279.tirol
Ausgabe 1, August 2020
Ausgabe 1, August 2020
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REISE INS
UNGEWISSE
10 Jahre GemNova
GEORG
Dein Gemeinde
Organisator
AUSGABE 1 | AUGUST 2020
MEHR
KNÖDEL
FÜR ALLE
Mit dem
neuen digitalen
Essensgutschein
von Jausengeld
ZUR BESSEREN ÜBERSICHT HABEN
WIR ZWEI ZENTRALE SCHWER-
PUNKTE IN DIESER AUSGABE WIE
FOLGT GEKENNZEICHNET.
DIGITALISIERUNG
Die Corona-Krise hat gezeigt, welch
hohen positiven Einfluss die Digitalisierung
in unser aller Leben haben
kann. Alle Artikel im Magazin rund um
dieses Thema sind mit diesem Icon
gekennzeichnet.
ZUKUNFT GEMEINDE
Nur gemeinsam und in Kooperation
mit Expertinnen und Experten können
die aktuellen Herausforderungen
in den Gemeinden gelöst werden.
Sie finden alle Themen rund um
die Zukunft der Gemeinden anhand
dieser Kennzeichnung.
Regionalität und Umweltverträglichkeit sind uns
ein Anliegen.
201920037
WIR ALLE SIND
GEMEINDE.
1
INHALT
GemNova inside
tirol.mobil
tirol.bildet
05 GemNova ist vielfältig –
Tirols Gemeinden sind
vielfältiger
06 10 Jahre GemNova
09 Gäb’s euch drei nicht
10 Ab & zu eiert es halt
13 Reise ins Ungewisse
tirol.Politik
16 Der Gemeinderat –
Mitgestaltung in der
Gemeindepolitik
18 Oft unterschätzt und dennoch
stille Macht im Hintergrund:
Der Gemeinderat
tirol.digital
20 Georg – dein
Gemeinde-Organisator
22 Eine umfassende
Digitalisierungsstrategie
für Tirols Gemeinden
25 Die Nach-Corona-Zeit
und die Digitalisierung
26 Das neue „Amtsdeutsch“
tirol.wirtschaftet
29 Mehr Knödel für alle
30 SO:FAIR
32 Es gibt nichts Gutes,
außer man tut es
tirol.innovativ und modern
37 Unter der Erde
40 Mobil mit oder trotz
Tourismus
tirol.investiert
42 Entwicklung Wohnraum
44 Architekturwettbewerbe –
ein demokratischer Prozess
46 Unterschiedliche Umsetzungsmodelle
für
Infrastrukturprojekte
tirol.bunt und vielfältig
49 Ein Deutschkurs, viele
Bedürfnisse
53 Mit wenig viel erleben
tirol.sportlich und gesund
54 Annäherung an
Laura Stigger
56 Dem Rad gehört die
Zukunft
58 Die gesunde Gemeinde
tirol.traditionell
60 Osttirol fasziniert landschaftlich
und kulinarisch
62 Das Neue im Alten
entdecken – in den
Ötztaler Museen
64 So geht das Virus hops
66 Die Freude lacht ihnen aus
den Augen
68 Handreichung Elternbildungspartnerschaft
70 Aus der Krise lernen
tirol.Kultur
72 6 lesenswerte Bücher
76 Drauf gepfiffen –
wir blasen weiter
tirol.sozial
77 YoungStar erobert das
Zillertal
78 Schulsozialpädagogik –
What’s that?
80 Gemeinsam versorgt
tirol.hat Recht
81 BIM, Building Information
Modeling
tirol.sucht Menschen
84 Vitalregion über Innsbruck
tirol.ist schön
86 Tiroler Seen – vielfältig
und wunderschön
tirol.blickt über die Grenzen
6
92 Interkommunale Zusammenarbeit
in Vorarlberg
tirol.kooperiert
GemNova inside
10 Jahre GemNova. Erfolgreich
gewachsen durch Herausforderungen
96 Die Kommunalwerkstatt
98 Der neue Tiroler Baukoffer
ist da
100 Pitztal Regional – ein
ganzes Tal handelt regional
32
tirol.wirtschaftet
ES DIE GIBT GRENZEN NICHTS
GUTES, DER SCHULEN AUSSER
MAN TUT ES
Ucil ma quam aut fugit, et lant volor sequiatiat
audant. Sequae adi tectibernam quo
Der erste Online-Shop, der wie Amazon
ommolup tatur.
aufgebaut ist, nur eben regional.
102 „Da passiert etwas
Historisches“
tirol.spart
104 Die Eröffnungsbilanz aus
Sicht der Gemeinde
106 Regionalität und
Digitalisierung als Weg
aus der Corona-Krise
GemNova Menschen
108 GemNova verstärkt
Präsenz in den Bezirken
110 Von der GemNova in das
Büro des Landeshauptmannes
54
tirol.sportlich und gesund
ANNÄHERUNG AN
LAURA STIGGER
Bike Challenge? Ja, hab ich schon gehört.
Laura Stigger? Das ist doch die verrückte
Radlfahrerin. Kals am Großglockner?
Lanser Alm? Kenn ich, höchster Berg
Österreichs, gutes Essen und
Trinken, urige Atmosphäre. Wie das alles –
und noch vielerlei mehr – zusammenhängt?
92
tirol.blickt über die Grenzen
INTERKOMMUNALE
ZUSAMMENARBEIT
IN VORARLBERG
Gespräch mit Oliver Christof.
4
GemNova inside 5
GEMNOVA IST VIELFÄLTIG –
TIROLS GEMEINDEN
SIND VIELFÄLTIGER
10 Jahre GemNova mit neuem
Auftritt und dem neuen Gem-
Nova Magazin 279.TIROL.
Das „Wie“ unseres unternehmerischen
Tuns bei GemNova basiert auf unseren
Werten. Einer davon ist Vielfältigkeit.
Wir beschäftigen 34 Nationalitäten im
Unternehmen, unsere jüngste Kollegin ist
18 Jahre alt, unser ältester Kollege (gleichzeitig
unser Botschafter) ist 66 Jahre alt.
Wir haben nur die besten Erfahrungen
damit. So entsteht Kreativität gepaart
mit Erfahrung, Innovation in Verbindung
mit Umsetzungsstärke und vieles mehr.
Diese Vielfältigkeit und damit die Offenheit
für Neues, Innovatives und Buntes hat
uns auch dazu bewogen, dies in unserem
Auftritt zu zeigen. Unser neues Logo symbolisiert
das und zeigt, dass wir vielfältig,
bunt, kreativ und offen sind. Wir denken,
das ist eine wesentliche Stärke von uns
und hat schon oft zu neuen, unkonventionellen
Lösungen geführt und ist sicherlich
auch Teil unserer Entwicklung.
Gleichzeitig haben wir uns aber auch
gesagt, dass es außerhalb unserer
Arbeit für die Tiroler Gemeinden so viel
Buntheit in Tirol gibt, die es auch wert
ist, dargestellt und gezeigt zu werden. Und
so ist die Idee zum neuen Magazin entstanden.
Wir möchten im neuen Magazin
„279.TIROL“ Tirol und seine 279 Gemeinden
von vielen Seiten zeigen. Kulinarik,
Kultur, Brauchtum, Sport, Landschaft, Innovation,
starke Unternehmen und Persönlichkeiten,
das ist Tirol, das zeichnet uns
aus. Deshalb kommen im neuen Magazin
viele zu Wort, können sich vorstellen, ihre
Sicht darlegen und zeigen, wer sie sind
und was sie zu etwas Besonderem macht.
Unterschiedliche Meinungen sind willkommen,
und in Kommentaren lassen wir auch
dafür Raum und Platz.
Wenn dieses Magazin irgendwo im Büro
oder zu Hause liegt und über mehrere
Monate immer wieder darin geblättert
und gelesen wird, dann haben wir unser
Ziel erreicht. Dann ist es ein Magazin, das
nicht nur Werbung für GemNova sein soll
(natürlich machen wir das auch, denn wir
sind ja auch stolz auf unsere Arbeit), sondern
das auch darüber hinaus Wissenswertes,
Interessantes und manchmal vielleicht
auch Kurioses zeigen soll.
Wir freuen uns auch über Input und Feedback
von unseren Leserinnen und Lesern
(immerhin sind es bereits fast 9.000). Wer
Ideen hat über berichtenswerte Themen,
möge sich bei uns melden, wir freuen uns
über vielfältige Berichte und Artikel. Wir
alle sind Gemeinde – wir alle sind „279.
TIROL“ (der Titel ändert sich erst, wenn
Gemeinden fusionieren sollten ).
IHR
Alois Rathgeb
Niki Kraak
6 GemNova inside
ERFOLGREICH
GEWACHSEN DURCH
HERAUSFORDERUNGEN.
Vor einigen Wochen, im Mai, feierte
die Tochtergesellschaft des Tiroler
Gemeindeverbandes, die GemNova,
ihr zehnjähriges Bestehen.
Statt eines großen Festes wurde, bedingt durch die Corona-Krise,
online auf das Jubiläum angestoßen und ein Blick
zurückgeworfen. Im Vergleich zu vielen anderen Unternehmen
war der Weg der GemNova ungewöhnlich. Es ist die
Geschichte von genutzten Chancen und dem Anspruch, die
Weiterentwicklung der Tiroler Gemeinden zu fördern. Was
im Kleinen begann, entwickelte sich im Verlauf der Jahre
zum größten kommunalen Dienstleister Österreichs.
Wie in vielen Fällen begann alles mit einer Idee. Gem-
Nova-Geschäftsführer Alois Rathgeb hatte vor 2010 ein
Unternehmen, das auf die Beschaffung von Material und
Bedarfsmittel für Busunternehmen in Österreich und
Deutschland spezialisiert war. Während seiner vielen
Geschäftsreisen kam ihm der Gedanke, Beschaffung
müsste auch ein Thema für Gemeinden sein, die damit
enorme Kosten sparen könnten. Mit dieser Idee und der
Motivation, etwas Sinnstiftendes für die Region zu tun,
wandte er sich schließlich an den Präsidenten des Tiroler
Gemeindeverbandes, Ernst Schöpf. Die Überlegung
stieß auf offene Ohren. Schon damals sah Ernst Schöpf
allerdings, dass neben der Beschaffung auch andere Aufgaben
für die Tiroler Gemeinden sowohl in puncto Zeit
als auch Qualität zunehmend zu einer Herausforderung
werden würden; nämlich Service und Dienstleistung. Das
nahm Rathgeb sich zu Herzen.
Einen konkreten Plan gab es nicht
Am 14. Mai 2010 startete Alois Rathgeb zusammen mit
fünf Kollegen, einige von ihnen in Teilzeit. „Es würde
sich heute besser anhören, wenn ich sagen würde, wir
haben damals einen Plan gehabt, wie sich die Dinge
entwickeln sollten. Die Wahrheit ist: So etwas gab es
GemNova inside
7
nicht. Ich hatte zu dem Zeitpunkt nicht einmal
eine Ahnung, was Gemeinden eigentlich sind
und wie sie ticken. Dennoch ergriffen wir die
Chancen und setzten sie um. Das ist wohl der
Schlüssel zum Erfolg“, sagt Rathgeb rückblickend.
Es wurde relativ rasch klar: Es bleibt nicht bei
der Beschaffung. Ende 2013/Anfang 2014 kam
eine Gemeinde auf die GemNova zu und bat um
Unterstützung bei der Sanierung ihrer Volksschule.
Gemeinsam gelang die Umsetzung des
Projektes. Wie man jedoch eine Verbindung von
„Beschaffung“ zu „Sanierung“ herstellen kann, ist
für Rathgeb bis heute ein Rätsel. Fest steht, dass
die GemNova mit den Jahren nicht nur ein immer
noch wachsendes Aufgabengebiet, sondern auch
mehr Erfahrung und Know-how erlangte, komplizierte
Situationen gemeinsam mit den Kommunen
zu meistern.
Der nächste große Schritt ließ nicht lange auf
sich warten. 2015 wurde Österreich und auch
Tirol von einer Flüchtlingswelle erfasst. Weil
Sprache die zentrale Rolle bei der Integration
spielt, entschlossen sich die Tiroler Sozialen
Dienste GmbH (TSD), Sprachkurse für Migrantinnen
und Migranten anzubieten, und ließen ein
entsprechendes Programm zu deren Durchführung
ausschreiben. Alois Rathgeb erkannte die
Sensibilität und Dringlichkeit dieses Themas. Mit
der Motivation, einen Beitrag zur Lösung dieser
Herausforderung zu leisten, rechnete er sich
das Projekt durch und bewarb sich mit einem
Vorschlag. Am 19. Dezember 2015 bekam die
GemNova dann prompt den Zuschlag, das Programm
auf ihre Weise durchzuführen. Der Projektstart
war am 11. Jänner 2016. „In kürzester
Zeit suchte ich mir Unterstützung, denn es galt,
über die Weihnachtszeit qualifizierte Fachkräfte
für die Durchführung der Sprachkurse zu finden.
Über 100 Bewerbungsgespräche wurden
geführt. Schließlich stellten wir 85 Leute ein.
Natürlich gab es laute Kritik, ob und wenn ja wie
die GemNova so eine Aufgabe bewerkstelligen
könnte. Doch wir überzeugten, und bereits nach
zwei Monaten bekamen wir Lob für die Qualität
und den Erfolg unserer Arbeit“, erinnert sich der
GemNova-Geschäftsführer.
Neue Wege trotz Kritik
Rathgeb führt den positiven Verlauf der Sprachkurse
auf die grundlegende praktische Einstellung
der GemNova zurück, ein Problem
anzugehen: Wie kann man welche Qualität
gewährleisten, was wird dafür benötigt und was
muss getan werden, damit ein Projekt gelingt?
Der Fokus auf einen möglichen monetären
Gewinn spielt bei dieser Herangehensweise
keine Rolle. Das erfolgreiche Gelingen ist das
Ziel. Das war damals so und hat sich bis heute
nicht geändert. „Es sind Geschichten wie die
der Sprachkurse, die uns alle bei der GemNova
mit Stolz erfüllen. Zu Beginn eines Projektes
hagelt es oft Kritik. Doch dann überzeugen wir
mit unserem Know-how und unserer Arbeit, und
aus Kritik wird Lob. Das motiviert und spornt an,
neue Chancen zu nutzen“, betont Rathgeb.
Werte wie
Verantwortung, Wertschätzung,
Vertrauen,
Authentizität und Vielfalt
sind keine Worthülsen.
Sie werden gelebt.
Keine Lippenbekenntnisse, sondern gelebte
Werte
Generell ist das Handeln der GemNova durch das
Verständnis geprägt, einen gesellschaftlichen
Beitrag zu leisten. Zur Philosophie des Unternehmens
gehört auch, dass der Sinn einer Aufgabe
im Fokus steht und nicht der Zweck. Statt
auf Hierarchien und strikte Führung setzt die
GemNova auf Eigenverantwortung und Selbstorganisation.
Daher spricht Geschäftsführer Alois
Rathgeb auch von Kolleginnen und Kollegen
und nicht von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Werte wie Verantwortung, Wertschätzung,
Vertrauen, Authentizität und Vielfalt sind keine
Worthülsen. Sie werden gelebt. Das zeigte sich
gerade während des Shutdowns zu Beginn der
Corona-Krise. Auch die GemNova wurde davon
überrascht. Nach einer kurzen Schockstarre, wie
Alois Rathgeb es beschreibt, analysierte man die
Situation. Es war sofort klar: Keiner wird entlassen.
Ferner beschloss man keine Kürzungen
beim Gehalt. Die Unternehmensführung wollte
damit die Unternehmenswerte unterstreichen
und sie für jeden erlebbar machen. Betriebswirtschaftlich
schuf man dann die Voraussetzungen
dafür, u. a. durch neue Produkte, die in dieser Zeit
entwickelt wurden.
DIE
LETZTEN
JAHRE
IN
ZAHLEN
ENTWICKLUNG
BESCHÄFTIGTE
2011
7
2014
130
2020
ÜBER 450
KOLLEGINNEN
UND KOLLEGEN
Davon sind rund 350
Kolleginnen und Kollegen
in der Freizeitbetreuung
und Schulassistenz
beschäftigt.
Die GemNova gehört
heute von der Anzahl
der Beschäftigten zu
den 50 größten Tiroler
Unternehmen.
UMSATZ-
ENTWICKLUNG
2011
450.000 EURO
2014
700.000 EURO
2015
900.000 EURO
2017
7,5 MIO. EURO
2019
16 MIO. EURO
8 GemNova inside
Die Herausforderungen der Zukunft
Fragt man Alois Rathgeb, wie der künftige Weg der
GemNova aussieht, schmunzelt er. Mit Rückblick auf
die letzten zehn Jahre wundert er sich selbst, was alles
in dieser Zeit geschehen ist. Es gab ständig Anfragen,
ob die GemNova Unterstützung leisten könne, auch
wenn sich das fragliche Projekt nicht im Portfolio der
GemNova wiederfand. Das hat die Entwicklung des
Unternehmens ausgemacht und ließ es von der Anzahl
der Beschäftigten und seinem umfangreichen Knowhow
her stetig wachsen.
WIR
ALLE SIND
GEMEINDE
Die Herausforderungen
der Gemeinden liegen in
den Themenbereichen
Finanzen, Personal,
rechtliche Fragen und
Infrastruktur.
„Die Herausforderungen der Gemeinden liegen in vier
Themenbereichen. Das sind die Finanzen, das Personal,
rechtliche Fragen und die Infrastruktur. Sie werden die
Zukunft der Gemeinden bestimmen. Zum einen liegt
die Lösung für die meisten Probleme in der Digitalisierung,
zum anderen in Form von Kooperationen. Ohne
diese zwei Punkte wird es nicht gehen. Wir arbeiten
gerade daran, regionale Servicecenter zu initiieren.
Auf diese Weise können Leistungen wie die Finanzen
oder Bauverfahren ausgelagert, Rechtssicherheit
gewährleistet und Kosten gespart werden. Die Gemeinden
behalten aber ihre Eigenständigkeit. Das ist ganz
wichtig für das Zusammenleben und die Identität der
Bürgerinnen und Bürger. Anders gesagt: Wir alle sind
Gemeinde, wie der Titel unseres zum Jubiläum erschienenen
Buches für jedermann lautet“, fasst Alois Rathgeb
seinen Ausblick zusammen.
AUTOR
JAN SCHÄFER
GemNova Verlag
Mai 2020, 190 Seiten
„Wir alle sind Gemeinde“ geht auf rund 190 Seiten
in leicht verständlicher Sprache der Frage
nach, was eine Gemeinde ausmacht. Bei genauer
Betrachtung wird offensichtlich, wie komplex die
kleinste demokratische Einheit unseres föderalen
Systems ist. Ob es die Wasserversorgung,
die Müllentsorgung, Wege, die Kinderbetreuung,
die Pflege oder der Schutz vor Gefahren ist, das
alles und weit darüber hinaus gewährleistet eine
Gemeinde. Um das aber zu können, steht sie vor
großen Herausforderungen. Anhand von praktischen
Beispielen und Alltagssituationen wird
nicht nur das deutlich, es werden auch Lösungsansätze
vorgestellt. „Wir alle sind Gemeinde“ ist
ein Buch von Praktikern für Praktiker und richtet
sich neben Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern
auch an Gemeinderätinnen und Gemeinderäte
sowie an alle Bürgerinnen und Bürger.
GemNova inside
9
GÄB’S
EUCH
DREI
NICHT,
GÄB’S
DIE
GEM-
NOVA
NICHT
(MEHR)
AUTOR
ALOIS RATHGEB
Viele können sich noch
erinnern: „Gameover für
GemNova“ hat mal einer
lauthals von sich gegeben.
„GemNova gehört sofort
aufgelöst“ ein anderer.
Ja, 2012 ging’s so richtig
rund. Viele haben damals
in den Chor eingestimmt,
einige wenige haben uns den
Rücken gestärkt.
Mein und unser besonderer Dank nach
zehn Jahren gilt dabei drei Personen, von
denen wir wissen, dass sie auch in der
schwierigsten Phase hinter uns gestanden
sind, und bei denen ich mich und wir
uns heute gerne ganz offiziell bedanken
wollen:
Landeshauptmann Günther Platter:
In seiner damaligen Funktion als
Gemeindereferent hat er die Idee von
Anfang an mitgetragen und unterstützt.
Und 2012, als es Spitz auf Knopf stand
und wir sogar eine kleine Koalitionskrise
mitausgelöst hatten (dass wir das
in so kurzer Zeit hinbekommen hatten,
tut uns heute noch leid ), hat er klar
für uns Stellung bezogen und hinter den
Kulissen viel für uns getan. Ich denke,
er hat dafür gesorgt, dass bestimmte
Themen nicht vermischt, sondern sachlich
getrennt wurden. Sehr geehrter Herr
Landeshauptmann, danke für die Sachlichkeit
und die Unterstützung unseres
Projektes.
Präsident Bgm. Mag. Ernst Schöpf: Er
ist wirklich eine Persönlichkeit und ein
Vorbild für uns in der GemNova. Stets auf
das Wohl der Gemeinden bedacht und
immer die Sache im Fokus. Handschlagqualität,
wie man sie heute noch selten
erlebt, ist er auch in den schwierigsten
Zeiten ruhig und gelassen hinter uns
gestanden. „Luis, das kriegen wir schon
hin“ hat uns viel Druck genommen und
die Sicherheit, dass wir nicht Opfer eines
Stellvertreterkrieges wurden. Und in den
vielen Jahren hat er, auch wenn wir Fehler
gemacht haben, nie mit uns geschimpft.
Und wie heißt es so schön bei den Ötztalern:
„Nicht geschumpfen ist genug gelobt!“
Danke, Ernst, für dein Vertrauen, deine
Unterstützung und deinen Rückhalt. Wir
wären ohne dich heute nicht da, wo wir
sind!
Bgm. Arno Guggenbichler: Es hat eine
Zeit gegeben, in der sich einige Bürgermeisterkollegen
von Arno sehr stark
gegen uns gemacht haben. Die Hintergründe
wissen wir uns heute zu erklären,
damals war es nicht wirklich angenehm.
Arno war uns dabei immer eine Stütze
und ist immer für uns eingetreten, auch
in vielen Gesprächen mit seinen Kolleginnen
und Kollegen. Ja, Arno, das wissen
wir, dass du im Hintergrund viel für
uns getan hast. Danke! Arno hat auch
von Anfang an unsere Angebote genützt,
hat viel dazu beigetragen, dass wir von
Lieferanten usw. akzeptiert wurden, und
ist heute immer noch ein treuer – und
wir hoffen natürlich – auch ein zufriedener
Kunde. (Und er teilt meine Liebe zum
konventionellen Fahrrad). Danke, Arno, für
deine Unterstützung und Loyalität!
10 GemNova inside
AB
& ZU
EIERT
ES
HALT
Ernst Schöpf, Bürgermeister von Sölden und Präsident des
Tiroler Gemeindeverbandes, über zehn Jahre GemNova, über in
den Weg gelegte Prügel, über politische Eitelkeiten. Und über
die Bedeutung von Nadelstreif und Haargel.
2009 wurden Sie erstmals zum Präsidenten
des Tiroler Gemeindeverbandes
gewählt, ein Jahr später gründeten Sie
bereits die GemNova. Wie ist es eigentlich
dazu gekommen?
Eigentlich hat mir ein Busunternehmer
Alois Rathgeb ans Herz gelegt. Das war
bereits 2009, als ich Hubert Rauch als Präsident
des Gemeindeverbandes beerbte.
Dieser Kerl Alois Rathgeb hat mir gefallen,
er war sympathisch und voller Energie. Wir
sind dann einige Themen durchgegangen,
schlussendlich beim gemeinsamen Einkauf
für die Gemeinden hängengeblieben. 2010
wurde ich erneut zum Kopf des Gemeindeverbandes
gewählt, da hab’ ich dann die
GemNova schon mitgebracht.
Der Start war also die gemeinsame
Beschaffung?
Ja, so hat es 2010 begonnen. Die Gemeinden
sind schnell draufgekommen, dass ein
gemeinsamer Einkauf – von Schreibmaterialien
über Computer bis hin zum Klopapier
– Sinn macht. Erstens ist es günstiger,
zweitens mit weniger Aufwand verbunden
und drittens effizienter. Na ja, und dann sind
über die Jahre halt weitere Aufgaben dazugekommen,
sehr viel schneller, als wir alle
gedacht haben.
Bleiben wir noch ganz am Anfang. Da
hat’s doch einige Prügel gegeben, die
euch ganz bewusst in den Weg gelegt
wurden.
GemNova inside
11
Das war am Anfang so, das passiert freilich
auch heute noch. Wobei es da nicht
immer um die GemNova, sondern vielmehr
um mich ging. Wie heißt’s so treffend:
Man schlägt den Sack und meint
den Esel. Ich halte das schon aus, aber
für ein junges Unternehmen, welches
gerade erst flügge wird, waren diese
Querschüsse schon ungut, unangenehm,
lästig und ärgerlich. Mittlerweile steigt
die GemNova leichtfüßig über diese Prügel
hinweg.
Stichwort Wachstum: Umsatz und
Beschäftigte sind dann ja förmlich
explodiert. War dies eigentlich beabsichtigt?
Nein, nicht in dieser Geschwindigkeit.
Allerdings haben dann viele Bürgermeisterinnen
und Bürgermeister immer öfter
gefragt, ob wir für die ein oder andere
kommunale Herausforderung Beistand
leisten könnten. Die Komplexität der
Aufgaben in den Gemeinden ist massiv
gestiegen, da waren natürlich viele froh,
professionelle Unterstützung zu bekommen.
Sei es bei den Vergabeverfahren,
beim Baumanagement, bei Ausschreibungen,
dem Fuhrpark, beim Personal, den
Finanzen oder etwa der Öffentlichkeitsarbeit.
Und Sie sind dabei nicht auf die Bremse
gestiegen?
Also es galt schon aufzupassen, dass wir
uns nicht übernehmen. Das kann nämlich
leicht passieren. Ein Katalysator dieses
Wachstums waren dann sicher die
Deutschkurse ab 2015, die aufgrund der
Flüchtlingskrise plötzlich massiv nachgefragt
wurden. Gerade in dieser Zeit hat die
GemNova Außerordentliches geleistet, vor
allem auch in und für die Gemeinden. Eine
gemeinsame Sprache, über die man sich
verständigen kann, verbindet, ist die Voraussetzung
für geglückte Integration. Tirol,
und damit die GemNova, wurde damals
von SOS Mitmensch als österreichweit
bester Anbieter für Deutschkurse ausdrücklich
gelobt.
Sprache und Bildung ...
... ist die Voraussetzung für Chancengleichheit.
Darum nimmt der Bildungspool,
nimmt die Akademie innerhalb der
GemNova einen so wichtigen Stellenwert
ein. Sprachförderung, Inklusion, Aus- und
Weiterbildung, Schulungen, Nachmittagsund
Freizeitbetreuung. Auch in diesen
Bereichen sind die Gemeinden froh, professionelle
Unterstützung samt entsprechendem
Personal zu erhalten.
Und Sie halten der GemNova bei alledem
den Rücken frei?
Meine Aufgabe ist es vor allem, politische
Querschüsse abzufedern. Diese tauchen
oft plötzlich aus dem Nichts auf und sind
nicht so leicht zuordenbar. Da ist es dann
schon hilfreich, einen starken Schutzschild
zu haben. Außerdem dürfen Sie
die Eitelkeiten in der Politik nicht unterschätzen,
da wird manchmal gar nicht
der eigentlichen Sache wegen etwas torpediert.
Und nein, um Ihre nächste Frage
gleich zu beantworten, ich nenne jetzt
keine konkreten Beispiele.
DIE GEMNOVA IST NICHT
NUR DAS UNTERNEHMEN
DER TIROLER GEMEIN-
DEN, SONDERN AUCH DER
GRÖSSTE KOMMUNALE
DIENSTLEISTER ÖSTER-
REICHS. DAS BLEIBT
NATÜRLICH NICHT IM
VERBORGENEN.
Schade, das hätte nicht nur mich sehr
interessiert. Die Zusammenarbeit mit
dem Land ...
... funktioniert grundsätzlich gut. Wenn
es ab und zu mal eiert, dann gehört das
einfach dazu. Auch in den Gemeinden ist
die Meinungsfindung nicht immer friktionsfrei,
ich weiß recht gut, wovon ich
da spreche. Nach zehn Jahren steht die
GemNova heute besser als je zuvor da,
die Gemeinden wissen, worin die Vorteile
einer Zusammenarbeit liegen. Das ist der
Schlüssel zum Erfolg.
Soll die GemNova auch in anderen Bundesländern,
in Südtirol, tätig werden?
Lassen Sie es mich so formulieren: Die
Neugierde aus anderen Bundesländern ist
vorhanden, Salzburg schaut gern über die
Grenze, der österreichische Gemeindebund
beobachtet auch sehr genau. Die GemNova
ist ja nicht nur das Unternehmen der Tiroler
Gemeinden, sondern auch der größte
und erfolgreichste kommunale Dienstleister
Österreichs. Das bleibt natürlich nicht im
Verborgenen.
Letzte Frage, wohl eher rhetorisch. Wie
ist Ihr Verhältnis zu Alois Rathgeb?
Ausgezeichnet, von gegenseitigem Vertrauen
geprägt. Und ich stärke ihm politisch
den Rücken. Er ist ja prima vista eher
unscheinbar, kommt nicht im Nadelstreif
oder mit gegeltem Haar daher. Gleichzeitig
weiß er sehr genau, wovon er redet. Und,
ganz wichtig, er ist sehr gut vernetzt, auf
den verschiedensten Ebenen. Außerdem
hat er eine gute Nase, um mit den richtigen
Leuten zu kooperieren, die besten Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter zu finden.
Es ist also kein Zufall, dass er vom ersten
Tag an die GemNova verantwortet.
ZUM AUTOR
MAG. REINHOLD OBLAK
Aufgewachsen in Kärnten, studierte er
an den Universitäten Wien und Perugia,
Italien. Er war viele Jahre Journalist,
Konzernsprecher, Vorstand und Aufsichtsrat.
Seit 2018 ist er bei der GemNova für die
Unternehmenskommunikation zuständig.
Kontakt: r.oblak@gemnova.at
12 GemNova inside
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Tirol
#glaubandich
GemNova inside
13
REISE
INS UNGEWISSE
AUTOR
ALOIS RATHGEB
MUT ZU NEUEN WEGEN
Gemeindekooperationen. Digitalisierung. Wenn man
die wichtigsten Worte der letzten Jahre im kommunalen
Umfeld wählen müsste, dann würden wohl Kooperation
und Digitalisierung mit haushohem Abstand gewinnen.
Über kaum ein anderes Thema wird aktuell so viel diskutiert, geschrieben
und nachgedacht. Unzählige Studien beschäftigen sich damit, Versuche gibt
es viele, Einzelaktivitäten sind zahlreich, den Königsweg hat noch niemand
gefunden. Eines ist jedoch gewiss, ohne Kooperation und Digitalisierung
können die Gemeinden die Aufgaben der Zukunft unmöglich in der geforderten
Qualität bewältigen. Der Weg führt zwangsläufig in die Fusion, für
viele wohl das Unwort der letzten Jahre.
14 GemNova inside
Gerade Covid19 hat noch stärker gezeigt, wie wichtig Zusammenarbeit
und Digitalisierung sind, und hat viel dazu beigetragen, dass
sich immer mehr Gemeinden noch intensiver damit auseinandersetzen.
In einer vom Tiroler Gemeindeverband und von GemNova
durchgeführten Befragung im Juni dieses Jahres (abzurufen auf
www.gemnova.at) haben fast zwei Drittel der Befragten angegeben,
dass sie sich vorstellen können, Aufgaben auszulagern, und
bis zu 60 Prozent gaben an, dass noch viele kommunale Angebote
online nicht verfügbar sind bzw. diese verfügbar sein sollten.
Speziell Gemeinden bis 3.000 Einwohnerinnen und Einwohner
sehen in beiden Bereichen eine sehr hohe Notwendigkeit von
Änderungen und Weiterentwicklungen für die Zukunft.
In der Zusammenschau dieser Online-Befragung, aber auch
der von uns im Vorfeld mit über 150 Bürgermeisterinnen und
Bürgermeistern durchgeführten telefonischen Umfrage und
aus unserer täglichen Arbeit ergibt sich folgendes Herausforderungs-
und Lösungsbild für die Zukunft der Tiroler Gemeinden:
Herausforderungen:
Infrastruktur, Recht,
Personal, Finanzen
Zukunft
Gemeinde =
KOOPERATIONEN
mittels Regionale
Gemeinde ServiceCenter
REGISTERBASIERTE
DIGITALISIERUNG
„Der Bund überträgt immer mehr Aufgaben an die Gemeinden,
er vergisst nur meist, das Geld mitzuschicken“, so Gemeindeverbandspräsident
Ernst Schöpf. Und daraus ergeben sich zwangsläufig
große Herausforderungen für die Gemeinden. Die VRV
2015 stellt Gemeinden ebenso vor Herausforderungen, und eine
zukunftssichere, ausgewogene Budgetierung und Finanzplanung
sind Eckpfeiler eines stabilen Haushaltes. Dazu bedarf es viel
Know-how und Erfahrung.
Entsprechendes Personal für diese und andere Themen zu finden
und zu halten, wird zusehends schwieriger, die Schere in der
Bezahlung zwischen Privatwirtschaft und öffentlicher Verwaltung
wird nicht kleiner, eher größer. Es braucht dazu unbedingt neue,
kreative Wege des Personalmarketings, der Personalsuche bis hin
zur Auslagerung von Tätigkeiten.
Da stellt sich für
Gemeinden die Frage,
wie die Zukunft aussehen
soll und kann.
Rechtliche Rahmenbedingungen, Bürgerinnen und Bürger, die
zur Bauverhandlung mit Anwalt anrücken, Haftungsthemen für
die Bürgermeisterin und den Bürgermeister. Es wird für kleinere
Gemeinden immer schwieriger. Sich ohne teure Spezialisten
sicher durch den Gesetzesdschungel zu bewegen. Speziell dieses
Thema scheuen auch viele Menschen, und das führt wiederum
dazu, dass sich immer weniger bereit erklären, politische
Ämter zu bekleiden. Und schlussendlich ist es für Gemeinden
eine Monsteraufgabe, Infrastruktur zu schaffen und diese auch
zu erhalten. Wir haben in Tirol ein Kanalnetz, das meist schon
50 Jahre und älter ist, wir haben einen extrem hohen Sanierungsbedarf
im Straßennetz. Rechtliche Anforderungen zwingen
Gemeinden laufend dazu, Schulgebäude, Pflegeheime und anderes
zu sanieren, zu erneuern oder zu erweitern. Infrastruktur ist
funktional und qualitativ hoch komplex, rechtlich herausfordernd
und sehr kostenintensiv. Anpacken und Bauen ging früher, diese
Zeiten sind schon längst vorbei.
Da stellt sich für Gemeinden die Frage, wie die Zukunft aussehen
soll und kann. Was müssen und können wir realisieren? Wie
gestalten wir künftig unsere Verwaltung? Wollen wir uns auf
bestimmte Themen konzentrieren? Was erwartet sich die Bürgerin
und der Bürger von ihrer bzw. seiner Gemeinde? Diese und
viele andere Fragen werden immer wichtiger und entscheidender,
um richtige und wegweisende Entscheidungen treffen zu können.
Für all diese Herausforderungen haben wir in Zusammenarbeit
mit Tirols Gemeinden zahlreiche Lösungen entwickelt und mit
vielen auch schon realisiert. Seit Jahren arbeiten wir daran, für
diese Themen entsprechendes Fachwissen bei uns zu sammeln
und gebündelt den Gemeinden zur Verfügung zu stellen. Der
Erfolg gibt uns Recht, wir haben zwischenzeitlich eigentlich mit
jeder Tiroler Gemeinde Projekte umgesetzt. Nun gilt es, gemeinsam
den nächsten Schritt in die Zukunft zu tun. Verwaltungsgemeinschaften?
Gemeindeverbände? Ist das der richtige Weg?
Weitere Einheiten zu schaffen, die mit Gremien ausgestattet
werden müssen u. v. m., sehen wir als sehr komplex und schwierig
an. Bei manchen Themen kann das eine Lösung sein, bei manchen
wird es nur so gehen.
GemNova inside
15
Unser Lösungsansatz geht jedoch in Richtung „Regionale Gemeinde
ServiceCenter“. Das sind quasi GemNova-Niederlassungen in
den Regionen, die Vor-Ort-Service und Dienstleistungen für die
Gemeinden anbieten. Dies kann von der Baurechtsverwaltung über
Buchhaltung- bis hin zu Lohnverrechnungsleistungen gehen. Das
können „Kümmerer-Leistungen“ für die Planungsverbände sein,
und das kann die regionale Koordination von Betreuungsleistungen
im schulischen Kontext sein. Gemeinden können über einen
Dienstleistungsvertrag diese Angebote nutzen, längerfristig aber
auch kurzfristig (z. B. im Krankheits- oder Urlaubsfall) die Leistungen
in Anspruch nehmen. Die hoheitlichen Tätigkeiten bleiben damit
natürlich bei den Gemeinden, die ServiceCenter arbeiten zu. Für
Gemeinden selbstverständlich natürlich immer auf freiwilliger Basis.
Durch die Schaffung einer derartigen Struktur können tirolweit
innerhalb der ServiceCenter Personalausfälle leichter kompensiert
werden, es kann Erfahrungs- und Wissensaustausch strukturiert
erfolgen und diverseste Spezialisierungen geben. In der GemNova
selbst steht weiteres, vertieftes Fachwissen zur Verfügung, was
wiederum Stabilität bringt. Dabei wird natürlich darauf geachtet,
dass die Gemeinden die Entscheidungshoheit haben und entsprechenden
Einfluss nehmen können. Die ServiceCenter sind schnell,
flexibel und individuell anpassbar, und Gemeinden profitieren von
dieser Flexibilität. Also eine Win-win-Situation für alle.
Solche Strukturen – das betrifft aber auch Verwaltungs- und Verbandsstrukturen
– benötigen zum Erfolg noch einen ganz wesentlichen
Faktor: eine moderne, zukunftsgerichtete IT-Struktur. Es
bedarf Lösungen, welche mandantenfähig
sind und auf Registern
(ZMR, AGWR, FB-Register etc.)
basieren. Nur so können Gemeinden
mit diesen ServiceCentern professionell
und schnittstellenfrei zusammenarbeiten.
Damit können die ServiceCenter
Leistungen erbringen,
und die Gemeinden können vor Ort
im Amt in die Akten Einsicht nehmen.
Es müssen keine Papiere hinund
hergeschickt werden, und jeder
kann jederzeit und ortsunabhängig
zugreifen und arbeiten. Solche
Lösungen führen auch zu deutlich
geringeren IT-Kosten, ein weiterer
Vorteil einer ServiceCenter-Lösung.
Das alles mag ein mutiger Blick in
die Zukunft sein. Wir sind jedoch
der Überzeugung, dass es mutiger
Lösungsansätze bedarf, um
die künftigen Herausforderungen
zu meistern.
Regionale Gemeinde
ServiceCenter
Die Regionalen Gemeinde
ServiceCenter bieten neben der
Betreuung der Planungsverbände
diverse Dienst- und Serviceleistungen
für die Gemeinden. Die
Zusammenarbeit basiert auf
Vertragsbasis, und die Gemeinde
ist vollkommen frei in ihrer
Entscheidung, welche Leistungen
sie über welchen Zeitraum in
Anspruch nimmt. Kombiniert mit
einer professionellen IT-Lösung
ist das unser Weg für die Zukunft
der Tiroler Gemeinden.
Ansprechpartner bei GemNova:
Alois Rathgeb, Georg Keuschnigg,
Maximilian Huber
STATEMENTS
Am Institut für Föderalismus haben wir recherchiert,
welche Kooperationsformen es auf kommunaler Ebene
im deutschsprachigen Raum gibt. Es gibt viele, teilweise
gleiche und teils sehr unterschiedliche Formen
der Zusammenarbeit, aber keine flächendeckende,
strukturierte Lösung der akuten Probleme.
Die von der GemNova entwickelte Idee der Regionalen
Gemeinde ServiceCenter bietet einen Lösungsansatz,
der zumindest den größten Teil der Anforderungen
erfüllt: In den ServiceCentern sitzen fachlich
geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die als
externes Gemeindeamt die übernommenen Aufgaben
mit ihrem Fachwissen abarbeiten, in der Muttergesellschaft
GemNova können sie auf Expertinnen und
Experten zurückgreifen. Die Gemeinden bleiben die
bestimmende Größe, weil sie Dienstleistungsverträge
abschließen, aber auch kündigen können.
Mit der regionalen Bündelung kommunaler Kompetenz
entsteht eine Struktur, die es auch kleinen und
kleinsten Gemeinden ermöglicht, eigenständig zu
bleiben und gleichzeitig eine standardisierte Dienstleistung
zu erbringen.
