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Jahresreport 2001 - ecfs

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<strong>Jahresreport</strong> <strong>2001</strong><br />

european center for financial services<br />

an den Universitäten Duisburg und Essen e.V.


Grußwort<br />

Duisburger Banken-Symposium<br />

Überblick über die Veranstaltung<br />

Das Baseler 3-Säulen-Konzept und die Rolle der dezentralen Bankenaufsicht<br />

Basel II und die zukünftigen Kreditpreise<br />

Banken im Wettbewerb - Wer profitiert vom neuen Aufsichtsrecht?<br />

Das Aufgabenpaket der Kreditinstitute zur praktischen Umsetzung von Basel II<br />

Die Bedeutung operativer Risiken für Eigenkapitalunterlegung und Risikomanagement<br />

Auswirkungen von Basel II auf die Kreditpolitik und das Eigenkapitalmanagement der<br />

Sparkassen und Landesbanken<br />

Erfahrungen beim Aufbau einer modernen und aufsichtsadäquaten Kreditrisiko-<br />

steuerung am Beispiel der WGZ-Bank<br />

Basel II - Revolution im Kreditgewerbe und in der Bankenaufsicht<br />

Workshops<br />

Einführung in die technische Aktienanalyse<br />

E-Investmentbanking<br />

Neue Herausforderungen für Banken durch E-Commerce<br />

Immobilienfinanzierung des (Hypotheken-) Bankers - Lust oder Last?<br />

Das Wetter wird berechenbar - Risikomanagement im Unternehmen<br />

Die weitere Entwicklung des Kreditderivatemarktes - Ergebnisse einer Befragung<br />

Wie kann man das mittelständische Firmenkundengeschäft wieder rentabel machen?<br />

Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik: Wie dezentral sollten sie sein?<br />

Lehre und Forschung<br />

Ehrendoktorwürde für Eberhard Heinke<br />

Nachruf Prof. Dr. Jürgen Jakfeld<br />

Promotionen<br />

European Bankers Forum<br />

Duisburger National-Bank-Preis<br />

Publikationen<br />

Mitarbeiter<br />

Anhang<br />

Mitgliederverzeichnis<br />

Kuratorium<br />

Rechnungsprüfer<br />

Vorstand<br />

Direktor des <strong>ecfs</strong><br />

Impressum<br />

Inhalt<br />

4<br />

8<br />

10<br />

13<br />

15<br />

18<br />

21<br />

24<br />

26<br />

29<br />

34<br />

36<br />

38<br />

39<br />

41<br />

43<br />

45<br />

47<br />

52<br />

53<br />

54<br />

58<br />

59<br />

60<br />

62<br />

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69<br />

70<br />

70<br />

70<br />

72<br />

3


Grußwort<br />

Liebe Freunde und Förderer,<br />

auch in diesem Jahr gilt zunächst unseren Mitgliedsinstituten für ihre fort-<br />

währende Unterstützung unserer Arbeit unser herzlicher Dank. Sie ermög-<br />

lichen uns hiermit, unsere Forschungsaktivitäten weiter auszubauen und<br />

die Erkenntnisse der Theorie, aber auch der Praxis, einem breiten Kreis<br />

zugänglich zu machen.<br />

Das Jahr <strong>2001</strong> war zwar für das <strong>ecfs</strong> ein sehr erfolgreiches, aber in persön-<br />

licher Hinsicht auch sehr tragisches und trauriges Jahr. Nach dem Verlust<br />

unseres langjährigen Direktors der volkswirtschaftlichen Abteilung, Herrn<br />

Prof. Dr. Dietmar Kath, zu Beginn des Jahres – wir berichteten hierüber<br />

bereits im vergangenen Report – mussten wir im Spätsommer auch den<br />

Tod von Herrn Prof. Dr. Jürgen Jakfeld, der unser Institut seit seiner Grün-<br />

dung unermüdlich als Vorstandsmitglied und Schatzmeister unterstützt hat,<br />

beklagen. Prof. Jakfeld starb nach langer und schwerer Krankheit. Gleich-<br />

wohl kam sein Tod für uns plötzlich und stellt einen großen Verlust dar.<br />

Ein Höhepunkt des vergangenen Jahres war die Verleihung<br />

der Ehrendoktorwürde der Gerhard-Mercator-Universität an<br />

unseren Vizepräsidenten, Herrn Eberhard Heinke. Herr<br />

Heinke wurde damit nicht nur für seine herausragenden<br />

Leistungen in Wissenschaft und Praxis, sondern auch für<br />

seinen unermüdlichen Einsatz und seine besonderen<br />

Verdienste um die Gerhard-Mercator-Universität<br />

geehrt.<br />

Mit dem 5. Duisburger Banken-Symposium, das<br />

im Jahr <strong>2001</strong> unter dem Generalthema „Ba-<br />

sel II“ stattfand, stellte das <strong>ecfs</strong> einen neuen<br />

Besucherrekord auf. Über 200 Führungskräfte<br />

suchten den Weg nach Duisburg, um mit den<br />

Referenten – unter anderem konnten wir mit<br />

Herrn Präsidenten Jochen Sanio den höchsten<br />

deutschen Bankenaufseher begrüßen – zu dis-<br />

kutieren. Diese hohe Teilnehmerzahl bestärkt uns<br />

darin, diese zweitägige Veranstaltung, die sich mittler-<br />

weile zu einem Top-Act für Bankmanager entwickelt<br />

hat, auch weiterhin durchzuführen. Wir möchten uns<br />

auf diesem Weg insbesondere bei unseren Mitglie-<br />

dern für ihr nachhaltiges Interesse bedanken.<br />

4<br />

Prof. Dr. Bernd Rolfes


Grußwort<br />

Unser Ziel, den Wissenstransfer und -austausch zu den verschiedensten<br />

Fragen des Finanzdienstleistungssektors voranzutreiben, konnten wir mit<br />

zahlreichen Workshops auch im Berichtsjahr wieder erreichen. Zu aktuel-<br />

len Themen wie bspw. dem E-Banking begrüßten wir abermals hochkarä-<br />

tige Referenten und zahlreiche Gäste am <strong>ecfs</strong>.<br />

Beschlossen auf der letzten Mitgliederversammlung und mit Wirkung zum<br />

1. Januar 2002 haben sich am <strong>ecfs</strong> zahlreiche personelle und organisatori-<br />

sche Veränderungen ergeben. Im Zuge der Aufnahme des Essener Lehr-<br />

stuhls für Finanzwirtschaft und Banken wurde Herr Prof. Dr. Rainer Elschen<br />

in den Vorstand berufen. Gleichzeitig wird er die wissenschaftliche Arbeit<br />

des Instituts auch als Direktor unterstützen. Herr Claus-Robert Witte, der<br />

die Fördergesellschaft seit ihrer Gründung im Kuratorium unterstützte, wurde<br />

ebenfalls in den Vorstand berufen und tritt hier die Nachfolge von Herrn<br />

Prof. Jakfeld als Schatzmeister an. Wir sind zuversichtlich, die Arbeit des<br />

<strong>ecfs</strong> in dieser Konstellation auch im Sinne der Verstorbenen weiterführen<br />

zu können.<br />

Duisburg, im August 2002<br />

5


Banken-Symposium<br />

Duisburger Banken-Symposium<br />

7<br />

Banken-<br />

Symposium


Banken-Symposium<br />

Überblick über die Veranstaltung<br />

Den Banken in Deutschland und in voraussichtlich mehr als 100 Ländern der Welt steht ein<br />

tiefer Einschnitt in der Bankenaufsicht bevor. Der Baseler Bankenausschuss legt mit seinem<br />

im Januar <strong>2001</strong> veröffentlichten Konsultationspapier den Grundstein für eine umfassende<br />

Reformierung des Aufsichtsrechts - die EU-Kommission hat mit der Veröffentlichung eines<br />

entsprechenden Konsultationspapiers bereits dokumentiert, dass sie die Baseler Vorgaben<br />

weitgehend übernehmen wird und entsprechend verbindliche Vorgaben für den gesamten<br />

Bereich der EU Gültigkeit erlangen werden.<br />

Welche Konsequenzen hat die Reformierung für die deutschen Banken? Wie sind die He-<br />

rausforderungen zu bewältigen? Welche geschäftspolitischen Chancen ergeben sich durch<br />

die Neuregelung? Kommt es zu einer Anhebung der Kreditkonditionen und zu Einschnitten<br />

bei der Kreditversorgung?<br />

Zur Diskussion dieser und anderer Fragen zum Generalthema „Basel II“ trafen sich am 12.<br />

und 13. September <strong>2001</strong> über 200 Teilnehmer aus allen Bereichen des Finanzdienstleistungs-<br />

sektors in den Räumen der Gerhard-Mercator-Universität und machten damit auch das 5.<br />

Duisburger Banken-Symposium zu einem großen Erfolg für unser Institut.<br />

8<br />

Das Mitarbeiterteam des 5. Duisburger Bankensymposiums<br />

Das Mitarbeiterteam des 5. Duisburger Bankensymposiums


Banken-Symposium<br />

Die Themen<br />

Das Baseler 3-Säulen-Konzept und die Rolle der dezentralen Bankenaufsicht<br />

Dr. h.c. Eberhard Heinke, Präsident der LZB in Nordrhein Westfalen<br />

Basel II und die zukünftigen Kreditpreise<br />

Prof. Dr. Bernd Rolfes, Leiter des Lehrstuhls für Banken und Betriebliche Finanzwirtschaft<br />

der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg<br />

Banken im Wettbewerb - Wer profitiert vom neuen Aufsichtsrecht?<br />

Prof. Dr. Rainer Elschen, Leiter des Lehrstuhls für Finanzwirtschaft und Banken<br />

der Universität Essen<br />

Das Aufgabenpaket der Kreditinstitute zur praktischen Umsetzung von Basel II<br />

Dr. Andreas Rinker, Geschäftsführender Partner, zeb/rolfes.schierenbeck.associates<br />

Die Bedeutung operativer Risiken für Eigenkapitalunterlegung<br />

und Risikomanagement<br />

Dr. Gerrit Jan van den Brink, Managing Operational Risk Controller der Dresdner Bank AG<br />

Auswirkungen von Basel II auf die Kreditpolitik und das Eigenkapitalmanagement<br />

der Sparkassen und Landesbanken<br />

Prof. Dr. Hans Waschkowski, Mitglied des Vorstandes, Landesbank Baden-Württemberg<br />

Erfahrungen beim Aufbau einer modernen und aufsichtsadäquaten Kreditrisiko-<br />

steuerung am Beispiel der WGZ-Bank<br />

Michael Fraedrich, Mitglied des Vorstandes, WGZ-Bank<br />

Basel II - Revolution im Kreditgewerbe und in der Bankenaufsicht<br />

Jochen Sanio, Präsident des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen<br />

9


Banken-Symposium<br />

Das Baseler 3-Säulen-Konzept und die Rolle der<br />

dezentralen Bankenaufsicht<br />

Basel II - so die Kurzform für die neuen internationalen Regeln auf bankaufsichtlichem Ge-<br />

biet - ist mehr als eine schlichte Novelle des Eigenkapitalakkords aus dem Jahre 1988. Es<br />

markiert einen tief greifenden Wandel im aufsichtlichen Paradigma und stellt ein<br />

Überbordwerfen traditioneller Aufsichtsansätze zu Gunsten eines völlig neuen Konzepts dar,<br />

das sich die modernen Steuerungsmethoden des Bankgewerbes zu Nutze macht und<br />

beträchtliche Auswirkungen auf die Disposition des Eigenkapitals der Banken als zentrale<br />

risiko- und geschäftsbegrenzende Größe hat.<br />

Mit Basel II wird ein langjähriges Anliegen der Banken umgesetzt, denn der alte Akkord ist<br />

im Kern vierzig Jahre alt und wurde von den Entwicklungen an den Finanzmärkten überholt.<br />

Durch seine pauschale Vorgehensweise bei der Bewertung bankgeschäftlicher Risiken und<br />

die daraus hergeleiteten Eigenkapitalanforderungen setzt er falsche Signale, die bereits zur<br />

Kapitalarbitrage geführt haben. Jedoch kann eine risikoadäquate Eigenkapitalausstattung<br />

allein - so wichtig diese auch ist - die Solvenz einer Bank und die Stabilität des Bankensystems<br />

in einer zunehmend komplexen und vernetzten Welt nicht mehr gewährleisten. Daher verfolgt<br />

der Baseler Ausschuss eine so genannte „Drei-Säulen-Strategie“, bestehend aus quantitativen<br />

Mindestkapitalanforderungen (Säule 1), einem Überprüfungsverfahren durch die<br />

Aufsichtsbehörden (Säule 2) und den unter dem Stichwort Marktdisziplin zusammengefassten<br />

Publizitätsanforderungen (Säule 3). Diese drei Säulen stehen grundsätzlich gleichberechtigt<br />

nebeneinander und sollen sich gegenseitig verstärken.<br />

Im Mittelpunkt des neuen Baseler Akkords steht die erste der drei Säulen mit der Festlegung<br />

von Mindestkapitalanforderungen der Banken. Während die in Abhängigkeit von der<br />

Schuldnerklasse gewichteten Risikoaktiva unverändert mit mindestens acht Prozent Eigen-<br />

kapital unterlegt werden, sind künftig neben Kredit- und Marktrisiken auch operationelle<br />

Risiken der Banken mit Eigenkapital zu unterlegen. Neu ist auch die im Verhältnis zum<br />

geltenden Akkord differenziertere Messung des Kreditrisikos anhand von Kreditnehmer-<br />

bonitäten. Hier schlägt der Baseler Ausschuss einen Standardsatz sowie auf bankinternen<br />

Ratingverfahren basierende Ansätze vor. Im Standardansatz ist die Bonitätseinschätzung des<br />

Schuldners durch externe Ratingagenturen ausschlaggebend für den Risikogehalt einer For-<br />

derung. Da in Deutschland die Kreditklientel der Banken überwiegend im Bereich mittel-<br />

ständischer Unternehmen ohne externes Rating zu suchen ist, bezeichnet Herr Dr. Heinke<br />

diesen Ansatz als unpraktikabel für das Kreditgeschäft unserer Banken.<br />

Die alternative Anerkennung bankinterner Ratings (IRB-Ansatz) zur Bemessung der<br />

Eigenkapitalunterlegung im Kreditgeschäft knüpft an die in den Banken bereits vorhande-<br />

nen Systeme zur Risikomessung an. Erklärtes Ziel des Baseler Ausschusses ist es, den Kredit-<br />

instituten Anreize zur Anwendung anspruchsvoller Methoden der Risikomessung - also der<br />

10<br />

Dr. h.c. Eberhard Heinke, Präsident der Landeszentralbank in Nordrhein-Westfalen und Mitglied des<br />

Zentralbankrates der Deutschen Bundesbank, sprach über Inhalte und Implikationen der neuen Baseler<br />

Vereinbarung zur Reform der Bankenaufsicht.


Banken-Symposium<br />

IRB-Ansätze - zu liefern. In diesem Zusammenhang können die Banken zwischen zwei An-<br />

sätzen wählen - dem so genannten IRB-Basisansatz und dem fortgeschrittenen IRB-Ansatz.<br />

In beiden Ansätzen vergibt die Bank zunächst an jeden Kreditnehmer eine Maßzahl für den<br />

Risikogehalt des zu vergebenden Kredites - das interne Rating indem jeder Kunde einer von<br />

mindestens acht Ratingklassen zugeordnet wird, die je nach Größe des Instituts mehrere<br />

tausend Kreditnehmer umfassen kann. Für jede dieser Klassen wird dann die durchschnittli-<br />

che Ausfallwahrscheinlichkeit ermittelt. Der Unterschied zwischen den beiden IRB-Ansätzen<br />

liegt darin, dass beim Basisansatz lediglich die Ausfallwahrscheinlichkeit vom Kreditinstitut<br />

selbst geschätzt werden darf, während die übrigen Komponenten des Kreditrisikos - Ver-<br />

lustquote, Höhe des Engagements bei Kreditnehmerausfall und Restlaufzeit - standardmä-<br />

ßig von der Aufsicht vorgegeben werden. Beim fortgeschrittenen IRB-Ansatz dürfen auch<br />

diese Elemente intern von der Bank ermittelt werden. Die im Vergleich zur bisherigen Rege-<br />

lung differenziertere Erfassung des Kreditrisikos in beiden Ansätzen führt dazu, dass Kredite<br />

mit einer sehr geringen Ausfallwahrscheinlichkeit künftig weniger, Engagements mit einer<br />

überdurchschnittlich hohen Verlustgefahr mehr Mittel binden werden.<br />

Für Institute, die den Standardansatz anwenden, sollen die Eigenkapitalanforderungen un-<br />

gefähr auf dem heutigen Niveau verbleiben. Diese Betrachtung zielt allerdings auf den Durch-<br />

schnitt des gesamten Bankensystems ab.<br />

Herr Dr. Heinke wandte sich im weiteren Verlauf den Befürchtungen der Kreditinstitute zu,<br />

dass die Eigenkapitalbelastung insgesamt steigen werde. Eine Aussage über die Auswirkun-<br />

gen der neuen Eigenkapitalregelungen ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich, da<br />

wichtige Teilelemente des Akkords noch nicht abschließend formuliert wurden. Insbesonde-<br />

re die Auswertung der über 250 Stellungnahmen zum Baseler Papier beansprucht erhebli-<br />

che Zeit. Die Entscheidung des Ausschusses, den Start von Basel II zu verschieben, vor allem<br />

um wesentliche Kritikpunkte am bisherigen Papier zu überarbeiten, ist daher zu begrüßen.<br />

Zu diesen Kritikpunkten gehören insbesondere die vorgesehenen Risikozuschläge für Kredite<br />

mit längerer Laufzeit. Der sich abzeichnen-<br />

de Kompromiss wird voraussichtlich auf<br />

moderate Zuschläge für Langzeit-<br />

kredite hinauslaufen. Noch nicht ab-<br />

geschlossen ist auch die Diskussion um<br />

die Anerkennung von Instrumenten zur<br />

Minderung von Kreditrisiken wie Si-<br />

cherheiten, Garantien, Kreditderivate<br />

und Netting-Vereinbarungen für Bi-<br />

lanzpositionen. Gefordert<br />

wird u. a. die Zulassung<br />

mittelstandsspe-<br />

zifischerSicher- heiten wie z. B.<br />

Forderungen<br />

aus Liefe-<br />

rungen<br />

Dr. h.c. Eberhard Heinke<br />

11


Banken-Symposium<br />

und Leistungen. Letztlich zeichnet sich ab, dass der für die Unterlegung operationeller Risi-<br />

ken mit haftendem Eigenkapital vorgesehene Satz von 20 % zu hoch gegriffen ist.<br />

Die zweite Säule des Baseler Akkords beinhaltet Regelungen zur Aufsicht von Kreditinstitu-<br />

ten. Eine individuelle Bewertung von Risikolage und Risikomanagement der einzelnen Insti-<br />

12<br />

Während der Diskussion<br />

tute gewinnt vor<br />

dem Hintergrund<br />

der Anerkennung<br />

interner Ratings<br />

zunehmend an<br />

Bedeutung. Die<br />

Auferlegung einer<br />

höheren Eigen-<br />

kapitalquote als<br />

der in Säule 1 vor-<br />

gesehenen wird,<br />

im Falle eines<br />

Missverhältnisses<br />

von eingegange-<br />

nen Risiken und Steuerungsmechanismen zu vorhandener Eigenkapitalausstattung, nur die<br />

letzte aller bankaufsichtlichen Maßnahmen sein. In jedem Fall beinhaltet die Überprüfung<br />

durch die Aufsicht hohe Anforderungen an die qualitative und quantitative Ausstattung der<br />

nationalen Aufsichtsbehörden. In der dritten Säule des Baseler Akkords werden Publizitäts-<br />

anforderungen für mehr Transparenz an die Kreditinstitute gestellt. Diese umfassen sowohl<br />

Auskünfte über die Höhe und Zusammensetzung des Eigenkapitals, die Art und den Umfang<br />

der eingegangenen Risiken sowie Strategien zur Begrenzung und zum Management dieser<br />

Risikopositionen.<br />

Der von der Bundesregierung am 15. August <strong>2001</strong> verabschiedete Entwurf des Gesetzes<br />

über die integrierte Finanzmarktaufsicht stellt auch die Bankenaufsicht in Deutschland auf<br />

eine neue Grundlage und sieht eine Zusammenlegung der Bundesaufsichtsämter für das<br />

Kreditwesen, das Versicherungswesen und den Wertpapierhandel zur „Bundesanstalt für<br />

Finanzdienstleistungsaufsicht“ vor. Ob eine solche Mammut-Behörde über die notwendige<br />

Flexibilität zur Bewältigung der großen Herausforderungen verfügt, ist allerdings fraglich.<br />

Herr Dr. Heinke betonte an dieser Stelle, dass er eine Übertragung der Gesamtverantwortung<br />

für die Bankenaufsicht in Deutschland an die Deutsche Bundesbank als eine bessere und<br />

effizientere Lösung ansieht. Eine künstliche Trennung von Notenbank und Bankenaufsicht<br />

ist weder für die Notenbank noch für die Bankenaufsicht von Vorteil, da beide Bereiche stark<br />

miteinander vernetzt sind, und daher unter einheitliche Leitung gestellt werden sollten. Zu<br />

begrüßen ist allerdings die im Gesetz geplante dezentrale Aufsicht durch die<br />

Landeszentralbanken. Nur durch die Einsicht vor Ort kann sich die Aufsicht einen eigenen<br />

Überblick über die Geschäfte und die Risikosituation eines Instituts verschaffen, da<br />

Informationen aus dritter Hand künftig nicht mehr ausreichen werden. Eine dezentrale<br />

Bankenaufsicht unter dem Dach der Bundesbank gewährleistet sowohl das zeitnahe und<br />

umfassende Erkennen der Risiken bei den Instituten, als auch die einheitliche Umsetzung<br />

eines aufsichtlichen Überprüfungsverfahrens, der den Bankaufsichtsbehörden weitere<br />

Ermessensspielräume zumisst.


