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Die Malteser-Zeitung 2/2020

Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.

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<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

© Nicusor Floroaica<br />

Ausgabe 2/<strong>2020</strong><br />

In Memoriam: Fra’ Giacomo Dalla Torre<br />

Weil Nähe zählt: #gemeinsamschaffenwirdas<br />

Im Gebet verbunden trotz „Social Distancing“


INHALT<br />

IMFOKUS<br />

04 In Memoriam: Fra’ Giacomo Dalla Torre<br />

del Tempio di Sanguinetto<br />

06 Weil Nähe zählt – besonders in Zeiten von<br />

Lockdown und Social Distancing<br />

VORBILDER<br />

14 Im Gespräch mit Clemens Schödl,<br />

General Manager von Gilead Sciences in Österreich<br />

LEBENSWERT<br />

16 Hilfe zur Selbsthilfe mit „Peregrinus“<br />

04 06<br />

MALTESERSPIRITUELL<br />

18 Gebetsabend-digital und in Stille<br />

MALTESERÖSTERREICH<br />

20 Berichte aus den Bundesländern:<br />

Vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />

MEDIZINAKTUELL<br />

36 Mit eigener Kraft gegen die Krise<br />

38 Blut und Plasma spenden<br />

MALTESERWELTWEIT<br />

40 <strong>Die</strong>nst am Nächsten in Krisen rund um den Globus<br />

42 Syrien: <strong>Die</strong> komplexeste humanitäre Krise weltweit<br />

44 Ostafrika: <strong>Die</strong> Heuschreckenplage wütet weiter<br />

46 China: „Es ist wieder viel möglich geworden“<br />

16<br />

40<br />

RELIGIONAKTUELL<br />

48 <strong>Die</strong> Pastoral in Zeiten von Corona<br />

49 Seligpreisungen als Wegweiser<br />

GELESENEMPFOHLEN<br />

50 Interessante Neuerscheinungen<br />

TAGEBUCH<br />

52 Menschen und Events<br />

48 50<br />

RUNDSCHAU<br />

57 Integrationshilfe digital<br />

ÜBERBLICK<br />

58 Wir trauern um<br />

59 Termine und Kontakte<br />

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2<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


EDITORIAL<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Leserinnen und Leser,<br />

wie oft haben wir schon den Satz gehört: „<strong>Die</strong> Coronakrise ist<br />

eine Chance.“ Und was denken, empfinden wir dabei? Vielleicht,<br />

dass diejenigen, die hier angesichts von Sterbenden,<br />

Kranken und Arbeitslosen von Chance sprechen, gehörige<br />

Zyniker oder empathiebefreite Menschen sein müssen?<br />

Soziale Kontakte, das Gefühl von Geborgenheit, von Zugehörigkeit,<br />

sind essenziell für uns Menschen. Es fällt uns schwer<br />

darauf zu verzichten. Es fällt uns schwer, ungeplant konsequent<br />

zu leben, wie es uns der Shutdown und die Aufforderung, sich<br />

und andere zu schützen, indem wir Abstand halten, abverlangen.<br />

Auch ich empfinde die Coronakrise als eine Chance – allerdings<br />

als eine Chance, zu sehen und zu spüren, wie sich Einsamkeit<br />

anfühlt. Viele Menschen im Alter, in der Anonymität der<br />

Großstadt, sind seit Ausbruch der Pandemie und der Kontaktbeschränkungen<br />

einsam.<br />

<strong>Die</strong> Krise ist also unsere Chance, mehr Mitgefühl zu zeigen und<br />

sich wieder intensiv mit den Sinnfragen des eigenen Lebens und<br />

des Lebens anderer auseinanderzusetzen. So gesehen bietet die<br />

derzeitige Situation eine Art Lernort für eine bessere Zukunft<br />

für uns alle.<br />

<strong>Die</strong> zahlreichen Aktivitäten der <strong>Malteser</strong> seit Ausbruch der Coronapandemie,<br />

ihr unermüdlicher Einsatz in Hilfsprogrammen<br />

und spontan organisierten neuen Hilfsprojekten: Wir helfen<br />

in der Krise zusammen, wir stehen zusammen – auch wenn es<br />

physisch nicht möglich ist. Wir fühlen uns einander verbunden<br />

in unserem Bestreben, Menschen in Not nicht im Stich zu<br />

lassen, sondern zu helfen.<br />

<strong>Die</strong> Tragweite der Coronakrise ist in vielen Bereichen noch<br />

nicht abschätzbar. Es ist wichtig, dass wir weiterhin auch im<br />

Orden zusammenhalten und zuversichtlich nach vorne schauen.<br />

Dabei hilft uns das Gebet. Wir haben sehr rasch gelernt,<br />

mit neuen Kommunikationsmitteln umzugehen. Wir feiern die<br />

Heilige Messe über das Internet, treffen uns via Handy oder<br />

Computer zum gemeinsamen Gebet und pilgern virtuell nach<br />

Lourdes. Es ist der tiefe Glaube, der uns alle verbindet und dem<br />

auch COVID-19 und Social Distancing nichts anhaben können.<br />

Bewahren wir uns diesen starken Glauben, dieses Ordens-<br />

Gemeinschaftsgefühl im Gebet und in der liebevollen Hilfeleistung.<br />

Lassen wir uns davon tragen. Stärken wir unsere positive<br />

Grundhaltung. Unser verstorbener Fürst und Großmeister<br />

Fra’ Giacomo Dalla Torre war uns darin ein wirkliches Vorbild.<br />

Norbert Salburg-Falkenstein<br />

Prokurator<br />

IMPRESSUM<br />

Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden (<strong>Malteser</strong>orden),<br />

Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesg. 2, Tel.: 01/512<br />

72 44, E-Mail: presse@malteser.at<br />

Chefredaktion: Katharina Stögner Mitarbeiter bzw. Autoren<br />

dieser Ausgabe: Bogdan Bercal, Francesca Colestani, Marie Czernin,<br />

Anton Gatnar, Ulrich Glaunach, Petra Hellmich, Anne Hensel,<br />

Johannes Holfeld, Laetitia Keil-Boswell, Bartolomäus Khevenhüller-<br />

Metsch, Katharina Kiecol, Markus Kirchschlager, Brigitte Kneissl,<br />

Martina Koja, Ulrich H.J. Körtner, Lukas Krupitza, Angelika<br />

Kühnelt-Leddihn, Fra Gottfried Kühnelt-Leddihn, Georg Male, Karin<br />

Mayer, Richard Mischak, Alexandra Reisinger, Mesi Richter, Norbert<br />

Salburg-Falkenstein, Albin Scheuch, Moritz Schuschnigg, Emma<br />

Steeb, Richard Steeb, Manuel Weinberger, Susanne Wick Text und<br />

Lektorat: Edith Holzer, Thomas Fisher Fotos: Wolfgang L. Abel -<br />

Salzburg, Nicusor Floroaica, GRANATAPFEL-Magazin, Hand in Hand/<br />

<strong>Malteser</strong> International, Haus Malta, IDA/<strong>Malteser</strong> International,<br />

Christian Lendl, <strong>Malteser</strong> Care, <strong>Malteser</strong> International, <strong>Malteser</strong><br />

Kinderhilfe, Order di Malta, PACIDA/<strong>Malteser</strong> International,<br />

Katharina Schiffl/Life Ball, Royalty-free stock vector ID: 474046510_<br />

Castleski, Schlosshotel Mailberg, Shutterstock.com - 452827405/<br />

Everett-Art, Shutterstock.com – 585622223/Kaspars Grinvalds,<br />

Clemens Schödl - Gilead Sciences AT, Youth Forum, Zbc3 GmbH<br />

Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />

Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.<br />

Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für<br />

beiderlei Geschlecht. Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at<br />

Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050<br />

Wien. Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung<br />

über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner<br />

Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der<br />

Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: Juni <strong>2020</strong><br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 3


IN MEMORIAM<br />

Seine Hoheit und Eminenz der 80. Fürst und Großmeister<br />

des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />

Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto<br />

Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto ist in<br />

der Nacht zum 29. April nach kurzer schwerer Krankheit<br />

gestorben. Drei Jahre zuvor war er nach dem Rücktritt<br />

seines Vorgängers Fra’ Matthew Festing als Statthalter<br />

mit den Aufgaben des Ordensoberen betraut und ein<br />

Jahr später vom Großen Staatsrat in Rom zum 80. Großmeister<br />

gewählt worden.<br />

Fra’ Giacomo wurde 1944 in Rom geboren, entstammt<br />

einer Adelsfamilie aus Treviso und spezialisierte sich nach<br />

dem Studium der Literaturwissenschaften auf christliche<br />

Archäologie und Kunstgeschichte. Er war Professor für Altgriechisch<br />

an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom.<br />

Seit 1985 Mitglied des <strong>Malteser</strong>ordens legte er 1993<br />

die ewigen Gelübde als Professritter ab. Nach mehreren<br />

Funktionen war er ab 1999 Mitglied im Souveränen Rat<br />

(der Ordensregierung) und unter dem 78. Großmeister<br />

Fra’ Andrew Bertie von 2004 bis 2008 als Großkomtur<br />

des Ordens für das geistliche Leben und die religiöse Observanz<br />

der Ordensmitglieder und die geistlichen Belange<br />

der Ordenswerke zuständig. Von 2009 bis 2017 leitete<br />

er als Großprior das Großpriorat von Rom.<br />

Seine tiefen Spiritualität und sein Einsatz für die Herren<br />

Kranken werden unvergessen bleiben. Er half, so oft er<br />

konnte, persönlich bei Obdachlosenausspeisungen und der<br />

Betreuung von Notleidenden und nahm an den zahlreichen<br />

internationalen Wallfahrten des <strong>Malteser</strong>ordens teil.<br />

Seine Verbundenheit mit dem Großpriorat von Österreich<br />

brachte der Verstorbene bei Besuchen der<br />

4<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


österreichischen Pilger in Lourdes mehrfach zum<br />

Ausdruck. Nachdrücklich betonte er dabei, wie sehr<br />

er sich durch seine Herkunft als „Altösterreicher“<br />

fühlte, eine Bemerkung, die er auch anläßlich des<br />

offiziellen Besuches von Bundespräsident Alexander<br />

van der Bellen am Sitz der Ordensregierung in Rom<br />

wiederholte.<br />

2017 war er als Großmeister-Statthalter aktiver<br />

Ehrengast des Internationalen <strong>Malteser</strong> Summer<br />

Camps für behinderte Jugendliche in Salzburg und<br />

trat bei vielen Programmpunkten mit den rund 500<br />

Teilnehmern in direkten Kontakt. Im Rahmen seines<br />

Besuches überreichte er Landshauptmann Wilfried<br />

Haslauer das Großkreuz des Verdienstordens pro<br />

merito melitensi und Landtagspräsidentin Brigitta<br />

Pallauf das Verdienstkreuz mit Stern als höchste<br />

Auszeichnungen des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />

Ordens.<br />

Der allzu frühe Tod seiner Hoheit und Eminenz des<br />

80. Fürsten und Großmeisters, der den Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden in den letzten beiden Jahren<br />

so segensreich geleitet hat, ist eine große Prüfung für<br />

den gesamten Orden und seine Hilfswerke auch in Österreich.<br />

Ich war mit Seiner Hoheit und Eminenz persönlich<br />

sehr verbunden und bin zutiefst betroffen über<br />

sein so plötzliches Ableben. R.I.P.<br />

Norbert Salburg-Falkenstein<br />

Prokurator des Großpriorates von Österreich<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 5


IMFOKUS<br />

WEIL NÄHE ZÄHLT<br />

BESONDERS IN ZEITEN VON LOCKDOWN<br />

UND SOCIAL DISTANCING<br />

Eine Chronologie der Coronapandemie: von den Anfängen über ihre Verbreitung bis zu den Folgen – vor allem für<br />

einsame, bedürftige Menschen. Sie konnten sich auch in dieser außergewöhnlichen Notsituation auf die Hilfe der<br />

MALTESER verlassen.<br />

Von Johannes Holfeld und Angelika Kühnelt-Leddihn<br />

Vermutlich begann alles auf einem Wochenmarkt in<br />

Wuhan, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Hubei,<br />

die seither unfreiwillig weltweite Bekanntheit genießt.<br />

Ende Jänner werden alle Flüge nach China gestoppt. Schon<br />

Mitte Februar kann der interessierte Beobachter erkennen,<br />

dass in unserer unmittelbaren Nachbarschaft etwas nicht<br />

stimmt. Der Karneval in Venedig wird abgesagt, die Mailänder<br />

Scala geschlossen, und zahlreiche Städte in der Lombardei<br />

und in Venetien werden unter Quarantäne gestellt.<br />

Eindämmung und Schadensbegrenzung<br />

Mit der zunehmenden Flut an Medienberichten erfahren<br />

wir immer mehr über die Gefährlichkeit von SARS-CoV-2,<br />

wie das neue Virus in der Fachsprache genannt wird. Es<br />

mehren sich die Schlagzeilen über die rasante Zunahme an<br />

Neuinfektionen, erschütternde Zahlen an Todesfällen und<br />

die katastrophalen Folgen für das überforderte Gesundheitssystem<br />

in Italien. Mitte März erfolgt der Lockdown<br />

in Österreich.<br />

Kochen für die Essensausgabe der Franzsikaner Messe Wien, Logistik Koordination Essensausliefer<br />

Ende Februar wird ein junges Paar, das sich zuvor in Italien<br />

aufgehalten hatte, in Tirol positiv getestet. Zeitgleich erfahren<br />

wir vom ersten Patienten in Wien, dem bekannten<br />

Anwalt, bei dem man lange Zeit an eine Grippe gedacht<br />

hatte. Schon wenige Tage später, Anfang März, dürfen Patienten<br />

aus Südtirol nicht mehr nach Österreich einreisen,<br />

um in der Innsbrucker Klinik behandelt zu werden. Das<br />

sogenannte Coronavirus hat sich von Wuhan bis nach Österreich<br />

und auf die gesamte Welt ausgebreitet.<br />

Rasch erlernen wir epidemiologische Grundlagen. Zunächst<br />

dreht sich alles um Phase 1, das Containment (Eindämmung).<br />

Erkrankte und ihre Kontaktpersonen sollen<br />

isoliert werden. Sobald die Nachverfolgung der Infektionskette<br />

nicht mehr funktioniert, beginnt Phase 2, die Mitigation<br />

(Schadensbegrenzung).<br />

Händewaschen und Mundschutz zur Prävention<br />

Immer wieder tauchen Fragen auf, ob die in Österreich<br />

6<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


IMFOKUS<br />

getroffenen Maßnahmen denn wirklich allesamt notwendig<br />

waren. Vieles ist noch unklar, da die Menschheit mit<br />

SARS-CoV-2 das erste Mal in Kontakt gekommen ist. Vor<br />

der Herausforderung, dieses Virus zu bekämpfen, sind in<br />

selten dagewesenem, weltweit vereintem Interesse Kenntnisse<br />

erworben und weitergegeben worden. So wissen wir<br />

jetzt, dass sich das Virus über Tröpfchen- und Kontaktinfektion<br />

überträgt. Eine Ansteckung über Aerosole, insbesondere<br />

in geschlossenen Räumen, über Kontamination<br />

mit Urin sowie Stuhl ist möglich.<br />

Als effektivste Präventionsmaßnahme gilt Händewaschen<br />

mit Seife für mindestens 20 Sekunden. Erst dann wird der<br />

Schutzmantel des Virus zerstört. Alternativ kann ein alkoholisches<br />

Desinfektionsmittel 30 Sekunden lang angewendet<br />

werden. <strong>Die</strong> Husten- und Niesetikette, das heißt<br />

in die linke Ellenbeuge, ist einzuhalten. <strong>Die</strong> Abstandsregel<br />

von zwei Metern ist ebenso zu beachten. Das Tragen eines<br />

Mund-Nasen-Schutzes soll insbesondere die Streuung infektiöser<br />

Tröpfchen verhindern.<br />

Um eine rezente Infektion mit SARS-CoV-2 zu bestätigen,<br />

wird ein Nasen-Rachen-Abstrich abgenommen. Über ein<br />

sogenannten PCR-Verfahren (Polymerase Chain Reaction)<br />

können Viruspartikel nachgewiesen werden. Mittlerweile<br />

werden in Labors auch Antikörper-Tests angeboten. Der<br />

Nachweis von IgG-Antikörpern spricht für eine durchgemachte<br />

Infektion.<br />

Ob und wie lange ein Infektionsschutz vorliegt, kann<br />

derzeit allerdings noch nicht gesagt werden. Nach aktuellem<br />

Wissensstand ist davon auszugehen, dass die<br />

Höhe der Viruslast in der ersten Woche nach der Infektion<br />

rasch abnimmt, nach zehn bis zwölf Tagen wird<br />

keine Ansteckungsgefahr mehr angenommen. Mit 14<br />

Tagen, die man für die Quarantänemaßnahmen herangezogen<br />

hat, ist also ein sicherer Zeitraum festgelegt.<br />

Auf diesem Prinzip beruht auch das schrittweise Wiederhochfahren<br />

unserer gewohnten Lebensstrukturen<br />

im Zwei-Wochen-Rhythmus.<br />

ung Hotel InterContinental Sanitäts- und Rettungsdienste Telefonseelsorge<br />

Asymptomatische Verläufe<br />

Das Heimtückische am SARS-CoV-2-Virus ist, dass rund<br />

80 Prozent der infizierten Personen asymptomatisch<br />

sind und die höchste Infektiosität in den ersten 24 Stunden<br />

vorliegt, Symptome aber meist erst nach drei bis fünf<br />

Tagen beginnen. Daher wissen Betroffene gar nicht, dass<br />

sie für ihre Mitmenschen ansteckend sind. Gezielte Isolation<br />

ist nicht mehr möglich, die Ausbreitung muss eingedämmt<br />

werden.<br />

Impfstoff voraussichtlich 2021<br />

Zum viel diskutierten Thema Herdenimmunität erfahren<br />

wir, dass sie als Konzept zur Pandemiebekämpfung<br />

ungeeignet erscheint. Nur wenige Staaten setzen darauf<br />

(und korrigieren sich später zum Teil). Auch die Reproduktionszahl<br />

R0 (Anzahl der Menschen, die im Schnitt<br />

von einem Erkrankten infiziert werden) wird zum Begriff.<br />

Sie muss kleiner 1 sein, damit die Pandemie zum<br />

Erliegen kommt.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 7


IMFOKUS<br />

Insgesamt zielt die Strategie zur Bekämpfung der Pandemie<br />

darauf ab, die Kurve der Neuinfizierten abzuflachen,<br />

indem man den Verlauf der Pandemie verzögert.<br />

So wird eine Überlastung des Gesundheitssystems vermieden.<br />

<strong>Die</strong>s erforderte umfangreiche personelle und<br />

logistische Veränderungen in den Spitälern, die sich<br />

letztlich als wirkungsvoll erwiesen haben, denn die Intensivstationen<br />

wurden nicht überlastet. Ein Ende der<br />

Pandemie scheint allerdings erst mit der Entwicklung<br />

eines Impfstoffes gegen das heimtückische Virus möglich.<br />

Erwartbar ist dies aus heutiger Sicht im Laufe des<br />

Jahres 2021.<br />

Wieder mehr soziale Nähe trotz „Social Distancing“<br />

<strong>Die</strong> österreichische Regierung hat rasch und konsequent<br />

gehandelt. Für viele Menschen führte dies jedoch zu drastischen<br />

persönlichen, beruflichen und wirtschaftlichen<br />

Folgen. Einmal mehr sind sozial Schwächere, Kranke,<br />

Einsame besonders betroffen. <strong>Die</strong> zahlreichen Initiativen<br />

der Werke des <strong>Malteser</strong>ordens in Österreich und weltweit<br />

waren und sind beispielhaft für ein gelungenes Zusammenspiel<br />

zwischen Ehrenamtlichkeit, Gesundheitswesen<br />

und Politik in einer schweren Gesundheitskrise.<br />

In Zeiten von Social Distancing – besser wäre der Begriff<br />

„Physical Distancing“ – sind die Menschen sozial ein<br />

Stück weit zusammengerückt. Neben neu aufgetretenen<br />

Problemen und Sorgen erleben wir, wie sich viele Menschen<br />

auf das Wesentliche, auf das, was ihnen tatsächlich<br />

wichtig ist, besinnen.<br />

SCHNELLE HILFE<br />

VON ANFANG AN<br />

Vor allem während der ersten Akutphase der Krise entstanden<br />

sehr rasch neue Projekte und Programme, mit<br />

denen die MALTESER effizient und wirkungsvoll Unterstützung<br />

leisteten.<br />

Insbesondere galt es, ältere Menschen und Freiwillige, die<br />

zur Gruppe der besonders Gefährdeten zählen, zu schützen.<br />

Sie sollten nicht in den Hilfsdiensten eingesetzt<br />

werden oder mussten in manchen Fällen sogar selbst<br />

versorgt und unterstützt werden. Weiters musste eine<br />

Lösung gefunden werden, wie die <strong>Malteser</strong> ihre Klienten<br />

weiterhin betreuen konnten. Regelmäßige Treffen, Besuche<br />

und Spaziergänge waren ja aufgrund der Ausgangsbeschränkungen<br />

nicht möglich. Dennoch war es wichtig,<br />

gerade diesen Menschen, die in Alter und Krankheit oft<br />

sehr einsam sind, das Gefühl des Alleinseins und Alleingelassenwerdens<br />

zu nehmen.<br />

Gegen Einsamkeit und Depression<br />

Das plötzliche „Herumsitzen“ zu Hause, das Wegfallen<br />

Messe Wien<br />

eines bisher gewohnten Tagesablaufs, die Unsicherheit<br />

über die Zukunft: All das drückte vor allem bei ängstlichen<br />

Menschen und solchen, die alleine leben, stark aufs<br />

Gemüt. Ebenso schwierig war die Lage für Menschen in<br />

Krankenhäusern, Pflege- und Palliativeinrichtungen. Sie<br />

brauchten gerade während der Zeit der Ausgangsbeschränkungen<br />

viel Kraft, um bald wieder gesund zu werden oder<br />

um die ihnen noch verbleibende Zeit mit Angehörigen,<br />

Freunden und Verwandten verbringen zu können.<br />

„Das war einfach hart“<br />

Zum Schutz der Betreuten durften die meisten dieser Einrichtungen<br />

vorübergehend keine Besuche gestatten. So<br />

waren die Menschen zwar medizinisch versorgt, aber von<br />

ihren Familien abgeschnitten. Umgekehrt konnten die An-<br />

8<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


IMFOKUS<br />

ihre Kinder, noch ihre Enkelkinder oder andere Besucher<br />

sehen. Das war einfach hart für sie.“<br />

Soziale Medien und Internet<br />

Doch auch in solchen Fällen konnten die <strong>Malteser</strong> helfen.<br />

Über eine Kooperation mit den Elisabethinen in Graz<br />

konnten für deren Palliativstation kleine Tablet-PCs angeschafft<br />

werden. Auf diese Weise konnten Patienten mit<br />

ihren Angehörigen gesichert in Kontakt treten, einander<br />

am Bildschirm sehen und miteinander sprechen.<br />

gehörigen ihre Liebsten nicht persönlich sehen – eine für<br />

beide Seiten sehr bedrückende Situation. Wie schwer ein<br />

solcher Verzicht auf das soziale Miteinander war, zeigt das<br />

Beispiel einer <strong>Malteser</strong>-Freiwilligen, die erzählt: „Meine<br />

Nachbarin hatte kurz vor Ausbruch der Coronakrise eine<br />

Krebsoperation. Damit zählte sie in der Folge zur Gruppe<br />

der besonders gefährdeten Personen. Kürzlich erst war sie<br />

zum zweiten Mal Großmutter geworden und durfte weder<br />

„FÜR DEN FALL,<br />

DASS ...“<br />

In der Messe Wien haben die MALTESER gemeinsam mit<br />

der Stadt Wien und weiteren Hilfsorganisationen eine<br />

Bettenstation für COVID-19-Patienten aufgebaut.<br />

Damit kann die medizinische Versorgung der Stadt Wien<br />

auch in Zeiten hoher Infektionsraten mit dem Coronavirus<br />

aufrechterhalten werden. <strong>Die</strong> temporäre Einrichtung<br />

Elisabethinen-Geschäftsführer Christian Lagger mit<br />

Oberärztin Elisabeth Thaller, Abteilung für Innere<br />

Medizin, und <strong>Malteser</strong>-Bereichsleiter-Stv. Bernhardt<br />

Pauger, Bereichsleiter P. Clemens Grill (Priester) und<br />

BL-Stv. Clemens Kanhäuser vor der Statue der heiligen<br />

Elisabeth<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 9


IMFOKUS<br />

umfasst drei Hallen mit insgesamt 2.200 Betten und kann<br />

bei Bedarf auf bis zu 3.100 Betten ausgeweitet werden.<br />

Sie ist für infizierte Menschen mit leichten Symptomen<br />

konzipiert, die nicht auf intensivmedizinische Betreuung<br />

angewiesen sind, aber aus sozialen Gründen nicht für die<br />

Heimquarantäne in Frage kommen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> Austria sind bei diesem Projekt für den Bereich<br />

