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Lebenszeichen | 79 | Sommer 2008

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Lebens<br />

Zeitschrift für die Lebensbewegung<br />

Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (ALfA)<br />

zeichen<br />

Nr. <strong>79</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2008</strong><br />

Gute Zusammenarbeit<br />

Die Regionalverbände der ALfA Coburg und München stehen einer tapferen kleinen Familie in höchster Not bei<br />

Ich freute mich auf ein gemütliches Wochenende – da klingelt<br />

das Telefon. »Gehören Sie zu den Leuten, die Schwangeren<br />

helfen?« fragt eine Frau ganz aufgeregt, »Gott sei Dank! Sie sind<br />

jetzt die achte Stelle, die ich um Hilfe bitte, ich werde von einem<br />

zum anderen geschickt. Meine Tochter ist hochschwanger, zieht<br />

in fünf Tagen nach München und hat kein Geld. Ich kann ihr<br />

auch keins geben, komme selber mit meinem Hartz IV nicht<br />

zurecht. Sie hat kaum noch was zu essen und ist fix und fertig.<br />

Keiner will ihr helfen!«<br />

Ich erkundige mich nach der Adresse der Tochter und –<br />

welch glückliche Fügung – sie wohnt nur ein paar Straßen weiter,<br />

sodass ich mich gleich auf den Weg begeben kann. Eine nette<br />

Fortsetzung auf Seite 3


Lebens<br />

zeichen<br />

Editorial<br />

Liebe Mitstreiter und Freunde der ALfA!<br />

Die ersten Monate dieses Jahres waren dunkel für das<br />

Lebensrecht. Es reihte sich ein schwarzer Tag an den anderen:<br />

Erst stimmt der deutsche Bundestag mit einer noch<br />

größeren Mehrheit als befürchtet für eine Verschiebung<br />

des Stichtages beim Stammzellgesetz. Das konnten auch<br />

Demonstrationen der ALfA bis buchstäblich zuletzt –<br />

nämlich mit einer Mahnwache vor dem Bundestag – nicht<br />

verhindern. Dann fordert der Europarat den »sicheren<br />

Zugang zu legaler Abtreibung« europaweit – auch hier<br />

hatte die Teilnahme der ALfA an der Expertenanhörung<br />

im Februar 2007 diese Resolution nicht verhindern können.<br />

Und dann setzen sich die Bundestagsabgeordneten in erster<br />

Lesung im April mit einem Importverbot für Robbenerzeugnisse<br />

auseinander. Hier gibt es natürlich breite Zustimmung,<br />

mit den gleichen Argumenten, die beim Stammzellgesetz<br />

den Menschen im Frühstadium seiner Entwicklung<br />

hätten schützen können.<br />

Zum Glück gibt es aber auch Positives zu berichten:<br />

Die europäischen Lebensrechtler rücken enger zusammen:<br />

Papst Benedikt XVI. hatte die italienische Lebensrechtsbewegung<br />

für Pfingstmontag eingeladen. Anlass hierfür war<br />

das 30-jährige Bestehen des italienischen Abtreibungsparagrafen.<br />

Carlo Casini, Präsident der italienischen »Bewegung<br />

für das Leben«, mit dem die ALfA seit 2007 enger zusammenarbeitet,<br />

