Frühjahrskonzert. Rund zwei
Monate intensiver Probenphase lagen
schon hinter uns. Es war dieser Moment,
in dem man merkt: Oha, jetzt wird’s langsam
ernst, jetzt müssen wir noch gehörig
Gas geben, damit wir die Stücke ordentlich
über die Bühne bringen können. Es
war der Moment, wo, wie in jedem Jahr,
die Anspannung und das Kribbeln, aber
auch die Vorfreude auf das Frühjahrskonzert
merklich größer wurden. Kurzum –
Endspurt war angesagt. Doch just in diesem
Moment kam „Corona“ über uns, wie
ein plötzliches Sommergewitter, auch wenn
die dunklen Wolken bei genauem Hinsehen
schon seit einiger Zeit am Himmel zu
sehen gewesen waren. Am 05. März trafen
wir eine in dieser Form noch nie da gewesene
Entscheidung: Das für den 21. März
angesagte Frühjahrskonzert 2020 wurde
abgesagt, jegliche Probentätigkeit wurde
von heute auf morgen eingestellt. Anfangs
noch im Glauben, wir könnten das Konzert
im April nachholen, wurden wir relativ
schnell von der Realität eingeholt. Am
14. April gab es eine weitere Premiere in
der Geschichte der Musikkapelle Vöran:
Die erste vollkommen digital abgehaltene
Ausschusssitzung. Aufgrund der neuesten
Entwicklungen war uns zu diesem Zeitpunkt
klar, dass unser „TACET“ wohl länger andauern
würde, und wir mussten die Einstellung
unserer Tätigkeit bis auf Weiteres
beschließen. Keine Proben, keine Konzerte,
8
KulturFenster
Blasmusik
„Corona“ kam über uns wie ein
plötzliches Sommergewitter.
keine Veranstaltungen, keine Böhmische,
keine Jugendkapelle. Von 100 auf (fast) 0
innerhalb weniger Wochen. Die aufwendige
Jahresplanung dahin. Eine nie da gewesene
Situation seit Bestehen der Musikkapelle.
Doch was sind die Folgen? Was
macht das mit uns? Sicher, im Moment
sind die Probleme andere. Viele bangen
um die Gesundheit, um den Arbeitsplatz,
schlicht und einfach um die Existenz. Da
ist der Verein im Moment zweitrangig und
doch stellt sich die Frage, was macht unser
Leben aus? Ist es die Arbeit? Die Familie?
Oder sind es nicht auch, oder sogar
vor allem die sozialen Kontakte, die Hobbys,
der Sport, einfach alles, was wir in unserer
Freizeit gerne machen?
Welche Rolle spielen die Vereine, ob
nun Musikkapelle, Sportverein, Schützen,
Feuerwehr, Kirchenchor, Tuning-
Club usw. für unser eigenes und nicht
zuletzt auch für unser gemeinsames gesellschaftliches
Leben in Vöran? Das Beispiel
Musikkapelle macht es deutlich. Oft
fühlten wir uns vor Corona vielleicht gestresst,
wenn wieder mal Probe angesagt
war, obwohl wir uns lieber zuhause auf
dem Sofa ausgeruht hätten. Häufig ärgerten
wir uns, wenn die Probe wieder mal
ein bisschen länger dauerte. Ja, ab und
an kam dem einen oder anderen Musikanten
auch mal der Gedanke, dass ihm
alles zu viel wird. Und jetzt? Anfangs ging
es noch. Man dachte sich: „Die paar Wochen
werden wir schon überstehen." Ja,
manch einer freute sich sogar über die ruhige
Zeit, den fehlenden Stress, die viele
Freizeit. Doch relativ schnell tat sich diese
Leere auf. Das Instrument und die Noten
lagen griffbereit, aber was sollte man damit
tun? Üben? Klar, jetzt hatte man ja endlich
mal Zeit dafür! Aber nach kurzer Zeit
stellte sich die Frage, wofür? Für welches
Ziel? Und so ließ das Übepensum relativ
rasch nach. Plötzlich wurde jede Blasmusiksendung
im Radio zur Qual, weil
jede gehörte Polka die Sehnsucht nach
gemeinsamem Musizieren weckte. Aufnahmen
unserer Konzerte und YouTube
wurden zur Rettung, wenn die Entzugserscheinungen
allzu groß wurden. Aber
neben dem Musizieren merkte man immer
mehr, dass vor allem eins fehlte: der
Kontakt zu den anderen Musikanten, den
Gleichgesinnten, den Kollegen und Freunden,
das gesellige Zusammensitzen nach
den Proben und Auftritten, ja, man vermisste
plötzlich sogar die manchmal auftretenden
Meinungsverschiedenheiten.
Oder, wie es eine Musikantin in unserer
vereinsinternen WhatsApp-Gruppe treffend
formulierte: „Des blede Redn vermisst
men jo schun felli.“ Vielleicht ist das
Ganze letztendlich ja eine Lehre für uns
und wir lernen einige Dinge wieder (mehr)
schätzen. Zum Beispiel, dass wir uns frei
bewegen dürfen, dass wir arbeiten dürfen
(und nicht müssen), aber vor allem, dass
wir die Möglichkeit haben, unsere sozialen
Kontakte zu pflegen, indem wir unserer
Vereinstätigkeit (welcher Art auch
immer) nachgehen. Vielleicht sollten wir
in Zukunft mit dem Bewusstsein, dass wir
dürfen und nicht müssen, zur Probe gehen,
uns nicht mehr beschweren, wenn
der Kapellmeister mal wieder überzieht
und vor allem jeden Moment, den wir in
unserem Verein verbringen dürfen, genießen,
denn man weiß nie, wann das nächste
TACET im Notenblatt des Lebens steht
und wie lange es anhält.
Liebe Vöranerinnen und Vöraner: Wir
wissen nicht, wie lange diese Zeit anhält,
wir wissen nicht, wann wir wieder musizieren,
Veranstaltungen abhalten oder bei
euch zuhause um eure Unterstützung bitten
dürfen. Aber eines können wir zu diesem
Zeitpunkt versprechen: Nach diesem TA-
CET werden wir vielleicht in einem PIANO
(leise) beginnen. Dies wird aber rasch in
ein CRESCENDO (immer lauter werdend)
übergehen und früher oder später wird daraus
wieder ein FORTISSIMO (möglichst
laut/stark) werden, das wir alle gemeinsam
im Bewusstsein, was wir an uns haben,
mehr denn je genießen werden.
Eure Musikkapelle Vöran
Wir bedanken uns bei der Musikkapelle
Vöran, die uns den Text freundlicherweise
zur Veröffentlichung freigegeben hat und
somit auch jenen zur Verfügung stellt, die
nicht in den Sozialen Medien präsent sind.
Neben dem Musizieren merkte man immer mehr, dass vor allem eins fehlte: der
Kontakt zu den anderen Musikanten, den Gleichgesinnten, den Kollegen und
Freunden, das gesellige Zusammensitzen nach den Proben und Auftritten …
Nr. 02 | Juni 2020 9
Aus Verband und Bezirken
Die neue VSM-Homepage
Am 29. Mai 2020 ist die neue VSM-Homepage freigeschaltet worden.
Der Verband Südtiroler Musikkapellen ist
seit 2004 im Internet mit einem eigenen
Auftritt präsent.
10 Jahre später wurde die VSM-Internetseite
grundlegend erneuert und den damaligen
Erfordernissen angepasst. Seit 1.
Juni 2014 war die Homepage in der bisher
bekannten Form online und wurde laufend
mit den aktuellen Informationen und Daten
bestückt. Um den heutigen, teils geänderten
Anforderungen gerecht zu werden und auch
neue Techniken nutzen zu können, wurde
die Homepage nun grundlegend erneuert.
In Zusammenarbeit mit der Werbeagentur
„Effekt!“ aus Neumarkt haben die einzelnen
Fachgruppen des VSM-Vorstandes in
den letzten Monaten die Struktur und die
Inhalte des Internetauftritts analysiert, besprochen,
ergänzt und erneuert.
Wer seit 29. Mai die Internetadresse
„www.vsm.bz.it“ aufruft, dem öffnet sich
die VSM-Homepage nicht nur in einem
völlig neuen Erscheinungsbild, sondern
auch mit neuen Inhalten und Angeboten.
Zudem wird es möglich sein, in Zukunft
die Anmeldungen zu den VSM-Kursen
über das Onlineportal zu machen. Reinklicken
lohnt sich!
Stephan Niederegger
VSM-Medienreferent
10
KulturFenster
Musik in Bewegung:
Flexibel und kreativ
Blasmusik
24.–25.10.2020
Leistungsabzeichen
2020
Prüfungstermine
http://www.vsm.bz.it/2020/04/20/
junipruefungenabgesagt/
Aus der Corona-Not eine musikalische Tugend machen
Das Logo von Musik in Bewegung
Nachdem die im Frühjahr eingeführten Einschränkungen
zur Eindämmung der CoronaPandemie
nun schrittweise gelockert
werden, hat sich auch Verbandsstabführer
Klaus Fischnaller Gedanken um mögliche
NeustartSzenarien in Sachen Musik in Bewegung
gemacht. „Marschauftritte sind bekanntermaßen
nach wie vor nicht erlaubt.
Daher müssen wir als Stabführer kreativ
sein und neue Wege fi nden, uns weiterzuentwickeln
oder Musik in Bewegung trotz
Einschränkungen möglich zu machen“, sagt
Fischnaller.
Online-Tools
Für Aus- und Weiterbildungsangebote
werden die Stabführer auf die inzwischen
vielfach etablierten Online-Tools zurückgreifen.
„Wir möchten einen Grundkurs
für Interessierte im Einzelunterricht anbieten.
Vielleicht können wir damit auch
Musikantinnen und Musikanten ansprechen,
für die die Anmeldung zu einem
‚regulären‘ Kurs bisher eine zu große
Hürde darstellte“, erklärt der Verbandsstabführer.
Es gibt zwei bis drei Online-
Einheiten. Auf Wunsch kommt ein Ausbilder
für eine praktische Probe direkt
zur jeweiligen Kapelle, sobald dies wieder
machbar ist.
Erprobten Stabführern bietet die Fachgruppe
eigens zugeschnittene Online-Module
an. Da es sich auch hier um Einzelmeetings
handelt, kann der Inhalt sogar
individuell abgestimmt werden. Konkret
denke man an die Möglichkeit eines Stabführers,
Zeichengebung und Stabführung
zu verbessern: „Wir können Anregungen
zur Probengestaltung geben“, präzisiert
Fischnaller.
Workshops
Ob das geplante Jugendfestival am 25.
und 26. April 2021 stattfindet, wird im Oktober
2020 entschieden. Unabhängig davon
möchte Fischnaller ein Angebot für die
Jugend zum Thema Filmmusik und Musical
in Kombination mit Bewegung anbieten.
Möglich wäre etwa ein Workshop
mit den Kindern und Jugendlichen vor
Ort. „Sollten es die Umstände wieder zulassen,
soll es auch eine Aufführung geben“,
so Fischnaller.
Alle Angebote sind kostenlos und die
Teilnahme freiwillig und werden den Be-
dürfnissen der Teilnehmer angepasst. Es
werden bewusst keine fi xen Termine ausgeschrieben,
denn wir möchten uns so flexibel
wie irgendwie möglich den Anfragen
und Bedürfnissen anpassen.
Marschierproben in kleinen
Gruppen
Als Gedankenanstöße für mögliche
Neustart-Szenarien nennt der Verbandsstabführer
zudem Marschproben in kleinen
Gruppen mit Schwerpunkt auf Bewegungselemente,
Flashmob-Auftritte mit
Sicherheitsabstand, spontane Marschkonzerte,
Musikwanderungen sowie Musik-Tanz
und Show im Kleinen. „Versuchen
wir doch gemeinsam die Musik mit
Bewegung neu und interessant zu gestalten,
wobei natürlich der gesundheitliche
Aspekt im Vordergrund stehen muss.“ Für
alle Fragen stehen Klaus Fischnaller sowie
die Stabführer-Fachgruppe mit ihren Bezirksstabführern
zur Verfügung.
Stephan Niederegger
VSM-Medienreferent
Nr. 02 | Juni 2020 11
Die Jugendseite
Eine musikalische Erfolgsgeschichte
rund um den Ploseberg
Die JuKa Lüsen/St. Andrä
Begeisterung für die Musik, aber auch Unterhaltung und Spaß, das alles gehört zum Programm der Jugendkapelle
Lüsen/St. Andrä.
Wie alles begann
Als die drei jungen Frauen Carolin Profanter,
Helene Astner und Lisa Fischnaller
2012 in ihren jeweiligen Kapellen die
Jugendleitung übernahmen, wurde zeitgleich
der Wunsch nach einer gemeinsamen
Jugendkapelle geboren und noch
im selben Jahr in die Tat umgesetzt. Das
dörferübergreifende Projekt mit den drei
musikalischen Leiterinnen und den anfänglich
rund 30 Jungmusikantinnen und
–musikanten war bereits im ersten Jahr
ein voller Erfolg.
Schon bald war klar: Es sollte nicht nur
bei einem Projekt bleiben. Die Anzahl der
Mitglieder stieg stetig und die Jugendkapelle
wurde um Jungmusiker aus Afers
erweitert. 2014 übernahm die Lüsner Jugendleiterin
Brigitte Kaneider die mittlerweile
doch aufwändig gewordene Organisation.
Zusammensitzen, Spaß haben,
Musizieren und natürlich Konzerte spielen:
das war von Anfang an das Motto der
Jugendkapelle. Die bunt zusammengemischte
Jugendkapelle vom Ploseberg
und Lüsnertal ist mittlerweile ein eingespieltes
Team, vom Dorfleben nicht mehr
wegzudenken und über das Eisacktal hinaus
bekannt. Die Jugendkapelle Lüsen/St.
Andrä: ein Garant für coole Musik,
mitreißende Konzerte und natürlich
viel Spaß. Die musikalische Leitung obliegt
zur Zeit Carolin Profanter, Annalena
Larcher, Dominik Pramsohler und Kilian
Kier. Neue Projekte, neuer Schwung und
viel Begeisterung; so lässt sich die Jahresplanung
der Jugendkapelle Lüsen/St.
Andrä beschreiben.
Die Jugendkapelle, ihre
Tätigkeit und Organisation
Die Jugendkapelle Lüsen/St. Andrä gibt
es seit mttlerweile acht Jahren. Sie besteht
aus insgesamt 44 jungen Musikantinnen
(27) und Musikanten (17) - im
Alter zwischen 10 und 19 Jahren, wobei
das Durchschnittsalter 13 bis 14 Jahre
beträgt. Die Besetzung umfasst alle Register,
die in einer Musikkapelle bzw. Jugendkapelle
üblich sind.
Die Organisation liegt derzeit in den
Händen von Brigitte Kaneider, in Zusammenarbeit
mit Katharina Egger, Verena
Prosch und Sandra Hofer.
Begonnen wird meistens in der närrischen
Zeit. Die Jugendkapelle begleitet
die Faschingsumzüge in Lüsen und St.
Andrä musikalisch mit anschließendem
Kurzkonzert und Showeinlagen. In diese
Zeit fällt ebenfalls die Instrumentenvorstellung,
bei welcher sich unsere Jungmusikanten
immer wieder gerne beteiligen.
Anfang Juli startet unsere intensive
Probenphase, das Highlight ist dabei unser
mehrtägiges Hüttenlager.
Dort holen wir uns den letzten Feinschliff,
erleben tolle Abenteuer, genießen
die Gemeinschaft und haben natürlich
viel Spaß. Das Erlernte präsentieren
wir dann bei Konzerten in Lüsen, St. Andrä,
Afers und bei Austauschkonzerten
mit anderen Jugendkapellen. Ein einzigartiges
Projekt war das Musical „Paul der
Pinguin" in Zusammenarbeit mit den vier
Grundschulen der Dörfer. Im Dezember
nehmen wir meistens am „Spiel in kleinen
Gruppen", organisiert vom VSM-Bezirk
Brixen, teil. Die Kinder werden für
ihren tollen Einsatz mit einem lustigen
Überraschungstag belohnt.
Interview und Koordination:
Hans Finatzer, VSM-Verbandsjugendleiter
12
KulturFenster
Blasmusik
Die musikalische Leitung
Zwei Kapellmeisterinnen und ebenso viele Kapellmeister stehen
abwechselnd am Dirigentenpult der JuKa Lüsen/St. Andrä
Sie kommen aus St. Andrä bzw. aus Lüsen.
Carolin Profanter, von Beruf Lehrerin, spielt selbst Querflöte:
„Meine erste Blasmusikerinnerung ist mein Papi, der mit Herz
und Seele Musikant ist. Schon von klein auf war bzw. ist Musik
ein Teil meines Lebens und spielt eine große Rolle.“
Annalena Larcher ist ebenfalls Querflötistin und von Beruf technische
Zeichnerin. Über ihre erste Blasmusikerfahrung sagt sie:
„Als ich als kleines Kind zur Prozession gehen durfte, hat mir
die musikalische Begleitung der Musikkapelle immer gefallen.“
Kilian Kier ist Schüler und Posaunist:
„Schon als kleiner Junge haben mich die verschiedenen Gruppen
auf den Festen fasziniert, unter anderem das Osterkonzert
und die Frühschoppen. Da mein großer Bruder Trompete
lernte, und ich das toll fand, bin ich zu einer Instrumentenvorstellung
gegangen, wo ich mich dann für das Erlernen der Posaune
entschieden habe.“
Ganz im Zeichen der Musik: die Jugendkapelle
Lüsen/St. Andrä
Für den Saxophonist Dominik Pramsohler – auch er ist Schüler
– ist die erste Blasmusikerfahrung
„das Stück ‚Jingle Bells‘ , welches ich im ersten Musikschuljahr
zu Hause ständig geübt habe, damit ich es in der Grundschule
vorspielen konnte. Mein Vorhaben war, bereits im Winter
etwas vorspielen können. Es war auch das erste Stück, das
ich auswendig spielen konnte.“
Eine junge Musikantin stellt sich vor:
EVA
Mein Name: Eva Stockner
Alter: 10
Ich spiele: Klarinette
Ich lerne dieses Instrument, weil es Spaß und Freude macht und cool ist.
In meiner Freizeit höre ich gerne: alles bunt gemischt, Pop …
Was gefällt dir besonders an der JuKa? Viele Freunde spielen mit, gemeinsam werden
tolle Lieder gespielt, die Betreuer sind volle cool, die Hüttenlager
3 Dinge, die du auf eine einsame Insel mitnehmen würdest: Klarinette, Wasser und
eine Freundin
Wenn ich einen Wunsch frei hätte … würde ich gerne unsichtbar sein.
Nr. 02 | Juni 2020 13
Blasmusik International
Blasinstrumente sind keine
Virenschleudern!
Trompete, Klarinette & Co unter Verdacht
Aufgrund der aktuellen Situation wurden
Blasinstrumente vermehrt als „Virenschleudern“
und „Virenduschen“ bezeichnet. Um
politische Entscheidungsträger korrekt informieren
zu können, aber auch die oben
genannten Bezeichnungen mit fundiertem
Expertenwissen zu widerlegen, hat der Österreichische
Blasmusikverband (ÖBV) Prof.
Wilfried Kausel von der Universität für Musik
und darstellende Kunst Wien (MDW) um
seine Expertise gebeten.
Seinen Berechnungen und Experimenten
nach gibt es mit Blasinstrumenten
keinen Luftausstoß,
der über das
ruhige kräftige Atmen
hinausgeht. Ob beim
Schmettern im Fortissimo
Tröpfchen
in der Atemluft in
kleinste Schwebeteilchen
zerteilt werden,
die sich in der
Raumluft anreichern,
wird noch getestet. Falls
es sich bestätigt, könnte eine
dünne Folie über das Schallstück geklebt
werden. Die Expertise von Prof. Kausel ist
über den untenstehenden Link abrufbar.
Sein Kollege Matthias Bertsch hat versucht,
mit seiner Trompete eine Kerze in 20 cm
Entfernung auszublasen. Es ist ihm nicht
gelungen. Ähnliche Experimente wurden
mit Klarinetten durchgeführt. Maria Großbauer,
Abgeordnete des Nationalrates und
Bereichssprecherin für Kunst und Kultur
in Österreich, gab die Meinung von
Prof. Kausel in der Nationalratssitzung am
28. April 2020 wieder und untermauerte,
dass ein hoffentlich stattfindender Sommertourismus
in Österreich nicht ohne die
Kultur stattfinden darf.
Österreichischer Blasmusikverband
Erich Riegler, Präsident des ÖBV
Helmut Schmid, ÖBV-Bundesjugendreferent
Blasinstrumente als
Virenschleudern? Der
mehrfach geäußerte
Verdacht konnte noch
keineswegs erhärtet
werden.
Aktuelle Informationen dazu gibt es unter:
Die Expertise von Prof. Kausel sowie das Video zum Experiment von Matthias Bertsch und der Ausschnitt
aus der Wortmeldung von Maria Großbauer in der zitierten Nationalratssitzung vom 30.04.2020 sind auf
der VSM-Homepage abrufbar:
www.vsm.bz.it/2020/04/30/blasinstrumente-sind-keine-virenschleudern/
Infektionsgefahr beim Musizieren - Zwei neue Studien lassen Bläser aufatmen
www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/corona-infektion-gefahr-musiker-blaeser-studie-charite-bundeswehr-100.html
Wichtiges Update: aktualisierte #COVID19 sicherheitsbedingungen für Orchester
orchesterland.wordpress.com/2020/05/07/wichtiges-update-aktualisierte-covid19-sicherheitsbedingungenfuer-orchester/
14
KulturFenster
Blasmusik
Share The Repertoire
Werk-Empfehlungen geben, Werk-Empfehlungen erhalten!
Es gibt mittlerweile eine
unübersehbare Menge an
Blasmusikliteratur. Gute und
schlechte, geeignete und ungeeignete
– je nach Anlass
und Orchester. Es ist unmöglich
für Dirigentinnen und Dirigenten
den Überblick zu behalten.
Oft gehen gute Werke
– vielleicht gerade auch von
kleineren und regionalen Verlagen
– einfach unter!
Die Dirigentinnen und Dirigenten
tauschen gerne Empfehlungen
untereinander aus.
Gerne vertraut man auf die Erfahrung
der Kollegin bzw. des
Kollegen. Nur, es fehlt an der
Gelegenheit!
Die Idee von „Share the Repertoire“
setzt hier an: Die Idee hinter dieser
Online-Aktion ist sehr einfach: Jeder
Teilnehmer empfiehlt ein Werk. Stellt es
vor, lässt eventuell ein paar Ausschnitte
davon hören, erzählt, welche Schwierigkeiten
und Besonderheiten es enthält,
warum er gerade dieses Werk empfiehlt
und wie es in der Blasorchester-Konzertprogrammierung
eingesetzt werden kann.
Insgesamt 12 Dirigentinnen und Dirigenten
können sich zu diesem Zoom-
Online-Meeting anmelden. Somit lernt
jeder – im Idealfall, wenn alle Plätze besetzt
sind – 11 neue Werke für Blasorchester
kennen!
Jede Dirigentin und jeder Dirigent bekommt
maximal 10-15 Minuten Zeit, das
von ihm gewählte Werk vorzustellen. Somit
wird das Online-Meeting ca. 2,5 Stunden
dauern. Die Werke gehören einem
vorher bestimmten Genre und Schwierigkeitsgrad
an (= Thema, wie zum Beispiel
„Empfehlenswerte Unterhaltungsmusik
bis max. Grad 3,5“, „Meine liebste
Polka“, „Originalwerk für Blasorchester
Grad 3“,, „Sammlungen für Jugendorchester“,
„Choralbearbeitungen“, „Werke
für den gelungenen Probeneinstieg“,
„Werke in neuer Klangsprache“ oder,
oder, oder….)
Zudem ist es außerdem möglich, mit Dirigentinnen
und Dirigenten aus dem ganzen
deutschsprachigen Europa in Kontakt zu
treten. Das kann auch die Basis für spätere
reale Treffen und Kooperationen sein.
Die Organisation und Moderation des
Zoom-Online-Meetings übernimmt Alexandra
Link, Kulturservice Link (Autorin
des Blasmusikblog.com).
Wie läuft SHARE THE REPERTOIRE genau ab?
• Anmeldungen formlos an info@kulturservice.link
mit folgenden Angaben:
- Name, Ort, Land, Musikverein(e)/
Blasorchester
- Das Werk, das der Teilnehmer vorstellen
möchte mit Titel / Komponist
/ ggf. Arrangeur / Verlag
• In einer Dropbox benötigt die Moderatorin
eine Miniscore des Werks (PDF)
sowie eine Demo-Aufnahme (mp3)
• Bei doppelt angegebenen Werken gilt:
wer zuerst kommt… Deshalb auch
gerne schon einmal über eine Alternative
nachdenken
• Die Einladung zum Zoom-Meeting mit
dem Zugangslink erhält jeder angemeldete
und bestätigte Teilnehmer
spätestens einen Tag vor dem Online-Meeting
• Während des Meetings unterstützt die
Moderatorin den jeweiligen Präsentator
eines Werks mit dem Teilen der jeweiligen
Miniscore sowie mit dem Abspielen
der Musik.
