22.12.2012 Aufrufe

Rudern im Schulsport - ruderbild

Rudern im Schulsport - ruderbild

Rudern im Schulsport - ruderbild

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Rückwärts voran<br />

<strong>Rudern</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulsport</strong><br />

2<br />

Das neue Schuljahr beginnt, die Planungen sind gemacht und die Schulen formen nun die Inhalte ihrer Lehr- und Veranstal-<br />

tungspläne. Einige Vereine unterhalten seit vielen Jahren bereits eine erfolgreiche Kooperation mit Schulen in ihrem Umfeld<br />

und sichern so den Nachwuchs für den Verein. Doch noch viele Möglichkeiten in diesem Bereich sind ungenutzt, flächende-<br />

ckend über ganz Deutschland lassen Clubs die sich anbietenden Chancen einer Zusammenarbeit mit den Schulen unge-<br />

nutzt, Jugendliche wandern somit ab zu anderen Sportarten. Wie man derartige Projekte erfolgreich starten kann und<br />

dann stabil zu einem Erfolg sowohl für den Verein wie auch für die Schule führt, hat RM-Chefredakteur Arno Boes für die<br />

Zeitschrift Sport-Praxis zusammengefasst. Vielleicht dient dieser Beitrag nun an dieser Stelle einigen Clubs als Anregung,<br />

die Kontakte zu den Schulen in ihrem Umfeld doch mal aufzunehmen. Einige der in diesem Beitrag enthaltenen Erklä-<br />

rungen zur Sportart <strong>Rudern</strong> mögen für die <strong>im</strong> Verein Tätigen selbstverständlich sein. Wir haben sie trotzdem <strong>im</strong> Text<br />

gelassen, um zeigen, wie man gegenüber den Verantwortlichen einer Schule unsere Sportart vorstellen sollte.<br />

Von Arno Boes<br />

Über Jahrzehnte war <strong>Rudern</strong><br />

eine der Kernsportarten in den<br />

Oberschulen in Deutschland.<br />

Historisch gewachsen gab und gibt es<br />

<strong>im</strong>mer noch ein umfangreiches Angebot<br />

<strong>im</strong> Schulrudern mit eigenen Regatten<br />

und Wettkämpfen auf Länder- und<br />

Bundesebene. Doch das ursprüngliche<br />

Bild und die Strukturen <strong>im</strong> <strong>Rudern</strong>s als<br />

<strong>Schulsport</strong> haben sich gerade in den<br />

letzten rund 20 Jahren umfassend verändert.<br />

In diesem Beitrag wird aufgezeigt,<br />

wie diese facettenreiche Sportart,<br />

die sowohl Leistungs- wie auch Breitensport<br />

ist, in den <strong>Schulsport</strong>betrieb<br />

integriert werden kann.<br />

Schulrudern in Deutschland<br />

Kraft, Ausdauer, Disziplin und Teamgeist<br />

– das waren Tugenden, die vor allem die<br />

Schulen den damaligen Jugendlichen vermitteln<br />

wollten. Und so sahen viele Schulleiter<br />

den Rudersport als ideale Sportart für<br />

ihre Schützlinge an, denn diese Faktoren<br />

waren damals und sind auch heute noch<br />

<strong>im</strong> <strong>Rudern</strong> die Grundlage für eine funktionierende<br />

Mannschaft. Schon 1880 wurde<br />

in Rendsburg an der Eider mit dem „Rendsburger<br />

Pr<strong>im</strong>aner Ruder Club von 1880“ der<br />

erste reine Schülerverein in Deutschland<br />

gegründet, viele folgten diesem Beispiel.<br />

Und wenn die Schüler nach dem Abitur die<br />

„Lehranstalt“ verließen, blieben sie in den<br />

„Ehemaligen- oder Alt-Herren-Riegen“ den<br />

Vereinen verbunden. Viele unterstützten<br />

mit ihrem späteren beruflichen Einkommen<br />

Die Sichtung erfolgt auf den Ergometern, durch erste kleine Wettkämpfe kann das ganze spannend<br />

inszeniert werden. Gebannt blicken Schüler und Lehrer auf eine Leinwand, über die das virtuelle Rennen<br />

verfolgt werden kann.<br />

dann die Vereine, damit Boote<br />

und Material angeschafft und<br />

die Bootshäuser und Gelände<br />

unterhalten werden konnten.<br />

Geht man die Liste der heute<br />

<strong>im</strong> Deutschen Ruderverband<br />

knapp 500 geführten Mitgliedsvereine<br />

durch, findet<br />

man noch viele der um die<br />

damalige Jahrhundertwende<br />

entstandenen Clubs.<br />

Nach den beiden Weltkriegen<br />

blieb das Schulrudern<br />

erhalten, doch statt der<br />

Neugründung von Vereinen<br />

bildeten sich vor allem an den<br />

Stolz ist man auf die ersten Urkunden und Pokale nach den Ergo-<br />

Rennen. Der Funke und Anreiz, nun auch <strong>Rudern</strong> auf dem Wasser<br />

kennen zu lernen, sind geweckt.