Banken-Symposium<br />

Basel II und die zukünftigen Kreditpreise<br />

Prof. Dr. Bernd Rolfes, Leiter des Lehrstuhls für Banken und betriebliche Finanzwirtschaft und Direktor des<br />

<strong>ecfs</strong>, analysierte die Auswirkungen von Basel II auf die zukünftigen Kreditpreise sowie weitere Konse-<br />

quenzen des neuen Aufsichtsrechts für Banken, Kreditnehmer und die Aufsicht selbst.<br />

Herr Prof. Rolfes ging in seinem Vortrag zunächst auf die wesentlichen Neuerungen von<br />

Basel II ein und erörterte anschließend deren Auswirkungen auf die Konditionen im<br />

Kreditgeschäft sowie auf die Marktteilnehmer. Mit Basel II wird die Struktur der Banken-<br />

aufsicht durch das so genannte 3-Säulen-Prinzip vollkommen neu konzipiert. Neben der<br />

Festlegung von Mindestkapitalanforderungen (Säule 1), ruht die Bankenaufsicht auf zwei<br />

weiteren Säulen, dem bankaufsichtlichen Überwachungsprozess (Säule 2) und der Förderung<br />

der Marktdisziplin (Säule 3). Eine mögliche Beeinflussung der zukünftigen Kreditpreise ist<br />

hier insbesondere durch die Änderungen der Mindestkapitalanforderungen zu erwarten,<br />

die im Wesentlichen die Bereiche Risikogewichte, Restlaufzeiten, Anerkennung von<br />

Sicherheiten sowie die Berücksichtigung von Portfolioeffekten betreffen. Durch eine<br />

differenziertere und zukünftig stärker als zuvor von der Bonität des Schuldners abhängige<br />

Festlegung der Risikogewichte soll eine verursachungsgerechte Eigenkapitalunterlegung<br />

erreicht werden. Alternativ stehen den Banken die Anwendung eines Standardansatzes zur<br />

Verfügung, bei dem die Höhe der Risikogewichte vom externen Rating des Schuldners abhängt<br />

sowie die Anwendung der auf internen Ratings basierenden IRB-Ansätze, die zur Ermittlung<br />

der Risikogewichte ein von der Bank ermitteltes internes Rating des Schuldners heranziehen.<br />

Während Restlaufzeiten der Kredite im Standardansatz und im IRB-Basisansatz bis auf wenige<br />

Ausnahmen unberücksichtigt bleiben, stellt der<br />

fortgeschrittene IRB-Ansatz bei der Festlegung der<br />

Risikogewichte auf die effektive Restlaufzeit ab, indem<br />

ein Laufzeitanpassungsfaktor ermittelt wird, der bei<br />

Laufzeiten über (unter) drei Jahren, verglichen mit dem<br />

IRB-Basisansatz, zu höheren (niedrigeren)<br />

Risikogewichten führt. Eine weitere Modifikation<br />

und Differenzierung der Risikogewichte ergibt<br />

sich aus der aufsichtsrechtlichen An-<br />

erkennung kreditrisikoreduzierender<br />

Instrumente, zu denen Sicherheiten,<br />

Netting, Garantien und Kreditderivate<br />

zählen.<br />

Anschließend analysierte Herr Prof.<br />

Rolfes die Auswirkungen der<br />

neuen Eigenkapitalvereinbarung<br />

auf die einzelnen Konditionen-<br />

bausteine Markteinstandszins,<br />

Standardbetriebs- und Risiko-<br />

kosten sowie Renditeanspruch auf<br />

Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />

13


Banken-Symposium<br />

das Risikokapital. Da der Markteinstandszins von der aktuellen Zinsstruktur determiniert wird,<br />

sind für diese Kostenkomponente keine direkten Änderungen zu erwarten, die vom neuen<br />

Baseler Regelwerk ausgehen. Demgegenüber wird die mögliche Veränderung der<br />

Betriebskosten im Wesentlichen vom angewandten Verfahren zur Ermittlung der<br />

aufsichtsrechtlichen Unterlegungsbeträge und vom Entwicklungsstand respektive<br />

Qualitätsstandard der bereits vorhandenen bankinternen Steuerungssysteme abhängen.<br />

Während sich für diejenigen Institute, die den modifizierten Standardansatz anwenden,<br />

wahrscheinlich keine nennenswerten Veränderungen im Hinblick auf die Betriebskosten<br />

ergeben werden, sind mit der Erfüllung der operationalen Mindestanforderungen, die an die<br />

Anwendung der IRB-Ansätze geknüpft sind, unter Umständen erhebliche zusätzliche Kosten<br />

verbunden. Daher ist kurzfristig ein Anstieg der Prozesskosten zu erwarten, in mittel- bzw.<br />

langfristiger Sicht ist jedoch eine Reduktion möglich, da Banken - vor allem solche mit einem<br />

großen Kundenstamm - von Skaleneffekten und einer effizienteren Ausrichtung der Prozesse<br />

profitieren können. Die geplante aufsichtsrechtliche Anerkennung interner Ratings sowie die<br />

damit verbundene erhöhte Qualität und Transparenz wird die Banken zukünftig veranlassen,<br />

auch die Risikoprämien stärker als bisher an der Bonität des Kreditnehmers auszurichten.<br />

Durch die konsequente Vergabe interner Ratings werden sich die Standardrisikokosten<br />

entsprechend der Kreditnehmerbonität und Besicherung insofern vermutlich stärker<br />

differenzieren. Schließlich bestimmt, neben Betriebskosten und Standardrisikokosten, auch<br />

der Renditeanspruch auf das durch die jeweilige Forderung gebundene Risikokapital die<br />

Höhe der Kreditkondition. Bei Anwendung des Baseler Standardansatzes sind hier allerdings,<br />

im Vergleich zur Grundsatz I-Regelung, keine Änderungen bei den anzusetzenden<br />

Eigenkapitalkosten zu erwarten, da nur ein verschwindend geringer Teil der Kreditnehmer in<br />

Deutschland über ein externes Rating verfügt, so dass überwiegend unverändert ein<br />

Risikogewicht von 100 % zum Ansatz kommt. Wird das regulatorische Eigenkapital hingegen<br />

nach einem IRB-Ansatz bestimmt, so ergeben sich, vor allem bei Kreditnehmern schlechter<br />

Bonität, deutlich differenziertere Ergebnisansprüche auf das gebundene Risikokapital als nach<br />

Grundsatz I oder nach dem Standardansatz.<br />

Grundsätzlich wird es daher durch die neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung zu einer<br />

verstärkten Spreizung der Kreditkonditionen kommen. Gegenüber dem Status quo werden<br />

Kunden mit guter Bonität entlastet, während es bei Kreditnehmern mit schlechterer Bonität<br />

zu deutlichen Mehrbelastungen kommt. Der Differenzierungsgrad der Kreditkonditionen<br />

hängt dabei von den Ausfallwahrscheinlichkeiten der Kreditnehmer, die an die jeweiligen<br />

Rating-Klassen gekoppelt sind, der Anzahl der internen Bonitätsstufen sowie von der<br />

Besicherung und der Laufzeit der einzelnen Engagements ab.<br />

Herr Prof. Rolfes schloss mit einem Ausblick auf die aus Basel II resultierenden Konsequenzen<br />

für Banken, Kreditnehmer und Aufsicht. Mit den exakteren Methoden der Risikostatusmessung<br />

einher geht eine zunehmende Risikotransparenz im Wettbewerb der Banken sowie eine<br />

risikobewusstere und zeitnähere Kalkulation der Risikoprämien. Eine effiziente Port-<br />

foliosteuerung wird zukünftig durch Ansatz geringerer Risikogewichte bei Kreditnehmern<br />

guter Bonität und Anerkennung einer Vielzahl von Besicherungsformen auch aufsichtsrechtlich<br />

honoriert. Des Weiteren eröffnet sich mit der fortschreitenden Verbreitung und Anerkennung<br />

von Ratings den Banken die Möglichkeit, mit strategischen Beratungsleistungen ein neues<br />

Geschäftsfeld zu erschließen. Auf Seiten der Kreditnehmer wird sich für Unternehmen mit<br />

einer durchschnittlichen Bonität grundsätzlich keine wesentliche Änderung ihrer<br />

14


Banken-Symposium<br />

Kreditkonditionen ergeben, während Kreditnehmer mit überdurchschnittlicher Bonität aufgrund<br />

ihres guten internen (oder externen) Ratings auf eine geringfügige Absenkung ihrer<br />

Finanzierungskosten hoffen können. Für Unternehmen von schlechter Bonität existiert keinerlei<br />

Anreiz, sich überhaupt einem Rating, intern oder extern, zu unterziehen, da sich die<br />

entsprechenden Risikogewichte dadurch nur erhöhen würden.<br />

Die Bankenaufsicht und speziell der Baseler Ausschuss hat bei einer Reihe von Punkten noch<br />

Nachbesserungsbedarf, um sicherzustellen, dass das angestrebte Ziel, die Annäherung von<br />

aufsichtsrechtlichem und ökonomischem Kapitalbedarf, tatsächlich erreicht wird. Zu nennen<br />

sind hier vor allem die Neukalibrierung der Parameter beim IRB-Ansatz, mit dem Ziel eine<br />

überhöhte Unterlegung zu vermeiden sowie eine Überarbeitung der Vorgehensweise im<br />

Rahmen der Granularitätsanpassung und der Ausgestaltung der Laufzeitanpassungen.<br />

Banken im Wettbewerb - Wer profitiert vom<br />

neuen Aufsichtsrecht?<br />

Prof. Dr. Rainer Elschen, Leiter des Lehrstuhls für Finanzwirtschaft und Banken der Universität Essen,<br />

analysierte die Auswirkungen des neuen Aufsichtsrechts auf Banken im Wettbewerb.<br />

Obwohl das aktuell vorgelegte zweite Baseler Konsultationspapier noch keinen endgültigen<br />

Charakter hat, lässt sich dennoch eine Aussage darüber treffen, wer beim gegenwärtigen<br />

Stand von dem neuen Aufsichtsrecht profitieren würde und wer nicht.<br />

Nach den neuen Konsultationsvorschlägen aus Basel werden die bislang bereits mit<br />

Eigenkapital zu unterlegenden Kredit- und Marktrisiken um die operationellen Risiken<br />

erweitert. Soll, wie der Baseler Ausschuss wiederholt betont hat, die durchschnittliche<br />

Kapitalanforderung weder fallen noch steigen, so kann dies folglich nur durch eine Reduktion<br />

der vorzuhaltenden Eigenkapitalanteile für Kreditrisiken erreicht werden - vorausgesetzt,<br />

die Unterlegung des Marktrisikos bleibt konstant.<br />

Herr Prof. Elschen ging im Folgenden auf die neuen Verfahren zur Ermittlung der<br />

Eigenkapitalunterlegung nach Basel II ein. Im Rahmen der Kreditrisikoerfassung stellt der<br />

modifizierte Standardansatz lediglich eine Erweiterung der Eigenkapitalvereinbarung von<br />

1988 dar, da Risikogewichte nicht mehr pauschal, sondern in Abhängigkeit von externen<br />

Ratings bestimmt werden. Kritisiert wurde von Herrn Prof. Elschen in diesem Zusammenhang<br />

die Tatsache, dass einerseits nur wenige deutsche Unternehmen über ein solches externes<br />

Rating verfügen und andererseits Banken nur dann eine niedrigere Eigenkapitalunterlegung<br />

als bisher erreichen, wenn das Rating besser ist als A-. Ein derart gutes Rating dürften aber<br />

die meisten mittelständischen Unternehmungen in Deutschland nicht erzielen können. Folglich<br />

kann für Banken, die hauptsächlich Kredite an klein- und mittelständische Unternehmen<br />

vergeben, zumindest bei Verwendung des Standardansatzes, auch nicht behauptet werden,<br />

dass die Gesamtunterlegung mit Eigenkapital trotz der Hinzunahme operationeller Risiken<br />

konstant bliebe. Vielmehr wird sie bei diesen Instituten aufgrund der zusätzlichen<br />

Kapitalunterlegung für operationelle Risiken steigen.<br />

15


Banken-Symposium<br />

Alternativ zum modifizierten Standardansatz hat der Baseler Ausschuss seit dem zweiten<br />

Konsultationspapier die Anerkennung interner Ratings vorgesehen (sog. Internal Ratings-<br />

Based (IRB-) Approach). Der IRB-Ansatz existiert in zwei alternativen Ausprägungen: als<br />

Basisansatz (Foundation Approach) und als fortgeschrittener Ansatz (Advanced Approach).<br />

Beide IRB-Ansätze sind für solche Banken von Vorteil, deren Kreditportfolio lediglich sehr<br />

geringe Risiken aufweist. Erst ab einer durchschnittlichen Ausfallwahrscheinlichkeit der<br />

vergebenen Kredite unter 0,7 % resultiert eine im Gegensatz zum Standardansatz reduzierte<br />

Eigenkapitalunterlegung. Da aber die Mehrzahl der Kreditportfolios in Deutschland eine<br />

deutlich höhere durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit aufweist, werden die Banken<br />

für ihre Mühen der Einführung interner Ansätze noch bestraft. Allerdings könnte ein<br />

Zusatznutzen der Verwendung interner Rating-Ansätze in einem verbesserten Kunden-<br />

informationssystem liegen, auf dessen Basis auch eine verbesserte Kundenberatung möglich<br />

wäre, sowie in einem verbesserten Image am Kapitalmarkt, das die Refinanzierung<br />

insbesondere auf den internationalen Kapitalmärkten erleichtern könnte. Die mit der<br />

Anwendung interner Rating-Verfahren möglicherweise verbundene positive Signalwirkung<br />

könnte zu einer breiten Nutzung des IRB-Ansatzes führen. Banken, die sich für den<br />

Standardansatz entscheiden, könnte dies als Schwäche oder Unfähigkeit ausgelegt werden,<br />

eigene Ratings zu erstellen, die den Kriterien von Basel II standhalten. Vor diesem Hintergrund<br />

könnten kleinere Banken und Spezialkreditinstitute vor nicht unerhebliche Probleme gestellt<br />

werden. Da die Implementierung eines IRB-Ansatzes mit hohen fixen Aufwendungen verbunden<br />

ist, könnte es zu einer Verstärkung des ohnehin schon anhaltenden Trends zur Konzentration<br />

im Bankensektor kommen.<br />

Herr Prof. Elschen ging im Anschluss auf die allgemeine Kritik an Basel II ein. Ein wesentlicher<br />

Kritikpunkt ist die Befürchtung einer durch Basel II ausgelösten Schwächung der ärmeren<br />

Länder, da insbesondere dort ansässige Banken aufgrund der hohen Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />

ihrer Kreditportfolios ceterus paribus eine höhere Eigenkapitalunterlegung hinnehmen müssten.<br />

Prof. Dr. Rainer Elschen<br />

16<br />

Eine positive Weiterentwicklung der Wirtschaft<br />

ärmerer Staaten ist unter solchen Voraus-<br />

setzungen nur schwer zu realisieren. Ein<br />

weiterer Diskussionspunkt ist die bereits<br />

angesprochene Förderung der Konzentration<br />

auf dem Bankensektor durch die neuen<br />

Regulierungsvorschläge aus Basel. Diese<br />

Entwicklung kann sich wegen der dadurch<br />

sinkenden Wettbewerbsintensität auf<br />

dem Bankenmarkt negativ aus-<br />

wirken. Weiterhin wird die<br />

obere Grenze der Risiko-<br />

gewichtung im IRB-Ansatz<br />

von 625 % in der Praxis als<br />

zu hoch angesehen, da<br />

die hieraus resul-<br />

tierendeEigen- mittelunter-


Banken-Symposium<br />

legungspflicht von 50 % einen solchen Kredit für jede Bank unattraktiv macht. Der vorge-<br />

sehene Risikoabschlag von 15 % bei Sicherheiten und die überproportional steigenden<br />

Risikozuschläge für langfristige Kredite sind ebenfalls sehr umstritten. Schließlich ist ein<br />

deutlicher Anstieg des mit der Umsetzung von Basel II einhergehenden Überwachungs-<br />

aufwandes zu erwarten. Nicht zuletzt im Hinblick hierauf müsse, so Herr Prof. Elschen, die<br />

Frage erlaubt sein, ob die aktuellen Konsultationspapiere aus Basel nicht eine verstärkte<br />

Regulierung der Märkte fördern, statt – wie beabsichtigt – zu einer Deregulierung der<br />

Finanzmärkte beizutragen.<br />

Herr Prof. Elschen schloss mit einem Ausblick auf das durch den derzeitigen Stand von<br />

Basel II veränderte Wettbewerbsumfeld der Banken. Wie jede Regulierungsänderung wirkt<br />

auch eine Neuregelung der Eigenkapitalunterlegung bei Banken in aller Regel auf den<br />

Wettbewerb ein. Dies gilt selbst dann, wenn sie insgesamt belastungsneutral wirken würde,<br />

da sich dann durch Regulierungsveränderungen relative Belastungsverschiebungen ergeben<br />

würden. Die vom neuen Aufsichtsrecht am meisten profitierende Bank ist nach dem bisherigen<br />

Stand der Konsultationen – Herr Prof. Elschen betonte an dieser Stelle, dass dieser Stand<br />

keinesfalls der Endgültige sein muss – ein Institut von weit überdurchschnittlicher Größe mit<br />

internationalem Betätigungsfeld, dessen Portfolio nur ausgezeichnete Bonitäten enthält und<br />

sehr gut diversifiziert ist. Die Kreditschwerpunkte liegen eher bei kurzen als bei langen<br />

Laufzeiten. Auch bei den internationalen Tochterunternehmen findet sich ausreichend gut<br />

ausgebildetes Personal, um die technischen Probleme des fortgeschrittenen IRB-Ansatzes zu<br />

handhaben.<br />

Dementsprechend hat der typische Verlierer nach heutigem Stand der Konsultationen folgende<br />

Eigenschaften: Es handelt sich um eine Spezialbank mit durchweg national und branchenmäßig<br />

konzentrierter Klientel und einer kleinen Anzahl an Kreditnehmern, die ein hohes Klumpenrisiko<br />

erzeugen. Die Laufzeit der Kredite ist eher lang, der Ausbildungsstand des Personals eher<br />

unterdurchschnittlich, die statistische Datenbasis schwach und nicht geeignet, verlässliche<br />

Prognosen über die Komponenten des Ausfallrisikos abzugeben. Jedoch sind hier die<br />

bevorstehenden Modifikationen des Baseler Ausschusses abzuwarten, welche die<br />

angesprochenen Kritikpunkte entschärfen können.<br />

17


Banken-Symposium<br />

Das Aufgabenpaket der Kreditinstitute zur praktischen<br />

Umsetzung von Basel II<br />

Herr Dr. Rinker ging in seinem Vortrag auf die beiden wesentlichen Aufgabenpakete ein, die<br />

für Kreditinstitute aus Basel II resultieren. Diese befinden sich einerseits in den Bereichen<br />

Steuerung und Controlling mit den Modulen Rating, Pricing und Portfoliosteuerung sowie<br />

andererseits in den Bereichen Kreditorganisation, Kreditprozesse und Kompetenzen.<br />

Der Aufgabenbereich Steuerung und Controlling umfasst alle notwendigen Instrumente und<br />

Methoden zur Kreditrisikosteuerung und vollzieht sich auf den beiden Ebenen der<br />

einzelgeschäftsbezogenen Vorsteuerung von Kreditrisiken über Risikoprämien sowie der<br />

Quantifizierung und zentralen Struktursteuerung des Kreditportfoliorisikos (Credit-Value-<br />

at-Risk). Der Aufbau eines bankinternen Ratingsystems ist für beide Ebenen von zentraler<br />

Bedeutung, da dem Rating neben der „Zulieferfunktion“ der Ausfallraten für die<br />

Risikoprämienkalkulation und der Portfoliosteuerung insbesondere drei weitere Kernauf-<br />

gaben im Rahmen des Kreditrisikomanagementprozesses zukommen. Dabei handelt es sich<br />

um die Beurteilung der zukünftigen Kapitaldienstfähigkeit, die Vorsteuerung des Kreditrisi-<br />

kos über Mindest-Bonitätsstandards und die Früherkennung und Überwachung von Bonitäts-<br />

veränderungen. In diesem Zusammenhang bedarf es erheblicher Investitionen in innerbe-<br />

triebliche Schulungen, da es einer breiten Mitarbeiterschaft, sowohl in den Controlling-, als<br />

auch in den Kreditbereichen, an den methodischen Kenntnissen moderner Verfahren zur<br />

Steuerung von Kreditrisiken mangelt.<br />

Die ermittelten Ausfallwahrscheinlichkeiten der einzelnen Ratingklassen sind der wesentli-<br />

che Einflussfaktor für das Pricing, d. h. die Kalkulation kundenspezifischer Risikoprämien, die<br />

sich rechnerisch aus der multiplikativen Verknüpfung von erwarteter Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

und erwartetem Verlustbetrag im Insolvenzfall ergeben. Im Rahmen der Festlegung einer<br />

Mindestkondition ergeben sich neben den Betriebskosten und den Kosten für erwartete Ver-<br />

luste zusätzlich Kosten für unerwartete Verluste im Sinne eines Verzinsungsanspruchs auf das<br />

Eigenkapital, welches aus ökonomischen Gründen für den Fall des Abweichens von den<br />

Ausfallwahrscheinlichkeiten unterlegt werden muss. Des Weiteren ist neben der<br />

einzelgeschäftsbezogenen Steuerung auch die Portfoliosteuerung zur Identifikation und Steue-<br />

rung von Klumpenrisiken nach Branchen oder Kreditvolumina sowie von existenzgefährden-<br />

den Akkumulationen von Kreditnehmern mit schlechter Bonität von großer Bedeutung. Im<br />

Rahmen der Kreditportfoliosteuerung wird versucht, die unerwarteten Verluste eines<br />

Kreditportfolios abzuschätzen, was operativ der Ermittlung der Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

potenzieller Verluste von Kreditportfolios gleichkommt. Aus einer solchen Wahrscheinlichkeits-<br />

verteilung lässt sich sowohl der erwartete Verlust (= Summe der erwarteten Verluste aller<br />

Kreditnehmer des Portfolios) als auch der unerwartete Verlust im Sinne des Value-at-Risk<br />

ableiten, welcher im Einzelnen von der Zusammensetzung des Portfolios mit seinen spezifi-<br />

schen Größen-, Branchen-, und Risikokonzentrationen abhängt. Herr Dr. Rinker betonte,<br />

18<br />

Dr. Andreas Rinker, geschäftsführender Partner des zeb/rolfes.schierenbeck.associates, analysierte die<br />

Anforderungen von Basel II an Kreditinstitute in Deutschland.


