Sonderheft Konjunkturpaket 2020/21
Ratgeber Zukunft für Städte und Gemeinden. Unsere Themen: Mobilität, Infrastruktur, Digitalisierung, Glasfaser, Smart City, Bauen, Klimaschutz, Nachhaltigkeit
Ratgeber Zukunft für Städte und Gemeinden. Unsere Themen: Mobilität, Infrastruktur, Digitalisierung, Glasfaser, Smart City, Bauen, Klimaschutz, Nachhaltigkeit
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KONJUNKTUR<br />
PAKET<br />
<strong>2020</strong> I <strong>21</strong><br />
Ratgeber Zukunft<br />
für Städte und Gemeinden<br />
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Lesen Sie unsere<br />
Beilage in dieser<br />
Ausgabe.
Editorial<br />
Ihr Partner für die<br />
Digitalisierung<br />
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Netzkonfiguration<br />
verzweiger und Betriebsanschlussraum<br />
■ grüne Technologie durch passive Netze<br />
(FTTC)<br />
und niedrigen Stromverbrauch<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
mit ihrem <strong>Konjunkturpaket</strong> hat die Bundesregierung ein starkes Signal in<br />
Richtung Kommunen gegeben. Die vielen Milliarden Euro aus Berlin<br />
entlasten die Haushalte und erlauben trotz sinkender Einnahmen wichtige<br />
Investitionen. Gleichzeitig löst die reduzierte Mehrwertsteuer Kaufanreize<br />
zugunsten der Wirtschaft aus. Und auch dank direkter staatlicher Hilfen<br />
haben die Unternehmen gute Chancen, die Corona-Krise zu überstehen.<br />
Bei der Akut-Hilfe kann es aber nicht bleiben. So mahnt etwa Frank<br />
Dudda, Oberbürgermeister in Herne, die Lösung der strukturellen<br />
Unterfinanzierung an, die viele Kommunen betrifft. Dudda ist eines von drei<br />
Stadtoberhäuptern, bei denen der gemeinderat für diese Sonderausgabe zum<br />
<strong>Konjunkturpaket</strong> nachgefragt hat, wie sie die Wirkung der staatlichen Hilfen<br />
beurteilen und was sie tun, um ihre Städte zukunftsfähig aufzustellen.<br />
Die vergangenen Monate haben klar gezeigt, wo es Entwicklungsbedarf<br />
gibt: Digitalisierung, Bildung, Wirtschaftsförderung, Mobilität und<br />
Klimaschutz. Vor allem hier werden künftig mehr Kreativität und mehr<br />
Konsequenz im Denken und Tun gefordert sein. Es gilt, Finanzkraft,<br />
ökonomische Widerstandsfähigkeit und Krisenfestigkeit zu stärken. Ein<br />
„Weiter so“ darf es nicht geben. Denn Gemeinden mit hohem<br />
Verschuldungsgrad, hoher struktureller Arbeitslosigkeit und einem hohen<br />
Zahlungsausfallrisiko ansässiger Unternehmen haben es schwerer, durch<br />
Krisen zu kommen. Das belegt auch eine aktuelle Studie des Deutschen<br />
Städtetags zu den Corona-Auswirkungen auf die Kommunen in Deutschland.<br />
Herzlich, Ihr<br />
KONTAKT<br />
Sie haben Anmerkungen,<br />
Wünsche oder Fragen?<br />
Schreiben Sie mir!<br />
wolfram.markus@pro-vs.de<br />
Wolfram Markus, Chefredakteur<br />
In diesem Heft:<br />
Profitieren Sie bei Ihren Digitalisierungsmaßnahmen von der staatlichen Förderung.<br />
Wir unterstützen Sie bei der Planung und Realisierung.<br />
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WIRD<br />
KONJUNKTURPAKET SPEZIAL<br />
Drei Bürgermeister, drei Meinungen: Was<br />
sagen Stadtoberhäupter zum Paket? 4<br />
Milliardenhilfen für Kommunen:<br />
Maßnahmen im Überblick 6<br />
SMART CITY & DIGITALISIERUNG<br />
Interview: Digitalministerin Dorothee Bär<br />
über die Chancen im <strong>Konjunkturpaket</strong> 8<br />
Tausch- und Lieferbörse: Gekühlte<br />
Quartiersboxen als Idee 12<br />
Schul-IT und Sicherheit: Worauf kommt<br />
es in Zukunft an? 14<br />
Homeoffice: Böblingen setzt auf<br />
VPN-Zugänge und SEC-Sticks 16<br />
Glasfaser: Chancen im Zuge des<br />
<strong>Konjunkturpaket</strong>s nutzen 18<br />
Aus der Praxis: Eichwalde ist Vorreiter<br />
in puncto Zukunftssicherung 20<br />
BAUEN<br />
Weitere Fördergelder abrufen:<br />
Details entscheiden über den Erfolg 22<br />
Beleuchtung: Das Elektroauto an<br />
Smart Poles laden 28<br />
KLIMASCHUTZ & NACHHALTIGKEIT<br />
Nachhaltigkeitsbewertung:<br />
Einschätzungen vom Öko-Institut 30<br />
MOBILITÄT & INFRASTRUKTUR<br />
Was die Juristen sagen: So können<br />
Kommunen profitieren 34<br />
Ladeinfrastruktur: Wie es um die<br />
wichtigste Säule der E-Mobilität steht 38<br />
IoT-Anwendungen: Verkehr automatisiert<br />
analysieren 42<br />
Zukunft der Städte: Standortbestimmung<br />
für die Stadtentwicklung 43<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
Partner für Kommunen 44<br />
Panorama 46<br />
Impressum 46<br />
KONJUNKTURPAKET<br />
3
Spezial<br />
KONJUNKTURPAKET<br />
Spezial<br />
WAS SAGEN DIE<br />
Bürgermeister<br />
DAZU?<br />
Wir haben in drei Städten nachgefragt: Was halten Sie vom Konjunktur- und<br />
Krisenbewältigungspaket der Bundesregierung? Welcher Aspekt<br />
dient Ihrer Stadt besonders? In welchem Bereich werden Sie investieren?<br />
Und welche Maßnahmen hätten Sie sich zusätzlich gewünscht?<br />
Zunächst sei erwähnt, dass die Zielsetzungen<br />
des Paketes grundsätzlich<br />
überzeugend sind, insbesondere der<br />
Erhalt von Arbeitsplätzen, die Unterstützung<br />
von Familien sowie das Abfedern der<br />
sozialen Folgen der Krise. Es war daher<br />
gut, dass rasch gehandelt und auch die<br />
langjährige Forderung nach einer stärkeren<br />
Beteiligung des Bundes an der Finanzierung<br />
der Kosten der Unterkunft aufgegriffen<br />
wurde. Dies hilft uns, wenngleich<br />
hier kein unmittelbarer Bezug zur Covid-<br />
19-Krise besteht.<br />
Die Unterstützung bei digitalen Zukunftsinvestitionen<br />
und Investitionen in Klimatechnologien<br />
sowie die Hilfen für den<br />
ÖPNV passen vollständig zu unserer strategischen<br />
Ausrichtung. Der gezielte Ausund<br />
Aufbau von Betreuungsplätzen im<br />
KiTa-Bereich sowie die Modernisierung<br />
unserer Schullandschaft sind zentrale Bereiche,<br />
in denen wir heute für morgen investieren<br />
werden. Auch die Digitalisierungsvorhaben<br />
im Rahmen der „Smart-City-Herne-Strategie“<br />
und der Stadtumbau<br />
werden weiter vorangetrieben. Zudem<br />
„Das Paket kann nur als<br />
erstes Sofort-Maßnahmenpaket<br />
angesehen werden.“<br />
Dr. Frank Dudda (SPD),<br />
Oberbürgermeister Herne<br />
werden wir in der Verwaltung und den<br />
Tochtergesellschaften der Stadt die Möglichkeiten<br />
der Digitalisierung verstärkt<br />
nutzen und dort ebenfalls investieren.<br />
Gleichwohl, um Missverständnisse zu vermeiden:<br />
Die Covid-19-Krise schwächt<br />
massiv die schon bisher unzureichende<br />
Investitionskraft strukturschwacher Kommunen.<br />
Die bisherigen Hilfspakete von<br />
Bund und Land können diese Schwächung<br />
bestenfalls lindern, aber keinesfalls kompensieren.<br />
Erfolgsversprechende, zukunftsorientierte<br />
Projekte finanziell zu<br />
fördern ist richtig. Dafür wird jedoch langfristig<br />
Geld benötigt.<br />
Derzeit weiß niemand, wie sich die krisenhafte<br />
Situation weiterentwickeln wird.<br />
Das Konjunktur- und Krisenbewältigungspakets<br />
kann von daher nur als erstes,<br />
überwiegend geeignetes Sofort-Maßnahmenpaket<br />
der Bundesregierung zur Bewältigung<br />
dieser besonders herausfordernden<br />
Situation angesehen werden. Es<br />
bleibt jedoch die Aufgabe weiterhin ungelöst,<br />
wie bei dieser nochmals verschlechterten<br />
Finanzsituation in einigen<br />
Regionen Deutschlands allein die bisher<br />
notwendige Infrastruktur (Schulen, Feuerwachen,<br />
Straßen u.v.m.) aufrechterhalten<br />
werden kann. Auch ist zu meinem großen<br />
Bedauern das drängende Thema „Altschuldenlösung“<br />
als ungemein wichtiger<br />
Beitrag zur Herstellung weitgehend vergleichbarer<br />
Lebensverhältnisse in<br />
Deutschland unberücksichtigt geblieben.<br />
Wie alle Kommunen in Deutschland<br />
leidet die Landeshauptstadt Dresden<br />
besonders unter dem Einbruch<br />
der Steuereinnahmen, vor allem<br />
aus der Gewerbesteuer und den Anteilen<br />
an der Einkommensteuer. Aufgrund der<br />
Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute<br />
wird sich die Konjunkturdelle mindestens<br />
noch bis Ende 20<strong>21</strong> ausdehnen,<br />
womit nicht nur der laufende Haushalt<br />
betroffen ist, sondern auch die Planung<br />
des Doppelhaushaltes 20<strong>21</strong>/2022. Insofern<br />
ist die Steuerausfallkompensation des<br />
Bundes eine wirksame Unterstützung zumindest<br />
im laufenden Haushaltsjahr.<br />
Nicht minder wichtig für uns als Kommune<br />
ist die vom Bund erhöhte Übernahme<br />
an den Kosten der Unterkunft. Hier<br />
haben die Kommunen über ihre Spitzenverbände<br />
schon längere Zeit eine Neubewertung<br />
der Finanzierungsstruktur gefordert.<br />
Die nunmehr zeitlich unbefristete<br />
Erhöhung entlastet die künftigen Haushalte<br />
auch in Dresden spürbar und schafft<br />
so Spielräume für dringende Investitionen,<br />
die aufgrund der Steuerrückgänge<br />
ansonsten hätten verschoben werden<br />
müssen. In diesem Kontext ist dies ein<br />
starkes Signal des Bundes an seine Kommunen,<br />
um ihnen bei ihrem Weg aus der<br />
Krise zu helfen.<br />
Die Landeshauptstadt Dresden plant auch<br />
in den kommen Jahren ihren Investitionsschwerpunkt<br />
auf die Bereiche Bildung,<br />
Klimaschutz und Mobilität zu legen. Das<br />
beinhaltet damit vor allem den Neubau<br />
bzw. die Sanierung von dringend benötigten<br />
(Ober-)Schulen und Gymnasien und<br />
ihre digitale Ausstattung sowie die Schaffung<br />
eines leistungsfähigen Radverkehrsnetzes<br />
und die Weiterentwicklung des<br />
ÖPNV. Darüber hinaus haben wir uns vorgenommen<br />
bis 2025 ein neues Verwaltungszentrum<br />
zu errichten, in dem das<br />
Konzept moderner Arbeitswelten auch für<br />
die Verwaltung Einzug finden wird.<br />
Aufgrund der noch anhaltenden Einschränkungen<br />
haben vor allem das<br />
Messe-, Kongress- und Tourismusgeschäft<br />
noch stark mit den Folgen der Corona-Pandemie<br />
zu kämpfen. Ebenso betroffen sind<br />
viel kleinere mittelständische Unternehmen,<br />
die in diese Wertschöpfungskette<br />
integriert sind und denen Einnahmen<br />
weggebrochen sind. Dies betrifft aber<br />
„Das Paket ist ein starkes<br />
Signal des Bundes an seine<br />
Kommunen, um ihnen<br />
aus der Krise zu helfen.“<br />
Dirk Hilbert<br />
(Unabhängige Bürger in Dresden e. V.),<br />
Oberbürgermeister Dresden<br />
auch viele Kultureinrichtungen, die entweder<br />
mit deutlich weniger Besuchern<br />
oder gar nicht tätig werden können. Für<br />
uns als Stadtverwaltung sind das wichtige<br />
regionale Partner, welche die Strahlkraft<br />
einer Stadt wie Dresden erheblich mitgestalten.<br />
Hier sollte der Bund adäquate und<br />
flexible Lösungen finden, damit nicht ein<br />
Teil der Stadtkultur Opfer der Pandemie<br />
wird. Die bereits beschlossene Verlängerung<br />
des Kurzarbeitergeldes ist da nur ein<br />
Baustein in einem komplexen Puzzle.<br />
Fotos: Michael Schmidt/Stadt Dresden; Thomas Schmidt, Stadt Herne; Bremen<br />
Es gibt gleich mehrere Aspekte im <strong>Konjunkturpaket</strong>,<br />
von denen Bremen profitiert.<br />
Erstens: Es stärkt die Kaufkraft<br />
der Bürger durch die Mehrwertsteuer-Senkung<br />
und den Kinderbonus von 300 Euro<br />
pro Kind. Zweitens: Es entlastet die Kommunen<br />
und erhält den Städten damit in<br />
der vielleicht schwersten Zeit der deutschen<br />
Nachkriegsgeschichte die Handlungsmöglichkeit.<br />
Drittens: Es spannt einen<br />
Rettungsschirm für die Wirtschaftszweige,<br />
die von der Krise besonders betroffen<br />
sind und sichert damit die Arbeitsplätze<br />
und die Lebensgrundlage der Menschen.<br />
Und viertens: Es stellt viele Milliarden<br />
für Zukunftsinvestitionen bereit, lindert<br />
damit die Folgen der wirtschaftlichen<br />
Krise und flankiert den notwendigen Umbau<br />
unserer Wirtschaft hin zu einer zukunftsfähigen<br />
und nachhaltigen Wirtschaft.<br />
All das nützt der Wirtschaft, den<br />
Bürgern und damit auch der Stadt.<br />
Direkt profitiert Bremen vor allem durch<br />
zwei Entscheidungen. Der Bund übernimmt<br />
künftig 75 Prozent der Kosten der<br />
Unterkunft für Hartz-IV-Empfänger – und<br />
das auf Dauer. Und er beteiligt sich maßgeblich<br />
an den Gewerbesteuer-Ausfällen<br />
der Kommunen.<br />
Grundsätzlich gilt: Wir müssen die Investitionen<br />
nutzen, um unsere Wirtschaft zukunftsfähiger<br />
aufzustellen. Konkret geht<br />
es bei uns in Bremen dabei um eine nachhaltige<br />
und wettbewerbsfähige Stahlindustrie,<br />
um den Bau klimaschonender<br />
Flugzeuge, um Elektromobilität und autonomes<br />
Fahren sowie um die Weiterentwicklung<br />
unserer Hafeninfrastruktur. Eine<br />
besondere Bedeutung kommt dabei umweltfreundlichem,<br />
aus Windkraft gewonnenem<br />
sogenanntem grünem Wasserstoff<br />
zu. Und zwar sowohl bei der Dekarbonisierung<br />
der Stahlproduktion als auch beim<br />
Thema umweltfreundliches Fliegen. In<br />
Bremerhaven ist bereits ein Kompetenzzentrum<br />
Wasserstoff im Aufbau. Ab 2022<br />
soll dort grüner Wasserstoff produziert<br />
werden.<br />
Leider ist eine Entschuldung der besonders<br />
entlasteten Kommunen an CDU und<br />
CSU gescheitert. Eine solche Entschuldung<br />
wäre nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit<br />
gewesen. Die Kommunen hätten<br />
so auch mehr Spielraum gewonnen,<br />
um in die Zukunft zu investieren – beispielsweise<br />
in die Infrastruktur, in Kitas<br />
und Schulen und in die Digitalisierung.<br />
Das hätte nicht zuletzt Arbeitsplätze geschaffen<br />
und gesichert.<br />
„Wir müssen die<br />
Investitionen nutzen,<br />
um unsere Wirtschaft<br />
zukunftsfähiger aufzustellen.“<br />
Dr. Andreas Bovenschulte (SPD),<br />
Bürgermeister Bremen<br />
4 KONJUNKTURPAKET<br />
KONJUNKTURPAKET<br />
5
<strong>Konjunkturpaket</strong><br />
fentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur soll intensiviert<br />
werden. Bei KfW-Investitionskrediten für kommunale<br />
Unternehmen wird die bisherige Deckelung der jeweiligen<br />
Kreditsumme von 50 Millionen Euro aufgehoben.<br />
UNTERSTÜTZUNG BEIM KLIMASCHUTZ<br />
So läuft’s<br />
auch ohne<br />
EEG »<br />
Digital statt analog: Das Konjunkturprogramm soll für einen Digitalisierungsschub im öffentlichen Sektor sorgen.<br />
Foto: Adobe Stock/Jürgen Fälchle<br />
Die Kommunen sollen zudem beim Klimaschutz entlastet<br />
werden. Um sie bei ihren Aufgaben im Rahmen der Nationalen<br />
Klimaschutzoffensive zu unterstützen, senkt der<br />
Bund den kommunalen Eigenanteil in den entsprechenden<br />
Förderprogrammen. In diesem und nächstem Jahr<br />
werden dafür jeweils 50 Millionen Euro bereitgestellt. Die<br />
Nationale Klimaschutzinitiative umfasst Förderprogramme<br />
in einer Größenordnung von jährlich 300 Millionen<br />
Euro.<br />
Der Ausbau von erneuerbaren Energien soll auch in<br />
Pandemie-Zeiten nicht aus dem Blickfeld geraten. Unter<br />
anderem erhalten die Länder die Möglichkeit, bei Windkraftanlagen<br />
Mindestabstände von 1000 Metern gesetzlich<br />
festzulegen. Das soll zu einer gesteigerten Akzeptanz<br />
bei Anwohnern führen. Anwohner und Kommunen sollen<br />
finanziell stärker von ortsansässigen Windkraftanlagen<br />
profitieren. Hinzu kommt, dass die energetische Sanierung<br />
von kommunalen Gebäuden ebenfalls gefördert werden<br />
soll.<br />
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MILLIARDENHILFEN FÜR<br />
KOMMUNEN<br />
Kommunen müssen handlungsfähig bleiben. Unter dieser Prämisse werden im<br />
Rahmen des Konjunkturprogramms die Städte und Gemeinden einbezogen und<br />
finanziell entlastet. Die Handlungsbereiche im Überblick.<br />
Der Corona-Schutzschild ist das<br />
größte Konjunkturprogramm der<br />
