Die Malteser-Zeitung 2/2020
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
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<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
© Nicusor Floroaica<br />
Ausgabe 2/<strong>2020</strong><br />
In Memoriam: Fra’ Giacomo Dalla Torre<br />
Weil Nähe zählt: #gemeinsamschaffenwirdas<br />
Im Gebet verbunden trotz „Social Distancing“
INHALT<br />
IMFOKUS<br />
04 In Memoriam: Fra’ Giacomo Dalla Torre<br />
del Tempio di Sanguinetto<br />
06 Weil Nähe zählt – besonders in Zeiten von<br />
Lockdown und Social Distancing<br />
VORBILDER<br />
14 Im Gespräch mit Clemens Schödl,<br />
General Manager von Gilead Sciences in Österreich<br />
LEBENSWERT<br />
16 Hilfe zur Selbsthilfe mit „Peregrinus“<br />
04 06<br />
MALTESERSPIRITUELL<br />
18 Gebetsabend-digital und in Stille<br />
MALTESERÖSTERREICH<br />
20 Berichte aus den Bundesländern:<br />
Vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />
MEDIZINAKTUELL<br />
36 Mit eigener Kraft gegen die Krise<br />
38 Blut und Plasma spenden<br />
MALTESERWELTWEIT<br />
40 <strong>Die</strong>nst am Nächsten in Krisen rund um den Globus<br />
42 Syrien: <strong>Die</strong> komplexeste humanitäre Krise weltweit<br />
44 Ostafrika: <strong>Die</strong> Heuschreckenplage wütet weiter<br />
46 China: „Es ist wieder viel möglich geworden“<br />
16<br />
40<br />
RELIGIONAKTUELL<br />
48 <strong>Die</strong> Pastoral in Zeiten von Corona<br />
49 Seligpreisungen als Wegweiser<br />
GELESENEMPFOHLEN<br />
50 Interessante Neuerscheinungen<br />
TAGEBUCH<br />
52 Menschen und Events<br />
48 50<br />
RUNDSCHAU<br />
57 Integrationshilfe digital<br />
ÜBERBLICK<br />
58 Wir trauern um<br />
59 Termine und Kontakte<br />
Spenden<br />
Bitte verwenden<br />
Sie den beiliegenden<br />
Zahlschein!<br />
IHRE SPENDE IST<br />
STEUERLICH<br />
ABSETZBAR<br />
2<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
EDITORIAL<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Leserinnen und Leser,<br />
wie oft haben wir schon den Satz gehört: „<strong>Die</strong> Coronakrise ist<br />
eine Chance.“ Und was denken, empfinden wir dabei? Vielleicht,<br />
dass diejenigen, die hier angesichts von Sterbenden,<br />
Kranken und Arbeitslosen von Chance sprechen, gehörige<br />
Zyniker oder empathiebefreite Menschen sein müssen?<br />
Soziale Kontakte, das Gefühl von Geborgenheit, von Zugehörigkeit,<br />
sind essenziell für uns Menschen. Es fällt uns schwer<br />
darauf zu verzichten. Es fällt uns schwer, ungeplant konsequent<br />
zu leben, wie es uns der Shutdown und die Aufforderung, sich<br />
und andere zu schützen, indem wir Abstand halten, abverlangen.<br />
Auch ich empfinde die Coronakrise als eine Chance – allerdings<br />
als eine Chance, zu sehen und zu spüren, wie sich Einsamkeit<br />
anfühlt. Viele Menschen im Alter, in der Anonymität der<br />
Großstadt, sind seit Ausbruch der Pandemie und der Kontaktbeschränkungen<br />
einsam.<br />
<strong>Die</strong> Krise ist also unsere Chance, mehr Mitgefühl zu zeigen und<br />
sich wieder intensiv mit den Sinnfragen des eigenen Lebens und<br />
des Lebens anderer auseinanderzusetzen. So gesehen bietet die<br />
derzeitige Situation eine Art Lernort für eine bessere Zukunft<br />
für uns alle.<br />
<strong>Die</strong> zahlreichen Aktivitäten der <strong>Malteser</strong> seit Ausbruch der Coronapandemie,<br />
ihr unermüdlicher Einsatz in Hilfsprogrammen<br />
und spontan organisierten neuen Hilfsprojekten: Wir helfen<br />
in der Krise zusammen, wir stehen zusammen – auch wenn es<br />
physisch nicht möglich ist. Wir fühlen uns einander verbunden<br />
in unserem Bestreben, Menschen in Not nicht im Stich zu<br />
lassen, sondern zu helfen.<br />
<strong>Die</strong> Tragweite der Coronakrise ist in vielen Bereichen noch<br />
nicht abschätzbar. Es ist wichtig, dass wir weiterhin auch im<br />
Orden zusammenhalten und zuversichtlich nach vorne schauen.<br />
Dabei hilft uns das Gebet. Wir haben sehr rasch gelernt,<br />
mit neuen Kommunikationsmitteln umzugehen. Wir feiern die<br />
Heilige Messe über das Internet, treffen uns via Handy oder<br />
Computer zum gemeinsamen Gebet und pilgern virtuell nach<br />
Lourdes. Es ist der tiefe Glaube, der uns alle verbindet und dem<br />
auch COVID-19 und Social Distancing nichts anhaben können.<br />
Bewahren wir uns diesen starken Glauben, dieses Ordens-<br />
Gemeinschaftsgefühl im Gebet und in der liebevollen Hilfeleistung.<br />
Lassen wir uns davon tragen. Stärken wir unsere positive<br />
Grundhaltung. Unser verstorbener Fürst und Großmeister<br />
Fra’ Giacomo Dalla Torre war uns darin ein wirkliches Vorbild.<br />
Norbert Salburg-Falkenstein<br />
Prokurator<br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden (<strong>Malteser</strong>orden),<br />
Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesg. 2, Tel.: 01/512<br />
72 44, E-Mail: presse@malteser.at<br />
Chefredaktion: Katharina Stögner Mitarbeiter bzw. Autoren<br />
dieser Ausgabe: Bogdan Bercal, Francesca Colestani, Marie Czernin,<br />
Anton Gatnar, Ulrich Glaunach, Petra Hellmich, Anne Hensel,<br />
Johannes Holfeld, Laetitia Keil-Boswell, Bartolomäus Khevenhüller-<br />
Metsch, Katharina Kiecol, Markus Kirchschlager, Brigitte Kneissl,<br />
Martina Koja, Ulrich H.J. Körtner, Lukas Krupitza, Angelika<br />
Kühnelt-Leddihn, Fra Gottfried Kühnelt-Leddihn, Georg Male, Karin<br />
Mayer, Richard Mischak, Alexandra Reisinger, Mesi Richter, Norbert<br />
Salburg-Falkenstein, Albin Scheuch, Moritz Schuschnigg, Emma<br />
Steeb, Richard Steeb, Manuel Weinberger, Susanne Wick Text und<br />
Lektorat: Edith Holzer, Thomas Fisher Fotos: Wolfgang L. Abel -<br />
Salzburg, Nicusor Floroaica, GRANATAPFEL-Magazin, Hand in Hand/<br />
<strong>Malteser</strong> International, Haus Malta, IDA/<strong>Malteser</strong> International,<br />
Christian Lendl, <strong>Malteser</strong> Care, <strong>Malteser</strong> International, <strong>Malteser</strong><br />
Kinderhilfe, Order di Malta, PACIDA/<strong>Malteser</strong> International,<br />
Katharina Schiffl/Life Ball, Royalty-free stock vector ID: 474046510_<br />
Castleski, Schlosshotel Mailberg, Shutterstock.com - 452827405/<br />
Everett-Art, Shutterstock.com – 585622223/Kaspars Grinvalds,<br />
Clemens Schödl - Gilead Sciences AT, Youth Forum, Zbc3 GmbH<br />
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />
Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.<br />
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für<br />
beiderlei Geschlecht. Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at<br />
Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050<br />
Wien. Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung<br />
über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner<br />
Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der<br />
Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: Juni <strong>2020</strong><br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 3
IN MEMORIAM<br />
Seine Hoheit und Eminenz der 80. Fürst und Großmeister<br />
des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />
Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto<br />
Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto ist in<br />
der Nacht zum 29. April nach kurzer schwerer Krankheit<br />
gestorben. Drei Jahre zuvor war er nach dem Rücktritt<br />
seines Vorgängers Fra’ Matthew Festing als Statthalter<br />
mit den Aufgaben des Ordensoberen betraut und ein<br />
Jahr später vom Großen Staatsrat in Rom zum 80. Großmeister<br />
gewählt worden.<br />
Fra’ Giacomo wurde 1944 in Rom geboren, entstammt<br />
einer Adelsfamilie aus Treviso und spezialisierte sich nach<br />
dem Studium der Literaturwissenschaften auf christliche<br />
Archäologie und Kunstgeschichte. Er war Professor für Altgriechisch<br />
an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom.<br />
Seit 1985 Mitglied des <strong>Malteser</strong>ordens legte er 1993<br />
die ewigen Gelübde als Professritter ab. Nach mehreren<br />
Funktionen war er ab 1999 Mitglied im Souveränen Rat<br />
(der Ordensregierung) und unter dem 78. Großmeister<br />
Fra’ Andrew Bertie von 2004 bis 2008 als Großkomtur<br />
des Ordens für das geistliche Leben und die religiöse Observanz<br />
der Ordensmitglieder und die geistlichen Belange<br />
der Ordenswerke zuständig. Von 2009 bis 2017 leitete<br />
er als Großprior das Großpriorat von Rom.<br />
Seine tiefen Spiritualität und sein Einsatz für die Herren<br />
Kranken werden unvergessen bleiben. Er half, so oft er<br />
konnte, persönlich bei Obdachlosenausspeisungen und der<br />
Betreuung von Notleidenden und nahm an den zahlreichen<br />
internationalen Wallfahrten des <strong>Malteser</strong>ordens teil.<br />
Seine Verbundenheit mit dem Großpriorat von Österreich<br />
brachte der Verstorbene bei Besuchen der<br />
4<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
österreichischen Pilger in Lourdes mehrfach zum<br />
Ausdruck. Nachdrücklich betonte er dabei, wie sehr<br />
er sich durch seine Herkunft als „Altösterreicher“<br />
fühlte, eine Bemerkung, die er auch anläßlich des<br />
offiziellen Besuches von Bundespräsident Alexander<br />
van der Bellen am Sitz der Ordensregierung in Rom<br />
wiederholte.<br />
2017 war er als Großmeister-Statthalter aktiver<br />
Ehrengast des Internationalen <strong>Malteser</strong> Summer<br />
Camps für behinderte Jugendliche in Salzburg und<br />
trat bei vielen Programmpunkten mit den rund 500<br />
Teilnehmern in direkten Kontakt. Im Rahmen seines<br />
Besuches überreichte er Landshauptmann Wilfried<br />
Haslauer das Großkreuz des Verdienstordens pro<br />
merito melitensi und Landtagspräsidentin Brigitta<br />
Pallauf das Verdienstkreuz mit Stern als höchste<br />
Auszeichnungen des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />
Ordens.<br />
Der allzu frühe Tod seiner Hoheit und Eminenz des<br />
80. Fürsten und Großmeisters, der den Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden in den letzten beiden Jahren<br />
so segensreich geleitet hat, ist eine große Prüfung für<br />
den gesamten Orden und seine Hilfswerke auch in Österreich.<br />
Ich war mit Seiner Hoheit und Eminenz persönlich<br />
sehr verbunden und bin zutiefst betroffen über<br />
sein so plötzliches Ableben. R.I.P.<br />
Norbert Salburg-Falkenstein<br />
Prokurator des Großpriorates von Österreich<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 5
IMFOKUS<br />
WEIL NÄHE ZÄHLT<br />
BESONDERS IN ZEITEN VON LOCKDOWN<br />
UND SOCIAL DISTANCING<br />
Eine Chronologie der Coronapandemie: von den Anfängen über ihre Verbreitung bis zu den Folgen – vor allem für<br />
einsame, bedürftige Menschen. Sie konnten sich auch in dieser außergewöhnlichen Notsituation auf die Hilfe der<br />
MALTESER verlassen.<br />
Von Johannes Holfeld und Angelika Kühnelt-Leddihn<br />
Vermutlich begann alles auf einem Wochenmarkt in<br />
Wuhan, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Hubei,<br />
die seither unfreiwillig weltweite Bekanntheit genießt.<br />
Ende Jänner werden alle Flüge nach China gestoppt. Schon<br />
Mitte Februar kann der interessierte Beobachter erkennen,<br />
dass in unserer unmittelbaren Nachbarschaft etwas nicht<br />
stimmt. Der Karneval in Venedig wird abgesagt, die Mailänder<br />
Scala geschlossen, und zahlreiche Städte in der Lombardei<br />
und in Venetien werden unter Quarantäne gestellt.<br />
Eindämmung und Schadensbegrenzung<br />
Mit der zunehmenden Flut an Medienberichten erfahren<br />
wir immer mehr über die Gefährlichkeit von SARS-CoV-2,<br />
wie das neue Virus in der Fachsprache genannt wird. Es<br />
mehren sich die Schlagzeilen über die rasante Zunahme an<br />
Neuinfektionen, erschütternde Zahlen an Todesfällen und<br />
die katastrophalen Folgen für das überforderte Gesundheitssystem<br />
in Italien. Mitte März erfolgt der Lockdown<br />
in Österreich.<br />
Kochen für die Essensausgabe der Franzsikaner Messe Wien, Logistik Koordination Essensausliefer<br />
Ende Februar wird ein junges Paar, das sich zuvor in Italien<br />
aufgehalten hatte, in Tirol positiv getestet. Zeitgleich erfahren<br />
wir vom ersten Patienten in Wien, dem bekannten<br />
Anwalt, bei dem man lange Zeit an eine Grippe gedacht<br />
hatte. Schon wenige Tage später, Anfang März, dürfen Patienten<br />
aus Südtirol nicht mehr nach Österreich einreisen,<br />
um in der Innsbrucker Klinik behandelt zu werden. Das<br />
sogenannte Coronavirus hat sich von Wuhan bis nach Österreich<br />
und auf die gesamte Welt ausgebreitet.<br />
Rasch erlernen wir epidemiologische Grundlagen. Zunächst<br />
dreht sich alles um Phase 1, das Containment (Eindämmung).<br />
Erkrankte und ihre Kontaktpersonen sollen<br />
isoliert werden. Sobald die Nachverfolgung der Infektionskette<br />
nicht mehr funktioniert, beginnt Phase 2, die Mitigation<br />
(Schadensbegrenzung).<br />
Händewaschen und Mundschutz zur Prävention<br />
Immer wieder tauchen Fragen auf, ob die in Österreich<br />
6<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
IMFOKUS<br />
getroffenen Maßnahmen denn wirklich allesamt notwendig<br />
waren. Vieles ist noch unklar, da die Menschheit mit<br />
SARS-CoV-2 das erste Mal in Kontakt gekommen ist. Vor<br />
der Herausforderung, dieses Virus zu bekämpfen, sind in<br />
selten dagewesenem, weltweit vereintem Interesse Kenntnisse<br />
erworben und weitergegeben worden. So wissen wir<br />
jetzt, dass sich das Virus über Tröpfchen- und Kontaktinfektion<br />
überträgt. Eine Ansteckung über Aerosole, insbesondere<br />
in geschlossenen Räumen, über Kontamination<br />
mit Urin sowie Stuhl ist möglich.<br />
Als effektivste Präventionsmaßnahme gilt Händewaschen<br />
mit Seife für mindestens 20 Sekunden. Erst dann wird der<br />
Schutzmantel des Virus zerstört. Alternativ kann ein alkoholisches<br />
Desinfektionsmittel 30 Sekunden lang angewendet<br />
werden. <strong>Die</strong> Husten- und Niesetikette, das heißt<br />
in die linke Ellenbeuge, ist einzuhalten. <strong>Die</strong> Abstandsregel<br />
von zwei Metern ist ebenso zu beachten. Das Tragen eines<br />
Mund-Nasen-Schutzes soll insbesondere die Streuung infektiöser<br />
Tröpfchen verhindern.<br />
Um eine rezente Infektion mit SARS-CoV-2 zu bestätigen,<br />
wird ein Nasen-Rachen-Abstrich abgenommen. Über ein<br />
sogenannten PCR-Verfahren (Polymerase Chain Reaction)<br />
können Viruspartikel nachgewiesen werden. Mittlerweile<br />
werden in Labors auch Antikörper-Tests angeboten. Der<br />
Nachweis von IgG-Antikörpern spricht für eine durchgemachte<br />
Infektion.<br />
Ob und wie lange ein Infektionsschutz vorliegt, kann<br />
derzeit allerdings noch nicht gesagt werden. Nach aktuellem<br />
Wissensstand ist davon auszugehen, dass die<br />
Höhe der Viruslast in der ersten Woche nach der Infektion<br />
rasch abnimmt, nach zehn bis zwölf Tagen wird<br />
keine Ansteckungsgefahr mehr angenommen. Mit 14<br />
Tagen, die man für die Quarantänemaßnahmen herangezogen<br />
hat, ist also ein sicherer Zeitraum festgelegt.<br />
Auf diesem Prinzip beruht auch das schrittweise Wiederhochfahren<br />
unserer gewohnten Lebensstrukturen<br />
im Zwei-Wochen-Rhythmus.<br />
ung Hotel InterContinental Sanitäts- und Rettungsdienste Telefonseelsorge<br />
Asymptomatische Verläufe<br />
Das Heimtückische am SARS-CoV-2-Virus ist, dass rund<br />
80 Prozent der infizierten Personen asymptomatisch<br />
sind und die höchste Infektiosität in den ersten 24 Stunden<br />
vorliegt, Symptome aber meist erst nach drei bis fünf<br />
Tagen beginnen. Daher wissen Betroffene gar nicht, dass<br />
sie für ihre Mitmenschen ansteckend sind. Gezielte Isolation<br />
ist nicht mehr möglich, die Ausbreitung muss eingedämmt<br />
werden.<br />
Impfstoff voraussichtlich 2021<br />
Zum viel diskutierten Thema Herdenimmunität erfahren<br />
wir, dass sie als Konzept zur Pandemiebekämpfung<br />
ungeeignet erscheint. Nur wenige Staaten setzen darauf<br />
(und korrigieren sich später zum Teil). Auch die Reproduktionszahl<br />
R0 (Anzahl der Menschen, die im Schnitt<br />
von einem Erkrankten infiziert werden) wird zum Begriff.<br />
Sie muss kleiner 1 sein, damit die Pandemie zum<br />
Erliegen kommt.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 7
IMFOKUS<br />
Insgesamt zielt die Strategie zur Bekämpfung der Pandemie<br />
darauf ab, die Kurve der Neuinfizierten abzuflachen,<br />
indem man den Verlauf der Pandemie verzögert.<br />
So wird eine Überlastung des Gesundheitssystems vermieden.<br />
<strong>Die</strong>s erforderte umfangreiche personelle und<br />
logistische Veränderungen in den Spitälern, die sich<br />
letztlich als wirkungsvoll erwiesen haben, denn die Intensivstationen<br />
wurden nicht überlastet. Ein Ende der<br />
Pandemie scheint allerdings erst mit der Entwicklung<br />
eines Impfstoffes gegen das heimtückische Virus möglich.<br />
Erwartbar ist dies aus heutiger Sicht im Laufe des<br />
Jahres 2021.<br />
Wieder mehr soziale Nähe trotz „Social Distancing“<br />
<strong>Die</strong> österreichische Regierung hat rasch und konsequent<br />
gehandelt. Für viele Menschen führte dies jedoch zu drastischen<br />
persönlichen, beruflichen und wirtschaftlichen<br />
Folgen. Einmal mehr sind sozial Schwächere, Kranke,<br />
Einsame besonders betroffen. <strong>Die</strong> zahlreichen Initiativen<br />
der Werke des <strong>Malteser</strong>ordens in Österreich und weltweit<br />
waren und sind beispielhaft für ein gelungenes Zusammenspiel<br />
zwischen Ehrenamtlichkeit, Gesundheitswesen<br />
und Politik in einer schweren Gesundheitskrise.<br />
In Zeiten von Social Distancing – besser wäre der Begriff<br />
„Physical Distancing“ – sind die Menschen sozial ein<br />
Stück weit zusammengerückt. Neben neu aufgetretenen<br />
Problemen und Sorgen erleben wir, wie sich viele Menschen<br />
auf das Wesentliche, auf das, was ihnen tatsächlich<br />
wichtig ist, besinnen.<br />
SCHNELLE HILFE<br />
VON ANFANG AN<br />
Vor allem während der ersten Akutphase der Krise entstanden<br />
sehr rasch neue Projekte und Programme, mit<br />
denen die MALTESER effizient und wirkungsvoll Unterstützung<br />
leisteten.<br />
Insbesondere galt es, ältere Menschen und Freiwillige, die<br />
zur Gruppe der besonders Gefährdeten zählen, zu schützen.<br />
Sie sollten nicht in den Hilfsdiensten eingesetzt<br />
werden oder mussten in manchen Fällen sogar selbst<br />
versorgt und unterstützt werden. Weiters musste eine<br />
Lösung gefunden werden, wie die <strong>Malteser</strong> ihre Klienten<br />
weiterhin betreuen konnten. Regelmäßige Treffen, Besuche<br />
und Spaziergänge waren ja aufgrund der Ausgangsbeschränkungen<br />
nicht möglich. Dennoch war es wichtig,<br />
gerade diesen Menschen, die in Alter und Krankheit oft<br />
sehr einsam sind, das Gefühl des Alleinseins und Alleingelassenwerdens<br />
zu nehmen.<br />
Gegen Einsamkeit und Depression<br />
Das plötzliche „Herumsitzen“ zu Hause, das Wegfallen<br />
Messe Wien<br />
eines bisher gewohnten Tagesablaufs, die Unsicherheit<br />
über die Zukunft: All das drückte vor allem bei ängstlichen<br />
Menschen und solchen, die alleine leben, stark aufs<br />
Gemüt. Ebenso schwierig war die Lage für Menschen in<br />
Krankenhäusern, Pflege- und Palliativeinrichtungen. Sie<br />
brauchten gerade während der Zeit der Ausgangsbeschränkungen<br />
viel Kraft, um bald wieder gesund zu werden oder<br />
um die ihnen noch verbleibende Zeit mit Angehörigen,<br />
Freunden und Verwandten verbringen zu können.<br />
„Das war einfach hart“<br />
Zum Schutz der Betreuten durften die meisten dieser Einrichtungen<br />
vorübergehend keine Besuche gestatten. So<br />
waren die Menschen zwar medizinisch versorgt, aber von<br />
ihren Familien abgeschnitten. Umgekehrt konnten die An-<br />
8<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
IMFOKUS<br />
ihre Kinder, noch ihre Enkelkinder oder andere Besucher<br />
sehen. Das war einfach hart für sie.“<br />
Soziale Medien und Internet<br />
Doch auch in solchen Fällen konnten die <strong>Malteser</strong> helfen.<br />
Über eine Kooperation mit den Elisabethinen in Graz<br />
konnten für deren Palliativstation kleine Tablet-PCs angeschafft<br />
werden. Auf diese Weise konnten Patienten mit<br />
