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hinnerk Oktober / November 2020

Seit 1993 ist hinnerk DAS (erst schwule) und heute queere Magazin für Hamburg und Norddeutschland.

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OKTOBER / NOVEMBER І AUSGABE 313 І WWW.HINNERK.DE<br />

HAMBURG І BREMEN І HANNOVER<br />

KUNST<br />

Pierre et Gilles<br />

präsentieren<br />

neue Werke<br />

TECHNIK<br />

Smartes<br />

Leben<br />

GESELLSCHAFT<br />

CRUISING<br />

CORONA:<br />

Die Rückkehr der Sitte<br />

INTERVIEWS: JOY DENALANE, HURTS, MARIANNE ROSENBERG,<br />

KATY PERRY, ERASURE, AMANDA COX, LUKAS SAUER


10 %<br />

Kennenlernvorteil<br />

für das neue ATRIO *<br />

nur vom<br />

14.09. – 24.10.<br />

<strong>2020</strong><br />

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Willy-Brandt-Straße 55<br />

20457 Hamburg<br />

Tel.: 040 225626<br />

www.cabinet-hamburg.de


INTRO 3<br />

Inhalt<br />

epaper.männer.media<br />

Alle Magazine online!<br />

CRUISING<br />

Eine früher verbreitete Spielart<br />

schwulen Sexes hat durch Corona<br />

einen Aufschwung erlebt. Saunen<br />

und Bars schlossen – die warmen<br />

Nächte begannen, es füllten sich die<br />

Cruisings-Areas im Freien. Wir sind<br />

diesem Phänomen nachgegangen.<br />

Wortwörtlich und in Erzählungen über<br />

eine leider auch wiederauferstandene<br />

Spielart des Staates: Sittenwacht.<br />

FUNDAMENTALISMUS<br />

Was ist faul im Staate Bremen?<br />

Pastor Latzel muss sich wegen dem<br />

Vorwurf der Volksverhetzung vor Gericht<br />

verantworten weil er Schwule<br />

als todeswürdige Verbrecher bezeichnet,<br />

darf aber weiter predigen.<br />

Eine evangelikale Privatschule soll<br />

einen transsexuellen Schüler systematisch<br />

gemobbt haben, die Schulbehörde<br />

zuckt mit den Achseln.<br />

STYLE<br />

HEAVYTOOL: „Meine Gear ist als<br />

Nischenprodukt konzipiert, als<br />

Ergänzung zu namhaften Fetisch-<br />

Brands, die ja alle seit Jahren scharfe<br />

Rubber Gear anbieten. Ich habe<br />

mich da an meinen eigenen Interessen<br />

orientiert.“<br />

Kostenlos<br />

Liebe Queers,<br />

als dieses Heft entstand, schwitzten<br />

wir immer noch bei bis zu 30 Grad im<br />

Verlag, die Sonne verbrannte die ohnehin<br />

leidenden Bäume an stark frequentierten<br />

Wegen wollüstigen Verlangens. Ja, er war in<br />

vielerlei Hinsicht heiß, dieser Sommer im<br />

Jahr null der Corona-Zeitrechnung. Sehnt<br />

ihr euch nach dem Herbst? Der wird auch<br />

toll! Nicht nur in Sachen Kultur tut sich<br />

viel Gutes, Newcomer und „alte Häsinnen“<br />

setzen zum Comeback an, auch die Modeund<br />

Desingbranchen wartet mit Highlights<br />

und spannenden Themen auf. Zudem<br />

führten wir zahlreiche Interviews mit<br />

Machern und Helden der Community, die<br />

auch in Corona-Zeiten Mut geben und mit<br />

Zuversicht in die Zukunft blicken lassen.<br />

Bleibt gesund, wascht euch die Gliedmaßen<br />

...<br />

Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!<br />

Deine <strong>hinnerk</strong> Redaktion<br />

www.<strong>hinnerk</strong>.de<br />

www.facebook.com/<strong>hinnerk</strong>.magazin<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Christian Fischer (cf) & Michael Rädel (rä)<br />

Chefredakteur:<br />

Michael Rädel (rä) (V.i.S.d.P.)<br />

Stellv. Chefredakteur:<br />

Christian Knuth (ck)<br />

BESUCHERADRESSE:<br />

Berlin: Degnerstraße 9b, 13053 Berlin,<br />

T: 030 4431980, F: 030 44319877,<br />

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Hamburg: T: 040 280081-76 /-77,<br />

F: 040 28008178, redaktion@<strong>hinnerk</strong>.de<br />

Frankfurt: T: 069 83044510 F: 069<br />

83040990, redaktion@gab-magazin.de<br />

Köln: T: 0221 29497538,<br />

termine@rik-magazin.de,<br />

c.lohrum@rik-magazin.de<br />

München: T: 089 5529716-10,<br />

Vertrieb: redaktion@leo-magazin.de<br />

MITARBEITER:<br />

Thomas Wassermann, Matthias Rätz (mr),<br />

Ricardo M., Felix Just (fj),<br />

Jonathan Fink, Leander Milbrecht (lm),<br />

Susan Kühner (sk), Tim Behrendt (tb),<br />

Steffen Rüth, Sabine Hannakampf<br />

Lektorat (ausgewählte Texte):<br />

Tomas M. Mielke, www.sprachdesign.de<br />

Grafik: extern<br />

Cover: Foto: pixelfit.com<br />

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Berlin: Christian Fischer (cf):<br />

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Ulli Pridat: ulli@blu-event.de<br />

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Ernesto Klews: ernesto.klews@blu.fm<br />

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München: Christian Fischer (cf):<br />

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VERLAG:<br />

blu media network GmbH,<br />

Degnerstraße 9b, 13053 Berlin<br />

Verwaltung: Sonja Ohnesorge<br />

Geschäftsführer:<br />

Hendrik Techel,<br />

Christian Fischer (cf)<br />

Vertrieb: CartellX, Eigenvertrieb<br />

Druck: PerCom, Vertriebsgesellschaft<br />

mbH, Am Busbahnhof 1,<br />

24784 Westerrönfeld<br />

Abonnentenservice:<br />

Möller Medien Versand GmbH,<br />

Tel. 030-4 190 93 31<br />

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Gläubiger-ID DE06 ZZZ 000 000 793 04<br />

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(gültig seit 1. Januar 2019). Namentlich<br />

gekennzeichnete Artikel geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion<br />

wieder. Die Abbildung oder Erwähnung<br />

einer Person ist kein Hinweis auf deren<br />

sexuelle Identität. Wir freuen uns über<br />

eingesandte Beiträge, behalten uns aber<br />

eine Veröffentlichung oder Kürzung vor.<br />

Für eingesandte Manuskripte und Fotos<br />

wird nicht gehaftet. Der Nachdruck von<br />

Text, Fotos, Grafik oder Anzeigen ist nur<br />

mit schriftlicher Genehmigung des Verlags<br />

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ausgeschlossen. Der Gerichtsstand ist<br />

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pro Jahr, Auslandspreis 50 Euro pro Jahr.<br />

Bei Lastschriften wird die Abogebühr am<br />

3. Bankarbeitstag des laufenden Monats<br />

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Die Anzeigenbelegunsgeinheit blu media<br />

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sergej Medien und Verlag GmbH zu 74,9%,<br />

Rosenthalerstr. 36, 10178 Berlin<br />

Christian Fischer zu 25,1%, Dunckerstr. 60,<br />

10439 Berlin<br />

Gesellschafter sergej Medien und<br />

Verlag GmbH:<br />

Hendrik Techel zu 100%,<br />

Am Treptower Park 45, 12435 Berlin


4 SZENE<br />

Community<br />

WELT-AIDS-TAG <strong>2020</strong><br />

Corona verändert vieles,<br />

aber nicht alles. Auch in<br />

diesem Jahr soll es wieder<br />

ein starkes Zeichen am Vorabend<br />

des Welt-AIDS-Tags<br />

geben: Einen Gottesdienst<br />

mit Bischöfin Kirsten Fehrs<br />

und einen Candle Light Walk<br />

durch die Straßen von St.<br />

Georg. Der Gottesdienst<br />

findet am Montag, 30.<br />

<strong>November</strong> ab 18 Uhr in der<br />

Hl. Dreieinigkeitskirche am<br />

St. Georgs Kirchhof statt.<br />

Bischöfin Kirsten Fehrs<br />

wird die Predigt halten und<br />

der lesbisch-schwule Chor<br />

Belle Alliance wird singen. Es<br />

gelten die üblichen Regeln<br />

zu Abstand und Hygiene,<br />

die Zahl der Teilnehmenden<br />

ist begrenzt. Ab 19.15 Uhr<br />

schließt sich der Candle<br />

Light Walk an, los geht es vor<br />

der Hl. Dreieinigkeitskirche.<br />

Mit Kerzenlicht soll an Opfer<br />

von AIDS erinnert werden<br />

und zugleich ein Zeichen der<br />

Solidarität mit Infizierten<br />

und Ausgegrenzten gesetzt<br />

werden. Ziel ist der Hansaplatz,<br />

wo der Umzug mit<br />

einem Punsch unter freiem<br />

Himmel enden wird.<br />

KOMMENTAR<br />

Lieber Leser!<br />

Nicht gegendert ...<br />

... da uns – aufschlussreich! – nur Männer bezüglich unserer Nutzung des Gendersternchens<br />

anschrieben. Vielen Dank für eure Leser*innenbriefe. Spätestens seit<br />

der Erfindung des Buchdrucks und der dadurch wünschenswerten Einigung auf<br />

schriftsprachliche Standards tobt der Kampf um ebenjene. Ein Kampf ist dieser<br />

eigentlich völlig natürliche Prozess einer jeden lebendigen Sprache interessanterweise<br />

