Philipp im Innovator Magazin
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BLICK IMMER
N A C H V O R N
Berater Philipp
Maderthaner
beim Innovator-
Fototermin im
Schönbrunner
Palmenhaus
in Wien: „Mein
Konzept heißt
ansteckende
Begeisterung.“
48 INNOVATOR
SO
FOTOS
OLIVER JISZDA
WÄCHST DU
ÜBER
DICH
HINAUS
TEXT
ANDREAS
ROTTENSCHLAGER
HAIR & MAKE-UP
SANDRA
LANDWERTH
Der Kampagnen-Profi
PHILIPP MADERTHANER, 39, gilt
als „Kanzlermacher“ von Sebastian
Kurz. Mit seiner neuen Firma berät er
Menschen, die im Job nicht nur
Erfolg, sondern Erfüllung suchen.
Ein kleiner Guide für Karriere
und mehr Glück im Büro.
INNOVATOR 49
S
eine größte Stärke? Da muss er nicht
lange überlegen: „Ich kann Dinge zünden
und ihnen eine Richtung geben.“ Philipp
Maderthaner, 39, feste Radiosprecherstimme,
Stecktuch im himmelblauen
Jackett, weiß, wovon er redet. Der gebürtige
Niederösterreicher zählt zu den
führenden Kampagnen-Profis im deutschsprachigen
Raum für Kunden aus Wirtschaft
und Spitzenpolitik. Mit seinem
2011 gegründeten „Campaigning Bureau“
hilft er dem Roten Kreuz, für mehr
Blutspenden zu werben. Für Sebastian
Kurz (der als Nachwuchspolitiker einst
bei Maderthaner in der niederösterreichischen
ÖVP hospitierte) gestaltete er
die siegreichen Nationalratswahl-Kampagnen
2017 und 2019. Maderthaner
gilt als einer von Kurz’ Kanzlermachern.
Türkis als neue Parteifarbe war seine
Idee. Seit Beginn des Jahres gibt der
Kommunikations-Experte seine Erfahrung
aus hunderten Kampagnen und
CEO-Coachings mit seiner neuen Unternehmer-Plattform
„Business Gladiators“
weiter. Zielgruppe: Menschen, die
im Beruf nicht nur Erfolg, sondern auch
Erfüllung suchen. Aber wie geht Glück
im Büro? Uns hat Maderthaner dazu
neun Strategien verraten.
DEINE AUFGABE:
WOFÜR BRENNST DU?
„Wer seine wahre Leidenschaft noch
nicht gefunden hat, kann sich folgende
Frage stellen: ‚Was tue ich, obwohl es mir
weder Anerkennung noch Geld bringt?‘
Ich habe früher ehrenamtlich in der
Schülervertretung gearbeitet und dachte
dauernd: ‚Unfassbar, was die Menschen
alles machen, ohne einen Cent dafür zu
kriegen.‘ Als Chef ist es mittlerweile mein
Ziel, in meiner Firma den Spirit eines
ehrenamtlichen Unternehmens zu haben,
bei dem das Geld quasi on top dazukommt.
Denn das ist der Idealfall: Menschen,
die in dem Bereich arbeiten, der
sie erfüllt. Was aber, wenn du für französische
Philosophie oder Saxophonspielen
brennst und in diesen Bereichen gerade
kein Job frei ist? Ganz klarer Tipp: Mach
es trotzdem, mach es in deiner Freizeit!
Wenn du dranbleibst – das weiß ich aus
vielen Gesprächen mit erfolgreichen
Menschen –, dann ist die Wahrscheinlichkeit
hoch, dass du dein Ziel doch
erreichst.“
GRÜNDER UND
MULTI-TASKER
Neben seiner
Firma betreibt
Maderthaner
den „Business
Gladiators Unplugged“-Podcast.
Im Mai erschien
sein Ratgeber
„Alles wird
gut – 15 Wege
zu Erfolg und
Erfüllung“.