Gymnasien Schulruderriegen, die sich mit den<br />

jeweils an den Orten vorhandenen Rudervereinen<br />

verbanden und dort die Einrichtungen<br />

nutzen konnten. Für die Vereine bot das die<br />

Möglichkeit, ihre Mitgliederzahlen über die<br />

Jahre konstant zu halten und sich für den<br />

erforderlichen Nachwuchs <strong>im</strong> <strong>Rudern</strong> zu engagieren.<br />

Im Gegenzug wurden die Schulen<br />

Eine<br />

Erlebnissportart<br />

mit vielen<br />

Facetten<br />

für die Anschaffung von Booten über viele<br />

Jahre durch die städtischen oder regionalen<br />

Kommunen gefördert, Bootsparks der Schulen<br />

und Einrichtungen der Vereine konnten so<br />

nach Absprachen untereinander gemeinsam<br />

genutzt werden. Heute würde man das modern<br />

eine Win-Win-Situation nennen.<br />

Probleme der knappen Kassen<br />

Wie überall in den sozialen und kulturellen<br />

Belangen der Kommunen wurden auch<br />

die Mittel für den <strong>Schulsport</strong> in den zurückliegenden<br />

rund 25 Jahren <strong>im</strong>mer weiter gen<br />

Null zurückgefahren, Anschaffungen des<br />

aufwendigen Materials für das <strong>Rudern</strong> oder<br />

dessen Instandhaltung konnten nicht mehr finanziert<br />

werden, die Folge war ein deutlicher<br />

Rückgang des Interesses an den Schulruderriegen.<br />

Jugendliche einer Schule trainieren<br />

und starten heute vielfach bei Regatten unter<br />

der Flagge der Vereine, als Vertretung der<br />

Schulen werden daraus dann meist Teams für<br />

die landes- und bundesweit durchgeführten<br />

Wettkämpfe <strong>im</strong> Rahmen der Organisation<br />

„Jugend trainiert für Olympia“ zusammengestellt.<br />

Bestehende Schulrudervereine sind<br />

auch hier weiterhin aktiv, doch wo diese nicht<br />

mit ihren „Ehemaligen-Gruppen“ existieren,<br />

ist in der Fläche die Förderung des Schulruderns<br />

zur Unterstützung der kooperierenden<br />

Vereine heute überwiegend Sache der elterlichen<br />

Fördervereine.<br />

Hinzu kam in vielen Bundesländern die <strong>im</strong><br />

Laufe der Jahre geänderten Schulformen und<br />

Lehrpläne, in denen der <strong>Schulsport</strong> allgemein<br />

<strong>im</strong>mer wieder um seinen Bestand mehr oder<br />

weniger kämpfen musste. Die verbleibenden<br />

wenigen Doppelstunden <strong>im</strong> Sport reichten<br />

kaum noch aus, um mit aller erforderlichen<br />

Logistik eine effektive Ruderstunde <strong>im</strong> „normalen“<br />

Unterricht abzuhalten. Und bei der Interessensvielfalt,<br />

die heute den Jugendlichen<br />

geboten wird, hat es eine doch körperlich<br />

wie inhaltlich anspruchsvolle Wassersportart<br />

schwer, ihre Klientel zu finden.<br />

Neue Chancen durch<br />

Ganztagsschule<br />

Bei aller Diskussion um diese Schulform<br />

bietet die Ausweitung des gestalteten Unterrichts<br />

neben der seit Jahrzehnten bewährten<br />

Struktur einer Schul-AG für den Sport neue<br />

Möglichkeiten, gerade auch für das <strong>Rudern</strong>.<br />

N<strong>im</strong>mt man die Wege zwischen Schulgebäude<br />

und Bootshaus, den Aufwand für Umkleiden<br />

und Vor- sowie Nachbereitung des<br />

