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279.tirol

Ausgabe 1, August 2020

Ausgabe 1, August 2020

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REISE INS

UNGEWISSE

10 Jahre GemNova

GEORG

Dein Gemeinde

Organisator

AUSGABE 1 | AUGUST 2020

MEHR

KNÖDEL

FÜR ALLE

Mit dem

neuen digitalen

Essensgutschein

von Jausengeld


ZUR BESSEREN ÜBERSICHT HABEN

WIR ZWEI ZENTRALE SCHWER-

PUNKTE IN DIESER AUSGABE WIE

FOLGT GEKENNZEICHNET.

DIGITALISIERUNG

Die Corona-Krise hat gezeigt, welch

hohen positiven Einfluss die Digitalisierung

in unser aller Leben haben

kann. Alle Artikel im Magazin rund um

dieses Thema sind mit diesem Icon

gekennzeichnet.

ZUKUNFT GEMEINDE

Nur gemeinsam und in Kooperation

mit Expertinnen und Experten können

die aktuellen Herausforderungen

in den Gemeinden gelöst werden.

Sie finden alle Themen rund um

die Zukunft der Gemeinden anhand

dieser Kennzeichnung.

Regionalität und Umweltverträglichkeit sind uns

ein Anliegen.

201920037


WIR ALLE SIND

GEMEINDE.

1


INHALT

GemNova inside

tirol.mobil

tirol.bildet

05 GemNova ist vielfältig –

Tirols Gemeinden sind

vielfältiger

06 10 Jahre GemNova

09 Gäb’s euch drei nicht

10 Ab & zu eiert es halt

13 Reise ins Ungewisse

tirol.Politik

16 Der Gemeinderat –

Mitgestaltung in der

Gemeindepolitik

18 Oft unterschätzt und dennoch

stille Macht im Hintergrund:

Der Gemeinderat

tirol.digital

20 Georg – dein

Gemeinde-Organisator

22 Eine umfassende

Digitalisierungsstrategie

für Tirols Gemeinden

25 Die Nach-Corona-Zeit

und die Digitalisierung

26 Das neue „Amtsdeutsch“

tirol.wirtschaftet

29 Mehr Knödel für alle

30 SO:FAIR

32 Es gibt nichts Gutes,

außer man tut es

tirol.innovativ und modern

37 Unter der Erde

40 Mobil mit oder trotz

Tourismus

tirol.investiert

42 Entwicklung Wohnraum

44 Architekturwettbewerbe –

ein demokratischer Prozess

46 Unterschiedliche Umsetzungsmodelle

für

Infrastrukturprojekte

tirol.bunt und vielfältig

49 Ein Deutschkurs, viele

Bedürfnisse

53 Mit wenig viel erleben

tirol.sportlich und gesund

54 Annäherung an

Laura Stigger

56 Dem Rad gehört die

Zukunft

58 Die gesunde Gemeinde

tirol.traditionell

60 Osttirol fasziniert landschaftlich

und kulinarisch

62 Das Neue im Alten

entdecken – in den

Ötztaler Museen

64 So geht das Virus hops

66 Die Freude lacht ihnen aus

den Augen

68 Handreichung Elternbildungspartnerschaft

70 Aus der Krise lernen

tirol.Kultur

72 6 lesenswerte Bücher

76 Drauf gepfiffen –

wir blasen weiter

tirol.sozial

77 YoungStar erobert das

Zillertal

78 Schulsozialpädagogik –

What’s that?

80 Gemeinsam versorgt

tirol.hat Recht

81 BIM, Building Information

Modeling

tirol.sucht Menschen

84 Vitalregion über Innsbruck

tirol.ist schön

86 Tiroler Seen – vielfältig

und wunderschön


tirol.blickt über die Grenzen

6

92 Interkommunale Zusammenarbeit

in Vorarlberg

tirol.kooperiert

GemNova inside

10 Jahre GemNova. Erfolgreich

gewachsen durch Herausforderungen

96 Die Kommunalwerkstatt

98 Der neue Tiroler Baukoffer

ist da

100 Pitztal Regional – ein

ganzes Tal handelt regional

32

tirol.wirtschaftet

ES DIE GIBT GRENZEN NICHTS

GUTES, DER SCHULEN AUSSER

MAN TUT ES

Ucil ma quam aut fugit, et lant volor sequiatiat

audant. Sequae adi tectibernam quo

Der erste Online-Shop, der wie Amazon

ommolup tatur.

aufgebaut ist, nur eben regional.

102 „Da passiert etwas

Historisches“

tirol.spart

104 Die Eröffnungsbilanz aus

Sicht der Gemeinde

106 Regionalität und

Digitalisierung als Weg

aus der Corona-Krise

GemNova Menschen

108 GemNova verstärkt

Präsenz in den Bezirken

110 Von der GemNova in das

Büro des Landeshauptmannes

54

tirol.sportlich und gesund

ANNÄHERUNG AN

LAURA STIGGER

Bike Challenge? Ja, hab ich schon gehört.

Laura Stigger? Das ist doch die verrückte

Radlfahrerin. Kals am Großglockner?

Lanser Alm? Kenn ich, höchster Berg

Österreichs, gutes Essen und

Trinken, urige Atmosphäre. Wie das alles –

und noch vielerlei mehr – zusammenhängt?

92

tirol.blickt über die Grenzen

INTERKOMMUNALE

ZUSAMMENARBEIT

IN VORARLBERG

Gespräch mit Oliver Christof.


4


GemNova inside 5

GEMNOVA IST VIELFÄLTIG –

TIROLS GEMEINDEN

SIND VIELFÄLTIGER

10 Jahre GemNova mit neuem

Auftritt und dem neuen Gem-

Nova Magazin 279.TIROL.

Das „Wie“ unseres unternehmerischen

Tuns bei GemNova basiert auf unseren

Werten. Einer davon ist Vielfältigkeit.

Wir beschäftigen 34 Nationalitäten im

Unternehmen, unsere jüngste Kollegin ist

18 Jahre alt, unser ältester Kollege (gleichzeitig

unser Botschafter) ist 66 Jahre alt.

Wir haben nur die besten Erfahrungen

damit. So entsteht Kreativität gepaart

mit Erfahrung, Innovation in Verbindung

mit Umsetzungsstärke und vieles mehr.

Diese Vielfältigkeit und damit die Offenheit

für Neues, Innovatives und Buntes hat

uns auch dazu bewogen, dies in unserem

Auftritt zu zeigen. Unser neues Logo symbolisiert

das und zeigt, dass wir vielfältig,

bunt, kreativ und offen sind. Wir denken,

das ist eine wesentliche Stärke von uns

und hat schon oft zu neuen, unkonventionellen

Lösungen geführt und ist sicherlich

auch Teil unserer Entwicklung.

Gleichzeitig haben wir uns aber auch

gesagt, dass es außerhalb unserer

Arbeit für die Tiroler Gemeinden so viel

Buntheit in Tirol gibt, die es auch wert

ist, dargestellt und gezeigt zu werden. Und

so ist die Idee zum neuen Magazin entstanden.

Wir möchten im neuen Magazin

„279.TIROL“ Tirol und seine 279 Gemeinden

von vielen Seiten zeigen. Kulinarik,

Kultur, Brauchtum, Sport, Landschaft, Innovation,

starke Unternehmen und Persönlichkeiten,

das ist Tirol, das zeichnet uns

aus. Deshalb kommen im neuen Magazin

viele zu Wort, können sich vorstellen, ihre

Sicht darlegen und zeigen, wer sie sind

und was sie zu etwas Besonderem macht.

Unterschiedliche Meinungen sind willkommen,

und in Kommentaren lassen wir auch

dafür Raum und Platz.

Wenn dieses Magazin irgendwo im Büro

oder zu Hause liegt und über mehrere

Monate immer wieder darin geblättert

und gelesen wird, dann haben wir unser

Ziel erreicht. Dann ist es ein Magazin, das

nicht nur Werbung für GemNova sein soll

(natürlich machen wir das auch, denn wir

sind ja auch stolz auf unsere Arbeit), sondern

das auch darüber hinaus Wissenswertes,

Interessantes und manchmal vielleicht

auch Kurioses zeigen soll.

Wir freuen uns auch über Input und Feedback

von unseren Leserinnen und Lesern

(immerhin sind es bereits fast 9.000). Wer

Ideen hat über berichtenswerte Themen,

möge sich bei uns melden, wir freuen uns

über vielfältige Berichte und Artikel. Wir

alle sind Gemeinde – wir alle sind „279.

TIROL“ (der Titel ändert sich erst, wenn

Gemeinden fusionieren sollten ).

IHR

Alois Rathgeb

Niki Kraak


6 GemNova inside

ERFOLGREICH

GEWACHSEN DURCH

HERAUSFORDERUNGEN.

Vor einigen Wochen, im Mai, feierte

die Tochtergesellschaft des Tiroler

Gemeindeverbandes, die GemNova,

ihr zehnjähriges Bestehen.

Statt eines großen Festes wurde, bedingt durch die Corona-Krise,

online auf das Jubiläum angestoßen und ein Blick

zurückgeworfen. Im Vergleich zu vielen anderen Unternehmen

war der Weg der GemNova ungewöhnlich. Es ist die

Geschichte von genutzten Chancen und dem Anspruch, die

Weiterentwicklung der Tiroler Gemeinden zu fördern. Was

im Kleinen begann, entwickelte sich im Verlauf der Jahre

zum größten kommunalen Dienstleister Österreichs.

Wie in vielen Fällen begann alles mit einer Idee. Gem-

Nova-Geschäftsführer Alois Rathgeb hatte vor 2010 ein

Unternehmen, das auf die Beschaffung von Material und

Bedarfsmittel für Busunternehmen in Österreich und

Deutschland spezialisiert war. Während seiner vielen

Geschäftsreisen kam ihm der Gedanke, Beschaffung

müsste auch ein Thema für Gemeinden sein, die damit

enorme Kosten sparen könnten. Mit dieser Idee und der

Motivation, etwas Sinnstiftendes für die Region zu tun,

wandte er sich schließlich an den Präsidenten des Tiroler

Gemeindeverbandes, Ernst Schöpf. Die Überlegung

stieß auf offene Ohren. Schon damals sah Ernst Schöpf

allerdings, dass neben der Beschaffung auch andere Aufgaben

für die Tiroler Gemeinden sowohl in puncto Zeit

als auch Qualität zunehmend zu einer Herausforderung

werden würden; nämlich Service und Dienstleistung. Das

nahm Rathgeb sich zu Herzen.

Einen konkreten Plan gab es nicht

Am 14. Mai 2010 startete Alois Rathgeb zusammen mit

fünf Kollegen, einige von ihnen in Teilzeit. „Es würde

sich heute besser anhören, wenn ich sagen würde, wir

haben damals einen Plan gehabt, wie sich die Dinge

entwickeln sollten. Die Wahrheit ist: So etwas gab es


GemNova inside

7

nicht. Ich hatte zu dem Zeitpunkt nicht einmal

eine Ahnung, was Gemeinden eigentlich sind

und wie sie ticken. Dennoch ergriffen wir die

Chancen und setzten sie um. Das ist wohl der

Schlüssel zum Erfolg“, sagt Rathgeb rückblickend.

Es wurde relativ rasch klar: Es bleibt nicht bei

der Beschaffung. Ende 2013/Anfang 2014 kam

eine Gemeinde auf die GemNova zu und bat um

Unterstützung bei der Sanierung ihrer Volksschule.

Gemeinsam gelang die Umsetzung des

Projektes. Wie man jedoch eine Verbindung von

„Beschaffung“ zu „Sanierung“ herstellen kann, ist

für Rathgeb bis heute ein Rätsel. Fest steht, dass

die GemNova mit den Jahren nicht nur ein immer

noch wachsendes Aufgabengebiet, sondern auch

mehr Erfahrung und Know-how erlangte, komplizierte

Situationen gemeinsam mit den Kommunen

zu meistern.

Der nächste große Schritt ließ nicht lange auf

sich warten. 2015 wurde Österreich und auch

Tirol von einer Flüchtlingswelle erfasst. Weil

Sprache die zentrale Rolle bei der Integration

spielt, entschlossen sich die Tiroler Sozialen

Dienste GmbH (TSD), Sprachkurse für Migrantinnen

und Migranten anzubieten, und ließen ein

entsprechendes Programm zu deren Durchführung

ausschreiben. Alois Rathgeb erkannte die

Sensibilität und Dringlichkeit dieses Themas. Mit

der Motivation, einen Beitrag zur Lösung dieser

Herausforderung zu leisten, rechnete er sich

das Projekt durch und bewarb sich mit einem

Vorschlag. Am 19. Dezember 2015 bekam die

GemNova dann prompt den Zuschlag, das Programm

auf ihre Weise durchzuführen. Der Projektstart

war am 11. Jänner 2016. „In kürzester

Zeit suchte ich mir Unterstützung, denn es galt,

über die Weihnachtszeit qualifizierte Fachkräfte

für die Durchführung der Sprachkurse zu finden.

Über 100 Bewerbungsgespräche wurden

geführt. Schließlich stellten wir 85 Leute ein.

Natürlich gab es laute Kritik, ob und wenn ja wie

die GemNova so eine Aufgabe bewerkstelligen

könnte. Doch wir überzeugten, und bereits nach

zwei Monaten bekamen wir Lob für die Qualität

und den Erfolg unserer Arbeit“, erinnert sich der

GemNova-Geschäftsführer.

Neue Wege trotz Kritik

Rathgeb führt den positiven Verlauf der Sprachkurse

auf die grundlegende praktische Einstellung

der GemNova zurück, ein Problem

anzugehen: Wie kann man welche Qualität

gewährleisten, was wird dafür benötigt und was

muss getan werden, damit ein Projekt gelingt?

Der Fokus auf einen möglichen monetären

Gewinn spielt bei dieser Herangehensweise

keine Rolle. Das erfolgreiche Gelingen ist das

Ziel. Das war damals so und hat sich bis heute

nicht geändert. „Es sind Geschichten wie die

der Sprachkurse, die uns alle bei der GemNova

mit Stolz erfüllen. Zu Beginn eines Projektes

hagelt es oft Kritik. Doch dann überzeugen wir

mit unserem Know-how und unserer Arbeit, und

aus Kritik wird Lob. Das motiviert und spornt an,

neue Chancen zu nutzen“, betont Rathgeb.

Werte wie

Verantwortung, Wertschätzung,

Vertrauen,

Authentizität und Vielfalt

sind keine Worthülsen.

Sie werden gelebt.

Keine Lippenbekenntnisse, sondern gelebte

Werte

Generell ist das Handeln der GemNova durch das

Verständnis geprägt, einen gesellschaftlichen

Beitrag zu leisten. Zur Philosophie des Unternehmens

gehört auch, dass der Sinn einer Aufgabe

im Fokus steht und nicht der Zweck. Statt

auf Hierarchien und strikte Führung setzt die

GemNova auf Eigenverantwortung und Selbstorganisation.

Daher spricht Geschäftsführer Alois

Rathgeb auch von Kolleginnen und Kollegen

und nicht von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Werte wie Verantwortung, Wertschätzung,

Vertrauen, Authentizität und Vielfalt sind keine

Worthülsen. Sie werden gelebt. Das zeigte sich

gerade während des Shutdowns zu Beginn der

Corona-Krise. Auch die GemNova wurde davon

überrascht. Nach einer kurzen Schockstarre, wie

Alois Rathgeb es beschreibt, analysierte man die

Situation. Es war sofort klar: Keiner wird entlassen.

Ferner beschloss man keine Kürzungen

beim Gehalt. Die Unternehmensführung wollte

damit die Unternehmenswerte unterstreichen

und sie für jeden erlebbar machen. Betriebswirtschaftlich

schuf man dann die Voraussetzungen

dafür, u. a. durch neue Produkte, die in dieser Zeit

entwickelt wurden.

DIE

LETZTEN

JAHRE

IN

ZAHLEN

ENTWICKLUNG

BESCHÄFTIGTE

2011

7

2014

130

2020

ÜBER 450

KOLLEGINNEN

UND KOLLEGEN

Davon sind rund 350

Kolleginnen und Kollegen

in der Freizeitbetreuung

und Schulassistenz

beschäftigt.

Die GemNova gehört

heute von der Anzahl

der Beschäftigten zu

den 50 größten Tiroler

Unternehmen.

UMSATZ-

ENTWICKLUNG

2011

450.000 EURO

2014

700.000 EURO

2015

900.000 EURO

2017

7,5 MIO. EURO

2019

16 MIO. EURO


8 GemNova inside

Die Herausforderungen der Zukunft

Fragt man Alois Rathgeb, wie der künftige Weg der

GemNova aussieht, schmunzelt er. Mit Rückblick auf

die letzten zehn Jahre wundert er sich selbst, was alles

in dieser Zeit geschehen ist. Es gab ständig Anfragen,

ob die GemNova Unterstützung leisten könne, auch

wenn sich das fragliche Projekt nicht im Portfolio der

GemNova wiederfand. Das hat die Entwicklung des

Unternehmens ausgemacht und ließ es von der Anzahl

der Beschäftigten und seinem umfangreichen Knowhow

her stetig wachsen.

WIR

ALLE SIND

GEMEINDE

Die Herausforderungen

der Gemeinden liegen in

den Themenbereichen

Finanzen, Personal,

rechtliche Fragen und

Infrastruktur.

„Die Herausforderungen der Gemeinden liegen in vier

Themenbereichen. Das sind die Finanzen, das Personal,

rechtliche Fragen und die Infrastruktur. Sie werden die

Zukunft der Gemeinden bestimmen. Zum einen liegt

die Lösung für die meisten Probleme in der Digitalisierung,

zum anderen in Form von Kooperationen. Ohne

diese zwei Punkte wird es nicht gehen. Wir arbeiten

gerade daran, regionale Servicecenter zu initiieren.

Auf diese Weise können Leistungen wie die Finanzen

oder Bauverfahren ausgelagert, Rechtssicherheit

gewährleistet und Kosten gespart werden. Die Gemeinden

behalten aber ihre Eigenständigkeit. Das ist ganz

wichtig für das Zusammenleben und die Identität der

Bürgerinnen und Bürger. Anders gesagt: Wir alle sind

Gemeinde, wie der Titel unseres zum Jubiläum erschienenen

Buches für jedermann lautet“, fasst Alois Rathgeb

seinen Ausblick zusammen.

AUTOR

JAN SCHÄFER

GemNova Verlag

Mai 2020, 190 Seiten

„Wir alle sind Gemeinde“ geht auf rund 190 Seiten

in leicht verständlicher Sprache der Frage

nach, was eine Gemeinde ausmacht. Bei genauer

Betrachtung wird offensichtlich, wie komplex die

kleinste demokratische Einheit unseres föderalen

Systems ist. Ob es die Wasserversorgung,

die Müllentsorgung, Wege, die Kinderbetreuung,

die Pflege oder der Schutz vor Gefahren ist, das

alles und weit darüber hinaus gewährleistet eine

Gemeinde. Um das aber zu können, steht sie vor

großen Herausforderungen. Anhand von praktischen

Beispielen und Alltagssituationen wird

nicht nur das deutlich, es werden auch Lösungsansätze

vorgestellt. „Wir alle sind Gemeinde“ ist

ein Buch von Praktikern für Praktiker und richtet

sich neben Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern

auch an Gemeinderätinnen und Gemeinderäte

sowie an alle Bürgerinnen und Bürger.


GemNova inside

9

GÄB’S

EUCH

DREI

NICHT,

GÄB’S

DIE

GEM-

NOVA

NICHT

(MEHR)

AUTOR

ALOIS RATHGEB

Viele können sich noch

erinnern: „Gameover für

GemNova“ hat mal einer

lauthals von sich gegeben.

„GemNova gehört sofort

aufgelöst“ ein anderer.

Ja, 2012 ging’s so richtig

rund. Viele haben damals

in den Chor eingestimmt,

einige wenige haben uns den

Rücken gestärkt.

Mein und unser besonderer Dank nach

zehn Jahren gilt dabei drei Personen, von

denen wir wissen, dass sie auch in der

schwierigsten Phase hinter uns gestanden

sind, und bei denen ich mich und wir

uns heute gerne ganz offiziell bedanken

wollen:

Landeshauptmann Günther Platter:

In seiner damaligen Funktion als

Gemeindereferent hat er die Idee von

Anfang an mitgetragen und unterstützt.

Und 2012, als es Spitz auf Knopf stand

und wir sogar eine kleine Koalitionskrise

mitausgelöst hatten (dass wir das

in so kurzer Zeit hinbekommen hatten,

tut uns heute noch leid ), hat er klar

für uns Stellung bezogen und hinter den

Kulissen viel für uns getan. Ich denke,

er hat dafür gesorgt, dass bestimmte

Themen nicht vermischt, sondern sachlich

getrennt wurden. Sehr geehrter Herr

Landeshauptmann, danke für die Sachlichkeit

und die Unterstützung unseres

Projektes.

Präsident Bgm. Mag. Ernst Schöpf: Er

ist wirklich eine Persönlichkeit und ein

Vorbild für uns in der GemNova. Stets auf

das Wohl der Gemeinden bedacht und

immer die Sache im Fokus. Handschlagqualität,

wie man sie heute noch selten

erlebt, ist er auch in den schwierigsten

Zeiten ruhig und gelassen hinter uns

gestanden. „Luis, das kriegen wir schon

hin“ hat uns viel Druck genommen und

die Sicherheit, dass wir nicht Opfer eines

Stellvertreterkrieges wurden. Und in den

vielen Jahren hat er, auch wenn wir Fehler

gemacht haben, nie mit uns geschimpft.

Und wie heißt es so schön bei den Ötztalern:

„Nicht geschumpfen ist genug gelobt!“

Danke, Ernst, für dein Vertrauen, deine

Unterstützung und deinen Rückhalt. Wir

wären ohne dich heute nicht da, wo wir

sind!

Bgm. Arno Guggenbichler: Es hat eine

Zeit gegeben, in der sich einige Bürgermeisterkollegen

von Arno sehr stark

gegen uns gemacht haben. Die Hintergründe

wissen wir uns heute zu erklären,

damals war es nicht wirklich angenehm.

Arno war uns dabei immer eine Stütze

und ist immer für uns eingetreten, auch

in vielen Gesprächen mit seinen Kolleginnen

und Kollegen. Ja, Arno, das wissen

wir, dass du im Hintergrund viel für

uns getan hast. Danke! Arno hat auch

von Anfang an unsere Angebote genützt,

hat viel dazu beigetragen, dass wir von

Lieferanten usw. akzeptiert wurden, und

ist heute immer noch ein treuer – und

wir hoffen natürlich – auch ein zufriedener

Kunde. (Und er teilt meine Liebe zum

konventionellen Fahrrad). Danke, Arno, für

deine Unterstützung und Loyalität!


10 GemNova inside

AB

& ZU

EIERT

ES

HALT

Ernst Schöpf, Bürgermeister von Sölden und Präsident des

Tiroler Gemeindeverbandes, über zehn Jahre GemNova, über in

den Weg gelegte Prügel, über politische Eitelkeiten. Und über

die Bedeutung von Nadelstreif und Haargel.

2009 wurden Sie erstmals zum Präsidenten

des Tiroler Gemeindeverbandes

gewählt, ein Jahr später gründeten Sie

bereits die GemNova. Wie ist es eigentlich

dazu gekommen?

Eigentlich hat mir ein Busunternehmer

Alois Rathgeb ans Herz gelegt. Das war

bereits 2009, als ich Hubert Rauch als Präsident

des Gemeindeverbandes beerbte.

Dieser Kerl Alois Rathgeb hat mir gefallen,

er war sympathisch und voller Energie. Wir

sind dann einige Themen durchgegangen,

schlussendlich beim gemeinsamen Einkauf

für die Gemeinden hängengeblieben. 2010

wurde ich erneut zum Kopf des Gemeindeverbandes

gewählt, da hab’ ich dann die

GemNova schon mitgebracht.

Der Start war also die gemeinsame

Beschaffung?

Ja, so hat es 2010 begonnen. Die Gemeinden

sind schnell draufgekommen, dass ein

gemeinsamer Einkauf – von Schreibmaterialien

über Computer bis hin zum Klopapier

– Sinn macht. Erstens ist es günstiger,

zweitens mit weniger Aufwand verbunden

und drittens effizienter. Na ja, und dann sind

über die Jahre halt weitere Aufgaben dazugekommen,

sehr viel schneller, als wir alle

gedacht haben.

Bleiben wir noch ganz am Anfang. Da

hat’s doch einige Prügel gegeben, die

euch ganz bewusst in den Weg gelegt

wurden.


GemNova inside

11

Das war am Anfang so, das passiert freilich

auch heute noch. Wobei es da nicht

immer um die GemNova, sondern vielmehr

um mich ging. Wie heißt’s so treffend:

Man schlägt den Sack und meint

den Esel. Ich halte das schon aus, aber

für ein junges Unternehmen, welches

gerade erst flügge wird, waren diese

Querschüsse schon ungut, unangenehm,

lästig und ärgerlich. Mittlerweile steigt

die GemNova leichtfüßig über diese Prügel

hinweg.

Stichwort Wachstum: Umsatz und

Beschäftigte sind dann ja förmlich

explodiert. War dies eigentlich beabsichtigt?

Nein, nicht in dieser Geschwindigkeit.

Allerdings haben dann viele Bürgermeisterinnen

und Bürgermeister immer öfter

gefragt, ob wir für die ein oder andere

kommunale Herausforderung Beistand

leisten könnten. Die Komplexität der

Aufgaben in den Gemeinden ist massiv

gestiegen, da waren natürlich viele froh,

professionelle Unterstützung zu bekommen.

Sei es bei den Vergabeverfahren,

beim Baumanagement, bei Ausschreibungen,

dem Fuhrpark, beim Personal, den

Finanzen oder etwa der Öffentlichkeitsarbeit.

Und Sie sind dabei nicht auf die Bremse

gestiegen?

Also es galt schon aufzupassen, dass wir

uns nicht übernehmen. Das kann nämlich

leicht passieren. Ein Katalysator dieses

Wachstums waren dann sicher die

Deutschkurse ab 2015, die aufgrund der

Flüchtlingskrise plötzlich massiv nachgefragt

wurden. Gerade in dieser Zeit hat die

GemNova Außerordentliches geleistet, vor

allem auch in und für die Gemeinden. Eine

gemeinsame Sprache, über die man sich

verständigen kann, verbindet, ist die Voraussetzung

für geglückte Integration. Tirol,

und damit die GemNova, wurde damals

von SOS Mitmensch als österreichweit

bester Anbieter für Deutschkurse ausdrücklich

gelobt.

Sprache und Bildung ...

... ist die Voraussetzung für Chancengleichheit.

Darum nimmt der Bildungspool,

nimmt die Akademie innerhalb der

GemNova einen so wichtigen Stellenwert

ein. Sprachförderung, Inklusion, Aus- und

Weiterbildung, Schulungen, Nachmittagsund

Freizeitbetreuung. Auch in diesen

Bereichen sind die Gemeinden froh, professionelle

Unterstützung samt entsprechendem

Personal zu erhalten.

Und Sie halten der GemNova bei alledem

den Rücken frei?

Meine Aufgabe ist es vor allem, politische

Querschüsse abzufedern. Diese tauchen

oft plötzlich aus dem Nichts auf und sind

nicht so leicht zuordenbar. Da ist es dann

schon hilfreich, einen starken Schutzschild

zu haben. Außerdem dürfen Sie

die Eitelkeiten in der Politik nicht unterschätzen,

da wird manchmal gar nicht

der eigentlichen Sache wegen etwas torpediert.

Und nein, um Ihre nächste Frage

gleich zu beantworten, ich nenne jetzt

keine konkreten Beispiele.

DIE GEMNOVA IST NICHT

NUR DAS UNTERNEHMEN

DER TIROLER GEMEIN-

DEN, SONDERN AUCH DER

GRÖSSTE KOMMUNALE

DIENSTLEISTER ÖSTER-

REICHS. DAS BLEIBT

NATÜRLICH NICHT IM

VERBORGENEN.

Schade, das hätte nicht nur mich sehr

interessiert. Die Zusammenarbeit mit

dem Land ...

... funktioniert grundsätzlich gut. Wenn

es ab und zu mal eiert, dann gehört das

einfach dazu. Auch in den Gemeinden ist

die Meinungsfindung nicht immer friktionsfrei,

ich weiß recht gut, wovon ich

da spreche. Nach zehn Jahren steht die

GemNova heute besser als je zuvor da,

die Gemeinden wissen, worin die Vorteile

einer Zusammenarbeit liegen. Das ist der

Schlüssel zum Erfolg.

Soll die GemNova auch in anderen Bundesländern,

in Südtirol, tätig werden?

Lassen Sie es mich so formulieren: Die

Neugierde aus anderen Bundesländern ist

vorhanden, Salzburg schaut gern über die

Grenze, der österreichische Gemeindebund

beobachtet auch sehr genau. Die GemNova

ist ja nicht nur das Unternehmen der Tiroler

Gemeinden, sondern auch der größte

und erfolgreichste kommunale Dienstleister

Österreichs. Das bleibt natürlich nicht im

Verborgenen.

Letzte Frage, wohl eher rhetorisch. Wie

ist Ihr Verhältnis zu Alois Rathgeb?

Ausgezeichnet, von gegenseitigem Vertrauen

geprägt. Und ich stärke ihm politisch

den Rücken. Er ist ja prima vista eher

unscheinbar, kommt nicht im Nadelstreif

oder mit gegeltem Haar daher. Gleichzeitig

weiß er sehr genau, wovon er redet. Und,

ganz wichtig, er ist sehr gut vernetzt, auf

den verschiedensten Ebenen. Außerdem

hat er eine gute Nase, um mit den richtigen

Leuten zu kooperieren, die besten Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter zu finden.

Es ist also kein Zufall, dass er vom ersten

Tag an die GemNova verantwortet.

ZUM AUTOR

MAG. REINHOLD OBLAK

Aufgewachsen in Kärnten, studierte er

an den Universitäten Wien und Perugia,

Italien. Er war viele Jahre Journalist,

Konzernsprecher, Vorstand und Aufsichtsrat.

Seit 2018 ist er bei der GemNova für die

Unternehmenskommunikation zuständig.

Kontakt: r.oblak@gemnova.at


12 GemNova inside

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Tirol

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GemNova inside

13

REISE

INS UNGEWISSE

AUTOR

ALOIS RATHGEB

MUT ZU NEUEN WEGEN

Gemeindekooperationen. Digitalisierung. Wenn man

die wichtigsten Worte der letzten Jahre im kommunalen

Umfeld wählen müsste, dann würden wohl Kooperation

und Digitalisierung mit haushohem Abstand gewinnen.

Über kaum ein anderes Thema wird aktuell so viel diskutiert, geschrieben

und nachgedacht. Unzählige Studien beschäftigen sich damit, Versuche gibt

es viele, Einzelaktivitäten sind zahlreich, den Königsweg hat noch niemand

gefunden. Eines ist jedoch gewiss, ohne Kooperation und Digitalisierung

können die Gemeinden die Aufgaben der Zukunft unmöglich in der geforderten

Qualität bewältigen. Der Weg führt zwangsläufig in die Fusion, für

viele wohl das Unwort der letzten Jahre.


14 GemNova inside

Gerade Covid19 hat noch stärker gezeigt, wie wichtig Zusammenarbeit

und Digitalisierung sind, und hat viel dazu beigetragen, dass

sich immer mehr Gemeinden noch intensiver damit auseinandersetzen.

In einer vom Tiroler Gemeindeverband und von GemNova

durchgeführten Befragung im Juni dieses Jahres (abzurufen auf

www.gemnova.at) haben fast zwei Drittel der Befragten angegeben,

dass sie sich vorstellen können, Aufgaben auszulagern, und

bis zu 60 Prozent gaben an, dass noch viele kommunale Angebote

online nicht verfügbar sind bzw. diese verfügbar sein sollten.

Speziell Gemeinden bis 3.000 Einwohnerinnen und Einwohner

sehen in beiden Bereichen eine sehr hohe Notwendigkeit von

Änderungen und Weiterentwicklungen für die Zukunft.

In der Zusammenschau dieser Online-Befragung, aber auch

der von uns im Vorfeld mit über 150 Bürgermeisterinnen und

Bürgermeistern durchgeführten telefonischen Umfrage und

aus unserer täglichen Arbeit ergibt sich folgendes Herausforderungs-

und Lösungsbild für die Zukunft der Tiroler Gemeinden:

Herausforderungen:

Infrastruktur, Recht,

Personal, Finanzen

Zukunft

Gemeinde =

KOOPERATIONEN

mittels Regionale

Gemeinde ServiceCenter

REGISTERBASIERTE

DIGITALISIERUNG

„Der Bund überträgt immer mehr Aufgaben an die Gemeinden,

er vergisst nur meist, das Geld mitzuschicken“, so Gemeindeverbandspräsident

Ernst Schöpf. Und daraus ergeben sich zwangsläufig

große Herausforderungen für die Gemeinden. Die VRV

2015 stellt Gemeinden ebenso vor Herausforderungen, und eine

zukunftssichere, ausgewogene Budgetierung und Finanzplanung

sind Eckpfeiler eines stabilen Haushaltes. Dazu bedarf es viel

Know-how und Erfahrung.

Entsprechendes Personal für diese und andere Themen zu finden

und zu halten, wird zusehends schwieriger, die Schere in der

Bezahlung zwischen Privatwirtschaft und öffentlicher Verwaltung

wird nicht kleiner, eher größer. Es braucht dazu unbedingt neue,

kreative Wege des Personalmarketings, der Personalsuche bis hin

zur Auslagerung von Tätigkeiten.

Da stellt sich für

Gemeinden die Frage,

wie die Zukunft aussehen

soll und kann.

Rechtliche Rahmenbedingungen, Bürgerinnen und Bürger, die

zur Bauverhandlung mit Anwalt anrücken, Haftungsthemen für

die Bürgermeisterin und den Bürgermeister. Es wird für kleinere

Gemeinden immer schwieriger. Sich ohne teure Spezialisten

sicher durch den Gesetzesdschungel zu bewegen. Speziell dieses

Thema scheuen auch viele Menschen, und das führt wiederum

dazu, dass sich immer weniger bereit erklären, politische

Ämter zu bekleiden. Und schlussendlich ist es für Gemeinden

eine Monsteraufgabe, Infrastruktur zu schaffen und diese auch

zu erhalten. Wir haben in Tirol ein Kanalnetz, das meist schon

50 Jahre und älter ist, wir haben einen extrem hohen Sanierungsbedarf

im Straßennetz. Rechtliche Anforderungen zwingen

Gemeinden laufend dazu, Schulgebäude, Pflegeheime und anderes

zu sanieren, zu erneuern oder zu erweitern. Infrastruktur ist

funktional und qualitativ hoch komplex, rechtlich herausfordernd

und sehr kostenintensiv. Anpacken und Bauen ging früher, diese

Zeiten sind schon längst vorbei.

Da stellt sich für Gemeinden die Frage, wie die Zukunft aussehen

soll und kann. Was müssen und können wir realisieren? Wie

gestalten wir künftig unsere Verwaltung? Wollen wir uns auf

bestimmte Themen konzentrieren? Was erwartet sich die Bürgerin

und der Bürger von ihrer bzw. seiner Gemeinde? Diese und

viele andere Fragen werden immer wichtiger und entscheidender,

um richtige und wegweisende Entscheidungen treffen zu können.

Für all diese Herausforderungen haben wir in Zusammenarbeit

mit Tirols Gemeinden zahlreiche Lösungen entwickelt und mit

vielen auch schon realisiert. Seit Jahren arbeiten wir daran, für

diese Themen entsprechendes Fachwissen bei uns zu sammeln

und gebündelt den Gemeinden zur Verfügung zu stellen. Der

Erfolg gibt uns Recht, wir haben zwischenzeitlich eigentlich mit

jeder Tiroler Gemeinde Projekte umgesetzt. Nun gilt es, gemeinsam

den nächsten Schritt in die Zukunft zu tun. Verwaltungsgemeinschaften?

Gemeindeverbände? Ist das der richtige Weg?

Weitere Einheiten zu schaffen, die mit Gremien ausgestattet

werden müssen u. v. m., sehen wir als sehr komplex und schwierig

an. Bei manchen Themen kann das eine Lösung sein, bei manchen

wird es nur so gehen.


GemNova inside

15

Unser Lösungsansatz geht jedoch in Richtung „Regionale Gemeinde

ServiceCenter“. Das sind quasi GemNova-Niederlassungen in

den Regionen, die Vor-Ort-Service und Dienstleistungen für die

Gemeinden anbieten. Dies kann von der Baurechtsverwaltung über

Buchhaltung- bis hin zu Lohnverrechnungsleistungen gehen. Das

können „Kümmerer-Leistungen“ für die Planungsverbände sein,

und das kann die regionale Koordination von Betreuungsleistungen

im schulischen Kontext sein. Gemeinden können über einen

Dienstleistungsvertrag diese Angebote nutzen, längerfristig aber

auch kurzfristig (z. B. im Krankheits- oder Urlaubsfall) die Leistungen

in Anspruch nehmen. Die hoheitlichen Tätigkeiten bleiben damit

natürlich bei den Gemeinden, die ServiceCenter arbeiten zu. Für

Gemeinden selbstverständlich natürlich immer auf freiwilliger Basis.

Durch die Schaffung einer derartigen Struktur können tirolweit

innerhalb der ServiceCenter Personalausfälle leichter kompensiert

werden, es kann Erfahrungs- und Wissensaustausch strukturiert

erfolgen und diverseste Spezialisierungen geben. In der GemNova

selbst steht weiteres, vertieftes Fachwissen zur Verfügung, was

wiederum Stabilität bringt. Dabei wird natürlich darauf geachtet,

dass die Gemeinden die Entscheidungshoheit haben und entsprechenden

Einfluss nehmen können. Die ServiceCenter sind schnell,

flexibel und individuell anpassbar, und Gemeinden profitieren von

dieser Flexibilität. Also eine Win-win-Situation für alle.

Solche Strukturen – das betrifft aber auch Verwaltungs- und Verbandsstrukturen

– benötigen zum Erfolg noch einen ganz wesentlichen

Faktor: eine moderne, zukunftsgerichtete IT-Struktur. Es

bedarf Lösungen, welche mandantenfähig

sind und auf Registern

(ZMR, AGWR, FB-Register etc.)

basieren. Nur so können Gemeinden

mit diesen ServiceCentern professionell

und schnittstellenfrei zusammenarbeiten.

Damit können die ServiceCenter

Leistungen erbringen,

und die Gemeinden können vor Ort

im Amt in die Akten Einsicht nehmen.

Es müssen keine Papiere hinund

hergeschickt werden, und jeder

kann jederzeit und ortsunabhängig

zugreifen und arbeiten. Solche

Lösungen führen auch zu deutlich

geringeren IT-Kosten, ein weiterer

Vorteil einer ServiceCenter-Lösung.

Das alles mag ein mutiger Blick in

die Zukunft sein. Wir sind jedoch

der Überzeugung, dass es mutiger

Lösungsansätze bedarf, um

die künftigen Herausforderungen

zu meistern.

Regionale Gemeinde

ServiceCenter

Die Regionalen Gemeinde

ServiceCenter bieten neben der

Betreuung der Planungsverbände

diverse Dienst- und Serviceleistungen

für die Gemeinden. Die

Zusammenarbeit basiert auf

Vertragsbasis, und die Gemeinde

ist vollkommen frei in ihrer

Entscheidung, welche Leistungen

sie über welchen Zeitraum in

Anspruch nimmt. Kombiniert mit

einer professionellen IT-Lösung

ist das unser Weg für die Zukunft

der Tiroler Gemeinden.

Ansprechpartner bei GemNova:

Alois Rathgeb, Georg Keuschnigg,

Maximilian Huber

STATEMENTS

Am Institut für Föderalismus haben wir recherchiert,

welche Kooperationsformen es auf kommunaler Ebene

im deutschsprachigen Raum gibt. Es gibt viele, teilweise

gleiche und teils sehr unterschiedliche Formen

der Zusammenarbeit, aber keine flächendeckende,

strukturierte Lösung der akuten Probleme.

Die von der GemNova entwickelte Idee der Regionalen

Gemeinde ServiceCenter bietet einen Lösungsansatz,

der zumindest den größten Teil der Anforderungen

erfüllt: In den ServiceCentern sitzen fachlich

geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die als

externes Gemeindeamt die übernommenen Aufgaben

mit ihrem Fachwissen abarbeiten, in der Muttergesellschaft

GemNova können sie auf Expertinnen und

Experten zurückgreifen. Die Gemeinden bleiben die

bestimmende Größe, weil sie Dienstleistungsverträge

abschließen, aber auch kündigen können.

Mit der regionalen Bündelung kommunaler Kompetenz

entsteht eine Struktur, die es auch kleinen und

kleinsten Gemeinden ermöglicht, eigenständig zu

bleiben und gleichzeitig eine standardisierte Dienstleistung

zu erbringen.