immer nur dann, wenn es um Dogmen, Ideologien oder auch ganz banal<br />

Gewohnheiten geht.<br />

FOTO: ROMAN HOLST / INSTAGRAM.COM/ROMAN_HOLST<br />

„positiv leben&lieben“-Pastor<br />

Thomas Lienau-Becker und<br />

„Hein & Fiete“- Chef Marc<br />

Grenz: „In diesem Jahr ist der<br />

Welt-AIDS-Tag besonders<br />

wichtig. Es gibt nicht nur<br />

Corona. Nach wie vor erkranken<br />

Menschen an AIDS<br />

und werden wegen ihrer<br />

HIV-Infektion diskriminiert.<br />

Und von den Erfahrungen<br />

des Lebens mit HIV lässt<br />

sich einiges lernen.“<br />

www.heinfiete.de /<br />

www.aidsseelsorge.de<br />

Bevor ich in dieser Richtung weitergehe<br />

und über den Einfluss von Sprache auf<br />

gesellschaftliche Machtgefüge und die<br />

lästige deutsche Tugend Ordnung, die<br />

oft mit Denkfaulheit verwechselt wird, zu<br />

Blockwartmentalität, German Angst und<br />

Maschendrahtzaun komme – und dich<br />

eventuell im sonntäglichen Schreibfluss<br />

versehentlich einen (Grammatik-)Nazi<br />

schimpfe –, nur zwei Dinge:<br />

Weder die deutsche Schrift- noch die<br />

gesprochene Sprache haben bisher<br />

einen Begriff für auch nur ein weiteres<br />

Geschlecht gefunden. Daher können wir<br />

diese Geschlechter gar nicht benennen.<br />

Hier wäre ein kultureller Austausch mit<br />

unseren Mitbürger*innen mit Wurzeln<br />

im südlichen Afrika sicherlich förderlich.<br />

Wem das zu exotisch ist, der könnte bei<br />

den blonden Schwed*innen anfangen, die<br />

2014 ein drittes Wort für nicht Mann und<br />

nicht Frau par ordre du mufti einführten.<br />

Das Gendersternchen ist die daraus<br />

geborene Notlösung, die sich – Zitat<br />

Duden (<strong>2020</strong>, Auflage 28) – „immer mehr<br />

durchsetzt“. Für mich ganz persönlich<br />

mit der gesprochenen Pause sogar eine<br />

fast meditative Bewusstmachung dieses<br />

Mankos meiner geliebten Muttersprache<br />

und damit das Gegenteil der unterstellten<br />

Unsichtbarmachung der Geschlechter.<br />

Zweitens und wohl Wichtigstes, denn als<br />

empathischer Mensch bin ich daran interessiert,<br />

ungewollte Verletzungen anderer<br />

zu vermeiden: Wie diskriminiert dich die<br />

Entmannung der Sprache konkret? Die<br />

Abschaffung eines Privilegs ist keine<br />

Diskriminierung.<br />

Queerste Grüße<br />

Christian Knuth<br />

stellv. Chefredakteur<br />

christian.knuth@<strong>hinnerk</strong>.de


#QUEERESRATHAUS<br />

Die Bürgerschaft hat trotz Corona-Dauerstress damit begonnen, an den<br />

Vorhaben von Senat, Fraktionen und Abgeordneten zu arbeiten. Auch einige<br />

LGBTIQ*-Wegmarken konnten schon gesetzt werden.<br />

FOTO: HAMBURGISCHE BÜRGERSCHAFT/MICHAEL ZAPF<br />

GRUNDGESETZ ARTIKEL 3<br />

Die Fraktionen von SPD, GRÜNEN und<br />

DIE LINKE beantragten die im rot-grünen<br />

Koalitionsvertrag vereinbarte Initiative<br />

des Senats auf Bundesebene für<br />

die Änderung des 3. Grundgesetzartikels<br />

Absatz 3 Satz 1. Er soll künftig um das<br />

Merkmal der sexuellen Identität ergänzt<br />

werden. Der Antrag wurde – und das ist<br />

eine Verstetigung eines seit Januar auch<br />

im Bundestag spürbaren Wandels – mit<br />

den Stimmen der CDU angenommen.<br />

Nur die AfD stimmte gegen den Antrag<br />

und ihr Abgeordneter Krzysztof Walczak<br />

begründete hanebüchen, dass auch<br />

Zoophilie und Pädophilie dann geschützt<br />

sein könnten. Erwartbar widerlich nicht<br />

ohne das in faschistischen Kreisen<br />

ach so beliebte wie ehrabschneidende<br />

und falsche Narrativ der Grünen als<br />

FOTO: MORITZ KINDLER / UNSPLASH<br />

Pädophilien-Entkriminalisierer-Partei<br />

zu bedienen. Eine Steilvorlage für die<br />

Ideengeber dieser langjährigen queeren<br />

Forderung: „Der Lesben- und Schwulenverband<br />

(LSVD) Hamburg begrüßt den<br />

Vorstoß der Bürgerschaft zur Ergänzung<br />

des Artikels 3 Absatz 3 Grundgesetz um<br />

das Merkmal ‚sexuelle Identität‘. Gerade<br />

gegenüber demokratiefeindlichen<br />

Kräften, die auch Lesben, Schwule, Bisexuelle,<br />

trans*- und intergeschlechtliche<br />

Menschen (LSBTI*) ins gesellschaftliche<br />

Abseits drängen wollen, muss ein<br />

inklusives Grundrechteverständnis in<br />

unserer Verfassung verankert werden“,<br />

kommentierte Wolfgang Preussner aus<br />

dem Landesvorstand. Das Grundgesetz<br />

habe Homosexuelle lange Zeit nicht vor<br />

schweren Menschenrechtsverletzungen<br />

wie der Strafverfolgung nach § 175<br />

StGB geschützt. „Es ist höchste Zeit,<br />

diese Leerstelle in unserer Verfassung zu<br />

schließen“, so Wolfgang weiter.<br />

DREI MÖGLICHE STANDORTE FÜR<br />

SEXUELLE VIELFALT<br />

70 Vertreter*innen der Community aus<br />

40 Organisationen haben auf Einladung<br />

der Kulturbehörde Anfang September<br />

erste Ideen zu möglichen Standorten,<br />

Zielen und Wirkung der auf Initiative<br />

von Dr. Gottfried Lorenz und Martin<br />

Eichenlaub seit 2018 debattierten Idee<br />

erarbeitet. St. Georg, die HafenCity und<br />

auch der von der <strong>hinnerk</strong> Redaktion<br />

unter anderem aus erinnerungspolitischer<br />

Sicht präferierte Jungfernstieg<br />

sind als mögliche Standorte fixiert worden.<br />

Nach Prüfung durch die Bezirke soll<br />

noch in diesem Jahr ein künstlerischer<br />

Wettbewerb ausgelobt werden. *ck<br />

Single ist<br />

Wecker.<br />

Liebe ist<br />

wachgeküsst.<br />

Finde deine Liebe<br />

www.denkmal-sexuelle-vielfalt.de


6 SZENE<br />

NACHGEFRAGT<br />

FOTO: M. RÄDEL<br />

AMANDA COX:<br />

„ ... man musste lernen, trocken Brot zu futtern ...“<br />

Wir chatteten mit Hamburgs<br />

zweitbekanntester Dragqueen<br />

über Rassismus, Corona<br />

und Sex.<br />

Woran sitzt du gerade?<br />

Ich arbeite an einem kleinen Bühnenprogramm<br />

und einigen Witzen. Ich will die<br />

Chance nutzen, mal selbst groß auf der<br />

Bühne durchzustarten, da doch viele mich<br />

immer bestärkt hatten, mit meiner Art<br />

ein Publikum zu unterhalten. Weiterhin<br />

will ich mich hier in Hamburg politisch<br />

aktiv machen, durchforste aber noch die<br />

Programme der einzelnen Parteien, weil<br />

gefühlt keine 100 % das widerspiegelt, was<br />

ich denke und fühle.<br />

Alltagsrassismus ist dieses Jahr stärker<br />

in den Fokus der Öffentlichkeit<br />

gerückt. Wie verhältst du dich, wenn<br />

du Rassismus etwa auf Social Media<br />

bemerkst?<br />

Rassismus in jeder Form ist so abstoßend<br />

und ekelhaft. Ich melde jede Form von Rassismus<br />

auf Social Media, und zögere nicht,<br />

vermeintliche „Freunde und Bekannte“ aus<br />

meiner Liste zu verbannen. Viel schlimmer<br />

als diesen Rassismus finde ich die<br />

Diskussionen über Lebensmittel und deren<br />

Namen. Das muss man sich vorstellen, da<br />

rechtfertigen Leute eine rassistische Tirade<br />

mit: „Ja, aber das heißt nun mal so …“ Ich<br />

will kotzen. Solange man als Person von<br />

Rassismus und Ausgrenzung nicht betroffen<br />

ist, darf man sich kein Urteil darüber<br />

erlauben, ob es okay ist, oder nicht.<br />

Wurdest du aufgrund deiner Sexualität<br />

schon Zielscheibe homophober<br />

Häme? Verletzt dich das?<br />

Selbst wurde ich zum Glück nie groß<br />

zur Zielscheibe, aber ich glaube, es liegt<br />

einfach daran, dass die meisten eher Angst<br />

vor mir haben und sich hier nicht trauen.<br />

Auch fühle ich mich auf St. Pauli sehr<br />

sicher, da die Menschen hier sehr tolerant<br />

sind und hilfsbereit. In Hamburg gibt es<br />

viele großartige Projekte, die sich mit den<br />

Themen Vielfalt und Toleranz beschäftigen.<br />

Über die Olivia-Jones-Familie geht<br />

z. B. Veuve Noir in Schulen und macht<br />

Aufklärungsarbeit.<br />

Inwiefern trifft dich die Corona-<br />

Pandemie, hast du Angst?<br />

Die Pandemie hat mich wie alle Künstler<br />

sehr getroffen. Die Arbeit ist ja nicht nur<br />

zum Geldverdienen, sondern war auch<br />

ein Ausleben der Leidenschaft. Ich war<br />

gesegnet, dass die WunderBar einen<br />

Livestream gemacht hat und ich mich<br />

ausleben konnte und natürlich so auch<br />

ein Zeichen gesetzt wurde, dass die<br />

Leute daheim nicht allein sein müssen.<br />

Kommst du nicht in die Bar, kommt die<br />

Bar halt zu dir.<br />

Wie trifft die Pandemie die<br />

Geschäftsfrau Amanda Cox?<br />

Sehr hart. Finanziell war das ein riesiges<br />

Desaster. Mehr Ausgaben als Einnahmen,<br />

und man musste lernen, trocken Brot zu<br />

futtern. Jetzt durch die Lockerungen bin<br />

ich wieder mit Arbeit gesegnet. Der Olivia<br />

Jones Show Club macht seit über einem<br />

Monat ein Varieté, und ich plane mit<br />

der WunderBar zusammen ein Konzept<br />

auf die Beine zu stellen für einen neuen<br />

Sonntag mit Unterhaltung.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.facebook.com/DragQueenAmanda<br />