Materials und dann eine effektiv gestalteten<br />

Ausfahrt auf dem Wasser von 8-10 Ruderkilometern<br />

zusammen, dann sind zweieinhalb<br />

bis drei Zeitstunden (60 Minuten) etwa die<br />

Spanne, die man dafür einplanen sollte. Wer<br />

Ambitionen in Richtung Regattastart hegt,<br />

sollte drei- bis viermal die Woche ein solches<br />

Training einplanen. Um dann erfolgreich bei<br />

Deutschen Jugendmeisterschaften abzuschneiden<br />

oder gar in die Nationalmannschaften<br />

des Deutschen Ruderverbandes<br />

berufen zu werden, ist ein Aufwand von<br />

durchschnittlich acht Trainingseinheiten die<br />

Woche einschl. Doppeltraining z.B. an Wochenenden<br />

heute <strong>im</strong> <strong>Rudern</strong> obligatorisch.<br />

Das klingt zunächst nach sehr viel und<br />

einer Überforderung der Schülerinnen und<br />

Schüler, manche Eltern fürchten da verständlicherweise<br />

auch um die schulischen Leistungen<br />

ihrer Sprösslinge. Doch die Erfahrungen<br />

zeigen, dass ein solcher Trainingsplan und<br />

die dahinter stehende Organisation auch bei<br />

den Jugendlichen oftmals eine Neuordnung<br />

Kooperation<br />

ihrer Aufgaben und Verpflichtungen auslöst,<br />

viele entwickeln nicht selten zum Erstaunen<br />

ihrer Eltern und Lehrer einen Termin- und<br />

Ablaufplan, in dem Hausaufgaben und andere<br />

schulische Aufgaben neben dem Sport<br />

ihren festen Platz finden. Oft fördert auch das<br />

gemeinsame Training in einer Gruppe oder<br />

Mannschaft, in der sich Mitschüler/innen aus<br />

selben Klassen oder Kursen befinden, eine<br />

gemeinsame Erledigung dieser Aufgaben mit<br />

gegenseitiger Hilfe bei Problemstellungen.<br />

Zahlreiche Vereine in der gesamten Bundesrepublik<br />

haben gemeinsam mit ihren Trainern<br />

und den Sportpädagogen der Schulen<br />

diese Chance erkannt, bieten in ihrem Bootshaus<br />

die Räumlichkeiten und eine regelmäßige<br />

sowie gesunde Ernährung an – viele Vereine<br />

verfügen über eine eigene Gastronomie<br />

in ihren Häusern – und dort werden dann<br />

auch die Hausaufgaben in der Gruppe meist<br />

mit Betreuung durch Lehrer, Trainer oder ehrenamtlich<br />

tätige Vereinsmitgliedern erledigt.<br />

Nicht selten sind auch in den Vereinen junge<br />

Mitglieder engagiert, die zwischen Abitur und<br />

Berufsausbildung bzw. Studium hier ein soziales<br />

bzw. freiwilliges Jahr absolvieren. Gerade<br />

sie sind mit ihren noch frischen Schulerfahrungen<br />

sowie meist guten sportlichen Fähigkeiten<br />

als Vorbilder für jüngere Schülerinnen<br />

und Schüler gefragte Ansprechpartner, zu<br />

denen nicht selten auch ein Vertrauen aufgebaut<br />

wird.<br />

Kooperation<br />

Das Bootshaus ist für die<br />

Vereine der Mittelpunkt<br />

ihres Ruderbetriebes<br />

und die Aktivitäten der<br />

Mitglieder. Hier das Haus<br />

an der Mosel der RG<br />

Treis-Karden.<br />

3


4<br />

Ein Osterlager <strong>im</strong> Bootshaus gibt nicht nur verstärkte Möglichkeiten für den Sport, sondern schweißt auch die Rudergruppe<br />

sozial zusammen.<br />

Erste Ausfahrten werden in einem Gig-Boot gemacht. Diese Mannschaft hat schon den Wettbewerb „Jugend trainiert<br />

