my life_Ausgabe 01.08.2020_Vorableseprobe für WAVE Kunden
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<strong>my</strong><br />
Ihre Gesundheit<br />
<strong>life</strong><br />
15 | 1. August 2020 A<br />
Ihre Apotheke<br />
Hüftschmerzen<br />
Die besten Therapien<br />
bei Arthrose. Plus: 8 Tipps<br />
zur Vorbeugung<br />
Bella Italia!<br />
So leicht, so gesund –<br />
und perfekt bei Hitze:<br />
Die mediterrane Küche<br />
12 Seiten Dossier<br />
Endlich wieder<br />
SCHARF SEHEN !<br />
Kurzsichtigkeit: Warum immer mehr Augenchirurgen<br />
auf Implantat statt Laser setzen Altersweitsichtigkeit<br />
und grauer Star: Die neue Generation der Kunstlinsen<br />
MY LIFE – BERATEN VOM APOTHEKER-FORUM UND STIFTUNGS-BEIRAT
Sellin auf Rügen, Mecklenburg-Vorpommern<br />
Gerade jetzt brauchen wir<br />
Unternehmen, die mutig<br />
vorangehen und die Welt<br />
von morgen gestalten.<br />
Jens Spahn, Bundesgesundheitsminister, in FOCUS.<br />
Deutschland ist es gelungen, die gesundheitlichen Aspekte der<br />
Corona-Pandemie zu meistern wie kaum einem anderen Land der Welt.<br />
Nachhaltig. Besonnen. Diszipliniert. Und immer hoffnungsvoll. Jetzt<br />
stehen wir ökonomisch vor einer Jahrhundertaufgabe: jene, das<br />
engmaschige Gefüge aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
kraftvoll in die Zukunft zu bewegen. Neues Denken ist gefragt.<br />
Da<strong>für</strong> haben wir die Initiative #AufbruchZukunft ins Leben gerufen,<br />
die auf eine konstruktive Aufbruchsstimmung in Deutschland setzt.
Editorial<br />
Silvia von Maydell<br />
und Klaus Dahm<br />
Chefredakteure<br />
Hightech im Auge<br />
Brauchen Sie eine Brille? Für uns beide lautet die Antwort: Ja!<br />
Ab dem fünfzigsten Lebensjahr greift fast jeder zu einer Brille, um<br />
Kleingedrucktes gut lesen zu können. Und auch die (altersunabhängige)<br />
Kurzsichtigkeit ist eine wachsende Volkskrankheit. Jeder zweite<br />
Europäer, prognostiziert die Weltgesundheitsorganisation, wird<br />
2050 vermutlich kurzsichtig sein – nicht zuletzt begünstigt durch viel<br />
Lesen und Arbeiten mit PC, Tablet und Handy.<br />
Mikrochirurgische Techniken können heute ein Leben ohne Brille<br />
ermöglichen. In unserem Dossier (ab S. 26) stellen wir die Fortschritte<br />
dar, die die Implantationserfolge von Mono- und Trifokallinsen<br />
heute schon ermöglichen. Was früher wie Science-Fiction erschien<br />
– wie zum Beispiel EDoF-Linsen, eine Art „implantierte Gleitsichtbrille“<br />
–, gehört heute <strong>für</strong> Augenchirurgen fast schon zum Tagesgeschäft.<br />
Und angesichts einer alternden Bevölkerung ist zu erwarten,<br />
dass Forschung und Medizintechnik in diesem lukrativen<br />
Markt auch in Zukunft immer bessere Bedingungen <strong>für</strong> ein brillenloses,<br />
scharfes Sehen in jedem Alter ermöglichen werden. Viel Spaß<br />
bei der Lektüre, egal, ob mit oder ohne Lesebrille!<br />
Das <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
Apotheker-Forum<br />
in dieser <strong>Ausgabe</strong> *<br />
vertreten durch<br />
Heide Schulz<br />
Torgau<br />
Andreas Kronsbein<br />
Holte-Stuckenbrock<br />
Ihr My Life-Team<br />
FOTOS: MICHAEL GREGONOWITS; SHUTTERSTOCK; PR (3)<br />
Radfahren hält jung<br />
und mobilisiert Ihre<br />
Hüftgelenke. Was<br />
diesen sonst noch<br />
hilft und welche<br />
Therapien Hüftschmerzen<br />
lindern,<br />
lesen Sie ab Seite 20<br />
Kerstin Heimen<br />
Biedenkopf<br />
* alle Mitglieder des<br />
My Life-Apotheker-Forums<br />
finden Sie unter <strong>my</strong><strong>life</strong>.de/<br />
apotheker-forum<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
3
Inhalt<br />
56 14<br />
Gesundheit<br />
8 Magazin<br />
Neues aus Medizin, Wellness<br />
und Ernährung<br />
Beauty<br />
14 Gesundes, volles Haar<br />
Wenn die Mähne ausdünnt,<br />
hilft eine Spezial-Sprechstunde<br />
26<br />
52<br />
60<br />
20 Die besten Therapien bei<br />
Hüftschmerzen<br />
Von Krankengymnastik bis zur<br />
Prothese – Experten erklären,<br />
was bei Problemen wirklich hilft<br />
26 DOSSIER: Endlich scharf sehen<br />
Viele Menschen träumen von<br />
einem Leben ohne Brille.<br />
Moderne mikrochirurgische<br />
Methoden machen es<br />
möglich. Ohne Lasereingriff!<br />
38 Der Preis <strong>für</strong> das Fleisch<br />
Wie Gesundheit, Umwelt und<br />
Landwirte unter der Jagd aufs<br />
günstige Schnitzel leiden<br />
40 Fragen, die man dem Doktor<br />
nur ungern stellt<br />
Was tun bei schlechtem Atem,<br />
Blähungen, Nagelpilz? My Life<br />
hat bei Medizinern nachgehakt<br />
60 Auch mit 60+ ein Muss<br />
Wieso der jährliche Termin<br />
beim Frauenarzt nach den<br />
Wechseljahren so wichtig ist<br />
62 Tumor-OP per Joystick<br />
Mastdarmkrebs – eine Patientin<br />
und ihr Arzt berichten über einen<br />
Eingriff mit dem DaVinci-Roboter<br />
74 Hitze-Mythen auf dem Prüfstand<br />
Warum Schwitzen gesund und<br />
sogar lebenswichtig ist – und<br />
wie Sie bei Wärme cool bleiben<br />
76 Corona und die Haustiere<br />
Neue Erkenntnisse: Können<br />
Vierbeiner sich mit dem Virus<br />
infizieren oder es auf den<br />
Menschen übertragen?<br />
Wohlfühlen<br />
64 Welchen Einfluss fehlender<br />
Körperkontakt auf die Seele hat<br />
Selbst<strong>für</strong>sorge und Gespräche<br />
lotsen uns durch Krisenzeiten<br />
Lifestyle<br />
44 Spezialitäten aus Bella Italia<br />
Lasagne mit Ricotta, Pasta mit<br />
Birnen und Pizza mit Feigen –<br />
so schmeckt der Süden!<br />
50 Samtige Vitaminbomben<br />
Aprikosen enthalten Nährstoffe,<br />
die dem ganzen Körper guttun<br />
52 Sonnengereift und so lecker<br />
Jetzt ist wieder Zeit <strong>für</strong> köstliche<br />
Aprikosen in Torten und Knödeln –<br />
oder fein karamellisiert<br />
56 Insel-Paradies im Mittelmeer<br />
Wilde Berge, weites Meer:<br />
Auf Korsika erleben wir<br />
pures Spätsommerglück<br />
68 Willkommen in der Freiluft-Oase!<br />
Deko-Ideen <strong>für</strong> Lieblingsplätze<br />
Zeitgeschehen<br />
72 Vorurteile über Apotheken …<br />
… und was davon wirklich stimmt<br />
Rubriken<br />
3 Editorial<br />
6 Stiftungs-Beirat<br />
77 My Life-Sprechstunde<br />
78 Glücks-Kalender<br />
80 Kulturrätsel, Sudoku<br />
82 Vorschau, Impressum<br />
TITELFOTOS: GETTY IMAGES (2); BURDAFOOD.NET FOTOS: SHUTTERSTOCK; BACKUP IMAGES; ISTOCK; FOTOLIA; BERND GÖLLING<br />
4 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
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SONNENALLERGIE? EMPFINDLICHE HAUT?<br />
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Apotheken: Rücksendung des Coupons inkl. Kassenbeleg bis 31.08.2020 an: acardo group AG, Stichwort: „Apotheken“, 4410615/2020 Dortmund. <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
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<strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
Senioren<br />
Gesundheit,<br />
Lebensfreude und<br />
praktische Tipps<br />
stehen hier <strong>für</strong><br />
Leserinnen und<br />
Leser ab 60 im<br />
Mittelpunkt. Besonders gut<br />
lesbar durch die größere Schrift.<br />
Der <strong>my</strong> <strong>life</strong> Stiftungs-Beirat<br />
Diese acht namhaften Organisationen bzw. Stiftungen<br />
in Deutschland stehen der My Life-Redaktion beratend zur Seite<br />
Die Deutsche Alzheimer<br />
Stiftung wird vertreten<br />
durch Heike von<br />
Lützau-Hohlbein,<br />
Kuratoriumsvorsitzende<br />
Friedrichstr. 236, 10969 Berlin<br />
Prof. Dr. med. Heribert<br />
Schunkert, Vorstandsmitglied<br />
der Stiftung und<br />
Direktor der Klinik <strong>für</strong><br />
Erwachsenenkardiologie<br />
am Deutschen Herzzentrum<br />
München<br />
Bockenheimer Landstr. 94–96,<br />
60323 Frankfurt a. M.<br />
<strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
Gut leben<br />
mit Diabetes<br />
Neue Therapien,<br />
leckere Rezepte<br />
und gesunde<br />
Alternativen <strong>für</strong> ein<br />
genussvolles Leben<br />
mit Diabetes finden Sie in diesem<br />
kompetenten Sonderheft.<br />
Prof. Dr. med. Rüdiger<br />
Landgraf, Internist,<br />
Endokrinologe, Diabetologe<br />
und Bevollmächtigter<br />
des Stiftungs-Vorstands<br />
Kölner Landstraße 11,<br />
40591 Düsseldorf<br />
Die Deutsche Rheuma-<br />
Liga wird vertreten<br />
durch Rotraut Schmale-<br />
Grede, Präsidentin des<br />
Bundesverbandes<br />
Welschnonnenstr. 7,<br />
53111 Bonn<br />
<strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
Platsch!<br />
Steckt voller spannender<br />
Themen <strong>für</strong><br />
Kinder zwischen vier<br />
und neun Jahren.<br />
Zum Rätseln, Malen,<br />
Basteln und auch<br />
Spielen. Tolles Extra: ein großes<br />
Tierposter in jeder <strong>Ausgabe</strong>.<br />
<strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
Lieblingsrätsel<br />
Trainieren Sie Ihre<br />
grauen Zellen!<br />
Schwedenrätsel,<br />
Gehirnjogging,<br />
Kinderquiz oder<br />
Sudoku – hier gibt<br />
es auf 32 Seiten Rätselspaß <strong>für</strong><br />
helle Köpfchen in jedem Alter.<br />
Prof. Dr. med. Heinrich<br />
Hess, Gründer der<br />
Stiftung <strong>für</strong> Prävention<br />
und zur Vorbeugung<br />
von Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen<br />
Kohlstr. 73,<br />
66450 Bexbach<br />
Vorständin<br />
Dr. Christa Maar vertritt<br />
die Felix Burda Stiftung,<br />
die sich bundesweit<br />
<strong>für</strong> Projekte zum Thema<br />
Darmkrebs einsetzt<br />
Arabellastr. 27,<br />
81925 München<br />
Die Stiftung MyHandicap,<br />
vertreten durch Geschäftsführer<br />
Alexander Hopman,<br />
hilft jungen und alten<br />
Menschen mit Behinderung<br />
Josef-Wild-Straße 20,<br />
81829 München<br />
Die Stiftung<br />
Deutsche Krebshilfe<br />
wird vertreten<br />
durch den Vorstandsvorsitzenden<br />
Gerd Nettekoven<br />
Buschstr. 32,<br />
53113 Bonn<br />
6 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
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PRO<br />
NATÜRLICH EINFACH<br />
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Wissenschaftlich bewiesen 1,4<br />
Abnehmen wird<br />
noch leichter! 1<br />
Ein ausgezeichnetes Präparat zur Gewichtsreduktion bietet neue Möglichkeiten<br />
<strong>für</strong> gesunde und dauerhafte Gewichtsabnahme 1,3 : Refigura PRO.<br />
<strong>für</strong> einen aktiven Stoffwechsel 2<br />
100 % Naturkraft<br />
Abnehmen ist nicht einfach. Viele<br />
Diäten scheitern, sind langfristig<br />
ungeeignet undführen deshalb<br />
häufig zu einer Spirale von Hunger,<br />
Verzicht und Jo-Jo-Effekten. Doch<br />
das muss nicht sein: Das neue Refigura<br />
PRO hilft beim Abnehmen 1 und zudem<br />
auch dabei, das Gewicht langfristig zu<br />
halten. 3 Die Anwender sind begeistert,<br />
aus drei guten Gründen:<br />
1. Wissenschaftlich bewiesene<br />
Gewichtsreduktion: 1,4<br />
100% Pflanzenextrakt-Power (Amorphophallus<br />
rivieri) fördert Ihr natürliches<br />
Sättigungs empfinden und trägt<br />
zum gesunden Abnehmen bei. 1,4<br />
2. Aktiver Stoffwechsel: 2<br />
Zusätzlich hilft Ihnen ein Mikronährstoff-<br />
Komplex einen aktiven Fettsäure- und<br />
Kohlenhydratstoffwechsel zu erhalten. 2<br />
Das gibt es nur bei Refigura PRO!<br />
3. Weiterhin gesund essen:<br />
Refigura PRO vermeidet gezielt die Nach-<br />
teile vieler anderer Abnehmmittel, wie<br />
Proteinshakes und Crash Diäten. Dort<br />
verhindert schlechter Geschmack und<br />
einseitige Ernährung häufig langfristige<br />
Abnehmerfolge. Anders bei Refigura PRO:<br />
Sie können weiterhin gesund essen, ohne<br />
Mahlzeiten zu ersetzen. Einfach kurz vor<br />
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<strong>für</strong> eine Packung Refigura mit Kassenbon pro Person. Gilt nur <strong>für</strong> die identische Packungsgröße.<br />
Ausgenommen ist die 15er Sticks Packung. Solange der Vorrat reicht. Nicht mit anderen<br />
Rabattaktionen kombinierbar. Eine Barauszahlung erfolgt nicht.<br />
<br />
Pflichttext: Nahrungsergänzungsmittel sind kein Ersatz <strong>für</strong> eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung und gesunde Lebensweise. Nehmen Sie im Rahmen einer kalorienarmen Ernährung 3 Mal<br />
täglich je 2 Kapseln ein, ca. 15 Minuten vor jeder Mahlzeit. Nach der Einnahme ausreichend trinken. Ausschließlich <strong>für</strong> Erwachsene. Keine Einnahme während der Schwangerschaft und der Stillzeit. Nicht <strong>für</strong><br />
Personen mit Untergewicht geeignet. Bei Personen mit Schluckbeschwerden und bei ungenügender Flüssigkeitszufuhr während der Einnahme besteht Erstickungsgefahr.<br />
1) Glucomannan trägt im Rahmen einer kalorienarmen Ernährung zu Gewichtsverlust bei.<br />
2) Vitamin B6 trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei. Zink trägt zu einem normalen Kohlenhydrat- und Fettsäure-Stoffwechsel bei.<br />
3) Refigura PRO kann über einen längeren Zeitraum genommen werden.<br />
4) EFSA Journal 2010;8(10):1798 [27 pp.]. doi:10.2903/j.efsa.2010.1798<br />
Heilpflanzenwohl GmbH, Helmholtzstr. 2-9, 10587 Berlin<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
7
Magazin<br />
Atempause<br />
<strong>für</strong> die Umwelt<br />
So viel sattes Grün – und nur ein<br />
einsames Auto. Kaum zu glauben,<br />
aber die Corona-Krise hat auch<br />
ihre guten Seiten. Denn einige<br />
Wochen lang konnte die Natur<br />
durchatmen: Kaum Flugzeuge am<br />
Himmel, deutlich weniger Verkehr<br />
auf den Straßen, keine<br />
Kreuzfahrtschiffe, von denen<br />
eins täglich so viel CO2 ausstößt<br />
wie ca. 84 000 Pkw. Stattdessen<br />
saubere Luft, himmlische Ruhe<br />
und kaum belastende Substanzen<br />
in der Atmosphäre. Aber reicht<br />
das wirklich, damit sich unsere<br />
grünen Lungen erholen können?<br />
Klimaforscher bestätigen, dass<br />
es in den letzten Monaten bis zu<br />
17 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen<br />
gab – doch jahrzehntelanges<br />
umweltfeindliches<br />
Verhalten kann nicht in ein paar<br />
Wochen ausradiert werden. Und<br />
wenn die Industrie erst wieder<br />
auf Hochtouren läuft, werden<br />
auch die Belastungen die gleichen<br />
sein wie vorher. Oder noch<br />
zunehmen, weil die wirtschaftlichen<br />
Verluste zu Lande, im Wasser<br />
und in der Luft wieder aufgeholt<br />
werden wollen.<br />
FOTO: GETTY IMAGES<br />
Verantwortung übernehmen<br />
Dennoch kann jeder von uns etwas<br />
tun, um das Klima zu schützen:<br />
Öfter mit dem Rad fahren,<br />
statt gedankenlos ins Auto zu<br />
steigen, Strom und Wasser sparsam<br />
verwenden und – wann immer<br />
möglich – regionale, saisonale<br />
Lebensmittel statt importiertes<br />
Superfood verzehren. Es mag an<br />
den viel zitierten Tropfen auf den<br />
heißen Stein erinnern, doch viele<br />
Tropfen ergeben einen Ozean.<br />
Damit wir uns noch lange über<br />
grüne Wälder freuen können.<br />
8 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
9
Magazin<br />
Trommeln macht schlau<br />
→ Schlagzeuger sind kluge Köpfe. Zu diesem Ergebnis kommen<br />
Forscher der Uniklinik Bochum. Mithilfe von MRT-Untersuchungen<br />
verglichen sie die Hirnfunktionen von Profi-Schlagzeugern<br />
mit denen unmusikalischer Probanden. Im Vergleich<br />
hatten die Drummer besser vernetzte Gehirnhälften mit dickeren<br />
Verbindungsfasern. Zudem waren ihre Gehirnregionen, die<br />
Bewegung steuern, effizienter. Schlagzeuger können verschiedene<br />
Rhythmen mit Armen und Beinen gleichzeitig trommeln,<br />
was unterschiedliche Hirnregionen aktiviert. Eine weitere,<br />
schwedische Studie wies zudem nach, dass Trommler nicht<br />
nur intelligenter, sondern auch glücklicher und schmerzresistenter<br />
sind. Schon in der Vergangenheit hatten Studien gezeigt,<br />
dass Musizieren auch mit Klavier oder Gitarre die Intelligenz<br />
fördern und schulische Leistungen verbessern kann.<br />
Wo die Emotionen wohnen<br />
Schmetterlinge im<br />
Bauch, Herzschmerz<br />
bei Liebeskummer<br />
– viele Redewendungen<br />
ordnen unsere<br />
Gefühle bestimmten<br />
Körperreaktionen zu.<br />
Nicht zu Unrecht, fand<br />
ein Forscherteam der<br />
finnischen Aalto-Universität<br />
heraus. Die<br />
Wissenschaftler untersuchten,<br />
wie Menschen<br />
ihre Emotionen<br />
körperlich spüren.<br />
Da<strong>für</strong> lösten sie bei<br />
700 Probanden verschiedene<br />
Gefühle aus<br />
und ließen sie auf der<br />
Silhouette eines Körpers<br />
einzeichnen, in<br />
Ärger Überraschung Ekel Freude Trauer Furcht<br />
welchen Regionen sie<br />
gesteigerte und in<br />
welchen schwächere<br />
Aktivitäten wahrnahmen.<br />
Die Übereinstimmungen<br />
waren mehr<br />
als deutlich.<br />
Liebe<br />
Depression<br />
15<br />
1<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
-10<br />
-15<br />
Legionellengefahr<br />
wegspülen<br />
Die Corona-Zwangspause<br />
sorgte <strong>für</strong> wochenlangen<br />
Leerstand von Ferien- und<br />
Wochenenddomizilen.<br />
Durch das in den Rohren<br />
stehende Wasser drohen<br />
beim Duschen gefährliche<br />
Infektionen durch Legionellen,<br />
warnt der Immobilienverband<br />
IVD. Daher<br />
sollten die Warmwasserleitungen<br />
zunächst drei<br />
Minuten lang mit mindestens<br />
60 Grad heißem<br />
Wasser gespült werden.<br />
Aber Vorsicht: Der Dampf<br />
darf dabei keinesfalls<br />
eingeatmet werden.<br />
10 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Per App* schnell zum richtigen Arzt<br />
Doctolib<br />
Mit der App bieten<br />
Praxen ihren Patienten die<br />
Möglichkeit, einen Termin<br />
online zu buchen und zu<br />
verwalten. Per SMS und<br />
E-Mail werden sie an ihre<br />
Termine erinnert. Bei den<br />
teilnehmenden Medizinern<br />
sind zudem Videosprechstunden<br />
möglich.<br />
*Alle kostenlos <strong>für</strong> Android und iOS<br />
Grippe-Impfung<br />
in der Apotheke<br />
APPzumARZT<br />
Die Anwendung der<br />
Felix Burda Stiftung und der<br />
Assmann-Stiftung <strong>für</strong> Prävention<br />
erinnert die ganze<br />
Familie zuverlässig an Impfund<br />
Arzttermine sowie an<br />
Früherkennungsuntersuchungen.<br />
Mit Arzt suche und<br />
aktuellen Gesundheitsinfos,<br />
etwa zum Coronavirus.<br />
Corona wird uns sehr wahrscheinlich<br />
auch im Herbst<br />
noch beschäftigen – und<br />
dann auf Influenza treffen.<br />
Damit bis dahin möglichst<br />
viele Menschen gegen Grippe<br />
geschützt sind, will die<br />
Bundesapothekerkammer<br />
(BAK) die Arztpraxen unterstützen:<br />
Ohne lange Wartezeiten<br />
sollen gesetzlich Versicherte<br />
die Injektion direkt<br />
in der Apotheke verabreicht<br />
bekommen. Ziel ist es auch,<br />
die zunehmende Impfmüdigkeit<br />
zu bekämpfen: Derzeit<br />
lassen sich nur etwa 35 Prozent<br />
in der Risiko gruppe der<br />
über 60-Jährigen gegen<br />
Grippe impfen, optimal wären<br />
75 Prozent. In mehreren<br />
Bundesländern sind bereits<br />
Modellprojekte in Planung,<br />
Leitlinien regeln die Hygienevorgaben<br />
und den Schulungsbedarf<br />
der Apotheker.<br />
Sind die Verhandlungen mit<br />
den Krankenkassen erfolgreich,<br />
könnte es im Herbst<br />
losgehen. Unter anderem<br />
Frankreich, Portugal und<br />
Großbritannien haben laut<br />
BAK bereits positive Erfahrungen<br />
mit dem Modell<br />
gesammelt.<br />
TeleClinic<br />
Komplett digital verläuft<br />
der Arztbesuch mit<br />
dieser App – zu jeder Tagesund<br />
Nachtzeit. Die Diagnose<br />
er folgt per Videogespräch<br />
mit einem Fachmediziner,<br />
Privatrezept oder Krankschreibung<br />
werden digital<br />
versendet. Reguläre Sprechzeiten<br />
übernimmt die Kasse.<br />
30<br />
Sekunden<br />
lang sollten Sie<br />
mehrmals am Tag die<br />
Schultern kreisen<br />
lassen. Das beugt<br />
Verspannungen im<br />
Nacken- Bereich vor.<br />
Ziehen Sie möglichst<br />
große Kreise – bis zu<br />
15 Sekunden pro<br />
Richtung.<br />
Quelle: Pennsylvania State<br />
University<br />
Natürliche<br />
Virenkiller<br />
Kupfer<br />
Im griechischen Lieblingsrestaurant<br />
wird der Wein oft in<br />
einer Kupferkaraffe serviert.<br />
Das hat ganz aktuell auch<br />
gesundheitliche Vorteile.<br />
Coronaviren beginnen auf<br />
Kupfer innerhalb von Minuten<br />
zu sterben. Das demons trierte<br />
bereits 2015 der britische<br />
Mikrobiologe Prof. Bill Keevil<br />
mit dem Coronavirus 229E,<br />
einem Vorgänger von Covid-19.<br />
Meerrettich<br />
Kaum ein Gemüse enthält<br />
mehr Senföle als die Meerrettichwurzel.<br />
Diese Isothiocyanate<br />
hemmen Entzündungen,<br />
aber auch Bakterien und Viren.<br />
Unter suchungen der Uni<br />
Gießen belegen, dass sie z. B.<br />
das Influenzavirus H1N1<br />
(„Schweinegrippe“) an der<br />
Vermehrung hindern. Das<br />
gilt auch <strong>für</strong> Rhinoviren,<br />
die häufigsten<br />
Erkältungserreger.<br />
FOTOS: ISTOCK (4); AALTO UNIVERSITY; DAMIAN GORCZANY<br />
Rückenschmerzen<br />
durch Hingucken lindern<br />
Patienten mit chronischen Rückenschmerzen, die <strong>für</strong><br />
eine kurze Dauer in Echtzeit ein Video ihres eigenen<br />
Rückens anschauten, hatten danach deutlich weniger<br />
Schmerzen. Das ergab eine Studie von Forschern<br />
am Klinikum der Ruhr-Universität Bochum. Das<br />
Betrachten von Videos vom Rücken anderer Patienten,<br />
unbewegten Bildern oder neutralen Abbildungen<br />
hatte hingegen keine schmerzlindernde Wirkung.<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
11
Magazin<br />
Hunde und das Lebensalter<br />
Die Größe<br />
macht den Unterschied<br />
→ Dogge und Chihuahua haben äußerlich<br />
wenig gemeinsam. Das gilt auch <strong>für</strong> ihre<br />
Lebenserwartung. Der Grund, so Altersforscher<br />
Matt Kaeberlein von der Western<br />
Washington University, liege in den Zellen:<br />
Je älter die Vierbeiner werden, desto mehr<br />
Erbgutschäden treten auf. So sammelt der<br />
genetische Code bei großen Hunden<br />
schneller Fehler an als bei kleinen. Sie bekommen<br />
auch früher und öfter Krebs. Der<br />
Grund: Weil die Tiere so groß sind, müssen<br />
sich ihre Zellen öfter teilen, um das Gewebe<br />
zu regenerieren und es schleichen sich<br />
mehr Defekte ins Erbgut ein. Doggen<br />
altern dadurch schneller und sterben im<br />
Schnitt mit acht Jahren. Chihuahuas bringen<br />
es hingegen auf bis zu 20 Jahre!<br />
Achtung,<br />
Aluminium!<br />
Wussten Sie, dass in Lebensmitteln<br />
wie Gemüse,<br />
Kaffee und Schokolade<br />
von Natur aus Aluminium<br />
steckt? Laut einer Studie<br />
des Bundesinstituts <strong>für</strong><br />
Risikobewertung (BfR)<br />
nehmen wir allein darüber<br />
rund 50 Prozent der Dosis<br />
auf, die als unbedenklich<br />
gilt. Das BfR empfiehlt,<br />
auf Zahnpasta, Deo und<br />
Kochgeschirr mit Aluminium<br />
zu verzichten, um die<br />
Grenze nicht zu überschreiten.<br />
Ansonsten kann<br />
es zu Gehirn- und Organschäden<br />
kommen.<br />
2020 Was ist <strong>für</strong> Sie Glück?<br />
In Corona-Zeiten zählen emotionale Bindungen mehr als Geld<br />
Gute Beziehungen sind der<br />
Schlüssel zum Glück. Das<br />
finden 94 Prozent der Deutschen<br />
laut einer aktuellen<br />
Umfrage mit ca. 1 200 Teilnehmern.<br />
Für sie ist es wichtig,<br />
94 %<br />
87 %<br />
80 %<br />
Quelle: RaboDirect Deutschland/Forsa 2020<br />
ihre Zeit mit geliebten Menschen<br />
zu verbringen. Selbst<br />
ein sicherer Job (ebenfalls<br />
94 Prozent) ist demnach nicht<br />
bedeutsamer als Freunde und<br />
Familie. Kinderlachen erfreut<br />
73 %<br />
54 %<br />
87 Prozent der Befragten.<br />
Weitere Glücklichmacher sind<br />
ein gut gefülltes Sparkonto<br />
(80 %), soziales Engagement<br />
(73 %) und speziell der Einsatz<br />
<strong>für</strong> den Umweltschutz (54 %).<br />
FOTOS: SHUTTERSTOCK (2); ISTOCK (2) ILLUSTRATION: PR<br />
12 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Mythencheck<br />
Sind Männer<br />
wirklich coschwanger?<br />
Wenn während der Schwangerschaft<br />
auch der Bauchumfang<br />
des zukünftigen Vaters<br />
zunimmt, lästern Freunde<br />
gern über den Co-Schwangeren.<br />
In der Psychologie ist<br />
dieses Phänomen tatsächlich<br />
als Couvade-Syndrom (französisch:<br />
couver = ausbrüten)<br />
bekannt. Die Männer leiden<br />
dabei häufig unter ähnlichen<br />
Symptomen wie ihre schwangeren<br />
Partnerinnen. Sie sind<br />
reizbarer, häufiger müde,<br />
Covid-19 Risikofaktor Vitamin-D-Mangel<br />
Wissenschaftler der Northwestern University<br />
in Evanston werteten die Daten von Covid-19-<br />
Patienten aus zehn Ländern aus und fanden,<br />
dass zu wenig Vitamin D im Blut das Risiko <strong>für</strong><br />
schwere Krankheitsverläufe und Tod drastisch<br />
erhöht. Normale Vitamin-D-Spiegel gingen<br />
dagegen mit einem nur halb so hohen Risiko <strong>für</strong><br />
haben Heißhunger oder ihnen<br />
ist übel. Zwischen zehn und<br />
30 Prozent aller werdenden<br />
Väter sind davon betroffen.<br />
massive Entzündungen und Tod einher. Die<br />
Forscher warnen allerdings, eigenmächtig hoch<br />
dosiertes Vitamin D einzunehmen. Der Stoff<br />
kann zwar Immunfehlreaktionen verhindern,<br />
diese aber auch fördern. Weitere Studien sollen<br />
folgen. Ob ein Mangel an Vitamin D vorliegt,<br />
kann der Arzt durch ein Blutbild klären.<br />
4<br />
Nächte<br />
schlechter Schlaf in<br />
Folge reichen aus,<br />
um an Gewicht<br />
zuzulegen. Der<br />
Grund: Durch die<br />
fehlende Nachtruhe<br />
steigt tagsüber<br />
der Insulinspiegel<br />
stärker an, was<br />
die Fettverbrennung<br />
hemmt.<br />
Quelle: Pennsylvania State<br />
University<br />
Metastasierter Brustkrebs<br />
„Chemo? Ich habe mich<br />
mit meiner Ärztin <strong>für</strong><br />
eine andere Option<br />
entschieden.“<br />
Informieren Sie sich jetzt über Behandlungsmöglichkeiten bei<br />
metastasiertem Brustkrebs – www.esgehtummich-brustkrebs.de<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
13
Beauty<br />
14 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Die besten Tipps der Fachärztin<br />
Gesundes, volles Haar<br />
Wenn die Mähne immer mehr ausdünnt, kann der Besuch einer Spezial-Sprechstunde<br />
die Rettung bringen. My Life-Autorin Ellen Warstat hat es ausprobiert<br />
→<br />
Der beste Schutz gegen Haarausfall ist<br />
eine Glatze“, sagte Schauspieler Telly<br />
Savalas einmal. Der kahle Kopf war sein Markenzeichen<br />
als „Kojak“ in der Kult-Serie „Einsatz<br />
in Manhattan“. Als Frau fällt es einem<br />
jedoch schwer, einen breiter werdenden Scheitel<br />
und angehende Geheimratsecken mit so<br />
viel Humor zu nehmen. Und vielen Männern<br />
vergeht ebenfalls das Lachen, wenn sich die<br />
Haarpracht langsam, aber sicher ausdünnt.<br />
Expertenrat. Mir wird jedenfalls mulmig,<br />
wenn ich vor dem Spiegel stehe und meine<br />
Haare kämme. Früher konnte ich mir einen<br />
dicken Zopf flechten. Heute reicht es nicht<br />
mal mehr <strong>für</strong> ein Zöpfchen. Normal ist das<br />
nicht. Deshalb habe ich mich in der Haarsprechstunde<br />
von Dr. Andrea Niedermeier angemeldet.<br />
Es ist sinnvoll, in solch eine spezielle<br />
Sprechstunde zu gehen – denn dort kann man<br />
sich sicher sein, dass Haarausfall (med.: Alopezie)<br />
ein Spezialgebiet des Dermatologen ist.<br />
Ein bisschen Schwund ist immer<br />
Nun muss nicht jeder Angst um seine Haare<br />
haben, der hin und wieder mal ein paar mehr<br />
davon in der Bürste findet. Dass Haare ausgehen,<br />
ist bis zu einer bestimmten Menge normal.<br />
Denn nach der Wachstumsphase, die zwischen<br />
zwei und acht Jahren dauern kann,<br />
kommt ein Haar erst in eine zwei- bis dreiwöchige<br />
Übergangsphase, der sich eine zwei- bis<br />
viermonatige Ruhephase anschließt. Danach<br />
fällt es aus und ein neues Haar wächst nach.<br />
Ist alles in Ordnung auf dem Kopf, befinden<br />
sich 80 bis 90 Prozent der Haare in der Wachstumsphase.<br />
„Außerdem gibt es einige Menschen,<br />
die saisonal im Frühling und Herbst<br />
vermehrt Haarausfall haben. Sie weisen einen<br />
synchronisierten Haarzyklus auf, ähnlich<br />
einem Fellwechsel bei Tieren. Dies ist eine Besonderheit,<br />
die aber keinen Krankheitswert<br />
hat“, erklärt die Münchner Dermatologin Dr.<br />
Niedermeier. Kritisch wird es jedoch, wenn<br />
man über einen längeren Zeitraum täglich<br />
mehr als 150 Haare verliert. „Je früher die<br />
Betroffenen zu mir kommen und behandelt<br />
werden, desto besser. Denn oft ist der anlagebedingte<br />
Haarausfall die Ursache. Und dann<br />
lässt sich durch die Behandlung nur das erhalten,<br />
was noch da ist“, so Dr. Niedermeier.<br />
Das Problem unter die Lupe genommen<br />
Was aber löst meinen Haarausfall aus? Neben<br />
dem erblich bedingten ist auch der diffuse<br />
(s. „Die häufigsten Probleme“, S. 16) recht häufig.<br />
Um der Wurzel des Übels auf die Spur zu<br />
kommen, macht Dr. Niedermeier eine gründliche<br />
Anamnese mit mir. Sie will wissen, wie<br />
viele Haare ausgehen und ob das Problem an<br />
bestimmten Stellen auftritt. Sie fragt nach hormonellen<br />
Schwankungen und Erkrankungen.<br />
So kann eine Grippe drei bis vier Monate nach<br />
dem Infekt zu diffusem Haarausfall führen.<br />
Blutwerte. Ebenso ist großer Stress ein<br />
möglicher Auslöser, etwa durch eine Operation.<br />
Außerdem möchte die Dermatologin<br />
wissen, welche Medikamente ich nehme, und<br />
schaut sich die Blutwerte an, die ich mitgebracht<br />
habe. Dabei entdeckt sie gleich zwei<br />
mögliche Ursachen <strong>für</strong> den Schwund. Mein<br />
Speichereisen, das Ferritin, wird zwar mit<br />
33 Mikrogramm pro Liter (µg/l) von Ärz- ➡<br />
Der Wachstumszyklus unserer Haare<br />
Hornschicht<br />
Epidermis 1 2 3<br />
Innere<br />
Wurzelscheide<br />
Äußere<br />
Wurzelscheide<br />
Matrix<br />
Papille<br />
Blutgefäß<br />
Phasenfolge<br />
1. Phase<br />
2. Phase<br />
3. Phase<br />
Phasenzustand<br />
Wachstumsphase<br />
Übergangsphase<br />
Ruhephase<br />
Phasendauer<br />
2–6 Jahre<br />
2–4 Wochen<br />
2–4 Monate<br />
