MOPO Extra - FC St. Pauli 2020/21
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Foto: Witters
Extra
Extra
Eigengewächs:
Derneue Trainer
Timo Schultz
(43) ist seit 15
Jahren beim FC
St.Pauli.
FC St.Pauli
Neue Saison, neuer Trainer,
neuformierte Mannschaftund
ein neuer Kurs:Mit Freude am
Fußball und reichlich Poweraus
deneigenen Reihen will der FC
St.Pauli nach enttäuschenden
Zweitliga-Spielzeiten endlich
wieder sportlich überzeugen. Es
weht ein frischer Wind beim
Kiezklub –auf dem Rasen darf
es gerne stürmisch werden.
Alles Wissenswertevor dem
Start derSaison lesen Sie in
diesem zwölfseitigen
St.Pauli-Spezial.
Kurswechsel
Freitag, 18. September 2020
ST.PAULI-SPEZIAL III
Foto:Witters
Daserste Heimspiel der Saison
bestreitet der FC St.Pauli am
27.September gegen
Heidenheim.
Liebe Leser*innen der MOPO,
es geht wieder los und wir sind verdammt
froh, dass gespielt werden kann. Nein, es ist
nicht der Fußball, den wir wollen und den wir
lieben. Doch es ist das, was inder derzeitigen
Lage im Rahmen unserer Möglichkeiten liegt.
Wir befinden uns in einer pandemischen
Krisensituation und müssen, auf verschiedenen
Ebenen lernen damit umzugehen. Nicht
nur der Fußball braucht Lösungen. Auch die
Kulturszene, die Gastronomie und viele
weitere Branchen benötigen in diesen Monaten
einen langen Atem, Kreativität und klare
Gedanken.
Der Fußball hat auch aufgrund seiner
Strukturen, seiner Mittel und seines Knowhows
eine Vorreiterrolle einnehmen können.
Ich hoffe, dass andere Bereiche von diesen
Ideen und Modellen lernen und sie für sich
nutzen können. Hier denke ich vor allem an
die Sportarten, die noch mehr auf Einnahmen
durch Zuschauer*innen angewiesen sind als
der Fußball.
Es geht aktuell vor allem darum, so viele
Bereiche des gesellschaftlichen Miteinanders
zum Laufen zu bekommen, wie es die Pandemie
zulässt. Auch wir beim FC St. Pauli
arbeiten mit Hochdruck an Lösungen, um den
Menschen, wenn auch eingeschränkt, Fußball
am Millerntor ermöglich zu können. Das
haben sie sich nicht erst durch ihre großartige
Unterstützung in der Corona-Krise verdient.
Genau wie alle anderen Fans und aber auch
alle anderen Menschen, die kulturelle Events
oder Veranstaltungen besuchen möchten.
Denn auf der einen Seite stehen die wirtschaftlichen
Zwänge, aber auf der anderen
Seite sind es die gesellschaftlichen und
sozialen Nöte, die unser Handeln bestimmen
sollten. Dies in Einklang mit der pandemischen
Lage zu bekommen, ist unsere Aufgabe.
Mit genau soviel Energie, wie wir die
Aufgaben der Pandemie annehmen, wollen wir
auch mit dem FC St. Pauli in die neue Spielzeit
gehen. Das hat in der 1. Pokalrunde gar nicht
funktioniert, doch den Ausgang einer Saison
des FC St. Pauli konnte man noch nie anhand
der 1. Pokalrunde vorhersagen. Wir hoffen,
dass dieses Spiel in der Retrospektive als eine
Warnung zur rechten Zeit gesehen werden
wird.
Mit Timo Schultz
und seinen jungen
Trainerkollegen gehen wir einen mutigen,
aber richtigen Weg. Unser Trainerteam soll
mit einer klaren Idee, Offenheit und Innovation
unsere Mannschaft entwickeln und nach
vorne bringen. Genauso wie es Timo Schultz
bereits in den Jugend-Teams unseres NLZ
getan hat. Seine Entwicklung steht exemplarisch
für unsere Philosophie der Durchlässigkeit.
Ob als Trainer, Spieler, Athletik-Trainer
oder Videoanalyst. Beim FC St. Pauli steht die
Weiterentwicklung im Vordergrund und wird
von unserer sportlichen Leitung gefördert und
gefordert. Diesen Wegwerden wir weiter
fortführen, weil wir davon überzeugt sind.