für Olympia“ <strong>im</strong> Auge.<br />

Basis für die Kooperation<br />

Schule – Verein<br />

In Städten und Kommunen, in denen<br />

Schulen und ein Ruderverein relativ nahe<br />

beieinanderliegen, sind inzwischen viele Kooperationen<br />

entstanden. Als Grundlage dafür<br />

empfiehlt sich eine schriftliche Vereinbarung<br />

in Vertragsform. Enthalten sein sollten z.B.<br />

seitens der Schule die Anzahl der Schüler-<br />

Gruppen mit den jeweiligen Gruppenstärken,<br />

die Zeiten und Dauer der Nutzung von<br />

Material und Gelände, die Anzahl und Qualifikation<br />

der Lehrer und Aufsichtskräfte, die<br />

Haftung bei Personen- oder Sachschäden an<br />

Material oder Bootshaus und – wenn möglich<br />

– finanzielle Beteiligung bei der Beschaffung<br />

von Booten oder anderweitige Leistungen<br />

der Schule, die vom Verein genutzt werden<br />

können oder ihm zum Ausgleich seines Aufwandes<br />

z.B. an Energiekosten für Sanitäreinrichtungen<br />

oder Aufenthaltsräumen dienen<br />

können. Der Verein sollte u.a. in einem solchen<br />

Vertrag festlegen, welche Boote und<br />

Vereinseinrichtungen von den Schulgruppen<br />

genutzt werden können, wann allgemeine<br />

Ruderzeiten des Vereins sind und inwieweit<br />

die Schüler über den <strong>Schulsport</strong> daran teilnehmen<br />

können sowie den Umfang, inwieweit<br />

sich der Verein z.B. be<strong>im</strong> Transport von<br />

Booten und Aktiven einbringt be<strong>im</strong> Besuch<br />

von Regatten oder Fahrten. Wichtiger Bestandteil<br />

eines solchen Vertrages wäre auch<br />

die Ruderordnung, in der üblicherweise alle<br />

Regeln für den Sportbetrieb <strong>im</strong> Verein sowie<br />

die gesetzlichen Anforderungen auf den befahrenen<br />

Gewässern enthalten sind. Diese<br />

Regeln sind unabhängig von der Besetzung<br />

der Boote durch Schüler oder Vereinsmitglieder<br />

von allen Wassersportlern unbedingt<br />

einzuhalten. Das ist nur eine beispielhafte<br />

Aufzählung von Punkten, die in einer Kooperation<br />

zwischen einer Schule und einem<br />

Verein geregelt sein sollten, bevor ein Ruderbetrieb<br />

aufgenommen werden kann.<br />

Vieles lässt sich dabei auch klären, wenn<br />

die Sportlehrer aus dem Verein kommen, das<br />

ist oft der Fall bei den bestehenden Projekten.<br />

Dann findet man meist eine wesentliche stärkere<br />

Bindung sowohl an die Ziele des Vereins<br />

wie auch an den Vorstellungen der Schulprojekte.<br />

Hilfreich wäre auch, wenn Vertreter<br />

eines Schulprojektes in ein koordinierendes<br />

Sportgremium des Vereins eingebunden sind,<br />

hier können Absprachen oder Probleme meist<br />

am Tisch effektiv gemeistert werden, so dass<br />

für den Verein auf der einen und den Schulträger<br />

oder die Schulleitung auf der anderen<br />

Seite eine Sicherheit für das gemeinsame<br />

wirken <strong>im</strong> Rahmen des Ruderbetriebes hergestellt<br />

werden kann.<br />

Schulrudern in der Praxis<br />

<strong>Rudern</strong> vermittelt dem Betrachter, der<br />

bisher noch nicht selber in einem Boot gesessen<br />

hat, vor allem den Eindruck von Kraft<br />

und Ausdauer. Das bewirkt auch die Präsentation<br />

der Sportart in den Medien, die sich<br />