Es gibt Menschen,<br />
die saisonal,<br />
im Frühjahr und<br />
Herbst, vermehrt<br />
über ausfallende<br />
Haare klagen<br />
Dr. med. Andrea<br />
Niedermeier<br />
Die Dermatologin aus<br />
München bietet In<br />
ihrer Praxis eine<br />
Haarsprechstunde an.<br />
Mehr Infos unter: www.<br />
hautarzt-niedermeier.de<br />
Der Lebenszyklus<br />
eines Haares dauert<br />
etwa sieben Jahre.<br />
Einer langjährigen<br />
Wachstumsphase<br />
folgt eine Übergangsphase<br />
(Katagenphase)<br />
von zwei bis vier<br />
Wochen, dann eine<br />
mehrmonatige Ruhephase<br />
(Telogenphase).<br />
Anschließend fällt<br />
das Haar aus und macht<br />
Platz <strong>für</strong> ein neues.<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
15
➡ Erst die<br />
ärztliche<br />
Diagnose<br />
zeigt, welche<br />
Therapie-<br />
Optionen<br />
sinnvoll sind<br />
➡ ten als normaler Wert angesehen – die<br />
Toleranzgrenze liegt bei Frauen zwischen 10<br />
bis 120 µg/l –, doch als Spezialistin weiß Dr.<br />
Niedermeier: „Um Haarausfall zu stoppen,<br />
sollte er über 70 µg/l liegen.“ Außerdem nehme<br />
ich ein Rheumamedikament mit Methrotrexat,<br />
das Haarausfall als Nebenwirkung hat.<br />
Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass<br />
bei mir diffuse Alopezie vorliegt. Eine eingehende<br />
Kopfhautuntersuchung durch die Ärztin<br />
und ein Check mit dem hochauflösenden<br />
Videodermatoskop, das Kopfhaut und Haare<br />
auf einem Monitor in bis zu 70-facher Vergrößerung<br />
darstellt, machen klar: Es ist tatsächlich<br />
diffuser Haarausfall. Dr. Niedermeier<br />
erklärt mir die Bilder: „Ihre Haare sind alle<br />
gleich dick. Bei anlagebedingter Alopezie ist<br />
dies nicht der Fall. Da verkleinern sich die<br />
Haarwurzeln, entsprechend werden die Haare<br />
Zyklus <strong>für</strong> Zyklus dünner. Deshalb sind sie<br />
unterschiedlich dick.“ In Fällen, bei denen die<br />
Diagnose nicht so eindeutig ist, macht die<br />
Ärztin noch eine Haarwurzelstatusanalyse,<br />
ein sog. Trichogramm. „Dies kann per Computer<br />
geschehen oder durch Ausreißen von Haaren<br />
und eine mikroskopische Auswertung.“<br />
Substanzen <strong>für</strong> die Kopfhaut<br />
Diffuser Haarausfall also. „Das ist eine gute<br />
Nachricht“, beruhigt mich Dr. Andrea Niedermeier.<br />
„Denn der kann sich über einen längeren<br />
Zeitraum vollständig zurückbilden.“<br />
Vo-raussetzung ist natürlich, dass man den<br />
Auslöser beseitigt. In meinem Fall brauche ich<br />
Folsäure, damit das Methotrexat den Haaren<br />
nicht mehr schadet, und Eisen, um meinen<br />
Ferritinwert zu erhöhen. Außerdem stehen<br />
z. B. Kieselsäure-Gel und Biotin zum Einnehmen<br />
auf meinem Behandlungsplan, um das<br />
Haarwachstum wieder anzuregen – sowie spe-<br />
Die häufigsten Probleme<br />
Haarausfall ist nicht gleich Haarausfall. Je nach Ursache muss anders behandelt werden<br />
Nährstoff Ginkgo biloba kräftigt die Kopfhaut<br />
Diffuser Haarausfall: Bei der diffusen Alopezie<br />
dünnen die Haare am ganzen Kopf<br />
langsam aus. Die gute Nachricht: Diese Form<br />
des Haarausfalls kann sich über einen längeren<br />
Zeitraum wieder vollständig zurückbilden.<br />
Ursache: Eine vorübergehende Schädigung<br />
der Haarwurzeln führt ca. drei, vier<br />
Monate später zum Haarausfall.<br />
Die Auslöser können vielfältig sein, z. B.<br />
Nährstoffmangel nach Crash-Diäten, Hormon-Schwankungen<br />
(durch Schwangerschaft<br />
oder Wechseljahre), fieberhafte Infekte,<br />
Stress, Medikamente wie Methotrexat,<br />
Betablocker oder Chemotherapeutika. Auch<br />
Schilddrüsenfunktionsstörungen, Leber- und<br />
Nierenversagen, Autoimmunerkrankungen<br />
sowie Eisen- und Zinkmangel begünstigen<br />
den Haarausfall.<br />
Therapie: Liegt eine Grunderkrankung vor,<br />
muss diese behandelt werden. Wichtig ist,<br />
Nährstoffdefizite durch eine gezielte Nahrungsergänzung<br />
und Ampullen <strong>für</strong> die Kopfhaut<br />
zu beheben. Ist ein Medikament <strong>für</strong><br />
den Haarausfall verantwortlich, mit dem Arzt<br />
besprechen, ob es eine Alternative gibt oder<br />
sich die Nebenwirkungen abschwächen<br />
lassen – z. B. durch die Gabe von Vitaminen.<br />
Mesotherapie kann die Behandlung ergänzen,<br />
wenn die o. g. Maßnahmen keine deutliche<br />
Besserung bringen.<br />
Anlagebedingter Haarausfall: Alopecia<br />
androgenetica trifft mit zunehmendem Alter<br />
80 Prozent der Männer und 40 bis 50 Prozent<br />
der Frauen. Bei Männern bilden sich<br />
zunächst Geheimratsecken, später eine<br />
Stirnglatze. Zudem wird das Haar am oberen<br />
Hinterkopf dünner, die Tonsur entsteht. Im<br />
Extremfall bleibt nur noch ein Haarkranz am<br />
unteren Hinterkopf und den Schläfen übrig.<br />
Frauen erleben eher eine verstärkte Haarausdünnung<br />
im Scheitelbereich. Ursache:<br />
Hier liegt eine genetische Veranlagung vor.<br />
Therapie: Wird nicht behandelt, schreitet<br />
diese Form immer weiter fort. Für Frauen<br />
gibt es den Wirkstoff Minoxidil zur äußeren<br />
Anwendung, der in Studien mit sehr vielen<br />
Patienten seine Wirksamkeit gezeigt hat. Am<br />
kopfhautfreundlichsten ist ein Präparat in<br />
Form eines Schaums.<br />
Für Männer gibt es Minoxidil zur äußeren<br />
Anwendung und Finasterid zum Einnehmen.<br />
Wobei die Wirkung von Letzterem im Alter<br />
von über 50 Jahren nicht belegt ist. Außerdem<br />
kann Finasterid schwere Nebenwirkungen<br />
wie verminderte Libido, erektile<br />
Dysfunktion und Depressionen haben. Es<br />
bleiben nur die Haare erhalten, deren Wurzeln<br />
noch nicht abgestorben sind. Die Therapie<br />
muss ein Leben lang fortgesetzt werden.<br />
Denn werden Minoxidil oder Finasterid<br />
abgesetzt, schreitet der Haarausfall fort.<br />
Auch oxidativer Stress kann da<strong>für</strong> verantwortlich<br />
sein. In einem solchen Fall helfen<br />
Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin E.<br />
Diese allein sind aber wirkungslos.<br />
Kreisrunder Haarausfall: Zeigt sich ein<br />
runder, fleckförmiger Haarverlust an einzelnen<br />
oder mehreren Stellen, sprechen Ärzte<br />
von Alopecia areata. Ursache: unbekannt.<br />
Mediziner gehen davon aus, dass es sich<br />
um eine Autoimmunreaktion handelt, bei<br />
der Abwehrzellen plötzlich die Haarwurzeln<br />
angreifen und Entzündungen auslösen.<br />
Ob Stress ein Auslöser <strong>für</strong> Alopecia areata ist,<br />
wird wissenschaftlich noch diskutiert.<br />
Therapie: In vielen Fällen wachsen die Haare<br />
innerhalb von etwa sechs bis zwölf Monaten<br />
von selbst wieder nach. Bei schwerem Verlauf<br />
wird Kortison eingesetzt – zum Auftragen auf<br />
die kahlen Stellen oder per Injektion.<br />
Hilft das nicht, gibt es die Option, mit dem<br />
Kontaktallergen Diphenylcyclopropenon (DCP)<br />
zu behandeln. Die allergische Reaktion der<br />
Kopfhaut soll das Immunsystem ablenken, was<br />
im Idealfall den Haarausfall stoppt. Allerdings<br />
wird die DCP-Therapie nur in wenigen spezialisierten<br />
Zentren und an Universitätskliniken<br />
durchgeführt.<br />
16 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Das Haar isst mit<br />
Diese Nährstoffe<br />
sind Helfer mit<br />
Wachstumspotenzial<br />
Kritisch Wer über längere Zeit mehr als 150 Haare am Tag verliert, sollte zum Arzt gehen<br />
zielle Nährstoff-Ampullen, deren Flüssigkeit<br />
ich jetzt jeden Abend in die Kopfhaut massiere.<br />
Ein paar Vitamine und Mineralstoffe extra,<br />
die könnte man sich auch einfach selbst verordnen,<br />
oder? Zumal das alles ohne Rezept<br />
erhältlich ist und von keiner Krankenkasse<br />
bezahlt wird. Davon rät Dr. Niedermeier ab.<br />
Sie betont: „Erst die ärztliche Diagnose zeigt,<br />
welche Mittel in welcher Dosierung sinnvoll<br />
sind. Der anlagebedingte Haarausfall muss anders<br />
behandelt werden als der diffuse.“<br />
Jetzt ist erst einmal Geduld gefragt<br />
Leider gibt es keine Wunderarznei, die mir<br />
über Nacht wieder eine prachtvolle Mähne<br />
nachwachsen lässt. „Die Behandlung sollte bei<br />
diffusem Haarausfall in der Regel mindestens<br />
fünf bis sechs Monate andauern“, sagt Dr. Niedermeier.<br />
Mit fünf verschiedenen Präparaten,<br />
die auf meinem Therapieplan stehen, ist Disziplin<br />
beim Einnehmen und Einmassieren<br />
angesagt. Aber ich kann mich noch glücklich<br />
schätzen. Denn wer anlagebedingten Haarausfall<br />
hat, muss sich ein Leben lang behandeln,<br />
um den Status quo auf dem Kopf zu erhalten.<br />
Wie schnell der Erfolg meiner Kur zu sehen<br />
sein wird? Auch da bleibt nur eines: Geduld.<br />
Weil Haare im Durchschnitt nur etwa 1 bis<br />
1,5 Zentimeter pro Monat wachsen.<br />
Injektionen. Doch nicht bei jedem Patienten<br />
mit diffusem Haarausfall sprießen die<br />
Haare mit Nahrungsergänzung wie gewünscht<br />
nach. „Dann kann man in einer zweiten<br />
Behandlungsstufe zusätzlich Mesotherapie<br />
einsetzen“, erläutert die Dermatologin. „Mit<br />
diesen sehr oberflächlichen Injektionen von<br />
Mikronährstoffen und Vitaminen in die Kopfhaut<br />
habe ich oft gute Erfahrungen gemacht.“<br />
Nötig sind in der Regel sechs Sitzungen.<br />
Die Kosten <strong>für</strong> diese Behandlung sind abhängig<br />
vom Aufwand und den Präparaten. Sie<br />
beginnen bei circa 150 Euro. Später sind mitunter<br />
Auffrischungsinjektionen nötig. „Bei<br />
anlagebedingtem Haarausfall spricht diese<br />
Behandlung allerdings nicht so gut an“, so<br />
Dr. Andrea Niedermeier. Einige Dermatologen<br />
arbeiten dann mit „platelet-rich plasma“ –<br />
kurz PRP. „Hierbei handelt es sich um die<br />
Injektion von körpereigenem plättchenreichem<br />
Plasma, das bestimmte Wachstumsfaktoren<br />
enthält“, erklärt die Ärztin.<br />
Um es zu erhalten, wird das Blut des Patienten<br />
mit einem speziellen Verfahren zentrifugiert.<br />
Doch die PRP-Behandlung ist mit bis<br />
zu 650 Euro pro Sitzung sehr kostspielig und<br />
muss im Durchschnitt mindestens dreimal<br />
durchgeführt werden. Im Anschluss sind<br />
zudem Auffrischungsbehandlungen erforderlich.<br />
Deshalb sollte man wissen: „Die wissenschaftlichen<br />
Daten zu dieser Behandlung sind<br />
noch dünn“, ordnet die Haar-Spezialistin die<br />
Wirksamkeit dieses Verfahrens ein.<br />
Vorsicht beim Frisieren!<br />
Der Besuch bei Dr. Niedermeier macht mich<br />
hoffnungsfroh, dass ich langfristig wieder<br />
mehr Fülle in die Frisur bekomme. Bevor ich<br />
die Praxis verlasse, möchte ich aber noch von<br />
ihr wissen: Stimmt es, dass auch das ständige<br />
Tragen eines sehr straffen Pferdeschwanzes<br />
oder Dutts Haarausfall begünstigt? „Tatsächlich<br />
kann zu starker Zug an den Haaren ihre<br />
Wurzeln schädigen – manchmal sogar so stark,<br />
dass sie nicht mehr nachwachsen. Das nennt<br />
man Traktionsalopezie“, erklärt sie mir. „Gut<br />
zu wissen“, denke ich. Und nehme mir vor,<br />
meine Haare in Zukunft nur noch locker<br />
zurückzubinden.<br />
❰<br />
Zink Ein Defizit dieses<br />
Spurenelements fördert<br />
Haarausfall. Der Tagesbedarf<br />
von Frauen liegt bei<br />
7 mg, von Männern bei<br />
10 mg. Zink steckt in Schalentieren,<br />
Fleisch, Innereien,<br />
Hülsenfrüchten, Nüssen<br />
und Getreide. Bei Mangel<br />
kann Nahrungsergänzung<br />
sinnvoll sein. Zink nicht<br />
länger als drei Monate<br />
einnehmen, sonst wird<br />
der Kupferstoffwechsel<br />
negativ<br />
beeinflusst.<br />
Kieselsäure Enthalten ist<br />
das Spurenelement Silicium,<br />
ein wichtiger Vitalstoff<br />
<strong>für</strong>s Haar. Eine dreimonatige<br />
Kur unterstützt<br />
das Nachwachsen. Es gibt<br />
sie als Kapseln oder Gel.<br />
Biotin Wird auch Vitamin<br />
H genannt, weil es <strong>für</strong><br />
volles Haar unerlässlich ist.<br />
Gute Lieferanten sind z. B.<br />
Leber, Eigelb, Hefe, Nüsse,<br />
Haferflocken, ungeschälter<br />
Reis. Bei diffusem Haarausfall<br />
kann es hilfreich sein,<br />
mindstens drei Monate<br />
lang Biotin einzunehmen.<br />
Eisen Ein Mangel des<br />
Spurenelements begünstigt<br />
ebenfalls Haarausfall. Der<br />
Spiegel des Speichereisens<br />
Ferritin sollte über 70 µg/l<br />
liegen, damit die Haare<br />
nachwachsen. Gute Quellen<br />
sind z. B. Fleisch und grünes<br />
Blattgemüse. Eisenpräparate<br />
nur in Absprache mit<br />
dem Arzt einnehmen.<br />
Produkte <strong>für</strong> starke Haare: S. 18 ➡
Mittel gegen Haarverlust<br />
5<br />
2 3<br />
6<br />
1<br />
4<br />
1 Minoxicutan von Dermapharm AG,<br />
3x 60 ml, ca. 38,94 Euro: Spray mit dem<br />
Wirkstoff Minoxidil zur Anwendung auf<br />
der Kopfhaut. Stoppt erblich bedingten<br />
Haarausfall, regt neues Haarwachstum<br />
an. Erste Erfolge nach ca. 4 Monaten.<br />
2 Neoptide von Ducray, 3x 30 ml, ca.<br />
42,84 Euro: Intensivpflege im Sprühflakon,<br />
wirkt gegen anlagebedingten Haarverlust.<br />
Unterstützt die Follikel gezielt in<br />
der Wachstumphase, fettet nicht.<br />
Für Frauen<br />
3 Dercos Vital von Vichy, 200 ml, ca.<br />
14 Euro: Anti-Haarverlust-Shampoo mit<br />
dem Wirkstoff Aminexil. Für mehr Fülle<br />
und Widerstandskraft, reinigt schonend.<br />
Bessere Verankerung der Haarwurzeln,<br />
die bis in die Tiefe robuster werden.<br />
4 Regaine <strong>für</strong> Frauen von Johnson &<br />
Johnson, 3x 60 ml, ca. 63,35 Euro: Schon<br />
nach 12 Wochen sichtbare Erfolge, anlagebedingter<br />
Haarausfall wird gestoppt,<br />
auch neue Haare können nachwachsen.<br />
5 Anti-Haarverlust Intensiv Schaum<br />
von sebamed, 70 ml, 14,95 Euro: Die<br />
Wirkstoffkombination aus Redensyl,<br />
Ginkgo biloba und Koffein unterstützt<br />
das Wachstum, stärkt die Wurzeln und<br />
vermindert den Haarausfall nachweislich.<br />
6 Dermo Capillaire Urea von Eucerin,<br />
250 ml, ca. 15,25 Euro: kopfhautberuhigendes<br />
Shampoo, reduziert Feuchtigkeitsverlust,<br />
enthält juckreizminderndes<br />
Polidocanol. Milde, duftstofffreie Formel.<br />
1<br />
2 2<br />
1<br />
3<br />
Für Männer Pflege <strong>für</strong> sie und ihn<br />
1 Dercos Anti-Haarausfall Kur <strong>für</strong> Männer von Vichy, 36 ml,<br />
ca. 23,90 Euro: Intensivkur mit Sofort-Effekt. Stimulation des<br />
Wachstums und Beruhigung der Kopfhaut bei erblich bedingtem<br />
Ausfall. Optimal bei Geheimratsecken und lichten Stellen.<br />
2 Haarserum von Thiocyn, 150 ml, ca. 27,50 Euro: Spezialpflege<br />
bei Haarausfall, schütterem und dünner werdendem Haar.<br />
Das körpereigene Molekül Thiocyanat stärkt die Haarwurzel.<br />
3 Regaine <strong>für</strong> Männer von Johnson & Johnson, 3x 60 ml, ca.<br />
85,75 Euro: Lösung mit Minoxidil, wirkt direkt an der Wurzel.<br />
Sichtbare Ergebnisse bereits nach 12 Wochen möglich.<br />
1 Rezilin Basilikum-Extrakt Haarkur von Evertz Pharma<br />
GmbH, 100 ml, ca. 54,90 Euro: bei dünner werdendem, brüchigem<br />
Haar dreimal pro Woche auf die Kopfhaut auftragen.<br />
2 Belebendes Haar-Tonikum von Weleda, 100 ml, ca.<br />
9,95 Euro: Das vitalisierende Tonikum verbessert die Nährstoffversorgung<br />
der Haarwurzel, reduziert Haarausfall.<br />
3 Phyto Hair Booster von medipharma cosmetics,<br />
200 ml, ca. 26,20 Euro: Das Pflege-<br />
Shampoo stärkt die Haarstruktur, Biotin<br />
und Pflanzenwirkstoffe verleihen Glanz.<br />
3<br />
FOTOS: BACKUP IMAGES (2); ISTOCK; FOTOLIA; SHUTTERSTOCK (2); PR (13) ILLUSTRATION: BUNTE<br />
18 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020<br />
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15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
19
Gesundheit<br />
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Beschwerden stecken?<br />
Probleme sind in jedem Alter möglich. „Da die<br />
Hüfte in unmittelbarer Nähe zu Unterbauch,<br />
Leiste und Rücken liegt,<br />
muss zunächst überprüft<br />
werden, von welcher Struktur<br />
der Schmerz ausgeht“,<br />
erklärt Prof. Michael<br />
Dienst, Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie<br />
an der OCM Klinik in München.<br />
Steckt tatsächlich die<br />
Hüfte hinter den Beschwerden,<br />
liegt das Augenmerk<br />
zunächst auf deren Verlauf:<br />
95 Prozent aller Hüftschmerzen<br />
entwickeln sich<br />
langsam – von unregelmäßigen<br />
Ermüdungserscheinungen<br />
über wellenförmige<br />
Belastungsschmerzen bis<br />
hin zu dauerhaften Einschränkungen<br />
z. B. beim Treppensteigen oder<br />
Schuheanziehen. „Fast immer steckt dann<br />
eine Coxarthrose dahinter, bei der es durch<br />
angeborene, entwicklungs‐ oder verletzungsbedingte<br />
Ursachen zu einem fortschreitenden<br />
Abbau der schützenden Knorpelschicht<br />
kommt“, so der Experte. Klassisch sind Beschwerden<br />
in der Leisten‐ und Gesäßregion<br />
oder im Bereich des Trochanter major, des Vorsprungs<br />
am Oberschenkelknochen.<br />
Mediziner unterscheiden zwischen der primären<br />
(idiopathischen) und der sekundären<br />
Arthrose. Während sich erstere meist zwischen<br />
dem 50. und 60. Lebensjahr bemerkbar macht,<br />
setzt die sekundäre Arthrose im Schnitt<br />
20 Jahre früher ein. Idiopathisch bedeutet,<br />
dass kein konkreter Grund ausfindig gemacht<br />
werden kann oder mehrere Faktoren, wie Alter<br />
und Geschlecht, eine Rolle spielen. „Frauen<br />
nach der Menopause sind hormonell bedingt<br />
häufiger von einer primären Arthrose betroffen,<br />
gleichaltrige Männer mehr durch vorherige<br />
langjährige mechanische Überlastung“, nennt<br />
Dr. Dietmaier typische Beispiele.<br />
Fehlstellung. Während früher der Großteil<br />
aller Hüftarthrosen als idiopathisch eingestuft<br />
wurde, kennen Orthopäden heute viele Erkrankungen,<br />
die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu<br />
einer sekundären Arthrose führen: Die bekanntesten<br />
sind Hüftdysplasien (Fehlstellungen der<br />
Gelenkpfanne). Da sie meist angeboren sind,<br />
wird in Deutschland seit 1996 im Rahmen der<br />
Vorsorgeuntersuchung U3 zwischen der vierten<br />
und fünften Lebenswoche eine Ultraschallkontrolle<br />
des Hüftgelenks durchgeführt.<br />
Da dabei kleinere Fehlbildungen unentdeckt<br />
bleiben können und auch nach einer frühkindlichen<br />
Behandlung später keine flächendeckenden<br />
Überprüfungen durchgeführt werden,<br />
plädiert Dr. Dietmaier <strong>für</strong> ein Screening im jungen<br />
Erwachsenenalter: „So ließen sich viele<br />
spätere gelenkersetzende OPs verhindern.“ ➡<br />
20 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Im Zentrum Die Hüfte<br />
dient bei Bewegungen der<br />
Stabilisierung des Körpers<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
21
250000<br />
Hüftprothesen<br />
werden in<br />
Deutschland<br />
jährlich<br />
implantiert<br />
Die Hüfte (Coxa)<br />
ist nach dem Knie<br />
unser größtes Gelenk:<br />
Das obere Ende des<br />
Oberschenkelknochens,<br />
der kugelförmige<br />
Hüftkopf, passt<br />
perfekt in die Hüftgelenkpfanne<br />
und<br />
ermöglicht so Drehbewegungen<br />
des<br />
➡<br />
Welche Funktion hat unsere Hüfte?<br />
Ein zweiter häufiger Auslöser <strong>für</strong> eine<br />
sekundäre Hüftarthrose ist das sogenannte<br />
Impingement, bei dem Oberschenkelhals oder<br />
Hüftkopf schmerzhaft an die Gelenkpfanne<br />
schlagen. „Meist ist überschüssiges Knochenmaterial<br />
<strong>für</strong> diese Unwucht verantwortlich“,<br />
erklärt Prof. Dienst. Weitere, seltenere Ursachen<br />
<strong>für</strong> eine Arthrose sind beispielsweise<br />
entzündlich-rheumatische Krankheitsbilder,<br />
Durchblutungsstörungen des Hüftkopfes oder<br />
andere Gelenkerkrankungen. Auch Kontaktsportarten,<br />
zu denen etwa Fußball, Eishockey,<br />
Handball, Tennis oder Kampfsport zählen,<br />
fördern den vorzeitigen Gelenkverschleiß: Im<br />
Profibereich haben oft schon Teenager mit<br />
Hüftproblemen zu kämpfen.<br />
Welche Medikamente helfen?<br />
„Medikamente sind bei fortgeschrittener<br />
Arthrose ein wichtiger Türöffner <strong>für</strong> die Erreichbarkeit<br />
des Gelenks durch mechanischmanuelle<br />
Verfahren“, sagt Mediziner Dr. Martin<br />
Dietmaier. Im Akutfall wird die Einnahme<br />
oder Anwendung nichtsteroidaler Schmerzmittel<br />
(NSAR) empfohlen, da diese außerdem<br />
die Entzündung lindern. Viele Ärzte spritzen<br />
Wirbelsäule<br />
Beckenknochen<br />
Hüftgelenkpfanne<br />
Hüftkopf<br />
Oberschenkelhals<br />
Trochanter major<br />
Oberschenkelknochen<br />
Beins in mehrere Richtungen.<br />
Damit<br />
das reibungslos funktioniert,<br />
sind die<br />
Knochen mit einer<br />
Knorpelschicht überzogen.<br />
Umhüllt wird<br />
das Ganze von einer<br />
Kapsel: Ihre Aufgabe<br />
ist es, das Gelenk zu<br />
stabilisieren und Gelenkschmiere<br />
zu produzieren<br />
(Synovialflüssigkeit),<br />
die den<br />
Knorpel nährt. Muskeln<br />
und Bänder<br />
stützen das Konstrukt.<br />
Die Hüfte trägt den<br />
ganzen Körper. Deshalb<br />
ist sie auch<br />
besonders anfällig<br />
<strong>für</strong> Verschleiß.<br />
nach wie vor Kortison und lokale Betäubungsmittel<br />
ins Gelenk.<br />
Neue Verfahren. In den vergangenen Jahren<br />
hat sich die „Plättchenreiche Plasmatherapie“<br />
(PRP) etabliert, <strong>für</strong> die dem Patienten<br />
etwas Blut abgenommen wird, aus dem Plasma<br />
mit einem hohen Anteil an Blutplättchen<br />
extrahiert und ins schmerzende Hüftgelenk<br />
injiziert wird. Die Studienlage zur PRP bei<br />
Arthrose ist allerdings nicht eindeutig; gesetzliche<br />
Kassen zahlen die Therapie nur selten.<br />
„Meiner Erfahrung nach kann die PRP ein Gelenk<br />
nichtentzündlich stabilisieren, sollte aber<br />
in Kombination mit angepasster Physio- und<br />
physikalischer Therapie angewendet werden“,<br />
so Dr. Dietmaier. Ob durch die Wachstumsfaktoren<br />
in den Blutplättchen wie beabsichtigt<br />
Knorpelgewebe nachwachse, sei allerdings<br />
fraglich. Um etwa die Gleitfähigkeit des Knorpels<br />
zu verbessern, könne danach auch Hyaluron<br />
ins Gelenk gespritzt werden.<br />
Als aussichtsreiche neue Behandlungsmethode<br />
gegen Arthrose gilt die Injektion aufbereiteter<br />
Stammzellen unter anderem aus<br />
körpereigenem Fettgewebe (Stammzellentherapie),<br />
die wie die PRP einen regenerativen<br />
Ansatz verfolgt. Das Verfahren ist aber noch<br />
unzureichend erprobt und derzeit nur eingeschränkt<br />
zugelassen.<br />
Welche physiotherapeutischen<br />
Maßnahmen sind sinnvoll?<br />
Für die Prävention sowie das Aufhalten einer<br />
beginnenden Arthrose spielt Krankengymnastik<br />
mit gezielten Kräftigungs- und Dehnübungen<br />
eine wichtige Rolle. Geht es um stark fortgeschrittene<br />
Hüftbeschwerden, messen viele<br />
Studien ihr allerdings in puncto Wirksamkeit<br />
keine große Bedeutung mehr bei: „Das liegt<br />
daran, dass physiotherapeutische Übungen<br />
häufig nicht intensiv genug auf das Gelenk<br />
Einfluss nehmen“, erklärt Dr. Dietmaier.<br />
Gelenkerhalt. Auch die oft fehlende Kombination<br />
mit medikamentöser Therapie behindert<br />
die Wirksamkeit. Doch es gibt effektive<br />
mechanisch-manuelle Verfahren: „Bringt der<br />
Behandler die nötige Expertise mit, kann er<br />
mit der Distraktionstechnik versuchen, Oberschenkelkopf<br />
und Hüftpfanne voneinander zu<br />
lösen, wodurch die Gelenkkapsel mechanisch<br />
flexibilisiert und dabei angeregt wird, wieder<br />
mehr Synovialflüssigkeit zu produzieren. Zusätzlich<br />
entspannen sich infolgedessen reflektorisch<br />
typischerweise betroffene Muskeln<br />
und Faszien um das Gelenk herum, was zusammen<br />
mit der verbesserten internen Versorgung<br />
Schmerzen lindert und den Erhalt des<br />
Gelenks fördert“, so der Experte. ➡<br />
22 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Dieser Text<br />
zeigt evtl. Probleme<br />
beim<br />
Text an<br />
Bei Hämorrhoiden<br />
I ch setze<br />
8 Tipps <strong>für</strong> gesunde Gelenke<br />
auf schnelle<br />
Wirkung<br />
➊ Viel bewegen: Jede Mobilisierung „schmiert“ die Gelenke.<br />
Muskeln geben Halt und können in jedem Alter aufgebaut<br />
werden. Gut sind z. B. Wandern, Walken, Schwimmen, (Aqua-)<br />
Gymnastik oder Radfahren.<br />
➋ Täglich dehnen: Wer morgens und abends fünf Minuten<br />
Dehnübungen absolviert, hält die Hüfte beweglich und beugt<br />
Muskelverkürzungen vor.<br />
➌ Richtig stehen und sitzen: gleichmäßig auf beiden<br />
Beinen stehen, Füße hüftbreit auseinander. Beim Sitzen<br />
die Beine nicht übereinanderschlagen, Gewicht auf beide<br />
Sitzknochen verteilen.<br />
➍ Übergewicht vermeiden: Es belastet die Hüfte<br />
und beschleunigt den Knorpelabbau. Eine Formuladiät<br />
eignet sich zur Gewichtsabnahme und als Einstieg<br />
in eine Ernährungsumstellung, da sich meist<br />
schnell Erfolge auf der Waage zeigen.<br />
➎ Bequem kleiden: Enge Hosen können schädlichen Druck<br />
auf die Hüftregion ausüben („Jeans-Krankheit“).<br />
➏ Gute Schuhe tragen: Auf High Heels besser verzichten.<br />
Absätze sollten nicht einseitig abgelaufen sein. Bei Fehlstellungen<br />
der Füße Einlagen bzw. orthopädische Schuhe<br />
verschreiben lassen.<br />
➐ Bewusster ernähren: Ein hoher Fleischkonsum<br />
kann Entzündungsprozesse im<br />
Körper beschleunigen. Positiv dagegen<br />
wirken Walnuss-, Raps- oder Leinöl,<br />
Makrele, Lachs und Hering. Sie enthalten<br />
entzündungshemmende Eicosapentaensäure,<br />
die zu den essenziellen Omega-3-<br />
Fettsäuren zählt. Diese steckt häufig auch in Nahrungsergänzungsmitteln<br />
<strong>für</strong> das Gelenk.<br />
➑ Verspannungen und Schmerz behandeln: Sonst<br />
kann es durch Ausweichhaltungen zu weitreichenderen<br />
Problemen kommen. Hilfreich sind Wärmeoder<br />
Kälteanwendungen sowie nichtsteroidale<br />
Antirheumatika. Homöopathische Mittel sollen die<br />
Beschwerden auf sanfte Art lindern.<br />
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15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
23
➡ Wann muss operiert werden?<br />
Unterschieden werden gelenkerhaltende und -ersetzende<br />
Eingriffe an der Hüfte. Erstere werden bundesweit<br />
nur von wenigen Spezialisten durchgeführt, zu<br />
denen Prof. Michael Dienst gehört: „Bei hochgradigen<br />
Dysplasien, einem Impingement und entzündlichen<br />
Veränderungen im Gelenk, die früh und schnell zu einer<br />
Arthrose führen können, sollten gelenkerhaltende und<br />
meist arthroskopisch – also minimalinvasiv – durchgeführte<br />
OPs nicht zu lange hinausgezögert werden.“ Ziel<br />
dabei sei es, die Belastungsverhältnisse im Gelenk zu<br />
normalisieren: „Bei einer Dysplasie muss die Gelenkpfanne<br />
aus dem Becken herausgelöst und wieder in<br />
Nordic Walking Die Stöcke helfen, die Belastung auf<br />
das Hüftgelenk pro Schritt deutlich zu reduzieren<br />
Therapien<br />
Entzündliche<br />
Prozesse im<br />
Hüftgelenk<br />
können eine<br />
Operation zur<br />
Erhaltung oder<br />
zum Einsatz<br />
eines Implantats<br />
zur Folge haben<br />
Bei beginnender Arthrose schnell aktiv werden<br />
Physiotherapeut<br />
Albert Jakob<br />
betreute jahrelang<br />
namhafte Sportler,<br />
u. a. die deutsche<br />
Eishockey- und<br />
Basketball-Nationalmannschaft.<br />
Heute<br />
betreibt er zwei physiotherapeutische<br />
Praxen in München und ist gefragter<br />
Dozent und Ausbilder. Eines seiner<br />
Spezialthemen ist Hüftarthrose.<br />
? Herr Jakob, angenommen, es zwickt<br />
erstmals im Hüftbereich: Augen zu<br />
und durch – oder sollte man besser<br />
schnell zum Arzt gehen?<br />
Wenn der Körper ein Schmerzsignal<br />
abgibt, ist er in der Regel schon ein<br />
paar Schritte weiter. Deshalb gilt: möglichst<br />
schnell aktiv werden. Je früher<br />
bei einer beginnenden Hüftarthrose<br />
eine Physiotherapie begonnen und<br />
der Patient gezielt sportlich aktiv wird,<br />
desto besser die Prognose. Eine von<br />
mir durchgeführte, intensive manuelle<br />
Therapie hat schon viele Profisportler,<br />
meist Läufer, wieder zurück in ihren<br />
Beruf gebracht.<br />
? Was kann außer Schmerzmitteln<br />
gegen akute Beschwerden helfen?<br />
Typisch ist eine erhöhte Schmerzausstrahlung<br />
in die Leiste bis hinab zur<br />
Innenseite des Knies. Hinzu kommt eine<br />
Druckempfindlichkeit auf der Außenseite<br />
des Oberschenkels mit schwer<br />
verschiebbarem Gewebe. Ich empfehle<br />
ein Sitzbad in 38 bis 40 Grad warmem<br />
Wasser. Unterschenkel und Oberkörper<br />
bleiben draußen, um im betroffenen<br />
Bereich eine Überwärmung mit Mehrdurchblutung<br />
zu erzielen. Das beruhigt<br />
den hüftversorgenden Nerv, kurbelt den<br />
Gewebestoffwechsel an, entspannt die<br />
umliegende Muskulatur. Ist das Gelenk<br />
entzündet, können gezielte Kaltwassergüsse<br />
helfen. Wohldosierte Dehnübungen<br />
nach den Anwendungen vergrößern<br />
den Bewegungsfreiraum der Hüfte. Wer<br />
eine Faszienrolle oder einen Igelball hat,<br />
kann damit langsam über das druckempfindliche<br />
Areal am Oberschenkel rollen,<br />
um Verklebungen zu lösen.<br />
? Welche Sitzposition belastet<br />
die Hüfte am wenigsten?<br />
Wer sich auf die vordere Stuhlkante<br />
setzt und abwechselnd ein Bein unter<br />
den Stuhl schiebt, trainiert die wichtige<br />
Hüftstreckung. Da der Knorpel von<br />
Synovialflüssigkeit lebt, deren Menge<br />
und Qualität durch jede Bewegung der<br />
Gelenkkapsel steigt, ist es sinnvoll, die<br />
Sitzposition häufig zu variieren und sich<br />
zwischendurch immer wieder hinzustellen<br />
und herumzulaufen. Wer rastet,<br />
der rostet!<br />
? Klingt einleuchtend. Nur, was tun,<br />
wenn jeder Schritt schmerzt?<br />
Nehmen Sie zwei Nordic-Walking-<br />
Stöcke als Gehhilfe: Damit entlasten Sie<br />
Ihr Hüftgelenk pro Schritt um fünf Kilo.<br />
Bei einer Strecke von 1 000 Metern<br />
kommen so fünf Tonnen Gewicht zusammen.<br />
Ansonsten empfehle ich viel<br />
Bewegung im Wasser, weil der Auftrieb<br />
je nach Wassertiefe bis zu zwei Drittel<br />
unseres Körpergewichts schluckt und<br />
der Wasserdruck das Hüftgelenk über<br />
