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Ötisheimer Imker hat Bienen unterm Sender<br />
Klaus Hampel betreut 70 Völker – 350 000 Tiere stehen auf dem Pforzheimer Rathausdach<br />
Der Ötisheimer Bioland-Imker Klaus Hampel schaut bei seinem Bienenvolk auf dem Mühlacker<br />
Sendergelände nach dem Rechten.<br />
Fotos: Deeg<br />
„Wenn man es richtig verschmeckt<br />
hat, kann man nicht<br />
mehr ohne“, sagt Imkermeister<br />
Klaus Hampel über seine Leidenschaft.<br />
R<strong>und</strong> 70 Bienenvölker<br />
betreut der Wahl-Ötisheimer,<br />
die im Sommer größtenteils im<br />
Schwarzwald stehen. Aber ein<br />
Volk hat noch einen gerade zu<br />
auserwählten Platz: in der Senderanlage<br />
in Mühlacker, weil es<br />
ein Nachzügler in der Entwicklung<br />
war <strong>und</strong> nicht mit in den<br />
Schwarzwald durfte.<br />
Daheim in Ötisheim hat der 50-<br />
Jährige keine Bienen. <strong>Das</strong> hat<br />
zwei Gründe. Zum einen ist seine<br />
Frau gegen Bienen allergisch.<br />
„Sie macht gerade eine Desensibilisierung“,<br />
sagt Hampel. Doch<br />
neben diesem ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Gr<strong>und</strong> gibt es noch einen weitaus<br />
größeren: „Wenn ein Volk im<br />
eigenen Garten steht, kümmert<br />
man sich als letztes darum. <strong>Das</strong><br />
verschiebt man immer gerne auf<br />
den nächsten Tag.“<br />
Gerade im Frühjahr hatte der<br />
Bioland-Imker alle Hände voll zu<br />
tun: Während der Honig geschleudert<br />
<strong>und</strong> abgefüllt werden<br />
musste, galt es parallel die Bienen<br />
an ihre Standorte <strong>für</strong> diese<br />
Saison zu bringen. Letzteres<br />
passiert optimalerweise in den<br />
frühen Morgenst<strong>und</strong>en. „Bevor<br />
sie ausfliegen“, so Hampel. Entsprechend<br />
habe der Wecker oft<br />
in den frühen Morgenst<strong>und</strong>en<br />
geklingelt. „<strong>Das</strong> Frühjahr ist heftig“,<br />
sagt er mit Blick auf sein<br />
Hobby, „aber so habe ich es mir<br />
ja ausgesucht.“<br />
Bienen hätten ihn schon immer<br />
fasziniert. Passenderweise sei in<br />
seiner Schulzeit eine Imker-AG<br />
angeboten worden. Danach habe<br />
er sich seine ersten zwei Völker<br />
angeschafft <strong>und</strong> in einem Imkerverein<br />
engagiert . „Letzten<br />
Endes hat sich sogar meine Diplomarbeit<br />
um Bienen gedreht“,<br />
erzählt der Biologe über seine<br />
Studienzeit in Stuttgart-Hohenheim.<br />
„Dort habe ich viel gelernt.“<br />
Neben dem exklusiven Bienenvolk<br />
auf dem Sendergelände, auf<br />
dem über den Winter noch mehr<br />
Völker beheimatet sind, hat<br />
Hampel auch 350 000 Bienen auf<br />
dem Pforzheimer Rathausdach<br />
stationiert. „Die Verwaltung hat<br />
bei mir angefragt“, berichtet er<br />
über den ersten Kontakt. Im vergangenen<br />
Jahr hätten die<br />
schwarz-gelben Tiere in der<br />
Goldstadt r<strong>und</strong> 100 Kilogramm<br />
Honig gesammelt, erinnert er<br />
sich.<br />
Sein persönlicher Lieblingshonig<br />
ist der Tannenhonig, weil dieser<br />
ein „schönes, zähes“ Produkt<br />
sei, das es nicht jedes Jahr zu<br />
ernten gibt. Da<strong>für</strong> müssten die<br />
Rahmenbedingungen wie beispielsweise<br />
Standort, Wetter<br />
<strong>und</strong> Volksstärke stimmen. „Und<br />
ein bisschen Glück muss man<br />
auch haben“, verrät Hampel.<br />
Schließlich seien es letztendlich<br />
die Bienen, die entscheiden, wo<br />
sie Nektar oder Honigtau sammeln.<br />
„Man erkennt es am Geschmack“,<br />
sagt er über die Sorten-Auszeichnung<br />
der Honige.<br />
Wer sich unsicher sei, könne<br />
auch Proben einschicken. „Aber<br />
ich konnte während meines Studiums<br />
im Labor ständig alles<br />
durchprobieren <strong>und</strong> den Geschmack<br />
trainieren, daher benötige<br />
ich das Angebot selten.“<br />
Wo ein Bienenvolk stehen darf,<br />
gelte es, individuell abzuklären.<br />
„Man kennt sich“, sagt Hampel.<br />
Dennoch mache er Erk<strong>und</strong>ungsfahrten<br />
im Wald, schaut, wo er<br />
gerne Völker platzieren würde<br />