Logistik sowie für die Versorgung mit Medikamenten,<br />

den Wäschekreislauf sowie die Schutzausrüstung zuständig.<br />

Innerhalb von nur etwas mehr als zwei Wochen<br />

wurde die gesamte Infrastruktur für einen modernen Betreuungsstandort<br />

geschaffen. <strong>Die</strong> 2.200 Betten wurden<br />

durch die Wiener Berufsfeuerwehr aufgebaut und vom<br />

Katastrophenschutz sowie dem Bundesheer zur Verfügung<br />

gestellt. <strong>Die</strong> ärztliche Versorgung wird im Bedarfsfall<br />

durch den Ärztefunkdienst und den Krankenanstaltenverbund<br />

sichergestellt.<br />

Obwohl das renommierte Hotel am Stadtpark aufgrund<br />

der Coronakrise geschlossen war, standen die Räder im<br />

Haus nicht still: Von Beginn des Shutdowns an wurde dort<br />

die Verteilung von Essen, das täglich in der Hotelküche<br />

frisch zubereitet wurde, von den <strong>Malteser</strong>n gemeinsam<br />

mit den Firmen Gregori Consulting und gb consite Software<br />

koordiniert. <strong>Die</strong> Lieferungen wurden von Privatpersonen<br />

und den Wiener Fiakern freiwillig und unentgeltlich<br />

durchgeführt. Beliefert wurden ältere Menschen im<br />

dritten Bezirk, die entweder zur Corona-Risikogruppe<br />

zählten oder ihre Wohnung aufgrund körperlicher Einschränkungen<br />

nicht verlassen konnten. <strong>Die</strong> Zustellung<br />

und Übergabe der Mahlzeiten erfolgte selbstverständlich<br />

unter Einhaltung aller Hygiene- und Schutzmaßnahmen.<br />

SCHULTER-<br />

SCHLUSS<br />

Wirtschaft, Privatpersonen, Caritas und MALTESER<br />

Damit Angehörige von Risikogruppen nicht das Haus<br />

verlassen mussten, aber trotzdem regelmäßig mit frisch<br />

gekochtem Essen versorgt wurden, sprangen das Wiener<br />

Hotel InterContinental und viele freiwillige <strong>Malteser</strong> in<br />

die Bresche.<br />

250 Mahlzeiten pro Tag<br />

Das Interesse an der Initiative unter dem Titel „Inter-<br />

Continental kocht“ war groß: „Allein am ersten Tag wurden<br />

170 kostenlose Mahlzeiten an 117 Adressen ausgeliefert“,<br />

erzählt Brigitte Trattner, General Manager im<br />

Hotel InterContinental. „An den folgenden Tagen haben<br />

wir mehr als 250 Portionen ausgegeben. <strong>Die</strong> maximale<br />

10<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


IMFOKUS<br />

Menge lag bei täglich 300 Mahlzeiten. <strong>Die</strong> Kosten für die<br />

Lebensmittel, ebenso wie für die biologisch abbaubaren<br />

Verpackungen und Einweggeschirrteile und natürlich<br />

auch die Personalkosten für die Küchenbelegschaft hat<br />

das Hotel getragen“, so Trattner weiter.<br />

„InterContinental kocht weiter“<br />

<strong>Die</strong> Initiative ist bis 13. April gelaufen. Danach haben<br />

wieder die gewerblichen Lieferservices Zustellungen von<br />

Speisen diverser Gastronomiebetriebe an Privatpersonen<br />

übernommen. Im InterContinental wurde jedoch weiterhin<br />

gekocht, nämlich täglich circa 200 Essensportionen<br />

für Mitarbeiter im Nachtdienst des Krankenhauses Rudolfstiftung.<br />

DIE KRAFT DER<br />

GEMEINSCHAFT<br />

MALTESER und Franziskaner helfen<br />

Nach dem Motto „Wir sind für Euch da“ unterstützen die<br />

<strong>Malteser</strong> die Suppenküche der Franziskaner mit frisch gekochtem<br />

Essen. <strong>Die</strong> Mahlzeiten werden an der Pforte des<br />

Franziskanerklosters in Wien an Obdachlose ausgegeben.<br />

In Zeiten von Corona ist das Leben für obdachlose Menschen<br />

und all jene, die nicht ausreichend zu essen haben,<br />

noch prekärer geworden. Viele Suppenküchen waren und<br />

sind aufgrund der COVID-19-Beschränkungen geschlossen.<br />

<strong>Die</strong> Franziskaner hielten und halten ihren Betrieb<br />

durchgehend aufrecht – selbstverständlich unter strengster<br />

Einhaltung aller Hygienevorschriften und Abstandsregelungen.<br />

Sie geben von Montag bis Samstag zwischen<br />

neun und elf Uhr vormittags eine Jause an Bedürftige<br />

und Hungrige aus. Mittwochs und freitags gibt es – dank<br />

der Mithilfe der <strong>Malteser</strong> – eine warme Mahlzeit.<br />

Für das Notwendige sorgen<br />

Dreimal pro Woche stehen Freiwillige der <strong>Malteser</strong> in der<br />

Küche am Börseplatz (Einsatz- und Rettungszentrale der<br />

<strong>Malteser</strong>) und bereiten zwischen 80 und 100 warme Essensportionen<br />

zu. <strong>Die</strong>se werden zum Franziskanerkloster<br />

transportiert, in umweltfreundliches Einweggeschirr<br />

abgefüllt und an der Pforte ausgegeben. „Es wird darauf<br />

geachtet, dass alle Speisen gut mit einem Löffel essbar<br />

sind. Es gibt Fleisch- und fleischlose Gerichte. Ebenso<br />

wird darauf geachtet, dass auch Speisen ohne Schweinefleisch<br />

gereicht werden. So haben alle unsere Bedürftigen<br />

die Möglichkeit, eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen“,<br />

sagt Elisabeth Lehrer, die die ehrenamtliche Essensausgabe<br />

bei den Franziskanern koordiniert.<br />

Hilfe in Armut und Not<br />

<strong>Die</strong> Essensausgabe der Franziskaner am Wiener Franzis-<br />

FÜR EINE GUTE ZUKUNFT<br />

Auch wenn soziale Kontakte und gemeinsame Gottesdienste unter Einhaltung aller Hygienevorschriften und<br />

Schutzmaßnahmen wieder möglich sind: Verzichten wir nicht darauf, uns selbst und damit auch die anderen zu<br />

schützen. Halten wir weiterhin Abstand, waschen wir uns regelmäßig die Hände und tragen wir Masken. So können<br />

wir die Zahl von Neuinfektionen möglichst gering halten. Und vielleicht gelingt es uns ja auch, diese Achtsamkeit<br />

gegenüber anderen auch in die Zeit nach Corona mitzunehmen.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 11


IMFOKUS<br />

kanerplatz im ersten Bezirk ist schon seit vielen Jahren<br />

fixer Bestandteil der Versorgung von Bedürftigen. Hier<br />

wurde – zusätzlich zur Jause an der Klosterpforte – bis<br />

zur Zeit vor Corona jeden Freitag im Refektorium eine<br />

frisch zubereitete, nahrhafte Suppe ausgeschenkt. „Durch<br />

Corona ist die Suppenküche geschlossen und die Ausgabe<br />

an der Pforte stärker frequentiert. Deshalb unterstützen<br />

uns die <strong>Malteser</strong> mit warmen Mahlzeiten. Für diese Hilfe<br />

sind wir sehr, sehr dankbar. Gemeinsam gelingt es uns,<br />

die Betreuung von Menschen aufrechtzuerhalten, die in<br />

bitterer Armut leben oder obdachlos sind und jetzt noch<br />

weniger Möglichkeiten haben, sich mit dem Allernotwendigsten<br />

zu versorgen“, sagt Jeanette Lehrer, freiwillige<br />

Organisatorin der Franziskaner.<br />

PROFESSIONELLE<br />

KRAFT IM ERNSTFALL<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-Organisationen in Österreich sind unter<br />

der Leitung des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes Austria<br />

seit Beginn der Coronakrise in Bereitschaft. Sie<br />

stehen in engem Kontakt mit den Gesundheitsbehörden<br />

und anderen Hilfsorganisationen des<br />

Landes. So wurde ein Krisenteam installiert, um<br />

die gesamte Kommunikation mit den öffentlichen<br />

Gesundheitsdiensten und zu den eigenen Mitgliedern<br />

zu koordinieren.<br />

Weiters wurde die Verfügbarkeit des <strong>Malteser</strong> Rettungsdienstes<br />

sichergestellt. Der Austausch mit<br />

dem öffentlichen Koordinierungszentrum MDKS<br />

(Magistratsdirektion Krisenmanagement und Sofortmaßnahmen)<br />

in Wien, an deren Treffen die<br />

<strong>Malteser</strong> regelmäßig teilnehmen, läuft reibungslos.<br />

Aus Sicherheitsgründen und angesichts des<br />

erhöhten Infektionsrisikos ist die Mitarbeit im<br />

Sanitätsdienst für alle Mitglieder über 60 Jahre<br />

untersagt. Alle anderen Sanitäter und Rettungshelfer<br />

wurden und werden weiterhin gebeten, ihre<br />

Bereitschaft mitzuteilen.<br />

Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften<br />

<strong>Die</strong> Kochteams der <strong>Malteser</strong> sind ehrenamtlich im Einsatz.<br />

Sie erledigen den Einkauf und kochen unter Einhaltung<br />

aller Hygienevorschriften. Sämtliche Oberflächen<br />

werden gründlich desinfiziert, bevor mit der Arbeit begonnen<br />

wird. Alle Freiwilligen tragen Handschuhe und einen<br />

Mundschutz – von der Zubereitung bis zur Auslieferung.<br />

„In Viererteams schaffen wir die Arbeit in rund fünf<br />

Stunden“, so Elisabeth Lobmeyr, von <strong>Malteser</strong> Austria,<br />

Bereichsleitung Wien.<br />

Junge, engagierte Freiwillige<br />

<strong>Die</strong> ambitionierten Freiwilligenteams der <strong>Malteser</strong> haben<br />

sich innerhalb kürzester Zeit zusammengefunden, rasch<br />

war der <strong>Die</strong>nstplan aufgestellt. <strong>Die</strong> Kochteams bestehen<br />

vor allem aus jungen Menschen, die sich hier gerne engagieren<br />

und anpacken. „Es öffnet mir das Herz, wenn ich<br />

sehe, wie die Zusammenarbeit der Generationen funktioniert.<br />

Füreinander da sein – diese Haltung hat auch bei<br />

jungen Menschen immer noch eine hohe Wertigkeit. <strong>Die</strong><br />

12<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


IMFOKUS<br />

modernen Kommunikationstechnologien haben daran<br />

nichts geändert. Sie haben diese Überzeugung sogar noch<br />

verstärkt. <strong>Die</strong>ses Miteinander erfolgt auf Augenhöhe. So<br />

begegnen wir auch allen Notleidenden, die zu uns kommen“,<br />

sagt Franziskanerpater Felix Gradl.<br />

„Gemeinschaft zu leben, Menschen in Not zu helfen,<br />

das ist für uns als <strong>Malteser</strong> nicht nur eine Floskel oder<br />

ein leeres Versprechen. Das gebietet uns der Glaube und<br />

das entspricht unserer Grundhaltung: zu helfen – ganz<br />

gleich, woher der Notleidende kommt und welcher Glaubensgemeinschaft<br />

er angehört. Ein herzliches Vergelt’s<br />

Gott an dieser Stelle an alle, die mithelfen und die spenden<br />

und damit dieses Engagement möglich machen“, sagt<br />

Bartholomäus Khevenhüller-Metsch, Hospitalier des<br />

Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens.<br />

ENDLICH WIEDER<br />

BESUCHSDIENSTE!<br />

Seit die Neuinfektionsraten auf niedrigem Niveau liegen,<br />

konnten die COVID-19-Maßnahmen zur Eindämmung<br />

der Pandemie gelockert werden. Damit sind auch wieder<br />

Besuche in Seniorenheimen möglich.<br />

Trotz der strengen Auflagen und Verhaltensregeln war<br />

es für Barbara Egger „schön und ergreifend“, wie sie<br />

sagt, endlich wieder zu Besuch bei „ihrer Rosa“ im Haus<br />

St. Josef am Inn zu sein. Gemeinsam mit ihrem Sohn<br />

Heinrich ist Rosa mit ihrem unverwechselbaren Lächeln<br />

seit Jahrzehnten ein fixer Teil der <strong>Malteser</strong> Tirol und<br />

vielen <strong>Malteser</strong>n österreichweit bekannt.<br />

In der aktuellen Situation bedauert die rüstige 95-Jährige<br />

vor allem, dass sie das Heim nicht verlassen kann<br />

und dass die Wallfahrt der <strong>Malteser</strong> nach Lourdes ausgefallen<br />

ist. Dennoch ist Rosa zuversichtlich, denn Pläne<br />

schmieden und positiv in die Zukunft schauen – das<br />

ist Rosa. Deshalb freut sie sich auch jetzt schon auf das<br />

Nachholen der Wallfahrt im nächsten Jahr. Und wer<br />

Besuchszeit: Es gibt sie<br />

wieder! Bild unten:<br />

Barbara Egger (li.) mit<br />

Rosa Strickner (re.) im<br />

Haus St. Josef am Inn<br />

weiß, vielleicht kann ja sogar schon die Pilgerreise nach<br />

Rom im Herbst <strong>2020</strong> stattfinden.<br />

IHRE SPENDE HILFT!<br />

Bitte unterstützen Sie uns, damit wir in der Coronakrise<br />

weiterhin für Menschen in Not da sein<br />

können. Wir versorgen Obdachlose mit Essen,<br />

besuchen einsame Menschen, übernehmen Rettungsdienste<br />

und Krankentransporte, versorgen<br />

Bedürftige mit dem, was sie dringend brauchen<br />

und kümmern uns um die Aufrechterhaltung der<br />

24-Stunden-Pflege. Vor allem geben wir auch Trost<br />

und Stärkung in dieser schwierigen Zeit und unterstützen<br />

psychologisch. Ihre Spende hilft uns, all<br />

das mit unseren Freiwilligen weiterhin umzusetzen.<br />

Danke!<br />

MALTESER-AUSTRIA-SPENDENKONTO:<br />

IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />

BIC: GIBAATWWXXX<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 13


VORBILDER<br />

„CORONA ERFORDERT MEHR ALS<br />

NUR DIE BEREITSTELLUNG VON<br />

MEDIKAMENTEN …“<br />

Unsere Gespräche im Rahmen der Reihe „VorBilder“ finden meist in angenehmer, persönlicher Atmosphäre statt,<br />

oftmals an einem Ort, der für das Wirken unserer Gesprächspartner typisch ist, oder sogar bei ihnen zu Hause. <strong>Die</strong>smal<br />

ist es anders – die Coronamaßnahmen ermöglichen „nur“ ein digitales Videointerview.<br />

Manuel Weinberger im Gespräch mit Clemens Schödl, General Manager von Gilead Sciences in Österreich<br />

Onkologie und Entzündungen aller Art auf Antivirals,<br />

also Medikamenten gegen Viren, etwa HIV/AIDS sowie<br />

Hepatitis B und C. Oder eben, wie gerade jetzt, auf der<br />

Entwicklung eines neuen Medikaments gegen COVID-19.<br />

Eine spannende Zeit, in der unter Hochdruck gearbeitet<br />

wird und ein vielversprechender Leitstoff derzeit gerade<br />

in der klinischen Erprobung ist.<br />

Meine erste Frage ist dann auch gleich, was Gilead bedeutet,<br />

wie man den Namen richtig ausspricht und wofür<br />

das Unternehmen als solches steht. <strong>Die</strong> Antwort ist zum<br />

einen einfach – Gilead wird genau so ausgesprochen, wie<br />

man es auf Deutsch liest – und zum anderen gerade für<br />

uns <strong>Malteser</strong> spannend. Der Name Gilead bezeichnet im<br />

Alten Testament ein Land östlich des Jordans, das besonders<br />

reich an Heilkräutern war. Der „Balsam von Gilead“<br />

war offenbar von herausragender Qualität und wird heute<br />

mit immergrünen Bäumen der Region in Verbindung<br />

gebracht. Auch das Logo von Gilead – ein Blatt dieses<br />

Baumes und ein Schild als Symbol des Schutzes – weist<br />

auf die biblische Bedeutung hin.<br />

Der Fokus des Unternehmens, eines der größten in der<br />

Pharma- und Biotechnologiebranche, liegt dabei neben<br />

Wenn man über Medikamente und biblische Ursprünge<br />

spricht, kommt man natürlich auch schnell zum Thema<br />

Verantwortung, zu Corporate Responsibility/Social<br />

Sponsoring und natürlich zu Ethik und Moral. Themen,<br />

auf die das Unternehmen setzt, und die auch Clemens<br />

Schödl ein großes Anliegen sind. So gibt es zum einen<br />

auf internationaler Ebene groß angelegte Programme,<br />

in deren Rahmen nicht nur neueste Medikamente verteilt<br />

werden, sondern vor allem viel Geld in Bildung und<br />

Aufklärung und damit wichtige Präventionsprogramme<br />

investiert wird. Eines der Hauptbetätigungsfelder ist dabei<br />

der Kampf gegen das HIV, in dem Gilead mit seinen<br />

Medikamenten eine Vorreiterrolle einnimmt.<br />

Darüber hinaus gibt es aber auch zahlreiche kleine Programme<br />

und Initiativen auf lokaler Ebene, die vielfach auch von<br />

den Mitarbeitern ausgehen. Doch auch hier geht es Gilead<br />

nicht nur darum, Medikamente zu verteilen, man möchte<br />

auch für die Betroffenen da sein – in vielfältiger Form. So<br />

helfen Mitarbeiter auch immer wieder einmal mit, wenn<br />

es gilt, einer sozialen Organisation helfende Hände anzubieten.<br />

Das bringt für beide Seiten Vorteile: <strong>Die</strong> positiven<br />

Erfahrungen mit solchen Aktivitäten strahlen auch auf das<br />

Unternehmen zurück und motivieren seine Mitarbeiter.<br />

14<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


VORBILDER<br />

Foto: Katharina Schiffl/Life BallF<br />

Auch auf die <strong>Malteser</strong> ist Gilead im Rahmen einer Notsituation<br />

aufmerksam geworden. Ein Hilferuf des <strong>Malteser</strong>-Projekts<br />

für HIV-Betroffene in Südafrika an Kardinal<br />

Schönborn veranlasste diesen, den Verein LIFE+ von Gery<br />

Keszler anzusprechen. <strong>Die</strong>ser wiederum kontaktierte Gilead,<br />

einen der Hauptsponsoren des damaligen Lifeballs.<br />

Am Ende stand eine finanzielle Unterstützung, die den<br />

Medikamentenbedarf des <strong>Malteser</strong>-Hospizes in Mandeni,<br />

Südafrika, für mehr als einen Monat sicherstellte.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> hätten sich dabei als verlässlicher Partner<br />

erwiesen, so Schödl, sowohl in Sachen ihres Engagements<br />

und ihres Zugang zu den Problemstellungen als auch in<br />

der Art und Weise, wie und wofür sie die gespendeten<br />

Mittel verwenden.<br />

Dass man in der Coronakrise an vorderster Front kämpft,<br />

liegt bei Gilead auf der Hand, wie Schödl ausführt. Gleichzeitig<br />

sei es ein Privileg, in diesen Zeiten bei einem solchen<br />

Unternehmen arbeiten zu können – nie standen<br />

Kündigungen oder Kurzarbeit im Raum, und selbstverständlich<br />

habe man Mitarbeitern, denen durch Kinderbetreuung<br />

oder Homeschooling zusätzliche Kosten entstanden,<br />

unter die Arme gegriffen. Aber die Krise hätte<br />

eben noch mehr erfordert. „Neben der Forschung und<br />

Entwicklung sowie der Bereitstellung von Arzneimitteln<br />

halten wir es für ebenso wichtig, Menschen und Organisationen<br />

zu unterstützen, die auch sozial und wirtschaftlich<br />

von der Pandemie betroffen sind, denn Corona erfordert<br />

mehr als nur die Bereitstellung von Medikamenten“,<br />

so Schödl weiter.<br />

Und auch hier hätten der Ansatz und die Vielfalt der Tätigkeiten<br />

der <strong>Malteser</strong> überzeugt und Gilead zur großzügigen<br />

finanziellen Unterstützung der <strong>Die</strong>nsttätigkeit<br />

während der Coronakrise motiviert. Denn ebenso wie<br />

den <strong>Malteser</strong>n sei es auch Gilead wichtig, Dinge professionell,<br />

zielorientiert und gleichzeitig ethisch fundiert zu<br />

tun. Der finanzielle Support von Gilead im Rahmen der<br />

COVID-19-Maßnahmen orientiert sich dabei natürlich<br />

auch an den Notwendigkeiten der Zeit: „Für uns ist es<br />

selbstverständlich, jetzt in der Krise Organisationen unbürokratisch<br />

und schnell zu unterstützen, um wiederum<br />

Hilfe für Patientinnen und Patienten zu ermöglichen“, erklärt<br />

der Geschäftsführer von Gilead.<br />

Dabei sei auch zu bedenken, dass nur helfen kann, wer<br />

dazu die Möglichkeiten hat – sei es durch Produkte oder<br />

durch finanzielle Unterstützung. Voraussetzung dafür sei<br />

es, erfolgreich zu sein. Wirtschaftlich erfolgreich, um Mitarbeiter<br />

und Eigentümer zufriedenzustellen, erfolgreich<br />

in der Forschung, um die Kunden zufriedenzustellen. Und<br />

erfolgreich dabei, Verantwortung zu übernehmen.<br />

tiroler-gesellschaftsball.at<br />

VERSCHOBEN AUF<br />

13.11.2021<br />

Aufgrund der COVID-19-Maßnahmen wird der Tiroler<br />

Gesellschaftsball um ein Jahr verschoben und findet<br />

am 13.11.2021 in Hall i.T. statt.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 15


LEBENSWERT<br />

HILFE ZUR SELBSTHILFE MIT<br />

„PEREGRINUS“<br />

Wer eine Krisensituation erlebt, stellt sich die Frage nach dem „Warum“. Aktuell wundern wir uns im Kollektiv, warum es<br />

zur Coronapandemie gekommen ist. Daneben gibt es viele Einzelschicksale, bei denen diese Frage eine sehr persönliche<br />

