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Mega Mulinga – ein typisches Bördedorf in der Mitte Deutschlands /Seite 1 von 8<br />

Hof 10 (Plan pro 1674)<br />

(=Nr. 2 des Reineckeschen Verzeichnisses de 1674<br />

= Haus-Nr. 23 im Jahre 1908)<br />

Der nördliche Teil des Gartens ist einst Wall gewesen. (I, 48)<br />

(1)1597 „Kossathenhof des Andreas Kuntze“ (cf. Vorbemerkung zu Hof 8). Er verkauft ihn<br />

an<br />

(1 a) Hans Wolter; die Kirche streckt 1604 dem Andr. Kuntze als Verkäufer 34 Thaler 6 Gr.<br />

sogen. „Tageszeiten“ (= zu bestimmtem Termin zu zahlende Abschlagsgelder) für Hans<br />

Wolter als Käufer vor, die dieser 1607 an die Kirche zurückzahlt (K R. 1604, 1607). –<br />

Andreas Kuntze scheint nach Kl. Mühlingen übergesiedelt zu sein; wenigstens hatte dort 1606<br />

ein Andreas Kuntze einen Hof, u. auch 1627 gabs dort eine Familie Kuntze (Schöppenbuch).<br />

1615 erhält Hans Wolter in Gr. Mühlingen Quittung von der Frau des Andr. Kuntze, nachdem<br />

er den von A. Kuntze erkauften Kossathenhof voll bezahlt hatte (Schöppenbuch). Er ist 1627<br />

Vormund für die Mertin Döringschen Kinder in Kl. Mühlingen, wohnte also zu dieser Zeit<br />

vermutlich in Kl. M.<br />

K V 1616 (2tes mal!)<br />

(2) Am Mittwoch post 6. Januar 1619 ist der Schmiedemeister Hans Lüdecke Hof 37; quittirt,<br />

von der Frau Körnisch, über den vollen Empfang des Kaufgeldes; für den an ihn verkauften<br />

Kossathenhof. Vermutlich ist dieser Kossathenhof =Nr. 10, den ein Hans Lüdecke auf Nr. 24<br />

seinen Stiefsohn Moritz überlassen zu haben scheint.<br />

(3) Vermutlich erbte des Schmiedemeisters Hans Lüdecke sen. (Hof 37) Sohn Hans den Hof<br />

10. Er war seit 1620 verheirathet mit der verwittweten Bertram auf Hof 24 u. bewohnte diesen<br />

Hof 24 bis an seinen Tod (zwischen Sexages. 1661 und Sexag. 1662 gestorben).<br />

(4) Als sich dieses Hans Lüdecke Stiefsohn Moritz Bertram * 1611 (geboren in Hof 24)<br />

selbständig machte u. verheirathete 1640, erhielt er vermutlich von seinem Stiefvater Hof 10;<br />

jedenfalls bewohnte M. Bertram 1640 ff. den Hof 10. Damals wurde wahrscheinlich die<br />

Teilung des Ackers von Hof 24 vollzogen, von welcher Acten des Zerbster Archivs betreffend<br />

Hof 24 b de 1665 berichten. Moritz Bertram auf Hof 10 ist erstmalig Kirchvater 1642. Er<br />

bewirthschaftete 1654 als Pächter 56 Mg. von Hof 12 a des Kanzler Töbingschen Gutes, die<br />

später Amtsacker wurden und rot. 100 Mg vom Hofe 24.<br />

Der übrige Acker von Hof 24 mit rot. 100 Mg. gehörte ihm schon 1654 zu eigen, wurde aber<br />

von seinem Stiefvater Hans Lüdecke bzw. seiner rechten Mutter bewirthschaftet.<br />

Moritz Bertram, geboren in Hof 24 im Jahre 1611, † 7. November 1675 (als Sohn des<br />

Richters Peter Bertram † 18. Okt. 1618 ~ 1601 mit Susanne geb. Nagel, 1620<br />

wiederverehelichte Hans Lüdecke † 1663), ~ 1640 Susanne…† 1682 Pest, des Moritz<br />

Bertram Frau aus Gr. Mühlingen stand im Mai 1641 in Alt Salze Gevatter (Salzer<br />