die Muskulatur direkt stimuliert.<br />
24 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
die richtige Position gebracht werden; bei einem<br />
Impingement wird das überschüssige Knochenmaterial<br />
entfernt.“<br />
Was die Implantation künstlicher Hüftgelenke<br />
(Hüftendoprothesen) betrifft, führt Deutschland<br />
mit rund 250 000 Eingriffen jährlich (ca. 3 pro 1 000<br />
Einwohner) die weltweite Statistik an – weshalb<br />
deutsche Hüftchirurgen regelmäßig dem Vorwurf<br />
ausgesetzt sind, zu viel zu operieren. „Ist eine neue<br />
Hüfte angedacht, sollte man sich eine Zweitmeinung<br />
bei einem Arzt einholen, der selbst nicht chirurgisch<br />
tätig ist“, empfiehlt Dr. Dietmaier. Grundsätzlich<br />
entscheide immer der Patient selbst über<br />
eine prothetischen Versorgung: „Wird der Schmerzmittelverbrauch<br />
zu hoch und sind konservative<br />
Therapiekombinationen bei weiterhin hohem Leidensdruck<br />
voll ausgeschöpft, sollte konsequent zu<br />
dieser geraten werden.“<br />
Richtiger Zeitpunkt. Für Prof. Dienst ist der<br />
künstliche Gelenkersatz spätestens dann notwendig,<br />
wenn sich die hüftumgebende Muskulatur<br />
durch verminderten Gebrauch, reduzierte Beweglichkeit<br />
und Ersatzbewegungen zurückbildet und<br />
verkürzt: „Solche Veränderungen sind später nur<br />
noch bedingt zu beheben, ziehen nach einer dann<br />
erfolgten OP eine deutlich längere Rehabilitation<br />
nach sich und können zu Schäden und dauerhaften<br />
Schmerzen in anderen Bereichen wie Wirbelsäule<br />
und Kreuz-Darmbein-Gelenk führen.“<br />
Obwohl sich Implantate und OP-Techniken deutlich<br />
verbessert haben, sollten sich Patienten über<br />
mögliche Risiken im Klaren sein: „Im Schnitt<br />
kommt es international bei zwei von 100 Operationen<br />
zu Komplikationen – meist handelt es sich um<br />
Infektionen“, erklärt Prof. Dienst. Zudem stellt sich<br />
Studien zufolge in einigen Fällen nach dem Eingriff<br />
nicht die erwünschte Schmerzfreiheit ein.<br />
Kribbeln? Brennen?<br />
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FOTOS: ISTOCK (5); SHUTTERSTOCK; FOTOLIA; PR TEXT: A.M.<br />
Wie geht es nach einer<br />
gelenkersetzenden OP weiter?<br />
Nach dem Eingriff bleibt der Patient in der Regel<br />
fünf bis acht Tage im Krankenhaus. Im Anschluss<br />
ist eine dreiwöchige stationäre Reha üblich, die<br />
Krankengymnastik sowie Gang- und Gleichgewichtsübungen<br />
beinhaltet und den Patienten im<br />
Umgang mit seiner Prothese schult. „Nach der Entlassung<br />
sind kurze Gehstrecken wieder ohne Hilfe<br />
möglich“, erklärt Prof. Michael Dienst. Eine sitzende<br />
Tätigkeit kann jeweils fünf bis acht Wochen, Freizeitsport<br />
vier bis sechs Monate nach dem Eingriff<br />
wieder aufgenommen werden: „Da auch Implantate<br />
verschleißen, sollten Maximalbelastungen wie ambitionierter<br />
Langstreckenlauf oder regelmäßiger<br />
Kontaktsport vermieden werden“, rät der Orthopäde<br />
abschließend.<br />
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1. Schreeb et al. Comparative bioavailability of two vitamin B1 preparations: benfotiamine<br />
and thiamine mononitrate. Eur J Clin Pharmacol 1997, 52:319-320.<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
25
Dossier Sehen<br />
26 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Ein Leben ohne<br />
Brille<br />
Viele Menschen träumen davon. My Life erklärt, wie auch Sie<br />
mithilfe von mikrochirurgischen Techniken besser sehen können.<br />
Es muss nämlich nicht immer Lasern sein<br />
→<br />
Als Kristine Weitzels ihren Lebensgefährten<br />
im Supermarkt nur noch schemenhaft<br />
sah und ihn kaum mehr von anderen<br />
Menschen unterscheiden konnte, wurde ihr<br />
klar: So kann es nicht weitergehen. Die Heilpraktikerin<br />
musste zu diesem Zeitpunkt bereits<br />
seit zwei Jahren eine Brille tragen. Sie<br />
war kurzsichtig geworden, die Werte hatten<br />
sich innerhalb kurzer Zeit deutlich verschlechtert.<br />
„Aber ich hasste das Ding, setzte es notgedrungen<br />
nur zum Autofahren auf und schon<br />
gar nicht beim Einkaufen.“ Bei ihrem Schlüsselerlebnis<br />
im Supermarkt war ihr Freund „auf<br />
einmal weg“, sie sah nur noch dunkel gekleidete<br />
Schatten. Das habe richtiggehend Panik in<br />
ihr ausgelöst.<br />
Augenmedizin nach Schema F war einmal<br />
Gibt es Alternativen zur Brille? Kristine Weitzels<br />
informierte sich – und stieß schnell auf<br />
künstliche Linsen, die ihre Kurzsichtigkeit<br />
korrigieren würden. Ihr Augenarzt erklärte<br />
ihr, dass in ihrem Fall ein Austausch ihrer natürlichen<br />
Linsen der beste Weg sei, der Eingriff<br />
also kein rein kosmetischer sein werde.<br />
Weil die heute 55-Jährige einen beginnenden<br />
grauen Star hatte, wäre der Austausch ohnehin<br />
bald nötig gewesen. Seit gut fünf Jahren<br />
trägt sie nun sogenannte Trifokallinsen in den<br />
Augen – und fühlt sich wie befreit. „Ich ließ<br />
beide Augen gleichzeitig operieren und konnte<br />
eigentlich direkt danach wieder scharf sehen.“<br />
Den Grad der Fehlsichtigkeit (die Dioptrien)<br />
bestimmen, Brillengläser schleifen lassen oder<br />
Kontaktlinsen anpassen: Augenmedizin nach<br />
Schema F war einmal. Heute bietet sich der<br />
wachsenden Zahl fehlsichtiger Menschen ➡<br />
➡ Die moderne<br />
Augenheilkunde<br />
sucht nach<br />
personalisierten,<br />
auf den Einzelfall<br />
zugeschnittenen<br />
Lösungen<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
27
Dossier Sehen<br />
6 000<br />
Euro kann das Einsetzen<br />
zweier neuer Linsen zur Korrektur<br />
einer Fehlsichtigkeit kosten<br />
40,1<br />
Millionen Erwachsene<br />
(ab 16) gelten in Deutschland<br />
als fehlsichtig<br />
127<br />
Millionen<br />
Lichtrezeptoren<br />
befinden sich auf<br />
der Netzhaut<br />
6,4<br />
Milliarden Euro gaben die<br />
Deutschen 2019 bei Optikern aus
25<br />
Prozent der<br />
Deutschen<br />
sind kurzsichtig.<br />
Und es werden<br />
immer mehr<br />
7 866<br />
Ärzte waren Ende 2019 in der Augenheilkunde<br />
tätig. 1 089 davon in Kliniken. Das Fach zählt<br />
in der Medizin damit zu den kleineren<br />
➡ eine große Vielfalt korrigierender Eingriffe<br />
an. Die Ophthalmologie, die Augenheilkunde,<br />
sucht nach personalisierten, auf den Einzelfall<br />
zugeschnittenen Lösungen. Wer besser sehen,<br />
aber keine Brille tragen will, hat mehr Möglichkeiten<br />
als je zuvor.<br />
Verbreitetes Leiden. Unser Sinnesorgan<br />
<strong>für</strong> die Wahrnehmung von Lichtreizen, die<br />
vielleicht wichtigste Verbindung zur Welt,<br />
kann sich im Laufe eines Menschenlebens auf<br />
sehr unterschiedliche Weise verändern. Bei nahezu<br />
zwei von drei Bundesbürgern ab 16 Jahren<br />
ist eine Fehlsichtigkeit bekannt und wird<br />
behandelt, so eine Statistik des Berufsverbands<br />
der Augenärzte (BVA). Weichen die Größenverhältnisse<br />
im Augapfel nur wenige Zehntel<br />
Millimeter von der Norm ab, bildet sich Kurzoder,<br />
seltener, Weitsichtigkeit aus (siehe Grafik<br />
S. 33). Im fünften Lebensjahrzehnt dann wird<br />
fast jeder langsam altersweitsichtig, die bis dahin<br />
Normalsichtigen meist früher als die Kurzsichtigen.<br />
Und trübt sich im noch höheren<br />
Alter schließlich die Linse ein, sprechen Mediziner<br />
von Katarakt und Laien von grauem<br />
Star. Der in diesen Fällen vorgesehene Austausch<br />
der Linse ist Routine, zählt mit jährlich<br />
etwa 800 000 zu den häufigsten Eingriffen in<br />
Deutschland überhaupt.<br />
Die Katarakt-Operation erstatten die gesetzlichen<br />
Krankenkassen, wer dagegen nur<br />
die Brille ersetzen will, muss selbst bezahlen.<br />
Kristine Weitzels nennt die rund 4000 Euro,<br />
die ihr über die normale Kassenleistung<br />
hinausgehender Linsenaustausch gekostet hat,<br />
„eine der besten Investitionen meines Lebens“.<br />
Sehkraft wie vor Jahrzehnten<br />
2018 erhielten der Franzose Gérard Mourou<br />
und die Kanadierin Donna Strickland den Nobelpreis<br />
<strong>für</strong> Physik <strong>für</strong> ihre Arbeiten an Laserpulsen,<br />
die feinste Gewebe präzise verändern<br />
können. Das schuf die Grundlage <strong>für</strong> die refraktive<br />
Chirurgie, die seit nunmehr gut zwei<br />
Jahrzehnten mit gebündeltem Licht Schnitte<br />
in die Hornhaut setzt oder winzige Teile wegfräst<br />
und so Kurz- und Weitsichtigkeit behebt.<br />
Aber die Methode – am häufigsten kommt die<br />
unter der Bezeichnung Lasik bekannte Form<br />
zum Einsatz – hat Grenzen, wird bei starker<br />
Fehlsichtigkeit zusehends schwierig.<br />
Minimalinvasive augenchirurgische Eingriffe<br />
überwinden einen Teil dieser Limits und führen<br />
in einigen Fällen direkt vom Maulwurfsdasein<br />
zum Adlerblick. Laut Prof. Urs Voßmerbäumer,<br />
Leiter der Refraktiven Chirurgie an<br />
der Universitäts-Augenklinik Mainz, machen<br />
es neueste Operationsmethoden und Materialien<br />
möglich, „dass wir Patienten visuelle ➡<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
29
Dossier Sehen<br />
Millimeterarbeit<br />
Über einen winzigen Schnitt<br />
in der Hornhaut setzt der Arzt die<br />
neue Linse ein. Der Eingriff dauert<br />
nur ungefähr 10 bis 15 Minuten<br />
Entscheidender Augenblick<br />
Eine neue Linse steckt<br />
zusammengefaltet in einem<br />
Applikator. Gleich wird<br />
sie hinter die Hornhaut<br />
geschoben und sich entfalten<br />
OP am Sehorgan Grauer und grüner Star sind die häufigsten Gründe <strong>für</strong><br />
Eingriffe am Auge. Immer öfter korrigieren Ärzte auch Fehlsichtigkeit operativ<br />
Nach der neuen<br />
Glaukom-<br />
Operation sinkt<br />
der Druck<br />
im Auge<br />
Prof. Dr. med.<br />
Nils Loewen,<br />
Leiter Sektion Glaukom<br />
an der Universitäts-<br />
Augenklinik Würzburg<br />
➡ Fähigkeiten geben, die sie entweder nie<br />
oder schon jahrzehntelang nicht mehr hatten“.<br />
Ein Patient mit einer künstlichen Hüfte könne<br />
nicht schneller laufen als zuvor, sagt der<br />
Facharzt. „Aber wenn wir jemanden, der sein<br />
Leben lang kurzsichtig war, eine Multifokallinse<br />
einsetzen, kann der unter Umständen<br />
besser sehen denn je.“<br />
Augenärzte empfehlen das Lasern ohne allzu<br />
große Gefahren bisher nur bei einer eher<br />
moderaten Sehschwäche. Lasik und ähnliche<br />
Methoden eigneten sich bei Kurzsichtigkeit<br />
bis maximal minus acht Dioptrien, erklärt<br />
Dr. Thomas Will, leitender Oberarzt im Medizinischen<br />
Versorgungszentrum Augenheilkunde<br />
in Fürth. „Bei höheren Werten ist das zu riskant,<br />
weil zu viel Gewebe abgetragen wird.“ Ab<br />
einer Kurzsichtigkeit von minus drei Dioptrien<br />
verweist Dr. Will im Patientengespräch<br />
daher auch auf die Möglichkeit, Kontaktlinsen<br />
zu implantieren.<br />
Option <strong>für</strong> Jüngere. Im Auge bewirken diese<br />
sogenannten phaken Intraokularlinsen (oft<br />
auch mit ICL abgekürzt) eine Korrektur des<br />
Sehens. Sie werden, anders als bei der Grauer-<br />
Star-Operation, zusätzlich eingesetzt, die natürliche<br />
Linse bleibt erhalten. ICLs gelten als<br />
besonders geeignet <strong>für</strong> jüngere Patienten, die<br />
sich nicht an eine Brille oder herkömmliche<br />
Kontaktlinsen gewöhnen können. Eitelkeit ist<br />
dabei selten das einzige Motiv. Ohne Sehhilfe<br />
leben zu wollen, sei mehr als Lifestyle, weiß<br />
der Augenexperte: „Mit einer Fehlsichtigkeit<br />
von ein, zwei Dioptrien können Sie auch mit<br />
Brille gut leben, die optische Abbildung ist damit<br />
absolut in Ordnung. Sie ist aber eine Katastrophe<br />
bei zehn oder 15 Dioptrien. Dann<br />
verkleinern die Brillengläser das Bild dramatisch,<br />
zudem sind sie extrem dick und schwer.<br />
Darunter können Menschen sehr leiden.“<br />
Tägliche Belastung. Anja Blaszczyk gefiel<br />
sich mit Brille nie. Bei einer Kurzsichtigkeit<br />
von fast acht Dioptrien auf beiden Augen und<br />
starker Hornhautverkrümmung musste die<br />
Ingolstädterin mehr als 20 Jahre lang eine<br />
Brille tragen, die ihre Augen optisch verkleinerte.<br />
„Außerdem war sie lästig beim Schwimmen<br />
oder in der Sauna. Und ich vermied es<br />
auch immer, auf der Couch einzuschlafen –<br />
aus Angst, die Brille könnte sich verbiegen.“<br />
Schließlich hätten Gläser und Gestell über<br />
600 Euro gekostet. Doch auch mit Kontaktlinsen<br />
sei sie nie zurechtgekommen, sagt die<br />
heute 37-Jährige. „Das Gefriemel im Auge“<br />
habe sie als höchst unangenehm empfunden.<br />
Implantat statt Laser<br />
Zunächst beschloss Anja Blaszczyk, sich die<br />
Augen lasern zu lassen. Beim Vorgespräch mit<br />
dem Arzt kam dann die Enttäuschung. „Da<strong>für</strong><br />
waren meine Werte zu hoch und meine Hornhaut<br />
zu dünn.“ So blieb nur die Möglichkeit,<br />
Kontaktlinsen zu implantieren, auch wenn<br />
das mit Gesamtkosten von gut 6 000 Euro fast<br />
dreimal teurer war als eine Laserbehandlung.<br />
„Aber wenn ich ausrechne, was Brillen und<br />
Sonnenbrillen mich in den nächsten Jahrzehnten<br />
gekostet hätten, war es eine vernünftige<br />
Investition.“<br />
Von dem Implantat im Auge hat Blaszczyk<br />
in den gut zweieinhalb Jahren seit dem Eingriff<br />
nie etwas gespürt. Ganz ohne Brille geht<br />
es jedoch immer noch nicht. Weil ihre Hornhautverkrümmung<br />
nicht vollständig ausgeglichen<br />
werden konnte, trägt sie beim Arbeiten<br />
eine leichte Lesebrille. „Die stört mich aber<br />
nicht. Wenn es <strong>für</strong> mich wichtig ist, bin ich ja<br />
brillenfrei.“ Bei den phaken Linsen gebe es<br />
einen großen Vorteil, ergänzt Augenarzt Dr.<br />
Will: „Die natürliche Augenlinse bleibt erhalten.<br />
Und nur die ist von Natur aus flexibel, um<br />
sich beim Nahsehen scharf zu stellen.“<br />
Kunstlinsen bringen sowohl bei Altersweitsichtigkeit<br />
als auch bei grauem Star jedoch<br />
immer bessere Ergebnisse. Bei den her- ➡<br />
30 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Vier Krankheiten, die das Augenlicht schwächen<br />
Glaukom Retinopathie Keratokonus Makuladegeneration<br />
Schädigung des Sehnervs<br />
Mit dem Augendruck steigt<br />
auch das Risiko <strong>für</strong> grünen Star<br />
Gefäße verschließen sich<br />
Ein hoher Blutzuckerspiegel<br />
setzt der Netzhaut zu<br />
Die Hornhaut wölbt sich …<br />
… und wird dünner. Die Sehschärfe<br />
nimmt langsam ab<br />
Das Sehzentrum degeneriert<br />
Mit zunehmendem Alter erhöht<br />
sich auch die Erkankungsgefahr<br />
Der Kopf des Sehnervs wird<br />
zusehends ausgehöhlt (Foto u.),<br />
das Gesichtsfeld verkleinert sich<br />
eher von den Rändern her (oben).<br />
Etwa eine Million Menschen in<br />
Deutschland sind von grünem<br />
Star betroffen. Helfen Medikamente<br />
nicht, den oft zu hohen<br />
Augendruck zu senken, wendet<br />
etwa Prof. Nils Loewen an der<br />
Universitäts-Augenklinik in<br />
Würzburg häufig die Trabektomchirurgie<br />
an: Er öffnet minimalinvasiv<br />
einen Kanal im Auge,<br />
durch den Kammerwasser abfließen<br />
kann. Prof. Loewen: „Das ist,<br />
als würden Sie einen Siebträger<br />
im Abfluss entfernen. Danach<br />
läuft alles wieder gut ab.“<br />
Der verhängnisvolle Druck<br />
im Auge sinkt. Seine Patientin<br />
Susanne Rehm hat schon eine<br />
herkömmliche Operation gegen<br />
ihr Glaukom hinter sich – und in<br />
schlechter Erinnerung. „Das war<br />
eine große OP mit Vollnarkose.<br />
Ich konnte danach mehrere<br />
Wochen nicht Auto fahren und<br />
bekam über einen längeren<br />
Zeitraum immer wieder Spritzen<br />
ins Auge, die extrem unangenehm<br />
waren.“ Weil der Augendruck<br />
danach stieg, ließ sie<br />
zunächst ein Auge von Prof.<br />
Loewen behandeln. „Der Eingriff<br />
hat keine fünf Minuten gedauert,<br />
und ich war sofort wieder fit.“<br />
Den Augeninnendruck kann man<br />
vorsorglich messen lassen.<br />
Die diabetische Retinopathie<br />
ist die häufigste Erblindungsursache<br />
bei Menschen mittleren<br />
Alters. Typ-1- erkranken öfter als<br />
Typ-2-Diabetiker. Als Folge der<br />
Stoffwechselstörung verschließen<br />
sich Blutgefäße im Auge,<br />
gleichzeitig tritt Blut aus, wodurch<br />
die Netzhaut, das feine<br />
Nervengeflecht im Inneren des<br />
Auges, Schaden nimmt (Foto u.;<br />
oben ein typischer Gesichtsfeldausfall).<br />
Mit Laserstrahlen<br />
vernarben Augenchirurgen die<br />
bereits geschädigten Teile der<br />
Netzhaut. Dadurch reduziert<br />
sich ihr Gesamtsauerstoffbedarf,<br />
und die gesunden Areale haben<br />
wieder mehr Sauerstoff zur<br />
Verfügung.<br />
Medikamente sind eine weitere<br />
Behandlungsoption. Mittels<br />
moderner Instrumente können<br />
schließlich hauchdünne Kanülen<br />
minimalinvasiv ins Auge eingeführt<br />
werden. Möglich ist auch<br />
der Einsatz winziger Implantate,<br />
welche die Wirkstoffe kontinuierlich<br />
freigeben, sodass weniger<br />
Injektionen nötig sind. Kommt<br />
es zu starken Einblutungen in<br />
den fast vollständig aus Wasser<br />
bestehenden Glaskörper des<br />
Auges, wird er häufig entfernt.<br />
Heilbar ist die diabetische Retinopathie<br />
nicht. Als beste Vorsorge<br />
und Therapie gilt, den<br />
Blutzucker unter Kon trolle zu<br />
halten bzw. zu senken.<br />
Meist bricht die Krankheit<br />
zwischen dem 20. und dem<br />
30. Lebensjahr aus, etwa einer<br />
von 2 000 Deutschen ist betroffen.<br />
Die Hornhaut verformt sich<br />
konisch (kegelförmig, Foto u.).<br />
Die Ursache ist unbekannt.<br />
Gene spielen nur bei einem Teil<br />
der Fälle eine Rolle, möglicherweise<br />
fördert eine mechanische<br />
Belastung – etwa starkes Reiben<br />
der Augen – das Fortschreiten.<br />
Die Hornhaut ist der frontale<br />
Abschluss des Augapfels und<br />
damit <strong>für</strong> die Lichtbrechung<br />
zuständig. Betroffene sehen oft<br />
sehr verzerrt (Foto o.) und sind<br />
blendempfindlich. In einem<br />
frühen Stadium helfen Brillen<br />
und Kontaktlinsen. Auch diese<br />
Krankheit kann minimalinvasiv<br />
behandelt werden.<br />
Drohte Patienten lange als<br />
letztes Mittel eine Hornhauttransplantation,<br />
setzen Augenchirurgen<br />
heute mithilfe des<br />
Femtosekundenlasers zunächst<br />
Ringsegmente oder Ringe ein,<br />
die die Hornhaut stabilisieren<br />
und die Sehfähigkeit verbessern.<br />
Müssen sie doch eine<br />
Transplantation durchführen,<br />
greifen sie auf Spenderhornhäute<br />
zurück. Diese organisiert<br />
die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Gewebetransplantation, eine<br />
von Kliniken getragene Institution.<br />
Im Jahr 2019 vermittelte<br />
sie 3 605 Augenhornhäute.<br />
Sie ist die häufigste Erblindungsursache<br />
im höheren Alter,<br />
zwei Millionen Menschen in<br />
Deutschland leiden daran.<br />
Betroffen vom schleichenden<br />
Funktionsverlust ist jener Teil<br />
der Netzhaut (Makula), in dem<br />
sich der Punkt des schärfsten<br />
Sehens befindet (Foto u.). Die<br />
Makula hat einen Durchmesser<br />
von 1,5 Millimetern. Folglich ist<br />
das Zentrum des Gesichtsfelds<br />
beim Geradeausblicken als<br />
Erstes betroffen (Foto o.).<br />
Man unterscheidet zwischen<br />
trockener und feuchter<br />
Makuladegeneration. Bei der<br />
weitaus häufigeren trockenen<br />
Form gibt es bislang keine<br />
Heilungsmöglichkeit. Forschungen<br />
bestätigen bei der feuchten<br />
Makuladegeneration eine Wirksamkeit<br />
von Medikamenten,<br />
die intravitreal, d. h. in den<br />
Glaskörper injiziert werden. Da<br />
es darum geht, Gefäße zurückzudrängen,<br />
die zur Makula<br />
sprießen, handelt es sich meist<br />
um Wachstumshemmer. Auch<br />
Laser werden eingesetzt.<br />
Neben genetischen Faktoren,<br />
dem Alter, einigen seltenen Vergiftungen<br />
sowie Grunderkrankungen<br />
gilt Rauchen als großer<br />
Risikofaktor. Sehtests auf Makuladegeneration<br />
präsentieren<br />
meist Gitterraster. Sieht man die<br />
geraden Linien als gewölbt, kann<br />
das ein Warnhinweis sein.
Dossier Sehen<br />
Eine kurze Geschichte der Brille<br />
Der Lesestein, eine dicke,<br />
konvexe Linse, geht wohl auf<br />
den 1040 in Kairo verstorbenen<br />
Wissenschaftler Alhazen<br />
zurück. Das Foto zeigt ein<br />
Exemplar auf einem sächsischen<br />
Arzneimittelrezept<br />
des 18. Jahrhunderts.<br />
Die Nietbrille, entstanden<br />
um 1285 im Raum Venedig,<br />
war die erste binokulare<br />
Sehhilfe. Der Maler Friedrich<br />
Herlin verpasste ein solches<br />
Modell dem heiligen Petrus<br />
auf seinem 1466 vollendeten<br />
Altarbild in Rothenburg o.d.T.<br />
Die Bügelbrille folgte der<br />
Nietbrille. Die Gläser wurden<br />
nicht mehr durch ein Nietgelenk,<br />
sondern durch einen<br />
starren Bügel verbunden.<br />
Brille und Holzetui im Bild<br />
links stammen aus dem<br />
17. Jahrhundert.<br />
Das Monokel, eine zur<br />
Korrektur der Kurzsichtigkeit<br />
geschliffene Linse, wurde im<br />
19. Jahrhundert zu einer Art<br />
Statussymbol der Mächtigen<br />
und der Gebildeten. Links der<br />
britische Politiker Joseph<br />
Chamberlain im Jahr 1903.<br />
Heinz Erhardts Brillen<br />
zählten zu den Erkennungszeichen<br />
des 1979 verstorbenen<br />
Komikers. Sie wurden<br />
später extra nachproduziert.<br />
Einige Zeit trugen derartige<br />
Hornbrillen den Beinamen<br />
„Kassengestell“.<br />
Farbige Kontaktlinsen<br />
machte etwa der USamerikanische<br />
Rockmusiker<br />
Marilyn Manson zu extravaganten<br />
Accessoires der<br />
Popkultur. Sie sind selbstverständlich<br />
auch ohne<br />
Dioptrien erhältlich.<br />
➡ kömmlichen Katarakt-Operationen setzen<br />
die Ärzte am häufigsten Monofokallinsen ein.<br />
Diese zahlt die Krankenkasse. Monofokallinsen<br />
erzeugen einen Brennpunkt auf der Netzhaut<br />
und ermöglichen dadurch scharfes Sehen<br />
nur in einem bestimmten Abstand – je nach<br />
Bedarf in die Ferne oder in die Nähe. Mittlerweile<br />
erhalten viele Patienten deren Weiterentwicklung,<br />
sogenannte Trifokallinsen, die<br />
über drei Brennpunkte verfügen und damit<br />
eine optimale Sicht im Nah-, Zwischen- und<br />
Fernbereich ermöglichen sollen.<br />
Störende Halos. In dieser Vielseitigkeit liegt<br />
freilich auch der Nachteil der Trifokallinsen.<br />
Weil sie mehrere unterschiedliche Brechstärken<br />
haben, erhält das Gehirn gleichzeitig mehrere<br />
Bilder – und muss sich das richtige <strong>für</strong> die<br />
unterschiedlichen Sehbereiche aussuchen. Das<br />
kann automatisch funktionieren, klappt allerdings<br />
nicht bei allen Patienten. Meist erzielen<br />
Trifokallinsen außerdem einen schlechteren<br />
Kontrast und auch eine etwas geringere Sehschärfe<br />
als Monofokallinsen. Daneben sehen<br />
ihre Träger häufig schlechter in der Dämmerung<br />
und in der Dunkelheit. Manche Patienten<br />
nehmen dann Ringe, sogenannte Halos,<br />
um Lichtquellen wahr.<br />
Die „Universallinse“ gibt es nicht<br />
Gute Augenärzte legen daher Wert darauf, die<br />
Sehfähigkeiten ihrer Patienten sorgfältig zu<br />
messen und sie ausführlich zu beraten. Zu den<br />
Voraussetzungen, die <strong>für</strong> eine Trifokallinse<br />
sprechen, zählt, dass die Pupille bei starkem<br />
Licht nicht zu eng wird, die Hornhaut nicht zu<br />
unregelmäßige Strukturen aufweist und keine<br />
Altersdegeneration auf der Netzhaut vorliegt.<br />
Dr. Eduard Haefliger, Klinikgründer der Vista<br />
Gruppe in der Schweiz: „Der Arzt muss genau<br />
herausfinden, was dem Patienten wichtig ist.<br />
Handelt es sich um einen Akademiker, der<br />
gern liest und deshalb auf den Nahbereich besonders<br />
angewiesen ist, oder um einen Naturfreund,<br />
dem das Sehen in die Ferne viel bedeutet?<br />
Es gibt keine Linse, die allen passt.“<br />
Implantierte Gleitsichtbrille. Dr. Armin<br />
Scharrer, 1. Vorsitzender des Bundesverbands<br />
Deutscher Ophthalmochirurgen, hat in seinem<br />
Leben über 45000 Augenoperationen durchgeführt<br />
– und sich selbst schon die Linsen ausgesucht,<br />
die er einsetzen lassen will, sobald<br />
der graue Star kommt. Er ist begeistert von<br />
den sogenannten EDoF-Linsen. Die Abkürzung<br />
steht <strong>für</strong> „Enhanced Depth of Focus“, auf<br />
Deutsch: verbesserte Tiefenschärfe. EDoF-Linsen<br />
wirkten wie eine implantierte Gleitsichtbrille,<br />
schwärmt der Spezialisit <strong>für</strong> Augen- ➡<br />
32 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Fenster zur Welt<br />
Das menschliche Auge funktioniert wie<br />
eine Kamera. Hornhaut und Linse nehmen<br />
das einfallende Licht auf. Die Iris regelt, in<br />
welcher Stärke es auf die Netzhaut trifft<br />
Sklera<br />
Netzhaut<br />
(Retina)<br />
Zapfen<br />
Stäbchen<br />
Iris<br />
Hornhaut<br />
Linse<br />
Sinneszellen Die Zapfen sind <strong>für</strong> das<br />
Sehen bei Tag (photopisches Sehen)<br />
und die Farbwahrnehmung zuständig,<br />
die Stäbchen <strong>für</strong> das Sehen in<br />
der Dämmerung/Nacht<br />
(skotopisches Sehen)<br />
Sehnerv<br />
Objektiv und Blende Die mit Farbpigmenten<br />
ausgestattete Iris besitzt eine<br />
Muskulatur. Mit ihr kann sie den Durchmesser<br />
der Pupille verändern – und so<br />
den Lichteinfall regulieren<br />
Sehrinde<br />
Kurzsichtigkeit Bei der Myopie<br />
treffen die Lichtstrahlen vor der<br />
Netzhaut zusammen, weil die<br />
Brechkraft des Auges zu stark<br />
oder das Auge selbst zu lang ist.<br />
Daraus entsteht ein Abbildungsfehler.<br />
Das Maß <strong>für</strong> die Brechkraft<br />
ist die Dioptrie<br />
Gesundes Auge Der Brennpunkt<br />
der Lichtstrahlen liegt<br />
auf der Netzhaut, genauer im<br />
„gelben Fleck“ (Macula lutea)<br />
mit der Fovea centralis, dem Ort<br />
des schärfsten Sehens. Dort<br />
erreichen die farbempfindlichen<br />
Zapfen ihre höchste Dichte<br />
Weitsichtigkeit Die Lichtstrahlen<br />
treffen hinter der Netzhaut<br />
zusammen. Der eigentlich Übersichtigkeit<br />
(Hyperopie) genannte<br />
Sehfehler lässt entfernte Objekte<br />
schärfer erscheinen als nahe. Die<br />
Alterssichtigkeit (Presbyopie)<br />
hat ähnliche Effekte<br />
Wo die Bilder entstehen<br />
Die Nervenzellen des im<br />
Hinterkopf liegenden visuellen<br />
Cortex (Sehrinde) nehmen die<br />
durch den Sehnerv gelieferten<br />
Impulse auf und verarbeiten sie.<br />
Dabei spielen Erinnerungen eine<br />
wesentliche Rolle<br />
Die neuen Linsen<br />
sind die ideale<br />
Lösung <strong>für</strong> das<br />
Leben im digitalen<br />
Zeitalter<br />
Dieser Text<br />
zeigt evtl. Probleme<br />
beim<br />
Text an<br />
Dr. med. Armin Scharrer,<br />
Augenarzt am Klinikum<br />
Fürth; 1. Vorsitzender des<br />
Vorstands des Bundesverbands<br />
Deutscher Ophthalmochirurgen<br />
(BDOC)<br />
Wenn Nerven in Stress-Situationen<br />
unter Strom stehen, können auch<br />
Muskeln verspannen. Dann braucht<br />
der Körper die spezielle Kombi na tion<br />
aus Magnesium und B-Vitaminen.<br />
Das Besondere: DEPOT-Tabletten<br />
mit Sofort- und Langzeit-Freisetzung.<br />
Das Muskel-Mineral Magnesium<br />
vitalisiert die Muskeln<br />
Die Nerven-Vitamine B 1 , B 2 , B 6<br />
und B 12 stabilisieren die Nerven<br />
Hochdosiertes<br />
Magnesium plus<br />
Vitamin B-Komplex<br />
Vitale Muskeln<br />
Entspannte Nerven<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
33
Dossier Sehen<br />
Wir befinden<br />
uns auf dem<br />
Weg zu einer<br />
personalisierten<br />
Augenchirurgie<br />
Möglichst individuell Prof. Burkhard Dick, Leiter der Augenklinik am Universitätsklinikum<br />
Bochum, bestrahlt eine implantierte Kunstlinse mit UV-Licht, um sie besser anzupassen<br />
Prof. Dr. med.<br />
Burkhard Dick,<br />
Leiter der Augenklinik<br />
am Uniklinikum Bochum<br />
und Lehrstuhlinhaber<br />
<strong>für</strong> Augenheilkunde<br />
an der Ruhr-Universität<br />
Bochum<br />
Implantierbare Brille<br />
Diese hauchzarte<br />
Speziallinse ist nur<br />
sechs mal elf Millimeter<br />
groß und einen Millimeter<br />
dünn. Sie wirkt<br />
wie eine implantierte<br />
Gleitsichtbrille. Ist nach<br />
dem Einsetzen noch<br />
eine geringe Fehlsichtigkeit<br />
vorhanden, kann<br />
diese durch gezielte<br />
UV-Bestrahlung ausgeglichen<br />
werden<br />
➡ chirurgie. Mit ihnen könnten Patienten<br />
„perfekt“ in die Ferne und „sehr gut“ in einer<br />
mittleren Entfernung zwischen 50 und 100<br />
Zentimetern sehen. „In diesem Bereich lassen<br />
sich auf dem Smartphone Nachrichten lesen<br />
und E-Mails schreiben, und man hat Tablet,<br />
Laptop oder den PC-Monitor glasklar vor<br />
Augen.“ Die Gleitsicht-Kunstlinsen seien „die<br />
ideale Lösung <strong>für</strong> das Leben im digitalen Zeitalter“.<br />
Allenfalls <strong>für</strong> das Lesen sehr kleiner<br />
Schriften sei dann manchmal noch eine leichte<br />
Lesebrille nötig.<br />
Eine neue Chance bei Linsentrübung<br />
Viele Patienten sind bereit, die Nebeneffekte<br />
von Multifokallinsen in Kauf zu nehmen. Ein<br />
50-Jähriger aus Dresden, der bisher eine dicke<br />
Brille tragen musste und seit letztem Jahr eine<br />
zweite Linse im Auge hat, räumt ein: „Ich fahre<br />
nachts eben nicht mehr Auto, weil mich entgegenkommende<br />
Lichter blenden.“ Aber diesen<br />
Preis zahle er gern.<br />
Multifokallinsen wiesen in seinem Segment<br />
die höchsten Zuwachsraten auf, sagt Dr. Ralf-<br />
Christian Lerche, bis Ende 2019 Präsident des<br />
Verbands der Spezialkliniken Deutschlands<br />
<strong>für</strong> Augenlaser und Refraktive Chirurgie e. V.<br />
(VSDAR). Auch Patienten, bei denen der Arzt<br />
einen grauen Star diagnostiziert, erkennen die<br />
Chance – selbst wenn sie da<strong>für</strong> mehrere Tausend<br />
Euro bezahlen müssen, weil die Krankenkassen<br />
nur <strong>für</strong> monofokale Linsen aufkommen.<br />
Folgen von Handy & Co. Angesichts einer<br />
älter werdenden Bevölkerung rechnet Augenchirurg<br />
Dr. Lerche mit einem steigenden Interesse<br />
an der Implantation der neuen Linsen.<br />
Im asiatischen Raum seien bereits fast 80 Prozent<br />