hatte zwei Wochen vor Pfingsten, als der<br />

Termin feststand, Vertreter der europäischen Lebensrechtsbewegung<br />

gebeten, an dieser Privataudienz teilzunehmen.<br />

Am Pfingstsonntag gab es daher eine Sitzung der Vorsitzenden<br />

von Lebensrechtsverbänden aus acht verschiedenen<br />

Nationen Europas, bei der eine weitere Zusammenarbeit<br />

besprochen und beschlossen wurde. Die Jugend für das<br />

Leben in Italien begleitete die Veranstaltungen mit einer<br />

Gebetsvigil in San Marco (Piazza Venezia), an der später<br />

auch die ALfA teilnahm. Gemeinsam machten sich die<br />

europäischen Lebensrechtler dann auf, um in der »Sala<br />

della Benedizione« am Pfingstmontag an der Audienz mit<br />

dem Heiligen Vater teil zu nehmen. Papst Benedikt dankte<br />

jedem Einzelnen, der sich in der Lebensrechtsbewegung<br />

engagiert und machte deutlich, wie notwendig dieses<br />

Engagement ist. Er zeigte auf, dass es für einen Christen<br />

eigentlich gar nicht anders geht, als sich für den Schutz<br />

des ungeborenen Kindes einzusetzen. Die Abtreibung reiße<br />

»eine weitere<br />

Wunde in unserer<br />

Gesellschaft<br />

auf«.<br />

Die »Jugend<br />

für das Leben«,<br />

die sich<br />

nur wenige<br />

Stunden später<br />

in Köln<br />

einen Vorstand<br />

geben<br />

sollte, erhielt<br />

so vorab den apostolischen Segen des Papstes. Den jungen<br />

Leuten unter dem Vorsitz von Matthias Lochner wünschen<br />

wir von Herzen Kreativität und jede Menge provokante<br />

Einsätze für das Leben!<br />

Dass das Lebensrecht weiter ein Thema ist, zeigt auch<br />

die rege Teilnahme an unserer diesjährigen Bundesdelegiertenversammlung<br />

in Fulda. In den Workshops herrschte<br />

Aufbruchstimmung – und es ist klar: Die ALfA wird sich<br />

nicht unterkriegen lassen und sich mit Ihrer Hilfe und<br />

Unterstützung weiter für einen verbesserten Lebensschutz<br />

in Deutschland einsetzen. Dass die ALfA dabei weiter<br />

kontinuierlich hunderte ungeborene Kinder durch Beratung<br />

rettet, ist selbstverständlich.<br />

Ihre<br />

Claudia Kaminski<br />

Audienz bei Papst Benedikt XVI.<br />

Impressum<br />

Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) e. V.<br />

Ottmarsgäßchen 8, 86152 Augsburg<br />

Telefon 0821 / 51 20 31<br />

Telefax 0821 / 15 64 07<br />

Internet www.alfa-ev.de<br />

E-Mail lebenszeichen@alfa-ev.de<br />

Redaktion<br />

Monika und Reinhold Eichinger<br />

Alexandra Linder, M.A.<br />

Dr. Claudia Kaminski (V.i.S.d.P.)<br />

Satz & Layout<br />

Rehder Medienagentur<br />

Aachen<br />

www.rehder-agentur.de<br />

Druck<br />

SDV Saarländische Druckerei und Verlag GmbH<br />

Saarwellingen; www.sdv-saar.de<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />

Erscheinungsweise<br />

vierteljährlich<br />

Der Bezug ist für Mitglieder im Beitrag enthalten.<br />

Spenden sind erwünscht und steuerlich<br />

absetzbar.<br />

Spendenkonten<br />

Postbank Niederlassung München<br />

BLZ 700 100 80<br />

Konto 24 22 44 800<br />

Augusta-Bank eG Raiffeisen-Volksbank Augsburg<br />

BLZ 720 900 00<br />

Konto 504 0 990<br />

2 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>79</strong>


Fortsetzung von Seite 1<br />

junge Frau öffnet; ich sehe sofort, dass sie geweint hat. Sie war<br />

schon darauf vorbereitet, dass eine Frau von der ALfA kommen<br />

würde, daher bat sie mich herein und erzählt: Seit gut einem Jahr<br />

ist sie verheiratet. Ihr Mann, ausländischer Student, hat sein<br />

Studium aufgegeben, nachdem sich das<br />

Kind angekündigt hat.<br />

Drei Wochen zuvor hatte er eine Stelle<br />

in München angenommen, damit er für<br />

seine Familie sorgen und später sein Studium<br />

fortsetzen kann. Fürs erste war er<br />

kostenlos bei Freunden untergeschlüpft.<br />

Zum Glück fand er dann schnell eine<br />

bezahlbare Wohnung.<br />

Sie selbst hatte gegen ein geringes<br />

Entgelt bei einer Zeitarbeitsfirma gearbeitet.<br />

Als sie die Schwangerschaft bekannt<br />

gab, wurde ihr Arbeitsvertrag kurz vor<br />

Beginn des Mutterschutzes nicht mehr<br />

verlängert.<br />

Jetzt stand ihr letztes Gehalt noch aus,<br />

das Arbeitslosengeld I war noch nicht<br />

einmal berechnet, das beantragte Geld von<br />

der Stiftung noch nicht eingetroffen und<br />

ihr Konto bereits überzogen. Ihr Mann<br />

hatte noch keinen Lohn erhalten und wollte<br />

auch nicht um einen Vorschuss bitten, um<br />

seinen Job nicht zu gefährden.<br />

»Wir müssen für einen Monat eine<br />

Doppelmiete aufbringen, weil wir hier<br />

vorzeitig ausziehen und die Nachmieterin<br />

einen Rückzieher gemacht hat. Außerdem<br />

brauchen wir etwa 350 Euro an Benzingeld<br />

für das Umzugsauto und über 1200 Euro<br />

für die Kaution. Wo-her sollen wir das nur nehmen?« fragt sie<br />

verzweifelt. »Ich rufe jeden Tag an: meinen Chef, das Job-Center,<br />

die Schwangerenberatungsstelle, aber es ist nichts zu machen.<br />

Für mein Baby habe ich fast nichts an Kleidung, kein Bettchen,<br />

keinen Kinderwagen. Wovon hätte ich das bitte kaufen sollen?<br />

Sie können immer noch nicht fassen, dass es<br />

heute noch eine solche Hilfsbereitschaft gibt<br />

Aber die Frau von der Beratungsstelle hat mir wenigstens etwas<br />

Geld für Lebensmittel versprochen. Ein kleiner Lichtblick.<br />

Ich beruhige sie und gebe ihr zu verstehen, dass Babysachen<br />

wegen unserer Babykammer das geringste Problem für uns sind.<br />

Ich telefoniere mit dem ALfA-Regionalverband München und<br />

erkundige mich nach jemandem, der beim Einzug helfen könnte.<br />

Es dauert nicht lange und ich habe die Telefonnummern von<br />

einigen Mitarbeitern, die gerne bereit sind tatkräftig mit anzupacken.<br />

Beim nächsten Besuch bringe ich ihr alles mit, was ein Kind<br />

im ersten Lebensjahr braucht. Sie zeigt mir ihren Mutterpass,<br />

DANIEL RENNEN<br />

die entsprechenden Einkommensnachweise und ihren Kontoauszug.<br />

Ihre Angaben stimmen, sodass ich jetzt mit unserem<br />

Coburger Team beraten kann, wie wir ihr aus dieser finanziellen<br />

Misere heraushelfen können. Unserem Vorschlag, uns vertraglich<br />

die Genossenschaftsanteile der Coburger Wohnung, die erst in<br />

zwei Jahren fällig sind, abzutreten, stimmt sie sofort zu. Wir<br />

Ist die Liebe zum Kind da, lassen sich alle anderen Probleme lösen.<br />

stocken diese Summe auf, und so kann sie die beiden Mieten,<br />

einen Teil der Kaution und das Benzingeld bezahlen. Als ich<br />

ihr außerdem die Nummern der Münchener gebe, kann sie es<br />

kaum fassen. Überglücklich und von großem Druck befreit<br />

umarmt sie mich spontan.<br />

Ihre Mutter half dann beim Einpacken und wir<br />

übernahmen den Abbau einiger Möbel und der Lampen,<br />

sodass man zusammen schnell vorankam – nur leider<br />

mussten sie zwei Fahrten bezahlen, weil das Leihauto zu<br />

klein war.<br />

Die junge Mama teilte uns mit, dass die Münchener<br />

Unterstützung hervorragend funktioniert und sie trotz fortgeschrittener<br />

Schwangerschaft und dank Hilfe der ALfA alles gut<br />

überstanden habe. Sie und ihr Mann könnten immer noch nicht<br />

fassen, dass es heute noch eine solche Hilfsbereitschaft gibt.<br />

Jetzt warten wir auf eine Geburtsanzeige und hoffen, dass<br />

unser Konto wieder aufgefüllt wird, um anderen Schwangeren<br />

in Not beistehen zu können.<br />

<br />

Rosemarie Falk, ALfA-Coburg, Tel. 09561-15573, Fax 09561-201688,<br />

Mail: arofa@falk-it.de, Internet: alfa-coburg.falk-it.de<br />

<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>79</strong> 3


Lebens<br />

zeichen<br />

Abtreibung traumatisiert<br />

Impressionen von der diesjährigen Bundesdelegiertenversammlung der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA)<br />