Kirchenbuch). „Er hat den Krieg hier ausgestanden.“<br />

Er bewohnte im Nov. 1674 lt. Reineckes Verzeichnis den Hof 10; Schöffe war er 1648-1675.<br />

Gestorben 64 Jahre alt, am 7. November 1675, wurde er erst am 14. November 1675<br />

begraben; Pastor Reinecke legte dabei zum Trost aus: „Christus ist mein Leben, Sterben ist<br />

mein Gewinn; ihm tu ich mich ergeben.“ (Schöppenbuch)<br />

Kinder:<br />

1. Hans Bertram ~ ( 5)<br />

2.<br />

Über seine Vorfahren siehe sub Hof 24.<br />

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Mega Mulinga – ein typisches Bördedorf in der Mitte Deutschlands /Seite 2 von 8<br />

KV. 1666<br />

(5) Jgs. Hans Bertram ~ 1664 3 Wochen nach Ostern Jfr. Agneta Heydecke, des Richters<br />

Tochter in Zens, Schwester der Frau Noah Hof 23.<br />

Ehestiftung zwischen beiden in Zens am 25. Februar 1664. Sein Hof hatte 6 Hufen Land,<br />

wovon 3 eigen (=bei Hof 10) und 3 verpachtet (=bei Hof 24) waren (diese letztern identisch<br />

mit den 3 Hufen bei Hof 24).<br />

Der Bräutigam Hans Bertram kauft seinen Hof für 1000 Thaler (d. h. er nimmt ihn kaufweise<br />

an; ob er Geschwister hatte oder ob er sich mit den Geschwistern seines Vaters kaufweise<br />

auseinandersetzte, die noch Erbansprüche auf Hof 24 hatten?)<br />

Hans Bertram wurde Schöppe 1676 und Richter 1678. – Er bewohnte Hof 10, während er auf<br />

Hof 24 einen Hofmeister hält.<br />

1663 ist Hans Lüdecke auf Hof 24 gestorben bzw. verzogen.<br />

Nachdem seine Mutter im August 1682 gestorben war, findet sich im Kirchenbuch kein<br />

weiterer Familieneintrag. Hans Bertram zog nach Calbe a/S.; er wurde dort churfürstlicher<br />

Postmeister; 1686 beim Regierungs-Antritt haben seine Kurfürstl. Durchlaucht (v. Preussen)<br />

das Postamt zu Calbe angelegt u. Joh. Bertram zum Postmeister verordnet. Ordinäre und<br />

Extraposten beförderten 2 und mehrmals in der Woche Briefe und Personen in der Richtung<br />

nach Halle und Magdeburg. (cf. Hertel Gesch. der Stadt Calbe 1904, S. 125). Schon vor 1686<br />

hatte Calbe ein Postamt. An seiner statt wurde hiesiger Richter der Halbspänner Joa. Chr.<br />

Hoff in Hof 27, der als solcher im Tauf-Reg. 1683, 10. (October) erwähnt ist.<br />

Vielleicht hat Hans Bertram nach dem Tode seiner Mutter aus Furcht vor der Pest 1682 das<br />

Dorf verlassen, wie solches vom Schlosshauptmann J. A. von Krosigk sicher bezeugt ist (cf.<br />

Bericht Reineckes de. 1692).<br />

Im Tauf-Reg. 1680, 7 ist Hans Bertram noch als Richter erwähnt.<br />

1683 wurde dem Postmeister Bertram in Calbe verboten, Wein zu verkaufen, damit der<br />

Ratskellerwirt nicht geschädigt würde. (cf. Hertel, Gesch. der Stadt Calbe 1904, S. 118)<br />

Postmeister Johann Bertram in Calbe a/S. war wohl zugleich dortiger Krämer (T. R. 1691, 5).<br />

Er borgte von der hiesigen Kirche 100 Thaler im J. 1704, die 1709 zurückgezahlt wurden. Des<br />

Postmeisters Joh. Bertram Frau Anna (= 2te Frau des Joh. Bertram oder die Frau des Sohnes,<br />

der gleichfalls Hans heißen mochte?) ist hier Pathe 1706 (T. R. 1706, 7).<br />

Als Johann Bertram um 1682 von hier verzog, übergab er die Bewirthschaftung des ganzen<br />

