Rudern im Schulsport - ruderbild
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Rückwärts voran<br />
<strong>Rudern</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulsport</strong><br />
2<br />
Das neue Schuljahr beginnt, die Planungen sind gemacht und die Schulen formen nun die Inhalte ihrer Lehr- und Veranstal-<br />
tungspläne. Einige Vereine unterhalten seit vielen Jahren bereits eine erfolgreiche Kooperation mit Schulen in ihrem Umfeld<br />
und sichern so den Nachwuchs für den Verein. Doch noch viele Möglichkeiten in diesem Bereich sind ungenutzt, flächende-<br />
ckend über ganz Deutschland lassen Clubs die sich anbietenden Chancen einer Zusammenarbeit mit den Schulen unge-<br />
nutzt, Jugendliche wandern somit ab zu anderen Sportarten. Wie man derartige Projekte erfolgreich starten kann und<br />
dann stabil zu einem Erfolg sowohl für den Verein wie auch für die Schule führt, hat RM-Chefredakteur Arno Boes für die<br />
Zeitschrift Sport-Praxis zusammengefasst. Vielleicht dient dieser Beitrag nun an dieser Stelle einigen Clubs als Anregung,<br />
die Kontakte zu den Schulen in ihrem Umfeld doch mal aufzunehmen. Einige der in diesem Beitrag enthaltenen Erklä-<br />
rungen zur Sportart <strong>Rudern</strong> mögen für die <strong>im</strong> Verein Tätigen selbstverständlich sein. Wir haben sie trotzdem <strong>im</strong> Text<br />
gelassen, um zeigen, wie man gegenüber den Verantwortlichen einer Schule unsere Sportart vorstellen sollte.<br />
Von Arno Boes<br />
Über Jahrzehnte war <strong>Rudern</strong><br />
eine der Kernsportarten in den<br />
Oberschulen in Deutschland.<br />
Historisch gewachsen gab und gibt es<br />
<strong>im</strong>mer noch ein umfangreiches Angebot<br />
<strong>im</strong> Schulrudern mit eigenen Regatten<br />
und Wettkämpfen auf Länder- und<br />
Bundesebene. Doch das ursprüngliche<br />
Bild und die Strukturen <strong>im</strong> <strong>Rudern</strong>s als<br />
<strong>Schulsport</strong> haben sich gerade in den<br />
letzten rund 20 Jahren umfassend verändert.<br />
In diesem Beitrag wird aufgezeigt,<br />
wie diese facettenreiche Sportart,<br />
die sowohl Leistungs- wie auch Breitensport<br />
ist, in den <strong>Schulsport</strong>betrieb<br />
integriert werden kann.<br />
Schulrudern in Deutschland<br />
Kraft, Ausdauer, Disziplin und Teamgeist<br />
– das waren Tugenden, die vor allem die<br />
Schulen den damaligen Jugendlichen vermitteln<br />
wollten. Und so sahen viele Schulleiter<br />
den Rudersport als ideale Sportart für<br />
ihre Schützlinge an, denn diese Faktoren<br />
waren damals und sind auch heute noch<br />
<strong>im</strong> <strong>Rudern</strong> die Grundlage für eine funktionierende<br />
Mannschaft. Schon 1880 wurde<br />
in Rendsburg an der Eider mit dem „Rendsburger<br />
Pr<strong>im</strong>aner Ruder Club von 1880“ der<br />
erste reine Schülerverein in Deutschland<br />
gegründet, viele folgten diesem Beispiel.<br />
Und wenn die Schüler nach dem Abitur die<br />
„Lehranstalt“ verließen, blieben sie in den<br />
„Ehemaligen- oder Alt-Herren-Riegen“ den<br />
Vereinen verbunden. Viele unterstützten<br />
mit ihrem späteren beruflichen Einkommen<br />
Die Sichtung erfolgt auf den Ergometern, durch erste kleine Wettkämpfe kann das ganze spannend<br />
inszeniert werden. Gebannt blicken Schüler und Lehrer auf eine Leinwand, über die das virtuelle Rennen<br />
verfolgt werden kann.<br />
dann die Vereine, damit Boote<br />
und Material angeschafft und<br />
die Bootshäuser und Gelände<br />
unterhalten werden konnten.<br />
Geht man die Liste der heute<br />
<strong>im</strong> Deutschen Ruderverband<br />
knapp 500 geführten Mitgliedsvereine<br />
durch, findet<br />
man noch viele der um die<br />
damalige Jahrhundertwende<br />
entstandenen Clubs.<br />
Nach den beiden Weltkriegen<br />
blieb das Schulrudern<br />
erhalten, doch statt der<br />
Neugründung von Vereinen<br />
bildeten sich vor allem an den<br />
Stolz ist man auf die ersten Urkunden und Pokale nach den Ergo-<br />
Rennen. Der Funke und Anreiz, nun auch <strong>Rudern</strong> auf dem Wasser<br />
kennen zu lernen, sind geweckt.