Mit Blick auf die kommende Spielzeit ist uns
allen klar, dass es nicht unser Ziel sein kann,
wieder bis zum letzten Spieltag gegen den
Abstieg zu spielen. Wir haben Vertrauen in
unsere sportliche Ausrichtung, die
Andreas Bornemann gemeinsam mit
Timo Schultz vertritt. Ich wün-
Schulle und
sche Andreas,
seinem
gesamten Trainerteam
viel Erfolg bei dieser
Herausforderung und Euch,
liebe St. Paulianer*innen,
eine Saison, in der das
Lächeln überwiegt.
Bleibt gesund und seid
solidarisch!
Euer Oke Göttlich
Präsident des
FC St. Pauli
IV ST.PAULI-SPEZIAL Freitag, 18. September 2020
VonNILS WEBER
Er ist die wichtigste, spannendste
und auch mutigste
Neuverpflichtung des Sommers
beim FC St. Pauli.
Timo Schultz, derneue Trainer
der Kiezkicker.Ein alter
Bekannter für den Neuanfang.
Einer aus den eigenen
Reihen, der anders als sein
Vorgänger genau weiß, wie
der Kiezklub tickt. Der den
Fußball liebt, St. Pauli lebt
und sich beweisen will in
der neuen Rolle –seiner bedeutendsten
in 15 braun-weißen
Jahren.
Der
Alte
Neue
TRAINER Timo Schultz: ein Mann mit
St.Pauli-Vergangenheit für die Zukunft
Kann Schultz Chef? Das ist
die Frage aller Fragen vor
der Zweitligasaison
2020/21, und sie wird
den FC St. Pauli und
auch den 43-Jährigen
in den nächsten Wochen
und Monaten begleiten,
bevor eine seriöse
Antwort möglich ist.
Für „Schulle“ kein Problem.
An nichts anderem als
seinertäglichenArbeit,dem
Spiel seiner Mannschaft, ihrer
Weiterentwicklung und
den Ergebnissenmöchte der
zum Coach der Zweitliga-
Profis beförderte U19-Trainer
gemessen werden.
Die verbalen Vorschusslorbeeren
bei seiner Verpflichtung,
die lobenden
Worte aus der Chefetage
und den Reihen der Mannschaft
während der Vorbereitung
dürften ihn gefreut
haben, mehr aber auch nicht.
Schultz ist Realist und bei
aller
Begeiste-
rung fürseinen Jobund dem
Spaß, den er bei seiner Arbeit
hat und seinen Spielern
zu vermitteln versucht,auch
ein nüchternerPragmatiker.
Als solcher weiß derneue
starke Mann an der Seitenlinie,
was die Stunde geschlagen
hat. Das 2:4-Desaster
im DFB-Pokal bei Viertligist
Elversberg imersten
Pflichtspiel unterseiner Regie
war ein kapitaler Fehlstart.
Nicht nur die Mannschaft
muss zum Saisonauftakt
am Montag beim VfL
Bochum eine Reaktion zeigen
–auch Schultz selbst ist
in einer schwierigen Situation
voll gefordert. Bochum
wird nicht nur sportlich zu
einer wichtigen Prüfung.
Eine doppelte
Herausforderung, gleich
zum Start.
Foto: Imago
Auf die Gelegenheit, Cheftrainer
im Profifußball zu
werden, hat er lange gewartet
und beharrlich darauf
hingearbeitet. „Für mich ist
das eine große Chance hier
–bei meinem Verein den
nächsten Schritt im Profifußball
zu gehen“, hatte der
Familienvater bei seiner offiziellen
Vorstellung betont
und sich dankbar für das
Vertrauen gezeigt. Er will
diese Chance nutzen, unbedingt.
Schultz tritt ein
schwieriges Erbe an.
Nicht etwa weil
sein Vorgänger
Jos Luhukay
große Fußstapfen
hinterlassen
hat, sondern
einen
Scherbenhaufen.
Andererseits
bietet es dem Nachfolger
die Chance auf einen
echtenNeuanfang, sportlich
und auch im Umgang miteinander.
Aufbauarbeit.
Seinen Führungsstil bezeichnet
der gebürtige Ostfriese
als „offen und transparent“.
Im Handeln will
Schultz konsequent und
glaubwürdig agieren,anders
als Luhukay neben der nötigen
Härte auch ein Herz für
die Spieler und auch Mitarbeiter
zeigen. Der Fußball,
der ihm vorschwebt, soll
möglichst „offensiv und attraktiv“
sein, stets kämpferisch
und leidenschaftlich.