GEORG KEUSCHNIGG

EHEMALIGER NATIONALRAT UND BUNDESRAT,

JETZT BEI GEMNOVA

Um die Herausforderungen der Zukunft für Tirols

Gemeinden zu meistern, braucht es mutige Konzepte.

Es wird nicht genügen, Kleinigkeiten zu

verändern. Wir sind gefordert, auch große Herausforderungen

anzunehmen und vielfach auch Neues,

Ungewohntes zu akzeptieren. Die Regionalen

Gemeinde ServiceCenter sind so ein mutiger

Schritt in die Zukunft, die den Gemeinden Handlungsspielräume

zurückgeben werden. Damit können

wir unsere Leistungen bündeln, professionalisieren

und für die Zukunft absichern. Damit

treten wir auch entschieden gegen Fusionen auf

und können unsere ländlichen Strukturen weiterhin

aufrechterhalten.

BGM. MAG. ERNST SCHÖPF

PRÄSIDENT TIROLER GEMEINDEVERBAND


16 tirol.Politik

DER GEMEINDERAT –

MITGESTALTUNG IN DER

GEMEINDEPOLITIK

LH

GÜNTHER PLATTER

© Blickfang

LR MAG.

JOHANNES TRATTER

Verantwortung für die

Heimat übernehmen.

Die Zugehörigkeit zu einer Gemeinde

verbindet die Einwohnerinnen und Einwohner.

Sie teilen gemeinsame Traditionen,

Geschichten, Vorhaben und auch

Sorgen. Gleichzeitig sind die Gemeinden

ein politisches Organ, zu dem die Menschen

einen besonderen Bezug haben.

Auf dieser Ebene werden Entscheidungen

getroffen, die die unmittelbare

Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger

direkt betreffen.

Umso wichtiger ist es, dass die

Gestaltung der Gemeindepolitik jenen

überantwortet wird, die sich in außerordentlichem

Maße für die Belange des

Ortes einsetzen und denen die Bewohnerinnen

und Bewohner ihr Vertrauen

schenken. Dies sind nicht zuletzt die

Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,

die sich in der Lokalpolitik engagieren

und Verantwortung für ihre Heimat

übernehmen – oft zusätzlich zu ihren

beruflichen Verpflichtungen.

Der unermüdliche Einsatz, den Gemeinderätinnen

und Gemeinderäte für ihre

Gemeinde, ihre Mitbürgerinnen und

Mitbürger aufbringen, verdient Dank

und Anerkennung. Ihre Arbeit ist richtungs-

und zukunftsweisend, mitunter

kritisch, stets aber konstruktiv und mit

Blick auf das Wohl der Allgemeinheit.

Für dieses Engagement bedanke ich

mich bei ihnen sowie bei allen anderen,

die – ungeachtet ihrer Funktion –

auf Gemeindeebene politisch aktiv sind

und damit die Zukunft unseres Landes

entscheidend mitgestalten.

Ihr LH Günther Platter

Gemeinsam für unsere

Bürgerinnen und Bürger.

Bevor ich 2012 als Mitglied der Landesregierung

mit der Zuständigkeit für

die Gemeinden betraut wurde, war ich

Bürgermeister in meiner Heimatstadt

Hall. Die persönlichen Erfahrungen, die

ich in der Kommunalpolitik gewonnen

habe, begleiten mich bis heute als wertvolle

Ressource. Ich schätze das hohe

Engagement der Gemeinderätinnen

und Gemeinderäte und komme daher

der Einladung, in diesem Magazin einige

Gedanken zu ihrer Rolle auszuführen,

gerne nach.

In der öffentlichen Präsenz wird zwar

vor allem der Bürgermeister bzw. die

Bürgermeisterin wahrgenommen, doch

die politischen Geschicke einer Gemeinde

und alle Weichenstellungen werden

im Gemeinderat durch die Arbeit der

dort gewählten Mandatare eingeleitet.

Die allermeisten, die hier tätig sind, tun

dies unbezahlt und aus dem Motiv heraus,

etwas Positives für ihren Heimatort

zu bewegen. Ob Widmungsfragen,

Verbesserung der Infrastruktur, soziale

Themen, Projekte zur Ortskernrevitalisierung

oder ganzheitliche Entwicklungsprozesse

– als Gemeindelandesrat

sehe ich, welche kommunalen Anliegen


tirol.Politik 17

© Land Tirol/Cammerlander

© Julia Moll

BGM. MAG.

ERNST SCHÖPF

vorrangig sind, was vor Ort diskutiert

und entschieden wurde und wie zielstrebig

man die jeweilige Gemeinde

weiterbringen möchte.

Die Erwartungen der Bürgerinnen und

Bürger sind vielfältig, die finanziellen

Gegebenheiten keineswegs einfach.

Dass es trotzdem in hohem Maß

gelingt, die Lebensqualität der Bevölkerung

in den Regionen, vom dicht besiedelten

urbanen Raum bis hin zu entlegeneren

ländlichen Gemeinden, auf

einem guten Niveau zu halten, ist nicht

zuletzt dem ungebrochenen Einsatz der

gewählten Kommunalpolitikerinnen und

-politiker zu verdanken. Sie kennen die

konkreten Anliegen und setzen sich für

das Wohlergehen der Mitbürgerinnen

und Mitbürger ein.

Ich bedanke mich bei allen Gemeinderätinnen

und Gemeinderäten für ihre

verantwortungsvolle Arbeit im Dienst

der Bevölkerung! Auch wenn es zahlreiche

Herausforderungen zu bewältigen

gilt, zuletzt sogar im bislang ungeahnten

Ausmaß einer Pandemie, steht das

Land den Gemeinden als verlässlicher

Partner zur Seite. Gemeinsam wird

es weiterhin gelingen, unsere Heimat

zukunftsfähig zu gestalten!

Ihr LR Mag. Johannes Tratter

Respekt, der redlich

verdient ist.

Wenn in der Öffentlichkeit oder in den

Medien über Gemeindeangelegenheiten

diskutiert wird, steht meist der Bürgermeister

im Mittelpunkt. Dabei geschieht

in einer Gemeinde nichts Maßgebliches,

wo nicht auch die Gemeinderäte

ein gewichtiges Wörtchen mitzureden

und auch mitzuentscheiden hätten. Die

Gemeinderäte sind ein von der breiten

Masse oft übersehener, aber dennoch

ungemein wichtiger Pfeiler des politischen

Gemeindelebens. Der Gemeinderat

ist, und das unterstreicht die Wichtigkeit

dieser Institution, die gewählte Volksvertretung

innerhalb einer Gemeinde.

Gemeinderäte zeichnen sich vielfach

durch engagierte Arbeit in den Gemeindeausschüssen

aus, wo die Anträge für

den Gemeinderat vorbereitet werden, die

danach in selbigem beschlossen oder

abgelehnt werden. Ob Budget, Raumordnung,

Finanzen, Sicherheit, Sport oder

Kultur – die Arbeit der Gemeinderäte

betrifft das tägliche Leben der Bürger in

wesentlicher Form. Denn das politische

Geschehen einer Gemeinde wird nun mal

in den Gemeinderatssitzungen bestimmt.

Der größte Teil dieser Treffen ist übrigens

öffentlich. Das heißt, jeder Bürger

kann zuhören, und das sei ihm auch ans

Herz gelegt, um einmal zu sehen, was da

geleistet wird. Bei den letzten Gemeinderatswahlen

2016 wurden 3.698 engagierte

Mitbürgerinnen und -bürger in das

verantwortungsvolle Amt eines Gemeinderates

gewählt. Wir sollten diesen Menschen

für ihr unbezahltes und oft auch

ungedanktes Einbringen in ein funktionierendes

Gemeindeleben dankbar sein

und ihnen mit jenem Respekt begegnen,

der ihnen zusteht. Und dieser Respekt ist

redlich verdient. Denn die Regulierungsund

Ordnungsmanie scheint eine österreichische

Schwäche zu sein.

Die Verwaltungskunst hat ungeahnte

Höhen erreicht. Das damit einhergehende

gesetzliche Regelwerk ist umfangreich

und engmaschig geworden. Die

Chance, sich darin zu verfangen, ist

groß, und unliebsame Begegnungen von

Mandatarinnen und Mandataren mit den

Aufsichtsbehörden oder gar der Staatsanwaltschaft

sind immer öfter zu beobachten.

Bleibt unseren Gemeinden also

nur die Hoffnung, dass sich auch bei den

nächsten Wahlen 2022 wieder genügend

Freiwillige für das Amt des Gemeinderates

finden. Um ihr wertvolles Tagwerk

neben Brotberuf und Familie für die Dorfgemeinschaft

zu verrichten.

Ihr Bgm. Mag. Ernst Schöpf


18

tirol.Politik

OFT UNTERSCHÄTZT

UND DENNOCH STILLE

MACHT IM HINTERGRUND:

DER GEMEINDERAT

Wenn in den Medien oder in Diskussionen

von Gemeindeangelegenheiten

die Rede ist, dann steht fast immer

der Bürgermeister bzw. die Bürgermeisterin

im Mittelpunkt. Doch in

einer Gemeinde geht nichts ohne den

Gemeinderat. In der breiten Masse der

Bevölkerung oftmals unterschätzt,

ist das Amt der Gemeinderätin bzw.

des Gemeinderates allerdings von

essenzieller Bedeutung für das Funktionieren

einer Kommune.

Die Tiroler Gemeindeordnung definiert

knapp in zwei Sätzen die Aufgaben des

Gemeinderates – und zeigt damit seine

Macht und seinen Einfluss auf: „Der

Gemeinderat ist das oberste Organ der

Gemeinde. Er hat über alle Angelegenheiten

von grundsätzlicher Bedeutung zu entscheiden

und die Geschäftsführung der

übrigen Gemeindeorgane zu überwachen.“

Aktuell bekleiden 3.698 Tirolerinnen und

Tiroler dieses Amt. Stellvertretend für diese

Menschen aus 279 Tiroler Ortschaften

haben wir eine der interessantesten Persönlichkeiten

aus diesem Kreis getroffen,

um uns ein Bild vom Alltag dieser Institution

zu verschaffen.

Von der Privatwirtschaft in die Politik

Die Telferin Cornelia Hagele machte zuerst

in der freien Wirtschaft Karriere. Als stellvertretende

Geschäftsführerin des österreichischen

Handelskonzerns Hofer war sie

u. a. für den Aufbau des ungarischen Marktes

zuständig. 2007 kehrte sie nach Tirol

zurück. Ihre Kinder Paul und Linda kamen

zur Welt. Exakt in dieser Zeit standen in

Tirol Gemeinderatswahlen an. Christian

Härting, heute Bürgermeister der Marktgemeinde

Telfs, kam 2009 auf Hagele zu,

um sie für die Politik zu begeistern. Sie

sagte zu. Bei den Wahlen 2010 trat die

neue Liste in Tirols drittgrößter Gemeinde

mit knapp 16.000 Einwohnerinnen und

Einwohnern an. Und das Abschneiden war

äußerst erfolgreich. Fünf Mandate und der

Bürgermeisterposten waren der Lohn.

Aufgaben, Pflichten und ein Gespür

Wenn Cornelia Hagele heute zurückblickt,

strahlt sie über das ganze Gesicht, gefolgt

von ihrem sympathischen, verschmitzten

Lächeln: „Wir haben nicht erwartet, so gut

abzuschneiden. Gerechnet haben wir mit

zwei bis drei Mandaten.“ Doch nun galt es

für die politische Quereinsteigerin aus der

Wirtschaft, auch in der Kommunalpolitik

als Gemeinderätin Zeichen zu setzen. Wie

beschreibt nun Cornelia Hagele aber die

Aufgaben und Pflichten einer Gemeinderätin

bzw. eines Gemeinderates? „Zuerst


tirol.Politik

19

einmal, es ist eine ganz wunderbare Sache,

wenn man mitgestalten kann. Allerdings

muss einem klar sein, dass es viel Aufwand

mit sich bringt, wenn man diese Rolle übernimmt.

Man muss viel Zeit investieren. Es

muss zum Hobby werden, damit man es

auch gerne und gut macht“, schildert Cornelia

Hagele nach einer kurzen Nachdenkpause.

„Natürlich sind inhaltliche Dinge sehr

wichtig, allerdings auch gesellschaftliche. Um

ein Gespür für die Menschen zu bekommen,

was sie bewegt und was sie sich wünschen,

„Was die tägliche politische

Arbeit betrifft, ist

es immens wichtig, nicht

unbedarft zu sein, sondern

eine klare Vorstellung

zu haben, was man

wie bewegen möchte.“

bedarf es der Nähe zu den Bürgerinnen

und Bürgern. Damit ist aber nicht nur eine

Sprechstunde gemeint, man muss vor allem

raus zu den Menschen.“

Klare Vorstellungen und dickes Fell

Bei den nächsten Wahlen 2016 wurde die

heute 45-Jährige Vizebürgermeisterin. Sie

hat also mittlerweile bereits einige Routine

gesammelt. 2022 sind neuerlich Gemeinderatswahlen

angesetzt, die Vorbereitungen

quer durch das Land laufen bereits. Es wird

wieder viele neue Gemeinderätinnen und

Gemeinderäte geben, die schon jetzt beginnen,

sich darauf vorzubereiten. Was wird

sie erwarten, Frau Hagele? „Was die tägliche

politische Arbeit betrifft, ist es immens

wichtig, nicht unbedarft zu sein, sondern

eine klare Vorstellung zu haben, was man

wie bewegen möchte. Dabei sollte man

aber ja nicht glauben, der Einzige zu sein,

der die Wahrheit mit dem Löffel gefressen

hat. Man muss viele Meinungen einbeziehen

und konstruktiv an gemeinsamen Lösungen

arbeiten. Außerdem braucht man ein

dickes Fell, denn nicht immer wird man Lob

für seine Arbeit erhalten. Der Ton wird Jahr

für Jahr rauer. Zart besaitet zu sein, kann

man sich nicht leisten. Am besten hat man

einen breiten Rücken.“ Einen der wesentlichsten

Punkte für eine erfolgreiche politische

Tätigkeit fasst Cornelia Hagele mit

einem einzigen Satz zusammen, den man

erst einmal sacken lassen muss, um ihn

in seiner ganzen Tragweite zu erfassen:

„Man muss Entscheidungen treffen, aber

man muss auch wissen, was passiert,

wenn man keine Entscheidung trifft.“

Auswirkungen in beide Richtungen

Nach der wirtschaftlichen kletterte Cornelia

Hagele in den Folgejahren auch die

politische Erfolgsleiter unaufhaltsam nach

oben. 2018 wurde sie zusätzlich zu ihren

Agenden in der Heimatgemeinde Telfs

auch Landtagsabgeordnete. Da drängt sich

sogleich die Frage auf, wie man diese beiden

teils gegensätzlichen Rollen verbinden

kann? „Es gibt sehr viele Themen, die in beide

Richtungen Auswirkungen haben. Deshalb

finde ich es extrem wichtig, dass Menschen

im Landtag vertreten sind, die gemeindepolitisches

Know-how einbringen können.

Schließlich haben Entscheidungen der Landespolitik

oft unmittelbare Auswirkungen

auf die Gemeinden.“ Und sogleich schildert

Cornelia Hagele ein Beispiel, um dies zu verdeutlichen.

„Nehmen wir die Bildungspolitik.

Kinderbetreuung ist Gemeindesache. Gruppengrößen

in der Betreuung sind aber Landessache.

Gruppengrößen wiederum haben

klare Auswirkungen finanzieller Natur für

die Gemeinden. Es gilt also, eine Balance

herzustellen zwischen der bestmöglichen

Organisationsform und der noch finanzierbaren.“

Und wie schon zu Zeiten, als sie das

Amt der Gemeinderätin angenommen hatte,

fasste Cornelia Hagele auch als Landtagsabgeordnete

schnell Fuß. Dank einer

vorbildlichen Einstellung, die sie – von uns

nachgefragt – so beschreibt: „Bereit sein,

sich in neue Dinge einzulesen. Über eine

starke Lernbereitschaft zu verfügen. Sich

das Handwerk umgehend und umfassend

anzueignen. Verstehen, was wichtig ist, und

sich darauf zu konzentrieren.“

OBEN: Dr. Cornelia Hagele – es

ist eine wunderbare Sache, wenn

man in seiner Heimatgemeinde

mitgestalten kann. (© GemNova)

ZUM AUTOR

MANFRED SCHIECHTL

25 Jahre Medienerfahrung in

verschiedensten Bereichen bei

der Tiroler Tageszeitung und

dem Kurier sind die Basis für eine

umfangreiche Expertise in allen

Kommunikationsbelangen.

Kontakt: m.schiechtl@gemnova.at


20 tirol.digital

GEORG – DEIN

GEMEINDE-ORGANISATOR

HALLO.

ICH BIN

GEORG...

Georg ist eine für Tirol

neue, in anderen Bundesländern

bereits etablierte

Softwarelösung

für Gemeinden. Georg

besticht durch seine

Vollintegration aller

Anwendungen, die in den

Gemeinden zum Einsatz

kommen. Besonders hervorzuheben

ist, dass die

Benutzeroberfläche nicht

nur immer nach der selben

Logik, sondern auch

nach einheitlichem Aussehen

aufgebaut ist. Egal

ob Bauamt, Buchhaltung,

Amtsleitung etc. – alle

Anwendungen sind systembruchfrei

integriert.

... dein GEmeinde-

ORGanisator. Dank

einer Partnerschaft

zwischen CommUnity

und GemNova darf ich dir

nun auch in Tirol bei

deiner täglichen Arbeit

unter die Arme greifen.

Eigentlich kennst du mich ja schon, denn

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der

CommUnity haben auch die Programme

„Wahl Service“ und Lokales Melderegister

entwickelt, mit denen du ja schon arbeitest.

Seit 2013 unterstütze ich im Osten

von Österreich die Gemeinden. Derzeit

setzen 252 Gemeinden österreichweit auf

mich. Meine Eltern sind der Weltmarktführer

SAP und die Register der Republik

Österreich. Heuer werde ich also sieben

Jahre alt, und ich werde von Jahr zu Jahr

größer und besser. Von der kleinsten 300

Einwohnergemeinde bis hin zu den Landeshauptstädten

Innsbruck, Graz und Linz

darf ich die Abläufe in den Gemeinden

digital umsetzen.


tirol.digital 21

Was macht mich aus?

Egal wie viele unterschiedliche Aufgaben

du in deiner Gemeinde erledigen musst,

du bist immer im gleichen System unterwegs.

Das bedeutet für dich, dass du dich

immer in derselben Benutzeroberfläche

bewegst und sich die Symbole, Bezeichnungen

und deren Anordnungen immer

gleichen. Du musst dich also nie neu

orientieren. Außerdem kommst du ganz

einfach vom Bauakt eines Einwohners zu

dessen Abrechnungsunterlagen oder Meldedaten.

Ich bin also EIN System für alle

Bereiche deiner Gemeinde.

Wie schaffe ich diese Mehrfachbelastung?

Wie ich dir weiter vorne ja schon erzählt

habe, sind meine Eltern auf der einen

Seite SAP und auf der anderen Seite die

Register der Republik Österreich.

eine eindeutige Datenbasis. Du kannst

jeden Datensatz (also Einwohner, architektonisches

Objekt, Unternehmen etc.)

nur einmal anlegen. Du fragst dich jetzt,

was dir das bringt? Die Eindeutigkeit des

Datensatzes erleichtert dir sowohl die

Zuordnung sämtlicher Unterlagen zu dem

jeweiligen Datensatz (was dir die Umsetzung

der DSGVO massiv vereinfacht)

als auch deine Abläufe immer gesetzeskonform

abzubilden. Dadurch werden die

Bescheide nach den Vorgaben der Bundesabgabenordnung

ausgestellt. Leider

hat mir der Redakteur des Magazins nicht

mehr Platz für meine Vorstellung gegeben,

daher kann ich dir nicht im Detail mehr

von meinen Zuckerseiten präsentieren.

Nur so viel sei noch gesagt:

Ich würde dich sehr gerne persönlich kennenlernen

und mich mit dir darüber unterhalten,

wie ich dich unterstützen kann.

Gerne vereinbaren meine Tiroler Patinnen

Verena Kaiser und Gabi Kaplenig und

mein Tiroler Pate Norbert Pfleger einen

Termin mit dir.

Kontakt: v.kaiser@gemnova.at,

n.pfleger@gemnova.at, g.kaplenig@

gemnova.at

252 *

STÄDTE &

GEMEINDEN

275 TSD *

AUTOMATISCH VER-

ARBEITETE KONTOAUSZÜGE

87 MIO *

BUCHUNGS-

ZEILEN

Beginnen wir bei SAP: SAP ist der Weltmarktführer

bei ERP-Systemen. ERP

steht für Enterprise Resource Planning

(Planung der Unternehmensprozesse). Da

die Aufgaben einer Gemeinde ja inzwischen

mindestens genauso umfangreich

sind, wie die eines Konzerns, ist SAP

also genau die richtige Grundlage, um

dich zu unterstützen. Angefangen von

Bestellungen und Buchhaltungsagenden

über die Abwicklung von Arbeitsabläufen

(z. B. Bauverfahren) bis hin zur Versendung

von Unterlagen. die Gemeinde ähnelt

immer mehr einem modernen Konzern mit

vielfältigen Aufgaben. Ich wurde also auf

der Basis von SAP bereits ideal auf deine

Arbeitsabläufe angepasst.

Um allerdings noch besser für dich da

sein zu können, basiert meine Struktur

auf den Registern (LMR, ZMR, UR usw.)

der Republik Österreich. Eine Verknüpfung

der verschiedenen Register versichern dir

7,5 MIO *

SENDUNGEN ÜBER POST

Meine zahlreichen automatisierten Prozesse

ermöglichen unter anderem automatisierte

Kontoauszugsbuchungen,

automatisiertes Einspielen von Finanzonlineunterlagen

oder das Empfangen oder

Versenden von strukturierten E-Rechnungen

in mein System.

3,95 MIO *

ARCHITEK-

TONISCHE

OBJEKTE

ZUR AUTORIN

DIPL.-KFR. VERENA KAISER

Verena Kaiser ist Projektverantwortliche im Team

Digitalisierung und seit 2020 bei der GemNova.

Kontakt: v.kaiser@gemnova.at

* seit 2013 ohne Linz, Graz, Innsbruck


22 tirol.digital

EINE UMFASSENDE

DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE

FÜR TIROLS GEMEINDEN

Der Digitalisierungsprozess

hat in den vergangenen

Jahren

zahlreiche

Lebens- und

Berufsfelderverändert.

Insbesondere

die

Industrie wurde

vielfach fundamental beeinflusst, und zahlreiche

Betriebe haben Probleme, sich mit den

zum Teil völlig neuen Rahmenbedingungen

zurechtzufinden. Als Mitarbeiter eines sehr

innovativen Unternehmens auf der einen

und als Bürgermeister von Wattens auf der

anderen Seite wurde mir schnell bewusst,

dass es auf kommunaler Ebene ein riesiges

Digitalisierungspotenzial gibt, welchem

sich der Markt aber offensichtlich noch

nicht im ausreichenden Maß gewidmet hat.

In Gemeinden haben wir es mit unheimlich

vielen und interessanten Daten zu tun,

welche aber zum Großteil noch völlig ungenutzt

bleiben und im Tagesgeschäft immer

noch manuell bzw. mehrfach gemanagt werden

müssen. Datenbanken, insbesondere

in Registern gedacht, sind nicht vorhanden,

würden jedoch einen erheblichen Vorteil in

der Datenqualität sowie der Effizienz mit

sich bringen. Ein Masterplan Digitalisierung

wäre daher in jedem Fall zu unterstützen

und würde den Gemeinden ein wichtiges

Werkzeug zur Bewältigung der zahlreichen

neuen sowie immer komplexer werdenden

Aufgaben sein.

THOMAS OBERBEIRSTEINER

BÜRGERMEISTER VON WATTENS

VERÄNDERUNGEN, WELCHE MIT

DER DIGITALISIERUNG EINHER-

GEHEN, SIND WEITREICHEND

UND VIELFÄLTIG.

Die Digitalisierung nimmt keine Rücksicht

auf liebgewonnene Strukturen

und setzt sich über bestehende Grenzen

hinweg. Sie erfasst dabei alle

Lebensbereiche und hat Einfluss auf

die gesamte Gesellschaft. Viel zu tun

gibt es dabei auch im kommunalen

Bereich, um mit den Entwicklungen

Schritt halten zu können. Kernthema

bei allen künftigen kommunalen Digitalisierungsinitiativen

wird die durchgängige

Nutzung der bestehenden

Registerdaten (ZMR, Firmenbuch,

AGWR etc.) von Bundes- über Landes-

bis hin zur Gemeindeebene sein.

Aktuell ist in Tirol keine klare Digitalisierungsstrategie

auf kommunaler

Ebene vorhanden. Vielfach führt

dies zu unüberlegten und nicht abgestimmten

Digitalisierungsinitiativen

in den Gemeinden, welche zur Entstehung

von Insellösungen führen und

dadurch künftigen Kooperationen den

Weg verbauen. Zudem werden hohe

finanzielle Mittel für nicht zukunftssichere

Lösungen aufgewendet. Die

Digitalisierung bringt jedoch nicht

nur Herausforderungen mit sich, sie

schafft auch die Möglichkeit, Prozesse

neu zu denken, klassische Anwendungen

durch effizientere, nutzerfreundliche

Lösungsansätze zu ersetzen und

Innovationen anzuregen. Es wurden

bereits viele wichtige Schritte gesetzt.

Das Fundament ist sehr weit fortgeschritten.

Etwa der Ausbau des Breitbands,

welcher auf einer Gesamtstrategie

beruht, unverzichtbar für

eine gelungene Digitalisierung. Der

Aufbau eines digitalen Informationsangebots,

die Einführung der digitalen

Amtstafel, die Umsetzung der

DSGVO oder auch die anstehende

Einführung der Barrierefreiheit für

Gemeindewebseiten und Apps. Doch

am Ende eines langen Weges aus

der analogen in die digitale Welt mit

all ihren Vorteilen gilt es noch, das

Herz der digitalen Gemeinde der

Zukunft zum Schlagen zu bringen.

Das Herz wird die zentrale, alles verbindende

kommunale Softwarelösung

der Zukunft sein. Sämtlichen

Prozessschritten müssen dabei die

zentralen Register (ZMR, Firmenbuch,

AGWR etc.) als Grundlage dienen.

NUR EINE ANWENDUNG

IST BÜRGERFREUNDLICH UND

ZUKUNFTSFÄHIG.

Nur so kann eine effiziente, zukunftsfähige

und ganzheitliche Digitalisierung

erfolgen. Darauf aufbauend wird

zukünftig eine eindeutige e-id zum

Herzstück der kommunalen Digitalisierungsstrategie

werden. Der Bürger

sollte damit direkten Zugriff auf seine

Daten erhalten. Und auch hier wird

es entscheidend sein, dass es künftig

nicht zahllose Apps etc. sind, sondern

EINE Anwendung. Nur das ist bürgerfreundlich

und zukunftsfähig.

Zusatzlösungen müssen nahtlos integrierbar

bzw. anbindbar sein. Je nach

Erfordernissen müssen Module, die

eine maßgeschneiderte Lösung für


tirol.digital

23

Raum zum Wohlfühlen

Ideal als langfristige oder temporäre Raumlösung

(z.B. Kindergärten und Schulen)

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Gemeinden bieten, an das Herz angedockt

werden können. Digitale Daten

müssen – Standards gehorchend –

zwischen den Modulen austauschbar

sein. Alle Module müssen sozusagen

die gleiche Datensprache sprechen.

Nur so können Synergien genutzt und

die Effizienz gesteigert werden. Eine

moderne kommunale Softwarelösung

wird neue Möglichkeiten eröffnen, um

Abläufe zu vereinfachen und Zeit zu

sparen.

Für eine einzelne Gemeinde ist es

ohne eine Gesamtstrategie jedoch

nicht möglich, all diese Entscheidungen

zu treffen. Um Schwerpunktsetzungen

und eine gemeinsame Vorgehensweise

wird man daher nicht

herumkommen, um einen nachhaltigen

Mehrwert generieren zu können

und Lehrgeld zu vermeiden. Dem Tiroler

Gemeindeverband ist es daher ein

Anliegen, die Gemeinden bei deren

Digitalisierungsentscheidungen nicht

im Regen stehen zu lassen und im

Zuge einer übergeordneten Strategie

den „Masterplan Digitalisierung für

Tirols Gemeinden“, konkrete Handlungsempfehlungen

sowie die nötige

Unterstützung bereitzustellen.

ZUM AUTOR

MAG. MARTIN WEX

Martin Wex ist Landtagsabgeordneter,

Vizebürgermeister von Schwaz und unterstützt

die GemNova im Bereich Gemeindeentwicklung

und Digitalisierung.

Kontakt: m.wex@gemnova.at

„Die Digitalisierung stellt die Gemeinden vor

immense fachliche, aber auch finanzielle

Herausforderungen. Richtige Entscheidungen

in diesem Bereich zu treffen, ist mehr

als schwierig. Deshalb ist es uns als Tiroler

Gemeindeverband wichtig, die Gemeinden

dabei zu unterstützen und mit dem „Masterplan

Digitalisierung für Tirols Gemeinden“ ein

Grundlagenpapier an die Hand zu geben. Wie

der damals sehr erfolgreiche „Masterplan

Breitbandausbau“ soll er für Gemeinden eine

Leitlinie für ihre künftigen Entscheidungen

sein. Damit sollte eine abgestimmte und effiziente

Vorgehensweise gesichert sein.

ERNST SCHÖPF

PRÄSIDENT TIROLER GEMEINDEVERBAND

UND BÜRGERMEISTER VON SÖLDEN


24 ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

AUFSCHWUNG FÜR MUTTERS

Die NHT wickelt ein jährliches

Bauvolumen von weit

über 100 Millionen Euro ab

und ist damit der größte

gemeinnützige Bauträger in

Tirol. Neben der Errichtung

von leistbarem Wohnraum

ist die Entwicklung von Gemeindeprojekten

ein neues

Steckenpferd.

BILD: Spatenstich für

das neue NHT-Projekt in

Mutters mit (v. li.) Architekt

Raimund Rainer, Bürgermeister

Hansjörg Peer, Landesrätin

Patrizia Zoller-Frischauf,

NHT-Geschäftsführer

Hannes Gschwentner.

(© NHT/Vandory)

Aktuell errichtet die NEUE HEIMAT TIROL

im Auftrag der Gemeinde Mutters direkt

im Dorfzentrum ein neues Multifunktionsgebäude.

Die Baukosten betragen rund 4,3

Millionen Euro.

Kompetent

„Nach dem 2018 übergebenen Wohn- und

Pflegeheim in der Nachbargemeinde Natters

freuen wir uns, nun ein weiteres Kommunalprojekt

im westlichen Mittelgebirge

abwickeln zu können“, so NHT-Geschäftsführer

Hannes Gschwentner. Bürgermeister

Hansjörg Peer: „Dieses Neubauprojekt

ist ein weiterer Impuls für die Attraktivierung

unseres Dorfzentrums. Die NHT steht

uns mit Rat und Tat zur Seite.“

Die NHT arbeitet dabei stets mit renommierten

Architekturbüros zusammen. In

diesem Fall stammen die Pläne vom Innsbrucker

Architekt Raimund Rainer. Der Neubau

ist an die bestehende Struktur angelehnt

und setzt trotzdem moderne Akzente.

Neben zwölf mit Fußbodenheizung und

Komfortlüftung hochwertig ausgestatteten

Mietwohnungen sind im Erdgeschoß

eine Apotheke sowie eine Bäckerei mit

Café untergebracht. Zusätzlich finden ein

Probelokal der Musikschule sowie das

direkt von der Hauptstraße aus zugängliche

Tourismusbüro im neuen Gebäude

Platz. Die Fertigstellung ist bis Dezember

2021 geplant.

Klimafreundlich

Die dazugehörige Tiefgarage verfügt über

28 Autoabstellplätze, 16 weitere Parkplätze

werden seitens der Gemeinde auf

einem angrenzenden Grundstück errichtet.

Auch bei der Energie- und Wärmeversorgung

setzt die NHT auf modernste

und zugleich klimafreundliche Technik mit

Pelletsheizung sowie einer Photovoltaikanlage

am Dach.

Weitere NHT-Projekte:

neueheimat.tirol


tirol.digital

25

DIE NACH-CORONA-ZEIT

UND DIE DIGITALISIERUNG

AUTOR

GEORG KEUSCHNIGG

Eines ist sicher:

Die Corona-Zeit hat der digitalen

Kompetenz der Bevölkerung

ordentlich Rückenwind verliehen!

Im Homeoffice war man gezwungen,

sich selbst einzuloggen, Passwörter

einzugeben, sich mit den

Internetdiensten in englischer

Sprache auseinanderzusetzen,

Konferenztools herunterzuladen,

Systeme zu synchronisieren und

vieles mehr. Was bleibt aber aus

dieser Zeit, die jederzeit wiederkehren

kann, und wie verändert

sich die Gesellschaft?

Außer Streit steht nunmehr, dass

die Breitbandinfrastrukturen bis

ins letzte Haus zu errichten sind.

Ohne vernünftige Bandbreiten

funktioniert das Homeoffice nicht,

können die Kinder nicht lernen und

kann kein EPU betrieben werden.

Der Aufwand, den die Gemeinden

mit massiver Unterstützung des

Landes und des Bundes betreiben,

hat in dieser Phase schon

viel gebracht.

Nach der Verfügbarkeit der Infrastruktur

ist es die digitale Kompetenz,

an der wir arbeiten müssen.

Im Homeoffice gibt es keine IT-

Abteilung, die einem alles konfiguriert.

Und die Kolleginnen und

Kollegen rollen die Augen, wenn

man am Telefon zu begriffsstutzig

ist. Der eine oder andere Kurs

über die Basics der digitalen Welt

wird daher wohl auch für ältere

Semester unabdingbar sein.

Die nächste Erkenntnis ist, dass

das Teleworking funktioniert. Viele

haben die Software, die es für

Besprechungen und Konferenzen

bereits gibt, erst jetzt kennengelernt.

Wer als Tiroler viel in Wien

zu tun hat, weiß um den Zeitaufwand

für Sitzungen in der Bundeshauptstadt,

wo sich in Österreich

alles zusammenballt. Die Wiener

Kolleginnen und Kollegen wechseln

nur den Konferenzraum, bei unsereinem

geht ein ganzer Tag drauf,

von den Kosten gar nicht zu reden.

Bisher hat die Gesellschaft auf

die Distanzunabhängigkeit, welche

die Digitalisierung ermöglicht,

nicht wirklich reagiert. Nach wie

vor gilt es als selbstverständlich,

dass jeder, der in den Regierungsstellen

etwas auf sich hält, in Wien

oder in Innsbruck sitzen muss. Mit

allen Folgen für den Verkehr, und

was jetzt noch wichtiger geworden

ist, für die Zusammenziehung

von Menschen an einem Platz. Das

Internet ist so weit entwickelt,

dass sich die Gesellschaft ohne

Effizienzverluste viel dezentraler

aufstellen kann. Was Andrä Rupprechter

mit dem Masterplan für

den ländlichen Raum begonnen

hat, sollte mit Nachdruck vorangetrieben

werden.

Um möglichen Einwänden vorab

den Wind aus den Segeln

zu nehmen: Die Welt ist nicht

schwarz-weiß, es gibt nicht

Homeoffice oder Bürobetrieb. Die

Abläufe müssen neu austariert

werden. Der menschliche Kontakt

in einem Betrieb wird auch weiterhin

wesentlich sein. Es wird viele

Mischformen geben; zwei Sitzungen

digital, zwei am Firmenstandort.

Und die letzteren werden so

organisiert sein, dass der menschliche

Austausch bewusst gefördert

wird. Oder drei Tage im Büro und

zwei Tage daheim. Damit können

auch diejenigen, die in den Bezirken

leben, Jobs in den Zentralorten

annehmen. Drei Tage pendeln

geht, fünf oft nicht mehr.

Die Corona-Krise wird uns allen

noch viel Kopfweh bereiten. Die

Chancen und neuen Sichtweisen,

die sie mit sich bringt, sollten aber

für neue Strategien in der Landesentwicklung

genützt werden.


26

tirol.digital

DAS NEUE „AMTSDEUTSCH“

BARRIEREFREIER ZUGANG ZU

INFORMATIONEN IN DEN GEMEINDEN

ZUR AUTORIN

CHRISTINE EDER-

HASLEHNER

Christine Eder-Haslehner hat 2017 im

Bereich Deutsch und Integration bei der

GemNova begonnen und unterstützt

aktuell den Bereich Gemeindeentwicklung.

Sie verfügt über langjährige

Erfahrung in der Arbeit mit Menschen

mit Migrationshintergrund.

Kontakt: c.eder-haslehner@gemnova.at

Seit dem Jahr 2016 ist in Österreich die

Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen

gesetzlich geregelt. Tiroler

Gemeinden sind verpflichtet, aufgrund der

EU-Richtlinie nicht nur einen barrierefreien

Zugang zu ihren Gebäuden, sondern auch

zu Informationen anzubieten. Websites und

auch mobile Anwendungen sind barrierefrei

zu gestalten. Auf Basis des Tiroler Antidiskriminierungsgesetzes

wurde ein konkreter

Zeitplan für die Umsetzung erstellt.

Diese Verordnung ist mit 1. Jänner 2019 in

Kraft getreten und ab dem 23. September

2020 anzuwenden.

Doch nicht nur Menschen mit Beeinträchtigungen

profitieren von dieser Verordnung.

Die recht komplexe Amtssprache macht

vielen zu schaffen. Neben den amtlichen

Texten sind auch viele tägliche Informationen

häufig schwer verständlich. Gerade die

Corona-Zeit im März und April hat gezeigt,

wie schwierig es ist, kompliziert formulierte

Informationen der breiten Masse

verständlich und einfach zugänglich zu

machen.

Pilotprojekt Gemeinde Aschau

Seit Herbst 2019 läuft in Aschau im Zillertal

ein vom Land Tirol gefördertes Projekt

zum Thema „Leichte Sprache in der

Gemeinde“. Ziel ist es, die Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter für die leichte und einfache

Sprache zu sensibilisieren. Außerdem

werden nach und nach Texte der Website

in leichte bzw. einfache Sprache übersetzt,

um möglichst viele Menschen zu erreichen

und komplizierte Schriftstücke verständlich

zu machen.

Die Expertin Dr. Monika Mazegger erklärt

in mehreren Workshops den Mitarbeiterinnen

und Mitarbeitern der Gemeinde

die Grundregeln der leichten und einfachen

Sprache. „In Zukunft werden wir als

Gemeinde besonderen Wert darauf legen,

dass alle Informationen so einfach und

verständlich wie möglich an die Bevölkerung

weitergegeben werden“, sagt Amtsleiter

Walter Schiestl. „Zukünftig werden

wir auch in der Gemeindezeitung sperrige

Gesetzestexte und Verordnungen

übersetzt in leichter und einfacher

Sprache anbieten. Das

spart uns schlussendlich

viel Zeit und Ressourcen, weil Rückfragen

weniger werden.“

In den Workshops zur einfachen und leichten

Sprache in den Gemeinden werden die

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sensibilisiert,

um Texte bewusst und kritisch zu

analysieren und sie anhand der erarbeiteten

Merkmale der einfachen Sprache in

eine gut verständliche Form zu bringen.

Zusätzlich zu den Workshops der einfachen

und leichten Sprachen wird auch ein

kritischer Blick auf die Website geworfen.

Entspricht die Seite den Kriterien

der WCAG-2.1? Sind die Voraussetzungen

gegeben, damit Menschen mit Behinderungen

Webinhalte wahrnehmen und verstehen,

auf diesen Seiten navigieren und

mit ihnen interagieren können? Damit beispielsweise

Lesegeräte für Blinde die Seiten

„verstehen“ und Informationen richtig

weitergeben? Gemeinsam mit Expertinnen

und Experten sowie Betroffenen bietet

die GemNova einen einfachen Check an,

mit dem Gemeinden in kurzer Zeit feststellen

können, welcher Handlungsbedarf

auf sie zukommt. Dabei wird überprüft, ob

die Gemeinde-Website allen geforderten

WCAG-2.1-Kriterien und den grundsätzlichen

Prinzipien der Barrierefreiheit

entspricht.


tirol.digital 27

Fakten & Infos

GESETZLICHE GRUNDLAGEN

Österreichisches Bundesbehindertengleichstellungsgesetz,

das die Diskriminierung von

Menschen mit Behinderungen verbietet und

eine gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft

fordert.