Gymnasien Schulruderriegen, die sich mit den<br />
jeweils an den Orten vorhandenen Rudervereinen<br />
verbanden und dort die Einrichtungen<br />
nutzen konnten. Für die Vereine bot das die<br />
Möglichkeit, ihre Mitgliederzahlen über die<br />
Jahre konstant zu halten und sich für den<br />
erforderlichen Nachwuchs <strong>im</strong> <strong>Rudern</strong> zu engagieren.<br />
Im Gegenzug wurden die Schulen<br />
Eine<br />
Erlebnissportart<br />
mit vielen<br />
Facetten<br />
für die Anschaffung von Booten über viele<br />
Jahre durch die städtischen oder regionalen<br />
Kommunen gefördert, Bootsparks der Schulen<br />
und Einrichtungen der Vereine konnten so<br />
nach Absprachen untereinander gemeinsam<br />
genutzt werden. Heute würde man das modern<br />
eine Win-Win-Situation nennen.<br />
Probleme der knappen Kassen<br />
Wie überall in den sozialen und kulturellen<br />
Belangen der Kommunen wurden auch<br />
die Mittel für den <strong>Schulsport</strong> in den zurückliegenden<br />
rund 25 Jahren <strong>im</strong>mer weiter gen<br />
Null zurückgefahren, Anschaffungen des<br />
aufwendigen Materials für das <strong>Rudern</strong> oder<br />
dessen Instandhaltung konnten nicht mehr finanziert<br />
werden, die Folge war ein deutlicher<br />
Rückgang des Interesses an den Schulruderriegen.<br />
Jugendliche einer Schule trainieren<br />
und starten heute vielfach bei Regatten unter<br />
der Flagge der Vereine, als Vertretung der<br />
Schulen werden daraus dann meist Teams für<br />
die landes- und bundesweit durchgeführten<br />
Wettkämpfe <strong>im</strong> Rahmen der Organisation<br />
„Jugend trainiert für Olympia“ zusammengestellt.<br />
Bestehende Schulrudervereine sind<br />
auch hier weiterhin aktiv, doch wo diese nicht<br />
mit ihren „Ehemaligen-Gruppen“ existieren,<br />
ist in der Fläche die Förderung des Schulruderns<br />
zur Unterstützung der kooperierenden<br />
Vereine heute überwiegend Sache der elterlichen<br />
Fördervereine.<br />
Hinzu kam in vielen Bundesländern die <strong>im</strong><br />
Laufe der Jahre geänderten Schulformen und<br />
Lehrpläne, in denen der <strong>Schulsport</strong> allgemein<br />
<strong>im</strong>mer wieder um seinen Bestand mehr oder<br />
weniger kämpfen musste. Die verbleibenden<br />
wenigen Doppelstunden <strong>im</strong> Sport reichten<br />
kaum noch aus, um mit aller erforderlichen<br />
Logistik eine effektive Ruderstunde <strong>im</strong> „normalen“<br />
Unterricht abzuhalten. Und bei der Interessensvielfalt,<br />
die heute den Jugendlichen<br />
geboten wird, hat es eine doch körperlich<br />
wie inhaltlich anspruchsvolle Wassersportart<br />
schwer, ihre Klientel zu finden.<br />
Neue Chancen durch<br />
Ganztagsschule<br />
Bei aller Diskussion um diese Schulform<br />
bietet die Ausweitung des gestalteten Unterrichts<br />
neben der seit Jahrzehnten bewährten<br />
Struktur einer Schul-AG für den Sport neue<br />
Möglichkeiten, gerade auch für das <strong>Rudern</strong>.<br />
N<strong>im</strong>mt man die Wege zwischen Schulgebäude<br />
und Bootshaus, den Aufwand für Umkleiden<br />
und Vor- sowie Nachbereitung des<br />
Materials und dann eine effektiv gestalteten<br />
Ausfahrt auf dem Wasser von 8-10 Ruderkilometern<br />
zusammen, dann sind zweieinhalb<br />
bis drei Zeitstunden (60 Minuten) etwa die<br />
Spanne, die man dafür einplanen sollte. Wer<br />
Ambitionen in Richtung Regattastart hegt,<br />
sollte drei- bis viermal die Woche ein solches<br />
Training einplanen. Um dann erfolgreich bei<br />