ihren Angehörigen gesichert in Kontakt treten, einander<br />
am Bildschirm sehen und miteinander sprechen.<br />
gehörigen ihre Liebsten nicht persönlich sehen – eine für<br />
beide Seiten sehr bedrückende Situation. Wie schwer ein<br />
solcher Verzicht auf das soziale Miteinander war, zeigt das<br />
Beispiel einer <strong>Malteser</strong>-Freiwilligen, die erzählt: „Meine<br />
Nachbarin hatte kurz vor Ausbruch der Coronakrise eine<br />
Krebsoperation. Damit zählte sie in der Folge zur Gruppe<br />
der besonders gefährdeten Personen. Kürzlich erst war sie<br />
zum zweiten Mal Großmutter geworden und durfte weder<br />
„FÜR DEN FALL,<br />
DASS ...“<br />
In der Messe Wien haben die MALTESER gemeinsam mit<br />
der Stadt Wien und weiteren Hilfsorganisationen eine<br />
Bettenstation für COVID-19-Patienten aufgebaut.<br />
Damit kann die medizinische Versorgung der Stadt Wien<br />
auch in Zeiten hoher Infektionsraten mit dem Coronavirus<br />
aufrechterhalten werden. <strong>Die</strong> temporäre Einrichtung<br />
Elisabethinen-Geschäftsführer Christian Lagger mit<br />
Oberärztin Elisabeth Thaller, Abteilung für Innere<br />
Medizin, und <strong>Malteser</strong>-Bereichsleiter-Stv. Bernhardt<br />
Pauger, Bereichsleiter P. Clemens Grill (Priester) und<br />
BL-Stv. Clemens Kanhäuser vor der Statue der heiligen<br />
Elisabeth<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 9
IMFOKUS<br />
umfasst drei Hallen mit insgesamt 2.200 Betten und kann<br />
bei Bedarf auf bis zu 3.100 Betten ausgeweitet werden.<br />
Sie ist für infizierte Menschen mit leichten Symptomen<br />
konzipiert, die nicht auf intensivmedizinische Betreuung<br />
angewiesen sind, aber aus sozialen Gründen nicht für die<br />
Heimquarantäne in Frage kommen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> Austria sind bei diesem Projekt für den Bereich<br />
Logistik sowie für die Versorgung mit Medikamenten,<br />
den Wäschekreislauf sowie die Schutzausrüstung zuständig.<br />
Innerhalb von nur etwas mehr als zwei Wochen<br />
wurde die gesamte Infrastruktur für einen modernen Betreuungsstandort<br />
geschaffen. <strong>Die</strong> 2.200 Betten wurden<br />
durch die Wiener Berufsfeuerwehr aufgebaut und vom<br />
Katastrophenschutz sowie dem Bundesheer zur Verfügung<br />
gestellt. <strong>Die</strong> ärztliche Versorgung wird im Bedarfsfall<br />
durch den Ärztefunkdienst und den Krankenanstaltenverbund<br />
sichergestellt.<br />
Obwohl das renommierte Hotel am Stadtpark aufgrund<br />
der Coronakrise geschlossen war, standen die Räder im<br />
Haus nicht still: Von Beginn des Shutdowns an wurde dort<br />
die Verteilung von Essen, das täglich in der Hotelküche<br />
frisch zubereitet wurde, von den <strong>Malteser</strong>n gemeinsam<br />
mit den Firmen Gregori Consulting und gb consite Software<br />
koordiniert. <strong>Die</strong> Lieferungen wurden von Privatpersonen<br />
und den Wiener Fiakern freiwillig und unentgeltlich<br />
durchgeführt. Beliefert wurden ältere Menschen im<br />
dritten Bezirk, die entweder zur Corona-Risikogruppe<br />
zählten oder ihre Wohnung aufgrund körperlicher Einschränkungen<br />
nicht verlassen konnten. <strong>Die</strong> Zustellung<br />
und Übergabe der Mahlzeiten erfolgte selbstverständlich<br />
unter Einhaltung aller Hygiene- und Schutzmaßnahmen.<br />
SCHULTER-<br />
SCHLUSS<br />
Wirtschaft, Privatpersonen, Caritas und MALTESER<br />
Damit Angehörige von Risikogruppen nicht das Haus<br />
verlassen mussten, aber trotzdem regelmäßig mit frisch<br />
gekochtem Essen versorgt wurden, sprangen das Wiener<br />
Hotel InterContinental und viele freiwillige <strong>Malteser</strong> in<br />
die Bresche.<br />
250 Mahlzeiten pro Tag<br />
Das Interesse an der Initiative unter dem Titel „Inter-<br />
Continental kocht“ war groß: „Allein am ersten Tag wurden<br />
170 kostenlose Mahlzeiten an 117 Adressen ausgeliefert“,<br />
erzählt Brigitte Trattner, General Manager im<br />
Hotel InterContinental. „An den folgenden Tagen haben<br />
wir mehr als 250 Portionen ausgegeben. <strong>Die</strong> maximale<br />
10<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
IMFOKUS<br />
Menge lag bei täglich 300 Mahlzeiten. <strong>Die</strong> Kosten für die<br />
Lebensmittel, ebenso wie für die biologisch abbaubaren<br />
Verpackungen und Einweggeschirrteile und natürlich<br />
auch die Personalkosten für die Küchenbelegschaft hat<br />
das Hotel getragen“, so Trattner weiter.<br />
„InterContinental kocht weiter“<br />
<strong>Die</strong> Initiative ist bis 13. April gelaufen. Danach haben<br />
wieder die gewerblichen Lieferservices Zustellungen von<br />
Speisen diverser Gastronomiebetriebe an Privatpersonen<br />
übernommen. Im InterContinental wurde jedoch weiterhin<br />
gekocht, nämlich täglich circa 200 Essensportionen<br />
für Mitarbeiter im Nachtdienst des Krankenhauses Rudolfstiftung.<br />
DIE KRAFT DER<br />
GEMEINSCHAFT<br />
MALTESER und Franziskaner helfen<br />
Nach dem Motto „Wir sind für Euch da“ unterstützen die<br />
<strong>Malteser</strong> die Suppenküche der Franziskaner mit frisch gekochtem<br />
Essen. <strong>Die</strong> Mahlzeiten werden an der Pforte des<br />
Franziskanerklosters in Wien an Obdachlose ausgegeben.<br />
In Zeiten von Corona ist das Leben für obdachlose Menschen<br />
und all jene, die nicht ausreichend zu essen haben,<br />
noch prekärer geworden. Viele Suppenküchen waren und<br />
sind aufgrund der COVID-19-Beschränkungen geschlossen.<br />
<strong>Die</strong> Franziskaner hielten und halten ihren Betrieb<br />
durchgehend aufrecht – selbstverständlich unter strengster<br />
Einhaltung aller Hygienevorschriften und Abstandsregelungen.<br />
Sie geben von Montag bis Samstag zwischen<br />
neun und elf Uhr vormittags eine Jause an Bedürftige<br />
und Hungrige aus. Mittwochs und freitags gibt es – dank<br />
der Mithilfe der <strong>Malteser</strong> – eine warme Mahlzeit.<br />
Für das Notwendige sorgen<br />
Dreimal pro Woche stehen Freiwillige der <strong>Malteser</strong> in der<br />
Küche am Börseplatz (Einsatz- und Rettungszentrale der<br />
<strong>Malteser</strong>) und bereiten zwischen 80 und 100 warme Essensportionen<br />
zu. <strong>Die</strong>se werden zum Franziskanerkloster<br />
transportiert, in umweltfreundliches Einweggeschirr<br />
abgefüllt und an der Pforte ausgegeben. „Es wird darauf<br />
geachtet, dass alle Speisen gut mit einem Löffel essbar<br />
sind. Es gibt Fleisch- und fleischlose Gerichte. Ebenso<br />
wird darauf geachtet, dass auch Speisen ohne Schweinefleisch<br />
gereicht werden. So haben alle unsere Bedürftigen<br />
die Möglichkeit, eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen“,<br />
sagt Elisabeth Lehrer, die die ehrenamtliche Essensausgabe<br />
bei den Franziskanern koordiniert.<br />
Hilfe in Armut und Not<br />
<strong>Die</strong> Essensausgabe der Franziskaner am Wiener Franzis-<br />
FÜR EINE GUTE ZUKUNFT<br />
Auch wenn soziale Kontakte und gemeinsame Gottesdienste unter Einhaltung aller Hygienevorschriften und<br />
Schutzmaßnahmen wieder möglich sind: Verzichten wir nicht darauf, uns selbst und damit auch die anderen zu<br />
schützen. Halten wir weiterhin Abstand, waschen wir uns regelmäßig die Hände und tragen wir Masken. So können<br />
wir die Zahl von Neuinfektionen möglichst gering halten. Und vielleicht gelingt es uns ja auch, diese Achtsamkeit<br />
gegenüber anderen auch in die Zeit nach Corona mitzunehmen.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 11
IMFOKUS<br />
kanerplatz im ersten Bezirk ist schon seit vielen Jahren<br />
fixer Bestandteil der Versorgung von Bedürftigen. Hier<br />
wurde – zusätzlich zur Jause an der Klosterpforte – bis<br />
zur Zeit vor Corona jeden Freitag im Refektorium eine<br />
frisch zubereitete, nahrhafte Suppe ausgeschenkt. „Durch<br />
Corona ist die Suppenküche geschlossen und die Ausgabe<br />
an der Pforte stärker frequentiert. Deshalb unterstützen<br />
uns die <strong>Malteser</strong> mit warmen Mahlzeiten. Für diese Hilfe<br />
sind wir sehr, sehr dankbar. Gemeinsam gelingt es uns,<br />
die Betreuung von Menschen aufrechtzuerhalten, die in<br />
bitterer Armut leben oder obdachlos sind und jetzt noch<br />
weniger Möglichkeiten haben, sich mit dem Allernotwendigsten<br />
zu versorgen“, sagt Jeanette Lehrer, freiwillige<br />
Organisatorin der Franziskaner.<br />
PROFESSIONELLE<br />
KRAFT IM ERNSTFALL<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-Organisationen in Österreich sind unter<br />
der Leitung des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes Austria<br />
seit Beginn der Coronakrise in Bereitschaft. Sie<br />
stehen in engem Kontakt mit den Gesundheitsbehörden<br />
und anderen Hilfsorganisationen des<br />
Landes. So wurde ein Krisenteam installiert, um<br />
die gesamte Kommunikation mit den öffentlichen<br />
Gesundheitsdiensten und zu den eigenen Mitgliedern<br />
zu koordinieren.<br />
Weiters wurde die Verfügbarkeit des <strong>Malteser</strong> Rettungsdienstes<br />
sichergestellt. Der Austausch mit<br />
dem öffentlichen Koordinierungszentrum MDKS<br />
(Magistratsdirektion Krisenmanagement und Sofortmaßnahmen)<br />
in Wien, an deren Treffen die<br />
<strong>Malteser</strong> regelmäßig teilnehmen, läuft reibungslos.<br />
Aus Sicherheitsgründen und angesichts des<br />
erhöhten Infektionsrisikos ist die Mitarbeit im<br />
Sanitätsdienst für alle Mitglieder über 60 Jahre<br />
untersagt. Alle anderen Sanitäter und Rettungshelfer<br />
wurden und werden weiterhin gebeten, ihre<br />
Bereitschaft mitzuteilen.<br />
Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften<br />
<strong>Die</strong> Kochteams der <strong>Malteser</strong> sind ehrenamtlich im Einsatz.<br />
Sie erledigen den Einkauf und kochen unter Einhaltung<br />
aller Hygienevorschriften. Sämtliche Oberflächen<br />
werden gründlich desinfiziert, bevor mit der Arbeit begonnen<br />
wird. Alle Freiwilligen tragen Handschuhe und einen<br />
Mundschutz – von der Zubereitung bis zur Auslieferung.<br />
„In Viererteams schaffen wir die Arbeit in rund fünf<br />
Stunden“, so Elisabeth Lobmeyr, von <strong>Malteser</strong> Austria,<br />
Bereichsleitung Wien.<br />
Junge, engagierte Freiwillige<br />
<strong>Die</strong> ambitionierten Freiwilligenteams der <strong>Malteser</strong> haben<br />
sich innerhalb kürzester Zeit zusammengefunden, rasch<br />
war der <strong>Die</strong>nstplan aufgestellt. <strong>Die</strong> Kochteams bestehen<br />
vor allem aus jungen Menschen, die sich hier gerne engagieren<br />
und anpacken. „Es öffnet mir das Herz, wenn ich<br />
sehe, wie die Zusammenarbeit der Generationen funktioniert.<br />
Füreinander da sein – diese Haltung hat auch bei<br />
jungen Menschen immer noch eine hohe Wertigkeit. <strong>Die</strong><br />
12<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
IMFOKUS<br />
modernen Kommunikationstechnologien haben daran<br />
nichts geändert. Sie haben diese Überzeugung sogar noch<br />
verstärkt. <strong>Die</strong>ses Miteinander erfolgt auf Augenhöhe. So<br />
begegnen wir auch allen Notleidenden, die zu uns kommen“,<br />
sagt Franziskanerpater Felix Gradl.<br />
„Gemeinschaft zu leben, Menschen in Not zu helfen,<br />
das ist für uns als <strong>Malteser</strong> nicht nur eine Floskel oder<br />
ein leeres Versprechen. Das gebietet uns der Glaube und<br />
das entspricht unserer Grundhaltung: zu helfen – ganz<br />
gleich, woher der Notleidende kommt und welcher Glaubensgemeinschaft<br />
er angehört. Ein herzliches Vergelt’s<br />
Gott an dieser Stelle an alle, die mithelfen und die spenden<br />
und damit dieses Engagement möglich machen“, sagt<br />
Bartholomäus Khevenhüller-Metsch, Hospitalier des<br />
Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens.<br />
ENDLICH WIEDER<br />
BESUCHSDIENSTE!<br />
Seit die Neuinfektionsraten auf niedrigem Niveau liegen,<br />
konnten die COVID-19-Maßnahmen zur Eindämmung<br />
der Pandemie gelockert werden. Damit sind auch wieder<br />
Besuche in Seniorenheimen möglich.<br />
Trotz der strengen Auflagen und Verhaltensregeln war<br />
es für Barbara Egger „schön und ergreifend“, wie sie<br />
sagt, endlich wieder zu Besuch bei „ihrer Rosa“ im Haus<br />
St. Josef am Inn zu sein. Gemeinsam mit ihrem Sohn<br />
Heinrich ist Rosa mit ihrem unverwechselbaren Lächeln<br />
seit Jahrzehnten ein fixer Teil der <strong>Malteser</strong> Tirol und<br />
vielen <strong>Malteser</strong>n österreichweit bekannt.<br />
In der aktuellen Situation bedauert die rüstige 95-Jährige<br />
vor allem, dass sie das Heim nicht verlassen kann<br />
und dass die Wallfahrt der <strong>Malteser</strong> nach Lourdes ausgefallen<br />
ist. Dennoch ist Rosa zuversichtlich, denn Pläne<br />
schmieden und positiv in die Zukunft schauen – das<br />
ist Rosa. Deshalb freut sie sich auch jetzt schon auf das<br />
Nachholen der Wallfahrt im nächsten Jahr. Und wer<br />
Besuchszeit: Es gibt sie<br />
wieder! Bild unten:<br />
Barbara Egger (li.) mit<br />
Rosa Strickner (re.) im<br />
Haus St. Josef am Inn<br />
weiß, vielleicht kann ja sogar schon die Pilgerreise nach<br />
Rom im Herbst <strong>2020</strong> stattfinden.<br />
IHRE SPENDE HILFT!<br />
Bitte unterstützen Sie uns, damit wir in der Coronakrise<br />
weiterhin für Menschen in Not da sein<br />
können. Wir versorgen Obdachlose mit Essen,<br />
besuchen einsame Menschen, übernehmen Rettungsdienste<br />
und Krankentransporte, versorgen<br />
Bedürftige mit dem, was sie dringend brauchen<br />
und kümmern uns um die Aufrechterhaltung der<br />
24-Stunden-Pflege. Vor allem geben wir auch Trost<br />
und Stärkung in dieser schwierigen Zeit und unterstützen<br />
psychologisch. Ihre Spende hilft uns, all<br />
das mit unseren Freiwilligen weiterhin umzusetzen.<br />
Danke!<br />
MALTESER-AUSTRIA-SPENDENKONTO:<br />
IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />
BIC: GIBAATWWXXX<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 13
VORBILDER<br />
„CORONA ERFORDERT MEHR ALS<br />
NUR DIE BEREITSTELLUNG VON<br />
MEDIKAMENTEN …“<br />
Unsere Gespräche im Rahmen der Reihe „VorBilder“ finden meist in angenehmer, persönlicher Atmosphäre statt,<br />
oftmals an einem Ort, der für das Wirken unserer Gesprächspartner typisch ist, oder sogar bei ihnen zu Hause. <strong>Die</strong>smal<br />
ist es anders – die Coronamaßnahmen ermöglichen „nur“ ein digitales Videointerview.<br />
Manuel Weinberger im Gespräch mit Clemens Schödl, General Manager von Gilead Sciences in Österreich<br />
Onkologie und Entzündungen aller Art auf Antivirals,<br />
also Medikamenten gegen Viren, etwa HIV/AIDS sowie<br />
Hepatitis B und C. Oder eben, wie gerade jetzt, auf der<br />
Entwicklung eines neuen Medikaments gegen COVID-19.<br />
Eine spannende Zeit, in der unter Hochdruck gearbeitet<br />
wird und ein vielversprechender Leitstoff derzeit gerade<br />
in der klinischen Erprobung ist.<br />
Meine erste Frage ist dann auch gleich, was Gilead bedeutet,<br />
wie man den Namen richtig ausspricht und wofür<br />
das Unternehmen als solches steht. <strong>Die</strong> Antwort ist zum<br />
einen einfach – Gilead wird genau so ausgesprochen, wie<br />
man es auf Deutsch liest – und zum anderen gerade für<br />
uns <strong>Malteser</strong> spannend. Der Name Gilead bezeichnet im<br />
Alten Testament ein Land östlich des Jordans, das besonders<br />
reich an Heilkräutern war. Der „Balsam von Gilead“<br />
war offenbar von herausragender Qualität und wird heute<br />
mit immergrünen Bäumen der Region in Verbindung<br />
gebracht. Auch das Logo von Gilead – ein Blatt dieses<br />
Baumes und ein Schild als Symbol des Schutzes – weist<br />
auf die biblische Bedeutung hin.<br />
Der Fokus des Unternehmens, eines der größten in der<br />
Pharma- und Biotechnologiebranche, liegt dabei neben<br />
Wenn man über Medikamente und biblische Ursprünge<br />
spricht, kommt man natürlich auch schnell zum Thema<br />
Verantwortung, zu Corporate Responsibility/Social<br />
Sponsoring und natürlich zu Ethik und Moral. Themen,<br />
auf die das Unternehmen setzt, und die auch Clemens<br />
Schödl ein großes Anliegen sind. So gibt es zum einen<br />
auf internationaler Ebene groß angelegte Programme,<br />
in deren Rahmen nicht nur neueste Medikamente verteilt<br />
werden, sondern vor allem viel Geld in Bildung und<br />
Aufklärung und damit wichtige Präventionsprogramme<br />
investiert wird. Eines der Hauptbetätigungsfelder ist dabei<br />
der Kampf gegen das HIV, in dem Gilead mit seinen<br />
Medikamenten eine Vorreiterrolle einnimmt.<br />
Darüber hinaus gibt es aber auch zahlreiche kleine Programme<br />
und Initiativen auf lokaler Ebene, die vielfach auch von<br />
den Mitarbeitern ausgehen. Doch auch hier geht es Gilead<br />
nicht nur darum, Medikamente zu verteilen, man möchte<br />
auch für die Betroffenen da sein – in vielfältiger Form. So<br />
helfen Mitarbeiter auch immer wieder einmal mit, wenn<br />
es gilt, einer sozialen Organisation helfende Hände anzubieten.<br />
Das bringt für beide Seiten Vorteile: <strong>Die</strong> positiven<br />
Erfahrungen mit solchen Aktivitäten strahlen auch auf das<br />
Unternehmen zurück und motivieren seine Mitarbeiter.<br />
14<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
VORBILDER<br />
Foto: Katharina Schiffl/Life BallF<br />
Auch auf die <strong>Malteser</strong> ist Gilead im Rahmen einer Notsituation<br />
aufmerksam geworden. Ein Hilferuf des <strong>Malteser</strong>-Projekts<br />
für HIV-Betroffene in Südafrika an Kardinal<br />
Schönborn veranlasste diesen, den Verein LIFE+ von Gery<br />
Keszler anzusprechen. <strong>Die</strong>ser wiederum kontaktierte Gilead,<br />
einen der Hauptsponsoren des damaligen Lifeballs.<br />
Am Ende stand eine finanzielle Unterstützung, die den<br />
Medikamentenbedarf des <strong>Malteser</strong>-Hospizes in Mandeni,<br />
Südafrika, für mehr als einen Monat sicherstellte.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> hätten sich dabei als verlässlicher Partner<br />
erwiesen, so Schödl, sowohl in Sachen ihres Engagements<br />
und ihres Zugang zu den Problemstellungen als auch in<br />
der Art und Weise, wie und wofür sie die gespendeten<br />
Mittel verwenden.<br />
Dass man in der Coronakrise an vorderster Front kämpft,<br />
liegt bei Gilead auf der Hand, wie Schödl ausführt. Gleichzeitig<br />
sei es ein Privileg, in diesen Zeiten bei einem solchen<br />
Unternehmen arbeiten zu können – nie standen<br />
Kündigungen oder Kurzarbeit im Raum, und selbstverständlich<br />
habe man Mitarbeitern, denen durch Kinderbetreuung<br />
oder Homeschooling zusätzliche Kosten entstanden,<br />
unter die Arme gegriffen. Aber die Krise hätte<br />
eben noch mehr erfordert. „Neben der Forschung und<br />
Entwicklung sowie der Bereitstellung von Arzneimitteln<br />
halten wir es für ebenso wichtig, Menschen und Organisationen<br />
zu unterstützen, die auch sozial und wirtschaftlich<br />
von der Pandemie betroffen sind, denn Corona erfordert<br />
mehr als nur die Bereitstellung von Medikamenten“,<br />
so Schödl weiter.<br />
Und auch hier hätten der Ansatz und die Vielfalt der Tätigkeiten<br />
der <strong>Malteser</strong> überzeugt und Gilead zur großzügigen<br />
finanziellen Unterstützung der <strong>Die</strong>nsttätigkeit<br />
während der Coronakrise motiviert. Denn ebenso wie<br />
den <strong>Malteser</strong>n sei es auch Gilead wichtig, Dinge professionell,<br />
zielorientiert und gleichzeitig ethisch fundiert zu<br />
tun. Der finanzielle Support von Gilead im Rahmen der<br />
COVID-19-Maßnahmen orientiert sich dabei natürlich<br />
auch an den Notwendigkeiten der Zeit: „Für uns ist es<br />
selbstverständlich, jetzt in der Krise Organisationen unbürokratisch<br />
und schnell zu unterstützen, um wiederum<br />
Hilfe für Patientinnen und Patienten zu ermöglichen“, erklärt<br />
der Geschäftsführer von Gilead.<br />
Dabei sei auch zu bedenken, dass nur helfen kann, wer<br />
dazu die Möglichkeiten hat – sei es durch Produkte oder<br />
durch finanzielle Unterstützung. Voraussetzung dafür sei<br />
es, erfolgreich zu sein. Wirtschaftlich erfolgreich, um Mitarbeiter<br />
und Eigentümer zufriedenzustellen, erfolgreich<br />
in der Forschung, um die Kunden zufriedenzustellen. Und<br />
