Jahresreport 2001 - ecfs
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<strong>Jahresreport</strong> <strong>2001</strong><br />
european center for financial services<br />
an den Universitäten Duisburg und Essen e.V.
Grußwort<br />
Duisburger Banken-Symposium<br />
Überblick über die Veranstaltung<br />
Das Baseler 3-Säulen-Konzept und die Rolle der dezentralen Bankenaufsicht<br />
Basel II und die zukünftigen Kreditpreise<br />
Banken im Wettbewerb - Wer profitiert vom neuen Aufsichtsrecht?<br />
Das Aufgabenpaket der Kreditinstitute zur praktischen Umsetzung von Basel II<br />
Die Bedeutung operativer Risiken für Eigenkapitalunterlegung und Risikomanagement<br />
Auswirkungen von Basel II auf die Kreditpolitik und das Eigenkapitalmanagement der<br />
Sparkassen und Landesbanken<br />
Erfahrungen beim Aufbau einer modernen und aufsichtsadäquaten Kreditrisiko-<br />
steuerung am Beispiel der WGZ-Bank<br />
Basel II - Revolution im Kreditgewerbe und in der Bankenaufsicht<br />
Workshops<br />
Einführung in die technische Aktienanalyse<br />
E-Investmentbanking<br />
Neue Herausforderungen für Banken durch E-Commerce<br />
Immobilienfinanzierung des (Hypotheken-) Bankers - Lust oder Last?<br />
Das Wetter wird berechenbar - Risikomanagement im Unternehmen<br />
Die weitere Entwicklung des Kreditderivatemarktes - Ergebnisse einer Befragung<br />
Wie kann man das mittelständische Firmenkundengeschäft wieder rentabel machen?<br />
Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik: Wie dezentral sollten sie sein?<br />
Lehre und Forschung<br />
Ehrendoktorwürde für Eberhard Heinke<br />
Nachruf Prof. Dr. Jürgen Jakfeld<br />
Promotionen<br />
European Bankers Forum<br />
Duisburger National-Bank-Preis<br />
Publikationen<br />
Mitarbeiter<br />
Anhang<br />
Mitgliederverzeichnis<br />
Kuratorium<br />
Rechnungsprüfer<br />
Vorstand<br />
Direktor des <strong>ecfs</strong><br />
Impressum<br />
Inhalt<br />
4<br />
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70<br />
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3
Grußwort<br />
Liebe Freunde und Förderer,<br />
auch in diesem Jahr gilt zunächst unseren Mitgliedsinstituten für ihre fort-<br />
währende Unterstützung unserer Arbeit unser herzlicher Dank. Sie ermög-<br />
lichen uns hiermit, unsere Forschungsaktivitäten weiter auszubauen und<br />
die Erkenntnisse der Theorie, aber auch der Praxis, einem breiten Kreis<br />
zugänglich zu machen.<br />
Das Jahr <strong>2001</strong> war zwar für das <strong>ecfs</strong> ein sehr erfolgreiches, aber in persön-<br />
licher Hinsicht auch sehr tragisches und trauriges Jahr. Nach dem Verlust<br />
unseres langjährigen Direktors der volkswirtschaftlichen Abteilung, Herrn<br />
Prof. Dr. Dietmar Kath, zu Beginn des Jahres – wir berichteten hierüber<br />
bereits im vergangenen Report – mussten wir im Spätsommer auch den<br />
Tod von Herrn Prof. Dr. Jürgen Jakfeld, der unser Institut seit seiner Grün-<br />
dung unermüdlich als Vorstandsmitglied und Schatzmeister unterstützt hat,<br />
beklagen. Prof. Jakfeld starb nach langer und schwerer Krankheit. Gleich-<br />
wohl kam sein Tod für uns plötzlich und stellt einen großen Verlust dar.<br />
Ein Höhepunkt des vergangenen Jahres war die Verleihung<br />
der Ehrendoktorwürde der Gerhard-Mercator-Universität an<br />
unseren Vizepräsidenten, Herrn Eberhard Heinke. Herr<br />
Heinke wurde damit nicht nur für seine herausragenden<br />
Leistungen in Wissenschaft und Praxis, sondern auch für<br />
seinen unermüdlichen Einsatz und seine besonderen<br />
Verdienste um die Gerhard-Mercator-Universität<br />
geehrt.<br />
Mit dem 5. Duisburger Banken-Symposium, das<br />
im Jahr <strong>2001</strong> unter dem Generalthema „Ba-<br />
sel II“ stattfand, stellte das <strong>ecfs</strong> einen neuen<br />
Besucherrekord auf. Über 200 Führungskräfte<br />
suchten den Weg nach Duisburg, um mit den<br />
Referenten – unter anderem konnten wir mit<br />
Herrn Präsidenten Jochen Sanio den höchsten<br />
deutschen Bankenaufseher begrüßen – zu dis-<br />
kutieren. Diese hohe Teilnehmerzahl bestärkt uns<br />
darin, diese zweitägige Veranstaltung, die sich mittler-<br />
weile zu einem Top-Act für Bankmanager entwickelt<br />
hat, auch weiterhin durchzuführen. Wir möchten uns<br />
auf diesem Weg insbesondere bei unseren Mitglie-<br />
dern für ihr nachhaltiges Interesse bedanken.<br />
4<br />
Prof. Dr. Bernd Rolfes
Grußwort<br />
Unser Ziel, den Wissenstransfer und -austausch zu den verschiedensten<br />
Fragen des Finanzdienstleistungssektors voranzutreiben, konnten wir mit<br />
zahlreichen Workshops auch im Berichtsjahr wieder erreichen. Zu aktuel-<br />
len Themen wie bspw. dem E-Banking begrüßten wir abermals hochkarä-<br />
tige Referenten und zahlreiche Gäste am <strong>ecfs</strong>.<br />
Beschlossen auf der letzten Mitgliederversammlung und mit Wirkung zum<br />
1. Januar 2002 haben sich am <strong>ecfs</strong> zahlreiche personelle und organisatori-<br />
sche Veränderungen ergeben. Im Zuge der Aufnahme des Essener Lehr-<br />
stuhls für Finanzwirtschaft und Banken wurde Herr Prof. Dr. Rainer Elschen<br />
in den Vorstand berufen. Gleichzeitig wird er die wissenschaftliche Arbeit<br />
des Instituts auch als Direktor unterstützen. Herr Claus-Robert Witte, der<br />
die Fördergesellschaft seit ihrer Gründung im Kuratorium unterstützte, wurde<br />
ebenfalls in den Vorstand berufen und tritt hier die Nachfolge von Herrn<br />
Prof. Jakfeld als Schatzmeister an. Wir sind zuversichtlich, die Arbeit des<br />
<strong>ecfs</strong> in dieser Konstellation auch im Sinne der Verstorbenen weiterführen<br />
zu können.<br />
Duisburg, im August 2002<br />
5
Banken-Symposium<br />
Duisburger Banken-Symposium<br />
7<br />
Banken-<br />
Symposium
Banken-Symposium<br />
Überblick über die Veranstaltung<br />
Den Banken in Deutschland und in voraussichtlich mehr als 100 Ländern der Welt steht ein<br />
tiefer Einschnitt in der Bankenaufsicht bevor. Der Baseler Bankenausschuss legt mit seinem<br />
im Januar <strong>2001</strong> veröffentlichten Konsultationspapier den Grundstein für eine umfassende<br />
Reformierung des Aufsichtsrechts - die EU-Kommission hat mit der Veröffentlichung eines<br />
entsprechenden Konsultationspapiers bereits dokumentiert, dass sie die Baseler Vorgaben<br />
weitgehend übernehmen wird und entsprechend verbindliche Vorgaben für den gesamten<br />
Bereich der EU Gültigkeit erlangen werden.<br />
Welche Konsequenzen hat die Reformierung für die deutschen Banken? Wie sind die He-<br />
rausforderungen zu bewältigen? Welche geschäftspolitischen Chancen ergeben sich durch<br />
die Neuregelung? Kommt es zu einer Anhebung der Kreditkonditionen und zu Einschnitten<br />
bei der Kreditversorgung?<br />
Zur Diskussion dieser und anderer Fragen zum Generalthema „Basel II“ trafen sich am 12.<br />
und 13. September <strong>2001</strong> über 200 Teilnehmer aus allen Bereichen des Finanzdienstleistungs-<br />
sektors in den Räumen der Gerhard-Mercator-Universität und machten damit auch das 5.<br />
Duisburger Banken-Symposium zu einem großen Erfolg für unser Institut.<br />
8<br />
Das Mitarbeiterteam des 5. Duisburger Bankensymposiums<br />
Das Mitarbeiterteam des 5. Duisburger Bankensymposiums
Banken-Symposium<br />
Die Themen<br />
Das Baseler 3-Säulen-Konzept und die Rolle der dezentralen Bankenaufsicht<br />
Dr. h.c. Eberhard Heinke, Präsident der LZB in Nordrhein Westfalen<br />
Basel II und die zukünftigen Kreditpreise<br />
Prof. Dr. Bernd Rolfes, Leiter des Lehrstuhls für Banken und Betriebliche Finanzwirtschaft<br />
der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg<br />
Banken im Wettbewerb - Wer profitiert vom neuen Aufsichtsrecht?<br />
Prof. Dr. Rainer Elschen, Leiter des Lehrstuhls für Finanzwirtschaft und Banken<br />
der Universität Essen<br />
Das Aufgabenpaket der Kreditinstitute zur praktischen Umsetzung von Basel II<br />
Dr. Andreas Rinker, Geschäftsführender Partner, zeb/rolfes.schierenbeck.associates<br />
Die Bedeutung operativer Risiken für Eigenkapitalunterlegung<br />
und Risikomanagement<br />
Dr. Gerrit Jan van den Brink, Managing Operational Risk Controller der Dresdner Bank AG<br />
Auswirkungen von Basel II auf die Kreditpolitik und das Eigenkapitalmanagement<br />
der Sparkassen und Landesbanken<br />
Prof. Dr. Hans Waschkowski, Mitglied des Vorstandes, Landesbank Baden-Württemberg<br />
Erfahrungen beim Aufbau einer modernen und aufsichtsadäquaten Kreditrisiko-<br />
steuerung am Beispiel der WGZ-Bank<br />
Michael Fraedrich, Mitglied des Vorstandes, WGZ-Bank<br />
Basel II - Revolution im Kreditgewerbe und in der Bankenaufsicht<br />
Jochen Sanio, Präsident des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen<br />
9
Banken-Symposium<br />
Das Baseler 3-Säulen-Konzept und die Rolle der<br />
dezentralen Bankenaufsicht<br />
Basel II - so die Kurzform für die neuen internationalen Regeln auf bankaufsichtlichem Ge-<br />
biet - ist mehr als eine schlichte Novelle des Eigenkapitalakkords aus dem Jahre 1988. Es<br />
markiert einen tief greifenden Wandel im aufsichtlichen Paradigma und stellt ein<br />
Überbordwerfen traditioneller Aufsichtsansätze zu Gunsten eines völlig neuen Konzepts dar,<br />
das sich die modernen Steuerungsmethoden des Bankgewerbes zu Nutze macht und<br />
beträchtliche Auswirkungen auf die Disposition des Eigenkapitals der Banken als zentrale<br />
risiko- und geschäftsbegrenzende Größe hat.<br />
Mit Basel II wird ein langjähriges Anliegen der Banken umgesetzt, denn der alte Akkord ist<br />
im Kern vierzig Jahre alt und wurde von den Entwicklungen an den Finanzmärkten überholt.<br />
Durch seine pauschale Vorgehensweise bei der Bewertung bankgeschäftlicher Risiken und<br />
die daraus hergeleiteten Eigenkapitalanforderungen setzt er falsche Signale, die bereits zur<br />
Kapitalarbitrage geführt haben. Jedoch kann eine risikoadäquate Eigenkapitalausstattung<br />
allein - so wichtig diese auch ist - die Solvenz einer Bank und die Stabilität des Bankensystems<br />
in einer zunehmend komplexen und vernetzten Welt nicht mehr gewährleisten. Daher verfolgt<br />
der Baseler Ausschuss eine so genannte „Drei-Säulen-Strategie“, bestehend aus quantitativen<br />
Mindestkapitalanforderungen (Säule 1), einem Überprüfungsverfahren durch die<br />
Aufsichtsbehörden (Säule 2) und den unter dem Stichwort Marktdisziplin zusammengefassten<br />
Publizitätsanforderungen (Säule 3). Diese drei Säulen stehen grundsätzlich gleichberechtigt<br />
nebeneinander und sollen sich gegenseitig verstärken.<br />
Im Mittelpunkt des neuen Baseler Akkords steht die erste der drei Säulen mit der Festlegung<br />
von Mindestkapitalanforderungen der Banken. Während die in Abhängigkeit von der<br />
Schuldnerklasse gewichteten Risikoaktiva unverändert mit mindestens acht Prozent Eigen-<br />
kapital unterlegt werden, sind künftig neben Kredit- und Marktrisiken auch operationelle<br />
Risiken der Banken mit Eigenkapital zu unterlegen. Neu ist auch die im Verhältnis zum<br />
geltenden Akkord differenziertere Messung des Kreditrisikos anhand von Kreditnehmer-<br />
bonitäten. Hier schlägt der Baseler Ausschuss einen Standardsatz sowie auf bankinternen<br />
Ratingverfahren basierende Ansätze vor. Im Standardansatz ist die Bonitätseinschätzung des<br />
Schuldners durch externe Ratingagenturen ausschlaggebend für den Risikogehalt einer For-<br />
derung. Da in Deutschland die Kreditklientel der Banken überwiegend im Bereich mittel-<br />
ständischer Unternehmen ohne externes Rating zu suchen ist, bezeichnet Herr Dr. Heinke<br />
diesen Ansatz als unpraktikabel für das Kreditgeschäft unserer Banken.<br />
Die alternative Anerkennung bankinterner Ratings (IRB-Ansatz) zur Bemessung der<br />
Eigenkapitalunterlegung im Kreditgeschäft knüpft an die in den Banken bereits vorhande-<br />
nen Systeme zur Risikomessung an. Erklärtes Ziel des Baseler Ausschusses ist es, den Kredit-<br />
instituten Anreize zur Anwendung anspruchsvoller Methoden der Risikomessung - also der<br />
10<br />
Dr. h.c. Eberhard Heinke, Präsident der Landeszentralbank in Nordrhein-Westfalen und Mitglied des<br />
Zentralbankrates der Deutschen Bundesbank, sprach über Inhalte und Implikationen der neuen Baseler<br />
Vereinbarung zur Reform der Bankenaufsicht.
Banken-Symposium<br />
IRB-Ansätze - zu liefern. In diesem Zusammenhang können die Banken zwischen zwei An-<br />
sätzen wählen - dem so genannten IRB-Basisansatz und dem fortgeschrittenen IRB-Ansatz.<br />
In beiden Ansätzen vergibt die Bank zunächst an jeden Kreditnehmer eine Maßzahl für den<br />
Risikogehalt des zu vergebenden Kredites - das interne Rating indem jeder Kunde einer von<br />
mindestens acht Ratingklassen zugeordnet wird, die je nach Größe des Instituts mehrere<br />
tausend Kreditnehmer umfassen kann. Für jede dieser Klassen wird dann die durchschnittli-<br />
che Ausfallwahrscheinlichkeit ermittelt. Der Unterschied zwischen den beiden IRB-Ansätzen<br />
liegt darin, dass beim Basisansatz lediglich die Ausfallwahrscheinlichkeit vom Kreditinstitut<br />
selbst geschätzt werden darf, während die übrigen Komponenten des Kreditrisikos - Ver-<br />
lustquote, Höhe des Engagements bei Kreditnehmerausfall und Restlaufzeit - standardmä-<br />
ßig von der Aufsicht vorgegeben werden. Beim fortgeschrittenen IRB-Ansatz dürfen auch<br />
diese Elemente intern von der Bank ermittelt werden. Die im Vergleich zur bisherigen Rege-<br />
lung differenziertere Erfassung des Kreditrisikos in beiden Ansätzen führt dazu, dass Kredite<br />
mit einer sehr geringen Ausfallwahrscheinlichkeit künftig weniger, Engagements mit einer<br />
überdurchschnittlich hohen Verlustgefahr mehr Mittel binden werden.<br />
Für Institute, die den Standardansatz anwenden, sollen die Eigenkapitalanforderungen un-<br />
gefähr auf dem heutigen Niveau verbleiben. Diese Betrachtung zielt allerdings auf den Durch-<br />
schnitt des gesamten Bankensystems ab.<br />
Herr Dr. Heinke wandte sich im weiteren Verlauf den Befürchtungen der Kreditinstitute zu,<br />
dass die Eigenkapitalbelastung insgesamt steigen werde. Eine Aussage über die Auswirkun-<br />
gen der neuen Eigenkapitalregelungen ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich, da<br />
wichtige Teilelemente des Akkords noch nicht abschließend formuliert wurden. Insbesonde-<br />
re die Auswertung der über 250 Stellungnahmen zum Baseler Papier beansprucht erhebli-<br />
che Zeit. Die Entscheidung des Ausschusses, den Start von Basel II zu verschieben, vor allem<br />
um wesentliche Kritikpunkte am bisherigen Papier zu überarbeiten, ist daher zu begrüßen.<br />
Zu diesen Kritikpunkten gehören insbesondere die vorgesehenen Risikozuschläge für Kredite<br />
mit längerer Laufzeit. Der sich abzeichnen-<br />
de Kompromiss wird voraussichtlich auf<br />
moderate Zuschläge für Langzeit-<br />
kredite hinauslaufen. Noch nicht ab-<br />
geschlossen ist auch die Diskussion um<br />
die Anerkennung von Instrumenten zur<br />
Minderung von Kreditrisiken wie Si-<br />
cherheiten, Garantien, Kreditderivate<br />
und Netting-Vereinbarungen für Bi-<br />
lanzpositionen. Gefordert<br />
wird u. a. die Zulassung<br />
mittelstandsspe-<br />
zifischerSicher- heiten wie z. B.<br />
Forderungen<br />
aus Liefe-<br />
rungen<br />
Dr. h.c. Eberhard Heinke<br />
11
Banken-Symposium<br />
und Leistungen. Letztlich zeichnet sich ab, dass der für die Unterlegung operationeller Risi-<br />
ken mit haftendem Eigenkapital vorgesehene Satz von 20 % zu hoch gegriffen ist.<br />
Die zweite Säule des Baseler Akkords beinhaltet Regelungen zur Aufsicht von Kreditinstitu-<br />
ten. Eine individuelle Bewertung von Risikolage und Risikomanagement der einzelnen Insti-<br />
12<br />
Während der Diskussion<br />
tute gewinnt vor<br />
dem Hintergrund<br />
der Anerkennung<br />
interner Ratings<br />
zunehmend an<br />
Bedeutung. Die<br />
Auferlegung einer<br />
höheren Eigen-<br />
kapitalquote als<br />
der in Säule 1 vor-<br />
gesehenen wird,<br />
im Falle eines<br />
Missverhältnisses<br />
von eingegange-<br />
nen Risiken und Steuerungsmechanismen zu vorhandener Eigenkapitalausstattung, nur die<br />
letzte aller bankaufsichtlichen Maßnahmen sein. In jedem Fall beinhaltet die Überprüfung<br />
durch die Aufsicht hohe Anforderungen an die qualitative und quantitative Ausstattung der<br />
nationalen Aufsichtsbehörden. In der dritten Säule des Baseler Akkords werden Publizitäts-<br />
anforderungen für mehr Transparenz an die Kreditinstitute gestellt. Diese umfassen sowohl<br />
Auskünfte über die Höhe und Zusammensetzung des Eigenkapitals, die Art und den Umfang<br />
der eingegangenen Risiken sowie Strategien zur Begrenzung und zum Management dieser<br />
Risikopositionen.<br />
Der von der Bundesregierung am 15. August <strong>2001</strong> verabschiedete Entwurf des Gesetzes<br />
über die integrierte Finanzmarktaufsicht stellt auch die Bankenaufsicht in Deutschland auf<br />
eine neue Grundlage und sieht eine Zusammenlegung der Bundesaufsichtsämter für das<br />
Kreditwesen, das Versicherungswesen und den Wertpapierhandel zur „Bundesanstalt für<br />
Finanzdienstleistungsaufsicht“ vor. Ob eine solche Mammut-Behörde über die notwendige<br />
Flexibilität zur Bewältigung der großen Herausforderungen verfügt, ist allerdings fraglich.<br />
Herr Dr. Heinke betonte an dieser Stelle, dass er eine Übertragung der Gesamtverantwortung<br />
für die Bankenaufsicht in Deutschland an die Deutsche Bundesbank als eine bessere und<br />
effizientere Lösung ansieht. Eine künstliche Trennung von Notenbank und Bankenaufsicht<br />
ist weder für die Notenbank noch für die Bankenaufsicht von Vorteil, da beide Bereiche stark<br />
miteinander vernetzt sind, und daher unter einheitliche Leitung gestellt werden sollten. Zu<br />
begrüßen ist allerdings die im Gesetz geplante dezentrale Aufsicht durch die<br />
Landeszentralbanken. Nur durch die Einsicht vor Ort kann sich die Aufsicht einen eigenen<br />
Überblick über die Geschäfte und die Risikosituation eines Instituts verschaffen, da<br />
Informationen aus dritter Hand künftig nicht mehr ausreichen werden. Eine dezentrale<br />
Bankenaufsicht unter dem Dach der Bundesbank gewährleistet sowohl das zeitnahe und<br />
umfassende Erkennen der Risiken bei den Instituten, als auch die einheitliche Umsetzung<br />
eines aufsichtlichen Überprüfungsverfahrens, der den Bankaufsichtsbehörden weitere<br />
Ermessensspielräume zumisst.