Geschichte. Nach Angaben des Bundes<br />
wurden bisher Hilfen in Höhe von<br />
68,3 Milliarden Euro bewilligt (Stand<br />
1.9.). 130 Milliarden Euro sind insgesamt<br />
in dem Paket vorgesehen. In den Kommunen<br />
soll das Konjunkturprogramm dafür<br />
sorgen, dass sie weiter handlungsfähig<br />
bleiben. Finanzielle Spielräume für kommunale<br />
Investitionen sollen erhalten bleiben<br />
bzw. erweitert werden. Kritiker bemängeln,<br />
dass das Programm Lücken aufweist,<br />
da es keine Altschuldenlösung enthält.<br />
An vielen Stellen sorgt es jedoch für<br />
Erleichterung. Das Programm enthält ein<br />
sogenanntes Krisen- und Konjunkturbewältigungspaket<br />
sowie ein Zukunftspaket.<br />
Im Wesentlichen geht es für die Kommunen<br />
um Unterstützung bei der sozialen<br />
Sicherung, um die Kompensation bei Gewerbesteuerausfällen,<br />
um den Ausgleich<br />
für weniger Fahrgeldeinnahmen und um<br />
den Klimaschutz.<br />
HILFE FÜR SOZIALE SICHERUNG<br />
Die Sozialkassen der Kommunen sollen<br />
entlastet werden. Statt 50 Prozent wie bisher<br />
sollen Bund und Länder bis zu 75 Prozent<br />
der Kosten für Unterkunft und Heizung<br />
übernehmen (KdU-Anteil). Das entspricht<br />
einem Finanzvolumen von rund<br />
4 Milliarden Euro pro Jahr.<br />
KOMPENSATION GEWERBESTEUERAUSFALL<br />
Der Bund erwartet durch die Krise und die<br />
Einbußen der Firmen Ausfälle bei der Gewerbesteuer<br />
in Höhe von rund 12 Millionen<br />
Euro. Damit die Kommunen finanziell<br />
handlungsfähig bleiben, kompensieren<br />
Bund und Länder die Ausfälle zu gleichen<br />
Teilen im Rahmen des kommunalen Solidarpakts<br />
<strong>2020</strong> (je 5,9 Milliarden Euro).<br />
MOBILITÄT VOR ORT GEWÄHRLEISTEN,<br />
E-MOBILITÄT FÖRDERN<br />
Die ÖPNV-Unternehmen haben hohe Einbrüche<br />
bei den Fahrgastzahlen zu verkraften.<br />
Um die Umsatzeinbußen auszugleichen,<br />
sieht das Konjunkturprogramm vor,<br />
die sogenannten Regionalisierungsmittel<br />
des Bundes für die Länder um 2,5 Milliarden<br />
Euro zu erhöhen. Der Bund erarbeitet<br />
zudem eine Bundesrahmenregelung, die<br />
es den Ländern erlauben soll, ÖPNV-Unternehmen<br />
Behilfen zu gewähren. Zudem<br />
investiert der Bund in ein Bus- und<br />
Lkw-Flotten-Modernisierungs-Programm.<br />
Die Förderung für E-Busse und ihre Ladeinfrastruktur<br />
soll auf 1,2 Milliarden Euro<br />
aufgestockt werden, befristet bis Ende<br />
20<strong>21</strong> (siehe auch S. 34). Der Aufbau öf-<br />
DIGITALISIERUNG VORANBRINGEN<br />
Für einen Digitalisierungsschub im öffentlichen und privaten<br />
Sektor hat der Bund 1 Milliarde Euro vorgesehen.<br />
Durch eine digitale Verwaltung sollen Prozesse schneller<br />
werden. Das Online-Zugangsgesetz soll beschleunigt,<br />
eine Registermodernisierung im Hinblick auf die nur einmalige<br />
Erfassung von personenbezogenen Daten vorangebracht<br />
werden. Das Smart-City-Programm wird um 500<br />
Millionen Euro aufgestockt. Zudem wird der bestehende<br />
Digitalpakt erweitert und Investitionen in moderne Schulen<br />
werden gefördert.<br />
Das Konjunkturprogramm beschleunigt auch die Investionsoffensive<br />
für den Ausbau von Ganztagsschulen<br />
und Ganztagesbetreuung und deren digitale Ausstattung.<br />
Eine Milliarde Euro stehen zusätzlich für Maßnahmen in<br />
<strong>2020</strong> und 20<strong>21</strong> zur Verfügung, um durch Erweiterungen<br />
sowie Um- und Neubauen von Kindergärten, Kitas und<br />
Krippen den Kapazitätsausbau zu fördern.<br />
Für <strong>2020</strong> und 20<strong>21</strong> werden zusätzliche 150 Millionen<br />
Euro für Sportstätten zur Verfügung gestellt. Der Investitionsplan<br />
Sportstätten sieht somit 260 Millionen Euro vor.<br />
Der Bund begründet dies damit, dass insbesondere in<br />
Krisenzeiten Sport für die Menschen von großer Bedeutung<br />
ist. Daneben strebt der Bund mit den Ländern und<br />
Kommunen einen „Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst“<br />
an, auch zur Verbesserung der technischen und<br />
digitalen Auf- und Ausrüstung in den Gesundheitsämtern.<br />
Und nicht zuletzt: Die auf das zweite Halbjahr <strong>2020</strong><br />
befristete Senkung des Mehrwertsteuersatzes von 19 %<br />
auf 16 % und von 7 % auf 5 % betrifft auch die gewerblichen<br />
Anbieter in den Kommunen.<br />
Red.<br />
6 KONJUNKTURPAKET<br />
KONJUNKTURPAKET
BREITBAND<br />
FÜR ALLE<br />
Transparenz im Netz<br />
Einen Schub für die Digitalisierung: Das verspricht sich Staatsministerin für<br />
Digitales Dorothee Bär vom <strong>Konjunkturpaket</strong> der Bundesregierung, wie sie<br />
im Exklusiv-Interview erklärt. Gerade finanzschwache und unterversorgte<br />
Gebiete sollen unterstützt werden.<br />
Wichtige<br />
Infrastruktur<br />
Dorothee Bär (CSU) gehört seit 2002 dem<br />
Deutschen Bundestag an. Seit 2018 ist die<br />
studierte Politologin Beauftragte der Bundesregierung<br />
für Digitalisierung.<br />
Foto: Deutscher Bundestag/Achim Melde<br />
Wie wichtig ist das Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket<br />
der Bundesregierung<br />
für Städte und Gemeinden, um die<br />
Digitalisierung vor allem im ländlichen<br />
Raum und in finanzschwachen Kommunen<br />
nicht ins Stocken geraten zu lassen?<br />
Dorothee Bär: Das <strong>Konjunkturpaket</strong> wird<br />
einen Schub bei der Digitalisierung der<br />
Verwaltungsleistungen bringen, für die<br />
in Deutschland zum großen Teil die<br />
Kommunen verantwortlich sind. Schon<br />
2017 haben sich im sogenannten „Onlinezugangsgesetz“<br />
Bund, Länder und<br />
Kommunen gemeinsam auf den Weg gemacht,<br />
um Dienstleistungen des Staates<br />
auch online zur Verfügung zu stellen.<br />
Das Konjunkturprogramm der Bundesregierung<br />
schafft jetzt mit zusätzlichen<br />
Finanzmitteln in Höhe von drei Milliarden<br />
Euro die Voraussetzungen, um dies<br />
nun wirklich schnell und flächendeckend<br />
hinzubekommen und dabei vor<br />
allem Länder und Kommunen gezielt zu<br />
entlasten. Damit verbunden ist der klar<br />
formulierte Anspruch, im Zuge der<br />
OZG-Umsetzung ein bundesweites digitales<br />
Angebot nach dem Modell „Einer<br />
für alle“ zu schaffen.<br />
Das heißt: Nicht jede der 11 000 Kommunen<br />
soll jede einzelne Leistung selbst<br />
entwickeln und online stellen, sondern<br />
jede Leistung soll möglichst nur einmal<br />
entwickelt und dann von allen so online<br />
gestellt werden. Das spart bundesweit<br />
nicht nur etwa 5 Milliarden Euro ein, es<br />
sorgt auch für einheitliche Qualität und<br />
für Angebote, bei denen die Bedürfnisse<br />
von Bürgern und Unternehmen im Fokus<br />
stehen. Wir bekommen so Leistungen<br />
mit hohem Standard, schnell und für die<br />
Kommunen kostengünstig.<br />
Welcher Kernfelder werden durch das Paket<br />
abgedeckt?<br />
Bär: Das Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket<br />
ist ein klassisches Konjunkturprogramm,<br />
mit dem Arbeitsplätze<br />
gesichert und die Wirtschaft aus der<br />
tiefsten Rezession der Nachkriegsgeschichte<br />
geführt werden. Kernpunkte<br />
sind die Senkung des Mehrwertsteuersatzes<br />
sowie die Entlastungen für Familien<br />
und Unternehmen. Diese Maßnahmen<br />
kommen mittelbar auch den Kommunen<br />
zugute, da sie die Unternehmen<br />
vor Ort stärken und somit die Einnahmebasis<br />
und wirtschaftliche Struktur der<br />
Kommunen sichern.<br />
„Die Maßnahmen<br />
kommen den Kommunen<br />
zugute, da sie die Unternehmen<br />
vor Ort stärken.“<br />
Dorothee Bär<br />
Das Paket sieht jedoch auch weitere milliardenschwere<br />
Maßnahmen vor, mit<br />
denen Kommunen gezielt finanziell entlastet<br />
und in ihrer Investitionstätigkeit<br />
gestärkt werden. Insbesondere erhöht<br />
der Bund dauerhaft seinen Anteil an den<br />
Kosten für die Unterkunft in der Grundsicherung<br />
und gewährt allen Gemeinden<br />
zu gleichen Teilen mit dem jeweiligen<br />
Land einen pauschalen Ausgleich für die<br />
krisenbedingten Gewerbesteuerausfälle.<br />
Zudem werden zusätzliche Bundesmittel<br />
in erheblichem Umfang unter anderem<br />
für den Öffentlichen Nahverkehr, für<br />
den Kita- und Ganztagsschulausbau, den<br />
Öffentlichen Gesundheitsdienst und das<br />
Zukunftsprogramm Krankenhäuser zur<br />
Verfügung gestellt. Auf der anderen Seite<br />
ist das Paket an Klimaschutz und der<br />
Förderung von Zukunftstechno-<br />
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richtet sich<br />
an unterversorgte Kommunen,<br />
die ohne staatliche<br />
Förderung keine<br />
Perspektive auf ein<br />
Glasfasernetz hätten.“<br />
Dorothee Bär<br />
logien ausgerichtet und hat eine sozialpolitische<br />
Komponente. So soll unter anderem<br />
mit steuerlicher Forschungsförderung<br />
die Entwicklung von Quantencomputing<br />
und Künstlicher Intelligenz beschleunigt<br />
werden. Auch die verstärkte Nutzung<br />
der Wasserstoffenergie und eine verbesserte<br />
Förderung von Elektrofahrzeugen<br />
sind Teil des Pakets.<br />
Wo sehen Sie besondere Chancen?<br />
Bär: Das ist sicherlich das Thema Digitalisierung.<br />
Die Corona-Pandemie hat gezeigt,<br />
dass in den Schulen, in der öffentlichen<br />
Verwaltung ein Digitalisierungsschub notwendig<br />
ist. Aber auch viele Unternehmen<br />
sind mit dem Bedarf vermehrter digitaler<br />
Kundenkontakte konfrontiert.<br />
Das Konjunktur- und Zukunftspaket soll<br />
die Digitalisierung noch einmal beschleunigen,<br />
unter anderem über erweiterte Abschreibungsmöglichkeiten<br />
für digitale<br />
Wirtschaftsgüter, dem Aufbau einer souveränen<br />
Infrastruktur sowie einem Förderprogramm<br />
zur Unterstützung von Auf- und<br />
Ausbau von Plattformen und Befähigung<br />
von kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />
zur Transformation. Außerdem<br />
werden mit der Ausweitung der steuerlichen<br />
Forschungsförderung bis Ende 2025<br />
und dem Digitalpakt weitere Maßnahmen<br />
auf den Weg gebracht, von denen auch die<br />
Digitalwirtschaft profitieren kann.<br />
Staatsministerin Dorothee Bär leitet das Digitalkabinett der Bundesregierung. Weitere Mitglieder<br />
sind die Bundeskanzlerin, alle Bundesminister sowie Staatsministerin Monika Grütters.<br />
Foto: Bundesregierung/Jesco Denzel<br />
Smart City & Digitalisierung<br />
Wo wünschen Sie sich Mut in den Städten<br />
und Gemeinden trotz der unsicheren Lage?<br />
Bär: Generell denke ich: Wenn wir alle in<br />
die Zeit nach Corona mitnehmen, dass<br />
man auch mal pragmatisch sein muss, etwas<br />
ausprobieren muss – auch mit dem<br />
Risiko des Scheiterns –, dann werden wir<br />
alle für die neue Zeit besser gerüstet sein<br />
als vor Corona. Denn ganz ohne auch mal<br />
kleinere Risiken einzugehen, wird Innovation<br />
auch in unserem Land nicht möglich<br />
sein. Und ich glaube, es lohnt, über einheitliche<br />
Standards nachzudenken und<br />
sich dafür zu öffnen. Darin liegt eine<br />
enorme Chance: schnellere, verfügbare<br />
und qualitativ gute Angebote sowie eine<br />
Kostenersparnis.<br />
Sehen Sie die Ziele der Bundesregierung<br />
bezüglich der Digitalisierung, zum Beispiel<br />
ein flächendeckendes 5G-Netz bis 2025,<br />
noch als realistisch?<br />
Bär: Gerade der Ausbau der digitalen Infrastruktur<br />
ist eine Herausforderung, die nur<br />
gelingen kann, wenn sich Bund, Länder<br />
und Kommunen gemeinsam anstrengen.<br />
Als Bund können wir rechtliche Rahmenbedingungen<br />
schaffen und Fördermittel<br />
für den Netzausbau in unterversorgten Gebieten<br />
bereitstellen. Das allein schafft aber<br />
noch kein neues Glasfasernetz oder die<br />
Mobilfunkversorgung. Dazu braucht es<br />
neben den Unternehmen auch das entsprechende<br />
Engagement vor Ort in der Kommune.<br />
Unser Breitbandförderprogramm richtet<br />
sich gerade an unterversorgte Kommunen,<br />
die ohne staatliche Förderung keine<br />
Perspektive auf ein Glasfasernetz hätten.<br />
Ich möchte diese Kommunen ermutigen,<br />
diese Möglichkeit auch zu nutzen, um<br />
ihren Bürgern und Unternehmen zukunftsfeste<br />
Gigabit-Internetanschlüsse<br />
bieten zu können. Auch im Mobilfunk<br />
können die Kommunen einiges zu einem<br />
schnellen Netzausbau beitragen, zum Beispiel<br />
indem sie Standorte für Mobilfunkmasten<br />
zur Verfügung stellen und die Genehmigungsverfahren<br />
zügig vorantreiben.<br />
Wo der Netzausbau trotz allem nicht<br />
vorankommt, muss der Staat handeln. Die<br />
Gründung einer staatlichen Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft,<br />
die den flächendeckenden<br />
Netzausbau unterstützt, wird<br />
daher ein wichtiger Schritt sein.<br />
<br />
Interview: Denise Fiedler<br />
„<br />
„<br />
According to Darwin’s Origin of Species, it is not the most<br />
According to Darwin’s Origin of Species, it is not the most<br />
intellectual of the species that survives; it is not the strongest that<br />
survives; but […] the one that is able best to adapt and adjust to the<br />
changing environment in which it finds itself.<br />
Leon C. Megginson<br />
‘Lessons from Europe for American Business’,<br />
Southwestern Social Science Quarterly (1963) 44(1): 3-13, at p. 4.<br />
Digitale Transformation in Kommunen – Fliegen Sie mit!<br />
Nutzen Sie die Chancen des digitalen Wandels.<br />
Mit über 20 Jahren Kommunalerfahrung und mehr als<br />
800 realisierten Webprojekten für zahlreiche Städte, Gemeinden und Landkreise<br />
sorgen wir dafür, dass auch Ihre digitale Entfaltung mit Leichtigkeit gelingt.<br />
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Spezial<br />
10 KONJUNKTURPAKET<br />
KONJUNKTURPAKET<br />
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11
Spezial<br />
Smart City & Digitalisierung<br />
GEMEINSAM FÜR DIE UMWELT<br />
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Durch individuelle Warenlieferungen wächst der Lieferverkehr stetig an. In<br />
München bietet die MVG, ein Tochterunternehmen der Stadtwerke, im Zuge des<br />
EU-Projekts „Smarter Together“ an zwei Standorten sogenannte Quartiersboxen<br />
mit einem 24-Stunden-Liefer-, Einkaufs- und Tauschservice . Ein Versuch, dem<br />
Verkehrsaufkommen Herr zu werden.<br />
ferung spart die Quartiersbox als zentrale<br />
Anlaufstelle CO 2 -Emissionen. Statt einer<br />
Anfahrt an viele, über den Bezirk verstreute,<br />
einzelne Empfänger, erfolgt sie<br />
gebündelt und reduziert so die Häufigkeit<br />
und Anzahl von Lieferverkehr.<br />
Ihre Integration in zwei der Mobilitätsstationen<br />
der Münchner Verkehrsgesellschaft<br />
(MVG) in Neuaubing-Westkreuz<br />
zeigt die Nachhaltigkeit des Konzepts. Die<br />
Boxen sind mit verschiedenen Verkehrsmitteln<br />
erreichbar. An diesen multimodalen<br />
Mobilitätsstationen verknüpft die MVG<br />
das Kernangebot des öffentlichen Personennahverkehrs<br />
mit zusätzlichen Mobilitätsbausteinen,<br />
wie einem Mietradsystem,<br />
ergänzt um motorunterstützte E-Räder<br />
und lastenfähige E-Trikes sowie E-Carsharing<br />
von „STATTAUTO“. Alle Stationen<br />
sind mit WLAN ausgestattet. Eine digitale<br />
Infostele vor Ort zeigt alle vorhandenen<br />
Angebote auf.<br />
Alle Dienstleistungen werden zentral<br />
auf einer Smart-City-App gebündelt. Nutzer<br />
können so zusätzlich Informationen<br />
und Angebote im Stadtteil sowie bestehende<br />
digitale Dienste der Stadt München<br />
bequem abrufen.<br />
„Die Stadt verbindet mit diesem Konzept<br />
die Erwartung, dass sich in Zukunft<br />
die Zusammensetzung des Verkehrs verändert,<br />
vor allem, dass der Anteil des motorisierten<br />
Individual- sowie des Lieferverkehrs<br />
sinkt. Nur so lassen sich die<br />
