altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - Ausgabe Juli/August 2020

Der Uhu ist ein prächtiger Vogel mit intensiv leuchtenden Augen.
Winter mal mit dunkler Stimme.
Umweltschützer kamen in den
1980er Jahren vorbei und wollten
kontrollieren, ob Grininger artgerecht
hält. Echten Ärger gab es
aber nie, denn er beachtete die
strengen Vorgaben für die Größe
der Gehege und Menge der Tiere.
Reich wurde er mit der Zucht
auch nicht: „Für mich ist das kein
Geschäft. Es geht sich im Jahr mit
dem Futter gerade so aus, in der
Regel lege ich ein bisschen drauf.
Für mich ist es Liebhaberei und
Hobby.“ Das Futter bekommt Grininger
aus der Nähe von Lindau
von einer Tierparkversorgung. Seine
Eulen sind dankbare Abnehmer
der tiefgefrorenen männlichen Küken,
die in der Branche leider als
„Abfallprodukt“ gelten. 6 000 Stück
nimmt er bei einem Einkauf mit.
Ein Bartkauz vertilgt vier Küken am
Tag, der Uhu derer sechs.
Ein Uhu kann bis zu 30 Jahre alt
werden, während der Sperlingskauz
eine Lebenserwartung von
sechs Jahren hat. Brüten tun die
Vögel nur, wenn sie sich wohl fühlen.
Und bei Sepp Grininger geht
es ihnen so gut, dass er immer
wieder befruchtete Eier durch Plastikattrappen
ersetzen muss, um
seinen Bestand nicht zu groß werden
zu lassen. Eine Katastrophe
ereignete sich im Winter von 2017
auf 2018: Ein hungriger Räuber
fand Zugang zu den Gehegen der
kleineren Eulen und richtete ein
regelrechtes Massaker an. Grininger
war verzweifelt: „Ich habe alle
Käfige abgesucht und nirgends ein
Loch gesehen. Schließlich habe ich
am Dach ein morsches Brett gefunden,
wo sich der Marder durchgebissen
hatte. Zwergeule, Steinkauz,
Sperbereule und Sperlingskauz hat
er über mehrere Nächte komplett
vernichtet. Nur an die großen Eulen,
die man jetzt noch hier sieht,
hat er sich nicht ran getraut.“
Sechs Arten und 21 Eulen sind
ihm geblieben: Uhu, Schleiereule,
Wald-, Habicht- und Bartkauz.
Highlights sind die zwei exotischen
Brillenkauze aus Afrika. Mittlerweile
wurden sie in Deutschland
so oft nachgezüchtet, dass ihnen
die Winter nichts mehr ausmachen.
Die Anschaffung neuer Eulen
ist nicht geplant. Der Rentner lässt
seine Zucht schweren Herzens
langsam auslaufen.
Natürlich stieg das Interesse an
seinen Eulen durch den Zauberlehrling
und seine Eule „Hedwig“ –
aus den Harry-Potter-Reihen – für
eine Weile sprunghaft an. „Manche
Kinder waren hier und haben
Blumen gepflückt, aber andere
standen sehr lange vor den
Schneeeulen und wollten alles darüber
wissen. Da war die Begeisterung
für eine Weile groß“, erzählt
der Züchter. „Ich würde aber
keinem Kind raten, sich eine Eule
zuzulegen, denn es ist ein zeitraubendes
Hobby. Sie sind zwar nicht
pflegeintensiv, aber sie wollen jeden
Tag gefüttert werden. Zweimal
im Jahr in Urlaub fahren ist dann
nicht mehr drin.“
Wer ernsthaft in die Eulenzucht
einsteigen möchte, dem rät Sepp
Grininger zum Uhu: „Es ist ein
wirklich stattliches und attraktives
Tier, alleine wegen seiner Augen.
Seltsamerweise wird er weit unter
Wert gehandelt.“ Zu seinen Kunden
gehören unter anderem auch
Falkner, die sehr junge Tiere abholen.
Grininger freut sich, wenn er
seine Eulen dann Jahre später auf
der Faust des Käufers sitzen sieht.
Die meisten Züchter befinden sich
in Norddeutschland, im Süden
gibt es derzeit nur drei. Und wenn
Sepp Grininger sein Hobby in wenigen
Jahren an den Nagel hängen
wird, geht ein passionierter Züchter
dieser faszinierenden Vögel
verloren.
edl
juli / august 2020 | 7
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