www.instagram.com/MonstaModa


SZENE 7<br />

HINNERK LIEBT<br />

In Hamburg am Fenster<br />

Kernige Kerls und Skinheads, zum Beispiel Ingo. Mit<br />

ihm arbeiteten wir schon einmal vor ein paar Jahren<br />

zusammen, damals auch im September. Heute bekommst<br />

du neue Bilder, aufgenommen an seinem Lieblingsplatz, am<br />

Fenster bei seinem Freund Oli.<br />

Was liebst du so an<br />

Hamburg?<br />

Hamburg ist für mich das<br />

Tor zur Welt. In keiner Stadt<br />

Deutschlands hab ich dieses<br />

Gefühl, schneller dem Alltag<br />

entfliehen zu können. Zudem<br />

bin ich Krebs und brauche<br />

immer irgendwie Wasser in<br />

meiner Nähe. Die Hamburger<br />

sind zwar stocksteif, aber<br />

hast du einmal einen<br />

Hanseaten zum Freund, dann<br />

für immer.<br />

Wie hälst du dich fit?<br />

Eigentlich gar nicht mal<br />

so sehr. Ich ernähre mich<br />

relativ bewusst und sehe<br />

eben zu, so viel wie möglich<br />

mit dem Rad zu erledigen<br />

oder unterwegs zu sein. Bin<br />

halt beruflich bedingt sehr<br />

ausgelastet, sodass wenig<br />

Zeit für Sport bleibt. Zudem<br />

war das Wetter dieses Jahr<br />

im Norden leider nur für<br />

sehr kurze Zeit wirklich<br />

gut. Normalerweise bin ich<br />

sonst viel im und am Wasser<br />

anzufinden. Schwimmen ist<br />

halt eine Leidenschaft von<br />

mir. Aufgrund von Corona<br />

und den zunächst geschlossenen,<br />

später dann unter<br />

sehr konsequenten Auflagen<br />

geöffneten Freibädern, kam<br />

aber auch dies das Jahr<br />

über leider viel zu kurz. So<br />

langsam entwickle auch<br />

ich einen „Rettungsring“, ist<br />

aber auch gut hier so an der<br />

Elbe ...<br />

Worauf freust du dich?<br />

Ich freue mich in erster Linie<br />

auf meine weitere gemeinsame<br />

Zukunft mit meinem<br />

Mann. Wir suchen eine neue<br />

gemeinsame Wohnung in<br />

Hamburg, was allerdings bei<br />

dem steigenden Mietspiegel<br />

echt nicht einfach ist. Leider<br />

hab ich von Hamburg aus<br />

auch noch immer einen<br />

zweistündigen Arbeitsweg<br />

in die Heide. Aber man weiß<br />

ja nie, was sich noch so alles<br />

tut in den nächsten Jahren!<br />

Und natürlich freue ich mich,<br />

wenn endlich das Corona-<br />

Virus nicht mehr unser<br />

Leben so derart bestimmen<br />

wird. Ich will endlich wieder<br />

durch die Klubs ziehen und<br />

bis in den frühen Morgen<br />

die Hüften schwingen – so<br />

lange die Knochen das noch<br />

mitmachen.<br />

www.instagram.com/<br />

ingoausderheide


8 SZENE<br />

SEXUALITÄT<br />

UND CORONA<br />

VERÄNDERUNG VON<br />

FOTO: MICHAEL KUCHARSKI / UNSPLASH / CC0<br />

Kurz vor Redaktionsschluss<br />

haben die Bundesländer<br />

Hamburg, Bremen, Niedersachen<br />

und Schleswig-Holstein sich<br />

unter dem Eindruck des gerichtlich<br />

angeordneten Verbotes des<br />

Prostitutionsverbotes in Nordrhein-<br />

Westphalen darauf geeinigt, die<br />

Sexarbeit ebenfalls schrittweise<br />

wieder zuzulassen. <strong>hinnerk</strong> druckt<br />

den folgenden Kommentar als<br />

Zeitdokument unverändert ab, weil<br />

er – auch ganz unabhängig vom<br />

fast panisch wirkenden Rückrudern<br />

im Norden – deutlich macht, wie<br />

Sexarbeit im Speziellen und Sexualität<br />

im Allgemeinen unter Covid-19<br />

wieder einmal moralisch negativ<br />

aufgeladen wird, wie Angst vor<br />

Krankheit dazu genutzt wird, ungeliebte<br />

sexuelle Freiheiten des Einzelnen<br />

dem staatlichen Zugriff und der<br />

Reglementierung zuzuführen. Auf<br />

den folgenden Seiten belegen wir<br />

diese These mit der Auswertung des<br />

Skandals um die Schließung von<br />

schwulen Badehäusern in Köln, mit<br />

der durch die Lockerungen bei der<br />

Sexarbeit noch skurrileren Situation<br />

in Hamburg und der Reaktion der<br />

mann-männlichen Sexszene auf die<br />

andauernde Schließung ihrer Safe<br />

Spaces, welche wiederum Reaktionen<br />

der Moralisten hervorruft.<br />

MORAL<br />

Wir Schwulen kennen den Scheiß<br />

schon, denn, als wir endlich mit der<br />

68er-Bewegung gemeinsam mit den<br />

Heteros dafür gesorgt haben, dass<br />

dem Staat die Befugnis abgesprochen<br />

wurde, die „sittliche Ordnung“ mit den<br />

Mitteln des Strafrechts zu verteidigen,<br />

gab es für uns Schwule noch lange<br />

Zeit den § 175. Er beinhaltete einen<br />

überdimensionalen Jugendschutz im<br />

Falle eines homosexuellen Übergriffes.<br />

Unter dem § 175 entstanden für Schwule<br />

viele Probleme mit dem Gesetz, denn<br />

wenn z. B. 1973 ein 18-Jähriger einen<br />

17-Jährigen bumste, hatte der 18-Jährige<br />

schon eine Straftat begangen. Da musste<br />

man als volljähriger Hetero schon eine<br />

13-Jährige entjungfern, um ein ähnliches<br />

Strafmaß zu erwarten. § 175 wurde noch<br />

in den 90er-Jahren in Deutschland angewendet<br />

und fand in jeder Diskussion über<br />

Schwulenrechte immer wieder seinen<br />

Platz als Rechtfertigung, dass Schwulsein<br />

eben „was anderes“ ist. Im obigen Beispiel<br />

wurden 1990 in Deutschland von fast 100<br />

Verurteilten, noch 10 Menschen in den<br />

Knast gesteckt, weil sie „Unzucht“ betrieben<br />

(http://dipbt.bundestag.de/dip21/<br />

btd/12/030/1203036.pdf), während<br />

die Öffnung der Ehe für Homosexuelle<br />

bereits im Gespräch war. Der Paragraf<br />

wurde erst 1994 gestrichen. Und warum<br />

gab es den § 175 für Männer?<br />

Natürlich wegen der Moral, denn Schwulsein<br />

ist eben was Schlechtes. Übrigens<br />

wurden grundsätzlich Männer verfolgt und<br />

bestraft, denn männliche Homosexualität<br />

ist ja so viel schlimmer für eine psychische<br />

Entwicklung als die weibliche Homosexualität<br />

*ironieoff*. Das ist sozusagen, für<br />

Schwule, ein Sexismus im Sexismus. Und<br />

warum war das so? Frauen hat man damals<br />

keine eigenständige Sexualität zugetraut –<br />

für Lesben also ein klarer Fall vom Glück im<br />

Unglück. Das gibt es für Sexarbeiterinnen<br />

heute noch, denn für die Sexarbeitsgegner<br />

kann Sexarbeit grundsätzlich von keinem<br />

Anbieter als positiv empfunden werden.<br />

*kopfschüttel*<br />

In den 80er-Jahren wurde erstmals die<br />

Rolle der „Nutte“, sowie des „Hinterladers“,<br />

politisch wie moralisch gleichermaßen<br />

stark im Rahmen der Aids-Diskussion<br />

thematisiert. Es entstand hier ein neues<br />

Bild der Sexualität, denn man musste<br />

sich plötzlich gesamtgesellschaftlich mit<br />

„Infektionswegen“ und „Kontakthäufigkeiten“<br />

auseinandersetzen. <strong>2020</strong> haben wir<br />

nun das Coronavirus, und schon wieder<br />

müssen „wir“ uns erklären, weil man<br />

draußen irrsinnige Bilder von Prostitution<br />

im Kopf hat.