Banken-Symposium<br />
Basel II und die zukünftigen Kreditpreise<br />
Prof. Dr. Bernd Rolfes, Leiter des Lehrstuhls für Banken und betriebliche Finanzwirtschaft und Direktor des<br />
<strong>ecfs</strong>, analysierte die Auswirkungen von Basel II auf die zukünftigen Kreditpreise sowie weitere Konse-<br />
quenzen des neuen Aufsichtsrechts für Banken, Kreditnehmer und die Aufsicht selbst.<br />
Herr Prof. Rolfes ging in seinem Vortrag zunächst auf die wesentlichen Neuerungen von<br />
Basel II ein und erörterte anschließend deren Auswirkungen auf die Konditionen im<br />
Kreditgeschäft sowie auf die Marktteilnehmer. Mit Basel II wird die Struktur der Banken-<br />
aufsicht durch das so genannte 3-Säulen-Prinzip vollkommen neu konzipiert. Neben der<br />
Festlegung von Mindestkapitalanforderungen (Säule 1), ruht die Bankenaufsicht auf zwei<br />
weiteren Säulen, dem bankaufsichtlichen Überwachungsprozess (Säule 2) und der Förderung<br />
der Marktdisziplin (Säule 3). Eine mögliche Beeinflussung der zukünftigen Kreditpreise ist<br />
hier insbesondere durch die Änderungen der Mindestkapitalanforderungen zu erwarten,<br />
die im Wesentlichen die Bereiche Risikogewichte, Restlaufzeiten, Anerkennung von<br />
Sicherheiten sowie die Berücksichtigung von Portfolioeffekten betreffen. Durch eine<br />
differenziertere und zukünftig stärker als zuvor von der Bonität des Schuldners abhängige<br />
Festlegung der Risikogewichte soll eine verursachungsgerechte Eigenkapitalunterlegung<br />
erreicht werden. Alternativ stehen den Banken die Anwendung eines Standardansatzes zur<br />
Verfügung, bei dem die Höhe der Risikogewichte vom externen Rating des Schuldners abhängt<br />
sowie die Anwendung der auf internen Ratings basierenden IRB-Ansätze, die zur Ermittlung<br />
der Risikogewichte ein von der Bank ermitteltes internes Rating des Schuldners heranziehen.<br />
Während Restlaufzeiten der Kredite im Standardansatz und im IRB-Basisansatz bis auf wenige<br />
Ausnahmen unberücksichtigt bleiben, stellt der<br />
fortgeschrittene IRB-Ansatz bei der Festlegung der<br />
Risikogewichte auf die effektive Restlaufzeit ab, indem<br />
ein Laufzeitanpassungsfaktor ermittelt wird, der bei<br />
Laufzeiten über (unter) drei Jahren, verglichen mit dem<br />
IRB-Basisansatz, zu höheren (niedrigeren)<br />
Risikogewichten führt. Eine weitere Modifikation<br />
und Differenzierung der Risikogewichte ergibt<br />
sich aus der aufsichtsrechtlichen An-<br />
erkennung kreditrisikoreduzierender<br />
Instrumente, zu denen Sicherheiten,<br />
Netting, Garantien und Kreditderivate<br />
zählen.<br />
Anschließend analysierte Herr Prof.<br />
Rolfes die Auswirkungen der<br />
neuen Eigenkapitalvereinbarung<br />
auf die einzelnen Konditionen-<br />
bausteine Markteinstandszins,<br />
Standardbetriebs- und Risiko-<br />
kosten sowie Renditeanspruch auf<br />
Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />
13
Banken-Symposium<br />
das Risikokapital. Da der Markteinstandszins von der aktuellen Zinsstruktur determiniert wird,<br />
sind für diese Kostenkomponente keine direkten Änderungen zu erwarten, die vom neuen<br />
Baseler Regelwerk ausgehen. Demgegenüber wird die mögliche Veränderung der<br />
Betriebskosten im Wesentlichen vom angewandten Verfahren zur Ermittlung der<br />
aufsichtsrechtlichen Unterlegungsbeträge und vom Entwicklungsstand respektive<br />
Qualitätsstandard der bereits vorhandenen bankinternen Steuerungssysteme abhängen.<br />
Während sich für diejenigen Institute, die den modifizierten Standardansatz anwenden,<br />
wahrscheinlich keine nennenswerten Veränderungen im Hinblick auf die Betriebskosten<br />
ergeben werden, sind mit der Erfüllung der operationalen Mindestanforderungen, die an die<br />
Anwendung der IRB-Ansätze geknüpft sind, unter Umständen erhebliche zusätzliche Kosten<br />
verbunden. Daher ist kurzfristig ein Anstieg der Prozesskosten zu erwarten, in mittel- bzw.<br />
langfristiger Sicht ist jedoch eine Reduktion möglich, da Banken - vor allem solche mit einem<br />
großen Kundenstamm - von Skaleneffekten und einer effizienteren Ausrichtung der Prozesse<br />
profitieren können. Die geplante aufsichtsrechtliche Anerkennung interner Ratings sowie die<br />
damit verbundene erhöhte Qualität und Transparenz wird die Banken zukünftig veranlassen,<br />
auch die Risikoprämien stärker als bisher an der Bonität des Kreditnehmers auszurichten.<br />
Durch die konsequente Vergabe interner Ratings werden sich die Standardrisikokosten<br />
entsprechend der Kreditnehmerbonität und Besicherung insofern vermutlich stärker<br />
differenzieren. Schließlich bestimmt, neben Betriebskosten und Standardrisikokosten, auch<br />
der Renditeanspruch auf das durch die jeweilige Forderung gebundene Risikokapital die<br />
Höhe der Kreditkondition. Bei Anwendung des Baseler Standardansatzes sind hier allerdings,<br />
im Vergleich zur Grundsatz I-Regelung, keine Änderungen bei den anzusetzenden<br />
Eigenkapitalkosten zu erwarten, da nur ein verschwindend geringer Teil der Kreditnehmer in<br />
Deutschland über ein externes Rating verfügt, so dass überwiegend unverändert ein<br />
Risikogewicht von 100 % zum Ansatz kommt. Wird das regulatorische Eigenkapital hingegen<br />
nach einem IRB-Ansatz bestimmt, so ergeben sich, vor allem bei Kreditnehmern schlechter<br />
Bonität, deutlich differenziertere Ergebnisansprüche auf das gebundene Risikokapital als nach<br />
Grundsatz I oder nach dem Standardansatz.<br />
Grundsätzlich wird es daher durch die neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung zu einer<br />
verstärkten Spreizung der Kreditkonditionen kommen. Gegenüber dem Status quo werden<br />
Kunden mit guter Bonität entlastet, während es bei Kreditnehmern mit schlechterer Bonität<br />
zu deutlichen Mehrbelastungen kommt. Der Differenzierungsgrad der Kreditkonditionen<br />
hängt dabei von den Ausfallwahrscheinlichkeiten der Kreditnehmer, die an die jeweiligen<br />
Rating-Klassen gekoppelt sind, der Anzahl der internen Bonitätsstufen sowie von der<br />
Besicherung und der Laufzeit der einzelnen Engagements ab.<br />
Herr Prof. Rolfes schloss mit einem Ausblick auf die aus Basel II resultierenden Konsequenzen<br />
für Banken, Kreditnehmer und Aufsicht. Mit den exakteren Methoden der Risikostatusmessung<br />
einher geht eine zunehmende Risikotransparenz im Wettbewerb der Banken sowie eine<br />
risikobewusstere und zeitnähere Kalkulation der Risikoprämien. Eine effiziente Port-<br />
foliosteuerung wird zukünftig durch Ansatz geringerer Risikogewichte bei Kreditnehmern<br />
guter Bonität und Anerkennung einer Vielzahl von Besicherungsformen auch aufsichtsrechtlich<br />
honoriert. Des Weiteren eröffnet sich mit der fortschreitenden Verbreitung und Anerkennung<br />
von Ratings den Banken die Möglichkeit, mit strategischen Beratungsleistungen ein neues<br />
Geschäftsfeld zu erschließen. Auf Seiten der Kreditnehmer wird sich für Unternehmen mit<br />
einer durchschnittlichen Bonität grundsätzlich keine wesentliche Änderung ihrer<br />
14
Banken-Symposium<br />
Kreditkonditionen ergeben, während Kreditnehmer mit überdurchschnittlicher Bonität aufgrund<br />
ihres guten internen (oder externen) Ratings auf eine geringfügige Absenkung ihrer<br />
Finanzierungskosten hoffen können. Für Unternehmen von schlechter Bonität existiert keinerlei<br />
Anreiz, sich überhaupt einem Rating, intern oder extern, zu unterziehen, da sich die<br />
entsprechenden Risikogewichte dadurch nur erhöhen würden.<br />
Die Bankenaufsicht und speziell der Baseler Ausschuss hat bei einer Reihe von Punkten noch<br />
Nachbesserungsbedarf, um sicherzustellen, dass das angestrebte Ziel, die Annäherung von<br />
aufsichtsrechtlichem und ökonomischem Kapitalbedarf, tatsächlich erreicht wird. Zu nennen<br />
sind hier vor allem die Neukalibrierung der Parameter beim IRB-Ansatz, mit dem Ziel eine<br />
überhöhte Unterlegung zu vermeiden sowie eine Überarbeitung der Vorgehensweise im<br />
Rahmen der Granularitätsanpassung und der Ausgestaltung der Laufzeitanpassungen.<br />
Banken im Wettbewerb - Wer profitiert vom<br />
neuen Aufsichtsrecht?<br />
Prof. Dr. Rainer Elschen, Leiter des Lehrstuhls für Finanzwirtschaft und Banken der Universität Essen,<br />
analysierte die Auswirkungen des neuen Aufsichtsrechts auf Banken im Wettbewerb.<br />
Obwohl das aktuell vorgelegte zweite Baseler Konsultationspapier noch keinen endgültigen<br />
Charakter hat, lässt sich dennoch eine Aussage darüber treffen, wer beim gegenwärtigen<br />
Stand von dem neuen Aufsichtsrecht profitieren würde und wer nicht.<br />
Nach den neuen Konsultationsvorschlägen aus Basel werden die bislang bereits mit<br />
Eigenkapital zu unterlegenden Kredit- und Marktrisiken um die operationellen Risiken<br />
erweitert. Soll, wie der Baseler Ausschuss wiederholt betont hat, die durchschnittliche<br />
Kapitalanforderung weder fallen noch steigen, so kann dies folglich nur durch eine Reduktion<br />
der vorzuhaltenden Eigenkapitalanteile für Kreditrisiken erreicht werden - vorausgesetzt,<br />
die Unterlegung des Marktrisikos bleibt konstant.<br />
Herr Prof. Elschen ging im Folgenden auf die neuen Verfahren zur Ermittlung der<br />
Eigenkapitalunterlegung nach Basel II ein. Im Rahmen der Kreditrisikoerfassung stellt der<br />
modifizierte Standardansatz lediglich eine Erweiterung der Eigenkapitalvereinbarung von<br />
1988 dar, da Risikogewichte nicht mehr pauschal, sondern in Abhängigkeit von externen<br />
Ratings bestimmt werden. Kritisiert wurde von Herrn Prof. Elschen in diesem Zusammenhang<br />
die Tatsache, dass einerseits nur wenige deutsche Unternehmen über ein solches externes<br />
Rating verfügen und andererseits Banken nur dann eine niedrigere Eigenkapitalunterlegung<br />
als bisher erreichen, wenn das Rating besser ist als A-. Ein derart gutes Rating dürften aber<br />
die meisten mittelständischen Unternehmungen in Deutschland nicht erzielen können. Folglich<br />
kann für Banken, die hauptsächlich Kredite an klein- und mittelständische Unternehmen<br />
vergeben, zumindest bei Verwendung des Standardansatzes, auch nicht behauptet werden,<br />
dass die Gesamtunterlegung mit Eigenkapital trotz der Hinzunahme operationeller Risiken<br />
konstant bliebe. Vielmehr wird sie bei diesen Instituten aufgrund der zusätzlichen<br />
Kapitalunterlegung für operationelle Risiken steigen.<br />
15
Banken-Symposium<br />
Alternativ zum modifizierten Standardansatz hat der Baseler Ausschuss seit dem zweiten<br />
Konsultationspapier die Anerkennung interner Ratings vorgesehen (sog. Internal Ratings-<br />
Based (IRB-) Approach). Der IRB-Ansatz existiert in zwei alternativen Ausprägungen: als<br />
Basisansatz (Foundation Approach) und als fortgeschrittener Ansatz (Advanced Approach).<br />
Beide IRB-Ansätze sind für solche Banken von Vorteil, deren Kreditportfolio lediglich sehr<br />
geringe Risiken aufweist. Erst ab einer durchschnittlichen Ausfallwahrscheinlichkeit der<br />
vergebenen Kredite unter 0,7 % resultiert eine im Gegensatz zum Standardansatz reduzierte<br />
Eigenkapitalunterlegung. Da aber die Mehrzahl der Kreditportfolios in Deutschland eine<br />
deutlich höhere durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit aufweist, werden die Banken<br />
für ihre Mühen der Einführung interner Ansätze noch bestraft. Allerdings könnte ein<br />
Zusatznutzen der Verwendung interner Rating-Ansätze in einem verbesserten Kunden-<br />
informationssystem liegen, auf dessen Basis auch eine verbesserte Kundenberatung möglich<br />
wäre, sowie in einem verbesserten Image am Kapitalmarkt, das die Refinanzierung<br />
insbesondere auf den internationalen Kapitalmärkten erleichtern könnte. Die mit der<br />
Anwendung interner Rating-Verfahren möglicherweise verbundene positive Signalwirkung<br />
könnte zu einer breiten Nutzung des IRB-Ansatzes führen. Banken, die sich für den<br />
Standardansatz entscheiden, könnte dies als Schwäche oder Unfähigkeit ausgelegt werden,<br />
eigene Ratings zu erstellen, die den Kriterien von Basel II standhalten. Vor diesem Hintergrund<br />
könnten kleinere Banken und Spezialkreditinstitute vor nicht unerhebliche Probleme gestellt<br />
werden. Da die Implementierung eines IRB-Ansatzes mit hohen fixen Aufwendungen verbunden<br />
ist, könnte es zu einer Verstärkung des ohnehin schon anhaltenden Trends zur Konzentration<br />
im Bankensektor kommen.<br />
Herr Prof. Elschen ging im Anschluss auf die allgemeine Kritik an Basel II ein. Ein wesentlicher<br />
Kritikpunkt ist die Befürchtung einer durch Basel II ausgelösten Schwächung der ärmeren<br />
Länder, da insbesondere dort ansässige Banken aufgrund der hohen Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />
ihrer Kreditportfolios ceterus paribus eine höhere Eigenkapitalunterlegung hinnehmen müssten.<br />
Prof. Dr. Rainer Elschen<br />
16<br />
Eine positive Weiterentwicklung der Wirtschaft<br />
ärmerer Staaten ist unter solchen Voraus-<br />
setzungen nur schwer zu realisieren. Ein<br />
weiterer Diskussionspunkt ist die bereits<br />
angesprochene Förderung der Konzentration<br />
auf dem Bankensektor durch die neuen<br />
Regulierungsvorschläge aus Basel. Diese<br />
Entwicklung kann sich wegen der dadurch<br />
sinkenden Wettbewerbsintensität auf<br />
dem Bankenmarkt negativ aus-<br />
wirken. Weiterhin wird die<br />
obere Grenze der Risiko-<br />
gewichtung im IRB-Ansatz<br />
von 625 % in der Praxis als<br />
zu hoch angesehen, da<br />
die hieraus resul-<br />
tierendeEigen- mittelunter-
Banken-Symposium<br />
legungspflicht von 50 % einen solchen Kredit für jede Bank unattraktiv macht. Der vorge-<br />
sehene Risikoabschlag von 15 % bei Sicherheiten und die überproportional steigenden<br />
Risikozuschläge für langfristige Kredite sind ebenfalls sehr umstritten. Schließlich ist ein<br />
deutlicher Anstieg des mit der Umsetzung von Basel II einhergehenden Überwachungs-<br />
aufwandes zu erwarten. Nicht zuletzt im Hinblick hierauf müsse, so Herr Prof. Elschen, die<br />
Frage erlaubt sein, ob die aktuellen Konsultationspapiere aus Basel nicht eine verstärkte<br />
Regulierung der Märkte fördern, statt – wie beabsichtigt – zu einer Deregulierung der<br />
Finanzmärkte beizutragen.<br />
Herr Prof. Elschen schloss mit einem Ausblick auf das durch den derzeitigen Stand von<br />
Basel II veränderte Wettbewerbsumfeld der Banken. Wie jede Regulierungsänderung wirkt<br />
auch eine Neuregelung der Eigenkapitalunterlegung bei Banken in aller Regel auf den<br />
Wettbewerb ein. Dies gilt selbst dann, wenn sie insgesamt belastungsneutral wirken würde,<br />
da sich dann durch Regulierungsveränderungen relative Belastungsverschiebungen ergeben<br />
würden. Die vom neuen Aufsichtsrecht am meisten profitierende Bank ist nach dem bisherigen<br />
Stand der Konsultationen – Herr Prof. Elschen betonte an dieser Stelle, dass dieser Stand<br />
keinesfalls der Endgültige sein muss – ein Institut von weit überdurchschnittlicher Größe mit<br />
internationalem Betätigungsfeld, dessen Portfolio nur ausgezeichnete Bonitäten enthält und<br />
sehr gut diversifiziert ist. Die Kreditschwerpunkte liegen eher bei kurzen als bei langen<br />
Laufzeiten. Auch bei den internationalen Tochterunternehmen findet sich ausreichend gut<br />
ausgebildetes Personal, um die technischen Probleme des fortgeschrittenen IRB-Ansatzes zu<br />
handhaben.<br />
Dementsprechend hat der typische Verlierer nach heutigem Stand der Konsultationen folgende<br />
Eigenschaften: Es handelt sich um eine Spezialbank mit durchweg national und branchenmäßig<br />
konzentrierter Klientel und einer kleinen Anzahl an Kreditnehmern, die ein hohes Klumpenrisiko<br />
erzeugen. Die Laufzeit der Kredite ist eher lang, der Ausbildungsstand des Personals eher<br />
unterdurchschnittlich, die statistische Datenbasis schwach und nicht geeignet, verlässliche<br />
Prognosen über die Komponenten des Ausfallrisikos abzugeben. Jedoch sind hier die<br />
bevorstehenden Modifikationen des Baseler Ausschusses abzuwarten, welche die<br />
angesprochenen Kritikpunkte entschärfen können.<br />
17
Banken-Symposium<br />
Das Aufgabenpaket der Kreditinstitute zur praktischen<br />
Umsetzung von Basel II<br />
Herr Dr. Rinker ging in seinem Vortrag auf die beiden wesentlichen Aufgabenpakete ein, die<br />
für Kreditinstitute aus Basel II resultieren. Diese befinden sich einerseits in den Bereichen<br />
Steuerung und Controlling mit den Modulen Rating, Pricing und Portfoliosteuerung sowie<br />
andererseits in den Bereichen Kreditorganisation, Kreditprozesse und Kompetenzen.<br />
Der Aufgabenbereich Steuerung und Controlling umfasst alle notwendigen Instrumente und<br />
Methoden zur Kreditrisikosteuerung und vollzieht sich auf den beiden Ebenen der<br />
einzelgeschäftsbezogenen Vorsteuerung von Kreditrisiken über Risikoprämien sowie der<br />
Quantifizierung und zentralen Struktursteuerung des Kreditportfoliorisikos (Credit-Value-<br />
at-Risk). Der Aufbau eines bankinternen Ratingsystems ist für beide Ebenen von zentraler<br />
Bedeutung, da dem Rating neben der „Zulieferfunktion“ der Ausfallraten für die<br />
Risikoprämienkalkulation und der Portfoliosteuerung insbesondere drei weitere Kernauf-<br />
gaben im Rahmen des Kreditrisikomanagementprozesses zukommen. Dabei handelt es sich<br />
um die Beurteilung der zukünftigen Kapitaldienstfähigkeit, die Vorsteuerung des Kreditrisi-<br />
kos über Mindest-Bonitätsstandards und die Früherkennung und Überwachung von Bonitäts-<br />
veränderungen. In diesem Zusammenhang bedarf es erheblicher Investitionen in innerbe-<br />
triebliche Schulungen, da es einer breiten Mitarbeiterschaft, sowohl in den Controlling-, als<br />
auch in den Kreditbereichen, an den methodischen Kenntnissen moderner Verfahren zur<br />
Steuerung von Kreditrisiken mangelt.<br />
Die ermittelten Ausfallwahrscheinlichkeiten der einzelnen Ratingklassen sind der wesentli-<br />
che Einflussfaktor für das Pricing, d. h. die Kalkulation kundenspezifischer Risikoprämien, die<br />
sich rechnerisch aus der multiplikativen Verknüpfung von erwarteter Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
und erwartetem Verlustbetrag im Insolvenzfall ergeben. Im Rahmen der Festlegung einer<br />
Mindestkondition ergeben sich neben den Betriebskosten und den Kosten für erwartete Ver-<br />
luste zusätzlich Kosten für unerwartete Verluste im Sinne eines Verzinsungsanspruchs auf das<br />
Eigenkapital, welches aus ökonomischen Gründen für den Fall des Abweichens von den<br />
Ausfallwahrscheinlichkeiten unterlegt werden muss. Des Weiteren ist neben der<br />
einzelgeschäftsbezogenen Steuerung auch die Portfoliosteuerung zur Identifikation und Steue-<br />
rung von Klumpenrisiken nach Branchen oder Kreditvolumina sowie von existenzgefährden-<br />
den Akkumulationen von Kreditnehmern mit schlechter Bonität von großer Bedeutung. Im<br />
Rahmen der Kreditportfoliosteuerung wird versucht, die unerwarteten Verluste eines<br />
Kreditportfolios abzuschätzen, was operativ der Ermittlung der Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />
potenzieller Verluste von Kreditportfolios gleichkommt. Aus einer solchen Wahrscheinlichkeits-<br />
verteilung lässt sich sowohl der erwartete Verlust (= Summe der erwarteten Verluste aller<br />
Kreditnehmer des Portfolios) als auch der unerwartete Verlust im Sinne des Value-at-Risk<br />
ableiten, welcher im Einzelnen von der Zusammensetzung des Portfolios mit seinen spezifi-<br />
schen Größen-, Branchen-, und Risikokonzentrationen abhängt. Herr Dr. Rinker betonte,<br />
18<br />
Dr. Andreas Rinker, geschäftsführender Partner des zeb/rolfes.schierenbeck.associates, analysierte die<br />
Anforderungen von Basel II an Kreditinstitute in Deutschland.