erfolgreich dabei, Verantwortung zu übernehmen.<br />
tiroler-gesellschaftsball.at<br />
VERSCHOBEN AUF<br />
13.11.2021<br />
Aufgrund der COVID-19-Maßnahmen wird der Tiroler<br />
Gesellschaftsball um ein Jahr verschoben und findet<br />
am 13.11.2021 in Hall i.T. statt.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 15
LEBENSWERT<br />
HILFE ZUR SELBSTHILFE MIT<br />
„PEREGRINUS“<br />
Wer eine Krisensituation erlebt, stellt sich die Frage nach dem „Warum“. Aktuell wundern wir uns im Kollektiv, warum es<br />
zur Coronapandemie gekommen ist. Daneben gibt es viele Einzelschicksale, bei denen diese Frage eine sehr persönliche<br />
Rolle spielt.<br />
Von Marie Czernin<br />
Von einer Pandemie ist potenziell die ganze Welt betroffen.<br />
Wenn jedoch jemand erkrankt, betrifft es eine<br />
konkrete Person, die mit dieser Nachricht ganz individuell<br />
umgeht. So war es auch bei mir, als ich vor zwei<br />
Jahren die Diagnose Brustkrebs im fortgeschrittenen<br />
Stadium erhielt. Plötzlich schien mein Leben an einem<br />
Abgrund angelangt zu sein. „Warum ich? Warum das alles<br />
auf einmal jetzt?“<br />
Eine Erkrankung kommt nie zum richtigen Zeitpunkt.<br />
Bei mir trat auch noch ein großes Schuldgefühl auf:<br />
„Warum habe ich den Tumor nicht schon viel früher<br />
bemerkt? Warum war ich so lange nicht mehr bei der<br />
Mammographie?“ Mit der Zeit stellte ich mir auch allgemeine<br />
Fragen: „Warum erkranken so viele Menschen<br />
heute an Krebs? Warum sind so viele Frauen von Brustkrebs<br />
betroffen?“ Immerhin leidet heute – das besagen<br />
viele Studien – jede achte Frau an einem Mammakarzinom.<br />
Tendenz steigend.<br />
„Das muss doch einen Sinn haben“<br />
Mein Glück war, dass ich in jenem Moment nicht in den<br />
Abgrund hinunterschaute, der sich plötzlich vor mir<br />
auftat – ich wäre sonst sicher in die Tiefe gestürzt. Stattdessen<br />
setzte ich mich auf eine Bank, holte tief Luft und<br />
blickte nach oben. Und so kam ich auf bessere Gedanken,<br />
anstatt mich zu bemitleiden und zu verzweifeln.<br />
„Das muss doch irgendeinen Sinn haben“, ging es mir<br />
durch den Kopf. Ich suchte nach einer plausiblen Antwort.<br />
Zwar konnte mir niemand – nicht einmal mein<br />
Arzt – beantworten, ob ich jemals wieder ganz gesund<br />
werde, aber mit der Zeit fand ich andere Antworten auf<br />
meine vielen Fragen und entdeckte allmählich auch einen<br />
tieferen Sinn hinter der Erkrankung.<br />
Ich lernte vor allem, sie nicht zu verdrängen. Nur so<br />
konnte ich den Tumor und meine Metastasen im Knochen<br />
nicht nur meinem Arzt, sondern vor allem auch<br />
Gott hinhalten und Ihn um Heilung bitten. Ich lernte<br />
in dieser Zeit, alles anzunehmen, was auch immer noch<br />
auf mich zukommen sollte. Ich lernte, Gott und Seiner<br />
barmherzigen Allmacht mehr zuzutrauen und weniger<br />
auf meine eigene Intelligenz zu bauen. Ich lebte auf einmal<br />
viel bewusster, war dankbarer für die kleinen Dinge<br />
des Alltags. So durfte ich erfahren, dass jeder Tag ein besonderes<br />
Geschenk ist – trotz und gerade wegen seiner<br />
großen Herausforderungen.<br />
Stille, Meditation und Gebet<br />
Während meiner onkologischen Reha in Bad Erlach<br />
sprach ich mit mehreren Frauen und Männern über ihre<br />
Krebserkrankung. Beim Nordic Walking teilten wir unsere<br />
Erfahrungen mit der ärztlichen Behandlung. Wir<br />
hörten uns Vorträge über die heilsamen Aspekte des<br />
Sports, über psychologische Hilfsangebote und gesunde<br />
Ernährung an. Als wir bei einer Gruppenveranstaltung<br />
der Psychologin die Dinge aufzählen sollten, die uns<br />
während der Krebstherapie am meisten Kraft und neue<br />
Energie verliehen hatten, erklärte ich: „Stille und Meditation“.<br />
Worauf ein Herr neben mir noch ergänzend<br />
hinzufügte: „Gebet“. Ich war überrascht, dass sich dieser<br />
Mann „geoutet“ hatte und kam mit ihm ins Gespräch.<br />
Er war Pastoralassistent, Vater von vier Kindern, hatte<br />
Prostatakrebs und schöpfte täglich neue Kraft aus der<br />
Betrachtung der Bibel.<br />
In Bad Erlach freundete ich mich außerdem mit einer<br />
Dame an, die bereits mehrere Operationen und vier<br />
Chemotherapien hinter sich hatte. Atossa Trautten-<br />
16<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
LEB LEBENSWERT<br />
Frankl Institut in Wien. Im Jahr 2005 haben wir anlässlich<br />
des 100. Geburtstags von Viktor Frankl gemeinsam<br />
an einer Biographie über den berühmten Begründer<br />
der Logotherapie geschrieben. Seither bin ich ein großer<br />
Anhänger dieses sinnzentrierten Therapieansatzes.<br />
Ja, ich verehre den jüdischen Psychiater, der gleich vier<br />
Konzentrationslager überlebt hat und danach „trotzdem<br />
Ja zum Leben sagen“ konnte.<br />
berg war erleichtert, denn mittlerweile waren bei ihr<br />
alle 20 Metastasen im Gehirn wieder verschwunden. Ihr<br />
Arzt nannte sie ein „wandelndes Wunder“. Auch ich bewunderte<br />
die innere Stärke dieser Frau. Sie hatte nie mit<br />
ihrem Schicksal gehadert, sondern schöpfte während all<br />
der schmerzvollen Jahre Kraft aus dem Gebet.<br />
In dieser Zeit musste ich oft an meinen Freund Werner<br />
Rotter denken, der nur wenige Wochen vor mir die<br />
schlimmste aller Diagnosen erhielt: Bauchspeicheldrüsenkrebs.<br />
Er war ein unermüdlicher Optimist, sportlich,<br />
und kämpfte bis zum Schluss. Während seiner vielen<br />
Chemotherapien radelte er die Donau entlang bis auf<br />
den Leopoldsberg hinauf. Dennoch ließen seine körperlichen<br />
Kräfte mit der Zeit nach, und er wurde zittrig wie<br />
ein alter Mann. Seit seiner Bekehrung pflegte er regen<br />
Kontakt zum Kloster der „Schwestern und Brüder vom<br />
Lamm“, die ihn während seiner Erkrankung spirituell<br />
begleiteten.<br />
Einander Mut machen<br />
Einige Wochen nach der Reha besuchte ich einen Freund,<br />
mit dem ich mich ab und zu über mein Leben mit dem<br />
Krebs austauschte. Alexander Batthyány, Professor am<br />
Viktor-Frankl-Lehrstuhl für Philosophie und Psychologie,<br />
leitet als ausgebildeter Logotherapeut das Viktor<br />
Und jetzt, wo ich mich mit dem Warum meiner Erkrankung<br />
beschäftigte, eröffnete sich mir durch die Logotherapie<br />
Frankls wieder eine neue Dimension: Vieles ergab<br />
auf einmal wieder Sinn, auch das, was mir bis dahin<br />
besonders schwer gefallen war. Ich erzählte Alexander<br />
von meinen Begegnungen in Bad Erlach und auch von<br />
Werner. Und so entstand die Idee, eine Selbsthilfegruppe<br />
zu gründen, bei der sich Krebspatienten gegenseitig<br />
Mut machen können, indem sie sich über ihre Erfahrungen<br />
austauschen.<br />
Peregrinus – Patron der Krebskranken<br />
Überglücklich war ich, als uns Pater Denis Cardinaux,<br />
ein französischer Priester der Gemeinschaft „Points<br />
Coeur“ (Offenes Herz), dafür die Räume in seinem Pfarrhof<br />
am Karmeliterplatz im 2. Wiener Gemeindebezirk<br />
anbot. Seither trifft sich unsere „Peregrinus-Gruppe“<br />
– benannt nach dem heiligen Patron der Krebskranken<br />
– einmal im Monat bei „Points Coeur“. Wir beginnen<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 17
LEBENSWERT<br />
mit einem moderierten Gespräch,<br />
wobei jeder erzählen kann, was<br />
sich in den vergangenen Wochen<br />
in seinem Leben ereignet hat. Wer<br />
will, bringt etwas zum Essen mit.<br />
So können wir auch ein kleines<br />
Abendbrot miteinander teilen. Abwechselnd<br />
stehen uns Alexander,<br />
sein Cousin Dominik Batthyány<br />
und Maria Schlachter als Psychotherapeuten<br />
zur Verfügung. Der<br />
zweite Teil des Abends spielt sich<br />
dann in der Kapelle der Gemeinschaft<br />
ab, wo Pater Denis für uns<br />
das Allerheiligste aussetzt und wir<br />
für einander beten.<br />
GEBETSABEND<br />
DIGITAL UND IN STILLE<br />
Eine Gebetsinitiative der Delegation Tirol-Vorarlberg und der Johannesgemeinschaft<br />
während der Quarantäne-Zeit<br />
Von Marie Czernin<br />
So schlimm die Coronakrise in vieler Hinsicht mit all ihrer Dramatik auch ist,<br />
so hat sie auch ihre gute Seite. Vieles, das in hektischen Zeiten so dringend<br />
und notwendig erschien, entlarvte sich plötzlich als unwichtig. Anderes, das<br />
man schon lange vor sich hingeschoben hatte, konnte nun endlich in Ruhe<br />
erledigt werden.<br />
Ich bin immer wieder überrascht,<br />
wie gut sich jedes Mal das Gespräch<br />
entwickelt und wie beglückend<br />
auch das gemeinsame<br />
Gebet ist. Wir stärken uns gegenseitig<br />
und machen uns Mut.<br />
So geht keiner von uns traurig<br />
oder enttäuscht nach Hause. Seit<br />
dem Ausbruch der Coronapandemie<br />
sind diese Treffen leider<br />
unmöglich geworden. Mir fehlt<br />
die Begegnung mit jedem Einzelnen.<br />
Dennoch versuchen wir, den<br />
Austausch und das gemeinsame<br />
Gebet über WhatsApp oder ein<br />
anderes soziales Medium fortzusetzen.<br />
Gerade jetzt in dieser<br />
schweren Krise, wo leider auch<br />
Krebs patienten länger auf einen<br />
Operationstermin warten müssen,<br />
können wir die Ermutigung<br />
und das gemeinsame Gebet besonders<br />
gut gebrauchen.<br />
Auch das Gebet ist so eine Sache, die man gerne vor sich hinschiebt, in der Hoffnung<br />
auf ruhigere Zeiten. Und nun hatten wir auf einmal aufgrund der Ausgangsbeschränkungen<br />
genug Zeit, uns zum gemeinsamen Gebet zu versammeln.<br />
Dabei konnte jeder bei sich zu Hause bleiben und fühlte sich dennoch verbunden<br />
in Gemeinschaft mit vielen Freunden und <strong>Malteser</strong>n der verschiedenen Werke<br />
des Ordens – Zoom und das Internet machten es möglich.<br />
Zwei Gebetsinitiativen aus Tirol<br />
Zwei Initiativen kamen – wie gerufen – aus Tirol, dem österreichischen Hotspot<br />
der Coronapandemie. Gleich zu Beginn der Krise lud die Delegation Tirol-Vorarlberg<br />
jeden Mittwoch und Sonntagabend zu einer Zeit des gemeinsamen<br />
Gebets in der Stille ein. Vorweg informierte Verena Trentini, Delegat<br />
18<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
MALTESERSPITITUELL<br />
<strong>Die</strong> Organisatorinnen der Gebetsinitative: Marie<br />
Czernin (li.) und Verena Trentini<br />
für Tirol und Vorarlberg, die <strong>Malteser</strong> im benachbarten<br />
deutschsprachigen Raum und lud diese ein, sich im Gebet<br />
miteinander zu verbinden.<br />
Daneben entstand noch eine weitere Gebetsinitiative<br />
in Tirol: Johannes Holfeld, Sprecher der<br />
Johannesgemeinschaft, lud mit seiner Frau Eva über<br />
die Plattform Zoom jeden Freitagabend zum gemeinsamen<br />
Gebet ein. <strong>Die</strong> positive Reaktion und Teilnahme<br />
am „Online Gebetsabend“ der Johannesgemeinschaft<br />
wuchs von Mal zu Mal. Anfangs waren rund 30 Beter<br />
miteinander verbunden, beim nächsten Mal bereits<br />
über 40, und in der dritten Woche waren es mehr als<br />
50 Teilnehmer aus fünf verschiedenen Ländern, die gemeinsam<br />
den Rosenkranz beteten. Dabei konnte jeder<br />
zu Beginn seine persönlichen Gebetsanliegen erwähnen,<br />
wobei die Bitten für die an COVID-19 Erkrankten<br />
und Verstorbenen im Vordergrund standen.<br />
Zum Start ein Apostolischer Segen aus Albanien<br />
Der Gebetsabend wurde abwechselnd von der<br />
Johannesgemeinschaft, dem <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst<br />
Wien, dem Bereich Tirol und Vorarlberg und der Delegation<br />
Wien, Niederösterreich und Burgenland gestaltet.<br />
Wir hatten die Ehre, dass gleich beim ersten Online-<br />
Gebetsabend Erzbischof Charles Brown, Apostolischer<br />
Nuntius in Albanien, auf Zoom für uns einen Impuls auf<br />
Englisch hielt und am Ende seinen Apostolischen Segen<br />
spendete. <strong>Die</strong> nächsten Male begleitete uns Pfarrer Konstantin<br />
Spiegelfeld, Bundesseelsorger der <strong>Malteser</strong>, im<br />
Gebet. Anfang Mai hielt Pater Clemens Grill OSB vom<br />
Kloster Admont, Bereichsleiter des <strong>Malteser</strong> Hilfsdienstes<br />
Steiermark, den Impuls und erinnerte an die alljährliche<br />
<strong>Malteser</strong>wallfahrt nach Lourdes, die dieses Jahr<br />
leider nur „virtuell“ stattfinden konnte. Gregor Holfeld<br />
leitete den Rosenkranz mit besonderen Meditationen in<br />
Gedenken an die Lourdes-Wallfahrt. Somit fühlten sich<br />
alle mitbetenden <strong>Malteser</strong> übers Internet mit diesem besonderen<br />
Gnadenort verbunden.<br />
Auch wenn nun die Ausgangsbeschränkungen von der<br />
Regierung wieder aufgehoben wurden und wir allmählich<br />
wieder in das „normale Leben“ zurückkehren, wollen<br />
wir diese Online-Gebetsabende weiterhin einmal im<br />
Monat fortsetzen und somit der großen <strong>Malteser</strong>-Familie<br />
eine Gebetsplattform anbieten. Denn der Online-Gebetsabend<br />
ermöglicht es allen, ob <strong>Malteser</strong>orden oder<br />
Hilfswerk, bereichsübergreifend gemeinsam zu beten<br />
und sich so gegenseitig zu unterstützen.<br />
„Das gemeinsame Online-Gebet inspiriert uns. Wir haben<br />
eine Sehnsucht nach gemeinsamem Gebet und Gemeinschaft“,<br />
erklärt die 20-jährige Antonia Franckenstein,<br />
die gemeinsam mit Johannes Salm für den <strong>Malteser</strong><br />
Hospitaldienst Wien einen Online-Gebetsabend gestaltet<br />
hat. Für die beiden jungen jungen <strong>Malteser</strong> wurde das<br />
Gebet gerade „in Zeiten der Krise als zusammenhaltende<br />
Kraft besonders spürbar.“ Als in verschiedenen Einrichtungen<br />
aktive <strong>Malteser</strong>in möchte Antonia die Verbundenheit<br />
im Gebet nicht missen: „Wir vereinen nun alle<br />
Kräfte bundesweit. Somit erfahren wir durch das Gebet<br />
die nötige Unterstützung. Mich persönlich stärkt es im<br />
Einsatz sehr, dass für die Patienten und für mich gebetet<br />
wird. Es gibt mir Mut und Hoffnung für den <strong>Die</strong>nst!“<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 19
MALTESERÖSTERREICH<br />
HILFE FÜR DIE KLEINSTEN<br />
Für die MALTESER Kinderhilfe und ihre Betreuten sind die Veränderungen durch die Coronakrise eine große Herausforderung.<br />
Umso dankbarer wird die Unterstützung durch Angehörige und Freiwillige angenommen. Hier ein paar<br />
Eindrücke aus dem Hilde Umdasch Haus aus der Zeit vor und während Corona.<br />
Von Petra Hellmich<br />
Als der Babyelefant noch<br />
nicht vonnöten war …<br />
… und das Leben ohne Abstandsregelungen<br />
möglich,<br />
veranstalteten drei Schüler<br />
der Handelsschule Amstetten zugunsten der <strong>Malteser</strong><br />
Kinderhilfe ein Benefiz-Hallenfußballturnier. Rund<br />
100 Spieler in 16 Mannschaften nahmen teil. Sie alle<br />
kämpften am 21. Dezember 2019 in der Sporthalle in<br />
Aschbach mit großem Einsatz um die tollen Preise,<br />
die es zu gewinnen gab – allen voran einen Tablet-PC<br />
und wertvolle Gutscheine. Der größte Preis kam jedoch<br />
der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe zugute. <strong>Die</strong> während des Turniers<br />
eingesammelten Spenden von 250 Euro wurden<br />
ihr feierlich von Ali Agrali, Luca Pehböck und Ahmad<br />
Zeytarun überreicht. <strong>Die</strong> Schüler können auf diese<br />
großartige Aktion mehr als stolz sein!<br />
WIR bleiben für EUCH hier. Bleibt IHR für UNS<br />
daheim.<br />
Mit dieser Botschaft wandten sich die Betreuenden der<br />
MALTESER Kinderhilfe an die Eltern und Angehörigen<br />
ihrer Schützlinge. Galt es doch, die Kinder vor einer Infektion<br />
mit dem Coronavirus zu bewahren. So schwer<br />
es auch fiel, das Besuchsverbot einzuhalten, so positiv<br />
hat sich die strikte Einhaltung ausgewirkt. <strong>Die</strong> Kinder<br />
im Hilde Umdasch Haus in Amstetten waren durch die<br />
Mitarbeiter der MALTESER Kinderhilfe rund um die<br />
Uhr bestens versorgt und blieben von einer Ansteckung<br />
verschont. Gemeinsam haben wir es bis jetzt geschafft!<br />
Dafür ein herzliches Dankeschön.<br />
Tablet-PCs für den sicheren sozialen Kontakt<br />
Gerade für die Kleinsten ist es besonders schwierig,<br />
wenn sie plötzlich vom physischen Kontakt mit ihren<br />
Eltern und Familien abgeschnitten sind. Um ihnen diese<br />
Situation während der Coronakrise zu erleichtern, reagierten<br />
die <strong>Malteser</strong> rasch: Sie organisierten Spenden,<br />
mit deren Hilfe Tablet-PCs angeschafft werden konnten.<br />
So waren die Betreuten der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe über<br />
Videotelefonie mit ihren Angehörigen verbunden, was<br />
zu sehr emotionalen und bewegenden Momenten geführt<br />
hat. <strong>Die</strong> Aktion hat gezeigt, wie gut es gelingen<br />
kann, gemeinsam Schmerz zu lindern, gegen die Isolation<br />
anzukämpfen und Gemeinschaft zu leben.<br />
20 DIE MALTESER 1/<strong>2020</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an das Team der<br />
<strong>Malteser</strong> Kinderhilfe für den unermüdlichen Einsatz! Auch<br />
die Betreuenden haben Familien, Kinder, Angehörige und<br />
hatten eigene Sorgen. Dennoch sind sie alle im Hilde Umdasch<br />
Haus geblieben und haben sich wie gewohnt 24 Stunden um<br />
die Kinder und Jugendlichen gekümmert.<br />
Philips stellt Medizintechnik zur Verfügung<br />
Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie wird bei Philips<br />
Healthcare, der Gesundheitssparte des Elektronikkonzerns,<br />
auf Hochdruck gearbeitet. Es werden in verkürzten<br />
Produktionszyklen lebensnotwendige Diagnoseund<br />
Überwachungsgeräte hergestellt. <strong>Die</strong> Belegschaft<br />
des Unternehmens ist damit – wie viele andere Systemerhalter<br />
in der Krise auch – sehr gefordert.<br />
„Und dennoch vergisst Philips in dieser Situation nicht<br />
auf jene Hilfsbedürftigen, die zwar nicht am Coronavirus<br />
erkrankt sind, jedoch mit anderen, zum Teil stark lebensverkürzenden<br />
Diagnosen zu kämpfen haben – zum<br />
Beispiel unsere Betreuten im Hilde Umdasch Haus der<br />
<strong>Malteser</strong> Kinderhilfe in Amstetten. Für sie hat Philips<br />
jetzt rasch und unbürokratisch einen dringend benötigten<br />
Patientenmonitor als Leihgerät zur Verfügung<br />
gestellt“, sagt Haus- und Pflegedienstleisterin Petra<br />
Hellmich.<br />
Hilfe im Großen …<br />
Das Gerät wird für neue Bewohnerinnen und Bewohner<br />
des Hilde Umdasch Hauses benötigt. Es dient dazu, die<br />
Sauerstoffsättigung und die Herzfrequenz der Kinder laufend<br />
zu überwachen und sorgt damit für mehr Sicherheit<br />
in der medizinischen Betreuung. Zwischenzeitlich sind<br />
auch schon zwei weitere neue Geräte bestellt. Sie werden<br />
extra gefertig und von Philips zum Preis von einem geliefert.<br />
„Bei durchschnittlichen Kosten von 5.000 Euro pro<br />
Gerät ist diese Zusage ein großes Geschenk an uns, für<br />
das wir uns in Namen aller unserer Betreuten sehr, sehr<br />
herzlich bedanken“, so Petra Hellmich.<br />
… und im Kleinen<br />
Neben lebenswichtigen Geräten wie Patientenmonitoren<br />
entsteht im Hilde Umdasch Haus aufgrund der<br />
unterschiedlichen und wechselnden Krankheitsbilder<br />
auch immer wieder Bedarf an kleineren Ausstattungsgegenständen.<br />
„Wir könnten zum Beispiel sehr gut einen<br />
Hochstuhl für eine Bewohnerin gebrauchen, die gerade<br />
lernt, selbstständig zu essen. Sehr hilfreich wäre auch<br />
eine mobile Wärmelampe, wenn wir die Kinder baden,<br />
oder ein Vernebler zur Luftbefeuchtung. Unsere Betreuten<br />
haben immer wieder Probleme mit der Lunge und<br />
leiden deshalb an starker Verschleimung“, beschreibt<br />
Petra Hellmich die Situation.<br />
Danke für Ihre Hilfe!<br />
Wenn Sie die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe unterstützen und für<br />
die Kinder im Hilde Umdasch Haus etwas tun möchten,<br />
ist Ihre Spende herzlich willkommen! Wir sagen schon<br />
jetzt „Danke“ dafür!<br />
Konto: Haus Malta – Kinderhilfe<br />
AT41 2011 1826 8810 9400, BIC: GIBAATWWXXX<br />
Spenden an die <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe sind steuerlich absetzbar.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2020</strong><br />
21
Trotz der allgemeinen Verunsicherung und deutlich längerer<br />
Trennung von ihren Familien haben Martina …<br />
… und Ildiko sich auch während der Coronakrise wie gewohnt<br />
liebevoll um Maria S. gekümmert.<br />
LIEBEVOLLE PFLEGE ZU HAUSE,<br />
