an andere denken - Nord-Handwerk

Qualifikation zahlt sich aus
Andreas Katschke,
Hauptgeschäftsführer der
Handwerkskammer
Lübeck.
Hilfsbereite Handwerkerinnen und Handwerker
stellen wir in dieser Ausgabe von
NordHandwerk heraus. Engel im Blaumann
oder „Retter im T-Shirt“, wie es die
Imagekampagne des deutschen Handwerks
beschreibt: eingesessene Betriebe, erfolgreich
am Markt und von qualifizierten
Inhaberinnen und Inhabern geführt.
Der Zusammenhang zwischen Bestandsfestigkeit,
betrieblichem Erfolg und der
Qualifikation von Existenzgründern und
Übernehmern ist jetzt von einer Studie
der Handwerkskammer Düsseldorf bestätigt
worden. Die Kollegen aus Nordrhein-
Westfalen haben untersucht, wie viele von
den im Jahr 2006 gegründeten Betrieben,
2011 noch existierten.
Festgestellt wurde, dass rund 2/3 (64 Prozent)
der von einer Meisterin oder einem
Meister in einem Vollhandwerk (Anlage A)
gegründeten bzw. übernommenen Betriebe
auch sechs Jahre nach ihrer Gründung
oder Übernahme noch bestehen. Die in
der Handwerksordnung als gleichwertig
genannten Industriemeister- oder Techniker-Abschlüsse
erweisen sich als ähnlich
bestandskräftig (67 Prozent/60 Prozent).
Wenn keine dieser Qualifikation vorlag,
betrug der Anteil derjenigen, die im vergangenen
Jahr noch in die Handwerksrolle
eingetragen waren, lediglich 35 Prozent.
Ähnlich überzeugend, dass sich eine solide
Inhaberqualifikation für den Unternehmenserfolg
bezahlt macht, waren die
Zahlen in den zulassungsfreien Handwerken
(B 1): 2/3 der Betriebe mit einem Inhaber,
der über eine Meisterprüfung (oder
wenigstens eine Gesellenprüfung) verfügt,
bestehen auch heute noch. Dagegen sind
im handwerksähnlichen Bereich 60 Prozent
der Betriebe, deren Inhaber keine Qualifikation
vorwies, bereits wieder vom Markt
verschwunden.
Natürlich ist die Qualifikation des Inhabers
nicht das einzige Kriterium, das über
Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Die
Kundenstruktur, unternehmerisches Geschick
und auch das „Quäntchen Glück“
gehören ebenso dazu. Wer gleich am An-
fang seiner Selbstständigkeit an den Kunden
gerät, der in betrügerischer Absicht nicht,
viel zu wenig und/oder viel zu spät zahlt,
kann noch so gut sein, er wird kaum den
finanziellen Atem haben, diesen Rückschlag
wegzustecken.
„Lehrling-Geselle-Meister“
Trotzdem sind diese Zahlen ein deutlicher
Beleg dafür, dass die bewährte Qualifikationskette
im Handwerk „Lehrling-Geselle-Meister“
keine überholte Tradition ist,
sondern das wesentliche Erfolgsmerkmal
des Wirtschaftsbereichs Handwerk. Diesem
Merkmal verdankt die/der einzelne Inhaber/in
und das Handwerk insgesamt seinen
wirtschaftlichen Erfolg. Diesem Merkmal
verdankt die Gesellschaft sichere Arbeitsplätze
in soliden, verantwortungsbewussten
Betrieben. Diesem Merkmal verdankt der
Kunde die Gewähr, eine qualitativ hochwertige
Arbeit zu erhalten. Durch dieses
Merkmal ist das Handwerk zu dem geworden,
was es heute ist: das Rückgrat des
Mittelstands in Deutschland.
Diese Zusammenhänge sollten auch diejenigen
erkennen, die in den einzelnen
Bundesländern, vor allem aber im Bund
und innerhalb der Europäischen Union
politische Verantwortung tragen. Das duale
Ausbildungssystem und die Meisterprüfung
als Voraussetzung für die Selbstständigkeit
im Handwerk sichern solide Betriebe, sichere
Arbeitsplätze und eine hohe Ausbildungsbereitschaft
und -qualität.
Deshalb werden Handwerkerinnen und
Handwerker auch in diesem Jahr wieder in
vielen „Stuben“ Weihnachten retten. Viel
Erfolg wünscht dabei
Ihre Meinung unter E-Mail
akatschke@hwk-luebeck.de
Standpunkt
Dezember 2012 NordHandwerk 3