überwiegend auf den Hochleistungssport<br />

konzentriert.<br />

Doch <strong>Rudern</strong> ist eine sehr komplexe<br />

Sportart, bei der die Technik, die Bewegung<br />

des Körpers und die Koordination von Armen,<br />

Beinen und Rumpf den größten Teil des Erfolges<br />

ausmachen. Hier haben sich <strong>im</strong> Laufe<br />

der Jahrzehnte <strong>im</strong>mer wieder mal neue Methoden<br />

ergeben, wie man diese Körperteile<br />

am besten einsetzt. Und das bedingt auch,<br />

dass jeder Trainer oder Ruderlehrer seine<br />

eigene Handschrift entwickelt hat, wie diese<br />

Technik den Anfängern zu vermitteln ist.<br />

Anfänger nennt man in den meisten Vereine<br />

jene, die ohne Vorkenntnisse zum <strong>Rudern</strong><br />

kommen und die Sportart quasi von der Pike<br />

auf erlernen wollen.<br />

<strong>Rudern</strong> kann eigentlich jeder lernen, so<br />

wie das Fahrradfahren auch. Hat man einmal<br />

den Bogen raus und beherrscht die Grundlagen<br />

der Fortbewegung <strong>im</strong> Boot, dann verlernt<br />

man dies für sein Leben nicht mehr. Das ist<br />

genau wie das Fahrradfahren – man kommt<br />

vielleicht bei längeren Pausen etwas aus<br />

der Übung und bei der ersten Ausfahrt geht<br />

es noch nicht ganz wieder so flüssig oder


es wackelt ein wenig mehr, als üblich. Aber<br />

man kommt doch relativ schnell wieder in<br />

den Rhythmus hinein. Wie das Fahrradfahren<br />

kann somit eigentlich jeder <strong>Rudern</strong> lernen,<br />

der sportgesund ist (Herzkreislauf-System)<br />

und der schw<strong>im</strong>men kann. Gerade das letztere<br />

ist Vorbedingung in allen Vereinen, bevor<br />

ein Anfänger zum ersten Mal mit einem Boot<br />

aufs Wasser geht. Alle Vereine lassen sich dies<br />

von ihren Mitgliedern schriftlich bestätigen,<br />

auch für Schulgruppen ist das ein „Muss“.<br />

Trainer sollten eine Ausbildung als Rettungsschw<strong>im</strong>mer<br />

haben, das ist je nach Bundesland<br />

unterschiedlich in den Schulerlassen geregelt.<br />

Hier sollten über die jeweiligen Schulbehörden<br />

die Bedingungen vor der Bildung einer<br />

Rudergruppe abgeklärt sein.<br />

Wie eine Rudergruppe startet bzw. in jedem<br />

Jahr die neuen Jahrgänge einer Schule<br />

an den Rudersport herangeführt werden,<br />

ist auch <strong>im</strong>mer von den lokalen Möglichkeiten<br />

der Vereine und der Organisation des<br />

<strong>Schulsport</strong>s abhängig. An Hand der schon<br />

über viele Jahre erfolgreichen Kooperation<br />

zwischen dem Kurfürst-Balduin-Gymnasium<br />

(KBG) in Münstermaifeld (Eifel) und der Rudergesellschaft<br />

Treis-Karden 1969 (RGTK) an<br />

der Mosel soll hier beispielhaft aufgezeigt<br />

werden, wie es ablaufen könnte.<br />

Start auf dem Trockenen<br />

Ruderergometer wurden ursprünglich entwickelt,<br />

um <strong>im</strong> Renntraining objektive Werte<br />

für die individuelle Leistung eines Aktiven zu<br />

ermitteln und diese dann vergleichen zu können.<br />

Inzwischen sind die Geräte so verbessert<br />

worden, dass sie auch für die Ausbildung der<br />

Anfänger eingesetzt werden und auf denen<br />

vor allem die Körper-Koordination geübt werden<br />

kann.<br />