CORONA ZUM TROTZ<br />
Ausgangsbeschränkungen, Hygienevorschriften, Besuchsverbote,<br />
Reisebeschränkungen, Grenzschließungen,<br />
Quarantänepflicht, Abstandhalten, stets neue Meldungen<br />
über Reisemöglichkeiten, Sonderzüge etc. Wer<br />
sich davon in den letzten Monaten und Wochen nicht<br />
irritieren ließ, waren die Pflegekräfte und Case-&-Care-<br />
Managerinnen und -Manager von <strong>Malteser</strong> Care.<br />
Ein gutes Beispiel dafür ist die an Alzheimer erkrankte<br />
88-jährige Maria S., seit gut fünf Jahren im Zwei-<br />
Wochen-Turnus liebevoll rund um die Uhr betreut und<br />
gepflegt von den beiden slowakischen <strong>Malteser</strong>-Care-<br />
Betreuerinnen Ildiko und Martina. Als Mitte März der<br />
Lockdown in Österreich verhängt wurde, war gerade<br />
Martina bei Maria S. im <strong>Die</strong>nst. Wenige Tage später<br />
stand der reguläre Wechsel an, doch schnell war klar,<br />
dass weder Martina nach Hause reisen noch Ildiko nach<br />
Wien kommen könnte. Sofort beschloss Martina, bis auf<br />
Weiteres bei ihrem Schützling zu bleiben – keine leichte<br />
Entscheidung, wartete doch zu Hause der demenzkranke<br />
Schwiegervater, in dessen Betreuung sie ebenfalls fix<br />
eingebunden ist. Aber für Martina war es undenkbar,<br />
Maria S. und ihre Familie im Stich zu lassen.<br />
Claudia, die Case-&-Care-Managerin von <strong>Malteser</strong> Care,<br />
bemühte sich unterdessen, gemeinsam mit der Tochter<br />
von Maria S. eine für alle Beteiligten tragfähige Lösung<br />
zu finden – eine ziemliche Herausforderung, denn ständig<br />
gab es neue (oft widersprüchliche) Informationen in<br />
Von Georg Male<br />
Sachen Grenzübertritt, Coronatests, Quarantäne etc.<br />
Ildiko wartete inzwischen zu Hause – ohne Beschäftigung<br />
und damit ohne die für sie lebenswichtigen Einkünfte.<br />
Endlich fand sich etwa vier Wochen nach Beginn<br />
des Lockdowns eine Möglichkeit für Martina, nach<br />
Hause zu fahren, allerdings musste sie dafür nach dem<br />
Grenzübertritt in die Slowakei in Quarantäne in einem<br />
ehemaligen Flüchtlingsheim. Fünf Tage unbequemes<br />
Warten bis zum Coronatest, danach noch zwei Tage bis<br />
zum Ergebnis – das zum Glück negativ ausfiel. Anschließend<br />
folgten zwei weitere Wochen Einzel quarantäne im<br />
Heimatort, bevor sie zu ihrer Familie durfte. Aus zwei<br />
Wochen der Trennung waren gute zwei Monate geworden.<br />
Da Ildiko zum Zeitpunkt von Martinas Abfahrt noch<br />
nicht nach Österreich einreisen durfte, musste Ersatz<br />
gefunden werden, was dank Claudias intensiven Bemühungen<br />
auch gelang – Helena, die an sich eine Dauerstelle<br />
suchte, sich aber sofort zu diesem temporären<br />
Einsatz bereit erklärte. Sie kümmerte sich für rund eine<br />
Woche um Maria S., bis endlich Ildiko wieder nach Wien<br />
kommen konnte. Sie musste nun für mindestens sechs<br />
Wochen Abschied von ihrer Familie nehmen, bevor sich<br />
das Karussell von Grenzübertritten, Coronatests und<br />
womöglich Quarantäne wieder zu drehen beginnen<br />
würde … Ein komplexes Puzzle, das ohne das hohe Verantwortungsgefühl<br />
und die enorme Einsatzbereitschaft<br />
aller Beteiligten niemals gelungen wäre. Chapeau!<br />
22<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
24-STUNDEN-PFLEGE UND -BETREUUNG<br />
IN ZEITEN VON COVID-19<br />
Wie sehr die Coronakrise Pflegende, Betreute und ihre Angehörigen an ihre Grenzen brachte und wie diese Grenzen<br />
mit viel einfühlsamer Unterstützung, Teamgeist und Zusammenhalt überwunden werden konnten, beschreibt der<br />
folgende Erfahrungsbericht von MALTESER Care.<br />
Von Susanne Wick<br />
Natürlich war mit Ausbruch der COVID-19-Pandemie und den<br />
ersten Maßnahmen zum Lockdown sofort klar: Das ist eine<br />
Krisensituation, und eine solche bedeutet einen Ausnahmezustand<br />
– auch für unsere Case-&-Care-Managerinnen und -Maneger.<br />
Zum Schutz der betreuten Personen mussten sie auf die<br />
regelmäßigen, für die Qualitätssicherung wichtigen Vor-Ort-<br />
Pflegevisiten bei den Klienten zu Hause verzichten. Stattdessen<br />
wurde die telefonische Kommunikation mit Betreuenden<br />
und Angehörigen zum wichtigsten Instrument. Mit Hilfe dieses<br />
täglichen, proaktiven Kontakthaltens konnte das essenzielle<br />
Gefühl von Sicherheit, Stabilität und Vertrauen vermittelt<br />
werden. Als wertvoll erwies sich auch eine rasch entwickelte<br />
strukturierte Pflegevisite und das dazu gestaltete Formular.<br />
Frau Fürst mit ihrer fürsorglichen Betreuerin Karin<br />
nach acht Wochen zu Hause<br />
Das rein Pragmatische war auf diese Weise relativ rasch in den<br />
Griff zu bekommen. <strong>Die</strong> menschliche Seite blieb jedoch eine<br />
enorme Herausforderung. Selbst die erfahrenen, speziell ausgebildeten<br />
Case-&-Care-Manager hatten zwischendurch immer<br />
wieder mit einem emotionalen Tief, mit dem Gefühl von Ratlosigkeit,<br />
Sprachlosigkeit und Isolation zu kämpfen. Hier half oft<br />
der telefonische Austausch mit Kollegen und mit Pflegedienstleiterin<br />
Ilse Hummer.<br />
Unsere Case-Managerin Claudia mit unserer Pflegedienstleiterin<br />
Ilse im Dauereinsatz<br />
Ein Gefühl von Geborgenheit<br />
<strong>Die</strong>se Form der Unterstützung stärkte die Case-&-Care-Managerinnen<br />
und -Manager auch in der Zusammenarbeit mit den<br />
Betreuenden. Aufgrund der massiven Reisebeschränkungen<br />
durften viele von ihnen nicht in ihre Heimatländer zurückkehren.<br />
Andere Pflegekräfte durften nicht einreisen, um ihre Kolleginnen<br />
und Kollegen abzulösen. Auf Ersuchen von <strong>Malteser</strong><br />
Care waren viele der Betreuenden vor Ort bei ihren Klienten<br />
geblieben und verlängerten ihren <strong>Die</strong>nst um Wochen. <strong>Die</strong>s bedeutete<br />
gleichzeitig, dass sie selbst ihre eigenen Familien und<br />
Kinder über lange Zeit nicht sehen konnten.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 23
MALTESERÖSTERREICH<br />
Unsere Mitarbeiter führten dazu viele intensive<br />
Telefongespräche mit den Betreuenden, um<br />
sie zu trösten, zu beruhigen, zu motivieren, ihnen<br />
zur Seite zu stehen und ihnen – trotz der<br />
physischen Distanz – das Gefühl von Geborgenheit<br />
zu geben. Großartige Unterstützung<br />
kam auch von Seiten der Angehörigen. Sie<br />
kümmerten sich vermehrt um Erledigungen<br />
und Einkäufe, damit ihre Eltern, Großeltern<br />
und auch die Betreuenden keinen zusätzlichen<br />
Risiken einer Infektion ausgesetzt waren.<br />
Druck durch Medienberichte<br />
Was die Arbeit von <strong>Malteser</strong> Care in dieser<br />
Zeit deutlich erschwerte, waren die sich ständig<br />
ändernden, teilweise einander widersprechenden<br />
Meldungen und Berichte der Medien<br />
zu Themen wie geschlossene Grenzen, Transportmöglichkeiten<br />
für die Betreuenden, Testungen,<br />
Quarantäne oder Zahlungen aus dem<br />
Härtefallfonds. Bei jeder neuen Nachricht landeten<br />
unzählige Anrufe von verunsicherten<br />
Klienten, Angehörigen und Betreuenden bei<br />
<strong>Malteser</strong> Care. Auch hier galt es, Ruhe zu bewahren<br />
und mit der Unterstützung des gesamten<br />
Teams, inklusive Geschäftsführer Helmut<br />
Lutz und Pflegdienstleiterin Ilse Hummer, den<br />
Druck etwas abzufedern.<br />
Auf diese Weise – durch unbedingten Zusammenhalt<br />
und äußerste Hilfsbereitschaft<br />
aller Beteiligten – ist es gelungen, in dieser<br />
außergewöhnlichen Zeit die Versorgungssicherheit<br />
unserer Klienten aufrechtzuerhalten.<br />
<strong>Die</strong>se Erfahrung hat uns als Team noch<br />
mehr zusammengeschweißt und noch stärker<br />
gemacht und hat auch gezeigt, dass die<br />
24-Stunden-Pflege und Betreuung im eigenen<br />
Zuhause eine der sichersten Formen der Betreuung<br />
darstellt.<br />
www.malteser.care<br />
„SOZIALFASTEN“<br />
Dank besonderer Achtsamkeit in der Betreuung und Pflege sind<br />
die Bewohner von Haus Malta auch in Zeiten der Coronakrise<br />
gut geschützt. Lediglich die sozialen Kontakte fehlen. Doch<br />
auch dafür gibt es eine Lösung.<br />
Von Ulrich Glaunach und Bogdan Bercal<br />
Es ist vor allem der raschen Reaktion von Norbert Bercal, dem<br />
Direktor des Hauses, zu verdanken, dass das Haus Malta bis<br />
jetzt coronafrei geblieben ist. Bereits Tage vor dem allgemeinen<br />
Lockdown am 16. März <strong>2020</strong> führte der Direktor wirksame<br />
Zutrittsbeschränkungen für Lieferanten, Besucher und Angehörige<br />
ein. „Damit sind natürlich die sozialen Kontakte, die für<br />
unsere Bewohner sehr wichtig sind, von heute auf morgen weggefallen“,<br />
erzählt Sejat Sylejmani, Stationsleiter im Haus Malta.<br />
„Doch Gesundheit geht vor. Wir tragen Verantwortung für die<br />
Menschen in unserem Haus sowie für unsere Mitarbeiter, die<br />
täglich ihr Bestes geben, um eine qualitätsvolle und umsichtige<br />
Pflege und Betreuung sicherzustellen.“<br />
Virtuelle Besuche und Gartengespräche<br />
<strong>Die</strong> Bewohner von Haus Malta zeigten sich umgehend beruhigt<br />
von der entschlossenen Vorgangsweise der Direktion. „Einige<br />
Bewohner konnten sogar die neu eingekehrte Ruhe im Haus<br />
besonders genießen“, so Bogdan Bercal weiter. Besuche wurden<br />
telefonisch oder virtuell über Computer, Tablet-PCs oder<br />
Smartphones abgewickelt. Nach zwei Wochen konnten auch<br />
24<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
IM HAUS MALTA<br />
wieder persönliche Besuche empfangen werden – auf<br />
eine ganz besondere Art und Weise. Bogdan Bercal:<br />
„<strong>Die</strong> Besucher durften, natürlich unter Einhaltung aller<br />
Sicherheits- und Hygienevorschriften, in den Garten<br />
kommen. Von dort konnten sie durch das geschlossene<br />
Fenster des Gartensalons via Telefon mit ihren<br />
Angehörigen sprechen.“<br />
Sobald gesichert war, dass es im Haus Malta keine Verdachtsfälle<br />
auf COVID-19 gab, wurde unter Einhaltung<br />
von angemessenen Hygienemaßnahmen und der vorgeschriebenen<br />
Abstandsregelungen wieder langsam<br />
mit einem kleinen Animationsprogamm begonnen.<br />
Einheiten mit Gedächtnistraining, eine tägliche Bewegungsrunde<br />
und individuelle Betreuung brachten<br />
etwas Abwechslung in den Alltag der Hausbewohner.<br />
„Wir werden diese vorsichtige Vorgehensweise weiter<br />
aufrechthalten und nur sehr zaghaft lockern. So wird<br />
zum Beispiel auch die Generalversammlung des Vereins<br />
Haus Malta in diesem Jahr virtuell stattfinden“, erklärt<br />
der Präsident des Vereins, Ulrich Glaunach.<br />
„Sozialfasten“ brechen<br />
Im Mai wurde in Haus Malta ein eigener Besucherbereich<br />
eröffnet, der vom Rest des Wohnbereichs isoliert<br />
ist. Im Bereich des Eingangs zum Gartensalon wurde in<br />
Einklang mit dem Erlass des Bundesministeriums eine<br />
Besucherbox errichtet. <strong>Die</strong> Gäste müssen vorab telefonisch<br />
einen Termin vereinbaren, sich dann vor Ort anmelden<br />
und das Hygieneprozedere durchlaufen. Danach<br />
dürfen sie einzeln in der Besucherbox Platz nehmen<br />
und können durch eine Scheibe mit den Bewohnern im<br />
Haus Malta plaudern. Sobald es die Lage und die gesetzlichen<br />
Vorgaben zulassen, sollen auch Einzelbesuche<br />
unter Einhaltung entsprechender Abstandsregeln für<br />
die Dauer einer Stunde erlaubt sein. Aktuelle Informationen<br />
zur Besuchsregelung werden auf der Homepage<br />
unter www.hausmalta.at/corona laufend aktualisiert.<br />
Wir freuen uns schon sehr darauf!<br />
Danke an alle Mitarbeiter!<br />
An dieser Stelle möchten wir uns sehr herzlich bei den<br />
Mitarbeitern im Haus Malta bedanken. Sie unternehmen<br />
in dieser äußerst herausfordernden Situation alles<br />
Menschenmögliche, um die sozialen Bedürfnisse ihrer<br />
Schützlinge und die Kontaktwünsche von Angehörigen<br />
zu erfüllen. Dabei achten sie sehr aufmerksam auf die<br />
Gesundheit aller im Haus Malta. So können wir die Ansteckungsgefahr<br />
weiterhin gering halten. Danke! Unser<br />
tägliches Gebet begleitet Sie!<br />
www.hausmalta.at<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 25
MALTESERÖSTERREICH<br />
NEUES VOM<br />
ORDENSHAUS<br />
Das <strong>Malteser</strong> Ordenshaus – im Herzen von Wien: Es wird wieder fleißig gearbeitet, und das Projekt schreitet gut voran.<br />
Es entsteht ein Ort der Spiritualität und der Gemeinschaft, ein Zuhause für Menschen im Alter. www.ordenshaus.at<br />
DIE MALTESER<br />
SIND FÜR SIE DA<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> waren auch am Höhepunkt<br />
der Coronakrise rund<br />
um die Uhr im Einsatz. Sie haben<br />
lebenswichtige Rettungsund<br />
Hilfsdienste geleistet und<br />
die Betreuung in der <strong>Malteser</strong><br />
Kinderhilfe, im Haus Malta sowie<br />
die Pflege durch <strong>Malteser</strong> Care sichergestellt.<br />
DANKE, dass dafür<br />
alle anderen zu ihrem eigenen<br />
und zum Schutz unserer <strong>Malteser</strong><br />
zu Hause geblieben sind!<br />
26<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
AKTUELLES DER MALTESER<br />
KINDERHILFE<br />
FASCHING IM HILDE UMDASCH HAUS<br />
Das wird eine bunte Pracht, denn es werden rote, gelbe,<br />
lila und noch viele mehr Tulpenzwiebel in einem Topf gepflanzt.<br />
Mit der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe gemeinsam Tulpen<br />
setzen, ein Riesenspaß.<br />
AKTUELLES AUS DEM<br />
HAUS MALTA<br />
Der Bezirksvorsteher von Mariahilf Markus Rumelhart besucht das Haus Malta<br />
und überbringt Frühlings- und Muttertagsgrüße.<br />
Muttertagskonzert im Garten des Haus Malta: Kultur und Unterhaltung trotz Social Distancing und unter Einhaltung der<br />
Richtlinien.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 27
Case-&-Care-Managerin Claudia mit Betreuerin Margareta – Nach den vielen herausfordernden Wochen, in denen sie<br />
fast täglich mit intensiven, motivierenden Gesprächen in telefonischem Kontakt standen, konnte Claudia zum ersten Mal<br />
wieder ihre Klientin besuchen und ihre tapfere Betreuerin Margareta zu einer Pause im Park motivieren.<br />
ERFOLGSGESCHICHTEN MALTESER CARE<br />
PFLEGE UND BETREUUNG<br />
IN ZEITEN VON COVID-19<br />
BOXENSTOPP IN OBERÖSTERREICH<br />
Um die Verteilung der Masken, Handschuhe und Desinfektionsmittel<br />
sicherzustellen, hat sich unser Case-&-Care-<br />
Manager Robert bereit erklärt, von Oberösterreich nach<br />
Wien zu fahren und für seine Kolleginnen die Lieferungen<br />
abzuholen und zu überbringen. <strong>Die</strong> Übergabe der Lieferung<br />
erfolgte dann, wo es gerade möglich war.<br />
GEBURTSTAGSVISITE BEI EINER KLIENTIN<br />
Geburtstage muss man feiern, wie sie fallen … auch wenn<br />
zur Zeit nicht anders möglich als im sehr kleinen Kreis,<br />
dafür aber bestens umsorgt von ihrer lieben, fürsorglichen<br />
Betreuerin Eva-Maria und ihrer Case-&-Care-Managerin<br />
Barbara mit Maske und Abstand.<br />
EINE BETREUER-ROCHADE – Um die Kontinuität in<br />
der Betreuung der Klienten zu sichern, braucht es in diesen<br />
Zeiten viel Kreativität und Teamgeist von allen Beteiligten<br />
… zur Zufriedenheit aller „leiht“ man auch gerne einmal seinen<br />
Lieblingsbetreuer Stefan seiner Kollegin Barbara, natürlich<br />
nur mit dessen Einverständnis … :-)<br />
28<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
MHDA-AKTIONEN AUS DEN BEREICHEN<br />
OSTERN <strong>2020</strong><br />
Für die <strong>Malteser</strong> stehen arme, notleidende, kranke und verlassene Menschen im Mittelpunkt der von christlicher Nächstenliebe<br />
getragenen rein ehrenamtlichen Tätigkeit. Wesentlich dabei ist das Miteinander, die Gemeinschaft und des Helfens.<br />
Dort, wo Not ist. Gemeinschaft und Nächstenliebe an den Osterfeiertagen <strong>2020</strong> trotz „Social Distancing“ spürbar<br />
zu machen, war das Ziel zahlreicher Projekte.<br />
OBERÖSTERREICH – Man bleibt nicht nur persönlich<br />
durch Telefonate in Kontakt, es wurden Briefe geschrieben<br />
und Osternesterl zusammengestellt und ausgeliefert.<br />
So gab es am Ostersonntag eine Auslieferung ans<br />
Altersheim Haus Rudigier in Linz.<br />
TIROLER OSTERPOST – WIR SIND FÜR DICH DA.<br />
Um die von uns Betreuten, die sonst an zahlreichen Aktivitäten<br />
teilnehmen, gerade rund um die Feiertage wissen<br />
zu lassen, dass sie auch an diesem Osterfest nicht alleine<br />
sind, dass die <strong>Malteser</strong> an sie denken, wurde fleißig gebastelt<br />
und gezeichnet, gemalt und getextet. Für jeden ein<br />
persönlicher Ostergruß.<br />
3 STEIERMARK – OSTERGRÜSSE<br />
Postkarten wurden geschrieben, es wurde gebastelt und<br />
verpackt, sodass in der Steiermark alle von uns Betreuten<br />
einen ganz persönlichen <strong>Malteser</strong>-Ostergruß erhielten.<br />
WIEN – GEMEINSAM OSTERN FEIERN<br />
<strong>Die</strong>smal haben wir für die von uns Betreuten Menschen<br />
keine Feier gestalten können, dafür haben wir gebastelt,<br />
gemalt und Suchbilder, sowie Bastelanleitungen erstellt.<br />
So konnten alle gemeinsam, wenn auch nicht am selben<br />
Ort, ein schön gestaltetes Osterfest begehen.<br />
3 SALZBURGER OSTERÜBERRASCHUNG<br />
Um unsere Betreuten wissen zu lassen, dass die <strong>Malteser</strong><br />
nicht nur telefonisch für sie da sind und dass sie zu Ostern<br />
ganz besonders an jeden Einzelnen denken, wurden Osterkarten<br />
gebastelt und geschrieben sowie kleine Geschenke<br />
besorgt. <strong>Die</strong>se sind verpackt teils vor die Türe gelegt, teils<br />
mit der Post verschickt worden, um die Zeit bis zu einem<br />
Wiedersehen zu versüßen.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 29
MALTESER MUNDSCHUTZMASKEN<br />
Danke allen <strong>Malteser</strong>n, die unsere Mundschutzmasken<br />
tragen. <strong>Die</strong> Masken erinnern auch daran, dass die <strong>Malteser</strong><br />
in der Krise nicht nur Systemerhalter waren, sondern<br />
sich auch durchgehend sozial engagiert haben.<br />
Einige <strong>Malteser</strong> haben mit dem Kauf von weiteren <strong>Malteser</strong>-Mundschutzmasken<br />
zweifach geholfen: Mit dem<br />
Tragen der Masken haben sie sich selbst und andere vor<br />
einer Ansteckung mit dem Coronavirus geschützt. Gleichzeitig<br />
haben sie mit ihrer Spende die Finanzierung von<br />
Hilfsprojekten unterstützt. Wir sagen herzlich DANKE!<br />
Gerne können noch weitere Masken bei <strong>Malteser</strong><br />
Austria bestellt werden. Bitte um Verständnis,<br />
wenn die Lieferungen nicht ad hoc erfolgen, es gibt<br />
derzeit bei der Produktion und der Lieferung immer<br />
wieder Engpässe. Anfragen und Bestellungen<br />
an: zentrale@malteser.at<br />
30<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 31
<strong>Malteser</strong><strong>Zeitung</strong> 3_2019 ok.indd 1 19.11.19 15:27<br />
MALTESERÖSTERREICH<br />
HL. Messe zum WELTTAG DER KRANKEN<br />
AKTUELLES AUS DEM BEREICH<br />
SALZBURG<br />
EINKAUFSDIENST<br />
SITZWACHE AM KRANKENBETT – BARMHERZIGE<br />
BRÜDER SALZBURG: Hier leisten ehrenamtliche <strong>Malteser</strong><br />
dementen und verwirrten Patienten Gesellschaft und<br />
entlasten damit die Pflege im Krankenhaus.<br />
BRUCKFAHRDIENST<br />
GRATIS,<br />
aber leider nicht kostenlos.<br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 2/2019<br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 3-4/2019<br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 1/<strong>2020</strong><br />
MALTESER Herzenswunsch: Ich<br />
möchte noch ein letztes Mal …<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
„<strong>Die</strong> MALTESER“ ist traditionell gratis und<br />
soll es auch bleiben.<br />
Denn es ist uns ein Anliegen, Sie über unsere<br />
Arbeit umfassend zu informieren. Doch die<br />
Produktion und der Versand sind leider nicht<br />
kostenlos. Bitte unterstützen Sie uns.<br />
CARAVAGGIO & BERNINI<br />
MALTESER Private Preview<br />
12. Oktober 2019, 19 Uhr<br />
Kunsthistorisches Museum Wien<br />
32<br />
CARAVAGGIO & BERNINI<br />
MALTESER Private Preview<br />
12. Oktober 2019, 19 Uhr<br />
Kunsthistorisches Museum Wien<br />
Christliche Werte in der Politik<br />
Rom: Neue Ordensregierung<br />
Neu: Zentrum für Menschen im Alter<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong><br />
