O+P Fluidtechnik 9/2020
O+P Fluidtechnik 9/2020
O+P Fluidtechnik 9/2020
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5445<br />
09 September <strong>2020</strong><br />
ORGAN DES FORSCHUNGSFONDS<br />
FLUIDTECHNIK IM VDMA<br />
FLUIDTECHNIK<br />
ROTE KARTE FÜR<br />
DIE KOSTENFALLE<br />
Bei einbaufertigen Hydraulikleitungen<br />
die richtige Taktik wählen<br />
oup-fluidtechnik.de
MIT SICHERHEIT<br />
EDELSTAHL<br />
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TECHNIK<br />
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EDITORIAL<br />
ARBEITEN IN<br />
EXTREMSITUATIONEN<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Leistung muss auch bei extremen Temperaturen gebracht<br />
werden, da geht es den Hydrauliksystemen nicht anders als<br />
ihren humanoiden Kollegen. Auch wir Menschen funktionieren<br />
immer wieder erstaunlich gut in Extremsituationen.<br />
Wir kämpfen zum Beispiel gerade mit einer katastrophalen<br />
wirtschaftlichen Delle, die zum großen Teil nicht eigenes<br />
Verschulden, sondern ein Virus ausgelöst hat. Entlassungen<br />
und Kurzarbeit treffen den Maschinen- und Anlagenbau<br />
härter als andere Branchen.<br />
Magnetventile<br />
&Spulen<br />
der SUN FLeX Serie<br />
•Schwimmende Bauweise<br />
•10Mio. Ein-/Ausschaltzyklen<br />
•Erfüllt neuen NFPA Teststandard<br />
•Höhere Durchflussmengen<br />
•Extrem niedrige Leckage<br />
•Auch mit Explosionsschutz<br />
Entsprechend sehen laut einer Umfrage der RWTH Aachen<br />
unter unseren Lesern 27 Prozent die Folgen der Corona-<br />
Pandemie aktuell als sehr relevantes Geschäftshindernis.<br />
Aber eine positive Sicht der Dinge überwiegt – die Hälfte der<br />
Befragten sieht die durch die Krise angestoßenen Digitalisierungsprozesse<br />
im Arbeitsablauf als Chance, um letztlich<br />
Produktionsprozesse und Arbeitsabläufe effizienter zu<br />
gestalten. Mehr dazu im Heft ab Seite 12.<br />
Die Arbeit in wirklich unwirtlichen Umgebungen können wir<br />
Menschen glücklicherweise den Maschinen überlassen.<br />
Extreme Beispiele dafür gibt unser Special, in dem Tiefsee-<br />
Hydraulik bei 400 bar Außendruck Millionen von Zyklen<br />
überstehen muss.<br />
Ich wünsche Ihnen ein extremes Lesevergnügen!<br />
Ihr<br />
Miles Meier<br />
m.meier@vfmz.de<br />
Brüsseler Allee 2|41812 Erkelenz<br />
Tel.: +492431/80 91 0|Fax: +492431/80 91 19<br />
sales@sunhydraulik.de |www.sunhydraulik.de
INHALT<br />
12<br />
36<br />
38<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
BIG PICTURE<br />
06 Automatisierung leicht<br />
gemacht<br />
<strong>O+P</strong> LOUNGE<br />
10 Siegfried Kurek: „Unsere<br />
Philosophie heißt<br />
Kundenorientierung“<br />
UMFRAGE<br />
12 ifas-<strong>Fluidtechnik</strong>-Umfrage—<br />
Ergebnisse<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
TITEL HYDRAULIKLEITUNGEN<br />
16 Einbaufertige Hydraulikleitungen<br />
- Frühzeitige Beratung<br />
beugt Kostenfallen vor<br />
VENTILE<br />
32 Mit autarker Stickstofferzeugung<br />
in die ökonomische<br />
Ventilfertigung<br />
HYDRAULIKSTEUERUNG<br />
36 Elektrische Antriebe<br />
und Hydraulik:<br />
Gesamtwirkungsgrad optimiert<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
ENERGIEEFFIZIENZ<br />
38 Energieeffiziente Antriebstechnik<br />
in der Produktion —<br />
Herausforderungen bei der<br />
Umsetzung<br />
BUCHREZENSION<br />
42 Von der Hydraulik zur<br />
Fluid-Mechatronik —<br />
Ein Fachbuch am Puls der Zeit<br />
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SERVICE<br />
03 Editorial<br />
08 Impressum<br />
TITELBILD<br />
VOSS Fluid GmbH<br />
Wipperfürth<br />
4 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/06 <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
Stahlverschraubungen in<br />
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26<br />
Schneidringverschraubungen<br />
Schlauchverbinder<br />
Schweissverschraubungen<br />
SPECIAL / OFFSHORETEC<br />
AKTUATOREN<br />
24 3 000 Meter unter dem Meeresspiegel —<br />
Elektrohydraulik im Tiefseeeinsatz<br />
VENTILTECHNIK<br />
26 Unter Druck Leistung bringen<br />
SENSOREN<br />
28 Sicher auf und unter den Weltmeeren<br />
Flanschverbinder<br />
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MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
AUTOMATISIERUNG LEICHT GEMACHT<br />
Der Hydraulikspezialist HAWE bietet<br />
einen idealen und kostenoptimierten<br />
Einstieg in die CAN-Bus Kommunikation<br />
in vielen mobilen Arbeitsmaschinen an.<br />
Gerade Hersteller, die an einer schnellen<br />
Inbetriebnahme dank geringem<br />
Verkabelungsaufwand und<br />
voreingestellten Parametern interessiert<br />
sind, werden hiermit angesprochen.<br />
Dafür wurde die Produktfamilie des<br />
Proportional-Wegeschiebers Typ PSL von<br />
HAWE Hydraulik um die neue<br />
Betätigungsoption CAN Lite (Stichwort:<br />
Onboard-Elekronik) erweitert.<br />
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6 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 7
SZENE<br />
KOSTAS<br />
MEDUGORAC<br />
RAYMOND<br />
KAMP<br />
MANN UND<br />
HUMMEL<br />
DIE KI-LÖSUNG<br />
VON FESTO<br />
ist zum Professor für<br />
das Lehrgebiet Produkt-<br />
Design der Technischen<br />
Hochschule Deggendorf<br />
berufen worden. Mit<br />
seiner Lehre möchte er<br />
Technik und Design<br />
vereinen, komplexe<br />
Dinge reduziert,<br />
verständlich und<br />
ästhetisch in Harmonie<br />
bringen. Er wolle dazu<br />
beitragen, dass<br />
Ressourcen sinnig und<br />
nachhaltig eingesetzt<br />
werden. Medugorac<br />
selbst wurde mit<br />
zahlreichen Design-<br />
Awards ausgezeichnet.<br />
ist neuer Geschäftsführer<br />
der Sparte Process<br />
Control, des Geschäftsbereichs<br />
Fluid Technologies<br />
beim Unternehmen<br />
Norgren.<br />
Mit der Aufteilung in<br />
drei neue Geschäftsbereiche<br />
Fluid Technologies,<br />
Motion Control<br />
und Commercial<br />
Vehicles, hat sich das<br />
Unternehmen Norgren<br />
strategisch neu<br />
ausgerichtet. Die drei<br />
Einheiten sind autonom<br />
mit eigenen Entwicklungs-,<br />
Produktionsund<br />
Vertriebsteams.<br />
wird keine neuen<br />
Produktionsaufträge im<br />
Werk in Ludwigsburg<br />
mehr annehmen. Von<br />
dem Entschluss sind<br />
rund 400 Arbeitsplätze<br />
im Werk betroffen. Um<br />
mittel- und langfristig<br />
wettbewerbsfähig zu<br />
bleiben und die<br />
Zukunftsfähigkeit des<br />
Unternehmens mit<br />
weltweit 22 000<br />
Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern zu sichern,<br />
musste das Unternehmen<br />
diese Anpassung<br />
an das Produktionsnetzwerk<br />
vornehmen.<br />
„Intelligente pneumatische Laufzeitüberwachung“<br />
wurde bei der Preisverleihung „KI-Champions<br />
Baden-Württemberg“ des Ministeriums für<br />
Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg<br />
ausgezeichnet. In der Automobilindustrie<br />
werden in den Fertigungslinien tausende pneumatische<br />
Spannsysteme eingesetzt. Sie fixieren zum<br />
Beispiel die einzelnen Teile beim Schweißen im<br />
Karosserie-Rohbau. Eine Software von Festo mit<br />
künstlicher Intelligenz von Resolto stellt fest, ob die<br />
Spanner noch richtig funktionieren oder besser im<br />
Sinne einer vorausschauenden Wartung getauscht<br />
werden sollten. Dazu nutzt sie ausschließlich die<br />
Signale der Ventile und der Endlagen der Antriebe,<br />
die ohnehin vorhanden sind. So lassen sich teure<br />
Ausfälle vermeiden. Diese KI-Lösung von Festo<br />
überzeugte die Jury des Wettbewerbs und auch Dr.<br />
Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft,<br />
Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg.<br />
IMPRESSUM<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
FLUIDTECHNIK<br />
erscheint <strong>2020</strong> im 64. Jahrgang, ISSN 0341-2660<br />
Redaktion<br />
Chefredakteur: Dipl.-Ing. Reiner Wesselowski (We)<br />
Tel.: 06131/992-322, E-Mail: r.wesselowski@vfmz.de<br />
(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />
Redakteure: Miles Meier, Tel.: 06131/992-208,<br />
E-Mail: m.meier@vfmz.de<br />
Dipl.-Ing. Manfred Weber (MW),<br />
Tel.: 06131/992-202, E-Mail: m.weber@vfmz.de<br />
Ivo Greuloch (Vol.), Tel.: 06131/992-353,<br />
E-Mail: i.greuloch@vfmz.de<br />
Vanessa Weingärtner (Vol.), Tel.: 06131/992-352,<br />
E-Mail: v.weingaertner@vfmz.de<br />
Redaktionsassistenz: Melanie Lerch,<br />
Tel.: 06131/992-261, E-Mail: m.lerch@vfmz.de,<br />
Petra Weidt, Tel.: 06131/992-371,<br />
E-Mail: p.weidt@vfmz.de,<br />
Ulla Winter, Tel.: 06131/992-347,<br />
E-Mail: u.winter@vfmz.de,<br />
(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />
Herausgeber: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Katharina Schmitz,<br />
Institutsdirektorin,<br />
Tel: 0241/80-47701, Fax: 0241/80-647712,<br />
E-Mail: sc@ifas.rwth-aachen.de<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Hubertus Murrenhoff,<br />
Tel.: 0241/80-47710, Fax: 0241/80-647712,<br />
E-Mail: mh@ifas.rwth-aachen.de<br />
ifas – Institut für fluidtechnische Antriebe und Systeme<br />
RWTH Aachen University, Campus-Boulevard 30,<br />
52074 Aachen, Internet: www.ifas.rwth-aachen.de<br />
Organ: Organ des Forschungsfonds des Fachverbandes<br />
<strong>Fluidtechnik</strong> im VDMA<br />
Gestaltung<br />
Mario Wüst, Sonja Daniel, Anette Fröder,<br />
Anna Schätzlein<br />
Chef vom Dienst<br />
Dipl.-Ing. (FH) Winfried Bauer<br />
Sales<br />
Oliver Jennen, Tel.: 06131/992-262,<br />
E-Mail: o.jennen@vfmz.de<br />
Andreas Zepig, Tel.: 06131/992-206,<br />
E-Mail: a.zepig@vfmz.de<br />
Isabel Faß, Auftragsdisposition<br />
Tel.: 06131/992-416, E-Mail: i.fass@vfmz.de<br />
Anzeigenpreisliste Nr. 60: gültig ab 1. Oktober 2019<br />
Leserservice<br />
vertriebsunion meynen GmbH & Co. KG,<br />
Große Hub 10, 65344 Eltville, Tel.: 06123/9238-266<br />
Bitte teilen Sie uns Anschriften- und sonstige<br />
Änderungen Ihrer Bezugsdaten schriftlich mit<br />
(Fax: 06123/9238-267, E-Mail: vfv@vertriebsunion.de).<br />
Preise und Lieferbedingungen:<br />
Einzelheftpreis: € 14,50 (zzgl. Versandkosten),<br />
Jahresabonnement: Inland: € 159,- (inkl. Versandkosten),<br />
Ausland: € 179,- (inkl. Versandkosten)<br />
Abonnements verlängern sich automatisch um ein<br />
weiteres Jahr, wenn sie nicht spätestens vier Wochen vor<br />
Ablauf des Bezugsjahres schriftlich gekündigt werden.<br />
Verlag<br />
Vereinigte Fachverlage GmbH, Lise-Meitner-Straße 2,<br />
55129 Mainz, Postfach 100465, 55135 Mainz<br />
Tel.: 06131/992-0, Fax: 06131/992-100<br />
E-Mail: info@vfmz.de,<br />
www.vereinigte-fachverlage.de<br />
Handelsregister-Nr.: HRB 2270, Amtsgericht Mainz<br />
Umsatzsteuer-ID: DE149063659<br />
Ein Unternehmen der Cahensly Medien<br />
Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Matthias Niewiem<br />
Verlagsleiter: Dr. Michael Werner, Tel.: 06131/992-401<br />
Head of Sales: Beatrice Thomas-Meyer<br />
Tel.: 06131/992-265, E-Mail: b.thomas-meyer@vfmz.de<br />
(verantwortlich für den Anzeigenteil)<br />
Vertrieb: Sarina Granzin, Tel.: 06131/992-148,<br />
E-Mail: s.granzin@vfmz.de<br />
Druck und Verarbeitung<br />
Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH<br />
Kurhessenstraße 4 - 6, 64546 Mörfelden-Walldorf<br />
Datenspeicherung<br />
Ihre Daten werden von der Vereinigte Fachverlage GmbH<br />
gespeichert, um Ihnen berufsbezogene, hochwertige Informationen<br />
zukommen zu lassen. Sowie möglicherweise<br />
von ausgewählten Unternehmen genutzt, um Sie<br />
über berufsbezogene Produkte und Dienstleistungen zu<br />
informieren. Dieser Speicherung und Nutzung kann<br />
jederzeit schriftlich beim Verlag widersprochen werden<br />
(vertrieb@vfmz.de).<br />
Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />
und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit<br />
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Grafiken etc.) und seiner Veröffentlichung in dieser Zeitschrift<br />
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Recht zur Veröffentlichung in Printmedien aller Art sowie<br />
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Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen,<br />
zur Veröffentlichung in Datennetzen sowie Datenträger<br />
jedweder Art, wie z. B. die Darstellung im Rahmen<br />
von Internet- und Online-Dienstleistungen, CD-<br />
ROM, CD und DVD und der Datenbanknutzung und das<br />
Recht, die vorgenannten Nutzungsrechte auf Dritte zu<br />
übertragen, d. h. Nachdruckrechte einzuräumen. Eine<br />
Haftung für die Richtigkeit des redaktionellen Contents<br />
kann trotz sorgfältiger Prüfung durch die Redaktion<br />
nicht übernommen werden. Signierte Beiträge stellen<br />
nicht unbedingt die Ansicht der Redaktion dar. Für unverlangt<br />
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8 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
SZENE<br />
HÄNCHEN AKTUALISIERT STRATEGIE<br />
Verstärkt wird das Antriebssystem Ratio-Drive<br />
und die Produktion des Verbundwerkstoffs<br />
H-CFK eingestellt. „Die jährliche Aktualisierung<br />
unserer Strategie führte dieses Jahr wegen<br />
Corona zu weiterreichenden Weichenstellungen<br />
für die Zukunft“, so Tanja Hänchen,<br />
Sprecherin der Geschäftsführung der Herbert<br />
Hänchen GmbH & Co. KG. „Das einzige Produkt,<br />
für das wir trotz jahrelangem Engagement<br />
keine Zukunft als Unternehmensbereich mehr<br />
sehen, ist unser selbst entwickelter Verbundwerkstoff<br />
H-CFK. Die anderen Zukunftsthemen<br />
der letzten Jahre werden wir verstärkt fortführen“,<br />
so die Unternehmerin. „Dies gilt insbesondere<br />
für das Antriebssystem Ratio-Drive und<br />
den Maschinenbau.“<br />
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TIEFE TRAUER UM<br />
KLAUS DIETZEL<br />
In tiefer Trauer und mit großem Respekt<br />
nimmt die Firma Dietzel Hydraulik<br />
Abschied vom Firmengründer Klaus<br />
Dietzel, welcher im Alter von 82 Jahren<br />
verstarb. Diese Nachricht hat das<br />
gesamte Unternehmen sehr betroffen<br />
gemacht. Das heutige Unternehmen hat<br />
Herr Klaus Dietzel als Ein-Mann-Firma im<br />
Jahr 1972 gegründet. Herrn Dietzels<br />
Beharrlichkeit, sein Ideenreichtum und<br />
sein Mut waren der Grundstein für die<br />
Entwicklung zu einem modernen, soliden mittelständischen Unternehmen.<br />
Dietzel Hydraulik war sein Lebenswerk und er war bis zuletzt ein wertvolles<br />
Mitglied des Beirates. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden dieses<br />
Lebenswerk fortführen und ehren.<br />
www.dietzel-hydraulik.de<br />
IFK <strong>2020</strong> FINDET<br />
DIGITAL STATT<br />
Das 12. Internationale Fluidtechnische<br />
Kolloquium (12. IFK) wird<br />
coronabedingt vom 12.10. bis<br />
14.10.<strong>2020</strong> als virtuelle Veranstaltung<br />
stattfinden. Das<br />
IFK-Team um Prof. Jürgen Weber<br />
stellt sich damit der Herausforderung<br />
eine attraktive Plattform<br />
bereitzustellen, die den Wünschen<br />
der Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer an die wichtigste<br />
internationale Konferenz der<br />
<strong>Fluidtechnik</strong>branche gerecht<br />
wird. Angedacht war zunächst<br />
eine Präsenzveranstaltung mit<br />
flexiblen Hygienekonzepten.<br />
Doch auch wenn einige Beschränkungen<br />
mittlerweile<br />
aufgehoben wurden, ist die<br />
Pandemie-Situation im Herbst<br />
unvorhersehbar.<br />
Für die digitale Konferenz<br />
kommt ein Web-Tool zum<br />
Einsatz, welches das Konferenzgefühl<br />
in die jeweiligen vier<br />
Wände der Teilnehmer transportiert.<br />
Prinzipiell ist das Tool wie<br />
ein reales Messezentrum<br />
aufgebaut und bildet virtuell<br />
den typischen Tagungsalltag ab.<br />
www.ifk<strong>2020</strong>.com<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 9
UNSERE PHILOSOPHIE HEISST<br />
KUNDENORIENTIERUNG<br />
Siegfried Kurek ist Geschäftsführer der HEB Hydraulik-Elementebau GmbH.<br />
Der Hersteller von Hydraulikzylindern feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen.<br />
In unserer <strong>O+P</strong> Lounge spricht Siegfried Kurek unter anderem über die große Stärke der<br />
HEB, kundenspezifische Lösungen zu entwickeln und wie man den Nachhaltigkeitsgedanken<br />
mithilfe einer perfektionierten Ersatzteilbeschaffung umsetzt.<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Herr Kurek, für Ihr Unternehmen ist das Jahr <strong>2020</strong> ein Jubiläumsjahr. Sie feiern das 40-jährige Bestehen der HEB<br />
Hydraulik-Elementebau GmbH. Welche Idee stand seinerzeit hinter der Unternehmensgründung?<br />
Die Gründer hatten seinerzeit schon mehrjährige Erfahrung<br />
in der Herstellung, Konstruktion und dem Vertrieb<br />
von Hydraulikzylindern. Sie wollten individueller und<br />
gemeinsam mit den Kunden Lösungen entwickeln. Im<br />
Was hat die Entwicklung Ihres Produktportfolios bis heute geprägt?<br />
Die Kundenorientierung! Wir begannen 1980 mit dem<br />
Slogan „Ihr Problem ist unsere Konstruktionsbasis“. Bis<br />
