MEDIAkompakt Ausgabe 28
Die Zeitung des Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien Stuttgart - www.mediapublishing.org
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DIE ZEITUNG DES STUDIENGANGS MEDIAPUBLISHING
DER HOCHSCHULE DER MEDIEN STUTTGART
AUSGABE 02/2020 25.07.2020
MORGEN
media
kompakt
Ein Fall für die Pflege? Seite 4-5
Fitness@home Seite 14-15
Nur ein Abenteuer entfernt Seite 28-29
2 EDITORIAL
mediakompakt
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
Was für ungewöhnliche, was für verrückte Zeiten? Als die Planungen für die aktuelle Ausgabe
der MEDIAkompakt Anfang des Jahres starteten, war uns allen der Begriff „Corona“
noch fern. Oder gar unbekannt. Inzwischen hat dieser winzig-kleine Übeltäter weltweit
die Staaten, die Gesellschaften, das Leben selbst durcheinandergewirbelt. Und auch im
Mikrokosmos Hochschule spürt jeder von uns die Auswirkungen.
Wir sind sehr stolz, dass vor Ihnen die gedruckte 28. Ausgabe der MEDIAkompakt liegt,
der Zeitung des Studiengangs Mediapublishing. Denn auch das ist in Zeiten
von Corona nicht selbstverständlich. Gelungen ist es uns, weil hier sehr
intensiv und sehr zielorientiert im Team gearbeitet wurde. Alle Beteiligten
verstehen sich als Mannschaftsspieler im besten Sinne.
Dieser Spirit wird konsequent umgesetzt. Vom ersten Treffen an, wegen Corona
nur virtuell in einer geschützten digitalen Umgebung, von der ersten Idee an, von der
Suche nach einem Leitmotiv, das sich als roter Faden durch die gesamte Zeitung
zieht. Natürlich geht es um Corona, wie könnte es anders sein. Jedoch richten wir
den Blick nicht zurück, sondern auch nach vorn. Auf das „MORGEN“. Auf die Zeit,
wenn Corona nicht mehr unseren Alltag diktiert, umwälzt und einschränkt.
Auf den folgenden 32 Seiten beleuchten die Studierenden dieses Phänomen in den
verschiedensten Aspekten. Von der Arbeitswelt, der Kultur und dem Sport, über die
wirtschaftlichen Auswirkungen, die persönlichen Probleme bis hin zu den Konsequenzen
für Politik und Forschung. Bei all dem wollen wir die Leserinnen und Leser auch ein wenig
unterhalten. Ob dies gelungen ist? Urteilen Sie selbst!
Reimund Abel,
Chefredakteur
I M P R E S S U M
mediakompakt
Zeitung des Studiengangs Mediapublishing
Hochschule der Medien Stuttgart
INHALT
3 Reich gedeckte Tafel – für alle?
Im Geiste der Solidarität
4 Von Besuchsverboten und dem großen Knall
Ein Fall für die Pflege?
6 Hacker – vereint euch!
Weltweites Hacken gegen Corona
7 Europas grüne Zukunft
Die Luft wird immer dicker
8 Wie die Welt zusammenrückt!
Momentaufnahmen aus der Coronazeit
10 Wir im Homeoffice
Das Büro im Wohnzimmer
11 Die Zukunft des Arbeitens
Wie sehen unsere Jobs künftig aus?
12 Die Ritter kämpfen sich zurück aufs Spielfeld
Sport und Corona am Beispiel Basketball
14 Sport vor Ort
Fitness@Home
16 #We.Dare2Care
Mentale Gesundheit in der Corona-Krise
18 Hitler, Stalin, Gates: der absurde Machtvergleich
Verschwörungstheorien haben Hochkonjunktur
19 Willkommen im digitalen Museum
Museum goes digital
20 Wir dürfen zu Hause bleiben!
Soziale Distanz für alle!
22 Der Gastro-Reboot
Zukunft der Gastronomie
23 Von Müll zu Mehrweg
So verändert sich das Ess-Verhalten
24 Angie, wie lange noch?
Ein Rückblick von Corona bis Hawaii
26 Corona als Katalysator
In einer permanenten Beziehungskrise?
27 Die Sicht nach innen
Die Krise und die Psyche
HERAUSGEBER
Professor Christof Seeger
Studiengang Mediapublishing
Postanschrift:
Nobelstraße 10
70569 Stuttgart
REDAKTION
Reimund Abel (v.i.S.d.P.)
abel@hdm-stuttgart.de
TITELSEITE
Sarah Schmitt
ANZEIGENVERKAUF
Anastasia Anton, Marcel Frey,
Luna Mohr, Maja Rubinstein
PRODUKTION
Amelie Böttcher, Sophie Brehm, Teona Burnadze,
Jenny Franz, Kristin Friesen, Lena Hermann,
Saskia Irblich, Alicia Kaufmann, Alina Klingel,
Andrea Knops, Lavinia Lambert, Caroline Osthoff,
Carolin Scheu, Lisa Stelzenmüller, Tabea Wiesner
DRUCK
Z-Druck Zentrale Zeitungsgesellschaft GmbH & Co. KG
Böblinger Straße 70
71065 Sindelfingen
ERSCHEINUNGSWEISE
Einmal im Semester zur Medianight
Copyright
Stuttgart, 2020
28 Nur ein Abenteuer entfernt
Urlaub daheim, gar nicht so schlecht
30 Die Nächste, bitte?
Nach der Pandemie ist vor der Pandemie
07/ 2020 EARTH 3
Unsplash: Randy Fath
Reich gedeckte Tafel – für alle?
Dieses Jahr feiert die Schwäbische Tafel Stuttgart ihr 25-jähriges Bestehen und verdeutlicht,
dass Hilfe für Bedürftige nicht nur zu Krisenzeiten wichtig ist. Solidarität aus der breiten
Bevölkerung ist unentbehrlich. Heute und immer.
VON LAVINIA LAMBERT
Um auch während der strengen Regelungen
der Coronakrise weiter geöffnet
bleiben zu können, musste
die Schwäbische Tafel schnelle und
effiziente Wege finden, um ihrem
täglichen Geschäft weiter nachgehen zu können.
Die Tafel hat es sich mit ihrem Ladenmodel zur
Aufgabe gemacht, Bedürftige mit Lebensmitteln
zu versorgen und ist für viele Menschen unersetzbar.
Für einen Betrag von drei bis fünf Euro können
sich Kunden einen großen Einkauf, aus den
gesammelten Spenden, zusammenstellen. Dabei
legt die Schwäbische Tafel besonderen Wert darauf,
dass ihre Kunden das Einkaufserlebnis eines
normalen Supermarktes haben und kaufen was
sie wirklich brauchen und haben wollen. Genau
dieses Einkaufserlebnis, das einen gewissen Grad
der Normalität schafft, sollte auch während Corona
erhalten bleiben.
Direkt zu Beginn der Krise stand die Schwäbische
Tafel vor einem erheblichen Personalproblem,
da ein beträchtlicher Anteil der Helfer sogenannte
Ein-Euro-Jobber sind, deren Maßnahmen
gestoppt wurden und nicht zur Arbeit kamen. Zudem
sollten oder mussten ehrenamtliche Helfer
zu Hause bleiben. Das Team der Schwäbischen
Tafel besteht aus nur 16 Vollzeitangestellten und
ist deshalb auf Helfer angewiesen. Neben Ein-Euro-Jobbern
und ehrenamtlichen Helfern, wie Studenten,
Rentnern, und Langzeitarbeitslosen, engagieren
sich Flüchtlinge, die Land und Kultur
kennenlernen wollen. Um trotz des Personalmangels
weiter jeden Tag Kunden bedienen zu können,
wurden die Öffnungszeiten der Schwäbischen
Tafel verkürzt und Kunden in Gruppen aufgeteilt.
Statt 2000 Kunden pro Tag, konnten so
immer noch 700 bedient werden. Doch viel mehr
sind auf Unterstützung angewiesen.
Die Abstandsregelung stellte eine weitere Hürde
dar, weil der Vorraum der Schwäbischen Tafel
nicht mehr genug Platz für die Wartenden bot. Es
entstand eine lange Schlange vor dem Eingang
der Tafel in der Hauptstätter Straße in Stuttgart
mit ein bis zwei Stunden Wartezeit. Die lange
Warteschlange führte vielen Menschen vor
Augen, dass Armut direkt vor der eigenen Haustüre
existiert und mehr Menschen betroffen sind,
als allgemein angenommen. Die visuelle Erinnerung
generierte neue Sichtbarkeit, Aufmerksamkeit
und Hilfe für die Tafel und deren Kunden und
führte zu mehr Geldspenden und Unterstützung
als zu Zeiten vor Corona. Es wurden Masken für
Kunden gespendet, und es kamen Lebensmittelspenden
aus Restaurants, die schließen mussten.
Außerdem konnte manch ehrenamtlicher Helfer
mehr Zeit zur Verfügung stellen.
Es gilt, diesen Geist der Solidarität und des Zusammenhaltes
beizubehalten, die neugewonnene
Sichtbarkeit, Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft
gegenüber der Schwäbischen Tafel und
ihren Kunden ist immer wichtig, nicht nur zu Krisenzeiten.
Sie versorgt Bedürftige nicht nur mit
preiswerten Lebensmitteln, sondern bietet Kunden
einen sozialen Treffpunkt, der sogar zu einer
Art Familienersatz werden kann. Wer sich bei der
Tafel engagiert, spürt, dass die Hilfe direkt bei den
Bedürftigen ankommt. Lebensmittelspenden landen
am nächsten Tag im Laden, ehrenamtliche
Helfer stehen in direktem Kontakt mit den Kunden
und Geldspenden helfen der Schwäbischen
Tafel auch in Zukunft ihre wichtige Arbeit
machen zu können.
Die alltägliche Situation des Einkaufens verbindet
die Menschen, die bei der Tafel arbeiten
mit denjenigen, die einkaufen und schafft so eine
Solidarität, die allen Menschen zusteht.
www.tafel-stuttgart.de
4 EARTH
mediakompakt
Bild: dpa
Von Besuchsverboten
und dem großen Knall
Wie man auf eine Pandemie
reagiert, wenn Fachkräftemangel
und Stress seit langem den
Alltag prägen. Ein Interview.
VON LENA HERMANN
Janin Becker, Operationstechnische Assistentin
(OTA) an der Uniklinik Freiburg,
und Robin Gropp, Altenpfleger im Seniorenzentrum
Ofterdingen, erzählen im
Interview, wie sich ihre Arbeit durch
Corona verändert hat.
mediakompakt: Euer Beruf gilt für viele nicht gerade
als Traumjob. Warum habt ihr Euch trotzdem dafür
entschieden?
Robin: Nach der Schule habe ich ein FSJ gemacht.
Als ich danach nicht wusste, was ich beruflich
machen möchte, hat mir meine Mutter die Altenpflege
vorgeschlagen. Zuerst fand ich die Idee
furchtbar. Aber dann habe ich ein Praktikum in einer
Altenpflegeeinrichtung gemacht, und was soll
ich sagen: Es hat mir so gefallen, dass ich mich
schon nach der ersten Woche direkt für einen
Ausbildungsplatz beworben habe. In dieser Einrichtung
arbeite ich bis heute.
Janin: Ich bin auch über Umwege zu meinem Job
gekommen. Ich wollte schon immer Medizin studieren.
Weil das aber nicht sofort geklappt hat
musste Plan B her. Die OTA ist für mich der Beruf,
der am nächsten an den Arzt herankommt. Diese
Entscheidung habe ich nie bereut. Mittlerweile
studiere ich Medizin und arbeite noch nebenbei.
mediakompakt: Viele Menschen haben das Virus
anfangs unterschätzt. Wann habt Ihr zum ersten
Mal von Corona gehört?
Robin: Im Winter, als in den Medien viel von China
berichtet wurde. Ich habe mich stark damit
auseinandergesetzt was in anderen Ländern auf
der Welt passiert. Dadurch hatte ich schon die Befürchtung,
dass das Virus auch nach Deutschland
kommen könnte. Aber ich habe natürlich gehofft,
dass es nicht so weit kommt.
Janin: Bei mir war es Anfang des Jahres. Aber wirklich
ernst genommen habe ich die Situation erst,
als wir in Deutschland mit den Folgen konfrontiert
waren.
mediakompakt: Die Corona-Maßnahmen haben
alle Bereiche des Lebens eingeschränkt. Wie hat
sich Euer Alltag verändert?
07/ 2020 EARTH 5
Robin: Wir hatten extremes Glück. In meiner Einrichtung
gab es bisher keinen Corona-Fall. Wir
haben früh genug reagiert und für Besucher
geschlossen. Wir Pflegekräfte müssen Mund-
Nasen-Schutz tragen, wenn wir uns einem
Bewohner oder einer Bewohnerin nähern. Ansonsten
gibt es kaum große Veränderungen. Manche
leiden allerdings unter den Besuchsverboten.
Das hängt immer vom Verhältnis zu den Angehörigen
ab. Einigen von ihnen geht es besser als vorher,
manchen ist langweilig,
wieder andere verfallen
in starke Depressionen. Insgesamt
ist die Stimmung
gedrückt. Wir versuchen
das aufzulockern.
Janin: Bei uns gab es erhebliche
Veränderungen. Der
Aufwachbereich wurde zur Beatmungsstation
umfunktioniert. Unser OP-Programm musste
stark reduziert werden, eigentlich wurden nur
noch Notfälle operiert. Manche aus dem Personal
wurden auf Station versetzt. Eine meiner Freundinnen
ist Krankenpflegerin auf einer Covid-
Station. Sie hat schon vor dem Lockdown alle
Kontakte zu Familie und Freunden gemieden, aus
Angst, das Virus zu übertragen. Außerdem hat sie
viel mehr Überstunden leisten müssen als sonst,
weil der Bedarf an Pflegekräften groß ist. Für mich
waren die Veränderungen nicht so drastisch. Aber
natürlich weit weg von der Normalität.
„Auf einmal ist man
systemrelevant.“
Robin G.
und man muss sich mit ganz neuen Problemen
auseinandersetzen. Dass die Leute sich wehrten,
kann ich nachvollziehen. Andererseits beruhten
die Demos, die da stattfanden, meistens nicht auf
wirklichen Argumenten, sondern auf Verschwörungstheorien.
Das kann ich nicht verstehen.
mediakompakt: Durch die Pandemie ist die Pflege in
den Fokus der Menschen gerückt. Denkt Ihr,
dadurch wird es nachhaltige Veränderungen in
eurer Branche geben?
Robin: Das glaube ich nicht.
Wir haben schon oft versucht,
etwas zu bewegen. Bis
jetzt kam nie viel dabei
heraus. Auch durch Corona
wird sich nicht viel ändern.
Auf einmal ist man systemrelevant,
aber ich denke nicht, dass das der Branche
hilft.
Janin: Ich befürchte, die Diskussion wird wie eine
Seifenblase zerplatzen. Es gab häufiger Krisen,
langfristig hat das nie etwas geändert. Dafür ist die
ganze Sache vielleicht zu glimpflich abgelaufen.
Zum Glück war es so. Um für die Pflegebranche
wirklich etwas zu verändern, war der Knall nicht
groß genug. Das Problem der Pflege ist, dass das
System funktioniert. Auch mit wenig Personal, geringem
Gehalt und vielen Betroffenen. Oft versorgt
eine einzige Pflegekraft mehr als 20 Kranke.
Das ist eine hohe körperliche und emotionale Belastung.
Viele von uns geben alles für ihren Job.
mediakompakt: Durch Corona sind zu den Herausforderungen
für Pflegekräfte weitere hinzugekommen.
Ist Euer Beruf dennoch Euer Traumjob?
Robin: Auf jeden Fall. Das ist der einzige Job, den
ich machen will. Dieser Beruf ist so abwechslungsreich
und gibt einem unglaublich viel zurück.
Man ist nicht nur für die Körperpflege da, das ist
eher Nebensache. Du bist so vieles für die Menschen,
mit denen du arbeitest: Gesprächspartner,
halb Arzt, halb Psychologe. Du kriegst die Liebe,
die du gibst, wieder zurück, das ist ein schönes Gefühl.
Daran hat Corona nichts geändert.
Janin: Für mich ist es schwierig von einem Traumjob
zu sprechen. Ich habe mich ja für das Medizinstudium
entschieden, weil ich Ärztin werden
möchte. Also werde ich den Beruf früher oder später
hinter mir lassen. Trotzdem macht er mir
immer noch Spaß. Daran hat auch die Corona-
Krise nichts geändert.
mediakompakt: Ihr habt jeden Tag mit Menschen
zu tun, die das Virus in sich tragen könnten. Habt
Ihr Angst, Euch zu infizieren?
