September
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Trauer nach Suizid<br />
(bigi) Menschen, die ein Familienmitglied,<br />
einen Freund, einen lieben<br />
Menschen durch einen Suizid verloren<br />
haben, bleiben oft mit vielen<br />
Fragen zurück. Hätte man merken<br />
müssen, in welcher Verfassung derjenige<br />
ist? Hätte man den Suizid verhindern<br />
können? Hinzu kommt die<br />
Trauer, die verarbeitet werden muss.<br />
Wer Hilfe sucht, ist bei der Selbsthilfegruppe<br />
„AGUS – Angehörige<br />
um Suizid e.V. – Selbsthilfegruppe<br />
Brüggen“– an der richtigen Adresse.<br />
Der Dachverband arbeitet deutschlandweit<br />
mit 80 Gruppen.<br />
Die Brüggener AGUS-Gruppe ist als<br />
eingetragener Verein für den gesamten<br />
Kreis Viersen, Heinsberg und<br />
Mönchengladbach zuständig. Geleitet<br />
wird die Gruppe durch Uschi und<br />
Peter Wollborn, die selbst vor drei<br />
Jahren ihre Tochter durch einen Suizid<br />
verloren. Nach einer coronabedingten<br />
Pause trifft sich die Gruppe<br />
nun wieder jeden ersten und dritten<br />
Samstag im Monat um 10.30 Uhr im<br />
Pfarrzentrum am Nikolausplatz. Das<br />
Treffen geht bis 13 Uhr.<br />
„Der Gesprächsbedarf ist bei den<br />
Menschen sehr groß. Auch die Nachfrage<br />
an Teilnehmern ist sehr groß“,<br />
sagt Peter Wollborn. Auch über eine<br />
gleichnamige Facebookgruppe gibt<br />
es Informationen, ein Austausch findet<br />
in der Facebookgruppe Familie<br />
und Freunde nach Suizid statt, 600<br />
Mitglieder gibt es hier bereits. „Es<br />
ist für uns auch Selbsthilfe. Nach<br />
dem Tod unserer Tochter waren wir<br />
arg verzweifelt. Viele Menschen haben<br />
es wie wir nicht verstanden, was<br />
da passiert ist. Psychologische Hilfe<br />
wollten wir nicht in Anspruch nehmen“,<br />
teilen die verwaisten Eltern<br />
mit. Jeder habe seinen Weg, mit dem<br />
Erlebten umzugehen. Es gibt Leute,<br />
die mit Medikamenten die Trauer<br />
wegdrücken, andere suchen ein<br />
Medium, um Kontakt<br />
mit dem Verstorbenen<br />
aufzunehmen, wissen<br />
die beiden. Nach dem<br />
Tod haben die beiden<br />
eine Stigmatisierung<br />
erfahren. Gesprächspartner<br />
fehlten, für<br />
viele Freunde und Bekannte<br />
war das Thema<br />
tabu, keiner wollte so richtig darüber<br />
sprechen.<br />
„Die Leute reden nicht gerne darüber.<br />
Wir haben uns dann an die<br />
Agus-Gruppe in Düsseldorf gewandt.<br />
Aber die Fahrt von hier ist<br />
weit. Im BIS in Brüggen gibt es ein<br />
Trauercafé, welches wir besucht haben.<br />
Dort wurden wir angesprochen,<br />
ob wir selbst eine Suizid-Gruppe leiten<br />
möchten“, berichten Uschi und<br />
Peter Wollborn. Das erste Treffen<br />
fand vor der Corona-Pandemie statt<br />
mit rund zehn Personen, weitere 15<br />
hatten zudem angefragt. Uschi Wollborn<br />
bietet an, dass Interessenten<br />
sich mit ihr zunächst treffen können<br />
und über die Erlebnisse ohne die<br />
Gruppe bei einem Spaziergang oder<br />
zu Hause bei ihr sprechen können.<br />
„Das wird dankend angenommen“,<br />
so die 52-Jährige.<br />
Trifft sich die Gruppe, liegt ein Tuch<br />
mit Regenbogenfarben in der Mitte<br />
der Gruppe, eine Kerze brennt. In einer<br />
Eingangsrunde kann jeder kurz<br />
sagen, wie es ihm geht oder was ihm/<br />
ihr auf dem Herzen liegt. Daraus entwickelt<br />
sich dann in<br />
der Gruppe ein Thema.<br />
„Wir moderieren<br />
nicht, wir stellen nur<br />
den Rahmen“, betont<br />
Peter Wollborn.<br />
Schuldgefühle seien<br />
Teile der Punkte, die<br />
besprochen werden.<br />
Partner trauern auch<br />
unterschiedlich, das kann auch zu<br />
Problemen führen. Oft wird darüber<br />
gesprochen, wie das Umfeld der<br />