Deutschen Jugendmeisterschaften abzuschneiden<br />
oder gar in die Nationalmannschaften<br />
des Deutschen Ruderverbandes<br />
berufen zu werden, ist ein Aufwand von<br />
durchschnittlich acht Trainingseinheiten die<br />
Woche einschl. Doppeltraining z.B. an Wochenenden<br />
heute <strong>im</strong> <strong>Rudern</strong> obligatorisch.<br />
Das klingt zunächst nach sehr viel und<br />
einer Überforderung der Schülerinnen und<br />
Schüler, manche Eltern fürchten da verständlicherweise<br />
auch um die schulischen Leistungen<br />
ihrer Sprösslinge. Doch die Erfahrungen<br />
zeigen, dass ein solcher Trainingsplan und<br />
die dahinter stehende Organisation auch bei<br />
den Jugendlichen oftmals eine Neuordnung<br />
Kooperation<br />
ihrer Aufgaben und Verpflichtungen auslöst,<br />
viele entwickeln nicht selten zum Erstaunen<br />
ihrer Eltern und Lehrer einen Termin- und<br />
Ablaufplan, in dem Hausaufgaben und andere<br />
schulische Aufgaben neben dem Sport<br />
ihren festen Platz finden. Oft fördert auch das<br />
gemeinsame Training in einer Gruppe oder<br />
Mannschaft, in der sich Mitschüler/innen aus<br />
selben Klassen oder Kursen befinden, eine<br />
gemeinsame Erledigung dieser Aufgaben mit<br />
gegenseitiger Hilfe bei Problemstellungen.<br />
Zahlreiche Vereine in der gesamten Bundesrepublik<br />
haben gemeinsam mit ihren Trainern<br />
und den Sportpädagogen der Schulen<br />
diese Chance erkannt, bieten in ihrem Bootshaus<br />
die Räumlichkeiten und eine regelmäßige<br />
sowie gesunde Ernährung an – viele Vereine<br />
verfügen über eine eigene Gastronomie<br />
in ihren Häusern – und dort werden dann<br />
auch die Hausaufgaben in der Gruppe meist<br />
mit Betreuung durch Lehrer, Trainer oder ehrenamtlich<br />
tätige Vereinsmitgliedern erledigt.<br />
Nicht selten sind auch in den Vereinen junge<br />
Mitglieder engagiert, die zwischen Abitur und<br />
Berufsausbildung bzw. Studium hier ein soziales<br />
bzw. freiwilliges Jahr absolvieren. Gerade<br />
sie sind mit ihren noch frischen Schulerfahrungen<br />
sowie meist guten sportlichen Fähigkeiten<br />
als Vorbilder für jüngere Schülerinnen<br />
und Schüler gefragte Ansprechpartner, zu<br />
denen nicht selten auch ein Vertrauen aufgebaut<br />
wird.<br />
Kooperation<br />
Das Bootshaus ist für die<br />
Vereine der Mittelpunkt<br />
ihres Ruderbetriebes<br />
und die Aktivitäten der<br />
Mitglieder. Hier das Haus<br />
an der Mosel der RG<br />
Treis-Karden.<br />
3
4<br />
Ein Osterlager <strong>im</strong> Bootshaus gibt nicht nur verstärkte Möglichkeiten für den Sport, sondern schweißt auch die Rudergruppe<br />
sozial zusammen.<br />
Erste Ausfahrten werden in einem Gig-Boot gemacht. Diese Mannschaft hat schon den Wettbewerb „Jugend trainiert<br />
für Olympia“ <strong>im</strong> Auge.<br />
Basis für die Kooperation<br />
Schule – Verein<br />
In Städten und Kommunen, in denen<br />
Schulen und ein Ruderverein relativ nahe<br />
beieinanderliegen, sind inzwischen viele Kooperationen<br />
entstanden. Als Grundlage dafür<br />
empfiehlt sich eine schriftliche Vereinbarung<br />
in Vertragsform. Enthalten sein sollten z.B.<br />
seitens der Schule die Anzahl der Schüler-<br />
Gruppen mit den jeweiligen Gruppenstärken,<br />
die Zeiten und Dauer der Nutzung von<br />
Material und Gelände, die Anzahl und Qualifikation<br />
der Lehrer und Aufsichtskräfte, die<br />
Haftung bei Personen- oder Sachschäden an<br />
Material oder Bootshaus und – wenn möglich<br />
– finanzielle Beteiligung bei der Beschaffung<br />
