Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
www.mehralseinmagazin.de<br />
16. Jahrgang <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> 8 Euro<br />
› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />
› DAS ENTSCHEIDER-MAGAZIN FÜR DIE REGION GÖTTINGEN<br />
stark bleiben<br />
<strong>faktor</strong> erzählt Mutmacher-Geschichten aus der Krise und wirft einen Blick auf die Welt nach Corona
Digitale Finanz- und<br />
Lohnbuchführung<br />
Roland Haever<br />
Dario Sauermann<br />
Sven Bergmann<br />
Digital ist smarter<br />
Die Welt wird moderner und schneller – und Ihre Finanz- und Lohnbuchführung<br />
einfacher: durch Digitalisierung. Wir implementieren für Sie<br />
Schnittstellen und Prozesse, um Ihr Unternehmen zukunftssicher in die digitale<br />
Steuerwelt zu führen – und alle Vorteile des elektronischen Datenaustauschs<br />
für Sie nutzbar zu machen. Als vernetzter Steuerberater ist Quattek &<br />
Partner anschließend nur einen Klick entfernt.<br />
In einem revisionssicheren digitalen Archiv stehen Ihnen sämtliche Belege<br />
ständig zur Verfügung (und lassen sich per Volltextsuche sofort finden). Betriebswirtschaftliche<br />
Auswertungen können tagesaktuell erstellt und online eingesehen<br />
werden. Die Erfassung von Personalstamm- und Bewegungsdaten<br />
erlaubt automatisierte Lohn- und Gehaltsabrechnungen. Und das Zahlungsund<br />
Forderungsmanagement können Sie elektronisch an uns auslagern.<br />
Buchführung digital: aktueller, effizienter, günstiger<br />
Jürgen Hollstein Dipl.-Kfm.<br />
Steuerberater<br />
Roland Haever Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Fritz Güntzler Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Johann-Karl Vietor Dipl.-Kfm.<br />
Steuerberater<br />
Thorsten Kumpe Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Miriam Engel Dipl.-Kffr.<br />
Steuerberaterin<br />
Lutz Becker<br />
Rechtsanwalt<br />
Jan Förster<br />
Steuerberater<br />
In Kooperation mit<br />
Quattek & Partner Steuerberatungsgesellschaft mbB · Nikolausberger Weg 49 · 37073 Göttingen · Tel. (05 51) 49 70 1-0 · www.quattek.de
editorial<br />
HOMEOFFICE<br />
Mit wenigen Handgriffen verwandeln<br />
Sie Ihr Zuhause in ein voll<br />
funktionsfähiges Homeoffice.<br />
Zubehörsystem<br />
ab 80 E*<br />
Passen Sie Ihren heimischen<br />
Arbeitsplatz an Ihre<br />
Bedürfnisse an. Mit Monitorhaltern,<br />
Pinnwänden,<br />
Papierablagen, Tischplatten-Erweiterungen,<br />
Schubladen,<br />
Pflanzgefäßen und<br />
Stauraum Boxen – alles<br />
über ein einziges Adaptersystem<br />
installierbar.<br />
ILLUSTRATION COVER: LAURA FINKE / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP<br />
Schlüssel, Handy, Geld – und, ach ja: die Maske! Eine Checkliste,<br />
die mir inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen ist. Klar, macht uns das<br />
Must-have dieser Tage das Leben nicht gerade komfortabler, auch die Kommunikation<br />
leidet mitunter. Ein kleines Lächeln, das uns sonst in Sekundenschnelle ein<br />
sympathisches Gegenüber offenbarte, muss nun von den Augen abgelesen werden.<br />
Klar ist aber auch: Die Maske offenbarte etwas viel Wichtigeres. Respekt! Wir<br />
zeigen, dass wir uns gegenseitig schützen und helfen wollen. Das macht uns stark.<br />
Womit wir mitten im Thema sind: Stark bleiben! Eine Aussage, die in Corona-<br />
Zeiten wohl zu den wichtigsten Mantras gehört. Zu viel, zu wenig, zu langsam,<br />
zu fordernd. Die vergangenen Monate waren für viele anstrengender als sonst –<br />
und das auf sehr individuelle Weise.<br />
Daher hat <strong>faktor</strong> es sich in dieser Ausgabe zur Aufgabe gemacht, Mut zu<br />
machen! Wir stellen Ihnen Menschen vor, die im Leben bereits durch andere Krisen<br />
gegangen sind und die eben daraus die Kraft geschöpft haben, neue Wege zu gehen.<br />
So die Geschichte von Unternehmer Stephan Ferneding, der nach seiner Insolvenz<br />
erfolgreich durchstartet. Oder der Sportler Steffen Baumbach, der nach dem Tod<br />
seiner Nichte heute Spendengelder für den guten Zweck sammelt.<br />
Außerdem erzählen wir weitere ermutigende Geschichten von Menschen und<br />
Unternehmen aus unserer tollen Region und präsentieren eine Auswahl aus unserer<br />
Online-Initiative #<strong>faktor</strong>mutmacher. Natürlich können wir nur einen Teil der<br />
vielen solidarischen Aktionen wiedergeben – obwohl es jede einzelne verdient<br />
hätte. In diesem Sinn: ein Dank an alle!<br />
Höchst lesenswert sind auch unsere Gastbeiträge. Regionale Experten haben<br />
sich exklusiv für <strong>faktor</strong> mit der Frage beschäftigt: Wie sieht die Welt und unser<br />
Leben nach Corona aus? Herausgekommen ist eine sehr aufschlussreiche Reihe,<br />
die Sie sich nicht entgehen lassen sollten.<br />
Und noch ein Wort in eigener Sache: Aufgrund der Krise integrieren<br />
wir erstmals unser Magazin <strong>faktor</strong>Gesundheit – passend mit dem Schwerpunkt<br />
,Stark bleiben‘ – in diese Ausgabe. Während des Lockdowns wurde auch unsere<br />
Produktion ein wenig auf den Kopf gestellt, erst langsam geht es wieder in<br />
Richtung Normalität. Aber: Wir sind zurück an Bord und blicken optimistisch<br />
in die Zukunft. Machen Sie das auch, und: Bleiben Sie stark!<br />
Ihre Elena Schrader<br />
Chefredakteurin<br />
schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
WWW.STRUCKMEIER-AKTUELL.DE<br />
Ergonomische Bürodrehstühle<br />
Wir richten es ein<br />
KARL-ARNOLD-STRASSE 4 · 37079 GÖTTINGEN<br />
0551 506690<br />
INFO@STRUCKMEIER.DE<br />
WWW.STRUCKMEIER.DE<br />
*inkl. MwSt.<br />
ab 250 E*<br />
2 |<strong>2020</strong> 3
inhalt<br />
Corona-Spezial<br />
22 Wie hat der Virus unser<br />
Leben verändert?<br />
Regionale Entscheider blicken<br />
auf die Krise<br />
26 Die Mutmacher<br />
26 Die Mutmacher<br />
Tipps und Storys,<br />
die Mut und Sinn machen<br />
28 Rezepte aus der Krise<br />
Göttinger Gastroszene<br />
rückt zusammen<br />
30 Echte Begegnungen<br />
Deutsches Theater auf<br />
unbefahrenem Terrain<br />
32 Für euch gekocht!<br />
Sternekoch Daniel Raub wird kreativ<br />
34 Emotionen auf Distanz<br />
Bettpfannenapplaus für das<br />
Junge Theater<br />
36 Hochzeit mit Umwegen<br />
Herrenausstatter Wilvorst ändert<br />
kurzfristig die Modelle<br />
38 Gekommen, um zu bleiben<br />
Die Trink!ich-Bar lässt gute<br />
Tropfen online testen<br />
40 Die Bühne anders sehen<br />
Kulturszene erfindet sich neu:<br />
als digitale Kunst<br />
46 Unsere Welt in<br />
bewegten Zeiten<br />
Experten aus Südniedersachsen<br />
schreiben exklusiv für <strong>faktor</strong><br />
48 Wie sieht die Welt von morgen aus?<br />
Wirtschaftsprofessor Kilian Bizer<br />
über die Notwendigkeit, alte Muster<br />
über Bord zu werfen, und die Aussicht<br />
auf einen tief greifenden Wandel<br />
52 Der Staat in der Corona-Krise?<br />
Staatsrechtler Alexander Thiele<br />
über populistische Machthaber wie<br />
Donald Trump und die Vorteile, die<br />
der deutsche Föderalismus bietet<br />
56 Was wir der Angst verdanken<br />
Hirnforscher Gerald Hüther über<br />
die Angst, die uns in Zeiten von<br />
Corona begleitet, und darüber, was<br />
wir aus ihr lernen können<br />
60 Was nun, Generation Z?<br />
BWL-Professorin Antje-Britta<br />
Mörstedt über die Frage, was Corona<br />
mit der ,Generation Z‘ macht – und<br />
was sich für Unternehmen verbessert<br />
64 Viel Luft für eigene Identität<br />
PFH-Präsident Frank Albe und<br />
Geschäftsführer Markus Steinhoff<br />
über ihre positiven Erfahrungen<br />
mit dem digitalen Semester und die<br />
Vorteile des Campuslebens<br />
74 Stark durch Krisen<br />
Vier Menschen erzählen, wie sie mit<br />
Schicksalsschlägen und Niederlagen<br />
umgegangen sind und wie sie daraus<br />
die Kraft schöpften, neue Wege im<br />
Leben einzuschlagen<br />
76 Positiv bleiben<br />
Entführungsopfer Marc Wallert über<br />
seinen Weg zum Resilienzexperten<br />
und darüber, wie Corona sein Buch<br />
auf die Bestsellerliste brachte<br />
80 Angst braucht Mut<br />
Versicherungsexpertin Ines Freiboth<br />
verliert ihren Mann bei einem Unfall<br />
und berät seitdem Frauen in<br />
finanziellen Fragen<br />
84 Leben voller Gegensätze<br />
Unternehmer Stephan Ferneding und<br />
sein Weg aus der Insolvenz – eine<br />
Hommage an die Wertschätzung<br />
für das Leben an sich<br />
88 Jedes Training zählt<br />
Triathlet Steffen Baumbach sammelt<br />
Spenden für das Elternhaus für das<br />
krebskranke Kind und knackt die<br />
100.000-Euro-Marke<br />
96 10 Dinge, ...<br />
... die durch Corona geschehen sind,<br />
die ich gut finde<br />
4 2 |<strong>2020</strong>
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
88 Sportlich ambitioniert<br />
Spenden in der Krise. In der Corona-Zeit organisierte Steffen Baumbach den<br />
ersten Göttinger Sololauf für den guten Zweck.<br />
GESUNDHEıT<br />
Schwerpunkt: Stark bleiben<br />
100 An apple a day<br />
Gesund ist, was stark macht – ein<br />
Überblick für die gezielte Vorsorge<br />
108 Das Steuer fest in der Hand<br />
Resilienzexperte Sebastian<br />
Mauritz erklärt, wie wir<br />
stärker aus Krisensituationen<br />
hervorgehen können<br />
116 Na dann, Gute Nacht !<br />
Der Schlaf – er macht uns<br />
jeden Tag aufs Neue stärker<br />
56 Angst führt zur Selbsterkenntnis<br />
Experte. Gerald Hüther über die Unvorhersehbarkeit des Lebens und die Angst<br />
als unseren wachsamsten Begleiter<br />
124 Geballte Neuro-Expertise<br />
Das MEC am Göttinger<br />
Bahnhof bündelt Kompetenz<br />
für neurologische Probleme<br />
immer dabei<br />
3 Editorial<br />
6 Momentaufnahmen<br />
18 Aktuelles<br />
98 Impressum<br />
130 Letzte Seite<br />
Comic von Hagen Schulze<br />
Die Illustrationen auf unserem<br />
Cover und aus der Expertenreihe<br />
stammen aus der Feder der Göttinger<br />
Mediendesignerin Laura Finke.<br />
www.laurafinke.de<br />
126 Eine Frage des Willens ?<br />
Ernährungsexpertin Vivien<br />
Faustin erklärt, wieso uns<br />
der ‚Schweinehund‘ beim<br />
gesunden Essen im Weg steht<br />
128 Micro-Meditation<br />
Der kurze Weg zum inneren Glück<br />
2 |<strong>2020</strong> 5
momentaufnahmen<br />
Momentaufnahmen<br />
Seit Beginn der Corona-Krise rauschen die Tage häufig nur so an uns vorbei. Die Welt, wie wir sie<br />
kannten, zeigt sich in einem neuen Gewand. Vieles wird zum Stillstand verdammt, und gleichzeitig<br />
nimmt so manches erst richtig Fahrt auf. Alltägliche Situationen wirken beinahe skurril, und vermutlich<br />
werden zahlreiche bewegende Augenblicke für immer in unserem Gedächtnis bleiben.<br />
<strong>faktor</strong> hat einige dieser besonderen Momente festgehalten.<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA & LUKA GORJUP<br />
6 2 |<strong>2020</strong>
momentaufnahmen<br />
2 |<strong>2020</strong> 7
momentaufnahmen<br />
8 2 |<strong>2020</strong>
momentaufnahmen<br />
2 |<strong>2020</strong> 9
momentaufnahmen<br />
10 2 |<strong>2020</strong>
momentaufnahmen<br />
2 |<strong>2020</strong> 11
momentaufnahmen<br />
12 2 |<strong>2020</strong>
momentaufnahmen<br />
2 |<strong>2020</strong> 13
momentaufnahmen<br />
14 2 |<strong>2020</strong>
Audi Business<br />
#AudiTogether Days<br />
Gemeinsam angetrieben.<br />
Top Konditionen<br />
Leasing 1 und Finanzierung 1 für Neuwagen<br />
Kostenloses Servicepaket Audi ServiceKomfort 2 :<br />
Kostenlos für Neuwagen<br />
Ein attraktives Leasingangebot für Businesskunden 3 :<br />
z. B. Audi A3 Sportback 30 TFSI, 6-Gang*.<br />
* Kraftstoffverbrauch l/100 km: innerorts 5,7; außerorts 4,0; kombiniert 4,6; CO 2-Emissionen g/km: kombiniert 106; CO 2-Effizienzklasse A.<br />
16" Leichtmetallräder 5-Doppelarm, Audi pre sense front, Ausweichassistent, Bluetooth-Schnittstelle, Digitaler Radioempfang, Digitales Kombiinstrument, Klimaanlage,<br />
Lederlenkrad mit Multifunktion, Spurverlassenswarnung u.v.m.<br />
Monatliche Leasingrate<br />
€ 199,–<br />
Alle Werte zzgl. MwSt.<br />
Leistung:<br />
81 kW (110 PS)<br />
Vertragslaufzeit:<br />
48 Monate<br />
Jährliche Fahrleistung:<br />
10.000 km<br />
Sonderzahlung: € 0,–<br />
Monatliche Leasingrate: € 199,–<br />
Audi ServiceKomfort monatlich € 0,–<br />
Ein Angebot der Audi Leasing, Zweigniederlassung der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig. Zzgl. Überführungskosten und<br />
MwSt.. Bonität vorausgesetzt.<br />
1<br />
Ein Leasingangebot (ausgeschlossen sind RS- und Plug-In-Hybrid-Modelle sowie der Audi R8) der Audi Leasing bzw. ein Finanzierungsangebot der Audi Bank, Zweigniederlassung<br />
der Volkswagen Bank GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig. Jeweils für gewerbliche Einzelabnehmer und gültig bis zum 31.07.<strong>2020</strong>.<br />
2<br />
Beinhaltet Inspektion und Verschleiß der Audi Leasing, Zweigniederlassung der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig. Mit identischer<br />
Laufzeit-Laufleistungs-Kombination ist die Audi Anschlussgarantie der AUDI AG, Auto-Union-Str. 1, 85045 Ingolstadt, kostenlos zu Audi ServiceKomfort für Neuwagen<br />
zubuchbar. Gültig für gewerbliche Einzelkunden inkl. ausgewählter Sonderabnehmer und bis zum 31.07.<strong>2020</strong>. Laufzeit 12 – 48 Monate und Fahrleistung bis 32.500<br />
km p.a.. Nur für Neuwagen. Ausgeschlossen sind RS-Modelle und der Audi R8.<br />
3<br />
Das Angebot gilt nur für Kunden, die zum Zeitpunkt der Bestellung bereits sechs Monate als Gewerbetreibender (ohne gültigen Konzern-Großkundenvertrag bzw. die<br />
in keinem gültigen Großkundenvertrag bestellberechtigt sind), selbstständiger Freiberufler, selbstständiger Land- und Forstwirt oder Genossenschaft aktiv sind.<br />
Abgebildete Sonderausstattungen sind im Angebot nicht unbedingt berücksichtigt. Alle Angaben basieren auf den Merkmalen des deutschen Marktes.<br />
Audi ServiceKomfort 2 kostenlos<br />
Audi Zentrum Göttingen, Audi Zentrum Göttingen GmbH, Kasseler Landstr. 71+73, 37081 Göttingen, Tel.: 05 51 / 9 03-3 00, info<br />
@audi-zentrum-goettingen.de, www.audi-zentrum-goettingen.audi
momentaufnahmen<br />
Flammender Appell<br />
Eine Nacht, 1.500 Städte, 8.000 Teilnehmer, 9.000 Gebäude – das war die Night of Light vom 22. auf den 23. Juni.<br />
Deutschlandweit wurden in dieser Nacht Event-Locations, Spielstätten oder ausgewählte Wahrzeichen rot illuminiert, um<br />
ein Zeichen für die dramatische Lage der Veranstaltungsbranche zu setzen. Dieser Wirtschaftszweig gehört zu den am<br />
stärksten betroffenen in der Krise. Die Aktion zielte darauf ab, mit der Politik darüber ins Gespräch zu kommen, wie eine<br />
Unterstützung aussehen kann. In Südniedersachsen beteiligten sich – neben dem Deutschen Theater (Foto) – auch<br />
viele andere Kultureinrichtungen mit leuchtenden Mahnmalen an diesem flammenden Appell.<br />
16 2 |<strong>2020</strong>
momentaufnahmen<br />
2 |<strong>2020</strong> 17
aktuelles<br />
<strong>faktor</strong> feiert<br />
ein großes Jubiläum!<br />
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Impulse zum Essen<br />
<strong>faktor</strong>-Mittagsclub<br />
geht neue Wege<br />
15 Jahre <strong>faktor</strong> – das sind 15 Jahre Impulse, Erfolgsrezepte und<br />
echte Begegnungen in Südniedersachsen.<br />
Dieses große Ereignis wollen wir im Herbst mit einer ganz<br />
besonderen Ausgabe gebührend feiern. Wir lassen einzigartige<br />
Momente der vergangenen Jahre und vor allem die fesselndsten<br />
und beeindruckendsten Aufnahmen unseres Lieblings fotografen<br />
Alciro Theodoro da Silva Revue passieren. Freuen Sie sich auf<br />
ein bildgewaltiges Feuerwerk!<br />
Wenn Sie in dieser einzigartigen Jubiläums-Ausgabe mit Ihrer<br />
Präsentation dabei sein möchten, melden Sie sich einfach!<br />
Nicole Benseler<br />
Tel. 0551 309839 22 oder<br />
benseler@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Auch in den vergangenen Monaten traf sich der <strong>faktor</strong>- Mittagsclub<br />
in der gewohnten Runde – wenn auch etwas anders als<br />
bisher. Die Lösung auf die Frage, wie sich die Teilnehmer trotz<br />
Kontaktverbot weiter zum Essen und zum gemeinsamen Austausch<br />
treffen könnten, war schnell gefunden: ein Online-<br />
Mittagstisch via Zoom, gepaart mit einem kreativen Angebot.<br />
Im März stand jeder selbst am heimischen Herd und kochte<br />
sich etwas Italienisches. Im April gab es dann vom Restaurant<br />
Amavi geliefertes Essen und im Mai eine Pizza von Tante Gulia.<br />
Die virtuellen Runden drehten sich zunächst natürlich um<br />
Corona und darum, wie es den Teilnehmern beruflich und privat<br />
in der Ausnahmesituation geht.<br />
Im Juni gab es dann wieder einen Impulsvortrag – von Remo<br />
Viani und Ralf Bernd von Antonio Viani Importe. Sie berichteten<br />
unter anderem über die Übernahme vom Kochhaus und<br />
die eigene Viani-Koch-Box, die es ab Mitte Juli Online zu<br />
bestellen gibt. Während <strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme<br />
die beiden Impulsgeber vor Ort interviewte und ihnen auf<br />
Abstand beim Pizza-Backen über die Schulter sah, durften sich<br />
die Teilnehmer vor ihren Bildschirmen über einen leckeren Insalata<br />
fresco mit Pane nostrum freuen – hergestellt im Panifico<br />
Viani.<br />
Weitere Impressionen gibt es in der Bildergalerie unter:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/fotostrecken<br />
Trotz Corona<br />
Der <strong>faktor</strong>AZUBI<br />
kommt!<br />
Die Schüler und Azubis aus<br />
unserer Region dürfen sich freuen, denn wir<br />
bringen trotz Corona wie gewohnt im August den nächsten<br />
<strong>faktor</strong>AZUBI heraus! Wie immer mit vielen hilfreiche Tipps<br />
rund um das Thema Bewerbung: Wie sieht der perfekte<br />
Lebenslauf aus? Wie verfasse ich ein Motivationsschreiben?<br />
Und – aktuell natürlich besonders relevant – wie bereite ich<br />
mich richtig auf ein Bewerbungsgespräch per Telefon oder<br />
Video vor?<br />
Darüber hinaus stellen wir einmal mehr interessante<br />
Ausbildungsberufe vor und zeigen auf, welche tollen<br />
Unternehmen unsere Region zu bieten hat.<br />
Sie wollen sich ebenfalls in diesem Umfeld präsentieren?<br />
Dann schalten Sie Ihre Anzeige im <strong>faktor</strong>AZUBI!<br />
Kontakt: siehe oben<br />
18 2 |<strong>2020</strong>
15 JAHRE<br />
Das Entscheider-Magazin für die Region Göttingen feiert Jubiläum<br />
zum 15-jährigen Bestehen.<br />
Dazu präsentieren wir die Höhepunkte aus dem <strong>faktor</strong>-Magazin.<br />
Nutzen Sie dieses hochwertige Umfeld für Ihre Präsentation.<br />
Ich buche: eine Anzeige /ein Profil im Jubiläums-<strong>faktor</strong> 3/<strong>2020</strong><br />
<br />
<br />
1/4-Seite<br />
Anzeige: 890 Euro<br />
1/2 Seite<br />
Anzeige / Profil<br />
Anzeige: 1.490 Euro<br />
Profil: 1.690 Euro<br />
<br />
<br />
1/1 Seite<br />
Anzeige / Profil<br />
Anzeige: 2.490 Euro<br />
Profil: 2.790 Euro<br />
2/1 Seite<br />
Anzeige / Profil<br />
Anzeige: 4.190 Euro<br />
Profil: 4.490 Euro<br />
<br />
Ich buche die Logoplatzierung 'Wir gratulieren <strong>faktor</strong>' für 247 statt 350 Euro<br />
Ich buche beim Profil zusätzlich:<br />
Rundum-Sorglos-Paket inkl. Text- und Fotoerstellung: 450 Euro netto<br />
Fotoerstellung: 250 Euro netto<br />
Texterstellung: 250 Euro netto<br />
Erscheinungstermin: 25. September<br />
Anzeigenschluss: 1. September<br />
Die Preise verstehen sich zzgl. der gesetzlichen MwSt.<br />
Buchen Sie jetzt !<br />
Format ankreuzen und senden an:<br />
Marco Böhme<br />
Tel. 0551 / 30 98 390<br />
boehme@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Nicole Benseler<br />
Tel. 0551 / 30 98 39 22<br />
benseler@<strong>faktor</strong>-magazin.de
91% verlieren gerne ihr Herz.<br />
Aber nicht ihr Geld.<br />
Nutzen Sie die vielfältigen Anlagemöglichkeiten von Deka Investments.<br />
Mehr in Ihrer Sparkasse oder unter deka.de<br />
Unterschätzen Sie die Zukunft nicht.<br />
Keine Zinsen?<br />
Jetzt auf Wertpapiere umsteigen!<br />
* **<br />
Winner <strong>2020</strong><br />
Bester Zertifikate<br />
Emittent<br />
Primärmarkt<br />
DekaBank Deutsche Girozentrale. Quelle Statistik: Onlinebefragung Institut Kantar im Auftrag der DekaBank, Oktober 2019.<br />
Quellen Auszeichnungen: * Capital-Heft 03/<strong>2020</strong>; ** www.scope-awards.de/awards-<strong>2020</strong>/zertifikate-awards
aktuelles<br />
Vertrieb<br />
Frischer Wind im <strong>faktor</strong>-Team<br />
Kontakt:<br />
Nicole Benseler<br />
Tel. 0551 309839 22 oder<br />
benseler@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Seit dem 1. Juli hat <strong>faktor</strong> mit Nicole Benseler Unterstützung im Vertrieb bekommen –<br />
nachdem Claudia Krüger das Team Anfang Mai aufgrund einer schweren Erkrankung<br />
bereits wieder verlassen musste. Benseler kennt die Region in- und auswendig und kann<br />
auf ein breites Netzwerk zurückgreifen, das sich die gebürtige Göttingerin während<br />
ihrer beruflichen Laufbahn in Südniedersachsen aufgebaut hat. Nach ihrer Ausbildung<br />
zur Bürokauffrau wagte sie den Quereinstieg beim Bankhaus Hallbaum, wo sie sich<br />
berufsbegleitend zur Bankfachwirtin weiterbildete. Im Segment der gehobenen Privatkundschaft<br />
konnte sie 29 Jahre lang ihre Kommunikationsstärke und ihre Fähigkeit,<br />
Kunden in Finanzierungs- und Anlagegeschäften umfassend zu beraten, ausleben. Die<br />
Schließung der Geschäftsstelle in Göttingen im vergangenen Jahr nahm die heute<br />
50-Jährige als Chance, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Gemeinsam mit ihrer<br />
12-jährigen Tochter lebt sie glücklich in Geismar. In ihrer Freizeit zieht es sie aber regelmäßig<br />
in die Berge – sei es zum Skifahren oder Wandern.<br />
Bei <strong>faktor</strong> steht Nicole Benseler ab sofort als neue Ansprechpartnerin bereit, wenn es<br />
um Werbung im <strong>faktor</strong>-Magazin oder in den Sonderausgaben geht. Sie berät über die<br />
vielfältigen vorhandenen Möglichkeiten und findet auch neue Lösungen für individuelle<br />
Konzepte und Sonderwerbeformate.<br />
Individuelle<br />
Gebäudetechnik.<br />
Unsere Leistungen –<br />
so individuell, wie die Ansprüche<br />
unserer Kunden.<br />
DER<br />
NEUE<br />
GARTEN<br />
KATALOG<br />
<strong>2020</strong><br />
Bereits in der vierten Generation bieten wir<br />
unseren gewerblichen, öffentlichen und<br />
privaten Kunden das gesamte Spektrum der<br />
Gebäudetechnik.<br />
Fordern Sie uns!<br />
Ruhstrat Haus- und<br />
Versorgungstechnik GmbH<br />
Adolf-Hoyer-Straße 6<br />
37079 Göttingen<br />
Telefon (05 51) 6 94 04-0<br />
Telefax (05 51) 6 94 04-10<br />
info@ruhstrat.de<br />
www.ruhstrat.de<br />
Jetzt abholen!<br />
37434 Rollshausen<br />
Warthebergweg 2<br />
Telefon 05528 9234-0<br />
Fax 05528 9234-40<br />
– Gemeinsam für deinen Traum<br />
2|<strong>2020</strong> 21
statements<br />
Wie hat Corona<br />
unser Leben verändert?<br />
<strong>faktor</strong> hat Entscheider der Region gefragt, was sie aus dieser Krise mitnehmen.<br />
ILLUSTRATIONEN TANJA WEHR/SKETCHNOTELOVERS<br />
22 2 |<strong>2020</strong>
statements<br />
» Corona zeigt uns, was im Leben wirklich wichtig ist:<br />
Gesundheit. Aufeinander achten. Füreinander da sein.<br />
Rücksicht nehmen. Zugleich macht die Lage vielen<br />
Menschen wirtschaftlich zu schaffen, Eltern kommen<br />
an ihre Grenzen. Ob Home schooling, Onlineshopping<br />
oder Homeoffice – was technisch möglich ist, muss<br />
menschlich leistbar und gesellschaftlich tragbar sein.<br />
Hier gibt uns die Pandemie wichtige Denkanstöße. «<br />
Petra Broistedt<br />
Dezernentin für Kultur und Soziales sowie<br />
Leiterin des Stabs für außergewöhnliche<br />
Ereignisse der Stadt Göttingen<br />
» Ich bin vor 20 Jahren Unternehmer geworden, weil<br />
ich Herausforderungen mag. Sie sind das Salz in<br />
der Suppe. Nun ist Corona unbenommen eine der<br />
größeren Herausforderungen – mit dem Potenzial,<br />
die Welt, wie wir sie kennen, zu verändern. Ist das<br />
schlecht? Letztlich ist es eine Frage der Perspektive.<br />
Mir gelang es nach der anfänglichen Verunsicherung<br />
erstaunlich schnell, zur Ruhe zu kommen und die<br />
Gedanken knallhart nach vorne zu richten. Viele<br />
kluge Unternehmen haben verstanden, dass jetzt<br />
die Zukunft gestaltet werden muss. Die Welt ist in<br />
jedem Fall anders. Aber anders birgt auch Chancen.<br />
Und die gilt es, zu ergreifen. «<br />
Mark-Oliver Müller<br />
ist seit 20 Jahren Geschäftsführer der Digitalagentur alto. in<br />
Einbeck. Als das Virus auftauchte, waren die 400 Einladungskarten<br />
zum Firmenjubiläum bereits gedruckt: „Es ist, wie es ist! Feiern<br />
wir halt im kommenden Jahr ein Doppelevent: Jubiläum und<br />
(hoffentlich) Ende der Pandemie. Man muss positiv denken.“<br />
FOTO: ©GWG<br />
» Der externe Schock durch Corona hat auch unsere Unternehmen<br />
getroffen und allen vor Augen geführt, dass sich<br />
Rahmenbedingungen schlagartig ändern können.<br />
Ich halte nun aber die Unternehmen am Standort für<br />
stark genug, dass sie Zukunftsstrategien entwickeln, und<br />
wir werden schauen, wie unsere Stadt und die GWG<br />
sie dabei bestmöglich unterstützen können. «<br />
Ursula Haufe<br />
Geschäftsführerin der GWG Gesellschaft für<br />
Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen<br />
2 |<strong>2020</strong> 23
statements<br />
FOTO: DIETRICH KUEHNE<br />
» Corona hat auch mir gezeigt, was im Leben wichtig<br />
ist. Familie, gute Freunde – die bleiben es auch mit<br />
Abstand –, eine erfüllende Tätigkeit und ein gutes<br />
Umfeld. Durch unsere Lage in ländlicher Umgebung<br />
waren die Auswirkungen des Lockdowns für uns kaum<br />
spürbar. Die Natur ließ sich auch weiterhin ohne<br />
Maske erfahren. Bin ich froh, dass ich auf dem<br />
Dorf lebe. «<br />
Lars Obermann<br />
Geschäftsführender Gesellschafter der<br />
Obermann Unternehmensgruppe aus Osterode<br />
FOTO: CHRISTOPH MISCHKE<br />
» Zuerst war da nur die alarmierende Anforderung, wegen<br />
der Corona-Krise in wenigen Tagen Online-Lehre auf die<br />
Beine zu stellen. Doch dann merkte ich, wie viel Potenzial<br />
darin liegt. Und siehe da: Die Studierenden machen<br />
begeistert mit, sind dankbar für mehr Selbstbestimmung<br />
beim Lernen und erkennen vielleicht zum ersten Mal in<br />
ihrem Leben, wie wichtig ethische Fragen im Alltag der<br />
Medizin sind. «<br />
Prof. Claudia Wiesemann<br />
Direktorin des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin an der<br />
Universitätsmedizin Göttingen und Mitglied der Wissenschaftlichen<br />
Kommission ,Lebenswissenschaften‘ sowie weiterer Arbeitsgruppen<br />
der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina<br />
» Ich sehe in dem Corona-Schock auch Chancen.<br />
Urplötzlich waren digitale Prozesse, Homeoffice und<br />
Videokonferenzen in Bereichen möglich, wo sie noch<br />
vor wenigen Monaten undenkbar waren. Spannend<br />
auch, wie die Welt zum Teil entschleunigt wurde.<br />
Ich denke, hiervon wird ein spürbarer kultureller<br />
Wandel erhalten bleiben. «<br />
Stephan Reinisch<br />
Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren im Landkreis Holzminden<br />
und Geschäftsführer der Firma ,die Energieingenieure‘<br />
24 2 |<strong>2020</strong>
statements<br />
» Durch Covid-19 hat sich unser aller Leben<br />
verändert – beruflich wie privat. Wir müssen mit<br />
Einschränkungen leben – was wir überhaupt nicht<br />
kennen. Bei allem Negativen, das mit dieser Krise<br />
einhergeht, sehe ich aber auch positive Aspekte.<br />
Die Welt steht still, man rückt familiär und auch<br />
sozial näher zusammen, ist kreativ, um Lösungen<br />
dafür zu finden, Veränderungen voranzutreiben.<br />
Viele Menschen, die ich kenne, sind jetzt<br />
entschleunigt und haben Zeit zur Reflexion ...<br />
Diese besondere Zeit sollten wir alle gut nutzen. «<br />
Anja Barlen-Herbig<br />
Geschäftsführerin von Einbeck Marketing<br />
» Durch die Corona-Pandemie ist das 21. Jahrhundert<br />
endgültig in unseren beruflichen Alltag eingekehrt,<br />
und vormals bestehende Vorbehalte gegenüber<br />
virtuellen Abstimmungen und New-Work-Ansätzen<br />
konnten erfolgreich überwunden werden. Es<br />
ist nun von Bedeutung, dass wir über die notwendige<br />
soziale Distanzierung während der Pandemie<br />
unsere menschliche Nähe nicht verlieren. «<br />
Dr. Tim Schneider<br />
hat zum 1. Januar <strong>2020</strong> die Geschäftsführung der<br />
SüdniedersachsenStiftung übernommen.<br />
» Die Zeit seit März hat mich gelehrt, mit etwas<br />
mehr Demut auf die bisher oft als selbstverständlich<br />
angesehenen Dinge des privaten und beruflichen Lebens<br />
zu schauen. Auch haben mich diese Wochen gelehrt,<br />
dass wir Menschen viel flexibler und anpassungsfähiger<br />
sind, als wir uns oft zutrauen. Beruflich sind die<br />
Auswirkungen der Pandemie sehr herausfordernd,<br />
da ein kurzfristiges Ende der einschränkenden<br />
Situation nicht absehbar ist. «<br />
Alexander Grosse<br />
Geschäftsführer des Göttinger Traditionsunternehmens<br />
Wiederholdt, das in diesem<br />
Jahr sein 250-jähriges Jubiläum feiert<br />
2 |<strong>2020</strong> 25
mutmacher<br />
Die Mutmacher<br />
Bereits wenige Tage nach dem Lockdown im März hat <strong>faktor</strong> die Online-Initiative #<strong>faktor</strong>mutmacher<br />
gestartet. Seitdem sammeln wir Mutmacher-Tipps und ermutigenden Geschichten aus unserer Region.<br />
TEXT LEA VAN DER PÜTTEN & ANJA DANISEWITSCH<br />
„Ich bin immer wieder erstaunt über die vielen<br />
kleinen und großen Gesten und Aktionen von Menschen<br />
in unserem Land, die von Zusammenhalt, Mitgefühl und<br />
Nächstenliebe zeugen. Hoffentlich bleibt uns davon auch<br />
nach der Pandemie einiges erhalten.“<br />
Wolfgang Gieße<br />
Fachdienstleiter Friedhöfe der Stadt Göttingen<br />
und zuständig für die Torhaus-Galerie<br />
▸ Story: Kunst trotz Corona<br />
„Entspannt euch! Nutzt die Zeit<br />
zum Entschleunigen!“<br />
Thomas Rausch<br />
Filialleiter VomFass in Göttingen<br />
▸ Story: Einfach weitermachen<br />
„Krisen werfen uns auf uns selbst zurück. Sie geben<br />
Anlass, über uns und unsere Situation nachzudenken.<br />
Der Planet und die Menschen brauchen das dringendst!<br />
Wir können die Welt nicht mit Produkten zumüllen, die uns alle,<br />
wohl wissend, nicht glücklich machen …“<br />
Erich Sidler<br />
Intendant des Deutschen Theaters Göttingen<br />
▸ Story: Kreative Umgestaltung<br />
26 2 |<strong>2020</strong>
mutmacher<br />
„Durchhalten, Optimismus ausstrahlen und<br />
Strategien entwickeln für die Zeit danach!“<br />
Ralf Schwager<br />
Inhaber Erlebnishaus Schwager in Holzminden<br />
▸ Story: Süßes fürs Altenheim<br />
„Wichtig ist: Nach vorne schauen. Neue Wege gehen.<br />
Die Zeit für kreative Ideen nutzen und damit dann nach<br />
der Krise durchstarten. Die Worte ,Einfach machen, mehr als<br />
schiefgehen kann es nicht‘ haben mir in dieser Zeit schon sehr geholfen.<br />
Ohne diesen Satz wäre auch der Solidaritätsgutschein nie entstanden …“<br />
David Gerlach<br />
Geschäftsführer von draeger + heerhorst im Eichsfeld<br />
▸ Story: Kreative Umgestaltung<br />
» Augen und<br />
Ohren offen halten. Man kann aktuell so einfach<br />
und schnell auch in kleinen Dingen helfen – und das positive<br />
Feedback bestärkt einen dazu, weiterzumachen. «<br />
Katharina Stein<br />
Rotary-Club Göttingen-Sternwarte<br />
▸ Story: Zwei Tablets fürs Hospiz<br />
Post-it !<br />
@<strong>faktor</strong>magazin<br />
» Schnell handeln. Die erste Idee<br />
muss nicht immer die beste sein.<br />
Aber es ist schöner, Zeit für Verbesserungen<br />
zu haben, als in Schockstarre zu verharren. «<br />
Rahel Winterstein<br />
Inhaberin der Conditorei Cortés in Göttingen<br />
▸ Story: Leckereien mit Humor<br />
<strong>faktor</strong> sucht auch weiterhin<br />
Charity-Geschichten – genauso wie<br />
Angebote, die Unternehmen aufrechterhalten<br />
oder sogar neu schaffen.<br />
Schicken Sie uns Ihre Story !<br />
#<strong>faktor</strong>mutmacher<br />
2 |<strong>2020</strong> 27
mutmacher<br />
Rezepte aus der Krise<br />
Die Restaurantbesitzer Vincenzo Luggeri vom Little Italy und Peter Goldmann vom Havana<br />
gehören seit Jahren zur Göttinger Gastroszene. In der Zeit des Lockdowns haben die beiden nicht nur<br />
einander besser kennengelernt, sondern ihre Küche auch vielen anderen Menschen näher gebracht.<br />
FOTOGRAFIE MIRIAM MERKEL<br />
Peter Goldmann hatte gerade noch den Wochenendeinkauf<br />
für sein Restaurant Havana in der<br />
Göttinger Südstadt gemacht. Dann kam der<br />
Lockdown – und sein Kühllager war voll. „So<br />
wie mir ging es vielen Gastronomen“, erzählt Goldmann<br />
(Foto, r.). „Und so entstand zusammen mit Enzo schnell<br />
die Idee, unsere Lebensmittel zu spenden und für gemeinnützige<br />
Einrichtungen zu kochen“ – und meint mit ‚Enzo‘<br />
Vincenzo Luggeri (l.) vom Little Italy in der Bühlstraße.<br />
Die beiden gründeten spontan auf Facebook eine Gastro-<br />
Gruppe und suchten Mitstreiter und Unternehmen, die<br />
ebenfalls Lebensmittel für ihr Vorhaben spendeten.<br />
Und auch, wenn sie mehr Engagement erwartet hätten,<br />
wurde ihr Projekt dennoch zu einem Erfolg: „Wir<br />
haben geschnippelt und geschnippelt – und hatten dabei<br />
eigentlich gar keine Ahnung, wie viel Zutaten wir für<br />
120 Portionen Suppen benötigen“, erzählt Luggeri. Sie<br />
wuchsen Tag für Tag mit ihren Aufgaben und ließen sich<br />
nicht entmutigen. So wurden im Havana und im Little<br />
Italy zusammen täglich bis zu 150 Portionen für den<br />
Verein ,Neue Wege, neue Chancen‘ und den Kindergarten<br />
der Arche in Grone gekocht: eine logistische Meisterleistung<br />
mit ungeahnten Herausforderungen für Goldmann<br />
und Luggeri. „Haben Sie schon mal 80 Kilogramm<br />
Nudeln gekocht?“, fragt Luggeri und lacht, als er daran<br />
denkt, wie er an seinem im Verhältnis zu Großküchen<br />
doch recht kleinen Herd mit ziemlich kleinen Töpfen riesige<br />
Mengen zubereitete. Kistenweise wurden Lebensmittel,<br />
Obst und Gemüse geliefert. Vor allem Naturkost<br />
Elkershausen brachte jeden Tag so viel vorbei, dass allein<br />
daraus ganze Mahlzeiten entstanden.<br />
DOCH WAS WAR DAS, WAS DA PLÖTZLICH in den Kisten<br />
lag? Die Köche der kubanischen und italienischen Küche<br />
stießen auf urdeutsches Gemüse, das ihnen nicht geläufig<br />
war. „Wir googelten und dachten, das seien Pastinaken,<br />
und suchten nach passenden Rezepten. Leider waren es<br />
Schwarzwurzeln, was uns erst viel zu spät auffiel“, so<br />
Goldmann verschmitzt. Es sei eben auch das Privileg einer<br />
Krise, dass Ideen nicht bis ins Letzte durchgeplant sein<br />
müssen. Vielmehr zähle das Tun und das ‚Einfach machen‘.<br />
„Überhaupt können wir alle froh und dankbar sein, in<br />
Deutschland zu leben“, sagt Luggeri, dessen Familie teilweise<br />
in Italien wohnt. Er hatte den direkten Vergleich<br />
zwischen den beiden Staaten und betont: „Trotz Krise<br />
geht es uns hier noch sehr gut.“<br />
Nach der Lockerung der Maßnahmen und der Öffnung<br />
der Restaurants treten natürlich wieder andere<br />
Dinge in den Vordergrund. „Jeder Göttinger ist jetzt mit<br />
dafür verantwortlich, wie seine Stadt in Zukunft aussehen<br />
wird“, sagt Goldmann. Es müsse noch viel geschehen,<br />
bis wieder von einem Normalbetrieb die Rede sein<br />
kann. Doch gerade jetzt sei es sowohl für die Gastronomie<br />
als auch für die kleinen Einzelhändler enorm wichtig,<br />
dass sie von treuen Gästen und Kunden unterstützt<br />
werden. „Ich habe die Hoffnung, dass ein Umdenken<br />
stattfindet und Qualität und gute Produkte wieder mehr<br />
geschätzt werden, dass sich die Menschen wieder mehr<br />
regional verbunden fühlen und darin eine neue Chance<br />
für die Gastronomie liegt“, sagt Luggeri.<br />
Eines nehmen die beiden Köche auf jeden Fall aus der<br />
Krise mit – neben der neuen Kenntnis um die Schwarzwurzeln:<br />
die strahlenden Augen der Arche-Kinder, für<br />
die sie Nudel-, Pfannkuchen- und Kartoffelpufferteig<br />
zum Selberkochen vorbereiten durften. ƒ<br />
MUTMACHERTIPP<br />
von Peter Goldmann<br />
und Vincenzo Luggeri<br />
» Nutzt die Krise als Chance, um euch<br />
wieder auf die Gemeinschaft zu<br />
besinnen. Wir haben zusammen viel<br />
mehr Potenzial – und gemeinsam<br />
können wir viel erreichen. «<br />