Banken-Symposium<br />

dass neben der Implementierung der genannten Instrumentarien und Methoden zur Mes-<br />

sung von Kreditrisiken die Schaffung eines Controllingregelkreises zur Sicherstellung der Ra-<br />

tionalität der Entscheidungsprozesse eine wesentliche Aufgabe darstellt.<br />

Er ging anschließend auf die organisatorischen Anforderungen ein, die sich in Zukunft für<br />

Kreditinstitute ergeben werden.<br />

Im Kern sind von den Banken und Sparkassen folgende organisatorische Elemente umzuset-<br />

zen: die funktionale Trennung von Kreditvertrieb, Kreditproduktion, Kreditüberwachung und<br />

dem Risikomanagement, der Aufbau von Spezialistenfunktionen für besondere Kreditge-<br />

schäfte und die Errichtung von Doppelkompetenzen als wesentliches Ausstattungsmerkmal<br />

der Funktionstrennung. Zielsetzung der funktionalen Trennung zwischen Markt und Markt-<br />

folge ist die Gewährleistung einer weitgehend objektiven Entscheidungsfindung im Rah-<br />

men der Kreditvergabeentscheidung. Die funktionale Trennung ist dabei bis zur Ebene der<br />

Geschäftsleitung zu gewährleisten und sollte im Idealfall zusätzlich eine separate Steuerungs-<br />

einheit für das Kreditrisikomanagement beinhalten. Unter Risikogesichtspunkten kommt<br />

neben der Trennung von Markt und Marktfolge insbesondere der Einrichtung von Spezialisten-<br />

funktionen für sog. „bestimmte Kreditgeschäfte“ eine besondere Bedeutung zu. Hierunter<br />

werden Geschäfte subsumiert wie beispielsweise das Bauträgergeschäft und die Betreuung<br />

von Problemkrediten, die aufgrund ihrer Komplexität und ihres Risikogehaltes besondere<br />

Aufmerksamkeit verlangen. Die konsequente Umsetzung einer funktionalen Trennung von<br />

Markt und Marktfolge impliziert ein Doppelkompetenzsystem im Rahmen der Kredit-<br />

bewilligung, dessen prägendes Element die Gleichgewichtung des Krediturteils von Markt<br />

und Marktfolge darstellt. Für den Fall der Nichteinigung greift ein zu installierender Eskalations-<br />

mechanismus, d. h. die nächsthöhere Kompetenzstufe entscheidet wiederum nach dem<br />

Prinzip der Gemeinschaftskompetenz. Das Vier-Augen-Prinzip wird auf diese Weise über<br />

alle Kompetenzstufen hinweg eingehalten. Auf der Ebene der Kreditbepreisung wird dieses<br />

Prinzip der Doppelkompetenz allerdings bewusst ausgeschaltet, da der Markt allein Träger<br />

der Ergebnisverantwortung ist und somit die Preiskompetenz auf Basis kundenbezogener<br />

Deckungsbeitragskalküle ausübt.<br />

Die bereits dargestellten Handlungsfelder zur<br />

risikoorientierten Neuausrichtung des Kre-<br />

ditgeschäfts implizieren eine kongruente<br />

Restrukturierung der Prozesse und Arbeits-<br />

abläufe. Es lässt sich dabei eine Diffe-<br />

renzierung in die folgenden fünf<br />

Kreditprozesse vornehmen: Akquisi-<br />

tion des Kreditgeschäfts, Analyse<br />

der wirtschaftlichen Verhältnis-<br />

se des Kreditnehmers,<br />

Beschlusserstellung und<br />

Beschlussfassung, Umset-<br />

zung der Kreditent-<br />

scheidung sowie Valu-<br />

tierung. Üblicherweise<br />

werden die einzelnen<br />

Prozessschritte ar-<br />

Dr. Andreas Rinker<br />

19


Banken-Symposium<br />

beitsteilig, d. h. durch verschiedene Funktionen innerhalb der Markt- und Marktfolgebereiche<br />

wahrgenommen. So liegt die Akquisition des Kreditgeschäfts in der Verantwortung des Marktes,<br />

wohingegen die Analyse der wirtschaftlichen Verhältnisse und die daran anknüpfende Erstel-<br />

lung eines Kreditnehmerratings sowohl die Marktfolge als auch die Marktseite einbindet. In<br />

der Phase der Beschlusserstellung erfolgt ein unabhängiges Votum durch die Kompetenz-<br />

träger des Marktes und der Marktfolge. Die Umsetzung der Kreditentscheidung kann aller-<br />

dings ausschließlich durch Mitarbeiter der Marktfolge erfolgen. In der Valutierungsphase<br />

kann das Prinzip eines abgestuften Kontrollsystems fortgesetzt werden, indem z. B. die Kon-<br />

trolle der Valutierungsvoraussetzungen bei kleinen Engagements durch den Kreditsach-<br />

bearbeiter und bei entsprechend größeren Fällen durch die Kreditkontrolle durchzuführen ist.<br />

Mit Hilfe der beschriebenen umfangreichen Restrukturierungsmaßnahmen lassen sich, trotz<br />

der damit verbundenen höheren anfänglichen Investitionen, Effizienzsteigerungen erzielen,<br />

da viele der Banken und Sparkassen derzeit Ineffizienzen aufgrund von undifferenzierten<br />

Antragsbearbeitungen und Kompetenzsystemen, unklaren Zuständigkeiten und unzurei-<br />

chend institutionalisierten Kreditüberwachungssystemen aufweisen.<br />

Herr Dr. Rinker schloss mit der Feststellung, dass die Bausteine zur Erfüllung moderner be-<br />

triebswirtschaftlicher und aufsichtsrechtlicher Anforderungen sowohl die Controllingbereiche<br />

als auch die Kreditressorts in Kreditinstituten künftig vor große Umsetzungsaufgaben stellen<br />

werden. Im Zuge einer erfolgreichen Umsetzung lassen sich jedoch folgende Vorteile reali-<br />

sieren: sinkende Risikobelastung durch explizites Pricing und Portfolioeffekte, Zusatzerfolge<br />

aus dem wertorientierten Eigenkapital-Management, verbessertes Ergebnispotenzial im<br />

Firmenkundengeschäft durch aussagefähige Kundenkalkulation und transparente Cross-<br />

Selling-Ansätze sowie zusätzliche Prozesseffizienz durch bessere Rollenverteilung.<br />

20<br />

Abendveranstaltung im Landschaftspark Duisburg-Nord


Banken-Symposium<br />

Die Bedeutung operativer Risiken für Eigenkapitalunterlegung<br />

und Risikomanagement<br />

Dr. Gerrit Jan van den Brink, Managing Operational Risk Controller der Dresdner Bank AG, referierte über<br />

die systematische Behandlung operativer Risiken in Kreditinstituten, wodurch sowohl betriebswirtschaft-<br />

lichen als auch aufsichtsrechtlichen Anforderungen Rechnung getragen werden soll.<br />

Das Interesse der Banken für den Themenkomplex der operativen Risiken hat sich in der<br />

letzten Zeit deutlich erhöht. Bekannte Schadensfälle aus der Vergangenheit wie Barings<br />

Bank, Sumitomo, Orange Bank sowie die Terroranschläge vom 11. September <strong>2001</strong> haben<br />

die Aufmerksamkeit der Aufsichtsgremien auf das Operational Risk fokussiert. Mit dem 2.<br />

Baseler Konsultationspapier wurde erstmals eine explizite Eigenkapitalunterlegung für das<br />

operative Risiko einer Bank gefordert.<br />

Der Begriff des operativen Risikos selbst wird in dem Working Paper des Baseler Ausschusses<br />

vom September <strong>2001</strong> als „the risk of loss resulting from inadequate or failed internal processes,<br />

people and systems or from external events“ umschrieben. Es scheint jedoch sinnvoll zu<br />

sein, zwischen den Risikoursachen und den Stellen, wo das Risiko manifest wird, zu unter-<br />

scheiden. Die Ursachen sind in der Definition des Baseler Ausschusses eindeutig benannt,<br />

und als Stellen können Prozesse, Kontrollen und Projekte einer Bank in Frage kommen. Aus<br />

diesem Grund wird das operative Risiko innerhalb der Dresdner Bank als das Risiko eines<br />

direkten oder indirekten Verlustes aus Unzulänglichkeiten oder Fehlern in Prozessen, Kon-<br />

trollen oder Projekten, verursacht durch Technologie, Mitarbeiter, die Organisation oder ex-<br />

terne Faktoren, definiert. Die Frage der Kapitalunterlegung bringt zwingend das Bedürfnis<br />

nach einer klaren Abgrenzung der einzelnen Risikoarten mit sich. So ist eine Trennung von<br />

den klassischen Bankrisiken wie den Kredit- und Marktpreisrisiken ursachenbezogen vorzu-<br />

nehmen, wobei die Komplexität der Differenzierung zunimmt, wenn die Ursache eines Ver-<br />

lustes nicht eindeutig zu identifizieren ist. Ebenfalls schwierig gestaltet sich in der Praxis die<br />

Unterscheidung zwischen operativen und strategischen Risiken. Obwohl auch hier die Ursa-<br />

che als Abgrenzungskriterium herangezogen werden sollte, ist eine strikte Trennung vor<br />

allem dann problematisch, wenn sich operative Risiken als Folge eines manifest geworde-<br />

nen strategischen Risikos einstellen. Rechtsrisiken können wiederum als eine Unterkategorie<br />

des operativen Risikos betrachtet werden, wohingegen Reputationsrisiken als nachgelagerte<br />

Risiken, die durch ein primäres Risiko verursacht werden, einzustufen sind.<br />

Als konkrete Verfahren zur Ermittlung der Eigenkapitalanforderungen für operative Risiken<br />

werden im Rahmen des neuen Kapitalakkords drei Ansätze vorgeschlagen: der Basic Indicator<br />

Approach, der Standardised Approach und der Advanced Measurement Approach. Bei dem<br />

erstgenannten Verfahren richtet sich die Eigenkapitalunterlegung nach dem Produkt aus<br />

den Brutto-Erlösen einer Bank und einem vom Baseler Ausschuss festzulegenden Faktor.<br />

Damit ist diese Methode zwar für jede Bank einfach anzuwenden, jedoch kann sie kaum als<br />

risikosensitiv beurteilt werden. Daher sollten international agierende Kreditinstitute minde-<br />

stens den Standardised Approach anwenden, bei dem das unterschiedliche Risiko der ein-<br />

zelnen Geschäftssparten einer Bank Berücksichtigung findet. Voraussetzung ist jedoch u. a.<br />

21


Banken-Symposium<br />

das Mapping dieser Geschäftssparten auf die Standard Business Lines, wie sie durch den<br />

Baseler Ausschuss definiert worden sind. Der Advanced Measurement Approach gliedert<br />

sich in die drei Unterkategorien Interner Bemessungsansatz, Verlustverteilungsansatz und<br />

Scorecard Ansatz. Letztgenannter zeichnet sich dadurch aus, dass die Kalkulation des<br />

regulatorischen Eigenkapitals nicht nur auf internen und externen Verlustdaten basiert, son-<br />

dern auch auf unternehmensspezifischen Daten, die von Experten im Hinblick auf operative<br />

Risiken ausgewertet und interpretiert werden. Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist vor<br />

allem darin zu sehen, dass auch bei neuen Aktivitäten einer Bank, für die keine Verlustdaten<br />

vorliegen, Bewertungen der operativen Risiken möglich sind. Darüber hinaus kann eine zeit-<br />

nahe Entlohnung für Verbesserungen des Operational Risk-Profils direkt berücksichtigt wer-<br />

den. Die Anwendung der einzelnen Ansätze zur Ermittlung der Eigenkapitalanforderung<br />

setzt die Erfüllung zahlreicher Anforderungen voraus, die vom Baseler Ausschuss vorgege-<br />

ben werden und mit der Komplexität der Verfahren variieren.<br />

Da das Eigenkapital eine der knappsten Ressourcen einer Bank darstellt, ist es verständlich,<br />

dass Banken versuchen, ihre Erträge in Relation zum Eigenkapital zu optimieren. Als wesent-<br />

liche Performance-Kennzahlen werden in diesem Zusammenhang der Return on Risk Adjusted<br />

Capital (RoRAC) und der Economic Value Added (EVA) angesehen. Im Rahmen der Konzerns-<br />

teuerung muss sich nun der Vorstand in die Lage versetzt sehen, die Bindung des Eigenkapi-<br />

tals zu steuern. Während die risikosensitive Steuerung für Marktpreis- und Kreditrisiken be-<br />

reits relativ weit vorangeschritten ist, befindet sie sich im Bereich des Operational Risk jedoch<br />

noch in den Anfängen. Neben einer einmaligen Bestimmung des Risikoprofils für das<br />

Operational Risk sollten vor allem Veränderungen im Risikoprofil aufgezeigt und antizipiert<br />

werden können, damit mögliche Effekte einer strategischen Entscheidung (z. B. Einführung<br />

des Online-Banking) auf das Risikoprofil abgeschätzt werden können und eine angemessene<br />

Preiskalkulation für das neue Produkt erfolgen kann.<br />

Die Dresdner Bank hat sich ein pro-aktives Management der operativen Risiken bis 2005<br />

zum Ziel gesetzt. Zur Förderung einer gemeinsamen Sprache wurde in der Dresdner Bank<br />

22<br />

Blick in das Auditorium


Banken-Symposium<br />

ein Rahmenwerk in Form einer Operational Risk Guideline verabschiedet, das von der Abtei-<br />

lung Operational Risk mit Hilfe der Unternehmensbereiche in der Bank eingeführt wird. Das<br />

Gesamtkonzept basiert auf einem Process Mapping, das die Prozessschritte der relevanten<br />

Produkte der Bank abbildet. Die Relevanz der Produkte für das operative Risiko wird durch<br />

die Deckungsbeitragshöhe eines Produkts oder einer Produktgruppe determiniert. Damit<br />

wird die Verletzbarkeit der Gewinn- und Verlustrechnung durch operative Risiken zum Aus-<br />

druck gebracht. Neben einer Erfassung der Verluste ist es im Sinne eines pro-aktiven Mana-<br />

gements auch erforderlich, potenzielle Gefahren rechtzeitig zu entdecken und Verbesserungs-<br />

maßnahmen einzuleiten. Dies wird in Form eines Self-Assessments umgesetzt, das durch die<br />

Abteilung Operational Risk strukturiert und von einer webbasierten Applikation unterstützt<br />

wird. Die Gefahren werden dabei von Experten auf der Grundlage von unternehmens-<br />

spezifischen Daten bewertet. Anschließend werden die Bewertungen von einem zweiten<br />

Experten überprüft und freigegeben. Es werden dabei sowohl quantitative Daten (erwartete<br />

Schadenshöhe und erwartete Häufigkeit) als auch die Einschätzung der Qualität (mit Hilfe<br />

von ex ante definierten Qualitätsdimensionen) erfasst. Die bankweite Erfassung und<br />

Kategorisierung von Verlustdaten selbst erfolgt ebenfalls unter Zuhilfenahme einer<br />

webbasierten Anwendung.<br />

Die im Self-Assessment bewerteten Verlusthäufigkeiten und -höhen stellen sodann die Basis<br />

für die Kalkulation des ökonomischen Kapitalbedarfs dar. Da beide Größen unter Unsicher-<br />

heit geschätzt werden, wird für sie eine Verteilung angenommen. Im einzelnen wird für die<br />

Verlusthäufigkeiten mit einer (negativen) Binomialverteilung oder einer Poissonverteilung<br />

gearbeitet, während die Verlusthöhe mit Hilfe einer Gamma- oder Lognormalverteilung<br />

modelliert wird. Die beiden Verteilungen werden danach mit Hilfe einer Monte Carlo Simu-<br />

lation gefaltet, damit die aggregierte Verteilung der möglichen Verluste aus operationellen<br />

Risiken entsteht. Der ökonomische Kapitalbedarf für operative Risiken bemisst sich dann<br />

anhand eines vorab festgelegten Perzentils (z. B. 99 %).<br />

Abschließend stellte Herr Dr. van den Brink heraus, dass mit dem skizzier-<br />

ten Konzept eine Grundlage geschaf-<br />

fen worden ist, die jedoch in der wei-<br />

teren Detaillierung noch viel<br />

Verbesserungspotenzial belässt.<br />

Beispielhaft kann an die Berück-<br />

sichtigung von Korrelationen zwi-<br />

schen einzelnen Risikoarten gedacht<br />

werden. Da sowohl die Praxis als<br />

auch die Wissenschaft allein bis-<br />

her keine passenden Lösungen<br />

erzielen konnten, ist eine Zu-<br />

sammenarbeit auf dem Ge-<br />

biet des Managements ope-<br />

rativer Risiken von großer Be-<br />

deutung.<br />

Dr. Gerrit Jan van den Brink<br />

23


Banken-Symposium<br />

Auswirkungen von Basel II auf die Kreditpolitik<br />

und das Eigenkapitalmanagement der Sparkassen<br />

und Landesbanken<br />

Die Revision der Mindesteigenkapitalanforderungen für das Kreditgeschäft stellt die wesentliche<br />

Neuregelung des gründlich überarbeiteten Baseler Kapitalakkords dar. Darin ist weiterhin ein<br />

Mindestkapitalkoeffizient von 8 % vorgesehen, wobei operationelle Risiken, die bislang nur<br />

implizit abgedeckt worden sind, künftig explizit erfasst werden sollen. Das Verhältnis von<br />

Kreditrisiken zu operationellen Risiken wird dabei nach einem ersten Vorschlag auf 4:1 kalibriert.<br />

Herr Prof. Waschkowski erörterte in seinem Vortrag die Konsequenzen von Basel II, die für<br />

die Kreditpolitik und das Eigenkapitalmanagement öffentlich-rechtlicher Kreditinstitute zu<br />

erwarten sind. Grundsätzlich ist eine Zielsetzung des neuen Regelwerks in der Vermeidung<br />

internationaler Finanzkrisen durch die Schaffung eines Level Playing Field für international<br />

agierende Institute zu sehen. Auf Grund der Transformation des neuen Aufsichtsrechts in EU-<br />

Recht ist es jedoch auch für die Sparkassenorganisation von hoher Relevanz. Daher startete<br />

im Mai 2000 das Projekt „Entwicklung eines einheitlichen Ratings in der Sparkassen-<br />

Finanzgruppe“, an dem auch die Landesbank Baden-<br />

Württemberg (LBBW) partizipiert. In diesem<br />

Zusammenhang werden für konkrete „spar-<br />

kassentypische“ Kundensegmente wie Ge-<br />

werbekunden, kleine und mittlere Firmen-<br />

kunden sowie Immobilien Verfahren zur dif-<br />

ferenzierten Eigenkapitalunterlegung ent-<br />

wickelt. Als äußerst problematisch erweist sich<br />

hierbei die Beschaffung der erforderlichen Daten,<br />

da diese (noch) nicht elektronisch verfügbar sind.<br />

Daher ist auf diesem Gebiet mit einem<br />

erheblichen Mehraufwand zu rechnen.<br />

Letztendlich erwartet man sich von der<br />

Kalibrierung des Systems, dass ein<br />

gleiches Ratingergebnis in jedem<br />

Kundensegment die gleiche<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit im-<br />

pliziert. Ein Spezialrating-Projekt, an<br />

dem nahezu alle Landesbanken<br />

teilnehmen, soll darüber hinaus<br />

dazu dienen, die landesbank-<br />

24<br />

Prof. Dr. Hans Waschkowski, Mitglied des Vorstandes der Landesbank Baden-Württemberg, ging vor dem<br />

Hintergrund des neuen Baseler Eigenkapitalakkords insbesondere auf den Ratingprozess und seine Bedeu-<br />

tung für die Kreditkosten ein.<br />

Prof. Dr. Hans Waschkowski


Banken-Symposium<br />

spezifischen Geschäftsbereiche Staaten, Banken, Unternehmen und Projektfinanzierungen<br />

abzudecken.<br />

Speziell für das Rating eines Firmenkunden ist im Rahmen von Basel II zu beachten, dass sein<br />

individuelles Rating und damit auch seine Kreditkonditionen von einer Vielzahl von Faktoren<br />

bestimmt werden. Neben herkömmlichen Einflussgrößen wie etwa bilanziellen Kennzahlen<br />

oder dem Kontoverhalten rücken dabei auch immer mehr qualitative Gesichtspunkte in den<br />

Vordergrund. So beeinflussen beispiels-<br />

weise die Unternehmensstrategie, die<br />

Marktposition sowie die Organisations-<br />

struktur das Rating eines Unternehmens.<br />

Ein Problemfeld besteht jedoch darin,<br />

dass dieses interne Rating für ein spezifi-<br />

sches Unternehmen auf Grund unter-<br />

schiedlicher Methoden von einem extern<br />

erstellten Rating abweichen kann. Als<br />

Konsequenz könnte sich daraus wieder-<br />

um eine Substitution der Finanzierung<br />

über die Hausbank durch den Kapital-<br />

markt ergeben, die durch ein externes<br />

Rating begünstigt wird. Nicht zuletzt des-<br />

halb sollte die Chance einer intensiveren<br />

Kommunikation zwischen Bank und Kun-<br />

de über sein internes Rating genutzt wer-<br />

den, um eine dauerhafte Kundenbindung<br />

zu erreichen.<br />

Insgesamt werden Banken durch Basel II<br />

dazu verpflichtet, eine detaillierte be-<br />

triebswirtschaftliche Kalkulation für<br />

Kreditprodukte auf Basis eines intern<br />

erstellten Ratings durchzuführen, die es<br />

ermöglicht, sämtliche Kreditrisiken adäquat zu erfassen. Die konkrete Kalkulation eines<br />

Kredites betreffend stellte Herr Prof. Waschkowski heraus, dass für die „Kreditherstellkosten“<br />

der Refinanzierungssatz zuzüglich der drei Kostenkomponenten Kapital-, Risiko- und<br />

Verwaltungskostensatz maßgeblich sind. Hinsichtlich der Kapitalkosten lässt sich in diesem<br />

Zusammenhang die Vermutung anstellen, dass aus einer Verwendung des IRB-Ansatzes<br />

(insbesondere des fortgeschrittenen IRB-Ansatzes) eine deutliche Minderung der Kosten für<br />

das bankaufsichtsrechtlich gebundene Eigenkapital gegenüber der bisherigen Grundsatz-I-<br />

Regelung resultiert. In Abhängigkeit von der Risikoklasse variiert darüber hinaus das gebundene<br />

Eigenkapital und damit auch der Verzinsungsanspruch.<br />

Für die Organisation des Kreditsteuerungsprozesses erwartet Herr Prof. Waschkowski eine<br />

Gliederung nach Risikoaktivaklassen, die eventuell in Unterklassen eingeteilt werden, wobei<br />

gleichzeitig Zielsetzungen für die jeweiligen Profitcenter-Verantwortlichen vorgegeben wer-<br />

den können. Zudem ermöglicht die Bildung von Risikoklassen einen differenzierten Einblick<br />

in das Kreditportfolio einer Bank, so dass gleichzeitig eine verbesserte Risikotransparenz<br />

erreicht wird.<br />

Mittagspause im Atrium des<br />

MicroElectronicCentrums<br />

25


Banken-Symposium<br />

Erfahrungen beim Aufbau einer modernen und<br />

aufsichtsadäquaten Kreditrisikosteuerung am<br />

Beispiel der WGZ-Bank<br />

Seit einiger Zeit befindet sich die Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank auf dem Weg<br />

zu einer deutlich moderneren Kreditrisikosteuerung. Damit soll das Wertschöpfungspotenzial,<br />

das in einer Modernisierung der „Kreditrisikokultur“ liegt, erschlossen werden, wobei auch<br />

die zukünftigen bankaufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen (Basel II) zu beachten sind.<br />

Vor diesem Hintergrund stellte Herr Fraedrich zunächst Unterschiede zwischen der veralte-<br />

ten und der modernen Auffassung von einer Kreditrisikosteuerung dar. Während das Kre-<br />

ditrisiko in der Vergangenheit nicht als eine wesentliche Komponente des Kreditgeschäfts<br />

aufgefasst wurde und man sich vielmehr entschieden auf die strikte Vermeidung von Aus-<br />

fällen konzentrierte, werden Kreditverluste nach moderner Sichtweise als Konsequenz einer<br />

kalkulierten Risikoübernahme verstanden. Da diese Unterteilung in „veraltet“ und „mo-<br />

dern“ jedoch zu undifferenziert ist und viele Banken bezüglich der verschiedenen Teil-<br />

komponenten des komplexen Kreditgeschäfts verschiedene Evolutionsebenen erreicht ha-<br />

ben, skizzierte Herr Fraedrich anschließend sechs Entwicklungsstufen der Kreditrisiko-<br />

steuerung.<br />

Im Rahmen der ersten Stufe erfolgt eine Kreditvergabe nur an „gute“ Kunden, so dass die<br />

Gefahr der Adversen Selektion besteht. Stufe zwei sieht eine Einordnung der Kredite nach<br />

ihrer Qualität vor, wobei eine Differenzierung zwischen einzelnen Bonitäten in der Regel<br />

eher gering ausfällt. Da eine Erfolgsrechnung nur hoch aggregiert erfolgt, können die Ver-<br />

antwortlichen nicht erkennen, welche Geschäfte Wert schöpfen und mit welchen Geschäf-<br />

ten Werte vernichtet werden. Auf der dritten Stufe findet eine Einpreisung des Kreditrisikos<br />

statt. Mit der Einführung moderner Ratings und Messgrößen für den Verlust bei Ausfall des<br />

Kunden sowie der Berechnung und Durchsetzung von Mindestmargen zur Deckung der<br />

tatsächlichen Risiken ist auf dieser Ebene der erste wesentliche Schritt hin zu einer moder-<br />

nen Risikosteuerung getan. Da jedoch noch keine Vertriebssteuerung unter Berücksichti-<br />

gung einer gesamtbankorientierten Risikosteuerung vorhanden ist, besteht weiterhin die Ge-<br />

fahr von unvorteilhaften Konzentrationstendenzen in einzelnen Kundensegmenten. Mit dem<br />

Einstieg in das Portfolio-Management auf der vierten Entwicklungsstufe der Kreditrisiko-<br />

steuerung soll der Kreditbestand wie ein Anlage-Portfolio verwaltet werden. Hierbei sind<br />

Instrumente der Portfolio-Modellierung sowie Steuerungstools zur Reduzierung von Konzentrat-<br />

ions- und Korrelationsrisiken einzuführen. Jedoch liegt der Schwerpunkt in dieser Stufe noch<br />

auf der Identifikation von Konzentrations- und Korrelationsrisiken und (noch) nicht auf der<br />

unter Wertschöpfungsgesichtspunkten optimalen Kapitalallokation in der Bank. Die fünfte<br />

Entwicklungsstufe umfasst die Steuerung nach Risk-/Return-Relationen, wobei eine Top-Down-<br />

26<br />

Michael Fraedrich, Mitglied des Vorstandes der WGZ-Bank eG, erläuterte praxisnah wesentliche Aspekte<br />

einer modernen Kreditrisikosteuerung, mit deren Hilfe auch den neuen aufsichtsrechtlichen Anforderun-<br />

gen entsprochen werden kann.