EMT-Training und Bundesübung in Steyregg<br />
30 Jahre Mauerfall Berlin: Festakt für die Freiheit<br />
Hochschule Heiligenkreuz: Gelebter Glaube<br />
MALTESER Care: Damit<br />
niemand „in der Luft hängt“<br />
Ehrenamt als Synonym<br />
für Barmherzigkeit<br />
Konto lautend auf<br />
MALTESER Hospitaldienst Austria,<br />
Kennwort „<strong>Zeitung</strong>“<br />
AT65 2011 1800 8087 0800<br />
Spenden an den <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst sind von der Steuer absetzbar!<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 2_2019_ok.indd 1 21.06.19 16:49<br />
<strong>Malteser</strong><strong>Zeitung</strong> 1_18_03_ok.indd 1 20.03.20 07:06
MALTESERÖSTERREICH<br />
SALZBURG, SALZBURG,<br />
NUR DU ALLEIN ...<br />
Vom 28. Februar bis zum 1. März verbrachte eine Gruppe des MALTESER Hospitaldienstes Wien ein wunderbares Wochenende<br />
in der Stadt Salzburg.<br />
Nach einer herzlichen Begrüßung durch die Salzburger<br />
<strong>Malteser</strong> durften wir eine Hl. Messe in der Franziskanerkirche<br />
besuchen und persönliche Fürbitten vortragen.<br />
Das Abendessen wurde frisch von der Familie Mühlmann<br />
zubereitet, denen ein ganz besonderes „Vergelt’s<br />
Gott“ gilt. Ein buntes Programm mit Stadtrundgang,<br />
Mönchsberg-Tour und Hangar-7-Besuch machte unser<br />
Wochenende vollkommen. Ein besonderes Highlight war<br />
außerdem das Konzert in der Alten Universität Salzburg.<br />
Es bot mit einer Mischung aus klassischer, Film- und Videomusik<br />
in Kombination mit Poetry-Slam einen außergewöhnlichen<br />
Abend.<br />
Es sind Erinnerungen wie diese, die uns heute, wo wir<br />
teilweise allein zu Hause sind, um uns und andere zu<br />
schützen und die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen,<br />
Kraft geben. Es sind Erlebnisse wie diese, auf<br />
die wir uns schon bald wieder freuen dürfen.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 33
MALTESERÖSTERREICH<br />
AKTUELLES AUS DEM BEREICH<br />
WIEN<br />
NEUE SCHUTZVISIERE<br />
Vielen Dank an den Rotaract Club Wien-Graben für die<br />
neuen Schutzvisiere von Eremit Display #schauaufdichschauaufmich<br />
ESSENSAUSLIEFERUNG<br />
MALTESER – CARITAS – HOTEL WIMBERGER<br />
Das Chancenhaus Grangasse bietet wohnungslosen erwachsenen<br />
Männern eine Unterkunft sowie Beratung<br />
und Betreuung. In der Coronakrise haben <strong>Malteser</strong><br />
täglich rund 70 Mahlzeiten vom Arcotel Wimberger<br />
(gekocht und gespendet) abgeholt und in das Chancenhaus<br />
geliefert.<br />
AKTUELLES AUS DEM BEREICH<br />
STEIERMARK<br />
STEIERMARK – MONATSMESSE<br />
STEIERMARK: Gemeinschaft leben trotz Social Distancing. Briefe schreiben und regelmäßige Telefonate mit unseren<br />
Betreuten. Der persönliche Kontakt, auch wenn es oft nur die Stimme am Telefon war, manchmal aber auch mit Bild über<br />
WhatsApp oder einen Computer, hat eine wichtige Rolle gespielt.<br />
34<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
AKTUELLES AUS DEM BEREICH<br />
BURGENLAND<br />
KOCHEN VINZIRAST<br />
Aufgrund der aktuellen Situation VinziRast Takeaway:<br />
<strong>Malteser</strong> kochen, portionieren und verpacken, sodass sich<br />
jeder ein Essenspaket in der VinziRast abholen kann.<br />
EINKAUFSDIENST<br />
<strong>Die</strong> durch COVID-19 notwendigen gesellschaftlichen<br />
Einschränkungen stellen uns alle vor große Herausforderungen.<br />
Wir müssen jetzt aber besonders auf unsere<br />
älteren Mitmenschen achtgeben und ihnen kleine,<br />
aber umso wichtigere <strong>Die</strong>nste erweisen. Das dankbare<br />
Strahlen in den Augen dieser hilfsbedürftigen Personen,<br />
denen wir für uns ganz einfache Tätigkeiten abnehmen,<br />
wie einen Einkauf zu erledigen, entschädigt für alle<br />
Mühen.<br />
AKTUELLES AUS DEM BEREICH<br />
TIROL<br />
JOUR-FIXE „MALTACAFE“<br />
wurde zu einem Unterlandcafe in Kaltenbach<br />
– da es für einige unserer Freunde<br />
zu beschwerlich oder einfach zu weit<br />
ist, um nach Innsbruck zu kommen.<br />
HEILIGE MESSE in der Herz Jesu Kirche in Bregenz.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 35
MIT EIGENER KRAFT GEGEN DIE KRISE<br />
<strong>Die</strong> Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie haben erhebliche negative Auswirkungen auf Menschen, wie<br />
Psychotherapeuten feststellen und Studien belegen. Das Besinnen auf unsere inneren Ressourcen kann uns stärken und<br />
helfen, schützende Resilienz aufzubauen.<br />
Für Menschen mit psychischen Problemen sind die staatlichen<br />
Maßnahmen gegen COVID-19, allen voran die Einschränkung<br />
der sozialen Kontakte, eine enorme Belastung.<br />
Bestehende Symptome können sich verschlimmern<br />
und bereits überwundene Traumata wieder aktiv werden.<br />
Viele Betroffene vermissen eine geordnete Alltagsstruktur<br />
und die gewohnte Psychotherapie im direkten Kontakt.<br />
Im Bereich der sozialen Bindungen empfinden sie<br />
durch fehlende soziale Interaktionen Einsamkeit. Andere<br />
Betroffene wiederum fühlen sich mit dem Partner oder<br />
der Familie zu Hause beengt. Dazu kommt die Angst vor<br />
einer Wirtschaftskrise.<br />
Eine aktuelle Studie des Österreichischen Bundesverbands<br />
für Psychotherapie (ÖBVP) und der Donau-Universität<br />
Krems geht davon aus, dass die Zahl der Patienten mit psychischen<br />
Problemen in der zweiten Jahreshälfte <strong>2020</strong> deutlich<br />
ansteigen wird. „Konkrete Zahlen dazu gibt es noch<br />
nicht, Daten aus anderen Ländern zeigen jedoch, dass die<br />
psychische Belastung in der Bevölkerung zugenommen hat.<br />
Restriktionen, was Kultur und Reisen anbelangt, sowie finanzielle<br />
Auswirkungen werden noch weiter spürbar sein.<br />
Wer jetzt schon depressiv ist, den könnte das in veritable<br />
Probleme stürzen“, sagt Peter Stippl, Präsident des ÖBVP.<br />
www.ots.at/presseaussendung/OTS_<strong>2020</strong>0422_<br />
OTS0151/aviso-pressekonferenz-zu-den-auswirkungender-corona-massnahmen-auf-patientinnen-der-psychotherapie-am-24-april-10-uhr<br />
Wie sich solchen Problemsituationen vorbeugen lässt,<br />
beschreiben Brigitte Kneissl und Laetitia Keil-Boswell,<br />
zwei Psychotherapeutinnen und <strong>Malteser</strong>innen. Sie bieten<br />
gezielt Hilfe an.<br />
Wertewandel in Zeiten der<br />
Coronakrise<br />
Von Brigitte Kneissl<br />
Immer höher, immer schneller, wie ein Turbo: In allen Lebensbereichen<br />
hat sich in den letzten Jahren das Tempo<br />
beschleunigt. Durch die Digitalisierung hat sich die technische<br />
Kommunikation vervielfacht. Der dadurch verursachte<br />
Stress engt das Immunsystem ein und fördert<br />
psychsomatische Erkrankungen wie Schlafstörungen,<br />
Bluthochdruck, Angststörungen, Existenzängste, Depressionen,<br />
Essstörungen, Burnout, Suchterkrankungen<br />
und Suizidgefahr. Auch bei Kindern und Jugendlichen<br />
haben psychische Erkrankungen in einem erschreckend<br />
hohen Ausmaß zugenommen.<br />
<strong>Die</strong> ganze Welt mit ihrer einseitig gelebten patriarchalen,<br />
Ich-bezogenen Struktur hat eine psychosomatische Erkrankung<br />
– sie leidet unter Atemnot, ihr geht im wahrsten<br />
Sinne des Wortes die Luft aus. <strong>Die</strong> Coronakrise ist<br />
ein Spiegelbild dafür. Unser erschöpftes Wertesystem<br />
braucht jetzt Zeit für Regeneration und Neuorientierung,<br />
um die Chance zu nützen, sich aus der Ich-Kultur in eine<br />
Wir-Kultur zu entwickeln.<br />
36<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
MEDIZINAKTUELL<br />
Brigitte Kneissl<br />
Laetitia Keil-Boswell<br />
Wie wir gestärkt aus dieser<br />
Krise hervorgehen können<br />
Von Laetitia Keil-Boswell<br />
Heilende Langsamkeit und Stille<br />
Indem wir uns der Ursache zuwenden, tun wir den ersten<br />
Schritt zur Heilung. Ist es nicht so, dass der Mensch vergessen<br />
hat, sich den kleinen Dingen zu widmen, sich als<br />
fühlendes Wesen dem Nachbarn, den Mitmenschen zuzuwenden?<br />
<strong>Die</strong> Freude der Langsamkeit wiederzuentdecken?<br />
Wie heilsam ist es denn, einen Waldspaziergang zu machen<br />
oder die Stille und den Duft einer Blumenwiese zu genießen?<br />
Alle Sinne erwachen in einer neuen Art und Weise, all<br />
das Erlebte kann in die neue Zeit mitgenommen und in ein<br />
neues, längst vergessenes Lebensgefühl integriert werden.<br />
Kostenlose Hilfe für <strong>Malteser</strong><br />
Für unsere Ordensmitglieder, unsere Betreuten und für<br />
die Mitglieder des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes Austria biete<br />
ich seit Beginn der Coronakrise psychotherapeutische<br />
Hilfe per Telefon an – kostenfrei, ehrenamtlich und vertraulich.<br />
Ich möchte dazu beitragen, den Menschen trotz<br />
dieser Ungewissheit Mut zu machen und ihnen zu helfen,<br />
neue Chancen und Perspektiven zu entwickeln. In dieser<br />
Phase des Rückzugs können wir auch erkennen, wie sehr<br />
wir einander brauchen und wie hilfreich es ist, zuzuhören<br />
und füreinander da zu sein. Unsere Sozialen <strong>Die</strong>nste stehen<br />
täglich in telefonischem Kontakt mit unseren Betreuten.<br />
Bei Bedarf vermitteln wir auch andere Kontakte für<br />
professionelle Hilfe.<br />
Achtsamkeitsübungen für inneres Gleichgewicht<br />
Als <strong>Malteser</strong> haben wir die Aufgabe, unserem christlichen<br />
Menschenbild entsprechend, dem Nächsten mit Mitgefühl,<br />
Liebe und Dankbarkeit zu begegnen. Achtsamkeit<br />
bedeutet im gegenwärtigen Moment präsent zu sein, mit<br />
Offenheit und ohne Vorurteil die gegenwärtige Erfahrung<br />
bewusst wahrzunehmen. Achtsamkeitspraxis kann auch<br />
in Form von Körper- und Atemübungen wie Feldenkrais,<br />
Yoga oder Qi-Gong praktiziert werden. <strong>Die</strong>se Übungen<br />
helfen, mehr inneres Gleichgewicht und Entspannung im<br />
Alltag zu finden und mit Stresssituationen angemessen<br />
und kreativ umzugehen.<br />
Mit Sorgen blicken wir in die Zukunft, die Ängste vieler<br />
sind groß und facettenreich: Zukunftsängste, Verlustängste,<br />
Existenzängste, Angst vor Einsamkeit, Angst vor<br />
Krankheit, die Liste scheint endlos. Angst kann Menschen<br />
massiv unter Druck setzen und ihr tägliches Leben<br />
stark einschränken. Oftmals fühlen sich Betroffene in<br />
Krisensituationen – wie der jetzigen – machtlos, ineffizient<br />
und unverstanden.<br />
<strong>Die</strong> Angststörung kann viele Formen annehmen und<br />
ist daher oftmals nicht leicht erkennbar. <strong>Die</strong> Symptome<br />
reichen von Schwindel und Benommenheit, Herzrasen,<br />
Schwitzen oder Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu<br />
Schlafstörungen und innerer Unruhe. Hier verschwimmen<br />
manchmal die Grenzen, da die Angststörung oftmals<br />
nicht klar von depressiver Symptomatik zu trennen<br />
ist, wie beispielsweise bei Antriebslosigkeit, Müdigkeit,<br />
Verlust von Interessen und erhöhter Reizbarkeit.<br />
INDIVIDUELLE STRATEGIEN ZUR ANGST-<br />
BEWÄLTIGUNG<br />
Wie gehen wir Menschen in dieser Ausnahmesituation<br />
mit unseren Ängsten und Sorgen um?<br />
Jeder Einzelne hat in den letzten Wochen eigene Strategien<br />
entwickelt, um die aktuellen Bedingungen so gut wie<br />
möglich auszuhalten und Unsicherheiten zu verarbeiten.<br />
Im Leben eines Menschen gibt es immer wieder schwere<br />
Zeiten und risikoreiche Situationen, die es zu bewältigen<br />
gilt, um womöglich gestärkt daraus hervorzugehen. Es<br />
gibt allerdings große Unterschiede in der Art und Weise,<br />
wie wir individuell mit Ängsten umgehen, und wie gut<br />
diese später verarbeitet werden können.<br />
Doch gibt es hier ein „Richtig“ oder ein „Falsch“?<br />
Existiert ein „besserer Umgang“ mit einer Krise?<br />
Hier kommt der Begriff „Resilienz“ ins Spiel. Bei Resilienz<br />
handelt es sich um die psychische Widerstandskraft,<br />
die sich in der Kindheit entwickelt und durch unterschiedliche<br />
Faktoren während des Lebens beeinflusst<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 37
MEDIZINAKTUELL<br />
wird. Es steht die Fähigkeit im Vordergrund, „nicht an etwas<br />
zu zerbrechen“.<br />
Resilienz als bedeutsames Potenzial<br />
Dabei ist zu betonen, dass während Krisen negative Reaktionen<br />
wie Desorientierung oder Verzweiflung angemessen und<br />
wichtig sind, um den Wachstumsprozess zu ermöglichen. <strong>Die</strong><br />
Verarbeitung einer Krise ist ein komplexer Prozess, der Zeit<br />
und Geduld braucht und bei jedem Individuum anders aussehen<br />
kann. Es kann aber festgelegt werden, dass gerade durch<br />
Erfahrungen, die während der Verarbeitung und Bewältigung<br />
von Krisensituationen gesammelt werden, die eigene Widerstandsfähigkeit<br />
wächst. <strong>Die</strong> Fähigkeit zur Resilienz gilt als<br />
schwer greifbares Konzept, da es sich nicht um eine eindeutig<br />
„sichtbare“ Charaktereigenschaft oder eine erlernbare Kompetenz<br />
handelt, sondern vielmehr um ein Potenzial, das sich nur<br />
unter gewissen Umständen ganz entfalten kann.<br />
Was sind also die Faktoren, die dazu beitragen, resilientes<br />
Verhalten zu fördern?<br />
In diesem Fall sprechen wir von unseren Ressourcen, die wir<br />
im Laufe des Lebens sammeln und aufbauen. <strong>Die</strong>se werden in<br />
drei Säulen eingeteilt: innere Stärke, äußere Unterstützung<br />
und interpersonale Problemlösefähigkeiten. Es ist hier nicht<br />
unbedingt wichtig, dass wir eine große Anzahl an verschiedenen<br />
Ressourcen in jeder Säule zur Verfügung haben, sondern<br />
vielmehr, dass wir über eine Kombination der fördernden Faktoren<br />
aus allen drei Gruppen verfügen.<br />
Psychotherapie zur Unterstützung<br />
Wichtig zu beachten ist außerdem nicht nur, ob genügend<br />
Ressourcen vorhanden sind, sondern auch ob diese in akuten<br />
Krisen tatsächlich in Anspruch genommen werden. Hier kann<br />
beispielsweise eine Psychotherapie sehr von Vorteil sein, um<br />
bei der Ressourcenaktivierung zu unterstützen oder Lücken zu<br />
füllen. Indem wir uns in Krisenzeiten immer wieder auf ebendiese<br />
Ressourcen besinnen, sie nutzen und ausbauen, kann<br />
eine gewisse psychische Widerstandsfähigkeit aufgebaut werden,<br />
um auch aus zukünftigen Krisen gestärkt hervorzugehen.<br />
Insofern kann man sich Resilienz als eine Art „Ritterrüstung“<br />
vorstellen: Sie schützt zuverlässig und blockt Gefahren ab. Sie<br />
muss allerdings auch regelmäßig gepflegt und benützt werden,<br />
um nicht zu rosten und langfristig intakt zu bleiben.<br />
BLUT UND PLA<br />
In Österreichs Spitälern werden im Schnitt<br />
1.000 Blut konserven pro Tag benötigt – auch in<br />
Zeiten von COVID-19. <strong>Die</strong> Blutabnahmen finden<br />
unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt.<br />
Von Moritz Schuschnigg<br />
Im Schnitt alle 90 Sekunden wird in Österreichs<br />
Spitälern eine Blutkonserve benötigt. „Pro Tag<br />
kommen rund 1.000 Konserven zur Behandlung<br />
von Patienten zum Einsatz. In Notfällen können<br />
sie Menschenleben retten“, sagt Gerald Schöpfer,<br />
Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes.<br />
Das Rote Kreuz ruft deshalb regelmäßig zum Blutspenden<br />
auf. Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie<br />
haben zusätzlich Plasmaspenden an Bedeutung<br />
gewonnen. Warum das so ist, erklärt Claudia<br />
Feyerl, für den <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst im Bereich<br />
Burgenland tätige Ärztin.<br />
Wie steht es generell um das Blutspendeverhalten<br />
der Österreicher?<br />
2018 haben in Österreich rund 230.000 Personen<br />
Blut beim Roten Kreuz gespendet. <strong>Die</strong> Spendebereitschaft<br />
der heimischen Bevölkerung liegt im<br />
Vergleich mit anderen europäischen Ländern im<br />
oberen Mittelfeld. Im weltweiten Vergleich ist es<br />
ein sehr guter Wert.<br />
38<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
MEDIZINAKTUELL<br />
SMA SPENDEN – JETZT!<br />
Wie funktioniert die<br />
Plasmaspende?<br />
<strong>Die</strong> Spende selbst erfolgt an einem sogenannten Zellseparator.<br />
Dabei wird über die Armvene Blut entnommen. In<br />
der Zentrifuge wird das Blut in seine Bestandteile aufgeteilt.<br />
Das Plasma mit den darin enthaltenen Antikörpern<br />
wird gesammelt, die restlichen Blutbestandteile werden<br />
wieder zurück in den Körper geleitet. Maximal werden<br />
0,7 Liter Blutflüssigkeit abgenommen, die Gesamtdauer<br />
der Spende beträgt rund 45 Minuten.<br />
Decken die Blutspenden den Bedarf ab oder werden<br />
mehr Blutspender benötigt?<br />
<strong>Die</strong> Versorgung ist in Österreich nach derzeitigem Stand<br />
gesichert. Damit das langfristig so bleibt, brauchen wir<br />
künftig mehr junge Menschen, die zu wiederkehrenden<br />
Blutspendern werden. Aktuell ist es so, dass die geburtenstarken<br />
Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre<br />
schrittweise in „Blutspendepension“ gehen. <strong>Die</strong> Jahrgänge<br />
der 2000er-Jahre sind im Vergleich zahlenmäßig kleiner.<br />
Sie müssen angesprochen werden und die Blutspende<br />
idealerweise zu einem regelmäßigen Bestandteil ihres<br />
Lebens machen.<br />
Sind Blut- und Plasmaspenden von Personen, die<br />
COVID-19 hatten, verwertbar?<br />
Personen, die an COVID-19 erkrankt waren und wieder<br />
gesund sind, können vier Wochen nach Abklingen der<br />
letzten Symptome zur Spende kommen. Derzeit werden<br />
vermehrt von COVID-19 genesene Spender gesucht, die<br />
sogenanntes Rekonvaleszentenplasma – also Plasma mit<br />
darin enthaltenen Antikörpern – spenden. <strong>Die</strong> Gabe von<br />
antikörperhaltigem Blutplasma kann anderen, von CO-<br />
VID-19 betroffenen Personen helfen, die diese Antikörper<br />
nicht schnell genug oder in der richtigen Qualität bilden<br />
können. Der Einsatz von Rekonvaleszentenplasma ist eine<br />
therapeutische Option, solange es keine Impfung oder<br />
kein zugelassenes breit verfügbares Medikament gibt.<br />
Wie steht es mit den Sicherheitsmaßnahmen bei<br />
der Blut- und Plasmaspende?<br />
Da kann ich Sie beruhigen. Es werden höchste Sicherheitsstandards<br />
eingehalten und alle notwendigen Vorkehrungen<br />
getroffen. Das können viele der <strong>Malteser</strong>,<br />
die bereits gespendet haben, bestätigen. An dieser Stelle<br />
übrigens herzlichen Dank an alle, die meinen bisherigen<br />
Einladungen zur speziellen „<strong>Malteser</strong>-Blutspende“ gefolgt<br />
sind. Ich werde auch in Zukunft regelmäßig Termine<br />
ankündigen und freue mich jetzt schon sehr auf jede<br />
neue Spende!<br />
Alle Informationen zur Blutspende beim Roten<br />
Kreuz sowie Termine auf www.blut.at oder unter<br />
0800 190 190. E-Mail: blut@roteskreuz.at<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 39
OPA<br />
Am 100. Jahrestag der Geburt von Papst<br />
Wojtyla, am 18. Mai, öffnete der Petersdom<br />
MALTESERWELTWEIT<br />
wieder seine Pforten. Zuvor war der<br />
Innenraum gründlich gereinigt worden und es<br />
wurden die notwendigen Vorkehrungen und<br />
präventiven Maßnahmen für den Zugang<br />
getroffen. <strong>Die</strong> MALTESER beteiligten sich an<br />
DIENST AM NÄCHSTEN IN DER KRISE<br />
den Gesundheitschecks derBesucher.<br />
Das Coronavirus wählt nicht aus, ob es arme und bedürftige oder reiche und medizinisch gut versorgte Menschen<br />
trifft. Es beschränkt sich nicht auf einzelne Länder oder Regionen. Es ist überall. Deshalb sind auch die MALTESER<br />
weltweit im Einsatz, um zu helfen.<br />
AFRIKA<br />
MALTESER weltweit im Kampf gegen COVID-19<br />
en, Belgien, Deutschland, Frankreich,<br />
ritannien, Irland, Italien, Litauen, Malta,<br />
eich, Polen, Portugal, Rumänien, Serbien,<br />
kei, Slowenien, Spanien, Tschechische<br />
lik, Ukraine, Ungarn<br />
Der <strong>Malteser</strong>orden hat zur Bekämpfung der COVID-<br />
19-Pandemie sein globales Engagement umfassend verstärkt<br />
(siehe unten- und nebenstehende Übersicht). Viele<br />
der Sozial- und Gesundheitsprojekte in den 120 Ländern,<br />
in denen die Hilfs- und Freiwilligenorganisationen der<br />
<strong>Malteser</strong> tätig sind, wurden entweder erweitert und/oder<br />
in Präventions- und Behandlungsprogramme für Covid-<br />