Ziele der Stadt München erreichen, zu<br />
denen unter anderem Klimaneutralität bis<br />
2050 zählt“, stellt Henriette Wägerle, Leiterin<br />
der Europaabteilung, in der das Projekt<br />
in München koordiniert wird, die Aktivitäten<br />
im Quartier in einen größeren<br />
Kontext.<br />
Steigen Sie ein in die digitale Zukunft.<br />
Seit 20 Jahren erweitern wir unser Highspeed-Glasfasernetz<br />
und schaffen mit der führenden Kommunikationstechnologie<br />
Perspektiven für Familien und Unternehmer.<br />
JEDER IST GEFRAGT<br />
Neben einer Ladesäule für Elektroautos und -räder befindet sich die gekühlte Quartiersbox, die<br />
zum Tausch oder gemeinsamen Nutzen von Gegenständen bereitsteht.<br />
Mit Kühl-, Tiefkühl- und Raumtemperaturfächern<br />
ausgerüstet, sind<br />
die Quartiersboxen ein zentraler<br />
Umschlagplatz für die unterschiedlichsten<br />
Artikel – geschäftlich oder privat. Lokale<br />
Unternehmen sowie landwirtschaftliche<br />
Betriebe aus dem Umkreis können sie als<br />
Logistikpunkt für Warenlieferungen nutzen<br />
und haben so im Viertel einen zusätzlichen<br />
Vertriebskanal. Eine intelligente<br />
Schließfachfunktion bietet Nutzern flexible<br />
Möglichkeiten: Zum einen dienen sie<br />
wie übliche Schließfächer zum Ablegen<br />
und Zwischenlagern. Zum anderen können<br />
mehrere Personen auf dasselbe Fach<br />
zugreifen und es so zum Teilen nutzen.<br />
Der Tauschpartner kann Gegenstände an<br />
der Quartiersbox abholen und nach Benutzung<br />
wieder dort deponieren. Eine Altersverifikation<br />
stellt sicher, dass Waren,<br />
die für Erwachsene bestimmt sind, nur für<br />
Erwachsene zugänglich sind.<br />
Die smarte und gleichzeitig nachhaltige<br />
Idee: Als Alternative zur individuellen Lie-<br />
Foto: Corina Prutti<br />
In die Standortwahl, die konkrete Ausgestaltung<br />
der Quartiersboxen, Mobilitätsstationen<br />
und Smart-City-App sind Ergebnisse<br />
des sogenannten Gestaltungskollektivs<br />
eingeflossen. Die regelmäßigen Ko-Gestaltungs-Workshops<br />
im Stadtteillabor in<br />
Neuaubing-Westkreuz sind eine intensive<br />
Form der Bürgerbeteiligung. Sie bietet Teilnehmern<br />
die Möglichkeit, ihre Vorstellungen<br />
und Anliegen zu integrieren. Auf diesem<br />
Weg haben die Bürger und lokalen<br />
Gewerbetreibenden Einfluss genommen,<br />
das Projekt mitgestaltet und selbst entschieden,<br />
was sie vor Ort brauchen.<br />
Mit dem EU-Projekt Smarter Together<br />
begegnet München urbaner Verdichtung<br />
sowie den damit verbundenen Herausforderungen<br />
mit neuen smarten Konzepten.<br />
2015 bewarb sich die Stadt für dieses europäische<br />
Förderprojekt und erhielt gemeinsam<br />
mit Wien und Lyon den Zuschlag.<br />
Seither entwickelt sich Münchens Projektgebiet<br />
Neuaubing-Westkreuz / Freiham zu<br />
einem nachhaltigen Quartier der Zukunft.<br />
Die drei Leuchtturm-Städte bringen ihre<br />
Erfahrungen, Erkenntnisse und Erfolge in<br />
das Gesamtprojekt ein. Die erfolgreichen<br />
Lösungen werden dann in andere Kommunen<br />
transportiert und dort repliziert. Santiago<br />
de Compostela, Sofia und Venedig<br />
sind sogenannte Follower-Städte, die von<br />
den Erkenntnissen unmittelbar profitieren<br />
sollen. <br />
Red.<br />
12 KONJUNKTURPAKET<br />
Geschäftskunden<br />
Immobilienwirtschaft<br />
(030) 667 65 -100<br />
(030) 667 65 - 147<br />
netzausbau@dns-net.de<br />
gemeinde@dns-net.de<br />
Privatkunden<br />
(0800) 10 12 858
Spezial<br />
Smart City & Digitalisierung<br />
Spezial<br />
MITTEL KLUG EINSETZEN<br />
Das <strong>Konjunkturpaket</strong> sieht auch Investitionen in die Digitalisierung der Schulen<br />
vor. Worauf kommt es bei Schul-IT in Zukunft an? Welche Anforderungen sollte<br />
ein Schulserver erfüllen und welche Sicherheitsaspekte sind zu beachten?<br />
Schüler sollten auf digitale Lernmedien zugreifen können. Künftig eine Selbstverständlichkeit?<br />
Derzeit beschaffen viele Schulträger<br />
Hardware für Schulen im Eilverfahren,<br />
um den Schulbetrieb trotz Corona<br />
aufrechtzuerhalten. Noch nie war es<br />
für Schulen so einfach, vorhandene EDV<br />
zu modernisieren und neue Technologien<br />
wie WLAN einzuführen. Doch mit der Bereitstellung<br />
von Hardware ist es nicht getan,<br />
die Endgeräte müssen ins Schulnetzwerk<br />
integriert sowie für den Unterricht<br />
konfiguriert und verwaltet werden. Managed<br />
Services sollten hier das Mittel der<br />
Wahl sein. Folgende Aspekte sind bei der<br />
Beschaffung und dem Management von<br />
IT-Ausstattung zu beachten.<br />
INFRASTRUKTUR<br />
Foto: Adobe Stock/MNStudio<br />
Das EDV-Netzwerk ist die Basis für digitales<br />
Lernen. Schulen haben häufig das Problem,<br />
dass direkt im Netzwerk Schwachstellen<br />
vorhanden sind, die ein vernünftiges<br />
Arbeiten, selbst innerhalb der Schule,<br />
verhindern. Verlagert man nun den Unterricht<br />
nach außen, wird dies nicht besser.<br />
Eine Geschwindigkeit von einem Gigabit<br />
sollte selbstverständlich sein, diesen Standard<br />
gibt es bereits seit 20 Jahren.<br />
Die Netzwerkinfrastruktur muss vielen<br />
Zugriffen gleichzeitig standhalten, sie<br />
sollte daher zuverlässig und stabil sein,<br />
um Daten sicher versenden und empfangen<br />
zu können. Hier gilt es, die Belastbarkeit<br />
des Netzwerkes mit geeigneten Messwerkzeugen<br />
zu analysieren. Dabei kommt<br />
ein sogenannter Netzwerkanalysator zum<br />
Einsatz, mit dessen Hilfe sich ein Netzwerk<br />
nach einem Standard qualifizieren<br />
lässt und Flaschenhälse identifiziert werden<br />
können. Die Notwendigkeit der Analyse<br />
gilt auch für Access Points und die<br />
WLAN-Infrastruktur zur Anbindung mobiler<br />
Geräte. Eine gute Lastverteilung sorgt<br />
dafür, dass alle vorhandenen Endgeräte<br />
bedient werden. Mit der Durchführung<br />
einer WLAN-Ausleuchtung lassen sich<br />
Störquellen erkennen und die optimale<br />
Position von Access Points bestimmen.<br />
Ziel sollte sein, dass jede Schule über eine<br />
synchrone Glasfaseranbindung verfügt.<br />
SCHULSERVERLÖSUNG<br />
Das Herzstück des digitalen Schulbetriebs<br />
ist ein zuverlässiger und leistungsstarker<br />
Schulserver. Jede Schule hat individuelle<br />
Anforderungen, deshalb sollte ein Schulserver<br />
zum einen auf Standards und Automatisierung<br />
setzen, zum anderen aber<br />
genügend Flexibilität bieten. Ein modular<br />
aufgebauter Server hat den Vorteil, dass<br />
bei Bedarf benötigte Module aktiviert werden<br />
können.<br />
Eine gute Schulserverlösung bringt<br />
eine intuitive und zentrale Benutzerverwaltung<br />
mit, die über Konnektoren die<br />
Anbindung anderer Systeme ermöglicht,<br />
wie beispielsweise die Anbindung einer<br />
Lernplattform. Dabei greift sie auf die gleichen<br />
Benutzer-Accounts zu, so dass sich<br />
Lehrer und Schüler komfortabel und sicher<br />
anmelden. Auch die Integration einer<br />
Kommunikationsplattform mit Mail- und<br />
Kalenderfunktion sollte mit einer guten<br />
Lösung einfach zu realisieren sein. Durch<br />
eine automatisierte Übernahme von Gruppenstrukturen<br />
lässt sich digital abbilden,<br />
was analog gelebt wird. Beim Homeschooling<br />
hat sich gezeigt, dass gerade diese<br />
Funktion sehr wichtig ist. Um digitales<br />
Lernen zu begünstigen, sollten Schüler<br />
auf digitale Lernmedien zugreifen können,<br />
wie Aufgabenblätter, die sie Zuhause<br />
am Computer ausfüllen und dem Lehrer<br />
dann zukommen lassen, um einen Medienbruch<br />
zu vermeiden.<br />
Beim Einkauf einer Schulserverlösung<br />
sollten Schulen darüber hinaus darauf<br />
achten, wie Apps und Anwendungen verteilt<br />
werden. Im Idealfall funktioniert das<br />
Verteilen von Software schnell und einfach.<br />
Von zentraler Bedeutung ist die einfache<br />
Bedienung, denn Lehrer sind keine<br />
Administratoren, sondern Pädagogen, die<br />
sich auf didaktische Funktionen eines<br />
Schulservers konzentrieren sollten. An-<br />
ders als eine reine Domänenlösung bieten<br />
die meisten Schulserverlösungen umfangreiche<br />
pädagogische Oberflächen an, die<br />
dabei helfen, den Unterricht zu steuern.<br />
So lässt sich per Mausklick zum Beispiel<br />
das Internet aus- und wieder anschalten.<br />
Da immer öfter mobile Endgeräte im<br />
Unterricht zum Einsatz kommen, sollte<br />
der Schulserver eine WLAN-Managementund<br />
eine MDM-Lösung (Mobile Device<br />
Management) integrieren. Diese sollten<br />
den Anforderungen der Schule gerecht<br />
werden, preislich im Rahmen bleiben,<br />
hohe Sicherheitsstandards liefern und das<br />
Management von zentraler Stelle ermöglichen.<br />
Das zentrale Management erleichtert<br />
die Einbindung und Pflege neuer Geräte.<br />
Schulen sollten bei der Beschaffung<br />
einer Schulserverlösung zusätzlich auf<br />
Wahlfreiheit der Systeme (iOS/Android/<br />
Windows10) und eine Shared-Device-Funktion<br />
zur datenschutzkonformen<br />
Tablet-Nutzung in Mehrbenutzerumgebungen<br />
achten.<br />
Auf die Frage Cloudlösung oder Datenhaltung<br />
in der Schule gibt es keine eindeutige<br />
Antwort. Wir setzen bei unserer<br />
17<br />
Plätze<br />
frei<br />
Schulserverlösung auf eine hybride Cloudlösung,<br />
denn so nutzt man das Beste aus<br />
beiden Welten und man sorgt dafür, dass<br />
jeder Dienst genau dort läuft, wo er die<br />
jeweilige Aufgabe für die Schule optimal<br />
erfüllen kann. Schulen, die auf hybride<br />
Lösungen setzen, haben u. a. den Vorteil,<br />
dass ihre Daten verfügbar sind, auch<br />
wenn das Internet ausfällt.<br />
IT-SICHERHEIT<br />
Die aktuelle Situation hat gezeigt, dass<br />
Schulträger Schülern das Lernen von Zuhause<br />
ermöglichen sollten. Dafür müssen<br />
mobile Endgeräte beschafft werden. Idealerweise<br />
ist jedem Schüler ein Notebook<br />
oder Tablet zugeordnet, damit eine 1:1-Lösung<br />
für mehr Bildungsgerechtigkeit umgesetzt<br />
werden kann. Die steigende Zahl<br />
an Geräten muss eingerichtet und mit<br />
Software ausgestattet werden. Eine Managementsoftware,<br />
die alle Geräte einer<br />
Schule sicher und zuverlässig verwaltet<br />
und unter anderem die Hardware-Inventarisierung<br />
übernimmt, sorgt für Sicherheit<br />
und spart Zeit und Geld. Jochen Ernst<br />
ONLINE<br />
Mehr zum Thema finden Sie<br />
auf www.treffpunkt-kommune.de ><br />
Themen > Technik & Innovation<br />
DER AUTOR<br />
Jochen Ernst ist Geschäftsführer der<br />
SBE network solutions GmbH in<br />
Heilbronn.<br />
14 KONJUNKTURPAKET<br />
KONJUNKTURPAKET<br />
15
Spezial<br />
Smart City & Digitalisierung<br />
Spezial<br />
DIE AUTORIN<br />
Verena Mayer-Kolbinger<br />
ist Marketing-Leiterin bei der<br />
team 2 work GmbH.<br />
Im Rathaus von Böblingen musste<br />
schnell eine neue Strategie gefunden<br />
werden, um Mitarbeitern das Arbeiten<br />
von Zuhause aus zu ermöglichen.<br />
IT-DOPPELSTRATEGIE<br />
In der Corona-Krise ist für viele Kommunen eines noch klarer geworden: Kaum<br />
eine Gemeinde gleicht der anderen. Trotz Empfehlungen und Handreichungen<br />
mussten individuelle Lösungen für die IT her. Die Stadt Böblingen (600<br />
Mitarbeiter) hat eigene Wege gefunden, mit der Krise umzugehen. Stephan<br />
Aufsfeld, Mitarbeiter der IT-Abteilung der Stadt, erklärt, welche das sind.<br />
Corona-Krise! Plötzlich brauchte es neue<br />
Strategien. Wie ist die Verwaltung der Stadt<br />
Böblingen damit umgegangen?<br />
Stephan Aufsfeld: Die Stadt Böblingen hat<br />
mit dem Beginn der Krise einen Krisenstab<br />
gebildet. Schnell wurde ein Schichtdienst<br />
eingeführt, der genügend Abstände und<br />
eine räumliche Umverteilung ermöglicht<br />
hat. Unser größtes Problem war jedoch,<br />
dass wir zu wenig Laptops und VPN-Zugänge<br />
hatten. Über allem schwebten natürlich<br />
auch der Datenschutz und die IT-Sicherheit.<br />
Bis zu diesem Zeitpunkt sah die<br />
Strategie für mobiles Arbeiten ausschließlich<br />
den VPN-Zugang unseres Gebietsrechenzentrums<br />
vor. Dieses war natürlich<br />
von dem Ansturm der neuen VPN-Aufträge<br />
zunächst überfordert – sowohl bezüglich<br />
der Verfügbarkeit der OTP-Generatoren<br />
als auch hinsichtlich der Einwahlkapazitäten.<br />
Der klassische Büroarbeitsplatz<br />
in unserer Verwaltung ist ein Desktoprechner<br />
mit Office-Lösungen, Dokumentenmanagementsystem<br />
und einigen<br />
der rund 200 unterschiedlichen Fachverfahren.<br />
Damit ist jeder Arbeitsplatz anders<br />
und kann nicht mit nach Hause genommen<br />
werden. Nur wenige Arbeitsplätze<br />
sind mit Notebooks ausgestattet.Weitere<br />
Notebooks waren schwer zu beschaffen.<br />
Als erstes dachten wir an Fernsteuerlösungen.<br />
Nach intensiven Tests kamen diese<br />
für uns aus Gründen der IT-Sicherheit<br />
nicht in Frage.<br />
Wie sind Sie vorgegangen, um eine Lösung<br />
zu finden?<br />
Aufsfeld: Trotz Empfehlungen brauchten<br />
wir eine eigene passende Lösung. Es gab<br />
Handreichungen unter anderem vom Landesdatenschutzbeauftragten<br />
oder dem<br />
Städtetag. Den Austausch mit den Kollegen<br />
der Nachbarstädte gab und gibt es natürlich<br />
immer. Die Frage war: Wie können wir<br />
Foto: Bildarchiv Stadt Böblingen/Hellbardt<br />
auch bei schwachen Internetverbindungen VPN tunneln<br />
eine Verbindung in unser Netz schaffen und dabei auch<br />
noch sicher sein? Bei meinen Recherchen bin ich auf die<br />
Idee gestoßen, SSH als Protokoll zu nutzen. Als IT-Fachmann<br />
war mir der Prozess, SSH zu tunneln, bekannt,<br />
allerdings hatte ich nicht mehr daran gedacht. Die Frage<br />
war nun: Wie schnell können wir diese Lösung testen und<br />
implementieren?<br />
Wie sieht Ihre Lösung aus?<br />
Aufsfeld: Um die Kollegen daheim mit Zugängen und zumindest<br />
rudimentären IT-Arbeitsmitteln zu versorgen,<br />
haben wir auf eine Doppelstrategie gesetzt. Neben den<br />
„klassischen“ VPN-Zugängen mit Spezialsoftware auf den<br />
Notebooks haben wir uns die SEC-Sticks und den SEC-<br />
Stick-Server von „team 2 work“ beschafft, um die relativ<br />
normalen Arbeitsplätze abzubilden. Über die SEC-Sticks<br />
sollten sich die Kollegen von ihren privaten PCs auf unsere<br />
Terminalserver verbinden und zumindest mit den Standardverfahren<br />
arbeiten. Ein Vorteil neben der schnellen<br />
Lieferzeit war, dass wir mit dem SEC-Stick einen VPN-<br />
Client auf einem USB-Stick hatten, der nicht überall installiert<br />
werden musste. Eine enorme Support- und Zeitersparnis.<br />
Wie klappte es mit dem Prozess von den Tests bis zur<br />
Implementierung?<br />
Aufsfeld: Der Server war schnell installiert und die ersten<br />
User schnell angelegt. Nach einigen Tagen des Testens und<br />
der Konfiguration haben wir die Lösung an zwei Probanden<br />
gestartet. Diese waren begeistert und wollten am<br />
liebsten die alten VPN-Token direkt abgeben. Inzwischen<br />
setzen wir 25 Lösungen ein.<br />
Und was mussten Ihre Kollegen beachten?<br />
Aufsfeld: Das Handling war super einfach: SEC-Stick einstecken,<br />
Passwort eingeben, authentifizieren, fertig. Unsere<br />
Kollegen können nun auch eigene PCs nutzen und<br />
schätzen das flexible Arbeiten sehr.<br />
Wie sieht die zukünftige IT-Strategie der Stadt Böblingen<br />
aus?<br />
Aufsfeld: Wir werden unsere Doppelstrategie ausbauen und<br />
zum einen weiterhin auf den klassischen VPN-Zugang mit<br />
einem städtischen Notebook setzen. Daneben werden wir<br />
die SEC-Sticks individualisierter einsetzen als bisher. So<br />
können wir zum Beispiel darüber auch eine Lösung implementieren,<br />
mit der Kollegen mit nur schmaler Internetanbindung<br />
trotzdem vollen Zugriff auf alle benötigten<br />
Verfahren haben.<br />