Robin: Vor dem Virus an sich habe ich keine Angst.
Eher davor unbewusst andere anzustecken. Aber
das ist in meinem Beruf eigentlich bei allen Krankheiten
der Fall. Ich könnte eine gewöhnliche
Grippe haben und Bewohner anstecken, die dann
möglicherweise sterben. Darauf muss man natürlich
achten, aber ebenso lernen, damit umzugehen.
Sonst geht man selbst daran kaputt.
Janin: Bei mir ist das genauso. Angst habe ich keine,
weil das eben Berufsrisiko ist. Es gibt ja auch
andere Infektionskrankheiten. Gerade im OP hast
du oft Patienten auf dem Tisch, bei denen sich erst
im Nachhinein herausstellt, dass sie Hepatitis
oder HIV hatten. Wenn du in dem Beruf arbeitest,
nimmst du das hin. Aber natürlich habe ich
Bedenken, dass ich das Virus auf andere Leute
übertragen könnte, die zur Risikogruppe gehören.
mediakompakt: Viele haben sich durch die Regeln
eingeschränkt gefühlt und sind für Lockerungen
auf die Straße gegangen. Versteht Ihr das?
Robin: Ich kann beide Seiten verstehen. Freiheit ist
das größte Gut des Menschen. Darum ist es klar,
dass man sich wehrt, wenn diese Freiheit plötzlich
eingeschränkt wird. Die Situation war ja sehr verunsichernd
und viele hatten plötzlich große
finanzielle Sorgen. Aber es ist schwierig im Nachhinein
zu sagen, dass der Lockdown übertrieben
war. Wer weiß, wie sich die Sache entwickelt
hätte, wenn wir anders gehandelt hätten.
Janin: Ich sehe das genauso. Die Verbote kamen ja
von heute auf morgen und wurden teilweise nicht
richtig begründet. Plötzlich ist die Freiheit weg,
Bild: Sasin Tipchai
6 EARTH
mediakompakt
Hacker – vereint euch!
Im größten Hackathon aller Zeiten wurden Lösungen zur Bekämpfung
der Corona-Pandemie gefunden. Zwei erfolgreiche
Teams gewähren einen Einblick in ihr Projekt und ihren Ausblick
auf „Morgen“. Darunter ein Student der Hochschule der Medien.
VON MAJA RUBINSTEIN
An einem März-Wochenende, innerhalb
von nur 48 Stunden, haben
mehr als 28 000 Menschen aus ganz
Deutschland 1500 technische Lösungen
gegen die Corona-Krise und deren
Folgen entwickelt. Das alles fand im Rahmen des
größten Hackathons aller Zeiten statt. Der
#WirVsVirus Hackathon wurde von der Bundesregierung
und dem Digitalrat unterstützt und bot
allen Teilnehmern technische und organisatorische
Unterstützung, wie auch ein Umsetzungsprogramm
für die 150 besten Teams. Direkt unter
den ersten 20 Gewinnerteams, die von dem Jury-
Auswahlprozess als besonders relevant und
vielversprechend bewertet wurden, ist das Machbarschaftsteam.
Machbarschaft hat eine App entwickelt, die es
hilfsbedürftigen Menschen erleichtern soll, Unterstützung
bei den täglichen Besorgungen zu bekommen.
Nach einem Telefonat mit dem eigens
dafür entwickelten Bot, stellt dieser Aufträge mit
Einkaufslisten in die App. Die Aufträge können
anschließend von den App-Nutzern, die ihren
Nachbarn etwas Gutes tun wollen, übernommen
werden. Die durch die Corona-Pandemie drastischer
gewordene Versorgungsnotlage soll somit
bekämpft werden.
Das bereits 50-köpfige Team, Tendenz steigend,
arbeitet seit dem Hackathon täglich an der
Weiterentwicklung, um die App so schnell wie
möglich der Allgemeinheit zur Verfügung stellen
zu können. Lisa Davidenko (22) ist für das Content
Marketing zuständig,
beim Fundraising tätig und
sieht in dem großen Zeitaufwand
kein Problem. „Weil das
(virtuelle) Arbeiten im Team
Spaß macht und ein guter
Zweck dahintersteckt.“ Jedoch
muss man bedenken, die
meisten Mitglieder arbeiten
Vollzeit und haben weitere
Verpflichtungen. Außerdem
war die Unterstützung der
Bundesregierung in den ersten
drei Monaten lediglich auf Know-How und Experten-Vermittlung
beschränkt, bis endlich im Juni
die ersten finanziellen Hilfen kamen. Um Hotline-Kosten
und Marketing-Kampagnen finanzieren
zu können, musste das Fundraising-Team
andere Wege finden.
An Dang (24), Wirtschaftsinformatik-Absolvent
der Hochschule der Medien, hat ebenfalls
während des Hackathons die Initiative ergriffen.
Mit seiner Gruppe hat er eine Homepage entwickelt,
die Fake-News entlarven soll. Wohlgemerkt
– parallel zu seiner Master-Thesis. Für ihn war die
Teilnahme am größten Hackathon aller Zeiten
eine angenehme Abwechslung zur Thesis. Die
Entwicklung soll vor allem die „Infodemie“ bekämpfen
und auch nach Corona Menschen vor
falschen Nachrichten beschützen. Außerdem hat
die Arbeit des Teams einen Datensatz an deutschen
Fake-News erstellt, der für zukünftige
Grundlagenforschungen von
großem Nutzen sein könnte.
Auch wenn das Corona-
Faktencheck-Team nicht Teil
des Umsetzungsprogramms
geworden ist, konnten sie
durch den Hackathon eine
Reichweite aufbauen, Kontakte
knüpfen und die Unterstützung
des IBM-Startup-Programms
sowie weiteren
Unternehmen sichern. „Für
uns steht fest, dass wir dieses
Herzensprojekt weiterführen möchten, um das
Bewusstsein über die Corona-Zeit hinaus für Fakenews
zu schärfen“, sagt An Dang. Durch das Studium
an der HdM habe er sich für das Projekt gewappnet
gefühlt. Vor allem eines habe ihm das
Studium gelehrt: Initiative ergreifen!
Dank Machbarschaft, Faktencheck und den
anderen 1498 Errungenschaften des Hackathons
kann mit einem positiven Blick auf Morgen und
auf das Ende der Pandemie geschaut werden. Lisa
von Machbarschaft sieht sogar positive Folgen der
Krise: „Ich glaube, dass wir gerade mit Corona die
Chance bekommen haben in uns zu gehen und
gelernt haben zu verstehen, was dann doch das
Wichtigste im Leben ist. In dem Fall Zusammenhalt,
Gesundheit und Respekt für andere Leute
und andere Situationen. Ich glaube, oder ich hoffe,
dass wir in Zukunft die Chance bekommen das
auch weiter anzuwenden.“
Bild: Vuong Ngo, privat
07/ 2020 EARTH 7
Europas grüne Zukunft
Bild: Unsplash
Um 17 Uhr komme ich nach der Arbeit zu Hause an und will erst mal frische Luft in die
Wohnung lassen. Doch wenn ich das Fenster meines WG-Zimmers in Stuttgart öffnen
will, kommt mir nur eine Abgaswolke entgegen: Mal wieder schlechte Luft.
VON ALINA KLINGEL
In der Stadt zu wohnen hat viele Vorteile,
aber auch einen großen Nachteil: Die Luft
wird immer dicker. Zu viel Verkehr und Produktionsanlagen
führen zu schlechter Luft
und hohen Emissionen an CO 2
. Die sind
nicht nur für die Stadtbewohner eine tägliche Belastung,
sondern schaden auch unserem Klima.
Viele Städte sind deswegen schon in sogenannten
Smart City Projekten involviert. Das Ziel eines
Smart City Konzept ist es die Zukunft und das Zusammenleben
einer Stadt nachhaltig und energieeffizient
zu gestalten und vor allem auch
CO 2
-neutral zu werden. Bei Smart City Konzepten
kommt es insbesondere darauf an, die richtige
technologische Infrastruktur zu schaffen.
So können zum Beispiel öffentliche Ressourcen
besser verteilt oder regenerative Energiequellen
in der Stadt installiert werden. Dabei werden
Smart City Konzepte schon heute in vielen Städten
umgesetzt: Kleine Schritte, wie zum Beispiel
die VVS App in Stuttgart, die die Nutzung von öffentlichen
Verkehrsmitteln einfacher machen,
zählen schon dazu. Auch Car-Sharing oder E-Bike
Ladestationen tragen jetzt schon dazu bei, Stuttgart
und viele andere Städte Schritt für Schritt
smarter und damit nachhaltiger zu machen.
Um Smart City Projekte europaweit voranzubringen
gibt es die Initiative „Smart Cities and
Communities“ des Horizont 2020 Rahmenprogramms
der Europäischen Union für Forschung
und Innovation. Sie bietet den Städten, die zu
einer Smart City werden wollen die Möglichkeit,
finanzielle Unterstützung zu bekommen und
neue Erkenntnisse in einem europaweitem Netzwerk
zu teilen. Im Prinzip kann jede Stadt zu einer
Smart City werden, solange sie sich mit dem Thema
CO 2
-Reduzierung auseinandersetzt. Damit
macht die Europäische Kommission einen großen
Schritt in Richtung Zukunft und Nachhaltigkeit.
Das sagt Dr. Bettina Remmele, Project Manager
Communication in Smart Cities and Communities,
vom Steinbeis-Europa Zentrum: Es sei auf
jeden Fall ein wichtiger Schritt und auch von der
EU eine der Antworten auf den Klimawandel.
Städte wie Sonderborg in Dänemark zeigen,
dass es für eine Stadt möglich ist CO 2
-neutral zu
werden. Mit klimafreundlichen Innovationen
und Projekten, wie zum Beispiel mehr E-Mobilität,
Solaranlagen auf Hochhäusern und das aktive
Einbeziehen der Einwohner in die Stadtplanung
verfolgt die Hafenstadt das Ziel bis 2029 komplett
CO 2
-neutral zu sein.
Smart City Konzepte sind aber weit mehr als
nur technologische Fortschritte: In einer Smart
City stehen wir, die Menschen, im Vordergrund.
Denn in einer Stadt, wo meine Interessen und
Wünsche wahrgenommen und umgesetzt werden,
lebe ich auch gerne. Deswegen ist es wichtig,
Anwohner und Vertreter einzelner Interessensgruppen
früh in die Entscheidungsprozesse der
Stadtplanung mit einzubeziehen. Denn Lebensqualität
und Klimaschutz geht uns alle etwas an.
Und mit Smart City Konzepten als eine digitale
Lösung für Herausforderungen wie den Klimawandel
können wir alle dazu beitragen, dass unsere
Zukunft in den europäischen Städten eine
grüne ist.
Info
Bereits sechs deutsche Städte sind Teil der europäischen
Smart City Community: Köln,
Dresden, München, Leipzig, Hamburg und
Essen setzen bereits Smart City Konzepte in
einzelnen Stadtteilen um. Ob auch Stuttgart
bald eine Smart City wird?
8 EARTH
mediakompakt
Wie die Welt zusammenrückt
Menschen aus aller Welt berichten
von ihren Erfahrungen
während Corona und von ihren
Hoffnungen für die Zeit
danach. Wie geht es weiter,
wie sieht unser Morgen aus?
Momentaufnahmen aus einer
Phase, die wir alle niemals
vergessen werden.
VON TABEA WIESNER
Einmal „Play“ drücken bitte! Nach den
vergangenen Monaten wünschen wir
uns alle nichts sehnlicher, als das
jemand wieder auf die Play-Taste unseres
Lebens drückt. Die vergangenen
Monate mit Corona waren nicht einfach und leider
ist auch deutlich, dass wir nicht so schnell zu
dem Vor-Corona Zustand zurückkehren. Von
einem auf den anderen Tag stand plötzlich alles
still. Es entstand ein Gefühl von reinem Abwarten
und eines Stopps im Leben. Alles kam zu einem
Stillstand. Doch nicht nur Deutschland ist von
dieser Situation betroffen, sondern es handelt sich
um eine weltweite Krise, in der Länder rund um
den Erdball mit dem Virus kämpfen.
Das Gefühl des Stillstands teilen viele Menschen,
über den Globus verteilt. Egal ob USA, Schweden
oder Australien, für viele Menschen fühlte es sich
an, als würde das Leben im Wartezimmer sitzen
und auf seinen Aufruf warten. Wir alle warten darauf,
dass wir wieder anfangen dürfen, unsere Sozialkontakte
zu pflegen, Pläne für die Zukunft zu
machen oder einfach nur nicht bei einem Husten
gleich an Corona zu denken.
Ich habe hierzu mit Menschen aus den USA, Italien,
Kanada, Schweden, der Schweiz und Australien
gesprochen. Es sind Momentaufnahmen,
Aussagen, die ganz persönlich geprägt sind und
doch bei einigen auch als allgemeingültig gelten
können.
Besonders in Erinnerung blieb die Aussage von Julian
aus Kanada, welcher die Lage in seinem Land
wie folgt beschreibt: „Wie ein kleiner Schnitt, der
stark blutet. Sieht schlimm aus am Anfang, wird
aber trotzdem nicht ernst genommen.“ Dies spiegelt
das Gefühl, der Unterschätzung des Problems
wider. Es wird eine Situation beschrieben, in der
nicht nur die Regierung, sondern auch die Bevölkerung
das Virus unterschätzt hat und den kleinen
Schnitt besser direkt verarztet hätte.
Doch nicht nur in Kanada ist die Lage unterschätzt
worden. Beim Nachbarn USA treten dieses
und noch ganz andere Probleme auf. Hier fühlen
sich die Menschen von der Regierung im Stich
gelassen. Georgette beschreibt es so: „Gelehrte
Menschen geben Ratschläge und Empfehlungen,
und der Präsident hört nicht zu und kreiert
dadurch Chaos.“
Bild: Unsplash
07/ 2020 EARTH 9
Bild: Unsplash
Während der Krise haben viele Menschen Enttäuschung
empfunden und waren doch realistisch.
Es fällt den Menschen auf, wie viel Glück sie
selbst eigentlich haben, während es andere in
dieser Krise viel schlimmer getroffen hat. Viele
Veranstaltungen mögen abgesagt sein und das
Leben findet hauptsächlich zuhause statt, aber sie
haben ein Zuhause und sie sind gesund. Natürlich
entsteht in so einer schwierigen Zeit auch viel
Frust. Die Maßnahmen sind zwar nachvollziehbar
und nötig, trotzdem ist es legitim verpassten
Chancen hinterher zu trauern.
Es ist ein Mischmasch der Gefühle. Angst,
Familienmitglieder anzustecken, die der Risikogruppe
angehören. Erleichterung, einen eigenen
Garten zu haben. Enttäuschung über abgesagte
Veranstaltungen. Freude an den kleinen Erfolgen
und Dingen des Tages. Unsicherheit darüber, wie
es morgen weitergehen mag.
Die meisten der Befragten konnten das Gefühl
einer Pause nachvollziehen, und dies meist nicht
in einem positiven Sinne. Ein Gefühl der Verlorenheit
und des Abwartens, welches sich mit der
Angst vor dem Virus gemischt hat. Auch wenn der
ein oder andere von der Arbeit oder anderen Verpflichtungen
abgelenkt wird, fehlen dennoch die
Sozialkontakte und die tägliche Routine. Diese
hat sich nämlich bei fast der Hälfte der Befragten
komplett verändert. Corona hat ihr Leben auf den
Kopf gestellt, und neue Herausforderungen standen
vor der Tür.
Es war aber auch eine Zeit voller Reflexionen.
Ein Großteil der Befragten gab an, dass sie etwas
Neues über sich selbst gelernt haben. Hierbei gibt
es positive, sowie negative Erkenntnisse. Es fällt
auf, wie gut jeder doch alleine klarkommt und
andererseits aber auch, wie wichtig ein Sozialleben
ist. Es werden kreative Wege gefunden, die
Zeit zu Hause zu verbringen, wie zum Beispiel
durch Nähen, Kochen und Sport. Doch nicht für
alle waren diese Wochen eine reine Zeit der
Erkenntnis: Alleinerziehende Mütter haben beispielsweise
ganz neue Probleme erfahren.