der Menschen kurzsichtig, <strong>für</strong> Deutschland<br />
schätzen Experten, dass schon die Hälfte<br />
der Jugendlichen in der Ferne schlecht sieht.<br />
„Weil wir immer mehr Zeit mit der Nahsicht<br />
auf Tablets oder Handys verbringen und wir<br />
unsere Augen immer seltener im Tageslicht<br />
entspannen, nehmen die Fehlsichtigkeiten<br />
perspektivisch zu – und damit die Nachfrage<br />
nach Alternativen zur Brille.“<br />
Auch der Berliner Augenarzt Prof. Carl Erb<br />
nutzt minimalinvasive Methoden. Er sagt, insgesamt<br />
sei das Arbeiten in der Augenchirurgie<br />
in den vergangenen Jahren „deutlich präziser<br />
geworden“ – moderne Laser erlaubten eine<br />
weitaus kleinere Schnittführung als früher,<br />
und die weiterentwickelten Linsen vergrößerten<br />
das Angebot <strong>für</strong> Patienten. „Dabei ersetzen<br />
die neuen Methoden nicht die alten, sondern<br />
bieten zusätzliche Möglichkeiten zu den<br />
bekannten, die ihre Berechtigung behalten.“<br />
Er sieht die neue Vielfalt aber auch skeptisch.<br />
„Es ist eine Herausforderung, aus der<br />
Menge an Optionen die richtige herauszusuchen<br />
– <strong>für</strong> den Arzt wie <strong>für</strong> den Patienten.“<br />
Man könne eine einmal eingesetzte Linse<br />
zwar wieder entfernen, wenn der Patient damit<br />
nicht zurechtkomme, „aber schön ist das<br />
nicht und beileibe keine einfache Operation“.<br />
Blick in die Zukunft. Nach Linsen, die in<br />
ihrer Funktion der natürlichen so nahe wie<br />
möglich kommen, wird weiter geforscht. In der<br />
Universitäts-Augenklinik Bochum beispielsweise<br />
erprobt Klinikdirektor Prof. Burkhard<br />
Dick lichtadjustierbare Linsen. Sie bestehen<br />
aus einem Material, das auf UV-Licht reagiert.<br />
Noch einige Wochen nach der Implantation<br />
lässt sich durch gezielte Bestrahlung diese<br />
Kunstlinse um bis zu drei Dioptrien plus oder<br />
minus verändern.<br />
So wird der Traum vom Leben ohne Brille<br />
doch noch wahr. „Phänomenal“ sei das, sagt<br />
Prof. Dick. „Damit sind wir auf dem Weg zu<br />
einer personalisierten Augenchirurgie.“ ❰<br />
FOTOS: GETTY IMAGES (2); SONJA OCH; SCIENCE PHOTO LIBRARY (5); YOUR PHOTO TODAY (2); AKG (2); DPA (3); BPK; SEBASTIAN WOLF; PR (5) ILLUSTRATION: FOCUS<br />
34 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Wie sich die Kurzsichtigkeit ausbreitet<br />
Kurzsichtigkeit (Myopie) ist eine Volkskrankheit.<br />
Schon jetzt hat etwa jeder<br />
dritte Mensch in Europa Probleme,<br />
Gegenstände in der Ferne scharf zu<br />
sehen. Die Weltgesundheitsorganisation<br />
schätzt, dass bis zum Jahr 2050 jeder<br />
Zweite kurzsichtig sein wird.<br />
? Wie entsteht Kurzsichtigkeit?<br />
Die Myopie ist zum Teil erblich. Sind<br />
beide Eltern kurzsichtig, steigt das Risiko<br />
<strong>für</strong> ihre Kinder deutlich. Grundsätzlich<br />
entsteht Kurzsichtigkeit, wenn der Augapfel<br />
zu stark in die Länge wächst. Dann<br />
liegt der Brennpunkt vor statt direkt<br />
auf der Netzhaut. Dadurch entsteht ein<br />
unscharfes Bild. Wissenschaftler vermuten,<br />
dass häufiges Arbeiten im Nahbereich,<br />
etwa wenn wir auf PC, Handy<br />
und Tablet schauen oder Bücher lesen,<br />
das Längenwachstum des Auges anregt.<br />
Gebremst wird es durch den Botenstoff<br />
Dopamin, der im Körper gebildet wird,<br />
wenn wir uns im Freien bei Tageslicht<br />
aufhalten.<br />
? Wann entsteht sie?<br />
Am stärksten betroffen sind junge Menschen<br />
zwischen dem 6. und 25. Lebensjahr.<br />
Am Beispiel Chinas lässt sich gut<br />
ablesen, welche Auswirkungen unser<br />
moderner Lebensstil hat: Weil die Schüler<br />
dort schon sehr früh mit dem Lernen und<br />
Lesen beginnen, sind ihre Augen besonders<br />
lange im Nahsichtmodus. Und da sie<br />
sich dabei viele Stunden in geschlossenen<br />
Räumen aufhalten, fehlt es ihnen zudem<br />
an Tageslicht. Das Ergebnis: War in China<br />
in den 1960er-Jahren nur jeder Fünfte<br />
kurzsichtig, leiden heute 95 Prozent der<br />
Jugendlichen an der Sehschwäche.<br />
? Warum ist Myopie ein Problem?<br />
Je länger der Augapfel ist, desto dünnwandiger<br />
wird das Auge. Menschen, die<br />
an einer starken Kurzsichtigkeit (ab minus<br />
sechs Dioptrien) leiden, sind zudem anfälliger<br />
<strong>für</strong> den grünen und den grauen Star,<br />
<strong>für</strong> Wassereinlagerungen in der Makula<br />
(dem Netzhautbereich mit der höchsten<br />
Dichte an Sehzellen) sowie <strong>für</strong> die Dege-<br />
neration oder gar Ablösung der Netzhaut.<br />
Auch wenn die Fehlsichtigkeit durch eine<br />
Brille oder durch Kontaktlinsen korrigiert<br />
wird, bleibt das Risiko bestehen, daran zu<br />
erkranken, weil sich die Größe des Augapfels<br />
dadurch nicht ändert.<br />
? Gibt es eine Behandlung?<br />
Nein. Zwar hat man in Asien erste Erfahrungen<br />
mit atropinhaltigen Augentropfen<br />
gesammelt, <strong>für</strong> Europa fehlen jedoch<br />
Studien. In der Natur kommt Atropin als<br />
Gift der Tollkirsche vor. Um Kurzsichtigkeit<br />
zu verhindern, empfehlen Experten,<br />
Kinder so oft und so lange wie möglich<br />
ins Freie zu lassen, mindestens zwei Stunden<br />
pro Tag. Naharbeit und zu häufiges<br />
Starren aufs Smartphone sind eher kontraproduktiv.<br />
Erwachsene können sich nur<br />
mit ihrer Kurzsichtigkeit arrangieren. Aber<br />
auch ihnen tut es gut, sich immer wieder<br />
von Computer & Co. abzuwenden und<br />
den Blick in die Ferne schweifen zu lassen.<br />
Neues aus der Augen-Medizin: S. 36–37 ➡<br />
Dieser Text<br />
zeigt evtl. Probleme<br />
beim<br />
Text an<br />
Von gereizter Haut empfohlen.<br />
Insektenstiche<br />
mit Juckreiz?<br />
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(z. B. Mückenstiche) mit Juckreiz. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. 08/2017<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
35
Dossier News<br />
2<br />
Milliarden Tränen<br />
werden bei jedem<br />
Menschen im Lauf<br />
eines Lebens<br />
produziert<br />
Wie Tiere mit<br />
falschen Augen tricksen<br />
→ Bildschön in die Irre geführt: Auf den ersten<br />
Blick begeistert der Vieraugen-Falterfisch<br />
(zoologisch: Chaetodon capistratus) seine Betrachter<br />
mit dem weiß umrandeten, großen<br />
schwarzen Augenfleck an der Schwanzwurzel.<br />
Doch in Wirklichkeit hat die Natur sein<br />
Aussehen auf Täuschen und Tarnen (Mimikry)<br />
angelegt. Forscher gehen davon aus, dass<br />
dieses „zweite Auge“ dazu dient, Fressfeinde<br />
auszutricksen. Bei der Verfolgung fokussieren<br />
sich Raubfische nämlich auf die Augen<br />
ihrer Beute und werden so bezüglich der<br />
Fluchtrichtung getäuscht: Die Räuber halten<br />
Coronaviren<br />
das hintere Ende <strong>für</strong> die Kopfseite. Perfektioniert<br />
hat der Falterfisch die Mimikry durch<br />
den schwarzen Streifen, der durch die wirklichen<br />
Augen verläuft.<br />
Mimikry ist das Ergebnis von Anpassungen<br />
der Lebewesen an ihr Umfeld über einen<br />
langen Zeitraum. Denn überleben kann nur,<br />
wer nicht gefressen wird. Mit jeder Generation<br />
werden die Veränderungen perfektioniert.<br />
Wer jetzt allerdings denkt, dass Feinde<br />
keine Chance mehr haben, wird enttäuscht.<br />
Auch die Jäger schlafen nicht. Sie gleichen<br />
ihr Jagdverhalten an.<br />
Sind Kontaktlinsen sicher?<br />
Seit Experten davon ausgehen,<br />
dass auch die Bindehaut<br />
des Auges eine Eintrittspforte<br />
<strong>für</strong> Coronaviren<br />
sein könnte, sind Kontaktlinsen-Träger<br />
verunsichert,<br />
ob sie besonders gefährdet<br />
sind. Bisher gibt es laut<br />
Experten jedoch keine Hinweise<br />
auf ein erhöhtes Infektionsrisiko.<br />
Auch bietet<br />
umgekehrt eine normale<br />
Brille nachweislich keinen<br />
besonderen Schutz vor<br />
Ansteckung. Generell gilt:<br />
Vor dem Auf- und Absetzen<br />
der Linsen die Hände gründlich<br />
20 bis 30 Sekunden lang<br />
mit Seife waschen. Die<br />
Tausch-Intervalle der Sehhilfen<br />
sollten zudem genau<br />
eingehalten werden.<br />
Ernährung beim<br />
Sicca-Syndrom<br />
Brennen, Juckreiz, Rötung,<br />
Fremdkörpergefühl: Die<br />
Ursache des Trockenen<br />
Auges (Sicca-Syndrom) ist<br />
eine Benetzungsstörung.<br />
Omega-3- und Omega-<br />
6-Fettsäuren (z. B. in Lachs,<br />
Hering, Makrele, Olivenöl)<br />
stabilisieren den Tränenfilm.<br />
Diese Nahrungsmittel<br />
haben ebenfalls einen<br />
positiven Einfluss: Avocados,<br />
grüner Tee, Brokkoli,<br />
Kohl, Spinat, Kokosnuss,<br />
Kurkuma und Linsen.<br />
Augentrost<br />
lindert Reizungen<br />
Sonne, Chlor und Zugluft<br />
sind Stress <strong>für</strong> unsere Augen.<br />
Augentrost wirkt beruhigend<br />
und entzündungshemmend.<br />
Zwei Teelöffel<br />
des getrockneten Krauts in<br />
300 ml Wasser fünf Minuten<br />
lang kochen. Abseihen<br />
und abkühlen lassen. Den<br />
Sud aus einem Kännchen<br />
über die Augenlider laufen<br />
lassen. Oder eine Kompresse<br />
in die Flüssigkeit tauchen<br />
und rund zehn Minuten<br />
auf die geschlossenen<br />
Augen<br />
legen.<br />
36 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Neurodermitiker<br />
Bindehautprobleme<br />
durch Pollen<br />
Augenärzte warnen:<br />
Patienten mit Neurodermitis<br />
sind besonders<br />
anfällig <strong>für</strong> eine schwere<br />
Form der Bindehautentzündung,<br />
die durch<br />
Pollen ausgelöst wird.<br />
Typisch <strong>für</strong> die sogenannte<br />
atopische Keratokonjunktivitis<br />
sind<br />
juckende, gerötete Augen<br />
und geschwollene<br />
Lider. In schweren Fällen<br />
kann es zu Geschwüren<br />
und Hornhautschäden<br />
kommen. Betroffene<br />
sollten deshalb umgehend<br />
zum Arzt gehen.<br />
Diagnose<br />
ohne Doktor<br />
Nicht größer als eine Kaffeemaschine<br />
ist eine Roboter-<br />
Kamera namens IDx-DR, die<br />
in wenigen Minuten feststellt,<br />
ob bei Diabetikern eine Schädigung<br />
der Netzhaut vorliegt.<br />
Die diabetische Retinopathie<br />
ist ein Augenleiden, das zur<br />
Erblindung führen kann.<br />
Das Gerät arbeitet komplett<br />
autonom, ein Arzt ist <strong>für</strong> den<br />
Befund nicht nötig: Der Patient<br />
setzt sich vor die Kamera<br />
und diese fertigt ein Foto von<br />
der Netzhaut an. Danach vergleicht<br />
die Software die Aufnahme<br />
mit Bildern, die in einer<br />
Datenbank gespeichert sind.<br />
In klinischen Studien in den<br />
USA übersah das System eine<br />
Erkrankung in nur 13 Prozent<br />
der Fälle. Analysierten Augenärzte<br />
die Bilder, lag die Fehlerrate<br />
bei 20 bis 30 Prozent.<br />
Universitätskliniken arbeiten<br />
bereits mit IDx-DR.<br />
Dieser Text<br />
zeigt evtl. Probleme<br />
beim<br />
Text an<br />
Die Pflanzen.<br />
Die Heilkraft.<br />
Der Saft.<br />
Sonst nichts.<br />
FOTOS: ISTOCK (2); SCIENCE PHOTO LIBRARY; COLOURBOX; FOTOLIA; SHUTTERSTOCK<br />
So erkennen Eltern eine Sehschwäche<br />
Augenprobleme beginnen schleichend: So diagnostizierten<br />
Ärzte im Jahr 2018 bei 1,2 Millionen Kindern in Deutschland<br />
unter zehn Jahren eine Sehschwäche, informiert die Barmer<br />
Krankenkasse unter Berufung auf kassenübergreifende<br />
Daten. Bei Kindern unter fünf Jahren dürfte es zudem eine<br />
hohe Dunkelziffer geben, da Sehschwäche in diesem Alter oft<br />
unentdeckt bleibe. Eltern sollten deshalb auf bestimmte Anzeichen<br />
achten: Sucht das Kind etwa selten Blickkontakt oder<br />
blinzelt häufig, könnten das entsprechende Hinweise sein.<br />
Wiederkehrende Kopfschmerzen sowie Probleme bei der<br />
Motorik oder beim Ballfangen hängen ebenfalls häufig mit<br />
einer eingeschränkten Sehkraft zusammen.<br />
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Gesundheit<br />
Der Preis <strong>für</strong> das<br />
Fleisch<br />
Billiglöhner in Schlachthöfen riskieren <strong>für</strong><br />
den Hunger nach günstigem Schnitzel<br />
ihre Gesundheit, aber auch Bauern<br />
und die Umwelt leiden darunter<br />
→<br />
Sommerzeit ist Grillzeit. Doch der<br />
Skandal bei Tönnies, Deutschlands<br />
größtem Schlachthof, und weiteren<br />
Betrieben hat den Verbrauchern die Lust<br />
aufs Grillfleisch gründlich vermiest. Den<br />
Preis da<strong>für</strong> zahlen aber nicht nur die Verbraucher<br />
und die infizierten Arbeiter in<br />
den Fleischfabriken. Nein, ein Landwirt<br />
bekommt nur drei Euro <strong>für</strong> ein Schwein,<br />
das er über Monate hinweg aufgezogen<br />
und schlachtreif gemästet hat. Wie viel<br />
die Schlachtbetriebe und der Handel am<br />
Kilo Schnitzel zum aktuellen Durchschnittspreis<br />
von 7,63 Euro verdienen, ist<br />
ein gut gehütetes Geheimnis.<br />
Starke Belastung. Auch die Umwelt<br />
leidet unter der Massentierhaltung. In<br />
Regionen mit sehr vielen Mastbetrieben<br />
steigt die Belastung der Böden mit Nitrat<br />
durch das Ausbringen von Gülle. Um<br />
die Grenzwerte im Trinkwasser einzuhalten,<br />
müssen Versorger die Chemikalien<br />
aufwendig entfernen oder Wasser<br />
aus unbelasteten Quellen zumischen.<br />
Nicht zuletzt basiert das Mastfutter<br />
meist auf Soja, das aus Ländern wie Brasilien<br />
importiert wird, wo Regenwälder<br />
<strong>für</strong> die Landwirtschaft gerodet werden.<br />
Ersatzkunden<br />
Die Zahl der bekennenden<br />
Fleischesser in Deutschland<br />
nimmt kontinuierlich ab. Die<br />
Fleischindustrie kompensiert<br />
das durch steigende Exporte<br />
Größte Exporteure von Schweinefleisch in der EU 2019<br />
Länder der EU-28 mit der höchsten Exportmenge<br />
von Schweinefleisch in 1000 Tonnen Produktgewicht<br />
Spanien<br />
Deutschland<br />
Dänemark<br />
Niederlande<br />
Frankreich<br />
Polen<br />
Bruttoeigenerzeugung<br />
von Fleisch in Deutschland<br />
2019 in 1000 Tonnen<br />
Schwein<br />
4721<br />
Rind und Kalb<br />
1176<br />
Geflügel<br />
1833<br />
Sonstiges<br />
54<br />
UK<br />
Irland<br />
Italien<br />
Belgien<br />
44<br />
8352<br />
insgesamt<br />
118<br />
105<br />
165<br />
274<br />
238<br />
Pferd<br />
2<br />
Innereien<br />
536<br />
Entwicklung des Schweinefleisch-Exportanteils<br />
in Prozent<br />
(Exportmenge/<br />
50<br />
Schlachtmenge)<br />
580<br />
635<br />
1020<br />
30<br />
29,9<br />
Die Nachfrage<br />
25<br />
nach Schnitzel,<br />
10<br />
Kotelett und<br />
Filet aus ökolo-<br />
0<br />
gischer Haltung<br />
0<br />
wächst stark<br />
1995 2000 2010 2017 2009 2018<br />
1113<br />
Leibspeise<br />
Durchschnittlich<br />
60 Kilogramm Fleisch<br />
verzehrte jeder Deutsche<br />
im vergangenen Jahr,<br />
mehr als die Hälfte<br />
stammte von Schweinen<br />
22,9<br />
Appetit auf Bio<br />
Schnitzel <strong>für</strong> die Welt<br />
Hinter Spanien ist<br />
Deutschland der zweitgrößte<br />
Fleischexporteur<br />
der EU. Wichtige<br />
Abnehmerländer sind<br />
Italien, China, die<br />
Niederlande, Polen<br />
und Tschechien<br />
Produktion von<br />
Schweinefleisch<br />
in der ökologischen<br />
Landwirtschaft<br />
in Deutschland<br />
in Tsd. Tonnen<br />
20<br />
Typischer Aufzuchtablauf<br />
von Schweinen in konventioneller Haltung<br />
ILLUSTRATION: FOCUS FOTOS: DPA (2)<br />
Schweine können bis zu<br />
20 Jahre alt werden, in<br />
Mastbetrieben leben sie<br />
jedoch nur maximal sechs<br />
Monate. Während der<br />
Aufzuchtphase nehmen<br />
die Tiere durchschnittlich<br />
430 Gramm pro Tag zu<br />
und in der Mastphase<br />
fast doppelt so viel<br />
Absetzen und künstliche<br />
Besamung<br />
Eine Sau ist im Schnitt<br />
114 Tage trächtig<br />
ca.<br />
15<br />
Ferkel<br />
Ab der 4.<br />
Trächtigkeitswoche<br />
ist eine<br />
Gruppenhaltung<br />
mit anderen<br />
Sauen gesetzlich<br />
vorgeschrieben<br />
Die Säugezeit beträgt<br />
3 bis 4 Wochen<br />
bis<br />
7 kg<br />
38 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Schweinebauern<br />
Die meisten der<br />
rund 19000 deutschen<br />
Mastbetriebe<br />
liegen in Nordrhein-Westfalen,<br />
die meisten<br />
Schweine produzieren<br />
Landwirte<br />
in Niedersachsen<br />
3 Euro<br />
So viel verdient der<br />
Landwirt an einem<br />
Schlachtschwein<br />
Schweinemastbetriebsgröße<br />
und Gesamtschweinebestand (Mai 2018)<br />
Anzahl der Schweine im Mastbetrieb<br />
Anteil an den Gesamtbetrieben<br />
500 – 999 1000 –1999<br />
250 – 499<br />
19000<br />
Betriebe<br />
insgesamt<br />
2000 – 4999<br />
< 100 > 5000<br />
100 – 249<br />
Big Player<br />
Tönnies, Westfleisch und das<br />
niederländische Unternehmen<br />
Vion sind die größten Fleischproduzenten<br />
in Deutschland<br />
Aus der Pfanne<br />
„Schnitzel nach Wiener<br />
Art“ bestehen aus<br />
Schweinefleisch, das<br />
echte „Wiener Schnitzel“<br />
hingegen aus Kalbfleisch<br />
Weltweiter Umsatz der<br />
drei größten deutschen<br />
Fleischproduzenten<br />
in Euro<br />
7, 3 Mrd.<br />
6, 3 Mrd.<br />
Tönnies<br />
2015 2019<br />
2,4 Mrd.<br />
Westfleisch<br />
2015 2019<br />
4,6 Mrd.<br />
Vion<br />
2,8 Mrd.<br />
5,1 Mrd.<br />
2015 2019<br />
Kosten und 335<br />
Gewinn von 100 kg<br />
Schweinefleischanteil<br />
in Euro<br />
53<br />
150 Euro<br />
Verkaufspreis 140<br />
am Schlachthof<br />
147<br />
3 Euro<br />
25 Gewinn<br />
75<br />
47<br />
Konventionell<br />
Die Aufzucht dauert<br />
6 bis 7 Wochen<br />
142<br />
Ökologisch<br />
33 Euro Gewinn<br />
368 Euro<br />
Verkaufspreis<br />
am Schlachthof<br />
sonstige Kosten*<br />
bis<br />
30 kg<br />
Futterkosten<br />
Einkaufspreis<br />
Ferkel<br />
*Tierarzt, Energie, Wasser,<br />
Tierwohl, Arbeitserledigung,<br />
Gebäudekosten<br />
Das Ende naht:<br />
Ausgewachsene<br />
Schweine nehmen<br />
nur noch<br />
langsam zu,<br />
und ihr Fettanteil<br />
steigt<br />
Marktanteil nach Anzahl der Schweineschlachtungen<br />
in Deutschland in Prozent (2019)<br />
Tönnies<br />
Rheda-Wiedenbrück<br />
30,3<br />
Westfleisch<br />
Münster<br />
14,0<br />
Vion<br />
Hilden<br />
13,8<br />
Danish Crown<br />
Essen/Oldenburg<br />
6,0<br />
Müller-Gruppe<br />
Birkenfeld<br />
Böseler Goldschmaus<br />
Garrel<br />
Tummel<br />
Schöppingen<br />
Willms-Gruppe<br />
Loxstedt-Düring<br />
Die Ausmast beträgt<br />
14 bis 16 Wochen<br />
3,8<br />
3,2<br />
2,8<br />
2,4<br />
bis<br />
122 kg<br />
420<br />
Tönnies<br />
1550<br />
371<br />
Westfleisch<br />
Müller-Fleisch<br />
Vion<br />
160<br />
Wiesenhof<br />
35<br />
Corona-Fälle<br />
in deutschen<br />
Fleischfabriken<br />
Stand: 24.6.2020; aktuell<br />
finden weitere Tests statt,<br />
die Ergebnisse standen bei<br />
Redaktionsschluss noch aus<br />
Der immense Preisdruck,<br />
die harte Arbeit in der<br />
Kälte der Schlachthallen,<br />
die niedrigen<br />
Sozialstandards<br />
erhöhen offenbar die<br />
Gefahr einer Infektion<br />
mit dem Coronavirus.<br />
Eine ganze Branche<br />
muss sich angesichts<br />
der Pandemie neu<br />
überdenken<br />
Quellen: Unternehmensangaben, agrarheute, Bundesinformationszentrum Landwirtschaft, Statista.com, AMI, Thünen, topagrar<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
39
Gesundheit<br />
8 Fragen,<br />
die man dem Arzt nur ungern stellt<br />
Blähungen, Mundgeruch, Nagelpilz: Manche Beschwerden scheut man sich sogar beim<br />
Doktor anzusprechen. My Life hat darum bei Medizinern nachgefragt
1<br />
Ich verliere beim Husten immer wieder ein paar Tröpfchen<br />
Urin. Was kann ich dagegen tun?<br />
Mit diesem Problem sind Sie<br />
nicht allein – jeder Zehnte in<br />
Deutschland hat eine schwache<br />
Blase. Direkt beim Husten<br />
kann ein Trick helfen:<br />
Drehen Sie den Kopf nach<br />
hinten und husten Sie über<br />
die Schulter. Dadurch spannt<br />
sich automatisch der Beckenboden<br />
an und verengt<br />
den Harnröhrenausgang.<br />
„Auch spezielle Tampons<br />
sind nützlich, wenn man nur<br />
in speziellen Situationen wie<br />
beim Joggen Urin verliert“,<br />
Warum riecht mein Atem<br />
schlecht, obwohl ich mir<br />
immer die Zähne putze?<br />
„Das allein reicht nicht aus“, sagt Zahnärztin<br />
Dr. Annette Jasper aus München. „Wer nicht<br />
zusätzlich die Zwischenräume mit Zahnseide<br />
oder Zwischenraumbürstchen reinigt, der<br />
säubert nur 70 Prozent der Zahnflächen.“<br />
Genau dort sammeln sich aber Bakterien,<br />
die unangenehm riechen.<br />
Sie rät zudem, die Zunge regelmäßig zu<br />
reinigen: „In der Nacht scheiden wir viele<br />
Giftstoffe über die Zunge aus. Dieser Belag<br />
sollte morgens entfernt werden.“ Am 2besten<br />
geht dies mithilfe eines Zungengels, das<br />
Bakterien bindet und das mit einem Zungenschaber<br />
abgetragen wird. Mit diesen Maßnahmen<br />
wird man Mundgeruch meist los, der<br />
in 90 Prozent der Fälle im Mund entsteht – er<br />
kommt nur selten aus dem Hals oder Magen.<br />
Warum verfärbt sich mein Fußnagel gelb?<br />
Manchmal liegt es nur am dunklen Nagellack,<br />
wenn die Nägel gelb werden – tragen<br />
Sie deshalb vorbeugend immer einen<br />
Unterlack auf. Sind aber nur einzelne<br />
Nägel oder Teile davon verfärbt, deutet es<br />
auf einen Nagelpilz hin. „Die Therapie ist<br />
leider langwierig, weil es mindestens<br />
sechs Monate dauert, bis sich der Nagel<br />
einmal erneuert hat“, weiß Hautärztin<br />
erklärt die Urologin Prof.<br />
Ricarda Bauer. Die Tampons<br />
drücken auf die Scheide und<br />
stützen damit den Blasenhals.<br />
Die Ursache wird so<br />
aber nicht behandelt. „Die<br />
mit Abstand beste Therapie<br />
bei leichter Belastungs-Harninkontinenz<br />
ist deshalb das<br />
Beckenbodentraining“, so die<br />
Expertin. „Wichtig ist, dass<br />
man bei akuten Problemen<br />
die Übungen unter Anleitung<br />
macht.“ Gute Therapeuten<br />
kann der Arzt vermitteln.<br />
Auch mit speziellen Apps<br />
kann man trainieren. Hilft<br />
dies allein nicht, kann der<br />
Arzt in oder nach der Menopause<br />
eine Hormoncreme<br />
verordnen. Sie ersetzt das<br />
fehlende Östrogen, verkleinert<br />
die Harnröhrenöffnung.<br />
Medikamente können die<br />
Beckenbodenmuskulatur<br />
ebenfalls stärken. „Sie wirken<br />
aber nur, solange man sie<br />
einnimmt, wegen der Nebenwirkungen<br />
ist das meist nicht<br />
sehr lang.“<br />
3<br />
Warum juckt mein<br />
Po dauernd?<br />
Vermutlich ist die Haut gereizt: „Wir<br />
sehen solche perianalen Ekzeme derzeit<br />
oft“, so Gastroenterologe Dr. Tobias<br />
Sokolowski. „Schuld daran ist meist<br />
zu viel Hygiene, z. B. durch das Verwenden<br />
von feuchtem Toilettenpapier.“ Es<br />
enthält Duftstoffe, die die empfindliche<br />
Haut reizen. Lässt man es weg, heilt<br />
das Ekzem meist schnell ab. Zinksalbe<br />
lindert zudem die Beschwerden. Zur<br />
Reinigung reicht normales Toilettenpapier,<br />
das man mit Wasser anfeuchten<br />
kann. Treten mit dem Jucken Schmerzen<br />
auf und lässt sich ein hartes Knötchen<br />
am Darmausgang ertasten, handelt<br />
es sich um eine Analthrombose.<br />
„Sie entsteht etwa durch starkes Pressen,<br />
ist völlig harmlos und heilt von<br />
allein ab“, sagt der Experte.<br />
5<br />
Dr. Susanne von Schmiedeberg. Als Erstes<br />
sollte man den betroffenen Nagel mit<br />
einer Harnstoffsalbe ablösen. Klingt<br />
schlimm, geht aber in zwei Wochen völlig<br />
schmerzfrei vonstatten. Man schabt den<br />
aufgeweichten Nagel nach und nach ab.<br />
Danach ist es wichtig, den nachwachsenden<br />
Nagel mit einem Anti-Pilz-Lack und<br />
das Nagelbett mit einer anti<strong>my</strong>kotischen<br />
Warum habe ich<br />
dauernd zu viel<br />
Luft im Bauch?<br />
Blähungen sind zwar unangenehm,<br />
aber fast immer<br />
harmlos. „Am meisten Probleme<br />
haben oft ausgerechnet<br />
diejenigen, die sich<br />
besonders gesund ernähren<br />
und viel Gemüse essen“, so<br />
der Gastroenterologe Dr.<br />
Tobias Sokolowski. „Es<br />
enthält schwer verdauliche<br />
Mehrfachzucker, die Oligosaccharide.<br />
Wenn die Darmbakterien<br />
sie zerlegen,<br />
entsteht Gas.“ Viele Mehrfachzucker<br />
stecken bekanntlicherweise<br />
in Bohnen, aber<br />
auch in Linsen, Paprika und<br />
Avocados. „Eine oligosaccharidarme<br />
Diät behebt dann<br />
meist ganz schnell die Ursache“,<br />
sagt der Experte.<br />
Zudem gibt es Mittel mit<br />
Enzymen, die im Darm die<br />
Mehrfachzucker aufspalten<br />
und damit leichter verdaulich<br />
machen; man nimmt sie vor<br />
dem Essen ein. Einen akuten<br />
Blähbauch lindern zudem<br />
sogenannte Entschäumer, sie<br />
lösen die Luftbläschen auf.<br />
Die Ernährungsumstellung<br />
allein hilft nicht? Dann sollten<br />
Sie beim Arzt testen<br />
lassen, ob Sie an einer Lactose-<br />
oder Fructoseunverträglichkeit<br />
oder an einem Reiz-<br />
4<br />
darm leiden – das könnte<br />
ebenfalls Blähungen zur<br />
Folge haben.<br />
Creme zu behandeln, bis der Nagel wieder<br />
klar ist. „Sind mehrere Nägel befallen,<br />
setzen wir zusätzlich noch den Laser ein,<br />
damit haben wir sehr gute Erfahrungen<br />
gemacht“, erklärt Dr. von Schmiedeberg.<br />
Es hilft alles nichts? Dann kommt als<br />
letzte Möglichkeit eine mehrwöchige<br />
Therapie mit Nagelpilztabletten infrage,<br />
die aber die Leber belasten kann.<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
41
Ist es gefährlich,<br />
wenn ich tagelang<br />
nicht auf die<br />
Toilette kann?<br />
„Nein, da muss man sich<br />
keine Gedanken machen“,<br />
sagt Dr. Sokolowski. Manche<br />
entleeren den Darm<br />
mehrmals täglich, andere<br />
nur alle paar Tage. Alles<br />
ist normal. Man muss<br />
auch keine Angst vor<br />
einem Darmverschluss<br />
haben: „Er macht sich<br />
durch massive Bauchschmerzen<br />
bemerkbar,<br />
dann sollte man aber<br />
schleunigst zum Arzt“,<br />
sagt der Experte. Falls die<br />
Verstopfung unangenehm<br />
ist, helfen zwei einfache<br />
Tricks: Nehmen Sie so viel<br />
Magnesium, bis sich alles<br />
löst, das können ein bis<br />
fünf Gramm sein 6– irgendwann<br />
bekommt jeder<br />
davon Durchfall. Oder<br />
geben Sie reichlich Olivenöl<br />
ins Essen, es hat<br />
die gleiche Wirkung.<br />
Ich muss ständig meine<br />
Blase entleeren. Was<br />
kann ich dagegen tun?<br />
7<br />
Wer häufig auf die Toilette geht, muss<br />
irgendwann immer öfter: Wird die Blase<br />
stets entleert, bevor sie voll ist, verkleinert<br />
sie sich. Normalerweise fasst sie<br />
rund 400 Milliliter – wer zwei Liter trinkt,<br />
sollte im Schnitt also fünfmal täglich auf<br />
die Toilette. Dahin kann man wieder kommen,<br />
die Blase lässt sich umtrainieren:<br />
„Versuchen Sie, den Toilettengang hinauszuzögern“,<br />
rät die Münchner Urologin<br />
Prof. Ricarda Bauer. „Das gelingt, indem<br />
Sie sich ablenken: Zählen Sie von 100 in<br />
7er‐Schritten nach unten und spannen<br />
Sie Ihren Beckenboden an. Das beruhigt<br />
die Blase.“ Überhaupt ist Beckenbodentraining<br />
bei der Reizblase wichtig: Spannen<br />
Sie das Muskelgeflecht möglichst<br />
oft an und zählen Sie bis fünf.<br />
Helfen diese Tipps allein nicht, sollten<br />
Sie sich einem Urologen anvertrauen<br />
(Experten: www.kontinenz-gesellschaft.de).<br />
Er kann das Problem vielfältig behandeln<br />
– angefangen von Medikamenten über<br />
Botox‐Injektionen bis hin zum Blasenschrittmacher.<br />
8<br />
Wie werde ich die nervigen Härchen<br />
im Gesicht dauerhaft los?<br />
In den meisten Fällen ist ein unerwünschter<br />
Haarwuchs genetisch bedingt, die Haarfollikel<br />
reagieren übersensibel auf das<br />
männliche Hormon Testosteron. „Die<br />
Haare verschwinden, wenn man die<br />
Stellen mit einer rezeptpflichtigen,<br />
eflornithinhaltigen Creme behandelt“,<br />
sagt die Hautärztin Dr. Susanne<br />
von Schmiedeberg aus Düsseldorf.<br />
Sie wirkt aber nur so lange,<br />
wie sie angewandt wird. Dauerhafter<br />
ist die Haarentfernung per Laser<br />
beim Dermatologen, wo<strong>für</strong> bis zu<br />
sechs Behandlungen (je ab 70 bis 150<br />
Euro) nötig sind. Manchmal fördern<br />
aber auch hormonelle Störungen<br />
oder Medikamente (z. B. Gestagene,<br />
Kortisone) den Haarwuchs, dann hilft<br />
nur die Behandlung der Grunderkrankung.<br />
„Das Wichtigste ist<br />
ein gutes Verhältnis<br />
zum Arzt“<br />
Dr. med. Tobias<br />
Sokolowski ist<br />
Facharzt <strong>für</strong><br />
innere Medizin<br />
und Gastroenterologie<br />
in<br />
München<br />
Wir haben den Experten gefragt,<br />
ob einem vor Medizinern etwas<br />
unangenehm sein muss und wie<br />
man es am besten anspricht.<br />
? Dr. Sokolowski, was denken Sie,<br />
wenn jemand mit vermeintlich<br />
peinlichen Beschwerden kommt?<br />
Ich höre sie mir einfach an. Für mich<br />
sind alle Arten von Darmproblemen<br />
nichts Besonderes. Die Praxis ist der<br />
Ort, an dem der Patient alles ansprechen<br />
darf. Ich vergesse die Diagnose<br />
auch wieder, sobald ich sie verlasse.<br />
Wenn ich jemanden auf der Straße<br />
sehe, denke ich nicht: „Das ist doch<br />
der mit den Blähungen.“<br />
? Wie fällt es Patienten leichter,<br />
unangenehme Dinge ohne Scheu<br />
anzusprechen?<br />
Das Wichtigste ist ein vertrauensvolles<br />
Verhältnis zum Arzt. Ein<br />
Patient, der sich wohlfühlt, hat sehr<br />
viel weniger Hemmungen. Falls das<br />
nicht der Fall ist, sollte man über<br />
einen Wechsel nachdenken. Patienten<br />
hilft es auch, die eigene Scham<br />
am Anfang des Gesprächs zu thematisieren,<br />
nach dem Motto: „Das<br />
ist mir jetzt etwas unangenehm,<br />
aber …“ Solche Sätze brechen<br />
schnell das Eis.<br />
? Was tun Sie, damit die Situation<br />
<strong>für</strong> alle entspannt wird?<br />
Ich gehe ganz normal mit Darmbeschwerden<br />
um, dann verliert auch<br />
der Patient die Scheu. Wir verwenden<br />
zudem <strong>für</strong> Untersuchungen<br />
Höschen, in denen nur die Stelle<br />
ausgeschnitten ist, um die es<br />
geht. Dann muss sich der Patient<br />
nicht komplett entblößen.<br />
FOTO:<br />
ILLUSTRATIONEN: JULE K. FOTO: SUSANNE HESPING<br />
42 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