Das klingt gut, letztlich muss
der Spielstil aber vor allem
eines sein: erfolgreich.
Die Verpflichtung von
Schultz (Vertrag bis 2022)ist
auch ein Kurswechsel des
Vereins. Erstmals seit Thomas
Meggle 2014 setzt St.
Pauli nicht nur wieder auf
Foto: Witters
ein Trainer-Eigengewächs
ohne Erfahrung als Chefcoach
im Profibereich, sondern
auch auf einen Übungsleiter,der
deutlich jüngerals
50 Jahre alt ist. Diese Verjüngungskur
auf der Bank
fällt durch die neuen Co-
Trainer Loïc Favé und Fabian
Hürzeler (beide 27) geradezu
radikal aus. Auch das
ist mutig. Laut Schultz zählte
beidiesen Personalien allein
die Kompetenz.
15 Jahre ist „Schulle“ beim
FC St. Pauli nun schon tätig,
die letzten acht Jahre als
Coach. Er war Co-Trainer
unter Michael Frontzeck,
Roland Vrabec, Meggle und
André Schubert und zuletzt
Chefcoach der U19 und der
U17, kennt viele der Jung-
Profis im Zweitligakader
noch aus dem Nachwuchs.
Als Spieler erlebte „Schulle“
den Aufstieg in die Zweite
Liga 2007 und den Erstliga-Aufstieg2010mit.
Fürihn
sind das Erfolge, schöne Erinnerungen,
unvergessliche
Momente, fürdie er sich –so
formuliert er es –jetzt nichts
kaufen kann. Der einstige
Mittelfeldspieler ist kein
Früher-war-alles-besser-
Typ. Aber er gehört auch
nicht zu jenen, die das, was
früher erfolgreich war, per
se als unzeitgemäß ablehnen.
Die richtige Mischung
macht’s.
Der Trainer Timo
Schultz, der seinen
Fußball-Lehrer
2018 mit der Bestnote
1,0 gemacht
hatte, will nicht
daran gemessen
werden, waserfür
denFCSt. Pauli in
der Vergangenheit
als Spieler geleistet
hat, sondern
was erinGegenwart
und Zukunft
leistet, in neuer
Rolle. Wiesagteer
nach dem Pokal-
K.o. inElversberg
knapp und treffend:
„Viel zu tun.“
Timo Schultz(l.) und Florian
Lechner feiern den Zweitliga-
Aufstieg mit St.Pauli 2007.
15 JahreSt. Pauli, acht
als Nachwuchscoach
und Co-Trainer –und
jetzt Chef bei den
Profis: Timo Schultz.
MIT
GANZEM
HERZEN
DABEI SEIN.
WIR
AUCH WENN
NICHT DABEI SEIN
KÖNNEN.
WIR STEHEN AN DER SEITE DES FC SANKT PAULI
IN DIESER AUSSERGEWÖHNLICHEN SAISON.
BITTE GENIESSE JACK DANIEL’S VERANTWORTUNGSBEWUSST.
JACKDANIELS.DE
JACK DANIEL’S UND OLD NO.7 SIND EINGETRAGENE MARKEN. ©2020 JACK DANIEL’S. ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
VI ST.PAULI-SPEZIAL
Boys in
Brown
HintereReihe: (v.l.) KevinLankford, Luca-Milan Zander,
Marvin Senger,Boris Tashchy,
Dritte Reihe: (v.l.) Mannschaftsarzt Dr.Sebastian Schn
Christian Viet, Ersin Zehir,RicoBenatelli, Finn Ole Becker,Rodrigo Zalaza
ZweiteReihe: (v.l.) Physiotherapeut Dominik Körn
Sebastian Ohlsson, Marvin Knoll, Daniel-KofiKyereh, Christopher Bucht
Vorne: (v.l.) Physiotherapeut Niklas Hennecke, Ze
SvendBrodersen, Robin Himmelmann, Dennis Smarsch, Maximilian Dittgen
Freitag, 18. September 2020
VII
Christopher Avevor,Philipp Ziereis, Henk Veerman (nicht mehr im Kader),
aniel Buballa, Jannes Wieckhoff,Leart Paqarada
eider,Mannschaftsarzt Dr.Volker Carrero, Physiotherapeut MikeMuretic,
r, Teammanager Jonas Wömmel, Jannik Niden (Spielanalyse), Torwarttrainer Mathias Hain
er,Physiotherapeut Alexander Blase, LukasDaschner,Ryo Miyaichi,
ann, Luis Coordes, Co-Trainer Fabian Hürzeler, Co-Trainer Loic Favé,Trainer Timo Schultz
ugwartAndreasKreft,ZeugwartSiegmar Krahl, Maximilian Franzke,
,Athletiktrainer Karim Rashwan, Athletiktrainer Christoph Hainc, OsteopathFlorian Lechner
Simon Makienok wurde erst
nach der Aufnahme des
Teamfotos verpflichtet.