GEORG KEUSCHNIGG
EHEMALIGER NATIONALRAT UND BUNDESRAT,
JETZT BEI GEMNOVA
Um die Herausforderungen der Zukunft für Tirols
Gemeinden zu meistern, braucht es mutige Konzepte.
Es wird nicht genügen, Kleinigkeiten zu
verändern. Wir sind gefordert, auch große Herausforderungen
anzunehmen und vielfach auch Neues,
Ungewohntes zu akzeptieren. Die Regionalen
Gemeinde ServiceCenter sind so ein mutiger
Schritt in die Zukunft, die den Gemeinden Handlungsspielräume
zurückgeben werden. Damit können
wir unsere Leistungen bündeln, professionalisieren
und für die Zukunft absichern. Damit
treten wir auch entschieden gegen Fusionen auf
und können unsere ländlichen Strukturen weiterhin
aufrechterhalten.
BGM. MAG. ERNST SCHÖPF
PRÄSIDENT TIROLER GEMEINDEVERBAND
16 tirol.Politik
DER GEMEINDERAT –
MITGESTALTUNG IN DER
GEMEINDEPOLITIK
LH
GÜNTHER PLATTER
© Blickfang
LR MAG.
JOHANNES TRATTER
Verantwortung für die
Heimat übernehmen.
Die Zugehörigkeit zu einer Gemeinde
verbindet die Einwohnerinnen und Einwohner.
Sie teilen gemeinsame Traditionen,
Geschichten, Vorhaben und auch
Sorgen. Gleichzeitig sind die Gemeinden
ein politisches Organ, zu dem die Menschen
einen besonderen Bezug haben.
Auf dieser Ebene werden Entscheidungen
getroffen, die die unmittelbare
Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger
direkt betreffen.
Umso wichtiger ist es, dass die
Gestaltung der Gemeindepolitik jenen
überantwortet wird, die sich in außerordentlichem
Maße für die Belange des
Ortes einsetzen und denen die Bewohnerinnen
und Bewohner ihr Vertrauen
schenken. Dies sind nicht zuletzt die
Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,
die sich in der Lokalpolitik engagieren
und Verantwortung für ihre Heimat
übernehmen – oft zusätzlich zu ihren
beruflichen Verpflichtungen.
Der unermüdliche Einsatz, den Gemeinderätinnen
und Gemeinderäte für ihre
Gemeinde, ihre Mitbürgerinnen und
Mitbürger aufbringen, verdient Dank
und Anerkennung. Ihre Arbeit ist richtungs-
und zukunftsweisend, mitunter
kritisch, stets aber konstruktiv und mit
Blick auf das Wohl der Allgemeinheit.
Für dieses Engagement bedanke ich
mich bei ihnen sowie bei allen anderen,
die – ungeachtet ihrer Funktion –
auf Gemeindeebene politisch aktiv sind
und damit die Zukunft unseres Landes
entscheidend mitgestalten.
Ihr LH Günther Platter
Gemeinsam für unsere
Bürgerinnen und Bürger.
Bevor ich 2012 als Mitglied der Landesregierung
mit der Zuständigkeit für
die Gemeinden betraut wurde, war ich
Bürgermeister in meiner Heimatstadt
Hall. Die persönlichen Erfahrungen, die
ich in der Kommunalpolitik gewonnen
habe, begleiten mich bis heute als wertvolle
Ressource. Ich schätze das hohe
Engagement der Gemeinderätinnen
und Gemeinderäte und komme daher
der Einladung, in diesem Magazin einige
Gedanken zu ihrer Rolle auszuführen,
gerne nach.
In der öffentlichen Präsenz wird zwar
vor allem der Bürgermeister bzw. die
Bürgermeisterin wahrgenommen, doch
die politischen Geschicke einer Gemeinde
und alle Weichenstellungen werden
im Gemeinderat durch die Arbeit der
dort gewählten Mandatare eingeleitet.
Die allermeisten, die hier tätig sind, tun
dies unbezahlt und aus dem Motiv heraus,
etwas Positives für ihren Heimatort
zu bewegen. Ob Widmungsfragen,
Verbesserung der Infrastruktur, soziale
Themen, Projekte zur Ortskernrevitalisierung
oder ganzheitliche Entwicklungsprozesse
– als Gemeindelandesrat
sehe ich, welche kommunalen Anliegen
tirol.Politik 17
© Land Tirol/Cammerlander
© Julia Moll
BGM. MAG.
ERNST SCHÖPF
vorrangig sind, was vor Ort diskutiert
und entschieden wurde und wie zielstrebig
man die jeweilige Gemeinde
weiterbringen möchte.
Die Erwartungen der Bürgerinnen und
Bürger sind vielfältig, die finanziellen
Gegebenheiten keineswegs einfach.
Dass es trotzdem in hohem Maß
gelingt, die Lebensqualität der Bevölkerung
in den Regionen, vom dicht besiedelten
urbanen Raum bis hin zu entlegeneren
ländlichen Gemeinden, auf
einem guten Niveau zu halten, ist nicht
zuletzt dem ungebrochenen Einsatz der
gewählten Kommunalpolitikerinnen und
-politiker zu verdanken. Sie kennen die
konkreten Anliegen und setzen sich für
das Wohlergehen der Mitbürgerinnen
und Mitbürger ein.
Ich bedanke mich bei allen Gemeinderätinnen
und Gemeinderäten für ihre
verantwortungsvolle Arbeit im Dienst
der Bevölkerung! Auch wenn es zahlreiche
Herausforderungen zu bewältigen
gilt, zuletzt sogar im bislang ungeahnten
Ausmaß einer Pandemie, steht das
Land den Gemeinden als verlässlicher
Partner zur Seite. Gemeinsam wird
es weiterhin gelingen, unsere Heimat
zukunftsfähig zu gestalten!
Ihr LR Mag. Johannes Tratter
Respekt, der redlich
verdient ist.
Wenn in der Öffentlichkeit oder in den
Medien über Gemeindeangelegenheiten
diskutiert wird, steht meist der Bürgermeister
im Mittelpunkt. Dabei geschieht
in einer Gemeinde nichts Maßgebliches,
wo nicht auch die Gemeinderäte
ein gewichtiges Wörtchen mitzureden
und auch mitzuentscheiden hätten. Die
Gemeinderäte sind ein von der breiten
Masse oft übersehener, aber dennoch
ungemein wichtiger Pfeiler des politischen
Gemeindelebens. Der Gemeinderat
ist, und das unterstreicht die Wichtigkeit
dieser Institution, die gewählte Volksvertretung
innerhalb einer Gemeinde.
Gemeinderäte zeichnen sich vielfach
durch engagierte Arbeit in den Gemeindeausschüssen
aus, wo die Anträge für
den Gemeinderat vorbereitet werden, die
danach in selbigem beschlossen oder
abgelehnt werden. Ob Budget, Raumordnung,
Finanzen, Sicherheit, Sport oder
Kultur – die Arbeit der Gemeinderäte
betrifft das tägliche Leben der Bürger in
wesentlicher Form. Denn das politische
Geschehen einer Gemeinde wird nun mal
in den Gemeinderatssitzungen bestimmt.
Der größte Teil dieser Treffen ist übrigens
öffentlich. Das heißt, jeder Bürger
kann zuhören, und das sei ihm auch ans
Herz gelegt, um einmal zu sehen, was da
geleistet wird. Bei den letzten Gemeinderatswahlen
2016 wurden 3.698 engagierte
Mitbürgerinnen und -bürger in das
verantwortungsvolle Amt eines Gemeinderates
gewählt. Wir sollten diesen Menschen
für ihr unbezahltes und oft auch
ungedanktes Einbringen in ein funktionierendes
Gemeindeleben dankbar sein
und ihnen mit jenem Respekt begegnen,
der ihnen zusteht. Und dieser Respekt ist
redlich verdient. Denn die Regulierungsund
Ordnungsmanie scheint eine österreichische
Schwäche zu sein.
Die Verwaltungskunst hat ungeahnte
Höhen erreicht. Das damit einhergehende
gesetzliche Regelwerk ist umfangreich
und engmaschig geworden. Die
Chance, sich darin zu verfangen, ist
groß, und unliebsame Begegnungen von
Mandatarinnen und Mandataren mit den
Aufsichtsbehörden oder gar der Staatsanwaltschaft
sind immer öfter zu beobachten.
Bleibt unseren Gemeinden also
nur die Hoffnung, dass sich auch bei den
nächsten Wahlen 2022 wieder genügend
Freiwillige für das Amt des Gemeinderates
finden. Um ihr wertvolles Tagwerk
neben Brotberuf und Familie für die Dorfgemeinschaft
zu verrichten.
Ihr Bgm. Mag. Ernst Schöpf
18
tirol.Politik
OFT UNTERSCHÄTZT
UND DENNOCH STILLE
MACHT IM HINTERGRUND:
DER GEMEINDERAT
Wenn in den Medien oder in Diskussionen
von Gemeindeangelegenheiten
die Rede ist, dann steht fast immer
der Bürgermeister bzw. die Bürgermeisterin
im Mittelpunkt. Doch in
einer Gemeinde geht nichts ohne den
Gemeinderat. In der breiten Masse der
Bevölkerung oftmals unterschätzt,
ist das Amt der Gemeinderätin bzw.
des Gemeinderates allerdings von
essenzieller Bedeutung für das Funktionieren
einer Kommune.
Die Tiroler Gemeindeordnung definiert
knapp in zwei Sätzen die Aufgaben des
Gemeinderates – und zeigt damit seine
Macht und seinen Einfluss auf: „Der
Gemeinderat ist das oberste Organ der
Gemeinde. Er hat über alle Angelegenheiten
von grundsätzlicher Bedeutung zu entscheiden
und die Geschäftsführung der
übrigen Gemeindeorgane zu überwachen.“
Aktuell bekleiden 3.698 Tirolerinnen und
Tiroler dieses Amt. Stellvertretend für diese
Menschen aus 279 Tiroler Ortschaften
haben wir eine der interessantesten Persönlichkeiten
aus diesem Kreis getroffen,
um uns ein Bild vom Alltag dieser Institution
zu verschaffen.
Von der Privatwirtschaft in die Politik
Die Telferin Cornelia Hagele machte zuerst
in der freien Wirtschaft Karriere. Als stellvertretende
Geschäftsführerin des österreichischen
Handelskonzerns Hofer war sie
u. a. für den Aufbau des ungarischen Marktes
zuständig. 2007 kehrte sie nach Tirol
zurück. Ihre Kinder Paul und Linda kamen
zur Welt. Exakt in dieser Zeit standen in
Tirol Gemeinderatswahlen an. Christian
Härting, heute Bürgermeister der Marktgemeinde
Telfs, kam 2009 auf Hagele zu,
um sie für die Politik zu begeistern. Sie
sagte zu. Bei den Wahlen 2010 trat die
neue Liste in Tirols drittgrößter Gemeinde
mit knapp 16.000 Einwohnerinnen und
Einwohnern an. Und das Abschneiden war
äußerst erfolgreich. Fünf Mandate und der
Bürgermeisterposten waren der Lohn.
Aufgaben, Pflichten und ein Gespür
Wenn Cornelia Hagele heute zurückblickt,
strahlt sie über das ganze Gesicht, gefolgt
von ihrem sympathischen, verschmitzten
Lächeln: „Wir haben nicht erwartet, so gut
abzuschneiden. Gerechnet haben wir mit
zwei bis drei Mandaten.“ Doch nun galt es
für die politische Quereinsteigerin aus der
Wirtschaft, auch in der Kommunalpolitik
als Gemeinderätin Zeichen zu setzen. Wie
beschreibt nun Cornelia Hagele aber die
Aufgaben und Pflichten einer Gemeinderätin
bzw. eines Gemeinderates? „Zuerst
tirol.Politik
19
einmal, es ist eine ganz wunderbare Sache,
wenn man mitgestalten kann. Allerdings
muss einem klar sein, dass es viel Aufwand
mit sich bringt, wenn man diese Rolle übernimmt.
Man muss viel Zeit investieren. Es
muss zum Hobby werden, damit man es
auch gerne und gut macht“, schildert Cornelia
Hagele nach einer kurzen Nachdenkpause.
„Natürlich sind inhaltliche Dinge sehr
wichtig, allerdings auch gesellschaftliche. Um
ein Gespür für die Menschen zu bekommen,
was sie bewegt und was sie sich wünschen,
„Was die tägliche politische
Arbeit betrifft, ist
es immens wichtig, nicht
unbedarft zu sein, sondern
eine klare Vorstellung
zu haben, was man
wie bewegen möchte.“
bedarf es der Nähe zu den Bürgerinnen
und Bürgern. Damit ist aber nicht nur eine
Sprechstunde gemeint, man muss vor allem
raus zu den Menschen.“
Klare Vorstellungen und dickes Fell
Bei den nächsten Wahlen 2016 wurde die
heute 45-Jährige Vizebürgermeisterin. Sie
hat also mittlerweile bereits einige Routine
gesammelt. 2022 sind neuerlich Gemeinderatswahlen
angesetzt, die Vorbereitungen
quer durch das Land laufen bereits. Es wird
wieder viele neue Gemeinderätinnen und
Gemeinderäte geben, die schon jetzt beginnen,
sich darauf vorzubereiten. Was wird
sie erwarten, Frau Hagele? „Was die tägliche
politische Arbeit betrifft, ist es immens
wichtig, nicht unbedarft zu sein, sondern
eine klare Vorstellung zu haben, was man
wie bewegen möchte. Dabei sollte man
aber ja nicht glauben, der Einzige zu sein,
der die Wahrheit mit dem Löffel gefressen
hat. Man muss viele Meinungen einbeziehen
und konstruktiv an gemeinsamen Lösungen
arbeiten. Außerdem braucht man ein
dickes Fell, denn nicht immer wird man Lob
für seine Arbeit erhalten. Der Ton wird Jahr
für Jahr rauer. Zart besaitet zu sein, kann
man sich nicht leisten. Am besten hat man
einen breiten Rücken.“ Einen der wesentlichsten
Punkte für eine erfolgreiche politische
Tätigkeit fasst Cornelia Hagele mit
einem einzigen Satz zusammen, den man
erst einmal sacken lassen muss, um ihn
in seiner ganzen Tragweite zu erfassen:
„Man muss Entscheidungen treffen, aber
man muss auch wissen, was passiert,
wenn man keine Entscheidung trifft.“
Auswirkungen in beide Richtungen
Nach der wirtschaftlichen kletterte Cornelia
Hagele in den Folgejahren auch die
politische Erfolgsleiter unaufhaltsam nach
oben. 2018 wurde sie zusätzlich zu ihren
Agenden in der Heimatgemeinde Telfs
auch Landtagsabgeordnete. Da drängt sich
sogleich die Frage auf, wie man diese beiden
teils gegensätzlichen Rollen verbinden
kann? „Es gibt sehr viele Themen, die in beide
Richtungen Auswirkungen haben. Deshalb
finde ich es extrem wichtig, dass Menschen
im Landtag vertreten sind, die gemeindepolitisches
Know-how einbringen können.
Schließlich haben Entscheidungen der Landespolitik
oft unmittelbare Auswirkungen
auf die Gemeinden.“ Und sogleich schildert
Cornelia Hagele ein Beispiel, um dies zu verdeutlichen.
„Nehmen wir die Bildungspolitik.
Kinderbetreuung ist Gemeindesache. Gruppengrößen
in der Betreuung sind aber Landessache.
Gruppengrößen wiederum haben
klare Auswirkungen finanzieller Natur für
die Gemeinden. Es gilt also, eine Balance
herzustellen zwischen der bestmöglichen
Organisationsform und der noch finanzierbaren.“
Und wie schon zu Zeiten, als sie das
Amt der Gemeinderätin angenommen hatte,
fasste Cornelia Hagele auch als Landtagsabgeordnete
schnell Fuß. Dank einer
vorbildlichen Einstellung, die sie – von uns
nachgefragt – so beschreibt: „Bereit sein,
sich in neue Dinge einzulesen. Über eine
starke Lernbereitschaft zu verfügen. Sich
das Handwerk umgehend und umfassend
anzueignen. Verstehen, was wichtig ist, und
sich darauf zu konzentrieren.“
OBEN: Dr. Cornelia Hagele – es
ist eine wunderbare Sache, wenn
man in seiner Heimatgemeinde
mitgestalten kann. (© GemNova)
ZUM AUTOR
MANFRED SCHIECHTL
25 Jahre Medienerfahrung in
verschiedensten Bereichen bei
der Tiroler Tageszeitung und
dem Kurier sind die Basis für eine
umfangreiche Expertise in allen
Kommunikationsbelangen.
Kontakt: m.schiechtl@gemnova.at
20 tirol.digital
GEORG – DEIN
GEMEINDE-ORGANISATOR
HALLO.
ICH BIN
GEORG...
Georg ist eine für Tirol
neue, in anderen Bundesländern
bereits etablierte
Softwarelösung
für Gemeinden. Georg
besticht durch seine
Vollintegration aller
Anwendungen, die in den
Gemeinden zum Einsatz
kommen. Besonders hervorzuheben
ist, dass die
Benutzeroberfläche nicht
nur immer nach der selben
Logik, sondern auch
nach einheitlichem Aussehen
aufgebaut ist. Egal
ob Bauamt, Buchhaltung,
Amtsleitung etc. – alle
Anwendungen sind systembruchfrei
integriert.
... dein GEmeinde-
ORGanisator. Dank
einer Partnerschaft
zwischen CommUnity
und GemNova darf ich dir
nun auch in Tirol bei
deiner täglichen Arbeit
unter die Arme greifen.
Eigentlich kennst du mich ja schon, denn
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
CommUnity haben auch die Programme
„Wahl Service“ und Lokales Melderegister
entwickelt, mit denen du ja schon arbeitest.
Seit 2013 unterstütze ich im Osten
von Österreich die Gemeinden. Derzeit
setzen 252 Gemeinden österreichweit auf
mich. Meine Eltern sind der Weltmarktführer
SAP und die Register der Republik
Österreich. Heuer werde ich also sieben
Jahre alt, und ich werde von Jahr zu Jahr
größer und besser. Von der kleinsten 300
Einwohnergemeinde bis hin zu den Landeshauptstädten
Innsbruck, Graz und Linz
darf ich die Abläufe in den Gemeinden
digital umsetzen.
tirol.digital 21
Was macht mich aus?
Egal wie viele unterschiedliche Aufgaben
du in deiner Gemeinde erledigen musst,
du bist immer im gleichen System unterwegs.
Das bedeutet für dich, dass du dich
immer in derselben Benutzeroberfläche
bewegst und sich die Symbole, Bezeichnungen
und deren Anordnungen immer
gleichen. Du musst dich also nie neu
orientieren. Außerdem kommst du ganz
einfach vom Bauakt eines Einwohners zu
dessen Abrechnungsunterlagen oder Meldedaten.
Ich bin also EIN System für alle
Bereiche deiner Gemeinde.
Wie schaffe ich diese Mehrfachbelastung?
Wie ich dir weiter vorne ja schon erzählt
habe, sind meine Eltern auf der einen
Seite SAP und auf der anderen Seite die
Register der Republik Österreich.
eine eindeutige Datenbasis. Du kannst
jeden Datensatz (also Einwohner, architektonisches
Objekt, Unternehmen etc.)
nur einmal anlegen. Du fragst dich jetzt,
was dir das bringt? Die Eindeutigkeit des
Datensatzes erleichtert dir sowohl die
Zuordnung sämtlicher Unterlagen zu dem
jeweiligen Datensatz (was dir die Umsetzung
der DSGVO massiv vereinfacht)
als auch deine Abläufe immer gesetzeskonform
abzubilden. Dadurch werden die
Bescheide nach den Vorgaben der Bundesabgabenordnung
ausgestellt. Leider
hat mir der Redakteur des Magazins nicht
mehr Platz für meine Vorstellung gegeben,
daher kann ich dir nicht im Detail mehr
von meinen Zuckerseiten präsentieren.
Nur so viel sei noch gesagt:
Ich würde dich sehr gerne persönlich kennenlernen
und mich mit dir darüber unterhalten,
wie ich dich unterstützen kann.
Gerne vereinbaren meine Tiroler Patinnen
Verena Kaiser und Gabi Kaplenig und
mein Tiroler Pate Norbert Pfleger einen
Termin mit dir.
Kontakt: v.kaiser@gemnova.at,
n.pfleger@gemnova.at, g.kaplenig@
gemnova.at
252 *
STÄDTE &
GEMEINDEN
275 TSD *
AUTOMATISCH VER-
ARBEITETE KONTOAUSZÜGE
87 MIO *
BUCHUNGS-
ZEILEN
Beginnen wir bei SAP: SAP ist der Weltmarktführer
bei ERP-Systemen. ERP
steht für Enterprise Resource Planning
(Planung der Unternehmensprozesse). Da
die Aufgaben einer Gemeinde ja inzwischen
mindestens genauso umfangreich
sind, wie die eines Konzerns, ist SAP
also genau die richtige Grundlage, um
dich zu unterstützen. Angefangen von
Bestellungen und Buchhaltungsagenden
über die Abwicklung von Arbeitsabläufen
(z. B. Bauverfahren) bis hin zur Versendung
von Unterlagen. die Gemeinde ähnelt
immer mehr einem modernen Konzern mit
vielfältigen Aufgaben. Ich wurde also auf
der Basis von SAP bereits ideal auf deine
Arbeitsabläufe angepasst.
Um allerdings noch besser für dich da
sein zu können, basiert meine Struktur
auf den Registern (LMR, ZMR, UR usw.)
der Republik Österreich. Eine Verknüpfung
der verschiedenen Register versichern dir
7,5 MIO *
SENDUNGEN ÜBER POST
Meine zahlreichen automatisierten Prozesse
ermöglichen unter anderem automatisierte
Kontoauszugsbuchungen,
automatisiertes Einspielen von Finanzonlineunterlagen
oder das Empfangen oder
Versenden von strukturierten E-Rechnungen
in mein System.
3,95 MIO *
ARCHITEK-
TONISCHE
OBJEKTE
ZUR AUTORIN
DIPL.-KFR. VERENA KAISER
Verena Kaiser ist Projektverantwortliche im Team
Digitalisierung und seit 2020 bei der GemNova.
Kontakt: v.kaiser@gemnova.at
* seit 2013 ohne Linz, Graz, Innsbruck
22 tirol.digital
EINE UMFASSENDE
DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE
FÜR TIROLS GEMEINDEN
Der Digitalisierungsprozess
hat in den vergangenen
Jahren
zahlreiche
Lebens- und
Berufsfelderverändert.
Insbesondere
die
Industrie wurde
vielfach fundamental beeinflusst, und zahlreiche
Betriebe haben Probleme, sich mit den
zum Teil völlig neuen Rahmenbedingungen
zurechtzufinden. Als Mitarbeiter eines sehr
innovativen Unternehmens auf der einen
und als Bürgermeister von Wattens auf der
anderen Seite wurde mir schnell bewusst,
dass es auf kommunaler Ebene ein riesiges
Digitalisierungspotenzial gibt, welchem
sich der Markt aber offensichtlich noch
nicht im ausreichenden Maß gewidmet hat.
In Gemeinden haben wir es mit unheimlich
vielen und interessanten Daten zu tun,
welche aber zum Großteil noch völlig ungenutzt
bleiben und im Tagesgeschäft immer
noch manuell bzw. mehrfach gemanagt werden
müssen. Datenbanken, insbesondere
in Registern gedacht, sind nicht vorhanden,
würden jedoch einen erheblichen Vorteil in
der Datenqualität sowie der Effizienz mit
sich bringen. Ein Masterplan Digitalisierung
wäre daher in jedem Fall zu unterstützen
und würde den Gemeinden ein wichtiges
Werkzeug zur Bewältigung der zahlreichen
neuen sowie immer komplexer werdenden
Aufgaben sein.
THOMAS OBERBEIRSTEINER
BÜRGERMEISTER VON WATTENS
VERÄNDERUNGEN, WELCHE MIT
DER DIGITALISIERUNG EINHER-
GEHEN, SIND WEITREICHEND
UND VIELFÄLTIG.
Die Digitalisierung nimmt keine Rücksicht
auf liebgewonnene Strukturen
und setzt sich über bestehende Grenzen
hinweg. Sie erfasst dabei alle
Lebensbereiche und hat Einfluss auf
die gesamte Gesellschaft. Viel zu tun
gibt es dabei auch im kommunalen
Bereich, um mit den Entwicklungen
Schritt halten zu können. Kernthema
bei allen künftigen kommunalen Digitalisierungsinitiativen
wird die durchgängige
Nutzung der bestehenden
Registerdaten (ZMR, Firmenbuch,
AGWR etc.) von Bundes- über Landes-
bis hin zur Gemeindeebene sein.
Aktuell ist in Tirol keine klare Digitalisierungsstrategie
auf kommunaler
Ebene vorhanden. Vielfach führt
dies zu unüberlegten und nicht abgestimmten
Digitalisierungsinitiativen
in den Gemeinden, welche zur Entstehung
von Insellösungen führen und
dadurch künftigen Kooperationen den
Weg verbauen. Zudem werden hohe
finanzielle Mittel für nicht zukunftssichere
Lösungen aufgewendet. Die
Digitalisierung bringt jedoch nicht
nur Herausforderungen mit sich, sie
schafft auch die Möglichkeit, Prozesse
neu zu denken, klassische Anwendungen
durch effizientere, nutzerfreundliche
Lösungsansätze zu ersetzen und
Innovationen anzuregen. Es wurden
bereits viele wichtige Schritte gesetzt.
Das Fundament ist sehr weit fortgeschritten.
Etwa der Ausbau des Breitbands,
welcher auf einer Gesamtstrategie
beruht, unverzichtbar für
eine gelungene Digitalisierung. Der
Aufbau eines digitalen Informationsangebots,
die Einführung der digitalen
Amtstafel, die Umsetzung der
DSGVO oder auch die anstehende
Einführung der Barrierefreiheit für
Gemeindewebseiten und Apps. Doch
am Ende eines langen Weges aus
der analogen in die digitale Welt mit
all ihren Vorteilen gilt es noch, das
Herz der digitalen Gemeinde der
Zukunft zum Schlagen zu bringen.
Das Herz wird die zentrale, alles verbindende
kommunale Softwarelösung
der Zukunft sein. Sämtlichen
Prozessschritten müssen dabei die
zentralen Register (ZMR, Firmenbuch,
AGWR etc.) als Grundlage dienen.
NUR EINE ANWENDUNG
IST BÜRGERFREUNDLICH UND
ZUKUNFTSFÄHIG.
Nur so kann eine effiziente, zukunftsfähige
und ganzheitliche Digitalisierung
erfolgen. Darauf aufbauend wird
zukünftig eine eindeutige e-id zum
Herzstück der kommunalen Digitalisierungsstrategie
werden. Der Bürger
sollte damit direkten Zugriff auf seine
Daten erhalten. Und auch hier wird
es entscheidend sein, dass es künftig
nicht zahllose Apps etc. sind, sondern
EINE Anwendung. Nur das ist bürgerfreundlich
und zukunftsfähig.
Zusatzlösungen müssen nahtlos integrierbar
bzw. anbindbar sein. Je nach
Erfordernissen müssen Module, die
eine maßgeschneiderte Lösung für
tirol.digital
23
Raum zum Wohlfühlen
Ideal als langfristige oder temporäre Raumlösung
(z.B. Kindergärten und Schulen)
Optimale Wärmedämmung
Brandschutz (R)EI30 serienmäßig
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Gemeinden bieten, an das Herz angedockt
werden können. Digitale Daten
müssen – Standards gehorchend –
zwischen den Modulen austauschbar
sein. Alle Module müssen sozusagen
die gleiche Datensprache sprechen.
Nur so können Synergien genutzt und
die Effizienz gesteigert werden. Eine
moderne kommunale Softwarelösung
wird neue Möglichkeiten eröffnen, um
Abläufe zu vereinfachen und Zeit zu
sparen.
Für eine einzelne Gemeinde ist es
ohne eine Gesamtstrategie jedoch
nicht möglich, all diese Entscheidungen
zu treffen. Um Schwerpunktsetzungen
und eine gemeinsame Vorgehensweise
wird man daher nicht
herumkommen, um einen nachhaltigen
Mehrwert generieren zu können
und Lehrgeld zu vermeiden. Dem Tiroler
Gemeindeverband ist es daher ein
Anliegen, die Gemeinden bei deren
Digitalisierungsentscheidungen nicht
im Regen stehen zu lassen und im
Zuge einer übergeordneten Strategie
den „Masterplan Digitalisierung für
Tirols Gemeinden“, konkrete Handlungsempfehlungen
sowie die nötige
Unterstützung bereitzustellen.
ZUM AUTOR
MAG. MARTIN WEX
Martin Wex ist Landtagsabgeordneter,
Vizebürgermeister von Schwaz und unterstützt
die GemNova im Bereich Gemeindeentwicklung
und Digitalisierung.
Kontakt: m.wex@gemnova.at
„Die Digitalisierung stellt die Gemeinden vor
immense fachliche, aber auch finanzielle
Herausforderungen. Richtige Entscheidungen
in diesem Bereich zu treffen, ist mehr
als schwierig. Deshalb ist es uns als Tiroler
Gemeindeverband wichtig, die Gemeinden
dabei zu unterstützen und mit dem „Masterplan
Digitalisierung für Tirols Gemeinden“ ein
Grundlagenpapier an die Hand zu geben. Wie
der damals sehr erfolgreiche „Masterplan
Breitbandausbau“ soll er für Gemeinden eine
Leitlinie für ihre künftigen Entscheidungen
sein. Damit sollte eine abgestimmte und effiziente
Vorgehensweise gesichert sein.
ERNST SCHÖPF
PRÄSIDENT TIROLER GEMEINDEVERBAND
UND BÜRGERMEISTER VON SÖLDEN
24 ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
AUFSCHWUNG FÜR MUTTERS
Die NHT wickelt ein jährliches
Bauvolumen von weit
über 100 Millionen Euro ab
und ist damit der größte
gemeinnützige Bauträger in
Tirol. Neben der Errichtung
von leistbarem Wohnraum
ist die Entwicklung von Gemeindeprojekten
ein neues
Steckenpferd.
BILD: Spatenstich für
das neue NHT-Projekt in
Mutters mit (v. li.) Architekt
Raimund Rainer, Bürgermeister
Hansjörg Peer, Landesrätin
Patrizia Zoller-Frischauf,
NHT-Geschäftsführer
Hannes Gschwentner.
(© NHT/Vandory)
Aktuell errichtet die NEUE HEIMAT TIROL
im Auftrag der Gemeinde Mutters direkt
im Dorfzentrum ein neues Multifunktionsgebäude.
Die Baukosten betragen rund 4,3
Millionen Euro.
Kompetent
„Nach dem 2018 übergebenen Wohn- und
Pflegeheim in der Nachbargemeinde Natters
freuen wir uns, nun ein weiteres Kommunalprojekt
im westlichen Mittelgebirge
abwickeln zu können“, so NHT-Geschäftsführer
Hannes Gschwentner. Bürgermeister
Hansjörg Peer: „Dieses Neubauprojekt
ist ein weiterer Impuls für die Attraktivierung
unseres Dorfzentrums. Die NHT steht
uns mit Rat und Tat zur Seite.“
Die NHT arbeitet dabei stets mit renommierten
Architekturbüros zusammen. In
diesem Fall stammen die Pläne vom Innsbrucker
Architekt Raimund Rainer. Der Neubau
ist an die bestehende Struktur angelehnt
und setzt trotzdem moderne Akzente.
Neben zwölf mit Fußbodenheizung und
Komfortlüftung hochwertig ausgestatteten
Mietwohnungen sind im Erdgeschoß
eine Apotheke sowie eine Bäckerei mit
Café untergebracht. Zusätzlich finden ein
Probelokal der Musikschule sowie das
direkt von der Hauptstraße aus zugängliche
Tourismusbüro im neuen Gebäude
Platz. Die Fertigstellung ist bis Dezember
2021 geplant.
Klimafreundlich
Die dazugehörige Tiefgarage verfügt über
28 Autoabstellplätze, 16 weitere Parkplätze
werden seitens der Gemeinde auf
einem angrenzenden Grundstück errichtet.
Auch bei der Energie- und Wärmeversorgung
setzt die NHT auf modernste
und zugleich klimafreundliche Technik mit
Pelletsheizung sowie einer Photovoltaikanlage
am Dach.
Weitere NHT-Projekte:
neueheimat.tirol
tirol.digital
25
DIE NACH-CORONA-ZEIT
UND DIE DIGITALISIERUNG
AUTOR
GEORG KEUSCHNIGG
Eines ist sicher:
Die Corona-Zeit hat der digitalen
Kompetenz der Bevölkerung
ordentlich Rückenwind verliehen!
Im Homeoffice war man gezwungen,
sich selbst einzuloggen, Passwörter
einzugeben, sich mit den
Internetdiensten in englischer
Sprache auseinanderzusetzen,
Konferenztools herunterzuladen,
Systeme zu synchronisieren und
vieles mehr. Was bleibt aber aus
dieser Zeit, die jederzeit wiederkehren
kann, und wie verändert
sich die Gesellschaft?
Außer Streit steht nunmehr, dass
die Breitbandinfrastrukturen bis
ins letzte Haus zu errichten sind.
Ohne vernünftige Bandbreiten
funktioniert das Homeoffice nicht,
können die Kinder nicht lernen und
kann kein EPU betrieben werden.
Der Aufwand, den die Gemeinden
mit massiver Unterstützung des
Landes und des Bundes betreiben,
hat in dieser Phase schon
viel gebracht.
Nach der Verfügbarkeit der Infrastruktur
ist es die digitale Kompetenz,
an der wir arbeiten müssen.
Im Homeoffice gibt es keine IT-
Abteilung, die einem alles konfiguriert.
Und die Kolleginnen und
Kollegen rollen die Augen, wenn
man am Telefon zu begriffsstutzig
ist. Der eine oder andere Kurs
über die Basics der digitalen Welt
wird daher wohl auch für ältere
Semester unabdingbar sein.
Die nächste Erkenntnis ist, dass
das Teleworking funktioniert. Viele
haben die Software, die es für
Besprechungen und Konferenzen
bereits gibt, erst jetzt kennengelernt.
Wer als Tiroler viel in Wien
zu tun hat, weiß um den Zeitaufwand
für Sitzungen in der Bundeshauptstadt,
wo sich in Österreich
alles zusammenballt. Die Wiener
Kolleginnen und Kollegen wechseln
nur den Konferenzraum, bei unsereinem
geht ein ganzer Tag drauf,
von den Kosten gar nicht zu reden.
Bisher hat die Gesellschaft auf
die Distanzunabhängigkeit, welche
die Digitalisierung ermöglicht,
nicht wirklich reagiert. Nach wie
vor gilt es als selbstverständlich,
dass jeder, der in den Regierungsstellen
etwas auf sich hält, in Wien
oder in Innsbruck sitzen muss. Mit
allen Folgen für den Verkehr, und
was jetzt noch wichtiger geworden
ist, für die Zusammenziehung
von Menschen an einem Platz. Das
Internet ist so weit entwickelt,
dass sich die Gesellschaft ohne
Effizienzverluste viel dezentraler
aufstellen kann. Was Andrä Rupprechter
mit dem Masterplan für
den ländlichen Raum begonnen
hat, sollte mit Nachdruck vorangetrieben
werden.
Um möglichen Einwänden vorab
den Wind aus den Segeln
zu nehmen: Die Welt ist nicht
schwarz-weiß, es gibt nicht
Homeoffice oder Bürobetrieb. Die
Abläufe müssen neu austariert
werden. Der menschliche Kontakt
in einem Betrieb wird auch weiterhin
wesentlich sein. Es wird viele
Mischformen geben; zwei Sitzungen
digital, zwei am Firmenstandort.
Und die letzteren werden so
organisiert sein, dass der menschliche
Austausch bewusst gefördert
wird. Oder drei Tage im Büro und
zwei Tage daheim. Damit können
auch diejenigen, die in den Bezirken
leben, Jobs in den Zentralorten
annehmen. Drei Tage pendeln
geht, fünf oft nicht mehr.
Die Corona-Krise wird uns allen
noch viel Kopfweh bereiten. Die
Chancen und neuen Sichtweisen,
die sie mit sich bringt, sollten aber
für neue Strategien in der Landesentwicklung
genützt werden.
26
tirol.digital
DAS NEUE „AMTSDEUTSCH“
BARRIEREFREIER ZUGANG ZU
INFORMATIONEN IN DEN GEMEINDEN
ZUR AUTORIN
CHRISTINE EDER-
HASLEHNER
Christine Eder-Haslehner hat 2017 im
Bereich Deutsch und Integration bei der
GemNova begonnen und unterstützt
aktuell den Bereich Gemeindeentwicklung.
Sie verfügt über langjährige
Erfahrung in der Arbeit mit Menschen
mit Migrationshintergrund.
Kontakt: c.eder-haslehner@gemnova.at
Seit dem Jahr 2016 ist in Österreich die
Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen
gesetzlich geregelt. Tiroler
Gemeinden sind verpflichtet, aufgrund der
EU-Richtlinie nicht nur einen barrierefreien
Zugang zu ihren Gebäuden, sondern auch
zu Informationen anzubieten. Websites und
auch mobile Anwendungen sind barrierefrei
zu gestalten. Auf Basis des Tiroler Antidiskriminierungsgesetzes
wurde ein konkreter
Zeitplan für die Umsetzung erstellt.
Diese Verordnung ist mit 1. Jänner 2019 in
Kraft getreten und ab dem 23. September
2020 anzuwenden.
Doch nicht nur Menschen mit Beeinträchtigungen
profitieren von dieser Verordnung.
Die recht komplexe Amtssprache macht
vielen zu schaffen. Neben den amtlichen
Texten sind auch viele tägliche Informationen
häufig schwer verständlich. Gerade die
Corona-Zeit im März und April hat gezeigt,
wie schwierig es ist, kompliziert formulierte
Informationen der breiten Masse
verständlich und einfach zugänglich zu
machen.
Pilotprojekt Gemeinde Aschau
Seit Herbst 2019 läuft in Aschau im Zillertal
ein vom Land Tirol gefördertes Projekt
zum Thema „Leichte Sprache in der
Gemeinde“. Ziel ist es, die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter für die leichte und einfache
Sprache zu sensibilisieren. Außerdem
werden nach und nach Texte der Website
in leichte bzw. einfache Sprache übersetzt,
um möglichst viele Menschen zu erreichen
und komplizierte Schriftstücke verständlich
zu machen.
Die Expertin Dr. Monika Mazegger erklärt
in mehreren Workshops den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der Gemeinde
die Grundregeln der leichten und einfachen
Sprache. „In Zukunft werden wir als
Gemeinde besonderen Wert darauf legen,
dass alle Informationen so einfach und
verständlich wie möglich an die Bevölkerung
weitergegeben werden“, sagt Amtsleiter
Walter Schiestl. „Zukünftig werden
wir auch in der Gemeindezeitung sperrige
Gesetzestexte und Verordnungen
übersetzt in leichter und einfacher
Sprache anbieten. Das
spart uns schlussendlich
viel Zeit und Ressourcen, weil Rückfragen
weniger werden.“
In den Workshops zur einfachen und leichten
Sprache in den Gemeinden werden die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sensibilisiert,
um Texte bewusst und kritisch zu
analysieren und sie anhand der erarbeiteten
Merkmale der einfachen Sprache in
eine gut verständliche Form zu bringen.
Zusätzlich zu den Workshops der einfachen
und leichten Sprachen wird auch ein
kritischer Blick auf die Website geworfen.
Entspricht die Seite den Kriterien
der WCAG-2.1? Sind die Voraussetzungen
gegeben, damit Menschen mit Behinderungen
Webinhalte wahrnehmen und verstehen,
auf diesen Seiten navigieren und
mit ihnen interagieren können? Damit beispielsweise
Lesegeräte für Blinde die Seiten
„verstehen“ und Informationen richtig
weitergeben? Gemeinsam mit Expertinnen
und Experten sowie Betroffenen bietet
die GemNova einen einfachen Check an,
mit dem Gemeinden in kurzer Zeit feststellen
können, welcher Handlungsbedarf
auf sie zukommt. Dabei wird überprüft, ob
die Gemeinde-Website allen geforderten
WCAG-2.1-Kriterien und den grundsätzlichen
Prinzipien der Barrierefreiheit
entspricht.
tirol.digital 27
Fakten & Infos
GESETZLICHE GRUNDLAGEN
Österreichisches Bundesbehindertengleichstellungsgesetz,
das die Diskriminierung von
Menschen mit Behinderungen verbietet und
eine gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft
fordert.