Patienten umgewandelt. Medizinische und logistische<br />
Unterstützung wurde und wird für die nationalen Gesund-<br />
tliche Maßnahmen:<br />
tion und Aufklärung, Verteilung von<br />
smitteln, Medikamenten, Masken und<br />
ausrüstung, Aufbau und Ausrüstung von<br />
lten und COVID-Krankenstationen,<br />
ntransporte, Hilfe für Obdachlose,<br />
ftige, ältere und behinderte Menschen,<br />
logische Unterstützung, Krisenzentren<br />
raßennotdienste, Hotlines<br />
N<br />
40<br />
EUROPA<br />
Albanien, Belgien, Deutschland, Frankreich,<br />
Großbritannien, Irland, Italien, Litauen, Malta,<br />
Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Serbien,<br />
Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische<br />
Republik, Ukraine, Ungarn<br />
istan, Bangladesch<br />
Wesentliche Maßnahmen:<br />
Prävention und Aufklärung, Verteilung von<br />
Lebensmitteln, Medikamenten, Masken und<br />
Schutzausrüstung, Aufbau und Ausrüstung von<br />
Feldzelten und COVID-Krankenstationen,<br />
Krankentransporte, Hilfe für Obdachlose,<br />
Bedürftige, ältere und behinderte Menschen,<br />
psychologische Unterstützung, Krisenzentren<br />
und Straßennotdienste, Hotlines<br />
tliche Maßnahmen:<br />
nische Untersuchungen,<br />
ung von Hygiene,<br />
ung von medizinischem<br />
gienematerial<br />
ASIEN<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong><br />
Benin, Elfenbeinküste, Kongo,<br />
Südafrika, Südsudan, Uganda<br />
heitssysteme der betroffenen Länder nach den Richtlinien<br />
der Regierung geleistet. Neue Krankenstationen wurden<br />
und werden eröffnet, bestehende Krankenhäuser des Mal-<br />
Wesentliche Maßnahmen:<br />
Prävention und Aufklärung,<br />
Wiedereröffnung des Petersdoms<br />
Am 100. Jahrestag Sensibilisierungskampagnen,<br />
der Geburt von Papst<br />
Wojtyla, Einrichtung am 18. Mai, öffnete von der Isolierstationen<br />
Petersdom<br />
wieder seine<br />
und<br />
Pforten.<br />
Feldkrankenhäusern<br />
Zuvor war der<br />
zur<br />
Innenraum gründlich gereinigt worden und es<br />
wurden teserordens die Voruntersuchung, notwendigen in Intensivstationen Vorkehrungen Verteilung<br />
umgewandelt. und<br />
präventiven von Maßnahmen Lebensmittelpaketen für den Zugang und<br />
getroffen. <strong>Die</strong> MALTESER beteiligten sich an<br />
Kindernahrung<br />
Prävention und Erste Hilfe an vorderster Stelle<br />
den<br />
In<br />
Gesundheitschecks<br />
Ländern, in denen<br />
derBesucher.<br />
die hygienischen Grundbedingungen<br />
schlecht sind, wurden Aufklärungskampagnen durchgeführt<br />
und die Versorgung mit WASH (Wasser, sanitäre<br />
AMERIKA<br />
AFRIKA<br />
Benin, Elfenbeinküste, Kongo,<br />
Südafrika, Südsudan, Uganda<br />
Brasilien, Dominikanische<br />
Republik, Kolumbien, Mexiko,<br />
Peru, Puerto Rico, Uruguay, USA<br />
Wesentliche Maßnahmen:<br />
Prävention und Aufklärung,<br />
Sensibilisierungskampagnen,<br />
Einrichtung von Isolierstationen<br />
und Feldkrankenhäusern zur<br />
Voruntersuchung, Verteilung<br />
von Lebensmittelpaketen und<br />
Kindernahrung<br />
Wesentliche Maßnahmen:<br />
Prävention und Aufklärung,<br />
Verteilung von Lebensmitteln,<br />
Medikamenten, Masken und<br />
Schutzausrüstung, Einrichtung<br />
mobiler Kliniken, Hilfe für<br />
Obdachlose, Suppenküchen<br />
AMERIKA<br />
Brasilien, Dominikanische<br />
Republik, Kolumbien, Mexiko,<br />
Peru, Puerto Rico, Uruguay, USA<br />
Wesentliche Maßnahmen:
MALTESERWELTWEIT<br />
MALTESER weltweit im Kampf gegen COVID-19<br />
Einrichtungen, Hygiene) verbessert. Viele soziale Aktivitäten<br />
des Ordens wurden verstärkt, um die großen wirtschaftlichen<br />
Schwierigkeiten zu bewältigen, mit denen viele Menschen konfrontiert<br />
sind. In zahlreichen Ländern stellen die Freiwilligen<br />
des <strong>Malteser</strong>ordens die regelmäßige Lieferung von Lebensmitteln<br />
und Grundbedarfsgütern sicher und bieten medizinische<br />
Hilfe an. Vielen Assoziationen gelingt es, mit Unterstützung<br />
der Botschaften des Ordens, die routinemäßigen Hausbesuche<br />
fortzusetzen und die medizinische Versorgung vor allem älterer<br />
Menschen zu gewährleisten. Darüber hinaus hat der <strong>Malteser</strong>orden<br />
spezielle Fachkräfte eingesetzt, die sich mit den psychologischen<br />
Auswirkungen von Quarantäne und Isolation befassen.<br />
EUROPA<br />
Unterstützung durch Experten<br />
Das diplomatische Netzwerk des <strong>Malteser</strong>ordens setzt sich voll<br />
und ganz Albanien, für ein besseres Belgien, Verständnis Deutschland, des Virus Frankreich, und seiner Eindämmungsmaßnahmen<br />
Großbritannien, ein. Irland, Das Projekt Italien, „Doctor Litauen, to Doctor“, Malta, das<br />
in Zusammenarbeit Österreich, Polen, mit der Portugal, in London Rumänien, ansässigen Denkfabrik Serbien,<br />
„Forward Slowakei, Thinking“ Slowenien, ins Leben gerufen Spanien, wurde, Tschechische<br />
hat ein Netzwerk<br />
von Experten Republik, auf Ukraine, dem Gebiet Ungarn der Epidemiologie und Virologie<br />
geschaffen. Es trifft mit Ärzten aus Ländern des Nahen Ostens<br />
online Wesentliche zusammen, um Maßnahmen:<br />
bewährte Verfahren und die neuesten<br />
Fortschritte Prävention in der medizinischen und Aufklärung, Forschung Verteilung zu diskutieren. von Das<br />
Projekt Lebensmitteln, richtet sich insbesondere Medikamenten, an Länder, Masken deren Gesundheitsinfrastruktur<br />
Schutzausrüstung, unvorbereitet oder Aufbau mangelhaft und Ausrüstung ist. Bislang von fanden<br />
derartige Feldzelten Onlinetreffen und COVID-Krankenstationen,<br />
mit Gesundheitsbehörden in Palästina<br />
und im Krankentransporte, Jemen statt. Hilfe für Obdachlose,<br />
Bedürftige, ältere und behinderte Menschen,<br />
psychologische Unterstützung, Krisenzentren<br />
und Straßennotdienste, Hotlines<br />
EUROPA<br />
Albanien, Belgien, Deutschland, Frankreich,<br />
Großbritannien, Irland, Italien, Litauen, Malt<br />
Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Serbi<br />
Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische<br />
Republik, Ukraine, Ungarn<br />
Wesentliche Maßnahmen:<br />
Prävention und Aufklärung, Verteilung von<br />
Lebensmitteln, Medikamenten, Masken und<br />
Schutzausrüstung, Aufbau und Ausrüstung vo<br />
Feldzelten und COVID-Krankenstationen,<br />
Krankentransporte, Hilfe für Obdachlose,<br />
Bedürftige, ältere und behinderte Menschen,<br />
psychologische Unterstützung, Krisenzentren<br />
und Straßennotdienste, Hotlines<br />
Wiedereröffnung des Petersdoms<br />
Am 100. Jahrestag der Geburt von Papst<br />
ASIEN<br />
Wojtyla, am 18. Mai, öffnete der Petersdom<br />
wieder seine Pforten. Zuvor war der<br />
Innenraum<br />
Afghanistan,<br />
gründlich gereinigt<br />
Bangladesch<br />
worden und es<br />
wurden die notwendigen Vorkehrungen und<br />
präventiven Wesentliche Maßnahmen Maßnahmen: für den Zugang<br />
getroffen. Medizinische <strong>Die</strong> MALTESER Untersuchungen,<br />
beteiligten sich an<br />
den Gesundheitschecks Förderung von derBesucher.<br />
Hygiene,<br />
Verteilung von medizinischem<br />
und Hygienematerial<br />
AFRIKA<br />
Benin, Elfenbeinküste, Kongo,<br />
Südafrika, Südsudan, Uganda<br />
Wesentliche Maßnahmen:<br />
Prävention und Aufklärung,<br />
Sensibilisierungskampagnen,<br />
Einrichtung von Isolierstationen<br />
und Feldkrankenhäusern zur<br />
Voruntersuchung, Verteilung<br />
von Lebensmittelpaketen und<br />
Kindernahrung<br />
AMERIKA<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 41
MALTESERWELTWEIT<br />
© Hand in Hand/<strong>Malteser</strong> Internationall<br />
© IDA/<strong>Malteser</strong> International<br />
1 2<br />
3<br />
1. In allen von <strong>Malteser</strong> International unterstützten Gesundheitseinrichtungen<br />
wurden Corona-Schutzmaßnahmen<br />
eingeführt. Hier wird die Körpertemperatur einer jungen<br />
Patientin vor Betreten der Einrichtung gemessen.<br />
2. Für viele Menschen bieten die Einrichtungen die einzige<br />
Möglichkeit auf eine medizinische Behandlung.<br />
3. In den Gesundheitsstationen werden Mütter und ihre Babys<br />
vor, während und nach der Geburt medizinisch versorgt.<br />
© Hand in Hand/<strong>Malteser</strong> Internationall<br />
SO HILFT MALTESER INTERNATIONAL IN ZEITEN VON CORONA IN SYRIEN<br />
DIE KOMPLEXESTE HUMANITÄRE<br />
KRISE WELTWEIT<br />
Syrien: Während sich die Welt auf die Bekämpfung des Coronavirus konzentriert, trifft in Syrien die Pandemie auf<br />
die weltweit größte und komplexeste humanitäre Krise. Elf Millionen Menschen sind auch im zehnten Jahr des<br />
Krieges nach wie vor dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.<br />
Von Anne Hensel<br />
Fast eine Million Menschen wurden im Nordwesten<br />
Syriens seit Ende vergangenen Jahres abermals vertrieben.<br />
Sie leben unter äußerst prekären Bedingungen<br />
in Camps für Vertriebene, in informellen Lagern oder<br />
gar unter freiem Himmel. Eine schnelle Ausbreitung<br />
des Coronavirus im Land würde eine unvorstellbare<br />
Steigerung des ohnehin großen Leids dieser Menschen<br />
bedeuten. Bereits vor der Pandemie galt das öffentliche<br />
Gesundheitssystem als zusammengebrochen. Ein<br />
Großteil der Krankenhäuser und medizinischen Einrichtungen<br />
wurde im Krieg zerstört, es mangelt an<br />
Medikamenten, Equipment und medizinischem Perso-<br />
nal. Für einen Ausbruch des Virus ist das Land nicht<br />
gerüstet.<br />
<strong>Die</strong> Menschen in Syrien benötigen dringend<br />
Unterstützung.<br />
<strong>Malteser</strong> International setzt sich gemeinsam mit seinen<br />
Partnerorganisationen für die notleidenden Menschen in<br />
Nordwest-Syrien ein. Auch in Zeiten von COVID-19 sind<br />
die Mitarbeiter vor Ort unermüdlich im Einsatz, um die<br />
Gesundheit und Lebensbedingungen der Menschen zu<br />
verbessern und sie vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus<br />
zu schützen. Vor allem vorbeugende Maßnahmen in<br />
42<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
XXXX<br />
4 5<br />
6<br />
4. Damit sie nicht auf dem Boden schlafen müssen,<br />
hat <strong>Malteser</strong> International mit der Maram Foundation<br />
Matratzen an über 1.000 Vertriebene verteilt.<br />
5. Mehr als 20.000 Menschen haben <strong>Malteser</strong> International<br />
und die Maram Foundation allein im Monat<br />
Januar mit sauberem Wasser versorgt.<br />
6. In den kalten Wintermonaten wurden durch die<br />
Verteilung von Decken viele Menschen in der Region<br />
Idlib vor dem Erfrieren bewahrt.<br />
© Maram Foundation/<strong>Malteser</strong> International<br />
den Bereichen Gesundheit, Wasser und Hygiene sind jetzt<br />
mehr denn je überlebenswichtig.<br />
Stärkung der Gesundheitskapazitäten<br />
<strong>Malteser</strong> International betreibt und unterstützt in Syrien<br />
mit seinen Partnerorganisationen Hand in Hand for Aid<br />
and Development und der Independent Doctors Association<br />
zahlreiche Krankenhäuser, Gesundheitseinrichtungen<br />
und mobile medizinische Teams. Zehntausende Menschen<br />
erhalten hier pro Monat eine kostenlose medizinische<br />
Behandlung und lebensrettende Hilfe. Um Helfer und<br />
Patienten vor einer Infektion mit dem Virus zu bewahren,<br />
wurden in allen Einrichtungen umfassende Corona-<br />
Schutzmaßnahmen eingeführt. <strong>Die</strong> Ausrüstung des medizinischen<br />
Personals mit Schutzanzügen, Masken und<br />
Desinfektionsmitteln ist dabei genauso essenziell wie die<br />
Durchführung von Schulungen im Umgang mit potenziellen<br />
COVID-19-Patienten.<br />
Verbesserung der Lebensbedingungen in den<br />
Flüchtlingscamps<br />
In den syrischen Camps leben die Menschen dicht gedrängt<br />
unter miserablen hygienischen Bedingungen – ohne angemessenen<br />
Zugang zu sauberem Wasser oder sanitären Einrichtungen.<br />
Einmal ausgebrochen würde sich das Coronavirus<br />
unter diesen Bedingungen rasend schnell verbreiten.<br />
Angesichts dieser Gefahr hat <strong>Malteser</strong> International seine<br />
Hilfe ausgeweitet, denn nur durch vorbeugende Maßnahmen<br />
kann das Schlimmste verhindert werden. In Zusammenarbeit<br />
mit der Maram Foundation werden noch mehr<br />
Geflüchtete mit sauberem Wasser und Hygieneartikeln<br />
wie Seife versorgt. Ebenso kümmern sich die Mitarbeiter<br />
um die Instandhaltung, Reparatur sowie Reinigung sanitärer<br />
Einrichtungen, klären über COVID-19 auf und verteilen<br />
Infomaterial.<br />
Gerade in Zeiten von Corona dürfen die<br />
Menschen in Syrien nicht in Vergessenheit<br />
geraten. Mit Ihrer Spende können Sie jetzt<br />
helfen, die Menschen in Syrien gegen einen<br />
Ausbruch des Virus bestmöglich zu wappnen.<br />
Onlinespenden: www.malteser.at<br />
Stichwort: <strong>Malteser</strong> International – Syrien<br />
IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />
BIC: GIBAATWW<br />
Ihre Spende ist steuerlich absetzbar.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 43
MALTESERWELTWEIT<br />
Zwischen ein und zwei Millionen Heuschrecken bilden einen Schwarm.<br />
DIE HEUSCHRECKENPLAGE WÜTET<br />
WEITER<br />
Von Katharina Kiecol/Anne Hensel<br />
„<strong>Die</strong>se Insektenschwärme sind in unser Dorf eingefallen<br />
und haben alle Weiden zerstört. Sie fressen alles kahl,<br />
keinen Grashalm lassen sie für unser Vieh stehen“, Sallo<br />
Gurio Wario ist verzweifelt. Sie lebt im Distrikt Marsabit<br />
im Norden Kenias, wo die ersten Wüstenheuschrecken,<br />
die Sallo nur „Insekten“ nennt, bereits seit Ende vergangenen<br />
Jahres die Region befallen haben. „Unsere Kühe<br />
und Ziegen sind doch auf das Futter auf den Weiden angewiesen,<br />
um genügend Milch und Fleisch zu geben. Ich<br />
ernähre meine Familie von den Erträgen der Viehwirtschaft<br />
und schon jetzt ist die Milchproduktion durch die<br />
Insektenplage beeinträchtigt. Ich weiß nicht, wie es weitergehen<br />
soll“, sagt Sallo.<br />
Es ist die schwerste Heuschreckenplage seit Jahrzehnten<br />
Während die Welt mit der Coronapandemie kämpft, bedroht<br />
in Ostafrika zusätzlich die Heuschreckenplage die<br />
Lebensgrundlage von Millionen von Menschen in Kenia<br />
und den Nachbarländern Äthiopien, Somalia, Uganda<br />
und dem Südsudan. Auch asiatische Länder wie Pakistan<br />
und Indien sind von den Plagen betroffen.<br />
Eigentlich sind Heuschreckenschwärme ein normales<br />
Naturereignis. Eine Plage des aktuellen Ausmaßes hat es<br />
jedoch in Kenia seit 70 Jahren nicht gegeben. Es sind veränderte<br />
Klimabedingungen, die den Wüstenheuschrecken<br />
den perfekten Nährboden für eine Vermehrung in so großer<br />
Zahl bereiten. „Im vergangenen Jahr hat die Region im<br />
Nordosten des Landes zunächst unter einer Dürre gelitten,<br />
anschließend folgten schwere Regenfälle mit Überschwemmungen.<br />
Das sind optimale Bedingungen für die Tiere“, so<br />
Martin Schömburg, Länderbüroleiter von <strong>Malteser</strong> International<br />
in Kenia. Einer der beobachteten Heuschreckenschwärme<br />
maß 60 mal 40 Kilometer. Täglich vertilgen die<br />
Insekten so viel Nahrung wie rund 35.000 Menschen.<br />
44<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
Alle Fotos: PACIDA/<strong>Malteser</strong> International<br />
Um die Verluste von bedürftigen Menschen in Kenia zu kompensieren, zahlt <strong>Malteser</strong> International per Mobiltelefon Geld an<br />
die Menschen aus. Mit dem Geld, das Sallo Gurio Wario bekommen hat, konnte sie notwendige Lebensmittel für sich und ihre<br />
Familie kaufen.<br />
Es droht eine schwere Hungersnot<br />
Im Norden Kenias lebt die ländliche Bevölkerung wie Sallo<br />
mehrheitlich von der Vieh- und Landwirtschaft. Weil die<br />
Heuschrecken alles kahl fressen, finden Kühe, Ziegen und<br />
das andere Vieh kein Essen mehr. Auch Ernten könnten<br />
vollständig vernichtet werden. Laut den Vereinten Nationen<br />
könnte sich die Zahl der Heuschrecken bis Juni<br />
noch um das 500-fache erhöhen. <strong>Die</strong> Ernährungs- und<br />
Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen,<br />
die FAO, geht davon aus, dass die Schwärme noch bis zum<br />
Ende dieses Jahres Felder und Weideflächen vernichten<br />
werden. <strong>Die</strong> Folgen der Plage werden also weitaus verheerender<br />
sein, als sie es bereits sind. Schon jetzt leiden in<br />
ganz Ostafrika etwa 20 Millionen Menschen an Hunger.<br />
Es droht eine schwere Hungersnot.<br />
<strong>Die</strong> Coronapandemie verschärft die Situation<br />
Wie in den meisten Ländern gilt auch in Kenia seit Ende<br />
März aufgrund der Coronapandemie eine eingeschränkte<br />
Bewegungsfreiheit, wodurch die Situation vor allem für<br />
die ohnehin arme Bevölkerung weiter verschärft wird.<br />
Auch Sallo hat die Konsequenzen bereits bemerkt: „<strong>Die</strong>jenigen,<br />
die Geld haben, kaufen Lebensmittel auf Vorrat.<br />
Aufgrund der eingeschränkten Bewegungsfreiheit sparen<br />
die Menschen in meiner Nachbarschaft, die zuvor noch<br />
andere unterstützt haben, jetzt das Wenige, das sie haben,<br />
anstatt es weiterzugeben. <strong>Die</strong> Armen werden jetzt<br />
vor Hunger sterben, wenn es keine Unterstützung von<br />
außen gibt.“ Ebenso haben die Einschränkungen durch<br />
das Coronavirus die Maßnahmen gegen die Plage verlangsamt,<br />
es kam laut FAO zu Verspätungen bei der Einfuhr<br />
von Equipment.<br />
So hilft <strong>Malteser</strong> International<br />
„Jetzt ist es wichtig, die Verluste der Menschen zu kompensieren.<br />
Gemeinsam mit unserem lokalen Partner und<br />
in Abstimmung mit der FAO zahlen wir an die besonders<br />
Bedürftigen mithilfe des sogenannten M-Pesa-Systems<br />
über Mobiltelefone Geld aus, damit sich die Menschen<br />
selbst mit dem Lebensnotwendigsten versorgen können.<br />
Außerdem unterstützen wir gemeinsam mit unserem lokalen<br />
Partner, der Pastoral Community Initiative and Development<br />
Assistance (PACIDA) die kenianische Regierung<br />
und die FAO dabei, die Schwärme zu beobachten und zu<br />
dokumentieren, welche Gebiete besonders betroffen sind.<br />
<strong>Die</strong>se Daten sind wichtig, damit die Regierung die Schwärme<br />
wirksam bekämpfen kann“, sagt Schömburg. Unterstützt<br />
wird <strong>Malteser</strong> International vom Auswärtigen Amt.<br />
Auch Sallo hat Geld von <strong>Malteser</strong> International erhalten<br />
und konnte für sich und ihre Familie das Nötigste kaufen.<br />
<strong>Malteser</strong> International ist das weltweite Hilfswerk<br />
des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens für<br />
humanitäre Hilfe. <strong>Die</strong> Organisation leistet in rund<br />
100 Projekten in mehr als 20 Ländern Hilfe für<br />
Menschen in Not, unabhängig von deren Religion,<br />
Herkunft oder politischer Überzeugung. <strong>Die</strong><br />
christlichen Werte und die humanitären Prinzipien<br />
der Unparteilichkeit und Unabhängigkeit bilden<br />
die Grundlage der Arbeit.<br />
www.malteser-international.org<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 45
MALTESERWELTWEIT<br />
„ES IST WIEDER VIEL MÖGLICH<br />
GEWORDEN“<br />
Désirée Jebsen ist Hospitalier des <strong>Malteser</strong>ordens in Hongkong. Ein Gespräch mit der fünffachen Mutter über die<br />
Coronakrise und die andere Art des Helfens in einem gesetzlich stark reglementierten Land.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Seit wann lebst Du in Hongkong?<br />
Das sind jetzt schon 33 Jahre. Mein Mann stammt in<br />
vierter Generation aus einer deutsch-dänischen Familie,<br />
die vor 125 Jahren hier ein Handelshaus gegründet hat.<br />
Ich bin nach Honkong übersiedelt, als wir geheiratet haben.<br />
Unsere fünf Kinder sind hier aufgewachsen und als<br />
Teenager in Internate nach Europa und Nordamerika gekommen.<br />
Drei unserer Kinder haben fertig studiert und<br />
arbeiten bereits. Eine Tochter studiert in London, und<br />
eine hat gerade ihr Abitur hinter sich gebracht.<br />
Wie hat COVID-19 in Deiner Wahrnehmung<br />
begonnen?<br />
Wir haben Ende Dezember 2019 von einer Grippe gehört,<br />
die auf dem „Seafood Market“ in Wuhan ausgebrochen<br />
sein soll. Hier in Hongkong ist die Aufmerksamkeit für<br />