„Als Mutter, war diese Zeit besonders schwer,
man merkt der ganze Haushalt verlässt sich auf
dich. Viel mehr, jetzt mit allen Mitgliedern des
Haushalts, die alle zu Hause sind. Es ist eine
schwere Zeit, ich habe gelernt mir jeden Tag ein
wenig Zeit für mich zu nehmen und diese zu genießen.“
(Georgette)
Diese Zeit hat unter anderem die Zukunftsplanung
auf den Kopf gestellt. Alles was geplant war,
ist jetzt abgesagt. So
„Gelehrte Menschen geben Ratschläge
und Empfehlungen,der Präsident
hört nicht zu und kreiert Chaos.“
richtig traut sich
niemand Pläne für
die Zukunft zu
schmieden. Besonders
schlimm erwischt
hat es ein
paar kanadische
Studenten. Sie sollten eigentlich ihr Auslands
semester in Stuttgart an der Hochschule der
Medien verbringen. Doch wegen Corona mussten
sie leider nach nur zwei Wochen ihr Abenteuer
abbrechen und Deutschland wieder verlassen.
Ihre Auslandserfahrung wurde abgekürzt, sie verpassten
all die wundervollen Erfahrungen, die ihr
Aufenthalt mit sich gebracht hätte.
Was die Sommerpläne anbelangt, geht es vielen
so, dass sie erst mal gar keine Pläne gemacht
haben und die Lage abwarten wollen. Niemand
möchte voreilig handeln. Es ist die Rede von „ruhigen“
Sommerplänen. Vielleicht mit den Nachbarn
campen gehen oder im Sommerhaus am
Strand entspannen oder Spaziergänge durch die
Nachbarschaft machen. Außerdem spielen sich
die meisten Pläne im eigenen Land ab. Da fühlt
man sich sicher. Denn wer weiß, wie sicher beispielsweise
die öffentlichen Toiletten sind.
Wenn über die Zukunft gesprochen wird, fällt
häufig der Satz: „wenn alles wieder normal ist“
oder „nach Corona“. Verständlicherweise
wünscht sich ein Großteil der Menschen auf der
Welt das Leben vor Corona zurück. Wir mussten
alle unsere Leben stark einschränken. Doch es gibt
auch Hoffnung auf einen Neustart. Hoffnung,
dass wir alle etwas aus dieser „besonderen“ Zeit
gelernt haben. Das wir in ein besseres Leben starten.
Wir freundlicher, rücksichtsvoller und offener
miteinander umgehen. Die Schönheit, direkt
vor unserer Nase entdecken und dafür nicht ans
andere Ende der Welt rennen müssen.
„Das wir als Gesellschaft realisieren, dass wir
alle gleich sind und viele unserer großen Probleme
dieselben sind, egal welcher Kultur, Sprache
oder Ideologie man angehört.“ (Danielle)
Keiner kann sagen, wie es morgen weitergeht.
Wir können alle nur auf eine bessere Zukunft hoffen
und unser Bestes geben dazu beizutragen.
Zahlen und Fakten
78 Prozent der Befragten gaben an, dass sie
kreativer waren, und 57 % waren aktiver und
haben mehr Sport getrieben.
70 Prozent fühlen sich von der Situation
überfordert, jedoch fühlen sich 80% trotzdem
gut informiert.
56 Prozent gaben an, dass sich durch Corona
ihr Leben komplett verändert hat.
83 Prozent glauben daran, dass bald alles wieder
in Ordnung sein wird.
10 HOME
mediakompakt
Bild: Pexels
Wir im Homeoffice
7.15 Uhr. Für das Frühstück bin ich wieder zu spät dran. Nicht
schlimm. Ich schmiere ein Brot, mache einen Kaffee und gehe
mit Teller und Tasse beladen an den Schreibtisch. Laptop starten
und los gehts: Tag 75 im Homeoffice.
VON SASKIA IRBLICH
Homeoffice und mobiles Arbeiten erleben
seit dem Beginn der Corona-
Pandemie einen regelrechten
Boom. Durch die Krise hat sich gezeigt,
dass sich unsere Arbeitswelt
gewandelt hat. Heute muss sie flexibel, mobil und
auch virtuell sein. Schon vor der Corona-Zeit gab
es einige Unternehmen, die ihren Mitarbeitern
mobiles Arbeiten ermöglichten. Oft wurde das
nur genehmigt, wenn der Weg ins Büro besonders
lang war; viele Firmen boten es gar nicht erst an.
So berichtete eine Freundin, sie habe vor der
Corona-Krise nie die Möglichkeit gehabt, von zuhause
aus zu arbeiten. Als es immer mehr Covid-
Infizierte gab, sei sofort ein Laptop und ein
Geschäftshandy zur Verfügung gestellt worden.
Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
(IAB) boten 2019 lediglich ein Viertel der
deutschen Unternehmen mobiles Arbeiten und
Homeoffice an. Kein Wunder also, dass Probleme
durch die verstärkte Homeoffice-Nutzung auftraten.
Die Infrastruktur war auf diesen Boom nicht
vorbereitet, was zu einer kompletten Überlastung
des Netzes führte. Durch die Corona-Beschränkungen
und Maßnahmen verbrachten viele Menschen
ihre neugewonnene Freizeit im Internet.
Besonders schlimm wurde es als die Online-Vorlesungen
der Hochschulen und Universitäten starteten.
Streaming-Anbieter wie Netflix reduzierten
ihre Übertragungsqualität, um das Netz nicht
noch mehr zu belasten. Zur generellen Überlastung
kam noch hinzu, dass nicht jeder Zugang zu
einer stabilen Datenverbindung hat. Dies ist oft in
kleinen Orten und Gemeinden der Fall, in denen
die Internetverbindung veraltet und noch nicht
den heutigen Standards angepasst ist.
Für alle, die mobil arbeiten können, bringt es
klare Vorteile. Die Fahrt zur Arbeit fällt weg, so
steht mehr Zeit für Haushalt, Familie und Freizeit
zur Verfügung. Durch den Einsatz von Video- und
Telefonkonferenzen statt kostspieliger Geschäftsreisen
spart der Arbeitgeber Kosten. Ist das Homeoffice
gut eingerichtet, können sich viele
Menschen besser konzentrieren und sind produktiver,
da sie weniger Ablenkungen ausgesetzt sind.
Kollegen, die einfach mal im Büro vorbeischauen
oder Gespräche, die zwischendurch geführt werden,
gibt es nicht.
Die Arbeit von zuhause aus hat jedoch nicht
nur Vorteile. Ablenkungen durch das Smartphone,
den Haushalt oder die Familie lauern überall.
Vor allem mit kleinen Kindern stellt das eine große
Herausforderung dar. Es erfordert Disziplin im
Homeoffice zu arbeiten. Um sich besser konzentrieren
zu können, legen manche mehrere Pausen
ein, gehen spazieren oder legen Wäsche zusammen.
Da sie trotzdem ihre acht Stunden am Tag
arbeiten müssen, verschiebt sich der ganze Tag
nach hinten und nach Feierabend bleibt kaum
mehr Freizeit.
Homeoffice wird dennoch immer beliebter.
Vielen ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
wichtig. Da so mehr Zeit zuhause verbracht werden
kann, scheint das eine gute Lösung zu sein.
Vor allem die jüngere Generation hat höhere Ansprüche
an die Arbeitswelt und achtet bei der
Berufswahl nicht mehr nur auf Bezahlung und
Aufstiegschancen, sondern auch darauf, ob mobiles
Arbeiten möglich ist.
In Zukunft wird es zwar nicht so sein, dass nur
noch im Homeoffice gearbeitet wird, jedoch hat
Corona gezeigt, dass es sowohl für Unternehmen
als auch Arbeitnehmer eine realistische Option
bleiben kann. Viele konnten erstmals von zuhause
arbeiten und möchten das gerne an ein bis zwei
Tagen die Woche beibehalten. Ob Unternehmen
die Vorteile des Homeoffice genauso sehen? Das
bleibt abzuwarten.
07/ 2020 HOME 11
Die Zukunft des Arbeitens
Kurzarbeit, Homeoffice, Hygienepläne: Die Art und Weise, wie wir arbeiten, hat sich
durch Corona in kurzer Zeit rasant verändert. Wie nachhaltig diese Veränderungen
sind, dürfte sich allerdings erst später zeigen.
VON CAROLINE OSTHOFF
Bild: Unsplash
Die Veränderungen, die Covid-19 mit
sich brachte, wirbelten den Alltag aller
Menschen in Deutschland durcheinander
– und brachten viele an
ihre Grenzen. Neben den Einschränkungen
im öffentlichen und privaten Bereich
sorgte Corona auch im Arbeitsleben der mehr als
44 Millionen berufstätigen Personen in Deutschland
für teils massive Unruhe.
Abhängig von Art der Tätigkeit und der Branche
mussten Arbeitnehmer mit vielen Neuerungen
seit März klarkommen. Viele Unternehmen
meldeten Kurzarbeit für ihre Mitarbeiter an, viele
Studentinnen und Studenten verloren ihre Nebenjobs.
Einige Branchen, wie das Hotelgewerbe
oder die Veranstaltungsbranche, mussten ihre
Arbeit komplett einstellen. Ein teils langsamer Re-
Start in einigen der betroffenen Wirtschaftszweige
lässt dennoch die Zukunft im Ungewissen.
Von einem Tag auf den anderen musste die Arbeitsorganisation
in vielen Unternehmen und Institutionen
neu gedacht werden. Wenn möglich
wurden Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt, was
viele vor die Herausforderung stellte, den Arbeitsalltag
neu zu strukturieren und Lösungen zu
finden um unter diesen Umständen effizient
arbeiten zu können.
Frage ich Freunde und Bekannte, die meisten
davon so privilegiert, dass sie zuhause im Homeoffice
bleiben können, klappt es mit der Arbeit
erstaunlich gut. Was fehlt, ist der zwischenmenschliche
Kontakt zu Kollegen und Kunden,
der informelle Austausch in Kaffeeküchen, bei
gemeinsamen Mittagessen oder Zufallsbegegnungen
auf dem Flur oder in der Parkgarage.
Die starken Einschnitte der vergangenen
Monate haben viel Neues angestoßen. Lara-Luise
Eder ist Psychologin und forscht an der TU Chemnitz
im Bereich Arbeits- und Wirtschaftspsychologie.
Für sie ist die neu geschaffene Gemeinsamkeit
eine der positiven Veränderungen durch Corona:
„An vielen Stellen konnte man, wie ich finde, immer
wieder einen großen Zusammenhalt unter
Mitarbeitern spüren, Führungskräfte erleben, die
mit viel Vertrauen und Wertschätzung agiert haben
und von Organisationen lernen, in denen
neue Teamkulturen und Ideen entstanden sind.“
Gezwungen durch eine globale Pandemie
wurde in den letzten Monaten in Deutschland
viel aufgeholt und eingeführt, was vorher jahrelang
nicht konsequent durchgesetzt wurde. Das
Arbeiten in einer digitalen und vernetzten Welt,
auch Arbeit 4.0 genannt, gilt als Modell der
Zukunft. Voraussetzung dafür ist eine konsequent
voranschreitende Digitalisierung in Unternehmen
und Institutionen, die bisher eher schleppend
vorangeht.
Laut dem „Digital Economy and Society Index“
(DESI) der europäischen Kommission, der digitalen
Fortschritt in der EU und ihren Mitgliedsstaaten
anhand bestimmter Indikatoren wie z.B.
Konnektivität und das Angebot digitaler öffentlicher
Dienste misst, belegt Deutschland nur einen
Platz im Mittelfeld. Corona hat für viele neue Ideen
und Ansätze gesorgt und einen langen aufgebauten
Investitionsstau aufgelöst. Die spannende
Frage ist, wie nachhaltig diese positiven Veränderungen
sein werden und ob eine konsequente
Weiterverfolgung dieser Konzepte auch nach Corona
stattfindet.
Was auffällt ist, dass es eine große Kluft gibt,
zwischen den Personen, die sicher von zuhause
aus arbeiten können und langfristig wahrscheinlich
von flexibleren Arbeitszeiten und besseren
Möglichkeiten des digitalen Arbeitens profitieren
werden, und Menschen, die häufig in sogenannten
systemrelevanten Berufen arbeiten. Sie können
oft nicht einfach ins sichere Homeoffice
wechseln. Alina Käfer forscht am Fraunhoferinstitut
in Stuttgart zum Thema Zukunft der Büroarbeit.
Sie ist sicher, dass diese Spaltung sich weiter
verschärfen wird.
Genaue Prognosen, wie sich die Arbeitswelt
nach Corona gewandelt haben wird, lassen sich
noch nicht treffen. Der Ausnahmezustand dauert
in weiten Teilen der Wirtschaft an. Bisher ist nicht
abzusehen wann die Bedrohung durch das Virus
unter Kontrolle sein wird. Nachdem Pandemie
und die daraus resultierende ökonomische Krise
überwunden sind, wird sich zeigen, wie zukunftsfähig
diese Entwicklungen in Deutschland sein
werden und ob die unter Druck gestalteten Konzepte
und Arrangements sich als Dauerlösungen
eignen. Klar ist allerdings, dass die Veränderungen
der Arbeitswelt mit den gesellschaftlichen
Veränderungen durch das Virus Hand in Hand gehen
und unsere Lebenswirklichkeit eine andere
sein wird als davor.
12 PEOPLE
mediakompakt
Bild: unsplash
07/ 2020 PEOPLE 13
Die Ritter kämpfen sich
zurück aufs Spielfeld
Sport und Corona? Nach dem
abrupten Saisonabbruch der
Zweiten Basketball-Bundesliga
wegen der Pandemie stehen
die Kirchheim Knights bei der
Planung der neuen Saison vor
großen Herausforderungen.
Wie gehen die Basketballer
aus Kirchheim damit um?
VON CAROLIN SCHEU
Der 8. März 2020 wird den Basketballern
der Kirchheim Knights sicher
lange in Erinnerung bleiben. Grund
dafür ist allerdings nicht das Auswärtsspiel
gegen die Niners Chemnitz,
in dem sich das Team nach zwei nervenaufreibenden
Verlängerungen gegen den Tabellenführer
geschlagen geben musste. Nein, an diesem
Tag sollte das für sie letzte Basketballspiel in der
Saison 2019/20 stattfinden. Nur drei Tage später
musste sich die Pro A, die zweite deutsche Liga im
Basketball, aufgrund der Corona-Pandemie dazu
entschieden, die aktuelle Saison zu unterbrechen.
Am 17. März folgte die Entscheidung zum endgültigen
Saisonabbruch.
Die Erste Basketball-Bundesliga hat sich für
einen anderen Weg entscheiden und führt die
Saison ab dem 6. Juni weiter fort. In einem Turniermodus
mit zehn Teams wurde um den Meistertitel
gespielt - unter strengen Hygienevorgaben
und ohne Zuschauer. Für die Kirchheim Knights
und die restlichen Teams der Liga zwei sind Geisterspiele
aber kein Thema. Viele Clubs sind zu
stark von Zuschauereinnahmen abhängig, um
ohne Publikum spielen zu können. Für den Verein
aus Kirchheim ist das Spielen ohne Zuschauer
nicht nur eine Geldfrage. „Wir spielen in erster Linie
für die Fans“, sagt Knights-Geschäftsführerin
Bettina Schmauder im Gespräch mit Geschäftsführer
Christoph Schmidt und Hallensprecher
Daniel Zirn. So würden Geisterspiele dem Verein
nicht nur finanzielle Probleme bescheren, auch
die Atmosphäre in der Halle leide darunter. Diese
Entscheidung wird auch von den Fans bestärkt.
Die Spiele nicht live miterleben, sondern nur vor
dem Fernsehen mit seinem Team mitfiebern zu
können, sei nicht dasselbe. „Die Emotionen und
die Stimmung in der Halle sind durch nichts zu
ersetzen“, sagen die Anhänger. Das „Erlebnis Basketball“
kann, ihrer Meinung nach, nur mit Zuschauern
in der Halle stattfinden.
Das Ziel der Liga für die neue Saison sind
Begegnungen mit Publikum. Ob und in welcher
Form das bis zum regulären Saisonstart Mitte September
möglich ist, kann im Moment niemand
genau sagen. Deshalb wird von der Liga und den
Vereinen an Alternativplänen für eine Verschiebung
der Saison gearbeitet.
Für die Knights ist der Saisonstart nur einer
von vielen ungewissen Faktoren bei der Planung
der neuen Saison. Auch die Planungsunsicherheit
bezüglich des Sponsorings erschwert die Vorbereitungen.