von Booten oder anderweitige Leistungen<br />
der Schule, die vom Verein genutzt werden<br />
können oder ihm zum Ausgleich seines Aufwandes<br />
z.B. an Energiekosten für Sanitäreinrichtungen<br />
oder Aufenthaltsräumen dienen<br />
können. Der Verein sollte u.a. in einem solchen<br />
Vertrag festlegen, welche Boote und<br />
Vereinseinrichtungen von den Schulgruppen<br />
genutzt werden können, wann allgemeine<br />
Ruderzeiten des Vereins sind und inwieweit<br />
die Schüler über den <strong>Schulsport</strong> daran teilnehmen<br />
können sowie den Umfang, inwieweit<br />
sich der Verein z.B. be<strong>im</strong> Transport von<br />
Booten und Aktiven einbringt be<strong>im</strong> Besuch<br />
von Regatten oder Fahrten. Wichtiger Bestandteil<br />
eines solchen Vertrages wäre auch<br />
die Ruderordnung, in der üblicherweise alle<br />
Regeln für den Sportbetrieb <strong>im</strong> Verein sowie<br />
die gesetzlichen Anforderungen auf den befahrenen<br />
Gewässern enthalten sind. Diese<br />
Regeln sind unabhängig von der Besetzung<br />
der Boote durch Schüler oder Vereinsmitglieder<br />
von allen Wassersportlern unbedingt<br />
einzuhalten. Das ist nur eine beispielhafte<br />
Aufzählung von Punkten, die in einer Kooperation<br />
zwischen einer Schule und einem<br />
Verein geregelt sein sollten, bevor ein Ruderbetrieb<br />
aufgenommen werden kann.<br />
Vieles lässt sich dabei auch klären, wenn<br />
die Sportlehrer aus dem Verein kommen, das<br />
ist oft der Fall bei den bestehenden Projekten.<br />
Dann findet man meist eine wesentliche stärkere<br />
Bindung sowohl an die Ziele des Vereins<br />
wie auch an den Vorstellungen der Schulprojekte.<br />
Hilfreich wäre auch, wenn Vertreter<br />
eines Schulprojektes in ein koordinierendes<br />
Sportgremium des Vereins eingebunden sind,<br />
hier können Absprachen oder Probleme meist<br />
am Tisch effektiv gemeistert werden, so dass<br />
für den Verein auf der einen und den Schulträger<br />
oder die Schulleitung auf der anderen<br />
Seite eine Sicherheit für das gemeinsame<br />
wirken <strong>im</strong> Rahmen des Ruderbetriebes hergestellt<br />
werden kann.<br />
Schulrudern in der Praxis<br />
<strong>Rudern</strong> vermittelt dem Betrachter, der<br />
bisher noch nicht selber in einem Boot gesessen<br />
hat, vor allem den Eindruck von Kraft<br />
und Ausdauer. Das bewirkt auch die Präsentation<br />
der Sportart in den Medien, die sich<br />
überwiegend auf den Hochleistungssport<br />
konzentriert.<br />
Doch <strong>Rudern</strong> ist eine sehr komplexe<br />
Sportart, bei der die Technik, die Bewegung<br />
des Körpers und die Koordination von Armen,<br />
Beinen und Rumpf den größten Teil des Erfolges<br />
ausmachen. Hier haben sich <strong>im</strong> Laufe<br />
der Jahrzehnte <strong>im</strong>mer wieder mal neue Methoden<br />
ergeben, wie man diese Körperteile<br />
am besten einsetzt. Und das bedingt auch,<br />
dass jeder Trainer oder Ruderlehrer seine<br />
eigene Handschrift entwickelt hat, wie diese<br />
Technik den Anfängern zu vermitteln ist.<br />
Anfänger nennt man in den meisten Vereine<br />
jene, die ohne Vorkenntnisse zum <strong>Rudern</strong><br />
kommen und die Sportart quasi von der Pike<br />
auf erlernen wollen.<br />
<strong>Rudern</strong> kann eigentlich jeder lernen, so<br />
wie das Fahrradfahren auch. Hat man einmal<br />
den Bogen raus und beherrscht die Grundlagen<br />
der Fortbewegung <strong>im</strong> Boot, dann verlernt<br />
man dies für sein Leben nicht mehr. Das ist<br />