#<strong>faktor</strong>mutmacher<br />
28 2 |<strong>2020</strong>
mutmacher<br />
2 |<strong>2020</strong> 29
mutmacher<br />
Echte Begegnungen<br />
Als eines der ersten Theater landesweit begann das Deutsche Theater in Göttingen,<br />
wieder eine Bühne zu bespielen. Allerdings mussten Schauspieler und Zuschauer<br />
gleichermaßen neues Terrain betreten – beziehungsweise befahren.<br />
FOTOGRAFIE ILKA DAERR<br />
MUTMACHERTIPP<br />
von Erich Sidler<br />
» Ich sehe in der Möglichkeit zu echter<br />
menschlicher Begegnung einen riesigen<br />
Schatz, den wir uns nicht nehmen lassen<br />
dürfen – auch wenn Zoomkonferenzen<br />
effizient sind. Etwas Essenzielles und<br />
unsagbar viele Zwischentöne gehen in der<br />
virtuellen Version verloren. Ich hoffe, dass<br />
die Menschen diese Erkenntnis aus der<br />
Krise heraus mitnehmen. Wenn wir wirklich<br />
etwas bewegen wollen, müssen wir<br />
dem sozialen Leben in realer Begegnung<br />
eine größere Bedeutung beimessen, als<br />
wir es bisher getan haben. Also sollten wir<br />
die Krise nutzen, bewusster zu leben. «<br />
#<strong>faktor</strong>mutmacher<br />
Es dauerte nicht lange und jemand hatte an die<br />
Mauern des Deutschen Theaters geschrieben:<br />
‚Liebes DT, wir vermissen dich!‘ – „Und uns<br />
ging es ja genauso mit unseren Zuschauern“,<br />
erzählt Erich Sidler, Intendant des Deutschen Theaters,<br />
im Rückblick auf den Lockdown. Eine nie dagewesene<br />
neue Situation, in welcher sich jeder Einzelne erst einmal<br />
zurechtfinden muss. „Ich sehe es als die Funktion<br />
des Theaters, dass es im besten Sinne reflektiert, was<br />
gerade passiert – dass es auf die Fragen der Menschen<br />
und die Veränderungen eingeht, die in den letzten Monaten<br />
geschehen sind“, so Sidler.<br />
FRAGEN, GEFÜHLE, UNSICHERHEITEN, ÄNGSTE –<br />
letztlich liegt über allem etwas Bizarres, das danach<br />
verlangt, eingeordnet zu werden. Oder zumindest ein<br />
wenig geordnet wird. „Das ist unsere Aufgabe. Als<br />
Nächstes müssen wir dann Mittel und Wege finden, wie<br />
wir all diese Themen bespielen“, sagt der Intendant<br />
und umreißt damit die Arbeit für die kommenden<br />
Wochen und Monate. Da stehe zum Beispiel die Frage<br />
riesengroß im Raum: Was passiert mit uns, wenn plötzlich<br />
Persönlichkeitsrechte eingeschränkt werden?<br />
30 2 |<strong>2020</strong>
mutmacher<br />
Eine Antwort darauf versucht das Deutsche Theater<br />
seit Mitte Mai in dem Stück ,Die Methode‘ zu geben,<br />
indem die Inszenierung in der Tiefgarage des Theaters<br />
auch einen äußeren Rahmen von Isolation schafft. Die<br />
Schauspieler spielen vereinzelt an getrennten Stationen,<br />
die Zuschauer bleiben isoliert in den Autos und dennoch<br />
entsteht eine – wenn auch andere – Form von gemeinschaftlichem<br />
Erleben.<br />
Wenn es also darum geht, dass das Theater innerhalb<br />
der Gesellschaft eine Funktion und Aufgabe hat, dann ist<br />
genau jetzt die Zeit, in der es diese besonders unter Beweis<br />
stellen kann. In den Medien löst eine Schreckensmeldung<br />
die vorherige ab. In den Städten und Dörfern<br />
leben Menschen, teilweise so von Begegnungen abgeschnitten,<br />
dass es existenziell bedrohlich wird. Beim Einkaufen<br />
können wir unserem Gegenüber zwar in die<br />
Augen sehen, aber die Feinheiten der Mimik bleiben verborgen.<br />
„Begegnungen sind im Allgemeinen von ganz<br />
vielen Informationen und Signalen geprägt. Es ist ein<br />
komplexer Vorgang, der als Ganzes eine Fülle von Impulsen<br />
und Stimuli darstellt“, sagt Sidler. „Es ist daher<br />
gut, wenn wir uns die Zeit nehmen und überlegen, was<br />
uns in den letzten zwei Monaten eigentlich alles abhanden<br />
gekommen ist.“ Für den 55-Jährigen stellten Begegnungen<br />
– echte Begegnungen, bei denen das Gegenüber in<br />
allen Facetten sichtbar und spürbar ist – ein Grundbedürfnis<br />
des Menschen dar: „Alles, was an feinen Klängen<br />
stattfindet, wenn zwei oder mehr Menschen kommunizieren,<br />
ist komplett heruntergefahren. Und die<br />
Sehnsucht nach diesen Zwischentönen möchten wir in<br />
den nächsten Monaten noch einmal thematisieren.“<br />
THEATER ALS MUTMACHER? Vielleicht ist es das falsche<br />
Wort, weil es sich ein wenig nach ,Chaka – Wir schaffen<br />
das‘ anhört. Und dennoch vermittelt das Deutsche Theater<br />
den Menschen der Stadt Göttingen und des Umlandes<br />
Hoffnung. Die Spielzeit geht weiter. Die Kunst bleibt<br />
nicht auf Streaming beschränkt. Es gibt andere Wege:<br />
das Open-Air-Theater auf der Rampe des Deutschen<br />
Theaters (Foto) und das Stationstheater für Familien mit<br />
Kindern, das seine Stationen rund um das Theater am<br />
Wall auch in der <strong>Sommer</strong>pause bestehen lässt. „Wir geben<br />
ein klares Statement“, erklärt Sidler. „Theater gehört zu<br />
dieser Stadt. Es ist ein wichtiger Teil ihrer Identität.“ Und<br />
so wird hinter den Kulissen auch bereits jetzt die nächste<br />
Spielzeit im Herbst vorbereitet und geplant. ƒ<br />
2 |<strong>2020</strong> 31
mutmacher<br />
MUTMACHERTIPP<br />
von Daniel Raub<br />
» Es ist bereichernd, etwas Neues<br />
auszuprobieren und ein neues Feld zu<br />
bestreiten. Ich habe mich auf Facebook<br />
als Mensch gezeigt und dadurch eine<br />
neue Verbindung zu meinen Gästen<br />
aufgebaut. Außerdem führt das Tun von<br />
etwas Sinnvollem dazu, anders über die<br />
Situation nachzudenken und<br />
positiver zu sein. «<br />
#<strong>faktor</strong>mutmacher<br />
Sich erst einmal sortieren und durchatmen – so<br />
oder so ähnlich sahen wahrscheinlich bei den<br />
meisten Menschen die ersten Tage nach dem<br />
Lockdown aus. Doch dann geschah etwas<br />
Wunderbares: Vor allem Selbstständige wurden kreativ<br />
und suchten nach neuen Chancen für ihr Geschäft. „Ich<br />
habe immer gesagt, ich habe keine Lust, Fernsehkoch zu<br />
werden“, sagt Daniel Raub, Sternekoch der Genießer<br />
Stube in Friedland. Viel lieber verzieht er sich mit „seinen<br />
Jungs“, wie er seine Köche mit einem Augenzwinkern<br />
nennt, in seine Küche und kocht für seine Gäste.<br />
Dabei kann er durchaus sehr unterhaltsam sein und seinem<br />
Publikum kurzweilig kleine Tricks und Feinheiten<br />
verraten, damit das Kochen am heimischen Herd ein<br />
gewisses Etwas bekommt – wie er in den letzten Monaten<br />
unter Beweis stellte.<br />
DREI WOCHEN, nachdem die gesamte Gastronomie im<br />
Land lahmgelegt wurde, stand Raub wieder hinter seinem<br />
Herd – und vor einer Kamera. Denn Gäste in seinem<br />
Restaurant durfte er auf unbestimmte Zeit nicht empfangen.<br />
So entstand die Idee, es doch einmal als Fernsehkoch<br />
beziehungsweise Facebook-Koch zu versuchen. „Man<br />
muss halt was machen“, sagt der 38-Jährige lakonisch.<br />
Und es dauerte zu seiner Überraschung auch nicht lange,<br />
bis er dank der Unterstützung von Stephan Beuermann<br />
von TrapezFilm an den Live-Events ‚Für euch gekocht –<br />
Made by Daniel Raub‘ wirklich Spaß hatte. „Die Resonanz<br />
war durchweg positiv. Wir haben mit unseren Zuschauern<br />
etwas gemeinsam gemacht – das war mir vor<br />
allem wichtig“, so Raub.<br />
Wann kann man einem Sternekoch sonst schon in die<br />
Töpfe schauen? Und noch dazu mit ihm gemeinsam virtuell<br />
kochen? Denn die Zutaten für Kalbstafelspitz oder<br />
Für euch gekocht!<br />
Kochen ist mein Leben – sagt Sternekoch Daniel Raub<br />
von der Genießer Stube im Landhaus Biewald.<br />
Doch was macht ein Koch, wenn keine Gäste mehr<br />
zu ihm kommen dürfen? Er wird kreativ.<br />
FOTOGRAFIE STEPHAN BEUERMANN<br />
Garnelen-Burger bestellten die Freunde abwechslungsreicher<br />
Küche direkt im neu eingerichteten Webshop.<br />
Wie viel Arbeit allerdings hinter den knapp 30-minütigen<br />
Videos steckt, ahnte vermutlich niemand. Innerhalb<br />
kürzester Zeit schrieben Raub und sein Team Rezepte,<br />
suchten nach Zutaten, die auch in der Krise erhältlich<br />
waren, und planten die Logistik, damit die Lebensmittel<br />
rechtzeitig zu den Menschen nach Hause kamen. Tourenpläne<br />
mussten erstellt, Verpackungsmaterial gefunden<br />
und Aller genkennzeichnungen geschrieben werden. Und<br />
selbst für die Videos wurden teilweise ,Drehbücher‘ geschrieben,<br />
so wie beispielweise für die Reise einer Möhre<br />
vom Feld bis auf das Schneidebrett in Raubs Küche.<br />
MIT SOLCH KLEINEN ANEKDOTEN möchte der Gastronom<br />
seinem Publikum nicht nur gute Küche näher bringen,<br />
sondern es auch ein wenig zum Schmunzeln animieren. Ein<br />
Beweis dafür, dass er selbst in der schwierigen Zeit seinen<br />
Humor behalten hat. ƒ<br />
32 2 |<strong>2020</strong>
DANKE !<br />
Wir danken allen Kolleg:innen, Kunden und Partnerunternehmen für die<br />
Unterstützung und Hilfestellung in den letzten Monaten.<br />
Die Corona-Krise hat uns persönlich zur Distanz im Home Office verpflichtet.<br />
Und gleichzeitig die Zusammengehörigkeit und das Gefühl der Abhängigkeit<br />
vertrauensfördernd erhöht.<br />
Wir alle haben unser Bestes gegeben und das Fundament unser<br />
Zusammenarbeit bedeutend gestärkt.
mutmacher<br />
Emotionen auf Distanz<br />
Das Junge Theater ist in Göttingen dafür bekannt, auch mal andere Wege zu gehen und<br />
experimentierfreudig zu sein. Da ist es nicht verwunderlich, dass das Ensemble sich schnell auf<br />
die neue Situation einstellte – was ihnen mit Bettpfannenapplaus gedankt wurde.<br />
FOTOGRAFIE DOROTHEA HEISE<br />
Die Italiener haben es vorgemacht und die<br />
Herzen der Menschen weit über die Landesgrenzen<br />
hinaus berührt: Alte und Junge, Kinder<br />
und Greise in Quarantäne öffnen ihre<br />
Fenster und singen – von einem Balkon zum nächsten<br />
wird der Ton weitergereicht. Musiker geben Konzerte<br />
von ihrem Zuhause hinaus auf die leeren Straßen der<br />
Städte. Musik und Kunst, so kann man es überall auf der<br />
Welt sehen, verbinden die Menschen in dieser schweren<br />
Zeit und geben ihnen Hoffnung – oder lassen sie zumindest<br />
für einen Moment vergessen, was sie gerade am<br />
meisten belastet.<br />
VON DER IDEE DER FENSTERKONZERTE BEGEISTERT,<br />
beschloss das Junge Theater in Göttingen, einfach den<br />
Spieß umzudrehen. „Wir wollten natürlich weiter spielen,<br />
aber die Frage war: Wenn wir Theater machen – für<br />
wen machen wir das denn?“, sagt Nico Dietrich, Intendant<br />
des Jungen Theaters. Die Antwort fand das Ensemble<br />
schnell. Es wollte für diejenigen spielen, die von den<br />
Einschränkungen der Corona-Krise am schlimmsten betroffen<br />
waren: für Senioren, für kranke Menschen und<br />
für die Pflegekräfte in den Krankenhäusern und Pflegeheimen.<br />
Durch seine Vorstellungen auf der Freilichtbühne<br />
Bremke hatte das JT bereits in den Jahren zuvor Erfahrungen<br />
gesammelt, wie es sich unter freiem Himmel<br />
spielt – und führte daher routiniert Passagen aus seiner<br />
Musikshow ‚Wild Thing‘ vor den Fenstern der UMG,<br />
des GDA und anderer Pflegeeinrichtungen in der Region<br />
auf. „Wir bekamen Bettpfannenapplaus, und das Krankenhauspersonal<br />
hat handbemalte Banner aus Bettlaken<br />
aus den Fenstern gehängt. – Das war so berührend, das<br />
vergisst man nicht“, erzählt Dietrich.<br />
Große Freilichtbühnen bespielten die Schauspieler<br />
auch beim Autokino am Schützenplatz und am Kaufpark.<br />
Doch so schön es ist, weiterhin spielen zu können<br />
– es ist nicht dasselbe wie ein gut gefüllter Theatersaal.<br />
Das Publikum sitzt hinter Autoscheiben, und die Schauspieler<br />
halten Abstandsregelungen ein. „Wir mussten die<br />
Stücke völlig neu inszenieren. Alle Berührungen fallen<br />
weg, und auch Knutschen geht nicht mehr“, sagt der Intendant<br />
mit wiederum viel Bewegung in seiner Stimme.<br />
„Emotionen, Wut, Liebe, Leidenschaft – das muss alles<br />
auf Distanz stattfinden.“ Und das ist vermutlich die<br />
größte Herausforderung, der sich die Schauspieler auf<br />
der Bühne stellen müssen.<br />
34 2 |<strong>2020</strong>
mutmacher<br />
Dennoch ist das JT mit seinen Aktivitäten eine wahre<br />
Mutmachergeschichte. Als städtisch geförderte Kultureinrichtung<br />
beschäftigt das JT neben fest angestellten<br />
Schauspielern auch 15 Soloselbstständige. „Wir wollten<br />
eben diesen Künstlern Mut machen und haben keinen<br />
der Verträge für diese Spielzeit aufgelöst, sondern<br />
ein fiktives Benefizkonzert veranstaltet“, sagt Dietrich.<br />
Viele Bürger der Stadt haben dabei für ‚ihr‘ JT gespendet,<br />
sodass die Soloselbstständigen 60 Prozent ihrer<br />
Gage bezahlt bekamen.<br />
AUCH FÜR DIE KOMMENDE SPIELZEIT werden bereits<br />
Pläne geschmiedet, es anders zu machen. „Flexibel<br />
zu denken, das sind wir gewohnt“, sagt der<br />
40-Jährige und erzählt voll Begeisterung von geplanten<br />
‚coronafreundlichen‘ Premieren auf dem Hof des<br />
JT: Dann wird das Publikum vom Wall aus auf die<br />
Fenster des neuen Domizils blicken, und ähnlich der<br />
Muppet-Show erscheinen die Schauspieler an den<br />
Fenstern des Hauses. Ein spannender Perspektivwechsel,<br />
den es unter anderen Umständen vielleicht<br />
nie gegeben hätte. ƒ<br />
MUTMACHERTIPP<br />
von Nico Dietrich<br />
» Man sollte diese besondere Zeit<br />
nutzen, wach bleiben und aufmerksam<br />
immer wieder nach rechts und links<br />
schauen. Jeder kann jetzt Dinge tun, die<br />
er vielleicht lange nicht getan hat. Wie<br />
wäre es, mal wieder das eigene Telefon<br />
herauszuholen und Freunde anzurufen,<br />
von denen man lange nichts gehört hat,<br />
oder in der Nachbarschaft zu helfen? «<br />
#<strong>faktor</strong>mutmacher<br />
2 |<strong>2020</strong> 35
mutmacher<br />
MUTMACHERTIPP<br />
von Andreas Wolf<br />
» Du kannst den Sturm nicht beruhigen.<br />
Du kannst versuchen, selbst ruhig zu<br />
bleiben. Warte, bis der Sturm vorüberzieht,<br />
denn nach jedem Sturm folgen<br />
wieder sonnige Zeiten. «<br />
(Verfasser unbekannt)<br />
#<strong>faktor</strong>mutmacher<br />
Hochzeit mit Umwegen<br />
Der Northeimer Spezialist für festliche Herrenmode Wilvorst ließ die Nähmaschinen auch<br />
in der Krise nicht stillstehen. Allerdings wurden kurzfristig die Modelle geändert.<br />
FOTOGRAFIE WILVORST<br />
Wer in <strong>2020</strong> heiraten wollte und sich bereits<br />
Anfang des Jahres auf die Hochzeits saison ab<br />
Mai gefreut hat, wurde bitter enttäuscht.<br />
Schlechtes Wetter, das möglicherweise die perfekten<br />
Fotos unter blauem Himmel verhindert hätte, wäre eine<br />
Katastro phe gewesen, die viele Brautpaare wohl gern in<br />
Kauf genommen hätten. Dass hingegen dank Corona<br />
gleich sämtliche geplanten Feiern abgesagt werden<br />
mussten, war für alle Beteiligten ein herber Einschnitt –<br />
insbesondere auch für die Wirtschaftsbranche. Der alteingesessene<br />
Northeimer Spezialist für Herrenbekleidung<br />
Wilvorst war wie Restaurants, Blumenhändler,<br />
Catering, DJs und viele andere ebenfalls von den<br />
Einschränkungen betroffen. Denn wer benötigt ohne<br />
entsprechende Anlässe schon festliche Kleidung?<br />
„Wir haben durch unser gutes Netzwerk kurzfristig<br />
die Produktion auf die dringend benötigten Mund- und<br />
Nasenmasken umstellen können“, erzählt Andreas Wolf,<br />
einer der Geschäftsführer bei Wilvorst. Dabei stellte<br />
die Umrüstung der Produktion am Anfang schon eine<br />
Herausforderung dar: Wo bisher hochwertige Markenkleidung<br />
genäht wurde, kamen nun kleinteilige Masken<br />
unter die Nadel, was sich auf den gesamten Ablauf auswirkte.<br />
„Hier zeigt sich einmal, wie schnell und effektiv<br />
eine deutsche Produktion handeln kann“, sagt Wolf,<br />
sichtlich zufrieden über die Flexibilität des Unternehmens<br />
und der Mitarbeiter. Die Corona-Pandemie lasse<br />
große und kleine Betriebe gleichermaßen eine gewisse<br />
Feuertaufe erleben, aus der viele gestärkt hervorgehen<br />
können. „Wie alle Unternehmen haben wir in diesem<br />
Zeitfenster die Digitalisierung vorangetrieben und in<br />
vielen Unternehmensbereichen implementieren können“,<br />
ergänzt der 58-Jährige.<br />
NOCH IST DIESES EREIGNISREICHE JAHR nicht zu<br />
Ende, doch der Blick in die Zukunft stimmt den Herrenausstatter<br />
aus Northeim zuversichtlich, da bei ihm für<br />
Juli, August und September bereits viele Einzelbestellungen<br />
für Hochzeiten eingegangen sind. Nachdem also im<br />
März und April bis zu 50.000 Masken pro Woche genäht<br />
wurden, werden inzwischen wieder alle Produkte<br />
von Wilvorst am Standort hergestellt. Und dass Menschen,<br />
die sich lieben und das Ja-Wort geben wollen, sich<br />
nicht von der Krise davon abhalten lassen, ist ebenso ein<br />
Part, der Mut macht. Es scheint zu sagen: „Wir schauen<br />
gemeinsam positiv in die Zukunft.“ ƒ<br />
36 2 |<strong>2020</strong>
Wir sind für Sie da!<br />
Mercedes-Benz<br />
Emil Frey Kassel/Göttingen
mutmacher<br />
MUTMACHERTIPP<br />
von Hannah Bremer<br />
und Oda Borchert<br />
» Das Wichtigste, was wir in den<br />
letzten Wochen gelernt haben – oder<br />
lernen mussten: flexibel bleiben!<br />
Dann geht es auch weiter. «<br />
#<strong>faktor</strong>mutmacher<br />
38 2 |<strong>2020</strong>
mutmacher<br />
Gekommen, um zu bleiben<br />
Seit einem Jahr bewirten Hannah Bremer und Oda Borchert ihre Gäste in der Göttinger Trink!ich-Bar.<br />
Sie gehören zu der neuen Generation von Weinexperten, die Menschen für gute Tropfen begeistern will.<br />
Das geht inzwischen sogar digital, wie ihre erfolgreichen Online-Tastings in den letzten Wochen bewiesen haben.<br />
FOTOGRAFIE TRINK!ICH<br />
Vor einem Jahr, am Tag der Eröffnung der kleinen<br />
Weinbar Trink!ich in der Göttinger Innenstadt,<br />
saßen Freunde und Gäste dicht gedrängt auf der<br />
Terrasse oder standen am Tresen im liebevoll renovierten<br />
Jugendstilambiente. Es scheint eine halbe Ewigkeit<br />
her. Doch statt wehmütigem Zurückschauen schauen die<br />
beiden Ladenbesitzerinnen lieber nach vorn: „Wir haben<br />
auf gar keinen Fall bereut, dass wir die Bar eröffnet haben“,<br />
sagen Hannah Bremer (Foto, r.) und Oda Borchert (l.) wie<br />
aus einem Munde. Es herrscht derzeit eine verhaltene<br />
Stimmung, aber dennoch gibt es mit dem einjährigen Jubiläum<br />
einen Grund zum Feiern, finden sie.<br />
ALS ES IM MÄRZ NOCH GERÜCHTE WAREN, dass Cafés,<br />
Restaurants und Kneipen schließen müssen, schmiedeten<br />
die beiden bereits Pläne. „Wenn wir zumachen müssen,<br />
machen wir unsere Wein-Tastings einfach online –<br />
das sagten wir damals noch im Scherz“, erzählt Borchert.<br />
Doch ebenso war eine erfolgreiche Idee geboren, die<br />
bereits eine Woche später in die Tat umgesetzt wurde.<br />
„Wir hatten im Grunde keinen Plan, wie wir das umsetzen.<br />
Der Ablauf unseres ersten Facebook-Events hat sich<br />
erst kurz vor dem Tasting ergeben“, erzählt Bremer. Einfach<br />
machen, das war und ist es, was sie als Team gut<br />
können. Und was sie in den letzten Wochen noch stärker<br />
zusammengeschweißt hat. Kennengelernt haben sich die<br />
25-jährige Bremer und die 27-jährige Borchert vor vier<br />
Jahren während ihres Studiums der Internationalen<br />
Weinwirtschaft. Heute wissen sie, dass sie mit ihrer Entscheidung,<br />
gemeinsam eine Bar zu führen, die richtige<br />
Wahl getroffen haben. Denn besonders in schwierigen<br />
Zeiten ist es gut, wenn man sich gegenseitig unterstützen<br />
kann – ob als Team oder auch unter den Geschäftsinhabern<br />
anderer kleiner Läden in der Innenstadt.<br />
„Corona beschleunigt alles“, sagt Bremer, die bereits<br />
in achter Generation in das traditionsreiche Göttinger<br />
Familienunternehmen eingetreten ist. „Auch wenn wir<br />
uns nicht den Mut nehmen lassen: Es ist eine wirklich<br />
anstrengende Zeit – die uns aber auch zeigt, welches<br />
Potenzial in uns schlummert und wozu wir fähig sind.“<br />
Die Tastings gleichzeitig online und offline zu organisieren,<br />
brachte die beiden Frauen fast an ihre Grenzen.<br />
Denn die Idee war: eine Weinverkostung via Facebook<br />
live. Die Weine können die ,Gäste‘ im Onlineshop als<br />
Paket bestellen und werden am Abend vor dem Event in<br />
Göttingen von den Barbesitzerinnen persönlich ausgeliefert.<br />
„Wir hatten uns vollkommen verschätzt, wie viel<br />
Zeit das beanspruchen würde. So lieferten wir beim<br />
ersten Mal unser letztes Paket erst gegen 22 Uhr ab“,<br />
erzählt Borchert. Inzwischen haben sie etliche weitere<br />
Tastings veranstaltet, die Teilnehmerzahlen stiegen von<br />
Mal zu Mal, und vermehrt wurden die Weine sogar<br />
deutschlandweit verschickt. „Unsere Gäste haben uns in<br />
der Zeit so sehr unterstützt, das ist der Wahnsinn“, sagt<br />
Bremer und freut sich über die in der Krise gewachsene<br />
Online-Community.<br />
KLEINE KATASTROPHEN nahmen die Weinkennerinnen<br />
meist mit einem Augenzwinkern: Mal holten sie den<br />
Wein direkt beim Winzer ab. Mal standen sie mit ihrem<br />
kleinen roten Lieferwagen vor dem Logistikzentrum von<br />
DHL, eingekesselt von riesigen LKW, um eine Palette<br />
Cidre abzuholen, die irgendwo stecken geblieben war.<br />
„Wir sind durch die Ereignisse der letzten Wochen flexibler<br />
geworden“, sagt Borchert feststellend. Wo sie früher<br />
eher gemütlich mit einem Das-könnte-man-mal-machen<br />
durch den Tag gingen, erleben sie nun stattdessen, wie<br />
ihnen unverhoffte Herausforderungen enormen Schub<br />
verleihen.<br />
Irgendwann wird der Bar-Betrieb wieder normal<br />
laufen. Doch bis dahin lassen sie sich von der Energie<br />
des Machens tragen. Das neu entstandene Format des<br />
Online- Tastings werden sie auf alle Fälle weiterhin anbieten.<br />
Über das, was sie darüber hinaus an neuen Ideen<br />
umsetzen, wollten die beiden allerdings noch nicht reden.<br />
„Es wird noch einiges passieren“, verrät Bremer<br />
noch. „Denn wir stehen hinter dem Slogan des Gastro-<br />
Live-Chats: #WirSindGekommenUmZuBleiben.“ ƒ<br />
2 |<strong>2020</strong> 39
mutmacher<br />
MUTMACHERTIPP<br />
von Tobias Wolff<br />
» In der Krise immer auch eine Chance<br />
sehen, Potenziale in Initiativen und<br />
Menschen erkennen – und niemals<br />
den Humor verlieren! «<br />
#<strong>faktor</strong>mutmacher<br />
Die Bühne anders sehen<br />
Was die Kulturszene besonders auszeichnet, ist die Kunst, Neues zu erschaffen. In der derzeitigen<br />
Situation geht sie sogar einen Schritt weiter und erfindet sich selbst neu: als digitale Kunst.<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Konzerte, Bühnenaufführungen, Museumsbesuche<br />
– von einem Tag auf den anderen war all dies<br />
nicht mehr möglich. Doch wer einen Blick zurück<br />
in die Menschheitsgeschichte wirft, erkennt, dass durch<br />
alle Zeiten und Krisen hindurch Kunst und Kultur immer<br />
ihren Platz in der Gesellschaft hatten. So auch heute.<br />
„Wir lassen uns von Corona nicht erschüttern“, sagt<br />
Tobias Wolff, Intendant der Internationalen Händel-<br />
Festspiele Göttingen, und berichtet von der Gründungsidee<br />
der neuen digitalen Plattform für Kunst und Kultur<br />
KiSN: Kultur in Südniedersachsen.<br />
Bereits Ende März fand die erste Videokonferenz statt,<br />
bei der die Organisatoren ihre Köpfe virtuell zusammensteckten<br />
und überlegten, wie die Kulturlandschaft weiter<br />
am Leben erhalten werden kann. „Wir wollen als systemrelevantes<br />
Element der Gesellschaft anerkannt werden<br />
und müssen dafür eine Sichtbarkeit schaffen“, erklärt<br />
Wolff. Deswegen arbeiten im Hintergrund auch<br />
viele Initiatoren und Organisatoren eng zusammen:<br />
unter anderem Marcel Riethig, der Kulturdezernent des<br />
Landkreises, der Landschaftsverband Südniedersachsen,<br />
Agenturen und viele mehr. Sie verbindet die Idee, eine<br />
virtuelle Bühne zu schaffen, die es ermöglicht, Einblicke<br />
in das Leben und Wirken der Kulturschaffenden in der<br />
Region zu geben. Und das Konzept geht auf: Das Angebot<br />
an Live-Mitschnitten von Konzerten und Ankündigungen<br />
wuchs, und die Webseite wurde innerhalb kürzester<br />
Zeit zu einem Ort der Vernetzung. Inzwischen<br />
haben sich bereits über 60 Künstler eingetragen, die sich<br />
per Video und Bewegtbild online präsentieren.<br />
„DOCH DAS IST ERST DER ANFANG“, so Wolff über die<br />
erste Bewegung, die noch viel mehr anstoßen soll. Denn<br />
eine virtuelle Bühne, die der heutigen Zeit und der Kunst<br />
gerecht wird, dürfe nicht ein Abfotografieren von bereits<br />
Vorhandenem sein. „Wir sind noch lange nicht gedanklich<br />
da angekommen, die Bühne als virtuellen Raum zu<br />
begreifen. Wir müssen den digitalen Raum als eigenes<br />
Medium sehen“, sagt Wolff und verweist auf ein echtes<br />
Online-Theater-Format aus der Schweiz. Dort wirken die<br />
Zuschauer über den Chat aktiv mit und stehen in Kontakt<br />
mit den Schauspielern. Auch in Göttingen experimentieren<br />
die Künstler bereits mit neuen Formaten über<br />
Online-Plattformen. Es gibt viele Ideen und eine gedankliche<br />
Öffnung hin zur Gaming-Industrie – „denn die wissen,<br />
wie es geht“, so der Mitorganisator. „Bisher gab es<br />
keinen wirklichen Anlass, sich mit dem Netz als eigene<br />
Bühne zu beschäftigen.“ Es wurde bislang nur als Kommunikations-<br />
und Werbeplattform gesehen und ausschließlich<br />
zur Dokumentation genutzt. „Was wir hingegen<br />
brauchen, ist virtuelle Live-Kunst“, sagt Wolff und<br />
sieht darum genau jetzt in der Krise eine Chance. ƒ<br />
40 2 |<strong>2020</strong>
Ihr Mercedes-Benz Partner<br />
Emil Frey Kassel/Göttingen<br />
Gibt den Ton an.<br />
Die V-Klasse. Jetzt mit MBUX.<br />
Die V-Klasse. Jetzt mit MBUX. Das intuitive und intelligente Multimediasystem<br />
von Mercedes-Benz. Einfach aktiviert mit den zwei Worten „Hey Mercedes“.<br />
Intuitiv steuerbar per Sprache oder durch Berührungen. Mehr Informationen<br />
erhalten Sie bei Emil Frey Kassel/Göttingen oder auf mercedes-benz.de<br />
#MakeYourMove<br />
Jetzt Probe fahren.<br />
Hotline: 0551 5040-0<br />
Emil Frey Kassel/Göttingen GmbH<br />
Autorisierter Mercedes-Benz Verkauf und Service<br />
Willi-Eichler-Straße 34 ҳ 37079 Göttingen ҳ Tel. 0551 5040-0ҳ Fax 0551 5040-299<br />
E-Mail: info-goettingen@emilfrey.de ҳ www.mercedes-benz-emilfrey-kasselgoettingen.de<br />
Emil Frey Kassel/Göttingen · emilfrey_kassel_goettingen<br />
Anbieter: Mercedes-Benz AG, Mercedesstraße 120, 70372 Stuttgart
Der Nachrichtenüberblick zum<br />
Thema Digitalisierung im Mittelstand<br />
- schnell, kompakt und kostenlos -<br />
2. Juli <strong>2020</strong><br />
Machine Learning in KMU | Rekrutieren in der Krise | Smart Factory<br />
AKTUELLES<br />
Studie: Fast 30 Prozent der KMU nutzen<br />
Machine Learning<br />
93 % der Unternehmen die Machine Learning (ML) einsetzen, registrieren<br />
bereits nach 3 Monaten positive Effekte. So ist es kein<br />
Wunder, dass inzwischen 73 % der deutschen Unternehmen ML<br />
Projekte gestartet haben. Rund 2/3 der Unternehmen arbeiten<br />
bei ML Projekten mit externen Dienstleistern zusammen.<br />
www.computerwoche.de<br />
UNTERNEHMEN<br />
Die perfekte Zeit zum Rekrutieren ist jetzt<br />
Die aktuelle Krise hat in vielen Unternehmen zu einem Einstellungsstopp<br />
geführt. Gleichzeitig sind viele Angestellte in stark betroffenen<br />
Branchen aktuell auf der Suche nach einem neuen Job.<br />
Vielen Unternehmen steht daher ein kritischer Personalmangel<br />
ins Haus. Wer jetzt nicht beginnt neues Personal zu suchen, wird<br />
den „War for Talents“ nach der Krise mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
am eigenen Leibe zu spüren bekommen.<br />
www.gruenderszene.de<br />
TECHNIK<br />
Der Weg zur Smart Factory<br />
Eine Smart Factory ist eine Fabrik, die digitale Technologien und<br />
Daten nutzt, um die Bedürfnisse der eigenen Kunden optimal zu<br />
bedienen. Doch der Weg zur Smart Factory ist steinig. Zum einen<br />
benötigt er Zeit und Investitionen, zum anderen ist er auf die<br />
optimale Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine angewiesen.<br />
Diese kann allerdings nur gelingen, wenn der Mensch die<br />
Maschine nicht als Bedrohung für den eigenen Job wahrnimmt.<br />
www.it-production.com<br />
Jeden Donnerstag die wichtigsten<br />
Meldungen zum Thema<br />
„Digitalisierung im Mittelstand“<br />
exklusiv in ihrem Postfach.<br />
Jetzt kostenlos anmelden:<br />
https://UNTERNEHMER-NEWS.digital<br />
UNTERNEHMER-NEWS.digital<br />
ist ein Service von riedeberger.digital<br />
cc riedeberger UG | Zum Sonsfelde 22b | 37079 Göttingen<br />
Telefon 0551 28879405 | E-Mail info@cc-riedeberger.de | https://riedeberger.digital
ANZEIGE<br />
Gemeinsam durch die Krise<br />
Steffen Große, Leiter Spezialfinanzierungen<br />
Firmenkunden in der Sparkasse Osterode am Harz,<br />
Steffen Lambertz, Inh. der Fleischer-Fachgeschäfte<br />
Lambertz und Uwe Maier, Vorstandsmitglied der<br />
Sparkasse Osterode am Harz (v.l.)<br />
PROFIL<br />
FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Die schnelle Geldspritze<br />
Die Sparkasse Osterode am Harz war in der Corona-Krise für viele betroffene Unternehmen der<br />
schnelle Rettungsanker. Doch die Wirtschaftskrise ist noch lange nicht ausgestanden.<br />
In diesem Jahr feiert der Familienbetrieb von<br />
Steffen Lambertz das 100-jährige Jubiläum.<br />
Durch den gesellschaftlichen Lockdown ab<br />
März stand der Traditionsbetrieb aus Zorge bei<br />
Bad Sachsa vor großen Herausforderungen.<br />
„Die Situation hat uns quasi über Nacht betroffen“,<br />
so Steffen Lambertz. Zu dem Betrieb<br />
gehören eine Fleischerei mit Imbiss in der Innenstadt<br />
von Bad Sachsa, mehrere Filialen in<br />
Supermärkten und eine Gaststätte. Die Firma<br />
liefert normalerweise Mittag- und Abendessen<br />
für Schulen, Kindergärten und für die ,Erlebnistage<br />
Harz‘ – der Partyservice beliefert unter anderem<br />
Jubiläen, Hochzeiten und Geburts tage.<br />
Das Restaurant musste schließen, der Innenstadtimbiss<br />
und -laden hatte kaum noch Laufkundschaft,<br />
und die Aufträge aus Schulen und<br />
Feiern brachen ebenfalls komplett ein.<br />
Alles in allem verlor Lambertz rund 40 Prozent<br />
seines Umsatzes, nur 15 der 45 Mitarbeiter<br />
mussten in Kurzarbeit gehen. Doch ohne die<br />
finanzielle Soforthilfe der Sparkasse wäre „alles<br />
in die Hose gegangen“: Die Gehälter mussten<br />
weiter bezahlt werden, während die Rückerstattung<br />
durch das Kurzarbeitergeld erst<br />
drei Wochen später erfolgte; die wirtschaftlichen<br />
Beihilfen über die KfW und die NBank<br />
wurden erst nach acht Wochen genehmigt.<br />
BEI DER SPARKASSE war man sich der<br />
Situation bewusst und handelte proaktiv: Sie<br />
rief ihre Firmenkunden an, um den Betrieben<br />
zu helfen, deren Geschäftsmodell eigentlich<br />
tragfähig war. Und die Nachfrage war enorm,<br />
wie Steffen Große, Leiter Spezialfinanzie rungen<br />
Firmenkunden der Sparkasse Osterode am<br />
Harz, bestätigt. Die Herausforderung dabei<br />
war, aus den verschiedenen Fördermöglichkeiten<br />
das individuell beste Paket zu<br />
schnüren.<br />
„Die Betriebe haben nach der Krise natürlich<br />
wieder beste Chancen“, sagt Uwe Maier, Vorstandsmitglied<br />
der Sparkasse Osterode am<br />
Harz. Wichtig war, die Brücke zu bauen. „Wir<br />
haben uns als Lotse in der Krise verstanden,<br />
der seine Kunden unterstützt und ihnen durch<br />
den Förderdschungel hilft. Die Politik hat sehr<br />
schnell gehandelt, aber die Umsetzung in die<br />
Praxis war ein Dauerthema, zumal es zeit weise<br />
täglich neue Regelungen gab.“ Den Beratern<br />
spielte in dieser Situation auch die zum Januar<br />
<strong>2020</strong> erfolgte Fusion der Sparkasse Osterode<br />
am Harz und der Stadtsparkasse Bad Sachsa<br />
in die Hände: Das neue Geldhaus ist kapitalstark<br />
und leistungsfähig. Gegen wärtig sind für<br />
den Raum Bad Sachsa drei Berater zuständig<br />
– vorher war es nur einer.<br />
„WENN MAN DER AKTUELLEN SITUATION<br />
etwas Positives abgewinnen will, dann, dass<br />
der Kontakt zu den Kunden noch intensiver<br />
und vertrauensvoller geworden ist“, so Steffen<br />
Große. Dass das mehr als eine Floskel ist,<br />
kann Unternehmer Steffen Lambertz bestätigen:<br />
„Das hatte ich auch noch nicht, dass die<br />
Sparkasse anruft und sagt: Machen Sie mal<br />
ihr Ding weiter, wir unterstützen Sie. Das fand<br />
ich beeindruckend. Hut ab.“<br />
KONTAKT<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD<br />
Sparkasse Osterode am Harz<br />
Postfach 1731, 37507 Osterode am Harz<br />
Einfach machen.<br />
Montag bis Freitag von 8.00 bis 19.00 Uhr<br />
Tel. 05522 9690<br />
service@sparkasse-osterode.de<br />
www.sparkasse-osterode.de
ANZEIGE<br />
Ein ,Segensort‘<br />
für die ganze Region<br />
Caritas Südniedersachsen baut Inklusiven Campus Duderstadt mit einzigartigem Konzept.<br />
Ralf Regenhardt, Caritas- Vorstandssprecher<br />
Noch sieht die ehemalige Pestalozzi-<br />
Schule am Duderstädter Neutor wie<br />
eine große Baustelle aus. Schon<br />
gleich nach den <strong>Sommer</strong>ferien soll neues<br />
Leben einziehen. „Alle Umbauarbeiten befinden<br />
sich im Zeitplan“, versichert Caritas-<br />
Vorstandssprecher Ralf Regenhardt.<br />
In den drei Gebäudeteilen wird für insgesamt<br />
rund 170 Kinder Platz geschaffen. Krippe,<br />
Kindergarten, Heilpädagogischer Kindergarten<br />
und Hort werden dann unter einem Dach<br />
durch Frühförderung und Frühberatung, ein<br />
Familienzentrum mit ,MitMachCafé‘ sowie<br />
weitere Caritas-Beratungsangebote ergänzt.<br />
„Der Inklusive Campus Duderstadt ist einzigartig<br />
und wird ein neuer ‚Segensort‘ für die<br />
gesamte Region“, erklärt Regenhardt.<br />
DAS INVESTITIONSVOLUMEN für den Inklusiven<br />
Campus Duderstadt beträgt rund<br />
5,2 Millionen Euro. Davon entfallen auf die Umbau-<br />
und Sanierungskosten rund 4,2 Millio nen<br />
Euro, einschließlich der Arbeiten für eine umfassende<br />
Barrierefreiheit. Etwa 2,8 Millionen<br />
Euro konnten als Fördermittel eingeworben<br />
werden. Darunter sind Bundes- und Landesmittel,<br />
Zuschüsse des Landkreises Göttingen<br />
und der Stadt Duderstadt sowie Mittel der<br />
Aktion Mensch und der katholischen Kirchengemeinde<br />
St. Cyriakus.<br />
Den Restbetrag finanziert der Caritasverband<br />
Südniedersachsen e. V. durch Eigenmittel<br />
sowie durch die Aufnahme eines Darlehens.<br />
„Allerdings sind das alles stark zweckgebundene<br />
Mittel“, sagt Caritas- Vorstand und<br />
Finanz chef Holger Gatzenmeyer. Die Caritas<br />
ist daher auf das Spendenengagement der<br />
Menschen in der Region angewiesen, um bei-<br />
spielsweise Obstbäume zu pflanzen, Musikinstrumente<br />
anzuschaffen oder barrierearme<br />
Spielgeräte aufzustellen.<br />
„MIT OTTOBOCK HABEN WIR einen starken<br />
Partner, darüber freuen wir uns“, erklärt<br />
Vorstandssprecher Regenhardt. Er sei sehr<br />
dankbar, dass die Firmengruppe im Rahmen<br />
der Corporate Social Responsibility den Campus<br />
unterstützen wird. „Das freiwillige gesellschaftliche<br />
Engagement von Ottobock mit<br />
Prof. Hans Georg Näder an der Spitze war<br />
schon immer bemerkenswert“, sagt Regenhardt.<br />
Auch Prof. Eva-Maria Neher, Gründerin<br />
des XLAB in Göttingen, hat schon eine Patenschaft<br />
übernommen.<br />
DER GEBÄUDEKOMPLEX DER FRÜHEREN<br />
Förder schule gliedert sich in drei Teile. Darunter<br />
befindet sich sowohl der zur Straße gut<br />
sichtbare denkmalgeschützte rote Backsteinbau<br />
vom Ende des 19. Jahrhunderts sowie<br />
ein Gebäude aus den 1960er-Jahren und ein<br />
Gebäude aus den 1990er-Jahren. „Die ehemalige<br />
Schule eignet sich sehr gut für das<br />
Vorhaben“, sagte Architekt Thomas Naumann<br />
bei der Präsentation der Baupläne. Zunächst<br />
schien es zwar schwierig, barrierefreie Zugänge<br />
zu den unterschiedlichen Gebäuden<br />
zu schaffen, doch durch ein neu gebautes<br />
Treppenhaus wurde das Problem gelöst.<br />
Anstelle bisheriger Treppenaufgänge konnten<br />
so Begegnungsflächen geschaffen werden.<br />
Durch die Sanierung der vorhandenen Räume<br />
entstehen zudem etwas großzügigere Gruppenräume<br />
gegenüber einer Neubauplanung,<br />
die sich an vorgeschriebene Mindestquadratmeterzahlen<br />
halten würde.