Menschen reagiert. „Es sind auch<br />
viele Details, wo man sich schämt<br />
oder geniert, darauf angesprochen<br />
zu werden“, so der 58-Jährige. Jeder<br />
Teilnehmer hat unterschiedliche Erfahrungen<br />
gemacht, teils sind es frische<br />
Erlebnisse, teils ist der Suizid<br />
schon lange her.<br />
In der Brüggener Selbsthilfegruppe<br />
gilt: Betroffene helfen Betroffenen.<br />
Geplant ist für die Zukunft, externe<br />
Partner einzuladen oder eine Ausstellung<br />
mit Material des Dachverbands<br />
zu präsentieren. Innerhalb<br />
der Gruppe wird auch besprochen,<br />
was man eventuell privat gemeinsam<br />
unternehmen kann. „Da entwickeln<br />
sich schon Freundschaften.<br />
Wer selbst betroffen ist, bekommt<br />
durch die Gruppe eine komplett<br />
andere Sichtweise. Wer darüber<br />
spricht, stellt fest, dass dies befreit“,<br />
sagen die Wollborns. Sie selbst haben<br />
nach dem Suizid der Tochter<br />
viele Anfeindungen erlebt, Vorwürfe<br />
wurden gemacht. „Ein Thema<br />
ist auch, dass es sehr belastend ist,<br />
wenn durch die suizidale Person ein<br />
Schaden entstanden ist. Etwa wenn<br />
sich eine Person vor einen Zug wirft<br />
und der Lokführer dann durch die<br />
Berufsgenossenschaft bezahlt werden<br />
muss, weil er arbeitsunfähig ist,<br />
dann wendet sich die Organisation<br />
an die Erben. Dann ist die Frage, ob<br />
die Person unzurechnungsfähig war,<br />
sonst erhält die Familie womöglich<br />
noch eine richtig dicke Rechnung,<br />
auch für den Einsatz der Rettungskräfte“,<br />
erklärt Peter Wollborn.<br />
Wer die offene, kostenlose und unverbindliche<br />
Gruppe besuchen<br />
möchte, wendet sich bitte zunächst<br />
an Uschi Wollborn, telefonisch unter<br />
02163 / 5792919 oder per E-Mail<br />
an brueggen@agus-selbsthilfe.de.<br />
Die Gruppe ist auf 15 Personen begrenzt,<br />
teils teilen sich Frauen und<br />
Männer auf zwei Räume auf, wenn<br />
sich ein Bedarf zeigt. Jeder kann sich<br />
mit einbringen. Anschließend gibt es<br />
das Angebot, gemeinsam in Brüggen<br />
noch etwas zu unternehmen.<br />
Neuer<br />
Betreuungs-LKW<br />
(GS) Der DRK-Ortsverein Brüggen freut<br />
sich über einen wichtigen Fahrzeugzugang.<br />
Im Rahmen des Katastrophenschutzes<br />
rüstete das Land Nordrhein-<br />
Westfalen die zweite Einsatzeinheit<br />
des DRK-Kreisverbandes Viersen mit<br />
einem neuen Betreuungs-LKW aus. Gemeinsam<br />
holten Gruppenführerin Maike<br />
Marganiec und Zugführer Markus<br />
Knoblauch das Fahrzeug bei der Firma<br />
Ewers Fahrzeugbau in Meschede<br />
ab. Nach gründlicher Schulung<br />
ging es zurück nach Brüggen, wo<br />
die Kameradinnen und Kameraden<br />
bereits gespannt warteten.<br />
Der 9,5 Tonnen schwere Mercedes<br />
Benz Atego, der einen 16 Jahre<br />
alten IVECO Eurocargo ablöst,<br />
wird noch um eine mobile Küche,<br />
mit der bis zu 150 Personen verpflegt<br />
werden können, und diverses<br />
Equipment ergänzt. Der neue<br />
Betreuungs-LKW kann auch als<br />
multifunktionales Logistikfahrzeug<br />
genutzt werden, etwa um bei<br />
Evakuierungen Feldbetten<br />
zu transportieren.<br />
Bereits im Jahr 2019 hat<br />
das Land NRW 31 dieser<br />
Fahrzeuge ausgeliefert.<br />
Im Laufe des Jahres<br />
2020 sollen weitere<br />
33 LKW in Dienst gestellt<br />
werden. Während<br />
der Corona-Pandemie<br />
werden die Fahrzeuge<br />
auch regelmäßig zum<br />
Transport von Infektionsschutzausstattungen<br />
genutzt.<br />
Weitere Infos und aktuelle<br />
Neuigkeiten unter<br />
www.drk-brueggen.<br />
de und bei Facebook<br />
Deutsches Rotes Kreuz Ortsverein<br />
Brüggen. Foto: DRK Brüggen<br />
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