EU-Richtlinie 2016/2102 über den barrierefreien

Zugang zu den Websites und mobilen Anwendungen

öffentlicher Stellen. Als barrierefrei gilt

eine Website, wenn sie den Anforderungen der

Richtlinie für barrierefreie Inhalte (WCAG) 2.1 in

der Konformitätsstufe AA entspricht, damit alle

Kriterien der Stufen A und AA der WCAG 2.1

erfüllt sind. (Quelle: Verwaltungs-WIKI)

TIROLER

ANTIDISKRIMINIERUNGSGESETZ 2005

TlROLER

Blaulichtpolizze

§ 14b TADG 2005 Barrierefreier Zugang zu

Websites und mobilen Anwendungen:

Websites und mobile Anwendungen des Landes

Tirol, der Gemeinden, der Gemeindeverbände,

der durch Landesgesetz eingerichteten

Selbstverwaltungskörper und der sonstigen

durch Landesgesetz eingerichteten juristischen

Personen des öffentlichen Rechts haben den

Anforderungen an einen barrierefreien Zugang

nach Abs. 2 zu entsprechen. […]

BILD: Die GemNova-Expertin

für einfache/leichte Sprache,

Dr. Monika Mazegger, und der

Aschauer Amtsleiter Walter

Schiestl arbeiten gemeinsam

am Pilotprojekt für die

Zillertaler Gemeinde.

(© GemNova)

Spezialkonzept für Feuerwehrfahrzeuge

inkl. Aufbauten und Ausrüstungsgegenstände.

Versicherte Sparten: Kfz-Haftpflichtversicherung,

Vollkaskoversicherung, Kfz-Rechtsschutzversicherung

Neuerungen:

• Erhöhung der Versicherungssumme in der

Haftpflichtversicherung auf EUR 20 Mio.

• Erhöhung der Versicherungssumme in der

Rechtsschutzversicherung auf EUR 200.000

• Anhänger können im neuen Versicherungskonzept

aufgenommen werden

Unser Spezialisten-Team erreichen

Sie unter 0512 5313-1701 oder per

mail@tiroler.at.


28 tirol.kooperiert

Jetzt neu

Der digitale

Essensgutschein

von Jausengeld

Mehr

Knödel

für

alle!


tirol.wirtschaftet

29

Mehr

knödel

für

alle!

MIT JAUSENGELD,

DEM NEUEN DIGITALEN

ESSENSGUTSCHEIN

Mittagessen motiviert! Besonders

für Arbeitnehmerinnen

und -nehmer, die körperlich

und geistig jeden Tag

Höchstleistungen erbringen

müssen, ist es eine Möglichkeit,

zu entspannen und Energie

zu tanken.

Das hat auch Vater Staat erkannt und

unterstützt Unternehmen durch diese

sogenannten „steuerfreien Sozialleistungen“.

Die Qual der Wahl

Den Unternehmen stehen unterschiedliche

Gutschein-Systeme zur Auswahl,

damit Mitarbeiter diese Sozialleistungen

einsetzen können. Diese klassischen

Papiergutscheine werden gut akzeptiert,

bedeuten aber enorme administrative

Zusatzaufgaben für Unternehmen

und Restaurants. Bei den neueren

App-Lösungen müssen Mitarbeiter jede

Quittung aufbewahren und einscannen.

Eine neue, einfachere Lösung muss her.

Die Idee zu Jausengeld wurde geboren.

Mit der dazugehörigen App sind alle

Informationen jederzeit abrufbar: Restaurants

in der Nähe, Guthabenstand,

Transaktionslisten etc. Auch Unternehmen

sowie Wirtinnen und Wirte profitieren

dank der Digitalisierung von dem neuen

System: Das Ausgeben, Sammeln und

Einreichen von Papiergutscheinen entfallen

komplett, stattdessen erledigt das

automatisierte System im Hintergrund

die gesamte Arbeit. Dadurch kann viel an

Kosten gespart werden, die Jausengeld an

seine Kundinnen und Kunden weitergibt

und das System zur wahrscheinlich günstigsten

Gutschein-Lösung in Österreich

macht. Eben mehr Knödel für alle!

Wer steckt dahinter?

Jausengeld ist ein Unternehmen der

GemNova und BrainBehind. Für die

GemNova als Förderer der regionalen

Wirtschaft ist Jausengeld ein Mittel, um

den regionalen Konsum am Mittagstisch

anzukurbeln und somit die Wirtinnen

und Wirte zu unterstützen. Der IT-

Dienstleister BrainBehind hat bereits in

mehreren Projekten seine weitreichende

Kompetenz bewiesen und ist der ideale

Partner, um die einwandfreie Funktionalität

des Produktes sicherzustellen.

Mehr zu Jausengeld findest

du unter www.jausengeld.at

Was zum Brett ist Jausengeld?

Jausengeld ist der neue Star am Essensgutschein-Himmel.

Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter können mit der Jausengeld-

Card bei allen Restaurants im Akzeptanz-

Netzwerk essen gehen, bezahlt wird ganz

einfach am Bankomat-Terminal. Dank der

Prepaid-Funktion muss auch kein Bargeld

mehr mitgenommen werden.

ZUM AUTOR

STEFAN SCHOBER

Stefan Schober kommt ursprünglich

aus dem Salzburger Land, hat in

Wien studiert und dort in den letzten

fünf Jahren im Bereich Marketing

und Sales gearbeitet.

Kontakt: s.schober@gemnova.at


30 tirol.wirtschaftet

so

fair

Mit gutem Beispiel voran: nicht in

ausbeuterische, sondern in nachhaltige

Produkte investieren.

Tausende tragen und nutzen täglich spezielle Arbeitskleidung.

Gemeinden benötigen etwa Kleidung für

Bauhof-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die

Belegschaft der Pflegeheime und die Feuerwehr.

„Gerade in der Textilindustrie herrschen neben den

unökologischen Produktions- oft auch problematische

Arbeitsbedingungen: Kinder- und Zwangsarbeit gehören

ebenso zur Tagesordnung wie überlange Arbeitszeiten,

schlechte Löhne und mangelnde Sicherheit“,

weiß LHStvin und Klimabündnis-Obfrau Ingrid Felipe.

Dabei kann man auch bei der Beschaffung von Kleidung

und Textilien auf Werte wie Fairtrade und Nachhaltigkeit

bauen.

ZUM AUTOR

MARIO FOIDL

Mario Foidl ist Projektverantwortlicher

im Bereich Beschaffung und

setzt auf fairen Einkauf.

Kontakt: m.foidl@gemnova.at


tirol.wirtschaftet

31

RECHTS: Die

GemNova achtet auf

nachhaltige Beschaffung

und verwendet

ausschließlich zertifiziertes

Papier.

(© GemNova)

Es

geht

uns

alle

an

UNTEN: Andreas

Kirchmair, Amtsleiter

Gemeinde Sistrans,

legt großen Wert auf

faire Beschaffung.

(© Gemeinde Sistrans)

„Gemeinden können hier mit gutem Beispiel vorangehen

und öffentliche Gelder nicht in ausbeuterische,

sondern zukunftsfähige Produkte investieren“,

so Felipe. Amtsleiter Andreas Kirchmair legt für seine

Gemeinde Sistrans großen Wert auf eine derartige

Vorgangsweise: „Als Klimabündnis- und

e5-Gemeinde sind wir bestrebt, beim

Einkauf aller Produkte und Dienstleistungen

als Vorbild auf die Kriterien der

Nachhaltigkeit zu achten“, schildert er.

Und hat zugleich einen Tip parat: „Die

GemNova bietet eine Einkaufsplattform

mit zahlreichen Produkten, bei denen

die Einhaltung der Kriterien geprüft

wurde“, so Kirchmair.

Verbesserung der Lebens- und

Arbeitsbedingungen

Sozial faire und nachhaltige Beschaffung

ist ein großes Anliegen der

GemNova. Um diese erfolgreich zu

etablieren, wurde eine Kooperationsvereinbarung

mit SO:FAIR geschlossen. SO:FAIR ist

eine Initiative von Klimabündnis, Südwind und Fairtrade,

unterstützt von den Ländern Tirol, Oberösterreich und

Salzburg. Gemeinsam wird ein Fahrplan entwickelt, an

dessen Ende Gemeinden Maßnahmen zur Umsetzung

erhalten und einer nachhaltigen Beschaffung nichts

mehr im Wege steht. „Ziel ist es, nicht zuletzt auch

einen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten

Nationen zu leisten“, so Andrä Stigger, Geschäftsführer

von Klimabündnis Tirol. „Durch die Beschaffung

nachhaltiger Produkte können Tiroler Gemeinden aktiv

zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen

beitragen. Wir sind froh, mit der GemNova einen

engagierten Partner gefunden zu haben“, freut sich

Stigger. Während der gesamten Projektlaufzeit werden

GemNova-Fachleute von externen Expertinnen und

Experten begleitet. Diese stehen zudem jederzeit mit

ihrem Know-how zusätzlich zur Verfügung.

Mit der GemNova-Einkaufsplattform auf der

sicheren Seite

Um Gewissheit zu haben, die richtigen Produkte

zu erwerben, bietet die GemNova-Einkaufsplattform

eine eigens erstellte Kategorie für nachhaltige

Beschaffung, in der von der Abfallwirtschaft über

Büromaterial, Papier bis hin zur Reinigung zahlreiche

Artikel erhältlich sind. Alle Produkte dieser Kategorie

verfügen über ein entsprechendes Gütesiegel bzw.

Umweltzeichen. Die Einkaufsplattform ist für alle

Gemeinden und deren dazugehörigen Institutionen

völlig kostenlos nutzbar. „Wir freuen uns, die Plattform

den Tiroler Gemeinden mit der erweiterten

Funktionalität zur Verfügung stellen zu können. Wir

werden unser Wissen und Angebote zum Thema

Nachhaltigkeit sukzessive weiter ausbauen“, erklärt

GemNova-Geschäftsführer Alois Rathgeb.

Nachhaltige Beschaffung geht uns alle an

Nachhaltigkeit geht natürlich weit über die Beschaffung

von Produkten für Büro und Bauhof hinaus. Vom

richtigen Heizen und Dämmen, Photovoltaikanlagen,

klimafreundliche Gemeindefahrzeuge, LED-Beleuchtungskonzepte,

Abfallwirtschaft und vieles mehr. Die

GemNova, das Unternehmen der Tiroler Gemeinden,

hat für jeden Bereich die richtigen Ansprechpartner

und Expertinnen und Experten. „Geben wir uns alle

einen Ruck. Gemeinsam können wir eine umweltfreundlichere

Beschaffung verwirklichen und im

täglichen Leben umsetzen. Durch Zusammenarbeit

können wir ganz einfach und unkompliziert unseren

Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten.

Für die Umwelt, für uns selber, für unsere Kinder“,

erklärt der GemNova-Beschaffungsexperte Mario

Foidl. „Denn – es geht uns alle an!“


32

tirol.wirtschaftet

ES GIBT NICHTS

GUTES, AUSSER MAN

TUT ES!

ZUM AUTOR

ALOIS RATHGEB

Alois Rathgeb ist Gründer und Geschäftsführer

der GemNova und hat in der Corona-Krise den Online-

Shop ganznah.tirol zur Unterstützung der heimischen

Wirtschaft und der Gemeinden initiiert.

Kontakt: a.rathgeb@gemnova.at

Im Zuge der Corona-Krise

haben sich flugs zahlreiche

Initiativen formiert, um den

heimischen Handel zu unterstützen.

Für einen langfristigen

Erfolg braucht es jedoch

eine tirolweite, gemeinsame

Vorgehensweise.

Die Idee gab es in der GemNova schon

seit Längerem, allein es fehlten die zeitlichen

Ressourcen für eine professionelle

Umsetzung. Im Zuge der Corona-Krise

waren sie schließlich da, und war die

Notwendigkeit des Projektes noch einmal

sichtbarer geworden. Mit www.ganznah.

tirol soll eine Art Amazon für Tirol aufgebaut

werden. Die ersten Händler sind

schon mit dabei. „Plattformen mit Linksammlungen

zu verschiedenen Online-

Shops zu entwickeln, halte ich für kontraproduktiv.

Das kann Google besser“, sagt

Bernhard Moll, Projektverantwortlicher bei

GemNova für ganznah.tirol, und auch nicht

jeder Händler brauche einen eigenen Webshop,

findet er: „Langfristig ist der Kunde

nicht bereit, sich durch eine Reihe an

Webshops zu klicken und sich überall zu

registrieren, bis er das passende Produkt

gefunden hat. Das ist der entscheidende

Vorteil der Online-Riesen – dass es

einfach und bequem, funktional und das

Angebot vielfältig ist.“ Mit ganznah.tirol

soll dieser Erfolgsfaktor auf regionale Ebene

heruntergebrochen werden.

Amazon für Tirol

Neben Beschreibungen zum Produkt gibt

es Infos zum Händler, um der Plattform

ihre ganz eigene Persönlichkeit zu geben

und auch die Gesichter dahinter zu präsentieren.

Gesucht wird nach möglichst

kurzen Lieferwegen – die Ergebnisse

also nach Entfernung gereiht. Das soll

gleichzeitig den Nebeneffekt haben, dass

man vielleicht doch kurz persönlich ins

Geschäft ums Eck schaut, anstatt sich

seine Waren liefern zu lassen. Online

schauen, stationär kaufen sozusagen.

Wer mag, kann sich individuell beraten

lassen – der Händler

ist ja nicht weit weg

und auch telefonisch

erreichbar – oder

bestimmte Services

dazubuchen, etwa den

Einbau von Geräten oder

die Entsorgung von Altgeräten.

Bezahlt wird direkt

an den Händler. „Hier sind

wir stärker, als Amazon es je sein

kann“, ist Moll überzeugt.

Wie bei allen Projekten und Unternehmungen

von GemNova geht es

auch hier nicht um eigene Profitmaximierung.

Im Gegenteil: „Bei

GemNova geht es uns immer um

die Sache, darum, einen Beitrag für

die Region, die Gesellschaft und die

Menschen zu leisten und damit letztlich

um ein achtsameres Miteinander“,

erklärt Moll. „Auch mit dem Online-Shop

ist es also nicht unser primäres Ziel, Geld

zu verdienen, sondern den wirtschaftlichen

Kreislauf am Leben zu erhalten.“


tirol.wirtschaftet

33

Gerade in Zeiten wie diesen gewinnt der Online-Handel für

unsere Unternehmerinnen und Unternehmer eine größere

Bedeutung. Durch die neuen Technologien wird es immer

mehr Möglichkeiten geben, online einkaufen zu gehen.

Allerdings ist darauf zu achten, dass man den regionalen

Online-Handel benützt, dadurch fördert man die heimische

Wirtschaft und durch die kurzen Transportwege auch die

Nachhaltigkeit .Ganznah.tirol ermöglicht es den Unternehmen,

die Synergie-Effekte zwischen dem stationären und dem

regionalen Online-Handel bestens zu nützen.

DR. CORNELIA HAGELE

LANDTAGSABGEORDNETE

Deshalb wird auch keine Provision pro verkauftem

Produkt verlangt, sondern pauschal

abgerechnet. „Wir wollen nicht in

eine Konkurrenzsituation mit dem Händler

treten, sondern ihm eine Plattform

bieten“, erklärt Moll. Tatsächlich ist

die Pauschale mehr als fair: Für

Unternehmen bis fünf Mitarbeiter

werden neun Euro

pro Monat verrechnet,

bis 20 Mitarbeiter 19

Euro und darüber hinaus

29 Euro. Im Höchstfall

bezahlt man also 348

Euro im Jahr. À la longue

sollen in den Webshop

auch Dienstleistungsunternehmen

integriert

werden. So soll man

etwa seinen Friseurtermin

online buchen können,

mittelfristig sollen Restaurants

oder Handwerksbetriebe

hinzukommen. Auch hier hat die

Plattform eine reine Vermittlungsfunktion,

abgerechnet wird direkt mit

dem Händler, der nach wie vor nur seinen

monatlichen Pauschalbetrag bezahlt.

Die Plattform ist für Händler und Dienstleister

eine riesige Chance. Einen eigenen

Webshop erfolgreich umzusetzen,

ist gerade für viele kleine schlicht nicht

machbar und auch für größere Unternehmen

eine Herausforderung. Denn ein

Webshop will auch betreut und beworben

werden. Das kostet Geld. Mitunter viel.

Auch das geht im Kollektiv leichter. Und

ohne Online-Präsenz wird es zunehmend

schwierig(er). Moll: „Ich bin überzeugt,

dass man in Zukunft nur zusammen

erfolgreich sein kann. Uns ist bewusst,

dass wir Amazon nie ersetzen werden

können. Das wollen wir auch nicht, aber

wir bieten eine regionale Alternative, die

genauso unkompliziert und bequem funktioniert.

Dazu brauchen wir viele Händler,

die das Projekt unterstützen und das

Angebot breit und vielfältig gestalten. Im

Moment werkelt in Tirol jeder noch gerne

für sich, doch ich bin überzeugt, dass wir

das gemeinsam schaffen können.“

Super Sache,

mit dem ganznah.tirol-

Onlineshop. Es ist so

einfach, die Produkte

raufzuladen, zu verwalten.

Jetzt wäre es super, wenn

ganz viele innen und

Unternehmer mitmachen,

damit der Shop schnell

wächst.

ROSI BETZ

TIMPI GESCHENKSIDEEN


34

tirol.wirtschaftet

Für uns schafft ganznah.

tirol die Möglichkeit, unsere

Werkstatt und unsere

Produkte einem breiteren

Publikum präsentieren

zu können. Zudem hilft

sie uns, Erfahrungen im

Online-Handel zu sammeln

und eventuell durch

Synergien mit anderen

Tiroler Betrieben, welche

auch diese Plattform nutzen,

neue Angebote zu

entwickeln. Wir möchten

über ganznah.tirol unsere

Liebe zu Tirol und zur

Schafwolle weitergeben

und zeigen, was mit (regionaler)

Schafwolle unter

anderem möglich ist.

DIETMAR MERANER

MERANER WEIN-

HANDLUNG

Danke

für die Möglichkeit, bei ganznah.tirol mit dabei

zu sein. Das Tiroler Verkaufsportal wird eine

Erfolgsgeschichte, wo wir Unternehmer unsere

Produkte den Tirolerinnen und Tiroler vorstellen,

was Tirol alles produziert und zu leisten vermag!

Die Wertschöpfung bleibt im Land, und Tirol

rückt noch näher zusammen.“

JOACHIM REGENSBURGER

ÖTZTALER SCHAFWOLL-

ZENTRUM

Unsere Handelsbetriebe

sorgen sowohl stationär als

auch online für Wertschöpfung in unserem

Land und sichern heimische Arbeitsplätze

für die Tirolerinnen und Tiroler. Die Corona-Pandemie

hat gezeigt, wie wichtig es ist, neue Vertriebswege

zu beschreiten und sich zu digitalisieren. Zudem

ist durch Corona die Regionalität wieder stärker in den

Fokus der Bevölkerung gerückt. Ich begrüße deshalb alle

Initiativen, die unsere Tiroler KMU bei der Umsetzung

der Digitalisierungen unterstützen – so auch die

Plattform ganznah.tirol.

Für die Tiroler Bezirksblätter als den medialen

Tiroler Nahversorger – auch in Corona-Zeiten –

war es ganz klar, die Initiative der GemNova,

ganznah.tirol tatkräftig zu unterstützen. Denn gerade

in schwierigen Zeiten ist die Unterstützung der regionalen

Tiroler Anbieter und Dienstleister enorm wichtig.

Nur wenn wir zusammenstehen und die heimische Wirtschaft

durch einen Einkauf fördern, können wir gemeinsam

die Krise meistern.

Eine ganz tolle

Idee!

LANDESRÄTIN

PATRIZIA ZOLLER-

FRISCHAUF

SIEGHARD KRABICHLER

CHEFREDAKTEUR

BEZIRKSBLÄTTER


tirol.wirtschaftet

35

Für uns als kleiner Händler bietet

ganznah.tirol eine hervorragende

Ergänzung zu unserem Online-

Shop. Wenn alle Tiroler Händler

mitmachen, erreichen wir gemeinsam

wesentlich mehr Kunden, und

wir profitieren alle davon!

GERHARD KAPELLER

RIDE WITH PASSION GMBH

Online-Shopping gehört

heute zum Alltag, bequem von

zu Hause aus, ohne mühsame

Öffnungszeiten und Parkplatzsuche.

Mit ganznah.

tirol wurde endlich

ein regionaler

Marktplatz

erschaffen, der

die Wertschöpfung

im Land

hält. Kurze Wege

entlasten die Umwelt

und regionale Arbeitsplätze

können gesichert werden.

Gemeinsam können Tiroler

Betriebe den großen Online-

Anbietern Paroli bieten und

das nützt uns allen: Betriebe,

Kundinnen und Kunden und

schlussendlich auch der

Gemeinde.

ANDREAS EGGER

BÜRGERMEISTER

ASCHAU IM ZILLERTAL

INTERVIEW MIT DEM KÜNFTIGEN

PROJEKTVERANTWORTLICHEN

BERNHARD MOLL

Bernhard Moll aus Imst wird mit September

die Projektverantwortung für

ganznah.tirol übernehmen. Wir sprachen

mit ihm über sich und seine

Beweggründe, nach vielen Jahren im

internationalen Vertrieb zurück nach

Tirol zu kehren und sich dieser spannenden

Herausforderung zu stellen:

Lieber Bernhard! Es freut uns sehr,

dass du unser Team verstärken

und mit diesem Projekt künftig die

regionale Wirtschaft unterstützten

wirst. Stell dich doch kurz vor.

Ich bin 51 Jahre alt, verheiratet mit

Herta und habe einen Sohn und drei

Enkel, aufgewachsen und wohnhaft bin

ich in Imst. Anfänglich habe ich mehrere

Jahre Erfahrungen im Vertrieb bei

einem Tiroler Lebensmittelgroßhändler

und bei einer Werbeagentur gesammelt.

Anschließend war ich knapp

20 Jahre mit Leidenschaft bei zwei

multinationalen Medizintechnik-Unternehmen

aktiv. Verschiedene Positionen

im Vertrieb, Produkt- und Projektmanagement,

national und international,

haben für spannende Erfahrungen und

Erfolge gesorgt. Parallel durfte ich viele

Fortbildungen für Vertrieb und Marketing

absolvieren.

Du scheinst wenig Zeit zu haben.

Was machst du in deiner Freizeit?

Als Mitglied der Stadtfeuerwehr Imst

und Unterstützer des Vereinswesens

bin ich gerne mit der Heimatstadt

Imst verbunden. Mit Freude bin ich

„Fasnachtler“ beim Schemenlaufen,

bei mancher Gelegenheit auch Führer

im Museum der Fasnacht. Und wenn

es die Zeit erlaubt, wird das eine oder

andere Tal in Tirol mit dem Vespa-

Roller erkundet, mit dem Mountainbike

die Tiroler Natur genossen oder

Familie und Freunde beim Barbecue

verwöhnt.

Warum reizt dich das Projekt ganznah.tirol

– DER neue Marktplatz für

Tirol – so sehr? Was waren deine

Beweggründe?

Erstens war ich fasziniert, wie in einer

sehr kurzen Zeit ein derartiges regionales

Konzept vom ersten Gedanken

bis zur Realisierung umgesetzt wurde.

Das GemNova-Team hat rasch

erkannt, welche zusätzlichen regionalen

Vertriebskanäle es in Zeiten von

Covid19 braucht. Man schätzt umso

mehr die Dienstleistungen und Produkte,

welche regional angeboten werden,

wenn man Vergleiche in anderen Ländern

machen konnte. Als die Plattform

ganznah.tirol veröffentlicht wurde, hat

mich diese Idee sofort fasziniert.Heftige

Umbrüche beschäftigen aktuell

unsere Gesellschaft. Diese Umbrüche

haben aber auch einen Trend verstärkt,

der sich schon seit Längerem abzeichnet:

Regionalität und kurze Wege. Internationalität

wird es weiter benötigen

und brauchen – lokale Wertschöpfung

und regionale Alternativen bekommen

aber einen höheren Stellenwert und

sind wichtig für unsere Gemeinden! Ich

habe den Entschluss gefasst, regional

meine Erfahrungen einzubringen. Mit

dem Projekt „ganznah.tirol“ habe ich

DIE Gelegenheit gesehen, ein lokales

Projekt mitaufzubauen und zum Erfolg

zu führen.

Ein Projekt, welches das

Gemeinsame vor den

Einzelnen stellt und

als Plattform eine

zusätzliche Alternative

bietet für den

lokalen Handel und

lokale Dienstleister.


36 tirol.wirtschaftet

Halloooooooo,

jemand zu

Hauseee?

Werde auch du Händler bei

Tirols erstem ONLINE-SHOP

der wie Amazon aufgebaut ist,

nur eben regional.

www.ganznah.tirol


tirol.innovativ und modern

37

UNTER

DER ERDE

ZUM AUTOR MARKUS BRUGGER, MSC

Markus Brugger ist seit Anfang 2020 bei GemNova und ist Projektverantwortlicher

für den Bereich Abfall- und Ressourenmanagement. Die

letzten Jahre war er bei der IKB und hat sämtliche Projekte wie Unterflursammelsysteme,

neue Wege bei Recyclinghofgestaltungen und wichtige

Themen wie Abfallvermeidung vorangetrieben und umgesetzt.

Kontakt: m.brugger@gemnova.at

Das weltweit modernste

Müllsammelsystem hält auch

in Tirol Einzug.

Das aktuell modernste Abfallsammelsystem

ist die „Unterirdische Müllentsorgung“.

Sie bietet eine Reihe von Vorteilen

gegenüber herkömmlichen Sammellösungen.

Zudem sind sie in der Anschaffung

und auch im Betrieb günstiger. Das zeigen

auch zwei Pilotprojekte, die derzeit in der

Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck laufen.

Diese sogenannten Unterflursysteme

bestehen aus einem Betonschacht mit

Sammelbehälter, der somit unterirdisch

aufgestellt ist. Über Einwurfsäulen, die

knapp einen Meter hoch sind, wird der

Müll eingeworfen. Bei der Abholung wird

der gesamte Großcontainer von einem

speziellen Müllwagen per Kran aus dem

Schacht gehoben und in das Entsorgungsfahrzeug

entladen.

Viele Vorteile

Unterflursammelsysteme bestechen

durch eine Reihe von Vorteilen für den

Endverbraucher. Sie sind komfortabel und

einfach bedienbar, barrierefrei zugänglich

und präsentieren sich in einem gepflegten

Erscheinungsbild. Sie sorgen bei der Altglasentsorgung

für eine deutliche Lärmreduktion,

was eine Verlängerung der

Sammelzeiten auch an Wochenenden und

Abenden ermöglichen würde. Die Geruchsund

Ungezieferbelästigung vor allem bei

Rest- und Biomüll ist durch die unterirdische

Lagerung erheblich verringert. Vor

allem an heißen Sommertagen. Außerdem

ist eine Entsorgung von Müll durch Fremdpersonen

aufgrund eines Schlüsselsystems

unmöglich. Die Brandgefahr ist stark

eingeschränkt. Aber auch für die Abfallentsorger

hat dieses System große Vorteile.

Die Baukosten im Vergleich zu herkömmlichen

Müllhäuschen sind günstiger,

Personaleinsatz und -kosten im laufenden

Betrieb können deutlich gesenkt werden.

Das zeigen die langjährigen Erfahrungen

aus Vorreiternationen wie Italien, Spanien

und die Schweiz. Aufgrund des vergrößerten

Sammelvolumens – 5.000 anstelle

der derzeit üblichen 1.000 Liter Fassungsvermögen

pro Müllsorte – verlängern sich

die Abholintervalle erheblich. Mit einge-

OBEN: Markus Brugger

erklärt Interessierten die

Vorteile von Unterflursystemen.

(© GemNova)


38

tirol.innovativ und modern

bauten elektronischen Sensoren, die den

Füllstand anzeigen, kann die Entsorgung

sogar punktgenau durchgeführt werden.

Das Ablesen erfolgt zentral aus dem Recyclinghof.

Ebenfalls ein Vorteil für die Entsorger,

welche die lukrierten, potenziell

erheblichen Einsparungen an die Kunden

weitergeben können.

Zwei Pilotprojekte in Innsbruck

In Tirol laufen derzeit zwei Pilotprojekte.

Beide in Innsbruck. In der Kajethan-

Sweth-Straße im Stadtteil Olympisches

Dorf haben die Innsbrucker Kommunalbetriebe

(IKB) eine Unterflursammelanlage

errichtet. In der Prinz-Eugen-Straße im

Stadtteil Pradler Saggen wiederum die

Neue Heimat Tirol.

„Die Sammelstelle

wird von den Kundinnen

und Kunden sehr

gut angenommen,

außerdem hat sich

eine klare Verbesserung

der Müllsortierung

eingestellt.“

Das Interesse ist laut GemNova-Abfallexperte

Markus Brugger, der beide Anlagen

mitkonzipiert hat, hier, aber auch in

anderen Tiroler Gemeinden groß. „Seit

die beiden Pilotanlagen in Innsbruck in

Betrieb sind, werden wir immer wieder

darauf angesprochen. Ich kann das System

nur empfehlen. Ich wurde einmal

gefragt, ob es bei all den Vorteilen auch

Nachteile gibt. Ich musste nach einiger

Überlegung antworten, dass mir keine in

den Sinn kommen..“

Jede Menge positive Erfahrungen

Bernhard Matt, bei der Innsbrucker

Immobiliengesellschaft

für das Objektmanagement

zuständig, gilt als einer

der Urväter dieser Idee in Tirol.

Seine Erfahrungen nach der

Umsetzung der Pilotanlage

für die IKB: „Die Sammelstelle

wird von den Kundinnen und

Kunden sehr gut angenommen,

außerdem hat sich eine klare

Verbesserung der Müllsortierung

eingestellt. Weitaus besser

als gedacht läuft es mit

illegaler Fremdentsorgung. Es

wurde nur in zwei Einzelfällen

von Ortsfremden Müll in der

Anlage deponiert. Das optische

Erscheinungsbild ist weitaus

sauberer als bei öffentlichen

Wertstoffinseln. Zudem konnte

die Geruchsbelästigung im Vergleich

zum abgelösten Müllraum stark reduziert

werden.“ Markus Pollo, kaufmännischer

Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol

(NHT), ist ebenfalls vom neuen System

sehr angetan. „Die Abholung des Mülls kann

punktgenau erfolgen. Es muss nicht mehr

routinemäßig nach einem Zeitplan das

jeweilige Müllauto vorbeikommen. Durch

eingebaute Sensoren kann termingerecht

abgeholt werden. Dadurch erwarten wir

uns eine Senkung der anfallenden Müllkosten,

was sich schlussendlich bei unseren

Mietern in den Betriebskosten positiv

auswirken wird.“

Die Zukunft der Tiroler Müllentsorgung

GemNova-Geschäftsführer Alois Rathgeb

glaubt an eine große Zukunft von Unterflursammelanlagen

in Tirol: „Unterflursysteme

sehen wir als sehr großes Zukunftsprodukt

in und für Tirol. In vielen Ländern

dieser Welt ist dieses System mittlerweile

Standard. Bei uns ist es sehr neu. Es

bietet unheimliche Vorteile – im Entladerhythmus,

in der Sauberkeit, einfach im

ganzen Handling. Deshalb sind wir ganz

fest überzeugt, dass das die Zukunft in

der Müllentsorgung sein wird.“

Mehr Informationen

gibt es im Videobeitrag

„Unter der

Erde” bei 279.TIROL

auf YouTube.

OBEN: Die Großcontainer von Unterflursystemen

fassen mit einem Volumen von 5.000

Litern fünfmal mehr Müll als herkömmliche

Container. (© GemNova)


ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 39

DIE IKB INVESTIERT IN DIE

TECHNISCHEN ANLAGEN

VON GEMEINDEN

Die Innsbrucker Kommunalbetriebe

AG (IKB) bietet mit ihrer Contracting-Lösung

für Gemeinden ein interessantes

Produkt für die Erneuerung

und den Betrieb von Heizungs-, Lüftungs-

und Kühlanlagen an.

Legen Sie als Gemeinde-Verantwortliche

Ihre technischen Anlagen in die

professionellen Hände eines regionalen

Partners vor Ort. Beim Contracting-Modell

investiert die IKB in die

Anlagen der Gemeinden. Dadurch fallen

Anschaffungskosten weg und die

laufenden Kosten werden planbar – und

das bei hoher Versorgungssicherheit.

Die Gemeinden zahlen eine fixe Rate

(über eine zu vereinbarende Laufzeit),

die die Investition als auch die laufende

Betreuung beinhaltet. Nach Ende

der Laufzeit geht die Anlage in das

Eigentum der Gemeinde über. Während

der Vereinbarung betreibt die IKB

die technischen Anlagen auf eigene

Kosten. So muss sich die Gemeinde

um keine Wartungen, Instandhaltungen,

Garantieabwicklungen und Störungen

sorgen.

Sparen Sie Zeit, Geld und Energie in

einem – und konzentrieren Sie sich auf

die Anliegen Ihrer Bürger/-innen.

IHRE VORTEILE

AUF EINEN BLICK:

keine Investitionskosten durch

das Contracting-Modell der IKB

höchste Energieeffizienz

und niedrige Energie- und

Betriebskosten

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Stand der Technik

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40 tirol.mobil

MOBIL MIT ODER

TROTZ TOURISMUS

ZUM AUTOR

DIPL.-BW. ANDREAS

KNAPP, MBA

Andreas Knapp ist seit Kurzem bei

der GemNova im Bereich Multimodale

Mobilität tätig. Er verfügt

über jahrelange Erfahrung bei der

Planung, Finanzierung und

Ausschreibung von regionalen

Mobilitätskonzepten.

Kontakt: a.knapp@gemnova.at

Die regionale Mobilität zählt mit

zu den größten Herausforderungen

nachhaltiger Lebensweise.

Egal ob mit den Öffis, dem Rad

oder anderen multimodalen Mobilitätsformen,

„stehenbleiben“

will niemand.

Bei der „Mobilitätsstrategie Ötztal 2030“

wurde erstmals in einer großen und starken

touristischen Region eine Allianz

von Gemeinden, Tourismusverband und

Bergbahnen gebildet, um gemeinsam und

abgestimmt der Verkehrsproblematik entgegenzutreten.

Im 65 Kilometer langen Ötztal zwischen

Haiming und Gurgl leben 21.000 Personen,

wobei ca. 5.300 bzw. 6.500 Personen

aus oder ins Tal pendeln. Mit

ca. 4,1 Millionen Nächtigungen

im Jahr stellt der Tourismus

die Säule der wirtschaftlichen

Entwicklung im nächtigungsstärksten

Tourismusverband

in Tirol dar. Doch neben Gästean-

und -abreisen, Pendlerinnen-

und Schülerverkehre ist

vor allem auch der tägliche

Talverkehr auf den mitunter

engen Ortsdurchfahrten

immer mehr ein Ärgernis. So

wurde der Entschluss gefasst,

dass es eine umfassende

Mobilitätsstrategie braucht.

Rührt euch, Ötztaler!

Den Bürgermeistern war

vor allem die Einbindung der

Bevölkerung wichtig. So wurde

ein in die Mobilitätsstrategie

eingebetteter BürgerInnenbeteiligungsprozess

beauftragt, um

dies sicherzustellen und Feedback für

Lösungsansätze zu gewinnen. Aufgrund

der starken Betroffenheit der Ortschaft

Oetz wurde besonders emotional und

lebendig diskutiert. Gefordert wurde vor

allem der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel

und die Verbesserung der

Verkehrssituation auf der B 186, samt

Fahrzeug- und Lärmreduktion.

Neben dem Einbinden der BürgerInnen

war die fachliche Aufarbeitung sowie das

Erstellen einer belastbaren Datengrundlage

das wichtigste Instrument beim Finden

von Lösungen. Hierzu wurde ein Planungsbüro

hinzugezogen, das viel Wert

auf nachhaltige Lösungen legte und einige

hochinteressante Ansätze hervorbrachte.

Mit der Bahn nach Sölden

Der eigentliche Verkehrsknoten für das

Tal ist der Bahnhof Ötztal, dort wo täglich

Tausende die Bahnsteige füllen, hält

auch der Fernverkehr. Direkt von Zürich

oder Wien ins Ötztal, ohne Umstieg, erste

Klasse, best service, best holidays … Das

war die Basis einer Studie, die beauftragt

wurde, um zu eruieren, ob es eine Möglichkeit

gibt, mit einer Bahnverbindung

vom Bahnhof Ötztal ins Tal zu gelangen.

Abseits der Straße – mittels Zug, Schwe-


tirol.mobil

41

bebahn oder ganz anders. Denn es war

klar, der tägliche hausgemachte Verkehr

war das Problem, das man in den Griff

bekommen muss.

So wurden verstärkt Anstrengungen

unternommen, um alternative Möglichkeiten

nachhaltiger Mobilität zu forcieren.

Ein Rückgrat bildet u. a. der talweite Radweg,

der sowohl touristischem Radvergnügen

als auch täglichen Radfahranforderungen

Platz bietet. Um den Menschen

etwas abseits der Tallinie die Möglichkeit

zu geben, mit dem Rad zur Bahn zu

fahren, dort das Rad sicher, überdacht,

absperrbar, beleuchtet und aufladbar

abzustellen, werden Radabstellanlagen

für E-Bikes an Haltestellen, Bergbahnen,

am Bahnhof und weiteren wichtigen

Punkten angeschafft. Zudem wurde ein

jahresdurchgängiger Halbstundentakt für

den Bus fixiert.

Alternative Antriebe

Um Einheimischen und Gästen vermehrt

abgas- und lärmemissionsfreie Mobilität

im Ötztal zu gewährleisten, werden in

einer Kooperation mit der TIWAG an insgesamt

24 Standorten von Ötztal Bahnhof

bis zum Timmelsjoch Ladestationen

für E-Autos errichtet. Egal ob für PendlerInnen

am Bahnhof Ötztal, BergbahnbesucherInnen

während des Skifahrens, vor

Gemeindeämtern, für Timmelsjochüberquerer

oder anstatt der eigenen Ladestationen,

E-Mobilität wird breit nutzbar

gemacht und soll die Lärm- und Abgasreduktion

unterstützen.

Doch aktuell wiegt die Tatsache, dass einfach

zu viele Wege mit dem PKW erledigt

werden (müssen), noch zu stark.

Hier gibt es, ausgehend vom Tourismus,

das Projekt „Ötztaler Card“, das den Menschen

im Tal dieselbe Infrastruktur, den

Gästen gleichgestellt, ermöglichen soll.

Den öffentlichen Verkehr und alle Freizeiteinrichtungen

im Tal mit einer Karte

nutzen, ohne nochmals in die Geldtasche

greifen zu müssen.

Alternativen sind der Schlüssel zum Ziel

Man muss das Rad nicht neu erfinden und

Menschen belehren, was für sie das Beste

sei. Es ist den BewohnerInnen selbst

ein Anliegen, ihr Tal, das sie als eines der

schönsten Österreichs wahrnehmen, zu

erhalten. Viele sind bereit, ihr Mobilitätsverhalten

zu überdenken, dafür sind jedoch

echte Alternativen notwendig. Das Mobilitätsangebot

zu erweitern und somit die

Nutzung zu erleichtern, ist eines der großen

Ziele der „Mobilitätsstrategie Ötztal

2030“. Gemeinsam kann das erreicht werden,

trotz oder vielmehr mit Tourismus.

Ötztal(er) Card, eine verlockende Perspektive

Gäste nehmen den Service im Tal gerne

in Anspruch, egal ob im Sommer der Bus

mit Radanhänger zum Downhillen oder

im Winter der verdichtete Linienverkehr

zu den Bergbahnen zum Skifahren. Als

Gast hat man es gut, immer mobil mit

Skipass oder mit der Ötztal Card. Und

die Einheimischen, die nicht täglich pendeln

oder am Wochenende mit der Familie

unterwegs sein wollen? Die nur gelegentlich

fahren oder nur kurze Strecken in

Anspruch nehmen?

LINKS OBEN: Busverkehr

im Ötztal im Halbstundentakt.

(© GemNova)

LINKS UNTEN: Die neue

Mobilitätsstrategie soll den

täglichen Verkehr reduzieren.

(© GemNova)


42 tirol.investiert

Wohnen in Lans 2030 ist mehr als

nur Wohnen. Auf der Suche nach der

Zukunft des Dorfes hat Lans ein ambitioniertes

Wettbewerbsverfahren

ausgerufen. Der Ort mit aktuell knapp

über 1.100 Einwohnerinnen und Einwohnern

und gleichzeitig in direkter

Nähe zu Innsbruck verbindet die Vorteile

und Herausforderungen zwischen

Stadt und Land fast prototypisch.

Hier wird ein neuer Ortsteil geplant –

keine reine Wohnsiedlung, sondern ein

lebendiges Quartier, in dem die gewachsenen

Strukturen weitergedacht

werden können. Wie in einem Dorfkern

bilden ähnliche Häuser rund um den

gemeinsamen Anger einen Ort zum

Wohnen, zum Arbeiten, zum Leben.

ARCHITEKTURBÜRO

FELD72

BILD: Visualisierung.

(© feld72/Janusch)


tirol.investiert

43

ENTWICKLUNG

WOHNRAUM

ZUM AUTOR

CEDRIC KLOSE

Cedric Klose ist Bürgermeister-

Stellvertreter der Gemeinde Lans.