heute orientieren sich unsere Produkte und Anwendungen<br />
an den vielfältigen Kundenwünschen. Dabei begleiten<br />
wir unsere Kunden von der ersten Idee bis zum fertigen<br />
Produkt und stehen in puncto Hydraulikzylinder<br />
bestehenden Betrieb waren jedoch die Entwicklungsmöglichkeiten<br />
begrenzt, so dass man in der Selbstständigkeit<br />
mehr Freiraum für eigene Ideen und Optimierungen<br />
sah.<br />
mit Rat und Tat zur Seite. Hinzu kommt, dass wir sehr<br />
nachhaltig und wirtschaftlich agieren. Seit jeher werden<br />
bei uns sämtliche Aufträge archiviert, wodurch wir jeden<br />
Zylinder in Kürze reproduzieren oder Ersatzteile<br />
beschaffen können. Das garantiert lange Laufzeiten und<br />
schont den Geldbeutel.<br />
10 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
Siegfried Kurek<br />
NUR EINEN<br />
KLICK<br />
ENTFERNT<br />
Ihr Unternehmen wird heute von Ihnen in der zweiten Generation geführt und<br />
Sie leiten derzeit die Übergabe der Verantwortung auf die dritte Generation<br />
ein. Wo sehen Sie, generell betrachtet, für kleinere und mittlere Unternehmen<br />
die größten Herausforderungen bei derartigen Vorhaben?<br />
Der Prozess der Nachfolgeregelung sollte längerfristig geplant und vorbereitet<br />
werden. Bei HEB können wir auf einen Stamm bewährter Mitarbeiter mit großer<br />
Kompetenz zurückgreifen. Dieses Know-how muss sowohl bewahrt als<br />
auch weiter gegeben werden. Die nächste Generation sollte mutig und engagiert<br />
sein. Problematische Auswirkungen könnten allerdings steuerliche Fallstricke<br />
bei Erbschaft und Schenkung sowie behördliche Administration sein.<br />
Wo sehen Sie zukünftig die größten Herausforderungen für den Markt und in der<br />
Technik im Segment Hydraulikzylinder und wie wird sich HEB darauf einstellen?<br />
Im Bereich Werkzeug- oder auch Maschinenbau, in dem unsere Zylinder oft<br />
und viel eingesetzt werden, gibt es jeden Tag neue Herausforderungen. Die<br />
Schwierigkeit für uns liegt in der Digitalisierung der Zylinder, z.B. zur vorbeugenden<br />
Wartung, aber auch um den Prozess des Werkzeugs oder der Maschine<br />
besser zu überwachen. HEB entwickelt jedoch schon seit mehreren Jahren intelligente<br />
Zylinder; sei es die Überwachung der Endlage oder die Positionsbestimmung<br />
über den ganzen Hub hinweg. Wir haben auch Zylinder mit weiteren<br />
Sensoren in der Entwicklung, die das Thema „IoT“ weiter vorantreiben werden<br />
und sehen uns somit gut gerüstet für die weitere Zukunft.<br />
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IFAS-FLUIDTECHNIK-UMFRAGE<br />
ERGEBNISSE<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Wie erlebt die <strong>Fluidtechnik</strong>-Branche in Deutschland die<br />
COVID-19-Pandemie? Dazu hat das ifas in der Juni-Ausgabe der<br />
<strong>O+P</strong> bereits erste Ergebnisse einer Umfrage vorgestellt. Nun<br />
stellt das Institut weitere Ergebnisse vor. Dabei wird nicht nur<br />
die aktuelle Situation beleuchtet, sondern auch die<br />
Herausforderungen in den nächsten fünf Jahren<br />
Autoren: Christian Haas, M.Sc.; Niklas Bauer,<br />
M.Sc.; Gunnar Matthiesen M.Sc., M.Sc.;<br />
Marcel Rückert, M.Sc., M.Sc.;<br />
Univ. Prof. Dr.-ing. Katharina Schmitz, ifas<br />
gesagte oder ins Digitale verschobene Konferenzen<br />
oder Reisebeschränkungen: Sowohl<br />
privat als auch beruflich ist die<br />
Pandemie alles andere als überstanden.<br />
Doch welche Auswirkungen hat die aktuelle<br />
Situation auf die <strong>Fluidtechnik</strong> in<br />
Deutschland? Welche Strukturveränderungen<br />
stehen an? Und wie wird die Situation<br />
in den nächsten Jahren noch zu spüren<br />
sein? Mit diesen Fragen hat sich das<br />
Institut für fluidtechnische Antriebe und<br />
Systeme (ifas) der RWTH Aachen gemeinsam<br />
mit den Teilnehmern der in der <strong>O+P</strong><br />
angekündigten Umfrage zur aktuellen Situation<br />
in der <strong>Fluidtechnik</strong> beschäftigt. In der<br />
Juni-Ausgabe wurden bereits erste Trends<br />
Die Folgen der Corona-Krise werden<br />
manche Branchen noch sehr<br />
lange begleiten…“. So äußerte sich<br />
Stefan Sauer, Fachreferent des ifo<br />
Instituts für Wirtschaftsforschung, vor wenigen<br />
Wochen. Die Folgen der Pandemie<br />
und die Auswirkungen der Schutzmaßnahmen<br />
sind an vielen Stellen im Alltag zu spüren.<br />
Ob Maskenpflicht im Supermarkt, abgezeigt.<br />
Nun liefert das ifas eine ausführliche<br />
Analyse der Umfrageergebnisse.<br />
DIE TEILNEHMER<br />
Aufgerufen zur Umfrage wurde unter anderem<br />
in der Juni-Ausgabe der <strong>O+P</strong> sowie<br />
über weitere Online-Kanäle. Die Umfrage<br />
richtete sich dabei an alle Personen, die in<br />
einem Unternehmen aus der <strong>Fluidtechnik</strong>-<br />
Branche arbeiten, aus allen Bereichen von<br />
Entwicklung, Fertigung und Vertrieb bis hin<br />
zur Geschäftsführung. Die Umfrage fand im<br />
Zeitraum vom 06.05.<strong>2020</strong> bis zum<br />
10.06.<strong>2020</strong> statt. Dabei wurden 126 vollständige<br />
Antworten abgegeben.<br />
Die meisten Teilnehmer (70 %) arbeiten<br />
für ein Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern<br />
und beschreiben das Kerngeschäft<br />
des Unternehmens als Zulieferer<br />
(48 %) oder Systemanbieter (34 %). Die<br />
übrigen Unternehmen werden von den<br />
Teilnehmern als Ingenieur- oder F&E-<br />
Dienstleister oder in die Kategorie „Sonstiges“<br />
eingeordnet. Die relevantesten Kunden<br />
der Unternehmen kommen aus den<br />
Bereichen Mobilhydraulik, Automotive<br />
12 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
UMFRAGE<br />
oder Anlagen-/Sonder- und Werkzeugmaschinenbau.<br />
Der Hauptabsatzmarkt der<br />
Teilnehmer sind Staaten innerhalb der EU.<br />
Die Umfrage ist nicht repräsentativ und erhebt<br />
weder den Anspruch auf Absolutheit<br />
noch auf Vollständigkeit. Dennoch liefert<br />
diese Umfrage einen ersten Eindruck über<br />
den aktuellen Stand der Branche, die Erwartungen<br />
der Teilnehmer für die nähere<br />
Zukunft sowie ergriffene Maßnahmen.<br />
DIE AKTUELLE SITUATION<br />
01<br />
60<br />
50<br />
40<br />
Wie empfinden/empfanden Sie die Einschränkungen<br />
Ihres Geschäftsbetriebes durch die COVID-19 Pandemie?<br />
Prozent<br />
Die meisten der Studienteilnehmer (über<br />
70 %) gaben an, dass ihr Geschäftsbetrieb<br />
umfangreich oder sehr umfangreich angesichts<br />
der COVID-19-Pandemie eingeschränkt<br />
war/ist. Dieses Bild deckt sich damit,<br />
dass 51 % der befragten Teilnehmer zu<br />
diesem Zeitpunkt mit Auftragsstornierungen<br />
von 10 % oder mehr rechneten.<br />
Als Einschränkungen nannten 61 % der<br />
Teilnehmer fehlende Zulieferprodukte und<br />
notwendige Schutzmaßnahmen für das<br />
Personal. Probleme mit ausfallendem oder<br />
fehlendem Personal gaben nur 20 % der Befragten<br />
an. Das meistgenannte Geschäftshindernis,<br />
das von 81 % der Teilnehmer genannt<br />
wurde, war jedoch die Unsicherheit<br />
über den zukünftigen Verlauf der Krise.<br />
Besonders interessant ist der Trend über<br />
die nächsten fünf Jahre. Die Folgeerscheinungen<br />
der Pandemie selbst rücken dabei<br />
deutlich in den Hintergrund. So bezeichnen<br />
nur noch 25 % der Teilnehmer die Folgeerscheinungen<br />
der COVID-19-Pandemie<br />
in fünf Jahren als relevant oder sehr relevant.<br />
Stattdessen richtet sich das Hauptaugenmerk<br />
auf andere Trends. Insbesondere<br />
steigender Wettbewerb (69 %) und technologische<br />
Veränderungen (79 %) rücken bereits<br />
jetzt und verstärkt in den nächsten<br />
fünf Jahren in den Fokus.<br />
Die Teilnehmer sind somit zum allergrößten<br />
Teil von den Auswirkungen der<br />
Pandemie betroffen. Insbesondere die Unsicherheit<br />
über den Verlauf der Krise wird<br />
als Geschäftshindernis wahrgenommen.<br />
Bezogen auf die nächsten fünf Jahre rückt<br />
die Pandemie jedoch eher in den Hintergrund,<br />
da der technologische Wandel deutlich<br />
an Relevanz gewinnt.<br />
OPTIMISTISCHE SICHT IM INTER-<br />
NATIONALEN WETTBEWERB<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
sehr geringe<br />
Einschränkungen<br />
geringe<br />
Einschränkungen<br />
Aktuell bezeichnen über 66 % der Befragten<br />
den steigenden Wettbewerb als relevantes<br />
oder sehr relevantes Geschäftshindernis.<br />
Dennoch beurteilen die Befragten die Situation<br />
ihrer Unternehmen gegenüber dem<br />
Wettbewerb als gut. Gegenüber der innereuropäischen<br />
Konkurrenz (Deutschland<br />
ausgenommen) sehen rund 38 % der Befragten<br />
ihr Unternehmen auf gleichem Niveau,<br />
51 % gaben an, gegenüber der innereuropäischen<br />
Konkurrenz einen Vorsprung<br />
oder sogar einen großen Vorsprung zu haben.<br />
Im nationalen und internationalen<br />
Vergleich außerhalb Europas sehen sich die<br />
Unternehmen ebenfalls gut gerüstet. Insbesondere<br />
gegenüber der Konkurrenz aus<br />
China sowie den USA gaben 63 % (USA)<br />
bzw. 76 % (China) an, einen Vorsprung oder<br />
sogar einen großen Vorsprung zu haben.<br />
Hinsichtlich der inländischen Konkurrenz<br />
sowie der japanischen Konkurrenz sehen<br />
sich die meisten Befragten (53 % Deutschland,<br />
bzw. 44 % Japan) auf einem Niveau.<br />
Über ein Drittel (43 % Deutschland bzw.<br />
39 % Japan) der Befragten sehen sogar einen<br />
Vorsprung oder einen großen Vorsprung ihres<br />
Unternehmens.<br />
Insgesamt blicken die Befragten bezüglich<br />
des steigenden Wettbewerbs entsprechend<br />
optimistisch in die Zukunft. Auch<br />
wenn 70 % der Teilnehmer den steigenden<br />
Wettbewerb in fünf Jahren nach wie vor als<br />
relevantes oder sehr relevantes Geschäftshindernis<br />
einstufen, erwarten über 53 % der<br />
Befragten, dass die deutsche <strong>Fluidtechnik</strong>-<br />
Branche auch in Zukunft weltweit führend<br />
bleiben und einen Qualitätsvorsprung<br />
haben wird.<br />
KEINE STANDORTWECHSEL<br />
ODER BEVORZUGUNG<br />
DEUTSCHER LIEFERANTEN<br />
Während die Lage der deutschen <strong>Fluidtechnik</strong><br />
im Wesentlichen optimistisch beurteilt<br />
Umfangreiche<br />
Einschränkungen<br />
sehr umfangreiche<br />
Einschränkungen<br />
wird, werden keine umfangreichen Änderungen<br />
von Standorten und Lieferstrukturen<br />
erwartet. 78 % der Befragten bewerteten<br />
es als nicht oder wenig zutreffend, dass ihr<br />
Unternehmen internationale Lieferanten<br />
verstärkt durch deutsche Lieferanten ersetzen<br />
will. Passend dazu planen die Unternehmen<br />
selbst im Wesentlichen ebenfalls<br />
keine Standortwechsel. Während 30 % der<br />
Befragten angaben, bereits ohnehin nur in<br />
Deutschland zu produzieren, liegt der Anteil<br />
der Befragten, die einen Standortwechsel<br />
nach Deutschland infolge der Pandemie<br />
als zutreffend oder sehr zutreffend bezeichneten<br />
bei unter einem Prozent.<br />
Es zeigt sich: Auch wenn im Zuge der<br />
Krise mit Auftragsstornierungen und Umsatzrückgängen<br />
gerechnet wird, sind keine<br />
umfangreichen Standortwechsel oder Änderungen<br />
in der Lieferantenstruktur geplant.<br />
Die Teilnehmer bleiben ihren<br />
Standorten und Lieferstrukturen also weitgehend<br />
treu.<br />
F&E STATT RÜCKZUG<br />
AUS MÄRKTEN<br />
Befragt nach der Prognose für ihre Unternehmen<br />
und den getroffenen strategischen<br />
Entscheidungen, bezeichneten 40 % der Teilnehmer<br />
ein Schrumpfen des Unternehmens<br />
als zutreffend oder sehr zutreffend. Von einer<br />
starken Abkehr von etablierten Märkten<br />
kann auf Basis der Umfragewerte jedoch keine<br />
Rede sein. Im Gegenteil: Nur 7 % der Teilnehmer<br />
antworteten auf die Fragen, ob das<br />
Unternehmen Produktserien einstellen wird,<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 13
UMFRAGE<br />
02<br />
Geschäftshindernisse<br />
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />
Folgeerscheinungen der<br />
COVID-19-Pandemie<br />
Aktuell<br />
In 5 Jahren<br />
1<br />
10<br />
16<br />
18<br />
18<br />
43<br />
42<br />
27<br />
19<br />
6<br />
Steigende Regulierungen<br />
Aktuell<br />
In 5 Jahren<br />
2<br />
4<br />
10<br />
10<br />
27<br />
29<br />
37<br />
44<br />
25<br />
13<br />
Maßnahmen/Investitionen<br />
zum Klimaschutz<br />
Aktuell<br />
In 5 Jahren<br />
2<br />
1<br />
6<br />
12<br />
24<br />
37<br />
34<br />
36<br />
35<br />
14<br />
Steigender Wettbewerb<br />
Aktuell<br />
In 5 Jahren<br />
2 5<br />
2 4<br />
25<br />
28<br />
40<br />
48<br />
30<br />
18<br />
Abkühlende Konjunktur<br />
Aktuell<br />
In 5 Jahren<br />
2<br />
2<br />
5<br />
11<br />
17<br />
28<br />
42<br />
42<br />
34<br />
17<br />
Handelsrestriktionen/<br />
Protektionismus<br />
Aktuell<br />
In 5 Jahren<br />
5<br />
3<br />
10<br />
16<br />
34<br />
30<br />
33<br />
36<br />
20<br />
14<br />
Technologische<br />
Veränderungen<br />
Aktuell<br />
In 5 Jahren<br />
1 9<br />
13<br />
17<br />
26<br />
45<br />
50<br />
34<br />
15<br />
nicht relevant wenig relevant neutral relevant sehr relevant<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
03<br />
Prozent<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Wie bewerten Sie den Anteil von Software- oder<br />
Automatisierungslösungen in Ihren Produkten?<br />
Kein Anteil 1 bis 3 % 4 bis 6 % 7 bis 9 % mehr als 10 %<br />
n aktuell<br />
Die bereits erwähnte Beobachtung, dass<br />
sich Unternehmen tendenziell nicht aus<br />
Märkten zurückziehen, deckt sich mit dem<br />
Trend, dass viele der Befragten es als nicht<br />
oder wenig zutreffend bezeichneten, zusätzliche<br />
Chancen durch den erhöhten<br />
Wunsch nach einem lokalen Anbieter<br />
(62 %) oder durch einen erhöhten Marktanteil<br />
durch das Ausscheiden von Mitbewerbern<br />
(68 %) zu erhalten. Vergleichsweise<br />
große Chancen infolge der aktuellen<br />
Situation hingegen wurden von den Teilnehmern<br />
durch Innovationen in den Betriebsabläufen<br />
stärkere Nutzung der<br />
Digitalisierung gesehen: 49 % der Teilnehmer<br />
bewerteten diese Aussage als zutreffend<br />
oder sehr zutreffend.<br />
Somit wird die vermehrte Nutzung der<br />
Digitalisierung als größte Chance der aktuellen<br />
Krise wahrgenommen. Das Erobern<br />
von neuen Marktpositionen durch das<br />
Ausscheiden von Wettbewerbern oder den<br />
stärkeren Wunsch nach einem lokalen Anmit<br />
zutreffend oder sehr zutreffend. Damit,<br />
dass ihr Unternehmen sich aus Märkten zurückziehen<br />
wird, rechnen lediglich 5 % der<br />
Befragten. Zudem gaben viele der Befragten<br />
an, dass ihr Unternehmen neue Produkte<br />
n in 5 Jahren<br />
entwickeln wird (49 %) oder verstärkt F&E-<br />
Vorhaben durchführen wird (44 %), um sich<br />
von Mitbewerbern abzusetzen.<br />
Auch wenn viele der Befragten mit einer<br />
Schrumpfung ihres Unternehmens rechnen,<br />
kommt ein Rückzug aus Märkten oder ein<br />
Einstellen von Produktserien nicht infrage.<br />
Stattdessen wird die Krise oft genutzt, um<br />
trotz eines drohenden Umsatzrückgangs<br />
neue Ideen und Konzepte zu entwickeln.<br />
CHANCEN DURCH<br />
DIGITALISIERUNG<br />
14 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
UMFRAGE<br />
bieter wird dagegen als eher unwahrscheinlich<br />
gesehen.<br />
TECHNOLOGISCHER WANDEL<br />
GEWINNT DEUTLICH AN RELEVANZ<br />
Während einerseits Chancen durch die Digitalisierung<br />
gesehen werden, bewerteten<br />
über 65 % der Befragten technologische<br />
Veränderungen aktuell als relevantes oder<br />
sehr relevantes Geschäftshindernis. In fünf<br />
Jahren erwarten dies sogar 79 %. Besonders<br />
bezeichnend ist hier der steigende Anteil an<br />
Software- und Automatisierungslösungen<br />
in den Produkten. Während heute bereits<br />
25 % der Befragten einen Anteil von über<br />
10 % in ihren Produkten angaben, erwarten<br />
in fünf Jahren sogar über 51 % der Befragten<br />
einen Anteil von Software- und Automatisierungslösungen<br />
von über 10 %. Besonders<br />
ausgeprägt ist dieser Trend bei den Systemanbietern.<br />
Während dort gegenwärtig<br />
nur 22 % der Teilnehmer einen Anteil an<br />
Software- und Automatisierungslösungen<br />
von über 10 % in ihren Produkten angaben,<br />
rechnen 63 % der Befragten damit, dass der<br />
Anteil an Software- und Automatisierungslösungen<br />
in ihren Produkten in fünf Jahren<br />
über 10 % betragen wird.<br />
Gleichzeitig stellen sich die Unternehmen<br />
auf Veränderungen ein. 55 % der Befragten<br />
schätzen ihr Unternehmen als innovativ<br />
oder sehr innovativ ein. Dies spiegelt<br />
sich auch in den hohen F&E-Quoten der<br />
Teilnehmer wider. So gaben 60 % der Teilnehmer<br />
an, mindestens 4 % ihres Umsatzes<br />
in F&E zu investieren. Bei 22 % der Teilnehmer<br />
liegt die F&E-Quote sogar über 7 %.<br />
Trotz der stark ansteigenden Relevanz<br />
des Themas und der hohen Investitionen in<br />
F&E sehen einige Teilnehmer bei der Umsetzung<br />
von Software- und Automatisierungslösungen<br />