Banken-Symposium<br />
dass neben der Implementierung der genannten Instrumentarien und Methoden zur Mes-<br />
sung von Kreditrisiken die Schaffung eines Controllingregelkreises zur Sicherstellung der Ra-<br />
tionalität der Entscheidungsprozesse eine wesentliche Aufgabe darstellt.<br />
Er ging anschließend auf die organisatorischen Anforderungen ein, die sich in Zukunft für<br />
Kreditinstitute ergeben werden.<br />
Im Kern sind von den Banken und Sparkassen folgende organisatorische Elemente umzuset-<br />
zen: die funktionale Trennung von Kreditvertrieb, Kreditproduktion, Kreditüberwachung und<br />
dem Risikomanagement, der Aufbau von Spezialistenfunktionen für besondere Kreditge-<br />
schäfte und die Errichtung von Doppelkompetenzen als wesentliches Ausstattungsmerkmal<br />
der Funktionstrennung. Zielsetzung der funktionalen Trennung zwischen Markt und Markt-<br />
folge ist die Gewährleistung einer weitgehend objektiven Entscheidungsfindung im Rah-<br />
men der Kreditvergabeentscheidung. Die funktionale Trennung ist dabei bis zur Ebene der<br />
Geschäftsleitung zu gewährleisten und sollte im Idealfall zusätzlich eine separate Steuerungs-<br />
einheit für das Kreditrisikomanagement beinhalten. Unter Risikogesichtspunkten kommt<br />
neben der Trennung von Markt und Marktfolge insbesondere der Einrichtung von Spezialisten-<br />
funktionen für sog. „bestimmte Kreditgeschäfte“ eine besondere Bedeutung zu. Hierunter<br />
werden Geschäfte subsumiert wie beispielsweise das Bauträgergeschäft und die Betreuung<br />
von Problemkrediten, die aufgrund ihrer Komplexität und ihres Risikogehaltes besondere<br />
Aufmerksamkeit verlangen. Die konsequente Umsetzung einer funktionalen Trennung von<br />
Markt und Marktfolge impliziert ein Doppelkompetenzsystem im Rahmen der Kredit-<br />
bewilligung, dessen prägendes Element die Gleichgewichtung des Krediturteils von Markt<br />
und Marktfolge darstellt. Für den Fall der Nichteinigung greift ein zu installierender Eskalations-<br />
mechanismus, d. h. die nächsthöhere Kompetenzstufe entscheidet wiederum nach dem<br />
Prinzip der Gemeinschaftskompetenz. Das Vier-Augen-Prinzip wird auf diese Weise über<br />
alle Kompetenzstufen hinweg eingehalten. Auf der Ebene der Kreditbepreisung wird dieses<br />
Prinzip der Doppelkompetenz allerdings bewusst ausgeschaltet, da der Markt allein Träger<br />
der Ergebnisverantwortung ist und somit die Preiskompetenz auf Basis kundenbezogener<br />
Deckungsbeitragskalküle ausübt.<br />
Die bereits dargestellten Handlungsfelder zur<br />
risikoorientierten Neuausrichtung des Kre-<br />
ditgeschäfts implizieren eine kongruente<br />
Restrukturierung der Prozesse und Arbeits-<br />
abläufe. Es lässt sich dabei eine Diffe-<br />
renzierung in die folgenden fünf<br />
Kreditprozesse vornehmen: Akquisi-<br />
tion des Kreditgeschäfts, Analyse<br />
der wirtschaftlichen Verhältnis-<br />
se des Kreditnehmers,<br />
Beschlusserstellung und<br />
Beschlussfassung, Umset-<br />
zung der Kreditent-<br />
scheidung sowie Valu-<br />
tierung. Üblicherweise<br />
werden die einzelnen<br />
Prozessschritte ar-<br />
Dr. Andreas Rinker<br />
19
Banken-Symposium<br />
beitsteilig, d. h. durch verschiedene Funktionen innerhalb der Markt- und Marktfolgebereiche<br />
wahrgenommen. So liegt die Akquisition des Kreditgeschäfts in der Verantwortung des Marktes,<br />
wohingegen die Analyse der wirtschaftlichen Verhältnisse und die daran anknüpfende Erstel-<br />
lung eines Kreditnehmerratings sowohl die Marktfolge als auch die Marktseite einbindet. In<br />
der Phase der Beschlusserstellung erfolgt ein unabhängiges Votum durch die Kompetenz-<br />
träger des Marktes und der Marktfolge. Die Umsetzung der Kreditentscheidung kann aller-<br />
dings ausschließlich durch Mitarbeiter der Marktfolge erfolgen. In der Valutierungsphase<br />
kann das Prinzip eines abgestuften Kontrollsystems fortgesetzt werden, indem z. B. die Kon-<br />
trolle der Valutierungsvoraussetzungen bei kleinen Engagements durch den Kreditsach-<br />
bearbeiter und bei entsprechend größeren Fällen durch die Kreditkontrolle durchzuführen ist.<br />
Mit Hilfe der beschriebenen umfangreichen Restrukturierungsmaßnahmen lassen sich, trotz<br />
der damit verbundenen höheren anfänglichen Investitionen, Effizienzsteigerungen erzielen,<br />
da viele der Banken und Sparkassen derzeit Ineffizienzen aufgrund von undifferenzierten<br />
Antragsbearbeitungen und Kompetenzsystemen, unklaren Zuständigkeiten und unzurei-<br />
chend institutionalisierten Kreditüberwachungssystemen aufweisen.<br />
Herr Dr. Rinker schloss mit der Feststellung, dass die Bausteine zur Erfüllung moderner be-<br />
triebswirtschaftlicher und aufsichtsrechtlicher Anforderungen sowohl die Controllingbereiche<br />
als auch die Kreditressorts in Kreditinstituten künftig vor große Umsetzungsaufgaben stellen<br />
werden. Im Zuge einer erfolgreichen Umsetzung lassen sich jedoch folgende Vorteile reali-<br />
sieren: sinkende Risikobelastung durch explizites Pricing und Portfolioeffekte, Zusatzerfolge<br />
aus dem wertorientierten Eigenkapital-Management, verbessertes Ergebnispotenzial im<br />
Firmenkundengeschäft durch aussagefähige Kundenkalkulation und transparente Cross-<br />
Selling-Ansätze sowie zusätzliche Prozesseffizienz durch bessere Rollenverteilung.<br />
20<br />
Abendveranstaltung im Landschaftspark Duisburg-Nord
Banken-Symposium<br />
Die Bedeutung operativer Risiken für Eigenkapitalunterlegung<br />
und Risikomanagement<br />
Dr. Gerrit Jan van den Brink, Managing Operational Risk Controller der Dresdner Bank AG, referierte über<br />
die systematische Behandlung operativer Risiken in Kreditinstituten, wodurch sowohl betriebswirtschaft-<br />
lichen als auch aufsichtsrechtlichen Anforderungen Rechnung getragen werden soll.<br />
Das Interesse der Banken für den Themenkomplex der operativen Risiken hat sich in der<br />
letzten Zeit deutlich erhöht. Bekannte Schadensfälle aus der Vergangenheit wie Barings<br />
Bank, Sumitomo, Orange Bank sowie die Terroranschläge vom 11. September <strong>2001</strong> haben<br />
die Aufmerksamkeit der Aufsichtsgremien auf das Operational Risk fokussiert. Mit dem 2.<br />
Baseler Konsultationspapier wurde erstmals eine explizite Eigenkapitalunterlegung für das<br />
operative Risiko einer Bank gefordert.<br />
Der Begriff des operativen Risikos selbst wird in dem Working Paper des Baseler Ausschusses<br />
vom September <strong>2001</strong> als „the risk of loss resulting from inadequate or failed internal processes,<br />
people and systems or from external events“ umschrieben. Es scheint jedoch sinnvoll zu<br />
sein, zwischen den Risikoursachen und den Stellen, wo das Risiko manifest wird, zu unter-<br />
scheiden. Die Ursachen sind in der Definition des Baseler Ausschusses eindeutig benannt,<br />
und als Stellen können Prozesse, Kontrollen und Projekte einer Bank in Frage kommen. Aus<br />
diesem Grund wird das operative Risiko innerhalb der Dresdner Bank als das Risiko eines<br />
direkten oder indirekten Verlustes aus Unzulänglichkeiten oder Fehlern in Prozessen, Kon-<br />
trollen oder Projekten, verursacht durch Technologie, Mitarbeiter, die Organisation oder ex-<br />
terne Faktoren, definiert. Die Frage der Kapitalunterlegung bringt zwingend das Bedürfnis<br />
nach einer klaren Abgrenzung der einzelnen Risikoarten mit sich. So ist eine Trennung von<br />
den klassischen Bankrisiken wie den Kredit- und Marktpreisrisiken ursachenbezogen vorzu-<br />
nehmen, wobei die Komplexität der Differenzierung zunimmt, wenn die Ursache eines Ver-<br />
lustes nicht eindeutig zu identifizieren ist. Ebenfalls schwierig gestaltet sich in der Praxis die<br />
Unterscheidung zwischen operativen und strategischen Risiken. Obwohl auch hier die Ursa-<br />
che als Abgrenzungskriterium herangezogen werden sollte, ist eine strikte Trennung vor<br />
allem dann problematisch, wenn sich operative Risiken als Folge eines manifest geworde-<br />
nen strategischen Risikos einstellen. Rechtsrisiken können wiederum als eine Unterkategorie<br />
des operativen Risikos betrachtet werden, wohingegen Reputationsrisiken als nachgelagerte<br />
Risiken, die durch ein primäres Risiko verursacht werden, einzustufen sind.<br />
Als konkrete Verfahren zur Ermittlung der Eigenkapitalanforderungen für operative Risiken<br />
werden im Rahmen des neuen Kapitalakkords drei Ansätze vorgeschlagen: der Basic Indicator<br />
Approach, der Standardised Approach und der Advanced Measurement Approach. Bei dem<br />
erstgenannten Verfahren richtet sich die Eigenkapitalunterlegung nach dem Produkt aus<br />
den Brutto-Erlösen einer Bank und einem vom Baseler Ausschuss festzulegenden Faktor.<br />
Damit ist diese Methode zwar für jede Bank einfach anzuwenden, jedoch kann sie kaum als<br />
risikosensitiv beurteilt werden. Daher sollten international agierende Kreditinstitute minde-<br />
stens den Standardised Approach anwenden, bei dem das unterschiedliche Risiko der ein-<br />
zelnen Geschäftssparten einer Bank Berücksichtigung findet. Voraussetzung ist jedoch u. a.<br />
21
Banken-Symposium<br />
das Mapping dieser Geschäftssparten auf die Standard Business Lines, wie sie durch den<br />
Baseler Ausschuss definiert worden sind. Der Advanced Measurement Approach gliedert<br />
sich in die drei Unterkategorien Interner Bemessungsansatz, Verlustverteilungsansatz und<br />
Scorecard Ansatz. Letztgenannter zeichnet sich dadurch aus, dass die Kalkulation des<br />
regulatorischen Eigenkapitals nicht nur auf internen und externen Verlustdaten basiert, son-<br />
dern auch auf unternehmensspezifischen Daten, die von Experten im Hinblick auf operative<br />
Risiken ausgewertet und interpretiert werden. Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist vor<br />
allem darin zu sehen, dass auch bei neuen Aktivitäten einer Bank, für die keine Verlustdaten<br />
vorliegen, Bewertungen der operativen Risiken möglich sind. Darüber hinaus kann eine zeit-<br />
nahe Entlohnung für Verbesserungen des Operational Risk-Profils direkt berücksichtigt wer-<br />
den. Die Anwendung der einzelnen Ansätze zur Ermittlung der Eigenkapitalanforderung<br />
setzt die Erfüllung zahlreicher Anforderungen voraus, die vom Baseler Ausschuss vorgege-<br />
ben werden und mit der Komplexität der Verfahren variieren.<br />
Da das Eigenkapital eine der knappsten Ressourcen einer Bank darstellt, ist es verständlich,<br />
dass Banken versuchen, ihre Erträge in Relation zum Eigenkapital zu optimieren. Als wesent-<br />
liche Performance-Kennzahlen werden in diesem Zusammenhang der Return on Risk Adjusted<br />
Capital (RoRAC) und der Economic Value Added (EVA) angesehen. Im Rahmen der Konzerns-<br />
teuerung muss sich nun der Vorstand in die Lage versetzt sehen, die Bindung des Eigenkapi-<br />
tals zu steuern. Während die risikosensitive Steuerung für Marktpreis- und Kreditrisiken be-<br />
reits relativ weit vorangeschritten ist, befindet sie sich im Bereich des Operational Risk jedoch<br />
noch in den Anfängen. Neben einer einmaligen Bestimmung des Risikoprofils für das<br />
Operational Risk sollten vor allem Veränderungen im Risikoprofil aufgezeigt und antizipiert<br />
werden können, damit mögliche Effekte einer strategischen Entscheidung (z. B. Einführung<br />
des Online-Banking) auf das Risikoprofil abgeschätzt werden können und eine angemessene<br />
Preiskalkulation für das neue Produkt erfolgen kann.<br />
Die Dresdner Bank hat sich ein pro-aktives Management der operativen Risiken bis 2005<br />
zum Ziel gesetzt. Zur Förderung einer gemeinsamen Sprache wurde in der Dresdner Bank<br />
22<br />
Blick in das Auditorium
Banken-Symposium<br />
ein Rahmenwerk in Form einer Operational Risk Guideline verabschiedet, das von der Abtei-<br />
lung Operational Risk mit Hilfe der Unternehmensbereiche in der Bank eingeführt wird. Das<br />
Gesamtkonzept basiert auf einem Process Mapping, das die Prozessschritte der relevanten<br />
Produkte der Bank abbildet. Die Relevanz der Produkte für das operative Risiko wird durch<br />
die Deckungsbeitragshöhe eines Produkts oder einer Produktgruppe determiniert. Damit<br />
wird die Verletzbarkeit der Gewinn- und Verlustrechnung durch operative Risiken zum Aus-<br />
druck gebracht. Neben einer Erfassung der Verluste ist es im Sinne eines pro-aktiven Mana-<br />
gements auch erforderlich, potenzielle Gefahren rechtzeitig zu entdecken und Verbesserungs-<br />
maßnahmen einzuleiten. Dies wird in Form eines Self-Assessments umgesetzt, das durch die<br />
Abteilung Operational Risk strukturiert und von einer webbasierten Applikation unterstützt<br />
wird. Die Gefahren werden dabei von Experten auf der Grundlage von unternehmens-<br />
spezifischen Daten bewertet. Anschließend werden die Bewertungen von einem zweiten<br />
Experten überprüft und freigegeben. Es werden dabei sowohl quantitative Daten (erwartete<br />
Schadenshöhe und erwartete Häufigkeit) als auch die Einschätzung der Qualität (mit Hilfe<br />
von ex ante definierten Qualitätsdimensionen) erfasst. Die bankweite Erfassung und<br />
Kategorisierung von Verlustdaten selbst erfolgt ebenfalls unter Zuhilfenahme einer<br />
webbasierten Anwendung.<br />
Die im Self-Assessment bewerteten Verlusthäufigkeiten und -höhen stellen sodann die Basis<br />
für die Kalkulation des ökonomischen Kapitalbedarfs dar. Da beide Größen unter Unsicher-<br />
heit geschätzt werden, wird für sie eine Verteilung angenommen. Im einzelnen wird für die<br />
Verlusthäufigkeiten mit einer (negativen) Binomialverteilung oder einer Poissonverteilung<br />
gearbeitet, während die Verlusthöhe mit Hilfe einer Gamma- oder Lognormalverteilung<br />
modelliert wird. Die beiden Verteilungen werden danach mit Hilfe einer Monte Carlo Simu-<br />
lation gefaltet, damit die aggregierte Verteilung der möglichen Verluste aus operationellen<br />
Risiken entsteht. Der ökonomische Kapitalbedarf für operative Risiken bemisst sich dann<br />
anhand eines vorab festgelegten Perzentils (z. B. 99 %).<br />
Abschließend stellte Herr Dr. van den Brink heraus, dass mit dem skizzier-<br />
ten Konzept eine Grundlage geschaf-<br />
fen worden ist, die jedoch in der wei-<br />
teren Detaillierung noch viel<br />
Verbesserungspotenzial belässt.<br />
Beispielhaft kann an die Berück-<br />
sichtigung von Korrelationen zwi-<br />
schen einzelnen Risikoarten gedacht<br />
werden. Da sowohl die Praxis als<br />
auch die Wissenschaft allein bis-<br />
her keine passenden Lösungen<br />
erzielen konnten, ist eine Zu-<br />
sammenarbeit auf dem Ge-<br />
biet des Managements ope-<br />
rativer Risiken von großer Be-<br />
deutung.<br />
Dr. Gerrit Jan van den Brink<br />
23
Banken-Symposium<br />
Auswirkungen von Basel II auf die Kreditpolitik<br />
und das Eigenkapitalmanagement der Sparkassen<br />
und Landesbanken<br />
Die Revision der Mindesteigenkapitalanforderungen für das Kreditgeschäft stellt die wesentliche<br />
Neuregelung des gründlich überarbeiteten Baseler Kapitalakkords dar. Darin ist weiterhin ein<br />
Mindestkapitalkoeffizient von 8 % vorgesehen, wobei operationelle Risiken, die bislang nur<br />
implizit abgedeckt worden sind, künftig explizit erfasst werden sollen. Das Verhältnis von<br />
Kreditrisiken zu operationellen Risiken wird dabei nach einem ersten Vorschlag auf 4:1 kalibriert.<br />
Herr Prof. Waschkowski erörterte in seinem Vortrag die Konsequenzen von Basel II, die für<br />
die Kreditpolitik und das Eigenkapitalmanagement öffentlich-rechtlicher Kreditinstitute zu<br />
erwarten sind. Grundsätzlich ist eine Zielsetzung des neuen Regelwerks in der Vermeidung<br />
internationaler Finanzkrisen durch die Schaffung eines Level Playing Field für international<br />
agierende Institute zu sehen. Auf Grund der Transformation des neuen Aufsichtsrechts in EU-<br />
Recht ist es jedoch auch für die Sparkassenorganisation von hoher Relevanz. Daher startete<br />
im Mai 2000 das Projekt „Entwicklung eines einheitlichen Ratings in der Sparkassen-<br />
Finanzgruppe“, an dem auch die Landesbank Baden-<br />
Württemberg (LBBW) partizipiert. In diesem<br />
Zusammenhang werden für konkrete „spar-<br />
kassentypische“ Kundensegmente wie Ge-<br />
werbekunden, kleine und mittlere Firmen-<br />
kunden sowie Immobilien Verfahren zur dif-<br />
ferenzierten Eigenkapitalunterlegung ent-<br />
wickelt. Als äußerst problematisch erweist sich<br />
hierbei die Beschaffung der erforderlichen Daten,<br />
da diese (noch) nicht elektronisch verfügbar sind.<br />
Daher ist auf diesem Gebiet mit einem<br />
erheblichen Mehraufwand zu rechnen.<br />
Letztendlich erwartet man sich von der<br />
Kalibrierung des Systems, dass ein<br />
gleiches Ratingergebnis in jedem<br />
Kundensegment die gleiche<br />
Ausfallwahrscheinlichkeit im-<br />
pliziert. Ein Spezialrating-Projekt, an<br />
dem nahezu alle Landesbanken<br />
teilnehmen, soll darüber hinaus<br />
dazu dienen, die landesbank-<br />
24<br />
Prof. Dr. Hans Waschkowski, Mitglied des Vorstandes der Landesbank Baden-Württemberg, ging vor dem<br />
Hintergrund des neuen Baseler Eigenkapitalakkords insbesondere auf den Ratingprozess und seine Bedeu-<br />
tung für die Kreditkosten ein.<br />
Prof. Dr. Hans Waschkowski
Banken-Symposium<br />
spezifischen Geschäftsbereiche Staaten, Banken, Unternehmen und Projektfinanzierungen<br />
abzudecken.<br />
Speziell für das Rating eines Firmenkunden ist im Rahmen von Basel II zu beachten, dass sein<br />
individuelles Rating und damit auch seine Kreditkonditionen von einer Vielzahl von Faktoren<br />
bestimmt werden. Neben herkömmlichen Einflussgrößen wie etwa bilanziellen Kennzahlen<br />
oder dem Kontoverhalten rücken dabei auch immer mehr qualitative Gesichtspunkte in den<br />
Vordergrund. So beeinflussen beispiels-<br />
weise die Unternehmensstrategie, die<br />
Marktposition sowie die Organisations-<br />
struktur das Rating eines Unternehmens.<br />
Ein Problemfeld besteht jedoch darin,<br />
dass dieses interne Rating für ein spezifi-<br />
sches Unternehmen auf Grund unter-<br />
schiedlicher Methoden von einem extern<br />
erstellten Rating abweichen kann. Als<br />
Konsequenz könnte sich daraus wieder-<br />
um eine Substitution der Finanzierung<br />
über die Hausbank durch den Kapital-<br />
markt ergeben, die durch ein externes<br />
Rating begünstigt wird. Nicht zuletzt des-<br />
halb sollte die Chance einer intensiveren<br />
Kommunikation zwischen Bank und Kun-<br />
de über sein internes Rating genutzt wer-<br />
den, um eine dauerhafte Kundenbindung<br />
zu erreichen.<br />
Insgesamt werden Banken durch Basel II<br />
dazu verpflichtet, eine detaillierte be-<br />
triebswirtschaftliche Kalkulation für<br />
Kreditprodukte auf Basis eines intern<br />
erstellten Ratings durchzuführen, die es<br />
ermöglicht, sämtliche Kreditrisiken adäquat zu erfassen. Die konkrete Kalkulation eines<br />
Kredites betreffend stellte Herr Prof. Waschkowski heraus, dass für die „Kreditherstellkosten“<br />
der Refinanzierungssatz zuzüglich der drei Kostenkomponenten Kapital-, Risiko- und<br />
Verwaltungskostensatz maßgeblich sind. Hinsichtlich der Kapitalkosten lässt sich in diesem<br />
Zusammenhang die Vermutung anstellen, dass aus einer Verwendung des IRB-Ansatzes<br />
(insbesondere des fortgeschrittenen IRB-Ansatzes) eine deutliche Minderung der Kosten für<br />
das bankaufsichtsrechtlich gebundene Eigenkapital gegenüber der bisherigen Grundsatz-I-<br />
Regelung resultiert. In Abhängigkeit von der Risikoklasse variiert darüber hinaus das gebundene<br />
Eigenkapital und damit auch der Verzinsungsanspruch.<br />
Für die Organisation des Kreditsteuerungsprozesses erwartet Herr Prof. Waschkowski eine<br />
Gliederung nach Risikoaktivaklassen, die eventuell in Unterklassen eingeteilt werden, wobei<br />
gleichzeitig Zielsetzungen für die jeweiligen Profitcenter-Verantwortlichen vorgegeben wer-<br />
den können. Zudem ermöglicht die Bildung von Risikoklassen einen differenzierten Einblick<br />
in das Kreditportfolio einer Bank, so dass gleichzeitig eine verbesserte Risikotransparenz<br />
erreicht wird.<br />
Mittagspause im Atrium des<br />
MicroElectronicCentrums<br />
25
Banken-Symposium<br />
Erfahrungen beim Aufbau einer modernen und<br />
aufsichtsadäquaten Kreditrisikosteuerung am<br />
Beispiel der WGZ-Bank<br />
Seit einiger Zeit befindet sich die Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank auf dem Weg<br />
zu einer deutlich moderneren Kreditrisikosteuerung. Damit soll das Wertschöpfungspotenzial,<br />
das in einer Modernisierung der „Kreditrisikokultur“ liegt, erschlossen werden, wobei auch<br />
die zukünftigen bankaufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen (Basel II) zu beachten sind.<br />
Vor diesem Hintergrund stellte Herr Fraedrich zunächst Unterschiede zwischen der veralte-<br />
ten und der modernen Auffassung von einer Kreditrisikosteuerung dar. Während das Kre-<br />
ditrisiko in der Vergangenheit nicht als eine wesentliche Komponente des Kreditgeschäfts<br />
aufgefasst wurde und man sich vielmehr entschieden auf die strikte Vermeidung von Aus-<br />
fällen konzentrierte, werden Kreditverluste nach moderner Sichtweise als Konsequenz einer<br />
kalkulierten Risikoübernahme verstanden. Da diese Unterteilung in „veraltet“ und „mo-<br />
dern“ jedoch zu undifferenziert ist und viele Banken bezüglich der verschiedenen Teil-<br />
komponenten des komplexen Kreditgeschäfts verschiedene Evolutionsebenen erreicht ha-<br />
ben, skizzierte Herr Fraedrich anschließend sechs Entwicklungsstufen der Kreditrisiko-<br />
steuerung.<br />
Im Rahmen der ersten Stufe erfolgt eine Kreditvergabe nur an „gute“ Kunden, so dass die<br />
Gefahr der Adversen Selektion besteht. Stufe zwei sieht eine Einordnung der Kredite nach<br />
ihrer Qualität vor, wobei eine Differenzierung zwischen einzelnen Bonitäten in der Regel<br />
eher gering ausfällt. Da eine Erfolgsrechnung nur hoch aggregiert erfolgt, können die Ver-<br />
antwortlichen nicht erkennen, welche Geschäfte Wert schöpfen und mit welchen Geschäf-<br />
ten Werte vernichtet werden. Auf der dritten Stufe findet eine Einpreisung des Kreditrisikos<br />
statt. Mit der Einführung moderner Ratings und Messgrößen für den Verlust bei Ausfall des<br />
Kunden sowie der Berechnung und Durchsetzung von Mindestmargen zur Deckung der<br />
tatsächlichen Risiken ist auf dieser Ebene der erste wesentliche Schritt hin zu einer moder-<br />
nen Risikosteuerung getan. Da jedoch noch keine Vertriebssteuerung unter Berücksichti-<br />
gung einer gesamtbankorientierten Risikosteuerung vorhanden ist, besteht weiterhin die Ge-<br />
fahr von unvorteilhaften Konzentrationstendenzen in einzelnen Kundensegmenten. Mit dem<br />
Einstieg in das Portfolio-Management auf der vierten Entwicklungsstufe der Kreditrisiko-<br />
steuerung soll der Kreditbestand wie ein Anlage-Portfolio verwaltet werden. Hierbei sind<br />
Instrumente der Portfolio-Modellierung sowie Steuerungstools zur Reduzierung von Konzentrat-<br />
ions- und Korrelationsrisiken einzuführen. Jedoch liegt der Schwerpunkt in dieser Stufe noch<br />
auf der Identifikation von Konzentrations- und Korrelationsrisiken und (noch) nicht auf der<br />
unter Wertschöpfungsgesichtspunkten optimalen Kapitalallokation in der Bank. Die fünfte<br />
Entwicklungsstufe umfasst die Steuerung nach Risk-/Return-Relationen, wobei eine Top-Down-<br />
26<br />
Michael Fraedrich, Mitglied des Vorstandes der WGZ-Bank eG, erläuterte praxisnah wesentliche Aspekte<br />
einer modernen Kreditrisikosteuerung, mit deren Hilfe auch den neuen aufsichtsrechtlichen Anforderun-<br />
gen entsprochen werden kann.