…mit der neuen Bewegung <strong>für</strong> einfach leckere, gesunde<br />
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Offene Lasagne<br />
mit Kalbsfleisch &<br />
Ricotta<br />
44 <strong>my</strong> Life 15/2020
Orecchiette<br />
mit Birnen, Rucola &<br />
Mandeln<br />
Gebratene<br />
Hähnchenbrust<br />
mit Steinpilzen<br />
15/2020 <strong>my</strong> Life<br />
45
46 <strong>my</strong> Life 15/2020<br />
Kalbskotelett mit<br />
Rosmarinkartoffeln
Bresaola-<br />
Päckchen<br />
Pizzette<br />
mit Spargel,<br />
Feigen &<br />
Taleggio<br />
15/2020 <strong>my</strong> Life<br />
47
low carb<br />
Offene Lasagne mit<br />
Kalbsfleisch & Ricotta<br />
Orecchiette mit Birnen,<br />
Rucola & Mandeln<br />
Gebratene Hähnchenbrust<br />
mit Steinpilzen<br />
Für 6 Portionen:<br />
1 kg Kalbsnuss 2 Möhren<br />
2 Lorbeerblätter ½ TL Pfefferkörner<br />
200 ml Weißwein<br />
1 rote Zwiebel 2 Knoblauchzehen<br />
150 ml Olivenöl<br />
1 Ochsenherztomate<br />
500 g Kirschtomaten<br />
1 Dose geschälte Tomaten (400 g)<br />
2 Zweige Thymian Salz<br />
1 Prise Zucker 50 g Pinienkerne<br />
50 g Parmesan 1 Bund Basilikum<br />
500 g Lasagneblätter 300 g Ricotta<br />
½ TL rote Pfefferkörner<br />
1. Fleisch abbrausen, trocken tupfen, in<br />
einen Topf geben. 1 Möhre schälen, grob<br />
zerteilen, mit Lorbeer, Pfeffer und Wein<br />
zum Fleisch geben. So viel Wasser angießen,<br />
dass das Fleisch bedeckt ist.<br />
90–100 Min. weich köcheln. In der Brühe<br />
abkühlen lassen.<br />
2. Zwiebel und Knoblauch abziehen, fein<br />
würfeln. In einem Topf in 3 EL Öl glasig<br />
dünsten. 1 Möhre schälen, würfeln, zugeben.<br />
Ochsenherztomate waschen,<br />
putzen, in Stücke schneiden, ebenfalls<br />
zufügen und 5 Min. köcheln. Kirschtomaten<br />
waschen, dazugeben. 100 ml<br />
Brühe abnehmen, angießen. 10 Min.<br />
köcheln. Dosentomaten und Thymian<br />
zufügen. Noch 5 Min. köcheln. Mit Salz<br />
und Zucker würzen. Warm stellen.<br />
3. Pinienkerne rösten. Parmesan reiben.<br />
Basilikumblätter mit restlichem Öl,<br />
Pinienkernen sowie Käse kurz pürieren.<br />
Pesto mit Salz würzen.<br />
4. Teigblätter 8–10 Min. in Salzwasser<br />
bissfest kochen. Fleisch aus der Brühe<br />
heben, klein zerzupfen und mit Teigblättern,<br />
Tomatensugo, Ricotta und<br />
etwas Pesto anrichten. Mit rotem Pfeffer<br />
bestreuen und servieren.<br />
Zubereitung: ca. 2 Std.<br />
Pro Portion: ca. 965 kcal,<br />
45 g F, 75 g KH, 56 g E<br />
Für 4 Portionen:<br />
500 g Orecchiette (s. Info unten)<br />
Salz 2 Bund Rucola<br />
4 EL Mandelkerne<br />
50 g italienischer Hartkäse<br />
(z. B. Parmesan oder Grana Padano)<br />
1 Knoblauchzehe<br />
½ rote Chilischote<br />
2 Birnen 1 EL Olivenöl<br />
1 Spritzer Zitronensaft<br />
1 EL Butter<br />
1. Die Nudeln nach Packungsangabe in<br />
Salzwasser bissfest kochen.<br />
2. Inzwischen den Rucola putzen,<br />
waschen und abtropfen lassen. Mandeln<br />
grob hacken und in einer Pfanne rösten,<br />
dann beiseitestellen. Käse reiben. Knoblauch<br />
abziehen und fein würfeln. Chili<br />
putzen. Kernchen entfernen und das<br />
Fruchtfleisch fein hacken.<br />
3. Birnen waschen, längs vierteln und<br />
die Kerngehäuse herausschneiden.<br />
Birnen in dünne Scheiben schneiden.<br />
4. In einem Topf 1 EL Öl erhitzen. Darin<br />
Knoblauch und Birnen mit etwas<br />
Zitronensaft unter gelegentlichem<br />
Rühren ca. 4 Min. dünsten. Dann die<br />
Chili zugeben und unterschwenken.<br />
5. Die gekochten Nudeln in ein Sieb<br />
abgießen, dabei ca. 100 ml vom Kochwasser<br />
auffangen. Nudeln, Butter, Rucola<br />
und Mandeln zu den Birnen in den Topf<br />
geben. Das aufgefangene Nudelkochwasser<br />
angießen. Das Gericht soll jedoch<br />
nicht zu flüssig werden.<br />
6. Zum Anrichten alles gut mischen.<br />
Die Nudelmischung mit dem geriebenen<br />
Käse bestreut servieren.<br />
Zubereitung: ca. 30 Min.<br />
Pro Portion: ca. 655 kcal,<br />
26 g F, 84 g KH, 20 g E<br />
Info: Orecchiette (ital.: Öhrchen) sind<br />
eine PastaArt aus Hartweizengrieß, die<br />
vor allem in Apulien sehr beliebt ist.<br />
Für 4 Portionen:<br />
2 Hähnchenbrüste mit Haut und<br />
Knochen à 600 g<br />
Salz Pfeffer<br />
7 EL Olivenöl 400 g Steinpilze<br />
3 Knoblauchzehen<br />
1 Handvoll Petersilie<br />
8 Scheiben Baguette<br />
8 Zweige Thymian 2 EL Butter<br />
1. Backofen auf 170 Grad Ober/Unterhitze<br />
heizen. Fleisch rundum salzen und<br />
pfeffern. 2 EL Öl in einer ofenfesten<br />
Pfanne erhitzen. Fleisch auf der Hautseite<br />
hineinlegen. Linke sowie rechte<br />
Brusthälfte je 3–5 Min. anbraten. Fleisch<br />
in der Pfanne im heißen Backofen in ca.<br />
20 Min. garen.<br />
2. Inzwischen die Pilze putzen. Pilzkappen<br />
mit einem feuchten Küchentuch<br />
abreiben. Pilze kleiner schneiden bzw.<br />
je nach Größe halbieren oder vierteln.<br />
Knoblauch abziehen. 2 Zehen in dünne<br />
Scheiben schneiden, die 3. fein hacken.<br />
Petersilie abbrausen, trocken schütteln<br />
und die Blättchen fein hacken.<br />
3. Brotscheiben in 4 EL Öl beidseitig<br />
anrösten, dabei nach dem Wenden<br />
Knoblauchscheiben und Thymian zugeben.<br />
Restliches Öl in einer Pfanne<br />
erhitzen. Pilze darin rundum kräftig<br />
anbraten. Butter, gehackten Knoblauch<br />
und die Petersilie zufügen. Pilze salzen,<br />
pfeffern und 1–2 Min. weitergaren.<br />
4. Pfanne aus dem Ofen holen. Fleisch<br />
auf der Hautseite auf dem Herd in der<br />
Pfanne nachbraten, bis die Haut schön<br />
knusprig ist. Filets mit einem Tranchiermesser<br />
vom Knochen lösen. Sollte das<br />
Fleisch am Knochen noch rosa sein, die<br />
Filets in der Pfanne nachgaren. Fleisch<br />
und Pilze auf Tellern anrichten und mit<br />
den KnoblauchCrostini servieren.<br />
Zubereitung: ca. 45 Min.<br />
Pro Portion: ca. 505 kcal,<br />
26 g F, 15 g KH, 49 g E<br />
FOTOS: BURDAFOOD.NET/MIHA LORENCAK, BURDAFOOD.NET/THORSTEN SUEDFELS (5)<br />
48 <strong>my</strong> Life 15/2020
low carb<br />
Kalbskotelett mit<br />
Rosmarinkartoffeln<br />
Für 4 Portionen:<br />
1 kg festkochende Kartoffeln<br />
10 EL Olivenöl<br />
Meersalz Pfeffer<br />
2 Rosmarinzweige<br />
4 junge Knoblauchknollen<br />
800 g gelbe & rote Tomaten<br />
1 Handvoll Basilikum<br />
4 Kalbskoteletts à 300 g<br />
4 Lorbeerblätter<br />
4 Stiele Thymian<br />
2 EL Butter<br />
1. Backofen auf 180 Grad Ober/Unterhitze<br />
vorheizen. Kartoffeln gründlich<br />
waschen, samt Schale längs achteln. In<br />
einer Schüssel mit 2 EL Öl, Salz, Pfeffer<br />
und dem in Stücke gezupften Rosmarin<br />
vermengen. Auf einem Blech verteilen<br />
und im Ofen 35–40 Min. backen.<br />
2. Knoblauchknollen quer halbieren.<br />
Schnittflächen mit je ½ EL Öl beträufeln<br />
und mit Salz würzen. Knoblauchknollen<br />
mit der Schnittfläche nach oben auf das<br />
Blech zu den Kartoffeln legen und ca.<br />
20 Min. mitbacken. Die Zehen sollen<br />
weich und leicht gebräunt sein.<br />
3. Tomaten waschen, putzen, klein<br />
schneiden. Basilikum in feine Streifen<br />
schneiden. Mit 2 EL Öl zu den Tomaten<br />
geben. Salat salzen und pfeffern.<br />
4. Koteletts salzen und pfeffern. Übriges<br />
Öl in einer großen, ofenfesten Pfanne<br />
erhitzen. Koteletts darin auf jeder Seite<br />
4–5 Min. anbraten. Lorbeer, Thymian<br />
und Butter zufügen und die Pfanne auf<br />
der untersten Schiene zu den Kartoffeln<br />
in den Ofen schieben. Koteletts in 5 Min.<br />
im Ofen fertig garen. Herausnehmen,<br />
abdecken und 5 Min. ruhen lassen.<br />
5. Koteletts, Knoblauch und Rosmarinkartoffeln<br />
auf Tellern anrichten. Den<br />
Tomatensalat getrennt dazu reichen.<br />
Zubereitung: ca. 55 Min.<br />
Pro Portion: ca. 720 kcal,<br />
29 g F, 46 g KH, 65 g E<br />
Bresaola-Päckchen<br />
mit Kapernsoße<br />
Für 30 Stück:<br />
3 Kugeln Büffelmozzarella à 130 g<br />
1 Bund Rucola<br />
1 kleine Dose Thunfisch natur<br />
(Abtropfgewicht: ca. 60 g)<br />
1 Ei ½ TL mittelscharfer Senf<br />
1 EL Kapern; 1 EL Kapernsud a. d. Glas<br />
Salz Pfeffer 250 ml neutrales Öl<br />
1 Spritzer Zitronensaft<br />
30 dünne Scheiben Bresaola (luftgetr.<br />
RindfleischSpezialität aus Italien)<br />
6 EL Olivenöl<br />
4 EL alter Balsamicoessig<br />
1. Für die Päckchen den abgetropften<br />
Mozzarella <strong>für</strong> etwa 20 Min. zwischen<br />
Küchenpapier Feuchtigkeit abgeben<br />
lassen. Rucola putzen, waschen und<br />
trocken schütteln. Mozzarella in insgesamt<br />
30 längliche Stücke schneiden.<br />
2. Für die Soße abgetropften Thunfisch<br />
mit Ei, Senf, Kapern sowie Kapernsud<br />
und etwas Salz und Pfeffer in einen<br />
hohen Becher geben. Mit einem Pürierstab<br />
durchmixen und währenddessen<br />
nach und nach in einem dünnen Strahl<br />
das Öl dazugießen. Die Soße mit Salz,<br />
Pfeffer und Zitronensaft abschmecken.<br />
3. BresaolaScheiben auf der Arbeitsfläche<br />
nebeneinander auslegen. Jede<br />
Scheibe auf dem unteren Drittel mit<br />
je 1 Mozzarellastück, 2–3 Rucolablättern<br />
sowie ca. 1 TL Thunfischsoße belegen.<br />
Schinkenscheiben über der Füllung einrollen<br />
und auf einer Platte anrichten.<br />
Bis zum Servieren kühl stellen.<br />
4. Zum Servieren die Folie entfernen.<br />
BresaolaPäckchen mit Olivenöl sowie<br />
Balsamico beträufeln und mit frisch<br />
gemahlenem Pfeffer bestreuen.<br />
Zubereitung: ca. 40 Min.<br />
Pro Stück: ca. 80 kcal,<br />
9 g F, 0 g KH, 1 g E<br />
Unser Weintipp: Dazu passt ein junger,<br />
leichter roter Lagrein aus Südtirol.<br />
Pizzette mit Spargel,<br />
Feigen & Taleggio<br />
Für 20 Stück:<br />
250 g Mehl Type 405 10 g Hefe<br />
½ TL Zucker 3 EL Olivenöl Salz<br />
1 Bund grüner Spargel<br />
200 g Taleggio (italienischer<br />
Weichkäse) 80 g Parmesan<br />
5 große Feigen Pfeffer<br />
1 Handvoll Minzblättchen<br />
1. Mehl in eine Schüssel sieben. Eine<br />
Mulde in das Mehl drücken. Hefe in<br />
50 ml lauwarmem Wasser auflösen<br />
und samt Zucker in die Mulde geben.<br />
Die Schüssel zudecken. Den Hefeansatz<br />
10 Min. gehen lassen.<br />
2. Öl, ½ TL Salz und 100–120 ml Wasser<br />
zugeben und unterkneten. Der Teig soll<br />
elastisch und weich sein. Zugedeckt ca.<br />
45 Min. gehen lassen, bis sich das Teigvolumen<br />
verdoppelt hat.<br />
3. Inzwischen den Spargel im unteren<br />
Drittel schälen. Holzige Enden abbrechen.<br />
Spargel 2 Min. in Salzwasser<br />
blanchieren. Abschrecken und abtropfen<br />
lassen. Die Stangen quer und dann noch<br />
mal längs halbieren. Taleggio in dünne<br />
Scheiben schneiden. Parmesan hobeln.<br />
Feigen waschen, längs achteln.<br />
4. Teig auf bemehlter Fläche mit den<br />
Händen gut durchkneten. Zur Rolle<br />
formen, dann in 20 etwa gleich große<br />
Portionen teilen. Jede Portion mit bemehlten<br />
Händen zur Kugel drehen. Mit<br />
dem Nudelholz leicht ausrollen und mit<br />
den Händen zu dünnen Fladen ziehen.<br />
5. Ofen auf 230 Grad Ober/Unterhitze<br />
vorheizen. Pizzas auf 2 Bleche mit Backpapier<br />
verteilen. Taleggio, Spargel und<br />
Feigen auflegen. Pfeffern und salzen.<br />
Bleche nacheinander auf der untersten<br />
Schiene in den Ofen schieben. Pizzette<br />
11–14 Min. backen. Mit Parmesan und<br />
zerzupfter Minze bestreuen.<br />
Zubereitung: ca. 1 ¾ Std.<br />
Pro Stück: ca. 115 kcal,<br />
5 g F, 11 g KH, 5 g E<br />
15/2020 <strong>my</strong> Life<br />
49
Genuss<br />
Sonnengereift Das<br />
Kernobst liebt die Wärme<br />
und überzeugt mit seinem<br />
aromatischen Geschmack<br />
Die<br />
gesündesten<br />
Lebensmittel<br />
der Welt<br />
Folge 33<br />
Allroundtalent Aprikose<br />
Samtige Vitaminbombe<br />
Die kugelrunde kleine Frucht enthält Nährstoffe,<br />
die Augen, Haut und Verdauung guttun<br />
Außerdem ist der Vitalstoff-Mix wichtig<br />
<strong>für</strong> den Energie- und Kohlenhydratstoffwechsel,<br />
das Immunsystem sowie<br />
Knochen und Zähne. Und durch die<br />
enthaltene Salicylsäure haben Aprikosen<br />
eine antibakterielle Wirkung.<br />
Anregend. Häufig verzehrt, bringen<br />
Marillen aufgrund der vielen Ballaststoffe<br />
die Verdauung in Schwung. Ihr<br />
hoher Kalium-Gehalt hilft dabei, Wasseransammlungen<br />
aus dem Körper zu<br />
schwemmen, und lässt überdies die<br />
Pfunde schneller purzeln.<br />
Wer jetzt be<strong>für</strong>chtet, ab Herbst ganz<br />
auf die leckeren Früchte verzichten zu<br />
müssen: Ein Großteil der gesunden Inhaltsstoffe<br />
steckt auch in getrockneten<br />
Früchten.<br />
❰<br />
▶ In der nächsten My Life (ab 15.8.)<br />
lesen Sie alles über Zwetschgen<br />
Kleine Warenkunde<br />
→<br />
Gerade jetzt in der Hauptsaison<br />
im August schmeckt das süße<br />
Obst besonders aromatisch. Die Frucht,<br />
die im alten Persien die schöne Bezeichnung<br />
„Samen der Sonne“ trug,<br />
kommt ursprünglich aus China. Dort<br />
wurden die vier bis acht Zentimeter<br />
großen Aprikosen bereits vor 4000<br />
Jahren kultiviert. Wohl auch, weil das<br />
hellgelbe bis orangerote Kernobst mit<br />
der samtig behaarten Schale ein wahres<br />
Power-Obst ist.<br />
Schutz <strong>für</strong> die Sehkraft<br />
Keine andere heimische Frucht enthält<br />
so viel Betacarotin wie die Marille (süddeutsch).<br />
Die Substanz, die auch Provitamin<br />
A genannt wird, verleiht ihr<br />
nicht nur satte Farben. Sie unterstützt<br />
u. a. die Funktion der Augen: Unser<br />
Körper kann daraus Vitamin A (Retinol)<br />
herstellen, Aus ihm wird das<br />
Seh-Pigment Rhodopsin aufgebaut –<br />
ein wichtiger Stoff <strong>für</strong> den Sehvorgang.<br />
Fehlt dem Organismus Retinol,<br />
macht sich dies z. B. durch Nachtblindheit<br />
bemerkbar. Das schlechte Sehen in<br />
der Dunkelheit entwickelt sich meist<br />
schleichend, bleibt oft lange unbemerkt.<br />
Auch Augenbrennen, Abnahme<br />
der Sehleistung, Bindehautentzündung<br />
und altersbedingte Makuladegeneration<br />
(AMD) sind mögliche Folgen.<br />
Ein weiteres Plus des Carotinoids ist,<br />
dass es die Zellen vor schädlichen Einflüssen<br />
schützen und Krebserkrankungen<br />
vorbeugen kann. Zusammen mit<br />
den enthaltenen Vitaminen C und E<br />
unterstützt es das Immunsystem, wirkt<br />
gegen schädliche UV-Strahlen und hält<br />
die Gefäße von Ablagerungen frei.<br />
Beauty-Elixier. Für Zellerneuerung,<br />
gesundes Wachstum von Haaren und<br />
Nägeln sowie schöne Haut sind die<br />
reichlich enthaltenen B-Vitamine bzw.<br />
Mineralstoffe wie z. B. Phosphor, Kalium,<br />
Eisen, Magnesium und Calcium<br />
verantwortlich. Hinzu kommt das Flavonoid<br />
Quercetin: Es unterstützt den<br />
Körper dabei, freie Radikale unschädlich<br />
zu machen, und ist damit ein natürliches<br />
Anti-Aging-Mittel.<br />
Einkauf: Vollreife Früchte<br />
duften aromatisch. Die Haut<br />
sollte unverletzt und prall<br />
sein. Sie haben noch bis in den<br />
September hinein Saison.<br />
Lagerung: Im Gemüsefach<br />
des Kühlschranks halten<br />
sie ca. eine Woche. Am besten<br />
bewahrt man das Obst bei<br />
Zimmertemperatur auf.<br />
Zubereitung: Waschen,<br />
gut trocken tupfen, halbieren<br />
und Steine herauslösen. Aprikosen<br />
eignen sich hervorragend<br />
<strong>für</strong> Konfitüren,<br />
Chutneys oder<br />
Torten. In orientalischen<br />
Ländern<br />
werden die Kerne<br />
zur Herstellung<br />
vom Marzipanersatz<br />
Persipan<br />
oder Likören<br />
verwendet.<br />
FOTOS: ISTOCK; STOCKFOOD<br />
50 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Dieser Text<br />
zeigt evtl. Probleme<br />
beim<br />
Text an<br />
Für alle, die auf uns aufpassen.<br />
Die nicht nur Spaß, sondern<br />
auch Pflicht kennen.<br />
Helena, Rettungsschwimmerin
Genuss<br />
Kuchenträume mit<br />
Aprikosen<br />
Jetzt zeigen die saftig-süßen Früchte,<br />
wie aromatisch sie wirklich sein können<br />
Aprikosen-Joghurt-<br />
Charlotte mit Minze<br />
Für diese cremige Köstlichkeit muss man nicht mal<br />
den Backofen anwerfen. Schön gekühlt ist das<br />
fruchtige Prachtstück eine wunderbare Erfrischung<br />
52 <strong>my</strong> Life 15/2020
Flammkuchen mit<br />
karamellisierten Aprikosen<br />
Unwiderstehliche Variante des elsässischen<br />
Nationalgerichts, mit Rosmarin verfeinert<br />
15/2020 <strong>my</strong> Life<br />
53
Aprikosen-Joghurt-<br />
Charlotte mit Minze<br />
Für 12 Stücke:<br />
600 g Aprikosen 7 EL Aprikosenlikör<br />
150 g Zucker 12 Blatt Gelatine<br />
250 g Joghurt 250 g Mascarpone<br />
abgeriebene Schale und Saft<br />
von 1 /2 Bio-Zitrone<br />
300 g Schlagsahne<br />
17 Biskuits „Roses de Reims“<br />
(siehe Extra-Tipps)<br />
5 Stiele Minze einige essbare Blüten<br />
1 TL Puderzucker<br />
1. Aprikosen waschen. Einige Früchte<br />
beiseitelegen. Übrige klein würfeln, dabei<br />
die Steine entfernen. Die Hälfte der<br />
Obstwürfel mit Likör und Zucker<br />
mischen. In einem Topf ca. 5 Min. weich<br />
dünsten. Gelatine in kaltem Wasser<br />
einweichen. Aprikosen pürieren. Gelatine<br />
ausdrücken, im noch warmen Püree<br />
auflösen. Püree etwas abkühlen lassen.<br />
2. Joghurt mit Mascarpone und<br />
Zitronenschale cremig rühren. Sahne<br />
steif schlagen. Aprikosenpüree mit der<br />
Joghurtcreme verrühren, bevor die<br />
Gelatine anzieht und die Creme fest zu<br />
werden beginnt. Übrige Aprikosenwürfel<br />
und geschlagene Sahne unterheben.<br />
3. Boden und Ränder einer Form mit<br />
den Biskuits auskleiden. Creme einfüllen.<br />
Charlotte mindestens 4 Std., am besten<br />
über Nacht, kalt stellen.<br />
4. Beiseitegelegte Aprikosen in Spalten<br />
schneiden und mit dem Zitronensaft<br />
marinieren. Charlotte vorsichtig aus der<br />
Form lösen. Auf eine Tortenplatte setzen<br />
und mit Aprikosenspalten, Minzblättchen<br />
und Blüten garnieren. Mit<br />
Puderzucker bestäuben und servieren.<br />
Zubereitung: ca. 50 Min.<br />
Pro Stück: ca. 295 kcal,<br />
19 g F, 24 g KH, 6 g E<br />
Flammkuchen mit<br />
karamellisierten<br />
Aprikosen<br />
Für 4 Stück:<br />
400 g Mehl 8 EL Olivenöl 1 TL Salz<br />
1 1 /2 kg Aprikosen 2 EL Butter<br />
1 EL Zucker 2 Zweige Rosmarin<br />
300 g Ziegenfrischkäse Pfeffer<br />
2 EL flüssiger Honig<br />
1. Mehl mit 6 EL Olivenöl und Salz<br />
sowie 100–150 ml Wasser zu einem geschmeidigen<br />
Teig verkneten. Teig mit<br />
Extra-Tipps<br />
Roses de Reims Für die<br />
AprikosenJoghurtCharlotte<br />
(Rezept links) eignet sich der<br />
zartrosa Gebäckklassiker aus dem<br />
französischen Reims. Roses de<br />
Reims bekommt man in Feinkostläden<br />
oder online (z. B. von Maison<br />
Fossier bei amazon.de oder bei<br />
ebrosia.de). Man kann sie aber auch<br />
selbst backen. Für ca. 35 Stück<br />
2 Eigelb mit 100 g Vanillezucker<br />
ca. 5 Min. aufschlagen. 1 Eiweiß und<br />
1 Messerspitze rote Lebensmittelfarbe<br />
unterrühren und ca. 2 Min.<br />
weiterschlagen. 1 Eiweiß weitere<br />
2 Min. unterschlagen. 90 g Mehl<br />
und 5 g Backpulver daraufsieben<br />
und vorsichtig unterrühren. Teig in<br />
einen Spritzbeutel mit runder Tülle<br />
füllen und als kleine Rechtecke auf<br />
ein mit Backpapier belegtes Blech<br />
spritzen. 30 Min. trocknen lassen.<br />
Den Backofen auf 160 Grad Ober/<br />
Unterhitze vorheizen. Roses de<br />
Reims mit etwas Puderzucker bestäuben<br />
und 8–10 Min backen.<br />
dem übrigen Öl einstreichen und in<br />
Frischhaltefolie gewickelt ca. 30 Min.<br />
im Kühlschrank ruhen lassen.<br />
2. In der Zwischenzeit die Aprikosen<br />
<strong>für</strong> den Belag waschen, halbieren und<br />
entsteinen. Butter in einer Pfanne<br />
schmelzen. Zucker dazugeben und leicht<br />
karamellisieren lassen. Die Aprikosenhälften<br />
zufügen und kurz im Karamell<br />
dünsten. Rosmarin abbrausen, trocken<br />
schütteln. Die Nadeln von den Zweigen<br />
streifen und zu den Aprikosen geben.<br />
3. Den Backofen auf 220 Grad (Umluft<br />
200 Grad) vorheizen. Teig mit den<br />
Händen noch mal kurz durchkneten.<br />
In 4 Portionen teilen. Jede Portion auf<br />
bemehlter Arbeitsfläche so dünn wie<br />
möglich ausrollen. Fladen auf evtl. mit<br />
Backpapier bedeckte Bleche ziehen.<br />
4. Frischkäse glatt rühren. Fladen damit<br />
bestreichen. Mit Pfeffer übermahlen.<br />
Mit karamellisierten Aprikosenhälften<br />
belegen und im vorgeheizten Ofen<br />
nach einander je ca. 12 Min. backen. Die<br />
Flammkuchen mit Honig bestreichen.<br />
Zubereitung: ca. 1 ¾ Std.<br />
Pro Stück: ca. 935 kcal,<br />
49 g F, 101 g KH, 20 g E<br />
Brösel-Variationen Marillenknödel<br />
(Rezept rechts) schmecken mit<br />
selbst gemachten Bröseln noch<br />
besser, z. B. aus Brötchen, Croissants,<br />
Lebkuchen oder Hefezopf.<br />
Mit Honig, Rübensirup, Apfeldicksaft<br />
oder Ahornsirup statt<br />
Zucker bekommen sie eine ganz<br />
besondere Note.<br />
Vanillesoße Ganz klassisch werden<br />
Marillenknödel mit zerlassener<br />
Butter serviert. Herrlich lecker<br />
schmecken sie aber auch mit einer<br />
selbst gemachten Vanillesoße: Für<br />
4 Portionen aus 1 aufgeritzten Vanilleschote<br />
das Mark heraus schaben.<br />
200 g Sahne, 300 ml Milch und<br />
das Vanillemark in einem Topf zum<br />
Kochen bringen. 1 EL Zucker mit<br />
5 Eigelb und 1 TL Speisestärke verquirlen<br />
und vorsichtig in die siedende<br />
Sahnemischung rühren. Einmal<br />
aufkochen lassen und die Soße anschließend<br />
durch ein Sieb in ein<br />
Gefäß geben.<br />
FOTOS: BURDAFOOD.NET/KRAMP + GÖLLING (2), STOCKFOOD (10)<br />
54 <strong>my</strong> Life 15/2020
Eine runde Sache<br />
In Österreich heißen die süßen Früchte<br />
Marillen. Doch wie man sie auch nennt<br />
– in einer feinen Hülle aus Quark und<br />
Eiern sorgen sie immer <strong>für</strong> Furore<br />
Schritt 6 Den Teig um die<br />
Füllung zu Knödeln formen.<br />
Ins siedende Wasser geben<br />
und ca. 15 Min. ziehen lassen.<br />
Steigen die Knödel nach<br />
oben, sind sie gar. Herausnehmen.<br />
Abtropfen lassen.<br />
Schritt<br />
<strong>für</strong><br />
Schritt<br />
Marillenknödel<br />
Schritt 7 Die Vanilleschote<br />
längs halbieren und das Mark<br />
herausschaben.<br />
Für 12 Stück:<br />
12 kleine Aprikosen<br />
12 Stück Würfelzucker<br />
750 g Quark (20 % Fett)<br />
120 g weiche Butter<br />
100 g Zucker Salz<br />
1 TL abgeriebene Bio-<br />
Zitronen-Schale 3 Eier<br />
100 g Hartweizengrieß<br />
1 TL Backpulver<br />
200 g Mehl<br />
1 Vanilleschote<br />
80 g Semmelbrösel<br />
1 /2 TL Zimtpulver<br />
2 EL Puderzucker<br />
Schritt 2 Die entkernten<br />
Aprikosen mit je 1 Stück<br />
Würfelzucker füllen. Quark in<br />
ein Küchentuch geben, auspressen,<br />
abtropfen lassen.<br />
Schritt 4 Den Quark unterrühren.<br />
Den Grieß mit dem<br />
Backpulver und dem Mehl<br />
mischen und mit den Händen<br />
unter die Quarkmasse kneten.<br />
Den Teig abdecken und etwa<br />
20 Min. ruhen lassen.<br />
Schritt 8 Semmelbrösel,<br />
Vanillemark und 50 g Zucker<br />
vermengen. 70 g Butter in<br />
einer beschichteten Pfanne<br />
er hitzen. BröselMix und Zimt<br />
zugeben. Unter stetigem Rühren<br />
goldbraun werden lassen.<br />
ZUBEREITUNG<br />
Schritt 1 Aprikosen abbrausen<br />
und trocken reiben.<br />
Die Früchte jeweils an einer<br />
Seite aufschneiden und die<br />
Steine herauslösen.<br />
Schritt 3 50 g Butter mit<br />
50 g Zucker und 1 Prise Salz<br />
in eine Schüssel geben und<br />
mit den Schneebesen eines<br />
Handrührgeräts schaumig<br />
schlagen. Zitronenschale nach<br />
und nach mit den Eiern unter<br />
die Mischung rühren.<br />
Schritt 5 In einem weiten<br />
Topf leicht gesalzenes Wasser<br />
zum Kochen bringen. Die<br />
Temperatur herunterschalten.<br />
Das Wasser sollte nur noch<br />
sieden. Den Quarkteig in<br />
12 Portionen teilen. Jede Teigportion<br />
etwas flach drücken<br />
und mit je 1 Aprikose füllen.<br />
Schritt 9 Knödel in die<br />
Pfanne geben und in der<br />
Bröselbutter schwenken.<br />
Mit Puderzucker bestäuben<br />
und sofort servieren.<br />
Zubereitung: ca. 50 Min.<br />
Pro Stück: ca. 325 kcal,<br />
12 g F, 43 g KH, 12 g E<br />
15/2020 <strong>my</strong> Life<br />
55
Reise<br />
Frankreichs kleine Perle<br />
Insel-Paradies im<br />
Mittelmeer<br />
Ein wunderbares Reiseziel <strong>für</strong> die Nachsaison – auf Korsika erleben<br />
wir Spätsommerglück zwischen rauen Bergen und feinen Stränden<br />
56 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Majestätisch<br />
Die Hafenstadt<br />
Bastia, erstmals im<br />
14. Jahrhundert<br />
erwähnt, war ein<br />
Bollwerk zum<br />
Schutz vor Piraten
Fischerdorf Girolata und die Halbinsel La Scandola zählen seit 1983 zum Weltnaturerbe der UNESCO und sind nur zu Fuß erreichbar<br />
Spezialitäten Wurst, Speck, Käse – auf<br />
Korsika mag man rustikale Leckereien<br />
Malerisch Inmitten grüner Kastanienhaine liegt das hübsche<br />
Dorf Évisa. Besonderheit: Es ist auf einem Felsplateau erbaut<br />
Tierische Bewohner Überall in den<br />
Wäldern leben halbwilde Schweine<br />
→<br />
Eine in den Fels gehauene Treppe<br />
führt hinab zum schmalen<br />
Pfad am Meer, direkt unter der geradezu<br />
spektakulär schönen Klippe von Bonifacio.<br />
Hoch oben thront die Altstadt,<br />
unten wäre jetzt vielleicht der richtige<br />
Moment <strong>für</strong> ein Picknick mit Blick aufs<br />
Wasser. Der Brocciu gehört natürlich<br />
dazu. Hier auf der französischen Trauminsel<br />
Korsika nennen sie ihn den „König<br />
aller Käse“. Dazu gehören ein Baguette,<br />
ein guter Schluck trockener, tiefroter<br />
Landwein und die Spätsommersonne<br />
über dem Mittelmeer. Perfekt!<br />
Besonders im Spätsommer ist dieses<br />
Paradies im Mittelmeer eine Reise<br />
wert. Mit herrlichen Wanderwegen auf<br />
dem gesamten Eiland, lebendigen Hafenstädten<br />
und idyllischen Dörfern<br />
zeigt sich die 340 000 Einwohner zählende<br />
Insel von ihrer schönsten Seite.<br />
Eine kleine Zeitreise<br />
Zurück nach Bonifacio. Die spannende<br />
Geschichte dieser Gegend reicht bis in<br />
das Jahr 6 500 v. Chr. Lange Zeit stand<br />
die Stadt unter der stolzen Herrschaft<br />
Genuas. Und bis heute sind die Einflüsse<br />
Italiens überall spürbar. Also schnell<br />
noch ein „Gelato“ in der Eisdiele „Rocca<br />
Serra“ direkt am Hafen, dann geht’s mit<br />
dem Auto auf Entdeckungstour. Egal,<br />
<strong>für</strong> welche Route man sich entscheidet<br />
– die Landschaft präsentiert sich wildromantisch.<br />
Wie z. B. auf der Strecke<br />
von Calvi nach Porto. Sie führt mitten<br />
durch die bizarre Fels-Idylle der Calanches<br />
de Piana.<br />
Autofrei. Wunderschön ist auch eine<br />
Tour entlang der Westküste der Insel.<br />
Nach fast jeder Kurve würde sich ein<br />
Stopp lohnen. Natürlich ebenfalls in<br />
Girolata. Doch hierhin geht es nur zu<br />
Fuß, denn im Fischerdorf auf der Halbinsel<br />
La Scandola fahren keine Autos.<br />
Drum herum liegen meist viele Segelboote,<br />
die weiße Farbtupfer in das satte<br />
Blau des Mittelmeers setzen.<br />
58 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Typisch korsisch Prächtige, duftende Pinienwälder finden sich auf der ganzen Insel<br />
Erholung Weißen Sand und türkisblaues Wasser gibt es nicht nur in der Karibik. Auch<br />
auf Korsika warten Traumstrände – wie hier bei Santa Giulia südlich von Porto-Vecchio<br />
Doch Korsika hat nicht nur eine beeindruckende<br />
Küste. Das Hinterland prägen<br />
rund 70 Gipfel, die mehr als 2 000<br />
Meter hoch sind, der höchste ist der<br />
Monte Cinto mit 2 706 Metern. Wochenlang<br />
könnte man dort wandern.<br />
Etwa auf dem berühmten Fernwanderweg<br />
GR20 (Grande Randonnée). Durch<br />
weite Eukalyptus- und Edelkastanienwälder<br />
und duftende Pinienhaine.<br />
Schöne Häfen, lebendige Cafés<br />
Auch die Bilderbuchstrände sind ein<br />
lohnenswertes Ziel. Santa Giulia, Pinarello,<br />
Palombaggia – nicht nur auf Fotos<br />
wirken sie so, als lägen sie mitten in der<br />
Karibik. Und eines der fröhlichen Insel-<br />
Städtchen ist zum Glück fast immer irgendwo<br />
in der Nähe – Bastia, Porto-<br />
Vecchio oder Calvi vielleicht. Alle mit<br />
schönen Häfen, gemütlichen Cafés und<br />
eleganten Boutiquen, in denen es französische<br />
Mode gibt.<br />
Napoleon. Die Hauptstadt der Insel<br />
heißt Ajaccio. Im Jahr 1769 wurde dort<br />
Frankreichs Kaiser Napoleon Bonaparte<br />
geboren. Eine Statue nahe am Hafen erinnert<br />
an ihn. Rundherum findet man<br />
gute Spezialitäten-Geschäfte. Und den<br />
typischen Schafsmilchkäse namens<br />
„Brin d’Amour“. Auf Deutsch: „Strohhalm<br />
der Liebe“. Wie romantisch … ❰<br />
FOTOS: SHUTTERSTOCK (3); ISTOCK; GETTY IMAGES; HUBER IMAGES; LAIF ILLUSTRATION: SEH-KARTE.DE<br />
Reise-Infos<br />
Anreise Per Flugzeug auf einen<br />
der korsischen Flughäfen (Bastia,<br />
Calvi, Ajaccio, Figari) oder<br />
per Fähre mit dem Auto oder<br />
Motorrad von Frankreich (z. B.<br />
Nizza), dem italienischen Festland<br />
(z. B. Genua) und Sardinien<br />
aus. Es empfiehlt sich, die Fährtickets<br />
im Vorfeld online von zu<br />
Hause aus zu buchen.<br />
Verständigung Die Amtssprache<br />
ist Französisch. Es wird<br />
häufig Korsisch gesprochen,<br />
eine mit dem toskanischen<br />
Dialekt verwandte romanische<br />
Sprache. Auch Italienisch und<br />
Englisch sind sehr verbreitet.<br />
Klima Menschen, die ein gemäßigtes<br />
Klima bevorzugen, sollten<br />
<strong>für</strong> einen Aufenthalt auf<br />
Korsika besser den Herbst oder<br />
den Frühling einplanen. Das gilt<br />
besonders <strong>für</strong> Wanderer oder<br />
Bergkletterer. Für Menschen,<br />
denen höhere Temperaturen<br />
(bis zu 40 Grad) keine Beschwerden<br />
bereiten, ist der<br />
Hochsommer geeignet.<br />
Delikatessen „Canistrelli“ sind<br />
knusprige Kekse aus Kastanienmehl.<br />
Für herzhafte Genießer:<br />
„Coppa“ ist ein in Salz und Wein<br />
eingelegter Rollschinken aus<br />
Schweinenacken, dazu gibt’s<br />
„Figatelli“, Würstchen aus Speck<br />
und Innereien. Und typisch<br />
korsisches Bier, das „Pietra“. Es<br />
wird mit Kastanienmehl gegärt.