weiterhin Nachholbedarf in<br />
ihrem Unternehmen. Zwar gaben 45 % der<br />
Befragten an, dass die notwendige Expertise<br />
in ihrem Unternehmen vorhanden ist, jedoch<br />
glauben 34 %, dass diese nur teilweise<br />
vorhanden ist. 21 % der Befragten sagten sogar<br />
aus, dass die notwendige Expertise zum<br />
Umsetzen von Software- und Automatisierungslösungen<br />
fehlt.<br />
Insgesamt ist ein deutlicher Trend zu<br />
technologischen Veränderungen zu erkennen.<br />
Auch wenn die meisten Unternehmen<br />
mit hohen F&E-Quoten in Sachen Innovation<br />
gut aufgestellt sind, wünschen sich<br />
viele Teilnehmer zusätzliche Expertise beispielsweise<br />
zur Umsetzung von Softwareund<br />
Automatisierungslösungen.<br />
FAZIT<br />
04<br />
Prozent<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Wir werden verstärkt F&E betreiben, um uns von<br />
Mitbewerbern abzusetzen<br />
nicht<br />
zutreffend<br />
wenig<br />
zutreffend<br />
Auch wenn aktuell mit Auftragsrückgängen<br />
gerechnet wird, beurteilen die Teilnehmer<br />
die Situation insgesamt vergleichsweise<br />
optimistisch. Zwar wird auch<br />
weiterhin die Unsicherheit über den Verlauf<br />
der Krise als Geschäftshindernis<br />
wahrgenommen, allerdings gehen die<br />
meisten Teilnehmer nicht davon aus, dass<br />
Produktserien eingestellt werden oder sich<br />
ihr Unternehmen aus Märkten zurückzieht.<br />
Viele Unternehmen nutzen sogar gezielt<br />
die aktuelle Zeit für Forschung und<br />
Entwicklung, um in einer besseren Position<br />
aus der Krise hervorzugehen. Für die<br />
kommenden fünf Jahre werden daher andere<br />
Themen, wie der Klimaschutz oder<br />
steigende Regulierungen als deutlich größere<br />
Herausforderungen angesehen, als<br />
die Folgen der COVID-19-Pandemie.<br />
Als größte zu meisternde Aufgabe der<br />
nächsten Jahre haben die Befragten den<br />
technologischen Wandel angegeben. Insbesondere<br />
Systemanbieter erwarten einen<br />
signifikanten Anstieg des Anteiles an Software<br />
und Automatisierungslösungen in ihren<br />
Produkten.<br />
In einem Umfeld, in dem Wettbewerb<br />
zunehmend globaler und schärfer wird,<br />
gelten auch nach über 100 Jahren die Worte<br />
Walther Rathenaus mehr denn je: „Die<br />
größte geschäftliche Stärke in unserem<br />
Zeitalter ist der Vorsprung.“ Die <strong>Fluidtechnik</strong>branche<br />
wird sich hier nur gemeinsam<br />
− vom Konzern über den Hidden-Cham-<br />
teilweise<br />
zutreffend<br />
zutreffend<br />
pion bis zur Forschungsstelle − behaupten<br />
können.<br />
Hierzu möchten wir, das ifas, die Branche<br />
weiterhin unterstützen, indem wir Informationen<br />
zusammentragen, aufarbeiten sowie<br />
bereitstellen, um so den Austausch weiter<br />
zu fördern.<br />
Da die Mehrheit der Umfrageteilnehmer<br />
den technologischen Wandel für die nächsten<br />
Jahre als relevantestes Thema genannt<br />
hat, nehmen wir dies zum Anlass, mit der<br />
nächsten Umfrage dieses Thema genauer<br />
zu beleuchten: Welche neuen Technologien<br />
sind relevant für die Branche? Wo werden<br />
diese in der Branche zum Einsatz kommen<br />
und welchen Nutzen werden sie vermutlich<br />
stiften? Wie wird der Zeithorizont bis zur<br />
marktreifen Einsatzfähigkeit eingeschätzt<br />
und welche Bausteine fehlen hier noch?<br />
Hierzu bitten wir Sie weiterhin um zahlreiche<br />
Teilnahme an der Umfrage, um Ihnen<br />
ein möglichst umfassendes Bild von<br />
aktuellen und zukünftig relevanten Themen<br />
für die Branche bieten zu können.<br />
Die Umfrage findet vom 1.9.<strong>2020</strong> bis<br />
14.9.<strong>2020</strong> statt und ist unter folgender<br />
Adresse erreichbar:<br />
www.ifas.rwth-aachen.de/umfrage<br />
Foto/Grafik: adobe stock/ifas<br />
www.ifas.rwth-aachen.de<br />
sehr<br />
zutreffend<br />
Die Studie „Technologie und technologische Entwicklungen“ ist vom 1.9.<strong>2020</strong> bis<br />
14.9.<strong>2020</strong> geöffnet und erreichbar unter www.ifas.rwth-aachen.de/umfrage.<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 15
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN TITEL<br />
EINBAUFERTIGE<br />
HYDRAULIKLEITUNGEN −<br />
FRÜHZEITIGE BERATUNG BEUGT<br />
KOSTENFALLEN VOR
HYDRAULIKLEITUNGEN<br />
Ob Automobil, Landmaschine oder Baumaschine<br />
– ohne hydraulische Verbindungstechnik<br />
versagen ihre grundlegenden Funktionen.<br />
Hydraulikleitungen sind so etwas wie die Hidden<br />
Champions im Fahrzeugraum. Weitgehend<br />
unterschätzt wird jedoch deren Optimierung auf<br />
den jeweiligen Einsatzzweck. Sei es aus<br />
Kostengründen oder aufgrund schlechter<br />
Beratung: Der optimalen Rohrleitungsführung<br />
im Bauraum wird häufig zu wenig oder zu spät<br />
Beachtung geschenkt. Ein Fehler, den eine<br />
frühzeitige, fundierte Beratung und<br />
„Taktikschulung“ vermeiden kann.<br />
Autor: Georg Rempel, Leiter Produktmanagement bei VOSS Fluid<br />
In Mannschaftssportarten wie Fußball, Eishockey, Handball &<br />
Co. gibt es ein entscheidendes Element, mit dem der Erfolg steht<br />
und fällt: die richtigen Laufwege. Sie sind der Faktor, den der<br />
Trainer vor jedem neuen Spiel überdenken und seiner Mannschaft<br />
vermitteln muss. Denn: Jeder Gegner ist anders. Kein Laufspiel<br />
ist eins zu eins kopierbar. Dieses Beispiel lässt sich übertragen:<br />
Jedes Fahrzeug ist anders und mit ihm jeder Bauraum.<br />
In hydraulischen Systemen haben Rohrleitungen die Aufgabe,<br />
die Medien zu führen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Rohrleitungen<br />
stets unterschiedlich verlaufen und je nach Anwendungsgebiet<br />
in unterschiedlicher Ausprägung mechanisch, korrosiv und<br />
thermisch beansprucht werden. Von Herstellern solcher einbaufertiger<br />
Hydraulikleitungen werden folglich Kompetenzen in unterschiedlichsten<br />
Bereichen gefordert: angefangen vom Beratungs-<br />
Know-how über die Biege- und Einbau- bis zur Prüfkompetenz.<br />
Umso besser, wenn Hydraulikleitungen individuell auf den Bauraum<br />
zugeschnitten gefertigt und direkt einbaufertig geliefert werden.<br />
Das ist aber nur dann möglich, wenn die Rohrleitungsführung<br />
früh im Planungsprozess berücksichtigt wird und nicht erst lange<br />
nach dem Engineering des Maschinenraums. Denn je frühzeitiger<br />
die Kunden unsere Experten bei der Planung des Fahrzeugraums<br />
hinzuziehen, desto individueller können wir die zu verbauenden<br />
Rohr- und Schlauchleitungen fertigen – zugunsten von Funktionalität,<br />
Leckagesicherheit und Witterungsbeständigkeit. Zu diskutieren<br />
ist im Zuge dessen stets die Fertigung einer bereits einbaufertigen<br />
Leitung, die perfekt auf den jeweiligen Bauraum zugeschnitten<br />
ist. Ein weiterer Vorteil für den Kunden: Er kauft die gesamte Kom-<br />
01 VOSS-Ingenieure konstruieren Leitungsverläufe und kombinieren höchste Funktionserfüllung mit optimalem Produktdesign<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 17
HYDRAULIKLEITUNGEN<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN TITEL<br />
02<br />
03<br />
petenz des Entwicklers und Monteurs in Hinblick auf das Zusammenspiel<br />
aller Komponenten. Es werden keine einzelnen Komponenten<br />
verschiedener Hersteller verbaut; vielmehr erhält der<br />
Kunde ein ganzheitliches Montageprinzip, innerhalb dessen alle<br />
Komponenten perfekt aufeinander abgestimmt sind.<br />
DIE TAKTIK: RAUMDECKUNG<br />
Es geht kurz gesagt um die Kompetenz, eine einbaufertige Hydraulikleitung<br />
so individuell wie möglich auf den Kunden und dessen<br />
02 Auf Wunsch erfolgt die Rohranbindung über kundenindividuelle<br />
Rohrumformlösungen oder standardisierten Verbindungssystemen<br />
03 Mittels Laser können Kennzeichnungen – wie die Chargen-Nr.<br />
zwecks Rückverfolgung – vorgenommen werden<br />
„Spielsituation“ anzupassen. Diese Kompetenz ist essenziell, um<br />
dem Kunden eine dauerhaft beständige Lösung zu fertigen, die perfekt<br />
an ein komplexes Maschinendesign – an den Raum – angepasst<br />
ist. Vom Aufhängesystem über Verschraubungen bis zum umgeformten<br />
Rohr kann ein solcher ganzheitlicher Beratungsansatz die<br />
gesamte Produktbreite berücksichtigen. Für uns als Berater bedeutet<br />
das: Wir können auf Basis eines vom Kunden zur Verfügung<br />
gestellten 3-D-Modells die Hydraulikleitungen einbaufertig konstruieren<br />
und verbauen. Die sinnvollere Alternative ist jedoch, sich<br />
der Komponenten und Komplexität des geplanten Bauraums schon<br />
im Erstgespräch anzunehmen und das Produktdesign entsprechend<br />
anzupassen – und von Punkt A bis Z alles so liefern, dass es<br />
auch im Hinblick auf den Einsatzzweck Sinn ergibt. Nehmen wir allein<br />
den Faktor Witterung: Ein Bagger im Steinbruch beispielsweise<br />
hat andere Anforderungen als ein Bagger, der an der Küste zum Einsatz<br />
kommt. Salzwasser greift das Material anders an als Erde und<br />
Staub. Die Komponenten müssen sich dabei nicht wesentlich<br />
unterscheiden, die Anforderungen und Umgebungsbedingungen<br />
unterscheiden sich jedoch teilweise massiv. Und das ist nur ein<br />
Faktor von vielen, den es zu berücksichtigen gibt. Hier ist eine hohe<br />
Beratungskompetenz verbunden mit einer exzellenten Kenntnis<br />
des „Spielfeldes“ gefordert.<br />
DAS SPIELFELD: DER FAHRZEUGRAUM<br />
Dieses Spielfeld ist der Fahrzeugraum – und es ist tendenziell nicht<br />
nur kleiner als früher, es ist auch eng umstellt. Kunden fordern eine<br />
immer größere Effizienz in einem immer kleiner werdenden Bauraum.<br />
Dementsprechend höher muss die Effizienz des Hydrauliksystems<br />
sein. Dessen stetige Optimierung wird jedoch meist<br />
vernachlässigt, da es in der Regel das letzte Glied in der Kette ist.<br />
Viele Kunden setzen auf ein seit Jahren bestehendes Hydrauliksystem.<br />
Wir als Berater sind häufig in der Lage, diesen Kunden zu<br />
sagen: Schau mal, was du alles optimieren kannst, um eine nichtsdestotrotz<br />
geforderte Effizienzsteigerung zu erreichen. Oder<br />
konkret: Tausche deine Verbindungstechnik, so erreichst du eine<br />
wesentlich höhere Prozesssicherheit in der Fertigung bzw. eine<br />
höhere Leckagesicherheit und vermeidest Ausfälle beim Kunden.<br />
Die Wahl der richtigen Verbindungstechnik ist hier grundlegend,<br />
kommt es bei einer Hydraulikleitung doch in erster Linie auf das<br />
Zusammenspiel zwischen Rohr und Verbindung an. Dementsprechend<br />
hoch sind die Ansprüche an diese Verbindungen: Sie müssen<br />
dauerhaft hohen Drücken standhalten, flexibel auf Schwingungen<br />
der Bauteile reagieren, strömungsgünstig und leckagesicher<br />
sein. Daher gilt es, die richtigen Komponenten sorgfältig auszuwählen<br />
und auf die Dimensionierung der Rohrleitungen (Werkstoff,<br />
Länge, Rohrinnendurchmesser, Wandstärke etc.) anzupassen.<br />
GEGENPRESSING: WENN DER DRUCK STEIGT<br />
Aufgrund der permanenten Druckverhältnisse, Umwelteinflüsse,<br />
Beschädigungen und natürlicher Alterung ist die Lebensdauer von<br />
Hydraulikleitungen endlich. Die Verwendungsdauer von Schlauchwie<br />
von Rohrleitungen hängen also im Wesentlichen von den Ein-<br />
18 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
HYDRAULIKLEITUNGEN<br />
satz- und Umweltbedingungen ab. UV-Strahlung beispielsweise<br />
lässt das Schlauchmaterial schneller altern; Gummi verliert seine<br />
Elastizität und wird brüchig. Das bedeutet: Je anspruchsvoller bzw.<br />
extremer diese Bedingungen sind, desto angemessener sollten die<br />
Abstände sein, in denen die Leitungen ausgewechselt werden.<br />
Von den äußeren Bedingungen abgesehen, kommt es auf die<br />
richtige Aufstellung aller Leitungskomponenten an. Auch hier besteht<br />
häufig Optimierungspotenzial – insbesondere dann, wenn<br />
das hydraulische System mehr leisten muss als ursprünglich vorgesehen,<br />
beispielsweise durch fortwährende, impulsartige Druckstöße<br />
wodurch alle Komponenten extrem beansprucht werden. In<br />
diesem Fall gilt es, das System auf „den Gegner“ anzupassen. Auch<br />
aus diesem Grund werden wir von VOSS Fluid vermehrt zur Beratung<br />
bei Fremdsystemen hinzugezogen. Die grundlegende Frage<br />
in solchen Fällen: Wie kann das hydraulische System optimiert<br />
werden, um nachhaltig zu funktionieren und hohe Folgekosten zu<br />
vermeiden? Beispiele sind eine falsche Fixierung der Leitungen zur<br />
Befestigung, Fehler bei der Leitungsverlegung oder beengte Einbauverhältnisse<br />
– diese und viele weitere Aspekte beeinträchtigen<br />
die Lebensdauer der verbauten Komponenten und schränken die<br />
Effizienz der Maschine weiter ein.<br />
Aus diesem Grund setzen wir von VOSS Fluid bei einbaufertigen<br />
Hydraulikleitungen auf den Systemgedanken: Gerade in der<br />
Zusammenarbeit mit global agierenden OEMs haben wir unser<br />
Angebot in den vergangenen Jahren auf individuell gefertigte,<br />
einbaufertige Hydraulikleitungen mit den entsprechenden Serviceleistungen<br />
dahinter ausgebaut. Ziel ist es, alle Einzelbauteile<br />
perfekt aufeinander abzustimmen, um die bestmögliche Funktionalität<br />
und Leckagesicherheit zu garantieren. Auf diese Weise<br />
erhalten unsere Kunden persönliche Beratung, individuelles<br />
Design und eine präzise Fertigung aus einer Hand.<br />
Auf das Prinzip einbaufertiger Hydraulikleitungen sowie Rohrverschraubungen<br />
inklusive Service aus einer Hand setzt auch der<br />
langjährige VOSS-Kunde Hydrema. Das international tätige Unternehmen<br />
entwickelt, baut und vermarktet hochtechnologische<br />
Baumaschinen. Der Hauptsitz des Konzerns und das Hauptwerk<br />
befinden sich in Støvring in der Nähe von Aalborg im Norden Dänemarks.<br />
Hydrema produziert aber auch in Deutschland. Mit den<br />
ehemaligen Weimar-Werken in Thüringen konnte man 1996 einen<br />
bedeutenden Baggerproduzenten übernehmen. Marianne Frank<br />
Mogensen, Purchasing Manager, Hydrema Group: „Hydrema hat<br />
seit vielen Jahren im Werk Støvring eine eigene Fertigung von Hydraulikrohren.<br />
Diese Fertigung wird seit 2009 mit VOSS ES-4<br />
Schneidringen bestückt. Seit der Entscheidung, die Rohrbiegerei als<br />
Teil unserer Produktion an VOSS Fluid auszulagern, kam dies unserer<br />
Qualitätssteigerung, Fertigungstiefe und Flexibilität zugute. Wir<br />
haben hier von Tag eins an nur gute Erfahrung gemacht. Die Beratung<br />
war sehr professionell – sowohl in allen technischen wie<br />
auch in logistischen Fragen.“<br />
04<br />
05<br />
POINTIERT<br />
PRODUKTAUSWAHL IST ENTSCHEIDEND<br />
KUNDE PROFITIERT VON HOHER<br />
FERTIGUNGSTIEFE<br />
EINHEITLICHES MONTAGEKONZEPT<br />
BERATUNG UND MONTAGETRAINING<br />
KOMBINIEREN<br />
DIE RICHTIGE AUFSTELLUNG:<br />
JE EINGESPIELTER, DESTO BESSER<br />
04 Über eine optische 3D Vermessung lassen sich bestehende Leitungsverläufe<br />
kopieren oder fertiggestellte Rohrgeometrien überprüfen<br />
05 Beispiel einer einbaufertigen Hydraulikleitung mit angeschweißter<br />
Rohrbefestigung, Zink-Nickel Korrosionsschutz, Rohrumformungen und<br />
Schneidringverbindungen<br />
Beim Prinzip „alles aus einer Hand“ profitiert der Kunde von einem<br />
eingespielten Team an Komponenten. Zu Beginn jedes Fertigungsoder<br />
Optimierungsprozesses steht daher die Produktauswahl. Diese<br />
Produktauswahl ist entscheidend, um in den Fahrzeugen und<br />
Maschinen die ideale Leitungsführung und Funktionserfüllung zu<br />
gewährleisten. Neben dieser grundlegenden Beratung sollte ein detailliertes<br />
Montagetraining gleich mit im Angebot stehen. So wird<br />
nicht nur der verfügbare Bauraum optimal ausgenutzt; die persönwww.oup-fluidtechnik.de<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 19
HYDRAULIKLEITUNGEN<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN TITEL<br />
06 100 Prozent Kontrolle: Rohrkontur- und Dichtheitsprüfung erfolgen kombiniert in einem Schritt<br />
lichen Schulungen reduzieren zudem Folgekosten für Reparaturen,<br />
Service und Instandhaltung – zugunsten einer steigenden Prozesssicherheit.<br />
Aufgrund der aufeinander zugeschnittenen Systemkomponenten<br />
stellen Fahrzeug- und Maschinenbauer einen einheitlichen<br />
Qualitätsstandard sicher, statt auf viele einzelne Insellösungen zu<br />
vertrauen. Vorsortierte Montagekits und einbaufertige Baugruppen<br />
garantieren eine direkte Verfügbarkeit aller Komponenten, was nicht<br />
nur die einzelnen Prozesse optimiert, sondern auch Lagerkosten und<br />
Wiederbeschaffungszeiten reduziert. Der Endmontageprozess wird<br />
deutlich verkürzt und ist durch das einheitliche Montagekonzept<br />
komponentenübergreifend.<br />
Die Kombination aus Beratungs-Know-how, Fertigungskompetenz<br />
und hauseigener Qualitätssicherung führt zu einem prozesssicheren<br />
Lösungsanbieter – auch bei komplexeren Aufgabenstellungen<br />
oder individuellen Kundenwünschen. Für die Planung von<br />
einbaufertigen Hydraulikleitungen sollten diese Kompetenzen vor<br />