EU-Richtlinie 2016/2102 über den barrierefreien
Zugang zu den Websites und mobilen Anwendungen
öffentlicher Stellen. Als barrierefrei gilt
eine Website, wenn sie den Anforderungen der
Richtlinie für barrierefreie Inhalte (WCAG) 2.1 in
der Konformitätsstufe AA entspricht, damit alle
Kriterien der Stufen A und AA der WCAG 2.1
erfüllt sind. (Quelle: Verwaltungs-WIKI)
TIROLER
ANTIDISKRIMINIERUNGSGESETZ 2005
TlROLER
Blaulichtpolizze
§ 14b TADG 2005 Barrierefreier Zugang zu
Websites und mobilen Anwendungen:
Websites und mobile Anwendungen des Landes
Tirol, der Gemeinden, der Gemeindeverbände,
der durch Landesgesetz eingerichteten
Selbstverwaltungskörper und der sonstigen
durch Landesgesetz eingerichteten juristischen
Personen des öffentlichen Rechts haben den
Anforderungen an einen barrierefreien Zugang
nach Abs. 2 zu entsprechen. […]
BILD: Die GemNova-Expertin
für einfache/leichte Sprache,
Dr. Monika Mazegger, und der
Aschauer Amtsleiter Walter
Schiestl arbeiten gemeinsam
am Pilotprojekt für die
Zillertaler Gemeinde.
(© GemNova)
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Versicherte Sparten: Kfz-Haftpflichtversicherung,
Vollkaskoversicherung, Kfz-Rechtsschutzversicherung
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Haftpflichtversicherung auf EUR 20 Mio.
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Rechtsschutzversicherung auf EUR 200.000
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mail@tiroler.at.
28 tirol.kooperiert
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Der digitale
Essensgutschein
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tirol.wirtschaftet
29
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MIT JAUSENGELD,
DEM NEUEN DIGITALEN
ESSENSGUTSCHEIN
Mittagessen motiviert! Besonders
für Arbeitnehmerinnen
und -nehmer, die körperlich
und geistig jeden Tag
Höchstleistungen erbringen
müssen, ist es eine Möglichkeit,
zu entspannen und Energie
zu tanken.
Das hat auch Vater Staat erkannt und
unterstützt Unternehmen durch diese
sogenannten „steuerfreien Sozialleistungen“.
Die Qual der Wahl
Den Unternehmen stehen unterschiedliche
Gutschein-Systeme zur Auswahl,
damit Mitarbeiter diese Sozialleistungen
einsetzen können. Diese klassischen
Papiergutscheine werden gut akzeptiert,
bedeuten aber enorme administrative
Zusatzaufgaben für Unternehmen
und Restaurants. Bei den neueren
App-Lösungen müssen Mitarbeiter jede
Quittung aufbewahren und einscannen.
Eine neue, einfachere Lösung muss her.
Die Idee zu Jausengeld wurde geboren.
Mit der dazugehörigen App sind alle
Informationen jederzeit abrufbar: Restaurants
in der Nähe, Guthabenstand,
Transaktionslisten etc. Auch Unternehmen
sowie Wirtinnen und Wirte profitieren
dank der Digitalisierung von dem neuen
System: Das Ausgeben, Sammeln und
Einreichen von Papiergutscheinen entfallen
komplett, stattdessen erledigt das
automatisierte System im Hintergrund
die gesamte Arbeit. Dadurch kann viel an
Kosten gespart werden, die Jausengeld an
seine Kundinnen und Kunden weitergibt
und das System zur wahrscheinlich günstigsten
Gutschein-Lösung in Österreich
macht. Eben mehr Knödel für alle!
Wer steckt dahinter?
Jausengeld ist ein Unternehmen der
GemNova und BrainBehind. Für die
GemNova als Förderer der regionalen
Wirtschaft ist Jausengeld ein Mittel, um
den regionalen Konsum am Mittagstisch
anzukurbeln und somit die Wirtinnen
und Wirte zu unterstützen. Der IT-
Dienstleister BrainBehind hat bereits in
mehreren Projekten seine weitreichende
Kompetenz bewiesen und ist der ideale
Partner, um die einwandfreie Funktionalität
des Produktes sicherzustellen.
Mehr zu Jausengeld findest
du unter www.jausengeld.at
Was zum Brett ist Jausengeld?
Jausengeld ist der neue Star am Essensgutschein-Himmel.
Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter können mit der Jausengeld-
Card bei allen Restaurants im Akzeptanz-
Netzwerk essen gehen, bezahlt wird ganz
einfach am Bankomat-Terminal. Dank der
Prepaid-Funktion muss auch kein Bargeld
mehr mitgenommen werden.
ZUM AUTOR
STEFAN SCHOBER
Stefan Schober kommt ursprünglich
aus dem Salzburger Land, hat in
Wien studiert und dort in den letzten
fünf Jahren im Bereich Marketing
und Sales gearbeitet.
Kontakt: s.schober@gemnova.at
30 tirol.wirtschaftet
so
fair
Mit gutem Beispiel voran: nicht in
ausbeuterische, sondern in nachhaltige
Produkte investieren.
Tausende tragen und nutzen täglich spezielle Arbeitskleidung.
Gemeinden benötigen etwa Kleidung für
Bauhof-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die
Belegschaft der Pflegeheime und die Feuerwehr.
„Gerade in der Textilindustrie herrschen neben den
unökologischen Produktions- oft auch problematische
Arbeitsbedingungen: Kinder- und Zwangsarbeit gehören
ebenso zur Tagesordnung wie überlange Arbeitszeiten,
schlechte Löhne und mangelnde Sicherheit“,
weiß LHStvin und Klimabündnis-Obfrau Ingrid Felipe.
Dabei kann man auch bei der Beschaffung von Kleidung
und Textilien auf Werte wie Fairtrade und Nachhaltigkeit
bauen.
ZUM AUTOR
MARIO FOIDL
Mario Foidl ist Projektverantwortlicher
im Bereich Beschaffung und
setzt auf fairen Einkauf.
Kontakt: m.foidl@gemnova.at
tirol.wirtschaftet
31
RECHTS: Die
GemNova achtet auf
nachhaltige Beschaffung
und verwendet
ausschließlich zertifiziertes
Papier.
(© GemNova)
Es
geht
uns
alle
an
UNTEN: Andreas
Kirchmair, Amtsleiter
Gemeinde Sistrans,
legt großen Wert auf
faire Beschaffung.
(© Gemeinde Sistrans)
„Gemeinden können hier mit gutem Beispiel vorangehen
und öffentliche Gelder nicht in ausbeuterische,
sondern zukunftsfähige Produkte investieren“,
so Felipe. Amtsleiter Andreas Kirchmair legt für seine
Gemeinde Sistrans großen Wert auf eine derartige
Vorgangsweise: „Als Klimabündnis- und
e5-Gemeinde sind wir bestrebt, beim
Einkauf aller Produkte und Dienstleistungen
als Vorbild auf die Kriterien der
Nachhaltigkeit zu achten“, schildert er.
Und hat zugleich einen Tip parat: „Die
GemNova bietet eine Einkaufsplattform
mit zahlreichen Produkten, bei denen
die Einhaltung der Kriterien geprüft
wurde“, so Kirchmair.
Verbesserung der Lebens- und
Arbeitsbedingungen
Sozial faire und nachhaltige Beschaffung
ist ein großes Anliegen der
GemNova. Um diese erfolgreich zu
etablieren, wurde eine Kooperationsvereinbarung
mit SO:FAIR geschlossen. SO:FAIR ist
eine Initiative von Klimabündnis, Südwind und Fairtrade,
unterstützt von den Ländern Tirol, Oberösterreich und
Salzburg. Gemeinsam wird ein Fahrplan entwickelt, an
dessen Ende Gemeinden Maßnahmen zur Umsetzung
erhalten und einer nachhaltigen Beschaffung nichts
mehr im Wege steht. „Ziel ist es, nicht zuletzt auch
einen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten
Nationen zu leisten“, so Andrä Stigger, Geschäftsführer
von Klimabündnis Tirol. „Durch die Beschaffung
nachhaltiger Produkte können Tiroler Gemeinden aktiv
zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen
beitragen. Wir sind froh, mit der GemNova einen
engagierten Partner gefunden zu haben“, freut sich
Stigger. Während der gesamten Projektlaufzeit werden
GemNova-Fachleute von externen Expertinnen und
Experten begleitet. Diese stehen zudem jederzeit mit
ihrem Know-how zusätzlich zur Verfügung.
Mit der GemNova-Einkaufsplattform auf der
sicheren Seite
Um Gewissheit zu haben, die richtigen Produkte
zu erwerben, bietet die GemNova-Einkaufsplattform
eine eigens erstellte Kategorie für nachhaltige
Beschaffung, in der von der Abfallwirtschaft über
Büromaterial, Papier bis hin zur Reinigung zahlreiche
Artikel erhältlich sind. Alle Produkte dieser Kategorie
verfügen über ein entsprechendes Gütesiegel bzw.
Umweltzeichen. Die Einkaufsplattform ist für alle
Gemeinden und deren dazugehörigen Institutionen
völlig kostenlos nutzbar. „Wir freuen uns, die Plattform
den Tiroler Gemeinden mit der erweiterten
Funktionalität zur Verfügung stellen zu können. Wir
werden unser Wissen und Angebote zum Thema
Nachhaltigkeit sukzessive weiter ausbauen“, erklärt
GemNova-Geschäftsführer Alois Rathgeb.
Nachhaltige Beschaffung geht uns alle an
Nachhaltigkeit geht natürlich weit über die Beschaffung
von Produkten für Büro und Bauhof hinaus. Vom
richtigen Heizen und Dämmen, Photovoltaikanlagen,
klimafreundliche Gemeindefahrzeuge, LED-Beleuchtungskonzepte,
Abfallwirtschaft und vieles mehr. Die
GemNova, das Unternehmen der Tiroler Gemeinden,
hat für jeden Bereich die richtigen Ansprechpartner
und Expertinnen und Experten. „Geben wir uns alle
einen Ruck. Gemeinsam können wir eine umweltfreundlichere
Beschaffung verwirklichen und im
täglichen Leben umsetzen. Durch Zusammenarbeit
können wir ganz einfach und unkompliziert unseren
Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten.
Für die Umwelt, für uns selber, für unsere Kinder“,
erklärt der GemNova-Beschaffungsexperte Mario
Foidl. „Denn – es geht uns alle an!“
32
tirol.wirtschaftet
ES GIBT NICHTS
GUTES, AUSSER MAN
TUT ES!
ZUM AUTOR
ALOIS RATHGEB
Alois Rathgeb ist Gründer und Geschäftsführer
der GemNova und hat in der Corona-Krise den Online-
Shop ganznah.tirol zur Unterstützung der heimischen
Wirtschaft und der Gemeinden initiiert.
Kontakt: a.rathgeb@gemnova.at
Im Zuge der Corona-Krise
haben sich flugs zahlreiche
Initiativen formiert, um den
heimischen Handel zu unterstützen.
Für einen langfristigen
Erfolg braucht es jedoch
eine tirolweite, gemeinsame
Vorgehensweise.
Die Idee gab es in der GemNova schon
seit Längerem, allein es fehlten die zeitlichen
Ressourcen für eine professionelle
Umsetzung. Im Zuge der Corona-Krise
waren sie schließlich da, und war die
Notwendigkeit des Projektes noch einmal
sichtbarer geworden. Mit www.ganznah.
tirol soll eine Art Amazon für Tirol aufgebaut
werden. Die ersten Händler sind
schon mit dabei. „Plattformen mit Linksammlungen
zu verschiedenen Online-
Shops zu entwickeln, halte ich für kontraproduktiv.
Das kann Google besser“, sagt
Bernhard Moll, Projektverantwortlicher bei
GemNova für ganznah.tirol, und auch nicht
jeder Händler brauche einen eigenen Webshop,
findet er: „Langfristig ist der Kunde
nicht bereit, sich durch eine Reihe an
Webshops zu klicken und sich überall zu
registrieren, bis er das passende Produkt
gefunden hat. Das ist der entscheidende
Vorteil der Online-Riesen – dass es
einfach und bequem, funktional und das
Angebot vielfältig ist.“ Mit ganznah.tirol
soll dieser Erfolgsfaktor auf regionale Ebene
heruntergebrochen werden.
Amazon für Tirol
Neben Beschreibungen zum Produkt gibt
es Infos zum Händler, um der Plattform
ihre ganz eigene Persönlichkeit zu geben
und auch die Gesichter dahinter zu präsentieren.
Gesucht wird nach möglichst
kurzen Lieferwegen – die Ergebnisse
also nach Entfernung gereiht. Das soll
gleichzeitig den Nebeneffekt haben, dass
man vielleicht doch kurz persönlich ins
Geschäft ums Eck schaut, anstatt sich
seine Waren liefern zu lassen. Online
schauen, stationär kaufen sozusagen.
Wer mag, kann sich individuell beraten
lassen – der Händler
ist ja nicht weit weg
und auch telefonisch
erreichbar – oder
bestimmte Services
dazubuchen, etwa den
Einbau von Geräten oder
die Entsorgung von Altgeräten.
Bezahlt wird direkt
an den Händler. „Hier sind
wir stärker, als Amazon es je sein
kann“, ist Moll überzeugt.
Wie bei allen Projekten und Unternehmungen
von GemNova geht es
auch hier nicht um eigene Profitmaximierung.
Im Gegenteil: „Bei
GemNova geht es uns immer um
die Sache, darum, einen Beitrag für
die Region, die Gesellschaft und die
Menschen zu leisten und damit letztlich
um ein achtsameres Miteinander“,
erklärt Moll. „Auch mit dem Online-Shop
ist es also nicht unser primäres Ziel, Geld
zu verdienen, sondern den wirtschaftlichen
Kreislauf am Leben zu erhalten.“
tirol.wirtschaftet
33
Gerade in Zeiten wie diesen gewinnt der Online-Handel für
unsere Unternehmerinnen und Unternehmer eine größere
Bedeutung. Durch die neuen Technologien wird es immer
mehr Möglichkeiten geben, online einkaufen zu gehen.
Allerdings ist darauf zu achten, dass man den regionalen
Online-Handel benützt, dadurch fördert man die heimische
Wirtschaft und durch die kurzen Transportwege auch die
Nachhaltigkeit .Ganznah.tirol ermöglicht es den Unternehmen,
die Synergie-Effekte zwischen dem stationären und dem
regionalen Online-Handel bestens zu nützen.
DR. CORNELIA HAGELE
LANDTAGSABGEORDNETE
Deshalb wird auch keine Provision pro verkauftem
Produkt verlangt, sondern pauschal
abgerechnet. „Wir wollen nicht in
eine Konkurrenzsituation mit dem Händler
treten, sondern ihm eine Plattform
bieten“, erklärt Moll. Tatsächlich ist
die Pauschale mehr als fair: Für
Unternehmen bis fünf Mitarbeiter
werden neun Euro
pro Monat verrechnet,
bis 20 Mitarbeiter 19
Euro und darüber hinaus
29 Euro. Im Höchstfall
bezahlt man also 348
Euro im Jahr. À la longue
sollen in den Webshop
auch Dienstleistungsunternehmen
integriert
werden. So soll man
etwa seinen Friseurtermin
online buchen können,
mittelfristig sollen Restaurants
oder Handwerksbetriebe
hinzukommen. Auch hier hat die
Plattform eine reine Vermittlungsfunktion,
abgerechnet wird direkt mit
dem Händler, der nach wie vor nur seinen
monatlichen Pauschalbetrag bezahlt.
Die Plattform ist für Händler und Dienstleister
eine riesige Chance. Einen eigenen
Webshop erfolgreich umzusetzen,
ist gerade für viele kleine schlicht nicht
machbar und auch für größere Unternehmen
eine Herausforderung. Denn ein
Webshop will auch betreut und beworben
werden. Das kostet Geld. Mitunter viel.
Auch das geht im Kollektiv leichter. Und
ohne Online-Präsenz wird es zunehmend
schwierig(er). Moll: „Ich bin überzeugt,
dass man in Zukunft nur zusammen
erfolgreich sein kann. Uns ist bewusst,
dass wir Amazon nie ersetzen werden
können. Das wollen wir auch nicht, aber
wir bieten eine regionale Alternative, die
genauso unkompliziert und bequem funktioniert.
Dazu brauchen wir viele Händler,
die das Projekt unterstützen und das
Angebot breit und vielfältig gestalten. Im
Moment werkelt in Tirol jeder noch gerne
für sich, doch ich bin überzeugt, dass wir
das gemeinsam schaffen können.“
Super Sache,
mit dem ganznah.tirol-
Onlineshop. Es ist so
einfach, die Produkte
raufzuladen, zu verwalten.
Jetzt wäre es super, wenn
ganz viele innen und
Unternehmer mitmachen,
damit der Shop schnell
wächst.
ROSI BETZ
TIMPI GESCHENKSIDEEN
34
tirol.wirtschaftet
Für uns schafft ganznah.
tirol die Möglichkeit, unsere
Werkstatt und unsere
Produkte einem breiteren
Publikum präsentieren
zu können. Zudem hilft
sie uns, Erfahrungen im
Online-Handel zu sammeln
und eventuell durch
Synergien mit anderen
Tiroler Betrieben, welche
auch diese Plattform nutzen,
neue Angebote zu
entwickeln. Wir möchten
über ganznah.tirol unsere
Liebe zu Tirol und zur
Schafwolle weitergeben
und zeigen, was mit (regionaler)
Schafwolle unter
anderem möglich ist.
DIETMAR MERANER
MERANER WEIN-
HANDLUNG
Danke
für die Möglichkeit, bei ganznah.tirol mit dabei
zu sein. Das Tiroler Verkaufsportal wird eine
Erfolgsgeschichte, wo wir Unternehmer unsere
Produkte den Tirolerinnen und Tiroler vorstellen,
was Tirol alles produziert und zu leisten vermag!
Die Wertschöpfung bleibt im Land, und Tirol
rückt noch näher zusammen.“
JOACHIM REGENSBURGER
ÖTZTALER SCHAFWOLL-
ZENTRUM
Unsere Handelsbetriebe
sorgen sowohl stationär als
auch online für Wertschöpfung in unserem
Land und sichern heimische Arbeitsplätze
für die Tirolerinnen und Tiroler. Die Corona-Pandemie
hat gezeigt, wie wichtig es ist, neue Vertriebswege
zu beschreiten und sich zu digitalisieren. Zudem
ist durch Corona die Regionalität wieder stärker in den
Fokus der Bevölkerung gerückt. Ich begrüße deshalb alle
Initiativen, die unsere Tiroler KMU bei der Umsetzung
der Digitalisierungen unterstützen – so auch die
Plattform ganznah.tirol.
Für die Tiroler Bezirksblätter als den medialen
Tiroler Nahversorger – auch in Corona-Zeiten –
war es ganz klar, die Initiative der GemNova,
ganznah.tirol tatkräftig zu unterstützen. Denn gerade
in schwierigen Zeiten ist die Unterstützung der regionalen
Tiroler Anbieter und Dienstleister enorm wichtig.
Nur wenn wir zusammenstehen und die heimische Wirtschaft
durch einen Einkauf fördern, können wir gemeinsam
die Krise meistern.
Eine ganz tolle
Idee!
LANDESRÄTIN
PATRIZIA ZOLLER-
FRISCHAUF
SIEGHARD KRABICHLER
CHEFREDAKTEUR
BEZIRKSBLÄTTER
tirol.wirtschaftet
35
Für uns als kleiner Händler bietet
ganznah.tirol eine hervorragende
Ergänzung zu unserem Online-
Shop. Wenn alle Tiroler Händler
mitmachen, erreichen wir gemeinsam
wesentlich mehr Kunden, und
wir profitieren alle davon!
GERHARD KAPELLER
RIDE WITH PASSION GMBH
Online-Shopping gehört
heute zum Alltag, bequem von
zu Hause aus, ohne mühsame
Öffnungszeiten und Parkplatzsuche.
Mit ganznah.
tirol wurde endlich
ein regionaler
Marktplatz
erschaffen, der
die Wertschöpfung
im Land
hält. Kurze Wege
entlasten die Umwelt
und regionale Arbeitsplätze
können gesichert werden.
Gemeinsam können Tiroler
Betriebe den großen Online-
Anbietern Paroli bieten und
das nützt uns allen: Betriebe,
Kundinnen und Kunden und
schlussendlich auch der
Gemeinde.
ANDREAS EGGER
BÜRGERMEISTER
ASCHAU IM ZILLERTAL
INTERVIEW MIT DEM KÜNFTIGEN
PROJEKTVERANTWORTLICHEN
BERNHARD MOLL
Bernhard Moll aus Imst wird mit September
die Projektverantwortung für
ganznah.tirol übernehmen. Wir sprachen
mit ihm über sich und seine
Beweggründe, nach vielen Jahren im
internationalen Vertrieb zurück nach
Tirol zu kehren und sich dieser spannenden
Herausforderung zu stellen:
Lieber Bernhard! Es freut uns sehr,
dass du unser Team verstärken
und mit diesem Projekt künftig die
regionale Wirtschaft unterstützten
wirst. Stell dich doch kurz vor.
Ich bin 51 Jahre alt, verheiratet mit
Herta und habe einen Sohn und drei
Enkel, aufgewachsen und wohnhaft bin
ich in Imst. Anfänglich habe ich mehrere
Jahre Erfahrungen im Vertrieb bei
einem Tiroler Lebensmittelgroßhändler
und bei einer Werbeagentur gesammelt.
Anschließend war ich knapp
20 Jahre mit Leidenschaft bei zwei
multinationalen Medizintechnik-Unternehmen
aktiv. Verschiedene Positionen
im Vertrieb, Produkt- und Projektmanagement,
national und international,
haben für spannende Erfahrungen und
Erfolge gesorgt. Parallel durfte ich viele
Fortbildungen für Vertrieb und Marketing
absolvieren.
Du scheinst wenig Zeit zu haben.
Was machst du in deiner Freizeit?
Als Mitglied der Stadtfeuerwehr Imst
und Unterstützer des Vereinswesens
bin ich gerne mit der Heimatstadt
Imst verbunden. Mit Freude bin ich
„Fasnachtler“ beim Schemenlaufen,
bei mancher Gelegenheit auch Führer
im Museum der Fasnacht. Und wenn
es die Zeit erlaubt, wird das eine oder
andere Tal in Tirol mit dem Vespa-
Roller erkundet, mit dem Mountainbike
die Tiroler Natur genossen oder
Familie und Freunde beim Barbecue
verwöhnt.
Warum reizt dich das Projekt ganznah.tirol
– DER neue Marktplatz für
Tirol – so sehr? Was waren deine
Beweggründe?
Erstens war ich fasziniert, wie in einer
sehr kurzen Zeit ein derartiges regionales
Konzept vom ersten Gedanken
bis zur Realisierung umgesetzt wurde.
Das GemNova-Team hat rasch
erkannt, welche zusätzlichen regionalen
Vertriebskanäle es in Zeiten von
Covid19 braucht. Man schätzt umso
mehr die Dienstleistungen und Produkte,
welche regional angeboten werden,
wenn man Vergleiche in anderen Ländern
machen konnte. Als die Plattform
ganznah.tirol veröffentlicht wurde, hat
mich diese Idee sofort fasziniert.Heftige
Umbrüche beschäftigen aktuell
unsere Gesellschaft. Diese Umbrüche
haben aber auch einen Trend verstärkt,
der sich schon seit Längerem abzeichnet:
Regionalität und kurze Wege. Internationalität
wird es weiter benötigen
und brauchen – lokale Wertschöpfung
und regionale Alternativen bekommen
aber einen höheren Stellenwert und
sind wichtig für unsere Gemeinden! Ich
habe den Entschluss gefasst, regional
meine Erfahrungen einzubringen. Mit
dem Projekt „ganznah.tirol“ habe ich
DIE Gelegenheit gesehen, ein lokales
Projekt mitaufzubauen und zum Erfolg
zu führen.
Ein Projekt, welches das
Gemeinsame vor den
Einzelnen stellt und
als Plattform eine
zusätzliche Alternative
bietet für den
lokalen Handel und
lokale Dienstleister.
36 tirol.wirtschaftet
Halloooooooo,
jemand zu
Hauseee?
Werde auch du Händler bei
Tirols erstem ONLINE-SHOP
der wie Amazon aufgebaut ist,
nur eben regional.
www.ganznah.tirol
tirol.innovativ und modern
37
UNTER
DER ERDE
ZUM AUTOR MARKUS BRUGGER, MSC
Markus Brugger ist seit Anfang 2020 bei GemNova und ist Projektverantwortlicher
für den Bereich Abfall- und Ressourenmanagement. Die
letzten Jahre war er bei der IKB und hat sämtliche Projekte wie Unterflursammelsysteme,
neue Wege bei Recyclinghofgestaltungen und wichtige
Themen wie Abfallvermeidung vorangetrieben und umgesetzt.
Kontakt: m.brugger@gemnova.at
Das weltweit modernste
Müllsammelsystem hält auch
in Tirol Einzug.
Das aktuell modernste Abfallsammelsystem
ist die „Unterirdische Müllentsorgung“.
Sie bietet eine Reihe von Vorteilen
gegenüber herkömmlichen Sammellösungen.
Zudem sind sie in der Anschaffung
und auch im Betrieb günstiger. Das zeigen
auch zwei Pilotprojekte, die derzeit in der
Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck laufen.
Diese sogenannten Unterflursysteme
bestehen aus einem Betonschacht mit
Sammelbehälter, der somit unterirdisch
aufgestellt ist. Über Einwurfsäulen, die
knapp einen Meter hoch sind, wird der
Müll eingeworfen. Bei der Abholung wird
der gesamte Großcontainer von einem
speziellen Müllwagen per Kran aus dem
Schacht gehoben und in das Entsorgungsfahrzeug
entladen.
Viele Vorteile
Unterflursammelsysteme bestechen
durch eine Reihe von Vorteilen für den
Endverbraucher. Sie sind komfortabel und
einfach bedienbar, barrierefrei zugänglich
und präsentieren sich in einem gepflegten
Erscheinungsbild. Sie sorgen bei der Altglasentsorgung
für eine deutliche Lärmreduktion,
was eine Verlängerung der
Sammelzeiten auch an Wochenenden und
Abenden ermöglichen würde. Die Geruchsund
Ungezieferbelästigung vor allem bei
Rest- und Biomüll ist durch die unterirdische
Lagerung erheblich verringert. Vor
allem an heißen Sommertagen. Außerdem
ist eine Entsorgung von Müll durch Fremdpersonen
aufgrund eines Schlüsselsystems
unmöglich. Die Brandgefahr ist stark
eingeschränkt. Aber auch für die Abfallentsorger
hat dieses System große Vorteile.
Die Baukosten im Vergleich zu herkömmlichen
Müllhäuschen sind günstiger,
Personaleinsatz und -kosten im laufenden
Betrieb können deutlich gesenkt werden.
Das zeigen die langjährigen Erfahrungen
aus Vorreiternationen wie Italien, Spanien
und die Schweiz. Aufgrund des vergrößerten
Sammelvolumens – 5.000 anstelle
der derzeit üblichen 1.000 Liter Fassungsvermögen
pro Müllsorte – verlängern sich
die Abholintervalle erheblich. Mit einge-
OBEN: Markus Brugger
erklärt Interessierten die
Vorteile von Unterflursystemen.
(© GemNova)
38
tirol.innovativ und modern
bauten elektronischen Sensoren, die den
Füllstand anzeigen, kann die Entsorgung
sogar punktgenau durchgeführt werden.
Das Ablesen erfolgt zentral aus dem Recyclinghof.
Ebenfalls ein Vorteil für die Entsorger,
welche die lukrierten, potenziell
erheblichen Einsparungen an die Kunden
weitergeben können.
Zwei Pilotprojekte in Innsbruck
In Tirol laufen derzeit zwei Pilotprojekte.
Beide in Innsbruck. In der Kajethan-
Sweth-Straße im Stadtteil Olympisches
Dorf haben die Innsbrucker Kommunalbetriebe
(IKB) eine Unterflursammelanlage
errichtet. In der Prinz-Eugen-Straße im
Stadtteil Pradler Saggen wiederum die
Neue Heimat Tirol.
„Die Sammelstelle
wird von den Kundinnen
und Kunden sehr
gut angenommen,
außerdem hat sich
eine klare Verbesserung
der Müllsortierung
eingestellt.“
Das Interesse ist laut GemNova-Abfallexperte
Markus Brugger, der beide Anlagen
mitkonzipiert hat, hier, aber auch in
anderen Tiroler Gemeinden groß. „Seit
die beiden Pilotanlagen in Innsbruck in
Betrieb sind, werden wir immer wieder
darauf angesprochen. Ich kann das System
nur empfehlen. Ich wurde einmal
gefragt, ob es bei all den Vorteilen auch
Nachteile gibt. Ich musste nach einiger
Überlegung antworten, dass mir keine in
den Sinn kommen..“
Jede Menge positive Erfahrungen
Bernhard Matt, bei der Innsbrucker
Immobiliengesellschaft
für das Objektmanagement
zuständig, gilt als einer
der Urväter dieser Idee in Tirol.
Seine Erfahrungen nach der
Umsetzung der Pilotanlage
für die IKB: „Die Sammelstelle
wird von den Kundinnen und
Kunden sehr gut angenommen,
außerdem hat sich eine klare
Verbesserung der Müllsortierung
eingestellt. Weitaus besser
als gedacht läuft es mit
illegaler Fremdentsorgung. Es
wurde nur in zwei Einzelfällen
von Ortsfremden Müll in der
Anlage deponiert. Das optische
Erscheinungsbild ist weitaus
sauberer als bei öffentlichen
Wertstoffinseln. Zudem konnte
die Geruchsbelästigung im Vergleich
zum abgelösten Müllraum stark reduziert
werden.“ Markus Pollo, kaufmännischer
Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol
(NHT), ist ebenfalls vom neuen System
sehr angetan. „Die Abholung des Mülls kann
punktgenau erfolgen. Es muss nicht mehr
routinemäßig nach einem Zeitplan das
jeweilige Müllauto vorbeikommen. Durch
eingebaute Sensoren kann termingerecht
abgeholt werden. Dadurch erwarten wir
uns eine Senkung der anfallenden Müllkosten,
was sich schlussendlich bei unseren
Mietern in den Betriebskosten positiv
auswirken wird.“
Die Zukunft der Tiroler Müllentsorgung
GemNova-Geschäftsführer Alois Rathgeb
glaubt an eine große Zukunft von Unterflursammelanlagen
in Tirol: „Unterflursysteme
sehen wir als sehr großes Zukunftsprodukt
in und für Tirol. In vielen Ländern
dieser Welt ist dieses System mittlerweile
Standard. Bei uns ist es sehr neu. Es
bietet unheimliche Vorteile – im Entladerhythmus,
in der Sauberkeit, einfach im
ganzen Handling. Deshalb sind wir ganz
fest überzeugt, dass das die Zukunft in
der Müllentsorgung sein wird.“
Mehr Informationen
gibt es im Videobeitrag
„Unter der
Erde” bei 279.TIROL
auf YouTube.
OBEN: Die Großcontainer von Unterflursystemen
fassen mit einem Volumen von 5.000
Litern fünfmal mehr Müll als herkömmliche
Container. (© GemNova)
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 39
DIE IKB INVESTIERT IN DIE
TECHNISCHEN ANLAGEN
VON GEMEINDEN
Die Innsbrucker Kommunalbetriebe
AG (IKB) bietet mit ihrer Contracting-Lösung
für Gemeinden ein interessantes
Produkt für die Erneuerung
und den Betrieb von Heizungs-, Lüftungs-
und Kühlanlagen an.
Legen Sie als Gemeinde-Verantwortliche
Ihre technischen Anlagen in die
professionellen Hände eines regionalen
Partners vor Ort. Beim Contracting-Modell
investiert die IKB in die
Anlagen der Gemeinden. Dadurch fallen
Anschaffungskosten weg und die
laufenden Kosten werden planbar – und
das bei hoher Versorgungssicherheit.
Die Gemeinden zahlen eine fixe Rate
(über eine zu vereinbarende Laufzeit),
die die Investition als auch die laufende
Betreuung beinhaltet. Nach Ende
der Laufzeit geht die Anlage in das
Eigentum der Gemeinde über. Während
der Vereinbarung betreibt die IKB
die technischen Anlagen auf eigene
Kosten. So muss sich die Gemeinde
um keine Wartungen, Instandhaltungen,
Garantieabwicklungen und Störungen
sorgen.
Sparen Sie Zeit, Geld und Energie in
einem – und konzentrieren Sie sich auf
die Anliegen Ihrer Bürger/-innen.
IHRE VORTEILE
AUF EINEN BLICK:
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das Contracting-Modell der IKB
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40 tirol.mobil
MOBIL MIT ODER
TROTZ TOURISMUS
ZUM AUTOR
DIPL.-BW. ANDREAS
KNAPP, MBA
Andreas Knapp ist seit Kurzem bei
der GemNova im Bereich Multimodale
Mobilität tätig. Er verfügt
über jahrelange Erfahrung bei der
Planung, Finanzierung und
Ausschreibung von regionalen
Mobilitätskonzepten.
Kontakt: a.knapp@gemnova.at
Die regionale Mobilität zählt mit
zu den größten Herausforderungen
nachhaltiger Lebensweise.
Egal ob mit den Öffis, dem Rad
oder anderen multimodalen Mobilitätsformen,
„stehenbleiben“
will niemand.
Bei der „Mobilitätsstrategie Ötztal 2030“
wurde erstmals in einer großen und starken
touristischen Region eine Allianz
von Gemeinden, Tourismusverband und
Bergbahnen gebildet, um gemeinsam und
abgestimmt der Verkehrsproblematik entgegenzutreten.
Im 65 Kilometer langen Ötztal zwischen
Haiming und Gurgl leben 21.000 Personen,
wobei ca. 5.300 bzw. 6.500 Personen
aus oder ins Tal pendeln. Mit
ca. 4,1 Millionen Nächtigungen
im Jahr stellt der Tourismus
die Säule der wirtschaftlichen
Entwicklung im nächtigungsstärksten
Tourismusverband
in Tirol dar. Doch neben Gästean-
und -abreisen, Pendlerinnen-
und Schülerverkehre ist
vor allem auch der tägliche
Talverkehr auf den mitunter
engen Ortsdurchfahrten
immer mehr ein Ärgernis. So
wurde der Entschluss gefasst,
dass es eine umfassende
Mobilitätsstrategie braucht.
Rührt euch, Ötztaler!
Den Bürgermeistern war
vor allem die Einbindung der
Bevölkerung wichtig. So wurde
ein in die Mobilitätsstrategie
eingebetteter BürgerInnenbeteiligungsprozess
beauftragt, um
dies sicherzustellen und Feedback für
Lösungsansätze zu gewinnen. Aufgrund
der starken Betroffenheit der Ortschaft
Oetz wurde besonders emotional und
lebendig diskutiert. Gefordert wurde vor
allem der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel
und die Verbesserung der
Verkehrssituation auf der B 186, samt
Fahrzeug- und Lärmreduktion.
Neben dem Einbinden der BürgerInnen
war die fachliche Aufarbeitung sowie das
Erstellen einer belastbaren Datengrundlage
das wichtigste Instrument beim Finden
von Lösungen. Hierzu wurde ein Planungsbüro
hinzugezogen, das viel Wert
auf nachhaltige Lösungen legte und einige
hochinteressante Ansätze hervorbrachte.
Mit der Bahn nach Sölden
Der eigentliche Verkehrsknoten für das
Tal ist der Bahnhof Ötztal, dort wo täglich
Tausende die Bahnsteige füllen, hält
auch der Fernverkehr. Direkt von Zürich
oder Wien ins Ötztal, ohne Umstieg, erste
Klasse, best service, best holidays … Das
war die Basis einer Studie, die beauftragt
wurde, um zu eruieren, ob es eine Möglichkeit
gibt, mit einer Bahnverbindung
vom Bahnhof Ötztal ins Tal zu gelangen.
Abseits der Straße – mittels Zug, Schwe-
tirol.mobil
41
bebahn oder ganz anders. Denn es war
klar, der tägliche hausgemachte Verkehr
war das Problem, das man in den Griff
bekommen muss.
So wurden verstärkt Anstrengungen
unternommen, um alternative Möglichkeiten
nachhaltiger Mobilität zu forcieren.
Ein Rückgrat bildet u. a. der talweite Radweg,
der sowohl touristischem Radvergnügen
als auch täglichen Radfahranforderungen
Platz bietet. Um den Menschen
etwas abseits der Tallinie die Möglichkeit
zu geben, mit dem Rad zur Bahn zu
fahren, dort das Rad sicher, überdacht,
absperrbar, beleuchtet und aufladbar
abzustellen, werden Radabstellanlagen
für E-Bikes an Haltestellen, Bergbahnen,
am Bahnhof und weiteren wichtigen
Punkten angeschafft. Zudem wurde ein
jahresdurchgängiger Halbstundentakt für
den Bus fixiert.
Alternative Antriebe
Um Einheimischen und Gästen vermehrt
abgas- und lärmemissionsfreie Mobilität
im Ötztal zu gewährleisten, werden in
einer Kooperation mit der TIWAG an insgesamt
24 Standorten von Ötztal Bahnhof
bis zum Timmelsjoch Ladestationen
für E-Autos errichtet. Egal ob für PendlerInnen
am Bahnhof Ötztal, BergbahnbesucherInnen
während des Skifahrens, vor
Gemeindeämtern, für Timmelsjochüberquerer
oder anstatt der eigenen Ladestationen,
E-Mobilität wird breit nutzbar
gemacht und soll die Lärm- und Abgasreduktion
unterstützen.
Doch aktuell wiegt die Tatsache, dass einfach
zu viele Wege mit dem PKW erledigt
werden (müssen), noch zu stark.
Hier gibt es, ausgehend vom Tourismus,
das Projekt „Ötztaler Card“, das den Menschen
im Tal dieselbe Infrastruktur, den
Gästen gleichgestellt, ermöglichen soll.
Den öffentlichen Verkehr und alle Freizeiteinrichtungen
im Tal mit einer Karte
nutzen, ohne nochmals in die Geldtasche
greifen zu müssen.
Alternativen sind der Schlüssel zum Ziel
Man muss das Rad nicht neu erfinden und
Menschen belehren, was für sie das Beste
sei. Es ist den BewohnerInnen selbst
ein Anliegen, ihr Tal, das sie als eines der
schönsten Österreichs wahrnehmen, zu
erhalten. Viele sind bereit, ihr Mobilitätsverhalten
zu überdenken, dafür sind jedoch
echte Alternativen notwendig. Das Mobilitätsangebot
zu erweitern und somit die
Nutzung zu erleichtern, ist eines der großen
Ziele der „Mobilitätsstrategie Ötztal
2030“. Gemeinsam kann das erreicht werden,
trotz oder vielmehr mit Tourismus.
Ötztal(er) Card, eine verlockende Perspektive
Gäste nehmen den Service im Tal gerne
in Anspruch, egal ob im Sommer der Bus
mit Radanhänger zum Downhillen oder
im Winter der verdichtete Linienverkehr
zu den Bergbahnen zum Skifahren. Als
Gast hat man es gut, immer mobil mit
Skipass oder mit der Ötztal Card. Und
die Einheimischen, die nicht täglich pendeln
oder am Wochenende mit der Familie
unterwegs sein wollen? Die nur gelegentlich
fahren oder nur kurze Strecken in
Anspruch nehmen?
LINKS OBEN: Busverkehr
im Ötztal im Halbstundentakt.
(© GemNova)
LINKS UNTEN: Die neue
Mobilitätsstrategie soll den
täglichen Verkehr reduzieren.
(© GemNova)
42 tirol.investiert
Wohnen in Lans 2030 ist mehr als
nur Wohnen. Auf der Suche nach der
Zukunft des Dorfes hat Lans ein ambitioniertes
Wettbewerbsverfahren
ausgerufen. Der Ort mit aktuell knapp
über 1.100 Einwohnerinnen und Einwohnern
und gleichzeitig in direkter
Nähe zu Innsbruck verbindet die Vorteile
und Herausforderungen zwischen
Stadt und Land fast prototypisch.
Hier wird ein neuer Ortsteil geplant –
keine reine Wohnsiedlung, sondern ein
lebendiges Quartier, in dem die gewachsenen
Strukturen weitergedacht
werden können. Wie in einem Dorfkern
bilden ähnliche Häuser rund um den
gemeinsamen Anger einen Ort zum
Wohnen, zum Arbeiten, zum Leben.
ARCHITEKTURBÜRO
FELD72
BILD: Visualisierung.
(© feld72/Janusch)
tirol.investiert
43
ENTWICKLUNG
WOHNRAUM
ZUM AUTOR
CEDRIC KLOSE
Cedric Klose ist Bürgermeister-
Stellvertreter der Gemeinde Lans.
(© Gemeinde Lans)
Die Gemeinde Lans startete ein Pilotprojekt
zur nachhaltigen Entwicklung des
Baufeldes „Oberes Feld“, einem Wohngebiet,
dass in den nächsten 10 bis 15
Jahren vielen Lanser Bürgerinnen und
Bürgern zur Heimat werden soll. Es ging
der Gemeinde darum, dass innovative
Wohnmodelle entwickelt werden, die den
Lebensbedürfnissen der Menschen durch
ihre Maßstäblichkeit, Flexibilität und ihre
Qualität in Bezug auf hochwertige Außenräume
gerecht werden. Mit ungezwungenen
Möglichkeiten der Begegnung, aber
auch der Chance zur „Intimität in den
eigenen vier Wänden“.
hat die Gemeinde bei der Organisation
des Wettbewerbsverfahrens begleitet.