Genau in dem Zeitfenster, in dem die
Knights normalerweise auf Sponsorensuche
gehen, hat die Corona-Krise das alltägliche Leben
und die Wirtschaft lahmgelegt. Von einigen
Sponsoren haben die Kirchheimer deshalb noch
keine Rückmeldung oder eine Absage für die neue
Saison bekommen. Viele Unternehmen wissen
selbst noch nicht, welche Auswirkungen die Pandemie
auf ihre wirtschaftliche Lage hat. Das Sponsoring
eines Sportvereins hat dann nicht oberste
Priorität. Die Knights haben dafür Verständnis.
Die Freude über positive
Rückmeldungen ist aber
umso größer. Trotz der Unterstützung
müssen die
Kirchheim Knights mit
Einnahmeverlust von voraussichtlich
20 Prozent
rechnen. Gelder zu verplanen,
bevor sie dem Team zur Verfügung gestellt
werden, ist für die Kirchheimer keine Option. Das
bestätigte Christoph Schmidt gegenüber der Zeitung
„Teckbote“ und weist dabei auch auf die
Verantwortung der Geschäftsführung gegenüber
dem Verein und den Angestellten hin. Im Vergleich
zu manch anderem Liga-Konkurrenten
seien die Knights außerdem darin geübt mit kleinerem
Budget zu rechnen, verrät der Geschäftsführer
in einem Interview mit Markus Bosch.
Trotz dieser Erfahrung haben die unerwarteten
Einnahmeverluste auch Einfluss auf den Spieleretat
des Vereins. Die Knights müssen dabei mit
einer Reduzierung von 25 bis 30 Prozent rechnen.
Das hat zu der Entscheidung geführt, nur zehn anstatt
den ursprünglich elf Spieler für die neue Saison
unter Vertrag zu nehmen. So wollen die
Kirchheimer die Qualität ihres Teams gewährleisten.
Die neuen Spieler der Knights können sich in
dieser Konstellation auf mehr Verantwortung und
eine größere Rolle im Team freuen. Mehr Spielminuten
bergen allerdings auch ein höheres Verletzungsrisiko
bei den Basketballern.
Die Kirchheimer konnten trotzdem einige
Spieler für das Team gewinnen. Bei der Verpflichtung
neuer Spieler müssen die Knights aber mit
unvorhersehbaren Veränderungen auf dem Spielermarkt
rechnen. Vor allem der Markt in den USA
ist noch sehr ungewiss. Deshalb pausiert der Ver-
„Wir spielen in
erster Linie für die
Zuschauer.“
ein vorerst mit der Verpflichtung von amerikanischen
Spielern. Christoph Schmidt sieht darin allerdings
den Vorteil, dass bis zur Verpflichtung
die eigene finanzielle Situation vielleicht etwas
klarer ist. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie
für seinen Club zeigen sich nicht nur in der
kommenden Saison, sondern werden auch in den
darauffolgenden Jahren ein Thema sein. So
werden im Moment keine mehrjährigen Spielerverträge
mehr ausgestellt, da die Ungewissheit für
die kommenden Jahre zu groß ist.
Neben dem Profikader liegt den Kirchheim
Knights besonders ihre Kinder- und Jugendarbeit
am Herzen. Deshalb soll auch dieser Vereinsbereich
trotz der schwierigen finanziellen Situation
weiter gefördert werden. Um diesen Herzenswunsch
finanzieren zu können, haben die Kirchheimer
Ende Mai die Aktion „Kirchheimer
Basketball Helden“ ins Leben gerufen. Dort können
Fans bis Mitte Juli Special-Events oder Erinnerungsstücke
aus den letzten Jahren kaufen und
durch den Kauf zum „Kirchheimer Basketball
Held“ werden. So steht beispielsweise
die Teilnahme
an einem Grillabend mit
dem gesamten Team oder
eine Cabrio-Fahrt zu einem
Auswärtsspiel zum Verkauf.
Die gesamten Einnahmen
werden zur Förderung der
Jugendarbeit eingesetzt. Außerdem soll damit ein
kostenfreies Basketball-Camp für Kinder von
Eltern, die in der Corona-Krise besonders belastet
waren, finanziell gefördert werden.
Die Knights blicken trotz aller Schwierigkeiten
bei der Saisonplanung recht positiv in die Zukunft.
Laut Christoph Schmidt befinden sich die
Kirchheimer im Team-Vergleich der Pro A in einer
vergleichsweise guten Situation. Als sportliches
Ziel für die nächste Saison hofft die Mannschaft
trotz der außergewöhnlichen Saison auf den
Sprung in die Playoffs. Nach der Hauptrunde wollen
sie zu den besten acht Teams der Liga gehören,
um die Meisterschaft und den Aufstieg in die erste
Liga spielen. Auch die Fans freuen sich auf die
neue Saison und spannende Basketballspiele ihres
Teams vor heimischer Kulisse.
Kirchheim Knights
Die Kirchheim Knights sind ein Basketballverein
aus Kirchheim unter Teck. Aktuell
spielt der Profikader der Kirchheimer in der
Barmer Pro A, der zweithöchsten Basketball-
Bundesliga der Herren in Deutschland.
Weitere Infos unter: www.kirchheim-knights.de
14 PEOPLE
mediakompakt
Sport
vor
Ort
Hantelstange raus, Laufband
einschalten: Fitness-Studios
sind wieder offen. Noch
sind viele Besonderheiten
zu beachten. Aber ist das
überhaupt nötig? In der
Corona-Krise haben sich
viele einem neuen Trend angeschlossen:
Fitness@Home.
VON MARCEL FREY
Die Corona-Krise hat vieles
eingeschränkt. Sei es der Restaurantbesuch
mit Freunden, die Möglichkeiten
der Freizeitgestaltung oder
auch nur das Bewegen im öffentlichen
Raum. Auch der Besuch des Fitnessstudios
war unmöglich. Dabei ist es so wichtig fit zu bleiben,
vor allem, wenn man durch das Zuhause
bleiben zu wenig Bewegung hat. Um den Körper
zu trainieren, benötigt man aber gar nicht viel. So
kann man die eigenen vier Wände in das persönliche
Fitness-Studio verwandeln.
Doch was macht das Training zuhause attraktiv
und wieso wird es dem Fitnessstudio mit seiner
Fülle an Geräten vorgezogen? Schließlich hat
man zuhause niemanden, der einem über die
Schulter schaut und korrigiert, was für Anfänger
die Verletzungsgefahr erhöht. Außerdem kann
das Training alleine dafür sorgen, dass die Motivation
verloren geht. Ein Workout ist nur effizient,
wenn es regelmäßig gemacht wird. Zusätzlich mit
den zahlreichen Ablenkungsmöglichkeiten in der
eigenen Wohnung, kann schnell der innere
Schweinehund gewinnen und eure Fitness vernachlässigt
werden. Außerdem können manchmal
Platzmangel und geräuschempfindliche
Nachbarn dem Home-Workout im Wege stehen.
Diesen Nachteilen stehen jedoch gewichtige
Vorteile entgegen. Der Vorteil, der einem direkt
ins Auge springt, ist Zeit. Mit Fitness@Home spart
man sich den Anfahrtsweg und die Parkplatzsuche.
Und nachdem wieder nach und nach der
Normalzustand zurückkehrt und Fitness wider
mit vielen anderen Freizeitaktivitäten konkurrieren
muss, gilt wieder umso mehr: Zeit ist Geld.
Das wäre der nächste Vorteil. Während man für
ein Fitness-Studio monatlich viel Geld zahlt, ist
das Trainieren zuhause kostenlos, die optionale
Anschaffung von ein paar Trainingsutensilien
mal abgesehen. So oder so spart man mit dem
Trainieren zuhause eine Menge Geld.
Auch ist man durch das Trainieren zuhause
deutlich flexibler. Nicht nur muss man nicht darauf
achten, wann das Studio zu voll ist und die
meisten Geräte belegt sind, auch kann man zu jedem
Zeitpunkt sein Workout starten. So lässt es
sich besser mit dem eigenen Alltag verbinden. Sei
es, dass man jede Woche andere Termine zu beachten
hat oder man auf kleine Kinder aufpassen
muss und man deswegen seinen Alltag nicht sicher
im Voraus planen kann, das Training lässt
sich einfacher an jede Lebenssituation anpassen.
Auch für die Leute, die sich an anderen Personen,
inklusive klugen Sprüche und anderen ungefragten
Hilfen, stören oder für die, die einfach nur ihre
Lieblingsmusik möglichst laut hören wollen, bietet
sich Fitness@Home an. Die Verletzungsgefahr
ist bei Übungen ohne Geräten geringer. Es gibt
viele Tipps online, mit denen ihr lernt, wie Übungen
richtig auszuführen sind. Es kommt auf die
Person an, ob trainieren zuhause oder im Fitnessstudio
die richtige Wahl ist. Fitness@Home hat
niedrige Einstiegshürden. Ausprobieren kann
nicht schaden.
Doch wie startet man das Workout in den eigenen
vier Wänden? Auch zuhause gilt, zuallererst
muss der innere Schweinehund überwunden und
das Training angefangen werden. Zuerst gilt es,
sich ähnlich wie im Fitnessstudio einen Trainings-
07/ 2020 PEOPLE 15
Bild: pixabay
plan, der den eigenen Wünschen und Zielen entspricht
aufzustellen. Trainingspläne gibt es für jeden
Zweck in Blogs oder anderen Fitnessratgebern
zu finden. Man kann aber auch sich einen persönlichen
Ablauf von einem professionellen Trainer
zusammenstellen lassen.
Für den Start bieten sich Übungen mit dem
eigenen Körpergewicht an. Übungen wie Liegestützen,
Handstand, Kniebeugen, Rumpfbeugen
(besser bekannt als Sit-Ups) und ihre Variationen
benötigen keine Geräte, sondern nur eine Trainingsmatte.
Neben dem dabei geringeren Verletzungsrisiko
ist diese Art von Übungen sehr flexibel.
Nichts hindert einen daran die Übungen, die
man zuhause gelernt hat, mit in den Urlaub oder
sonst wo zu nehmen. Man muss nicht viel vorbereiten,
wenn das Training startet, sondern kann
direkt nach dem Dehnen durchstarten. Aber nicht
täuschen lassen. Die Möglichkeiten sich mit seinem
eigenen Körper fit zu halten sind zahlreicher
als man denken würde. Mit ein bisschen Recherche
finden sich jede Menge abwechslungsreiche
Übungen für genau den Körperbereich, der trainiert
werden soll, ganz ohne irgendwelche Geräte.
Sollte man aber neben dem Training mit dem
Körpergewicht noch andere Übungen einbauen
wollen, bieten sich Kurzhanteln an. Diese benötigen
nicht so viel Platz und können mit variierenden
Gewichten besser neue Muskelreize setzen.
Außerdem können sie mit einigen Körpergewichtsübungen
kombiniert werden, um einen
größeren Trainingsreiz durch das zusätzliche Gewicht
zum Körper, auszulösen. Auch das aus der
Kindheit bekannte Seilspringen kann fit halten.
So kann man mit dem Sprungseil den ganzen Körper
fithalten. „Zehn Minuten reichen bereits aus,
um rund 150 Kalorien zu verbrennen“, erläutert
Fitnesstrainerin Mira Waterkotte im Gespräch mit
der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Mit ein
bisschen Kreativität lassen sich auch Möbel oder
andere Haushaltsgegenstände zu Fitnessgeräten
umfunktionieren. So lassen sich mit erhöhten
Beinen durch einen Stuhl oder eine Couch die
Liegestütze erschweren, volle Wasserflaschen dienen
als Gewichte. Zusätzlich kann man ganz andere
Übungen angehen. Mit einem Handtuch
über einer geöffneten Tür lässt sich diese zum Beispiel
schnell für Klimmzüge umfunktionieren.
„Das einzige was mir wirklich fehlt ist eine
Human-Flag-Stange“, sagt Marco Frey, der schon
seit fünf Jahren Fitness@Home betreibt.
Fitness@Home ist also eine echte Alternative
zum Gang ins Fitnessstudio. Sei es um ein bisschen
abzunehmen, für ein konkretes Ziel zu trainieren
oder um einfach fitter durch den Tag zu
kommen. Also schnapp dir deine Sportkleidung
und probiere es einfach mal aus!
Mal ausprobieren!
Es gibt eine Vielzahl an Websites für die Fitness
zuhause, hier eine Auswahl:
https://m.fitforfun.de/workout/fitness
https://www.aok.de/bw-gesundnah/
themen/fit-und-sport
https://fitzuhause.net
16 PEOPLE
mediakompakt
Bilder: Helen Zattler
#We.Dare2Care
Der Instagram-Account Stayin.Staysane lieferte uns wertvolle
Tipps in der Corona-Krise. Die Situation hat sich gelockert.
Wie geht es nun weiter mit dem Kanal?
VON LISA STELZENMÜLLER
07/ 2020 PEOPLE 17
Wie, die machen Schluss?! Warum?
Ich scrolle durch meinen Instagram-Feed
und stoppe, als ich den
neuen Post von Stayin.Staysane
entdecke. Kurz nachdem das ganze
Corona-Chaos seinen Lauf genommen hat, habe
ich auf Instagram den Account von Stayin.Staysane
entdeckt – und habe sofort auf den
blauen Button geklickt, um ihm zu folgen. Denn
ich war für jede Hilfe dankbar, in dieser verwirrenden
Zeit nicht den Verstand zu verlieren. Das war
und ist die Idee hinter Stayin.Staysane: Junge
Menschen während der Corona-Krise in der
Selbstisolation in ihrer mentalen Gesundheit zu
unterstützen. „Die Welt ist Chaos? Wir helfen dir
das Chaos zu verstehen! Alles steht Kopf? Wir helfen
dir den Kopf nicht zu verlieren! Alle sind in
Aufruhr? Wir helfen dir Ruhe zu bewahren!“, ist
dort zum Beispiel zu lesen.
Und dieses Versprechen wurde mehr als gehalten.
Als es so aussah, als wären wir der Apokalypse
nahe und alle sich mit Unmengen an Klopapier
und Mehl eindeckten, schaffte es ein Hashtag auf
Stayin.Staysane mich zu beruhigen: #informationalersozialergruppendruck
– das Phänomen hinter
den Hamsterkäufen. Stayin.Staysane ist als
Projekt des „#WirVsVirus – Hackathon“ der Bundesregierung
entstanden. Beim Hackathon, der
vom 20. bis 22. März abgehalten wurde, arbeiteten
Menschen aus ganz Deutschland an mehr als
1500 Lösungskonzepten für neue, durch
Covid-19 auftretende Herausforderungen.
An diesem digitalen Beteiligungskonzept
nahm auch die non-profit Organisation Dare2Care
teil. Dare2Care gründete sich vor zwei Jahren
als Deutschlands erste Anlaufstelle für psychologische
Jugendbildung. Psychologiestudierende
und Psychologinnen konzipieren Schul- und Online-Workshops,
um Jugendliche in ihren sozialen
Kompetenzen und im Umgang mit mentalen
Belastungen zu bestärken. Corona brachte auch
ihr Arbeitsleben gehörig durcheinander. Workshops
an Bildungseinrichtungen konnten auf
unbestimmte Zeit erst einmal nicht mehr stattfinden.
Außerdem fiel dem Team auf, wie stark die
neue Situation unsere psychische Gesundheit
belasten konnte. Und das vor allem auch in der
jungen Zielgruppe von Dare2Care. Doch wie
kann jungen Menschen in der Selbstisolation
geholfen werden? Diese Problemstellung brachte
das Team von Dare2Care im März zum bundesweiten
Hackathon der Bundesregierung mit.
Über den #WirVsVirus-Hackathon lernten
sich die Studenten Helen, Davie, Julia und Helene
kennen, die sich mit digitalen Themen auskennen
und Interesse für das Thema „Mental health“
mitbrachten. Gemeinsam entwickelten sie digitale
Workshop-Konzepte. Dabei entstand die Idee
eines Social-Media-Bildungsformats, das einer
jungen Zielgruppe mit Ratschlägen zur Seite steht
und als Plattform einer eigenen Community
dient. Thematisch war die Bandbreite sehr groß:
Fakten, Ratschläge, kurze Videos oder Yoga- und
Entspannungs-Übungen.
Alle Inhalte wurden inhaltlich und gestalterisch
für das Medium Instagram aufbereitet. Die
Informationen stammen aus der Recherche der
Psychologinnen von Dare2Care und sind daher
wissenschaftlich fundiert. Alles ehrenamtlich, obwohl
die Betreuung des Kanals ein Vollzeitjob ist.
