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Frauen sägen vorsichtiger - Forsthaus Roderbirken

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HOLZmachen Herbst 2012 Menschen im Wald<br />

stenfalls armdicken Birkenast hinein.<br />

Dazu drückt er der ersten<br />

Freiwilligen eine Akku-Kettensäge<br />

in die Hand. „Die Motorsäge<br />

macht mehr Spaß, hat mehr<br />

Power“, urteilt sie spontan. Ein geringschätziges<br />

„das ist ein <strong>Frauen</strong>säge“<br />

und „das andere ist<br />

Rock'n Roll“ folgen.<br />

Normalerweise geht es nach dem<br />

Mittag – die Verpflegung besteht<br />

aus selbstgemachten Salaten von<br />

Krauses Ehefrau und frisch Gegrilltem<br />

– gleich wieder in den<br />

Wald, doch diesmal kommt aus<br />

organisatorischen Gründen der<br />

zweite Theorieteil zuerst. Die Bäuche<br />

sind mit Verdauen beschäftigt,<br />

das Thema trocken. Auch<br />

Krause ist anzumerken, daß dies<br />

mehr ein Pflichtübung ist: Er liest<br />

die für diesen Schein relevanten<br />

Vorschriften einfach ab, betont<br />

aber dennoch, daß die Motor<strong>sägen</strong>arbeit<br />

gefährlich ist, eigenverantwortlich<br />

stattfindet und jeder<br />

selbst auf die Einhaltung der<br />

Unfallverhütungsvorschriften<br />

Forsten der Berufsgenossenschaft<br />

achten muß. „Die zweite<br />

Person, die in Sicht-, Hör- und Rufweite<br />

sein muß, kann auch ein älteres<br />

Kind sein, das dann über<br />

Handy Hilfe holen kann – aber<br />

das Handy muß auch Empfang<br />

haben“, erklärt er – kaum ein<br />

Mundwinkel, der jetzt nicht zuckt.<br />

Außerdem mache die Arbeit zu<br />

zweit, wenn man jemanden zum<br />

Quasseln habe, mehr Spaß, findet<br />

Krause immer wieder einen Weg<br />

vom Formalen zur Begeisterung,<br />

die viele Holzmacher und Holzmacherinnen<br />

auszeichnet. Mit<br />

der Säge und dem Fällheber finge<br />

es an, kommt er ins Erzählen,<br />

dann käme der Hänger einschließlich<br />

der Kupplung für den<br />

Pkw hinzu, dann eine Seilwinde,<br />

und eines Tages tauchte dann<br />

auch der erste mit einem kleinen<br />

Traktor in seinem Forst auf.<br />

Im Wald zurück lautet die Aufgabe<br />

diesmal, gespanntes Holz zu<br />

<strong>sägen</strong>. Stammabschnitte liegen<br />

jetzt mit einem Ende auf anderen<br />

auf, das Mittelstück hängt frei.<br />

„Schaut zu, wenn ihr sägt, wie sich<br />

das Holz oberhalb des Schnittes<br />

wieder schließt. Bevor es zu ist,<br />

müßt ihr die Säge rausziehen“, erklärt<br />

Betreuer Schanz. Als erste<br />

versucht sich Corinna Müller. Sie<br />

sägt prompt gleich den ganzen<br />

Stamm durch, das lange Ende<br />

fällt zu Boden und bald sind wieder<br />

scheitlange Stammstücke abgesägt.<br />

Doch weitergehen sollte<br />

das nicht so. Schon bei der nächsten<br />

bleibt die Säge stecken, hat<br />

sich eingeklemmt. „Nicht ziehen,<br />

stell den Motor ab“, funkt Schanz<br />

dazwischen. Der Stamm wird mit<br />

eingeklemmter Säge gedreht, die<br />

Spannung löst sich, die Säge fällt<br />

heraus. Es war nicht das letzte<br />

Mal.<br />

Von wegen „schwaches Geschlecht“<br />

Diesmal ist die Gruppe um Krause<br />

schneller. Hier kommt noch eine<br />

Spaltaxt zum Einsatz. Von wegen<br />

„schwaches Geschlecht“: Zielgenau<br />

trifft die Teilnehmerin das<br />

Holzstück – und nochmal und<br />

nochmal, wenn auch schnaufend.<br />

Zurück in der Scheune, in der<br />

auch eine kleine Werkstatt untergebracht<br />

ist, gibt Krause noch<br />

schnell ein paar Pflegetips und<br />

Hinweise zur Wartung. Hier eine<br />

Schraube aufgedreht, da einen<br />

Deckel abgedreht, schon hat der<br />

Forstwirt den mit Holzstaub zugesetzten<br />

Luftfilter in der Hand<br />

und reinigt ihn mit Druckluft. Er<br />

lockert die Kette und wischt die<br />

Nut des Schwertes sauber, zeigt<br />

verschiedene Werkzeuge, um die<br />

Kette zu schärfen. Aber eigene<br />

Versuche unternimmt niemand<br />

mehr.<br />

Geschafft: Patricia Behrends<br />

ist glücklich über ihr erstes<br />

selbst gesägtes Holz.-<br />

Spaß gehabt und viel gelernt: Jetzt hält die <strong>Frauen</strong> nichts mehr auf beim Brennholzmachen.<br />

Es ist zwar nicht zwingend, aber doch oft einfacher, nur unter Seinesgleichen<br />

zu lernen.<br />

Schließlich wandern nur noch die<br />

geliehenen Schnittschutzhosen<br />

und Co. in die Kartons zurück, die<br />

eigenen in die jeweiligen Taschen.<br />

Kaffee und Kuchen stehen<br />

auf dem Tisch. Krause bedankt<br />

sich, daß alle Sägen heil geblieben<br />

sind und sorgsam damit umgegangen<br />

wurde. Noch Fragen?<br />

Ja: „Was für eine Säge soll ich kaufen?“<br />

„Was kostet das?“ „Wo bekommt<br />

man Holz?“ Die Gesichter<br />

zeigen gleichzeitig Erschöpfung<br />

und das gute Gefühl, etwas geschafft<br />

zu haben. „Es hat Spaß gemacht“,<br />

faßt Patricia Behrends zusammen.<br />

Im Wald sei das ein Er-<br />

lebnis gewesen, auf dem Parkplatz<br />

eines Baumarktes, wo<br />

manch Billig-Kurs angeboten<br />

wird, hätte sie keine Lust gehabt.<br />

Aber wohl bei allen am meisten<br />

in Erinnerung bleibt der Moment,<br />

als das erste eigenhändig gesägte<br />

Stück Holz fiel. „Ist jetzt zu<br />

Ende?“, fragt Patricia Behrends.<br />

Alle lachen und einige sehen sich<br />

sicher beim nächsten Kurs zum<br />

Bäumefällen wieder – egal ob nur<br />

mit <strong>Frauen</strong> oder auch mit Männern.<br />

DOROTHEE MEIER<br />

www.forsthaus-roderbirken.de<br />

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