genau wie das Fahrradfahren – man kommt<br />
vielleicht bei längeren Pausen etwas aus<br />
der Übung und bei der ersten Ausfahrt geht<br />
es noch nicht ganz wieder so flüssig oder
es wackelt ein wenig mehr, als üblich. Aber<br />
man kommt doch relativ schnell wieder in<br />
den Rhythmus hinein. Wie das Fahrradfahren<br />
kann somit eigentlich jeder <strong>Rudern</strong> lernen,<br />
der sportgesund ist (Herzkreislauf-System)<br />
und der schw<strong>im</strong>men kann. Gerade das letztere<br />
ist Vorbedingung in allen Vereinen, bevor<br />
ein Anfänger zum ersten Mal mit einem Boot<br />
aufs Wasser geht. Alle Vereine lassen sich dies<br />
von ihren Mitgliedern schriftlich bestätigen,<br />
auch für Schulgruppen ist das ein „Muss“.<br />
Trainer sollten eine Ausbildung als Rettungsschw<strong>im</strong>mer<br />
haben, das ist je nach Bundesland<br />
unterschiedlich in den Schulerlassen geregelt.<br />
Hier sollten über die jeweiligen Schulbehörden<br />
die Bedingungen vor der Bildung einer<br />
Rudergruppe abgeklärt sein.<br />
Wie eine Rudergruppe startet bzw. in jedem<br />
Jahr die neuen Jahrgänge einer Schule<br />
an den Rudersport herangeführt werden,<br />
ist auch <strong>im</strong>mer von den lokalen Möglichkeiten<br />
der Vereine und der Organisation des<br />
<strong>Schulsport</strong>s abhängig. An Hand der schon<br />
über viele Jahre erfolgreichen Kooperation<br />
zwischen dem Kurfürst-Balduin-Gymnasium<br />
(KBG) in Münstermaifeld (Eifel) und der Rudergesellschaft<br />
Treis-Karden 1969 (RGTK) an<br />
der Mosel soll hier beispielhaft aufgezeigt<br />
werden, wie es ablaufen könnte.<br />
Start auf dem Trockenen<br />
Ruderergometer wurden ursprünglich entwickelt,<br />
um <strong>im</strong> Renntraining objektive Werte<br />
für die individuelle Leistung eines Aktiven zu<br />
ermitteln und diese dann vergleichen zu können.<br />
Inzwischen sind die Geräte so verbessert<br />
worden, dass sie auch für die Ausbildung der<br />
Anfänger eingesetzt werden und auf denen<br />
vor allem die Körper-Koordination geübt werden<br />
kann.<br />
Am KBG organisieren die älteren Schüler<br />
unter der Leitung der Sportlehrer Franz<br />
Esser und Michael Hippert, die auch in der<br />
RGTK aktiv sind, alljährlich eine Sichtung der<br />
5-Klässler. Dazu stellt der Vereine seine Ruderergometer<br />
zur Verfügung, in der Sporthalle<br />
werden dabei rund 100 Schüler zum ersten<br />
Mal an das <strong>Rudern</strong> auf dem Trockenen herangeführt.<br />
Das Alter zwischen 10 und 12<br />
Jahren ist ideal, um die Bewegungsabläufe<br />
zu erlernen und unter Anleitung auch rücken-<br />
und gelenkschonend die ersten Ruderversuche<br />
auf dem Ergo zu absolvieren. Kleine<br />
Wettbewerbe zeigen dann meist schon,<br />
wer sich besonders für diese Sportart eignet<br />
und Grundfähigkeiten mitbringt, um sich in<br />
Mannschaften zu integrieren und mit ihnen<br />
nach entsprechendem Training vielleicht auch<br />
Wettkämpfe zu bestreiten. Diese Wettkämpfe<br />
sind ab einem Alter von 13 Jahren ausgeschrieben,<br />
sie werden <strong>im</strong> sog. Kinder- oder<br />
Jungen-und-Mädchenrudern von den Vereinen<br />
des Deutschen Ruderverbandes oder den<br />
Schulruderorganisationen der Länder und<br />
des Bundes ausgeschrieben. Zusammengefasst<br />
werden hier die 13- und 14-jährigen.<br />
Unter dem Begriff „Junior-B“ werden die<br />
15/16-jährigen geführt, 17/18-Jährige gehören<br />
der Junior-A-Klasse <strong>im</strong> <strong>Rudern</strong> an. Die<br />