Persönlich getroffen haben sich alle, die an diesem
Projekt beteiligt sind, bis heute nicht. Die
Prozesse gestalten sich digital und dynamisch,
was zum einen die Zusammenarbeit während der
Krise erleichtert und zum anderen den großen
Vorteil des schnelllebigen Mediums Instagram
aufgreift und sich zu Nutze macht. So können sie
auch auf tagesaktuelle Themen schnell reagieren.
Und warum wollten sie dieses Projekt nach
knapp einem Vierteljahr beenden? Das Feedback
der User war durchweg positiv, die Ratschläge
wurden dankend angenommen! Deswegen die
gute Nachricht: Es gibt ein Rebranding. Stayin.Staysane
wird zu We.Dare2Care. Denn die
Gesellschaft hat sich mittlerweile an die durch
Covid-19 geänderten Bedingungen angepasst.
Mit Masken und 1,5 Meter Sicherheitsabstand
können wir längst wieder nach draußen. Der
anfänglich befremdliche Anblick von unseren
Mitmenschen mit Mund-/Nasenbedeckung in
öffentlichen Verkehrsmitteln und Supermärkten
ist zu einem gewohnten Bild geworden.
So wie sich die Situation im Umgang mit
Covid-19 ändert, ändern sich auch die Inhalte der
Community. Der Fokus des Accounts verschiebt
sich von „Corona“ zu allgemeinen Mental-
Health-Themen. „Wir haben gemerkt, dass unsere
Community nicht mehr unbedingt Interesse an
reinen Corona-Problemen hat. Das Projekt ist uns
jedoch so ans Herz gewachsen, dass wir es nicht
einfach aufgeben wollten. Also haben wir uns für
ein Rebranding entschieden“, sagt Mitbetreuerin
des Accounts Helen Zattler. Denn es wird immer
noch zu wenig über psychische Erkrankungen
gesprochen. Das führt zu Unsicherheiten, wie mit
dem Thema und Betroffenen umgegangen werden
soll. „Wir müssen endlich mit den Vorurteilen
aufräumen. Man ist nicht selbst schuld, dass
man erkrankt und ist deshalb auch nicht verrückt.
Leider sind solche Vorurteile auch in unserer
heutigen Gesellschaft noch weit verbreitet“, sagt
Helen Zattler.
We.Dare2Care hat sich drei große Ziele
gesetzt: 1. Aufklärung: Die Mental-Health-Community
will erklären, wie psychische Probleme
entstehen, wie man sich selbst helfen und Freundinnen
oder Freunden in schweren Zeiten zur
Seite stehen kann. Die Informationen basieren
immer auf den wissenschaftlichen Kenntnissen
der Psychologinnen von Dare2Care. 2. Entstigmatisierung:
Das Thema wird oft tabuisiert, Betroffene
haben mit Vorurteilen zu kämpfen. Der
Account soll eine Plattform für Menschen mit
psychischen Erkrankungen werden, die über ihre
Erfahrungen berichten wollen. 3. Empowerment:
We.Dare2Care ist eine Mental-Health-Community
und will junge Menschen im Umgang mit ihrer
mentalen Gesundheit bestärken. Gleichzeitig soll
ein geschützter virtueller Raum entstehen, in dem
alle offen über ihre Probleme und Ängste sprechen
können.
Ich jedenfalls freue mich jedes Mal, wenn ein
neuer Beitrag von We.Dare2Care in meinem
Instagram-Feed auftaucht und bin mir sicher, dass
durch dieses Projekt noch vielen jungen
Menschen geholfen werden kann.
18 PEOPLE
mediakompakt
Hitler, Stalin, Gates:
der absurde Machtvergleich
In der Corona-Krise scheinen Verschwörungstheorien Hochkonjunktur zu haben.
Sie sind buchstäblich allgegenwärtig. Wir fragen: Was bezwecken die verbreitenden
Akteure? Und warum glauben ihnen so viele Menschen?
VON KRISTIN FRIESEN
Eine Verschwörungstheorie ist per
Definition die Annahme einer Verschwörung,
also einer geheimen Unternehmung,
welche sich gezielt gegen
bestimmte Personengruppen richtet.
Derartige Spekulationen gibt es bereits sehr lange.
Laut Forschern reichen Vorläufer bis in die griechische
und römische
„Menschen verdienen
Geld mit
Verschwörungs -
theorien.“
Antike zurück. Experten
raten zur Verwendung
der Begriffe Verschwörungsmythos
oder Verschwörungsideologie,
da
es sich nicht um Theorien
im wissenschaftlichen
Sinne handelt und
diese auch nicht beweisbar sind. Zu den weltweit
bekanntesten Mythen gehören die angeblich
durch die USA gefälschte Mondlandung oder
auch die Annahme, dass Elvis Presley seinen Tod
lediglich vorgetäuscht habe.
Seit Beginn der Corona-Krise haben allerdings
Mythen, die sich mit Covid-19 auseinandersetzen,
Hochkonjunktur. Diese werden teilweise als
„zweites Virus“ bezeichnet und verbreiten sich in
ähnlicher Geschwindigkeit. So wird unter anderem
behauptet, das Virus sei überhaupt nicht gefährlich,
es werde nur benutzt, um eine neue
Weltordnung zu etablieren. In anderen Aussagen
wird berichtet, der Erreger werde als Grund herangezogen,
um alle Menschen einer Zwangsimpfung
zu unterziehen und mit einem Mikrochip zu
versehen. Durch diesen Chip soll jeder vollständig
überwacht und kontrolliert
werden können.
Größtes Feindbild aller
Verschwörungstheoretiker
ist Bill Gates. Der US-Unternehmer
und Multimilliardär
unterhält gemeinsam mit
seiner Frau die „Bill & Melinda
Gates Foundation“, welche
die größte private wohltätige Stiftung der
Welt ist. Mit Hilfe dieser Stiftung unterstützt das
Ehepaar unter anderem die Behandlung und
Bekämpfung von Krankheiten weltweit und setzt
sich insbesondere dafür ein, die Erforschung eines
Impfstoffs gegen das Coronavirus voranzutreiben.
Diese Tatsache wird durch die Verbreiter der
Verschwörungsideologien verfälscht und dazu
verwendet krude Erzählungen über den Microsoft-Gründer
zu verbreiten.
Bild: Unsplash
Beispielsweise behauptet der ehemalige Radiomoderator
Ken Jebsen in seinem YouTube-Video
„Gates kapert Deutschland“, der Milliardär und
Microsoft-Gründer kontrolliere während der Corona-Pandemie
gemeinsam mit seiner Frau die
Welt und habe mehr Macht als zu ihrer Zeit die
Politiker Roosevelt, Churchill, Hitler und Stalin
zusammen. Auch der Berliner Koch und Unternehmer
Attila Hildmann bläst ins gleiche Horn.
Auf seinem Facebook-Profil postete er folgendes:
„Gates will über die nationalen Regierungen eine
globale Gesundheitsdiktatur errichten!“
Wissenschaftlern zufolge gibt es verschiedene
Faktoren, die Verbreiter von Verschwörungsmythen
antreibt. Borwin Bandelow, Professor für
Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität
Göttingen, argumentiert, dass Leute wie Attila
Hildmann häufig von Narzissmus und Geltungssucht
angetrieben werden. Ihr Ziel sei es aufzufallen
sowie Klicks und Follower auf sozialen Netzwerken
zu generieren. Finanzielle Interessen können
ein anderer Beweggrund sein. „Es gibt
Menschen, die mit Verschwörungstheorien Geld
verdienen wollen. Wir finden viele Webseiten,
auf denen behauptet wird, dass es sich bei der Pandemie
um eine Verschwörung handelt und alles
gar nicht so schlimm ist. Diese Seiten preisen
gleichzeitig außerdem alternative Heilangebote
an, mit denen sie Geld machen können“, sagt Pia
Lamberty, Sozialpsychologin an der Universität
Mainz im Interview mit dem SWR.
Auf der anderen Seite stehen die Anhänger der
Verschwörungstheoretiker. Laut Michael Butter,
einem der führenden Experten in Deutschland,
ist etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung für
Verschwörungsmythen zugänglich. Dies sei
bereits mehrfach empirisch bestätigt worden. Pia
Lamberty erklärt sich den Zuspruch durch einen
Kontrollverlust, den viele Menschen in der Pandemie
spüren. Sie werden mit vielen Informationen
regelrecht überschüttet und können diese nicht
richtig einordnen. Dazu kommen noch Falschmeldungen.
Verschwörungsmythen bieten hier
die Flucht aus dem Chaos in eine vermeintliche
Struktur. Michael Butter ist der Meinung, dass
Verschwörungsideologien Hoffnung geben können.
Falls alles Schlechte der Welt den Machenschaften
von Verschwörern geschuldet ist, könnte
man diese stoppen und die Welt wieder in Ordnung
bringen. Für einige ein tröstlicher Gedanke.
07/ 2020 PEOPLE 19
Willkommen im digitalen Museum
Da Vinci und Rembrandt bequem
vom Sofa aus betrachten,
statt lange in der Schlange
zu stehen – die Digitalisierung
machts möglich. Doch ist das
überhaupt wünschenswert?
VON ANDREA KNOPS
Sie schlendern durch die menschenleeren
Museumsgänge, vorbei an aztekischen
Skulpturen bis zum großen
runden Sonnenstein. Der steinerne Adlerkopf
zieht Sie besonders in den
Bann. Sie bleiben stehen und lesen sich das Informationsschild
durch. Plötzlich klingelt das
Telefon und unterbricht den virtuellen Museumsbesuch
für einen Augenblick. Sie sitzen auf dem
Sofa, die Füße hochgelegt und auf dem Laptop auf
Ihrem Schoß ist der 360-Grad-Panorama Rundgang
der Azteken-Ausstellung des Linden-Museums
geöffnet. Kunstinteressierte müssen nicht
mehr zwangsläufig das Haus verlassen, um sich
aktuelle Ausstellungen anzusehen.
Ein Blick auf die Stuttgarter Museumslandschaft
zeigt: Eine Krise sorgt auch immer für ein
Stück Innovation. Die aktuelle Pandemie hat
schon in manch einem Unternehmen die Digitalisierung
vorangetrieben – so auch in der Museumsbranche.
Viele Museen arbeiten schon lange
mit digitalen oder virtuellen Komponenten. Doch
die Krise hat die Betreiber vor ganz neue Herausforderungen
gestellt: In kürzester Zeit haben die
Stuttgarter Museen neue Konzepte entwickelt, die
den Besuchern die Kunstwerke in die heimischen
vier Wände bringen. Wird das Wohnzimmer so
zum Ausstellungsraum der Zukunft?
Die virtuelle Erfahrung kommt dem echten
Besuch in einigen Fällen sehr nah. Das zeigt neben
dem Linden-Museum auch das Stadtpalais:
Im Rahmen eines 360-Grad-Rundgangs können
sich Interessierte am eigenen Computer frei durch
die Ausstellung „Urban Beauties“ bewegen. Auf
den sozialen Netzwerken Instagram und Facebook
werden verschiedene Live-Streams geboten,
bei denen Zuschauer direkt mit den Museumsmitarbeitern
in Kontakt treten können.
Das Kunstmuseum Stuttgart hat nur wenige
Tage nach der Schließung eine neue Website
erstellt (kunstmuseumdigital.de), um den Besuchern
von zuhause aus Einblicke in die Ausstellungen
zu ermöglichen. „Die Website war
ursprünglich nicht geplant und ist bei einer Nacht
und Nebelaktion aus dem Boden gestampft worden“,
so Christian Bornefeld, zuständig für die
digitale Vermittlung am Kunstmuseum. Das
Museum hat mittlerweile wieder geöffnet, trotzdem
soll die zusätzliche Website vorerst online
bleiben. Das Museum nutzt die Seite, um mit neuen
Formaten zu experimentieren und herauszufinden,
welche Projekte die Besucher besonders
ansprechen. Langfristig sollen Besucher der Website
mit der Online Sammlung interagieren, sich
eigene Ausstellungen zusammenstellen können
und auf eine virtuelle Wand projizieren können.
Doch obwohl die innovativen Lösungen der
Stuttgarter Museen auf großen Anklang bei den
Besuchern stoßen, können sie den analogen
Besuch nicht vollständig ersetzen. Bornefeld vergleicht
es mit dem Phänomen von da Vincis
berühmten Gemälde: Die Mona Lisa ist wohl eins
der bekanntesten Kunstwerke weltweit, Abbildungen
sind im Internet zahlreich zu finden. Und
dennoch pilgern jährlich Menschenmassen in
den Louvre, um sich das Gemälde vor Ort anzusehen.
Abbildungen auf einem Bildschirm können
die Erfahrung in der Realität nun mal nicht ersetzen.
Vielmehr dient das digitale Angebot als
Ergänzung. Potenzielle Besucher können sich
informieren und werden auf neue Ausstellungen
aufmerksam.
Außerdem finden auch im Museum vor Ort
immer mehr interaktive Projekte mit digitalen
Komponenten statt. Sowohl das Landesmuseum
Bild: Pexels
als auch das Kunstmuseum kündigen neue Mediaguides
an, die die Besucher durch die Ausstellungen
führen werden. Das Mitmachlabor „Studio
11“ des Kunstmuseums wurde vollständig automatisiert
und funktioniert nun vollkommen
berührungsfrei. Lichtschranken, Laser und
Abstandsmesser ermöglichen es den Besuchern
mit den Objekten im Raum zu interagieren und zu
experimentieren.
Virtuelle und digitale Innovationen sind ein
Trend in der Museumsbranche. Sie können
sowohl für die heimische Nutzung als auch für
den echten Museumsbesuch einen großen Mehrwert
darstellen. Kulturbegeisterte können gespannt
bleiben, mit welchen Ideen und Projekten
uns die Museen zukünftig erwarten werden.
Zurück zum Normalbetrieb
Unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln
dürfen seit dem 6. Mai Museen
ihre Türen wieder für Besucher öffnen. Was
von der Pandemie bleibt sind neue digitale
Strukturen.
20 PEOPLE
mediakompakt
Wir dürfen zu Hause bleiben!
Bilder: Pixabay
Im Frühjahr 2020 nahm eine
globale Gesundheitskrise den
Alltag unserer Welt gefangen.
Um einander und sich selbst
zu schützen, galt für alle, sich
in sozialer Distanz zu üben.
VON JENNY FRANZ
Die schönste Rede, die man unseren
Zeiten halten kann, wäre: Über die
Kunst, zu Hause zu bleiben“, sagte
der Satiriker Karl Julius Weber (1767
„Ein Haus kann
Schutzwall
und Gefängnis
zugleich sein.“
Gudrun Kropp
bis 1832)
und hat wahrscheinlich
nicht geahnt, welches
Revival seine Worte im
Jahre 2020 feiern würden.
Schon im Frühjahr
war klar: Dieses Jahr
wird Geschichte schreiben.
Aufgrund einer
weltweiten Pandemie,
ausgelöst durch das Coronavirus,
waren und sind wir dazu angehalten,
uns, so gut es geht, voneinander zu distanzieren.
Zum eigenen und dem Wohle aller heißt es: am
besten zu Hause bleiben. Während die einen klaglos
und reflektiert ihren Dienst für die Allgemeinheit
taten, sorgte diese einfache Bitte bei anderen
für einen unreflektierten Klageschrei. Was? Wir
MÜSSEN zu Hause bleiben? Quarantäne?!
Und dann gab es da diejenigen, die nonchalant
und ein wenig freudig
abwinkten. Was?
Wir DÜRFEN zu Hause
bleiben? Ihr nennt das
Quarantäne? Wir nennen
das Lifestyle! Einer
dieser „Quarantäneprofis“
ist der 29-jährige Gamedesigner
Florian S.
aus Halle, der das wie
kein zweiter in seiner
kleinen, gemütlichen Dachgeschosswohnung auf
54 Quadratmetern zelebriert. Der Unmut und der
teils aggressive Trotz gegen dieses Zuhausebleiben
in manchen Teilen der Bevölkerung stießen bei
ihm auf völliges Unverständnis.
07/ 2020 PEOPLE 21
Die deutsche Politikerin Gudrun Kropp (*1955)
sagte einst so schön: „Ein Haus kann Schutzwall
und Gefängnis zugleich sein.“ Und während sich
nun viele tatsächlich in ihrem Zuhause eingesperrt
und gar ihrer Freiheit beraubt glauben,
fühlt Florian S. sich frei: „Das Zuhause ist ein Ort
der Ruhe – der Freiheit. Hier kann ich ausatmen.“
Ihm fällt nicht die
Decke auf den Kopf,
er fühlt sich nicht
eingeschränkt oder
kaserniert. Für ihn
ist es ein Privileg, einen
Rückzugsort zu
besitzen, an dem keine
unbekannten Variablen,
Unerwartetes
oder strenge soziale
Normen Florians Sein negativ beeinflussen.