50 INNOVATOR
„Um
Menschen zu
begeistern,
musst du raus
aus deinem
Ego-Bunker
und für andere
Sinn stiften.
Das hat auch
viel mit Demut
zu tun.“
INNOVATOR 51
MADERTHANERS WACHSTUM
Von Waidhofen an der Ybbs nach
Washington, D. C.: Philipp Maderthaners
Karrierestationen zwischen Obama,
Kurz und Kaffeeautomaten.
STRESS: TRENNE ARBEIT
VON FREMD- ERWARTUNG
„Die meisten Leute haben eine falsche
Definition von Stress. Es ist nie die
Arbeit selbst, die uns fertigmacht – wir
sprechen hier von Büros, nicht von
Kohlegruben –, sondern die Gedanken,
die um unsere Arbeit kreisen. Eine volle
Inbox an sich verursacht keinen Stress.
Sondern zum Beispiel die Angst, als leistungsschwach
zu gelten, wenn ich meine
Aufgaben nicht rechtzeitig erledige. Wir
fragen uns: Was wird der Chef denken?
Bin ich nicht gut genug? Verschlechtern
sich meine Aufstiegschancen? Stress ist
wie ein Ei. Das Eigelb ist die Arbeit an
sich, der job to be done. Rundherum ist
das Eiklar, das sind unsere Sorgen und
Ängste. Die müssen wir zuerst bewusst
wahrnehmen und von der Arbeit trennen,
damit wir unsere Aufgaben dann
Schritt für Schritt lösen können.“
ZEIT- MANAGEMENT: DIE
EHRLICHE TO- DO- LISTE
„Wenn ich eine To-do-Liste schreibe, passiert
mir das Gleiche wie allen anderen:
Ich schreibe nicht auf, was ich heute tun
werde, sondern was ich tun müsste und
sollte. Hier liegt der Fehler. Denn eigentlich
müsste ich tausend Dinge tun. Und
außerdem sind müsste- und sollte-Gedanken
die größten Energiefresser. Besser
geht es so: Du schreibst eine To-do-Liste
und streichst die meisten Punkte sofort
wieder weg. Du unterteilst in Dinge, die
du heute tun wirst, komme, was wolle
– auch wenn du bis Mitternacht dran
sitzt. Und in Dinge, die du heute, morgen
und diesen Monat nicht tun wirst. Die
streichst du durch und lässt sie los.“
2020
BUSINESS-
GLADIATOR
Maderthaner
zieht sich aus aus
dem operativen
Geschäft des Campaigning
Bureaus
zurück. Seine neue
Unternehmer-
Plattform startet
multimedial mit
Buch, Podcast,
Coachings und
Online-Seminaren.
2011
GRÜ NDER
IN WIEN
Schritt in die Selbständigkeit
mit
dem „Campaigning
Bureau“. Einer der
ersten Kunden:
Neo-Staatssekretär
Sebastian Kurz.
Später u. a. Coca-
Cola, Ö3 oder das
Rote Kreuz.
1998
TESTFELD
SCHULE
Mit der Forderung
nach einem Kaffeeautomaten
für
Schüler kämpft der
Waidhofner Maderthaner
um das
Schulsprecher-Amt
der Tourismusschule
in Krems.
Seine erste siegreiche
Kampagne.
2019
IBIZ A U ND
DIE FOLGEN
Während einer
Ayurveda-Kur in
Deutschland erfährt
Maderthaner
vom Ibiza-Skandal.
Es folgen die Neuwahl
und sein zweiter
siegreicher
Kurz-Wahlkampf.
2008
HAUTNAH
BEI OBAMA
Maderthaner
studiert den ersten
US-Präsidentschaftswahlkampf,
der via Social
Media entschieden
wird, vor Ort in
den USA. 2012
kooperiert er mit
Barack Obamas
Firma Blue State
Digital in Washington,
D. C.
INNOVATOR
2017
TRIUMPH
IN TÜRKIS
„Die stressigsten
Monate meines
Lebens“ nennt
Maderthaner jenen
Wahlkampf, der
Sebastian Kurz
das Kanzleramt
be schert. Der Facebook-
und Daten-
Spezialist färbt dafür
die schwarze
ÖVP türkis.