Banken-Symposium<br />
Kapitalsteuerung für die Gesamtbank zu implementieren ist. Darüber hinaus wird eine Ver-<br />
knüpfung der Portfolio-Optimierung mit dem Rating-Ziel für das Kreditinstitut vorgenommen,<br />
da davon ausgegangen werden kann, dass die Investoren auf dem Kapitalmarkt die Ent-<br />
wicklung der Bank genau beobachten und dass folglich Institute mit einer modernen Risikos-<br />
teuerung ein besseres Rating und damit günstigere Refinanzierungskonditionen bekommen.<br />
Bei der sechsten, derzeit noch visionären, Stufe steht ein aktives Portfolio-Management im<br />
Vordergrund, bei dem die Struktur des Kreditportfolios nicht mehr durch die Markt-/Vertriebs-<br />
aktivitäten vorgegeben wird. Liquiditätszuwächse in Teilen des Kreditmarktes können dabei<br />
für die aktive Strukturierung des Portfolios durch den Handel von Kreditrisiken genutzt wer-<br />
den.<br />
Die WGZ-Bank selbst treibt die Modernisierung ihrer Kreditrisikosteuerung mit einer Reihe<br />
von Projekten voran. Den Ausgangspunkt bei dieser Neuausrichtung bilden strikte Kosten-<br />
Nutzen-Überlegungen, d. h. die geschätzte mittel- bis langfristige Wertschöpfung für jedes<br />
Projekt wird mit den erwarteten Kosten verglichen.<br />
Ein wesentlicher Baustein einer modernen Kreditrisikosteuerung ist die kundenindividuelle<br />
bzw. sogar einzelgeschäftsbezogene Schätzung des erwarteten Verlusts, woraus sich schließ-<br />
lich die Standardrisikokosten ableiten. Der erwartete Verlust lässt sich als Produkt der drei<br />
Faktoren Ausfallwahrscheinlichkeit (Expected Default Frequency), ausfallgefährdetes Volu-<br />
men (Exposure-at-Default) und Schadensquote (Severity) darstellen, denen auch jeweils BVR-<br />
bzw. WGZ-Projekte entsprechen.<br />
So stellt das W&S-Rating (Wholesale & Special) ein mathematisch-statistisches Analyse-<br />
instrument für mittelständische Firmenkunden mit einem Jahresumsatz von DM 10 Mio. bis<br />
DM 2 Mrd. dar, das Kennzahlen aus dem Jahresabschluss zusammen mit qualitativen Infor-<br />
mationen und einer Reihe von potenziellen Warnsignalen zu einem Ratingendergebnis, also<br />
einer Ausfallwahrscheinlichkeit, verdichtet. Das Ratinginstrument BVR-II ist der Partner zum<br />
W&S-Rating für bilanzierende Firmenkunden mit einem Jahresumsatz, der kleiner als DM 10<br />
Mio. ist. Im Rahmen von BVR-II wurde explizit der Tatsache Rechnung getragen, dass bei<br />
Personengesellschaften die wirtschaftlichen Verhältnis-<br />
se der Gesellschafter für die Bonität des Unterneh-<br />
mens eine wichtige Rolle spielen.<br />
Mit dem WGZ-Bank-Projekt Exposure-at-Default<br />
(EAD) soll die Entwicklung eines Prognosemodells<br />
für diesen Parameter vorangetrieben werden, da-<br />
mit die letztendliche Schadenshöhe (Loss Given<br />
Default, LGD) eines ausgefallenen Engage-<br />
ments als Produkt aus EAD und Schadens-<br />
quote vorausgesagt werden kann. Ergeb-<br />
nis des mittlerweile abgeschlossenen Pro-<br />
jekts ist neben den konkreten Parameter-<br />
und Modellschätzungen u. a. ein umfang-<br />
reicher Datenanforderungskatalog, der<br />
helfen wird, Daten für die zukünftigen<br />
Weiterentwicklungen des Modells mit<br />
weniger manuellem Aufwand zusam-<br />
menzustellen.<br />
Michael Fraedrich<br />
27
Banken-Symposium<br />
Die zur Ermittlung des LGD erforderliche Schadensquote ist Gegenstand des WGZ-Bank-<br />
Projekts Severity. Dabei wird mit Hilfe von geeigneten Parametern geschätzt, welcher Anteil<br />
des EAD als finanzieller Verlust tatsächlich zu Buche schlägt. Als relevante Daten sind in<br />
diesem Zusammenhang vor allem Konkurs-, Vergleichs- und Sanierungswahrscheinlichkeiten<br />
sowie entsprechende Erlösquoten für die verschiedenen Sicherheitenarten, Konkurs- und<br />
Vergleichsquoten heranzuziehen. Überdies sind am Ende noch Zins- und Abwicklungskosten<br />
zu berücksichtigen.<br />
Im Rahmen des weitgehend abgeschlossenen WGZ-Bank-Projekts Pricing wurde ein Modul<br />
zur Ermittlung des Kundenzinssatzes für ein gegebenes Kreditprodukt entwickelt. Neben<br />
den Stückkosten erweisen sich hierbei die Risikokosten, die durch den erwarteten Verlust<br />
determiniert werden, und die Eigenkapitalkosten als die wesentlichen Kostenblöcke, die in<br />
den Kredit-Zinssatz eingehen.<br />
Vor dem Hintergrund der geplanten Neuerungen für die Vorschriften zur Eigenkapital-<br />
unterlegung (Basel II) stellte Herr Fraedrich abschließend heraus, dass die WGZ-Bank eine<br />
Reihe von Maßnahmen ergriffen hat, um sich rechtzeitig für Basel II zu wappnen. Dazu<br />
gehören beispielsweise die Untersuchung der Geschäftsbereiche auf ihre „Basel-Tauglich-<br />
keit“, die Teilnahme an Untersuchungen der Aufsichtsbehörden wie etwa den Impact Studies<br />
und letztendlich auch die Forcierung der vorhandenen Projekte zur Parametrisierung der<br />
bankweit einheitlichen Risikomessung. Zu meistern gilt es jedoch noch Schwierigkeiten im<br />
Bereich der Datenverfügbarkeit und Datenkultur, wobei eine konsequente Weiterarbeit an<br />
diesem Thema lohnenswert erscheint, um auf diese Weise sowohl aufsichtsrechtliche Anfor-<br />
derungen erfüllen zu können als auch die Grundlage für einen nachhaltigen Erfolg der<br />
WGZ-Bank und ihrer Mitgliedsbanken im mittelständischen Kreditgeschäft zu legen. Nicht<br />
zuletzt steht dieser Erfolg auch im Einklang mit den Interessen der mittelständischen Kun-<br />
den, deren Wettbewerbsfähigkeit durch risikoadäquate Kreditkonditionen verbessert wer-<br />
den kann.<br />
28<br />
Während der Kaffeepause
Banken-Symposium<br />
Basel II - Revolution im Kreditgewerbe und in<br />
der Bankenaufsicht<br />
Jochen Sanio, Präsident des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen, erläuterte, welche Anpassungen<br />
auf dem Weg zur neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung aus deutscher Sicht noch vorzunehmen sind, um<br />
zu adäquaten Lösungen für den Mittelstand zu gelangen.<br />
Die seit Jahren andauernden Verhandlungen zu Basel II liegen aus deutscher Perspektive<br />
noch recht weit von einem erfolgreichen Abschluss entfernt; in den kommenden Wochen<br />
und Monaten gilt es daher, noch wesentliche deutsche Anliegen durchzusetzen. Da jedoch<br />
alle nationalen Aufseher grundsätzlich an einer Einigung auf internationale Standards der<br />
Risikobegrenzung interessiert sind und es dem Baseler Ausschuss in seiner mehr als 25jährigen<br />
Geschichte jedes Mal gelungen ist, mit Einigungsproblemen fertig zu werden, blickt Herr<br />
Sanio optimistisch auf die bevorstehenden Verhandlungen.<br />
Nach seiner Auffassung ist der größte deutsche Gewinn bereits im Zweiten Konsul-<br />
tationspapier vom Januar <strong>2001</strong> erzielt worden. Dabei ist es im Rahmen der Regeln zur<br />
Bestimmung des Risikogehalts von Krediten gelungen, Alternativen durchzusetzen, die auch<br />
von kleineren Banken angewandt werden können. In erster Linie ist damit die Zulassung des<br />
bankinternen Ratings mit seinen zwei Varianten, dem „foundation approach“ und dem<br />
erheblich anspruchsvolleren „advanced approach“, gemeint, wobei selbst die letztgenannte<br />
Methode für kleine Banken nicht außer Reichweite liegt. Die qualitativen Anforderungen,<br />
die jede Bank, die das interne Rating betreiben will, erfüllen muss, sind so gestaltet worden,<br />
dass viele Institute ihnen schon heute gerecht werden. Dennoch werden sich Banken darauf<br />
einstellen müssen, dass sie künftig über einen ihrer Geschäftsstruktur und ihrem Risikoprofil<br />
adäquaten Risikosteuerungs- und -managementprozess verfügen sollen, der auch aufsichtlich<br />
im Rahmen des „supervisory review process“ (kurz: SRP) auf seine Angemessenheit kontrolliert<br />
wird. Der SRP verkörpert die neue Strategie einer verstärkt präventiv agierenden Banken-<br />
aufsicht, die sich stärker als bisher auf qualitative Aspekte der Begrenzung von Bankrisiken<br />
konzentrieren wird.<br />
Im Hinblick auf Befürchtungen des deutschen Mittelstandes, Basel II könne zu einer Ver-<br />
teuerung der Kreditkonditionen führen, warnte Herr Sanio vor voreiligen Schlüssen und<br />
bemerkte zugleich, dass der Baseler Ausschuss ein grundsätzliches Entgegenkommen in der<br />
Frage der Eigenkapitalunterlegung von Krediten an den Mittelstand in Aussicht gestellt hat.<br />
Dennoch bleibt zu berücksichtigen, dass es sich ertragsschwache Institute ohnehin nicht<br />
länger leisten können, schlechtere Kreditrisiken ohne adäquate Risikoprämie zu tragen.<br />
Darüber hinaus wird im Rahmen der Diskussion um die Mittelstandsfinanzierung oftmals<br />
vergessen, dass das bankinterne Rating-Verfahren für wirtschaftlich gesunde Kreditnehmer,<br />
bei denen das Bonitätsurteil der kreditgewährenden Bank positiv ausfällt, hinsichtlich ihrer<br />
zukünftigen Kreditkonditionen nur vorteilhaft sein kann. Voraussetzung ist allerdings eine<br />
Abkehr des Mittelstandes von der Geheimniskrämerei hin zu einer stärkeren Bereitschaft zur<br />
Offenlegung der wirtschaftlichen Verhältnisse, denn ohne Transparenz ist Rating nicht möglich.<br />
Zur Schnürung eines vernünftigen Mittelstandspaketes in Basel könnte eine Abflachung der<br />
29
Banken-Symposium<br />
Risikogewichtungsfunktion beim internen Rating herangezogen werden, wobei unterstellt<br />
wird, dass viele mittelständische Unternehmer nicht zu den Top-Bonitäten gehören. Ebenso<br />
denkbar wäre die Entwicklung einer eigenen Risikogewichtungsfunktion für den Mittelstand,<br />
die zwar von deutscher Seite befürwortet wird, jedoch bei anderen Ausschussmitgliedern<br />
auf starke Ablehnung stößt, da es keine allgemeingültige Definition für mittelständische<br />
Unternehmen gibt.<br />
Ein weiterer offener Punkt im Rahmen der Mittelstands-<br />
diskussion besteht in dem Kreis der anerkennungsfähigen<br />
Sicherheiten, die zu einer Reduzierung der Eigenkapital-<br />
unterlegung für Kredite führen. Zwar ist der Katalog dieser<br />
Sicherheiten schon im Zweiten Konsul-tationspapier sehr<br />
weit gefasst, jedoch wird in Basel erwogen, ihn nochmals<br />
zu erweitern, um die Anrechnungssätze für Mittelstands-<br />
kredite weiter nach unten zu drücken.<br />
Ebenso mittelstandsrelevant ist der Streit um<br />
die Laufzeitzuschläge und -abschläge, die<br />
sog. „maturity adjustments“, die im<br />
„advanced approach“ zum Tragen<br />
kommen sollen. Während der Baseler<br />
Ausschuss beim “foundation approach“<br />
bisher bei allen Engagements auf eine<br />
Durchschnittslaufzeit von drei Jahren<br />
abstellen will, soll im „advanced<br />
approach“ für jede Bonitätsklasse<br />
die gewichtete tatsächliche<br />
Restlaufzeit der Kredite zu<br />
Grunde gelegt werden. Je langfristiger ein Kredit ist, desto höher wäre der Zuschlagsfaktor<br />
für die Kapitalunterlegung, wobei wahrscheinlich eine Kappungsgrenze bei fünf Jahren<br />
eingefügt würde. Hinsichtlich der Höhe der Zuschlagsfaktoren werden von amerikanischer<br />
Seite Werte diskutiert, die im Bereich von 600 % des Unterlegungssatzes für einjährige<br />
Kredite liegen. Insbesondere die deutsche Volkswirtschaft wäre hiervon in Folge ihrer<br />
langfristigen Finanzierungsstruktur stark berührt, während andere Volkswirtschaften, die<br />
hinsichtlich ihrer Finanzierung kurzfristiger ausgerichtet sind, weniger stark betroffen wären.<br />
Die Zielsetzung der deutschen Vertreter im Baseler Ausschuss muss demnach darin liegen,<br />
dass bei den internen Ratingverfahren kein unangemessener Zuschlag für mittel- bis langfristige<br />
Kredite zum Tragen kommt, der die bewährte Finanzierungskultur in Deutschland nachhaltig<br />
in Frage stellen würde.<br />
Im Bereich des internen Ratings bildet die Frage nach der künftigen Eigenkapitalunterlegung<br />
für Aktien und Beteiligungen ein weiteres wichtiges Thema. Im Grundsatz sind sich die<br />
Ausschussmitglieder einig, dass die Verwirklichung des Prinzips der Risikosensitivität zu<br />
höheren Anrechnungssätzen bei Aktien und Beteiligungen führen muss. In diesem<br />
Zusammenhang werden zwei Verfahren diskutiert, die beide zu einer erhöhten<br />
Eigenkapitalanforderung für die Institute führen würden. Von amerikanischer Seite wird die<br />
Marktrisikomethode favorisiert, die das Risiko in der möglichen Schwankung des Marktpreises<br />
sieht. Deutschland hingegen plädiert für den „PD/LGD-Ansatz“, bei dem sich die Höhe der<br />
30<br />
Jochen Sanio
Banken-Symposium<br />
Eigenkapitalunterlegung nach den Parametern „probability of default“ (Ausfall-<br />
wahrscheinlichkeit) und „loss given default“ (Verlust bei Ausfall) richtet.<br />
Das schwierigste Problem, das sich für den Baseler Ausschuss stellt, besteht jedoch in der<br />
Endkalibrierung des Akkords. Dabei sollen durch die „Quantitative Impact Study II“, an der<br />
mittlerweile über 150 Banken aus allen 13 im Ausschuss vertretenen Ländern beteiligt sind,<br />
die Auswirkungen von Basel II ermittelt werden. Es wird beabsichtigt, das Gesamtniveau der<br />
Eigenkapitalunterlegung im Durchschnitt, also für die Gesamtheit der beteiligten<br />
Kreditinstitute, unverändert zu lassen.<br />
Resümierend lässt sich festhalten, dass das neue Eigenkapitalregime für Banken immer noch<br />
die Chance bietet, das ursprüngliche Ziel eines risikosensitiven und risikoadäquaten Systems<br />
zur Eigenkapitalunterlegung im Kreditgeschäft zu erreichen, das die Stabilität der nationalen<br />
Finanzmärkte und des Weltfinanzsystems entscheidend verbessert.<br />
v. l. n. r.: Prof. Dr. Bernd Rolfes, Jochen Sanio, Friedel Fleck, Michael Fraedrich, Dr. Stephan Schüller<br />
31
Workshops<br />
Workshops<br />
33<br />
Workshops
Workshops<br />
Einführung in die technische Aktienanalyse<br />
34<br />
Stephen Schneider, technischer Analyst bei der WGZ-Bank eG, beleuchtete neben den Grundlagen der<br />
Dow-Theorie insbesondere die Anwendung von Formationen zur Berechnung von Kurszielen im Rahmen<br />
der technischen Aktienanalyse.<br />
Das Gebiet der Aktienanalyse lässt sich in zwei Bereiche unterteilen: die fundamentale und<br />
die technische Analyse. Im Gegensatz zur Fundamentalanalyse, bei der zusätzlich qualitative<br />
Daten untersucht werden, ist die technische Analyse rein quantitativ ausgerichtet. Die tech-<br />
nische Analyse beruht insbesondere auf der Elliott-Wellen- bzw. Dow-Theorie. Bevor Herr<br />
Schneider auf Grundlagen und spezielle Anwendungen dieser Theorie einging, betonte er,<br />
dass der Einsatz der technischen Analyse zu verschiedenen Prognosen führen kann, die nach<br />
Ermessen oder mit Hilfe von Entscheidungsmatrizen oder Scoringmodellen gewichtet wer-<br />
den. Die Erstellung solcher Prognosen bedeutet immer ein Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten.<br />
Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Ergebnisse grundsätzlich eintreten, den-<br />
noch lässt sich bei ihrer Anwendung eine recht gute Erfolgsquote erzielen.<br />
Grundlage der Elliott-Wellen-Theorie ist die Dow-Theorie. Charles Dow entwarf zusammen<br />
mit Edward Jones bereits im 19. Jahrhundert einen Aktien-Index aus elf Aktien, von denen<br />
neun Eisenbahnwerte waren. Er verglich die Bewegungen seines Indexes mit den Gezeiten<br />
(Ebbe und Flut) und formulierte folgende Leitsätze:<br />
• Die Indizes diskontieren alles, d.h. dass jeder mögliche Einflussfaktor auf Angebot oder<br />
Nachfrage - auch wenn er erst in der Zukunft wirksam wird - bereits in den Marktindizes<br />
reflektiert wird.<br />
• Der Markt hat drei Trends. Der primäre oder langfristige Trend kann bis zu mehreren<br />
Jahren andauern. Der sekundäre bzw. mittelfristige repräsentiert Korrekturen des primä-<br />
ren Trends und dauert gewöhnlich drei Wochen bis drei Monate, während der tertiäre<br />
Trend, der auch kurzfristiger Trend genannt wird, sich über einen Zeitraum von weniger<br />
als drei Wochen erstreckt und für kurzfristige Fluktuationen im mittelfristigen Trend steht.<br />
• Die primären Trends bestehen aus drei Phasen. Die erste Phase, die so genannte<br />
Akkumulationsphase, besteht aus den Käufen der cleveren, wohlinformierten Investo-<br />
ren und tritt auf, nachdem alle schlechten Nachrichten in den Kursen berücksichtigt sind.<br />
Die zweite Phase, an der die meisten trendfolgenden Investoren beginnen, an der Markt-<br />
bewegung zu partizipieren, fängt an, während sich die Kurse schnell entwickeln und die<br />
Nachrichten positiver werden. Schließlich ist die dritte oder auch Endphase durch eine<br />
zunehmende Teilnahme der Öffentlichkeit gekennzeichnet, während u. a. die Zeitun-<br />
gen beginnen, verstärkt positive Meldungen zu drucken. Während dieser Phase werden<br />
die informierten Investoren bereits zunehmend Aktien verkaufen, da die Kurse sehr<br />
hoch sind und niemand außer ihnen bereit ist, Aktien anzubieten.<br />
• Die Indizes müssen einander bestätigen. Bei diesem Grundsatz bezog sich Dow auf den<br />
Industrie- und den Eisenbahnwerteindex. Er war der Meinung, dass kein wichtiger Hausse-<br />
oder Baissezyklus stattfinden könne, ohne dass beide Indizes dasselbe Signal gäben.<br />
• Die Volumenentwicklung muss dem Trend entsprechen. Dow erkannte die Wichtigkeit<br />
des Volumens als einen sekundären, aber bedeutenden Faktor bei der Bestätigung der
Workshops<br />
Signale der Kurse. Bei einem steigenden Primärtrend soll folglich auch das Volumen<br />
steigen, während sich die Kurse erhöhen et vice versa.<br />
• Ein Trend gilt solange, bis ein definitives Trendwendesignal auftritt. Dies bedeutet, dass<br />
ein Trend in Bewegung dazu tendiert, diese Bewegung beizubehalten. Die schwierigste<br />
Aufgabe für technische Analysten besteht darin, zwischen einer normalen sekundären<br />
Reaktion in einem bestehenden Trend und dem ersten Bein eines neuen Trends in der<br />
Gegenrichtung zu unterscheiden.<br />
Nach der Vorstellung der Grundsätze der Dow-Theorie ging Herr Schneider auf einen we-<br />
sentlichen Bereich im Rahmen des Chartreading ein, die Untersuchung von Formationen.<br />
Auf dem Gebiet der Formationen wird unterschieden zwischen Trendbestätigungs- und Trend-<br />
umkehrformationen. Zu den Trendumkehrformationen gehören u. a. M-/W-Formationen,<br />
Kopf-Schulter-Formationen, Keile und V-Formationen. Am Beispiel einer W-Formation als<br />
eine der bekanntesten Trendumkehrformationen zeigte Herr Schneider die grundsätzliche<br />
Vorgehensweise bei der Berechnung von Kurszielen mit Hilfe von Formationen. Bei einer W-<br />
Formation wird die Wandlung eines Abwärts- in einen Aufwärtstrend angezeigt. Wie die<br />
Abbildung zeigt, lassen sich zwei Böden im Chart erkennen, die etwa auf der gleichen Höhe<br />