allem in den Bereichen Biegen, Löten, Schweißen, Krimpen und<br />
Prüfen bestehen. Da jedes Anbindungssystem individuell geplant<br />
werden muss, gilt es, jedes System individuell um- und anzuformen,<br />
anzulöten oder zu schweißen. Dazu gehört auch das standardmäßige<br />
Verschließen der Leitungsenden, die Endbearbeitung<br />
und abschließende Qualitätsprüfungen (Dichtheits- und Konturprüfungen<br />
etc.) bis hin zur individuellen Laserbeschriftung der Leitung<br />
und optischen 3D-Vermessung. Und das alles für verschiedenste<br />
Materialien und Oberflächen. Kurz gesagt: Je größer die<br />
Fertigungstiefe, desto besser das „Spielverständnis“.<br />
In diesem Zusammenhang helfen auch vorsortierte Montagekits,<br />
wie VOSS sie seinen Kunden bereitstellt: Sie beinhalten individuell<br />
zusammengestellte Verpackungseinheiten als vorsortiertes Produktionsmaterial,<br />
jeweils passend zur aktuellen Phase des Produktionsprozesses.<br />
Für den Kunden bzw. Anwender heißt das: Er muss<br />
sich nicht um einzelne Verbindungen Gedanken machen, sondern<br />
kann das große Ganze im Blick behalten. Den Kunden bestmöglich<br />
in den Fertigungsprozess einbinden bedeutet aber auch, ihn an der<br />
Qualitätsprüfung teilhaben zu lassen. Eine Auditierung der Fertigungskette,<br />
innerhalb derer jeder einzelne Fertigungsschritt dokumentiert<br />
wird, schafft zusätzliches Vertrauen und minimiert das<br />
Fehlerpotenzial.<br />
FAZIT: JEDES SPIEL IST ANDERS<br />
Um ein Champion zu werden bedarf es neben Erfahrung und Spielwitz,<br />
besonders der strategischen Feinplanung und einer auf die<br />
stetig neuen Anforderungen zugeschnittenen Systemjustierung.<br />
Aufgrund der extrem hohen System- und Typenvielfalt sowie hohen<br />
Qualitätsunterschieden kommt der Beratungsleistung auf dem<br />
Gebiet der hydraulischen Verbindungstechnik eine hohe Bedeutung<br />
zu. Die Einzelkomponenten des gewählten Hydrauliksystems<br />
sollten perfekt auf den jeweiligen Anwendungsfall zugeschnitten<br />
sein. Und dieser Anwendungsfall kann sich über die Jahre verändern,<br />
weshalb die Leitungen eventuell auf den neuesten Stand der<br />
Technik gebracht werden sollten. Unsere Experten verfügen über<br />
langjährige Anwendungserfahrung und haben eine entsprechend<br />
hohe Kompetenz in der Auslegung, Verlegung und Komponentenauswahl<br />
entwickelt. Bei Neuentwicklungen empfiehlt es sich, dass<br />
der Kunde so früh wie möglich einen Experten in den Entwicklungsprozess<br />
und das Prototyping mit einbindet. Denn: Jedes Spiel<br />
ist anders.<br />
Fotos: Voss Fluid<br />
www.voss-fluid.net<br />
20 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
MARKTPLATZ<br />
ROTH HYDRAULICS PRÄSENTIERT NEUES LADEAGGREGAT<br />
Roth Hydraulics erneuert und erweitert sein Sortiment an Speicherzubehör mit<br />
einer neuen Generation mobiler Roth N2 Ladeaggregate. Sie eignen sich zur<br />
effizienten Be- oder Nachfüllung des Gasfülldruckes von Hydrospeichern und<br />
Speichersystemen. Das N2 Ladeaggregat arbeitet automatisch bis zum Erreichen<br />
eines voreingestellten Druckes. Es ermöglicht eine fast vollständige Restentleerung<br />
handelsüblicher Stickstoffflaschen über die Überströmung hinaus. Das<br />
Ladeaggregat verfügt über ein integriertes Hydraulikaggregat, einen Komprimierungsspeicher,<br />
einen elektronischen Druckschalter, eine elektrische Steuerung mit<br />
Anschlusskabel sowie Anschlussschläuche. Roth Hydraulics bietet zwei Ausführungen<br />
in der Druckstufe: Die kostengünstigere Niederdruckvariante ist für einen<br />
Stickstoffladedruck bis zu 230 bar bei einer Fördermenge von 1,7 Liter/Minute<br />
ausgelegt. Die Hochdruckvariante ermöglicht einen Stickstoffladedruck bis zu 380<br />
bar bei einer Fördermenge von 0,9 Liter/Minute. Beide Versionen haben eine<br />
Motorleistung von 0,75 Kilowatt.<br />
www.roth-industries.de<br />
ULTRASCHALL LECKDETEKTOR<br />
Beha-Amprobe<br />
hat die Ultraschall-Leckdetektoren<br />
der Serie<br />
ULD-400-EUR für<br />
HLK-, mechanische<br />
und elektrische<br />
Inspektionen<br />
und Fehlersuche<br />
vorgestellt. Die<br />
Detektoren<br />
kombinieren<br />
fortschrittliche Filtertechnologie mit einem breiten Ultraschall-<br />
Frequenzgang und ermöglichen dadurch das schnelle und<br />
einfache Lokalisieren von Gaslecks auch in sehr lauten und<br />
anspruchsvollen Umgebungen. Das Ausmaß der Leckage zeigt<br />
eine Balkengrafik auf demLCD-Display an. Die Fehlerstelle wird<br />
durch den umgewandelten Ton, welcher über den Kopfhörer<br />
ausgegeben wird, gekennzeichnet.<br />
www.beha-amprobe.com<br />
POSITIONSSENSOREN FÜR DIE MOBILHYDRAULIK<br />
Für die Positionserfassung<br />
direkt<br />
im Druckbereich<br />
von Hydraulikoder<br />
Pneumatikzylindern<br />
hat Novotechnik<br />
die<br />
Wegaufnehmer<br />
der neuen<br />
Baureihe TM1<br />
entwickelt. Sie<br />
erfassen Position<br />
und Geschwindigkeit bei mobilen Arbeitsmaschinen auch in<br />
rauen Umgebungsbedingungen zuverlässig mit einer Auflösung<br />
von 0,1 mm. Die Sensoren eignen sich für Messlängen bis 2.000<br />
mm und sind optimiert für den Einsatz in Anwendungen mit<br />
höchsten EMV-Anforderungen. Sie entsprechen der EN 13309 für<br />
Baumaschinen sowie der ISO 14982 für land- und forstwirtschaftliche<br />
Maschinen.<br />
www.novotechnik.de<br />
Hydraulik-Leitungstechnik<br />
von Anschluss<br />
zu Anschluss<br />
Reduzieren Sie Beschaffungsaufwände<br />
und optimieren Sie Materialflüsse und<br />
Lagerbestände. Senken Sie Montagezeiten<br />
und beugen Sie Montagefehlern<br />
vor.<br />
Mit STAUFF als Ihr leistungsfähiger<br />
Partner für <strong>Fluidtechnik</strong>-Komponenten,<br />
Systeme und Dienstleistungen mit Mehrwert<br />
aus einer Hand.<br />
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www.stauffline.com
MARKTPLATZ<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
REGELVENTILE KOMMEN IM<br />
ITER-PROJEKT ZUM EINSATZ<br />
Die Linde Kryotechnik AG ist mit in die<br />
Realisierung des International Thermonuclear<br />
Experimental Reactor (ITER) bei<br />
Saint-Paul-les-Durance in Südfrankreich<br />
einbezogen, um ein kryogenes Helium-<br />
Verteilsystem beizustellen. Das Unternehmen<br />
erteilte der Flowserve Essen<br />
GmbH − ehemals Kämmer Ventile GmbH<br />
− einen Auftrag über 270 Cryo Kämmer<br />
Ventile vom Typ Cold Flow zur Regelung<br />
von flüssigem Helium. Die ersten<br />
Abnahmen erfolgten im Januar 2017. An<br />
diesem Factory Acceptance Test nahmen<br />
QS-Inspektoren des Kunden Linde, ITER<br />
India sowie des ITER Frankreich Konsortiums<br />
in Essen teil. Die bei einer Vorabnahme<br />
geäußerten Änderungswünsche des<br />
Kunden waren zur vollen Zufriedenheit<br />
umgesetzt, sodass Ende Februar 2018<br />
bereits 69 Ventile an die Bero Technik AG, Sirnach / Schweiz,<br />
ausgeliefert werden konnten.<br />
www.flowserve.com<br />
ENERGY CHECK FÜR ALTE PUMPEN<br />
So lange Technik funktioniert,<br />
wird vielfach nicht<br />
nach deren Effizienz<br />
gefragt – das gilt auch für<br />
Pumpen. Im Ergebnis ist<br />
das für den Betreiber wie<br />
ein Fass ohne Boden; nur<br />
weiß das ohne Überprüfung<br />
niemand.<br />
Rational betrachtet ist<br />
das schwer verständlich.<br />
Alt-Pumpen gegen<br />
moderne Hocheffizienzpumpen<br />
auszutauschen<br />
bietet neben zumeist<br />
deutlichen Energieeinsparungen<br />
in aller Regel<br />
weiteren technischen<br />
Nutzen für den Betreiber.<br />
Was der gezielte Einsatz<br />
hocheffizienter Pumpen<br />
konkret bewirken kann, zeigt ein ‚Energy Check‘ durch Grundfos<br />
gemäß ISO 14414 zur energetischen Bewertung von Pumpensystemen<br />
(das Ergebnis besitzt eine kalkulatorische Genauigkeit von<br />
+/- 10 %). Damit erfährt der Betriebsleiter einer industriellen<br />
Produktionsanlage bzw. der Facility Manager eines kommerziellen<br />
Gebäudes auf eine überraschend einfache Art und Weise<br />
(Abgleich der Leistungsdaten der Bestandspumpen mit modernen<br />
Hocheffizienzpumpen), wie er Kosten für den Betrieb (Energie,<br />
Wasser) einsparen und zugleich die Emission von CO2 reduzieren<br />
kann. Die Ergebnisse verblüffen immer wieder – im Einzelfall<br />
waren 80 % Einsparungen möglich.<br />
Dahinter steckt im Übrigen kein hoher Zeitaufwand: Der Check<br />
erfolgt anhand der auf dem Typenschild ersichtlichen Daten<br />
sowie Alter und Betriebsstunden der Pumpen – d.h. anhand<br />
bekannter Daten (das kann auch der Kunde selbst erledigen). Es<br />
sind keine weiteren technischen Hilfsmittel erforderlich.<br />
www.grundfos.de<br />
NEUE GENERATION VON<br />
DRUCKREDUZIERVENTILEN<br />
Bei den neuen<br />
Modellen an<br />
Druckreduzierventilen<br />
von Wandfluh<br />
handelt es sich um<br />
direktgesteuerte<br />
Ventile in Schraubpatronen-Bauart.<br />
Diese<br />
sind in zwei verschiedenen<br />
Grössen und<br />
Senkungen erhältlich.<br />
Die kleineren<br />
Modelle der Reihe<br />
MDPPM16 (Bild) und MGPPM16 sind für einen maximalen<br />
Durchfluss von 6 l/min konstruiert worden. Der Patronenkörper<br />
ist mit einem M16x1,5-Gewinde versehen. Durch diese kleinen<br />
Dimensionen werden Ansprüche vieler Anwender in Bezug auf<br />
eine kompakte, platzsparende Bauweise erfüllt.<br />
www.wandfluh.de<br />
GEHÄUSESCHLAUCHPUMPEN MIT<br />
ETHERNET-STEUERUNG<br />
Die Schlauchpumpen<br />
der<br />
Baureihen 530,<br />
630 und 730<br />
der Watson-<br />
Marlow Fluid<br />
Technology<br />
Group<br />
(WMFTG) sind<br />
ab sofort mit<br />
EtherNet/<br />
IP-Steuerung<br />
verfügbar. Anwender erhalten durch das herstellerunabhängige<br />
industrielle Netzwerkprotokoll schnellen Zugriff auf die genauen<br />
Leistungsdaten ihrer Pumpen und verfügen über eine nahtlose<br />
Verbindung zu modernen SPS-Steuerungssystemen und dem<br />
„Internet der Dinge“.<br />
Die Ethernet-Modelle umfassen die drei Watson-Marlow Gehäusepumpenbaureihen<br />
530En, 630En und 730En mit je nach<br />
Baureihe unterschiedlichen Fördermengen bis zu 55 l/min<br />
(730En), unterschiedlichen Druckeigenschaften und Drehzahlregelbereichen.<br />
Die Ethernet-Modelle sind für nahezu alle Industrieund<br />
Prozessanwendungen geeignet. Durch die Schutzart IP66<br />
können die Pumpen in nahezu allen Umgebungen eingesetzt<br />
werden. Darüber hinaus bieten sie eine fünfjährige Garantie.<br />
www.wmftg.de<br />
DER DIREKTE WEG<br />
<strong>O+P</strong> IM INTERNET: www.oup-fluidtechnik.de<br />
<strong>O+P</strong> ALS E-PAPER: digital.oup-fluidtechnik.de<br />
<strong>O+P</strong>-REDAKTION: RAINER WESSELOWSKI,<br />
r.wesselowski@vfmz.de<br />
WERBUNG IN <strong>O+P</strong>: sales@vfmz.de<br />
WORLD OF INDUSTRIES: digital.world-of-industries.com<br />
22 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
MARKTPLATZ<br />
IMMER SICHER IM EX-BEREICH UNTERWEGS<br />
Für den Einsatz von Hydrauliksteuerungen in explosionsgefährdeten<br />
Bereichen, wie zum Bespiel der Öl- und Gasförderung, ist eine<br />
Zertifizierung vorgeschrieben. Diese kann je nach Einsatzregion<br />
unterschiedlich sein. Um es den Maschinenherstellern einfacher<br />
zu machen, bietet Hawe nun Wegeventile mit den neuen EX 23<br />
Zwillingsmagnet und EX 22 Einfachhubmagnete an. Anstelle<br />
eines Kabels mit vorgegebener Länge haben die Magnete einen<br />
Klemmenkasten, der<br />
dem Maschinenhersteller<br />
maximal<br />
mögliche Flexibilität<br />
bei der Auswahl des<br />
Kabeltyps und der<br />
Kabellänge bietet.<br />
Um lokalen EX-Anforderungen<br />
zu genügen,<br />
bietet Hawe eine<br />
Vielzahl von international<br />
anerkannten<br />
Zertifizierungen wie<br />
ATEX, IECEx, und NEC<br />
an. Im Hawe- Produktprogramm<br />
finden sich verschiedene Wegeschieber und Wegesitzventile mit<br />
dem neuen Magneten. In der Öl- und Gasförderung hat sich z.B.<br />
der Proportional-Wegeschieber vom Typ PSL bewährt. Er wird<br />
bevorzugt beim sogenannten „Iron Rughneck“ sowohl On-Shore<br />
als auch Off-Shore eingesetzt.<br />
www.hawe.com<br />
WINKEL MESSEN IN RAUEN UMGEBUNGEN<br />
Der MEMS-basierte<br />
Neigungssensor positilt<br />
PTM27 von ASM misst<br />
Neigungswinkel von<br />
+/-180° bei einer Achse<br />
und +/-60° bei zwei<br />
Achsen. Der Sensor bietet<br />
eine Messgenauigkeit mit<br />
einer Linearitätsabweichung<br />
von max. 0,05° und<br />
eine Auflösung von<br />
0,005° im Messbereich<br />
360°. Der Neigungssensor<br />
verfügt über eine<br />
berührungslos arbeitende<br />
Sensorik, ist schock- und vibrationsfest und unempfindlich gegen<br />
Verschmutzung. Der Sensor hat ein robustes Kunstoffgehäuse<br />
und ist im Inneren komplett vergossen. Der Verguss umfasst auch<br />
den Kabelbereich, um das Eindringen von Längswasser entlang<br />
des Kabels zu vermeiden. Zusätzlich ist der Sensor am Kabeleintritt<br />
mit einer Längswassersperre ausgestattet. Der Verguss und<br />
die Längswassersperre verhindern frühe Sensorausfälle durch<br />
ansonsten im Langzeiteinsatz eindringende Feuchtigkeit. Das<br />
gerade mal 10x50 mm messende Sensorgehäuse erlaubt auch<br />
eine Installation in enge Einbauräume. Der Sensor hat Schutzklasse<br />
IP67 und ist gegen elektromagnetische Störungen abgeschirmt,<br />
sodass er auch bei starken elektromagnetischen Feldern<br />
eingesetzt werden kann.<br />
www.asm-sensor.com<br />
AUF KORROSIONSSCHUTZ UND<br />
GERINGE LECKAGE AUSGELEGT<br />
Wo die Standardausrüstung versagt. Im Bereich der Marine, bei Hafenanlagen<br />
oder in Unterwasserrobotern gibt es kaum eine Anwendung, bei der Standardtechnik<br />
den hohen Ansprüchen genügt. Unsere praxiserprobten Hydraulikkomponenten<br />
stehen sowohl im Schiffsbau als auch bei ROVs im Einsatz und<br />
sind darüber hinaus mit diversen Ex-Schutz Zertifikaten erhältlich. SOLUTIONS SINCE 1946<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 23
AKTUATOREN<br />
3 000 METER<br />
UNTER DEM MEERESSPIEGEL −<br />
ELEKTROHYDRAULIK IM TIEFSEEEINSATZ<br />
SPECIAL / OFFSHORE- UND MEERESTECHNIK<br />
Bosch Rexroth hat gemeinsam mit Ausrüstern<br />
und Anwendern ein neues Konzept für Tiefsee-<br />
Aktuatoren entwickelt, das SIL3 Sicherheit bietet,<br />
bis zu 75 Prozent weniger Energie im Vergleich<br />
zu herkömmlichen Lösungen verbraucht und auf<br />
einen Betrieb von 25 Jahren ausgelegt ist.<br />
Außendruck 300 bar, Salzwasser-Umgebung, 24 Stunden<br />
Betrieb an 365 Tagen, Einsatz für 25 Jahre, möglichst ohne<br />
Wartung: Die Anforderungen an Unterwasser-Produktionsanlagen<br />
sind hoch. Für Unterwasser-Anlagen, die Öl<br />
und Gas fördern, ist Betriebssicherheit äußert wichtig, weil Störungen<br />
hohe Kosten verursachen. Außerdem hat der Schutz der Meere<br />
vor Verschmutzung durch ein unkontrolliertes Entweichen von Öl<br />
oberste Priorität.<br />
In Unterwasserfabriken ist pro Bohrloch eine Anlage im Einsatz,<br />
die aufgrund ihrer Analogie zu Bäumen „Subsea Tree“ genannt<br />
wird. Jeder „Subsea Tree“ steuert über mehrere Prozessventile die<br />
Öl- und Gasförderung des jeweiligen Bohrlochs. Die Prozessventile<br />
werden von den Tiefsee-Aktuatoren − Subsea Valve Actuators<br />
(SVA) − angetrieben, die wiederum ihre elektrischen Steuersignale<br />
von den dezentralen Actuator Control Modules (ACM) erhalten. Bei<br />
Bedarf müssen sie das jeweilige Prozessventil in jedem Betriebszustand,<br />
auch bei Stromausfall, sicher verschließen.<br />
AUTARKE ACHSEN MIT<br />
EIGENEM FLUIDKREISLAUF<br />
Mit dem neu entwickelten SVA bietet Bosch Rexroth eine energieeffiziente<br />
und sichere Alternative zu den rein hydraulischen oder rein<br />
Autor: Dr. Alexandre Orth, Leiter Subsea Automation Systems,<br />
Bosch Rexroth AG, Lohr a. Main<br />
elektromechanischen Aktuatoren. SVA sind autarke Baugruppen<br />
mit einem eigenen Fluidkreislauf. Ein drehzahlvariabler Motor<br />
treibt eine robuste hydraulische Pumpe an, die einen Förderstrom<br />
für die Zylinderbewegungen erzeugt. Ein Sicherheitsventil mit mechanischer<br />
Feder sorgt dafür, dass der Zylinder auch bei Stromausfall<br />
ohne externe Energiezufuhr sicher in die Fail-Safe-Stellung<br />
wechselt. Darüber hinaus kann der Zylinder, der das Bohrventil öffnet<br />
und schließt, zusätzlich von außen durch einen Unterwasserroboter<br />
über eine Spindel betätigt werden. Alle Bauteile des Antriebsstrangs<br />
sind doppelt redundant verbaut. Insgesamt bietet der SVA<br />
durch die Redundanz, die Federrückstellung und die Eingriffsmöglichkeiten<br />
von außen eine vierfache Sicherheit.<br />
Die Vorteile werden deutlich, wenn man die Lösung mit dem aktuellen<br />
Stand der Technik vergleicht. Die weitaus überwiegende<br />
Zahl der weltweit eingesetzten Unterwasser-Aktuatoren basiert auf<br />
klassischer Hydraulik. Sie hat ihre Robustheit und langfristige<br />
Standsicherheit in den vergangenen 50 Jahren unter Beweis<br />
gestellt. Doch Betreiber benötigen hierfür große, zentrale Hydraulikaggregate<br />