e.V. in Fulda<br />

Einmal im Jahr kommen die Delegierten der ALfA-<br />

Regionalverbände zusammen, um Erfahrungen auszutauschen,<br />

Vereinsinternes zu behandeln, Rückschau zu halten und nicht<br />

zuletzt, um neue Aufgaben zu diskutieren und weiter dazuzulernen.<br />

Bei der diesjährigen Bundesdelegiertenversammlung,<br />

die vom 30. Mai bis zum 1. Juni im schön gelegenen Bonifatiushaus<br />

in Fulda stattfand, gab es für all das reichlich Gelegenheit.<br />

FRK<br />

im Mutterleib, sein Recht auf Leben sowie über die Risiken<br />

und Nebenwirkungen von Abtreibungen für die Mutter und<br />

laden dazu ein, statt des ungeborenen Kindes die Probleme zu<br />

beseitigen, die eine unerwartete Schwangerschaft mit sich<br />

bringen kann.<br />

Aber auch über das, was sich für viele kaum wahrnehmbar<br />

und eher hinter den Kulissen abspielt, wie die Schreiben an die<br />

Bundestagsabgeordneten im Vorfeld der Entscheidung zum<br />

Stammzellgesetz, das Ausloten von Möglichkeiten zur Zusammenarbeit<br />

mit den Kirchen sowie mit Lebensrechtsgruppen<br />

in anderen Ländern, die Erstellung neuer Materialien, den<br />

positiven Mitgliederzuwachs und vieles andere mehr informierte<br />

Kaminski die Delegierten.<br />

In vier Workshops konnten die Delegierten erworbenes<br />

Wissen auffrischen oder neue Erkenntnisse hinzugewinnen.<br />

FRK<br />

Die Referenten stießen auf aufmerksame Delegierte.<br />

In ihrem ausführlichen Rechenschaftsbericht ließ die Bundesvorsitzende<br />

der Aktion Lebensrecht für Alle (e.V.), Dr. med.<br />

Claudia Kaminski, die auch Vorsitzende des Bundesverbandes<br />

Lebensrecht (BVL) ist, das vergangene arbeitsreiche Jahr Revue<br />

passieren. Öffentlichkeitswirksame Aktionen, die in Eigenregie<br />

oder in Zusammenarbeit mit anderen Lebensrechtsorganisationen<br />

durchgeführt wurden, wie die gut besuchte Demonstration<br />

auf der Kölner Domplatte gegen Spätabtreibungen,<br />

die Initiierung der Website www.deine-stammzellen-heilen.de,<br />

die Organisation und Durchführung einer bundesweiten Umfrage<br />

zur Stammzellforschung oder die Mahnwache vor dem<br />

Die Reaktion des Kindsvaters spielt im Schwangerschaftskonflikt<br />

oft die entscheidende Rolle.<br />

Deutschen Bundestag kamen dabei genauso zu Sprache wie<br />

die starke Präsenz der ALfA auf Fachmessen und anderen<br />

Großveranstaltungen wie dem Katholikentag in Osnabrück<br />

oder dem »Christival« in Bremen. Hier informieren die ehrenamtlich<br />

agierenden Lebensrechtler in Einzelgesprächen die<br />

Besucher der ALfA-Stände über die Entwicklung des Kindes<br />

4 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>79</strong><br />

Dr. Pokropp-Hippen informiert über das PAS.<br />

Die Hebamme Maria Grundberger etwa berichtete von ihren<br />

Erfahrungen bei der Gehsteigberatung und machte dabei unter<br />

anderem deutlich, dass für die große Mehrheit der Frauen das<br />

Wichtigste bei einer unerwarteten Schwangerschaft<br />

sei, dass auch der Vater das gemeinsame<br />

Kind akzeptiere. Auf die Frage, was sich ändern<br />

müsse, um das Kind behalten zu wollen, antworteten<br />

die allermeisten Frauen, denen die<br />

Hebamme vor der Abtreibungsklinik ihre Hilfe anbietet: Wenn<br />

sich der Partner bereit erkläre, die unerwartete Schwangerschaft<br />

und das Leben mit dem Kind gemeinsam zu bewältigen.<br />

Über das Post-Abortion-Syndrom (PAS), das bei vielen<br />

Frauen nach einer Abtreibung auftritt, sowie über die Möglichkeiten,<br />

es zu therapieren, informierte die Ärztin, Psycho- und


Traumatherapeutin Dr. med. Angelika Pokropp-Hippen. Das<br />

PAS definierte sie als eine Sonderform der »Posttraumatischen<br />

Belastungsstörung« (PTSD), einer durch Traumatisierung ausgelösten<br />

Angsterkrankung. Jede Abtreibung verursache ein<br />

Trauma. Rund 80 Prozent der Frauen, die durch eine Abtreibung<br />