liegen (A und C). Nach einem Abwärtstrend folgt also ein kurzfristiger und moderater Auf-<br />
wärtstrend (von A nach B) gefolgt von einem erneuten Abschwung auf das vorherige Niveau<br />
(von B nach C). Im weiteren Verlauf wird die Widerstandslinie der mittleren Spitze (B) über-<br />
troffen (im Beispiel liegt der Kurs an der Stelle der mittleren Spitze bei 120) und auch beim<br />
erneuten moderaten Abschwung nicht unterschritten (D). Dann ist zu erwarten, dass sich der<br />
prozentuale Anstieg, der bei den Böden begann (im Beispiel 20 %), wiederholt. Das erste<br />
Kursziel lässt sich somit durch eine Erhöhung des Kurses um wiederum 20 % auf 144 (120 *<br />
120 %) festsetzen. Der zu Grunde liegende Zeitraum sollte bei einer W-Formation grundsätz-<br />
lich mindestens zwei Monate betragen.<br />
A<br />
B<br />
Erstes Kursziel<br />
C<br />
Im Anschluss an dieses Beispiel ging Herr Schneider kurz auf den Bereich der Trendanalyse<br />
ein. Grundsätzlich werden Trends mit Hilfe von Geraden angezeigt. In Aufwärtstrends wird<br />
die Gerade unter den Kursverlauf gelegt, so dass ein Verkaufssignal entsteht, wenn der Kurs<br />
die Gerade von oben nach unten schneidet. In Abwärtstrends ergibt sich umgekehrt ein<br />
Kaufsignal, wenn der Kurs die über den Kurs gelegte Gerade von unten nach oben schnei-<br />
det. Hoch- und Tiefpunkte bilden dabei jeweils Widerstände und Unterstützungen für die<br />
nächste zyklische Bewegung.<br />
D<br />
100<br />
144<br />
120<br />
35
Workshops<br />
Abschließend erklärte Herr Schneider, dass die auf Zeitreihen basierende technische Analyse<br />
durch klare Signale Emotionen und persönliche Präferenzen ausschalten soll. Vorteilhaft ist<br />
außerdem, dass sie auf jede zeitliche Periode anwendbar ist. Zur Verdeutlichung beschrieb<br />
Herr Schneider die fünf wichtigsten Emotions-/Rationalitätsfallen. Dies sind die Anwendung<br />
von Heuristiken („vorschnelles Handeln“), ein relatives Bewerten („zu starke Orientierung an<br />
Einstandspreisen“), das Streben nach Dissonanzfreiheit („Festhalten an Entscheidungen“),<br />
die Kontrollillusion sowie Kontrollverlust-Phänomene, d. h. die Angst vor nicht kontrollierba-<br />
ren Engagements. Diese „Fallen“ lassen sich am besten umgehen durch diszipliniertes Han-<br />
deln und aktives Moneymanagement, z. B. mit Hilfe der Dow-Theorie. Herr Schneider emp-<br />
fiehlt daher das Führen eines Erfahrungsbuches, wodurch sich Systematiken konkretisieren,<br />
testen und auswählen lassen.<br />
E-Investmentbanking<br />
36<br />
Stephen Schneider, Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />
Manfred Dahmen, Mitglied des Vorstandes der Gontard & MetallBank AG, referierte über die sich<br />
für Kreditinstitute durch das Internet ergebenden Potenziale zur Erweiterung des Angebotes bei<br />
gleichzeitiger Kostensenkung.<br />
Die Zahl der Internet-Nutzer wird in den kommenden Jahren kontinuierlich ansteigen und mit<br />
ihr auch die Anzahl der Haushalte und Unternehmen, die das Internet für ihre<br />
Finanztransaktionen nutzen. Dabei ist festzustellen, dass insbesondere bei Geschäfts- sowie<br />
vermögenden Privatkunden der Anspruch an zeitgemäße E-Banking-Angebote hoch ist und<br />
sich kleinere Banken und Privatbanken verstärkt diesem Trend stellen müssen.<br />
Die Kostentransparenz, vornehmlich durch die jederzeitige Informationsverfügbarkeit im Internet<br />
begründet, hat die Zahl der „self directors“ unter den vermögenden Privatkunden in der
Workshops<br />
jüngeren Vergangenheit stetig wachsen lassen. So verwundert es nicht, dass, einer Studie<br />
der „Forrester Internet Business Research“ zufolge, kaum noch Kunden dieses Segments<br />
existieren, die ihre Investitionsentscheidungen nicht autonom treffen und die bei der<br />
Vermögensverwaltung ein hohes Maß an Beratungsleistungen beanspruchen. Die Gründe für<br />
die Kunden, Finanzdienstleistungen im Internet in Anspruch zu nehmen, sind vielschichtig<br />
und stellen die Banken vor die Aufgabe, ihr Online-Angebot dementsprechend anzupassen.<br />
Den Ansprüchen der Kunden an Service, Angebot und Preis können die Banken nur gerecht<br />
werden, indem sie neben der Implementierung von „State-of-the-Art“-Sicherheitslösungen<br />
und Sicherheitsstandards eine schnelle und preisgünstige Abwicklung von Bankgeschäften<br />
gewährleisten, relevante Informationen zeitnah zur Verfügung stellen und sich durch das<br />
Angebot zusätzlicher Tools der zunehmenden Penetration der Online-Broker entziehen.<br />
Gerade kleinere Bankhäuser wie die Gontard & MetallBank AG sind bei der Umsetzung<br />
dieser Dienstleistungen und dem Aufbau von E-Investmentbanking-Plattformen auf Partner<br />
angewiesen. Zu einem Großteil werden die Services von anderen Dienstleistern zugekauft<br />
und die Entwicklung der Plattform erfolgt nicht selten mit Hilfe einer Subventionierung durch<br />
andere Finanzdienstleister, die auf das Konzept und die Struktur der Plattform unter eigenem<br />
Label zurückgreifen können.<br />
Neben den bekannten Dienstleistungen werden die E-Banking-Portale der Zukunft zusätzliche<br />
Dienstleistungen für den Kunden bereithalten. Neben Tools zur Chartanalyse und zur virtuellen<br />
Depotverwaltung werden zukünftig vor allem Portfolio-Risikomanagement-Systeme, die<br />
beispielsweise eine Value-at-Risk-Analyse des eigenen Depots online ermöglichen, sowie<br />
personalisierte Research-Angebote den Service der Banken und Finanzdienstleister ergänzen.<br />
Die Gontard & MetallBank AG sieht dabei im Geschäft mit vermögenden Privatkunden sowie<br />
insbesondere im Investmentbanking für den kleineren Mittelstand große Potenziale und<br />
zeichnet mögliche Trends des E-Investmentbanking<br />
in den Bereichen VC (Venture Capital), M&A<br />
(Mergers & Aquisitions) sowie bei DPO´s<br />
(Direct Public Offerings).<br />
Die Wettbewerbsfähigkeit der Banken im<br />
Online-Geschäft hängt zukünftig in ent-<br />
scheidendem Maße davon ab, neue Trends<br />
zu erkennen und die gestiegenen Bedürf-<br />
nisse der Kunden durch innovative Lösungen<br />
zu befriedigen. Ein entscheidender Faktor ist<br />
dabei die zeitnahe Umsetzung und das zügige<br />
Angebot, was sich aufgrund von allgemeinen<br />
Zweifeln an einem Umsetzungserfolg in vielen<br />
Vorstandsetagen vielfach nicht einfach gestaltet.<br />
Manfred Dahmen<br />
37
Workshops<br />
Neue Herausforderungen für Banken durch<br />
E-Commerce<br />
Im Jahr 2003 werden gut 37 Mio. Deutsche das Internet nutzen, was einem Anteil von fast<br />
45 % der Gesamtbevölkerung entspricht. Die im Zuge dieser digitalen Revolution entstehenden<br />
Herausforderungen gilt es für Banken und Finanzdienstleister anzunehmen, um so die Risiken<br />
des E-Commerce für die traditionellen Finanzdienstleistungen zu erkennen und sich den<br />
veränderten Marktbedingungen anpassen zu können. Daneben besitzen gerade die<br />
traditionellen Finanzdienstleister Assets wie eine bestehende Kundenbasis, einen hohen Grad<br />
der Marktdurchdringung, Kompetenz auf dem Gebiet der Abwicklung von Transaktionen,<br />
schon bestehende Kooperationen oder Partnerschaften und nicht zuletzt einen exzellenten<br />
Markennamen, die ihnen weitreichende Chancen auf den veränderten Märkten eröffnen<br />
können.<br />
Die Folgen des E-Commerce für die klassischen Finanzdienstleistungen und deren Anbieter<br />
sind einschneidend. So bewirkt zum einen die Transparenz des Internet sowie ein verschärf-<br />
ter Wettbewerb, den nicht mehr nur die Anbieter von traditionellen Finanzdienstleistungen<br />
alleine führen, einen Margenverfall in allen Geschäftssparten. Der Direktzugang zu Finanz-<br />
dienstleistungen sowie sinkende Transaktionskosten führen dazu, dass die Vermittlerrolle der<br />
Banken zunehmend gefährdet ist mit der Folge, dass das Medium Internet die Rolle des<br />
38<br />
Hans Weiß, Geschäftsführer Deutschland der Boston Consulting Group, sprach über Chancen und Risiken<br />
für Banken durch die zunehmende Verbreitung des Mediums Internet.<br />
Intermediärs einnimmt. Diese Entwicklungen, die sich nun- mehr als langfri-<br />
stiger Trend herauszubilden scheinen, führen dazu, dass<br />
Hans Weiß<br />
sich die Rolle der Banken grundlegend ändern wird.<br />
Die Boston Consulting Group (BCG) sieht den<br />
Finanzdienstleister der Zu- kunft, unabhängig<br />
von der Größe des Kreditinstituts,<br />
spezialisiert auf die<br />
Kernkompetenzen Bera-<br />
tung, Risikomanagement und<br />
Transaktionsabwicklung. Herzstück<br />
von E-Commerce-Bemühungen in Banken<br />
sind die erfolgreiche Migration von bestehenden<br />
Geschäften ins Internet sowie die ständige Geschäfts-<br />
innovation. Im Retail-Bereich gelten die Bemühungen der<br />
Banken zunehmend der Differenzierung durch individuel-<br />
le E-Finanzportale, die im besten Fall möglichst vielfältige<br />
Finanzdienstleistungen zusammenführen. Erleichtert wird<br />
diese Entwicklung durch die Tatsache, dass sich die E-<br />
Migration bei nahezu allen Bankprodukten als realisier-<br />
bar darstellt. Bei den E-Aktivitäten in den Bereichen Cor-
Workshops<br />
porate und Investmentbanking ist weniger die Frage nach dem „Ob“, als vielmehr die zügige<br />
Umsetzung und das schnelle Angebot von E-Commerce-Lösungen entscheidend. Dement-<br />
sprechend sind die Bemühungen und die Entwicklungen der Banken hinsichtlich der Schaf-<br />
fung von Finanzportalen und elektronischen Marktplätzen für den Bereich B2B (bank to<br />
business) schon weit fortgeschritten.<br />
E-Marktplätze stellen, darf man den Prognosen der Gartner Group Glauben schenken, den<br />
Haupttreiber des E-Commerce dar und schon im Jahre 2003 werden schätzungsweise 30 %<br />
aller E-Commerce-Umsätze auf elektronischen Marktplätzen erzielt. Allerdings fehlt es den<br />
E-Marktplätzen zur Zeit noch immer an Transaktionsfähigkeit. So war laut BCG lediglich auf<br />
10 % von über 300 untersuchten Marktplätzen eine Online-Bezahlung möglich, eine Finanz-<br />
dienstleistung wie Risikomanagement wurde überhaupt nicht angeboten. Das Schließen<br />
dieser Lücke ist unerlässlich und stellt zugleich das Potenzial für die Banken dar.<br />
Immobilienfinanzierung des (Hypotheken-)<br />
Bankers - Lust oder Last?<br />
Harald Pohl, Vorstandsmitglied der Hypothekenbank in Essen AG, stellte die Anforderungen an Hypothe-<br />
kenbanken dar, die sich aus den Veränderungen auf dem Immobilienmarkt ergeben.<br />
Im Bereich der Immobilienfinanzierung sind die gleichen Phänomene zu beobachten wie<br />
auch in anderen Sektoren: Globalisierung der Märkte, zunehmende Konzentrationsprozesse,<br />
eine stärkere Gewichtung des Shareholder Value-Ansatzes sowie ein anhaltender Margen-<br />
verfall. Das Ausgangsproblem ist in der insgesamt schlechten inländischen Bau- und Immobilien-<br />
konjunktur zu sehen. Sinkende Preise und somit abnehmende Margen haben zur Folge, dass<br />
die Renditeansprüche der Aktionäre von Hypothekenbanken kaum noch befriedigt werden<br />
können. Hinzu kommen ein sinkender Kreditbedarf der öffentlichen Hand sowie die allge-<br />
mein zu hohen Verwaltungskosten der Banken, die die Marge belasten. Als Konsequenz<br />
daraus hat die Konsolidierungswelle in der internationalen Bankenlandschaft auch die Immo-<br />
bilienbranche erfasst. Über die Ausschöpfung von Synergiepotenzialen und die Verbesserung<br />
der Marktposition sollen Kostenreduktionen realisiert und höhere Margen durchgesetzt wer-<br />
den. Um diese Ziele zu erreichen planen Deutsche Bank, Dresdner Bank und Commerzbank<br />
die Zusammenlegung ihrer Hypothekengeschäfte.<br />
Die Hypothekenbank in Essen AG sieht den inländischen Immobilienmarkt trotz des günsti-<br />
gen Zinsniveaus eher als „Sorgenkind“ denn als „Hoffnungsträger“ für die Immobilien-<br />
finanzierer. In der Bundesrepublik Deutschland gingen die Wohnungsbauinvestitionen in den<br />
vergangenen Jahren real um knapp 3 % zurück, und auch für die nahe Zukunft ist keine<br />
deutliche Belebung zu erwarten. Die Hauptursache dafür ist in den verschlechterten steuerli-<br />
chen Rahmenbedingungen wie der Erhöhung der Grunderwerbsteuer, der Streichung der<br />
Vorkostenpauschale sowie der Rückführung der Wohnungsbauförderung Ost zu sehen. Dem-<br />
gegenüber stehen positive Effekte aus der Tatsache, dass der Gesetzgeber das selbst genutz-<br />
te Wohneigentum als begünstigte Kapitalanlage für die private Altersvorsorge aufgenom-<br />
39
Workshops<br />
men hat. Im Segment der gewerblichen Immobilien sind differierende Entwicklungen zu<br />
erwarten. Während die Aussichten in Westdeutschland aufgrund einer Erholung im Bereich<br />
der Büro- und Verwaltungsgebäude positiv sind, belasten in Ostdeutschland die hohen Leer-<br />
stände den Markt und liefern einen eher negativen Ausblick.<br />
Aufgrund der Probleme auf dem deutschen Markt drängen immer mehr Hypothekenbanken<br />
in den ausländischen Immobilienmarkt, zumal dort höhere Margen zu generieren sind. So<br />
verzeichneten die Mitglieder des Verbandes Deutscher Hypothekenbanken im ersten Halb-<br />
jahr <strong>2001</strong> eine Steigerung der Immobilienfinanzierung im europäischen Ausland gegenüber<br />
dem Vorjahreszeitraum von 54 %, die insbesondere auf gewerbliche Projekte zurückzufüh-<br />
ren ist. Aber auch auf den Auslandsmärkten sind diverse Probleme zu beobachten. Deutsche<br />
Institute können ihre Refinanzierungsvorteile im Auslandsgeschäft nicht vollständig ausschöpfen,<br />
da die Deckungswerte der ausländischen Realkredite 10 % der inländischen Deckungswerte<br />
nicht übersteigen dürfen. Einen weiteren Hemmfaktor stellt die Eigenkapitalbelastung dar,<br />
da die hälftige Eigenkapitalunterlegungspflicht für gewerbliche Realkredite in den großen<br />
Immobilienmärkten Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden nicht angewendet wird.<br />
Mit der Novellierung des Hypothekenbankgesetzes wird in der Zukunft das Hypotheken-<br />
geschäft in den USA und Kanada ermöglicht. Da das Gesamtvolumen dieser Beleihungen<br />
jedoch auf das 3-fache des haftenden Eigenkapitals der Hypothekenbanken begrenzt wird -<br />
und eine Refinanzierung über Pfandbriefe nicht möglich ist - sind Expansionen in diesem<br />
Bereich auch nur begrenzt zu realisieren.<br />
Trotz der vorhandenen Potenziale im Auslandsgeschäft bleibt festzuhalten, dass das originä-<br />
re Hypothekengeschäft bei der gegebenen Kosten- und Margenstruktur oftmals nicht aus-<br />
reicht, die Renditeansprüche der Anteilseigner zu erfüllen. Aus diesem Grund sind auf dem<br />
Sekundärmarkt vielfältige Entwicklungen zu beobachten. So schließen sich bei der<br />
Syndizierung mehrere Banken für eine gemeinsame Kreditgewährung zusammen. Die finan-<br />
zierenden Institute erhalten dadurch eine Portfolio-Diversifizierung, und der Konsortialführer<br />
kann zusätzlich über eine entsprechende Provision seine Rendite steigern.<br />
Den Vorteil einer vollständigen Eigenkapitalfreisetzung bieten Mortgage Backed Securities<br />
(MBS). Hierbei wird ein ganzes Portfolio aus Immobilienkrediten aus der Bilanz einer Bank an<br />
eine Einzweckgesellschaft verkauft, die sich ihrerseits am Kapitalmarkt die Mittel für den<br />
Erwerb des Immobilienkreditportfolios beschafft. Durch dieses Instrument werden in der Bi-<br />
lanz gebundene Forderungen in handelbare Wertpapiere umgewandelt. MBS sind auch als<br />
Refinanzierungsinstrumente für den außereuropäischen Markt wie Asien und USA geeignet,<br />
da der klassische deutsche Hypothekenpfandbrief für die dortigen Investoren keine Alterna-<br />
tive zu den üblichen MBS-Transaktionen darstellt.<br />
Der Vorteil der Eigenkapitalentlastung kann auch durch den Verkauf der Hypothekenforde-<br />
rungen ohne Verbriefung bewirkt werden. Der bisherige Nachteil dabei war die aufwändige<br />
Analyse der in einem Portfolio enthaltenen Kreditrisiken. Eine Erleichterung des Handels in<br />
diesem Segment wird die Umsetzung der Vorgaben nach Basel II mit sich bringen. Die<br />
Eigenkapitalunterlegung wird sich dann nach den intern oder extern ermittelten Ratings rich-<br />
ten. Durch standardisierte Ratingkriterien sowie die Tatsache, dass sich das Immobilien-<br />
kreditgeschäft den Usancen und Möglichkeiten des Geld- und Kapitalmarktgeschäfts anpas-<br />
sen wird, rechnet Herr Pohl zudem mit einer Etablierung von Börsen für den Handel von<br />
Immobilienkreditportfolios oder auch einzelnen Großkrediten.<br />
Ein weiteres Instrument auf dem Sekundärmarkt ist der Einsatz von Kreditderivaten, bei<br />
40
Workshops<br />
denen nicht der Kredit, sondern nur das Kreditrisiko transferiert wird. Damit ist sichergestellt,<br />
dass weder die Bilanzsumme verkürzt noch die bereits bestehende Refinanzierung aufgelöst<br />
werden muss. Durch den Abschluss von Kreditderivaten wie z. B. eines Credit Default Swaps<br />
mit einem anderen Kreditinstitut kann die Eigenkapitalbelastung dauerhaft von<br />
100 % auf 20 % gesenkt werden.<br />
Harald Pohl<br />
Es bleibt festzuhalten, dass das Hypothekengeschäft innova-<br />
tiver und der Immobilienkredit liquider werden müssen,<br />
um die Margen langfristig wieder steigern zu können.<br />
Nur so können erhöhte Manage-mentansprüche an<br />
eine effiziente und ertragsoptimale Portfoliosteuerung<br />
erfüllt werden.<br />
Das Wetter wird berechenbar - Risikomanagement<br />
im Unternehmen<br />
Axel Schröder, Controller bei der Dresdner Bank AG, legte dar, wie Unternehmen ihr Risikomanagement<br />
durch den Einsatz von Wetterderivaten optimieren können.<br />
Bei über 80 % aller Firmen weltweit wird der Unternehmenserfolg vom Wetter beeinflusst.<br />
Betroffen sind nicht nur Energieversorger, Tourismusanbieter oder Versicherungsunterneh-<br />
men, sondern mittelbar auch Banken über Kredite an Kunden, deren Umsatz vom Wetter<br />
beeinflusst wird. Wetterderivate können helfen, diese Risiken zu steuern.<br />
Der Handel mit Wetterderivaten wurde 1997 in den USA aufgenommen. Seitdem ist eine<br />
schnelle Ausweitung des Marktes zu beobachten. Die jährliche Steigerungsrate liegt, gemessen<br />
an der Anzahl der abgeschlossenen Kontrakte, bei über 400 %. Die umsatzstärksten<br />
Marktteilnehmer sind bisher große Investmentbanken, Rückversicherer und eine Reihe von<br />
Energieversorgern.<br />
Generell ist eine Vielzahl von Wetterparametern denkbar, auf die sich die Wetterderivate<br />
41
Workshops<br />
– vornehmlich Optionen und Swaps – beziehen können, z. B. auf die Niederschlagsmenge,<br />
Windgeschwindigkeiten oder Schneehöhen. Dennoch liegen den meisten Produkten<br />