Ackers von Hof 24 wie von Hof 10 einem Hofmeister (cf sub Hof 24).<br />

Das Gehöft 10 war vermutlich, bis es an Hoppe (6) kam, seit 1682 vermiethet.<br />

Kinder: des Hans Bertram ~ Agnete Heydecke, die hier geboren sind:<br />

1. Agathe * 1666; Pathe 1680 7; sie ist unter den Schulkindern 1674 nicht erwähnt.<br />

2. Moritz * 1668; er besucht 1674 die Schule; ein Pate ist der Schuster Hans Bertram (aus<br />

Calbe? wo sein Sohn Moritz Bürger wird 1676) ein Onkel des Kindtaufvaters aus Hof 24?<br />

3. Margarethe * 1671; –<br />

4. Susanne * 1674; –<br />

KV. 1705.<br />

(6) Hans Hoppe † 1717, 60 J. alt, bisheriger Halbspänner und Schustermeister auf Hof 30 ~<br />

1686 Anna geb. Kuhlmann, † 1707, verwittwet gewesene Schulmeister bzw. Stadtschreiber<br />

Eichel ~ 1708 Wwe. Lea Regina Franke. Er erwarb 1696 den Hof 10 (ohne dessen Acker),<br />

und zog seinen Halbspänneracker 73 Mg. von Hof 30 zu Hof 10, der fortan ein<br />

Halbspännergut wurde; ebenso zog er das Stück Pfarrlehensgarten (51 Quadratruthen) vor der<br />

Wasserpforte (südlich des Hofes 16 gelegen) von seinem frühern Hof 30 zu Hof 10, bei dem<br />

es bis ins 19. Jahrh. blieb.<br />

Im J. 1713 ist Hans Hoppe als „Meister, Schenke und Ackersmann“ bezeichnet; er hatte also<br />

dazumal die Gemeindeschenke in Pacht.<br />

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Mega Mulinga – ein typisches Bördedorf in der Mitte Deutschlands /Seite 3 von 8<br />

I. Stiefkinder:<br />

1. Johann Samuel Eichel * 1668; ~ 1693 Wwe. Winter (Hof 4 a)<br />

2. Marie Elisabeth Eichel * 1671 † 1726 ~ 1694 Leinewebermeister Joh. Müller; ~ 1726<br />

Anna Cath. Müller. Er war Ackermannssohn aus Werkleitz.<br />

3. Johann Conrad Eichel * 1676; –<br />

II. a. Stiefkinder: (1686 ~ Anna geb. Kulmann)<br />

4. Hans Georg Hoppe * 1687; ~ 1718 (7)<br />

5. Magdalena Sophie Hoppe * 1689<br />

6. Johann Christian Hoppe * 1690; Bäckermeister in Salze 1726.<br />

7. Jacob Hoppe * 1693. –<br />

II. b. Hoppe 1708 ~ Wwe Franke<br />

8. Johanne Gertrud * 1709; † 1709.<br />

Des Hans Hoppe 2te Frau hatte einen Sohn Christian Franke (T. R. 1716, 18).<br />

(7) Johann Georg Hoppe * 1687, ~ 1718 Dorothee Luther, des Schafmeisters Tochter. Er ist<br />

1717 „Ackermann“ genannt (= Halbspänner) und Gemeindeschenkwirth.<br />

Er verpachtet und verkauft dann 1723 den Hof 10 an Bertram (8). Im J. 1724 ist J. G. Hoppe<br />

noch hier als Schenkwirth; 1728 ist ein anderer Schenkwirth.<br />

Kinder:<br />

1. Johann Christoph * 1719; –<br />

2. Dorothee Gertrud * 1721; –<br />

3. Anna Magdalene * 1723; † 1723.<br />

4. Johann Samuel Heinrich * 1724. –<br />

5. Joachim Christian * 1726.<br />

KV 1726<br />

(8) Halbspänner, Sattler Johann Bertram † 1738 ~ 1723 Esther Susanne Bohde,<br />

Gastwirthstochter aus Hohendodeleben.<br />

Er war der Sohn des Ackermanns Johann Bertram ~ Gertrud … in Löderburg (T. R. 1721, 3).<br />