Fotos: Witters
VIII ST.PAULI-SPEZIAL
Frischer
Der Techniker
Das Versprechen
Afeez Aremu (20): Auch
Timo Schultz musste gestehen,
s dasserAfeez Aremu
nicht kannte, bevor
ihm St. Paulis Scout diesen
defensiven Mittelfeldspielervom
norwegischen
Erstligisten Start
Kristiansand vorstellten.
Und so wurde der 20-jährige
Nigerianervom Unbekannten
zum absoluten
Wunschspieler. „Er
ist vom Spielertyp her
genau das, waswir brauchen:
ein Balleroberer, ein aggressiverSpieler,
der eher gegen den Ball denkt, trotzdem eine feine
Technik hat und Situationen mit dem Ball fein auflösen
kann“, sagte Schultz über den dreifachen U20-Nationalspieler.
Beim Pokal-Debakel in Elversberg konnte Aremu
genau dieses Versprechen noch nicht einlösen. Dazu bleiben
ihm nun 34 Spieltage in der 2. Liga.
LukasDaschner (21): „Früher mal Ronaldinho
–und Neymar, wenn er die Schwalben weglässt“,
sagt Lukas Daschner, wenn er nach
fußballerischen Vorbildern gefragt wird.
Und lässt somit gleich erahnen, umwas
füreinen Spielertypen es sich beiihm, dem
1,85Meter großen, beidfüßigen 21-Jährigen
handelt, der da aus Duisburg zum FC St.
Pauli gewechselt ist. „Ich will versuchen,
die besonderen Momente zu bieten“, sagt
der offensive Mittelfeldspieler, der aus der
MSV-Jugend stammt und in der Vorsaison
für die Zebras in der 3. Liga elf Tore erzielte
und fünf vorlegte.
Wind
Vierzehn sind weg, acht Neue
da. Sportchef Andreas
Bornemann hatSt. Paulis
Kader,der in der vergangenen
Saison 32 Mann stark und am
Ende doch eindeutig zu
schwach war, ausgedünnt und
gezielt Ersatz für die teils
schmerzhaftenAbgänge
verpflichtet. Bis zum 5.
Oktober ist Zeit für weitere
Transfers. Die MOPO stellt die
bisherigen Neuen vor. MAX
Eine Marke von J.J.Darboven. Mehr Erfahren auf oder auf www.cafe-intencion.com
Gibt es Keine Spielregeln,
bei denen alle gewinnen?
Der Fairtrade-Pionier CafÉ IntenciÓn wünscht dem
FC St.Pauli eine erfolgreiche
und faire Saison.
Fotos: Witters
Der Blitz
Daniel-KofiKyereh(24): Er warder erste Spieler, den Timo Schultz als St. Pauli-
Trainer für seine neue Mannschaft gewinnen konnte: Daniel-Kofi Kyereh.
Als Gewinn darf die Verpflichtung der offensive Mehrzweckwaffe durchaus
bezeichnet werden. Dafür sprechen sechs Tore und sieben Vorlagen, die
Kyereh fürden SV WehenWiesbaden in der vergangenen Spielzeit beisteuerte.
Seine große Stärke: seine Geschwindigkeit. Mit seiner Dynamik und
seinem Tempo soll erSt. Paulis Offensivspiel bereichern, erklärte Andreas
Bornemann. Dort, im Angriff ist der Deutsch-Ghanaer vielseitig einsetzbar.
„Ich fühle mich im Zentrum wohl, als Zehner oder als hängende Spitze. Ich
kann aber auch auf den Außenpositionen agieren“, sagt er selbst.