Sichtung wird attraktiv durch kleine Rennen<br />
über eine virtuelle Ergo-Strecke von 400 m<br />
oder Staffeln von 8 x 250m, in denen z.B.<br />
Klassen gegeneinander antreten können.<br />
Nach diesem ersten „Schnuppern“, der<br />
für die Lehrer meist schon einen guten Gesamteindruck<br />
ergibt, werden besonders talentierte<br />
Schüler zum <strong>Rudern</strong> ans Bootshaus<br />
des Vereins eingeladen, sie können dabei die<br />
ersten „Schritte“ auf dem Wasser erlernen<br />
und in festen Gruppen organisiert an einem<br />
regelmäßigen Ruderbetrieb teilnehmen. Be-<br />
Infos zum Schul-<strong>Rudern</strong>:<br />
Bund Deutscher Schülerruderer<br />
(BDS)<br />
www.schuelerrudern.de<br />
Auf der BDS-Seite sind neben den<br />
einzelnen Ländervertretungen<br />
auch didaktische und organisatorischen<br />
Tipps für das Schülerrudern<br />
zu finden.<br />
gleitet wird das ganze z.B. durch Ausdauerläufe<br />
oder Ballspiele, wie sie auch <strong>im</strong> normalen<br />
<strong>Schulsport</strong> üblich sind.<br />
Zur jährlichen Einrichtung ist der „Wandertag“<br />
für alle 6. Klassen des KBG zum<br />
Bootshaus der RGTK geworden. Hier nehmen<br />
alle Schüler teil, machen Bekanntschaft mit<br />
dem Bootsmaterial und fahren auch gemischt<br />
mit bereits erfahrenen Schülern überwiegend<br />
in Vierer-Mannschaften die ersten Meter auf<br />
dem Wasser. Im Rahmen von AGs können alle<br />
interessierten Schüler <strong>im</strong> Winter an einem<br />
Mit ein bisschen<br />
Erfahrung kann dann<br />
auch schon schnell der<br />
schmale Jugend-Renneiner<br />
für die Ausfahrten<br />
benutzt werden.<br />
5<br />
Kooperation
6<br />
Eine Schülermannschaft bei den ersten Anlegeversuchen <strong>im</strong> Hafen von Gelsenkirchen.<br />
Ergo-Training <strong>im</strong> Verein teilnehmen. Höhepunkt<br />
ist alljährlich in den Osterferien ein<br />
„Trainingslager“ am Bootshaus, bei dem man<br />
dann auch an mehreren Tagen hintereinander<br />
ins Boot steigen kann. Positiver Nebeneffekt<br />
ist dabei auch der soziale Lerneffekt in Gruppen,<br />
in denen man zusammen kocht, die Freizeit<br />
zwischen dem Sport verbringt oder auch<br />
<strong>im</strong> Bootshaus mit Übernachtung „lagert“.<br />
Für Fortgeschrittene werden dann weitere<br />
AGs angeboten zur Bildung von Schulmannschaften,<br />
die sich dann gezielt auf Wettkämpfe<br />
vorbereiten. Zielsetzung ist hier die Teilnahme<br />
an „Jugend trainiert für Olympia“ auf<br />
Landesebene oder bei entsprechendem Erfolg<br />
dann bei der jährlichen zentralen Regatta<br />
Ende September in Berlin.<br />
Vom Schul- zum Leistungssport<br />
Wie vorher schon beschrieben, ist <strong>Rudern</strong><br />
eine sehr trainingsintensive Sportart, wenn<br />
man in den Leistungssport mit dem Ziel Meisterschaften<br />
oder mehr einsteigen möchte.<br />
Dies gelingt über den <strong>Schulsport</strong> hinaus meist<br />
nur rund 10 % der gesichteten Schüler. Für<br />
sie steht dann über den Verein die Teilnahme<br />
an offenen Regatten des Deutschen Ruderverbandes<br />
an oder die Teilnahme an Landesmeisterschaften<br />
der jeweiligen Landesruderverbände.<br />
Für die Bildung von Mannschaften<br />
mit internationaler Perspektive führen diese<br />
Verbände dann gezielt Sichtungen der Aktiven<br />
durch, denen folgen dann bei Eignung<br />
weitere Lehrgänge, Prüfungsregatten bis hin<br />
zur Bildung von Nationalmannschaften. Positiv<br />
ist hier für das <strong>Rudern</strong> zu bewerten, dass<br />