Dieses Online-Meeting wird nicht live veröffentlicht
und wird auch danach nicht als
Video veröffentlicht. Es findet also im geschützten,
exklusiven Raum statt. Die Moderatorin
wird alle vorgestellten Werke nach
dem Online-Meeting in einem Blog-Beitrag
auf dem Blasmusikblog.com veröffentlichen.
So hat jede Teilnehmerin und jeder
Teilnehmer ein Dokument der Veranstaltung
und auch andere Dirigentinnen und
Dirigenten haben etwas davon.
Alexandra Link
Kulturservice Link
Nr. 02 | Juni 2020 15
Blasmusik International
Blasmusik lebt – das Blasmusikstudio
… eine Initiative der Österreichischen Blasmusikjugend (ÖBJ)
Mit diesem Slogan geht die ÖBJ gemeinsam
mit den Kärntner Brass Boys in ein
neues, spannendes Format - eine Videoreihe
mit News, Infos, Gesichtern und last
but not least: MUSIK
Präsentiert wird die Sendung von zwei
jungen Musikern, die direkt aus der
Österreichischen Blasmusikjugend
kommen. Die erste Folge ging am
15. Mai online. Einmal im Monat
(immer am 15.) wird es eine Sendung
aus dem Blasmusikstudio geben.
Der Inhalt der Videoreihe soll
vielseitig, informativ und topaktuell
aus der Blasmusikjugend kommen.
Die monatlichen Videos werden auf der
ÖBJ-Homepage [blasmusikjugend.at/studio/blasmusik-lebt-1-das-blasmusikstudio/]
sowie auf dem Instagram Account
[www.instagram.com/blasmusikstudio/],
der Facebook-Seite Österreichische Blasmusikjugend
[www.facebook.com/blasmusikjugend.at/]
und dem YouTube Kanal
veröffentlicht.
Seid gespannt und schaut rein bei
Blasmusik lebt – dem Blasmusikstudio!
Jeder kann die Bewerbung unterstützen
und die Beiträge in den Social Media Kanälen
teilen und posten.
Stefanie Lagger
Bundesgeschäftsstelle ÖBV
Neues
„Magari“
Sunnseit Brass veröffentlicht erste CD
Seit nunmehr drei Jahren rockt das junge
Blechbläserensemble „Sunnseit Brass“
die nationalen und internationalen Bühnen.
Nun haben die sieben Musiker aus
dem Eisacktal ihre erste CD veröffentlicht
- „magari“ nicht die letzte.
Matthias Sellemond (Feldthurns), Samuel
Gamper (Schrambach), Martin
Waldboth (Vahrn), Tobias Reifer (Vahrn),
Gabriel Messner (Pinzagen), Lorenz Hilpold
(Tils) und Tobias Psaier (Teis) haben
ihre ersten musikalischen Erfahrungen
in den örtlichen Musikkapellen
gemacht. Obwohl sie mittlerweile in verschiedenen
Ensembles und Orchestern
spielen und auch als Solisten erfolgreich
sind, haben sie sich vor rund drei Jahren
einen gemeinsamen Traum erfüllt
und sich zu einem Blechbläserensemble
formiert: „Sunnseit Brass“ hat sich mittlerweile
auch durch Auftritte beim Musikwettbewerb
in Taisten, beim „Woodstock
der Blasmusik“ in Oberösterreich
und beim Wertungsspiel auf der Frankfurter
Musikmesse einen Namen gemacht.
Nun haben die sieben Freunde den
nächsten musikalischen Schritt gewagt
und ihren ersten Tonträger eingespielt. Der
Südtiroler Italianismus „Magari“, was soviel
heißt wie „vielleicht“, gibt der CD den
Titel und zeugt auf liebevolle Weise von ihrer
Liebe zur Südtiroler Heimat in all ihren
Facetten. So stehen auch die Texte – von
Lisa und Tobias Psaier - der drei gesungenen
Lieder im Eisacktaler Dialekt und
sind im Booklet eigens abgedruckt. Und
weil alle sieben mit der Blasmusik aufgewachsen
und ebenso überzeugt sind,
dass dieses Genre „mehr kann als man
vielleicht meint“, sprühen die 12 eingespielten
Stücke nur so von jugendlichem
Charme, Spielfreude und musikalischer
Leidenschaft: traditionelle Marschrhythmen,
glänzender Bläserklang, einfühlsame
Balladen und anschmiegsame Polkamelodien,
gepaart mit Ausflügen in die
Welt des Swing und Jazz. Die zehn von
Tobias Reifer komponierten und somit
„Sunnseit Brass“ auf den Leib geschriebenen
Beiträge werden von zwei bekannten
Herbert-Pixner-Titeln ergänzt –
ebenso arrangiert von Tobias Reifer: Der
„Hochachtungsmarsch“ und der „Vierteljahrhundert
Dreiviertler“-Walzer. Hineinhören
lohnt sich allemal … und „alla fine“
ist der Druck auf die Wiederholungstaste
vorprogrammiert – Magari!
Stephan Niederegger
CD Cover „Magari“ - Sunnseit Brass
16
KulturFenster
Zur Person
Blasmusik
Am vergangenen 4. Mai feierte Walter Ratzek
seinen 60-sten Geburtstag. Er ist Pianist,
war jahrelang Leiter des Musikkorps der
Deutschen Bundeswehr und ist derzeit Professor
am Konservatorium in Bozen für den
Studienlehrgang der Blasorchesterleitung.
Von 1980 bis 1985 studierte Walter Ratzek
Kapellmeister/Dirigieren bei Professor
Wolfgang Trommer und Klavier in der
Klasse von Prof. José Luis Prado - an der
Robert-Schumann-Hochschule für Musik
Düsseldorf. Anschließend durchlief er eine
Karriere als Kapellmeister bei der Bundeswehr
mit folgenden Stationen: Leiter des
Kammerorchesters, Leiter des Heeresmusikkorps
2 Kassel, Leiter des Ausbildungsmusikkorps,
Leiter des repräsentativen
Konzertorchesters und Leiter des Stabsmu-
Walter Ratzek zum 60er
„Dirigieren beinhaltet für mich Leiten,
Führen, Überzeugen“
sikkorps Berlin. Über 10 Jahre war er Präsident
der Deutschen Sektion der WASBE
(World Association for Symphonic Bands
and Ensembles). Die künstlerische Leitung
verschiedener Auswahlorchester wie das
SBH Hessen (Sinfonisches Blasorchester
Hessen), Leiter des Landesblasorchesters
Baden-Württemberg, künstlerischer Leiter
der Deutschen Bläserphilharmonie, unterstreichen
sein Engagement in und um die
konzertante Blasmusik in Deutschland. Seit
seinem Ausscheiden aus der Bundeswehr
(2014) ist er freischaffend tätig und hat im
Dezember 2016 die Verantwortung über
den Studiengang Instrumentieren/Blasorchesterleitung
in Bozen am Konservatorium
Claudio Monteverdi übernommen.
Als Gastdirigent nationaler wie internationaler
renommierter Orchester, Leiter von
Workshops und diversen Fortbildungsmaßnahmen
ist Ratzek sowohl als Dirigent als
auch Pianist bekannt.
Im Namen des Verbandes Südtiroler
Musikkapellen gratulieren wir zum runden
Geburtstag und wünschen weiterhin
Gesundheit sowie viel Freude und Schaffenskraft
in der musikalischen Tätigkeit:
„Alles Gute, lieber Walter!“
Stephan Niederegger
Sigismund Seidl - dem Gardeoffizier zum 70er
Der VSM gratuliert dem Freund und geschätzten Fachmann
Am vergangenen 15. April feierte Sigismund
Seidl seinen 70-sten Geburtstag. Er
ist auch in Südtirol kein Unbekannter, war
er doch mehrmals Gastreferent bei verschiedenen
Tagungen des Verbandes Südtiroler
Musikkapellen und gab auch mit seiner
Militärmusik Kärnten viel beachtete Konzerte
in Südtirol.
1980 hat Sigismund Seidl als Nachfolger
des damaligen Militärkapellmeisters Anton
Othmar Sollfelner die Leitung der Militärmusik
Kärnten in Klagenfurt übernommen.
35 Jahre lang war er Dirigent und Chef dieses
Klangkörpers - ein Rekord, denn er ist
damit der längstdienende österreichische
Militärkapellmeister seit Beginn der Donaumonarchie.
Er war 12 Jahre lang Landeskapellmeister
im Kärtner Blasmusikverband,
von 2001 bis 2004 Bundeskapellmeister
des Österreichischen Blasmusikverbandes,
sechs Jahre lang Präsident der gemeinsamen
Sektion Österreich/Deutschland im
Weltverband WASBE (World Association for
Symphonic Bands and Ensembles) und Lehrer
am Kärntner Landeskonservatorium in
Klagenfurt. Seidl hat die Entwicklung der
Militärmusik und der Blasmusik über die
Grenzen Österreichs hinaus maßgeblich
beeinflusst. 2014 erhielt er von der Stadt
Villach den hochdotierten Kulturpreis, den
bisher noch nie einem seiner Zunft, einem
Militärkapellmeister, zuerkannt wurde. Am
30. November 2015 ist er in den wohlverdienten
Ruhestand getreten, wohl auch
mit etwas Wehmut im Herzen ob der damaligen
leidvollen Diskussionen und ministeriellen
Vorgaben zur Kürzung der Militärkapellen
in Österreich.
Mittlerweile ist es um das Geburtstagskind
etwas ruhiger geworden. Seidl ist Ehrenmitglied
des Österreichisches Blasmusikverbandes.
Als Freund und geschätzter
Fachmann reiht sich auch der Verband
Südtiroler Musikkapellen in die Reihe der
Gratulanten ein: "Alles Gute, lieber Sigi!"
Stephan Niederegger
Nr. 02 | Juni 2020 17
Kritisch hingehört
„Thank you for the Music“
Festkonzert der Musikkapelle Toblach unter besonderen Vorzeichen
Ein denkwürdiges Frühjahrskonzert
- jenes der MK Toblach war eines
der letzten für heuer in unserem
Land. (Foto: ©wisthaler.com)
©wisthaler.com
Der 29. Februar 2020 wird den Musikantinnen
und Musikanten der Musikkapelle
Toblach wohl noch lange in Erinnerung bleiben.
Als eine der letzten Musikkapellen des
Landes spielte sie ihr traditionelles Jahreskonzert.
Bereits eine Woche später ging in
Südtirol gar nichts mehr und es sieht danach
aus, als würde sich diesbezüglich in
nächster Zeit kaum was ändern. Grund genug,
dieses phantastische Konzert nochmals
Revue passieren zu lassen.
Kapellmeister Sigisbert Mutschlechner
ist kein Freund von langen Vorbereitungen.
Zwei Monate gibt er sich und
seiner Truppe, um das Festkonzert einzulernen.
Zwanzig Teil- und Gesamtproben,
ein Probenwochenende, dann muss das
Programm sitzen. Und wer Sigisbert Mutschlechner
kennt, weiß, dass das ein anspruchsvolles
ist.
Im mittlerweile auf 74 Personen angewachsenen
Klangkörper heißt es arbeiten. Proben,
üben, wieder proben und noch einmal
üben. Der Lohn für diese Mühen war
einmal mehr ein voller Gustav-Mahler-Saal
mit einem begeisterten Publikum. Als Eröffnungswerk
hatte der Kapellmeister die
„Jubel Ouvertüre“ des Schweizer Komponisten
Stephan Jaeggi gewählt. Gleich an
den ersten Tönen konnte man das Konzept
des Abends und die Handschrift des
Dirigenten erkennen: Originale Blasmusik
aus den letzten hundert Jahren.
Toni Taschler, eloquenter und sympathischer
Toblacher Tausendsassa, führte
gekonnt durch den musikalisch ansprechenden
und anspruchsvollen Abend,
der mit der „Third Suite for Band“ von
Alfred Reed (ebenfalls ein Originalwerk)
seine Fortsetzung fand. Einen ersten Höhepunkt
erlebte der Konzertabend mit
dem „Concerto für Bassposaune und Blasorchester“
von Steven Verhelst. Nicht
viele Blasorchester haben überhaupt einen
Bassposaunisten, die „Toblinga“ sogar
einen diplomierten. Thomas Baur ist
gelernter Fliesenleger, hat seinen Traum
vom Bassposaune-Spielen aber niemals
aufgegeben und erst als „älteres Semester“
am Konservatorium in Klagenfurt
sein Studium begonnen.
Aktuell spielt er in verschiedenen Ensembles
im In- und Ausland. Wann immer
es seine Zeit erlaubt, spielt er bei der Musikkapelle
Toblach mit. Auf die Frage des
Moderators, wer denn dieses nicht einfach
zu spielende Konzert ausgewählt habe, antwortete
er – mit einem schelmischen Seitenblick
auf Kapellmeister Sigisbert Mutschlechner
– „Ich.“
18
KulturFenster
Nach diesem wahrhaft gelungenen Solowerk
hätte man keine Steigerung mehr
erwartet. Doch diese kam. „Give Us This
Day“ klingt im Nachhinein fast wie ein Manifest
„Schenk uns diesen Tag“. Die Musikkapelle
Toblach hat sich und ihrem Publikum
einen Tag geschenkt, das kann man
ohne Übertreibung sagen. Maslanka verbindet
in seinem zweisätzigen Werk spirituelle
Klänge mit aufwühlenden und dramatischen
Gefühlsausbrüchen. Der Komponist
entnimmt den Titel des Werkes dem „Vater
unser“-Gebet, sagt jedoch, ein buddhistischer
Mönch habe ihn zu diesem Stück
inspiriert. Überraschend ist der Schluss,
für den Maslanka die emotionale Klangvielfalt
der Choralmelodie aus Johann Sebastian
Bachs „Vater unser im Himmel“
verwendet.
Was wäre ein Festkonzert ohne Ehrungen.
Eine gab es für Carmen Lanz, die für ihre
15-jährige Mitgliedschaft geehrt wurde. Nicht
mehr aufgehört hat es bei der Nennung der
Jungmusikanten: Sage und schreibe sieben
junge Damen und Herren spielen ihr
erstes – und vorerst letztes – Konzert mit
der Musikkapelle Toblach. „Das sind die ersten
Früchte der Bläserklasse, die wir seit
mehreren Jahren organisieren“, freute sich
Obmann Stefan Taschler.
Mit dem „March of the Black Sea“ von
F. Akimow und einem weiteren Star-Wars-
Intermezzo verabschiedete sich die Musikkapelle
Toblach in die kleine Pause,
die Zeit zum Luftholen vor den Proben für
den Sommer bieten sollte. Keiner dachte
in diesem Moment, dass diese Pause nicht
nur bis Ende März dauern sollte. Keiner
Blasmusik
17.10.2020
72. Jahreshauptversammlung
2020
www.vsm.bz.it
fehlte. Bürgermeister Guido Bocher tierte die ganze Woche vor dem Konzert mit
den Verantwortlichen der Musikkapelle, holte
disku-
Infos von offi zieller Seite ein, und rang sich
schließlich als Hausherr des „Gustav-Mahler-Saales“
dazu durch, die Veranstaltung
durchführen zu lassen. Vor dem Eingang
in den Saal standen Desinfektionsspender.
Kapellmeister Sigisbert Mutschlechner blickt
Thomas Baur ist nicht nur Profi beim Fliesenlegen, sondern auch auf
der Bassposaune – hier als Solist beim „Concerto für Bassposaune
und Blasorchester“ von Steven Verhelst. (Foto: ©wisthaler.com)
©wisthaler.com
Dass sich die junge Musikkapelle Toblach
auch in Sachen Film- und Popmusik auskennt,
bewies sie mit Ausschnitten aus
„Star Wars“ und mit „ABBA Symphonic“
von Michael Jerg. Vor allem das wenig bekannte
„I Wonder“, fabelhaft interpretiert
von Lisa Klocker auf dem Sopransaxophon,
riss das Publikum zu Begeisterungsstürmen
hin. „Thank you for the Music“ als
Schlusspunkt des offi ziellen Konzertteiles
hätte besser nicht passen können. Doch.
„Thank you for the Musicians“.
konnte sich in seinen kühnsten Träumen
vorstellen, dass es keine kirchlichen Anlässe
mehr gab, die die Musikkapelle normalerweise
umrahmte. Das neue Probelokal
konnte nicht mehr eingeweiht werden.
Alles änderte sich.
Im Nachhinein betrachtet, war beim Konzert
nicht alles wie immer. Der Saal war zwar
voll, aber nicht so voll wie sonst. Zum Fachsimpeln
und diskutieren kamen viele Leute
mit in die Bar, aber nicht so viele wie sonst.
Das Publikum, das sonst von weit herkam,
mit einem weinenden und einem lachenden
Auge auf das Festkonzert zurück. „Ich bin
sehr zufrieden damit, was wir geleistet haben“,
sagt er, „eigentlich bin ich sogar ein
bisschen stolz. Darauf hätte sich jetzt gut
aufbauen lassen.“ Überzeugt davon, dass
seine Musikkapelle übt und musiziert und
voll motiviert ihre Tätigkeit aufnehmen wird,
sobald die Umstände es zulassen, freut er
sich schon aufs Weitermachen. In der Zwischenzeit
sucht er neue Stücke aus.
Michaela Grüner
Nr. 02 | Juni 2020 19
11.-25.07.2020
Jungbläserwochen
2020
www.vsm.bz.it/2020/03/15/
jugendkurswochen2020
Ars Nova
Valentin Gasser lässt
die Würfel rollen
Eine experimentelle Klangsuche
Obwohl er JazzKomposition studiert hat,
hat er sich stets auch für andere Musikrichtungen
interessiert. Von seinem musikalischen
Werdegang in der Bürgerkapelle
Gries über die Zusammenarbeit mit
Rockbands bis hin zu Auftritten mit
DJs, hat er als Interpret auch
über den JazzBereich hinaus
zahlreiche Erfahrungen
gemacht.
Als Komponist hat er
während des Studiums
hauptsächlich Jazz komponiert,
sich aber zudem
mit klassischer Musik, dabei
hauptsächlich mit Klavierwerken,
auseinandergesetzt.
Im Hinterkopf war aber
immer auch symphonische
Blasmusik präsent, da er stets
vorhatte, nach Südtirol zurückzukehren.
Als er seinen Lebensmittelpunkt
2018 nach
Bozen verlegte, begann er
konkret damit, Werke für
Blas orchester zu schreiben.
Neben Kirchenmusik handelt
es sich vor allem um
Auftragskompositionen,
in denen er viel Wert
darauf legt, eine harmonisch
eigene Tonsprache
zu finden.
So versucht er stets,
Elemente, die er im
Rahmen seines Studiums
erlernt hat, in seine
Werke einfließen zu lassen.
Die musikalische Präferenz
von Valentin Gasser gilt dem
Saxophon und dem Jazz.
Musik ist mittlerweile sein primärer Lebensinhalt.
Als er noch nicht professionell
als Musiker gearbeitet hat, sei der
Zugang zur Musik noch ein anderer, gewissermaßen
unschuldiger, gewesen, sagt
er. Jetzt gibt es durchaus Momente, wo er
nicht unbedingt Lust dazu habe Klavier
zu spielen oder ein bestimmtes Arrangement
zu schreiben. „Aber es überwiegt
eine tiefe Glückseligkeit darüber, dass
ich es geschafft habe, Musik zu meinem
Leben zu machen. Dafür bin ich jeden
Tag dankbar.“
„Roll the Dice – Alea iacta est“ -
die Würfel sind gefallen
Ein besonderes seiner Werke ist sicherlich
„Roll the dice - Alea iacta est".
Als Georg Thaler, der Kapellmeister der
Bürgerkapelle Gries, im April 2019 mit
der Frage an ihn herantrat, ob er es für
möglich halte, beim nächsten Neujahrskonzert
live ein Stück zu komponieren,
war der junge Komponist gleich begeistert
von der Idee. Doch er gibt zu, dass es
definitiv zu den größten Aufregungen und
Herausforderungen seines Lebens zählte.
Über den Sommer wurde aus der Idee
eine konkretere Vorstellung, wie das Ganze
funktionieren könnte. Die Schwierigkeiten
waren mehrere:
• Wie soll man in 15 Minuten ein Stück
schreiben, proben und aufführen?
• Wie sollen die Musikantinnen und
Musikanten in der Lage sein, das
Stück zu spielen bzw. Noten zu erhalten?
• Wie überzeugt man das Publikum davon,
dass das Werk wirklich im Moment
entstanden ist, und nicht vorher
einstudiert wurde?
Zuallererst wurde die Möglichkeit in Betracht
gezogen, dass er am Klavier das
Werk auf ein Notenblatt schreibt und
20
KulturFenster
Blasmusik
die Noten in Echtzeit auf eine Leinwand
hinter die Musikanten projiziert werden.
Kopfzerbrechen bereitete Valentin, wie
er das Element des Zufalls in das Werk
integrieren könnte. Als ihm die Idee mit
den Würfeln kam, hatte er zugleich auch
schon den Titel für die Komposition gefunden.
Durch das Zuordnen von Zahlen
zu Tönen, konnte er das Ausgangsmotiv
für seine Melodie (die ersten drei Töne)
„erwürfeln“.
Der Rest war dann vergleichsweise einfach,
wenn man vom Zeitdruck absieht.
Den formalen Ablauf besprach er vor
Ort, wobei sich die Kapelle Notizen machte.
So wurde aus den Elementen (eine Akkordfolge,
ein rhythmisches Pattern, die
Melodie und ein Begleitmotiv) ein fertiges
Stück, das auch direkt zur Aufführung
gelangte.
Pater Urban Stillhart beschrieb das Konzerterlebnis
folgendermaßen (siehe Tageszeitung
„Dolomiten“ vom 09.01.2020,
Seite 6): „Er schrieb eine achttaktige Melodie,
inspiriert durch einen dreifachen
Würfelschub, und schuf dazu Begleitakkorde
und ein Rhythmusschema. Die Spielerinnen
und Spieler schrieben die Vorlage
ab, und es wurde dieses achttaktige
Modul nach vorgegebenen Anweisungen
Zur Person:
musiziert. Es tat sich eine erstaunlich stimmig-sinnliche
Klangwelt auf und führte
zu einem schlüssigen Gesamtergebnis.“
Stephan Niederegger
Valentin Gasser ist am 16. Februar 1991 geboren und erhielt den ersten
Saxophonunterricht von seinem Vater. Später besuchter er die Musikschule
Bozen bei Hans Tutzer: „Ich habe meinen Lehrer Hans immer dafür bewundert,
wie er es schafft, andere Menschen für die Musik zu begeistern.
Und ich hatte den Eindruck, dass auch er selbst ein glücklicher Mensch
ist.“ Von 2010 bis 2018 studierte er an der Konservatorium Wien Privatuniversität
(später Universität für Musik und Kunst) - zuerst Jazz-Saxophon
(bei Prof. Thomas Huber) und anschließend Jazz-Komposition und Arrangement
(Prof. Andy Middleton). Es folgten zahlreiche Workshops in Mitteleuropa
und Unterricht bei Bobby Watson, Bob Mintzer, Jim Snidero und
Eric Alexander.
Seit knapp 2 Jahren lebt Valentin Gasser wieder in Bozen, unterrichtet
Saxophon und Klavier - spielt, komponiert und arrangiert für verschiedene
Projekte (sowohl Jazz als auch Klassik und symphonische Blasmusik). Seit
seinem 12. Lebensjahr ist er Mitglied der Bürgerkapelle Gries.
… aber er fühlt sich auch in der Blasmusik „daheim“, sowohl als Musikant bei der Bürgerkapelle Gries als auch als Komponist
von Blasmusikwerken. (Fotos: © Nilo Klotz)
Nr. 02 | Juni 2020 21
Musikpanorama
65 Jahre Tracht der
Musikkapelle Niederdorf
Am Fronleichnamsfest 1955 erster Auftritt in der neuen Musiktracht
So präsentierte sich die MK Niederdorf im vorigen Jahr 2019.
Die Musikkapelle Niederdorf in der neuen Tracht 1956
Die Musikkapelle Niederdorf käme heuer aus
dem Feiern nicht mehr heraus, wäre da nicht
die Corona-Krise, die jegliche Tätigkeit (vorerst)
unterbrochen hat.
Zu Jahresbeginn wurde anlässlich des
heurigen 170-jährigen Gründungsjubiläum
ein Musikkalender verteilt. Monat für Monat
begleiten der jeweiligen Jahreszeit entsprechende
Fotos aus den letzten Musiksaisonen
durch das ganze Jahr hindurch.
Durch Corona wurde er somit umso wertvoller,
da dadurch die Musikkapelle in
vielen Haushalten trotzdem präsent sein
kann. Hingucker bleibt dabei die schmucke
Tracht, die heuer ebenso ein kleines
Jubiläum feiert: am Fronleichnamstag vor
65 Jahren wurde die Musikantentracht zum
ersten Mal getragen.
