Mitteldeutsche Wirtschaft Ausgabe 09/2020
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Das Mitgliedermagazin der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau 09/2020
Schwerpunkt:
Damit der Markt „hurra“ schreit …
Innovationen in Sachsen-Anhalt voranbringen (S. 16)
Fachkräfte entwickeln
Unterstützung, um in die Mitarbeiter
zu investieren (S. 12)
Strafe ohne Schuld
IHK kritisiert „Verbandssanktionengesetz“
(S. 27)
www.halle.ihk.de
EDITORIAL
„Mehr Innovationen, aber schnell!“
Haben Sie bei der Überschrift gezuckt? Kein Wunder, denn Innovationen
kann niemand herbeibefehlen. Dennoch gewinnt man mitunter den Eindruck,
als säße mancher Teilnehmer in Podiumsdiskussionen genau dieser
Illusion auf. An die Unternehmerschaft gewandt, heißt es da zuweilen:
„Nun seid mal schön innovativ! An fehlendem Geld soll´s nicht scheitern.“
Die Debatte rund um das Thema „Kohleausstieg und Strukturwandel“ liefert
einschlägige Beispiele. Doch ganz so einfach ist es nicht.
„Innovation“ – ein schillernder Begriff
Der schillernde Begriff „Innovation“ ist in aller Munde. An Definitionen
mangelt es nicht; wir schlagen schlicht folgende vor: „Um Innovationen
geht´s, wenn der Markt `hurra!´ schreit.“ Denn: Welche der ungezählten
Ideen kreativer Menschen als tragfähig gelten kann, entscheidet der Markt
allein. Tragfähige Ideen entstehen selten im Alleingang. Oft ist es der Austausch zwischen Wirtschaft
und Wissenschaft, der Innovationsfrüchte trägt. Und dieser lässt sich - durch geeignete
Rahmenbedingungen - befördern. Hier kann die Politik durchaus etwas tun.
Prof. Dr. Steffen Keitel, Präsident der
Industrie- und Handelskammer
Halle-Dessau, und Prof. Dr. Thomas
Brockmeier, Hauptgeschäftsführer
Innovationspolitik – oft nicht mehr als „gut gemeint“
Doch nicht immer tut sie das Richtige. Gerade bei der Innovationspolitik bleibt es oft beim „gut
gemeint“, Beispiel Kohleausstieg: Die einschlägigen Gesetze zur Strukturstärkung sollen diesen
bis 2038 abfedern. Auf der Liste der vorrangigen Projekte sehen wir viele wünschenswerte
strukturpolitische Vorhaben, zu denen in den Kommunen niemand ernsthaft „nein“ sagen dürfte.
Auch Leuchtturmprojekte mit dem Etikett „Innovation“ sind dabei: der Ausbau des Forschungsund
Gründungsstandortes Weinberg Campus in Halle (Saale), das Bioeconomy Hub in Leuna und
das geplante Dienstleistungszentrum in der Region. Diese Projekte werden durchaus auf unser
Innovationskonto einzahlen, allerdings nur eine erste Teilrate.
Kohleausstieg und Strukturstärkung: Geburtsfehler im Gesetzeswerk
Aktuelles – und abschreckendes - Beispiel: Das Strukturstärkungsgesetz setzt vor allem auf Projekte
der öffentlichen Hand. Die IHK-Organisation hatte im Vorfeld versucht, diesen Geburtsfehler
zu verhindern und auf gezielte Förderung von Forschung in Unternehmen und Hochschulen
sowie die Ansiedlung von neuen Firmen gedrängt. Leider vergebens.
Der Ausstieg aus der Braunkohleverstromung bringt unserer Region zwei zentrale Belastungen:
eine höchstwahrscheinlich unsicherere sowie teurere Stromversorgung. Denn keine der proklamierten
politischen Maßnahmen gewährleistet die für uns bisher selbstverständliche Versorgungssicherheit
mittels Elektroenergie. In der Folge drohen Wertschöpfung und Arbeitsplätze
verloren zu gehen. Eine Strukturstärkung, die den Namen verdient, brächte einen Ansatz, der diese
Probleme angeht.
Doch Berlin ist hier viel zu kurz gesprungen. Auf die Schnelle ließen sich kaum flächendeckend
Projekte definieren, die die Innovationskraft in Unternehmen und Hochschulen stärken.
Aber wir wollen nicht jammern. Im vorliegenden Heft zeigen wir Ihnen, wie innovativ unsere
Region und ihre Unternehmen bereits heute sind. Das sollte uns dann doch ein wenig optimistisch
stimmen!
Prof. Dr. Steffen Keitel
Prof. Dr. Thomas Brockmeier
Die „Mitteldeutsche Wirtschaft“ ist das
Magazin der IHK Halle-Dessau. Wir
informieren hier über Themen, die aus
Sicht der IHK für die Wirtschaft unserer
Region relevant oder für Sie als
Unternehmerin und Unternehmer
nützlich sein könnten. Als IHK-Mitglied
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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020 1
11
Im Ausland gefragt:
Nahrungsmittel aus Sachsen-Anhalt
20
Tschüss Labor,
hallo Wirtschaft!?
Unternehmensgründung braucht Zeit
INHALT
SEPTEMBER 2020
1 EDITORIAL
4 BLICK INS LAND
44 BÖRSEN
45 VERANSTALTUNGEN
46 WIR FÜR SIE
48 IMPRESSUM
IHK-Service schnell gefunden:
IHK-Kontakt
IHK-Download
WIRTSCHAFT
& REGION
6 Was – Wann – Wo
„Zukunftsorte“ in der Region
und weitere Nachrichten
Nachruf auf Joachim Jahnke
11 Branche im Fokus
Nahrungsmittel aus Sachsen-Anhalt
weltweit gefragt!
12 Fachkräfte
Hilfe, um in die Mitarbeiter zu investieren
Aufstiegs-BaföG wird attraktiver
Zeitgemäß, einfach und intuitiv:
das digitale Berichtsheft
SCHWERPUNKT:
DAMIT DER MARKT
„HURRA“ SCHREIT …
16
„Humus“ für Innovationen:
das TGZ am Weinberg Campus
Langer Atem bis zur Marktreife
Gemeinsam zum grünen Kraftstoff
Tschüss Labor, hallo Wirtschaft!?
Regionale Innovationspotenziale
weiterentwickeln
Technologien auf den Sprung helfen
Mehr Infos online
Querverweis im Inhalt
2 MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
24
„Wirklich
etwas bewegen!“
Prof. Dr. Beate Langer,
Mitglied der IHK-
Vollversammlung
38
Heizung modernisieren – Zuschüsse erhalten
28
Wie die IHK zu ihrem
Doppelnamen kam
40
Keine Trinkhalme
aus Plastik
Neue Regeln für Unternehmen
WIRTSCHAFT
& ENGAGEMENT
24 Vollversammlung
Interview mit Prof. Dr. Beate Langer
27 Interessenvertretung
Strafe ohne Schuld – Kritik am
„Verbandssanktionengesetz“
28 IHK-Jubiläum
Wie die IHK zu ihrem Doppelnamen kam
WIRTSCHAFT
& PRAXISWISSEN
37 Finanzierung und Förderung
Stille Beteiligungen für mehr Eigenkapital
Heizung modernisieren – Zuschüsse
erhalten
Förderung für Hard- und Software
40 Recht
Keine Trinkhalme aus Plastik
Aktuelle Gerichtsurteile
42 International
Wie weiter nach dem Brexit?
Geschäftsreisen im Ausland sicher gestalten
Die Mitteldeutsche Wirtschaft im Web:
https://miwi.halle.ihk.de/
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
3
BLICK INS LAND
Großes Hallo bei kleinen Forschern
Besondere Ehre für das „KindElternZentrum“ in Lieskau: Die Kinder -
tagesstätte wurde als 100. „Haus der kleinen Forscher“ in unserer
Region ausgezeichnet. Seit mehr als zehn Jahren zertifiziert die IHK
Einrichtungen, die schon früh und auf spielerische Weise das
Interesse an Naturwissenschaften und Technik wecken. Damit
der Forschergeist „hurra“ schreit …
4 MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
WIRTSCHAFT & REGION
WAS – WANN – WO
„Zukunftsorte“ in
der Region
Grüner Wasserstoff, Batterie- und Brennstoffzellen,
innovative Medizintechnik –
Sachsen-Anhalt entwickelt sich immer mehr
zu einem Land der Zukunftstechnologien, das
im internationalen Wettbewerb durchaus
mithalten kann. Das Wirtschaftsministerium
und die Investitions- und Marketinggesellschaft
Sachsen-Anhalt (IMG) haben zahlreiche
„Zukunftsorte“ ausgemacht, an denen
sich diese erfreuliche Entwicklung beispielhaft
verdeutlichen lässt. Im Rahmen einer viertägigen
Sommertour im Juli 2020 besuchte
Wirtschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann
sieben dieser Orte, zeichnete sie als
„Zukunftsorte“ aus und informierte gemeinsam
mit den Unternehmen und Forschungseinrichtungen
über aktuelle Projekte und Entwicklungen.
Zu den Zukunftsorten gehören
derzeit unter anderem der Technologiepark
Weinberg Campus, der Industriepark Zeitz,
der BioPharmaPark in Dessau-Rosslau, der
Chemiestandort Leuna und Green Gate Gatersleben.
Dort wird der Fokus jeweils auf
„zukunftsweisende Kompetenzfelder“ wie
„Neue Mobilität“, „Smart Material“ oder „Bioökonomie“
gelegt. So soll sich Sachsen-Anhalt
verstärkt als technologieorientierter Wirtschafts-
und Wissenschaftsstandort in der
Mitte Deutschlands profilieren, der für internationale
Investoren hochattraktiv und
gleichzeitig eine lebenswerte Region ist. Die
positive Entwicklung gelte es in den kommenden
Jahren zu verstetigen, betonte Willingmann.
Attraktiver
Logistikstandort
Sachsen-Anhalt bietet gute Bedingungen
für Unternehmen. Jüngstes Beispiel: Die
Massivmoebel24 GmbH baut die ehemaligen
Produktionshallen der Ambau GmbH in
Dessau-Roßlau zum neuen Logistik- und Distributionszentrum
um. Hier stehen dem Unternehmen
16.000 Quadratmeter Fläche und
ein Hochregallager mit knapp 20.000 Europaletten-Stellplätzen
zur Verfügung. Der Betrieb
will sich so für die zunehmende internationale
Ausrichtung und größere Umschlagsmengen
vorbereiten. Aus diesem Grund ist neben einer
modernisierten Logistiksoftware auch vorgesehen,
weiteres Fachpersonal einzustellen. Insgesamt
sollen in der Region 15 neue Arbeitsplätze
entstehen. Die Bauarbeiten haben im
Juli 2020 begonnen, die ersten operativen
Arbeitsabläufe sind für Januar 2021 geplant.
www.massivmoebel24.de
Prof. Dr. Armin Willingmann, Wirtschaftsminister
des Landes Sachsen-Anhalt (l.),
informierte sich beim Besuch am Weinberg
Campus über die aktuellen Projekte der
Unternehmen NH DyeAGNOSTICS und
Navigo Proteins (mit Vertriebsvorstand
Dr. Ulrich Haupts, Mitte).
6 MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
Gute Luft – eine Idee aus Sachsen-Anhalt
Ein neues Geschäftsfeld in der Corona-Krise
erschlossen hat die Firma MMT aus Raguhn-
Jeßnitz, spezialisiert auf die Herstellung von
Touch-Tischen, Videowänden und Hypeboxen.
Mit LED-Technik hatten sich die Raguhner
schon lange beschäftigt. Im vergangenen
Jahr kam die Idee auf, auch andere Bereiche
zu erschließen, Stichwort Luftreinigung. Die
Firmengründer Carsten und Matthias Hermann
hoben das Unternehmen ScreenSource
aus der Taufe und entwickelten gemeinsam
mit ihren koreanischen Partnern ein spezielles
Luftreinigungssystem, das sie während
der vergangenen Monate weiter vorangetrieben
haben. Der „AiroDoctor“ zerstört mittels
UV basierter „Photokatalyse“ Viren und
Bakterien und reinigt so die Luft. Hergestellt
wird die Technik in Südkorea, wo sie nun in
400 Grundschulen zum Einsatz kommen soll,
wie hier in einem Klassenraum in Seoul. Weitere
Märkte sollen folgen.
www.airodoctor.com
WIRTSCHAFT & REGION
Auszeichnung für
engagierte Unternehmen
Unternehmen, die sich dafür einsetzen, Menschen mit Behinderungen
ins Berufsleben zu integrieren, können sich gleich an
zwei Wettbewerben in der Region beteiligen.
„Pro Engagement“
Der Behindertenbeirat Sachsen-Anhalt lobt 2020 bereits zum
sechsten Mal den Preis „Pro Engagement“ aus. Er richtet sich an
Unternehmen, die zeigen, wie gelungene berufliche Integration
von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen aussehen
kann und dabei auch mal quer- und um-die-Ecke denken. Bewerbungsschluss
ist der 25. September 2020.
www.pro-engagement.sachsen-anhalt.de
„Saalekreis inklusiv“
Auch das lokale Bündnis für Familie Saalekreis würdigt Unternehmen,
die sich für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen
engagieren – mit der alle drei Jahre ausgelobten
Auszeichnung „Saalekreis inklusiv“ und einem Preisgeld in Höhe
von 3.000 Euro. Arbeitgeber können sich bis zum 1. Oktober
2020 bewerben.
www.saalekreis.de
Frauen, vernetzt euch!
Frauen netzwerken anders. Aber wie?
Das können die Teilnehmerinnen der
diesjährigen Unternehmerinnen-Konferenz
„REGIA//20“ erfahren: Am 9.
und 10. Oktober lädt der gleichnamige
Verein alle Unternehmerinnen,
Selbstständigen, Frauen in Führungspositionen
oder mitwirkenden Ehefrauen
aus allen Wirtschaftsbereichen
und den Freien Berufen ins Hotel Zum
Stein in Wörlitz ein.