(© Gemeinde Lans)

Die Gemeinde Lans startete ein Pilotprojekt

zur nachhaltigen Entwicklung des

Baufeldes „Oberes Feld“, einem Wohngebiet,

dass in den nächsten 10 bis 15

Jahren vielen Lanser Bürgerinnen und

Bürgern zur Heimat werden soll. Es ging

der Gemeinde darum, dass innovative

Wohnmodelle entwickelt werden, die den

Lebensbedürfnissen der Menschen durch

ihre Maßstäblichkeit, Flexibilität und ihre

Qualität in Bezug auf hochwertige Außenräume

gerecht werden. Mit ungezwungenen

Möglichkeiten der Begegnung, aber

auch der Chance zur „Intimität in den

eigenen vier Wänden“.

hat die Gemeinde bei der Organisation

des Wettbewerbsverfahrens begleitet.

Auf den ersten Platz gereiht und somit

als Sieger des Wettbewerbs sind die

Entwürfe und Arbeiten des Architekturbüros

feld72 gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten

von Plansinn gekürt

worden. Auf Basis des Siegerprojektes

wird ein Rahmenplan für das gesamte

Baufeld festgelegt. Anschließend erfolgt

die Umsetzung einer ersten Baustufe mit

Wohnraum für Lanserinnen und Lanser.

„Dörfliches“ Leben in unmittelbarer

Nachbarschaft zum

urbanen Innsbruck.

Unter aktiver Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung

wurde dazu ein nicht offener,

anonymer mehrstufiger Realisierungswettbewerb

durchgeführt. Die GemNova

BILD: Endausbaustufe mit zwölf Häusern. In der ersten Baustufe könnten fünf Häuser errichtet werden.

Die weiteren Flächen stehen für die nächsten 10 – 15 Jahre zur Verfügung. (© feld72 Architekten)


44 tirol.investiert

ARCHITEKTURWETTBEWERBE –

EIN DEMOKRATISCHER PROZESS

OBEN: Dipl.-Ing.

Christian Höller, Vorsitzender

der Sektion

ArchitektInnen der

Kammer der ZiviltechnikerInnen

Tirol und

Vorarlberg (© Günter

Richard Wett)

Architekturwettbewerbe werden

gern kritisiert. Eines der hartnäckigsten

Gerüchte lautet, sie

würden zu Kostensteigerungen

bei Projekten führen. Unterschlagen

wird dabei – siehe

das Drama um die Ausschreibung

des MCI-Neubaus in Innsbruck

–, dass die teilnehmenden

Architektinnen und Architekten

realistische Berechnungen

erstellen, ausgehend vom Anforderungsprofil,

das die Auslobenden

formuliert haben. Das Problem

liegt daher in den meisten

Fällen an den Ausschreibungen:

Sie fordern oft einen Raum- und

Nutzungsplan, der um die veranschlagte

Summe nicht realisierbar

ist!

Die Kammer der Ziviltechnikerinnen und -techniker

für Tirol und Vorarlberg und ihre Vertreterinnen

und Vertreter leisten hier Aufklärungsarbeit.

Sie evaluieren regelmäßig durchgeführte

Wettbewerbe, arbeiten daraufhin, die Qualität

der Ausschreibungen weiter zu verbessern und

die Abläufe zu optimieren.

Unabdingbar dafür sind eine gründliche Projektentwicklung

und eine klare Definition der Aufgabenstellung

seitens der Auslobenden. Eine

unzureichende, lückenhafte oder oberflächliche

Vorbereitung rächt sich und mündet meist in

einer kostspieligen Projektumsetzung. Das lässt

sich vermeiden.

Kooperiert der Auslobende von Anfang an mit

einem wettbewerbsvorbereitenden Büro, steht

ihm ein Partner zur Seite, der ihn bei sämtlichen

Schritten begleitet und zentrale Aufgaben übernimmt

– bis hin zur Formulierung der Anforderungen

und der Ausschreibung. Wettbewerbsverfahren

lassen sich perfekt auf die jeweiligen

Bedürfnisse abstimmen. Erfahrungswerte und

Analysen zeigen: Je präziser die Bestellerwünsche,

desto besser die Ergebnisse!

Mit dem Konsulenten für das Wettbewerbswesen

hat die Kammer der Ziviltechnikerinnen

und -techniker für Tirol und Vorarlberg zudem

eine Stelle geschaffen, die öffentliche Hand wie

private Auftraggebende professionell, objektiv

und unabhängig berät. Ein für die NutzerIinnen

und Nutzer kostenloses Service, das wesentlich

dazu beiträgt, die Wettbewerbskultur in Tirol zu

fördern und zu verbessern.

Als völlig unberechtigt erweist sich die Sorge

einiger Auslobenden, sie könnten bei einem

Architekturwettbewerb die Kontrolle über die

Entscheidungen verlieren, denn:

Ein solches Verfahren findet

immer auf Augenhöhe statt.

Auslobende und Teilnehmende ziehen am

selben Strang. Alle wollen das bestmögliche

Ergebnis für die jeweilige Aufgabe erzielen. Auftraggebende

können auf das Wissen und die

Erfahrung von Expertinnen und Experten bauen,

die Fachjury unterstützt sie in allen Belangen.

Die Zahlen der letzten Jahre unterstreichen:

Über 90 Prozent der Entscheidungen werden

einstimmig getroffen. Das bestätigt, dass niemand

etwas vorgesetzt bekommt! Vielmehr

herrscht nach dem Abschluss des Architekturwettbewerbs

große Klarheit darüber, was

die Entscheidungsträger wollen – und was sie

nicht wollen.


tirol.investiert

45

Auch kostenmäßig ist ein Wettbewerb anderen Verfahren

vorzuziehen. In der Regel bewegen sich die

finanziellen Aufwendungen für einen Architekturwettbewerb

zwischen 0,5 und drei Prozent der Baukosten.

Ein Architekturwettbewerb bietet unschlagbare

Vorteile

Er bringt eine breite Palette an Vorentwürfen. Der

Entscheidungsprozess verläuft transparent und

wird von einer unabhängigen Fachjury getragen,

was zu einer hohen Rechtssicherheit führt. Mit dem

Abschluss des Architekturwettbewerbs erhält der

Auslobende ein Siegerprojekt, kann mit nur einem

Bietenden in Verhandlung treten – und zwar über

ein konkret vorliegendes Projekt! Ein enormer Vorteil

gegenüber herkömmlichen Verhandlungsverfahren,

bei denen in der Regel die Kosten im Vordergrund

stehen, nicht aber eine nachhaltige, ressourcenschonende

und hochwertige Bauweise.

Architekturwettbewerbe garantieren die jeweils bestmögliche

Lösung für ein Bauprojekt, der Prozess ist

für alle Beteiligten in jedem Punkt nachvollziehbar. Es

gibt kein Verfahren, das all diese Vorzüge besser in

sich vereint als ein Architekturwettbewerb.


46 tirol.investiert

UNTERSCHIEDLICHE

UMSETZUNGSMODELLE

FÜR INFRASTRUKTURPROJEKTE

Ausgangspunkt für jedes

erfolgreiche Projekt ist die Definition

der Projektziele.

ZUR AUTORIN

MAG. MAGDALENA

RALSER

Magdalena Ralser ist Expertin im

Vergaberecht. Sie ist seit 2015

Teil des GemNova-Teams und

gehört mittlerweile zu den besten

Vergabejuristinnen in Österreich.

Kontakt: m.ralser@gemnova.at

Ohne klare Vorstellungen darüber, welche Zielsetzungen

das Projekt verfolgt/verfolgen soll, wie die Prozesse

gestaltet sind/werden sollen und wie das Projekt

organisatorisch abgewickelt wird/werden soll, ist es

nicht möglich, das passende Umsetzungskonzept zu

entwerfen bzw. bereitzustellen.

Die drei wesentlichen Fragen zu Beginn eines

jeden Projektes sind:

In welcher Qualität, in welchem

Zeitrahmen und zu

welchen Kosten kann das

Projekt realisiert werden?

Für den erfolgreichen Beginn

eines Projektes muss die

Aufgabenstellung erarbeitet

bzw. abgestimmt werden. Dazu

sollten folgende Punkte berücksichtigt

werden:

Qualität

..

ZUM AUTOR

DI ALEXANDER

GOSTNER

Alexander Gostner ist seit 2016 bei

der GemNova und verantwortet den

Bereich Infrastruktur.

Kontakt: a.gostner@gemnova.at

Ist-Analyse/Ausgangsanalyse/Bedarfsanalyse

Ideenbeschreibung

Zielfindung/Zieldefinition

(Zeit, Qualität, Kosten)

Projektmachbarkeit

prüfen

Findung des Projektteams

Kosten


tirol.investiert

47

Ein Projekt ist eine zeitlich befristete, relativ innovative und

Ein Projekt ist eine zeitlich befristete,

risikobehaftete Aufgabe von erheblicher Komplexität, die aufgrund

ihrer Schwierigkeit und Bedeutung meist ein gesonder-

relativ innovative und risikobehaftete

Aufgabe von erheblicher Komplexität,

tes Projektmanagement erfordert.

die aufgrund ihrer Schwierigkeit und Bedeutung

DEFINITION PROJEKT GABLER

meist

WIRTSCHAFTSLEXIKON

ein gesondertes Projektmanagement

erfordert.

Es handelt sich dabei um die bestimmende Phase

für die Projektkosten und Qualität des Projektes.

Zur Erreichung der Projektziele können bei Bauvorhaben

verschiedene Organisationsmodelle gewählt

werden, die nachfolgend kurz dargestellt werden.

Bei der Wahl des Organisationsmodelles sind im Hinblick

auf die Besonderheit des öffentlichen Bauherrns

folgende Fragestellungen notwendig:

Wie wirkt sich das Vergaberecht auf die Eignung

von Organisationsmodellen aus?

Das Vergaberecht setzt dem öffentlichen Bauherrn

einen besonderen institutionellen Rahmen, der bei

der Erstellung von Infrastrukturprojekten berücksichtigt

werden muss. Je nach gewähltem Organisationsmodell

sowie geschätzten Auftragssummen muss

das passende Vergabeverfahren gewählt werden.

Wie kann eine hohe Effizienz der Ausgestaltung

in Verbindung mit einer guten Transparenz und

Nachvollziehbarkeit für außenstehende Dritte

gewährleistet werden? Welche eventuellen Abwägungsprobleme

treten dabei auf?

Wie wird sichergestellt, dass bei der Ausgestaltung

des Organisationsmodells die Auswirkung

auf die Marktsituation berücksichtigt wird?

Ausgestaltungsmöglichkeiten der Planung

Die jeweiligen Planungsgewerke Objekt-, Tragwerks-,

TGA-Planung und beratende Leistungen können

generell getrennt vergeben werden. Es ist aber auch

möglich, einen Generalplaner zu beauftragen. Bei der

Wahl des passenden Vergabeverfahrens ist dabei die

geschätzte Auftragssumme zu berücksichtigen. Der

Objektplaner bzw. Generalplaner kann im Zuge eines

Architekturwettbewerbes oder auch im Zuge eines

Verhandlungsverfahrens ermittelt werden.

Ausgestaltungsmöglichkeiten Bauausführung

MODELL: EINZELUNTERNEHMER

Die traditionelle Form des Organisationsmodelles

auf Einzelprojektebene sieht die Vergabe der Bauausführung

nach der Ausführungsplanung an Einzelunternehmer

vor, die einen bestimmten, ihrem

fachspezifischen Gewerk entsprechenden Teil der

Bauausführung übernehmen. Die Einzelunternehmer

werden nach vollständiger Planung im Rahmen einer

Gewerkevergabe beauftragt. Auf diese Weise kann

der Bauherr direkte Vertragsbeziehungen zu einzelnen

Unternehmen aufnehmen, wodurch sich, je nach

Projektumfang, die Anzahl der zu koordinierenden

einzelnen Auftranehmerinnen und -nehmer erhöht

und eine entsprechende Vielzahl an Vertragsbeziehungen

entsteht.

MODELL: GENERALUNTERNEHMER-

AUSFÜHRUNG (GU-A)

Im GU-A-Modell übernimmt ein Generalunternehmer

auf Basis der vom Bauherrn zur Verfügung gestellten

abgeschlossenen Ausführungsplanung die schlüsselfertige

Bauausführung. Er erbringt dabei keine

Planungsleistungen, sondern führt den Teil der Bauleistung,

der seinem eigenen Fachgewerk entspricht,

selbst durch und vergibt die übrigen Teilleistungen

an Subunternehmer. Die Beauftragung von Subunternehmern

erfolgt im Namen und auf Rechnung des

GU-A, und es besteht zwischen den Subunternehmern

und dem Bauherrn kein Vertragsverhältnis. Der


48 tirol.investiert

GU-A übernimmt eigenverantwortlich die gesamten

Bauausführungsleistungen und damit auch die Steuerungs-

und Koordinationsaufgaben der einzelnen

Gewerke sowie deren Schnittstellen im Projektverlauf.

Ausgestaltungsmöglichkeiten Planung und Bauausführung

Die Ausgestaltung dieser Modelle kann variieren und

muss im Vorfeld im Detail abgestimmt werden.

MODELL: GENERALUNTERNEHMER/-

ÜBERNEHMER-AUSFÜHRUNGSPLANUNG

+ AUSFÜHRUNG (GU+)

Das GU-Modell GU+ bezieht neben der Bauausführung

auch die Ausführungsplanung vertraglich ein.

Der Generalunternehmer übernimmt teilweise oder

vollständig die Ausführungsplanung des Bauprojektes,

nachdem der Bauherr die Entwurfs- und Genehmigungsplanung

abgeschlossen hat und die Baugenehmigung

erteilt wurde. Auf Basis der zur Verfügung

gestellten Entwurfspläne führt der Generalunternehmer

die Planung bis zur Ausführungsreife weiter und

realisiert nach Abstimmung der Planungsergebnisse

mit dem Entwurfsplaner den Bau.

Beim GU+ kann der Generalunternehmer neben der

Bauausführung und der Ausführungsplanung auch

die Entwurfs- sowie die Genehmigungsplanung im

Bauprojekt durchführen. Dem geht ein grundlegendes

Planungskonzept des Bauherrn voraus, das die

funktionalen Objektanforderungen beschreibt. Der

gestalterische Einfluss des Generalunternehmers bei

diesem GU-Modell ist besonders hoch, da er große

Teile der Planungsleistung übernimmt, allerdings

behält sich der Bauherr mit Unterstützung eines

Architekten oftmals die Gestaltung des Bauwerks vor.

MODELL: TOTALUNTERNEHMER (TU)

Bei einer kompletten Übernahme der Planungs- und

Bauleistungen durch einen einzigen Auftragnehmer

und einer damit einhergehenden schlüsselfertigen

Durchführung des Bauprojektes handelt es sich um

das TU-Modell. Der Totalunternehmer realisiert das

Projekt eigenständig und vergibt in eigener Verantwortung

Teilleistungen an Fachplaner oder Einzelunternehmer.

Lediglich die Grundlagenermittlung und

die Definition der funktionalen Bauabsicht verbleiben

beim Bauherrn. In der Bauausführung erbringt der

Totalunternehmer einen wesentlichen Teil der Bauleistung

selbst, bei den Planungsleistungen hingegen

steht es ihm frei, diese selbst zu erbringen oder an

Fachplaner zu vergeben.

Der Bauherr beauftragt einen Totalunternehmer zur

Erstellung einer integrierten ganzheitlichen Lösung

von der Planung bis zur Fertigstellung der Bauausführung.

Er hat damit einen einzigen Ansprechpartner,

der die vollständige schlüsselfertige Projektdurchführung

koordiniert und verantwortet.

Steuerung und Koordination

Auch bei den oben angeführten Organisationsmodellen

(Planung und Bauausführung) kann der Bauherr

den Umfang der ihm zugeordneten Verantwortung

für Steuerungs- und Koordinationsaufgaben beeinflussen.

Mit der Festlegung der Ausgestaltung des

Organisationsmodelles entscheidet der Bauherr, wo

die vertragliche Schnittstelle zwischen Planung und

Bauausführung erfolgen soll. Die Verantwortung für

die Steuerungs- und Koordinationsaufgaben zwischen

Planung und Bau verbleibt auf der Seite des Bauherrn.

Unabhängig von der Ausgestaltung des Organisationsmodelles

liegt es in der Verantwortung des

Bauherrn, die Übereinstimmung zwischen vertraglich

vereinbarter und tatsächlich erbrachter Leistung zu

überwachen.

Je nach den vorhandenen eigenen Kompetenzen und

notwendigen Ressourcen kann der Bauherr in einem

Projekt entscheiden, welche Managementleistungen,

Verantwortungen und Risiken er selbst übernehmen

bzw. an externe Konsulenten auslagern möchte sowie

welches Organisationsmodell für sein Bauvorhaben

das geeignetste ist.

Deshalb ist es umso wichtiger, bereits im Anfangsstadium

die Projektziele zu definieren und die weitere

geplante Vorgehensweise festzulegen, denn:

Je später im Projektablauf Änderungen

erforderlich sind, desto größer sind die

Auswirkungen auf Kosten und Termine.


tirol.bunt und vielfältig 49

EIN DEUTSCHKURS,

VIELE BEDÜRFNISSE.

ZUR AUTORIN

DIPL. SOZ. PÄD. KATHRIN MALINA

Kathrin Malina hat im März 2016 als Sprachtrainerin bei

GemNova begonnen, seit Mai 2019 ist sie zudem im GemNova-

Bildungspool für die Koordination der Schulassistentinnen und

Freizeitbetreuer im Tiroler Unterland zuständig.

Bei Fragen zu Kursen im Unterland: v.kitzbichler@gemnova.at

Rückblick auf eine gelungene

österreichisch-deutsche

Kooperation vor dem Hintergrund

der Herausforderungen,

die ein offenes Europa für

Menschen mit sich bringt, die

wegen der Arbeit ihr Glück

in der Ferne suchen und dort

auf unerwartete sprachliche

Hürden stoßen. Pack ma’s!

Berge, blauer Himmel, hinter uns der Wilde

Kaiser und vor uns grüne Wiesen: Mitten

in diesem Idyll liegt der Ort, an dem

der Caritas-Deutschkurs stattfindet. Was

klingt wie die Beschreibung einer typischen

Tiroler Gemeinde, ist tatsächlich

die der grenznahen bayerischen Nachbargemeinde

Kiefersfelden, zehn Autominuten

von Kufstein entfernt.

Auch wenn die beiden Orte nur durch

einen Fluss getrennt sind, sind sie sprachlich

weiter auseinander,

als man

meinen würde. Was

für Einheimische

vielleicht keinen

großen Unterschied

macht, stellt aber

sehr wohl eine Herausforderung

für

all jene dar, deren

Muttersprache nicht

Deutsch ist und die

ihren Alltag inmitten

von Dialektsprache

bewältigen müssen.

Das war auch einer der Gründe, die den

Leiter des Altenwohnheims St. Peter dazu

bewogen haben, für sein Pflegeteam einmal

wöchentlich Kurse für Deutsch im

Arbeitsleben anzubieten. Ein ganz besonderer

Kurs mit einer herausfordernden

Thematik, wechselndem Trainerteam

und Teilnehmerinnen und Teilnehmern

aus sehr unterschiedlichen Herkunftsländern.

Wir drei Deutschtrainerinnen, Carina

Gruber, Verena Kitzbichler und Kathrin

Malina, haben uns heute zusammengesetzt,

um gemeinsam darüber zu sprechen,

wie es uns im Laufe des letzten Jahres

in diesem Kurs ergangen ist und was

wir alles erlebt haben.

OBEN: Die Sprachtrainerinnen

Verena Kitzbichler, Kathrin Malina

und Carina Gruber (v. l .n. r.)

(© GemNova)


50 tirol.bunt und vielfältig

CARINA: „Wisst ihr noch, wie überrascht

wir waren, als letztes Jahr auf

einmal eine Anfrage aus Deutschland

kam? Das hat uns schon ein bisschen

stolz gemacht, dass sich unser Angebot

der Deutschkurse auch bis ins Nachbarland

rumgesprochen hat.“

KATHRIN: „Stimmt, aber es ist ja einfach

auch echt schwierig, ein Angebot zu

finden, wenn die Kursteilnehmerinnen und

-teilnehmer im Schichtbetrieb arbeiten …“

VERENA: „… die normalen Kurszeiten sind

ja meistens einmal pro Woche am Abend,

und das ist für Leute, die manchmal in der

Nachtschicht und manchmal in der Frühschicht

arbeiten, einfach nicht möglich.“

KATHRIN: „Genau! Da haben wir ja

wirklich schon einige lustige Situationen

erlebt. Ausdrücke und Redewendungen,

die für uns ganz normal sind, erklären

sich eben nicht automatisch jedem Menschen

mit nichtdeutscher Muttersprache.“

VERENA: „Ja, zum Beispiel „Das ist mir

wurscht!“ – wir haben im Kurs gemeinsam

schon gegrübelt, ob der Ausdruck

daher kommt, dass alle Würste gleich

aussehen.“

VERENA: „Und gerade in einem Heim

wie in Kiefersfelden kommen ja Bewohnerinnen

und Bewohner sowie Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter aus ganz Tirol

und Bayern zusammen. Da ist es natürlich

wahnsinnig schwierig, die unterschiedlichen

Dialekte zu verstehen. Da

verstehen ja schon die Unterlandler nicht

immer die Oberlandler!“

KATHRIN: „Da braucht’s dann vüh Gfüh,

vui Gfui oder eben viel Gefühl …“

CARINA: „Das Ziel unserer Kurse ist

ja, die Sprache im Berufsalltag zu verbessern.

Gerade in einem Heim wie in

Kiefersfelden gibt es viel Kommunikation

mit den Bewohnerinnen und Bewohnern,

den Angehörigen und den Arbeitskolleginnen

und -kollegen. Da hilft es dann

auch beruflich, wenn man ein bisschen

Dialekt versteht.“

CARINA: „Mich beeindruckt ja immer

wieder, dass die Teilnehmerinnen und

Teilnehmer auch nach einem anstrengenden

Acht-Stunden-Tag noch gerne

in unseren Kurs kommen. Das Interesse

ist wirklich groß!“

DIE ALLTAGSSPRACHE IST OFT SEHR WEIT

WEG VON DEM, WAS IN KLASSISCHEN DEUTSCH-

BÜCHERN GELEHRT WIRD.

VERENA: „Ja, ich finde, daran sieht

man auch, dass sie sich darauf freuen,

sich in einem ganz anderen Rahmen

auszutauschen. Und ich habe festgestellt,

dass es für die Teilnehmerinnen

und Teilnehmer eine gute Gelegenheit

ist, auch über Dinge zu sprechen, die sie

gerade bewegen. Oft trauen sie sich das

sonst nicht, weil sie denken, ihr Deutsch

ist nicht gut genug.“

KATHRIN: „Das ist für den Heimleiter,

Herrn Hartmann, auch ein ganz wichtiger

Punkt bei diesem Kurs. Ihm ist es ein

Anliegen, dass die Kursteilnehmerinnen

und -teilnehmer Wortschatz lernen, um

ihre Bedürfnisse und Empfindungen auszudrücken.

Gerade in diesem Arbeitsbereich

ist man oft psychisch sehr belastet,

und dann hilft es einfach, wenn man

das auch mal sagen kann – quasi als

eine kleine Form der Psychohygiene.“

CARINA: „Und wenn einer sagt, „Ich bin

fix und foxi“, muss das natürlich erstmal

im Kurs erklärt werden.“ (lacht)

CARINA: „Manchmal führt so ein Unverständnis

ja auch buchstäblich zu Notlagen

– wenn ein Bewohner des Altenwohnheims

sagt „I muss pieseln!“, dann

braucht es schon ein hohes Maß an Dialektverständnis,

um das zu verstehen.

Selbst wenn man versucht, so etwas

zu googeln, würde man wahrscheinlich

nichts finden.“

KATHRIN: „Gerade das Thema Dialekt

ist ja für die meisten die größte Herausforderung.

Oft haben die Leute in ihren

Heimatländern schon Deutschkurse

gemacht, sogar auf sehr hohem Niveau,

aber dort wird natürlich nur Hochdeutsch

gesprochen und geschrieben. Der Alltag

sieht bei uns in der Region dann ganz

anders aus.“

KATHRIN: „Allein schon die Richtungen

rauf-runter, rein-raus sind immer ein

Aha-Erlebnis.“

VERENA: „Wir ermuntern unsere Teilnehmerinnen

und Teilnehmer ja auch,

dass sie aufschreiben sollen, wenn sie

ein Wort oder einen Satz hören, der

immer wieder in ihrem Alltag vorkommt,

den sie aber nicht verstehen. Dann können

wir im Kurs versuchen zu klären,

worum es sich handeln könnte.“

KATHRIN: „Da fällt mir ein Beispiel ein,

in dem eine nichtdeutschsprachige Pflegerin

von ihrem Erlebnis erzählt hat. Eine

Dame hat gefragt, ob ihre Bettnachbarin

schon munter sei. Die Antwort der Pflegerin:

‚Nein, es ist Mittwoch.‘ Sie kannte

zwar das Wort ‚wach‘, aber ‚munter‘ hatte

sie noch nie gehört. Da sie gut Englisch

spricht, hatte sie Monday verstanden,

und es deshalb mit einer Frage nach

einem Wochentag assoziiert.“


tirol.bunt und vielfältig

51

VERENA: „Da merkt man einfach, dass

die Alltagssprache oft sehr weit weg ist

von dem, was in klassischen Deutschbüchern

gelehrt wird.“

CARINA: „Und genau das lernen ja die

meisten. Und dann sind sie total verzweifelt,

dass sie kein Wort verstehen, obwohl

sie schon die B2-Prüfung bestanden

haben. (vgl. Infokasten rechts) Deshalb ist

das Wichtigste sprechen, sprechen, sprechen.

Mit dem normalen Alltagsdeutsch

haben die meisten die größten Schwierigkeiten.

In ihrem beruflichen Fachbereich

kennen die Teilnehmerinnen und

Teilnehmer meist alle wichtigen Begriffe

sehr gut.“

VERENA: „Aber wenn einer zu ihnen

sagt, ‚Wie läuft’s?‘, können sie nicht antworten,

weil sie gar nicht wissen, was

damit gemeint ist.“

KATHRIN: „Und dann denken die Einheimischen,

‚Die können kein Deutsch!‘

Dabei sind die Leute in unserem

Deutschkurs wirklich sehr gut qualifiziert

und ausgebildet. Da sitzen diplomierte

Krankenschwestern und Physiotherapeutinnen

und -therapeuten – von

den Philippinen, aus Estland, Kroatien,

Ungarn und so weiter ….“

CARINA: „Das finde ich auch das Tolle

an unseren Kursen, dass wir so viele

Menschen aus den unterschiedlichsten

Herkunftsländern mit teilweise wahnsinnig

interessanten Lebensläufen treffen.

Da fragt man sich dann schon:

Wie kommt jetzt eine Meteorologin mit

Universitätsabschluss aus China nach

Kiefersfelden ins Altenwohnheim? Vielleicht

liegt’s ja doch am blauen Himmel,

dem Wilden Kaiser und dem ganzen Idyll

drumherum …

RICHTUNGS-

ANWEISUNGEN IM

Dialekt

Der Angesprochene soll sich hin zum

Sprecher bewegen: (Endung auf a )

Kimm oba/owa!

Kimm aufa!

Kimm eina!

Kimm aussa!

Kimm umma!

Geh obi/owi!

Geh aufi!

Geh eini!

Geh aussi!

Komm runter!

Komm rauf!

Komm rein!

Komm raus!

Komm rüber!

Der Angesprochene soll sich weg vom

Sprecher bewegen: (Endung auf i)

Geh ummi!

Geh runter!

Geh rauf!

Geh rein!

Geh raus!

Geh rüber!

Erläuterung Sprachniveau B2

Die Grundaussagen komplexer Texte und

Aussagen werden verstanden und können

wiedergegeben werden. Eine flüssige

Unterhaltung mit Muttersprachlern zu verschiedenen

Themen fällt leicht. Meinungen

und Ansichten können jetzt auch begründet,

Vor- und Nachteile von Entscheidungsmöglichkeiten

verständlich erläutert werden.


52 tirol.bunt und vielfältig

GEFÖRDERTE

integration

Eine große Herausforderung für das Trainerinnenteam

ist, lernungewohnten Menschen, die

mit den regulären Lehrwerken oft überfordert

sind, den Druck und die Angst vor dem Fremdsprachenlernen

zu nehmen. Durch die jahrelange

Erfahrung der GemNova Akademie in

diesem Bereich und durch die für die Zielgruppe

individuell erstellten Unterrichtsmaterialien

gelang es, eine entspannte und motivierende

Atmosphäre zu schaffen, in welcher der Kursbesuch

zu Freude wird.

ZUR AUTORIN

MONIKA KOPP

Monika Kopp kommt ursprünglich aus

Ungarn und hat dort Deutsch studiert,

aber die Tiroler Dialekte waren auch für

sie eine Herausforderung. Seit 2016 ist

sie bei der GemNova als Sprachtrainerin

tätig und vermittelt auch die regionale

Sprachenvielfalt.

Kontakt: m.kopp@gemnova.at

Die deutsche Sprache ist der Schlüssel zu

erfolgreicher Integration. Erlernen kann man

sie auf vielen Wegen – aber spätestens, wenn

Sprachprüfungen verpflichtend abgelegt werden

müssen, kommt man um einen professionellen

Deutschkurs nicht herum.

Allerdings ist es oft gar nicht so einfach, den

passenden Kurs zu finden. Vor allem Frauen

mit Kleinkindern und eingeschränkter Mobilität

haben Schwierigkeiten, alles unter einen

Hut zu bringen. Die GemNova unterstützt die

Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer, indem

sie unter anderem im Vormittagskurs für eine

Kinderbetreuung sorgt: Während die Kinder auf

dem Spielteppich unter Aufsicht Lego spielen,

Türme bauen oder sich in Memory messen,

trainieren die Mütter Telefongespräche, lernen

neue Wörter oder lösen Aufgaben zu Hörtexten.

Für diese Selbstzahlerkurse gibt es verschiedene

Förderungen, allerdings ist es vor allem für

Anfängerinnen und Anfänger schwer, fast sogar

unmöglich, in dem Förderdschungel zurechtzukommen.

Das Team der GemNova Akademie

berät die Teilnehmenden nicht nur bei der

Suche nach der passenden Förderung, sondern

unterstützt sie auch bei der Antragstellung, die

oft digitale Kompetenzen voraussetzt.

Von Beginn an Grundkenntnisse der deutschen

Sprache zu erwerben, erachtet Bürgermeister

Dietmar Wallner als besonders wichtig:

„Das Erlernen einer Sprache

eröffnet den Zugang zur

Kultur der Menschen, die

diese Sprache sprechen.“

„Dadurch erlernt man, wie eine andere Kultur

kommuniziert, wodurch bestimmte Vorurteile

von vornherein vermieden werden

können“, so der Bürgermeister.

BILD: Bürgermeister

Dietmar Wallner (© Marktgemeinde

Jenbach)

Factbox

Die GemNova Akademie

bietet maßgeschneiderte

Deutschkurse für Privatpersonen

und Firmen an.

Das für einen erfolgreichen

Spracherwerb entwickelte

Kurskonzept basiert auf

langjährigen Erfahrungen

der Trainerinnen und Trainer

und legt den Fokus auf

Effizienz, Individualität und

Flexibilität.

KONTAKT

MAG. MICHAEL

MAURER, MA

Michael Maurer ist in der

GemNova Akademie u. a. als

Deutschtrainer tätig. Er ist

dort für Weiterbildungen und

Qualitätsentwicklung verantwortlich

und ist Experte für

Sprachtests.

m.maurer@gemnova.at


tirol.bunt und vielfältig

53

MIT WENIG VIEL ERLEBEN –

EIN NACHMITTAG IN EINER

TIROLER PFLICHTSCHULE

„Fantasie ist wichtiger

als Wissen, denn Wissen

ist begrenzt.“

Das hat Albert Einstein einmal gesagt.

Dieses Zitat erwartet man vermutlich

am wenigsten in Verbindung mit einer

Tiroler Pflichtschule, obwohl dort jeden

Tag gezaubert wird.

Wer – so wie ich – in der Nachmittagsbetreuung

arbeitet, weiß, dass ein Blatt

Papier schon lange nicht nur ein Blatt

Papier ist. Das ist so viel mehr. Es kann

in Sekunden zu einem Hut, einem Schiff,

in ein Spiel oder ein Geschenk verwandelt

werden. Stoffreste werden zu Jongliertüchern,

Stofftieren oder Gespenstern.

Und sogar ganz ohne Material kannst du

die Kinder auf Abenteuerreisen mitnehmen

– egal ob auf Monsterjagd, nach

Ägypten oder in ein romantisches Schloss.

Das alles geht allein mit der Fantasie.

Dieses Verzaubern verlangt natürlich

sehr viel von den Mitarbeitererinnen und

Mitarbeitern, aber es gibt ihnen auch

viel Freiheit. Freiheit, den Tag selbst zu

gestalten. Fast jedes noch so kleine Hobby

kann schnell im Rahmen eines interessanten

Nachmittagsprogramms umgesetzt

werden. Zum Beispiel kann Schach,

Kartenspiel, Zauberei oder Erste Hilfe

als Zusatz zur Hausübungsbetreuung

oder als Workshop angeboten werden.

Aber auch Themen wie Gartenarbeit,

Brotbacken und Müllsortieren können

mit Leichtigkeit für alle Altersklassen

umgesetzt werden.

Mit so viel Spannung und Abwechslung

genießen die Kinder die Ruhe während

des Mittagsessens noch mehr. So bleibt

auch Zeit für Gespräche mit einzelnen

Kindern. Diese Zeit ist vermutlich die

wertvollste des ganzen Tages, weil

man hier zwischen Tellergeklapper

und Besteckschieben mehr über

jedes einzelne Kind erfährt als

den restlichen Tag über.

Kein Tag gleicht dem vorherigen,

und so bringt auch

jeder Tag neue Abenteuer

mit sich. Gestern als Held

der Wikinger, heute als helfender

Samariter, und wer

weiß, wo es morgen hingeht

...

ZUM AUTOR

DIPL.SOZ.PÄD. MARTIN

NYENSTAD

Arbeitet im Tagesheim Volksschule

Dreiheiligen und ist Teambetreuer

an der NMS Gabelsbergerstraße,

NMS Pembauerstraße, VS Dreiheiligen,

VS Innere Stadt, VS Saggen

Siebererschule und an der

Daniel-Sailer-Schule

Kontakt: m.nyenstad@gemnova.at

Interview

MIT EINEM TAGES-

HEIMKIND

Wie heißt du? Nadja.

Wie ist es für dich, ins Tagesheim zu

gehen? Es ist nicht immer schön, aber

es gibt immer etwas Cooles zu tun.

Besonders gut ist, dass man immer

Unterstützung beim Lernen und für das

Hausübungmachen bekommt.

Wie sieht dein Nachmittag aus?

Nach der Schule gehe ich ins Tagesheim.

Da machen wir Hausübung und

lernen. Dann gehen wir essen, und

danach können wir spielen.

Was war dein tollstes Erlebnis im

Tagesheim? Als wir letztes Jahr eine

Zirkusaufführung für die gesamte

Schule und die Eltern gemacht haben.

Ich war ein Zauberer. Das war besonders

toll.

Was könnte besser sein?

Das Essen.


54

tirol.sportlich und gesund

ANNÄHERUNG

AN LAURA STIGGER

AUTOR REINHOLD OBLAK

Bike Challenge? Ja, hab ich schon gehört. Laura

Stigger? Das ist doch die verrückte Radlfahrerin.

Kals am Grossglockner? Lanser Alm? Kenn ich,

höchster Berg Österreichs, gutes Essen und

Trinken, urige Atmosphäre. Wie das alles – und

noch vielerlei mehr – zusammenhängt? Der Versuch

einer gemütlichen Annäherung.

Am Anfang stand, wie zumeist, eine Idee.

Oder nein, eigentlich gleich mehrere. Etwa:

Junge Sportlerinnen und Sportler gehören

unterstützt. Dann noch: Tirols Gemeinden

haben doch tolle Bike-Strecken, warum daraus

nicht mehr machen. Weiters: Das kann

man doch professionell aufziehen, einer legt

eine beeindruckende Zeit vor, andere können

sich an dieser messen. Und schließlich:

Keine Eintagsfliege, jährlich soll mindestens

eine neue Bike-Strecke in einer neuen

Gemeinde dazukommen. Wer vor zwei Jahren

so intensiv zwischen seinen Ohren hinund

herdachte, war Alois Rathgeb, beruflich

Geschäftsführer der GemNova, privat leidenschaftlicher

Mountainbiker und Straßenradrennfahrer

und Marathonläufer.

BILD: Laura Stigger pfeift in 38 Minuten und

31 Sekunden auf die Lanser Alm. Wer gemütlich

hinaufradelt, braucht dafür rund zwei Stunden.

„Ich bin die Stigger Laura“

Aus dem Einen wurde relativ rasch

die Eine, und was für Eine. Laura

Stigger ist mehrfache Bike-Europa-

und -Weltmeisterin bei den

Juniorinnen, gewann 2018 zwei

Tage nach ihrem 18. Geburtstag

sensationell die Straßenrad-Weltmeisterschaft

bei den Juniorinnen

und wurde folglich zu Tirols Sportlerin

des Jahres gewählt. Vor allem

aber ist sie unglaublich sympathisch

und down to earth, also genau das

Gegenteil von abgehoben. Laura lebt in


tirol.sportlich und gesund

55

Haiming, nur ein paar Steinwürfe vom Ötztal

entfernt, für dessen URC sie auch startet

und Rennen gewinnt. 2017 übrigens gab

es kein einziges Rennen, welches sie nicht

gewonnen hätte. Heuer im Frühjahr – Tirols

Politik hatte wegen Corona gerade eine

vollständige Quarantäne in jeder einzelnen

Gemeinde ausgerufen – traf es Laura

übrigens doppelt. Keine schweißtreibenden

Bike-Einheiten in der freien Natur, dann

auch noch beim Stiegenlauftraining zu

Hause ein grauslicher Knacks und – schon

war das Bandl im rechten Fuß gerissen.

Das Glück im Unglück: Alle Rennen waren

ohnehin abgesagt, Olympia verschoben,

das Gymnasium geschlossen, nur die Matura

wartete. Somit hieß es für sie Pauken

statt Biken, und das mit Erfolg. Anfang Juni

schaffte sie gleich im ersten Durchgang die

Reifeprüfung, Gratulation.

„Der Alois hat gefragt, ich hab ja gesagt“

Aber wolltest du nicht von der Bike Challenge

erzählen? Klar doch, aber wir haben

ja keinen Stress. Also: Der Rathgeb Alois

hat sodann die Stigger Laura gefragt, ob

sie sich vorstellen könne, bei der Bike Challenge,

natürlich powered by GemNova, eine

Spitzenzeit vorzulegen. „Ich hab gleich ja

gesagt“, erinnert sich Laura heute an Alois’

Avancen. „Es war die absolut richtige Entscheidung.“

Rathgeb sah und sieht es übrigens

ebenso.

Die Spitzensportlerin war somit gefunden,

jetzt fehlte noch die Strecke. Die GemNova,

salopp formuliert ist diese 420-Mann/

Frau-Firma das Unternehmen der Tiroler

Gemeinden, lud daraufhin die 279 Kommunen

ein, sich mit einer offiziellen Mountainbike-Strecke

zu bewerben. Das war Anfang

2019. Das Rennen machte, für einige doch

etwas überraschend, Kals am Großglockner.

Die kleine Osttiroler Gemeinde legte eine

überzeugende Bewerbung vor und punktete

außerdem mit der engagierten Bürgermeisterin

Erika Rogl und ihrem Team.

Der Teufel steckt im Detail

Doch nun etwas schneller, sonst hört dieser

Artikel ja überhaupt nicht mehr auf.

Die Vorbereitungen waren intensiv und

fordernd, ein detailliertes Streckenprofil

musste erstellt, die

erforderlichen Tafeln behördlich

bewilligt, die teuflischen technischen

Details bewältigt werden.

Danach war wieder Laura an

der Reihe, und wie nicht anders

zu erwarten, legte sie auf der

Strecke zwischen dem Kalser

Ortszentrum und dem Lucknerhaus

eine fantastische Zeit vor.