Beispiele:<br />

■ Kunden sind in den seltensten Fällen<br />

die totalen Unbekannten; im Falle einer<br />

Infektion ist eine Kontaktaufnahme<br />

mit dem Kunden fast immer möglich.<br />

Das gilt im erhöhten Maße während<br />

einer Pandemie, weil: Kunden von<br />

Sexarbeitern sind auch keine<br />

hormonell unzurechnungsfähigen<br />

Menschen, denn<br />

auch sie haben ein Interesse<br />

an ihrer Gesundheit.<br />

■ Ja, beauftragte Gangbangs<br />

gibt es, sind aber eher selten,<br />

denn die Prostitution ist<br />

i. d. R. ein „1 zu 1“-Geschäft,<br />

und das gilt für alle sexuelle<br />

Ausrichtungen, sowie für alle<br />

Geschlechter.<br />

■ Wer glaubt, dass man in der<br />

Sexarbeit zwanzig Kunden<br />

täglich bedienen kann, der<br />

möge mal nachrechnen, wie<br />

reich wir Huren dann wären,<br />

wenn wir das ein paar Monate durchziehen<br />

würden. Jeder Physiotherapeut hat<br />

i. d. R. mehr Kunden.<br />

■ In Bordellen oder SM-Studios ist es<br />

nicht schmutzig, denn Hygiene ist hier<br />

seit Jahrhunderten eine Pflichtnummer<br />

für alle Beteiligten. Sexarbeiter sind da<br />

i. d. R. sogar verdammt gut drin.<br />

■ Der Hauptpunkt in der leidigen Corona-<br />

Debatte: Wenn der Staat seinen Mitbürgern<br />

den Sex untereinander nicht<br />

über den Weg der Sanktionen verbietet,<br />

wie derzeit, muss es ebenfalls – wenn<br />

nicht sogar in höherem Maße – für<br />

die Sexarbeit gelten. Die gewerblich<br />

organisierte Sexarbeit wird aufgrund<br />

ihres wirtschaftlichen Interesses<br />

logischerweise sogar noch umsichtiger<br />

vorgehen. Und das nicht nur, weil<br />

FOTO: THORE REHBACH<br />

der Körper des Sexarbeiters und die<br />

Gesundheit des Klienten das Kapital<br />

des Sexarbeiters darstellen, nein, es<br />

lassen sich mit den umliegenden<br />

Instanzen (Bordelle, Hilfseinrichtungen<br />

usw.) Regeln einführen und<br />

kontrollieren.<br />

Kommentator André Nolte arbeitet als Dominus in der Sexarbeit<br />

und engagiert sich als Pressesprecher beim Berufsverband für<br />

erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD e.V.).<br />

Aber was passiert? Spricht man mit uns?<br />

Erarbeitet man mit uns Lösungen? Nein,<br />

wir werden „verboten“. Sexarbeit ist auch<br />

Monate, nachdem Friseure wieder einen<br />

Pony im Gesicht schneiden, immer noch<br />

illegal.<br />

Es kommt noch besser, denn alle Beteiligten<br />

wissen, dass Prostitution trotzdem<br />

stattfindet. Fast jeder arbeitet wieder<br />

– irgendwo und irgendwie. Fakt ist, dass<br />

die Arbeit mit weniger Hygiene stattfindet<br />

(Hotels, Privatwohnungen, Toiletten<br />

usw.). Aus epidemiologischer Perspektive<br />

vollkommener Unsinn. Hinzu kommt, dass<br />

die Beratungsstellen schließen, aber es<br />

fragt eh niemand nach gesundheitlichem<br />

Rat in der Illegalität – nur nach Hilfe, da<br />

kein Geld mehr da ist, weil Hartz 4 kaum<br />

ausreicht und selbst diese Zuwendung für<br />

SZENE 9<br />

viele migrierte Sexworker grundsätzlich<br />

nicht zur Verfügung steht. Ganz zu<br />

schweigen vom körperlichen Schutz für<br />

weibliche Sexarbeiter – der fällt derzeit<br />

durch den Wegfall der Bordelle und der<br />

dazugehörigen Security komplett flach.<br />

Das ist eine saftige Ausgrenzung, die<br />

ihresgleichen sucht, mit der<br />

Begründung der „mangelnden<br />

Kontrollierbarkeit der<br />

Hygienekonzepte“ (siehe:<br />

Schriftliche Kleine Anfrage<br />

22/823 der Abg. Dr. Ensslen u.<br />

Özdemir (Die Linke) Wie steht<br />

es um die Berufsfreiheit der<br />

Prostituierten? Drucksache<br />

Nr. <strong>2020</strong>/1280). Abgesehen<br />

davon, dass die wenigsten<br />

Geschäfte und Büros über<br />

riesige kontrollierbare Fensterfronten<br />

verfügen, sind auch alle<br />

weiteren Begründungen an den<br />

Haaren herbeigezogen. Lies<br />

einfach selber.<br />

Lass dich nicht verarschen, es geht bei<br />

diesem Sexkaufverbot derzeit mal wieder<br />

um Moral – genau wie damals in der<br />

Aids-Thematik.<br />

Warum wird derzeit das spontane<br />

gegenseitige orale Penetrieren über Grindr,<br />

Tinder & Co nicht mit Bußgeldern belegt,<br />

während man in der Sekunde des Kaufs<br />

eines Blowjobs eine saftige Ordnungswidrigkeit<br />

begeht? Das Virus wird sicher nicht<br />

durch den Bezahlvorgang ausgelöst, oder?<br />

Trotzdem macht sich die Polizei derzeit<br />

vor dem Trans-Straßenstrich auf der<br />

Frobenstraße breit und versaut somit das<br />

eh schon Corona-bedingt mies laufende<br />

Geschäft.<br />

Klares Ausgrenzen der Sexarbeiter – und<br />

feine Linien – starker Auftritt<br />

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10 SZENE<br />

natürlich wird mit den Kleinsten<br />

angefangen. Ralf Rötten (Geschäftsführer<br />

von HILFE-FÜR-JUNGS e. V.) hierzu: „Die<br />

besonders von Diskriminierung Betroffenen<br />

in der Sexarbeit sind jetzt in der<br />

Corana-Krise auch wieder diejenigen, die<br />

die größten persönlichen Opfer erbringen<br />

müssen.“<br />

Diese Ausgrenzung von unliebsamen<br />

Gruppierungen unter gesundheitlichen<br />

Vorwänden kommt mir alles reichlich<br />

bekannt vor. Hat doch Horst Seehofer<br />

1987 vorgeschlagen, Aids-Infizierte und<br />

Kranke künftig „in speziellen Heimen“ zu<br />

sammeln. Kultusminister Hans Zehetmair<br />

hat damals noch einen draufgesetzt: […]<br />

Homosexualität gehöre in den „Randbereich<br />

der Entartung […] Das Umfeld der<br />

ethischen Werte muss wiederentdeckt<br />

werden, um diese Entartung auszudünnen.“<br />

(Quelle: https://www.spiegel.de/spiegel/<br />

print/d-13522444.html)<br />

Gott sei Dank, konnten sich diese Werte<br />

seinerzeit nicht durchsetzen, und die von der<br />

CSU gewünschten Zwangsregistrationen und<br />

angedachten Verschleppungen wurden nicht<br />

eingeführt, denn irgendwann wurde miteinander<br />

geredet und Lösungen erarbeitet.<br />

Ralf Rötten:<br />

„Eine Pandemie zum billigen Vorwand<br />

zu nehmen, um in paternalistischer<br />

Weise Sexarbeitende gegen ihren<br />

ausdrücklichen Willen auch zukünftig<br />

vor möglichen Gefahren zu schützen, ist<br />

weder demokratisch noch emanzipatorisch<br />

und schon gar nicht feministisch.<br />

Diese fragwürdige Allianz von bibeltreuen<br />

Christ*innen über Sozialdemokrat*innen<br />

bis hin zu Altfeminist*innen wird das<br />

Elend der Sexarbeitenden vertiefen, und<br />

die Infektionszahlen mit STIs in die Höhe<br />

treiben (wie bei den Männern in Schweden).<br />

Der beste Schutz vor Ausbeutung,<br />

Unterdrückung und auch sexuell übertragbaren<br />

Infektionen ist immer noch die<br />

Aufklärung und der offene Umgang mit<br />

Fragen zu Gesundheit, Sexualität und<br />

Selbstbestimmung in einer Gesellschaft.<br />

Das hat sich schon bei AIDS in den<br />

letzten 35 Jahren gezeigt.“<br />

Lass dich nicht verarschen, das eine hat mit<br />

dem anderen überhaupt nichts zu tun.<br />

Es behauptet sowieso niemand, er könne<br />

Kriminalität zu 100 % bekämpfen – in keiner<br />

Branche. Selbst die Sexarbeitsgegner gehen<br />

nicht so weit mit ihren Forderungen nach<br />

Verboten und Strafen. Aber kann ein Verbot<br />

hier tatsächlich wenigstens etwas helfen?<br />

Klingt schon alleine aufgrund der Einfachheit<br />

nach einem populistischen Gedankenansatz.<br />

Schauen wir in die Geschichte der<br />

USA: Hier wurde das – sicherlich für einige<br />

Menschen – große Problem „Alkohol“ nicht<br />

durch die Prohibition (= Gesamtverbot von<br />

Konsum und Verkauf von Alkohol, 1913 –<br />

1921) besiegt. Es erscheint rückwirkend<br />

als eine der dümmsten Maßnahmen für<br />

eine derart komplexe Fragestellung, welche<br />

sich im Spannungsfeld von „tödlicher<br />

Droge“ bis zum „zwanglos anwendbarem<br />

Positiv-Verstärker“ befindet. Worauf haben<br />

wir Menschen in der ganzen Welt gesetzt?<br />

Auf Aufklärung, Selbstbestimmung und<br />

sinnvolle Regeln – nicht auf ein flaches,<br />

gesamtheitliches Verbot.<br />

Ich verlange eine deutliche Trennung<br />

zwischen Kriminalität in der Prostitution und<br />

Sexarbeit. Von der heutigen Gesellschaft ist<br />

zu erwarten, dass sie es schafft, sich gezielt<br />

eines Problemfeldes anzunehmen, ohne<br />

die Berufswahl von 40.400 Menschen zu<br />

zerstören und durch pauschale Opferzuschreibung<br />

zu entmündigen sowie – darüber<br />

hinaus – die Freiheit eines jeden Bundesbürgers<br />

dermaßen einzuschränken.<br />

Kommen wir zurück zur Frauenbewegung:<br />

Viele Gesetze haben Frauen heute dahin<br />

gebracht, wo sie jetzt sind, und trotzdem<br />

müssen wir uns fünfzig Jahre später immer<br />

noch neue Maßnahmen überlegen, wie z. B.<br />

Quotenregelungen bei Vorständen und<br />

Parteien, damit Frauen gleichberechtigt sind.<br />

Wie zur Hölle kommen wir auf die Idee, dass<br />

das neue Prostitutionsgesetz von 2002<br />

bereits <strong>2020</strong> in voller Breite in einem solch<br />

diversen Umfeld in der Praxis funktionieren<br />

muss? Natürlich müssen wir nachbessern<br />

– das ist logisch. Die neuen Regeln von<br />

2018 sind allerdings ein Witz hinsichtlich<br />

der Zielsetzung. Glaubt echt jemand, dass<br />

unsere Registrierung, also die Erfassung von<br />

sowieso schon bekannten Sexarbeitern, wie<br />

z. B. mir, irgendeinem Menschenhandelsopfer<br />

hilft? Das war ein teurer Griff ins Klo für<br />

den Steuerzahler. Verpflichtend sollte nur<br />

die Anmeldung beim Finanzamt sein, wie<br />

bei anderen Selbstständigen auch.<br />

Es wäre grundsätzlich wünschenswert,<br />

wenn MIT uns Sexarbeitern gesprochen<br />

würde – nicht ÜBER uns.<br />

Ich werde nicht müde, Dinge zu fordern, die<br />

wirklich was bewegen, und zwar:<br />

■ finanzielle Unterstützung von anonymen<br />

und leicht erreichbaren Beratungsstellen,<br />

■ deutschlandweit kostenlose Untersuchungen<br />

und Behandlungen in den<br />

Gesundheitsämtern,<br />

■ den Zugang zur Künstlersozialkasse,<br />

■ den Aufbau eines niedrigschwelligen<br />

Ausbildungs- und Fortbildungssystems<br />

für Sexarbeitende – berufsbegleitend und<br />

freiwillig,<br />

■ die Aufnahme von Sexarbeit ins Allgemeine<br />

Gleichbehandlungsgesetz,<br />

■ die Möglichkeit eines Arbeitsvisums für<br />

migrantische Sexarbeitende und vor allem,<br />

■ ein Bleiberecht für Opfer von<br />

Menschenhandel.<br />

Wenn wir Gesetze schaffen, dann müssen<br />

wir oftmals orakeln, was die bessere<br />

Lösung ist. In puncto des Gesetzes von<br />

2002 wissen wir das schon: Vorher war<br />

es nachweislich für 40.400 Menschen<br />

Noch bis 1977 schrieb das Bürgerliche<br />

Gesetzbuch vor, dass eine Frau die Erlaubnis<br />

ihres Ehemanns für die eigene Berufstätigkeit<br />

brauchte. Bei Abschaffung skizzierten<br />

die Konservativen das erschreckende Bild der<br />

verwahrlosten Kinder, weil die Mütter sich<br />

aufgrund der nun anfallenden Karriere nicht<br />

mehr um sie kümmerten, und zogen als<br />

Beleg traumatisierte Scheidungskinder heran.<br />

Ähnlich verhält es sich mit den Überlegungen<br />

zum Sexkaufverbot – eben<br />

nur rückwärts. Man nehme Opfer von<br />

Menschenhandel, werfe sie in einen Topf<br />

mit Sexarbeitern und verlange nun ein<br />

großes und einfaches Verbot.<br />

Die Jungen Liberalen bei einer Protestaktion gegen das Verbot<br />

der Sexarbeit im Rahmen ihres Landesparteitages.


SZENE 11<br />

beschissener, denn Sexarbeit war rechtlich nicht anerkannt<br />

– PUNKT. Illegalität, die erzwungen wird durch Bestrafung<br />

unserer Kunden, zieht uns – logischerweise – mit bzw. wieder<br />

in den Abgrund.<br />

Jedes Mal, wenn ein Menschenhandelsopfer ausführlich seine<br />

Geschichte beschreibt und somit belegt werden soll, dass<br />

Prostitution der Grund allen Übels ist, dann frage dich, warum<br />

Sexarbeitsgegner darauf verzichten, sich grundsätzlich um das<br />

Problem „Gewalt und Unterdrückung von Menschen“ zu bemühen.<br />

Das würde nämlich die vielfach geprügelte Ehefrau mit<br />

einem normalen Beruf miteinschließen. Das interessiert keinen<br />

Sexarbeitsgegner, weil diese geprügelte Frau ja brav verheiratet<br />

ist, also einem moralischen Kodex entspricht. Nur wenn sie eine<br />

Prostituierte ist, dann müssen wir ein neues Gesetz schaffen.<br />

FOTO: BUNDESTAG / ACHIM MELDE<br />

Lass dich nicht verarschen, es geht nur um eine Veränderung<br />

der Moral zur Sexarbeit durch ein Gesetz.<br />

Jedes Mal, wenn man dir vom „ekeligen bösen Freier“ erzählt,<br />

der sich in Freier-Foren abwertend gegenüber Sexarbeitern<br />

äußert, frage dich, wie viel Sexarbeiter siehst du auf der Straße,<br />

die sich hierzu beschweren? Lediglich ein paar Aussteiger wirst<br />

du finden, denen es an professioneller Abgrenzung zum Beruf<br />

mangelte. Sexarbeiter kommen mit einer Negativbewertung<br />

klar, denn wir wissen, dass wir eine Dienstleistung anbieten.<br />

Lass dich nicht verarschen, es geht nur um eine Veränderung<br />

der Moral zur Sexarbeit durch ein Gesetz.<br />

Jedes Mal, wenn dir die irrsinnige Behauptung präsentiert wird,<br />

dass über 90 % der Sexarbeiter leiden und aussteigen wollen,<br />

frage einfach nach einem Beleg für diese 90 %. Es wird keinen<br />

geben, denn niemand kennt solche Zahlen. Es sind schlicht und<br />

ergreifend „Annahmen“.<br />

Annahmen reichen nicht für Gesetze. Und schon gar nicht,<br />

um alleine die 40.400 Sexarbeiter in Deutschland, die den<br />

Termin beim Ordnungsamt sowie Zwangsgespräche bei der<br />

Gesundheitsbehörde über sich ergehen ließen – und somit<br />

logischerweise das Einverständnis zum Beruf klar belegt haben<br />

–, beruflich zu zerstören.<br />

Jedes Mal wird von dir eine Zustimmung zu einer Rückführung<br />

zu einer sexuellen Kultur, Tradition und Moral eines Deutschlands,<br />

was so gar nicht mehr existiert, erwartet.<br />

Das Land ist bereits tolerant gegenüber Sexarbeit. „Das ist ein<br />

normaler Job“, höre ich immer wieder. Wir stehen kurz vor der<br />

Verinnerlichung dieses Wertes. Es dauert nicht mehr lange und<br />

ich werde nicht mehr mit hundert Fragen gelöchert, bewundert<br />

oder bemitleidet, weil ich Geld mit Sex verdiene.<br />

Jedoch steckt in jedem von uns ein kleiner Sexarbeitsgegner …<br />

Du glaubst es nicht? Überlege mal: Möchtest du mich als<br />

Lebenspartner mit Berufsangabe deinen Eltern vorstellen?<br />

Trotz aller rational-positiven Gedanken, die du bzgl. meiner<br />

Arbeit hast, hast du grade gezuckt oder? Natürlich hast du<br />

das – aber warum? Weil wir erzogen wurden zu denken, dass<br />

Sexarbeit was Schlechtes ist. Viele haben Sexarbeit nur im<br />

Rahmen von Christiane F. kennengelernt und sonst gar nicht.<br />

Langsam, aber sicher wird es Eltern tatsächlich ewgal, ob ein<br />

Kind schwul wird oder nicht, und irgendwann werden die Eltern<br />

ein ähnliches Verhältnis zur Sexarbeit bekommen. Wir hatten<br />

auch erst wenige Jahre, um dir zu zeigen, dass es uns gut<br />

geht, dass wir nicht psychisch krank sind und nicht konvertiert<br />

werden müssen.<br />

Ich wette, das kommt dir bekannt vor.<br />

Hast du Fragen hierzu? Kritik? Anmerkungen? Möchtest du uns<br />

unterstützen? Bitte schreib mir eine Mail an<br />

dominus@besd-ev.de! *André Nolte<br />

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12 SZENE<br />

REPORTAGE<br />

Männersaunen, Cruising<br />

und ein moralinsaurer Staat<br />

Nicht nur die Sexarbeit<br />

konnte sich der besonderen<br />

Aufmerksamkeit von Politik<br />

und Verwaltung sicher sein,<br />

auch die schwule Cruising- und Sexszene<br />

kämpft bis heute um eine zumindest<br />

teilweise Rückkehr zur Normalität. Und<br />

gegen Sonderverordnungen und übereifrige<br />

Staatsbedienstete. Wir berichten aus<br />

Hamburg und Köln.<br />

DAS KATHOLISCHE HAMBURG,<br />

BERLIN UND KÖLN<br />

Die Phoenix Sauna machte am 9. Juni<br />

den Anfang mit einem „Soft-Opening“.<br />

Ab 15. Juni durfte nach Abnahme des<br />

ausführlichen Hygienekonzeptes durch<br />

die Stadt Köln auch die Trockensauna<br />

öffnen, lediglich die Dampfsauna blieb<br />

geschlossen. Alle Gäste mussten analog<br />

zur Hygieneverordnung des Landes NRW<br />

mit Namen, Kontaktdaten und Zeitraum<br />

des Aufenthaltes erfasst werden. Ebenso<br />

galt die Regel „Beim Laufen oder Stehen<br />

Maske tragen, Sitzen ist ohne Maske<br />

erlaubt“. Um 1,50 Meter Mindestabstand<br />

zu wahren, wurden die Gänge in den<br />

Ruhebereichen mit Bodenmarkierungen<br />

in Einbahn-Wege verwandelt. Außerdem<br />

durften sich gemäß § 10 der CoronaSchVO<br />

für Wellnessbetriebe und Fitnessstudios<br />

nur 100 bis 150 Gäste gleichzeitig in der<br />

Sauna aufhalten, zur Berechnung wurden 7<br />

m 2 pro Gast vorgeschrieben. Diese Regeln<br />

wurden regelmäßig von den Mitarbeitern<br />

nachgehalten, wer mehr als zweimal<br />

ermahnt wurde, flog raus.<br />

Am 1. August folgte das Badehaus Babylon<br />

nach umfangreichen Umbauten und Renovierungen,<br />

auch hier galten nach Abnahme<br />

des Hygienekonzepts durch die Stadt<br />

Köln strenge Hygieneauflagen, die von den<br />

Mitarbeitern sehr ernst genommen und<br />

entsprechend kontrolliert wurden.<br />

„Dicht an dicht,<br />

in Abständen von<br />

wenigen Millimetern<br />

bis ein paar<br />

Zentimeter.“<br />

ORDNUNGSAMT MARSCHIERT EIN<br />

Am späten Abend des 7. Augusts erfolgte<br />

der erste Streich des Ordnungsamtes, die<br />

Phoenix Sauna wurde geräumt und sogar<br />

versiegelt. Als Gründe wurden Verstöße<br />

gegen die Hygieneverordnung, wie z. B.<br />

nicht vollständig ausgefüllte Kontaktlisten<br />

und fehlendes Maskentragen, aufgeführt.<br />

Betroffene Gäste fühlten sich an die<br />

willkürliche Drangsalierung durch die


GESUNDHEIT<br />

IN HAMBURG<br />

Behörden vor vierzig Jahren erinnert. Tags drauf dann<br />

der zweite Streich mit der Schließung des Badehauses<br />

Babylon. Betroffene berichteten, dass sie in der<br />

Umkleide entgegen allen Regeln „dicht an dicht, in<br />

Abständen von wenigen Millimetern bis ein paar Zentimeter<br />

zusammengetrieben wurden.<br />

SCHWULER SEX PFUI, HETERO SEX HUI?<br />

Rund zwei Wochen später äußerte sich die Bezirksregierung<br />

in einer inoffiziellen Stellungnahme zu diesem<br />

Vorgehen, dass Etablissements, in denen es gewöhnlich<br />

zu sexuellen Handlungen kommt, nach § 10 Abs. 1 CoronaSchVO<br />

unzulässig sind, und verglich damit indirekt<br />

„Männersaunen“ mit sexuellen Dienstleistungen bzw.<br />

Bordellbetrieben. Vergleichbare Orte wie Sexkinos und<br />

Swingerklubs mit heterosexueller Zielgruppe durften<br />

dagegen weiterhin öffnen. Dagegen protestierte der<br />

Vorstand des ColognePride. Das Vorgehen nimmt den<br />

Betroffenen Schutzräume und treibt sie zur Ausübung<br />

ihrer Sexualität in Parks und auf Privatpartys. Dadurch<br />

stand zu befürchten, dass sich das Infektionsgeschehen<br />

erst recht anonym und unkontrolliert weiterverbreitet.<br />

GERICHTE ENTSCHEIDEN<br />

In einer Pressemitteilung vom 6. September forderte<br />

der NRWSPDqueer-Landesvorsitzende Fabian Spies die<br />

Landesregierung auf: „Corona-Schutz ja, aber Diskriminierung<br />

nein! Die Schließung von zahlreichen schwulen<br />

Saunen ist in der Sache unbegründet und stellt in<br />

mehrfacher Hinsicht eine Diskriminierung dar!“<br />

Am 9. September hob dann das Oberverwaltungsgericht<br />

ÄRZTE<br />

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Dres. med. Aries & Partner,<br />