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
Vielversprechend Bereits der Bauplan des Inklusive Campus Duderstadt zeigt, wie gut das neue Konzept in die ehemalige Schule passt.<br />
„WIR WOLLEN DEN INKLUSIONSGEDANKEN<br />
umsetzen und das Miteinander von Menschen<br />
mit und ohne Behinderung vorbildhaft gestalten“,<br />
kündigt Regenhardt an. Der Inklusive<br />
Campus wird rund 3.000 Quadratmeter Nutzfläche<br />
haben. Hinzu kommen über 8.000 Quadratmeter<br />
Außenfläche, was etwas mehr als<br />
einem Fußballfeld entspricht. Das Außengelände<br />
soll so erlebnisreich wie möglich gestaltet<br />
werden, mit attraktiven Spielgeräten, Gartenbeeten<br />
und einem ,MitMachPfad‘.<br />
Zahlreiche andere Bildungsangebote sind<br />
in einem Umkreis von 100 Metern zu finden.<br />
Dazu zählen zwei Grundschulen, zwei weiterführende<br />
Schulen und das Haus St. Georg mit<br />
der Familienbildungsstätte. „Durch die vielen<br />
Eltern und Schüler wird die Kommunikation<br />
untereinander zunehmen“, sagt Regenhardt<br />
erwartungsvoll.<br />
Wie stark Musik für ein Miteinander aller<br />
Generationen sorgen kann, hat der ,MitMach-<br />
Chor‘ schon gezeigt. Mit einem Nikolauskonzert<br />
in der Basilika St. Cyriakus begeisterte<br />
er 2019 gemeinsam mit ,Ohr and more‘ der<br />
Lebenshilfe und Bläsern des Eichsfeld Gymnasiums<br />
Duderstadt rund 400 Menschen.<br />
Musikprojekte für Menschen aller Generationen<br />
sollen auch künftig regelmäßig angeboten<br />
werden.<br />
„Bei der behindertengerechten Ausstattung<br />
der Inneneinrichtung sowie der barrierefreien<br />
Gestaltung des Außengeländes und Bestückung<br />
mit Spielgeräten, die auch von Kindern mit<br />
Handicap nutzbar sind, fehlen uns allerdings<br />
Fördermittel“, erklärt der Vorstandssprecher.<br />
Jede Spende sei daher hilfreich.<br />
DAS ZIEL DER CARITAS IST ES, möglichst<br />
viele inklusive Elemente einzubauen und den<br />
Campus so auszustatten, dass alle Kinder<br />
ganz selbstverständlich dort gemeinsam lernen,<br />
aufwachsen und spielen können. „Während<br />
vielerorts über Inklusion gesprochen<br />
und diskutiert wird, befinden wir uns tatkräftig<br />
auf dem Weg dorthin“, sagt Regenhardt.<br />
„Denn für uns ist Inklusion erst dann umgesetzt,<br />
wenn niemand mehr darüber redet!“<br />
Aktuelle Infos zum<br />
Inklusiven Campus Duderstadt:<br />
www.sei-dabei-mach-mit.de<br />
SPENDE<br />
Spendenkonto für den Inklusiven Campus<br />
Duderstadt:<br />
Sparkasse Duderstadt<br />
IBAN: DE18 2605 1260 0010 1214 16<br />
BIC: NOLADE21DUD
experten<br />
Unsere Welt in<br />
bewegten Zeiten<br />
Eins ist sicher: Corona hat uns in diesen Tagen fest im Griff. Aber was genau passiert<br />
eigentlich gerade – und wie wird unsere Wirtschaft und unser Leben in der Zukunft aussehen?<br />
Diesen Fragen gehen Experten aus Südniedersachsen exklusiv für <strong>faktor</strong> auf den Grund.<br />
ILLUSTRATIONEN LAURA FINKE<br />
46 2 |<strong>2020</strong>
experten<br />
2 |<strong>2020</strong> 47
experten<br />
Wie sieht die Welt<br />
von morgen aus ?<br />
Kilian Bizer, Professor für Wirtschaftspolitik und Mittelstandsforschung an der<br />
Universität Göttingen, über die Notwendigkeit, alte Muster über Bord zu werfen,<br />
die Aussicht auf einen tief greifenden Wandel und den ,großen Wumms‘<br />
LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />
Nichts ist mehr, wie es vorher war“<br />
höre und lese ich in den vergangenen<br />
Wochen immer wieder. Ob<br />
es um Gesichtsmasken in der Öffentlichkeit<br />
geht oder um Homeoffice,<br />
ob es die Wertschätzung<br />
von schlecht bezahlten Tätigkeiten<br />
wie bei Kassierern in Supermärkten, Krankenpflegern,<br />
Busfahrern oder Polizisten betrifft – immer kommt<br />
die Aussage, dass alles anders ist. Aber ist ein tief greifender<br />
und nachhaltiger Wandel wahrscheinlich?<br />
Es lohnt sich, genauer hinzuschauen: Tatsächlich haben<br />
wir schnell gelernt, wie man soziale Distanz hält, um<br />
das Ansteckungsrisiko zu reduzieren. Wir gewöhnen uns<br />
an Gesichtsmasken und halten – ganz überwiegend –<br />
Abstand beim Einkaufen. Wir haben verstanden, dass es<br />
nicht um uns geht, sondern um Risikogruppen, und sind<br />
wachsam geworden, wer alles dazugehört. Das reicht<br />
bis in unsere Arbeitsstätten. Mein eigener Arbeitgeber<br />
ar beitet fast ausschließlich vom Homeoffice aus, und ich<br />
kenne viele kleine und mittelständische Betriebe, die ihre<br />
Abläufe umgestellt haben, um möglichst wenige Personen<br />
gleichzeitig an einem Ort zu beschäftigen. Das<br />
reicht bis hin zum Schichtbetrieb. Aber bleibt das so,<br />
wenn ein Impfstoff gefunden ist und alle Impfwilligen<br />
erreicht hat?<br />
48 2 |<strong>2020</strong>
IN DEN KLEINEN UND MITTLEREN UNTERNEHMEN<br />
in der Region herrscht Krisenstimmung: Keiner weiß so<br />
recht, wie schnell sich die private Nachfrage erholen<br />
wird, wenn Nachrichten um Entlassungen oder – wie bei<br />
dem Automobilzulieferer Conti – über den Wegfall von<br />
Jobgarantien die Runde machen. Gründungen – nicht<br />
zuletzt im Handwerk – fallen weg, Insolvenzen nehmen<br />
zu. Jeder hat den Einbruch bei den Exporten um etwa<br />
ein Drittel vor Augen. Und besorgt blicken wir in die<br />
USA und fragen uns, wann von dort wieder positive Effekte<br />
für die Weltwirtschaft ausgehen.<br />
Dabei gibt es durchaus auch positive Signale wie das<br />
Konjunkturpaket der Bundesregierung – „der große<br />
Wumms“ – in Höhe von 130 Milliarden Euro oder auch<br />
die Schnelligkeit der landeseigenen NBank, zu Beginn<br />
der Krise Soforthilfen auf den Weg zu bringen. Dennoch<br />
dominiert die Unsicherheit in der aktuellen Lage, und das<br />
verhindert große Sprünge. Verhelfen uns drei Prozentexperten<br />
sich ungestört zurückziehen muss. Und ich denke, dass<br />
Coworkingspaces eine echte Alternative sein werden,<br />
um gleichzeitig eine Infrastruktur zu haben, die diese<br />
Konzentration auch unterstützt. Insofern erwarte ich,<br />
dass wir in Südniedersachsen immer mehr von Unternehmen<br />
unterstützte Coworkingspaces sehen, um den<br />
Fachkräften ein flexibleres Arbeiten zwischen Homeund<br />
Coworking und Unternehmen zu ermöglichen.<br />
SOZIALE DISTANZ IST NICHTS, WAS WIR GENIESSEN.<br />
Im Gegenteil, häufig fällt sie schwer, und zuweilen vergessen<br />
wir sie schlicht. Wenn mein erwachsender Sohn<br />
zu Besuch kommt, umarme ich ihn erst – und erinnere<br />
mich dann daran, dass ich das besser sein lassen sollte.<br />
Menschen, die uns nahe stehen, wollen wir näher an uns<br />
heranlassen als auf 1,5 Meter. Soziale Distanz ist nichts,<br />
was wir erhalten wollten, wenn dieser Virus uns nicht<br />
mehr bedroht.<br />
Aber wird die Wertschätzung für bestimmte Berufe<br />
ebenso schnell verschwinden? In den Pflegeberufen ist<br />
der Druck für eine bessere Bezahlung so stark geworden,<br />
weil der Mangel an Fachpersonal so eklatant ist. Aber<br />
eine deutlich höhere Entlohnung wird ein langsamer<br />
Anpassungsprozess sein, von dem andere Berufe kaum<br />
profitieren. Was in den Pflegeberufen jetzt möglich<br />
scheint, scheint mir für Kassierer in Supermärkten immer<br />
noch in weiter Ferne zu liegen.<br />
Verändert haben sich auch die Kommunikationsmuster<br />
in der Wirtschaft: Videokonferenzen können jetzt<br />
auch die, die vorher dachten, man bräuchte dafür eine<br />
Videokamera. Und alle haben gemerkt, dass man die<br />
Video konferenz auch vom Smartphone oder dem Tablet,<br />
im Zweifel sogar vom heimischen Fernseher aus begleiten<br />
kann. Und Videokonferenzen müssen<br />
besser organisiert sein als Face-to-face-<br />
Treffen. Dafür verlaufen sie<br />
zügiger. Allerdings bleibt der<br />
Austausch oberflächlicher.<br />
So werden wir in Zukunft<br />
vielleicht häufiger auf Reisen<br />
verzichten können, aber<br />
wir können nicht ohne sie<br />
auskommen.<br />
WENN DAS HOMEOFFICE<br />
zur einzigen Arbeitsstätte wird,<br />
dann merken wir schnell, wie<br />
schön es ist, aus den eigenen vier<br />
Wänden herauszukommen und<br />
auf dem Weg zur Arbeit frische<br />
Luft zu schnappen. Wir träumen<br />
von der Kaffeemaschine im Büro – und dem Schwätzchen,<br />
das sich meist daneben ergibt. Deswegen bleibt<br />
am Ende der Corona-Zeit vom Homeoffice, dass man<br />
ein oder zwei Tage pro Woche mal von daheim aus arbeitet,<br />
um Arbeiten erledigt zu bekommen, für die man<br />
2 |<strong>2020</strong> 49
experten<br />
punkte weniger bei der Mehrwertsteuer zu einer Ausweitung der privaten<br />
Nachfrage, wenn gleichzeitig die Arbeitsplatzsorgen zunehmen? Schaffen<br />
das 300 Euro Familienbonus?<br />
Unsicherheit besteht auch in Unternehmen in Bezug auf Innovationsprozesse.<br />
Das gilt insbesondere für die Innovationen, die auf Erfahrungswissen<br />
und implizitem Wissen basieren, weil dieses Wissen nicht einfach in Videokonferenzen<br />
weitergegeben werden kann. Die unternehmenseigenen Innovationen<br />
muss man aber in jeder Krise weiterverfolgen, um gestärkt daraus<br />
hervorzugehen. Das gilt für die Corona-Krise um so mehr, weil ihr Ende<br />
noch weniger vorherzusehen ist als bei ,einfachen‘ Wirtschaftskrisen, denn<br />
das Virus agiert global und kann schnell Überraschungen hervorbringen.<br />
Aber unsere Unternehmen müssen noch über einen weiteren Impuls dieser<br />
Krise nachdenken: Selten sind globale Wertschöpfungsketten mit so großer<br />
Wucht betroffen gewesen. Bisher galt, dass man auf der Suche nach Kostensenkungspotenzialen<br />
immer fast alle Optionen gezogen hat. Die Krise hat<br />
gezeigt, dass dadurch die Verletzlichkeit massiv ansteigt. Bei funktionierenden<br />
Transportwegen spielt das erst einmal keine Rolle, weil man ja auch auf<br />
alle anderen Anbieter weltweit umsteigen konnte. Werden diese Ketten aber<br />
unterbrochen, weil plötzlich Landesgrenzen geschlossen werden, dann muss<br />
die eigene Produktion stillstehen, weil vielleicht ein kleines Bauteil fehlt, das<br />
nicht mehr über die Grenzen kommt. In der Risikobetrachtung des eigenen<br />
Unternehmens ist folglich die Effizienz gegen die Resilienz abzuwägen. Und<br />
dieses Kalkül hat sich durch Corona zumindest kurzfristig verändert.<br />
KRISEN KÖNNEN DAZU DIENEN, aus der eigenen Behäbigkeit herauszufinden<br />
und mit neuen Impulsen vieles besser zu machen und manches auch sein<br />
zu lassen. Die kleinen und mittleren Unternehmen sind wahre Meister dieser<br />
Agilität und müssen sich jetzt genau darin wieder bewähren. ƒ<br />
Über den Autor<br />
Kilian Bizer hat seit 2004 die Professur für<br />
Wirtschaftspolitik und Mittelstandsforschung an<br />
der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der<br />
Universität Göttingen inne und ist seit 2005<br />
Direktor des Volkswirtschaftlichen Instituts für<br />
Mittelstand und Handwerk (ifh Göttingen) an der<br />
Universität. Darüber hinaus führt Bizer regelmäßig<br />
Forschungsprojekte für Bundes- und<br />
Landes ministerien in den Bereichen der<br />
Innovations forschung, Nachhaltigkeitsökonomik<br />
und auch der regionalen Entwicklung durch und<br />
beschäftigt sich intensiv mit Fragen der wissenschaftlichen<br />
Politikberatung in inter- und<br />
transdisziplinären Kontexten.<br />
50 2 |<strong>2020</strong>
Liebes<br />
Göttingen,<br />
wir versorgen Dich mit<br />
Trinkwasser – Deinem<br />
wichtigsten Lebensmittel.<br />
Aus dem Harz und aus<br />
unseren Göttinger Quellen<br />
fließt es klar und rein in<br />
Dein Glas. Tag und Nacht.<br />
meine<br />
pos-kresin.de<br />
zuverlässig. rund um die Uhr.
experten<br />
Der Staat in der<br />
Corona-Krise?<br />
Der Staatsrechtler Alexander Thiele über populistische Machthaber wie Donald Trump und<br />
die Vorteile, die der deutsche Föderalismus und unser freiheitliches System bieten<br />
52 2 |<strong>2020</strong>
experten<br />
LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />
Die Corona-Pandemie ist alles andere<br />
als vorbei, ob und wann wir eine<br />
zweite Welle erleben, ist unklar.<br />
Dennoch scheint es angesichts der<br />
bisherigen Erfahrungen auch aus<br />
der Perspektive des Staatsrechts –<br />
man könnte auch sagen des<br />
Grundgesetzes – sinnvoll, eine erste Bilanz zu ziehen.<br />
Das soll im Folgenden anhand von fünf Beobachtungen<br />
geschehen.<br />
» Jeder Staat ist auf solches<br />
Vertrauen angewiesen. Die zwangsweise<br />
Durchsetzung muss im demokratischen<br />
Verfassungsstaat die Ausnahme bleiben.<br />
Dass dieses Vertrauen existiert, ist also<br />
eine gute Nachricht. «<br />
ERSTENS. Der Staat ist in der Pandemie mit Wucht zurückgekehrt.<br />
Der berüchtigte ,Leviathan‘ hat trotz Europäisierung<br />
und Globalisierung weltweit gezeigt, was er<br />
kann, wenn er will. Von Indien über die europäischen<br />
Staaten bis hin zu den USA und Südamerika: Überall<br />
wurden drastische Maßnahmen implementiert, die sich<br />
auf das tägliche Leben massiv auswirkten. Die Welt<br />
stand still – nicht trotz, sondern wegen des Staates. Das<br />
sollte uns keineswegs pauschal beunruhigen, aber mahnen,<br />
sich um den eigenen Staat, die eigene Demokratie<br />
auch außerhalb der Krise zu kümmern. Denn diese<br />
Macht möchte man nicht in falschen Händen wissen.<br />
Was das bedeuten kann, wissen wir durch den Blick auf<br />
autoritäre Systeme schon lange – zuletzt haben aber Personen<br />
wie Trump, Bolsonaro oder Johnson gezeigt, dass<br />
auch demokratische Ordnungen fragil sind. Diese populistischen<br />
Machthaber zeigen zugleich: Es ist nicht egal,<br />
wer ein Land regiert, schon gar nicht in der Krise.<br />
ZWEITENS. Der Staat genießt in Deutschland großes<br />
Vertrauen. Die ergriffenen Maßnahmen wurden von der<br />
Bevölkerung vor allem in der Anfangszeit mit großem<br />
Verständnis und weitgehend freiwillig umgesetzt. Das<br />
sollte nicht mit blindem Untertanengehorsam verwechselt<br />
werden. Jeder Staat ist auf solches Vertrauen angewiesen.<br />
Die zwangsweise Durchsetzung muss im demokratischen<br />
Verfassungsstaat die Ausnahme bleiben. Dass dieses<br />
Vertrauen existiert, ist also eine gute Nachricht. Und<br />
es wurde den politischen Entscheidungsträgern auch<br />
zu Recht entgegengebracht. Gerade im Vergleich zu<br />
anderen Staaten zeigten diese, wie ein ernsthafter und<br />
auf Fakten basierender Umgang mit einer solchen Krise<br />
aussehen kann. Das heißt nicht, dass alle Maßnahmen<br />
richtig und verfassungsrechtlich bis in jedes Detail tragbar<br />
waren. Im Rechtsstaat passieren Fehler – und solche<br />
hat es auch hier gegeben. Gleichwohl wird man den<br />
Akteuren eine grundlegende Ernsthaftigkeit, ein stetes<br />
Bemühen nicht absprechen können. Die Krise zeigt aber<br />
auch: Dieses Vertrauen muss sich der Staat dauerhaft<br />
erarbeiten, und nicht zuletzt im Zusammenhang mit den<br />
Lockerungen ist es bisweilen auf eine harte Probe gestellt<br />
worden. Auch hier gilt es also, wachsam zu bleiben.<br />
DRITTENS. Der Bundesstaat funktioniert. Das mag<br />
überraschend klingen, ist doch gerade das unterschiedliche<br />
Vorgehen der Bundesländer auch medial immer<br />
wieder kritisiert worden. Von ,Flickenteppich‘ und<br />
,Kompetenzwirrwarr‘ war da die Rede. Das aber beruhte<br />
auf einem grundlegenden Missverständnis des Bundesstaates,<br />
der durch unterschiedliche Regelungen nachgerade<br />
geprägt ist. Die Sehnsucht nach Einheitlichkeit und<br />
die Nichtexistenz von Ambiguitätstoleranz entsprechen<br />
insofern zwar durchaus dem Zeitgeist, aber gerade in der<br />
Krise hat sich das grundgesetzliche Konzept bewährt:<br />
Denn die zahlreichen Akteure nötigen auch zu einem<br />
umfassenden Diskurs auf der politischen Ebene. Wo einer<br />
allein agiert, agiert dieser meist entweder zu schnell<br />
oder zu zögerlich. Die Verantwortung auf mehrere<br />
Schultern zu verteilen, kann insofern auch entlastend<br />
wirken und zu besseren Entscheidungen führen – insgesamt<br />
wird man nicht leugnen können, dass Deutschland<br />
insgesamt vergleichsweise gut durch die Krise gekommen<br />
ist. Wo sich 16 Bundesländer und der Bund absprechen<br />
und die wesentlichen Schritte koordinieren,<br />
erhält eine solche Entscheidung zudem eine weit größere<br />
Legitimation und Legitimität, fehlerhafte Entscheidungen<br />
wirken sich nicht sogleich für alle gleichermaßen aus.<br />
VIERTENS. Die Grundrechte können massiv eingeschränkt<br />
werden. Sie wurden also in der Krise keineswegs<br />
abgeschafft, wie bisweilen vorgetragen wurde. Das<br />
Grundgesetz erlaubt erhebliche Eingriffe in die persönliche<br />
Freiheit. Es verlangt dafür allerdings gute Gründe<br />
und die Achtung der Verhältnismäßigkeit. Schaut man<br />
2 |<strong>2020</strong> 53
experten<br />
auf die bisherigen Maßnahmen zurück, war das denn auch weitgehend der<br />
Fall. Der Schutz des Lebens und der Gesundheit ist ein wichtiges staatliches<br />
Ziel, das Gros der Maßnahmen – nicht zuletzt das Kontaktverbot – war daher<br />
gerechtfertigt. Allerdings: Jede einzelne Maßnahme muss diese Anforderungen<br />
erfüllen, und da offenbaren sich bei einigen doch Zweifel. Gerade in<br />
Krisensituationen neigt die Exekutive – aus durchaus nachvollziehbaren<br />
Gründen – dazu, bisweilen über die Stränge zu schlagen. Es gilt daher gerade<br />
aus der Perspektive der Rechtswissenschaft, wachsam zu sein und den Finger<br />
immer wieder in die verfassungsrechtlichen Wunden zu legen. Die Krise darf<br />
zu keiner Krise des Rechts werden. Ich selbst habe immer wieder einzelne<br />
Maßnahmen angeprangert, und nach einer anfänglichen Zurückhaltung sind<br />
mittlerweile auch die Gerichte aktiv geworden und haben einzelne Maßnahmen<br />
aufgehoben. Solche Kritik und Kontrolle sollte nicht als Behinderung<br />
effektiver Krisenbewältigung diffamiert werden. Der gewaltenteilende<br />
Rechts staat weist den einzelnen Akteuren bewusst unterschiedliche Aufgaben<br />
zu, die auch in der Krise sicherstellen sollen, zu guten und vor allem<br />
akzeptanzfähigen Entscheidungen zu kommen. Insofern sollte es auch nicht<br />
zu einem pauschalen Vertrauensverlust in die Regierung führen, wenn einzelne<br />
ihrer Maßnahmen gerichtlich kassiert werden. Tatsächlich zeigt das eher<br />
die Funktionsfähigkeit des demokratischen Systems. Denn ein Rechtsstaat<br />
kann nicht garantieren, dass – gerade in der Krise – keine Rechtsverstöße<br />
auftreten. Er geht mit diesen aber offen um und sanktioniert sie. Und genau<br />
das ist auch geschehen.<br />
FÜNFTENS. Zum Abschluss damit vielleicht ein letzter Appell: Die massiven<br />
Einschränkungen unserer Freiheiten haben uns vielleicht erst wirklich bewusst<br />
gemacht, in welch freiheitlichem System wir außerhalb der Krise leben.<br />
Das ist bei einem Blick in die Welt alles andere als selbstverständlich. Für<br />
diese Freiheiten einzustehen und sich für die Funktionsfähigkeit des demokratischen<br />
Verfassungsstaates einzusetzen, ist daher wichtiger denn je. Bleiben<br />
wir hier zu lethargisch, könnte es eines Tages zu spät sein, denn: Demokratische<br />
Systeme erhalten sich nicht von selbst. ƒ<br />
Über den Autor<br />
Alexander Thiele ist Staatsrechtler an der<br />
Universität Göttingen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten<br />
gehören unter anderem<br />
die Demokratietheorie und die Allgemeine<br />
Staatslehre, mit denen sich auch zwei<br />
seiner aktuellen Bücher beschäftigen.<br />
54 2 |<strong>2020</strong>
BRINGT UNTERNEHMEN IN FÜHRUNG.<br />
VEREINBAREN<br />
SIE JETZT EIN<br />
KOSTENLOSES<br />
PROBETRAINING!<br />
Über ein Jahr verteilt besuchen Sie Präsenz-Seminare mit 12 verschiedenen<br />
Experten-Modulen und ergänzendem Coaching - durch Ihren persönlichen<br />
Trainer vor Ort.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
STRATEGIEN, IDEEN & WERKZEUGE <br />
FÜR LEADER UND TALENTE<br />
Von der Fachkraft zur Führungskraft<br />
360° Führungstraining<br />
360° Leadership-Vertiefungstraining<br />
Individuelles Mentoring / Coaching<br />
„Scale Up“ - Tools<br />
unternehmerischer Freiheit<br />
RAINER GUSE<br />
Inhaber der LEADERS ACADEMY<br />
Hannover-Göttingen / Bremen-Osnabrück<br />
BRINGT UNTERNEHMEN IN FÜHRUNG.<br />
Für Führungskräfte in Unternehmen, Selbstständige, Handy: +49 173 Talente / 2508837 u. v. m.<br />
Telefon: +49 45 61 / 559 20 34<br />
E-Mail: Rainer.Guse@Leaders-Academy.com<br />
<br />
<br />
<br />
Monatliche Regelmäßigk<br />
Verständnis und bessere<br />
Individualisierung und Int<br />
des persönlichen Trainer<br />
Feedbackrunden und Re<br />
Erfahrungsaustausch mi<br />
unterschiedlichen Branc<br />
VEREINBAREN SIE EIN<br />
KOSTENLOSES PROBETR<br />
Bringt dich weiter.<br />
GEDANKENtanken.com<br />
RAINER GUSE<br />
Inhaber der LEADERS ACADEMY<br />
Hannover-Göttingen/Bremen-Osnabrück<br />
Die LEADERS ACADEMY im Netz: Rainer Guse im Netz:<br />
Sie finden mich persönlich im Netz: Gedankentanken gibt es hier: Handy: 0173 250 8837<br />
Telefon: 05564 339 2740<br />
E-Mail: rainer.guse@gedankentanken.c<br />
Komplett digital steuern<br />
Als eigenständiges Mitglied im Kooperationsverbund der HSP GRUPPE nutzt<br />
HSP STEUER Göttingen die Digitalisierung zu Ihrem Vorteil. Aus den Ergebnissen<br />
der Vergangenheit entwickeln wir sinnvolle Strategien für Ihre Zukunft. Wir<br />
verschlanken die Abläufe und erhöhen Ihren Komfort bei Steuern, Buchhaltung<br />
und Jahresabschlüssen, z. B. durch<br />
Digital<br />
in die<br />
Zukunft<br />
blicken<br />
· tagesaktuellen Einblick in Ihre Zahlen (auch auf dem eigenen Notebook/Tablet)<br />
· vielfältige Auswertungen auf Knopfdruck<br />
· Belegübertragung per Scanner<br />
· Einlesen der Kontobewegungen direkt von der Bank<br />
Lassen Sie uns Ihre Zukunftsvision gemeinsam verwirklichen.<br />
Sprechen Sie uns an. Wir freuen uns auf Sie.<br />
HSP STEUER Göttingen GmbH Steuerberatungsgesellschaft<br />
Stresemannstraße 28c • 37079 Göttingen • Telefon +49. 551. 82 08 07-0 • E-Mail goettingen@hsp-steuer.de<br />
www.hsp-steuer.de/goettingen
experten<br />
Was wir der<br />
Angst verdanken<br />
Gehirnforscher Gerald Hüther über die Angst, die uns in Zeiten von Corona begleitet,<br />
und was wir aus ihr lernen können<br />
56 2 |<strong>2020</strong>
experten<br />
LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />
Mit unserem plastischen, zeitlebens lernfähigen<br />
Gehirn müssen wir erst herausfinden, worauf es<br />
im Leben ankommt. Deshalb sind und bleiben wir<br />
Suchende. Aber allzu leicht können wir uns auf<br />
dieser Suche nach einem glücklichen und sinnerfüllten<br />
Leben auch verirren, als Einzelne ebenso<br />
wie als ganze Gesellschaft. Sobald wir zu spüren<br />
beginnen, dass wir auf Abwege geraten sind,<br />
bekommen wir Angst. Und das ist gut so. Die<br />
Angst ist unser wachsamster Begleiter. Sie ermöglicht<br />
es uns, aus Fehlern zu lernen. Was aber hat<br />
uns die Angst vor dem Corona-Virus gelehrt?<br />
Niemand hat gern Angst.<br />
Angst macht hilflos, wir fühlen<br />
uns wie gelähmt, es<br />
schnürt uns die Kehle zu,<br />
das Herz rast, die Knie beginnen<br />
zu zittern, kalter<br />
Schweiß tritt auf die Stirn.<br />
Als ob der Gedanke an das<br />
unerwartete und scheinbar unlösbare Problem, das da<br />
auf uns zukommt, nicht schon bedrohlich genug wäre,<br />
spielt nun auch noch der ganze Körper verrückt. Lange<br />
auszuhalten ist dieser Zustand nicht, deshalb versucht<br />
jeder, der in den Würgegriff der Angst geraten ist, sich<br />
möglichst schnell wieder daraus zu befreien. Allerdings<br />
sind die dafür gefundenen Lösungen nicht immer<br />
auch langfristig tragfähig.<br />
Die einfachsten zur Bewältigung ihrer Angst von Menschen<br />
eingesetzten Strategien lassen sich gegenwärtig in<br />
Form der häufigsten Reaktionen auf die Corona-Pandemie<br />
besonders gut beobachten: leugnen und verdrängen,<br />
überwachen und kontrollieren und, nicht zuletzt, nach<br />
Schuldigen suchen, um die für das beängstigende Geschehen<br />
verantwortlich zu machen. Dabei ist es gar<br />
nicht dieses Virus, das uns Angst macht, sondern die<br />
von anderen Menschen verbreitete Vorstellung der von<br />
ihm ausgehenden Gefahr. Wenn diese Corona-Krise vorbei<br />
ist, werden wir gemeinsam der Frage nachgehen<br />
müssen, ob unsere Angst berechtigt war oder ob sie nur<br />
deshalb so groß werden konnte, weil wir uns gegenseitig<br />
Angst gemacht haben.<br />
ANGST ERZWINGT VERÄNDERUNG<br />
Keine andere Spezies ist in der Lage, ihre eigene Lebenswelt<br />
– und damit auch die Lebenswelt aller anderen<br />
Lebewesen – so sehr zu verändern und nach ihren eigenen<br />
Vorstellungen zu gestalten wie wir Menschen. Und<br />
die Vertreter keiner anderen Art sind deshalb auch so<br />
sehr gezwungen, sich immer wieder neu an die von ihnen<br />
selbst hervorgebrachten Veränderungen ihrer eigenen<br />
Lebenswelt anzupassen. Indem wir irgendetwas in<br />
der Welt verändern, erzeugen wir Inkohärenzen. Wenn<br />
die hinreichend stark werden, bekommen wir Angst.<br />
Und die begleitet uns so lange, bis wir eine Lösung gefunden<br />
haben, die das so entstandene Durcheinander<br />
wieder etwas kohärenter macht.<br />
Bisher haben die meisten Menschen überall auf der<br />
Erde diese Lösungen immer wieder im Außen – also in<br />
der sie umgebenen Lebenswelt – gesucht und diese Welt<br />
so lange umgestaltet, bis sie wieder besser zu ihren Bedürfnissen<br />
und Vorstellungen passte. Zwangsläufig sind<br />
dadurch in anderen Bereichen ihrer Lebenswelt immer<br />
wieder neue Inkohärenzen entstanden. Wenn die hinreichend<br />
stark wurden, bekamen sie Angst und begannen,<br />
nach geeigneteren Lösungen zu suchen – ebenfalls wieder<br />
im Außen und ebenfalls wieder, indem sie dort erneut<br />
Veränderungen erzeugten, die sie nicht vorhergesehen<br />
hatten und die ihnen Angst machten.<br />
Dieser Blick in unsere eigene Entwicklungsgeschichte<br />
macht auf sehr anschauliche Weise deutlich, wie sich die<br />
Menschheit als lebendes System selbst organisiert und<br />
was diesen Selbstorganisationsprozess immer wieder in<br />
eine bestimmte Richtung lenkt: die sich aus dem zweiten<br />
Hauptsatz der Thermodynamik ergebende Notwendigkeit,<br />
den zur Aufrechterhaltung der Struktur und<br />
Funktion eines lebenden Systems erforderlichen Energieaufwand<br />
zu minimieren. Der steigt, wenn manches nicht<br />
mehr so gut zusammenpasst, und um ihn wieder zu verringern,<br />
muss eine passende, die verloren gegangene<br />
Kohärenz wiederherstellende Lösung gefunden werden.<br />
Das scheint nun schon seit Beginn der Menschheitsgeschichte<br />
immer wieder so abgelaufen zu sein. Als<br />
zwangsläufiges Nebenprodukt der dabei ständig wieder<br />
auftauchenden Angst und der dann auch dafür wieder<br />
gefundenen, kohärenzstiftenden Lösungen ist etwas entstanden<br />
und ständig weiter gewachsen, was anfangs<br />
noch gar nicht vorhanden war: Erkenntnis, zunächst<br />
über die Beschaffenheit der Welt, aber dann auch zunehmend<br />
über unsere eigene Beschaffenheit.<br />
2 |<strong>2020</strong> 57
experten<br />
» Wir spüren, dass es so nicht weitergehen<br />
kann, versuchen die Welt wieder so zu<br />
machen, wie wir sie kannten,<br />
und bekommen Angst, wenn wir zu<br />
erkennen beginnen, dass uns das<br />
nicht mehr gelingt. «<br />
Bis heute ist vielen Menschen noch immer nicht klar, wie<br />
leicht wir uns auf unserer Suche nach Wegen aus der<br />
Angst verirren und in fatalen Sackgassen landen können.<br />
Der immer neue Versuch, einen inkohärent gewordenen<br />
Zustand wieder etwas kohärenter zu machen, führt<br />
zwangsläufig auch zu Irrtümern. Wenn wir die endlich<br />
erkennen und die Vorstellung unserer eigenen Unfehlbarkeit<br />
erschüttert wird, bekommen wir besonders große<br />
Angst. Die lehrt uns dann das, was wir Demut nennen.<br />
Auch die Bereitschaft, fortan aus unseren Fehlern zu lernen.<br />
Vielleicht sind wir dann sogar bereit, uns selbst zu<br />
verändern. Aber bereits die Vorstellung, einen endlich erreichten<br />
und als zumindest einigermaßen passend empfundenen,<br />
kohärenten Zustand aufzugeben, macht uns<br />
Angst. Deshalb lassen wir dann doch lieber alles beim<br />
Alten, halten an unseren Gewohnheiten fest und versuchen,<br />
so zu bleiben, wie wir geworden sind. Aber auch<br />
das funktioniert nur so lange, wie die Welt in der wir leben,<br />
sich nicht allzu schnell und allzu stark zu verändern<br />
beginnt. Sonst wird es über kurz oder lang zunehmend<br />
unbehaglicher. Wir spüren, dass es so nicht weitergehen<br />
kann, versuchen die Welt wieder so zu machen, wie wir<br />
sie kannten, und bekommen Angst, wenn wir zu erkennen<br />
beginnen, dass uns das nicht mehr gelingt.<br />
ANGST FÜHRT ZU SELBSTERKENNTNIS<br />
Als einzige Lösung bleibt dann nur noch die eigene Veränderung<br />
übrig. Und Menschen können sich ja auch<br />
verändern, sogar sehr grundlegend, aber nur dann,<br />
wenn sie es auch selbst wollen. Und wer sein bisheriges<br />
Verhalten ändern will, wird das nur dann tun, wenn das,<br />
was ihn anschließend erwartet, seiner inneren Natur<br />
besser entspricht als das, was er bisher gemacht hat.<br />
Wenn er sich dadurch wieder lebendiger und glücklicher<br />
fühlt, als das bisher der Fall war. Wie aber findet jemand<br />
zu dem zurück, was seiner Natur besser entspricht, wo<br />
er sich endlich ,in seinem Element‘ erlebt? Wie kommt<br />
so jemand wieder mit all den lebendigen Anteilen und<br />
Bedürfnissen in Kontakt, die sie oder er bisher so tapfer<br />
unterdrückt hatte, um optimal zu funktionieren und<br />
möglichst erfolgreich zu sein? Das ist nicht möglich, solange<br />
eine Person mit den von ihr eingesetzten Verhaltensweisen<br />
und den ihnen zugrundeliegenden inneren<br />
Einstellungen und Haltungen noch recht erfolgreich<br />
unterwegs ist. Um wieder mit sich selbst in Kontakt zu<br />
kommen, müssten diese Muster erschüttert, destabilisiert,<br />
also in einen inkohärenten Zustand gebracht werden.<br />
Erst dann besteht die Chance, dass sich diese, das<br />
eigene Denken, Fühlen und Handeln bestimmenden<br />
Muster umorganisieren.<br />
Moshe Feldenkrais hat das bereits in den Fünfzigerjahren<br />
für das Wiederfinden natürlicher Bewegungsmuster beschrieben.<br />
Otto Scharmer nennt es in seiner U-Theorie<br />
,presencing‘. Und in der Biologie heißt dieses Grundprinzip<br />
jedes Neuanfangs und damit jedes wieder in Gang<br />
kommenden Entfaltungsprozesses ,Entdifferenzierung‘.<br />
58 2 |<strong>2020</strong>
experten<br />
Eine Leberzelle lässt sich weder durch Drücken noch durch Ziehen in eine<br />
Lungenzelle verwandeln. Aber man kann ihr helfen, sich durch Entdifferenzierung<br />
in eine pluripotente Stammzelle zurückzuverwandeln. Und die kann anschließend<br />
unter dafür geeigneten Bedingungen, indem sie ,ihrer Natur folgt‘,<br />
zu einer Lungenzelle werden.<br />
Was aber wäre das geeignete ,Entdifferenzierungsverfahren‘ für Menschen,<br />
um in ihnen den Wunsch zu wecken, sich und ihr bisheriges Leben<br />
grundsätzlich zu verändern? Sie müssten Gelegenheit bekommen, wieder<br />
mit ihren ursprünglich einmal ausgeprägten, dann aber zunehmend von ihnen<br />
und in sich selbst unterdrückten, abgespaltenen und verdrängten Anteilen<br />
und Bedürfnissen in Berührung zu kommen. Zum Beispiel mit ihrer ursprünglich<br />
einmal vorhandenen Entdeckerfreude. Oder mit ihrer Gestaltungslust,<br />
mit ihrer Sinnlichkeit, ihrer Offenheit und ihrem Einfühlungsvermögen,<br />
auch mit ihrem Bedürfnis, sich um etwas zu kümmern und Verantwortung<br />
für etwas zu übernehmen. Was dann mit ihnen und in ihnen geschieht,<br />
wie sie fortan unterwegs sind, was sie künftig tun und vor allem<br />
lassen, ist allerdings etwas ganz anderes als das, was wir so leichthin ,Veränderung‘<br />
nennen. Das ist eine Verwandlung. Verändern können wir Bauwerke<br />
und Maschinen, aber nichts, was lebendig ist. Denn alles, was lebt, kann<br />
sich nur selbst verändern, indem es sich verwandelt.<br />
Auch zu dieser Erkenntnis wären wir nicht gelangt, hätte uns die Angst<br />
nicht immer wieder gezwungen, nach noch besser geeigneten Lösungen zur<br />
Wiederherstellung eines kohärenten Zustandes zu suchen. Bemerkenswert<br />
ist, wie wir auf dieser Jahrtausende währenden Suche zwangsläufig und<br />
letztendlich bei uns selbst und unserem eigenen Selbstverständnis angekommen<br />
sind. „Die Natur lässt sich nicht ändern, außer dass man sich ihr<br />
fügt“ schrieb uns schon Gregory Bateson ins Stammbuch. Aber der Natur<br />
kann sich nur jemand fügen, der sich selbst als Teil dieser Natur nicht nur<br />
versteht, sondern auch so erlebt. Wem das gelingt, der lebt fortan im Einklang,<br />
in Kohärenz mit der Natur, auch mit seiner eigenen. Er wird sich<br />
darüber freuen, dass sie sich nicht beherrschen lässt, er wird die Vielfalt<br />
natürlicher Lebensformen bestaunen und die Unvorhersehbarkeit des Lebens<br />
dankbar annehmen. Nicht mehr ständig zu müssen, sondern endlich<br />
zu dürfen, ist das Grund gefühl der Freiheit. Auch diese wichtige Erkenntnis<br />
verdanken wir der Angst. ƒ<br />
FOTOGRAFIE: MICHAEL LIEBERT<br />
Über den Autor<br />
Gerald Hüther, Jahrgang 1951, zählt zu den<br />
renommiertesten Hirnforschern Deutschlands.<br />
Er hat in Leipzig studiert und in Jena promoviert,<br />
bevor er zum Max-Planck- Institut für Experimentelle<br />
Medizin in Göttingen wechselte. Hüther<br />
interessiert sich vorwiegend für die frühen<br />
Erfahrungen im menschlichen Leben und deren<br />
Einfluss auf die Hirnentwicklung, wozu vor allem<br />
emotionale Reaktionen wie Angst und Stress gehören.<br />
Seine Erkenntnisse veröffentlicht er nicht<br />