In interessanten Fachvorträgen und
anhand spannender Beispiele geht es
um Themen wie nachhaltige Unternehmensentwicklung,
Digitalisierung,
Netzwerken, unternehmerischer Erfolg
und Selbstwahrnehmung. Die
Teilnehmerinnen lernen zahlreiche
Frauen-, Branchen- und Regionalnetzwerke
kennen und können sich
mit ihrem Unternehmen kurz vorstellen.
Eine Firmen prä sentation ist auch
während der begleitenden Unternehmerinnenmesse
möglich. Zeit für persön
liche Gespräche und Kontakte sowie
ein Abendprogramm runden die
Konferenz ab.
www.regia-unternehmerinnenkonferenz.de
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
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WIRTSCHAFT & REGION
Zum Tod von Joachim Jahnke
Nach langer, schwerer Krankheit ist Joachim Jahnke am
17. Juli 2020 im Alter von 82 Jahren verstorben. Mit ihm verliert
die heimische Unternehmerschaft einen engagierten,
tatkräftigen und kompetenten Streiter für ihre Interessen.
Er war einer der Gründerväter der in den 1990er Jahren erfolgten
Neuausrichtung unserer IHK Halle-Dessau.
Bis ins Jahr 2013 gehörte Joachim Jahnke der IHK-Vollversammlung
an, von 2004 an war er Vizepräsident, ab 2001
saß er dem Verkehrsausschuss vor. Natürlich setzte er sich
auch im Prüfungsausschuss für Straßengüterverkehr für
den unternehmerischen Nachwuchs im Verkehrsgewerbe
ein.
Joachim Jahnke hatte im wahrsten Sinne des Wortes „Benzin
im Blut“. Schon 1966 gründete er einen kleinen Fuhr- und
Taxibetrieb, den er mit unternehmerischem Geschick, Einfallsreichtum
und Ausdauer erfolgreich durch die sozialistische
Planwirtschaft führte. Nach Einführung der Marktwirtschaft
baute er das Unternehmen gemeinsam mit Frau
und Sohn erfolgreich aus. Bis heute hat sich der mittelständische
Familienbetrieb mit über 30 Beschäftigten erfolgreich
im hart umkämpften nationalen und internationalen
Transportmarkt als Spezialist für Schwerlast- und Baustoffverkehre
etabliert.
Antrieb für Joachim Jahnke war es, seine mitteldeutsche
Heimat in Bewegung zu bringen und zu halten. Deshalb
brachte er als langjähriger Vorsitzender des MSC Teutschenthal
e. V. mit vielen ehrenamtlichen Mitstreitern über
viele Jahre die Motocross-Weltmeisterschaft in die Region.
Auch wer dem Motorsport nichts abgewinnen kann, wird anerkennen:
International beachtete Spitzensportereignisse
tun dem Renommee Sachsen-Anhalts gut!
Er war aktives Mitglied in zahlreichen weiteren heimischen
Vereinen. Darüber hinaus engagierte er sich kommunalpolitisch
im Teutschenthaler Gemeinderat. Außerdem gehörte er
zu den Mitbegründern des Landesverbandes des Verkehrsgewerbes
in Sachsen-Anhalt und war 20 Jahre einer der Vizepräsidenten
des Verbandes.
Der Staat hat Joachim Jahnke mit dem Bundesverdienstkreuz
geehrt. Die IHK hat ihn mit der Goldenen Ehrenmedaille
ausgezeichnet. Seine Stimme hatte Gewicht, was er sagte,
Hand und Fuß. Und auf sein Wort konnte man sich immer
verlassen.
Nicht wenige unter uns trauern – tief bewegt – um einen
guten, treuen Freund. Er fehlt uns schon jetzt.
IHK-Ehrenpräsidentin Carola Schaar
IHK-Präsident Prof. Dr. Steffen Keitel
IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier
Stellv. IHK-Hauptgeschäftsführer Reinhard Schröter
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
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WIRTSCHAFT & REGION
BRANCHE IM FOKUS
Nahrungsmittel aus Sachsen-Anhalt
weltweit gefragt!
Bereits Anfang Juli dieses Jahres konnte die
IHK Halle-Dessau einen leichten Hoffnungsschimmer
für die heimische Exportwirtschaft
vermelden. Im Monat April 2020 waren die
Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahr noch
um fast ein Fünftel rückläufig. Hoffnung
machte die nahezu gleich gebliebene Anzahl
an Bescheinigungen für Exportdokumente in
sogenannte Drittländer, also Länder außerhalb
der Europäischen Union.
Eine neue Auswertung der Außenhandelszahlen
für das Ernährungsgewerbe im südlichen
Sachsen-Anhalt hellt das Licht am Horizont
nun zusätzlich auf. Demnach konnten
die Unternehmen dieser Branche
„
von Januar
bis Mai 2020 ihre Ausfuhren im Vergleich
zum Vorjahr sogar um acht Prozent steigern.
Bei den Einfuhren waren die Werte nahezu
identisch. Ein beachtlicher Erfolg in einem
durch die Corona-Krise hervorgerufenen historisch
schwierigen Umfeld.
„ Auch für LeHA stellte die Ausnahmesituation, ausgelöst durch das Coronavirus, eine große Herausforderung
dar. Neben einer deutlich verstärkten Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland
und anderen Ländern einerseits, wurden wir andererseits mit einem nahezu vollständigen Einbruch des
Gastronomiegeschäftes sowie großen Unsicherheiten in den Exportmärkten konfrontiert. Nach ersten
Maßnahmen zur Sicherung von Produktion und Lieferwegen (unter anderem Einführung strenger
Hygienemaßnahmen und Notfallprozeduren) haben wir die Produktionspläne umgestellt und in enger
Abstimmung mit unseren Exportpartnern die Lieferungen auf die veränderte Nachfragesituation angepasst.
Der Einstieg in neue Märkte verzögerte sich zwar beziehungsweise musste für den Großhandel
teilweise sogar aufgeschoben werden. Nichtsdestotrotz erhöhte sich unser Exportanteil insgesamt –
vor allem durch neue Kunden (u.a. im Juli 2020 erstmals in den USA).“
Kirsten Tänzer,
Geschäftsführerin der LeHA GmbH aus Laucha und Mitglied im Netzwerk Ernährungswirtschaft Sachsen-Anhalt
Außenhandelszahlen Ernährungswirtschaft Sachsen-Anhalt*
Ausfuhr (in Tsd. Euro) Einfuhr (in Tsd. Euro)
2019 656.333 384.955
2020 705.560 381.824
Veränderung Plus 8 Prozent Minus 1 Prozent
2020 zu 2019
* Zeitraum Januar bis Mai im Vergleich 2019 und 2020.
Auswertung nach Klassifikation der Wirtschaftszweige in
den Positionen „Nahrungsmittel und Futtermittel“ (GP10)
sowie „Getränke“ (GP11)
Unser Absatz wächst jedes Jahr und auch im Exportbereich konnten wir im ersten Halbjahr 2020
einen Zuwachs verzeichnen. Die Zeit der Pandemie ist für uns eine große Herausforderung, weil Dauerbackwaren
vermehrt nachgefragt werden. Die Schwierigkeiten, die sich aus der Kombination von
Schutzmaßnahmen einerseits und Absatzwachstum andererseits ergeben haben, konnten wir jedoch
erfolgreich meistern. Es brachen auch keine Exportmärkte weg, im Gegenteil: Vor allem in Frankreich,
der Schweiz und in Skandinavien war und ist die Nachfrage deutlich höher als im Vorjahr. Und auch
ein Großteil unserer weiteren Exportkunden hat das Auftragsvolumen stark erhöht. Wir gehen davon
aus, dass dieser Trend bestehen bleibt. Herausfordernd bleibt es, der stetig steigenden Nachfrage weiterhin
gerecht zu werden.“
Matthes Hahn,
Exportleiter der Wikana Keks und Nahrungsmittel GmbH aus Lutherstadt Wittenberg
IHK Halle-Dessau
Geschäftsführerin International
Birgit Stodtko
Tel. 0345 2126-274, bstodtko@halle.ihk.de
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
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WIRTSCHAFT & REGION
FACHKRÄFTE
Hilfe, um in die Mitarbeiter
zu investieren
Für die berufliche Aus- und Weiterbildung
können Arbeitgeber und Arbeitnehmer verschiedene
Unterstützungsmöglichkeiten in
Anspruch nehmen. Die „Mitteldeutsche Wirtschaft“
stellt vor, welche zentralen Neuerungen
sich aktuell bei der Förderung ergeben.
Für Unternehmen:
Assistierte Ausbildung und Ausbildungsbegleitende
Hilfen
• Um Jugendliche mit schlechten Startchancen
zu fördern, haben sich die „Assistierte
Ausbildung“ und die „Ausbildungsbegleitenden
Hilfen (abH)“ bewährt. Beide werden
nun zu einem Instrument zusammengefasst:
„AsAneu“ (vorläufiger Arbeitstitel, § 74
SGB III).
• Dieses lässt sich sowohl für eine Ausbildung
als auch für eine Einstiegsqualifizierung
nutzen. Gefördert werden können
Jugendliche, die ohne Unterstützung eine
Berufsausbildung nicht aufnehmen oder
fortsetzen können oder voraussichtlich
Schwierigkeiten haben, diese abzuschließen
bzw. zusätzliche Unterstützung benötigen.
Das neue Instrument beinhaltet alle
Angebote aus abH und assistierter Ausbildung.
Die Unterstützungselemente lassen
sich an den individuellen Förderbedarf anpassen.
• Maßnahmen nach dem neuen Recht beginnen
erst 2021. Maßnahmen nach den
bisherigen Vorschriften können noch bis
zum 30. September 2020 starten.
Innerbetriebliche Weiterbildung
• Bereits seit 2019 erhalten Unternehmen
eine Weiterbildungsförderung für Beschäftigte,
deren Tätigkeiten durch Technologien
ersetzt werden können, die in sonstiger
Weise vom Strukturwandel betroffen sind
12 MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
WIRTSCHAFT & REGION
oder die eine berufliche Weiterbildung in
einem Beruf anstreben, in dem Fachkräftemangel
herrscht.
• Die Übernahme von Weiterbildungskosten
und die Zahlung von Zuschüssen zum Arbeitsentgelt
setzen grundsätzlich eine Kofinanzierung
durch den Arbeitgeber voraus.
Für bestimmte Personengruppen (ältere
oder schwerbehinderte Arbeitnehmer in
kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)
oder in Kleinstbetrieben) sind Ausnahmemöglichkeiten
von diesem Grundsatz vorgesehen.
• Mit dem neuen Gesetz werden die Förderleistungen
für besonders vom Strukturwandel
betroffene Betriebe ab 1. Oktober
2020 weiter verbessert (siehe Grafik):
Die angeführten Zuschüsse werden unabhängig
von der Betriebsgröße um jeweils
zehn Prozent erhöht, wenn mindestens
jeder fünfte, bei KMU jeder zehnte
Beschäftigte einer Weiterbildung bedarf.
Liegt eine Betriebsvereinbarung zur beruflichen
Weiterbildung oder einem Tarifvertrag
vor, der eine betriebsbezogene
Weiterbildung vorsieht, erhalten Unternehmen
zudem eine um fünf Prozentpunkte
höhere Förderung. Fallen beide
Voraussetzungen zusammen, bedeutet
dies eine um bis zu 15 Prozentpunkte
erhöhte Förderung.
Für Auszubildende:
Fahrtkosten für Teilnehmer einer Einstiegsqualifizierung
• Ab dem 1. August 2020 werden nun auch
Teilnehmer einer Einstiegsqualifizierung
(EQ) aus dem Rechtskreis SGB I bei den
Fahrtkosten unterstützt. Für EQ-Teilnehmer
aus dem Rechtskreis SGB II gilt dies bereits,
wenn die Kosten den Grundabsetzbetrag
von 100 Euro übersteigen (§ 54 SGB III).
Berufsabschluss nachholen
• Künftig haben sowohl Arbeitslose als auch
beschäftigte Arbeitnehmer ohne Berufsabschluss
Anspruch auf eine Förderung, um
einen Berufsabschluss mittels geeigneter
Weiterbildungsmaßnahme zu erlangen (§
81 SGB III). Voraussetzungen sind eine Eignung
für den angestrebten Beruf, verbesserte
Beschäftigungschancen sowie eine
voraussichtlich erfolgreiche Teilnahme an
der Weiterbildung.
• Diese Regelung tritt am Tag nach der Verkündung
im Bundesgesetzblatt in Kraft
(www.bgbl.de).
„Gesetz zur Förderung der
beruflichen Weiterbildung
im Strukturwandel und zur
Weiterentwicklung der
Ausbildungsförderung“
Der Bundestag hat Ende Mai 2020
obenstehendes Gesetz beschlossen.
Dabei handelt es sich um eine Serie
von Neubestimmungen. Das Gesetz
korrigiert, erweitert und ergänzt die
vor liegenden Bestimmungen der Sozialgesetzbücher
II und III zur Förderung
von Ausbildung und beruflicher
Weiterbildung. Das Gesetzespaket
wird sukzessive in Teilen umgesetzt –
je nach Zeitpunkt des Inkrafttretens.
IHK Halle-Dessau
Aus- und
Weiterbildung
Dr. Simone Danek
Tel. 0345 2126-346
sdanek@halle.ihk.de
Sabine Krüger
Tel. 0345 2126-348
skrueger@halle.ihk.de
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WIRTSCHAFT & REGION
Aufstiegs-BaföG wird attraktiver
Das BAföG kennen die meisten in Zusammenhang
mit einem Hochschulstudium – als
finanzielle Unterstützung für Studenten
durch den Staat. Das sogenannte Aufstiegs-
BAföG ist das passende Gegenstück im Bereich
der höherqualifizierenden Bildung. Für
wen dieses BAföG gedacht ist, was sich zum
1. August 2020 ändert und wie die Förderung
beantragt werden kann, erläutert IHK-Referentin
Sabine Krüger:
Verbesserungen zum 1. August 2020
Zum 1. August 2020 trat das 4. Gesetz zur
Änderung des Aufstiegsfortbildungsgesetz -
es in Kraft. In diesem Zuge werden Zuschüsse,
Freibeträge und Darlehenserlasse
erhöht. So erhalten Vollzeitgeförderte beispielsweise
die volle Unterhaltsförderung
oder Alleinerziehende einen höheren einkommensunabhängigen
Kinderbetreuungszuschlag.