Rolle spielt.<br />

Von Marie Czernin<br />

Von einer Pandemie ist potenziell die ganze Welt betroffen.<br />

Wenn jedoch jemand erkrankt, betrifft es eine<br />

konkrete Person, die mit dieser Nachricht ganz individuell<br />

umgeht. So war es auch bei mir, als ich vor zwei<br />

Jahren die Diagnose Brustkrebs im fortgeschrittenen<br />

Stadium erhielt. Plötzlich schien mein Leben an einem<br />

Abgrund angelangt zu sein. „Warum ich? Warum das alles<br />

auf einmal jetzt?“<br />

Eine Erkrankung kommt nie zum richtigen Zeitpunkt.<br />

Bei mir trat auch noch ein großes Schuldgefühl auf:<br />

„Warum habe ich den Tumor nicht schon viel früher<br />

bemerkt? Warum war ich so lange nicht mehr bei der<br />

Mammographie?“ Mit der Zeit stellte ich mir auch allgemeine<br />

Fragen: „Warum erkranken so viele Menschen<br />

heute an Krebs? Warum sind so viele Frauen von Brustkrebs<br />

betroffen?“ Immerhin leidet heute – das besagen<br />

viele Studien – jede achte Frau an einem Mammakarzinom.<br />

Tendenz steigend.<br />

„Das muss doch einen Sinn haben“<br />

Mein Glück war, dass ich in jenem Moment nicht in den<br />

Abgrund hinunterschaute, der sich plötzlich vor mir<br />

auftat – ich wäre sonst sicher in die Tiefe gestürzt. Stattdessen<br />

setzte ich mich auf eine Bank, holte tief Luft und<br />

blickte nach oben. Und so kam ich auf bessere Gedanken,<br />

anstatt mich zu bemitleiden und zu verzweifeln.<br />

„Das muss doch irgendeinen Sinn haben“, ging es mir<br />

durch den Kopf. Ich suchte nach einer plausiblen Antwort.<br />

Zwar konnte mir niemand – nicht einmal mein<br />

Arzt – beantworten, ob ich jemals wieder ganz gesund<br />

werde, aber mit der Zeit fand ich andere Antworten auf<br />

meine vielen Fragen und entdeckte allmählich auch einen<br />

tieferen Sinn hinter der Erkrankung.<br />

Ich lernte vor allem, sie nicht zu verdrängen. Nur so<br />

konnte ich den Tumor und meine Metastasen im Knochen<br />

nicht nur meinem Arzt, sondern vor allem auch<br />

Gott hinhalten und Ihn um Heilung bitten. Ich lernte<br />

in dieser Zeit, alles anzunehmen, was auch immer noch<br />

auf mich zukommen sollte. Ich lernte, Gott und Seiner<br />

barmherzigen Allmacht mehr zuzutrauen und weniger<br />

auf meine eigene Intelligenz zu bauen. Ich lebte auf einmal<br />

viel bewusster, war dankbarer für die kleinen Dinge<br />

des Alltags. So durfte ich erfahren, dass jeder Tag ein besonderes<br />

Geschenk ist – trotz und gerade wegen seiner<br />

großen Herausforderungen.<br />

Stille, Meditation und Gebet<br />

Während meiner onkologischen Reha in Bad Erlach<br />

sprach ich mit mehreren Frauen und Männern über ihre<br />

Krebserkrankung. Beim Nordic Walking teilten wir unsere<br />

Erfahrungen mit der ärztlichen Behandlung. Wir<br />

hörten uns Vorträge über die heilsamen Aspekte des<br />

Sports, über psychologische Hilfsangebote und gesunde<br />

Ernährung an. Als wir bei einer Gruppenveranstaltung<br />

der Psychologin die Dinge aufzählen sollten, die uns<br />

während der Krebstherapie am meisten Kraft und neue<br />

Energie verliehen hatten, erklärte ich: „Stille und Meditation“.<br />

Worauf ein Herr neben mir noch ergänzend<br />

hinzufügte: „Gebet“. Ich war überrascht, dass sich dieser<br />

Mann „geoutet“ hatte und kam mit ihm ins Gespräch.<br />

Er war Pastoralassistent, Vater von vier Kindern, hatte<br />

Prostatakrebs und schöpfte täglich neue Kraft aus der<br />

Betrachtung der Bibel.<br />

In Bad Erlach freundete ich mich außerdem mit einer<br />

Dame an, die bereits mehrere Operationen und vier<br />

Chemotherapien hinter sich hatte. Atossa Trautten-<br />

16<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


LEB LEBENSWERT<br />

Frankl Institut in Wien. Im Jahr 2005 haben wir anlässlich<br />

des 100. Geburtstags von Viktor Frankl gemeinsam<br />

an einer Biographie über den berühmten Begründer<br />

der Logotherapie geschrieben. Seither bin ich ein großer<br />

Anhänger dieses sinnzentrierten Therapieansatzes.<br />

Ja, ich verehre den jüdischen Psychiater, der gleich vier<br />

Konzentrationslager überlebt hat und danach „trotzdem<br />

Ja zum Leben sagen“ konnte.<br />

berg war erleichtert, denn mittlerweile waren bei ihr<br />

alle 20 Metastasen im Gehirn wieder verschwunden. Ihr<br />

Arzt nannte sie ein „wandelndes Wunder“. Auch ich bewunderte<br />

die innere Stärke dieser Frau. Sie hatte nie mit<br />

ihrem Schicksal gehadert, sondern schöpfte während all<br />

der schmerzvollen Jahre Kraft aus dem Gebet.<br />

In dieser Zeit musste ich oft an meinen Freund Werner<br />

Rotter denken, der nur wenige Wochen vor mir die<br />

schlimmste aller Diagnosen erhielt: Bauchspeicheldrüsenkrebs.<br />

Er war ein unermüdlicher Optimist, sportlich,<br />

und kämpfte bis zum Schluss. Während seiner vielen<br />

Chemotherapien radelte er die Donau entlang bis auf<br />

den Leopoldsberg hinauf. Dennoch ließen seine körperlichen<br />

Kräfte mit der Zeit nach, und er wurde zittrig wie<br />

ein alter Mann. Seit seiner Bekehrung pflegte er regen<br />

Kontakt zum Kloster der „Schwestern und Brüder vom<br />

Lamm“, die ihn während seiner Erkrankung spirituell<br />

begleiteten.<br />

Einander Mut machen<br />

Einige Wochen nach der Reha besuchte ich einen Freund,<br />

mit dem ich mich ab und zu über mein Leben mit dem<br />

Krebs austauschte. Alexander Batthyány, Professor am<br />

Viktor-Frankl-Lehrstuhl für Philosophie und Psychologie,<br />

leitet als ausgebildeter Logotherapeut das Viktor<br />

Und jetzt, wo ich mich mit dem Warum meiner Erkrankung<br />

beschäftigte, eröffnete sich mir durch die Logotherapie<br />

Frankls wieder eine neue Dimension: Vieles ergab<br />

auf einmal wieder Sinn, auch das, was mir bis dahin<br />

besonders schwer gefallen war. Ich erzählte Alexander<br />

von meinen Begegnungen in Bad Erlach und auch von<br />

Werner. Und so entstand die Idee, eine Selbsthilfegruppe<br />

zu gründen, bei der sich Krebspatienten gegenseitig<br />

Mut machen können, indem sie sich über ihre Erfahrungen<br />

austauschen.<br />

Peregrinus – Patron der Krebskranken<br />

Überglücklich war ich, als uns Pater Denis Cardinaux,<br />

ein französischer Priester der Gemeinschaft „Points<br />

Coeur“ (Offenes Herz), dafür die Räume in seinem Pfarrhof<br />

am Karmeliterplatz im 2. Wiener Gemeindebezirk<br />

anbot. Seither trifft sich unsere „Peregrinus-Gruppe“<br />

– benannt nach dem heiligen Patron der Krebskranken<br />

– einmal im Monat bei „Points Coeur“. Wir beginnen<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 17


LEBENSWERT<br />

mit einem moderierten Gespräch,<br />

wobei jeder erzählen kann, was<br />

sich in den vergangenen Wochen<br />

in seinem Leben ereignet hat. Wer<br />

will, bringt etwas zum Essen mit.<br />

So können wir auch ein kleines<br />

Abendbrot miteinander teilen. Abwechselnd<br />

stehen uns Alexander,<br />

sein Cousin Dominik Batthyány<br />

und Maria Schlachter als Psychotherapeuten<br />

zur Verfügung. Der<br />

zweite Teil des Abends spielt sich<br />

dann in der Kapelle der Gemeinschaft<br />

ab, wo Pater Denis für uns<br />

das Allerheiligste aussetzt und wir<br />

für einander beten.<br />

GEBETSABEND<br />

DIGITAL UND IN STILLE<br />

Eine Gebetsinitiative der Delegation Tirol-Vorarlberg und der Johannesgemeinschaft<br />

während der Quarantäne-Zeit<br />

Von Marie Czernin<br />

So schlimm die Coronakrise in vieler Hinsicht mit all ihrer Dramatik auch ist,<br />

so hat sie auch ihre gute Seite. Vieles, das in hektischen Zeiten so dringend<br />

und notwendig erschien, entlarvte sich plötzlich als unwichtig. Anderes, das<br />

man schon lange vor sich hingeschoben hatte, konnte nun endlich in Ruhe<br />

erledigt werden.<br />

Ich bin immer wieder überrascht,<br />

wie gut sich jedes Mal das Gespräch<br />

entwickelt und wie beglückend<br />

auch das gemeinsame<br />

Gebet ist. Wir stärken uns gegenseitig<br />

und machen uns Mut.<br />

So geht keiner von uns traurig<br />

oder enttäuscht nach Hause. Seit<br />

dem Ausbruch der Coronapandemie<br />

sind diese Treffen leider<br />

unmöglich geworden. Mir fehlt<br />

die Begegnung mit jedem Einzelnen.<br />

Dennoch versuchen wir, den<br />

Austausch und das gemeinsame<br />

Gebet über WhatsApp oder ein<br />

anderes soziales Medium fortzusetzen.<br />

Gerade jetzt in dieser<br />

schweren Krise, wo leider auch<br />

Krebs patienten länger auf einen<br />

Operationstermin warten müssen,<br />

können wir die Ermutigung<br />

und das gemeinsame Gebet besonders<br />

gut gebrauchen.<br />

Auch das Gebet ist so eine Sache, die man gerne vor sich hinschiebt, in der Hoffnung<br />

auf ruhigere Zeiten. Und nun hatten wir auf einmal aufgrund der Ausgangsbeschränkungen<br />

genug Zeit, uns zum gemeinsamen Gebet zu versammeln.<br />

Dabei konnte jeder bei sich zu Hause bleiben und fühlte sich dennoch verbunden<br />

in Gemeinschaft mit vielen Freunden und <strong>Malteser</strong>n der verschiedenen Werke<br />

des Ordens – Zoom und das Internet machten es möglich.<br />

Zwei Gebetsinitiativen aus Tirol<br />

Zwei Initiativen kamen – wie gerufen – aus Tirol, dem österreichischen Hotspot<br />

der Coronapandemie. Gleich zu Beginn der Krise lud die Delegation Tirol-Vorarlberg<br />

jeden Mittwoch und Sonntagabend zu einer Zeit des gemeinsamen<br />

Gebets in der Stille ein. Vorweg informierte Verena Trentini, Delegat<br />

18<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


MALTESERSPITITUELL<br />

<strong>Die</strong> Organisatorinnen der Gebetsinitative: Marie<br />

Czernin (li.) und Verena Trentini<br />

für Tirol und Vorarlberg, die <strong>Malteser</strong> im benachbarten<br />

deutschsprachigen Raum und lud diese ein, sich im Gebet<br />

miteinander zu verbinden.<br />

Daneben entstand noch eine weitere Gebetsinitiative<br />

in Tirol: Johannes Holfeld, Sprecher der<br />

Johannesgemeinschaft, lud mit seiner Frau Eva über<br />

die Plattform Zoom jeden Freitagabend zum gemeinsamen<br />

Gebet ein. <strong>Die</strong> positive Reaktion und Teilnahme<br />

am „Online Gebetsabend“ der Johannesgemeinschaft<br />

wuchs von Mal zu Mal. Anfangs waren rund 30 Beter<br />

miteinander verbunden, beim nächsten Mal bereits<br />

über 40, und in der dritten Woche waren es mehr als<br />

50 Teilnehmer aus fünf verschiedenen Ländern, die gemeinsam<br />

den Rosenkranz beteten. Dabei konnte jeder<br />

zu Beginn seine persönlichen Gebetsanliegen erwähnen,<br />

wobei die Bitten für die an COVID-19 Erkrankten<br />

und Verstorbenen im Vordergrund standen.<br />

Zum Start ein Apostolischer Segen aus Albanien<br />

Der Gebetsabend wurde abwechselnd von der<br />

Johannesgemeinschaft, dem <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst<br />

Wien, dem Bereich Tirol und Vorarlberg und der Delegation<br />

Wien, Niederösterreich und Burgenland gestaltet.<br />

Wir hatten die Ehre, dass gleich beim ersten Online-<br />

Gebetsabend Erzbischof Charles Brown, Apostolischer<br />

Nuntius in Albanien, auf Zoom für uns einen Impuls auf<br />

Englisch hielt und am Ende seinen Apostolischen Segen<br />

spendete. <strong>Die</strong> nächsten Male begleitete uns Pfarrer Konstantin<br />

Spiegelfeld, Bundesseelsorger der <strong>Malteser</strong>, im<br />

Gebet. Anfang Mai hielt Pater Clemens Grill OSB vom<br />

Kloster Admont, Bereichsleiter des <strong>Malteser</strong> Hilfsdienstes<br />

Steiermark, den Impuls und erinnerte an die alljährliche<br />

<strong>Malteser</strong>wallfahrt nach Lourdes, die dieses Jahr<br />

leider nur „virtuell“ stattfinden konnte. Gregor Holfeld<br />

leitete den Rosenkranz mit besonderen Meditationen in<br />

Gedenken an die Lourdes-Wallfahrt. Somit fühlten sich<br />

alle mitbetenden <strong>Malteser</strong> übers Internet mit diesem besonderen<br />

Gnadenort verbunden.<br />

Auch wenn nun die Ausgangsbeschränkungen von der<br />

Regierung wieder aufgehoben wurden und wir allmählich<br />

wieder in das „normale Leben“ zurückkehren, wollen<br />

wir diese Online-Gebetsabende weiterhin einmal im<br />

Monat fortsetzen und somit der großen <strong>Malteser</strong>-Familie<br />

eine Gebetsplattform anbieten. Denn der Online-Gebetsabend<br />

ermöglicht es allen, ob <strong>Malteser</strong>orden oder<br />

Hilfswerk, bereichsübergreifend gemeinsam zu beten<br />

und sich so gegenseitig zu unterstützen.<br />

„Das gemeinsame Online-Gebet inspiriert uns. Wir haben<br />

eine Sehnsucht nach gemeinsamem Gebet und Gemeinschaft“,<br />

erklärt die 20-jährige Antonia Franckenstein,<br />

die gemeinsam mit Johannes Salm für den <strong>Malteser</strong><br />

Hospitaldienst Wien einen Online-Gebetsabend gestaltet<br />

hat. Für die beiden jungen jungen <strong>Malteser</strong> wurde das<br />

Gebet gerade „in Zeiten der Krise als zusammenhaltende<br />

Kraft besonders spürbar.“ Als in verschiedenen Einrichtungen<br />

aktive <strong>Malteser</strong>in möchte Antonia die Verbundenheit<br />

im Gebet nicht missen: „Wir vereinen nun alle<br />

Kräfte bundesweit. Somit erfahren wir durch das Gebet<br />

die nötige Unterstützung. Mich persönlich stärkt es im<br />

Einsatz sehr, dass für die Patienten und für mich gebetet<br />

wird. Es gibt mir Mut und Hoffnung für den <strong>Die</strong>nst!“<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 19


MALTESERÖSTERREICH<br />

HILFE FÜR DIE KLEINSTEN<br />

Für die MALTESER Kinderhilfe und ihre Betreuten sind die Veränderungen durch die Coronakrise eine große Herausforderung.<br />

Umso dankbarer wird die Unterstützung durch Angehörige und Freiwillige angenommen. Hier ein paar<br />

Eindrücke aus dem Hilde Umdasch Haus aus der Zeit vor und während Corona.<br />

Von Petra Hellmich<br />

Als der Babyelefant noch<br />

nicht vonnöten war …<br />

… und das Leben ohne Abstandsregelungen<br />

möglich,<br />

veranstalteten drei Schüler<br />

der Handelsschule Amstetten zugunsten der <strong>Malteser</strong><br />

Kinderhilfe ein Benefiz-Hallenfußballturnier. Rund<br />

100 Spieler in 16 Mannschaften nahmen teil. Sie alle<br />

kämpften am 21. Dezember 2019 in der Sporthalle in<br />

Aschbach mit großem Einsatz um die tollen Preise,<br />

die es zu gewinnen gab – allen voran einen Tablet-PC<br />

und wertvolle Gutscheine. Der größte Preis kam jedoch<br />

der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe zugute. <strong>Die</strong> während des Turniers<br />

eingesammelten Spenden von 250 Euro wurden<br />

ihr feierlich von Ali Agrali, Luca Pehböck und Ahmad<br />

Zeytarun überreicht. <strong>Die</strong> Schüler können auf diese<br />

großartige Aktion mehr als stolz sein!<br />

WIR bleiben für EUCH hier. Bleibt IHR für UNS<br />

daheim.<br />

Mit dieser Botschaft wandten sich die Betreuenden der<br />

MALTESER Kinderhilfe an die Eltern und Angehörigen<br />

ihrer Schützlinge. Galt es doch, die Kinder vor einer Infektion<br />

mit dem Coronavirus zu bewahren. So schwer<br />

es auch fiel, das Besuchsverbot einzuhalten, so positiv<br />

hat sich die strikte Einhaltung ausgewirkt. <strong>Die</strong> Kinder<br />

im Hilde Umdasch Haus in Amstetten waren durch die<br />

Mitarbeiter der MALTESER Kinderhilfe rund um die<br />

Uhr bestens versorgt und blieben von einer Ansteckung<br />

verschont. Gemeinsam haben wir es bis jetzt geschafft!<br />

Dafür ein herzliches Dankeschön.<br />

Tablet-PCs für den sicheren sozialen Kontakt<br />

Gerade für die Kleinsten ist es besonders schwierig,<br />

wenn sie plötzlich vom physischen Kontakt mit ihren<br />

Eltern und Familien abgeschnitten sind. Um ihnen diese<br />

Situation während der Coronakrise zu erleichtern, reagierten<br />

die <strong>Malteser</strong> rasch: Sie organisierten Spenden,<br />

mit deren Hilfe Tablet-PCs angeschafft werden konnten.<br />

So waren die Betreuten der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe über<br />

Videotelefonie mit ihren Angehörigen verbunden, was<br />

zu sehr emotionalen und bewegenden Momenten geführt<br />

hat. <strong>Die</strong> Aktion hat gezeigt, wie gut es gelingen<br />

kann, gemeinsam Schmerz zu lindern, gegen die Isolation<br />

anzukämpfen und Gemeinschaft zu leben.<br />

20 DIE MALTESER 1/<strong>2020</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an das Team der<br />

<strong>Malteser</strong> Kinderhilfe für den unermüdlichen Einsatz! Auch<br />

die Betreuenden haben Familien, Kinder, Angehörige und<br />

hatten eigene Sorgen. Dennoch sind sie alle im Hilde Umdasch<br />

Haus geblieben und haben sich wie gewohnt 24 Stunden um<br />

die Kinder und Jugendlichen gekümmert.<br />

Philips stellt Medizintechnik zur Verfügung<br />

Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie wird bei Philips<br />

Healthcare, der Gesundheitssparte des Elektronikkonzerns,<br />

auf Hochdruck gearbeitet. Es werden in verkürzten<br />

Produktionszyklen lebensnotwendige Diagnoseund<br />

Überwachungsgeräte hergestellt. <strong>Die</strong> Belegschaft<br />

des Unternehmens ist damit – wie viele andere Systemerhalter<br />

in der Krise auch – sehr gefordert.<br />

„Und dennoch vergisst Philips in dieser Situation nicht<br />

auf jene Hilfsbedürftigen, die zwar nicht am Coronavirus<br />

erkrankt sind, jedoch mit anderen, zum Teil stark lebensverkürzenden<br />

Diagnosen zu kämpfen haben – zum<br />

Beispiel unsere Betreuten im Hilde Umdasch Haus der<br />

<strong>Malteser</strong> Kinderhilfe in Amstetten. Für sie hat Philips<br />

jetzt rasch und unbürokratisch einen dringend benötigten<br />

Patientenmonitor als Leihgerät zur Verfügung<br />

gestellt“, sagt Haus- und Pflegedienstleisterin Petra<br />

Hellmich.<br />

Hilfe im Großen …<br />

Das Gerät wird für neue Bewohnerinnen und Bewohner<br />

des Hilde Umdasch Hauses benötigt. Es dient dazu, die<br />

Sauerstoffsättigung und die Herzfrequenz der Kinder laufend<br />

zu überwachen und sorgt damit für mehr Sicherheit<br />

in der medizinischen Betreuung. Zwischenzeitlich sind<br />

auch schon zwei weitere neue Geräte bestellt. Sie werden<br />

extra gefertig und von Philips zum Preis von einem geliefert.<br />

„Bei durchschnittlichen Kosten von 5.000 Euro pro<br />

Gerät ist diese Zusage ein großes Geschenk an uns, für<br />

das wir uns in Namen aller unserer Betreuten sehr, sehr<br />

herzlich bedanken“, so Petra Hellmich.<br />

… und im Kleinen<br />

Neben lebenswichtigen Geräten wie Patientenmonitoren<br />

entsteht im Hilde Umdasch Haus aufgrund der<br />

unterschiedlichen und wechselnden Krankheitsbilder<br />

auch immer wieder Bedarf an kleineren Ausstattungsgegenständen.<br />

„Wir könnten zum Beispiel sehr gut einen<br />

Hochstuhl für eine Bewohnerin gebrauchen, die gerade<br />

lernt, selbstständig zu essen. Sehr hilfreich wäre auch<br />

eine mobile Wärmelampe, wenn wir die Kinder baden,<br />

oder ein Vernebler zur Luftbefeuchtung. Unsere Betreuten<br />

haben immer wieder Probleme mit der Lunge und<br />

leiden deshalb an starker Verschleimung“, beschreibt<br />

Petra Hellmich die Situation.<br />

Danke für Ihre Hilfe!<br />

Wenn Sie die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe unterstützen und für<br />

die Kinder im Hilde Umdasch Haus etwas tun möchten,<br />

ist Ihre Spende herzlich willkommen! Wir sagen schon<br />

jetzt „Danke“ dafür!<br />

Konto: Haus Malta – Kinderhilfe<br />

AT41 2011 1826 8810 9400, BIC: GIBAATWWXXX<br />

Spenden an die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe sind steuerlich absetzbar.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2020</strong><br />