nur für die Fachwelt, sondern ebenso in – auch<br />
für Laien – gut zugänglichen Sachbüchern.<br />
Dieser Gastbeitrag stammt aus dem Buch<br />
,Wege aus der Angst – Über die Kunst, mit der<br />
Unvorhersehbarkeit des Lebens umzugehen‘ –<br />
mit freundlicher Genehmigung des Autors<br />
und des Verlages.<br />
(Erscheinungstermin: Oktober <strong>2020</strong>)<br />
Vandenhoeck & Ruprecht Verlag, 20 Euro<br />
2 |<strong>2020</strong> 59
experten<br />
Was nun,<br />
Generation Z?<br />
Lange Zeit lagen ihnen die Unternehmen zu Füßen: den heute 20- bis 30-jährigen Absolventen und<br />
Nachwuchskräften. Doch dann kam Corona. Antje-Britta Mörstedt, BWL-Professorin an der<br />
PFH Private Hochschule Göttingen, über die Frage, was Corona mit der ,Generation Z‘ macht – und<br />
was sich für Unternehmen im Umgang mit den High Potentials verbessert<br />
60 2 |<strong>2020</strong>
experten<br />
LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />
Kurzerhand wurden ihnen weitere Namen<br />
verpasst: unlängst noch als Generation<br />
Z tituliert, werden alle nach 1995<br />
Geborenen jetzt als Generation Corona<br />
oder Generation Lockdown bezeichnet.<br />
GenZ ist die erste Generation, die in der<br />
digitalen Welt aufgewachsen ist und wie keine andere vor<br />
ihr virtuos durch ein digitales Leben surft. Aber es ist auch<br />
eine Generation, in deren Leben globale Krisen allgegenwärtig<br />
sind: sei es die Klima-, die Banken- oder die Flüchtlingskrise.<br />
Und dann kam Corona.<br />
UMWORBEN WIE KAUM EINE GENERATION VOR IHNEN<br />
Noch bis zum Jahresbeginn war der Arbeitsmarkt, auch<br />
in der Region Südniedersachsen, durch den sogenannten<br />
,War for Talents‘ geprägt. Personalverantwortliche befassten<br />
sich intensiv mit der Frage, welche Arbeitsbedingungen<br />
sie schaffen müssen, damit sie für die junge Generation<br />
attraktiv sind. Arbeitgeber haben die ,Zetts‘ umworben<br />
wie kaum eine Generation vor ihnen. Und die jungen<br />
Erwachsenen kannten bisher nur eine konjunkturelle<br />
Richtung: aufwärts. Doch diese Generation wurde auch<br />
damit groß, dass Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
sich sehr schnell entwickeln und oftmals<br />
traditionelle Geschäftsmodelle bedrohen. Sie wuchsen damit<br />
auf, dass Arbeit nicht mehr orts- und zeitgebunden ist.<br />
Von den Eltern hat die Generation Z gelernt: Wer sich<br />
nicht abgrenzen kann, brennt aus. Das will die Generation<br />
Z tunlichst vermeiden und achtet deshalb sehr genau<br />
darauf, berufliche Tätigkeit und Privatleben klar voneinander<br />
zu trennen. Statt Work-Life-Balance geht es der<br />
GenZ um eine Work-Life-Separation.<br />
NACHTEILE AUF DEM ARBEITSMARKT ZU BEFÜRCHTEN<br />
Ändert sich mit der Corona-Krise nun alles? Ökonomen<br />
sagen voraus, dass die GenZ in jedem Fall mit größeren<br />
Nachteilen auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert sein wird.<br />
Sie steigen nicht mehr so schnell auf, es liegen größere<br />
Zeiträume zwischen ihren Karriereschritten, und sie werden<br />
dadurch in absehbarer Zeit nicht mehr die Einkommenshöhen<br />
wie bisher realisieren, selbst die Erfolgreichen<br />
nicht. ,Jung, motiviert – und abgehängt‘ titelt Mitte<br />
Mai auch prompt das Nachrichtenmagazin ,Der Spiegel‘<br />
und diagnostiziert, dass die Generation der heute<br />
20- bis 30-Jährigen durch die Corona-Krise härter getroffen<br />
wird als jede andere. Das lässt auch der Blick auf<br />
die Arbeitsmarktzahlen erahnen. Noch im März hatte<br />
Deutschland mit 5,6 Prozent eine vergleichsweise sehr<br />
niedrige Jugenderwerbslosenquote.<br />
Diese dürfte nun in den<br />
kommenden Monaten<br />
deutlich steigen. Die<br />
Zahl der neu gemeldeten<br />
Stellen brach in<br />
den Monaten März<br />
und April um<br />
mehr als<br />
50 Prozent<br />
2 |<strong>2020</strong> 61
experten<br />
ein, von 160.000 auf nur noch 73.000.<br />
Arbeitergeber mussten sich bislang<br />
besonders anstrengen, um überhaupt<br />
Auszubildende zu finden,<br />
stark betroffen war zum Beispiel<br />
das Hotel- und Gaststättengewerbe.<br />
Nun müssen diejenigen, die noch in<br />
der Ausbildung stecken, darum bangen,<br />
ihre Ausbildung überhaupt zu Ende führen zu<br />
können. Eine ganze Generation von Absolventen und<br />
jungen Erwerbstätigen wird auf eine Arbeitsmarktlage<br />
treffen, wie es sie jahrzehntelang nicht gab.<br />
GENERATION VOLLKASKO<br />
Das wird den Wunsch der Z’ler nach Sicherheit im Berufsleben<br />
vermutlich noch stärker in den Vordergrund<br />
rücken. Steht zu befürchten, dass die Generation Z damit<br />
nun zur Generation Vollkasko mutiert? Und was hat das<br />
für Auswirkungen auf das Recruiting? Profitierten Absolventen<br />
und Young Professionals bisher von einem Arbeitnehmermarkt,<br />
so könnte sich das Blatt jetzt wenden. Gut,<br />
wer an einer Hochschule mit engem Kontakt zur Wirtschaft<br />
studiert. So kann man bereits während des Studiums<br />
ein Netzwerk aufbauen und kommt leichter an<br />
Praktikumsplätze und Jobs. Hatten im Wettbewerb um<br />
High Potentials häufig kleine und mittelständische Unternehmen<br />
fernab der großen Metropolen das Nachsehen,<br />
so besteht für sie jetzt die große Chance, eine nach<br />
sinnstiftender Tätigkeit und einem sicheren Arbeitsplatz<br />
strebende Generation für sich zu begeistern.<br />
Und das sollten sie auch tun. Denn um den digitalen<br />
Wandel erfolgreich zu bestehen, sind Unternehmen heute<br />
mehr denn je auf das angewiesen, was die ,Digital Natives<br />
2.0‘ bereits mit der Muttermilch aufgesogen haben. Das<br />
hat die Corona-Pandemie sehr deutlich gemacht. So manches<br />
Unternehmen hat in den letzten Monaten Neuland<br />
betreten. Die vor Ausbruch der Corona-Pandemie von<br />
vielen Führungskräften eher skeptisch beäugten Collaboration-Tools,<br />
Video-Konferenzen und die Arbeit aus dem<br />
Homeoffice sind von einem Tag auf den anderen für die<br />
meisten Unternehmen überlebensnotwendig geworden.<br />
Kundenbestellungen über Whatsapp entgegennehmen?<br />
Was vorher undenkbar war, geht plötzlich. Selbst traditionelle<br />
Unternehmen haben sich durch die Corona-Pandemie<br />
im Schnelldurchlauf mit der Digitalisierung befasst.<br />
Während sich in Zeiten von ,Physical Distancing‘ viele<br />
Menschen immer mehr an ein neues digitales Leben mit<br />
mehr digitaler Kommunikation gewöhnen, ist diese für<br />
die GenZ bereits seit Jahren Alltag.<br />
UNTERNEHMEN PROFITIEREN VON DER GENERATION Z<br />
Die Verlagerung der Kommunikation in den digitalen<br />
Raum wird uns voraussichtlich auch nach der Pandemie<br />
noch begleiten. Unternehmen können von dem digitalisierten<br />
Verhalten der GenZ profitieren, denn mit dieser<br />
Generation ist die Digitalisierung sicherlich gut zu meistern.<br />
Wer als Unternehmen weiterhin auf Young Professionals<br />
setzt und in die Ausbildung investiert, hilft<br />
zudem nicht nur jungen Menschen beim Eintritt in den<br />
Beruf, sondern sichert sich langfristig einen nachhaltigen<br />
Wettbewerbsvorteil. Denn eines ändert sich auch durch<br />
Corona nicht: Die Jahrgänge von jungen Nachwuchskräften<br />
für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt<br />
schrumpfen. ƒ<br />
Über die Autorin<br />
Antje-Britta Mörstedt ist Professorin für Allgemeine<br />
Betriebswirtschaftslehre an der PFH Private Hochschule<br />
Göttingen. Ihre Themenschwerpunkte sind Organisation<br />
und Blended Learning. Mörstedt steht in intensivem<br />
Austausch mit Unternehmen im Hinblick auf Education<br />
Management. Seit 2015 ist sie Vizepräsidentin der PFH<br />
für Fernstudium und Digitalisierung.<br />
62 2 |<strong>2020</strong>
ZAHNARZTPRAXIS<br />
Am Westertor<br />
Gerade Zähne in wenigen Wochen –<br />
mit den einzigartigen ClearSmile Techniken<br />
Viele Menschen sind mit der Stellung Ihrer<br />
Frontzähne nicht zufrieden und ärgern sich auf<br />
jedem Foto darüber. Das kann am Selbstbewusstsein<br />
nagen. Für die meisten erwachsenen<br />
Patienten kommt eine feste klassische Zahnspange<br />
mit langer Tragezeit jedoch nicht in<br />
Frage. Die ClearSmile Behandlungsmethoden<br />
machen es möglich, in kürzester Zeit wieder zu<br />
einem tollen Lächeln zu gelangen. Der Zahnarzt<br />
Michael Nix aus Duderstadt ist der zweite<br />
ClearSmile Ausbilder in Deutschland bei aktuell<br />
600 Anwendern. Als Mitglied der renommierten<br />
Londoner IAS Academy erwarb er unter anderem<br />
in Kopenhagen, Dubai und London das<br />
Wissen, diese Technik exklusiv in Duderstadt<br />
anbieten zu können, um Frontzähne mit herausnehmbaren<br />
Apparaturen binnen 6 bis 24<br />
Wochen schonend begradigen zu können.<br />
Zusätzlich zu den Möglichkeiten der Clear<br />
Smile Techniken konnte Zahnarzt Michael Nix<br />
und sein Team das Therapiespektrum für ihre<br />
Patienten noch einmal deutlich erweitern.<br />
Denn nun sind sie auch in der Lage ohne lästige<br />
Abformungen Kronen, Inlays und Veneers<br />
in weniger als drei Stunden in der Praxis herzustellen.<br />
Bei der neuen Technologie wird der Kiefer<br />
gescannt, die Krone vor den Augen des Patienten<br />
designt und sofort aus einem Keramikblock<br />
von einer 3DFräse hergestellt.<br />
Auch die Behandlungsplanung zur Begradigung<br />
der Frontzähne wird mittels 3DAnalyse<br />
gemeinsam mit dem Patienten vorgenommen.<br />
Die Praxis von Zahnarzt Michael Nix<br />
profitiert zudem von dem Netzwerk sich gegenseitig<br />
unterstützender, international praktizierender<br />
Kollegen.<br />
Unverbindliche Beratungstermine sind auch<br />
auf den Webseiten der Praxis online buchbar.<br />
Weitere Informationen finden sich auf<br />
www.PraxisAmWestertor.de und auf<br />
www.ClearSmilePraxis.de<br />
Westertorstraße 10 · 37115 Duderstadt<br />
Tel.: 0 55 27 / 99 79 33 · Fax: 99 79 35<br />
/Zahnarztpraxis.Am.Westertor<br />
DUDERSTADT<br />
Exklusiv: ohne Abdruck<br />
in nur zwei Stunden zur<br />
neuen Krone!<br />
NEU!<br />
In Duderstadt bietet Zahnarzt Michael Nix seinen<br />
Patienten jetzt Kronen in nur einer Sitzung,<br />
und ohne dass ein Abdruck nötig wird. Dazu<br />
wird im Mund ein dreidimensionaler Scan der<br />
Zahnsituation angefertigt, der es ermöglicht,<br />
in der Praxis innerhalb weniger Minuten eine<br />
neue Krone vor den Augen des Patienten zu<br />
fräsen. Das Verfahren funktioniert auch bei Inlays<br />
, Teilkronen und Veneers und zum Einsatz<br />
kommen nur biokompatible Keramiken in natürlicher<br />
Zahnfarbe.<br />
Schnell zum schönen Lächeln!<br />
In nur 9 Wochen!<br />
One-visit dentistry<br />
Jetzt neu in Duderstadt!<br />
Zahnarzt Michael Nix<br />
und sein Praxisteam freuen sich<br />
auf Ihren Besuch.<br />
www.PraxisAmWestertor.de<br />
www.ClearSmilePraxis.de die Praxis
experten<br />
Viel Luft für eigene<br />
Identität<br />
PFH-Präsident Frank Albe und Markus Steinhoff, neuer Geschäftsführer der Göttinger Hochschule,<br />
sprechen über ihre positiven Erfahrungen mit dem digitalen Semester und betonen zugleich die Vorteile,<br />
die das Campusleben für Studierende mit sich bringt.<br />
INTERVIEW SVEN GRÜNEWALD & MARCO BÖHME FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />
Seit Dezember 2019 gehört die Private Hochschule Göttingen (PFH) zur international aufgestellten<br />
Firmengruppe der Galileo Global Education. Damit eröffnen sich für die Hochschule, die ihrer Kernidentität<br />
– bestehend aus Campus- und Fernstudium – treu bleiben will, neue Chancen zur Weiterentwicklung.<br />
Neue Impulse bringt hier Markus Steinhoff ein, der seit Februar als Geschäftsführer der<br />
PFH tätig ist. Gemeinsam mit Präsident Frank Albe spricht er im Interview über die Erfahrungen mit der<br />
Online-Lehre, den Plan, im kommenden Semester trotz Corona wieder Veranstaltungen am Campus<br />
anzubieten, und die positiven Auswirkungen, die der Verkauf an Galileo – Europas größte Hochschulgruppe<br />
– mit sich bringt.<br />
Herr Albe, Herr Steinhoff, ungewöhnliche Zeiten erfordern<br />
ungewöhnliche Maßnahmen. Welche Erfahrungen haben<br />
Sie in diesem Semester mit der Umstellung auf reine<br />
Online-Lehre gemacht?<br />
Frank Albe: Wir hatten bereits einen Kompetenzvorsprung<br />
in der Online-Lehre, weil wir als hybride Hochschule<br />
unseren starken Fernstudienbereich haben. Für<br />
unsere Campusstudierenden blieb die Semesterplanung<br />
bestehen – nur mit dem Unterschied, dass wir uns in virtuellen<br />
Räumen getroffen haben. Für uns war insbesondere<br />
wichtig, dass wir den interaktiven Austausch mit<br />
den Studierenden beibehalten. Und das Feedback der<br />
Studierenden dazu ist bislang sehr gut. Wir haben durch<br />
eine erste Befragung jedoch auch Bereiche identifiziert,<br />
in denen wir noch lernen können. Zum Beispiel ist das<br />
Belastungsgefühl bei den Studierenden durch den Online-<br />
Unterricht höher.<br />
Markus Steinhoff: Für mich war die Erfahrung besonders<br />
spannend, weil ich erst einen Monat im Amt war,<br />
als alle Mitarbeiter ins Homeoffice gegangen sind. Und<br />
es war fantastisch zu sehen, wie gut die Organisation<br />
und die Lehre funktioniert haben. Letztlich haben wir<br />
die sehr wesentliche Erfahrung gemacht, dass man eben<br />
nicht nur im Büro arbeitet, sondern auch von zu Hause<br />
aus, und ich hoffe, dass wir deutschlandweit nicht wie-<br />
64 2 |<strong>2020</strong>
experten<br />
Frank Albe<br />
Jahrgang 1964, studierte Betriebswirtschaftslehre<br />
in Braunschweig und Göttingen.<br />
Er promovierte 1995 mit einer Arbeit über<br />
Kooperationscontrolling und wechselte anschließend<br />
in das Konzerncontrolling der TUI.<br />
2000 erhielt er den Ruf auf die Professur für<br />
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere<br />
Tourismusmanagement und Controlling,<br />
an der PFH. Von 2003 bis 2014 war<br />
er Vizepräsident der Hochschule – seit 2007<br />
ist er zudem Geschäftsführer der PFH-<br />
Trägergesellschaft. 2014 wurde er zum<br />
Präsidenten gewählt.<br />
Markus Steinhoff<br />
Jahrgang 1969, studierte Wirtschaftsingenieurwesen<br />
in Darmstadt und Berlin.<br />
Nach Tätigkeiten als Produkt- und Brand-<br />
Manager sowie als selbstständiger Berater<br />
wechselte er 2004 zur RTL Disney Fernsehen<br />
GmbH & Co. KG (SUPER RTL) in<br />
Köln. Dort leitete er zuletzt als stellvertretender<br />
Chief Digital Officer die Digitalgeschäfte<br />
und digitalen Plattformen und verantwortete<br />
das Business Development. Seit Februar<br />
<strong>2020</strong> ist er Geschäftsführer der PFH-<br />
Trägergesellschaft.<br />
2 |<strong>2020</strong> 65
experten<br />
der in alte Muster zurückfallen. Wir wollen an der PFH<br />
diese Flexibilität bewahren, indem wir den Mitarbeitern<br />
in Zukunft mehr Freiraum geben, von zu Hause aus zu<br />
arbeiten. Das Serviceniveau wird darunter nicht leiden.<br />
Gab es besonders von der Krise betroffene Gruppen?<br />
Albe: Bei uns waren das vor allem diejenigen, die gerade<br />
ihre Bachelor-Arbeit schreiben, weil sie die Bibliothek<br />
nicht nutzen konnten. Ebenso konnten Auslandssemester<br />
bei Partneruniversitäten nicht stattfinden. Gegenwärtig<br />
stellen wir fest, dass Praktika von den Unternehmen<br />
abgesagt werden, weil sie selbst nicht wissen, wo die<br />
Reise hingeht. Das sind Pflichtpraktika in den vorlesungsfreien<br />
Zeiten ab August, und wir arbeiten mit<br />
Hochdruck daran, Lösungen für diese Situation zu finden.<br />
Trotz Pandemie sollen die Studierenden deswegen<br />
nicht länger studieren müssen.<br />
Wenn der Online-Unterricht so gut läuft – wie werden<br />
sich die gemachten Erfahrungen künftig auf die Lehre<br />
auswirken? Oder anders gefragt: Gibt es noch Argumente<br />
für ein Präsenzstudium?<br />
Steinhoff: Von diesen Argumenten gibt es eine Menge.<br />
Ein Präsenzstudium bietet eine größere Vielschichtigkeit<br />
an, etwa den unmittelbaren Kontakt zu den Lehrenden<br />
und – ganz wichtig – ein Studentenleben. Das ist eine<br />
Sache, die mich hier in Göttingen absolut begeistert: Ich<br />
habe in Berlin und Darmstadt studiert, aber beim<br />
Studiergefühl schlägt Göttingen alle um Längen. Wir<br />
werden uns aber intensive Gedanken machen, welche<br />
Konsequenzen wir aus den Erfahrungen mit diesem<br />
Semester ziehen und etwa auf den Prüfstand stellen, wie<br />
wir multimedialer werden und welche Inhalte auf welchem<br />
Kanal besser ausgespielt werden können.<br />
Albe: Es ist wichtig, dieses Campusgefühl zu vermitteln,<br />
und die Studierenden wollen das auch. Uns als PFH machen<br />
in der Lehre der Kleingruppenansatz aus, die Überschaubarkeit,<br />
die Nähe und der stete Austausch zwischen<br />
Studierenden und Lehrenden. In der Orthobionik<br />
studieren nie mehr als 20 Personen pro Semester, in der<br />
Psychologie und den Management-Studiengängen zwischen<br />
30 und 50. Die Hygieneregeln sind auch bei diesen<br />
Größen eine Herausforderung, aber sie sind bewältigbar.<br />
66 2 |<strong>2020</strong>
Mit uns sind Sie sicher!<br />
Innovative Versicherungslösungen für Mittelstand,<br />
Industrie und Freie Berufe!<br />
Als inhabergeführter Versicherungsmakler<br />
mit über 30 Jahren Erfahrung im<br />
Versicherungs- und Risikomanagement<br />
sind wir für SIE da. Zusammen mit<br />
unseren Kooperationspartnern betreuen<br />
wir Sie bundesweit und international.<br />
Die sehr enge Zusammenarbeit mit unseren<br />
Kunden und Partnern basiert auf<br />
unseren Grundwerten:<br />
Verlässlichkeit, Vertrauen und Loyalität !<br />
Unsere auf Dauer und Beständigkeit angelegte<br />
Zusammenarbeit mit Ihnen ist die<br />
Grundlage all unseres unternehmerischen<br />
Handelns.<br />
Unser Anspruch ist es, die BESTE LÖSUNG<br />
für unsere Kunden zu finden.<br />
Als Familienunternehmen stehen wir für<br />
eine tiefe regionale Verwurzelung und<br />
engagieren uns mit Freude in dieser Region,<br />
z.B. als einer der beiden Hauptsponsoren<br />
der KinderSportStiftung am Harz.<br />
Mit uns sind SIE sicher!<br />
Kooperationen<br />
Partner der
experten<br />
»Für die Galileo-Gruppe sind<br />
wir zwar das Kompetenzzentrum für<br />
Fernstudien, aber das heißt nicht,<br />
dass wir das Campusstudium<br />
vernachlässigen.«<br />
Markus Steinhoff<br />
Wir haben deshalb ein Konzept entwickelt, um den<br />
Campusunterricht im Wintersemester wieder anbieten<br />
zu können. Eine Lösung könnte beispielsweise sein, dass<br />
wir Ver anstaltungen doppelt lesen werden.<br />
Nach 25 Jahren erfolgreicher Entwicklung haben sich die<br />
Gesellschafter der PFH entschlossen, sich der Galileo-Gruppe<br />
anzuschließen, um die Entwicklung der Hochschule zu<br />
beschleunigen und ihre Führungsrolle im Fernstudium zu<br />
stärken. Welche Folgen hat der Verkauf mittel fristig<br />
für Göttingen und den weiteren Standort in Stade?<br />
Steinhoff: Wenn man sich das Portfolio der Galileo-<br />
Gruppe anschaut, dann umfasst das 40 Hochschulen<br />
und Bildungseinrichtungen in 13 Ländern. Allein in<br />
Frankreich gibt es ca. 20 Hochschulen im Galileo-Portfolio,<br />
die alle unter ihrer eigenen Marke bestehen bleiben.<br />
Da wird viel Luft für die eigene Identität gelassen.<br />
In Deutschland gehört die Macromedia mit sieben<br />
Standorten zu Galileo – und nein, die PFH wird nicht<br />
Macromedia, weil beide Hochschulen sich ganz unterschiedlich<br />
positioniert haben. Unsere Strategieentwicklung<br />
findet bei uns statt, und wir denken darüber nach,<br />
wie wir in beiden Bereichen – Campus und Fernstudium<br />
– wachsen können. Für die Galileo-Gruppe sind wir zwar<br />
das Kompetenzzentrum für Fernstudien, aber das heißt<br />
nicht, dass wir das Campusstudium vernachlässigen. Wir<br />
leben von dessen Impulsen in das Fernstudium, und ich<br />
hielte es für grundlegend falsch, das zu ändern. Gleichzeitig<br />
lernen wir in der Gruppe aber auch voneinander<br />
und nutzen Synergien.<br />
Was hat sich durch die neue Geschäftsführung<br />
bereits geändert?<br />
Albe: Die Hochschule war bisher durch die Gesellschafter<br />
geprägt, die sie gegründet und 25 Jahre gelenkt haben.<br />
Seitdem haben wir eine enorme Entwicklung durchgemacht.<br />
Mit 3.800 Studierenden und 130 Mitarbeitern<br />
sind wir heute in einer Größenordnung, in der sich<br />
parallel zu der Nachfolgefrage auch die Organisation<br />
weiterentwickeln musste. Wir sind mit der neuen Geschäftsführung<br />
von einem Start-up mit Gründerführung<br />
zu einem größeren Mittelständler geworden, dessen Leitung,<br />
wenn Sie so wollen, aus angestellten Hochschulmanagern<br />
besteht. Das verändert den Umgang hin zu<br />
einer offeneren Kommunikation.<br />
Steinhoff: Für mich heißt das, Verantwortung an die Experten<br />
zu delegieren, die sich am besten mit einer Sache<br />
auskennen. Die Führung wird viel weniger zentralistisch,<br />
sondern soll die Motivation der Mitarbeiter stärken. Damit<br />
sind etwas andere Rollen und klare Verantwortungen<br />
für unsere Kernprodukte verbunden. Strategisch<br />
überlegen wir zurzeit gemeinsam, wie wir das nicht-akademische<br />
Fortbildungsgeschäft ausbauen können. Da<br />
gibt es sicherlich noch ein großes Potenzial. Ein weiteres<br />
Thema wird der engere Austausch mit den Hochschulen<br />
der Galileo-Gruppe werden, um vom tollen Content der<br />
Partner stärker profitieren zu können.<br />
Die PFH hat sich immer sehr mit ihrem unternehmerischen<br />
Ansatz identifiziert. Wie wichtig ist Ihnen das Thema<br />
Unternehmertum künftig?<br />
Steinhoff: Ich halte das Zentrum für Entrepreneurship<br />
für eine ganz große Stärke. Von dieser Kompetenz und<br />
den Start-ups, die wir betreuen, profitieren wir unglaublich.<br />
Das werden wir weiterentwickeln, indem wir einen<br />
Vertiefungsstudiengang Entrepreneurship anbieten. Die<br />
Nachfrage für so eine Spezialisierung ist bei den Studierenden<br />
da. Entsprechend werden wir auch an anderen<br />
Stellen schauen, was der Markt will und wie neue Studiengänge<br />
und Vertiefungen aussehen können. Dazu<br />
zählt auch, dass wir den Austausch mit der regionalen<br />
Wirtschaft intensivieren und neben unseren engen<br />
Verbindungen zu beispielsweise Ottobock und Airbus<br />
weitere Partner in unser Netzwerk integrieren werden.<br />
Albe: Ich kann das nur doppelt unterstreichen. Bereits in<br />
den Management-Gesprächen im Laufe des Akquisitionsprozesses<br />
im Jahr 2019 zwischen Galileo und der<br />
PFH wurden die Stärken in einer unternehmerisch erfolgreich<br />
geführten, innovativen und vernetzten Hochschule<br />
gesehen.<br />
Herr Albe, Herr Steinhoff, vielen Dank für das Gespräch!<br />
68 2 |<strong>2020</strong>
Für unsere Kunden<br />
sind wir auf der<br />
Suche nach<br />
Eigentumswohnungen<br />
sowie Ein- und<br />
Mehrfamilienhäusern<br />
ä Kompetente Beratung:<br />
Profitieren Sie von der<br />
marktgerechten,<br />
detaillierten Immobilienanalyse<br />
und -bewertung.<br />
ä Großes Netzwerk –<br />
auch bundesweit:<br />
Gerne öffnen wir Ihnen die<br />
Tür zu unseren zahlreichen<br />
Interessenten.<br />
Sie möchten<br />
verkaufen?<br />
Sprechen<br />
Sie uns an!<br />
VERTRAUEN · KOMPETENZ · QUALITÄT<br />
Sicherheitsdienst<br />
Eine Aufgabe für Spezialisten<br />
• Streifendienst<br />
und Objektschutz<br />
• Aufschaltung<br />
• Notruf- und<br />
Serviceleitstelle<br />
Büro Göttingen<br />
Frau Kiewning<br />
Robert-Gernhardt-Platz 3<br />
Tel.: 05 51 / 50 30 50 33<br />
wohnen-goe@deltadomizil.de<br />
www.deltadomizil.de<br />
Am Leinekanal 4 · 37073 Göttingen<br />
Tel.: 0551 5 488 585 · Fax: 0551 5 488 589<br />
E-Mail: info@ruhstrat-fm.de · www.ruhstrat-fm.de<br />
Werde ein Teil<br />
von uns<br />
Bei uns ist jeder Einzelne Teil des Ganzen.<br />
Die Atmosphäre bei Xtentio ist geprägt<br />
von Teamspirit, Offenheit, Fairness,<br />
Freiraum und viel Eigenverantwortung.<br />
Unterstütze unser Team als<br />
Consultant m/w<br />
und erlebe unseren Xspirit.<br />
Mehr Details unter:<br />
.com
ANZEIGE<br />
IT-Begleitung für den China-Markt<br />
Das Göttinger IT-Unternehmen Arineo GmbH hat einen neuen Standort in China eröffnet<br />
und kann seine Kunden nun auch vor Ort betreuen – oder beim Sprung ins Reich der Mitte<br />
und der dortigen Niederlassungsgründung beraten. Denn Gründungen in China haben<br />
ihre ganz eigenen Herausforderungen.<br />
Marco Arndt, Geschäftsführer der Arineo China,<br />
hat nicht nur fachliches Know-how – er kennt<br />
auch die interkulturellen Unterschiede zwischen<br />
China und Deutschland.<br />
Eine Auslandsniederlassung zu gründen,<br />
ist keine triviale Angelegenheit. Das gilt<br />
umso mehr für China. Kulturelle Unterschiede<br />
und Sprachbarrieren, recht liche Grauzonen<br />
und formale Hürden müssen übersprungen<br />
werden, bevor man sich auf sein<br />
eigentliches Kerngeschäft konzentrieren kann.<br />
Erfahrungen, welche das Göttinger IT-Unternehmen<br />
Arineo GmbH vor Kurzem selbst<br />
erst gemacht hat. Ende 2019 gründete das<br />
noch junge Unternehmen in Shanghai seine<br />
nach Wien und Salzburg inzwischen dritte<br />
Auslandsniederlassung, eine 100-prozentige<br />
Tochter von Arineo und somit wie diese eine<br />
Employee Owned Company – das Unternehmen<br />
gehört den Mitarbeitenden.<br />
ZWEI GRÜNDE waren für den Sprung nach<br />
Fernost ausschlaggebend, wie Marco Arndt,<br />
Geschäftsführer der Arineo China, deutlich<br />
macht: „Zum einen streben wir an, ein international<br />
agierendes Unternehmen zu sein,<br />
zum anderen haben wir viele international<br />
aufgestellte Kunden, die bereits in China sind<br />
oder dort hinwollen. Die möchten wir aus<br />
einer Hand weiter betreuen. Insofern folgen<br />
wir unseren Kunden.“<br />
Zugleich war die Gelegenheit günstig: Es<br />
ließ sich an aus früheren Kontakten entstandene<br />
Netzwerke zu chinesischen Partnern<br />
anknüpfen. „Diese Beziehungen sind un-<br />
glaublich wichtig“, so Marco Arndt. „Wenn<br />
man als Ausländer nach China geht und kein<br />
Netzwerk hat, dann hat man es unglaublich<br />
schwer.“ Obwohl Arineo selbst erst Ende 2018<br />
gegründet wurde, kann durch die Erfahrungen<br />
von Arndt und seinen Kollegen sowie<br />
den Netzwerkpartnern auf einen über fünfzehn<br />
Jahre langen Erfahrungsschatz in China<br />
zurück gegriffen werden. In China plant Arineo,<br />
dasselbe Portfolio anzubieten wie in Deutschland.<br />
„Gegenwärtig sind wir natürlich noch im<br />
Aufbau“, so Arndt. „Daher ist unsere Produktpalette<br />
ebenfalls noch im Wachsen begriffen.<br />
Aber der grundsätzliche Fokus liegt auf Microsoft<br />
Dynamics Business Applications sowie<br />
auf SAP Business-Anwendungen.“<br />
DANK DER EXPERTISE der chinesischen<br />
Partner verfügt Arineo nicht nur über das fachliche<br />
Know-how, sondern auch über ein ebenso<br />
wichtiges kulturelles Verständnis des chinesischen<br />
Marktes. Was einfach klingt, ist in<br />
der Praxis durchaus ein Fallstrick. „Man muss<br />
wissen, wie Chinesen ticken“, sagt Marco Arndt.<br />
„Deutsche sagen jemandem auf den Kopf zu,<br />
wenn etwas nicht gut lief. Damit fühlen sich<br />
Chinesen eher unwohl – sie umschreiben Probleme<br />
lieber.“ Ein anderes Beispiel sind Entscheidungsprozesse.<br />
Während in deutschen<br />
Arbeitskulturen Entscheidungen vermehrt<br />
in Teams getroffen werden, sind chinesische
ANZEIGE<br />
PROFIL<br />
FOTOS: ARINEO<br />
Gute Aussichten Der Blick auf die China-Niederlassung von Arineo im Bank of Shanghai Tower in Shanghai (3. Gebäude v.r.)<br />
Arbeitsgruppen streng hierarchisch organisiert<br />
– es ist immer eine einzelne Person, die<br />
Entscheidungen trifft. „Unsere Manager verstehen<br />
die Chinesen gut, und die Chinesen<br />
in unserem Team verstehen die Deutschen“,<br />
sagt Marco Arndt.<br />
Das ist nicht nur kulturell der Fall, sondern<br />
auch sprachlich. „Die erste Frage eines Kunden<br />
ist: Wie gut sprechen die Mitarbeitenden<br />
Englisch? Und die zweite ist: Wie gut kennen<br />
die sich im Produkt aus?“ Die Arineo-Partner<br />
sind mehrsprachig. „Das hebt uns von<br />
vielen Wettbewerbern ab“, so Arndt. Die chinesischen<br />
Teams kennen die Anforderungen<br />
deutscher Kunden und können diese in einer<br />
chinesischen Business-Landschaft berücksichtigen.<br />
„Dann gibt es auch einmal den<br />
Tipp, es lieber über Umwege zu versuchen<br />
und so seine Ziele zu erreichen.“<br />
DA MIT DEM CHINA-GESCHÄFT und der<br />
IT-Landschaft dort viele Fragen verbunden<br />
sind, baut Arineo derzeit eine neue Website<br />
auf, auf der gängige Fragen zusammen gefasst<br />
und darauf Antworten gegeben werden. Ent-<br />
sprechend hat auch Marco Arndt einige Tipps,<br />
auf die man unbedingt achten sollte, wenn es<br />
nach China geht. „Es ist banal, aber da ist die<br />
Standortfrage. Man sollte sich gut überlegen,<br />
wo man hingeht und wo es welche Vergünstigungen<br />
gibt.“ Arineo hat sich in einer brandneuen<br />
Freihandelszone angesiedelt. „Ebenso<br />
banal ist das Thema Internetverfügbarkeit. In<br />
Shanghai kann das zum Beispiel von Block zu<br />
Block variieren.“<br />
Wichtig ist auch, sich über das Thema Kompatibilität<br />
der Systeme Gedanken zu machen.<br />
Will man aus China auf Daten in Deutschland<br />
zugreifen, gibt es mitunter einige rechtliche<br />
Grauzonen, die zum Problem werden können.<br />
Und zuletzt ist da noch das Thema Networking:<br />
„Verbindungen knüpfen, wo es geht“,<br />
lautet Arndts Tipp. Dank der eigenen Gründungserfahrung<br />
kann Arineo seine Kunden<br />
nicht nur im IT-Bereich gut begleiten, sondern<br />
auch eine Brücke bauen helfen, um die organisatorische<br />
Herausforderung einer China-<br />
Niederlassung zu bewältigen.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD<br />
KONTAKT<br />
Arineo GmbH<br />
Paulinerstr. 12<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 521380<br />
info@arineo.com<br />
www.arineo.com<br />
www.arineo.com/go/rolloutchina
DAS<br />
familiäre<br />
GYMNASIUM in Bad Sachsa<br />
Das Pädagogium Bad Sachsa ist für 320 Jugendliche sowohl Gym-<br />
nasium vor Ort als auch Internat. Schüler, Eltern und Lehrer kennen<br />
sich und arbeiten eng zusammen. Das schafft Vertrauen und<br />
eine gute Lernatmosphäre, so dass auf persönliche Stärken<br />
und Schwächen der Schüler sinnvoll reagiert werden kann.<br />
Die Qualifikationsphase bietet drei Profile mit vielfältigen<br />
kleinen Kursen.<br />
Leistungsstarke Schüler können sich auf Stipendien bewerben.<br />
Ihre Fragen beantworten gern: Herr Kruse (0 55 23 / 30 01-20)<br />
und Herr Schwark (0 55 23 / 30 01-15 – speziell zum<br />
Internat). Anmeldungen sind jederzeit möglich.<br />
Staatlich anerkanntes<br />
Gymnasium mit<br />
Internat<br />
Ostertal 1-5 · · 37441 Bad Sachsa<br />
Telefon: 05523/30 01-0<br />
kontakt@internats-gymnasium.de<br />
www.internats-gymnasium.de<br />
So individuell undunterschiedlich Ihre Immobilieauch ist –genauso<br />
anpassungsfähig und flexibelbin auch ich.<br />
Ihre Gesa Baum-Beyer<br />
Immobilienkultur hatinGöttingeneinen Namen<br />
Baum Beyer Immobilien<br />
0551-2052575 ·www.baum-beyer.de<br />
Wohlfühl-Service und Immobiliengutachten<br />
DEKRA-zertifizierteSachverständige für ImmobilienbewertungD1
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
Für Sie vor Ort: Bengt Wilken<br />
GOLDBECK bleibt ein verlässlicher Partner<br />
Erweiterung in der Krise<br />
Wir alle erleben eine Situation mit einer<br />
unglaublichen Dynamik, die unser<br />
Land, unsere Gesellschaft und<br />
die Unternehmen bisher so nicht kannten.<br />
Gesundheitliche Gefahren, persönliche Einschränkungen<br />
und die wirtschaftlichen Folgen<br />
bestimmen dieser Tage unser Leben.<br />
GOLDBECK IST AUCH IN DIESER SITUA-<br />
TION ein verlässlicher Partner und Arbeitgeber<br />
an Ihrer Seite.<br />
Als ein solides und starkes Unternehmen,<br />
welches immer schon nachhaltig gewirtschaftet<br />
und vorausschauend gehandelt hat, wurde früh<br />
in der Krise agiert, und es wurden mit umfangreichen<br />
Schutz- und Präventionsmaßnahmen<br />
gute Kompromisse gefunden. Diese stellen sowohl<br />
den Schutz der Mitarbeiter und Kunden<br />
als auch der Unternehmensleistung sicher.<br />
In dieser besonderen Situation zahlt sich<br />
die einzigartig tiefe Wertschöpfung aus: Die<br />
Kontrolle über weite Teile der Kette von der<br />
Planung bis zum fertigen Gebäude und dessen<br />
Betrieb liegt in einer Hand – und diese<br />
Chance wird konsequent genutzt! Das Unternehmen<br />
ist gut vorbereitet, vernetzt und<br />
bereit, frühzeitig geeignete Lösungen zu veranlassen.<br />
MENSCHEN BEZAHLBAREN und lebenswerten<br />
Raum zum Wohnen geben – eine<br />
Forderung, die in der politischen Debatte<br />
parteiübergreifend immer lauter vorgetragen<br />
wird. Ein Anliegen, mit dem sich auch GOLD-<br />
BECK beschäftigt hat. Eine entsprechende<br />
Lösung wurde gefunden, die insbesondere für<br />
den geförderten und sozialen Wohnungsbau<br />
kostengünstiges Bauen und kurze Bauzeiten<br />
mit einer ansprechenden Architektur und hohen<br />
Qualität in Einklang bringt.<br />
„GOLDBECK greift auf die Kreativität und<br />
Erfahrung von über 1.200 eigenen Architekten<br />
zurück und kann somit auch individuellen<br />
Kundenwünschen und -ansprüchen gerecht<br />
werden“, sagt Niederlassungsleiter Steffen<br />
zur Linde und freut sich über das neue Produkt<br />
,Wohngebäude‘.<br />
ÜBER DIE FÖRDERFÄHIGE STANDARD-<br />
VARIANTE bis hin zur individuellen Gestaltung<br />
im sichtbaren Bereich gibt es zahlreiche Umsetzungsmöglichkeiten.<br />
Diese stehen natürlich<br />
auch bei den Ausstattungsdetails offen. So<br />
treffen lichtdurchflutete Räume auf attraktive<br />
und strapazierfähige Materialien.<br />