über Wasser. Diese versorgen die Aktuatoren über teilweise<br />
kilometerlange Leitungen, sogenannte Nabelschnüre („Umbilicals“),<br />
mit dem Fluid. Bei 3 000 m Arbeitstiefe kommen mehrere hundert<br />
Liter Fluid allein in den Leitungen zusammen.<br />
Als erste Alternative versuchten Ausrüster rein elektromechanische<br />
Lösungen zu etablieren. Sie müssen nur noch über Kabel mit<br />
Strom versorgt und über eine Datenleitung an die ACM angebunden<br />
werden. Allerdings haben sie sicherheitstechnische Nachteile, weil<br />
sie keine mechanischen Eingriffsmöglichkeiten für die Verstellung<br />
von außen („manuell override“) bieten. Darüber hinaus benötigen<br />
sie, bedingt durch die im Vergleich zur Hydraulik geringere Kraftdichte,<br />
größere Gehäuse sowie elektrische Batterien. Ein Nachteil:<br />
Bauartbedingt tritt eine hohe Reibung und somit mechanischer Verschleiß<br />
an der Kraftübertragung auf und die erforderliche 25-jährige<br />
wartungsfreie Betriebsdauer ist nicht in jedem Fall sichergestellt.<br />
PLATZ SPAREND UND ENERGIEEFFIZIENT<br />
Die modular aufgebauten SVA kombinieren die Vorteile beider Ansätze<br />
und eliminieren deren Nachteile. Durch den dezentralen Fluid-<br />
24 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
AKTUATOREN<br />
Innerhalb der Achse sind alle elektrischen Komponenten<br />
zum Schutz vor Kontakt mit Seewasser zusätzlich gekapselt<br />
SUBSEA VALVE ACTUATOR<br />
Die Offshore Technology Conference (OTC) hat den Subsea Valve Actuator (SVA) von<br />
Bosch Rexroth mit dem „Spotlight On New Technology Award“ ausgezeichnet.<br />
Der mit Niederspannung gemäß Subsea Instrumentation Interface Standard (SIIS)<br />
betriebene Tiefsee-Aktuator stellt für die internationalen Juroren einen entscheidenden<br />
Durchbruch für Produktionsanlagen unter Wasser dar.<br />
kreislauf fallen die kilometerlangen Nabelschnüre für das Fluid weg.<br />
Die SVA benötigen lediglich eine Spannungsversorgung und eine<br />
Datenleitung wie die rein elektromechanischen Aktuatoren.<br />
Die Drehzahl des Motors wird bedarfsgerecht, wie bei einem stufenlosen<br />
Getriebe, geregelt. Hydraulische Pumpen erzeugen den<br />
Förderstrom für das verschleißarme hydraulische Getriebe. Als Regelungsprinzip<br />
setzt Rexroth hier auf eine Verdrängersteuerung, die<br />
den Förderstrom nahezu verlustfrei aus der Drehzahl heraus regelt.<br />
Das vereinfacht die Konstruktion, weil keine Proportionalventile<br />
notwendig sind und es steigert die Energieeffizienz: Im Vergleich zu<br />
den rein elektromechanischen Aktuatoren verbrauchen die SVA in<br />
der Spitze bis zu 75 Prozent weniger Strom. Dadurch lassen sich die<br />
Motoren bei gleicher Verstellkraft des Aktuators kleiner auslegen,<br />
was wiederum Bauraum und Kosten spart.<br />
Die eingebaute Sensorik erfasst im Rahmen eines Condition Monitoring<br />
kontinuierlich die Betriebszustände innerhalb des Aktuators<br />
und meldet diese an die übergeordnete Leitsteuerung. Dort<br />
können Trends ausgewertet, Abweichungen vom Normalzustand<br />
frühzeitig erkannt und behoben werden.<br />
AUTARKE ACHSEN AUS INDUSTRIE ALS VORBILD<br />
Aufgrund eines redundanten Druckkompensationssystems herrschen<br />
innerhalb der SVA bei jeder Tiefe zwei bar Überdruck. Bei<br />
3 000 m Tiefe also 302 bar. Das verhindert ein Eindringen von Salzwasser<br />
und eine Überdimensionierung des Gehäuses durch die<br />
druckneutrale Auslegungssystematik. Auch innerhalb der Achse<br />
sind alle elektrischen Komponenten zum Schutz vor Kontakt mit<br />
Seewasser zusätzlich gekapselt. Durch seine geschlossene Bauform<br />
schützt der SVA auch die Umwelt vor ungewollten Leckagen.<br />
Bei der Entwicklung der SVA griffen die Tiefsee-Spezialisten von<br />
Rexroth auf das Prinzip der autarken Achsen von Rexroth für Industrieanwendungen<br />
zurück. Sie kommen bereits in verschiedenen industriellen<br />
Anwendungen zum Einsatz. Die Einzelkomponenten<br />
werden in Großserie hergestellt unter höchsten Qualitätsstandards<br />
nach den Grundsätzen des Bosch Production Systems.<br />
Wo notwendig, wurden an den Komponenten Modifikationen für<br />
den Tiefsee-Einsatz vorgenommen. Auch hier kann der Hersteller<br />
GESCHLOSSENE, KOMPAKTE BAUFORM<br />
auf bereits vorhandene Konzepte zurückgreifen, die zum Teil sogar<br />
für Wassertiefen bis 6 000 m qualifiziert sind. Darüber hinaus erfüllen<br />
das System und die Kernkomponenten die besonderen Vorschriften<br />
verschiedener Klassifizierungsgesellschaften für den<br />
Marine- und Tiefsee-Einsatz.<br />
Bei der Entwicklung der SVA arbeitete das Unternehmen eng mit<br />
führenden Ausrüstern und Anwendern zusammen. Gemeinsam<br />
nutzen sie modernste Simulationsumgebungen für den „Proof of<br />
Concept“ und den Bau von Prototypen für den Feldversuch. Damit<br />
sorgt fortschrittliche Antriebstechnik, die das Beste aus Elektromechanik<br />
und Hydraulik kombiniert, in den nächsten Jahrzehnten für<br />
eine sichere und zuverlässige Fördertechnik auf dem Meeresboden.<br />
Die SVA lassen sich in Neuanlagen und – aufgrund der kompakten<br />
Form und dem geringen Energieverbrauch – zur Modernisierung<br />
bestehender Anlagen einsetzen.<br />
Fotos: Aufmacher: Bosch Rexroth AG und pixone3d/adobe.stock.com;<br />
sonst.: Bosch Rexroth AG<br />
www.boschrexroth.de/subsea<br />
POINTIERT<br />
EIGENER FLUIDKREISLAUF<br />
SEHR ENERGIEEFFIZIENT<br />
SIL3 SICHERHEIT<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 25
VENTILTECHNIK<br />
SPECIAL / OFFSHORE- UND MEERESTECHNIK<br />
UNTER DRUCK<br />
LEISTUNG BRINGEN<br />
Unter Wasser verwendete Miniaturhydraulik<br />
besticht durch ihre hohe Leistungsdichte bei<br />
geringem Gewicht. Sie muss nicht nur hohe<br />
Feinfühligkeit, Präzision, und Zuverlässigkeit an<br />
den Tag legen, sondern muss, insbesondere bei der<br />
Verwendung in Salzwasser, eine hohe<br />
Beständigkeit gegen Korrosion aufweisen. Darüber<br />
hinaus werden in maritimen Ökosystemen<br />
spezielle Hydraulikflüssigkeiten verwendet. Das<br />
Unternehmen Wandfluh bietet für solche<br />
Umgebungen eine Reihe praxiserprobter Bausteine.<br />
ROVs (Remotely Operated Vehicles) erfüllen die meisten Unterwasseraufgaben<br />
jenseits der Tauchgrenzen von kommerziellen<br />
Tauchern. Sie werden häufig im Zusammenhang mit<br />
Ölplattformen, Unterwasserpipelines, Hochseekabeln oder<br />
aber vom Militär und bei Untersuchungen von Unfällen oder Naturkatastrophen<br />
eingesetzt. Dabei werden sie vom sogenannten<br />
Mutterschiff aus über ein Verbindungskabel mit Strom versorgt und<br />
von einem Operator-Team gesteuert.<br />
Der Antrieb (Thrustersteuerung) sowie die Bewegungsabläufe<br />
der Manipulationsarme und Hilfswerkzeuge werden dabei hydraulisch<br />
betrieben. Dazu ist direkt im ROV ein Hydraulikaggregat im<br />
Leistungsbereich von rund 150–250 PS untergebracht. Diese relativ<br />
hohe Leistung ist notwendig, um die umfangreichen Hauptfunktionen<br />
eines ROVs betreiben zu können, ohne dass sie sich gegenseitig<br />
beeinflussen. Eine Proportional-Druckbegrenzungspatrone regelt<br />
dabei den gesamten Systemdruck und sorgt dafür, dass alle Funktionen<br />
möglichst feinfühlig und frei von äußeren Einflüssen gesteuert<br />
werden können.<br />
EXTREM HOHE ZUVERLÄSSIGKEIT VERLANGT<br />
Für die Steuerung der verschiedenen Elemente am ROV werden<br />
meist Ventilkomponenten im Bereich der Miniaturhydraulik eingesetzt.<br />
Die Ventile der Nenngrößen NG3-MINI bis NG4-MINI bieten<br />
für solche Aufgaben eine ausgezeichnete Leistungsdichte und sind<br />
vom Gewicht her interessante Aktuatoren im Bereich der modernen<br />
Unterwassertechnologie.<br />
Je nach Einsatzgebiet bleiben ROVs meist mehrere Wochen<br />
unter Wasser bevor sie wieder an die Oberfläche gelangen. Dies<br />
erklärt, weshalb bei Unterwasserfahrzeugen grundsätzlich die<br />
hohe Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit eine zentrale Rolle einnehmen.<br />
Im Falle eines Systemausfalls verschieben sich nicht<br />
nur die laufenden Arbeiten, sondern der Schiffsbetrieb wird für<br />
mehrere Stunden blockiert, um das ROV für die Reparatur wieder<br />
zurück auf das Mutterschiff zu bringen. Es kommt vor, dass solche<br />
Ereignisse ganze Projekte zum Erliegen bringen, was bei den<br />
Tageskosten für Schiff und Besatzung schnell zu hohen Verlusten<br />
führen kann. Problematisch ist häufig die Beschaffung von Er-<br />
satzteilen. Denn diese müssen oftmals per Hubschrauber eingeflogen<br />
werden, was bisweilen Tage in Anspruch nehmen kann.<br />
Während des Einsatzes unter Wasser ist eine sehr feinfühlige und<br />
präzise Steuerung der Manipulationsarme von großem Vorteil. In<br />
einer Umgebung, wie sie in 4 000 m Tiefe herrscht, müssen Arbeiten<br />
ausgeführt werden können, die sonst an der Oberfläche praktisch<br />
nur von Hand machbar sind. Dazu werden Proportional-Schieberventile<br />
mit geringer Hysterese eingesetzt. Diese Miniaturhydraulikventile<br />
verleihen den Manipulationsarmen dabei so viel Kraft, dass<br />
Gewichte von mehr als 230 kg sehr kontrolliert und präzise bewegt<br />
werden können.<br />
Die kompakten WDPFA03 oder die deutlich größeren NG6-Proportional-Wegeventile<br />
WDPFA06 werden am häufigsten für die Steuerung<br />
der Manipulationsarme und Hilfswerkzeugfunktionen eingesetzt,<br />
wohingegen die einzelnen Hydraulikmotoren der bis zu acht<br />
Thrustersteuerungen jeweils über je ein Druckbegrenzungs- und ein<br />
Druckregelventil des Typs MVPPM33 angesteuert werden.<br />
Eine spezielle Elektronik regelt dabei die Ventile, die elektrisch<br />
über eine Magnetspule betätigt werden. Dabei sind die in den ROVs<br />
verbauten Magnete dahingehend modifiziert, dass sie dem hohen<br />
Umgebungsdruck unter Wasser, der bis 400 bar betragen kann,<br />
Stand halten. Diese Magnete werden komplett im Hause Wandfluh<br />
in der Schweiz gefertigt und sind für eine Lebensdauer von mindestens<br />
10 Millionen Zyklen ausgelegt.<br />
SCHIEBERVENTILE MIT SPEZIELLEN FLÜSSIGKEITEN<br />
Bei der Konstruktion von Schieberventilen wird gezielt eine<br />
Leckage um den Kolben herum eingeplant, um so die Reibung zu<br />
verringern und die Ansprechzeit und Leistung zu verbessern. Bei<br />
der Berechnung von Hydrauliksystemen spielen diese Leckagen<br />
eine wesentliche Rolle, denn je kleiner die Summe der einzelnen<br />
Ventilleckagen gehalten werden kann, desto kleiner und somit<br />
effizienter können Hydraulikschaltungen geplant und ausgelegt<br />
werden. Dies ist insbesondere bei abgesetzten oder autarken Sys-<br />
Autor: Steve Barrow, Senior Applications Engineer,<br />
Wandfluh of America, Büro Houston, Texas<br />
26 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
VENTILTECHNIK<br />
temen von großem Interesse, da sich hier Verlustleistungen direkt<br />
und überproportional auf die Kosten niederschlagen. Deshalb<br />
durchlaufen die in den ROVs verbauten Ventile bei Wandfluh eine<br />
Präzisionsbearbeitung, um einerseits die Leckage auf ein Minimum<br />
zu beschränken und andererseits die Funktion über einen<br />
möglichst hohen Temperaturbereich zu garantieren.<br />
Die schwimmenden Roboter in einem intakten Ökosystem werden<br />
in der Regel nicht mit herkömmlichem Hydrauliköl betrieben, sondern<br />
mit alternativen Flüssigkeiten auf Wasser-Glykol-Basis mit einem<br />
Wasseranteil von bis zu 95 %. Diese Flüssigkeiten stellen aufgrund<br />
einer geringeren Schmierfähigkeit, der reduzierten Korrosionsinhibitoren<br />
und ihrer niedrigeren Viskosität große Herausforderungen<br />
an die Ventiltechnik. Um diese Anforderungen zu erfüllen,<br />
wurden über die Jahre laufend neue Materialmöglichkeiten und<br />
Konstruktionstechniken erforscht und getestet. Das Ergebnis zeigt<br />
sich in der Ventilserie Z595, bei der sogar die innenliegenden Ventilteile<br />
aus einer Edelstahllegierung hergestellt werden.<br />
KORROSIONSGESCHÜTZTE VENTILE<br />
Typischerweise sind die Hydraulikventile eines ROVs in einem mit<br />
vor Korrosion schützender Flüssigkeit gefüllten Gehäuse untergebracht,<br />
um einen direkten Kontakt mit Salzwasser zu vermeiden.<br />
Auf Deck des Mutterschiffs hingegen sind die Ventile der ROV-Unterstützungssysteme<br />
meist direkt der rauen Umgebung auf hoher<br />
See ausgesetzt. Um diese Ventile vor Korrosion zu schützen, bietet<br />
Wandfluh eine Vielzahl an Standard- und Sonderventilen in verschiedenen<br />
Korrosionsschutzklassen an. Sie unterscheiden sich<br />
punkto Beschichtungen und Materialien voneinander und tragen<br />
den Zusatz K8 bis K10 in ihrem Namen.<br />
Bei K8 Ventilen wird in einem speziellen Beschichtungsverfahren<br />
unter anderem eine Zink-Nickel-Beschichtung auf der Außenseite<br />
des Ventils aufgetragen, die das Ventil nach ISO 9227 während<br />
500–1 000 Stunden im Salzsprühtest schützt. Bei den K9 Ventilen<br />
sind hingegen alle Außenteile aus rostfreiem und säurebeständi-<br />
POINTIERT<br />
DRUCKREGELVENTILE ARBEITEN BEI<br />
400 BAR UMGEBUNGSDRUCK<br />
SPEZIELLE HYDRAULIKFLÜSSIGKEIT<br />
MIT 95% WASSERANTEIL<br />
OFFSHORE-EINSATZ EINES ROVs VERLANGT<br />
HÖCHSTE ZUVERLÄSSIGKEIT<br />
HOHE KRAFT BEI GLEICHZEITIGER<br />
FEINFÜHLIGKEIT<br />
gem Edelstahl AISI 316L gefertigt, mit Ausnahme des Magnetgehäuses,<br />
das mit Zink-Nickel beschichtet ist. Diese K9 Ventile halten<br />
einem ISO-Salzsprühtest von mehr als 1 000 Stunden stand.<br />
K10 Ventile bieten den höchsten Grad an Korrosionsschutz. Alle<br />
externen Elemente der K10 Ventile, einschließlich des Magnetgehäuses,<br />
sind aus rostfreien Materialien gefertigt. Sie weisen ebenfalls<br />
eine Bewertung von mehr als 1 000 Stunden im Salzsprühtest<br />
auf. Bei diesem Test wird eine raue, korrosive Umgebung simuliert,<br />
um die Bildung von Korrosion zu beschleunigen und so die Korrosionsbeständigkeit<br />
eines Materials zu bestimmen.<br />
Die Anforderungen an die Technik im Unterwassereinsatz sind<br />
extrem. Die Lösungen von Wandfluh zeigen, dass hydraulische Systeme<br />
in solchen Umgebungen sehr gut zurechtkommen und sensible<br />
Aufgaben übernehmen können.<br />
Fotos: Wandfluh AG<br />
www.wandfluh.de<br />
01<br />
02<br />
01 Proportional-Schieberventil NG3-MINI<br />
WDPFA03 mit Klemmanschlüssen<br />
03<br />
02 Proportional-Schieberventil WDPFA03<br />
mit vergossenen Kabeln für eine einfache<br />
Installation<br />
03 Ventile für Flüssigkeiten mit niedriger<br />
Viskosität und hohem Wassergehalt; rot zeigt<br />
hohe, blau niedrige Fließgeschwindigkeit<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 27
SENSOREN<br />
SICHER AUF UND UNTER<br />
DEN WELTMEEREN<br />
SPECIAL / OFFSHORE- UND MEERESTECHNIK<br />
Das niederländische Forschungsinstitut Marin<br />
testet Wasserfahrzeuge mit maßstabsgetreuen<br />
Modellen auf ihre Seetauglichkeit. Bei den<br />
Versuchen kommen Beschleunigungssensoren<br />
von ASC zum Einsatz. Sie messen auch in einem<br />
Hyperloop-Projekt: Hier erprobt Marin ein<br />
System zum Unterwasser-Personentransport in<br />
Hochgeschwindigkeitskapseln.<br />
Marin im niederländischen Wageningen ist neben den<br />
Schiffbau-Versuchsanstalten in Russland und den USA<br />
die drittgrößte Forschungseinrichtung dieser Art weltweit.<br />
Etwa 400 Wissenschaftler und Techniker arbeiten<br />
dort. Die Dienstleistungen des privaten Instituts richten sich unter<br />
anderem an Schiffseigentümer, Werften und Ingenieurbüros. In<br />
sechs verschiedenen Bassins werden bis zu 14 Meter lange maßstabsgetreue<br />
Modelle von Schiffen, U-Booten oder Bohrinseln auf<br />
ihr Seegangsverhalten getestet. „Wir können hier Wind und Wellen<br />
erzeugen und herausfinden, wie sich die Modelle unter diesen Einflüssen<br />
verhalten“, berichtet Sensor-Spezialist Jocco Dekker. Marin<br />
simuliert hier unter anderem Strömungsverhältnisse in flachen und<br />
küstennahen Gewässern sowie auf hoher See.<br />
HÖCHSTE GENAUIGKEIT BEI DER<br />
MESSUNG IST UNABDINGBAR<br />
Mithilfe der aus den Tests gewonnenen Daten erstellt Marin Computer-Simulationen,<br />
gibt den Schiffsbauern Empfehlungen für die<br />
Optimierung ihrer Konstruktionen und hilft so, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Produkte zu erhöhen.<br />
Die Messungen an den Modellen müssen mit höchster Genauigkeit<br />
erfolgen, um die Daten für Computer-Simulation nutzen zu können.<br />
Aus diesem Grund setzt Marin hochpräzise kapazitive Beschleunigungssensoren<br />
von ASC ein. Das Unternehmen aus Pfaffenhofen an<br />
der Ilm entwickelt und fertigt maßgeschneiderte Sensor-Lösungen<br />
für Test- und Messanwendungen. Seine Ingenieure sind mit den<br />
Anforderungen vertraut, die an Sensoren für diese Anwendungen<br />
gestellt werden. Sie können ihre Messtechnik daher<br />
exakt an die Bedürfnisse ihrer Kunden anpassen.<br />
Diese Flexibilität schätzt man bei Marin<br />
sehr: „Es ist ideal, dass man die<br />