Gesundheit<br />
Fester Termin Die Gynäkologin ist nicht nur Ansprechpartnerin bei Fragen zur Früherkennung, sondern u. a. auch zur Intimhygiene<br />
Blasenschwäche, Menopause, Krebsvorsorge …<br />
Auch mit 60+ ein Muss:<br />
der Termin beim Frauenarzt<br />
Warum Frauen nach den Wechseljahren jährlich zum Check-up sollten – das Experten-Interview<br />
→<br />
Gynäkologen schlagen Alarm:<br />
Mit zunehmendem Alter gehen<br />
immer weniger Frauen zur Vorsorge.<br />
Laut Bundesverband der Frauenärzte<br />
nutzen noch knapp 44 Prozent der 60-<br />
bis 65-Jährigen die kostenlose Untersuchung<br />
zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs,<br />
bei den ab 75-Jährigen<br />
sogar nur noch etwa 29 Prozent. Dabei<br />
nimmt generell das Risiko, an Krebs zu<br />
erkranken, immer weiter zu.<br />
„Darüber hinaus leiden ältere Frauen<br />
verstärkt unter Scheidentrockenheit,<br />
Beckenbodenproblemen, Blasenschwäche<br />
und Osteoporose“, sagt die Gynäkologin<br />
Dr. Anja Engelsing, die in Bad<br />
Feilnbach (Bayern) und Berlin praktiziert.<br />
Ursache ist die geringere Konzen-<br />
tration des Sexualhormons Östrogen im<br />
Körper. Im Interview erklärt sie, was vor<br />
allem über 60-Jährige beachten sollten.<br />
? Was genau macht einen jährlichen<br />
Check-up <strong>für</strong> diese Frauen so wichtig ?<br />
Während bestimmte Krebsarten, z. B. Gebärmutterhals-Tumore,<br />
unabhängig vom<br />
Lebensalter auftreten, steigt das Risiko<br />
60 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
FOTOS: ISTOCK; FOTOLIA; PR<br />
<strong>für</strong> andere gynäkologische Krebserkrankungen<br />
mit den Jahren. Eierstock-Krebs<br />
(med. Ovarialkarzinom)<br />
etwa ist eher eine Erkrankung des höheren<br />
Lebensalters. Das spricht <strong>für</strong> regelmäßige<br />
Vorsorge-Untersuchungen –<br />
auch weiterhin. Für Fragen rund um<br />
Knochengesundheit, Blasenbeschwerden<br />
und Schleimhautprobleme ist der<br />
Frauenarzt ebenfalls ein wichtiger Ansprechpartner.<br />
Relevant ist eine Abklärung<br />
immer dann, wenn es nach der<br />
Menopause zu Blutungen kommt. Hier<br />
gilt es, Gebärmutterkrebs (med. Endometriumkarzinom)<br />
auszuschließen.<br />
? Was passiert bei einem Abstrich?<br />
Dabei werden Zellen vom Muttermund<br />
entnommen. Im Labor untersucht ein<br />
Zytologe, ob es Hinweise <strong>für</strong> Gebärmutterhalskrebs<br />
(Zervixkarzinom) gibt. Veränderungen<br />
werden in fünf Stufen, Pap 1<br />
(normal) bis Pap 5 (Krebs), unterteilt.<br />
Viele Frauen haben leicht entzündlich<br />
veränderte Zellen (Pap 1 oder 2), was<br />
harmlos ist – dies kann z. B. durch Geschlechtsverkehr<br />
verursacht werden.<br />
Selbst eine Pap-3-Zellveränderung kann<br />
sich von allein zurückbilden, sollte aber<br />
beobachtet werden. Frauen zwischen<br />
20 und 34 haben einmal im Jahr Anspruch<br />
auf den jährlichen Abstrich<br />
(Kasse zahlt). Frauen ab 35 Jahren<br />
bekommen seit Januar ein kombiniertes<br />
Screening aus Pap- und HPV-Test,<br />
allerdings nur alle drei Jahre. HPV-<br />
Tests können nachweisen, ob Zellen<br />
Mit dem Gewicht<br />
steigt das Risiko<br />
<strong>für</strong> Brust- und<br />
Gebärmutterkrebs<br />
Dr. med. Anja Maria<br />
Engelsing, Gynäkologin<br />
und Naturheilärztin,<br />
Bad Feilnbach und Berlin<br />
mit Humanen Papillomviren (HPV) infiziert<br />
sind. Diese können Gebärmutterhalskrebs<br />
verursachen.<br />
? Viele ältere Patientinnen leiden an<br />
Scheidentrockenheit und be<strong>für</strong>chten<br />
Schmerzen bei der Untersuchung …<br />
Es ist zwar richtig, dass der niedrige<br />
Östrogen-Spiegel die Schleimhaut in<br />
der Vagina weniger elastisch und trockener<br />
werden lässt. Für diese Patientinnen<br />
gibt es allerdings bestimmte,<br />
schmale Untersuchungs-Instrumente,<br />
die eventuellen Schmerzen vorbeugen.<br />
Die Angst ist also unbegründet.<br />
? Was hilft gegen die Beschwerden?<br />
Auch die Haut im Intimbereich braucht<br />
Pflege, daran denken wir viel zu wenig!<br />
Es gibt zahlreiche hormonfreie Cremes<br />
und Gele, z. B. auf Basis von Milchsäure<br />
und Aloe vera. Oder Scheidenzäpfchen<br />
mit Pflanzen-Östrogenen wie Granatapfel<br />
oder Traubensilberkerze. All das<br />
hilft schon sehr gut. Zudem können z. B.<br />
Granatapfel- oder ein einfaches Mandelöl<br />
<strong>für</strong> mehr Feuchtigkeit sorgen.<br />
Wirkt das nicht, verschreibt der Arzt<br />
eine spezielle Creme auf Östrogen-Basis.<br />
? Können bestimmte Pflegeprodukte<br />
eine Pilzerkrankung auslösen?<br />
Das nicht, aber sie können das vaginale<br />
Milieu stark beeinträchtigen – und somit<br />
eine Pilzinfektion begünstigen. Es<br />
empfiehlt sich daher auf jeden Fall, nur<br />
Intimpflegeprodukte zu verwenden, deren<br />
pH-Wert dem natürlichen Milieu<br />
entspricht und die keine chemischen<br />
Zusatzstoffe sowie Aromen enthalten.<br />
? Beckenboden-Training mit 60+,<br />
lohnt sich das denn noch?<br />
Ja, unbedingt! Ein starker Beckenboden<br />
ist ein wichtiges Thema <strong>für</strong> uns Frauen<br />
und zwar ein Leben lang. Der Beckenboden<br />
ist unsere Körpermitte – eine<br />
gute, kräftige Muskulatur hilft auch,<br />
Rückenprobleme zu vermeiden. Doch<br />
vor allem bei Blasenschwäche ist das<br />
Training wichtig und kann dazu beitragen,<br />
einen operativen Eingriff zu vermeiden.<br />
Dabei geht es darum, die Muskeln<br />
so anzuspannen, dass sich der<br />
Beckenboden in den Bauch hineinzieht<br />
und langfristig gestärkt wird. Zunächst<br />
kann die Patientin sich von einem Physiotherapeuten<br />
anleiten lassen (Kasse<br />
Tumor Brustkrebs wird ab 70 Jahren<br />
seltener und verläuft langsamer<br />
zahlt). Hilfreich sind daneben Sportarten<br />
wie Pilates oder Skilanglauf. Der<br />
Arzt entscheidet, ob er zusätzlich ein<br />
Medikament verschreibt, das die Belastbarkeit<br />
des Blasenschließmuskels<br />
erhöht und den Harndrang reguliert.<br />
? Wann ist eine Operation nötig?<br />
Wenn trotz Beckenboden-Training und<br />
Tabletten unter Belastung, etwa beim<br />
Tragen von schweren Einkaufstaschen,<br />
Husten oder Lachen unkontrolliert Urin<br />
abgeht. Ein minimal-invasiver Eingriff<br />
kann die Blase dann stabilisieren: Dazu<br />
wird ein spezielles Band quer unter die<br />
geschwächte Harnröhre gelegt, um diese<br />
anzuheben (Kasse zahlt).<br />
? Welche Rolle spielt Übergewicht<br />
in der Menopause?<br />
Ein zu hohes Körpergewicht ist immer<br />
nachteilig <strong>für</strong> die Frauengesundheit.<br />
Denn damit steigt das Risiko <strong>für</strong> Brustund<br />
Gebärmutterkrebs. Insofern sollten<br />
wir generell auf eine gesunde Ernährung<br />
und genügend Bewegung achten.<br />
? Wie wichtig ist die Mammografie?<br />
Das Mammografie-Screening der Brust<br />
wird zwischen 50 und 69 von den Kassen<br />
bezahlt, weil in diesen Lebensjahren<br />
die meisten Frauen an Brustkrebs<br />
erkranken. Danach ist eine Erkrankung<br />
immer noch möglich, aber weniger<br />
wahrscheinlich und oft langsamer im<br />
Verlauf. Ultraschall ist hier eine mögliche<br />
Alternative. Allerdings hat er eine<br />
andere Aussage, weil die Erkennung<br />
von Frühveränderungen, die der eigentlichen<br />
Brustkrebsentstehung vorausgehen,<br />
per Ultraschall nicht möglich ist.<br />
Wichtig ist auch, dass Frauen regelmäßig<br />
ihre Brüste, Achselhöhlen sowie die<br />
Schlüsselbeingegend abtasten. ❰<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
61
Gesundheit<br />
Ablauf Dr. Boris Jansen-Winkeln (l.) sitzt an einer<br />
Steuerkonsole. Er schaut durch einen Sehschlitz<br />
auf einen abgedunkelten Monitor, auf dem er<br />
das OP-Geschehen in zehnfacher Vergrößerung<br />
wahrnimmt. Der Patient liegt in gut drei Meter<br />
Entfernung von der Konsole auf dem OP-Tisch<br />
(o.), zwei Helfer assistieren. Über dem Tisch<br />
schweben krakenähnliche Roboterarme, deren<br />
Enden im Bauch des Patienten stecken und<br />
vom Operateur bewegt werden. Der Eingriff<br />
dauert zweieinhalb bis drei Stunden<br />
Dr. med. Boris<br />
Jansen-Winkeln,<br />
Leitender Oberarzt der<br />
Viszeralchirurgie am<br />
Uniklinikum Leipzig<br />
Insgesamt leiden<br />
die Patienten im<br />
Anschluss weniger<br />
an Schmerzen<br />
und erholen sich<br />
schneller<br />
Patientin<br />
Petra Schumann,<br />
Diplom-Ökologin<br />
aus Leipzig<br />
→<br />
Innovative Technik<br />
Tumor-OP<br />
per Joystick<br />
Eine Patientin und ihr Arzt berichten über einen Eingriff mit<br />
dem DaVinci-Roboter bei Mastdarmkrebs<br />
Die Leipzigerin Petra Schumann hatte<br />
keinerlei Beschwerden, als sie im November<br />
2018 zur Darmkrebsvorsorge ging.<br />
Doch als es nach der Koloskopie hieß „Verdacht<br />
auf Mastdarmkrebs“, war das ein Schock<br />
<strong>für</strong> sie. In My Life erzählt die Diplom-Ökologin,<br />
was danach geschah.<br />
„Ab Mitte Januar 2019 unterzog ich mich<br />
vor der eigentlichen OP der neoadjuvanten<br />
Strahlentherapie. Es folgten bange Wochen<br />
des Wartens, bis es hieß: Die Strahlentherapie<br />
hat angeschlagen. Der Tumor war nicht mehr<br />
zu erkennen – aber man wusste nicht, ob nicht<br />
an anderer Stelle im Gewebe Tumorzellen vorhanden<br />
und die Lymphknoten frei sind.<br />
Große Umstellung. Nach ausführlicher Beratung<br />
durch Dr. Jansen-Winkeln entschied<br />
ich mich, mir den Mastdarm sicherheitshalber<br />
entfernen zu lassen. Er erklärte mir konkret<br />
die minimalinvasive OP mit dem DaVinci. Als<br />
er sagte, er sitze an einer Konsole und steuere<br />
von dort die Roboterarme, fragte ich nur: ,Und<br />
wenn Sie abrutschen?‘ Aber durch seine einfühlsame<br />
Art war ich dann doch beruhigt.<br />
Acht Wochen lang hatte ich einen künstlichen<br />
Darmausgang, um den Heilungsprozess zu<br />
unterstützen. Eine gewöhnungsbedürftige<br />
Zeit! Nach der Rückverlegung Ende Juni 2019<br />
musste mein Darm lernen, wieder richtig zu<br />
arbeiten. In dieser Zeit waren Geduld, Training<br />
und richtige Ernährung gefragt. Seit der<br />
Krankheit lebe ich viel bewusster und genieße<br />
die schönen Dinge des Lebens. Regelmäßige<br />
Vorsorge-Untersuchungen sind wichtig, denn<br />
die Früherkennung hilft, Leben zu retten!“<br />
Fortschrittlich und sehr präzise<br />
Dr. Boris Jansen-Winkeln behandelte Petra<br />
Schumann mit dem DaVinci-Roboter:<br />
„Als die Patientin zu uns kam, war der einst<br />
walnussgroße Tumor dank Strahlentherapie<br />
so stark geschrumpft, dass wir nichts mehr<br />
sahen. Um sicherzugehen, haben wir uns <strong>für</strong><br />
eine OP entschieden. Mastdarm-Tumoren<br />
sind besonders schwierig zu operieren, denn<br />
der Raum im unteren Becken ist sehr beengt,<br />
wichtige Nerven und Organe wie Blase oder<br />
Harnleiter sind in unmittelbarer Nähe. Letzt-<br />
62 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
FOTOS: SUPERILLU/ANJA JUNGNICKEL (4)<br />
lich geht es darum, die Lymphknoten zu entfernen<br />
und den After-Schließmuskel zu erhalten.<br />
Mit dem Roboter kann ich auf engstem<br />
Raum präziser als mit der Hand operieren.<br />
Vorbereitung. Das DaVinci-System besteht<br />
aus Patientenwagen und Konsole. Der Wagen<br />
hat vier bewegliche Arme und wird an den OP-<br />
Tisch gefahren. Ein Arm dient zur Führung<br />
einer 3-D-HD-Kamera. Die übrigen Arme werden<br />
mit Instrumenten wie Schere, Pinzette,<br />
Haken oder Sauger bestückt. Die Kamera und<br />
die Instrumente werden durch 5 bis 12 mm große<br />
Einstichhülsen, sogenannte Trokare, in den<br />
Bauchraum des Patienten geführt. Zur besseren<br />
Sicht wird dieser mit CO2-Gas aufgebläht.<br />
Alle Arme bediene ich als Operateur von der<br />
Konsole aus. Hierbei sehe ich in ein hochauflösendes,<br />
dreidimensionales Bild und kann<br />
mit bis zu zehnfacher Vergrößerung feinste<br />
Strukturen erkennen und präparieren. Sowohl<br />
Kamera als auch Instrumente bewege ich in<br />
Echtzeit über zwei Joysticks. Anders als bei<br />
der normalen Bauchspiegelung enthalten die<br />
Instrumente kleine Gelenke, die sogar den<br />
Bewegungsumfang des Handgelenks übersteigen.<br />
Natürliche Zitterbewegungen werden<br />
herausgefiltert. Mit den Füßen kann ich zwischen<br />
den Instrumentenarmen umschalten<br />
und z. B. zur Verödung von kleinen Blutgefäßen<br />
Hochfrequenzstrom an einzelne Instrumente<br />
leiten. Während ich an der Konsole sitze, unterstützen<br />
mich zwei Assistenten am OP-Tisch,<br />
indem sie z. B. die Instrumente an den Armen<br />
auswechseln oder Nahtmaterial über einen<br />
Trokar in den Bauchraum hineinreichen.<br />
Körperliche Umstellung. Ist der Mastdarm<br />
entfernt, schließe ich den Dickdarm unten<br />
direkt an den Schließmuskel an. Damit die<br />
Naht gut heilen kann und kein Stuhl darüberfließt,<br />
legen wir vorübergehend einen künstlichen<br />
Darmausgang. Nach etwa acht Wochen<br />
wird dieser zurückverlegt. Der Mastdarm, der<br />
da<strong>für</strong> da ist, die unverdaulichen Nahrungsteile<br />
bis zur Darmentleerung zu sammeln, ist nun<br />
weg. So muss der Dickdarm die Aufgabe übernehmen.<br />
Das dauert etwa ein halbes Jahr.<br />
Der DaVinci empfiehlt sich <strong>für</strong> alle Eingriffe,<br />
bei denen wenig Platz zum Operieren ist. Wir<br />
wenden ihn hauptsächlich beim Mastdarm, der<br />
Speiseröhre und dem Magen an. Der Vorteil <strong>für</strong><br />
die Patienten: Die Schnittwunden, in die die<br />
Roboterarme eingeführt werden, sind nur zwei<br />
Zentimeter lang. Sie heilen rascher und auch<br />
der Blutverlust ist geringer. Insgesamt haben<br />
die Patienten im Anschluss weniger Schmerzen<br />
und erholen sich schneller.“ ❰<br />
„Präventiophobie“<br />
Die Angst vor<br />
der Vorsorge<br />
Jährlich erkranken rund<br />
60 400 Menschen hierzulande<br />
neu an Darmkrebs – einer<br />
Krankheit, die sich durch<br />
rechtzeitige Früherkennung<br />
verhindern lässt. Dennoch<br />
nutzen nur 1,8 Prozent der<br />
anspruchsberechtigten Frauen<br />
und Männer jedes Jahr die<br />
Darmspiegelung als Vorsorgeuntersuchung.<br />
Mit dem erfundenen<br />
Terminus „Präventiophobie“<br />
will die Felix Burda<br />
Stiftung augenzwinkernd auf<br />
die Vorbehalte aufmerksam<br />
machen. Denn die Angst vor<br />
der Früherkennung darf nicht<br />
größer sein darf als die vor<br />
dem Krebs selbst.<br />
❱ www.felix-burda-stiftung.de<br />
Dieser Text<br />
zeigt evtl. Probleme<br />
beim<br />
Text an Trinknahrungen<br />
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15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
63
Wohlfühlen<br />
Glücksgefühl Auch Selbstumarmungen verbessern das Wohlbefinden<br />
Was fehlender<br />
Körperkontakt<br />
mit der Seele macht<br />
In den letzten Monaten zwang uns Corona, sogar zu nahestehenden Menschen auf Distanz zu gehen.<br />
Die My Life-Expertin erklärt, welche Auswirkungen das auf die Psyche hat – und wie man sie jetzt stärkt<br />
Liebevolle<br />
Berührungen<br />
verringern<br />
Stresshormone<br />
im Blut<br />
Dr. rer. nat. M.Sc.<br />
Rebecca Böhme,<br />
Assistenzprofessorin in<br />
Linköping, Schweden,<br />
forschte zuvor in<br />
Tübingen und Berlin<br />
→<br />
Abstand ist der neue Anstand und das<br />
Gebot der Stunde. Seit sich SARS-CoV-2<br />
in der Welt verbreitet, rät das Robert Koch-<br />
Institut (RKI) dringend dazu, soziale Kontakte<br />
einzuschränken. Die Ausbreitung des neuartigen<br />
Coronavirus soll so verlangsamt, ältere und<br />
kranke Menschen sollen geschützt werden. Auf<br />
Dauer schaffe körperliche Distanz aber auch<br />
eine emotionale Distanz, sagt Neurowissenschaftlerin<br />
Dr. Rebecca Böhme. Ein Gespräch<br />
über die Wirkung von Berührungen, Einsamkeit<br />
und Stressabbau.<br />
Handschlag, Umarmung, Küsschen – warum<br />
berühren wir uns eigentlich zur Begrüßung?<br />
Berührungen müssen nicht Teil der Begrüßung<br />
sein, gehören aber fast immer dazu. Auch wenn<br />
sich Rituale zwischen Kulturen und Generationen<br />
unterscheiden – wir vermitteln dem anderen<br />
so, dass wir einander freundlich gesinnt sind.<br />
Ich hoffe, dass uns liebevolle und freundliche<br />
Berührungen durch die Corona-Krise nicht<br />
dauerhaft abhanden kommen, denn kein Wort<br />
oder Ritual vermittelt so eindeutig Vertrauen<br />
und Nähe. Selbst im Tierreich sind sie üblich.<br />
Wieso fühlt es sich falsch an,<br />
wenn wir es lassen?<br />
Einerseits ist es einfach eine Gewohnheitssache,<br />
andererseits hat die Berührung eben die<br />
Bedeutung, die Begegnung einzuleiten, eine<br />
Beziehung und Nähe herzustellen. Wir fühlen<br />
uns automatisch stärker verbunden, wenn wir<br />
unser Gegenüber berührt haben.<br />
Jetzt müssen wir auf diese Nähe verzichten:<br />
Kann das uns, Familien und Freundschaften<br />
verändern, ohne dass wir es bemerken?<br />
Das be<strong>für</strong>chte ich. Ich denke, dass wir schon<br />
einen gewissen Zeitraum ohne Berührungen<br />
gut überbrücken können. Doch auf Dauer<br />
schafft körperliche Distanz auch eine größere<br />
emotionale Distanz. Das ist ein schleichender<br />
Prozess, sodass man es selbst kaum bemerkt.<br />
64 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
FOTOS: ISTOCK; D. BEHRINGER ILLUSTRATIONEN ISTOCK (3)<br />
Ebenso, wie man das Bedürfnis nach Berührung<br />
nicht so klar und eindeutig spüren kann<br />
wie beispielsweise Hunger.<br />
Und was passiert dann?<br />
Auf Dauer werden wir uns ohne Berührungen<br />
einsamer fühlen. Denn selbst ein intensives<br />
Gespräch kann nicht die leibliche Nähe und<br />
Direktheit einer Umarmung ersetzen. Was wir<br />
dem Gegenüber mit einer Berührung mitteilen,<br />
ist oft anders und vor allem unmittelbarer als<br />
das, was wir mit Worten ausdrücken können.<br />
Warum ist der Körperkontakt<br />
<strong>für</strong> uns so wichtig?<br />
Eine Berührung von einem Menschen, der uns<br />
nahesteht, beruhigt uns, verringert Stress und<br />
beugt auch noch kommendem Stress vor. Wir<br />
können in Studien sehen, dass liebevolle Berührungen<br />
Stresshormone im Blut verringern,<br />
dass Herzschlag und Atemfrequenz langsamer<br />
werden. Außerdem verstärken Berührungen<br />
die emotionale Nähe und Bindung – und unser<br />
Wohlbefinden ganz allgemein.<br />
Virologen empfehlen, sich möglichst nicht ins<br />
Gesicht zu fassen, worüber man bislang kaum<br />
nachdachte. Sind das Ersatzhandlungen?<br />
In der Tat haben auch Selbstberührungen eine<br />
beruhigende Wirkung. Das merkt man erst,<br />
wenn man sich selbst beobachtet. Gerade in<br />
Stressmomenten fassen wir uns häufig ins Gesicht,<br />
in die Haare oder spielen an unseren Fingern<br />
herum. Weil es unbewusst geschieht, ist es<br />
so schwer, das zu unterlassen. Auch wenn<br />
Selbstberührungen den Körperkontakt mit anderen<br />
kaum ersetzen, können sie doch den<br />
Mangel zumindest ein klein wenig ausgleichen.<br />
Vor allem zu älteren Menschen sollen wir nach<br />
wie vor Abstand halten: Brauchen jedoch nicht<br />
gerade Alte oder Kranke Umarmungen?<br />
Ja, es ist tragisch. Gerade im Alter und wenn<br />
man krank ist, gibt eine liebevolle Berührung<br />
ein Gefühl von Nähe und Sicherheit, vermittelt:<br />
„Ich bin da, ich lasse dich nicht allein.“ Insbesondere<br />
<strong>für</strong> Menschen, die an Demenz leiden<br />
oder aus anderen Gründen nicht richtig ansprechbar<br />
sind, sind solche Zärtlichkeiten<br />
wichtig. Trotzdem muss aktuell natürlich der<br />
Infektionsschutz beachtet werden.<br />
Wäre der Kontakt mit (Einweg-)Handschuhen<br />
eine Alternative?<br />
Zwar ist die Haut-zu-Haut-Berührung die beste<br />
Form, die wir erleben können. Doch auch eine<br />
Berührung ohne Hautkontakt kann sehr angenehm<br />
sein. Wenn wir uns angezogen umarmen,<br />
fühlt sich das ja auch sehr gut an. Plastikhandschuhe<br />
sind zwar nicht so behaglich auf der<br />
Haut, aber immer noch besser als nichts. Allerdings<br />
müssen hier natürlich weiterhin geltende<br />
Hygieneregeln beachtet werden, vor allem bei<br />
Personen aus Risikogruppen. Denn da<strong>für</strong> muss<br />
man dem anderen ja körperlich nahe kommen.<br />
Ich denke, es ist wichtig, eine Balance zu finden<br />
zwischen Vorbeugung und überzogener Panik.<br />
Was im Einzelfall angemessen ist, hängt von<br />
vielen Faktoren ab.<br />
Ist der Verzicht auf Nähe <strong>für</strong> alle gleich schwer<br />
auszuhalten? Spielt das Alter eine Rolle?<br />
Wir haben alle unterschiedliche Berührungsbedürfnisse.<br />
Manche Menschen benötigen sehr<br />
viele Körperkontakte und berühren andere<br />
häufig, andere mögen es nicht, von weniger nahestehenden<br />
Personen angefasst zu werden.<br />
Individuelle Unterschiede gibt es in allen Altersgruppen.<br />
Essenziell wichtig sind Berührungen<br />
jedoch <strong>für</strong> Kinder. Babys und Kleinkinder<br />
nicht zu berühren, kann <strong>für</strong> diese gesundheitsgefährdend<br />
sein und sogar zu Entwicklungsstörungen<br />
führen.<br />
Wie kommen wir durch diese Zeit ohne<br />
Berührungen? Gibt es einen Ersatz <strong>für</strong> die<br />
entfallene körperliche Nähe?<br />
Einen vollständigen Ersatz gibt es nicht. Aber<br />
wir können unser Bedürfnis nach Nähe etwas<br />
ausgleichen. Einerseits durch Gespräche, am<br />
besten persönlich mit Abstand oder per Videotelefonat,<br />
sodass man den anderen wenigstens<br />
sieht. Andererseits durch Selbst<strong>für</strong>sorge: warme<br />
Duschen oder Bäder, Yoga, Meditation oder<br />
autogenes Training, auch gutes Essen und lange<br />
Spaziergänge können helfen. Glücklich kann<br />
sich schätzen, wer ein Haustier hat. Kuscheln<br />
mit einem Hund oder einer Katze ist ein<br />
besonders guter Ersatz.<br />
Wie kann man Alleinstehenden, denen<br />
der physische Umgang fehlt, die derzeitige<br />
Situation erleichtern?<br />
Indem Sie sich regelmäßig nach dem Befinden<br />
des Alleinlebenden erkundigen, ihm Unterstützung<br />
anbieten, vielleicht eine kleine Aufmerksamkeit<br />
zukommen lassen – das alles ist wichtig.<br />
Alles, was dem anderen zeigt, dass man an<br />
ihn denkt, <strong>für</strong> ihn da ist, kann dabei helfen.<br />
Vielleicht sollte man auch nicht nur an eigene<br />
Angehörige denken, sondern sich zusätzlich<br />
bei entfernteren Bekannten und abhanden gekommenen<br />
Freunden mal wieder melden.<br />
Denn was wir nun alle brauchen und was uns<br />
allen guttut, ist ein Gefühl von Solidarität und<br />
Zusammengehörigkeit.<br />
Sich begrüßen<br />
geht auch anders<br />
Der Ellenbogen-Check<br />
Kurz mit den Ellenbogen<br />
angetippt und ein Augenzwinkern<br />
– fertig! So<br />
kann man sein Gegenüber<br />
ohne klassischen<br />
Händedruck berühren.<br />
Der Wuhan-Shake<br />
Hauptübertragungsweg<br />
von Viren ist die Tröpfcheninfektion.<br />
Hände<br />
helfen ihnen auf dem<br />
Weg in den Körper.<br />
Sicher sind unsere Füße.<br />
Die Idee zu dieser Art<br />
der Corona-Begrüßung<br />
stammt aus China. Ob<br />
sie sich durchsetzt?<br />
Die Verbeugung<br />
„Namaste“ ist die bekannteste<br />
indische<br />
Grußformel. Sie heißt<br />
„Hallo“, „Guten Morgen“,<br />
„Guten Tag“, „Guten<br />
Abend“. Die Hände<br />
werden wie beim Gebet<br />
vor dem Brustkorb<br />
gefaltet, Rumpf und<br />
Kopf sind leicht geneigt.<br />
Die Krisen-Tipps der „Risikogruppe“: S. 66/67 ➡
Wohlfühlen<br />
Wie die<br />
über 60-Jährigen<br />
die Krise meistern<br />
In Zeiten von Corona ist immer von „den Älteren“ die Rede, die zur Risikogruppe gehören.<br />
Experten sagen jedoch: Es gibt sie nicht, die eine Gruppe der „Alten“. My Life hat Menschen zwischen<br />
61 und 86 gefragt, wie sie die letzten Monate erlebt haben – und erstaunliche Antworten erhalten<br />
Es gibt<br />
immer eine<br />
Alternative<br />
Lange an einem<br />
Ort zu bleiben, sei<br />
<strong>für</strong> sie ungewohnt,<br />
sagt Sabine Heyd-<br />
Kayser. „Normalerweise<br />
verreise ich<br />
mehrmals im Jahr.“<br />
Alternativ ist sie daher<br />
nun per Drahtesel<br />
unterwegs: „Zuletzt<br />
320 Kilometer auf<br />
dem Radweg Berlin-<br />
Kopenhagen bis nach<br />
Warnemünde.“<br />
Sabine Heyd-Kayser,<br />
61, Berlin<br />
→<br />
Vor Corona war Sabine Heyd-Kayser<br />
sieben Wochen lang mit dem Rucksack<br />
durch Afrika gewandert. Der Jakobsweg in<br />
Portugal stand als Nächstes auf ihrem Plan<br />
und über Ostern 2020 wollte sie nach Georgien<br />
fliegen. Es kam anders. Während das öffentliche<br />
Leben nahezu stillstand, blieb die<br />
61-Jährige weiter aktiv: „Ich bin viel auf dem<br />
Fahrrad unterwegs, unter 14 Kilometern täglich<br />
geht bei mir nichts. An manchen Tagen zeigt<br />
mir meine Sportuhr auch schon mal 30 bis 40<br />
Kilometer an“, so die studierte Betriebswirtin.<br />
Ihre sozialen Kontakte schränkte sie auf<br />
dem Höhepunkt der Pandemie jedoch konsequent<br />
ein. Selbst ihren Sohn, der in ihrer Nähe<br />
wohnt, sah die aktive Berlinerin über mehrere<br />
Wochen nicht. „Man muss vorsichtig sein“,<br />
sagt Heyd-Kayser. Und das gilt <strong>für</strong> sie auch<br />
nach dem Ende des Lockdowns. „Ich zähle ja<br />
zur sogenannten Risikogruppe, auch wenn ich<br />
mir diesen Stempel ungern aufdrücken lasse.“<br />
Falsches Etikett. „Risikogruppe“ sei ein Begriff,<br />
der im Zuge der Corona-Krise zu pauschal<br />
genutzt werde, kritisieren in der Tat auch immer<br />
mehr Experten. Oft ist die Rede von „den<br />
Alten“, die Schutz bräuchten. Das Problem:<br />
„Diese eine konkrete Gruppe gibt es nicht“,<br />
sagt Prof. Dr. Hans-Werner Wahl, Psychologe<br />
aus Heidelberg und Direktor des Netzwerks<br />
AlternsfoRschung (NAR). Ältere Menschen<br />
zwischen 60 und 90 Jahren seien sehr verschieden,<br />
körperlich wie mental. „Mir fehlt in<br />
der öffentlichen Debatte eine klare Differenzierung“,<br />
sagt Prof. Wahl.<br />
Das Risiko, schwerer zu erkranken, steige<br />
zwar ab 50 bis 60 Jahren stetig mit dem Alter<br />
an, bedingt durch das schwächer reagierende<br />
Immunsystem. Das Robert Koch-Institut warnt<br />
jedoch auf seiner Webseite, dass sich besonders<br />
Personen mit Vorerkrankungen, gleich<br />
welchen Alters, vor einer Infektion schützen<br />
sollten. Auch Faktoren wie Übergewicht und<br />
Rauchen spielen eine Rolle. Je mehr dieser<br />
Umstände zusammenkommen – z. B. ein hohes<br />
Alter und mehrere Vorerkrankungen – desto<br />
größer wird auch das Risiko eingeschätzt.<br />
Kompetent, gebildet, krisenerprobt<br />
„Das Problem ist komplex, um es einfacher zu<br />
gestalten, wird in öffentlichen Debatten pauschalisiert“,<br />
bestätigt auch Psychologe Prof.<br />
Dr. phil. Andreas Kruse vom Deutschen Ethikrat.<br />
Etwa, wenn von „den Pflegebedürftigen“<br />
und „den Schwachen“ gesprochen werde. Die<br />
Gefahr dabei: Menschen, die fit und gesund<br />
sind, könnten sich abgewertet fühlen. „Wir sehen<br />
aber im Gegenteil, dass es vielen Älteren<br />
gelingt, gut mit der Krise umzugehen“, betont<br />
Psychologe Kruse. „Sie sind kompetent und<br />
gebildet und haben im Laufe ihres Lebens<br />
Techniken entwickelt, um schwierige Situationen<br />
zu bewältigen. Gerade jetzt sollten wir<br />
dieses Potenzial nutzen.“<br />
Und tatsächlich, wer aktuell durch die Fußgängerzonen<br />
der My Life-Standorte Offenburg<br />
und Hamburg schlendert, trifft auf viele<br />
gut gelaunte Ältere, die sich vor allem eines<br />
wünschen: mehr Gelassenheit rundum. „Klar<br />
müssen wir nun alle vorsichtiger sein – aber<br />
66 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
FOTOS: UWE TOELLE/SUPERILLU; CLAUDIA ANGER (4)<br />
alles im Rahmen und mit Verstand“, sagt<br />
Christa G. Seit Corona geht die Mittsiebzigerin<br />
täglich schon um sieben Uhr morgens spazieren<br />
und zum Einkaufen. „Da habe ich meine<br />
Ruhe, treffe kaum Leute.“ An diesem Vormittag<br />
ist sie noch mal los, um sich ein Stück Kuchen<br />