Wichtiges zur Antragstellung
Wer einen Antrag stellen will, muss über einen
ständigen Wohnsitz verfügen. In Sachsen-Anhalt
sind für die Umsetzung des AFBG
die Ämter für Ausbildungsförderung der
Kreise bzw. kreisfreien Städte zuständig. Es ist
möglich, den Antrag online zu stellen.
Weitere Informationen sowie die Antragsformulare
unter www.aufstiegs-bafoeg.de
Für wen gedacht
Das von Bund und Ländern gemeinsam finanzierte
„Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz“
(AFBG) – das sogenannte "Aufstiegs-
BAföG" – soll all jene finanziell unterstützen,
die an Maßnahmen der höherqualifizierenden
Berufsbildung teilnehmen. Zudem soll es
Existenzgründungen erleichtern.
Auch wird der Zuschussanteil für Lehrgangsund
Prüfungsgebühren erhöht. Der Belohnungserlass
steigt von jetzt 40 auf 50 Prozent.
Zudem lassen sich Aufstiegsfortbildungen
nun über alle drei Fortbildungsstufen
fördern – sie gelten also für Geprüfte Berufsspezialisten,
den Bachelor Professional
sowie den Master Professional.
IHK Halle-Dessau
Aus- und Weiterbildung
Sabine Krüger
Tel. 0345 2126-348
skrueger@halle.ihk.de
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WIRTSCHAFT & REGION
Zeitgemäß, einfach und intuitiv
Tages- und Wochenberichte verfassen, einreichen, sichten und freizeichnen –
der Ausbildungsnachweis kann für Auszubildende und Ausbilder gleichermaßen
aufwändig sein. Mit dem Digitalen Berichtsheft haben die Industrie- und Handelskammern
(IHKn) nun ein Angebot entwickelt, das die Pflege des Ausbildungsnachweises
für alle Beteiligten erleichtert.
Das Digitale Berichtsheft ist die erste Ausbaustufe
des neuen Serviceportals Bildung, einem
Angebot der IHKn für ihre Kunden und Mitgliedsunternehmen.
Darüber sollen in Zukunft
alle Standardprozesse der beruflichen Aus- und
Weiterbildung abgewickelt werden können.
Für und mit Unternehmen entwickelt
Das Digitale Berichtsheft sollte entsprechend
den Anforderungen der Nutzer entwickelt
werden. Deshalb waren sowohl Ausbilder als
auch Azubis sehr eng in den gesamten Entstehungsprozess
eingebunden. Sie haben das
Modul zudem in mehreren Pilotierungsphasen
getestet. Als besonders positiv wahrgenommen
wurden die intuitive Bedienung und
die Zeitersparnis.
Das Digitale Berichtsheft bietet folgende
Kernfunktionen:
• Berichtshefteintragungen auf Tages- und
Wochenbasis in Stichpunkt- oder Freitextform
• Online-Einreichung von Berichtsheftwochen
an den Ausbilder zur Kontrolle und Frei -
zeichnung
• Anhänge und Kommentare zu den Berichts -
hefteintragungen
• Integrierte Dialogfunktion für Ausbilder
und Auszubildende
• Grafisches Fortschrittstracking des Ausbildungsverlaufs
für Ausbilder und Auszubildende
• Digitale Übermittlung des Berichtsheftes an
die IHK im Kontext der Prüfungsanmeldung
• Optimierte Nutzung am PC, dem Tablet und
dem Smartphone
Kostenlose Nutzung
Ab dem 1. August 2020 wird das Digitale
Berichtsheft allen Mitgliedsunternehmen der
IHK Halle-Dessau zur Verfügung stehen. Die
Nutzung ist für Unternehmen, Ausbilder und
Auszubildende kostenlos. Es wird lediglich
eine einmalige Registrierung im IDM-
System* der IHK benötigt, für die ebenfalls
keine Kosten entstehen. Die Registrierung
lässt sich jederzeit bei der IHK beantragen:
www.halle.ihk.de, Nr. 4063942
Nach der Umsetzung des Digitalen Berichtshefts
wird das Serviceportal Bildung sukzessive
zu einem Full-Service-Angebot für IHK-
Mitglieder und -Kunden rund um die
berufliche Bildung erweitert. Dazu gehört unter
anderem ein digitaler Ausbildungsvertrag.
Mehr Informationen unter
https://ausbildung-weiterdenken.ihk.de
*IDM-System:
IDM steht für „Identitätsmanagement
für Mitglieder“. Darunter verbirgt sich ein
neues Online-Angebot der IHK-Organisation,
über das sich Unternehmen für
die Nutzung von digitalen Dienstleistungen
der IHKn authentifizieren können.
IDM ist so ausgelegt, dass Nutzer perspektivisch
über einen zentralen Login
Zugriff auf alle für sie relevanten Onlinedienste
der IHKn erhalten.
IHK Halle-Dessau
Aus- und
Weiterbildung
Björn Bosse
Tel. 0345 2126-332,
bbosse@halle.ihk.de
Mehr Zeit für die
Ausbildung und
weniger für die Zettelwirtschaft
verspricht das
digitalisierte Berichtsheft.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
15
SCHWERPUNKT DAMIT DER MARKT „HURRA“ SCHREIT …
„Humus“ für Innovationen
Der Technologiepark Weinberg Campus in Halle (Saale) und das dortige Technologie-
und Gründerzentrum (TGZ) haben sich als wirksamer „Katalysator“ für die
Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft erwiesen. Wie diese konkret
aussehen kann und was im größten Technologiepark Mitteldeutschlands für
die Zukunft geplant ist, darüber sprach die „Mitteldeutsche Wirtschaft“ mit
Geschäftsführer Dr. Ulf-Marten Schmieder.
Ende Juni sind vier Forscherteams aus Halle (Saale) mit
dem IQ Innovationspreis Mitteldeutschland ausgezeichnet
worden. Gleich zwei erste Plätze belegte die am
Weinberg Campus ansässige PerioTrap Pharmaceuticals
GmbH. In welcher Weise haben die Preisträger vom
Standort und dem Wirken des TGZ profitiert?
Dr. Ulf-Marten Schmieder: Nun, zunächst profitieren
die geehrten Firmen wie alle bei uns ansässigen rund 100
Technologieunternehmen generell von dem „Humus“ und
dem Riesenpool an klugen Köpfen, über den unser Technologiepark
mit den naturwissenschaftlichen Instituten
der Uni Halle und gleich sieben außeruniversitären Forschungseinrichtungen
direkt vor Ort verfügt.
Darüber hinaus bietet das TGZ Start-ups aus den Bereichen
Life-Sciences, Biomedizin und Materialwissenschaften
in deren Gründungs- und Wachstumsphase
eine maßgeschneiderte Infrastruktur, die die Einstiegsinvestitionen
gering hält – etwa indem sie flexibel
Räumlichkeiten und High-Tech-Laborkapazitäten mieten
können.
Last but not least unterstützt unser neuer Weinberg Campus
Accelerator gezielt dabei, Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln,
Businesspläne zu erstellen oder Zertifizierungen
und Finanzierungsrunden vorzubereiten – kurz
gesagt also dabei, eine Innovation bis zur Marktreife zu
führen und als Unternehmen erfolgreich zu wachsen.
Zentral dabei ist die substanzielle und nachhaltige Verknüpfung
von Wissenschaft und Wirtschaft.
Wie funktioniert dieses Zusammenspiel von Wissenschaft
und Wirtschaft am Campus ganz konkret in der Praxis?
Schmieder: Neben der von uns als TGZ eingebrachten Expertise
vernetzen wir die Start-ups im Rahmen unseres
Accelerator-Programms beispielsweise mit externen
Coaches, die mit ihnen en detail an noch offenen Punkten
arbeiten. Eine absolute Besonderheit ist zweifellos das
von uns erfolgreich auf den Weg gebrachte Mentoren-
Programm. Hierbei fungieren gestandene, markt- und
branchenerfahrene Unternehmerpersönlichkeiten ehrenamtlich
als „Sparringspartner“ für die Jungunternehmer,
die den Fokus immer wieder auf dezidiert unternehmerische
Belange lenken. Zudem stoßen wir Verbundprojekte
an, bringen die Start-ups also mit Partnerunternehmen
oder wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen, die
sie an bestimmter Stelle unterstützen können. Ins Gespräch
kommen diese auch bei unserem neuen Format,
dem „Weinberg Campus TechTalk“.
„
Bei unserem
Mentoren-Programm
fungieren
gestandene
Unternehmerpersönlichkeiten
ehrenamtlich
als
„Sparringspartner“
für
die Jungunternehmer.“
Dr. Ulf-Marten Schmieder
Die Mitarbeiter Veronika
Piskovatska (vorn) und
Martin Groth im Labor der
Firma NH DyeAGNOSTICS,
die an einem Corona-
Schnelltest forscht.
16 MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
SCHWERPUNKT DAMIT DER MARKT „HURRA“ SCHREIT …
Welches Potenzial haben der Standort Mitteldeutschland
und namentlich Halles Technologiepark Weinberg Campus
sowie das TGZ im internationalen Vergleich?
Schmieder: Ein großes, wie wohl auch unsere jüngst
durch Wirtschaftsminister Willingmann vorgenommene
Auszeichnung als „Zukunftsort“ unterstreicht. Mit knapp
30.000 Quadratmetern vermietbarer Fläche und unseren
High-Tech-Laboren verfügen wir über eine Dimension, die
auch international wahrgenommen wird. Für unser im
August mit sieben ausgewählten Start-ups gestartetes
Accelerator-Programm, das auf die Entwicklung international
funktionierender Geschäftsmodelle abzielt, haben
wir Gründer aus Indien gewonnen – und mit EastCyte
Biosciences sogar ein Unternehmen mit Wurzeln im USamerikanischen
High-Tech-Standort Seattle.
Als relativ neuer Trend ist zunehmend zu beobachten,
dass internationale Unternehmen hiesige Start-ups kaufen,
Wertschöpfung und Mitarbeiter mit Blick auf die
Rahmenbedingungen aber erfreulicherweise ganz bewusst
vor Ort behalten. Herausragendes Beispiel dafür ist
die Übernahme von Icon Genetics durch die japanische
Denka-Gruppe, in deren Zuge nun hier vor Ort eine neue
Produktionsstätte und somit zahlreiche hochwertige Arbeitsplätze
entstehen.
Wie will sich der Campus in den kommenden Jahren für
noch mehr Attraktivität weiterentwickeln?
Schmieder: Mit dem jüngst abgeschlossenen Umbau des
Weinberg Campus Innovation Hub zu einem zentralen
Ort des interdisziplinären Austauschs haben wir einen
wichtigen Teilschritt realisiert. Ansonsten brauchen wir angesichts
der wachsenden, auch internationalen Nachfrage
schlicht mehr Fläche. In Kooperation mit der Uni
wird daher in den nächsten fünf Jahren ein Gebäude entstehen,
welches vor allem die Brücke zwischen Wirtschaft
und anwendungsorientierter Forschung in den Kernbereichen
Biomedizin, Life-Sciences, Materialwissenschaft
und Bioökonomie schlagen soll. Ein Fokus liegt dabei auf
der Entwicklung von digitalen Geschäftsmodellen.
Die Fragen stellte Andreas Löffler.
TGZ-Chef Dr. Ulf-Marten
Schmieder vor dem
„Innovation Hub“
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
17
SCHWERPUNKT DAMIT DER MARKT „HURRA“ SCHREIT …
Langer Atem bis zur
Marktreife
Die Idee ist bahnbrechend: Die hallesche PerioTrap Pharmaceuticals
GmbH hat eine völlig neuartige und gegenüber
der herkömmlichen Behandlung mit Breitband-
Antibiotika wesentlich schonendere Therapie für das
Volksleiden Paradontitis entwickelt. Dafür erhielt sie beim
diesjährigen IQ Innovationspreis Mitteldeutschland gleich
zwei erste Plätze, darunter den Gesamtpreis. Der Weg bis
zur Marktreife ist lang und zeugt von jeder Menge Unternehmergeist.
Am Anfang stand der Zufall
Das Unternehmen ist eine Ausgründung aus dem Fraunhofer-Institut
für Zelltherapie und Immunologie Halle, wo
eine Arbeitsgruppe unter der Projektleitung von Dr. Mirko
Buchholz seit 2013 an Arzneiwirkstoffen forschte. „Durch
einen Zufallsbefund hatten wir gesehen, dass die Paradontitis
verursachenden Bakterien für ihre Ernährung ein
bestimmtes Enzym benötigen, das gezielt auszuschalten
wir uns als Aufgabe stellten“, erläutert der heutige Perio-
Trap-Geschäftsführer Buchholz. Hintergrund: Der potenzielle
Markt für ein solches „treffgenaues“ Therapeutikum
wird auf ein weltweites Volumen von 700 Millionen Euro
taxiert.
Aus dem „Death Valley“ befreit
„Sehr schnell sind wir aber in das sogenannte ,Death Valley’
der Biotech gerutscht. Das ist jener tote Punkt, an dem
einerseits die weitere Entwicklung so viel Geld kostet,
dass sie von der öffentlichen Hand, also zum Beispiel
Fraunhofer nicht mehr finanziert werden kann, andererseits
aber noch mit einem so hohen Risiko behaftet ist,
dass die Industrie noch nicht einsteigt“, erklärt Buchholz.
Mit der Ausgründung der PerioTrap Pharmaceuticals
GmbH 2018 habe man daher ein Modell gefunden, die
Forschung weiter voranzutreiben und parallel Risikokapitalgeber
finden zu können.
Zudem kam zur wissenschaftlichen Expertise mit Co-Geschäftsführer
Pierre Tangermann, einem studierten Ökonomen,
auch betriebswirtschaftliches Know-how an Bord.