solche Nachrichten naturgemäß sehr hoch. Wer im Jahr<br />
2003 die SARS-Epidemie miterlebt hat, rechnet immer<br />
wieder mit einem neuen Virus.<br />
Wie war dann der Verlauf?<br />
Am 25. Januar <strong>2020</strong> war das chinesische Neujahrsfest.<br />
Das ist das wichtigste Familienfest des Jahres, für das<br />
viele Menschen quer durchs ganze Land reisen. Um eine<br />
Masseninfektion zu vermeiden, wurde Wuhan schnellstmöglich<br />
abgeriegelt und für Reisende aus China eine<br />
14-tägige Quarantäne verhängt. In Hongkong wurden<br />
sofort die Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen<br />
geschlossen, Großveranstaltungen wurden abgesagt. <strong>Die</strong><br />
Geschäfte hielten allerdings offen.<br />
Hatten die Menschen Angst oder gab es auch Stimmen,<br />
die die Maßnahmen als unverhältnismäßig<br />
kritisiert haben?<br />
Wie überall wurden auch in Hongkong Toilettenpapier,<br />
Schutzmasken und Desinfektionsmittel gehortet. Es gab<br />
sogar einen Überfall auf einen Supermarkt, um Toilettenpapier<br />
zu klauen. Wirklich kritisiert wurden die Maßnahmen<br />
nicht. Natürlich wurde weniger Taxi gefahren, weniger<br />
ausgegangen. Aber zum Erliegen ist das Leben nie<br />
gekommen, weil man eben sehr früh eingegriffen hat.<br />
Wie verlief die zweite Welle Anfang März?<br />
Zahlreichen Hongkong-Bürgern, die im Februar nach Europa<br />
oder Amerika geflüchtet waren, wurde klar, dass es<br />
in Honkong viel sicherer ist. Viele kamen daher zurück.<br />
Außerdem studieren sehr viele junge Hongkonger in Europa<br />
und Amerika, wo Anfang März die Schulen und Universitäten<br />
ebenfalls geschlossen wurden. Ich habe zu diesem<br />
Zeitpunkt gerade noch Rückflugtickets für zwei meiner<br />
Töchter ergattert. <strong>Die</strong> Flugzeuge waren brechend voll. <strong>Die</strong><br />
Leute reisten ungeprüft nach Honkong herein, und gerade<br />
die jungen Leute gingen abends in die Bars und verbreiteten<br />
so das Virus unkontrolliert. Dadurch stieg die Zahl<br />
der Infizierten wieder an. Daher wurden dann die Bars und<br />
Karaoke-Studios für vier Wochen geschlossen.<br />
Wie werden die wirtschaftlichen Konsequenzen<br />
eingeschätzt?<br />
<strong>Die</strong> Folgen können noch nicht wirklich abgeschätzt werden.<br />
<strong>Die</strong> Wirtschaft, die ja hauptsächlich auf chinesischen<br />
Tourismus abzielt, hat schon in der Protestzeit vor der<br />
Coronapandemie ziemlich gelitten. Erstaunlicherweise<br />
ist die Wirtschaft dabei sich zu erholen, allerdings sind<br />
noch viele Leute in Hongkong arbeitslos und das wird<br />
wohl noch eine Zeitlang so bleiben.<br />
Hongkong gilt in der Coronakrise international als<br />
Vorzeigebeispiel – warum?<br />
Es wurde von Anfang an eingegriffen, und es wurde eng-<br />
46<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
XXXX<br />
In Rio de Janeiro geboren und in Zürich aufgewachsen, lebt Désirée Jebsen seit mehr als 30 Jahren mit ihrem Mann<br />
Hans Michael in Hongkong. Das Paar hat fünf Kinder, die in Europa und den USA zur Schule gehen oder studieren.<br />
Désirée Jebsen ist Hospitalier des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens in Hongkong und engagiert sich in zahlreichen<br />
Bildungsprojekten für junge Menschen und Menschen mit Behinderungen.<br />
maschig kontrolliert. Außerdem ist das Gesundheitssystem<br />
hervorragend, und es stehen genügend Intensivbetten<br />
zur Verfügung.<br />
Hat sich das Leben in Hongkong mittlerweile normalisiert?<br />
Noch nicht ganz, aber es ist wieder viel möglich geworden.<br />
<strong>Die</strong> Shoppingmalls sind nicht komplett leer, man geht in<br />
die Büros zur Arbeit. Es wurden gleich zu Beginn der Pandemie<br />
in vielen Unternehmen sogenannte A- und B-Teams<br />
eingeführt. So muss im Falle einer Infektion nicht die ganze<br />
Abteilung isoliert werden, sondern nur ein Teil.<br />
Haben sich die <strong>Malteser</strong> in Hongkong mit Hilfsaktionen<br />
engagiert?<br />
Wir können uns in China – Hongkong gehört ja zu China<br />
– nicht engagieren, da China sehr strenge Gesetze in<br />
Bezug auf NGOs hat. Viele Dinge, die in anderen Ländern<br />
gemacht werden, wie für ältere Nachbarn einkaufen gehen,<br />
werden hier durch die Hausangestellten erledigt.<br />
Medizinisch ist Hongkong sehr gut versorgt. Wir organisieren<br />
wöchtenlich einen „Danceathon“ über die Onlineplattform<br />
Zoom, weil die Wohnungen hier sehr klein sind<br />
und gerade junge Menschen mit Behinderung ihre Wohnungen<br />
nicht verlassen. Wir sind auch gerade dabei, gebrauchte<br />
Computer zu sammeln. Nicht alle von den Kindern,<br />
die wir in unserem Projekt betreuen, haben einen,<br />
um den Schulunterricht online zu verfolgen.<br />
Welchen Stellenwert hat der Glaube in Zeiten von<br />
Corona?<br />
Glaube und Religion spielen natürlich eine Rolle. Allerdings<br />
laufen Zusammenkünfte für Messen und gemeinsame Gebete<br />
nur über Video. Wir haben auch schon seit den Protesten<br />
eine Rosenkranzgruppe, die jeden Abend für Hongkong<br />
betet. Das hat sich jetzt auf das Thema Covid verlagert.<br />
Hat sich im Denken der Menschen durch die Coronakrise<br />
etwas verändert?<br />
Das ist hier sicher weniger der Fall als in Europa. In Hongkong<br />
ist es schon nach der großen SARS-Epidemie zu einer<br />
Haltungsänderung gekommen.<br />
Was wird sich nachhaltig und global durch die<br />
Krise verändern?<br />
Das Thema Gesundheit wird weltweit wichtiger werden.<br />
Ich glaube aber auch, dass die Digitalisierung mit ihren<br />
Möglichkeiten und Instrumenten eine noch größere Rolle<br />
spielen wird als bisher.<br />
Hat uns Corona auch etwas Positives gebracht?<br />
Gerade in Hongkong haben die Menschen gelernt dass<br />
die übliche Hektik vielleicht doch nicht die beste Lebensform<br />
ist. Ich denke viele Menschen haben sich wieder auf<br />
die traditionellen Werte wie Familienleben besonnen und<br />
mehr Zeit mit Kindern und Eltern verbracht.<br />
Hongkong ist eine Sonderverwaltungszone der Volksrepublik<br />
China. Mit mehr als sieben Millionen Einwohnern<br />
auf rund 1.100 Quadratkilometern und einem bedeutenden<br />
Wirtschafts- und Finanzsektor zählt Hongkong zu den<br />
wichtigsten Städten der Welt. 95 Prozent der Einwohner<br />
Hongkongs sind chinesischer Abstammung mit überwiegend<br />
kantonesischer Muttersprache. Seit April 2019 machte<br />
Hongkong immer wieder durch Proteste der Bevölkerung<br />
gegen die chinesische Regierung auf sich aufmerksam.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 47
RELIGIONAKTUELL<br />
DIE PASTORAL IN<br />
ZEITEN VON CORONA<br />
Wie lässt sich das Miteinander von Gläubigen in Quarantänezeiten organisieren? Wie können sie trotz Ausgangsbeschränkungen<br />
dennoch persönlich erreicht werden? Ein Praxisbericht.<br />
Von P. Albin Scheuch<br />
Am Anfang steht ein strukturierter Plan: In der wöchentlichen<br />
Teamsitzung beraten wir über die vergangene<br />
Woche, den Ist-Zustand und die Vorhaben für die<br />
kommende Zeit. Jede Woche schreibe ich als Pfarrer<br />
einen Brief, der an alle Pfarrgruppen per E-Mail ausgeschickt<br />
wird. <strong>Die</strong>se verteilen ihn weiter. Auf diese<br />
Weise erhalten sehr viele Menschen regelmäßig einen<br />
geistlichen Brief und aktuelle Informationen aus der<br />
Pfarre. Für Menschen, insbesondere ältere, die keinen<br />
Internetzugang haben, werden die Unterlagen ausgedruckt<br />
und direkt über die Hauspostkästen zugestellt.<br />
So erreichen wir am Ende des Tages die gesamte<br />
Pfarrgemeinde.<br />
„Ihr habt uns nicht vergessen!“<br />
Viel Aufwand? Ganz und gar nicht! Vor allem nicht, weil<br />
die Reaktionen auf unsere Art, mit den Gläubigen in<br />
der Gemeinde Kontakt zu halten, sehr positiv ausfallen.<br />
Schon die Segnungsfahrten, etwa am Palmsonntag und<br />
die Speisensegnung, sorgten für Gesprächsstoff im Ort.<br />
„<strong>Die</strong> Kirche ist präsent“, heißt es immer wieder, und:<br />
„Ihr habt uns auch in dieser Zeit nicht vergessen.“ So und<br />
ähnlich erfahren wir Zuspruch – nicht nur von den Mitgliedern<br />
unserer Pfarre. Es kommen auch sehr erfreuliche<br />
Reaktionen von Menschen außerhalb der Kirche.<br />
Ebenso sprechen wir einige evangelische Christen damit<br />
an, die auf unsere Briefe warten.<br />
Kontakt über WhatsApp<br />
Für die Erstkommunionskinder und die Firmkandidaten<br />
haben wir uns eine andere Form des Kontakthaltens<br />
überlegt: Wir erreichen sie am besten über die soziale<br />
Plattform WhatsApp. Auf diesem Wege erhalten sie von<br />
uns kleine Aufgaben, die sie regelmäßig lösen und dadurch<br />
gut mit ihren Begleitern im Kontakt bleiben. Auch<br />
hier kommt sehr positives Feedback. Es bestärkt uns, die<br />
Pastoral in dieser Art weiterzumachen. Gleichzeitig freuen<br />
wir uns, wenn „normale Begegnungen“ wieder uneingeschränkt<br />
möglich werden.<br />
P. Albin Scheuch ist Magistralkaplan im Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />
Orden und Moderator der Pfarrgemeinde Mannersdorf/Leithagebirge<br />
48<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
RELIGIONAKTUELL<br />
SELIGPREISUNGEN ALS WEGWEISER<br />
Das Streben nach Glück ist zutiefst menschlich. Doch es besteht nicht darin, dass alle unsere Wünsche in Erfüllung gehen, wohl<br />
aber alle Verheißungen Gottes.<br />
Ich finde es durchaus passend, über den Zusammenhang<br />
von irdischem Glück und himmlischer Seligkeit nachzudenken,<br />
und zwar gerade auch dann, wenn wir auf die<br />
Worte der Bergpredigt hören. Bei Lukas sind die Seligpreisungen<br />
in der sogenannten Feldrede ein wenig anders<br />
als bei Matthäus überliefert. Während Jesus nach der lukanischen<br />
Überlieferung die materiell Armen seligpreist,<br />
handelt es sich nach Matthäus um die Armen im Geiste,<br />
also die Mutlosen, Verzweifelten, aber auch Demütigen.<br />
Geistliches und Materielles<br />
Bei Matthäus beobachten wir einen Hang zur Spiritualisierung<br />
der Seligpreisungen. Dennoch dürfen auch bei ihm<br />
das Geistliche und das Materielle nicht auseinandergerissen<br />
werden. <strong>Die</strong> Seligkeit derer, die Jesus glücklich preist, soll<br />
doch auch ganz irdisch erfahrbar sein, heißt es doch, dass<br />
die Friedfertigen die Erde besitzen werden und dass die nach<br />
Gerechtigkeit Hungernden satt werden. Und so ist auch das<br />
Himmelreich, das Jesus denen verheißt, welche um der Gerechtigkeit<br />
willen verfolgt werden, nicht im Jenseits angesiedelt,<br />
sondern es umfasst auch das <strong>Die</strong>sseits.<br />
Auf der Schattenseite des Lebens<br />
Luther übersetzt das griechische Wort makarios mit „se-<br />
lig“. Aber das Wort bedeutet im Griechischen eigentlich<br />
soviel wie glücklich. Darum kann man die Seligpreisungen<br />
auch so übersetzen: „Glücklich sind“ oder „glücklich<br />
zu schätzen sind diejenigen, die …“ Das Streben nach<br />
Glück ist zutiefst menschlich, und es findet bei Jesus<br />
eine provozierende Antwort. Er preist nicht die Reichen,<br />
Schönen und Berühmten glücklich, sondern diejenigen,<br />
die scheinbar auf der Schattenseite des Lebens stehen,<br />
die Armen und die Leidtragenden. Nicht die Mächtigen,<br />
sondern die Friedfertigen wie auch diejenigen, die unter<br />
Unrecht und Gewalt leiden und um der Gerechtigkeit<br />
willen verfolgt werden. Nicht diejenigen, die mit allen<br />
Wassern gewaschen, sondern die reinen Herzens sind.<br />
Nicht die Gerechtigkeitsfanatiker und Besitzstandswahrer,<br />
sondern die Barmherzigen.<br />
Ernsthafte Zusagen<br />
Bei Jesus heißt es auch nicht, dass jeder seines Glückes<br />
Schmied sei. Das ist die Umwertung aller Werte, die<br />
in unserer Gesellschaft hoch im Kurs stehen. Wer nur<br />
mit halbem Ohr hinhört, mag Jesus für zynisch halten.<br />
Den Armen und Leidtragenden, den um der Gerechtigkeit<br />
willen Verfolgten auch noch „Herzlichen Glückwunsch“<br />
zuzurufen, wirkt verstörend. Und klingen die<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 49
GELESENEMPFOHLEN<br />
Verheißungen, die Versprechungen,<br />
die ihnen Jesus macht, nicht nach<br />
billiger Vertröstung? Das sind Jesu<br />
Worte keineswegs. Wie ernst es ihm<br />
mit seinen Zusagen ist, hat er durch<br />
seinen Weg ans Kreuz unter Beweis<br />
gestellt.<br />
Am Glück Gottes teilhaben<br />
<strong>Die</strong> Seligpreisungen sind kein Ratgeber,<br />
keine Anleitung zum Glück,<br />
wie man sie als Dutzendware in<br />
den Buchhandlungen finden kann.<br />
Aber sie zeigen doch die Richtung<br />
an, die unser eigenes Leben nehmen<br />
muss, wenn wir an dem Glück teilhaben<br />
wollen, dessen Inbegriff Gott<br />
selbst ist. Das von ihm zu erwartende<br />
Glück ist und bleibt eine unverfügbare<br />
Gabe. Es besteht nicht<br />
darin, dass alle unsere Wünsche in<br />
Erfüllung gehen, wohl aber alle Verheißungen<br />
Gottes. Wer dem Bergprediger<br />
nachfolgen will, der kreist<br />
nicht ständig um die Frage, was einen<br />
selbst glücklich macht, sondern<br />
was ich dazu beitragen kann, dass<br />
andere glücklich werden und ihnen<br />
geholfen wird. Wer bei Jesus in die<br />
Schule des Glaubens geht, der lernt,<br />
in erster Linie nicht zu fragen, wie<br />
er getröstet werde, sondern wie er<br />
andere trösten und aufrichten kann.<br />
Auf Grundlage des Textes von<br />
Ulrich H. J. Körtner.<br />
Er ist Professor für Reformierte<br />
Theologie an der Evangelisch-<br />
Theologischen Fakultät der Universität<br />
Wien und Ordenspfarrer der<br />
österreichischen Kommende des<br />
Johanniterordens.<br />
VON A WIE<br />
ADAM BIS V<br />
WIE VER-<br />
KÜNDIGUNG<br />
Wir alle wollten doch immer schon mehr über die Bibel wissen. Konrad Schmid<br />
von der Universität Zürich und Jens Schröter von der Humboldt-Universität in<br />
Berlin liefern uns dieses Mehr-Wissen auf äußerst anschauliche, gut zu lesende<br />
Weise.<br />
Von Richard Mischak<br />
In acht Kapiteln erfahren wir, wie aus Erzählungen, Gesetzen und Weisheitssprüchen<br />
sowie aus Briefen an frühchristliche Gemeinden und Erzählungen<br />
über Jesus „heilige Schriften von Juden und Christen“ hervorgingen, die<br />
heute überall in der Welt verwendet werden. <strong>Die</strong> Bedeutung der Bibel liegt<br />
vor allem auf der Verkündigung, nicht auf der Genauigkeit historischer Details.<br />
<strong>Die</strong> Bibel ist eine religiöse Botschaft, sie ist im Laufe von Jahrhunderten<br />
zur heutigen Gestalt geworden. Den Autoren kommt es darauf an, die<br />
Entstehungsgeschichte, den Wachstumsprozess der Schriftensammlung zu<br />
erhellen.<br />
<strong>Die</strong> Einheit der Kirche sichern<br />
Im ersten Kapitel erklären uns die Autoren, dass die biblischen Schriften<br />
nicht als kanonische Texte verfasst worden sind. Kanon steht als Bezeichnung<br />
für die Regeln des Glaubens, als „Maßstab des christlichen Lebens“. In<br />
der Synode von Laodicea wird jedoch beschlossen, dass in der Kirche nur die<br />
„kanonischen Bücher des AT und NT“ gelesen werden dürfen. Damit sollen<br />
die Einheit der Kirche und ihre Lehre gesichert werden. Im zweiten Kapitel<br />
sind Fundstücke biblischer Textstellen genauer beschrieben. Aus diesen in<br />
verschiedenen Sprachen verfassten Stellen, auch unterschiedlichen Alters,<br />
lässt sich auf die Verbreitung der Religionen schließen.<br />
Neuer Zugang zur Bibel<br />
Am Anfang der christlichen Bibelübersetzungen steht die Septuaginta – eine<br />
jüdische Übersetzung hebräischer Schriften ins Griechische, die in Alexandria<br />
(Ägypten) entstand. <strong>Die</strong> Vulgata (lat. für volkstümlich) griff auf die<br />
50<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
GELESENEMPFOHLEN<br />
hebräischen Originaltexte zurück. Bis zum Mittalalter<br />
existierte die Bibel in Form mehrerer Bücher. Erst die Reformation<br />
des 16. Jahrhunderts eröffnete einen gänzlich<br />
neuen Zugang zur Bibel und deren Auslegung.<br />
Biblische Kunst<br />
Das letzte Kapitel des Buches ist der Darstellung und<br />
Rezeption der Bibel in unterschiedlichen religiösen und<br />
kulturellen Zusammenhängen gewidmet. Biblische Figuren<br />
und Szenen fanden Eingang in die bildende Kunst als<br />
Mosaike, Skulpturen oder Wandmalereien und Fresken.<br />
Einige der schönsten – etwa Michelangelos Erschaffung<br />
Adams im Vatikan, Caravaggios Opferung Isaaks und Leonardo<br />
da Vincis Abendmahl in Mailand – sind auf den<br />
letzten Seiten dargestellt.<br />
Konrad Schmid, Jens Schröter: <strong>Die</strong> Entstehung der Bibel – Von<br />
den ersten Texten zu den heiligen Schriften, C.H.Beck- Verlag,<br />
ISBN: 978-3-406-739460, 32,90 Euro<br />
DIE BESTEN TIPPS ZUR<br />
PFLEGE DES KIRCHLICHEN<br />
KULTURERBES<br />
Auch Kirchen und Klöster brauchen zeitgemäßes, gut durchdachtes „Facility Management“,<br />
wenn sie als wertvolle Kulturgüter erhalten bleiben sollen.<br />
Von Karin Mayer<br />
Auf 184 Seiten gibt das neue Handbuch „Schöne Kirche“<br />
für Verantwortliche in Klöstern und Kirchen praktische<br />
Hilfe und Anleitung zur sachgemäßen Pflege<br />
von sakralem Kunst- und Kulturgut. Konkret erfahren<br />
Interessierte alles Relevante über die richtige Raumtemperatur<br />
in Gotteshäusern, unerwünschte Gäste<br />
wie Holzschädlinge, den korrekten Umgang mit abgebrochenen<br />
Teilen, wirksame Möglichkeiten zur <strong>Die</strong>bstahlsicherung<br />
oder auch den richtigen Einsatz von<br />
Blumenschmuck. Hier gilt grundsätzlich: „Weniger ist<br />
mehr!“, und in der Fastenzeit ist überhaupt gänzlicher<br />
Verzicht passend.<br />
Nachhaltigkeit in der Kirche<br />
Insgesamt 20 Kapitel befassen sich mit allen wichtigen<br />
Fragen rund um die Themen Kirchenreinigung, Lagerung<br />
und Ordnung, Elektrik und Sicherheit oder auch<br />
Kontrollgang im Kirchengebäude. Ein eigenes Kapitel ist<br />
der „Schöpfungsverantwortung“ gewidmet. Es enthält<br />
kluge und einfach umsetzbare Anregungen zu Energienutzung,<br />
Müllvermeidung, Natur- und Tierschutz sowie<br />
ökosozialem Einkauf.<br />
Pflegehandbuch der anderen Art<br />
Das reich bebilderte erste österreichweite Pflegehandbuch<br />
für kirchliches Kunst- und Kulturgut richtet sich<br />
in erster Linie an die 25.000 fast durchwegs ehrenamtlich<br />
tätigen Sakristane, Mesner, Kirchenpfleger und<br />
Wirtschaftsverantwortlichen. Herausgeberin ist die „Arbeitsgemeinschaft<br />
der Kirchlichen KonservatorInnen<br />
Österreichs“ im Auftrag der Bischofskonferenz und der<br />
Ordenskonferenz. Mitwirkende waren auch die diözesanen<br />
Bauämter, das Bundesdenkmalamt und die Mesnergemeinschaft.<br />
Schöne Kirche, in Zusammenarbeit der Kirchlichen Konservator-<br />
Innen Österreichs, 184 Seiten mit 192 farbigen Abbildungen, Grafiken<br />
und Checklisten, ISBN 978-3-901810-47-3, 28 Euro, zu beziehen<br />
beim Verlag Diözesanmuseum Graz, www.dioezesanmuseum.<br />
at, C.H.Beck- Verlag, ISBN: 978-3-406-739460, 32,90 Euro<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 51
TAGEBUCH<br />
URLAUB IN EINEM RICHTIGEN SCHLOSS<br />
Seit 29. Mai ist es so weit: Das Schlosshotel Mailberg hat wieder geöffnet und bietet Erholungsuchenden ein idyllisches<br />
Plätzchen für einen Kurzurlaub mit köstlichem Essen und feiner Weinbegleitung.<br />
Während des allgemeinen Lockdowns war es ungewöhnlich<br />
still rund um das Schloss. Bloß das Quaken der Frösche<br />
und das Gezwitscher der Vögel war zu hören, die<br />
Luft wirkte irgendwie reiner als zuvor, und die Sterne<br />
waren abends so klar zu sehen wie kaum zuvor – fast<br />
unwirklich! Doch seit 29. Mai tut sich wieder etwas. In<br />
Von Alexandra Reisinger<br />
Vielfalt auf den zweiten Blick<br />
Schlosshotel Mailberg im Weinviertel, das zwischen Retz<br />
und Laa an der Thaya, umrandet von hügeligen Weinbergen<br />
liegt, bietet seinen Gästen eine wunderschöne Landschaft<br />
für traumhafte Radausflüge, Wanderungen und<br />
Spaziergänge. In den Kellergassen lässt sich so manches<br />
den Gärten und auf den Straßen sind Stimmen zu hören,<br />
Kinder spielen auf den Spielplätzen, Menschen stehen<br />
beisammen und unterhalten sich – mit gebührlichem<br />
Abstand natürlich.<br />