Lungenheilkunde, Allergologie,<br />

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altona@elbpneumologie.de<br />

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Allgemeinmedizin, Reise-Medizin,<br />

HIV, Hepatitis, STD,<br />

Damnmtorstr. 27, & 35715638,<br />

www.dammtorpraxis.de<br />

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Dr. med. Thomas Buhk,<br />

Dr. med. Stefan Fenske,<br />

Prof. Dr. med. Hans-Jürgen<br />

Stellbrink,<br />

All gemeine und Innere Medizin,<br />

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Dr. med. Axel Adam,<br />

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PD Dr. med. Christian Hofmann,<br />

Dr. med. Michael Sabranski,<br />

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Allgemeine und Innere Medizin,<br />

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Lohmühlenstr. 5, Am AK St. Georg<br />

Haus L, & 28407600,<br />

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Facharzt für Urologie,<br />

Herthastr. 12, & 64224500,<br />

www.urologe-hamburg.com<br />

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Dr. med. Andrea Oster,<br />

Neurologie, Psychiatrie,<br />

Psychotherapie,<br />

Kreuzweg 7, & 245464,<br />

www.nervenarzt-hh.de<br />

■ Dr. med. Martin Eichenlaub,<br />

Facharzt für Neurologie,<br />

Nervenheilkunde, Psychiatrie u.<br />

Psychotherapie,<br />

Elbgaustr. 112., & 841084,<br />

www.nervenarzt-eichenlaub.de<br />

■ Dr. med. Ulrich Reuters,<br />

Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie,<br />

Plastische Operationen,<br />

Rothenbaumchaussee 5, & 4800848<br />

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Praktischer Arzt,<br />

Königstr. 1, & 314144<br />

■ Josef Stuch,Dr.<br />

All gemeinmedizin,<br />

Ida-Ehre-Platz 12, & 37510060<br />

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Bereich Infektiologie:<br />

Dr. med. Olaf Degen,<br />

Dr. med. Sabine Jordan,<br />

Dr. med. Sandra Hertling,<br />

Dr. med. Stefan Schmiedel,<br />

Dr. med. Anja Hüfner,<br />

Fachärzte für Innere Medizin<br />

/Allgemeinmedizin/Tropenmedizin,<br />

HIV, STD,Infektion- & Tropenkrankheiten,<br />

Hepatitis<br />

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www.derma-hamburg.de<br />

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■ Dr. Dirk Ergenzinger & Martin Schuh,<br />

Eidelstedter Platz 6a, & 5709385,<br />

www.zahnaerzte-eidelstedt.de<br />

■ Zahnarztpraxis Rainer Witt,<br />

Holsteiner Chausee 267, & 55505962,<br />

www.zahnaerzte-schnelsen.de<br />

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Gestalttherapeut-Psychotherapie<br />

(HPG), Müggenkampstr. 29,<br />

& (0179) 5270700,<br />

www.therapie.de/psychotherapie/<br />

bundschuh<br />

■ Ruthemann Coaching,<br />

Heilpraktiker f. Psychotherapie,<br />

Professor-Brix-Weg 4, & 31171492,<br />

www.ruthemann-coaching.de<br />

■ Dipl Päd. Volkmar Suhr,<br />

Systemischer Berater&Therapuet<br />

DSGF, Neue Str. 24, 22942 Bargteheide,<br />

& 04532-2045500,<br />

www.familyspirits.de<br />

APOTHEKEN<br />

■ Alexander Apotheke St. Georg,<br />

Steindamm 81, & 28009922,<br />

www.alexapo.de<br />

■ Alexander Apotheke City-Süd,<br />

Beim Strohhause 2, & 97078827,<br />

www.alexapo.de<br />

■ Apotheke am H auptbahnhof,<br />

Steindamm 2, Ecke Adenauerallee,<br />

& 241241<br />

■ Apotheke Zum Ritter St. Georg,<br />

Lange Reihe 39, & 245044<br />

■ Epes Apotheke,<br />

Lange Reihe 58, & 245664<br />

PSYCHOTHERAPIE<br />

■ Markus Bundschuh,<br />

Gestalttherapeut-Psychotherapie<br />

(HPG), Müggenkampstr. 29,<br />

& (0179) 5270700,<br />

www.therapie .de/psychotherapie/<br />

bundschuh<br />

■ Christian Perro, Dr. med.,<br />

Psychiatrie, Eppendorfer Landstr. 37,<br />

& 464554<br />

■ Kurt Strobeck,<br />

Dr. med. Facharzt Psychiatrie und<br />

Psychotherapie, Ferdinandstr. 35,<br />

& 32527214


14 SZENE<br />

FOTO: CHRISTIAN KNUTH<br />

Münster das Verbot von sexuellen Dienstleistungen<br />

in der Coronaschutzverordnung<br />

des Landes NRW auf. Sie verstoße<br />

voraussichtlich gegen den Grundsatz der<br />

Verhältnismäßigkeit, entschieden die Richter.<br />

„Jetzt muss man schauen, wie man das<br />

umsetzt“, erklärte Familienminister und<br />

stellvertretender Ministerpräsident Joachim<br />

Stamp (FDP) in einer ersten Reaktion<br />

auf den Beschluss. Der Geschäftsführer<br />

der Phoenix Sauna reagierte prompt mit<br />

einer Klage gegen die Stadt Köln. Er geht<br />

davon aus, dass „die Verfügung sie in ihren<br />

Rechten unangemessen beeinträchtigt<br />

und eine vollständige Schließung des<br />

Betriebes nicht erforderlich gewesen<br />

wäre“. Das sei auch Joachim Stamp hinter<br />

die Ohren geschrieben. Wenn er weniger<br />

ziellos schauen will, „wie er das umsetzt“,<br />

empfehlen wir den Blick nach Berlin, wo<br />

Sexarbeit mit Hygienekonzept wieder<br />

erlaubt ist. Was offen bleibt: Warum wird<br />

im Jahr <strong>2020</strong> des Herrn Sex zwischen<br />

Herren in Köln immer noch staatlich<br />

anders reglementiert als der zwischen<br />

verschiedenen Geschlechtern?<br />

HAMBURG, DAS PRÜDE<br />

TOR ZUR WELT<br />

Hier ist die Dragon Sauna<br />

zwar seit September<br />

endlich – lange nach<br />

Fitness- studios und Massagestudios<br />

– wieder geöffnet,<br />

allerdings sind Kabinen<br />

und Darkrooms nicht<br />

zugängig. Die Anweisung<br />

der Behörden: Don’t do<br />

it! Geschäftsführer Habib<br />

erklärte gegenüber <strong>hinnerk</strong>,<br />

dass er zwar angeboten<br />

habe, jeweils nur zwei oder<br />

eine andere spezifische<br />

Anzahl von Männern in den<br />

FOTO: EVA BURGDORF<br />

"Sex mit Sexarbeiter<br />

erlaubt, Sex mit<br />

Partner nicht"<br />

Darkroom zu lassen, dies sei aber als „nicht<br />

kontrollierbar“ abgelehnt worden. Die<br />

Zusammenarbeit mit den Ordnungshütern<br />

laufe sehr kooperativ, nur beim Thema<br />

Sex sei halt nach wie vor Schluss. Dies<br />

führt in Hamburg zu einer fast kafkaesken<br />

Situation, denn auch die norddeutschen<br />

Länder haben sich nach lauten Protesten<br />

und unter dem Eindruck des Gerichtsurteils<br />

in NRW auf eine Wiedererlaubnis für<br />

das älteste Gewerbe der Welt geeinigt.<br />

Theoretisch könnte Mann sich also einen<br />

Sexarbeiter buchen und mit ihm in der<br />

Sauna auf das Recht bestehen, seine<br />

gebuchte Leistung abzurufen zu dürfen,<br />

während die anderen – mit Abstand!<br />

– zuschauen müssten. Gleiches würde<br />

sich gesunder Manneskraftverstand auch<br />

zwischen Paaren nicht nur phantasierend<br />

ausdenken wollen. Aber es bleibt vorerst<br />

beim Sexverbot in privatwirtschaftlicher<br />

Organisation. Raus ins Grüne!<br />

PLANTEN UN BULLEN<br />

Hamburg und sein staatliches Verhältnis<br />

zur Homosexualität füllt schon Bände. Die<br />

Covid-19-Krise fügt neue Kapitel hinzu.<br />

Wir feiern die Wiederauferstehung von<br />

Sitte und Ordnung im nachpreußischen<br />

Stile. Ja, wir meinen auch nach Weimar,<br />

denn bei aller Liebe zur Volksgesundheit,<br />

ist es unverhältnismäßig, sich an vereinzelt<br />

kopulierenden Männern in Parks abzuarbeiten,<br />

während Horden von Betrunkenen<br />

schon wieder völlig unbehelligt durch die<br />

Straßen feiern.<br />

Kai Reinecke war einer der ersten, der<br />

nicht nur bereitwillig eine dieser zur Zeit<br />

kursierenden Geschichten erzählt, er tut<br />

dies mit Klarnamen und Gesicht öffentlich.<br />

In bester Tradition schwuler Sichtbarkeit<br />

gegen die Prüderie der Gesellschaft<br />

also: Kai übernahm gemeinsam mit dem<br />

mittlerweile verstorbenen Effi<br />

Effinghausen am 1. Januar<br />

1987 das Café Gnosa. Die<br />

beiden machten daraus das<br />

erste schwule Tagescafé auf<br />

der Langen Reihe. Mit Fenstern<br />

und Außenbestuhlung. Ein<br />

Novum, denn bis dahin versteckten<br />

sich Homosexuelle<br />

meistens hinter verhangenen<br />

Fenstern in Türklingelklubs. Er<br />

war gelinde gesagt pikiert über<br />

das Verhalten zweier Polizisten<br />

im Gustav-Mahler-Park.<br />

Kai Reinecke<br />

Als nicht (mehr) beteiligter<br />

Dritter beobachtete er<br />

von einer Bank aus, wie


EURE<br />

UNTERSTÜTZT<br />

COMMUNITY!<br />

#WIRFÜRQUEER<br />

GEGENSEITIG HELFEN!<br />

Auch die queere Szene ist von der<br />

Coronavirus-Pandemie betroffen,<br />

sei es durch mögliche Einsamkeit<br />

oder durch finanzielle Schwierigkeiten.<br />

Ihr wollt helfen oder sucht Hilfe?<br />

#WirFürQueer listet Projekte<br />

auf, die Hilfe anbieten oder selbst<br />

Unterstützung suchen.<br />

Klickt Euch durch und findet eine<br />

passende Hilfs- oder Soliaktion!<br />

www.iwwit.de


16 SZENE<br />

AFTERGLOW<br />

we all feel better in the dark<br />

Im <strong>November</strong> erscheint mit „Afterglow“ ein aufsehenerregender Bildband. Roman Holst (Fotograf), Liz Springer (Head of Design) und Christian Knuth (Queerjournalist)<br />

gewähren exklusive Einblicke in die schwule Sexpartykultur. Teile von ihr sind durch Corona für immer verloren. So schwer das Loslassen war, so knisternd<br />

ist – schiebt man die dunklen Wolken über die Berichte vom Kampf der Moral gegen die Wollust beiseite – die Freude der Wiederauferstehung des Begehrens. Eine<br />

sanfte Glut kann durch nur einen einzigen zarten Hauch zum Flammenmehr explodieren. We all feel better in the dark. But when we shine ... afterglow.berlin<br />