Freitag, 18. September 2020
IX
Der Stabilisator
Leart Paqarada (25): Er sei gekommen, „um zu spielen und
Führung zu übernehmen“, sagt Leart Paqarada. Der Linksverteidiger
ist zwar erst 25 Jahre alt, hat aber schon 152
Spiele in der 2. Liga –allesamtfür Sandhausen –und 19 für
die kosovarische Nationalmannschaft auf seinem Fußball-
Buckel.Auf St. Pauli soll er mit seiner Erfahrung und seinem
Können das Vakuum, das sich in der vergangenen
Saison hinten links gebildet hat, füllen. Und auf der Position endlich wieder für
Stabilität, die mit Daniel Buballas Wechsel in das Abwehrzentrum verschwand,
sorgen. „Mit Leart ist ganz klar besprochen, wo seine Position ist und wie sein Weg
aussehen kann“, sagt Timo Schultz über Paqarada, der selbst „unangenehm sein“
will in der Verteidigung. Darin liege seine Kernaufgabe. „Aber ich bin vom Typ
eher offensivausgerichtet. Ich hab tierisch Spaß daran, der Mannschaft offensivzu
helfen.“ Dass er das kann, hat der geborene Bremer mit 18Torvorlagen für Sandhausen
nachgewiesen.
Der Beißer
Rodrigo Zalazar (21): Eine „Wunderkerze,“
von der jede Mannschaft, zwei, drei vertragen
könne, hatte Timo Schultz angekündigt.
Und präsentierte den Uruguayer Rodrigo
Zalazar als neuen Mann fürs zentrale Mit-
Nicht unwahrscheinlich, dass die
telfeld.
Wunderkerze zündet –denn Zalazar, 21 Jahre
jung und für eine Saison von Eintracht Frankfurt geliehen, überzeugt
durch seine Dynamik und seine Aggressivität im Zweikampf.
Kurzum: Derfrühere uruguayische U20-Nationalspieler fackelt nicht
lang. Mindestens eines fehlt dem vielversprechenden Zalazar, dem
der Frankfurter Sportchef Fredi Bobic zutraut, erkönne „mal sehr
spannend werden, wenn er sich so weiterentwickelt“, noch: dieRuhe
am Ball. Schafft es der Rechtsfuß, weniger hektisch zu agieren, kann
die Wunderkerze zur Mittelfeld-Feuerwalze heranwachsen.
Der Riese
Simon Makienok (29): 201Zentimeter misstSimon Makienokvonn
Fußbis Kopf. Besonders am oberen Ende seines tätowierten
Körpers –erhat nach eigener Aussageaufgehört, sie zu zählen
–liegen die fußballerischen Stärken des dänischen Sturm-
Riesen: im Kopfballspiel. 24 seiner insgesamt 70 Profi-Tore
in Deutschland, England, Dänemark und den Niederlanden
erzielte Makienok mit seinem Schädel. Vergleiche mit seinem
Sturm-Vorgänger Henk Veerman verbietet sich der
sechsfache dänische Nationalspieler trotz der offensichtlichen
Ähnlichkeiten in der körperlichen Konstitution. „Ich
denke, wir haben einenunterschiedlichen Spielstil, ich habe
meine eigenen Qualitäten“, betont er. Zuletzt erzielte Makienok
bei Absteiger Dresden in neun Spielen drei Tore –
über so eine Quote würde man sich auf St. Pauli freuen.
Das Kraftpaket
Maximilian Dittgen (25): Maxi, Bulle,
Kraftpaket (Timo Schultz), Rakete
(auch Timo Schultz) –an
Spitznamen mangelt es nicht für
Maximilian Dittgen. Der 25-Jährige
soll mit seiner Physis vorallem
auf dem linken Flügel, wahlweise
auch im Sturmzentrum,
auftrumpfen. „Er ist jetzt nicht
der feine Techniker, der fünf
Übersteiger macht, sonderneher
ein gradliniger Typ“, sagt Vize-
Kapitän Marvin Knoll über Dittgen,
der von Absteiger Wehen
Wiesbaden gekommen ist: „Der
nimmt sich den Ball und rennt
einfach an seinem Gegenspieler
vorbei.“ Ein Kraftpaket eben.
Oder um es mit Timo Schultz zu
sagen: Dittgen habe „einen Antritt
wie mit einer Rakete im
Arsch“. Der Vertragdes früheren
U-20-Nationalspielers, der 2012
mit Schalke Deutscher A-Jugend-
Meister wurde, läuft bis 2022.
