Jagdverpachtung - Tiroler Jägerverband
Jagdverpachtung - Tiroler Jägerverband
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Jagdliche Autonomie oder staatliche Verwaltung?<br />
Wie weit reicht die Autonomie der Jagdverbände?<br />
Das Thema wird in der folgenden Betrachtung auf die jagdliche Autonomie in<br />
jenen Bundesländern reduziert, die der Arbeitsgemeinschaft der Jagdverbände<br />
des Südostalpenraumes zugehören, also auf die Bundesländer Steiermark,<br />
Kärnten und Tirol. Zum besseren Verständnis sei auf die verfassungsmäßigen<br />
Grundlagen kurz eingegangen:<br />
Nach Art. I des Bundesverfassungsgesetzes<br />
ist der Bundesstaat Österreich<br />
eine demokratische Republik, die aus<br />
den selbständigen Ländern Burgenland,<br />
Kärnten, Niederösterreich,<br />
Oberösterreich, Salzburg, Steiermark,<br />
Tirol, Vorarlberg und Wien besteht.<br />
Gesetzgebung und Vollziehung<br />
In der Bundesverfassung sind jene<br />
Rechtsgebiete aufgelistet (Art. 10<br />
bzw. Art. 13 und 14), die in die Kompetenz<br />
des Bundes in Gesetzgebung<br />
und Vollziehung fallen, die also für alle<br />
Bundesländer einheitlich Gültigkeit<br />
haben. Daneben gibt es Materien,<br />
bei denen dem Bund die Gesetzgebung,<br />
den Bundesländern die Vollziehung<br />
zusteht (Art. 11) und<br />
schließlich solche, bei denen sich der<br />
Bund die sogenannte Grundsatzgesetzgebung<br />
vorbehalten hat, den Bundesländern<br />
aber die Erlassung der einzelnen,<br />
für sie geltenden Ausführungsgesetze<br />
zusteht. Soweit Angelegenheiten<br />
nicht ausdrücklich<br />
durch die Bundesverfassung der Gesetzgebung<br />
oder Vollziehung des<br />
Bundes zugewiesen sind, verbleiben<br />
sie im selbständigen Wirkungsbereich<br />
der Länder. Da eine solche Regelung<br />
hinsichtlich des Jagdwesens fehlt,<br />
greift die vorgenannte Generalklausel<br />
ein, das heißt, jedes österreichische<br />
Bundesland ist für die Erlassung und<br />
Vollziehung von Jagdgesetzen für sein<br />
Landesgebiet ausschließlich zuständig.<br />
Ein einheitliches Bundesjagdgesetz<br />
für die Republik Österreich gibt es<br />
nicht.<br />
Soweit erforderlich, wird auf die jagdrechtlichen<br />
Bestimmungen der Bundesländer<br />
Steiermark, Kärnten und<br />
Tirol eingegangen.<br />
Rechtsquellen sind: Das steiermärkische<br />
Jagdgesetz 1986 i.d.F. des Geset-<br />
1/99 JAGD IN TIROL 6<br />
➜<br />
zes LGBl. 50/1990 und der Gesetze<br />
LGBl. 16/1993 und 17/1993 sowie<br />
LGBl. 72/1994, das Kärntner Jagdgesetz<br />
1978 i.d.F. des Gesetzes LBGl.<br />
104/1991 und das <strong>Tiroler</strong> Jagdgesetz<br />
1983 i.d.F. LBGI. 68/1993; alle diese<br />
Gesetze samt zugehörigen Verordnungen,<br />
die hier im einzelnen nicht<br />
aufgelistet werden sollen.<br />
Den vorzitierten Landesjagdgesetzen<br />
ist gemeinsam, daß das Jagdrecht untrennbar<br />
mit dem Eigentum an<br />
Grund und Boden verbunden ist und<br />
Landesjagdorganisationen als Körperschaften<br />
öffentlichen Rechtes eingerichtet<br />
sind, wobei die Mitgliedschaft<br />
durch den Erwerb der für das betreffende<br />
Bundesland gültigen Landesjagdkarten<br />
entsteht. Demnach handelt<br />
es sich um eine Zwangsmitgliedschaft;<br />
es ist nicht dem Ermessen des<br />
Einzelnen überlassen, ob er die Mitgliedschaft<br />
erwerben will. Die Landesjagdorganisationen<br />
haben vom<br />
Landesgesetzgeber eine Reihe von<br />
Aufgaben zugewiesen erhalten, die sie<br />
autonom wahrzunehmen haben. Die<br />
Aufgaben sind in den Jagdgesetzen taxativ<br />
aufgezählt und weisen viele Gemeinsamkeiten<br />
auf, in einigen wichtigen<br />
Bereichen aber auch gravierende<br />
Unterschiede.<br />
Die Landesjagdorganisationen<br />
und ihre Aufgaben<br />
Vorerst zu den wesentlichsten Gemeinsamkeiten:<br />
Wie bereits erwähnt, handelt es sich<br />
bei den neun Landesjagdorganisationen<br />
nicht etwa um Vereine, sondern<br />
um Körperschaften öffentlichen<br />
Rechtes; diese unterstehen der Aufsicht<br />
durch die jeweilige Landesregierung.<br />
An der Spitze steht ein gewählter<br />
Landesjägermeister, in den politischen<br />
Bezirken jeweils ein Bezirksjä-<br />
germeister. Alle Landesjägerschaften<br />
haben Finanzautonomie. Die Finanzgebarung<br />
wird durch gewählte Rechnungsprüfer<br />
überprüft und ist von<br />
der Vollversammlung zu genehmigen.<br />
Die Jägerschaftsorganisationen agieren<br />
nach Satzungen, die, wie in der<br />
Steiermark nach deren Anhörung<br />
durch die Landesregierung erlassen,<br />
im Falle der Bundesländer Kärnten<br />
und Tirol von der Vollversammlung<br />
beschlossen und von der Landesregierung<br />
genehmigt werden.<br />
Hinsichtlich der Aufgaben der drei<br />
Landesjagdorganisationen seien als<br />
gemeinsam die wichtigsten herausgestellt:<br />
a) allgemein die Jagd und die Jagdwirtschaft<br />
zu pflegen und zu fördern,<br />
für eine intakte Natur und<br />
den Bestand freilebender Tiere einzutreten;<br />
b) zu Entwürfen von Gesetzen und<br />
Verordnungen, die Angelegenheiten<br />
der Jagd betreffen, Gutachten<br />
zu erstatten und Stellungnahmen<br />
abzugeben, wodurch ein gewisses<br />
Mitgestaltungsrecht gewährleistet<br />
werden soll;<br />
c) für ihre Mitglieder Haftpflichtversicherungen<br />
abzuschließen;<br />
d) ihre Mitglieder zu weidgerechten<br />
und umweltbewußten Jägern zu<br />
erziehen und für deren Weiterbildung<br />
zu sorgen;<br />
e) erfahrene Mitglieder als Jagdsachverständige<br />
namhaft zu machen;<br />
f) Ausbildung von Jagdaufsichtsorganen<br />
(Jagdaufsehern und Berufsjägern);<br />
g) Förderung der Jagdhundezucht<br />
und -führung;<br />
h) jagdkulturelle Veranstaltungen,<br />
Jagdausstellungen, Jägerschießen<br />
und ähnliche Veranstaltungen<br />
durchzuführen bzw. zu unterstützen;<br />
i) die Jagdwissenschaft (was immer<br />
man darunter verstehen mag) zu<br />
fördern sowie<br />
j) bei Verstößen gegen die Standespflichten<br />
Disziplinarstrafen gegen