auch kleiner Vereine die Möglichkeit haben,<br />
aus ihrem direkten örtlichen Umfeld heraus<br />
solche Talente zu entwickeln und diese dann<br />
auch für den jeweiligen Verein an den Start<br />
auf allen weiteren Regatten zu entsenden. So<br />
haben sich <strong>im</strong> Laufe der Jahre aus dem KGB<br />
bereits viele Sportler für die Nationalmannschaften<br />
qualifizieren können, Medaillen und<br />
Titel bei Weltmeisterschaften sowie Olympiateilnahmen<br />
stehen dabei ganz oben auf der<br />
langen Liste der nationalen und internationalen<br />
Erfolge der Kooperation zwischen Schule<br />
und Verein.<br />
<strong>Rudern</strong> ist nicht nur Leistungssport<br />
Erleben in der Natur mit einer Gemeinschaft,<br />
Freunde und Unterstützung finden<br />
für Dinge auch außerhalb des Sports, Engagement<br />
für Andere, für Instandhaltung von<br />
Booten und Material oder ein gemeinsam<br />
genutztes Bootshaus mit vielen sozialen Einrichtungen<br />
– das alles sind Werte, von denen<br />
besonders ältere Mitglieder in den Vereinen<br />
oder den AH-Gruppen der Schulrudervereine<br />
schwärmen. Und wenn man sich mal selber<br />
zwei bis drei Jahre auf den Sport <strong>Rudern</strong><br />
eingelassen hat, dann findet man dies auch<br />
meist bestätigt. Zwar sitzt man mit dem<br />
Rücken zur Fahrtrichtung, aber man lernt<br />
schnell, sich trotzdem zu orientieren, sich<br />
auf andere wie z.B. einen Steuermann/ eine<br />
Steuerfrau <strong>im</strong> Boot zu verlassen und durch<br />
das Einbringen seiner individuellen Leistung<br />
ein Team nach vorne zu bringen. Das klingt<br />
vielleicht etwas idealisiert, entspricht aber<br />
vielen Erfahrungen, die man <strong>im</strong>mer wieder<br />
<strong>im</strong> <strong>Rudern</strong> machen kann. Sicher ist das auch<br />
ein Grund, warum viele Aktive sich auch bei<br />
einem Ortwechsel durch Studium oder Beruf<br />
erneut einem Ruderverein anschließen und<br />
dort sportlich wie auch sozial „fit“ bleiben.<br />
Das wirkt auch nicht selten ansteckend<br />
auf ein Lehrerkollegium, schon manch ein<br />
Kollege oder eine Kollegin hat mal in das <strong>Rudern</strong><br />
hineingeschnuppert und sich dann einer<br />
Erwachsenengruppe <strong>im</strong> Verein angeschlossen.<br />
Da <strong>Rudern</strong> eine Ganz-Körpersportart<br />
und durch entsprechende Kleidung bzw. auf<br />
den Ergometern inzwischen auch eine Ganzjahres-Sportart<br />
ist, eignet sie sich gemäß verschiedener<br />
Studien besonders für die Fitness<br />
bis ins hohe Lebensalter hinein.<br />
Eine Facette des <strong>Rudern</strong>s findet dabei<br />
ganz besonderen Anklang für Schüler, die sich<br />
nicht <strong>im</strong> Leistungssport, sondern <strong>im</strong> Breitensport<br />
engagieren möchten. Hier gibt es Langstrecken-Wettbewerbe,<br />
Spaß- und Tr<strong>im</strong>mwettbewerbe<br />
und vor allem Wanderfahrten.<br />
Das ist die Form des Ruder-Tourismus, die<br />
man <strong>im</strong> Boot sehr gut betreiben kann. An<br />
einem Wochenende oder in den Ferien über<br />
mehrere Tage oder gar Wochen werden die<br />
Flüsse <strong>im</strong> In- und Ausland abgefahren, übernachtet<br />
wird <strong>im</strong> Zelt oder in Bootshäusern,<br />
die an der Strecke liegen. Und in größeren<br />
Städten an den Flüssen werden auch ger-
ne mal Ruhetage mit Kulturprogramm und<br />
Besichtigungen eingeplant. Dafür stehen in<br />
vielen Vereinen <strong>im</strong> Bootspark breite, sog. Gig-<br />