<br />
Interview: Verena Mayer-Kolbinger<br />
Alle reden.<br />
Über Digitalisierung, über<br />
Breitband, über smarte<br />
Cities, über die Zukunft,<br />
über ...<br />
Wir machen.<br />
Und kümmern uns um den<br />
Glasfaserausbau. Auch in<br />
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16 KONJUNKTURPAKET<br />
KONJUNKTURPAKET<br />
17
Spezial<br />
Smart City & Digitalisierung<br />
Spezial<br />
Eine anwendungsspezifische Tiefbautechnik legt<br />
die Basis für eine hohe Qualität und große<br />
Tagesleistungen.<br />
QUALITÄT ZÄHLT<br />
Beim Glasfaserausbau halten sich viele kommunale Erschließungsträger zurück.<br />
Im Zuge des <strong>Konjunkturpaket</strong>s sollten die Chancen jedoch genutzt werden. Die<br />
Beachtung zentraler Kriterien im Vorfeld sorgt für ein gelungenes Projekt.<br />
Am Geld konnte es schon bisher nicht<br />
liegen, hat doch zum Beispiel das<br />
Bundesministerium für Verkehr und<br />
digitale Infrastruktur (BMVI) im Rahmen<br />
des „Bundesförderprogramms für den<br />
Breitbandausbau“ elf Milliarden Euro an<br />
Fördermitteln bewilligt. Davon wurde jedoch<br />
erst ein Bruchteil abgerufen. Als einen<br />
Grund dafür nennen die Verantwortlichen<br />
in Gemeinden und Kommunen die<br />
hohen bürokratischen Hürden für die Bewilligung<br />
von Fördergeldern. Ein weiterer<br />
wesentlicher Grund für die Zurückhaltung<br />
sind die mangelnden Ausbaukapazitäten<br />
und (teilweise zurecht) befürchtete Probleme<br />
bei der praktischen Umsetzung ent-<br />
Foto: Ditch Witch<br />
sprechender Bauvorhaben. Deshalb lohnt<br />
es sich, schon vor Planung und Ausschreibung<br />
einige Kriterien im Auge zu behalten,<br />
damit ein neues Glasfasernetz kostenoptimiert,<br />
termingerecht und langfristig<br />
funktionsfähig in Betrieb gehen kann.<br />
1 Leider war und ist es gerade im Bereich<br />
Glasfaser nicht immer so, dass Akteure<br />
Referenzen vorweisen oder über Zertifizierungen<br />
wie ISO 9001:2015 oder ISO<br />
45001:2018 verfügen. Weil der Breitbandausbau<br />
in vielen europäischen<br />
Staaten inzwischen weitgehend abgeschlossen<br />
ist, drängen ausländische Firmen<br />
nun verstärkt auf den deutschen<br />
Markt. Die Lösung verspricht hier die<br />
Beauftragung eines Generalunternehmers<br />
(GU), der die einzelnen Beteiligten<br />
und insbesondere seine Nachunternehmer<br />
nicht nur koordiniert, sondern auch<br />
kontrolliert – und der im Fall der Fälle<br />
für sie haftet. Außerdem ist der GU der<br />
zentrale Ansprechpartner des Auftraggebers<br />
an der Schnittstelle zwischen<br />
Kommune und Energieversorger beziehungsweise<br />
Telekommunikationsanbieter.<br />
Sogenannte Komplett- oder Komplexdienstleister<br />
gehen dabei noch einen<br />
Schritt weiter: Sie überwachen alle Maßnahmen<br />
sowie die Einhaltung der definierten<br />
Qualitätsstandards durch eigene<br />
Bauleiter, gewährleisten ein hohes Niveau<br />
in technischen wie auch in Fragen<br />
der Arbeitssicherheit und ermöglichen<br />
den direkten Zugriff auf Spezialmaschinen<br />
sowie benötigtes Baumaterial.<br />
2 Wie auch bei anderen Bauprojekten, legt<br />
die Planung den Grundstein für die gesamte<br />
spätere Entwicklung. Dabei besteht<br />
jedoch die Gefahr, dass der Planer<br />
in erster Linie seine Perspektive berück-<br />
sichtigt und dabei Konsequenzen für die<br />
tatsächliche Ausführung übersieht. Der<br />
Idealfall wäre, Projektierung und Ausführung<br />
aus einer Hand zu beauftragen<br />
– und das am besten schon von Anfang<br />
an, beginnend mit der Marktanalyse und<br />
der Kalkulation. Dies lässt die Ausschreibungspraxis<br />
zwar nicht immer zu, dennoch<br />
kann man als öffentlicher Auftraggeber<br />
darauf achten, dass sich Ingenieurbüro<br />
und ausführendes Tiefbauunternehmen<br />
vor allem während der Planungsphase<br />
eng abstimmen.<br />
3 Die Voraussetzung für die optimale Trassenplanung<br />
zum Beispiel bildet eine<br />
genaue Vorvermessung – real vor Ort,<br />
nicht nur aufgrund von Plänen. Das ist<br />
allerdings keineswegs immer üblich,<br />
was angesichts des bisher notwendigen<br />
Aufwands nicht überrascht: Ein klassischer<br />
Vermessungstechniker schafft nur<br />
etwa fünf Trassenkilometer pro Tag. Ein<br />
Kamerafahrzeug bringt nicht die notwendige<br />
Detailtiefe. Eine technisch wie<br />
preislich deutlich überlegene Alternative<br />
schafft dagegen eine neue Technologie:<br />
die GPS-gestützte Bestandsaufnahme<br />
per Video-Drohne. Mit einem solchen<br />
System lassen sich bis zu 20 Kilometer<br />
täglich vermessen und das in zentimetergenauer<br />
Auflösung. Die Kamera erkennt<br />
auch Bauschäden im Vorfeld wie<br />
fehlerhafte Bordsteine. Die Planung wird<br />
dadurch günstiger und schneller. Perspektivisch<br />
wird der technische Fortschritt<br />
auch beim Blick unter die Erde<br />
Einzug halten. Wo bisher zur Analyse<br />
der Bodenbeschaffenheit noch Druckoder<br />
Rammsonden zum Einsatz kommen,<br />
wird dies in absehbarer Zeit<br />
auch sehr viel einfacher per Geo-Radar<br />
möglich.<br />
4 Die Qualität der Bauausführung muss<br />
nachhaltig gegeben sein, denn das Netz<br />
soll über Jahre zuverlässig funktionieren.<br />
Es nutzt nichts, wenn der Netzbetreiber<br />
im späteren Betrieb ständig Störungen<br />
beheben muss oder die Leitungen<br />
schon nach wenigen Jahren wieder<br />
repariert oder ausgetauscht werden<br />
müssen, weil etwa Steine auf die Leitung<br />
drücken. Die Basis für die geforderte<br />
Qualität, aber auch für größere Tagesleistungen<br />
und entsprechend geringere<br />
Kosten legen zum einen anwendungsspezifische<br />
Tiefbautechnik und zum<br />
anderen innovative Prozesse und Verfahren:<br />
Kommen statt eines einfachen<br />
Baggers Spezialmaschinen wie Asphaltfräse,<br />
Grabenfräse und steuerbare Bohranlage<br />
zum Einsatz, lässt sich der Vortrieb<br />
bei deutlich geringerer Erdbewegung<br />
um ein Vielfaches beschleunigen.<br />
5 Noch etwas ist wichtig für die nachhaltige<br />
Qualität der Glasfaser-Installation:<br />
hochwertige Materialien. Es lohnt sich<br />
deshalb, diese auszuschreiben. Die coronabedingten<br />
Unterbrechungen von<br />
Lieferketten haben in diesem Zusammenhang<br />
noch etwas anderes gezeigt:<br />
die Notwendigkeit eines nachhaltigen<br />
Materialmanagements. Ohne (Spezial-)<br />
Material gibt es keinen Baufortschritt.<br />
Hier liegt – nicht erst jetzt – die Ursache<br />
für viele Bauverzögerungen und problematische<br />
Fristüberschreitungen. <br />
Die gelungene praktische Umsetzung von<br />
Glasfaserausbau-Projekten ist an vielfältige<br />
Voraussetzungen gebunden. Sie ist<br />
aber auch kein „Hexenwerk“, soweit<br />
schon vor Beginn der Planungen und Ausschreibungen<br />
wichtige Kriterien berücksichtigt<br />
werden. Hans-Günter Claußen<br />
ONLINE<br />
Mehr zum Thema finden Sie<br />
auf www.treffpunkt-kommune.de ><br />
Themen > Technik & innovation<br />
DER AUTOR<br />
Dipl.-Bauingenieur Hans-Günter<br />
Claußen ist Geschäftsführer des<br />
Komplexanbieters Krono Bau.<br />
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19
Spezial<br />
Smart City & Digitalisierung<br />
Spezial<br />
GROSSE BREITE FÜR<br />
KLEINE GEMEINDE<br />
Der Anschluss an das Glaserfasernetz und Bandbreiten im Gigabit-Bereich<br />
bieten ländlichen Gemeinden einen Schritt in Richtung Zukunftsvorsorge: Der<br />
Standort kann so für Unternehmen und Bürger attraktiv gestaltet werden.<br />
jährigen Bedarfsanalysen, der Erfahrung<br />
bei der Versorgung unterversorgter Regionen<br />
und seiner eigenen Glasfasernetzstruktur<br />
mit dem Brandenburger Gigabitring<br />
für den eigenwirtschaftlichen Ausbau<br />
entschieden. Die ersten Technikstandorte<br />
zum Anschluss an den Glasfaserring<br />
werden derzeit aufgebaut.<br />
wir nicht nur die Attraktivität als Wohnort<br />
sichern, sondern auch geplante Neuansiedlungen<br />
von Firmen und Wissenschaft<br />
gezielt fördern und umsetzen.“<br />
Zahlreiche Haushalte haben sich ihren<br />
Glasfaser-Anschluss bereits 2019 mit einem<br />
Vorvertrag gesichert. Damit unterstützen<br />
sie auch die Gemeinde, da so der<br />
Ausbau planungssicher und in kürzester<br />
Zeit realisiert werden kann. Jörg Jenoch<br />
freut sich über das große Interesse an den<br />
Vorverträgen und auf den Anschluss an<br />
eine zukunftsfähige Infrastruktur. „Eichwalde<br />
wird als attraktiver Standort zum<br />
Leben und Arbeiten noch mehr gewinnen<br />
und setzt folgerichtig auf zukunftsfähige<br />
Technologien und verlässliche langfristige<br />
Partner, die die regionalen Besonderheiten<br />
gut kennen. Mir liegen die Investitionssicherheit<br />
und Daseinsvorsorge am Herzen.<br />
Im Zuge des Anschlusses ans Giganetz<br />
können auch kommunale Einrichtungen<br />
mit höchsten Bandbreiten ausgestattet<br />
werden.“<br />
ERWEITERBARE INFRASTRUKTUR<br />
Die amtsfreie Gemeinde im Landkreis Dahme-Spreewald<br />
in Brandenburg hat rund<br />
6400 Einwohner und liegt direkt an der<br />
südöstlichen Stadtgrenze von Berlin. Sie<br />
zählt mit 2,8 km² zu den flächenkleinsten<br />
Gemeinden in Brandenburg mit der zweithöchsten<br />
Bevölkerungsdichte.<br />
„Wir sind stolz darauf, dass wir hier gemeinsam<br />
mit der Gemeinde Eichwalde ein<br />
Zeichen für die Standortsicherung und<br />
-entwicklung setzen können“, meint Colin<br />
Rauer, Leiter Sales beim Breitbandversorger<br />
„DNS:NET“. „Der 1-Gigabit-Anschluss<br />
liegt weit über dem Bundesdurchschnitt.<br />
Wir können diese hohen Bandbreiten<br />
durch unsere eigene Netzinfrastruktur hier<br />
am Standort Eichwalde nicht nur garantieren,<br />
sondern jederzeit erweitern und weitere<br />
Regionen sukzessive anschließen.“<br />
Hans Güldenpenning<br />
KOOPERATION MIT LOKALEN FIRMEN<br />
Es geht los in Eichwalde: Spatenstich<br />
mit Bürgermeister Jörg Jenoch (rechts)<br />
und Vertretern des Breitbandversorgers<br />
„DNS:NET“ (von links nach rechts: Jürgen<br />
Wagner, Programm-Manager FTTH,<br />
und Colin Rauer, Leitung Sales).<br />
DER AUTOR<br />
Hans Güldenpenning ist<br />
freier Journalist.<br />
Es ist kein Geheimnis, dass Glasfaseranschlüsse<br />
die Attraktivität eines<br />
Standortes als Wohn- und Arbeitsumfeld<br />
erhöhen und den Werterhalt von Immobilien<br />
sichern. Angebunden an den<br />
Glasfaserring des größten alternativen<br />
Breitbandversorgers in Brandenburg, der<br />
„DNS:NET“, besteht für viele Städte und<br />
Gemeinden die Chance, den Standort zu<br />
sichern, den Wert ihrer kommunalen und<br />
privaten Immobilien zu steigern und mit<br />
Bandbreiten weit über dem Bundesdurchschnitt<br />
zu agieren. So auch in Eichwalde.<br />
Hier starteten im August die Tiefbauarbeiten<br />
und die kilometerlange Leerrohrverlegung<br />
in Kooperation mit den örtlichen<br />
Firmen, so dass im Anschluss daran die<br />
Glasfaser direkt bis ins Haus kommt.<br />
Im Falle von Eichwalde hatte sich der<br />
Breitbandversorger aufgrund seiner lang-<br />
Foto: H. Wiedl<br />
Mit 40 Kilometern Tiefbau und 400 Kilometern<br />
Glasfaserkabeln wird die Kommune<br />
so ein Vorreiter in puncto Zukunftssicherung.<br />
Demnächst können die ersten<br />
200 Einwohner und lokalen Unternehmer<br />
ans Netz gehen und den 1-Gigabit-Anschluss<br />
nutzen. Die Tiefbauarbeiten und<br />
Leerrohrverlegung in Kooperation mit den<br />
örtlichen Firmen wurden gestartet, so dass<br />
im Anschluss daran die Glasfaser direkt<br />
bis ins Haus gelegt wird, 2000 Gebäude<br />
ans Netz gehen und knapp 6500 Einwohner<br />
versorgt werden können. Der Ausbau<br />
mit FTTH erfolgt in Eichwalde als offenes<br />
Glasfasernetz, so dass die Nutzer frei über<br />
die Anbieter entscheiden und auf Wunsch<br />
nach 24 Monaten wechseln können.<br />
Vor knapp zwei Jahren starteten die Gespräche<br />
zwischen dem Breitbandversorger<br />
und der Gemeinde, um die Standortinfrastruktur<br />
zu optimieren. Bislang galt der Ort<br />
als versorgt, aber die Bandbreite orientierte<br />
sich am Kupferkabel. Nach einer<br />
ausführlichen Analysephase und Bauplanungen<br />
geht es im dritten Quartal <strong>2020</strong> los.<br />
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„Ich bin sehr zufrieden, dass wir hier von<br />
Anfang an auf eine verlässliche Internetinfrastruktur<br />
mit Glasfaser bis ins Haus<br />
setzen“, sagt Jörg Jenoch, Bürgermeister<br />
von Eichwalde. „Mit dieser Option können<br />
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Advertorial<br />
FÖRDERTÖPFE ÖFFNEN<br />
Nicht nur vom Konjunkturprogramm können Kommunen profitieren. Auch mit<br />
Städtebaugeldern werden Programme gefördert. Bei der Beantragung können<br />
jedoch kleinste Details über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.<br />
Nein, ein generelles Sesam-öffne-dich<br />
für die Programme der Städtebauförderung<br />
gibt es nicht. Was führt<br />
dann zum Ziel? Über Jahre erworbenes<br />
Know-how, gute Kontakte und akribische,<br />
aber auch kreative Arbeit, weiß Markus<br />
Eichberger, Leiter des Unternehmensbereichs<br />
Stadtentwicklung der „Projekt-<br />
Stadt“ der Unternehmensgruppe Nassauische<br />
Heimstätte | Wohnstadt (NHW). Er<br />
kennt die Crux bei der Beantragung von<br />
Städtebaugeldern aus langjähriger Erfahrung:<br />
„Die Frage der Förderfähigkeit einzelner<br />
Projekte ist immer wieder Thema.“<br />
Schlechtes Fördermittel-Management<br />
kann sogar dazu führen, dass Gelder nachträglich<br />
aberkannt werden. So geschehen<br />
ist das einer nordhessischen Stadt, die<br />
rund 1,8 Millionen Euro zurückzahlen<br />
sollte. Grund: Die Gestaltung der Fußgängerzone,<br />
die mit Geldern aus den Töpfen<br />
des Städtebaus durchgeführt wurde, sei<br />
laut Aufsichtsbehörde in dieser Form nicht<br />
förderfähig. Ulrich Türk, Leiter des Fachbereichs<br />
Stadtentwicklung Nord bei „ProjektStadt“,<br />
erinnert sich: „Wir haben dem<br />
Ministerium dargelegt, warum wir die<br />
Maßnahme für förderwürdig erachten.<br />
Hauptgrund: Sie stellt eine Wohnumfeld-Maßnahme<br />
dar.“ Nach einem ausführlichen<br />
Briefwechsel war die Behörde<br />
dieser Argumentation gefolgt.<br />
LOKALE WIRTSCHAFT UNTERSTÜTZEN<br />
Seit <strong>2020</strong> gibt es in der Stadtentwicklung<br />
nur noch drei Bund-Länder-Programme<br />
plus Sonderprogramme und europäische<br />
Fonds (siehe Kasten S. 24). Sie sind mit<br />
rund einer Milliarde Euro jährlich im Bundeshaushalt<br />
verbucht. Insgesamt geht das<br />
Bundesinnenministerium für das laufende<br />
Jahr von einem durch die Förderung ausgelösten<br />
Gesamtinvestitionsvolumen von<br />
rund zwölf Milliarden Euro aus. Die Mittel<br />
Rege Bürgerbeteiligung<br />
in Eschwege beim Stadtteilrundgang<br />
im Zuge der Entwicklung eines<br />
Integrierten Städtebaulichen<br />
Entwicklungskonzepts.<br />
unterstützen in hohem Maße auch die<br />
klein- und mittelständische Wirtschaft vor<br />
Ort: Etwa 36 Prozent der erwarteten Aufträge<br />
bleiben in der Region.<br />
Die Hoheit über die Entscheidung, welche<br />
Projekte aufgenommen werden, bleibt<br />
bei den Landesbehörden. Schon da liegen<br />
die ersten Fallstricke. Kleine, oft entscheidende<br />
Unterschiede betreffen unter anderem<br />
Mittelabrufe, Zuständigkeiten und<br />
Abrechnungen. Der Ablauf am Beispiel<br />
Hessen: Das Land schickt einen Aufruf zur<br />
Bewerbung an die Kommunen. Diese verfassen<br />
bis zum Stichtag einen Antrag, in<br />
dem ihr Projekt und der Förderbedarf dargestellt<br />
werden. Im Idealfall nimmt die<br />
Genehmigungsbehörde die städtebauliche<br />