Den ganzen Sommer über, gut,

in Kals, am Fuße des Großglockners,

ist dieser eher kurz, den

ganzen kurzen Sommer über

hatten nun ambitionierte Bikerinnen

und Biker die Möglichkeit, sich an

Lauras Zeit zu messen. Versucht haben

es natürlich viele, einige reisten sogar aus

Finnland oder Ungarn an, Alois blieb so um

die 25 Minuten hinter der Spitzensportlerin

zurück. Und ja, der Uwe aus dem Tiroler

Unterland schaffte es tatsächlich, um

41 Sekunden schneller als Laura zu sein. Ihr

Kommentar:

„Der kerl hat wirklich

dynamit in seinen haxn.

bravo.“

Vom Glockner zum Kofel

Heuer findet die Bike Challenge, und damit

bin ich nun wirklich bald am Ende, in Lans

am Fuße des Patscherkofels statt. Die Strecke

führt von Lans hinauf zur Lanser Alm,

der engagierte Vizebürgermeister heißt

Cedric Klose und ist selbst begeisterter

Biker. Coronabedingt war heuer übrigens

lange nicht klar, ob und wie diese Challenge

nun stattfinden kann. Die Vorbereitungen

waren, ja, eh so ereignisreich wie im

Vorjahr, Laura trat nach ihrem Bänderriss

dennoch an und zeigte ihre Stärke. Ihre Zeit

für die 789 Höhenmeter und 6,2 Kilometer:

38 Minuten und 31 Sekunden.

BILD: „Ich lade

alle herzlich ein“, sagt

Laura Stigger im

ORF-Interview, „an der

Bike Challenge in Lans

teilzunehmen. Einige

werden schneller sein

als ich, andere

langsamer.“

Alois jagte abermals verzweifelt und

erfolglos ihrer Zeit hinterher (Rückstand:

lediglich 19 Minuten, das meine ich anerkennend,

wohlgemerkt), doch es gab diesmal

auch deutlich Flottere. Julia Sörgel

aus Reutte, österreichische Meisterin im

Mountainbike Hillclimb, nahm Laura knapp

drei Minuten ab, eine Handvoll weiterer

Athleten unterbot Julias Zeit nochmals um

etliche Sekunden. Eine Klasse für sich war

freilich der junge Martin Peinelt aus Sistrans.

Mit unglaublichen 31 Minuten und

25 Sekunden stellte er eine wahre Fabelzeit

auf. Ob da in den nächsten Wochen

noch irgendjemand auch nur annähernd

herankommt? Schau ma mal.

Rennradeln auf die Aschinger Alm

Neben den Mountainbike-Strecken in Kals

und in Lans gibt es übrigens eine weitere

Strecke speziell für Rennrad-Fans (das sind

jene Radln mit den besonders dünnen Reifen).

Diese führt von Ebbs im Bezirk Kufstein

auf die Aschinger Alm, die zu unterbietende

Richtzeit legte der Local Hero Maximilian

Kuen vor, Laura ist bis dato noch nicht angetreten.

Maximilian seinerseits freilich auch

noch nicht in Kals oder in Lans.

So, das wäre es jetzt mal in aller gemütlichen

Kürze. Wie bitte? Nein, dafür ist jetzt

wirklich kein Platz mehr. Außerdem muss

ich an die frische Luft. Schau einfach auf

bikechallenge.tirol im Internet nach, ja, das

kannst du auch von deinem Computer aus

machen, dort findest du viele weitere Infos.

Nein, das meinst du jetzt aber nicht wirklich?

Okay, gut, auf bikechallenge.tirol gibt’s

auch Fotos von Laura und Alois ...


56

tirol.sportlich und gesund

DEM RAD GEHÖRT

DIE ZUKUNFT

ZUM AUTOR

THOMAS PUPP

Thomas Pupp ist Gründer und

Manager des Tirol KTM Cycling

Teams und war einer der Initiatoren

der Rad-WM 2018. Gemeinsam

mit Gerhard Kapeller leitet er die

Ride with passion GmbH.

Giro del Friuli, Herbst 2019. Jubelnd streckte

Patrick Gamper auf der Ziellinie beide

Arme in die Höhe. Mit seinem Sieg auf der

zweiten Etappe dieser viertägigen Rundfahrt

im hügeligen Veneto legte er den

letzten Grundstein für einen Profivertrag

beim deutschen Team BORA hansgrohe.

Überhaupt war dieses Jahr 2019 gespickt

mit großen Erfolgen: Vier internationale Siege,

drei österreichische Meistertitel, das

begehrte Bergtrikot bei der Österreich-

Rundfahrt haben drei jungen Fahrern den

Weg zu einem großen Profiteam ermöglicht.

In Summe ist es die bisher erfolgreichste

Saison in der 13-jährigen Geschichte des

Tirol KTM Cycling Teams gewesen, das

2007 mit dem Ziel gegründet wurde, die

größten Radtalente auf ihrem angestrebten

Weg zum Radprofi bestmöglich zu begleiten

und zu fördern, mit einem professionellen

Umfeld und mit einem internationalen

Rennkalender. Und so bilden die jungen Fahrer

seit Jahren das Gerüst der österreichischen

U23-Nationalmannschaft und haben

als Aushängeschilder des österreichischen

Radsports, die jetzt international ihre Ausrufezeichen

setzen, das Tirol-Trikot getragen:

Marco Haller, Patrick Konrad, Gregor Mühlberger,

Lukas Pöstlberger, Michael Gogl,

Sebastian Schönberger und nun eben auch

der Tiroler Patrick Gamper. Die junge, erfrischende

und erfolgreiche Philosophie hat

dem Team national und international einen

sehr guten Ruf beschert, als Kaderschmiede,

als Sprungbrett für junge Talente, und

sie lässt sehr viele Partner und Mitstreiter

seit 13 Jahren an das Projekt glauben.

Mehr als nur ein Radteam

Heuer ist alles anders. Corona hat auch

die Räder des Teams jäh zum Stillstand

gebracht. Doch während die Rennkilometer

bisher sehr überschaubar sind, arbeitet

die Führung des Teams an seinem

Stützpunkt am Innsbrucker

Hauptbahnhof intensiv an seiner

strategischen Ausrichtung,

mehr als nur ein Radteam zu

sein. Das Missionstatement

„Ride with passion“ ist dabei

Programm und Philosophie

zugleich, mit Leidenschaft, Herz

und Hirn umfassend am Rad zu

drehen: Da ist einmal die Veranstaltung

Gravel Innsbruck, mit

der man den großen Trend Gravel

auch für Tirol sinnstiftend

nützen möchte. Dann der Aufbau

und die einladende Gestaltung

eines Shops, mit einem feinen

Menü vieler Köstlichkeiten,

die den Radsport so lebenswert

machen. Und schließlich will

man dem Thema Rad in einem

breiten Kontext eine Community und meinungsbildende

Plattform sein. Mit der Initiative,

die Radweltmeisterschaften 2018 nach

Tirol zu holen, wurde dafür ein wichtiger

Impuls für Tirol gesetzt.

Wir sind Weltmeister

Hunderttausende Besucherinnen und Besucher

säumten links und rechts die Straßen,

und Millionen verfolgten die Helden

der Landstraßen vor den Fernsehgeräten.

Der touristische Erfolg war groß. Doch ist

dieser nur eine von drei großen zu gewinnenden

Etappen, wenn wir die Gesamtwertung

wollen, das Regenbogentrikot für

ein weltmeisterliches Radland Tirol: Da ist

natürlich einmal der Radsport selbst. Seine

Förderung und Unterstützung muss nachhaltiger

für die Zukunft gesichert werden,


tirol.sportlich und gesund

57

um den Talenten eine positive Perspektive

zu geben. Dann die Infrastruktur, mit Radwegen,

Beschilderungen und ausreichend

Abstellflächen. Einiges passiert in diesem

Bereich. Das Land Tirol tätigt im Schulterschluss

mit den Gemeinden die notwendigen

Investitionen in bauliche Maßnahmen,

um verlorene Kilometer der Vergangenheit

aufzuholen. Und schließlich die Königsetappe:

das Bewusstsein, die Einstellung, das

Commitment aller, wirklich das Radland

Tirol zu sein.

WÄHREND COVID-19 VIELE

BRANCHEN FIEBRIG AN DAS

BETT FESSELT, ZÄHLT DIE

RADINDUSTRIE ZU DEN

GROSSEN GEWINNERN.

Die Zeichen der Zeit könnten dafür nicht

besser stehen. Während Covid-19 viele

Branchen fiebrig an das Bett fesselt, zählt

die Radindustrie zu den großen Gewinnern:

Der Radhandel ausverkauft und die Auftragsbücher

prall gefüllt für die Zukunft.

Denn wenn es um die Entwicklung zeitgemäßer

Verkehrslösungen in Städten und

Regionen geht, ist das Fahrrad eindeutig

das Fahrzeug der Zukunft: untadelig der

ökologische Fußabdruck, genügsam der

Anspruch an Platz und Raum. Und der

gesundheitliche Aspekt für die Bevölkerung

unbestritten. Auch wird längst nicht mehr

nur von Radwegen gesprochen: Bike- oder

Cycling-Highways sind die neuen verkehrsplanerischen

Begriffe. Überbreite Radwege,

die intelligente Verbindungen zwischen

Städten und deren peripheren Räumen

schaffen sollen, und das ausschließlich

für Radler.

Radfahren boomt

Und so wundert es kaum, dass das Fahrrad

seit Langem wieder auf einer Erfolgswelle

strampelt, moderne Mobilität mit viel Lifestyle

verbindet, und es in vielen Städten

Europas schon hipper ist, mit einem stylishen

Fixie oder Retro-Rennrad unterwegs

zu sein als mit einem im Vergleich dazu

anachronistischen Porsche. Kopenhagen

gilt dabei vielen als Mekka des städtischen

Radfahrens. Über 50 Prozent des beruflichen

und schulischen Verkehrs werden

mit dem Rad zurückgelegt, Delegationen

aus der ganzen Welt schauen vorbei, um

zu lernen. Die Stadt gibt gerne Auskunft

und Know-how weiter, „to Copenhagenize

a city“ heißt das dann, andere Städte radfit

machen.

Viele Städte ziehen nach, wetteifern um

den Ruf der fahrradfreundlichsten Stadt

Europas: Amsterdam, London, Barcelona,

Berlin, Düsseldorf, Münster, München,

Rotterdam oder Utrecht, die im Moment

wohl progressivste Stadt in Sachen Fahrrad.

Rund 200 Millionen Euro werden dort

in die Radinfrastruktur investiert. Die zwei

Gemeinsamkeiten vieler dieser Städte:

Die Stadtregierungen setzen voll auf das

Zukunftspotenzial des Fahrrades, und

Großveranstaltungen wie Radweltmeisterschaften

oder Starts der Tour de France

geben und gaben zusätzlichen Schub für

diese Investitionen.

FAZIT FÜR

INNSBRUCK UND

TIROL: VIEL

ANSPORN UND

MOTIVATION, UM

DEM NAMEN

„BIKECITY“ UND

RADLAND WIRKLICH

GERECHT ZU

WERDEN! ES LOHNT

SICH! NUR NICHT

AUFGEBEN. GEHEN

WIR ES AN!

TIROL KTM

CYCLING TEAM

2007 gegründet. Zählt

international seit Jahren zu

den erfolgreichsten

Talenteschmieden.

RIDE WITH

PASSION GMBH

Leitet die operativen

Geschicke des Teams, führt

einen Shop

www.ridewithpassion.tirol,

organisiert Veranstaltungen

wie das „Gravel Innsbruck“

und versteht sich als meinungsbildende

Plattform

für die Welt des Rades. Die

GemNova hält an der GmbH

eine strategische Beteiligung.

GRAVEL

Neuer großer Fahrradtrend.

Geländetaugliche „Rennräder“

für Fahren auf und abseits

der Straßen und perfekt für

Radreisen.

OBEN: Die so erfolgreiche Rad-WM

2018 sollte den Gemeinden den nötigen

Rückenwind geben. (Tirol Cycling

Team WM 2018 Zeitfahren) (© Tom

Bause)

LINKS: Am Hauptfrachtenbahnhof in

Innsbruck befindet sich die Basis des

Tirol KTM Cycling Teams, mit einem

Shop und einem kleinen Café.

(© home of cycling/Haumesser)


58

tirol.sportlich und gesund

Die gesunde

Gemeinde

STARTET JETZT

AUCH IN TIROL.

Die Bürgermeister und

Amtsleiter von Fiss, Serfaus

und Ladis haben sich am

21. Juli in Fiss mit den Vertretern

der „ARGE Gesunde

Gemeinde“ getroffen, um die

ersten Schritte zur Umsetzung

der gesunden Gemeinde

in Fiss, Serfaus und Ladis

im Herbst zu besprechen.

Die Beweggründe erklärt Planungsverbandssprecher

und Bürgermeister von

Fiss, Mag. Markus Pale so: „Wir sind

schon seit Jahren im Bereich der Gesundheitsförderung

in Fiss aktiv und bieten

Veranstaltungen von Kräuterwanderungen

über Vorträge zu medizinischen Themen

bis hin zu gemeinsamen Ausflügen

mit den Seniorinnen und Senioren an. Als

wir von der GemNova als Projektleitung

der gesunden Gemeinde gefragt wurden

ob wir Interesse an einem Pilotprojekt in

Tirol hätten, haben wir sofort zugesagt.“

Paul Greiter, Bürgermeister in Serfaus,

schließt sich dem gleich an: „Wir

haben uns über die Einladung von Fiss,

gemeinsam mit Ladis die Modellregion

der gesunden Gemeinde in Tirol

zu bilden, sehr gefreut. Auch wir haben

bereits gute Erfahrungen mit Gesundheitsförderungsmaßnahmen

gemacht,

wie z. b. die Dorfgesundheitswochen,

die von avomed, dem Arbeitskreis für

Vorsorgemedizin und ARGE-Partner der

gesunden Gemeinde, bereits in Serfaus

erfolgreich veranstaltet wurden.“

Die „Arbeitsgemeinschaft Gesunde

Gemeinde“ bestehend aus der Projektleiterin

Mag. Claudia Angerer-Foissner, Gem-

Nova, Friedrich Lackner, Geschäftsführer

avomed, und Mag. Marion Zimmermann,

Geschäftsführerin Verein Sicheres Tirol,

versteht sich als Prozessbegleiter und

-berater für die Gemeinden auf dem Weg

zu einer gesunden Gemeinde.

ZUR AUTORIN MAG. CLAUDIA

ANGERER-FOISSNER

Claudia Angerer-Foissner ist Projektverantwortliche

bei der GemNova für die gesunde

Gemeinde. Sie unterstützt Gemeinden bei

der Schaffung von nachhaltigen und gesunden

Strukturen, die Gemeindebürgerinnen und -bürger

zu einem gesunden Lebensstil motivieren.

Kontakt: c.angerer-foissner@gemnova.at

BILD: Hinten: Mag. Paul Greiter, Bürgermeister Serfaus, Florian

Klotz, Bürgermeister Ladis, Mag. Markus Pale, Bürgermeister Fiss

Vorne: Pauli Erhart, Amtsleiter Ladis, Michael Rietzler, Amtsleiter

Fiss, Mag. Claudia Angerer-Foissner, Projektverantwortliche

GemNova, Mag. Marion Zimmermann, GF Verein Sicheres Tirol,

Friedrich Lackner, GF avomed, Christian Kofler, Finanzreferent

Fiss (© Alexander Achenrainer/Gemeinde Fiss)


tirol.sportlich und gesund

59

DIE 7 SCHRITTE

ZUR GESUNDEN

GEMEINDE.

WELCHE AKTIVITÄTEN

KÖNNEN ANGEBOTEN

WERDEN?

1.

Projektvorstellung in der Gemeinde

durch die ARGE Gesunde

Gemeinde

3.

Gesundheitsbefragung der

Bürgerinnen und Bürger:

Online-Fragebogen, persönliche

Interviews

5.

Gründung des ehrenamtlichen

Arbeitskreises

Gesundheit durch fachliche

Unterstützung der ARGE

Gesunde Gemeinde, mit

Einbindung der regionalen

Expertinnen und Experten

(Gemeinde, Arzt, Apotheker,

Therapeuten, Sprengel, Heimleiter

etc.)

7.

Regelmäßige und nachhaltige

Gesundheitsveranstaltungen

führen zur Qualifizierung als

gesunde Gemeinde (Ortsschild

und Amtstafel)

2.

Gemeinderatsbeschluss

4.

Präsentation der Befragungsergebnisse

in der Gemeinde

in Form eines Startworkshops

mittels Einbindung der Bürgerinnen

und Bürger

6.

Entwicklung eines

individuellen Gesundheitsprogrammes

durch den Arbeitskreis

Gesundheit.

Kommunikation des Programmes

in den Gemeindemedien

(Flyer, Homepage,

Postwurf, Social Media, Vereine,

Gesundheits- und Sozialsprengel

etc.)

+ Vorträge zu Ernährung, Bewegung,

psychischer und mentaler Gesundheit etc.

+ Projekte mit Kindergärten und Schulen:

gesunde Ernährung, gesunde Jause etc.

+ Jährliche Schwerpunktthemen: Herzkreislauf,

Immunsystem, Rücken ...

+ Bewegungsprogramme wie Rückenschule,

Walking, Sportkurse etc.

+ Gesundheits-Workshops

+ Dorfgesundheitswochen

+ Entspannungsprogramme wie Yoga,

mentales Training, Entspannungstechniken

+ Gesundheitskampagnen in Kooperation

mit dem Fonds Gesundes Österreich:

Nachbarschaftshilfe, Mobilität im Alter,

generationsübergreifende Projekte,

Projekte zur Förderung des Zusammenhalts

in der Gemeinde etc.

WAS KOSTET DIE

GESUNDE GEMEINDE?

+ Einmalige Anstoßfinanzierung von 500 Euro für

die Kosten der Befragung, durchgeführt in

Kooperation mit dem MCI, Nonprofit, Sozial &

Gesundheitsmanagementlehrgang

+ Jährlicher Mitgliedsbeitrag von 500 Euro

+ 1 Euro pro Bürgerin und Bürger stellt die Gemeinde

dem Arbeitskreis Gesundheit für Gesundheitsförderungsaktivitäten

zur Verfügung (das Budget

bleibt in der Gemeinde).

Der Fonds Gesundes Österreich, das Land Tirol und

die ÖGK finanzieren die fachliche begleitende Unterstützung

durch das Team der ARGE Gesunde Gemeinde.


60

tirol.taditionell

Osttirol fasziniert

landschaftlich und kulinarisch

AUTOR JAN SCHÄFER

Steile Felswände, bizarre

Felsformationen, verborgene

Seitentäler, tosende Gebirgsbäche,

aber auch sanfte

Almen sind typisch für den

Bezirk Lienz, so die offizielle

Bezeichnung Osttirols.

Diese in weiten Teilen noch

erhaltene abwechslungsreiche,

ursprüngliche und wilde

Landschaft prägt die Menschen

und ihre Kultur. Auch

die heimische Küche ist davon

beeinflusst.

Ackerbau, Graswirtschaft und bedingt der

Getreideanbau waren gerade in frühen

Zeiten in dieser Region mühsam und nur

auf eingeschränkten Flächen möglich. Die

zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel

wurden durch Kräuter, Pilze und das,

was die Natur saisonal sonst noch bot,

ergänzt. Um die oft langen, harten Winter

zu überstehen, wurden die Lebensmittel

zur Konservierung und zum Lagern

fermentiert oder geräuchert. Das prägte

die Küche Osttirols. Speck, Hauswürstl,

Lammbraten zählen genauso dazu wie

Ziegen-, Grau- und Almkas. Nicht zu vergessen

sind Schlipfkrapfen, kräftiges Bauernbrot

und Polsterzipfln aus Dinkelmehl.

Traditionelles trifft auf mediterrane

Einflüsse

Inzwischen werden viele traditionelle

Rezepte neu und kreativ interpretiert.

Zu verdanken ist das der örtlichen

Spitzengastronomie.

Denn neben 266 Dreitausendern

bietet Osttirol auch elf

von „Gault & Millau“ ausgezeichnete

Haubenlokale. Viele

gastronomische Betriebe

setzen zunehmend auf Regionalität

und Erzeugnisse, die

von heimischen Bauern produziert

werden. Die Qualität

und Frische drückt sich im

Geschmack aus, der durch die

Nähe zu Italien mit mediterraner

Küche kombiniert wird.

Passend dazu wird eine Vielzahl

von erlesenen Weinen aus

Österreich und Italien angeboten.

Heimische Brände aus

Obst und Zirbe runden das

kulinarische Angebot ebenso

ab wie in Osttirol produzierter

Gin und Whiskey.

In jedem Winkel des Bezirks

kann man Osttirol auf sehr unterschiedliche

Weise, aber immer sehr genussvoll

erleben. Mittlerweile gibt es 17 Genussrouten,

auf denen sich Osttirol landschaftlich

und kulinarisch entdecken lässt. Im

Schatten der Hohen Tauern, im hinteren

Iseltal auf 1.451 Metern hoch über Matrei,

verzaubert beispielsweise der „Strumerhof“

mit seiner Kräuterküche. Diese wachsen

nicht nur im Garten des „Strumerhofs“.

Für die Gerichte wird alles genutzt,

was die Natur der unmittelbaren Umgebung

bietet. So entstehen einzigartige

Kreationen wie die würzige Unkrautsuppe

oder Brennesselknödel in raffinierter

Gorgonzolasoße. In Matrei selbst finden

sich gleich zwei Haubenlokale. Zum einen

ist es die „Rauter Stube“ im Hotel Rauter,

wo Chefkoch Michael Rainer traditionelle

Hausmannskost neu interpretiert. Zum

anderen ist da das „Saluti“. Drei-Hauben-

Koch Ernst Moser überrascht seine Gäste

mit einem regelmäßig wechselnden Ange-

OBEN: Drei-Hauben-Koch Josef Mühlmann vom Gannerhof,

Innervillgraten. (© Gannerhof/Matteo Marioli)

RECHTS KLEIN: Eine Kreation des

Gannerhofs: Rübenkraut-Schlipfkrapfen mit luftgetrocknetem

Schicken und eingelegten Zirbenkernen.

(© Gannerhof/Lukas Kirchgasser Fotografie)

RECHTS GROSS: Das Kräuterwirtshaus

Strumerhof der Familie Holzer auf 1.451 Meter Seehöhe

hoch über Matrei i. O. (© Alex Papis/Strumerhof)


tirol.taditionell

61

bot. Mal ist es mexikanisch

ausgerichtet,

dann wieder asiatisch

oder orientiert sich

an lokalen Gerichten.

Haubenküche ist in

Osttirol daheim

Am Anfang des

Defreggertals, in

Hopfgarten, lädt das

„Zedernklang“ zu

prämierten Gaumenfreuden

ein. Zwei-

Hauben-Koch Gerald

Rieger legt bei seinen kulinarischen Gaumenfreuden

ebenso wie seine Kochkollegen Wert auf höchste

Qualität heimischer Produkte. Natürlich dürfen bei

dieser Aufzählung Osttiroler Spitzengastronomie

das „Hotel Pfleger“ in Anras, das „Vinicea“ in Lavant,

der „Strasserwirt“ in Strassen oder das „Parkhotel

Tristachersee“ in Amlach nicht fehlen. Wer sich ins

ursprüngliche Villgratental aufmacht, sollte unbedingt

im fast schon entlegenen „Gannerhof“ in Innervillgraten

vorbeischauen. Hier verwöhnt der mit drei Hauben

ausgezeichnete Koch Josef Mühlmann seine Gäste

mit wahren Sinnesfreuden. Gault & Millau schrieb

über den Gannerhof: „Man muss schon hinwollen,

aber dieses ‚Hinwollen‘ zahlt sich aus. So werden bei

Josef Mühlmann Schlipfkrapfen durch die Rübenkrautfüllung

in Kombination mit luftgetrocknetem Schinken

und Zirbenkernen in etwas Kalbsfond angerichtet zu

einem Hochgenuss.“

"

Man muss schon

hinwollen, aber dieses

'

Hinwollen' rentiert sich."

Heimische Produkte, höchste Qualität und alte

Familienrezepte

Jenseits von prämierter Küche gibt es auch bei den

vielen Einkehrmöglichkeiten Osttirols kulinarische

Genüsse zu entdecken. Gleich, ob man auf dem

Venediger Höhenweg, am Fuße des Großglockners,

zwischen Glödis und Hochschober oder auf dem

Karnischen Kamm unterwegs ist – jede Hütte wartet

mit ihrer eigenen Spezialität auf: Spinat- oder

Kaspressknödel, Kaiserschmarrn und unterschiedlichste

Kuchen nach Hausrezept. Das Probieren ist

es wert. Doch auch eine einfache Brettljause mit

einem heimischen Obstler – auch Pregler genannt

– verkörpert den Geschmack der Region. Zu Recht

hat sich Osttirol nicht nur touristisch, sondern auch

kulinarisch einen guten Namen gemacht. Es ist ein

Reiseziel, für das man sich Zeit nehmen sollte, denn

es gibt viel zu entdecken.


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tirol.taditionell

Das Neue im Alten entdecken –

in den Ötztaler Museen

ZUR AUTORIN

MMAG. DR. EDITH HESSENBERGER

Ist eine österreichische Kulturwissenschaftlerin und

europäische Ethnologin. Aufgewachsen in Salzburg, studierte

sie an den Universitäten Wien und Innsbruck. 2018 übernahm

sie die Leitung der Ötztaler Museen, seit 1. Jänner 2019

fungiert sie als Geschäftsführerin der neu gegründeten

Ötztaler Museen GmbH.

Die Ötztaler Museen zählen

mit dem mittelalterlichen

Turm in Oetz und dem frühneuzeitlichen

Bauerndorf-

Ensemble in Lehn/Längenfeld

zu den ältesten Häusern im

Tal. Schon durch ihre Geschichte

haben sie die Funktion

von Zeitzeugen.

Die Gebäude erinnern an unsere Geschichte,

sie zeigen Spuren all der Schritte,

die unsere Gesellschaft in den letzten

Jahrhunderten gegangen ist.

Die Geschichte der alten Häuser ist ihr

Auftrag: Mahnmal zu sein für die schwierigen

Zeiten und Krisen in der Vergangenheit,

wie Hunger oder Naturgefahren,

– aber auch Leuchtturm zu sein für die

Tradition eines nachhaltigen Wirtschaftens,

das Familien mit kleinstem ökologischen

Fußabdruck ernährte und trug –

und nicht zuletzt auch in Zukunft ernähren

und tragen könnte.

So wird im Ötztaler Heimat- und Freilichtmuseum,

das insgesamt elf Gebäude

umfasst, auch ein Garten mit alten Sorten

gepflegt und alle zwei Wochen traditionelles

Bauernbrot im historischen Ofen

gebacken. Auf Anfrage wird auch gerne ein

traditionelles Mues in der Rauchküche des

Museums zubereitet. Die vier Mühlen am

Lehnbach erzählen die Geschichte der Wassernutzung

für aufwändige Arbeiten, wie

etwa die Verarbeitung von Flachs zu Leinen.

In Oetz wird der Bogen vom historischen

bergbäuerlichen Leben hin zur Kunst

geschlagen: Im Turmmuseum findet ein

Teil der rund 5.000 Objekte umfassenden

Kunstsammlung des Oetzer Sammlers

Hans Jäger in einem über 600 Jahre alten

Gebäude Platz.

OBEN: Museumswart

Christian

Holzknecht bei der

Flachsernte im

Museumsgarten und

frische Teiglinge in

der Museumsstube.

(© Ötztal Museum)


tirol.taditionell

63

Ötztaler Museen

Schriften

Der „Turm“, wie er von Einheimischen

genannt wird, ist sicherlich selbst schon

einen Besuch wert. Aber auch die Ausstellung,

die sich über die fünf Ebenen des

mittelalterlichen Gebäudes erstreckt, lädt

zu einer interessanten Zeitreise ein: Das

Ötztal wird im Spiegel der Kunst gezeigt,

und damit wird auch die Geschichte des

Tourismus erzählt. Denn Maler und Wissenschaftler

waren die ersten Reisenden,

die das Ötztal als erstaunlichen, beeindruckenden

Naturraum beschrieben und

damit indirekt Werbung machen. Die

Spuren des darauffolgenden Jahrhundertwende-Sommerfrische-Tourismus

sind

bis heute in Oetz deutlich zu sehen.

Das ganze Jahr über wird ein buntes Veranstaltungsprogramm

für ein breites

Publikum angeboten, es reicht von wissenschaftlichen

Vorträgen über Kunst-

Workshops bis hin zu weihnachtlichen Liederabenden.

Geschichte wird aber auch

im talweiten Archiv „Gedächtnisspeicher“

erfahrbar und

zugänglich gemacht, das über

eine stattliche regionalhistorische

Fachbibliothek verfügt:

Hier werden alte Schriften,

Aufzeichnungen, Medien und

Bücher gesammelt und Interessierten

für Nachforschungen

zur Verfügung gestellt – denn

es gibt zur Geschichte des

Tales auch in Zukunft noch

sehr viel zu entdecken.

Vorbereitend zu den Ausstellungen

forscht das Museumsteam

natürlich auch selbst.

Damit die Ergebnisse Interessierten

nachhaltig zugänglich

sind, erscheint in regelmäßigen

Abständen eine Schriftenreihe.

In diesem Sommer

werden die Themen Kulturlandschaft

und historische

Architekturen vor den Vorhang

geholt: Zwei Ausstellungen,

eine davon erstreckt sich über

neun Standorte im gesamten

Ötztal, setzen sich damit auseinander,

was an Landschaft

eigentlich „schön“ ist, wo der

Wert von historischen Bau-Ensembles

liegt – und welche Chancen ein achtsamer

Umgang mit unserem kulturellen

Erbe birgt.

BAND 2

226 Seiten

Studienverlag,

Innsbruck 2019.

BAND 3

250 Seiten

Studienverlag,

Innsbruck 2020.

BAND 1

175 Seiten

Studienverlag,

Innsbruck 2018.

Ötztaler Heimat- und Freilichtmuseum

Gedächtnisspeicher Ötztal

Lehn 23b | 6444 Längenfeld

+43 664 9102321 | info@oetztalermuseen.at

OBEN: Publikationen

der Ötztaler

Schriften aus den

Jahren 2018, 2019

und 2020. (© Ötztal

Museum)

Mehr dazu unter:

www.oetztalermuseen.at

LINKS: Das Turmmuseum

in Oetz

stellt Kunstwerke und

Künstler rund ums

Ötztal vor. (© Ötztal

Museum)


64

tirol.bildet

So geht das Virus hops

AUTOREN

NINA REDLICH & MICHAEL MAURER

Die Wochen von steigenden

Infektionen mit Covid-19 und

der daraus resultierenden

Maßnahmen stellten für alle

Kinder eine außergewöhnliche

Zeit dar.

Sie mussten sich mit neuen Lebensweisen

vertraut machen und wurden damit auch

vor sozial-emotionale sowie die Lernpraxis

betreffende Herausforderungen gestellt.

Die Öffnung von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen

barg anschließend die

Chance, einerseits die Erfahrungen der

letzten Woche gemeinsam aufzuarbeiten,

und andererseits sich mit den Merkmalen

des Zusammenseins in einem veränderten

Alltag vertraut zu machen.

Aus diesem Grund beschloss ein Team

aus Kolleginnen und Kollegen des Gem-

Nova Bildungspools und der GemNova

Akademie, Pädagoginnen und Pädagogen

bei dieser Aufgabe zu unterstützen. Mit

ihrem Know-how und ihrer Erfahrung wurden

gemeinsam Materialien entwickelt, um

den Wiedereinstieg der Pädagoginnen und

Pädagogen in den Bildungsalltag mit ihren

Kindern, in dem sie die Auswirkungen der

Corona-Krise weiterhin begleiten werden,

zu erleichtern.

Mit diesem speziell aufbereiteten Material

werden einige inhaltlich-didaktische

Impulse für verschiedene pädagogische

Angebote mitgegeben.

Diese lassen sich aufgrund

ihrer unterschiedlichen

didaktischen Zugänge in den

Bereichen Natur und Technik,

Sprache und Kommunikation,

Emotionen und soziale Beziehungen,

Ästhetik und Gestaltung

mit Kindern sowohl auf

unterschiedlichen Altersstufen

(3 bis 14 Jahren) als auch in verschiedenen

Bildungssettings

anwenden. Ziel ist es, die Kinder

im Rahmen des Bildungsbzw.

Unterrichtsgeschehens im

Kindergarten, in der Volksschule,

in der Neuen Mittelschule

und auch im Rahmen der Freizeitbetreuung

mit ihren aktuellen Gefühlen

und Interessen sowie ungeklärten Fragen

rund um die Geschehnisse der Corona-Krise

abzuholen. Die gewählten methodischen

Zugänge des „gemeinsamen lauten Denkens“,

des „Vorlesens und Erzählens“, des

naturwissenschaftlichen Experimentierens

sowie der Sprachsensibilisierung (language

awareness) regen Gespräche mit Kindern

an und ermöglichen das Aufgreifen bzw.

Vertiefen ihrer Gedanken sowie ihrer individuellen

Bedürfnisse. Sie stellen gleichzeitig

jene didaktische Grundlage dar, welche

angelehnt an aktuelle empirische Befunde

zur Wirksamkeit von sprachförderlichen

Maßnahmen eine nachhaltige Qualität im

Bereich der alltagsintegrierten Sprachförderung

hervorruft. Diese wiederum führt

laut internationaler Studien zu positiven

Effekten bei der sprachlichen Entwicklung

von Kindern.

Das Material kann kostenlos heruntergeladen

oder als Druckversion mit dazu

passenden Pflege- und Hygieneprodukten

bestellt werden:

www.gemnova.at/aktuelles/so-gehtdas-virus-hops.html

OBEN: Die Lehrmaterialien vermitteln anhand

eines spannenden Experiments, wie wichtig

Händewaschen ist. (© GemNova)


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65

Ziel ist es, die Kinder mit

ihren aktuellen Gefühlen

und Interessen sowie ungeklärten

Fragen rund um

die Geschehnisse der

Corona-Krise abzuholen.

RECHTS: Auch den

Kleinsten kann bereits

anhand von Bildern das

Virus erklärt werden.

(© GemNova)


66

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DIE

Freude

LACHT IHNEN AUS

DEN AUGEN

ZUR AUTORIN

SANDRA LEITNER

Hat die Gründung des Vereins

„Gemeinsam Ferien by GemNova“

koordiniert und sich intensiv mit

dem Thema Ferienbetreuung in

Gemeinden auseinandergesetzt.

Kontakt:

ferienbetreuung@gemnova.at

Die Tiroler Sommerschulwochen werden

heuer erstmals durchgeführt. An 16 Standorten

in allen Bezirken Tirols werden rund

300 Kinder intensiv betreut. Diese gemeinsame

Aktion von Land Tirol und dem Gem-

Nova Bildungspool kam in den Gemeinden

sehr gut an und soll nächstes Jahr konzeptionell

weiter ausgearbeitet werden.

Für viele Alleinerzieherinnen und -erzieher, für viele

Eltern war die Situation während des Höhepunkts

der Corona-Krise ungemein herausfordernd. Die

Schulen waren geschlossen, die Kinder mussten

zu Hause beschäftigt und beaufsichtigt werden. Da

ging auch schon der eine oder andere Urlaubstag

drauf. Um die Erziehungsberechtigten jetzt in den

Sommerferien zusätzlich zu unterstützen, wurden

seitens des Landes die Tiroler Sommerschulwochen

ins Leben gerufen.

RECHTS: Tobias Binder und Rawa Kachi bringen

Flüchtlingskindern spielerisch die deutsche Sprache näher.

(© GemNova)


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67

Intensive Betreuung

Zwischen minimal zwei und maximal vier Wochen,

je nach Bedarf der Eltern, werden nun an 16 Standorten

in ganz Tirol diese Sommerschulwochen durchgeführt.

Rund 300 Kinder werden dabei intensiv

betreut, vormittags wird gemeinsam gelernt, nachmittags

ein tolles Freizeitprogramm absolviert. Für

die Erziehungsberechtigten ist das Angebot bis auf

die Verpflegung (rund 5 Euro pro Tag für das Mittagessen

der Kinder) kostenlos, auch weil die einzelnen

Gemeinden die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen,

die Kosten für die Pädagoginnen und Pädagogen

wiederum von Landesseite übernommen werden.

Thomas Ramsl, 38 Jahre jung und leidenschaftlicher

Musiker, der in Wien und München Musik studierte

und auch Meisterklassen besuchte, leitet nun an der

freien Waldorfschule in Innsbruck die Sommerschulwochen.

„Ich lerne mit den Kindern Englisch, Deutsch

und Mathematik, nachmittags musizieren wir dann

gemeinsam und sind auch künstlerisch tätig. Die

Begeisterung bei den Kindern ist groß, die Freude

lacht ihnen aus den Augen.“ Bei diesem Pädagogen

freilich kein Wunder, dirigiert Ramsl doch auch die

Tiroler Kaiserjägermusik oder die Big Band Innsbruck.

Spezielle Hilfe für Flüchtlingskinder

Besonderes Augenmerk wird bei den Sommerschulwochen

auch auf jene Kinder gelegt, die der

deutschen Sprache noch nicht so mächtig sind. Die

39-jährige Rawa Kachi, vor fünf Jahren selbst aus

dem von heftigen Kämpfen und

Kriegen erschütterten Syrien

nach Österreich geflohen, gibt

„DAS WICHTIGSTE IST, ALLE

ihr Wissen nun an diese Kinder

SIND MIT GROSSER FREUDE weiter: „Vor allem geht es darum,

die Buchstaben zu erken-

DABEI UND LERNEN SPIELE-

RISCH DIE DEUTSCHE SPRACHE.“ nen, langsam lesen zu lernen.

Wir sprechen natürlich Deutsch

miteinander, manchmal erkläre

ich auch etwas auf Arabisch.

Beim Spielen gibt es dann keine Sprachschwierigkeiten

mehr, die Kinder verständigen sich mit Händen

und Füßen. Und mit sehr viel Lachen.“

Insgesamt sieben Kinder umfasst ihre kleine Gruppe,

sechs davon kommen aus Syrien, ein Mädchen

aus Kenia. Das Umfeld ist für fast alle neu, natürlich

gibt es auch Heimweh, das eine oder andere

Wehwehchen, Verständigungsschwierigkeiten. „Das

Wichtigste aber ist, alle sind mit großer Freude dabei

und lernen dabei spielerisch die deutsche Sprache.“

Verein: Gemeinsam Ferien by GemNova

Die bei den Tiroler Sommerschulwochen tätigen Pädagoginnen

und Pädagogen sind übrigens alle beim

Verein „Gemeinsam Ferien by GemNova“ angestellt,

der speziell dafür von der GemNova gegründet wurde.

Der Zweck dieses Vereins: das Angebot an Ferienbetreuung

für schulpflichtige Kinder sowohl quantitativ

als auch qualitativ zu verbessern, um gleichzeitig

auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf voranzubringen,

womit auch das berufliche Fortkommen

von Frauen gefördert wird. Ein fürwahr wichtiges, nie

enden wollendes Ziel.

Über diese Sommerschulwochen hinaus gibt es natürlich

auch eigene Angebote der Gemeinden. So werden

etwa in Mutters oder in Steinach am Brenner noch

deutlich längere Ferienbetreuungen angeboten. Alleine

in diesen beiden Gemeinden werden den Sommer

über bis zu 50 Kinder betreut, die Pädagoginnen und

Pädagogen dafür stellt abermals die GemNova. Und ja,

dieses Konzept der Ferienbetreuung ist eine schlüssige

Sache. Auch weil der Verein „Gemeinsam Ferien by

GemNova“ bestens vernetzt ist. Mit ein Grund, warum

die besten Pädagoginnen und Pädagogen beschäftigt

werden können. Zwei Beispiele davon sind eben

Thomas Ramsl und Rawa Kachi.

OBEN: Landesrätin Beate Palfrader zu

Besuch an der Volksschule Pfunds, wo aktuell

die Tiroler Sommerschulwochen stattfinden.

(© Land Tirol)


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HANDREICHUNG

ELTERNBILDUNGSPARTNER-

SCHAFT

PRAXISEMPFEHLUNGEN

ZUR ALLTAGSINTEGRIER-

TEN SPRACHFÖRDERUNG

VON ZU HAUSE AUS.

Handreichung Elternbildungspartnerschaft

– Praxisempfehlungen

zur alltagsintegrierten

Sprachförderung von

zu Hause aus.

Der Zusammenarbeit mit Eltern und Erziehungsberechtigten

kommt in einer Zeit, in

der Kinder verstärkt zu Hause betreut werden,

eine besondere Bedeutung zu, da sie

die Durchgängigkeit alltagsbasierter Sprachbildung

sicherstellen kann, welche Kinder

dabei unterstützt, sich ein- bzw. mehrsprachig

optimal weiterzuentwickeln.