21


Trotz der allgemeinen Verunsicherung und deutlich längerer<br />

Trennung von ihren Familien haben Martina …<br />

… und Ildiko sich auch während der Coronakrise wie gewohnt<br />

liebevoll um Maria S. gekümmert.<br />

LIEBEVOLLE PFLEGE ZU HAUSE,<br />

CORONA ZUM TROTZ<br />

Ausgangsbeschränkungen, Hygienevorschriften, Besuchsverbote,<br />

Reisebeschränkungen, Grenzschließungen,<br />

Quarantänepflicht, Abstandhalten, stets neue Meldungen<br />

über Reisemöglichkeiten, Sonderzüge etc. Wer<br />

sich davon in den letzten Monaten und Wochen nicht<br />

irritieren ließ, waren die Pflegekräfte und Case-&-Care-<br />

Managerinnen und -Manager von <strong>Malteser</strong> Care.<br />

Ein gutes Beispiel dafür ist die an Alzheimer erkrankte<br />

88-jährige Maria S., seit gut fünf Jahren im Zwei-<br />

Wochen-Turnus liebevoll rund um die Uhr betreut und<br />

gepflegt von den beiden slowakischen <strong>Malteser</strong>-Care-<br />

Betreuerinnen Ildiko und Martina. Als Mitte März der<br />

Lockdown in Österreich verhängt wurde, war gerade<br />

Martina bei Maria S. im <strong>Die</strong>nst. Wenige Tage später<br />

stand der reguläre Wechsel an, doch schnell war klar,<br />

dass weder Martina nach Hause reisen noch Ildiko nach<br />

Wien kommen könnte. Sofort beschloss Martina, bis auf<br />

Weiteres bei ihrem Schützling zu bleiben – keine leichte<br />

Entscheidung, wartete doch zu Hause der demenzkranke<br />

Schwiegervater, in dessen Betreuung sie ebenfalls fix<br />

eingebunden ist. Aber für Martina war es undenkbar,<br />

Maria S. und ihre Familie im Stich zu lassen.<br />

Claudia, die Case-&-Care-Managerin von <strong>Malteser</strong> Care,<br />

bemühte sich unterdessen, gemeinsam mit der Tochter<br />

von Maria S. eine für alle Beteiligten tragfähige Lösung<br />

zu finden – eine ziemliche Herausforderung, denn ständig<br />

gab es neue (oft widersprüchliche) Informationen in<br />

Von Georg Male<br />

Sachen Grenzübertritt, Coronatests, Quarantäne etc.<br />

Ildiko wartete inzwischen zu Hause – ohne Beschäftigung<br />

und damit ohne die für sie lebenswichtigen Einkünfte.<br />

Endlich fand sich etwa vier Wochen nach Beginn<br />

des Lockdowns eine Möglichkeit für Martina, nach<br />

Hause zu fahren, allerdings musste sie dafür nach dem<br />

Grenzübertritt in die Slowakei in Quarantäne in einem<br />

ehemaligen Flüchtlingsheim. Fünf Tage unbequemes<br />

Warten bis zum Coronatest, danach noch zwei Tage bis<br />

zum Ergebnis – das zum Glück negativ ausfiel. Anschließend<br />

folgten zwei weitere Wochen Einzel quarantäne im<br />

Heimatort, bevor sie zu ihrer Familie durfte. Aus zwei<br />

Wochen der Trennung waren gute zwei Monate geworden.<br />

Da Ildiko zum Zeitpunkt von Martinas Abfahrt noch<br />

nicht nach Österreich einreisen durfte, musste Ersatz<br />

gefunden werden, was dank Claudias intensiven Bemühungen<br />

auch gelang – Helena, die an sich eine Dauerstelle<br />

suchte, sich aber sofort zu diesem temporären<br />

Einsatz bereit erklärte. Sie kümmerte sich für rund eine<br />

Woche um Maria S., bis endlich Ildiko wieder nach Wien<br />

kommen konnte. Sie musste nun für mindestens sechs<br />

Wochen Abschied von ihrer Familie nehmen, bevor sich<br />

das Karussell von Grenzübertritten, Coronatests und<br />

womöglich Quarantäne wieder zu drehen beginnen<br />

würde … Ein komplexes Puzzle, das ohne das hohe Verantwortungsgefühl<br />

und die enorme Einsatzbereitschaft<br />

aller Beteiligten niemals gelungen wäre. Chapeau!<br />

22<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

24-STUNDEN-PFLEGE UND -BETREUUNG<br />

IN ZEITEN VON COVID-19<br />

Wie sehr die Coronakrise Pflegende, Betreute und ihre Angehörigen an ihre Grenzen brachte und wie diese Grenzen<br />

mit viel einfühlsamer Unterstützung, Teamgeist und Zusammenhalt überwunden werden konnten, beschreibt der<br />

folgende Erfahrungsbericht von MALTESER Care.<br />

Von Susanne Wick<br />

Natürlich war mit Ausbruch der COVID-19-Pandemie und den<br />

ersten Maßnahmen zum Lockdown sofort klar: Das ist eine<br />

Krisensituation, und eine solche bedeutet einen Ausnahmezustand<br />

– auch für unsere Case-&-Care-Managerinnen und -Maneger.<br />

Zum Schutz der betreuten Personen mussten sie auf die<br />

regelmäßigen, für die Qualitätssicherung wichtigen Vor-Ort-<br />

Pflegevisiten bei den Klienten zu Hause verzichten. Stattdessen<br />

wurde die telefonische Kommunikation mit Betreuenden<br />

und Angehörigen zum wichtigsten Instrument. Mit Hilfe dieses<br />

täglichen, proaktiven Kontakthaltens konnte das essenzielle<br />

Gefühl von Sicherheit, Stabilität und Vertrauen vermittelt<br />

werden. Als wertvoll erwies sich auch eine rasch entwickelte<br />

strukturierte Pflegevisite und das dazu gestaltete Formular.<br />

Frau Fürst mit ihrer fürsorglichen Betreuerin Karin<br />

nach acht Wochen zu Hause<br />

Das rein Pragmatische war auf diese Weise relativ rasch in den<br />

Griff zu bekommen. <strong>Die</strong> menschliche Seite blieb jedoch eine<br />

enorme Herausforderung. Selbst die erfahrenen, speziell ausgebildeten<br />

Case-&-Care-Manager hatten zwischendurch immer<br />

wieder mit einem emotionalen Tief, mit dem Gefühl von Ratlosigkeit,<br />

Sprachlosigkeit und Isolation zu kämpfen. Hier half oft<br />

der telefonische Austausch mit Kollegen und mit Pflegedienstleiterin<br />

Ilse Hummer.<br />

Unsere Case-Managerin Claudia mit unserer Pflegedienstleiterin<br />

Ilse im Dauereinsatz<br />

Ein Gefühl von Geborgenheit<br />

<strong>Die</strong>se Form der Unterstützung stärkte die Case-&-Care-Managerinnen<br />

und -Manager auch in der Zusammenarbeit mit den<br />

Betreuenden. Aufgrund der massiven Reisebeschränkungen<br />

durften viele von ihnen nicht in ihre Heimatländer zurückkehren.<br />

Andere Pflegekräfte durften nicht einreisen, um ihre Kolleginnen<br />

und Kollegen abzulösen. Auf Ersuchen von <strong>Malteser</strong><br />

Care waren viele der Betreuenden vor Ort bei ihren Klienten<br />

geblieben und verlängerten ihren <strong>Die</strong>nst um Wochen. <strong>Die</strong>s bedeutete<br />

gleichzeitig, dass sie selbst ihre eigenen Familien und<br />

Kinder über lange Zeit nicht sehen konnten.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 23


MALTESERÖSTERREICH<br />

Unsere Mitarbeiter führten dazu viele intensive<br />

Telefongespräche mit den Betreuenden, um<br />

sie zu trösten, zu beruhigen, zu motivieren, ihnen<br />

zur Seite zu stehen und ihnen – trotz der<br />

physischen Distanz – das Gefühl von Geborgenheit<br />

zu geben. Großartige Unterstützung<br />

kam auch von Seiten der Angehörigen. Sie<br />

kümmerten sich vermehrt um Erledigungen<br />

und Einkäufe, damit ihre Eltern, Großeltern<br />

und auch die Betreuenden keinen zusätzlichen<br />

Risiken einer Infektion ausgesetzt waren.<br />

Druck durch Medienberichte<br />

Was die Arbeit von <strong>Malteser</strong> Care in dieser<br />

Zeit deutlich erschwerte, waren die sich ständig<br />

ändernden, teilweise einander widersprechenden<br />

Meldungen und Berichte der Medien<br />

zu Themen wie geschlossene Grenzen, Transportmöglichkeiten<br />

für die Betreuenden, Testungen,<br />

Quarantäne oder Zahlungen aus dem<br />

Härtefallfonds. Bei jeder neuen Nachricht landeten<br />

unzählige Anrufe von verunsicherten<br />

Klienten, Angehörigen und Betreuenden bei<br />

<strong>Malteser</strong> Care. Auch hier galt es, Ruhe zu bewahren<br />

und mit der Unterstützung des gesamten<br />

Teams, inklusive Geschäftsführer Helmut<br />

Lutz und Pflegdienstleiterin Ilse Hummer, den<br />

Druck etwas abzufedern.<br />

Auf diese Weise – durch unbedingten Zusammenhalt<br />

und äußerste Hilfsbereitschaft<br />

aller Beteiligten – ist es gelungen, in dieser<br />

außergewöhnlichen Zeit die Versorgungssicherheit<br />

unserer Klienten aufrechtzuerhalten.<br />

<strong>Die</strong>se Erfahrung hat uns als Team noch<br />

mehr zusammengeschweißt und noch stärker<br />

gemacht und hat auch gezeigt, dass die<br />

24-Stunden-Pflege und Betreuung im eigenen<br />

Zuhause eine der sichersten Formen der Betreuung<br />

darstellt.<br />

www.malteser.care<br />

„SOZIALFASTEN“<br />

Dank besonderer Achtsamkeit in der Betreuung und Pflege sind<br />

die Bewohner von Haus Malta auch in Zeiten der Coronakrise<br />

gut geschützt. Lediglich die sozialen Kontakte fehlen. Doch<br />

auch dafür gibt es eine Lösung.<br />

Von Ulrich Glaunach und Bogdan Bercal<br />

Es ist vor allem der raschen Reaktion von Norbert Bercal, dem<br />

Direktor des Hauses, zu verdanken, dass das Haus Malta bis<br />

jetzt coronafrei geblieben ist. Bereits Tage vor dem allgemeinen<br />

Lockdown am 16. März <strong>2020</strong> führte der Direktor wirksame<br />

Zutrittsbeschränkungen für Lieferanten, Besucher und Angehörige<br />

ein. „Damit sind natürlich die sozialen Kontakte, die für<br />

unsere Bewohner sehr wichtig sind, von heute auf morgen weggefallen“,<br />

erzählt Sejat Sylejmani, Stationsleiter im Haus Malta.<br />

„Doch Gesundheit geht vor. Wir tragen Verantwortung für die<br />

Menschen in unserem Haus sowie für unsere Mitarbeiter, die<br />

täglich ihr Bestes geben, um eine qualitätsvolle und umsichtige<br />

Pflege und Betreuung sicherzustellen.“<br />

Virtuelle Besuche und Gartengespräche<br />

<strong>Die</strong> Bewohner von Haus Malta zeigten sich umgehend beruhigt<br />

von der entschlossenen Vorgangsweise der Direktion. „Einige<br />

Bewohner konnten sogar die neu eingekehrte Ruhe im Haus<br />

besonders genießen“, so Bogdan Bercal weiter. Besuche wurden<br />

telefonisch oder virtuell über Computer, Tablet-PCs oder<br />

Smartphones abgewickelt. Nach zwei Wochen konnten auch<br />

24<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


IM HAUS MALTA<br />

wieder persönliche Besuche empfangen werden – auf<br />

eine ganz besondere Art und Weise. Bogdan Bercal:<br />

„<strong>Die</strong> Besucher durften, natürlich unter Einhaltung aller<br />

Sicherheits- und Hygienevorschriften, in den Garten<br />

kommen. Von dort konnten sie durch das geschlossene<br />

Fenster des Gartensalons via Telefon mit ihren<br />

Angehörigen sprechen.“<br />

Sobald gesichert war, dass es im Haus Malta keine Verdachtsfälle<br />

auf COVID-19 gab, wurde unter Einhaltung<br />

von angemessenen Hygienemaßnahmen und der vorgeschriebenen<br />

Abstandsregelungen wieder langsam<br />

mit einem kleinen Animationsprogamm begonnen.<br />

Einheiten mit Gedächtnistraining, eine tägliche Bewegungsrunde<br />

und individuelle Betreuung brachten<br />

etwas Abwechslung in den Alltag der Hausbewohner.<br />

„Wir werden diese vorsichtige Vorgehensweise weiter<br />

aufrechthalten und nur sehr zaghaft lockern. So wird<br />

zum Beispiel auch die Generalversammlung des Vereins<br />

Haus Malta in diesem Jahr virtuell stattfinden“, erklärt<br />

der Präsident des Vereins, Ulrich Glaunach.<br />

„Sozialfasten“ brechen<br />

Im Mai wurde in Haus Malta ein eigener Besucherbereich<br />

eröffnet, der vom Rest des Wohnbereichs isoliert<br />

ist. Im Bereich des Eingangs zum Gartensalon wurde in<br />

Einklang mit dem Erlass des Bundesministeriums eine<br />

Besucherbox errichtet. <strong>Die</strong> Gäste müssen vorab telefonisch<br />

einen Termin vereinbaren, sich dann vor Ort anmelden<br />

und das Hygieneprozedere durchlaufen. Danach<br />

dürfen sie einzeln in der Besucherbox Platz nehmen<br />

und können durch eine Scheibe mit den Bewohnern im<br />

Haus Malta plaudern. Sobald es die Lage und die gesetzlichen<br />

Vorgaben zulassen, sollen auch Einzelbesuche<br />

unter Einhaltung entsprechender Abstandsregeln für<br />

die Dauer einer Stunde erlaubt sein. Aktuelle Informationen<br />

zur Besuchsregelung werden auf der Homepage<br />

unter www.hausmalta.at/corona laufend aktualisiert.<br />

Wir freuen uns schon sehr darauf!<br />

Danke an alle Mitarbeiter!<br />

An dieser Stelle möchten wir uns sehr herzlich bei den<br />

Mitarbeitern im Haus Malta bedanken. Sie unternehmen<br />

in dieser äußerst herausfordernden Situation alles<br />

Menschenmögliche, um die sozialen Bedürfnisse ihrer<br />

Schützlinge und die Kontaktwünsche von Angehörigen<br />

zu erfüllen. Dabei achten sie sehr aufmerksam auf die<br />

Gesundheit aller im Haus Malta. So können wir die Ansteckungsgefahr<br />

weiterhin gering halten. Danke! Unser<br />

tägliches Gebet begleitet Sie!<br />

www.hausmalta.at<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 25


MALTESERÖSTERREICH<br />

NEUES VOM<br />

ORDENSHAUS<br />

Das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus – im Herzen von Wien: Es wird wieder fleißig gearbeitet, und das Projekt schreitet gut voran.<br />

Es entsteht ein Ort der Spiritualität und der Gemeinschaft, ein Zuhause für Menschen im Alter. www.ordenshaus.at<br />

DIE MALTESER<br />

SIND FÜR SIE DA<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> waren auch am Höhepunkt<br />

der Coronakrise rund<br />

um die Uhr im Einsatz. Sie haben<br />

lebenswichtige Rettungsund<br />

Hilfsdienste geleistet und<br />

die Betreuung in der <strong>Malteser</strong><br />

Kinderhilfe, im Haus Malta sowie<br />

die Pflege durch <strong>Malteser</strong> Care sichergestellt.<br />

DANKE, dass dafür<br />

alle anderen zu ihrem eigenen<br />

und zum Schutz unserer <strong>Malteser</strong><br />

zu Hause geblieben sind!<br />

26<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


AKTUELLES DER MALTESER<br />

KINDERHILFE<br />

FASCHING IM HILDE UMDASCH HAUS<br />

Das wird eine bunte Pracht, denn es werden rote, gelbe,<br />

lila und noch viele mehr Tulpenzwiebel in einem Topf gepflanzt.<br />

Mit der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe gemeinsam Tulpen<br />

setzen, ein Riesenspaß.<br />

AKTUELLES AUS DEM<br />

HAUS MALTA<br />

Der Bezirksvorsteher von Mariahilf Markus Rumelhart besucht das Haus Malta<br />

und überbringt Frühlings- und Muttertagsgrüße.<br />

Muttertagskonzert im Garten des Haus Malta: Kultur und Unterhaltung trotz Social Distancing und unter Einhaltung der<br />

Richtlinien.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 27


Case-&-Care-Managerin Claudia mit Betreuerin Margareta – Nach den vielen herausfordernden Wochen, in denen sie<br />

fast täglich mit intensiven, motivierenden Gesprächen in telefonischem Kontakt standen, konnte Claudia zum ersten Mal<br />

wieder ihre Klientin besuchen und ihre tapfere Betreuerin Margareta zu einer Pause im Park motivieren.<br />

ERFOLGSGESCHICHTEN MALTESER CARE<br />

PFLEGE UND BETREUUNG<br />

IN ZEITEN VON COVID-19<br />

BOXENSTOPP IN OBERÖSTERREICH<br />

Um die Verteilung der Masken, Handschuhe und Desinfektionsmittel<br />

sicherzustellen, hat sich unser Case-&-Care-<br />

Manager Robert bereit erklärt, von Oberösterreich nach<br />

Wien zu fahren und für seine Kolleginnen die Lieferungen<br />

abzuholen und zu überbringen. <strong>Die</strong> Übergabe der Lieferung<br />

erfolgte dann, wo es gerade möglich war.<br />

GEBURTSTAGSVISITE BEI EINER KLIENTIN<br />

Geburtstage muss man feiern, wie sie fallen … auch wenn<br />

zur Zeit nicht anders möglich als im sehr kleinen Kreis,<br />

dafür aber bestens umsorgt von ihrer lieben, fürsorglichen<br />

Betreuerin Eva-Maria und ihrer Case-&-Care-Managerin<br />

Barbara mit Maske und Abstand.<br />

EINE BETREUER-ROCHADE – Um die Kontinuität in<br />

der Betreuung der Klienten zu sichern, braucht es in diesen<br />

Zeiten viel Kreativität und Teamgeist von allen Beteiligten<br />

… zur Zufriedenheit aller „leiht“ man auch gerne einmal seinen<br />

Lieblingsbetreuer Stefan seiner Kollegin Barbara, natürlich<br />

nur mit dessen Einverständnis … :-)<br />

28<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

MHDA-AKTIONEN AUS DEN BEREICHEN<br />

OSTERN <strong>2020</strong><br />

Für die <strong>Malteser</strong> stehen arme, notleidende, kranke und verlassene Menschen im Mittelpunkt der von christlicher Nächstenliebe<br />

getragenen rein ehrenamtlichen Tätigkeit. Wesentlich dabei ist das Miteinander, die Gemeinschaft und des Helfens.<br />

Dort, wo Not ist. Gemeinschaft und Nächstenliebe an den Osterfeiertagen <strong>2020</strong> trotz „Social Distancing“ spürbar<br />

zu machen, war das Ziel zahlreicher Projekte.<br />

OBERÖSTERREICH – Man bleibt nicht nur persönlich<br />

durch Telefonate in Kontakt, es wurden Briefe geschrieben<br />

und Osternesterl zusammengestellt und ausgeliefert.<br />

So gab es am Ostersonntag eine Auslieferung ans<br />

Altersheim Haus Rudigier in Linz.<br />

TIROLER OSTERPOST – WIR SIND FÜR DICH DA.<br />

Um die von uns Betreuten, die sonst an zahlreichen Aktivitäten<br />

teilnehmen, gerade rund um die Feiertage wissen<br />

zu lassen, dass sie auch an diesem Osterfest nicht alleine<br />

sind, dass die <strong>Malteser</strong> an sie denken, wurde fleißig gebastelt<br />

und gezeichnet, gemalt und getextet. Für jeden ein<br />

persönlicher Ostergruß.<br />

3 STEIERMARK – OSTERGRÜSSE<br />

Postkarten wurden geschrieben, es wurde gebastelt und<br />

verpackt, sodass in der Steiermark alle von uns Betreuten<br />

einen ganz persönlichen <strong>Malteser</strong>-Ostergruß erhielten.<br />

WIEN – GEMEINSAM OSTERN FEIERN<br />

<strong>Die</strong>smal haben wir für die von uns Betreuten Menschen<br />

keine Feier gestalten können, dafür haben wir gebastelt,<br />

gemalt und Suchbilder, sowie Bastelanleitungen erstellt.<br />

So konnten alle gemeinsam, wenn auch nicht am selben<br />

Ort, ein schön gestaltetes Osterfest begehen.<br />

3 SALZBURGER OSTERÜBERRASCHUNG<br />

Um unsere Betreuten wissen zu lassen, dass die <strong>Malteser</strong><br />

nicht nur telefonisch für sie da sind und dass sie zu Ostern<br />

ganz besonders an jeden Einzelnen denken, wurden Osterkarten<br />

gebastelt und geschrieben sowie kleine Geschenke<br />

besorgt. <strong>Die</strong>se sind verpackt teils vor die Türe gelegt, teils<br />

mit der Post verschickt worden, um die Zeit bis zu einem<br />

Wiedersehen zu versüßen.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 29


MALTESER MUNDSCHUTZMASKEN<br />

Danke allen <strong>Malteser</strong>n, die unsere Mundschutzmasken<br />

tragen. <strong>Die</strong> Masken erinnern auch daran, dass die <strong>Malteser</strong><br />

in der Krise nicht nur Systemerhalter waren, sondern<br />

sich auch durchgehend sozial engagiert haben.<br />

Einige <strong>Malteser</strong> haben mit dem Kauf von weiteren <strong>Malteser</strong>-Mundschutzmasken<br />

zweifach geholfen: Mit dem<br />

Tragen der Masken haben sie sich selbst und andere vor<br />

einer Ansteckung mit dem Coronavirus geschützt. Gleichzeitig<br />

haben sie mit ihrer Spende die Finanzierung von<br />

Hilfsprojekten unterstützt. Wir sagen herzlich DANKE!<br />

Gerne können noch weitere Masken bei <strong>Malteser</strong><br />

Austria bestellt werden. Bitte um Verständnis,<br />

wenn die Lieferungen nicht ad hoc erfolgen, es gibt<br />

derzeit bei der Produktion und der Lieferung immer<br />

wieder Engpässe. Anfragen und Bestellungen<br />

an: zentrale@malteser.at<br />

30<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 31


<strong>Malteser</strong><strong>Zeitung</strong> 3_2019 ok.indd 1 19.11.19 15:27<br />

MALTESERÖSTERREICH<br />

HL. Messe zum WELTTAG DER KRANKEN<br />

AKTUELLES AUS DEM BEREICH<br />

SALZBURG<br />

EINKAUFSDIENST<br />

SITZWACHE AM KRANKENBETT – BARMHERZIGE<br />

BRÜDER SALZBURG: Hier leisten ehrenamtliche <strong>Malteser</strong><br />

dementen und verwirrten Patienten Gesellschaft und<br />

entlasten damit die Pflege im Krankenhaus.<br />

BRUCKFAHRDIENST<br />

GRATIS,<br />

aber leider nicht kostenlos.<br />

<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 2/2019<br />

<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 3-4/2019<br />

<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 1/<strong>2020</strong><br />

MALTESER Herzenswunsch: Ich<br />

möchte noch ein letztes Mal …<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

„<strong>Die</strong> MALTESER“ ist traditionell gratis und<br />

soll es auch bleiben.<br />

Denn es ist uns ein Anliegen, Sie über unsere<br />

Arbeit umfassend zu informieren. Doch die<br />

Produktion und der Versand sind leider nicht<br />

kostenlos. Bitte unterstützen Sie uns.<br />

CARAVAGGIO & BERNINI<br />

MALTESER Private Preview<br />

12. Oktober 2019, 19 Uhr<br />

Kunsthistorisches Museum Wien<br />

32<br />

CARAVAGGIO & BERNINI<br />

MALTESER Private Preview<br />

12. Oktober 2019, 19 Uhr<br />

Kunsthistorisches Museum Wien<br />

Christliche Werte in der Politik<br />

Rom: Neue Ordensregierung<br />

Neu: Zentrum für Menschen im Alter<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong><br />

EMT-Training und Bundesübung in Steyregg<br />

30 Jahre Mauerfall Berlin: Festakt für die Freiheit<br />

Hochschule Heiligenkreuz: Gelebter Glaube<br />

MALTESER Care: Damit<br />

niemand „in der Luft hängt“<br />

Ehrenamt als Synonym<br />

für Barmherzigkeit<br />

Konto lautend auf<br />

MALTESER Hospitaldienst Austria,<br />

Kennwort „<strong>Zeitung</strong>“<br />

AT65 2011 1800 8087 0800<br />

Spenden an den <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst sind von der Steuer absetzbar!<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 2_2019_ok.indd 1 21.06.19 16:49<br />

<strong>Malteser</strong><strong>Zeitung</strong> 1_18_03_ok.indd 1 20.03.20 07:06


