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Leitfaden generationengerechtes Arbeiten

Gesunde Schichtpläne – generationengerechtes Arbeiten Papiermaschinen laufen an 365 Tagen, weshalb Schichtarbeit für die Papierindustrie von essenzieller Bedeutung ist. Rund zwei Drittel aller Mitarbeiter darbeiten im Durchfahrbetrieb oder in einer anderen Schichtform. Um eine gesundheitsverträgliche Gestaltung der Schichtarbeit vor allem auch im Alter, geht es in diesem Leitfaden.

Gesunde Schichtpläne – generationengerechtes Arbeiten

Papiermaschinen laufen an 365 Tagen, weshalb Schichtarbeit für die Papierindustrie von essenzieller Bedeutung ist. Rund zwei Drittel aller Mitarbeiter darbeiten im Durchfahrbetrieb oder in einer anderen Schichtform. Um eine gesundheitsverträgliche Gestaltung der Schichtarbeit vor allem auch im Alter, geht es in diesem Leitfaden.

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26 Oberlinner et al. (2009) und Yong et al. (2013) haben im Wesentlichen dieselbe<br />

retrospektive Kohorte von 14.128 männlichen Schichtarbeitern und<br />

17.218 männlichen Tagarbeitern der BASF in Ludwigsburg, Deutschland,<br />

über die Jahre 1995 bis 2009 verfolgt. Die Daten wurden aus elektronischen<br />

Patientenakten der BASF (seit 1996), BASF-Rentenakten bzw. Spitalsentlassungsbriefen<br />

und Totenscheinen erhoben. Schichtarbeit besteht in<br />

der BASF aus einem sehr schnell vorwärts rotierenden Schichtsystem<br />

(zwölf Stunden Tag, zwölf Stunden Nacht, 24 Stunden frei). Oberlinner<br />

et al. (2009) fanden ein vier bis 27 Prozent niedrigeres Gesamtmortalitätsrisiko<br />

für Schichtarbeiter, Yong et al. (2013) stellten ein sechs bis 29 Prozent<br />

niedrigeres Krebsmortalitätsrisiko für Schichtarbeiter fest.<br />

Mögliche Limitationen: Es wurde auf Risikofaktoren, Lebensstil und<br />

bestehende Krankheiten kontrolliert, dennoch könnte der sogenannte<br />

Healthy Worker- oder Healthy Survivor-Effekt vorliegen. Krebsmortalität<br />

statt Krebsinzidenz als Parameter unterschätzt die tatsächliche Krankheitslast.<br />

Totenscheine waren nur für 84 Prozent der Fälle erhältlich,<br />

möglicherweise gibt es auch eine Missklassifikation der Todesursache<br />

auf Totenscheinen.<br />

<br />

Evidenzlevel: 2b<br />

Krebs<br />

Zusammenfassung<br />

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat im Jahr 2007<br />

Schichtarbeit mit zirkadianer Disruption beziehungsweise Chronodisruption<br />

als wahrscheinliches Humankarzinogen eingestuft. Die Einstufung<br />

als wahrscheinlich krebserregend wurde vorgenommen, da die Belege<br />

beim Menschen zwar begrenzt, aber in Tierexperimenten bereits ausreichend<br />

gegeben schienen. Dass chronische Störungen beziehungsweise<br />

Unterbrechungen (disruptions) der zeitlichen Organisation von<br />

aufeinander abgestimmten biologischen 24-Stunden-Rhythmen, die<br />

den Menschen physiologisch an den täglichen Wechsel von Licht und<br />

Dunkelheit koppeln, langfristig zu Krebsentwicklungen beitragen sollen<br />

(Chronodisruptions-Krebs-Theorie), ist eine vergleichsweise neue Vorstellung<br />

(Erren, 2010). Seit der in der Fachwelt kontrovers diskutierten<br />

IARC-Publikation 2007 sind einige neue <strong>Arbeiten</strong> erschienen, die Hinweise<br />

auf die Zusammenhänge von Schichtarbeit und Krebs liefern und hier im<br />

Anschluss vorgestellt werden. Die meisten <strong>Arbeiten</strong> existieren über den<br />

Zusammenhang zwischen Schichtarbeit und Brust- oder Prostatakrebs,<br />

einzelne Studien thematisieren auch Darm- und Gebärmutterkrebs sowie<br />

Non-Hodgkin-Lymphome.

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