Eine einheitliche Bekleidung erhielt die
im Jahr 1850 gegründete Kapelle zu Beginn
des 20. Jahrhunderts, als sich im Tiroler
Raum das Tragen von Uniformen und
Trachten bei den Musikkapellen zusehends
eingebürgert hatte. Spätestens 1912 verfügte
die Musikkapelle über die Pustertaler
Tracht mit Kniebund-Lederhose, Ledergurt
und hohem Stechhut mit Feder. Neben einer
Vielzahl von Instrumenten kam auch die
Tracht in den Kriegswirren des Ersten Weltkrieges
vollständig abhanden. So trug die
Musikkapelle in den 1920-er Jahren eine
von der Freiwilligen Feuerwehr geliehene
Uniformjacke mit Schildmütze. Anfang der
1930-er Jahre wurde die Musikkapelle mit
einer eigenen Musik-Uniform eingekleidet.
Erst im Jahre 1953 wurde die Anschaffung
einer Musik-Tracht in Erwägung gezogen.
Gut eineinhalb Jahre sollte die Vorbereitung
dauern, bis die Musikkapelle zur Fronleichnamsprozession
1955 zum ersten Mal in ihrer
neuen Pustertaler Tracht aufmarschieren
konnte. Die Vereinschronik berichtete darüber:
„Große feierliche Festtagsstimmung umgibt
alljährlich diesen Tag. Das ganze Dorf
hilft mit, um den Mittelpunkt dieses Festes,
die Fronleichnamsprozession so feierlich wie
nur möglich zu gestalten. Auch die Musikkapelle
beteiligte sich alljährlich daran und
heuer ist es ihr gewiss gelungen, dazu beizutragen,
Festfreude und Gestaltung zu heben,
als sie mit ihrer neuen, schmucken, farbenfrohen
Tracht aufmarschierte.“
Die alte Musik-Uniform wurde bis ins Jahr
2004 beibehalten und wurde noch bei kleineren
Auftritten getragen. Die Tracht wurde
im Jahre 1970 mit federkielbestickten Trachtenschuhen
für alle Musikanten ergänzt. Die
Frauentracht wurde bis 1988 nur von den
Marketenderinnen getragen. Seit 1985 spielen
auch Frauen in der Kapelle, die jedoch
eine unpassende Trachtenbekleidung und
eine Uniform mit Damenrock trugen. 1992
wurde endlich die Einführung einer passenden
Pustertaler Frauentracht möglich.
Alois Fauster
22
KulturFenster
Kirchtagskonzert der
Musikkapelle Truden
Blasmusik
20.01. - 28.12.2020
VSM-Motiviert und fit?
Funktionärsausbildung
2020 (NFA)
www.vsm.bz.it
Besonderes Konzert, außergewöhnliche
Ehrungen, vier Neuzugänge
Am 8. Februar 2020 fand das alljährliche
Kirchtagskonzert der Musikkapelle Truden
statt. Dieses Jahr stellte das Programm die
Musik in den verschiedenen Formen und Stilrichtungen
der letzten 120 Jahre dar; von
traditionellen Märschen und Polkas bis hin
zu Film und Rockmusik reichte die Palette.
In chronologischer Reihenfolge begann
die Musikkapelle unter der Leitung von Kapellmeister
Fabio Riz mit „Schneidig vor“
von Julius Fuicik, einem Marsch aus der
Zeit Österreich-Ungarns, schloss die Beatles
und die Beach Boys mit ein, gab Stücke
aus den 1980er Jahren zum Besten und
verabschiedete sich mit der Polka „Neue
Wege“ des jungen zeitgenössischen Komponisten
Martin Scharnagl. Bei den Popund
Rock-Stücken begleiteten die Trudner
Gitarristen Patrick Larger und Werner
Stuppner die Musikkapelle. Besonders das
Stück „80er Jahre Kult(tour)“ von Thiemo
Kraas war für Musikanten und Zuhörer ein
Leckerbissen.
Mit einer Schweigeminute und dem
Stück „Hymn to the Fallen“ wurde des
verstorbenen ehemaligen Musikanten Mathias
Stuppner gedacht.
Einen Höhepunkt stellten die Ehrungen
von Valentin und Hartmann Pernter durch
den Bezirksobmann des Verbandes Südtiroler
Musikkapellen, Stefan Sinn dar. Valentin
Pernter erhielt das Verdienstzeichen
in Silber für zehn Jahre Jugendleiter überreicht.
In dieser Zeit hat Valentin mit Einsatz
und Freude viele Kinder und Jugendliche
ausgebildet und ihnen die Begeisterung
am Musizieren weitergegeben. Hartmann
Pernter hingegen wurde für seine 50 Jahre
Mitgliedschaft mit dem Großen Ehrenzeichen
in Gold ausgezeichnet. Im Jahr 1969
trat Hartmann der Musikkapelle bei und
ist seither ein wichtiger Eckpfeiler am 1.
Flügelhorn. Obmann Hermann Stuppner
und Bezirksobmann Stefan Sinn dankten
den beiden Geehrten für ihren unermüdlichen
Einsatz und wünschten ihnen
noch viel Freude an der Blasmusik. Begrüßt
wurden zudem einige Neuzugänge:
Daniel Larger am Schlagzeug, Johannes
Amplatz an der Trompete, Julia Thaler an
der Querfl öte und Sibylle Daldoss als Marketenderin.
MK Truden – Hermann Stuppner
Bei der Verleihung des Großen Ehrenzeichens in Gold: - v. l. stehend -
Bezirksobmann Stefan Sinn, Bürgermeister Michael Epp, der Geehrte Hartmann
Pernter mit Frau Hanni; davor (v. l.) Kapellmeister Fabio Riz, Obmann Hermann
Stuppner, Vize-Obmann Stefan Amplatz
Bei der Verleihung des Verdienstzeichens in Silber: (v.l.) Bezirksobmann Stefan Sinn,
Kapellmeister Fabio Riz, Bürgermeister Michael Epp, der Geehrte Valentin Pernter,
Obmann Hermann Stuppner, Vize-Obmann Stefan Amplatz
Nr. 02 | Juni 2020 23
Musikpanorama
70 + 70 + 60 … Drei Gründe zum Feiern
Im Mai haben gleich drei Musikanten der MK St. Lorenzen einen runden Geburtstag gefeiert.
Coronabedingt musste das obligatorische
Geburtstagsständchen ausfallen. Nichtsdestotrotz
hat Musikobmann Philipp Kofler
den Jubilaren gratuliert, die besten Wünsche
der gesamten Kapelle überbracht und
einen Geschenkskorb als kleines Zeichen
der Verbundenheit überreicht:
Am 7. Mai feierte der ehemalige Hornist
Richard Niedermair seinen 70-sten Geburtstag.
Er war von 1964 bis 2014 Mitglied
der Kapelle und wurde bei der Cäcilienfeier
2015 zum Ehrenmitglied ernannt.
sechs Tage später, am 13. Mai, brannten
ebenfalls 70 Kerzen auf der Geburtstagstorte
des Flügelhornisten Anton Hilber. Er
spielt seit 1961 in der Kapelle und war auch
lange Jahre Schriftführer und Vorstandsmitglied.
Der Jüngste im Bunde ist der Saxofonist
Alois Leitner, der am 19. Mai 60 Jahre alt
wurde. Er ist seit 1975 Mitglied der Kapelle.
Die Musikkapelle wünscht ihnen weiterhin
beste Gesundheit, Gottes Segen und dass
sie auch weiterhin der Kapelle musikalisch
verbunden bleiben: „Der Geburtstagsmarsch
wird nachgeholt, sobald es die Umstände
wieder erlauben!“
Philipp Kofler
Obmann MK St. Lorenzen
Feierten ihren runden Geburtstag (v.l.): Niedermair Richard, Hilber Anton und Leitner Alois
Jugendkapelle geht online
Coronakrise macht erfinderisch – Nachwuchswerbung übers Internet
Im Frühjahr stehen an den Musikschulen
die Einschreibungen für das kommende
Schuljahr an. Es ist dies daher auch die
beste Zeit für Nachwuchswerbung der Musikkapellen
– so auch für die JuKaStL, die
Jugendkapelle St. Lorenzen.
Vielerorts besuchen die Musikantinnen und
Musikanten die Grundschule oder laden zu
einem Tag der offenen Tür ins Probelokal.
Dabei werden den Schülerinnen und Schülern
die Musikkapelle im Allgemeinen und
das vielfältige Repertoire der Instrumente
im Besonderen vorgestellt. Heuer ist wegen
der Coronakrise alles anders: Musikkapellen
haben seit Wochen ihre Tätigkeit
eingestellt und Schulen ihre Tore geschlossen.
Daher haben Kapellmeister Jakob Augschöll
und Jugendleiter Martin Kolhaupt einen
neuen Weg gesucht, um die Werbung
der Musikkapelle St. Lorenzen doch noch an
den Mann und die Frau bzw. an die Kinder
und Eltern zu bringen. Mittlerweile sind im
Internet zwei Videos veröffentlicht. Im ersten
werden in unterhaltsamer Weise die Instrumente
vorgestellt, und zwar hauptsächlich
jene, die momentan besetzungsmäßig
in der Kapelle benötigt werden. Im zweiten
Video präsentieren die Musikantinnen und
Musikanten den Party-Hit der Beach Boys
„Barbara Ann“ und wollen damit ein bisschen
gute Laune verbreiten und Lust aufs
Musizieren machen.
Video 1 =
Instrumentenvorstellung:
youtu.be/LEPcDx2Br4o
Video 2 = Barbara Ann:
youtu.be/oQOyIBdf3Co
24
KulturFenster
Vorweg
Chorwesen
„Zusammengehörigkeitsgefühl
im Chor wird wachsen“
Verbandsobmann Erich Deltedesco beschreibt die Situation
der Chöre in der Corona-Zeit
Kulturfenster: Wir alle wissen, dass sich
die Corona-Vorsichtsmaßnahmen gerade
auf das Chorwesen sehr stark auswirken.
Wie schaut es derzeit mit der Tätigkeit der
Chöre in Südtirol aus?
E. Deltedesco: Die aktuelle Situation ist
eine schwierige Zeit für alle Chorsängerinnen
und Chorsänger. Die Tätigkeit der
Chöre wurde mit der akuten Ausbreitung
des Virus praktisch von einem Moment
auf den anderen vollkommen ausgesetzt,
alle geplanten Aktivitäten mit den verschiedensten
Chorkonzerten und den vielen
Mitgestaltungen von weltlichen und kirchlichen
Feiern konnten leider nicht mehr
stattfi nden. Gerade aber in Krisenzeiten
ist das Singen im Chor besonders wichtig,
ist oft auch ein Ventil für Emotionen. Ganz
ohne Worte rufen Musik und Gesang Gefühle
hervor, verborgene Emotionen werden
geweckt, Spannungen in Körper und
Seele gelöst und verschüttete Kräfte wieder
belebt. Singen stiftet Identität und unterstützt
unser Immunsystem. Und so haben
viele Chöre diese Zwangspause mit
verschiedensten digitalen Hilfsmitteln und
technischen Lernhilfen überbrückt. Tolle
Videos, die in dieser probefreien Zeit gemacht
wurden, zeugen von der Kreativität
unserer Chöre und ich bin ganz fest überzeugt,
dass damit auch ein ganz neues Publikum
angesprochen werden konnte. Für
die vielen Mühen möchte ich allen ganz
herzlich danken und gleichzeitig auch zu
den gelungenen Ergebnissen gratulieren.
KF: Ist Probentätigkeit in irgendeiner Form
möglich?
E. Deltedesco: Es gibt das Landesgesetz
vom 8. Mai 2020, Nr. 4, wo festgelegt wird,
dass die künstlerischen und kulturellen
Tätigkeiten unter Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen
(1/10 Regel, Mindestabstand,
Mund- und Nasenschutz usw.)
wieder aufgenommen werden können. Die
unbedingt notwendige und auch wichtige
Einhaltung der Schutzmaßnahmen und Regeln
lassen die Aufnahme einer „normalen“
Probentätigkeit leider noch nicht zu.
Es gibt medizinische Abhandlungen, die
besagen, dass gerade Chorsingen in der
gewohnten Form sehr riskant ist. Aus diesem
Grunde wird eine Chortätigkeit in der
gewohnten Art und Weise wahrscheinlich
leider so schnell nicht stattfi nden können.
Aber alles hängt natürlich von der weiteren
Entwicklung, von der Bewältigung des epidemiologischen
Notstandes ab.
KF: Werden Schulungen stattfinden?
E. Deltedesco: Der Südtiroler Chorverband
ist dauernd bestrebt, das Singen lebendig
zu erhalten, sich zu öffnen für Weiterentwicklung
und Weiterbildung. Auch für dieses
Jahr hatten wir wiederum ein vielfältiges
und hochqualifi ziertes Schulungsangebot
ausgearbeitet. Aufgrund der derzeitigen
Situation ist aber eine Durchführung der
Fortbildungsangebote nicht möglich und
so mussten alle zunächst einmal bis Ende
September geplanten Schulungen und
Veranstaltungen leider abgesagt werden.
KF: Wie sehen Sie persönlich die Situation?
Wird sich auch längerfristig für das Chorwesen
etwas ändern?
E. Deltedesco: Bereits seit über drei Monaten
können sich die Chöre nicht mehr zur
Probe treffen, das Frühjahrskonzert oder
die festliche Mitgestaltung eines Gottesdienstes
war und ist nicht möglich. Dieses
regelmäßige Zusammentreffen in der
Chorgemeinschaft fehlt gerade vom sozialen
Gesichtspunkt her wohl allen Sängerinnen
und Sängern, man möchte meinen,
diese lange Pause möge vielleicht auch
negative Auswirkungen auf den Weiterbestand
des Chores haben. Das Singen gehört
aber zur Natur des Menschen, Singen
im Chor verbindet alle Gesellschaftsschichten,
Bevölkerungsgruppen und Altersstufen,
vermittelt vielseitige Geselligkeit und
schenkt Geborgenheit. Tagtäglich höre ich
von vielen Sängerinnen und Sängern wie
sehr sie sich auf die Zeit freuen, wo regelmäßige
Chorarbeit, gemeinsames Singen,
Zusammentreffen möglich ist. Dies gibt mir
die Gewissheit, dass der momentane Stillstand
des Chorlebens längerfristig kaum
etwas ändern wird. Ich bin sogar überzeugt,
dass diese Abstinenz die Chorgemeinschaft
zusätzlich fördert und das Zusammengehörigkeitsgefühl
wachsen lässt
Int: Paul Bertagnolli
www.scv.bz.it
Nr. 02 | Juni 2020 25
Das Thema
Chorsingen in Corona-Zeiten
Ist Probentätigkeit noch möglich?
Gemeinsam singen und nicht alleine – gerade
das macht das Schöne an der Chormitgliedschaft
aus, und gerade das ist seit
der CoronaPandemie das größte Problem.
Gemeinsam singen ist nicht dasselbe wie
alleine singen. Im gemeinsamen Klang erleben
die die Sängerinnen und Sänger
eine ganz besondere Erfahrung von Gemeinschaft
und Einheit, die so nicht zu ersetzen
ist. Und diese Gemeinschaft ist gerade
das Gefährliche.
Deshalb sah das Abkommen zwischen
der italienischen Bischofskonferenz und
der Regierung Conte zwar vor, dass man
wieder Messen feiern darf, von Orgelspiel
begleitet, aber ohne Chorgesang. Aber
auch die Probentätigkeit selbst ist nicht
erlaubt. Der Südtiroler Chorverband überlegt
auf den Grundlagen der Gesundheitsund
Sicherheitsvorschriften einen Plan zu
entwickeln, wie man Proben wieder abhalten
könnte. Es ist aber nicht leicht, sagt
Verbandsobmann Erich Deltedesco: „Die
Pfl icht zum Mundschutz und der 2-Meter-Abstand
widersprechen dem Prinzip
des Chorsingens, ebenso dass je 10 Quadratmeter
nur eine Person im Raum sein
darf.“ Viele Probelokale sind nämlich eher
klein, deshalb gibt es wohl keine Hoffnung
für die Wiederaufnahme von Proben. „Es
könnten höchstens Teilproben für einzelne
Register stattfinden“, erklärt der Obmann.
Aber warum ist gerade die Probentätigkeit
von Chören so problematisch in
Coronazeiten? Dass gerade das Chorwesen
eingeschränkt ist, dafür gibt es mehrere
Gründe. Das Problem ist die „Enge“
in der Choraufstellung, aber auch die Tatsache,
dass in den Chören, nicht nur in
Südtirol, vor allem in den Kirchenchören,
viele ältere Menschen singen, die zur Risikogruppe
gehören.
Ist Singen im Chor gefährlich?
Der Blick auf Chöre und Corona in ganz Europa
zeigt, dass die Sorgen berechtigt sind.
So waren nach Proben und einer Aufführung
von Bachs Johannes-Passion in Amsterdam,
wie die Neue Zürcher Zeitung berichtet, am
8. März 102 von 130 Mitgliedern von Het
Amsterdams Gemengd Koor mit dem Coronavirus
infiziert und erkrankten zum Teil
auch schwer, vier Sänger starben. In der
Nähe von Seattle starben zwei Sänger des
Skagit Valley Chorale; bei einer Probe am
10. März hatten sich insgesamt 45 von 60
Sängern mit dem Virus angesteckt. Nach einer
Probe der Berliner Domkantorei am 9.
März zeigten 60 von 80 Teilnehmern Symptome,
unter ihnen auch der Kantor und die
Korrepetitorin, die bei der Probenarbeit ja
einige Meter Abstand zum Chor gehalten
hatten. Auch aus dem niedersächsischen
Stade, dem bayrischen Hohenberg und dem
französischen Hombourg-Haut, wurden vergleichbare
Fälle bekannt.
Wann werden Chorproben wieder möglich sein?
26
KulturFenster
Chorwesen
Studien zur Virusübertragung
beim Singen
Studien untersuchten bereits die Frage,
warum sich im Chor viele Personen leicht
anstecken. Weitere Studien sind im Gange.
Christian Kähler, Professor für Strömungsmechanik
und Aerodynamik an der Universität
der Bundeswehr München, hat am 7. Mai
Resultate einer Testreihe zur Ausbreitung
von Tröpfchen und Schwebeteilchen in der
Luft, den Aerosolen, bei Instrumenten und
Stimmen veröffentlicht und auch mit einem
Video auf Youtube veranschaulicht. Seine
Experimente zeigen, dass die Luft durch
Gesang nur innerhalb eines sehr begrenzten
Bereichs messbar verwirbelt wird, etwa
50 Zentimeter. Sie bestätigen also die Beobachtung
vom Test mit einer brennenden
Kerze, die vor dem geöffneten Mund eines
Singenden kaum ins Flackern gerät. Nach
dieser Studie müsste ein Sicherheitsabstand
von 1,5 Metern und eine versetzte Aufstellung
im Chor ausreichen, um gegenseitige
Infektionen selbst beim Husten zu vermeiden.
Auch das Freiburger Institut für Musikermedizin
hat inzwischen seine Risikoeinschätzung
vom 25. April verändert, in der
noch grundsätzlich vom Chorsingen abgeraten
wurde; es empfi ehlt seit 6. Mai einen
Abstand von zwei Metern.
Die Studie berücksichtigt allerdings nicht
besondere Eigenarten des Singens wie die
Tatsache, dass Sängerinnen und Sänger
besonders tief einatmen, dass sich die Viren
in der Luft halten, da es sich ja um geschlossene
Räume handelt. Dass sich Teilchen
in der Luft halten, also nicht nur beim
Singen selbst für Ansteckung sorgen, dafür
sprechen die Untersuchungen der Forscherin
Shelly Miller aus Colorado. Die Professorin
für Mechanical and Environmental Engineering
beschäftigt sich schon länger aus
der Perspektive der Umweltwissenschaft mit
Aerosolen; sie verweist auf die hohe Zahl
von Covid-19-Infektionen in geschlossenen
Räumen. In China war nur einer von 314
dokumentierten Ausbrüchen nachweislich
auf eine Ansteckung in freier Luft zurückführen.
Japanische Forscher schätzen die
Wahrscheinlichkeit, sich innerhalb eines
Raumes anzustecken, als zwanzig Mal so
hoch ein wie die Wahrscheinlichkeit einer
Infektion im Freien. So wird man wohl trotz
der eher positiv klingenden Studie der Bundeswehr
vorerst besser auf die Nähe bei gemeinsamen
Proben verzichten.
Vor dem Computer singen?
Auch wenn die Gemeinschaftserfahrung
im Chor nicht möglich ist, so sollten Sängerinnen
und Sänger die wissenschaftlich
nachgewiesenen gesundheitsfördernden
Wirkungen des Singens gerade in diesen
Zeiten für sich nutzen. Neben den digitalen
Projekten, in denen man mit anderen
in Gemeinschaft singt, sollte man seine
Stimme pflegen. Als Gesundheitseinrichtung
für Sänger und Instrumentalisten stellt das
Freiburger Institut für Musikermedizin (FIM)
konkrete Anregungen für tägliche Übungen
und Tipps auf seiner Website (unter «Aktuelles»)
zur Verfügung. Viele Chöre verlagern
ihre Tätigkeiten ins Netz mit Übeprogrammen
wie Carus music App, die Übehilfen
für größere Standardwerke enthält. Eine
Möglichkeit ist auch, Probenideen-Midi-
Dateien zu erstellen, um Übehilfen zu geben
oder einzelne Stimmen einzuspielen
und als Übehilfen zu verschicken. Eine weitere
Möglichkeit ist die musikalische Analyse
und das Besprechen von Texten in digitaler
Konferenz. Für jede Stimme kann
außerdem Rhythmus, Aussprache des
Textes und Probenanweisung eingesprochen
werden, ebenso Einzelstimmen und
Tutti-Einspielungen. Diese werden dann
zu den Probenzeiten den Mitgliedern online
zur Verfügung gestellt. Technisch sind
die Hürden für eine Online-Probe relativ gering,
wenn man Computer und Internet hat.
Doch das reicht nicht. Es braucht vor allem
die Bereitschaft und das technische Können
des Chorleiters, der Regie führen muss.
Vor allem aber müssen alle die Sinnhaftigkeit
solcher Treffen erkennen. Wenn man
glaubt, dass eine reale Probe durch nichts
zu ersetzen ist und solche Treffen eher als
Belastung und unnatürlich angesehen werden,
dann hat es wohl wenig Sinn. Außerdem
ist die Disziplin wichtig: Probt gerade
die eine Stimme, treten die gleichen Probleme
auf wie in jeder normalen Chorprobe:
Wer gerade nichts zu tun hat, macht was
anderes. Zoom ermöglicht es, Teilnehmer
stumm zu schalten und Gruppen zu bilden,
um so mit den einzelnen Stimmen zu proben.
Die Einteilung in einzelne Gruppen ermöglicht
es, untereinander innerhalb dieser
Gruppe zu proben, der Chorleiter kann sich
dort dann jederzeit zuschalten.Zu Hause geprobt
werden kann aber auch ganz ohne
Videokonferenzen. Der Arrangement-Verlag
stellt zum Beispiel einzelne Stimmen
von Werken als Audiodatei zur Verfügung.
Dass die Chorprobe und das Konzert mit
realer Präsenz aller nicht zu ersetzen sind,
darüber sind sich wohl alle einig. So bleibt
nur, auf eine Zeit zu hoffen, dass dies wieder
möglich ist. Da stellt sich aber eine andere
Frage: Hören viele Menschen aus Angst
vor Ansteckung mit dem Singen auf? Erich
Deltedesco glaubt das nicht: „Wir werden
besonders auf die Risiko-Gruppen Rücksicht
nehmen. Ich bin mir sicher, dass alle wieder
mit Freude und Begeisterung beim Chorsingen
dabei sein werden – wenn die Gefahr
einmal vorbei ist.“ Eine ganz normale Probentätigkeit
wird aber erst wieder möglich
sein, wenn weniger strenge Regeln gelten.
Chorleiter/in gesucht!
Der Ahrntaler Männerchor, der 2019 sein 40jähriges Jubiläum feierte, ist auf der
Suche nach einem neuen Chorleiter oder einer Chorleiterin. Gegenwärtig hat der
Chor 34 aktive Mitglieder und will nach Bewältigung der Corona-Krise neu durchstarten.
Interessierte können jederzeit zusätzliche Informationen anfordern. Für hilfreiche
Hinweise sind wir dankbar. Kontakt unter ahrn.maennerchor@gmail.com oder telefonisch
bei Obmann Hermann Lunger (0474 671239 oder 3403316551), Ausschussmitglied
Martin Rauchenbichler (3482258704) und Ausschussmitglied Hans Fischer (3478445513).
Nr. 02 | Juni 2020 27
im im Gedenken
„Ich bin heimgegangen ins Licht …
… Danke, dass ihr ein Stück Weg mit mir gegangen seid!“
Mit diesen Worten und dem Bild einer
warm leuchtenden Kerze hat Hildegard
Pernter Kostner aus Truden in ihren letzten
Lebenstagen einen Abschiedsgruß
gestaltet.