Sensoren speziell für uns konfiguriert“,<br />
so Jocco Dekker. Zum<br />
Service von ASC gehört z. B.<br />
die individuelle Einstellung<br />
des Kalibrier- und des Messbereiches,<br />
die Anpassung<br />
von Kabellängen und die<br />
Montage spezieller Steckverbinder.<br />
01<br />
Überzeugt sind Jocco<br />
Dekker und seine Kollegen<br />
von den kurzen Lieferzeiten<br />
von ASC und dem direkten<br />
Kontakt zu den Ingenieuren:<br />
„Wenn wir eine Frage<br />
haben, können wir die<br />
Fachleute dort schnell erreichen.“<br />
Ein großer Vorteil sei<br />
zudem die Möglichkeit, die<br />
ASC-Sensoren zu reparieren,<br />
wenn es doch einmal<br />
zu einer Beschädigung<br />
kommt. Das ist nicht so<br />
selbstverständlich, wie es<br />
02<br />
klingt. „Die Sensoren eines<br />
28 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
SENSOREN<br />
anderen Herstellers mussten wir wegwerfen, sobald ihr Kabel beschädigt<br />
war“, erinnert sich Jocco Dekker. „Bei den ASC-Sensoren<br />
können wir das Kabel einfach austauschen lassen und den Sensor<br />
weiter nutzen.“<br />
Marin verwendet für seine Tests die triaxialen Beschleunigungssensoren<br />
vom Typ ASC OS-315LN, die sich durch ihre hohe Empfindlichkeit<br />
auszeichnen und gleichzeitig sehr robust sind. Die<br />
OS-Sensoren kommen hauptsächlich in den Offshore-Bassins der<br />
Niederländer zum Einsatz. Die Sensoren ASC OS-315LN (Low Noise)<br />
bieten eine sehr hohe Auflösung und wurden auch deshalb für die<br />
Tests ausgewählt, weil sie die Schutzart IP68 besitzen. Damit sind sie<br />
gegen andauerndes Untertauchen geschützt. Vorteilhaft sind zudem<br />
die große Empfindlichkeit der Sensoren, die zwischen 2 000 bis<br />
10 mV/g liegt sowie der Messereich von ±2 g bis ±400 g.<br />
SEHR GUTES SIGNAL-RAUSCH-VERHÄLTNIS<br />
In den sogenannten Seegangs-Bassins, in denen Manöver auf<br />
hoher See simuliert werden, messen triaxiale ASC-Sensoren vom<br />
Typ 5521MF (Medium Frequency) die Beschleunigung der Wasserfahrzeug-Modelle.<br />
Die Sensoren dieser Serie haben einen Messbereich<br />
von ±2 g bis ±200 g, eine Empfindlichkeit von 1 350 bis<br />
13,5 mV/g und verfügen über einen Frequenzbereich von 0 Hz bis<br />
7 kHz. Marin hat diese Sensoren ausgewählt, weil sie ein sehr gutes<br />
Signal-Rausch-Verhältnis aufweisen (7 bis 400 μg/√Hz) und daher<br />
selbst niedrige Frequenzen zuverlässig und genau erfassen. Diese<br />
Eigenschaften sind wichtig, denn bei den simulierten Umgebungsbedingungen<br />
ändert sich die Beschleunigung des Modells langsam<br />
(z. B. aufgrund von Rollbewegungen), aber auch schnell (z. B. bei<br />
Wellenschlag). Der Beschleunigungssensor muss beide Bewegungsformen<br />
exakt erfassen können.<br />
„Darüber hinaus nutzt Marin auch Inertial Measurement Units<br />
(IMUs) von ASC – hauptsächlich für kleine Schiffsmodelle, bei denen<br />
das Gesamtgewicht oder der Bauraum begrenzt ist. ASC’s IMU7 basiert<br />
auf hochpräzisen triaxialen Beschleunigungs- und Drehratensensoren,<br />
welche in einem kleinen Gehäuse integriert sind. Diese<br />
6-Achs-Systeme kombinieren dadurch sowohl die Messung von Linear-<br />
als auch Winkelbewegungen. Mit ihrer Hilfe lassen sich sowohl<br />
die Position als auch die Orientierung eines Objekts im Raum genau<br />
bestimmen und Erkenntnisse bezüglich der Fahrdynamik gewinnen.<br />
MARIN TESTET HYPERLOOP-SYSTEM FÜR DEN<br />
UNTERWASSER-PERSONENTRANSPORT<br />
Eines der spektakulärsten Versuchsobjekte in den Bassins von<br />
Marin war das Hyperloop-System der niederländischen Firma<br />
Hardt. Hierbei handelt es sich um eine Unterwasser-Röhre in etwa<br />
100 m Tiefe, in der Passagiere künftig von Europa an die amerikanische<br />
Ostküste reisen können sollen. Als Transportmittel sind<br />
30 Meter lange Kapseln vorgesehen, die sich mit einer Geschwindigkeit<br />
von bis zu 1 000 km/h durch die Röhren bewegen.<br />
Bei den Tests im Jahr 2019 wollten die Experten von Marin herausfinden,<br />
welchen Belastungen der Tunnel ausgesetzt sein würde.<br />
Schon vor dem Start der Versuche war klar, dass sich die Röhre un-<br />
POINTIERT<br />
SENSOREN SPEZIELL FÜR DIE AUFGABE<br />
KONFIGURIERT<br />
SENSOREN SIND REPARABEL<br />
EMPFINDLICHKEIT 2 000 BIS 10 mV/g<br />
SIGNAL-RAUSCH-VERHÄLTNIS<br />
7 BIS 400 μg/√Hz<br />
ter Wasser durch den Wellengang etwas bewegen wird. Die Fragestellung<br />
lautete deshalb: Sind diese Bewegungen gering genug, damit<br />
die Transportkapseln den Tunnel sicher passieren können?<br />
Um den geplanten Tunnel realistisch simulieren zu können, baute<br />
man in einem der Bassins ein 140 m langes Modell. Anschließend<br />
wurde die Röhre dem stärksten Wellengang ausgesetzt, welcher im<br />
Nord-Atlantik zu erwarten ist. Bei der Messung der Tunnelbewegungen<br />
wurden acht ASC OS-315LN Sensoren auf der Oberseite des Tunnels<br />
montiert. So sollte Redundanz in der Messung geschaffen<br />
werden um den Einfluss des Wellengangs in Abhängigkeit von der<br />
Position entlang des Röhrenmodells zu bestimmen. Dank ihrer hohen<br />
Empfindlichkeit registrierten die Sensoren sogar Tunnelbeschleunigungen<br />
von lediglich 0,1 m/s 2 . Dies war der höchste Wert,<br />
der an einzelnen Röhren-Segmenten gemessen wurde.<br />
TEST-ERGEBNISSE SOLLEN<br />
INVESTOREN ÜBERZEUGEN<br />
Die hochgenauen Beschleunigungssensoren von ASC sind bei Marin<br />
schon seit vielen Jahren erfolgreich im Einsatz. Sie machen die extrem<br />
detaillierten Messungen an den Schiffsmodellen überhaupt erst<br />
möglich. Auch bei den Hyperloop-Versuchen spielten die Sensoren<br />
eine zentrale Rolle: „Mit ihrer Hilfe konnten wir die Bewegungen eines<br />
freischwimmenden Tunnels genau bestimmen“, berichtet Jocco<br />
Dekker. „Jetzt analysieren wir die Daten und versuchen, das reale Experiment<br />
in Computer-Simulationen zu reproduzieren.“ Wenn die<br />
Auswertungen abgeschlossen und die Ergebnisse veröffentlicht sind,<br />
wird Marin Investoren für die nächste Stufe des Projekts suchen.<br />
Fotos: ASC GmbH / Fotos: Marin<br />
www.asc-sensors.de<br />
03<br />
01 Der Beschleunigungssensor ASC OS-315LN mit günstigem Signal-<br />
Rausch-Verhalten detektiert auch Schwingungen niedriger Frequenzen<br />
02 Der Beschleunigungssensor ASC 5521MF kann sowohl statische als<br />
auch dynamische Beschleunigungen erfassen<br />
03 Im Seegangs-Bassin wird Seegang simuliert. Die Rollneigung und<br />
Gierbewegungen des Schiffs werden dabei von ASC-Beschleunigungssensoren<br />
erfasst
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
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Sanitär- und Heizungsanlagen sowie die allgemeine Verfahrenstechnik.<br />
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vor Ort nach Bedarf eingestellt werden. Drei Varianten decken<br />
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und 400 bis 2.000 mbar ab. Die zulässigen Medientemperaturen<br />
liegen zwischen -10 und +80 °C. Alle Anschlüsse sind als AMP-<br />
Flachstecker nach DIN 46244 ausgeführt, mit Abmessungen von<br />
6,3 x 0,8 mm. Der Differenzdruckwächter selbst ist, über die<br />
Einstellschraube gemessen, nur 88,6 mm lang, bei 57 mm<br />
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Anforderungen der Schutzart IP54 oder IP65.<br />
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Phyraser Landbrauerei<br />
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Angelpunkt der<br />
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Über das Aggregat laufen sämtliche Schritte zum Befüllen,<br />
Entleeren sowie zur Reinigung und zur Gasregelung der Tanks.<br />
Das geschlossene System mit Doppeldichtventilen erhöht die<br />
Produktsicherheit nochmals und senkt den Steuerungs- und<br />
Kontrollaufwand im Brauereialltag.<br />
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Um Kugelhähne und Klappen auch<br />
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im Edelstahlgehäuse passen<br />
u.a. zu den Element-Steuerköpfen,<br />
-Stellungs- und -Prozessreglern<br />
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dezentrale Automatisierung.<br />
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Konstrukteure auf Hygienic<br />
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Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Chemie, Pharmazie,<br />
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STRÖMUNGSOPTIMIERTE STEUERBLÖCKE<br />
MIT CONDITION MONITORING<br />
Let’s make industry work better<br />
Bosch Rexroth fertigt Hydrauliksteuerblöcke für Kanalballenpressen<br />
künftig mittels 3D-Sandkerndruck. Außerdem können diese um eine<br />
Condition Monitoring-Lösung ergänzt werden. Die per Simulation<br />
optimierte Innengeometrie verhilft Anlagenbetreibern zu einem völlig<br />
neuen Produktivitätsniveau. Herstellern eröffnet die additive Fertigung<br />
von Steuerblöcken neue Freiheitsgrade bei der Maschinen- und Funktionsintegration.<br />
Die individuellen Steuerblöcke ergänzen das konventionelle<br />
Angebot von Bosch Rexroth für Ballenpressen, Schrottscheren und<br />
Schrottpressen.<br />
Mithilfe der additiven Fertigung stellt Bosch Rexroth Steuerblöcke mit<br />
individueller Innengeometrie und ohne rechtwinklige Umlenkungen her,<br />
die optimale Strömungsbedingungen aufweisen. So lassen sich Druckverluste,<br />
Kavitation und Geräuschemissionen auf ein Minimum beschränken.<br />
Die Gewichtsersparnis von bis zu 30 Prozent und die damit<br />
einhergehende Bauraumeinsparung ermöglicht ein kompakteres<br />
Maschinendesign, weil sich der Steuerblock optimal in den vorhandenen<br />
Bauraum einfügt.<br />
Die erweiterten geometrischen Möglichkeiten erlauben auch in engen<br />
Bauraumsituationen die Integration von vormals externen Komponenten.<br />
Mit der gesamten Hydraulik als eine Baugruppe verringert sich der<br />
Aufwand für Montage, Verrohrung und Service.<br />
Für die Steuerblöcke hat Bosch Rexroth ein Condition Monitoring-Konzept<br />
entwickelt. Der Software-Baustein für einen zusätzlichen Produktivitätsgewinn<br />
arbeitet mit Steuerungen unterschiedlicher Hersteller<br />
zusammen und visualisiert neben dem Schaltplan den Zustand der<br />
Ventile. Betreiber von Kanalballenpressen und anderen hydraulischen<br />
Anwendungen sind damit in der Lage, die entsprechende Maschinenfunktion<br />
zu überwachen, Fehler sofort zu analysieren und die Verfügbarkeit<br />
schneller wiederherzustellen.<br />
www.boschrexroth.com<br />
TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT<br />
Dr.-Ing. C. Boes, Böblingen<br />
Dipl.-Ing. M. Dieter, Sulzbach/Saar<br />
Dr, Steffen Haack, Lohr a. M.<br />
Dr.-Ing. M. Fischer, Kraichtal<br />
Dr.-Ing. G. R. Geerling, Elchingen<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Geimer, Karlsruhe<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. W. Haas, Stuttgart<br />
Dr.-Ing. W. Hahmann, Kempen<br />
Prof. Dr.-Ing. S. Helduser, Krefeld<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. G. Jacobs, Aachen<br />
Dipl.-Ing. M. Knobloch, München<br />
Dr. L. Lindemann, Mannheim<br />
Prof. Dr.-Ing. P. U. Post, Esslingen<br />
Dr.-Ing. K. Roosen, Kaarst<br />
Dr.-Ing. P. Saffe, Hannover<br />
Dr.-Ing. MBA IMD A. W. Schultz,<br />
Memmingen<br />
Dipl.-Ing. E. Skirde, Neumünster<br />
Prof. Dr.-Ing. C. Stammen, Krefeld<br />
Dipl.-Ing. P.-M. Synek, Frankfurt<br />
Prof. Dr.-Ing. J. Weber, Dresden<br />
Der Vorsitzende und stellvertretende<br />
Vorsitzende des Forschungsfonds<br />
<strong>Fluidtechnik</strong> im VDMA:<br />
Prof. Dr.-Ing. P. U. Post, Esslingen<br />
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MIT AUTARKER STICKSTOFF-<br />
ERZEUGUNG IN DIE ÖKONOMISCHE<br />
VENTILFERTIGUNG<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Der Automobilzulieferer Kendrion erzeugt den<br />
Stickstoff, den er für Laserschweißanlagen im<br />
Reinraum benötigt, in Eigenregie. Um dies zu<br />
bewerkstelligen, kommt ein Stickstoff-Generator<br />
von Atlas Copco zum Einsatz. Diese Maßnahme<br />
macht die Produktion − unter anderem von<br />
Magnetventilen − wirtschaftlicher und das<br />
Unternehmen unabhängig von Gaslieferanten.<br />
Die Kendrion GmbH, Villingen-Schwenningen, entwickelt<br />
und produziert individuelle elektromagnetische Aktuatoren<br />
und mechatronische Systeme. „Die Anforderungen<br />
unserer Kunden sind sehr speziell“, sagt Produktionsleiter<br />
Alexander Merz. „Deshalb stellen wir vergleichsweise wenige standardisierte<br />
Produkte her. Dabei stehen hohe Qualitätsstandards<br />
und eine Null-Fehler-Politik im Fokus.“<br />
Autor: Thomas Preuß, Journalist in Königswinter<br />
Ein Großteil des Produktportfolios findet Anwendung in Verbrennungsmotoren,<br />
etwa als Steuerventile für die Kraftstoffeinspritzung<br />
sowie das Motor- und Thermomanagement. Vor dem aktuellen<br />
Strukturwandel in der Automobilindustrie ist dem Kendrion-Manager<br />
trotzdem nicht bange: „Wenn die Elektromobilität Fahrt aufnimmt,<br />
werden zum Beispiel mehr Ventile für das Thermomanagement<br />
der Batterien benötigt.“ Es gebe immer wieder und reichlich<br />
neue Märkte.<br />
EINSPARPOTENZIAL: GASKOSTEN<br />
Merz sieht Kendrion als Innovationstreiber und weiß, dass er<br />
wettbewerbsfähig bleiben muss. Die Fertigung ist daher weitgehend<br />
automatisiert. Schon längst werden die Magnete für die<br />
Ventile nicht mehr selbst gewickelt: Der Kupferdraht kommt von<br />
Endlostrommeln und läuft in rasanter Geschwindigkeit um die<br />
Spulen. Am Kupferpreis kann der Produktionsleiter nicht drehen;<br />
aber wo er noch Potenzial für Kostensenkungen sieht, setzt er an:<br />
zum Beispiel bei einigen Hilfsstoffen, wie Stickstoff, Helium oder<br />
Argon, die für verschiedene Prozesse in Entwicklung und Produktion<br />
benötigt werden.<br />
Die Laserschweißanlagen im Reinraum arbeiten mit Stickstoff als<br />
Schutzgasatmosphäre, um die Qualität der Schweißung sicherzustellen.<br />
„Das Ventil fährt automatisch in die Schweißkammer ein<br />
und dreht sich unter einem Laser, der das Bauteil verschweißt“, er-<br />
32 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
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BETRIEBSKOSTEN GESENKT<br />
klärt Merz. „Die Kammer fluten wir mit Stickstoff, um das Ventil vor<br />
Versprödungen und Blasen zu schützen.“<br />
Blasen führen zu Leckagen an den Schweißnähten. Die Druckregelventile<br />
müssen immerhin Drücke bis 2 700 bar regulieren: „Der<br />
Kraftstoff darf unter keinen Umständen austreten und auf den heißen<br />
Motor gelangen.“ Deshalb würden die Ventile anschließend<br />
auch noch einer Leckagemessung unterzogen, um die Dichtigkeit<br />
zu 100 % nachweisen zu können. Dafür wiederum setzt Kendrion<br />
ein Gemisch aus 10 % Helium und 90 % Stickstoff ein. „Früher wurde<br />
nur mit reinem Helium geprüft“, sagt Merz. „Das Gas ist aber<br />
sehr teuer. Um die Kosten zu senken, haben wir deshalb das Helium<br />
mit Stickstoff ergänzt.“<br />
Zwar sei dadurch der Stickstoffverbrauch deutlich gestiegen – aber<br />
Stickstoff sei dafür kostengünstiger als Helium. „Wir haben uns dann<br />
die Bedarfsmengen angesehen“, schildert der Produktionsleiter die<br />
weitere Vorgehensweise. „Bis dahin bezogen wir beide Gase in Flaschenbündeln<br />
von einem Lieferanten. Das waren schon erhebliche<br />
Mengen.“<br />
Diese Beschaffungsstrategie war zum einen kostenintensiv, zum<br />
zweiten waren die zahllosen Lkw-Transporte nicht gerade umweltfreundlich.<br />
Und drittens hätten die Bündel ein gewisses Gefahrenpotenzial<br />
dargestellt, da jede Flasche mit 300 bar unter Druck stand.<br />
„Da lag es dann nahe, den Stickstoff selbst zu erzeugen.“<br />
Basiselemente einer autarken Stickstofferzeugung sind ein Kompressor,<br />
der die Umgebungsluft verdichtet, und ein Stickstoffgenerator,<br />
der aus der erzeugten Druckluft den Sauerstoff abscheidet<br />
und den Stickstoff auf die gewünschte Reinheit anreichert.<br />
Bei Kendrion in Villingen-Schwenningen stehen nun ein kleiner<br />
öleingespritzter Schraubenkompressor des Typs GA 11 VSD + FF<br />
von Atlas Copco sowie ein Stickstofferzeuger mit der Bezeichnung<br />
NGP 35 + . Dieser Generator arbeitet mit einem Kohlenstoffmolekularsieb<br />
und dem Prinzip der Druckwechseladsorption, wodurch<br />
Sauerstoff und Stickstoff aus der Druckluft voneinander<br />
getrennt werden.<br />
Der NGP 35 + sei sehr effizient, erklärt Ronny Toepke, Experte für<br />
Gasgeneratoren bei Atlas Copco in Essen. Denn die Maschine weise<br />
einen niedrigen Druckluftfaktor von etwa 5,5 auf. Das bedeute, für<br />
01<br />
HOHE EFFIZIENZ − NIEDRIGE BETRIEBSKOSTEN<br />
Anfragen bei mehreren Anbietern mündeten in der Investition in<br />
eine komplette Stickstoffstation von Atlas Copco, die sich laut Hersteller<br />
binnen 2,25 Jahren amortisieren sollte. Merz: „Atlas Copco<br />
konnte alles aus einer Hand liefern. Das war ein maßgebliches Beschaffungsargument<br />