Florian ist ein Meister des sogenannten Cocoonings,
bei dem man sich freiwillig aus dem öffentlichen
Leben zurückzieht.
Böse Zungen mögen nun fragen: „Fürchtest du
dich, Florian – fliehst du vor der Welt?“ … „Bist du
unfähig sozial zu interagieren?“ … „KANNST du
nicht das Haus verlassen?“ Alles weit gefehlt! Florian
möchte sein Zuhause nicht verlassen und
zieht sich bewusst in seine eigenen vier Wände zurück.
Er fürchtet sich nicht vor unserer Welt und
kann sogar gut sozial interagieren. Er verlässt das
Haus nur einfach wirklich ungern und sagt von
sich selbst: „Meine soziale Batterieleistung ist
eben gering. Allein zu Hause kann ich dann die
Batterie wieder aufladen.“
Gute Geister mögen nun einwenden: „Aber
Florian, wir Menschen sind doch soziale Wesen!“
… „Der Mensch ist ein Zoon politikon.“ … „Jeder
BRAUCHT doch
„Das Zuhause …
ist ein Ort der Ruhe –
der Freiheit.
Hier kann ich ausatmen.“
Florian S.
Freunde!“ – und das
weiß auch Florian!
Tatsächlich ist er ein
soziales Wesen, er
fühlt sich unter
Menschen wohl und
hat Freunde. Regelmäßig
trifft er sich
online mit ihnen,
zockt mit seinen Gaming-Buddys
stundenlang oder lässt mit seinen
Arbeitskollegen gemeinsam den Abend ausklingen.
Seine Hobbys und Interessen zur Freizeitgestaltung
erfordern aber meist (glücklicherweise)
nur eine einzige Person und einen einzigen Ort:
ihn selbst und seine Wohnung.
Welche Vorzüge birgt das für Menschen wie
Florian? Ein Vorteil – der besonders bei den als
sparsam geltenden Schwaben großen Anklang
finden wird – liegt in den finanziellen Einsparungen.
Das Geld, etwa für teure Clubbesuche, kann
anders investiert werden. Im nächsten Schritt
wahrt man bezüglich seiner Freizeitgestaltung, Interessen
und Dingen, die einen glücklich machen
einen großen Grad der Unabhängigkeit. Für Florian
liegt das Glück nur einen Mausklick entfernt
und ist unabhängig von den Launen sowie der
Verfügbarkeit einer anderen Person. Sowieso gerät
er nicht in die Falle, keine Zeit für sich selbst oder
seine Leidenschaften zu haben.
Aber alleine zu Hause zu bleiben, ist nicht nur
positiv, Cocooning hat auch seine Schattenseiten,
derer Florian sich bewusst ist. Der Grad zur allgemeinen
Isolation ist unbestritten schmal. Unsere
„sozialen Muskeln“ wollen stetig trainiert werden,
um nicht zu verkümmern. Wirft man einen
Blick nach Japan und beschäftigt sich mit dem
Phänomen der Hikikomori, also Menschen, die
sich Monate, wenn nicht gar Jahre vollkommen
von ihrer Umgebung isolieren, ist das nicht wirklich
ein erstrebenswerter Zustand. Florian spricht
von einem „sozialen Anker“, den er definitiv benötige,
um nicht als wahnsinniger Eremit in allumfassender
Einsamkeit zu enden, der die Kunst
des Socializings komplett verlernt.
Doch betrachten wir die Essenz des Mindsets
„Quarantäne-Lifestyle“ im Hinblick auf die aktuelle
Situation, so ist in dieser vermutlich eine große
Weisheit und eine Chance verborgen. Mit wenig
Ressourcen kann man sich entspannt und in
Ruhe seiner selbst besinnen. Wieder mehr Zeit
mit sich selbst verbringen und – insofern nötig –
lernen, sich selbst ein guter Freund zu sein, mit
dem man gern zusammen ist. Man sollte sich loslösen
von dem Gedanken, dass unser Zuhause
derzeit ein Gefängnis darstellt. Wir sollten es als
die Oase wahrnehmen, die es sein kann. Wir sollten
das JOMO (Joy of missing out)-Prinzip umarmen
und uns nicht verbissen an der Einstellung
festklammern, wir würden in unseren eigenen
vier Wänden etwas verpassen. In der Selbstgenügsamkeit
und Entschleunigung liegt in nächster
Zeit für uns alle die Kraft.
So erzählen wir dann vielleicht einst den
Generationen nach uns: „Im Jahre 2020 durften
wir alle Zuhause bleiben – uns selbst und die Welt
retten. Das war schön.“
INFO
Als sogenanntes Cocooning bezeichnet man
die Tendenz einer bestimmten Gesellschaftsgruppe,
die sich vermehrt aus der Öffentlichkeit
zurückzieht und den Fokus auf das Privatleben
richtet.
Der Begriff Hikikomiri wurde von dem japanischen
Gesundheitsministerium geprägt und
steht für das Phänomen, bei dem eine Person
sich weigert das Haus der Eltern zu verlassen
und sich dabei für mindestens sechs Monate
vollständig von der Familie oder der Gesellschaft
distanziert.
JOMO (Joy of missing out) ist ein Lebensprinzip,
bei dem Personen sich bewusst von dem
Druck distanzieren, den insbesondere Socialmedia
auf die Menschen ausübt, von allem
ein Teil sein zu müssen und nichts verpassen
zu dürfen.
22 LIFE
mediakompakt
Der Gastro-Reboot
Bild: Pixabay
Liebe geht durch den Magen.
Und zusammen schmeckt
das Essen gleich viel besser.
Gemeinsam zum Lieblingsitaliener,
das war wegen
Corona unmöglich. Aber
wie sieht das künftig aus?
VON ANASTASIA ANTON
Endlich, es ist soweit! Man sitzt wieder
draußen in seinem Lieblingsrestaurant
und schlürft genüsslich das kühle Feierabendbier.
Eine angenehme Sommerbrise
weht durch das Haar. Neben
einem sitzen drei Lieblingskollegen und ihr genießt
euer Beisammensein und das Gelächter der
anwesenden Restaurantbesucher im Hintergrund.
Klaus Seibold hatte mit seinem Zitat „Ein Essen
schmeckt in Gesellschaft meist besser“ eindeutig
Recht. Auswärts zu essen, fühlt sich nach dem
Corona-Shutdown wie ein kleiner Urlaub an.
Denkt man nur ein paar Monate zurück, wäre
das alles gar nicht möglich gewesen. Die C-Wort-
Krise hat die Gastronomie stark getroffen und
bleibende Schäden hinterlassen. Laut dem Deutschen
Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga)
wurden im März und April 2020 für eine Million
Beschäftigte im Gastgewerbe Kurzarbeit angemeldet.
Das sind 95 Prozent aller sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten in der Branche! Ganz zu
schweigen von den Umsatzeinbußen, die bei über
40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr liegen.
Bei den harten Fakten muss man erst mal
schlucken. Mittlerweile haben fast alle Betriebe
der Branche wieder offen, die Kontaktbeschränkungen
sind gelockert worden. Aber wie sieht die
Zukunft der Gastronomie aus? Und wie erholt
man sich nach so einem tiefen Fall? Zwar wirkten
die Soforthilfe-Programme entlastend, aber in der
ersten Öffnungswoche konnten die Restaurants
keinen richtigen Start hinlegen. Laut Dehoga waren
die circa 2800 Gastronomiebetriebe aus Baden-Württemberg
mit ihrem Umsatz nach der ersten
Woche unzufrieden, denn er lag bei weniger
als einem Viertel des üblichen Wertes.
Es ist an der Zeit kreativ zu denken und zu
handeln, die Gastronomen müssen aktiv ihr Geschäftsmodell
umstellen. Viele der Restaurants
waren in der Zeit des Shutdowns auf den Lieferservice
angewiesen und bieten es weiterhin an. Dabei
entwickelt sich der Take-away-Service in eine
positive Richtung, wird immer beliebter und
nimmt Abstand vom früheren Fastfood-Image. In
diesem Zusammenhang lässt sich das Angebot der
Speisekarte breiter aufstellen und ein neuer Kundenkreis
dazugewinnen.
Das Thema Nachhaltigkeit kommt auch groß
raus, solange die Grenzen ins Ausland geschlossen
sind, rücken regionale Waren in den Vordergrund.
Eine Online-Plattform namens Lokal-
Helden vereint die Angebote der regionalen
Händler mit denen der Gastronomen. So können
kleine und mittelständische Unternehmen zusammen
die Krise überstehen. Das baden-württembergische
Landwirtschaftsministerium sieht
die Plattform nicht nur als Notlösung an, sondern
als langfristiges und ausbaufähiges Konzept.
Nach einer Umfrage der Reservierungsplattform
OpenTable essen die Deutschen gerne exotisch
und scheuen sich nicht vor dem Experimentieren
in der eigenen Küche. Da dieses Jahr der Urlaub
bei vielen ins Wasser fällt, suchen Menschen
Ersatz für die Geselligkeit und Freizeitaktivitäten.
Sie finden sie in den Restaurantbesuchen wieder.
Eine neue Herausforderung für die Gastronomie
steht bevor, mit ihren Gerichten ein neues Erlebnis
zu erschaffen oder eine alte Erinnerung
wieder zu beleben. Individualität, Authentizität
und Kreativität sind in der Küche gefragt und erschaffen
einen neuen Trend für die Zukunft. Aber
egal wie holprig der Weg bis dahin wird, die Gastronomie
erfindet sich gerade neu und wir als
Kundschaft sind verpflichtet unsere Lieblingslokale
und den Rest der Gewerbe zu unterstützen
und ihre neuen Bemühungen schätzen zu lernen.
Also bestellt man jetzt am besten gleich das Drei-
Gänge-Menü oder zwei Portionen Dessert!
Ach übrigens, die Gastronomie muss sich keine
Sorgen machen, dass die Gesellschaft durch die
Pandemie mehr Zeit in der Küche verbringt. Laut
einer Umfrage des Arzneiherstellers Stada kochen
nur 46 Prozent der Deutschen fast täglich frisch.
In Italien sind es vergleichsweise 79 Prozent.
www.lokalhelden.de
07/ 2020 LIFE 23
Von Müll zu Mehrweg
Mittagspause – schnell zum Asiaten. Heute gibt es Nudeln in der Box. Fünf Minuten später
ist die Box leer, der nächste Mülleimer aber voll. Die Abfallberge häufen sich – doch was tun?
VON AMELIE BÖTTCHER
Während des Corona-Lockdowns,
in der Restaurants ausschließlich
Außer-Haus-Verzehr angeboten
haben, wuchsen die Müllberge
durch Pizzakartons, Nudelboxen
und andere Einwegverpackungen. Laut Marktforschungsinstitut
npdgroup Deutschland stieg die
Lieferdienst-Nutzung im März 2020 in Deutschland
um ganze zwölf Prozent. Doch das To-Go-
Essen ist, nicht nur während Corona, „in“. So
stieg der Umsatz von Restaurants mit Selbstbedienung
um 110 Prozent zwischen 2005 und 2015.
Das zeigt klar, dass Einwegverpackungen zu einem
immer größer werdenden Problem in unserer
Gesellschaft werden. Die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung
(GVM) erforschte im
Auftrag des NABU, dass 346 831 Tonnen Abfall
nur durch Einweg-Geschirr und To-Go-Verpackungen
in Deutschland 2017 anfielen. Ganze 58
Prozent des gesamten Abfallaufkommens in
Deutschland ist auf Einweggeschirr wie Teller,
Boxen und Schalen für Speisen zurückzuführen.
Der NABU fordert: Weg von Einweg und hin zu
Mehrweg.
Das Stuttgarter Start-Up ReCIRCLE hat sich
dem Einwegproblem der deutschen Gastronomie
angenommen. Ganze 35 Prozent der Branchen
von Einwegverpackungen sind Imbisse und sonstige
Gastronomie, mit 33 Prozent bringen die Systemgastronomie,
wie beispielsweise Fast-Food-
Ketten, Einwegverpackungen in den Umlauf, so
der NABU. Das Wiederverwenden steht dabei im
Zentrum. Mit ihren Mehrwegbehältern für Essen-
To-Go möchte das Start-up das Problem der Einwegverpackungen
in der
Gastronomie
reduzieren.
Für zehn Euro Pfand können
sich Kunden die Box
ausleihen und ihr Essen so
auf nachhaltige Weise mitnehmen.
Die Box kann
nach Nutzung bei jedem der
bereits 100 ReCIRCLE Partner-Restaurants
wieder abgeben werden und das
Pfand wird rückerstattet.
Sämtliche Lokale wie Imbisse, Gasthäuser und
auch Unverpackt-Läden führen bereits die Boxen
anstelle von Styropor-Boxen. Mit den Boxen lassen
sich beispielsweise bei 100 to-go-Essen pro
Tag ganze 2150 Einwegverpackungen sparen. Das
langfristige Ziel ist aber nicht nur die Vermeidung
von Einwegverpackungen, sondern auch die
Mehrwegbehälter wieder zu Recyclinggranulat zu
zersetzen, um neue Boxen daraus zu produzieren.
Fast 346 831
Tonnen Abfall fielen
2017 nur durch
Einweg-Geschirr an
Auch die EU geht gegen das Einweg-Problem
vor. Bis 2021 sollen gemäß der Einwegplastik-
Richtlinie Einweggeschirre wie Kunststoffteller,
-besteck oder -becher aus Plastik nicht mehr vermarktet
werden. Auf kommunaler Ebene tut sich
ebenfalls etwas, denn die Universitätsstadt Tübingen
erhebt ab 2021 eine Plastiksteuer auf Einweggeschirre.
Momentan produziert
ein Bundesbürger
rund 626 Kilogramm Müll
in einem Jahr. Das ist ungefähr
so viel, wie sechs Panda-
Bären zusammen wiegen.
Aber was bedeutet das
für uns und unsere Umwelt?
Könnte Zero Waste die
Lösung des Einwegverpackungs-Problems sein?
Lösung wäre zu viel gesagt, aber ein Anfang wäre
es sicherlich. Denn der Grundgedanke von Zero
Waste bedeutet – anders als viele denken – nicht
der völlige Verzicht auf (Plastik-)Verpackungen,
sondern Müllberge Schritt für Schritt zu minimieren.
Mit Zero Waste soll der verschwenderische
Umgang mit Ressourcen vermindert werden.
Der Zero-Waste-Gedanke umfasst mit seinem
5-R-Konzept (siehe dazu auch die Infobox am
Ende des Artikels) nicht nur das Reduzieren von
Bild: Pexels
Abfall, sondern auch den Umgang mit der Umwelt
im Allgemeinen. Mithilfe des Konzepts soll
das Wirtschaftssystem verändert werden. Weg
von der linearen und hin zu einer Kreislaufwirtschaft.
Eine, in der ressourcenschonend produziert
wird, um langlebige Produkte herzustellen,
die recycelt werden können, um für neue Produkte
als Rohstoff zu dienen. Eine Mehrweg-Lösung
in der Gastronomie wäre ein wunderbarer Start,
die Massen an Abfall zu reduzieren.
5-R-Konzept
Refuse
Verzichte auf Dinge, die unwichtig sind
Reduce
Konsum reduzieren
Reuse
Verwende so viel wie möglich wieder
Recycle
Nur das Nötigste recyclen
Rot (engl. für verrotten)
Abfälle kompostieren, die nicht anderweitig
verwertet werden können
www.zerowasteswitzerland.ch
24 LIFE
mediakompakt
Angie, wie lange noch?
Wie haben wie diese verrückten Monate nur überstanden? Ein
nicht ganz ernst gemeinter Rückblick von Corona bis Hawaii.
Von Trump bis Pocher. Und von Ski-Hütte bis Mallorca.
VON SOPHIE BREHM
Ende Februar auf der Ski-Hütte, nicht
weit von der italienischen Grenze entfernt,
wurde noch gelacht, während
man sich den Parmaschinken zuführte
und mit einem Schluck leckeren Primitivo
nachspülte. Es sei noch eine überschaubare
Zahl an Infizierten – und höchstens zehn Todesfälle
in Norditalien, so stand es in den Nachrichten.
Zwei Infizierte in der Nähe des Skigebietes
und einer in Bayern. Aber in Deutschland wird es
eh nicht schlimmer, das dachten alle.