traumatisiert würden, erkrankten anschließend am PAS. Deshalb<br />

müsste Frauen, die sich mit Gedanken an eine Abtreibung<br />

trügen, klar gesagt werden, »dass Abtreibung traumatisiert«,<br />

forderte Pokropp-Hippen. Einblicke gewährte die Referentin<br />

zudem in die von ihr praktizierte tiefenpsychologische Traumtagtechnik,<br />

auch Kathathymes Bildererleben genannt, mit der<br />

sich an PAS erkrankten Frauen helfen lasse.<br />

Der Würzburger Medizinexperte Rainer Beckmann beschäftigte<br />

sich in seinem Vortrag mit der Bedrohung des Lebens,<br />

die durch eine in Europa zunehmend legalisierte Euthanasie<br />

am Lebensende lauere. Laut Beckmann basiert der Wunsch<br />

nach »Sterbehilfe« vor allem auf fünf Ängsten. All diesen<br />

Ängsten lasse sich jedoch erfolgreich entgegenwirken. So sei<br />

die moderne Schmerztherapie längst in der Lage, Menschen<br />

die Angst vor, unerträglichen Schmerzen zu nehmen. Der Angst<br />

vor Übertherapie lasse sich durch Maßnahmenbegrenzung, der<br />

Angst vor Verlust der Persönlichkeit durch ein Ernstnehmen<br />

der Person, der Angst davor, anderen zur Last zu fallen, durch<br />

die »Entlastung der Belasteten« und der Angst vor einem<br />

einsamen Sterben durch die persönliche Betreuung und Begleitung<br />

abhelfen. Um dies auch tatsächlich zu erreichen, sei jedoch<br />

»eine Stärkung der Palliativmedizin und der Hospizarbeit« in<br />

Deutschland unerlässlich.<br />

Stefan Rehder<br />

ALfA Aktiv<br />

ALfA – Demonstrationen für das Leben<br />

Im Februar und April ging die ALfA auf die Straße: Anlass war<br />

die bevorstehende Entscheidung des Deutschen Bundestages,<br />

die Forschung an menschlichen Embryonen auszuweiten. Der<br />

Redner war auch der Ihringer Gemeindepastor Werner Kröger,<br />

der über die biblischen Gesichtspunkte des Lebensrechts der<br />

ungeborenen Kinder sprach.<br />

Rund 30 Personen waren dem Aufruf zur Kundgebung auf der<br />

großen Einkaufsstraße gefolgt. Um beim nächsten Mal mehr<br />

Teilnehmer zu motivieren, sollen christliche Gemeinden vor<br />

Ort angesprochen werden. Gerne sind wir mit unserer gewonnenen<br />

Erfahrung anderen Regionalverbänden bei der Organisation<br />

behilflich, Demonstrationen zu organisieren.<br />

Für Fragen stehen wir zur Verfügung unter ALfA-Regionalverband<br />

Freiburg, Martina Kempf, Tel. 07667/94 22 68.<br />

Demonstrationszug durch die Freiburger Innenstadt<br />

ALfA-Regionalverband Freiburg demonstrierte daher im Februar<br />

<strong>2008</strong> in der Freiburger Innenstadt.<br />

Der Protest richtete sich auch gegen die jährliche Tötung von<br />

mindestens 120.000 Kindern im Mutterleib. Die Juristin Martina<br />

Kempf, Vorsitzende des Regionalverbandes, sprach über das<br />

bisher weitgehend unbeachtete Thema: »Abtreibung bedeutet<br />

Leiden für Kinder, Frauen und Männer«. Sie nannte Depressionen,<br />

Albträume, Sucht, Unfruchtbarkeit und häufiges Zerbrechen<br />

der Paarbeziehung als Folgen der vorgeburtlichen Kindestötung.<br />

Angesichts dieser Leiden sei die Propagierung der Abtreibung<br />

ein Irrweg des Feminismus zu Lasten unzähliger Frauen. Sie<br />

forderte eine Strafbarkeit der vorgeburtlichen Kindestötung<br />

auch zum Schutz der Frauen, damit diese nicht mehr so einfach<br />

von ihrem Umfeld zur Abtreibung gedrängt werden können.<br />

Mahnwache vor dem Deutschen Bundestag<br />

Im Hinblick auf die Stammzelldebatte ließ die ALfA bis zum<br />

Schluss nicht locker. Selbst am 11. April, dem Tag der Entscheidung<br />

im Bundestag, hielten tapfere ALfA Mitglieder in strömendem<br />

Regen vor dem Bundestag in Berlin unter dem Motto<br />

»Ethisch heilt am Besten« eine Mahnwache.<br />

<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>79</strong> 5


Lebens<br />

zeichen<br />

Unsere Jugend<br />

Erfolgreicher Besuch des evangelischen Jugendfestivals »Christival« in Bremen – Neugründung der »Jugend<br />