Die Folgen der Corona-Pandemie im aktuellen

Kindergartenjahr, durch die der pädagogische

Alltag in elementaren Bildungseinrichtungen

nicht mehr in gewohnter Weise

sichergestellt werden konnte, verursachten

insbesondere für Kinder mit Migrationskontext

und anderen Herkunftssprachen

einen einschneidenden Bruch auf ihrem

Bildungsweg. Sie führten zu einem Verlust

wertvoller Bildungszeit, welche gerade

vor dem Übergang in die Schule intensiv

genutzt werden kann, um Kinder in ihren

Teilhabemöglichkeiten am Bildungsgeschehen

zu stärken. Die kontaktlose Zeit

kristallisierte sich jedoch auch als besondere

Chance für pädagogische Fachkräfte

heraus, Bildungspartnerschaften mit Eltern

und Erziehungsberechtigten zu intensivieren,

um weiterhin das Wohlbefinden und

die individuelle Entwicklung jedes Kindes

in den zentralen Fokus zu stellen. Im regelmäßigen

telefonischen Austausch bot sich

pädagogischen Fachkräften die Gelegenheit,

über interessiertes Nachfragen Eltern

und Erziehungsberechtigte in ihrem täglichen

Tun und Handeln mit den Kindern als

Entwicklungsbegleiterinnen und -begleiter

wertzuschätzen und sie als Sprachvorbilder

zu stärken. Insbesondere im Hinblick auf

die sprachlichen Entwicklungsfortschritte,

die zwischenzeitlich im häuslichen Kontext

in der Erst- bzw. Zweitsprache jedenfalls

stattgefunden haben, bot sich diese Form

der Zusammenarbeit auf Distanz als besonders

wirksam an, um mögliche Ängste und

Unsicherheiten von Eltern in Bezug auf den

Erst- und Zweitspracherwerb aufzugreifen

und insbesondere, um Entwicklungsfortschritte

mithilfe der Alltagsbeobachtungen

der Eltern und Erziehungsberechtigten im

häuslichen Kontext sichtbar zu machen und

gemeinsam zu reflektieren.

Sprachliche Bildung im Alltag unter Einbezug

der sprachlichen Vielfalt

Das Team der Sprachberaterinnen und

-berater hat im Auftrag der Fachabteilung

für Elementarbildung der Tiroler Landesregierung

eine pädagogische Handreichung

mit praktischen Empfehlungen für pädagogische

Teams im Kindergarten ausgearbeitet,

die vor allem Unterstützungsmöglichkeiten

zur alltags-integrierten Sprachförderung

sowie zur Sprachentwicklungsbeobachtung

im häuslichen Kontext aufzeigt.

DER KINDLICHE SPRACHERWERB

KANN IN JEDEM BELIEBIGEN

LEBENS- UND LERNKONTEXT

GANZHEITLICH UND DURCH JEDE

KOMPETENTE BEZUGSPERSON

GEFÖRDERT WERDEN.

Der Leitfaden basiert auf der grundlegenden

Überlegung, dass Sprachentwicklung immer

durch Beziehung und über das Sammeln

von Sinneserfahrung bzw. das Anregen von

Denkprozessen auf ganz natürliche Weise

beim Kind passiert. Somit kann der kindliche

Spracherwerb in jedem beliebigen Lebensund

Lernkontext ganzheitlich und durch

jede kompetente Bezugsperson gefördert

werden. Als wesentlich hervorzustreichen

gilt, dass die Förderung des Kindes in seiner

Erstsprache(n)kompetenz gleichermaßen

zur Förderung seiner Zweitsprachenkompetenz

beiträgt und deren Entwicklung

sogar begünstigt, eben weil das Wahrnehmen,

Denken und Handeln immer ein ganzheitlicher

Prozess ist. In der pädagogischen

Handreichung finden sich daher zu verschiedenen

inhaltlichen Schwerpunkten konkrete

Handlungsmöglichkeiten, die von pädagogischen

Fachkräften als Empfehlung direkt an


tirol.bildet

69

LIEBE KINDER, WIR

HOFFEN, ES GEHT EUCH

GUT?! UNS GEHT ES

GUT. BEI UNS IM WALD

IST ALLES IN ORDNUNG.

AUSZUG DER SPRACHLICH-SPIELERISCHEN IMPULSE

IM WALD, DER ALS „BILDUNGSRAUM“ GENUTZT WIRD.

Eltern und Familien weitergegeben werden

können. Das Interesse an „Bilderbuchkultur

und Vorlesen“ kann beispielsweise durch

den Besuch einer örtlichen Kinderbücherei

bzw. durch die Zurverfügungstellung eines

Ausleihverfahrens des Kindergartens selbst

gefördert werden oder aber auch, indem die

erwachsene Bezugsperson gemeinsam mit

dem Kind Bücher auf einem Online-Marktplatz,

basierend auf den aktuellen Bedürfnissen

des Kindes, aussucht. Das gemeinsame

Lesen bzw. Anschauen von Büchern, das

dialogische Sprechen über damit verknüpfte

Themen sowie auch das bewusste Beobachten

des Kindes bei der selbstständigen

Auseinandersetzung mit dem Buch zu Hause

kann den Fokus des kindlichen Interesses

auf den Literacybereich lenken.

Ebenso kann im häuslichen Alltag auch

der Zugang zur Schriftkultur durch das

Sichtbarmachen von Schriftdokumenten

(Kalender, Einkaufszettel, Zeitschriften etc.)

oder auch durch das gemeinsame Suchen

nach Schriftzeichen oder Piktogrammen

beim Spazierengehen auf einfache Weise

begünstigt werden. Das Aufgreifen der

konkreten Fragen des Kindes, wenn es sich

selbst beim Schreiben versuchen möchte,

zählen dazu wie auch das gemeinsame

Besorgen von Schreibutensilien und

„Schulsachen“, wenn das Kind bereits vor

Schuleintritt Interesse zeigt. Beim Führen

von Gesprächen mit dem Kind kann

auch dem dekontextualisierten Sprechen

besondere Beachtung geschenkt werden.

Dies gelingt bei Erzählungen über vergangene

oder zukünftige Ereignisse (z. B.: den

gemeinsamen Tag reflektieren und Pläne

schmieden, Familienmitglieder erzählen

Geschichten aus ihrer Kindheit,

von der Großfamilie, aus der

Gegend, in der sie aufgewachsen

sind etc.) sowie beim Thematisieren

abstrakter Phänomene wie

das Beschreiben von Gefühlen

oder anderen nicht sichtbaren

Zuständen. Auch das naturwissenschaftliche

Experimentieren

im Alltag gehört dazu: Gemeinsame

Tätigkeiten im Haushalt wie

auch Unternehmungen in der

Natur, für die das Kind besonderes Interesse

zeigt, eignen sich für das gemeinsame

laute Nachdenken. Insbesondere durch

bewusstes Nachfragen können die aktuellen

Gedanken der Kinder aufgegriffen werden.

Im Rahmen der alltagsbasierten Sprachbildung

kann auch explizites Sprachwissen

von Kindern, welches idealerweise schon

vor dem Schuleintritt sichtbar wird, effizient

gefördert werden. Dabei ist es dienlich,

aufmerksam zu sein, ob und wann das Kind

beispielweise zwischen zwei oder mehreren

Sprachen wechselt, ob der kindliche Wortschatz

neben konkreten auch abstrakte

Begriffe beinhaltet oder auch zu welchen

Satzkonstruktionen Kinder in der Lage sind

(Haupt- und Nebensätze). Auch das gemeinsame

Nachdenken über andere Sprachen

fördert den Zugang und das Wissen über

Sprachenvielfalt.

Intensive Bildungspartnerschaft mit den

Eltern als Chance

Alltagsbasierte Sprachbildung, welche über

die Förderung des Kindergartens hinaus

noch durch eine intensive Bildungspartnerschaft

mit Eltern und Erziehungsberechtigten

angereichert wird, birgt die besondere

Chance in sich, die sprachliche Entwicklung

jedes Kindes sehr individuell sowie ganzheitlich

begleiten zu können und damit auch

sein sozial-emotionales Wohlbefinden in

den Fokus zu rücken. Das bewusste Einbinden

der Familiensprache(n) in alltäglichen

sprachförderlichen Maßnahmen (alle im

oberen Abschnitt angeführten Empfehlungen

lassen sich in der Erst- wie auch in der

Zweitsprache umsetzen!) verleiht der Expertise

der Bildungspartnerinnen und -partner

als sprachliche Vorbilder ihrer Herkunftssprachen

sowie als Entwicklungsbegleiterinnen

und -begleiter ihrer eigenen Kinder

eine besondere Wertschätzung.

Gelebte pädagogische Praxis in einer

Tiroler Gemeinde

Dem Kindergarten der Gemeinde Stanz bei

Landeck ist es gelungen, während des Lockdowns

mit Kindern und Eltern auf besondere

Weise in Kontakt zu treten und somit

der Bildungspartnerschaft mit Eltern sowie

der Bildungsarbeit mit Kindern eine ganz

neue Ausdrucksform zu verleihen. An einem

besonderen Platz im Wald, den das pädagogische

Team bereits vor der Krise mit

den Kindern wöchentlich aufsuchte und als

„Bildungsraum“ nutzte, wurde eine Szene

mit sprachlich-spielerischen Impulsen vorbereitet,

welche für Kinder und ihre Familien

ein Anstoß zum Miteinander plaudern, Nachdenken,

Erzählen, Geschichten erfinden und

aufschreiben war. Eltern und Erziehungsberechtigte

hatten die Chance, mithilfe

dieses pädagogischen Angebots ihre Kinder

im Alltag in ihrer sprachlichen Entwicklung

intensiv und individuell zu begleiten.

Der Kindergartenleitung, Frau Maria Senn,

gemeinsam mit ihrer Assistenzkraft ist es

gelungen, durch das Schaffen einer lern- und

sprachanregenden Umgebung außerhalb

des Kindergartens ihren Bildungsauftrag

im Bereich Sprache, Kommunikation und

die Heranführung an Literacy mithilfe einer

gelingenden Bildungskooperation mit Eltern

fortzusetzen und somit einen wesentlichen

Beitrag zur pädagogischen Qualität in der

elementaren Bildungsarbeit zu leisten.

ZUR AUTORIN

MAG. NINA REDLICH, MA ECED

Nina Redlich leitet das Team Sprachberatung

des Landes Tirol und

koordiniert den Fachbereich Elementarpädagogik

im GemNova Bildungspool Tirol.

Kontakt: n.redlich@gemnova.at


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tirol.bildet

AUS

DER KRISE

LERNEN

März – Freitag, der

13. Lockdown. Gemeinsame

Unternehmungen

verboten.

Kontakt ausschließlich

mit Personen im

eigenen Haushalt.

Veranstaltungen

abgesagt. Aus- und

Weiterbildung undenkbar.

Und dann?

ZUR AUTORIN

MAG. SANDRA

WIMMER

Sandra Wimmer verantwortet

den Bereich Aus- und

Weiterbildung. Sie hat selbst als

Deutschtrainerin gearbeitet und

ist Expertin im Bereich Sprachund

Wissensvermittlung.

Kontakt: s.wimmer@gemnova.at


tirol.bildet

71

Das Leben verläuft nun mal nicht immer

wie eine Autobahn geradeaus. Auch steinige

und unvorhersehbare Passagen sind ein

Teil davon. Jedoch liegt die Kunst darin, die

in den Weg gelegten Steine zu sammeln

und schlussendlich ein Haus daraus zu

bauen. Dieser Gedanke hat auch die Gem-

Nova Akademie während der Zeit von Quarantäne

und Veranstaltungsverbot stetig

begleitet. Kurzerhand wurde eine DSGVOkonforme

Online-Lernplattform implementiert

und die Präsenzkurse in niedrigem

Ausmaß so gut wie möglich weitergeführt.

Jedoch auch hier gab es immer wieder

Brocken, die beseitigt werden mussten:

fehlende technische Ausrüstung, schlechte

Internetverbindung, überlastete Server,

verzweifelte oder sogar unauffindbare Teilnehmerinnen

und Teilnehmer

Zeit, Geduld und Kreativität

Wie alles im Leben benötigte es eine

gewisse Zeit, viel Geduld und kreative Trainerinnen

und Trainer, bis der Online-Unterricht

wieder mit Spaß stattfinden konnte.

Im Laufe der Monate hat sich diese Art

der Aus- und Weiterbildung sehr gut etabliert.

Sogar so gut, dass wir künftig verstärkt

auf Webinare und Blended Learning

(eine Kombination aus Präsenzseminaren

und E-Learning) setzen werden. Somit

konnte mit den vielen Steinen und Brocken

ein tolles, stabiles Haus geschaffen werden.

Eine weitere Baustelle, die sich rund

um die kommunale Fortbildung aufgetan

hat, steht ebenso im Zeichen der Flexibilität

und des maßgeschneiderten, lebenslangen

Lernens. Durch Covid-19 hatten

plötzlich viele deutlich mehr Zeit, welche

für Aus- und Weiterbildungen genutzt werden

konnte. Mithilfe von E-Learning ist es

heutzutage möglich, sich orts- und zeitunabhängig

neues Wissen anzueignen.

Auch das ist künftig über die GemNova

Akademie möglich.

Lernen, trainieren, festigen

Anhand einer Webapp können sowohl

kommunalspezifische als auch allgemeine

Inhalte in Selbstregie gelernt, trainiert

und gefestigt werden. Dies umfasst Neuerungen

zur TGO (Tiroler Gemeindeordnung),

rechtliche Grundlagen zum Freizeitwohnsitz

oder Umgang und Tricks

mit den Office-Programmen, Krisenmanagement

und Präsentationstechniken.

Begleitend zu diesen Themen können

Präsenzseminare besucht werden.

Somit kann jede und jeder selbst entscheiden,

wie viel Zeit in eine Fortbildung

investiert wird. Dies kann sich von einer

kurzen zehnminütigen Sequenz mittels

Smartphone bis zu einem mehrstündigen

Themenkomplex erstrecken.

Alles in allem kann rückblickend gesagt

werden, dass auch aus einer Krise wie dieser

viele positive Neuerungen mitgenommen

werden können: eine Veranstaltungsplattform

mit allen relevanten Aus- und

Weiterbildungen für Gemeinden, Blended-

Learning-Kurse und E-Learning-Seminare.

Dennoch freuen wir uns wieder darauf,

wenn Normalität einkehrt. Trotz der

technischen Möglichkeiten möchten wir

Präsenzseminare nämlich nicht missen.

Wir bieten den Gemeinden

auch individuelle,

maßgeschneiderte Inhouse-Schulungen

an.

Kontakt:

akademie@gemnova.at

Factbox

Alle Veranstaltungen, die für

Gemeinden relevant sind,

können auf der Veranstaltungsplattform

gemeindeveranstaltungen.at

gefunden

werden.

Derzeitige Anbieter sind:

FLGT – Fachverband der

Gemeindebediensteten

Tirols, Bildungsforum, Tiroler

Gemeindeverband, Open-

Digital, Kommunalwerkstatt,

Bauernbund, GemNova Akademie

und Grillhof.


72 tirol.kultur

LESENSWERTE

BÜCHER

INSIDE TÜRKIS

KLAUS

KNITTELFELDER

EMPFOHLEN VON

REINHOLD OBLAK

Edition a

Mai 2020

224 Seiten, € 22,-

Sehr sauber recherchiert. Frech und flott und frei geschrieben. Keine allzu persönlichen

Bewertungen, stattdessen viele Informationen, amüsante Aperçus, alles mit zuweilen

recht trockenem Humor versehen. Die Zusammenhänge erklärend dargestellt, die

jeweilige Vita pointiert zusammengefasst. Der Journalist Klaus Knittelfelder, ein bisher

eher unbekannter Name, selbst gerade mal 28 Jahre jung, hat ein wirklich bemerkenswertes

Buch verfasst. Und ja, die wenigen Männer und noch weniger Frauen im

engsten Kreis des türkisen Kanzlers gehören schon mal in dieser Form porträitiert,

zueinander in Beziehung gestellt. Wichtig auch aufzuzeigen, wie der Hase innerhalb

der gegenwärtigen ÖVP läuft, wer Entscheidungen vorbereitet, das Ohr des Herrn

Kurz hat. Dafür gebührt dem Autor großes Lob, gleichzeitig Respekt und Anerkennung.

Was als beispielgebende Geschichte dieses Netzwerkes freilich fehlt: die Chronologie

zur penibel vorbereiteten Machtübernahme innerhalb der ÖVP, welche Mitterlehner in

den Schatten, Kurz ins Licht stellte. Ins, wie viele meinen, in jenem Fall freilich ziemlich

schlechte Licht.


tirol.kultur

73

Steidl Verlag

Juni 2020

240 Seiten, € 34,-

ISCHGL

LOIS HECHENBLAIKNER

Der renommierte Tiroler Fotograf Lois

Hechenblaikner hat einmal mehr einen

beeindruckenden Bildband vorgelegt.

Diesmal, dem aktuellen Anlass entsprechend,

über den Corona-Hotspot Ischgl.

Seine Aufnahmen zeigen – im Zeitraum

von 26 Jahren – die Auswüchse

des Tourismus in diesem Wintersportort.

Unglaubliche Fotos, schockierende

Bilder, für sich sprechende Aufnahmen.

Deswegen war es auch nicht nötig, diese

mit Bildunterschriften zu versehen.

Hechenblaikner richtet seine Kamera so

zielgenau auf das Treiben im Schnee,

dass die Fotos für sich stehen, keiner

weiteren Worte bedürfen. Und ja, natürlich,

diese öffentlichen Saufgelage, diese

touristischen Auswüchse bedürfen zweierlei:

eines entsprechenden Angebotes,

gleichzeitig vieler Menschen, die dieses

auch nutzen. In Ischgl ist beides zuhauf

vorhanden.

Zwischen Juli 1942 und Oktober 1943 wurden

in den Vernichtungslagern Treblinka,

Sobibor und Belzec mindestens 1,5 Millionen

Jüdinnen und Juden ermordet. Der

harmlose Name für diese systematische

Ermordung von Menschen: „Aktion Reinhard“.

Über viele Umwege gelangten nun

die Fotos von Johann Niemann, stellvertretendem

Lagerkommandanten von Sobibor,

an die Öffentlichkeit. Darüber wird in diesem

ausgezeichnet recherchierten Buch

detailliert berichtet. Mit wissenschaftlicher

Genauigkeit, mit vielen Zahlen, Daten, Fakten.

Vor allem aber auch mit Aussagen

Überlebender, nachgezeichneten Einzelschicksalen,

die der Geschichte erst ihr

ganz persönliches Gesicht geben.

Bemerkenswert an diesen Fotos aus dem

Vernichtungslager Sobibor: sie zeigen die

Selbstherrlichkeit, die lockere Entspanntheit

der Täter, allen voran von Johann Niemann.

Gleichzeitig verschweigen sie das

unsagbare Leid, die unglaubliche Angst,

das grauenhafte Elend der Hunderttausenden

Opfer. Und Sie verschweigen den

Kontext, die Umstände, unter denen diese

Bilder aufgenommen wurden. Ein uneingeschränkt

empfehlenswertes Buch, das

über die Fotos die eine Seite der Medaille

zeigt. Und über den ausgezeichneten

Inhalt, die erklärenden Texte, die schreckliche

andere.

Und dann kam Corona, Covid-19, mit

Ischgl als Zentrum. Während die Tiroler

Politik relativierte, die Hände in Unschuld

wusch und ohnehin alles richtig machte,

zeigt Hechenblaikner mit seinen Bildern

die schrille, die laute, die grausliche

Realität. Von gestern, von heute,

wohl auch wieder von morgen. Selbiges

hat er freilich auch mit seinen anderen

Büchern – Hinter den Bergen, Volksmusik

– gemacht. Dass er damit in Tirol recht

oft als „Nestbeschmutzer“ tituliert, überall

sonst hingegen geachtet und respektiert

wird, spricht wohl für ihn. Ein Buch,

das deshalb vor allem auch in und für

Tirol uneingeschränkt zu empfehlen ist.

Metropol Verlag

Jänner 2020

382 Seiten, € 29,-

FOTOS

AUS SOBIBOR


74 tirol.kultur

ALPENGLETSCHER

FISCHER/RITSCHEL

Wer dieses faszinierende Buch nur in die

Hand nimmt, wird schon überrascht sein.

Der Haptik des Covers wegen greift es

sich wirklich gut an. Dann die großformatigen

Fotos, aufgenommen über viele

Jahrzehnte. Erinnerungen an einst massive

Gletscherströme, gewaltige Aufnahmen

bekannter Berge und schwindender

Eisbrüche. Beim langsamen, sorgfältigen,

staunenden Eintauchen in dieses Buch

werden wir immer wieder an den beeindruckenden

Bildern hängenbleiben. Was

für grandiose Fotos, was für ein Genuss

beim Betrachten.

Dazu viele sehr interessanten Texte.

Bei uns in den Alpen, heißt es etwa, verlieren

die Gletscher zwischen einem

halben und einem Meter Eis. Pro Jahr,

wohlgemerkt. Ist es wärmer, können es

auch schnell mal zwei Meter sein. Der

Klimawandel lässt grüßen. Ausdrücklich

hervorzuheben: die teils sehr persönlichen

Zeilen zum Gletscherschwund, zu

vergangenen Touren in den Ost- und

Westalpen. Ein Buch, das mit viel Herzblut

verfasst wurde. Uneingeschränkte

Leseempfehlung.

Tyrolia Verlag,

Mai 2020

256 Seiten, € 39,-


tirol.kultur 75

PAPA LALALAYA

KRIEMHILD BUHL

Kriemhild Buhl hat ein unglaublich beeindruckendes

Buch geschrieben. Ja, natürlich über ihren Vater, Hermann

Buhl, der in Bergsteigerkreisen nach wie vor

Legendenstatus genießt. Viel mehr freilich noch über

ihre Mutter, Generl, über ihre Schwestern, über sich

selbst. Herausgekommen ist eine fein ziselierte Familiengeschichte,

mit vielen endgültigen Brüchen, mit

großen Hoffnungen, bitteren Enttäuschungen. Verfasst

aus der Sicht der Tochter, der Schwester, eines Kindes,

einer Jugendlichen, einer erwachsenen Frau.

Edition Tandem,

März 2019

265 Seiten, € 22,-

Besonders hervorzuheben ist die Sprache, sind die

grundsätzlichen Gedanken und Überlegungen, ist die in

wunderschöne Worte gefasste Zuneigung zu ihrer Mutter,

Hermann Buhls Frau. Hier wurde mit ganz feiner

Feder geschrieben. Und ja, dieses Buch durchströmt

auch sehr viel Herzblut, intensives Gefühl. Zuweilen ist

es reine Hilflosigkeit, die uns hier entgegentritt. Dann

wieder pralle Lebensfreude, große Nachdenklichkeit,

auch Verzweiflung. Wer dieses Buch zur Hand nimmt,

wird reich beschenkt. Chapeau!

Bergverlag Rother,

Mai 2019

208 Seiten, € 24,90

FELSTOUREN IM

II. UND III. GRAD

OTTO/BAUR

Wer mal ins leichte Klettern hineinschnuppern möchte, der oder dem sei dieses Buch empfohlen.

Vor allem deswegen, weil sich hier eine feine breite, übersichtliche Auswahl an entsprechenden

Zielen findet. Klar, für jemanden, der wirklich klettert, ist ein II. und III. Grad wohl nichts. Für andere

indes kommt auch bei diesen Schwierigkeiten schon mal die „Nähmaschine“ zum Vorschein. Vor

allem, wenn eine gewisse Ausgesetztheit auch noch hinzukommt. Und die ist bei einigen dieser

Touren durchaus vorhanden.

Die recht ausführlichen Beschreibungen sind grundsätzlich in Ordnung, wenngleich in Einzelfällen

ein „Local“ schon mal den Kopf schüttelt. Die Fotos sind mitunter recht nett, was bei einigen

Touren freilich besser wäre, ist ein Topo. Vielleicht ein Anreiz für die nächste Auflage. Besonders

hervorzuheben: die für den ersten Blick hilfreiche Übersichtskarte, die feine Zusammenfassung

der Ziele samt Schwierigkeitsgraden. Und ja, dieses Buch mit knapp 50 Touren deckt von den

Allgäuer Alpen im Westen bis zum Tennengebirge im Osten gleich mehrere schöne Regionen

ab. Kommt bitte immer gesund zurück.


76

tirol.kultur

DRAUF GEPFIFFEN–

WIR BLASEN WEITER!

Den Kopf in die Tuba stecken hätte auch

nichts gebracht – und so haben sich viele

Musikantinnen und Musikanten der Tiroler

Musikkapellen wegen des Virus nicht

aus dem Takt bringen lassen. Denn eine

Woche ohne Probe geht gar nicht.

Von einem Tag auf den anderen nicht

mehr proben, anschließend nicht mehr

gemeinsam zusammensitzen – eine

Vorstellung, die wohl keinem Musikanten

wohl bekommen war. „Bleib dahoam!“ –

für einen Musikanten schlichtweg Freitag

abends ein Fremdwort. Die Musikkapelle

Sautens blieb daheim, war aber deswegen

noch lange nicht leise. Sie machten

bei verschiedenen Aktionen mit. Ab dem

15. März ließen sie – wie in ganz Österreich

– Töne aus den Fenstern und von

Balkonen erklingen oder waren Teil der

Klopapier-Challenge.

Auch bei der Bundesmusikkapelle Ried-

Kaltenbach gestalten sich die Proben nur

anders, was dem Spaß an der Musik keinen

Abbruch tut. „Es finden derzeit Covidbedingt

leider noch keine Platzkonzerte

unserer Bundesmusikkapelle Ried-Kaltenbach

statt. Es ist aber mit großer Freude

zu beobachten, wie fleißig geprobt wird,

und die Covid-Vorgaben eingehalten werden.

Es ist nur zu hoffen, dass bald wieder

Konzerte stattfinden können“, so Bürgermeister

Klaus Gasteiger.

OBEN: Daheim

gemeinsam beim

Proben. (© MK

Sautens)

LINKS:

Die Bundesmusikkapelle

Ried-Kaltenbach

probt derzeit im

Freien. (© BMK Ried-

Kaltenbach)


tirol.sozial 77

EROBERT DAS ZILLERTAL

ZUR AUTORIN

DIPL. SOZ. PÄD. CHRISTIANE MAYER

Christiane Mayer ist seit über 20 Jahren im sozialen

Bereich tätig. YoungStar ist ihr Herzensprojekt, weil es

Jugendliche dort abholt, wo sie gerade stehen und eine

aktive und sinnvolle Beschäftigung bietet.

Kontakt: c.mayer@gemnova.at

Die vier Zillertaler Gemeinden

Schwendau, Hippach, Ramsau

und Hainzenberg starten mit

„YoungStar“, einem tollen Projekt

der GemNova. Dabei wird

Jugendlichen ab 13 Jahren eine

sinnvolle Freizeitbeschäftigung

geboten. Tirolweit übernehmen

diese vier Gemeinden eine

beispielgebende Vorreiterrolle.

Den Auftakt machte in diesen Tagen der

erste „Lernfreude“-Nachmittag im Haus

der Gemeinde. Dabei wurde gemeinsam

gelernt, Englisch wiederholt sowie Hausübungen

erledigt. Die ersten drei „Lernfreude“-Stunden

sind für die teilnehmenden

Kinder kostenlos, die Jugendlichen

hingegen bekamen bereits ihren ersten

Ziller-Taler im Wert von 3,- Euro pro Stunde.

„Ich finde es einfach toll, etwas Neues

auszuprobieren“, so eine Teilnehmerin.

„Ich kann Verantwortung übernehmen und

andere mit meinem Wissen unterstützen.

Da haben wir alle etwas davon.“

wichtig, „das soziale Miteinander zu fördern.

Gerade in dieser für uns alle nicht

einfachen Zeit ist es notwendig, Kinder

und Jugendliche bestens zu unterstützen.“

Für die Projektbetreuung vor

Ort ist die diplomierte Sozialpädagogin

Marion Kogler zuständig. Sie ist die

erste Ansprechpartnerin, sie liefert bei

plötzlich auftretenden Fragen rasche

Antworten.

Um die Kinder und Jugendlichen aneinander

zu gewöhnen, organisierte Kogler

kürzlich einen gemeinsamen Kennenlernen-Nachmittag.

„Natürlich sind dabei

auch Spaß und Spiel nicht zu kurz gekommen“,

so die Pädagogin, die sich von der

Begeisterung der Kinder und Jugendlichen

gleich anstecken ließ.

Ausweitung geplant

Doch YoungStar besteht nicht nur aus

der „Lernfreude“. Als nächster Schritt

ist der Aufbau einer Sommerbörse angedacht,

bei der Jugendliche insbesondere

in soziale Einrichtungen hineinschnuppern

sollen. Und dann gibt es natürlich

auch noch die Idee der Nachbarschaftshilfe

oder von sogenannten Sprachbuddys.

Gemnova Prokurist Niki Kraak: „Die

vier Zillertaler Gemeinden haben einen

tollen Start hingelegt. Wie zu hören ist,

werden bald weitere Gemeinden folgen..“

UNTEN:

Der tirolweite Start von YoungStar erfolgt

im Zillertal. Bgm. Franz Hauser (Schwendau),

Marion Kogler (Projektbetreuung), Bgm. Gerhard

Hundsbichler (Hippach), Christiane Mayer

(GemNova) sowie Niki Kraak (Prokurist

GemNova) (© GemNova)

Soziales Miteinander fördern

Für den Schwendauer Bürgermeister

Franz Hauser ist es dabei besonders


78 tirol.sozial

Schulsozialpädagogik –

what’s that?

ZUR AUTORIN

MAG. CARINA GRUBER

Carina Gruber ist seit Juli 2016

als Sprachtrainerin bei GemNova,

seit Mai 2019 ist sie zudem im

GemNova Bildungspool für die

Koordination der Schulassistentinnen

und Freizeitbetreuerinnen im

Tiroler Unterland zuständig.

Kontakt: c.gruber@gemnova.at

Soziales Lernen als Lerngegenstand gibt

es an diversen Schulstandorten in Tirol

schon seit geraumer Zeit, die Einbettung

in das Konzept der Schulsozialpädagogik

ist hingegen noch nicht so weit verbreitet.

Das erste tirolweite Pilotprojekt startete

im Jahr 2009 an der NMS, damals

noch Hauptschule, in Fieberbrunn im Tiroler

Unterland. Inzwischen haben einige

Gemeinden nachgezogen, unter anderem

die Gemeinde Kössen, welche seit dem

Frühjahr 2017 das Projekt Schulsozialpädagogik

an der hiesigen Neuen Mittelschule

anbietet.

Umgesetzt wird das Projekt Schulsozialpädagogik

an der NMS Kössen seit Anbeginn

von Dipl. Soz.-Päd. Nicole Mayr und

Mag. Bernhard Lang. Die beiden Schulsozialpädagogen

fokussieren sich im

Unterrichtsfach Soziales Lernen auf die

sozialen Belange der Schülerinnen und

Schüler. Klassenverbände sind eine heterogene

Zusammensetzung aus unterschiedlichsten

Charakteren, die mitten

in ihrer Identitätsfindungsphase stecken.

Diese Mischung birgt natürlich ein gewisses

Konfliktpotenzial in sich, und da setzt

die Schulsozialpädagogik an, um mit ausgewählter

Methodik mit den Kindern diese

Thematiken zu bearbeiten.

KLASSENVERBÄNDE

SIND EINE HETEROGENE

ZUSAMMENSETZUNG

AUS UNTERSCHIED-

LICHSTEN CHARAK-

TEREN, DIE MITTEN IN

IHRER IDENTITÄTSFIN-

DUNGSPHASE STECKEN.

Die zu behandelnden Themen verändern

sich natürlich je nach Altersstufe. „Wo es

in der ersten Klasse zu Schulbeginn noch

viel um Eingewöhnung und Kennenlernen

geht, werden in der zweiten Schulstufe

bereits Domänen wie Selbst- und Fremdwahrnehmung,

Egoismus und Narzissmus

sowie Glück und Zufriedenheit thematisiert“,

erläutert Sozialpädagogin Nicole

Mayr. Zudem wird das Angebot auf die

jeweiligen Bedürfnisse der Schülerinnen

und Schüler bzw. der Klassen im Generellen

zugeschnitten. Insbesondere in den

höheren Klassen wird die Themenauswahl

in der Gruppe und auch in enger Abstimmung

mit den Lehrpersonen getroffen.

Überdies werden neben diesen unterrichtsintegrierten

Einheiten auch Beratungsgespräche

von den beiden Schulsozialpädagogen

angeboten. Diese finden

am Standort statt und können sowohl von

Schülerinnen und Schülern, als auch von

Eltern und Lehrpersonen wahrgenommen

werden. Die Nachfrage nach einer solchen

Hilfestellung und Beratungsmöglichkeit ist

groß - Tendenz steigend.

Was die Fördermittel für Schulsozialpädagogik

betrifft, so sind diese seitens des

Landes Tirol auf einen Beitrag aus dem

Resort Bildung beschränkt. Das heißt, das

Angebot wird bis dato von den Gemeinden

selbst finanziert, was für kleinere

Gemeinden mit großen finanziellen Aufwendungen

verbunden ist - das Ergebnis

kann sich jedoch sehen lassen. Umfragen

zufolge sind Eltern, Lehrerinnen und

Lehrer und die wichtigste Zielgruppe, die

Schülerinnen und Schüler selbst, an der

NMS Kössen überaus zufrieden mit dem

Angebot und schätzen das Engagement

seitens der Schulleitung und der Gemeinde

als Schulerhalter in diesem Bereich.

Die Gemeinde Kössen hat die Stelle der

Schulsozialpädagogik an der NMS mit der

Anstellung als Leitung des Jugendzentrums

Kössen kombiniert und somit eine

Vollzeitanstellung für Nicole geschaffen.

Die Kombination aus den beiden Tätigkeiten

ist laut Sozialpädagogin Nicole Mayr

eine sinnhafte Verknüpfung und ermöglicht

ihr ein ganzheitliches Arbeiten mit

den Jugendlichen.

RECHTS: Die eigenständige Erledigung der

Schulaufgaben war eine große Herausforderung.

(© shutterstock)


tirol.sozial

79

Auch in Zeiten des Corona-Lockdowns und

der damit einhergehenden Schulschließungen

und des Umstiegs auf Homeschooling war

die Schulsozialpädagogik eine große Unterstützung

für sowohl Lehrerinnen und Lehrer

als auch Schülerinnen und Schüler an der

NMS Kössen. Schulsozialpädagogin Nicole

Mayr hierzu: „Es ging vor allem darum, die

Lehrpersonen zu unterstützen. Mit Schülerinnen

und Schüler die schwer erreichbar

waren, Kontakt aufzunehmen oder jenen zu

helfen, die Schwierigkeiten mit dieser neuen

Strukturierung des Unterrichts hatten. Es war

eine Fokussierung auf unser Beratungsangebot.“

Zudem musste für manche Lernende

technisches Equipment besorgt werden, da

sie andernfalls gar nicht am digitalen Unterricht

teilnehmen hätten können. Als Fazit

meint die Sozialpädagogin jedoch, dass es

unglaublich sei, wie gut die Youngsters mit

dieser schwierigen Zeit des Homeschoolings

umgegangen seien, vor allem vor dem Hintergrund,

dass einige der Kinder noch kaum

mit den dazu notwendigen Programmen vertraut

waren und die Umstellung in so kurzer

Zeit stattgefunden hatte. Sowohl die selbstständige

Strukturierung des Tages und die

eigenständige Erledigung der Schulaufgaben

zuhause als auch die fehlende soziale Nähe

zu Freunden, welche in dieser Altersgruppe

für die persönliche Entwicklung von großer

Bedeutung ist, zählten zu den großen Herausforderungen

dieser Zeit und wurden in den

„SOL-Einheiten“ und Beratungsgesprächen

der letzten Schulwochen vor den Sommerferien

thematisiert.

Es ist unglaublich, wie gut

die Jugendlichen mit dieser

schwierigen Zeit des Homeschoolings

umgegangen sind.


80 tirol.sozial

GEMEINSAM VERSORGT:

EINE GUTE SACHE, DIE

NACHHALTIG WIRKT

den Partnern des Projektes –

u. a. MPreis, die Rewe-Gruppe,

Hofer und DM – regional für

den Besteller einkaufen.

ZUM AUTOR

MICHAEL KIRCHMAIR

Michael Kirchmair ist seit 2013

bei der GemNova. Er ist Experte

für den Bereich Informations- und

Kommunikationstechnik.

Kontakt: m.kirchmair@gemnova.at

In Corana-Zeiten haben viele an der Versorgung

für jene getüftelt, die Hilfe bei den

täglichen Besorgungen brauchen. Gemeinsam

mit verschiedenen Partnern hat Gem-

Nova ein nachhaltiges System geschaffen,

dass bargeld- und kontaktlose Hilfe

ermöglicht, Freiwillige und Gemeinden

einbindet und allen lokalen Händlern die

Teilnahme ermöglicht. „Die Initiative kam

von der Firma MPreis. Von Anfang an war

aber klar, dass alle ein offenes System wollen“,

sagen die GemNova-Projektbetreuer

Michael Kirchmair und Magnus Gratl. In

einzelnen Gemeinden wurde bereits erfolgreich

getestet. In einem zweiten Schritt

wird „Gemeinsam versorgt“, das auf Nonprofit-Ebene

arbeitet, an professionelle

Dienstleister in der Pflege übergeben.

Was steckt dahinter?

Die Firma Brain Behind hat als genialer

Partner ein einfaches App für Helfer entwickelt,

dass den digitalen Einkauf regelt.

Mittels einer Karte können sie auch bei

Der Hilfesuchende meldet

sich erstmals an und kann

dann unkompliziert per Telefon,

oder auch selbstständig

oder über Hilfsorganisationen

seine Bestellung aufgeben.

„Es geht auch, wenn man den

Einkaufszettel einfach fotografiert

und hochlädt. Schon

ist die Bestellung im System“,

erklärt Michael Kirchmair. Dann

kommt wieder der Helfer zum

Zug. Er erledigt in einem oder

mehreren Geschäften den Einkauf

und bezahlt an der Kasse

bargeldlos im Auftrag des

Bestellers. Der Einkauf wird

samt Kassenbon zugestellt und im System

als erledigt gekennzeichnet. Fertig. „Unser

System funktioniert ohne Lieferschein,

ist offen für alle interessierten Händler in

einem Ort und ermöglicht es dem Bestellenden

sogar, Wünsche zu äußern und für

mehrere Einheiten Aufträge zu erteilen. Für

die Helfer ist es toll, dass niemand mehr in

Vorlage zur Finanzierung gehen muss. Es

wird direkt und bargeldlos – auf Wunsch

auch über ein Treuhandkonto – im Auftrag

des Hilfesuchenden abgewickelt“, sagen

Kirchmair und Gratl.

In allen Bundesländern gibt es interessierte

Gemeinden und Organisatoren.

„Die Entwicklungen von Corona haben uns

überholt. Das System ist soweit fertig und

soll bei einer zweiten Welle vor allem für

professionelle Hilfseinrichtungen bereitstehen.

Erfolgreich in Tirol umgesetzt wurde

‚Gemeinsam versorgt‘ in der Gemeinde

Mils bei Hall. Dort wurde eine Einheit

betreutes Wohnen unkompliziert versorgt“,

erklärt Michael Kirchmair abschließend.

Er dankt allen am Projekt Beteiligten: „Die

Abstimmung zwischen Brain Behind, Raiffeisen,

der Kronenzeitung als Medienpartner

und den vielen Interessenten hat gut

funktioniert. Ein gutes Produkt steht zum

Einsatz bereit.“

OBEN: Der Startschuss erfolgte in Mils bei

Hall in Tirol: Amtsleiter Roland Klingler, miniM-

Filialleiterin Özlem Karakus, Bürgermeister

Peter Hanser (v. l. n. r.). (© GemNova)


BIM

BUILDING INFORMATION MODELING

IST GOLD WERT FÜR DEN BAUHERRN

tirol.hat Recht 81

AUTOREN

CHRISTOPH MÜLLER-THIEDE (M.O.O.CON), DANIEL DEUTSCHMANN (HEID & PARTNER)

UND MIRKO WARZECHA (MENSCH UND MASCHINE)

BIM (Building Information Modeling)

ist in aller Munde. Allerdings

wird es aktuell vorwiegend

aus der Perspektive

von Planerinnen und Planern

und Ausführenden diskutiert.

Die Nutzenstiftung von seiten

der Bau-Auftraggeberinnen

und -geber wird kaum beleuchtet.

Dabei ist BIM eine Methodik und ein Tool,

das seinen vollen Nutzen erst entfaltet,

wenn es über den gesamten Lebenszyklus

einer Immobilie angewendet wird.

Und damit rückt der Nutzen von BIM in

den Fokus von Auftraggebernnen, Nutzern,

Betreiberinnen sowie Investoren.

Gemeinden sind oftmals Auftraggeber

sowie Investoren von Immobilienprojekten

und treten in der Folge häufig zugleich

als Nutzer und Betreiber auf, weshalb

BIM insbesondere auch im kommunalen

Bereich vermehrt ein wichtiges Thema

sein wird. Um diese Perspektive entsprechend

in den Fokus zu rücken, haben sich

drei Partner aus den Bereichen Projektmanagement,

Recht und Digitale Modelle

zusammengeschlossen und eine Veranstaltungsreihe

zum Thema „BIM – Die

erfolgreiche Umsetzung für den Bauherrn“

ins Leben gerufen. Denn: Das sind die drei

Bereiche, die notwendig sind, um ein BIM-

Projekt aus Sicht von Auftraggeberinnen

und -gebern erfolgreich zu machen.