Ein Monat später dann der Shutdown. Angekündigt
von keiner geringeren als unserer Kanzlerin,
Mutti Merkel. Doch wer war denn der Lockenkopf
neben ihr, der den Deutschen klarmachte,
dass sich circa 60 bis 70 Prozent der deutschen Bevölkerung
mit Covid-19 anstecken müssten, um
die Pandemie in den Griff zu bekommen. Professor
Christoph Drosten, der seither auch „Corona-
Papst” genannt wird. Ursprünglich habe er ja den
Bauernhof seiner Eltern
übernehmen sollen, sich
aber doch für die Wissenschaft
entschieden. Keiner
kennt den Virus so gut wie
er. Seinen Aussagen haben
wir monatelang Glauben
geschenkt. Und die Politiker
auch.
Kaum zu glauben aber, was Ex-National-Torhüter
Jens Lehmann der Nation mit Tipps und einer
provokanten, teils krude wirkenden Meinung
so zum Besten gab. Sei ja alles gar nicht so
schlimm, teilte er der erstaunten Öffentlichkeit
mit, die vorjährige Sterberate der Grippe sei europaweit
doch viel höher gewesen. Da konnte man
nur noch den Kopf schütteln. Jeder blamiert sich
so gut er kann.
A propos blamieren: Auch in den Vereinigten
Staaten hat das selbst ernannte Multitalent
Donald Trump immer noch „alles unter Kontrolle“.
Er sagte dem „Chinavirus“, wie er es am liebsten
nennt, um vom eigenen Versagen abzulenken,
nach einer ausgedehnten Beobachtungsphase
den Kampf an. Wie das geht? Während der
(noch amtierende) US-Präsident kurz nach Amtsantritt
die sozialen Erungenschaften seines Vorgängers
Barack Obama noch scharf kritisierte,
denkt Trump ernsthaft darüber nach, exakt so
einen Sozialstaat zu errichten. Zum Wohle der
Bevölkerung? Eher zu seinem eigenen Wohl, da
ihm die potenziellen Wähler entgleiten könnten.
Doch da sich die Lage immer mehr zuspitzte,
stand er alsbald als Super-Experte der Virologie
„Mit dem Code
Covid-19 sparen Sie
drei Prozent bei
allen Produkten.“
kurz vor dem Durchbruch, einen rettenden Impfstoff
zu entwickeln. Trump als Wissenschaftler?
Da blieb einem das Lachen im Halse stecken. Und
als er dann kurz darauf befürchte, ihm könnte
womöglich jemand anderes zuvorkommen und
seinen so sehnlichst erhofften Heldenstatus streitig
machen, entschied er sich kurzerhand für
einen Übernahme-Angriff auf verschiedene Medikamentenhersteller.
Auftritt Dietmar Hopp: Der superreiche Deutsche
zeigte so gar keinen Respekt vor dem mächtigsten
Mann der Welt. Hopp wollte auf gar keinen
Fall die Impfstoff-Exklusivität der USA unterstützen
und sein Unternehmen CureVac rausrücken.
Für kein Geld der Welt. Ein Hoch auf Hopp.
Ein Hoch auf die internationale Solidarität.
Und genau diese Solidarität wurde und wird
von der Bevölkerung benötigt, um die Ausbreitung
des Virus einzudämmen. So waren es zum
Beispiel die unzähligen Influencer und Prominenten
dieser Welt, die die Botschaft
des „Stay Home“ verbreiteten,
in dem sie aus
ihren Strand-Bungalows
auf Hawaii oder aus ihren
Wohnpalästen dazu aufriefen,
gefälligst zu Hause zu
bleiben. Wobei eben die
Männer und Frauen, über
deren Relevanz und Prominenz sich trefflich streiten
lässt, schon nach wenigen Tagen Shutdown
auf diversen Social-Media-Kanälen über den Ausfall
von Luxusurlauben und den Verlust von
Werbepartnern klagten.
Ein Miss-Stand, der den in den Medien extrem
kontrovers diskutierten Comedian Oliver Pocher
nicht kalt ließ. So beschloß er während seiner
eigenen Corona-Quarantäne als Zeitvertreib, den
Berufsstand der Influencer aufs Korn zu nehmen
und deren Werbetaktiken zu entlarven. Währenddessen
hatte die Gesellschaft mit jeder Menge
wirtschaftlicher und persönlicher Folgen des Stillstandes
und den damit verbundenen Existenzängsten
zu kämpfen. Pochers Plattform fungierte
da als Dämpfer für den Frust über die aktuelle Lage
und profitierte von der plötzlich so massig
vorhandenen Freizeit.
Ach ja, noch eine nächste Hiobsbotschaft ließ
nicht lange auf sich warten. Ein zuvor undenkbar
scheinender Krisenfall tauchte am Horizont auf.
Die Model-Ikone Heidi Klum, Mama-Bär des TV-
Formats „Germany’s Next Topmodel“, konnte
wegen all der Reiserestriktionen nicht für das
geplante Finale ihrer Show anreisen und musste
stattdessen im sonnigen Kalifornien ausharren.
Oh, my god!!
Was für ein Glück, dass in den Tagen nach
dieser „Katastrophe“ ein wichtiger Bestandteil
bundesdeutschen Alltags wieder einkehrte: Der
Ball in der Bundesliga rollte wieder. Und schlussendlich
blieb alles beim Alten: 18 Mannschaften
kämpfen um den Sieg, am Ende werden die Bayern
mal wieder Meister. Das Leben scheint sich
damit wohl endgültig zu normalisieren. Irgendwann
endete auch die endlos wirkende Periode
schlechter Haarschnitte und mangelhafter Beauty-Behandlungen
durch die ersehnte Wiedereröffnung
von Frisörsalons und Kosmetikstudios.
Bekanntermaßen helfen ungeschützte Menschenansammlungen
bei der Eindämmung einer
Infektionskrankheit nur sehr bedingt. Eventuell
kann dieser Überschwall an Emotionen durch
eine positive Nachricht besänftigt werden, indem
in der deutschen Kultur etablierte Mallorca-
Urlaub mit der dort vorherrschenden Handtuch-
Romantik an voll belegten Stränden plötzlich in
greifbarer Nähe erscheint. Ein Sommer mit dem
dazu passenden Alkoholpegel muss für viele Deutsche
ein wichtiger Bestandteil eines erfüllten
Lebens sein. Anders lassen sich die überfüllten
Flieger zur Baleareninsel nicht erklären.
Vielleicht hilft für ein beschleunigtes Erreichen
dieser Ziele der gut gemeinte, aber eher absolut
unsinnige, Ratschlag Donald Trumps. Er legte
doch tatsächlich den Menschen nahe, das oberflächenreinigende
Desinfektionsmittel als körperreinigende
Infusion zu nutzen. Wem dies zu aufwändig
erscheint, der kann sich in der harmloseren
Haushaltsvariante einfach Zitronenscheiben auf
die Augen legen, das brennt schließlich auch.
Mit diesen Rückblicken auf die vielleicht verrücktesten
Monate der vergangenen Jahrzehnte
wagen wir auch die Sicht nach vorn: Wir schreiten
einer ungewissen Zukunft entgegen, welche
offenbar selbst die Führungsetagen sämtlicher Nationen
vor Fragen stellt und letztlich zur Tätigung
solch tollkühner Aussagen drängt. Mit der großen
Frage nach einer endgültigen Normalisierung des
gesellschaftlichen Lebens scheint zudem immer
noch nicht geklärt worden zu sein. Selbst, wenn
die in der Politik ständig zitierten niedrigen R-Faktoren
und Infektionszahlen erreicht werden, können
die gesellschaftlichen und sozialen Schäden
von keinem seriös abgeschätzt werden.
Der Blick in die nahe Zukunft? Er wirkt reichlich
getrübt, ebenso wie die Brille von Tönnies
Freund Armin „Langweiler“ Laschet und seine
Aussichten auf den Chefsessel im Kanzleramt.
07/ 2020 LIFE 25
Illustration: Sophie Brehm
26 LIFE
mediakompakt
Bild: Freepik
Corona als Katalysator
Auf einmal so viel gemeinsame
Zeit – super! Oder doch nicht?
Die Corona-Zwangspause
bringt viele Paare dazu, sich
neu kennen zu lernen. Ob man
das (Wieder-)Entdeckte noch
mag oder nicht, ist die Frage.
VON LUNA NAIMA MOHR
Zu wenig Zeit für die Liebe, wer kennt
das Problem nicht. Die Arbeit, Kinder
oder einfach der tägliche Stress funkt
bei einer Partnerschaft. Besonders
wenn sie schon etwas älter ist, oft
dazwischen. „Die Faszination geht verloren, die
Beziehung verkommt zur Zweckgemeinschaft“,
sagt Diplom-Psychologe Oliviero Lombardi. Der
Therapeut besitzt eine Privatpraxis im Stuttgarter
Westen und betreut Menschen mit Ängsten,
Depressionen oder Zwängen. Auch Paartherapie
ist eines seiner Spezialgebiete: jeder dritte oder
vierte Patient, der an seine Tür klopft, kommt
wegen Problemen in der Partnerschaft.
Die Lösung dafür, so Lombardi, sei eigentlich
einfach: Quality time. Gezielt Zeit mit Partner
und Familie verbringen, zusammen Spannendes
erleben, tiefe Gespräche führen. Das sei es auch
schon. Klingt gar nicht so schwer. Was ist aber,
wenn die Quality time zum Normalzustand wird?
Die Corona-Krise hat unseren gesamten Alltag
verändert. Das Büro ist auf einmal das Sofa und
die Schule nun der Küchentisch. Freunde treffen
ist untersagt, das Fitnessstudio und die Lieblingsbar
haben zu, gemeinsame Erlebnisse sind dahin.
Lebt man in getrennten Wohnungen, kann man
sich die Distanz vielleicht noch schönreden. Anders
ist es jedoch, wenn sich Paare einen Haushalt
teilen. Zu viel gemeinsame Zeit, wenig Ablenkung
und keinerlei Kompensation sind nämlich ganz
und gar nicht romantisch: psychologisch gesehen
„kracht es unter diesen Bedingungen am häufigsten“,
sagt Lombardi.
Man denke nur mal an Weihnachten, sicherlich
sitzt nicht jede Familie den Heiligabend über
in harmonischer Besinnlichkeit unter dem Weihnachtsbaum.
Auch der so idyllisch ausgemalte
Pärchenurlaub kann diesen augenscheinlich so
bedeutungslosen Faktoren zum Opfer fallen. Wieder
sind übermäßige Zeit und besonders destruktive
Kommunikation die Übeltäter. Denn erst diese
Einflüsse führen einem die Dinge vor Augen, die
man in der Beziehung vermisst und sich wünscht.
So wird die Zwangsquarantäne durch Corona zum
Schmelztiegel für allerlei Probleme, die man sonst
immer unter den Teppich des Alltags kehren
konnte. Als wäre das nicht genug, kommt noch
hinzu, dass meist die gesamte Familie dazu verdammt
ist, aufeinander zu hocken und die Angst
vor einer ungewissen Zukunft wie allgegenwärtige
Gewitterwolken bedrückt.
Mit dieser Menge an Konfliktpotenzial
wundert es einen nicht, wenn Leute, die nicht nur
ihre eigenen vier Wände nicht mehr ertragen
können, sich nun auch beim Therapeuten in die
Schlange stellen. Dabei geht es häufig gar nicht
darum, die Beziehung um jeden Preis zu retten.
Eher stehen friedliche und aufbauende Kommunikation
im Vordergrund, um Kosten und Kinder
angemessen behandeln zu können. Zu zweit in
die Isolation, allein wieder heraus: eine Herausforderung
mehr, die einen in Zeiten auch nach
Corona beschäftigt.
Natürlich ist eine scheiternde Beziehung zu
Corona-Zeiten nicht immer programmiert. Manche
Paare schaffen es, sich mit gewaltfreier Kommunikation
und Offenheit (wieder) näher zu
kommen. Eine gemeinsam überwundene Krise
stärkt und festigt eine Beziehung nachhaltig, sagt
der Therapeut. Für viele ist die gemeinsame Zeit
sicher ein Geschenk, das gerade zur richtigen Zeit
kam. Und sollte man sich doch trennen, gilt
immer noch: lieber jetzt, bevor es zu spät ist!
Info
Probleme in der Partnerschaft?
Systemische Therapie Stuttgart
Oliviero Lombardi
0711 / 620 59 68
lombardi@psychologe-therapie-stuttgart.de
psychologe-therapie-stuttgart.de
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07/ 2020 LIFE 27
Die Sicht nach innen
Welche Auswirkungen hat die
Corona-Krise auf die eigene
Psyche? Über die Suche
nach Zuversicht, Stabilität und
Resilienz in ungewisser Zeit.
VON SARAH SCHMITT
Kaum einer hätte sich wohl im letzten
Jahr vorstellen können, dass das Jahr
2020 nicht nur der Beginn eines neuen
Jahrzehnts werden würde, sondern
auch der Anfang einer globalen Pandemie.
Die Corona-Krise hat die Welt, wie wir sie
kennen, auf den Kopf gestellt.
Ganz egal, in welcher Phase unseres Lebens
wir uns befinden: Krisen kosten Kraft und rauben
Energie – das hat sich in den vergangenen Wochen
gezeigt. Plötzlich sind wir mit einer noch nie
dagewesenen Situation konfrontiert, müssen all
unsere Gewohnheiten und Pläne neu ausrichten.
Ein neuer Alltag und eine unsichere Zukunft –
dadurch fühlen wir uns unruhig, instabil, oft hilflos.
Je länger ein solcher Zustand anhält, desto gefährlicher
kann das für unsere Psyche werden:
Wird die eigene Grundanspannung über einen
längeren Zeitraum hinweg besonders belastet,
sind wir viel anfälliger für psychischen Stress,
Ängste und Panikattacken.
Wie schaffen wir es also, eine so tief greifende
Krise zu überstehen? Können wir eine innere Stärke
entwickeln, die uns hilft, durchzuhalten?
Der Begriff der Resilienz wird oft als psychische
Widerstandsfähigkeit bezeichnet, mit der
jeder Mensch als Individuum in der Lage ist,
Krisen zu bewältigen und schwierige Herausforderungen
sicher zu überwinden. Prof. Dr. Jutta Heller,
Expertin für individuelle und organisationale
Resilienz, beschreibt dies als „innere Regulationskompetenz“,
mit der wir uns selbst ein Gefühl von
Stabilität vermitteln können. So sei es für jeden
von uns möglich, nach außen hin flexibel und situationselastisch
zu agieren. Gerade, weil wir uns
momentan in einer so ungewissen Situation befinden,
ist die persönliche Stabilisierung ein ganz
entscheidender Faktor. Denn wenn wir im Kopf
sofort an Chaos denken und kritische Assoziationen
entwickeln, trägt das nur dazu bei, dass wir
uns destabilisieren. „Dagegen hilft es, sich zu sagen:
,Ich vertraue mir. Ich weiß, dass ich schon
Vieles hinbekommen habe‘“, sagt sie.
Die Tatsache, dass die momentane Lage die gesamte
Gesellschaft betrifft, macht es nicht unbedingt
leichter, die Krise gut zu überstehen. Zwar
sammeln wir häufig dieselben Erfahrungen und
können uns über Probleme und aktuelle Geschehnisse
austauschen. „Trotzdem ist die Verarbeitung
und Handhabung auch bei einer kollektiven Krise
immer ein individueller Prozess“, sagt die Expertin.
Dabei komme es immer darauf an, wie man
persönlich die Situation bewerte und mit der Lage
umgehe. Ein Blick auf die eigene Vergangenheit
und frühere Krisen kann helfen. „Wenn ich Erfahrungen
früherer Krisen verarbeitet und dadurch
gelernt habe, was mir damals geholfen hat, kann
mir das helfen, Ideen zu bekommen, was mir jetzt
guttut.“ Doch was kann momentan ganz konkret
und möglichst schnell dabei helfen, psychisch
stabil durch die Krise zu kommen?
Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie
(DGPs) hat zusammen mit dem Verbund universitärer
Ausbildungsgänge für Psychotherapie
(unith), eine Website mit Verhaltenstipps und Informationen
bereitgestellt. Um Ängste, Panik und
Sorgen während der Corona-Krise gegenzusteuern
empfiehlt die Redaktion, beispielsweise Achtsamkeits-
oder Entspannungsübungen. Zudem können
bewusst geregelte Tagesstrukturen helfen,
den eigenen Alltag zu bewältigen.