Am KBG organisieren die älteren Schüler<br />

unter der Leitung der Sportlehrer Franz<br />

Esser und Michael Hippert, die auch in der<br />

RGTK aktiv sind, alljährlich eine Sichtung der<br />

5-Klässler. Dazu stellt der Vereine seine Ruderergometer<br />

zur Verfügung, in der Sporthalle<br />

werden dabei rund 100 Schüler zum ersten<br />

Mal an das <strong>Rudern</strong> auf dem Trockenen herangeführt.<br />

Das Alter zwischen 10 und 12<br />

Jahren ist ideal, um die Bewegungsabläufe<br />

zu erlernen und unter Anleitung auch rücken-<br />

und gelenkschonend die ersten Ruderversuche<br />

auf dem Ergo zu absolvieren. Kleine<br />

Wettbewerbe zeigen dann meist schon,<br />

wer sich besonders für diese Sportart eignet<br />

und Grundfähigkeiten mitbringt, um sich in<br />

Mannschaften zu integrieren und mit ihnen<br />

nach entsprechendem Training vielleicht auch<br />

Wettkämpfe zu bestreiten. Diese Wettkämpfe<br />

sind ab einem Alter von 13 Jahren ausgeschrieben,<br />

sie werden <strong>im</strong> sog. Kinder- oder<br />

Jungen-und-Mädchenrudern von den Vereinen<br />

des Deutschen Ruderverbandes oder den<br />

Schulruderorganisationen der Länder und<br />

des Bundes ausgeschrieben. Zusammengefasst<br />

werden hier die 13- und 14-jährigen.<br />

Unter dem Begriff „Junior-B“ werden die<br />

15/16-jährigen geführt, 17/18-Jährige gehören<br />

der Junior-A-Klasse <strong>im</strong> <strong>Rudern</strong> an. Die<br />

Sichtung wird attraktiv durch kleine Rennen<br />

über eine virtuelle Ergo-Strecke von 400 m<br />

oder Staffeln von 8 x 250m, in denen z.B.<br />

Klassen gegeneinander antreten können.<br />

Nach diesem ersten „Schnuppern“, der<br />

für die Lehrer meist schon einen guten Gesamteindruck<br />

ergibt, werden besonders talentierte<br />

Schüler zum <strong>Rudern</strong> ans Bootshaus<br />

des Vereins eingeladen, sie können dabei die<br />

ersten „Schritte“ auf dem Wasser erlernen<br />

und in festen Gruppen organisiert an einem<br />

regelmäßigen Ruderbetrieb teilnehmen. Be-<br />

Infos zum Schul-<strong>Rudern</strong>:<br />

Bund Deutscher Schülerruderer<br />

(BDS)<br />

www.schuelerrudern.de<br />

Auf der BDS-Seite sind neben den<br />

einzelnen Ländervertretungen<br />

auch didaktische und organisatorischen<br />

Tipps für das Schülerrudern<br />

zu finden.<br />

gleitet wird das ganze z.B. durch Ausdauerläufe<br />

oder Ballspiele, wie sie auch <strong>im</strong> normalen<br />

<strong>Schulsport</strong> üblich sind.<br />

Zur jährlichen Einrichtung ist der „Wandertag“<br />

für alle 6. Klassen des KBG zum<br />

Bootshaus der RGTK geworden. Hier nehmen<br />

alle Schüler teil, machen Bekanntschaft mit<br />

dem Bootsmaterial und fahren auch gemischt<br />

mit bereits erfahrenen Schülern überwiegend<br />

in Vierer-Mannschaften die ersten Meter auf<br />

dem Wasser. Im Rahmen von AGs können alle<br />

interessierten Schüler <strong>im</strong> Winter an einem<br />

Mit ein bisschen<br />

Erfahrung kann dann<br />

auch schon schnell der<br />

schmale Jugend-Renneiner<br />

für die Ausfahrten<br />

benutzt werden.<br />

5<br />

Kooperation


6<br />

Eine Schülermannschaft bei den ersten Anlegeversuchen <strong>im</strong> Hafen von Gelsenkirchen.<br />