Temperaturangaben in den verschiedensten Variationen zugrunde. So können Maximum-,<br />
Minimum- oder Durchschnittstemperaturen als Bezugsgrößen dienen.<br />
Eine Besonderheit ergibt sich bei amerikanischen Wetterderivaten. Diese orientieren sich an<br />
so genannten „Degree Days“ (Gradtage), die sich als Abweichungen der gemessenen Tages-<br />
durchschnittstemperatur von einer festen Vergleichstemperatur von 65° Fahrenheit bzw.<br />
18° Celsius ergeben. Diese Referenztemperatur für Degree Day-Kontrakte resultiert aus den<br />
speziellen Gegebenheiten in der US-Energiewirtschaft, die durch eine starke Korrelation<br />
zwischen dem Stromverbrauch und der Außentemperatur geprägt ist. 18° Celsius wurden<br />
deshalb als Referenzwert gewählt, weil viele Haushalte bei niedrigeren Temperaturen<br />
(Heizgradtage) ihre Heizungen und bei höheren Temperaturen ihre Klimaanlagen einschal-<br />
ten (Kühlgradtage). Durch den Einsatz von Wetterderivaten können sich Stromerzeuger ge-<br />
gen die aus Temperaturschwankungen resultierenden Nachfrageschwankungen absichern.<br />
In (Mittel-)Europa ist die Aussagekraft der Degree Days, insbesondere der Kühlgradtage,<br />
eher begrenzt. Aus diesem Grund hat sich bei uns ein liquider Handel mit Derivaten heraus-<br />
gebildet, die sich auf die gemessene Durchschnittstemperatur beziehen. Ein weiterer Vorteil<br />
dieses Referenzwertes liegt in der universellen Verwendbarkeit, da man nicht nur die spezi-<br />
ellen Gegebenheiten der Energiebranche berücksichtigt.<br />
Grundvoraussetzung für die Anwendung von Wetterderivaten ist der Zugang zu aktuellen<br />
und historischen Wetterdaten. Auffällig sind die in Europa deutlich höheren Preise für Wetter-<br />
historien als in den USA. Während in Amerika die meisten relevanten Daten kostenlos ver-<br />
fügbar sind, stellt z. B. der Deutsche Wetterdienst diese nur gegen Bezahlung zur Verfügung.<br />
Die anfallenden Kosten bremsen zusammen mit den Problemen der Datenverfügbarkeit und<br />
-qualität die Entwicklung des deutschen Marktes. Um die Markteintrittsbarriere hoher Ko-<br />
sten für Wetterdaten zu überwinden, bietet die Deutsche Börse AG unter der Internetseite<br />
www.xelsius.com seit geraumer Zeit Wetterindizes für 30 europäische Städte an.<br />
Eine Temperaturhistorie (z. B. 30 Jahre) auf täglicher Basis ist auch die Grundlage der Bepreisung<br />
von Wetterderivaten. Dabei sind aber auch Probleme zu beachten. So müssen zum einen<br />
langfristige Trends, wie die zu beobachtende Erhöhung der Durchschnittstemperaturen, in<br />
den Zeitreihen berücksichtigt werden. Zum anderen werden einige Hauptannahmen des<br />
Black-Scholes-Optionsmodelles nicht erfüllt. So lässt sich z. B. die Verteilung der Werte eines<br />
Temperaturindices nicht durch eine Normalverteilung darstellen. Betriebswirtschaftliche Kenn-<br />
größen wie Umsatzzahlen, Preise etc. müssen im Folgenden mit den historischen Wetter-<br />
daten verglichen werden, um Korrelationen zwischen ihnen zu identifizieren. Die von Wetter-<br />
schwankungen betroffenen Größen sind daraufhin monetär zu quantifizieren.<br />
Die Funktionsweise von Wetterderivaten kann am Beispiel eines „temperature-indexed interest<br />
rate swap“ erläutert werden. Ist beispielsweise ein Gasversorgungsunternehmen variabel<br />
verzinslich refinanziert, so hat dieses Unternehmen die Möglichkeit, den im Falle eines war-<br />
men Winters eintretenden Gewinnrückgang durch den Abschluss eines „temperature-indexed<br />
interest rate swap“ zu lindern. Das Versorgungsunternehmen zahlt dann einen Zinssatz, der<br />
in Abhängigkeit von der gemessenen Durchschnittstemperatur in warmen Wintern niedriger<br />
und in kalten Wintern dementsprechend höher ist. Als Kontraktpartner kommen grundsätz-<br />
lich Unternehmen in Betracht, die in warmen Wintern höhere Gewinne realisieren.<br />
In seinem Fazit stellte Herr Schröder noch einmal heraus, dass der Markt für Wetterderivate<br />
42
Workshops<br />
in seiner Entwicklung in Europa noch weit hinter den USA zurück liegt, obwohl eine große<br />
Zahl von Firmen von Wetterrisiken betroffen ist. Es ist nun Aufgabe der Banken, potenziellen<br />
Kunden das Verständnis für die Produkte und deren Einsatzmöglichkeiten zu vermitteln.<br />
Die weitere Entwicklung des Kreditderivatemarktes<br />
- Ergebnisse einer Befragung<br />
PD Dr. Stefan Kirmße, geschäftsführender Partner des zeb/rolfes.schierenbeck.associates und<br />
Lehrbeauftragter an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg, gab Einblick in eine empirische<br />
Untersuchung über die Perspektiven des Marktes für Kreditderivate.<br />
Da Kreditrisiken die Rentabilität des Firmenkundengeschäfts nachhaltig beeinträchtigen, ist<br />
es erforderlich, wirkungsvolle Steuerungsmaßnahmen für diese Risikoart zu implementieren.<br />
Ein geeigneter Steuerungsansatz besteht in der Mobilisierung von Kreditrisiken im Sinne<br />
eines vollständigen oder teilweisen Risikotransfers. Nur durch leistungsfähige Mobi-<br />
lisierungsinstrumente kann die wichtige Auflösung des Dilemmas zwischen Spezialisierung<br />
und Diversifikation erfolgen. Dieses Dilemma folgt aus der Tatsache, dass die im Rahmen<br />
des Kreditvergabeprozesses notwendige, möglichst präzise Analyse der Kreditnehmerbonität<br />
einerseits eine Spezialisierung auf bestimmte Branchen und/oder Regionen erfordert, was<br />
zwangsläufig zur Bildung von Klumpenrisiken im Kreditportefeuille führt. Andererseits ist als<br />
Schlussfolgerung aus den Erkenntnissen der Portfoliotheorie die Notwendigkeit der<br />
Risikostreuung zu ziehen. Über eine Mobilisierung von Kreditrisiken sind beide Effekte<br />
vereinbar, so dass im Kundengeschäft eine Konzentration vorliegen kann, ohne dass auf der<br />
Ebene des Kreditportfolios auf die Nutzung von Diversifikationseffekten verzichtet werden<br />
muss.<br />
Ein wesentliches Mobilisierungsinstrument stellen in diesem Zusammenhang Kreditderivate<br />
dar, deren Einsatz die Isolierung und den Transfer von Kreditrisiken bilanzwirksamer risiko-<br />
behafteter Aktiva wie Darlehen, Anleihen sowie weiterer kreditrisikobehafteter Positionen<br />
vom Risikoverkäufer zum -käufer erlaubt. In Abhängigkeit von der Art des transferierten<br />
Risikos lassen sich Credit Default Produkte zur Übertragung von Ausfallrisiken, Credit Spread<br />
Produkte zur Übertragung von Bonitätsrisiken und Mischformen wie Total Return Produkte,<br />
die gleichzeitig Auswirkungen auf das Zinsänderungsrisiko haben, unterscheiden.<br />
Da es sich bei Kreditderivaten i. d. R. um OTC-Produkte handelt, liegen hinsichtlich des<br />
Marktvolumens keine offiziellen Statistiken vor. Die British Bankers’ Association geht jedoch<br />
davon aus, dass das globale Marktvolumen von 180 Mrd. USD in 1997 auf 1.581 Mrd. USD<br />
in 2002 ansteigen wird.<br />
Eine eigene Untersuchung für den deutschen Markt, die auf Basis der Delphi-Methode<br />
durchgeführt wurde, ergab, dass mehr als 75 % der Befragten die zukünftige Entwicklung<br />
als optimistisch bzw. sehr optimistisch ansehen und lediglich 2,2 % den Einsatz von<br />
Kreditderivaten im eigenen Institut für unwahrscheinlich halten. Diese positive Grundhaltung<br />
43
Workshops<br />
manifestiert sich des Weiteren darin, dass 70 % der Befragten bis spätestens 2005 die<br />
Entwicklung eines liquiden Marktes - ähnlich der Situation im Zins- und Währungsbereich -<br />
erwarten. Zuversichtlich wurde auch die Herausbildung eines Börsensegments für Kreditderivate<br />
eingeschätzt, dessen Entstehung bis 2010 gesehen wird. Ebenso halten mehr als ein Drittel<br />
der Befragten die Betätigung privater Investoren auf einem Markt für Kreditrisiken zumindest<br />
für wahrscheinlich.<br />
Allerdings schätzt ein Großteil der Befragten auch Markthemmnisse auf dem Weg zur<br />
erfolgreichen Etablierung von Kreditderivaten als bedeutsam ein, zu denen etwa ungünstige<br />
rechtliche und aufsichtliche Regelungen sowie Informationsasymmetrien zwischen Risikokäufer-<br />
und -verkäuferseite, die zu uneinheitlichen Bonitätseinschätzungen führen können, gehören.<br />
Es wird jedoch in naher Zukunft eine deutliche Minderung dieser Hemmnisse erwartet.<br />
Beispielsweise zeichnet sich bezüglich der aufsichtsrechtlichen Anerkennung von Kreditderivaten<br />
vor dem Hintergrund der Neuregelung des Baseler Eigenkapitalakkords eine erleichterte<br />
Einbeziehung ab. Eine Harmonisierung des Informationsstandes von Risikokäufern und<br />
Risikoverkäufern lässt sich etwa durch Screening- und Signaling-Maßnahmen herbeiführen.<br />
Hinsichtlich möglicher geschäftspolitischer Konsequenzen wird u. a. erwartet, dass die<br />
Steuerung von Kreditrisiken aufbauend auf einer einzelgeschäftsbezogenen Bonitätsanalyse<br />
im Grundsatz zentral erfolgt. Unterschiede sind jedoch in Abhängigkeit von der Institutsgröße<br />
in Bezug auf die Ebene der Zentralisation erkennbar, wobei mit zunehmender Größenordnung<br />
eine Zentralisation auf Geschäftsfeldebene für denkbar gehalten wurde. Ferner wird<br />
überwiegend davon ausgegangen, dass Kreditrisiken künftig als Profit-Center gesteuert<br />
werden. Als Verrechnungspreis für das Kreditrisiko zwischen Markt- und Steuerungsbereich(en)<br />
fungiert dabei die Risikoprämie. Darüber hinaus hält es nahezu ein Drittel der Befragten für<br />
wahrscheinlich oder ist sich sicher, dass es in Zukunft Institute geben wird, die sich ausschließlich<br />
auf den Vertrieb von Krediten konzentrieren und jedes Risiko transferieren werden. Knapp<br />
30 % halten auch die Herausbildung spezialisierter „Risikobanken“ für wahrscheinlich oder<br />
sicher. In zeitlicher Hinsicht erwartet die Mehrheit der Befragten den Beginn dieser Aktivitäten<br />
44<br />
in Richtung einer Fokussierung bis 2005 und ihren Abschluss<br />
PD Dr. Stefan Kirmße<br />
bis 2010. Insgesamt ist damit das Bemühen deutlich<br />
erkennbar, die Entwicklung des Marktes für Kreditrisiken<br />
und insbesondere Kreditderivate aktiv voranzutreiben,<br />
so dass weiterhin mit einem expansiven Verlauf der<br />
Entwicklung dieses Marktes gerechnet werden kann.
Workshops<br />
Wie kann man das mittelständische Firmenkundengeschäft<br />
wieder rentabel machen?<br />
Ralph Steeger, Direktor des Marktbereichs „Firmenkunden“ bei der National-Bank AG, beschäftigte sich<br />
mit der Frage, durch welche Maßnahmen die Betreuung von Firmenkunden, insbesondere im mittelstän-<br />
dischen Segment, auch in Zukunft rentabel gestaltet werden kann.<br />
Mittelständische Unternehmen haben in Deutschland eine besondere wirtschaftliche<br />
Bedeutung, die Herr Steeger an verschiedenen Zahlen verdeutlichte: 3,2 Mio. Unternehmen<br />
beschäftigen 20 Mio. Menschen, was einer Quote von 68 % aller Arbeitnehmer entspricht.<br />
Dabei werden 47 % aller steuerpflichtigen Umsätze erzielt, wobei zu beachten ist, dass<br />
deutsche KMU (kleine und mittlere Unternehmen) größer und produktiver sind als der EU-<br />
Durchschnitt. Die National-Bank AG betreut als konzernunabhängige Universalbank<br />
mittelständische Unternehmen in der Rhein-Ruhr-Region. Mit 644 Mitarbeitern und 24<br />
Niederlassungen gelang es zu Beginn des neuen Jahrtausends einen RoE von 15,9 % zu<br />
erzielen. Die schwierige Definition und Abgrenzung des Segmentes „Mittelstand“ erfolgt in<br />
der National-Bank neben quantitativen Kriterien wie dem Umsatz durch weitere Eigenschaften<br />
wie Existenz einer personellen Einheit von Gesellschaftern und Unternehmensführung sowie<br />
Konzernunabhängigkeit. Die Tatsache, dass die National-Bank AG nicht als Partner für große<br />
Konzerne in Betracht kommt, ergibt sich bereits daraus, dass hinsichtlich der Diversifikation<br />
wichtige Größenordnungsbeschränkungen für das Portfolio der Bank existieren. Somit ist es<br />
im Firmenkundenbereich der National-Bank AG außerordentlich wichtig, das Geschäft mit<br />
mittelständischen Kunden rentabel zu gestalten.<br />
Um ein besseres Verständnis für die besondere Situation des Mittelstandes zu erzielen, ist es<br />
hilfreich, zunächst die spezifischen Stärken und Schwächen mittelständischer Unternehmen<br />
zu analysieren. Neben einer ausgeprägten Flexibilität, die sich durch die geringe Größe der<br />
Firmen ergibt, sind KMU häufig durch eine besonders hohe Risikobereitschaft und<br />
Innovationskraft gekennzeichnet, die zur Sicherung ihrer Wettbewerbssituation notwendig<br />
ist. Für die Existenzsicherung sind außerdem Eigenschaften wie schnelle Reaktionsfähigkeit<br />
und hohe Liefertreue erforderlich, um Kunden dauerhaft an sich binden zu können. Allgemein<br />
werden eine mangelnde strategische Ausrichtung, fehlende Planungs- und Kontrollsysteme<br />
sowie ungenügende Eigenkapitalquoten als Schwächen mittelständischer Unternehmen<br />
bezeichnet.<br />
Bei der Untersuchung der Ausgangssituation im Bereich der Betreuung mittelständischer<br />
Firmenkunden ergibt sich in vielen Banken eine mangelhafte Zielgruppenorientierung. Hiermit<br />
ist insbesondere die konkrete Ausrichtung von Bereichen wie Vertrieb oder Produktentwicklung<br />
an den speziellen Kundensegmenten gemeint. Des Weiteren ergeben sich Probleme durch<br />
eine unzureichende Risikosteuerung, wobei sich vor allem das Fehlen eines risikoorientierten<br />
Pricing in diesem extrem aktivlastigen Geschäft nachteilig auf den Ertrag der Bank auswirkt.<br />
Zur Verbesserung der Situation sind umfangreiche Restrukturierungsmaßnahmen erforderlich.<br />
Um eine stärkere Zielgruppenorientierung zu ermöglichen, ist zunächst eine Kunden-<br />
45
Workshops<br />
segmentierung sowie eine ABC-Analyse durchzuführen. In der National-Bank AG wurden<br />
drei Segmente evaluiert, die sich jeweils über Umsatzgröße und Beratungsbedarf definieren.<br />
Differenziert wird danach in kleinere Gewerbebetriebe, bei denen die Betreuung weitestgehend<br />
standardisiert ist und für die nur bestimmte Produkte zur Verfügung stehen (Retailbereich),<br />
Geschäftskunden als mittlerem Segment mit einem höheren Beratungsaufwand und schließlich<br />
Unternehmen, bei denen jeweils nur etwa 80 Kunden einem Betreuer zugeordnet werden.<br />
Im Rahmen der ABC-Analyse wurden innerhalb jedes Segmentes die Unternehmen in Klassen<br />
eingeteilt, die sich jeweils an Bruttoperformance (Zinsüberschuss zzgl. Provisionsüberschuss),<br />
Risiko und Potenzial orientieren.<br />
Mit Hilfe dieser Daten lässt sich im Folgenden der Aufbau einer rentabilitätsorientierten<br />
Vertriebssteuerung realisieren. Diese beinhaltet neben Segmentrechnungen und nach<br />
Zielgruppen und Produkten differenzierten Kalkulationen für einzelne Profitcenter auch<br />
Planungsverfahren mit monatlichen Soll-Ist-Vergleichen auf Einzelkundenebene. Zusätzlich<br />
sollte die Möglichkeit einer Barwertberechnung von Neugeschäften und einem Kalkulationstool<br />
für ein risikoorientiertes Pricing gegeben sein. Dieses Kalkulationstool basiert in der National-<br />
Bank AG auf einer 6-jährigen Ratinghistorie sowie einer Value-at-Risk- und RaRoC-Rechnung<br />
(Risk adjusted Return on Capital). Zur Verbesserung der Risikosteuerung ist eine Neudefinition<br />
der Kreditpolitik unabdingbar. Dazu zählt u. a. der Aufbau einer Portfoliosteuerung über<br />
Kriterien wie Rating, Branchen, Regionen und Einzelrisiken. Als aktuelles Arbeitsgebiet nannte<br />
Herr Steeger sowohl die Ausplatzierung von Risiken über den Verkauf von Kreditderivaten als<br />
auch die Portfoliodiversifizierung über den Erwerb von Kreditderivaten.<br />
Die Neustrukturierung der Arbeitsprozesse erfolgte in der National-Bank AG insbesondere<br />
über die Trennung von Markt- und Marktfolge unter Berücksichtigung der zu erwartenden<br />
Bestimmungen im Rahmen von Basel II und den Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft.<br />
Außerdem wurden die Kreditsachbearbeitung und der Service zentralisiert, um neben einer<br />
Qualitätsverbesserung Rationalisierungspotenzial zu realisieren, sowie die „Computerunter-<br />
stützte Sachbearbeitung (CSB)“ implementiert. Auch der Aufbau neuer Geschäftsfelder wurde<br />
im Rahmen der strategischen Neuausrichtung geplant, wozu u. a. Beteiligungsaktivitäten,<br />
Beratung bei Börsengängen, Riskadvisory bzw. Ratingvorbereitung und das Immobiliengeschäft<br />
zählen.<br />
Zum Abschluss betonte Herr Steeger, dass bei der Durchführung dieser<br />
Maßnahmen das Change-Management die wichtigste<br />
Herausforderung darstellt. Da immer der Mensch im Vordergrund<br />
stehen sollte, ist die Überzeugung der Mitarbeiter ein zentrales<br />
Anliegen der Geschäftsleitung. Ebenso große Aufmerksamkeit<br />
verdient die Umsetzung einer Personalentwicklungsplanung<br />
sowie eines geeigneten Ausbildungskonzeptes.<br />
46<br />
Ralph Steeger
Workshops<br />
Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik: Wie dezentral<br />
sollten sie sein?<br />
Prof. Dr. Norbert Berthold, Ordinarius für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg, diskutierte<br />
institutionelle Unzulänglichkeiten, die eine Verbesserung der Arbeitsmarktsituation in Deutschland<br />
behindern.<br />
Der Skandal um die geschönten Vermittlungsstatistiken der Bundesanstalt für Arbeit zu Jah-<br />
resbeginn führte zur Wiederbelebung einer kontroversen arbeitsmarktpolitischen Diskussion<br />
in Deutschland. Bemerkenswert ist daran jedoch, dass die Debatte kaum von den 4,3 Mio.<br />
offen und 1,7 Mio. versteckt Arbeitslosen ausgelöst wurde - an solche Zahlen haben sich<br />
Öffentlichkeit und Politik längst gewöhnt.<br />
Hauptthese des Vortrags war, dass mehr Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt den Schlüssel<br />
für eine erfolgreiche Politik darstellt. Die derzeitigen arbeitsmarktpolitischen Aktivitäten der<br />
Bundesregierung (die Verschärfung des Kündigungsschutzes, das Gesetz zur Altersteilzeit,<br />
die Reform des Betriebsverfassungsgesetzes, das Recht auf Teilzeit) sind daher Gift für die<br />
Beschäftigung, da sie den Wettbewerb noch stärker als bisher behindern. Desgleichen ver-<br />
hindert eine Lohn- und Tarifpolitik, die zu viel „über einen Kamm schert“, neue Arbeitsplätze<br />
und vernichtet alte. Es spricht alles dafür, die zentralistische Arbeitsmarktpolitik aus Nürn-<br />
berg von Grund auf umzukrempeln. Eine solche Reform bleibt aber Stückwerk, wenn sich<br />
die Lohn- und Tarifpolitik nicht stärker an der wirtschaftlichen Leistungskraft der einzelnen<br />
Arbeitnehmer und Unternehmungen orientiert.<br />
Arbeitslosigkeit wird sich schon allein aufgrund des stetigen strukturellen Wandels nie völlig<br />
vermeiden lassen. Der staatlichen Arbeitslosenversicherung kommt vor diesem Hintergrund<br />