für das Leben«<br />

Die Zeit am ALfA-Stand auf dem »Christival« in Bremen<br />

verging wie im Flug – und der Einsatz war ein voller Erfolg.<br />

Unzählige junge Menschen kamen an unserem Stand vorbei,<br />

blieben am »Tisch der Stammzelllinien« stehen, schauten,<br />

runzelten die Stirn, und häufig kam dann ein Gespräch zustande,<br />

ARCHIV<br />

Meinung bilden können und sich nicht abhängig machen müssen<br />

von den derzeit in unserer Gesellschaft vorherrschenden<br />

Meinungen. Viele der Jugendlichen baten um weitere Informationen<br />

zum Lebensrecht – ein Zeichen, dass hier großes Interesse<br />

besteht und Lücken zu füllen sind.<br />

Wir haben uns in Bremen zuhause gefühlt, obwohl durchaus<br />

nicht alles nur positiv war: Gewaltbereite Autonome stürmten<br />

das Gelände, beschimpften die Christen, störten eine Veranstaltung<br />

zum Thema Abtreibung, es gab Verletzte.<br />

Im Frühjahr gab es ein Treffen junger Leute in Köln. Ihre<br />

Gemeinsamkeit: Sie waren bereit, sich für das Lebensrecht zu<br />

engagieren. Manche sahen sich hier zum ersten Mal, andere<br />

kannten sich beispielsweise aus Internetforen zum Thema<br />

Schutz der ungeborenen Kinder. In der Zeit nach diesem ersten<br />

Treffen diskutierte man leidenschaftlich und kontrovers, unter<br />

Wie wird eine fruchtbare Arbeit<br />

überhaupt möglich?<br />

ALfA-Mitarbeiterinnen am Stand<br />

mit vielen Fragen, oft auch viel Zustimmung. Der Erfolg dieser<br />

Tage bestand gerade in den zahlreichen Gesprächen, die nicht<br />

selten aufräumten mit falschen Vorstellungen, die jungen<br />

Ein Zeichen des Widerspruchs in einer<br />

konturenlosen Gesellschaft!<br />

Menschen in der Schule oder im Alltag vermittelt werden.<br />

Vorstellungen weit ab von der Wirklichkeit, etwa was die Folgen<br />

einer Abtreibung betrifft. Aufklärung, das war zu spüren, ist<br />

mehr als wichtig für junge Menschen, damit sie sich selbst eine<br />

welchem Dach die neue »Jugend für das Leben« sich nun bilden<br />

sollte – vielleicht gar ganz ohne Dach? Dabei blieben Fragen<br />

offen. Zum Beispiel die Frage nach dem Vorstand. Schon beim<br />

nächsten Treffen wählen oder erst später?<br />

Um eine satzungsgemäße Wahl zu ermöglichen, lud die<br />

ALfA daher am Pfingstmontag offiziell zu einem weiteren<br />

Treffen ein. Stefan Brandmaier, Schriftführer im Bundesvorstand,<br />

eröffnete die Vorstellungsrunde mit einer kleinen geschichtlichen<br />

Reise in die Anfänge der »Jugend für das Leben« in Deutschland.<br />

Auch Volker Kleibrink (Schatzmeister) vertrat den Bundesvorstand.<br />

Schon nach kurzem stellte sich heraus, dass sich hier<br />

keine Unwissenden in Sachen Lebensrecht zusammen gefunden<br />

hatten, sondern sich viele - trotz ihres jungen Alters - schon<br />

erheblich für das Leben eingesetzt hatten. An Engagement<br />

fehlte es hier niemandem!<br />

Es gab brennende Fragen zu klären, vor allem: Wie selbständig<br />

und frei ist eine »Jugend für das Leben« unter dem Dach<br />

einer schon bestehenden Organisation? Und welche politischen<br />

und gesellschaftlichen Positionen vertritt diese Organisation,<br />

die ALfA. Stimmen diese Ansichten mit meinen überein, so<br />

dass eine fruchtbare Arbeit überhaupt möglich ist? Diese und<br />