Auch viele Volksmusikfreunde aus Südtirol
dürfen sich von diesem Gruß angesprochen
fühlen! Hat Hildegard doch im
Laufe der letzten Jahrzehnte immer wieder
Freude und Dankbarkeit darüber geäußert,
dass durch die Teilnahme an der
Sing- und Musizierwoche in Burgeis im
Jahre 1984 für sie eine neue Welt aufgegangen
sei. Im großen Kreis der Volksmusikantenfamilie
hat sie „Heimat“ gefunden,
viele Erlebnisse mit sing- und
musizierfreudigen Menschen haben ihr
Leben bereichert. Über Jahre war sie bei
den Südtiroler Singtagen und der Singund
Wanderwoche dabei, einige Male
auch beim Seminar für kleine Singgruppen
in Mellaun; mit ihrem herzlichen und
geselligen Wesen war sie bei Veranstaltern
und Teilnehmern sehr beliebt.
Als Altsängerin und Gitarristin hat sie mit
Einsatzbereitschaft und Ausdauer bei
verschiedenen Sing- und Musiziergruppen
mitgewirkt: Schrofener Soatnmusig,
Unterlandler Hausmusik, Chor der Grieser
Bäuerinnen, Grieser Frauenxång,
Pfarrchor Gries . . ., in Truden hat sie
die Frauen- und Kindersinggruppe
unterstützt, wenn sie darum gebeten
wurde. Hildegard gehörte auch zu den
treuesten Hörerinnen der Volksmusiksendungen
der Rai Südtirol.
Ich selbst habe Hildegard vor über 30
Jahren bei den theologischen Kursen
in Brixen kennengelernt, und diese
Freundschaft hat zur Gründung des
Viergesanges „Unterwegs“ geführt.
Gemeinsam mit Walter Weissteiner
aus Weitental und Paul Silbernagl aus
Bozen waren wir von 1989 bis 1996
schon allein zum Proben viel „unterwegs“,
und Auftritte haben uns sogar
bis nach Karlsruhe und nach Oberösterreich
geführt. Hildegard hat nicht
nur einmal lachend gemeint: „I bin
ållm af der Schellrodl.“
Anfang April 2020 ist Hildegards „Unterwegssein“
auf dieser Erde leider zu
Ende gegangen. Nach einem Jahr des
Hoffens und Bangens ist sie infolge einer
Krankheit in Frieden und Stille zu
Gott heimgekehrt.
Liebe Hildegard, mögest du nun in der
Gemeinschaft der himmlischen Chöre
aufgenommen sein und ewige Freude
genießen dürfen!
KulturFenster
Redaktion KulturFenster
Ihre Beiträge für das Chorwesen senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des KulturFensters ist Freitag 17. Juli 2020.
28
KulturFenster
Stimmgabel
Chorwesen
Eine große Bereicherung für Brummnet
Konzertreise des bekannten Männerchors nach Südafrika
Brummnet, der Männerchor, ist eines der
Aushängeschilder der Südtiroler Chorwelt.
Der Männerchor aus dem Pustertal durfte zu
seinem 15jährigen Jubiläum Ende Februar
ein weiteres Highlight seiner Tätigkeit erleben:
der Chor brach am 21. Februar zu einer
achttägigen Konzertreise nach Südafrika auf.
Die Wahl auf Südafrika war naheliegend,
da einer der beiden Chorleiter (Johann van
der Sandt) ein gebürtiger Südafrikaner ist und
natürlich noch immer ausgezeichnete Kontakte
zur dortigen Chorwelt hat. Von München
startete das Ensemble mit fünfzehn
Sängern und den beiden Chorleitern, Clara
Sattler und Johann van der Sandt, über Dubai
zum ersten Ziel der Reise nach Pretoria.
Dort angekommen wurden die Sänger
bei Gastfamilien untergebracht und durften
so im persönlichen Kontakt die Kultur und
Lebensart des Landes hautnah miterleben.
Bei einem typischem „Braai“, einer südafrikanischen
Grillfeier, wurden die Südtiroler
Sänger von den Gastfamilien willkommen
geheißen und durften sich von der Reise
erholen. Am zweiten Tag der Reise standen
dann schon die ersten Konzerte auf dem Programm.
Das erste war die Mitgestaltung eines
Gottesdienstes in der evangelischen Kirche
„Stella Street“ im Stadtteil Brooklyn in Pretoria.
Trotz der frühen Stunde und Restmüdigkeit
war es für alle ein wunderbares Erlebnis
und Brummnet kam so gut an, dass
ein spontaner Auftritt beim zweiten Gottesdienst
organisiert wurde. Am Nachmittag
schließlich stand das nächste Konzert in der
Kirche der deutschen Johannes-Gemeinde
von Pretoria auf dem Programm. Das Konzert
wurde zusammen mit dem „Resonanz
Vocal Ensemble“ gestaltet. Das Ensemble ist
eines von denjenigen, welches von brummnet-Chorleiter
Johann van der Sandt während
seines Schaffens in Südafrika geleitet
wurde. Spätestens nach diesem Konzert war
Brummnet in Südafrika angekommen und
erfreute sich an der Herzlichkeit und Begeisterungsfähigkeit
der Südafrikaner. Nach
dem Konzert wurde mit den Mitgliedern der
deutschen Gemeinde und den Sängern von
Resonanz gefeiert und gesungen. Vor allem
die Jodel-Künste von Clara Sattler werden
wohl so einigen Südafrikanern lebenslang
im Gedächtnis bleiben.
Am nächsten Tag der Tour ging es für
Brummnet zuerst in eine Schule in Pretoria,
wo bei der wöchentlichen Schulversammlung
ein Auftritt von brummnet eingeplant war.
Vor einigen hundert Schülern begeisterte der
Chor in gewohnter Manier mit musikalischer
Perfektion. Nach dem letzten Stück, einem
südafrikanischen Volkslied,
gab es für die Schülerinnen
und Schüler kein
Halten mehr: erst nach langen
Standing-Ovations und
dem Einschreiten der Professoren
war wieder an ein
Fortführen des Schulalltages
zu denken. Brummnet
wurde danach noch
eine Schulführung angeboten,
bei der eine Klasse
mit einem Exklusiv-Konzert beglückt wurde.
Nach diesem wunderbaren Erlebnis fuhren
die Männer ins „Lesedi-Kulturdorf“, wo sie
die verschiedenen Stämme der Ureinwohner
Südafrikas mit ihren verschiedenen Traditionen,
Gesängen und Tänzen kennenlernen
durften. Am Abend war es dann Zeit für
den nächsten Höhepunkt. Brummnet traf auf
den südafrikanischen "Vox Chamber Choir",
(Beistrich!!) der von Franco Prinsloo geleitet
wird. Herr Prinsloo ist ein junger südafrikanischer
Komponist und Chorleiter, welcher
auch für Brummnet ein Werk geschrieben
hat. In der wunderbaren Atmosphäre der Kirche
im Haus Nazareth wurde dem ausverkauften
Haus feinste Chormusik präsentiert.
Am Dienstag war es Zeit von den Gastfamilien
Abschied zu nehmen. In den wenigen
Tagen entstanden einige Freundschaften
und der Abschied fi el alles andere als
leicht. Für Brummnet ging es weiter zur Safari
nach Dinokeng. Die unglaubliche Pflanzen-
und Tierwelt des afrikanischen Kontinents
konnte bestaunt und aufgesogen
werden und hat bei den Sängern bleibende
Eindrücke hinterlassen.
Der Mittwoch stand im Zeichen der Weiterreise
nach Kapstadt. Nach der Ankunft
am Flughafen ging es direkt weiter zum Kap
der guten Hoffnung. Natürlich wurde auch
dort im besten „Brummnet-Style“ südtiroler
und südafrikanisches Liedgut verbunden.
Der Donnerstag sollte eigentlich auf dem
berühmten Tafelberg beginnen. Doch aufgrund
von Wolken und des starken Windes
wurde stattdessen eine Rundfahrt durch
Kapstadt organisiert. Am Abend gab es dann
das letzte Konzert der Reise in der „Western
Eine interessante Chorreise erlebten
die Sänger vom Chor Brummnet.
Preparatory School“ im Stadtteil Claremont.
Was bei der Reise für die Südtiroler Männer
natürlich nicht fehlen durfte, war der
Vergleich der südafrikanischen Weine mit
den Unsrigen. Hierzu wurden am letzten
Tag der Reise zwei Weingüter besucht, bei
denen die Verkostung der besten südafrikanischen
Weine und zudem die Gemeinschaft
im Vordergrund standen.
Brummnet ist es bei dieser Reise nicht
nur gelungen, feinste Südtiroler Chormusik
zu präsentieren. Die Chormitglieder durften
ein extrem musikbegeistertes Volk kennenlernen,
das zudem sehr gastfreundlich ist.
Die Eindrücke von Menschen und Kultur,
aber auch der Gemeinschaft im Chor und
die Schönheit des Chorsingens hinterließen
bleibende Eindrücke, von denen die Mitglieder
noch lange zehren können.
Ein großer Dank geht an dieser Stelle an
den Ausschuss von Brummnet unter der
Obhut von Sieghard Amhof und den beiden
Chorleitern Clara Sattler und natürlich Johann
van der Sandt. Johann van der Sandt und
Sieghard Amhof sind es gewesen, die den
größten Teil der Reise perfekt organisiert haben.
Diese Reise war ein richtiges "moerse"
(afrikanisch) Abenteuer und eine wunderbare
Bereicherung für den Chor.
Nr. 02 | Juni 2020 29
Stimmgabel
Fahnenweihe in Martell
Für den Chor „Schianbliamltol“
Anlässlich des Patroziniums der hl. Walburga
wurde am Sonntag, 1.März 2020 in
Martell die neue Fahne des gemischten
Chores „Schianbliamltol“ gesegnet und
ihrer Bestimmung übergeben.
Auf Anregung einiger Chormitglieder
hin hat der Ausschuss vor einiger Zeit
beschlossen, für besondere Feierlichkeiten
eine Vereinsfahne für die Chorgemeinschaft
anzuschaffen. Der Marteller
Künstler Walter Kuenz wurde mit der
Gestaltung der Fahne beauftragt. In seinen
Vorschlägen und in der Ausführung
hat er die sakrale (religiöse) und profane
(weltliche) Ausrichtung des Chores aufgegriffen.
Die Farben in der Fahne haben seinen
Aussagen zufolge eine bestimmte Symbolik:
Das Blau steht für Wasser, das Goldgelb
für Feuer und den Sonnenaufgang
und das Grau für Alter und Weisheit. Zentrales
Motiv ist ein singender Engel mit
Buch. Angefertigt wurde die Fahne vom
Unternehmen IDEA in Naturns. Beim feierlichen
Gottesdienst, der vom Chor mit
der Gounod - Messe umrahmt wurde,
segnete Hochwürden Josef Stricker die
neue Fahne. Als Fahnenpatin konnte Gerlinde
Fleischmann und als Fähnrich Armin
Oberhofer gewonnen werden.
Neben mehreren Ehrengästen konnte
Obmann Stefan Kobald auch die Gemeindeverwaltung
und den Verbandsobmann
Hochwürden Josef Stricker segnete die Fahne.
der Südtiroler Chöre, Herrn Erich Deltedesco,
begrüßen. In seiner Ansprache
ging Stefan Kobald auf die besondere
Bedeutung einer Fahne ein: Sie ist ein
Symbol, welches vereint, einer Gemeinschaft
Wurzeln gibt und nicht zuletzt als
Zeichen für innere Werte steht. Als Wahrzeichen
des Chores soll sie bei freudigen,
aber auch bei traurigen Ereignissen mitgetragen
werden.
Nach dem Festgottesdienst wurden
die Chormitglieder von der Musikkapelle
ins Bürgerhaus begleitet, wo sie
sich im Rahmen der Kirchtagsfeier auch
zum jährlichen Vereinsessen trafen. Für
25 Jahre Chorsingen wurde Waltraud
Spechtenhauser geehrt.Die Bäuerinnen
verwöhnten alle mit schmackhaften Gerichten
und köstlichen Kirchtagskrapfen.
Der Obmann betont: „Ihnen und
allen Sponsoren und Gönnern des Vereins
sei an dieser Stelle nochmals herzlich
gedankt! Wir Sängerinnen und Sänger
hoffen und wünschen, dass unsere
Fahne den Schianbliamltol - Chor viele
Jahre begleitet und vorangetragen wird!“
Hermann Schölzhorn wurde 70
Kirchenchor Ridnaun
Am 4. April feierte der allseits geschätzte
Obmann des Kirchenchors Ridnaun Hermann
Schölzhorn seinen 70. Geburtstag.
Der Kirchenchor Ridnaun wünscht mit
diesen Worten dem Obmann alles Gute:
„Für das neue Lebensjahr wünschen wir
dir gutes Gelingen in allen Dingen, viel
Freude und das alles natürlich bei bester
Gesundheit. Außerdem möchten wir diese
besondere Gelegenheit nutzen, um dir im
Namen aller Sängerinnen und Sänger ein
großes Dankeschön zu sagen, für deinen
unermüdlichen Einsatz für unseren Chor.
Mögest du uns noch lange als begeisterter
Sänger und als Obmann erhalten
bleiben!“
30
KulturFenster
Das Thema
Heimatpflege
Corona – und was kommt danach?
Die Krise als Chance für Maßnahmen zum Schutz unserer Heimat und Umwelt
Eine Frage treibt uns alle auch nach der
Aufhebung einiger Einschränkungen um:
Wird es jemals wieder eine Art von „Normalität“
geben, wie sie vor dem Ausbruch
der Pandemie geherrscht hat? Und war
das wirklich „normal“, was da letzthin so
alles abgelaufen ist? Viele Wissenschaftler,
Zukunftsforscher, Philosophen geben Antworten.
Sie erklären Entwicklungen, geben
mehr oder weniger hoffnungsfrohe Aussichten
oder führen uns zu Überlegungen,
die wir „früher“, in der Hektik unserer Tage,
zumeist beiseite geschoben haben. Precht
stellte diesbezüglich auch die Überlegung
an, ob denn das, was wir gerade erleben,
das große Erwachen aus unserem imaginären
Lebensfilm sei und ob unsere nicht
hinterfragten Alltagsroutinen, unsere übertriebenen
Sorgen und überzogenen Wünsche
jetzt sichtbar würden.
Falsche Hoffnungen
Sellajoch während der Mittwochssperre: Die Verkehrsreduzierung auf den Pässen ist
nur eine Maßnahme, die die Politik jetzt setzen sollte.
Das Coronavirus hat das Leben der Menschen
so radikal verändert, wie es seit dem Zweiten
Weltkrieg nicht mehr passiert war. Neben
Ängsten und Sorgen ebnen sich aber auch
kleine Freuden und Hoffnungen den Weg in
unser Bewusstsein. Wir Heimatpfleger haben
die Hoffnung und den Wunsch, dass nicht nur
die einfachen Bürger, sondern auch die Entscheidungsträger
aus der Krise lernen und
den Mut aufbringen, strenge Maßnahmen für
eine bessere Welt zu ergreifen.
Die Coronazeit war und ist für viele immer
noch eine physische und emotionale
Belastung, in der sie sich um ihr eigenes
Wohl und jenes ihrer Familienangehörigen
sorgen. Wir wissen nun alle, was es heißt,
für eine geraume Zeit in der Bewegungsfreiheit
und in den sozialen Kontakten eingeschränkt
zu sein, gemeinsame kirchliche
und andere Feste nicht feiern oder persönlich
von Sterbenden Abschied nehmen zu
können. Wer letzthin viel Zeit in den eigenen
vier Wänden verbracht hat, musste
zudem oft erst lernen, damit umzugehen.
Manchen gab diese Zeit auch die Möglichkeit,
ihren Blick weg vom Äußeren hin
zum Inneren zu richten, sich neu kennenzulernen
– ganz nach dem Motto des Philosophen
Richard David Precht: „Wer bin
ich, und wenn ja, wie viele?“
Es geht auch um die wirtschaftliche, kulturelle
und soziale Entwicklung unserer Gesellschaft.
Wir haben die rigiden Maßnahmen,
die die Politik nach Ausbruch der Pandemie
getroffen hat, in der Regel anstandslos
akzeptiert, weil unsere Tiefenangst uns
um die eigene Gesundheit bangen ließ. Zu
spüren war aber auch eine verstärkte Solidarität
gegenüber Schwächeren und Alten
in der Gesellschaft, was ein wertvolles Zeichen
von Verantwortung darstellt.
Was ist normal?
Dass Corona uns unmittelbar bedroht, wissen
wir erst seit Kurzem. Wir wissen aber
schon seit Langem, dass, wenn wir so weiterleben
und wirtschaften wie bisher, wenn
wir mit den natürlichen Ressourcen unserer
Erde weiterhin so leichtfertig umgehen,
wenn wir unser Umweltverhalten nicht
massiv verändern, auf eine Klimakatastrophe
hinsteuern, die ein Stück weit gravierendere
Auswirkungen haben wird, als die
derzeitige Pandemie (siehe Interview mit
Georg Kaser). Warum nimmt man die Warnungen
der Wissenschaftler in dieser Materie
nicht so ernst wie jetzt die der Virologen
zu Corona?
Winfrid Herbst, Vorsitzender des Naturschutzbundes
Salzburg, hat das in seinem
Artikel „Alte Wege endlich verlassen“ („Salzburger
Nachrichten“, 6. April 2020) damit
erklärt, dass die Angst vor Pandemien im
kollektiven Gedächtnis verankert sind, dass
aber unser kollektiver Erfahrungsschatz im
Umgang mit den Umweltgütern bei aller
erkennbaren Bedrohung immer noch auf
Hoffnung eingestellt ist. Aber genau das ist
der Trugschluss, denn die Umweltproblematik
ist wissenschaftlich vielfach bewiesen,
real und in vielen Anzeichen – auch
in unserer Gegend – schon spürbar. Allein
die Tatsache, dass die Weltbevölkerung rasant
wächst, bedeutet, dass der Druck auf
die Ressourcen dieses Planeten immer stärker
wird. Das Verhältnis zwischen dem ungehemmten
Anspruch des Menschen auf
der einen Seite und den natürlichen Mög-
Nr. 02 | Juni 2020 31
Das Thema
Die positive Seite der Coronamaßnahmen: In vielen Gebieten Europas ist die Luftverschmutzung zurückgegangen, hier sichtbar an
der verminderten Stickstoffdioxid-Konzentration über Italien. Quelle: ESA
lichkeiten auf der anderen droht zu kippen
– mit all den daraus folgenden apokalyptischen
Folgen für Mensch und Natur: Es
wird eng – im wörtlichen und übertragenen
Sinn des Wortes.
Jetzt handeln
Man hat in der Coronakrise gesehen, dass
sich Menschen ändern können, wenn sie
es müssen bzw. wenn sie sich unmittelbar
in Gefahr sehen. Und vor allem schaffen es
Politiker, bis dato unvorstellbare, weil unpopuläre
Maßnahmen zu ergreifen, wenn es
die Notsituation erfordert. Es ist also jetzt
ein sehr günstiger Augenblick für alle Entscheidungsträger,
die Welt nach Corona zu
denken: Wie es von einem Tag auf den anderen
einschneidende Maßnahmen zum
Personen- und Warenverkehr, zur Arbeit,
zur Freizeit, zur medizinischen Versorgung
usw. gegeben hat, so müsste es ab jetzt möglich
sein, einschneidende und unpopuläre
Maßnahmen zu ergreifen, wenn es um den
Schutz der Natur und unserer Gesundheit
vor Umweltbelastungen geht. Denn ein geschwächter
Mensch ist anfälliger – auch für
die nächste Krise. Jetzt müssen die Politiker
den Mut aufbringen und überall dort, wo
man schon seit Jahren weiß, dass das vernünftige
Maß längst überschritten wurde,
einen Stopp erlassen! Ausbaustopp in Skigebieten,
Schließung der Pässe für den
Individualverkehr, Einführung einer Obergrenze
für den Tourismus, Kostenwahrheit
im Warentransport, Bemautung der Transitrouten,
Einhaltung der Schutzregeln in
"Die reinste Form des
Wahnsinns ist es, alles
beim Alten zu belassen
und gleichzeitig zu hoffen,
dass sich etwas ändert."
Albert Einstein
den Bereichen Natur- und Umwelt – dies
und vieles mehr fordern wir Heimatpfl eger
bereits seit vielen Jahren.
Vielleicht haben die Politiker jetzt erkannt,
dass vergängliche Dinge wie Macht,
Ruhm und Besitz kein Garant für das Glück
sind, dass sich Stärke und Wohlstand nicht
allein durch die Summe der äußeren Güter
manifestiert, sondern dass es auf weitaus
wichtigere Dinge im Leben eines jeden ankommt.
Zu hoffen ist auch, dass die Menschen
aufwachen und im täglichen Bemühen
um eine gesunde Mitwelt mehr Mut
an den Tag legen.
Die Frage, ob es jemals wieder eine Art
von Normalität geben wird, wie sie vor dem
Ausbruch der Coronapandemie geherrscht
hat, ist wohl zu verneinen. Wir werden alle
mit mehr Vorsicht und mit mehr Augenmaß,
vor allem aber mit mehr Respekt
vor unserer Natur und unserem Mitmenschen
handeln müssen, damit wir nicht
bald wieder in die nächste schwere Wirtschafts-,
Gesundheits- und Gesellschaftskrise
stürzen.
Dr. Claudia Plaikner,
Landesobfrau des
Heimatpfl egeverbandes
KulturFenster
Redaktion KulturFenster
Ihre Beiträge für die Heimatpflege im KulturFenster senden Sie bitte an: fl orian@hpv.bz.it
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpfl egeverband)
32
KulturFenster
Heimatpflege
„Gegen den Klimawandel gibt
es keinen Impfstoff“
Südtiroler Klimaforscher Georg Kaser wirbt für ein Nachdenken vor dem Neuanfang
Der „Lockdown“ im Zuge der Coronakrise
hat die Wirtschaft zum Erliegen gebracht.
Doch auch die Phase des Wiederaufbaues
gestaltet sich schwierig. Vor allem der Tourismus
wird noch lange an den Folgen der
Pandemie leiden. Genau das wäre jetzt die
Gelegenheit über Veränderungen nachzudenken,
sagt der aus Meran gebürtige Klimaforscher
Georg Kaser.
Kulturfenster:Sie haben während der akuten
Phase der Coronapandemie den Klimawandel
als noch viel größere Herausforderung
bezeichnet als die aktuelle Gesundheitskrise.
Wie ist das zu verstehen?
Georg Kaser: Die Coronapandemie ist
schlimm und hat viele Opfer gefordert.
Aber wir haben die Hoffnung, dass irgendwann
ein Impfstoff oder ein Medikament
gefunden wird, mit dem wir die Krankheit
endgültig stoppen können. Beim Klimawandel
ist das anders. Er wird, sofern wir nicht
umgehend etwas dagegen unternehmen, in
den nächsten Jahrzehnten Millionen Menschen
die Lebensgrundlage entziehen. Die
Opferzahl wird um ein Vielfaches höher liegen
als wir sie jetzt bei Covid-19 beklagen.
Die einen werden sterben, die anderen
flüchten. Auch wir in den Industrieländern
werden die Veränderungen stark spüren.
Wir sollten uns deshalb bewusst sein: Gegen
den Klimawandel gibt es weder einen
Impfstoff noch ein Medikament.
KF: Was kommt da auf uns zu?
G. Kaser: Vom Anstieg des Meeresspiegels
über Niederschlagsextreme und Trockenperioden
bis zum Auftauen des Permafrostes
gibt es zahlreiche Phänomene, die
die Welt verändern werden. Wird die globale
Erwärmung nicht bald schon stark eingedämmt,
steht Teilen der Antarktis und der
tropischen Regenwälder ein Kollaps bevor.
Weil es in den Meeren sogenannte ozeanische
Hitzewellen weiter zunehmen werden,
kann kaum noch Sauerstoff in die tiefere
Meeresschichten gelangen. Wenn aber
im Meer Lebensräume zerstört werden, wirkt
sich das massiv auf die Nahrungskette und
auf das gesamte Ökosystem aus. Was das
Auftauen des Permafrostes betrifft, beeinflusst
das die Festigkeit des Gesteins, zudem
entsteht beim Auftauen Methan. Das
treibt die Treibhausgasmenge in die Höhe.
Insgesamt gesehen, wird es immer weniger
Plätze auf der Erde geben, wo Menschen
überleben können …
KF: Ein düsteres Bild. Sind Sie Optimist
oder Pessimist?
G. Kaser: Ich bin in erster Linie Wissenschaftler
und sehe meine Verantwortung
darin, auf die drohende Entwicklung aufmerksam
zu machen. Tatsache ist, dass
wir es schaffen müssten, die weitere globale
Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius
zu halten. Nur dadurch könnten wir die
Erde vor noch katastrophaleren Klimaveränderungen
schützen als sie ohnehin anstehen.
Im Moment steuern wir aber auf 3
bis 4 Grad alleine bis 2100 zu. Nur wenn
wir in den nächsten sechs bis acht Jahren
den CO 2
-Ausstoß in Relation zu 2010 um
45 Prozent senken, hätten wir eine Chance,
diese Kurve zu kriegen.
Die Gletscher schmelzen – unaufhaltsam. Hier der Blick auf den Steinschlagferner im Schnalstal. Foto: Daniela Brugger
Nr. 02 | Juni 2020 33
Das Thema
KF: Welches Szenario zeichnen Sie in den
nächsten Jahrzehnten für Südtirol – Stichwort
Gletscherschmelze?
