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The Red Bulletin September 2020 (AT)

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GUIDE<br />

Travel<br />

„Raus aus dem Stadion,<br />

zwei Stunden volle Tube<br />

bergauf und bergab.<br />

Du übernimmst dich<br />

fürchterlich.“<br />

Benny Karl über seinen Part<br />

beim <strong>Red</strong> Bull Dolomitenmann<br />

A<br />

m Morgen des Rennens gönne<br />

ich mir ein kleines Frühstück,<br />

fahre mit meinem Stadtrad, dem mit dem<br />

Körberl und den Blumen, gemütlich zum<br />

Start und plaudere mit den Teamkollegen.<br />

Wenn die Bergläufer starten, kann ich<br />

noch chillen. Zwei Stunden, bis bei mir<br />

die Schmerzen beginnen.<br />

Beim <strong>Red</strong> Bull Dolomitenmann, dem<br />

härtesten Teambewerb der Welt, bin ich<br />

als Dritter der Wings for Life-Staffel an<br />

der Reihe. Ich stehe im Lienzer Stadion,<br />

die Fans rund um mich sorgen für grandiose<br />

Stimmung. Ich sehe unseren Paragleiter<br />

zu mir herunterschweben. Jetzt<br />

ist volle Konzentration angesagt: Sein<br />

Schirm darf sich beim Abklatschen nicht<br />

in meinem Bike verheddern. Es geht los!<br />

Raus aus dem Stadion, zwei Stunden<br />

volle Tube bergauf und bergab. 16 Kilometer<br />

Uphill, 14 Kilometer Downhill,<br />

1700 Höhenmeter. Wir starten flach über<br />

Wiesen, Schotter und Asphalt zum ersten<br />

Anstieg, hinauf zu jenem Punkt, wo sich<br />

im Winter die Ski-Damen in die Abfahrt<br />

stürzen. Hier merkst du schnell, dass du<br />

den 40er-Schnitt nicht halten wirst. Wenn<br />

du auf diesem Abschnitt auf 8 Stundenkilometer<br />

kommst, ist das schon viel.<br />

Denn es ist richtig steil, 25 bis 30 Prozent.<br />

Und es tut richtig weh.<br />

Seit 2007 bin ich jedes Jahr am Start.<br />

Auch weil ich mittlerweile hier Heimvorteil<br />

Nach dem Abklatsch ist vor dem Aufstieg: Paragleiter Wendelin Ortner übergibt an Benny Karl.<br />

genieße – ich wohne ja in Lienz. Unten<br />

stehen die Leute an der Strecke und<br />

feuern dich an. Auch weiter oben, in den<br />

Kehren: „Geht scho’, Benny, geht scho’!“<br />

Du übernimmst dich fürchterlich – bis<br />

dich niemand mehr sieht. Du hast das<br />

Gefühl, es zerfetzt dir die Lunge. Die<br />

Qualen kann man nicht mit denen beim<br />

Snowboarden vergleichen.<br />

Zur Moosalm hinunter spiele ich meine<br />

Downhill-Qualitäten aus. Bei den richtig<br />

hohen Holzstufen steigen einige Kollegen<br />

ab und tragen ihr Bike. Ich nicht. Need for<br />

Speed liegt mir im Blut.<br />

Das Rennen hat mein Schwiegervater<br />

Werner Grissmann vor mittlerweile mehr<br />

als 30 Jahren erfunden. Und die gesamte<br />

Familie ist im Einsatz: Meine Frau Nina<br />

betreut die VIPs an der Strecke. Meine<br />

Mama versorgt mich am zweiten An stieg<br />

mit Getränken. Es geht über eine Schotterstraße<br />

1100 Höhenmeter hinauf, elendslang,<br />

aber oben mit einem schönen Blick<br />

hinein ins Tal. Und dann noch zusätzliche<br />

150 Höhenmeter mit dem Rad auf den<br />

Schultern durch die Latschen zum Hochsteinkreuz.<br />

Apropos Rad: Ich nehme meistens<br />

das nur vorn gefederte Hardtail. Es ist<br />

leichter, und ich mache lieber bergauf<br />

zwei Minuten gut, als dass ich bergab<br />

eine halbe Minute schneller bin.<br />

Das Mittelstück der Abfahrt ist eine<br />

schnurgerade Herausforderung mit<br />

72 THE RED BULLETIN

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