„Mit umfassender Unterstützung des Univations Gründerservice
am Weinberg Campus und im ,Sparring’ mit
unserem Mentor Hans-Ulrich Demuth, dem erfolgreichen
Gründer der börsennotierten Probiodrug AG (heute
,Vivorvon’), haben wir unser Geschäftsmodell, das unter
anderem auf Erlöse aus Lizenzverträgen mit der produzierenden
Pharmaindustrie abzielt, fokussiert und geschärft“,
berichtet Buchholz.
Strategie geändert
Um Risikokapitalgeber auf sich aufmerksam zu machen,
habe sich das junge Unternehmen an zahlreichen Ideenwettbewerben
beteiligt und sei mit Pitches vor potenziellen
Investoren aufgetreten. „Als wir feststellten, dass der
von uns veranschlagte Kapitalbedarf von 4,5 Millionen
Euro nicht auf einen Schlag zu stemmen ist, haben wir unsere
Strategie angepasst und den Weg bis zum marktreifen,
fertigen Produkt in mehrere Abschnitte mit entsprechend
geringeren erforderlichen Investitionen unterteilt“,
erklärt Buchholz. So konnte das Start-up inzwischen einen
institutionellen sowie zwei private, branchenerfahrene
Investoren finden, die die Weiterentwicklung des Therapeutikums
nebst geeigneter Applikationsform mit einer
Million Euro finanzieren. „Innerhalb der nächsten zwei
Jahre wollen wir in die klinische Erprobung gehen“, nennt
der PerioTrap-Geschäftsführer den weiteren Zeitplan.
PerioTrap Pharmaceuticals GmbH
Weinbergweg 22
06120 Halle (Saale)
Tel. 0345 13142800
https://de.linkedin.com/company/periotrap-pharmaceuticals-gmbh
Der Gründer Dr. Mirko
Buchholz vor dem Biozentrum
am Weinberg Campus
in Halle (Saale), wo das Unternehmen
seinen Sitz hat
18 MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
SCHWERPUNKT DAMIT DER MARKT „HURRA“ SCHREIT …
Gemeinsam zum grünen Kraftstoff
Wasserstoff wird als der Energieträger der Zukunft gehandelt. Ihn nicht über Erdgas,
sondern über ein „grünes“ Elektrolyseverfahren aus Wasser zu gewinnen, ist
bislang ein teures Unterfangen. Ein Entwicklerteam aus Industrie und Forschung
hat nun eine günstige Alternative entwickelt. Für diese fruchtbare Kooperation
gab es den IQ Innovationspreis Halle.
Größter Kostenfaktor des Elektrolyseverfahrens ist die Bipolarplatte,
eine leitfähige Platte aus Edelmetall, die besonders
stabil und antikorrosiv sein muss. Bislang kommt
dafür Titan zum Einsatz, ein sowohl in der Beschaffung als
auch in der Verarbeitung teurer Rohstoff. Werkstoffwissenschaftlern
der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg (MLU) ist es nun gemeinsam mit
der Firma Eisenhuth aus Osterode am Harz gelungen,
den Werkstoffbestandteil Titan durch
ein Komposit (Verbundwerkstoff) aus Titan
und Polyvinylidenfluorid, kurz PVDF, einem
handelsüblichen Thermoplast, zu
ersetzen. Dank des neu entwickelten
Komposits lassen sich die Herstellungskosten
der Bipolarplatten um
bis zu 70 Prozent reduzieren.
Unternehmen stößt Entwicklung an
Umfangreiche Vorarbeit für diese technische
Innovation leistete das Unternehmen Eisenhuth.
Es hatte die Entwicklung des neuen Materials
angestoßen und dabei bereits mit dem
Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von
Werkstoffen und Systemen in Halle
(Saale) zusammengearbeitet. Eisenhuth
stellt die Platten her und vermarktet
das Hightech-Produkt seit
2019 erfolgreich. Um das Material
auf seine Eignung für die Wasserstoff-Elektrolyse
zu prüfen, hat das
Unternehmen die Fachgruppe Mikrostrukturbasiertes
Materialdesign des Institutes
für Physik an der MLU hinzugezogen. Das
Team der MLU unter Leitung von Dr. Maria Gaudig testete
die mechanischen und elektrischen Eigenschaften des
Komposits, die Korrosionseigenschaften und die Dichtheit
gegenüber Wasserstoff. Gaudig bestätigt im Rückblick auf
die zweieinhalbjährige Forschungsarbeit, dass der Verbundwerkstoff
in allen Tests die geforderten Eigenschaften
erfüllte.
Weitere Optimierungen geplant
Die reibungslose Zusammenarbeit zwischen
Forschung und Industrie habe maßgeblich
zu einem erfolgreichen
Ergebnis beigetragen,
so Gaudig.
Die halleschen
Physiker, die ihre
Forschungsergebnisse
noch in der
Fachliteratur und auf
Fachkonferenzen veröffentlichen
werden, wollen
den Kontakt mit dem Unternehmen
auch weiterhin
pflegen. Geplant ist unter
anderem, die bisherige
Zusammensetzung
zu optimieren
und andere
Polymere (aus Makromolekülen
bestehende chemische Stoffe) für
das Komposit zu testen. Die Firma
Eisenhuth, welche die Bipolarplatten
dank des neuen Materials nicht
mehr durch Fräsen herstellt, sondern
ein kostengünstigeres Heißpressverfahren
anwenden kann, will die Platten
künftig auch als Spritzgusserzeugnis produzieren.
Geplant ist zudem, den Produktionsausstoß zu
steigern: „Wir rechnen damit, bis 2022 rund 10.000 Stück
pro Jahr ausliefern zu können“, berichtet Eisenhuth-Geschäftsführer
Thorsten Hickmann.
Zwei Bipolarplatten, die
für Tests am Institut für
Physik der MLU angefertigt
wurden
Eisenhuth GmbH &
Co. KG
Friedrich-Ebert-Str. 203
37520 Osterode am Harz
Tel. 05522 90670
www.eisenhuth.de
Martin-Luther-Univer -
sität Halle-Wittenberg
Institut für Physik,
Fachgruppe µMD
Heinrich-Damerow-Str. 4
06120 Halle (Saale)
Tel. 0345 55 28 517
mikromd.physik.unihalle.de
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
19
SCHWERPUNKT DAMIT DER MARKT „HURRA“ SCHREIT …
Tschüss Labor,
hallo Wirtschaft!?
Gerade erst haben die Chemiker Felix Marske und Florian
Himmelstein von der Martin-Luther-Universität Halle-
Wittenberg (MLU) im Team von Prof. Dr.-Ing. Thomas
Hahn ihre Form-stabilisierten Latentwärmespeicher vorgestellt
– und dafür den Clusterpreis Automotive des IQ
Innovationspreises Mitteldeutschland 2020 erhalten. Ihr
Produkt soll bis 2022 marktreif sein. Doch bis es soweit
ist, ein eigenes Unternehmen zu gründen, braucht es
noch etwas Zeit.
Begehrte Innovation
Auf die latente Wärmespeicherung war Felix Marske während
seiner Masterarbeit zur Wärmedämmung („etwas
völlig anderes“) gestoßen. Nach einem ersten sehr guten
Versuch konnte er Prof. Hahn überzeugen, das Thema zu
bearbeiten. Die Forschungsleistung von Marske und seinem
Kollegen ist mittlerweile „heiß begehrt“, auch im Bereich
der Elektromobilität und Gebäudetechnik. Denn das „wärmehungrige“
Material, kurz PCM (engl. phase change material)
vermag enorm viel Wärme aufzunehmen und zu
speichern. Hitzeempfindliche Akkus wie in E-Autos ließen
sich damit besser kühlen. Sie wären leistungsfähiger und
langlebiger. Das Novum: „PCM ist prinzipiell flüssig. Wir haben
das Material erstmals in fester Form mit höchstmöglichem
PCM-Anteil hergestellt“, erklärt Felix Marske. Erst
dadurch sei ein industrieller Einsatz überhaupt realistisch.
Forschung kostet
Viele Unternehmen schielen schon nach der Innovation.
Zwei Kooperationen könnten sich anbahnen, darunter
mit einem großen Automobilbauer und einer Gebäudetechnik-Firma.
Für die Gründung eines eigenen Unternehmens
sei es aber noch zu früh, sagt Felix Marske. „Als
Start-up ist es unmöglich, kostenintensive Forschung
selbst zu finanzieren. Zu diesem Zeitpunkt muss bereits
eine konkrete Anwendung für ein Produkt existieren, deshalb
sind Industriekooperationen für uns so wichtig.“
Außerdem sei man noch nicht am Ziel angelangt. Marske
erläutert: „Es geht um weitere Verbesserungen, etwa der
Wärmeleitfähigkeit, die längst noch nicht ausgeschöpft
ist. Erst wenn alles passt, findet das Ganze seinen Abschluss
in einem Patent.“
Gründen leichter gemacht
In Halle (Saale) ist Forschen und Gründen leichter als anderswo,
meinen beide Wissenschaftler. „Viele Unis fördern
lediglich Grundlagenforschung, anstelle wirklich den
nächsten Schritt zu gehen, Forschungsleistungen in ein
wissensbasiertes Start-up zu überführen“, kritisiert Florian
Himmelstein und hebt positiv das MLU-Gründerzentrum
vor, das den beiden zur Seite stehe. Auch weil die Dichte
an Start-ups hierzulande viel kleiner als beispielsweise in
Süddeutschland sei, werde man wohl eher von Firmen
und Fördermittelgebern wahrgenommen. Diesbezüglich
wollen sich beide auch im nächsten Jahr beim Bundesministerium
für Wirtschaft und Energie für das Förderprogramm
EXIST-Forschungstransfer bewerben. Diese
Förderung könnte ihnen weitere Ressourcen und Zeit
verschaffen, bis es dann heißt, ein eigenes Unternehmen
zu gründen.
Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg
Naturwissenschaftliche Fakultät II - Chemie
Von-Danckelmann-Platz 4
06120 Halle (Saale)
Tel. 0345 55-25910
www.linktr.ee/akhahn
20
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
Weiß, rund, unauffällig – und trotzdem eine
bahnbrechende Innovation. Felix Marske,
Chemiker an der MLU, präsentiert den Formstabilisierten
Latentwärmespeicher. Das
wärmehungrige Material besitzt hervorragende
Kühleigenschaften und könnte schon
bald die Leistung und Lebensdauer von
Lithium-Batterien in E-Autos verbessern.
SCHWERPUNKT DAMIT DER MARKT „HURRA“ SCHREIT …
Regionale Innovationspotenziale
weiterentwickeln
Strukturschwache Regionen in ganz Deutschland sollen in ihrer Innovationsfähigkeit
gefördert werden. Dafür hat das Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) die Programmfamilie „Innovation & Strukturwandel“ initiiert.
Die „Mitteldeutsche Wirtschaft“ stellt zwei Förderprogramme vor.
RUBIN – Regionale unternehmerische Bündnisse für
Innovation
Dieses Programm fördert eng kooperierende Bündnisse
von kleinen und mittleren Unternehmen. Die Bündnisse
sollen Innovationen mit hohem Anwendungspotenzial
entwickeln und eine klare Verwertungsperspektive haben.
Das Programm ist themenoffen angelegt und in eine
Konzept- und eine Umsetzungsphase unterteilt. Jeweils
zum 1. Februar 2021 und 2022 können Skizzen für die
Konzeptphase eingereicht werden.
Aus der ersten Förderrunde 2020 ist in Sachsen-Anhalt das Bündnis RUBIO hervorgegangen,
das Wertschöpfungsketten für technische Biopolymere in Mitteldeutschland
aufbauen will.
WIR! – Wandel durch Innovation in der Region
Das Programm fördert die Entstehung von breiten Innovationsbündnissen auch
in solchen Regionen, die sonst eher selten in Verbindung mit Forschung und Innovation
gebracht werden. WIR! bringt unterschiedlichste, auch innovationsunerfahrene
Akteure zusammen und unterstützt strategische Ansätze für Forschung,
Entwicklung und Innovation, die ein großes Potenzial für Wachstum und
Lebensqualität haben. Langfristig erhofft sich das BMBF
Partnerschaften, die nachhaltige, selbsttragende Strukturen
bilden.
In Sachsen-Anhalt sind verschiedene Bündnisse aus der
ersten und zweiten Förderrunde hervorgegangen, so zum
Beispiel „BioZ – Biobasierte Innovationen aus Zeitz. Dieses
verknüpft branchenübergreifend die regionalen Stärken
in der Agrar-, Lebensmittel- und Chemieindustrie.
Weitere Bündnisse sind unter anderem:
• INNOVATIONSREGION HARZ: Nachhaltige Kreislaufwirtschaft
für Elektrogeräte
• GRAVOmere Kompetenzregion mikrostrukturierte Funktionsoberflächen
• H2 Well Wasserstoffquell und Wertschöpfungsregion
MainElbeLink
• TDG Translationsregion digitalisierte Gesundheitsversorgung
madebymade-Geschäftsführer
Kai Hempel begutachtet
die Larven in einer
der vom Unternehmen
selbst entwickelten
Mastwannen. Die Firma
mit Sitz in Pegau ist Mitglied
im „BioZ“-Bündnis.
Sie liefert unter anderem
nachhaltig und regional
hergestellte tierische
Eiweiße in Form von
Proteinpulver.
IHK Halle-Dessau
Innovation und Umwelt
Dr. Sophie Kühling
Tel. 0345 2126-265
skuehling@halle.ihk.de
Mehr Informationen unter
www.halle.ihk.de Nr. 4635390
22
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
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Technologien auf
den Sprung helfen
Kleine und mittlere Unternehmen, die bahnbrechende Innovationen
und Geschäftsmodelle entwickeln wollen, bekommen
Unterstützung – von der „Agentur für Sprunginnovationen*“.
Diese wurde am 16. Dezember 2019 als
"SprinD GmbH" in Leipzig gegründet, Alleingesellschafter ist
der Bund.
Ziel ist es, Deutschland im internationalen Innovations- und
Technologiewettbewerb zu stärken. Der Agentur stehen für
die nächsten zehn Jahre rund eine Milliarde Euro zur Verfügung.