Ergo-Training <strong>im</strong> Verein teilnehmen. Höhepunkt<br />

ist alljährlich in den Osterferien ein<br />

„Trainingslager“ am Bootshaus, bei dem man<br />

dann auch an mehreren Tagen hintereinander<br />

ins Boot steigen kann. Positiver Nebeneffekt<br />

ist dabei auch der soziale Lerneffekt in Gruppen,<br />

in denen man zusammen kocht, die Freizeit<br />

zwischen dem Sport verbringt oder auch<br />

<strong>im</strong> Bootshaus mit Übernachtung „lagert“.<br />

Für Fortgeschrittene werden dann weitere<br />

AGs angeboten zur Bildung von Schulmannschaften,<br />

die sich dann gezielt auf Wettkämpfe<br />

vorbereiten. Zielsetzung ist hier die Teilnahme<br />

an „Jugend trainiert für Olympia“ auf<br />

Landesebene oder bei entsprechendem Erfolg<br />

dann bei der jährlichen zentralen Regatta<br />

Ende September in Berlin.<br />

Vom Schul- zum Leistungssport<br />

Wie vorher schon beschrieben, ist <strong>Rudern</strong><br />

eine sehr trainingsintensive Sportart, wenn<br />

man in den Leistungssport mit dem Ziel Meisterschaften<br />

oder mehr einsteigen möchte.<br />

Dies gelingt über den <strong>Schulsport</strong> hinaus meist<br />

nur rund 10 % der gesichteten Schüler. Für<br />

sie steht dann über den Verein die Teilnahme<br />

an offenen Regatten des Deutschen Ruderverbandes<br />

an oder die Teilnahme an Landesmeisterschaften<br />

der jeweiligen Landesruderverbände.<br />

Für die Bildung von Mannschaften<br />

mit internationaler Perspektive führen diese<br />

Verbände dann gezielt Sichtungen der Aktiven<br />

durch, denen folgen dann bei Eignung<br />

weitere Lehrgänge, Prüfungsregatten bis hin<br />

zur Bildung von Nationalmannschaften. Positiv<br />

ist hier für das <strong>Rudern</strong> zu bewerten, dass<br />

auch kleiner Vereine die Möglichkeit haben,<br />

aus ihrem direkten örtlichen Umfeld heraus<br />

solche Talente zu entwickeln und diese dann<br />

auch für den jeweiligen Verein an den Start<br />

auf allen weiteren Regatten zu entsenden. So<br />

haben sich <strong>im</strong> Laufe der Jahre aus dem KGB<br />

bereits viele Sportler für die Nationalmannschaften<br />

qualifizieren können, Medaillen und<br />

Titel bei Weltmeisterschaften sowie Olympiateilnahmen<br />

stehen dabei ganz oben auf der<br />

langen Liste der nationalen und internationalen<br />

Erfolge der Kooperation zwischen Schule<br />

und Verein.<br />

<strong>Rudern</strong> ist nicht nur Leistungssport<br />

Erleben in der Natur mit einer Gemeinschaft,<br />

Freunde und Unterstützung finden<br />

für Dinge auch außerhalb des Sports, Engagement<br />

für Andere, für Instandhaltung von<br />

Booten und Material oder ein gemeinsam<br />

genutztes Bootshaus mit vielen sozialen Einrichtungen<br />

– das alles sind Werte, von denen<br />

besonders ältere Mitglieder in den Vereinen<br />

oder den AH-Gruppen der Schulrudervereine<br />

schwärmen. Und wenn man sich mal selber<br />

zwei bis drei Jahre auf den Sport <strong>Rudern</strong><br />

eingelassen hat, dann findet man dies auch<br />

meist bestätigt. Zwar sitzt man mit dem<br />

Rücken zur Fahrtrichtung, aber man lernt<br />

schnell, sich trotzdem zu orientieren, sich<br />

auf andere wie z.B. einen Steuermann/ eine<br />

Steuerfrau <strong>im</strong> Boot zu verlassen und durch<br />

das Einbringen seiner individuellen Leistung<br />

ein Team nach vorne zu bringen. Das klingt<br />

vielleicht etwas idealisiert, entspricht aber<br />

vielen Erfahrungen, die man <strong>im</strong>mer wieder<br />

<strong>im</strong> <strong>Rudern</strong> machen kann. Sicher ist das auch<br />

ein Grund, warum viele Aktive sich auch bei<br />

einem Ortwechsel durch Studium oder Beruf<br />

erneut einem Ruderverein anschließen und<br />

dort sportlich wie auch sozial „fit“ bleiben.<br />

Das wirkt auch nicht selten ansteckend<br />

auf ein Lehrerkollegium, schon manch ein<br />

Kollege oder eine Kollegin hat mal in das <strong>Rudern</strong><br />

hineingeschnuppert und sich dann einer<br />

Erwachsenengruppe <strong>im</strong> Verein angeschlossen.<br />

Da <strong>Rudern</strong> eine Ganz-Körpersportart<br />

und durch entsprechende Kleidung bzw. auf<br />

den Ergometern inzwischen auch eine Ganzjahres-Sportart<br />

ist, eignet sie sich gemäß verschiedener<br />

Studien besonders für die Fitness<br />

bis ins hohe Lebensalter hinein.<br />

Eine Facette des <strong>Rudern</strong>s findet dabei<br />

ganz besonderen Anklang für Schüler, die sich<br />

nicht <strong>im</strong> Leistungssport, sondern <strong>im</strong> Breitensport<br />