Ob ein Verwandter des Postmeisters J. Bertram in Calbe?<br />

K. V. 1742.<br />

(9) Wwe. Bertram † 1782 geb. Bohde ~ 1739 Johann Caspar Krieg * 1713; † 1785,<br />

Kossathensohn von Hof 11, der nun Halbspänner auf Hof 10 wird.<br />

Kinder: des Johann Bertram und des Caspar Krieg ~ Susanne geb. Bohde:<br />

I. Ehe:<br />

1. Marie Margarethe Bertram * 1724 ~ 1746 Seilermeister Friedrich in Calbe.<br />

2. Anna Marie Bertram * 1727.<br />

3. Catharine Margarethe Bertram * 1728; ~ 1750 Kossath Weise auf Hof 41.<br />

4. toter Sohn * 1732.<br />

5. Johann Gottlieb * 1734 ~ 1762 (10)<br />

6. Samuel Gottfried Bertram * 1737; † 1740.<br />

II. Ehe:<br />

7. Anna Marie Krieg * 1742 ~ 1758 Kossath Schulze (Hof 4 b).<br />

KV 1766.<br />

(10) Halbspänner Johann Gottlieb Bertram * 1734, † 1808, 74 J. alt ~ 1762 Susanne Marie<br />

Schulze † 1771, Vollspännertochter aus Förderstedt; ~ 1773 Marie Magdalene Herm, † 1774,<br />

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Mega Mulinga – ein typisches Bördedorf in der Mitte Deutschlands /Seite 4 von 8<br />

Vollspännertochter aus Glöthe; ~ 1774 Marie Catharine Schlüter, † 1809, 56 J. alt,<br />

Halbspännertochter aus Zens.<br />

Kinder:<br />

I. Ehe:<br />

1. Susanne Catharine * 1765; ~ 1786 Jäger, Kossath in Eggersdorf.<br />

2. Marie Christiane * 1767; –<br />

3. Johann Andreas * 1769; Anspänner in Tornitz durch Heirath der Wwe.<br />

Bodenburg in Tornitz 1798.<br />

II. Ehe:<br />

4. toter Sohn * 1774.<br />

III. Ehe:<br />

5. Georg Christian * 1776; ~ 1804 (11)<br />

6. Marie Catherine * 1777 († 1777?)<br />

7. Johann Gottlieb * 1778; Häusler, Handschuhmacher; ~ 1805 Christ. Sophie Wurmann,<br />

Häusler- und Brauertochter; er ist als 1813 verschollen bezeichnet.<br />

8. Andreas Christoph * 1781; † 1846; Tischler; ~ 1810 Braune, Kossathentochter aus<br />

Eggersdorf.<br />

9. Johann Joachim * 1787; † 1787.<br />

10. Catharine Elisabeth * 1787; ~ 1810 Kossath Meinecke in Pömmelte.<br />

KV 1807.<br />

(11) Halbspänner Georg Christian Bertram * 1776, † 1840 ~ 1804 Johanne Catharine<br />

Pietscher * 1783, † 1805, des Richters Tochter von Hof 24; ~ 1806 Catharine Elisabeth<br />

Weichert * 1787, † 1872, 85 J. alt, Kossathentochter aus Altenweddingen. Zum Hof gehörten<br />

1807: 73 Mg. Dienstacker<br />

Kinder:<br />

I. Ehe:<br />

1. Johann Daniel * 1804, † 1804.<br />

II. Ehe:<br />

2. Johann Heinrich * 1807; ~ Marie Brennecke † 1881, als Ehefrau des Müllermeisters Joh.<br />

Bertram. Er hatte eine Zeit lang die hiesige Wassermühle und starb bei seiner Tochter in<br />

Giersleben (cf. sub Wassermühle).<br />

3. Andreas Christoph Wilhelm * 1809; † 1809.<br />

4. Johann Andreas Christian * 1810; Kaufmann in Stassfurt.<br />

5. Marie Catharine Elisabeth * 1813, † 1813.<br />

6. Levi Christoph * 1814; ~ 1849 (12)<br />

7. Margarethe Catherine Elisabeth * 1816; ~ 1841 Häusler Tischler Johann Chr. Krüger (im<br />

Hause mit der jetzigen Nummer 150); sein Vater Georg Krüger war Kirchvater bis an<br />

seinen Tod 1874.<br />

8. Marie Dorothee Bertram * 1818; ~ 1844 Bäcker Walter in Harzgerode.<br />

9. Friedrich Julius Gottlieb * 1821; † 1914, Kaufmann; ~ 1849 Luise Wilhelmine Auguste<br />

Friederike Krause † 1909, Gastwirthstochter aus Harzgerode. Er hatte 1849 ein<br />