andere Fragen wurden kontrovers aber konstruktiv diskutiert.<br />

Schließlich stimmten die Anwesenden ab, damit die neue<br />

Gruppierung ein festes Fundament bekommt. Einstimmig<br />

wählte man als Ersten Vorsitzenden Matthias Lochner.<br />

Im selben Tagungsraum, nur einige Stunden früher, hatte<br />

man schon intensiv und praxisorientiert für den konkreten<br />

Lebensschutz gearbeitet. Maria Grundberger aus München<br />

schulte ALfA-Beraterinnen für Schwangerschaftskonfliktge-<br />

6 <strong>Lebenszeichen</strong> <strong>79</strong>


v Kurz gemeldet<br />

Seelsorge-Handbuch<br />

Alles, was aus Amerika kommt, ist schlecht? Dieses gängige<br />

Vorurteil dürfte mit diesem Handbuch für Priester widerlegt<br />

sein, das Alexandra Maria Linder M.A. für die ALfA übersetzt<br />

hat. Die 20-seitige Broschüre wendet sich vor allem an<br />

Seelsorger, ist aber auch gewinnbringend für jeden anderen,<br />

der mit Frauen nach einer Abtreibung zu tun hat und nicht<br />

weiß, wie er mit ihnen umgehen soll. Nachdem eingangs<br />

mögliche Folgen der Abtreibung für die Frau beschrieben<br />

werden, behandelt der Hauptteil die Beratung und Heilung<br />

der Frau, das Gespräch mit ihr und nicht zuletzt die Beichte.<br />

Zum Abschluss bringt die Broschüre Hinweise zur Behandlung<br />

des Themas in der Predigt, den Pfarrnachrichten oder Gebeten.<br />

Ein Handbuch, das durch seine Behutsamkeit überzeugt.<br />

v ALfA intern<br />

Wichtiger Zwischenruf<br />

Wissbegierige junge Christen trafen sich in Bremen<br />

spräche mit Rat suchenden Frauen. Die aktiven Beraterinnen<br />

konnten aus dieser Hilfestellung viel für ihre wertvolle Arbeit<br />

gewinnen und neue Kraft tanken für ihre anstrengende<br />

Tätigkeit.<br />

Sandra Sinder und das Team der ALfA-Landesgeschäftsstelle NRW<br />

Martin Lohmann, Publizist und<br />

Fernsehmoderator, ist bekannt<br />

für eine klare Sprache. In seinem<br />

neuesten Buch »Etikettenschwindel<br />

Familienpolitik«, einem »Zwischenruf<br />

für mehr Bürgerfreiheit<br />

und das Ende der Bevormundung«,<br />

entlarvt er den gigantischen<br />

Schwindel (in) der Familienpolitik<br />

und deckt auf, dass es<br />

bis heute keine wirkliche Familienpolitik<br />

gibt, die vom Kind und<br />

von der Familie her handelt. Er<br />

zeigt den »Schwindel mit dem hoh(l)en C« in der Union auf,<br />

wo eine Vertreterin der Theologie als Forschungsministerin<br />

in der Stammzellendebatte den Lebensschutz dauerhaft<br />

beschädigt. Lohmann macht deutlich, dass das »C« weder<br />

einer Kirche noch einer Partei gehört, sondern verpflichtender<br />

Anspruch ist. Nicht nur wegen dieses Kapitels lohnt sich die<br />

Lektüre. Lohmanns neuestes Buch ist ein wichtiger »Zwischenruf«<br />

für Familie, Freiheit und Leben.<br />

Claudia Kaminski<br />

Der neue Vorstand: Johanna Wagner, Miriam-Eva Adams,<br />

Thomas Kreter, Matthias Lochner, Johannes Dörr, Sarah<br />

Witschel, Michael Botzke und Maria Grundberger (v.l.n.r.).<br />

Martin Lohmann: Etikettenschwindel Familienpolitik.<br />

Ein Zwischenruf für mehr Bürgerfreiheit und das Ende<br />

der Bevormundung. Gütersloher Verlagshaus <strong>2008</strong>, 222<br />

Seiten, 19,95 Euro.<br />

<strong>Lebenszeichen</strong> <strong>79</strong> 7


Lebens<br />

zeichen<br />