G. Kaser: Das völlige Abschmelzen der
Gletscher ist jetzt schon nicht mehr aufzuhalten.
Vermutlich wird es in 30 Jahren
in Südtirol keinen Gletscher mehr geben.
Aber dieses Phänomen wird sich weit
weniger auswirken als etwa die Wetterextreme
oder die Schwankungen bzw. Verschiebungen
der Winterniederschläge. Es
wird wärmere und trockenere Winter geben.
Und wenn die Niederschläge wirklich
fallen, dann in immer höheren Lagen
vermehrt in Form von Regen statt Schnee.
Das Wasser wird also schneller abfl ießen,
es wird weniger saisonale Wasserspeicherung
geben. Auch werden Regen im Winter
und weiteres Auftauen von Permafrost
zu vermehrten Bergstürzen und Vermurungen
führen. Insgesamt müssen wir auf der
Alpensüdseite mit mehr Trockenheit und,
wie gesagt, mit Wetterextremen rechnen,
deren Auswirkungen nur begrenzt kontrollierbar
sind.
KF: Warum haben Sie sich gerade jetzt öffentlich
zum Klimawandel geäußert, da die
Welt doch auf den ersten Blick ganz andere
Probleme hat?
G. Kaser: Ich finde, es war der richtige
Zeitpunkt. Wir erleben im Moment, welche
Folgen eine Globalisierung hat, die
die Kontrolle den Märkten statt den Menschen
überlässt, die eine gefährliche Abhängigkeit
schafft, die unsere Wirtschaft
und unsere Umwelt extrem fragil macht.
Wir haben es bei der Schutzausrüstung
gesehen, die von China importiert werden
muss; wir sehen es seit Jahrzehnten bei
den fossilen Brennstoffen. Jetzt hätten wir
noch eine kleine Chance, etwas zu verändern.
Man ist nach der akuten Phase der
Pandemie an einem Punkt, an dem die
Wirtschaft wieder hochgefahren wird. Das
muss und wird notgedrungen langsam geschehen.
Es wäre also genug Zeit, um Konzepte
für eine neu orientierte, stabilere und
sozial gerechtere Wirtschaft zu schaffen.
KF: Wie konkret kann das passieren?
G. Kaser: Da gibt es viele Möglichkeiten,
auch für die Europäische Union, die Spielraum
genug hat, um die Wirtschaft umzulenken.
Man kann zum Beispiel Steuern
auf fossile Brennstoffe erheben, man
kann die Subventionen neu gestalten. Es
gilt, jene Unternehmen zu fördern, die auf
„Wir erleben im Moment, welche Folgen eine Globalisierung hat, die
die Kontrolle den Märkten statt den Menschen überlässt,
die eine gefährliche Abhängigkeit schafft, die unsere Wirtschaft und
unsere Umwelt extrem fragil macht.“
Nachhaltigkeit, Umwelt und soziale Gerechtigkeit
setzen, die das Gemeinwohl in den
Mittelpunkt stellen. Solche Unternehmen
gibt es in größerer Zahl als man oft meint.
KF: Brechen wir das Thema auf die aktuelle
Situation in Südtirol herunter. Was könnte
die Politik, was könnten die Unternehmen
aus der Pandemie lernen?
G. Kaser: Die Krise hat den Tourismus ganz
besonders getroffen, und auch wenn die
Betriebe zum Teil wieder geöffnet sind,
wird das große Geschäft heuer ausbleiben.
Dieses Jahr sollte man nutzen, um
zu überlegen, welches „Produkt Südtirol“
man den Besuchern künftig bieten möchte
– und entsprechende Konzepte erstellen.
Vielleicht sollte ein Südtirolurlaub echte
Erholung sein und nicht Wochenendkonsum
mit massiven Verkehrsbelastungen
und riesigem CO 2
-Fußabdruck. Da spielt
auch die Kulturlandschaft eine große Rolle.
Was machen wir damit? Können wir sie authentisch
und nachhaltig erhalten und da-
Zur Person
Georg Kaser, 1953 in Meran geboren,
zählt zu den einfl ussreichsten
Klimaforschern weltweit. Sein Forschungsschwerpunkt
galt immer
schon den Gletschern.
Zwar ist Kaser seit zwei Jahren in
Rente, doch forscht er weiter und
ist nach wie vor als Professor und
als Dekan der Fakultät für Geo- und
Atmosphärenwissenschaften an der
Universität von Innsbruck tätig.
Er erachtet den Klimawandel als
noch weit größere Herausforderung
als die Coronapandemie. Mit seiner
Frau lebt Kaser in Karthaus.
mit eine stabile Basis auch für die Tourismuswirtschaft
bieten?
KF: Ja, was machen wir mit der Kulturlandschaft?
G. Kaser: Hier kommt die Landwirtschaft ins
Spiel. Die Bauern werden ja oft als Landschaftspfl
eger bezeichnet. Dabei könnten
sie doch viel mehr als bisher zur regionalen
Versorgung mit Lebensmitteln beibragen.
Alles spricht jetzt wieder vom hohen Wert
der kleineren Wirtschaftskreisläufe, der regionalen
Versorgung. Dann wäre doch jetzt
die Gelegenheit, die Unterstützungsmaßnahmen
für die Landwirtschaft zu überdenken
und wieder das zu fördern, was
die ursprüngliche Aufgabe der Landwirtschaft
war. Sonst verkommen die Holzhütten
auf den Almen wirklich zur Dekoration.
Interview: Edith Runer
34
KulturFenster
Heimatpflege
Offen, kritisch und aktiv –
auch nach Corona
Ein Beitrag von Vorstandsmitglied Dr. Josef Vieider
In folgendem Beitrag wirft Vorstandsmitglied
Josef Vieider einen kritischen Blick auf so
manche Leitsprüche und Schlagwörter, die
im Zuge der Coronapandemie eine besondere
Bedeutung bekommen – und andere,
die an Bedeutung verlieren.
Vielleicht ist sie nicht allen aufgefallen,
die kleine Veränderung am Logo des
Heimatpfl egeverbandes Südtirol: In den
Balken des stilisierten HV prangen seit
fast zwei Jahren die drei Worte „offen,
kritisch, aktiv“, und die Jutetaschen, erhältlich
im Verbandsbüro, tragen die Aufschrift
„Für Kultur, Landschaft, Mitwelt“.
Je drei kurze Schlagworte verdeutlichen
die Arbeitsweise und
das Einsatzgebiet unseres
Verbandes – ein
Teilergebnis der Klausurtagung
von 2017.
Wie eine uns allen
aufgezwungene Klausur
erscheint die über
die Welt hereingebrochene
Coronapandemie
mit dem „Lockdown“ der letzten Wochen.
Plötzlich hatten die meisten Leute
Zeit zum Nachdenken, Nachlesen, zum
Überlegen, was im Leben wichtig ist. Plötzlich
standen die bedrohte Gesundheit, die
sozialen Kontakte, die fehlende Kultur im
Vordergrund. Plötzlich hieß die oberste
Devise, gepredigt von Politikern und Virologen:
„Aufeinander Rücksicht nehmen“.
Welch ein Widerspruch zum bisher herrschenden
Glaubenssatz der Wirtschafts-
„Mit der noch gefährlicheren
Krise im Rücken, der drohenden
Klimakatastrophe, kann es ein
„Weiter so“ nicht mehr geben.“
weisen, der da lautet: „Konsumieren, wachsen
und verdrängen“.
Mit Corona ist unser bisheriges Wirtschaften
plötzlich in die Sinnkrise geraten.
Es geht die berechtigte Angst um, dass es
nie wieder so sein wird wie vorher. „Schneller,
höher, weiter“ gilt nicht mehr. Nach
Corona wird es zwar ein nachholendes
Konsumieren geben, aber unser globales
Wirtschaftssystem hat den Höhepunkt des
Wachstums wohl überschritten. Denn mit
der noch gefährlicheren Krise im Rücken,
der drohenden Klimakatastrophe, kann es
ein „Weiter so“ nicht mehr geben. Entweder
wir kommen mit einem niedrigeren Niveau
von Wachstum und Konsum zurecht,
oder es muss ein neues Wirtschaftssystem
gefunden werden.
Auch unsere Heimat, die wir lieben dürfen
und kennen sollten, wird sich diesen
globalen Veränderungen nicht entziehen
können. Wie die vielen anderen Heimaten
unseres Planeten werden auch wir die
aktuelle Devise „Aufeinander Rücksicht
nehmen“ weiter beherzigen müssen. Die
überhebliche „Miar sein miar“-Mentalität,
die sich nicht nur an Stammtischen,
sondern auch in manch mächtigen Organisationen
beheimatet fühlt, dürfte dabei
nicht hilfreich sein. Kritik wird häufi g
als Bedrohung empfunden oder als aufmüpfige
Behinderung, aber selten als das
wahrgenommen, was meistens gemeint
ist, nämlich als Einsatz zur Verbesserung
der Situation. Unverzichtbar wird Kritik
aber bei einem menschenverachtenden
Gedankengut, das oft recht banal daherkommt
und dabei häufi g den Heimatbegriff
missbraucht.
Das maßlose Wachstum, die ausufernde
Werbung und der Konsum haben auch in
Südtirol unübersehbare Spuren hinterlassen.
Wir haben teilweise hohen Wohlstand
und Überfluss erreicht, aber dafür die Ausbeutung
von Natur und Menschen, landschaftszerstörendes
Bauen, Aushebelung
von Schutzbestimmungen, Luftverschmutzung,
Bodenverseuchung, Verschwendung
der natürlichen Ressourcen und einen überbordenden
Tourismus in Kauf genommen.
Eine sozial und ökologisch nachhaltigere
Entwicklung scheint dringend geboten.
Die gegenwärtigen Krisen werden wir nur
mit einer gesellschaftsübergreifenden Zusammenarbeit
und Kraftanstrengung bewältigen
können: Lokal handeln, global
denken. Die Jugendbewegung „Fridays
for Future“ stimmt dabei hoffnungsvoll.
Und wir Heimatpflegerinnen und Heimatpfleger
wollen unseren Beitrag offen, kritisch
und aktiv leisten.
Dr. Josef Vieider, Vorstandsmitglied im
Heimatpfl egeverband Südtirol
Nr. 02 | Juni 2020 35
Das Thema
Droht ein Rückschritt?
Mit der Angst kommt auch das Einwegplastik wieder in die Haushalte
Wo dieser Einweghandschuh eines Tages landen wird? Wohl im Meer! – Foto: Edith Runer
Vom Handschuh über die Scheibe an der
Ladenkasse bis zur Brille für Ärzte – Kunststoff
schützt vor Covid-19, und Hygiene
ist das Gebot der Stunde. Dennoch stellt
sich die Frage, ob die Angst vor dem Virus
die jahrelange Anstrengung in Richtung
„Mehrweg“ und „Plastikfrei“ vergebens
macht.
Zerknüllte Einweghandschuhe, vom
Wind verweht auf den Gehsteigen, sind
in diesen Monaten gewissermaßen ein
Symbol für das, was „man tun muss“.
Sich und seine Umgebung vor dem gefährlichen
Virus zu schützen, ist wichtig,
und es rechtfertigt – zweifellos – auch
die Benützung von Schutzmaterialien,
die sonst nicht üblich sind.
Es regt sich aber auch manche Stimme,
dass die – zurzeit vielfach notwendige –
Verwendung von Einwegkunststoff ein
Freibrief für mächtige Konzerne sein
könnte, die eben diese Kunststoffe produzieren.
So heißt es auf der Internetseite
„Klima der Gerechtigkeit“ (hinter
der die deutsche Heinrich-Böll-Stiftung
steht, die wiederum der grünen Bewegung
zuzuordnen ist) unter anderem:
„New York fordert die Aufhebung des
landesweiten Verbotes von Plastiktüten,
Ketten wie Starbucks und Dunkin Donuts
setzen die Verwendung von wiederverwendbaren
Bechern aus, Restaurants
und Cafés stellen auf Einwegplastik (Taschen,
Behälter, Becher, Besteck) um …“
Es geht auch verpackungsfrei
Tatsächlich ist der Plastikverbrauch und
damit ein wichtiger Aspekt des Umweltschutzes
im Zuge der Coronakrise als
Thema in den Hintergrund gerückt. Was
einerseits verständlich ist, wie Silke Raffeiner
von der Verbraucherzentrale Südtirol
meint: „Es besteht im Moment ein
großes Bewusstsein für Hygiene. Und teilweise
haben wir da gar keine Wahl, was
die Verwendung von Einwegkunststoff anbelangt.“
Dennoch fürchtet sie, was die
Bemühungen um die Umwelt anbelangt,
einen Rückschritt, zum Beispiel im Hinblick
auf die Verpackungen: „Der Trend,
wieder vermehrt in Plastik verpackte Lebensmittel
einzukaufen – im Glauben,
diese seien hygienischer –, ist spürbar.“
Verpackungsfrei einzukaufen sei zwar
schon bisher ein Nischentrend gewesen.
Es habe aber im Zuge der Proteste gegen
den Klimawandel und die Meeresverschmutzung
Hoffnung auf eine gewisse
Breitenwirkung bestanden. „Die schwindet
nun wohl wieder“, fürchtet Raffeiner.
Die Coronakrise spiele den Einweglösungen
auf jeden Fall in die Hände. Allerdings:
„Jene Gruppe von Menschen, die
schon bislang auf Einwegverpackungen
verzichtet oder diese auf ein Mindestmaß
reduziert hat, ist nach wie vor sensibel
für das Thema.“
Auch in Südtirol gebe es bereits Geschäfte,
die Lebensmittel unverpackt oder
Wasch- und Putzmittel zum Abfüllen anbieten.
Auf Einweghandschuhe dürfe man
zurzeit beim Lebensmitteleinkauf nicht
verzichten, weil es vorgeschrieben sei.
Silke Raffeiner ist aber überzeugt: „Es
wäre eigentlich wichtiger, sich die Hände
oft zu waschen und sie vor und nach dem
Einkaufen zu desinfizieren“, denn wenn
die Einweghandschuhe nicht richtig anund
ausgezogen würden, sei es mit dem
Schutz nicht weit her.
36
KulturFenster
Heimatpflege
Unsere Gewässer –
unsere Zukunft
Der Gewässerschutzplan steht kurz vor
der Genehmigung
Der Schutz und die Überwachung der Gewässer
folgt dem „DPSIR“-Modell, das auf
dem kausalen Zusammenhang von Umweltbelastungen,
Qualitätszustand und Umweltmaßnahmen
zur Erhaltung bzw. Erreichung
der Umweltziele gründet.
Der Gewässerschutzplan setzt die Richtlinie
auf lokaler Ebene um und identifiziert
und typisiert 297 Fließgewässer mit einem
Einzugsgebiet von mehr als 10 km², 9 Seen
über 0,5 km² Oberfläche und 39 Grundwässer.
Diese Einteilung erleichtert in erster
Linie die Verwaltung der Gewässer,
die Schutzziele der Wasserrahmenrichtlinie
gelten aber für alle Gewässer.
2. Bestimmung der
Gewässerqualität
• Analyse der Belastungsquellen und ihre
Auswirkungen auf die Gewässer
Unsere Gewässer werden vor allem durch die Wasserentnahme, durch die Einleitung
von Schad- bzw. Nährstoffen sowie durch morphologische Veränderungen belastet.
Wenn von neuen Herausforderungen im Sinne des Klimaschutzes die Rede ist, dann spielt
das Wasser eine große Rolle. Der Gewässerschutzplan soll eine geeignete Strategie für
eine umweltfreundliche und ressourcenschonende Nutzung der Gewässer vorgeben.
Wasser ist das Lebenselixier schlechthin.
Ohne Wasser ist kein Organismus, auch
nicht der Mensch, lebensfähig. Südtirol
ist im Vergleich zu anderen Regionen mit
qualitativ hochwertigem Trinkwasser gut
versorgt. Das wird von der Bevölkerung
als selbstverständlich empfunden und das
Wasser nicht entsprechend wertgeschätzt.
Durch den Wasserkreislauf stehen die
Oberflächen- und Grundwässer miteinander
in Verbindung. Unser Trinkwasser ist
Teil dieses Kreislaufes, weshalb der Gewässerschutzplan
das Ziel hat, die hohe
Qualität dieser Ressource zu garantieren.
Die Aufgabe des Gewässerschutzplanes
ist es, im Interesse der gesamten Bevölkerung,
einen guten Kompromiss zwischen
Gewässerschutz und Gewässernutzung zu
gewährleisten.
1. Rahmenbedingungen
Auf europäischer Ebene wurde im Jahr
2000 mit der Wasserrahmenrichtlinie ein
gemeinschaftliches Bekenntnis zum Gewässerschutz
verfasst. Die Richtlinie verpflichtet
die Mitgliedsstaaten, den guten Zustand
der Gewässer zu erhalten bzw. zu erreichen.
Sie gibt europaweit vergleichbare Methoden
zur Bewertung der Gewässerqualität
vor. Um Gewässer vergleichen zu können,
wurde die Bezugseinheit „Wasserkörper“
eingeführt. Ein Wasserkörper ist ein homogener
Abschnitt oder Teil eines Gewässers
(Fließgewässer, See oder Grundwasser),
der ähnliche hydromorphologische und
geologische Eigenschaften aufweist, ähnlichen
Belastungen ausgesetzt ist und dadurch
eine vergleichbare Einheit darstellt.
Im Gewässerschutzplan wurden über die
Belastungsanalyse 24 Indikatoren untersucht
und jene Belastungen ausfindig gemacht,
die für unsere Gewässer das Risiko
darstellen, die geforderten Umweltziele
nicht zu erreichen. Dabei hat sich ergeben,
dass etwa 70% unserer Wasserkörper Belastungen
aufweisen, die zwar noch keine
Beeinträchtigung des Qualitätszustandes
bewirken, die aber eine erhöhte Sensibilität
des Gewässerökosystems gegenüber
neuen Beeinträchtigungen bedeuten und
eine „potenzielle Belastung“ darstellen.
Unsere Gewässer werden vor allem
durch die Wasserentnahme für die verschiedenen
Nutzungen, durch die Einleitung
von Schad- bzw. Nährstoffen sowie
durch morphologische Veränderungen belastet.
Der stark angestiegene Wasserbedarf
für die Bewässerung landwirtschaftlicher
Flächen, für Industrie- und Kühlzwecke,
für den Tourismus, für Beschneiungsanlagen,
aber auch für die Produktion elektrischer
Energie setzen unsere Fließgewässer,
Seen und das Grundwasser stark
unter Druck.
Es ist davon auszugehen, auch im Hinblick
auf den Klimawandel, dass die Nutzungsinteressen
zunehmen werden. Ohne
Planung und nachhaltige Bestimmung der
Nutzungsmengen ist zu befürchten, dass
einerseits die ökologische Funktionsfähigkeit
der Gewässer nicht mehr gegeben sein
wird und es andererseits zu größeren Konflikten
zwischen den einzelnen Nutzungsarten
kommen wird.
Nr. 02 | Juni 2020 37
Das Thema
Die Überwachung des Qualitätszustandes der Wasserköper: Beprobung aquatischer Wirbelloser und Erhebung des Fischbestandes
mittels Bootsbefischung (Fotos: Agentur für Umwelt und Klimaschutz, Amt für Jagd und Fischerei)
Neben dieser mengenmäßigen Belastung
wird die Gewässerqualität durch den Eintrag
von Nährstoffen sowie umwelt- und
gesundheitsgefährdenden Schadstoffen
beeinträchtigt. Darüber hinaus wird die Lebensraumqualität
und Biodiversität durch
die Verbauungen für den Hochwasserschutz
und den leichtsinnigen Umgang mit
den Uferlebensräumen gefährdet, wodurch
auch die Ökosystemleistungen leiden. Unter
Ökosystemleistungen versteht man unter
anderem die Selbstreinigungskraft der
Gewässer, die ohne menschliches Zutun
und fi nanziellen Aufwand eine „Klärung“
der Gewässer schafft. Aber auch die positiven
kleinklimatischen Verhältnisse, die in
der Nähe von Gewässern herrschen, oder
die erholsame Wirkung, die ein Gewässer
auf Menschen hat, sind nützliche Ökosystemleistungen.
• Die Komponenten der Gewässerqualität
Die Oberfl ächen- und Grundwässer werden
von der Agentur für Umwelt und Klimaschutz
mit Unterstützung der Abteilung
Forstwirtschaft und der Agentur für Bevölkerungsschutz
sowie der Hygiene- und
Gesundheitsdienste überwacht. Entsprechend
den gesetzlichen Vorgaben wird für
die Oberfl ächengewässer der ökologische
und chemische Zustand bestimmt, während
für die Grundwässer der chemische
und quantitative Zustand ermittelt wird.
Der chemische Zustand in Oberflächen-
und Grundwässern gibt Auskunft
über die Verunreinigung durch verschiedene
Schadstoffe (wie Pflanzenschutzmittel,
polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe
u.v.m.). Werden die europäischen
bzw. die staatlichen Grenzwerte eingehalten,
ist der Zustand gut. Werden sie überschritten,
ist er nicht gut.
Die Bewertung des ökologischen Zustandes
für die Oberflächengewässer erfolgt in mehreren
Stufen und vereint die Ergebnisse von
biologischen Qualitätskomponenten (Kieselalgen,
aquatische wirbellose Kleinlebewesen
und Fische) mit unterstützenden chemisch-physikalischen
Parametern. Dabei
bestimmt er die Abweichung von einem
unbeeinträchtigten naturnahen Gewässer,
die in fünf Qualitätsstufen wiedergegeben
wird: sehr gut, gut, mäßig, unbefriedigend
und schlecht.
Beim quantitativen Zustand der Grundwässer
darf nicht mehr Grundwasser für die
verschiedenen Nutzungen entnommen werden
als durch Niederschläge wieder ausgeglichen
werden kann. Zudem dürfen die an
das Grundwasser gebundenen aquatischen
und terrestrischen Ökosysteme in ihrer Funktion
und Bedeutung nicht gefährdet bzw.
darf ihr Zustand nicht beeinträchtigt werden.
• Kontrollen und Analysen
Basierend auf den Ergebnissen der Belastungsanalyse
wurden die Überwachungspunkte
und die Parameter festgelegt. Die
Bestimmung der Qualitätskomponenten erfolgt
auf mehr als 200 Überwachungspunkten.
Für die Bewertung des chemischen
Zustandes werden jährlich ca. 33.000 Einzelanalysen,
für den biologischen Zustand
etwa 500 Analysen durchgeführt. Die Messungen
der Grundwasserstände werden
kontinuierlich an landesweit 83 Messpunkten
aufgezeichnet. Zusätzlich werden für
die Überwachung der Kläranlagen jährlich
etwa 16.000 und für die industriellen Abwässer
etwa 8.200 Einzelanalysen durchgeführt.
Die Badetauglichkeit der Badeseen
wird regelmäßig kontrolliert, und in Hochgebirgsseen
werden spezifi sche Untersuchungen
durchgeführt.
• Ergebnisse
Die Überwachung des Qualitätszustandes
folgt einem sechsjährigen Zyklus. Er wird in
den Zeitfenstern 2015, 2021 und 2027 bestimmt.
Bis 2015 haben in Südtirol 98% der
typisierten Wasserkörper einen guten chemischen
Zustand und 93% der typisierten
Wasserkörper einen guten oder sehr guten
ökologischen Zustand erreicht. Der quantitative
Zustand aller Grundwasserköper war
gut. Die Erhebungen bis 2019 bestätigen
im Großen und Ganzen diese gute Bilanz.
Einzelne Gewässer verfehlten jedoch
die Qualitätsziele aufgrund von Trockenlegung
oder chemischer Verunreinigung mit
Pfl anzenschutzmitteln. Seit 2018 müssen
für den chemischen Zustand zwölf neue
Substanzen bzw. Substanzgruppen untersucht
werden. Darunter befi ndet sich die
Perflouroctansulfonsäure (kurz PFOS), die
im Verdacht steht, krebserregend zu sein.
Für diese Substanzgruppe wurden Überschreitungen
an zwei Gräben festgestellt.
Derzeit laufen die Untersuchungen, den
Ursprung dieser Verunreinigungen ausfi
ndig zu machen.
3. Maßnahmen zur Erhaltung
und zum Erreichen
der Umweltziele
Obwohl das Gesamtergebnis positiv ist,
muss das Hauptaugenmerk auf jene Wasserkörper
gelegt werden, die das Umweltziel
nicht erreicht haben. Verbesserungsmaßnahmen
sind hier unumgänglich. Für
alle übrigen Gewässer sind Erhaltungsmaßnahmen
notwendig, die den guten
Qualitätszustand mit Berücksichtigung
der Nutzungen und der Veränderungen
durch den Klimawandel auch zukünftig
gewährleisten.
38
KulturFenster
Heimatpflege
Für die hydroelektrische Nutzung wurden
Sensibilitätsklassen bestimmt, die angeben,
inwieweit eine zusätzliche Nutzung
möglich ist. Weitere Maßnahmen regeln das
Stauraummanagement und die Schwallabflüsse.
Für die Beregnung und die technische
Schneeerzeugung müssen im Hinblick
auf die klimatischen Veränderungen
nachhaltige Lösungen gefunden werden.