Der Druck-Macher
Dennis Smarsch (21): Ganz so weit, wie es seine Rückennummer vermuten
lässt, ist Torwart-Talent Dennis Smarsch noch nicht. Auf
seinem Shirt prangt zwar die Eins, zu Saisonbeginn muss sich der
21-Jährige aber erst einmal hinter Stammtorhüter Robin Himmelmann
anstellen. Trotzdem hegt er Ambitionen, schließlich kommt
Smarsch vomBundesligisten Hertha BSC. „Ich will auch Druck auf
die Nummer eins ausüben“, betont der 1,95-Meter-Mann mit der
„ziemlich großen Klappe“,wie er sich beschreibt. Vermutlich nicht
die schlechteste Voraussetzung, um den inzwischen 31-Jährigen
Robin Himmelmann zu fordern –und vonihm zu lernen. „Wir erhoffen
uns, dass er den Konkurrenzkampf unter den Keepern vorantreibt“,
sagt Sportchef Andreas Bornemann.
X ST. PAULI-SPEZIAL
Jung,
talentiert,
motiviert
Jannes Wieckhoff (r.)
und Christian Viet sind
zwei der hoffnungsvollen
Talente beim FC St. Pauli.
Foto: Witters
KADER Die Hälfte aller Spieler bei
St. Pauli sind 23 Jahre alt oder jünger
Von MAX WEINHOLD
Trainer Timo Schultz setzt
auf die Jugend. 13 von 28
Spielern in St. Paulis Kader
sind 23 Jahre und jünger – nahezu
die Hälfte. Hinzu kommen
weitere Talente, die
nicht offiziell Teil der ersten
Mannschaft, aber auf dem
Sprung dorthin sind.
Die Überraschung der Vorbereitung
ist Jannes Wieckhoff.
„Schulle“ hat ihn in der U17
und in der U19 trainiert, in
der vergangenen Saison
durfte der Rechtsverteidiger
bereits in der zweiten Mannschaft
ran. Jetzt ist er oben
angekommen, mischt mit
und darf sich berechtigte
Hoffnungen darauf machen,
dass zu den 43 Spielen, die
er in der Jugend unter
Schultz absolviert hat, viele
im Profi-Bereich dazukommen.
„Er hat auf der Rechtsverteidigerposition
einen
starken Offensivdrang, schaltet
aber auch defensiv
schnell um“, lobt Schultz.
Einen Schritt und drei
Zweitliga-Einsätze weiter ist
Abwehr-Kollege Marvin
Senger. Der 20-jährige Innenverteidiger
kam schon zum
Ende der vergangenen Saison
unter Jos Luhukay zum
Zug und ist seit dem Sommer
mit einem Profi-Vertrag ausgestattet.
Es dürften also
ganz sicher weitere Einsätze
folgen, zumal die Besetzung
im Abwehrzentrum dünn ist.
Neben Senger stehen mit
Christopher Avevor, Daniel
Buballa und Philipp Ziereis
nur drei weitere nominelle
Innenverteidiger in Schultz‘
Aufgebot.
Gemeinsam mit Senger gelang
Christian Viet zum Ende
der Vorsaison der Sprung auf
der Karriereleiter. Auch er
unterschrieb einen Profi-Ver-
©ldprod (80951387) ©fizkes (161929564, 253066985, 339093171)
©Krakenimages.com (251576784) – stock.adobe.com
trag, der 21-Jährige ist im
Mittelfeld zentral und auf
der rechten Seite einsetzbar.
Viet, 2016 aus Heeslingen in
St. Paulis Jugend gewechselt,
bringt es bisher auf vier
Zweitliga-Spiele.
Auch Maximilian Franzke hat
den Sprung zu den Profis geschafft.
Er war im Winter aus
der zweiten Mannschaft des
FC Bayern zu St. Pauli gewechselt,
zunächst auch
beim Kiezklub für die U23
eingeplant und schließlich
doch zu fünf Einsätzen in
Liga zwei gekommen.
Ob Eigengewächs Luis Coordes
in dieser Saison endlich
voll aufblühen kann, ist fraglich.
Mit Daniel-Kofi Kyereh,
Lukas Daschner und Maximilian
Dittgen stehen gleich
drei neue Spieler im Kader,
die ähnlich wie Coordes offensiv
variabel auf den Außenbahnen
und im Zentrum
spielen können. Mit 13 Spielen
im Unterhaus ist er seinen
Altersgenossen einiges
voraus, der 21-Jährige geht in
seine dritte Profi-Spielzeit.
Fester Bestandteil der
Mannschaft ist Finn Ole Becker.
Unter Luhukay durfte er 33
Partien in der 2. Liga spielen
und reifte zum U-20-Nationalspieler.
In der Vorbereitung
stoppte ihn ein Muskelfaserriss.
Sobald er fit ist,
muss sich Becker der neuen
Konkurrenz um Rodrigo Zalazar
und Afeez Aremu im
Mittelfeldzentrum erwehren.