MALTESERÖSTERREICH<br />

SALZBURG, SALZBURG,<br />

NUR DU ALLEIN ...<br />

Vom 28. Februar bis zum 1. März verbrachte eine Gruppe des MALTESER Hospitaldienstes Wien ein wunderbares Wochenende<br />

in der Stadt Salzburg.<br />

Nach einer herzlichen Begrüßung durch die Salzburger<br />

<strong>Malteser</strong> durften wir eine Hl. Messe in der Franziskanerkirche<br />

besuchen und persönliche Fürbitten vortragen.<br />

Das Abendessen wurde frisch von der Familie Mühlmann<br />

zubereitet, denen ein ganz besonderes „Vergelt’s<br />

Gott“ gilt. Ein buntes Programm mit Stadtrundgang,<br />

Mönchsberg-Tour und Hangar-7-Besuch machte unser<br />

Wochenende vollkommen. Ein besonderes Highlight war<br />

außerdem das Konzert in der Alten Universität Salzburg.<br />

Es bot mit einer Mischung aus klassischer, Film- und Videomusik<br />

in Kombination mit Poetry-Slam einen außergewöhnlichen<br />

Abend.<br />

Es sind Erinnerungen wie diese, die uns heute, wo wir<br />

teilweise allein zu Hause sind, um uns und andere zu<br />

schützen und die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen,<br />

Kraft geben. Es sind Erlebnisse wie diese, auf<br />

die wir uns schon bald wieder freuen dürfen.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 33


MALTESERÖSTERREICH<br />

AKTUELLES AUS DEM BEREICH<br />

WIEN<br />

NEUE SCHUTZVISIERE<br />

Vielen Dank an den Rotaract Club Wien-Graben für die<br />

neuen Schutzvisiere von Eremit Display #schauaufdichschauaufmich<br />

ESSENSAUSLIEFERUNG<br />

MALTESER – CARITAS – HOTEL WIMBERGER<br />

Das Chancenhaus Grangasse bietet wohnungslosen erwachsenen<br />

Männern eine Unterkunft sowie Beratung<br />

und Betreuung. In der Coronakrise haben <strong>Malteser</strong><br />

täglich rund 70 Mahlzeiten vom Arcotel Wimberger<br />

(gekocht und gespendet) abgeholt und in das Chancenhaus<br />

geliefert.<br />

AKTUELLES AUS DEM BEREICH<br />

STEIERMARK<br />

STEIERMARK – MONATSMESSE<br />

STEIERMARK: Gemeinschaft leben trotz Social Distancing. Briefe schreiben und regelmäßige Telefonate mit unseren<br />

Betreuten. Der persönliche Kontakt, auch wenn es oft nur die Stimme am Telefon war, manchmal aber auch mit Bild über<br />

WhatsApp oder einen Computer, hat eine wichtige Rolle gespielt.<br />

34<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

AKTUELLES AUS DEM BEREICH<br />

BURGENLAND<br />

KOCHEN VINZIRAST<br />

Aufgrund der aktuellen Situation VinziRast Takeaway:<br />

<strong>Malteser</strong> kochen, portionieren und verpacken, sodass sich<br />

jeder ein Essenspaket in der VinziRast abholen kann.<br />

EINKAUFSDIENST<br />

<strong>Die</strong> durch COVID-19 notwendigen gesellschaftlichen<br />

Einschränkungen stellen uns alle vor große Herausforderungen.<br />

Wir müssen jetzt aber besonders auf unsere<br />

älteren Mitmenschen achtgeben und ihnen kleine,<br />

aber umso wichtigere <strong>Die</strong>nste erweisen. Das dankbare<br />

Strahlen in den Augen dieser hilfsbedürftigen Personen,<br />

denen wir für uns ganz einfache Tätigkeiten abnehmen,<br />

wie einen Einkauf zu erledigen, entschädigt für alle<br />

Mühen.<br />

AKTUELLES AUS DEM BEREICH<br />

TIROL<br />

JOUR-FIXE „MALTACAFE“<br />

wurde zu einem Unterlandcafe in Kaltenbach<br />

– da es für einige unserer Freunde<br />

zu beschwerlich oder einfach zu weit<br />

ist, um nach Innsbruck zu kommen.<br />

HEILIGE MESSE in der Herz Jesu Kirche in Bregenz.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 35


MIT EIGENER KRAFT GEGEN DIE KRISE<br />

<strong>Die</strong> Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie haben erhebliche negative Auswirkungen auf Menschen, wie<br />

Psychotherapeuten feststellen und Studien belegen. Das Besinnen auf unsere inneren Ressourcen kann uns stärken und<br />

helfen, schützende Resilienz aufzubauen.<br />

Für Menschen mit psychischen Problemen sind die staatlichen<br />

Maßnahmen gegen COVID-19, allen voran die Einschränkung<br />

der sozialen Kontakte, eine enorme Belastung.<br />

Bestehende Symptome können sich verschlimmern<br />

und bereits überwundene Traumata wieder aktiv werden.<br />

Viele Betroffene vermissen eine geordnete Alltagsstruktur<br />

und die gewohnte Psychotherapie im direkten Kontakt.<br />

Im Bereich der sozialen Bindungen empfinden sie<br />

durch fehlende soziale Interaktionen Einsamkeit. Andere<br />

Betroffene wiederum fühlen sich mit dem Partner oder<br />

der Familie zu Hause beengt. Dazu kommt die Angst vor<br />

einer Wirtschaftskrise.<br />

Eine aktuelle Studie des Österreichischen Bundesverbands<br />

für Psychotherapie (ÖBVP) und der Donau-Universität<br />

Krems geht davon aus, dass die Zahl der Patienten mit psychischen<br />

Problemen in der zweiten Jahreshälfte <strong>2020</strong> deutlich<br />

ansteigen wird. „Konkrete Zahlen dazu gibt es noch<br />

nicht, Daten aus anderen Ländern zeigen jedoch, dass die<br />

psychische Belastung in der Bevölkerung zugenommen hat.<br />

Restriktionen, was Kultur und Reisen anbelangt, sowie finanzielle<br />

Auswirkungen werden noch weiter spürbar sein.<br />

Wer jetzt schon depressiv ist, den könnte das in veritable<br />

Probleme stürzen“, sagt Peter Stippl, Präsident des ÖBVP.<br />

www.ots.at/presseaussendung/OTS_<strong>2020</strong>0422_<br />

OTS0151/aviso-pressekonferenz-zu-den-auswirkungender-corona-massnahmen-auf-patientinnen-der-psychotherapie-am-24-april-10-uhr<br />

Wie sich solchen Problemsituationen vorbeugen lässt,<br />

beschreiben Brigitte Kneissl und Laetitia Keil-Boswell,<br />

zwei Psychotherapeutinnen und <strong>Malteser</strong>innen. Sie bieten<br />

gezielt Hilfe an.<br />

Wertewandel in Zeiten der<br />

Coronakrise<br />

Von Brigitte Kneissl<br />

Immer höher, immer schneller, wie ein Turbo: In allen Lebensbereichen<br />

hat sich in den letzten Jahren das Tempo<br />

beschleunigt. Durch die Digitalisierung hat sich die technische<br />

Kommunikation vervielfacht. Der dadurch verursachte<br />

Stress engt das Immunsystem ein und fördert<br />

psychsomatische Erkrankungen wie Schlafstörungen,<br />

Bluthochdruck, Angststörungen, Existenzängste, Depressionen,<br />

Essstörungen, Burnout, Suchterkrankungen<br />

und Suizidgefahr. Auch bei Kindern und Jugendlichen<br />

haben psychische Erkrankungen in einem erschreckend<br />

hohen Ausmaß zugenommen.<br />

<strong>Die</strong> ganze Welt mit ihrer einseitig gelebten patriarchalen,<br />

Ich-bezogenen Struktur hat eine psychosomatische Erkrankung<br />

– sie leidet unter Atemnot, ihr geht im wahrsten<br />

Sinne des Wortes die Luft aus. <strong>Die</strong> Coronakrise ist<br />

ein Spiegelbild dafür. Unser erschöpftes Wertesystem<br />

braucht jetzt Zeit für Regeneration und Neuorientierung,<br />

um die Chance zu nützen, sich aus der Ich-Kultur in eine<br />

Wir-Kultur zu entwickeln.<br />

36<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


MEDIZINAKTUELL<br />

Brigitte Kneissl<br />

Laetitia Keil-Boswell<br />

Wie wir gestärkt aus dieser<br />

Krise hervorgehen können<br />

Von Laetitia Keil-Boswell<br />

Heilende Langsamkeit und Stille<br />

Indem wir uns der Ursache zuwenden, tun wir den ersten<br />

Schritt zur Heilung. Ist es nicht so, dass der Mensch vergessen<br />

hat, sich den kleinen Dingen zu widmen, sich als<br />

fühlendes Wesen dem Nachbarn, den Mitmenschen zuzuwenden?<br />

<strong>Die</strong> Freude der Langsamkeit wiederzuentdecken?<br />

Wie heilsam ist es denn, einen Waldspaziergang zu machen<br />

oder die Stille und den Duft einer Blumenwiese zu genießen?<br />

Alle Sinne erwachen in einer neuen Art und Weise, all<br />

das Erlebte kann in die neue Zeit mitgenommen und in ein<br />

neues, längst vergessenes Lebensgefühl integriert werden.<br />

Kostenlose Hilfe für <strong>Malteser</strong><br />

Für unsere Ordensmitglieder, unsere Betreuten und für<br />

die Mitglieder des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes Austria biete<br />

ich seit Beginn der Coronakrise psychotherapeutische<br />

Hilfe per Telefon an – kostenfrei, ehrenamtlich und vertraulich.<br />

Ich möchte dazu beitragen, den Menschen trotz<br />

dieser Ungewissheit Mut zu machen und ihnen zu helfen,<br />

neue Chancen und Perspektiven zu entwickeln. In dieser<br />

Phase des Rückzugs können wir auch erkennen, wie sehr<br />

wir einander brauchen und wie hilfreich es ist, zuzuhören<br />

und füreinander da zu sein. Unsere Sozialen <strong>Die</strong>nste stehen<br />

täglich in telefonischem Kontakt mit unseren Betreuten.<br />

Bei Bedarf vermitteln wir auch andere Kontakte für<br />

professionelle Hilfe.<br />

Achtsamkeitsübungen für inneres Gleichgewicht<br />

Als <strong>Malteser</strong> haben wir die Aufgabe, unserem christlichen<br />

Menschenbild entsprechend, dem Nächsten mit Mitgefühl,<br />

Liebe und Dankbarkeit zu begegnen. Achtsamkeit<br />

bedeutet im gegenwärtigen Moment präsent zu sein, mit<br />

Offenheit und ohne Vorurteil die gegenwärtige Erfahrung<br />

bewusst wahrzunehmen. Achtsamkeitspraxis kann auch<br />

in Form von Körper- und Atemübungen wie Feldenkrais,<br />

Yoga oder Qi-Gong praktiziert werden. <strong>Die</strong>se Übungen<br />

helfen, mehr inneres Gleichgewicht und Entspannung im<br />

Alltag zu finden und mit Stresssituationen angemessen<br />

und kreativ umzugehen.<br />

Mit Sorgen blicken wir in die Zukunft, die Ängste vieler<br />

sind groß und facettenreich: Zukunftsängste, Verlustängste,<br />

Existenzängste, Angst vor Einsamkeit, Angst vor<br />

Krankheit, die Liste scheint endlos. Angst kann Menschen<br />

massiv unter Druck setzen und ihr tägliches Leben<br />

stark einschränken. Oftmals fühlen sich Betroffene in<br />

Krisensituationen – wie der jetzigen – machtlos, ineffizient<br />

und unverstanden.<br />

<strong>Die</strong> Angststörung kann viele Formen annehmen und<br />

ist daher oftmals nicht leicht erkennbar. <strong>Die</strong> Symptome<br />

reichen von Schwindel und Benommenheit, Herzrasen,<br />

Schwitzen oder Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu<br />

Schlafstörungen und innerer Unruhe. Hier verschwimmen<br />

manchmal die Grenzen, da die Angststörung oftmals<br />

nicht klar von depressiver Symptomatik zu trennen<br />

ist, wie beispielsweise bei Antriebslosigkeit, Müdigkeit,<br />

Verlust von Interessen und erhöhter Reizbarkeit.<br />

INDIVIDUELLE STRATEGIEN ZUR ANGST-<br />

BEWÄLTIGUNG<br />

Wie gehen wir Menschen in dieser Ausnahmesituation<br />

mit unseren Ängsten und Sorgen um?<br />

Jeder Einzelne hat in den letzten Wochen eigene Strategien<br />

entwickelt, um die aktuellen Bedingungen so gut wie<br />

möglich auszuhalten und Unsicherheiten zu verarbeiten.<br />

Im Leben eines Menschen gibt es immer wieder schwere<br />

Zeiten und risikoreiche Situationen, die es zu bewältigen<br />

gilt, um womöglich gestärkt daraus hervorzugehen. Es<br />

gibt allerdings große Unterschiede in der Art und Weise,<br />

wie wir individuell mit Ängsten umgehen, und wie gut<br />

diese später verarbeitet werden können.<br />

Doch gibt es hier ein „Richtig“ oder ein „Falsch“?<br />

Existiert ein „besserer Umgang“ mit einer Krise?<br />

Hier kommt der Begriff „Resilienz“ ins Spiel. Bei Resilienz<br />

handelt es sich um die psychische Widerstandskraft,<br />

die sich in der Kindheit entwickelt und durch unterschiedliche<br />

Faktoren während des Lebens beeinflusst<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 37


MEDIZINAKTUELL<br />

wird. Es steht die Fähigkeit im Vordergrund, „nicht an etwas<br />

zu zerbrechen“.<br />

Resilienz als bedeutsames Potenzial<br />

Dabei ist zu betonen, dass während Krisen negative Reaktionen<br />

wie Desorientierung oder Verzweiflung angemessen und<br />

wichtig sind, um den Wachstumsprozess zu ermöglichen. <strong>Die</strong><br />

Verarbeitung einer Krise ist ein komplexer Prozess, der Zeit<br />

und Geduld braucht und bei jedem Individuum anders aussehen<br />

kann. Es kann aber festgelegt werden, dass gerade durch<br />

Erfahrungen, die während der Verarbeitung und Bewältigung<br />

von Krisensituationen gesammelt werden, die eigene Widerstandsfähigkeit<br />

wächst. <strong>Die</strong> Fähigkeit zur Resilienz gilt als<br />

schwer greifbares Konzept, da es sich nicht um eine eindeutig<br />

„sichtbare“ Charaktereigenschaft oder eine erlernbare Kompetenz<br />

handelt, sondern vielmehr um ein Potenzial, das sich nur<br />

unter gewissen Umständen ganz entfalten kann.<br />

Was sind also die Faktoren, die dazu beitragen, resilientes<br />

Verhalten zu fördern?<br />

In diesem Fall sprechen wir von unseren Ressourcen, die wir<br />

im Laufe des Lebens sammeln und aufbauen. <strong>Die</strong>se werden in<br />

drei Säulen eingeteilt: innere Stärke, äußere Unterstützung<br />

und interpersonale Problemlösefähigkeiten. Es ist hier nicht<br />

unbedingt wichtig, dass wir eine große Anzahl an verschiedenen<br />

Ressourcen in jeder Säule zur Verfügung haben, sondern<br />

vielmehr, dass wir über eine Kombination der fördernden Faktoren<br />

aus allen drei Gruppen verfügen.<br />

Psychotherapie zur Unterstützung<br />

Wichtig zu beachten ist außerdem nicht nur, ob genügend<br />

Ressourcen vorhanden sind, sondern auch ob diese in akuten<br />

Krisen tatsächlich in Anspruch genommen werden. Hier kann<br />

beispielsweise eine Psychotherapie sehr von Vorteil sein, um<br />

bei der Ressourcenaktivierung zu unterstützen oder Lücken zu<br />

füllen. Indem wir uns in Krisenzeiten immer wieder auf ebendiese<br />

Ressourcen besinnen, sie nutzen und ausbauen, kann<br />

eine gewisse psychische Widerstandsfähigkeit aufgebaut werden,<br />

um auch aus zukünftigen Krisen gestärkt hervorzugehen.<br />

Insofern kann man sich Resilienz als eine Art „Ritterrüstung“<br />

vorstellen: Sie schützt zuverlässig und blockt Gefahren ab. Sie<br />

muss allerdings auch regelmäßig gepflegt und benützt werden,<br />

um nicht zu rosten und langfristig intakt zu bleiben.<br />

BLUT UND PLA<br />

In Österreichs Spitälern werden im Schnitt<br />

1.000 Blut konserven pro Tag benötigt – auch in<br />

Zeiten von COVID-19. <strong>Die</strong> Blutabnahmen finden<br />

unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt.<br />

Von Moritz Schuschnigg<br />

Im Schnitt alle 90 Sekunden wird in Österreichs<br />

Spitälern eine Blutkonserve benötigt. „Pro Tag<br />

kommen rund 1.000 Konserven zur Behandlung<br />

von Patienten zum Einsatz. In Notfällen können<br />

sie Menschenleben retten“, sagt Gerald Schöpfer,<br />

Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes.<br />

Das Rote Kreuz ruft deshalb regelmäßig zum Blutspenden<br />

auf. Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie<br />

haben zusätzlich Plasmaspenden an Bedeutung<br />

gewonnen. Warum das so ist, erklärt Claudia<br />

Feyerl, für den <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst im Bereich<br />

Burgenland tätige Ärztin.<br />

Wie steht es generell um das Blutspendeverhalten<br />

der Österreicher?<br />

2018 haben in Österreich rund 230.000 Personen<br />

Blut beim Roten Kreuz gespendet. <strong>Die</strong> Spendebereitschaft<br />

der heimischen Bevölkerung liegt im<br />

Vergleich mit anderen europäischen Ländern im<br />

oberen Mittelfeld. Im weltweiten Vergleich ist es<br />

ein sehr guter Wert.<br />

38<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


MEDIZINAKTUELL<br />

SMA SPENDEN – JETZT!<br />

Wie funktioniert die<br />

Plasmaspende?<br />

<strong>Die</strong> Spende selbst erfolgt an einem sogenannten Zellseparator.<br />

Dabei wird über die Armvene Blut entnommen. In<br />

der Zentrifuge wird das Blut in seine Bestandteile aufgeteilt.<br />

Das Plasma mit den darin enthaltenen Antikörpern<br />

wird gesammelt, die restlichen Blutbestandteile werden<br />

wieder zurück in den Körper geleitet. Maximal werden<br />

0,7 Liter Blutflüssigkeit abgenommen, die Gesamtdauer<br />

der Spende beträgt rund 45 Minuten.<br />

Decken die Blutspenden den Bedarf ab oder werden<br />

mehr Blutspender benötigt?<br />

<strong>Die</strong> Versorgung ist in Österreich nach derzeitigem Stand<br />

gesichert. Damit das langfristig so bleibt, brauchen wir<br />

künftig mehr junge Menschen, die zu wiederkehrenden<br />

Blutspendern werden. Aktuell ist es so, dass die geburtenstarken<br />

Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre<br />

schrittweise in „Blutspendepension“ gehen. <strong>Die</strong> Jahrgänge<br />

der 2000er-Jahre sind im Vergleich zahlenmäßig kleiner.<br />

Sie müssen angesprochen werden und die Blutspende<br />

idealerweise zu einem regelmäßigen Bestandteil ihres<br />

Lebens machen.<br />

Sind Blut- und Plasmaspenden von Personen, die<br />

COVID-19 hatten, verwertbar?<br />

Personen, die an COVID-19 erkrankt waren und wieder<br />

gesund sind, können vier Wochen nach Abklingen der<br />

letzten Symptome zur Spende kommen. Derzeit werden<br />

vermehrt von COVID-19 genesene Spender gesucht, die<br />

sogenanntes Rekonvaleszentenplasma – also Plasma mit<br />

darin enthaltenen Antikörpern – spenden. <strong>Die</strong> Gabe von<br />

antikörperhaltigem Blutplasma kann anderen, von CO-<br />

VID-19 betroffenen Personen helfen, die diese Antikörper<br />

nicht schnell genug oder in der richtigen Qualität bilden<br />

können. Der Einsatz von Rekonvaleszentenplasma ist eine<br />

therapeutische Option, solange es keine Impfung oder<br />

kein zugelassenes breit verfügbares Medikament gibt.<br />

Wie steht es mit den Sicherheitsmaßnahmen bei<br />

der Blut- und Plasmaspende?<br />

Da kann ich Sie beruhigen. Es werden höchste Sicherheitsstandards<br />

eingehalten und alle notwendigen Vorkehrungen<br />

getroffen. Das können viele der <strong>Malteser</strong>,<br />

die bereits gespendet haben, bestätigen. An dieser Stelle<br />

übrigens herzlichen Dank an alle, die meinen bisherigen<br />

Einladungen zur speziellen „<strong>Malteser</strong>-Blutspende“ gefolgt<br />

sind. Ich werde auch in Zukunft regelmäßig Termine<br />

ankündigen und freue mich jetzt schon sehr auf jede<br />

neue Spende!<br />

Alle Informationen zur Blutspende beim Roten<br />

Kreuz sowie Termine auf www.blut.at oder unter<br />

0800 190 190. E-Mail: blut@roteskreuz.at<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 39