Maßnahme auf. Die Kommune bekommt<br />
dann zunächst Geld für ein Integriertes<br />
Stadtentwicklungskonzept (ISEK). Auf Basis<br />
dieser Planung entscheidet das zuständige<br />
Ministerium, ob die Kommune in den<br />
Genuss der Förderung kommt.<br />
Dieser Ablauf birgt viele Unwägbarkeiten.<br />
Schon der Aufruf des Landes geht im<br />
Tagesgeschäft oft unter. Neben<br />
formaler Korrektheit empfiehlt Türk vor<br />
allem Zurückhaltung bei der Höhe<br />
Foto: NHW / Karsten Socher<br />
Foto: Optigrün<br />
Zusätzlicher Lebensraum, Verminderung von Schadstoffen in der Luft, Leistungsverbesserung von<br />
Photovoltaik-Anlagen: Dachbegrünung ist der Schlüssel zu vielen kommunalen Themen.<br />
Grüne Dächer für gesunde Städte<br />
Dachbegrünung und begrünte Solardächer erschließen brachliegendes Flächenpotenzial auf<br />
kommunalen Gebäuden. Förderungen des Bundes durch das Konjunkturprogramm versprechen<br />
finanzielle Vorteile.<br />
Eine nachhaltige Stadtentwicklung rückt zunehmend<br />
in den Fokus von Städten und Gemeinden.<br />
Dabei ist besonders die ausgleichende<br />
Wirkung begrünter Flächen von entscheidender<br />
Bedeutung. Ein enormes, derzeit noch weitgehend<br />
brachliegendes Flächenpotenzial schlummert<br />
auf den Dächern der Städte, welches sich<br />
durch Dachbegrünungen aktivieren ließe: „Als<br />
Bestandteil von Konzepten für die Überflutungsund<br />
Hitzevorsorge ist die Dachbegrünung ein<br />
wirksames, einfaches und günstiges Instrument<br />
der Klimafolgenanpassung, die nicht in Konkurrenz<br />
zu anderen Technologien steht und bei der<br />
eine hohe Akzeptanz der Bürger zu erwarten ist“,<br />
so Dr. Gunter Mann vom Bundesverband Gebäudegrün<br />
e.V.<br />
Derzeit werden lediglich etwa neun Prozent<br />
der neu entstehenden Flachdächer begrünt und<br />
nur 18 Prozent der Dachbegrünungen auch tatsächlich<br />
durch den Menschen als zusätzliche<br />
Nutz- und Freizeitfläche ausgestaltet. Norbert<br />
Buddendick, FPX-Geschäftsführer, weist auf die<br />
vorhandenen Lösungen hin: „Die moderne Umkehrdachbauweise<br />
etabliert sich mehr und mehr<br />
als Standard im Flachdach. Es schützt die Abdichtungen<br />
vor Verschleiß und Durchnässung.<br />
So verdoppelt sich die Lebensdauer des Daches.<br />
Bei der Nutzung des Daches für Photovoltaik<br />
hat es noch den entscheidenden Vorteil,<br />
dass es während der Bauphase und auch bei<br />
der Wartung problemlos begehbar bleibt, da<br />
nicht die Gefahr der Dachhautverletzung<br />
besteht.“<br />
Entlastung der Kanalisation<br />
Vor allem großflächige, kommunale Dachbegrünungen<br />
können als Retentionsdächer einen wesentlichen<br />
Beitrag zur Entlastung der örtlichen<br />
Kanalisation leisten, indem sie als Zwischenspeicher<br />
und Rückhalte von Regenwasser dienen.<br />
Diese Kernfunktion erhält vor dem Hintergrund<br />
immer häufiger auftretenden Starkregenereignisse<br />
eine immense Bedeutung, da auf<br />
diese Weise Schäden durch Überschwemmungen<br />
minimiert werden können.<br />
Zusätzliche Nutz- und Grünanlagen können<br />
auch auf Dächern von Altenheimen oder Kitas<br />
entstehen, ohne dabei in Konkurrenz zu Wohnungsbau,<br />
Infrastruktur oder erneuerbare Ener-<br />
gien zu treten. Begehbar oder je nach Auslegung<br />
und Aufbau auch befahrbar, können so öffentliche<br />
Plätze für Freizeit und Sport oder begrünte<br />
Parkdecks entstehen. Im Ergebnis werden einzelne<br />
Gebäude bis hin zu ganzen Stadtteilen<br />
aufgewertet, zugleich steigt durch zusätzliche<br />
Grünflächen die allgemeine Lebensqualität.<br />
Ein wichtiger Mehrwert eines begrünten<br />
Flachdachs: die Nutzung zur Sonnenenergiegewinnung<br />
– entweder als Photovoltaikanlage<br />
zur Stromerzeugung oder als Solarthermieanlage<br />
zur Warmwasseraufbereitung. Flachdächer<br />
gehören zu den dankbarsten Standorten für Solaranlagen:<br />
Die Solarmodule können mit bestmöglichem<br />
Neigungswinkel und idealer Südausrichtung<br />
eingestellt und so optimal genutzt werden.<br />
Bereits bei der Planung und der Installation<br />
kann der Begrünungsaufbau einen erheblichen<br />
Anteil der Auflast darstellen, die zur Windsogsicherung<br />
notwendig ist; zugleich werden auf<br />
diese Weise zusätzliche Durchdringungen der<br />
Dachhaut zur Verankerung erspart.<br />
Höhere Photovoltaik-Leistung<br />
Begrünte Dächer sorgen dafür, dass Photovoltaikanlagen<br />
im Sommer mehr Leistung bringen.<br />
Denn: Der Wirkungsgrad der meisten Photovoltaik-Module<br />
sinkt, wenn sich die Betriebstemperatur<br />
über 25°C aufheizt. Da sich ein herkömmliches<br />
Flachdach bei Sonneneinstrahlung bis<br />
über 80°C aufheizt, eine begrünte Dachfläche<br />
aber nur bis etwa 35°C, erzielen Solarmodule<br />
in Kombination mit einer Dachbegrünung eine<br />
weitaus höhere Leistung.<br />
Kommunale Gründächer haben Signalwirkung.<br />
Lokale Projekte zur Gebäudebegrünung<br />
können mit finanzieller Unterstützung durch das<br />
Konjunkturprogramm von Bund und Ländern im<br />
Rahmen der Corona-Krise angegangen und umgesetzt<br />
werden. Das Konjunkturprogramm bietet<br />
eine ideale Möglichkeit, nachhaltige Impulse<br />
bei Beschäftigung und grüner Stadtentwicklung<br />
zu schaffen. Zugleich ist es ein für alle sichtbares<br />
und ermutigendes Zeichen des Wachstums<br />
durch politisches Handeln mit ökologischer<br />
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22 KONJUNKTURPAKET
Spezial<br />
FÖRDERPROGRAMME<br />
IM ÜBERBLICK<br />
Bund-Länder-Programme:<br />
Bei den Bund-Länder-Stadtentwicklungsprogrammen<br />
finanzieren in der<br />
Regel der Bund, Land und Kommune je<br />
ein Drittel der beantragten Maßnahme.<br />
Die Programme:<br />
• Lebendige Zentren zur Förderung der<br />
Innenentwicklung und historischer<br />
Stadtkerne<br />
• Wachstum und Nachhaltige<br />
Erneuerung zur Anpassung an den<br />
demographischen und strukturellen<br />
Wandel sowie zur Gestaltung<br />
lebenswerter Quartiere<br />
• Sozialer Zusammenhalt zur Förderung<br />
des Zusammenlebens in den<br />
Quartieren<br />
Zusätzliche Programme des Bundes:<br />
• Investitionspakt soziale Integration<br />
im Quartier<br />
• BIWAQ Bildung, Wirtschaft, Arbeit<br />
im Quartier (Bundesprogramm mit<br />
EU-Mitteln des ESF)<br />
• Jugend stärken im Quartier<br />
(Bundesprogramm mit Mitteln<br />
des ESF)<br />
• Sanierung kommunaler Einrichtungen<br />
in den Bereichen Sport, Jugend und<br />
Kultur<br />
• Modellvorhaben ressortübergreifende<br />
Strategie soziale Stadt<br />
• Förderung von Investitionen in<br />
Nationale Projekte des Städtebaus<br />
Zudem können Kommunen Gelder aus<br />
europäischen Fonds beantragen:<br />
• Europäischer Fonds für regionale<br />
Entwicklung EFRE<br />
• Europäischer Sozialfonds ESF<br />
DER AUTOR<br />
Robert Schmauß ist freier Journalist.<br />
Foto: NHW / Karsten Socher<br />
Mithilfe von Fördergeldern vom Hochbunker zum Kulturzentrum: Der Agathof in Kassel während<br />
des Tags der Städtebauförderung.<br />
der Finanzmittel: „Wenn ein Dorfplatz für<br />
25 Millionen Euro umgestaltet werden soll,<br />
dann entspricht das potenziell dem Etat<br />
für drei Gemeinden. Die Genehmigungsbehörde<br />
achtet aber darauf, dass die Mittel<br />
effizient eingesetzt werden.“<br />
AUGENMERK AUF DAS KONZEPT<br />
Weitere Stolperfallen birgt die Entwicklung<br />
eines ISEK. In diesem Konzept müssen<br />
Einzelmaßnahmen und Finanzierungsbedarf<br />
herausgearbeitet werden.<br />
Enthalten sollte die Planung zudem die<br />
Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken<br />
sowie natürlich die Handlungsfelder<br />
für eine erfolgreiche Stadtentwicklung. Die<br />
Genehmigungsbehörden gehen dabei von<br />
bestimmten Standards aus – Klimaschutz<br />
etwa ist ein Muss. Gregor Voss, Leiter des<br />
Fachbereichs Stadtentwicklung Süd der<br />
„ProjektStadt“, hebt hervor: „Das frühere<br />
Bauen<br />
Programm ,Zukunft Stadtgrün‘ ist aus dem<br />
Kanon herausgefallen. In der Folge muss<br />
heute jede Maßnahme Elemente zur Verbesserung<br />
der grünen Infrastruktur enthalten.“<br />
Voraussetzung für die Förderung ist<br />
auch eine möglichst umfassende Bürgerbeteiligung.<br />
„Kreative Workshops, dialogorientierte<br />
und digitalbasierte Formate<br />
sowie aufsuchende Beteiligungsformen für<br />
verschiedene Zielgruppen gehören bei uns<br />
zum Standard“, erläutert Stadtentwicklungsexperte<br />
Türk. Eine einmalige Frontalveranstaltung<br />
im Bürgerhaus reiche heute<br />
nicht mehr aus.<br />
Die Fördergeber bestehen auch auf einer<br />
detaillierten Abrechnung nach bestimmten<br />
Standards. Die „ProjektStadt“ arbeitet<br />
hier mit einer Datenbank auf Access-Basis<br />
sowie SAP-Modulen. Dort sind auch alle<br />
von den Ministerien der unterschiedlichen<br />
Bundesländer geforderten Formulare und<br />
Formblätter für den gesamten Prozess in-<br />
tegriert, plus eigene Standards, die sich über die Jahre bewährt<br />
haben.<br />
„Es kommt immer wieder vor, dass Projekte vorangetrieben<br />
werden, bei denen das Land eine Förderung nicht anerkennt“,<br />
so die Erfahrung von Markus Eichberger. Beispiel: Eine Kommune<br />
will ein Parkhaus bauen und dafür Städtebaufördermittel<br />
einsetzen. Wenn die Körperschaft die Fläche aber bewirtschaftet<br />
und somit selbst Erlöse erzielt, müssen diese in die Finanzierung<br />
mit eingerechnet werden – andernfalls ist Förderfähigkeit<br />
nicht gegeben.<br />
Einerseits gibt es ein Kumulierungsverbot für unterschiedliche<br />
Bund-Länder-Programme. Andererseits sind diese immer<br />
„nachrangig einzusetzen“. Gregor Voss: „Zunächst ist zu prüfen,<br />
ob es andere Programme gibt. Wenn die Kommune etwa<br />
eine besondere energetische Ertüchtigung plant, kann sie beispielsweise<br />
KfW-Programme nutzen. Städtebauförderung soll<br />
vom Grundsatz her nur die unrentierlichen Maßnahmen abdecken.“<br />
Trotzdem gibt es die Möglichkeit, unter bestimmten Umständen<br />
Programme zu kombinieren. „Dabei kommt es darauf<br />
an, die Maßnahmen so zu strukturieren, dass komplementär<br />
beispielsweise ein europäisches Programm passt“, erläutert<br />
Ulrich Türk. <br />
Robert Schmauß<br />
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24 KONJUNKTURPAKET<br />
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Bauen<br />
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MANFRED OCKEL,<br />
Bürgermeister der Stadt Kelsterbach<br />
Die Stadt Kelsterbach hat sich in den letzten<br />
Jahren erfolgreich für drei Stadtentwicklungsprogramme<br />
beworben. Mit dem interkommunalen<br />
Projekt „Drei gewinnt!“ im Rahmen des<br />
Förderprogramms „Stadtumbau in Hessen“<br />
wurden – zusammen mit den beiden Nachbarkommunen<br />
Raunheim und Rüsselsheim – insbesondere<br />
infrastrukturelle Maßnahmen<br />
ALEXANDER HEPPE,<br />
Bürgermeister der Kreisstadt Eschwege<br />
Das Hessische Ministerium für Wirtschaft,<br />
Energie, Verkehr und Wohnen hat das Integrierte<br />
Städtebauliche Entwicklungskonzept<br />
(ISEK) für unser Gebiet „Altstadtquartiere und<br />
Brückenhausen“ in Eschwege im Jahr 2019<br />
anerkannt – eine von vielen Maßnahmen, die<br />
wir in verschiedenen Förderprogrammen<br />
unterbringen konnten.<br />
Das Projekt umfasst insgesamt 28 Maßnahmen<br />
und ein Gesamtvolumen von rund 39<br />
Millionen Euro. Mit der Umsetzung der Bauabschnitte<br />
erreichen wir eine familienfreundliche<br />
Umweltgestaltung und Wohnraumschaffung<br />
sowie eine energetische Quartierssanierung<br />
(Anreizprogramm „Bauen im Bestand“).<br />
Externe Büros haben nach unserer Erfahrung<br />
eine bessere Übersicht über die Vielzahl<br />
von Förderprogrammen. Sie beraten die<br />
Foto: Stadt Kelsterbach<br />
geplant und umgesetzt. Sie wurden mit gut fünf<br />
Millionen Euro unterstützt.<br />
Das Projekt „Auf der Mainhöhe“ konnten wir<br />
im Förderprogramm „Sozialer Zusammenhalt“<br />
unterbringen. Die rund acht Millionen Euro<br />
wandten wir vor allem für infrastrukturelle<br />
Ertüchtigungen und Attraktivitätssteigerungen<br />
des Quartiers auf. Die Mainhöhe ist auch Teil<br />
der „SuPraStadt“, ein vom Bund gefördertes<br />
Vorhaben des Forschungsinstituts ifeu aus<br />
Heidelberg. Unsere „Klimainsel Kelsterbach“<br />
schließlich wurde in das Förderprogramm<br />
„Wachstum und nachhaltige Erneuerung“<br />
aufgenommen. Dabei will sich unsere Kommune<br />
den Herausforderungen stellen, die sich<br />
durch den Klimawandel für die Stadtplanung<br />
ergeben. Das Projekt befindet sich noch in der<br />
Anfangsphase, dennoch flossen bereits mehrere<br />
hunderttausend Euro an Fördergeldern in<br />
die beantragten Maßnahmen.<br />
Wenngleich sich die Fördergeber in Bund<br />
und im Land Hessen bemühen, die bei den<br />
verschiedenen Förderprogrammen zu beachtenden<br />
Anforderungen so einfach wie möglich<br />
zu gestalten, ist eine professionelle Beratung<br />
durch einen versierten Projektpartner gerade<br />
für eine kleinere Verwaltung meines Erachtens<br />
sehr hilfreich. Das gilt im Übrigen auch für die<br />
anschließende Betreuung des Projekts in der<br />
Erarbeitungs- und Umsetzungsphase.<br />
Kommunen, ermitteln passende Programme,<br />
formulieren die Anträge und akquirieren so<br />
mehr Fördermittel.<br />
Foto: Stadt Eschwege<br />
CHRISTOF NOLDA,<br />
Leiter des Dezernats Stadtentwicklung,<br />
Bauen und Umwelt der Stadt Kassel<br />
Gerade nach der Schließung der Kulturfabrik<br />
Salzmann braucht der Kasseler Osten mehr<br />
Räume für Kultur. Der Umbau des Hochbunkers<br />
Agathof markiert dabei einen neuen wichtigen<br />
Meilenstein in der Entwicklung des Viertels,<br />
das Projekt soll zur festen Kulturinstitution in<br />
Kassel werden. Die Stadt hat den Bunker<br />
kürzlich von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />
gekauft. Für den Gesamtumbau wird<br />
mit Kosten in Höhe von etwa fünf Millionen<br />
Euro gerechnet. Die Maßnahme wird durch den<br />
Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung<br />
(EFRE) der EU und durch das Städtebauförderungsprogramm<br />
Wachstum und nachhaltige<br />
Erneuerung mitfinanziert. Dabei ist die „ProjektStadt“<br />
mit dem Fördermittelmanagement<br />
betraut.<br />
Der Hochbunker ist das Leuchtturmprojekt<br />
des Stadtumbaus in Kassel und nach dem<br />
Stadtteilzentrum Agathof ein weiterer wichtiger<br />
Impuls für den Stadtteil Bettenhausen. Dank<br />
der Fördermittel erstrahlt er nun in neuem<br />
Glanz. Im Westflügel des Bunkers wird das<br />
jugendkulturelle Kreativzentrum „Klang Keller<br />
e.V.“ mit Musikräumen, Workshop-Räumen und<br />
einem Kultur-Café unterkommen, im Ostflügel<br />
entsteht ein Veranstaltungsraum für bis zu 260<br />
Besucher. Dort findet die Kulturfabrik Salzmann<br />
e.V. ein neues Zuhause. Der Baubeginn<br />
ist für Ende dieses Jahres geplant. Verläuft<br />
alles nach Plan, kann der Betrieb dann 2022<br />
richtig starten.<br />
26 KONJUNKTURPAKET<br />
Foto: Stadt Kassel<br />
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Weitere Infos und Broschüren finden Sie<br />
unter www.swb-beleuchtung.de.<br />
Ihre Ansprechpartner vor Ort:<br />
Schleswig-Holstein Niedersachsen<br />
Niedersachsen<br />
NRW<br />
Michael Porsch rechts der Weser<br />
links der Weser<br />
Oliver Balzer<br />
Mobil 0162 7898430<br />
Kai-Uwe Petereit<br />
Berthold Laing<br />
Mobil 0152 03671502<br />
michael.porsch@ Mobil 0152 09291892 Mobil 0152 06314098<br />
oliver.balzer@<br />
swb-gruppe.de kai-uwe.petereit@<br />
berthold.laing@<br />
swb-gruppe.de<br />
swb-gruppe.de<br />
swb-gruppe.de<br />
WO WIR<br />
SIND, IST<br />
LICHT.