In den ersten drei Jahren sind zehn Innovationswettbewerbe
geplant, zudem sollen zehn Spitzenprojekte konkret
gestartet werden.
Aktuelle laufende Projekte:
• Ein Quadratmillimeter Zukunft: der Analogrechner auf einem
Chip
• Eine europäische Superwolke: IT-Infrastruktur fürs
3. Jahrtausend
• Eine Makrolösung für das Mikroplastik-Problem
Zudem gingen drei Pilotinitiativwettbewerbe an den Start:
„Energieeffizientes KI-System“, „Organersatz aus dem
Labor“ und „Weltspeicher“.
Weitere Informationen unter www.sprind.org
* Sprunginnovationen sind neue Technologien, die Märkte komplett umkrempeln
können und völlig neue Produkte und Dienstleistungen ermög lichen.
IHK rät: Produktpiraterie vorbeugen
Durch Produkt- und Markenpiraterie entsteht im deutschen
Maschinenbau ein jährlicher Schaden von mittlerweile
7,6 Milliarden Euro, so das Ergebnis der aktuellen
Studie „Produktpiraterie 2020“ des Verbands Deutscher
Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Am Häufigsten
werden demnach einzelne Teile und Designplagiate, aber
auch ganze Maschinen gefälscht. Der Betrieb solcher
Maschinen oder Anlagen mit gefälschten Komponenten
kann eine echte Gefahr für den Bediener bedeuten.
Wie Unternehmen sich und ihre Produkte schützen können
– auch außerhalb vom Maschinenbau, dazu bietet die
IHK Informationen unter www.halle.ihk.de, Nr. 4873944
WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT
VOLLVERSAMMLUNG
„Wirklich etwas bewegen!“
Innovativität wird eine Grundvoraussetzung sein, damit unsere Region den
Kohleausstieg bewältigen kann. Wo stehen wir? Fragen an Prof. Dr. Beate Langer,
seit 2011 Professorin im Fachbereich Ingenieur- und Naturwissenschaften an der
Hochschule Merseburg. Als Co-Geschäftsführerin der Polymer Service GmbH
Merseburg ist sie Mitglied der IHK-Vollversammlung.
Wie innovativ ist unsere Region, Frau Prof.
Langer?
Prof. Dr. Beate Langer: Wir haben hier im
südlichen Sachsen-Anhalt bereits eine sehr
gute Basis, um den Kohleausstieg über Innovativität
zu meistern. Ich denke hier besonders
an die vielen Einrichtungen und Institutionen,
die sich um die Aus- und Weiterbildung
von qualifizierten Fachkräften kümmern. Ich
finde, da wird in der Breite eine gute Arbeit
geleistet, deshalb will ich niemanden besonders
hervorheben.
Außerdem meine ich: Unsere Region muss
sich nicht verstecken, was die Dichte an wissenschaftlichen
Forschungseinrichtungen betrifft.
Ich bin sicher, da dürfen wir in den kommenden
Jahren einige tragfähige innovative
Lösungen und Strategien erwarten.
Und wo sehen Sie noch Nachholbedarf?
Langer: Wir haben vor einem Jahr in der
IHK-Vollversammlung ein Positionspapier zur
Strukturstärkung verabschiedet, das es auf
den Punkt bringt: Die finanzielle Unterstützung
müsste vorrangig in Wertschöpfung investiert
werden. So sollten etwa innovative
Ideen direkt in Unternehmen gefördert werden.
Das sehen die bisherigen Programme
noch zu wenig vor. Es gilt außerdem sicherzustellen,
hochwertige, attraktive Ausbildungsangebote
auf- und auszubauen. Ich
finde, unsere Strategie sollte noch stärker
darauf ausgerichtet sein, in kluge Köpfe zu
investieren. Fragen wir uns: Wie können wir
junge Menschen in der Region halten und
was wollen wir ihnen in der Zukunft bieten?
Mit dieser Universalprüfmaschine bestimmt
die PSM für Unternehmen aus der kunststoffverarbeitenden
Industrie das Spannungs-
Dehnungsverhalten von Polymerwerkstoffen.
24 MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
„
Unsere Region muss sich nicht
verstecken, was die Dichte an
wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen
betrifft.“
Welche Rolle sollte die IHK übernehmen, damit
die Wirtschaft der Region bei diesem
Thema vorankommt?
Langer: Eine wichtige! Die IHK ermittelt als
Vertreterin der 55.000 Unternehmen in der
Region die Interessen in den verschiedenen
Branchen, wägt sie ab, formuliert sie und
trägt sie in die politische Diskussion. Was
Kohleausstieg und Strukturstärkung betrifft,
ist der mit der Politik zum Teil recht kritisch
geführte Dialog nicht immer – ich sage es
mal so – harmoniestiftend.
Aber ich bin überzeugt: Das Ziel wird erreicht!
Politikerinnen und Politiker sind auf dieses
Feedback angewiesen, um die Stimmung im
Land aufzugreifen und im Interesse unserer
Gesellschaft zu handeln.
Sie sind seit der Wahl 2018 erstmalig in der
Vollversammlung und arbeiten auch im Arbeitskreis
Innovation und Technologietransfer
mit. Was versprechen Sie sich von diesem
Engagement?
Langer: Durch meine Tätigkeit an der Hochschule
Merseburg und im An-Institut Polymer
Service GmbH Merseburg (PSM) bin ich den
Themen Bildung sowie Technologie- und
Wissenstransfer sehr verbunden. Das Engagement
in der IHK bietet mir die Möglichkeit,
mein Wissen einzubringen und mich zu diesen
Themen mit anderen Unternehmerinnen
und Unternehmern, aber natürlich auch mit
Politik und Verwaltung auszutauschen.
Außerdem erhoffe ich mir, neue Ideen oder
Projekte kennenzulernen, bei denen ich mich
engagieren kann.
Die Arbeit in der IHK ist ehrenamtlich und
kostet Zeit. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?
Langer: Ein ehrenamtliches Engagement
bringt neben dem zeitlichen Aufwand immer
auch einen sehr persönlichen Nutzen mit
sich: Mich mit neuen wichtigen Themen zu
beschäftigen und interessante Gesprächspartner
zu treffen, betrachte ich als Gewinn.
Der Kontakt und die Zusammenarbeit mit
den Mitgliedern der Vollversammlung und
im Arbeitskreis ist mir wichtig. Deshalb investiere
ich diese Zeit gern.
Welchen Rat haben Sie für andere Unternehmer,
die über ein Engagement in der IHK
nachdenken?
Langer: Mein Resümee nach fast zwei Jahren
ist, dass ich diese Tätigkeit nicht mehr missen
möchte. Neben den Kontakten, dem Feedback
aus anderen Unternehmen und der gemeinsamen
Arbeit ist es ein Aspekt, der immer
für ein Engagement bei der IHK spricht: Man
kann wirklich etwas bewegen!
Die Fragen stellte Markus Rettich.
Polymer Service GmbH Merseburg (PSM)
An-Institut an der Hochschule Merseburg
Prof. Dr.-Ing. Beate Langer
Eberhard-Leibnitz-Straße 2
06217 Merseburg
Tel. 03461 46 2726
www.polymerservice-merseburg.de
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
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WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT
INTERESSENVERTRETUNG
Strafe ohne Schuld
Wie praxisfern und am Interesse der Unternehmerschaft vorbei Gesetze mitunter
sein können, zeigt das sogenannte Verbandssanktionengesetz. Ein Kommentar
von Hendrik Senkbeil.
Gesetz „zur Stärkung der Integrität in der
Wirtschaft“ – unter dieser euphemistischen
Bezeichnung hat die Bundesregierung einen
Gesetzentwurf verabschiedet, der die Notlage
und Sonderbelastung der meisten Unternehmen
in der aktuellen Corona-Situation völlig
ausblendet. Im nicht minder verklärenden Beamtendeutsch
geht es dann konkret um ein
„Verbandssanktionengesetz“. Hinter einem
„Verband“ verbirgt sich nun aber nicht – wie
es dem allgemeinen Sprachgebrauch entspräche
– ein politischer, kultureller oder karitativer
Verein, sondern damit sind Unternehmen
gemeint. Das Vorhaben bedeutet also
im Kern und Klartext, ein Unternehmensstrafrecht
in Deutschland einzuführen. Ein
absolutes Novum in unserem Rechtssystem!
Unter Generalverdacht
An dem Ansinnen, auch in der Wirtschaft eine
Rechtsordnung durchzusetzen, bei der jeder
Verantwortliche dazu angehalten wird, sich an
Recht und Gesetz zu halten, ist nichts auszusetzen.
Die Industrie- und Handelskammern
und die übergroße Mehrheit der Unternehmen
setzen sich seit jeher dafür ein, das Ideal
des ehrbaren Kaufmanns im Wirtschaftsleben
zu verankern. Dahinter steckt die feste
Überzeugung, dass alle Wirtschaftsteilnehmer
von einer fairen Wirtschafts- und Rechtsordnung
profitieren, und dass somit auch jeder
ein Interesse haben sollte, die Spielregeln
einzuhalten – und zwar zum wechselseitigen
Vorteil und aus wohlverstandenem Eigeninteresse
und nicht lediglich, weil bei Fehlverhalten
eine Strafe droht. Das nun vorgeschlagene
Unternehmensstrafrecht stellt
jedoch von vorneherein die Integrität der
Wirtschaft infrage: In letzter Konsequenz kriminalisiert
es alle Unternehmen, auch die
rechtschaffenen. Die Gesetzesbegründung
selbst sagt sogar, dass arbeitsteilige Organisation
in Unternehmen „kriminogen“ sei und
zum Unrecht verleite. Das ist geradezu abenteuerlich!
So werden alle Unternehmen unter
Generalverdacht gestellt.
Effektive Sanktionierungen
Das Gesetzesvorhaben ist überflüssig. Die
Wirtschaftskriminalität ist laut Kriminalstatistik
zuletzt in der Breite stark zurückgegangen,
die Aufklärungsrate zudem außerordentlich
hoch. Außerdem gibt es bereits
effektive Sanktionsmöglichkeiten, im Straf-,
Gewerbe- und Ordnungswidrigkeitenrecht in
Verbindung mit Vorteilsabschöpfungsmöglichkeiten.
Für vorsätzliche Ordnungswidrigkeiten
etwa ist heute schon eine maximale
Geldbuße von zehn Millionen Euro gegen Unternehmen
möglich, in Ausnahmefällen kann
sogar darüber hinaus gegangen werden. Zudem
besteht ohnehin die Möglichkeit, natürliche
Personen im Unternehmen bei einem
nachweisbaren Fehlverhalten auch strafrechtlich
zur Rechenschaft zu ziehen. Wozu
braucht es da ein weiteres Gesetz?
Unternehmen haftet
Straftaten durch jede Art von Führungspersonen
sollen sich künftig dem Unternehmen
zurechnen lassen, ohne dass diesem selbst
irgendein Unrechtsvorwurf gemacht wird. Das
ist Strafe ohne Schuld! Ein weiteres Novum -
und zwar eines ohne Entlastungsmöglichkeit!
Das Unternehmen wird allein aufgrund seiner
wirtschaftlichen Tätigkeit verantwortlich gemacht.
Nur bei Straftaten durch andere Mitarbeiter
können Compliance-Vorkehrungen
eventuell strafmindernd wirken. Was hier konkret
zu tun wäre, bleibt aber wieder unklar.
Mehr als bedenklich ist zudem, dass bei dem
beabsichtigten Vorgehen in letzter Konsequenz
Arbeitnehmer und Anteilseigner die
Folgen von Straftaten Dritter werden tragen
müssen. Es trifft dann genau die Falschen.
Fazit:
Das geplante Unternehmensstrafrecht kriminalisiert
Unternehmen, ist überflüssig und
kommt mitten in der schlimmsten Wirtschafts -
krise der jüngeren Geschichte. Die Regierung
sollte sich jetzt eigentlich um andere Dinge
kümmern und den Unternehmen Luft zum
Atmen und Gelegenheit zum Erholen geben.
Informationen zum Gesetzgebungsverfahren
unter www.bmjv.de sowie
unter www.dihk.de
IHK Halle-Dessau
Standortpolitik
Hendrik Senkbeil
Tel. 0345 2126-255
hsenkbeil@halle.ihk.de
IHK Halle-Dessau
Geschäftsführerin
Recht und Fair Play
Dr. Ute Jähner
Tel. 0345 2126-226
ujaehner@halle.ihk.de
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
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WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT
IHK-JUBILÄUM
Wie die IHK zu ihrem
Doppelnamen kam
Bei der Neugründung 1990 stand zur Debatte, neben der IHK Halle auch die
anhaltische Kammer wiederzubeleben. Ein Zeitzeuge erinnert sich:
Manfred Piotrowsky leitete von 1990 bis 2018 die Dessauer IHK-Geschäftsstelle.
Nach der Wende und dem Ende der sozialistischen
Planwirtschaft fanden die Privatunternehmerinnen
und -unternehmer des DDR-
Bezirks Halle zu neuem Selbstbewusstsein.
Am 8. Februar 1990 gründeten sie in der damaligen
Bezirksstadt die IHK Halle. Als eine
der ersten institutionellen Neugründungen
in der Noch-DDR sollte sie an die Tradition
der 1844 geschaffenen „Handelskammer der
Stadt Halle und der Saalörter“ anknüpfen.
Zugleich stand diese IHK für einen radikalen
Neustart, dem Versammlungen delegierter
Unternehmer aus allen Kreisen und Städten
der Region vorangegangen waren.
Den Faden wiederaufnehmen?
Zwar gründeten die Delegierten aus dem anhaltischen
Gebiet – insbesondere jene aus
der damals schon kreisfreien Stadt Dessau –
die neue IHK Halle vorbehaltlos mit. Zugleich
aber rückten sie die frühere Existenz einer
anhaltischen Handelskammer in den Fokus.