OPA<br />

Am 100. Jahrestag der Geburt von Papst<br />

Wojtyla, am 18. Mai, öffnete der Petersdom<br />

MALTESERWELTWEIT<br />

wieder seine Pforten. Zuvor war der<br />

Innenraum gründlich gereinigt worden und es<br />

wurden die notwendigen Vorkehrungen und<br />

präventiven Maßnahmen für den Zugang<br />

getroffen. <strong>Die</strong> MALTESER beteiligten sich an<br />

DIENST AM NÄCHSTEN IN DER KRISE<br />

den Gesundheitschecks derBesucher.<br />

Das Coronavirus wählt nicht aus, ob es arme und bedürftige oder reiche und medizinisch gut versorgte Menschen<br />

trifft. Es beschränkt sich nicht auf einzelne Länder oder Regionen. Es ist überall. Deshalb sind auch die MALTESER<br />

weltweit im Einsatz, um zu helfen.<br />

AFRIKA<br />

MALTESER weltweit im Kampf gegen COVID-19<br />

en, Belgien, Deutschland, Frankreich,<br />

ritannien, Irland, Italien, Litauen, Malta,<br />

eich, Polen, Portugal, Rumänien, Serbien,<br />

kei, Slowenien, Spanien, Tschechische<br />

lik, Ukraine, Ungarn<br />

Der <strong>Malteser</strong>orden hat zur Bekämpfung der COVID-<br />

19-Pandemie sein globales Engagement umfassend verstärkt<br />

(siehe unten- und nebenstehende Übersicht). Viele<br />

der Sozial- und Gesundheitsprojekte in den 120 Ländern,<br />

in denen die Hilfs- und Freiwilligenorganisationen der<br />

<strong>Malteser</strong> tätig sind, wurden entweder erweitert und/oder<br />

in Präventions- und Behandlungsprogramme für Covid-<br />

Patienten umgewandelt. Medizinische und logistische<br />

Unterstützung wurde und wird für die nationalen Gesund-<br />

tliche Maßnahmen:<br />

tion und Aufklärung, Verteilung von<br />

smitteln, Medikamenten, Masken und<br />

ausrüstung, Aufbau und Ausrüstung von<br />

lten und COVID-Krankenstationen,<br />

ntransporte, Hilfe für Obdachlose,<br />

ftige, ältere und behinderte Menschen,<br />

logische Unterstützung, Krisenzentren<br />

raßennotdienste, Hotlines<br />

N<br />

40<br />

EUROPA<br />

Albanien, Belgien, Deutschland, Frankreich,<br />

Großbritannien, Irland, Italien, Litauen, Malta,<br />

Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Serbien,<br />

Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische<br />

Republik, Ukraine, Ungarn<br />

istan, Bangladesch<br />

Wesentliche Maßnahmen:<br />

Prävention und Aufklärung, Verteilung von<br />

Lebensmitteln, Medikamenten, Masken und<br />

Schutzausrüstung, Aufbau und Ausrüstung von<br />

Feldzelten und COVID-Krankenstationen,<br />

Krankentransporte, Hilfe für Obdachlose,<br />

Bedürftige, ältere und behinderte Menschen,<br />

psychologische Unterstützung, Krisenzentren<br />

und Straßennotdienste, Hotlines<br />

tliche Maßnahmen:<br />

nische Untersuchungen,<br />

ung von Hygiene,<br />

ung von medizinischem<br />

gienematerial<br />

ASIEN<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong><br />

Benin, Elfenbeinküste, Kongo,<br />

Südafrika, Südsudan, Uganda<br />

heitssysteme der betroffenen Länder nach den Richtlinien<br />

der Regierung geleistet. Neue Krankenstationen wurden<br />

und werden eröffnet, bestehende Krankenhäuser des Mal-<br />

Wesentliche Maßnahmen:<br />

Prävention und Aufklärung,<br />

Wiedereröffnung des Petersdoms<br />

Am 100. Jahrestag Sensibilisierungskampagnen,<br />

der Geburt von Papst<br />

Wojtyla, Einrichtung am 18. Mai, öffnete von der Isolierstationen<br />

Petersdom<br />

wieder seine<br />

und<br />

Pforten.<br />

Feldkrankenhäusern<br />

Zuvor war der<br />

zur<br />

Innenraum gründlich gereinigt worden und es<br />

wurden teserordens die Voruntersuchung, notwendigen in Intensivstationen Vorkehrungen Verteilung<br />

umgewandelt. und<br />

präventiven von Maßnahmen Lebensmittelpaketen für den Zugang und<br />

getroffen. <strong>Die</strong> MALTESER beteiligten sich an<br />

Kindernahrung<br />

Prävention und Erste Hilfe an vorderster Stelle<br />

den<br />

In<br />

Gesundheitschecks<br />

Ländern, in denen<br />

derBesucher.<br />

die hygienischen Grundbedingungen<br />

schlecht sind, wurden Aufklärungskampagnen durchgeführt<br />

und die Versorgung mit WASH (Wasser, sanitäre<br />

AMERIKA<br />

AFRIKA<br />

Benin, Elfenbeinküste, Kongo,<br />

Südafrika, Südsudan, Uganda<br />

Brasilien, Dominikanische<br />

Republik, Kolumbien, Mexiko,<br />

Peru, Puerto Rico, Uruguay, USA<br />

Wesentliche Maßnahmen:<br />

Prävention und Aufklärung,<br />

Sensibilisierungskampagnen,<br />

Einrichtung von Isolierstationen<br />

und Feldkrankenhäusern zur<br />

Voruntersuchung, Verteilung<br />

von Lebensmittelpaketen und<br />

Kindernahrung<br />

Wesentliche Maßnahmen:<br />

Prävention und Aufklärung,<br />

Verteilung von Lebensmitteln,<br />

Medikamenten, Masken und<br />

Schutzausrüstung, Einrichtung<br />

mobiler Kliniken, Hilfe für<br />

Obdachlose, Suppenküchen<br />

AMERIKA<br />

Brasilien, Dominikanische<br />

Republik, Kolumbien, Mexiko,<br />

Peru, Puerto Rico, Uruguay, USA<br />

Wesentliche Maßnahmen:


MALTESERWELTWEIT<br />

MALTESER weltweit im Kampf gegen COVID-19<br />

Einrichtungen, Hygiene) verbessert. Viele soziale Aktivitäten<br />

des Ordens wurden verstärkt, um die großen wirtschaftlichen<br />

Schwierigkeiten zu bewältigen, mit denen viele Menschen konfrontiert<br />

sind. In zahlreichen Ländern stellen die Freiwilligen<br />

des <strong>Malteser</strong>ordens die regelmäßige Lieferung von Lebensmitteln<br />

und Grundbedarfsgütern sicher und bieten medizinische<br />

Hilfe an. Vielen Assoziationen gelingt es, mit Unterstützung<br />

der Botschaften des Ordens, die routinemäßigen Hausbesuche<br />

fortzusetzen und die medizinische Versorgung vor allem älterer<br />

Menschen zu gewährleisten. Darüber hinaus hat der <strong>Malteser</strong>orden<br />

spezielle Fachkräfte eingesetzt, die sich mit den psychologischen<br />

Auswirkungen von Quarantäne und Isolation befassen.<br />

EUROPA<br />

Unterstützung durch Experten<br />

Das diplomatische Netzwerk des <strong>Malteser</strong>ordens setzt sich voll<br />

und ganz Albanien, für ein besseres Belgien, Verständnis Deutschland, des Virus Frankreich, und seiner Eindämmungsmaßnahmen<br />

Großbritannien, ein. Irland, Das Projekt Italien, „Doctor Litauen, to Doctor“, Malta, das<br />

in Zusammenarbeit Österreich, Polen, mit der Portugal, in London Rumänien, ansässigen Denkfabrik Serbien,<br />

„Forward Slowakei, Thinking“ Slowenien, ins Leben gerufen Spanien, wurde, Tschechische<br />

hat ein Netzwerk<br />

von Experten Republik, auf Ukraine, dem Gebiet Ungarn der Epidemiologie und Virologie<br />

geschaffen. Es trifft mit Ärzten aus Ländern des Nahen Ostens<br />

online Wesentliche zusammen, um Maßnahmen:<br />

bewährte Verfahren und die neuesten<br />

Fortschritte Prävention in der medizinischen und Aufklärung, Forschung Verteilung zu diskutieren. von Das<br />

Projekt Lebensmitteln, richtet sich insbesondere Medikamenten, an Länder, Masken deren Gesundheitsinfrastruktur<br />

Schutzausrüstung, unvorbereitet oder Aufbau mangelhaft und Ausrüstung ist. Bislang von fanden<br />

derartige Feldzelten Onlinetreffen und COVID-Krankenstationen,<br />

mit Gesundheitsbehörden in Palästina<br />

und im Krankentransporte, Jemen statt. Hilfe für Obdachlose,<br />

Bedürftige, ältere und behinderte Menschen,<br />

psychologische Unterstützung, Krisenzentren<br />

und Straßennotdienste, Hotlines<br />

EUROPA<br />

Albanien, Belgien, Deutschland, Frankreich,<br />

Großbritannien, Irland, Italien, Litauen, Malt<br />

Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Serbi<br />

Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische<br />

Republik, Ukraine, Ungarn<br />

Wesentliche Maßnahmen:<br />

Prävention und Aufklärung, Verteilung von<br />

Lebensmitteln, Medikamenten, Masken und<br />

Schutzausrüstung, Aufbau und Ausrüstung vo<br />

Feldzelten und COVID-Krankenstationen,<br />

Krankentransporte, Hilfe für Obdachlose,<br />

Bedürftige, ältere und behinderte Menschen,<br />

psychologische Unterstützung, Krisenzentren<br />

und Straßennotdienste, Hotlines<br />

Wiedereröffnung des Petersdoms<br />

Am 100. Jahrestag der Geburt von Papst<br />

ASIEN<br />

Wojtyla, am 18. Mai, öffnete der Petersdom<br />

wieder seine Pforten. Zuvor war der<br />

Innenraum<br />

Afghanistan,<br />

gründlich gereinigt<br />

Bangladesch<br />

worden und es<br />

wurden die notwendigen Vorkehrungen und<br />

präventiven Wesentliche Maßnahmen Maßnahmen: für den Zugang<br />

getroffen. Medizinische <strong>Die</strong> MALTESER Untersuchungen,<br />

beteiligten sich an<br />

den Gesundheitschecks Förderung von derBesucher.<br />

Hygiene,<br />

Verteilung von medizinischem<br />

und Hygienematerial<br />

AFRIKA<br />

Benin, Elfenbeinküste, Kongo,<br />

Südafrika, Südsudan, Uganda<br />

Wesentliche Maßnahmen:<br />

Prävention und Aufklärung,<br />

Sensibilisierungskampagnen,<br />

Einrichtung von Isolierstationen<br />

und Feldkrankenhäusern zur<br />

Voruntersuchung, Verteilung<br />

von Lebensmittelpaketen und<br />

Kindernahrung<br />

AMERIKA<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 41


MALTESERWELTWEIT<br />

© Hand in Hand/<strong>Malteser</strong> Internationall<br />

© IDA/<strong>Malteser</strong> International<br />

1 2<br />

3<br />

1. In allen von <strong>Malteser</strong> International unterstützten Gesundheitseinrichtungen<br />

wurden Corona-Schutzmaßnahmen<br />

eingeführt. Hier wird die Körpertemperatur einer jungen<br />

Patientin vor Betreten der Einrichtung gemessen.<br />

2. Für viele Menschen bieten die Einrichtungen die einzige<br />

Möglichkeit auf eine medizinische Behandlung.<br />

3. In den Gesundheitsstationen werden Mütter und ihre Babys<br />

vor, während und nach der Geburt medizinisch versorgt.<br />

© Hand in Hand/<strong>Malteser</strong> Internationall<br />

SO HILFT MALTESER INTERNATIONAL IN ZEITEN VON CORONA IN SYRIEN<br />

DIE KOMPLEXESTE HUMANITÄRE<br />

KRISE WELTWEIT<br />

Syrien: Während sich die Welt auf die Bekämpfung des Coronavirus konzentriert, trifft in Syrien die Pandemie auf<br />

die weltweit größte und komplexeste humanitäre Krise. Elf Millionen Menschen sind auch im zehnten Jahr des<br />

Krieges nach wie vor dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.<br />

Von Anne Hensel<br />

Fast eine Million Menschen wurden im Nordwesten<br />

Syriens seit Ende vergangenen Jahres abermals vertrieben.<br />

Sie leben unter äußerst prekären Bedingungen<br />

in Camps für Vertriebene, in informellen Lagern oder<br />

gar unter freiem Himmel. Eine schnelle Ausbreitung<br />

des Coronavirus im Land würde eine unvorstellbare<br />

Steigerung des ohnehin großen Leids dieser Menschen<br />

bedeuten. Bereits vor der Pandemie galt das öffentliche<br />

Gesundheitssystem als zusammengebrochen. Ein<br />

Großteil der Krankenhäuser und medizinischen Einrichtungen<br />

wurde im Krieg zerstört, es mangelt an<br />

Medikamenten, Equipment und medizinischem Perso-<br />

nal. Für einen Ausbruch des Virus ist das Land nicht<br />

gerüstet.<br />

<strong>Die</strong> Menschen in Syrien benötigen dringend<br />

Unterstützung.<br />

<strong>Malteser</strong> International setzt sich gemeinsam mit seinen<br />

Partnerorganisationen für die notleidenden Menschen in<br />

Nordwest-Syrien ein. Auch in Zeiten von COVID-19 sind<br />

die Mitarbeiter vor Ort unermüdlich im Einsatz, um die<br />

Gesundheit und Lebensbedingungen der Menschen zu<br />

verbessern und sie vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus<br />

zu schützen. Vor allem vorbeugende Maßnahmen in<br />

42<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


XXXX<br />

4 5<br />

6<br />

4. Damit sie nicht auf dem Boden schlafen müssen,<br />

hat <strong>Malteser</strong> International mit der Maram Foundation<br />

Matratzen an über 1.000 Vertriebene verteilt.<br />

5. Mehr als 20.000 Menschen haben <strong>Malteser</strong> International<br />

und die Maram Foundation allein im Monat<br />

Januar mit sauberem Wasser versorgt.<br />

6. In den kalten Wintermonaten wurden durch die<br />

Verteilung von Decken viele Menschen in der Region<br />

Idlib vor dem Erfrieren bewahrt.<br />

© Maram Foundation/<strong>Malteser</strong> International<br />

den Bereichen Gesundheit, Wasser und Hygiene sind jetzt<br />

mehr denn je überlebenswichtig.<br />

Stärkung der Gesundheitskapazitäten<br />

<strong>Malteser</strong> International betreibt und unterstützt in Syrien<br />

mit seinen Partnerorganisationen Hand in Hand for Aid<br />

and Development und der Independent Doctors Association<br />

zahlreiche Krankenhäuser, Gesundheitseinrichtungen<br />

und mobile medizinische Teams. Zehntausende Menschen<br />

erhalten hier pro Monat eine kostenlose medizinische<br />

Behandlung und lebensrettende Hilfe. Um Helfer und<br />

Patienten vor einer Infektion mit dem Virus zu bewahren,<br />

wurden in allen Einrichtungen umfassende Corona-<br />

Schutzmaßnahmen eingeführt. <strong>Die</strong> Ausrüstung des medizinischen<br />

Personals mit Schutzanzügen, Masken und<br />

Desinfektionsmitteln ist dabei genauso essenziell wie die<br />

Durchführung von Schulungen im Umgang mit potenziellen<br />

COVID-19-Patienten.<br />

Verbesserung der Lebensbedingungen in den<br />

Flüchtlingscamps<br />

In den syrischen Camps leben die Menschen dicht gedrängt<br />

unter miserablen hygienischen Bedingungen – ohne angemessenen<br />

Zugang zu sauberem Wasser oder sanitären Einrichtungen.<br />

Einmal ausgebrochen würde sich das Coronavirus<br />

unter diesen Bedingungen rasend schnell verbreiten.<br />

Angesichts dieser Gefahr hat <strong>Malteser</strong> International seine<br />

Hilfe ausgeweitet, denn nur durch vorbeugende Maßnahmen<br />

kann das Schlimmste verhindert werden. In Zusammenarbeit<br />

mit der Maram Foundation werden noch mehr<br />

Geflüchtete mit sauberem Wasser und Hygieneartikeln<br />

wie Seife versorgt. Ebenso kümmern sich die Mitarbeiter<br />

um die Instandhaltung, Reparatur sowie Reinigung sanitärer<br />

Einrichtungen, klären über COVID-19 auf und verteilen<br />

Infomaterial.<br />

Gerade in Zeiten von Corona dürfen die<br />

Menschen in Syrien nicht in Vergessenheit<br />

geraten. Mit Ihrer Spende können Sie jetzt<br />

helfen, die Menschen in Syrien gegen einen<br />

Ausbruch des Virus bestmöglich zu wappnen.<br />

Onlinespenden: www.malteser.at<br />

Stichwort: <strong>Malteser</strong> International – Syrien<br />

IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />

BIC: GIBAATWW<br />

Ihre Spende ist steuerlich absetzbar.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 43


MALTESERWELTWEIT<br />

Zwischen ein und zwei Millionen Heuschrecken bilden einen Schwarm.<br />

DIE HEUSCHRECKENPLAGE WÜTET<br />

WEITER<br />

Von Katharina Kiecol/Anne Hensel<br />

„<strong>Die</strong>se Insektenschwärme sind in unser Dorf eingefallen<br />

und haben alle Weiden zerstört. Sie fressen alles kahl,<br />

keinen Grashalm lassen sie für unser Vieh stehen“, Sallo<br />

Gurio Wario ist verzweifelt. Sie lebt im Distrikt Marsabit<br />

im Norden Kenias, wo die ersten Wüstenheuschrecken,<br />

die Sallo nur „Insekten“ nennt, bereits seit Ende vergangenen<br />

Jahres die Region befallen haben. „Unsere Kühe<br />

und Ziegen sind doch auf das Futter auf den Weiden angewiesen,<br />

um genügend Milch und Fleisch zu geben. Ich<br />

ernähre meine Familie von den Erträgen der Viehwirtschaft<br />

und schon jetzt ist die Milchproduktion durch die<br />

Insektenplage beeinträchtigt. Ich weiß nicht, wie es weitergehen<br />

soll“, sagt Sallo.<br />

Es ist die schwerste Heuschreckenplage seit Jahrzehnten<br />

Während die Welt mit der Coronapandemie kämpft, bedroht<br />

in Ostafrika zusätzlich die Heuschreckenplage die<br />

Lebensgrundlage von Millionen von Menschen in Kenia<br />

und den Nachbarländern Äthiopien, Somalia, Uganda<br />

und dem Südsudan. Auch asiatische Länder wie Pakistan<br />

und Indien sind von den Plagen betroffen.<br />

Eigentlich sind Heuschreckenschwärme ein normales<br />

Naturereignis. Eine Plage des aktuellen Ausmaßes hat es<br />

jedoch in Kenia seit 70 Jahren nicht gegeben. Es sind veränderte<br />

Klimabedingungen, die den Wüstenheuschrecken<br />

den perfekten Nährboden für eine Vermehrung in so großer<br />

Zahl bereiten. „Im vergangenen Jahr hat die Region im<br />

Nordosten des Landes zunächst unter einer Dürre gelitten,<br />

anschließend folgten schwere Regenfälle mit Überschwemmungen.<br />

Das sind optimale Bedingungen für die Tiere“, so<br />

Martin Schömburg, Länderbüroleiter von <strong>Malteser</strong> International<br />

in Kenia. Einer der beobachteten Heuschreckenschwärme<br />

maß 60 mal 40 Kilometer. Täglich vertilgen die<br />

Insekten so viel Nahrung wie rund 35.000 Menschen.<br />

44<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


Alle Fotos: PACIDA/<strong>Malteser</strong> International<br />

Um die Verluste von bedürftigen Menschen in Kenia zu kompensieren, zahlt <strong>Malteser</strong> International per Mobiltelefon Geld an<br />

die Menschen aus. Mit dem Geld, das Sallo Gurio Wario bekommen hat, konnte sie notwendige Lebensmittel für sich und ihre<br />

Familie kaufen.<br />

Es droht eine schwere Hungersnot<br />

Im Norden Kenias lebt die ländliche Bevölkerung wie Sallo<br />

mehrheitlich von der Vieh- und Landwirtschaft. Weil die<br />

Heuschrecken alles kahl fressen, finden Kühe, Ziegen und<br />

das andere Vieh kein Essen mehr. Auch Ernten könnten<br />

vollständig vernichtet werden. Laut den Vereinten Nationen<br />

könnte sich die Zahl der Heuschrecken bis Juni<br />

noch um das 500-fache erhöhen. <strong>Die</strong> Ernährungs- und<br />

Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen,<br />

die FAO, geht davon aus, dass die Schwärme noch bis zum<br />

Ende dieses Jahres Felder und Weideflächen vernichten<br />

werden. <strong>Die</strong> Folgen der Plage werden also weitaus verheerender<br />

sein, als sie es bereits sind. Schon jetzt leiden in<br />

ganz Ostafrika etwa 20 Millionen Menschen an Hunger.<br />

Es droht eine schwere Hungersnot.<br />

<strong>Die</strong> Coronapandemie verschärft die Situation<br />

Wie in den meisten Ländern gilt auch in Kenia seit Ende<br />

März aufgrund der Coronapandemie eine eingeschränkte<br />

Bewegungsfreiheit, wodurch die Situation vor allem für<br />

die ohnehin arme Bevölkerung weiter verschärft wird.<br />

Auch Sallo hat die Konsequenzen bereits bemerkt: „<strong>Die</strong>jenigen,<br />

die Geld haben, kaufen Lebensmittel auf Vorrat.<br />

Aufgrund der eingeschränkten Bewegungsfreiheit sparen<br />

die Menschen in meiner Nachbarschaft, die zuvor noch<br />

andere unterstützt haben, jetzt das Wenige, das sie haben,<br />

anstatt es weiterzugeben. <strong>Die</strong> Armen werden jetzt<br />

vor Hunger sterben, wenn es keine Unterstützung von<br />

außen gibt.“ Ebenso haben die Einschränkungen durch<br />

das Coronavirus die Maßnahmen gegen die Plage verlangsamt,<br />

es kam laut FAO zu Verspätungen bei der Einfuhr<br />

von Equipment.<br />

So hilft <strong>Malteser</strong> International<br />

„Jetzt ist es wichtig, die Verluste der Menschen zu kompensieren.<br />

Gemeinsam mit unserem lokalen Partner und<br />

in Abstimmung mit der FAO zahlen wir an die besonders<br />

Bedürftigen mithilfe des sogenannten M-Pesa-Systems<br />

über Mobiltelefone Geld aus, damit sich die Menschen<br />

selbst mit dem Lebensnotwendigsten versorgen können.<br />

Außerdem unterstützen wir gemeinsam mit unserem lokalen<br />

Partner, der Pastoral Community Initiative and Development<br />

Assistance (PACIDA) die kenianische Regierung<br />

und die FAO dabei, die Schwärme zu beobachten und zu<br />

dokumentieren, welche Gebiete besonders betroffen sind.<br />

<strong>Die</strong>se Daten sind wichtig, damit die Regierung die Schwärme<br />

wirksam bekämpfen kann“, sagt Schömburg. Unterstützt<br />

wird <strong>Malteser</strong> International vom Auswärtigen Amt.<br />

Auch Sallo hat Geld von <strong>Malteser</strong> International erhalten<br />

und konnte für sich und ihre Familie das Nötigste kaufen.<br />

<strong>Malteser</strong> International ist das weltweite Hilfswerk<br />

des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens für<br />

humanitäre Hilfe. <strong>Die</strong> Organisation leistet in rund<br />

100 Projekten in mehr als 20 Ländern Hilfe für<br />

Menschen in Not, unabhängig von deren Religion,<br />

Herkunft oder politischer Überzeugung. <strong>Die</strong><br />

christlichen Werte und die humanitären Prinzipien<br />

der Unparteilichkeit und Unabhängigkeit bilden<br />

die Grundlage der Arbeit.<br />

www.malteser-international.org<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 45


MALTESERWELTWEIT<br />

„ES IST WIEDER VIEL MÖGLICH<br />

GEWORDEN“<br />

Désirée Jebsen ist Hospitalier des <strong>Malteser</strong>ordens in Hongkong. Ein Gespräch mit der fünffachen Mutter über die<br />

Coronakrise und die andere Art des Helfens in einem gesetzlich stark reglementierten Land.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Seit wann lebst Du in Hongkong?<br />

Das sind jetzt schon 33 Jahre. Mein Mann stammt in<br />

vierter Generation aus einer deutsch-dänischen Familie,<br />

die vor 125 Jahren hier ein Handelshaus gegründet hat.<br />

Ich bin nach Honkong übersiedelt, als wir geheiratet haben.<br />

Unsere fünf Kinder sind hier aufgewachsen und als<br />

Teenager in Internate nach Europa und Nordamerika gekommen.<br />

Drei unserer Kinder haben fertig studiert und<br />

arbeiten bereits. Eine Tochter studiert in London, und<br />

eine hat gerade ihr Abitur hinter sich gebracht.<br />

Wie hat COVID-19 in Deiner Wahrnehmung<br />

begonnen?<br />

Wir haben Ende Dezember 2019 von einer Grippe gehört,<br />

die auf dem „Seafood Market“ in Wuhan ausgebrochen<br />

sein soll. Hier in Hongkong ist die Aufmerksamkeit für<br />

solche Nachrichten naturgemäß sehr hoch. Wer im Jahr<br />

2003 die SARS-Epidemie miterlebt hat, rechnet immer<br />

wieder mit einem neuen Virus.<br />

Wie war dann der Verlauf?<br />

Am 25. Januar <strong>2020</strong> war das chinesische Neujahrsfest.<br />

Das ist das wichtigste Familienfest des Jahres, für das<br />

viele Menschen quer durchs ganze Land reisen. Um eine<br />

Masseninfektion zu vermeiden, wurde Wuhan schnellstmöglich<br />

abgeriegelt und für Reisende aus China eine<br />

14-tägige Quarantäne verhängt. In Hongkong wurden<br />

sofort die Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen<br />

geschlossen, Großveranstaltungen wurden abgesagt. <strong>Die</strong><br />

Geschäfte hielten allerdings offen.<br />

Hatten die Menschen Angst oder gab es auch Stimmen,<br />

die die Maßnahmen als unverhältnismäßig<br />

kritisiert haben?<br />

Wie überall wurden auch in Hongkong Toilettenpapier,<br />

Schutzmasken und Desinfektionsmittel gehortet. Es gab<br />

sogar einen Überfall auf einen Supermarkt, um Toilettenpapier<br />

zu klauen. Wirklich kritisiert wurden die Maßnahmen<br />

nicht. Natürlich wurde weniger Taxi gefahren, weniger<br />

ausgegangen. Aber zum Erliegen ist das Leben nie<br />

gekommen, weil man eben sehr früh eingegriffen hat.<br />

Wie verlief die zweite Welle Anfang März?<br />

Zahlreichen Hongkong-Bürgern, die im Februar nach Europa<br />

oder Amerika geflüchtet waren, wurde klar, dass es<br />

in Honkong viel sicherer ist. Viele kamen daher zurück.<br />

Außerdem studieren sehr viele junge Hongkonger in Europa<br />

und Amerika, wo Anfang März die Schulen und Universitäten<br />

ebenfalls geschlossen wurden. Ich habe zu diesem<br />

Zeitpunkt gerade noch Rückflugtickets für zwei meiner<br />

Töchter ergattert. <strong>Die</strong> Flugzeuge waren brechend voll. <strong>Die</strong><br />