Spezial<br />
Smart City<br />
Kluge Beleuchtung<br />
Direkt am Laternenpfahl das Elektroauto laden und im Internet surfen:<br />
Das geht mit sogenannten „Smart Poles“. Die Lechwerke nehmen drei davon im<br />
bayerischen Donauwörth in Betrieb. Ein Praxisbeispiel.<br />
Bauen<br />
Jürgen Sorré. „Zudem ermöglichen es uns<br />
die Smart Poles, unsere digitale Infrastruktur<br />
für zukunftsfähige Smart-City-Angebote<br />
zu erweitern. Dazu gehören neben<br />
WLAN beispielsweise auch intelligentes<br />
Parkraummanagement oder das Umweltmonitoring.“<br />
Geplant ist, die Multifunktionsmasten<br />
mit einem Sensorsystem auszustatten,<br />
welches die Belegung der Parkplätze erfasst.<br />
Die Kommune kann damit unabhängig<br />
vom Betriebsstatus der Ladesäule erkennen,<br />
ob ein Fahrzeug den Parkplatz –<br />
unter Umständen auch unberechtigt – belegt.<br />
Die Informationen lassen sich künftig<br />
beispielsweise dafür nutzen, den Fahrer<br />
per App zur nächsten freien Laternen-Ladestation<br />
zu leiten.<br />
Lassen Sie uns<br />
Ihre Ideen beleuchten!<br />
Jetzt das <strong>Konjunkturpaket</strong> der Regierung und<br />
ausgeweitete Förderungen der Klimaschutzinitiative<br />
verstärkt nutzen. Neue Handlungsspielräume<br />
gibt es auch für den Bereich Beleuchtung.<br />
Kosten- und energieeffizient, dafür stehen unsere<br />
Beleuchtungsprojekte.<br />
T<br />
Ein in mehreren Metern Höhe angebrachter LED-Ring zeigt bereits aus der Entfernung an, ob die<br />
Ladestation frei (grün) oder besetzt (blau) ist.<br />
Die Bahnhofstraße in Donauwörth:<br />
An drei Straßenbeleuchtungsmasten<br />
bieten die Lechwerke (LEW)<br />
und die Stadt Donauwörth Elektromobilisten<br />
und Spontan-Internetsurfern einen<br />
neuen Service an: Sie profitieren jetzt nicht<br />
mehr nur bei Nacht von der Beleuchtung.<br />
Sie können die Masten auch nutzen, um<br />
ihr Elektrofahrzeug mit Strom zu versorgen<br />
und um mit Smartphone oder Tablet<br />
online zu gehen.<br />
Möglich macht dieses Angebot das<br />
Smart-City-Projekt „iLamp“, das die Stadt<br />
Donauwörth gemeinsam mit den Lechwerken<br />
umsetzt. LEW entwickelte dafür spezielle<br />
Multifunktionsmasten (Smart Poles),<br />
in die zusätzlich zur LED-Straßenbeleuchtung<br />
eine Stromtankstelle und ein<br />
WLAN-Access-Point integriert sind. Jeder<br />
der Multifunktionsmasten bietet eine Ladeleistung<br />
von bis zu elf Kilowatt. Der<br />
Service lässt sich auf dem reservierten<br />
Parkplatz direkt davor mit fast jeder Ladekarte<br />
nutzen. Ein in mehreren Metern<br />
Höhe angebrachter LED-Ring zeigt dabei<br />
bereits aus der Entfernung an, ob die Ladestation<br />
frei (grün) oder besetzt (blau) ist.<br />
Der öffentliche Internetzugang ist kostenfrei<br />
und ohne komplizierten Anmeldeprozess<br />
nutzbar.<br />
Zudem lassen sich die Smart Poles mit<br />
weiteren Sensorsystemen ausstatten – beispielsweise,<br />
um Verkehrsinformationen<br />
oder die lokale Lärm- und Feinstaubbelastung<br />
zu erfassen. Mit den Multifunktionsmasten<br />
will Donauwörth gemeinsam mit<br />
LEW und weiteren Partnern verschiedene<br />
Smart-City-Lösungen testen. „Gerade in<br />
der Innenstadt ist der Platz knapp. Die<br />
Multifunktionsleuchten bieten uns hier<br />
einen hohen Mehrwert. Wir können nun<br />
Lademöglichkeiten für Elektroautos schaffen,<br />
ohne zusätzlichen Raum zu belegen“,<br />
sagt der Donauwörther Oberbürgermeister<br />
Foto: LEW / Z-Studio<br />
VIELFÄLTIGER NUTZEN<br />
Wenn erste Testphasen abgeschlossen<br />
sind, soll das Konzept der Multifunktionsleuchten<br />
zunächst vor allem in Neubaugebieten<br />
und bei der Neugestaltung von<br />
Straßen und Plätzen genutzt werden. Weil<br />
sowohl eine leistungsfähige Stromanbindung<br />
als auch der Internetzugang erforderlich<br />
sind, lässt sich das Angebot im Zuge<br />
der Erschließung oder Erneuerung von<br />
Straßen besonders zügig und kostengünstig<br />
umsetzen.<br />
Die multifunktionalen Straßenleuchten<br />
sind mit energieeffizienter LED-Technik<br />
ausgestattet. Gegenüber den früher eingesetzten<br />
Natriumdampf-, Leuchtstoff- oder<br />
Quecksilberdampfleuchtmitteln haben<br />
LED-Leuchten eine Vielzahl an Vorteilen.<br />
Sie verbrauchen im Schnitt etwa 70 Prozent<br />
weniger Strom als bisher eingesetzte<br />
Technologien. Ihre Lichtausbeute ist um<br />
ein Drittel höher und die Lebensdauer mit<br />
bis zu 60 000 Stunden dreimal so lang. LED<br />
sind gut dimmbar und eignen sich damit<br />
besonders gut für intelligente Lichtsteuersysteme.<br />
Dank des reduzierten Wartungsaufwands<br />
und der Einsparungen bei den<br />
Ausgaben für die Energie amortisieren sich<br />
die höheren Anschaffungskosten für LED<br />
in der Regel in fünf bis acht Jahren. red.<br />
composing: NLshop · stock.adobe.com<br />
Lichtplanung, Sanierung, Modernisierung, Energiebilanz, Leuchten<br />
und Förderung – alles aus einer Hand bei Regiolux Lichtlösungen.<br />
Hier informieren zu<br />
Förderprogrammen:<br />
Regiolux GmbH<br />
Hellinger Straße 3<br />
D 97486 Königsberg<br />
T +49 9525 89 0<br />
info@regiolux.de<br />
www.regiolux.de<br />
28 KONJUNKTURPAKET<br />
KONJUNKTURPAKET<br />
29
Spezial<br />
Klimaschutz & Nachhaltigkeit<br />
Anzeige<br />
Advertorial<br />
EKO-PLANT Freibad PLUS – nachhaltig und zeitgemäß<br />
Eine Förderung von E-Scootern könnte Städte vom wachsenden Verkehraufkommen und den damit verbundenen Problemen entlasten.<br />
DER RAHMEN PASST, ABER ...<br />
Wie wirken die Förderinstrumente des <strong>Konjunkturpaket</strong>s auf Klimaschutz und<br />
Nachhaltigkeit? Sind sie überhaupt darauf ausgerichtet? Wo muss nachjustiert<br />
werden? Das Öko-Institut hat sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt.<br />
Grundsätzlich positiv fällt beim Konjunktur-<br />
und Krisenbewältigungspaket<br />
der Bundesregierung auf, dass<br />
es neben kurzfristig wirksamen Maßnahmen<br />
auch viele Investitionshilfen für die<br />
zukunftsfähige Aufstellung der Wirtschaft<br />
enthält. Dabei wurden der Klimaschutz,<br />
auch im Gebäudebereich, die Mobilitätsund<br />
Energiewende oder die Digitalisierung<br />
als wesentliche Herausforderungen<br />
mitgedacht. Außerdem richten sich viele<br />
Hilfsmaßnahmen explizit an besonders<br />
betroffene Akteure wie die Kommunen,<br />
was ebenso positiv zu bewerten ist.<br />
Nach dem ersten, durchaus beachtlichen<br />
Aufschlag der Bundesregierung<br />
kommt es bei der Mehrzahl der Maßnahmen<br />
für eine abschließende Nachhaltigkeitsbewertung<br />
auf deren Ausgestaltung<br />
an. Kritisch anzumerken ist, dass das Paket<br />
keine nennenswerten Maßnahmen<br />
enthält, um die Wirtschaft besser für die<br />
nötige Transformation zur Kreislaufwirtschaft<br />
oder die Agrarwende aufzustellen.<br />
Der Bezug zum Leitbild einer nachhaltigen<br />
Entwicklung fehlt. Zudem greifen die<br />
Förderungen für eine ökologisch nachhaltige<br />
Entwicklung häufig zu kurz – insbesondere<br />
im Verhältnis zum Bedarf und zu<br />
den Hilfen, die keine ökologische Ausrichtung<br />
haben und damit eher den nicht-nachhaltigen<br />
Status Quo fördern. Dazu zwei<br />
Beispiele.<br />
Der Bund will Unternehmen des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs (ÖPNV)<br />
zum Ausgleich für die stark verringerten<br />
Fahrgeldeinnahmen Beihilfen gewähren.<br />
Das ist zunächst positiv einzuschätzen,<br />
aber zu kurz gesprungen. Was die kurzfristige<br />
Liquidität der betroffenen Unternehmen<br />
sichert, denkt die Spezifika der<br />
Coronakrise nicht ausreichend mit. So<br />
sehen wir, dass es in der Pandemie aus<br />
gefühltem (und möglicherweise realem)<br />
Sicherheitsempfinden eine Tendenz bei<br />
vielen gibt, das Auto statt Bus und Bahn<br />
zu nutzen. Das ist zwar auf persönlicher<br />
Ebene verständlich, doch aus Klimaschutzsicht<br />
muss diese Tendenz umgekehrt<br />
werden. Dafür benötigten Kommunen<br />
mehr Unterstützung, um ihren ÖPNV<br />
attraktiver machen und an die Anforderungen<br />
der Corona-Pandemie anpassen zu<br />
können. Es braucht höhere Taktungen von<br />
Bussen und Straßenbahnen, um Abstände<br />
einhalten zu können, sowie Bus- und<br />
Bahnstationen in fußläufiger Entfernung.<br />
Allerdings ist Bus nicht gleich Bus und die<br />
Verkehrswende erschöpft sich nicht nur<br />
im Umstieg auf den ÖPNV. Auch dessen<br />
Fahrzeuge müssen nachhaltig sein.<br />
Im <strong>Konjunkturpaket</strong> ist ein Programm<br />
zum Flottenaustauch für Busse vorgesehen<br />
– allerdings sind dort die alternativen Antriebe<br />
nicht näher spezifiziert. Hier ist nicht<br />
nur ein Mehr an Mitteln entscheidend,<br />
sondern die Ausgestaltung: Es sollten<br />
nur Null-Emissions-Busse gefördert<br />
Foto: Adobe Stock/opolja<br />
An heißen Sommertagen steht das kühle Nass<br />
hoch im Kurs, doch Freibäder müssen heute<br />
noch viel mehr leisten können – es geht um<br />
Erholung für die Bürger und Freizeitspaß in<br />
der Region.<br />
Die Firma EKO-PLANT realisiert Freibäder mit<br />
biologisch-physikalischer Wasseraufbereitung.<br />
In die Jahre gekommene Bäder wandeln sich zu<br />
besonderen Freizeit-Oasen, die durch hervorragende<br />
Wasserqualität und neue Gestaltungsmöglichkeiten<br />
punkten. Sandstrand und Lagunen<br />
mit Sandboden oder Holzstege im Wasser<br />
sind möglich. Die Wasserflächen werden nicht<br />
auf ein Minimum reduziert.<br />
Vielfache Vorteile<br />
In Freibädern von EKO-PLANT finden sich also<br />
neben dem klassischen Becken auch ganz neue<br />
Elemente, die das PLUS an naturnaher Gestaltung<br />
mit dem Vorzug einer natürlichen Wasseraufbereitung<br />
im separat gelegenen Geomatrix®-Bodenfilter<br />
verbinden. Dabei sind die Anlagen<br />
individuell geplant und berücksichtigen die<br />
Bestandsstruktur, wo immer dies möglich und<br />
sinnvoll ist.<br />
Für den Wasserkreislauf eines EKO-PLANT<br />
Freibad PLUS kann dabei eine wesentlich bessere<br />
CO 2 -Bilanz aufgestellt werden als für ein<br />
konventionelles Freibad. Es steht daher für zusätzliche<br />
Lebens- und Standortqualität sowie<br />
eine deutlich verbesserte Rentabilität.<br />
Investition mit Weitsicht<br />
Marode Freibäder sind wirtschaftlich kaum tragbar.<br />
Die Instandhaltung kostet jedes Jahr mehr<br />
und die Besucherzahlen sinken – eine Negativspirale.<br />
Trotzdem gehören Freibäder zur Grundversorgung<br />
und sind ein wichtiges Element der<br />
regionalen Infrastruktur.<br />
Betreiber sind aufgerufen, hier neue Wege zu<br />
finden. Eine interkommunale Zusammenarbeit,<br />
Nachhaltigkeit bei Technik, Bau und Betrieb sowie<br />
ein lokal aufeinander abgestimmtes Angebot<br />
unterschiedlicher Bäder sind wichtige Aspekte,<br />
die es zu berücksichtigen gilt.<br />
EKO-PLANT Freibad PLUS<br />
Steht eine Sanierung an, sollte dringend über<br />
den Beckenrand hinausgeschaut werden, statt<br />
nur an die technischen Schwachstellen des alten<br />
Bades zu denken. Denn eine Sanierung ist<br />
immer auch die Chance, das alte Bad konzeptionell<br />
neu aufzustellen und somit die gesamte<br />
Region zu stärken.<br />
Das EKO-PLANT Freibad PLUS punktet vor<br />
allem bei Kriterien wie Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit,<br />
überregionaler Wahrnehmbarkeit, Investitionsvolumen,<br />
Umsetzbarkeit sowie der langfristigen<br />
Nutzbarkeit und innovativen Konzepten.<br />
Außerdem ist das Freibad PLUS im Hinblick auf<br />
diverse Förderprogramme förderungsfähig.<br />
EKO-PLANT GmbH<br />
Bahnhofstr. 12<br />
37249 Neu-Eichenberg<br />
Tel. 05542/9163-0<br />
www.the-pauly-group.de<br />
Wir verwandeln Freibäder<br />
in einzigartige Erlebnisbäder mit<br />
natürlicher Wasserreinigung.<br />
Unser Freibad PLUS garantiert Spaß<br />
und Erholung am Sandstrand – wie im<br />
Urlaub, nur direkt vor der Haustür.<br />
30 KONJUNKTURPAKET<br />
www.the-pauly-group.de
Spezial<br />
KLIMASCHUTZ & NACHHALTIGKEIT<br />
DER AUTOR<br />
Jan Peter Schemmel ist Geschäftsführer<br />
des Öko-Instituts, einem privaten und<br />
unabhängigen Umweltforschungsinstitut<br />
mit Sitz in Freiburg.<br />
ONLINE<br />
Mehr zum Thema finden Sie<br />
auf www.treffpunkt-kommune.de ><br />
Themen > Umwelt & Verkehr<br />
Foto: Öko-Institut e.V.<br />
werden. Da deren Angebot gegenwärtig begrenzt<br />
ist, sollte die Förderung für einen<br />
längeren Zeitraum festgeschrieben werden,<br />
um Produktionsanreize zu setzen.<br />
TRENDS VERSTETIGEN<br />
Gleichzeitig fahren Bürger in Zeiten von<br />
Corona aber auch mehr Rad oder gehen<br />
mehr zu Fuß. Diesen Trend gilt es zu verstetigen<br />
und zu verstärken. Der Blick in<br />
die Kommunen in den letzten Wochen<br />
zeigt hierfür innovative Ansätze. So entstanden<br />
in Berlin und anderen Großstädten<br />
„Pop-up-Fahrradwege“ oder temporäre<br />
Spielstraßen. Solche kurzfristig errichteten<br />
Infrastrukturen machen aktive Mobilität<br />
attraktiver und viele Menschen entdecken<br />
das Fahrradfahren und Zufußgehen neu<br />
– nicht zuletzt als gesundheitsfördernde<br />
und gerade in Zeiten von Corona sichere<br />
Alternative.<br />
Das Öko-Institut hat im Kontext der<br />
Diskussion um das <strong>Konjunkturpaket</strong> in<br />
einem Impulspapier Ideen für ein Innovationspaket<br />
städtische Mobilität ausgearbeitet.<br />
Sie sollen den Umstieg auf klimafreundliche<br />
Verkehrsmittel nach der Coronakrise<br />
fördern, den Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur<br />
beschleunigen und das<br />
Umland über den öffentlichen Verkehr<br />
besser an die (Groß-) Städte anbinden.<br />
Wir schlagen zudem vor, E-Bikes und Pedelecs<br />
als Alternative zum Auto gezielter<br />
zu fördern.<br />
Schulen machen ein Viertel der kommunalen Gebäude aus, ihnen gilt daher besondere Aufmerksamkeit.<br />
Die energetische Sanierung bietet neben klimapolitischen Zielen hohes Einsparpotential.<br />
Foto: Archiv/Mario Berger<br />
Ein anderes Beispiel ist das CO 2 -Gebäudesanierungsprogramm,<br />
das die Bundesregierung<br />
für die Jahre <strong>2020</strong> und 20<strong>21</strong><br />
um eine Milliarde Euro auf 2,5 Milliarden<br />
Euro aufstocken will. Zusammen mit einer<br />
Mittelerhöhung für die energetische Sanierung<br />
kommunaler Gebäude ist das ein<br />
wichtiger Schritt für mehr Klimaschutz im<br />
Gebäudebereich.<br />
WEITERFÜHRENDE FÖRDERUNG<br />
Aus Sicht des Öko-Instituts könnten und<br />
sollten deutlich mehr Mittel fließen, um<br />
die energetische Sanierung kommunaler<br />
Gebäude voranzutreiben. Ein Schwerpunkt<br />
könnte auf der energetischen Sanierung<br />
von Schulen sowie von kommunalen<br />
Gebäuden, die besonders hohe Einsparungspotenziale<br />
aufweisen, liegen. Schulen<br />
spielen dabei aus zweierlei Gründen<br />
eine bedeutende Rolle: Zum einen machen<br />
die rund 40000 allgemein- und berufsbildenden<br />
Schulen rund ein Viertel der kommunalen<br />
Gebäude aus. Zum anderen nehmen<br />
sie aufgrund ihrer Präsenz im Erlebensraum<br />
der Bevölkerung eine wichtige<br />
Vorbildfunktion ein.<br />
Kommunen würden in die Lage versetzt,<br />
trotz einbrechender Einnahmen<br />
weiter in Klimaschutz zu investieren. Eine<br />
Förderung von kommunalen Personalstellen<br />
würde ermöglichen, Sanierungsprojekte<br />
zügiger zu planen und umzusetzen.<br />
Würde das Fördervolumen für eine energetische<br />
Sanierung – nach unseren Vorschlägen<br />
– auf fünf Milliarden Euro angehoben,<br />
könnten damit jährlich 800000<br />
Tonnen CO 2 eingespart werden. Auch<br />
würden Kommunen resilienter für künftige<br />
Krisen: Eine verbesserte Energieeffizienz<br />
kommunaler Gebäude und damit<br />
verbundene Einsparung wirken sich langfristig<br />
positiv auf die Finanzen aus. Energetische<br />
Sanierungsmaßnahmen an der<br />
Gebäudehülle erhöhen den sommerlichen<br />
Wärmeschutz und verbessern damit in<br />
Schulen das „Lernklima“ während der absehbar<br />
zunehmenden Hitzeperioden.<br />
Die Beispiele zeigen: Klimaschutz und<br />
Nachhaltigkeit stecken im <strong>Konjunkturpaket</strong>.<br />
Die Potenziale müssen über die Ausgestaltung<br />
in der Umsetzung aber noch<br />
gehoben werden. Dabei kommt Kommunen<br />
eine wichtige Rolle zu, schließlich<br />
entscheiden sie, wie ambitioniert die Maßnahmen<br />
sind, für die sie die Förderungen<br />
einsetzen wollen. Jan Peter Schemmel<br />
KOMMUNAL<br />
KOMMUNAL<br />
G L O B A L<br />
NACHHALTIG<br />
× × ×<br />
KOMMUNAL<br />
GLOBAL<br />
ENGAGIERT<br />
× × ×<br />
HANDELN<br />
HANDELN<br />
T R A G E N<br />
V E R A N T WO RT U N G<br />
Globale Entwicklungsziele kommunal umsetzen<br />
Die 17 globalen Entwicklungsziele der Agenda 2030 bieten Anlass und unzählige<br />
Möglichkeiten, eine lebenswerte und zukunftsfähige Kommune für kommende<br />
Generationen zu gestalten. Die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt unterstützt<br />
Landkreise, Städte und Gemeinden auf diesem Weg.<br />
Wir beraten Sie . Telefon: 0228 20 717 - 670 . www.kommunal-global-engagiert.de<br />