Deshalb sollte geprüft werden, ob deren Wiederaufleben
möglich und sinnvoll sei. Als ich
am 19. März 1990 als IHK-Geschäftsstellenleiter
Dessau antrat, begleitete mich dieser
Prüfwunsch von Anfang an – seitens der Dessauer
Unternehmerschaft und der seinerzeit
amtierenden Hauptgeschäftsführerin der IHK,
Irmgard Ackermann, gleichermaßen.
Am 17. Dezember 1990 erhielt die bisherige
IHK Halle von der Vollversammlung den
Doppelnamen IHK Halle-Dessau.
28 MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT
Neuanfang mit Kontroversen
Der Aufbau der neuen Interessenorganisation
der Wirtschaft verlief nicht ohne Widerstände.
So fühlten sich die Runden Tische
in Halle und Dessau - wie überall in der Nachwende-DDR
als Demokratie-Kontrollorgan
entstanden – übergangen und favorisierten
eine eigenständige IHK Halle. Parallel beabsichtigten
einige Direktoren der 14 volkseigenen
Kombinatsbetriebe, eine eigene IHK in
Dessau ins Leben zu rufen. Bereits während
meiner ersten Arbeitstage in der IHK-Geschäftsstelle
forderten sie mich sogar auf,
entsprechende Vorbereitungen zu treffen.
Diese Großbetriebe verstanden sich als dominierende
Wirtschaftsbasis, weshalb ihnen – so
ihre Überzeugung – ein maßgeblicher Einfluss
bei der Gestaltung einer Wirtschaftsorganisation
zustünde – gegenüber dem nichtindustriellen,
privaten „Kleingewerbe“. Des
Weiteren begründeten sie ihr Anliegen mit
den historischen Wurzeln der ehemaligen anhaltischen
Handelskammer in Dessau. Und
nicht zuletzt wollten sie Personal unterbringen.
Als gewichtiges Argument boten sie
Büroräume an – damals Mangelware.
Pragmatische Entscheidung
Immerhin zeigten sich die Direktoren aus den
Kombinatsbetrieben vom Stellenwert einer
IHK für die bevorstehende Umbruchsituation
überzeugt. Schließlich entwickelte sich aus
diesen Kontakten ein regelmäßiger Informationsaustausch.
Ziel: die Belange des industriellen
Sektors der Region sofort in die gesamte
IHK-Arbeit einzubringen. Letztlich
sollte das die Integration der volkseigenen
Treuhandunternehmen in die IHKn sehr unterstützen,
welche ab Juli 1990 per Gesetz erfolgte.
Was den separaten Wiederaufbau der
ehemaligen Anhaltischen Handelskammer
betraf: Dieses Vorhaben wurde ad acta gelegt,
wozu auch meine Erfahrungen während eines
einwöchigen Praktikums im März 1990
bei der IHK Duisburg mit beitrugen – einer
unserer vier Patenkammern aus der BRD.
Denn dabei wurde deutlich: Die für eine funktionierende
IHK nötige Organisation samt
Personal hätte der dann kleineren Zahl von
Als Hauptsitz der 1991 als Tochtergesellschaft
neu gegründeten „IHK Bildungszentrum Halle-
Dessau GmbH“ wurde Dessau festgelegt. Der
IHK-Neubau in Dessau-Roßlau beherbergt seit
2005 diesen Hauptsitz und die Geschäftsstelle
Dessau. Der Standort wurde zuvor mit dem
Grundstück des 1945 zerstörten Anhaltischen
Kammergebäudes eingetauscht, das der IHK
rückübertragen worden war.
Unternehmen in Anhalt insbesondere zu
hohe Mitgliedsbeiträge aufgebürdet. Das
überzeugte die Dessauer Unternehmerschaft
und die IHK-Geschäftsführung.
Historische Wurzeln neu entdeckt
Die seit dem 6. März 1990 geltende Gewerbefreiheit
löste eine regelrechte Gründungswelle
aus. Sofort fiel auf, dass viele der neuen Firmen
das Wort „Anhalt“ zur lokalen Identifikation im
Namen führten. Der mit Gründung des Landes
Sachsen-Anhalt im Oktober 1990 eingerichtete
Regierungsbezirk Dessau verwies dann
Manfred Piotrowsky leitete von 1990 bis
2018 die IHK-Geschäftsstelle in Dessau.
auch auf die anhaltische Geschichte. Plötzlich
erhielten Befürworter einer IHK Anhalt wieder
Rückenwind. Doch am 17. Dezember 1990 zog
die IHK-Vollversammlung endgültig einen
Schlussstrich unter die Meinungsverschiedenheiten
– und beschloss, der wiederbelebten
IHK den Doppelnamen Halle-Dessau zu geben.
Eine salomonische Entscheidung!
IHK Halle-Dessau
Leiterin Büro Präsident
und Hauptgeschäftsführer
Cordula Henke
Tel. 0345 2126-245, chenke@halle.ihk.de
Wie die anhaltische
Kammer verschwand
Die in der Nachwendezeit noch aus DDR-Zeiten bestehende
Handels- und Gewerbekammer (HGK)
Halle (bis 1983 IHK Halle) hatte elf Kreisgeschäftsstellen,
unter anderem in Dessau für die kreisfreie
Stadt Dessau und den Kreis Roßlau. Ein HGK-Bezirk
stimmte in der DDR mit dem jeweiligen staatlichen
Bezirk überein. Diese Bezirke waren nach Auflösung
der Länder 1953 entstanden, durchtrennten teils
historisch gewachsene Territorien oder lösten sie
auf. Auch die 1890 gegründete, eigenständige
Handelskammer für das selbstständige Herzogtum
Anhalt mit Sitz in Dessau war betroffen. Im Unterschied
zu Halle gehörte sie nicht zum damaligen
Gebiet der preußischen Provinz Sachsen mit mehreren
IHKn. Die souveräne Handelskammer wurde
beseitigt, in Dessau verblieb nur eine Kreisgeschäftsstelle
der IHK/HGK Halle. Die historischen
Wurzeln entschwanden, verblassten in der DDR
ebenso wie der Zusatz „Anhalt“ und die Erinnerungen
an den Freistaat Anhalt.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
29
WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN
FINANZIERUNG UND FÖRDERUNG
Stille Beteiligungen für mehr Eigenkapital
Viele Unternehmen haben während der Corona-Krise staatliche Hilfsprogramme,
Überbrückungskredite und Stundungsmöglichkeiten in Anspruch genommen. Dies
bedeutet aber langfristig mehr Zinsaufwendungen und erhöhte Verbindlichkeiten,
während eigene Mittel reduziert bleiben. Eine sinnvolle Ergänzung können stille
Beteiligungen sein.
„Wenn Unternehmen benötigtes Kapital oder
einen Teil davon über eine stille Beteiligung
aufnehmen, erhalten sie sofort Liquidität und
stärken zugleich nachhaltig ihr Eigenkapital.
Denn Beteiligungskapital wird in der Bilanz
als wirtschaftliches Eigenkapital angerechnet“,
erklärt Wolf-Dieter Schwab, Geschäftsführer
der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft
Sachsen-Anhalt (MBG).
Ein Beispiel: Ein Unternehmen mit einer Bilanzsumme
von fünf Millionen Euro und einer
Eigenkapitalquote (EKQ) von 20 Prozent
nimmt zum Verlustausgleich einen Betriebsmittelkredit
über 750.000 Euro auf. Die EKQ
sinkt damit auf fünf Prozent. Entscheidet sich
der Unternehmer jedoch, die Finanzierung zu
gleichen Teilen auf ein Darlehen und eine Be-
teiligung zu splitten, bleiben ihm 12,5 Prozent
EKQ. Damit bleibt auch eine höhere Bonität,
die der Hausbank günstigere Zinskonditionen
für weitere Kreditfinanzierungen ermöglicht.
Gesicherte Bonität und besseres Rating wirken
sich zudem positiv auf Geschäftsverbindungen
etwa zu Lieferanten sowie bei der Bewertung
durch Versicherer und Auskunfteien aus.
Beteiligungskapital beantragen
Die MBG übernimmt stille Beteiligungen in
der Regel von mindestens 25.000 Euro bis zu
einer Million Euro. Das Beteiligungskapital
lässt sich über die Kredit gebende Hausbank
oder direkt bei der MBG beantragen. Im Herbst
sollen die seit dem Frühjahr gestundeten Entgelte
fällig werden. „Die Entscheidung, sich
über eine Beteiligung mit Eigenkapital auszu-
statten, sollte deshalb jetzt fallen, spätestens
jedoch vor Jahresende“, empfiehlt Schwab.
„Denn danach sprechen die Zahlen des Jahresabschlusses
2020. Sie werden Belastungen
und Verluste des ‚Corona-Jahres‘ widerspiegeln
und dezimiertes Eigenkapital offenlegen.
Sinkt die Bonität, wird ein weiterer Kapitalzugang
erschwert.“ Zudem könnte eine befürchtete
zweite „Corona-Welle“ bei Unternehmen
noch vor ihrer Erholung ein weiteres
Mal zu Liquiditätsengpässen führen. Werde
dann wieder Kapital benötigt, würden die
Finanzierungspartner sehr aufmerksam auf
die vorhandene Eigenkapitaldecke schauen.
Mittelständische Beteiligungsgesellschaft
Sachsen-Anhalt mbH
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Heizung modernisieren –
Zuschüsse erhalten
Mit dem Marktanreizprogramm des Bundes können Unternehmen attraktivere
Zuschüsse erhalten, wenn sie ihre Heizung modernisieren. Im Zuge des beschlossenen
Klimapaketes wurde das Programm Anfang 2020 angepasst. Statt einer
Festbetragsförderung bekommen Firmen nun eine anteilige Förderung sowie
eine zusätzliche Prämie, wenn sie ihre Ölheizungen durch eine Biomasseanlage,
Wärmepumpe oder Hybridanlage ersetzen.
Fördergegenstand
Maßnahmen im Gebäudebereich zur Nutzung
erneuerbarer Energien im Wärmemarkt – d.h.:
• Errichtung von Gas-Brennwertheizungen
(„Renewable Ready“), Gas-Hybridheizungen,
Erneuerbare-Energien-Hybridheizungen
(EE-Hybride), effizienten Wärmepumpen so-
wie einer Anlage zur Visualisierung des Ertrages
erneuerbarer Energien
• Errichtung und Erweiterung von Solarkollektoren
zur thermischen Nutzung sowie
von Biomasseanlagen für die thermische
Nutzung ab mind. fünf kW Nennwärmeleistung
• Austausch von Ölheizungen und Ersatz
durch Biomasseanlage, Wärmepumpe oder
Hybridanlage (Austauschprämie)
Antragsberechtigung
• Unternehmen und freiberuflich Tätige,
Kommunen, kommunale Gebietskörper-
Wer seine Wärmeanlage erweitert oder eine
neue errichtet und dabei auf erneuerbare Energien
setzt, kann Zuschüsse vom Bund erhalten.
WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN
schaften sowie kommunale Zweckverbände,
Privatpersonen, Wohnungseigentümerschaften,
sonstige juristische Personen
des Privatrechts
Fördervoraussetzungen
• Anlagen müssen der Wärme- oder Kältebereitstellung
überwiegend innerhalb Deutschlands
dienen und sind mind. sieben Jahre
zweckentsprechend zu betreiben
• geförderte Anlage muss in der Regel zum
Zeitpunkt der Antragstellung ein bereits
seit mehr als zwei Jahren installiertes Heizungs-
bzw. Kühlsystem ersetzen oder unterstützen
(Gebäudebestand) und beim
BAFA gelistet sein
• Heizungsanlage muss hydraulisch abgeglichen
werden
Förderhöhe
• Zuwendung in Form einer Anteilsfinanzierung
• Zuschuss ist differenziert je nach Art des
Vorhabens (tabellarische Übersicht der Fördersätze
ist auf den Internetseiten des BAFA
unter „Förderprogramm im Überblick“ veröffentlicht)
• Austauschprämie für Ölheizungen: zusätzlich
in Höhe von zehn Prozent auf den
sonst gewährten Fördersatz der zu errichtenden
Anlage
• Höhe der anrechnungsfähigen förderfähigen
Kosten ist gedeckelt: bei Wohngebäuden
max. 50.000 Euro (brutto) pro Wohneinheit;
bei Nichtwohngebäuden max. 3,5
Mio. Euro (brutto)
• Visualisierungsanlagen: bis zu 1.200 Euro
Antragstellung
Antragstellung erfolgt vor Maßnahmenbeginn
beim BAFA ausschließlich online über
die Antragsplattform
Sonstiges
• Gewährung der Beihilfen (Zuwendungen)
kann auf Grundlage der AGVO erfolgen
• im Rahmen der Richtlinie „Maßnahmen
zur Nutzung erneuerbarer Energien im
Wärmemarkt“ gibt es neben dem Investitionszuschuss
auch eine Kreditförderung
mit Tilgungszuschuss über das KfW-Programm
„Erneuerbare Energien – Premium“
• für den Einbau von kleinen Heizungsanlagen
zur Nutzung erneuerbarer Energien gibt
es in Ergänzung zu den Zuschüssen aus
dem Marktanreizprogramm eine Kreditförderung
über das KfW-Programm „Energieeffizient
Sanieren – Ergänzungskredit“
Richtlinie ist bis 31. Dezember 2021 befristet
Broschüre zur Energie- und
Umweltförderung
Unternehmen, die ihre Produktionsanlagen
und -prozesse modernisieren
oder gewerblich genutzte Gebäude
energetisch sanieren wollen, können
dafür finanzielle Unterstützung erhalten.
Die IHK gibt in einer aktualisierten
Broschüre einen Überblick über Bundes-
und Landesprogramme, mit
denen Investitionen in Energieeffizienz-
und Umweltschutzmaßnahmen
gefördert werden.
Interessierte Unternehmen können
die Publikation unentgeltlich online
unter www.halle.ihk.de abrufen (im
Suchfeld die Nummer 7471 eingeben)
oder per E-Mail an stheis@halle.ihk.de
als Print- ebenso wie als Digitalversion
bestellen.