Effektiver Schallschutz und eine umfangreiche<br />
Elektro- und Medienausstattung ge-<br />
hören wie eine Fußbodenheizung und eine<br />
integrierte Lüftungstechnik zum Standard.<br />
Das durchdachte Planungsprinzip, die bereits<br />
berücksichtigte Förderfähigkeit sowie die systematisierte<br />
Bauweise ermöglichen schnelle<br />
Genehmigungsverfahren und eine zeitnahe<br />
Projektrealisierung.<br />
SO SCHAFFT GOLDBECK Wohnraum in Serie,<br />
der zugleich wirtschaftlich und wohnlich ist.<br />
Mit diesem zukunftsweisenden Wohngebäudekonzept<br />
ist GOLDBECK Rahmenvertragspartner<br />
des Bundesverbands der Wohnungsund<br />
Immobilienunternehmen e. V. (GdW).<br />
KONTAKT<br />
Für Sie vor Ort:<br />
Bengt Wilken<br />
Tel. 0173 9133870<br />
bengt.wilken@goldbeck.de<br />
www.goldbeck.de
74 2 |<strong>2020</strong>
stark durch krisen<br />
Stark<br />
durch<br />
Krisen<br />
Es gibt Menschen, die überstehen Krisen scheinbar<br />
unbeschadet, während andere daran scheitern.<br />
Wieder andere schöpfen daraus die Kraft,<br />
neue Wege im Leben einzuschlagen.<br />
Vier von ihnen erzählen hier, wie sie mit ihren<br />
Schicksalsschlägen und Niederlagen umgegangen<br />
sind und was sie daraus gelernt haben.<br />
ILLUSTRATION STOCK.ADOBE.COM/SPARKSTUDIO<br />
2 |<strong>2020</strong> 75
stark durch krisen<br />
76 2 |<strong>2020</strong><br />
Marc Wallert bezeichnet sich selbst als<br />
Erfahrungs experte für Resilienz. Denn es<br />
war das Leben selbst, das ihn vor allem<br />
durch Krisen zu seinem Erfahrungsschatz<br />
und seiner Kompetenz verholfen<br />
hat. Eine Entführung im Jahr 2000 und<br />
17 Jahre als Berater und Führungskraft in<br />
internationalen Konzernen haben ihn<br />
über Umwege zu dem Menschen gemacht,<br />
der er heute ist: glücklich verheirateter<br />
Familienvater sowie erfolgreicher<br />
Vortragsredner und Trainer für Resilienz.<br />
www.marcwallert.com
stark durch krisen<br />
Positiv bleiben<br />
Als das Virus die Welt erobert, sieht und hört man Marc Wallert auf allen Kanälen,<br />
sein Buch landet auf der Bestsellerliste. Mit seiner Erfahrung als Entführungsopfer ist er in<br />
diesen Tagen gefragter Experte für Resilienz und hilft Menschen und Unternehmen dabei,<br />
gestärkt durch die Krise zu gehen.<br />
INTERVIEW ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE STEPHANIE WOLFF PHOTOGRAPHY<br />
Vor 20 Jahren durchlebte der Göttinger Marc Wallert<br />
eine extreme Krisensituation, als er zusammen mit<br />
seinen Eltern und weiteren Geiseln für 140 Tage<br />
im philippinischen Dschungel entführt wurde –<br />
<strong>faktor</strong> berichtete darüber bereits in der Herbstausgabe<br />
2019. Aber auch nach der Entführung gab es<br />
schwere Zeiten, die ihn schließlich dazu veranlassten,<br />
sein Leben neu zu ordnen. So entschied er sich<br />
vor zwei Jahren für einen Neuanfang und dafür,<br />
seinen Job auf Führungsebene in der Industrie hinter<br />
sich zu lassen. Heute nutzt Wallert seine Erfahrungen,<br />
um als selbstständiger Coach, Speaker und<br />
Buchautor anderen Menschen und Unternehmen<br />
zu helfen, indem er sie lehrt, mit Krisen umzugehen<br />
oder sogar gestärkt daraus hervorzugehen. <strong>faktor</strong><br />
spricht mit dem 46-Jährigen über seinen Blick auf<br />
die Welt heute und darüber, wie die Corona-Krise<br />
sein Leben noch einmal verändert hat.<br />
LESEZEIT: 6 MINUTEN<br />
Herr Wallert, Sie haben im Alter von 27 Jahren mit Ihrer Entführung<br />
eine extreme Krise erlebt. Extremer, als viele andere<br />
von uns sie jemals erleben werden. Würden Sie dennoch<br />
sagen, dass sie sich mit der Corona-Krise vergleichen lässt?<br />
Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Typen von<br />
Krisen. Aber gerade die Corona-Krise und meine Entführung<br />
liegen strukturell betrachtet sehr nah beieinander:<br />
Wir sind in der jetzigen Situation ein Stück weit<br />
die Geisel von einem Virus, das uns in unserer Freiheit<br />
beschneidet. Wir können dieser Rahmenbedingung,<br />
also der ‚Gefangenschaft‘, auch nicht entgehen – wir<br />
können nur damit umgehen.<br />
Was wir gerade erleben, ist ein bleibender Ausnahmezustand.<br />
Und wir wissen nicht – und das ist genau wie<br />
bei mir vor 20 Jahren –, wie sich alles entwickelt und<br />
wann es endet. Vielleicht gibt es noch einmal einen<br />
Rückschlag wie bei uns im Dschungel: Wir dachten<br />
öfters, wir kämen frei. Und dann hat es doch noch<br />
Monate gedauert. Die Unsicherheit ist eine der größten<br />
Herausforderungen für uns Menschen – damals wie heute.<br />
Können Sie aus Ihrem persönlichen Erfahrungsschatz<br />
eine konkrete Strategie in unserer derzeitigen Situation<br />
empfehlen?<br />
Ja, wobei es zwei Strategien sind, die sich gegenseitig bedingen.<br />
Auf der einen Seite brauchen wir Optimismus,<br />
indem wir uns im Alltag erstmal auf das Positive fokussieren.<br />
Das ist wichtig, um nicht in eine Angstspirale<br />
nach unten zu rutschen und nur Gedanken und Probleme<br />
zu wälzen. Ich habe mir während der Entführung<br />
täglich ein positives Bild von der Zukunft ausgemalt:<br />
Wie ist es, wenn ich frei sein werde…? Und das mache<br />
ich heute genauso. Ich stelle mir vor, wie ich auf großen<br />
Vortragsbühnen stehe oder wie ich mit Teilnehmern in<br />
engem Kreis in kleinen Seminarräumen arbeite.<br />
Aber, und das ist das Entscheidende: Ich bin nicht so<br />
naiv zu glauben, dass das im nächsten Monat so sein<br />
wird, sondern stelle mich ganz bewusst auf eine lange,<br />
harte Zeit ein. Eben diese Zweigleisigkeit ist es, die Menschen,<br />
aber vor allem auch Unternehmen in der aktuellen<br />
Krise brauchen: positiv bleiben, ohne leichtfertig zu<br />
werden.<br />
2 |<strong>2020</strong> 77
stark durch krisen<br />
Was hat sich durch die Corona-Krise in Ihrem Leben<br />
verändert?<br />
Zunächst einmal hatte ich – wie wohl viele andere auch<br />
– eine kurze persönliche Krise, da bei mir von heute auf<br />
morgen ab März und für die nächsten Monate alles wegfiel,<br />
was an Veranstaltungen geplant war. Alle Vorträge,<br />
alle Trainings, einfach alles wurde storniert. Ein schwerer<br />
Schlag als Alleinverdiener und zweifacher Vater.<br />
Doch dann habe ich zugleich das Glück gehabt, dass ich<br />
nicht in ein Loch der Untätigkeit gefallen bin, weil ich zu<br />
eben dieser Zeit dennoch viel zu tun hatte: durch die Veröffentlichung<br />
meines ersten Buches, das genau im März<br />
erschienen ist – leider, leider, muss ich sagen, passenderweise<br />
mit dem aktuellen Titel ‚Stark durch Krisen‘. Andererseits<br />
fällt es natürlich jetzt auf fruchtbaren Boden.<br />
Das ist im Übrigen für mich auch die größte Freude in<br />
den letzten Wochen gewesen: dass ich so viele Zuschriften<br />
von Menschen bekomme, die mir detailliert schreiben,<br />
welche Stelle im Buch ihnen gerade jetzt einen positiven<br />
Impuls gibt. Das ist das Schönste.<br />
Meinen Sie wirklich, es hilft Menschen, die gerade eine<br />
schwere Krise durchleben, sich ein entsprechendes Buch<br />
zu kaufen?<br />
Natürlich ist das ein Prozess, der ein Leben lang anhält.<br />
Denn Resilienz bedeutet ja nicht, keine Krisen mehr zu<br />
haben, sondern Resilienz heißt vielmehr, damit richtig<br />
umzugehen.<br />
Die gute Nachricht dabei ist: Man kann es trainieren.<br />
Und jeder Mensch ist eigentlich schon resilient, sonst<br />
würde er gar nicht mehr leben. Wir alle überwinden<br />
jeden Tag Herausforderungen, mal größere, mal kleinere.<br />
Und um auf Ihre Frage zurückzukommen: Natürlich<br />
kauft man nicht das Buch, und alles ist gut. Aber jeder<br />
nimmt etwas anderes daraus mit und zwar genau das,<br />
was für ihn gerade hilfreich und stimmig ist und was er<br />
im Alltag umsetzen kann. Denn es gibt keine Patentrezepte<br />
in Krisen. Jeder Mensch ist anders, und es gibt<br />
viele Strategien, mit Krisen umzugehen. Ich biete in dem<br />
Buch so etwas wie ein Buffet an, von dem sich jeder bedienen<br />
kann.<br />
Würden Sie sagen – sofern man das überhaupt sagen darf –,<br />
dass Ihnen die Corona-Krise sogar ein wenig gelegen kam?<br />
Kann man Krisen etwas Positives abgewinnen?<br />
Ja, ich habe in der Krise eine Chance gesehen! Ich hatte<br />
tatsächlich schon lange vorgehabt, meine Vorträge und<br />
Seminare auch digital anzubieten. Jetzt hat mich, wie so<br />
viele andere, Corona einfach beschleunigt. Ich habe mir<br />
innerhalb kürzester Zeit ein kleines Studio eingerichtet.<br />
Dadurch bin ich für weitere Interviews und für Liveschaltungen<br />
besser gewappnet.<br />
Hilft es Menschen, wenn sie bereits eine völlig andere Art<br />
von Krise in Ihrem Leben überstanden haben, auch jetzt<br />
aktuell gelassener zu reagieren?<br />
Es gibt eine Studie, die belegt, dass Menschen, die drei<br />
bis vier Lebenskrisen überwunden haben, deutlich resilienter<br />
sind und nach Krisen leichter wieder aufstehen<br />
als diejenigen, die keine oder eine Krise in ihrem Leben<br />
hatten. Von daher: Ja, je mehr Krisen Menschen meistern,<br />
desto besser. Sie können sich dann bewusst machen, was<br />
ihnen damals geholfen hat. Vielleicht war es ihr Durchhaltevermögen,<br />
vielleicht wurden sie kreativ, oder sie<br />
hatten ein gutes Netzwerk, das sie unterstützte. Das alles<br />
kann man reaktivieren.<br />
Sie waren, auch durch die Buchveröffentlichung, in den vergangenen<br />
Wochen zum Thema Krise in den Medien ein gefragtes<br />
Gesicht. Welchen Tipp haben Sie am häufigsten<br />
gegeben und können ihn auch den <strong>faktor</strong>-Lesern mitgeben?<br />
Ich empfehle gern, ein Abendritual in das eigene Leben<br />
zu integrieren. Zählen sie jeden Abend ein oder mehrere<br />
Dinge auf, die an diesem Tag – egal wie schwierig er war<br />
– auch gut waren. Und wenn es nur das Wetter ist. So<br />
kommen wir aus der Angstspirale raus und können Chancen<br />
leichter erkennen!<br />
Herr Wallert, vielen Dank für das Gespräch!<br />
BUCHTIPP<br />
Stark durch Krisen<br />
20 Jahre nach der Entführung erzählt<br />
Marc Wallert in seinem Buch von Überlebensstrategien<br />
und davon, was er<br />
aus dieser Erfahrung gelernt hat. Der<br />
Dschungel hat ihn nicht kaputt gemacht,<br />
doch der Alltag danach hat ihn<br />
in einen Burn-out getrieben. Um das<br />
zu verstehen, hat er sich auf Spurensuche<br />
begeben und sich dabei auf die<br />
entscheidenden Momente konzentriert<br />
– die Krisen. In diesem Buch erklärt er<br />
effektive Strategien für den privaten<br />
und beruflichen Alltag, mit denen man<br />
stark durch Krisen kommen und sogar<br />
werden kann.<br />
Econ Verlag, 18 Euro<br />
78 2 |<strong>2020</strong>
Foto: COR<br />
Foto: COR<br />
Werde ein Teil<br />
von uns<br />
Bei uns ist jeder Einzelne Teil des Ganzen.<br />
Die Atmosphäre bei Xtentio ist geprägt<br />
von Teamspirit, Offenheit, Fairness,<br />
Freiraum und viel Eigenverantwortung.<br />
Unterstütze unser Team als<br />
Senior Consultant m/w<br />
und erlebe unseren Xspirit.<br />
Mehr Details unter:<br />
.com
stark durch krisen<br />
Angst braucht Mut<br />
Versicherungsexpertin Ines Freiboth kennt die Kraft, die aus Krisen erwächst.<br />
Mit 32 Jahren verliert die zweifache Mutter bei einem Autounfall ihren Ehemann. Sie sitzt auf dem Rücksitz –<br />
und überlebt. Aus diesem persönlichen Schicksalsschlag heraus entsteht ihre neue Lebensaufgabe.<br />
TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
LESEZEIT: 6 MINUTEN<br />
Sie weiß noch, dass die Autos vor ihnen<br />
plötzlich bremsten und ihr Mann versuchte,<br />
einen Auffahrunfall zu vermeiden. Der Wagen<br />
geriet außer Kontrolle, durchbrach die<br />
Leitplanke und stürzte eine über zehn Meter<br />
hohe Brücke hinunter. Wie durch ein Wunder<br />
überlebte die zweifache Mutter mit lediglich einem<br />
gebrochenen Oberschenkel. Sie hat dieses Ereignis unzählige<br />
Male geschildert – und wird dennoch nicht müde,<br />
es als mahnendes Beispiel auch weiterhin zu erzählen:<br />
Vor 20 Jahren verlor Ines Freiboth, damals 32 Jahre alt,<br />
ihren Ehemann Peter Freiboth auf unglaublich schmerzhafte<br />
Weise bei einem Autounfall. „Meine Schwiegereltern<br />
sagten, dass ich diesen Tag als zweiten Geburtstag<br />
feiern müsste, da es an ein Wunder grenzt, dass ich überlebt<br />
habe – aber ich verlor an dem Tag auch meinen<br />
Mann. Doch mein Glaube, dass es einen Sinn haben muss,<br />
warum ich überlebte, hat meine Lebensaufgabe geprägt“,<br />
sagt sie heute. Zum einen warteten ihre damals drei- und<br />
sechsjährigen Söhne bei den Großeltern auf sie. Zum anderen<br />
wurde ihr nach und nach bewusst, wie unvorbereitet<br />
sie auf eine Situation wie diese gewesen war.<br />
„IN DEN DARAUFFOLGENDEN JAHREN traf ich immer<br />
wieder auf Frauen, die durch Unfall, Tod oder Trennung<br />
ihren Partner verloren und keinerlei Absicherung hatten“,<br />
erzählt Freiboth mit spürbarem Mitgefühl. Da ihr<br />
Mann sie privat abgesichert hatte, hatte sie zumindest<br />
das Glück, zunächst keine finanziellen Probleme zu<br />
haben. Neben der ausgezahlten Lebensversicherung<br />
reichten allerdings knapp 800 DM Witwenrente und<br />
Halbwaisen rente der Kinder langfristig doch nicht zum<br />
Leben.<br />
So kam sie auf der Suche danach, welchen Weg sie<br />
einschlagen sollte, schließlich dazu, in die Fußstapfen<br />
ihres verstorbenen Mannes zu treten, der in der Versicherungsbranche<br />
tätig war. Sie machte sich ihr Herzensthema,<br />
besonders Frauen vor dem finanziellen Notstand<br />
zu bewahren, zur Aufgabe und startete bei der Allianz<br />
als ,Aufklärerin‘, um andere Frauen über ihre Vorsorgemöglichkeiten<br />
zu informieren. „Wir können uns nicht<br />
vor allem schützen, aber eine Altersvorsorge und ein gesicherter<br />
Ausgleich für jahrelanges Hausfrau- und Muttersein<br />
sollte bei jeder Frau Priorität haben“, sagt Freiboth.<br />
„Dem ist aber leider nicht so.“<br />
Die Versicherungsexpertin sitzt in ihrem Büro in der<br />
Reinhäuser Landstraße in Göttingen, das mit viel Liebe<br />
zum Detail eingerichtet ist: Skulpturen, Engel und Blumen<br />
machen den Arbeitsraum wohnlich. Auf dem<br />
Schreibtisch hingegen türmen sich die Aktenordner. Die<br />
derzeitige Verunsicherung der Menschen durch Covid-19<br />
sorgte in ihrer Ärzte- Agentur für mehr Anfragen als erwartet.<br />
„Ich halte seit Jahren Vorträge zum Thema Krise,<br />
nicht erst in den letzten Monaten – denn ich empfinde es<br />
aus meiner Erfahrung heraus als überaus wichtig, auf Unvorhergesehenes<br />
vorbereitet zu sein“, so die 52-Jährige.<br />
80 2 |<strong>2020</strong>
stark durch krisen<br />
2 |<strong>2020</strong> 81
stark durch krisen<br />
» Mein Mann und ich hatten eine<br />
Maxime, die mich bis heute trägt:<br />
Wenn einer schwach ist, muss der<br />
andere stark sein. «<br />
Im vergangenen Jahr organisierte sie daher in Göttingen<br />
eine Ärzte-Veranstaltung, auf der unter anderem der renommierte<br />
Psychiater und Buchautor Borwin Bandelow<br />
sprach. Das Thema damals: Mut braucht Angst, und<br />
Angst braucht Mut. Und mutig nach vorn zu schauen,<br />
scheint aktueller zu sein denn je.<br />
FAST UNGLÄUBIG ERZÄHLT FREIBOTH von der eher<br />
irrationalen Angst vieler Menschen, ermordet zu werden.<br />
Dabei ist die Gefahr, im Haushalt einen lebensgefährlichen<br />
Unfall zu haben, weitaus höher und wahrscheinlicher.<br />
„Mein Mann und ich hatten eine Maxime, die<br />
mich bis heute trägt“, erinnert sich Freiboth. „Wenn einer<br />
schwach ist, muss der andere stark sein.“ Sie kann<br />
inzwischen darüber reden, hat einen gewissen emotionalen<br />
Abstand gewonnen – doch die Liebe, die beide verband,<br />
ist immer noch spürbar. An der Wand hinter ihrem<br />
Schreibtisch hängt ein Gemälde, dass ihren Mann zeigt.<br />
Sie lächelt, als sie zu dem Bild hinübersieht, und verrät,<br />
was sie allen Paaren rät: Offen miteinander umzugehen<br />
und sich so oft wie möglich zu sagen, wie wichtig einem<br />
der Partner ist.<br />
Nur so konnte sie damals die Kraft finden weiterzumachen.<br />
Ihr wurde schnell klar, dass sie nach dem Unfall diejenige<br />
sein muss, die stark ist. Geholfen hat ihr dabei die<br />
Familie: ihre Eltern, ihre Schwiegereltern und ihre Großmutter.<br />
Dennoch – es sind immer die Kleinigkeiten, auf<br />
die man sich nicht vorbereiten kann, denn als man sie<br />
fragte, was mit dem Ehering des Mannes geschehen solle,<br />
war sie für einen Moment unsicher. Sie hörte auf ihr Herz<br />
und ließ den Ring am Finger ihres Mannes. Nur kurze<br />
Zeit später war es ihr jüngster Sohn, der sie ins Grübeln<br />
brachte: „Mama, wie ist es unter der Erde?“ Was antwortet<br />
man einem vierjährigen Kind darauf? Es gibt Fragen,<br />
die einem erst in dem Augenblick, wenn sie gestellt werden,<br />
bewusst machen, dass es keine Standardantwort gibt.<br />
INES FREIBOTH HAT SICH VON DER KRISE, die sie als<br />
junge Mutter durchlebte, ebenso wenig unterkriegen lassen<br />
wie von der derzeitigen Situation. „Das allerschlimmste<br />
ist, nichts zu tun“, sagt sie und schaut nachdenklich aus<br />
dem Fenster. Auch für sie haben sich die ersten Tage nach<br />
dem Lockdown wie eine Katastrophe angefühlt – doch<br />
nur für einen Moment. „In einer Krisensituation hilft mir<br />
Aktivität und eine ganz klare sachliche und seriöse Informationsbeschaffung.<br />
Ich frage mich dann: Wie gehe ich<br />
jetzt damit um? Was kann ich tun?“ Im Nebenzimmer<br />
ihres Büros stapeln sich Pappkartons mit FFP2-Masken,<br />
die sie an Einrichtungen und Menschen verschenkt, die<br />
diese dringend benötigen. Sinnhaft helfen ist ihre Devise.<br />
Denn es geht in erster Linie um die Gesundheit der Menschen.<br />
Auf der anderen Seite sieht Freiboth gerade jetzt<br />
eine Chance, innezuhalten und wieder bodenständiger zu<br />
werden: die Zeit der Ruhe zu genießen, Briefe an die<br />
Großmutter im Pflegeheim zu schreiben, die Natur in der<br />
näheren Umgebung zu erkunden, mit den Kindern und<br />
auch Kunden per Online-Meeting zu kommunizieren<br />
oder ein gutes Buch zu lesen – und ihr begonnenes Buch<br />
endlich weiterzuschreiben. Es scheint eine besondere Zeit<br />
für Fragen und auch manchmal für ein Umdenken zu sein.<br />
Was macht uns zum Beispiel wirklich glücklich? Brauchen<br />
wir alles, was wir für unverzichtbar halten? Oder ist es<br />
nicht vielmehr so, dass menschliche Werte und ein unumstößliches<br />
Urvertrauen in das Leben die Menschen stark<br />
machen?<br />
ES GIBT EINEN UNTERSCHIED zwischen Sorge und<br />
Angst, sagte der Göttinger Experte Bandelow erst kürzlich<br />
in einem Interview. Und was die Menschen derzeit<br />
umtreibe, sei weniger die Angst als vielmehr eine kollektive<br />
Sorge. Damit kann man lernen umzugehen. Für Freiboth<br />
gelingt dies durch ihren starken inneren Glauben.<br />
Sie weiß, dass es ein großes Glück war, dass sie eine behütete<br />
und schöne Kindheit hatte. Das vermeintlich<br />
,kleine‘ Glück zu sehen und Vertrauen ins Leben zu haben<br />
– das macht sie stark und gibt ihr ein sicheres Gefühl,<br />
dass auch diese Krise irgendwann vorüber ist. „Es<br />
gibt einfach so viele schöne alltägliche Dinge in der Natur<br />
und in menschlichen Beziehungen, die uns Freude<br />
bringen. Wir müssen sie nur sehen.“ ƒ<br />
Zur Person<br />
Ines Freiboth verlor vor 20 Jahren ihren Ehemann<br />
bei einem Autounfall. Trotz finanzieller Absicherung<br />
erkannte sie, wie notwendig ein guter Versicherungsschutz<br />
ist und wie häufig – gerade Frauen –<br />
dies vernachlässigen. 2007 ging sie nach einigen<br />
anderen Jobs zur Allianz nach München und betreibt<br />
seit 2014 eine Spezialagentur – in Grünwald<br />
(Bayern) und Göttingen –, in der sie Ärzte, Firmenund<br />
Privatkunden betreut und individuelle<br />
Beratungskonzepte erstellt.<br />
82 2 |<strong>2020</strong>
und deshalb für die Früherkennung von Brustkrebs<br />
Vertrauen Sie der langjährigen Erfahrung<br />
unseres Ärzteteams und sprechen Sie mit uns.<br />
Wir informieren Sie umfassend:<br />
• Dr. med. Ulla Ritter<br />
• Dr. med. Susanne Luftner-Nagel<br />
• Prof. Dr. med. Katharina Marten-Engelke<br />
• Dr. med. Friedemann Baum<br />
• Prof. Dr. med. Uwe Fischer<br />
Telefon 0551/820 740<br />
www.brustzentrum-goettingen.de<br />
info@brustzentrum-goettingen.de<br />
Bahnhofsallee 1d · 37081 Göttingen<br />
(Gegenüber Bahnhof Westausgang)<br />
Blackbit<br />
Besser Kopf in der Röhre, als Kopf im Sand.<br />
Seit über zehn Jahren<br />
stehen wir in Göttingen für<br />
Diagnostik auf höchstem<br />
Niveau. Dank langjähriger<br />
Erfahrung und modernster<br />
Diagnoseverfahren ist<br />
unser Team in der Lage<br />
pathologische Veränderungen<br />
im ganzen Körper<br />
früh zeitig zu erkennen.<br />
Wir nehmen uns genau<br />
die Zeit, die es braucht, um<br />
mit Ihnen sinnvolle Untersuchungsstrategien<br />
zu<br />
entwickeln und diese mittels<br />
Ganz- oder Teilkörperchecks<br />
durchzuführen.<br />
Mehr Informationen unter<br />
www.diagnostik-goettingen.de<br />
Wir sind für Sie da.<br />
Mit Terminen innerhalb von<br />
24 Stunden.<br />
Früherkennung<br />
durch Hinschauen<br />
Praxis für moderne Schnittbild-Diagnostik · Bahnhofsallee 1d · 37081 Göttingen · (0551) 82 074 22
stark durch krisen<br />
Leben voller<br />
Gegensätze<br />
Mit 27 Jahren gründete Stephan Ferneding seine erste Firma. Mit 44 ging er in die Insolvenz<br />
und kaufte nur kurze Zeit später sein eigenes Unternehmen zurück, um es erfolgreich weiterzuführen.<br />
Sein Leben ist eine Erfolgsgeschichte voller Höhen und Tiefen –<br />
aber noch mehr eine Hommage an die Wertschätzung für das Leben an sich.<br />
TEXT ELENA SCHRADER & ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
LESEZEIT: 6 MINUTEN<br />
Jakarta 1994: Ein 29-jähriger Jurastudent aus<br />
Göttingen büffelt sich durch Berge von Akten –<br />
und das mitten in Asien, mitten in der Hauptstadt<br />
Indonesiens, in einer kleinen Wellblechhütte. In<br />
einer Ecke steht ein Wassereimer: sein Badezimmer.<br />
„Wenn man kein Geld hat, geht man dahin, wo<br />
man auch mit wenig auskommt“, erzählt Stephan<br />
Ferneding heute, während er lässig im lichtdurchfluteten<br />
Besprechungsraum seines High-End-Technologie-<br />
Unternehmens Accurion in Göttingen sitzt. Für sein<br />
Referendariat wählt er damals ganz bewusst keine gemütliche<br />
Kanzlei irgendwo in Deutschland – er will<br />
wissen, wie deutsche Firmengründungen im Ausland<br />
funktionieren. Und nachdem er sein erstes Referen -<br />
dariat bereits in der Karibik absolviert hatte, zog es ihn<br />
nun in ein armes Land, um die Gegensätze zu erfahren.<br />
Als Student hatte und brauchte er in dieser Zeit auch<br />
nicht viel. „Andere wohnten dort auch in Wellblechhütten.<br />
Warum soll ich es also nicht ebenso?“ Für<br />
Ferneding ist es lediglich ein Beweis dafür, was der<br />
Mensch so alles durchstehen kann – und dass auftretende<br />
Widrigkeiten auf dem Weg zu einem Ziel stark<br />
machen. Selbst die Ratten, mit denen er oft nachts sein<br />
Bett teilte, sind inzwischen eine erzählenswerte<br />
Anekdote.<br />
STEPHAN FERNEDING IST EIN REISENDER durch die<br />
Kulturen der Welt – und das sein Leben lang. So mutet es<br />
zumindest an, wenn der inzwischen 55-Jährige von seinem<br />
Weg zum erfolgreichen Gesellschafter erzählt. Es ist<br />
eine Reise mit Höhen und Tiefen – und alles nimmt<br />
Ferneding mit gleichem Interesse wahr, um daraus zu lernen.<br />
„Man muss sich selbst mit seinen Fehlern akzeptieren<br />
und nur aufpassen, dass man sie nicht zu oft wiederholt“,<br />
sagt er mit einem zufriedenen Lächeln.<br />
Zusammen mit einem alten Schulfreund, dem Physiker<br />
Dirk Hönig, und drei weiteren Kommilitonen gründete er<br />
1991 – noch während des Studiums – sein eigenes Unternehmen<br />
für Oberflächenmesstechnik: Nanofilm. Die Idee<br />
dazu entstand aus der Entwicklung eines wissenschaftlichen<br />
Messgerätes am Göttinger Max-Planck-Institut für<br />
biophysikalische Chemie. Es schien einen Markt dafür zu<br />
geben, und so legten die fünf Studenten ganz unbedarft los.<br />
Nanofilm entwickelte sich über die Jahre immer weiter,<br />
wuchs und fing an, Gewinne abzuwerfen. Zunächst war<br />
man noch darauf angewiesen, die benötigten schwingungsdämpfenden<br />
Werkbänke extern zuzukaufen. Fünf Jahre<br />
später entschlossen sich die Jung unternehmer, das Tochterunternehmen<br />
Halcyonics zu gründen, das diese Produkte<br />
selbst fertigt. Genau die richtige Entscheidung, wie sich<br />
einige Zeit später noch herausstellen sollte.<br />
84 2 |<strong>2020</strong>
stark durch krisen<br />
2 |<strong>2020</strong> 85
stark durch krisen<br />
„Wir waren von Beginn an auf dem internationalen<br />
Markt unterwegs“, erzählt Ferneding. Kunden, Konferenzen<br />
und Kongresse – alles fand international statt – und<br />
der Unternehmen reiste in reiche wie auch in arme Länder.<br />
Vor allem Länder wie Brasilien, Venezuela, Kambodscha,<br />
Indien oder auch Nordkorea prägten seine heutige<br />
Lebenseinstellung. „Überall leben Menschen mit ganz anderen<br />
Realitäten, als wir sie hier kennen“, erzählt er. „Der<br />
Mensch ist so anpassungsfähig an alle Umstände – und<br />
was mich am meisten beeindruckt hat, ist, dass sie sich<br />
trotz Armut wohlfühlen und lachen können.“ Diese Erfahrungen<br />
relativieren bis heute seinen Blick für das, was<br />
der Mensch tatsächlich zum Leben braucht. Die Wertschätzung<br />
für alles, was er besitzt, spürt er jeden Tag. Und<br />
selbst in Zeiten, in denen es ihm in der Vergangenheit<br />
schlecht ging, war er dennoch voll Dankbarkeit.<br />
SO WIE 2008 – als der Jurist mit der Insolvenz von<br />
Nanofilm seinen wohl größten finanziellen Tiefschlag<br />
erlebte. Die große Biotech-Blase an der Börse war einige<br />
Jahre zuvor geplatzt, wie Ferneding sich erinnert. Kunden<br />
gingen insolvent, und infolgedessen stand auch sein<br />
Unternehmen als Teil der Kette kurze Zeit später vor der<br />
Zahlungsunfähigkeit – und damit vor dem Aus. „Vielleicht<br />
hätten wir früher Mitarbeiter entlassen sollen“,<br />
sagt der Geschäftsführer heute. „Aber die Entscheidung<br />
war uns zu schwergefallen. Das war unser Fehler.“ Einige<br />
Monate lang kämpfte er. Dann verlor er alles. Die<br />
Mitarbeiter wurden entlassen. Der Insolvenzverwalter<br />
ließ die Produktion einstellen. Ferneding stand völlig<br />
mittellos da. Er konnte seine Miete nicht mehr bezahlen<br />
und ging abends in Kindergärten putzen, um seinen Lebensunterhalt<br />
zu bestreiten.<br />
„Doch so schwierig die Situation damals auch war –<br />
ich kann mich sehr gut erinnern, dass ich trotzdem<br />
nicht unglücklich war“, sagt er. Denn er zweifelte keinen<br />
Moment daran, dass das Produkt gut sei, dass es<br />
einen Markt dafür gebe und dass das Unternehmen nur<br />
auf neue Füße gestellt werden müsse. Und so traf<br />
Ferneding, nur knapp zwei Monate nach dem Aus von<br />
Nanofilm, mit dem Insolvenzverwalter eine Vereinbarung:<br />
Mit seinem Tochterunternehmen Halcyonics<br />
schaffte er es, die Muttergesellschaft zu retten, und<br />
kaufte Nanofilm zurück. Heute, zwölf Jahre später,<br />
heißt die vereinte Firma Accurion und ist wieder ein<br />
gesundes Unternehmen – mit 38 Mitarbeitern und<br />
Standorten in den USA, Indien und China.<br />
„WAS ICH AUS DER KRISE DAMALS GELERNT HABE?<br />
Ich habe keine Angst, zu verlieren“, sagt Ferneding gelassen.<br />
„Respekt vor einer Situation, ja, aber keine<br />
Angst.“ Das Geheimnis liege darin, die Lage anzunehmen,<br />
so wie sie ist, und nicht immer außerhalb nach<br />
Schuldigen zu suchen. Auch das habe er von seinen Reisen<br />
an die ent legensten Orte der Welt mitgenommen.<br />
„Das Schwierig ste war damals, meine Mitarbeiter zu<br />
motivieren, die sehr verunsichert waren“, so der Unternehmer.<br />
Er unterstützte sie mental, obwohl er in manchen<br />
Momenten selbst nicht wusste, woher er seine<br />
Motiva tion nehmen soll. Und es hat funktioniert. Fast alle<br />
Mitarbeiter, die nach der Insolvenz zurück ins Unternehmen<br />
kamen, sind bis heute geblieben – und viele neue sind<br />
dazugekommen.<br />
BEGEISTERUNGSFÄHIGKEIT IST IM ÜBRIGEN ein weiteres<br />
Geheimnis seines Erfolges, verrät Ferneding.<br />
„Wenn ich etwas anfange, dann hänge ich mich auch voll<br />
rein und höre nicht auf, bis ich mein Ziel erreicht habe“,<br />
sagt er und verweist mit einem verschmitzten Blick auf<br />
eine drei mal fünf Meter große Spanplatte hinter sich im<br />
Besprechungsraum. Seit Kurzem ist dies sein Trainingsort.<br />
Denn vor 13 Jahren entdeckte Ferneding seine Leidenschaft<br />
für Stepptanz. Eine Woche nach dem Besuch<br />
des Musicals ‚Billy Elliot‘ in London meldete er sich in<br />
der Tanzschule Krebs in Göttingen zum Unterricht an.<br />
Bis heute trainiert er teilweise neben seinen Aufgaben als<br />
Geschäftsführer ein bis zwei Stunden täglich. An allen<br />
möglichen Orten seines Alltags finden sich Steppschuhe,<br />
ob im Auto, im Unternehmen oder zu Hause – damit er<br />
jederzeit in seine Schuhe schlüpfen und üben kann.<br />
Wenn er etwas macht, will er es gut machen. So schaffte<br />
er es in den vergangenen Jahren viermal an der Deutschen<br />
Meisterschaft teilzunehmen, und qualifizierte sich<br />
sogar einmal zur Europameisterschaft und zweimal zur<br />
Stepptanz-Weltmeisterschaft. Dabei geht es ihm gar<br />
nicht vorrangig um den Erfolg, den er mit Sicherheit<br />
auch genießt. „Viel wichtiger ist, dass jeder Mensch im<br />
Leben etwas hat, wofür er sich begeistern kann – und<br />
sich seines Glückes auch bewusst ist.“ ƒ<br />
Zur Person<br />
Stephan Ferneding ist geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Accurion GmbH in Göttingen, die seit 1991 wissenschaftliche<br />
Messgeräte für verschiedenste Anwendungen<br />
in der Nanotechnologie herstellt. 2008 ging das Unternehmen<br />
in die Insolvenz und wurde wenige Monate später mit<br />
denselben Produkten für dieselben Märkte neu gegründet.<br />
Der Mut zahlte sich aus. Heute ist Stephan Ferneding<br />
erfolgreicher Unternehmer mit Insolvenzerfahrung – wie<br />
er sich selbst gern vorstellt. Er lebt in Göttingen und ist<br />
leidenschaftlicher Stepptänzer.<br />
86 2 |<strong>2020</strong>
AnzeigeFaktor_190x117mm_v2.qxp_Layout 1 23.06.20 17:18 Seite 1<br />
HAPPY SPRING DIELÄMMER-SYLT MAGNOLIA<br />
KURZE GEISMARSTR 31 · GÖTTINGEN<br />
WWW.GALERIE-NOTTBOHM.DE<br />
MAGNOLIA<br />
OTTMAR HÖRL "MOPS"<br />
LED-TISCHLAMPE ZIGGI<br />
Rückenaktiv sitzen. Für einen starken Rücken !<br />
• Aktiviert die Rückenmuskulatur<br />
• Entlastet Wirbelsäule und Bandscheiben<br />
• Fördert die Elastizität der Bandscheiben<br />
• Regt die Durchblutung an<br />
Aktionspreis<br />
299.– € *<br />
Nur solange Vorrat reicht<br />
= IHR GESUNDHEITSSTUHL<br />
Reinhard-Rube-Straße 5<br />
37077 Göttingen<br />
Tel.: 0551 - 30 717 - 0<br />
E-Mail: info@hatopp.de<br />
*zzgl. der gesetzlichen MwSt.<br />
Qualität<br />
made in Germany
stark durch krisen<br />
Jedes Training zählt<br />
Als Steffen Baumbachs kleine Nichte vor einigen Jahren an Krebs verstarb, startete der Triathlet<br />
seine Initiative für das Elternhaus für das krebskranke Kind. In der Corona-Krise organisierte er den<br />
ersten Göttinger Sololauf. Damit und mit den bisherigen Spenden knackte er gemeinsam<br />
mit anderen Sportbegeisterten die 100.000-Euro-Marke.<br />
TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />
Es war eigentlich ein ganz normaler Tag im Januar,<br />
als die Familie vor genau zehn Jahren die Diagnose<br />
der fünfjährigen Anneke erfuhr: Gehirntumor.<br />
Im ersten Moment unfassbar. Es folgten<br />
Monate voll Hoffnung und Verzweiflung, bis das Mädchen<br />
im Oktober desselben Jahres verstarb. Steffen<br />
Baumbach war der Onkel der kleinen Anneke. Für ihn,<br />
aber vor allem für seine Schwester, die Mutter des kleinen<br />
Mädchens, folgte eine Zeit der unendlichen Trauer.<br />
Niemand kann verstehen, warum solches Leid geschieht.<br />
Und am Ende muss man einen Weg finden, mit einem<br />
solchen Schicksalsschlag zu leben.<br />
STEFFEN BAUMBACH IST SELBST ZWEIFACHER VATER<br />
– und so holte ihn der Alltag schnell wieder ein. Dennoch<br />
wurde sein Wunsch, etwas zu tun, immer größer. Er<br />
wuchs über drei Jahre, bis Baumbach auf eine Idee kam.<br />
Zum damaligen Zeitpunkt arbeitete er noch in der Fitnessbranche<br />
und trainierte jedes Jahr hart für Wettkämpfe<br />
wie den Ironman. „Ich dachte mir, ich könnte<br />
doch nach jedem Training 50 Cent in ein Sparschwein<br />
stecken und das gesammelte Geld nach einem Jahr einem<br />
gemeinnützigen Verein spenden“, erzählt der Triathlet<br />
davon, wie die Idee entstand, die seinem Leben wieder<br />
einen neuen Lichtblick schenkte.<br />
ER TEILTE DIESE IDEE unter dem Motto ‚Jedes Training<br />
zählt‘ auf Facebook, lud Freunde ein, auch ihr Schweinchen<br />
alljährlich zu schlachten, und war überrascht, wie<br />
viel Unterstützung er innerhalb kürzester Zeit von seinen<br />
Trainingskollegen und Freunden bekam. Bereits<br />
2014 überreichte er seinen ersten Scheck dem Elternhaus<br />
des Vereins für das krebskranke Kind in Göttingen.<br />
„Heute sind die Spendenaktionen ein Teil meines Lebens“,<br />
sagt Baumbach. Überall, wo Ausdauerwettbewerbe<br />
in Göttingen stattfinden, sind er und ein Team von<br />
Mitstreitern dabei. Sie tragen Trikots mit der Aufschrift<br />
‚Jedes Training zählt‘ – ob beim Göttinger Frühjahrsoder<br />
Altstadtlauf, bei der Tour d’Energie oder beim<br />
Volkstriathlon. Auch als vor vier Jahren durch einen verwaisten<br />
Vater die Initiative für den Göttinger Lichterlauf<br />