Materialgeschäft im Hause mit der jetzigen Nummer 64 (dessen südlicher Teil) und kaufte<br />

am 24. Juni 1851 das vormals der Wwe. Zickner † 1850 gehörig gewesene Haus mit<br />

Materialwaaren-Geschäft, das jetzt die Hausnummer 105 führt. Er baute das jetzige Haus<br />

um 1870 u. gab später dasselbe seinem Sohn Reinhold Bertram † 1911 ~ Engelbrecht,<br />

indem er seinen Altensitz im Giebel u. Erker dieses Hauses nahm.<br />

1885-1893 war er Ortsvorsteher, in welchem Amte er sich um die Gemeinde große<br />

Verdienste erworben hat. Am 22. November 1899 feierte er in seltener Rüstigkeit die<br />

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Mega Mulinga – ein typisches Bördedorf in der Mitte Deutschlands /Seite 5 von 8<br />

goldene Hochzeit. Für Ortsarme hat er eine Stiftung bei der Gemeinde gemacht. Er ist ein<br />

einsichtiger Mann und ein christgläubiger Mann. Viele Nachrichten über die vorigen<br />

Zustände im Dorfe verdanke ich ihm. Seine Frau starb wenige Jahre vor der diamantenen<br />

Hochzeit.<br />

(12) Halbspänner Levi Christoph Bertram * 1814, † 1888 ~ 1849 Dorothee Elisabeth Schlüter<br />

* 1824, † 1898, Halbspännertochter aus Zens. Er kaufte 1849 das Nagelsche Freigut (Hof 2)<br />

mit 15 Morgen Freiacker; ferner das Gehöft 9 1871, das er mit seinem Hofe 10 vereinigte; das<br />

jetzige Haus auf Hof 10 bzw. 9 hat er neu gebaut.<br />

In den 60 ger Jahren fuhr er die Post nach Gnadau; Postillion war eine Zeit lang der noch jetzt<br />

hier lebende Arbeiter Brugler; die Post-Expedition besorgte damals der Cantor Walter,<br />

nachher Kaufmann Krüger (Hof 11); 1873 ist der Postexpedient Schulz erwähnt (St. Reg.<br />

1873, 12)<br />

Kinder:<br />

1. tote Tochter * 1851.<br />

2. toter Sohn * 1852.<br />

3. Christoph Wilhelm Heinrich * 1853, ~ 1886 (13), einziger Erbe.<br />

4. toter Sohn * 1859.<br />

Zum Hof gehörten 1857:<br />

(73 Mg. Dienstacker) = 83 Mg. 51 Quadratruthen<br />

(4 ½ Mg. Wandelacker Wandelacker =dienstfreier und deshalb verkäuflicher Acker; er rührte<br />

(aus Freigütern her oder) aus Erbpachtacker von der Domprobstei oder dem Kloster U. l. Fr.<br />

in Magdeburg oder dgl. her. – Bertrams Hof 10 hatte dafür Zins zu zahlen nach auswärts<br />

= 5 Mg. 131 Quadratruthen.<br />

(vom Nagelschen Gut 15 Mg. Freiacker) = 22 Mg. 80 Quadratruthen<br />

Sa. 111 Mg 82 Quadratruthen.<br />

Christoph Bertram kaufte nach 1880 (bzw. Abbruch des Spielhauses =Nr. 35) den südlich von<br />

seinem Gehöft (Nr. 10 u. 9) gelegenen Teil des freien Platzes von der Gemeinde, der 1909/10<br />

umfriedet wurde.<br />

(13) Ökonom Christoph Heinrich Wilhelm Bertram * 1853, † 1914 (Oktober) ~ 1886 Marie<br />