Worum geht es denn nun eigentlich aus

Sicht des Bauherrn? Zu allererst gilt es,

den – je nach Projekt individuellen – Nutzen

zu identifizieren. Je nachdem, ob ich

geberin oder -geber eines Gebäudeprojekts

Nutzerin, Betreiber und/oder Investorin

bin, sieht die Nutzenstiftung anders

aus. Aus jeder dieser Perspektiven können

unterschiedliche Vorteile durch eine

Anwendung von BIM erzielt werden.

Grundlage für nutzenstiftendes BIM ist

in jedem Fall der strukturierte und im

Projektfortschritt detailliert werdende

Datenaufbau. Diese Daten gliedern sich

in statische Daten (so wie das Gebäude

übergeben wird) und dynamische Daten

(Daten aus der Nutzung des Gebäudes).

Zusammen erhält man einen digitalen

Zwilling, der auf Knopfdruck Informationen

zum aktuellen Zustand von Bauelementen

und Anlagen liefert, aber auch

zu Nutzungsverhalten und Auslastung der

unterschiedlichen Bereiche und Räume.

Aus Nutzersicht können mit diesen Daten

das Nutzungsangebot verbessert und beispielsweise

Echtzeitdaten zur Auslastung

eingesehen werden. Aus Betreibersicht

können mit diesen Daten Facility Management

(FM) Services zielgerichtet gesteuert

und optimiert werden. Aus Investorensicht

sind Werterhaltung der Immobilie

sowie Kostensicherheit in Errichtung und

Betrieb die relevantesten Faktoren.

Sobald sich der Bauherr im Klaren ist, welche

dieser Anwendungen für ihn wichtig

sind, geht es um die Frage: Was muss

ich als Auftraggeberin oder-geber tun,

damit diese tatsächlich Realität werden

und einen Nutzen stiften?

Unsere Antwort spiegelt die drei nachfolgenden

– für ein BIM-Projekt – erfolgsrelevanten

Kompetenzen wider:


82 tirol.hat Recht

TEIL 1

Projektmanagement

Aus Sicht des Projektmanagements muss

der Bauherr, nachdem er seine BIM-Strategie

– also die relevanten Anwendungsfälle

– festgelegt hat, die dazu passende

Projektorganisation aufsetzen. Wichtig

dabei ist, Klarheit über die Modellverantwortung

zu schaffen sowie Strukturen für

das Qualitätsmanagement zu etablieren,

das passende Beschaffungsmodell auszuwählen

und dafür zu sorgen, dass an

den Schnittstellen Planung-Ausführung-

Betrieb die korrekte Übergabe der Modellverantwortung

definiert ist, sodass die

Daten ohne Informationsverlust weitergegeben

werden. Mit dieser Grundlage

ist der Bauherr in der Lage, die entsprechenden

Leistungsbilder für die Auftragnehmerinnen

und -nehmer zu erstellen

sowie die Bestellqualität für das digitale

Modell – die so genannte Auftraggeber-

Informationsanforderung (AIA) – zu formulieren.

So wie Bau-Auftraggeberinnen und

-geber auch für das physische Gebäude

einen Bedarf formulieren, müssen damit

Architektinnen und Architekten und Fachplanerinnen

- und planer wissen, was sie

zu planen haben, müssen sie dies auch für

das digitale Gebäudemodell tun.

Die größte Herausforderung besteht darin,

dass viele dieser Angaben und Festlegungen

in der Strategie- und Initiierungsphase

eines Gebäudeentwicklungsprojektes

erfolgen müssen. Also zu einem Zeitpunkt,

zu dem noch kein Plan gezeichnet ist. Zu

so einem frühen Zeitpunkt ist der Bauherr

aufgefordert, die für ihn nutzenstiftenden

Anwendungsfälle eines BIM-Modells für

den gesamten Lebenszyklus – also auch

für den Betrieb – zu definieren. Gelingt dies,

ist der Bauherr in der Lage viele Jahrzehnte

lang von einem lückenlosen, auf die Bedarfe

zugeschnittenen digitalen Gebäudemodell

zu profitieren und damit den Wert und Nutzen

der Immobilie deutlich zu erhöhen.

TEIL 2

Rechtliche Aspekte

Im Zusammenhang mit dem Einsatz von

BIM sind verschiedene strategische, vergabe-

und vertragsrechtliche Punkte zu

beachten. Das BIM-Abwicklungsmodell

regelt die konkrete Vergabe- und Vertragsstrategie

für das Projekt und in welcher

Phase die Modellverantwortung bei

welchem Projektbeteiligten liegt.

Für die erfolgreiche Realisierung von BIM-

Projekten bedarf es darüber hinaus der

Festlegung neuer Leistungsbilder (z. B.

„BIM-Manager“, „BIM-Koordinator“), einer

Verantwortungsmatrix, von Regelungen

zur Datenspeicherung und zu Nutzungsrechten

sowie von zusätzlichen (einheitlichen)

Vertragsbedingungen für alle Beteiligten

(sogenannte „BIM-BVB“). Bei der

Wahl eines konkreten Vertragsmodells

ist grundlegend zwischen „gebündelter“

Beauftragung und Einzelverträgen zu

unterscheiden.

Ein Praxisbeispiel

Als vergaberechtliche Strategie für das

Tiroler BIM-Pilotprojekt „Neubau der

HBLFA Rotholz“ wurde festgelegt, zwei

Vergabeverfahren zur Findung eines

Generalplaners (GP) und eines Generalunternehmers

„Plus“ (GU+) durchzuführen.

Beide Verfahren wurden als

Verhandlungsverfahren mit vorheriger

europaweiter Bekanntmachung gemäß

des Bundesvergabegesetzes durchgeführt,

um die gemeinsame Festlegung

eines hinreichend genauen Leistungsumfangs

(insbesondere für das BIM-Modell

und die Schnittstellen) zu ermöglichen.

Das Leistungsbild des GP umfasste u.

a. die Gebäudemodellbearbeitung mittels

BIM, somit die Erstellung eines

„as-planned-Model“. Der GU+ wurde

im Anschluss beauftragt, das vom GP

zur Verfügung gestellte BIM-Modell für

alle Fachbereiche weiterzuführen und

ein „as-built-model“ zu erstellen, womit

eine vollständige Gebäude- und Bauteilerfassung

im BIM-Modell erreicht werden

konnte. Die Verantwortung für das

BIM-Modell lag zunächst beim GP, ging

später an den GU+ über und verblieb bis

zur Übernahme des Bauwerks durch den

Bauherrn und Übergabe des BIM-Modells

bei diesem. Dabei oblag es dem GU+,

den optimalen Übergabezeitpunkt des

Modells vom GP auf den GU+ zu bestimmen.

Der GU+ verantwortete ab diesem

Zeitpunkt in Eigenverantwortung die Planungsfortschreibung

und die Verteilung

der einzelnen Rollen (z. B. BIM-Koordinator).

TEIL 3

Digitale Modelle

Wie bereits eingangs erwähnt, liegt es

an den Auftraggeberinnen und -gebern,

bereits in der Entwurfs- und Planungsphase

klarzustellen, wofür das zentrale

Datenmodell am Ende dienen soll und in

welcher Phase welche Informationen im

Modell erfasst werden. Man spricht in diesem

Zusammenhang u. a. vom Level of

Information (LoI) und Geometry (LoG). Diese

Regeln müssen klar im BIM-Lastenheft

(AIA – Auftraggeber-Informationsanforderungen)

definiert werden (z. B. wann und in

welchem Format welche Daten übergeben

werden). Digitale Modelle sind nicht nur

saubere 3D-Modelle, sondern speichern

die richtigen Informationen, die später für

den Betrieb wichtig sind und wachsen mit

der Bauphase und im Betrieb.

Als Auftraggebergeberin und -geber möchte

man jederzeit wissen, wie der Stand

des Projektes ist. Demnach ist in der Realisierung

und Ausführung eine gemeinsame

virtuelle Arbeitsumgebung – eine CDE


tirol.hat Recht 83

(Common Data Environment)

–, die den digitalen

Austausch von Projektinformationen

ermöglicht,

wichtig. Dies erhöht

nicht nur die Transparenz,

sondern ermöglicht

sowohl ein Controlling

über den gesamten Projektfortschritt

und auch

die dokumentierte Verwaltung

von Aufgaben.

Zudem wird durch diese

verbesserte Kommunikation

die Entscheidungsfindung

erleichtert.

Die möglichst papierlose

Bau- und Ausführungsphase

(BIM2Field) dient

zur tatsächlichen Mengenermittlung,

zur Bauablaufsimulation

und

zum Kostenmanagement.

Während der Ausführung

können Informationen von

Objekten beispielsweise

über QR-Codes ins Modell

zurückgeschrieben werden.

So erreicht man die Sicherung der

Fortschreibung des Datenmodells sowie

eine Baufortschrittsvisualisierung und

-analyse, wodurch Termin- und Kostensicherheit

im Projekt besser gewährleistet

werden können.

Durch die Übergabe eines digitalen

Modells an den Betrieb bleiben wichtige

Informationen erhalten. Das richtige Aufbereiten

und Einspielen der Daten in die

CAFM-Umgebung (Computer Aided Facility

Management) ist essenziell für die

weitere Nutzung und muss von Beginn an

mitgedacht werden. Bei der Übertragung

der BIM-Daten ins Facility-Management-

BILD: Projekt

Rotholz (© DI Hannes

Buchinger)

System (BIM2FM) ist es wesentlich, dass

mittels BIM-Profile alle Parameter festgelegt

werden, die ins FM-System übernommen

werden sollen. Nur so ist die

Nutzenstiftung von BIM auch im Gebäudebetrieb

sichergestellt.

Heid & Partner Rechtsanwälte ist eine

Partnerkanzlei von GemNova und hat

eine Tirol Niederlassung in den Büroräumlichkeiten

der GemNova.

Der Vergabemodus beim

Projekt HBLFA Rotholz als

GU+ ist eine richtungsweisende

Möglichkeit der

öffentlichen Vergabe, bei

der Qualität, Kosten und

Termine exakt eingehalten

werden. Die Umsetzung

als eines der ersten

BIM-Projekte in Tirol kann

als gelungener Einstieg in

diese Methode und Technologie

bewertet

werden.

BM DI

ANTON

RIEDER


84 tirol.sucht Menschen

VITALREGION

ÜBER INNSBRUCK

EIN IN MEHRFACHER HINSICHT HOCHINTERESSANTES PROJEKT

Die „Vitalregion über Innsbruck“,

eine Kooperation der Gemeinden

Ellbögen, Patsch, Vill, Igls,

Lans, Aldrans, Sistrans, Tulfes

und Rinn im Freizeit- und Touristikbereich,

ist ein in mehr-

facher Hinsicht hochinteressantes

Projekt.

Die neun Gemeinden möchten gemeinsam

die Region weiterentwickeln. Die

Vorteile sollen dabei sowohl für Einheimische

als auch für Touristinnen und

Touristen und Tagesgäste spürbar und

erlebbar werden. Darüber hinaus entstand

im Rahmen des Projekts aber auch eine

spannende Jobmöglichkeit, welche als Vorreitermodell

für den kommunalen Arbeitsmarkt

dienen kann.

Welche Ziele verfolgen die kooperierenden

Gemeinden im Detail? Johannes Strobl,

Bürgermeister der Gemeinde Aldrans,

schildert das Besondere an dieser Zusammenarbeit:

„Die Vitalregion ist ein Zusammenschluss

über die Planungsverbandsgrenzen

hinaus. Wir verfolgen das Ziel,

unsere gemeinsamen Interessen stärker

zu vertreten und den größeren Nutzen,

der aus der Zusammenarbeit entsteht,

zu lukrieren.“

Synergien über Jobmodell nutzen

Die Gemeinde Aldrans spielt dabei eine

besondere Rolle, denn die Administration

der Vitalregion ist im Gemeindeamt angesiedelt.

Eine Mitarbeiterin der Gemeinde

ist zu einem Teil für das Aldranser Bürgerservice

zuständig, zum anderen übernimmt

sie die Projektkoordination für die

gesamte Vitalregion.

„Wir haben uns entschieden, Aufgaben aus

der Gemeindeverwaltung und der Vereinsadministration

zusammenzuführen, um

durch dieses Angebot erstens ein attraktiver

Arbeitgeber zu sein und vor allem, was

für uns ganz wichtig ist, Gemeinsamkeiten

und Synergien zwischen den beiden Verwaltungsaufgaben,

für das Bürgerservice

einerseits und die Vitalregion andererseits,

zu nutzen. Dies in einer Person zu verbinden,

macht Sinn und ist die Zukunft“, so

Bürgermeister Strobl.

Die Tiroler Gemeinden sind laufend auf

der Suche nach verlässlichen und engagierten

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Dabei sind Stellen in den unterschiedlichsten

Bereichen zu besetzen,

um sämtliche Services für die Bürgerinnen

und Bürger bieten zu können. „Um

die Tiroler Gemeinden als attraktive

Arbeitgeber zu positionieren, kommen

vermehrt innovative Beschäftigungsmodelle

zum Einsatz“, so Maximilian Huber,

bei der GemNova für das Personalmanagement

zuständig.

Ein Paradebeispiel hierfür ist die gemeinsam

mit der GemNova, dem Unternehmen

der Tiroler Gemeinden, ausgeschriebene

Stelle in der Gemeinde Aldrans.

Jobattraktivität stark erhöht

Die ausgeschriebene Position im Bereich

Verwaltungsmanagement vereint zwei

unterschiedliche Aufgabengebiete, welche

sich zu einem attraktiven Vollzeit-Jobangebot

ergänzen. Mit Alexandra Skamen

konnte eine engagierte und sehr kompetente

Person für diese Stelle gefunden werden.

„Die Tätigkeit ist äußerst interessant

und vielseitig. Man hat sehr viel mit unterschiedlichsten

Menschen zu tun. Aufgrund

der Tätigkeit für die Vitalregion sogar über

die Gemeindegrenzen hinaus. So erfährt

man auch, was in allen Nachbargemeinden

los ist. Ich finde das sehr spannend“, freut

sich Skamen über die vielen Herausforderungen

in ihrem Aufgabengebiet.


tirol.sucht Menschen 85

LINKS: Bgm.

Johannes Strobl

fand mit GemNova

eine professionelle

Unterstützung in der

Personalsuche.

(© GemNova)

RECHTS: Die

Gemeinde Aldrans ist

Teil der Vitalregion

über Innsbruck.

(© Innsbruck Tourismus/Tom

Bause)

Professionelles Recruiting als Weg zum

Erfolg

„Die Tiroler Gemeinden mit ihren dazugehörigen

Einrichtungen bieten eine umfassende

Bandbreite an interessanten und zugleich

herausfordernden Jobmöglichkeiten. Um allerdings

hochqualifiziertes Personal zu finden,

wird die Durchführung eines professionellen

Recruiting-Prozesses immer wichtiger. Von

der Festlegung der detaillierten Anforderungen

und Schaltung von Stelleninseraten über ein

umfangreiches Analyse- und Screening-Verfahren

der Bewerbungen bis hin zur Abhaltung

von Hearings – die geeigneten Personen

zu finden, wird zunehmend komplexer

und erfordert ein großes Maß an fachlichen

sowie zeitlichen Ressourcen“, so Maximilian

Huber. „Durch die Vielzahl an täglichen Aufgaben

in der Verwaltung verfügen Gemeinden

oft nicht über ausreichend Ressourcen sowie

das umfassende Netzwerk. Außerdem ist mit

einer externen Abwicklung über die GemNova

eine transparente und neutrale Personalsuche

garantiert. So konnten auch wir für die

Gemeinde Aldrans und die Vitalregion mit Alexandra

Skamen in kurzer Zeit eine qualifizierte

Person für die ausgeschriebene Stelle finden“,

fasst Bürgermeister Strobl zusammen.

Erfahren Sie mehr mehr

über Jobs in den Gemeinden

im Videobeitrag bei

279.TIROL auf YouTube.

AUTOR

MANFRED SCHIECHTL


86 tirol.ist schön

TIROLER SEEN –

VIELFÄLTIG

UND WUNDERSCHÖN


tirol.ist schön

87

ZUM FOTOGRAFEN

FELIX RICHTER

Felix Richter studierte Journalismus

an der Universität von Rio

de Janeiro. Seit 1997 war Richter

als Berufsfotograf, Verleger und

Schriftsteller in Brasilien tätig. Er

veröffentlichte 20 Fotografiebücher,

fünf Romane und hatte

zahlreiche Fotoausstellungen. 2017

übersiedelte Richter mit seiner

Familie nach Innsbruck und arbeitet

heute als Social-Media-Manager

und Fotograf.

Kontakt: f.richter@gemnova.at

BILD: Achensee –

der größte See Tirols

mit einer Tiefe von

bis zu 133 Metern.

(© Felix Richter)


88 tirol.ist schön

OBEN: Ein Naturjuwel,

der Hintersteiner

See, liegt oberhalb von

Scheffau im Naturschutzgebiet

Kaisergebirge.

(© Felix Richter)

UNTEN: Am Fuße des

Fernpasses gelegen ist

der Blindsee aufgrund der

versunkenen Baumstämme

besonders beliebt bei

Taucherinnen und

Tauchern. (© Felix Richter)

RECHTS: Der Obernbergersee

liegt auf ca.

1.600 Meter Seehöhe und

gilt als beliebtes Wanderziel

für Naturliebhaber.

(© Felix Richter)


tirol.ist schön

89


90 tirol.ist schön


tirol.ist schön 91

LINKS:Der Piburger

See bei Ötz ist einer der

wärmsten Seen Tirols

und nur zu Fuß erreichbar.

(© Felix Richter)

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92 tirol.blickt über die Grenzen

INTERKOMMUNALE

ZUSAMMENARBEIT

IN VORARLBERG

AUTOR

GEORG KEUSCHNIGG

Beim westlichen Nachbarn stellen

sich die Gemeinden in vielen

Bereichen neu auf – im Gespräch

mit Oliver Christof vom Vorarlberger

Gemeindeverband.

Das Land Vorarlberg und der Vorarlberger

Gemeindeverband haben vor elf

Jahren eine Stelle eingerichtet, die sich

mit der Beratung und Entwicklung von

neuen interkommunalen Formen der

Zusammenarbeit befasst. Mit ihrer Leitung

wurde Oliver Christof betraut. Georg

Keuschnigg von der GemNova bat ihn um

eine Zwischenbilanz.


tirol.blickt über die Grenzen

93

In Vorarlberg werden seit einigen Jahren

neue interkommunale Strukturen entwickelt.

Was wird konkret gemacht?

In den letzten fünf Jahren sind zu den bestehenden

interkommunalen Strukturen folgende neue

dazugekommen:

Bereich IT-Betreuung, Geografisches Informationssystem

(GIS): IT-Kompetenzzentrum

Bludenz/Walgau/Montafon (derzeit 22 von 25

Gemeinden); EDV-Betreuung in der Region Vorderland

(sechs von 13); IT amKumma (vier von

vier); IT-Fachbereich der Region Leiblachtal (fünf

von fünf); Kompetenzzentrum GIS Hohenems-

Kummenberg (fünf Gemeinden).

Bereich Personal: Zusätzlich zu den bestehenden

Personalverwaltungen (Bludenz, Dornbirn,

Feldkirch) wurde 2018 das Kompetenzzentrum

Personalverwaltung Hard eingerichtet. Derzeit

gehören ihr zwei Gemeinden von zehn an.

Baurechtsverwaltung: Zusätzlich zu den bestehenden

Baurechtsverwaltungen (Großes Walsertal,

Klostertal-Arlberg, AmKumma, Blumenegg,

Montafon, Walgau West) wurde 2017 die Baurechtsverwaltung

Bregenzerwald gegründet (16

von 24).

Finanzverwaltungen: Zusätzlich zur bestehenden

Finanzverwaltung für die Gemeinden

der Region Vorderland wurden in den letzten

Jahren folgende neue gegründet: Finanzverwaltung

Montafon für neun von zehn Gemeinden

und Stand Montafon; Finanzverwaltung

Hofsteig: drei Gemeinden von sieben; Finanzund

Rechnungswesen Walgau West: drei

Gemeinden von acht; Finanzdienstleistungszentrum

Blumenegg mit sieben Gemeinden;

Finanzverwaltung Leiblachtal: fünf Gemeinden

von fünf. Neu ist auch die gemeinsame

Parkraumüberwachung Hofsteig für vier von

sieben Gemeinden.

Wie sind diese Kooperationen

organisiert?

Die Mehrzahl der neuen IKZ-Formen

wurden als Verwaltungsgemeinschaften

umgesetzt, weil es

sich hier um eine zwar formalisierte,

aber einfache und unbürokratische

Form der Zusammenarbeit

handelt. Der Einstieg in die interkommunale

Zusammenarbeit ist

damit relativ leicht, mittlerweile

haben wir auch schon viel Erfahrung

mit dieser Rechtsform. Beim

Gemeindeverband besteht wiederum

eine höhere Rechtssicherheit.

Welche Aufgaben werden erfüllt?

Meine Beschreibungen sind naturgemäß unvollständig,

aber der Reihe nach:

Baurechtsverwaltungen: Im Rahmen der Verwaltungsgemeinschaft

sind im Namen der

Gemeinde die gesamten Agenden des Baurechtes

im Sinne des Baugesetzes gemeinschaftlich

zu besorgen.

IT-Betreuung: Lizenzverwaltung für die

Gemeinden; Rechteverwaltung; Organisationsberatung,

Schulung; ProOffice (Facility Management);

Unterstützung bei der Einführung Zusatzprogrammen

(Wirtschaftshof, Kassabuch) u. a.

Finanzverwaltungen: Strategisches Finanzmanagement,

Buchhaltung und Rechnungswesen,

Förderwesen, Erstellung von mittelfristigen

Finanzplanungen, Liquiditätsmanagement,

Darlehensmanagement, Unterstützung in steuerlichen

Angelegenheiten, Erarbeitung von

Finanzkennziffern und Aufbau eines Benchmarksystemes,

Gebühren- und Tarifkalkulationen,

Unterstützung bei der Erstellung von

Voranschlägen und Rechnungsabschlüssen,

LINKS: Ausblick vom

Gipfel des Hochhäderichs in

Vorarlberg (© Johannes Fink)

OBEN: Oliver Christof

(© privat)


94 tirol.blickt über die Grenzen

Koordinierung und Übernahme von Buchhaltungsagenden,

Steuer- und Abgabenwesen.

Personalverwaltungen: Personalverwaltung

und die Gehaltsverrechnung der Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter der Mitgliedsgemeinden.

Abfall und Umwelt: Gemeindeverband

für Abfallwirtschaft und Umweltschutz:

Sammlung und Verwertung, Abfallberatung,

Verwaltung Abfallwirtschaft und

Umweltprojekte. Über den Umweltverband

wird für alle 96 Vorarlberger Gemeinden

die Sammlung und Verwertung vieler

Abfall- und Altstoffarten ausgeschrieben.

Gleichzeitig wird dafür gesorgt, dass die

Kosten für die Gemeinden – und damit für

die Bürgerinnen und Bürger – im Rahmen

bleiben. Der Gemeindeverband für Abfallwirtschaft

und Umweltschutz verhandelt

im Interesse der Kommunen Verträge und

Tarife für die Abfallsammlung und Abfallverwertung.

Nachhaltige Beschaffung (Themenbereich

des Vorarlberger Gemeindeverbandes–Alt;

Beschaffungs- und

Vergabemanagement): ÖkoBeschaffungsService

(ÖBS), Nachhaltig Bauen in

der Gemeinde und Vergabemanagement;

als Verwaltungsgemeinschaft organisiert,

72 Gemeinden nehmen teil. Mit dem

Servicepaket "Nachhaltig: Bauen" in der

Gemeinde unterstützt der Vorarlberger

Gemeindeverband gemeinsam mit seinen

Partnern Energieinstitut Vorarlberg

und Spektrum Bauphysik & Bauökologie

die Vorarlberger Gemeinden. Mit einem

Satz: Wir unterstützen auf Wunsch den

gesamten Prozessablauf zum nachhaltigen

Gebäude.

Abgabenprüfung: Aufgabe der Verwaltungsgemeinschaft,

an der 55

Gemeinden beteiligt sind, ist die Durchführung

der Nachschau (§ 144 BAO) und

der Außenprüfung (§§ 147 ff BAO).

Wie geht es weiter?

Wir haben eine Reihe von Projekten

in Vorbereitung. Für vier Gemeinden

kon- zipieren wir gerade eine gemeinsame

Gemeindesicherheitswache. In

der Konzeptionsphase befindet sich

auch eine Sozialraumplanung für mehrere

Großregionen (26 Gemeinden). Für

13 Gemeinden entwickeln wir einen strategischen

Kooperationsplan. Das Projekt

ist bereits beschlossen und befindet sich

in der ersten Umsetzungsphase. Neun

Gemeinden entwickeln eine weitere

Finanzverwaltung. Im Bereich Digitalisierung

beschäftigen wir uns mit der

Überarbeitung und Priorisierung der ca.

350 Produkte und Dienstleistungen.

Vielen Dank für diese Informationen

und weiterhin viel Erfolg bei der Realisierung

der ambitionierten Projekte!

KOMMENTAR

Vorarlberg scheint, was Kooperationen

angeht, schon sehr weit zu sein. Klar,

das Bundesland ist kleiner und schon

allein geografisch kompakter als Tirol.

Das macht schon vieles einfacher,

weil sich die handelnden Personen

näher sind und dadurch auch vertrauter

sind. Was man in Vorarlberg deutlich

sieht: Es gibt offensichtlich ein

klares und sehr breites Bekenntnis

zu Kooperationen. Von der Landesregierung

über den Gemeindeverband

bis hin zu den einzelnen Gemeinden.

Wie sich die Umsetzung in Form von

Verbänden und Verwaltungsgemeinschaften

in der Praxis bewähren wird,

wird sich zeigen. Die Sorge, dass es

eine unüberschaubare Zahl an diesen

Konstellationen gibt, ist berechtigt

und damit sicherlich auch die Sorge,

dass Bürgermeistinnen und -meister

in unzähligen Sitzungen ihre Zeit verbringen.

Unser Modell der Regionalen

Gemeinde ServiceCenter (siehe dazu

den Beitrag „Die Reise ins Ungewisse“

auf den Seiten 13 – 15) ist eine Alternative

dazu. Wir werden dieses Modell

in den nächsten Jahren verfolgen, da

es unserer Überzeugung nach sehr

flexibel ist und den Gemeinden viel

Handlungsspielraum lässt.

ALOIS

RATHGEB


ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 95

STUFENLOSE KOMMUNALPROFI-TECHNOLOGIE

„MADE IN AUSTRIA“

In jedem Transporter und Traktor von Lindner stecken

200 Stunden österreichische Wertarbeit. Europäische Premiumkomponenten

machen die Fahrzeuge zu hocheffizienten

und vielseitigen Geräteträgern für moderne Städte und

Gemeinden. Jetzt gibt es den Lintrac 130 und den Unitrac 112

LDrive als hochwertig ausgestattete Kommunalprofi-Modelle

„Made in Austria“ zum Sonderpreis.

Wendig, stufenlos, sehr sauber und leicht zu bedienen: Dafür

stehen der Lintrac 130 und der Unitrac 112 LDrive des Tiroler

Familienunternehmens Lindner. „In jedem unserer Traktoren und

Transporter stecken über 200 Stunden österreichische Wertarbeit.

60 Prozent der Wertschöpfung bleiben in Österreich,

95 Prozent in Europa“, betont Geschäftsführer Hermann Lindner.

Sauberste Motorentechnologie auf dem Markt

In den Lintrac 130 baut Lindner den besonders sauberen und

sparsamen Perkins-Syncro-Motor der Stufe 5 ein. Diese ist mit

der Abgasklasse EURO 6 vergleichbar. Mit 3,6 Liter Hubraum und

100 kW Leistung (136 PS) sowie einem enormen Drehmoment

von 530 Nm ist der Lintrac

130 der stärkste stufenlose

Lindner-Traktor. Das stufenlose

TMT11-ZF-Getriebe

kommt aus Steyr.

Unitrac 112 LDrive: Hocheffizienter

Geräteträger

mit Stufenlos-Technologie

Der Unitrac 112 LDrive

punktet mit ZF-Stufenlostechnologie

und einfacher

LDrive-Bedienung. Das im

Unitrac 112 LDrive verwendete

CVT Stufenlosgetriebe

wurde gemeinsam mit ZF entwickelt und wird von Lindner

produziert. Der 107 PS starke Motor erfüllt die Kriterien von

EURO 6c, die Nutzlast liegt bei sechs Tonnen.

Mehr Information: www.lindner-traktoren.at

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AUSTRIA

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• ZF-STUFENLOSGETRIEBE AUS STEYR

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lindner-traktoren.at


96 tirol.kooperiert

DIE KOMMUNALWERKSTATT -

GEMEINSAM FÜR TIROLS

GEMEINDEN

ZUM AUTOR

MAXIMILIAN HUBER, MA

Maximilian Huber ist seit 2018 bei der GemNova

und verantwortet die Bereiche Personalmanagement,

Förderberatung sowie Zukunft und Innovation.

Kontakt: m.huber@gemnova.at

Heimische Kommunal-Spezialisten

bündeln für die Tiroler

Gemeinden ihre Kräfte: die Finanz-

und Steuerexpertinnen

und -experten von Stauder,

Schuchter & Kempf, die Kanzlei

Heid & Partner, die Bundesimmobiliengesellschaft

(BIG),

die Förderungsspezia- listen

der Cemit und die GemNova,

das Unternehmen der Tiroler

Gemeinden, schließen sich zur

Kommunalwerkstatt zusammen.

Gemeinden sind in ihrer täglichen Arbeit

mit zahlreichen Aufgaben in den unterschiedlichsten

Themenfeldern konfrontiert.

Die Erfahrung zeigt, dass eine

vernetzte Herangehensweise die beste

und nachhaltigste Lösung bringt, jedoch

zugleich auch die größte Herausforderung

darstellt. Die Kommunalwerkstatt vereint

Spezialisten aus den verschiedensten

Bereichen, um ein integratives Handeln

der Kommunen zu fördern und die Tiroler

Gemeinden in ihrer täglichen Arbeit zu

unterstützen, finanziell zu entlasten und

darüber hinaus rechtlich abzusichern.

Finanzen

Nahezu jede Aktivität hat in Gemeinden

eine monetäre Auswirkung. Durch die

OBEN: Stehend v. l. n. r. GemNova-

Prokurist Nikolaus Kraak, Präsident des

Tiroler Gemeindeverbandes Bgm. Ernst

Schöpf, Landesrat Johannes Tratter, BIG-

OFM Teamleiter Tirol Wolfgang Rauth.

Sitzend v. l. n. r. GemNova-Geschäftsführer

Alois Rathgeb, Daniel Deutschmann (Heid

& Partner), BIG-Geschäftsführer Wolfgang

Gleissner, Cemit Geschäftsführer Bernhard

Hofer, nicht im Bild: Stauder, Schuchter &

Kempf. (© GemNova)


tirol.kooperiert

97

zumeist eingeschränkten Mittel sowie die

aktuell durch die Auswirkungen der Coronakrise

verschärften Situation stehen

Gemeinden vor großen finanziellen Herausforderungen.

Die frei verfügbaren Mittel

werden immer knapper. Eine umfassende

Analyse des mittelfristigen Finanzplans,

der freien Finanzspitze sowie eine Priorisierung

der anstehenden Projekte sind

hierbei wesentlich.

Steuern

Die öffentliche Hand ist Abgabengläubiger

und Abgabenschuldner zur gleichen

Zeit. Egal von welcher Seite man es betrachtet,

in jedem Fall sind Steuern, Abgaben,

Gebühren und Beiträge beträchtliche

Budgetposten.

Infrastruktur

Einen Kernbereich des Tätigkeitsfeldes für

jede Gemeinde bildet die Bereitstellung

kommunaler Infrastruktur. Eine umfassende

Analyse unter Berücksichtigung

der ganzheitlichen Gemeindeentwicklung

ist essentziell. Um unüberlegte

Schnellschüsse zu vermeiden, ist die

Anfertigung einer Studie zur Bewertung

der Ausgangslage für die Projektentwicklung

unabdingbar.

Die aufbereiteten Zahlen, Daten und Fakten

dienen der Gemeinde als Grundlage,

um die beste Entscheidung treffen zu

können. Die Erhaltung und der Betrieb

von kommunaler Infrastruktur stellen

weiterhin eine umfangreiche Aufgabe für

Gemeinden dar.

Recht

Die rechtliche Betreuung im kommunalen

Umfeld erfordert viel Erfahrung,

eine sensible Vorgehensweise und das

Verständnis für den sorgsamen Umgang

mit öffentlichen Aufgaben und Mitteln. Die

Herausforderung besteht im konstruktiven

Umgang mit diesen Anforderungen und

dem Bemühen, kreative und zukunftsweisende

Lösungen zu erarbeiten.

Förderung & Innovation

Aufgrund der eingeschränkten finanziellen

Mittel, welche Gemeinden zur Verfügung

stehen, ist die Umsetzung von Projekten

in den überwiegenden Fällen an Förderungen

gebunden. Die Förderlandschaft wird

jedoch zunehmend komplexer. Von der

Ausschöpfung der Möglichkeiten über

die fachlich richtige Antragstellung und

Prozessabwicklung bis hin zur korrekten

Abrechnung ist es ein langer Weg.

Gerade in Zeiten wie diesen, wo unzählige

Fördermöglichkeiten im Rahmen des

kommunalen Investitionsprogrammes bereitgestellt

werden, ist die Ausschöpfung

sämtlicher zur Verfügung stehender Mittel

unabdingbar, um das ohnehin schon

angespannte Budget zu entlasten und

Investitionen tätigen zu können.

Personal

Der Fachkräftemangel macht auch vor

öffentlichen Institutionen nicht Halt. Tirols

Gemeinden und deren Einrichtungen sind

laufend auf der Suche nach verlässlichen

und qualifizierten Mitarbeiterinnen und

Mitarbeitern. Als Übergangslösung in der

Urlaubszeit, als Karenzvertretung oder

für dauerhaft. Neues Personal zu suchen,

Unterlagen zu sichten, Kandidatinnen und

Kandidaten auszuwählen und letztlich die

passende Person anzustellen, ist oftmals

ein langwieriger und aufwändiger Prozess.

Digitalisierung

Als unumgängliche Querschnittsmaterie

darf auch die Digitalisierung in all den

kommunalen Aufgabenbereichen nicht

außer Acht gelassen werden. Vielmehr

gilt es, dieser ein besonderes Augenmerk

zu schenken. Dabei muss zukünftig die

Durchgängigkeit von Verwaltungsprozessen

als zentrales Ziel gelten, welches nur

durch registerbasierte Softwarelösungen

und Tools erreicht werden kann.

All diese unterschiedlichen Themenfelder

stellen für Gemeinden immense Herausforderungen

dar, welche es jedoch in jeder

Phase des Handelns zu berücksichtigen

gilt. Die Experten der Kommunalwerkstatt,

welche auf umfassende Fachkenntnisse

und eine weitreichende Erfahrung zurückgreifen

können, sind in der Lösung aller

kommunalen Herausforderungen die richtigen

Partner für die Tiroler Gemeinden.

OBEN: VS Angedair in Landeck –

der Bau oder Umbau einer Volksschule

erfordert eine vernetzte Denkweise in den

Themenfeldern der Kommunalwerkstatt.

(© Lukas Schaller)


98

tirol.kooperiert

DER NEUE TIROLER

BAUKOFFER IST DA

Ein Gemeinschaftsprojekt der Tiroler Bezirksblätter und der GemNova.

ZUM AUTOR

SIEGHARD

KRABICHLER

Sieghard Krabichler ist Chefredakteur

der Bezirksblätter.

Sie wollen ein Haus bauen?

Eine Wohnung sanieren? Die

Fenster tauschen oder ein

neues Bad installieren?

Alle derartigen Bauvorhaben haben zwei

Gemeinsamkeiten: Zum einen sind Baumaßnahmen

immer mit viel Geduld, Arbeit

und Aufwand verbunden, zum anderen gilt

es, die richtigen Fachleute zu finden, um in

der Region die Aufträge vergeben zu können.

Auch die richtige Förderung zum richtigen

Zeitpunkt bei der richtigen Behörde

anzusuchen, ist ungemein wichtig. Dazu

kommen noch die richtige Finanzierung

und der möglichst rasche Abschluss der

Baumaßnahmen.

Die Tiroler Bezirksblätter haben sich

im letzten Jahr bereits gemeinsam

mit ihrem Partner, der GemNova,

entschlossen, die Bauwerber und Bau-

interessierten mit dem Tiroler

Baukoffer zu unterstützen. Die

zweite. Auflage des Baukoffers

wird über die Gemeinden und

die Geschäftsstellen der Tiroler

Bezirksblätter vertrieben.

Weiters wird der Baukoffer

auf der Herbstmesse 2020

und bei der Häuslbauermesse

2021 an Interessierte verteilt.

Der Baukoffer beinhaltet ein

Baumagazin mit vielen wertvollen

Tipps rund ums Bauen

sowie nützlichen Planungslisten,

ein Gutscheinheft mit

attraktiven Angeboten und

Informationen der teilnehmenden

Firmen in Form von

Flyern oder Beilagen.

Im Koffer sind auch nützliche Giveaways

wie Maßband, Bleistift und Bauhandschuhe

zu finden, und die Gemeinden haben

die Möglichkeit, lokalbezogene Informationen

mit hineinzupacken. „Hier unterstützen

wir die Bürgermeister, und sie

können diesen Vorteil gerne nutzen“, sagt

Sieghard Krabichler, Chefredakteur der

Tiroler Bezirksblätter.

Alois Rathgeb, der Geschäftsführer der

GemNova: „Das ist eine tolle Initiative

der Tiroler Bezirksblätter, der Tiroler

Gemeinden und der GemNova. Die regionalen

Unternehmen sowie die Häuslbauer

werden davon begeistert sein.“ Die Gem-

Nova ist in Sachen Gemeindebetreuung

in Tirol ein starker Partner der Kommunen.

Die Tiroler Bezirksblätter konnten

auch heuer wieder als Projektpartnerin

gewonnen werden, die mit ihnen in

Zusammenarbeit dieses Projekt umsetzt.

Die GemNova wird die Kommunikation

mit den Gemeinden übernehmen und die

Amtsbauleiterinnen und -leiter oder die

Bürgermeisterinnen und -meister informieren.

„Wir starten mit diesem Projekt

in den nächsten Wochen in ganz Tirol“,

so Rathgeb.

OBEN: Präsentieren die zweite Auflage des

Tiroler Baukoffers: die Bezirksblätter-Geschäftsführer

Fredy Pfurtscheller und Gunther Sternagl.

(© Tiroler Bezirksblätter)

RECHTS: Der Tiroler Baukoffer, eine gemeinsame

Initiative von Bezirksblätter und Gem-

Nova, wird in diesen Tagen an alle Gemeinden

Tirols ausgegeben. (© GemNova)


tirol.kooperiert

99

Ein weiteres Ziel des Baukoffers ist es,

spezifisch die Fachbetriebe, die in der

Region ihre Angebote zur Verfügung stellen,

den Bauinteressierten zu präsentieren.

„Denn gerade die Fachleute in der Region

sichern die Arbeitsplätze und stehen kompetent

in kurzer Zeit für die Kunden zur

Verfügung“, weiß der Geschäftsführer der

Tiroler Bezirksblätter, Fredy Pfurtscheller.

Es wird dieses Jahr zwei Mutationen

des Baukoffers geben. Nord- und Osttirol

werden unterschiedliche Angebote

enthalten. Natürlich gibt es auch

regionsübergreifend agierende größere

Bauunternehmen oder auch Anbieter im

Baunebengewerbe. „Auch diese bekommen

die Chance, hier im gesamten Verbreitungsgebiet

ihre Kompetenz den Bauwerbern

zur Verfügung zu stellen“, erklärt

Pfurtscheller.

Den Baukoffer erhalten Sie nach positivem

Baubescheid sowie als Bauinteressierter

bei Ihrer Gemeinde, in einer der

neun Geschäftsstellen der Tiroler Bezirksblätter,

auf der Herbstmesse 2020 oder

der Häuslbauermesse 2021.

„Wir haben uns zusammengesetzt, intensiv

diskutiert und ein wirklich tolles Paket

geschnürt. Wenn die Tiroler Bezirksblätter,

die Tiroler Gemeinden und die GemNova

die Köpfe zusammenstecken, kann nur

etwas Beeindruckendes dabei herauskommen.

Mit diesem Baukoffer werden auch

heuer alle Beteiligten eine große Freude

haben“, erklären Rathgeb und Pfurtscheller

unisono.

Wir haben uns zusammengesetzt,

intensiv diskutiert

und ein wirklich tolles Paket

geschnürt.


100 tirol.kooperiert

PITZTAL REGIONAL –

EIN GANZES TAL HANDELT

REGIONAL

Produkte aus der Landwirtschaft,

die man im

gesamten Tal genießen kann.