Weitere Informationen unter www.bafa.de
(Energie / Heizen mit Erneuerbaren Energien)
Förderung für Hard- und Software
Kleine und mittlere Unternehmen können bis
zu 50.000 Euro Zuschuss vom Bund erhalten,
wenn sie Hard- und Software anschaffen
und ihre Mitarbeiter qualifizieren. Das Programm
„Digital jetzt“ des Bundesministeriums
für Wirtschaft und Energie startet am
7. September 2020 und richtet sich an Unternehmen
mit 3 bis 499 Mitarbeitern. Um
gefördert zu werden, ist ein Digitalisierungsplan
nötig. Unternehmen können wahlweise
nur eines der Module oder auch beide in Anspruch
nehmen. Die Höhe der Förderung ist
nach Unternehmensgröße gestaffelt.
Wer alle drei Bedingungen
(strukturschwache Region, eigene
IT-Sicherheit/Datenschutz, neues
Geschäftsmodell) für eine erhöhte
Förderquote erfüllt, kann bis zu 70
Prozent Förderung erhalten. Projektträger
ist das Deutsche Zentrum
für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR).
Weitere Informationen unter
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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020 39
WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN
RECHT
Keine Trinkhalme aus Plastik
Um Plastikabfälle sachgerecht zu entsorgen, hat die EU im Jahr 2018 eine
Kunststoffstrategie vorgelegt, die nun von den Mitgliedsländern umgesetzt wird.
Was Unternehmen beachten müssen:
Rund 70 Prozent des Abfalls an europäischen
Stränden stammt von nur zehn Plastikprodukten
sowie angespülten Fischernetzen. Aus
diesem Grund werden in der EU ausgewählte
Einweg-Kunststoffe verboten. In Deutschland
dürfen im Rahmen der Einwegkunststoffverbotsverordnung
ab 3. Juli 2021 nachfolgende
Einwegkunststoffprodukte nicht
mehr in Verkehr gebracht werden:
• Wattestäbchen
• Besteck (Gabeln, Messer, Löffel, Essstäbchen)
• Teller
• Trinkhalme
• Rührstäbchen
• Luftballonstäbe einschließlich Halterungsmechanismen
• Lebensmittelbehälter aus expandiertem
Polystyrol (Boxen für verzehrfertige Speisen)
• Getränkebehälter/becher aus expandiertem
Polystyrol einschließlich ihrer Verschlüsse
und Deckel
• Produkte aus oxo-abbaubaren Kunststoffen
(zersetzen sich in Mikroplastik)
Hersteller und Unternehmen, die diese Produkte
in Verkehr bringen, sollten frühzeitig
auf Alternativen ausweichen.
Mögliche Kosten und Strafgebühren
Zudem will die EU die Hersteller von typischen
Wegwerfprodukten künftig an den
Kosten für die Reinigung der Umwelt beteiligen.
Dies ist Teil der derzeit in der Diskussion
befindlichen Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes.
Details zu einer darauffolgenden,
gesonderten Verordnung sind noch
nicht bekannt. Nach Plänen der EU sollen bis
2030 alle Kunststoffverpackungen auf dem
EU-Markt recyclingfähig sein. Auf dem EU-
Gipfel im Juli 2020 wurde eine neue Einnahmequelle
von etwa sechs Milliarden Euro beschlossen.
Die Mitgliedsstaaten sollen eine
Strafabgabe für nicht recycelte Plastikabfälle
an die EU zahlen. Mit reichlich 1,3 Mrd. Euro
pro Jahr ist Deutschland mit am stärksten betroffen.
Es wird erwartet, dass die Mitgliedsstaaten
die Kosten an die Hersteller und Vertreiber
weiterreichen. Hierbei wird es national
unterschiedliche Maßnahmen geben.
Recycling in Deutschland
Derzeit wird in Deutschland knapp die
Hälfte der Kunststoffabfälle stofflich
wiederverwertet, rund 53 Prozent werden
verbrannt. Laut Recyclingunternehmen
besteht ein wesentliches
Hemmnis darin, dass entsprechende
Produkte am Markt wenig Absatz finden.
Den Herstellern zufolge wäre es
möglich, mehr recycelte Kunststoffe
in hochwertiger Qualität, stabilen
Mengen und zu wettbewerbsfähigen
Preisen einzusetzen. Zielvorgaben oder
gesetzgeberische Schritte sind auch an
dieser Stelle nicht ausgeschlossen.
Trinkhalme,
Wattestäbchen oder
Luftballonstäbe
dürfen ab 3. Juli 2020
nicht mehr aus Plastik in
den Verkehr gebracht
werden.
IHK Halle-Dessau
Innovation und Umwelt
Andreas Scholtyssek
Tel. 0345 2126-203
ascholtyss@halle.ihk.de
40 MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN
Bundesfinanzhof: Entfernungspauschale für Hin- und Rückweg
Der Bundesfinanzhof (BFH) hat mit Urteil
vom 12. Februar 2020 (Aktenzeichen VI R
42/17) entschieden, dass die Entfernungspauschale
für Wege zwischen Wohnung und
erster Tätigkeitsstätte arbeitstäglich für zwei
Wege (einen Hin- und einen Rückweg) gilt.
Legt ein Arbeitnehmer nur einen Weg zurück,
ist nur die Hälfte der Entfernungspauschale
je Entfernungskilometer und Arbeitstag
als Werbungskosten zu berücksichtigen.
Ausführliche Aussagen bzw. der
Wortlaut des Urteils
unter www.halle.ihk.de, Nr. 4827064
EuGH: „Privacy Shield“-Abkommen ist unwirksam
Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO)
bestimmt, dass personenbezogene Daten
grundsätzlich nur dann in ein Drittland übermittelt
werden dürfen, wenn ein angemessenes
Datenschutzniveau in dem Zielland gewährleistet
werden kann. Dies sollte 2016
durch den Beschluss der Europäischen Kom-
mission zum „Privacy Shield“-Abkommen für
die Datenübermittlung in die USA garantiert
und ein sicherer Rechtsrahmen für Unternehmen
geschaffen werden. Der Europäische
Gerichtshof (EuGH) erklärte dieses jedoch mit
Urteil vom 16. Juli 2020 (Az.: C-311/18) für
ungültig. Durch das Urteil des EuGH entsteht
eine große Rechtsunsicherheit, wenn eine
Übermittlung personenbezogener Daten in
die USA stattfindet. Denkbare Alternativen
sind nicht unkompliziert.
Ausführliche Aussagen bzw. der
Wortlaut des Urteils
unter www.halle.ihk.de, Nr. 4852362
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TOP 1 von 26 untersuchten Titeln
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Focus
Der Spiegel
Die Zeit
77,9 %
43,1 %
39,5 %
39,1 %
Quelle: Ranking lt. Reichweitenstudie „Entscheider im Mittelstand 2018“
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INTERNATIONAL
Wie weiter nach dem Brexit?
Vor etwa vier Jahren stimmte eine knappe Mehrheit der britischen Wähler für
einen Austritt des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union.
Seitdem hat es zahlreiche Szenarien, Verhandlungen und Deadlines gegeben.
Die siebte Verhandlungsrunde endete am 21. August 2020 ohne Durchbruch. Worauf
muss sich die hiesige Wirtschaft nun einstellen?
Offiziell hat Großbritannien am 31. Januar
2020 die Europäische Union (EU) verlassen.
Momentan ist davon aber noch wenig zu
spüren, denn die EU und das Vereinigte Königreich
(UK) einigten sich auf eine Übergangszeit
bis Ende 2020. Großbritannien
hätte die Möglichkeit gehabt, diese Phase
noch einmal zu verlängern – vorausgesetzt,
die Regierung von Boris Johnson hätte bis
Ende Juni einen entsprechenden Antrag gestellt,
was sie nicht tat. Damit ist nun zumindest
klar, dass es ab 1. Januar 2021 keinen
gemeinsamen Markt zwischen der EU und
dem UK mehr geben wird.
Ein Abkommen ist noch nicht in Sicht
(Stand Ende August 2020). Und angesichts
der Vielzahl zu klärender Probleme stehen
die Chancen schlecht, dass sich Brüssel und
London in Kürze einigen. Doch selbst wenn
es dazu kommt, werden sich die künftigen
Beziehungen zwischen der EU und dem UK
erheblich ändern.
Grenzkontrollen und eingeschränkter
Handel
Denn indem das Vereinigte Königreich den
Binnenmarkt und die Zollunion verlässt,
beendet es den freien Personen-, Warenund
Dienstleistungsverkehr. Unternehmen
müssen in jedem Bereich mit Hindernissen
rechnen. Zolltechnisch wird Großbritannien
ein Drittstaat. Die Folge: Kontrollen an den
Außengrenzen. Für nach UK zu importierende
EU-Güter sollen diese zunächst stufenweise
erfolgen. Es ist vorgesehen, dass Zollanmeldungen
innerhalb von sechs Monaten nachgereicht
werden können. Die Staffelung soll
im Januar beginnen und wird im April und
Juli durch weitere Maßnahmen ergänzt.
EORI-Nummer erforderlich
Ob und auf welche Güter Zölle erhoben
werden, ist noch unklar. Klar ist jedoch, dass
Unternehmen bestimmte Zollformalitäten
zu beachten haben. Wer bisher lediglich innerhalb
der EU aktiv war, muss nun bei den
Zollbehörden eine sogenannte EORI-Nummer
beantragen. Sie dient dazu Wirtschafts-
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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN
beteiligte zu identifizieren und soll die automatisierte
Zollabfertigung erleichtern. Ohne
gültige EORI-Nummer sind zollrechtliche
Handlungen in der EU grundsätzlich nicht
mehr möglich.
Mit dem Brexit wird das Vereinigte Königreich
zudem weder am Mehrwertsteuer- und Verbrauchsteuerraum
der EU noch an deren
Maßnahmen und Programmen teilnehmen.
Internationale Übereinkünfte der EU gelten
für Großbritannien nicht fort und sind neu zu
verhandeln. Davon betroffen sein werden öffentliche
Verwaltungen, Unternehmen, Bürger
und Interessenträger auf beiden Seiten.
Offene Fragen
Um die künftige Warenabfertigung an der
Grenze bewerkstelligen zu können, fehlen
laut Medienberichten auf britischer Seite allein
50.000 Zollbeamte. Die Ausbildung entsprechender
Beamter bis Januar 2021 ist
schlichtweg unmöglich.
Noch nicht befriedigend geklärt ist zudem
die Frage, wie mit Waren umzugehen ist, die
aus Drittländern nach UK importiert werden
und in die EU gehen sollen. Auch ist völlig offen,
wie Nordirland einerseits Bestandteil des
EU-Binnenmarktes bleiben, andererseits aber
von Handelsabkommen des UK mit Drittländern
partizipieren soll.
Richtig vorbereiten
Großbritannien war auch 2019 für die Wirtschaft
Sachsen-Anhalts der zweitwichtigste
Absatzmarkt nach Polen. Das Land exportierte
Waren für über 1,24 Milliarden Euro
dorthin. Angesichts der unklaren Rahmenbedingungen
und der zukünftig drohenden Bürokratie
ist es leider ziemlich sicher, dass diese
Erfolgsgeschichte ab dem kommenden Jahr
ins Stocken geraten wird.
Auch wenn viele Details noch unklar sind:
Unternehmen sind gut beraten, ihre eigene
Betroffenheit immer wieder zu prüfen und
Alternativen ins Auge zu fassen. Zur Sensibilisierung
dient etwa das Online-Tool „Brexit
Check“, das die IHK-Organisation erstellt hat
und ständig aktualisiert: www.ihk.de/brexitcheck
Die Mitarbeiter der IHK stehen zudem jederzeit
für individuelle Beratungen zur Verfügung.
IHK Halle-Dessau
International
Michael Drescher
Tel. 0345 2126-353
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Geschäftsreisen im Ausland sicher
gestalten
Deutsche Unternehmen entsenden immer
häufiger Mitarbeiter rund um den Globus.
Gleichzeitig erreichen uns täglich Meldungen
zu Katastrophen, Unruhen, Anschlägen und
Pandemien. Können Geschäftsreisen in die
betroffenen Gebiete und Länder trotzdem
durchgeführt werden und worauf ist dabei
zu achten?
Der Workshop „Reisesicherheit für Unternehmen“
am 21. September 2020 zeigt praxisnah
auf, wie sich Geschäftsreisen im Betrieb
vorbereiten und sicher durchführen lassen.
Das erwartet die Teilnehmer:
• Rahmen, Risiken, Erfahrungen, Beispiele
• Fürsorgepflicht, Haftung, Verantwortlichkeiten
• Umfassendes Reise-, Risiko- und Notfallmanagement
• Vorbereitung im Unternehmen
Der Workshop richtet sich an Geschäftsführer,
Personalverantwortliche und im Ausland
agierende Mitarbeiter. Referent ist Oliver Oswald
von der KSK-Tavel GmbH aus Reichenbach.
IHK Halle-Dessau
International
Michael Drescher
Tel. 0345 2126-353
mdrescher@halle.ihk.de
www.halle.ihk.de,
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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
43
BÖRSEN
Unternehmensbörse
„nexxt-change“
Die Unternehmensbörse dient einerseits dem Ziel, Unternehmen
auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger oder
aktiven Teilhaber behilflich zu sein. Andererseits soll es den
Existenzgründern die Suche nach einem Unternehmen für
eine Übernahme erleichtern. Weitere Informationen unter
www.halle.ihk.de, Nr. 2794172
Kontakt:
Susann Sommer, Tel. 0345 2126-452,
Fax: 0345 212644-452 oder E-Mail: ssommer@halle.ihk.de
Pension in Sachsen-Anhalt gesucht! Die Vorstellung
liegt bei 10 Zimmer +/- 5, kleine Küche,
Frühstücksraum, eine eigene Wohnung
mit 2 Zimmern. Bevorzugt wird eine weite
Landschaft mit Wald, Wiese, Wasser, Feld –
offen für Wanderer, Sportler und Hundebesitzer.