Banken-Symposium<br />

Kapitalsteuerung für die Gesamtbank zu implementieren ist. Darüber hinaus wird eine Ver-<br />

knüpfung der Portfolio-Optimierung mit dem Rating-Ziel für das Kreditinstitut vorgenommen,<br />

da davon ausgegangen werden kann, dass die Investoren auf dem Kapitalmarkt die Ent-<br />

wicklung der Bank genau beobachten und dass folglich Institute mit einer modernen Risikos-<br />

teuerung ein besseres Rating und damit günstigere Refinanzierungskonditionen bekommen.<br />

Bei der sechsten, derzeit noch visionären, Stufe steht ein aktives Portfolio-Management im<br />

Vordergrund, bei dem die Struktur des Kreditportfolios nicht mehr durch die Markt-/Vertriebs-<br />

aktivitäten vorgegeben wird. Liquiditätszuwächse in Teilen des Kreditmarktes können dabei<br />

für die aktive Strukturierung des Portfolios durch den Handel von Kreditrisiken genutzt wer-<br />

den.<br />

Die WGZ-Bank selbst treibt die Modernisierung ihrer Kreditrisikosteuerung mit einer Reihe<br />

von Projekten voran. Den Ausgangspunkt bei dieser Neuausrichtung bilden strikte Kosten-<br />

Nutzen-Überlegungen, d. h. die geschätzte mittel- bis langfristige Wertschöpfung für jedes<br />

Projekt wird mit den erwarteten Kosten verglichen.<br />

Ein wesentlicher Baustein einer modernen Kreditrisikosteuerung ist die kundenindividuelle<br />

bzw. sogar einzelgeschäftsbezogene Schätzung des erwarteten Verlusts, woraus sich schließ-<br />

lich die Standardrisikokosten ableiten. Der erwartete Verlust lässt sich als Produkt der drei<br />

Faktoren Ausfallwahrscheinlichkeit (Expected Default Frequency), ausfallgefährdetes Volu-<br />

men (Exposure-at-Default) und Schadensquote (Severity) darstellen, denen auch jeweils BVR-<br />

bzw. WGZ-Projekte entsprechen.<br />

So stellt das W&S-Rating (Wholesale & Special) ein mathematisch-statistisches Analyse-<br />

instrument für mittelständische Firmenkunden mit einem Jahresumsatz von DM 10 Mio. bis<br />

DM 2 Mrd. dar, das Kennzahlen aus dem Jahresabschluss zusammen mit qualitativen Infor-<br />

mationen und einer Reihe von potenziellen Warnsignalen zu einem Ratingendergebnis, also<br />

einer Ausfallwahrscheinlichkeit, verdichtet. Das Ratinginstrument BVR-II ist der Partner zum<br />

W&S-Rating für bilanzierende Firmenkunden mit einem Jahresumsatz, der kleiner als DM 10<br />

Mio. ist. Im Rahmen von BVR-II wurde explizit der Tatsache Rechnung getragen, dass bei<br />

Personengesellschaften die wirtschaftlichen Verhältnis-<br />

se der Gesellschafter für die Bonität des Unterneh-<br />

mens eine wichtige Rolle spielen.<br />

Mit dem WGZ-Bank-Projekt Exposure-at-Default<br />

(EAD) soll die Entwicklung eines Prognosemodells<br />

für diesen Parameter vorangetrieben werden, da-<br />

mit die letztendliche Schadenshöhe (Loss Given<br />

Default, LGD) eines ausgefallenen Engage-<br />

ments als Produkt aus EAD und Schadens-<br />

quote vorausgesagt werden kann. Ergeb-<br />

nis des mittlerweile abgeschlossenen Pro-<br />

jekts ist neben den konkreten Parameter-<br />

und Modellschätzungen u. a. ein umfang-<br />

reicher Datenanforderungskatalog, der<br />

helfen wird, Daten für die zukünftigen<br />

Weiterentwicklungen des Modells mit<br />

weniger manuellem Aufwand zusam-<br />

menzustellen.<br />

Michael Fraedrich<br />

27


Banken-Symposium<br />

Die zur Ermittlung des LGD erforderliche Schadensquote ist Gegenstand des WGZ-Bank-<br />

Projekts Severity. Dabei wird mit Hilfe von geeigneten Parametern geschätzt, welcher Anteil<br />

des EAD als finanzieller Verlust tatsächlich zu Buche schlägt. Als relevante Daten sind in<br />

diesem Zusammenhang vor allem Konkurs-, Vergleichs- und Sanierungswahrscheinlichkeiten<br />

sowie entsprechende Erlösquoten für die verschiedenen Sicherheitenarten, Konkurs- und<br />

Vergleichsquoten heranzuziehen. Überdies sind am Ende noch Zins- und Abwicklungskosten<br />

zu berücksichtigen.<br />

Im Rahmen des weitgehend abgeschlossenen WGZ-Bank-Projekts Pricing wurde ein Modul<br />

zur Ermittlung des Kundenzinssatzes für ein gegebenes Kreditprodukt entwickelt. Neben<br />

den Stückkosten erweisen sich hierbei die Risikokosten, die durch den erwarteten Verlust<br />

determiniert werden, und die Eigenkapitalkosten als die wesentlichen Kostenblöcke, die in<br />

den Kredit-Zinssatz eingehen.<br />

Vor dem Hintergrund der geplanten Neuerungen für die Vorschriften zur Eigenkapital-<br />

unterlegung (Basel II) stellte Herr Fraedrich abschließend heraus, dass die WGZ-Bank eine<br />

Reihe von Maßnahmen ergriffen hat, um sich rechtzeitig für Basel II zu wappnen. Dazu<br />

gehören beispielsweise die Untersuchung der Geschäftsbereiche auf ihre „Basel-Tauglich-<br />

keit“, die Teilnahme an Untersuchungen der Aufsichtsbehörden wie etwa den Impact Studies<br />

und letztendlich auch die Forcierung der vorhandenen Projekte zur Parametrisierung der<br />

bankweit einheitlichen Risikomessung. Zu meistern gilt es jedoch noch Schwierigkeiten im<br />

Bereich der Datenverfügbarkeit und Datenkultur, wobei eine konsequente Weiterarbeit an<br />

diesem Thema lohnenswert erscheint, um auf diese Weise sowohl aufsichtsrechtliche Anfor-<br />

derungen erfüllen zu können als auch die Grundlage für einen nachhaltigen Erfolg der<br />

WGZ-Bank und ihrer Mitgliedsbanken im mittelständischen Kreditgeschäft zu legen. Nicht<br />

zuletzt steht dieser Erfolg auch im Einklang mit den Interessen der mittelständischen Kun-<br />

den, deren Wettbewerbsfähigkeit durch risikoadäquate Kreditkonditionen verbessert wer-<br />

den kann.<br />

28<br />

Während der Kaffeepause


Banken-Symposium<br />

Basel II - Revolution im Kreditgewerbe und in<br />

der Bankenaufsicht<br />

Jochen Sanio, Präsident des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen, erläuterte, welche Anpassungen<br />

auf dem Weg zur neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung aus deutscher Sicht noch vorzunehmen sind, um<br />

zu adäquaten Lösungen für den Mittelstand zu gelangen.<br />

Die seit Jahren andauernden Verhandlungen zu Basel II liegen aus deutscher Perspektive<br />

noch recht weit von einem erfolgreichen Abschluss entfernt; in den kommenden Wochen<br />

und Monaten gilt es daher, noch wesentliche deutsche Anliegen durchzusetzen. Da jedoch<br />

alle nationalen Aufseher grundsätzlich an einer Einigung auf internationale Standards der<br />

Risikobegrenzung interessiert sind und es dem Baseler Ausschuss in seiner mehr als 25jährigen<br />

Geschichte jedes Mal gelungen ist, mit Einigungsproblemen fertig zu werden, blickt Herr<br />

Sanio optimistisch auf die bevorstehenden Verhandlungen.<br />

Nach seiner Auffassung ist der größte deutsche Gewinn bereits im Zweiten Konsul-<br />

tationspapier vom Januar <strong>2001</strong> erzielt worden. Dabei ist es im Rahmen der Regeln zur<br />

Bestimmung des Risikogehalts von Krediten gelungen, Alternativen durchzusetzen, die auch<br />

von kleineren Banken angewandt werden können. In erster Linie ist damit die Zulassung des<br />

bankinternen Ratings mit seinen zwei Varianten, dem „foundation approach“ und dem<br />

erheblich anspruchsvolleren „advanced approach“, gemeint, wobei selbst die letztgenannte<br />

Methode für kleine Banken nicht außer Reichweite liegt. Die qualitativen Anforderungen,<br />

die jede Bank, die das interne Rating betreiben will, erfüllen muss, sind so gestaltet worden,<br />

dass viele Institute ihnen schon heute gerecht werden. Dennoch werden sich Banken darauf<br />

einstellen müssen, dass sie künftig über einen ihrer Geschäftsstruktur und ihrem Risikoprofil<br />

adäquaten Risikosteuerungs- und -managementprozess verfügen sollen, der auch aufsichtlich<br />

im Rahmen des „supervisory review process“ (kurz: SRP) auf seine Angemessenheit kontrolliert<br />

wird. Der SRP verkörpert die neue Strategie einer verstärkt präventiv agierenden Banken-<br />

aufsicht, die sich stärker als bisher auf qualitative Aspekte der Begrenzung von Bankrisiken<br />

konzentrieren wird.<br />

Im Hinblick auf Befürchtungen des deutschen Mittelstandes, Basel II könne zu einer Ver-<br />

teuerung der Kreditkonditionen führen, warnte Herr Sanio vor voreiligen Schlüssen und<br />

bemerkte zugleich, dass der Baseler Ausschuss ein grundsätzliches Entgegenkommen in der<br />

Frage der Eigenkapitalunterlegung von Krediten an den Mittelstand in Aussicht gestellt hat.<br />

Dennoch bleibt zu berücksichtigen, dass es sich ertragsschwache Institute ohnehin nicht<br />

länger leisten können, schlechtere Kreditrisiken ohne adäquate Risikoprämie zu tragen.<br />

Darüber hinaus wird im Rahmen der Diskussion um die Mittelstandsfinanzierung oftmals<br />

vergessen, dass das bankinterne Rating-Verfahren für wirtschaftlich gesunde Kreditnehmer,<br />

bei denen das Bonitätsurteil der kreditgewährenden Bank positiv ausfällt, hinsichtlich ihrer<br />

zukünftigen Kreditkonditionen nur vorteilhaft sein kann. Voraussetzung ist allerdings eine<br />

Abkehr des Mittelstandes von der Geheimniskrämerei hin zu einer stärkeren Bereitschaft zur<br />

Offenlegung der wirtschaftlichen Verhältnisse, denn ohne Transparenz ist Rating nicht möglich.<br />

Zur Schnürung eines vernünftigen Mittelstandspaketes in Basel könnte eine Abflachung der<br />

29


Banken-Symposium<br />

Risikogewichtungsfunktion beim internen Rating herangezogen werden, wobei unterstellt<br />

wird, dass viele mittelständische Unternehmer nicht zu den Top-Bonitäten gehören. Ebenso<br />

denkbar wäre die Entwicklung einer eigenen Risikogewichtungsfunktion für den Mittelstand,<br />

die zwar von deutscher Seite befürwortet wird, jedoch bei anderen Ausschussmitgliedern<br />

auf starke Ablehnung stößt, da es keine allgemeingültige Definition für mittelständische<br />

Unternehmen gibt.<br />

Ein weiterer offener Punkt im Rahmen der Mittelstands-<br />

diskussion besteht in dem Kreis der anerkennungsfähigen<br />

Sicherheiten, die zu einer Reduzierung der Eigenkapital-<br />

unterlegung für Kredite führen. Zwar ist der Katalog dieser<br />

Sicherheiten schon im Zweiten Konsul-tationspapier sehr<br />

weit gefasst, jedoch wird in Basel erwogen, ihn nochmals<br />

zu erweitern, um die Anrechnungssätze für Mittelstands-<br />

kredite weiter nach unten zu drücken.<br />

Ebenso mittelstandsrelevant ist der Streit um<br />

die Laufzeitzuschläge und -abschläge, die<br />

sog. „maturity adjustments“, die im<br />

„advanced approach“ zum Tragen<br />

kommen sollen. Während der Baseler<br />

Ausschuss beim “foundation approach“<br />

bisher bei allen Engagements auf eine<br />

Durchschnittslaufzeit von drei Jahren<br />

abstellen will, soll im „advanced<br />

approach“ für jede Bonitätsklasse<br />

die gewichtete tatsächliche<br />

Restlaufzeit der Kredite zu<br />

Grunde gelegt werden. Je langfristiger ein Kredit ist, desto höher wäre der Zuschlagsfaktor<br />

für die Kapitalunterlegung, wobei wahrscheinlich eine Kappungsgrenze bei fünf Jahren<br />

eingefügt würde. Hinsichtlich der Höhe der Zuschlagsfaktoren werden von amerikanischer<br />

Seite Werte diskutiert, die im Bereich von 600 % des Unterlegungssatzes für einjährige<br />

Kredite liegen. Insbesondere die deutsche Volkswirtschaft wäre hiervon in Folge ihrer<br />

langfristigen Finanzierungsstruktur stark berührt, während andere Volkswirtschaften, die<br />

hinsichtlich ihrer Finanzierung kurzfristiger ausgerichtet sind, weniger stark betroffen wären.<br />

Die Zielsetzung der deutschen Vertreter im Baseler Ausschuss muss demnach darin liegen,<br />

dass bei den internen Ratingverfahren kein unangemessener Zuschlag für mittel- bis langfristige<br />

Kredite zum Tragen kommt, der die bewährte Finanzierungskultur in Deutschland nachhaltig<br />

in Frage stellen würde.<br />

Im Bereich des internen Ratings bildet die Frage nach der künftigen Eigenkapitalunterlegung<br />

für Aktien und Beteiligungen ein weiteres wichtiges Thema. Im Grundsatz sind sich die<br />

Ausschussmitglieder einig, dass die Verwirklichung des Prinzips der Risikosensitivität zu<br />

höheren Anrechnungssätzen bei Aktien und Beteiligungen führen muss. In diesem<br />

Zusammenhang werden zwei Verfahren diskutiert, die beide zu einer erhöhten<br />

Eigenkapitalanforderung für die Institute führen würden. Von amerikanischer Seite wird die<br />

Marktrisikomethode favorisiert, die das Risiko in der möglichen Schwankung des Marktpreises<br />

sieht. Deutschland hingegen plädiert für den „PD/LGD-Ansatz“, bei dem sich die Höhe der<br />

30<br />

Jochen Sanio


Banken-Symposium<br />

Eigenkapitalunterlegung nach den Parametern „probability of default“ (Ausfall-<br />

wahrscheinlichkeit) und „loss given default“ (Verlust bei Ausfall) richtet.<br />

Das schwierigste Problem, das sich für den Baseler Ausschuss stellt, besteht jedoch in der<br />

Endkalibrierung des Akkords. Dabei sollen durch die „Quantitative Impact Study II“, an der<br />

mittlerweile über 150 Banken aus allen 13 im Ausschuss vertretenen Ländern beteiligt sind,<br />

die Auswirkungen von Basel II ermittelt werden. Es wird beabsichtigt, das Gesamtniveau der<br />

Eigenkapitalunterlegung im Durchschnitt, also für die Gesamtheit der beteiligten<br />

Kreditinstitute, unverändert zu lassen.<br />

Resümierend lässt sich festhalten, dass das neue Eigenkapitalregime für Banken immer noch<br />

die Chance bietet, das ursprüngliche Ziel eines risikosensitiven und risikoadäquaten Systems<br />

zur Eigenkapitalunterlegung im Kreditgeschäft zu erreichen, das die Stabilität der nationalen<br />

Finanzmärkte und des Weltfinanzsystems entscheidend verbessert.<br />

v. l. n. r.: Prof. Dr. Bernd Rolfes, Jochen Sanio, Friedel Fleck, Michael Fraedrich, Dr. Stephan Schüller<br />

31


Workshops<br />

Workshops<br />

33<br />

Workshops


Workshops<br />

Einführung in die technische Aktienanalyse<br />

34<br />

Stephen Schneider, technischer Analyst bei der WGZ-Bank eG, beleuchtete neben den Grundlagen der<br />

Dow-Theorie insbesondere die Anwendung von Formationen zur Berechnung von Kurszielen im Rahmen<br />

der technischen Aktienanalyse.<br />

Das Gebiet der Aktienanalyse lässt sich in zwei Bereiche unterteilen: die fundamentale und<br />

die technische Analyse. Im Gegensatz zur Fundamentalanalyse, bei der zusätzlich qualitative<br />

Daten untersucht werden, ist die technische Analyse rein quantitativ ausgerichtet. Die tech-<br />

nische Analyse beruht insbesondere auf der Elliott-Wellen- bzw. Dow-Theorie. Bevor Herr<br />

Schneider auf Grundlagen und spezielle Anwendungen dieser Theorie einging, betonte er,<br />

dass der Einsatz der technischen Analyse zu verschiedenen Prognosen führen kann, die nach<br />

Ermessen oder mit Hilfe von Entscheidungsmatrizen oder Scoringmodellen gewichtet wer-<br />

den. Die Erstellung solcher Prognosen bedeutet immer ein Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten.<br />

Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Ergebnisse grundsätzlich eintreten, den-<br />

noch lässt sich bei ihrer Anwendung eine recht gute Erfolgsquote erzielen.<br />

Grundlage der Elliott-Wellen-Theorie ist die Dow-Theorie. Charles Dow entwarf zusammen<br />

mit Edward Jones bereits im 19. Jahrhundert einen Aktien-Index aus elf Aktien, von denen<br />

neun Eisenbahnwerte waren. Er verglich die Bewegungen seines Indexes mit den Gezeiten<br />

(Ebbe und Flut) und formulierte folgende Leitsätze:<br />

• Die Indizes diskontieren alles, d.h. dass jeder mögliche Einflussfaktor auf Angebot oder<br />

Nachfrage - auch wenn er erst in der Zukunft wirksam wird - bereits in den Marktindizes<br />

reflektiert wird.<br />

• Der Markt hat drei Trends. Der primäre oder langfristige Trend kann bis zu mehreren<br />

Jahren andauern. Der sekundäre bzw. mittelfristige repräsentiert Korrekturen des primä-<br />

ren Trends und dauert gewöhnlich drei Wochen bis drei Monate, während der tertiäre<br />

Trend, der auch kurzfristiger Trend genannt wird, sich über einen Zeitraum von weniger<br />

als drei Wochen erstreckt und für kurzfristige Fluktuationen im mittelfristigen Trend steht.<br />

• Die primären Trends bestehen aus drei Phasen. Die erste Phase, die so genannte<br />

Akkumulationsphase, besteht aus den Käufen der cleveren, wohlinformierten Investo-<br />

ren und tritt auf, nachdem alle schlechten Nachrichten in den Kursen berücksichtigt sind.<br />

Die zweite Phase, an der die meisten trendfolgenden Investoren beginnen, an der Markt-<br />

bewegung zu partizipieren, fängt an, während sich die Kurse schnell entwickeln und die<br />

Nachrichten positiver werden. Schließlich ist die dritte oder auch Endphase durch eine<br />

zunehmende Teilnahme der Öffentlichkeit gekennzeichnet, während u. a. die Zeitun-<br />

gen beginnen, verstärkt positive Meldungen zu drucken. Während dieser Phase werden<br />

die informierten Investoren bereits zunehmend Aktien verkaufen, da die Kurse sehr<br />

hoch sind und niemand außer ihnen bereit ist, Aktien anzubieten.<br />

• Die Indizes müssen einander bestätigen. Bei diesem Grundsatz bezog sich Dow auf den<br />