entstand, war Baumbach sofort mit an Bord – ein ungewöhnliches<br />
Lauferlebnis rund um den Kiessee mit beeindruckenden<br />
Lichteffekten und Musikdarbietungen, bei<br />
dem jährlich mehrere Tausend Hobbysportler, den<br />
Rundweg am Ufer für den guten Zweck meistern.<br />
88 2 |<strong>2020</strong>
stark durch krisen<br />
2 |<strong>2020</strong> 89
stark durch krisen<br />
so sein Motto. Ähnlich wie beim Göttinger Lichterlauf<br />
spendeten die Teilnehmer, die sich eine Startnummer –<br />
für alle war dies die ,<strong>2020</strong>‘ – auf der eigens dafür eingerichteten<br />
Webseite holten, einen Betrag pro gelaufenen<br />
Kilometer an das Elternhaus. Und da Baumbach ja immer<br />
ein Ziel benötigt, stand dieses auch bereits zu Beginn<br />
der Aktion fest: eine Spendensumme von genau<br />
13.395 Euro. Denn damit und mit den bisherigen jährlichen<br />
Einnahmen durch ‚Jedes Training zählt‘ hat er die<br />
100.000-Euro-Marke geknackt. „Ich überlege nach dem<br />
unglaublichen Erfolg, ob dies nicht ein Format ist, das<br />
wir in den kommenden Jahren fortsetzen können.“<br />
„ICH BRAUCHE ZIELE IM LEBEN, sonst kann ich nichts<br />
schaffen“, erklärt der 51-Jährige mit Nachdruck seinen<br />
Antrieb, den er lange Zeit für selbstverständlich hielt.<br />
Baumbach ist bescheiden geblieben – trotz seines Bekanntheitsgrades<br />
in Göttingen und all dem, was er<br />
bereits erreicht hat. Dass dies weit mehr ist als die Summe,<br />
die dank seiner Initiative inzwischen jedes Jahr für das<br />
Elternhaus gespendet wird, war ihm nicht bewusst, bis<br />
ihm eines Tages auch der Vorstand des Vereins dafür<br />
dankte. Denn die Presse, die über seine Aktionen berichtet,<br />
die Reichweite über Facebook und sein Trikot, das er<br />
auf jedem sport lichen Event trägt, schaffen ein öffentliches<br />
Bewusstsein, das das Schicksal der Familien krebskranker<br />
Kinder in die Gesellschaft rückt.<br />
„ALS ICH DIE ERSTEN MALE in das Elternhaus ging,<br />
habe ich immer gehofft, dass ich keinem betroffenen Elternteil<br />
begegne – ich hatte solche Berührungsängste“,<br />
sagt der Familienvater. „Das ist heute vollkommen anders.“<br />
Heute weiß er, dass dieses Haus auf der einen Seite<br />
ein Rückzugsort ist, dass aber auf der anderen Seite<br />
dort auch gelacht wird, dass sich die Eltern abends in der<br />
Küche treffen und gemeinsam kochen. Er weiß, wie das<br />
Elternhaus in Mainz seiner Schwester durch die schwere<br />
Zeit geholfen hat. „Was dort für die Eltern geleistet wird,<br />
ist vielen Menschen außerhalb gar nicht bewusst“, so<br />
Baumbach, „und das ist fatal.“<br />
Denn auch wenn es einen Dachverband des Vereins für<br />
das krebskranke Kind gibt, so ist jedes Elternhaus autark<br />
und auf Spendengelder angewiesen. Und da trifft es<br />
sozia le Einrichtungen wie diese besonders hart, wenn<br />
durch gesellschaftliche Krisen, wie jetzt durch Covid-19,<br />
das Engagement zu spenden plötzlich zurückgeht. Wenn<br />
dann noch alle Veranstaltungen, an denen Steffen Baumbach<br />
und sein Team Spenden erlaufen hätten, abgesagt<br />
werden, entsteht eine weitere Lücke.<br />
„Das konnte ich einfach nicht akzeptieren und habe<br />
mir wochenlang Gedanken gemacht, was ich auf die Beine<br />
stellen könnte“, erzählt Baumbach – und natürlich ist<br />
ihm etwas eingefallen: Dank Baumbach fand in diesem<br />
Jahr über das Pfingstwochenende der erste Göttinger<br />
Solo lauf statt. ‚Wenn man nicht zusammen laufen darf,<br />
dann eben allein und dennoch für einen guten Zweck‘,<br />
STEFFEN BAUMBACH WIRD ALSO AUCH IN ZUKUNFT<br />
noch so einige Trainingskilometer laufen, fahren und<br />
schwimmen – und damit den Kampfgeist noch vieler<br />
Menschen anstacheln, seinem Beispiel zu folgen. Er<br />
möchte die Spendensumme am liebsten jedes Jahr steigern.<br />
„Mein Anspruch ist: Der Scheck muss groß sein“,<br />
sagt er noch mit einem Lächeln. Auch seine eigene Familie<br />
hat er bereits ‚angesteckt‘. In seiner Küche stehen<br />
vier Sparschweine: eines für ihn, eines für seine Frau<br />
und jeweils eins für seine beiden Söhne, sieben und<br />
zwölf Jahre alt. Auf die Frage, wie er in diesem Jahr die<br />
Chancen für den beliebten alljährlichen Göttinger<br />
Lichterlauf, der am 3. Oktober stattfinden sollte, sieht,<br />
antwortet er: „Der findet statt! Vielleicht wird es ein<br />
anderes Format werden, aber der Kiessee wird beleuchtet<br />
sein, und neue Spenden werden das Elternhaus<br />
erreichen – da bin ich mir sicher.“ ƒ<br />
Zur Person<br />
Steffen Baumbach ist gebürtiger Göttinger, der in<br />
seiner Heimatstadt zunächst eine Ausbildung zum<br />
Feinmechaniker machte. Seitdem arbeitet er mehr<br />
als 20 Jahre in der Fitnessbranche. Seit 14 Jahren<br />
trainiert er für den Triathlon. Der frühe Krebstod<br />
seiner Nichte gab für ihn den Anstoß zu der seit<br />
sieben Jahren laufenden Spendenaktion ,Jedes<br />
Training zählt‘. Nach jeder Trainingseinheit landet<br />
eine Summe X in einem Spendensparschwein.<br />
Baumbach motiviert inzwischen nicht nur sich,<br />
sondern auch seine Familie und viele Sportbegeisterte,<br />
was dem Elternhaus des Vereins für<br />
das krebskranke Kind zugutekommt. Er lebt in<br />
Göttingen, ist verheiratet und hat zwei Söhne.<br />
90 2 |<strong>2020</strong>
Freiwilliges Soziales Jahr<br />
Bundesfreiwilligendienst<br />
Bildung · Orientierung · Persönlichkeitsentwicklung<br />
Internationaler Bund · IB West gGmbH · Freiwilligendienste Göttingen<br />
Papendiek 24–26 · 37073 Göttingen<br />
0551 499587-0<br />
freiwilligendienste-goettingen@ib.de<br />
ib-freiwilligendienste.de<br />
Freiwilligen Dienste<br />
NEON GOLF<br />
Ideal für<br />
Familien und<br />
Teambuilding mit<br />
den Kollegen<br />
Besiegt die dunklen Mächte<br />
in der verbotenen<br />
Abteilung...<br />
...oder entkommt aus dem<br />
verfluchten Wrack der<br />
Black Pearl!<br />
Teamwork<br />
makes the<br />
dream<br />
work<br />
Sichert Euch Euer<br />
Angebot unter:<br />
link.neongolf.de/<strong>faktor</strong><br />
www.NeonGolf.de | Willi-Eichler-Str. 1 | 37079 Göttingen<br />
0551 500 77 901 | Reservierung wird empfohlen<br />
Die verbotene Abteilung<br />
&<br />
Gemeinsam<br />
ans Ziel: Das<br />
Teamevent der<br />
Extraklasse!<br />
Der Fluch der Black Pearl<br />
Bringt Euren<br />
Teamspirit auf‘s nächste<br />
Level: bit.ly/Faktor<strong>2020</strong><br />
Mission.Room.Escape.Goettingen | goettingen@mission-room-escape.de
Vorhang auf für<br />
ein Leben nach<br />
Ihren Wünschen.<br />
Jetzt die besten Plätze für den Ruhestand sichern.<br />
Erleben Sie Betreutes Wohnen der Extraklasse.<br />
GDA Göttingen<br />
Charlottenburger Straße 19 · 37085 Göttingen<br />
Ansprechpartnerin: Bettina Cor<br />
Telefon: 0551 799-2130 · www.gda.de
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
Sebastian Brabetz Prokurist/Standortleitung mod IT Services Kassel<br />
mod IT Services<br />
Agil – vor, während und nach der Krise<br />
Seit fast 30 Jahren steigert mod IT Services<br />
die Qualität und die Produktivität<br />
der Endanwender – denn das<br />
steht bei dem IT-Dienstleister ganz klar im<br />
Fokus. „Unsere Kunden vertrauen auf unseren<br />
ganzheitlichen Ansatz – wir beraten, erarbeiten<br />
individuelle Lösungen und setzen<br />
diese gemein sam mit dem Kunden um. Sei<br />
es in Projekten oder im laufenden Betrieb“, so<br />
Torsten Otto von der Geschäftsführung. Erfahrung,<br />
Ver trauen und IT-Prozess-Expertise<br />
sind dabei die Grundpfeiler für die IT-Dienstleistungen<br />
Enterprise Service Management,<br />
Workplace Management, Cloud Technologie<br />
und IT-Security.<br />
AN DEN STANDORTEN EINBECK, HANNOVER<br />
UND KASSEL arbeiten rund 110 IT-technische<br />
Experten an individuellen Lösungen und betreuen<br />
mehr als 10.000 Workplaces in über 70<br />
Ländern. Optimale IT-Infrastruktur steht bei<br />
mod für Lösungen, die dem Kunden genau<br />
das zur Verfügung stellen, was er benötigt: so<br />
individuell, so mobil, so flexibel und so kosteneffizient<br />
wie möglich. Aus PC-Arbeitsplätzen<br />
werden dabei IT-Workplaces, deren Lebenszyklen<br />
inklusive aller relevanten Prozesse,<br />
Dienste und Applikationen vorausschauend<br />
geplant und automatisiert gesteuert werden.<br />
Im Ergebnis bedeutet dies für Kunden der<br />
mod eine hohe Kosteneffizienz und durchgängige<br />
IT-Sicherheit. Diese spielen besonders in<br />
Zeiten der vorherrschenden Pandemie durch<br />
Herausforderungen wie beispielsweise plötzlich<br />
notwendiges Homeoffice und wirtschaftliche<br />
Einbußen für viele Unternehmen eine<br />
zunehmend größere Rolle. Die Beschleunigung<br />
der Digitalisierung erfordert ein Arbeiten<br />
2.0. Hier gilt es, neue Sicht- und Denkweisen<br />
zuzulassen und nicht in Routine gefangen zu<br />
sein. Für Unternehmen und Arbeitnehmer ist<br />
dies eine Chance, jetzt umzudenken und sich<br />
genau darauf einzulassen.<br />
mod IST FÜR UND MIT IHREN KUNDEN<br />
gerade in Situationen wie diesen sicher aufgestellt.<br />
Agil, dynamisch, flexibel für den<br />
Kunden – bodenständig, verlässlich und kompetent.<br />
Dafür steht der IT-Dienstleister vor,<br />
während und nach der Krise. Basis für die<br />
Kundenzufriedenheit sind ganz klar die Mitarbeiter<br />
des Unternehmens. Daher spielt bei<br />
mod nicht nur die Kunden-, sondern auch die<br />
Mitarbeiterzufriedenheit eine tragende Rolle.<br />
Die vertrauensvolle, familiäre Atmosphäre basiert<br />
auf gelebten Unternehmenswerten, und<br />
gerade der Teamgeist hat sich während der<br />
Pandemie als unschlagbar bewiesen.<br />
MIT EINEM GUT VORBEREITETEN PANDEMIE-<br />
PLAN, einem etablierten Krisenstab sowie<br />
transparenter und regelmäßiger Information<br />
für die Mitarbeiter über den aktuellen (wirtschaftlichen)<br />
Stand durch die Geschäftsführung<br />
konnte mod zu jeder Zeit einen reibungslosen<br />
Service garantieren. Organisierte virtuelle<br />
Veranstaltungen und viel ,Mut-Mach-Post‘ in<br />
die Homeoffices der Mitarbeiter sorgten für<br />
eine stabile Motivation in der Belegschaft.<br />
DAS FAZIT: Gerade in Krisensituationen zeigt<br />
sich, ob Unternehmenswerte wirklich Bestand<br />
haben und gelebt werden. „Das Feedback<br />
von Kunden und Mitarbeitern bestärkt<br />
uns: Wir haben alles richtig gemacht“, so das<br />
Resümee aus dem HR-Management. „Unser<br />
Wertegerüst hält das Unternehmen einfach<br />
zusammen. Das können wir uns auf die Fahne<br />
schreiben.“<br />
KONTAKT<br />
mod IT Services GmbH<br />
Grimsehlstraße 23<br />
37574 Einbeck<br />
Tel. 05561 922-0<br />
info@it-mod.de<br />
www.it-mod.de
Schwarmintelligenz<br />
Moderne Medizin braucht Neugier, Forschergene, Teamgeist.<br />
Wo viele denken, kommt viel heraus.<br />
Universitäre Medizin in Göttingen ist innovativ.<br />
Hightech-Medizin, modernste Labore, genaueste Bildgebung,<br />
internationale Forschungsverbünde.<br />
Und Menschen, die das alles können.<br />
Dafür sind wir da.<br />
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität<br />
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen, Telefon 05 51 / 39 - 0<br />
www.universitaetsmedizin-goettingen.de
ANZEIGE<br />
Der richtige Rahmen<br />
Geschäftsführer Christoph Langer<br />
steht in seiner Göttinger Galerie Nottbohm<br />
für Tradition und Moderne.<br />
PROFIL<br />
FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Im neuen Gewand<br />
Nottbohm Galerie & Kunsthaus ist den Göttingern längst ein Begriff, denn der Inhaber<br />
Christoph Langer führt das Unternehmen inzwischen in der vierten Generation.<br />
Den richtigen Rahmen für ein Bild zu<br />
finden, ist ebenso anspruchsvoll wie<br />
einen passenden Mantel für sich<br />
selbst. „Es ist tatsächlich so, dass wir den Bildern<br />
mit unseren Rahmen ein neues Gewand<br />
geben“, sagt Christoph Langer, Urururenkel<br />
des Gründers und seit dem Jahr 2000 Inhaber<br />
von Nottbohm Galerie & Kunsthaus.<br />
Ein Rahmen kann alles verändern. Er kann,<br />
passend zu der Zeit, aus der das Bild stammt,<br />
harmonisch mit diesem eine Einheit bilden.<br />
Andererseits kann ein Stilbruch dazu führen,<br />
dass Spannung erzeugt wird. Und plötzlich<br />
wird einem Gemälde oder einer Fotografie<br />
neues ungeahntes Leben eingehaucht.<br />
CHRISTOPH LANGER und die langjährigen<br />
Mitarbeiter haben ein Gespür für die Feinheiten,<br />
die den Unterschied machen. Während<br />
und nach seiner Ausbildung zum Kaufmann<br />
im Kunsthandel in Düsseldorf und der Leitung<br />
einer Galerie in Frankfurt am Main hat<br />
Langer viele bedeutende Künstler der Gegenwartskunst<br />
kennengelernt. Berühmtheiten wie<br />
Günther Uecker, Jörg Immendorf, James Rizzi,<br />
Janosch oder Armin Mueller-Stahl begegnete<br />
er, als er gerade einmal 23 Jahre alt war. „In<br />
dem Alter wusste ich bereits: Ich will nichts<br />
anderes mehr machen“, sagt Langer heute.<br />
Dass er, als er nach Göttingen zurückkam und<br />
das Geschäft in der Innenstadt übernahm,<br />
zugleich die Räumlichkeiten um eine Galeriefläche<br />
erweiterte, war ein Gewinn. Wer also<br />
mehr als einen Bilderrahmen sucht, kann bei<br />
Nottbohm gleichermaßen zeitgenössische<br />
Kunst entdecken.<br />
Es ist diese besondere Symbiose zwischen<br />
Tradition, eigenen Werten und der Moderne,<br />
die dem 1878 gegründeten Familienunternehmen<br />
am Herzen liegt. „Mein Großvater<br />
sagte immer zu mir: Mach es einmal richtig,<br />
dann hast du lange etwas davon“, erinnert<br />
sich der Galerist. Dieses Motto wurde ihm zur<br />
Lebensmaxime. Wenn er und seine Mitarbeiter<br />
sich einem Objekt widmen, so denken sie<br />
langfristig. Und langfristig bedeutet: Bild und<br />
Rahmen passen zueinander – und durch eine<br />
neue Umrahmung kann der Besitzer sein Bild<br />
zu etwas Neuem, etwas Persönlichem und<br />
Eigenem machen und dessen Wert erhalten.<br />
DAMIT EIN GESAMTKONZEPT in einem<br />
Privat haus oder einem Unternehmen entsteht,<br />
helfen Vor-Ort-Besuche, die einer Planung<br />
oder Beratung vorausgehen. Welche Alternative<br />
am besten passt, zeigt sich im Zweifel direkt<br />
an der Wand.<br />
Bleibt also letztlich nur noch die Frage: Ist<br />
es Zeit, dem Lieblingsbild ein neues Gewand<br />
zu geben?<br />
KONTAKT<br />
Galerie & Kunsthaus Nottbohm GmbH<br />
Kurze Geismarstr. 31<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 57456<br />
hallo@nottbohm.de<br />
www.galerie-nottbohm.de
96 2 |<strong>2020</strong>
2 |<strong>2020</strong> 97
impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>faktor</strong> – das Entscheider- Magazin für die Region Göttingen<br />
Entscheider Medien GmbH<br />
Berliner Straße 10<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 3098390<br />
Fax 0551 30983911<br />
info@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Herausgeber<br />
Marco Böhme (V.i.S.d.P.)<br />
(boehme@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />
Chefredaktion<br />
Elena Schrader<br />
(schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />
Autoren<br />
Lea van der Pütten (Redaktion),<br />
Anja Danisewitsch, Sven Grünewald,<br />
Stefan Liebig, Marisa Müller<br />
Art-Direktion & Layout<br />
Julia Braun<br />
Fotografie<br />
Alciro Theodoro da Silva<br />
Lektorat<br />
CoLibris - Lektoratsbüro<br />
Dr. Barbara Welzel<br />
Anzeigen<br />
Tim Oldenburg<br />
Geschäftsführender Gesellschafter<br />
Marco Böhme<br />
Auflage<br />
11.000<br />
Druckerei<br />
Silber Druck oHG, Kassel<br />
Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe<br />
ist voraussichtlich der 15. August <strong>2020</strong>.<br />
Wenn Sie den <strong>faktor</strong> zukünftig nicht mehr kostenfrei erhalten<br />
möchten, nehmen wir Sie aus dem Verteiler, und Sie bekommen<br />
keine Exemplare mehr. Schicken Sie uns dazu bitte eine Mail an:<br />
info@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Redaktionsbeirat<br />
Dr. Friedemann Baum, Prof. Dr. Uwe Fischer, Rainer Giese,<br />
Fritz Güntzler, Rainer Hald, Dr. Klaus Heinemann,<br />
Jürgen Hollstein, Jürgen Jenauer, Carsten Lohrengel,<br />
Thomas Lucas-Nülle, Lars Obermann, Borzou Rafie Elizei,<br />
Thomas Richter, Gerhard Sauer, Mark C. Schneider,<br />
Prof. Dr. Matthias Schumann, Claudia Trepte, Kirsten Weber,<br />
Dr. Marko Weinrich, Prof. Dr. Winfried Weber, Hasso Werk<br />
Wir übernehmen für unverlangt eingesendete Texte, Fotos etc. keine Haftung.<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers<br />
wieder. Von <strong>faktor</strong> gestaltete Anzeigen sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Eine anderweitige Verwendung ist nur mit schriftlicher Genehmigung des<br />
Herausgebers möglich. Ein Nachdruck der im <strong>faktor</strong> veröffentlichten<br />
Beiträge ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers möglich.<br />
Bei allen Gewinnspielen ist der Rechtsweg ausgeschlossen.<br />
<strong>faktor</strong>-Partner<br />
Audi Zentrum<br />
Göttingen<br />
dr. Bodenburg<br />
Zilian<br />
Werk<br />
Rechtsanwalts- und Notarkanzlei in Göttingen<br />
Netzwerkpartner<br />
InnovationsCluster<br />
it GÖTTINGEN<br />
98 2 |<strong>2020</strong>
www.mehralseinmagazin.de <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> Nr. 26 5 Euro<br />
› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />
GESUNDHEıT<br />
Schwerpunkt<br />
Stark bleiben
An apple<br />
a day…<br />
Gesund ist, was stark macht – und glücklicherweise liegt die Verantwortung dafür<br />
in unseren eigenen Händen. Manchmal genügen sogar schon kleinste Veränderungen, um<br />
gestärkt durchs Leben zu gehen. Ein Überblick, wie Sie gezielt vorsorgen können…<br />
TEXT MARISA MÜLLER<br />
FOTOS STOCK.ADOBE.COM<br />
100<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Mal ein Krachen im Rücken, ein<br />
fiependes Geräusch im Ohr,<br />
ein stechender Schmerz im<br />
Knie, eben diese paar Kilo zu<br />
viel auf der Waage oder hin und wieder das<br />
Gefühl ,ausgebrannt‘ zu sein – die meisten<br />
Menschen nehmen die Zeichen ihres Körpers<br />
nicht ernst. ‚Das vergeht schon wieder‘, denken<br />
wir, und oft funktioniert das scheinbar<br />
auch. Doch was, wenn dann plötzlich tatsächlich<br />
etwas Schlimmes passiert? Eine<br />
harmlose Erkältung, Blutbild beim Hausarzt,<br />
auffällige Werte, Überweisung zum<br />
Facharzt – Diagnose Krebs? Hätte das nicht<br />
anders verlaufen können?<br />
SICHER, DENN VORSORGE KANN LEBEN<br />
RETTEN. Je eher eine Krankheit erkannt<br />
wird, umso effektiver kann diese behandelt<br />
werden. Ein regelmäßiger ärztlicher Checkup<br />
ist also eine sinnvolle Möglichkeit, um<br />
vorzusorgen. Es gilt die Devise ‚Vorsorge ist<br />
besser als Nachsicht‘. Insbesondere beim<br />
Thema Krebs ist die Früherkennung lebensrettend.<br />
450.000 Männer und Frauen sind<br />
jährlich mit einer Erstdiagnose betroffen.<br />
Allerdings sind die Heilungschancen bei vielen<br />
Krebsarten inzwischen sehr gut – zumindest,<br />
wenn das Problem früh erkannt und<br />
behandelt wird. Bei Darm- und Gebärmutterhalskrebs<br />
besteht im Frühstadium eine<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 101
Motivationstipps für einen<br />
leistungsfähigen Alltag<br />
Häufig ist das Argument ,Ich habe keine Zeit,<br />
mein Alltag erlaubt es mir nicht, oder ich bin<br />
müde‘. Wie die Lösung lautet? Einfach machen!<br />
Denn schnell und einfach fit zu werden,<br />
verlangt keine Zauberei!<br />
Guter Schlaf für einen klaren Kopf<br />
und ausgeruhten Körper<br />
Schlafen Sie ausreichend<br />
(ca. 7 Stunden). Schalten Sie<br />
30 Minuten vor dem Zubettgehen<br />
elektrische Geräte aus, achten<br />
Sie auf eine angenehme Schlaftemperatur<br />
von ca. 18° C und<br />
ausreichend frische Luft.<br />
Der Start in den Tag<br />
Direkt nach dem Aufstehen ein paar<br />
Atemzüge frische Luft, zum Beispiel<br />
am offenen Fenster. Ein ganz kleines<br />
Sportprogramm bringt den Kreislauf<br />
in Schwung. Ein Glas Wasser spült<br />
den Körper. Seien Sie vor dem<br />
Spiegel freundlich zu sich, und<br />
denken Sie an etwas Schönes, das Sie<br />
an dem Tag erwartet.<br />
Ziele setzen und erreichen<br />
Setzen Sie sich realistische und<br />
erfüllbare Ziele: Das soll nicht<br />
bedeuten, dass Sie sich nicht selbst<br />
fordern dürfen, aber setzen Sie Ihre<br />
Ziele so, dass Sie nach einem Tag<br />
nicht die Flinte ins Korn werfen.<br />
Unterstützer einbinden<br />
Hilfe von außen hilft: Binden Sie<br />
Ihr direktes Umfeld ein, denn<br />
Kommunikation, Bestätigung<br />
und Unterstützung sind wichtig.<br />
Zusammen ist man stärker.<br />
fast hundertprozentige Heilungschance. Und<br />
so zielen die meisten der Vorsorgeuntersuchungen<br />
auf genau dieses Thema ab: Krebs.<br />
FÜR FRAUEN BEGINNT DER VORSORGE-<br />
MARATHON bereits mit 20 Jahren. Eine<br />
jährliche gynäkologische Krebsvorsorge ist<br />
sinnvoll, um tückische Arten wie Gebärmutterhalskrebs<br />
und auch Brustkrebs so<br />
früh wie möglich zu erkennen. Bei Männern<br />
steigt das Risiko erst mit circa 45 Jahren –<br />
Prostata und Co sollten dann regelmäßig<br />
untersucht werden. Ab 50 Jahren steigt das<br />
Darmkrebsrisiko, das entsprechend engmaschig<br />
überwacht werden sollte. Außerdem<br />
wichtig: regelmäßige Zahnvorsorge<br />
von Kindesbeinen an und der so genannte<br />
Check-up beim Hausarzt, der der Früherkennung<br />
von Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
Diabetes mellitus und Nierenerkrankungen<br />
dient. Außerdem gehört ein Hautkrebsscreening<br />
mit dazu. Dieser Rundum-Check<br />
empfiehlt sich ab einem Alter von 35 Jahren.<br />
Für besonders Gesundheitsbewusste sind<br />
übrigens auch zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen<br />
möglich. Diese werden über Privatrechnungen<br />
bezahlt und zählen zu den<br />
eigenverantwortlichen Präventionsleistungen.<br />
Nierenerkrankungen können auf diesem<br />
Weg beispielsweise frühzeitig erkannt<br />
werden, ebenso das Risiko, an Osteoporose<br />
oder Arteriosklerose zu erkranken. Mehr zu<br />
umfassenden Vorsorgemöglichkeiten gibt es<br />
auch im Kasten auf Seite 104.<br />
TROTZ DES VIELFÄLTIGEN ANGEBOTES<br />
werden die Untersuchungen nicht von allen<br />
Versicherten genutzt. Viele gehen nur hin<br />
und wieder zum Arzt, einige einfach überhaupt<br />
nicht – getreu dem Motto ‚Wenn ich<br />
nicht krank bin, muss ich da auch nicht hin‘.<br />
Und das ist auch eigentlich der richtige<br />
Grundgedanke. Nicht, dass man nicht zu<br />
den Vorsorgeuntersuchungen gehen sollte –<br />
aber echte Prävention sieht anders aus. Die<br />
ärztlichen Checks beziehen sich häufig auf<br />
schon angerichteten Schaden. Früherkennung<br />
bedeutet meistens, dass der Patient<br />
bereits erkrankt ist oder dass zumindest ein<br />
ernstzunehmendes Risiko besteht.<br />
Dieses Risiko zu minimieren und selbst<br />
tätig zu werden ist die Basis eines gesunden<br />
Lebens. Die häufigste Todesursache deutschlandweit<br />
sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Das Ranking der weitverbreitetsten Volkskrankheiten<br />
führt aktuell der Bluthochdruck<br />
an. Dabei ist es relativ einfach, diese<br />
Begleiterscheinungen der modernen Zivili-<br />
102<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Gesunde Ernährung für innere<br />
Ausgeglichenheit<br />
Ernähren Sie sich über den Tag<br />
frisch, leicht und gesund.<br />
Vermeiden Sie schwere Kost,<br />
achten Sie auf eine geregelte<br />
Mahlzeitentaktung, und hören Sie auf<br />
Ihren Körper, wenn er Ihnen Appetit<br />
signalisiert, um Unter zuckerung zu<br />
vermeiden.<br />
Positiv-Argumente-Liste<br />
Machen Sie sich eine Positiv-Liste.<br />
Jedes Mal, wenn ein demotivierender<br />
Gedanke Sie überfällt oder etwas<br />
droht, Sie zurückzuwerfen, stellen sie<br />
dem sofort ein positives Argument<br />
aus Ihrer Liste gegenüber. Gleiches<br />
gilt für Ihren Arbeitsalltag und Ihr<br />
persönliches Umfeld. Wenn Sie von<br />
Ihren Zielen überzeugt sind, lassen<br />
Sie sich von niemandem davon<br />
abbringen. Gehen Sie Ihren Weg,<br />
glauben Sie an sich, Ihr Ziel und die<br />
Liste mit Positiv-Argumenten.<br />
Auch Unangenehmes angehen<br />
Denken Sie immer an Ihr nächstes<br />
Etappenziel: Langfristige<br />
Veränderungen bringen manchmal<br />
unangenehme Schritte mit sich, aber<br />
auch die müssen gegangen werden.<br />
Denken Sie in diesem Moment nicht<br />
an das Unangenehme, sondern<br />
stellen Sie sich sofort das Erreichen<br />
Ihres nächs ten Ziels vor.<br />
sation in Schach zu halten. Eine gesunde<br />
Lebensweise und Ernährung genügen in der<br />
Regel, um vorzubeugen – Prävention in<br />
Reinform. Mehr dazu ab Seite 126.<br />
EXPERTEN EMPFEHLEN SPORT, GEMÜSE<br />
UND STRESSABSTINENZ. Das klingt so<br />
einfach, lässt sich im schnelllebigen Alltag<br />
allerdings häufig nicht umsetzen. Kurze<br />
Pausen, schnell zur Pommesbude mit den<br />
Kollegen, jede Menge Kaffee und zur Entspannung<br />
die Zigarette im Hof. So sieht unser<br />
Alltag häufig aus. Wo ist nur die gute<br />
alte Stulle geblieben, der Pausenapfel und<br />
die Thermoskanne mit Tee? Und vielleicht<br />
lieber mal die Treppe nehmen, statt mit dem<br />
Aufzug zu fahren? Denn das allein könnte<br />
schon helfen.<br />
HÄUFIG BEGINNT ES MIT ETWAS ÜBERGE-<br />
WICHT – inzwischen übrigens weltweit ein<br />
Thema mit stetig wachsender Brisanz. Je dicker,<br />
desto größer die Wahrscheinlichkeit<br />
von Folgeerkrankungen eingeholt zu werden.<br />
Diabetes, Herzprobleme, Atemnot, Rückenleiden<br />
und Stoffwechselstörungen treten besonders<br />
häufig auf. Die Studie zur Gesundheit<br />
Erwachsener in Deutschland (Statistisches<br />
Bundesamt, Statistisches Jahrbuch 2019) zeigt<br />
mit aktuellen Forschungsergebnissen: 60<br />
Prozent der Männer und 40 Prozent der<br />
Frauen in Deutschland sind übergewichtig.<br />
Eine besonders deutliche Zunahme der Fettleibigkeit<br />
zeigt sich bei jungen Erwachsenen.<br />
Übermäßiger Konsum von ungesättigten<br />
Fetten, Transfettsäuren, Zucker, Salz und zu<br />
wenig Bewegung sind daran schuld.<br />
DASS SICH FITNESS POSITIV auf die Gesundheit<br />
auswirkt, ist bekannt. Dennoch<br />
treibt nur ein Viertel der Deutschen regelmäßig<br />
Sport. Von der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) wird mindestens eine halbe<br />
Stunde Bewegung täglich empfohlen, die<br />
sich grundsätzlich auch in jeden Alltag<br />
integrieren lässt – sei es morgens, abends,<br />
im Büro oder im Homeoffice. Schon ein<br />
Spaziergang verbessert die Blutzuckerwerte<br />
und natürlich auch die Stimmung.<br />
Viele Krankenkassen unterstützen inzwischen<br />
die Bewegungsfreude ihrer Mitglieder<br />
– so wird der Besuch im Partner-Fitnessstudio<br />
zu vergünstigten Konditionen<br />
angeboten oder ein Bonus gezahlt, wenn<br />
Sportkurse regelmäßig und nachweislich<br />
besucht werden. Detaillierte Informationen<br />
dazu bieten bereits die meisten Krankenkassen<br />
an.<br />
Routine hilft<br />
Um dauerhaft motiviert zu<br />
sein, schaffen Sie Routine und<br />
Wiederholung: Von heute auf morgen<br />
können Sie nicht alles auf den Kopf<br />
stellen. Überlegen Sie, wie Sie<br />
Schritt für Schritt dauerhaft eine<br />
neue Richtung einschlagen.<br />
Die eigenen Bedürfnisse<br />
definieren<br />
Nehmen Sie sich Zeit für sich, um<br />
Ihre Bedürfnisse zu hinterfragen:<br />
Erfüllt mich mein Job, bin ich überoder<br />
unterfordert? Wie nimmt mein<br />
Umfeld mich wahr, und wie nehme ich<br />
mich selbst wahr? Was würde<br />
ich gern ändern?<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 103
Auch die meisten Arbeitgeber haben längst<br />
erkannt, wie wichtig gesunde Mitarbeiter<br />
für die Wirtschaft sind. Größere<br />
Unternehmen bieten inzwischen<br />
Gesundheitskurse, Sportangebote<br />
und Workshops an, einige zahlen<br />
sogar anteilig die Kosten für ein<br />
Fitnessstudio. Die meisten Inhouse-Angebote<br />
der Firmen hingegen<br />
sind eher mäßig frequentiert,<br />
Studios sind wesentlich beliebter. Insgesamt<br />
ist jedoch die Wahrnehmung beider<br />
Angebote eher schlecht. In manchen Betrieben<br />
nehmen weniger als zehn Prozent der<br />
Belegschaft an solchen Angeboten teil –<br />
denn die Mehrheit der Deutschen ist<br />
schlichtweg faul.<br />
ES GIBT EINE MENGE MÖGLICHKEITEN,<br />
um sich selbst gesund und fit zu halten. Obwohl<br />
die Bewegungsmuffel die Mehrheit<br />
bilden und damit einhergehend viele – auch<br />
unnötige – Krankheiten auf dem Vormarsch<br />
sind, fühlen sich jedoch die meisten Deutschen<br />
gesund. Besonders die höheren Altersgruppen<br />
bestätigen ein gesteigertes Wohlbefinden<br />
im Alltag. Unterschiede gibt es allerdings<br />
bei der Betrachtung der jeweiligen<br />
Lebensumstände: je niedriger der Status,<br />
desto schlechter der subjektive und auch reale<br />
Gesundheitszustand.<br />
NACH WIE VOR VÖLLIG UNTERSCHÄTZT<br />
werden psychische Krankheiten. Experten<br />
zufolge sind Depressionen oder affektive<br />
Störungen heute zur zweithäufigsten Volkskrankheit<br />
avanciert. Inzwsichen gehen rund<br />
die Hälfte der gemeldeten Arbeitsunfähigkeiten<br />
auf das Konto einer angeknacksten<br />
Psyche – besonders häufig sind Burn-out<br />
und Depressionen. Und so beginnt ein<br />
Teufelskreis: Ist der Geist krank, wird der<br />
Körper schnell folgen. Bei Patienten sinkt<br />
die Leistungsfähigkeit enorm, es kommt zu<br />
körperlichen Beschwerden, Appetitverlust,<br />
Schlafstörungen, Lustlosigkeit und Trauer.<br />
Mehr zum Thema Resilienz ab Seite 108.<br />
Umgekehrt bedeutet dies: In einem gesunden<br />
Körper wohnt auch ein gesunder Geist.<br />
Unternehmungen, Sport, Hobbys und soziale<br />
Kontakte schützen in der Regel vor trüben<br />
Phasen, sodass die Widerstandskraft bei<br />
Belastungen wächst. Wichtig bei allem, was<br />
man macht, ist allerdings vor allem eins:<br />
Nur die Dinge, die sich gut anfühlen und<br />
Spaß machen, sind auch gut für die Seele. ƒ<br />
Vorsorge im Überblick<br />
ALTER<br />
INTERVALL<br />
18 m/w Zahnvorsorgeuntersuchung jährlich<br />
20 w gynäkologische Krebsvorsorge jährlich<br />
30 w Brustkrebsvorsorge I - Tastuntersuchung jährlich<br />
35 m/w Check-up – Früherkennung von Herz- Kreislauf-Erkrankungen,<br />
Diabetes melllitus und Nierenerkrankungen<br />
m/w<br />
Hautkrebsvorsorge<br />
45 m Früherkennung von Krebserkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane jährlich<br />
alle zwei Jahre<br />
50 w Mammografie-Screening zur Erweiterung der Brustkrebsfrüherkennung alle zwei Jahre<br />
m/w Darmkrebsvorsorge I – Dickdarm und Rektumuntersuchung jährlich<br />
55 m/w Darmkrebsvorsorge II – Darmspiegelung zwei Untersuchungen im<br />
Abstand von zehn Jahren<br />
60 m/w Auffrischungsimpfungen: Diphtherie (bakterielle Atemwegsinfektion),<br />
Tetanus (Wundstarrkrampf), Pertussis (Keuchhusten), Poliomyelitis<br />
(Kinderlähmung)<br />
m/w<br />
Grippeschutz (Influenza), Pneumokokken (bakterielle Lungenentzündung)<br />
alle zehn Jahre<br />
104<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
Prävention im neuen Stil<br />
Das Medizinische Experten Center (MEC) am Göttinger Bahnhof reagiert<br />
auf das steigende Gesundheitsbewusstsein der Menschen von heute – mit<br />
einem innovativen Konzept für Betriebliche Gesundheitsprävention.<br />
Der menschliche Körper ist nicht einfach<br />
ein funktionierendes Instrument,<br />
sondern ein sehr komplexes Zusammenspiel<br />
vieler Faktoren. Dabei stellt die Gesundheit<br />
jedes Einzelnen weder ein Geschenk<br />
der Natur dar, noch ist sie, wie viele vermuten,<br />
ein Zustand, in dem man sich einfach befindet<br />
– ganz im Gegenteil: Gesundheit ist ein<br />
fortwährender Prozess, für den jeder Mensch<br />
selbst die Verantwortung trägt.<br />
DENKT MAN JEDOCH AN die üblichen<br />
Vorsorgeuntersuchungen, so sehen sich viele<br />
bereits über Tage und Wochen von einem<br />
Spezialisten zum nächsten gehen und Zeit in<br />
Wartezimmern verschwenden. Wen wundert<br />
es da, dass selbst Menschen mit Beschwerden<br />
Gründe finden, nicht den Untersuchungsmarathon<br />
anzugehen? „Die Idee, ein Kompetenz-Netzwerk<br />
zur Präventionsdiagnostik<br />
aufzubauen, wurde insbesondere durch ein<br />
wachsendes Interesse aus Firmenkreisen<br />
vorangetrieben“, sagt Dr. Thomas Suermann<br />
vom Medizinischen Experten Center (MEC)<br />
am Göttinger Bahnhof.<br />
DAS KONZEPT ist so einfach wie erfolgreich:<br />
Medizinische Experten verschiedener Disziplinen<br />
konzentrieren ihre Kompetenzen unter<br />
einem Dach. „Dadurch ermöglichen wir unseren<br />
Patienten eine zeitnahe fachübergreifende<br />
Betreuung. Diese beginnt bei der individuellen<br />
Beratung mit einer anschließenden interdisziplinären<br />
Abstimmung von Behandlungskonzepten<br />
und der Umsetzung komplexer Präventionskonzepte<br />
innerhalb von ein bis zwei<br />
Tagen“, erklärt Dr. Friedemann Baum, dessen<br />
Spezial-Modul den Ganzkörper-MRT-Check<br />
umfasst.<br />
MIT EINEM KOMPETENZ-TEAM aus derzeit<br />
elf Fachärzten bietet das MEC als Betriebliche<br />
Gesundheitsförderung für Einzelpersonen<br />
oder auch im Kollektiv einen speziellen Manager-Check<br />
an, der besonders für große Unternehmen,<br />
aber auch für kleinere mittelständische<br />
Betriebe in zunehmendem Maße von<br />
Interesse ist. „Mitarbeiter erhalten in unseren<br />
Räumen – oder direkt im Unter nehmen – die<br />
Möglichkeit einer generellen präventiven Untersuchung,<br />
die alle relevanten funktionellen<br />
und morphologischen Aspekte des Körpers<br />
umfasst und neben der Früherkennung von<br />
Organschäden auch eine Risiko ab schätzung<br />
und -beratung für die Zukunft beinhaltet“, so<br />