Kriterien zur Begrenzung der maximalen
Ableitungsmenge und die Errichtung von
Speichern sind notwendig.
Für die Erhaltung und Verbesserung des
Gewässerlebensraumes für die Marmorierte
Forelle wurde im Gewässerschutzplan deren
prioritärer Wanderraum abgegrenzt. Innerhalb
dieser Gewässerabschnitte werden in
den nächsten Jahren die künstlichen Hindernisse
abgebaut, damit die freie Fischwanderung
wieder möglich ist.
Für die Uferzonen der Gewässer und für
die Gräben der Talsohle wurden Leitbilder
entwickelt, an denen sich die zukünftige
Bewirtschaftung oder Neugestaltung orientieren
soll.
An diesem Punkt schließt sich der Kreis
des DPSIR-Modelles wieder: Die Auswirkungen
der in der Belastungsanalyse ausfindig
gemachten Belastungen wurden in
der Zustandsbewertung gemessen und
durch Erhaltungs- und Verbesserungsmaßnahmen
korrigiert. Ihre Wirksamkeit
wird durch die regelmäßige Zustandsüberwachung
kontrolliert, sodass bei Bedarf
regulierend eingegriffen werden kann.
4. Der Gewässerschutzplan
Auf Landesebene gibt der Gewässerschutzplan
die Strategie für eine umweltfreundliche,
ressourcenschonende Nutzung der
Gewässer vor und baut auf bereits geltende
Regelungen auf. Im „Landesplan
zur Klärung der Abwässer“ 1980 stand
die Errichtung von Kläranlagen im Vordergrund.
Derzeit sind 50 öffentliche Kläranlagen
für ca. 1.740.000 EW (Einwohnerwerte)
in Betrieb, wobei alle gesetzlichen
Vorgaben auch in Bezug auf den Nährstoffabbau
(Phosphor und Stickstoff) eingehalten
werden. Der Anschlussgrad an
die Kanalisation beträgt über 98%, wobei
für die Realisierung der Kläranlagen und
Hauptkanalisationen in den vergangenen
30 Jahren seitens des Landes Südtirol ca.
1 Mrd. Euro investiert worden sind.
In der Zwischenzeit wurden weitere normative
Maßnahmen erlassen (LG 8/2002,
"Überwachungspunkt an der Talfer bei Bozen für den chemischen und biologischen
Zustand sowie Hydrometrische Messstation"
Durchführungsbestimmungen im DLH
6/2008, Wassernutzungsplanes D.P.R.
vom 22.6.2017). Im vorliegenden Gewässerschutzplan
wurde den genannten
Bestimmungen und der Wasserrahmenrichtlinie
Rechnung getragen. Der Plan
wurde mit Beschluss der Landesregierung
Nr. 1174 vom 30. Dezember 2019
als Entwurf genehmigt und am 30. Jänner
2020 im Amtsblatt der Region Nr.5, Beiblatt
Nr.2 veröffentlicht. Alle Planunterlagen
sind auf der Homepage der Agentur
für Umwelt und Klimaschutz https://umwelt.provinz.bz.it/wasser/gewaesserschutzplan.asp
einzusehen.
Ab diesem Zeitpunkt startet das Genehmigungsverfahren
laut LG 13/1997 (Raumordnung)
und Landesgesetz 17/2017 (Umweltprüfung
für Pläne, Programme und
Projekte), bei dem die Bürger, die Interessensvertreter
und Gemeinden Stellung
nehmen können. Die Termine für die Abgabe
der Stellungnahmen von Seiten der
Bevölkerung und der Interessensvertreter
wurde aufgrund der Coronakrise auf 21.
Juni 2020 verschoben, jener für die Gemeinden
auf 20. August 2020. Nach der
Erstellung des Gutachtens des Umweltbeirates
erfolgt die endgültige Genehmigung
des Gewässerschutzplanes durch die Landesregierung.
Tanja B. Nössing, Robert Schifferegger
(Biologen der Agentur für Umwelt
und Klimaschutz)
Der Druck auf unsere Gewässer nimmt zu, zwischen Gewässerschutz und
Nutzungsinteressen müssen nachhaltige Lösungen gefunden werden. (Foto: Agentur
für Umwelt und Klimaschutz)
Nr. 02 | Juni 2020 39
Informiert und Reflektiert
„Wir müssen es wollen!“
70. Vollversammlung – Claudia Plaikner bleibt Landesobfrau
Der neue Vorstand des Heimatpflegeverbandes Südtirol: Georg Hörwarter, Claudia
Plaikner, Franz Fliri, Agnes Andergassen, Johannes Ortner und Valentine Kostner
(v.l., es fehlt Josef Vieider)
Die 70. Vollversammlung des Heimatpflegeverbandes
Südtirol am 29. Mai musste der
Coronakrise Tribut zollen und fand deshalb
in kleinstmöglichem Rahmen unter Einhaltung
rigider Sicherheitsvorkehrungen im
großen Theatersaal des Waltherhauses in
Bozen statt.
„Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen
aus zwei Schriftzeichen zusammen – das
eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegenheit.“
Mit diesem Zitat von J. F. Kennedy
leitete Landesobfrau Claudia Plaikner
ihren Vortrag ein. Eine „Gelegenheit“ sei die
erzwungene Verschnaufpause auf jeden Fall,
um die Nachhaltigkeit in vielen Bereichen
als allgemein akzeptiertes Kriterium forcieren.
Die Landesobfrau betonte dabei: „Wir
müssen es aber wollen.“ Von den Politikern
müsse man einfordern, dass sie ihren Entscheidungen
eine ganzheitliche, zukunftstaugliche
Sicht zugrunde legen.
Neue Kommunikationskampagne
Der Heimatpflegeverband arbeitet derzeit
an einer Kommunikationskampagne
für den Verband. Damit sollen u.a. auch
junge Menschen für die Themen der Heimatpflege
und Heimatkunde begeistert
werden. Außerdem gilt es, das bisherige
Image der Heimatpflege als „Verhinderer“
in Richtung „Bewahrer“ und „Gestalter“
zu verändern.
Neu, aber eigentlich eine Wiederauflage,
ist das Projekt „Steinzeichen“ das
„vorbildhafte öffentliche und private Neuund
Umbauten“.
Tätigkeitsbericht
Im Tätigkeitsbericht, den Geschäftsführer
Josef Oberhofer vorstellte, wurde u. a. die
Ablehnung der Skiverbindung Langtaufers
Unter Einhaltung aller Regeln zum Schutz vor Covid-19 trafen sich die Vorsitzenden
der Mitgliedsvereine, der Landesvorstand sowie die Rechnungsprüfer und
Schiedsrichter zur 70. Vollversammlung.
– Kaunertal durch die Landesregierung genannt
(siehe eigenen Bericht), der Einsatz
des Verbandes in Sachen Tourismuszonen
im Grünen und das neue Raumordnungsgesetz,
das nach wie vor die Gefahr von negativen
Auswirkungen auf die Natur- und Kulturlandschaft
birgt.
Im Jahr 2019 gab es eine Annäherung
zur Stiftung Südtirol durch eine gemeinsame
Büroführung. Mit dem Landesdenkmalamt
wird zurzeit an einem Leitfaden zum Denkmalschutz
für Eigentümer von Objekten gearbeitet.
Eine schöne Aktion, die in den vergangenen
Jahren reaktiviert wurde, sind die Ortsbegehungen.
2019 wurden in Tramin, St.
Pankraz und Burgstall abgehalten.
Die Arbeitsgemeinschaft Lebendige Tracht
hat 2019 die Musikkapelle St. Pauls und die
Musikkapelle Pfunders bei der Neuanschaffung
bzw. Ergänzung ihrer Tracht beraten.
Zudem war sie an der Herausgabe eines Ratgebers
zum richtigen Tragen und zur Pflege
der Tracht sowie eines Folders über die Pustertaler
Männertracht beteiligt.
Die Bilanz 2019 im Bereich der Landschaftspflege
lautet: 460 bearbeitete Beitragsansuchen
und betreute Antragsteller für die
Sanierung und Wiedererrichtung von bäuerlichen
Kleindenkmälern und die Vermittlung
von rund 1,2 Millionen Euro an Beiträgen.
Zwei neue Vorstandsmitglieder
Auch die Neuwahl des Landesvorstandes
stand heuer auf der Tagesordnung. Claudia
Plaikner wurde mit überwältigender Mehrheit
für weitere drei Jahre als Landesobfrau
bestätigt. Franz Fliri und Josef Vieider werden
ihr auch weiterhin als Stellvertreter zur
Seite stehen. Neu in den Landesvorstand
gewählt wurden Valentine Kostner aus Gröden
und Georg Hörwarter aus Meran. Agnes
Andergassen und Johannes Ortner wurden
als Vorstandsmitglieder bestätigt. Auch Egon
Fischnaller als Rechnungsprüfer und Oswald
Brunelli, Peter von Hellberg und Herald
Kleewein als Schiedsrichter werden
für den Heimatpflegeverband weitere drei
Jahre im Einsatz sein.
40
KulturFenster
Heimatpflege
Ein guter Tag für Langtaufers
Skiverbindung Langtaufers – Kaunertal ist (hoffentlich) endlich weg vom Tisch
Die Ruhe, die intakte Natur, das Wasser,
die saubere Luft – das sind die Stärken
von Langtaufers. Eine Skiverbindung
würde sie allesamt zunichte machen.
In der Sitzung der Landesregierung am
15. April wurde die geplante Skiverbindung
Langtaufers – Kaunertal abgelehnt.
Das ist eine sehr gute Nachricht für Langtaufers
und ein Gewinn für alle: für die Bevölkerung
und für einen intakten hochalpinen
Lebensraum.
Der Alpenverein Südtirol, der Dachverband
für Natur- und Umweltschutz, der
Heimatpflegeverband Südtirol und die Umweltschutzgruppe
Vinschgau setzen sich
bereits seit Jahren dafür ein, die noch intakten
Bereiche des Südtiroler Hochgebirges
im Sinne der Alpenkonvention als
Ruhezonen zu bewahren, auf intensivtouristische
Erschließungen im Melagtal zu
verzichten und auf umweltverträgliche Alternativen
in Langtaufers zu setzen. Daher
begrüßen die Vereine und Verbände die
wegweisende Entscheidung im Sinne der
Umwelt durch Landesrätin Maria Hochgruber
Kuenzer und die Landesregierung
ausdrücklich.
Stille als Stärke
Das haben die meisten Langtauferer und
die Ferienregion Reschenpass schon seit
längerer Zeit erkannt: Moderne Ansätze, wie
ein familienorientierter Winter- und Sommertourismus
und die Bewerbung als schneesichere
Langlaufdestination in Langtaufers
bieten langfristige Wirtschaftsperspektiven
für die lokale Bevölkerung bei gleichzeitiger
Schonung der Natur- und Kulturlandschaft.
Langtauferer Bürger bringen es auf den
Punkt, wenn sie sagen: „Wir kommen aus
kleinstrukturierten bäuerlichen Verhältnissen
und wissen, dass die Ruhe, die intakte
Natur, das Wasser, die saubere Luft und die
Stille unsere Stärken sind. Die Skiverbindung
Langtaufers – Kaunertal würde uns zu Befehlsempfängern
degradieren. Wir hätten
dadurch vom Gleichen mehr und nehmen
uns die Vielfalt des touristischen Angebotes.“
Nachhaltiger Tourismus
Die Anzahl der Skifahrer geht europaund
weltweit zurück bzw. stagniert. Dieser
Trend ist seit vielen Jahren bekannt
und vielfach belegt. Deshalb ist im Grunde
jede Investition in eine Erweiterung bzw.
in einen quantitativen Ausbau eines Skigebietes
eine Investition gegen benachbarte
Skigebiete. Die Landesregierung täte
gut daran, dieser Entwicklung nicht nur
in Langtaufers Rechnung zu tragen, sondern
auch bei anderen geplanten Erweiterungen.
Öffentliche Beiträge sind eindeutig
besser investiert, wenn sie einen
nachhaltigen, umwelt- und sozialverträglichen
Tourismus fördern und nicht skitechnische
Neuerschließungen von Großinvestoren.
Melagtal: hochalpines Kleinod
Das Melagtal ist ein ökologisch wertvoller
hochalpiner Lebensraum. Gefährdete Tierarten
wie Schnee- und Steinhuhn finden
hier Brutgebiete und Lebensraum. Solche
Kleinode werden in den Alpen leider zunehmend
seltener. Umso erfreulicher ist
es, dass Langtaufers von der Skiverbindung
Langtaufers-Kaunertal verschont
bleibt – zumindest vorläufi g. Davon kann
sich jeder bei einer Wanderung durch
das Melagtal und einem Besuch in Langtaufers
ein Bild machen – und gleichzeitig
den lokalen Weg eines sanften Tourismus
unterstützen.
Florian Trojer
Nr. 02 | Juni 2020 41
Informiert und Reflektiert
Ein Jahr Netzwerk Kulturerbe
…denn das Schöne liegt so nah
Simona Kettmair, Verena Mumelter, Carl
Philipp von Höhenbühel und Claudia
Plaikner bei der Vorstellung des Netzwerk
Kulturerbe.
Am 20. Mai 2019 wurde unser „Netzwerk
Kulturerbe“ offi ziell gegründet und der Öffentlichkeit
vorgestellt. Ziel der vier darin zusammengeschlossenen
Organisationen, des
Südtiroler Burgeninstitutes, des Fondo Ambiente
Italiano, des Verbandes der Restauratoren
und Konservatoren Südtirols und des
Heimatpfl egeverbandes Südtirol, ist es, das
Gedankengut, das dem Europäischen KulturerbeJahr
2018 zugrunde gelegen hat, weiterzuspinnen
und wachzuhalten.
Das Netzwerk, das sich als offene Plattform
versteht, hat sich zur Aufgabe gestellt,
in den kommenden Jahren mindestens einmal
jährlich eine Veranstaltung zu organisieren,
um auf das vielfältige materielle und
immaterielle Kulturerbe in unserem Lande
und darüber hinaus hinzuweisen. Vor allem
geht es dem „Netzwerk Kulturerbe“ aber
darum, in Synergie der vier Verbände ein
gemeinsames Sprachrohr bei der Sensibilisierungsarbeit
für die Erhaltung und Weiterentwicklung
unserer Kulturlandschaft zu
haben und mit Nachdruck die Wertschätzung
für das den Menschen bereichernde
Kulturengagement zu heben.
Nicht nur Brot allein …
Nun hat freilich die Coronakrise auch die
Aktivitäten des Netzwerkes eingeschränkt.
Die erste gemeinsam organisierte Veranstaltung,
der Fotowettbewerb zum Thema „Heimat
im Fokus • Natur-Denkmal-Mensch
• offen-kritisch-spielerisch“ konnte Ende
Februar – leider ohne öffentliche Präsentation
– mit Erfolg abgeschlossen werden.
Wir Initiatoren des „Netzwerkes Kulturerbe“
betrachten es als wichtige Aufgabe,
auch in Krisenzeiten den Wert von Kulturarbeit
hervorzuheben, denn nicht das Brot
allein ist für den Menschen wichtig, sondern
vor allem auch Sinnstiftung durch
Kulturverständnis und Kulturarbeit. Albert
Schweitzer – Arzt, Theologe, Musiker, Kulturphilosoph
und Friedensnobelpreisträger
– meinte: „Das Verhängnis unserer Kultur
ist, dass sie sich materiell viel stärker entwickelt
hat als geistig. Ihr Gleichgewicht
ist gestört.“
Wertschätzung und mehr
Viele Menschen haben in der gegenwärtigen
Krise wieder zu ihren künstlerischen
Hobbys gefunden oder ein neues begonnen,
sie haben mit Balkonkonzerten und
Auftritten im Internet Zeichen der Wertschätzung
für das Sanitätspersonal und
die Nahversorgung gesetzt.
Wertschätzung, Rücksicht, Bedachtsamkeit
sind zu neuen, wichtigen Parametern
im Umgang untereinander geworden. Und
das gilt es auch, auf die verschiedenen
Ausformungen der kulturellen Tätigkeit zu
übertragen:
- Wertschätzung für unsere einzigartige
Naturlandschaft mit all ihrem Facettenreichtum,
- Wertschätzung für unsere Bräuche und
Traditionen – jetzt, da wir so vieles nicht
ausüben können, erkennen wir erst richtig
ihre Wichtigkeit,
- Wertschätzung für unsere historische
Baukultur und Geschichte,
- Rücksicht auf Tier und Mensch und Bedachtsamkeit
im Umgang mit den natürlichen
Ressourcen und bei der Gestaltung
der öffentlichen und privaten Räume.
Das „Netzwerk Kulturerbe“ spricht sich in
diesen Krisenzeiten aber auch dafür aus,
dass die vorhandenen öffentlichen Mittel
nicht nur zur möglichst schnellen Wiederinstandsetzung
der Wirtschaft aufgebracht
werden, sondern dass zur Förderung einer
nachhaltigen, ganzheitlichen und sinnstiftenden
Umwelt der Kulturbereich ebenso
gefördert wird wie die Wirtschaft und nicht
zum Luxusgut erklärt wird, auf das man
verzichten kann.
Das vermeintlich
Unscheinbare
Diese merkwürdigen Zeiten bergen auch
eine Chance für Wirtschaft und Kultur, für
uns alle, nämlich unser Land mit dem von
unseren Vorfahren Geschaffenen in seiner
Einzigartigkeit bewusst wahrzunehmen, zu
erleben und zu begreifen. So lädt unser
„Netzwerk Kulturerbe“ zur unbefangenen
Neugier auf das vermeintlich Unscheinbare
ein: vielleicht eine kleine museale Kostbarkeit
von nebenan, vielleicht ein wunderbarer
alter Siedlungsplatz oder auch eine
Burg, die wir immer schon einmal besuchen
wollten; sich bewusst sein, wo wir uns gerade
befinden oder wo wir hin wollen, was
bisher in unserer Schnelllebigkeit übersehen
oder „nur“ aufgeschoben wurde. So
wünscht sich das „Netzwerk Kulturerbe“
für unsere nahe Zukunft, dass das Lokale
und Regionale, das Naturbelassene
durch die Bevölkerung mit Interesse und
Freude erfasst wird, die Kenntnis über unser
Land vertieft und aus dieser Kenntnis
die Wertschätzung für unsere Kultur und
Natur wächst.
Für das Netzwerk
Dr. Claudia Plaikner
42
KulturFenster
Heimatpflege
„Wildbad Innichen“ siegt
Fotowettbewerb des „Netzwerkes Kulturerbe“ abgeschlossen
Der Fotowettbewerb zum Thema „Heimat
im Fokus • Natur-Denkmal-Mensch • offenkritisch-spielerisch“
des „Netzwerkes Kulturerbe“
wurde Ende Februar abgeschlossen.
Gewonnen hat ein Foto des Wildbades
Innichen. Es dokumentiert eindrucksvoll
den Zerfall eines einzigartigen Baudenkmals
im oberen Pustertal.
Mit großer Wahrscheinlichkeit haben
bereits die Illyrer und Römer die Heilquellen
des Wildbades Innichen
aufgesucht.
Seit dem ausgehenden
Mittelalter
ist dort ein Badebetrieb
belegt.
Die Geschichte
des Grandhotels geht
auf das Jahr 1854
zurück, als der Arzt
Dr. Johann Scheiber
das Wildbad erwarb
und in ein modernes
Sanatorium umbauen
ließ, das bald
weit über die Grenzen
des Pustertales
hinaus Berühmtheit
erlangte. Auch der
österreichische und
preußische Hochadel
wie Kaiser Franz
Josef I. und Thronfolger
Franz Ferdinand
sowie Kaiser Friedrich
III. von Preußen
statteten dem
Wildbad Besuche ab.
In Folge der zunehmenden
Beliebtheit
des Bades wurde es in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts mehrmals umgebaut
und erweitert. Mit dem Ersten Weltkrieg
begann der Niedergang des Grandhotels.
Um 1939 wurde das Bad versteigert und
seitdem dem Verfall überlassen.
Fünf verschiedene Quellen gibt es im
Bereich des Wildbades Innichen. Von der
mineralreichen Schwefelquelle erhofften
sich die einstigen Gäste durch Sitz-,
Vollbäder und Umschläge Linderung bei
Hautkrankheiten, Gelenksentzündungen
und Frauenleiden. Die anderen vier Quellen
(Kaiserwasser, Lavaredo, Candida und
Eisenquelle) werden als Mineralwasser
vermarktet. Die Eisenquelle wurde erst
1820 durch den Innichner Apotheker
Josef Stapf entdeckt.
Das Foto des Wildbades Innichen wurde
zum Siegerbild und Carlo Trentini somit
zum Sieger des Fotowettbewerbes gewählt.
Die Aufnahme dokumentiert deutlich und
erschreckend den schleichenden Verlust
von wertvoller historischer Bausubstanz
sowie die Vernachlässigung der mit diesem
Gebäude eng verbundenen Sozialund
Wirtschaftsgeschichte. Man bleibt
sprachlos angesichts solcher Ignorierung
und Verwahrlosung eines einstmals so
glänzenden und weitum bekannten Kur-
bades. Es gehört zur Grundausrichtung
der im „Netzwerk Kulturerbe“ zusammengeschlossenen
Verbände, sich dafür
einzusetzen, die Sensibilität für die
Erhaltung solcher wichtiger Zeugen der
Vergangenheit zu steigern, dem Verlust
von wertvoller historischer Bausubstanz
Einhalt zu gebieten und die Wertschätzung
für unsere Geschichte und Kultur
zu unterstützen.
Einst ein berühmtes Grandhotel,
heute ein völlig vernachlässigtes
Stück Geschichte und Kultur: das
Wildbad Innichen, fotografiert von
Carlo Trentini.
Nr. 02 | Juni 2020 43
Aus Verband & Bezirken
Die Gartenstadt und das
grüne Erbe
Meran und die neue Raumordnung – Möglichkeiten und Grenzen
Die Grünanlagen und Villenbauten von Oberund
Untermais sind ein Freistellungsmerkmal
der Kurstadt Meran und machen einen
Großteil ihres Charmes aus. Wie bereits im
KulturFenster vom Jänner 2018 berichtet,
hat die Gartenstadt Meran seit 1995 rund
30 Prozent ihres privaten Grüns verloren.
Gründe dafür sind die Bauverdichtung (Ausschöpfung
der gesamten zu verbauenden
Kubatur) sowie die Überalterung bzw. Vernachlässigung
der aus exotischen Gehölzen
bestehenden Gärten.
Bauverdichtung in Mais
Die Bevölkerung von Meran reagiert sensibel
auf Baumfällungen und die Verbauung
der Gärten. Eigentlich ein erfreuliches Zeichen,
denn Baumschutz liegt den Meranerinnen
und Meranern offenbar am Herzen.
Auf Fällungen von Alleebäumen (K.-Wolf-
Straße) oder monumentalen Zedern (zuletzt
am Waalweg, beim Hotel Bayerischer Hof,
in Kürze auch am Palace-Hotel) wird mit
Unverständnis reagiert, man empört sich
in den sozialen Netzwerken. Während das
öffentliche Grün regelmäßig nachgepflanzt
wird – auch bisher unbepflanzte Straßen erhalten
Bäume –, ist der Verlust eines Gartens
ein bleibender. Seit 10 bis 15 Jahren
ist ein sich beschleunigender Prozess der
Bauverdichtung in Unter- und Obermais
zu beobachten. Der Heimatschutzverein
Meran verlangt daher schon seit Jahren
eine Änderung des Bauleitplanes und die
Einführung der strengen Schutzkategorie
Am Rand des Maiser Villenviertels zwischen Schlossgarten und Obstwiesen
„Gartenstadt“. In einem solchen Stadtteil
würde die Bauverdichtung gering gehalten
werden und die Gärten blieben möglichst
unangetastet.
Neue Gemeindebauordnung
Mit zwei Änderungen in der Gemeinde-
Bauordnung (2019, 2020) reagierte die
Gemeinde Meran nun auf den schleichenden
Verlust des privaten Grüns. Seit
2004 ist pro 1000 Quadratmeter Grundfläche
ein hochstämmiger Baum zu pflanzen,
seit 2019 allen neuen Bauprojekten
ein Grünplan beizulegen. Für alle Projekte
mit größeren durchlässigen, d. h. nicht versiegelten
Grünflächen ist seit Mai 2020 zusätzlich
ein Baum pro 150 Quadratmeter
verpflichtend. Im Falle des Maiser Villenviertels
müssen bei neuen Projekten nun
bis zu doppelt so viele mittel- und hochstämmige
Bäume wie bisher gesetzt werden.
Dies sind gute Ansätze beim Baumschutz.
Der Haken: Bei neuen Bauprojekten
ist kaum nicht versiegelte Restfläche übrig!
Außerdem müsste die Behörde die Einhaltung
der Vorschriften penibel kontrollieren,
und dies ist beim Personalmangel
und der Arbeitsüberlastung der Stadtgärtnerei
alles andere als gesichert.