Industrie- und den Eisenbahnwerteindex. Er war der Meinung, dass kein wichtiger Hausse-<br />

oder Baissezyklus stattfinden könne, ohne dass beide Indizes dasselbe Signal gäben.<br />

• Die Volumenentwicklung muss dem Trend entsprechen. Dow erkannte die Wichtigkeit<br />

des Volumens als einen sekundären, aber bedeutenden Faktor bei der Bestätigung der


Workshops<br />

Signale der Kurse. Bei einem steigenden Primärtrend soll folglich auch das Volumen<br />

steigen, während sich die Kurse erhöhen et vice versa.<br />

• Ein Trend gilt solange, bis ein definitives Trendwendesignal auftritt. Dies bedeutet, dass<br />

ein Trend in Bewegung dazu tendiert, diese Bewegung beizubehalten. Die schwierigste<br />

Aufgabe für technische Analysten besteht darin, zwischen einer normalen sekundären<br />

Reaktion in einem bestehenden Trend und dem ersten Bein eines neuen Trends in der<br />

Gegenrichtung zu unterscheiden.<br />

Nach der Vorstellung der Grundsätze der Dow-Theorie ging Herr Schneider auf einen we-<br />

sentlichen Bereich im Rahmen des Chartreading ein, die Untersuchung von Formationen.<br />

Auf dem Gebiet der Formationen wird unterschieden zwischen Trendbestätigungs- und Trend-<br />

umkehrformationen. Zu den Trendumkehrformationen gehören u. a. M-/W-Formationen,<br />

Kopf-Schulter-Formationen, Keile und V-Formationen. Am Beispiel einer W-Formation als<br />

eine der bekanntesten Trendumkehrformationen zeigte Herr Schneider die grundsätzliche<br />

Vorgehensweise bei der Berechnung von Kurszielen mit Hilfe von Formationen. Bei einer W-<br />

Formation wird die Wandlung eines Abwärts- in einen Aufwärtstrend angezeigt. Wie die<br />

Abbildung zeigt, lassen sich zwei Böden im Chart erkennen, die etwa auf der gleichen Höhe<br />

liegen (A und C). Nach einem Abwärtstrend folgt also ein kurzfristiger und moderater Auf-<br />

wärtstrend (von A nach B) gefolgt von einem erneuten Abschwung auf das vorherige Niveau<br />

(von B nach C). Im weiteren Verlauf wird die Widerstandslinie der mittleren Spitze (B) über-<br />

troffen (im Beispiel liegt der Kurs an der Stelle der mittleren Spitze bei 120) und auch beim<br />

erneuten moderaten Abschwung nicht unterschritten (D). Dann ist zu erwarten, dass sich der<br />

prozentuale Anstieg, der bei den Böden begann (im Beispiel 20 %), wiederholt. Das erste<br />

Kursziel lässt sich somit durch eine Erhöhung des Kurses um wiederum 20 % auf 144 (120 *<br />

120 %) festsetzen. Der zu Grunde liegende Zeitraum sollte bei einer W-Formation grundsätz-<br />

lich mindestens zwei Monate betragen.<br />

A<br />

B<br />

Erstes Kursziel<br />

C<br />

Im Anschluss an dieses Beispiel ging Herr Schneider kurz auf den Bereich der Trendanalyse<br />

ein. Grundsätzlich werden Trends mit Hilfe von Geraden angezeigt. In Aufwärtstrends wird<br />

die Gerade unter den Kursverlauf gelegt, so dass ein Verkaufssignal entsteht, wenn der Kurs<br />

die Gerade von oben nach unten schneidet. In Abwärtstrends ergibt sich umgekehrt ein<br />

Kaufsignal, wenn der Kurs die über den Kurs gelegte Gerade von unten nach oben schnei-<br />

det. Hoch- und Tiefpunkte bilden dabei jeweils Widerstände und Unterstützungen für die<br />

nächste zyklische Bewegung.<br />

D<br />

100<br />

144<br />

120<br />

35


Workshops<br />

Abschließend erklärte Herr Schneider, dass die auf Zeitreihen basierende technische Analyse<br />

durch klare Signale Emotionen und persönliche Präferenzen ausschalten soll. Vorteilhaft ist<br />

außerdem, dass sie auf jede zeitliche Periode anwendbar ist. Zur Verdeutlichung beschrieb<br />

Herr Schneider die fünf wichtigsten Emotions-/Rationalitätsfallen. Dies sind die Anwendung<br />

von Heuristiken („vorschnelles Handeln“), ein relatives Bewerten („zu starke Orientierung an<br />

Einstandspreisen“), das Streben nach Dissonanzfreiheit („Festhalten an Entscheidungen“),<br />

die Kontrollillusion sowie Kontrollverlust-Phänomene, d. h. die Angst vor nicht kontrollierba-<br />

ren Engagements. Diese „Fallen“ lassen sich am besten umgehen durch diszipliniertes Han-<br />

deln und aktives Moneymanagement, z. B. mit Hilfe der Dow-Theorie. Herr Schneider emp-<br />

fiehlt daher das Führen eines Erfahrungsbuches, wodurch sich Systematiken konkretisieren,<br />

testen und auswählen lassen.<br />

E-Investmentbanking<br />

36<br />

Stephen Schneider, Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />

Manfred Dahmen, Mitglied des Vorstandes der Gontard & MetallBank AG, referierte über die sich<br />

für Kreditinstitute durch das Internet ergebenden Potenziale zur Erweiterung des Angebotes bei<br />

gleichzeitiger Kostensenkung.<br />

Die Zahl der Internet-Nutzer wird in den kommenden Jahren kontinuierlich ansteigen und mit<br />

ihr auch die Anzahl der Haushalte und Unternehmen, die das Internet für ihre<br />

Finanztransaktionen nutzen. Dabei ist festzustellen, dass insbesondere bei Geschäfts- sowie<br />

vermögenden Privatkunden der Anspruch an zeitgemäße E-Banking-Angebote hoch ist und<br />

sich kleinere Banken und Privatbanken verstärkt diesem Trend stellen müssen.<br />

Die Kostentransparenz, vornehmlich durch die jederzeitige Informationsverfügbarkeit im Internet<br />

begründet, hat die Zahl der „self directors“ unter den vermögenden Privatkunden in der


Workshops<br />

jüngeren Vergangenheit stetig wachsen lassen. So verwundert es nicht, dass, einer Studie<br />

der „Forrester Internet Business Research“ zufolge, kaum noch Kunden dieses Segments<br />

existieren, die ihre Investitionsentscheidungen nicht autonom treffen und die bei der<br />

Vermögensverwaltung ein hohes Maß an Beratungsleistungen beanspruchen. Die Gründe für<br />

die Kunden, Finanzdienstleistungen im Internet in Anspruch zu nehmen, sind vielschichtig<br />

und stellen die Banken vor die Aufgabe, ihr Online-Angebot dementsprechend anzupassen.<br />

Den Ansprüchen der Kunden an Service, Angebot und Preis können die Banken nur gerecht<br />

werden, indem sie neben der Implementierung von „State-of-the-Art“-Sicherheitslösungen<br />

und Sicherheitsstandards eine schnelle und preisgünstige Abwicklung von Bankgeschäften<br />

gewährleisten, relevante Informationen zeitnah zur Verfügung stellen und sich durch das<br />

Angebot zusätzlicher Tools der zunehmenden Penetration der Online-Broker entziehen.<br />

Gerade kleinere Bankhäuser wie die Gontard & MetallBank AG sind bei der Umsetzung<br />

dieser Dienstleistungen und dem Aufbau von E-Investmentbanking-Plattformen auf Partner<br />

angewiesen. Zu einem Großteil werden die Services von anderen Dienstleistern zugekauft<br />

und die Entwicklung der Plattform erfolgt nicht selten mit Hilfe einer Subventionierung durch<br />

andere Finanzdienstleister, die auf das Konzept und die Struktur der Plattform unter eigenem<br />

Label zurückgreifen können.<br />

Neben den bekannten Dienstleistungen werden die E-Banking-Portale der Zukunft zusätzliche<br />

Dienstleistungen für den Kunden bereithalten. Neben Tools zur Chartanalyse und zur virtuellen<br />

Depotverwaltung werden zukünftig vor allem Portfolio-Risikomanagement-Systeme, die<br />

beispielsweise eine Value-at-Risk-Analyse des eigenen Depots online ermöglichen, sowie<br />

personalisierte Research-Angebote den Service der Banken und Finanzdienstleister ergänzen.<br />

Die Gontard & MetallBank AG sieht dabei im Geschäft mit vermögenden Privatkunden sowie<br />

insbesondere im Investmentbanking für den kleineren Mittelstand große Potenziale und<br />

zeichnet mögliche Trends des E-Investmentbanking<br />

in den Bereichen VC (Venture Capital), M&A<br />

(Mergers & Aquisitions) sowie bei DPO´s<br />

(Direct Public Offerings).<br />

Die Wettbewerbsfähigkeit der Banken im<br />

Online-Geschäft hängt zukünftig in ent-<br />

scheidendem Maße davon ab, neue Trends<br />

zu erkennen und die gestiegenen Bedürf-<br />

nisse der Kunden durch innovative Lösungen<br />

zu befriedigen. Ein entscheidender Faktor ist<br />

dabei die zeitnahe Umsetzung und das zügige<br />

Angebot, was sich aufgrund von allgemeinen<br />

Zweifeln an einem Umsetzungserfolg in vielen<br />

Vorstandsetagen vielfach nicht einfach gestaltet.<br />

Manfred Dahmen<br />

37


Workshops<br />

Neue Herausforderungen für Banken durch<br />

E-Commerce<br />

Im Jahr 2003 werden gut 37 Mio. Deutsche das Internet nutzen, was einem Anteil von fast<br />

45 % der Gesamtbevölkerung entspricht. Die im Zuge dieser digitalen Revolution entstehenden<br />

Herausforderungen gilt es für Banken und Finanzdienstleister anzunehmen, um so die Risiken<br />

des E-Commerce für die traditionellen Finanzdienstleistungen zu erkennen und sich den<br />

veränderten Marktbedingungen anpassen zu können. Daneben besitzen gerade die<br />

traditionellen Finanzdienstleister Assets wie eine bestehende Kundenbasis, einen hohen Grad<br />

der Marktdurchdringung, Kompetenz auf dem Gebiet der Abwicklung von Transaktionen,<br />

schon bestehende Kooperationen oder Partnerschaften und nicht zuletzt einen exzellenten<br />

Markennamen, die ihnen weitreichende Chancen auf den veränderten Märkten eröffnen<br />

können.<br />

Die Folgen des E-Commerce für die klassischen Finanzdienstleistungen und deren Anbieter<br />

sind einschneidend. So bewirkt zum einen die Transparenz des Internet sowie ein verschärf-<br />

ter Wettbewerb, den nicht mehr nur die Anbieter von traditionellen Finanzdienstleistungen<br />

alleine führen, einen Margenverfall in allen Geschäftssparten. Der Direktzugang zu Finanz-<br />

dienstleistungen sowie sinkende Transaktionskosten führen dazu, dass die Vermittlerrolle der<br />

Banken zunehmend gefährdet ist mit der Folge, dass das Medium Internet die Rolle des<br />

38<br />

Hans Weiß, Geschäftsführer Deutschland der Boston Consulting Group, sprach über Chancen und Risiken<br />

für Banken durch die zunehmende Verbreitung des Mediums Internet.<br />

Intermediärs einnimmt. Diese Entwicklungen, die sich nun- mehr als langfri-<br />

stiger Trend herauszubilden scheinen, führen dazu, dass<br />

Hans Weiß<br />

sich die Rolle der Banken grundlegend ändern wird.<br />

Die Boston Consulting Group (BCG) sieht den<br />

Finanzdienstleister der Zu- kunft, unabhängig<br />

von der Größe des Kreditinstituts,<br />

spezialisiert auf die<br />

Kernkompetenzen Bera-<br />

tung, Risikomanagement und<br />

Transaktionsabwicklung. Herzstück<br />

von E-Commerce-Bemühungen in Banken<br />

sind die erfolgreiche Migration von bestehenden<br />

Geschäften ins Internet sowie die ständige Geschäfts-<br />

innovation. Im Retail-Bereich gelten die Bemühungen der<br />

Banken zunehmend der Differenzierung durch individuel-<br />

le E-Finanzportale, die im besten Fall möglichst vielfältige<br />

Finanzdienstleistungen zusammenführen. Erleichtert wird<br />

diese Entwicklung durch die Tatsache, dass sich die E-<br />

Migration bei nahezu allen Bankprodukten als realisier-<br />

bar darstellt. Bei den E-Aktivitäten in den Bereichen Cor-


Workshops<br />

porate und Investmentbanking ist weniger die Frage nach dem „Ob“, als vielmehr die zügige<br />

Umsetzung und das schnelle Angebot von E-Commerce-Lösungen entscheidend. Dement-<br />

sprechend sind die Bemühungen und die Entwicklungen der Banken hinsichtlich der Schaf-<br />

fung von Finanzportalen und elektronischen Marktplätzen für den Bereich B2B (bank to<br />

business) schon weit fortgeschritten.<br />

E-Marktplätze stellen, darf man den Prognosen der Gartner Group Glauben schenken, den<br />

Haupttreiber des E-Commerce dar und schon im Jahre 2003 werden schätzungsweise 30 %<br />

aller E-Commerce-Umsätze auf elektronischen Marktplätzen erzielt. Allerdings fehlt es den<br />

E-Marktplätzen zur Zeit noch immer an Transaktionsfähigkeit. So war laut BCG lediglich auf<br />

10 % von über 300 untersuchten Marktplätzen eine Online-Bezahlung möglich, eine Finanz-<br />

dienstleistung wie Risikomanagement wurde überhaupt nicht angeboten. Das Schließen<br />

dieser Lücke ist unerlässlich und stellt zugleich das Potenzial für die Banken dar.<br />

Immobilienfinanzierung des (Hypotheken-)<br />

Bankers - Lust oder Last?<br />

Harald Pohl, Vorstandsmitglied der Hypothekenbank in Essen AG, stellte die Anforderungen an Hypothe-<br />

kenbanken dar, die sich aus den Veränderungen auf dem Immobilienmarkt ergeben.<br />

Im Bereich der Immobilienfinanzierung sind die gleichen Phänomene zu beobachten wie<br />

auch in anderen Sektoren: Globalisierung der Märkte, zunehmende Konzentrationsprozesse,<br />

eine stärkere Gewichtung des Shareholder Value-Ansatzes sowie ein anhaltender Margen-<br />

verfall. Das Ausgangsproblem ist in der insgesamt schlechten inländischen Bau- und Immobilien-<br />

konjunktur zu sehen. Sinkende Preise und somit abnehmende Margen haben zur Folge, dass<br />

die Renditeansprüche der Aktionäre von Hypothekenbanken kaum noch befriedigt werden<br />

können. Hinzu kommen ein sinkender Kreditbedarf der öffentlichen Hand sowie die allge-<br />

mein zu hohen Verwaltungskosten der Banken, die die Marge belasten. Als Konsequenz<br />

daraus hat die Konsolidierungswelle in der internationalen Bankenlandschaft auch die Immo-<br />

bilienbranche erfasst. Über die Ausschöpfung von Synergiepotenzialen und die Verbesserung<br />

der Marktposition sollen Kostenreduktionen realisiert und höhere Margen durchgesetzt wer-<br />

den. Um diese Ziele zu erreichen planen Deutsche Bank, Dresdner Bank und Commerzbank<br />

die Zusammenlegung ihrer Hypothekengeschäfte.<br />

Die Hypothekenbank in Essen AG sieht den inländischen Immobilienmarkt trotz des günsti-<br />

gen Zinsniveaus eher als „Sorgenkind“ denn als „Hoffnungsträger“ für die Immobilien-<br />

finanzierer. In der Bundesrepublik Deutschland gingen die Wohnungsbauinvestitionen in den<br />

vergangenen Jahren real um knapp 3 % zurück, und auch für die nahe Zukunft ist keine<br />

deutliche Belebung zu erwarten. Die Hauptursache dafür ist in den verschlechterten steuerli-<br />

chen Rahmenbedingungen wie der Erhöhung der Grunderwerbsteuer, der Streichung der<br />

Vorkostenpauschale sowie der Rückführung der Wohnungsbauförderung Ost zu sehen. Dem-<br />

gegenüber stehen positive Effekte aus der Tatsache, dass der Gesetzgeber das selbst genutz-<br />

te Wohneigentum als begünstigte Kapitalanlage für die private Altersvorsorge aufgenom-<br />

39


Workshops<br />

men hat. Im Segment der gewerblichen Immobilien sind differierende Entwicklungen zu<br />

erwarten. Während die Aussichten in Westdeutschland aufgrund einer Erholung im Bereich<br />

der Büro- und Verwaltungsgebäude positiv sind, belasten in Ostdeutschland die hohen Leer-<br />

stände den Markt und liefern einen eher negativen Ausblick.<br />

Aufgrund der Probleme auf dem deutschen Markt drängen immer mehr Hypothekenbanken<br />

in den ausländischen Immobilienmarkt, zumal dort höhere Margen zu generieren sind. So<br />

verzeichneten die Mitglieder des Verbandes Deutscher Hypothekenbanken im ersten Halb-<br />

jahr <strong>2001</strong> eine Steigerung der Immobilienfinanzierung im europäischen Ausland gegenüber<br />

dem Vorjahreszeitraum von 54 %, die insbesondere auf gewerbliche Projekte zurückzufüh-<br />

ren ist. Aber auch auf den Auslandsmärkten sind diverse Probleme zu beobachten. Deutsche<br />

Institute können ihre Refinanzierungsvorteile im Auslandsgeschäft nicht vollständig ausschöpfen,<br />

da die Deckungswerte der ausländischen Realkredite 10 % der inländischen Deckungswerte<br />

nicht übersteigen dürfen. Einen weiteren Hemmfaktor stellt die Eigenkapitalbelastung dar,<br />

da die hälftige Eigenkapitalunterlegungspflicht für gewerbliche Realkredite in den großen<br />

Immobilienmärkten Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden nicht angewendet wird.<br />

Mit der Novellierung des Hypothekenbankgesetzes wird in der Zukunft das Hypotheken-<br />

geschäft in den USA und Kanada ermöglicht. Da das Gesamtvolumen dieser Beleihungen<br />

jedoch auf das 3-fache des haftenden Eigenkapitals der Hypothekenbanken begrenzt wird -<br />

und eine Refinanzierung über Pfandbriefe nicht möglich ist - sind Expansionen in diesem<br />

Bereich auch nur begrenzt zu realisieren.<br />

Trotz der vorhandenen Potenziale im Auslandsgeschäft bleibt festzuhalten, dass das originä-<br />

re Hypothekengeschäft bei der gegebenen Kosten- und Margenstruktur oftmals nicht aus-<br />

reicht, die Renditeansprüche der Anteilseigner zu erfüllen. Aus diesem Grund sind auf dem<br />

Sekundärmarkt vielfältige Entwicklungen zu beobachten. So schließen sich bei der<br />

Syndizierung mehrere Banken für eine gemeinsame Kreditgewährung zusammen. Die finan-<br />

zierenden Institute erhalten dadurch eine Portfolio-Diversifizierung, und der Konsortialführer<br />

kann zusätzlich über eine entsprechende Provision seine Rendite steigern.<br />

Den Vorteil einer vollständigen Eigenkapitalfreisetzung bieten Mortgage Backed Securities<br />

(MBS). Hierbei wird ein ganzes Portfolio aus Immobilienkrediten aus der Bilanz einer Bank an<br />

eine Einzweckgesellschaft verkauft, die sich ihrerseits am Kapitalmarkt die Mittel für den<br />

Erwerb des Immobilienkreditportfolios beschafft. Durch dieses Instrument werden in der Bi-<br />

lanz gebundene Forderungen in handelbare Wertpapiere umgewandelt. MBS sind auch als<br />

Refinanzierungsinstrumente für den außereuropäischen Markt wie Asien und USA geeignet,<br />

da der klassische deutsche Hypothekenpfandbrief für die dortigen Investoren keine Alterna-<br />

tive zu den üblichen MBS-Transaktionen darstellt.<br />

Der Vorteil der Eigenkapitalentlastung kann auch durch den Verkauf der Hypothekenforde-<br />

rungen ohne Verbriefung bewirkt werden. Der bisherige Nachteil dabei war die aufwändige<br />

Analyse der in einem Portfolio enthaltenen Kreditrisiken. Eine Erleichterung des Handels in<br />

diesem Segment wird die Umsetzung der Vorgaben nach Basel II mit sich bringen. Die<br />

Eigenkapitalunterlegung wird sich dann nach den intern oder extern ermittelten Ratings rich-<br />

ten. Durch standardisierte Ratingkriterien sowie die Tatsache, dass sich das Immobilien-<br />

kreditgeschäft den Usancen und Möglichkeiten des Geld- und Kapitalmarktgeschäfts anpas-<br />

sen wird, rechnet Herr Pohl zudem mit einer Etablierung von Börsen für den Handel von<br />

Immobilienkreditportfolios oder auch einzelnen Großkrediten.<br />

Ein weiteres Instrument auf dem Sekundärmarkt ist der Einsatz von Kreditderivaten, bei<br />

40


Workshops<br />

denen nicht der Kredit, sondern nur das Kreditrisiko transferiert wird. Damit ist sichergestellt,<br />

dass weder die Bilanzsumme verkürzt noch die bereits bestehende Refinanzierung aufgelöst<br />

werden muss. Durch den Abschluss von Kreditderivaten wie z. B. eines Credit Default Swaps<br />

mit einem anderen Kreditinstitut kann die Eigenkapitalbelastung dauerhaft von<br />

100 % auf 20 % gesenkt werden.<br />

Harald Pohl<br />

Es bleibt festzuhalten, dass das Hypothekengeschäft innova-<br />

tiver und der Immobilienkredit liquider werden müssen,<br />

um die Margen langfristig wieder steigern zu können.<br />

Nur so können erhöhte Manage-mentansprüche an<br />

eine effiziente und ertragsoptimale Portfoliosteuerung<br />

erfüllt werden.<br />

Das Wetter wird berechenbar - Risikomanagement<br />

im Unternehmen<br />

Axel Schröder, Controller bei der Dresdner Bank AG, legte dar, wie Unternehmen ihr Risikomanagement<br />

durch den Einsatz von Wetterderivaten optimieren können.<br />

Bei über 80 % aller Firmen weltweit wird der Unternehmenserfolg vom Wetter beeinflusst.<br />