eine dreifache Aufgabe zu: den zeitweiligen Ausfall von Arbeitseinkommen teilweise zu<br />
ersetzen, Arbeitslose möglichst schnell auf eine neue Stelle zu vermitteln und Arbeitnehmer<br />
mit neuen marktverwertbaren Qualifikationen auszustatten. Die Realität ist jedoch eine an-<br />
dere. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen nimmt stetig zu, die aktive Arbeitsmarktpolitik dege-<br />
neriert zum sozialen Auffangbecken, die Tarifpartner nutzen die Arbeitslosenversicherung<br />
als Lastesel.<br />
Eine sinnvolle Reform der Arbeitslosenversicherung würde diese von der Bundesanstalt für<br />
Arbeit unabhängig machen und zwischen Grund- und Wahlpaketen differenzieren. Ein Kern-<br />
element des Grundpaketes ist eine Versicherungspflicht in Höhe der Sozialhilfe. Die Dauer<br />
des Bezugs von Arbeitslosengeld wird auf ein Jahr begrenzt, die Arbeitslosenhilfe wird abge-<br />
schafft. Das Grundpaket enthält auch einen Anspruch auf Beratungs- und Vermittlungs-<br />
leistungen. Nicht Bestandteil des Grundpakets sind hingegen die vielfältigen Maßnahmen<br />
der aktiven Arbeitsmarktpolitik, wie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder die Förderung<br />
der beruflichen Weiterbildung. Die Individuen sind für die Pflege ihres Humankapitals selbst<br />
verantwortlich. Es steht den Arbeitnehmern allerdings frei (Wahlpaket), sich gegen den Ver-<br />
lust an Qualifikation zu versichern, wobei hier dann dem Äquivalenzprinzip eine höhere<br />
Bedeutung zukommen muss. Entsprechen sich Beiträge und Leistungen nicht, sind Arbeit-<br />
47
Workshops<br />
nehmer versucht, länger als unbedingt notwendig arbeitslos zu bleiben. Für Unternehmun-<br />
gen ist es in wirtschaftlich schlechten Zeiten attraktiv, Arbeitnehmer schneller zu entlassen.<br />
Die Gewerkschaften werden ermutigt, eine aggressivere Lohn- und Tarifpolitik zu verfolgen.<br />
Durch eine Beteiligung von Arbeitnehmern, Unternehmungen und Gewerkschaften an der<br />
Finanzierung des Grundpakets könnten diese Probleme entschärft werden.<br />
Die vorgeschlagene Reform der Arbeitslosenversicherung kann aber nur ein erster Schritt hin<br />
zu mehr Beschäftigung sein. Reformen der Lohn- und Tarifpolitik und auch der gegenwärti-<br />
gen Sozialhilfe müssen folgen. Da es Sinn macht, die Arbeitslosenhilfe abzuschaffen, wer-<br />
den Langzeitarbeitslose zu Empfängern von Sozialhilfe. Es stellt sich daher die Frage, ob die<br />
Sozialhilfe in ihrer augenblicklichen Form für diese Aufgabe gerüstet ist. Die Antwort ist<br />
eindeutig: gegenwärtig ist sie völlig ungeeignet, längerfristig Arbeitslosen den Weg in regu-<br />
läre Beschäftigung zu ebnen. Ein zu geringer Abstand zum möglichen Arbeitseinkommen<br />
raubt vor allem Empfängern von Sozialhilfe mit Familie und einer hohen Zahl an Kindern fast<br />
alle Anreize, eine reguläre Arbeit aufzunehmen. Diese Fehlanreize werden noch verstärkt,<br />
weil von jedem Euro, den ein Sozialhilfeempfänger erzielt, wenn er eine Arbeit aufnimmt,<br />
nach einem geringen Freibetrag fast alles von der Sozialhilfe abgezogen wird. Eine Reform<br />
müsste eine nur teilweise Anrechnung von Lohneinkommen auf die Sozialhilfe bei gleichzei-<br />
tiger Senkung der Regelsätze für voll arbeitsfähige Personen beinhalten.<br />
Die Lage auf den Arbeitsmärkten ist regional sehr verschieden. Eine Chance auf einen regu-<br />
lären Arbeitsplatz hat nur, wer die Lohnforderungen den örtlichen Gegebenheiten anpasst.<br />
Gegenwärtig legt aber die Sozialhilfe einen faktischen und bundesweit fast einheitlichen<br />
Mindestlohn fest. Die Sozialhilfe kann erst dann wieder Hilfe zur Selbsthilfe leisten, wenn die<br />
Kommunen vor Ort eigenständig darüber entscheiden können, wer, wann, wie lange, wie<br />
viel erhält.<br />
Dezentrale Arbeitsmarkt- und Sozialpolitiken aus einer Hand sind effizienter<br />
und gerechter. Die Tarifpartner müssen sie mit vernünftigen Lohn-<br />
und Tarifabschlüssen begleiten, die sich an der wirtschaftlichen Lei-<br />
stungskraft der Individuen und der einzelner Unternehmungen<br />
orientieren. Das verbessert nicht nur die desolate Lage der Lang-<br />
zeitarbeitslosen, schon auf mittlere Sicht werden auch die kom-<br />
munalen Kassen entlastet.<br />
Deutschland ist ein von vielen kleinen und großen Interes-<br />
sengruppen gefesselter wirtschaftlicher Riese. Die Interessen-<br />
gruppen, allen voran die Tarifpartner, haben mit Hilfe der Politik<br />
ein dichtes Netz von Regulierungen gewoben, das wie Mehl-<br />
tau auf den wirtschaftlichen Aktivitäten liegt. Die Diskussion<br />
um die Reform der Bundesanstalt zeigt, dass wir kaum die Kraft<br />
haben, uns aus dieser institutionellen Verflechtungsfalle zu be-<br />
freien, in der es sich eine Mehrheit behaglich eingerichtet hat.<br />
Es scheint so, als ob wir auf Hilfe von außen angewie-<br />
sen seien. Auch unter diesem Aspekt ist der Kampf<br />
gegen die Globalisierung ein Akt der Selbstschä-<br />
digung.<br />
48<br />
Prof. Dr. Norbert Berthold
Workshops<br />
49
Lehre und Forschung<br />
Lehre & Forschung<br />
51<br />
Lehre &<br />
Forschung
Lehre & Forschung<br />
Ehrendoktorwürde für Eberhard Heinke<br />
Eberhard Heinke ist eine der herausragenden Persönlichkeiten der deutschen Kredit- und<br />
Geldwirtschaft. Um die Wirtschaftswissenschaft im Allgemeinen und um die Gerhard-Mercator-<br />
Universität Duisburg und ihre wirtschaftswissenschaftliche Fakultät im Speziellen hat er sich<br />
große Verdienste erworben. Hierfür zeichnete die Gerhard-Mercator-Universität Duisburg Herrn<br />
Heinke in einem akademischen Festakt am 2. Juli <strong>2001</strong> mit der Würde eines Doktors der<br />
Wirtschaftswissenschaft ehrenhalber aus.<br />
Eberhard Heinkes gesamtes berufliches Wirken war durch einen steten Brückenschlag zwischen<br />
Wissenschaft und Praxis geprägt. Neben der Förderung von Forschung und Lehre und der<br />
Umsetzung neuester Forschungsergebnisse in die bankbetriebliche Praxis hat die Aus- und<br />
Weiterbildung junger Menschen für ihn einen besonderen Stellenwert.<br />
Eberhard Heinke hat bereits frühzeitig als langjähriger Vorstandsvorsitzender der Westdeutsche<br />
Genossenschafts-Zentralbank eG besonderen Wert auf die Einführung und Nutzung in der<br />
Wissenschaft entwickelter Instrumente der ertrags- und wertorientierten Banksteuerung und<br />
des Risikocontrollings gelegt. Er hat dadurch die WGZ-Bank nicht nur zu einem führenden<br />
Institut des genossenschaftlichen Banksektors mit hoher Solvabilität ausgebaut; sein verlässliches<br />
Urteil hat auch maßgeblich zur Weiterentwicklung zahlreicher dieser Instrumente beigetragen.<br />
Seit seinem Wechsel an die Spitze der Landeszentralbank in Nordrhein-Westfalen, deren<br />
Präsident er seit August 2000 war, beschäftigte er sich schwerpunktmäßig mit aktuellen<br />
geldpolitischen und kreditwirtschaftlichen Fragestellungen und deren Bedeutung für die<br />
Geschäftsfelder der Kreditinstitute.<br />
Eberhard Heinke fördert unter großem persönlichen Einsatz zahlreiche wissenschaftliche<br />
Institutionen – neben Duisburg auch an anderen Universitäten wie Bochum, Köln, Münster<br />
und Passau.<br />
Prof. Dr. Bernd Rolfes würdigte in seiner Laudatio zum einen Eberhard Heinkes herausragende<br />
Verdienste um das <strong>ecfs</strong>. Vor allem ihm ist es zu verdanken, dass das <strong>ecfs</strong> von einem<br />
52<br />
v. l. n. r.: Prof. Dr. Bernd Rolfes, Werner Böhnke, Innenminister Dr. Fritz Behrens,<br />
Dr. h.c. Eberhard Heinke und Frau, Prof. Dr. Ingo Wolff,<br />
Staatssekretär Georg Wilhelm Adamowitsch, Prof. Dr. Volker Breithecker
Lehre & Forschung<br />
international und hochkarätig besetzten Beiratsgremium unterstützt wird. Zum anderen stellte<br />
Prof. Rolfes Heinkes Unterstützung an vorderster Front für das spezielle Entwicklungskonzept<br />
der Gerhard-Mercator-Universität zu einer international anerkannten Spitzen-Hochschule<br />
heraus. Das von der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät entwickelte Modell, das in bislang<br />
einmaliger Weise die Anforderungen des öffentlichen Bildungsauftrages der staatlichen<br />
Universität (u. a. allgemeiner Zugang, Gebührenfreiheit etc.) mit den besonderen Merkmalen<br />
privater Elite-Schulen verbindet, sieht u. a. die Integration einer Elite- bzw. Management-<br />
Line und die Einrichtung internationaler Graduate-, Postgraduate- und Executiveprogramme<br />
vor.<br />
Mit diesem außerordentlichen Engagement trägt Eberhard Heinke, ebenso wie sein Vorgänger<br />
im Amt des Präsidenten der Landeszentralbank in Nordrhein-Westfalen, Prof. Reimut<br />
Jochimsen, in höchstem Maße zur Ausstrahlung und zum Ansehen der Gerhard-Mercator-<br />
Universität Duisburg und ihrer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät bei.<br />
Unserer Universität wird mit der engen Bindung zu Eberhard Heinke und seinem großen<br />
Engagement eine außergewöhnliche Unterstützung zuteil.<br />
Nachruf Prof. Dr. Jürgen Jakfeld<br />
Jürgen Jakfeld wurde am 7. Juni 1939 in Duisburg geboren. Nach dem Abitur, das er im<br />
Jahre 1959 absolvierte, begann er ein Jurastudium, das er im Jahre 1968 mit dem zweiten<br />
juristischen Staatsexamen beendete. Zuvor promovierte er bei Prof. Dr. U. Klug an der Uni-<br />
versität Köln im Dezember 1966 über das Thema „Die besondere Behandlung der<br />
Staatsschutzstrafverfahren im deutschen Strafprozess- und Gerichtverfassungsrecht“.<br />
Nach einer kurzen Zeit als Gerichtsassessor in Duisburg absolvierte er von 1969 bis 1970 das<br />
Ausbildungsprogramm des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes in Düsseldorf für<br />
junge Führungskräfte. Von 1971 bis 1979 war er dann als Verbandsprüfer beim Rheinischen<br />
Sparkassen- und Giroverband tätig, wo er im September 1972 das Verbandprüferexamen<br />
ablegte. Im Jahre 1979 wurde Jürgen Jakfeld in den Vorstand der Stadtsparkasse Oberhausen<br />
berufen, dem er bis zu seiner Pensionierung im Frühjahr dieses Jahres ununterbrochen<br />
angehörte.<br />
Von 1977 bis 1990 war Jürgen Jakfeld als Dozent an der Rheinischen Sparkassenakademie<br />
in Düsseldorf im Fach Realkredit tätig. Von 1981 bis 1986 war er Mitglied des Arbeitskreises<br />
Aus- und Fortbildung an der Rheinischen Sparkassenakademie und seit 1982 Mitglied des<br />
Prüfungsausschusses an der Rheinischen Sparkassenakademie.<br />
Besonders die Ausbildung junger Menschen lag Herrn Prof. Jakfeld stets am Herzen. Er hat<br />
sich deshalb nicht nur als langjähriger Lehrbeauftragter für Bank- und Börsenrecht um die<br />
Wirtschaftsfakultät der Gerhard-Mercator-Universität verdient gemacht, sondern er bot den<br />
Studenten auch jederzeit die Möglichkeit, über Praktika in der Stadtsparkasse Oberhausen<br />
einen ersten Kontakt zur Praxis zu knüpfen. Für seine herausragenden Leistungen auf dem<br />
Gebiet der Wissenschaft und der Praxis verlieh ihm die Gerhard-Mercator-Universität im Jah-<br />
re 1999 den Titel eines Honorarprofessors.<br />
Großen Dank schulden wir Herrn Prof. Jakfeld für seinen unermüdlichen Einsatz für unsere<br />
Fördergesellschaft, die er 1992 als Vorstandsmitglied und Schatzmeister mit gründete und an<br />
53
Lehre & Forschung<br />
deren Aufbau er maßgeblich beteiligt war. Sein<br />
Tod stellt für die Gerhard-Mercator-Universität<br />
ebenso wie für das <strong>ecfs</strong> sowohl in menschli-<br />
cher als auch in fachlicher Hinsicht einen gro-<br />
ßen Verlust dar.<br />
Promotionen<br />
Im Jahr <strong>2001</strong> konnten Dr. Sven Jansen, Dr. Nina Kellermann, Dr. Eric Tobias Henn, Dr. Jens<br />
Eickbusch und Dr. Holger Sommerfeld ihre Promotionsvorhaben erfolgreich abschließen.<br />
Folgende Themen waren Gegenstand der Dissertationen:<br />
Dr. Sven Jansen „Ertrags- und Volatilitätsgestützte Kreditwürdigkeitsprüfung<br />
54<br />
im mittelständischen Firmenkundengeschäft der Banken“<br />
Dr. Nina Kellermann „Risikotransfer bei Versicherungsunternehmen mit Konzep-<br />
ten der Rückversicherung und des Alternativen Risiko-<br />
transfers“<br />
Dr. Eric Tobias Henn „Derivative Instrumente auf Volatilitäten an Aktien- und<br />
Optionsmärkten: Eine theoretische und empirische Unter-<br />
suchung“<br />
Dr. Jens Eickbusch „Kundenabwanderungen in Kreditinstituten – Eine empiri-<br />
sche Analyse mittels Data Mining-Methoden für das<br />
Privatkundengeschäft einer Großsparkasse“<br />
Dr. Holger Sommerfeld „Die Steuerung von Kreditrisiken durch Hedging – Eine<br />
empirische Analyse“<br />
Prof. Dr. Jürgen Jakfeld
Lehre & Forschung<br />
Dr. Sven Jansen verfasste seine Doktorarbeit zum Thema „Ertrags- und Volatilitätsgestützte<br />
Kreditwürdigkeitsprüfung im mittelständischen Firmenkundengeschäft der Banken“. Das mit-<br />
telständische Firmenkundengeschäft ist das am stärksten von Kreditausfällen betroffene<br />
Geschäftsfeld der bundesdeutschen Banken. Die für dieses Segment in der kredit-<br />
wirtschaftlichen Praxis derzeit eingesetzten Ratingsysteme er-<br />
füllen die Anforderungen hinsichtlich Transparenz und Objekti-<br />
vität der Bonitätsurteile sowie einer umfangreichen statistischen<br />
Fundierung und quantitativen Unterlegung der Kreditwürdigkeit<br />
häufig nur in geringem Maß. Vor diesem Hintergrund entwickelt<br />
Herr Dr. Jansen in seiner Dissertationsschrift ein eigenes Verfahren<br />
der Kreditwürdigkeitsprüfung mittelständischer Kreditnehmer, wel-<br />
ches eine transparente, vollständige und an den unter-<br />
nehmensindividuellen Faktoren des Kreditrisikos orientier-<br />
te Bonitätsbeurteilung dieser Kreditnehmergruppe erlaubt.<br />
Dabei finden theoretische und praktische Anforderungen<br />
gleichermaßen Berücksichtigung. Die Arbeit zeichnet sich<br />
durch eine seltene Vollständigkeit und Geschlossenheit<br />
aus, die sowohl konzeptionell als auch empirisch keine<br />
der mit diesem Ansatz verbundenen Fragestellungen of-<br />
fen lässt und stellt eine Arbeitsleistung dar, die nach<br />
Umfang und Qualität durchaus mit zwei wissenschaftli-<br />
chen Arbeiten dieser Art vergleichbar wäre.<br />
Dr. Nina Kellermann behandelte in ihrer Doktorarbeit das Thema „Risikotransfer bei Versi-<br />
cherungsunternehmen mit Konzepten der Rückversicherung und des Alternativen Risiko-<br />
transfers“. Versicherer können über Rückversicherung einen Risikotransfer innerhalb des Ver-<br />
sicherungsmarktes erreichen. Eine deutliche Zunahme von Versicherungsschäden hat<br />
Dr. Nina Kellermann<br />
in der jüngsten Vergangenheit die Tragfähigkeit des<br />
Rückversicherungsmarktes massiv in Mitleidenschaft gezogen. Als<br />
Reaktion hierauf sind verstärkt Versuche unternommen worden, den<br />
Kapitalmarkt als Risikoträger zu nutzen und so zusätzliche Kapazitä-<br />
ten außerhalb des Versicherungsmarktes zu generieren.<br />
Neben den grundsätzlichen Anwendungsmöglichkeiten der Rückver-<br />
sicherung werden von Frau Dr. Kellermann insbesondere die Ansät-<br />
ze des Alternativen Risikotransfers systematisch dargestellt und<br />
ihr Einsatz zur Risikosteuerung von Versicherungsunterneh-<br />
men analysiert. Frau Dr. Kellermann gelingt mit ihrer<br />
Dissertationsschrift eine geschlossene und vollständige Auf-<br />
arbeitung des Themas. Es wird eine hohe Fach- und<br />
Methodenkompetenz eingebracht, so dass das breit ange-<br />
legte und anspruchsvolle Thema in allen bedeutsamen<br />
Problemstrukturen auch mit dem gebotenen Tiefgang<br />
durchdrungen wird.<br />
Dr. Sven Jansen<br />
55
Lehre & Forschung<br />
Dr. Eric Tobias Henn promovierte zum Thema „Derivative Instrumente auf Volatilitäten an<br />
56<br />
Aktien- und Optionsmärkten: Eine theoretische und empirische Unter-<br />
suchung“. Die Kennzahl Volatilität stellt ein Maß zur Quantifizierung<br />
von Preisschwankungen dar und hat insbesondere bei der Messung<br />
von Risiken eine hohe Bedeutung erlangt. Neben der Funktion als<br />
Instrument zur Quantifizierung von Aktienkurs- und Aktienindex-<br />
schwankungen kann diese Größe auch als Underlying von derivati-<br />
ven Produkten dienen. Da sich eine tatsächliche Verbreitung dieser<br />
Derivate an den Kapitalmärkten noch in einem Anfangsstadium<br />
befindet, geht Herr Dr. Henn mit seiner Arbeit der Frage nach, in<br />
welcher Weise Volatilitätsderivate grundsätzlich konstruiert wer-<br />
den können. Darüber hinaus wird analysiert, welche<br />
Bepreisungsansätze Anwendung finden und in welchen Berei-<br />
chen diese Derivate zum Einsatz gelangen können. Mit seiner Doktorarbeit behandelt Herr<br />
Dr. Henn ein sehr aktuelles und zukunftsgerichtetes Thema. Er erstellt eine fundierte Analyse<br />
sämtlicher für den Einsatz von Volatilitätsderivaten relevanter Aspekte, wodurch es ihm ge-<br />
lingt, ein umfassendes und praxisorientiertes Werk zu verfassen und den wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisstand auf dem Gebiet der Kapitalmarktderivate voranzutreiben.<br />
Die Dissertationsschrift von Dr. Jens Eickbusch trägt den Titel „Kundenabwanderungen in<br />
Kreditinstituten – Eine empirische Analyse mittels Data Mining-<br />
Methoden für das Privatkundengeschäft einer Großsparkasse“.<br />
Die wachsende Konkurrenzintensität und geänderte Konsumenten-<br />
einstellung haben dazu geführt, dass Bankkunden aktuell weit häu-<br />
figer ihre Bankverbindung wechseln resp. Beziehungen zu mehre-<br />
ren Finanzdienstleistern unterhalten als dies in der Vergangenheit<br />
der Fall war. Vor diesem Hintergrund kommt der erfolgreichen Pflege<br />
bestehender Kundenverbindungen und dem gezielten Entgegenwir-<br />
ken von Kundenabwanderungen gerade für die angestammten<br />
Kreditinstitute, die i. d. R. über einen erheblichen Kunden-<br />
bestand verfügen, der durch neue Anbieter verstärkt umwor-<br />
ben wird, eine erhebliche Bedeutung zu. Entscheidend ist es<br />
dabei, die knappen Betreuungsressourcen so einzusetzen,<br />
dass sowohl die Profitabilität der Kundenbeziehung als auch<br />
die Wahrscheinlichkeit des Kundenverlustes bei fortwähren-<br />
der „Unterbetreuung“ Berücksichtigung finden. Während<br />
zur Beurteilung der Profitabilität bereits eine Reihe von An-<br />
sätzen existiert, ist die Messung der Abwanderungsgefahr noch<br />
weitgehend unerforscht. Diese Lücke wird in der Doktorar-<br />
beit von Herrn Dr. Eickbusch mit einem praxisorientierten An-<br />
satz geschlossen. Insbesondere gelingt es dem Verfasser mit dieser Dissertationsschrift eine<br />
Basis zu schaffen, um den bislang im Vertriebsprozess allenfalls intuitiv berücksichtigten Komplex<br />
der Kundenabwanderung durch die Unterlegung quantitativer Ergebnisse gezielter steuern<br />