Die Antwort auf Corona & Co? Lokal

denken und handeln, regional einkaufen

und am besten Produkte frisch aus dem

Tal genießen. Das alles bietet der Verein

Pitztal Regional mit Unterstützung

von Bund, Land und Europäischer Union

(LEADER). Die Vermarktungsplattform

nimmt Fahrt auf, auch wenn durch Corona

der Absatz im Tourismus stillgestanden

ist. Über 5.000 Kilo Fleisch wurden

in den ersten Monaten vermarktet. Sehr

zur Freude von Bauern, Vereinsvertreterinnen

und -vertretern, Touristikerinnen

und Touristikern und Konsumentinnen

und Konsumenten.

Die ersten Fleischprodukte vor Ort wurden

erfolgreich zu einem guten Preis vermarktet.

Viele Partnerinnen und Partner

haben sich bereits gemeldet und wollen

mit an Bord sein. „Wir haben bereits jetzt

rund 150 Mitglieder aus dem Tourismus

und aus der Landwirtschaft.

Es beginnt zu laufen. Die Mischpakete

wurden an private Haushalte ausgeliefert“,

so die beiden Obleute Andrea Lechleitner

und Markus Kirschner, die als Vertreter

von Landwirtschaft und Tourismus

an der Spitze von Pitztal Regional stehen.

Doch, was ist so besonders an Pitztal

Regional? „Wir sind eine regionale

Vermittlungsplattform. Wir garantieren

unseren Bauern einen guten Preis, binden

die Schlachtstelle in Wenns mit ein

und sichern Privaten und Touristikerinnen

und Touristikern beste Qualität mit

Herkunftskennzeichnung zu. Das ist der

Schlüssel: Unsere Bauern müssen nachweisen,

dass ihre Tiere im Pitztal aufgewachsen

sind und den Kriterien des

Vereins entsprechen. Wir wollen möglichst

lokal vermarkten und damit auch

unsere bäuerlichen Betriebe absichern.

Ein Mehrwert, den auch Gäste und Einheimische

zu spüren bekommen“, sagt

Andrea Lechleitner. Die Vereinsvertreter

finden es positiv, dass man eigentlich

überall auf offene Ohren stößt. „Uns

freut, wenn Kunden auf das Mischpaket

rückmelden, dass sie von Qualität, Verpackung

und Lieferung total begeistert

sind. Kein Wunder: Für die Haushalte

werden alle Fleischsorten separat in

haushaltsüblichen Mengen sortiert und

vakuumiert“, ergänzt Markus Kirschner.

Der Pitztal Burger

Die beiden Vereinsobleute freuen aber

auch noch andere Initiativen. Neben

klassischen Produkten wird ein eigener

Pitztal Burger mit 100 Prozent Rindfleisch

aus dem Tal und einem eigenen

Brot, das der „Tal-Bäck“ Andreas Schranz

zur Verfügung stellt, geschaffen. Der

Burger soll talweit einheitlich zu einem

Mindestpreis vermarktet werden. Erste

Partner sind dabei die beiden Restaurantleiter

Benedikt Lederle (Hochzeiger

Bergbahnen) und Bernd Matschnig (Gletscherbahnen).

Bernd Matschnig, Pitztaler

Gletscher: „Ich habe schon lange an der

Idee für einen Burger gearbeitet. Pitztal

Regional passt dabei super. Für uns ist

klar, dass wir mit dabei sein werden.“ In

dieselbe Kerbe schlägt auch Benedikt

Lederle, Hochzeiger: „Wir beziehen schon

seit Jahren Rindfleisch aus dem Pitztal.

Der Burger ist eine tolle Ergänzung für

OBEN: Der Pitztal Burger mit 100 Prozent

Rindfleisch aus dem Tal. Auch das Brot wird im

Tal gebacken. (© Hochzeiger Bergbahnen)


tirol.kooperiert 101

gerade die coronapandemie

hat gezeigt,

wie wertvoll und

wichtig es ist zu

wissen, woher lebensmittel

kommen.

unsere Gäste und

wird schon gut angenommen.“

Pitztal Regional soll sich

weiterentwickeln. Gerade

die Corona-Pandemie

hat gezeigt, wie wertvoll und

wichtig es ist zu wissen, woher

Lebensmittel kommen. „Die ersten

Abnahmen stimmen uns grundsätzlich

positiv. Mit dem Pitztaler

Babyerdäpfel wurde bereits ein weiteres

Produkt aufgenommen. Für die

Entwicklung brauchen wir aber noch Zeit“,

sagt Andrea Lechleitner. Markus Kirschner

ergänzt: „Das Bewusstsein steigt, das ist

positiv. Wir haben uns außerdem bemüht, für

die in die Jahre gekommene Schlachtstelle in

Wenns ebenfalls eine Lösung zu finden. Hier stehen

die Gemeinden voll hinter einer Neuausrichtung.

Dann haben wir eine eigene Verkaufsstelle

für Gäste und Einheimische zur Verfügung.“ Dies sei

ein wichtiger Baustein, unterstreichen beide Vereinsvertreter.

Für den Herbst wird jetzt die Wintersaison

vorbereitet. Hier wird transparent gearbeitet. „Die Preise

werden zwischen Gastronomie, Landwirten und Metzger

verhandelt. Jeder soll auch seinen Nutzen daraus ziehen“, ist

Andrea Lechleitner und Markus Kirschner wichtig. Begleitet

wird Pitztal Regional von der GemNova. „Es ist uns ein Herzensanliegen,

dass regionale Kreisläufe funktionieren und Wertschöpfung

bringen“, sagt dazu Projektbegleiter Magnus Gratl.

RECHTS: Grauvieh auf der Weide.

(© GemNova)

ZUM AUTOR

MAGNUS GRATL

Magnus Gratl hat den Bereich

Gemeindeentwicklung bei der

GemNova aufgebaut und wechselt

Anfang September in das

Büro des Landeshauptmannes.

Kontakt: m.gratl@gemnova.at


102 tirol.kooperiert

„Da passiert

etwas

Historisches“

AUTOR

MAGNUS GRATL

LINKS: Bgm. Paul

Hauser, Gemeinde

Matrei a. B., Bgm.

Alfons Rastner,

Gemeinde Mühlbachl,

und Bgm. Alexander

Woertz, Gemeinde

Pfons auf dem Weg

einer möglichen

Gemeindefusion.

(© Kreativstadl Tirol)


tirol.kooperiert

103

Der Terminkalender für die Gemeinderäte

der drei Wipptaler

Gemeinden Matrei am Brenner,

Mühlbachl und Pfons ist nicht

erst seit heuer eng getaktet.

Während in den Vorjahren die Vertiefung

einer Kooperation auf Verwaltungsebene

im Mittelpunkt stand, soll jetzt stärker bei

den Bauhöfen kooperiert werden. Gleichzeitig

werden am 20. September 2020

die Bürgerinnen und Bürger zu den Urnen

gerufen. „Wir wollen ein Stimmungsbild,

ob aus Sicht der Menschen in unseren

Gemeinden eine Fusion überhaupt Sinn

macht. Darum hoffen wir im September

auf eine möglichst hohe Wahlbeteiligung“,

so die drei Bürgermeister Paul Hauser

(Matrei), Alfons Rastner (Mühlbachl) und

Alexander Woertz (Pfons).

Gemeinsam mit den Gemeinderäten wurde

daran intensiv gearbeitet. Bereits Anfang

Jänner traten die drei Gemeinderäte zu

einer gemeinsamen Klausur zusammen.

Erste rechtliche Fragen, Vor- und Nachteile

sollten abgewägt werden. In einer

zweiten Klausur im Frühjahr wurden dann

Inhalte besprochen und ein Fragen- und

Antwortenkatalog für die Bürgerinnen und

Bürger ausgearbeitet. „Sie wurden auch

per Postwurf eingeladen, ihre Fragen, Sorgen,

Ängste und Chancen zu formulieren.

Hier sind viele Vorschläge eingelangt“, sagt

dazu Bürgermeister Paul Hauser. Er betont

das harmonische Arbeitsklima in diesen

Klausuren, bei dem auch kritische Fragen

aufgearbeitet wurden. In einem zweiten

Schritt wurde eine umfangreiche Informationsbroschüre

für die drei Gemeinden

vorbereitet. „Hier finden sich die Ergebnisse

aus den Klausuren, Zahlen und Fakten,

Interviews, aber auch alle wichtigen Daten

die Volksbefragung betreffend“, führt Bürgermeister

Alfons Rastner aus. Jetzt im

Sommer wird eine Gemeindeversammlung

vorbereitet, die am 10. September stattfinden

soll. „Bei dieser Versammlung sollen

die letzten Fragen beantwortet werden.

Schließlich ist für uns die Volksbefragung

richtungsweisend. Wir hoffen daher, dass

in allen drei Gemeinden eine gute Wahlbeteiligung

erreicht wird“, erklärt Bürgermeister

Alexander Woertz. Die drei Bürgermeister

und ihre Gemeinderäte beschließen im

Juli die Ausschreibung der Volksbefragung.

DIE FRAGESTELLUNG IST EIN-

DEUTIG UND KANN SO AUCH

MIT JA ODER NEIN BEANT-

WORTET WERDEN, WIE ES DIE

TIROLER GEMEINDEORDNUNG

VORSIEHT.

„,Stimmen Sie einer Fusion der drei

Gemeinden Matrei am Brenner, Mühlbachl

und Pfons zu?‘ Klarer kann man es

nicht formulieren. Wir haben an diesem

Tag in allen drei Gemeinden die Wahllokale

gleichzeitig geöffnet und wollen das Ergebnis

auch gemeinsam verkünden. Wichtig

war uns, dass auch die Briefwahl möglich

ist“, sagt Bürgermeister Rastner.

Unabhängig von der Fusion soll jetzt die

weitere Zusammenarbeit bei den Bauhöfen

vertieft werden. „Auch hier gilt,

die Mitarbeiter müssen mitgenommen

werden und die Kooperation in diesem

Bereich mittragen. Nur dann sind wir

erfolgreich“, meint Bürgermeister Paul

Hauser. Das Wo und Wie wird über die

externe Begleitung durch die GemNova

gemeinsam mit den Bauhofmitarbeiterinnen

und -mitarbeitern ausgearbeitet. „Die

externe Begleitung war für die Vorbereitung

der Volksbefragung wichtig und ist

es auch bei den weiteren Kooperationsschritten.

Wir als Bürgermeister sind

sehr positiv eingestellt, Bevölkerung und

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ja

hauptbetroffen sind, müssen diese Schritte

aber mittragen“, so Alexander Woertz,

Bürgermeister in Pfons.

Für alle drei Gemeindeoberhäupter wird

die Entscheidung im Herbst mit Spannung

erwartet. „Es ist eigentlich alles offen. Wir

wünschen uns eine hohe Wahlbeteiligung

und ein eindeutiges Ergebnis. Dann werden

die Gemeinderäte zur Tat schreiten.

Sollte eine Mehrheit für die Fusion sprechen,

werden die nächsten Schritte noch

heuer eingeleitet“, unterstreichen die drei

Bürgermeister. Doch dann müssten sich

die Bürgerinnen und Bürger noch gedulden.

Denn frühestens mit 1. Jänner 2022

entstünde eine neue Gemeinde aus den

bisherigen drei Orten. Bis dahin wären

auch emotionale Fragen wie Gemeindename

oder Gemeindewappen eindeutig

geklärt. „Am 20. September passiert

etwas Historisches für unser Land. Die

Augen werden sich ins Wipptal richten“,

sagen Hauser, Rastner und Woertz

abschließend.


104 tirol.spart

DIE ERÖFFNUNGS-

BILANZ AUS SICHT

DER GEMEINDE

ZUM AUTOR

MAG. GEORG HOCHFILZER

Georg Hochfilzer ist Politikwissenschaftler

mit Schwerpunkt Kommunale Politik. Er bildet

gemeinsam mit Christoph Carotta und

Christian Lechner das Team der GemNova

Kommunalfinanz. Er verfügt über langjährige

Erfahrung in der Arbeit mit den Tiroler

Gemeinden und kennt auch den Blickwinkel

von der Gemeindeseite.

Kontakt: g.hochfilzer@gemnova.at

Mit der Einführung der VRV 2015

geht es für die Gemeinde einher,

eine Bilanz des aktuellen Vermögens

zu erstellen.

Daraus ergibt sich die Chance, den IST-

Bestand zu analysieren. Häufig hört man

auch die Frage, was dieser ganze Aufwand

eigentlich bringen soll. Eine Standortanalyse.

Die Einführung der VRV 2015 und

die damit verbundenen Aufgaben führten

unter den beteiligten Finanzverwaltern

und den verantwortlichen Politikerinnen

und Politikern häufig zu Diskussionen.

Brachten diese verbundenen Aufgaben

doch einen sehr beachtlichen Mehraufwand.

Doch was ist nun der Output?

Die wesentlichen Änderungen durch die

VRV 2015 bestehen darin, dass die bisherige

Aufzeichnung des Zahlungsflusses

(Finanzierungshaushalt) um die Bereiche

Ergebnishaushalt und Vermögenshaushalt

erweitert wird. Das bedeutet im Detail: Die

bisherige Form der finanziellen Aufzeichnung

wird als Finanzierungshaushalt weitergeführt.

Neu und somit zusätzlich sind:

DER ERGEBNISHAUSHALT UND DER

VERMÖGENSHAUSHALT.

Wichtiger Teil des Vermögenshaushaltes

ist die Eröffnungsbilanz. Diese erstmalig

zu erstellen und vom Gemeinderat

beschließen zu lassen, gehört zu den

nächsten Schritten bei der Umstellung

auf die VRV 2015. Zeitlich empfohlen

wird die Erstellung samt Beschluss bis

Herbst 2020, spätestens notwendig ist

dies vor dem Erstellen des Rechnungsabschlusses

(Schlussbilanz) für 2020.

Transparenz als Möglichkeit

Das Erfassen des Vermögens und dessen

Bewertung ist nicht nur mit Arbeit verbunden,

es bietet auch Chancen und Möglichkeiten,

Transparenz zu schaffen. Was

alles ist im Besitz der Gemeinde? Welche

Straßen, welche Grundstücke, welche

Fahrzeuge? Wasserleitungen, Abwasseranlagen,

Fahrzeuge, Werkzeuge, Einrichtungen

– alles, was einmal gekauft wurde,

noch im Besitz der Gemeinde ist und beim

Ankauf mehr als 400 Euro gekostet hat,

wurde im Sachanlagevermögen erfasst.

Diesen Wert erkennt man erstmals in der

Eröffnungsbilanz. Im Detail werden diese

„Sachen“ im Anlageverzeichnis angeführt.

Auch Beteiligungen an Unternehmen sind

auf der „Aktivseite“ der Eröffnungsbilanz

angeführt. Damit erkennen interessierte

Bürgerinnen und Bürger auch wesent-


tirol.spart

105

DAS

ERSTELLEN DER

ERÖFFNUNGSBILANZ IST

EINE ARBEIT, DIE UNS FORDERT,

DIE UNS SEHR BESCHÄFTIGT UND

DIE RESSOURCEN BINDET. ABER

DIESE ARBEIT LOHNT SICH. SIE

BELOHNT UNS MIT TRANS-

PARENZ, MIT PLANBARKEIT,

MIT VERGLEICHBAR-

KEIT.

liche Zusammenhänge der Gemeindepolitik.

An welchen Unternehmen ist die

Gemeinde beteiligt? Hat sie Einfluss auf

den Betrieb der Skiliftgesellschaft? Ist

das Schwimmbad Teil des Gemeindevermögens

oder in einer Gesellschaft

mit der Gemeinde verbunden? Welche

Anteile besitzt die Gemeinde an einer

überregionalen Mautstraße? Besitzt die

Gemeinde Aktien? Fragen, die sich aus

der Eröffnungsbilanz beantworten lassen.

Sie bringt in diesem Sinn Transparenz

und Übersicht, sie kann wesentliche

Zusammenhänge aufzeigen, und

sie zeigt, welches Angebot die Gemeinde

ihren Bürgerinnen und Bürgern macht.

Sind der Tausch bzw. die Neuanschaffung

eines Anlagegutes notwendig? Muss der

Bestand schon getauscht werden oder

ist die Restnutzungsdauer noch ausreichend?

Ist eine Reparatur sinnvoll oder

soll wegen des Alters ein Tausch stattfinden?

Könnte man mit der Nachbargemeinde

bei der einen oder anderen

Investition eine Kooperation eingehen,

um Kosten zu teilen? Dies wird,

unter anderem, durch die Erstellung

der Eröffnungsbilanz sichtbar

– und es schafft Raum zum Denken.

Zum Überdenken und Handeln.

Diese Aussage stimmt bis auf wenige

Ausnahmen. Selbstverständlich

kann man freie, bebaubare Grundflächen

verkaufen und somit zu Geld machen.

Aber was ist mit dem Kindergarten, der

Volksschule, dem Gemeindeamt? Will

man diese Einrichtungen verkaufen,

bekommt man kurzfristig Geld. Aber

dieses muss dann sofort wieder in den

Neubau der eben verkauften Einrichtung

investiert werden. Denn ohne Kindergarten,

ohne Volksschule, ohne Bücherei,

ohne Feuerwehrgebäude wird kaum eine

Gemeinde auskommen. In den meisten

Gemeinden wird dieses Vermögen, das

sich als „Saldo der Eröffnungsbilanz“

abbildet, einen Millionenbetrag ausweisen.

Die Gemeinde mag dabei vermögend

erscheinen, aber Geld hat sie deswegen

noch lange nicht.

„NICHTS, WAS DER GEMEINDE

GEHÖRT, KANN MAN ZU GELD

MACHEN!“

Die leidigen Straßen und Wege

Typisches Beispiel für hohe Werte sind

Straßen und Wege. Die Grundfläche, der

Aufbau samt Absicherung verschlingen

bei der Errichtung ein Vermögen. Nicht

weniger aufwändig ist die Erhaltung der

Straßenanlagen. Über die Jahre fließen

horrende Beträge in diese Infrastruktur.

Kann man sie verkaufen? Kann man daraus

Geld erwirtschaften? In den meisten

Fällen nicht. Wieder ein Mosaikstein

an Transparenz in der Verwendung von

Gemeindemitteln. Viel Aufwand, wenig

bis kein Ertrag.

Möglichkeiten der Planung

Das in der Eröffnungsbilanz angeführte

Vermögen wird Jahr für Jahr weniger

wert. Zu den wenigen Ausnahmen gehören

Grundflächen und Kulturgüter. Für das

meiste Vermögen der Gemeinde muss

mit der Zeit wieder Ersatz geschaffen

werden. Wann benötigt die Feuerwehr ein

neues Auto, wie lange kann der Gemeindetraktor

noch genutzt werden, welche

Spielgeräte müssen am Dorfspielplatz

erneuert werden? Diese Wertminderung,

bzw. die Sicht der Neuinvestition,

ist durch die Eröffnungsbilanz gegeben.

Damit ermöglicht eine detaillierte Erfassung

und Bewertung des Sachanlagevermögens

auch eine vorausschauende Planung

in zukünftige Ersatzinvestitionen.

Ist es das wert?

Die Eröffnungsbilanz wird ein Menge

Gesprächsstoff bilden, und es stellt sich

die Frage, muss denn das alles sein? Die

Antwort lautet Ja. Die Eröffnungsbilanz

ist es wert, erstellt zu werden. In Hinblick

auf Vergleichbarkeit, auf Planung,

auf die zukünftigen Schritte, welche die

Gemeinde setzt. Die Eröffnungsbilanz

mit allen ihren Gliederungen und Anlagen

ermöglicht es, das Vermögen und die

Finanzierung des Vermögens zu erkennen.

Das Erstellen der Eröffnungsbilanz ist

eine Arbeit die uns fordert, die uns sehr

beschäftigt und die Ressourcen bindet.

Aber diese Arbeit lohnt sich. Sie belohnt

uns mit Transparenz, mit Planbarkeit, mit

Vergleichbarkeit.

Factbox

Grundlage Voranschlags- und

Rechnungsabschlussverordnung

2015.

Stichtag der Erstellung 1.1.2020,

Beschluss der Eröffnungsbilanz

bis Q3/2020 (Empfehlung Land

Tirol). Mögliche Korrekturen mit

GR-Beschluss bis fünf Jahre nach

Beschluss möglich.


106 tirol.spart

REGIONALITÄT UND

DIGITALISIERUNG ALS WEG

AUS DER CORONA-KRISE

Die vorherrschende Corona-

Krise beeinflusst unser Leben

in einem Ausmaß, wie es

selbst für Pessimisten unter

uns nicht vorstellbar war:

eine rasante Ausbreitung des

Virus weltweit, hohe Ansteckungsraten

und Todesfälle

bei älteren und vorbelasteten

Menschen, Ausgangssperren

und Social Distancing.

Jedoch nicht nur das Alltagsleben der

Menschen wird massiv eingeschränkt und

beeinflusst, sondern im Zuge der Ausgangsbeschränkungen

und Quarantänemaßnahmen

wird auch die Wirtschaft praktisch

lahmgelegt. Die sogenannten „Systemerhalter“,

welche sich vor allem um das Aufrechterhalten

der Gesundheitsversorgung bzw.

Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen

Waren kümmern, sind unsere

Helden des Alltages geworden und sorgen

dafür, dass keine Eskalation der Lage und

Verzweiflung bei den Menschen aufkommt.

Für jene Teile der Wirtschaft, welche aufgrund

des Shutdowns praktisch zu 100

Prozent betroffen sind, wie beispielsweise

der Tourismus inklusive Restaurants und

Gastronomie sowie Handel, müssen mit

milliardenschweren Paketen geschützt bzw.

gerettet werden.

Milliarden an Steuergeld

Auch die selbstständigen Unternehmer,

KMU sowie Großunternehmen müssen

kämpfen und können sich zum Teil nur

via AMS-Kurzarbeit, AWS-Überbrückungsfinanzierung

sowie Stundung öffentlicher

Abgaben „über Wasser“ halten. All diese

Schutz- und Rettungsmaßnahmen kosten

Milliarden an Steuergeld, welche in diesem

Ausmaß natürlich nie eingeplant waren.

Darüber hinaus muss berücksichtigt werden,

dass auch die, eigentlich vom Staat

eingeplanten, laufenden Steuereinnahmen

in einem relevanten Ausmaß von den zu

erzielenden Steuereinnahmen abweichen

werden, sodass es zu einem erheblichen

Staatsdefizit kommen wird.

In weiterer Folge kann dieses Defizit nur

wieder reduziert werden, indem gesunde

und innovative österreichische Unternehmen

wieder vollständig ihre Wirtschaftsleistung

entfachen werden und darüber hinaus

auch aus der Krise neue Kraft schöpfen.

Diese potenziellen zusätzlichen und notwendigen

Kräfte orientieren sich eigentlich

auch an den Themengebieten, welche für

Unternehmen noch vor der Corona-Krise

relevant waren – die Möglichkeiten der Digitalisierung

und Einsatz von Kreativität und

Innovation. Viele von uns erlebten praktisch

im Zeitraffer, wie sich unsere Arbeitsplätze

vom Office ins Homeoffice verlagerten und,

je nach Ausstattung, praktisch nahtlos weitergearbeitet

worden ist. Diverse bis dato

persönliche Meetings wurden praktisch

„in Real-Time“ durch Skype-, Zoom- oder

Team-Meetings ersetzt, wodurch schlussendlich

auch ein deutlicher Aufwand an

Fahrt- und Reiseaufwendungen weggefallen

ist.

Regionalität im Fokus

Darüber hinaus zeigt sich, dass plötzlich die

Regionalität und diesbezügliche Produkte

und Dienstleistungen via digitale und virtuelle

Plattformen den Tirolerinnen und Tirolern

vermittelt werden können. So beliefern

Tiroler Restaurants, welche ihre Gasträume

schließen mussten, via Online-Services

ihre Kundinnen und Kunden bzw. können

Obst und Gemüse direkt via Hofverkäufe

eingekauft werden. Jene selbstständigen

Dienstleister, welche bis dato beispielsweise

Fitnesstrainings, Ernährungsberatungen

etc. in persönlichen Trainings und

Meetings vermittelt hatten, bieten interaktive

virtuelle Meetings oder Lernvideos an,

damit die Kundenbindung auch losgelöst

vom persönlichen Treffen aufrechterhalten

werden kann. Es zeigt sich, dass im Zuge

der Krise und der relevanten Maßnahmen


tirol.spart

107

ZUM AUTOR

BERNHARD HOFER

Bernhard Hofer ist CEO der Cemit Speeding

up Innovation GmbH, welche sowohl Start-ups,

Gemeinden als auch Großunternehmen im

Innovationsprozess begleitet. Bernhard Hofer

verfügt über umfassende Erfahrung in der

Konzeption von Digitalisierungsprojekten sowie

Technologie-Scouting.

die Digitalisierung

nun „Einzug in jedes

Wohnzimmer“ hält

und somit eigentlich ein

völlig neuer Marktzugang

für Tiroler Unternehmen

entsteht, da die Bevölkerung

wesentlich digital affiner wird

und somit regionale Dienstleistungen

via verschiedenster digitaler

Initiativen zur Tiroler Bevölkerung

gebracht werden können.

Diese potenzielle Kreativität und digitale

Begeisterung wird auch im Sinne der notwendigen

Wertschöpfung ansteigen müssen,

wozu auch diverse Fördermöglichkeiten

genutzt werden sollen – wie beispielsweise

das Förderprogramm „FFG Kleinprojekte“. Via

des Förderprogramms werden Projekte von KMU

und Start-ups, welche alleine oder in Kooperation

durchgeführt werden und welche als Ergebnis kommerziell

verwertbare Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen

aufweisen, unterstützt. Gefördert werden

Projektkosten bis max. 60 Prozent (max. Gesamtkosten

150.000 Euro) in Form von Zuschüssen. Einreichungen

können laufend erfolgen, es gibt keine Einschränkungen,

darüber hinaus gelten vereinfachte Kriterien für die Förderung.

Das sind im Wesentlichen der Innovationsgehalt, der technische

Schwierigkeitsgrad des Projektes, die wirtschaftlichen Verwertungsaussichten

(Unique Selling Proposition, Geschäftsmodell)

sowie die Perspektive, dass durch das Projekt die Forschungstätigkeit

der Bewerberin oder des Bewerbers intensiviert wird.


108 GemNova Menschen

GEMNOVA VERSTÄRKT

PRÄSENZ IN DEN BEZIRKEN

Bereits im März begann die GemNova mit der

Optimierung ihrer Gemeindebetreuung.

AUTOR JAN SCHÄFER

Mit der Erweiterung des Teams erfolgte

auch eine neue Positionierung der

Gemeindebetreuer in den Bezirken.

„Unser Ziel ist es, die Kommunikation

zwischen den Gemeinden weiterauszubauen.

Durch einen engeren Informationsaustausch

können wir als GemNova auf

der einen Seite unser Leistungsangebot

noch gemeindespezifischer aussteuern.

Andererseits profitieren die Gemeinden

von Wissenstransfer und Kostenersparnissen.

Das können wir jetzt durch unsere

vier Gemeindebetreuer noch besser

und effektiver gewährleisten“, sagt der

Geschäftsführer der GemNova, Alois

Rathgeb.

Erfahrung, Fingerspitzengefühl und

Netzwerker

Klaus Gasteiger, Jahrgang 1965, ist seit

April 2018 als Gemeindebetreuer der

GemNova in Tirol unterwegs. Er ist vielen

Bürgermeisterinnen, Bürgermeistern,

Amtsleiterinnen, Amtsleitern und Gemeindebediensteten

ein Begriff. Von 1999 bis

2003 saß er im Bundesrat, in den Jahren

2003 bis 2013 und 2016 bis 2018 war er

Abgeordneter zum Tiroler Landtag. Seit

2000 ist Klaus Gasteiger direkt gewählter

Bürgermeister seiner Heimatgemeinde

Kaltenbach im Zillertal. Seine Tätigkeiten

in der Privatwirtschaft sind ebenso vielseitig.

Der gelernte Tischler kam 1986

zur Firma Empl Fahrzeuge Ges.m.b.H. und

baute zwischen 1988 und 1998 die Sparte

Vertrieb Feuerwehrfahrzeuge auf. 1999

bis 2002 betrieb er eine Handelsagentur

und war von 2014 bis 2016 Handels- und

Gewerberechtlicher Geschäftsführer der

ASKÖ Tirol GmbH.

Gefragt nach seiner Motivation, warum er

Gemeindebetreuer der GemNova geworden

ist, sagt er:

„Ich wollte schon immer

etwas bewirken und aktiv

gestalten – gleich ob es in

der Wirtschaft oder in der

Politik war.“

„Das ist auch so bei der GemNova. Meine

Funktion verstehe ich als Netzwerker im

Unternehmen und für die Tiroler Gemeinden.“

Nachdem Klaus Gasteiger überall

in Tirol als Gemeindebetreuer tätig war,

konzentriert er sich jetzt auf das Tiroler

Unterland mit den Bezirken Kitzbühel, Kufstein,

Schwaz und die Landeshauptstadt

Innsbruck.

Einen Betrag für die Tiroler Gemeinden

leisten

Seit Anfang April ist Michael Radl, Jahrgang

1976, im Team der Gemeindebetreuer.

Er wohnt im Ötztal in Umhausen,

ist verheiratet und hat einen Sohn. Seine

berufliche Laufbahn startete mit einer

Lehre als Büro- und Bankkaufmann bei

der Sparkasse in Imst. Kurz nach seiner

Lehre wechselte er zu „max.mobil“

– jetzt T-Mobile Austria – und war für

den Bereich Firmenkunden in Vorarlberg

und Tirol zuständig. Als sich später die

Chance ergab, für die Pensionsversicherungsanstalt

tätig zu werden, nutzte der

Umhausener sie. Er begann als Pensionssacharbeiter

und wurde später freigestellter

Betriebsrat.

Anschließend war er für die Arbeitnehmervertretung

des ÖGB tätig. In diesem

Rahmen kümmerte er sich hauptsächlich

um die Bereiche Banken und Energiewirtschaft.

Über die Jahre sammelte Michael

Radl viel Erfahrung und Know-how mit

gewählten Funktionären. In ihm wuchs

jedoch der Wunsch, sich abermals beruflich

zu verändern, und so bewarb er sich

bei der GemNova. „Ich wollte auf regionaler

Ebene aktiver werden, etwas für

unsere Gemeinden tun, ihnen bei den Herausforderungen

helfen, die sie heute und

künftig zu bewältigen haben. Das ist der

Grund, warum ich mich bei der GemNova

bewarb. Ich freue mich, meine Erfahrungen

einbringen zu können und Teil eines

starken Teams zu sein“, sagt der Umhausener.

Michael Radl ist der Ansprechpartner

für Imst und Innsbruck Land.

Ein offenes Ohr für Gemeindeanliegen

Zeitgleich mit Michael Radl kam Jan Schä-


GemNova Menschen 109

LINKS: Das GemNova-

Gemeindebetreuer-Team:

Jan Schäfer, Reinhard

Raggl, Michael Radl und

Klaus Gasteiger (v. l. n. r.)

(© GemNova)

fer ins Team der Gemeindebetreuer. Über

die Zusammenarbeit bei der Entstehung

des Buchs der GemNova „Wir alle sind

Gemeinde“ entstand gegenseitiges Vertrauen

und Interesse. Jan Schäfer, Jahrgang

1965, siedelte 2013 mit seiner Frau

und seinen zwei inzwischen erwachsenen

Kindern von Deutschland nach Matrei in

Osttirol. Seitdem lebt und arbeitet er dort

als Unternehmensberater für Marketing

und Kommunikation. Er studierte Holzwirtschaft,

kam aber durch Zufall 1999 in die

Marketingbranche, wo er betriebsintern u.

a. zum Marktforscher und strategischen

Planer ausgebildet wurde. Bevor er sich

2006 selbstständig machte, war er für

verschiedene Agenturen tätig. Beruflich

bedingt lebte der „Wahlmottinga“ in Norwegen,

Schweden, Guinea und den USA.

Gemeinden sind das Fundament

unserer Gesellschaft

und Wirtschaft.

Zu den Themenschwerpunkten seiner

Arbeit gehörten Tourismus, Energiewirtschaft,

Markenbildung, Risikokommunikation

und kommunale Themen. Heute

unterstützt er mit seiner Arbeit hauptsächlich

klein- und mittelständische

Unternehmen sowie öffentliche Institutionen.

„Welch wichtige Rolle Gemeinden

in unser aller Leben spielen, wurde

mir über die Jahre durch die diversen

Projekte immer bewusster. Sie sind das

Fundament unserer Gesellschaft und

Wirtschaft. Sie auf ihrem Weg Richtung

Zukunft zu unterstützen, ist mir ein Anliegen.

Wesentlich dabei sind das Zuhören

und der offene Dialog“, hebt der Marketingexperte

hervor. Jan Schäfer kümmert

sich um die Gemeinden im Bezirk Lienz.

Know-how aus Wirtschaft & Gemeindewesen

Die GemNova konnte Anfang August

Reinhard Raggl, Jahrgang 71, als vierten

Gemeindebetreuer gewinnen. Er lebt im

Bezirk Landeck in Schönwies, ist verheiratet

und hat zwei erwachsene Kinder. Dort

ist er seit 2018 auch Bürgermeisterstellvertreter.

Der studierte Diplomwirtschaftsingenieur

blickt auf über drei Jahrzehnte

Erfahrung in der europäischen Industrie

zurück. Er war als Qualitätsmanager,

Auditor, Sales Director und Coach tätig.

Zu seinen beruflichen Stationen gehören

Unternehmen wie Thöni Industriebetriebe,

Sapa oder die Hydro Aluminium.

Ferner arbeitet er als Business Coach mit

Schwerpunkt im Sales- und Gesundheitsmanagement.

Dieses umfangreiche Wissen aus dem

Management lässt Reinhard Raggl immer

wieder in seine Gemeindearbeit einfließen.

Er weiß, wie die Wirtschaft tickt und

kennt sich mit kommunalen Themen aus.

Das möchte er für seine neue Aufgabe bei

der GemNova zur Stärkung der Tiroler

Gemeinden nutzen. Mit Blick auf seine

neue Tätigkeit sagt er: „Als Vizebürgermeister

der Gemeinde Schönwies kenne

ich die stetig steigenden Herausforderungen

einer Gemeinde. Durch meine

neue Aufgabe bei der GemNova kann ich

dazu beitragen, die Gemeinden umfangreich

zu entlasten. Vielseitige Services

und Dienstleistungen machen das möglich,

aber auch zahlreiche Expertinnen und

Experten aus verschiedensten Fachgebieten.“

Die Bezirke Landeck und Reutte sind

Reinhard Raggls Betreuungsgebiet.

Bereits in den vergangenen Wochen und

Monaten haben die Gemeindebetreuer

viele Gemeinden bereist und sich bei

den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern

persönlich vorgestellt. Viele

neue Erkenntnisse und Einblicke in die

Gemeinden konnten gewonnen werden.

Einerseits sind die Herausforderungen

vielfach sehr ähnlich. Andererseits gibt es

ebenso sehr spezielle orts- oder regionsbezogene

Anliegen. Durch die Rückmeldungen

der Gemeindebetreuer wird nicht

nur das Leistungsangebot der GemNova

optimiert, auch neue Lösungen können

dadurch entwickelt werden.

Denn: Nur gemeinsam gelingt es, die

vielen Herausforderungen in unseren

Gemeinden zu meistern.


110

GemNova Menschen

VON DER

GEMNOVA ...

Auf Wunsch des Tiroler Landeshauptmannes

Günther Platter wechselt der Bereichsverantwortliche

für Gemeindeentwicklung

der GemNova, Magnus Gratl, in das Büro

des Landeshauptmannes. Dort wird Gratl

nach seinem Wechsel aus dem Unternehmen

der Tiroler Gemeinden ab Anfang

September für Gemeindeangelegenheiten

zuständig sein. „Die bisher bereits ausgezeichnete

Zusammenarbeit zwischen dem

Land Tirol und der GemNova sowie dem

Tiroler Gemeindeverband wird damit weiter

ausgebaut. Wir bedanken uns bei Günther

Platter für das Vertrauen in die Expertise

der GemNova“, freut sich Geschäftsführer

Alois Rathgeb, das Land Tirol einmal mehr

in seiner Arbeit unterstützen zu dürfen.

„Ich werde im Büro des Landeshauptmannes

unter anderem die gesamten

Gemeindeagenden übernehmen“, bestätigt

Gratl. „Ich denke, man sieht an meinem

Beispiel, dass die Arbeit der GemNova

auch im Landhaus sehr genau beobachtet

wird.“- Gratl, ehemals Geschäftsführer des

Maschinenrings Innsbruck-Land, hat den

Bereich Gemeindeentwicklung in der Gem-

Nova aufgebaut.

... IN DAS BÜRO DES

LANDESHAUPT-

MANNES


ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 111

BEIM WINTERDIENST AUF DER SICHEREN SEITE

Maschinenring

Kontakt: 059060 700

www.maschinenring.tirol

Wenn es in Tirol Winter wird, steht Gemeinden

eine besonders herausfordernde Jahreszeit

ins Haus. Für Unterstützung beim

Winterdienst sorgt bei einem Großteil der

heimischen Kommunen der Maschinenring.

So auch in Thaur, wo die Maschinenring-

Dienstleister Andreas und Romed Plank vom

Bartlhof seit mehr als fünf Jahren für die

Schneeräumung und Streuung verantwortlich

sind. Gemeinsam mit dem Maschinenring-Winterdienstroutinier

Josef Brunner

vom Madleinhof werden von November bis

März alle Gemeindestraßen in ihrer Heimatgemeinde

betreut.

Verantwortungsvolle Tätigkeit

Neben Räumung und Salzstreuung werden

besonders steile Abschnitte des Straßennetzes

auch gekiest und Schneeansammlungen

abtransportiert. Bei großen

Neuschneemengen kommt zusätzlich eine

Schneefräse zum Einsatz, um möglichst

schnell wieder Platz in den engen Gassen

zu schaffen und für sichere Straßenverhältnisse

zu sorgen. „Regelmäßige Kontrollfahrten

und die Einschätzung von Witterung

und Gefahrenpotenzial zählen ebenso

zu unseren Aufgaben. Ein nützliches Hilfsmittel

ist das detaillierte Wetter-SMS vom

Maschinenring, das über relevante Prognosen,

Niederschlag und Glättegefahr informiert“,

erklärt Andreas Plank.

Regionalität als Pluspunkt

„Der örtliche Bezug unserer Dienstleister

macht den Maschinenring als Winterdienstanbieter

aus. Unsere Fahrer

werden in einem Gebiet eingesetzt, wo

sie sich auskennen. Dadurch funktioniert

auch die Kommunikation mit den

Gemeindebediensteten einwandfrei.

Außerdem bleibt die Wertschöpfung

in der Region, wovon Dienstleister und

Kunden gleichermaßen profitieren. Für

die Fahrer bedeutet die Ausübung des

Winterdienstes über den Maschinenring

auch eine rechtliche und

versicherungstechnische

Absicherung“, erklärt Mag.

Hannes Ziegler, Geschäftsführer

des Maschinenring.

Versorgungssicherheit und

Schlagkraft aus der Region

Mit mehr als 500 Winterdienst-Mitarbeitern

ist der

Maschinenring tirolweit bei

mehr als 1.000 Kunden im Einsatz. Von der

maschinellen Räumung reicht die Palette

über den händischen Winterdienst, die Eiszapfenentfernung

und die Tauwetterkontrolle

bis hin zum Dachabschöpfen und den

Abschlusskehrungen. „Durch große und

regional verteilte Lagerkapazitäten für Salz

kann die Streuung auch bei schwierigen

Wetter- oder Marktsituationen sichergestellt

werden“, ergänzt Ziegler. Genaueste

Wetterprognosen mit einer vernetzten Alarmierung

kommen genauso zum Einsatz wie

GPS-Tracking für die Aufzeichnung der erledigten

Arbeiten. Eine ständige Rufbereitschaft

sowie regelmäßige Aus- und Weiterbildungen

der eingesetzten Arbeitskräfte

bieten größtmögliche Sicherheit für die Auftraggeber.

„Die lückenlose Dokumentation

von Routen und ausgebrachten Streumitteln

ist mittlerweile ein wichtiger Bestandteil

unserer Winterdienst-Aufträge. Auch im Falle

von Haftungsfragen sind Kommunen auf

der sicheren Seite – schließlich übernehmen

wir auch die rechtliche Verantwortung“,

erklärt der Maschinenring-Geschäftsführer

abschließend.

OBEN: Die beiden Maschinenring-Dienstleister

Andreas und Romed Plank aus Thaur

sorgen für die Schneeräumung und Streuung

in ihrer Heimatgemeinde.

LINKS: Der Maschinenring setzt für den

verlässlichen Winterdienst auf Mitarbeiter aus

der Region. (© Mario Webhofer/Maschinenring)


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DIE ERSTE

AUSGABE IM NEUEN

LOOK IST GESCHAFFT.

WIR DANKEN ALLEN

MITWIRKENDEN BEI

DER UMSETZUNG DES

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7a, A-6020 Innsbruck, office@gemnova.at, +43 (0) 50 4711, www.gemnova.at, © 2020.

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Text:Quell, Innsbruck, www.text-quell.at. Redaktionsschluss: 07.08.2020.

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