Betroffen sind nicht nur Energieversorger, Tourismusanbieter oder Versicherungsunterneh-<br />

men, sondern mittelbar auch Banken über Kredite an Kunden, deren Umsatz vom Wetter<br />

beeinflusst wird. Wetterderivate können helfen, diese Risiken zu steuern.<br />

Der Handel mit Wetterderivaten wurde 1997 in den USA aufgenommen. Seitdem ist eine<br />

schnelle Ausweitung des Marktes zu beobachten. Die jährliche Steigerungsrate liegt, gemessen<br />

an der Anzahl der abgeschlossenen Kontrakte, bei über 400 %. Die umsatzstärksten<br />

Marktteilnehmer sind bisher große Investmentbanken, Rückversicherer und eine Reihe von<br />

Energieversorgern.<br />

Generell ist eine Vielzahl von Wetterparametern denkbar, auf die sich die Wetterderivate<br />

41


Workshops<br />

– vornehmlich Optionen und Swaps – beziehen können, z. B. auf die Niederschlagsmenge,<br />

Windgeschwindigkeiten oder Schneehöhen. Dennoch liegen den meisten Produkten<br />

Temperaturangaben in den verschiedensten Variationen zugrunde. So können Maximum-,<br />

Minimum- oder Durchschnittstemperaturen als Bezugsgrößen dienen.<br />

Eine Besonderheit ergibt sich bei amerikanischen Wetterderivaten. Diese orientieren sich an<br />

so genannten „Degree Days“ (Gradtage), die sich als Abweichungen der gemessenen Tages-<br />

durchschnittstemperatur von einer festen Vergleichstemperatur von 65° Fahrenheit bzw.<br />

18° Celsius ergeben. Diese Referenztemperatur für Degree Day-Kontrakte resultiert aus den<br />

speziellen Gegebenheiten in der US-Energiewirtschaft, die durch eine starke Korrelation<br />

zwischen dem Stromverbrauch und der Außentemperatur geprägt ist. 18° Celsius wurden<br />

deshalb als Referenzwert gewählt, weil viele Haushalte bei niedrigeren Temperaturen<br />

(Heizgradtage) ihre Heizungen und bei höheren Temperaturen ihre Klimaanlagen einschal-<br />

ten (Kühlgradtage). Durch den Einsatz von Wetterderivaten können sich Stromerzeuger ge-<br />

gen die aus Temperaturschwankungen resultierenden Nachfrageschwankungen absichern.<br />

In (Mittel-)Europa ist die Aussagekraft der Degree Days, insbesondere der Kühlgradtage,<br />

eher begrenzt. Aus diesem Grund hat sich bei uns ein liquider Handel mit Derivaten heraus-<br />

gebildet, die sich auf die gemessene Durchschnittstemperatur beziehen. Ein weiterer Vorteil<br />

dieses Referenzwertes liegt in der universellen Verwendbarkeit, da man nicht nur die spezi-<br />

ellen Gegebenheiten der Energiebranche berücksichtigt.<br />

Grundvoraussetzung für die Anwendung von Wetterderivaten ist der Zugang zu aktuellen<br />

und historischen Wetterdaten. Auffällig sind die in Europa deutlich höheren Preise für Wetter-<br />

historien als in den USA. Während in Amerika die meisten relevanten Daten kostenlos ver-<br />

fügbar sind, stellt z. B. der Deutsche Wetterdienst diese nur gegen Bezahlung zur Verfügung.<br />

Die anfallenden Kosten bremsen zusammen mit den Problemen der Datenverfügbarkeit und<br />

-qualität die Entwicklung des deutschen Marktes. Um die Markteintrittsbarriere hoher Ko-<br />

sten für Wetterdaten zu überwinden, bietet die Deutsche Börse AG unter der Internetseite<br />

www.xelsius.com seit geraumer Zeit Wetterindizes für 30 europäische Städte an.<br />

Eine Temperaturhistorie (z. B. 30 Jahre) auf täglicher Basis ist auch die Grundlage der Bepreisung<br />

von Wetterderivaten. Dabei sind aber auch Probleme zu beachten. So müssen zum einen<br />

langfristige Trends, wie die zu beobachtende Erhöhung der Durchschnittstemperaturen, in<br />

den Zeitreihen berücksichtigt werden. Zum anderen werden einige Hauptannahmen des<br />

Black-Scholes-Optionsmodelles nicht erfüllt. So lässt sich z. B. die Verteilung der Werte eines<br />

Temperaturindices nicht durch eine Normalverteilung darstellen. Betriebswirtschaftliche Kenn-<br />

größen wie Umsatzzahlen, Preise etc. müssen im Folgenden mit den historischen Wetter-<br />

daten verglichen werden, um Korrelationen zwischen ihnen zu identifizieren. Die von Wetter-<br />

schwankungen betroffenen Größen sind daraufhin monetär zu quantifizieren.<br />

Die Funktionsweise von Wetterderivaten kann am Beispiel eines „temperature-indexed interest<br />

rate swap“ erläutert werden. Ist beispielsweise ein Gasversorgungsunternehmen variabel<br />

verzinslich refinanziert, so hat dieses Unternehmen die Möglichkeit, den im Falle eines war-<br />

men Winters eintretenden Gewinnrückgang durch den Abschluss eines „temperature-indexed<br />

interest rate swap“ zu lindern. Das Versorgungsunternehmen zahlt dann einen Zinssatz, der<br />

in Abhängigkeit von der gemessenen Durchschnittstemperatur in warmen Wintern niedriger<br />

und in kalten Wintern dementsprechend höher ist. Als Kontraktpartner kommen grundsätz-<br />

lich Unternehmen in Betracht, die in warmen Wintern höhere Gewinne realisieren.<br />

In seinem Fazit stellte Herr Schröder noch einmal heraus, dass der Markt für Wetterderivate<br />

42


Workshops<br />

in seiner Entwicklung in Europa noch weit hinter den USA zurück liegt, obwohl eine große<br />

Zahl von Firmen von Wetterrisiken betroffen ist. Es ist nun Aufgabe der Banken, potenziellen<br />

Kunden das Verständnis für die Produkte und deren Einsatzmöglichkeiten zu vermitteln.<br />

Die weitere Entwicklung des Kreditderivatemarktes<br />

- Ergebnisse einer Befragung<br />

PD Dr. Stefan Kirmße, geschäftsführender Partner des zeb/rolfes.schierenbeck.associates und<br />

Lehrbeauftragter an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg, gab Einblick in eine empirische<br />

Untersuchung über die Perspektiven des Marktes für Kreditderivate.<br />

Da Kreditrisiken die Rentabilität des Firmenkundengeschäfts nachhaltig beeinträchtigen, ist<br />

es erforderlich, wirkungsvolle Steuerungsmaßnahmen für diese Risikoart zu implementieren.<br />

Ein geeigneter Steuerungsansatz besteht in der Mobilisierung von Kreditrisiken im Sinne<br />

eines vollständigen oder teilweisen Risikotransfers. Nur durch leistungsfähige Mobi-<br />

lisierungsinstrumente kann die wichtige Auflösung des Dilemmas zwischen Spezialisierung<br />

und Diversifikation erfolgen. Dieses Dilemma folgt aus der Tatsache, dass die im Rahmen<br />

des Kreditvergabeprozesses notwendige, möglichst präzise Analyse der Kreditnehmerbonität<br />

einerseits eine Spezialisierung auf bestimmte Branchen und/oder Regionen erfordert, was<br />

zwangsläufig zur Bildung von Klumpenrisiken im Kreditportefeuille führt. Andererseits ist als<br />

Schlussfolgerung aus den Erkenntnissen der Portfoliotheorie die Notwendigkeit der<br />

Risikostreuung zu ziehen. Über eine Mobilisierung von Kreditrisiken sind beide Effekte<br />

vereinbar, so dass im Kundengeschäft eine Konzentration vorliegen kann, ohne dass auf der<br />

Ebene des Kreditportfolios auf die Nutzung von Diversifikationseffekten verzichtet werden<br />

muss.<br />

Ein wesentliches Mobilisierungsinstrument stellen in diesem Zusammenhang Kreditderivate<br />

dar, deren Einsatz die Isolierung und den Transfer von Kreditrisiken bilanzwirksamer risiko-<br />

behafteter Aktiva wie Darlehen, Anleihen sowie weiterer kreditrisikobehafteter Positionen<br />

vom Risikoverkäufer zum -käufer erlaubt. In Abhängigkeit von der Art des transferierten<br />

Risikos lassen sich Credit Default Produkte zur Übertragung von Ausfallrisiken, Credit Spread<br />

Produkte zur Übertragung von Bonitätsrisiken und Mischformen wie Total Return Produkte,<br />

die gleichzeitig Auswirkungen auf das Zinsänderungsrisiko haben, unterscheiden.<br />

Da es sich bei Kreditderivaten i. d. R. um OTC-Produkte handelt, liegen hinsichtlich des<br />

Marktvolumens keine offiziellen Statistiken vor. Die British Bankers’ Association geht jedoch<br />

davon aus, dass das globale Marktvolumen von 180 Mrd. USD in 1997 auf 1.581 Mrd. USD<br />

in 2002 ansteigen wird.<br />

Eine eigene Untersuchung für den deutschen Markt, die auf Basis der Delphi-Methode<br />

durchgeführt wurde, ergab, dass mehr als 75 % der Befragten die zukünftige Entwicklung<br />

als optimistisch bzw. sehr optimistisch ansehen und lediglich 2,2 % den Einsatz von<br />

Kreditderivaten im eigenen Institut für unwahrscheinlich halten. Diese positive Grundhaltung<br />

43


Workshops<br />

manifestiert sich des Weiteren darin, dass 70 % der Befragten bis spätestens 2005 die<br />

Entwicklung eines liquiden Marktes - ähnlich der Situation im Zins- und Währungsbereich -<br />

erwarten. Zuversichtlich wurde auch die Herausbildung eines Börsensegments für Kreditderivate<br />

eingeschätzt, dessen Entstehung bis 2010 gesehen wird. Ebenso halten mehr als ein Drittel<br />

der Befragten die Betätigung privater Investoren auf einem Markt für Kreditrisiken zumindest<br />

für wahrscheinlich.<br />

Allerdings schätzt ein Großteil der Befragten auch Markthemmnisse auf dem Weg zur<br />

erfolgreichen Etablierung von Kreditderivaten als bedeutsam ein, zu denen etwa ungünstige<br />

rechtliche und aufsichtliche Regelungen sowie Informationsasymmetrien zwischen Risikokäufer-<br />

und -verkäuferseite, die zu uneinheitlichen Bonitätseinschätzungen führen können, gehören.<br />

Es wird jedoch in naher Zukunft eine deutliche Minderung dieser Hemmnisse erwartet.<br />

Beispielsweise zeichnet sich bezüglich der aufsichtsrechtlichen Anerkennung von Kreditderivaten<br />

vor dem Hintergrund der Neuregelung des Baseler Eigenkapitalakkords eine erleichterte<br />

Einbeziehung ab. Eine Harmonisierung des Informationsstandes von Risikokäufern und<br />

Risikoverkäufern lässt sich etwa durch Screening- und Signaling-Maßnahmen herbeiführen.<br />

Hinsichtlich möglicher geschäftspolitischer Konsequenzen wird u. a. erwartet, dass die<br />

Steuerung von Kreditrisiken aufbauend auf einer einzelgeschäftsbezogenen Bonitätsanalyse<br />

im Grundsatz zentral erfolgt. Unterschiede sind jedoch in Abhängigkeit von der Institutsgröße<br />

in Bezug auf die Ebene der Zentralisation erkennbar, wobei mit zunehmender Größenordnung<br />

eine Zentralisation auf Geschäftsfeldebene für denkbar gehalten wurde. Ferner wird<br />

überwiegend davon ausgegangen, dass Kreditrisiken künftig als Profit-Center gesteuert<br />

werden. Als Verrechnungspreis für das Kreditrisiko zwischen Markt- und Steuerungsbereich(en)<br />

fungiert dabei die Risikoprämie. Darüber hinaus hält es nahezu ein Drittel der Befragten für<br />

wahrscheinlich oder ist sich sicher, dass es in Zukunft Institute geben wird, die sich ausschließlich<br />

auf den Vertrieb von Krediten konzentrieren und jedes Risiko transferieren werden. Knapp<br />

30 % halten auch die Herausbildung spezialisierter „Risikobanken“ für wahrscheinlich oder<br />

sicher. In zeitlicher Hinsicht erwartet die Mehrheit der Befragten den Beginn dieser Aktivitäten<br />

44<br />

in Richtung einer Fokussierung bis 2005 und ihren Abschluss<br />

PD Dr. Stefan Kirmße<br />

bis 2010. Insgesamt ist damit das Bemühen deutlich<br />

erkennbar, die Entwicklung des Marktes für Kreditrisiken<br />

und insbesondere Kreditderivate aktiv voranzutreiben,<br />

so dass weiterhin mit einem expansiven Verlauf der<br />

Entwicklung dieses Marktes gerechnet werden kann.


Workshops<br />

Wie kann man das mittelständische Firmenkundengeschäft<br />

wieder rentabel machen?<br />

Ralph Steeger, Direktor des Marktbereichs „Firmenkunden“ bei der National-Bank AG, beschäftigte sich<br />

mit der Frage, durch welche Maßnahmen die Betreuung von Firmenkunden, insbesondere im mittelstän-<br />

dischen Segment, auch in Zukunft rentabel gestaltet werden kann.<br />

Mittelständische Unternehmen haben in Deutschland eine besondere wirtschaftliche<br />

Bedeutung, die Herr Steeger an verschiedenen Zahlen verdeutlichte: 3,2 Mio. Unternehmen<br />

beschäftigen 20 Mio. Menschen, was einer Quote von 68 % aller Arbeitnehmer entspricht.<br />

Dabei werden 47 % aller steuerpflichtigen Umsätze erzielt, wobei zu beachten ist, dass<br />

deutsche KMU (kleine und mittlere Unternehmen) größer und produktiver sind als der EU-<br />

Durchschnitt. Die National-Bank AG betreut als konzernunabhängige Universalbank<br />

mittelständische Unternehmen in der Rhein-Ruhr-Region. Mit 644 Mitarbeitern und 24<br />

Niederlassungen gelang es zu Beginn des neuen Jahrtausends einen RoE von 15,9 % zu<br />

erzielen. Die schwierige Definition und Abgrenzung des Segmentes „Mittelstand“ erfolgt in<br />

der National-Bank neben quantitativen Kriterien wie dem Umsatz durch weitere Eigenschaften<br />

wie Existenz einer personellen Einheit von Gesellschaftern und Unternehmensführung sowie<br />

Konzernunabhängigkeit. Die Tatsache, dass die National-Bank AG nicht als Partner für große<br />

Konzerne in Betracht kommt, ergibt sich bereits daraus, dass hinsichtlich der Diversifikation<br />

wichtige Größenordnungsbeschränkungen für das Portfolio der Bank existieren. Somit ist es<br />

im Firmenkundenbereich der National-Bank AG außerordentlich wichtig, das Geschäft mit<br />

mittelständischen Kunden rentabel zu gestalten.<br />

Um ein besseres Verständnis für die besondere Situation des Mittelstandes zu erzielen, ist es<br />

hilfreich, zunächst die spezifischen Stärken und Schwächen mittelständischer Unternehmen<br />

zu analysieren. Neben einer ausgeprägten Flexibilität, die sich durch die geringe Größe der<br />

Firmen ergibt, sind KMU häufig durch eine besonders hohe Risikobereitschaft und<br />

Innovationskraft gekennzeichnet, die zur Sicherung ihrer Wettbewerbssituation notwendig<br />

ist. Für die Existenzsicherung sind außerdem Eigenschaften wie schnelle Reaktionsfähigkeit<br />

und hohe Liefertreue erforderlich, um Kunden dauerhaft an sich binden zu können. Allgemein<br />

werden eine mangelnde strategische Ausrichtung, fehlende Planungs- und Kontrollsysteme<br />

sowie ungenügende Eigenkapitalquoten als Schwächen mittelständischer Unternehmen<br />

bezeichnet.<br />

Bei der Untersuchung der Ausgangssituation im Bereich der Betreuung mittelständischer<br />

Firmenkunden ergibt sich in vielen Banken eine mangelhafte Zielgruppenorientierung. Hiermit<br />

ist insbesondere die konkrete Ausrichtung von Bereichen wie Vertrieb oder Produktentwicklung<br />

an den speziellen Kundensegmenten gemeint. Des Weiteren ergeben sich Probleme durch<br />

eine unzureichende Risikosteuerung, wobei sich vor allem das Fehlen eines risikoorientierten<br />

Pricing in diesem extrem aktivlastigen Geschäft nachteilig auf den Ertrag der Bank auswirkt.<br />

Zur Verbesserung der Situation sind umfangreiche Restrukturierungsmaßnahmen erforderlich.<br />

Um eine stärkere Zielgruppenorientierung zu ermöglichen, ist zunächst eine Kunden-<br />

45


Workshops<br />

segmentierung sowie eine ABC-Analyse durchzuführen. In der National-Bank AG wurden<br />

drei Segmente evaluiert, die sich jeweils über Umsatzgröße und Beratungsbedarf definieren.<br />

Differenziert wird danach in kleinere Gewerbebetriebe, bei denen die Betreuung weitestgehend<br />

standardisiert ist und für die nur bestimmte Produkte zur Verfügung stehen (Retailbereich),<br />

Geschäftskunden als mittlerem Segment mit einem höheren Beratungsaufwand und schließlich<br />

Unternehmen, bei denen jeweils nur etwa 80 Kunden einem Betreuer zugeordnet werden.<br />

Im Rahmen der ABC-Analyse wurden innerhalb jedes Segmentes die Unternehmen in Klassen<br />

eingeteilt, die sich jeweils an Bruttoperformance (Zinsüberschuss zzgl. Provisionsüberschuss),<br />

Risiko und Potenzial orientieren.<br />

Mit Hilfe dieser Daten lässt sich im Folgenden der Aufbau einer rentabilitätsorientierten<br />

Vertriebssteuerung realisieren. Diese beinhaltet neben Segmentrechnungen und nach<br />

Zielgruppen und Produkten differenzierten Kalkulationen für einzelne Profitcenter auch<br />

Planungsverfahren mit monatlichen Soll-Ist-Vergleichen auf Einzelkundenebene. Zusätzlich<br />

sollte die Möglichkeit einer Barwertberechnung von Neugeschäften und einem Kalkulationstool<br />

für ein risikoorientiertes Pricing gegeben sein. Dieses Kalkulationstool basiert in der National-<br />

Bank AG auf einer 6-jährigen Ratinghistorie sowie einer Value-at-Risk- und RaRoC-Rechnung<br />

(Risk adjusted Return on Capital). Zur Verbesserung der Risikosteuerung ist eine Neudefinition<br />

der Kreditpolitik unabdingbar. Dazu zählt u. a. der Aufbau einer Portfoliosteuerung über<br />

Kriterien wie Rating, Branchen, Regionen und Einzelrisiken. Als aktuelles Arbeitsgebiet nannte<br />

Herr Steeger sowohl die Ausplatzierung von Risiken über den Verkauf von Kreditderivaten als<br />

auch die Portfoliodiversifizierung über den Erwerb von Kreditderivaten.<br />

Die Neustrukturierung der Arbeitsprozesse erfolgte in der National-Bank AG insbesondere<br />

über die Trennung von Markt- und Marktfolge unter Berücksichtigung der zu erwartenden<br />

Bestimmungen im Rahmen von Basel II und den Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft.<br />

Außerdem wurden die Kreditsachbearbeitung und der Service zentralisiert, um neben einer<br />

Qualitätsverbesserung Rationalisierungspotenzial zu realisieren, sowie die „Computerunter-<br />

stützte Sachbearbeitung (CSB)“ implementiert. Auch der Aufbau neuer Geschäftsfelder wurde<br />

im Rahmen der strategischen Neuausrichtung geplant, wozu u. a. Beteiligungsaktivitäten,<br />

Beratung bei Börsengängen, Riskadvisory bzw. Ratingvorbereitung und das Immobiliengeschäft<br />

zählen.<br />

Zum Abschluss betonte Herr Steeger, dass bei der Durchführung dieser<br />

Maßnahmen das Change-Management die wichtigste<br />

Herausforderung darstellt. Da immer der Mensch im Vordergrund<br />

stehen sollte, ist die Überzeugung der Mitarbeiter ein zentrales<br />

Anliegen der Geschäftsleitung. Ebenso große Aufmerksamkeit<br />

verdient die Umsetzung einer Personalentwicklungsplanung<br />

sowie eines geeigneten Ausbildungskonzeptes.<br />

46<br />

Ralph Steeger


Workshops<br />

Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik: Wie dezentral<br />

sollten sie sein?<br />

Prof. Dr. Norbert Berthold, Ordinarius für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg, diskutierte<br />

institutionelle Unzulänglichkeiten, die eine Verbesserung der Arbeitsmarktsituation in Deutschland<br />

behindern.<br />

Der Skandal um die geschönten Vermittlungsstatistiken der Bundesanstalt für Arbeit zu Jah-<br />

resbeginn führte zur Wiederbelebung einer kontroversen arbeitsmarktpolitischen Diskussion<br />

in Deutschland. Bemerkenswert ist daran jedoch, dass die Debatte kaum von den 4,3 Mio.<br />

offen und 1,7 Mio. versteckt Arbeitslosen ausgelöst wurde - an solche Zahlen haben sich<br />

Öffentlichkeit und Politik längst gewöhnt.<br />

Hauptthese des Vortrags war, dass mehr Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt den Schlüssel<br />

für eine erfolgreiche Politik darstellt. Die derzeitigen arbeitsmarktpolitischen Aktivitäten der<br />

Bundesregierung (die Verschärfung des Kündigungsschutzes, das Gesetz zur Altersteilzeit,<br />

die Reform des Betriebsverfassungsgesetzes, das Recht auf Teilzeit) sind daher Gift für die<br />

Beschäftigung, da sie den Wettbewerb noch stärker als bisher behindern. Desgleichen ver-<br />

hindert eine Lohn- und Tarifpolitik, die zu viel „über einen Kamm schert“, neue Arbeitsplätze<br />

und vernichtet alte. Es spricht alles dafür, die zentralistische Arbeitsmarktpolitik aus Nürn-<br />

berg von Grund auf umzukrempeln. Eine solche Reform bleibt aber Stückwerk, wenn sich<br />

die Lohn- und Tarifpolitik nicht stärker an der wirtschaftlichen Leistungskraft der einzelnen<br />

Arbeitnehmer und Unternehmungen orientiert.<br />

Arbeitslosigkeit wird sich schon allein aufgrund des stetigen strukturellen Wandels nie völlig<br />

vermeiden lassen. Der staatlichen Arbeitslosenversicherung kommt vor diesem Hintergrund<br />

eine dreifache Aufgabe zu: den zeitweiligen Ausfall von Arbeitseinkommen teilweise zu<br />

ersetzen, Arbeitslose möglichst schnell auf eine neue Stelle zu vermitteln und Arbeitnehmer<br />

mit neuen marktverwertbaren Qualifikationen auszustatten. Die Realität ist jedoch eine an-<br />

dere. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen nimmt stetig zu, die aktive Arbeitsmarktpolitik dege-<br />

neriert zum sozialen Auffangbecken, die Tarifpartner nutzen die Arbeitslosenversicherung<br />

als Lastesel.<br />

Eine sinnvolle Reform der Arbeitslosenversicherung würde diese von der Bundesanstalt für<br />