für uns. Andere Anbieter müssen entweder<br />
den Kompressor oder den Stickstoffgenerator zukaufen.“ Denn die<br />
01 Ein Roboter greift ein Magnetventil, um es für den<br />
nächsten Fertigungsschritt zu positionieren
VENTILE<br />
02<br />
02 Die vom Kompressor erzeugte Druckluft wird in einem 500-Liter-<br />
Behälter (52, Bildmitte) gespeichert. Von dort gelangt sie in den Generator<br />
und wird über den Reinhaltetank (53, vorne links) angereichert<br />
03 Der effiziente GA-Kompressor ist Bestandteil der neuen Stickstoffstation<br />
03<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
ein bestimmtes Stickstoffvolumen werde nur das 5,5-fache an<br />
Druckluft benötigt. Je weniger Druckluft aber für die geforderte<br />
Stickstoffmenge benötigt wird und je effizienter ein Kompressor die<br />
benötigte Druckluft erzeugt, umso geringer fallen die Betriebskosten<br />
aus.<br />
INVESTITIONEN ZUGUNSTEN<br />
LANGFRISTIGER WIRTSCHAFTLICHKEIT<br />
Die Effizienz der Stickstoffstation von Atlas Copco hat auch Alexander<br />
Merz überzeugt: „Die Energiekosten werden in Zukunft eher<br />
weiter steigen. Wir haben uns deshalb für einen vielleicht etwas<br />
teureren, aber dafür sehr effizienten Kompressor entschieden.“<br />
Der drehzahlgeregelte GA-VSD + -Kompressor erzeugt die Druckluft<br />
bedarfsgerecht und mit vergleichsweise geringem Energieeinsatz.<br />
Entsprechend niedrig fallen die laufenden Kosten aus. In der<br />
„Full-Feature-Version“, auf die das Kürzel FF bei der Kendrion-Installation<br />
hinweist, ist zudem ein Kältetrockner schon ab Werk integriert.<br />
Ein Aktivkohlefilter des Typs QDT 45 scheidet effektiv das<br />
Restöl aus der Druckluft ab und stellt die für die Stickstofferzeugung<br />
erforderliche Druckluftqualität sicher.<br />
STICKSTOFFREINHEIT VON 5.0<br />
Der GA-Kompressor liefert Druckluft mit 9,7 bar, die in einem<br />
500-Liter-Behälter zwischengespeichert wird. Der Kessel versorgt<br />
den NGP 35 + , der den Stickstoff zunächst aus der Luft abscheidet<br />
und dann in einem Kreislauf über einen Reinhaltetank auf die geforderte<br />
Reinheit von 99,9992 % anreichert. Die Stickstoffqualität<br />
liegt damit bei 5.0.<br />
Bei der Auslegung der Anlage sah Kendrion einen großen Puffer<br />
für einen geplanten weiteren Reinraum vor, sodass zunächst nur etwa<br />
die Hälfte der möglichen Erzeugungsleistung genutzt wurde.<br />
Der größte Teil des produzierten Stickstoffs geht in die Produktion<br />
– mit Laserschweißkammer (80 %) und Helium-Leckagemessungen<br />
(20 %). Ferner benötigt die Entwicklungsabteilung für ihre Prüfstände<br />
etwas Stickstoff, und die IT schützt mit dem Inertgas die Serverräume<br />
vor Bränden.<br />
Der Druck am Auslass des Stickstoffgenerators beträgt etwa 9,4<br />
bis 9,5 bar. „Wir arbeiten mit einem vergleichsweise hohen Druck,<br />
weil unser Mischer, in dem wir Helium und Stickstoff mischen, einen<br />
Druckabfall von etwa 3 bar benötigt“, führt Merz aus.<br />
GAS-LIEFERUNGEN PER LKW ENTFALLEN<br />
Die neue Stickstoffstation hat den Einkauf um 79 Bündel à 12 Gasflaschen<br />
pro Jahr entlastet. „Wir sind damit unabhängig von unserem<br />
Gaslieferanten, haben das Gefahrenrisiko reduziert und den<br />
CO 2<br />
-Footprint verbessert, weil die Lkw-Fahrten mit den Stickstoff-<br />
Flaschenbündeln nun entfallen“, resümiert Merz. Darüber hinaus<br />
sei auch der Heliumverbrauch durch die neue Vorgehensweise gesunken,<br />
und zwar von 12 Flaschen auf nun nur noch eine Flasche<br />
pro Monat. Natürlich könne man, wenn nötig, auch weiterhin Stickstoff-Flaschenbündel<br />
an die Gasstation anschließen, sagt Merz:<br />
„Damit sind wir für Notfälle gerüstet oder können Wartungsarbeiten<br />
am Kompressor oder am Generator auch bei laufendem Betrieb<br />
vornehmen.“ Seit die Station im April 2018 ans Netz ging, habe es<br />
aber keine ungeplanten Stillstände gegeben.<br />
Für die Zukunft plant Merz noch den Einbau eines 1 000-Liter-<br />
Stickstoffbehälters: „Derzeit werden die Verbraucher mittels Zentralleitung<br />
direkt versorgt. Aus Sicherheitsgründen wäre mir mit<br />
dem Puffer aber noch etwas wohler.“<br />
Fotos: Kendrion, Atlas Copco<br />
www.atlascopco.de<br />
34 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
MARKTPLATZ<br />
SCHNELLIGKEIT IST TRUMPF<br />
Die Hydropneu GmbH<br />
hat seit der Zugehörigkeit<br />
zur HPS Gruppe ein<br />
erweitertes Hydraulikzylinder-Programm.<br />
Dazu<br />
gehört der Blockzylinder<br />
Gvcn, der laut Hersteller<br />
kürzere Zykluszeiten<br />
ermöglicht. Zudem soll<br />
die verbesserte Führung<br />
auch bei hohen Belastungen<br />
zu einem<br />
reduzierten Verschleiß führen. Der robuste Blockzylinder verfügt<br />
über einen längeren Kolben mit zusätzlichem Führungselement<br />
und ist daher für Einsatzbereiche geeignet, in denen auch<br />
seitliche Kräfte wirken oder lange Hübe gefordert sind. Vergrößerte<br />
Öleinlässe und Ölkanäle sorgen für eine höhere Kolbengeschwindigkeit<br />
und somit für kürzere Zykluszeiten.<br />
www.hydropneu.de<br />
AUTOMATISCHE HYDRAULIK-INBETRIEBNAHME<br />
Die Inbetriebnahme hydraulischer Systeme stellt den Anwender<br />
immer wieder vor Herausforderungen. Vorparametrierte Systeme<br />
sind in der Hydraulik schwierig zu realisieren. Die neue Druckregelbaugruppe<br />
MDR-337-P von<br />
W.E.S.T. Elektronik löst dieses<br />
Problem mit der automatischen<br />
Inbetriebnahmefunktion und<br />
ermöglicht so ein unkompliziertes<br />
Vorgehen bei der Parametrierung.<br />
Sie regelt den Druck eines hydraulischen<br />
Systems durch die Ansteuerung<br />
eines Proportional-Druckventils.<br />
Integriert ist eine Leistungsendstufe.<br />
Automatische Messungen<br />
ermitteln die Daten zur Druckventilskalierung,<br />
die stationäre<br />
Kennlinie wird selbsttätig gemessen<br />
und linearisiert.<br />
www.w-e-st.de<br />
TORSIONSKUPPLUNGEN FÜR DIE MOBILHYDRAULIK<br />
R+L Hydraulics GmbH produziert nun auch Torsionskupplungen der Baureihe LK in Werdohl im<br />
Sauerland. Der Antriebstechnik- und Hydraulikspezialist ist ein Tochterunternehmen des<br />
US-amerikanischen Kupplungsherstellers Lovejoy LLC, der mit der Fertigung in Deutschland<br />
seinen europäischen Standort weiter ausgebaut hat. Die Torsionskupplungen der Baureihe LK<br />
sind ideal für den Einsatz in der Mobilhydraulik: Sie werden bei Diesel-, Benzin- oder Erdgasmotoren<br />
verwendet, die eine oder mehrere flanschmontierte Hydraulikpumpen antreiben.<br />
Typische Anwendungen sind Bagger, Vibrationswalzen, Lader, Kräne, Personenaufzüge,<br />
Gabelstapler und Traktoren. Die LK-Torsionskupplung ist eine stabile, zweiteilige Kupplung, die<br />
aus einem Element oder einem Schwungradadapter und einer Nabe zur Wellenverbindung<br />
besteht. Die Kupplungen sind sehr torsionssteif und ermöglichen es, Hydraulikpumpen und<br />
ähnliche Einheiten mit geringer Masse oder Trägheit unter der kritischen Drehzahl zu betreiben. Sie können in allen motorgetriebenen<br />
hydrostatischen Anwendungen im niedrigen bis mittleren Leistungsbereich eingesetzt werden. LK-Torsionskupplungen sind wartungsfrei<br />
und zeichnen sich durch ein geringes Gewicht, hohe Torsionssteife und eine lange Betriebsdauer aus. Ihr Leistungsspektrum deckt<br />
die Bereiche von 125 bis 6.000 Nm ab. Die Naben können in Form und Länge modifiziert werden, unterschiedliche Flanschpositionen<br />
sind möglich. Verschiedene Serien für genormte SAE-Schwungräder und ungenormte Schwungräder stehen zur Verfügung. Für die<br />
jeweiligen Einsatzmöglichkeiten bietet R+L Hydraulics Anwendungsunterstützung und Begutachtung vor Ort.<br />
www.rl-hydraulics.com<br />
5502850_59_Weber-Hydraulik_X4.pdf 1 12.08.<strong>2020</strong> 11:26:45<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 35
HYDRAULIKSTEUERUNG<br />
ELEKTRISCHE ANTRIEBE<br />
UND HYDRAULIK:<br />
GESAMTWIRKUNGSGRAD OPTIMIERT<br />
Die Anforderungen an elektrifizierte mobile<br />
Arbeitsmaschinen zur CO 2<br />
-Reduktion sind hoch.<br />
Für einen Betrieb mit geringen Verlusten braucht es<br />
aber nicht nur effiziente elektrische Antriebe, sondern<br />
auch eine effiziente Hydrauliksteuerung<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Die EU mit der Initiative „Green Deal“ und die deutsche<br />
Bundesregierung mit der „Energieeffizienzstrategie 2050“<br />
haben politisch vorgegeben, dass CO 2<br />
-Emissionen deutlich<br />
zu reduzieren sind. Das wird die technische Entwicklung<br />
auch im Bereich der Antriebstechnik in den nächsten Jahren<br />
stark beeinflussen. Die Folge wird sein, dass zunehmend hoch effiziente<br />
Antriebssysteme, alternative und hybride Antriebe zum Einsatz<br />
kommen werden. Dies betrifft auch mobile Arbeitsmaschinen.<br />
Sie werden voraussichtlich mit batteriegespeisten Elektroantrieben,<br />
Brennstoffzellen oder Dieselgeneratoren ausgestattet, was<br />
wiederum effizientere Komponenten und Systeme für die jeweiligen<br />
Arbeitsfunktionen verlangt.<br />
STEIGENDE EFFIZIENZANFORDERUNGEN<br />
Damit Betreiber wirtschaftlich arbeiten können, müssen auch elektrisch<br />
angetriebene mobile Arbeitsmaschinen einige wichtige Kriterien<br />
erfüllen. Sie sollen ausreichend lange Betriebszeiten ohne<br />
langwieriges Nachladen erreichen sowie – ähnlich wie bisherige<br />
Arbeitsmaschinen – zuverlässig und reaktionsschnell bei hohen<br />
Leistungen arbeiten. Weiter fordern Betreiber niedrige Geräusch-<br />
Autor: Dierk Peitsmeyer, Product Portfolio Manager,<br />
Bucher Hydraulics, Klettgau<br />
emissionen sowie einen sparsamen Energieverbrauch und überschaubaren<br />
Wartungsaufwand.<br />
Elektrische Antriebe haben bereits eine hohe Effizienz über ein<br />
breites Betriebsfeld. Die heute in mobilen, mit Dieselmotoren angetriebenen<br />
Arbeitsmaschinen verwendete Hydraulik arbeitet<br />
allerdings nicht ausreichend effizient. Hydrauliksysteme, wie die<br />
vielfach im Einsatz befindlichen Loadsensing-Systeme (LS-Systeme)<br />
passen sich dem aktuellen Bedarf an Volumen und Druck mithilfe<br />
von Verstellpumpen an. Sie erfüllen die Kriterien für elektrifizierte<br />
Maschinen allerdings nicht optimal.<br />
Axialkolben-Verstellpumpen weisen häufig zu hohe Lärmemissionen<br />
auf. Diese Emissionen werden wegen des nicht mehr vorhandenen<br />
Dieselmotorgeräuschs in elektrifizierten Arbeitsmaschinen<br />
besonders hervortreten. Der Wirkungsgrad von LS-Systemen ist<br />
über das gesamte Betriebsfeld nicht optimal. Zudem verursacht die<br />
Regeldifferenz unnötige Verluste in den meisten Betriebspunkten.<br />
Folglich ist es nicht zielführend, den Dieselmotor gegen einen Elektromotor<br />
auszuwechseln und das vorhandene Hydrauliksystem<br />
unverändert zu belassen.<br />
HYDRAULIKSTEUERUNG,<br />
DIE VERLUSTE EINDÄMMT<br />
Optimierte Hydrauliksysteme stellen einen guten Kompromiss zwischen<br />
hoher Effizienz und niedrigen Kosten dar. Für leistungsstarke<br />
36 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
HYDRAULIKSTEUERUNG<br />
POINTIERT<br />
EFFIZIENTER ELEKTROANTRIEB ALLEIN<br />
NICHT AUSREICHEND<br />
OPTIMIERTE HYDRAULIKSYSTEME<br />
SPAREN ENERGIE EIN<br />
01<br />
FoD-SOFTWARE REGULIERT<br />
HYDRAULIKPUMPE<br />
Dieselmotor:<br />
Optimaler Betriebspunkt, keine Verluste<br />
durch mitgeschleppte Pumpen<br />
Energie kann im elektrischen<br />
Hybridsystem transferiert,<br />
rekuperiert werden.<br />
Dieselmotor<br />
(e-fuels?)<br />
Gleichstrom-<br />
Zwischenkreis<br />
Zylinder 1<br />
Hydraulischer 2Q-Linearantrieb<br />
im offenen Kreis für Antriebe<br />
mit Rekuperationspotenzial<br />
Brennstoffzelle<br />
01 Das Geräuschniveau<br />
der Hydraulikpumpen-<br />
Reihe AX ist auch bei<br />
hoher Leistung niedrig<br />
Batterie, Super Caps<br />
Regenerieren,<br />
Boosten<br />
Hydraulische Steuerung<br />
Zylinder 2<br />
Zylinder 3<br />
Hydraulischer 4Q-Linearantrieb<br />
im geschlossenen Kreis für<br />
leistungsintensive Antriebe mit<br />
Rekuperationspotenzial<br />
Hydraulischer 4Q-Linearantrieb<br />
im offenen Kreis für Antriebe<br />
mit Rekuperationspotenzial.<br />
02 Elektrisch-Hydraulische<br />
Antriebssysteme<br />
optimieren in Kombination<br />
den Gesamtwirkungsgrad<br />
einer<br />
mobilen Maschine<br />
Flow on Demand-System im<br />
elektrischen Hybridsystem für<br />
Antriebe mit weniger Leistung und<br />
geringerer Einschaltdauer<br />
Radantrieb<br />
Drehzahl geregelte Radnabenmotoren:<br />
Allradantrieb, Kurvenfahrunterstützung,<br />
Rekuperationspotenzial beim Bremsen<br />
02<br />
Funktionen mit hohem Potential zur Energierückgewinnung bieten<br />
sich Verdrängersteuerungen im geschlossenen Kreis an. Diese weisen<br />
die niedrigsten Verluste auf. Jede Linearfunktion erfordert jedoch<br />
eine Kombination aus E-Motor und Pumpe; vergleichbar den elektromechanischen<br />
Linearantrieben. Dies ist nicht für alle Funktionen<br />
sinnvoll.<br />
Für Arbeitsfunktionen sind Ventilsteuerungen mit Flow-on-Demand<br />
(FoD) eine wirtschaftliche Alternative. Hydrauliksteuerblöcke<br />
mit getrennten Steuerkanten, wie der Ventilblock LVS12 von<br />
Bucher Hydraulics, verringern die Verlustleistung und ermöglichen<br />
dynamische Arbeitsfunktionen. In einem elektrischen System mit<br />
Gleichstrom-Zwischenkreis können auch Varianten von Elektroantrieben<br />
und Hydrauliksystemen jeweils optimal kombiniert werden.<br />
So kann die Hydraulikpumpe als Konstantpumpe mit variabler<br />
Drehzahl betrieben werden. Auch die Drehzahl des E-Motors ist<br />
passend einzustellen. Dafür hat Bucher Hydraulics die FoD-Software<br />
entwickelt. Das Programm berechnet anhand der Ventilansteuerkennlinien<br />
die jeweils benötigte, optimale Drehzahl. Das<br />
FoD-System stellt automatisch – abhängig von der aktuellen Last<br />
und den Druckverlusten – den niedrigst möglichen Druck an der<br />
Pumpe ein. Durch eine optimierte Systemauslegung können die<br />
Druckverluste minimiert werden. Besonders vorteilhaft ist, dass die<br />
im LS-System notwendige Regeldruckdifferenz entfällt.<br />
Im FoD-System werden die Ventilöffnung und die Pumpendrehzahl<br />
parallel gesteuert. Dadurch ist das Ansprechverhalten sehr<br />
schnell und direkt, vergleichbar dem Verhalten elektrischer Fahrantriebe.<br />
Die Steuerung arbeitet stabil ohne Schwingungen. Außerdem<br />
hat die Software zusätzlich Vorteile bei geregelten Funktionen,<br />
z.B. für Assistenzsteuerungen.<br />
WIRKUNGSRAD DER PUMPE ENTSCHEIDEND<br />
Die Pumpe hat im drehzahlvariablen Betrieb eine besondere<br />
Bedeutung, um die speziellen Forderungen eines FoD-Systems zu<br />
erfüllen. Sie ist sozusagen das Herz des Systems. Vergleichbar der<br />
Effizienz hochwertiger E-Motoren muss sie sich über einen weiten<br />
Arbeitsbereich bei 92 bis 94 Prozent Wirkungsgrad betreiben lassen.<br />
Das minimiert den Bedarf an kostenintensiver Batteriekapazität<br />
und verlängert die erreichbaren Betriebszeiten. Verlustleistungen<br />
an der Hydraulikpumpe zu reduzieren, z.B. von 5 auf nur<br />
2,5 kW, trägt spürbar zu einem energieeffizienten Betrieb der Arbeitsmaschinen<br />
bei. Durch die Wirkungsgradkette mit E-Motor und<br />
Umrichter wird dieser Effekt zusätzlich verstärkt.<br />
Für solche Antriebskombinationen empfiehlt Bucher Hydraulics<br />
die Hydraulikpumpen der Reihe AX. Sie haben auch bei hoher Leistung<br />
ein niedriges Geräuschniveau. Die Pumpen können mit hohem<br />
Druck angefahren und bei sehr niedriger Drehzahl betrieben werden<br />
ohne vorzeitig und unmäßig zu verschleißen. Durch die geringe Leckage<br />
und die hohe Anzahl an Kolben, sind ruckfreie Zylinderbewegungen<br />
auch bei niedrigen Drehzahlen ausführbar. Vorteilhaft ist<br />
dies insbesondere bei Positionierarbeiten und langen Auslegern.<br />
Durch das Konstruktionsprinzip mit konsequenter hydrostatischer<br />
Entlastung der Bauteile arbeiten diese Pumpen besonders zuverlässig.<br />
In Komibination mit der FoD-Software lässt sich damit ohne Aufwand<br />
eine effiziente E-Motordrehzahl generieren.<br />
Fotos: Bucher Hydraulics<br />
www.bucherhydraulics.com<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 37
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
ENERGIEEFFIZIENZ<br />
ENERGIEEFFIZIENTE ANTRIEBSTECHNIK<br />
IN DER PRODUKTION −<br />
HERAUSFORDERUNGEN BEI DER UMSETZUNG<br />
Steffen Hülsmann, Roland Volk, Vladimir Boyko,<br />
Adrian Raisch, Jürgen Weber, Oliver Sawodny<br />
Um den systematischen Einsatz von energieoptimalen Automatisierungslösungen<br />
zu fördern, wurde Ende 2016 das Verbundprojekt „EnAP“ ins Leben gerufen. Im<br />
Laufe des Projekts entstanden neue Energiesparkonzepte und Methoden zur<br />
energieeffizienten Auslegung von pneumatischen und elektromechanischen<br />
Handhabungssystemen. Erste Projektergebnisse wurden in Ausgabe 10/2019<br />
der Fachzeitschrift „<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong>“ vorgestellt.