ein sexelndes Männerpaar von einer<br />

Polizeistreife förmlich hochgeschreckt<br />

und dann zusammengestaucht wurde.<br />

Psychisch nur, körperliche Gewalt wurde<br />

nicht angewendet. Allerdings beschreibt<br />

Kai die Situation als unangenehm und<br />

provoziert. Fast triumphierend wirken die<br />

Polizisten, als sie mit einer Anzeige wegen<br />

Erregung öffentlichen Ärgernisses eine<br />

Drohkulisse konstruieren. Währe es „nur“<br />

um eine Corona-Kontrolle gegangen, hätte<br />

Kai die Sache eher auf sich beruhen lassen<br />

können. So aber blieb der fade Geschmack<br />

des Erinnerns an überwunden Geglaubtes.<br />

Und er blieb nicht nur ihm.<br />

Aus dem Hamburger Stadtpark, aus<br />

dem besagten ehemaligen BAT-Park<br />

und in Berlin aus Humboldthain und<br />

„Vermummte<br />

Einsatzkräfte im<br />

Unterholz – wie im<br />

Partisanenkrieg“<br />

Friedrichshain sind uns Berichte über<br />

rüdes Einmarschieren der Ordnungshüter<br />

bekannt geworden, die allerdings – das<br />

wollen wir nicht unterschlagen – oftmals<br />

gar nicht dem anwesenden Cruising-Volk<br />

galten, sondern feiernden Jugendlichen<br />

mit ihren Ghettoblastern. Ob dafür – und<br />

das nun wieder ein Augenzeugenbericht<br />

– eine bis an die Zähne bewaffnete<br />

und vermummte Zehnertruppe durch<br />

die Rabatten schleichen muss, um wie<br />

im Partisanenkrieg mit Scheinwerfern<br />

und Gebrüll loszuschlagen, sei ebenso<br />

in Frage gestellt, wie die Sinnhaftigkeit<br />

solcher Einsätze ganz generell. Muss<br />

die Staatsgewalt eben diese gegen<br />

ihren Souverän anwenden, wenn er in<br />

diesen Zeiten etwas Zerstreuung im<br />

Grünen sucht? Während sie gleichzeitig<br />

durchgeknallten Reichsbürgern mit<br />

Samthandschuhen und maximaler<br />

Medienaufmerksamkeit begegnet?<br />

<strong>hinnerk</strong> fragte bei der Polizei nach, die<br />

selbstverständlich abstritt, als Sitte zu<br />

agieren – mehr dazu unter maenner.<br />

media/topics/sitte. Die Ansprechpersonen<br />

für LSBTI* der Polizei Hamburg<br />

erkundigten sich für Kai nach dem<br />

von ihm beobachteten Vorgang. Dort<br />

wurde wohl auf die angedrohte Anzeige<br />

verzichtet. Soweit so gut? Nein. Gut war<br />

es auch davor noch lange nicht. Dass es<br />

jetzt – wenn auch nur gefühlt – wieder<br />

schlechter ist, ist eine wirklich besorgniserregende<br />

Nebenwirkung der Pandemie.<br />

Auch diese Anzeige der Polizei Hamburg erregte die Gemüter in diesem Sommer. Nein, homophob ist<br />

das nicht gemeint. Aber es offenbart internalisierte Homophobie.<br />

SYNOPSIS<br />

Corona nimmt der Sexualität auch<br />

weiterhin und auf unabsehbare Zeit ihre<br />

gewohnten Spielplätze. Der ihr zugrundeliegende<br />

Trieb lässt sich aber weder<br />

ein- noch aussperren. Lassen wir es nicht<br />

zu, dass uns die grauen Männer Zeit und<br />

Lebensfreude stehlen um ihr trauriges<br />

Dasein zu rechtfertigen.<br />

*Stefan Kraushaar und Christian Knuth


17<br />

WELLNESS<br />

Herrengut<br />

Barbershop<br />

Herrengut Barbershop ist ein traditioneller<br />

Herrenfriseur. Zu finden im Herzen von St.<br />

Pauli und St. Georg sowie an der Nordseeküste<br />

in Büsum. Jedes Herrengut ist ein<br />

besonderer Ort der gepflegten Männlichkeit<br />

und Verfechter des traditionellen Barbier-<br />

Handwerks.<br />

Das Angebot reicht vom klassischen<br />

Haarschnitt über die Bartpflege und Nassrasur<br />

bis hin zur Gesichts- und Handpflege. Im<br />

Barber Chair können Männer pausieren und<br />

sich auf sich selbst konzentrieren, sagen die<br />

Barbiere vom Herrengut selbstbewusst: „Die<br />

persönliche und vertrauensvolle Beziehung<br />

zwischen uns und unseren Kunden ist unser<br />

höchstes Gut. Wir wollen Männern zu einem<br />

gepflegteren Aussehen und einem selbstbewussten<br />

Auftreten verhelfen. Du findest<br />

unsere Barbershops in St. Pauli und St. Georg<br />

(Hamburg) sowie im Lighthouse Hotel an der<br />

Nordsee (Büsum).“ Hin da!<br />

www.herrengutbarbershop.de


18 KULTUR<br />

INTERVIEW<br />

Lukas Sauer zieht blank<br />

FOTOS: TVNOW<br />

Und nicht nur das. Und das auch nicht<br />

ohne Grund. Der Schauspieler ist in der<br />

neuen TVNOW-Eventserie „SUNNY –<br />

Wer bist du wirklich?“ dabei. RTL strahlt<br />

am 1. <strong>Oktober</strong> um 20:15 Uhr einmalig eine<br />

Doppelfolge als Free-TV-Premiere aus, auf<br />

TVNOW werden am 1.10. drei Folgen veröffentlicht,<br />

Folge vier läuft einen Tag später.<br />

Danach gibt es montags bis donnerstags je<br />

eine von insgesamt zwanzig neuen Folgen<br />

exklusiv auf TVNOW zu sehen. Wir chatteten<br />

mit dem angesagten Queer.<br />

Du spielst in der Serie Claudio Becker,<br />

wie nah oder weit weg ist der Charakter<br />

von Lukas?<br />

Das ist eine gute Frage, die ich mir in der<br />

Rollenvorbereitung auch immer stelle. Claudio<br />

und ich haben schon einige Gemeinsamkeiten.<br />

Aber dabei geht es eher um Vorlieben wie<br />

den Sport als um Charaktereigenschaften.<br />

Vom Charakter her haben wir nicht sonderlich<br />

viel gemein.<br />

Wie bereitest du dich eigentlich auf<br />

eine Rolle vor?<br />

Zunächst lese ich das Drehbuch komplett<br />

durch, schaue mir an, was meine Rolle sagt,<br />

aber auch, was über sie geredet wird. Wie<br />

die anderen Charaktere auf meine Rolle<br />

reagieren, welche Art von Beziehungen meine<br />

Figur zu den anderen Figuren hat und was<br />

das Ziel meiner Figur ist – also was sie im<br />

Verlauf des ganzen Buches erreichen will.<br />

Wichtig ist dann, dass man dieses theoretisch<br />

erarbeitete Wissen in seinen eigenen Körper<br />

und Geist übergehen lässt.<br />

Sind Drehtage schwieriger als Tage, an<br />

denen du fürs Theater probst?<br />

Das kann man eigentlich gar nicht miteinander<br />

vergleichen, da sich die Arbeit am Set<br />

grundlegend von der Arbeit auf der Bühne<br />

unterscheidet. Mir macht beides unheimlich<br />

viel Spaß. Das Tolle am Theater ist, man kann<br />

sich sehr intensiv auf eine Rolle einlassen,<br />

man lebt die Rolle in einem durchgehenden<br />

Prozess. Beim Film dreht man seltenst chronologisch<br />

und muss sich innerhalb kürzester<br />

Zeit auf eine ganz andere Situation einstellen.<br />

Das ist schon sehr anstrengend, aber bringt<br />

auch wieder eine andere Herausforderung mit<br />

sich, die natürlich auch spannend ist.<br />

Die Geschichte der Serie ist durchaus<br />

(auch) ernst: Sunny (Valentina Pahde)<br />

zieht von Berlin nach München, will<br />

dort Fotografie lernen und gerät<br />

anfangs unter die Räder. Deine Karriere<br />

hat auch früh begonnen, hattest du<br />

schon mal unangenehme Erfahrungen?<br />

Ich kann mich noch erinnern, dass ich vor<br />

Ewigkeiten auf einer Veranstaltung eine<br />

Künstlerin kennengelernt habe. Wir haben<br />

uns richtig gut verstanden, und als das Event<br />

vorbei war, hat sie mich gefragt, ob ich noch<br />

mit ihr nach Hause gehen möchte. Als wir<br />

bei ihr ankamen, ging die Party weiter und<br />

sie verschwand kurz in der Küche. Als sie<br />

zurückkam, meinte sie, sie habe eine Line<br />

Koks in der Küche vorbereitet, und hat mich<br />

gefragt, ob ich auch will. Das war mir gleich<br />

doppelt unangenehm. Denn zum einen bin<br />

ich kein Freund von Drogen und zum anderen<br />

fühle ich mich einfach unwohl, wenn ich von<br />

Menschen umgeben bin, die so offensichtlich<br />

und „just for fun“ Drogen konsumieren.<br />

Ich habe zu ihr gesagt, sie solle das Zeug<br />

wegpacken oder ich fahre nach Hause. Da<br />

schaute sie mich an und meinte: „Ich packe<br />

das nicht weg, das musst du machen!“ Auch<br />

wenn ich eigentlich hätte gehen sollen, hab<br />

ich einen Lappen genommen und die Line<br />

weggewischt.<br />

Wie kamst du an die Rolle in der Serie?<br />

Mitten im Corona-Lockdown hatte ich die<br />

Chance, für die Rolle vorzusprechen. Ich habe<br />

eine Szene für ein sogenanntes eCasting<br />

zugesandt bekommen und habe diese aufgenommen.<br />

Kurze Zeit später kam die Zusage.<br />

In der Serie bist du auch nackt zu<br />

sehen. War der Dreh einfach oder<br />

schwer?<br />

So gefragt war der Dreh einfach. Mit Meryl als<br />

Spielpartnerin und einem wirklich großartigen<br />

Team fiel es mir nicht schwer. Es wurde in<br />

einem sogenannten „Closed Set“ gedreht.<br />

Das bedeutet, dass die Anzahl der anwesenden<br />

Personen auf ein Minimum reduziert wird.<br />

So konnten Meryl und ich uns in angenehmer<br />

Atmosphäre aufeinander einlassen und eine<br />

intime Stimmung erzielen, die den Zuschauer<br />

hoffentlich emotional mitreißen wird.<br />

Wie verhältst du dich, wenn du Rassismus<br />

etwa auf Social Media bemerkst?<br />

Ich verachte Rassismus im Alltag genauso wie<br />

in Social Media. Wenn ich so etwas bei mir in<br />

meinen Kanälen bemerke, melde ich die User<br />

und lösche die Kommentare – außerdem<br />

werden diese Menschen von mir blockiert.<br />

Dem Ganzen will ich keine Plattform bieten.<br />

Ich finde auch, dass die Unternehmen, die<br />

hinter den Plattformen stehen, noch viel<br />

konsequenter durchgreifen müssten. Es<br />

ist teilweise so kompliziert, überhaupt mal<br />

jemanden anständig melden zu können, das<br />

dürfte eigentlich nicht sein.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.tvnow.de


19<br />

STRANDGUT RESORT: Auszeit an der Nordsee<br />

Lifestyle trifft Nordsee: So lautet das<br />

Motto des Hotels StrandGut Resort<br />

in St. Peter-Ording, das auch im Herbst<br />

und Winter viele junge und junggebliebene<br />

Leute anzieht. Bei „Wind und Wetter“ ist<br />

man im StrandGut Resort gut aufgehoben<br />

und kann sich auf erholsame und kuschelige<br />

Tage freuen.<br />

Das Hotel StrandGut Resort in St. Peter-<br />

Ording war eines der ersten Trendsetter<br />

in der Region. Mitten im Ortsteil Bad mit<br />

direktem Anschluss an die Dünentherme<br />

und nur wenige Schritte vom breiten<br />

TIPP<br />

Sandstrand gelegen, kann man(n) hier<br />

prima ausspannen. Für ein Wochenende<br />

oder gar eine ganze Fasten-Detox-Woche.<br />

Die moderne Architektur und das frische<br />

Interieur lassen den Gast zeitgemäßen<br />

norddeutsch-lässigen Lifestyle erleben.<br />

Ein neues Highlight ist die neue Lounge-<br />

Terrasse. Metall-Lamellen, die automatisch<br />

bei Regen schließen, stylische Dedon-Möbel<br />

und Wärmestrahler machen es möglich,<br />

auch an kühlen Abenden gemütlich draußen<br />

zu sitzen. Küchenchef Markus Friederici<br />

setzt im Restaurant „Deichkind“ einerseits<br />

auf innovative Gerichte mit internationaler<br />

Note, bietet aber auch klassische und<br />

regionale Leckereien. Auch für Vegetarier<br />

und Veganer hält die Küche viele Angebote<br />

bereit.<br />

Wellness, Sonnengruß und neue Energie mit<br />

Fasten-Detox-Wochen locken im Herbst.<br />

Bereits im <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> und Februar 2021<br />