Arbeit unabhängig machen und zwischen Grund- und Wahlpaketen differenzieren. Ein Kern-<br />

element des Grundpaketes ist eine Versicherungspflicht in Höhe der Sozialhilfe. Die Dauer<br />

des Bezugs von Arbeitslosengeld wird auf ein Jahr begrenzt, die Arbeitslosenhilfe wird abge-<br />

schafft. Das Grundpaket enthält auch einen Anspruch auf Beratungs- und Vermittlungs-<br />

leistungen. Nicht Bestandteil des Grundpakets sind hingegen die vielfältigen Maßnahmen<br />

der aktiven Arbeitsmarktpolitik, wie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder die Förderung<br />

der beruflichen Weiterbildung. Die Individuen sind für die Pflege ihres Humankapitals selbst<br />

verantwortlich. Es steht den Arbeitnehmern allerdings frei (Wahlpaket), sich gegen den Ver-<br />

lust an Qualifikation zu versichern, wobei hier dann dem Äquivalenzprinzip eine höhere<br />

Bedeutung zukommen muss. Entsprechen sich Beiträge und Leistungen nicht, sind Arbeit-<br />

47


Workshops<br />

nehmer versucht, länger als unbedingt notwendig arbeitslos zu bleiben. Für Unternehmun-<br />

gen ist es in wirtschaftlich schlechten Zeiten attraktiv, Arbeitnehmer schneller zu entlassen.<br />

Die Gewerkschaften werden ermutigt, eine aggressivere Lohn- und Tarifpolitik zu verfolgen.<br />

Durch eine Beteiligung von Arbeitnehmern, Unternehmungen und Gewerkschaften an der<br />

Finanzierung des Grundpakets könnten diese Probleme entschärft werden.<br />

Die vorgeschlagene Reform der Arbeitslosenversicherung kann aber nur ein erster Schritt hin<br />

zu mehr Beschäftigung sein. Reformen der Lohn- und Tarifpolitik und auch der gegenwärti-<br />

gen Sozialhilfe müssen folgen. Da es Sinn macht, die Arbeitslosenhilfe abzuschaffen, wer-<br />

den Langzeitarbeitslose zu Empfängern von Sozialhilfe. Es stellt sich daher die Frage, ob die<br />

Sozialhilfe in ihrer augenblicklichen Form für diese Aufgabe gerüstet ist. Die Antwort ist<br />

eindeutig: gegenwärtig ist sie völlig ungeeignet, längerfristig Arbeitslosen den Weg in regu-<br />

läre Beschäftigung zu ebnen. Ein zu geringer Abstand zum möglichen Arbeitseinkommen<br />

raubt vor allem Empfängern von Sozialhilfe mit Familie und einer hohen Zahl an Kindern fast<br />

alle Anreize, eine reguläre Arbeit aufzunehmen. Diese Fehlanreize werden noch verstärkt,<br />

weil von jedem Euro, den ein Sozialhilfeempfänger erzielt, wenn er eine Arbeit aufnimmt,<br />

nach einem geringen Freibetrag fast alles von der Sozialhilfe abgezogen wird. Eine Reform<br />

müsste eine nur teilweise Anrechnung von Lohneinkommen auf die Sozialhilfe bei gleichzei-<br />

tiger Senkung der Regelsätze für voll arbeitsfähige Personen beinhalten.<br />

Die Lage auf den Arbeitsmärkten ist regional sehr verschieden. Eine Chance auf einen regu-<br />

lären Arbeitsplatz hat nur, wer die Lohnforderungen den örtlichen Gegebenheiten anpasst.<br />

Gegenwärtig legt aber die Sozialhilfe einen faktischen und bundesweit fast einheitlichen<br />

Mindestlohn fest. Die Sozialhilfe kann erst dann wieder Hilfe zur Selbsthilfe leisten, wenn die<br />

Kommunen vor Ort eigenständig darüber entscheiden können, wer, wann, wie lange, wie<br />

viel erhält.<br />

Dezentrale Arbeitsmarkt- und Sozialpolitiken aus einer Hand sind effizienter<br />

und gerechter. Die Tarifpartner müssen sie mit vernünftigen Lohn-<br />

und Tarifabschlüssen begleiten, die sich an der wirtschaftlichen Lei-<br />

stungskraft der Individuen und der einzelner Unternehmungen<br />

orientieren. Das verbessert nicht nur die desolate Lage der Lang-<br />

zeitarbeitslosen, schon auf mittlere Sicht werden auch die kom-<br />

munalen Kassen entlastet.<br />

Deutschland ist ein von vielen kleinen und großen Interes-<br />

sengruppen gefesselter wirtschaftlicher Riese. Die Interessen-<br />

gruppen, allen voran die Tarifpartner, haben mit Hilfe der Politik<br />

ein dichtes Netz von Regulierungen gewoben, das wie Mehl-<br />

tau auf den wirtschaftlichen Aktivitäten liegt. Die Diskussion<br />

um die Reform der Bundesanstalt zeigt, dass wir kaum die Kraft<br />

haben, uns aus dieser institutionellen Verflechtungsfalle zu be-<br />

freien, in der es sich eine Mehrheit behaglich eingerichtet hat.<br />

Es scheint so, als ob wir auf Hilfe von außen angewie-<br />

sen seien. Auch unter diesem Aspekt ist der Kampf<br />

gegen die Globalisierung ein Akt der Selbstschä-<br />

digung.<br />

48<br />

Prof. Dr. Norbert Berthold


Workshops<br />

49


Lehre und Forschung<br />

Lehre & Forschung<br />

51<br />

Lehre &<br />

Forschung


Lehre & Forschung<br />

Ehrendoktorwürde für Eberhard Heinke<br />

Eberhard Heinke ist eine der herausragenden Persönlichkeiten der deutschen Kredit- und<br />

Geldwirtschaft. Um die Wirtschaftswissenschaft im Allgemeinen und um die Gerhard-Mercator-<br />

Universität Duisburg und ihre wirtschaftswissenschaftliche Fakultät im Speziellen hat er sich<br />

große Verdienste erworben. Hierfür zeichnete die Gerhard-Mercator-Universität Duisburg Herrn<br />

Heinke in einem akademischen Festakt am 2. Juli <strong>2001</strong> mit der Würde eines Doktors der<br />

Wirtschaftswissenschaft ehrenhalber aus.<br />

Eberhard Heinkes gesamtes berufliches Wirken war durch einen steten Brückenschlag zwischen<br />

Wissenschaft und Praxis geprägt. Neben der Förderung von Forschung und Lehre und der<br />

Umsetzung neuester Forschungsergebnisse in die bankbetriebliche Praxis hat die Aus- und<br />

Weiterbildung junger Menschen für ihn einen besonderen Stellenwert.<br />

Eberhard Heinke hat bereits frühzeitig als langjähriger Vorstandsvorsitzender der Westdeutsche<br />

Genossenschafts-Zentralbank eG besonderen Wert auf die Einführung und Nutzung in der<br />

Wissenschaft entwickelter Instrumente der ertrags- und wertorientierten Banksteuerung und<br />

des Risikocontrollings gelegt. Er hat dadurch die WGZ-Bank nicht nur zu einem führenden<br />

Institut des genossenschaftlichen Banksektors mit hoher Solvabilität ausgebaut; sein verlässliches<br />

Urteil hat auch maßgeblich zur Weiterentwicklung zahlreicher dieser Instrumente beigetragen.<br />

Seit seinem Wechsel an die Spitze der Landeszentralbank in Nordrhein-Westfalen, deren<br />

Präsident er seit August 2000 war, beschäftigte er sich schwerpunktmäßig mit aktuellen<br />

geldpolitischen und kreditwirtschaftlichen Fragestellungen und deren Bedeutung für die<br />

Geschäftsfelder der Kreditinstitute.<br />

Eberhard Heinke fördert unter großem persönlichen Einsatz zahlreiche wissenschaftliche<br />

Institutionen – neben Duisburg auch an anderen Universitäten wie Bochum, Köln, Münster<br />

und Passau.<br />

Prof. Dr. Bernd Rolfes würdigte in seiner Laudatio zum einen Eberhard Heinkes herausragende<br />

Verdienste um das <strong>ecfs</strong>. Vor allem ihm ist es zu verdanken, dass das <strong>ecfs</strong> von einem<br />

52<br />

v. l. n. r.: Prof. Dr. Bernd Rolfes, Werner Böhnke, Innenminister Dr. Fritz Behrens,<br />

Dr. h.c. Eberhard Heinke und Frau, Prof. Dr. Ingo Wolff,<br />

Staatssekretär Georg Wilhelm Adamowitsch, Prof. Dr. Volker Breithecker


Lehre & Forschung<br />

international und hochkarätig besetzten Beiratsgremium unterstützt wird. Zum anderen stellte<br />

Prof. Rolfes Heinkes Unterstützung an vorderster Front für das spezielle Entwicklungskonzept<br />

der Gerhard-Mercator-Universität zu einer international anerkannten Spitzen-Hochschule<br />

heraus. Das von der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät entwickelte Modell, das in bislang<br />

einmaliger Weise die Anforderungen des öffentlichen Bildungsauftrages der staatlichen<br />

Universität (u. a. allgemeiner Zugang, Gebührenfreiheit etc.) mit den besonderen Merkmalen<br />

privater Elite-Schulen verbindet, sieht u. a. die Integration einer Elite- bzw. Management-<br />

Line und die Einrichtung internationaler Graduate-, Postgraduate- und Executiveprogramme<br />

vor.<br />

Mit diesem außerordentlichen Engagement trägt Eberhard Heinke, ebenso wie sein Vorgänger<br />

im Amt des Präsidenten der Landeszentralbank in Nordrhein-Westfalen, Prof. Reimut<br />

Jochimsen, in höchstem Maße zur Ausstrahlung und zum Ansehen der Gerhard-Mercator-<br />

Universität Duisburg und ihrer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät bei.<br />

Unserer Universität wird mit der engen Bindung zu Eberhard Heinke und seinem großen<br />

Engagement eine außergewöhnliche Unterstützung zuteil.<br />

Nachruf Prof. Dr. Jürgen Jakfeld<br />

Jürgen Jakfeld wurde am 7. Juni 1939 in Duisburg geboren. Nach dem Abitur, das er im<br />

Jahre 1959 absolvierte, begann er ein Jurastudium, das er im Jahre 1968 mit dem zweiten<br />

juristischen Staatsexamen beendete. Zuvor promovierte er bei Prof. Dr. U. Klug an der Uni-<br />

versität Köln im Dezember 1966 über das Thema „Die besondere Behandlung der<br />

Staatsschutzstrafverfahren im deutschen Strafprozess- und Gerichtverfassungsrecht“.<br />

Nach einer kurzen Zeit als Gerichtsassessor in Duisburg absolvierte er von 1969 bis 1970 das<br />

Ausbildungsprogramm des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes in Düsseldorf für<br />

junge Führungskräfte. Von 1971 bis 1979 war er dann als Verbandsprüfer beim Rheinischen<br />

Sparkassen- und Giroverband tätig, wo er im September 1972 das Verbandprüferexamen<br />

ablegte. Im Jahre 1979 wurde Jürgen Jakfeld in den Vorstand der Stadtsparkasse Oberhausen<br />

berufen, dem er bis zu seiner Pensionierung im Frühjahr dieses Jahres ununterbrochen<br />

angehörte.<br />

Von 1977 bis 1990 war Jürgen Jakfeld als Dozent an der Rheinischen Sparkassenakademie<br />

in Düsseldorf im Fach Realkredit tätig. Von 1981 bis 1986 war er Mitglied des Arbeitskreises<br />

Aus- und Fortbildung an der Rheinischen Sparkassenakademie und seit 1982 Mitglied des<br />

Prüfungsausschusses an der Rheinischen Sparkassenakademie.<br />

Besonders die Ausbildung junger Menschen lag Herrn Prof. Jakfeld stets am Herzen. Er hat<br />

sich deshalb nicht nur als langjähriger Lehrbeauftragter für Bank- und Börsenrecht um die<br />

Wirtschaftsfakultät der Gerhard-Mercator-Universität verdient gemacht, sondern er bot den<br />

Studenten auch jederzeit die Möglichkeit, über Praktika in der Stadtsparkasse Oberhausen<br />

einen ersten Kontakt zur Praxis zu knüpfen. Für seine herausragenden Leistungen auf dem<br />

Gebiet der Wissenschaft und der Praxis verlieh ihm die Gerhard-Mercator-Universität im Jah-<br />

re 1999 den Titel eines Honorarprofessors.<br />

Großen Dank schulden wir Herrn Prof. Jakfeld für seinen unermüdlichen Einsatz für unsere<br />

Fördergesellschaft, die er 1992 als Vorstandsmitglied und Schatzmeister mit gründete und an<br />

53


Lehre & Forschung<br />

deren Aufbau er maßgeblich beteiligt war. Sein<br />

Tod stellt für die Gerhard-Mercator-Universität<br />

ebenso wie für das <strong>ecfs</strong> sowohl in menschli-<br />

cher als auch in fachlicher Hinsicht einen gro-<br />

ßen Verlust dar.<br />

Promotionen<br />

Im Jahr <strong>2001</strong> konnten Dr. Sven Jansen, Dr. Nina Kellermann, Dr. Eric Tobias Henn, Dr. Jens<br />

Eickbusch und Dr. Holger Sommerfeld ihre Promotionsvorhaben erfolgreich abschließen.<br />

Folgende Themen waren Gegenstand der Dissertationen:<br />

Dr. Sven Jansen „Ertrags- und Volatilitätsgestützte Kreditwürdigkeitsprüfung<br />

54<br />

im mittelständischen Firmenkundengeschäft der Banken“<br />

Dr. Nina Kellermann „Risikotransfer bei Versicherungsunternehmen mit Konzep-<br />

ten der Rückversicherung und des Alternativen Risiko-<br />

transfers“<br />

Dr. Eric Tobias Henn „Derivative Instrumente auf Volatilitäten an Aktien- und<br />

Optionsmärkten: Eine theoretische und empirische Unter-<br />

suchung“<br />

Dr. Jens Eickbusch „Kundenabwanderungen in Kreditinstituten – Eine empiri-<br />

sche Analyse mittels Data Mining-Methoden für das<br />

Privatkundengeschäft einer Großsparkasse“<br />

Dr. Holger Sommerfeld „Die Steuerung von Kreditrisiken durch Hedging – Eine<br />

empirische Analyse“<br />

Prof. Dr. Jürgen Jakfeld


Lehre & Forschung<br />

Dr. Sven Jansen verfasste seine Doktorarbeit zum Thema „Ertrags- und Volatilitätsgestützte<br />

Kreditwürdigkeitsprüfung im mittelständischen Firmenkundengeschäft der Banken“. Das mit-<br />

telständische Firmenkundengeschäft ist das am stärksten von Kreditausfällen betroffene<br />

Geschäftsfeld der bundesdeutschen Banken. Die für dieses Segment in der kredit-<br />

wirtschaftlichen Praxis derzeit eingesetzten Ratingsysteme er-<br />

füllen die Anforderungen hinsichtlich Transparenz und Objekti-<br />

vität der Bonitätsurteile sowie einer umfangreichen statistischen<br />

Fundierung und quantitativen Unterlegung der Kreditwürdigkeit<br />

häufig nur in geringem Maß. Vor diesem Hintergrund entwickelt<br />

Herr Dr. Jansen in seiner Dissertationsschrift ein eigenes Verfahren<br />

der Kreditwürdigkeitsprüfung mittelständischer Kreditnehmer, wel-<br />

ches eine transparente, vollständige und an den unter-<br />

nehmensindividuellen Faktoren des Kreditrisikos orientier-<br />

te Bonitätsbeurteilung dieser Kreditnehmergruppe erlaubt.<br />

Dabei finden theoretische und praktische Anforderungen<br />

gleichermaßen Berücksichtigung. Die Arbeit zeichnet sich<br />

durch eine seltene Vollständigkeit und Geschlossenheit<br />

aus, die sowohl konzeptionell als auch empirisch keine<br />

der mit diesem Ansatz verbundenen Fragestellungen of-<br />

fen lässt und stellt eine Arbeitsleistung dar, die nach<br />

Umfang und Qualität durchaus mit zwei wissenschaftli-<br />

chen Arbeiten dieser Art vergleichbar wäre.<br />

Dr. Nina Kellermann behandelte in ihrer Doktorarbeit das Thema „Risikotransfer bei Versi-<br />

cherungsunternehmen mit Konzepten der Rückversicherung und des Alternativen Risiko-<br />

transfers“. Versicherer können über Rückversicherung einen Risikotransfer innerhalb des Ver-<br />

sicherungsmarktes erreichen. Eine deutliche Zunahme von Versicherungsschäden hat<br />

Dr. Nina Kellermann<br />

in der jüngsten Vergangenheit die Tragfähigkeit des<br />

Rückversicherungsmarktes massiv in Mitleidenschaft gezogen. Als<br />

Reaktion hierauf sind verstärkt Versuche unternommen worden, den<br />

Kapitalmarkt als Risikoträger zu nutzen und so zusätzliche Kapazitä-<br />

ten außerhalb des Versicherungsmarktes zu generieren.<br />

Neben den grundsätzlichen Anwendungsmöglichkeiten der Rückver-<br />

sicherung werden von Frau Dr. Kellermann insbesondere die Ansät-<br />

ze des Alternativen Risikotransfers systematisch dargestellt und<br />

ihr Einsatz zur Risikosteuerung von Versicherungsunterneh-<br />

men analysiert. Frau Dr. Kellermann gelingt mit ihrer<br />

Dissertationsschrift eine geschlossene und vollständige Auf-<br />

arbeitung des Themas. Es wird eine hohe Fach- und<br />

Methodenkompetenz eingebracht, so dass das breit ange-<br />

legte und anspruchsvolle Thema in allen bedeutsamen<br />

Problemstrukturen auch mit dem gebotenen Tiefgang<br />

durchdrungen wird.<br />

Dr. Sven Jansen<br />

55


Lehre & Forschung<br />

Dr. Eric Tobias Henn promovierte zum Thema „Derivative Instrumente auf Volatilitäten an<br />

56<br />

Aktien- und Optionsmärkten: Eine theoretische und empirische Unter-<br />

suchung“. Die Kennzahl Volatilität stellt ein Maß zur Quantifizierung<br />

von Preisschwankungen dar und hat insbesondere bei der Messung<br />

von Risiken eine hohe Bedeutung erlangt. Neben der Funktion als<br />

Instrument zur Quantifizierung von Aktienkurs- und Aktienindex-<br />

schwankungen kann diese Größe auch als Underlying von derivati-<br />

ven Produkten dienen. Da sich eine tatsächliche Verbreitung dieser<br />

Derivate an den Kapitalmärkten noch in einem Anfangsstadium<br />

befindet, geht Herr Dr. Henn mit seiner Arbeit der Frage nach, in<br />

welcher Weise Volatilitätsderivate grundsätzlich konstruiert wer-<br />

den können. Darüber hinaus wird analysiert, welche<br />

Bepreisungsansätze Anwendung finden und in welchen Berei-<br />

chen diese Derivate zum Einsatz gelangen können. Mit seiner Doktorarbeit behandelt Herr<br />

Dr. Henn ein sehr aktuelles und zukunftsgerichtetes Thema. Er erstellt eine fundierte Analyse<br />

sämtlicher für den Einsatz von Volatilitätsderivaten relevanter Aspekte, wodurch es ihm ge-<br />

lingt, ein umfassendes und praxisorientiertes Werk zu verfassen und den wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisstand auf dem Gebiet der Kapitalmarktderivate voranzutreiben.<br />

Die Dissertationsschrift von Dr. Jens Eickbusch trägt den Titel „Kundenabwanderungen in<br />

Kreditinstituten – Eine empirische Analyse mittels Data Mining-<br />

Methoden für das Privatkundengeschäft einer Großsparkasse“.<br />

Die wachsende Konkurrenzintensität und geänderte Konsumenten-<br />

einstellung haben dazu geführt, dass Bankkunden aktuell weit häu-<br />

figer ihre Bankverbindung wechseln resp. Beziehungen zu mehre-<br />

ren Finanzdienstleistern unterhalten als dies in der Vergangenheit<br />

der Fall war. Vor diesem Hintergrund kommt der erfolgreichen Pflege<br />

bestehender Kundenverbindungen und dem gezielten Entgegenwir-<br />

ken von Kundenabwanderungen gerade für die angestammten<br />

Kreditinstitute, die i. d. R. über einen erheblichen Kunden-<br />

bestand verfügen, der durch neue Anbieter verstärkt umwor-<br />

ben wird, eine erhebliche Bedeutung zu. Entscheidend ist es<br />

dabei, die knappen Betreuungsressourcen so einzusetzen,<br />

dass sowohl die Profitabilität der Kundenbeziehung als auch<br />

die Wahrscheinlichkeit des Kundenverlustes bei fortwähren-<br />

der „Unterbetreuung“ Berücksichtigung finden. Während<br />

zur Beurteilung der Profitabilität bereits eine Reihe von An-<br />

sätzen existiert, ist die Messung der Abwanderungsgefahr noch<br />

weitgehend unerforscht. Diese Lücke wird in der Doktorar-<br />

beit von Herrn Dr. Eickbusch mit einem praxisorientierten An-<br />

satz geschlossen. Insbesondere gelingt es dem Verfasser mit dieser Dissertationsschrift eine<br />

Basis zu schaffen, um den bislang im Vertriebsprozess allenfalls intuitiv berücksichtigten Komplex<br />

der Kundenabwanderung durch die Unterlegung quantitativer Ergebnisse gezielter steuern<br />

zu können.<br />

Dr. Eric Tobias Henn<br />

Dr. Jens Eickbusch


Lehre & Forschung<br />

Dr. Holger Sommerfeld verfasste seine Doktorarbeit zum Thema „Die Steuerung von<br />

Kreditrisiken durch Hedging – Eine empirische Analyse“. Das Kreditrisiko stellt eines der<br />

bedeutsamsten Risiken für Universalbanken dar. Die besondere Problematik liegt bei dieser<br />

Risikoart darin, dass Kreditinstitute derzeit mangels geeigneter Instrumente und<br />

Sekundärmärkte nur sehr bedingt in der Lage sind, ein mit der Kreditvergabe eingegangenes<br />

Risk-Exposure nachträglich zu verändern. In der Praxis existieren derzeit erste Ansätze, für<br />

Kreditrisiken eine zentrale Steuerungsinstanz, vergleichbar mit der für das Management des<br />