Auf den ersten Platz gereiht und somit
als Sieger des Wettbewerbs sind die
Entwürfe und Arbeiten des Architekturbüros
feld72 gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten
von Plansinn gekürt
worden. Auf Basis des Siegerprojektes
wird ein Rahmenplan für das gesamte
Baufeld festgelegt. Anschließend erfolgt
die Umsetzung einer ersten Baustufe mit
Wohnraum für Lanserinnen und Lanser.
„Dörfliches“ Leben in unmittelbarer
Nachbarschaft zum
urbanen Innsbruck.
Unter aktiver Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung
wurde dazu ein nicht offener,
anonymer mehrstufiger Realisierungswettbewerb
durchgeführt. Die GemNova
BILD: Endausbaustufe mit zwölf Häusern. In der ersten Baustufe könnten fünf Häuser errichtet werden.
Die weiteren Flächen stehen für die nächsten 10 – 15 Jahre zur Verfügung. (© feld72 Architekten)
44 tirol.investiert
ARCHITEKTURWETTBEWERBE –
EIN DEMOKRATISCHER PROZESS
OBEN: Dipl.-Ing.
Christian Höller, Vorsitzender
der Sektion
ArchitektInnen der
Kammer der ZiviltechnikerInnen
Tirol und
Vorarlberg (© Günter
Richard Wett)
Architekturwettbewerbe werden
gern kritisiert. Eines der hartnäckigsten
Gerüchte lautet, sie
würden zu Kostensteigerungen
bei Projekten führen. Unterschlagen
wird dabei – siehe
das Drama um die Ausschreibung
des MCI-Neubaus in Innsbruck
–, dass die teilnehmenden
Architektinnen und Architekten
realistische Berechnungen
erstellen, ausgehend vom Anforderungsprofil,
das die Auslobenden
formuliert haben. Das Problem
liegt daher in den meisten
Fällen an den Ausschreibungen:
Sie fordern oft einen Raum- und
Nutzungsplan, der um die veranschlagte
Summe nicht realisierbar
ist!
Die Kammer der Ziviltechnikerinnen und -techniker
für Tirol und Vorarlberg und ihre Vertreterinnen
und Vertreter leisten hier Aufklärungsarbeit.
Sie evaluieren regelmäßig durchgeführte
Wettbewerbe, arbeiten daraufhin, die Qualität
der Ausschreibungen weiter zu verbessern und
die Abläufe zu optimieren.
Unabdingbar dafür sind eine gründliche Projektentwicklung
und eine klare Definition der Aufgabenstellung
seitens der Auslobenden. Eine
unzureichende, lückenhafte oder oberflächliche
Vorbereitung rächt sich und mündet meist in
einer kostspieligen Projektumsetzung. Das lässt
sich vermeiden.
Kooperiert der Auslobende von Anfang an mit
einem wettbewerbsvorbereitenden Büro, steht
ihm ein Partner zur Seite, der ihn bei sämtlichen
Schritten begleitet und zentrale Aufgaben übernimmt
– bis hin zur Formulierung der Anforderungen
und der Ausschreibung. Wettbewerbsverfahren
lassen sich perfekt auf die jeweiligen
Bedürfnisse abstimmen. Erfahrungswerte und
Analysen zeigen: Je präziser die Bestellerwünsche,
desto besser die Ergebnisse!
Mit dem Konsulenten für das Wettbewerbswesen
hat die Kammer der Ziviltechnikerinnen
und -techniker für Tirol und Vorarlberg zudem
eine Stelle geschaffen, die öffentliche Hand wie
private Auftraggebende professionell, objektiv
und unabhängig berät. Ein für die NutzerIinnen
und Nutzer kostenloses Service, das wesentlich
dazu beiträgt, die Wettbewerbskultur in Tirol zu
fördern und zu verbessern.
Als völlig unberechtigt erweist sich die Sorge
einiger Auslobenden, sie könnten bei einem
Architekturwettbewerb die Kontrolle über die
Entscheidungen verlieren, denn:
Ein solches Verfahren findet
immer auf Augenhöhe statt.
Auslobende und Teilnehmende ziehen am
selben Strang. Alle wollen das bestmögliche
Ergebnis für die jeweilige Aufgabe erzielen. Auftraggebende
können auf das Wissen und die
Erfahrung von Expertinnen und Experten bauen,
die Fachjury unterstützt sie in allen Belangen.
Die Zahlen der letzten Jahre unterstreichen:
Über 90 Prozent der Entscheidungen werden
einstimmig getroffen. Das bestätigt, dass niemand
etwas vorgesetzt bekommt! Vielmehr
herrscht nach dem Abschluss des Architekturwettbewerbs
große Klarheit darüber, was
die Entscheidungsträger wollen – und was sie
nicht wollen.
tirol.investiert
45
Auch kostenmäßig ist ein Wettbewerb anderen Verfahren
vorzuziehen. In der Regel bewegen sich die
finanziellen Aufwendungen für einen Architekturwettbewerb
zwischen 0,5 und drei Prozent der Baukosten.
Ein Architekturwettbewerb bietet unschlagbare
Vorteile
Er bringt eine breite Palette an Vorentwürfen. Der
Entscheidungsprozess verläuft transparent und
wird von einer unabhängigen Fachjury getragen,
was zu einer hohen Rechtssicherheit führt. Mit dem
Abschluss des Architekturwettbewerbs erhält der
Auslobende ein Siegerprojekt, kann mit nur einem
Bietenden in Verhandlung treten – und zwar über
ein konkret vorliegendes Projekt! Ein enormer Vorteil
gegenüber herkömmlichen Verhandlungsverfahren,
bei denen in der Regel die Kosten im Vordergrund
stehen, nicht aber eine nachhaltige, ressourcenschonende
und hochwertige Bauweise.
Architekturwettbewerbe garantieren die jeweils bestmögliche
Lösung für ein Bauprojekt, der Prozess ist
für alle Beteiligten in jedem Punkt nachvollziehbar. Es
gibt kein Verfahren, das all diese Vorzüge besser in
sich vereint als ein Architekturwettbewerb.
46 tirol.investiert
UNTERSCHIEDLICHE
UMSETZUNGSMODELLE
FÜR INFRASTRUKTURPROJEKTE
Ausgangspunkt für jedes
erfolgreiche Projekt ist die Definition
der Projektziele.
ZUR AUTORIN
MAG. MAGDALENA
RALSER
Magdalena Ralser ist Expertin im
Vergaberecht. Sie ist seit 2015
Teil des GemNova-Teams und
gehört mittlerweile zu den besten
Vergabejuristinnen in Österreich.
Kontakt: m.ralser@gemnova.at
Ohne klare Vorstellungen darüber, welche Zielsetzungen
das Projekt verfolgt/verfolgen soll, wie die Prozesse
gestaltet sind/werden sollen und wie das Projekt
organisatorisch abgewickelt wird/werden soll, ist es
nicht möglich, das passende Umsetzungskonzept zu
entwerfen bzw. bereitzustellen.
Die drei wesentlichen Fragen zu Beginn eines
jeden Projektes sind:
In welcher Qualität, in welchem
Zeitrahmen und zu
welchen Kosten kann das
Projekt realisiert werden?
Für den erfolgreichen Beginn
eines Projektes muss die
Aufgabenstellung erarbeitet
bzw. abgestimmt werden. Dazu
sollten folgende Punkte berücksichtigt
werden:
Qualität
..
ZUM AUTOR
DI ALEXANDER
GOSTNER
Alexander Gostner ist seit 2016 bei
der GemNova und verantwortet den
Bereich Infrastruktur.
Kontakt: a.gostner@gemnova.at
Ist-Analyse/Ausgangsanalyse/Bedarfsanalyse
Ideenbeschreibung
Zielfindung/Zieldefinition
(Zeit, Qualität, Kosten)
Projektmachbarkeit
prüfen
Findung des Projektteams
Kosten
tirol.investiert
47
Ein Projekt ist eine zeitlich befristete, relativ innovative und
Ein Projekt ist eine zeitlich befristete,
risikobehaftete Aufgabe von erheblicher Komplexität, die aufgrund
ihrer Schwierigkeit und Bedeutung meist ein gesonder-
relativ innovative und risikobehaftete
Aufgabe von erheblicher Komplexität,
tes Projektmanagement erfordert.
die aufgrund ihrer Schwierigkeit und Bedeutung
DEFINITION PROJEKT GABLER
meist
WIRTSCHAFTSLEXIKON
ein gesondertes Projektmanagement
erfordert.
Es handelt sich dabei um die bestimmende Phase
für die Projektkosten und Qualität des Projektes.
Zur Erreichung der Projektziele können bei Bauvorhaben
verschiedene Organisationsmodelle gewählt
werden, die nachfolgend kurz dargestellt werden.
Bei der Wahl des Organisationsmodelles sind im Hinblick
auf die Besonderheit des öffentlichen Bauherrns
folgende Fragestellungen notwendig:
Wie wirkt sich das Vergaberecht auf die Eignung
von Organisationsmodellen aus?
Das Vergaberecht setzt dem öffentlichen Bauherrn
einen besonderen institutionellen Rahmen, der bei
der Erstellung von Infrastrukturprojekten berücksichtigt
werden muss. Je nach gewähltem Organisationsmodell
sowie geschätzten Auftragssummen muss
das passende Vergabeverfahren gewählt werden.
Wie kann eine hohe Effizienz der Ausgestaltung
in Verbindung mit einer guten Transparenz und
Nachvollziehbarkeit für außenstehende Dritte
gewährleistet werden? Welche eventuellen Abwägungsprobleme
treten dabei auf?
Wie wird sichergestellt, dass bei der Ausgestaltung
des Organisationsmodells die Auswirkung
auf die Marktsituation berücksichtigt wird?
Ausgestaltungsmöglichkeiten der Planung
Die jeweiligen Planungsgewerke Objekt-, Tragwerks-,
TGA-Planung und beratende Leistungen können
generell getrennt vergeben werden. Es ist aber auch
möglich, einen Generalplaner zu beauftragen. Bei der
Wahl des passenden Vergabeverfahrens ist dabei die
geschätzte Auftragssumme zu berücksichtigen. Der
Objektplaner bzw. Generalplaner kann im Zuge eines
Architekturwettbewerbes oder auch im Zuge eines
Verhandlungsverfahrens ermittelt werden.
Ausgestaltungsmöglichkeiten Bauausführung
MODELL: EINZELUNTERNEHMER
Die traditionelle Form des Organisationsmodelles
auf Einzelprojektebene sieht die Vergabe der Bauausführung
nach der Ausführungsplanung an Einzelunternehmer
vor, die einen bestimmten, ihrem
fachspezifischen Gewerk entsprechenden Teil der
Bauausführung übernehmen. Die Einzelunternehmer
werden nach vollständiger Planung im Rahmen einer
Gewerkevergabe beauftragt. Auf diese Weise kann
der Bauherr direkte Vertragsbeziehungen zu einzelnen
Unternehmen aufnehmen, wodurch sich, je nach
Projektumfang, die Anzahl der zu koordinierenden
einzelnen Auftranehmerinnen und -nehmer erhöht
und eine entsprechende Vielzahl an Vertragsbeziehungen
entsteht.
MODELL: GENERALUNTERNEHMER-
AUSFÜHRUNG (GU-A)
Im GU-A-Modell übernimmt ein Generalunternehmer
auf Basis der vom Bauherrn zur Verfügung gestellten
abgeschlossenen Ausführungsplanung die schlüsselfertige
Bauausführung. Er erbringt dabei keine
Planungsleistungen, sondern führt den Teil der Bauleistung,
der seinem eigenen Fachgewerk entspricht,
selbst durch und vergibt die übrigen Teilleistungen
an Subunternehmer. Die Beauftragung von Subunternehmern
erfolgt im Namen und auf Rechnung des
GU-A, und es besteht zwischen den Subunternehmern
und dem Bauherrn kein Vertragsverhältnis. Der
48 tirol.investiert
GU-A übernimmt eigenverantwortlich die gesamten
Bauausführungsleistungen und damit auch die Steuerungs-
und Koordinationsaufgaben der einzelnen
Gewerke sowie deren Schnittstellen im Projektverlauf.
Ausgestaltungsmöglichkeiten Planung und Bauausführung
Die Ausgestaltung dieser Modelle kann variieren und
muss im Vorfeld im Detail abgestimmt werden.
MODELL: GENERALUNTERNEHMER/-
ÜBERNEHMER-AUSFÜHRUNGSPLANUNG
+ AUSFÜHRUNG (GU+)
Das GU-Modell GU+ bezieht neben der Bauausführung
auch die Ausführungsplanung vertraglich ein.
Der Generalunternehmer übernimmt teilweise oder
vollständig die Ausführungsplanung des Bauprojektes,
nachdem der Bauherr die Entwurfs- und Genehmigungsplanung
abgeschlossen hat und die Baugenehmigung
erteilt wurde. Auf Basis der zur Verfügung
gestellten Entwurfspläne führt der Generalunternehmer
die Planung bis zur Ausführungsreife weiter und
realisiert nach Abstimmung der Planungsergebnisse
mit dem Entwurfsplaner den Bau.
Beim GU+ kann der Generalunternehmer neben der
Bauausführung und der Ausführungsplanung auch
die Entwurfs- sowie die Genehmigungsplanung im
Bauprojekt durchführen. Dem geht ein grundlegendes
Planungskonzept des Bauherrn voraus, das die
funktionalen Objektanforderungen beschreibt. Der
gestalterische Einfluss des Generalunternehmers bei
diesem GU-Modell ist besonders hoch, da er große
Teile der Planungsleistung übernimmt, allerdings
behält sich der Bauherr mit Unterstützung eines
Architekten oftmals die Gestaltung des Bauwerks vor.
MODELL: TOTALUNTERNEHMER (TU)
Bei einer kompletten Übernahme der Planungs- und
Bauleistungen durch einen einzigen Auftragnehmer
und einer damit einhergehenden schlüsselfertigen
Durchführung des Bauprojektes handelt es sich um
das TU-Modell. Der Totalunternehmer realisiert das
Projekt eigenständig und vergibt in eigener Verantwortung
Teilleistungen an Fachplaner oder Einzelunternehmer.
Lediglich die Grundlagenermittlung und
die Definition der funktionalen Bauabsicht verbleiben
beim Bauherrn. In der Bauausführung erbringt der
Totalunternehmer einen wesentlichen Teil der Bauleistung
selbst, bei den Planungsleistungen hingegen
steht es ihm frei, diese selbst zu erbringen oder an
Fachplaner zu vergeben.
Der Bauherr beauftragt einen Totalunternehmer zur
Erstellung einer integrierten ganzheitlichen Lösung
von der Planung bis zur Fertigstellung der Bauausführung.
Er hat damit einen einzigen Ansprechpartner,
der die vollständige schlüsselfertige Projektdurchführung
koordiniert und verantwortet.
Steuerung und Koordination
Auch bei den oben angeführten Organisationsmodellen
(Planung und Bauausführung) kann der Bauherr
den Umfang der ihm zugeordneten Verantwortung
für Steuerungs- und Koordinationsaufgaben beeinflussen.
Mit der Festlegung der Ausgestaltung des
Organisationsmodelles entscheidet der Bauherr, wo
die vertragliche Schnittstelle zwischen Planung und
Bauausführung erfolgen soll. Die Verantwortung für
die Steuerungs- und Koordinationsaufgaben zwischen
Planung und Bau verbleibt auf der Seite des Bauherrn.
Unabhängig von der Ausgestaltung des Organisationsmodelles
liegt es in der Verantwortung des
Bauherrn, die Übereinstimmung zwischen vertraglich
vereinbarter und tatsächlich erbrachter Leistung zu
überwachen.
Je nach den vorhandenen eigenen Kompetenzen und
notwendigen Ressourcen kann der Bauherr in einem
Projekt entscheiden, welche Managementleistungen,
Verantwortungen und Risiken er selbst übernehmen
bzw. an externe Konsulenten auslagern möchte sowie
welches Organisationsmodell für sein Bauvorhaben
das geeignetste ist.
Deshalb ist es umso wichtiger, bereits im Anfangsstadium
die Projektziele zu definieren und die weitere
geplante Vorgehensweise festzulegen, denn:
Je später im Projektablauf Änderungen
erforderlich sind, desto größer sind die
Auswirkungen auf Kosten und Termine.
tirol.bunt und vielfältig 49
EIN DEUTSCHKURS,
VIELE BEDÜRFNISSE.
ZUR AUTORIN
DIPL. SOZ. PÄD. KATHRIN MALINA
Kathrin Malina hat im März 2016 als Sprachtrainerin bei
GemNova begonnen, seit Mai 2019 ist sie zudem im GemNova-
Bildungspool für die Koordination der Schulassistentinnen und
Freizeitbetreuer im Tiroler Unterland zuständig.
Bei Fragen zu Kursen im Unterland: v.kitzbichler@gemnova.at
Rückblick auf eine gelungene
österreichisch-deutsche
Kooperation vor dem Hintergrund
der Herausforderungen,
die ein offenes Europa für
Menschen mit sich bringt, die
wegen der Arbeit ihr Glück
in der Ferne suchen und dort
auf unerwartete sprachliche
Hürden stoßen. Pack ma’s!
Berge, blauer Himmel, hinter uns der Wilde
Kaiser und vor uns grüne Wiesen: Mitten
in diesem Idyll liegt der Ort, an dem
der Caritas-Deutschkurs stattfindet. Was
klingt wie die Beschreibung einer typischen
Tiroler Gemeinde, ist tatsächlich
die der grenznahen bayerischen Nachbargemeinde
Kiefersfelden, zehn Autominuten
von Kufstein entfernt.
Auch wenn die beiden Orte nur durch
einen Fluss getrennt sind, sind sie sprachlich
weiter auseinander,
als man
meinen würde. Was
für Einheimische
vielleicht keinen
großen Unterschied
macht, stellt aber
sehr wohl eine Herausforderung
für
all jene dar, deren
Muttersprache nicht
Deutsch ist und die
ihren Alltag inmitten
von Dialektsprache
bewältigen müssen.
Das war auch einer der Gründe, die den
Leiter des Altenwohnheims St. Peter dazu
bewogen haben, für sein Pflegeteam einmal
wöchentlich Kurse für Deutsch im
Arbeitsleben anzubieten. Ein ganz besonderer
Kurs mit einer herausfordernden
Thematik, wechselndem Trainerteam
und Teilnehmerinnen und Teilnehmern
aus sehr unterschiedlichen Herkunftsländern.
Wir drei Deutschtrainerinnen, Carina
Gruber, Verena Kitzbichler und Kathrin
Malina, haben uns heute zusammengesetzt,
um gemeinsam darüber zu sprechen,
wie es uns im Laufe des letzten Jahres
in diesem Kurs ergangen ist und was
wir alles erlebt haben.
OBEN: Die Sprachtrainerinnen
Verena Kitzbichler, Kathrin Malina
und Carina Gruber (v. l .n. r.)
(© GemNova)
50 tirol.bunt und vielfältig
CARINA: „Wisst ihr noch, wie überrascht
wir waren, als letztes Jahr auf
einmal eine Anfrage aus Deutschland
kam? Das hat uns schon ein bisschen
stolz gemacht, dass sich unser Angebot
der Deutschkurse auch bis ins Nachbarland
rumgesprochen hat.“
KATHRIN: „Stimmt, aber es ist ja einfach
auch echt schwierig, ein Angebot zu
finden, wenn die Kursteilnehmerinnen und
-teilnehmer im Schichtbetrieb arbeiten …“
VERENA: „… die normalen Kurszeiten sind
ja meistens einmal pro Woche am Abend,
und das ist für Leute, die manchmal in der
Nachtschicht und manchmal in der Frühschicht
arbeiten, einfach nicht möglich.“
KATHRIN: „Genau! Da haben wir ja
wirklich schon einige lustige Situationen
erlebt. Ausdrücke und Redewendungen,
die für uns ganz normal sind, erklären
sich eben nicht automatisch jedem Menschen
mit nichtdeutscher Muttersprache.“
VERENA: „Ja, zum Beispiel „Das ist mir
wurscht!“ – wir haben im Kurs gemeinsam
schon gegrübelt, ob der Ausdruck
daher kommt, dass alle Würste gleich
aussehen.“
VERENA: „Und gerade in einem Heim
wie in Kiefersfelden kommen ja Bewohnerinnen
und Bewohner sowie Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter aus ganz Tirol
und Bayern zusammen. Da ist es natürlich
wahnsinnig schwierig, die unterschiedlichen
Dialekte zu verstehen. Da
verstehen ja schon die Unterlandler nicht
immer die Oberlandler!“
KATHRIN: „Da braucht’s dann vüh Gfüh,
vui Gfui oder eben viel Gefühl …“
CARINA: „Das Ziel unserer Kurse ist
ja, die Sprache im Berufsalltag zu verbessern.
Gerade in einem Heim wie in
Kiefersfelden gibt es viel Kommunikation
mit den Bewohnerinnen und Bewohnern,
den Angehörigen und den Arbeitskolleginnen
und -kollegen. Da hilft es dann
auch beruflich, wenn man ein bisschen
Dialekt versteht.“
CARINA: „Mich beeindruckt ja immer
wieder, dass die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer auch nach einem anstrengenden
Acht-Stunden-Tag noch gerne
in unseren Kurs kommen. Das Interesse
ist wirklich groß!“
DIE ALLTAGSSPRACHE IST OFT SEHR WEIT
WEG VON DEM, WAS IN KLASSISCHEN DEUTSCH-
BÜCHERN GELEHRT WIRD.
VERENA: „Ja, ich finde, daran sieht
man auch, dass sie sich darauf freuen,
sich in einem ganz anderen Rahmen
auszutauschen. Und ich habe festgestellt,
dass es für die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer eine gute Gelegenheit
ist, auch über Dinge zu sprechen, die sie
gerade bewegen. Oft trauen sie sich das
sonst nicht, weil sie denken, ihr Deutsch
ist nicht gut genug.“
KATHRIN: „Das ist für den Heimleiter,
Herrn Hartmann, auch ein ganz wichtiger
Punkt bei diesem Kurs. Ihm ist es ein
Anliegen, dass die Kursteilnehmerinnen
und -teilnehmer Wortschatz lernen, um
ihre Bedürfnisse und Empfindungen auszudrücken.
Gerade in diesem Arbeitsbereich
ist man oft psychisch sehr belastet,
und dann hilft es einfach, wenn man
das auch mal sagen kann – quasi als
eine kleine Form der Psychohygiene.“
CARINA: „Und wenn einer sagt, „Ich bin
fix und foxi“, muss das natürlich erstmal
im Kurs erklärt werden.“ (lacht)
CARINA: „Manchmal führt so ein Unverständnis
ja auch buchstäblich zu Notlagen
– wenn ein Bewohner des Altenwohnheims
sagt „I muss pieseln!“, dann
braucht es schon ein hohes Maß an Dialektverständnis,
um das zu verstehen.
Selbst wenn man versucht, so etwas
zu googeln, würde man wahrscheinlich
nichts finden.“
KATHRIN: „Gerade das Thema Dialekt
ist ja für die meisten die größte Herausforderung.
Oft haben die Leute in ihren
Heimatländern schon Deutschkurse
gemacht, sogar auf sehr hohem Niveau,
aber dort wird natürlich nur Hochdeutsch
gesprochen und geschrieben. Der Alltag
sieht bei uns in der Region dann ganz
anders aus.“
KATHRIN: „Allein schon die Richtungen
rauf-runter, rein-raus sind immer ein
Aha-Erlebnis.“
VERENA: „Wir ermuntern unsere Teilnehmerinnen
und Teilnehmer ja auch,
dass sie aufschreiben sollen, wenn sie
ein Wort oder einen Satz hören, der
immer wieder in ihrem Alltag vorkommt,
den sie aber nicht verstehen. Dann können
wir im Kurs versuchen zu klären,
worum es sich handeln könnte.“
KATHRIN: „Da fällt mir ein Beispiel ein,
in dem eine nichtdeutschsprachige Pflegerin
von ihrem Erlebnis erzählt hat. Eine
Dame hat gefragt, ob ihre Bettnachbarin
schon munter sei. Die Antwort der Pflegerin:
‚Nein, es ist Mittwoch.‘ Sie kannte
zwar das Wort ‚wach‘, aber ‚munter‘ hatte
sie noch nie gehört. Da sie gut Englisch
spricht, hatte sie Monday verstanden,
und es deshalb mit einer Frage nach
einem Wochentag assoziiert.“
tirol.bunt und vielfältig
51
VERENA: „Da merkt man einfach, dass
die Alltagssprache oft sehr weit weg ist
von dem, was in klassischen Deutschbüchern
gelehrt wird.“
CARINA: „Und genau das lernen ja die
meisten. Und dann sind sie total verzweifelt,
dass sie kein Wort verstehen, obwohl
sie schon die B2-Prüfung bestanden
haben. (vgl. Infokasten rechts) Deshalb ist
das Wichtigste sprechen, sprechen, sprechen.
Mit dem normalen Alltagsdeutsch
haben die meisten die größten Schwierigkeiten.
In ihrem beruflichen Fachbereich
kennen die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer meist alle wichtigen Begriffe
sehr gut.“
VERENA: „Aber wenn einer zu ihnen
sagt, ‚Wie läuft’s?‘, können sie nicht antworten,
weil sie gar nicht wissen, was
damit gemeint ist.“
KATHRIN: „Und dann denken die Einheimischen,
‚Die können kein Deutsch!‘
Dabei sind die Leute in unserem
Deutschkurs wirklich sehr gut qualifiziert
und ausgebildet. Da sitzen diplomierte
Krankenschwestern und Physiotherapeutinnen
und -therapeuten – von
den Philippinen, aus Estland, Kroatien,
Ungarn und so weiter ….“
CARINA: „Das finde ich auch das Tolle
an unseren Kursen, dass wir so viele
Menschen aus den unterschiedlichsten
Herkunftsländern mit teilweise wahnsinnig
interessanten Lebensläufen treffen.
Da fragt man sich dann schon:
Wie kommt jetzt eine Meteorologin mit
Universitätsabschluss aus China nach
Kiefersfelden ins Altenwohnheim? Vielleicht
liegt’s ja doch am blauen Himmel,
dem Wilden Kaiser und dem ganzen Idyll
drumherum …
RICHTUNGS-
ANWEISUNGEN IM
Dialekt
Der Angesprochene soll sich hin zum
Sprecher bewegen: (Endung auf a )
Kimm oba/owa!
Kimm aufa!
Kimm eina!
Kimm aussa!
Kimm umma!
Geh obi/owi!
Geh aufi!
Geh eini!
Geh aussi!
Komm runter!
Komm rauf!
Komm rein!
Komm raus!
Komm rüber!
Der Angesprochene soll sich weg vom
Sprecher bewegen: (Endung auf i)
Geh ummi!
Geh runter!
Geh rauf!
Geh rein!
Geh raus!
Geh rüber!
Erläuterung Sprachniveau B2
Die Grundaussagen komplexer Texte und
Aussagen werden verstanden und können
wiedergegeben werden. Eine flüssige
Unterhaltung mit Muttersprachlern zu verschiedenen
Themen fällt leicht. Meinungen
und Ansichten können jetzt auch begründet,
Vor- und Nachteile von Entscheidungsmöglichkeiten
verständlich erläutert werden.
52 tirol.bunt und vielfältig
GEFÖRDERTE
integration
Eine große Herausforderung für das Trainerinnenteam
ist, lernungewohnten Menschen, die
mit den regulären Lehrwerken oft überfordert
sind, den Druck und die Angst vor dem Fremdsprachenlernen
zu nehmen. Durch die jahrelange
Erfahrung der GemNova Akademie in
diesem Bereich und durch die für die Zielgruppe
individuell erstellten Unterrichtsmaterialien
gelang es, eine entspannte und motivierende
Atmosphäre zu schaffen, in welcher der Kursbesuch
zu Freude wird.
ZUR AUTORIN
MONIKA KOPP
Monika Kopp kommt ursprünglich aus
Ungarn und hat dort Deutsch studiert,
aber die Tiroler Dialekte waren auch für
sie eine Herausforderung. Seit 2016 ist
sie bei der GemNova als Sprachtrainerin
tätig und vermittelt auch die regionale
Sprachenvielfalt.
Kontakt: m.kopp@gemnova.at
Die deutsche Sprache ist der Schlüssel zu
erfolgreicher Integration. Erlernen kann man
sie auf vielen Wegen – aber spätestens, wenn
Sprachprüfungen verpflichtend abgelegt werden
müssen, kommt man um einen professionellen
Deutschkurs nicht herum.
Allerdings ist es oft gar nicht so einfach, den
passenden Kurs zu finden. Vor allem Frauen
mit Kleinkindern und eingeschränkter Mobilität
haben Schwierigkeiten, alles unter einen
Hut zu bringen. Die GemNova unterstützt die
Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer, indem
sie unter anderem im Vormittagskurs für eine
Kinderbetreuung sorgt: Während die Kinder auf
dem Spielteppich unter Aufsicht Lego spielen,
Türme bauen oder sich in Memory messen,
trainieren die Mütter Telefongespräche, lernen
neue Wörter oder lösen Aufgaben zu Hörtexten.
Für diese Selbstzahlerkurse gibt es verschiedene
Förderungen, allerdings ist es vor allem für
Anfängerinnen und Anfänger schwer, fast sogar
unmöglich, in dem Förderdschungel zurechtzukommen.
Das Team der GemNova Akademie
berät die Teilnehmenden nicht nur bei der
Suche nach der passenden Förderung, sondern
unterstützt sie auch bei der Antragstellung, die
oft digitale Kompetenzen voraussetzt.
Von Beginn an Grundkenntnisse der deutschen
Sprache zu erwerben, erachtet Bürgermeister
Dietmar Wallner als besonders wichtig:
„Das Erlernen einer Sprache
eröffnet den Zugang zur
Kultur der Menschen, die
diese Sprache sprechen.“
„Dadurch erlernt man, wie eine andere Kultur
kommuniziert, wodurch bestimmte Vorurteile
von vornherein vermieden werden
können“, so der Bürgermeister.
BILD: Bürgermeister
Dietmar Wallner (© Marktgemeinde
Jenbach)
Factbox
Die GemNova Akademie
bietet maßgeschneiderte
Deutschkurse für Privatpersonen
und Firmen an.
Das für einen erfolgreichen
Spracherwerb entwickelte
Kurskonzept basiert auf
langjährigen Erfahrungen
der Trainerinnen und Trainer
und legt den Fokus auf
Effizienz, Individualität und
Flexibilität.
KONTAKT
MAG. MICHAEL
MAURER, MA
Michael Maurer ist in der
GemNova Akademie u. a. als
Deutschtrainer tätig. Er ist
dort für Weiterbildungen und
Qualitätsentwicklung verantwortlich
und ist Experte für
Sprachtests.
m.maurer@gemnova.at
tirol.bunt und vielfältig
53
MIT WENIG VIEL ERLEBEN –
EIN NACHMITTAG IN EINER
TIROLER PFLICHTSCHULE
„Fantasie ist wichtiger
als Wissen, denn Wissen
ist begrenzt.“
Das hat Albert Einstein einmal gesagt.
Dieses Zitat erwartet man vermutlich
am wenigsten in Verbindung mit einer
Tiroler Pflichtschule, obwohl dort jeden
Tag gezaubert wird.
Wer – so wie ich – in der Nachmittagsbetreuung
arbeitet, weiß, dass ein Blatt
Papier schon lange nicht nur ein Blatt
Papier ist. Das ist so viel mehr. Es kann
in Sekunden zu einem Hut, einem Schiff,
in ein Spiel oder ein Geschenk verwandelt
werden. Stoffreste werden zu Jongliertüchern,
Stofftieren oder Gespenstern.
Und sogar ganz ohne Material kannst du
die Kinder auf Abenteuerreisen mitnehmen
– egal ob auf Monsterjagd, nach
Ägypten oder in ein romantisches Schloss.
Das alles geht allein mit der Fantasie.
Dieses Verzaubern verlangt natürlich
sehr viel von den Mitarbeitererinnen und
Mitarbeitern, aber es gibt ihnen auch
viel Freiheit. Freiheit, den Tag selbst zu
gestalten. Fast jedes noch so kleine Hobby
kann schnell im Rahmen eines interessanten
Nachmittagsprogramms umgesetzt
werden. Zum Beispiel kann Schach,
Kartenspiel, Zauberei oder Erste Hilfe
als Zusatz zur Hausübungsbetreuung
oder als Workshop angeboten werden.
Aber auch Themen wie Gartenarbeit,
Brotbacken und Müllsortieren können
mit Leichtigkeit für alle Altersklassen
umgesetzt werden.
Mit so viel Spannung und Abwechslung
genießen die Kinder die Ruhe während
des Mittagsessens noch mehr. So bleibt
auch Zeit für Gespräche mit einzelnen
Kindern. Diese Zeit ist vermutlich die
wertvollste des ganzen Tages, weil
man hier zwischen Tellergeklapper
und Besteckschieben mehr über
jedes einzelne Kind erfährt als
den restlichen Tag über.
Kein Tag gleicht dem vorherigen,
und so bringt auch
jeder Tag neue Abenteuer
mit sich. Gestern als Held
der Wikinger, heute als helfender
Samariter, und wer
weiß, wo es morgen hingeht
...
ZUM AUTOR
DIPL.SOZ.PÄD. MARTIN
NYENSTAD
Arbeitet im Tagesheim Volksschule
Dreiheiligen und ist Teambetreuer
an der NMS Gabelsbergerstraße,
NMS Pembauerstraße, VS Dreiheiligen,
VS Innere Stadt, VS Saggen
Siebererschule und an der
Daniel-Sailer-Schule
Kontakt: m.nyenstad@gemnova.at
Interview
MIT EINEM TAGES-
HEIMKIND
Wie heißt du? Nadja.
Wie ist es für dich, ins Tagesheim zu
gehen? Es ist nicht immer schön, aber
es gibt immer etwas Cooles zu tun.
Besonders gut ist, dass man immer
Unterstützung beim Lernen und für das
Hausübungmachen bekommt.
Wie sieht dein Nachmittag aus?
Nach der Schule gehe ich ins Tagesheim.
Da machen wir Hausübung und
lernen. Dann gehen wir essen, und
danach können wir spielen.
Was war dein tollstes Erlebnis im
Tagesheim? Als wir letztes Jahr eine
Zirkusaufführung für die gesamte
Schule und die Eltern gemacht haben.
Ich war ein Zauberer. Das war besonders
toll.
Was könnte besser sein?
Das Essen.
54
tirol.sportlich und gesund
ANNÄHERUNG
AN LAURA STIGGER
AUTOR REINHOLD OBLAK
Bike Challenge? Ja, hab ich schon gehört. Laura
Stigger? Das ist doch die verrückte Radlfahrerin.
Kals am Grossglockner? Lanser Alm? Kenn ich,
höchster Berg Österreichs, gutes Essen und
Trinken, urige Atmosphäre. Wie das alles – und
noch vielerlei mehr – zusammenhängt? Der Versuch
einer gemütlichen Annäherung.
Am Anfang stand, wie zumeist, eine Idee.
Oder nein, eigentlich gleich mehrere. Etwa:
Junge Sportlerinnen und Sportler gehören
unterstützt. Dann noch: Tirols Gemeinden
haben doch tolle Bike-Strecken, warum daraus
nicht mehr machen. Weiters: Das kann
man doch professionell aufziehen, einer legt
eine beeindruckende Zeit vor, andere können
sich an dieser messen. Und schließlich:
Keine Eintagsfliege, jährlich soll mindestens
eine neue Bike-Strecke in einer neuen
Gemeinde dazukommen. Wer vor zwei Jahren
so intensiv zwischen seinen Ohren hinund
herdachte, war Alois Rathgeb, beruflich
Geschäftsführer der GemNova, privat leidenschaftlicher
Mountainbiker und Straßenradrennfahrer
und Marathonläufer.
BILD: Laura Stigger pfeift in 38 Minuten und
31 Sekunden auf die Lanser Alm. Wer gemütlich
hinaufradelt, braucht dafür rund zwei Stunden.
„Ich bin die Stigger Laura“
Aus dem Einen wurde relativ rasch
die Eine, und was für Eine. Laura
Stigger ist mehrfache Bike-Europa-
und -Weltmeisterin bei den
Juniorinnen, gewann 2018 zwei
Tage nach ihrem 18. Geburtstag
sensationell die Straßenrad-Weltmeisterschaft
bei den Juniorinnen
und wurde folglich zu Tirols Sportlerin
des Jahres gewählt. Vor allem
aber ist sie unglaublich sympathisch
und down to earth, also genau das
Gegenteil von abgehoben. Laura lebt in
tirol.sportlich und gesund
55
Haiming, nur ein paar Steinwürfe vom Ötztal
entfernt, für dessen URC sie auch startet
und Rennen gewinnt. 2017 übrigens gab
es kein einziges Rennen, welches sie nicht
gewonnen hätte. Heuer im Frühjahr – Tirols
Politik hatte wegen Corona gerade eine
vollständige Quarantäne in jeder einzelnen
Gemeinde ausgerufen – traf es Laura
übrigens doppelt. Keine schweißtreibenden
Bike-Einheiten in der freien Natur, dann
auch noch beim Stiegenlauftraining zu
Hause ein grauslicher Knacks und – schon
war das Bandl im rechten Fuß gerissen.
Das Glück im Unglück: Alle Rennen waren
ohnehin abgesagt, Olympia verschoben,
das Gymnasium geschlossen, nur die Matura
wartete. Somit hieß es für sie Pauken
statt Biken, und das mit Erfolg. Anfang Juni
schaffte sie gleich im ersten Durchgang die
Reifeprüfung, Gratulation.
„Der Alois hat gefragt, ich hab ja gesagt“
Aber wolltest du nicht von der Bike Challenge
erzählen? Klar doch, aber wir haben
ja keinen Stress. Also: Der Rathgeb Alois
hat sodann die Stigger Laura gefragt, ob
sie sich vorstellen könne, bei der Bike Challenge,
natürlich powered by GemNova, eine
Spitzenzeit vorzulegen. „Ich hab gleich ja
gesagt“, erinnert sich Laura heute an Alois’
Avancen. „Es war die absolut richtige Entscheidung.“
Rathgeb sah und sieht es übrigens
ebenso.
Die Spitzensportlerin war somit gefunden,
jetzt fehlte noch die Strecke. Die GemNova,
salopp formuliert ist diese 420-Mann/
Frau-Firma das Unternehmen der Tiroler
Gemeinden, lud daraufhin die 279 Kommunen
ein, sich mit einer offiziellen Mountainbike-Strecke
zu bewerben. Das war Anfang
2019. Das Rennen machte, für einige doch
etwas überraschend, Kals am Großglockner.
Die kleine Osttiroler Gemeinde legte eine
überzeugende Bewerbung vor und punktete
außerdem mit der engagierten Bürgermeisterin
Erika Rogl und ihrem Team.
Der Teufel steckt im Detail
Doch nun etwas schneller, sonst hört dieser
Artikel ja überhaupt nicht mehr auf.
Die Vorbereitungen waren intensiv und
fordernd, ein detailliertes Streckenprofil
musste erstellt, die
erforderlichen Tafeln behördlich
bewilligt, die teuflischen technischen
Details bewältigt werden.
Danach war wieder Laura an
der Reihe, und wie nicht anders
zu erwarten, legte sie auf der
Strecke zwischen dem Kalser
Ortszentrum und dem Lucknerhaus
eine fantastische Zeit vor.
Den ganzen Sommer über, gut,
in Kals, am Fuße des Großglockners,
ist dieser eher kurz, den
ganzen kurzen Sommer über
hatten nun ambitionierte Bikerinnen
und Biker die Möglichkeit, sich an
Lauras Zeit zu messen. Versucht haben
es natürlich viele, einige reisten sogar aus
Finnland oder Ungarn an, Alois blieb so um
die 25 Minuten hinter der Spitzensportlerin
zurück. Und ja, der Uwe aus dem Tiroler
Unterland schaffte es tatsächlich, um
41 Sekunden schneller als Laura zu sein. Ihr
Kommentar:
„Der kerl hat wirklich
dynamit in seinen haxn.
bravo.“
Vom Glockner zum Kofel
Heuer findet die Bike Challenge, und damit
bin ich nun wirklich bald am Ende, in Lans
am Fuße des Patscherkofels statt. Die Strecke
führt von Lans hinauf zur Lanser Alm,
der engagierte Vizebürgermeister heißt
Cedric Klose und ist selbst begeisterter
Biker. Coronabedingt war heuer übrigens
lange nicht klar, ob und wie diese Challenge
nun stattfinden kann. Die Vorbereitungen
waren, ja, eh so ereignisreich wie im
Vorjahr, Laura trat nach ihrem Bänderriss
dennoch an und zeigte ihre Stärke. Ihre Zeit
für die 789 Höhenmeter und 6,2 Kilometer:
38 Minuten und 31 Sekunden.
BILD: „Ich lade
alle herzlich ein“, sagt
Laura Stigger im
ORF-Interview, „an der
Bike Challenge in Lans
teilzunehmen. Einige
werden schneller sein
als ich, andere
langsamer.“
Alois jagte abermals verzweifelt und
erfolglos ihrer Zeit hinterher (Rückstand:
lediglich 19 Minuten, das meine ich anerkennend,
wohlgemerkt), doch es gab diesmal
auch deutlich Flottere. Julia Sörgel
aus Reutte, österreichische Meisterin im
Mountainbike Hillclimb, nahm Laura knapp
drei Minuten ab, eine Handvoll weiterer
Athleten unterbot Julias Zeit nochmals um
etliche Sekunden. Eine Klasse für sich war
freilich der junge Martin Peinelt aus Sistrans.