Offiziell zum Regionalliga-
Kader der U23 von Trainer
Joachim Philipkowski gehören
Serkan Dursun (19), Mert
Kuyucu (20) und Leon Flach (19).
Letzterer hinterließ bei
Schultz einen so guten Eindruck,
dass er bis auf Weiteres
trotzdem mit den Profis
trainieren wird. „Er hat im
Trainingslager überzeugt“,
erklärte der Trainer, der
Flach „eine brutale Zweikampfstärke,
ein sehr gutes
Tempo, einen enormen Willen“
bescheinigt. Den
Deutsch-Amerikaner sieht
Schultz auf der Sechs oder
als linken Verteidiger.
Hinten links ist auch
Kuyucu beheimatet, der zwei
Wochen der Saisonvorbereitung
krank verpasste und zunächst
in der zweiten Mannschaft
Spielpraxis sammeln
soll, bevor er seinen bisher
zwei Profi-Einsätzen weitere
hinzufügen darf. Serkan Dursun,
der Bruder des Darmstädter
Torjägers Serdar
Dursun, stand in der Vorsaison
zweimal im Kader. Spielen
durfte er noch nicht. Hält
der Trend zur Jugend unter
Timo Schultz weiter Einzug,
dürfte aber auch ihm in dieser
Saison der Sprung gelingen.
Freitag, 18. September 2020
XI
Foto: Imago
Von allen Spielern im
aktuellen Kader hat
Christopher
Buchtmann die
meisten Tore für
St. Pauli in Liga zwei
geschossen.
Foto: Imago
St. Paulis
Daniel Buballa
(r.) im Duell mit
dem Fürther
Branimir
Hrgota.
St. Paulis ewige
Zweitliga-Torjägerliste
Name Spiele Tore
1 Marius Ebbers 107 43
2 Marcus Marin 102 40
3 Rüdiger Wenzel 100 35
4 Dirk Zander 90 31
5 Ivan Klasnic 95 26
6 André Golke 107 24
7 Martin Driller 81 21
8 Florian Bruns 141 21
9 Jens Scharping 56 20
10 Max Kruse 63 20
...
20 Christopher Buchtmann 166 17
Der Kader des FC St. Pauli 2020/2021
Name Position im Team seit Sp. 2. Liga f. St. Pauli Tore 2. Liga f. St. Pauli Marktwert €*
1 Dennis Smarsh Torwart 2020 - - 350.000
2 Sebastian Ohlsson Abwehr 2019 24 - 600.000
4 Philipp Ziereis Abwehr 2013 101 1 550.000
5 Marvin Knoll Mittelfeld 2018 54 4 800.000
6 Christopher Avevor Abwehr 2016 97 2 800.000
7 Kevin Lankford Mittelfeld 2019 12 - 350.000
8 Rodrigo Zalazar Mittelfeld 2020 - - 250.000
10 Christopher Buchtmann Mittelfeld 2012 166 17 675.000
11 Maximilian Dittgen Mittelfeld 2020 - - 350.000
12 Ryo Miyaichi Mittelfeld 2015 76 8 650.000
13 Lukas Daschner Mittelfeld 2020 - - 500.000
14 Afeez Aremu Mittelfeld 2020 - - 500.000
15 Daniel Buballa Abwehr 2014 170 1 600.000
16 Simon Makienok Angriff 2020 - - 550.000
17 Daniel-Kofi Kyereh Angriff 2020 - - 600.000
19 Luca Zander Abwehr 2019 47 - 400.000
20 Finn Ole Becker Mittelfeld 2018 33 1 1.800.000
22 Maximilian Franzke Mittelfeld 2020 5 - 200.000
23 Leart Paqarada Abwehr 2020 - - 800.000
24 Boris Tashchy Angriff 2019 19 - 400.000
26 Rico Benatelli Mittelfeld 2019 15 - 475.000
28 Marvin Senger Abwehr 2020 3 - 250.000
29 Christian Viet Mittelfeld 2020 - - 200.000
30 Robin Himmelmann Torwart 2012 169 - 475.000
31 Ersin Zehir Mittelfeld 2018 21 - 350.000
32 Jannes Wieckhoff Abwehr 2020 - - 150.000
33 Svend Brodersen Torwart 2015 2 - 200.000
36 Luis Coordes Mittelfeld 2018 13 - 300.000
Quelle: transfermarkt.de
Ewige Tabelle: Platz
zwei in Reichweite
St. Pauli fehlen 22 Punkte auf Aachen. Fürth führt
Es ist eine Rangliste, in der
der FC St. Pauli wohl gerne
weniger „Erfolg“ hätte: Aber
in dieser Saison hat der Klub
die Chance, in der ewigen
Tabelle der 2. Liga Alemannia
Aachen von Platz zwei
zu verdrängen.