Boote zur Verfügung, in denen das Gepäck<br />
mitgenommen werden kann und in denen es<br />
sich auch über Tage gerade auf strömenden<br />
Gewässern gut „leben“ lässt. Nicht selten<br />
werden auch Lehrer oder Eltern dazu gewonnen,<br />
mit einem Fahrzeug den Landdienst zu<br />
erledigen, der dann das Gepäck transportiert<br />
und die Plätze am nächsten Etappenziel über<br />
Tag schon einmal vorbereitet.<br />
Lust zum Ausprobieren?<br />
<strong>Rudern</strong> ist eine Sportart, die man ein Leben<br />
lang ausüben kann, durch das Sitzen <strong>im</strong><br />
Boot sind Körper und vor allem Gelenke gut<br />
entlastet und bei regelmäßigem Training wird<br />
auch entsprechend Muskulatur aufgebaut,<br />
die dann das Skelett und die Wirbelsäule<br />
stützen. Entgegen einigen Vorurteilen ist bei<br />
richtiger und mehr oder weniger entspannter<br />
Körperhaltung während des <strong>Rudern</strong>s der Rücken<br />
nicht gefährdet. Im Gegenteil: Patienten<br />
mit einem Bandscheibenvorfall können nach<br />
Operation oder medizinischer Behandlung<br />
langsam und unter Trainer-Anleitung schon<br />
nach wenigen Wochen wieder mit dem <strong>Rudern</strong><br />
beginnen und durch die Kräftigung der<br />
Rückenmuskulatur die geschädigte Wirbelsäule<br />
wirkungsvoll stabilisieren. Teilnahme<br />
an Wettkämpfen oder Langstrecken-Fahrten<br />
ist so schon nach wenigen Monaten wieder<br />
möglich.<br />
<strong>Rudern</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulsport</strong> verlangt für die<br />
betreuenden Sportlehrer be<strong>im</strong> erstmaligen<br />
Start einigen organisatorischen Aufwand und<br />
meist auch eine detaillierte Klärung mit den<br />
beteiligten Partner bzw. dem Verein. Doch<br />
der Erlebniswert für die Schüler, der Lerneffekt<br />
gerade <strong>im</strong> sozialen Verhalten und die von<br />
den Gründungsvätern des Schulruderns so<br />
geschätzten Werte wie Teamgeist und Disziplin<br />
wiegen diese Mühe in jedem Fall auf. Und<br />
wenn die ersten Jahrgänge gemeistert sind,<br />
finden sich daraus auch schnell ältere Schüler,<br />
die den Ruderbetrieb kompetent begleiten<br />
und damit nicht zuletzt den Erfolg eines solchen<br />
Projektes festigen.<br />
Sport und Medien – Die kompetente Lösung<br />
aus einer Hand<br />
Kooperation<br />
> Mehr als 30 Jahre Erfahrung <strong>im</strong> Vereins- und<br />
Spitzensport, Industrie und Verbänden<br />
> Redaktion von Fest- und Zeitschriften,<br />
Dokumentationen oder Chroniken<br />
> PR-Arbeit durch Imagekonzepte, Newsletter und<br />
Presseservice<br />
> Erfolg bei Veranstaltungen durch gute Planung,<br />
Medienbetreuung und Moderation<br />
Anfragen an abo-media,<br />
Tannenstr. 11, 56283 Halsenbach;<br />
E-Mail: arno@abo-media.de, Web: www.abo-media.de<br />
Prominente Unterstützung erhielt eine neue Kooperation<br />
zwischen Schule und dem Ruderverein in Gelsenkirchen durch<br />
Fußball-Jungstar Julian Draxler (mi.), der an der Gesamtschule<br />
Bergerfeld sein Abitur macht. Mit Trainer Jürgen Wittor (li.)<br />
hat man dort einen Lehrer gewonnen, der als Rudertrainer<br />
bereits Erfolge erzielt hat. Schulleiter Georg Altenkamp suchte<br />
neben dem Fußball auf Schalke eine weitere Sportart für sein<br />
Schulangebot und schloss mit dem RV Gelsenkirchen eine<br />
entsprechende Kooperation ab. Der Fußballer prüfte gleich<br />
seine Kondition auf dem Ruder-Ergo.<br />
(Fotos: D. Seyb, P. Berger, P. Walter)<br />
Kooperation<br />
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