Mit unglaublichen 31 Minuten und
25 Sekunden stellte er eine wahre Fabelzeit
auf. Ob da in den nächsten Wochen
noch irgendjemand auch nur annähernd
herankommt? Schau ma mal.
Rennradeln auf die Aschinger Alm
Neben den Mountainbike-Strecken in Kals
und in Lans gibt es übrigens eine weitere
Strecke speziell für Rennrad-Fans (das sind
jene Radln mit den besonders dünnen Reifen).
Diese führt von Ebbs im Bezirk Kufstein
auf die Aschinger Alm, die zu unterbietende
Richtzeit legte der Local Hero Maximilian
Kuen vor, Laura ist bis dato noch nicht angetreten.
Maximilian seinerseits freilich auch
noch nicht in Kals oder in Lans.
So, das wäre es jetzt mal in aller gemütlichen
Kürze. Wie bitte? Nein, dafür ist jetzt
wirklich kein Platz mehr. Außerdem muss
ich an die frische Luft. Schau einfach auf
bikechallenge.tirol im Internet nach, ja, das
kannst du auch von deinem Computer aus
machen, dort findest du viele weitere Infos.
Nein, das meinst du jetzt aber nicht wirklich?
Okay, gut, auf bikechallenge.tirol gibt’s
auch Fotos von Laura und Alois ...
56
tirol.sportlich und gesund
DEM RAD GEHÖRT
DIE ZUKUNFT
ZUM AUTOR
THOMAS PUPP
Thomas Pupp ist Gründer und
Manager des Tirol KTM Cycling
Teams und war einer der Initiatoren
der Rad-WM 2018. Gemeinsam
mit Gerhard Kapeller leitet er die
Ride with passion GmbH.
Giro del Friuli, Herbst 2019. Jubelnd streckte
Patrick Gamper auf der Ziellinie beide
Arme in die Höhe. Mit seinem Sieg auf der
zweiten Etappe dieser viertägigen Rundfahrt
im hügeligen Veneto legte er den
letzten Grundstein für einen Profivertrag
beim deutschen Team BORA hansgrohe.
Überhaupt war dieses Jahr 2019 gespickt
mit großen Erfolgen: Vier internationale Siege,
drei österreichische Meistertitel, das
begehrte Bergtrikot bei der Österreich-
Rundfahrt haben drei jungen Fahrern den
Weg zu einem großen Profiteam ermöglicht.
In Summe ist es die bisher erfolgreichste
Saison in der 13-jährigen Geschichte des
Tirol KTM Cycling Teams gewesen, das
2007 mit dem Ziel gegründet wurde, die
größten Radtalente auf ihrem angestrebten
Weg zum Radprofi bestmöglich zu begleiten
und zu fördern, mit einem professionellen
Umfeld und mit einem internationalen
Rennkalender. Und so bilden die jungen Fahrer
seit Jahren das Gerüst der österreichischen
U23-Nationalmannschaft und haben
als Aushängeschilder des österreichischen
Radsports, die jetzt international ihre Ausrufezeichen
setzen, das Tirol-Trikot getragen:
Marco Haller, Patrick Konrad, Gregor Mühlberger,
Lukas Pöstlberger, Michael Gogl,
Sebastian Schönberger und nun eben auch
der Tiroler Patrick Gamper. Die junge, erfrischende
und erfolgreiche Philosophie hat
dem Team national und international einen
sehr guten Ruf beschert, als Kaderschmiede,
als Sprungbrett für junge Talente, und
sie lässt sehr viele Partner und Mitstreiter
seit 13 Jahren an das Projekt glauben.
Mehr als nur ein Radteam
Heuer ist alles anders. Corona hat auch
die Räder des Teams jäh zum Stillstand
gebracht. Doch während die Rennkilometer
bisher sehr überschaubar sind, arbeitet
die Führung des Teams an seinem
Stützpunkt am Innsbrucker
Hauptbahnhof intensiv an seiner
strategischen Ausrichtung,
mehr als nur ein Radteam zu
sein. Das Missionstatement
„Ride with passion“ ist dabei
Programm und Philosophie
zugleich, mit Leidenschaft, Herz
und Hirn umfassend am Rad zu
drehen: Da ist einmal die Veranstaltung
Gravel Innsbruck, mit
der man den großen Trend Gravel
auch für Tirol sinnstiftend
nützen möchte. Dann der Aufbau
und die einladende Gestaltung
eines Shops, mit einem feinen
Menü vieler Köstlichkeiten,
die den Radsport so lebenswert
machen. Und schließlich will
man dem Thema Rad in einem
breiten Kontext eine Community und meinungsbildende
Plattform sein. Mit der Initiative,
die Radweltmeisterschaften 2018 nach
Tirol zu holen, wurde dafür ein wichtiger
Impuls für Tirol gesetzt.
Wir sind Weltmeister
Hunderttausende Besucherinnen und Besucher
säumten links und rechts die Straßen,
und Millionen verfolgten die Helden
der Landstraßen vor den Fernsehgeräten.
Der touristische Erfolg war groß. Doch ist
dieser nur eine von drei großen zu gewinnenden
Etappen, wenn wir die Gesamtwertung
wollen, das Regenbogentrikot für
ein weltmeisterliches Radland Tirol: Da ist
natürlich einmal der Radsport selbst. Seine
Förderung und Unterstützung muss nachhaltiger
für die Zukunft gesichert werden,
tirol.sportlich und gesund
57
um den Talenten eine positive Perspektive
zu geben. Dann die Infrastruktur, mit Radwegen,
Beschilderungen und ausreichend
Abstellflächen. Einiges passiert in diesem
Bereich. Das Land Tirol tätigt im Schulterschluss
mit den Gemeinden die notwendigen
Investitionen in bauliche Maßnahmen,
um verlorene Kilometer der Vergangenheit
aufzuholen. Und schließlich die Königsetappe:
das Bewusstsein, die Einstellung, das
Commitment aller, wirklich das Radland
Tirol zu sein.
WÄHREND COVID-19 VIELE
BRANCHEN FIEBRIG AN DAS
BETT FESSELT, ZÄHLT DIE
RADINDUSTRIE ZU DEN
GROSSEN GEWINNERN.
Die Zeichen der Zeit könnten dafür nicht
besser stehen. Während Covid-19 viele
Branchen fiebrig an das Bett fesselt, zählt
die Radindustrie zu den großen Gewinnern:
Der Radhandel ausverkauft und die Auftragsbücher
prall gefüllt für die Zukunft.
Denn wenn es um die Entwicklung zeitgemäßer
Verkehrslösungen in Städten und
Regionen geht, ist das Fahrrad eindeutig
das Fahrzeug der Zukunft: untadelig der
ökologische Fußabdruck, genügsam der
Anspruch an Platz und Raum. Und der
gesundheitliche Aspekt für die Bevölkerung
unbestritten. Auch wird längst nicht mehr
nur von Radwegen gesprochen: Bike- oder
Cycling-Highways sind die neuen verkehrsplanerischen
Begriffe. Überbreite Radwege,
die intelligente Verbindungen zwischen
Städten und deren peripheren Räumen
schaffen sollen, und das ausschließlich
für Radler.
Radfahren boomt
Und so wundert es kaum, dass das Fahrrad
seit Langem wieder auf einer Erfolgswelle
strampelt, moderne Mobilität mit viel Lifestyle
verbindet, und es in vielen Städten
Europas schon hipper ist, mit einem stylishen
Fixie oder Retro-Rennrad unterwegs
zu sein als mit einem im Vergleich dazu
anachronistischen Porsche. Kopenhagen
gilt dabei vielen als Mekka des städtischen
Radfahrens. Über 50 Prozent des beruflichen
und schulischen Verkehrs werden
mit dem Rad zurückgelegt, Delegationen
aus der ganzen Welt schauen vorbei, um
zu lernen. Die Stadt gibt gerne Auskunft
und Know-how weiter, „to Copenhagenize
a city“ heißt das dann, andere Städte radfit
machen.
Viele Städte ziehen nach, wetteifern um
den Ruf der fahrradfreundlichsten Stadt
Europas: Amsterdam, London, Barcelona,
Berlin, Düsseldorf, Münster, München,
Rotterdam oder Utrecht, die im Moment
wohl progressivste Stadt in Sachen Fahrrad.
Rund 200 Millionen Euro werden dort
in die Radinfrastruktur investiert. Die zwei
Gemeinsamkeiten vieler dieser Städte:
Die Stadtregierungen setzen voll auf das
Zukunftspotenzial des Fahrrades, und
Großveranstaltungen wie Radweltmeisterschaften
oder Starts der Tour de France
geben und gaben zusätzlichen Schub für
diese Investitionen.
FAZIT FÜR
INNSBRUCK UND
TIROL: VIEL
ANSPORN UND
MOTIVATION, UM
DEM NAMEN
„BIKECITY“ UND
RADLAND WIRKLICH
GERECHT ZU
WERDEN! ES LOHNT
SICH! NUR NICHT
AUFGEBEN. GEHEN
WIR ES AN!
TIROL KTM
CYCLING TEAM
2007 gegründet. Zählt
international seit Jahren zu
den erfolgreichsten
Talenteschmieden.
RIDE WITH
PASSION GMBH
Leitet die operativen
Geschicke des Teams, führt
einen Shop
www.ridewithpassion.tirol,
organisiert Veranstaltungen
wie das „Gravel Innsbruck“
und versteht sich als meinungsbildende
Plattform
für die Welt des Rades. Die
GemNova hält an der GmbH
eine strategische Beteiligung.
GRAVEL
Neuer großer Fahrradtrend.
Geländetaugliche „Rennräder“
für Fahren auf und abseits
der Straßen und perfekt für
Radreisen.
OBEN: Die so erfolgreiche Rad-WM
2018 sollte den Gemeinden den nötigen
Rückenwind geben. (Tirol Cycling
Team WM 2018 Zeitfahren) (© Tom
Bause)
LINKS: Am Hauptfrachtenbahnhof in
Innsbruck befindet sich die Basis des
Tirol KTM Cycling Teams, mit einem
Shop und einem kleinen Café.
(© home of cycling/Haumesser)
58
tirol.sportlich und gesund
Die gesunde
Gemeinde
STARTET JETZT
AUCH IN TIROL.
Die Bürgermeister und
Amtsleiter von Fiss, Serfaus
und Ladis haben sich am
21. Juli in Fiss mit den Vertretern
der „ARGE Gesunde
Gemeinde“ getroffen, um die
ersten Schritte zur Umsetzung
der gesunden Gemeinde
in Fiss, Serfaus und Ladis
im Herbst zu besprechen.
Die Beweggründe erklärt Planungsverbandssprecher
und Bürgermeister von
Fiss, Mag. Markus Pale so: „Wir sind
schon seit Jahren im Bereich der Gesundheitsförderung
in Fiss aktiv und bieten
Veranstaltungen von Kräuterwanderungen
über Vorträge zu medizinischen Themen
bis hin zu gemeinsamen Ausflügen
mit den Seniorinnen und Senioren an. Als
wir von der GemNova als Projektleitung
der gesunden Gemeinde gefragt wurden
ob wir Interesse an einem Pilotprojekt in
Tirol hätten, haben wir sofort zugesagt.“
Paul Greiter, Bürgermeister in Serfaus,
schließt sich dem gleich an: „Wir
haben uns über die Einladung von Fiss,
gemeinsam mit Ladis die Modellregion
der gesunden Gemeinde in Tirol
zu bilden, sehr gefreut. Auch wir haben
bereits gute Erfahrungen mit Gesundheitsförderungsmaßnahmen
gemacht,
wie z. b. die Dorfgesundheitswochen,
die von avomed, dem Arbeitskreis für
Vorsorgemedizin und ARGE-Partner der
gesunden Gemeinde, bereits in Serfaus
erfolgreich veranstaltet wurden.“
Die „Arbeitsgemeinschaft Gesunde
Gemeinde“ bestehend aus der Projektleiterin
Mag. Claudia Angerer-Foissner, Gem-
Nova, Friedrich Lackner, Geschäftsführer
avomed, und Mag. Marion Zimmermann,
Geschäftsführerin Verein Sicheres Tirol,
versteht sich als Prozessbegleiter und
-berater für die Gemeinden auf dem Weg
zu einer gesunden Gemeinde.
ZUR AUTORIN MAG. CLAUDIA
ANGERER-FOISSNER
Claudia Angerer-Foissner ist Projektverantwortliche
bei der GemNova für die gesunde
Gemeinde. Sie unterstützt Gemeinden bei
der Schaffung von nachhaltigen und gesunden
Strukturen, die Gemeindebürgerinnen und -bürger
zu einem gesunden Lebensstil motivieren.
Kontakt: c.angerer-foissner@gemnova.at
BILD: Hinten: Mag. Paul Greiter, Bürgermeister Serfaus, Florian
Klotz, Bürgermeister Ladis, Mag. Markus Pale, Bürgermeister Fiss
Vorne: Pauli Erhart, Amtsleiter Ladis, Michael Rietzler, Amtsleiter
Fiss, Mag. Claudia Angerer-Foissner, Projektverantwortliche
GemNova, Mag. Marion Zimmermann, GF Verein Sicheres Tirol,
Friedrich Lackner, GF avomed, Christian Kofler, Finanzreferent
Fiss (© Alexander Achenrainer/Gemeinde Fiss)
tirol.sportlich und gesund
59
DIE 7 SCHRITTE
ZUR GESUNDEN
GEMEINDE.
WELCHE AKTIVITÄTEN
KÖNNEN ANGEBOTEN
WERDEN?
1.
Projektvorstellung in der Gemeinde
durch die ARGE Gesunde
Gemeinde
3.
Gesundheitsbefragung der
Bürgerinnen und Bürger:
Online-Fragebogen, persönliche
Interviews
5.
Gründung des ehrenamtlichen
Arbeitskreises
Gesundheit durch fachliche
Unterstützung der ARGE
Gesunde Gemeinde, mit
Einbindung der regionalen
Expertinnen und Experten
(Gemeinde, Arzt, Apotheker,
Therapeuten, Sprengel, Heimleiter
etc.)
7.
Regelmäßige und nachhaltige
Gesundheitsveranstaltungen
führen zur Qualifizierung als
gesunde Gemeinde (Ortsschild
und Amtstafel)
2.
Gemeinderatsbeschluss
4.
Präsentation der Befragungsergebnisse
in der Gemeinde
in Form eines Startworkshops
mittels Einbindung der Bürgerinnen
und Bürger
6.
Entwicklung eines
individuellen Gesundheitsprogrammes
durch den Arbeitskreis
Gesundheit.
Kommunikation des Programmes
in den Gemeindemedien
(Flyer, Homepage,
Postwurf, Social Media, Vereine,
Gesundheits- und Sozialsprengel
etc.)
+ Vorträge zu Ernährung, Bewegung,
psychischer und mentaler Gesundheit etc.
+ Projekte mit Kindergärten und Schulen:
gesunde Ernährung, gesunde Jause etc.
+ Jährliche Schwerpunktthemen: Herzkreislauf,
Immunsystem, Rücken ...
+ Bewegungsprogramme wie Rückenschule,
Walking, Sportkurse etc.
+ Gesundheits-Workshops
+ Dorfgesundheitswochen
+ Entspannungsprogramme wie Yoga,
mentales Training, Entspannungstechniken
+ Gesundheitskampagnen in Kooperation
mit dem Fonds Gesundes Österreich:
Nachbarschaftshilfe, Mobilität im Alter,
generationsübergreifende Projekte,
Projekte zur Förderung des Zusammenhalts
in der Gemeinde etc.
WAS KOSTET DIE
GESUNDE GEMEINDE?
+ Einmalige Anstoßfinanzierung von 500 Euro für
die Kosten der Befragung, durchgeführt in
Kooperation mit dem MCI, Nonprofit, Sozial &
Gesundheitsmanagementlehrgang
+ Jährlicher Mitgliedsbeitrag von 500 Euro
+ 1 Euro pro Bürgerin und Bürger stellt die Gemeinde
dem Arbeitskreis Gesundheit für Gesundheitsförderungsaktivitäten
zur Verfügung (das Budget
bleibt in der Gemeinde).
Der Fonds Gesundes Österreich, das Land Tirol und
die ÖGK finanzieren die fachliche begleitende Unterstützung
durch das Team der ARGE Gesunde Gemeinde.
60
tirol.taditionell
Osttirol fasziniert
landschaftlich und kulinarisch
AUTOR JAN SCHÄFER
Steile Felswände, bizarre
Felsformationen, verborgene
Seitentäler, tosende Gebirgsbäche,
aber auch sanfte
Almen sind typisch für den
Bezirk Lienz, so die offizielle
Bezeichnung Osttirols.
Diese in weiten Teilen noch
erhaltene abwechslungsreiche,
ursprüngliche und wilde
Landschaft prägt die Menschen
und ihre Kultur. Auch
die heimische Küche ist davon
beeinflusst.
Ackerbau, Graswirtschaft und bedingt der
Getreideanbau waren gerade in frühen
Zeiten in dieser Region mühsam und nur
auf eingeschränkten Flächen möglich. Die
zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel
wurden durch Kräuter, Pilze und das,
was die Natur saisonal sonst noch bot,
ergänzt. Um die oft langen, harten Winter
zu überstehen, wurden die Lebensmittel
zur Konservierung und zum Lagern
fermentiert oder geräuchert. Das prägte
die Küche Osttirols. Speck, Hauswürstl,
Lammbraten zählen genauso dazu wie
Ziegen-, Grau- und Almkas. Nicht zu vergessen
sind Schlipfkrapfen, kräftiges Bauernbrot
und Polsterzipfln aus Dinkelmehl.
Traditionelles trifft auf mediterrane
Einflüsse
Inzwischen werden viele traditionelle
Rezepte neu und kreativ interpretiert.
Zu verdanken ist das der örtlichen
Spitzengastronomie.
Denn neben 266 Dreitausendern
bietet Osttirol auch elf
von „Gault & Millau“ ausgezeichnete
Haubenlokale. Viele
gastronomische Betriebe
setzen zunehmend auf Regionalität
und Erzeugnisse, die
von heimischen Bauern produziert
werden. Die Qualität
und Frische drückt sich im
Geschmack aus, der durch die
Nähe zu Italien mit mediterraner
Küche kombiniert wird.
Passend dazu wird eine Vielzahl
von erlesenen Weinen aus
Österreich und Italien angeboten.
Heimische Brände aus
Obst und Zirbe runden das
kulinarische Angebot ebenso
ab wie in Osttirol produzierter
Gin und Whiskey.
In jedem Winkel des Bezirks
kann man Osttirol auf sehr unterschiedliche
Weise, aber immer sehr genussvoll
erleben. Mittlerweile gibt es 17 Genussrouten,
auf denen sich Osttirol landschaftlich
und kulinarisch entdecken lässt. Im
Schatten der Hohen Tauern, im hinteren
Iseltal auf 1.451 Metern hoch über Matrei,
verzaubert beispielsweise der „Strumerhof“
mit seiner Kräuterküche. Diese wachsen
nicht nur im Garten des „Strumerhofs“.
Für die Gerichte wird alles genutzt,
was die Natur der unmittelbaren Umgebung
bietet. So entstehen einzigartige
Kreationen wie die würzige Unkrautsuppe
oder Brennesselknödel in raffinierter
Gorgonzolasoße. In Matrei selbst finden
sich gleich zwei Haubenlokale. Zum einen
ist es die „Rauter Stube“ im Hotel Rauter,
wo Chefkoch Michael Rainer traditionelle
Hausmannskost neu interpretiert. Zum
anderen ist da das „Saluti“. Drei-Hauben-
Koch Ernst Moser überrascht seine Gäste
mit einem regelmäßig wechselnden Ange-
OBEN: Drei-Hauben-Koch Josef Mühlmann vom Gannerhof,
Innervillgraten. (© Gannerhof/Matteo Marioli)
RECHTS KLEIN: Eine Kreation des
Gannerhofs: Rübenkraut-Schlipfkrapfen mit luftgetrocknetem
Schicken und eingelegten Zirbenkernen.
(© Gannerhof/Lukas Kirchgasser Fotografie)
RECHTS GROSS: Das Kräuterwirtshaus
Strumerhof der Familie Holzer auf 1.451 Meter Seehöhe
hoch über Matrei i. O. (© Alex Papis/Strumerhof)
tirol.taditionell
61
bot. Mal ist es mexikanisch
ausgerichtet,
dann wieder asiatisch
oder orientiert sich
an lokalen Gerichten.
Haubenküche ist in
Osttirol daheim
Am Anfang des
Defreggertals, in
Hopfgarten, lädt das
„Zedernklang“ zu
prämierten Gaumenfreuden
ein. Zwei-
Hauben-Koch Gerald
Rieger legt bei seinen kulinarischen Gaumenfreuden
ebenso wie seine Kochkollegen Wert auf höchste
Qualität heimischer Produkte. Natürlich dürfen bei
dieser Aufzählung Osttiroler Spitzengastronomie
das „Hotel Pfleger“ in Anras, das „Vinicea“ in Lavant,
der „Strasserwirt“ in Strassen oder das „Parkhotel
Tristachersee“ in Amlach nicht fehlen. Wer sich ins
ursprüngliche Villgratental aufmacht, sollte unbedingt
im fast schon entlegenen „Gannerhof“ in Innervillgraten
vorbeischauen. Hier verwöhnt der mit drei Hauben
ausgezeichnete Koch Josef Mühlmann seine Gäste
mit wahren Sinnesfreuden. Gault & Millau schrieb
über den Gannerhof: „Man muss schon hinwollen,
aber dieses ‚Hinwollen‘ zahlt sich aus. So werden bei
Josef Mühlmann Schlipfkrapfen durch die Rübenkrautfüllung
in Kombination mit luftgetrocknetem Schinken
und Zirbenkernen in etwas Kalbsfond angerichtet zu
einem Hochgenuss.“
"
Man muss schon
hinwollen, aber dieses
'
Hinwollen' rentiert sich."
Heimische Produkte, höchste Qualität und alte
Familienrezepte
Jenseits von prämierter Küche gibt es auch bei den
vielen Einkehrmöglichkeiten Osttirols kulinarische
Genüsse zu entdecken. Gleich, ob man auf dem
Venediger Höhenweg, am Fuße des Großglockners,
zwischen Glödis und Hochschober oder auf dem
Karnischen Kamm unterwegs ist – jede Hütte wartet
mit ihrer eigenen Spezialität auf: Spinat- oder
Kaspressknödel, Kaiserschmarrn und unterschiedlichste
Kuchen nach Hausrezept. Das Probieren ist
es wert. Doch auch eine einfache Brettljause mit
einem heimischen Obstler – auch Pregler genannt
– verkörpert den Geschmack der Region. Zu Recht
hat sich Osttirol nicht nur touristisch, sondern auch
kulinarisch einen guten Namen gemacht. Es ist ein
Reiseziel, für das man sich Zeit nehmen sollte, denn
es gibt viel zu entdecken.
62
tirol.taditionell
Das Neue im Alten entdecken –
in den Ötztaler Museen
ZUR AUTORIN
MMAG. DR. EDITH HESSENBERGER
Ist eine österreichische Kulturwissenschaftlerin und
europäische Ethnologin. Aufgewachsen in Salzburg, studierte
sie an den Universitäten Wien und Innsbruck. 2018 übernahm
sie die Leitung der Ötztaler Museen, seit 1. Jänner 2019
fungiert sie als Geschäftsführerin der neu gegründeten
Ötztaler Museen GmbH.
Die Ötztaler Museen zählen
mit dem mittelalterlichen
Turm in Oetz und dem frühneuzeitlichen
Bauerndorf-
Ensemble in Lehn/Längenfeld
zu den ältesten Häusern im
Tal. Schon durch ihre Geschichte
haben sie die Funktion
von Zeitzeugen.
Die Gebäude erinnern an unsere Geschichte,
sie zeigen Spuren all der Schritte,
die unsere Gesellschaft in den letzten
Jahrhunderten gegangen ist.
Die Geschichte der alten Häuser ist ihr
Auftrag: Mahnmal zu sein für die schwierigen
Zeiten und Krisen in der Vergangenheit,
wie Hunger oder Naturgefahren,
– aber auch Leuchtturm zu sein für die
Tradition eines nachhaltigen Wirtschaftens,
das Familien mit kleinstem ökologischen
Fußabdruck ernährte und trug –
und nicht zuletzt auch in Zukunft ernähren
und tragen könnte.
So wird im Ötztaler Heimat- und Freilichtmuseum,
das insgesamt elf Gebäude
umfasst, auch ein Garten mit alten Sorten
gepflegt und alle zwei Wochen traditionelles
Bauernbrot im historischen Ofen
gebacken. Auf Anfrage wird auch gerne ein
traditionelles Mues in der Rauchküche des
Museums zubereitet. Die vier Mühlen am
Lehnbach erzählen die Geschichte der Wassernutzung
für aufwändige Arbeiten, wie
etwa die Verarbeitung von Flachs zu Leinen.
In Oetz wird der Bogen vom historischen
bergbäuerlichen Leben hin zur Kunst
geschlagen: Im Turmmuseum findet ein
Teil der rund 5.000 Objekte umfassenden
Kunstsammlung des Oetzer Sammlers
Hans Jäger in einem über 600 Jahre alten
Gebäude Platz.
OBEN: Museumswart
Christian
Holzknecht bei der
Flachsernte im
Museumsgarten und
frische Teiglinge in
der Museumsstube.
(© Ötztal Museum)
tirol.taditionell
63
Ötztaler Museen
Schriften
Der „Turm“, wie er von Einheimischen
genannt wird, ist sicherlich selbst schon
einen Besuch wert. Aber auch die Ausstellung,
die sich über die fünf Ebenen des
mittelalterlichen Gebäudes erstreckt, lädt
zu einer interessanten Zeitreise ein: Das
Ötztal wird im Spiegel der Kunst gezeigt,
und damit wird auch die Geschichte des
Tourismus erzählt. Denn Maler und Wissenschaftler
waren die ersten Reisenden,
die das Ötztal als erstaunlichen, beeindruckenden
Naturraum beschrieben und
damit indirekt Werbung machen. Die
Spuren des darauffolgenden Jahrhundertwende-Sommerfrische-Tourismus
sind
bis heute in Oetz deutlich zu sehen.
Das ganze Jahr über wird ein buntes Veranstaltungsprogramm
für ein breites
Publikum angeboten, es reicht von wissenschaftlichen
Vorträgen über Kunst-
Workshops bis hin zu weihnachtlichen Liederabenden.
Geschichte wird aber auch
im talweiten Archiv „Gedächtnisspeicher“
erfahrbar und
zugänglich gemacht, das über
eine stattliche regionalhistorische
Fachbibliothek verfügt:
Hier werden alte Schriften,
Aufzeichnungen, Medien und
Bücher gesammelt und Interessierten
für Nachforschungen
zur Verfügung gestellt – denn
es gibt zur Geschichte des
Tales auch in Zukunft noch
sehr viel zu entdecken.
Vorbereitend zu den Ausstellungen
forscht das Museumsteam
natürlich auch selbst.
Damit die Ergebnisse Interessierten
nachhaltig zugänglich
sind, erscheint in regelmäßigen
Abständen eine Schriftenreihe.
In diesem Sommer
werden die Themen Kulturlandschaft
und historische
Architekturen vor den Vorhang
geholt: Zwei Ausstellungen,
eine davon erstreckt sich über
neun Standorte im gesamten
Ötztal, setzen sich damit auseinander,
was an Landschaft
eigentlich „schön“ ist, wo der
Wert von historischen Bau-Ensembles
liegt – und welche Chancen ein achtsamer
Umgang mit unserem kulturellen
Erbe birgt.
BAND 2
226 Seiten
Studienverlag,
Innsbruck 2019.
BAND 3
250 Seiten
Studienverlag,
Innsbruck 2020.
BAND 1
175 Seiten
Studienverlag,
Innsbruck 2018.
Ötztaler Heimat- und Freilichtmuseum
Gedächtnisspeicher Ötztal
Lehn 23b | 6444 Längenfeld
+43 664 9102321 | info@oetztalermuseen.at
OBEN: Publikationen
der Ötztaler
Schriften aus den
Jahren 2018, 2019
und 2020. (© Ötztal
Museum)
Mehr dazu unter:
www.oetztalermuseen.at
LINKS: Das Turmmuseum
in Oetz
stellt Kunstwerke und
Künstler rund ums
Ötztal vor. (© Ötztal
Museum)
64
tirol.bildet
So geht das Virus hops
AUTOREN
NINA REDLICH & MICHAEL MAURER
Die Wochen von steigenden
Infektionen mit Covid-19 und
der daraus resultierenden
Maßnahmen stellten für alle
Kinder eine außergewöhnliche
Zeit dar.
Sie mussten sich mit neuen Lebensweisen
vertraut machen und wurden damit auch
vor sozial-emotionale sowie die Lernpraxis
betreffende Herausforderungen gestellt.
Die Öffnung von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen
barg anschließend die
Chance, einerseits die Erfahrungen der
letzten Woche gemeinsam aufzuarbeiten,
und andererseits sich mit den Merkmalen
des Zusammenseins in einem veränderten
Alltag vertraut zu machen.
Aus diesem Grund beschloss ein Team
aus Kolleginnen und Kollegen des Gem-
Nova Bildungspools und der GemNova
Akademie, Pädagoginnen und Pädagogen
bei dieser Aufgabe zu unterstützen. Mit
ihrem Know-how und ihrer Erfahrung wurden
gemeinsam Materialien entwickelt, um
den Wiedereinstieg der Pädagoginnen und
Pädagogen in den Bildungsalltag mit ihren
Kindern, in dem sie die Auswirkungen der
Corona-Krise weiterhin begleiten werden,
zu erleichtern.
Mit diesem speziell aufbereiteten Material
werden einige inhaltlich-didaktische
Impulse für verschiedene pädagogische
Angebote mitgegeben.
Diese lassen sich aufgrund
ihrer unterschiedlichen
didaktischen Zugänge in den
Bereichen Natur und Technik,
Sprache und Kommunikation,
Emotionen und soziale Beziehungen,
Ästhetik und Gestaltung
mit Kindern sowohl auf
unterschiedlichen Altersstufen
(3 bis 14 Jahren) als auch in verschiedenen
Bildungssettings
anwenden. Ziel ist es, die Kinder
im Rahmen des Bildungsbzw.
Unterrichtsgeschehens im
Kindergarten, in der Volksschule,
in der Neuen Mittelschule
und auch im Rahmen der Freizeitbetreuung
mit ihren aktuellen Gefühlen
und Interessen sowie ungeklärten Fragen
rund um die Geschehnisse der Corona-Krise
abzuholen. Die gewählten methodischen
Zugänge des „gemeinsamen lauten Denkens“,
des „Vorlesens und Erzählens“, des
naturwissenschaftlichen Experimentierens
sowie der Sprachsensibilisierung (language
awareness) regen Gespräche mit Kindern
an und ermöglichen das Aufgreifen bzw.
Vertiefen ihrer Gedanken sowie ihrer individuellen
Bedürfnisse. Sie stellen gleichzeitig
jene didaktische Grundlage dar, welche
angelehnt an aktuelle empirische Befunde
zur Wirksamkeit von sprachförderlichen
Maßnahmen eine nachhaltige Qualität im
Bereich der alltagsintegrierten Sprachförderung
hervorruft. Diese wiederum führt
laut internationaler Studien zu positiven
Effekten bei der sprachlichen Entwicklung
von Kindern.
Das Material kann kostenlos heruntergeladen
oder als Druckversion mit dazu
passenden Pflege- und Hygieneprodukten
bestellt werden:
www.gemnova.at/aktuelles/so-gehtdas-virus-hops.html
OBEN: Die Lehrmaterialien vermitteln anhand
eines spannenden Experiments, wie wichtig
Händewaschen ist. (© GemNova)
tirol.bildet
65
Ziel ist es, die Kinder mit
ihren aktuellen Gefühlen
und Interessen sowie ungeklärten
Fragen rund um
die Geschehnisse der
Corona-Krise abzuholen.
RECHTS: Auch den
Kleinsten kann bereits
anhand von Bildern das
Virus erklärt werden.
(© GemNova)
66
tirol.bildet
DIE
Freude
LACHT IHNEN AUS
DEN AUGEN
ZUR AUTORIN
SANDRA LEITNER
Hat die Gründung des Vereins
„Gemeinsam Ferien by GemNova“
koordiniert und sich intensiv mit
dem Thema Ferienbetreuung in
Gemeinden auseinandergesetzt.
Kontakt:
ferienbetreuung@gemnova.at
Die Tiroler Sommerschulwochen werden
heuer erstmals durchgeführt. An 16 Standorten
in allen Bezirken Tirols werden rund
300 Kinder intensiv betreut. Diese gemeinsame
Aktion von Land Tirol und dem Gem-
Nova Bildungspool kam in den Gemeinden
sehr gut an und soll nächstes Jahr konzeptionell
weiter ausgearbeitet werden.
Für viele Alleinerzieherinnen und -erzieher, für viele
Eltern war die Situation während des Höhepunkts
der Corona-Krise ungemein herausfordernd. Die
Schulen waren geschlossen, die Kinder mussten
zu Hause beschäftigt und beaufsichtigt werden. Da
ging auch schon der eine oder andere Urlaubstag
drauf. Um die Erziehungsberechtigten jetzt in den
Sommerferien zusätzlich zu unterstützen, wurden
seitens des Landes die Tiroler Sommerschulwochen
ins Leben gerufen.
RECHTS: Tobias Binder und Rawa Kachi bringen
Flüchtlingskindern spielerisch die deutsche Sprache näher.
(© GemNova)
tirol.bildet
67
Intensive Betreuung
Zwischen minimal zwei und maximal vier Wochen,
je nach Bedarf der Eltern, werden nun an 16 Standorten
in ganz Tirol diese Sommerschulwochen durchgeführt.
Rund 300 Kinder werden dabei intensiv
betreut, vormittags wird gemeinsam gelernt, nachmittags
ein tolles Freizeitprogramm absolviert. Für
die Erziehungsberechtigten ist das Angebot bis auf
die Verpflegung (rund 5 Euro pro Tag für das Mittagessen
der Kinder) kostenlos, auch weil die einzelnen
Gemeinden die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen,
die Kosten für die Pädagoginnen und Pädagogen
wiederum von Landesseite übernommen werden.
Thomas Ramsl, 38 Jahre jung und leidenschaftlicher
Musiker, der in Wien und München Musik studierte
und auch Meisterklassen besuchte, leitet nun an der
freien Waldorfschule in Innsbruck die Sommerschulwochen.
„Ich lerne mit den Kindern Englisch, Deutsch
und Mathematik, nachmittags musizieren wir dann
gemeinsam und sind auch künstlerisch tätig. Die
Begeisterung bei den Kindern ist groß, die Freude
lacht ihnen aus den Augen.“ Bei diesem Pädagogen
freilich kein Wunder, dirigiert Ramsl doch auch die
Tiroler Kaiserjägermusik oder die Big Band Innsbruck.
Spezielle Hilfe für Flüchtlingskinder
Besonderes Augenmerk wird bei den Sommerschulwochen
auch auf jene Kinder gelegt, die der
deutschen Sprache noch nicht so mächtig sind. Die
39-jährige Rawa Kachi, vor fünf Jahren selbst aus
dem von heftigen Kämpfen und
Kriegen erschütterten Syrien
nach Österreich geflohen, gibt
„DAS WICHTIGSTE IST, ALLE
ihr Wissen nun an diese Kinder
SIND MIT GROSSER FREUDE weiter: „Vor allem geht es darum,
die Buchstaben zu erken-
DABEI UND LERNEN SPIELE-
RISCH DIE DEUTSCHE SPRACHE.“ nen, langsam lesen zu lernen.
Wir sprechen natürlich Deutsch
miteinander, manchmal erkläre
ich auch etwas auf Arabisch.
Beim Spielen gibt es dann keine Sprachschwierigkeiten
mehr, die Kinder verständigen sich mit Händen
und Füßen. Und mit sehr viel Lachen.“
Insgesamt sieben Kinder umfasst ihre kleine Gruppe,
sechs davon kommen aus Syrien, ein Mädchen
aus Kenia. Das Umfeld ist für fast alle neu, natürlich
gibt es auch Heimweh, das eine oder andere
Wehwehchen, Verständigungsschwierigkeiten. „Das
Wichtigste aber ist, alle sind mit großer Freude dabei
und lernen dabei spielerisch die deutsche Sprache.“
Verein: Gemeinsam Ferien by GemNova
Die bei den Tiroler Sommerschulwochen tätigen Pädagoginnen
und Pädagogen sind übrigens alle beim
Verein „Gemeinsam Ferien by GemNova“ angestellt,
der speziell dafür von der GemNova gegründet wurde.
Der Zweck dieses Vereins: das Angebot an Ferienbetreuung
für schulpflichtige Kinder sowohl quantitativ
als auch qualitativ zu verbessern, um gleichzeitig
auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf voranzubringen,
womit auch das berufliche Fortkommen
von Frauen gefördert wird. Ein fürwahr wichtiges, nie
enden wollendes Ziel.
Über diese Sommerschulwochen hinaus gibt es natürlich
auch eigene Angebote der Gemeinden. So werden
etwa in Mutters oder in Steinach am Brenner noch
deutlich längere Ferienbetreuungen angeboten. Alleine
in diesen beiden Gemeinden werden den Sommer
über bis zu 50 Kinder betreut, die Pädagoginnen und
Pädagogen dafür stellt abermals die GemNova. Und ja,
dieses Konzept der Ferienbetreuung ist eine schlüssige
Sache. Auch weil der Verein „Gemeinsam Ferien by
GemNova“ bestens vernetzt ist. Mit ein Grund, warum
die besten Pädagoginnen und Pädagogen beschäftigt
werden können. Zwei Beispiele davon sind eben
Thomas Ramsl und Rawa Kachi.
OBEN: Landesrätin Beate Palfrader zu
Besuch an der Volksschule Pfunds, wo aktuell
die Tiroler Sommerschulwochen stattfinden.
(© Land Tirol)
68
tirol.bildet
HANDREICHUNG
ELTERNBILDUNGSPARTNER-
SCHAFT
PRAXISEMPFEHLUNGEN
ZUR ALLTAGSINTEGRIER-
TEN SPRACHFÖRDERUNG
VON ZU HAUSE AUS.
Handreichung Elternbildungspartnerschaft
– Praxisempfehlungen
zur alltagsintegrierten
Sprachförderung von
zu Hause aus.
Der Zusammenarbeit mit Eltern und Erziehungsberechtigten
kommt in einer Zeit, in
der Kinder verstärkt zu Hause betreut werden,
eine besondere Bedeutung zu, da sie
die Durchgängigkeit alltagsbasierter Sprachbildung
sicherstellen kann, welche Kinder
dabei unterstützt, sich ein- bzw. mehrsprachig
optimal weiterzuentwickeln.
Die Folgen der Corona-Pandemie im aktuellen
Kindergartenjahr, durch die der pädagogische
Alltag in elementaren Bildungseinrichtungen
nicht mehr in gewohnter Weise
sichergestellt werden konnte, verursachten
insbesondere für Kinder mit Migrationskontext
und anderen Herkunftssprachen
einen einschneidenden Bruch auf ihrem
Bildungsweg. Sie führten zu einem Verlust
wertvoller Bildungszeit, welche gerade
vor dem Übergang in die Schule intensiv
genutzt werden kann, um Kinder in ihren
Teilhabemöglichkeiten am Bildungsgeschehen
zu stärken. Die kontaktlose Zeit
kristallisierte sich jedoch auch als besondere
Chance für pädagogische Fachkräfte
heraus, Bildungspartnerschaften mit Eltern
und Erziehungsberechtigten zu intensivieren,
um weiterhin das Wohlbefinden und
die individuelle Entwicklung jedes Kindes
in den zentralen Fokus zu stellen. Im regelmäßigen
telefonischen Austausch bot sich
pädagogischen Fachkräften die Gelegenheit,
über interessiertes Nachfragen Eltern
und Erziehungsberechtigte in ihrem täglichen
Tun und Handeln mit den Kindern als
Entwicklungsbegleiterinnen und -begleiter
wertzuschätzen und sie als Sprachvorbilder
zu stärken. Insbesondere im Hinblick auf
die sprachlichen Entwicklungsfortschritte,
die zwischenzeitlich im häuslichen Kontext
in der Erst- bzw. Zweitsprache jedenfalls
stattgefunden haben, bot sich diese Form
der Zusammenarbeit auf Distanz als besonders
wirksam an, um mögliche Ängste und
Unsicherheiten von Eltern in Bezug auf den
Erst- und Zweitspracherwerb aufzugreifen
und insbesondere, um Entwicklungsfortschritte
mithilfe der Alltagsbeobachtungen
der Eltern und Erziehungsberechtigten im
häuslichen Kontext sichtbar zu machen und
gemeinsam zu reflektieren.