Dorothee Rosamunde Kost † 1911, Ökonomentochter aus Gr. Rodenleben.<br />

Kinder:<br />

1. Christoph Andreas Wilhelm * 1894; Landwirt, Kriegsteilnehmer 1914. (14)<br />

Um 1902 kaufte Wilhelm Bertram auf Hof 10 122 Morgen Acker von der Grube Alexander<br />

Carl, nachdem diese eingegangen war (= von den vereinigten chemischen Fabriken zu<br />

Leopoldshall) (= Acker des Hofes 18).<br />

Gegenwärtig hat W. Bertram einen großen Teil seines Ackers nicht in eigener<br />

Bewirthschaftung, sondern hat ihn in Parzellen an hiesige Einwohner verpachtet.<br />

Die alte Bauerntracht, welche in meiner Abhandlung „Aus Grossmühlingens Vergangenheit<br />

1903“ auf S. 45 abgebildet ist, fand sich im Bertramschen Hause. Sie ist inzwischen im<br />

Magdeburger Museum für Heimatskunde aufgestellt, jedoch hat sich W. Bertram das<br />

Eigentumsrecht daran vorbehalten. Er hat sie später von dort zurückgeholt.<br />

Das Gehöft mit der jetzigen Haus-Nummer 30 hat Wilhelm Bertram um 1900 von der Wittwe<br />

Pösel gekauft und restauriren lassen; es wird seitdem von Arbeiterfamilien W. Bertrams<br />

bewohnt.<br />

Das auf dem Hof 2 von ihm neu erbaute Haus ist z. Z. vermiethet.<br />

Vor dem alten Hause von Hof 10 lag von je her ein kleines Gärtchen (cf. Separat.-Karte).<br />

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Wilh. Bertram bzw. sein Vater kaufte nach Abbruch des Spielhauses (=Nr. 35) einen großen<br />

Teil des freien Platzes vor seinem Gehöft 10 (bzw. 9) an. Im Jahre 1910 hat er hier einen<br />

Garten angelegt, den er hoch umfriedigen ließ mit Mauer u. eisernem Gitter.<br />

(14) Ökonom Andreas Wilhelm Bertram * 1894; 1918 als Lieutnant d. R. aus dem Kriege<br />

gesund heimgekehrt. Besitzer. Ackerbesitz 1919: 57,65 ha. Das Hoftor zwischen Hof 10 u. 11<br />

wurde 1923 zugemauert.<br />

Wilhelm Bertram ~ 1920 Helma Niemann, Ökonomentochter aus Zens.<br />

Kinder:<br />

1. Ingeborg * 1922.<br />

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<strong>Ergänzungen</strong> zur Handschriftlichen Chronik Friedrich Looses 1909,<br />

zusammengetragen durch die Projektgruppe des <strong>Kirchbauverein</strong>s anhand von<br />

Kirchbüchern, Befragungen der Nachfahren, Berichten und Erzählungen von<br />

Nachbesitzern und Einwohnern, 2008<br />

Hof 10<br />

Kinder:<br />

1. Inge * 1922 ~ Bendschneider, wohnhaft in Hamburg<br />

(Sohn Joachim)<br />

2. Hans Joachim * 18.02.1927 ~ Rosemarie Koch, Zenser Mühlenbesitzertochter.<br />

Kinder:<br />

1.Ute ~ Dr. Ahrend, ebenfalls in Zens wohnhaft<br />

Kinder:<br />

1.Silke, Mutter von Zwillingen.<br />

Mega Mulinga – ein typisches Bördedorf in der Mitte Deutschlands /Seite 7 von 8<br />

1932 starb die Ehefrau des Wilhelm Bertram.<br />

Er heiratete Hildegard Elze, Landwirtschaftstochter aus Porst bei Köthen.<br />

Kinder aus der 2. Ehe:<br />

1. Helga, * 1935, wohnt in Hamburg<br />

2. Rosemarie, * 1939, wohnt in Kitzingen/ Würzburg<br />

1953 musste Wilhelm Bertram den Hof 10 verlassen.<br />

Er konnte das hohe Soll an Getreide nicht erfüllen, wie viele andere Großbauern auch (die<br />

Großbauern hatten ein höheres Soll an Getreide und Kartoffeln zu liefern als die Neubauern).<br />

Er floh über Nacht nach Westberlin, da ihm eine Verhaftung drohte.<br />

Er wurde enteignet und sämtliches Inventar wurde der Familie weggenommen bzw. von einigen<br />