Prof. Dr. Uwe Fischer weiter.<br />
BEI EINEM EIN-TAGES-CHECK beginnen<br />
die Untersuchungen um 9 Uhr und enden mit<br />
einem Abschlussgespräch am späten Nachmittag.<br />
Dank verschiedener Experten unter<br />
einem Dach erfolgen die 30- bis 60- minütigen<br />
Behandlungseinheiten bei den jeweiligen Spezialisten<br />
in gut strukturierter Reihenfolge – das<br />
bedeutet: kurze Wege und kaum Wartezeiten.<br />
Mit diesem modernen Konzept reagiert das<br />
MEC auf das steigende Gesundheitsbewusstsein<br />
der Menschen und auf den Wunsch, das<br />
Beste für den eigenen Körper zu tun.<br />
KONTAKT<br />
MEC Medizinisches Experten Center am<br />
Göttinger Bahnhof<br />
Bahnhofsallee 1d, 37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 820740<br />
Weitere Infos:<br />
www.mec-goettingen.de<br />
www.frueherkennung-goettingen.de
Alles neu<br />
ab Oktober <strong>2020</strong><br />
Saunen im<br />
Außenbereich<br />
geöffnet<br />
© basta.de 06/<strong>2020</strong><br />
ARBEITSSICHERHEIT<br />
SICHERHEIT FÜR IHR UNTERNEHMEN<br />
Wir unterstützen Sie bei der Umsetzung aller<br />
gesetzlichen Regelungen und Vorgaben.<br />
Als Dankeschön für Ihren Besuch<br />
während der Umbau phase erhalten<br />
Sie einen Rabatt von ca. 30 % auf die<br />
regulären Sauna preise. So zahlen Sie<br />
für eine Tageskarte für Erwachsene<br />
nur 12,– Euro. Die Nutzung der Spar-<br />
Cards ist natürlich weiter hin möglich.<br />
Schöner, besser, größer<br />
Neue Saunaangebote ab Oktober <strong>2020</strong><br />
Freuen Sie sich auf ein großartiges<br />
Sauna angebot in einem besonderen<br />
Ambiente mit neuen Materialien und<br />
Farben – einmalig in der Region!<br />
Der Außenbereich mit fünf Saunen ist<br />
auch weiterhin für Sie geöffnet.<br />
UNSER ANGEBOT:<br />
▪ Externe Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />
▪ Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen<br />
▪ Arbeitsschutzmanagementsystem-Einführung<br />
gem. ISO 45001, OHSAS 18001, SCC, SCP u. a.<br />
▪ Erstellung von Explosionsschutzdokumenten<br />
▪ Umsetzung des Gefahrstoffrechts<br />
Bewegend. Erholsam. Erfrischend.<br />
Windausweg 6, 37073 Göttingen<br />
Tel.: 50 70 90, info@goesf.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo. – Fr.: 10 – 22.30 Uhr<br />
Sa, So und an Feiertagen: 9 – 22.30 Uhr<br />
Göttinger Sport und Freizeit<br />
GmbH & Co. KG<br />
IDEE<br />
KONZEPT<br />
ERFOLG<br />
Düstere-Eichen-Weg 50<br />
37073 Göttingen<br />
Telefon 0551/38331-0<br />
Telefax 0551/38331-33<br />
www.hufenbach.de<br />
info@hufenbach.de<br />
Wir sind weiter<br />
für Sie da!<br />
• Operationen und Behandlungen<br />
weiterhin möglich<br />
• umfangreiches Hygiene-Konzept<br />
• sicherer Krankenhaus-Aufenthalt<br />
Tel. 0551 50340 | kontakt@ekweende.de<br />
www.ekweende.de<br />
Standort Weende<br />
An der Lutter 24<br />
37075 Göttingen<br />
Standort<br />
Neu-Mariahilf<br />
Waldweg 9<br />
37073 Göttingen<br />
Standort Lenglern<br />
Pappelweg 5<br />
37120 Bovenden<br />
Weende<br />
Neu-Mariahilf<br />
Lenglern<br />
Evangelisches Krankenhaus<br />
Göttingen-Weende
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
Digitale Gesundheitsanwendungen –<br />
Chancen für Start-ups<br />
Der digitale Wandel im Gesundheitswesen<br />
schreitet schnell voran. Fast<br />
monatlich werden neue gesetzliche<br />
Regelungen geschaffen, um Fortschritte zu<br />
erreichen. Es fällt zunehmend schwer, den<br />
Überblick zu behalten, und häufig gibt es bei<br />
der technischen Umsetzung zeitliche Verzögerungen.<br />
Mit dem Inkrafttreten des Digitalen<br />
Versorgungsgesetzes (DVG) zum 1. Januar<br />
<strong>2020</strong> wurde nun die Möglichkeit für Unternehmen<br />
geschaffen, digitale Gesundheitsanwendungen<br />
(DiGA) in die Regelversorgung zu<br />
bekommen. Gibt es Gesundheits-Apps jetzt<br />
auf Rezept?<br />
„Es kommt darauf an“, sagt Stefan Burghardt<br />
von der Göttinger Anwaltskanzlei RKM<br />
medic. Der Rechtsanwalt ist auf die juristische<br />
Beratung im Gesundheitswesen spezialisiert<br />
und betreut unter anderem Start-ups bei dem<br />
Inverkehrbringen ihrer Produkte.<br />
SEIT INKRAFTTRETEN DES DVG hat es bis<br />
Mai <strong>2020</strong> gedauert, ein behördliches Verfahren<br />
festzulegen, wie DiGAs in die Regelversorgung<br />
überführt werden. Fest steht, nicht jede<br />
Gesundheits-App erfüllt die Anforderungen<br />
an eine DiGA. Ein Kriterium ist, dass der medizinische<br />
Nutzen nachgewiesen wird. Ferner<br />
dürfen die digitalen Anwendungen nicht der<br />
allgemeinen Gesundheitsvorsorge dienen,<br />
sondern müssen sich auf die Behandlung bestimmter<br />
Erkrankungen beziehen.<br />
„Es ist also für eine DiGA nicht ausreichend,<br />
dass mir eine App den Cholesterinwert zeigt<br />
und bei einem erhöhten Wert empfiehlt, einige<br />
Runden mehr im Park zu laufen“, so Burghardt.<br />
Wichtig sei, dass sich die App beispielsweise<br />
speziell an Bluthochdruckpatienten<br />
richtet und krankheitsspezifische Hinweise<br />
zur Ernährung und zum Trainingsplan gibt.<br />
„Kurz gesagt, Anwender der DiGA sind nicht<br />
gesunde, sondern erkrankte Personen.“<br />
DESHALB SIND DiGAs zugelassene Medizinprodukte<br />
und müssen zunächst den steinigen<br />
und langen Weg der Zulassung zum<br />
Medizinprodukt durchlaufen. Aus seiner Beratungspraxis<br />
weiß der Rechtsanwalt, dass<br />
viele Start-ups gerade diesen Aspekt unterschätzen:<br />
„Häufig scheitern gute Ideen, weil<br />
den jungen Unternehmen das Geld ausgeht,<br />
bevor die Zulassung als Medizinprodukt erreicht<br />
wird.“ Daher empfiehlt er diesen Unternehmen,<br />
sich zu Beginn nicht nur sorgfältig<br />
mit der Zweckbestimmung der zu entwickelnden<br />
App zu befassen, sondern auch über das<br />
Inverkehrbringen des Produkts nachzudenken.<br />
„IM ERGEBNIS lohnt sich jedoch für Startups<br />
die Entwicklung von DiGAs“, erklärt Burghardt<br />
abschließend. „Denn die Zulassung zur<br />
Regelversorgung eröffnet einen großen Anwendermarkt<br />
und sichert die Vergütung durch<br />
die gesetzlichen Krankenkassen.“<br />
Stefan Burghardt<br />
KONTAKT<br />
RKM medic<br />
Anwaltskanzlei für<br />
Medizin & Wirtschaft<br />
Bertha-von-Suttner-Str. 9<br />
37085 Göttingen<br />
Tel. 0551 70728-0<br />
www.rkm-medic.de
Das Steuer fest<br />
in der Hand!<br />
Resilienz, die psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen, gewinnt in unserer<br />
Welt seit Jahren zunehmend an Bedeutung. Jetzt ist sie besonders gefordert.<br />
Resilienzexperte Sebastian Mauritz erklärt, wie wir uns für Krisensituationen<br />
im Leben wappnen – und sogar stärker daraus hervorgehen können.<br />
INTERVIEW ELENA SCHRADER<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
108<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 109
Immer wieder werden wir in unserem Leben mit Situationen konfrontiert, die uns emotional, manchmal<br />
sogar existenziell vor Herausforderungen stellen und uns gleichzeitig die Chance bieten, unser Leben<br />
bejahend und selbstgesteuert in die eigenen Hände zu nehmen. Eine solche Situation ist für viele die<br />
Corona-Krise. Zum Glück verfügt jeder Mensch von Natur aus über eine psychische Widerstandsfähigkeit,<br />
mit eben solchen Belastungen umzugehen, sich von ihnen zu erholen und wieder in seinen normalen ausgeglichenen<br />
Zustand zurückzufinden. Diese Fähigkeit wird als Resilienz bezeichnet – und ihre Stärkung beginnt<br />
bei jedem selbst. Resilienzexperte Sebastian Mauritz aus Göttingen erklärt im Interview, warum es erst einmal<br />
wichtig ist, zu verstehen, wie wir Menschen überhaupt ,funktionieren‘, bevor wir uns gegen Probleme<br />
und Stress immunisieren können.<br />
Herr Mauritz, seit vielen Jahren beschäftigen<br />
Sie sich als Resilienz-Lehrtrainer<br />
mit Stress, Burn-out und Krisen.<br />
Sie haben viele Hunderte Trainingstage,<br />
Seminare und Workshops auf Ihrem Konto.<br />
Trifft die Corona-Krise auch Sie persönlich?<br />
Oder haut so eine Krise Experten<br />
wie Sie überhaupt nicht mehr um?<br />
Ich persönlich lebe, was ich lehre, und plane<br />
gerne im Voraus mehr als ein Szenario,<br />
meist zwei oder drei. Wenn dann eines eintritt,<br />
sei es auch ein wenig anders als erwartet,<br />
dann kann ich die Herausforderungen<br />
viel besser angehen.<br />
Natürlich war von einem auf den anderen<br />
Tag auch mein Terminkalender erst einmal<br />
für zwei Monate leergeräumt. Doch durch<br />
Corona stieg auch der konsequente Wunsch<br />
nach Online-Veranstaltungen rasant, und<br />
vieles wurde in kürzester Zeit auf entsprechende<br />
Formate umgestellt. Ich habe zudem<br />
schnell aus der Not eine Tugend gemacht<br />
und einen Online-Resilienz- Kongress ins Leben<br />
gerufen, bei dem ich mit über 50 Kollegen<br />
über eben dieses Thema sprach. Am<br />
Ende hatten wir über 50 Stunden Videomaterial<br />
erstellt. Ich habe an meinem neuen<br />
Buch gearbeitet und eine Kooperation mit<br />
einer anderen Akademie ins Leben gerufen<br />
– es war also durchaus eine produktive Zeit.<br />
Bedeutet Resilienz also, dass alles<br />
an einem abprallt?<br />
Eindeutig nicht. Für Resilienz gibt es nicht<br />
,die‘ eine Definition. Für mich ist Resilienz<br />
das, was Menschen während und nach Widrigkeiten<br />
psychisch gesund hält. Die Frage<br />
wiederum, was einen psychisch gesund hält,<br />
hängt dabei ganz stark mit der Anpassungsfähigkeit<br />
jedes Einzelnen zusammen. Also:<br />
Wie gut kann ich mich an bestimmte Umstände<br />
anpassen? Aber auch: Wie kann ich<br />
mich regulieren? Es geht darum, mich nach<br />
einer Belastung wieder in meine Mitte zu<br />
regulieren. Wichtig ist, dass man in einer<br />
Krise nicht das Steuer aus der Hand gibt,<br />
sondern dass man sich mit den Gefahren<br />
und Chancen auseinandersetzt. Ich nenne<br />
das ein Problem-Lösungs-Schaukeln.<br />
Wodurch zeichnen sich resiliente Menschen<br />
eigentlich aus?<br />
Den Vorteil, den resiliente Menschen haben,<br />
ist aus meiner Sicht, dass sie schneller wissen,<br />
was da auf sie zukommt. Sie haben ein<br />
höheres Maß an Verstehbarkeit, das bedeutet,<br />
sie können Dinge schneller einordnen.<br />
Ärger oder Stress können entweder auf emotio<br />
naler Ebene handlungsunfähig machen,<br />
oder sie lassen den Menschen auf funktionaler<br />
Ebene in seine Selbstwirksamkeit kommen.<br />
Resiliente Menschen treffen also zielgerichtete<br />
Entscheidungen und lassen sich nicht<br />
von ihren Emotionen überwältigen.<br />
Ist das eine Frage der Intelligenz?<br />
Nein. Wir sind im Grunde alle resilient und<br />
der überlebende Beweis, dass wir bisher<br />
stärker waren als das Leben.<br />
Welche Gefühlsprozesse entstehen denn<br />
in uns während einer Krise?<br />
Am Beginn von Krisen entstehen erst einmal<br />
Irritationen. Und das bedeutet, ein bisheriges<br />
Muster im Denken, Fühlen und Handeln<br />
funktioniert nicht mehr. Menschen, die<br />
nicht gelernt haben, damit umzugehen,<br />
reagieren auf diese Irritationen schnell mit<br />
Angst. Meine Umdeutung für ‚Irritation‘ ist<br />
hingegen: Es sind Momente neuen Lernens.<br />
Immer, wenn ich irritiert bin, sage ich mir:<br />
,Das ist ja interessant.‘<br />
Wie kann ich Stresssymptome frühzeitig<br />
erkennen, um nicht in eine Abwärtsspirale<br />
zu geraten, die zu einer tiefergehenden<br />
Krise führt?<br />
Viele Menschen, die zu mir ins Coaching<br />
kommen, berichten davon, dass sie die ganze<br />
Zeit grübeln – also in permanenten Gedankenschleifen<br />
feststecken. Als Zweites gehört<br />
110<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Schlafmangel dazu. Schlaf ist essenziell für<br />
die Regeneration, fehlt er, gerät der Mensch<br />
schneller in Stresszustände. Und als Drittes<br />
folgt dann meistens der soziale Rückzug.<br />
FOTO: STOCK.ADOBE.COM<br />
Haben Sie eine Erste-Hilfe-Maßnahme,<br />
die Sie auch selbst anwenden?<br />
Ich habe in den letzten Wochen sehr viel meditiert<br />
und auf meine Atmung geachtet. Um<br />
die Emotionen zu regulieren, empfehle ich<br />
die Resonanzatmung: fünf Sekunden einatmen<br />
und fünf Sekunden ausatmen – zehn<br />
Minuten lang. Das ist aus meiner Sicht das<br />
Beste und Stärkste, was nicht nur in der Krise,<br />
sondern auch vorbeugend hilft. Denn<br />
wie resilient ein Mensch wirklich ist, zeigt<br />
sich letztlich immer erst in einer Krise. Mit<br />
der Resonanzatmung steigert man langfristig<br />
die Stärke des präfrontalen Cortex, den<br />
man auch als Resilienzmuskel im Gehirn<br />
bezeichnet.<br />
Sehen Sie denn jede Herausforderung<br />
im Leben als Chance?<br />
Eine Herausforderung ist grundsätzlich eine<br />
Aufgabe, die mich Kraft kostet. Ich definiere<br />
Herausforderung so, dass ich hier den Weg<br />
kenne – im Gegensatz zu einem Problem,<br />
wo ich ihn nicht kenne. Es geht hierbei um<br />
die innere Haltung. Ich entscheide, ob ich<br />
eine Herausforderung annehme, ob ich also<br />
die Chance nutze, um zu wachsen und meine<br />
Komfortzone erweitere. Auf der anderen<br />
Seite muss ich aber eine Herausforderung<br />
„Wir sind alle<br />
resilient und der<br />
überlebende Beweis,<br />
dass wir bisher<br />
stärker waren als<br />
das Leben.“<br />
nicht<br />
annehmen. Ich<br />
kann mir sagen, das ist<br />
mir gerade zu anstrengend,<br />
ich muss jetzt auf meine Ressourcen<br />
achten. So ähnlich, wie<br />
wenn man zu einem Duell herausgefordert<br />
würde: Man muss nicht zu<br />
jedem Duell gehen, weil man auch immer<br />
mit den Folgen leben muss.<br />
Brauchen wir also Krisen als Motor<br />
für Entwicklung?<br />
Tja, die wesentlichen Entwicklungen in<br />
meinem Leben habe ich durch Krisen gemacht.<br />
Und egal, wen sie fragen, alle werden<br />
Ihnen dieses Phänomen bestätigen. Die<br />
wirklich zentralen Veränderungen kamen<br />
im Leben eines jeden Menschen durch Krisen.<br />
Die erste Krise, die wir alle haben, ist die Geburt,<br />
dann folgt die krisenhafte Erkenntnis,<br />
dass es ein Ich und ein Du gibt, die Schule,<br />
die Pubertät und so weiter. Und so gibt es<br />
auch weiterhin im Leben immer kleinere<br />
und größere Krisen – bis zum Tod als letzte<br />
Krise. An der Auseinandersetzung mit diesen<br />
wächst man.<br />
Welche Krise hat Sie persönlich<br />
besonders stark gemacht?<br />
Ich wäre einmal beinahe bei einer Nachtwanderung<br />
gestorben. Wenn ich damals eingeschlafen<br />
wäre, dann wäre ich nicht wieder<br />
aufgewacht. Ich war mit Freunden in einer<br />
Zur Person<br />
Sebastian Mauritz<br />
Den selbstständigen Unternehmer, Trainer,<br />
Coach und Keynote-Speaker bewegen<br />
seit vielen Jahren Fragen wie diese: Wie<br />
können Menschen resilienter werden und<br />
flexibler mit Stress umgehen?<br />
Mit seinem umfangreichen Wissen um<br />
systematisches Coaching, Hypnotherapie<br />
und NLP leitet er heute die Resilienz<br />
Akademie in Göttingen.<br />
www.sebastianmauritz.de<br />
www.resilienz-akademie.com<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 111
Hütte auf einem Gletscher. Abends kamen<br />
wir auf die ,kluge‘ Idee, noch einmal spazieren<br />
zu gehen. Wir waren viel zu dünn angezogen,<br />
und ich beschloss auf halben Weg,<br />
allein umzukehren. Dann habe ich mich verlaufen<br />
und war plötzlich in einem Schneefeld.<br />
Trotz eines schlechten Gefühls hatte ich die<br />
Gruppe verlassen, weil ich einfach müde<br />
war. Rückblickend hätte ich erst gar nicht<br />
mitgehen sollen. Und das war für mich die<br />
zentrale Erkenntnis: Ich habe dort gelernt,<br />
sehr auf mein Bauchgefühl zu hören und<br />
nichts zu tun, wonach ich mich nicht fühle.<br />
Mit einem, wie ich finde, für mich sehr positivem<br />
Outcome.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Innerlich stark werden<br />
Was resiliente Menschen immuner gegen Probleme, Stress und Krisen macht<br />
Strategie 1 – die persönliche Stress-Analyse<br />
Schreiben Sie doch mal zehn Dinge auf, die jeden Tag ein bisschen störend<br />
sind. Damit sind die Dinge gemeint, die so klein sind, dass man sie nicht<br />
ändert, aber doch den persönlichen Stresspegel konstant erhöhen. Das kann<br />
das Fahrradschloss sein, das ab und zu mal klemmt, oder ein Kuli, der mal<br />
schreibt und mal nicht. Immunität beginnt im Kleinen – wenn Sie die kleinen<br />
Sachen lösen, verringern Sie Ihre Belastung und haben mehr Immunität<br />
gegen große Stressoren.<br />
Strategie 2 – den eigenen Minimum<strong>faktor</strong> im Auge behalten<br />
Das bedeutet, dass es Dinge gibt, die Sie verletzlicher machen als andere. Bei<br />
vielen Menschen ist das zum Beispiel Schlaf oder Zeit für sich selbst. Sorgen<br />
Sie dafür, dass das, was Ihnen wirklich wichtig ist, immer Priorität hat. So<br />
machen Sie sich weniger verletzlich und legen die Grundlage für Ihre Stärke.<br />
Strategie 3 – den eigenen Ärger wertschätzen<br />
Emotionen sind wichtige Hinweise auf eigene Bedürfnisse. Gerade Ärger als<br />
eine der beiden Stressemotionen – die andere ist Angst – ist hierbei wichtig.<br />
Ärger ist der Hüter eigener Werte. Wenn Sie sich ärgern, dann fragen Sie sich<br />
doch mal, welcher Ihrer wichtigen Werte verletzt wird? Das können Dinge sein<br />
wie Gerechtigkeit, Freiheit, Fairness, Wertschätzung oder eben das, was für<br />
Sie wichtig ist. Wenn Sie Ihre wichtigen Werte kennen, dann sind Sie weniger<br />
anfällig gegen Stress durch Ärger.<br />
Strategie 4 – die Krisenformel kennen<br />
Sie lautet: Krise = Problem x Stress 3 . Das bedeutet, dass die Immunität davon<br />
abhängt, wie schnell und gut man Probleme löst und wie effektiv man mit<br />
dem eigenen Stress umgeht. Ein Problem ist dabei immer von uns selbst<br />
erzeugt. Es besteht aus einem Ist-Zustand (z. B. ich habe einen Euro) und<br />
einem Soll-Zustand (z. B. ich brauche zwei Euro). Wenn wir den Unterschied<br />
nicht überwinden können, dann reagieren Menschen mit Stress. Das bedeutet:<br />
Probleme als solche zu erkennen und dann schnell, kreativ und nachhaltig zu<br />
lösen, ist Kern der eigenen Immunität.<br />
Sebastian Mauritz<br />
Immun gegen Stress, Probleme<br />
und Krisen<br />
Warum reagieren wir in bestimmter<br />
Weise? Wie kommt es zu den Gefühlen?<br />
Und sind wir den Prozessen tatsächlich<br />
einfach ausgeliefert? Mit charmanten<br />
Illustrationen des Göttinger Künstlers<br />
Dylan Sara und alltagstauglichen Übungen<br />
nimmt Sie das Buch mit auf eine Reise<br />
in die menschliche Gefühlswelt, um sich<br />
selbst besser zu verstehen und so gegen<br />
Stress und Krisen zu immunisieren.<br />
Gabal Verlag, 24 Euro<br />
Strategie 5 – treffen Sie Entscheidungen<br />
Die Frage, die hier oft gestellt wird, ist, wie das geht. Eine Strategie, um<br />
gar nicht erst in Stress und Krisen zu kommen, ist die Frage nach dem,<br />
was wichtig ist. Immunität bedeutet, dass Sie sich darüber im Klaren sind,<br />
wer oder was in Ihrem Leben wichtig ist. Viele Menschen leben dabei das<br />
Leben anderer Menschen und vergessen, dass Sie mit sich selbst die längste<br />
Beziehung Ihres Lebens haben. Wenn Sie Ihr eigenes Leben genießen<br />
wollen, dann heißt das, dass Sie sich im Zweifel also für sich selbst und Ihre<br />
Bedürfnisse entscheiden! Wenn Sie sich immer mal zur Priorität machen,<br />
dann nimmt Ihre Immunität mit der Zeit auf jeden Fall zu.<br />
Bei aller Immunität gilt: Was immer Sie tun, tun Sie es aus einem<br />
bestmöglichen Zustand heraus. Treffen Sie keine wichtigen Entscheidungen,<br />
wenn es Ihnen nicht gut geht. Wichtige Gespräche fangen ja auch selten mit<br />
den Worten an: „Ich bin total im Stress und muss jetzt mal was ganz Wichtiges<br />
mit dir besprechen.“<br />
112<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
Individuell gefertigt: eingesetztes Mini-Implantat am innenseitigen Kniegelenk<br />
Schmerzhafter Knorpelschaden<br />
am Kniegelenk<br />
Mini-Implantate können die Behandlungslücke schließen.<br />
Schmerzhafte Schädigungen des Kniegelenkknorpels<br />
kommen sehr häufig<br />
vor. Im Falle einer Schädigung stellt die<br />
begrenzte Fähigkeit zur Regeneration ein Problem<br />
dar. Knorpelschädigungen führen daher<br />
häufig zu langfristigen Schmerzen mit Beeinträchtigung<br />
der Lebensqualität. Zu Beginn treten<br />
die Schmerzen bei Belastung auf, später<br />
dann auch in Ruhe in der Nacht. Wiederkehrende<br />
Schwellneigungen des Kniegelenks sind<br />
häufig.<br />
DIE CHIRURGISCHE THERAPIE des schmerzhaften<br />
Knorpelschadens am Knie ist sehr individuell<br />
und hängt von vielen Variablen ab. Hier<br />
ist vor allem das Patientenalter von Bedeutung.<br />
Es wird zwischen biologischen Verfahren und<br />
Gelenkersatzverfahren unterschieden. Bei den<br />
erstgenannten Verfahren kann als Beispiel die<br />
Knorpelzelltransplantation genannt werden.<br />
Bei den Gelenkersatzverfahren handelt es sich<br />
um die Implantation von Gelenkprothesen.<br />
Bei der Knorpelzelltransplantation zeigen<br />
sich mit zunehmendem Patientenalter schlechtere<br />
Ergebnisse. Zusätzlich ist die Rehabilitationszeit<br />
hier manchmal länger als ein Jahr.<br />
Der Nachteil der Gelenkersatzverfahren liegt<br />
in der Haltbarkeit der Prothesen – diese ist<br />
gerade bei jüngeren Patien ten verkürzt, was<br />
häufig im weiteren Leben Wechseloperationen<br />
notwendig macht. Aus diesem Grund bestand<br />
in den letzten Jahren beim schmerzhaften<br />
Knieknorpelschaden eine sog. chi rurgische<br />
Behand lungslücke.<br />
DIESE BEHANDLUNGSLÜCKE können sog.<br />
Mini-Implantate schließen (www.episurf.com).<br />
Hier geht es vor allem um schmerzhafte<br />
Knorpelschäden in den Fällen, bei denen nur<br />
die Oberschenkelseite betroffen ist und biologische<br />
operative Maßnahmen nicht mehr<br />
erfolgversprechend sind. Nach einem speziellen<br />
MRT wird eine Schadenanalyse des Kniegelenkknorpels<br />
durchgeführt und optisch im<br />
Sinne eines Schaden reports dargestellt. Kommt<br />
der Patient für das Mini-Implantat infrage, wird<br />
das Implantat in Abhängigkeit der individuellen<br />
Anatomie des Patienten hergestellt und kann<br />
dann im Rahmen eines operativen Eingriffs<br />
implantiert werden (siehe Abbildung).<br />
Die individuelle Herstellung garantiert eine<br />
sehr hohe Passgenauigkeit beim einzelnen<br />
Patienten. Diese Operation wird in Deutschland<br />
nur in wenigen Zentren durchgeführt.<br />
Zusammenfassend ist das Mini-Implantat für<br />
jene Patienten geeignet, die aus verschiedenen<br />
Gründen nicht mehr für eine Knorpelzelltransplantation<br />
infrage kommen bzw. deren<br />
Gelenk noch zu gut oder der jeweilige Patient<br />
zu jung für eine Gelenkprothese ist.<br />
KONTAKT<br />
ArthroVeris – Praxis für Gelenkmedizin<br />
PD Dr. med. Tim A. Walde<br />
Groner-Tor-Straße 3<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 58777<br />
Fax 0551 58799<br />
www.arthroveris.de
ANZEIGE<br />
Entschlüsselung von Krankheitsgenen<br />
in Zeiten von Covid-19<br />
Die genetische Diagnostik und Erforschung von seltenen angeborenen Syndromen bei Kindern ist<br />
ein Schwerpunkt des Instituts für Humangenetik an der Universitätsmedizin Göttingen.<br />
Aktuell beschäftigen die Ärzte und Wissenschaftler auch die Fragen: Welche Bedeutung hat<br />
Covid-19 für Kinder mit seltenen Syndromen? Und welche Rolle können bislang<br />
unerkannte seltene Erkrankungen bei Corona spielen?<br />
„Die Diagnostik erblicher<br />
Erkrankungen ist wesentlich<br />
schneller und effizienter,<br />
aber zugleich auch komplexer<br />
geworden.“<br />
Bernd Wollnik<br />
Direktor des Instituts für Humangenetik<br />
Seltene angeborene Syndrome von<br />
Kindern sind ein Schwerpunkt des<br />
Instituts für Humangenetik und ein<br />
zen traler Bestandteil seines Leistungsspektrums<br />
der genetischen Beratung, molekularen<br />
Diag nostik und modernen humangenetischen<br />
Forschung. „Aktuell erreichen uns<br />
natürlich viele Fragen von Familien, die<br />
wissen möchten, ob ihre Kinder durch<br />
SARS-CoV-2 besonders gefährdet sind“, berichtet<br />
Prof. Dr. med. Bernd Wollnik, Direktor<br />
des Instituts. „Betrachtet man die bislang<br />
veröffentlichten Einzelfallberichte und Fallserien<br />
zu Kindern mit SARS-CoV-2-Infektion,<br />
ist es allem Anschein nach so, dass sich Kinder<br />
zwar etwa genauso häufig, gegebenenfalls<br />
sogar seltener, infizieren wie Erwachsene,<br />
dabei aber meist keine oder nur sehr<br />
milde Symptome zeigen.“<br />
ABER ES GIBT WELTWEIT AUCH eine<br />
geringe Zahl an erkrankten Kindern, bei denen<br />
die Covid-19-Erkrankung einen schweren<br />
Verlauf zeigt und die im Krankenhaus oder<br />
sogar auf der Intensivstation versorgt werden<br />
müssen. Vereinzelt wurde von schweren<br />
Komplikationen berichtet, insbesondere wenn<br />
die Kinder bereits Grunderkrankungen zum<br />
Beispiel des Herzens, der Lunge oder des Immunsystems<br />
hatten. Solche Vorerkrankungen<br />
können auch bei Kindern mit seltenen erblichen<br />
Syndromen vorliegen.<br />
Als ‚Syndrome‘ bezeichnete erbliche Erkrankungen<br />
zeichnen sich oft dadurch aus,<br />
dass ihre charakteristischen Symptome verschiedene<br />
Organe oder Organsysteme betreffen<br />
können. Ein solches Syndrom ist neben<br />
Hunderten anderen auch das Kabuki-Syndrom,<br />
das die Wissenschaftler des Instituts bereits<br />
seit vielen Jahren intensiv klinisch und molekular<br />
erforschen. Kinder mit dem Kabuki-Syndrom<br />
haben neben charakteristi schen Gesichtsmerkmalen<br />
auch weniger spezi fische Auffälligkeiten<br />
wie eine Wachstumsverzögerung, eine leichte<br />
bis mäßige Intelligenzminderung, Hörstörungen<br />
sowie Herz- und Nierenfehlbildungen. Sie<br />
leiden aber auch häufiger an Infektionen, und bei<br />
manchen liegt ein spezifischer Immun defekt vor.<br />
„Wir raten den betroffenen Familien daher zu erhöhter<br />
Vorsicht, strikter Einhaltung besonderer<br />
Hygienemaßnahmen und schätzen die Kinder<br />
als Risikopersonen für eine schwerere Verlaufsform<br />
von Covid-19 ein“, so Bernd Wollnik.<br />
DIE HUMANGENETIKER sehen aber<br />
noch einen anderen Aspekt im Zusammenhang<br />
mit Covid-19: „Wenn Kinder schwer<br />
an Covid-19 erkranken, ohne dass eine zusätzliche<br />
Erkrankung bekannt ist, könnte<br />
eine bislang unerkannte genetische Grunderkrankung<br />
in Betracht gezogen werden.<br />
Eine solche zu diagnostizieren, ist heute<br />
dank unserer modernen molekulargenetischen<br />
Analysewerkzeuge auch im Einzelfall
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
FOTOS: HZG/SCHMIDT<br />
Mit neuen molekulargenetischen Analysewerkzeugen entschlüsseln die Wissenschaftler Krankheitsgene für seltene angeborene Erkrankungen.<br />
möglich. Entsprechende Studien zur Genentschlüsselung<br />
können jetzt angeboten werden<br />
und helfen, das Risiko und die Prognose<br />
auch für Covid-19 besser einzuschätzen.“<br />
DIE DIAGNOSTIK GENETISCHER Erkrankungen<br />
hat sich in den vergangenen Jahren<br />
grundlegend gewandelt. Mit der Hochdurchsatzsequenzierung<br />
(Next-Generation-Sequenzierung,<br />
kurz NGS) lässt sich heute das gesamte<br />
Genom oder alternativ das sogenannte<br />
Exom, also alle etwa 19.000 Gene der DNA, in<br />
einer einzigen Analyse untersuchen. Mit diesem<br />
mächtigen Werkzeug gelingt es zunehmend,<br />
auch bei einzelnen Patienten die für<br />
eine seltene Erkrankung ursächliche Genveränderung<br />
(Mutation) zu ermitteln, auch wenn<br />
das entsprechende Gen bislang noch nie mit<br />
einer Krankheit in Verbindung gebracht wurde.<br />
So lassen sich Erkrankungen, für die lange<br />
Zeit keine Diagnose gestellt werden konnte,<br />
jetzt auch ohne konkrete klinische Verdachtsdiagnose<br />
korrekt und präzise diagnostizieren.<br />
Die genetische Diagnostik hat sich also<br />
dank NGS immens verbessert – und gleich-<br />
zeitig ist sie ungleich komplexer als früher.<br />
Sie erfordert heute ein breites Spektrum an<br />
Expertise und ein Zusammenspiel aus Klinikern,<br />
Humangenetikern, Molekulargenetikern<br />
und Bioinformatikern. Bernd Wollnik hat<br />
bereits vor Jahren am Institut einen interdisziplinären<br />
und multiprofessionellen Ansatz<br />
etabliert – das deutschlandweit einzigartige<br />
MutationMining- oder MM-Team. Derzeit begeben<br />
sich 27 Ärzte und Wissenschaftler gemeinsam<br />
auf die Suche, um aus den Sequenzierungsdaten<br />
die krankheitsverursachen de<br />
Variante aufzuspüren.<br />
Molekularbiologen und Biochemiker schätzen<br />
ein, welchen Effekt eine bestimmte Genveränderung<br />
für das daraus entstehende Protein<br />
haben wird. Humangenetiker und Ärzte<br />
beurteilen, ob die Symptome des Patienten<br />
ins Bild passen. Den Wissenschaftlern um<br />
Bernd Wollnik ist es auf diese Art schon sehr<br />
häufig gelungen, bislang unbekannte Krankheitsgene<br />
zu entschlüsseln. Diese innovative<br />
und effektive interdisziplinäre Teamarbeit<br />
ist besonders auch in Zeiten von Covid-19<br />
extrem wichtig für die kleinen Patienten.<br />
KONTAKT<br />
Institut für Humangenetik<br />
Universitätsmedizin Göttingen<br />
Prof. Dr. med. Bernd Wollnik<br />
Heinrich-Düker-Weg 12<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 39-60606<br />
bernd.wollnik@med.uni-goettingen.de<br />
www.humangenetik-umg.de
116<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Na dann,<br />
gute Nacht!<br />
Von vielen Menschen unterschätzt: der Schlaf – ein elementares Bedürfnis,<br />
an dem wir nicht sparen sollten, denn er macht uns jeden Tag aufs Neue stärker.<br />
TEXT STEFAN LIEBIG<br />
FOTOS STOCK.ADOBE.COM<br />
Draußen ist es noch dunkel, das<br />
Bett ist kuschelig warm. Dieses<br />
unterbewusste Wohlgefühl versüßt<br />
den Traum vom letzten Urlaub.<br />
Doch plötzlich flötet der übertrieben<br />
gut gelaunte Radiomoderator durch das bis<br />
dahin friedliche Schlafzimmer. Es ist schon<br />
wieder Zeit aufzustehen. Müde gelingt der<br />
Weg ins Badezimmer, im Halbschlaf gibt es<br />
Frühstück mit viel Kaffee, und irgendwie<br />
gelingt dann auch der Weg zur Arbeit. Spätestens<br />
aber, als der schwere Kopf auf die<br />
Schreibtischplatte zu krachen droht, wächst<br />
die Erkenntnis, es wäre schlauer gewesen,<br />
ein paar Stunden früher schlafen zu gehen.<br />
Aber warum ist Schlaf eigentlich so wichtig,<br />
um sich fit zu fühlen? Wissenschaftler<br />
forschen an dieser Frage noch immer sehr<br />
intensiv. Eine allumfassende Erklärung lässt<br />
bislang auf sich warten. Klar hingegen ist,<br />
dass wir fast ein Drittel unserer Lebenszeit<br />
schlafend verbringen. Und dass der tägliche<br />
Schlaf für unsere Gesundheit, die Regeneration<br />
von Geist und Körper, von großer Bedeutung<br />
ist. Fit über den Tag und gesund<br />
auf Dauer bleibt nur, wer gut schläft. Erwiesen<br />
ist auch, dass wir entwicklungsgeschichtlich<br />
eigentlich auf mehrere Schlafphasen<br />
am Tag gepolt sind. Viele Kulturen<br />
berücksichtigen das auch heute noch und<br />
achten wesentlich sensibler auf ihre innere<br />
Uhr. So gibt es in vielen Ländern eine feste<br />
Siesta, andere hingegen empfinden es befremdlich<br />
oder verwerflich oder sehen es gar<br />
als Zeichen von Schwäche, wenn sich jemand<br />
im öffentlichen Raum ein Nickerchen<br />
gönnt.<br />
SCHLAF IST ABER NICHT GLEICH SCHLAF.<br />
Das Prinzip des Nickerchens oder Mittagsschlafs<br />
ist es, die Müdigkeit durch eine kurze<br />
Schlafphase zu überwinden. Hierbei sollte<br />
eine Schlafdauer von etwa 30 Minuten<br />
nicht überschritten werden, um den Übergang<br />
in die danach beginnende Tiefschlafphase<br />
zu vermeiden. Es gibt viele Tricks, um<br />
diese Zeitvorgabe einzuhalten: Vom Kaffeetrinken<br />
vor dem Hinlegen, dessen Wirkung<br />
in der Regel vor der Tiefschlafphase einsetzt,<br />
über das Halten eines Schlüsselbundes, der<br />
herunterfällt, wenn die Muskelspannung<br />
nachlässt, bis zum Wecker ist alles möglich.<br />
Mit diesem kleinen ,Power-Nap‘ folgt der<br />
Körper dem natürlichen Erholungsbedürfnis<br />
einerseits, andererseits können so aber<br />
auch über längere Zeit angesammelte<br />
Schlafdefizite abgebaut werden. Schlafdefizite<br />
gehören zu unseren typischen Zivilisationsproblemen.<br />
Die Stress<strong>faktor</strong>en in unserem<br />
Leben steigen. Berufliche und private<br />
Verpflichtungen nehmen immer weiter zu.<br />
Der Tag hat jedoch leider eine begrenzte<br />
Stundenzahl. Häufig sind es dann nicht die<br />
Termine, die reduziert werden, sondern die<br />
nächtliche Schlafdauer.<br />
Oft ist ein mit einem prahlerischen Unterton<br />
versehenes „Ich habe nur vier Stunden<br />
geschlafen“ zu hören. Doch darauf sollte<br />
man nicht stolz sein! Wer sich vor Augen hält,<br />
dass die Deutschen vor 100 Jahren noch<br />
durchschnittlich neun Stunden pro Nacht geschlafen<br />
haben, gerät vielleicht ins Grübeln.<br />
Neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
zufolge brauchen Menschen zwischen sechs<br />
und neun Stunden Schlaf – je nach genetischer<br />
Veranlagung. Eine ‚Umerziehung‘ zu<br />
weniger Schlaf funktioniert nur zugunsten<br />
eines steigenden Schlafdefizits.<br />
DOCH WELCHE FOLGEN BRINGT ein solcher<br />
Mangel mit sich und wieso? Der gesunde<br />
Schlaf eines Erwachsenen kann in drei verschiedene<br />
Phasen unterteilt werden: Wachzustand,<br />
Non-REM-Schlaf, zu dem der<br />
Leicht- und Tiefschlaf zählen, und REM-<br />
Schlaf, der auch Traumschlaf genannt wird.<br />
Dabei unterliegt der Schlafrhythmus einem<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 117
Schlaflos? Dann App ins Bett!<br />
• Lightning Bug liefert Soundkulissen zum Abschalten und Einschlummern,<br />