Leute reisten ungeprüft nach Honkong herein, und gerade<br />

die jungen Leute gingen abends in die Bars und verbreiteten<br />

so das Virus unkontrolliert. Dadurch stieg die Zahl<br />

der Infizierten wieder an. Daher wurden dann die Bars und<br />

Karaoke-Studios für vier Wochen geschlossen.<br />

Wie werden die wirtschaftlichen Konsequenzen<br />

eingeschätzt?<br />

<strong>Die</strong> Folgen können noch nicht wirklich abgeschätzt werden.<br />

<strong>Die</strong> Wirtschaft, die ja hauptsächlich auf chinesischen<br />

Tourismus abzielt, hat schon in der Protestzeit vor der<br />

Coronapandemie ziemlich gelitten. Erstaunlicherweise<br />

ist die Wirtschaft dabei sich zu erholen, allerdings sind<br />

noch viele Leute in Hongkong arbeitslos und das wird<br />

wohl noch eine Zeitlang so bleiben.<br />

Hongkong gilt in der Coronakrise international als<br />

Vorzeigebeispiel – warum?<br />

Es wurde von Anfang an eingegriffen, und es wurde eng-<br />

46<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


XXXX<br />

In Rio de Janeiro geboren und in Zürich aufgewachsen, lebt Désirée Jebsen seit mehr als 30 Jahren mit ihrem Mann<br />

Hans Michael in Hongkong. Das Paar hat fünf Kinder, die in Europa und den USA zur Schule gehen oder studieren.<br />

Désirée Jebsen ist Hospitalier des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens in Hongkong und engagiert sich in zahlreichen<br />

Bildungsprojekten für junge Menschen und Menschen mit Behinderungen.<br />

maschig kontrolliert. Außerdem ist das Gesundheitssystem<br />

hervorragend, und es stehen genügend Intensivbetten<br />

zur Verfügung.<br />

Hat sich das Leben in Hongkong mittlerweile normalisiert?<br />

Noch nicht ganz, aber es ist wieder viel möglich geworden.<br />

<strong>Die</strong> Shoppingmalls sind nicht komplett leer, man geht in<br />

die Büros zur Arbeit. Es wurden gleich zu Beginn der Pandemie<br />

in vielen Unternehmen sogenannte A- und B-Teams<br />

eingeführt. So muss im Falle einer Infektion nicht die ganze<br />

Abteilung isoliert werden, sondern nur ein Teil.<br />

Haben sich die <strong>Malteser</strong> in Hongkong mit Hilfsaktionen<br />

engagiert?<br />

Wir können uns in China – Hongkong gehört ja zu China<br />

– nicht engagieren, da China sehr strenge Gesetze in<br />

Bezug auf NGOs hat. Viele Dinge, die in anderen Ländern<br />

gemacht werden, wie für ältere Nachbarn einkaufen gehen,<br />

werden hier durch die Hausangestellten erledigt.<br />

Medizinisch ist Hongkong sehr gut versorgt. Wir organisieren<br />

wöchtenlich einen „Danceathon“ über die Onlineplattform<br />

Zoom, weil die Wohnungen hier sehr klein sind<br />

und gerade junge Menschen mit Behinderung ihre Wohnungen<br />

nicht verlassen. Wir sind auch gerade dabei, gebrauchte<br />

Computer zu sammeln. Nicht alle von den Kindern,<br />

die wir in unserem Projekt betreuen, haben einen,<br />

um den Schulunterricht online zu verfolgen.<br />

Welchen Stellenwert hat der Glaube in Zeiten von<br />

Corona?<br />

Glaube und Religion spielen natürlich eine Rolle. Allerdings<br />

laufen Zusammenkünfte für Messen und gemeinsame Gebete<br />

nur über Video. Wir haben auch schon seit den Protesten<br />

eine Rosenkranzgruppe, die jeden Abend für Hongkong<br />

betet. Das hat sich jetzt auf das Thema Covid verlagert.<br />

Hat sich im Denken der Menschen durch die Coronakrise<br />

etwas verändert?<br />

Das ist hier sicher weniger der Fall als in Europa. In Hongkong<br />

ist es schon nach der großen SARS-Epidemie zu einer<br />

Haltungsänderung gekommen.<br />

Was wird sich nachhaltig und global durch die<br />

Krise verändern?<br />

Das Thema Gesundheit wird weltweit wichtiger werden.<br />

Ich glaube aber auch, dass die Digitalisierung mit ihren<br />

Möglichkeiten und Instrumenten eine noch größere Rolle<br />

spielen wird als bisher.<br />

Hat uns Corona auch etwas Positives gebracht?<br />

Gerade in Hongkong haben die Menschen gelernt dass<br />

die übliche Hektik vielleicht doch nicht die beste Lebensform<br />

ist. Ich denke viele Menschen haben sich wieder auf<br />

die traditionellen Werte wie Familienleben besonnen und<br />

mehr Zeit mit Kindern und Eltern verbracht.<br />

Hongkong ist eine Sonderverwaltungszone der Volksrepublik<br />

China. Mit mehr als sieben Millionen Einwohnern<br />

auf rund 1.100 Quadratkilometern und einem bedeutenden<br />

Wirtschafts- und Finanzsektor zählt Hongkong zu den<br />

wichtigsten Städten der Welt. 95 Prozent der Einwohner<br />

Hongkongs sind chinesischer Abstammung mit überwiegend<br />

kantonesischer Muttersprache. Seit April 2019 machte<br />

Hongkong immer wieder durch Proteste der Bevölkerung<br />

gegen die chinesische Regierung auf sich aufmerksam.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 47


RELIGIONAKTUELL<br />

DIE PASTORAL IN<br />

ZEITEN VON CORONA<br />

Wie lässt sich das Miteinander von Gläubigen in Quarantänezeiten organisieren? Wie können sie trotz Ausgangsbeschränkungen<br />

dennoch persönlich erreicht werden? Ein Praxisbericht.<br />

Von P. Albin Scheuch<br />

Am Anfang steht ein strukturierter Plan: In der wöchentlichen<br />

Teamsitzung beraten wir über die vergangene<br />

Woche, den Ist-Zustand und die Vorhaben für die<br />

kommende Zeit. Jede Woche schreibe ich als Pfarrer<br />

einen Brief, der an alle Pfarrgruppen per E-Mail ausgeschickt<br />

wird. <strong>Die</strong>se verteilen ihn weiter. Auf diese<br />

Weise erhalten sehr viele Menschen regelmäßig einen<br />

geistlichen Brief und aktuelle Informationen aus der<br />

Pfarre. Für Menschen, insbesondere ältere, die keinen<br />

Internetzugang haben, werden die Unterlagen ausgedruckt<br />

und direkt über die Hauspostkästen zugestellt.<br />

So erreichen wir am Ende des Tages die gesamte<br />

Pfarrgemeinde.<br />

„Ihr habt uns nicht vergessen!“<br />

Viel Aufwand? Ganz und gar nicht! Vor allem nicht, weil<br />

die Reaktionen auf unsere Art, mit den Gläubigen in<br />

der Gemeinde Kontakt zu halten, sehr positiv ausfallen.<br />

Schon die Segnungsfahrten, etwa am Palmsonntag und<br />

die Speisensegnung, sorgten für Gesprächsstoff im Ort.<br />

„<strong>Die</strong> Kirche ist präsent“, heißt es immer wieder, und:<br />

„Ihr habt uns auch in dieser Zeit nicht vergessen.“ So und<br />

ähnlich erfahren wir Zuspruch – nicht nur von den Mitgliedern<br />

unserer Pfarre. Es kommen auch sehr erfreuliche<br />

Reaktionen von Menschen außerhalb der Kirche.<br />

Ebenso sprechen wir einige evangelische Christen damit<br />

an, die auf unsere Briefe warten.<br />

Kontakt über WhatsApp<br />

Für die Erstkommunionskinder und die Firmkandidaten<br />

haben wir uns eine andere Form des Kontakthaltens<br />

überlegt: Wir erreichen sie am besten über die soziale<br />

Plattform WhatsApp. Auf diesem Wege erhalten sie von<br />

uns kleine Aufgaben, die sie regelmäßig lösen und dadurch<br />

gut mit ihren Begleitern im Kontakt bleiben. Auch<br />

hier kommt sehr positives Feedback. Es bestärkt uns, die<br />

Pastoral in dieser Art weiterzumachen. Gleichzeitig freuen<br />

wir uns, wenn „normale Begegnungen“ wieder uneingeschränkt<br />

möglich werden.<br />

P. Albin Scheuch ist Magistralkaplan im Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />

Orden und Moderator der Pfarrgemeinde Mannersdorf/Leithagebirge<br />

48<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


RELIGIONAKTUELL<br />

SELIGPREISUNGEN ALS WEGWEISER<br />

Das Streben nach Glück ist zutiefst menschlich. Doch es besteht nicht darin, dass alle unsere Wünsche in Erfüllung gehen, wohl<br />

aber alle Verheißungen Gottes.<br />

Ich finde es durchaus passend, über den Zusammenhang<br />

von irdischem Glück und himmlischer Seligkeit nachzudenken,<br />

und zwar gerade auch dann, wenn wir auf die<br />

Worte der Bergpredigt hören. Bei Lukas sind die Seligpreisungen<br />

in der sogenannten Feldrede ein wenig anders<br />

als bei Matthäus überliefert. Während Jesus nach der lukanischen<br />

Überlieferung die materiell Armen seligpreist,<br />

handelt es sich nach Matthäus um die Armen im Geiste,<br />

also die Mutlosen, Verzweifelten, aber auch Demütigen.<br />

Geistliches und Materielles<br />

Bei Matthäus beobachten wir einen Hang zur Spiritualisierung<br />

der Seligpreisungen. Dennoch dürfen auch bei ihm<br />

das Geistliche und das Materielle nicht auseinandergerissen<br />

werden. <strong>Die</strong> Seligkeit derer, die Jesus glücklich preist, soll<br />

doch auch ganz irdisch erfahrbar sein, heißt es doch, dass<br />

die Friedfertigen die Erde besitzen werden und dass die nach<br />

Gerechtigkeit Hungernden satt werden. Und so ist auch das<br />

Himmelreich, das Jesus denen verheißt, welche um der Gerechtigkeit<br />

willen verfolgt werden, nicht im Jenseits angesiedelt,<br />

sondern es umfasst auch das <strong>Die</strong>sseits.<br />

Auf der Schattenseite des Lebens<br />

Luther übersetzt das griechische Wort makarios mit „se-<br />

lig“. Aber das Wort bedeutet im Griechischen eigentlich<br />

soviel wie glücklich. Darum kann man die Seligpreisungen<br />

auch so übersetzen: „Glücklich sind“ oder „glücklich<br />

zu schätzen sind diejenigen, die …“ Das Streben nach<br />

Glück ist zutiefst menschlich, und es findet bei Jesus<br />

eine provozierende Antwort. Er preist nicht die Reichen,<br />

Schönen und Berühmten glücklich, sondern diejenigen,<br />

die scheinbar auf der Schattenseite des Lebens stehen,<br />

die Armen und die Leidtragenden. Nicht die Mächtigen,<br />

sondern die Friedfertigen wie auch diejenigen, die unter<br />

Unrecht und Gewalt leiden und um der Gerechtigkeit<br />

willen verfolgt werden. Nicht diejenigen, die mit allen<br />

Wassern gewaschen, sondern die reinen Herzens sind.<br />

Nicht die Gerechtigkeitsfanatiker und Besitzstandswahrer,<br />

sondern die Barmherzigen.<br />

Ernsthafte Zusagen<br />

Bei Jesus heißt es auch nicht, dass jeder seines Glückes<br />

Schmied sei. Das ist die Umwertung aller Werte, die<br />

in unserer Gesellschaft hoch im Kurs stehen. Wer nur<br />

mit halbem Ohr hinhört, mag Jesus für zynisch halten.<br />

Den Armen und Leidtragenden, den um der Gerechtigkeit<br />

willen Verfolgten auch noch „Herzlichen Glückwunsch“<br />

zuzurufen, wirkt verstörend. Und klingen die<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 49


GELESENEMPFOHLEN<br />

Verheißungen, die Versprechungen,<br />

die ihnen Jesus macht, nicht nach<br />

billiger Vertröstung? Das sind Jesu<br />

Worte keineswegs. Wie ernst es ihm<br />

mit seinen Zusagen ist, hat er durch<br />

seinen Weg ans Kreuz unter Beweis<br />

gestellt.<br />

Am Glück Gottes teilhaben<br />

<strong>Die</strong> Seligpreisungen sind kein Ratgeber,<br />

keine Anleitung zum Glück,<br />

wie man sie als Dutzendware in<br />

den Buchhandlungen finden kann.<br />

Aber sie zeigen doch die Richtung<br />

an, die unser eigenes Leben nehmen<br />

muss, wenn wir an dem Glück teilhaben<br />

wollen, dessen Inbegriff Gott<br />

selbst ist. Das von ihm zu erwartende<br />

Glück ist und bleibt eine unverfügbare<br />

Gabe. Es besteht nicht<br />

darin, dass alle unsere Wünsche in<br />

Erfüllung gehen, wohl aber alle Verheißungen<br />

Gottes. Wer dem Bergprediger<br />

nachfolgen will, der kreist<br />

nicht ständig um die Frage, was einen<br />

selbst glücklich macht, sondern<br />

was ich dazu beitragen kann, dass<br />

andere glücklich werden und ihnen<br />

geholfen wird. Wer bei Jesus in die<br />

Schule des Glaubens geht, der lernt,<br />

in erster Linie nicht zu fragen, wie<br />

er getröstet werde, sondern wie er<br />

andere trösten und aufrichten kann.<br />

Auf Grundlage des Textes von<br />

Ulrich H. J. Körtner.<br />

Er ist Professor für Reformierte<br />

Theologie an der Evangelisch-<br />

Theologischen Fakultät der Universität<br />

Wien und Ordenspfarrer der<br />

österreichischen Kommende des<br />

Johanniterordens.<br />

VON A WIE<br />

ADAM BIS V<br />

WIE VER-<br />

KÜNDIGUNG<br />

Wir alle wollten doch immer schon mehr über die Bibel wissen. Konrad Schmid<br />

von der Universität Zürich und Jens Schröter von der Humboldt-Universität in<br />

Berlin liefern uns dieses Mehr-Wissen auf äußerst anschauliche, gut zu lesende<br />

Weise.<br />

Von Richard Mischak<br />

In acht Kapiteln erfahren wir, wie aus Erzählungen, Gesetzen und Weisheitssprüchen<br />

sowie aus Briefen an frühchristliche Gemeinden und Erzählungen<br />

über Jesus „heilige Schriften von Juden und Christen“ hervorgingen, die<br />

heute überall in der Welt verwendet werden. <strong>Die</strong> Bedeutung der Bibel liegt<br />

vor allem auf der Verkündigung, nicht auf der Genauigkeit historischer Details.<br />

<strong>Die</strong> Bibel ist eine religiöse Botschaft, sie ist im Laufe von Jahrhunderten<br />

zur heutigen Gestalt geworden. Den Autoren kommt es darauf an, die<br />

Entstehungsgeschichte, den Wachstumsprozess der Schriftensammlung zu<br />

erhellen.<br />

<strong>Die</strong> Einheit der Kirche sichern<br />

Im ersten Kapitel erklären uns die Autoren, dass die biblischen Schriften<br />

nicht als kanonische Texte verfasst worden sind. Kanon steht als Bezeichnung<br />

für die Regeln des Glaubens, als „Maßstab des christlichen Lebens“. In<br />

der Synode von Laodicea wird jedoch beschlossen, dass in der Kirche nur die<br />

„kanonischen Bücher des AT und NT“ gelesen werden dürfen. Damit sollen<br />

die Einheit der Kirche und ihre Lehre gesichert werden. Im zweiten Kapitel<br />

sind Fundstücke biblischer Textstellen genauer beschrieben. Aus diesen in<br />

verschiedenen Sprachen verfassten Stellen, auch unterschiedlichen Alters,<br />

lässt sich auf die Verbreitung der Religionen schließen.<br />

Neuer Zugang zur Bibel<br />

Am Anfang der christlichen Bibelübersetzungen steht die Septuaginta – eine<br />

jüdische Übersetzung hebräischer Schriften ins Griechische, die in Alexandria<br />

(Ägypten) entstand. <strong>Die</strong> Vulgata (lat. für volkstümlich) griff auf die<br />

50<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


GELESENEMPFOHLEN<br />

hebräischen Originaltexte zurück. Bis zum Mittalalter<br />

existierte die Bibel in Form mehrerer Bücher. Erst die Reformation<br />

des 16. Jahrhunderts eröffnete einen gänzlich<br />

neuen Zugang zur Bibel und deren Auslegung.<br />

Biblische Kunst<br />

Das letzte Kapitel des Buches ist der Darstellung und<br />

Rezeption der Bibel in unterschiedlichen religiösen und<br />

kulturellen Zusammenhängen gewidmet. Biblische Figuren<br />

und Szenen fanden Eingang in die bildende Kunst als<br />

Mosaike, Skulpturen oder Wandmalereien und Fresken.<br />

Einige der schönsten – etwa Michelangelos Erschaffung<br />

Adams im Vatikan, Caravaggios Opferung Isaaks und Leonardo<br />

da Vincis Abendmahl in Mailand – sind auf den<br />

letzten Seiten dargestellt.<br />

Konrad Schmid, Jens Schröter: <strong>Die</strong> Entstehung der Bibel – Von<br />

den ersten Texten zu den heiligen Schriften, C.H.Beck- Verlag,<br />

ISBN: 978-3-406-739460, 32,90 Euro<br />

DIE BESTEN TIPPS ZUR<br />

PFLEGE DES KIRCHLICHEN<br />

KULTURERBES<br />

Auch Kirchen und Klöster brauchen zeitgemäßes, gut durchdachtes „Facility Management“,<br />

wenn sie als wertvolle Kulturgüter erhalten bleiben sollen.<br />

Von Karin Mayer<br />

Auf 184 Seiten gibt das neue Handbuch „Schöne Kirche“<br />

für Verantwortliche in Klöstern und Kirchen praktische<br />

Hilfe und Anleitung zur sachgemäßen Pflege<br />

von sakralem Kunst- und Kulturgut. Konkret erfahren<br />

Interessierte alles Relevante über die richtige Raumtemperatur<br />

in Gotteshäusern, unerwünschte Gäste<br />

wie Holzschädlinge, den korrekten Umgang mit abgebrochenen<br />

Teilen, wirksame Möglichkeiten zur <strong>Die</strong>bstahlsicherung<br />

oder auch den richtigen Einsatz von<br />

Blumenschmuck. Hier gilt grundsätzlich: „Weniger ist<br />

mehr!“, und in der Fastenzeit ist überhaupt gänzlicher<br />

Verzicht passend.<br />

Nachhaltigkeit in der Kirche<br />

Insgesamt 20 Kapitel befassen sich mit allen wichtigen<br />

Fragen rund um die Themen Kirchenreinigung, Lagerung<br />

und Ordnung, Elektrik und Sicherheit oder auch<br />

Kontrollgang im Kirchengebäude. Ein eigenes Kapitel ist<br />

der „Schöpfungsverantwortung“ gewidmet. Es enthält<br />

kluge und einfach umsetzbare Anregungen zu Energienutzung,<br />

Müllvermeidung, Natur- und Tierschutz sowie<br />

ökosozialem Einkauf.<br />

Pflegehandbuch der anderen Art<br />

Das reich bebilderte erste österreichweite Pflegehandbuch<br />

für kirchliches Kunst- und Kulturgut richtet sich<br />

in erster Linie an die 25.000 fast durchwegs ehrenamtlich<br />

tätigen Sakristane, Mesner, Kirchenpfleger und<br />

Wirtschaftsverantwortlichen. Herausgeberin ist die „Arbeitsgemeinschaft<br />

der Kirchlichen KonservatorInnen<br />

Österreichs“ im Auftrag der Bischofskonferenz und der<br />

Ordenskonferenz. Mitwirkende waren auch die diözesanen<br />

Bauämter, das Bundesdenkmalamt und die Mesnergemeinschaft.<br />

Schöne Kirche, in Zusammenarbeit der Kirchlichen Konservator-<br />

Innen Österreichs, 184 Seiten mit 192 farbigen Abbildungen, Grafiken<br />

und Checklisten, ISBN 978-3-901810-47-3, 28 Euro, zu beziehen<br />

beim Verlag Diözesanmuseum Graz, www.dioezesanmuseum.<br />

at, C.H.Beck- Verlag, ISBN: 978-3-406-739460, 32,90 Euro<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 51


TAGEBUCH<br />

URLAUB IN EINEM RICHTIGEN SCHLOSS<br />

Seit 29. Mai ist es so weit: Das Schlosshotel Mailberg hat wieder geöffnet und bietet Erholungsuchenden ein idyllisches<br />

Plätzchen für einen Kurzurlaub mit köstlichem Essen und feiner Weinbegleitung.<br />