<strong>und</strong> wer entsprechend der Ansprechpartner<br />
<strong>für</strong> dieses Vorhaben<br />
ist. Für dieses Jahr haben<br />
alle seine Bienenvölker ihren<br />
Platz erreicht. „Daher wird es<br />
nun erst einmal ruhiger mit den<br />
Aufgaben.“ Generell führe man<br />
die Völkerwanderungen bevorzugt<br />
bei kühlem Wetter durch.<br />
„Ich schaue, dass kein Transportweg<br />
länger als eine St<strong>und</strong>e<br />
oder maximal eineinhalb sind.“<br />
Es müssten Standorte sein, die<br />
er gut erreichen könne, um sich<br />
angemessen um die Tiere kümmern<br />
zu können. „Wenn man regelmäßig<br />
nach ihnen schaut,<br />
passiert eigentlich nichts“, sagt<br />
der Fachmann. <strong>Das</strong> größte Problem<br />
sei die Varroa-Milbe. Sei ein<br />
Volk mit diesem Schädling befallen,<br />
müsse rechtzeitig mit der<br />
Behandlung begonnen werden.<br />
Im Herbst 2017 sei es ihm passiert,<br />
dass er zu spät eingegriffen<br />
habe. <strong>Das</strong> betroffene Volk<br />
konnte nicht gerettet werden.<br />
„Wenn man rechtzeitig nach seinen<br />
Tieren schaut, hat man eigentlich<br />
keine Probleme.“<br />
Generell bedeute das Hobby der<br />
Imkerei, dass man mit der Natur<br />
lebt. Nur habe man im Detail andere<br />
Anforderungen an das Wetter<br />
als beispielsweise die Landwirte.<br />
„Ich finde es gut, wenn es<br />
Ende Mai oder Anfang Juni noch<br />
einmal einen Kälterückschlag<br />
gibt“, erklärt Hampel. <strong>Das</strong> sei<br />
gut <strong>für</strong> den Wald <strong>und</strong> die Honigtauerzeuger<br />
<strong>und</strong> damit auch gut<br />
<strong>für</strong> den Honig. Danach sollte es<br />
trocken bleiben <strong>und</strong> möglichst<br />
nicht zu heiß werden. „<strong>Das</strong> Blütenhonigjahr<br />
ist bis jetzt ganz<br />
gut“, weiß Hampel, der hofft,<br />
dass es mit den restlichen Honigsorten<br />
so weitergeht. „Der<br />
Tannenhonig ist meistens als<br />
letztes fertig“, erklärt der Fachmann,<br />
das hänge mit den Blüh<strong>und</strong><br />
Honigtauzeiten der Pflanzen<br />
zusammen.<br />
Und wie kamen nun die Bienen<br />
des Wahl-Ötisheimers auf die<br />
Senderanlage? „Ein gemeinsamer<br />
Fre<strong>und</strong> hatte mich gefragt,<br />
weil er wusste, dass Jürgen Fegert<br />
(SWR-Mitarbeiter <strong>und</strong> Mitglied<br />
der Sender-Investorengruppe<br />
– Anm. der Redaktion)<br />
auf der Suche nach einem Imker<br />
ist“, verrät Hampel. Ramona Deeg<br />
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Bahnhofstr. 41 – 43 · 75443 Ötisheim · Telefon 07041 811048<br />
Fax 07041 811049 · www.efferenn.de · info@efferenn.de<br />
Honig: Zahlen, Daten, Fakten<br />
Im Jahr 2019 wurden nach Erhebungen<br />
des Deutschen Imkerb<strong>und</strong>es<br />
mehr als 942 000<br />
Bienenvölker gehalten. Der<br />
Trend zunehmender Völkerzahlen<br />
setze sich kontinuierlich<br />
fort. „Der Ertrag je Volk lag im<br />
Jahr 2019 bei 25,55 kg, dies<br />
sind nur etwa 80 Prozent des<br />
Vorjahresertrages“, heißt es<br />
auf der Webseite des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
<strong>für</strong> Ernährung<br />
<strong>und</strong> Landwirtschaft.<br />
Bei einer deutschen Gesamterzeugung<br />
von 24 080 160 Kilogramm<br />
wurde der mit Abstand<br />
meiste Honig von bayerischen<br />
Imkern mit 5 418 652<br />
Kilogramm produziert.<br />
Im Jahr 2019 wurden nach<br />
vorläufigen Daten 79 360 Tonnen<br />
Honig eingeführt <strong>und</strong><br />
23 530 Tonnen ausgeführt. Die<br />
wichtigsten Herkunftsländer<br />
<strong>für</strong> deutsche Honigimporte<br />
sind demnach Mexiko, gefolgt<br />
von der Ukraine <strong>und</strong> Argentinien.<br />
Der Nahrungsverbrauch bei<br />
Honig betrug im Jahr 2019 insgesamt<br />
79 900 Tonnen. Dies<br />
entspricht etwa 87 Prozent des<br />
Vorjahresverbrauchs. Dementsprechend<br />
sank der Pro-<br />
Kopf-Verbrauch auf 962<br />
Gramm. (Quelle: B<strong>und</strong>esministerium<br />
<strong>für</strong> Ernährung <strong>und</strong><br />
Landwirtschaft)