2008
DIE ERWIN-
PRÖLL-HAUBE
Johanna Mikl-
Leitner holt Maderthaner
2002 in die
Politik. Mit 22 Jahren
leitet er die
Kommunikation
der niederösterreichischen
ÖVP.
Legendär sein
Gimmick zur Landtagswahl
2008:
die Erwin-Pröll-
Glatzen-Haube.
CHEFS: SO ERKENNST
DU EINEN GUTEN LEADER
„Viele Führungskräfte glauben, sie müssten
alles selber machen. Dabei haben
Führungskräfte nur einen Job: sich um
ihr Team zu kümmern. Und das Team
hat den Job, den Job zu erledigen. Wenn
man in diese Konstellation kommt, entfaltet
sich unser volles Potenzial. Es gibt
ein High-Performance-Umfeld, das mir
aufgrund meines Brotberufs sehr nahe
ist: die Spitzengastronomie (Maderthaner
besuchte vor seinem Studium die
Tourismusschule HLF Krems, Anm.).
Wie kann das sein, dass ein Drei-Sterne-
Restaurant funktioniert, auch wenn der
Chefkoch nicht da ist? Weil gut geführte
Restaurants funktionierende Teams sind:
Der Chef gibt die Richtung vor und kümmert
sich darum, dass seine Mitarbeiter
Expertise haben. Dann lässt er sie ihr
Werk tun.“
„Einer der
befreiendsten
Momente meines
Lebens war, als
ich erkannt habe,
dass ich nie mit
allem fertig
werde. Der
Moment, in dem
du alles erledigt
hättest, wäre
der Moment, in
dem du aufhörst
zu wachsen.“
ZIELE: BEI ELON MUSK
LÄUFT NICHT ALLES RUND
„Ich bin ein Gegner der Hochglanzdarstellung
von Erfolg. Vor allem in der
Social-Media-Blase. Einer der befreiendsten
Momente in meinem Leben war,
als ich erkannt habe, dass ich im Leben
nie mit allem fertig werde. Das ist gut
so: Denn der Moment, in dem du alles
erledigt hättest, wäre der Moment, in
dem du aufhörst zu wachsen. Außerdem
schafft niemand alles. Oder glaubst du,
bei Elon Musk läuft alles rund? Oder dass
Mark Zuckerberg sich denkt, er hätte
alles unter Kontrolle?“
BEGEISTERUNG: SO
INSPIRIERST DU ANDERE
„Du musst selbst für etwas brennen,
damit du andere mit deinem Feuer
anstecken kannst. Das ist die Grundvoraussetzung,
um Begeisterung zu erzeugen.
Wir leben in einer Zeit, in der die
Ansteckungskraft von Leidenschaft die
Menschen auf einer völlig neuen Ebene
erreicht. Menschen streben nach Verwirklichung
und Zugehörigkeit. Wer für diese
Bedürfnisse eine Heimat darstellt, wird
erfolgreich sein – als Firma oder bei der
Kommunikation im täglichen Leben.
Aber wie erschaffe ich Begeisterung und
gebe sie weiter? Auch als Angestellter,
der Kollegen oder Chefs überzeugen will?
Ich habe ein Konzept definiert, das
ich ‚ansteckende Begeisterung‘ nenne.
INNOVATOR 53
Das ist der Schnittpunkt von dem, was
wichtig für mich ist und gleichzeitig
Bedeutung für andere entfaltet. Um Begeisterung
zu entfachen, musst du raus
aus deinem Ego-Bunker. Das hat viel
mit Demut zu tun. Denn erst wenn das,
was ich tue, auch für mein Gegenüber
Bedeutung und Sinn stiftet, habe ich das
Potenzial für ansteckende Begeisterung.“
GEHALT: DER TEST FÜR
DEIN ARBEITSUMFELD
„Wenn du eine Gehaltserhöhung willst,
habe ich einen Tipp: Arbeite schon jetzt
so, als würdest du mehr verdienen. Und
zwar über einen längeren Zeitraum.