gibt es spezielle Pakete mit Übernachtungen,<br />

nach denen man sich fit, vital und<br />

glücklich fühlt.<br />

Alle aktuellen Infos und Preise,<br />

Special-Pakete und Events:<br />

www.strandgut-resort.de<br />

DEIN GAY LIFE STYLE<br />

Berlin • Köln • Hamburg • München<br />

Foto by MUNDO UNICO<br />

brunos.de /brunos.de @brunos_de


20 KULTUR<br />

STREAMING<br />

FOTO: JEESHOTS:COM / UNSPLASH<br />

Die größte LSF-Eröffnung<br />

aller Zeiten?<br />

Der Run auf die Tickets zur Eröffnung<br />

der Lesbisch Schwulen<br />

Filmtage Hamburg wird diesmal garantiert<br />

nicht mit enttäuschten Gesichtern<br />

enden.<br />

„Ausverkauft“ gibt es nämlich nicht.<br />

Das Team: „Unsere Eröffnung findet<br />

dieses Jahr online statt. Ja, das finden<br />

wir auch ein bisschen schade! Aber es<br />

wird spannend! Wir zeigen euch drei tolle<br />

Kurzfilme: queere Animationen über safer<br />

spaces, feministische Körperpolitiken<br />

und verliebte Lebensträume. Außerdem<br />

werden queere Filmemacher_innen und<br />

Festivalfreund_innen in einem Special<br />

berichten, wie sie die Covid-19-Pandemie<br />

erleben und was ihre Strategien sind.<br />

Also: Ladet eure Freund*innen ein, stellt<br />

den Sekt und die Apfelschorle kalt und<br />

freut euch auf die Filmtageeröffnung<br />

<strong>2020</strong>!“ Machen wir es so! *ck<br />

20.10. (online), LSF Eröffnung, 19:30 Uhr<br />

Die <strong>hinnerk</strong> LSF-Filmtipps<br />

Wegen des kompakten Programms und der bis Redaktionsschluss andauernden Planungen des Teams, kann <strong>hinnerk</strong> in diesem Jahr<br />

leider keinen speziellen Film präsentieren. Die Redaktion hätte sich für einen der folgenden drei Filme beworben, die uns jeweils<br />

wegen ihres Aktualitätsbezuges ins Auge gefallen sind. *ck<br />

BLACK LIVES MATTER<br />

In Toronto haben schwarze queere Aktivist*innen 2016 den Pride March blockiert,<br />

um auf ihre Situation als Marginalisierte und ihre Sorgen und Ängste<br />

angesichts der Teilnahme der Polizei an der Veranstaltung aufmerksam zu<br />

machen. Sie stellten gleichzeitig eine Liste von Forderungen auf. Die Doku<br />

zeichnet die Aktivitäten der schwarzen Community in Toronto seit den<br />

1970ern nach und lässt viele der queeren Akteur*innen zu Wort kommen.<br />

24.10. (Metropolis) + 1.11. (online), Our Dance of Revolution, Kanada<br />

2019, Phillip Pike, 102‘, englische Originalfassung, 20. bzw. 19 Uhr<br />

30 JAHRE DEUTSCHE EINHEIT<br />

Ossis, Wessis, Ostalgie, Pegida, Dresden, AfD ... Es läuft was schief im Staate<br />

Deutschland. Zwei Filme der LSF beschäftigen sich thematisch mit der DDR<br />

und ostdeutscher Provinz. Neben der Dokumentation „Im Stillen laut“ über<br />

Erika Stürmer-Alex und Christine Müller-Stosch und Künstler*innenleben in<br />

der DDR steht auch „Neubau“ auf dem Programmplan: Hauptfigur Markus<br />

lebt im ostdeutschen Outback bei seinen zwei Omas und träumt vom<br />

schwulen Familienglück in Berlin. Dann trifft er auf Duc ...<br />

22.10. (Metropolis), Neubau, D <strong>2020</strong>, Johannes M. Schmit, 80‘, deutsche<br />

Originalfassung mit englischen Untertiteln, 19 Uhr


KULTUR 21<br />

So oder so<br />

How to LSF<br />

Hildegard Knef<br />

Ab dem 10. <strong>Oktober</strong> können Karten sowohl für die Vorstellungen<br />

und Veranstaltungen im Metropolis Kino (7,50 Euro<br />

+ Gebühr, bzw. ermäßigt 5 Euro + Gebühr), als auch für<br />

die Streaming-Events gekauft werden. Für das Streaming<br />

gilt ein Preis von 6 Euro pro Einzelperson, wenn ihr zum<br />

Beispiel die Eröffnungsgala mit Freunden schauen wollt,<br />

gibt es das „Stream Fete“-Ticket für lockere 10 Euro. Die<br />

Streaming-Tickets sind jeweils bis zu dreißig Stunden nach<br />

Programmstart gültig. *ck<br />

von und mit Gilla Cremer<br />

08.10. bis 07.11.<strong>2020</strong><br />

www.ernst-deutsch-theater.de<br />

Foto: Arno Declair<br />

Foto: Timmo Schreiber<br />

TSCHETSCHENIEN<br />

Die Verfolgung und Ermordung von LGBTIQ* in<br />

Tschetschenien gingen im Jahr 2017 durch die<br />

internationale Presse. Die Medienberichte ebbten<br />

wieder ab, die Verfolgungen gehen weiter. Erst Anfang<br />

September sorgte ein erschütternder Bericht wieder<br />

für Aufmerksamkeit: Ein nur 19-jähriger Tschetschene<br />

wurde wegen regimekritischer Postings offenbar<br />

dazu gezwungen, sich selbst vor laufender Kamera<br />

zu vergewaltigen. Die Dokumentation „Welcome to<br />

Chechnya“ begleitet die Verfolgung und die Flucht<br />

anderer betroffener Tschetschenen, und das laut<br />

Presseankündigung mit „schonungslosem Blick“. Die<br />

Interviews wurden mittels Deepfake-Technologie<br />

verfremdet, um eine Wiedererkennung der Opfer<br />

durch ihre Peiniger zu verhindern.<br />

19. + 22.10. (online), Welcome to Chechnya, USA<br />

<strong>2020</strong>, David France, 107‘, englische Originalfassung<br />

mit deutschen Untertiteln, 19 Uhr<br />

LETZTE RUHE<br />

FÜR MENSCH UND TIER<br />

Erstmalig in Hamburg gibt es jetzt die Möglichkeit<br />

einer gemeinsamen letzten Ruhestätte für Menschen<br />

und ihre treuen Begleiter.<br />

Nähere Informationen erhalten<br />

Sie unter 040-593 88-715 oder<br />

gemeinschaftsgarten@friedhofhamburg.de<br />

www.friedhof-hamburg.de


22 KULTUR<br />

präsentiert<br />

3 FRAGEN AN<br />

MALTE LEGENHAUSEN<br />

von den LSF<br />

FOTO: METROPOLISKINO.DE<br />

Letztes Jahr gab es das große<br />

Jubiläum zum 30. Geburtstag,<br />

dieses Jahr SARS-CoV-2. Größer<br />

konnte die Herausforderung eines<br />

Anschlussprogramms für das hauptsächlich<br />

ehrenamtliche Orgateam<br />

von Deutschlands ältestem und<br />

größtem Queerfilm-Festival wohl<br />

kaum sein. Wir fragten nach bei<br />

Malte, zuständig für Pressearbeit, wie<br />

die 31. Lesbisch Schwulen Filmtage<br />

Hamburg entstanden sind.<br />

„Streams are my reality“ – euer Motto<br />

kann man mit einem optimistischen,<br />

zukunftsgewandten Unterton lesen,<br />

aber auch mit einem sarkastischen,<br />

der das gute alte Kino vermissen lässt.<br />

Was überwiegt bei euch im Team?<br />

Natürlich finden wir es schade, dass die<br />

Filmtage dieses Jahr nicht wie gewohnt in<br />

verschiedenen Kinos stattfinden können.<br />

Das Erlebnis, gemeinsam Filme im Kinosaal<br />

zu schauen, mit anschließenden Gesprächen,<br />

ist für unser Festival enorm wichtig.<br />

Deshalb haben wir uns auch entschieden,<br />

neben dem Online-Angebot Veranstaltungen<br />

im Metropolis Kino zu machen.<br />

Gleichzeitig sind Streams die Realität, mit<br />

der wir dieses Jahr zu tun haben. Uns ist es<br />

wichtig, in einem Jahr, in dem viele queere<br />

Veranstaltungen und Partys des öffentlichen<br />

Lebens ausfallen müssen, für queere<br />

Wahrnehmbarkeit zu sorgen – in diesem<br />

Fall in den eigenen vier Wänden. Außerdem<br />

haben auf diesem Weg auch Menschen<br />

die Möglichkeit, unsere Filme zu sehen, die<br />

sonst nicht einfach ins Kino gehen können<br />

oder wollen. Das kann mehr Gründe haben<br />

als die Covid-19-Pandemie. Wir können also<br />

auch viel aus der aktuellen Situation lernen<br />

und werden schauen, was wir davon für<br />

die kommenden Jahre adoptieren wollen.<br />

Insgesamt bleibt es aber auch für uns ein<br />

aufregendes Experiment, das wir so noch nie<br />

hatten. Wir sind aber sehr optimistisch und<br />

freuen uns auf die neue Erfahrung – und das<br />

Publikum hoffentlich auch. Gespräche mit<br />

Gästen wird es übrigens trotzdem geben,<br />

sowohl im Kino als auch online.<br />

Ihr habt euch also für eine Hybridform<br />

entschieden und werdet sowohl<br />

online als auch im Metropolis<br />

Programm machen. Kannst<br />

du kurz erläutern, wie<br />

ihr bei der Planung<br />

vorgegangen seid?<br />

Die Filmtage zum Teil<br />

online stattfinden<br />

zu lassen, ist, wie<br />

gesagt, für uns neu. Wir<br />

treffen uns als Organisationsteam<br />

seit Anfang<br />

des Jahres wöchentlich<br />

in Videokonferenzen statt in<br />

unserem Büro in der Sternschanze,<br />

was die Planung zusätzlich herausfordernd<br />

macht. Wie sonst auch haben wir weiterhin<br />

Filme gesichtet, uns aber entschieden,<br />

das Festival kleiner ausfallen zu lassen als<br />

sonst. Herausgekommen ist ein starkes<br />

Programm aus Kurz- und Langfilmen, die<br />

in Teilen an Themen angelehnt sind, die<br />

<strong>2020</strong> von großer Bedeutung sind. So haben<br />

wir beispielsweise Filme, die sich um das<br />

Thema „Zuhause“ drehen. In Zeiten der<br />

Covid-19-Pandemie sind wir immer wieder<br />

aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Aber was<br />

heißt das? Wie unterschiedlich kann sich<br />

Zuhause anfühlen? Außerdem haben wir<br />

Filme dabei, die die Verfolgung und Kriminalisierung<br />

queerer Menschen aufgreifen, wie<br />

es aktuell beispielsweise in Polen durch die<br />

sogenannten „LGBT-freien Zonen“ und in<br />

Russland der Fall ist.<br />

Besonders ist dieses Jahr auch unsere<br />

Eröffnung, die online stattfinden wird. Wir<br />

zeigen mehrere animierte Kurzfilme. Als Vorprogramm<br />

gibt es einen eigen entwickelten<br />

Film, der queere Filmemacher*innen aus der<br />

ganzen Welt zu Wort kommen lässt, wie sie<br />

mit der Pandemie umgehen.<br />

LSF machen auch in diesem Jahr<br />

Schule – wie kam es zu der Idee<br />

„Queer Education“?<br />

Unsere Schulvorstellungen gibt es dieses<br />

Jahr zum dritten Mal. Wir finden, dass<br />

es wichtig ist, queere Themen<br />

und Lebensrealitäten auch<br />

in den Schulunterricht zu<br />

bringen. Filme sind dafür<br />

ein tolles Medium! In<br />

den vergangenen Jahren<br />

sind die Schulklassen<br />

ins Kino gekommen,<br />

das geht in diesem Jahr<br />

nicht. Also bringen wir<br />

die Filme als Stream in die<br />

Klassenzimmer. Zusammen mit<br />

dem Landesinstitut für Lehrerbildung<br />

und Schulentwicklung und dem 3001 Kino<br />

präsentieren wir die Filme KOKON und<br />

FUTUR DREI. Aber nicht nur das Filmerlebnis<br />

ist uns dabei wichtig, sondern auch der<br />

Austausch über das Gesehene. Das queere<br />

Schulaufklärungsprojekt „soorum“ vom<br />

Magnus-Hirschfeld-Centrum und „Queer<br />

Refugees Support Hamburg“ besuchen<br />

in der Woche nach den Filmtagen die<br />

Klassen, um die Filme zu besprechen. Uns<br />

ist hierbei wichtig, dass die Schüler*innen<br />

mit Menschen über die Filme sprechen, die<br />

ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie<br />

die Charaktere, um mit- und nicht übereinander<br />

ins Gespräch zu kommen. Bis zum 30.<br />

September können sich Schulen für unser<br />

„Queer Education“-Programm anmelden.<br />

FOTO: ANDREA PREYSING<br />

*Fragen: Christian Knuth<br />

www.lsf-hamburg.de


ALLES, WAS DU FÜR DEN<br />

URLAUB WISSEN MUSST!<br />

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Degnerstr. 9b, 13053 Berlin / Germany