(157443)
Ein erfahrener Unternehmer sucht zum
nächstmöglichen Zeitpunkt ein Dienstleistungsunternehmen
zur Übernahme oder
aktiver Beteiligung. (157436)
Personaldienstleister/ANÜ zur Übernahme
gesucht – Wir sind an der Fortführung
oder Übernahme eines Unternehmens mit
gültiger Überlassungserlaubnis und aktivem
Geschäft interessiert. (157435)
Verkauf des Unternehmens - Brautmobil.de
– Das Unternehmen wurde 2015 von
mir gegründet und kann in jede Region umgesiedelt
und die Tätigkeit von dort ausgeübt
werden. (157442)
Kurzfristiger Verkauf Ladenlokal: Lotto-
Toto mit Postfiliale/-bank und Schreibwaren
aus gesundheitlichen Gründen im südlichen
Saalekreis zu verkaufen. (157441)
Traditionsunternehmen aus dem Bereich
Landtechnik/Stahlbau sucht engagierte/n
Nachfolger/in, die/der sich in dieser Branche
verwirklichen möchte. (157439)
Gut laufender Fahrradverleih mit über 100
Tourenrädern, 10 Kinderrädern, viel Zubehör
sowie umfangreicher Werkstattausstattung
zu verkaufen. (157438)
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gut eingeführtes Eiscafé inkl. Einrichtung
zu verkaufen. (157440)
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geeignet für Handel und DL-Branche.
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Portugal/Spanien
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bzw. Spanien sucht aus Altersgründen Mitarbeiter
oder Socio, der vor allem die Werbung
(digital, Internet) für Wohn- und Gewerbeimmobilien
in den Gemeinden Badajoz
und Portalegre übernehmen sollte. Ein
Wohnsitz in Spanien ist zu diesem Zweck
nicht erforderlich. Kontakt: Edgar Schuchardt,
Tel. 0034 642072380, edga46@hotmail.com
(K01/2020)
Neuseeland
Vertriebspartner und Auftraggeber
gesucht
Ein neuseeländisches Unternehmen, das im
Bereich der Metallverarbeitung, Maschinenund
Komplettanlagenbau, Wartung und Verkauf
tätig ist, bietet deutschen Unternehmen
seinen Service an. Wir suchen Geschäftspartner,
die sich in Neuseeland etablieren
wollen und ihre deutschen Produktionsmaschinen
vermarkten wollen. Neuseeland ist
bekannt für den Anbau von Wein, Obst, Hopfen
und auch in der Fisch-, Milch- und
Fleischindustrie tätig. Alle diese Sektoren benötigen
Maschinen. Falls Sie ein Unternehmen
sind, das solche Maschinen produziert,
lassen Sie es uns wissen, wir können Ihnen
helfen. Kontakt: Frank Witowski, frank.witowski@brightwater.co.nz
(K02/2020)
Kooperationsangebote
aus der Datenbank des Enterprise
Europe Networks (EEN)
Interessenten finden diese und weitere Kooperationsangebote
unter http://een-sachsen-anhalt.de/dienstleistungen/
partnersuche.html.
Ansprechpartner:
Sven Erichson, Tel. 0391/5693-148,
E-Mail: erichson@magdeburg.ihk.de
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von medizinischen Geräten, Instrumenten
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sein Produktportfolio und sucht europäische
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zusammenzuarbeiten, die in den folgenden
medizinischen Bereichen verwendet
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HNO, Urologie, Nephrologie und Gynäkologie.
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erwerben. (EG0420 NL03)
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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
VERANSTALTUNGEN
Anhalt-Bitterfeld
6. Oktober 2020
IT-Sicherheit im Unternehmen mit Live-Hacking
LEUCOREA, Collegienstraße 62,
06886 Lutherstadt Wittenberg, Tel. 03491 670121
20. Oktober 2020
IHK-Beratungstag für Unternehmer und Gründer
IHK Kontaktbüro Bitterfeld-Wolfen, OT Wolfen,
Andresenstraße 1 a, 06766 Bitterfeld-Wolfen,
Tel. 03493 3757-21
Burgenlandkreis
23. September 2020
IHK-Beratungstag für Unternehmer und Gründer
IHK-Kontaktbüro Naumburg, Kreisverwaltung des Burgenlandkreises,
Bahnhofstraße 48,
06618 Naumburg (Saale), Tel. 03443 4325-0
13. Oktober 2020
IHK-Beratungstag für Unternehmer und Gründer
IHK-Geschäftsstelle Weißenfels, Markt 6,
06667 Weißenfels, Tel. 03443 4325-0
14. Oktober 2020
IHK-Beratungstag für Unternehmer und Gründer
IHK-Kontaktbüro Naumburg, Kreisverwaltung des Burgenlandkreises,
Bahnhofstraße 48,
06618 Naumburg (Saale), Tel. 03443 4325-0
Dessau-Roßlau
17. September 2020
IHK-Beratungstag für Unternehmer und Gründer
IHK-Geschäftsstelle Dessau, Lange Gasse 3,
06844 Dessau-Roßlau, Tel. 0340 26011-0
08. Oktober 2020
IHK-Beratungstag für Unternehmer und Gründer
IHK-Geschäftsstelle Dessau, Lange Gasse 3,
06844 Dessau-Roßlau, Tel. 0340 26011-0
Halle (Saale) und Saalekreis
16. September 2020
Beratung zum Schutz des geistigen Eigentums
IHK Halle-Dessau, TGZ I, Weinbergweg 23,
06120 Halle (Saale), Tel. 0345 2126-265
21. September 2020
Praxisworkshop: Reisesicherheit für Unternehmen
IHK Halle-Dessau, Franckestraße 5,
06110 Halle (Saale), Tel. 0345 2126-353
23. September 2020
IHK-Vollversammlung
IHK Halle-Dessau, Franckestraße 5,
06110 Halle (Saale), Tel. 0345 2126-241
25. September 2020
Seminar: Außenwirtschaftskontrolle und
Zollabwicklung für Einsteiger
IHK Halle-Dessau, Franckestraße 5,
06110 Halle (Saale), Tel. 0345 2126-282
08. Oktober 2020
Preiskalkulation für Dienstleister
IHK Halle-Dessau, Tagungszentrum, Franckestraße 5,
06110 Halle (Saale), Tel. 0345 2126-273
13. Oktober 2020
7. Fachforum Mittelstandsfinanzierung
IHK Halle-Dessau, Tagungszentrum, Franckestraße 5,
06110 Halle (Saale), Tel. 0345 2126-272
21. Oktober 2020
Beratung zum Schutz des geistigen Eigentums
IHK Halle-Dessau, TGZ I, Weinbergweg 23,
06120 Halle (Saale), Tel. 0345 2126-265
27. Oktober 2020
Entsendeworkshop 2020: Arbeiten über die Grenze –
Erbringung von Dienstleistungen im Ausland
IHK Halle-Dessau, Tagungszentrum, Franckestraße 5,
06110 Halle (Saale), Tel. 0345 2126-353
Mansfeld-Südharz
16. September 2020
IHK-Start-Tag für Gründer
IHK-Kontaktbüro Eisleben, Vicariatsgasse 4,
06295 Lutherstadt Eisleben, Tel. 03464 260959-10
06. Oktober 2020
IHK-Start-Tag für Gründer
IHK-Geschäftsstelle Sangerhausen,
Ewald-Gnau-Straße 1b, 06526 Sangerhausen,
Tel. 03464 260959-10
14. Oktober 2020
IHK-Start-Tag für Gründer
IHK-Kontaktbüro Eisleben, Vicariatsgasse 4,
06295 Lutherstadt Eisleben, Tel. 03464 260959-10
27. Oktober 2020
Expertensprechtag „Nachfolge regional“
IHK-Geschäftsstelle Sangerhausen,
Ewald-Gnau-Straße 1b, 06526 Sangerhausen,
Tel. 0345 2126-452
Salzlandkreis
16. September 2020
IHK-Beratungstag für Unternehmer und Gründer
IHK-Kontaktbüro Bernburg, Schloßstraße 11,
06406 Bernburg, Tel. 03471 659505
07. Oktober 2020
IHK-Beratungstag für Unternehmer und Gründer
IHK-Kontaktbüro Bernburg, Schloßstraße 11,
06406 Bernburg, Tel. 03471 659505
Wittenberg
24. September 2020
IHK-Beratungstag für Unternehmer und Gründer
IHK-Kontaktbüro Wittenberg, Lutherstraße 56,
06886 Lutherstadt Wittenberg, Tel. 03491 670121
Online-Seminare
15. September 2020
Vorstellung und rechtliche Einordnung des Brennstoffemissionshandelsgesetzes
(BEHG)
Tel. 0345 2126-409
17. September 2020
Mitteldeutschen Exporttag „Digitaler Vertrieb im internationalen
Geschäft“
Tel. 0345 2126-353
24. September 2020
Was passiert, wenn es passiert?
Notfallplanung im Unternehmen
Tel. 0345 2126-272
29. September 2020
Gemeinsam in die digitale Zukunft: Gastronomie
Tel. 0340 26011-21
30. September 2020
Sprache im Vertrieb
Tel. 0345 2126-234
27. Oktober 2020
Drittstrommengenabgrenzung
Tel. 0345 2126-409
Nähere Informationen
zu den Veranstaltungen unter
www.halle.ihk.de, Nr. 1953
30. September 2020, 10.00 bis 11.30 Uhr
Digitaler Workshop „Sprache im Betrieb“
Sprache gilt als Schlüssel zur Integration.
Darum spielen der Spracherwerb
und der Zugang zu Sprachkursen für
Menschen mit Zuwanderungsgeschichte
eine zentrale Rolle, um erfolgreich in den
Berufsalltag zu starten. Welche staatli-
chen Angebote und Fördermöglichkeiten es
für welche Zielgruppe gibt, wie sich ein auf
den Betrieb zugeschnittener Sprachkurs organisieren
lässt und wie Unternehmen Zugewanderte
ganz praktisch im Arbeitsalltag
beim Deutschlernen unterstützen können –
das erfahren die Teilnehmer des kostenfreien
digitalen Workshops „Sprache im
Betrieb“.
www.halle.ihk.de, Nr. 157139283
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020 45
WIR FÜR SIE
46 MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU 09/2020
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ZU GUTER LETZT
Sachsen- Anhalt gibt
„rote Laterne“ ab
Sachsen- Anhalt kommt bei Breitbandausbau und Digitalisierung
weiter voran. Zum Jahresende 2019 hatten 78,3 Prozent der Haushalte
im Land Zugang zu schnellen Internetverbindungen mit
Downloadraten von mindestens 50 Megabit pro Sekunde, wie dem
aktuellen Breitbandatlas des Bundes zu entnehmen ist. Damit hat
Sachsen- Anhalt im Ländervergleich erstmals die „Rote Laterne“
abgegeben. Allerdings gibt es noch viel Potenzial nach oben. Gerade
der Netzausbau für höhere Bandbreiten erfordert erhebliche Anstrengungen!
Mehr dazu in der November/Dezemberausgabe
Vorschau
Die nächste Ausgabe erscheint
voraussichtlich am 15. Oktober 2020.
Impressum
Mitteldeutsche Wirtschaft
Mitgliedermagazin der Industrie- und Handelskammer
Halle-Dessau
30. Jahrgang Nr. 5/2020
Herausgeber
Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau
Franckestraße 5, 06110 Halle (Saale)
Postfach 200 754, 06008 Halle (Saale)
www.halle.ihk.de, info@halle.ihk.de
Tel. 0345 2126-0, Fax 0345 2126-105
Redaktion
Isabel Reimann (verantw.), Tel. 0345 2126-202,
Fax 0345 212644-202, ireimann@halle.ihk.de
Markus Rettich (Leitung), Tel. 0345 2126-204
Redaktionelle Mitarbeit: Cathrin Günzel
Externe Autoren dieser Ausgabe: Andreas Löffler (S. 16, 17, 18),
Wolfgang Zerfass: (S. 19), Michael Deutsch: (S. 20/21), Manfred
Piotrowsky: (S. 28, 29), Matthias Goldschmidt (MGB): (S. 38)
Die Beiträge externer Autoren geben die Meinung des Autors,
jedoch nicht unbedingt die Ansicht der IHK wieder.
Erscheinungsweise: 10 Mal im Jahr
Erscheinungstermin: 17. September 2020
Jahrgang 2020
Anzeigen und Verlag
Prüfer Medienmarketing Endriß & Rosenberger GmbH
Ooser Bahnhofstraße 16, 76532 Baden-Baden
Tel. 07221 211929, Fax 07221 211915
Anzeigenservice: Andrea Albecker
Anzeigenleitung: Achim Hartkopf
medienmarketing@pruefer.com, www.pruefer.com
Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 25
gültig ab Januar 2020
Layoutkonzept
Jo Schaller & Angela Schubert
Mühlpforte 2, 06108 Halle (Saale)
Gesamtherstellung
mdv Mitteldeutscher Verlag
Am Steintor 23, 06112 Halle (Saale)
Druck und buchbinderische Verarbeitung
Druckhaus Schütze GmbH
Fiete-Schulze-Straße 13a, 06116 Halle (Saale)
Tel. 0345 56666-0, Fax 0345 5666666
Vertrieb
Mitteldeutsche Zeitungszustell-Gesellschaft mbH
Delitzscher Straße 65, 06112 Halle (Saale)
Tel. 0345 565-2411, Fax 0345 565-2412
Innenstadt von Naumburg (Saale)
Unser Schwerpunkt im Oktober:
Innenstädte beleben, Handel voranbringen
Fachkräfte: IHK-Jubiläum: Ehrenamt:
Azubiumfrage und Ausblick 30 Jahre Unternehmertum Neues aus den
auf die Messe Chance in der Region Gremien der IHK
Wie gefällt Ihnen die neue „Mitteldeutsche Wirtschaft“?
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uns auch mitteilen, wenn Sie das Magazin zukünftig nicht in der gedruckten Version,
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ist offizielles Organ der IHK Halle-Dessau und wird Kammerzugehörigen
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S. 11 (oben), Thomas Reinhardt: S. 14, 27, industrieblick_
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MaM Mediaagentur Mitteldeutschland: S. 19, Michael
Deutsch: S. 2 (r.), 20, 21, Nathalie Färber: S. 22, Sven Gückel:
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