Zinsrisikos verantwortlichen Zentraldisposition, zu etablieren. Diese unterstützt jedoch derzeit<br />

primär die Quantifizierung des gesamtbankbezogenen Risikoprofils. Letztlich sind die<br />

entsprechenden Dispositionsinstanzen kaum in der Lage, das Risikoprofil aktiv zu steuern.<br />

Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass derzeit intensiv nach<br />

geeigneten Instrumenten zur laufenden Steuerung von Kreditrisiken<br />

gesucht wird. Für einen Hedging-Ansatz kommen mit<br />

Kreditderivaten, Aktienderivaten und Makromarkt-Derivaten<br />

grundsätzlich drei Gruppen von Finanzinstrumenten in Frage.<br />

Die Möglichkeiten und Grenzen eines Einsatzes dieser<br />

Instrumente werden erstmals in der Dissertationsschrift von Herrn<br />

Dr. Sommerfeld beschrieben. Insgesamt gelingt dem Verfasser eine<br />

fundierte Analyse der Einsatzmöglichkeiten von Hedginginstrumenten,<br />

die der Wissenschaft und der Praxis neue Erkenntnisse über die<br />

(mangelnde) Einsetzbarkeit von Aktienderivaten zur<br />

Absicherung von Kreditpositionen bringt.<br />

Dr. Holger Sommerfeld<br />

57


Lehre & Forschung<br />

European Bankers Forum<br />

In Kooperation mit den Lehrstühlen von Prof. Dr. Reinhold Hölscher (Universität Kaiserlautern)<br />

und Prof. Dr. Dr. h.c. Henner Schierenbeck (Universität Basel) fand auch im Jahr <strong>2001</strong> das<br />

gemeinsame European Bankers Forum in Meiringen/Schweiz statt. Die teilnehmenden Stu-<br />

denten stellten Themen, welche zuvor im Rahmen ihrer Seminararbeiten schriftlich bearbei-<br />

tet wurden, in einem wissenschaftlichen Diskurs vor. Zum zehnten Male diente Meiringen<br />

als Austragungsort und bot den Teilnehmern den Rahmen für ein produktives Seminar, wel-<br />

ches durch Gastvorträge aus der Praxis bereichert wurde. In diesem Jahr konnten hierzu<br />

Unternehmensvertreter von Accenture, der Boston Consulting Group, der Vereins- und<br />

Westbank, der WGZ-Bank sowie der UBS gewonnen werden.<br />

Die Studenten der drei Hochschulen referierten zu folgenden Themen:<br />

58<br />

Die Seminarteilnehmer<br />

• Möglichkeiten und Grenzen der technischen Analyse zur Aktienkursprognose<br />

• Oszillatoren als Instrument der technischen Aktienanalyse - Darstellung und<br />

kritische Würdigung<br />

• Konstruktion von Aktienindizes im internationalen Vergleich<br />

• Ein kritischer Vergleich alternativer Instrumente der privaten Altersvorsorge<br />

• Bookbuilding- versus Tenderverfahren zur Preisbildung bei Aktienemissionen<br />

• Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Kreditderivaten im Risiko-Manage-<br />

ment<br />

• Unternehmensbewertung auf Basis von Realoptionen<br />

• Der neue Liquiditätsgrundsatz II – Eine kritische Analyse<br />

• Internet Marktplätze - Geschäftspotenzial für Banken<br />

• Neue Tendenzen im IPO-Geschäft


Lehre & Forschung<br />

Duisburger National-Bank-Preis<br />

Am 19. Februar <strong>2001</strong> wurde zum siebten Mal der Duisburger National-Bank-Preis an Stu-<br />

denten und Doktoranden der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg verliehen. Prämiert<br />

wurden wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit bank- und finanzwirtschaftlichen Frage-<br />

stellungen im weiteren Sinne beschäftigt haben und aufgrund ihrer herausragenden Lei-<br />

stungen für die Preisverleihung nominiert wurden.<br />

Die Übergabe der Geldpreise in Höhe von insgesamt 6.750,— Euro nahm der Vorstandsspre-<br />

cher der National-Bank Essen AG, Dr. Henner Puppel, zusammen mit Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />

vor.<br />

Die Prämierung wurde in den Kategorien „Doktorarbeiten“ und „Diplomarbeiten“ vorge-<br />

nommen. Für ihre Doktorarbeiten wurden Dr. Jörg Münstermann (1. Preis), Dr. Heike Kuß<br />

und Dr. Thorsten Koch (jeweils 2. Preis) ausgezeichnet. Dr. Münstermann beschäftigte sich<br />

in seiner Arbeit mit dem Anlageerfolg von Spezialfonds, Dr. Kuß promovierte zum Thema<br />

„Qualitätscontrolling in der kreditwirtschaftlichen Weiterbildung“ und Dr. Koch befasste<br />

sich mit der Bewertung von Bankakquisitionen.<br />

In der Kategorie der Diplomarbeiten konnten insgesamt vier Preisträger ausgezeichnet wer-<br />

den, wobei der zweite Preis doppelt vergeben wurde. Der erste Preis ging an Frau Cordula<br />

Emse, die über die Verwendung interner Rating-Modelle zur Messung der aufsichtsrechtlichen<br />

Eigenkapitalunterlegung schrieb. Die zweiten Preise wurden in diesem Jahr an Herrn Mar-<br />

kus Krebber und Herrn Rainer Helms vergeben. Während Herr Krebber Überlegungen zu<br />

alternativen Modellen zur risikoadjustierten Kapitalallokation anstellte, befasste sich Herr<br />

Helms mit der Quantifizierung und Bepreisung von Kreditrisiken bei Asset-Backed-Finanzie-<br />

rungen. Den dritten Preis belegte Herr Brüggemann mit seinen Ausführungen zum Thema<br />

„Rendite-Risiko-Bewertung von Immobilieninvestments“.<br />

v. l. n. r.: Markus Brüggemann, Dr. Thorsten Koch, Dr. Henner Puppel, Markus Krebber,<br />

Cordula Emse, Dr. Jörg Münstermann, Dr. Heike Kuß, Rainer Helms,<br />

Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />

59


Lehre & Forschung<br />

Publikationen<br />

Herausgeberschaft<br />

Rolfes, Bernd/Schierenbeck, Henner/Schüller, Stephan (Hrsg.): Handbuch Bank-<br />

controlling, 2. Aufl., Gabler Verlag, Wiesbaden <strong>2001</strong>.<br />

Rolfes, Bernd/Fischer, Thomas R. (Hrsg.): Handbuch der europäischen Finanzdienst-<br />

leistungsindustrie, Fritz-Knapp Verlag, Frankfurt am Main <strong>2001</strong>.<br />

Rolfes, Bernd, Tietmeyer, Hans (Hrsg.): Globalisierung der Finanzdienstleistungsindustrie,<br />

Beiträge des Duisburger Banken-Symposiums, Band 1 der <strong>ecfs</strong>-Schriftenreihe, Wiesbaden<br />

<strong>2001</strong>.<br />

Rolfes, Bernd, Tietmeyer, Hans (Hrsg.): Basel II - Das neue Aufsichtsrecht und seine Fol-<br />

gen, Beiträge des Duisburger Banken-Symposiums, Band 2 der <strong>ecfs</strong>-Schriftenreihe, Wiesba-<br />

den 2002.<br />

Aufsätze<br />

Rolfes, Bernd/Rehker, Martin: „Wprowadzenie metody odsetek rynkowych“ („Einfüh-<br />

rung der Marktzinsmethode“), in: Bank 02/<strong>2001</strong>, S. 48 - 53.<br />

Rolfes, Bernd/Emse, Cordula: Wewnetrzny rating a kapital wlasny banku, in: Bank<br />

04/<strong>2001</strong>, S. 37 - 43.<br />

Rolfes, Bernd/Emse, Cordula: Interne Rating-Verfahren zur Bonitätsklassifizierung, in:<br />

Deutsches Steuerrecht 8/<strong>2001</strong>, S. 316 - 324.<br />

Rolfes, Bernd: Kalkulatorische Aspekte der laufenden Anpassung variabler Kreditkonditionen,<br />

in: Wertpapier-Mitteilungen 15/<strong>2001</strong>, S. 762 - 767.<br />

Rolfes, Bernd: Das Elastizitätskonzept zur Zinsrisikosteuerung, in: Handbuch Bankcontrolling,<br />

2. Aufl., <strong>2001</strong>, S. 943 - 965.<br />

Rolfes, Bernd: Renditeansprüche für Gesamtbank und Geschäftsbereiche, in: Handbuch<br />

Bankcontrolling, 2. Aufl., <strong>2001</strong>, S. 509 - 518.<br />

Rolfes, Bernd/Bannert, Thomas: Die Kalkulation variabel verzinslicher Bankgeschäfte, in:<br />

Handbuch Bankcontrolling, 2. Aufl., <strong>2001</strong>, S. 281 - 299.<br />

Rolfes, Bernd/Fischer, Thomas R.: Finanzdienstleistungen in einem vereinten Europa, in:<br />

Handbuch der europäischen Finanzdienstleistungsindustrie, Frankfurt am Main <strong>2001</strong>,<br />

S. 1 - 10.<br />

60


Lehre & Forschung<br />

Rolfes, Bernd: Kapitalmarkt und Shareholder Value - Triebfeder für Strukturveränderungen<br />

in der Finanzindustrie, in: Handbuch der europäischen Finanzdienstleistungsindustrie, Frank-<br />

furt am Main <strong>2001</strong>, S. 215 - 227.<br />

Rolfes, Bernd: Effektivverzinsung, in: Handwörterbuch des Bank- und Finanzwesens,<br />

3. Aufl., Stuttgart <strong>2001</strong>, S. 575 - 583.<br />

Rolfes, Bernd/Emse, Cordula: Basel II und die zukünftigen Kreditpreise, in: Basel II - Das<br />

neue Aufsichtsrecht und seine Folgen, Wiesbaden 2002, S. 41-71.<br />

Rolfes, Bernd: Das Firmenkundengeschäft - ein „Wertevernichter“?, in: Handbuch<br />

Firmenkundengeschäft, 2. Aufl., Frankfurt a. M. 2002, S. 140 - 152.<br />

Rolfes, Bernd: Das Management von Zins- und Währungsrisiken in Industrieunternehmen,<br />

in: Herausforderung Risikomanagment – Identifikation, Bewertung und Steuerung industri-<br />

eller Risiken, 2002, S. 423 - 440.<br />

Rolfes, Bernd: Banken, in: Risiko-, Früherkennungs- und Überwachungsmanagement (in<br />

Druck).<br />

<strong>ecfs</strong>-Forschungsbericht<br />

Rolfes, Bernd/Kirmße, Stefan: Die weitere Entwicklung des Marktes für Kreditderivate,<br />

- Ergebnisse einer empirischen Analyse zur Entwicklung des Marktes<br />

für Kreditderivate und der geschäftspolitischen Konsequenzen -,<br />

Duisburg 2002.<br />

61


Lehre & Forschung<br />

Der Lehrstuhl<br />

PD Dr. Stefan<br />

Kirmße<br />

Dr. Nina<br />

Kellermann<br />

Lars Goßlau<br />

Cordula Emse<br />

Mathias Hofmann<br />

Kerstin Hoffmann<br />

62<br />

Die volkswirtschaftliche Abteilung des <strong>ecfs</strong> steht nach dem<br />

Tod von Herrn Prof. Dietmar Kath bis zur Neubesetzung des<br />

Lehrstuhls für Geld und Kredit weiterhin unter der kom-<br />

missarischen Leitung von Herrn PD Dr. Jürgen Jerger, der<br />

die Lehrstuhlvertretung inne hat. Herr Dipl.-Volksw. Lothar<br />

Zahrbach sowie Herr Dipl.-Volksw. Kristian Tödtmann sind<br />

hier als wissenschaftliche Mitarbeiter tätig.<br />

In der von Herrn Prof. Dr. Bernd Rolfes geleiteten betriebs-<br />

wirtschaftlichen Abteilung konnte zu Beginn des Jahres<br />

2002 Herr PD Dr. Stefan Kirmße sein Habilitationsvorhaben<br />

mit Erfolg abschließen. Herr Dr. Ulrich Koch steht kurz vor<br />

der Fertigstellung seiner Habilitationsschrift. Beide unter-<br />

stützen das Institut durch ihre Forschungsarbeit sowie durch<br />

ihre Dozententätigkeit am Lehrstuhl für Banken und Be-<br />

triebliche Finanzwirtschaft. Auch Prof. Dr. Stephan Schüller<br />

bereichert das Lehrangebot des Fachgebietes mit seiner<br />

Dozententätigkeit im Rahmen eines Lehrauftrages. Nach<br />

ihrer Promotion im Juli des Berichtsjahres setzte Frau Dr.<br />

Nina Kellermann ihre Arbeit am <strong>ecfs</strong> fort.<br />

Nach wie vor sind Herr Dipl.-Kfm. Thomas Söhlke, Herr<br />

Dipl.-Kfm. Lars Goßlau, Herr Dipl.-Kfm. Sascha Slunder, Frau<br />

Dipl.-Kff. Cordula Emse und Frau Dipl.-Kff. Tanja Bauersfeld<br />

als wissenschaftliche Mitarbeiter am <strong>ecfs</strong> tätig. Daneben<br />

konnten mit Herrn Dipl.-Kfm. Mathias Hofmann sowie Herrn<br />

Dipl.-Kfm. Philipp Faber zu Beginn des Jahres 2002 zwei<br />

neue Mitarbeiter gewonnen werden. In vielfältiger Weise<br />

unterstützt wird das <strong>ecfs</strong>-Team durch seine Sekretärin Frau<br />

Kerstin Hoffmann.<br />

Die im Rahmen der Umstrukturierungen zum 1. Januar 2002<br />

neu ins <strong>ecfs</strong> aufgenommene betriebswirtschaftliche Ab-<br />

teilung an der Universität Essen steht unter der Leitung von<br />

Herrn Prof. Dr. Rainer Elschen, Inhaber des Lehrstuhls für<br />

Finanzwirtschaft und Banken, der unser Institut mit seinen<br />

Mitarbeitern, Herrn Dipl.-Kfm. Adrian Knocinski, Herrn Dipl.-<br />

Kfm. Stefan Roggenstein sowie Herrn Dipl.-Kfm. Benito<br />

Villaverde tatkräftig unterstützt.<br />

Prof. Dr. Stephan<br />

Schüller<br />

Dr. Ulrich Koch<br />

Thomas Söhlke<br />

Sascha Slunder<br />

Tanja Bauersfeld<br />

Philipp Faber


Anhang<br />

Anhang<br />

65<br />

Anhang


Anhang<br />

Mitgliederverzeichnis (Stand: 31.12.<strong>2001</strong>)<br />

Accenture GmbH<br />

AXA Bausparkasse AG, Dortmund<br />

BAG Bankaktiengesellschaft<br />

Bank für Kirche und Diakonie eG, Duisburg<br />

Bankhaus Lampe KG<br />

Bank im Bistum Essen eG<br />

Bausparkasse Schwäbisch Hall AG<br />

BMW Bank<br />

CC-Bank AG, Mönchengladbach<br />

Commerzbank AG, Filiale Duisburg<br />

Credit- und Volksbank eG<br />

Deutsche Bank AG, Duisburg<br />

Deutsche Postbank AG<br />

DGZ-Deka Bank GmbH<br />

DKM Darlehnskasse Münster eG<br />

Dortmunder Volksbank eG<br />

Dresdner Bank AG, Filiale Duisburg<br />

DZ Bank AG<br />

Falke Bank AG<br />

GAD Gesellschaft für automatische Datenverarbeitung eG<br />

Geno-Volks-Bank Essen eG<br />

GGB Beratungsgruppe<br />

Herner Sparkasse<br />

Hypothekenbank in Essen AG<br />

Ibbenbürener Volksbank eG<br />

Kreissparkasse Düsseldorf<br />

Kreissparkasse Köln<br />

Landeszentralbank in Nordrhein-Westfalen<br />

LBS Westdeutsche Landesbausparkasse, Münster<br />

Märkische Bank eG<br />

National-Bank Essen AG<br />

66


Anhang<br />

Norisbank AG, Nürnberg<br />

Provinzial Feuerversicherungsanstalt der Rheinprovinz<br />

R+V Versicherung AG<br />

Raiffeisenbank Frechen-Hürth eG<br />

Raiffeisenbank Grevenbroich eG<br />

Raiffeisenbank Hürtgenwald eG<br />

Rheinischer Sparkassen- und Giroverband<br />

Rolfes, Prof. Dr. Bernd<br />

S Broker AG<br />

Sparda Bank Essen eG<br />

Sparkasse Aachen<br />

Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe<br />

Sparkasse Essen<br />

Sparkasse Geldern<br />

Sparkasse Heiligenhaus<br />

Sparkasse Kleve<br />

Sparkasse Krefeld<br />

Sparkasse Leichlingen<br />

Sparkasse Lüdenscheid<br />

Sparkasse Minden-Lübbecke<br />

Sparkasse Moers<br />

Sparkasse Mülheim an der Ruhr<br />

Sparkasse Münster<br />

Sparkasse Neuss<br />

Sparkasse Ratingen<br />

Sparkasse Rheinberg<br />

Sparkasse Werl<br />

Sparkassen-Informatik-Systeme West GmbH<br />

Stadtsparkasse Dortmund<br />

Stadtsparkasse Düsseldorf<br />

Stadtsparkasse Duisburg<br />

Stadtsparkasse Emmerich-Rees<br />

Stadtsparkasse Hemer<br />

Stadtsparkasse Kamp-Lintfort<br />

Stadtsparkasse Mönchengladbach<br />

Stadtsparkasse Neukirchen-Vluyn<br />

Stadtsparkasse Oberhausen<br />

Stadtsparkasse Wuppertal<br />

Union-Fonds-Holding AG<br />

Verbands-Sparkasse Wesel<br />

67


Anhang<br />

Volksbank eG<br />

Volksbank eG, Gelsenkirchen-Buer<br />

Volksbank Anröchte eG<br />

Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG<br />

Volksbank Brüggen-Nettetal eG<br />

Volksbank Coesfeld-Dülmen<br />

Volksbank Dinslaken eG<br />

Volksbank Dormagen eG<br />

Volksbank Düsseldorf-Neuss eG<br />

Volksbank Emmerich-Rees eG<br />

Volksbank Gelderland eG<br />

Volksbank Goch-Kevelaer eG<br />

Volksbank Hellweg eG<br />

Volksbank im Märkischen Kreis eG<br />

Volksbank Kleverland eG<br />

Volksbank Köln-Nord eG<br />

Volksbank Krefeld eG<br />

Volksbank Meinerzhagen eG<br />

Volksbank Mönchengladbach eG<br />

Volksbank Münster eG<br />

Volksbank Niederrhein eG<br />

Volksbank Nordlippe eG<br />

Volksbank Nordmünsterland-Mitte eG<br />

Volksbank Paderborn eG<br />

Volksbank Remscheid-Solingen eG<br />

Volksbank Rhein-Lippe eG<br />

Volksbank Rhein-Ruhr eG<br />

Volksbank Rhein-Wupper eG, Leverkusen<br />

Volksbank Schermbeck eG<br />

Volksbank Sprockhövel eG<br />

Volksbank Wipperfürth-Lindlar eG<br />

Volksbank Würselen eG<br />

Volksbanken des Hochsauerlandkreises<br />

VR Volks- und Raiffeisenbank eG, Moers<br />

Westfalenbank AG<br />

WestLB, Westdeutsche Landesbank Girozentrale<br />

Westfälisch-Lippischer Sparkassen- und Giroverband<br />

Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank eG<br />

Wissenschaftsförderung der Sparkassenorganisation e.V.<br />

WL Bank, Westfälische Landschaft Bodenkreditbank AG<br />

zeb/rolfes.schierenbeck.associates<br />

68


Anhang<br />

(Stand 31.12.<strong>2001</strong>) Kuratorium<br />

Vorsitzender des Kuratoriums<br />

Heinz Biesenbach<br />

Verbandsgeschäftsführer des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands, Düsseldorf<br />

Stellv. Vorsitzende des Kuratoriums<br />

Werner Böhnke<br />

Vorsitzender des Vorstandes der WGZ-Bank eG, Düsseldorf<br />

Dietmar P. Binkowska<br />

Ehem. Vorsitzender des Vorstandes der Westfalenbank AG, Bochum<br />

Mitglieder des Kuratoriums<br />

Rolf Dickmann<br />

Direktor der Commerzbank AG, Duisburg<br />

Katharina Neumann<br />

Deutsche Bank AG, Duisburg<br />

Dr. Wolf-Dieter Jurgeleit<br />

Vorstandsmitglied der Vereinsbank eG, Duisburg<br />

Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />

Leiter des Lehrstuhls für Banken und Betriebliche Finanzwirtschaft<br />

an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg<br />

Hartmut Schulz<br />

Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Moers<br />

Walter Spiegelhoff<br />

Vorstandsmitglied der VR Volks- und Raiffeisenbank eG, Moers<br />

Ernst Westerhoff<br />

Direktor der Dresdner Bank AG, Duisburg<br />

Claus-Robert Witte<br />

Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Duisburg<br />

69


Anhang<br />

Rechnungsprüfer (Stand 31.12.<strong>2001</strong>)<br />

Wilfried Franzen<br />

Bundesbankdirektor der Landeszentralbank Düsseldorf<br />

Hans Weber<br />

Mitglied des Vorstandes der Volksbank Rhein-Ruhr eG<br />

Vorstand (Stand 31.12.<strong>2001</strong>)<br />

Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />

Leiter des Lehrstuhls für Banken und Betriebliche Finanzwirtschaft<br />

an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg<br />

Direktor des <strong>ecfs</strong> (Stand 31.12.<strong>2001</strong>)<br />

Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />

Leiter des Lehrstuhls für Banken und Betriebliche Finanzwirtschaft<br />

an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg<br />

Zum 01.01.2002 wurden Herr Prof. Dr. Rainer Elschen und Herr Claus-Robert Witte in den<br />

Vorstand sowie Herr Prof. Dr. Rainer Elschen zum weiteren Direktor des <strong>ecfs</strong> berufen.<br />

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Impressum<br />

european center for financial services<br />

Lotharstraße 65<br />

47057 Duisburg<br />

Telefon: (02 03) 3 79 - 26 48<br />

Fax: (02 03) 3 79 - 12 45<br />

e-mail: <strong>ecfs</strong>@uni-duisburg.de<br />

Herausgeber<br />

Prof. Dr. Bernd Rolfes<br />

Redaktion<br />

Tanja Bauersfeld<br />

Cordula Emse<br />

Philipp Faber<br />

Lars Goßlau<br />

Stefan Heine<br />

Kerstin Hoffmann<br />

Mathias Hofmann<br />

Marcel Johann<br />

Dr. Nina Kellermann<br />

Sascha Slunder<br />

Thomas Söhlke<br />

Gestaltung<br />

Simone Schubert

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