mit ihrer<br />
32 KONJUNKTURPAKET
Spezial<br />
VERLUSTE BEIM<br />
ÖPNV AUFFANGEN<br />
Mobilität ist eines der großen Themen im <strong>Konjunkturpaket</strong>. Lange Diskussionen,<br />
welche Fahrzeuge gefördert werden sollten, gingen der Einigung voran. Wovon<br />
der Bereich Mobilität nun profitieren kann und worauf zu achten ist, erklären die<br />
Juristen Dr. Gernot-Rüdiger Engel und Ulf-Dieter Pape.<br />
Öffentliche Verkehrsmittel<br />
haben unter der Corona-Krise<br />
gelitten: Die über die Jahre<br />
steigende Zahl der Nutzer ist<br />
eingebrochen.<br />
Foto: Aodbe Stock/kasto<br />
Die Bundesrepublik Deutschland und<br />
ihre 16 Bundesländer haben sich<br />
ambitionierte Ziele für den Klimaschutz<br />
gesetzt, das größte ist das Erreichen<br />
der Treibhausgasneutralität im Jahr<br />
2050. Die Ziele zur Reduzierung des Ausstoßes<br />
von Treibhausgasen sind dabei auf<br />
einzelne Sektoren verteilt. Der Verkehrsbereich<br />
stellt dabei das Sorgenkind des<br />
Klimaschutzes dar.<br />
Zwar konnten die Technologien der<br />
Kraftfahrzeuge stetig weiterentwickelt<br />
werden, jedoch machte das kontinuierlich<br />
anwachsende Verkehrsaufkommen viele<br />
Erfolge wieder zunichte. Deshalb sind<br />
weitere Maßnahmen notwendig, um die<br />
auf diesen Sektor zurückgehenden Treibhausgase<br />
wirksam zu reduzieren. Die einzelnen<br />
Bundesländer und Kommunen<br />
spielen dabei eine entscheidende Rolle,<br />
denn ihnen obliegt in vielen Fällen die<br />
Umsetzung der Maßnahmen. Zudem soll<br />
der öffentlichen Hand eine Vorbildwirkung<br />
zukommen.<br />
ZUSCHÜSSE ZUR E-MOBILITÄT<br />
Ein wichtiger Baustein des <strong>Konjunkturpaket</strong>s<br />
ist daher die Förderung der E-Mobilität.<br />
Für den Erwerb eines E-Fahrzeugs erhalten<br />
Käufer eine Innovationsprämie.<br />
Zuvor gab es bereits eine Umweltprämie,<br />
mit der Innovationsprämie zusammen<br />
verdoppelt sich nun der staatliche Zuschuss.<br />
Von der Förderung profitieren allerdings<br />
nur Privatpersonen und Unternehmen.<br />
Staatliche Einrichtungen und<br />
Kommunen sind von dem Programm ausgenommen.<br />
Dies überrascht umso mehr, da Unternehmen<br />
explizit beworben werden, ihre<br />
Kfz-Fahrzeugflotte durch klima- und umweltfreundlichere<br />
E-Fahrzeuge auszutauschen.<br />
Ein solcher Wechsel bietet sich<br />
aber auch für staatliche Einrichtungen<br />
und Kommunen an. Eine Vorbildwirkung<br />
der öffentlichen Hand kann das <strong>Konjunkturpaket</strong><br />
auf diese Art nicht erreichen.<br />
Unternehmen mit kommunaler Beteiligung,<br />
Stiftungen und Körperschaften können<br />
jedoch einen Zuschuss für die Umrüstung<br />
auf E-Fahrzeuge erhalten.<br />
AUSGLEICH FÜR VERKEHRSUNTERNEHMEN<br />
Ein weiterer wesentlicher Baustein im<br />
Hinblick auf die Erreichung der Klimaziele<br />
ist der ÖPNV. Durch die verstärkte Nutzung<br />
öffentlicher Verkehrsmittel geht das<br />
Verkehrsaufkommen auf den Straßen zurück.Allerdings<br />
hat gerade der ÖPNV unter<br />
der Corona-Krise erheblich gelitten.<br />
Die über die Jahre kontinuierlich ansteigende<br />
Zahl der Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel<br />
ist in einem kaum vorstellbaren<br />
Maße eingebrochen. Damit verbunden<br />
ist auch eine massive Reduzierung der<br />
Fahrgeldeinnahmen.<br />
Doch die Förderung des ÖPNV stellt<br />
ein weiteres Kernstück der Klimaschutzmaßnahmen<br />
im Bereich des Verkehrs dar.<br />
Daher liegt ein Schwerpunkt des <strong>Konjunkturpaket</strong>s<br />
in dem Ausgleich der Corona-bedingten<br />
Verluste. Basierend auf politischen<br />
Beschlüssen von Bund und Ländern<br />
wurde ein Rettungsschirm zugunsten<br />
des ÖPNV aufgesetzt. Der Bund erhöht<br />
dazu die Regionalisierungsmittel für die<br />
Länder um 2,5 Milliarden Euro.<br />
Nach dem Rettungsschirm wird für<br />
nachgewiesene Verluste der Verkehrsunternehmen<br />
ein Ausgleich gewährt werden.<br />
Hierdurch werden den Verkehrsunternehmen<br />
Mittel zugewandt. Auf Bundesebene<br />
wurde dazu die Regelung zur vorübergehenden<br />
Gewährung von Beihilfen zum<br />
Ausgleich von Schäden im öffentlichen<br />
Personennahverkehr erlassen („Bundesrahmenregelung“),<br />
die zwischenzeitlich<br />
von der europäischen Kommission<br />
ONLINE<br />
Mehr zum Thema finden Sie<br />
auf www.treffpunkt-kommune.de ><br />
Themen > Umwelt & Verkehr<br />
34<br />
KONJUNKTURPAKET<br />
KONJUNKTURPAKET<br />
35
Spezial Mobilität & Infrastruktur Anzeige<br />
Advertorial<br />
DIE AUTOREN<br />
Dr. Gernot-Rüdiger Engel ist<br />
Rechtsanwalt und Partner bei der<br />
Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH;<br />
Ulf-Dieter Pape ist Rechtsanwalt,<br />
Fachanwalt für Vergaberecht und<br />
Partner bei der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft<br />
mbH<br />
Im Konjunkturprogramm enthalten: Die<br />
Förderung für E-Busse und ihre Ladeinfrastruktur<br />
wird aufgestockt.<br />
mit der Maßgabe genehmigt wurde, dass<br />
hiernach Schäden im Zeitraum vom<br />
1. März <strong>2020</strong> bis zum 31. August <strong>2020</strong> ausgeglichen<br />
werden können (sogenannte<br />
Phase 1).<br />
Auf Basis der Bundesrahmenregelung<br />
haben die Länder eine Muster-Richtlinie<br />
für den Coronaschadensausgleich erarbeitet,<br />
die sowohl obligatorische als auch<br />
fakultative Regelungen enthält und die die<br />
Länder in eigene Richtlinien umzusetzen<br />
haben. Diese länderspezifischen Richtlinien<br />
liegen teils bereits vor, teilweise befinden<br />
sie sich noch in der Abstimmung.<br />
UNTERSCHIEDLICHE LÄNDERREGELUNGEN<br />
Foto: Adobe Stock / THINK b<br />
Die einzelnen Bundesländer haben die Regionalisierungsmittel<br />
mit eigenen Mitteln<br />
aufgestockt, um die in ihrem Bereich tätigen<br />
ÖPNV-Unternehmen finanziell zu<br />
unterstützen. Die jeweiligen Länderregelungen<br />
weichen in Teilen voneinander ab.<br />
Während der Ausgleich der Differenz zwischen<br />
den auf das Jahr <strong>2020</strong> hochgerechneten<br />
tatsächlichen Fahrgeldeinnahmen<br />
der Monate März bis Dezember 2019 und<br />
den tatsächlichen Fahrgeldeinnahmen der<br />
jeweiligen Monate <strong>2020</strong> durchgehend vorgesehen<br />
ist, werden beispielsweise höhere<br />
Hygieneaufwendungen der Verkehrsunternehmen<br />
nicht in allen Ländern erstattet.<br />
Ebenso unterscheiden sich die einzelnen<br />
Regelungen in den Ländern im Hinblick<br />
auf die Art und Weise der Abwicklung<br />
der Ausgleichsleistungen.<br />
Von besonderer Bedeutung ist die Begründung<br />
der Beihilferechtskonformität in<br />
der sogenannten zweiten Phase. Die Kommission<br />
hat lediglich den Ausgleich von<br />
Schäden genehmigt, die vom 1. März <strong>2020</strong><br />
bis zum 31. August <strong>2020</strong> entstanden sind<br />
(§ 3 Abs. 2 Bundesrahmenregelung). Ausgleichsleistungen<br />
für die Zeit bis zum 31.<br />
Dezember <strong>2020</strong>, die nach der Musterrichtlinie<br />
der Länder grundsätzlich vorgesehen<br />
sind, können nicht auf Basis der von der<br />
EU genehmigten Bundesrahmenregelung<br />
gewährt werden. Vielmehr sind diese an<br />
den Vorgaben der VO 1370/2007 zu messen.<br />
Sofern Zahlungen nicht direkt auf Basis<br />
des Vertrages begründet werden, hat<br />
der Aufgabenträger zu prüfen und zu dokumentieren,<br />
was die Grundlage für den<br />
Ausgleich von Schäden im Zeitraum nach<br />
dem 31. August <strong>2020</strong> ist. Die Musterrichtlinie<br />
sieht hier verschiedene Anknüpfungspunkte<br />
wie zum Beispiel Notvergaben<br />
nach Art. 5 Abs. 5 VO 1370, Änderungen<br />
des öffentlichen Dienstleistungsauftrages,<br />
Anpassungen der Vergütung aus<br />
ergänzenden Vertragsauslegungen oder<br />
nach § 313 BGB vor. Wie immer im Beihilferecht<br />
gilt, dass dem Begünstigten<br />
keine Überkompensation gewährt werden<br />
darf. Die Aufgabenträger sind daher gut<br />
beraten, die Verkehrsunternehmen anzuhalten,<br />
ordnungsgemäße Angaben zu den<br />
eingetretenen Schäden zu machen und<br />
diese auch nachzuverfolgen.<br />
Vorsicht ist jedoch bei dem Zugriff auf<br />
verschiedene Rettungspakete geboten.<br />
Andere Beihilfen zur Kompensation Corona-bedingter<br />
Schäden werden auf die Beihilfen<br />
nach der Bundesrahmenregelung<br />
angerechnet.<br />
BUS- UND LKW-FLOTTEN MODERNISIEREN<br />
Schließlich ist auch noch ein „Busund<br />
LKW-Flotten-Modernisierungs-Programm“<br />
geplant. Das Konjunkturprogramm<br />
sieht vor, dass die Förderung für<br />
E-Busse und ihre Ladeinfrastruktur auf 1,2<br />
Milliarden Euro aufgestockt wird – befristet<br />
bis Ende 20<strong>21</strong>. Von dieser Förderung<br />
können neben privaten auch die kommunalen<br />
Betreiber profitieren.<br />
<br />
Dr. Gernot-Rüdiger Engel,<br />
Ulf-Dieter Pape<br />
Foto: twist mobility<br />
Mit E-Carsharing zu mehr Mobilität auf dem Land<br />
E-Autos und E-Roller einfach ausleihen – in vielen Großstädten ist das problemlos möglich.<br />
Anders hingegen sieht es im ländlichen Raum aus. Doch auch hier gibt es Bedarf an<br />
nachhaltigen Mobilitätslösungen. Ein junges Start-up aus Stuttgart möchte das jetzt ändern.<br />
twist Fahrzeuge am Standort in Ehingen an der Donau.<br />
Car-Sharing-Angebote sind ein wichtiger Bestandteil<br />
individueller Mobilitätslösungen. Das<br />
Problem: Sie sind fast ausschließlich im Einzugsgebiet<br />
größerer Städte zu finden. Wer nicht<br />
in Berlin, Stuttgart oder München, sondern im<br />
ländlichen Raum lebt, findet hier bislang kaum<br />
Angebote. Dabei ist gerade in ländlichen Regionen<br />
ein breites Mobilitätsangebot mit entscheidend<br />
für die Attraktivität einer Gemeinde und<br />
die Lebensqualität der Bürger*innen. Aus diesem<br />
Grund hat die EnBW Ende 2019 twist mobility<br />
gegründet. „Wir wollen die Mobilitätswende<br />
im ländlichen Raum voranbringen und<br />
haben unser Car-Sharing-Angebot daher komplett<br />
auf die Bedürfnisse kleiner und mittelgroßer<br />
Kommunen zugeschnitten“, sagt Martin Cremer,<br />
Co-Geschäftsführer von twist.<br />
Car-Sharing im Rundum-sorglos-Paket<br />
Herzstück des Rundum-sorglos-Angebots ist die<br />
Flotte an Elektrofahrzeugen. Kommunen können<br />
zwischen Elektroauto und -roller wählen: Zur<br />
Verfügung stehen derzeit für längere Fahrten<br />
oder Besorgungen der Renault Zoe mit einer<br />
Reichweite von 390 Kilometern sowie für kürzere<br />
Fahrten in Stadtnähe ein E-Vespa-Roller<br />
des schwedischen Herstellers Vässla mit einer<br />
Reichweite von rund 60 Kilometer. Das Flottenportfolio<br />
wird in den nächsten Wochen um weitere<br />
Fahrzeuge ergänzt.<br />
Das Car-Sharing von twist ist – anders als bei<br />
vielen etablierten Anbieter – stationsbasiert.<br />
Das bedeutet, die Fahrzeuge bleiben nicht am<br />
Zielort stehen, sondern müssen vom Nutzer wieder<br />
zur Heimatstation zurückgebracht werden.<br />
Ein Vorteil, denn so entfällt das Einsammeln<br />
und die Suche nach einem freien Parkplatz oder<br />
Ladepunkt. „Viele Kommunen haben bereits<br />
eine Ladeinfrastruktur, die wir nutzen können.<br />
Das hat den Vorteil, dass wir so in nur wenigen<br />
Wochen startklar sind“, sagt Cremer. Fehlt die<br />
Ladestation, ist das auch kein Problem. „Wir<br />
haben mit der EnBW einen erfahrenen Partner,<br />
der hier unterstützen kann.“<br />
Doppelnutzung bei voller Kostenkontrolle<br />
Die Fahrzeuge können minuten-, stunden- oder<br />
tageweise gebucht werden. Die Registrierung,<br />
Führerscheinvalidierung sowie der Bezahlvorgang<br />
erfolgen einfach über die kostenlose twist-<br />
Smartphone-App. Für das Laden unterwegs, ist<br />
jedes Elektroauto zudem mit einer EnBW mobility+<br />
Ladekarte ausgestattet. Damit erhalten<br />
Nutzer kostenlosen Zugang zu mehr als<br />
100.000 Ladepunkten in Deutschland, Österreich,<br />
Frankreich, Italien, der Niederlande und<br />
der Schweiz.<br />
Aber nicht nur Bürger*innen können die<br />
Fahrzeuge mieten, sondern auch die Gemeinde<br />
selbst kann sie nutzen, zum Beispiel für Dienstfahrten.<br />
„Ein Elektroauto ist damit Car-Sharing-Angebot<br />
und Dienstfahrzeug für Mitarbeiter<br />
der Gemeinde zugleich. Diese Doppelnutzung<br />
ist für kleine Gemeinden äußerst attraktiv.“<br />
Für die Bereitstellung, Inbetriebnahme, Wartung,<br />
Reinigung und Reparatur der Fahrzeuge<br />
berechnet twist der Kommune lediglich einen<br />
monatlichen Fixbetrag bei gleichzeitiger Beteiligung<br />
an den Mieterlösen. „Damit haben unsere<br />
Kunden einen hohen Grad an Planungssicherheit“,<br />
so Martin Cremer.<br />
E-Autos werden gut angenommen und genutzt<br />
Dass das Konzept von twist für Gemeinde und<br />
Bürger*innen aufgeht, zeigt Ehingen. Seit gut<br />
drei Monaten sind die beiden Renault Zoe in<br />
der Stadt südwestlich von Ulm im Einsatz. „Die<br />
Auslastung liegt im zweistelligen Prozentbereich.<br />
75 Prozent der aktiven Nutzer sind mehr als einmal<br />
gefahren – das ist ein sehr guter Wert“, erklärt<br />
Samuel Rumpf, Co-Geschäftsführer von<br />
twist. Mit einer durchschnittlichen Fahrstrecke<br />
von 33 Kilometern werde der typische Radius<br />
für Einkäufe, Erledigungen oder Hol- und Bringfahrten<br />
abgedeckt. „Fahrzeug-Sharing hat damit<br />
auch abseits der Metropolen das Potenzial, eine<br />
Alternative zum eigenen Auto zu sein“, so<br />
Rumpf.<br />
twist mobility<br />
Zettachring 10A<br />
70567 Stuttgart<br />
Tel. 030/86 329 044<br />
kontakt@twist-mobility.de<br />
www.twist-mobility.de<br />
36 KONJUNKTURPAKET
Spezial<br />
Mobilität & Infrastruktur<br />
INVESTITIONEN WEITER NÖTIG<br />
Eine der wichtigsten Säulen der Mobilitätswende in Deutschland ist der Ausbau<br />
der Ladeinfrastruktur, denn E-Autos werden nur genutzt, wenn man sich der<br />
Stromversorgung sicher sein kann. Experte Markus Rützel beantwortet im<br />
Interview, wie es um den Ausbau von kommunalen Ladesäulen steht.<br />
Ladesäulen in Städten und Gemeinden sollten gut sichtbar und einfach zugänglich bereitstehen,<br />
denn es sind hauptsächlich Externe und Besucher, die sie nutzen.<br />
Foto: Ladeverbund+<br />
Sind die Anreize des <strong>Konjunkturpaket</strong>s in<br />
Ihren Augen groß genug, um die Ladeinfrastruktur<br />
in Deutschland flächendeckend<br />
auszubauen und die E-Mobilität jetzt mit<br />
Schwung voranzubringen?<br />
Markus Rützel: Die neuen Anreize in Form<br />
der Verdopplung des staatlichen Anteils<br />
der Kaufprämie für Elektrofahrzeuge zeigen<br />
ihre Wirksamkeit. Die Zulassungen<br />
von Neuwagen, die mit Diesel oder Benzin<br />
betrieben werden, gingen um circa 20 Prozent<br />
zurück. Batteriebetriebene Fahrzeuge<br />
hingegen wurden so viele wie nie zuvor<br />
verkauft und verzeichnen gegen dem allgemeinen<br />
Trend Zuwachszahlen von über<br />
100 Prozent. Die Anträge für die Kaufprämie<br />
überstiegen bereits die Viertelmillionen-Marke.<br />
Die Zahlen belegen, dass sowohl<br />
das Interesse an den Fahrzeugen<br />
vorhanden ist, als auch dass die Förderanreize<br />
wirksam sind.<br />
Bei der Förderung für Ladeinfrastruktur<br />
sieht die Situation leider anders aus.<br />
Die Anreize sind nicht ausreichend hoch,<br />
um jeden Standort mit einer schwarzen<br />
Null betreiben zu können. Die Wirtschaftlichkeit<br />
einer öffentlichen Ladesäule bleibt<br />
die Ausnahme.<br />
Gerade im Osten des Landes ist die Ladesäulendichte<br />
eher gering. Wie kann dieser<br />
Zustand behoben werden?<br />
Rützel: Die Investition in öffentliche Ladeinfrastruktur,<br />
die den Fahrern Sicherheit<br />
gibt, ist immer noch notwendig. Nur wenn<br />
der E-Autofahrer das Gefühl hat, dass er<br />
eine Ladestation erreicht, wenn er eine benötigt,<br />
wird sich die Elektromobilität<br />
durchsetzen. In den allermeisten Fällen ist<br />
diese „Notfall-Ladesäule“ jedoch gar nicht<br />
nötig und die Fahrer kommen sicher an ihr<br />
Ziel. Dies bedeutet aber im Umkehrschluss<br />
für die Ladestation, dass kaum Umsätze<br />
generiert werden und die Ladesäule höchst<br />
defizitär ist. Daher sollte diese Grundversorgung<br />
der Fläche zusätzlich gefördert<br />
werden. Die nächsten Ladestationen sind<br />
dann zunehmend Selbstläufer.<br />
Durch den Anstieg der Elektrofahrzeuge<br />
wird auch der Aufbau gewerblicher<br />
Ladepunkte bei Einzelhandel, Hotellerie<br />
und Gastronomie interessant und<br />
Den Verkehr in der Stadt<br />
nachhaltig optimieren<br />
Mehr Pendlerverkehr, wenig ÖPNV-Nutzung, zu viele Parkplatzsuchende - die Mobilität verändert<br />
sich und damit auch der Verkehr in Ihrer Stadt. Wir unterstützen Sie bei der Bewältigung dieser<br />
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38 KONJUNKTURPAKET<br />
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Eine Innovation der
Spezial<br />
Mobilität & Infrastruktur<br />
Spezial<br />
„Der Zugang zu Ladesäulen<br />
sollte idealerweise für eine<br />
Region einheitlich sein.“<br />
Markus Rützel, Koordinator des<br />
Ladeverbund+<br />