Sprachliche Bildung im Alltag unter Einbezug
der sprachlichen Vielfalt
Das Team der Sprachberaterinnen und
-berater hat im Auftrag der Fachabteilung
für Elementarbildung der Tiroler Landesregierung
eine pädagogische Handreichung
mit praktischen Empfehlungen für pädagogische
Teams im Kindergarten ausgearbeitet,
die vor allem Unterstützungsmöglichkeiten
zur alltags-integrierten Sprachförderung
sowie zur Sprachentwicklungsbeobachtung
im häuslichen Kontext aufzeigt.
DER KINDLICHE SPRACHERWERB
KANN IN JEDEM BELIEBIGEN
LEBENS- UND LERNKONTEXT
GANZHEITLICH UND DURCH JEDE
KOMPETENTE BEZUGSPERSON
GEFÖRDERT WERDEN.
Der Leitfaden basiert auf der grundlegenden
Überlegung, dass Sprachentwicklung immer
durch Beziehung und über das Sammeln
von Sinneserfahrung bzw. das Anregen von
Denkprozessen auf ganz natürliche Weise
beim Kind passiert. Somit kann der kindliche
Spracherwerb in jedem beliebigen Lebensund
Lernkontext ganzheitlich und durch
jede kompetente Bezugsperson gefördert
werden. Als wesentlich hervorzustreichen
gilt, dass die Förderung des Kindes in seiner
Erstsprache(n)kompetenz gleichermaßen
zur Förderung seiner Zweitsprachenkompetenz
beiträgt und deren Entwicklung
sogar begünstigt, eben weil das Wahrnehmen,
Denken und Handeln immer ein ganzheitlicher
Prozess ist. In der pädagogischen
Handreichung finden sich daher zu verschiedenen
inhaltlichen Schwerpunkten konkrete
Handlungsmöglichkeiten, die von pädagogischen
Fachkräften als Empfehlung direkt an
tirol.bildet
69
LIEBE KINDER, WIR
HOFFEN, ES GEHT EUCH
GUT?! UNS GEHT ES
GUT. BEI UNS IM WALD
IST ALLES IN ORDNUNG.
AUSZUG DER SPRACHLICH-SPIELERISCHEN IMPULSE
IM WALD, DER ALS „BILDUNGSRAUM“ GENUTZT WIRD.
Eltern und Familien weitergegeben werden
können. Das Interesse an „Bilderbuchkultur
und Vorlesen“ kann beispielsweise durch
den Besuch einer örtlichen Kinderbücherei
bzw. durch die Zurverfügungstellung eines
Ausleihverfahrens des Kindergartens selbst
gefördert werden oder aber auch, indem die
erwachsene Bezugsperson gemeinsam mit
dem Kind Bücher auf einem Online-Marktplatz,
basierend auf den aktuellen Bedürfnissen
des Kindes, aussucht. Das gemeinsame
Lesen bzw. Anschauen von Büchern, das
dialogische Sprechen über damit verknüpfte
Themen sowie auch das bewusste Beobachten
des Kindes bei der selbstständigen
Auseinandersetzung mit dem Buch zu Hause
kann den Fokus des kindlichen Interesses
auf den Literacybereich lenken.
Ebenso kann im häuslichen Alltag auch
der Zugang zur Schriftkultur durch das
Sichtbarmachen von Schriftdokumenten
(Kalender, Einkaufszettel, Zeitschriften etc.)
oder auch durch das gemeinsame Suchen
nach Schriftzeichen oder Piktogrammen
beim Spazierengehen auf einfache Weise
begünstigt werden. Das Aufgreifen der
konkreten Fragen des Kindes, wenn es sich
selbst beim Schreiben versuchen möchte,
zählen dazu wie auch das gemeinsame
Besorgen von Schreibutensilien und
„Schulsachen“, wenn das Kind bereits vor
Schuleintritt Interesse zeigt. Beim Führen
von Gesprächen mit dem Kind kann
auch dem dekontextualisierten Sprechen
besondere Beachtung geschenkt werden.
Dies gelingt bei Erzählungen über vergangene
oder zukünftige Ereignisse (z. B.: den
gemeinsamen Tag reflektieren und Pläne
schmieden, Familienmitglieder erzählen
Geschichten aus ihrer Kindheit,
von der Großfamilie, aus der
Gegend, in der sie aufgewachsen
sind etc.) sowie beim Thematisieren
abstrakter Phänomene wie
das Beschreiben von Gefühlen
oder anderen nicht sichtbaren
Zuständen. Auch das naturwissenschaftliche
Experimentieren
im Alltag gehört dazu: Gemeinsame
Tätigkeiten im Haushalt wie
auch Unternehmungen in der
Natur, für die das Kind besonderes Interesse
zeigt, eignen sich für das gemeinsame
laute Nachdenken. Insbesondere durch
bewusstes Nachfragen können die aktuellen
Gedanken der Kinder aufgegriffen werden.
Im Rahmen der alltagsbasierten Sprachbildung
kann auch explizites Sprachwissen
von Kindern, welches idealerweise schon
vor dem Schuleintritt sichtbar wird, effizient
gefördert werden. Dabei ist es dienlich,
aufmerksam zu sein, ob und wann das Kind
beispielweise zwischen zwei oder mehreren
Sprachen wechselt, ob der kindliche Wortschatz
neben konkreten auch abstrakte
Begriffe beinhaltet oder auch zu welchen
Satzkonstruktionen Kinder in der Lage sind
(Haupt- und Nebensätze). Auch das gemeinsame
Nachdenken über andere Sprachen
fördert den Zugang und das Wissen über
Sprachenvielfalt.
Intensive Bildungspartnerschaft mit den
Eltern als Chance
Alltagsbasierte Sprachbildung, welche über
die Förderung des Kindergartens hinaus
noch durch eine intensive Bildungspartnerschaft
mit Eltern und Erziehungsberechtigten
angereichert wird, birgt die besondere
Chance in sich, die sprachliche Entwicklung
jedes Kindes sehr individuell sowie ganzheitlich
begleiten zu können und damit auch
sein sozial-emotionales Wohlbefinden in
den Fokus zu rücken. Das bewusste Einbinden
der Familiensprache(n) in alltäglichen
sprachförderlichen Maßnahmen (alle im
oberen Abschnitt angeführten Empfehlungen
lassen sich in der Erst- wie auch in der
Zweitsprache umsetzen!) verleiht der Expertise
der Bildungspartnerinnen und -partner
als sprachliche Vorbilder ihrer Herkunftssprachen
sowie als Entwicklungsbegleiterinnen
und -begleiter ihrer eigenen Kinder
eine besondere Wertschätzung.
Gelebte pädagogische Praxis in einer
Tiroler Gemeinde
Dem Kindergarten der Gemeinde Stanz bei
Landeck ist es gelungen, während des Lockdowns
mit Kindern und Eltern auf besondere
Weise in Kontakt zu treten und somit
der Bildungspartnerschaft mit Eltern sowie
der Bildungsarbeit mit Kindern eine ganz
neue Ausdrucksform zu verleihen. An einem
besonderen Platz im Wald, den das pädagogische
Team bereits vor der Krise mit
den Kindern wöchentlich aufsuchte und als
„Bildungsraum“ nutzte, wurde eine Szene
mit sprachlich-spielerischen Impulsen vorbereitet,
welche für Kinder und ihre Familien
ein Anstoß zum Miteinander plaudern, Nachdenken,
Erzählen, Geschichten erfinden und
aufschreiben war. Eltern und Erziehungsberechtigte
hatten die Chance, mithilfe
dieses pädagogischen Angebots ihre Kinder
im Alltag in ihrer sprachlichen Entwicklung
intensiv und individuell zu begleiten.
Der Kindergartenleitung, Frau Maria Senn,
gemeinsam mit ihrer Assistenzkraft ist es
gelungen, durch das Schaffen einer lern- und
sprachanregenden Umgebung außerhalb
des Kindergartens ihren Bildungsauftrag
im Bereich Sprache, Kommunikation und
die Heranführung an Literacy mithilfe einer
gelingenden Bildungskooperation mit Eltern
fortzusetzen und somit einen wesentlichen
Beitrag zur pädagogischen Qualität in der
elementaren Bildungsarbeit zu leisten.
ZUR AUTORIN
MAG. NINA REDLICH, MA ECED
Nina Redlich leitet das Team Sprachberatung
des Landes Tirol und
koordiniert den Fachbereich Elementarpädagogik
im GemNova Bildungspool Tirol.
Kontakt: n.redlich@gemnova.at
70
tirol.bildet
AUS
DER KRISE
LERNEN
März – Freitag, der
13. Lockdown. Gemeinsame
Unternehmungen
verboten.
Kontakt ausschließlich
mit Personen im
eigenen Haushalt.
Veranstaltungen
abgesagt. Aus- und
Weiterbildung undenkbar.
Und dann?
ZUR AUTORIN
MAG. SANDRA
WIMMER
Sandra Wimmer verantwortet
den Bereich Aus- und
Weiterbildung. Sie hat selbst als
Deutschtrainerin gearbeitet und
ist Expertin im Bereich Sprachund
Wissensvermittlung.
Kontakt: s.wimmer@gemnova.at
tirol.bildet
71
Das Leben verläuft nun mal nicht immer
wie eine Autobahn geradeaus. Auch steinige
und unvorhersehbare Passagen sind ein
Teil davon. Jedoch liegt die Kunst darin, die
in den Weg gelegten Steine zu sammeln
und schlussendlich ein Haus daraus zu
bauen. Dieser Gedanke hat auch die Gem-
Nova Akademie während der Zeit von Quarantäne
und Veranstaltungsverbot stetig
begleitet. Kurzerhand wurde eine DSGVOkonforme
Online-Lernplattform implementiert
und die Präsenzkurse in niedrigem
Ausmaß so gut wie möglich weitergeführt.
Jedoch auch hier gab es immer wieder
Brocken, die beseitigt werden mussten:
fehlende technische Ausrüstung, schlechte
Internetverbindung, überlastete Server,
verzweifelte oder sogar unauffindbare Teilnehmerinnen
und Teilnehmer
Zeit, Geduld und Kreativität
Wie alles im Leben benötigte es eine
gewisse Zeit, viel Geduld und kreative Trainerinnen
und Trainer, bis der Online-Unterricht
wieder mit Spaß stattfinden konnte.
Im Laufe der Monate hat sich diese Art
der Aus- und Weiterbildung sehr gut etabliert.
Sogar so gut, dass wir künftig verstärkt
auf Webinare und Blended Learning
(eine Kombination aus Präsenzseminaren
und E-Learning) setzen werden. Somit
konnte mit den vielen Steinen und Brocken
ein tolles, stabiles Haus geschaffen werden.
Eine weitere Baustelle, die sich rund
um die kommunale Fortbildung aufgetan
hat, steht ebenso im Zeichen der Flexibilität
und des maßgeschneiderten, lebenslangen
Lernens. Durch Covid-19 hatten
plötzlich viele deutlich mehr Zeit, welche
für Aus- und Weiterbildungen genutzt werden
konnte. Mithilfe von E-Learning ist es
heutzutage möglich, sich orts- und zeitunabhängig
neues Wissen anzueignen.
Auch das ist künftig über die GemNova
Akademie möglich.
Lernen, trainieren, festigen
Anhand einer Webapp können sowohl
kommunalspezifische als auch allgemeine
Inhalte in Selbstregie gelernt, trainiert
und gefestigt werden. Dies umfasst Neuerungen
zur TGO (Tiroler Gemeindeordnung),
rechtliche Grundlagen zum Freizeitwohnsitz
oder Umgang und Tricks
mit den Office-Programmen, Krisenmanagement
und Präsentationstechniken.
Begleitend zu diesen Themen können
Präsenzseminare besucht werden.
Somit kann jede und jeder selbst entscheiden,
wie viel Zeit in eine Fortbildung
investiert wird. Dies kann sich von einer
kurzen zehnminütigen Sequenz mittels
Smartphone bis zu einem mehrstündigen
Themenkomplex erstrecken.
Alles in allem kann rückblickend gesagt
werden, dass auch aus einer Krise wie dieser
viele positive Neuerungen mitgenommen
werden können: eine Veranstaltungsplattform
mit allen relevanten Aus- und
Weiterbildungen für Gemeinden, Blended-
Learning-Kurse und E-Learning-Seminare.
Dennoch freuen wir uns wieder darauf,
wenn Normalität einkehrt. Trotz der
technischen Möglichkeiten möchten wir
Präsenzseminare nämlich nicht missen.
Wir bieten den Gemeinden
auch individuelle,
maßgeschneiderte Inhouse-Schulungen
an.
Kontakt:
akademie@gemnova.at
Factbox
Alle Veranstaltungen, die für
Gemeinden relevant sind,
können auf der Veranstaltungsplattform
gemeindeveranstaltungen.at
gefunden
werden.
Derzeitige Anbieter sind:
FLGT – Fachverband der
Gemeindebediensteten
Tirols, Bildungsforum, Tiroler
Gemeindeverband, Open-
Digital, Kommunalwerkstatt,
Bauernbund, GemNova Akademie
und Grillhof.
72 tirol.kultur
LESENSWERTE
BÜCHER
INSIDE TÜRKIS
KLAUS
KNITTELFELDER
EMPFOHLEN VON
REINHOLD OBLAK
Edition a
Mai 2020
224 Seiten, € 22,-
Sehr sauber recherchiert. Frech und flott und frei geschrieben. Keine allzu persönlichen
Bewertungen, stattdessen viele Informationen, amüsante Aperçus, alles mit zuweilen
recht trockenem Humor versehen. Die Zusammenhänge erklärend dargestellt, die
jeweilige Vita pointiert zusammengefasst. Der Journalist Klaus Knittelfelder, ein bisher
eher unbekannter Name, selbst gerade mal 28 Jahre jung, hat ein wirklich bemerkenswertes
Buch verfasst. Und ja, die wenigen Männer und noch weniger Frauen im
engsten Kreis des türkisen Kanzlers gehören schon mal in dieser Form porträitiert,
zueinander in Beziehung gestellt. Wichtig auch aufzuzeigen, wie der Hase innerhalb
der gegenwärtigen ÖVP läuft, wer Entscheidungen vorbereitet, das Ohr des Herrn
Kurz hat. Dafür gebührt dem Autor großes Lob, gleichzeitig Respekt und Anerkennung.
Was als beispielgebende Geschichte dieses Netzwerkes freilich fehlt: die Chronologie
zur penibel vorbereiteten Machtübernahme innerhalb der ÖVP, welche Mitterlehner in
den Schatten, Kurz ins Licht stellte. Ins, wie viele meinen, in jenem Fall freilich ziemlich
schlechte Licht.
tirol.kultur
73
Steidl Verlag
Juni 2020
240 Seiten, € 34,-
ISCHGL
LOIS HECHENBLAIKNER
Der renommierte Tiroler Fotograf Lois
Hechenblaikner hat einmal mehr einen
beeindruckenden Bildband vorgelegt.
Diesmal, dem aktuellen Anlass entsprechend,
über den Corona-Hotspot Ischgl.
Seine Aufnahmen zeigen – im Zeitraum
von 26 Jahren – die Auswüchse
des Tourismus in diesem Wintersportort.
Unglaubliche Fotos, schockierende
Bilder, für sich sprechende Aufnahmen.
Deswegen war es auch nicht nötig, diese
mit Bildunterschriften zu versehen.
Hechenblaikner richtet seine Kamera so
zielgenau auf das Treiben im Schnee,
dass die Fotos für sich stehen, keiner
weiteren Worte bedürfen. Und ja, natürlich,
diese öffentlichen Saufgelage, diese
touristischen Auswüchse bedürfen zweierlei:
eines entsprechenden Angebotes,
gleichzeitig vieler Menschen, die dieses
auch nutzen. In Ischgl ist beides zuhauf
vorhanden.
Zwischen Juli 1942 und Oktober 1943 wurden
in den Vernichtungslagern Treblinka,
Sobibor und Belzec mindestens 1,5 Millionen
Jüdinnen und Juden ermordet. Der
harmlose Name für diese systematische
Ermordung von Menschen: „Aktion Reinhard“.
Über viele Umwege gelangten nun
die Fotos von Johann Niemann, stellvertretendem
Lagerkommandanten von Sobibor,
an die Öffentlichkeit. Darüber wird in diesem
ausgezeichnet recherchierten Buch
detailliert berichtet. Mit wissenschaftlicher
Genauigkeit, mit vielen Zahlen, Daten, Fakten.
Vor allem aber auch mit Aussagen
Überlebender, nachgezeichneten Einzelschicksalen,
die der Geschichte erst ihr
ganz persönliches Gesicht geben.
Bemerkenswert an diesen Fotos aus dem
Vernichtungslager Sobibor: sie zeigen die
Selbstherrlichkeit, die lockere Entspanntheit
der Täter, allen voran von Johann Niemann.
Gleichzeitig verschweigen sie das
unsagbare Leid, die unglaubliche Angst,
das grauenhafte Elend der Hunderttausenden
Opfer. Und Sie verschweigen den
Kontext, die Umstände, unter denen diese
Bilder aufgenommen wurden. Ein uneingeschränkt
empfehlenswertes Buch, das
über die Fotos die eine Seite der Medaille
zeigt. Und über den ausgezeichneten
Inhalt, die erklärenden Texte, die schreckliche
andere.
Und dann kam Corona, Covid-19, mit
Ischgl als Zentrum. Während die Tiroler
Politik relativierte, die Hände in Unschuld
wusch und ohnehin alles richtig machte,
zeigt Hechenblaikner mit seinen Bildern
die schrille, die laute, die grausliche
Realität. Von gestern, von heute,
wohl auch wieder von morgen. Selbiges
hat er freilich auch mit seinen anderen
Büchern – Hinter den Bergen, Volksmusik
– gemacht. Dass er damit in Tirol recht
oft als „Nestbeschmutzer“ tituliert, überall
sonst hingegen geachtet und respektiert
wird, spricht wohl für ihn. Ein Buch,
das deshalb vor allem auch in und für
Tirol uneingeschränkt zu empfehlen ist.
Metropol Verlag
Jänner 2020
382 Seiten, € 29,-
FOTOS
AUS SOBIBOR
74 tirol.kultur
ALPENGLETSCHER
FISCHER/RITSCHEL
Wer dieses faszinierende Buch nur in die
Hand nimmt, wird schon überrascht sein.
Der Haptik des Covers wegen greift es
sich wirklich gut an. Dann die großformatigen
Fotos, aufgenommen über viele
Jahrzehnte. Erinnerungen an einst massive
Gletscherströme, gewaltige Aufnahmen
bekannter Berge und schwindender
Eisbrüche. Beim langsamen, sorgfältigen,
staunenden Eintauchen in dieses Buch
werden wir immer wieder an den beeindruckenden
Bildern hängenbleiben. Was
für grandiose Fotos, was für ein Genuss
beim Betrachten.
Dazu viele sehr interessanten Texte.
Bei uns in den Alpen, heißt es etwa, verlieren
die Gletscher zwischen einem
halben und einem Meter Eis. Pro Jahr,
wohlgemerkt. Ist es wärmer, können es
auch schnell mal zwei Meter sein. Der
Klimawandel lässt grüßen. Ausdrücklich
hervorzuheben: die teils sehr persönlichen
Zeilen zum Gletscherschwund, zu
vergangenen Touren in den Ost- und
Westalpen. Ein Buch, das mit viel Herzblut
verfasst wurde. Uneingeschränkte
Leseempfehlung.
Tyrolia Verlag,
Mai 2020
256 Seiten, € 39,-
tirol.kultur 75
PAPA LALALAYA
KRIEMHILD BUHL
Kriemhild Buhl hat ein unglaublich beeindruckendes
Buch geschrieben. Ja, natürlich über ihren Vater, Hermann
Buhl, der in Bergsteigerkreisen nach wie vor
Legendenstatus genießt. Viel mehr freilich noch über
ihre Mutter, Generl, über ihre Schwestern, über sich
selbst. Herausgekommen ist eine fein ziselierte Familiengeschichte,
mit vielen endgültigen Brüchen, mit
großen Hoffnungen, bitteren Enttäuschungen. Verfasst
aus der Sicht der Tochter, der Schwester, eines Kindes,
einer Jugendlichen, einer erwachsenen Frau.
Edition Tandem,
März 2019
265 Seiten, € 22,-
Besonders hervorzuheben ist die Sprache, sind die
grundsätzlichen Gedanken und Überlegungen, ist die in
wunderschöne Worte gefasste Zuneigung zu ihrer Mutter,
Hermann Buhls Frau. Hier wurde mit ganz feiner
Feder geschrieben. Und ja, dieses Buch durchströmt
auch sehr viel Herzblut, intensives Gefühl. Zuweilen ist
es reine Hilflosigkeit, die uns hier entgegentritt. Dann
wieder pralle Lebensfreude, große Nachdenklichkeit,
auch Verzweiflung. Wer dieses Buch zur Hand nimmt,
wird reich beschenkt. Chapeau!
Bergverlag Rother,
Mai 2019
208 Seiten, € 24,90
FELSTOUREN IM
II. UND III. GRAD
OTTO/BAUR
Wer mal ins leichte Klettern hineinschnuppern möchte, der oder dem sei dieses Buch empfohlen.
Vor allem deswegen, weil sich hier eine feine breite, übersichtliche Auswahl an entsprechenden
Zielen findet. Klar, für jemanden, der wirklich klettert, ist ein II. und III. Grad wohl nichts. Für andere
indes kommt auch bei diesen Schwierigkeiten schon mal die „Nähmaschine“ zum Vorschein. Vor
allem, wenn eine gewisse Ausgesetztheit auch noch hinzukommt. Und die ist bei einigen dieser
Touren durchaus vorhanden.
Die recht ausführlichen Beschreibungen sind grundsätzlich in Ordnung, wenngleich in Einzelfällen
ein „Local“ schon mal den Kopf schüttelt. Die Fotos sind mitunter recht nett, was bei einigen
Touren freilich besser wäre, ist ein Topo. Vielleicht ein Anreiz für die nächste Auflage. Besonders
hervorzuheben: die für den ersten Blick hilfreiche Übersichtskarte, die feine Zusammenfassung
der Ziele samt Schwierigkeitsgraden. Und ja, dieses Buch mit knapp 50 Touren deckt von den
Allgäuer Alpen im Westen bis zum Tennengebirge im Osten gleich mehrere schöne Regionen
ab. Kommt bitte immer gesund zurück.
76
tirol.kultur
DRAUF GEPFIFFEN–
WIR BLASEN WEITER!
Den Kopf in die Tuba stecken hätte auch
nichts gebracht – und so haben sich viele
Musikantinnen und Musikanten der Tiroler
Musikkapellen wegen des Virus nicht
aus dem Takt bringen lassen. Denn eine
Woche ohne Probe geht gar nicht.
Von einem Tag auf den anderen nicht
mehr proben, anschließend nicht mehr
gemeinsam zusammensitzen – eine
Vorstellung, die wohl keinem Musikanten
wohl bekommen war. „Bleib dahoam!“ –
für einen Musikanten schlichtweg Freitag
abends ein Fremdwort. Die Musikkapelle
Sautens blieb daheim, war aber deswegen
noch lange nicht leise. Sie machten
bei verschiedenen Aktionen mit. Ab dem
15. März ließen sie – wie in ganz Österreich
– Töne aus den Fenstern und von
Balkonen erklingen oder waren Teil der
Klopapier-Challenge.
Auch bei der Bundesmusikkapelle Ried-
Kaltenbach gestalten sich die Proben nur
anders, was dem Spaß an der Musik keinen
Abbruch tut. „Es finden derzeit Covidbedingt
leider noch keine Platzkonzerte
unserer Bundesmusikkapelle Ried-Kaltenbach
statt. Es ist aber mit großer Freude
zu beobachten, wie fleißig geprobt wird,
und die Covid-Vorgaben eingehalten werden.
Es ist nur zu hoffen, dass bald wieder
Konzerte stattfinden können“, so Bürgermeister
Klaus Gasteiger.
OBEN: Daheim
gemeinsam beim
Proben. (© MK
Sautens)
LINKS:
Die Bundesmusikkapelle
Ried-Kaltenbach
probt derzeit im
Freien. (© BMK Ried-
Kaltenbach)
tirol.sozial 77
EROBERT DAS ZILLERTAL
ZUR AUTORIN
DIPL. SOZ. PÄD. CHRISTIANE MAYER
Christiane Mayer ist seit über 20 Jahren im sozialen
Bereich tätig. YoungStar ist ihr Herzensprojekt, weil es
Jugendliche dort abholt, wo sie gerade stehen und eine
aktive und sinnvolle Beschäftigung bietet.
Kontakt: c.mayer@gemnova.at
Die vier Zillertaler Gemeinden
Schwendau, Hippach, Ramsau
und Hainzenberg starten mit
„YoungStar“, einem tollen Projekt
der GemNova. Dabei wird
Jugendlichen ab 13 Jahren eine
sinnvolle Freizeitbeschäftigung
geboten. Tirolweit übernehmen
diese vier Gemeinden eine
beispielgebende Vorreiterrolle.
Den Auftakt machte in diesen Tagen der
erste „Lernfreude“-Nachmittag im Haus
der Gemeinde. Dabei wurde gemeinsam
gelernt, Englisch wiederholt sowie Hausübungen
erledigt. Die ersten drei „Lernfreude“-Stunden
sind für die teilnehmenden
Kinder kostenlos, die Jugendlichen
hingegen bekamen bereits ihren ersten
Ziller-Taler im Wert von 3,- Euro pro Stunde.
„Ich finde es einfach toll, etwas Neues
auszuprobieren“, so eine Teilnehmerin.
„Ich kann Verantwortung übernehmen und
andere mit meinem Wissen unterstützen.
Da haben wir alle etwas davon.“
wichtig, „das soziale Miteinander zu fördern.
Gerade in dieser für uns alle nicht
einfachen Zeit ist es notwendig, Kinder
und Jugendliche bestens zu unterstützen.“
Für die Projektbetreuung vor
Ort ist die diplomierte Sozialpädagogin
Marion Kogler zuständig. Sie ist die
erste Ansprechpartnerin, sie liefert bei
plötzlich auftretenden Fragen rasche
Antworten.
Um die Kinder und Jugendlichen aneinander
zu gewöhnen, organisierte Kogler
kürzlich einen gemeinsamen Kennenlernen-Nachmittag.
„Natürlich sind dabei
auch Spaß und Spiel nicht zu kurz gekommen“,
so die Pädagogin, die sich von der
Begeisterung der Kinder und Jugendlichen
gleich anstecken ließ.
Ausweitung geplant
Doch YoungStar besteht nicht nur aus
der „Lernfreude“. Als nächster Schritt
ist der Aufbau einer Sommerbörse angedacht,
bei der Jugendliche insbesondere
in soziale Einrichtungen hineinschnuppern
sollen. Und dann gibt es natürlich
auch noch die Idee der Nachbarschaftshilfe
oder von sogenannten Sprachbuddys.
Gemnova Prokurist Niki Kraak: „Die
vier Zillertaler Gemeinden haben einen
tollen Start hingelegt. Wie zu hören ist,
werden bald weitere Gemeinden folgen..“
UNTEN:
Der tirolweite Start von YoungStar erfolgt
im Zillertal. Bgm. Franz Hauser (Schwendau),
Marion Kogler (Projektbetreuung), Bgm. Gerhard
Hundsbichler (Hippach), Christiane Mayer
(GemNova) sowie Niki Kraak (Prokurist
GemNova) (© GemNova)
Soziales Miteinander fördern
Für den Schwendauer Bürgermeister
Franz Hauser ist es dabei besonders
78 tirol.sozial
Schulsozialpädagogik –
what’s that?
ZUR AUTORIN
MAG. CARINA GRUBER
Carina Gruber ist seit Juli 2016
als Sprachtrainerin bei GemNova,
seit Mai 2019 ist sie zudem im
GemNova Bildungspool für die
Koordination der Schulassistentinnen
und Freizeitbetreuerinnen im
Tiroler Unterland zuständig.
Kontakt: c.gruber@gemnova.at
Soziales Lernen als Lerngegenstand gibt
es an diversen Schulstandorten in Tirol
schon seit geraumer Zeit, die Einbettung
in das Konzept der Schulsozialpädagogik
ist hingegen noch nicht so weit verbreitet.
Das erste tirolweite Pilotprojekt startete
im Jahr 2009 an der NMS, damals
noch Hauptschule, in Fieberbrunn im Tiroler
Unterland. Inzwischen haben einige
Gemeinden nachgezogen, unter anderem
die Gemeinde Kössen, welche seit dem
Frühjahr 2017 das Projekt Schulsozialpädagogik
an der hiesigen Neuen Mittelschule
anbietet.
Umgesetzt wird das Projekt Schulsozialpädagogik
an der NMS Kössen seit Anbeginn
von Dipl. Soz.-Päd. Nicole Mayr und
Mag. Bernhard Lang. Die beiden Schulsozialpädagogen
fokussieren sich im
Unterrichtsfach Soziales Lernen auf die
sozialen Belange der Schülerinnen und
Schüler. Klassenverbände sind eine heterogene
Zusammensetzung aus unterschiedlichsten
Charakteren, die mitten
in ihrer Identitätsfindungsphase stecken.
Diese Mischung birgt natürlich ein gewisses
Konfliktpotenzial in sich, und da setzt
die Schulsozialpädagogik an, um mit ausgewählter
Methodik mit den Kindern diese
Thematiken zu bearbeiten.
KLASSENVERBÄNDE
SIND EINE HETEROGENE
ZUSAMMENSETZUNG
AUS UNTERSCHIED-
LICHSTEN CHARAK-
TEREN, DIE MITTEN IN
IHRER IDENTITÄTSFIN-
DUNGSPHASE STECKEN.
Die zu behandelnden Themen verändern
sich natürlich je nach Altersstufe. „Wo es
in der ersten Klasse zu Schulbeginn noch
viel um Eingewöhnung und Kennenlernen
geht, werden in der zweiten Schulstufe
bereits Domänen wie Selbst- und Fremdwahrnehmung,
Egoismus und Narzissmus
sowie Glück und Zufriedenheit thematisiert“,
erläutert Sozialpädagogin Nicole
Mayr. Zudem wird das Angebot auf die
jeweiligen Bedürfnisse der Schülerinnen
und Schüler bzw. der Klassen im Generellen
zugeschnitten. Insbesondere in den
höheren Klassen wird die Themenauswahl
in der Gruppe und auch in enger Abstimmung
mit den Lehrpersonen getroffen.
Überdies werden neben diesen unterrichtsintegrierten
Einheiten auch Beratungsgespräche
von den beiden Schulsozialpädagogen
angeboten. Diese finden
am Standort statt und können sowohl von
Schülerinnen und Schülern, als auch von
Eltern und Lehrpersonen wahrgenommen
werden. Die Nachfrage nach einer solchen
Hilfestellung und Beratungsmöglichkeit ist
groß - Tendenz steigend.
Was die Fördermittel für Schulsozialpädagogik
betrifft, so sind diese seitens des
Landes Tirol auf einen Beitrag aus dem
Resort Bildung beschränkt. Das heißt, das
Angebot wird bis dato von den Gemeinden
selbst finanziert, was für kleinere
Gemeinden mit großen finanziellen Aufwendungen
verbunden ist - das Ergebnis
kann sich jedoch sehen lassen. Umfragen
zufolge sind Eltern, Lehrerinnen und
Lehrer und die wichtigste Zielgruppe, die
Schülerinnen und Schüler selbst, an der
NMS Kössen überaus zufrieden mit dem
Angebot und schätzen das Engagement
seitens der Schulleitung und der Gemeinde
als Schulerhalter in diesem Bereich.
Die Gemeinde Kössen hat die Stelle der
Schulsozialpädagogik an der NMS mit der
Anstellung als Leitung des Jugendzentrums
Kössen kombiniert und somit eine
Vollzeitanstellung für Nicole geschaffen.
Die Kombination aus den beiden Tätigkeiten
ist laut Sozialpädagogin Nicole Mayr
eine sinnhafte Verknüpfung und ermöglicht
ihr ein ganzheitliches Arbeiten mit
den Jugendlichen.
RECHTS: Die eigenständige Erledigung der
Schulaufgaben war eine große Herausforderung.
(© shutterstock)
tirol.sozial
79
Auch in Zeiten des Corona-Lockdowns und
der damit einhergehenden Schulschließungen
und des Umstiegs auf Homeschooling war
die Schulsozialpädagogik eine große Unterstützung
für sowohl Lehrerinnen und Lehrer
als auch Schülerinnen und Schüler an der
NMS Kössen. Schulsozialpädagogin Nicole
Mayr hierzu: „Es ging vor allem darum, die
Lehrpersonen zu unterstützen. Mit Schülerinnen
und Schüler die schwer erreichbar
waren, Kontakt aufzunehmen oder jenen zu
helfen, die Schwierigkeiten mit dieser neuen
Strukturierung des Unterrichts hatten. Es war
eine Fokussierung auf unser Beratungsangebot.“
Zudem musste für manche Lernende
technisches Equipment besorgt werden, da
sie andernfalls gar nicht am digitalen Unterricht
teilnehmen hätten können. Als Fazit
meint die Sozialpädagogin jedoch, dass es
unglaublich sei, wie gut die Youngsters mit
dieser schwierigen Zeit des Homeschoolings
umgegangen seien, vor allem vor dem Hintergrund,
dass einige der Kinder noch kaum
mit den dazu notwendigen Programmen vertraut
waren und die Umstellung in so kurzer
Zeit stattgefunden hatte. Sowohl die selbstständige
Strukturierung des Tages und die
eigenständige Erledigung der Schulaufgaben
zuhause als auch die fehlende soziale Nähe
zu Freunden, welche in dieser Altersgruppe
für die persönliche Entwicklung von großer
Bedeutung ist, zählten zu den großen Herausforderungen
dieser Zeit und wurden in den
„SOL-Einheiten“ und Beratungsgesprächen
der letzten Schulwochen vor den Sommerferien
thematisiert.
Es ist unglaublich, wie gut
die Jugendlichen mit dieser
schwierigen Zeit des Homeschoolings
umgegangen sind.
80 tirol.sozial
GEMEINSAM VERSORGT:
EINE GUTE SACHE, DIE
NACHHALTIG WIRKT
den Partnern des Projektes –
u. a. MPreis, die Rewe-Gruppe,
Hofer und DM – regional für
den Besteller einkaufen.
ZUM AUTOR
MICHAEL KIRCHMAIR
Michael Kirchmair ist seit 2013
bei der GemNova. Er ist Experte
für den Bereich Informations- und
Kommunikationstechnik.
Kontakt: m.kirchmair@gemnova.at
In Corana-Zeiten haben viele an der Versorgung
für jene getüftelt, die Hilfe bei den
täglichen Besorgungen brauchen. Gemeinsam
mit verschiedenen Partnern hat Gem-
Nova ein nachhaltiges System geschaffen,
dass bargeld- und kontaktlose Hilfe
ermöglicht, Freiwillige und Gemeinden
einbindet und allen lokalen Händlern die
Teilnahme ermöglicht. „Die Initiative kam
von der Firma MPreis. Von Anfang an war
aber klar, dass alle ein offenes System wollen“,
sagen die GemNova-Projektbetreuer
Michael Kirchmair und Magnus Gratl. In
einzelnen Gemeinden wurde bereits erfolgreich
getestet. In einem zweiten Schritt
wird „Gemeinsam versorgt“, das auf Nonprofit-Ebene
arbeitet, an professionelle
Dienstleister in der Pflege übergeben.
Was steckt dahinter?
Die Firma Brain Behind hat als genialer
Partner ein einfaches App für Helfer entwickelt,
dass den digitalen Einkauf regelt.
Mittels einer Karte können sie auch bei
Der Hilfesuchende meldet
sich erstmals an und kann
dann unkompliziert per Telefon,
oder auch selbstständig
oder über Hilfsorganisationen
seine Bestellung aufgeben.
„Es geht auch, wenn man den
Einkaufszettel einfach fotografiert
und hochlädt. Schon
ist die Bestellung im System“,
erklärt Michael Kirchmair. Dann
kommt wieder der Helfer zum
Zug. Er erledigt in einem oder
mehreren Geschäften den Einkauf
und bezahlt an der Kasse
bargeldlos im Auftrag des
Bestellers. Der Einkauf wird
samt Kassenbon zugestellt und im System
als erledigt gekennzeichnet. Fertig. „Unser
System funktioniert ohne Lieferschein,
ist offen für alle interessierten Händler in
einem Ort und ermöglicht es dem Bestellenden
sogar, Wünsche zu äußern und für
mehrere Einheiten Aufträge zu erteilen. Für
die Helfer ist es toll, dass niemand mehr in
Vorlage zur Finanzierung gehen muss. Es
wird direkt und bargeldlos – auf Wunsch
auch über ein Treuhandkonto – im Auftrag
des Hilfesuchenden abgewickelt“, sagen
Kirchmair und Gratl.
In allen Bundesländern gibt es interessierte
Gemeinden und Organisatoren.
„Die Entwicklungen von Corona haben uns
überholt. Das System ist soweit fertig und
soll bei einer zweiten Welle vor allem für
professionelle Hilfseinrichtungen bereitstehen.
Erfolgreich in Tirol umgesetzt wurde
‚Gemeinsam versorgt‘ in der Gemeinde
Mils bei Hall. Dort wurde eine Einheit
betreutes Wohnen unkompliziert versorgt“,
erklärt Michael Kirchmair abschließend.
Er dankt allen am Projekt Beteiligten: „Die
Abstimmung zwischen Brain Behind, Raiffeisen,
der Kronenzeitung als Medienpartner
und den vielen Interessenten hat gut
funktioniert. Ein gutes Produkt steht zum
Einsatz bereit.“
OBEN: Der Startschuss erfolgte in Mils bei
Hall in Tirol: Amtsleiter Roland Klingler, miniM-
Filialleiterin Özlem Karakus, Bürgermeister
Peter Hanser (v. l. n. r.). (© GemNova)
BIM
BUILDING INFORMATION MODELING
IST GOLD WERT FÜR DEN BAUHERRN
tirol.hat Recht 81
AUTOREN
CHRISTOPH MÜLLER-THIEDE (M.O.O.CON), DANIEL DEUTSCHMANN (HEID & PARTNER)
UND MIRKO WARZECHA (MENSCH UND MASCHINE)
BIM (Building Information Modeling)
ist in aller Munde. Allerdings
wird es aktuell vorwiegend
aus der Perspektive
von Planerinnen und Planern
und Ausführenden diskutiert.
Die Nutzenstiftung von seiten
der Bau-Auftraggeberinnen
und -geber wird kaum beleuchtet.
Dabei ist BIM eine Methodik und ein Tool,
das seinen vollen Nutzen erst entfaltet,
wenn es über den gesamten Lebenszyklus
einer Immobilie angewendet wird.
Und damit rückt der Nutzen von BIM in
den Fokus von Auftraggebernnen, Nutzern,
Betreiberinnen sowie Investoren.
Gemeinden sind oftmals Auftraggeber
sowie Investoren von Immobilienprojekten
und treten in der Folge häufig zugleich
als Nutzer und Betreiber auf, weshalb
BIM insbesondere auch im kommunalen
Bereich vermehrt ein wichtiges Thema
sein wird. Um diese Perspektive entsprechend
in den Fokus zu rücken, haben sich
drei Partner aus den Bereichen Projektmanagement,
Recht und Digitale Modelle
zusammengeschlossen und eine Veranstaltungsreihe
zum Thema „BIM – Die
erfolgreiche Umsetzung für den Bauherrn“
ins Leben gerufen. Denn: Das sind die drei
Bereiche, die notwendig sind, um ein BIM-
Projekt aus Sicht von Auftraggeberinnen
und -gebern erfolgreich zu machen.
Worum geht es denn nun eigentlich aus
Sicht des Bauherrn? Zu allererst gilt es,
den – je nach Projekt individuellen – Nutzen
zu identifizieren. Je nachdem, ob ich
geberin oder -geber eines Gebäudeprojekts
Nutzerin, Betreiber und/oder Investorin
bin, sieht die Nutzenstiftung anders
aus. Aus jeder dieser Perspektiven können
unterschiedliche Vorteile durch eine
Anwendung von BIM erzielt werden.