zu kaufen. „Es sind doch auch solche Dinge,<br />
die Freude bereiten.“ Viele der von My Life<br />
Befragten sehen jedoch auch, dass z. B. junge<br />
Familien oder Kleinunternehmer wegen Corona<br />
große Existenzsorgen haben.<br />
Die Maßnahmen der vergangenen Monate<br />
halten sie dennoch alle <strong>für</strong> richtig, eingesperrt<br />
fühlte sich auch während des Lockdowns niemand.<br />
„Wir konnten raus ins Grüne, den blauen<br />
Himmel genießen, der uns in diesem Frühling<br />
so sehr verwöhnt hat, was will man mehr?“,<br />
fragt Else Führmann, die sich nach den Lockerungen<br />
nun freut, wieder mit ihrer großen Familie<br />
zusammen sein zu können. „Die halten<br />
mich zusätzlich fit“, lacht die 81-Jährige.<br />
Es kommt auf das Gesamtbild an<br />
In den Pflege- und Altenheimen sah die Lage<br />
auf dem Höhepunkt der Pandemie allerdings<br />
anders aus. Das Virus konnte sich dort oft ungehindert<br />
verbreiten. Die Sterberate unter den<br />
infizierten Bewohnern war hoch. Bundesfamilienministerin<br />
Franziska Giffey warnte: „Ältere<br />
und Menschen mit Vorerkrankungen brauchen<br />
jetzt die Solidarität aller Generationen.“<br />
Zu dieser Solidarität gehöre jedoch auch die<br />
richtige Kommunikation, kritisiert Prof. Hans-<br />
Werner Wahl. „Es muss das Gesamtbild gezeigt<br />
werden: Bloß vier Prozent der über 65-Jährigen<br />
in Deutschland wohnen in Pflegeeinrichtungen.“<br />
Der Rest der insgesamt rund 18 Mio.<br />
Menschen, die über 65 sind, lebe nach wie vor<br />
zu Hause.<br />
Gute Ratgeber. Mehr noch: „Menschen im<br />
Rentenalter sind ein wichtiger Bestandteil der<br />
Gesellschaft“, so Prof. Wahl. „Viele von ihnen<br />
engagieren sich zum Beispiel in sozialen Organisationen<br />
wie der Tafel.“ Oder sie passen auf<br />
die Enkel auf. Selbst als dies auf dem Höhepunkt<br />
der Kontaktbeschränkungen kaum noch<br />
möglich war, wurde deutlich, wie wichtig<br />
Großeltern sind: Bei vielen vollbeschäftigten<br />
Elternpaaren kam es zu Stress und Überforderung.<br />
„Die Älteren konnten ihnen, z. B. in Gesprächen<br />
am Telefon, viele Ängste nehmen“,<br />
sagt Psychologe Wahl, „denn sie haben in der<br />
Regel schon einige Krisen überstanden.“<br />
Im Gegenzug zeigen Studien, dass der generationsübergreifende<br />
Austausch bei Älteren<br />
zu einem facettenreichen und damit auch gesünderen<br />
Leben führen kann. „Mein persönliches<br />
Highlight der Corona-Krise sind die Tele-<br />
Wenn man den blauen Himmel sieht,<br />
kann man doch nur glücklich sein<br />
Für Else Führmann ist das Glas immer halb voll. Auch<br />
während des Lockdowns war sie daher in erster Linie<br />
dankbar, dass sie gesund war – und es zum Glück<br />
auch blieb. „Ich wandere gern und ging vor Corona<br />
regelmäßig in die Muckibude – was mein Enkel toll<br />
findet.“ Während der Kontaktbeschränkungen war<br />
es <strong>für</strong> die lebenslustige Frau aus Bochum dann eben der Frühsport in den<br />
eigenen vier Wänden, der sie fit hielt. „Trotzdem freue ich mich, dass ich<br />
jetzt endlich wieder mit meiner großen Familie unterwegs sein kann.“<br />
Else Führmann, 81, Bochum<br />
Mein Motto: immer Optimist!<br />
Heinz Schmid aus Freudenstadt fährt schon länger<br />
kein Auto mehr und ist nur noch zu Fuß unterwegs.<br />
Aus dem Haus kommt er daher auch seltener. Aus<br />
diesem Grund haben ihn die Ausgangsbeschränkungen<br />
zu Beginn der Corona-Krise nicht sehr in seinem Alltag<br />
beeinträchtigt. Der 86-Jährige hat als Kind zudem den<br />
Zweiten Weltkrieg miterlebt, was ihn bis heute prägt.<br />
Sein „Überlebens-Tipp“ – auch in der aktuellen Krisenzeit – lautet darum:<br />
„Egal, was die anderen denken, bleiben Sie immer gut drauf.“<br />
Heinz Schmid, 86, Freudenstadt<br />
Es ist schön zu sehen, wie Menschen<br />
in der Krise aufeinander aufpassen<br />
Bei allen Ängsten und Unsicherheiten, die die Corona-<br />
Krise auf ihrem Höhepunkt <strong>für</strong> jeden Einzelnen mit sich<br />
brachte – <strong>für</strong> Irene Fischer hatte sie auch eine positive<br />
Überraschung im Gepäck: „Dass nicht jeder bloß nach<br />
sich selbst geschaut hat. Man hat sich zusammengetan.<br />
Alles ist menschlicher geworden.“ Der 80-Jährigen<br />
aus Untersteinbach liegt daher eines sehr am Herzen: „Dass dieser soziale<br />
Zusammenhalt über die Pandemiezeit hinaus erhalten bleibt.“<br />
Irene Fischer, 80, Untersteinbach (bei Schwäbisch Hall)<br />
Ich habe beim Spazierengehen<br />
und Radfahren neue Kraft getankt<br />
Roland Balz schwärmt von den leeren Straßen während<br />
der Ausgangssperre, die er <strong>für</strong> ausgedehnte<br />
Spaziergänge und Touren mit seinem Fahrrad genutzt<br />
hat. Den Entzug von seinen Enkelkindern und Freunden<br />
fand der 73-Jährige aus Offenburg dagegen<br />
schrecklich. Umso mehr freute er sich über die Lockerungen<br />
der Kontaktsperre. „Es war sehr schön, die Kleinen wiederzusehen.“<br />
Roland Balz, 73, Offenburg<br />
fonate mit meinen Töchtern“, erzählt Sabine<br />
Heyd-Kayser. „Die beiden leben in London,<br />
und haben immer viel zu tun. Doch nun backen<br />
wir sogar ab und an gemeinsam per Videoanruf.<br />
Dieses schöne Familienritual wollen wir<br />
auch in Zukunft beibehalten.“<br />
❰<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
67
Leben<br />
Lieblingsplätze <strong>für</strong> lauschige Stunden<br />
Willkommen in<br />
der Freiluft-Oase!<br />
Seit Corona ist unsere Welt kleiner geworden. Garten, Balkon und Terrasse sind da<br />
die idealen Rückzugsorte. So machen Sie es sich draußen richtig gemütlich<br />
Romantisch<br />
Unter Apfelbäumen, neben<br />
Hortensienbüschen und mit<br />
Streublumenkissen bieten<br />
Bank und Sessel in Rattan-<br />
Optik einen herrlichen Anblick.<br />
Gartenbank „Tilda“, 133 x<br />
77,5 cm, 399 €; Outdoor-<br />
Kissen „Flor“, 30 x 50 cm,<br />
15,99 €, Maisons du Monde
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
69
Robuste Klassiker<br />
An den Akazienholz-Möbeln haben<br />
Sie lange Freude, denn sie sind zeitlos,<br />
wetterfest und kombinationsstark.<br />
Unser Tipp: einmal im Jahr lasieren.<br />
Tisch „Somerset“, 150 x 75 x 90 cm,<br />
269 €, WestwingNow<br />
Lese-Ecke<br />
Erschaffen Sie einen Ort der Gemütlichkeit und<br />
Ruhe. Mit dem Stuhl aus indonesischem<br />
Teakholz gelingt das auch im Handumdrehen<br />
auf kleinen Balkonen. Exotisches Flair verleihen<br />
Kissen in Dschungeloptik. Stuhl „Clyton“,<br />
62 x 57 x 85 cm, 148,90 €; Kissenhülle „Kinga“,<br />
in vier Größen, 43 x 43 cm, 13,90 €, Dekoria<br />
Kleine<br />
Auszeit<br />
Geschwungene<br />
Formen und florale<br />
Ornamente geben<br />
der Bank aus Eisen<br />
ein französisches<br />
Flair. Da schmeckt<br />
der Café au Lait<br />
gleich viel besser.<br />
Bank „Terrace Hill“,<br />
109 x 56 x 96 cm,<br />
179 €, Butlers<br />
FOTOS: PR (7)<br />
70 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Langmachen<br />
Für ein kurzes<br />
Nickerchen oder<br />
eine ausgedehnte<br />
Ruhepause ist<br />
eine Holzliege mit<br />
ausziehbarem Tisch<br />
ideal. Der bietet<br />
auch genug Platz<br />
<strong>für</strong> eine kühle<br />
Erfrischung. Und<br />
wenn die Sonne<br />
weiterzieht, rollen<br />
wir ihr hinterher!<br />
Ähnl. Roll-Sonnenliege<br />
„Eukalyptus“,<br />
Rücken- und Fußteil<br />
verstellbar, Ablage<br />
<strong>für</strong> links und rechts,<br />
55 x 76 x 194 cm,<br />
199,99 €, Obi<br />
Gute Stube<br />
Auf dem dick gepolsterten Sofa<br />
sitzt man wie im Wohnzimmer.<br />
Der Stoff ist wasserabweisend<br />
und die dezente Farbe lässt sich<br />
mit bunten Kissen immer wieder<br />
neu dekorieren. Serie „Havsten“:<br />
2er-Sofa, 164 x 94 x 90 cm, 360 €;<br />
Sessel, 83 x 94 x 90 cm, 229 €, Ikea<br />
Pflanzspaß<br />
Auf Treppchen und Tischen arrangieren wir neben Kräutern und Pflanzen<br />
auch Kerzen und Deko – so macht Gärtnern Groß und Klein Freude. Ähnl.<br />
Tabletttisch „Bambus“, 63,5 x 55 x 35 cm, 24,90 €, von Relaxdays über Rewe
Zeitgeschehen<br />
Faktencheck:<br />
Apotheken-Legenden<br />
Zu zahlreich, zu einseitig und überteuert: Beim Thema Apotheke halten sich<br />
in Deutschland viele Vorurteile hartnäckig. Sieben Beispiele – und was wirklich stimmt<br />
➊ Es gibt in Deutschland<br />
zu viele Apotheken<br />
Die Legende: Allgemein gilt in Deutschland<br />
die Meinung: „Wir haben zu viele<br />
Apotheken. An jeder Straßenkreuzung<br />
trifft man auf mindestens eine.“<br />
Die Fakten: In der Europäischen Union<br />
versorgt jede Apotheke statistisch betrachtet<br />
durchschnittlich 3 200 Einwohner.<br />
In Deutschland liegt dieser<br />
Wert (Stand: 2018) bei knapp 4 230 Einwohnern,<br />
also bei gut 32 Prozent mehr<br />
als im EU-Durchschnitt. Angesichts der<br />
demografischen Entwicklung und des<br />
damit verbundenen höheren Arzneimittelbedarfs<br />
wird es immer wichtiger, dass<br />
die Arzneimittel zum richtigen Zeitpunkt<br />
und in entsprechender Dosis<br />
eingenommen sowie Neben- und Wechselwirkungen<br />
frühzeitig und korrekt<br />
eingeschätzt werden. Hier werden Apotheken<br />
künftig noch mehr Verantwortung<br />
als bisher zu übernehmen haben.<br />
➋ Der Apotheker ist nur<br />
ein „Schubladenzieher“<br />
Die Legende: Viele Patienten und <strong>Kunden</strong><br />
sehen meist nur, wie Apotheker<br />
und Apothekenmitarbeiter Arzneimittel<br />
aus langen Schubladen ziehen. Daher<br />
setzen sie diese Tätigkeit oft mit der<br />
Hauptaufgabe einer Apotheke gleich.<br />
Die Fakten: Die öffentliche Apotheke<br />
ist kein Geschäft wie jedes andere.<br />
Arzneimittel bedürfen als „Ware der<br />
besonderen Art“ des akademisch ausgebildeten<br />
Sachverwalters, also des unabhängigen<br />
Apothekers. Er muss da<strong>für</strong><br />
sorgen, dass die Apotheke unter Beachtung<br />
aller geltenden Vorschriften geführt<br />
wird. Dabei wird die flächendeckende<br />
Versorgung der Bevölkerung<br />
mit Arzneimitteln rund um die Uhr an<br />
365 Tagen im Jahr von den öffentlichen<br />
Apotheken und deren kompetenten<br />
Mitarbeitern sichergestellt. Zentral ist<br />
➍ Apotheken sind verantwortlich<br />
<strong>für</strong> hohe Arzneimittelpreise<br />
Die Legende: Die Preise <strong>für</strong> pharmazeutische<br />
Produkte sind bei uns zu hoch<br />
– das liegt an den Apotheken selbst.<br />
Die Fakten: Apotheken sind nicht die<br />
Kostentreiber bei den Arzneimittelausgaben.<br />
Die <strong>Ausgabe</strong>n der gesetzlichen<br />
Krankenkassen (GKV) <strong>für</strong> Arzneimittel<br />
resultieren zum größten Teil aus der<br />
ärztlichen Verordnung verschreibungspflichtiger<br />
Fertigarzneimittel. Im Jahr<br />
2018 machten diese immerhin 84,4 Prodabei<br />
die Informations- und Beratungspflicht:<br />
D. h., der Apotheker und seine<br />
Mitarbeiter müsssen Arzt und Verbraucher<br />
aus arzneimittelsicherheitsrelevanten<br />
Gründen informieren und<br />
beraten sowie Patienten oder <strong>Kunden</strong><br />
das erforderliche Wissen zur sachgerechten<br />
Anwendung vermitteln.<br />
➌ Die Arzneimittelabgabe macht<br />
den größten Teil der Arbeit aus<br />
Die Legende: Der Auftrag der Vor-Ort-<br />
Apotheken lautet, die ordnungsgemäße<br />
Arzneimittelversorgung der Bevölkerung<br />
sicherzustellen. An erster Stelle ist<br />
der Apotheker also Angehöriger eines<br />
freien Heilberufs – und damit nur seinen<br />
Patienten verpflichtet. Bürokratie<br />
spielt daher in Apotheken stets nur eine<br />
untergeordnete Rolle.<br />
Die Fakten: Bürokratie ist ein echter<br />
Zeitfresser in den Vor-Ort-Apotheken.<br />
Das belegt der sog. Apothekenklima-<br />
Index, den die Bundesvereinigung<br />
Deutscher Apothekerverbände (ABDA)<br />
regelmäßig erhebt. Der Ärger über die<br />
Bürokratie ist bei den Apothekern stetig<br />
gestiegen, 2019 sogar um 4,5 Prozent-<br />
Punkte auf 87,5 Prozent. Jede Minute,<br />
die in der Apotheke in bürokratische<br />
Vorschriften zusätzlich investiert werden<br />
muss, fehlt bei der ordnungsgemäßen<br />
Arzneimittelversorgung der<br />
Patienten. Das frustriert Apotheker und<br />
Mitarbeiter gleichermaßen. Ziel müsste<br />
also der kontinuierliche Bürokratieabbau<br />
sein. Stattdessen sind die Auflagen<br />
<strong>für</strong> Apotheker mit dem durch das Bundeskabinett<br />
beschlossenen Arbeitsprogramm<br />
zum Abbau von Bürokratie noch<br />
weiter gestiegen, u. a. durch erweiterte<br />
Dokumentationspflichten. Dass im<br />
Apothekenalltag Bürokratie dem Patientenwohl<br />
nachgeordnet wird, ist also<br />
unzutreffend – leider.<br />
Hinzu kommt die Problematik der<br />
Lieferengpässe. Diese zählen zu den<br />
größten Belastungen einer Apotheke.<br />
Laut Apothekenklima-Index 2019 der<br />
ABDA gaben über 90 Prozent der befragten<br />
Apothekerinnen und Apotheker<br />
an, dass das Thema Lieferengpässe<br />
eines der größten Ärgernisse im Berufsalltag<br />
und zudem einer der größten<br />
Zeitfresser sei. Denn die Hintergründe<br />
der Problematik sind den meisten Patienten<br />
und <strong>Kunden</strong> nicht bewusst. Das<br />
bedeutet <strong>für</strong> die Apotheke maximalen<br />
Beratungs- und Informationsaufwand.<br />
72 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
FOTO: IMAGO<br />
zent aller zulasten der GKV abgegebenen<br />
Packungen aus. Ihr Anteil im Apothekenumsatz<br />
betrug sogar 86,5<br />
Prozent. Diese Fertigarzneimittel unterliegen<br />
in Deutschland immer noch der<br />
Arzneimittelpreisverordnung. Sie stellt<br />
sicher, dass ein bestimmtes verschreibungspflichtiges<br />
Arzneimittel bundesweit<br />
in allen Apotheken dasselbe kostet.<br />
Des Weiteren gibt es verschreibungspflichtige<br />
Nicht-Fertigarzneimittel, z. B.<br />
Rezepturen und bestimmte Impfstoffe,<br />
<strong>für</strong> die der Verordnungsgeber einheitliche<br />
Preise festgesetzt hat – oder <strong>für</strong> die<br />
feste Preise zwischen Krankenkassen<br />
und Apothekern vereinbart wurden.<br />
Addiert man diese in aller Regel verschreibungspflichtigen<br />
(Spezial-)Rezepturen<br />
zu den Fertigarzneimitteln, vergrößert<br />
sich der genannte Umsatzteil<br />
auf über 95 Prozent. Das heißt: Bei weniger<br />
als fünf Prozent der in der Apotheke<br />
erhältlichen Arzneimittel kann<br />
der Apotheker den Preis frei festlegen.<br />
➎ Arzneimittel sind hierzulande so<br />
teuer, weil die Apotheker auch noch<br />
an der Rezeptgebühr verdienen<br />
Die Legende: Rezeptzuzahlungen, wie<br />
sie u. a. in der Apotheke erhoben werden,<br />
wandern direkt in die Tasche der<br />
Apotheker. Der fällige Beitrag der Versicherten<br />
pro verordnetem Medikament<br />
steigert den Gewinn der Apotheke<br />
also über den Erstattungsbetrag der<br />
Krankenkassen hinaus.<br />
Die Fakten: Die Apotheke fungiert als<br />
Inkassounternehmen <strong>für</strong> die gesetzlichen<br />
Krankenkassen (GKV) und zieht<br />
diese Rezeptgebühr in deren Auftrag<br />
vom Patienten ein. Das heute gültige<br />
Grundprinzip der Zuzahlung geht auf<br />
das GKV-Modernisierungsgesetz von<br />
2004 zurück. Demnach müssen die<br />
Versicherten 10 vom Hundert des Abgabepreises,<br />
mindestens jedoch 5 und<br />
höchstens 10 Euro je Packung an die<br />
Apotheken zahlen – allerdings jeweils<br />
nicht mehr als die Kosten des Mittels.<br />
Die so eingezogene Gebühr muss die<br />
Apotheke vollständig an die jeweilige<br />
Krankenkasse abgeben.<br />
➏ Arzneimittel sind im Ausland<br />
deutlich billiger – schuld sind die<br />
deutschen Apotheken<br />
Die Legende: Viele Reisende schwärmen<br />
nach der Rückkehr aus dem Urlaub<br />
von den günstigen Arzneimittelpreisen<br />
im Ausland und beklagen sich über die<br />
hiesigen „Apothekerpreise“.<br />
Die Fakten: Ohne Zweifel können Medikamente<br />
im Ausland günstiger sein.<br />
Doch manche Schnäppchen gibt es<br />
nicht ohne Risiken, da der Erwerb von<br />
Arzneimitteln im Ausland rechtliche,<br />
aber vor allem gesundheitliche Gefahren<br />
mit sich bringen kann. Oftmals sind<br />
dort erworbene, namensgleiche beziehungsweise<br />
gleich aussehende Medikamente<br />
nicht mit den heimischen Arzneimitteln<br />
identisch.<br />
Hinzu kommen unterschiedlich hohe<br />
Mehrwertsteuersätze auf pharmazeutische<br />
Produkte. Deutschland zählt zu<br />
den wenigen EU-Ländern, in denen Arzneimittel<br />
mit dem vollen Mehrwertsteuersatz<br />
belegt werden. In anderen<br />
Ländern gelten verringerte Sätze oder<br />
sogar eine Steuerbefreiung bestimmter<br />
Mittel. Würde in Deutschland ein ermäßigter<br />
Steuersatz von sieben Prozent<br />
auf rezeptpflichtige Produkte greifen,<br />
wäre jedes Arzneimittel um mehr als<br />
zehn Prozent preiswerter …<br />
Die Apotheker-Margen <strong>für</strong> verschreibungspflichtige<br />
Arzneimittel sind gesetzlich<br />
festgelegt. Ein Beispiel zur Verdeutlichung:<br />
Bei einem hochpreisigen<br />
Arzneimittel von 4 000 Euro entfallen<br />
3 219 Euro auf den Hersteller und exakt<br />
38,50 Euro auf den Großhandel. Auf die<br />
Apotheke entfallen 104 Euro und auf<br />
die Mehrwertsteuer rund 639 Euro, also<br />
mehr als das Sechsfache der Apotheken-<br />
Marge. Somit ist die Handelsspanne der<br />
Apotheken gerade bei teuren Medikamenten<br />
eher gering.<br />
Übrigens: Der Begriff „Apothekerpreis“<br />
stammt aus dem Mittelalter. Er bezeichnete<br />
nicht etwa überteuerte, sondern gerade<br />
besonders exakt berechnete Preise.<br />
➐ Der Versandhandel<br />
ist billig und sicher<br />
Die Legende: Der Kauf eines Arzneimittels<br />
über das Internet ist aus Sicht<br />
vieler Verbraucher nicht nur billiger als<br />
der Kauf des identischen Arzneimittels<br />
in einer stationären Apotheke, sondern<br />
auch genauso sicher. Diese Einschätzung<br />
ist u. a. auf positive Online-Kauferfahrung<br />
bei anderen Waren zurückzuführen:<br />
Das Internet hat sich in der<br />
Wahrnehmung der Käufer als Vertriebskanal<br />
bewährt.<br />
Die Fakten: Schätzungen der WHO zufolge<br />
ist jedes zweite Präparat, das über<br />
illegale Versender im Internet gekauft<br />
wird, gefälscht. Die Einnahme solcher<br />
Mittel kann lebensbedrohlich sein.<br />
Produkte unseriöser Anbieter enthalten<br />
mitunter zu wenig oder zu viel<br />
Wirkstoffe, andere Lösungsmittel, giftige<br />
Substanzen. Oft sind auch Verfallsdaten,<br />
Verpackung und Beipackzettel<br />
etc. gefälscht. Das Problem: Nicht immer<br />
lassen sich seriöse von unseriösen Online-Anbietern<br />
unterscheiden.<br />
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein<br />
Verbraucher in der Vor-Ort-Apotheke<br />
ein gefälschtes Präparat erhält, geht<br />
dagegen gegen null: Seit Einführung<br />
des Fälschungsschutzes securPharm<br />
Anfang 2019 muss auf allen Arzneimittelpackungen<br />
ein Barcode aufgedruckt<br />
werden, der eine genaue Rückverfolgung<br />
des Medikaments ermöglicht.<br />
Durch strengste Kontrollen in den<br />
Apotheken wird erreicht, dass es so gut<br />
wie keine Fälschungen gibt – und auf<br />
diese Weise eine größtmögliche Arzneimittelsicherheit<br />
gewährleistet.<br />
Insgesamt sind die Leistungen der<br />
Vor-Ort-Apotheke deutlich breiter aufgestellt<br />
als die des Versandhandels.<br />
Erstere versorgen Patienten mit den<br />
benötigten Medikamenten gleich nach<br />
dem Arztbesuch oder bei temporärer<br />
Nicht-Verfügbarkeit wenige Stunden<br />
später. Dabei unterliegen sie dem sog.<br />
Kontrahierungszwang: Anders als Arzneimittelversender<br />
sind Vor-Ort-Apotheken<br />
nämlich gesetzlich verpflichtet,<br />
ein verschriebenes Mittel, sofern auf<br />
dem Markt verfügbar, <strong>für</strong> ihren <strong>Kunden</strong><br />
zu beschaffen.<br />
Vor allem vor dem Hintergrund zunehmender<br />
Lieferengpässe führen Apotheken<br />
täglich viele Telefonate mit Herstellern,<br />
Großhändlern und Arztpraxen,<br />
damit Patienten optimal versorgt werden.<br />
Zudem organisieren sie einen flächendeckenden<br />
Nacht- und Notdienst,<br />
sodass im Akutfall die Zeit bis zur Öffnung<br />
der Arztpraxis überbrückt werden<br />
kann. Last, but not least: Im Schnitt<br />
schließt inzwischen alle 25 Stunden<br />
eine Apotheke. Da der Versandhandel<br />
viele Leistungen nicht übernehmen<br />
kann oder möchte, stellt diese Entwicklung<br />
eine grundsätzliche Gefährdung<br />
der flächendeckenden Arzneimittelversorgung<br />
rund um die Uhr dar. ❰<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
73
Gesundheit<br />
→<br />
Sommerzeit ist Schweißzeit.<br />
Das ist zwar etwas unangenehm,<br />
aber notwendig, damit der Körper seine<br />
Temperatur regulieren kann. Doch<br />
obwohl er meistens automatisch und<br />
hervorragend funktioniert, ist sein<br />
Kühlmechanismus mit reichlich Vorurteilen<br />
belegt. My Life beleuchtet einige<br />
Fakten – und Mythen.<br />
! Schwitzen ist generell gesund<br />
Stimmt. Schwitzen ist quasi eine<br />
„körpereigene Klimaanlage“, die da<strong>für</strong><br />
sorgt, dass die Körpertemperatur konstant<br />
auf 37 °C gehalten wird. Die<br />
Schweißdrüsen geben Flüssigkeit aus<br />
dem Bindegewebe und den Lymphgefäßen<br />
ab. Sie verdunstet auf der Hautoberfläche<br />
und kühlt sie dabei. Es ist<br />
ein technisch perfektes System, das die<br />
Natur eingerichtet hat. Ohne Schweiß<br />
würde der Körper überhitzen, der gesamte<br />
Organismus nach und nach zusammenbrechen.<br />
Bei Wärme weiten<br />
sich zunächst die kleinen Blutgefäße,<br />
es strömt mehr Blut hindurch. Doch<br />
dann fließt zu wenig durch die großen.<br />
So bekommen die Organe nicht mehr<br />
genügend Sauerstoff und Nährstoffe,<br />
die ja mit dem Blut dorthin transportiert<br />
werden.<br />
! Wer viel schwitzt, ist krank<br />
Das kann man so nicht sagen. Ob jemand<br />
viel oder wenig schwitzt, ist genetisch<br />
bedingt und lässt sich daher<br />
auch nur wenig beeinflussen. „Darüber<br />
hinaus gibt es aber tatsächlich Erkrankungen<br />
und Faktoren, wie Hormonschwankungen<br />
oder Übergewicht,<br />
die Schwitzen stark beeinflussen können“,<br />
erklärt die Potsdamer Dermatologin<br />
Dr. Tanja C. Fischer. Rund zehn<br />
Prozent der Menschen wiederum leiden<br />
an einer Hyperhidrose, so lautet<br />
der Fachbegriff <strong>für</strong> eine übermäßige<br />
Schweißproduktion.<br />
Helfen kann die sogenannte Iontophorese.<br />
Dabei werden Hände und<br />
Füße regelmäßig in Wasser getaucht,<br />
durch das Gleichstrom fließt. Das mindert<br />
die Aktivität von Schweißdrüsen.<br />
Außerdem ist Botox eine Waffe gegen<br />
extremes Schwitzen. Es kann unter die<br />
Haut von Achseln, Hand und Fußinnenflächen<br />
gespritzt werden und blockiert<br />
die Nervenimpulse, welche die<br />
Schweißdrüsen aktivieren.<br />
Abkühlung erwünscht Sahara-Sommer nehmen auch bei uns zu. Damit der Organismus<br />
die Hitze bewältigt, hat die Natur ein perfektes körpereigenes System geschaffen<br />
Hitze-Mythen<br />
auf dem Prüfstand<br />
Bei über 30 °C ist Schwitzen nicht nur gesund, sondern<br />
lebenswichtig. Doch zu dem Thema sind viele Halbwahrheiten<br />
in Umlauf. My Life klärt auf und sagt, wie Sie cool bleiben<br />
! Schwitzen ersetzt Bodylotion<br />
Stimmt. Es ist zwar unangenehm, aber<br />
die Haut wird durch Schwitzen schön.<br />
„Verstopfte Poren öffnen sich, das tut<br />
unreiner Haut gut. Außerdem enthält<br />
Schweiß körpereigene Lipide, die unsere<br />
Haut geschmeidig machen und sie<br />
vor dem Austrocknen schützen“, erklärt<br />
die Dermatologin.<br />
! Schweiß riecht schlecht<br />
Stimmt nicht! Wir haben zwei verschiedene<br />
Arten von Schweißdrüsen.<br />
Die sogenannten ekkrinen Drüsen sind<br />
über den ganzen Körper verteilt. Ihre<br />
Aufgabe ist die Regulierung der Tem<br />
peratur. Sie sondern dünnflüssigen<br />
Schweiß ab, der nach nichts riecht, da<br />
er sich in der Hauptsache aus Wasser<br />
und Salz zusammensetzt.<br />
Der typische, als unangenehm empfundene<br />
Geruch entsteht erst durch die<br />
Bakterien, die ganz normal bei jedem<br />
Menschen auf der Haut leben. Die anderen,<br />
apokrinen Schweißdrüsen, auch<br />
Duftdrüsen genannt, kommen lediglich<br />
in der Achselhöhle, an den Brustwarzen<br />
sowie im Genitalbereich vor. Sie<br />
werden erst in der Pubertät gebildet.<br />
Ihr Schweiß ist milchig und mit Pheromonen<br />
(Duftstoffe, die u. a. das Sexualverhalten<br />
beeinflussen) angereichert.<br />
74 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
! Durch Schwitzen verliert man an Gewicht<br />
Stimmt leider nicht! Fett oder andere Stoffe, die mit<br />
dem Abnehmen verbunden sind, werden beim Schwitzen<br />
kaum abgegeben. Schweiß besteht schließlich zu<br />
99 Prozent aus Wasser, das beim nächsten Trinken<br />
dem Körper wieder zugeführt wird.<br />
Dieser Text<br />
zeigt evtl. Probleme<br />
beim<br />
Text an<br />
Alzheimer?<br />
Shönht<br />
v inn!<br />
FOTO: PLAINPICTURE ILLUSTRATION: SCIENCE PHOTO LIBRARY<br />
! Mit zunehmendem Alter schwitzt man weniger<br />
Richtig. Denn im Laufe des Lebens altern auch die<br />
Schweißdrüsen. Ihre Aktivität nimmt kontinuierlich<br />
ab. Deshalb haben ältere Menschen größere Probleme,<br />
ihre Körpertemperatur zu regulieren, und sollten vor<br />
allem an wärmeren Tagen mehr trinken.<br />
! Bei Männern läuft und perlt es mehr<br />
Stimmt. Das liegt unter anderem daran, dass Männer<br />
eine größere Hautoberfläche haben und daher auch<br />
über mehr Schweißdrüsen verfügen. Im Durchschnitt<br />
sind es 2,5 Millionen, Frauen hingegen haben nur<br />
1,8 Millionen.<br />
! Beim Schwimmen schwitzt man nicht<br />
Falsch! Auch wenn es einem nicht so vorkommen<br />
mag, aber im Wasser kann man genauso stark wie an<br />
Land schwitzen – je nach Anstrengung und Wassertemperatur.<br />
Studien haben etwa gezeigt, dass Wettkampfschwimmer,<br />
die in der Regel bei Wassertemperaturen<br />
von 26 bis 28 Grad Celsius trainieren, 200 bis<br />
zu 500 Milliliter Flüssigkeit pro Stunde verlieren. Dies<br />
passiert jedoch nicht bei Wassertemperaturen unter<br />
20 Grad Celsius. Hier besteht dann eher die Gefahr<br />
einer Unterkühlung.<br />
! Zusätzliche Mineralstoffe sind wichtig<br />
Stimmt. Denn mit dem Schweiß gehen diese verloren.<br />
Damit der Körper nicht schlappmacht, sollten die<br />
Mineralstoffe regelmäßig über die Nahrung ersetzt<br />
werden Zu den wichtigsten gehört Magnesium. Es<br />
spielt eine entscheidende Rolle <strong>für</strong> die Nerven und die<br />
Muskeln. Reichlich davon steckt in Bananen, Nüssen<br />
und Trockenobst. Herz und Gefäße brauchen außerdem<br />
ausreichend Kalium. Es reguliert unter anderem<br />
den Flüssigkeitshaushalt, ist beispielsweise in Avocados<br />
sowie Aprikosen enthalten.<br />
❰<br />
Die Klimaanlage des Körpers<br />
Schweißtropfen<br />
Zusammenspiel Etwa zwei<br />
Millionen Schweißdrüsen<br />
(gelb) sind über den Körper<br />
verteilt. Den Befehl zum<br />
Schwitzen erteilt das Temperaturzentrum<br />
im Gehirn. Steigt<br />
die Körpertemperatur über<br />
37 °C, schaltet es sich ein und<br />
befiehlt den Schweißdrüsen,<br />
Flüssigkeit herzustellen.<br />
S120<br />
Schon heute leiden rund<br />
1,2 Millionen Menschen an<br />
der Alzheimer-Krankheit.<br />
Tendenz steigend. Deshalb<br />
ist weitere<br />
Forschung nötig.<br />
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Tiere<br />
Sicherheit Sind die<br />
Vierbeiner gesund,<br />
freut sich der Mensch.<br />
Umso wichtiger, jetzt<br />
über mögliche Gefahren<br />
informiert zu sein<br />
Gut zu wissen!<br />
Das gilt bei Fischen,<br />
Pferden und Vögeln<br />
→<br />
Wie schütze ich mein Tier?<br />
Viele Halter sorgen sich in der Corona-Krise um ihre vierbeinigen<br />
Lieblinge. My Life beantwortet die wichtigsten Fragen<br />
Tierbesitzer sind verunsichert: „Kann<br />
sich mein Vierbeiner mit Corona anstecken?“<br />
Weltweit gibt es zwar bisher nur 15 bekannte<br />