Auf längere Sicht wird sich der Rest von
selbst ergeben. Arbeitest du aber über
längere Zeit so, als würdest du mehr
verdienen, und deine Chefs schätzen
das nicht, bist du im falschen Umfeld.“
„Wenn du am
Beginn jedes
Meetings Lob und
Dankbarkeit mit
deinen Kollegen
teilst, mag das
anfangs peinlich
wirken. Aber es
ändert die
Stimmung im
Unternehmen
fundamental.“
AUF DER
GROSSEN BÜHNE
Maderthaner
begann seine
Karriere als
Schulsprecher.
2018 kürte ihn
das Consultingunternehmen
Ernst & Young
zum „Unternehmer
des Jahres“.
WERTSCHÄTZUNG: DIESES
RITUAL ÄNDERT ALLES
„Wir leben in einer Gesellschaft, die sich
dafür feiert, wie offen sie mit Kritik umgeht.
Das Teilen von Wertschätzung, Lob
und Dankbarkeit hingegen sehen viele
immer noch als Schwäche. Kritisiere ich
meinen Chef, gelte ich als mutig. Lobe
ich ihn, bin ich ein Schleimer. In meinem
Unternehmen habe ich deshalb folgende
Regel eingeführt: Du hast die Verantwortung,
kritische Dinge anzusprechen, verbunden
mit der Pflicht, Wertschätzung
und Dankbarkeit zu teilen. Unser Ritual
geht so: Am Anfang jedes Meetings gibt
es die Möglichkeit, sich bei Kollegen für
die Unterstützung zu bedanken. Oder
jemand äußert Wertschätzung, zum Beispiel
darüber, wie wir in der Corona-Zeit
als Team agiert haben. Allein diese Maßnahme
– Wertschätzung vor jedem Meeting
mit allen anderen zu teilen – ändert
die Stimmung im Unternehmen fundamental.
Klar, zu Beginn wirkt dieses
Ritual fast peinlich. Aber Lob zu teilen
ist wie alles im Leben Übung. Irgendwann
wird es normal. Mittlerweile wundern
sich meine Mitarbeiter, wenn sie in
Firmen zu Gast sind, in denen Meetings
mit folgendem Satz starten: ‚Beginnen
wir mit Tagesordnungspunkt 1.‘“
54 INNOVATOR
VERÄNDERUNG: SO BRICHST
DU ALTE MUSTER AUF
„Woran merke ich, dass ich in meiner
Firma eingefahrene Muster ändern sollte?
Wenn irgendwo Reibung entsteht.
Reibung verursacht Energieverlust. Entweder
kostet mich etwas Kraft. Oder ich
koste anderen Kraft. Dann ist es eine gute
Idee, genau hinzusehen und zu fragen,
was da los ist. Aber nicht nur Chefs können
alte Muster aufbrechen, sondern
auch Angestellte. Wichtig dabei: Wenn
du auf deine Führungskraft zugehst,
um eine Veränderung hervorzurufen,
beginne damit, die richtige Trägerfrequenz
herzustellen. Damit ihr klar
ist, du greifst sie nicht in ihrer Autorität
an. Trägerfrequenz heißt, dass wir eine
gute Kommunikationsbasis haben. Fang
an mit Wertschätzung und Respekt,
ehe du deinen Vorschlag einbringst.
Bottom-up-Kommunikation beginnt mit
dem Verständnis, dass auch Führungskräfte
dieselben Bedürfnisse haben wie
du und ich. Wer glaubt, dass Chefs kein
Lob und keine Wertschätzung brauchen,
der irrt. Ein wertschätzender Umgang ist
die Basis für eine gute Kommunikation
im Unternehmen. Und vor allem ist sie
die beste Basis, um Änderungen anzustoßen
– auch deinem Chef gegenüber.“
Speaker-Termine, Buch und Podcasts:
philippmaderthaner.com
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