Grundlage für nutzenstiftendes BIM ist
in jedem Fall der strukturierte und im
Projektfortschritt detailliert werdende
Datenaufbau. Diese Daten gliedern sich
in statische Daten (so wie das Gebäude
übergeben wird) und dynamische Daten
(Daten aus der Nutzung des Gebäudes).
Zusammen erhält man einen digitalen
Zwilling, der auf Knopfdruck Informationen
zum aktuellen Zustand von Bauelementen
und Anlagen liefert, aber auch
zu Nutzungsverhalten und Auslastung der
unterschiedlichen Bereiche und Räume.
Aus Nutzersicht können mit diesen Daten
das Nutzungsangebot verbessert und beispielsweise
Echtzeitdaten zur Auslastung
eingesehen werden. Aus Betreibersicht
können mit diesen Daten Facility Management
(FM) Services zielgerichtet gesteuert
und optimiert werden. Aus Investorensicht
sind Werterhaltung der Immobilie
sowie Kostensicherheit in Errichtung und
Betrieb die relevantesten Faktoren.
Sobald sich der Bauherr im Klaren ist, welche
dieser Anwendungen für ihn wichtig
sind, geht es um die Frage: Was muss
ich als Auftraggeberin oder-geber tun,
damit diese tatsächlich Realität werden
und einen Nutzen stiften?
Unsere Antwort spiegelt die drei nachfolgenden
– für ein BIM-Projekt – erfolgsrelevanten
Kompetenzen wider:
82 tirol.hat Recht
TEIL 1
Projektmanagement
Aus Sicht des Projektmanagements muss
der Bauherr, nachdem er seine BIM-Strategie
– also die relevanten Anwendungsfälle
– festgelegt hat, die dazu passende
Projektorganisation aufsetzen. Wichtig
dabei ist, Klarheit über die Modellverantwortung
zu schaffen sowie Strukturen für
das Qualitätsmanagement zu etablieren,
das passende Beschaffungsmodell auszuwählen
und dafür zu sorgen, dass an
den Schnittstellen Planung-Ausführung-
Betrieb die korrekte Übergabe der Modellverantwortung
definiert ist, sodass die
Daten ohne Informationsverlust weitergegeben
werden. Mit dieser Grundlage
ist der Bauherr in der Lage, die entsprechenden
Leistungsbilder für die Auftragnehmerinnen
und -nehmer zu erstellen
sowie die Bestellqualität für das digitale
Modell – die so genannte Auftraggeber-
Informationsanforderung (AIA) – zu formulieren.
So wie Bau-Auftraggeberinnen und
-geber auch für das physische Gebäude
einen Bedarf formulieren, müssen damit
Architektinnen und Architekten und Fachplanerinnen
- und planer wissen, was sie
zu planen haben, müssen sie dies auch für
das digitale Gebäudemodell tun.
Die größte Herausforderung besteht darin,
dass viele dieser Angaben und Festlegungen
in der Strategie- und Initiierungsphase
eines Gebäudeentwicklungsprojektes
erfolgen müssen. Also zu einem Zeitpunkt,
zu dem noch kein Plan gezeichnet ist. Zu
so einem frühen Zeitpunkt ist der Bauherr
aufgefordert, die für ihn nutzenstiftenden
Anwendungsfälle eines BIM-Modells für
den gesamten Lebenszyklus – also auch
für den Betrieb – zu definieren. Gelingt dies,
ist der Bauherr in der Lage viele Jahrzehnte
lang von einem lückenlosen, auf die Bedarfe
zugeschnittenen digitalen Gebäudemodell
zu profitieren und damit den Wert und Nutzen
der Immobilie deutlich zu erhöhen.
TEIL 2
Rechtliche Aspekte
Im Zusammenhang mit dem Einsatz von
BIM sind verschiedene strategische, vergabe-
und vertragsrechtliche Punkte zu
beachten. Das BIM-Abwicklungsmodell
regelt die konkrete Vergabe- und Vertragsstrategie
für das Projekt und in welcher
Phase die Modellverantwortung bei
welchem Projektbeteiligten liegt.
Für die erfolgreiche Realisierung von BIM-
Projekten bedarf es darüber hinaus der
Festlegung neuer Leistungsbilder (z. B.
„BIM-Manager“, „BIM-Koordinator“), einer
Verantwortungsmatrix, von Regelungen
zur Datenspeicherung und zu Nutzungsrechten
sowie von zusätzlichen (einheitlichen)
Vertragsbedingungen für alle Beteiligten
(sogenannte „BIM-BVB“). Bei der
Wahl eines konkreten Vertragsmodells
ist grundlegend zwischen „gebündelter“
Beauftragung und Einzelverträgen zu
unterscheiden.
Ein Praxisbeispiel
Als vergaberechtliche Strategie für das
Tiroler BIM-Pilotprojekt „Neubau der
HBLFA Rotholz“ wurde festgelegt, zwei
Vergabeverfahren zur Findung eines
Generalplaners (GP) und eines Generalunternehmers
„Plus“ (GU+) durchzuführen.
Beide Verfahren wurden als
Verhandlungsverfahren mit vorheriger
europaweiter Bekanntmachung gemäß
des Bundesvergabegesetzes durchgeführt,
um die gemeinsame Festlegung
eines hinreichend genauen Leistungsumfangs
(insbesondere für das BIM-Modell
und die Schnittstellen) zu ermöglichen.
Das Leistungsbild des GP umfasste u.
a. die Gebäudemodellbearbeitung mittels
BIM, somit die Erstellung eines
„as-planned-Model“. Der GU+ wurde
im Anschluss beauftragt, das vom GP
zur Verfügung gestellte BIM-Modell für
alle Fachbereiche weiterzuführen und
ein „as-built-model“ zu erstellen, womit
eine vollständige Gebäude- und Bauteilerfassung
im BIM-Modell erreicht werden
konnte. Die Verantwortung für das
BIM-Modell lag zunächst beim GP, ging
später an den GU+ über und verblieb bis
zur Übernahme des Bauwerks durch den
Bauherrn und Übergabe des BIM-Modells
bei diesem. Dabei oblag es dem GU+,
den optimalen Übergabezeitpunkt des
Modells vom GP auf den GU+ zu bestimmen.
Der GU+ verantwortete ab diesem
Zeitpunkt in Eigenverantwortung die Planungsfortschreibung
und die Verteilung
der einzelnen Rollen (z. B. BIM-Koordinator).
TEIL 3
Digitale Modelle
Wie bereits eingangs erwähnt, liegt es
an den Auftraggeberinnen und -gebern,
bereits in der Entwurfs- und Planungsphase
klarzustellen, wofür das zentrale
Datenmodell am Ende dienen soll und in
welcher Phase welche Informationen im
Modell erfasst werden. Man spricht in diesem
Zusammenhang u. a. vom Level of
Information (LoI) und Geometry (LoG). Diese
Regeln müssen klar im BIM-Lastenheft
(AIA – Auftraggeber-Informationsanforderungen)
definiert werden (z. B. wann und in
welchem Format welche Daten übergeben
werden). Digitale Modelle sind nicht nur
saubere 3D-Modelle, sondern speichern
die richtigen Informationen, die später für
den Betrieb wichtig sind und wachsen mit
der Bauphase und im Betrieb.
Als Auftraggebergeberin und -geber möchte
man jederzeit wissen, wie der Stand
des Projektes ist. Demnach ist in der Realisierung
und Ausführung eine gemeinsame
virtuelle Arbeitsumgebung – eine CDE
tirol.hat Recht 83
(Common Data Environment)
–, die den digitalen
Austausch von Projektinformationen
ermöglicht,
wichtig. Dies erhöht
nicht nur die Transparenz,
sondern ermöglicht
sowohl ein Controlling
über den gesamten Projektfortschritt
und auch
die dokumentierte Verwaltung
von Aufgaben.
Zudem wird durch diese
verbesserte Kommunikation
die Entscheidungsfindung
erleichtert.
Die möglichst papierlose
Bau- und Ausführungsphase
(BIM2Field) dient
zur tatsächlichen Mengenermittlung,
zur Bauablaufsimulation
und
zum Kostenmanagement.
Während der Ausführung
können Informationen von
Objekten beispielsweise
über QR-Codes ins Modell
zurückgeschrieben werden.
So erreicht man die Sicherung der
Fortschreibung des Datenmodells sowie
eine Baufortschrittsvisualisierung und
-analyse, wodurch Termin- und Kostensicherheit
im Projekt besser gewährleistet
werden können.
Durch die Übergabe eines digitalen
Modells an den Betrieb bleiben wichtige
Informationen erhalten. Das richtige Aufbereiten
und Einspielen der Daten in die
CAFM-Umgebung (Computer Aided Facility
Management) ist essenziell für die
weitere Nutzung und muss von Beginn an
mitgedacht werden. Bei der Übertragung
der BIM-Daten ins Facility-Management-
BILD: Projekt
Rotholz (© DI Hannes
Buchinger)
System (BIM2FM) ist es wesentlich, dass
mittels BIM-Profile alle Parameter festgelegt
werden, die ins FM-System übernommen
werden sollen. Nur so ist die
Nutzenstiftung von BIM auch im Gebäudebetrieb
sichergestellt.
Heid & Partner Rechtsanwälte ist eine
Partnerkanzlei von GemNova und hat
eine Tirol Niederlassung in den Büroräumlichkeiten
der GemNova.
Der Vergabemodus beim
Projekt HBLFA Rotholz als
GU+ ist eine richtungsweisende
Möglichkeit der
öffentlichen Vergabe, bei
der Qualität, Kosten und
Termine exakt eingehalten
werden. Die Umsetzung
als eines der ersten
BIM-Projekte in Tirol kann
als gelungener Einstieg in
diese Methode und Technologie
bewertet
werden.
BM DI
ANTON
RIEDER
84 tirol.sucht Menschen
VITALREGION
ÜBER INNSBRUCK
EIN IN MEHRFACHER HINSICHT HOCHINTERESSANTES PROJEKT
Die „Vitalregion über Innsbruck“,
eine Kooperation der Gemeinden
Ellbögen, Patsch, Vill, Igls,
Lans, Aldrans, Sistrans, Tulfes
und Rinn im Freizeit- und Touristikbereich,
ist ein in mehr-
facher Hinsicht hochinteressantes
Projekt.
Die neun Gemeinden möchten gemeinsam
die Region weiterentwickeln. Die
Vorteile sollen dabei sowohl für Einheimische
als auch für Touristinnen und
Touristen und Tagesgäste spürbar und
erlebbar werden. Darüber hinaus entstand
im Rahmen des Projekts aber auch eine
spannende Jobmöglichkeit, welche als Vorreitermodell
für den kommunalen Arbeitsmarkt
dienen kann.
Welche Ziele verfolgen die kooperierenden
Gemeinden im Detail? Johannes Strobl,
Bürgermeister der Gemeinde Aldrans,
schildert das Besondere an dieser Zusammenarbeit:
„Die Vitalregion ist ein Zusammenschluss
über die Planungsverbandsgrenzen
hinaus. Wir verfolgen das Ziel,
unsere gemeinsamen Interessen stärker
zu vertreten und den größeren Nutzen,
der aus der Zusammenarbeit entsteht,
zu lukrieren.“
Synergien über Jobmodell nutzen
Die Gemeinde Aldrans spielt dabei eine
besondere Rolle, denn die Administration
der Vitalregion ist im Gemeindeamt angesiedelt.
Eine Mitarbeiterin der Gemeinde
ist zu einem Teil für das Aldranser Bürgerservice
zuständig, zum anderen übernimmt
sie die Projektkoordination für die
gesamte Vitalregion.
„Wir haben uns entschieden, Aufgaben aus
der Gemeindeverwaltung und der Vereinsadministration
zusammenzuführen, um
durch dieses Angebot erstens ein attraktiver
Arbeitgeber zu sein und vor allem, was
für uns ganz wichtig ist, Gemeinsamkeiten
und Synergien zwischen den beiden Verwaltungsaufgaben,
für das Bürgerservice
einerseits und die Vitalregion andererseits,
zu nutzen. Dies in einer Person zu verbinden,
macht Sinn und ist die Zukunft“, so
Bürgermeister Strobl.
Die Tiroler Gemeinden sind laufend auf
der Suche nach verlässlichen und engagierten
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Dabei sind Stellen in den unterschiedlichsten
Bereichen zu besetzen,
um sämtliche Services für die Bürgerinnen
und Bürger bieten zu können. „Um
die Tiroler Gemeinden als attraktive
Arbeitgeber zu positionieren, kommen
vermehrt innovative Beschäftigungsmodelle
zum Einsatz“, so Maximilian Huber,
bei der GemNova für das Personalmanagement
zuständig.
Ein Paradebeispiel hierfür ist die gemeinsam
mit der GemNova, dem Unternehmen
der Tiroler Gemeinden, ausgeschriebene
Stelle in der Gemeinde Aldrans.
Jobattraktivität stark erhöht
Die ausgeschriebene Position im Bereich
Verwaltungsmanagement vereint zwei
unterschiedliche Aufgabengebiete, welche
sich zu einem attraktiven Vollzeit-Jobangebot
ergänzen. Mit Alexandra Skamen
konnte eine engagierte und sehr kompetente
Person für diese Stelle gefunden werden.
„Die Tätigkeit ist äußerst interessant
und vielseitig. Man hat sehr viel mit unterschiedlichsten
Menschen zu tun. Aufgrund
der Tätigkeit für die Vitalregion sogar über
die Gemeindegrenzen hinaus. So erfährt
man auch, was in allen Nachbargemeinden
los ist. Ich finde das sehr spannend“, freut
sich Skamen über die vielen Herausforderungen
in ihrem Aufgabengebiet.
tirol.sucht Menschen 85
LINKS: Bgm.
Johannes Strobl
fand mit GemNova
eine professionelle
Unterstützung in der
Personalsuche.
(© GemNova)
RECHTS: Die
Gemeinde Aldrans ist
Teil der Vitalregion
über Innsbruck.
(© Innsbruck Tourismus/Tom
Bause)
Professionelles Recruiting als Weg zum
Erfolg
„Die Tiroler Gemeinden mit ihren dazugehörigen
Einrichtungen bieten eine umfassende
Bandbreite an interessanten und zugleich
herausfordernden Jobmöglichkeiten. Um allerdings
hochqualifiziertes Personal zu finden,
wird die Durchführung eines professionellen
Recruiting-Prozesses immer wichtiger. Von
der Festlegung der detaillierten Anforderungen
und Schaltung von Stelleninseraten über ein
umfangreiches Analyse- und Screening-Verfahren
der Bewerbungen bis hin zur Abhaltung
von Hearings – die geeigneten Personen
zu finden, wird zunehmend komplexer
und erfordert ein großes Maß an fachlichen
sowie zeitlichen Ressourcen“, so Maximilian
Huber. „Durch die Vielzahl an täglichen Aufgaben
in der Verwaltung verfügen Gemeinden
oft nicht über ausreichend Ressourcen sowie
das umfassende Netzwerk. Außerdem ist mit
einer externen Abwicklung über die GemNova
eine transparente und neutrale Personalsuche
garantiert. So konnten auch wir für die
Gemeinde Aldrans und die Vitalregion mit Alexandra
Skamen in kurzer Zeit eine qualifizierte
Person für die ausgeschriebene Stelle finden“,
fasst Bürgermeister Strobl zusammen.
Erfahren Sie mehr mehr
über Jobs in den Gemeinden
im Videobeitrag bei
279.TIROL auf YouTube.
AUTOR
MANFRED SCHIECHTL
86 tirol.ist schön
TIROLER SEEN –
VIELFÄLTIG
UND WUNDERSCHÖN
tirol.ist schön
87
ZUM FOTOGRAFEN
FELIX RICHTER
Felix Richter studierte Journalismus
an der Universität von Rio
de Janeiro. Seit 1997 war Richter
als Berufsfotograf, Verleger und
Schriftsteller in Brasilien tätig. Er
veröffentlichte 20 Fotografiebücher,
fünf Romane und hatte
zahlreiche Fotoausstellungen. 2017
übersiedelte Richter mit seiner
Familie nach Innsbruck und arbeitet
heute als Social-Media-Manager
und Fotograf.
Kontakt: f.richter@gemnova.at
BILD: Achensee –
der größte See Tirols
mit einer Tiefe von
bis zu 133 Metern.
(© Felix Richter)
88 tirol.ist schön
OBEN: Ein Naturjuwel,
der Hintersteiner
See, liegt oberhalb von
Scheffau im Naturschutzgebiet
Kaisergebirge.
(© Felix Richter)
UNTEN: Am Fuße des
Fernpasses gelegen ist
der Blindsee aufgrund der
versunkenen Baumstämme
besonders beliebt bei
Taucherinnen und
Tauchern. (© Felix Richter)
RECHTS: Der Obernbergersee
liegt auf ca.
1.600 Meter Seehöhe und
gilt als beliebtes Wanderziel
für Naturliebhaber.
(© Felix Richter)
tirol.ist schön
89
90 tirol.ist schön
tirol.ist schön 91
LINKS:Der Piburger
See bei Ötz ist einer der
wärmsten Seen Tirols
und nur zu Fuß erreichbar.
(© Felix Richter)
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92 tirol.blickt über die Grenzen
INTERKOMMUNALE
ZUSAMMENARBEIT
IN VORARLBERG
AUTOR
GEORG KEUSCHNIGG
Beim westlichen Nachbarn stellen
sich die Gemeinden in vielen
Bereichen neu auf – im Gespräch
mit Oliver Christof vom Vorarlberger
Gemeindeverband.
Das Land Vorarlberg und der Vorarlberger
Gemeindeverband haben vor elf
Jahren eine Stelle eingerichtet, die sich
mit der Beratung und Entwicklung von
neuen interkommunalen Formen der
Zusammenarbeit befasst. Mit ihrer Leitung
wurde Oliver Christof betraut. Georg
Keuschnigg von der GemNova bat ihn um
eine Zwischenbilanz.
tirol.blickt über die Grenzen
93
In Vorarlberg werden seit einigen Jahren
neue interkommunale Strukturen entwickelt.
Was wird konkret gemacht?
In den letzten fünf Jahren sind zu den bestehenden
interkommunalen Strukturen folgende neue
dazugekommen:
Bereich IT-Betreuung, Geografisches Informationssystem
(GIS): IT-Kompetenzzentrum
Bludenz/Walgau/Montafon (derzeit 22 von 25
Gemeinden); EDV-Betreuung in der Region Vorderland
(sechs von 13); IT amKumma (vier von
vier); IT-Fachbereich der Region Leiblachtal (fünf
von fünf); Kompetenzzentrum GIS Hohenems-
Kummenberg (fünf Gemeinden).
Bereich Personal: Zusätzlich zu den bestehenden
Personalverwaltungen (Bludenz, Dornbirn,
Feldkirch) wurde 2018 das Kompetenzzentrum
Personalverwaltung Hard eingerichtet. Derzeit
gehören ihr zwei Gemeinden von zehn an.
Baurechtsverwaltung: Zusätzlich zu den bestehenden
Baurechtsverwaltungen (Großes Walsertal,
Klostertal-Arlberg, AmKumma, Blumenegg,
Montafon, Walgau West) wurde 2017 die Baurechtsverwaltung
Bregenzerwald gegründet (16
von 24).
Finanzverwaltungen: Zusätzlich zur bestehenden
Finanzverwaltung für die Gemeinden
der Region Vorderland wurden in den letzten
Jahren folgende neue gegründet: Finanzverwaltung
Montafon für neun von zehn Gemeinden
und Stand Montafon; Finanzverwaltung
Hofsteig: drei Gemeinden von sieben; Finanzund
Rechnungswesen Walgau West: drei
Gemeinden von acht; Finanzdienstleistungszentrum
Blumenegg mit sieben Gemeinden;
Finanzverwaltung Leiblachtal: fünf Gemeinden
von fünf. Neu ist auch die gemeinsame
Parkraumüberwachung Hofsteig für vier von
sieben Gemeinden.
Wie sind diese Kooperationen
organisiert?
Die Mehrzahl der neuen IKZ-Formen
wurden als Verwaltungsgemeinschaften
umgesetzt, weil es
sich hier um eine zwar formalisierte,
aber einfache und unbürokratische
Form der Zusammenarbeit
handelt. Der Einstieg in die interkommunale
Zusammenarbeit ist
damit relativ leicht, mittlerweile
haben wir auch schon viel Erfahrung
mit dieser Rechtsform. Beim
Gemeindeverband besteht wiederum
eine höhere Rechtssicherheit.
Welche Aufgaben werden erfüllt?
Meine Beschreibungen sind naturgemäß unvollständig,
aber der Reihe nach:
Baurechtsverwaltungen: Im Rahmen der Verwaltungsgemeinschaft
sind im Namen der
Gemeinde die gesamten Agenden des Baurechtes
im Sinne des Baugesetzes gemeinschaftlich
zu besorgen.
IT-Betreuung: Lizenzverwaltung für die
Gemeinden; Rechteverwaltung; Organisationsberatung,
Schulung; ProOffice (Facility Management);
Unterstützung bei der Einführung Zusatzprogrammen
(Wirtschaftshof, Kassabuch) u. a.
Finanzverwaltungen: Strategisches Finanzmanagement,
Buchhaltung und Rechnungswesen,
Förderwesen, Erstellung von mittelfristigen
Finanzplanungen, Liquiditätsmanagement,
Darlehensmanagement, Unterstützung in steuerlichen
Angelegenheiten, Erarbeitung von
Finanzkennziffern und Aufbau eines Benchmarksystemes,
Gebühren- und Tarifkalkulationen,
Unterstützung bei der Erstellung von
Voranschlägen und Rechnungsabschlüssen,
LINKS: Ausblick vom
Gipfel des Hochhäderichs in
Vorarlberg (© Johannes Fink)
OBEN: Oliver Christof
(© privat)
94 tirol.blickt über die Grenzen
Koordinierung und Übernahme von Buchhaltungsagenden,
Steuer- und Abgabenwesen.
Personalverwaltungen: Personalverwaltung
und die Gehaltsverrechnung der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der Mitgliedsgemeinden.
Abfall und Umwelt: Gemeindeverband
für Abfallwirtschaft und Umweltschutz:
Sammlung und Verwertung, Abfallberatung,
Verwaltung Abfallwirtschaft und
Umweltprojekte. Über den Umweltverband
wird für alle 96 Vorarlberger Gemeinden
die Sammlung und Verwertung vieler
Abfall- und Altstoffarten ausgeschrieben.
Gleichzeitig wird dafür gesorgt, dass die
Kosten für die Gemeinden – und damit für
die Bürgerinnen und Bürger – im Rahmen
bleiben. Der Gemeindeverband für Abfallwirtschaft
und Umweltschutz verhandelt
im Interesse der Kommunen Verträge und
Tarife für die Abfallsammlung und Abfallverwertung.
Nachhaltige Beschaffung (Themenbereich
des Vorarlberger Gemeindeverbandes–Alt;
Beschaffungs- und
Vergabemanagement): ÖkoBeschaffungsService
(ÖBS), Nachhaltig Bauen in
der Gemeinde und Vergabemanagement;
als Verwaltungsgemeinschaft organisiert,
72 Gemeinden nehmen teil. Mit dem
Servicepaket "Nachhaltig: Bauen" in der
Gemeinde unterstützt der Vorarlberger
Gemeindeverband gemeinsam mit seinen
Partnern Energieinstitut Vorarlberg
und Spektrum Bauphysik & Bauökologie
die Vorarlberger Gemeinden. Mit einem
Satz: Wir unterstützen auf Wunsch den
gesamten Prozessablauf zum nachhaltigen
Gebäude.
Abgabenprüfung: Aufgabe der Verwaltungsgemeinschaft,
an der 55
Gemeinden beteiligt sind, ist die Durchführung
der Nachschau (§ 144 BAO) und
der Außenprüfung (§§ 147 ff BAO).
Wie geht es weiter?
Wir haben eine Reihe von Projekten
in Vorbereitung. Für vier Gemeinden
kon- zipieren wir gerade eine gemeinsame
Gemeindesicherheitswache. In
der Konzeptionsphase befindet sich
auch eine Sozialraumplanung für mehrere
Großregionen (26 Gemeinden). Für
13 Gemeinden entwickeln wir einen strategischen
Kooperationsplan. Das Projekt
ist bereits beschlossen und befindet sich
in der ersten Umsetzungsphase. Neun
Gemeinden entwickeln eine weitere
Finanzverwaltung. Im Bereich Digitalisierung
beschäftigen wir uns mit der
Überarbeitung und Priorisierung der ca.
350 Produkte und Dienstleistungen.
Vielen Dank für diese Informationen
und weiterhin viel Erfolg bei der Realisierung
der ambitionierten Projekte!
KOMMENTAR
Vorarlberg scheint, was Kooperationen
angeht, schon sehr weit zu sein. Klar,
das Bundesland ist kleiner und schon
allein geografisch kompakter als Tirol.
Das macht schon vieles einfacher,
weil sich die handelnden Personen
näher sind und dadurch auch vertrauter
sind. Was man in Vorarlberg deutlich
sieht: Es gibt offensichtlich ein
klares und sehr breites Bekenntnis
zu Kooperationen. Von der Landesregierung
über den Gemeindeverband
bis hin zu den einzelnen Gemeinden.
Wie sich die Umsetzung in Form von
Verbänden und Verwaltungsgemeinschaften
in der Praxis bewähren wird,
wird sich zeigen. Die Sorge, dass es
eine unüberschaubare Zahl an diesen
Konstellationen gibt, ist berechtigt
und damit sicherlich auch die Sorge,
dass Bürgermeistinnen und -meister
in unzähligen Sitzungen ihre Zeit verbringen.
Unser Modell der Regionalen
Gemeinde ServiceCenter (siehe dazu
den Beitrag „Die Reise ins Ungewisse“
auf den Seiten 13 – 15) ist eine Alternative
dazu. Wir werden dieses Modell
in den nächsten Jahren verfolgen, da
es unserer Überzeugung nach sehr
flexibel ist und den Gemeinden viel
Handlungsspielraum lässt.
ALOIS
RATHGEB
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 95
STUFENLOSE KOMMUNALPROFI-TECHNOLOGIE
„MADE IN AUSTRIA“
In jedem Transporter und Traktor von Lindner stecken
200 Stunden österreichische Wertarbeit. Europäische Premiumkomponenten
machen die Fahrzeuge zu hocheffizienten
und vielseitigen Geräteträgern für moderne Städte und
Gemeinden. Jetzt gibt es den Lintrac 130 und den Unitrac 112
LDrive als hochwertig ausgestattete Kommunalprofi-Modelle
„Made in Austria“ zum Sonderpreis.
Wendig, stufenlos, sehr sauber und leicht zu bedienen: Dafür
stehen der Lintrac 130 und der Unitrac 112 LDrive des Tiroler
Familienunternehmens Lindner. „In jedem unserer Traktoren und
Transporter stecken über 200 Stunden österreichische Wertarbeit.
60 Prozent der Wertschöpfung bleiben in Österreich,
95 Prozent in Europa“, betont Geschäftsführer Hermann Lindner.
Sauberste Motorentechnologie auf dem Markt
In den Lintrac 130 baut Lindner den besonders sauberen und
sparsamen Perkins-Syncro-Motor der Stufe 5 ein. Diese ist mit
der Abgasklasse EURO 6 vergleichbar. Mit 3,6 Liter Hubraum und
100 kW Leistung (136 PS) sowie einem enormen Drehmoment
von 530 Nm ist der Lintrac
130 der stärkste stufenlose
Lindner-Traktor. Das stufenlose
TMT11-ZF-Getriebe
kommt aus Steyr.
Unitrac 112 LDrive: Hocheffizienter
Geräteträger
mit Stufenlos-Technologie
Der Unitrac 112 LDrive
punktet mit ZF-Stufenlostechnologie
und einfacher
LDrive-Bedienung. Das im
Unitrac 112 LDrive verwendete
CVT Stufenlosgetriebe
wurde gemeinsam mit ZF entwickelt und wird von Lindner
produziert. Der 107 PS starke Motor erfüllt die Kriterien von
EURO 6c, die Nutzlast liegt bei sechs Tonnen.
Mehr Information: www.lindner-traktoren.at
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FÜR KOMMUNALPROFIS
MADE IN
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• SAUBERSTE MOTOREN STUFE V / EURO6
• ZF-STUFENLOSGETRIEBE AUS STEYR
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statt 172.608 € nur
139.000 €
* Aktionspreise sind Sondernettopreise inklusive MwSt. Aktion gültig von 1.7. bis 30.10.2020 auf Neufahrzeug-Bestellungen in Kommunalprofi-Ausstattung.
lindner-traktoren.at
96 tirol.kooperiert
DIE KOMMUNALWERKSTATT -
GEMEINSAM FÜR TIROLS
GEMEINDEN
ZUM AUTOR
MAXIMILIAN HUBER, MA
Maximilian Huber ist seit 2018 bei der GemNova
und verantwortet die Bereiche Personalmanagement,
Förderberatung sowie Zukunft und Innovation.
Kontakt: m.huber@gemnova.at
Heimische Kommunal-Spezialisten
bündeln für die Tiroler
Gemeinden ihre Kräfte: die Finanz-
und Steuerexpertinnen
und -experten von Stauder,
Schuchter & Kempf, die Kanzlei
Heid & Partner, die Bundesimmobiliengesellschaft
(BIG),
die Förderungsspezia- listen
der Cemit und die GemNova,
das Unternehmen der Tiroler
Gemeinden, schließen sich zur
Kommunalwerkstatt zusammen.
Gemeinden sind in ihrer täglichen Arbeit
mit zahlreichen Aufgaben in den unterschiedlichsten
Themenfeldern konfrontiert.
Die Erfahrung zeigt, dass eine
vernetzte Herangehensweise die beste
und nachhaltigste Lösung bringt, jedoch
zugleich auch die größte Herausforderung
darstellt. Die Kommunalwerkstatt vereint
Spezialisten aus den verschiedensten
Bereichen, um ein integratives Handeln
der Kommunen zu fördern und die Tiroler
Gemeinden in ihrer täglichen Arbeit zu
unterstützen, finanziell zu entlasten und
darüber hinaus rechtlich abzusichern.
Finanzen
Nahezu jede Aktivität hat in Gemeinden
eine monetäre Auswirkung. Durch die
OBEN: Stehend v. l. n. r. GemNova-
Prokurist Nikolaus Kraak, Präsident des
Tiroler Gemeindeverbandes Bgm. Ernst
Schöpf, Landesrat Johannes Tratter, BIG-
OFM Teamleiter Tirol Wolfgang Rauth.
Sitzend v. l. n. r. GemNova-Geschäftsführer
Alois Rathgeb, Daniel Deutschmann (Heid
& Partner), BIG-Geschäftsführer Wolfgang
Gleissner, Cemit Geschäftsführer Bernhard
Hofer, nicht im Bild: Stauder, Schuchter &
Kempf. (© GemNova)
tirol.kooperiert
97
zumeist eingeschränkten Mittel sowie die
aktuell durch die Auswirkungen der Coronakrise
verschärften Situation stehen
Gemeinden vor großen finanziellen Herausforderungen.
Die frei verfügbaren Mittel
werden immer knapper. Eine umfassende
Analyse des mittelfristigen Finanzplans,
der freien Finanzspitze sowie eine Priorisierung
der anstehenden Projekte sind
hierbei wesentlich.
Steuern
Die öffentliche Hand ist Abgabengläubiger
und Abgabenschuldner zur gleichen
Zeit. Egal von welcher Seite man es betrachtet,
in jedem Fall sind Steuern, Abgaben,
Gebühren und Beiträge beträchtliche
Budgetposten.
Infrastruktur
Einen Kernbereich des Tätigkeitsfeldes für
jede Gemeinde bildet die Bereitstellung
kommunaler Infrastruktur. Eine umfassende
Analyse unter Berücksichtigung
der ganzheitlichen Gemeindeentwicklung
ist essentziell. Um unüberlegte
Schnellschüsse zu vermeiden, ist die
Anfertigung einer Studie zur Bewertung
der Ausgangslage für die Projektentwicklung
unabdingbar.
Die aufbereiteten Zahlen, Daten und Fakten
dienen der Gemeinde als Grundlage,
um die beste Entscheidung treffen zu
können. Die Erhaltung und der Betrieb
von kommunaler Infrastruktur stellen
weiterhin eine umfangreiche Aufgabe für
Gemeinden dar.
Recht
Die rechtliche Betreuung im kommunalen
Umfeld erfordert viel Erfahrung,
eine sensible Vorgehensweise und das
Verständnis für den sorgsamen Umgang
mit öffentlichen Aufgaben und Mitteln. Die
Herausforderung besteht im konstruktiven
Umgang mit diesen Anforderungen und
dem Bemühen, kreative und zukunftsweisende
Lösungen zu erarbeiten.
Förderung & Innovation
Aufgrund der eingeschränkten finanziellen
Mittel, welche Gemeinden zur Verfügung
stehen, ist die Umsetzung von Projekten
in den überwiegenden Fällen an Förderungen
gebunden. Die Förderlandschaft wird
jedoch zunehmend komplexer. Von der
Ausschöpfung der Möglichkeiten über
die fachlich richtige Antragstellung und
Prozessabwicklung bis hin zur korrekten
Abrechnung ist es ein langer Weg.
Gerade in Zeiten wie diesen, wo unzählige
Fördermöglichkeiten im Rahmen des
kommunalen Investitionsprogrammes bereitgestellt
werden, ist die Ausschöpfung
sämtlicher zur Verfügung stehender Mittel
unabdingbar, um das ohnehin schon
angespannte Budget zu entlasten und
Investitionen tätigen zu können.
Personal
Der Fachkräftemangel macht auch vor
öffentlichen Institutionen nicht Halt. Tirols
Gemeinden und deren Einrichtungen sind
laufend auf der Suche nach verlässlichen
und qualifizierten Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern. Als Übergangslösung in der
Urlaubszeit, als Karenzvertretung oder
für dauerhaft. Neues Personal zu suchen,
Unterlagen zu sichten, Kandidatinnen und
Kandidaten auszuwählen und letztlich die
passende Person anzustellen, ist oftmals
ein langwieriger und aufwändiger Prozess.
Digitalisierung
Als unumgängliche Querschnittsmaterie
darf auch die Digitalisierung in all den
kommunalen Aufgabenbereichen nicht
außer Acht gelassen werden. Vielmehr
gilt es, dieser ein besonderes Augenmerk
zu schenken. Dabei muss zukünftig die
Durchgängigkeit von Verwaltungsprozessen
als zentrales Ziel gelten, welches nur
durch registerbasierte Softwarelösungen
und Tools erreicht werden kann.
All diese unterschiedlichen Themenfelder
stellen für Gemeinden immense Herausforderungen
dar, welche es jedoch in jeder
Phase des Handelns zu berücksichtigen
gilt. Die Experten der Kommunalwerkstatt,
welche auf umfassende Fachkenntnisse
und eine weitreichende Erfahrung zurückgreifen
können, sind in der Lösung aller
kommunalen Herausforderungen die richtigen
Partner für die Tiroler Gemeinden.
OBEN: VS Angedair in Landeck –
der Bau oder Umbau einer Volksschule
erfordert eine vernetzte Denkweise in den
Themenfeldern der Kommunalwerkstatt.
(© Lukas Schaller)
98
tirol.kooperiert
DER NEUE TIROLER
BAUKOFFER IST DA
Ein Gemeinschaftsprojekt der Tiroler Bezirksblätter und der GemNova.
ZUM AUTOR
SIEGHARD
KRABICHLER
Sieghard Krabichler ist Chefredakteur
der Bezirksblätter.
Sie wollen ein Haus bauen?
Eine Wohnung sanieren? Die
Fenster tauschen oder ein
neues Bad installieren?
Alle derartigen Bauvorhaben haben zwei
Gemeinsamkeiten: Zum einen sind Baumaßnahmen
immer mit viel Geduld, Arbeit
und Aufwand verbunden, zum anderen gilt
es, die richtigen Fachleute zu finden, um in
der Region die Aufträge vergeben zu können.
Auch die richtige Förderung zum richtigen
Zeitpunkt bei der richtigen Behörde
anzusuchen, ist ungemein wichtig. Dazu
kommen noch die richtige Finanzierung
und der möglichst rasche Abschluss der
Baumaßnahmen.
Die Tiroler Bezirksblätter haben sich
im letzten Jahr bereits gemeinsam
mit ihrem Partner, der GemNova,
entschlossen, die Bauwerber und Bau-
interessierten mit dem Tiroler
Baukoffer zu unterstützen. Die
zweite. Auflage des Baukoffers
wird über die Gemeinden und
die Geschäftsstellen der Tiroler
Bezirksblätter vertrieben.
Weiters wird der Baukoffer
auf der Herbstmesse 2020
und bei der Häuslbauermesse
2021 an Interessierte verteilt.
Der Baukoffer beinhaltet ein
Baumagazin mit vielen wertvollen
Tipps rund ums Bauen
sowie nützlichen Planungslisten,
ein Gutscheinheft mit
attraktiven Angeboten und
Informationen der teilnehmenden
Firmen in Form von
Flyern oder Beilagen.
Im Koffer sind auch nützliche Giveaways
wie Maßband, Bleistift und Bauhandschuhe
zu finden, und die Gemeinden haben
die Möglichkeit, lokalbezogene Informationen
mit hineinzupacken. „Hier unterstützen
wir die Bürgermeister, und sie
können diesen Vorteil gerne nutzen“, sagt
Sieghard Krabichler, Chefredakteur der
Tiroler Bezirksblätter.
Alois Rathgeb, der Geschäftsführer der
GemNova: „Das ist eine tolle Initiative
der Tiroler Bezirksblätter, der Tiroler
Gemeinden und der GemNova. Die regionalen
Unternehmen sowie die Häuslbauer
werden davon begeistert sein.“ Die Gem-
Nova ist in Sachen Gemeindebetreuung
in Tirol ein starker Partner der Kommunen.
Die Tiroler Bezirksblätter konnten
auch heuer wieder als Projektpartnerin
gewonnen werden, die mit ihnen in
Zusammenarbeit dieses Projekt umsetzt.
Die GemNova wird die Kommunikation
mit den Gemeinden übernehmen und die
Amtsbauleiterinnen und -leiter oder die
Bürgermeisterinnen und -meister informieren.
„Wir starten mit diesem Projekt
in den nächsten Wochen in ganz Tirol“,
so Rathgeb.
OBEN: Präsentieren die zweite Auflage des
Tiroler Baukoffers: die Bezirksblätter-Geschäftsführer
Fredy Pfurtscheller und Gunther Sternagl.
(© Tiroler Bezirksblätter)
RECHTS: Der Tiroler Baukoffer, eine gemeinsame
Initiative von Bezirksblätter und Gem-
Nova, wird in diesen Tagen an alle Gemeinden
Tirols ausgegeben. (© GemNova)
tirol.kooperiert
99
Ein weiteres Ziel des Baukoffers ist es,
spezifisch die Fachbetriebe, die in der
Region ihre Angebote zur Verfügung stellen,
den Bauinteressierten zu präsentieren.
„Denn gerade die Fachleute in der Region
sichern die Arbeitsplätze und stehen kompetent
in kurzer Zeit für die Kunden zur
Verfügung“, weiß der Geschäftsführer der
Tiroler Bezirksblätter, Fredy Pfurtscheller.
Es wird dieses Jahr zwei Mutationen
des Baukoffers geben. Nord- und Osttirol
werden unterschiedliche Angebote
enthalten. Natürlich gibt es auch
regionsübergreifend agierende größere
Bauunternehmen oder auch Anbieter im
Baunebengewerbe. „Auch diese bekommen
die Chance, hier im gesamten Verbreitungsgebiet
ihre Kompetenz den Bauwerbern
zur Verfügung zu stellen“, erklärt
Pfurtscheller.
Den Baukoffer erhalten Sie nach positivem
Baubescheid sowie als Bauinteressierter
bei Ihrer Gemeinde, in einer der
neun Geschäftsstellen der Tiroler Bezirksblätter,
auf der Herbstmesse 2020 oder
der Häuslbauermesse 2021.
„Wir haben uns zusammengesetzt, intensiv
diskutiert und ein wirklich tolles Paket
geschnürt. Wenn die Tiroler Bezirksblätter,
die Tiroler Gemeinden und die GemNova
die Köpfe zusammenstecken, kann nur
etwas Beeindruckendes dabei herauskommen.
Mit diesem Baukoffer werden auch
heuer alle Beteiligten eine große Freude
haben“, erklären Rathgeb und Pfurtscheller
unisono.
Wir haben uns zusammengesetzt,
intensiv diskutiert
und ein wirklich tolles Paket
geschnürt.
100 tirol.kooperiert
PITZTAL REGIONAL –
EIN GANZES TAL HANDELT
REGIONAL
Produkte aus der Landwirtschaft,
die man im
gesamten Tal genießen kann.