Einwohnern geplündert. Wie man sich erzählte, soll ein Einwohner die große Standuhr der Familie<br />

auf dem Rücken nach Hause getragen haben und unter der Last zusammengebrochen sein. Er soll<br />

am nächsten Tag verstorben sein.<br />

Seine zweite Ehefrau musste mit den Kindern in eine Wohnung im Dorf ziehen. Sie siedelte mit<br />

den Töchtern 2 Jahre später ebenfalls um und lebte dann mit Wilhelm Bertram in Hamburg.<br />

Sein Sohn, Hans Joachim, der mit seiner Schwester Inge nach der Wiederverheiratung seines<br />

Vaters zu seinen Großeltern Niemann nach Zens zog, erbte den Bauernhof Niemann und wohnt mit<br />

seiner Familie noch heute auf diesem Hof.<br />

1966 besuchte Wilhelm Bertram erstmals den Sohn, seine Enkelin Ute hatte Konfirmation.<br />

Nach all den Jahren in der Fremde ging er über den Weinberg nach Großmühlingen, um seinen Hof<br />

anzusehen und auch einmal wieder zu betreten, was ihm aber verwehrt wurde.<br />

Diese Aufregung hatte er nicht verkraftet, am nächsten Tag, dem 04.07.1966, bekam er einen<br />

Herzinfarkt und verstarb in den Armen seines Sohnes.<br />

Er wurde in Großmühlingen auf dem Familiengrab neben seiner 1. Ehefrau Helma bestattet, das<br />

war sein letzter Wunsch.<br />

(15) Nach der Enteignung Wilhelm Bertrams wurde im Wohnhaus die Kinderkrippe des Dorfes<br />

untergebracht. Der Vorgarten wurde als Spielplatz hergerichtet und die Wohnräume in der 1. Etage<br />

als Schlaf- und Spielräume genutzt.<br />

Im Obergeschoss wurden Mieter einquartiert.<br />

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Bis zur Wende wurde daran nichts geändert. Generationen von Großmühlinger Kindern<br />

verbrachten hier ihre ersten Lebensjahre, während ihre Eltern ihrer Arbeit nachgingen.<br />

Schon von Anfang an war Ruth Pluntke die Leiterin dieser Einrichtung.<br />

(16) 1990 wurde der Hof an die Erben Wilhelm Bertrams, seine 4 Kinder: Inge, Hans Joachim,<br />

Helga und Rosemarie,. Rückübertragen.<br />

(17) 1993 kauften Hans Günter Schulz, * 13. 02. 1947, Bünde und Herrmann Suttmann, * 31. 07.<br />

1949, Löhne je zur Hälfte den Hof, um einen Reiterhof zu eröffnen.<br />

Ab 1995 war Günter Schulz der alleinige Besitzer, er verkaufte ihn aber 1999.<br />

(18) Den gesamten Komplex mit Wohnhaus, Ställen und Scheunen kauften 1999<br />

Heinz Kersten * 10. 03. 1946, Gnadau und<br />

Angelika Jankowiak, geb. Schulz, * 18. 03. 1953 in Staßfurt als GbR, um einen Malerbetrieb<br />

anzusiedeln.<br />

(19) 2003 löste sich die GbR auf und Frau Angelika Jankowiak wurde alleinige Besitzerin.<br />

Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten entschloss sie sich, aus den noch vorhandenen<br />

historischen Gebäuden ein Domizil für Senioren und pflegebedürftigen älteren Menschen zu<br />

errichten.<br />

So entstand 2004 das Seniorenheim „Haus Sonnenblume“ mit 16 Heimplätzen und 4 altengerechten<br />

Wohnungen.<br />

In das Herrenhaus zogen Mieter ein.<br />

Der ehemalige Bauernhof mit „Mistkuhle“ ist einer Grünanlage gewichen. Noch gut zu erkennen<br />

sind jedoch die vier Seiten des ehemaligen Bauernhofes.<br />

<strong>Kirchbauverein</strong> "<strong>Sankt</strong> Petri" Großmühlingen e. V. Marktplatz 4 l 39221 Bördeland, OT Großmühlingen www.kirchbauverein-grossmuehlingen.de

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