In bislang 28 Spielzeiten
haben die Kiezkicker 1459
Punkte gesammelt, Aachen
in derselben Zeit 1481. Aufgrund
des besseren Torverhältnisses
fehlen 22 Punkte
für den Positionswechsel.
Davon ausgehend, dass die
Hamburger den Klassenerhalt
erreichen, und dafür
seit der Einführung der
Drei-Punkte-Regel mindestens
33 Zähler vonnöten waren,
sollte das gelingen.
Unangefochten an der Tabellenspitze
steht die SpVgg
Greuther Fürth (1603 Punkte).
Die „Kleeblättler” gehen
in ihre 32. Spielzeit im Bundesliga-Unterhaus
und sind
damit das einzige Team,
dass länger in der 2. Liga dabei
ist als St. Pauli.
Eine Bestmarke wird St.
Pauli 2020/21 auf jeden Fall
knacken: Am 6. Spieltag
steht die 1000. Begegnung
in der 2. Bundesliga auf dem
Plan – und dieses Jubiläumsspiel
steigt ausgerechnet im
Derby gegen den HSV.
REI
XII ST. PAULI-SPEZIAL Freitag, 18. September 2020
Spielplan
Wie schon in der vergangenen Saison steigt
das Derby zwischen St. Pauli und dem HSV
Wir halten zusammen,
auch mit Abstand.
exklusiv bei:
Gemeinsam für eine starke Saison!
am sechsten Spieltag. Also fünf Partien Zeit,
um in Stadtmeister-Form zu kommen.
Spieltag 1
VfL Bochum – FC St. Pauli
Montag, 21.9.2020, 20.30 Uhr
Spieltag 2
FC St. Pauli – 1. FC Heidenheim
Sonntag, 27.9.2020, 13.30 Uhr
Spieltag 3
SV Sandhausen – FC St. Pauli
Freitag,2.10.2020, 18.30 Uhr
Spieltag 4
FC St. Pauli – 1. FC Nürnberg
Montag, 19.10.2020, 20.30Uhr
Spieltag 5
SV Darmstadt 98 – FC St. Pauli
Samstag, 24.10.2020, 13.00 Uhr
Spieltag 6
HSV – FC St. Pauli
Freitag, 30.10.2020, 18.30 Uhr
Spieltag 7
FC St. Pauli – Karlsruher SC
Sonntag, 8.11.2020,13.30 Uhr
Spieltag 8
SC Paderborn 07 – FC St. Pauli
Samstag, 21.11.2020,13.00 Uhr
Spieltag 9
FC St. Pauli – VfL Osnabrück
Freitag, 27.11.2020 bis
Montag, 30.11.2020
(noch nicht terminiert)
Spieltag 10
Eintracht Braunschweig –
FC St. Pauli
Freitag, 4.12.2020 bis
Montag, 7.12.2020
(noch nicht terminiert)
Spieltag 11
FC St. Pauli – Erzgebirge Aue
Freitag, 11.12.2020, bis
Sonntag, 13.12.2020
(noch nicht terminiert)
Spieltag 12
Würzburger Kickers –
FC St. Pauli
Dienstag, 15.12.2020, bis
Donnerstag, 17.12.2020
(noch nicht terminiert)
Spieltag 13
FC St. Pauli –
Fortuna Düsseldorf
Freitag, 18.12.2020 bis
Montag,21.12.2020
(noch nicht terminiert)
Spieltag 14
SpVgg Greuther Fürth –
FC St. Pauli
Samstag, 2.1.2021, bis
Montag, 4.1.2021
(noch nicht terminiert)
Spieltag 15
FC St. Pauli – Holstein Kiel
Freitag, 8.1.2021
bis Montag, 11.01.2021
(noch nicht terminiert)
Spieltag 16
Hannover 96 – FC St. Pauli
Freitag, 15.1.2021
bis Montag, 18.1.2021
(noch nicht terminiert)
Spieltag 17
FC St. Pauli –
SSV Jahn Regensburg
Freitag, 22.1.2021, bis Sonntag,
24.1.2021
(noch nicht terminiert)
Rückrundenstart: 27.1.2021