Bild: Unsplash
Jutta Heller rät, den Blick auf aktuelle Nachrichten
unbedingt zu reduzieren und sich am
besten nur ein- bis zweimal täglich über alle
neuen Entwicklungen zu informieren. Außerdem
sei es besonders wichtig, den eigenen Fokus
bewusst auf positive Dinge im Leben zu richten.
Gleichzeitig sei es sehr hilfreich, in Bewegung zu
sein – zum Beispiel, indem wir Spazieren gehen
oder etwas Sport treiben: „Dadurch können wir
eine Haltung entwickeln, in der wir trotz und
gerade aufgrund der aktuell schwierigen Lage für
uns selbst sorgen. Das verhilft uns zu einem denkund
leistungsfähigen Zustand.“
Vielleicht erinnern wir uns in ein paar Jahren
an die Krise, können aus momentanen Erfahrungen
lernen und daraus Kraft für neue Herausforderungen
schöpfen. Das ist sicher keine leichte Aufgabe
und hängt stark von ganz individuellen Umständen
und Lebenssituationen ab. Aber vielleicht
gibt dieser Gedanke ein wenig Hoffnung,
um psychisch stabil durch die Krise zu kommen.
28 LIFE
mediakompakt
Bild: Unsplash
Nur ein Abenteuer entfernt
Koffer packen, schnell Pflanzen gießen, Katze beim Nachbarn abgeben,
nichts wie los in den Flieger ans Meer. So oder so ähnlich läuft die
Urlaubszeit jedes Jahr aufs Neue ab – außer dieses Jahr.
VON ALICIA KAUFMANN
Vielen kam die Corona-Krise bei der alljährlichen
Urlaubsplanung in die Quere.
Reisen wurden abgesagt oder konnten
nicht geplant werden. Lange Zeit
war unsicher, ob und wie eine Auszeit
in diesem Jahr überhaupt stattfinden kann. Die
wenigen, mittlerweile wieder für Touristen geöffneten,
Reiseziele sind weitgehend ausgebucht
und überfüllt. Immer noch gibt es Reisewarnungen,
die viele davon abhalten dürften, wegzufahren.
Frust macht sich breit, weil eine Erholung
vom Alltag und der Krise auszubleiben scheint.
Doch was macht einen Urlaub eigentlich zum
Urlaub? Laut der Dudenredaktion versteht man
darunter „dienst- oder arbeitsfreie Tage, die der
Erholung dienen“. Aha. Es geht also eigentlich
nicht darum, so weit wie möglich zu verreisen,
sondern auszuspannen. Und dennoch zieht es
uns immer wieder in die Ferne. Ein grundlegendes
Reisemotiv ist laut Tourismusforscherin Dr.
Kristiane Klemm von der Universität Berlin die
„Differenzerfahrung“. Mit einer Reise wollen wir
einen Kontrast zur täglichen Routine schaffen
und dabei den Kopf frei bekommen, also einen
„Tapetenwechsel“ machen.
Zusätzlich habe jeder individuelle Wünsche,
die ihn oder sie in die Ferne ziehen. Häufig zähle
dazu das Motiv „sich selbst finden“. Wir streben
nach Freiheit und Glück und suchen in unserem
Urlaub nach Traumwelten, die häufig eigens für
die Erholung erschaffen wurden, wie Wellnessund
Luxushotels. Außerdem reisen viele, um neue
Kulturen kennen zu lernen, Sprachen zu lernen
und ihren kulinarischen Horizont zu erweitern.
Nicht zu unterschätzen ist zudem der soziale
Zwang. Social-Media-Grüße aus fernen Ländern
und von atemberaubenden Orten zeigen Freunden
und der Familie, dass wir dazu gehören. So
ernten wir Bewunderung und Komplimente für
Orte, an denen wir gewesen sind.
Doch lässt sich ein Urlaub unter den Aspekten
nicht auch direkt vor der Haustüre umsetzen?
Reicht das unmittelbare, nahe Umfeld nicht für
einen Ausbruch aus dem Alltag und die Möglichkeit
der Selbstfindung? Genau damit beschäftigt
07/ 2020 LIFE 29
sich der Abenteurer, Buchautor und Blogger Alastair
Humphreys. Er ist Erfinder des Mikroabenteuer-Konzepts,
das so etwas ermöglichen soll.
Der 43-jährige Brite versteht unter Mikroabenteuern
Outdoorunternehmungen, die „kurz, einfach,
lokal, günstig und trotzdem aufregend, lustig, herausfordernd
erfrischend und bereichernd“ sind.
In den letzten Jahren ist
die Mikroabenteuer-Community
auch in Deutschland
angekommen. Der
deutsche Mikroabenteurer
Christo Foerster hat zusätzlich
zu Humphreys Definition
folgende Regeln aufgestellt,
die ein Mikroabenteuer
von einem Wochenendausflug
ins Familienhotel
oder einem Sonntagsspaziergang
abgrenzt: Das
Abenteuer dauert mindestens
acht und maximal 72
Stunden. Auf die Nutzung
von Auto, Motorrad oder
Flugzeug wird verzichtet.
Öffentliche Verkehrsmittel sind erlaubt. Übernachtungen
finden ohne Zelt statt. Alles wird wieder
so verlassen, wie es vorgefunden wurde.
Zudem sollte man am besten sein Handy in
den Flugmodus schalten. So bekommt man keine
Anrufe und wird nicht abgelenkt, kann aber trotzdem
großartige Momente mit der Kamera festhalten.
Die Definition von Mikroabenteuern kann jeder
individuell für sich interpretieren. Das Tolle
an Mikroabenteuern ist, dass man sie überall und
„Immer wenn du
denkst, das ist eine
klasse Idee, und
direkt danach Zweifel
kommen, weißt
du: Du bist auf dem
richtigen Weg.“
Alastair Humphreys
vor allem absolut spontan machen kann. Hat man
Kinder, kann man diese einfach mitnehmen,
denn welches Kind liebt schon keine Abenteuer?
Außerdem muss man dafür kein Profisportler
sein, denn laut Alastair Humphreys ist Unsportlichkeit
eine optimale Voraussetzung für unvergessliche
Stunden. Das einzige was man für ein
Mikroabenteuer wirklich
braucht, ist ein bisschen
Überwindung wirklich los zu
gehen, denn Ausreden findet
man viel zu schnell.
Als Startpunkt für ein
Mikroabenteuer eignet sich
zum Beispiel der Universitätscampus
in Stuttgart mit seinen
zahlreichen Wäldern
und Wiesen. Unbedingt zu
beachten sind hier allerdings
die Gesetze der Naturschutzgebiete
rund um den Campus.
Wie wäre es zum Beispiel
mit einer Wanderung der besonderen
Art? Unser Tipp dazu:
Ziehe auf einer Stuttgart
Karte einen Radius und wandere ihn möglichst
liniengetreu ab. Privatgelände müssen dabei
natürlich respektiert werden. Wer keine Lust hat,
weite Strecken zurückzulegen, verbringt 24 Stunden
an einem Spot, an dem er noch nie war. Dort
einen Tag und eine Nacht und darauf achten, was
um einen herum passiert. Um das Urlaubsfeeling
noch zu verstärken, kannst du dir als Proviant ein
typisches Gericht aus deinem Lieblingsland
einpacken.
Info
In diesen Blogs, Communities und
Podcasts findest du noch mehr Ideen
für deinen Mikroabenteuerurlaub:
www.alastairhumphreys.com
www.christofoerster.com
www.ausgebuext.info
Social Media Community: Raus und machen
Podcast: Frei raus – Abenteuer fürs Leben
Bild: Robert-Enke Stiftung
Ein Abenteuer muss nicht immer Sinn
machen, Hauptsache man hat Spaß und es ist eine
Herausforderung. Also transportiere doch mal
einen unhandlichen Gegenstand von A nach B.
Nimm dafür zum Beispiel einen Stuhl und nimm
den besten Freund gleich mit. An dieses gemeinsame
Erlebnis werdet ihr euch sicher noch lange
erinnern.
Wer erstmal ganz klein anfangen will, kann
auch einfach im eigenen Garten oder auf dem Balkon
ohne Zelt übernachten. Hier musst du dir
auch gar keine Gedanken um die passende Ausrüstung
machen, sondern kannst einfach eine
normale Matratze und Bettwäsche mit rausnehmen.
Es gibt unzählig viele Mikroabenteuer, die
sich nicht nur für einen Urlaub nutzen lassen,
sondern die auch einfach in den ganz normalen
Alltag eingebaut werden können. Dafür brauchst
du nur ein bisschen Kreativität und Durchhaltevermögen.
Also keine Zeit verlieren und einfach
loslegen, denn der beste Zeitpunkt für ein Abenteuer
ist genau jetzt!
Bild: Alicia Kaufmann
Bild: Unsplash
Bild: Unsplash
Bild: Unsplash
30 LIFE
mediakompakt
Bild: Pixabay
Die Nächste, bitte?
Die Welt, wie wir sie kannten, existiert nicht mehr. Sie hat sich nachhaltig verändert,
wir müssen uns auch verändern. Wir müssen ein stärkeres, mutigeres und
fürsorglicheres System aufbauen. Nach der Pandemie ist vor der Pandemie.
VON TEONA BURNADZE
Wir wissen nicht, wann die nächste
Pandemie stattfinden wird, aber
wir wissen, dass sie unvorhersehbare,
aber wiederkehrende Ereignisse
sind, mit schwerwiegenden
Folgen rund um den Erdball. Bei jedem globalen
Ereignis, von dem wir nur theoretische Kenntnis
haben, ist die Menschheit unvorbereitet. Die Corona-Pandemie
ist ein klares Beispiel dafür. Schon
vor der aktuellen Krise sagten Epidemiologen voraus,
dass es in naher Zukunft zu solch einem Ereignis
kommen würde. Trotz dieser Vorwarnungen
war man nicht auf eine globale Krise vorbereitet.
Der Philosoph Toby Ord argumentiert in seinem
Buch The Precipice jedoch, dass wir nicht bereit
sind für solche Katastrophen: „Es fällt uns
schwer, irgendetwas zu glauben, wenn wir es
nicht mit eigenen Augen sehen.“ Abgesehen von
den Warnungen der Experten sprach auch Bill Gates
in einem Vortrag im Jahr 2015 von einer potenziellen
Epidemie: „Wenn etwas in den nächsten
Jahrzehnten über zehn Millionen Menschen
tötet, dann wird es höchstwahrscheinlich ein
hochansteckendes Virus sein und kein Krieg“,
sagte er. Wir werden sicher keine pandemiefreie
Welt erreichen, aber mit sorgfältiger Vorbereitung
und schneller Reaktion können wir verhindern,
dass die meisten Ausbrüche außer Kontrolle geraten,
und sich die Auswirkungen derjenigen, die
sich international ausbreiten, begrenzen lassen.
Das wichtigste ist die allgemeine Gesundheit
eines Menschen: Wie stark ist das Immunsystem?
Ist es schwach, besteht höhere Infektanfälligkeit,
Stressige Umgebung, ungesunder Lebensstil und
Schlafmangel haben negativen Einfluss auf das
menschliche Immunsystem. Seit Jahrzehnten argumentieren
Ärzte, dass Stress und allgemein negative
Einstellungen zum Leben die Anfälligkeit
für verschiedene Krankheiten erhöhen.
Allgemein hängt das Ausmaß der Ausbreitung
einer Infektionskrankheit davon ab, wie schnell
und einfach das Virus von Person zu Person übertragen
wird, hängt aber vor allem auch vom Verhalten
der Menschen ab. In vielen Regionen gibt
es oft dicht besiedelte Städte, in denen sich Menschen
leicht gegenseitig infizieren. Wie aktuell,
führt dies zu sozialer Distanzierung, Verbot von
Flugreisen und Schließung von Grenzen. Aber mit
wachsendem Bewusstsein können die Menschen
soziale Verantwortung erkennen und die Ausbreitung
des Virus mit verhindern.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind staatliche
Maßnahmen. In jedem Land mit guter medizinischer
Versorgung ist die Sterberate noch gering.
07/ 2020 LIFE 31
Ohne Infektionsprävention und – Kontrolle
durch Schutzausrüstung, Isolierung, Antikörper-
Test und ordnungsgemäße Erprobung verbreiten
sich die Infektionen leichter. Viele Entwicklungsund
Schwellenländer haben keine leistungsfähigen
Gesundheitssysteme. Daher erkranken zuerst
die Menschen, die wir bei einer Pandemie am
dringendsten brauchen – Ärzte, Krankenschwestern
und Angestellte im Gesundheitswesen.
„Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard,
der seine und seiner Familie Gesundheit
und Wohl gewährleistet, (…)“, heißt es in Artikel
25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
In allen Ländern haben die Regierungen die
Pflicht, das Recht auf Gesundheit zu achten, sie zu
schützen und zu gewährleisten. Laut Weltgesundheitsorganisation
(WHO) sind starke Gesundheitssysteme
unsere Garantie. Aus diesem Grund
arbeitet die WHO auf der ganzen Welt an der Stärkung
der Gesundheitssysteme. Sie sollen die primäre
Gesundheitsversorgung der Menschen aufbauen
und sich auf Gesundheitsförderung und
Krankheitsvorbeugung konzentrieren.
Um zukünftige Pandemien zu mildern, muss
in Forschung und Entwicklung neuer Impfstoffe
und Medikamente viel investiert werden. Die
Impfung wird aufgrund der Kosteneffizienz im
Vergleich zu anderen Arten von Gesundheitsmaßnahmen
als eine der wichtigsten Strategien
für die öffentliche Gesundheit angesehen. Sie soll
eine Reihe von Infektionskrankheiten verhindern
und kontrollieren, kann also die Übertragung von
Krankheiten erheblich beeinträchtigen. Dies
„Prävention,
Prävention,
Prävention.“
dient sowohl einem individuellen als auch einem
kollektiven Schutz.
Die Vorbereitung auf Pandemien sollte so weit
wie möglich darauf abzielen, bestehende Systeme
zu stärken. Neue Systeme, die während einer Pandemie
implementiert werden, sollten während
der Zeit zwischen den Pandemien
getestet werden.
Der Umgang mit Risikofaktoren
für Infektionen erfordert
eine starke Lenkung,
schnelle Entscheidungen
auf der Grundlage wissenschaftlicher
Erkenntnisse
und die uneingeschränkte Zusammenarbeit der
nationalen und lokalen Regierungen sowie der
Menschen.
Dabei spielen internationale Organisationen
wie die Vereinten Nationen (UN) und die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) eine ganz zentrale
Rolle. Sie haben die schwierige Aufgabe, die Koordinierung
in verschiedenen Ländern, Gesundheits-
und humanitären Notsituationen zu leisten,
indem sie klare systemweite Rollen und Verantwortlichkeiten
der Vereinten Nationen sicherstellen.
Die WHO sollte einen Ansatz finden, um
die breitere nationale, regionale und internationale
Gemeinschaft zu mobilisieren bereits in frühen
Stadien eines Ausbruchs.
Parallel dazu eröffnen die aktuell sich stark
entwickelnden digitalen Technologien und Datenanalysen
neue Möglichkeiten, um in Zukunft
auf Pandemien besser reagieren und sie einfacher
bewältigen zu können. Mit diesem Ziel nimmt das
Austrian Institute of Technology (AIT) eine führende
Rolle in einem neuen EU-Projekt namens
STAMINA ein. Das System unterstützt Ersthelfer,
Praktiker, Krankenhäuser und Krisenmanager bei
ihrer täglichen Arbeit. Es werden modernste Verfahren
und Technologien eingesetzt,
wie Modellierung, Frühwarnsysteme,
Vor-Ort-Screening
oder Management-Tools.
Das globale Gesundheitsunternehmen
GlaxoSmithKline
(GSK) konzentriert sich auf die
Erforschung des Immunsystems,
den Einsatz von Humangenetik und andere fortschrittliche
Technologien. Das Unternehmen
setzt dafür unter anderen Techniken innovative
Versuchspläne ein, um die Entdeckung und
Entwicklung von Impfstoffen zu beschleunigen.
GSK geht davon aus, so einen starken Beitrag zur
Verbesserung der Gesundheitsergebnisse leisten
zu können.
Das kostet Geld. Um zu verhindern, was mit
Ebola geschah, wären nicht mehr als zwei Millionen
US-Dollar erforderlich gewesen. Aber am Ende
wurden mehr als zwei Milliarden Dollar ausgegeben.
„Letztendlich ist die Prävention nicht nur
besser als Heilen, es ist billiger. Kehren wir zu den
Grundlagen zurück und investieren in Prävention,
Prävention, Prävention“, erläutert WHO-Generaldirektor
Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus.
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