ARCHIV<br />

Brigitte<br />

In der Ausgabe vom 9. Mai publizierte das Deutsche<br />

Ärzteblatt die Geschichte von Brigitte, die mit 20 Jahren<br />

trotz Polio-Lähmung schwanger wurde. Arzt und Familie<br />

beschlossen eine Abtreibung aus medizinischer Indikation,<br />

doch dann sagte die Mutter: »Gemeinsam werden wir<br />

es schaffen.« 25 Jahre später kam eine junge Juristin<br />

zu diesem Arzt und stellte sich vor: »Ich bin die Tochter<br />

von Brigitte.«<br />

v Kurz gemeldet<br />

DANIEL RENNEN<br />

Gebete für eine Änderung des Bewusstseins<br />

Wallfahrt für das Leben<br />

Die Bischöfe messen der Lebensrechtsbewegung eine<br />

hohe Bedeutung bei<br />

Rund 100 Wallfahrer machten sich von St. Peter im Schwarzwald zur<br />

Wallfahrtskapelle Maria Lindenberg bei schönem Frühlingswetter auf<br />

den Weg, um den Kreuzweg für den Schutz des Lebens zu beten. Bei<br />

diesem Kreuzweg, den Pfarrer Bernhard Eichkorn aus Villingen leitete,<br />

treffen sich seit über 20 Jahren Freunde des<br />

Lebensrechtes aus allen Teilen des Landes,<br />

um für die ungeborenen Kinder sowie deren<br />

Eltern zu beten. Aus aktuellem Anlass wurde<br />

diesmal auch für das Leben derjenigen Ungeborenen<br />

gebetet, die der Tötung für Forschungszwecke<br />

zum Opfer fallen. Mit diesem<br />

Gebetsgang und durch Aufklärung will die<br />

Betergemeinschaft das Bewusstsein in der<br />

Bevölkerung, bei Politikern und Wissenschaftlern<br />

dafür wecken, dass es um das<br />

schutzwürdige Leben von Menschen im<br />

Frühstadium ihrer Entwicklung geht. Wenn<br />

viele Christen in diesem konkreten Punkt den<br />

Weg weiterer Liberalisierung des Gesetzes nicht mitgehen, wird dies<br />

zum Nachdenken über den Lebensschutz im allgemeinen, aber auch<br />

zur Schärfung des öffentlichen Gewissens beitragen. In einem Grußwort<br />

von Erzbischof Robert Zollitsch aus Freiburg, Vorsitzender der Deutschen<br />

Bischofskonferenz, begrüßte dieser die Initiativen aus dem politischen<br />

Raum, die sich für den Schutz ungeborenen Lebens einsetzen; die<br />

Bischöfe mäßen diesen Initiativen eine hohe Bedeutung zu. Durch ihren<br />

Einsatz werde deutlich, dass unser gemeinsames Anliegen des Lebensschutzes<br />

tief in der Gesellschaft verwurzelt sei.<br />

Johannes Hauger, Tel. 0 77 21 / 6 33 69<br />

Wallfahrskapelle<br />

Maria Lindenberg<br />

ARCHIV<br />

ALfA-Archiv in NRW-<br />

Landesgeschäftsstelle<br />

Im vergangenen Jahr überließ ein Wohltäter der<br />

ALfA über 80.000 Zeitungsartikel zum Thema Lebensrecht.<br />

Zahlreiche Beiträge aus den Jahren 1981 bis<br />

1995 geben einen Einblick in die gesellschaftliche<br />

Entwicklung und die öffentliche Meinung dieser<br />

Zeit. Ob aus dem Coburger Tageblatt, der Nürnberger<br />

Zeitung, der Jungen Welt, der Westfalenpost: fast<br />

alle Zeitungen Deutschlands sind vertreten. Über<br />

den Memminger Prozess wird ebenso berichtet wie<br />

über den »Treff bei der Grütze« (eine Verabredungsformel<br />

für einen Termin bei der Gynäkologin, die<br />

ganz schnell die Pille verschrieb). Das Archiv steht<br />

Interessenten, die zum Beispiel eine Doktor- oder<br />

Diplomarbeit über diesen Themenbereich schreiben<br />

wollen, zur Verfügung.

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