wie etwa Meeresrauschen, Meditationsmusik oder sogar New York City bei Nacht –<br />
wem’s hilft!<br />
• Dream On verspricht die passenden Klänge für den individuellen<br />
Wunschtraum zu finden.<br />
• Sleep Cycle Alarm oder Sleep as an Droid nutzen die Bewegungs- und<br />
Geräuschsensoren des Smartphones, um das Schlafverhalten zu analysieren<br />
und auch, um den perfekten Weckzeitpunkt zu ermitteln.<br />
• Wake N Shake oder Morning Routine sind perfekt für Aufstehmuffel. Um den<br />
Weckton zu beenden, muss das Smartphone entweder heftig geschüttelt oder mit<br />
ihm ein bestimmtes Motiv in der Wohnung fotografiert werden. Beides beweist:<br />
Die Schlafmütze ist wach!<br />
Kalt- versus Warmschläfer<br />
Die ideale Schlafzimmertemperatur liegt<br />
zwischen 15 und 19 Grad Celsius. Ein<br />
Kompromiss, der vielleicht für den einen<br />
zu kalt und für den anderen zu warm, für<br />
den Organismus aber am gesündesten ist.<br />
Denn die Körpertemperatur sinkt bereits<br />
im Laufe des Abends ab und erreicht<br />
gegen drei Uhr nachts ihr Minimum. Nur<br />
so kann das Gehirn in den Ruhemodus<br />
übergehen und ein erholsamer Schlaf<br />
ist gewährleistet. Wie erreicht man diese<br />
Temperatur aber am zuverlässigsten?<br />
Grundsätzlich sollte ein ausgeglichenes<br />
Verhältnis zwischen Heizen und Lüften<br />
bestehen. Besonders im Winter führt<br />
ununterbrochenes Lüften zu Tiefsttemperaturen,<br />
die den Körper überfordern.<br />
Übertriebenes Heizen hingegen trocknet<br />
die Atemwege aus. Sinnvoll ist daher<br />
eine Kombination: Der Raum<br />
wird auf die empfohlene<br />
Höchsttemperatur von 19<br />
Grad geheizt. Vor dem<br />
Zubettgehen wird dann<br />
großzügig stoßgelüftet<br />
und die Luftfeuchtigkeit im<br />
Raum gesteigert.<br />
etwa 1,5-stündigen Zyklus aus unterschiedlich<br />
tiefen Phasen. Besonders erholsam und<br />
gesund ist der Tiefschlaf. Störungen in diesem<br />
Bereich sind besonders für ein steigendes<br />
Schlafdefizit verantwortlich. Leistungs-,<br />
Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit<br />
sinken infolgedessen rapide.<br />
Für viele Menschen, die regelmäßig deutlich<br />
nach Mitternacht zu Bett gehen, häufig<br />
nachts arbeiten oder nicht einschlafen können,<br />
besteht das Risiko gravierender gesundheitlicher<br />
Folgen wie Bluthochdruck,<br />
Herzinfarkt oder auch Diabetes. Mangelnde<br />
nächtliche Ruhe nimmt dem Körper<br />
wichtige Regenerationsmöglichkeiten.<br />
DEN NEUESTEN FORSCHUNGEN ZUFOLGE<br />
dient der Schlaf vor allem auch zum ,Aufräumen‘<br />
des Gehirns. Zum einen filtert es<br />
die unzähligen Informationen und Reize der<br />
Wachphase und überträgt die für wichtig befundenen<br />
vom Kurz- ins Langzeitgedächtnis.<br />
Neue Verknüpfungen entstehen<br />
– wir lernen im Schlaf. Zum<br />
anderen profitiert auch das Immunsystem<br />
von nachhaltiger<br />
nächtlicher Erholung. Ähnlich wie<br />
das Gedächtnis speichert es nachts<br />
die Daten über Antigene – eine unerlässliche<br />
Gesundheitsvorsorge. Der Griff zu<br />
Alkohol oder Schlafmitteln stellt bei Schlaflosigkeit<br />
übrigens keine sinnvolle Lösung dar.<br />
Denn beide wirken sich eher negativ auf die<br />
Tiefschlafphase und den erwünschten Erholungseffekt<br />
aus.<br />
HÄUFIG KANN ABER ETWAS mehr Sorgfalt<br />
bei der sogenannten Schlafhygiene schon<br />
Wunder bewirken. Grundsätzlich gilt: Das<br />
Schlafzimmer sollte eine Wohlfühloase der<br />
Ruhe und Erholung sein. Das fängt bereits<br />
bei der richtigen ,Ausrüstung‘ an – dazu gehört<br />
die passende Matratze, angenehme<br />
Bettwäsche, ein sorgsam ausgewähltes Kissen<br />
und eine ebensolche Decke. Außerdem<br />
sollten auch sämtliche Stör<strong>faktor</strong>en im<br />
Schlafbereich verbannt werden wie etwa<br />
Licht- und Lärmquellen, unangenehme<br />
Temperatur, enge Schlafkleidung, Smartphone<br />
sowie Computer, Fernseher und Büroutensilien.<br />
Sollten diese Maßnahmen nicht<br />
bereits zu einer Besserung führen, gibt es wesentliche<br />
Verhaltensregeln, durch die wir unseren<br />
Schlaf positiv beeinflussen können.<br />
Allem voran eine gesunde Lebensweise –<br />
das bedeutet immer zur selben Zeit ins Bett<br />
gehen und aufstehen, sich gesund und regelmäßig<br />
zu ernähren und regelmäßig Sport<br />
118<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Scan Mich!<br />
Berufseinstieg<br />
Praxisgründung<br />
Praxisübernahme<br />
Praxisfinanzierung<br />
Praxisabgabe<br />
Risk Management<br />
0551 30 66 888<br />
info@sms-goettingen.de<br />
www.sms-goettingen.de<br />
Und wie schlafen Sie?<br />
In der großen Lattoflex-Schlafstudie gaben 61%<br />
der Teilnehmer an, schlecht zu schlafen und mit<br />
Rückenschmerzen aufzuwachen.<br />
Das muss nicht sein! Wir zeigen Ihnen, auf<br />
welchem Bettsystem Sie Ihren Schlaf verbessern<br />
können. Vereinbaren Sie einen Termin mit uns.<br />
www.betten-heller.de/lattoflex-schlafstudie-wie-schlaeft-deutschland/<br />
Gö / Kornmarkt 8 und Geismar Landstraße 16 / T 05 51 - 52 20 00
Aus der Traum / Lässt sich Traumerinnerung lernen?<br />
Frauen erinnern sich häufiger an ihre Träume als Männer. Das wissen Schlafforscher bereits seit über<br />
100 Jahren. Frauen haben häufiger Albträume und sprechen öfter mit anderen über ihre Träume.<br />
Männer hingegen träumen deutlich häufiger von Aggressionen, Waffen, Sexualität und behalten dies<br />
eher für sich. Warum es Träume überhaupt gibt, ist dabei immer noch die große ungeklärte Frage.<br />
Sicher ist aber, dass das menschliche Bewusstsein, genau wie unser Herz, nie schläft und während jeder<br />
Schlafphase träumt. Und doch bleibt nur etwa ein Traum pro Woche im Gedächtnis. Da Frauen nachts<br />
häufiger aufwachen, haben sie eine größere Chance, einen Traum ,zu fangen‘, sprich sich daran zu<br />
erinnern. Tipps, um sich besser an die eigenen Träume erinnern zu können, gibt es viele –<br />
hier eine Auswahl (ohne Gewähr):<br />
• Stress abbauen (z.B. durch Meditation), früh ins Bett gehen und tagsüber viel Sonne tanken.<br />
• Autosuggestion: Sich vor dem Schlafen vornehmen, sich an die Träume der kommenden Nacht zu<br />
erinnern.<br />
• Ein direkt am Bett platziertes Traumtagebuch lässt die Träume nicht verblassen und hilft einigen<br />
Menschen auch, sich morgens besser an die Träume der vergangenen Nacht zu erinnern.<br />
• Über Träume sprechen mit sich selbst dient als Erinnerungsmethode.<br />
– an der frischen Luft – zu treiben, ist<br />
förderlich für einen gesunden Schlaf.<br />
Auch das Einüben von Schlafritualen<br />
kann helfen: Entspannungstechniken<br />
wie zum Beispiel Yoga<br />
oder Atemtechniken dienen dazu Alltagsstress<br />
und Ärger abzubauen.<br />
Wem dies alles nicht hilft, dem bleibt<br />
noch der Weg in ein Schlaflabor. Denn leider<br />
gibt es auch Schlafstörungen, die auf körperlichen<br />
Ursachen, organische oder psychische<br />
Erkrankungen, zurückzuführen sind.<br />
Die Medizin unterscheidet 80 verschiedene<br />
Störungen des Schlafes. Die Schlafapnoe gehört<br />
zu den häufigsten und gefährlichsten<br />
Schlafstörungen. Diese ist nur durch Untersuchungen<br />
im Schlaflabor festzustellen und<br />
mit ärztlicher Hilfe zu beheben. Daher ist es<br />
ratsam, bei anhaltenden, schweren Schlafproblemen,<br />
die sich nicht durch die richtige<br />
Schlafhygiene und die Wahl der passenden<br />
Matratze verbessern, einen Arzt aufzusuchen.<br />
IN JEDEM FALL GILT ABER: Schlechter<br />
Schlaf – das muss nicht sein. In den meisten<br />
Fällen gibt es eine Lösung, und damit den<br />
Schlüssel zur Erholung von Geist und Körper.<br />
Na dann, gute Nacht ! ƒ<br />
Vollmond / Mythos oder Tatsache?<br />
Die dunklen Augenringe des Kollegen lassen es vermuten:<br />
Gestern war Vollmond. Doch stimmt es eigentlich, dass<br />
uns der Mond, der ja zum Beispiel auch die Gezeiten auf<br />
der Erde steuert, um den Schlaf bringt, wenn er in voller<br />
Pracht erstrahlt? Viele Betroffene empfinden diese Frage<br />
schon als Beleidigung. Schließlich müssen sie es doch wissen,<br />
da sie im zuverlässigen Turnus von dem schimmernden Trabanten<br />
gepeinigt werden.<br />
Jahrzehnte bekräftigten Forscher diesen Zusammenhang, ohne ihn<br />
beweisen zu können. Studien schienen den Leidensdruck zwar nicht zu<br />
erklären, doch aber zu belegen. Jetzt gibt es einen Rückschlag: Eine<br />
Studie mit 1.265 Probanden zeigte in 2.095 beobachteten Nächten keine<br />
signifikanten Zusammenhänge zwischen Schlafproblemen und dem<br />
strahlenden Vollmond. Die Forscher des Max-Planck-Instituts in München<br />
untermauern ihr Ergebnis mit Verweis auf frühere Studien, die ähnliche<br />
Ergebnisse hervorbrachten, aber in Schubladen verschwanden. Stattdessen<br />
seien wissenschaftlich fragwürdige Studien mit interessanteren Resultaten –<br />
sprich dem Nachweis des Zusammenhanges – veröffentlicht und verbreitet<br />
worden. Eine Erklärung für Schlafprobleme in Vollmondnächten geben<br />
die Wissenschaftler aber auch: Es ist heller in solchen Nächten, und<br />
die Menschen versäumen es, die Schlafzimmer abzudunkeln.<br />
Wäre einen Versuch wert …<br />
(Studie: Max-Planck-Institut München www.mpg.de/8271794/schlaf_vollmond)<br />
120<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Das AGAPLESION KRANKENHAUS NEU BETHLEHEM ist eine moderne Gesundheitseinrichtung<br />
im Herzen Göttingens. Wir verbinden fortschrittliche Medizin und<br />
exzellente Pflege mit christlichen Werten. Und genau das macht den Unterschied.<br />
Unsere Fachdisziplinen sind:<br />
• Augenheilkunde<br />
• Anästhesie<br />
• Chirurgie, Allgemin-/Viszeral-/Gefäßchirurgie<br />
• Chirurgische Endoskopie und Koloproktologie<br />
• Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
• Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde<br />
• Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie mit zertifizierter<br />
Brustschmerzeinheit (CPU)<br />
• Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie<br />
Zertifikate<br />
• Chest-Pain-Unit nach DGK<br />
• Babyfreundliches Krankenhaus der<br />
WHO/UNICEF-Initiative<br />
• Chirurgisches Kompetenzzentrum<br />
Endoskopie DGAV<br />
Ab sofort „Infoabend Geburtshilfe“ online!<br />
Infos dazu auf www.neubethlehem.de<br />
<br />
<br />
<br />
Humboldtallee 8 • 37073 Göttingen • 0551 494-0<br />
info@neubethlehem.de • www.neubethlehem.de
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
Im interdisziplinären<br />
Leberboard werden<br />
komplexe Fälle<br />
besprochen und eine<br />
Behandlungsempfehlung<br />
abgeleitet.<br />
Volkskrankheit Fettleber:<br />
Wie gefährlich ist sie ?<br />
Jede vierte Person in Deutschland hat eine<br />
Fettleber. Die wenigsten der Betroffenen<br />
wissen davon. Die mit Abstand häufigsten<br />
Ursachen sind zum einen ein übermäßiger<br />
Alko hol konsum und zum anderen eine Kombination<br />
aus Übergewicht, Bewegungsmangel<br />
und ungesunder Ernährung. Letztere Form<br />
nimmt in der westlichen Welt deutlich zu und<br />
wird, sofern kein zusätzlicher über mäßiger<br />
Alkoholkonsum besteht, Nichtalkoho lische<br />
Fettlebererkrankung (NAFLD) genannt. Selten<br />
können auch schlanke Personen betroffen<br />
sein, vor allem, wenn eine genetische Veranlagung<br />
besteht.<br />
Die allermeisten Patienten mit einer<br />
Fettleber haben einen milden Verlauf und ein<br />
geringes Risiko, im Laufe ihres Lebens eine fortgeschrittene<br />
Lebererkrankung zu ent wickeln.<br />
Bei einigen Patienten kann es jedoch über einen<br />
Zeitraum von Jahren durch Entzündungs reaktio<br />
nen zu einem zunehmenden bindegewebigen<br />
Umbau (Fibrose) der Leber bis hin zur<br />
Leberzirrhose kommen. Hat die Erkrankung<br />
das Stadium der Zirrhose erreicht, ist die<br />
Leber irreparabel geschädigt und die Gefahr<br />
der Entwicklung von Bauchwasser, Blutungen,<br />
Hirnveränderungen und Leberkrebs steigt.<br />
Tückisch ist, dass die Patienten bis zum Stadium<br />
der Zirrhose häufig keine besonderen<br />
Beschwerden haben.<br />
Entscheidend ist, frühzeitig die Patienten<br />
zu identifizieren, bei denen zusätzlich zur<br />
Verfettung eine Entzündung und eine Fibrose<br />
bestehen. Diese Abklärung sollte durch einen<br />
Leberspezialisten erfolgen. Dabei helfen<br />
neben Laboruntersuchungen die Sonografie<br />
der Leber und die Elastografie, eine nicht<br />
invasive schmerzfreie Messung der Lebersteifigkeit,<br />
die eine Aussage über den Grad<br />
der Fibrose erlaubt, die wiederum der wichtigste<br />
prognostische Marker für Patienten mit<br />
NAFLD ist. Im Zweifel kann zur Prognoseabschätzung<br />
auch eine Leberbiopsie durchgeführt<br />
werden.<br />
EINE ZUGELASSENE MEDIKAMENTÖSE<br />
THERAPIE der NAFLD existiert trotz einiger<br />
vielversprechender Ansätze nach wie vor<br />
nicht. Die wichtigste und wirksamste Maßnahme<br />
zur Behandlung der Fettleber und zur<br />
Verhinderung bzw. Reduktion der Fibrose sind<br />
eine Alkoholkarenz und eine Reduktion des<br />
Körpergewichts, am besten in Verbindung mit<br />
regelmäßiger sportlicher Aktivität, Verzicht<br />
auf fett- und zuckerhaltige Speisen und Getränke<br />
(Softdrinks) und auch Obst im Übermaß.<br />
Unter diesen ,Lifestyle‘-Maßnahmen<br />
ist eine komplette Rückbildung der Fettleber<br />
möglich, selbst im Falle eines begonnenen<br />
bindegewebigen Umbaus.<br />
IN DER SPRECHSTUNDE des Leberzentrums<br />
Göttingen werden unter Beteiligung der Kliniken<br />
für Gastroenterologie (Direktor: Prof. Dr.<br />
V. Ellenrieder), Allgemeinchirurgie (Direktor:<br />
Prof. Dr. M. Ghadimi), Radiologie (Direktor:<br />
Prof. Dr. J. Lotz) und Pathologie (Direktor:<br />
Prof. Dr. P. Ströbel) Patienten mit Fettlebererkrankung<br />
nach neuesten internationalen<br />
Standards diagnostiziert und behandelt. Patienten<br />
mit bestehender Fibrose sollten dauer haft<br />
im Leberzentrum betreut werden, Patien ten<br />
mit einer reinen Verfettung ohne Risiko<strong>faktor</strong>en<br />
für eine Fibrose können haus ärztlich<br />
weiter behandelt werden.<br />
KONTAKT<br />
Leberzentrum Göttingen<br />
Ärztliche Leitung: Dr. med. Golo Petzold<br />
Robert-Koch-Straße 40<br />
37075 Göttingen<br />
Tel. 0551 39 64667<br />
Fax 0551 39 20921<br />
leberzentrum@med.uni-goettingen.de<br />
www.leberzentrum-goettingen.de
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
ILLUSTRATION: R+MEDITRANSPORT<br />
Anders als die anderen<br />
R+ MediTransport setzt auf ein<br />
rundum gutes Arbeitsklima.<br />
R+ MediTransport<br />
Der Spezialist für Qualifizierten Krankentransport schaut über den Tellerrand.<br />
Schon seit 38 Jahren steht R+ MediTransport<br />
in Südniedersachsen für Qualifizierten<br />
Krankentransport mit hohem Qualitätsanspruch.<br />
In den vergangenen 18 Monaten hat<br />
sich das Familienunternehmen mit Hauptsitz<br />
in Gieboldehausen darüber hinaus auch eingehend<br />
mit seiner Unternehmenskultur und<br />
dem eigenen Leitbild auseinandergesetzt,<br />
denn auch Transparenz und Potenzialentfaltung<br />
für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
liegt den Verantwortlichen am Herzen. Entstanden<br />
sind daraus insbesondere Werte und<br />
Leitsätze, die einer Zusammenarbeit im Team<br />
von R+ einen Rahmen bieten.<br />
Einen Rahmen, der genau zur richtigen<br />
Zeit kommt, wie Geschäftsführer und Inhaber<br />
Florian Reinhold berichtet: „Wir befinden<br />
uns in einer Wachstumsphase und entwickeln<br />
uns weiter. Eine gelebte Unternehmenskultur<br />
soll den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
Orientierung geben. Gerade in diesen für<br />
uns positiv bewegten Zeiten ist das wichtig.“<br />
Denn bereits zum 13. Januar dieses Jahres hat<br />
R+ MediTrans port unter anderem die KBH-<br />
Kranken beförderung Hannover übernommen<br />
und wird als R+ MediTransport Hannover<br />
GmbH auch weiterhin in Stadt und Region<br />
Hannover qualifizierte Krankentransporte auf<br />
hohem Niveau anbieten.<br />
MIT DER GRÜNDUNG EINES Joint Ventures<br />
geht Reinhold mit seinem Unternehmen<br />
noch einen Schritt weiter: R+ MediTransport<br />
und MTN Krankentransporte aus Hildesheim<br />
haben mit der R+ i.conomy GmbH eine gemeinsame<br />
Gesellschaft gegründet, die sich<br />
beispielsweise um innovative IT-Lösungen bemüht.<br />
„Dieser Zusammenschluss soll zu effizienteren<br />
Einsätzen der Mitarbeitenden beitragen“,<br />
erklärt der Geschäftsführer. „Ebenso wie<br />
zu einem wirtschaftlichen Fahrzeugmanagement,<br />
signifikant niedrigeren Wartezeiten von<br />
Patienten und störungsfreieren Abläufen in<br />
Kliniken, Praxen und anderen Einrichtungen.“<br />
Darüber hinaus bündelt die Gesellschaft organisatorische<br />
Prozesse über die Unternehmensgruppen<br />
hinweg. Im Ergebnis können dadurch<br />
Budgets für Innovationen gesteigert oder auch<br />
die Qualität im Aus- und Fortbildungsmanagement<br />
noch weiter verbessert werden.<br />
NICHT ZULETZT hätten all diese wegweisenden<br />
Schritte von R+ MediTransport aber auch<br />
noch einen weiteren Vorteil, der weit über monetäre<br />
Ziele hinausgehe, so Florian Reinhold:<br />
„Für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
entstehen durch eben diese Projekte neue<br />
Perspektiven in der persönlichen und beruflichen<br />
Entwicklung.“<br />
KONTAKT<br />
R+ MediTransport<br />
Herzberger Landstraße 6<br />
37434 Gieboldehausen<br />
Tel. 05528 2019233<br />
www.rplus-gruppe.de
Geballte Neuro-Expertise<br />
am Göttinger Bahnhof<br />
Das Medizinische Experten Center (MEC) hat in diesem Jahr mit dem<br />
Neurologen Peter Gensicke einen weiteren Experten für Nervenerkrankungen gewonnen.<br />
Dadurch wird – gemeinsam mit dem Neuroradiologen Michael Knauth –<br />
die Befundabklärung neurologischer Probleme auf ein neues Level gehoben.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Kontakt<br />
Das MEC am Göttinger Bahnhof ist ein<br />
Zusammenschluss von medizinischen<br />
Experten, die unterschiedliche<br />
Schwerpunkte vertreten und über eine<br />
langjährige Expertise in ihrem Bereich<br />
verfügen. Einige sind aus ihrem bisherigen<br />
Wirkungskreis ausgeschieden – sei es<br />
aus Universitätsklinik oder Praxis –<br />
und bieten private Sprechstunden an.<br />
Dr. Peter Gensicke bietet derzeit an<br />
zwei Tagen eine Präsenzsprechstunde<br />
und an drei Wochentagen eine<br />
Telefonsprechstunde an.<br />
Prof. Michael Knauth bietet derzeit<br />
an drei Tagen pro Woche eine<br />
Präsenzsprechstunde an<br />
Prof. Hilmar Prange bietet Termine nach<br />
Vereinbarung an.<br />
Tel. 0551 820 740<br />
www.mec-goettingen.de<br />
Das einfache empirische Prinzip<br />
,Schauen wir mal‘ führt in der Neurologie<br />
nicht zum Ziel“, sagt der<br />
Experte für Nervenerkrankungen Peter<br />
Gensicke. Vielmehr werde der Diagnoseund<br />
Therapieerfolg vom Erfahrungshorizont<br />
der behandelnden Ärzte bestimmt. Und<br />
darin ergänzen sie sich gut: Michael Knauth,<br />
langjähriger Leiter der Neuroradiologie der<br />
Universitätsmedizin Göttingen, und Gensicke,<br />
Facharzt für Neurologie, Psychiatrie<br />
und Psychotherapie in Göttingen. Beide<br />
bringen heute jeweils über 30 Jahre Erfahrung<br />
in ihren Fachgebieten in das Medizinische<br />
Experten Center (MEC) am Göttinger<br />
Bahnhof ein. Knauth ist bereits seit 2014 im<br />
MEC in der Bahnhofsallee tätig, Gensicke<br />
bietet hier seit Mitte dieses Jahres Sprechstunden<br />
an. Man kannte sich aber schon<br />
vorher, was verdeutlicht, wie eng Neurologen<br />
und Radiologen zusammenarbeiten. Im<br />
MEC wird dieser Austausch nun noch enger.<br />
WIE WICHTIG DAS PASSGENAUE ZUSPIELEN<br />
der Bälle zwischen beiden Bereichen ist, verdeutlichen<br />
die Ärzte an einem Beispiel.<br />
„Nehmen wir eine sich rasch entwickelnde<br />
Sehstörung auf einem Auge an“, so Gensicke.<br />
„Da stellt sich beispielsweise die Frage, ob<br />
ursächlich eine Migräne, ein Schlaganfall,<br />
ein entzündlicher Prozess, eine Epilepsie<br />
oder ein Tumor verantwortlich ist.“ Um das<br />
abzuklären, kann unter anderem die Leitfähigkeit<br />
des Sehnervs gemessen, ein EEG abgeleitet<br />
oder eine Ultraschalluntersuchung<br />
durchgeführt werden, um etwa nach Gefäßverengungen<br />
zu suchen. „Weiterführend<br />
und klärend sind kernspintomografische<br />
Aufnahmen, die die möglichen Ursachen<br />
weiter eingrenzen. So werden die Diagnose<br />
abgesichert und zielführende Therapiemöglichkeiten<br />
eröffnet“, erklärt Gensicke.<br />
„Man kann sich solchen Symptomen von<br />
verschiedenen Seiten aus nähern“, führt sein<br />
Kollege Knauth fort und erläutert das Zusammenspiel.<br />
Gensicke bringt die klinischen,<br />
elektrophysiologischen und sonografischen<br />
Untersuchungen ein, die dann von<br />
Knauth mit modernsten bildgebenden Verfahren<br />
ergänzt werden.<br />
BEI FAST ALLEN NEUROLOGISCHEN SYMP-<br />
TOMEN empfiehlt sich dieses Vorgehen. „Ein<br />
Taubheitsgefühl im Bein kann zum Beispiel<br />
durch eine Be einträchtigung eines peripheren<br />
Nervs verursacht werden. Die Ursache<br />
kann aber auch höher im Rückenmark oder<br />
im Gehirn liegen“, sagt Gensicke. „Jede die-<br />
124<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Experten am Werk Mit Peter Gensicke, Michael Knauth und Friedemann Baum (v. l.) vereint sich im MEC jahrzehntelange Erfahrung.<br />
ser Stellen bringt spezifische Befunde mit<br />
sich, nach denen man gezielt suchen kann.<br />
Der Neuro loge gibt dem Radiologen daher<br />
mit, auf welches Gebiet er genau fokussieren<br />
soll.“<br />
Für Knauth sind diese Richtungsanweisungen<br />
„extrem wertvoll“, wie er sagt. Es<br />
gäbe zum Beispiel klinische Befunde, deren<br />
Ursache nur an einer Stelle im Gehirn lokalisiert<br />
sein kann. Das muss man wissen, um<br />
diese Region dann gezielt untersuchen zu<br />
können. Insofern ergänzen sich Neurologen<br />
und Neuroradiologen gegenseitig.<br />
„Entsprechend lebt die Neurologie stark<br />
davon, dass man wissen muss, was man erwarten<br />
kann“, sagt Gensicke. Der Neurologe<br />
kennt idealerweise die verschiedenen Symptomenkomplexe<br />
und gibt dem Radiologen<br />
genaue Hinweise, wo und wonach er suchen<br />
soll. Von Vorteil ist zudem noch, dass beide<br />
Experten mit dem jeweils eigenen Blick auf<br />
die Bilder schauen. „Eine gute Zusammenarbeit<br />
ist daher sehr wichtig. Und je besser<br />
die ist, desto höher die Trefferquote“, so<br />
Gensicke.<br />
MIT DER SICH ERGÄNZENDEN NEURO-<br />
EXPERTISE im MEC will man sich im Grunde<br />
an Patienten aus dem gesamten neurologischen<br />
Fachgebiet wenden. Letztlich spiegeln<br />
sich alle großen Volkskrankheiten – wie<br />
durch Blut hochdruck und Diabetes mellitus<br />
bedingte Gefäßkrankheiten und Demenzen –<br />
auch in der Neurowissenschaft wieder.<br />
„Natürlich spielt auch die Technik für den<br />
Behandlungserfolg eine nicht zu unterschätzende<br />
Rolle“, erklärt Friedemann Baum,<br />
Mitgründer des Diagnostischen Brustzentrums<br />
Göttingen, das zusammen mit der<br />
Praxis für moderne Schnittbilddiagnostik<br />
an das MEC angeschlossen ist. „Aus diesem<br />
Grund sind wir schon seit Jahren technisch<br />
immer auf dem neuesten Stand.“ Zuletzt<br />
wurde in dem Zentrum Ende vergangenen<br />
Jahres zusätzlich zu einem 1,5-Tesla-MRT<br />
ein weiterer MRT mit einer Magnetfeldstärke<br />
von drei Tesla installiert, der hochaufgelöste<br />
Diagnostik, insbesondere des Gehirns ermöglicht.<br />
Mit dieser Technik wurde auch eine Brücke<br />
für weitere Fortschritte in der Anwendung<br />
medizinischer Software gebaut. So<br />
werden zunehmend Künstliche-Intelligenz-<br />
(KI)-Algorithmen entwickelt, die dem Arzt<br />
bei der Befundung helfen. Zum Einsatz<br />
kommt im MEC bereits ein KI-basiertes<br />
System, das den Datensatz des Gehirns eines<br />
Patienten mit über 1.000 ,Standardgehirnen‘<br />
vergleicht und das bei der Differenzierung<br />
verschiedener Demenzformen und bei der<br />
Erfassung behandelbarer Demenzursachen<br />
helfen kann. Wie schon seit vielen Jahren<br />
steht Prof. Dr. Hilmar Prange im MEC weiterhin<br />
nach Terminvereinbarung für Zweitmeinungen<br />
oder die Erstellung von Gutachten<br />
zur Verfügung. ƒ<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 125
Ernährungsexpertin Vivien Faustin erklärt, was zum gesunden Essverhalten dazu gehört,<br />
welche Rolle unser Gehirn dabei spielt und wieso der ‚Schweinehund‘ vielen im Weg steht.<br />
TEXT MARISA MÜLLER<br />
Vivien Faustin<br />
ist Ernährungswissenschaftlerin und<br />
Adipositastrainerin<br />
sowie Heilpraktikerin für<br />
Psychotherapie an der UMG.<br />
vivien.faustin@med.uni-goettingen.de<br />
Die Lieblingsgerichte der Deutschen<br />
sind oft traditionell deftig.<br />
Kartoffelgerichte, Braten,<br />
Rouladen, Frikadellen und<br />
Schnitzel erfreuen sich großer<br />
Beliebtheit. Und diese Palette schließt noch<br />
nicht einmal die ebenfalls sehr beliebten<br />
Fast-Food-Produkte mit ein. In der Mittagspause<br />
mal eben zum Hähnchengrill oder<br />
Dönerimbiss um die Ecke, wochenends<br />
wird der Standard-Lieferservice bemüht –<br />
das kommt vielen sicherlich bekannt vor.<br />
„Zu fett- und kalorienreich“, kommentiert<br />
Vivien Faustin dieses Essverhalten, das nicht<br />
nur relativ einseitig sei, sondern vor allem<br />
auf lange Sicht krank machen könne. Die<br />
Ernährungsexpertin hat täglich mit Übergewicht<br />
und Krankheit zu tun. In die Interdisziplinäre<br />
Adipositas-Ambulanz der Universitätsmedizin<br />
Göttingen kommen Patienten,<br />
die Hilfe beim Abnehmen benötigen. Oft ist<br />
das Problem der „innere Schweinehund“.<br />
Sehr häufig kämen Patienten, die schon<br />
viel ausprobiert haben. „Sie wissen, was sie<br />
tun sollten, schaffen es aber nicht“, erzählt<br />
Faustin. Gewohnheiten zu wandeln ist mit<br />
viel Training verbunden. Das Ziel muss<br />
klar und attraktiv sein. Faustin erklärt<br />
dazu das Prinzip vom kleinen und großen<br />
Glück: „Das kleine Glück ist die leckere<br />
Bratwurst ,to go‘ im Hier und Jetzt, das<br />
große Glück ist es, leichter, fitter, beweglicher<br />
und eventuell sogar schmerzfreier in<br />
der Zukunft zu sein.“ Aber wieso ist Vernunft<br />
hier so schwierig?<br />
NEUROLOGISCH BEGRÜNDET liegt das<br />
Schweinehund-Phänomen im limbischen<br />
System. Dies ist die Machtzentrale des Gehirns<br />
– unserer Emotionen. Der Konflikt<br />
zwischen der Pizza- Burger-Eiscreme-Ecke<br />
und der Haferflocken-Rettich-Hüttenkäse-Fraktion<br />
wird dort entschieden. Rationalität<br />
hat absolut keine Chance.<br />
126<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Das limbische System befriedigt nämlich Bedürfnisse<br />
im Hier und Jetzt und denkt nicht<br />
an Konsequenzen. Verhaltensänderungen<br />
müssen deshalb mit positiven Emotionen<br />
verknüpft werden, damit sie Spaß machen.<br />
Der glückliche Gedanke an die Zeit, in der<br />
Bewegung im Grünen unbeschwert und<br />
schmerzfrei möglich ist oder Treppensteigen<br />
problemlos zum Alltag gehört, kann helfen,<br />
um das langfristige Ziel zu erreichen. Ein<br />
motivierender Gedanke könnte sein: „Jede<br />
Treppen bringt mich meinem längeren und<br />
gesünderen Leben näher!“ Außerdem ist es<br />
wichtig, das schlechte Verhalten mit negativen<br />
Assoziationen zu verknüpfen, so wie<br />
das Sprichwort schon sagt: „Wer rastet, der<br />
rostet!“ Das Gehirn wird so mehr oder<br />
weniger wissentlich manipuliert und ausgetrickst.<br />
ES IST ÜBERALL BEKANNT: Traditionelle<br />
Mittelmeerküche ist per se sehr empfehlenswert<br />
und damit ist nicht die Pizza gemeint!<br />
Das Wissen, dass viel frisches Gemüse, Rohkostsalate,<br />
Hülsenfrüchte, Obst, Käse, wöchentlich<br />
Fisch, Meeresfrüchte, Getreideprodukte<br />
und Olivenöl in Maßen optimal<br />
für eine gesunde Essweise sind, haben die<br />
meisten Menschen, erklärt Faustin. Aber die<br />
Umsetzung, sich die Zeit dazu zu nehmen,<br />
ist für viele schwierig. Manche lassen sogar<br />
Mahlzeiten ausfallen. Somit sagt ihnen das<br />
Gehirn: „Du hast heute noch nicht viel gegessen!“<br />
Dann werden Leckereien, süße<br />
oder deftige Snacks nebenbei verzehrt. Dass<br />
diese aber oft viel mehr Energie liefern, ist<br />
den wenigsten bewusst: Vier Kekse entsprechen<br />
einem belegten Brötchen, eine 300<br />
Gramm Tüte Fruchtgummi über den Tag<br />
verteilt gegessen, hat knapp 1.000 Kalorien!<br />
Wenn der Griff zu den Süßigkeiten und<br />
Snacks aufhören soll, gibt es verschiedene<br />
Ansätze. Umweltkontrolle: Das Reduzieren<br />
oder Einsparen fängt beim kontrollierten<br />
Einkaufen schon an. Manche Patienten von<br />
uns verstauen auch ihre Süßigkeiten wie den<br />
Wein weit hinten im Keller, um den Weg<br />
dorthin zu erschweren, berichtet Faustin.<br />
Ablenkungsmanöver: Den Kopf mit allen<br />
Sinnen durch beispielsweise Telefonieren,<br />
Spazierengehen, PC-Spiele oder Hobbys<br />
vom Süßhunger ablenken.<br />
DAS BELOHNUNGSSYSTEM IM GEHIRN<br />
sollte aber dennoch stets angesprochen werden.<br />
Sich auch mal etwas zu gönnen ist für<br />
den Gemütszustand wichtig. Allerdings sei<br />
es passender, sich mit etwas zu belohnen,<br />
das nichts mit dem ursprünglich negativen<br />
Verhalten zu tun habe, so Faustin – lieber<br />
mit einer Wärmflasche und guter Musik<br />
aufs Sofa kuscheln oder mit Freunden<br />
Bowlen statt ins Restaurant gehen.<br />
Das, was es häufig so schwer mache, ist<br />
der zu starke Druck. Zu hohe Ziele, zu unrealistische<br />
Anforderungen an sich selbst –<br />
„Dabei sind wir doch alle nur Menschen und<br />
keine Maschinen“, sagt Faustin. Wichtiger<br />
sei es, Situationen realistisch und fair zu<br />
sich selbst zu bewerten und sich Etappenziele<br />
zu stecken. „Kleine Schritte“, sagt die Expertin,<br />
„und dabei einfach Spaß haben,<br />
dann wird es gelingen.“ ƒ<br />
So besiegen Sie den Schweinehund!<br />
1. Erreichbares Ziel mit positiven Worten<br />
definieren<br />
2. Stör<strong>faktor</strong>en im Blick behalten und<br />
einplanen, um Versagergefühlen<br />
vorzubeugen<br />
3. Negative Assoziationen mit den alten<br />
Gewohnheit verbinden<br />
4. Auslöser für alte Gewohnheiten<br />
meiden (Umweltkontrolle, z.B. keine<br />
Süßigkeiten mehr im Schreibtisch)<br />
5. Bewusstsein für neue Rituale schaffen<br />
6. Freunde und Bekannte einweihen, dann<br />
ist der Durchhaltespaß meist stärker<br />
7. Training: durch Wiederholungen wird<br />
das positive Verhalten manifestiert<br />
8. Belohnen, auch für Etappenziele<br />
9. Wenn das Ziel nicht erreicht werden<br />
konnte, ein realistischeres Ziel neu<br />
bilden<br />
„Dabei sind wir doch<br />
alle nur Menschen<br />
und keine Maschinen.“<br />
FOTO STOCK.ADOBE.COM<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong> 127
Ein Lächeln spenden<br />
und Danke sagen.<br />
Beim Kauf einer Brille spenden wir 5 EUR<br />
an die Stiftung Humor Hilft Heilen.<br />
Wir wissen, wie strapaziert die Mitarbeiter des Gesundheitswesens aktuell sind und<br />
dass sie bis an ihre Grenzen gehen, damit es uns gut geht. Dafür möchten wir uns bei<br />
den Ärzten und Pflegern der Region bedanken. Dank der Spende, die über die Stiftung<br />
Humor Hilft Heilen an die Gesundheits- und Krankenpflegeschule St. Martini in<br />
Duderstadt geht, erhalten die Auszubildenden einen Workshop, bei dem sie lernen,<br />
wie man das Leben auf der Station mit Humor meistert und sein Lächeln nicht verliert.<br />
www.HumorHilftHeilen.de<br />
DRAEGER+HEERHORST GMBH & CO. KG<br />
MARKTSTR. 39 # DUDERSTADT # T 05527 94 36 66<br />
MARKTSTR. 1 # GIEBOLDEHAUSEN # T 05528 99 95 99<br />
BAHNHOFSTR. 25 # LEINEFELDE # T 03605 5 38 70 3 3<br />
WWW.DRAEGERUNDHEERHORST.DE
MeinFreundmachtdesign.de<br />
130<br />
GESUNDHEıT 1 | <strong>2020</strong>
Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />
Guter Rat<br />
ist die Wurzel<br />
Ihres Erfolges<br />
dr. Bodenburg<br />
Zilian<br />
Werk<br />
Rechtsanwalts- und Notariatskanzlei in Göttingen<br />
Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />
Seit Generationen erste Anlaufstelle für Unternehmen und private Mandanten<br />
in allen juristischen Angelegenheiten<br />
dr. Bodenburg<br />
Zilian<br />
Werk<br />
Rechtsanwalts- Rechtsanwalts- und und Notariatskanzlei Notarkanzlei in Göttingen<br />
Rechtsgebiete<br />
Arbeitsrecht<br />
Bank-, Kapital-, Gesellschaftsrecht<br />
Erbrecht<br />
Versicherungsrecht<br />
Compliance<br />
Medizinrecht<br />
Energierecht<br />
Immobilien-, Bau-, Mietrecht<br />
Familienrecht<br />
Straf- & Verkehrsrecht<br />
Notariat<br />
Seit Generationen erste Anlaufstelle für Unternehmen und private Mandanten<br />
Vertrags- & Zivilrecht<br />
in allen juristischen Angelegenheiten<br />
Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />
Rechtstipps<br />
Rechtsgebiete<br />
SBZW Rechtsanwaltskanzlei und Notariat<br />
Dr. Reinhard Bodenburg auf <strong>faktor</strong>-Online<br />
(Notar), Michael Zilian Arbeitsrecht<br />
(Notar), Hasso Werk<br />
Bank-, Kapital-, Gesellschaftsrecht<br />
Berliner Straße 10, 37073 Göttingen · Telefon 0551 497070<br />
Erbrecht<br />
Berliner Str. 10 • 37073 Göttingen<br />
Tel. (0551) 49707-0 • Fax (0551) 4970777<br />
www.sbzw.de<br />
info@sbzw.de • www.sbzw.de
NEW WORK –<br />
NEW DRIVE<br />
Jetzt auf Automatik umsteigen – mit starken digitalen Lösungen für<br />
unabhängiges Arbeiten und effiziente interne und externe Kommunikation.<br />
CONTENT<br />
WEB<br />
E-COMMERCE<br />
PIM/MAM<br />
MARKETING<br />
Digitale Kommunikation<br />
mit<br />
STUDIO1.DE<br />
Studio1 ® Kommunikation GmbH<br />
Prenzlauer Allee 242 · 10405 Berlin<br />
Kirchweg 5 · 37308 Heilbad Heiligenstadt