Das neue Gesetz Raum und
Landschaft
In den nächsten Monaten und Jahren
müssen die Planungsinstrumente der Gemeinde
Meran (Masterplan, Bauleitplan,
Landschaftsplan) im künftigen „Gemein-
Bauverdichtung in der St.-Markus-Straße (1999 – 2017)
44
KulturFenster
Heimatpflege
deentwicklungsprogramm“ Berücksichtigung
finden und im neuen „Gemeindeplan
Raum und Landschaft“ aufgehen.
Das Gesetz für Raum und Landschaft, das
im Juli 2020 in Kraft tritt, definiert u. a. mit
der Einführung einer Siedlungsgrenze, wo
künftig gebaut werden darf und wo nicht.
Der 2019 von der Landesregierung beschlossene
Masterplan beinhaltet die Leitlinien
zur künftigen Stadtentwicklung: Der
fransenartige Übergang des Maiser Villenviertels
in das landwirtschaftliche Grün
muss als solcher erhalten werden. Denn
gerade dadurch bleiben die Sichtachsen
auf Garten-Schloss-Ensembles wie jene
von Schloss Pienzenau, Schloss Rubein,
Villa Hoffmann oder Villa Praderhof intakt.
Die festzulegende Siedlungsgrenze im
Gesetz zu Raum und Landschaft schlägt
eigentlich in dieselbe Kerbe. Bleibt zu
hoffen, dass diese Siedlungsgrenze nicht
im Widerstreit verschiedenster Interessen
und Lobbys aufgeweicht wird. Eine solche
Siedlungsgrenze mit einem weitestgehenden
Baustopp außerhalb davon ist
notwendig, sieht man sich beispielsweise
den ungeregelten Wildwuchs im Streuweiler
Hagen an.
Wie überall gibt es aber auch hier eine
Kehrseite der Medaille. Eine definierte Siedlungsgrenze
erhöht den Baudruck im Inneren
zusätzlich. Innerhalb des Siedlungsgrenze
sind die Gemeinden zuständig: Dort
ist man flexibel, während man außen penibel
zu sein vorhat. Die vom neuen Gesetz
für Raum und Landschaft vorgesehene
Baudichten-Erhöhung von bisher
1,0 (Zone B6) bzw. 1,3 (Zone B5) auf 1,5
Kubikmeter/Quadratmeter würde sich auf
die Gartenstadt Meran verheerend auswirken.
Gerade innerhalb der Siedlungen befinden
sich die so wichtigen Freiflächen: in
den Landgemeinden die letzten Obst änger
mit hochstämmigen Bäumen, im Maiser
Villenviertel die wertvollen exotischen Gärten,
die dem neuen Gesetz vermehrt zum
Opfer fallen könnten.
Wildwuchs im bäuerlichen Hagen (Untermais)
in den vergangenen Jahren durch Sanierungen
Wohnraum wiedergewonnen werden,
eine Erhöhung der Gemeindeimmobiliensteuer
für Eigentümer von Leerständen
würde solche Wiedergewinnungen aber
nochmals deutlich beschleunigen.
Mit Hilfe einer klugen Stadtplanung
würde sich auch das bisher vernachlässigte
Bahnhofsareal in Meran zu einem gesellschaftlichen,
kulturellen und wirtschaftlichen
Zentrum entwickeln. Qualitätsvolle
Wohnbauten, die Nähe zu geplanten Kultur-
und Jugendzentren (Schlachthof, Alter
Schießstand) und die Drehscheiben Busund
Zugbahnhof könnten sich zu einem
anregenden Meraner Treffpunkt mausern.
Ebenfalls könnte das weitläufige Kasernenareal
mit seinem bereits bestehenden
Grünanteil mittelfristig zu einem Ökostadtviertel
umgestaltet werden – mit Nahversorgung,
sanfter Mobilität und Freizeitan-
geboten in der Nähe (Pferderennplatz,
Schwimmanlagen). Das abseits gelegene
Kasernenareal müsste planerisch allerdings
an den Siedlungskern von Untermais angebunden
werden.
Die Gartenstadt Meran darf nicht zum
Spielball verschiedenster Interessen werden.
Illusionslos muss konstatiert werden,
dass Bauwirtschaft und Tourismus vordergründig
von monetären Interessen geleitet
sind. Mit dem Label „Gartenstadt“ wird
dabei geworben, um den Preis möglichst
hochzutreiben. Durch rücksichtslose Verbauung,
der es oft genug an architektonischem
Gespür fehlt, wird aber genau
das zunichte gemacht, mit dem man vorher
geworben hat: das grüne Erbe von Meran,
für das sich der Meraner Heimatschutz
weiterhin stark machen wird.
Johannes Ortner
Obmann Heimatschutzverein Meran
Leerstände in der Altstadt –
Bahnhofs- und Kasernenareal
Wie könnte nun der Königsweg für eine
gedeihliche Entwicklung der wachsenden
Stadt Meran aussehen? Ein nicht ausgeschöpftes
Wohnpotenzial liegt in den zahlreichen
Wohnungs-Leerständen der Altstadt
(Lauben, Steinach). Zwar konnte
Abholzung eines historischen Gartens am Winkelweg
Nr. 02 | Juni 2020 45
Aus Verband und Bezirken
Heimatschutz heißt auch
Naturschutz
Im Gespräch mit zwei „Neuen“ im Heimatpflegeverein Marling
Eva Ladurner (47) und Veronika Wetzel (40) sitzen seit kurzem im Vorstand des Heimatpflegevereines
Marling. Sie gehören zur jüngeren Generation im Verband und haben
spannende Ideen, mit denen auch junge Menschen zum Mitdenken und Mitgestalten animiert
werden könnten.
Artenvielfalt schützen
KulturFenster: Was hat Sie dazu bewogen,
im Heimatpflegeverein Marling mitzuarbeiten?
Eva Ladurner: Ich bin Biologin, interessiere
mich aber auch sehr für Kulturgeschichte
und Tradition. Als mich der Obmann des
Heimatpflegevereines, Franz Kröss, gefragt
hat, ob ich mitarbeiten würde, habe ich
gern zugesagt. Nun freue ich mich darauf,
im Zuge der Vereinsarbeit Neues und
Spannendes über „mein“ Dorf zu erfahren.
Und ich hoffe, dass ich mit meinem
Eva Ladurner: „Ein wichtiges Anliegen ist es mir, die heimische Artenvielfalt zu
schützen und zu fördern und die Leute dafür zu sensibilisieren.“
beruflichen Hintergrund auch dem Naturschutz
in der Heimatpflege eine Stimme
geben kann.
KF: Welche Möglichkeiten sehen Sie da
im lokalen Rahmen eines Dorfes wie
Marling?
E. Ladurner: Zunächst bin ich gespannt,
was mich im Verein erwartet – zumal Corona
gleich nach den Wahlen alles gestoppt
hat. Grundsätzlich denke ich, dass man
mit kleinen, praktischen Aktionen bei den
Bürgern einiges bewirken kann. Ein wichtiges
Anliegen ist es mir, die heimische Artenvielfalt
zu schützen und zu fördern und
die Leute dafür zu sensibilisieren. Gerade
im intensiv genutzten Talboden ist das dringendst
notwendig. Oft reichen Kleinigkeiten.
KF: Welche Möglichkeiten fallen Ihnen
spontan ein?
E. Ladurner: Spontan denke ich hier an das
Pflanzen von heimischen Sträuchern oder
von kleinen Blühstreifen am Rand der Obstanlagen.
Sie stellen nicht nur eine Bereicherung
für unser Landschaftsbild dar, sondern
bieten gleichzeitig Unterschlupf und
Nahrungsquellen für Tiere, die oft auch
Nützlinge für uns Menschen sind. Auch
die Wasserreservoire, die sogenannten
Tschöttn, könnten ein Thema sein. Sie sind
für viele Amphibien auf der Suche nach
Laichplätzen oft tödliche Fallen. Mit einfachen
Mitteln und ohne Einschränkung
für den Zweck des Reservoirs kann man
diese Fallen in wertvolle „Feuchtgebiete“
für Kröten, Feuersalamander oder Grasfrösche
verwandeln. Ähnliches gilt für so
manche betonierten bzw. verrohrten Abschnitte
am Marlinger Waalweg. Spannend
für Gartenbesitzer kann zum Beispiel die
Gestaltung eines naturnahen Ecks im Garten
sein, in dem sich die heimische Tierund
Pflanzenwelt wohlfühlt. Das sind aber
nur erste Ideen.
KF: Stichwort Corona – gibt es neben den
vielen Entbehrungen auch etwas Positives,
das Sie aus der Zeit mitnehmen?
E. Ladurner: Ich habe viel Positives aus dieser
Zeit mitgenommen. Ganz stark wahrgenommen
habe ich die saubere Luft und
die Stille, die nur durch Vogelgezwitscher
durchbrochen wurde. Das macht schon
nachdenklich. Und es ist mir aufgefallen,
wie gut man auch mit weniger Mobilität
auskommt. Ich hoffe, dass ich und andere
auch in Zukunft an dieses „Weniger
ist mehr“ denken werden, wenn der gewohnte
Alltag wieder dominiert.
46
KulturFenster
Heimatpflege
Oma hat es vorgelebt
Veronika Wetzel: „Ich glaube sehr wohl, dass die
Jugend mitreden und ihr Dorf mitgestalten möchte.“
KulturFenster: Was hat Sie dazu bewogen,
im Heimatpfl egeverein Marling mitzuarbeiten?
Veronika Wetzel: Der Heimatpfl egeverein
Marling hat mich von der Kindheit an begleitet.
Meine Oma, Maridl Innerhofer, war
im Verein stark engagiert. Sie hat oft von
ihrer Arbeit erzählt. Ich erinnere mich,
dass sie mit ihrer Kamera durch das Dorf
spaziert ist, Veränderungen dokumentiert
und diese, wenn notwendig, auch lautstark
kritisiert hat. Sie hat mir vorgelebt,
wie wichtig das Bewahren ist, auch wenn
Veränderungen oft notwendig sind. Mitverändern,
mitgestalten und in Entscheidungen
eingebunden werden kann man
nur, wenn man sich einbringt. Deshalb bin
ich wie meine Eltern
Vereinsmitglied.
Als ich gefragt
wurde, ob
ich auch im Vorstand
mitarbeiten
möchte, habe ich
Ja gesagt.
KF: In welchen
Bereichen möchten
Sie sich besonders
engagieren?
V. Wetzel: Die
Umwelt ist mir
ein großes Anliegen.
Ich habe
mich auch an der Fridays-for-Future-Bewegung
beteiligt und hoffe, dass sie jetzt
bald wieder sichtbar und aktiv sein kann –
und gehört wird. Zudem glaube ich, dass
es hier in unserem Dorf auch Möglichkeiten
gibt, in Sachen Umwelt etwas zu
verbessern oder zu verändern.
KF: Sie sind die Jüngste im Vorstand des
Heimatpfl egevereines Marling. Ist dieser
Verein für einen jungen Menschen überhaupt
attraktiv?
V. Wetzel: Ich muss zugeben, dass ich mir
während meiner Studienzeit in Wien eine
Rückkehr nach Südtirol gar nicht vorstellen
wollte. Es hat dann eine Weile gedauert,
bis ich gemerkt habe, dass ich nicht
in die große, weite Welt gehöre, sondern
in dieses kleine Marling. So ähnlich wird
es vielleicht auch anderen jungen Menschen
gehen. Dennoch glaube ich sehr
wohl, dass die Jugend mitreden und ihr
Dorf mitgestalten möchte. Andere traditions-
und heimatbewusste Vereine wie
die Schützenkompanien oder die Musikkapellen
fi nden großen Zuspruch unter
den Jugendlichen. Vielleicht ist ihnen der
Heimatpfl egeverein nur nicht so bekannt.
KF: Wie könnte man junge Menschen dazu
animieren, beim Heimatpfl egeverein mitzuwirken?
V. Wetzel: Ich habe vor allem während der
corona-bedingten Einschränkungen gemerkt,
wie wichtig die sozialen Netzwerke
sind, vor allem für Jugendliche, aber nicht
nur für sie. Eine Möglichkeit wäre es, aktiver
in diesen Netzwerken zu sein, eventuell
Projekte und Veranstaltungen dort anzukündigen,
nach Meinungen zu fragen
und auf diesem Weg Kontakte aufzubauen.
5 ‰ für die Natur- und Kulturlandschaft
5 ‰ für den Heimatpflegeverband
Seit heuer ist der Heimatpflegeverband in die Liste der möglichen 5PromilleEmpfänger eingetragen. Damit hat man die Möglichkeit,
die Heimatpflege auch über die Steuererklärung zu fördern.
Der Heimatpfl egeverband setzt sich für den Erhalt unserer Natur und Kulturlandschaft und der historischen Baukultur, für eine
offene und traditionsbewusste Gesellschaft, für die Förderung der Volkskultur, der Tracht und der Mundart, für die Heimat ein.
Unterstützen auch Sie die Tätigkeit des Heimatpflegeverbandes, indem Sie bei der Steuererklärung (Mod. CUD, Mod 730 oder
Mod. UNICO) ganz einfach und unkompliziert im entsprechenden Feld die Steuernummer 80006000212 des Heimatpfl egeverbandes
Südtirol eintragen und Ihre Unterschrift daruntersetzen.
Vielen Dank für die Unterstützung!
Nr. 02 | Juni 2020 47
Aus Verband und Bezirken
Wiesmair-Kapelle fertig restauriert
Heimatschutzverein Lana – Wertvolle Freskenfunde im Inneren
Die Wiesmair-Kapelle in der
Metzgergasse vor…
…und nach der Restaurierung
Die Wiesmair-Kapelle wurde im frühen 18.
Jahrhundert errichtet und nun restauriert. Vor
dieser Kapelle wurde einst für die aus Rateis
über den alten Völlaner Weg nach Lana
gebrachten Verstorbenen Totenrast gehalten.
Der einfache Bildstock mit Rundbogenöffnung,
einem überfangenen Dreiecksgiebel
an der Straßenseite und einem wenig
einspringenden Altarerker liegt am oberen
Ende der Metzgergasse an der Kreuzung
zur Gampenstraße. Die Sterne im
Abschlussgitter weisen zudem auf ein Marienpatrozinium
hin.
Vorarbeiten, Lokalaugenscheine,
Kostenvoranschläge
Bereits im Jahr 2014 fanden konkrete Gespräche
zur umfangreichen und fachgerechten
Restaurierung der Wiesmair-Kapelle
in Oberlana statt. Seit 2016 wurde
dann eifrig gearbeitet. Der Obmann des
Heimatschutzvereines Lana, Albert Innerhofer,
hatte sich bereits zuvor seit Jahren
(seit 2004!) darum bemüht, dass diese Kapelle
am oberen Eingang zur „guten Stube“,
dem Gries, endlich restauriert würde. So
konnten zunächst an dieser um 1750 errichteten
Marienkapelle nach dem Besitzerwechsel
im Jahr 2015 mit der Entfeuchtung,
Trockenlegung und Anlegung einer
fachgerechten Drainage durch die Firma
Harald Haller die ersten wichtigen Maßnahmen
ergriffen werden. Zudem erfolgten
die komplette Erneuerung des Dachstuhles
und die Neueindeckung mit Mönch-und-
Nonne-Ziegeln durch die Zimmerei Roland
Platter. Die Spenglerarbeiten mit der
Anbringung neuer Dachrinnen übernahm
Günther Husnelder. 2016 begann Albert
Innerhofer damit, das Inventar der denkmalgeschützten
Wiesmair-Kapelle sicherzustellen
und restaurieren zu lassen. So
wurde zunächst die Herz-Jesu-Statue,
die der in Altrei geborene Bildhauer Alois
Zwerger 1904 in seiner Werkstatt in St. Ulrich
in Gröden geschaffen hatte, von Karl
Hofer restauriert.
Barockes Bild
„Maria Immaculata“
Im Jahr 2017 ließ der Heimatschutzverein
Lana das einmalig schöne und kostbare barocke
Ölbild „Jungfrau Maria mit Darstellung
der Tugenden“, das in einem Holzrahmen
auf Leinwand gespannt ist, von Hubert
Mayr fachgerecht restaurieren. Dabei wurden
bei diesem Altarbild, das bereits seit
Jahrzehnten aus Sicherheitsgründen privat
untergebracht war, auch die Vergoldungen
48
KulturFenster
Heimatpflege
Das barocke Altarbild „Maria
Immaculata“
am Rahmen freigelegt und ergänzt. Während
dieser Restaurierungsarbeiten kam
weder eine Jahreszahl der Bildentstehung
noch eine Signatur des Malers zum Vorschein.
Daher wandte sich Obmann Albert
Innerhofer an die Kunsthistorikerin Maria
Stifter und bat sie, sich dieses Altarbild näher
anzuschauen.
Dieses Bild im rundbogigen Abschluss mit
den Maßen 172 x 122 cm zeigt im Mittelpunkt
die Maria Immaculata auf einer Wolkenbank
und auf der Mondsichel stehend.
Sie ist mit dem wallenden weißen Kleid der
Unschuld angetan und in einen blauen Mantel
gehüllt. Mit ihrer rechten Hand hält sie
geziert ein spitz zulaufendes Mantelende,
in ihrer nach unten ausgestreckten linken
Hand umfasst sie die weiße Lilie. Die Lilie ist
das Symbol ihrer Seelenreinheit, Unschuld,
Jungfräulichkeit und Keuschheit. Ihre Augen
blicken in Richtung Himmel. Maria ist
von acht Putten begleitet, die sie umgeben
und emporheben. Diese Putten verweisen
händehaltend auf verschiedene Symbole:
Spiegel, Bundeslade, Turm, weiße und rote
Rose und leuchtenden Stern. Zudem hat der
Maler im unteren Bildbereich Mondgesicht,
Totenkopf und aufgehende Sonne festgehalten.
Im Halbrund des Tafelbildes oben hat
der Künstler noch das Emblem der Dreifaltigkeit
mit dem Auge Gottes eingebracht.
Die Zuweisung an einen Künstler
Aufgrund vieler Übereinstimmungen mit
anderen Werken des Meisters kann man
dieses Altarbild der Werkstatt von Matthias
Pußjäger (1654–1734), dem bedeutenden
Maler des Hochbarocks, zuschreiben. Die
Gründe für eine Zuschreibung sind folgende:
Nach seiner Ausbildung in Rottenbuch
bei seinem Vater, in Augsburg
bei Heinrich Schönfeld und in der Werkstatt
von Carl Loth in Venedig (ein Aufenthalt
in Rom ist nicht gesichert) wird. Pußjäger
1662 Bürger von Meran; 1689 kaufte
er das Rautscherhaus und errichtete dort
seine Werkstätte. Er malte zahlreiche Altarbilder
für seine Heimat, aber als Bürger
von Meran auch eine Anzahl von Altarbildern
für Südtirol und Nordtirol. Für
die Kapuzinerkirche in Lana schuf er das
Giebelbild des Hochaltars mit dem hl. Felix.
In der alten Pfarrkirche von Niederlana
steht der Hochaltar mit dem Hochaltarblatt
„Die Himmelfahrt Mariens“, das ehemalige
Hochaltarblatt der Meraner Pfarrkirche.
In St. Lorenz in Lana wird das Altarbild
der Werkstatt zugewiesen. Sohn Joachim
Pußjäger werden auch die Altarbilder der
Kirche zum hl. Johannes von Nepomuk
in Lana zugewiesen. Durch die geografische
Nähe zu Meran kann es durchaus
sein, dass Matthias Pußjäger den Auftrag
auch für dieses Bild in Lana bekam, nachdem
er in Lana schon andere Werke angefertigt
hatte.
Eine weitere Begründung für die mögliche
Zuschreibung des Immaculata-Bildes
an die Werkstatt von Matthias Pußjäger ist
die figurenreiche Komposition dieses Bildes
(Maria als Hauptfigur von schwebenden Engelgruppen
umgeben), zudem sind es die
Farbgebung und der Faltenwurf. Ein interessantes
Indiz ist die Farbgebung, da die
Hauptgestalten des Meisters oft aus einem
Hintergrund von gelblich-bräunlichen oder
bläulich-grünen Farbtönen herauswachsen.
Satte Töne und scharfe Konturen der Gewandung
zeigt hingegen der blaue Mantel
von Maria, der mit seinem typischen
bauschigen Faltenwurf eine harmonische
Wirkung erzielt.
Zusätzlich wurden im selben Jahr die
zwei monstranzartigen Reliquienschreine,
die auch kostbare Klosterarbeiten hinter
Glas und geschnitzte Büstenreliefs von Jesus
und Maria beinhalten, gereinigt und
restauriert. Die Fenster mit Eingangstür
und Oberlichte ließ der Heimatschutzverein
Lana ebenfalls herrichten und entrosten
bzw. neu bemalen. Die Firma Icejet
führte die Sandstrahlarbeiten am Gitter
aus, während Christoph Gabrieli und Karl
Freigelegtes Fresko mit dem hl. Antonius
von Padua
Hofer Fenster, Oberlichte und Tür ausbesserten,
neu verkitteten, das Eisengitter und
die Rahmen neu strichen und anschließend
montierten. Die zwölf Sterne am Abschlussgitter
wurden vergoldet. Diese zwölf
Sterne sind ein Symbol der Immaculata,
verweisen auf die zwölf Stämme Israels,
die das Volk Gottes bilden (Joh. Offb. 12,1-
6). Zudem wurde auch das Türschloss mit
Schlüssel erneuert.
Wertvolle Fresken kommen
zum Vorschein
Im Frühjahr 2018 begann Restaurator Stefan
Wörz mit seinen Mitarbeitern mit der
Innenrestaurierung der Malereien. Dabei
wurden einige sehr interessante und vor
Jahrzehnten übermalte Fresken und Malereien
wiederentdeckt. So erkennt man
nun außen am Dreiecksgiebel Gottvater,
der seine Arme schützend ausbreitet, mit
Taube und mehreren Putten. Im Kapelleninneren
kam rechts ein sehr qualitätsvolles
Fresko mit der Figur des Heiligen
Antonius in braunem Ordenskleid zum
Vorschein, der eine Lilie in der Hand hält,
mit Blick auf die Antonius-Basilika in Padua.
Darüber befinden sich Freskenmalereien
mit verschiedenem Rankenwerk
und Dekormalereien aus der Entstehungszeit.
Im Gewölbe kam der blaueingefärbte
Himmel heraus.
Diese äußerst wichtige Freilegung beanspruchte
doppelt so viel Zeit und Kosten
als ursprünglich angenommen. Auf
Nr. 02 | Juni 2020 49
Aus Verband und Bezirken
Kosten und Dank
Die Herz-Jesu-Statue des Bildhauers
Alois Zwerger, 1904
der linken Innenseite waren durch Feuchtigkeitsschäden
die Malereien leider bereits
verloren gegangen. Zudem musste
die Firma Harald Haller sämtliche durch
Wasserschäden beeinträchtige Mauern
innen und außen abschlagen, anschließend
alles verputzen und malen.
Eine der monstranzartigen
Klosterarbeiten
Zwei Kernbohrungen durch die Firma eXakt
wurden an der Westfront vorgenommen,
damit in Zukunft eine bessere Durchlüftung
stattfinden kann. Das restaurierte
Altarbild „Maria Immaculata“, die neue
Konsole für die Herz-Jesu-Statue und die
ebenfalls restaurierte Altarmensa wurden
schließlich im Herbst 2019 montiert. Abschließend
fertigte der Tischler Michael
Mair eine neue Altarplatte und das Holzpodest
in Lärche an, und die zwei Reliquienschreine
wurden montiert.
Die Gesamtkosten für die fachgerechte
Restaurierung dieses wertvollen Kleinodes
am Gries betrugen, bedingt durch
zusätzliche Restaurierungsarbeiten, über
51.000 Euro. Die Kosten konnten durch
die Besitzerfamilie, den Heimatschutzverein
Lana, durch einen außerordentlichen
Beitrag der Marktgemeinde Lana,
das Landesdenkmalamt und zahlreiche
Spender sowie einige beteiligte Firmen
aufgebracht werden.
Ein herzliches Vergelt´s Gott allen, die
mit ihrer Spende zum guten Gelingen dieser
notwendigen und sehr umfangreichen
Restaurierungsarbeiten bei der Wiesmair-
Kapelle beigetragen haben, die nun wiederum
in neuem Glanz erstrahlt. Die Segnung
der restaurierten Kapelle wird aufgrund
der derzeitigen Situation zu einem späteren
Zeitpunkt erfolgen.
Text & Fotos:
Albert Innerhofer
Quellen:
- Dr. Maria Stifter,
Altarbild Wiesmair-Kapelle,
15. Februar 2020
- Leo Andergassen,
Lana Sakral, S. 212, 1997
- Albert Innerhofer, Jahresberichte
Heimatschutzverein Lana 2014 bis 2020
- Briefverkehr: Heimatschutzverein Lana,
Gemeinde Lana und Landesdenkmalamt
seit 2004
Marterl restauriert
Der Heimatschutzverein Lana berichtet
Heuer waren es genau 50 Jahre, dass der
Straßenwächter Karl Unterholzner aus Lana
ums Leben kam. Das Marterle, mit dem ihm
gedacht wird, wurde nun restauriert.
Karl Unterholzner, geboren am 9. September
1921, starb bei einem tragischen
Unglück in der Bozner Straße am 12. Jänner
1970. Der Familienvater hinterließ
seine Frau und sieben unmündige Kinder.