engagieren möchten. Hier gibt es Langstrecken-Wettbewerbe,<br />

Spaß- und Tr<strong>im</strong>mwettbewerbe<br />

und vor allem Wanderfahrten.<br />

Das ist die Form des Ruder-Tourismus, die<br />

man <strong>im</strong> Boot sehr gut betreiben kann. An<br />

einem Wochenende oder in den Ferien über<br />

mehrere Tage oder gar Wochen werden die<br />

Flüsse <strong>im</strong> In- und Ausland abgefahren, übernachtet<br />

wird <strong>im</strong> Zelt oder in Bootshäusern,<br />

die an der Strecke liegen. Und in größeren<br />

Städten an den Flüssen werden auch ger-


ne mal Ruhetage mit Kulturprogramm und<br />

Besichtigungen eingeplant. Dafür stehen in<br />

vielen Vereinen <strong>im</strong> Bootspark breite, sog. Gig-<br />

Boote zur Verfügung, in denen das Gepäck<br />

mitgenommen werden kann und in denen es<br />

sich auch über Tage gerade auf strömenden<br />

Gewässern gut „leben“ lässt. Nicht selten<br />

werden auch Lehrer oder Eltern dazu gewonnen,<br />

mit einem Fahrzeug den Landdienst zu<br />

erledigen, der dann das Gepäck transportiert<br />

und die Plätze am nächsten Etappenziel über<br />

Tag schon einmal vorbereitet.<br />

Lust zum Ausprobieren?<br />

<strong>Rudern</strong> ist eine Sportart, die man ein Leben<br />

lang ausüben kann, durch das Sitzen <strong>im</strong><br />

Boot sind Körper und vor allem Gelenke gut<br />

entlastet und bei regelmäßigem Training wird<br />

auch entsprechend Muskulatur aufgebaut,<br />

die dann das Skelett und die Wirbelsäule<br />

stützen. Entgegen einigen Vorurteilen ist bei<br />

richtiger und mehr oder weniger entspannter<br />

Körperhaltung während des <strong>Rudern</strong>s der Rücken<br />

nicht gefährdet. Im Gegenteil: Patienten<br />

mit einem Bandscheibenvorfall können nach<br />

Operation oder medizinischer Behandlung<br />

langsam und unter Trainer-Anleitung schon<br />

nach wenigen Wochen wieder mit dem <strong>Rudern</strong><br />

beginnen und durch die Kräftigung der<br />

Rückenmuskulatur die geschädigte Wirbelsäule<br />

wirkungsvoll stabilisieren. Teilnahme<br />

an Wettkämpfen oder Langstrecken-Fahrten<br />

ist so schon nach wenigen Monaten wieder<br />

möglich.<br />

<strong>Rudern</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulsport</strong> verlangt für die<br />

betreuenden Sportlehrer be<strong>im</strong> erstmaligen<br />

Start einigen organisatorischen Aufwand und<br />

meist auch eine detaillierte Klärung mit den<br />

beteiligten Partner bzw. dem Verein. Doch<br />

der Erlebniswert für die Schüler, der Lerneffekt<br />

gerade <strong>im</strong> sozialen Verhalten und die von<br />

den Gründungsvätern des Schulruderns so<br />

geschätzten Werte wie Teamgeist und Disziplin<br />

wiegen diese Mühe in jedem Fall auf. Und<br />

wenn die ersten Jahrgänge gemeistert sind,<br />

finden sich daraus auch schnell ältere Schüler,<br />

die den Ruderbetrieb kompetent begleiten<br />

und damit nicht zuletzt den Erfolg eines solchen<br />

Projektes festigen.<br />

Sport und Medien – Die kompetente Lösung<br />

aus einer Hand<br />

Kooperation<br />

> Mehr als 30 Jahre Erfahrung <strong>im</strong> Vereins- und<br />

Spitzensport, Industrie und Verbänden<br />

> Redaktion von Fest- und Zeitschriften,<br />

Dokumentationen oder Chroniken<br />

> PR-Arbeit durch Imagekonzepte, Newsletter und<br />

Presseservice<br />

> Erfolg bei Veranstaltungen durch gute Planung,<br />

Medienbetreuung und Moderation<br />

Anfragen an abo-media,<br />

Tannenstr. 11, 56283 Halsenbach;<br />

E-Mail: arno@abo-media.de, Web: www.abo-media.de<br />

Prominente Unterstützung erhielt eine neue Kooperation<br />

zwischen Schule und dem Ruderverein in Gelsenkirchen durch<br />

Fußball-Jungstar Julian Draxler (mi.), der an der Gesamtschule<br />

Bergerfeld sein Abitur macht. Mit Trainer Jürgen Wittor (li.)<br />

hat man dort einen Lehrer gewonnen, der als Rudertrainer<br />

bereits Erfolge erzielt hat. Schulleiter Georg Altenkamp suchte<br />

neben dem Fußball auf Schalke eine weitere Sportart für sein<br />

Schulangebot und schloss mit dem RV Gelsenkirchen eine<br />

entsprechende Kooperation ab. Der Fußballer prüfte gleich<br />

seine Kondition auf dem Ruder-Ergo.<br />

(Fotos: D. Seyb, P. Berger, P. Walter)<br />

Kooperation<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!