Während des allgemeinen Lockdowns war es ungewöhnlich<br />

still rund um das Schloss. Bloß das Quaken der Frösche<br />

und das Gezwitscher der Vögel war zu hören, die<br />

Luft wirkte irgendwie reiner als zuvor, und die Sterne<br />

waren abends so klar zu sehen wie kaum zuvor – fast<br />

unwirklich! Doch seit 29. Mai tut sich wieder etwas. In<br />

Von Alexandra Reisinger<br />

Vielfalt auf den zweiten Blick<br />

Schlosshotel Mailberg im Weinviertel, das zwischen Retz<br />

und Laa an der Thaya, umrandet von hügeligen Weinbergen<br />

liegt, bietet seinen Gästen eine wunderschöne Landschaft<br />

für traumhafte Radausflüge, Wanderungen und<br />

Spaziergänge. In den Kellergassen lässt sich so manches<br />

den Gärten und auf den Straßen sind Stimmen zu hören,<br />

Kinder spielen auf den Spielplätzen, Menschen stehen<br />

beisammen und unterhalten sich – mit gebührlichem<br />

Abstand natürlich.<br />

Alles frisch und noch besser<br />

Auch im Schlosshotel Mailberg ist wieder Betrieb, nachdem<br />

alles für den zweiten Start in diesem Jahr vorbereitet<br />

wurde. „Wir haben die Zimmer auf Hochglanz<br />

gebracht, die Gartenmöbel frisch gestrichen und in<br />

Grüppchen aufgestellt, und die Vinothek mit den „neuen“<br />

Weinen bestückt. Jetzt freuen wir uns sehr über die<br />

ersten Gäste, die kurz nach der Wiedereröffnung schon<br />

den Weg zu uns gefunden haben“, sagt Hotelchefin<br />

Alexandra Reisinger.<br />

gute Achterl – oder auch zwei – trinken. Hier finden sich<br />

versteckte schöne Plätze, und man wundert sich nachgerade,<br />

wie vielfältig die Gegend ist. Manchmal ist dies<br />

eben erst auf den zweiten Blick zu erkennen.<br />

SCHÖNER WOHNEN, MEHR GENIESSEN<br />

Mit seinen 21 Zimmern ist Schlosshotel Mailberg nicht<br />

nur Rückzugsort für seine Gäste, sondern auch ein Ort,<br />

an dem man genießen kann.<br />

Spezielle Angebote, Packages und Veranstaltungen:<br />

www.schlosshotel-mailberg.at<br />

Buchungen:<br />

E-Mail: reservierung@schlosshotel-mailberg.at,<br />

online: www.schlosshotel-mailberg.at oder<br />

telefonisch +43 2943 30301<br />

52<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


Who’s who?<br />

50 JAHRE BEREICH TIROL/VORARLBERG<br />

Am 27. Juni <strong>2020</strong> – exakt 50 Jahre nach der ersten Aufnahme<br />

am 27. Juni 1970 in Innsbruck – hätte die feierliche<br />

Aufnahme in den Orden und seine Werke, sowie<br />

der Festakt zu 50 Jahre Bereich Tirol/Vorarlberg in der<br />

Basilika Wilten stattfinden sollen. Aufgrund der aktuellen<br />

Regelungen kann ein derart großes Fest leider nicht<br />

abgehalten werden. Da wir aber absolut überzeugt sind,<br />

dass wir diese Erfolgsgeschichte nicht einfach an uns vorüberziehen<br />

lassen können, wird dieses Fest um ein Jahr<br />

verschoben. Der genaue Termin für die nächstjährige<br />

Aufnahme ist bei Redaktionsschluss noch nicht bestätigt,<br />

dennoch können wir jetzt schon bekanntgeben, dass die<br />

Feierlichkeiten im Rahmen der nächsten Aufnahme im<br />

Juni 2021 in Innsbruck stattfinden werden. Besonders<br />

stolz sind wir darauf, dass immer noch Gründungsmit-<br />

glieder in unserer Gemeinschaft aktiv im <strong>Die</strong>nstbetrieb<br />

tätig sind.<br />

Terminaviso/Terminverschiebung:<br />

Aufnahme und Festakt zum Jubiläum finden voraussichtlich<br />

am 26. Juni 2021 in Innsbruck statt.<br />

GEWINNSPIEL – Who’s who?<br />

Wer auf dem Foto der ersten Aufnahme alle Aufgenommen<br />

wiedererkennt, darf sich über ein kleines<br />

Geschenk der Bereichsleitung Tirol/Vorarlberg freuen.<br />

Einsendungen bitte bis 1. August <strong>2020</strong> an <strong>Malteser</strong><br />

Tirol/Vorarlberg, Leopoldstraße 41, 6020 Innsbruck<br />

oder per E-Mail an tirol@malteser.at. Ausgenommen<br />

vom Gewinnspiel sind damals Aufgenommene.<br />

AUSGEZEICHNET!<br />

Im Rahmen der Sonntagsmesse am 8. März <strong>2020</strong> in der Pfarrkirche von<br />

Mailberg durfte <strong>Malteser</strong>-Prokurator Bailli Norbert Salburg-Falkenstein<br />

eine Ehrung der ganz besonderen Art vornehmen: Unter großem Applaus<br />

der anwesenden Gottesdienstbesucher überreichte er dem Ehepaar<br />

Walter und Anna Gogl die Verdienstmedaille in Silber des<br />

Großpriorats von Österreich. Schon seit vielen Jahren erbringt das Ehepaar<br />

Tag für Tag ihre treuen <strong>Die</strong>nste für die inkorporierte Pfarrkirche Mailberg.<br />

Ende April bedankten sich Walter und Anna Gogl mit einer wunderschönen,<br />

handgeschriebenen Postkarte bei Pfarrer Christoph Martin: „Im Mai<br />

sind es 2.000 Mal, dass ich die Kirche auf- und zusperre. Wir haben mit der<br />

silbernen Medaille für außerordentliche Verdienste eine besonders große<br />

Freude.“ Wir gratulieren und freuen uns von Herzen mit!<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 53


TAGEBUCH<br />

DAS UNODC YOUTH FORUM <strong>2020</strong><br />

Das UNODC Youth Forum wurde 2012 ins Leben gerufen und ist jetzt eine jährliche Veranstaltung, die mit Unterstützung<br />

der Ständigen Beobachtermission des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens am Rande der 63. Sitzung der<br />

Commission on Narcotic Drugs (CND) bei den Vereinten Nationen in Wien organisiert wird. Anfang März <strong>2020</strong> kamen<br />

wieder 50 junge Menschen aus allen Kontinenten drei Tage in Wien zusammen, um sich zu sensibilisieren, Erfahrungen<br />

auszutauschen und neue Ideen und Möglichkeiten zur Prävention von Drogenmissbrauch zu finden. Der<br />

jüngeren Generation soll damit die Möglichkeit des Einflusses auf jene Politik gegeben werden, die vor allem auch<br />

ihre Zukunft beeinflusst.<br />

Von Emma Steeb<br />

Ich durfte dabei sein und freute mich auf die Gelegenheit,<br />

mich mit Gleichaltrigen über das so wichtige Thema auszutauschen.<br />

Schon am Vortag nützte ich die Gelegenheit<br />

der Vor-Akkreditierung und erhielt den notwendigen Sicherheitsausweis,<br />

um das UNO-Gebäude zu betreten.<br />

Am nächsten Tag betraten wir durch die Sicherheitsschleuse<br />

und über den weiten Vorplatz schließlich das UNO-Gebäude,<br />

das mich in seinem Ausmaß überraschte. Überall<br />

sah man Diplomaten und Mitarbeiter sowie Teilnehmer an<br />

den zahlreichen gleichzeitig stattfindenden Konferenzen<br />

durch die Gänge eilen und in der großen runden Eingangshalle<br />

wurden gerade Präsentationen zu den zahlreichen<br />

Themen der Foren und Meetings aufgebaut.<br />

Pünktlich wurden wir im Konferenzraum von Ghada<br />

Fathi Waly, Exekutivdirektorin des UNODC und Ge-<br />

neraldirektorin des Büros der Vereinten Nationen in<br />

Wien begrüßt. Fathi Waly erinnerte daran, dass weltweit<br />

35 Millionen Menschen von Drogenmissbrauch<br />

betroffen sind und dass jedes Jahr eine halbe Million<br />

Menschen daran sterben. <strong>Die</strong>se erschreckenden Zahlen<br />

machten mir erst das gewaltige Ausmaß des weltweiten<br />

Drogenmissbrauchs bewusst.<br />

<strong>Die</strong> Exektutivdirektorin wies auf die große Bedeutung<br />

hin, Jugendliche in die Nachhaltigen Entwicklungsziele<br />

(Sustainable Development Goals) mit einzubeziehen<br />

und dankte den unterstützenden Vertretungen.<br />

Botschafter Michail Uljanow, Ständiger Vertreter der<br />

Russischen Föderation, betonte den wichtigen Beitrag<br />

des Jugendforums zu den internationalen Bemühungen<br />

des CND zur Bekämpfung des Drogenmissbrauchs.<br />

54<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


TAGEBUCH<br />

Botschafter Professor Günter A. Granser, ständiger Beobachter<br />

des Souveränen <strong>Malteser</strong>ordens, ermutigte<br />

uns in seiner enthusiastisch vorgetragenen Erklärung<br />

„Botschafter des guten Willens für eine friedliche und<br />

nachhaltigere Zukunft für die heutigen und zukünftigen<br />

Generationen“ zu sein. Anschließend übergab Botschafter<br />

Granser der Exekutivdirektorin des UNODC den Unterstützungsbeitrag<br />

der Ständigen Vertretung zur Jugendinitiative.<br />

Hiernach begann die Gruppenarbeit und wir diskutierten<br />

neue Methoden zur Bekämpfung von Drogenmissbrauch<br />

und die Effektivität verschiedener Maßnahmen<br />

und Strategien zum Beispiel in Schulen.<br />

Am letzten Tag finalisierten wir unser Statement für die<br />

Plenarsitzung und konnten die vorbereitete Erklärung<br />

persönlich dem Plenum vortragen.<br />

Es war wunderbar, so viele fantastische junge Menschen<br />

kennenzulernen und dabei zu helfen, neue Strategien für<br />

unseren Kampf gegen Drogenmissbrauch zu entwickeln.<br />

Gerade die Jugend sollte öfter zu diesem wichtigen Thema<br />

gehört werden.<br />

Basenretreats<br />

FASTEN | YOGA | MEDITATION<br />

Eine Auszeit für Körper, Geist und Seele<br />

ausgebucht<br />

• 6 Übernachtungen im Schloss hotel Mailberg<br />

• 7 Fastentage (Basensuppen, Gemüse- und Obstsäfte, Tees)<br />

• 2x täglich Yogatraining (Hatha-Yoga und Yin-Yoga für Anfänger<br />

und für Fortgeschrittene)<br />

• 1x täglich Abendmeditation I Pranavama (Atemübungen)<br />

www.schlosshotel-mailberg.at<br />

<strong>2020</strong> Juni: 21.06.– 27.06. Basenretreat im<br />

Juli: 28.06.– 04.07. Schlosshotel Mailberg<br />

Aug.: 23.08.– 29.08. Ab Euro 830 pro Person<br />

Sept.: 13.09.–19.09., Anmeldung unter<br />

Okt.:<br />

20.09.–26.09. philippa@basenbox.at<br />

11.10.–17.10. DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 55<br />

18.10.– 24.10. www.basenbox.at


TAGEBUCH<br />

ERINNERUNGEN<br />

DIGITALE LOURDES-WALLFAHRT <strong>2020</strong><br />

Auf der Website der MALTESER unter www.malteser.at/malteser-lourdes-wallfahrt-<br />

<strong>2020</strong>-tag-5/ steht für jeden Tag der Wallfahrt ein eigens produziertes Video zur Verfügung.<br />

„BEHÜTE MICH GOTT“<br />

Unter diesem Titel stand im Jahr <strong>2020</strong> die Pilgerreise nach Lourdes. Allerdings: Aufgrund der COVID-19-Pandemie<br />

konnte sie nur virtuell stattfinden.<br />

Von Mesi Richter<br />

Lourdes ist ein ganz besonderer Ort, vor allem für Kranke<br />

und Menschen mit Behinderung. Und gerade heuer,<br />

gerade in diesen Zeiten der Krankheit und der Zurückgezogenheit,<br />

ist es nicht möglich, die sehnsüchtig erwartete<br />

Reise anzutreten. Zum ersten Mal, nach 61 Lourdes-<br />

Wallfahrten, müssen wir sie in der gewohnten Form<br />

ausfallen lassen. Jedoch haben wir uns entschieden, allen<br />

Gläubigen und Interessierten eine virtuelle Pilgerreise zu<br />

ermöglichen. Sie sollen auf diese Art und Weise die Chan-<br />

ce haben, Gemeinschaft zu leben, gemeinsam zu beten<br />

und Stärkung zu erfahren.<br />

<strong>Die</strong>se virtuelle Pilgerreise ist auch unserem kürzlich<br />

verstorbenen Großmeister, Fra’ Giacomo Dalla Torre<br />

del Tempio di Sanguinetto, gewidmet. Sein erster<br />

Einsatz als Großmeister war 2018 die Begleitung der<br />

60. Lourdes-Wallfahrt gewesen. Wir werden ihn sehr<br />

vermissen.<br />

GEWIDMET DEM VERSTORBENEN GROSSMEISTER, FRA’ GIACOMO DALLA TORRE DEL TEMPIO DI SANGUINETTO<br />

56<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>


RUNDSCHAU<br />

INTEGRATIONSHILFE DIGITAL:<br />

DIENST AM NÄCHSTEN IN ZEITEN VON CORONA<br />

Das Team der MALTESER Integrationshilfe hat sein Angebot zur Gänze digitalisiert. Damit stehen auch weiterhin individuelle<br />

Sprachtrainings und Einzelunterricht mit Jobcoaching zur Verfügung.<br />

Von Martina Koja und Markus Kirchschlager<br />

Auch in Zeiten von Corona können wir unseren <strong>Die</strong>nst am<br />

Nächsten leisten. Nur eben anders – digital. Das Team der<br />

<strong>Malteser</strong> Integrationshilfe hat den <strong>Die</strong>nst nun zur Gänze<br />

digitalisiert. So werden individuelles Sprachtraining und<br />

Einzelunterricht gemeinsam mit Jobcoaching angeboten.<br />

Eine Krise ist immer auch eine Chance. Wir werden das<br />

Angebot unseres <strong>Die</strong>nstes konsequent weiter ausbauen<br />

und verstärkt auf digitale Treffen setzen. So können wir<br />

auch in Tagen der Coronakrise zusammenhalten und für<br />

unsere Teilnehmer da sein.<br />

Videocalls und Webmeetings sind innerhalb weniger Wochen<br />

zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Wie gut<br />

sie funktionieren, zeigt das Beispiel von Nour Kourdi, einer<br />

syrischen Ärztin aus Aleppo.<br />

Promovierte Hautärztin mit Praxis<br />

Kourdi hat 1994 die Ausbildung zur Dermatologin beendet,<br />

war danach Fachärztin mit eigener Praxis und arbeitete<br />

auch in einer Laserpraxis mit. Ihr Mann war Eigentümer<br />

einer Textilmaschinenfirma, die er bis 2012 führen<br />

konnte. 2013 verlangten Fundamentalisten, er müsse<br />

zum Islam konvertieren. Der Familienvater verbrachte<br />

zwei Jahre in großer Angst. 2015 kam die Familie nach<br />

Wien. Nour Kourdi begann intensiv Deutsch zu lernen.<br />

Ihr Ärztediplom wurde 2019 nostrifiziert. <strong>Die</strong> Medizinerin<br />

ist Mutter von drei Töchtern. Ihre Älteste macht eine<br />

Facharztweiterbildung in Deutschland, die beiden jüngeren<br />

Töchter studieren Ernährungswissenschaften und<br />

Pharmazie in Wien.<br />

Ein erstes, noch persönliches, Treffen mit Frau Kourdi<br />

fand im Februar <strong>2020</strong> statt. Wir lernten eine ungemein<br />

sympathische, Französisch sprechende Dame kennen, die<br />

bei den Soeurs Franciscaines missionnaires de Marie erzogen<br />

wurde. Sie fragte, ob wir sie bei der Vorbereitung<br />

zur Ärztekammerprüfung am 26. März <strong>2020</strong> unterstützen<br />

könnten. <strong>Die</strong> Kosten für die Prüfung beliefen sich auf<br />

fast 1.000 Euro. Sollte sie denn dieses Risiko eingehen?<br />

Lernhilfe über „Facetime“<br />

Wir waren sicher: Mit unserer Hilfe würde es diese starke<br />

und mutige Frau schaffen. Wir starteten mit einem Lernmarathon,<br />

in dem wir uns den Stoffkatalog für die Prüfung<br />

vornahmen. Ein Glück, dass dann die Prüfung auf<br />

den 9. Juli verschoben wurde. So gewannen wir zusätzlich<br />

Zeit für die gemeinsamen Lerneinheiten. Sie fanden<br />

zweimal pro Woche via Facetime, einer beliebten Social-<br />

Media-Plattform, statt. Über diesen Austausch konnte<br />

Frau Kourdi enorm an Sicherheit und Ausdrucksvermögen<br />

gewinnen. Wir freuen uns schon, wenn wir unsere<br />

„Schülerin“ wieder persönlich für eine gemeinsame Feier<br />

treffen dürfen. Denn eines steht fest: Auch wenn digitale<br />

Lösungen viel Neues und Gutes ermöglichen, so können<br />

sie den persönlichen Kontakt nicht ersetzen.<br />

Kontakt: <strong>Malteser</strong> Integrationshilfe<br />

E-Mail: jobnetzwerk@malteser.at<br />

Facebook: Gruppe <strong>Malteser</strong> Integrationshilfe<br />

Deutschkurs<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 57


TAGEBUCH<br />

WIR TRAUERN UM<br />

✝<br />

+ 08. 03. <strong>2020</strong><br />

Gabriel Maria Hofstätter<br />

Magistralritter<br />

Gabriel wurde 1957 in Wien geboren. Er ist bei den<br />

Schulbrüdern in Strebersdorf zur Schule gegangen und<br />

in Wien aufgewachsen. Seine Familie gehört zu den bekanntesten<br />

Antiquitätenhändlern und hat sich international<br />

mit mittelalterlicher Kunst einen Namen gemacht.<br />

Gabriel ist dieser Tradition treu geblieben. 1987 ist er<br />

zum <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst gekommen und wurde als<br />

Magistralritter in den Orden aufgenommen. In zahlreichen<br />

Einsätzen hat er jahrzehntelang im Geist der<br />

<strong>Malteser</strong> gegen die acht Elende gekämpft. So hat er das<br />

Wildwassercamp ins Leben gerufen, den Hochwassereinsatz<br />

2002 in der Wachau geleitet und war lange als<br />

Sprecher der Altmitglieder und im Vorstand des Aids-<br />

<strong>Die</strong>nstes tätig. Besonders beeindruckend war seine Hilfe<br />

während des Jugoslawien-Krieges, wo er einen Zug mit<br />

mehr als 1.000 Flüchtlingen aus dem Kriegsgebiet nach<br />

Österreich organisierte. Dafür wurde er mit dem Goldenen<br />

Verdienstzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet.<br />

Gabriel hat uns alle mit seinem Enthusiasmus<br />

stets begeistert und mitgerissen. Wir werden seine gläubige<br />

Tatkraft vermissen. Er ist unerwartet im Alter von<br />

62 Jahren von uns gegangen.<br />

Aufgrund der noch immer strengen Regeln für Gottesdienste und Versammlungen<br />

wird die Seelenmesse für Gabriel Maria Hofstätter auf <strong>Die</strong>nstag, 13. Oktober <strong>2020</strong>,<br />

um 19.00 Uhr im Stephansdom verschoben.<br />

+ 13. 03. <strong>2020</strong><br />

Gabriele Hoffmann von Rumerstein<br />

Ehren- und Devotionsdame<br />

+ 27. 03. <strong>2020</strong><br />

Blechinger Franz<br />

Arzt im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Austria<br />

+ 01. 04. <strong>2020</strong><br />

Heinrich Graf von Schönfeldt<br />

Ehren- und Devotionsritter<br />

+ 29. 04. <strong>2020</strong><br />

Fra’ Giacomo Dalla Torre Del Tempio<br />

Di Sanguinetto<br />

80. Fürst und Großmeister<br />

Lesen Sie den Nachruf am Beginn des Heftes<br />

+ 28. 05. <strong>2020</strong><br />

Maria Ildephonsa (Marilda)<br />

Gräfin von Thun-Hohenstein<br />

geb. von Dahmen, Ehren- und<br />

Devotions-Großkreuzdame<br />

Wir trauern um Marilda Thun-Hohenstein, ein wahres<br />

„<strong>Malteser</strong>-Urgestein“. Viel haben wir ihr zu verdanken,<br />

machte sie sich doch in mehreren Werken des Ordens in<br />

leitenden Funktionen überaus verdient. 1977 übernahm<br />

sie die Leitung des <strong>Malteser</strong> Betreuungsdienstes und prägte<br />

diesen mehr als 20 Jahre lang. Es ist ihr Verdienst, dass<br />

sich so viele Damen und Herren dem <strong>Die</strong>nst und der Betreuung<br />

von behinderten, alten, kranken und einsamen<br />

Menschen anschlossen. Einige Jahre lang wirkte sie daneben<br />

als Damenleiterin des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes, viele<br />

junge Mitglieder gingen durch ihre „strenge“ Schule. Mit<br />

großem Eifer widmete sich Marilda Thun-Hohenstein zudem<br />

in der Planungs- und Errichtungsphase dem neuen<br />

<strong>Malteser</strong> Hospiz (später „Haus Malta“) und blieb hier bis<br />

1990 hilf- und segensreich tätig. 1987 in den Orden aufgenommen,<br />

folgte für ihren verdienstvollen ehrenamtlichen<br />

Einsatz bereits 1991 die verdiente Rangerhöhung zur<br />

Ehren- und Devotions-Großkreuzdame. Liebevoll betreut<br />

von ihren Kindern und Enkelkindern blieb sie bis zuletzt<br />

dem Orden eng verbunden und zeigte reges Interesse an<br />

seinen Werken.<br />

+ 18.06. <strong>2020</strong><br />

Rosa Strickner<br />

Langjährige Betreute des Bereiches Tirol/Vorarlberg<br />

58<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong><br />

R.I.P.


ÜBERBLICK<br />

Termine <strong>2020</strong><br />

Aufgrund der sich laufend ändernden gesetzlichen Maßnahmen im Zusammenhang<br />

mit der COVID-19-Pandemie ersuchen wir Sie ausnahmsweise, alle aktuellen Termine<br />

dem Kalender unserern Webseiten zu entnehmen:<br />

www.malteserorden.at/veranstaltungen/kalender<br />

www.malteser.at/kalender-monatslistenansicht/<br />

Wiederkehrende Termine<br />

<strong>Malteser</strong>kirche, Kärntner Straße 37, Wien<br />

„Montag bei den <strong>Malteser</strong>n“ Heilige Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt, 12 Uhr<br />

Heilige Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr<br />

Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16 Uhr<br />

KONTAKT<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Großpriorat von Österreich<br />

Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: smom@malteser.at<br />

I: www.malteserorden.at<br />

MALTESER Austria<br />

Bundeszentrale<br />

Mag. Manuel Weinberger<br />

T: +43 1 512 53 95<br />

E: zentrale@malteser.at<br />

I: www.malteser.at<br />

<strong>Malteser</strong> International<br />

Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: smom@malteser.at<br />

I: www.malteser-international.org<br />

MALTESER Care<br />

Helmut Lutz<br />

T: +43 1 361 97 88 Fax 50<br />

Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800<br />

(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)<br />

E: office@mcr.or.at<br />

I: www.malteser.care<br />

MALTESER Kinderhilfe<br />

Olivier Loudon, Mag. Petra Hellmich, MA<br />

T: +43 7472 98201<br />

E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />

I: www.malteser-kinderhilfe.at<br />

Haus Malta<br />

Dir. Bogdan Norbert Bercal<br />

T: +43 1 597 59 91<br />

E: hausmalta@malteser.at<br />

I: www.hausmalta.at<br />

Johannesgemeinschaft<br />

Oktavian Eiselsberg<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: info@jg-online.at<br />

I: www.jg-online.at<br />

INDIVIDUELLE PFLEGE<br />

UND BETREUUNG<br />

IM EIGENEN ZUHAUSE<br />

MALTESER Care ist seit vielen Jahren als kompetenter<br />

Partner für Familien in ganz Österreich tätig. Wir<br />

bieten bestmögliche Pflege- und Betreuungsleistungen<br />

zu Hause an. Unsere diplomierten Gesundheits- und<br />

Krankenpflegepersonen beraten Sie gerne.<br />

Details zu unseren Leistungen unter<br />

+43 1 361 97 88 • office@malteser.care<br />

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DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 59


MUSIKVEREIN BRAHMS-SAAL | 17. SEPT. <strong>2020</strong>, 19.30 UHR<br />

BENEFIZKONZERT<br />

GEMEINSCHAFT LEBEN.<br />

REINECKE | TAKTAKISHVILI | BACH | PROKOFIEFF<br />

Foto Musikverein: Clemens Pfeiffer | commons.wikimedia.org<br />

Fotos Andrej Grilc<br />

TEMO KHARSHILADZE, Flöte | KETEVAN SEPASHVILI, Klavier<br />

Moderation: URSULA MAGNES<br />

Tickets: benefizkonzert@malteser.at oder www.musikverein.at<br />

Der Reinerlös kommt der Errichtung des MALTESER Ordenshauses zugute – Gemeinschaft leben. Für ein würdevolles Leben im Alter. www.ordenshaus.at<br />

www.malteserorden.at<br />

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Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Großpriorat von Österreich<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

Katharina Stögner<br />

T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />

presse@malteser.at<br />

www.malteserorden.at<br />

MALTESER Austria<br />

Bundeszentrale<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

Mag. Manuel Weinberger<br />

T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />

zentrale@malteser.at<br />

www.malteser.at<br />

Österreichische Post AG<br />

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Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

60<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>

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