Der Verunglückte stand damals im
49. Lebensjahr.
Der Heimatschutzverein Lana hat nun das
in die Jahre gekommene Marterle fachgerecht
und originalgetreu durch den Malermeister
Karl Christanell aus Algund restaurieren
lassen.
Es wurde kürzlich wiederum am Kapellenbildstock
an der Kreuzung Boznerstraße
– Zollstraße angebracht.
Text & Foto:
Albert Innerhofer
50
KulturFenster
Heimatpflege
Baggern trotz Krise
Naturreservate drohen, der Wirtschaft zum Opfer zu fallen
In Coronazeiten erleben wir, wie schon lange
nicht mehr, unsere wechselseitige Verwundbarkeit.
In der Krise gibt es keinen sicheren
Schutzmantel gegen die soziale Isolation und
die Vertiefung bestehender Ungleichheiten
trotz staatlicher Maßnahmen. Die wirtschaftlichen
und politischen Folgen sind gravierend
und werden tiefe Kerben hinterlassen.
Dennoch lässt Corona nun zu, was vor
dieser Zäsur kaum möglich war. So bekommen
Phänomene wie die Globalisierung,
der Turbokapitalismus und der Massentourismus
plötzlich einen schalen Beigeschmack.
Der Zauber des Wirtschaftswachstums
ist zum Teil verfl ogen und wird
immer häufiger auch von der Wirtschaftswissenschaft
infrage gestellt. Die CO 2
-Emissionen
sind rückläufi g bei gleichzeitig erhöhter
Müllproduktion.
Die Coronakrise zu verklären, wäre aber
ein Denkfehler. Sie sollte ganz nüchtern
als das betrachtet werden, was sie ist: als
Zeit der schmerzhaften Verluste, der Veränderung
und Lernerfahrung mit offenem
Ausgang, gewiss nicht als Gegenschlag der
geschundenen Erde gegen den rücksichtslosen
weltweiten Raubbau an der Natur.
Zweifelhafte Gesetzesmanöver
Zu unserem Entsetzen entnehmen wir
der Presse, wie Unternehmen und Politik
Beschlüsse fassen, die die Errichtung einer
wohlgemerkt neuen Zahnradbahnverbindung
der beiden Skizonen Seiser Alm
und Monte Pana – Ciampinoi – Sellajoch
ermöglichen. Die Abänderung des Artikels
2, Absatz 2, Buchstabe b) des Landesgesetzes
vom 23. November 2010, Nr. 14 bietet
die rechtliche Grundlage für die Eintragung
des Vorhabens in den Skipistenplan.
Durch ein ausgeklügeltes Gesetzesmanöver
erhält die Zahnradbahn als Transportmittel
den Status einer gewöhnlichen Aufstiegsanlage
mit Skibetrieb. Damit umgeht
man die Eintragung in den Fach- bzw. Bauleitplan
sowie eine europaweite Ausschreibung
des Projektes.
Mitten in der Coronakrise fuhren auf der Seiser Alm die Bagger auf.
Es handelt sich hierbei um eine Verbindung,
die eine der letzten naturbelassenen
Zonen durchdringen und die das Wasserschutzgebiet
„Cunfi n“ gefährden würde.
Dort entspringt die Wasserquelle, die das
ganze Dorf St. Ulrich, die Ortschaften Überwasser
und Runggaditsch mit Trinkwasser
versorgt und deren größtes ökologisches
Lebensgut gefährden würde. Diese Investition
würde sich nur rechnen, wenn große
Menschenmassen diese Infrastruktur auch
nützen würden.
Und damit kommen wir zum springenden
Punkt: Der neu entstandene Trubel würde
einer unberührten Naturlandschaft fernab
von Lärm und Hektik arg zusetzen.
Es drängt sich die Frage auf, ob Bürgerinnen
und Bürger der betroffenen Gemeinden
Kastelruth und St. Christina diese
Verbindung überhaupt wünschen, oder ob
sich die Gemeindepolitikerinnen und -politiker
durch ihre positiv gefassten Beschlüsse
zu den eingereichten Projekten primär den
übermächtigen Investoren und Interessengruppen
fügen.
Ein weiteres Bauvorhaben lässt aufhorchen:
Am 6. April haben auf der Seiser Alm
vor dem Hotel „Adler Lodge“ die Bauarbeiten
für eine Unterführung der Straße begonnen.
Auf der schönsten und größten
Alm Europas wird wieder massiv gebaggert,
ungeachtet der aktuellen Notlage und
der zu erwartenden schweren Rezession.
Naturbelassene
Erholungsgebiete sichern
Anderen Presseberichten zufolge soll das
Hotel „Alpina Dolomites“ auf der Seiser Alm
von einem Großinvestor aus Singapur übernommen
worden sein. An diesem Beispiel
lässt sich veranschaulichen, welche Folgen
Kubaturverlegungen (Ex-Schutzhaus Dialer
im Naturpark Schlern –Rosengarten) mit
qualitativer und quantitativer Erweiterung
in einem Landschaftsschutzgebiet haben
können. Hierzu befragte HGV-Vertreter klingen
merkwürdig verhalten.
Wir rufen dringend dazu auf, ökologische
Anliegen vor jenen der Wirtschaft
zu beherzigen. Die naturbelassenen Erholungsräume
sichern jene Grundlage,
die lebenswertes Leben und Wirtschaften
erst ermöglicht. Besonders in Krisenzeiten
sollten wir keineswegs unsere letzten
und wertvollsten Naturreservate sehr
kurzfristigen Geschäftsinteressen opfern.
Die Cunfinböden zählen zu jenen Rückzugsgebieten,
in denen sich Mensch, Tiere
und Pflanzen erholen können und eine gesunde
Entschleunigung stattfi nden kann.
Deshalb plädieren wir dafür, dass dieses
gesamte Gebiet um das Langkofelmassiv
als Naturpark ausgewiesen werden soll.
Wir fühlen uns verpflichtet, dieses Areal
– im Ausgleich zur intensiven Nutzung der
Talsohle – als hochalpines Ruhe- und Naherholungsgebiet,
frei von Luft- und Lärmverschmutzung,
zu erhalten, und nicht leichtfertig
und unwiederbringlich zu zerstören.
Unsere Kinder und Enkel werden es
uns danken.
Sara Stuflesser (Gemeinderätin von
St. Ulrich), Engelbert Mauroner (Vorsitzender
der „Lia per Natura y Usanzes“),
Hubert Mayrl (Vorsitzender der AVS-Sektion
Schlern) zusammen mit der „Gruppe
zum Erhalt unserer Berggebiete“
Nr. 02 | Juni 2020 51
im Gedenken
Er hatte ein Herz für Kultur und Natur
Pfarrer Johann Oberhammer – Ein persönlicher Nachruf von Claudia Plaikner
Pfarrer Oberhammer im regen
Gedankenaustausch mit Claudia
Plaikner. Das Foto entstand in der
„Alten Turnhalle“, wo die Ausstellung
„Weiterbauen auf dem Land“ lief.
Pfarrer Johann Oberhammer ist am 26. April
2020 im Alter von 81 Jahren verstorben. Er
war ein kunstsinniger, engagierter und bescheiden-liebenswürdiger
Diener im Garten
des Herrn.
Pfarrer Johann Oberhammer ist am 26.
April 2020 im Alter von 81 Jahren verstorben.
Er wusste seit einiger Zeit, dass er den
Kampf gegen den Krebs nicht mehr gewinnen
wird. Während der Weihnachtsfeiertage
2019 brach Pfarrer Hans bei der Vorbereitung
zu einer Messe in der Kirche von Taisten
zusammen und kam zuerst ins Spital von
Innichen und dann nach Bruneck; dort hat
er seine letzten Lebenswochen verbracht.
Ich habe ihn gemeinsam mit Heimatpfleger
Albert Willeit am Krankenbett besucht.
Und wie waren wir berührt von der Stärke
und Klarheit seiner Aussagen. Selbst in dieser
für ihn persönlich so schweren Situation
war es ihm wichtig, uns ein „Vermächtnis“
zu hinterlassen: Wir sollten weiterhin auf die
Heimat schauen. Ganz besonders legte er
uns die Pfarrhäuser – von denen ja immer
mehr leer stehen – ans Herz: Sie sollten in
Zukunft nicht veräußert werden, sondern
dem Dorf und für öffentliche Zwecke zur
Verfügung stehen. Die Salvatorkapelle beim
Wildbad Innichen war ihm ein besonderes
Anliegen und natürlich die Umgebung der
Kirche und des Friedhofes in Taisten, ganz
besonders der angrenzende Park.
Der Schutz dieser grünen Oase mitten im
Herzen von Taisten war auch unser letztes
gemeinsames Projekt: Wir führten 2019
einen Lokalaugenschein mit ihm und anderen
Personen durch, beteiligten uns an
einer Bürgerversammlung. In gewohnter
Manier erlebte ich Pfarrer Hans bei diesen
seinen Auftritten als Verfechter eines modernen
Naturschutzgedankens, der einmal
mehr den Beteiligten vor Augen führte, was
Wert und Bestand hat, ja, haben muss, was
ein Dorf lebenswert und besonders macht
und ihm eine langfristige Perspektive für
diese Erhaltung von Lebensqualität gibt: der
Schutz der Natur auch im Siedlungsgebiet,
die Ruhe eines nicht zweckoptimierten naturbelassenen
Parks, der Respekt vor der –
in diesem Fall – spirituellen Umgebung von
Friedhof, Kirche und Pfarrhaus. Wie war ich
ein anderes Mal erstaunt, als ich in unmittelbarer
Nähe des religiösen Zentrums von
Taisten sah, dass es hier Wiesen gibt, die
durch einen leider sonst kaum mehr vorzufindenden
Artenreichtum an Gräsern und
Blumen hervorstechen. Pfarrer Hans, der 33
Jahre lang diese Pfarrei betreute, erzählte
mir, dass er die von der Pfarrei verpachteten
Gründe um einen günstigen Pachtzins
vergibt, dafür aber einfordert, dass auf diesen
Wiesen kein Kunstmist und keine Gülle
zum Einsatz kommen.
Das „ökologische“ Herz von Pfarrer Hans
schlug auch ganz stark für die Erhaltung
und Weiterentwicklung unserer Kunst und
Kultur. Sein großes Wissen um Geschichte
und Kunst machte ihn zu einer Institution
in Fragen der Bewertung, Gestaltung und
Fortschreibung des architektonischen und
kunstgeschichtlichen Erbes. Pfarrhaus und
Kirche samt Interieur geben Zeugnis von seiner
Kenntnis und Achtung vor der mittelalterlichen
und barocken Kunst, ebenso aber
von der Aufgeschlossenheit für moderne
Kunst. Ein besonders evidentes Beispiel
ist die Gestaltung des Friedhofes in Taisten,
der aufgrund der Symbiose von natürlichen
und künstlerischen Elementen, aufgrund der
stimmig-individuell gestalteten Grabstätten
eine Sonderrolle unter den Südtiroler Friedhöfen
einnimmt. Katalogware verabscheute
Pfarrer Hans ebenso wie kopflose Angepasstheit
und sterile Uniformität.
Hans Oberhammer, der nach seiner Priesterweihe
1968 zuerst Kooperator in Taufers
i. P. und in Schlanders, dann Pfarrer in
Lichtenberg und Matsch war, war auch als
Seelsorger immer ein „Selbstdenker“, der
sich weder von weltlichen noch von geistlichen
Autoritäten eine Meinung aufoktroyieren
ließ, wenn diese nicht mit seiner innersten
Überzeugung in Einklang zu bringen
war. Oft galt sein Einsatz auch der Verteidigung
ideeller angestammter Rechte. Ich erinnere
mich lebhaft an das Jahr 2006, als
der Verkauf des Klarissenklosters St. Josef
in Taisten anstand. Pfarrer Hans machte
sich mit einer Gruppe örtlicher Mitstreiterinnen
und Mitstreiter zum Befürworter
des Erhaltes des historischen Gebäudes für
die Dorfbevölkerung, z. B. für die Nutzung
durch lokale religiöse Vereinigungen. Die
in vielen Jahrzehnten gewachsene starke
Bindung der örtlichen Bevölkerung an das
Kloster und die ideelle und finanzielle Unterstützung
desselben brachte Pfarrer Hans
als Argumente vor, was aber von der kirchlichen
Obrigkeit ignoriert wurde.
Pfarrer Hans haben Rückschläge aber
nie entmutigt: Sich für das einzusetzen,
was keine Lobby hat, gehörte ebenso zu seinem
Credo wie dass der Mensch in seiner
Würde stets im Vordergrund stehen muss.
In Pfarrer Hans paarte sich auf eindrucksvolle
Weise die Kunst der Beharrlichkeit, Aufrichtigkeit
und des klaren Standpunktes mit
einem zuvorkommenden und freundlichen
Umgang mit Menschen, speziell auch mit
solchen, die es im Leben nicht leicht hatten
oder haben.
Sich selber schonte er nie, fragte nie danach,
welche Nachteile ihm aus seiner Haltung
erwachsen würden. Seine Aktivitäten
beschränkten sich nie auf die sogenannten
Sonntagsreden, er selbst legte stets offen
Zeugnis von seinen Wertvorstellungen ab,
was sogar so weit führte, dass er sich angesichts
der Baggerschaufeln, die dem altehrwürdigen
Gerichtsgebäude in Welsberg um
die Jahrtausendwende den Garaus machten,
physisch dagegen stellte.
Pfarrer Hans wird mir fehlen – seine Persönlichkeit
hat mich und viele von uns bereichert.
Er hat Vertrauen in uns gesetzt: In seinem
Sinne auf unsere Heimat zu schauen,
also sein „Testament“ umzusetzen, das soll
weiterhin unser Ziel sein.
52
KulturFenster
im Gedenken
Heimatpflege
Er war ein Menschenfreund
In memoriam Franz Simeoni
Im 63. Lebensjahr ist Franz Simeoni, der
viele Jahre als Landesvorstand, Ausschussmitglied
des Bezirkes Überetsch Unterland
und als Ortsbeauftragter in Neumarkt für die
Heimatpflege tätig war, am 6. Mai 2020
verstorben. Ein Nachruf von Luis Walter.
Aus heiterem Himmel kam die Botschaft:
Franz Simeoni ist tot. Noch kurz zuvor hatte
man ihn im Dorf getroffen. Franz war ein
Menschenfreund, als solcher suchte er die
Menschen. Er kannte viele Menschen, und
umgekehrt kannten viele Menschen Franz.
Franz war ein kommunikativer Mensch, er
ging auf die Menschen zu, ein Gespräch
entstand bald, man freute sich.
In jungen Jahren machte er die Prüfung
zum Gemeindesekretär, was dann
auch sein Beruf wurde, in den letzten Jahren
war er dies in Margreid. Franz war in
Neumarkt geboren und blieb mit Leib und
Seele Neumarkter. Als solcher hat er die
Politik in der Gemeinde Neumarkt der vergangenen
20 Jahre verfolgt – und oft auch
den Unmut vieler Menschen zu spüren bekommen,
die den eingeschlagenen politischen
Weg so nicht mittragen wollten. Die
Folge war, dass sich Menschen, vor allem
junge Menschen, zusammentaten und das
Bündnis Neumarkt gründeten, um in der
volkstumspolitischen Mitte in der Gemeindestube
von Neumarkt ein Korrektiv zu
sein, zur – wie sie es sahen – identitätslos
gewordenen SVP-Führung von Neumarkt.
Franz Simeoni war zwei Amtsperioden
lang für das Bündnis Neumarkt Fraktionschef
im Gemeinderat, wo er einige Funktionen
innehatte, u. a. Vorsitzender der
Kommission für Ehrungen verdienter Mitbürger
und der Kommission für Verordnungen.
Franz hat sich in seiner ehrenamtlichen
und politischen Tätigkeit nicht
nur Freunde gemacht, was aus seiner
Sicht auch nicht der Zweck der Sache sein
konnte. Respektiert als Mensch hat man
ihn allemal. Franz war ein Homo Politicus,
durch und durch. Politik war ein Teil seines
Lebens, war seine Leidenschaft. Dabei
gehörte er keiner Partei an, war parteilos,
was nicht heißen soll, dass er keinen
Standpunkt hatte. Er hatte sehr wohl Standpunkte,
die er stets mit stichfesten Argumenten
vertreten und verteidigen konnte.
Er besaß eine Gabe, die heute vielfach bedeutungslos
zu sein scheint: die Gabe, im
tiefsten seines Herzens ein aufrechter Tiroler
zu sein und im Zweifelsfalle, auch danach
zu handeln.
Franz war ein Mensch, den man für eine
gute Sache begeistern konnte. Er war offen,
nicht nur für Politik, er war offen für
Kunst, für Literatur, Theater und Film, er
war immer offen für ein ernstes Gespräch,
wie auch für ein humorvolles.
Ein Vorbild für die Heimatpflege
Nun ist Franz nicht mehr, er wird fehlen.
Er wird seiner Familie fehlen. Er wird den
Freunden im Fleimstal fehlen mit denen ihn
tiefe Wertschätzung verband. Er wird im Gemeinderat
von Neumarkt fehlen, denn er
war dort vielfach das Salz in der Suppe. Er
wird in der Heimatpflege fehlen. Er wird in
Neumarkt fehlen, er wird im Südtiroler Unterland
fehlen, dem er sich im tiefsten Herzen
eng verbunden fühlte. Er war ein Menschenfreund.
Er möge ruhen in Frieden.
Luis Walter
Ausschuss Heimatpflege Bezirk Unterland Überetsch gedenkt Franz Simeoni
Tief erschüttert über den so plötzlichen Tod unseres lieben Freundes und Mitstreiters
Franz Simeoni möchten wir der Familie und den Angehörigen unser tief empfundenes
Mitgefühl und Beileid aussprechen.
Franz ist und war uns ein Vorbild im Einsatz für das Unterland, für Südtirol, für die
Heimat und die Erde, auf der wir leben.
Seine Initiativen, seine Ideen, sein Mut, sein Wissen und seine Arbeit sind unersetzlich
und werden uns unermesslich fehlen. Wir können und wollen nach seinem
Vorbild weitermachen, um in seinem Sinne weiter auf unsere Umwelt zu hören
und zu achten. Franz wird uns weiter Vorbild sein. Seine Worte und Aktionen
sowie seine vorgelebte Freundschaft werden uns im Vorstand der Heimatpflege
Unterland weiterhin stärken und begleiten.
Nr. 02 | Juni 2020 53
Arge Lebendige Tracht
Die Tracht lag ihr am Herzen
Rosl Viehweider geb. Plattner aus Gries/Bozen zum Gedenken
Rosl Viehweider geb. Plattner
(1937–2020)
Wenn wir heute viele Bäuerinnen in ihren
schmucken Trachten sehen, so ist das keine
Selbstverständlichkeit. Es brauchte Frauen
wie Rosl Viehweider geb. Plattner, die sich
in fachkundiger Weise und mit viel Eifer jahrzehntelang
für die Tracht eingesetzt haben.
Ganze 18 Jahre lang hat sie ihr Wissen und
Können in die Arbeitsgemeinschaft Lebendige
Tracht eingebracht. Am 6. Juni 2020
ist Rosl Viehweider im Alter von 82 Jahren
verstorben.
Erste Vertreterin der
Bäuerinnen-Organisation
Ein neues Statut hatte es möglich gemacht,
dass Vertreter der drei bäuerlichen Organisationen
in die Arbeitsgemeinschaft Lebendige
Tracht aufgenommen werden konnten.
Rosl Viehweider war die erste Vertreterin
der Südtiroler Bäuerinnenorganisation. Sie
kam 1985 in die Arbeitsgemeinschaft und
blieb bis 2003. Ein wertvoller Zugewinn,
war sie doch die stellvertretende Landesbäuerin
unter Maria Leiner aus Marling. Als
Ortsbäuerin von Gries/Bozen hatte sie sich
als Fachfrau für Dirndl und Tracht bzw. für
das Nähen von Trachtenhemden einen Namen
gemacht. Dass die Musikkapelle Gries
handgestrickte Stutzen nach einem alten
Muster im Bozner Stadtmuseum trägt, ist
auch ihr Verdienst.
Gediegene Ausbildung
Rosl Viehweider war Anfang 20, als sie die
Haushaltungsschule in Steinach am Brenner
besuchen durfte. Dort hatte sie gut nähen
gelernt und als Meisterstück für sich
selbst eine Bozner Tracht genäht. Von da
an begleitete sie der Eifer für den Erhalt der
Tracht ihr ganzes Leben lang. Sie vertiefte
ihre Nähkenntnisse noch an einer italienischen
Nähschule in Bozen. Nun hatte sie
einen guten Blick für das richtige Sitzen einer
Tracht und begann, für andere Trachten
zu nähen. So kam sie durch ihr Hobby
auch noch zu einem kleinen Zuverdienst.
Vielseitig engagiert
Rosl war viele Jahre lang Sängerin im
Stiftspfarrchor St. Augustin in Gries. Dass
sie an Feiertagen die Tracht trug, war für
sie selbstverständlich. Sie fühlte sich wohl
darin. Durch ihr gutes Beispiel angeregt,
schafften sich viele eine Tracht an. Rosl
half überall mit, wenn religiöse, kulturelle
oder soziale Veranstaltungen eine helfende
Hand brauchten. Dabei sah man
sie oft auch im Dirndl. Ihre Freude waren
die Berge.
60 Jahre lang war sie Mitglied beim Südtiroler
Alpenverein. Ganz besonders liebte
sie Blumen. Wer erinnert sich nicht an die
bunten Blumensträuße aus ihrem Garten,
die sie an ihrem Obst- und Gemüsestand
am Bozner Bauernmarkt verkaufte!
Eifrige Trachtenpionierin
Wer mit Rosl in der Arbeitsgemeinschaft
Lebendige Tracht zusammenarbeitete,
wird sich stets gerne an sie erinnern. Auf
Rosl war immer Verlass. Sie hat sich nie
vorgedrängt, hat einfach gearbeitet. Eine
wunderbare Frau!
Leider konnten wir uns von Rosl nicht in
gebührender Weise verabschieden. Was
bleibt, ist der Dank an eine engagierte
Pionierin des Südtiroler Trachtenwesens
und die Erinnerung an eine liebenswerte
Trachtenfreundin.
Agnes Andergassen
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KulturFenster
Arge Volkstanz
Heimatpflege
Hereinspaziert
• Almtanz der ARGE Volkstanz in Südtirol auf dem Würzjoch am 19. Juli 2020.
• Tanzleiterausbildung Modul 1 am 5. September 2020 in der Lichtenburg/Nals.
• „Gsung, gspielt, gitonzt und drzehlt“ im Volkskundemuseum Dietenheim am 13. September 2020 in Zusammenarbeit mit dem
Südtiroler Volksmusikkreis Bezirk Pustertal.
• Modul 3 Ausbildung Kinder und Jugendtanzleiter in Pfalzen am 24. und 25. Oktober 2020.
• Landeskathreintanz am 14. November 2020 im Kursaal von Meran mit der Musikgruppe „Tanzig“. Die Pausengestaltung
übernimmt der Bezirk Überetsch/ Unterland.
• Winterlehrgang vom 26.Dezember 2020 bis 1. Jänner 2021 im Haus der Familie in Lichtenstern.
Weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz, Tel.: 0471/970555 oder info@argevolkstanz.org
KulturFenster
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol
Redaktion KulturFenster
Redaktionsschluss für die nächste
Ausgabe des KulturFensters
ist Freitag, 17. Juli 2020.
Bitte Termin genau beachten!
Nr. 02 | Juni 2020 55
Danke
Danke an alle Rettungskräfte
Danke an alle Pflegekräfte
Danke an alle, die im Supermarkt arbeiten.
Danke an alle Polizisten
Danke an alle Ärzte
Danke an alle Menschen,
die durch ihre Arbeit dem Coronavirus ausgesetzt sind,
aber trotzdem weitermachen!
Ohne euch ginge es nicht!
Impressum
Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler
Musikkapellen, des Südtiroler Chorverbandes
und des Heimapflegeverbandes Südtirol
Eigentümer und Herausgeber:
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen
Ermächtigung Landesgericht Bozen
Nr. 27/1948
Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes
verantwortlich:
Dr. Alfons Gruber
Als Pressereferenten für die Darstellung der
entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:
VSM: Stephan Niederegger,
E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it
SCV: Paul Bertagnolli,
E-Mail: info@scv.bz.it
HPV: Florian Trojer,
E-Mail: fl orian@hpv.bz.it
Unverlangt eingesandte Bilder und Texte
werden nicht zurückerstattet.
Redaktion und Verwaltung:
Verband Südtiroler Musikkapellen,
I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus
Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347
E-Mail: info@vsm.bz.it
Einzahlungen sind zu richten an:
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,
Waltherhaus
Raiffeisen-Landesbank, BZ
IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771
SWIFTBIC: RZSBIT2B
Jahresbezugspreis: Euro 20
Gefördert von der Kulturabteilung
der Südtiroler Landesregierung.
Druck: Ferrari-Auer, Bozen
Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,
und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,
August, Oktober und Dezember.
Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen
Vormonats.
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