ENERGIEEFFIZIENZ<br />
1. EINLEITUNG<br />
Beim Ergebnistransfer solcher Forschungsvorhaben in die Industrie<br />
treten oftmals nicht nur technische Hürden auf. Selbst wenn<br />
mit einer transparenten Auslegungsmethode für eine konkrete Automatisierungsaufgabe<br />
die optimale Lösung hinsichtlich Machbarkeit,<br />
Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz identifiziert werden<br />
kann, so können auch organisatorische Hemmnisse vorhanden<br />
sein, die eine praktische Realisierung verhindern. Dies können<br />
persönliche Gewohnheiten, Priorisierung anderer Aspekte oder<br />
diverse nichttechnische Hemmnisse sein. Um die genauen Ursachen<br />
zu identifizieren, zu bewerten und ihnen gezielt entgegenzuwirken,<br />
wurde während der Projektlaufzeit eine Expertenumfrage<br />
durchgeführt, deren Ergebnisse im Folgenden vorgestellt<br />
und interpretiert werden.<br />
Deutschlandweit haben 43 Personen aus verschiedenen Unternehmen<br />
der Automatisierungstechnik an der Umfrage teilgenommen.<br />
Zwar lassen sich mit dieser Anzahl an Teilnehmern keine<br />
allgemeingültigen Aussagen ableiten, für eine tendenzielle<br />
Einordnung verschiedener Aspekte und ein Stimmungsbild sind<br />
die vorliegenden Antworten dennoch ausreichend.<br />
2. RELEVANZ DES THEMAS ENERGIEEFFIZIENZ<br />
Der erste Teil der Umfrage beleuchtet die Perspektive der Teilnehmer.<br />
So gehören etwa 50 % der Teilnehmer zu den Anlagenbauern<br />
und ca. 40 % sehen sich in der Rolle des Anlagenbetreibers. Die restlichen<br />
10 % gehören keiner der beiden Gruppen an (z. B. beratende<br />
Unternehmen).<br />
Die Relevanz von Energieeffizienz im eigenen Aufgabenbereich<br />
wurde von ca. 42 % der Teilnehmer als hoch relevant und von 30 %<br />
als mittel relevant eingestuft. Lediglich 28 % sehen eine geringe<br />
Relevanz des Themas (Bild 01, Mitte).<br />
Das Verhältnis verschiebt sich, wenn Anlagenbauer und -betreiber<br />
separat betrachtet werden. So bewerten lediglich 32 % der Anlagenbauer<br />
das Thema als hoch relevant (Bild 01, links). Für 53 % der<br />
Anlagenbetreiber dagegen hat die Energieeffizienz einen höheren<br />
Stellenwert (Bild 01, rechts).<br />
Dieses Ergebnis ist insofern nicht verwunderlich, als dass die Interessen<br />
der beiden Gruppen unterschiedlich sind. Im Anlagenbau<br />
werden die geforderten Funktionen bei vorgegebenen Investitionskosten<br />
umgesetzt. Es besteht daher die Gefahr, Lösungen zu bevorzugen,<br />
die in der Anschaffung zwar günstiger sind, im laufenden<br />
Betrieb jedoch mehr Energie verbrauchen und über die Laufzeit<br />
teurer werden.<br />
Der Anlagenbetreiber, der die Anlage über einen längeren Zeitraum<br />
benutzt und energetisch versorgt, hat ein größeres Interesse<br />
an der Senkung der Energiekosten. Es ist für ihn als Auftraggeber<br />
jedoch schwer umsetzbar, die Anforderungen nach einer energetisch<br />
optimierten Lösung zu formulieren. Das konkrete energetische<br />
Optimum ist in der Planungsphase oftmals noch nicht bekannt.<br />
Außerdem ist es nach Fertigstellung einer Anlage nur schwer<br />
nachvollziehbar, ob die vom Anlagenbauer umgesetzten Lösungen,<br />
bestehend aus einer Vielzahl von Komponenten, tatsächlich jeweils<br />
ein Optimum darstellten.<br />
3. DISKUSSION DER UMFRAGEERGEBNISSE<br />
Um die subjektive Einschätzung von Hemmnissen bei der Realisierung<br />
von energieoptimierten Antriebslösungen zu identifizieren,<br />
wurde den Teilnehmern der Umfrage eine Auswahl an plakativen<br />
Aussagen vorgelegt und erfragt, wie stark die Aussage in ihrem Produktionsbereich<br />
zutrifft. Die Bewertungen wurden in Prozentwerte<br />
umgerechnet und ein Durchschnittswert gebildet. Je höher dieser<br />
Wert, desto zutreffender und kritischer ist die entsprechende Aussage.<br />
In jeder Kategorie werden im Folgenden drei Aussagen mit<br />
dem höchsten Prozentwert vorgestellt und interpretiert.<br />
3.1 GENERELLE EINSCHÄTZUNG ZU PLANUNG<br />
UND BETRIEB VON INDUSTRIEANLAGEN<br />
Für eine generelle Zustandseinschätzung wurden folgende Aussagen<br />
als besonders kritisch identifiziert:<br />
n Platz 3 – 61 %:<br />
„Bei der Planung einer Anlage ist der zu erwartende Verbrauch der<br />
verwendeten Komponenten nicht bekannt.“<br />
Mit Planungs- und Simulationstools lassen sich der Verbrauch<br />
einzelner Komponenten bzw. der Gesamtverbrauch einer Anlage<br />
bereits in der Planungsphase abschätzen. Da dies einen Mehraufwand<br />
darstellt, wird dieser Planungsschritt häufig übergangen.<br />
01<br />
Relevanz der Energieeffizienz in der Automatisierungstechnik<br />
Anlagenbauer<br />
insgesamt<br />
Anlagenbetreiber<br />
10%<br />
45%<br />
32%<br />
28%<br />
42%<br />
37%<br />
53%<br />
23%<br />
30%<br />
n hoch n mittel n gering<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 39
ENERGIEEFFIZIENZ<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
AUF EINEN BLICK<br />
GENERELLE HERAUSFORDERUNGEN<br />
DER ANTRIEBSTECHNIK:<br />
n CO 2<br />
-Footprint von Produkten wird<br />
nicht bestimmt<br />
n kein Abgleich von erwartetem und<br />
tatsächlichem Verbrauch von Industrieanlagen,<br />
da der Sollverbrauch nicht<br />
abgeschätzt wird<br />
n Defekte wie Leckagen bleiben<br />
dadurch unentdeckt<br />
HEMMNISSE BEI DER UMSETZUNG VON<br />
ENERGIEEFFIZIENZMASSNAHMEN....<br />
...in der Planungsphase:<br />
n Zuverlässigkeit energiesparender<br />
Lösungen wird angezweifelt. Als Folge<br />
davon: überdimensionierte Anlagen<br />
und erhöhter Energieverbrauch<br />
n Fokus auf den Herstellkosten und<br />
nicht auf den Lebenszykluskosten<br />
n Fehlendes Wissen für effizienzsteigernde<br />
Lösungen<br />
...bei bestehenden Anlagen:<br />
n Angst vor Umbauaufwand und<br />
Stillstandzeiten<br />
n Fokus auf hoher Auslastung<br />
DER GRÖSSTE BEDARF AN<br />
UNTERSTÜTZUNG BESTEHT BEI:<br />
n Dimensionierung von Antrieben<br />
(z. B. Durchmesser)<br />
n Auswahl von energieeffizienten<br />
Komponenten<br />
n Parametrierung<br />
ZUMUTBARE AMORTISATIONSZEIT<br />
FÜR ENERGIEEFFIZIENZMASSNAHMEN:<br />
n 2,5 Jahre<br />
Fehlende „Soll-Daten“ verhindern eine Bewertung in Form eines<br />
Soll-Ist-Vergleichs. So bleiben Fehler unentdeckt und verursachen<br />
einen unnötigen Energieverbrauch.<br />
n Platz 2 – 62 %:<br />
„Beim Betrieb von Produktionsanlagen erfolgt kein Abgleich von<br />
geplantem (erwartetem) und tatsächlichem Verbrauch.“<br />
Fehlerhafte Installationen und Defekte verursachen hohe Energieverluste,<br />
z. B. unbemerkte Leckagen in pneumatischen Systemen.<br />
Wie beim vorigen Punkt, kann eine Strategie der Fehlerüberwachung<br />
im Abgleich des erwarteten Energieverbrauchs einer Anlage<br />
mit gemessenen Verbrauchsdaten bestehen. Abweichungen<br />
vom Sollwert liefern Hinweise auf Fehlfunktionen. Dass diese<br />
Methode trotz ihrer Einfachheit nicht angewendet wird, kann an<br />
fehlenden Zuständigkeiten sowie an der unterschätzten Notwendigkeit<br />
liegen.<br />
n Platz 1 – 63 %:<br />
„Der CO 2<br />
-Footprint der produzierten Produkte wird nicht bestimmt<br />
und auch nicht beobachtet. Er ist für die Außendarstellung des Unternehmens<br />
nicht sonderlich wichtig.“<br />
Dieser Aspekt zeigt, dass der Bedarf an einer durchgängigen<br />
energieeffizienten Produktion noch nicht in allen Bereichen hohen<br />
Stellenwert erreicht hat.<br />
3.2 HEMMNISSE IN DER PLANUNGSPHASE<br />
Im nächsten Teil sollten konkrete Hemmnisse bei der Umsetzung<br />
von Energieeffizienz-Maßnahmen bewertet werden. Der Fokus<br />
liegt dabei zunächst auf der Planungsphase einer Anlage.<br />
n Platz 3 – 63 %:<br />
„Effizienzsteigernde Komponenten und technische Lösungen<br />
sind oftmals nicht bekannt. Daher werden konservative Lösungen<br />
favorisiert.“<br />
Dieser Aussage kann mit unterschiedlichen Strategien begegnet<br />
werden. Vorzugsweise sollten energiesparende Lösungen Teil der<br />
Lösungsdatenbank einer Auslegung sein und im Auslegungsprozess<br />
automatisch ausgewählt werden. Diese Strategie wird bspw. im<br />
Projekt EnAP verfolgt. Zusätzlich besteht die Notwendigkeit für<br />
Wissenstransfer (Info-Broschüren, Schulungen).<br />
n Platz 2 – 65 %:<br />
„Energieeffizienz wird bei der Planung nicht priorisiert. Der Fokus<br />
liegt auf den Herstellkosten der Anlage.“<br />
Energieeffizienz ist laut dieser Aussage immer noch kein zentraler<br />
Bestandteil der Anlagenplanung. Herstellkosten lassen sich<br />
besser beziffern und sind einfacher zu bewerten. Ein Ansatz zur<br />
Lösung kann eine Auslegungsmethode sein, in der weitere Kostenanteile<br />
wie Betriebskosten berücksichtigt werden.<br />
n Platz 1 – 72 %:<br />
„Zuverlässigkeit steht an erster Stelle. Komponenten werden lieber<br />
ein paar Nummern zu groß geplant als zu klein.“<br />
Diese Aussage zeigt erneut die Notwendigkeit einer ganzheitlichen<br />
Auslegung. Wichtigster Aspekt im Auslegungsprozess ist die<br />
technische Funktion einer vorgeschlagenen Lösung. Ist diese gewährleistet,<br />
lässt sich nach Kriterien von Effizienz und Wirtschaftlichkeit<br />
nach einem Optimum suchen. Die Auslegung nach einer<br />
nachvollziehbaren Methode steigert dabei die Glaubwürdigkeit<br />
und erzeugt Vertrauen beim Anwender.<br />
3.3 BEDARF AN UNTERSTÜTZUNG<br />
IN DER PLANUNGSPHASE<br />
In verschiedenen Arbeitsschritten der Anlagenplanung kann zur<br />
systematischen Umsetzung energieeffizienter Lösungen auf Unterstützung<br />
von Komponentenherstellern zurückgegriffen werden. In<br />
diesem Teil der Umfrage wurde identifiziert, bei welchen Schritten<br />
der größte Unterstützungsbedarf besteht.<br />
n Platz 3 – 68 %:<br />
„Parametrierung und Programmierung der Ansteuerung (z. B. Wahl<br />
eines geeigneten Versorgungsdrucks).“<br />
Bei der Parametrierung von Lösungen wird ein relativ hoher Unterstützungsbedarf<br />
artikuliert. So könnte bspw. bei zu niedrigem<br />
40 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
ENERGIEEFFIZIENZ<br />
Versorgungsdruck die technische Zuverlässigkeit der Anlage gefährdet<br />
sein, bei zu hohem Druck hingegen lässt die Effizienz nach.<br />
Im Idealfall gehört die Parametrierung zum Auslegungsprozess, bei<br />
dem der Komponentenhersteller entsprechende Methoden und<br />
Tools zur Verfügung stellen sollte.<br />
n Platz 2 – 70 %:<br />
„Auswahl von energieeffizienten Komponenten (z. B. einfachwirkender<br />
Zylinder).“<br />
Wie bereits erwähnt, liegt die höchste Priorität im Auslegungsprozess<br />
auf der technischen Zuverlässigkeit. Sollen dabei Aspekte<br />
der Energieeffizienz berücksichtigt werden, so ist der Anwender in<br />
hohem Maß auf Unterstützung durch den Hersteller angewiesen.<br />
Auch hierbei können transparente Methoden und Auslegungstools<br />
einen wertvollen Beitrag leisten.<br />
n Platz 1 – 76 %:<br />
„Dimensionierung (Auslegung) herkömmlicher Antriebe (z. B.<br />
Durchmesser von Pneumatikzylindern).“<br />
Der größte Bedarf an Unterstützung wird bei der Auslegung<br />
herkömmlicher Antriebslösungen gesehen. Ursache hierfür ist<br />
vermutlich der Standpunkt, dass in vielen Anwendungen keine<br />
speziellen Energiesparlösungen zum Einsatz kommen werden,<br />
da Nutzen und Aufwand vermeintlich in keinem vertretbaren<br />
Verhältnis stehen. In diesem Fall ist dennoch eine bedarfsgerechte<br />
Dimensionierung notwendig, da anderenfalls auch herkömmliche<br />
Antriebe stark ineffizient betrieben würden. Eine<br />
Auslegungsmethode soll daher sowohl herkömmliche als auch<br />
spezielle energiesparende Lösungen im Lösungsraum beinhalten.<br />
Dieser Ansatz wurde im EnAP-Projekt verfolgt.<br />
3.4 HEMMNISSE BEI BEREITS<br />
BESTEHENDEN ANLAGEN<br />
Im Gegensatz zu bisherigen Aussagen lag der Fokus der Umfrage im<br />
nächsten Abschnitt auf bereits bestehenden Anlagen.<br />
n Platz 3 – 64 %:<br />
„Der Aufwand zur Parametrierung und Einstellung wird höher eingeschätzt<br />
als bei herkömmlichen Komponenten.“<br />
Das ist sicherlich zutreffend, zumal hierbei ein laufender<br />
Produktionsprozess unterbrochen wird. Im Idealfall müssen sich<br />
als Ergebnis der Auslegung effizienter Antriebslösungen sämtliche<br />
notwendigen Einstellparameter ergeben, sodass klare Vorgaben<br />
erfolgen können und keine Iterationen an der Hardware notwendig<br />
sind.<br />
n Platz 2 – 65 %:<br />
„Energieeffizienz wird beim Betrieb der Anlage nicht priorisiert.<br />
Der Fokus liegt auf einer hohen Auslastung.“<br />
Dass die Energieeffizienz im laufenden Betrieb kein zentrales<br />
Ziel ist, kann u. a. an der Ausgestaltung von „Key Performance Indikatoren“<br />
(KPI) liegen, mit denen die Effektivität von Produktionsanlagen<br />
messbar gemacht wird. Meist wird eine hohe Ausbringung<br />
an gefertigten Teilen positiv bewertet. Der entstehende Energieverbrauch<br />
wird nur untergeordnet bzw. gar nicht berücksichtigt. Über<br />
die Einrichtung von KPI, in denen auch die Effizienz einer Anlage<br />
bewertet wird, ließe sich in der Betriebsplanung ein Anreiz für<br />
einen energieeffizienten Betrieb schaffen.<br />
n Platz 1 – 70 %:<br />
„Es wird befürchtet, dass Umbaumaßnahmen aufwändiger sind<br />
und länger dauern als geplant.“<br />
Der Planung von Maßnahmen wird nicht das notwendige Vertrauen<br />
entgegengebracht. Daraus lässt sich ein Bedarf an Unterstützung<br />
seitens der Komponentenhersteller ableiten, z. B. in Form von<br />
Berechnungstools. Auch müssen vertrauensbildende Maßnahmen<br />
in Betracht gezogen werden wie Simulationen, transparente Berechnungen<br />
und vergleichbare Beispielprojekte.<br />
3.5 AMORTISATIONSZEIT<br />
Da energiesparende Lösungen im Aufbau und in der Parametrierung<br />
oft komplizierter sind als herkömmliche Lösungen, ist mit<br />
ihrem Einsatz ein finanzieller Mehraufwand verbunden, der sich<br />
jedoch während der Betriebsphase über Energieeinsparung wieder<br />
amortisieren sollte. In der Umfrage wurde abgefragt, welche<br />
Amortisationszeit zumutbar ist.<br />
Die zumutbare Amortisationszeit ist an neuen und bereits bestehenden<br />
Anlagen nahezu identisch und wird im Durchschnitt mit<br />
ca. 2,5 Jahren angegeben. Die Streuung liegt dabei im Bereich von<br />
1 bis 4 Jahren. Werte von über 4 Jahren werden kaum akzeptiert.<br />
4. FAZIT<br />
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die größte Herausforderung<br />
bei der praktischen Umsetzung energieoptimaler Lösungen<br />
nicht das Anbieten der Lösungen ist, sondern ihre Akzeptanz. Es<br />
muss für jeden Einsatzfall nachvollziehbar sein, welche Lösung das<br />
jeweilige Optimum hinsichtlich Erfüllungsgrad, Energieeffizienz<br />
und anderen Kriterien darstellt. Ist die Gesamtheit der Anforderungen<br />
erfüllt, können sich energieeffiziente Lösungen flächendeckend<br />
durchsetzen.<br />
Der Fokus sollte dabei auf die Planungsphase neuer Anlagen<br />
gelegt werden. Die geforderte Amortisationszeit liegt bei ca. 2,5<br />
Jahren, unabhängig davon, ob es sich um neue oder bestehende<br />
Anlagen handelt. Der Umrüstaufwand bei bestehenden Anlagen<br />
ist allerdings wesentlich höher, denn es muss der laufende<br />
Betrieb unterbrochen, alte Komponenten ersetzt und die vorhandene<br />
Anlagenstruktur berücksichtigt werden. Bei bestehenden<br />
Anlagen ist es daher schwieriger, die geforderte Amortisationszeit<br />
einzuhalten.<br />
Der Auslegungsprozess stellt eine komplizierte Aufgabe dar, bei<br />
der Anlagenhersteller und -betreiber auf Unterstützung der Komponentenhersteller<br />
angewiesen sind. Die optimale Lösung kann im<br />
Einzelfall nur dann gefunden werden, wenn alle Eigenschaften der<br />
Lösungen im betrachteten Anwendungsfall bekannt sind. Über<br />
eine Vielzahl an verfügbaren Komponenten und verschiedenen<br />
Herstellern hinweg ist dies nur dann möglich, wenn transparente<br />
Auslegungsverfahren angeboten werden, die alle Anforderungen<br />
der Automatisierungsaufgabe berücksichtigen.<br />
Dabei wird es dem Anwender im Einzelfall nicht möglich sein,<br />
jeden Auslegungsschritt nachzuvollziehen. Ein hohes Maß an Transparenz<br />
ist trotzdem notwendig, bspw. indem dargelegt wird, warum<br />
in der konkreten Anwendung eine bestimmte Lösung favorisiert<br />
wird. Dies schafft beim Anwender das benötigte Vertrauen, wirkt<br />
den angesprochenen Hemmnissen entgegen und steigert die Bereitschaft,<br />
von konventionellen und ggf. energetisch ineffizienten<br />
Lösungen abzurücken.<br />
5. FÖRDERUNG<br />
Das beschriebene Vorhaben „EnAP“ wird mit Mitteln des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und Energie unter den Förderkennzeichen<br />
03ET1385A bis 03ET1385E gefördert.<br />
Foto / Grafiken: Aufmacher: Festo-Medialib / TU Dresden<br />
www.enap-projekt.de<br />
www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 41
BUCHREZENSION<br />
VON DER HYDRAULIK<br />
ZUR FLUID-MECHATRONIK –<br />
EIN FACHBUCH AM PULS DER ZEIT<br />
Die zwei Professoren Dr.-Ing. habil. Norbert<br />
Gebhardt und Dr.-Ing. Jürgen Weber haben ein<br />
Fachbuch veröffentlicht, welches sowohl für<br />
Studenten als auch für erfahrene Hydrauliker<br />
geeignet ist. Sämtliche Bereiche von der Planung<br />
bis zum Betrieb fluidmechatronischer Systeme<br />
werden behandelt.<br />
Es existieren bereits eine Vielzahl von Fach- und Lehrbüchern<br />
zur Hydraulik. Nun bringen die Professoren Gebhardt und<br />
Weber ein seit vielen Jahren bewährtes Buch auf den neuesten<br />
Stand. Die Frage die sich nunmehr ergibt: Kann diese<br />
Neuauflage den aktuellen Bedürfnissen der modernen Industriehydraulik<br />
- oder besser Fluid-Mechatronik - gerecht werden?<br />
Der Inhalt des Fachbuches erstreckt sich von Komponentenwissen<br />
bis hin zu Systembetrachtungen. Gegenüber früheren Auflagen gibt<br />
es eine ausführliche vergleichende Darstellung aller wesentlichen<br />
hydraulischen Systemstrukturen. Die detaillierte Betrachtung der<br />
dazugehörigen Regelungstechnik umfasst alle wichtigen Kategorien<br />
der Engineering-Kette: von der Systemanalyse, der domänenübergreifenden<br />
Modellbildung und Simulation bis hin zu den üblicherweise<br />
in der Praxis anzutreffenden Regelungsarten. Gegenüber anderen<br />
Büchern ist die umfangreiche Darstellung der Sensortechnik<br />
für hydraulische Systeme sicherlich einzigartig.<br />
Das Werk stellt ein recht umfangreiches Lehrbuch für Studierende<br />
dar, das sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Praktiker als<br />
Nachschlagewerk geeignet ist. Im Prinzip sind alle Teilbereiche des<br />
Fachgebiets Hydraulik in einem Buch enthalten. Eine schnelle<br />
Orientierung gelingt durch die klare Strukturierung und ein ausführliches<br />
Stichwortverzeichnis. Weiterführende Informationen<br />
sind über eine umfangreiche Bibliografie zugänglich.<br />
Aus Sicht der Branche liegt mit dem Buch ein fachgerechtes Ausbildungsmaterial<br />
für die Experten von morgen vor. Es dient als<br />
Wissensspeicher zur Anlagenauslegung und ist vor allem für Entwickler<br />
und Konstrukteure gedacht. Die ausführliche Darstellung<br />
des virtuellen Engineerings und der regelungstechnischen Aspekte<br />
bilden eine solide Basis für die aktuell fortschreitende Digitalisierung<br />
in der Branche.<br />
VIRTUELLES ENGINEERING<br />
Die Vielzahl qualitativ hochwertiger Farbgrafiken und klare, leicht<br />
verständliche Formulierungen helfen dem Leser und tragen zum<br />
besseren Verständnis bei. Die Berechnungsgrundlagen werden<br />
durch umfangreiche mathematische Darstellungen für den Leser<br />
nachvollziehbar. Perspektivisch wären mehr Anwendungsbeispiele<br />
und didaktische Elemente wünschenswert.<br />
In Summe vermittelt das Lehrbuch sowohl bewährtes Hydraulikbasiswissen<br />
als auch moderne Kompetenzen auf den Gebieten der<br />
Regelungstechnik und der computergestützten Systemanalyse. Mit<br />
dem Buch bekommt der Leser einen kompakten, verständlichen und<br />
hoch aktuellen Begleiter für den Alltag des Hydraulikingenieurs.<br />
Rezensent: Dr. rer. nat. Steffen Haack,<br />
Geschäftsleitung Industrial Hydraulics, Bosch Rexroth AG<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
BIBLIOGRAPHISCHE INFORMATIONEN<br />
Buchtitel: Hydraulik – Fluid-Mechatronik<br />
Buchuntertitel: Grundlagen, Komponenten, Systeme,<br />
Messtechnik und virtuelles Engineering<br />
Herausgeber: Norbert Gebhardt; Jürgen Weber<br />
Copyright: <strong>2020</strong><br />
Verlag: Springer Vieweg<br />
Copyright Inhaber: Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein<br />
Teil von Springer Nature<br />
eBook ISBN: 978-3-662-60664-3<br />
DOI: 10.1007/978-3-662-60664-3<br />
Hardcover ISBN . 978-3-662-60663-6<br />
Auflage: 7<br />
Seitenzahl: XIII, 652<br />
Anzahl der Bilder: 365 schwarz-weiß Abbildungen, 161<br />
Abbildungen in Farbe<br />
Zusätzliche Informationen: Ursprünglich erschienen unter<br />
Will, D.; Gebhardt, N. (Hrsg.) unter dem Titel Hydraulik<br />
42 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2020</strong>/09 www.oup-fluidtechnik.de
IM NÄCHSTEN HEFT: 10/<strong>2020</strong><br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: 30. 09. <strong>2020</strong><br />
ANZEIGENSCHLUSS: 15. 09. <strong>2020</strong><br />
01<br />
FLUIDTECHNIK<br />
NEWSLETTER<br />
DER E-MAIL-SERVICE<br />
für die<br />
<strong>Fluidtechnik</strong>-Szene<br />
Aktuelle Nachrichten<br />
rund um Hydraulik<br />
und Pneumatik, Aktorik,<br />
Steuerelektronik<br />
und Sensorik<br />
02<br />
03<br />
01 Für eine Optimierung der Disposition zu produzierender und zu beschaffender Artikel<br />
über drei Kontinente hinweg suchte der Bottroper Pumpenhersteller Seepex eine leistungsfähigere<br />
IT-Lösung und fand sie in dem überaus anwenderfreundlichen Dispositionsmanagementsystem<br />
Diskover SCO der Firma SCT Supply Chain Technologies.<br />
Foto: STC<br />
02 Aus dem gemeinsamen Austausch zwischen den Ingenieuren von Dietzel Hydraulik und<br />
Bystronic ging ein individuell entwickelter Hydraulikverteiler hervor. Das neue Bauteil sollte<br />
sich perfekt in den Maschinenraum integrieren. Der im Vergleich zur Verschraubungskette<br />
sehr viel kompaktere Verteiler kombiniert nun zwei Anschlüsse: je einen für Messpunkte und<br />
einen für den Drucksensor.<br />
Foto: Dietzel Hydraulik<br />
03 Retarder arbeiten als verschleißfreie Bremsen entweder hydrodynamisch (mit Flüssigkeit)<br />
oder elektrodynamisch. Das ist ein deutliches Sicherheitsplus. Die Jumo GmbH & Co. KH stellt<br />
seit mehr als 10 Jahren spezielle Sensoren her, die die Temperatur in Retarderbremsen<br />
zuverlässig überwachen.<br />
Foto: Jumo<br />
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