zu können.<br />
Dr. Eric Tobias Henn<br />
Dr. Jens Eickbusch
Lehre & Forschung<br />
Dr. Holger Sommerfeld verfasste seine Doktorarbeit zum Thema „Die Steuerung von<br />
Kreditrisiken durch Hedging – Eine empirische Analyse“. Das Kreditrisiko stellt eines der<br />
bedeutsamsten Risiken für Universalbanken dar. Die besondere Problematik liegt bei dieser<br />
Risikoart darin, dass Kreditinstitute derzeit mangels geeigneter Instrumente und<br />
Sekundärmärkte nur sehr bedingt in der Lage sind, ein mit der Kreditvergabe eingegangenes<br />
Risk-Exposure nachträglich zu verändern. In der Praxis existieren derzeit erste Ansätze, für<br />
Kreditrisiken eine zentrale Steuerungsinstanz, vergleichbar mit der für das Management des<br />
Zinsrisikos verantwortlichen Zentraldisposition, zu etablieren. Diese unterstützt jedoch derzeit<br />
primär die Quantifizierung des gesamtbankbezogenen Risikoprofils. Letztlich sind die<br />
entsprechenden Dispositionsinstanzen kaum in der Lage, das Risikoprofil aktiv zu steuern.<br />
Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass derzeit intensiv nach<br />
geeigneten Instrumenten zur laufenden Steuerung von Kreditrisiken<br />
gesucht wird. Für einen Hedging-Ansatz kommen mit<br />
Kreditderivaten, Aktienderivaten und Makromarkt-Derivaten<br />
grundsätzlich drei Gruppen von Finanzinstrumenten in Frage.<br />
Die Möglichkeiten und Grenzen eines Einsatzes dieser<br />
Instrumente werden erstmals in der Dissertationsschrift von Herrn<br />
Dr. Sommerfeld beschrieben. Insgesamt gelingt dem Verfasser eine<br />
fundierte Analyse der Einsatzmöglichkeiten von Hedginginstrumenten,<br />
die der Wissenschaft und der Praxis neue Erkenntnisse über die<br />
(mangelnde) Einsetzbarkeit von Aktienderivaten zur<br />
Absicherung von Kreditpositionen bringt.<br />
Dr. Holger Sommerfeld<br />
57
Lehre & Forschung<br />
European Bankers Forum<br />
In Kooperation mit den Lehrstühlen von Prof. Dr. Reinhold Hölscher (Universität Kaiserlautern)<br />
und Prof. Dr. Dr. h.c. Henner Schierenbeck (Universität Basel) fand auch im Jahr <strong>2001</strong> das<br />
gemeinsame European Bankers Forum in Meiringen/Schweiz statt. Die teilnehmenden Stu-<br />
denten stellten Themen, welche zuvor im Rahmen ihrer Seminararbeiten schriftlich bearbei-<br />
tet wurden, in einem wissenschaftlichen Diskurs vor. Zum zehnten Male diente Meiringen<br />
als Austragungsort und bot den Teilnehmern den Rahmen für ein produktives Seminar, wel-<br />
ches durch Gastvorträge aus der Praxis bereichert wurde. In diesem Jahr konnten hierzu<br />
Unternehmensvertreter von Accenture, der Boston Consulting Group, der Vereins- und<br />
Westbank, der WGZ-Bank sowie der UBS gewonnen werden.<br />
Die Studenten der drei Hochschulen referierten zu folgenden Themen:<br />
58<br />
Die Seminarteilnehmer<br />
• Möglichkeiten und Grenzen der technischen Analyse zur Aktienkursprognose<br />
• Oszillatoren als Instrument der technischen Aktienanalyse - Darstellung und<br />
kritische Würdigung<br />
• Konstruktion von Aktienindizes im internationalen Vergleich<br />
• Ein kritischer Vergleich alternativer Instrumente der privaten Altersvorsorge<br />
• Bookbuilding- versus Tenderverfahren zur Preisbildung bei Aktienemissionen<br />
• Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Kreditderivaten im Risiko-Manage-<br />
ment<br />
• Unternehmensbewertung auf Basis von Realoptionen<br />
• Der neue Liquiditätsgrundsatz II – Eine kritische Analyse<br />
• Internet Marktplätze - Geschäftspotenzial für Banken<br />
• Neue Tendenzen im IPO-Geschäft
Lehre & Forschung<br />
Duisburger National-Bank-Preis<br />
Am 19. Februar <strong>2001</strong> wurde zum siebten Mal der Duisburger National-Bank-Preis an Stu-<br />
denten und Doktoranden der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg verliehen. Prämiert<br />
wurden wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit bank- und finanzwirtschaftlichen Frage-<br />
stellungen im weiteren Sinne beschäftigt haben und aufgrund ihrer herausragenden Lei-<br />
stungen für die Preisverleihung nominiert wurden.<br />
Die Übergabe der Geldpreise in Höhe von insgesamt 6.750,— Euro nahm der Vorstandsspre-<br />
cher der National-Bank Essen AG, Dr. Henner Puppel, zusammen mit Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />
vor.<br />
Die Prämierung wurde in den Kategorien „Doktorarbeiten“ und „Diplomarbeiten“ vorge-<br />
nommen. Für ihre Doktorarbeiten wurden Dr. Jörg Münstermann (1. Preis), Dr. Heike Kuß<br />
und Dr. Thorsten Koch (jeweils 2. Preis) ausgezeichnet. Dr. Münstermann beschäftigte sich<br />
in seiner Arbeit mit dem Anlageerfolg von Spezialfonds, Dr. Kuß promovierte zum Thema<br />
„Qualitätscontrolling in der kreditwirtschaftlichen Weiterbildung“ und Dr. Koch befasste<br />
sich mit der Bewertung von Bankakquisitionen.<br />
In der Kategorie der Diplomarbeiten konnten insgesamt vier Preisträger ausgezeichnet wer-<br />
den, wobei der zweite Preis doppelt vergeben wurde. Der erste Preis ging an Frau Cordula<br />
Emse, die über die Verwendung interner Rating-Modelle zur Messung der aufsichtsrechtlichen<br />
Eigenkapitalunterlegung schrieb. Die zweiten Preise wurden in diesem Jahr an Herrn Mar-<br />
kus Krebber und Herrn Rainer Helms vergeben. Während Herr Krebber Überlegungen zu<br />
alternativen Modellen zur risikoadjustierten Kapitalallokation anstellte, befasste sich Herr<br />
Helms mit der Quantifizierung und Bepreisung von Kreditrisiken bei Asset-Backed-Finanzie-<br />
rungen. Den dritten Preis belegte Herr Brüggemann mit seinen Ausführungen zum Thema<br />
„Rendite-Risiko-Bewertung von Immobilieninvestments“.<br />
v. l. n. r.: Markus Brüggemann, Dr. Thorsten Koch, Dr. Henner Puppel, Markus Krebber,<br />
Cordula Emse, Dr. Jörg Münstermann, Dr. Heike Kuß, Rainer Helms,<br />
Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />
59
Lehre & Forschung<br />
Publikationen<br />
Herausgeberschaft<br />
Rolfes, Bernd/Schierenbeck, Henner/Schüller, Stephan (Hrsg.): Handbuch Bank-<br />
controlling, 2. Aufl., Gabler Verlag, Wiesbaden <strong>2001</strong>.<br />
Rolfes, Bernd/Fischer, Thomas R. (Hrsg.): Handbuch der europäischen Finanzdienst-<br />
leistungsindustrie, Fritz-Knapp Verlag, Frankfurt am Main <strong>2001</strong>.<br />
Rolfes, Bernd, Tietmeyer, Hans (Hrsg.): Globalisierung der Finanzdienstleistungsindustrie,<br />
Beiträge des Duisburger Banken-Symposiums, Band 1 der <strong>ecfs</strong>-Schriftenreihe, Wiesbaden<br />
<strong>2001</strong>.<br />
Rolfes, Bernd, Tietmeyer, Hans (Hrsg.): Basel II - Das neue Aufsichtsrecht und seine Fol-<br />
gen, Beiträge des Duisburger Banken-Symposiums, Band 2 der <strong>ecfs</strong>-Schriftenreihe, Wiesba-<br />
den 2002.<br />
Aufsätze<br />
Rolfes, Bernd/Rehker, Martin: „Wprowadzenie metody odsetek rynkowych“ („Einfüh-<br />
rung der Marktzinsmethode“), in: Bank 02/<strong>2001</strong>, S. 48 - 53.<br />
Rolfes, Bernd/Emse, Cordula: Wewnetrzny rating a kapital wlasny banku, in: Bank<br />
04/<strong>2001</strong>, S. 37 - 43.<br />
Rolfes, Bernd/Emse, Cordula: Interne Rating-Verfahren zur Bonitätsklassifizierung, in:<br />
Deutsches Steuerrecht 8/<strong>2001</strong>, S. 316 - 324.<br />
Rolfes, Bernd: Kalkulatorische Aspekte der laufenden Anpassung variabler Kreditkonditionen,<br />
in: Wertpapier-Mitteilungen 15/<strong>2001</strong>, S. 762 - 767.<br />
Rolfes, Bernd: Das Elastizitätskonzept zur Zinsrisikosteuerung, in: Handbuch Bankcontrolling,<br />
2. Aufl., <strong>2001</strong>, S. 943 - 965.<br />
Rolfes, Bernd: Renditeansprüche für Gesamtbank und Geschäftsbereiche, in: Handbuch<br />
Bankcontrolling, 2. Aufl., <strong>2001</strong>, S. 509 - 518.<br />
Rolfes, Bernd/Bannert, Thomas: Die Kalkulation variabel verzinslicher Bankgeschäfte, in:<br />
Handbuch Bankcontrolling, 2. Aufl., <strong>2001</strong>, S. 281 - 299.<br />
Rolfes, Bernd/Fischer, Thomas R.: Finanzdienstleistungen in einem vereinten Europa, in:<br />
Handbuch der europäischen Finanzdienstleistungsindustrie, Frankfurt am Main <strong>2001</strong>,<br />
S. 1 - 10.<br />
60
Lehre & Forschung<br />
Rolfes, Bernd: Kapitalmarkt und Shareholder Value - Triebfeder für Strukturveränderungen<br />
in der Finanzindustrie, in: Handbuch der europäischen Finanzdienstleistungsindustrie, Frank-<br />
furt am Main <strong>2001</strong>, S. 215 - 227.<br />
Rolfes, Bernd: Effektivverzinsung, in: Handwörterbuch des Bank- und Finanzwesens,<br />
3. Aufl., Stuttgart <strong>2001</strong>, S. 575 - 583.<br />
Rolfes, Bernd/Emse, Cordula: Basel II und die zukünftigen Kreditpreise, in: Basel II - Das<br />
neue Aufsichtsrecht und seine Folgen, Wiesbaden 2002, S. 41-71.<br />
Rolfes, Bernd: Das Firmenkundengeschäft - ein „Wertevernichter“?, in: Handbuch<br />
Firmenkundengeschäft, 2. Aufl., Frankfurt a. M. 2002, S. 140 - 152.<br />
Rolfes, Bernd: Das Management von Zins- und Währungsrisiken in Industrieunternehmen,<br />
in: Herausforderung Risikomanagment – Identifikation, Bewertung und Steuerung industri-<br />
eller Risiken, 2002, S. 423 - 440.<br />
Rolfes, Bernd: Banken, in: Risiko-, Früherkennungs- und Überwachungsmanagement (in<br />
Druck).<br />
<strong>ecfs</strong>-Forschungsbericht<br />
Rolfes, Bernd/Kirmße, Stefan: Die weitere Entwicklung des Marktes für Kreditderivate,<br />
- Ergebnisse einer empirischen Analyse zur Entwicklung des Marktes<br />
für Kreditderivate und der geschäftspolitischen Konsequenzen -,<br />
Duisburg 2002.<br />
61
Lehre & Forschung<br />
Der Lehrstuhl<br />
PD Dr. Stefan<br />
Kirmße<br />
Dr. Nina<br />
Kellermann<br />
Lars Goßlau<br />
Cordula Emse<br />
Mathias Hofmann<br />
Kerstin Hoffmann<br />
62<br />
Die volkswirtschaftliche Abteilung des <strong>ecfs</strong> steht nach dem<br />
Tod von Herrn Prof. Dietmar Kath bis zur Neubesetzung des<br />
Lehrstuhls für Geld und Kredit weiterhin unter der kom-<br />
missarischen Leitung von Herrn PD Dr. Jürgen Jerger, der<br />
die Lehrstuhlvertretung inne hat. Herr Dipl.-Volksw. Lothar<br />
Zahrbach sowie Herr Dipl.-Volksw. Kristian Tödtmann sind<br />
hier als wissenschaftliche Mitarbeiter tätig.<br />
In der von Herrn Prof. Dr. Bernd Rolfes geleiteten betriebs-<br />
wirtschaftlichen Abteilung konnte zu Beginn des Jahres<br />
2002 Herr PD Dr. Stefan Kirmße sein Habilitationsvorhaben<br />
mit Erfolg abschließen. Herr Dr. Ulrich Koch steht kurz vor<br />
der Fertigstellung seiner Habilitationsschrift. Beide unter-<br />
stützen das Institut durch ihre Forschungsarbeit sowie durch<br />
ihre Dozententätigkeit am Lehrstuhl für Banken und Be-<br />
triebliche Finanzwirtschaft. Auch Prof. Dr. Stephan Schüller<br />
bereichert das Lehrangebot des Fachgebietes mit seiner<br />
Dozententätigkeit im Rahmen eines Lehrauftrages. Nach<br />
ihrer Promotion im Juli des Berichtsjahres setzte Frau Dr.<br />
Nina Kellermann ihre Arbeit am <strong>ecfs</strong> fort.<br />
Nach wie vor sind Herr Dipl.-Kfm. Thomas Söhlke, Herr<br />
Dipl.-Kfm. Lars Goßlau, Herr Dipl.-Kfm. Sascha Slunder, Frau<br />
Dipl.-Kff. Cordula Emse und Frau Dipl.-Kff. Tanja Bauersfeld<br />
als wissenschaftliche Mitarbeiter am <strong>ecfs</strong> tätig. Daneben<br />
konnten mit Herrn Dipl.-Kfm. Mathias Hofmann sowie Herrn<br />
Dipl.-Kfm. Philipp Faber zu Beginn des Jahres 2002 zwei<br />
neue Mitarbeiter gewonnen werden. In vielfältiger Weise<br />
unterstützt wird das <strong>ecfs</strong>-Team durch seine Sekretärin Frau<br />
Kerstin Hoffmann.<br />
Die im Rahmen der Umstrukturierungen zum 1. Januar 2002<br />
neu ins <strong>ecfs</strong> aufgenommene betriebswirtschaftliche Ab-<br />
teilung an der Universität Essen steht unter der Leitung von<br />
Herrn Prof. Dr. Rainer Elschen, Inhaber des Lehrstuhls für<br />
Finanzwirtschaft und Banken, der unser Institut mit seinen<br />
Mitarbeitern, Herrn Dipl.-Kfm. Adrian Knocinski, Herrn Dipl.-<br />
Kfm. Stefan Roggenstein sowie Herrn Dipl.-Kfm. Benito<br />
Villaverde tatkräftig unterstützt.<br />
Prof. Dr. Stephan<br />
Schüller<br />
Dr. Ulrich Koch<br />
Thomas Söhlke<br />
Sascha Slunder<br />
Tanja Bauersfeld<br />
Philipp Faber
Anhang<br />
Anhang<br />
65<br />
Anhang
Anhang<br />
Mitgliederverzeichnis (Stand: 31.12.<strong>2001</strong>)<br />
Accenture GmbH<br />
AXA Bausparkasse AG, Dortmund<br />
BAG Bankaktiengesellschaft<br />
Bank für Kirche und Diakonie eG, Duisburg<br />
Bankhaus Lampe KG<br />
Bank im Bistum Essen eG<br />
Bausparkasse Schwäbisch Hall AG<br />
BMW Bank<br />
CC-Bank AG, Mönchengladbach<br />
Commerzbank AG, Filiale Duisburg<br />
Credit- und Volksbank eG<br />
Deutsche Bank AG, Duisburg<br />
Deutsche Postbank AG<br />
DGZ-Deka Bank GmbH<br />
DKM Darlehnskasse Münster eG<br />
Dortmunder Volksbank eG<br />
Dresdner Bank AG, Filiale Duisburg<br />
DZ Bank AG<br />
Falke Bank AG<br />
GAD Gesellschaft für automatische Datenverarbeitung eG<br />
Geno-Volks-Bank Essen eG<br />
GGB Beratungsgruppe<br />
Herner Sparkasse<br />
Hypothekenbank in Essen AG<br />
Ibbenbürener Volksbank eG<br />
Kreissparkasse Düsseldorf<br />
Kreissparkasse Köln<br />
Landeszentralbank in Nordrhein-Westfalen<br />
LBS Westdeutsche Landesbausparkasse, Münster<br />
Märkische Bank eG<br />
National-Bank Essen AG<br />
66
Anhang<br />
Norisbank AG, Nürnberg<br />
Provinzial Feuerversicherungsanstalt der Rheinprovinz<br />
R+V Versicherung AG<br />
Raiffeisenbank Frechen-Hürth eG<br />
Raiffeisenbank Grevenbroich eG<br />
Raiffeisenbank Hürtgenwald eG<br />
Rheinischer Sparkassen- und Giroverband<br />
Rolfes, Prof. Dr. Bernd<br />
S Broker AG<br />
Sparda Bank Essen eG<br />
Sparkasse Aachen<br />
Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe<br />
Sparkasse Essen<br />
Sparkasse Geldern<br />
Sparkasse Heiligenhaus<br />
Sparkasse Kleve<br />
Sparkasse Krefeld<br />
Sparkasse Leichlingen<br />
Sparkasse Lüdenscheid<br />
Sparkasse Minden-Lübbecke<br />
Sparkasse Moers<br />
Sparkasse Mülheim an der Ruhr<br />
Sparkasse Münster<br />
Sparkasse Neuss<br />
Sparkasse Ratingen<br />
Sparkasse Rheinberg<br />
Sparkasse Werl<br />
Sparkassen-Informatik-Systeme West GmbH<br />
Stadtsparkasse Dortmund<br />
Stadtsparkasse Düsseldorf<br />
Stadtsparkasse Duisburg<br />
Stadtsparkasse Emmerich-Rees<br />
Stadtsparkasse Hemer<br />
Stadtsparkasse Kamp-Lintfort<br />
Stadtsparkasse Mönchengladbach<br />
Stadtsparkasse Neukirchen-Vluyn<br />
Stadtsparkasse Oberhausen<br />
Stadtsparkasse Wuppertal<br />
Union-Fonds-Holding AG<br />
Verbands-Sparkasse Wesel<br />
67
Anhang<br />
Volksbank eG<br />
Volksbank eG, Gelsenkirchen-Buer<br />
Volksbank Anröchte eG<br />
Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG<br />
Volksbank Brüggen-Nettetal eG<br />
Volksbank Coesfeld-Dülmen<br />
Volksbank Dinslaken eG<br />
Volksbank Dormagen eG<br />
Volksbank Düsseldorf-Neuss eG<br />
Volksbank Emmerich-Rees eG<br />
Volksbank Gelderland eG<br />
Volksbank Goch-Kevelaer eG<br />
Volksbank Hellweg eG<br />
Volksbank im Märkischen Kreis eG<br />
Volksbank Kleverland eG<br />
Volksbank Köln-Nord eG<br />
Volksbank Krefeld eG<br />
Volksbank Meinerzhagen eG<br />
Volksbank Mönchengladbach eG<br />
Volksbank Münster eG<br />
Volksbank Niederrhein eG<br />
Volksbank Nordlippe eG<br />
Volksbank Nordmünsterland-Mitte eG<br />
Volksbank Paderborn eG<br />
Volksbank Remscheid-Solingen eG<br />
Volksbank Rhein-Lippe eG<br />
Volksbank Rhein-Ruhr eG<br />
Volksbank Rhein-Wupper eG, Leverkusen<br />
Volksbank Schermbeck eG<br />
Volksbank Sprockhövel eG<br />
Volksbank Wipperfürth-Lindlar eG<br />
Volksbank Würselen eG<br />
Volksbanken des Hochsauerlandkreises<br />
VR Volks- und Raiffeisenbank eG, Moers<br />
Westfalenbank AG<br />
WestLB, Westdeutsche Landesbank Girozentrale<br />
Westfälisch-Lippischer Sparkassen- und Giroverband<br />
Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank eG<br />
Wissenschaftsförderung der Sparkassenorganisation e.V.<br />
WL Bank, Westfälische Landschaft Bodenkreditbank AG<br />
zeb/rolfes.schierenbeck.associates<br />
68
Anhang<br />
(Stand 31.12.<strong>2001</strong>) Kuratorium<br />
Vorsitzender des Kuratoriums<br />
Heinz Biesenbach<br />
Verbandsgeschäftsführer des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands, Düsseldorf<br />
Stellv. Vorsitzende des Kuratoriums<br />
Werner Böhnke<br />
Vorsitzender des Vorstandes der WGZ-Bank eG, Düsseldorf<br />
Dietmar P. Binkowska<br />
Ehem. Vorsitzender des Vorstandes der Westfalenbank AG, Bochum<br />
Mitglieder des Kuratoriums<br />
Rolf Dickmann<br />
Direktor der Commerzbank AG, Duisburg<br />
Katharina Neumann<br />
Deutsche Bank AG, Duisburg<br />
Dr. Wolf-Dieter Jurgeleit<br />
Vorstandsmitglied der Vereinsbank eG, Duisburg<br />
Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />
Leiter des Lehrstuhls für Banken und Betriebliche Finanzwirtschaft<br />
an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg<br />
Hartmut Schulz<br />
Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Moers<br />
Walter Spiegelhoff<br />
Vorstandsmitglied der VR Volks- und Raiffeisenbank eG, Moers<br />
Ernst Westerhoff<br />
Direktor der Dresdner Bank AG, Duisburg<br />
Claus-Robert Witte<br />
Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Duisburg<br />
69
Anhang<br />
Rechnungsprüfer (Stand 31.12.<strong>2001</strong>)<br />
Wilfried Franzen<br />
Bundesbankdirektor der Landeszentralbank Düsseldorf<br />
Hans Weber<br />
Mitglied des Vorstandes der Volksbank Rhein-Ruhr eG<br />
Vorstand (Stand 31.12.<strong>2001</strong>)<br />
Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />
Leiter des Lehrstuhls für Banken und Betriebliche Finanzwirtschaft<br />
an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg<br />
Direktor des <strong>ecfs</strong> (Stand 31.12.<strong>2001</strong>)<br />
Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />
Leiter des Lehrstuhls für Banken und Betriebliche Finanzwirtschaft<br />
an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg<br />
Zum 01.01.2002 wurden Herr Prof. Dr. Rainer Elschen und Herr Claus-Robert Witte in den<br />
Vorstand sowie Herr Prof. Dr. Rainer Elschen zum weiteren Direktor des <strong>ecfs</strong> berufen.<br />
70
Impressum<br />
european center for financial services<br />
Lotharstraße 65<br />
47057 Duisburg<br />
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Herausgeber<br />
Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />
Redaktion<br />
Tanja Bauersfeld<br />
Cordula Emse<br />
Philipp Faber<br />
Lars Goßlau<br />
Stefan Heine<br />
Kerstin Hoffmann<br />
Mathias Hofmann<br />
Marcel Johann<br />
Dr. Nina Kellermann<br />
Sascha Slunder<br />
Thomas Söhlke<br />
Gestaltung<br />
Simone Schubert