Alles frisch und noch besser<br />
Auch im Schlosshotel Mailberg ist wieder Betrieb, nachdem<br />
alles für den zweiten Start in diesem Jahr vorbereitet<br />
wurde. „Wir haben die Zimmer auf Hochglanz<br />
gebracht, die Gartenmöbel frisch gestrichen und in<br />
Grüppchen aufgestellt, und die Vinothek mit den „neuen“<br />
Weinen bestückt. Jetzt freuen wir uns sehr über die<br />
ersten Gäste, die kurz nach der Wiedereröffnung schon<br />
den Weg zu uns gefunden haben“, sagt Hotelchefin<br />
Alexandra Reisinger.<br />
gute Achterl – oder auch zwei – trinken. Hier finden sich<br />
versteckte schöne Plätze, und man wundert sich nachgerade,<br />
wie vielfältig die Gegend ist. Manchmal ist dies<br />
eben erst auf den zweiten Blick zu erkennen.<br />
SCHÖNER WOHNEN, MEHR GENIESSEN<br />
Mit seinen 21 Zimmern ist Schlosshotel Mailberg nicht<br />
nur Rückzugsort für seine Gäste, sondern auch ein Ort,<br />
an dem man genießen kann.<br />
Spezielle Angebote, Packages und Veranstaltungen:<br />
www.schlosshotel-mailberg.at<br />
Buchungen:<br />
E-Mail: reservierung@schlosshotel-mailberg.at,<br />
online: www.schlosshotel-mailberg.at oder<br />
telefonisch +43 2943 30301<br />
52<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
Who’s who?<br />
50 JAHRE BEREICH TIROL/VORARLBERG<br />
Am 27. Juni <strong>2020</strong> – exakt 50 Jahre nach der ersten Aufnahme<br />
am 27. Juni 1970 in Innsbruck – hätte die feierliche<br />
Aufnahme in den Orden und seine Werke, sowie<br />
der Festakt zu 50 Jahre Bereich Tirol/Vorarlberg in der<br />
Basilika Wilten stattfinden sollen. Aufgrund der aktuellen<br />
Regelungen kann ein derart großes Fest leider nicht<br />
abgehalten werden. Da wir aber absolut überzeugt sind,<br />
dass wir diese Erfolgsgeschichte nicht einfach an uns vorüberziehen<br />
lassen können, wird dieses Fest um ein Jahr<br />
verschoben. Der genaue Termin für die nächstjährige<br />
Aufnahme ist bei Redaktionsschluss noch nicht bestätigt,<br />
dennoch können wir jetzt schon bekanntgeben, dass die<br />
Feierlichkeiten im Rahmen der nächsten Aufnahme im<br />
Juni 2021 in Innsbruck stattfinden werden. Besonders<br />
stolz sind wir darauf, dass immer noch Gründungsmit-<br />
glieder in unserer Gemeinschaft aktiv im <strong>Die</strong>nstbetrieb<br />
tätig sind.<br />
Terminaviso/Terminverschiebung:<br />
Aufnahme und Festakt zum Jubiläum finden voraussichtlich<br />
am 26. Juni 2021 in Innsbruck statt.<br />
GEWINNSPIEL – Who’s who?<br />
Wer auf dem Foto der ersten Aufnahme alle Aufgenommen<br />
wiedererkennt, darf sich über ein kleines<br />
Geschenk der Bereichsleitung Tirol/Vorarlberg freuen.<br />
Einsendungen bitte bis 1. August <strong>2020</strong> an <strong>Malteser</strong><br />
Tirol/Vorarlberg, Leopoldstraße 41, 6020 Innsbruck<br />
oder per E-Mail an tirol@malteser.at. Ausgenommen<br />
vom Gewinnspiel sind damals Aufgenommene.<br />
AUSGEZEICHNET!<br />
Im Rahmen der Sonntagsmesse am 8. März <strong>2020</strong> in der Pfarrkirche von<br />
Mailberg durfte <strong>Malteser</strong>-Prokurator Bailli Norbert Salburg-Falkenstein<br />
eine Ehrung der ganz besonderen Art vornehmen: Unter großem Applaus<br />
der anwesenden Gottesdienstbesucher überreichte er dem Ehepaar<br />
Walter und Anna Gogl die Verdienstmedaille in Silber des<br />
Großpriorats von Österreich. Schon seit vielen Jahren erbringt das Ehepaar<br />
Tag für Tag ihre treuen <strong>Die</strong>nste für die inkorporierte Pfarrkirche Mailberg.<br />
Ende April bedankten sich Walter und Anna Gogl mit einer wunderschönen,<br />
handgeschriebenen Postkarte bei Pfarrer Christoph Martin: „Im Mai<br />
sind es 2.000 Mal, dass ich die Kirche auf- und zusperre. Wir haben mit der<br />
silbernen Medaille für außerordentliche Verdienste eine besonders große<br />
Freude.“ Wir gratulieren und freuen uns von Herzen mit!<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 53
TAGEBUCH<br />
DAS UNODC YOUTH FORUM <strong>2020</strong><br />
Das UNODC Youth Forum wurde 2012 ins Leben gerufen und ist jetzt eine jährliche Veranstaltung, die mit Unterstützung<br />
der Ständigen Beobachtermission des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens am Rande der 63. Sitzung der<br />
Commission on Narcotic Drugs (CND) bei den Vereinten Nationen in Wien organisiert wird. Anfang März <strong>2020</strong> kamen<br />
wieder 50 junge Menschen aus allen Kontinenten drei Tage in Wien zusammen, um sich zu sensibilisieren, Erfahrungen<br />
auszutauschen und neue Ideen und Möglichkeiten zur Prävention von Drogenmissbrauch zu finden. Der<br />
jüngeren Generation soll damit die Möglichkeit des Einflusses auf jene Politik gegeben werden, die vor allem auch<br />
ihre Zukunft beeinflusst.<br />
Von Emma Steeb<br />
Ich durfte dabei sein und freute mich auf die Gelegenheit,<br />
mich mit Gleichaltrigen über das so wichtige Thema auszutauschen.<br />
Schon am Vortag nützte ich die Gelegenheit<br />
der Vor-Akkreditierung und erhielt den notwendigen Sicherheitsausweis,<br />
um das UNO-Gebäude zu betreten.<br />
Am nächsten Tag betraten wir durch die Sicherheitsschleuse<br />
und über den weiten Vorplatz schließlich das UNO-Gebäude,<br />
das mich in seinem Ausmaß überraschte. Überall<br />
sah man Diplomaten und Mitarbeiter sowie Teilnehmer an<br />
den zahlreichen gleichzeitig stattfindenden Konferenzen<br />
durch die Gänge eilen und in der großen runden Eingangshalle<br />
wurden gerade Präsentationen zu den zahlreichen<br />
Themen der Foren und Meetings aufgebaut.<br />
Pünktlich wurden wir im Konferenzraum von Ghada<br />
Fathi Waly, Exekutivdirektorin des UNODC und Ge-<br />
neraldirektorin des Büros der Vereinten Nationen in<br />
Wien begrüßt. Fathi Waly erinnerte daran, dass weltweit<br />
35 Millionen Menschen von Drogenmissbrauch<br />
betroffen sind und dass jedes Jahr eine halbe Million<br />
Menschen daran sterben. <strong>Die</strong>se erschreckenden Zahlen<br />
machten mir erst das gewaltige Ausmaß des weltweiten<br />
Drogenmissbrauchs bewusst.<br />
<strong>Die</strong> Exektutivdirektorin wies auf die große Bedeutung<br />
hin, Jugendliche in die Nachhaltigen Entwicklungsziele<br />
(Sustainable Development Goals) mit einzubeziehen<br />
und dankte den unterstützenden Vertretungen.<br />
Botschafter Michail Uljanow, Ständiger Vertreter der<br />
Russischen Föderation, betonte den wichtigen Beitrag<br />
des Jugendforums zu den internationalen Bemühungen<br />
des CND zur Bekämpfung des Drogenmissbrauchs.<br />
54<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
TAGEBUCH<br />
Botschafter Professor Günter A. Granser, ständiger Beobachter<br />
des Souveränen <strong>Malteser</strong>ordens, ermutigte<br />
uns in seiner enthusiastisch vorgetragenen Erklärung<br />
„Botschafter des guten Willens für eine friedliche und<br />
nachhaltigere Zukunft für die heutigen und zukünftigen<br />
Generationen“ zu sein. Anschließend übergab Botschafter<br />
Granser der Exekutivdirektorin des UNODC den Unterstützungsbeitrag<br />
der Ständigen Vertretung zur Jugendinitiative.<br />
Hiernach begann die Gruppenarbeit und wir diskutierten<br />
neue Methoden zur Bekämpfung von Drogenmissbrauch<br />
und die Effektivität verschiedener Maßnahmen<br />
und Strategien zum Beispiel in Schulen.<br />
Am letzten Tag finalisierten wir unser Statement für die<br />
Plenarsitzung und konnten die vorbereitete Erklärung<br />
persönlich dem Plenum vortragen.<br />
Es war wunderbar, so viele fantastische junge Menschen<br />
kennenzulernen und dabei zu helfen, neue Strategien für<br />
unseren Kampf gegen Drogenmissbrauch zu entwickeln.<br />
Gerade die Jugend sollte öfter zu diesem wichtigen Thema<br />
gehört werden.<br />
Basenretreats<br />
FASTEN | YOGA | MEDITATION<br />
Eine Auszeit für Körper, Geist und Seele<br />
ausgebucht<br />
• 6 Übernachtungen im Schloss hotel Mailberg<br />
• 7 Fastentage (Basensuppen, Gemüse- und Obstsäfte, Tees)<br />
• 2x täglich Yogatraining (Hatha-Yoga und Yin-Yoga für Anfänger<br />
und für Fortgeschrittene)<br />
• 1x täglich Abendmeditation I Pranavama (Atemübungen)<br />
www.schlosshotel-mailberg.at<br />
<strong>2020</strong> Juni: 21.06.– 27.06. Basenretreat im<br />
Juli: 28.06.– 04.07. Schlosshotel Mailberg<br />
Aug.: 23.08.– 29.08. Ab Euro 830 pro Person<br />
Sept.: 13.09.–19.09., Anmeldung unter<br />
Okt.:<br />
20.09.–26.09. philippa@basenbox.at<br />
11.10.–17.10. DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 55<br />
18.10.– 24.10. www.basenbox.at
TAGEBUCH<br />
ERINNERUNGEN<br />
DIGITALE LOURDES-WALLFAHRT <strong>2020</strong><br />
Auf der Website der MALTESER unter www.malteser.at/malteser-lourdes-wallfahrt-<br />
<strong>2020</strong>-tag-5/ steht für jeden Tag der Wallfahrt ein eigens produziertes Video zur Verfügung.<br />
„BEHÜTE MICH GOTT“<br />
Unter diesem Titel stand im Jahr <strong>2020</strong> die Pilgerreise nach Lourdes. Allerdings: Aufgrund der COVID-19-Pandemie<br />
konnte sie nur virtuell stattfinden.<br />
Von Mesi Richter<br />
Lourdes ist ein ganz besonderer Ort, vor allem für Kranke<br />
und Menschen mit Behinderung. Und gerade heuer,<br />
gerade in diesen Zeiten der Krankheit und der Zurückgezogenheit,<br />
ist es nicht möglich, die sehnsüchtig erwartete<br />
Reise anzutreten. Zum ersten Mal, nach 61 Lourdes-<br />
Wallfahrten, müssen wir sie in der gewohnten Form<br />
ausfallen lassen. Jedoch haben wir uns entschieden, allen<br />
Gläubigen und Interessierten eine virtuelle Pilgerreise zu<br />
ermöglichen. Sie sollen auf diese Art und Weise die Chan-<br />
ce haben, Gemeinschaft zu leben, gemeinsam zu beten<br />
und Stärkung zu erfahren.<br />
<strong>Die</strong>se virtuelle Pilgerreise ist auch unserem kürzlich<br />
verstorbenen Großmeister, Fra’ Giacomo Dalla Torre<br />
del Tempio di Sanguinetto, gewidmet. Sein erster<br />
Einsatz als Großmeister war 2018 die Begleitung der<br />
60. Lourdes-Wallfahrt gewesen. Wir werden ihn sehr<br />
vermissen.<br />
GEWIDMET DEM VERSTORBENEN GROSSMEISTER, FRA’ GIACOMO DALLA TORRE DEL TEMPIO DI SANGUINETTO<br />
56<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>
RUNDSCHAU<br />
INTEGRATIONSHILFE DIGITAL:<br />
DIENST AM NÄCHSTEN IN ZEITEN VON CORONA<br />
Das Team der MALTESER Integrationshilfe hat sein Angebot zur Gänze digitalisiert. Damit stehen auch weiterhin individuelle<br />
Sprachtrainings und Einzelunterricht mit Jobcoaching zur Verfügung.<br />
Von Martina Koja und Markus Kirchschlager<br />
Auch in Zeiten von Corona können wir unseren <strong>Die</strong>nst am<br />
Nächsten leisten. Nur eben anders – digital. Das Team der<br />
<strong>Malteser</strong> Integrationshilfe hat den <strong>Die</strong>nst nun zur Gänze<br />
digitalisiert. So werden individuelles Sprachtraining und<br />
Einzelunterricht gemeinsam mit Jobcoaching angeboten.<br />
Eine Krise ist immer auch eine Chance. Wir werden das<br />
Angebot unseres <strong>Die</strong>nstes konsequent weiter ausbauen<br />
und verstärkt auf digitale Treffen setzen. So können wir<br />
auch in Tagen der Coronakrise zusammenhalten und für<br />
unsere Teilnehmer da sein.<br />
Videocalls und Webmeetings sind innerhalb weniger Wochen<br />
zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Wie gut<br />
sie funktionieren, zeigt das Beispiel von Nour Kourdi, einer<br />
syrischen Ärztin aus Aleppo.<br />
Promovierte Hautärztin mit Praxis<br />
Kourdi hat 1994 die Ausbildung zur Dermatologin beendet,<br />
war danach Fachärztin mit eigener Praxis und arbeitete<br />
auch in einer Laserpraxis mit. Ihr Mann war Eigentümer<br />
einer Textilmaschinenfirma, die er bis 2012 führen<br />
konnte. 2013 verlangten Fundamentalisten, er müsse<br />
zum Islam konvertieren. Der Familienvater verbrachte<br />
zwei Jahre in großer Angst. 2015 kam die Familie nach<br />
Wien. Nour Kourdi begann intensiv Deutsch zu lernen.<br />
Ihr Ärztediplom wurde 2019 nostrifiziert. <strong>Die</strong> Medizinerin<br />
ist Mutter von drei Töchtern. Ihre Älteste macht eine<br />
Facharztweiterbildung in Deutschland, die beiden jüngeren<br />
Töchter studieren Ernährungswissenschaften und<br />
Pharmazie in Wien.<br />
Ein erstes, noch persönliches, Treffen mit Frau Kourdi<br />
fand im Februar <strong>2020</strong> statt. Wir lernten eine ungemein<br />
sympathische, Französisch sprechende Dame kennen, die<br />
bei den Soeurs Franciscaines missionnaires de Marie erzogen<br />
wurde. Sie fragte, ob wir sie bei der Vorbereitung<br />
zur Ärztekammerprüfung am 26. März <strong>2020</strong> unterstützen<br />
könnten. <strong>Die</strong> Kosten für die Prüfung beliefen sich auf<br />
fast 1.000 Euro. Sollte sie denn dieses Risiko eingehen?<br />
Lernhilfe über „Facetime“<br />
Wir waren sicher: Mit unserer Hilfe würde es diese starke<br />
und mutige Frau schaffen. Wir starteten mit einem Lernmarathon,<br />
in dem wir uns den Stoffkatalog für die Prüfung<br />
vornahmen. Ein Glück, dass dann die Prüfung auf<br />
den 9. Juli verschoben wurde. So gewannen wir zusätzlich<br />
Zeit für die gemeinsamen Lerneinheiten. Sie fanden<br />
zweimal pro Woche via Facetime, einer beliebten Social-<br />
Media-Plattform, statt. Über diesen Austausch konnte<br />
Frau Kourdi enorm an Sicherheit und Ausdrucksvermögen<br />
gewinnen. Wir freuen uns schon, wenn wir unsere<br />
„Schülerin“ wieder persönlich für eine gemeinsame Feier<br />
treffen dürfen. Denn eines steht fest: Auch wenn digitale<br />
Lösungen viel Neues und Gutes ermöglichen, so können<br />
sie den persönlichen Kontakt nicht ersetzen.<br />
Kontakt: <strong>Malteser</strong> Integrationshilfe<br />
E-Mail: jobnetzwerk@malteser.at<br />
Facebook: Gruppe <strong>Malteser</strong> Integrationshilfe<br />
Deutschkurs<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong> 57
TAGEBUCH<br />
WIR TRAUERN UM<br />
✝<br />
+ 08. 03. <strong>2020</strong><br />
Gabriel Maria Hofstätter<br />
Magistralritter<br />
Gabriel wurde 1957 in Wien geboren. Er ist bei den<br />
Schulbrüdern in Strebersdorf zur Schule gegangen und<br />
in Wien aufgewachsen. Seine Familie gehört zu den bekanntesten<br />
Antiquitätenhändlern und hat sich international<br />
mit mittelalterlicher Kunst einen Namen gemacht.<br />
Gabriel ist dieser Tradition treu geblieben. 1987 ist er<br />
zum <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst gekommen und wurde als<br />
Magistralritter in den Orden aufgenommen. In zahlreichen<br />
Einsätzen hat er jahrzehntelang im Geist der<br />
<strong>Malteser</strong> gegen die acht Elende gekämpft. So hat er das<br />
Wildwassercamp ins Leben gerufen, den Hochwassereinsatz<br />
2002 in der Wachau geleitet und war lange als<br />
Sprecher der Altmitglieder und im Vorstand des Aids-<br />
<strong>Die</strong>nstes tätig. Besonders beeindruckend war seine Hilfe<br />
während des Jugoslawien-Krieges, wo er einen Zug mit<br />
mehr als 1.000 Flüchtlingen aus dem Kriegsgebiet nach<br />
Österreich organisierte. Dafür wurde er mit dem Goldenen<br />
Verdienstzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet.<br />
Gabriel hat uns alle mit seinem Enthusiasmus<br />
stets begeistert und mitgerissen. Wir werden seine gläubige<br />
Tatkraft vermissen. Er ist unerwartet im Alter von<br />
62 Jahren von uns gegangen.<br />
Aufgrund der noch immer strengen Regeln für Gottesdienste und Versammlungen<br />
wird die Seelenmesse für Gabriel Maria Hofstätter auf <strong>Die</strong>nstag, 13. Oktober <strong>2020</strong>,<br />
um 19.00 Uhr im Stephansdom verschoben.<br />
+ 13. 03. <strong>2020</strong><br />
Gabriele Hoffmann von Rumerstein<br />
Ehren- und Devotionsdame<br />
+ 27. 03. <strong>2020</strong><br />
Blechinger Franz<br />
Arzt im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst Austria<br />
+ 01. 04. <strong>2020</strong><br />
Heinrich Graf von Schönfeldt<br />
Ehren- und Devotionsritter<br />
+ 29. 04. <strong>2020</strong><br />
Fra’ Giacomo Dalla Torre Del Tempio<br />
Di Sanguinetto<br />
80. Fürst und Großmeister<br />
Lesen Sie den Nachruf am Beginn des Heftes<br />
+ 28. 05. <strong>2020</strong><br />
Maria Ildephonsa (Marilda)<br />
Gräfin von Thun-Hohenstein<br />
geb. von Dahmen, Ehren- und<br />
Devotions-Großkreuzdame<br />
Wir trauern um Marilda Thun-Hohenstein, ein wahres<br />
„<strong>Malteser</strong>-Urgestein“. Viel haben wir ihr zu verdanken,<br />
machte sie sich doch in mehreren Werken des Ordens in<br />
leitenden Funktionen überaus verdient. 1977 übernahm<br />
sie die Leitung des <strong>Malteser</strong> Betreuungsdienstes und prägte<br />
diesen mehr als 20 Jahre lang. Es ist ihr Verdienst, dass<br />
sich so viele Damen und Herren dem <strong>Die</strong>nst und der Betreuung<br />
von behinderten, alten, kranken und einsamen<br />
Menschen anschlossen. Einige Jahre lang wirkte sie daneben<br />
als Damenleiterin des <strong>Malteser</strong> Hospitaldienstes, viele<br />
junge Mitglieder gingen durch ihre „strenge“ Schule. Mit<br />
großem Eifer widmete sich Marilda Thun-Hohenstein zudem<br />
in der Planungs- und Errichtungsphase dem neuen<br />
<strong>Malteser</strong> Hospiz (später „Haus Malta“) und blieb hier bis<br />
1990 hilf- und segensreich tätig. 1987 in den Orden aufgenommen,<br />
folgte für ihren verdienstvollen ehrenamtlichen<br />
Einsatz bereits 1991 die verdiente Rangerhöhung zur<br />
Ehren- und Devotions-Großkreuzdame. Liebevoll betreut<br />
von ihren Kindern und Enkelkindern blieb sie bis zuletzt<br />
dem Orden eng verbunden und zeigte reges Interesse an<br />
seinen Werken.<br />
+ 18.06. <strong>2020</strong><br />
Rosa Strickner<br />
Langjährige Betreute des Bereiches Tirol/Vorarlberg<br />
58<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong><br />
R.I.P.
ÜBERBLICK<br />
Termine <strong>2020</strong><br />
Aufgrund der sich laufend ändernden gesetzlichen Maßnahmen im Zusammenhang<br />
mit der COVID-19-Pandemie ersuchen wir Sie ausnahmsweise, alle aktuellen Termine<br />
dem Kalender unserern Webseiten zu entnehmen:<br />
www.malteserorden.at/veranstaltungen/kalender<br />
www.malteser.at/kalender-monatslistenansicht/<br />
Wiederkehrende Termine<br />
<strong>Malteser</strong>kirche, Kärntner Straße 37, Wien<br />
„Montag bei den <strong>Malteser</strong>n“ Heilige Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt, 12 Uhr<br />
Heilige Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr<br />
Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16 Uhr<br />
KONTAKT<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
I: www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95<br />
E: zentrale@malteser.at<br />
I: www.malteser.at<br />
<strong>Malteser</strong> International<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
I: www.malteser-international.org<br />
MALTESER Care<br />
Helmut Lutz<br />
T: +43 1 361 97 88 Fax 50<br />
Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800<br />
(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)<br />
E: office@mcr.or.at<br />
I: www.malteser.care<br />
MALTESER Kinderhilfe<br />
Olivier Loudon, Mag. Petra Hellmich, MA<br />
T: +43 7472 98201<br />
E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />
I: www.malteser-kinderhilfe.at<br />
Haus Malta<br />
Dir. Bogdan Norbert Bercal<br />
T: +43 1 597 59 91<br />
E: hausmalta@malteser.at<br />
I: www.hausmalta.at<br />
Johannesgemeinschaft<br />
Oktavian Eiselsberg<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: info@jg-online.at<br />
I: www.jg-online.at<br />
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BENEFIZKONZERT<br />
GEMEINSCHAFT LEBEN.<br />
REINECKE | TAKTAKISHVILI | BACH | PROKOFIEFF<br />
Foto Musikverein: Clemens Pfeiffer | commons.wikimedia.org<br />
Fotos Andrej Grilc<br />
TEMO KHARSHILADZE, Flöte | KETEVAN SEPASHVILI, Klavier<br />
Moderation: URSULA MAGNES<br />
Tickets: benefizkonzert@malteser.at oder www.musikverein.at<br />
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T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />
presse@malteser.at<br />
www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />
zentrale@malteser.at<br />
www.malteser.at<br />
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Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
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DIE MALTESER 2/<strong>2020</strong>