Foto: Ladeverbund+<br />
diese ergänzen so die öffentlich installierten<br />
Ladesäulen.<br />
In Summe ist im zweiten Schritt auf<br />
einen bedarfsgerechten Ausbau von Ladeinfrastruktur<br />
zu achten. Hier wird ein Verhältnis<br />
von etwa einem öffentlichen Ladepunkt<br />
pro 15 Elektrofahrzeugen als Richtwert<br />
empfohlen. Die Analyse der Auslastung<br />
der bestehenden Ladestationen, der<br />
vorliegenden Verkehrsströme und des<br />
Nutzerverhaltens liefert dann pro Standort<br />
die richtige Investitionsentscheidung.<br />
Wie sollten Kommunen vorgehen, die bislang<br />
noch unterversorgt sind?<br />
Rützel: Für den Ausbau von Ladeinfrastruktur<br />
ist das Zusammenspiel unterschiedlicher<br />
Akteure ein wichtiger Faktor. Neben<br />
der Kommune, die in den meisten Fällen<br />
die Fläche zur Verfügung stellt, muss zum<br />
Beispiel auch der Netzbetreiber involviert<br />
werden. Die örtlichen Stadtwerke bilden<br />
als regionale Unternehmen eine ideale<br />
Schnittstelle zwischen technischem Knowhow,<br />
Politik und Nutzern.<br />
Die Möglichkeiten der Kooperation<br />
können sehr unterschiedlich ausgestaltet<br />
werden, um für alle Beteiligten eine passende<br />
Konstellation darzustellen und einen<br />
sicheren Betrieb der Ladestation für<br />
den Elektrofahrer zu gewährleisten. Diese<br />
können von einfachen Finanzierungszuschüssen<br />
über Pacht- und Wartungsverträge<br />
bis hin zum gemeinschaftlichen Betrieb<br />
reichen.<br />
Sollten sich Kommunen zu Netzwerken zusammenschließen,<br />
um die Ladeinfrastruktur<br />
zu verbessern?<br />
Rützel: Aus eigener Erfahrung im „Ladeverbund+“<br />
können wir sagen, dass Netzwerke<br />
viele Vorteile bieten. Einzellösungen<br />
sind unpraktikabel und nicht kundenfreundlich.<br />
Eher selten nutzen Elektrofahrer<br />
die öffentliche Ladestation in ihrem<br />
Heimatort, weil sie entweder zu Hause<br />
oder beim Arbeitgeber laden können. Die<br />
öffentliche Ladestation wird meist von<br />
Auswärtigen genutzt.<br />
Der Zugang sollte möglichst einfach<br />
und idealerweise für eine Region einheitlich<br />
sein. Daher ist auch hier wichtig, dass<br />
sich nicht nur die Kommunen austauschen,<br />
sondern vor allem die ausführenden<br />
Stellen, beispielsweise die Stadtwerke.<br />
Aus diesem Gedanken heraus, mit dem<br />
Ziel des Ausbaus einer einheitlichen, barrierefreien<br />
und kundenfreundlichen Ladeinfrastruktur,<br />
ist 2012 der „Ladeverbund+“<br />
als Kooperation aus mittlerweile<br />
über 60 kommunal geprägten Stadt- und<br />
Gemeindewerken hervorgegangen.<br />
Viel wichtiger als monetäre Anreize ist<br />
in meinen Augen eine deutliche Verbesserung<br />
der rechtlichen Rahmenbedingungen,<br />
wie beispielsweise bei Mietern und<br />
Eigentümergemeinschaften. Hier lagen in<br />
der Vergangenheit die meisten Hindernisgründe.<br />
Wo besteht Ihrer Ansicht nach noch Handlungsbedarf?<br />
Rützel: Wir im Ladeverbund+ sehen besonderen<br />
Handlungsbedarf in folgenden<br />
drei Punkten:<br />
• Im internationalen Vergleich ist der Aufbau<br />
von Ladeinfrastruktur in Deutschland<br />
aufgrund des regulatorischen Rahmens<br />
vergleichsweise komplex. Hier<br />
greifen viele verschiedene Gesetze und<br />
Verordnungen, die teilweise sogar im<br />
Widerspruch zueinander stehen. Hier<br />
sollte von der Sache her gedacht und<br />
gehandelt werden und dementsprechend<br />
sollten die Rahmenbedingungen<br />
richtig angepasst werden.<br />
• Die Förderprogramme für Ladeinfrastruktur<br />
sind sehr komplex gestaltet und<br />
erfordern sowohl bei der Antragstellung<br />
als auch bei der Nachweispflicht einen<br />
hohen bürokratischen Aufwand. Gerade<br />
bei kleinen Stadtwerken, Kommunen<br />
und Unternehmen hat sogar in einigen<br />
Fällen der Personalaufwand die Förderhöhe<br />
überstiegen, wodurch bedauerlicherweise<br />
die Förderung quasi nichtig<br />
wurde. Hier ist definitiv die Politik gefordert,<br />
diese Hürden schnellstmöglich<br />
abzubauen, um die Förderung attraktiver<br />
zu gestalten.<br />
• Des Weiteren wird durch die geforderten<br />
Umrüstungen der Eichbehörden der<br />
Austausch korrekt funktionierender Ladestationen<br />
notwendig, die zum Teil<br />
auch gefördert wurden. So müssen die<br />
Betreiber nun mit großer Sicherheit voll<br />
funktionsfähige Stationen abbauen und<br />
ohne Förderung neue eichrechtskonforme<br />
Ladestationen beschaffen. Dieses<br />
Vorgehen ist in unseren Augen weder<br />
nachhaltig noch der Elektromobilität<br />
dienlich. Interview: Denise Fiedler<br />
DER LADEVERBUND+<br />
2012 wurde der Verbund von vier<br />
Energieversorgern aus der<br />
Metropolregion Nürnberg gegründet.<br />
Aktuell sind 63 Stadt-und<br />
Gemeindewerke angeschlossen.<br />
Erklärtes Ziel ist es, die Elektromobilität<br />
durch den gemeinsamen Ausbau einer<br />
flächendeckenden und kundenfreundlichen<br />
Ladeinfrastruktur für<br />
Elektrofahrzeuge voranzubringen.<br />
Ladesäulen vor Rathaus, Schule und Co. lassen sich auch für die kommunale Elektroauto-Flotte<br />
nutzen.<br />
Foto: Adobe Stock/Malte Reiter<br />
Macht es Sinn, den Bürgern oder lokalen<br />
Unternehmen Anreize zu bieten, damit<br />
diese sich selbst versorgen?<br />
Rützel: Die öffentliche Ladeinfrastruktur<br />
bildet nur einen kleinen Teil der Ladungen<br />
ab, die vorgenommen werden, typischerweise<br />
etwa 15 bis 20 Prozent. Die restlichen<br />
80 bis 85 Prozent der Ladungen finden<br />
im privaten Raum statt, sprich zu<br />
Hause oder beim Arbeitgeber. Der Ausbau<br />
dieser Infrastruktur ist daher wichtig für<br />
die Elektromobilität.<br />
Die Technik und Installation ist jedoch<br />
deutlich einfacher und kostengünstiger als<br />
im öffentlichen Raum. Meist kann eine<br />
einfache Wandladestation in der Garage<br />
installiert werden. Finanzielle Anreize<br />
sollten daher nicht pauschal, sondern nur<br />
in Härtefällen bereitgestellt werden, zum<br />
Beispiel wenn die Anschlusskosten sehr<br />
teuer werden, weil ein eigener Netzanschluss<br />
notwendig ist.<br />
ZUKUNFT IST BEI<br />
UNS PROGRAMM.<br />
Wir denken Mobilität innovativ – auf Schienen, Straßen, auf dem<br />
Wasser und in der Luft. Dabei gestalten wir internationale Kooperationen<br />
und fördern auf lokaler Ebene: Regionen, die nachhaltig<br />
auf alternative Kraftstoffe setzen, unterstützen wir konzeptionell<br />
und mit finanziellen Mitteln, wenn es konkret wird.<br />
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40 KONJUNKTURPAKET
Sensorik gepaart mit IoT (Internet of Things)-Technik unterstützt bei der Integration des Radverkehrs<br />
in städtische Infrastruktur.<br />
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DENKEN<br />
Zu wenig Platz, zu viele Staus, Lärm und Luftverschmutzung: Kommunen sind<br />
zunehmendem Druck ausgesetzt, Verkehr neu zu denken. Die COVID-19-<br />
Pandemie verschärft zudem die vorhandenen Probleme der Verkehrssysteme<br />
mit ihrem Fokus auf den motorisierten Individualverkehr. Mehr Transparenz und<br />
intelligente Datennutzung schaffen Möglichkeiten umzudenken.<br />
Während des Lockdowns entpuppte<br />
sich das Fahrrad als exzellentes<br />
Mittel gegen Bewegungsmangel,<br />
optimal für Besorgungen in der Nähe.<br />
Viele Städte werden deshalb aktiv und testen<br />
neue Ansätze zum Beispiel mit der<br />
Berücksichtigung von Radfahrern bei Ampelschaltungen<br />
oder temporärer Infrastruktur<br />
wie sogenannten Pop-up-Bike-<br />
Lanes oder Pop-up-Gehwegen. Menschen,<br />
die zu Fuß gehen oder Rad fahren, bekommen<br />
plötzlich mehr Platz.<br />
In Deutschland entstehen bereits kommunale<br />
wie politische Initiativen, um das<br />
Angebot für den Radverkehr nachhaltig zu<br />
verbessern. Durchgängige Strecken und<br />
sichere Abstellmöglichkeiten, gepaart mit<br />
guter Anbindung an den Nahverkehr können<br />
Bürger motivieren, dauerhaft aufs Rad<br />
beziehungsweise auf die Kombination<br />
„Bike & Ride“ umzusteigen.<br />
Die Schaffung von zusätzlichem Raum<br />
für klimafreundliche Mobilität erfordert<br />
Kompromisse. Denn mehr Platz für Fahrradfahrer<br />
auf den Straßen bedeutet gleichzeitig<br />
weniger Platz für andere Verkehrsteilnehmer.<br />
Um fundierte, objektive Aussagen<br />
über die Verkehrssituation treffen zu<br />
können, fehlt oft eine geeignete Datengrundlage.<br />
Moderne IoT-Anwendungen<br />
liefern für die Analyse des Verkehrs vollautomatisierte<br />
Lösungen. Intelligente Sensorik<br />
zählt datenschutzkonform den Verkehr<br />
auf Straßen und Radwegen und ermöglicht<br />
eine trennscharfe Auswertung<br />
der verschiedenen Verkehrsmittel (Fahrräder,<br />
PKW, LKW etc.). Durch die Anbindung<br />
an eine Online-Plattform werden die<br />
Foto: ARochau/Adobe Stock; SMIGHT<br />
Verkehrsdaten in Echtzeit aufbereitet und<br />
dem Anwender in Form aussagekräftiger<br />
Analysen zur Verfügung gestellt. Im Gegensatz<br />
zur klassischen, temporären Verkehrszählung<br />
mit Strichliste werden mit<br />
dieser Technologie sämtliche Einflüsse wie<br />
Wetter, Tageszeit, Veranstaltungen und<br />
Baustellen berücksichtigt.<br />
IOT FÜR KOMMUNEN<br />
Aufgrund der immer weiter sinkenden<br />
Kosten für Hardware und IoT-Technologien<br />
sind solche Lösungen mittlerweile<br />
auch für Klein- und Mittelstädte erschwinglich.<br />
Einsteigerpakete mit ein<br />
oder zwei Sensoren an wichtigen Verkehrsachsen<br />
oder Radwegen sind für wenige<br />
Tausend Euro zu erhalten. Auch Mietund<br />
Leasingmodelle werden im Markt<br />
angeboten. Zudem können Förderungen<br />
auf Bundes- und Länderebene beispielsweise<br />
mit Fokus auf den Radverkehr genutzt<br />
werden.<br />
Die Installation von Sensorik kann kurzfristig<br />
erfolgen und erfordert keine Erdarbeiten,<br />
so dass die benötigten Daten<br />
schnell verfügbar sind. Ein Aspekt, der mit<br />
Blick auf die andauernden Auswirkungen<br />
der Pandemie von großem Vorteil ist: Viele<br />
Tourismusziele im Land müssen den Spagat<br />
zwischen hohem Gästeaufkommen<br />
sowie der Einhaltung von Mengenbegrenzungen<br />
und Abstandsregeln bewältigen.<br />
Datengetriebene Analysen des Verkehrs in<br />
und um die Gemeinden ermöglichen Aussagen<br />
über den Zustrom der Gäste. Auch<br />
hier liefert IoT-Technik Lösungen, die über<br />
die reine Fahrzeugzählung hinausgehen.<br />
Beispielsweise können beim Erreichen definierter<br />
Schwellwerte elektronische Leitschilder<br />
aktiviert werden, die die Verkehrsteilnehmer<br />
intelligent lenken oder allgemeine<br />
Hinweise zur Verkehrssituation<br />
geben. Maßnahmen dieser Art vermeiden<br />
überfüllte Straßen und lange Parkplatzsuchen<br />
und sorgen für mehr Entspannung<br />
bei Bürgern und Gästen. Anja Martin<br />
DIE AUTORIN<br />
MOBILITÄT & INFRASTRUKTUR<br />
Dr. Anja Martin ist verantwortlich für Marketing<br />
& Kommunikation bei SMIGHT – Eine<br />
Innovation der EnBW (a.martin@enbw.com)<br />
42 KONJUNKTURPAKET<br />
Foto: Adobe Stock / Kara<br />
Mehr Verkehr: In der Corona-Krise sind viele Menschen wieder auf das Auto umgestiegen.<br />
Mobilitätswende<br />
Zukunft der Städte<br />
Welche Prioritäten ergeben sich künftig für die Stadtentwicklung?<br />
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) hat eine Standortbestimmung<br />
vorgenommen und auch den Bereich Mobilität untersucht.<br />
Das Deutsche Institut für Urbanistik<br />
(Difu) warnt davor, die Herausforderungen<br />
aus der Vor-Coronazeit<br />
aus dem Blick zu verlieren. Die<br />
bereits eingeläutete Mobilitätswende<br />
gehöre in diesen Kontext.<br />
Schon seit längerem führe die Abwanderung<br />
ins Umland der Kernstädte zu<br />
einer Zunahme der Berufspendler. „Die<br />
Verflechtungen zwischen Kernstädten<br />
und Umland gewinnen kontinuierlich an<br />
Intensität“, erklären die Difu-Forscher.<br />
Die Folgen sind bekannt: Die Verkehrsinfrastrukturen<br />
stoßen an ihre Grenzen,<br />
die mobilitätsbedingten Umweltbelastungen<br />
nehmen weiter zu.<br />
In der Corona-Krise ist der Mobilitätsaufwand<br />
bei den Bürgern durch die Umstellung<br />
auf Homeoffice zwar gesunken.<br />
Das Difu geht jedoch davon aus, dass der<br />
Anteil an Homeoffice nach der Krise wieder<br />
abnehmen wird und somit der Mobilitätsauswand<br />
wieder steigt, wenngleich<br />
auf niedrigerem Niveau. Das Difu<br />
weist auch auf die stark gesunkenen<br />
Nutzerzahlen im ÖPNV hin: „Die Defizite<br />
des ÖPNV, die in der Regel vom städtischen<br />
Haushalt zu tragen sind, steigen<br />
an und belasten die kommunalen Haushalte.“<br />
Die Kompensation der zurückgegangenen<br />
Fahrgasteinnahmen in Höhe<br />
von einmalig 2,5 Milliarden Euro − als<br />
Maßnahme zur Verbesserung der Finanzausstattung<br />
− sei daher dringend<br />
nötig. Zusammenfassend nennt das Difu<br />
drei Kriterien, an denen sich das Konjunkturprogramm<br />
messen lassen muss:<br />
Timely, targeted, temporary. Beim ÖPNV<br />
sorge die befristete (temporary) Kompensation<br />
der Mindereinnahmen dafür,<br />
dass Kommunen ihre Investitionen trotz<br />
hoher Steuerausfälle umsetzen könne.<br />
Nicht belegbar sei im Übrigen die<br />
These, dass sich die Wohnstandortpräferenzen<br />
zugunsten ländlicher Gemeinden<br />
im Umland verschieben könnten. Auch<br />
wenn Abstand dort einfacher ist − die<br />
Difu-Forscher gehen davon aus, dass die<br />
Sehnsucht nach den Vorteilen von Ballungsräumen<br />
bei vielen Menschen durch<br />
die Erfahrung des Verzichts eher größer<br />
geworden sein dürfte. <br />
Red.<br />
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In einer Sonderveröffentlichung untersuchen<br />
die Difu-Direktoren Prof. Dr. Carsten Kühl und<br />
Prof. Dr. Arno Bunzel die Rolle der Städte im<br />
Kontext der Pandemie und welche<br />
Auswirkungen das Konjunkturprogramm hat.<br />
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Bereiche im Konjunkturprogramm betreffen<br />
Städte und Gemeinden ganz unmittelbar.<br />
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KONJUNKTURPAKET<br />
45
Spezial<br />
NEUES AUS DEUTSCHLAND<br />
„Corona-Hilfen sind ein Meilenstein“<br />
Bis Juli 20<strong>21</strong> entstehen 400 zusätzliche<br />
Ladepunkte im öffentlichen Straßenraum.<br />
400 Ladesäulen<br />
Köln baut die Ladeinfrastruktur im öffentlichen<br />
Straßenraum (LIS) aus. Vor kurzem<br />
wurden die ersten beiden von 400 geplanten<br />
öffentlich zugänglichen Ladepunkten<br />
in Betrieb genommen. Die letzten LIS-Ladesäulen<br />
aus diesem Projekt sollen Mitte<br />
20<strong>21</strong> ans Netz gehen. Das Bundesministerium<br />
für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />
fördert das Projekt.<br />
Die 400 Kölner Ladepunkte werden Teil<br />
des deutschlandweit zurzeit rund 1000 Ladepunkte<br />
umfassenden TankE-Netzwerks.<br />
Foto: RheinEnergie<br />
Der Deutsche Landkreistag lobt die Unterstützungsleistungen<br />
des Bundes. Präsident<br />
Landrat Reinhard Sager sagte bei einer<br />
Sitzung des Präsidiums: „Die erhöhte Beteiligung<br />
des Bundes an den kommunalen<br />
SGB II-Wohnkosten (KdU) wird Landkreise<br />
und kreisfreie Städte strukturell und<br />
dauerhaft jährlich in Höhe von 3 bis 4<br />
Milliarden Euro stärken. Das ist für die<br />
Kommunen ein Meilenstein, wofür wir<br />
dem Bund dankbar sind.“<br />
Der einmalige Ausgleich der Gewerbesteuerausfälle<br />
durch Bund und Länder von<br />
rund 12 Milliarden Euro sei eine wichtige<br />
Maßnahme im laufenden Jahr. „Das wird<br />
einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung<br />
der kommunalen Investitionsfähigkeit<br />
leisten.“ Die Entlastung bei den KdU<br />
gehe damit weit über den Altschulden-Vorschlag<br />
des Bundesfinanzministers hinaus<br />
und helfe den Kommunen in ganz<br />
Deutschland. „Vorstößen aus einzelnen<br />
Bundesländern treten wir deshalb entgegen,<br />
die eine erneute Debatte um die Übernahme<br />
kommunaler Kassenkredite durch<br />
den Bund beginnen wollen.“ Es sei vielmehr<br />
an den Ländern, endlich ihrer eigenen<br />
Verantwortung gerecht zu werden und<br />
den Abbau kommunaler Kassenkredite<br />
anzugehen. Die Verantwortung der Länder<br />
für die Finanzierung der Aufgabenerfüllung<br />
der Kommunen habe auch das Bundesverfassungsgericht<br />
unlängst in anderem<br />
Zusammenhang bekräftigt. Dieses<br />
sogenannte Durchgriffsverbot im Grundgesetz<br />
bezwecke vor allem, dass den Kommunen<br />
Aufgaben nicht übertragen werden<br />
dürften, wenn damit mehr als unerhebliche<br />
Auswirkungen auf ihre Organisations-,<br />
Personal- und Finanzhoheit verbunden<br />
seien.<br />
Lob für den Bund: Der Deutsche Landkreistag<br />
hält die Maßnahmen für gelungen.<br />
Foto: Adobe Stock/jaz<br />
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Redaktion Jörg Benzing, Denise Fiedler<br />
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Vertrieb Natalie Toth (natalie.toth@pro-vs.de)<br />
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