Die Antwort auf Corona & Co? Lokal
denken und handeln, regional einkaufen
und am besten Produkte frisch aus dem
Tal genießen. Das alles bietet der Verein
Pitztal Regional mit Unterstützung
von Bund, Land und Europäischer Union
(LEADER). Die Vermarktungsplattform
nimmt Fahrt auf, auch wenn durch Corona
der Absatz im Tourismus stillgestanden
ist. Über 5.000 Kilo Fleisch wurden
in den ersten Monaten vermarktet. Sehr
zur Freude von Bauern, Vereinsvertreterinnen
und -vertretern, Touristikerinnen
und Touristikern und Konsumentinnen
und Konsumenten.
Die ersten Fleischprodukte vor Ort wurden
erfolgreich zu einem guten Preis vermarktet.
Viele Partnerinnen und Partner
haben sich bereits gemeldet und wollen
mit an Bord sein. „Wir haben bereits jetzt
rund 150 Mitglieder aus dem Tourismus
und aus der Landwirtschaft.
Es beginnt zu laufen. Die Mischpakete
wurden an private Haushalte ausgeliefert“,
so die beiden Obleute Andrea Lechleitner
und Markus Kirschner, die als Vertreter
von Landwirtschaft und Tourismus
an der Spitze von Pitztal Regional stehen.
Doch, was ist so besonders an Pitztal
Regional? „Wir sind eine regionale
Vermittlungsplattform. Wir garantieren
unseren Bauern einen guten Preis, binden
die Schlachtstelle in Wenns mit ein
und sichern Privaten und Touristikerinnen
und Touristikern beste Qualität mit
Herkunftskennzeichnung zu. Das ist der
Schlüssel: Unsere Bauern müssen nachweisen,
dass ihre Tiere im Pitztal aufgewachsen
sind und den Kriterien des
Vereins entsprechen. Wir wollen möglichst
lokal vermarkten und damit auch
unsere bäuerlichen Betriebe absichern.
Ein Mehrwert, den auch Gäste und Einheimische
zu spüren bekommen“, sagt
Andrea Lechleitner. Die Vereinsvertreter
finden es positiv, dass man eigentlich
überall auf offene Ohren stößt. „Uns
freut, wenn Kunden auf das Mischpaket
rückmelden, dass sie von Qualität, Verpackung
und Lieferung total begeistert
sind. Kein Wunder: Für die Haushalte
werden alle Fleischsorten separat in
haushaltsüblichen Mengen sortiert und
vakuumiert“, ergänzt Markus Kirschner.
Der Pitztal Burger
Die beiden Vereinsobleute freuen aber
auch noch andere Initiativen. Neben
klassischen Produkten wird ein eigener
Pitztal Burger mit 100 Prozent Rindfleisch
aus dem Tal und einem eigenen
Brot, das der „Tal-Bäck“ Andreas Schranz
zur Verfügung stellt, geschaffen. Der
Burger soll talweit einheitlich zu einem
Mindestpreis vermarktet werden. Erste
Partner sind dabei die beiden Restaurantleiter
Benedikt Lederle (Hochzeiger
Bergbahnen) und Bernd Matschnig (Gletscherbahnen).
Bernd Matschnig, Pitztaler
Gletscher: „Ich habe schon lange an der
Idee für einen Burger gearbeitet. Pitztal
Regional passt dabei super. Für uns ist
klar, dass wir mit dabei sein werden.“ In
dieselbe Kerbe schlägt auch Benedikt
Lederle, Hochzeiger: „Wir beziehen schon
seit Jahren Rindfleisch aus dem Pitztal.
Der Burger ist eine tolle Ergänzung für
OBEN: Der Pitztal Burger mit 100 Prozent
Rindfleisch aus dem Tal. Auch das Brot wird im
Tal gebacken. (© Hochzeiger Bergbahnen)
tirol.kooperiert 101
gerade die coronapandemie
hat gezeigt,
wie wertvoll und
wichtig es ist zu
wissen, woher lebensmittel
kommen.
unsere Gäste und
wird schon gut angenommen.“
Pitztal Regional soll sich
weiterentwickeln. Gerade
die Corona-Pandemie
hat gezeigt, wie wertvoll und
wichtig es ist zu wissen, woher
Lebensmittel kommen. „Die ersten
Abnahmen stimmen uns grundsätzlich
positiv. Mit dem Pitztaler
Babyerdäpfel wurde bereits ein weiteres
Produkt aufgenommen. Für die
Entwicklung brauchen wir aber noch Zeit“,
sagt Andrea Lechleitner. Markus Kirschner
ergänzt: „Das Bewusstsein steigt, das ist
positiv. Wir haben uns außerdem bemüht, für
die in die Jahre gekommene Schlachtstelle in
Wenns ebenfalls eine Lösung zu finden. Hier stehen
die Gemeinden voll hinter einer Neuausrichtung.
Dann haben wir eine eigene Verkaufsstelle
für Gäste und Einheimische zur Verfügung.“ Dies sei
ein wichtiger Baustein, unterstreichen beide Vereinsvertreter.
Für den Herbst wird jetzt die Wintersaison
vorbereitet. Hier wird transparent gearbeitet. „Die Preise
werden zwischen Gastronomie, Landwirten und Metzger
verhandelt. Jeder soll auch seinen Nutzen daraus ziehen“, ist
Andrea Lechleitner und Markus Kirschner wichtig. Begleitet
wird Pitztal Regional von der GemNova. „Es ist uns ein Herzensanliegen,
dass regionale Kreisläufe funktionieren und Wertschöpfung
bringen“, sagt dazu Projektbegleiter Magnus Gratl.
RECHTS: Grauvieh auf der Weide.
(© GemNova)
ZUM AUTOR
MAGNUS GRATL
Magnus Gratl hat den Bereich
Gemeindeentwicklung bei der
GemNova aufgebaut und wechselt
Anfang September in das
Büro des Landeshauptmannes.
Kontakt: m.gratl@gemnova.at
102 tirol.kooperiert
„Da passiert
etwas
Historisches“
AUTOR
MAGNUS GRATL
LINKS: Bgm. Paul
Hauser, Gemeinde
Matrei a. B., Bgm.
Alfons Rastner,
Gemeinde Mühlbachl,
und Bgm. Alexander
Woertz, Gemeinde
Pfons auf dem Weg
einer möglichen
Gemeindefusion.
(© Kreativstadl Tirol)
tirol.kooperiert
103
Der Terminkalender für die Gemeinderäte
der drei Wipptaler
Gemeinden Matrei am Brenner,
Mühlbachl und Pfons ist nicht
erst seit heuer eng getaktet.
Während in den Vorjahren die Vertiefung
einer Kooperation auf Verwaltungsebene
im Mittelpunkt stand, soll jetzt stärker bei
den Bauhöfen kooperiert werden. Gleichzeitig
werden am 20. September 2020
die Bürgerinnen und Bürger zu den Urnen
gerufen. „Wir wollen ein Stimmungsbild,
ob aus Sicht der Menschen in unseren
Gemeinden eine Fusion überhaupt Sinn
macht. Darum hoffen wir im September
auf eine möglichst hohe Wahlbeteiligung“,
so die drei Bürgermeister Paul Hauser
(Matrei), Alfons Rastner (Mühlbachl) und
Alexander Woertz (Pfons).
Gemeinsam mit den Gemeinderäten wurde
daran intensiv gearbeitet. Bereits Anfang
Jänner traten die drei Gemeinderäte zu
einer gemeinsamen Klausur zusammen.
Erste rechtliche Fragen, Vor- und Nachteile
sollten abgewägt werden. In einer
zweiten Klausur im Frühjahr wurden dann
Inhalte besprochen und ein Fragen- und
Antwortenkatalog für die Bürgerinnen und
Bürger ausgearbeitet. „Sie wurden auch
per Postwurf eingeladen, ihre Fragen, Sorgen,
Ängste und Chancen zu formulieren.
Hier sind viele Vorschläge eingelangt“, sagt
dazu Bürgermeister Paul Hauser. Er betont
das harmonische Arbeitsklima in diesen
Klausuren, bei dem auch kritische Fragen
aufgearbeitet wurden. In einem zweiten
Schritt wurde eine umfangreiche Informationsbroschüre
für die drei Gemeinden
vorbereitet. „Hier finden sich die Ergebnisse
aus den Klausuren, Zahlen und Fakten,
Interviews, aber auch alle wichtigen Daten
die Volksbefragung betreffend“, führt Bürgermeister
Alfons Rastner aus. Jetzt im
Sommer wird eine Gemeindeversammlung
vorbereitet, die am 10. September stattfinden
soll. „Bei dieser Versammlung sollen
die letzten Fragen beantwortet werden.
Schließlich ist für uns die Volksbefragung
richtungsweisend. Wir hoffen daher, dass
in allen drei Gemeinden eine gute Wahlbeteiligung
erreicht wird“, erklärt Bürgermeister
Alexander Woertz. Die drei Bürgermeister
und ihre Gemeinderäte beschließen im
Juli die Ausschreibung der Volksbefragung.
DIE FRAGESTELLUNG IST EIN-
DEUTIG UND KANN SO AUCH
MIT JA ODER NEIN BEANT-
WORTET WERDEN, WIE ES DIE
TIROLER GEMEINDEORDNUNG
VORSIEHT.
„,Stimmen Sie einer Fusion der drei
Gemeinden Matrei am Brenner, Mühlbachl
und Pfons zu?‘ Klarer kann man es
nicht formulieren. Wir haben an diesem
Tag in allen drei Gemeinden die Wahllokale
gleichzeitig geöffnet und wollen das Ergebnis
auch gemeinsam verkünden. Wichtig
war uns, dass auch die Briefwahl möglich
ist“, sagt Bürgermeister Rastner.
Unabhängig von der Fusion soll jetzt die
weitere Zusammenarbeit bei den Bauhöfen
vertieft werden. „Auch hier gilt,
die Mitarbeiter müssen mitgenommen
werden und die Kooperation in diesem
Bereich mittragen. Nur dann sind wir
erfolgreich“, meint Bürgermeister Paul
Hauser. Das Wo und Wie wird über die
externe Begleitung durch die GemNova
gemeinsam mit den Bauhofmitarbeiterinnen
und -mitarbeitern ausgearbeitet. „Die
externe Begleitung war für die Vorbereitung
der Volksbefragung wichtig und ist
es auch bei den weiteren Kooperationsschritten.
Wir als Bürgermeister sind
sehr positiv eingestellt, Bevölkerung und
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ja
hauptbetroffen sind, müssen diese Schritte
aber mittragen“, so Alexander Woertz,
Bürgermeister in Pfons.
Für alle drei Gemeindeoberhäupter wird
die Entscheidung im Herbst mit Spannung
erwartet. „Es ist eigentlich alles offen. Wir
wünschen uns eine hohe Wahlbeteiligung
und ein eindeutiges Ergebnis. Dann werden
die Gemeinderäte zur Tat schreiten.
Sollte eine Mehrheit für die Fusion sprechen,
werden die nächsten Schritte noch
heuer eingeleitet“, unterstreichen die drei
Bürgermeister. Doch dann müssten sich
die Bürgerinnen und Bürger noch gedulden.
Denn frühestens mit 1. Jänner 2022
entstünde eine neue Gemeinde aus den
bisherigen drei Orten. Bis dahin wären
auch emotionale Fragen wie Gemeindename
oder Gemeindewappen eindeutig
geklärt. „Am 20. September passiert
etwas Historisches für unser Land. Die
Augen werden sich ins Wipptal richten“,
sagen Hauser, Rastner und Woertz
abschließend.
104 tirol.spart
DIE ERÖFFNUNGS-
BILANZ AUS SICHT
DER GEMEINDE
ZUM AUTOR
MAG. GEORG HOCHFILZER
Georg Hochfilzer ist Politikwissenschaftler
mit Schwerpunkt Kommunale Politik. Er bildet
gemeinsam mit Christoph Carotta und
Christian Lechner das Team der GemNova
Kommunalfinanz. Er verfügt über langjährige
Erfahrung in der Arbeit mit den Tiroler
Gemeinden und kennt auch den Blickwinkel
von der Gemeindeseite.
Kontakt: g.hochfilzer@gemnova.at
Mit der Einführung der VRV 2015
geht es für die Gemeinde einher,
eine Bilanz des aktuellen Vermögens
zu erstellen.
Daraus ergibt sich die Chance, den IST-
Bestand zu analysieren. Häufig hört man
auch die Frage, was dieser ganze Aufwand
eigentlich bringen soll. Eine Standortanalyse.
Die Einführung der VRV 2015 und
die damit verbundenen Aufgaben führten
unter den beteiligten Finanzverwaltern
und den verantwortlichen Politikerinnen
und Politikern häufig zu Diskussionen.
Brachten diese verbundenen Aufgaben
doch einen sehr beachtlichen Mehraufwand.
Doch was ist nun der Output?
Die wesentlichen Änderungen durch die
VRV 2015 bestehen darin, dass die bisherige
Aufzeichnung des Zahlungsflusses
(Finanzierungshaushalt) um die Bereiche
Ergebnishaushalt und Vermögenshaushalt
erweitert wird. Das bedeutet im Detail: Die
bisherige Form der finanziellen Aufzeichnung
wird als Finanzierungshaushalt weitergeführt.
Neu und somit zusätzlich sind:
DER ERGEBNISHAUSHALT UND DER
VERMÖGENSHAUSHALT.
Wichtiger Teil des Vermögenshaushaltes
ist die Eröffnungsbilanz. Diese erstmalig
zu erstellen und vom Gemeinderat
beschließen zu lassen, gehört zu den
nächsten Schritten bei der Umstellung
auf die VRV 2015. Zeitlich empfohlen
wird die Erstellung samt Beschluss bis
Herbst 2020, spätestens notwendig ist
dies vor dem Erstellen des Rechnungsabschlusses
(Schlussbilanz) für 2020.
Transparenz als Möglichkeit
Das Erfassen des Vermögens und dessen
Bewertung ist nicht nur mit Arbeit verbunden,
es bietet auch Chancen und Möglichkeiten,
Transparenz zu schaffen. Was
alles ist im Besitz der Gemeinde? Welche
Straßen, welche Grundstücke, welche
Fahrzeuge? Wasserleitungen, Abwasseranlagen,
Fahrzeuge, Werkzeuge, Einrichtungen
– alles, was einmal gekauft wurde,
noch im Besitz der Gemeinde ist und beim
Ankauf mehr als 400 Euro gekostet hat,
wurde im Sachanlagevermögen erfasst.
Diesen Wert erkennt man erstmals in der
Eröffnungsbilanz. Im Detail werden diese
„Sachen“ im Anlageverzeichnis angeführt.
Auch Beteiligungen an Unternehmen sind
auf der „Aktivseite“ der Eröffnungsbilanz
angeführt. Damit erkennen interessierte
Bürgerinnen und Bürger auch wesent-
tirol.spart
105
DAS
ERSTELLEN DER
ERÖFFNUNGSBILANZ IST
EINE ARBEIT, DIE UNS FORDERT,
DIE UNS SEHR BESCHÄFTIGT UND
DIE RESSOURCEN BINDET. ABER
DIESE ARBEIT LOHNT SICH. SIE
BELOHNT UNS MIT TRANS-
PARENZ, MIT PLANBARKEIT,
MIT VERGLEICHBAR-
KEIT.
liche Zusammenhänge der Gemeindepolitik.
An welchen Unternehmen ist die
Gemeinde beteiligt? Hat sie Einfluss auf
den Betrieb der Skiliftgesellschaft? Ist
das Schwimmbad Teil des Gemeindevermögens
oder in einer Gesellschaft
mit der Gemeinde verbunden? Welche
Anteile besitzt die Gemeinde an einer
überregionalen Mautstraße? Besitzt die
Gemeinde Aktien? Fragen, die sich aus
der Eröffnungsbilanz beantworten lassen.
Sie bringt in diesem Sinn Transparenz
und Übersicht, sie kann wesentliche
Zusammenhänge aufzeigen, und
sie zeigt, welches Angebot die Gemeinde
ihren Bürgerinnen und Bürgern macht.
Sind der Tausch bzw. die Neuanschaffung
eines Anlagegutes notwendig? Muss der
Bestand schon getauscht werden oder
ist die Restnutzungsdauer noch ausreichend?
Ist eine Reparatur sinnvoll oder
soll wegen des Alters ein Tausch stattfinden?
Könnte man mit der Nachbargemeinde
bei der einen oder anderen
Investition eine Kooperation eingehen,
um Kosten zu teilen? Dies wird,
unter anderem, durch die Erstellung
der Eröffnungsbilanz sichtbar
– und es schafft Raum zum Denken.
Zum Überdenken und Handeln.
Diese Aussage stimmt bis auf wenige
Ausnahmen. Selbstverständlich
kann man freie, bebaubare Grundflächen
verkaufen und somit zu Geld machen.
Aber was ist mit dem Kindergarten, der
Volksschule, dem Gemeindeamt? Will
man diese Einrichtungen verkaufen,
bekommt man kurzfristig Geld. Aber
dieses muss dann sofort wieder in den
Neubau der eben verkauften Einrichtung
investiert werden. Denn ohne Kindergarten,
ohne Volksschule, ohne Bücherei,
ohne Feuerwehrgebäude wird kaum eine
Gemeinde auskommen. In den meisten
Gemeinden wird dieses Vermögen, das
sich als „Saldo der Eröffnungsbilanz“
abbildet, einen Millionenbetrag ausweisen.
Die Gemeinde mag dabei vermögend
erscheinen, aber Geld hat sie deswegen
noch lange nicht.
„NICHTS, WAS DER GEMEINDE
GEHÖRT, KANN MAN ZU GELD
MACHEN!“
Die leidigen Straßen und Wege
Typisches Beispiel für hohe Werte sind
Straßen und Wege. Die Grundfläche, der
Aufbau samt Absicherung verschlingen
bei der Errichtung ein Vermögen. Nicht
weniger aufwändig ist die Erhaltung der
Straßenanlagen. Über die Jahre fließen
horrende Beträge in diese Infrastruktur.
Kann man sie verkaufen? Kann man daraus
Geld erwirtschaften? In den meisten
Fällen nicht. Wieder ein Mosaikstein
an Transparenz in der Verwendung von
Gemeindemitteln. Viel Aufwand, wenig
bis kein Ertrag.
Möglichkeiten der Planung
Das in der Eröffnungsbilanz angeführte
Vermögen wird Jahr für Jahr weniger
wert. Zu den wenigen Ausnahmen gehören
Grundflächen und Kulturgüter. Für das
meiste Vermögen der Gemeinde muss
mit der Zeit wieder Ersatz geschaffen
werden. Wann benötigt die Feuerwehr ein
neues Auto, wie lange kann der Gemeindetraktor
noch genutzt werden, welche
Spielgeräte müssen am Dorfspielplatz
erneuert werden? Diese Wertminderung,
bzw. die Sicht der Neuinvestition,
ist durch die Eröffnungsbilanz gegeben.
Damit ermöglicht eine detaillierte Erfassung
und Bewertung des Sachanlagevermögens
auch eine vorausschauende Planung
in zukünftige Ersatzinvestitionen.
Ist es das wert?
Die Eröffnungsbilanz wird ein Menge
Gesprächsstoff bilden, und es stellt sich
die Frage, muss denn das alles sein? Die
Antwort lautet Ja. Die Eröffnungsbilanz
ist es wert, erstellt zu werden. In Hinblick
auf Vergleichbarkeit, auf Planung,
auf die zukünftigen Schritte, welche die
Gemeinde setzt. Die Eröffnungsbilanz
mit allen ihren Gliederungen und Anlagen
ermöglicht es, das Vermögen und die
Finanzierung des Vermögens zu erkennen.
Das Erstellen der Eröffnungsbilanz ist
eine Arbeit die uns fordert, die uns sehr
beschäftigt und die Ressourcen bindet.
Aber diese Arbeit lohnt sich. Sie belohnt
uns mit Transparenz, mit Planbarkeit, mit
Vergleichbarkeit.
Factbox
Grundlage Voranschlags- und
Rechnungsabschlussverordnung
2015.
Stichtag der Erstellung 1.1.2020,
Beschluss der Eröffnungsbilanz
bis Q3/2020 (Empfehlung Land
Tirol). Mögliche Korrekturen mit
GR-Beschluss bis fünf Jahre nach
Beschluss möglich.
106 tirol.spart
REGIONALITÄT UND
DIGITALISIERUNG ALS WEG
AUS DER CORONA-KRISE
Die vorherrschende Corona-
Krise beeinflusst unser Leben
in einem Ausmaß, wie es
selbst für Pessimisten unter
uns nicht vorstellbar war:
eine rasante Ausbreitung des
Virus weltweit, hohe Ansteckungsraten
und Todesfälle
bei älteren und vorbelasteten
Menschen, Ausgangssperren
und Social Distancing.
Jedoch nicht nur das Alltagsleben der
Menschen wird massiv eingeschränkt und
beeinflusst, sondern im Zuge der Ausgangsbeschränkungen
und Quarantänemaßnahmen
wird auch die Wirtschaft praktisch
lahmgelegt. Die sogenannten „Systemerhalter“,
welche sich vor allem um das Aufrechterhalten
der Gesundheitsversorgung bzw.
Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen
Waren kümmern, sind unsere
Helden des Alltages geworden und sorgen
dafür, dass keine Eskalation der Lage und
Verzweiflung bei den Menschen aufkommt.
Für jene Teile der Wirtschaft, welche aufgrund
des Shutdowns praktisch zu 100
Prozent betroffen sind, wie beispielsweise
der Tourismus inklusive Restaurants und
Gastronomie sowie Handel, müssen mit
milliardenschweren Paketen geschützt bzw.
gerettet werden.
Milliarden an Steuergeld
Auch die selbstständigen Unternehmer,
KMU sowie Großunternehmen müssen
kämpfen und können sich zum Teil nur
via AMS-Kurzarbeit, AWS-Überbrückungsfinanzierung
sowie Stundung öffentlicher
Abgaben „über Wasser“ halten. All diese
Schutz- und Rettungsmaßnahmen kosten
Milliarden an Steuergeld, welche in diesem
Ausmaß natürlich nie eingeplant waren.
Darüber hinaus muss berücksichtigt werden,
dass auch die, eigentlich vom Staat
eingeplanten, laufenden Steuereinnahmen
in einem relevanten Ausmaß von den zu
erzielenden Steuereinnahmen abweichen
werden, sodass es zu einem erheblichen
Staatsdefizit kommen wird.
In weiterer Folge kann dieses Defizit nur
wieder reduziert werden, indem gesunde
und innovative österreichische Unternehmen
wieder vollständig ihre Wirtschaftsleistung
entfachen werden und darüber hinaus
auch aus der Krise neue Kraft schöpfen.
Diese potenziellen zusätzlichen und notwendigen
Kräfte orientieren sich eigentlich
auch an den Themengebieten, welche für
Unternehmen noch vor der Corona-Krise
relevant waren – die Möglichkeiten der Digitalisierung
und Einsatz von Kreativität und
Innovation. Viele von uns erlebten praktisch
im Zeitraffer, wie sich unsere Arbeitsplätze
vom Office ins Homeoffice verlagerten und,
je nach Ausstattung, praktisch nahtlos weitergearbeitet
worden ist. Diverse bis dato
persönliche Meetings wurden praktisch
„in Real-Time“ durch Skype-, Zoom- oder
Team-Meetings ersetzt, wodurch schlussendlich
auch ein deutlicher Aufwand an
Fahrt- und Reiseaufwendungen weggefallen
ist.
Regionalität im Fokus
Darüber hinaus zeigt sich, dass plötzlich die
Regionalität und diesbezügliche Produkte
und Dienstleistungen via digitale und virtuelle
Plattformen den Tirolerinnen und Tirolern
vermittelt werden können. So beliefern
Tiroler Restaurants, welche ihre Gasträume
schließen mussten, via Online-Services
ihre Kundinnen und Kunden bzw. können
Obst und Gemüse direkt via Hofverkäufe
eingekauft werden. Jene selbstständigen
Dienstleister, welche bis dato beispielsweise
Fitnesstrainings, Ernährungsberatungen
etc. in persönlichen Trainings und
Meetings vermittelt hatten, bieten interaktive
virtuelle Meetings oder Lernvideos an,
damit die Kundenbindung auch losgelöst
vom persönlichen Treffen aufrechterhalten
werden kann. Es zeigt sich, dass im Zuge
der Krise und der relevanten Maßnahmen
tirol.spart
107
ZUM AUTOR
BERNHARD HOFER
Bernhard Hofer ist CEO der Cemit Speeding
up Innovation GmbH, welche sowohl Start-ups,
Gemeinden als auch Großunternehmen im
Innovationsprozess begleitet. Bernhard Hofer
verfügt über umfassende Erfahrung in der
Konzeption von Digitalisierungsprojekten sowie
Technologie-Scouting.
die Digitalisierung
nun „Einzug in jedes
Wohnzimmer“ hält
und somit eigentlich ein
völlig neuer Marktzugang
für Tiroler Unternehmen
entsteht, da die Bevölkerung
wesentlich digital affiner wird
und somit regionale Dienstleistungen
via verschiedenster digitaler
Initiativen zur Tiroler Bevölkerung
gebracht werden können.
Diese potenzielle Kreativität und digitale
Begeisterung wird auch im Sinne der notwendigen
Wertschöpfung ansteigen müssen,
wozu auch diverse Fördermöglichkeiten
genutzt werden sollen – wie beispielsweise
das Förderprogramm „FFG Kleinprojekte“. Via
des Förderprogramms werden Projekte von KMU
und Start-ups, welche alleine oder in Kooperation
durchgeführt werden und welche als Ergebnis kommerziell
verwertbare Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen
aufweisen, unterstützt. Gefördert werden
Projektkosten bis max. 60 Prozent (max. Gesamtkosten
150.000 Euro) in Form von Zuschüssen. Einreichungen
können laufend erfolgen, es gibt keine Einschränkungen,
darüber hinaus gelten vereinfachte Kriterien für die Förderung.
Das sind im Wesentlichen der Innovationsgehalt, der technische
Schwierigkeitsgrad des Projektes, die wirtschaftlichen Verwertungsaussichten
(Unique Selling Proposition, Geschäftsmodell)
sowie die Perspektive, dass durch das Projekt die Forschungstätigkeit
der Bewerberin oder des Bewerbers intensiviert wird.
108 GemNova Menschen
GEMNOVA VERSTÄRKT
PRÄSENZ IN DEN BEZIRKEN
Bereits im März begann die GemNova mit der
Optimierung ihrer Gemeindebetreuung.
AUTOR JAN SCHÄFER
Mit der Erweiterung des Teams erfolgte
auch eine neue Positionierung der
Gemeindebetreuer in den Bezirken.
„Unser Ziel ist es, die Kommunikation
zwischen den Gemeinden weiterauszubauen.
Durch einen engeren Informationsaustausch
können wir als GemNova auf
der einen Seite unser Leistungsangebot
noch gemeindespezifischer aussteuern.
Andererseits profitieren die Gemeinden
von Wissenstransfer und Kostenersparnissen.
Das können wir jetzt durch unsere
vier Gemeindebetreuer noch besser
und effektiver gewährleisten“, sagt der
Geschäftsführer der GemNova, Alois
Rathgeb.
Erfahrung, Fingerspitzengefühl und
Netzwerker
Klaus Gasteiger, Jahrgang 1965, ist seit
April 2018 als Gemeindebetreuer der
GemNova in Tirol unterwegs. Er ist vielen
Bürgermeisterinnen, Bürgermeistern,
Amtsleiterinnen, Amtsleitern und Gemeindebediensteten
ein Begriff. Von 1999 bis
2003 saß er im Bundesrat, in den Jahren
2003 bis 2013 und 2016 bis 2018 war er
Abgeordneter zum Tiroler Landtag. Seit
2000 ist Klaus Gasteiger direkt gewählter
Bürgermeister seiner Heimatgemeinde
Kaltenbach im Zillertal. Seine Tätigkeiten
in der Privatwirtschaft sind ebenso vielseitig.
Der gelernte Tischler kam 1986
zur Firma Empl Fahrzeuge Ges.m.b.H. und
baute zwischen 1988 und 1998 die Sparte
Vertrieb Feuerwehrfahrzeuge auf. 1999
bis 2002 betrieb er eine Handelsagentur
und war von 2014 bis 2016 Handels- und
Gewerberechtlicher Geschäftsführer der
ASKÖ Tirol GmbH.
Gefragt nach seiner Motivation, warum er
Gemeindebetreuer der GemNova geworden
ist, sagt er:
„Ich wollte schon immer
etwas bewirken und aktiv
gestalten – gleich ob es in
der Wirtschaft oder in der
Politik war.“
„Das ist auch so bei der GemNova. Meine
Funktion verstehe ich als Netzwerker im
Unternehmen und für die Tiroler Gemeinden.“
Nachdem Klaus Gasteiger überall
in Tirol als Gemeindebetreuer tätig war,
konzentriert er sich jetzt auf das Tiroler
Unterland mit den Bezirken Kitzbühel, Kufstein,
Schwaz und die Landeshauptstadt
Innsbruck.
Einen Betrag für die Tiroler Gemeinden
leisten
Seit Anfang April ist Michael Radl, Jahrgang
1976, im Team der Gemeindebetreuer.
Er wohnt im Ötztal in Umhausen,
ist verheiratet und hat einen Sohn. Seine
berufliche Laufbahn startete mit einer
Lehre als Büro- und Bankkaufmann bei
der Sparkasse in Imst. Kurz nach seiner
Lehre wechselte er zu „max.mobil“
– jetzt T-Mobile Austria – und war für
den Bereich Firmenkunden in Vorarlberg
und Tirol zuständig. Als sich später die
Chance ergab, für die Pensionsversicherungsanstalt
tätig zu werden, nutzte der
Umhausener sie. Er begann als Pensionssacharbeiter
und wurde später freigestellter
Betriebsrat.
Anschließend war er für die Arbeitnehmervertretung
des ÖGB tätig. In diesem
Rahmen kümmerte er sich hauptsächlich
um die Bereiche Banken und Energiewirtschaft.
Über die Jahre sammelte Michael
Radl viel Erfahrung und Know-how mit
gewählten Funktionären. In ihm wuchs
jedoch der Wunsch, sich abermals beruflich
zu verändern, und so bewarb er sich
bei der GemNova. „Ich wollte auf regionaler
Ebene aktiver werden, etwas für
unsere Gemeinden tun, ihnen bei den Herausforderungen
helfen, die sie heute und
künftig zu bewältigen haben. Das ist der
Grund, warum ich mich bei der GemNova
bewarb. Ich freue mich, meine Erfahrungen
einbringen zu können und Teil eines
starken Teams zu sein“, sagt der Umhausener.
Michael Radl ist der Ansprechpartner
für Imst und Innsbruck Land.
Ein offenes Ohr für Gemeindeanliegen
Zeitgleich mit Michael Radl kam Jan Schä-
GemNova Menschen 109
LINKS: Das GemNova-
Gemeindebetreuer-Team:
Jan Schäfer, Reinhard
Raggl, Michael Radl und
Klaus Gasteiger (v. l. n. r.)
(© GemNova)
fer ins Team der Gemeindebetreuer. Über
die Zusammenarbeit bei der Entstehung
des Buchs der GemNova „Wir alle sind
Gemeinde“ entstand gegenseitiges Vertrauen
und Interesse. Jan Schäfer, Jahrgang
1965, siedelte 2013 mit seiner Frau
und seinen zwei inzwischen erwachsenen
Kindern von Deutschland nach Matrei in
Osttirol. Seitdem lebt und arbeitet er dort
als Unternehmensberater für Marketing
und Kommunikation. Er studierte Holzwirtschaft,
kam aber durch Zufall 1999 in die
Marketingbranche, wo er betriebsintern u.
a. zum Marktforscher und strategischen
Planer ausgebildet wurde. Bevor er sich
2006 selbstständig machte, war er für
verschiedene Agenturen tätig. Beruflich
bedingt lebte der „Wahlmottinga“ in Norwegen,
Schweden, Guinea und den USA.
Gemeinden sind das Fundament
unserer Gesellschaft
und Wirtschaft.
Zu den Themenschwerpunkten seiner
Arbeit gehörten Tourismus, Energiewirtschaft,
Markenbildung, Risikokommunikation
und kommunale Themen. Heute
unterstützt er mit seiner Arbeit hauptsächlich
klein- und mittelständische
Unternehmen sowie öffentliche Institutionen.
„Welch wichtige Rolle Gemeinden
in unser aller Leben spielen, wurde
mir über die Jahre durch die diversen
Projekte immer bewusster. Sie sind das
Fundament unserer Gesellschaft und
Wirtschaft. Sie auf ihrem Weg Richtung
Zukunft zu unterstützen, ist mir ein Anliegen.
Wesentlich dabei sind das Zuhören
und der offene Dialog“, hebt der Marketingexperte
hervor. Jan Schäfer kümmert
sich um die Gemeinden im Bezirk Lienz.
Know-how aus Wirtschaft & Gemeindewesen
Die GemNova konnte Anfang August
Reinhard Raggl, Jahrgang 71, als vierten
Gemeindebetreuer gewinnen. Er lebt im
Bezirk Landeck in Schönwies, ist verheiratet
und hat zwei erwachsene Kinder. Dort
ist er seit 2018 auch Bürgermeisterstellvertreter.
Der studierte Diplomwirtschaftsingenieur
blickt auf über drei Jahrzehnte
Erfahrung in der europäischen Industrie
zurück. Er war als Qualitätsmanager,
Auditor, Sales Director und Coach tätig.
Zu seinen beruflichen Stationen gehören
Unternehmen wie Thöni Industriebetriebe,
Sapa oder die Hydro Aluminium.
Ferner arbeitet er als Business Coach mit
Schwerpunkt im Sales- und Gesundheitsmanagement.
Dieses umfangreiche Wissen aus dem
Management lässt Reinhard Raggl immer
wieder in seine Gemeindearbeit einfließen.
Er weiß, wie die Wirtschaft tickt und
kennt sich mit kommunalen Themen aus.
Das möchte er für seine neue Aufgabe bei
der GemNova zur Stärkung der Tiroler
Gemeinden nutzen. Mit Blick auf seine
neue Tätigkeit sagt er: „Als Vizebürgermeister
der Gemeinde Schönwies kenne
ich die stetig steigenden Herausforderungen
einer Gemeinde. Durch meine
neue Aufgabe bei der GemNova kann ich
dazu beitragen, die Gemeinden umfangreich
zu entlasten. Vielseitige Services
und Dienstleistungen machen das möglich,
aber auch zahlreiche Expertinnen und
Experten aus verschiedensten Fachgebieten.“
Die Bezirke Landeck und Reutte sind
Reinhard Raggls Betreuungsgebiet.
Bereits in den vergangenen Wochen und
Monaten haben die Gemeindebetreuer
viele Gemeinden bereist und sich bei
den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern
persönlich vorgestellt. Viele
neue Erkenntnisse und Einblicke in die
Gemeinden konnten gewonnen werden.
Einerseits sind die Herausforderungen
vielfach sehr ähnlich. Andererseits gibt es
ebenso sehr spezielle orts- oder regionsbezogene
Anliegen. Durch die Rückmeldungen
der Gemeindebetreuer wird nicht
nur das Leistungsangebot der GemNova
optimiert, auch neue Lösungen können
dadurch entwickelt werden.
Denn: Nur gemeinsam gelingt es, die
vielen Herausforderungen in unseren
Gemeinden zu meistern.
110
GemNova Menschen
VON DER
GEMNOVA ...
Auf Wunsch des Tiroler Landeshauptmannes
Günther Platter wechselt der Bereichsverantwortliche
für Gemeindeentwicklung
der GemNova, Magnus Gratl, in das Büro
des Landeshauptmannes. Dort wird Gratl
nach seinem Wechsel aus dem Unternehmen
der Tiroler Gemeinden ab Anfang
September für Gemeindeangelegenheiten
zuständig sein. „Die bisher bereits ausgezeichnete
Zusammenarbeit zwischen dem
Land Tirol und der GemNova sowie dem
Tiroler Gemeindeverband wird damit weiter
ausgebaut. Wir bedanken uns bei Günther
Platter für das Vertrauen in die Expertise
der GemNova“, freut sich Geschäftsführer
Alois Rathgeb, das Land Tirol einmal mehr
in seiner Arbeit unterstützen zu dürfen.
„Ich werde im Büro des Landeshauptmannes
unter anderem die gesamten
Gemeindeagenden übernehmen“, bestätigt
Gratl. „Ich denke, man sieht an meinem
Beispiel, dass die Arbeit der GemNova
auch im Landhaus sehr genau beobachtet
wird.“- Gratl, ehemals Geschäftsführer des
Maschinenrings Innsbruck-Land, hat den
Bereich Gemeindeentwicklung in der Gem-
Nova aufgebaut.
... IN DAS BÜRO DES
LANDESHAUPT-
MANNES
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 111
BEIM WINTERDIENST AUF DER SICHEREN SEITE
Maschinenring
Kontakt: 059060 700
www.maschinenring.tirol
Wenn es in Tirol Winter wird, steht Gemeinden
eine besonders herausfordernde Jahreszeit
ins Haus. Für Unterstützung beim
Winterdienst sorgt bei einem Großteil der
heimischen Kommunen der Maschinenring.
So auch in Thaur, wo die Maschinenring-
Dienstleister Andreas und Romed Plank vom
Bartlhof seit mehr als fünf Jahren für die
Schneeräumung und Streuung verantwortlich
sind. Gemeinsam mit dem Maschinenring-Winterdienstroutinier
Josef Brunner
vom Madleinhof werden von November bis
März alle Gemeindestraßen in ihrer Heimatgemeinde
betreut.
Verantwortungsvolle Tätigkeit
Neben Räumung und Salzstreuung werden
besonders steile Abschnitte des Straßennetzes
auch gekiest und Schneeansammlungen
abtransportiert. Bei großen
Neuschneemengen kommt zusätzlich eine
Schneefräse zum Einsatz, um möglichst
schnell wieder Platz in den engen Gassen
zu schaffen und für sichere Straßenverhältnisse
zu sorgen. „Regelmäßige Kontrollfahrten
und die Einschätzung von Witterung
und Gefahrenpotenzial zählen ebenso
zu unseren Aufgaben. Ein nützliches Hilfsmittel
ist das detaillierte Wetter-SMS vom
Maschinenring, das über relevante Prognosen,
Niederschlag und Glättegefahr informiert“,
erklärt Andreas Plank.
Regionalität als Pluspunkt
„Der örtliche Bezug unserer Dienstleister
macht den Maschinenring als Winterdienstanbieter
aus. Unsere Fahrer
werden in einem Gebiet eingesetzt, wo
sie sich auskennen. Dadurch funktioniert
auch die Kommunikation mit den
Gemeindebediensteten einwandfrei.
Außerdem bleibt die Wertschöpfung
in der Region, wovon Dienstleister und
Kunden gleichermaßen profitieren. Für
die Fahrer bedeutet die Ausübung des
Winterdienstes über den Maschinenring
auch eine rechtliche und
versicherungstechnische
Absicherung“, erklärt Mag.
Hannes Ziegler, Geschäftsführer
des Maschinenring.
Versorgungssicherheit und
Schlagkraft aus der Region
Mit mehr als 500 Winterdienst-Mitarbeitern
ist der
Maschinenring tirolweit bei
mehr als 1.000 Kunden im Einsatz. Von der
maschinellen Räumung reicht die Palette
über den händischen Winterdienst, die Eiszapfenentfernung
und die Tauwetterkontrolle
bis hin zum Dachabschöpfen und den
Abschlusskehrungen. „Durch große und
regional verteilte Lagerkapazitäten für Salz
kann die Streuung auch bei schwierigen
Wetter- oder Marktsituationen sichergestellt
werden“, ergänzt Ziegler. Genaueste
Wetterprognosen mit einer vernetzten Alarmierung
kommen genauso zum Einsatz wie
GPS-Tracking für die Aufzeichnung der erledigten
Arbeiten. Eine ständige Rufbereitschaft
sowie regelmäßige Aus- und Weiterbildungen
der eingesetzten Arbeitskräfte
bieten größtmögliche Sicherheit für die Auftraggeber.
„Die lückenlose Dokumentation
von Routen und ausgebrachten Streumitteln
ist mittlerweile ein wichtiger Bestandteil
unserer Winterdienst-Aufträge. Auch im Falle
von Haftungsfragen sind Kommunen auf
der sicheren Seite – schließlich übernehmen
wir auch die rechtliche Verantwortung“,
erklärt der Maschinenring-Geschäftsführer
abschließend.
OBEN: Die beiden Maschinenring-Dienstleister
Andreas und Romed Plank aus Thaur
sorgen für die Schneeräumung und Streuung
in ihrer Heimatgemeinde.
LINKS: Der Maschinenring setzt für den
verlässlichen Winterdienst auf Mitarbeiter aus
der Region. (© Mario Webhofer/Maschinenring)
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Text:Quell, Innsbruck, www.text-quell.at. Redaktionsschluss: 07.08.2020.
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