Fälle, in denen außer Hauskatzen auch<br />
Löwen oder Tiger positiv getestet wurden<br />
(Stand: 15. 7. 2020). Vorbeugend hat der Bundesrat<br />
dennoch einer Verordnung zugestimmt,<br />
wonach Haustiere mit Covid-19 künftig den<br />
Veterinärbehörden gemeldet werden müssen.<br />
My Life beantwortet die wichtigsten Fragen<br />
rund um das Thema Ansteckung.<br />
1 Können Hunde oder Katzen sich<br />
mit dem SARS-CoV-2-Virus infizieren<br />
oder es auf Menschen übertragen?<br />
Studien weisen darauf hin, dass Katzen sich<br />
mit SARS-CoV-2 infizieren und andere Katzen<br />
anstecken können. Hunde scheinen weniger<br />
empfänglich <strong>für</strong> eine Infektion zu sein. Belege<br />
<strong>für</strong> eine Übertragung des Virus von Haustieren<br />
auf den Menschen gibt es bisher nicht.<br />
2 Was sind typische Symptome?<br />
In den wenigen bestätigten Fällen waren bei<br />
den betroffenen Tieren Atemwegsprobleme<br />
(z. B . Niesen, Schnarchen, Luftnot) ein Hinweis<br />
auf eine Ansteckung mit SARS-CoV-2.<br />
3 Was bringt die neue Verordnung?<br />
Ziel ist es, eine bessere Übersicht über das<br />
Vorkommen und die Ausbreitung der Krankheit<br />
bei Tieren zu erhalten.<br />
4 Muss ich mein Tier testen lassen?<br />
Eine Pflicht, zum Tierarzt zu gehen, wenn<br />
Hund oder Katze schlecht Luft bekommen,<br />
gibt es nicht. Tierärzte und Labore allerdings<br />
müssen diagnostizierte Fälle den Behörden<br />
melden. Bei der Untersuchung können Abstriche<br />
von der Rachen-, der Nasenschleimhaut<br />
oder – falls andere Proben nicht genommen<br />
werden können – Kot verwendet werden.<br />
5 Was tun, wenn der Test positiv ist?<br />
Vermeiden Sie direkten Kontakt wie Küsse,<br />
Schmusen und Umarmungen. Denn die Viren<br />
können offenbar am Fell oder an den Schleimhäuten<br />
anhaften. Vor und nach jedem Kontakt<br />
sollten die Hände gründlich gewaschen und<br />
desinfiziert werden. Lassen Sie die Tiere nicht<br />
ins Badezimmer, in die Küche oder auf Bett<br />
und Couch – und nicht nach draußen, auch<br />
wenn das bei Freigängern schwierig ist.<br />
6 Können Menschen Tiere anstecken?<br />
Personen, die an Covid-19 erkrankt sind, sollten<br />
möglichst keinen engen Kontakt zu Haustieren,<br />
insbesondere zu Katzen und Frettchen,<br />
haben. Vierbeiner, die mit dem Erkrankten im<br />
selben Haushalt leben und daher wahrscheinlich<br />
dem Virus ausgesetzt waren, sollten während<br />
der häuslichen Isolierung des infizierten<br />
Menschen im Haushalt bleiben. Am besten<br />
kümmert sich ein nicht erkranktes Haushaltsmitglied<br />
um den vierbeinigen Liebling. ❰<br />
❱ Fische: Wer regelmäßig<br />
die Hände<br />
desinfiziert, kann sein<br />
Aquarium weiter wie<br />
gewohnt versorgen.<br />
Vorsicht: Bevor Zierfisch-Freunde<br />
ins<br />
Aquarium greifen,<br />
sollten ihre Hände<br />
aber frei von chemischen<br />
Rückständen<br />
jeglicher Art sein. Um<br />
die Wasserwerte<br />
nicht zu beeinflussen,<br />
Hände und Arme nur<br />
gründlich mit klarem<br />
Wasser abspülen.<br />
❱ Tiere in der Landwirtschaft<br />
sowie<br />
Pferde: Schweine<br />
und Hühner können<br />
nach aktuellen Erkenntnissen<br />
weder an<br />
Covid-19 erkranken<br />
noch das Coronavirus<br />
übertragen. Das<br />
gilt offenbar auch <strong>für</strong><br />
Meerschweinchen,<br />
Hamster, Wellensittiche,<br />
Pferde oder Tiere<br />
im Terrarium.<br />
❱ Frettchen: Diese<br />
sind empfänglich <strong>für</strong><br />
das Virus, das zeigen<br />
Studien des FLI<br />
(Friedrich-Loeffler-<br />
Institut). Sie können<br />
das Virus vermehren<br />
und auf Artgenossen<br />
übertragen, entwickelten<br />
jedoch bei<br />
Versuchen keine<br />
Krankheitssymptome.<br />
Erkranken Halter, sollten<br />
sie engen Kontakt<br />
zum Tier meiden.<br />
FOTO: ISTOCK<br />
76 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Leser fragen – Apotheker antworten<br />
Die große My Life-Sprechstunde: Drei kompetente Pharmazeuten geben Rat<br />
Ratgeber<br />
Heide Schulz<br />
Torgau<br />
Andreas Kronsbein<br />
Holte-Stuckenbrock<br />
Kerstin Heimen<br />
Biedenkopf<br />
❱ Stimmt es, dass man die Haut nach<br />
einem Insektenstich sofort kühlen soll?<br />
Beatrice M., Aachen<br />
❱ Was versteht man eigentlich unter<br />
vaskulärem Schwindel?<br />
Marietta A., München<br />
❱ Als Herzschwäche-Patient macht mir<br />
die Sommerhitze zu schaffen. Warum?<br />
Werner H., Dormagen<br />
FOTOS: SHUTTERSTOCK; PR (3)<br />
Heide Schulz: Mit dem Stich gelangt<br />
der Speichel des Insekts in unseren<br />
Körper. Enthaltene Eiweiße bewirken<br />
eine Ausschüttung des Allergie-Botenstoffs<br />
Histamin. Das führt zu Schwellung,<br />
Rötung und Juckreiz. Hier hilft in<br />
der Tat eine sofortige Kühlung, z. B. per<br />
Eiswürfel, Kühlgel oder Essigumschlag.<br />
Dadurch wird die Durchblutung der<br />
betreffenden Stelle vermindert und die<br />
Ausbreitung der auslösenden Stoffe<br />
verringert. Nachteil: Es hilft oft nur, solange<br />
die Kühlung anhält.<br />
Schon zu Goethes Zeiten wusste<br />
man: „Zu Gleichem Gleiches, was auch<br />
einer leide, – es hilft gewiß“ (aus<br />
„Faust“). Schwellung, Rötung u. Ä. können<br />
daher durch Wärme verhindert<br />
werden. Das ist das Wirkprinzip der<br />
elektrothermischen Stichheiler.<br />
Je früher man sie anwendet,<br />
umso weniger Symptome,<br />
weil der Insektenspeichel<br />
sich nicht verteilen kann.<br />
❱ Hat Magnesium Nebenwirkungen?<br />
Wie hoch sollte die Dosierung sein?<br />
Karl-Heinz W., Zwickau<br />
Heide Schulz: Magnesium ist ein <strong>für</strong><br />
viele Stoffwechselprozesse wichtiger<br />
Mineralstoff. Vergiftungen (Hypermagnesiämie)<br />
sind selten, weil die Nieren<br />
überschüssiges Magnesium abbauen.<br />
Patienten mit einer Niereninsuffizienz<br />
sollten vor einer zusätzlichen Einnahme<br />
unbedingt ihren Arzt um Rat fragen.<br />
Magnesium wirkt in hohen Dosen<br />
wie ein Abführmittel und Durchfall ist<br />
häufig das erste Symptom einer zu hohen<br />
Zufuhr. Darüber hinaus können<br />
Andreas Kronsbein: Unter vaskulärem<br />
Schwindel versteht man Schwindel<br />
und Gleichgewichtsstörungen, die<br />
durch eine verminderte Durchblutung<br />
(daher vaskulär = gefäßbedingt) des<br />
Kopfes hervorgerufen werden. Insbesondere<br />
Ablagerungen in den Arterien<br />
– infolge eines erhöhten Cholesterinspiegels<br />
oder auch durch hohen Blutdruck<br />
begünstigt – sind häufig <strong>für</strong> diese<br />
Art von Schwindel verantwortlich.<br />
Das kann riskante Folgen haben:<br />
Löst sich eine solche Ablagerung, kann<br />
dadurch ein Schlaganfall ausgelöst<br />
werden. Aus diesem Grund sollte jede<br />
Art von Schwindel, die häufiger auftritt,<br />
unbedingt vom Arzt diagnostisch<br />
abgeklärt werden, um Spätfolgen zu<br />
verhindern. Liegt ein gestörter<br />
Blutfluss vor, muss die Behandlung<br />
in Abstimmung mit<br />
einem Neurologen, Kardiologen<br />
und evtl. auch Gefäßspezialisten<br />
erfolgen.<br />
weitere gastrointestinale Symptome<br />
wie Magenverstimmung, Übelkeit, Erbrechen<br />
und Bauchkrämpfe auftreten.<br />
Die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Ernährung<br />
(DGE) empfiehlt eine tägliche<br />
Aufnahme von 300 mg <strong>für</strong> Frauen und<br />
350 mg <strong>für</strong> Männer. Bei Stress, im<br />
Alter, in der Schwangerschaft, bei Leistungssport,<br />
körperlicher Arbeit, Hitze<br />
und durch die Einnahme bestimmter<br />
Arzneimittel kann der Bedarf erhöht<br />
sein. Hier empfiehlt sich die Einnahme<br />
eines Präparats in einer<br />
Dosierung von zwei- bis dreimal<br />
150 mg Magnesium täglich – auch<br />
über einen längeren Zeitraum.<br />
Kerstin Heimen: Bei Hitze wird vermehrt<br />
Wasser über die Haut abgegeben.<br />
Fehlt es dem Körper, macht sich<br />
dies im Blutvolumen bemerkbar. Der<br />
Blutdruck sinkt, es kommt zu Müdigkeit<br />
und Schwindel. Patienten mit<br />
Herzschwäche nehmen zudem Blutdrucksenker<br />
ein. Oft auch Diuretika,<br />
also wassertreibende Tabletten. Dadurch<br />
fehlen dem Körper noch mehr<br />
Wasser und wichtige Elektrolyte wie<br />
Natrium, Kalium und Magnesium. Bei<br />
einem Mangel drohen Herzrhythmusstörungen<br />
und Muskelkrämpfe.<br />
Betroffene sollten Hitze meiden, sich<br />
nicht überanstrengen und luftig kleiden.<br />
Und den vermehrten Flüssigkeitsverlust<br />
durch Trinken ausgleichen – an<br />
heißen Tagen durch ein bis zwei Liter<br />
zusätzlich. Aber Vorsicht! Eine übermäßige<br />
Flüssigkeitszufuhr kann zu einer<br />
Verschlechterung der Herzleistung führen.<br />
Die richtige Trinkmenge kann man<br />
morgens und abends durch tägliches<br />
Wiegen im Auge behalten. Ihr Arzt sagt<br />
Ihnen, ob eine Änderung der Arzneimittel-Dosierung<br />
notwendig ist. Wer<br />
viel schwitzt, braucht zusätzliche Elektrolyte<br />
– fragen Sie Ihren Apotheker!<br />
❱ Sie haben auch ein Anliegen? Dann<br />
schreiben Sie an: My Life-Redaktion,<br />
Stichwort: Sprechstunde, Hubert-Burda-<br />
Platz 1, 77652 Offenburg, oder per E-Mail<br />
an: sprechstunde-<strong>my</strong><strong>life</strong>@burda.com.<br />
Wir behalten uns vor,<br />
eingesandte Fragen, die wir<br />
auch <strong>für</strong> andere Leser<br />
als interessant erachten,<br />
anonymisiert zu<br />
veröffentlichen.<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
77
Rätsel<br />
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angegebene Nummer anrufen<br />
und die Lösung an den oben<br />
genannten Tagen durchgeben.<br />
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und wünschen viel Glück!<br />
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chines.<br />
Weltgesetz<br />
Gedichtform<br />
hochschlagender<br />
Teil<br />
des Feuers<br />
Fluss<br />
zum<br />
Dollart<br />
Rehabilitation<br />
(Kzw.)<br />
Turniertanz<br />
superkurzer<br />
Rock<br />
ion. Insel<br />
geizig<br />
Deutscher<br />
Fußball-<br />
Bund (Abk.)<br />
Mühsal,<br />
Bürde<br />
chem. Z.<br />
<strong>für</strong> Uran<br />
Zahnfüllung<br />
(engl.)<br />
1<br />
alte US-<br />
Goldmünze<br />
Eingebildetheit<br />
23. Buchstabe<br />
des<br />
griech.<br />
Alphabets<br />
Gleichklang<br />
nur der<br />
Vokale am<br />
Versende<br />
Titelfigur<br />
bei Jack<br />
London<br />
eh. pers.<br />
Monarch<br />
englische<br />
Pastete<br />
Stadt<br />
in Westfalen<br />
pflanzliche<br />
Samen<br />
oberer Teil<br />
eines Bergs<br />
Vertragsteil<br />
(Abk.)<br />
Siedlung d.<br />
Turkvölker<br />
kantig,<br />
nicht<br />
rund<br />
Mangel an<br />
klarem Weg<br />
Sohn des<br />
Isaak<br />
deutsch-frz.<br />
TV-Sender<br />
Lavafluss<br />
polnische<br />
Währung<br />
Farbton<br />
Raubfisch<br />
mit Stachel<br />
Schneidewerkzeug<br />
Rasensportler<br />
Arabermantel<br />
akademischer<br />
Grad<br />
<strong>für</strong> Manager<br />
(Abk.)<br />
Wort<br />
der Ablehnung<br />
Gesichtsfalte<br />
Fabrikschornstein<br />
Kunst<br />
(lat.)<br />
eine der<br />
Nordfries.<br />
Inseln<br />
Runddorf<br />
afrikan.<br />
Stämme<br />
Erde (lat.)<br />
altes<br />
Laborgefäß<br />
78 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020<br />
*So geht’s: Lösen Sie das Kreuzworträtsel wie gewohnt. Aus den farbigen Feldern ergeben<br />
sich die Lösungswörter. Diese gelten jeweils <strong>für</strong> die beiden aufgeführten Tage.<br />
Die Lösungen können Sie uns per Telefon oder SMS unter den oben aufgeführten<br />
Nummern mitteilen. Das ist rund um die Uhr möglich – ohne Warteschleife! Jeden<br />
zweiten Tag wartet ein anderer attraktiver Gewinn auf Sie (alle Gewinne sind
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Seenotzeichen<br />
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Regensburg<br />
kleinere<br />
Tür zum<br />
Vorgarten<br />
oder Vorhof<br />
Stadt am<br />
Roten<br />
Main<br />
asiatische<br />
Ölpflanze<br />
relativ<br />
(Abk.)<br />
kleiner<br />
Beitrag<br />
Dusche<br />
(Abk.)<br />
nordische<br />
Totengöttin<br />
Heilverfahren<br />
ethischer<br />
Begriff<br />
äuß. Körperhülle<br />
Fortbewegung<br />
zu Pferde<br />
griech. Gott<br />
eh. bras.<br />
Fußballer<br />
brasilian.<br />
Stadt (Kzw.)<br />
Autokennzeichen<br />
der<br />
Hansestadt<br />
Wismar<br />
alle Nutztiere<br />
eines<br />
Agrarbetriebs<br />
Giftschlange<br />
eh. Abgastest<br />
(Abk.)<br />
Kondition,<br />
körperliche<br />
Verfassung<br />
Stundengebet<br />
Autokz. v.<br />
Ebersberg<br />
munter,<br />
lebhaft<br />
Sichtgerät<br />
<strong>für</strong><br />
U-Boote<br />
Gürtelweite<br />
chem. Z. f.<br />
Kalzium<br />
altgriech.<br />
Philosoph<br />
Sender in<br />
München<br />
Autokz. v.<br />
Lörrach<br />
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RV_15<br />
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5<br />
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Anrufe aus Mobilfunknetzen. Die Teilnahmebedingungen sowie die Datenschutz-<br />
Hinweise finden Sie auf Seite 81. Rätseln Sie gleich los, suchen Sie sich Ihren Traumgewinn<br />
aus und rufen Sie unsere Hotline an oder geben Sie die Lösung per SMS durch.<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
FOTOS: PR (5)<br />
79
Rätsel<br />
Mondnacht<br />
Von Joseph von Eichendorff<br />
Es war, als hätt der Himmel<br />
Die Erde still geküsst,<br />
Dass sie im Blütenschimmer<br />
Von ihm nun träumen müsst.<br />
Die Luft ging durch die Felder,<br />
Die Ähren wogten sacht,<br />
Es rauschten leis die Wälder,<br />
So sternklar war die Nacht.<br />
Und meine Seele spannte<br />
Weit ihre Flügel aus,<br />
Flog durch die stillen Lande,<br />
Als flöge sie nach Haus.<br />
ordentlich,<br />
gut,<br />
gründlich,<br />
solide<br />
Turn- und<br />
Sportverein<br />
(Abk.)<br />
schal<br />
klagende<br />
Töne von<br />
Tieren<br />
nordische<br />
Totengöttin<br />
Lied in<br />
der Oper<br />
Art von<br />
Netzwerk<br />
künstl.<br />
Saphir<br />
zehn<br />
(englisch)<br />
Ruderboot<br />
männlicher<br />
Elternteil<br />
Lösung:<br />
eur. Strom<br />
vergleichsweise<br />
Ehemann<br />
24. griech.<br />
Buchstabe<br />
Kultur,<br />
die Spaß macht<br />
Die schönsten Gedichte, die eindrucksvollsten Lieder,<br />
die besten Geschichten – zum Rätseln und Sammeln<br />
→ Thomas Mann nannte<br />
das Gedicht „Mondnacht“<br />
von Joseph von Eichendorff<br />
die „Perle der Perlen“.<br />
An rühmender Anerkennung<br />
fehlt es dem<br />
um das Jahr 1835 entstandenen<br />
Werk aus der Epoche<br />
der Spätromantik<br />
nicht. Und heute noch berühren<br />
uns die Zeilen aufs<br />
Tiefste. Denn Eichendorff<br />
fasst sehr eindrucksvoll in<br />
Worte, wie das Mondlicht<br />
kleiner Ast<br />
trop. Baumeidechse<br />
amtl. verschließen<br />
chem. Z.<br />
<strong>für</strong> Tellur<br />
Arbeitsgruppe<br />
den Menschen verzaubert<br />
und wie es das Normale in<br />
etwas Wunderbares verwandelt.<br />
Dadurch erzeugt<br />
der Lyriker ein träumerisches<br />
und geheimnisvolles<br />
Stimmungsbild. Mehrfach<br />
wurde das Naturgedicht<br />
vertont. Eine Version von<br />
Robert Schumann stammt<br />
aus dem Jahr 1840.<br />
Rätsel-Lösung: Joseph v.<br />
Eichendorff studierte Jura<br />
u. a. in Heidelberg und …<br />
ägypt. Stadt<br />
unweit<br />
berühmter<br />
Pyramiden<br />
ital. Renaissancemaler<br />
altgriech.<br />
Marktplatz<br />
europ. Bank<br />
(Abk.)<br />
Halbrohr<br />
als Abfluss<br />
Adresse<br />
(Abk.)<br />
Stockwerk,<br />
und<br />
eintöniges<br />
Obergeschoss<br />
kunstloses<br />
Musizieren<br />
Helligkeitsmaß<br />
in der<br />
Bildverarbeitung<br />
Ding (lat.)<br />
Zeichen<br />
<strong>für</strong>: Logarithmus<br />
Beweggrund<br />
franz.-belgischer<br />
Fluss<br />
alte Goldmünze<br />
der USA<br />
seitlich<br />
Italiens<br />
eigener<br />
Name<br />
1 2 3 4 5 6<br />
1<br />
2 5<br />
4<br />
Fluss<br />
durch<br />
Paris<br />
TV-Sender<br />
nicht<br />
außen<br />
6<br />
dt. Sängerin<br />
(Kerstin)<br />
Fluss zum<br />
Dollart<br />
Kurzmitteilung<br />
(Kurzwort)<br />
Heil- und<br />
Zierpflanze<br />
Apothekenangestellte<br />
um Antwort<br />
bitten<br />
3<br />
voller<br />
kleiner<br />
Unebenheiten<br />
Norddeutscher<br />
Rundfunk<br />
(Abk.)<br />
Joseph von<br />
Eichendorff<br />
(1788–1857)<br />
dt. Sagengestalt<br />
z. B.<br />
Eheleute<br />
drei<br />
(ital.)<br />
Staat<br />
im<br />
Baltikum<br />
berufl.<br />
Fachhelferin<br />
wasserdurchtränkt<br />
RV_15<br />
FOTOS: SHUTTERSTOCK; PICTORIAL PRESS LTD/ALAMY<br />
Nilotenstamm<br />
im Sudan<br />
80 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
Sudoku<br />
Füllen<br />
Leicht<br />
Sie die leeren Felder so aus, dass in jeder waag rechten Zeile und<br />
senkrechten Spalte alle Zahlen von 1 bis 9 je einmal stehen. Dabei darf<br />
auch jedes kleine 3x3-Quadrat nur je einmal die Zahlen 1 bis 9 enthalten<br />
Mittel<br />
Schwer<br />
Auflösungen aus Heft 14<br />
Seite 81, Sudoku<br />
Leicht Mittel Schwer<br />
Teilnahmebedingungen<br />
Jeder darf mitspielen, ausgenommen die<br />
Mitarbeiter von Hubert Burda Media,<br />
NOWEDA eG und deren Angehörige. Bei<br />
der Gewinnauslosung sind Rechtsweg und<br />
Barauszahlung (falls nicht anders angegeben)<br />
ausgeschlossen. Eine Teilnahme über<br />
Gewinnspiel(eintragungs)-Services ist nicht<br />
gestattet. Informationen zur Europäischen<br />
Datenschutz-Grundverordnung finden Sie<br />
auf dieser Seite unter Datenschutzinformation<br />
<strong>für</strong> Gewinnspiele.<br />
Seite 80, Kultur-Rätsel<br />
S P M<br />
P I A F F E O S C A R<br />
M I R A K E L I L E<br />
E M P O R N O T A U<br />
E S M O G W O G E<br />
B R U T R E H A A<br />
E H A L I B A N<br />
P U F F I N U N I E<br />
R A I N I E R E R Z<br />
S N E N D U R O<br />
P A S S E N D R E S T<br />
C A T S U M B R E R<br />
H A E S I N A N T I<br />
E T R E G E R S T E<br />
T E L<br />
Lösung: KANZEL<br />
Gewinner aus Heft 11/20<br />
Seite 78/79<br />
Glückstag 03. und 04.06.2020<br />
Lösung: FLUSS<br />
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Glückstag 07. und 08.06.2020<br />
Lösung: KUECHE<br />
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Annemarie Hallmen, 82377 Penzberg;<br />
Gerda Neuhöffer, 41363 Jüchen<br />
Glückstag 09. und 10.06.2020<br />
Lösung: DRUCK<br />
500 Euro <strong>für</strong>:<br />
Klaus Sprung, 17389 Anklam<br />
Glückstag 11. und 12.06.2020<br />
Lösung: RUTSCHE<br />
smeg-Kaffeemaschine <strong>für</strong>:<br />
Schlageter, 63303 Dreieich<br />
Glückstag 13. und 14.06.2020<br />
Lösung: MELONE<br />
100 Euro <strong>für</strong>: Heinz-Rudi Brunner,<br />
64646 Heppenheim; Günter Stanzel,<br />
35768 Siegbach; Brigitte Wippersteg,<br />
32584 Löhne<br />
Glückstag 15. und 16.06.2020<br />
Lösung: HECKE<br />
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▶ Die Auflösung des Kultur-Rätsels und der Sudokus finden Sie in der nächsten <strong>Ausgabe</strong>.<br />
Datenschutzinformation <strong>für</strong> Gewinnspiele: Verantwortlicher und Kontakt (auch<br />
zum Datenschutzbeauftragten): <strong>my</strong><strong>life</strong> media GmbH & Co. KG, Postfach 1223,<br />
77602 Offenburg, Tel.: 0781 - 639 6100 in gemeinsamer Verantwortlichkeit mit<br />
anderen Verlagen von Hubert Burda Media (siehe www.burda.com/de/gvv). Wir<br />
verarbeiten (auch mithilfe zur Abwicklung eingeschalteter Dienstleister) auf Grundlage<br />
von Art. 6 I b) und f) DSGVO die von Ihnen angegebenen Daten sowie im Fall<br />
eines Anrufs zusätzlich die übermittelte Rufnummer zur Gewinnspielabwicklung<br />
sowie zu eigenen und fremden Werbezwecken, solange <strong>für</strong> diese Zwecke oder aufgrund<br />
Aufbewahrungspflichten erforderlich. Im Rahmen von Art. 6 I f) DSGVO verfolgen<br />
wir das berechtigte Interesse an der Durchführung von Direktwerbung. Wenn<br />
Sie im Zuge eines Anrufs weitere Verträge abschließen, werden die genannten Daten<br />
vom jeweils benannten Vertragspartner (auch mithilfe zur Abwicklung eingeschalteter<br />
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verarbeitet. Die Angaben zu Name, Adresse und Geburtsdatum sowie bei Abschluss<br />
weiterer Verträge die Zahlungsdaten sind zur Teilnahme bzw. zum Vertragsschluss<br />
erforderlich, alle anderen freiwillig. Sie haben Rechte auf Auskunft, Berichtigung,<br />
Löschung oder Einschränkung der Verarbeitung, Widerspruch gegen die Verarbeitung,<br />
auf Datenübertragbarkeit sowie auf Beschwerde bei einer Aufsichtsbehörde.<br />
15/2020 <strong>my</strong> <strong>life</strong><br />
81
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Vertretungsberechtigte des Verlags:<br />
<strong>my</strong><strong>life</strong> media Verwaltungs GmbH<br />
Verlagsanschrift:<br />
Hubert-Burda-Platz 1, 77652 Offenburg<br />
Geschäftsführung: Kay Labinsky, Cornelia Rolf<br />
My Life-Redaktion: Postfach 15 20,<br />
77605 Offenburg (Tel.: 07 81/84 01) und<br />
Große Elbstraße 59–63, 22767 Hamburg<br />
E-Mail: leserfragen-<strong>my</strong><strong>life</strong>@burda.com<br />
Datenschutzanfrage:<br />
Telefon: 07 81/6 39 61 00, Fax: 07 81/6 39 61 01<br />
E-Mail: <strong>my</strong><strong>life</strong>@datenschutzanfrage.de<br />
Chefredaktion:<br />
Klaus Dahm und Silvia von Maydell (V.i.S.d.P.)<br />
Stellvertretende Chefredakteurin: Sabine Schipke<br />
Redaktionsleitung/Textchefin: Ute Janssen<br />
Art Director: Jürgen Thies<br />
Redaktion: Claudia Anger, Mike Dütschke, Isabelle<br />
Fuhrmann, Annette Postel, Cornelia Wahl<br />
Bildredaktion: Petra Meerjanssen (Ltg.)<br />
Grafik: Eva-Maria D’Auria, Juliane Kruschke<br />
Genuss: Heinrich Ackermann (Ltg.)<br />
Rätsel: Andrea Kind (Ltg.)<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Lisa-Marie Bleike, Daniela Gibson<br />
Mitarbeiter dieser <strong>Ausgabe</strong>:<br />
Helmut Broeg (Focus), Kerstin Butenhoff, Christiane<br />
Fenske, Alexandra Janevska, Susanne Kailitz (Focus),<br />
Jennifer Schwengers, Barbara Sonnentag, Susanne<br />
Ullrich (Focus), Ellen Warstat, Britta Zimmermann<br />
Experten dieser <strong>Ausgabe</strong>:<br />
Prof. Dr. med. Ricarda M. Bauer, Dr. rer. nat. M.Sc.<br />
Rebecca Böhme, Univ.-Prof. Dr. med. Burkhard Dick,<br />
Prof. Dr. med. Michael Dienst, Dr. med. Martin<br />
Dietmaier, Dr. med. Anja Maria Engelsing, Prof. Dr.<br />
med. Carl Erb, Dr. med. Tanja C. Fischer, Dr. med.<br />
Eduard Haefliger, Albert Jakob, PD Dr. med. habil. Boris<br />
Jansen-Winkeln, Dr. med. dent. Annette Jasper, PD Dr.<br />
med. Ralf-Christian Lerche, Univ.-Prof. Dr. med. Nils A.<br />
Loewen, Dr. med. Andrea Niedermeier, Dr. med. Armin<br />
Scharrer, Dr. med. Susanne von Schmiedeberg, Dr. med.<br />
Tobias Sokolowski, Prof. Dr. med. Urs Voßmerbäumer,<br />
Dr. med. Thomas Will<br />
Apotheker-Forum:<br />
Kerstin Heimen, Andreas Kronsbein, Heide Schulz<br />
Stiftungs-Beirat: Felix Burda Stiftung, Dr. Christa Maar;<br />
Dt. Alzheimer Stiftung, Heike von Lützau-Hohlbein;<br />
Dt. Diabetes Stiftung, Prof. Dr. med. Rüdiger Landgraf,<br />
Adrian Polok; Dt. Herzstiftung, Prof. Dr. med. Heribert<br />
Schunkert, Martin Vestweber; Prof. Dr. med. Heinrich<br />
Hess Stiftung, Prof. Dr. med. Heinrich Hess, Jürgen<br />
Vogelgesang; Dt. Krebshilfe, Gerd Nettekoven;<br />
Dt. Rheuma-Liga, Rotraut Schmale-Grede; Stiftung<br />
MyHandicap GmbH, Alexander Hopman<br />
Production-Manager:<br />
Klaus Löffel, Martin Schnebelt<br />
Schlussredaktion: Kresse & Discher GmbH<br />
Repro: Pixel4Media<br />
Verantwortlich <strong>für</strong> den Anzeigenteil:<br />
BURDA COMMUNITY NETWORK GmbH, Geschäftsführer:<br />
Burkhard Graßmann, Michael Samak<br />
Anzeigenplatzierung: Ad Tech Factory GmbH & Co. KG,<br />
Alexander Hugel, Hauptstraße 127, 77652 Offenburg<br />
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Printed in Germany. Für unverlangte Manuskripte und<br />
Fotos keine Haftung. Der Bezug von MY LIFE in Deutschland<br />
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<strong>für</strong> die Abgabe des Basismagazins an verteilende Apotheken:<br />
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MY LIFE darf nur mit Genehmigung des Verlags in Lesezirkeln<br />
geführt werden. Der Export der MY LIFE und der<br />
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und nicht Teil des redaktionellen Inhalts.<br />
Die Verantwortung <strong>für</strong> werbliche<br />
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82 <strong>my</strong> <strong>life</strong> 15/2020
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der Patienten“<br />
In den Apotheken vor Ort geht es vor allem um die<br />
Gesundheit. Da<strong>für</strong> setzen sich die Experten, die dort<br />
beraten und verkaufen, mit Wissen und Feingefühl ein<br />
Es liegt nah, sich als Sohn eines<br />
Apotheker-Ehepaares <strong>für</strong> denselben<br />
Beruf zu entscheiden wie die<br />
Eltern. Doch Gerald Göbel (42) hat sich<br />
diesen Schritt genauestens überlegt.<br />
„Naturwissenschaften haben mir immer<br />
gelegen. Ich hätte auch Arzt werden können,<br />
doch der Beruf des Apothekers gefiel<br />
und gefällt mir immer noch besser,<br />
weil die <strong>Kunden</strong>orientierung noch ausgeprägter<br />
ist“, erklärt der zweifache<br />
Vater. Göbel leitet gemeinsam mit seiner<br />
Mutter einen Verbund aus acht Apotheken<br />
an sieben Standorten. Rund 150 Mitarbeiter<br />
sind in den Filialen angestellt.<br />
Gerald Göbel liebt die Mischung aus<br />
unternehmerischen Aufgaben und der<br />
umfassenden Versorgung der Patienten.<br />
Eine große Hilfe –<br />
auch <strong>für</strong> Familien<br />
„Es ist zwar keine neue Erkenntnis, aber<br />
Gesundheit ist das Wichtigste“, sagt der<br />
Apotheker, der <strong>für</strong> seinen Beruf ein<br />
,,Ich genieße es, jeden<br />
Tag Menschen zu helfen<br />
und zu beraten“, sagt<br />
Gerald Göbel, Chef der<br />
Rochus Vital Apotheken<br />
umfangreiches Fachwissen benötigt. Er<br />
kennt die relevanten Informationen zu<br />
Wirkstoffen, die jeweils <strong>für</strong> den Patienten<br />
von Bedeutung sind. Aber auch Einkauf,<br />
Lagerung und Werbung erfordern Sachkenntnis.<br />
„Die Apotheke vor Ort ist gerade<br />
<strong>für</strong> Familien wichtig, weil die Zeit eine<br />
wichtige Rolle spielt“, glaubt Göbel, der<br />
mit vielen seiner kleinen und großen<br />
<strong>Kunden</strong> bekannt ist und so bei rezeptfreien<br />
Arzneimitteln mit dem jeweiligen<br />
Familienmanager gezielt und rasch die<br />
passenden Produkte auswählen kann.<br />
„Wir haben sehr viele Stammkunden und<br />
kennen meist deren Krankheitsgeschichte.<br />
Das ist auch gut so, denn auf Basis dieses<br />
Wissens können wir die Patienten<br />
optimal beraten“, erklärt Gerald Göbel.<br />
„Der Kunde ist Antrieb <strong>für</strong> alles, was wir<br />
morgen und übermorgen machen.“<br />
Sichere Empfehlung<br />
auf Grünem Rezept<br />
Rezeptfreie Arzneimittel sind<br />
wichtig <strong>für</strong> die Gesundheitsversorgung.<br />
Sie werden in der<br />
Regel vom Apotheker empfohlen.<br />
Was nicht jedem bekannt<br />
ist: Ärzte können rezeptfreie<br />
Arzneimittel auf einem Grünen<br />
Rezept auch verordnen. Damit<br />
zeigt der Arzt, dass er die<br />
Anwendung aus medizinischer<br />
Sicht <strong>für</strong> notwendig hält.<br />
Gleichzeitig dient das Grüne<br />
Rezept auch<br />
als Merkhilfe:<br />
Der Arzt vermerkt<br />
darauf<br />
alle wichtigen<br />
Informationen<br />
wie den Namen<br />
des Arzneimittels,<br />
die Darreichungsform<br />
und die Packungsgröße. Der<br />
Patient löst es dann in der<br />
Apotheke ein. Übrigens: Einige<br />
gesetzliche Krankenkassen<br />
erstatten im Rahmen von sogenannten<br />
Satzungsleistungen<br />
teilweise auf Grünem Rezept<br />
verordnete Arzneimittel.<br />
Mehr Infos zu den Apotheken vor Ort finden Sie auf:<br />
www.gesundheit-ganz-persoenlich.de
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