24 KULTUR<br />

EIN GROSSES<br />

VIDEO INTERVIEW MIT<br />

GILLA CREMER AUF<br />

HINNERK.DE UND IM<br />

EPAPER!<br />

ERNST DEUTSCH THEATER<br />

Gilla Cremer ist<br />

Hildegard Knef<br />

In diesem Jahr hätte sie ihren 95. gefeiert. „Ich jogge nicht,<br />

ich laufe Amok“ – was für ein treffendes Zitat aus und zum<br />

Leben dieser Rastlosen, Suchenden, Kämpfenden, Liebenden,<br />

Lernenden, Lebenden. Hildegard Knef war nicht<br />

einfach nur eine deutsche Diva, sie war die deutsche Diva.<br />

Geliebt, verkannt, verehrt, verhasst, vergöttert, spaltete<br />

sie wie keine andere ihrer Generation die Gemüter der<br />

Nation. Nach ihrem Tod 2002 fand die eine Hälfte ihren<br />

Frieden mit „der Knef“, die andere steigerte ihre Verehrung<br />

Richtung Anbetung. Schwule mit ihrem Verständnis für<br />

die gesellschaftliche Randstellung als schrilles Accessoire<br />

der Gesellschaft ganz vorne mit dabei. Bis heute ist unter<br />

anderem Ulrich Michael Heissig als Irmgard Knef ein<br />

unverzichtbarer Bestandteil der queeren Kulturszene.<br />

Aber auch die Hamburger Theaterszene hat ihr früh ein<br />

Denkmal gesetzt: 2004 führte die unter anderem mit dem<br />

Rolf-Mares-Preis ausgezeichnete Gilla Cremer ihr Stück<br />

„So oder so – Hildegard Knef“ im St. Pauli Theater das erste<br />

mal der Welt vor. Es blieb nicht bei diesem einen Mal und<br />

es blieb nicht in Hamburg. Ab <strong>Oktober</strong> kann Cremers Knef<br />

aber endlich wieder an der Alster genossen werden. *ck<br />

FOTO: ARNO DECLAIR<br />

8.10. – 7.11., „So oder so – Hildegard Knef“, Ernst<br />

Deutsch Theater, Friedrich-Schütter-Platz 1, Hamburg,<br />

Infos und Karten: 040 22701420 und<br />

www.ernst-deutsch-theater.de<br />

AUBERGINENSMILEY<br />

Billig, aber lecker – und vegan!<br />

Ganz nach dem Motto „Nich’ lang schnacken, selber<br />

backen!“ haben Koch Thorsten Behnk und ich die einzig<br />

wirksame Corona-Soforthilfe ins Leben gerufen: unsere<br />

Kochshow „Billig aber lecker!“ – natürlich gratis bei<br />

Youtube und auf meinem Instagram-Account. Worum<br />

es geht? Richtig, mein Schnellmerkerchen: um billige<br />

aber leckere Gerichte zum Nachkochen – unser Service<br />

für alle, die aufgrund der Coronaschutzmaßnahmen<br />

noch immer sparen müssen. Ob ihr allerdings die Zutat<br />

in unserer aktuellen Folge tatsächlich zerschnippeln<br />

wollt, oder sie lieber im Ganzen anderweitig – Achtung<br />

Doppeldeutigkeit! – einsetzen (!) wollt, bleibt natürlich<br />

Euch überlassen: Zucchini. Wie mein Koch Thorsten<br />

aus meinem Gartenmitbringsel, einer fetten, dicken<br />

und saftigen Zucchini, eines der leckersten Gerichte<br />

zaubert, seht Ihr in Folge 5 von „Billig aber lecker!“. Ein<br />

Wunder: trotz der plumpen Anspielung zu fleischigen<br />

Gegenständen ist und bleiben unsere „Asia-Zucchini-<br />

Frikadellen“ komplett vegan! *Ricardo M.<br />

www.ricardo-m.com


KULTUR 25<br />

31. LES BISCH SCHWULE<br />

FILMTAGE HAMBURG |<br />

INTERNATIONAL QUEER<br />

FILM FESTIVAL<br />

20.10.–25.10. + 28.10.–1.11.<strong>2020</strong><br />

FILMTAGE@HOMO<br />

@HOME &<br />

IM METROPOLIS KINO<br />

TICKET VORVERKAUF<br />

ONLINE AB 10.10.<strong>2020</strong><br />

UNTER<br />

WWW.LSF-HAMBURG.DE<br />

FOTO: C. PHILLIPS<br />

TIPP<br />

„Mein schwules Auge“<br />

Mit Rüdiger Trautsch und<br />

Jörg Karweick sind gleich<br />

zwei namhafte Hamburger<br />

Teil dieses Werkes.<br />

Die beiden Künstler<br />

Rinaldo Hopf und Fedya<br />

Ili veröffentlichten<br />

unlängst das Buch „Mein<br />

schwules Auge / My Gay<br />

Eye #17 Body Issues“.<br />

Ein bildstarker Ritt durch<br />

unterschiedlichste<br />

schwule Positionen! Auch<br />

<strong>2020</strong> ist das Buch eine<br />

Auseinandersetzung<br />

mit schwuler Erotik<br />

und Sexualität, Themen<br />

wie PrEP, Rassismus und Corona werden allerdings nicht<br />

ausgespart und schwul angegangen. „Es ist eine Tatsache,<br />

dass körperliche und soziale Begegnungen seit diesem<br />

Jahr ein Problem darstellen. Und zwar auf eine Art, wie<br />

wir das bisher nicht kannten“, schreiben Rinaldo Hopf<br />

und Fedya Ili bezugnehmend auf Corona. „Das hat uns<br />

als Herausgeber eines erotischen schwulen Jahrbuchs<br />

dazu bewogen, den Körper selbst in das Zentrum dieser<br />

Ausgabe zu stellen.“ *rä<br />

www.konkursbuch-shop.com<br />

Nordanker<br />

Rechtsanwalt<br />

Sven-Uwe Blum<br />

Rechtsanwalt<br />

Fon 040 · 413 046 40<br />

blum@kanzlei-blum.de<br />

kanzlei-blum.de<br />

Nordanker<br />

Steuerberater<br />

Sven Partheil-Böhnke<br />

Diplom-Betriebswirt,<br />

Steuerberater<br />

Fon 040 · 334 69 14-00<br />

info@nordstb.de<br />

nord-anker.de<br />

Kleine Johannisstraße 10 · 20457 Hamburg


26 NORDDEUTSCHLAND<br />

Community<br />

QUEERFILM FESTIVAL<br />

BREMEN<br />

Corona sei Dank, steht das<br />

Queerfilm Festival Bremen<br />

(6. – 11.10.) dieses Jahr unter<br />

dem Motto: Wir machen‘s<br />

mal anders! Altbekannte<br />

Termine und Strukturen<br />

wurden über den Haufen<br />

geworfen. Freut euch auf<br />

sechs queere Perlen der<br />

diesjährigen Filmauswahl.<br />

Da die Kinosäle aus den<br />

bekannten Gründen nicht<br />

voll besetzt werden können,<br />

werden alle Filme im CITY<br />

46 gleichzeitig in Kino 1<br />

und 2 und einige Filme<br />

doppelt an unterschiedlichen<br />

Tagen gezeigt. Neben dem<br />

Programm im CITY 46, habt<br />

ihr die Möglichkeit, den<br />

Eröffnungsabend und einen<br />

weiteren Film im Kunst- &<br />

Kulturverein Spedition mit<br />

dem Teamzu feiern. Maske<br />

und Vorhang auf!<br />

www.queerfilm.de<br />

PERLEN HANNOVER<br />

Das Queer Film Festival<br />

Hannover zeigt vom 16. bis<br />

24. <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> erstmals<br />

an 9 Tagen insgesamt 26<br />

Vorstellungen mit Spielfilmen,<br />

Dokumentarfilmen<br />

und Kurzfilmprogrammen im<br />

Kino im Künstlerhaus Hannover.<br />

Das Orga-Team hat<br />

sich bewusst entschieden,<br />

die 24. Ausgabe des Queer<br />

Film Festivals Hannover<br />

trotz Pandemie live und<br />

im Kinosaal auszurichten.<br />

Die PERLEN weichen nicht<br />

vollständig in ein Online-<br />

Format aus, wie es ja viele<br />

Filmfestivals während des<br />

Lockdowns tun mussten<br />

oder noch für den Herbst<br />

planen.<br />

www.filmfest-perlen.de<br />

FOTO: JEREMY YAP /UNSPLASH<br />

FOTO: M. RÄTZ<br />

BREMEN<br />

EVANGELIKALE<br />

UMTRIEBE<br />

Der CSD Bremen hat in<br />

diesem Jahr ganze Arbeit<br />

geleistet und einen ganzen Sumpf<br />

fundamentalchristlicher Homo- und<br />

Transphobie offengelegt.<br />

Neben der inzwischen von der Staatsanwaltschaft<br />

angenommenen Anzeige<br />

wegen Volksverhetzung gegen Pastor<br />

Olaf Latzel, machte der Verein bei seiner<br />

Demonstration auf das Schicksal von Max<br />

aufmerksam, der davon berichtet, an der<br />

„Freien evangelischen Bekenntnisschule<br />

Bremen (FEBB)“ als wegen seiner Transsexualität<br />

aufs Übelste gemobbt worden<br />

zu sein. Auch hier ermitteln nun Polizei<br />

und Staatsanwaltschaft. Besonders die<br />

Schulbehörde und ihre politische Leitung<br />

muss sich unangenehme Fragen gefallen<br />

lassen. Sie konnte gegenüber dem CSD<br />

keine Angaben über Vorfälle von Homound<br />

Transphobie machen, weil es dazu<br />

schlichtweg weder anlasslose Kontrollen,<br />

noch eine Statistik gibt. Dies sei auch<br />

„dem Selbsverständnis nach“ keine<br />

Aufgabe der Schulbehörde, sie verweist<br />

auf Informationsmaterial für Lehrkräfte,<br />

Eltern und Schüler, dass sie herausgiebt.<br />

Der CSD Bremen ruft daher dazu auf, sich<br />

als mögliches weiteres Opfer solcher Vorgänge<br />

vertrauensvoll an ihn zu wenden:<br />

„Wir rufen deshalb alle, die etwas dazu<br />

zu sagen haben, auf, sich bei uns zu<br />

melden. Du kannst uns eine E-Mail<br />

an schule@csd-bremen.org schreiben<br />

oder uns unter 0421 / 40 888 050<br />

anrufen.“<br />

Ein prominentes Opfer von evangelikaler<br />

Transphobie ist Julia Monro. Sie ist<br />

Trans*aktivistin bei der Deutschen<br />

Gesellschaft für Transidentität und<br />

Intersexualität e. V. (dgti), kümmert sich<br />

bei Transkids.de um Jugendliche und ist<br />

gefragte Gesprächspartnerin, wenn es um<br />

Konversionsverfahren mit evangelikalem<br />

Background geht. <strong>hinnerk</strong> erreichte die<br />

studierte Theologin zu Hause in Koblenz<br />

und fragte nach, warum „40 Jahre TSG“<br />

kein Jubeljubiläum ist. Was steht in puncto<br />

Geschlechterbilder, Abstammungs- und<br />

Familienrecht noch alles auf der Agenda?<br />

Auch zu Pastor Olaf Latzel hat Monro eine<br />

eindeutige Meinung, die sie auch aus ihrer<br />

persönlichen Lebensgeschichte in einer<br />

evangelikalen Gemeinde ableiten kann. *ck<br />

Zum Interview: www.maenner.media/<br />

topics/evangelikale/


AUSSTELLUNG<br />

Queere Kunst in Hannover<br />

Die womöglich queersten VIPs der Musikwelt<br />

treffen hier auf von der Community heiß geliebte<br />

Sterne. Stefan Merkt zeigt gerade seine „Musikbox“ im<br />

Café Konrad in Hannover.<br />

NORDDEUTSCHLAND 27<br />

Mit dabei ist natürlich die Künstlerin, die Disco groß machte,<br />

Donna Summer, der queere Rock-Popper Freddie Mercury<br />

von Queen, DIE Schock-Dragqueen Divine (großes Bild ganz<br />

oben, ihre Filme mit John Waters sind legendär ...), „Mother<br />

Christmas“ Mariah Carey und auch David Bowie – um nur<br />

einige der von Stefan Merkt mithilfe von Briefmarken zu<br />

Pop-Art veredelten Größen zu nennen.<br />

Seit 1989 sammelt, klebt und pinselt Stefan Merkt fleißig<br />

Briefmarken und eigene Kunst zu einem bunten Ganzen<br />

namens Stampagen (diese Bezeichnung wurde 1991 für<br />

seine Kunst erfunden).<br />

In Köln gründete Stefan Merkt die Galerie „Kölner Bilder-<br />

Schreck“, 1992 organisierte er die „Artists Against AIDS“<br />

(vierzig Kunstveranstaltungen zum Kölner Welt-AIDS-Tag).<br />

Den Wahlberliner Künstler aus Spaichingen interessieren<br />

dabei weniger die Informationen der Marken als deren<br />

Farben, Formen und Strukturen.<br />

Die Ausstellung „Musikbox“ ist seit Ende Juli im Café<br />

Konrad in der Knochenhauerstraße 34 in der Altstadt der<br />

niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover zu sehen.<br />

Noch bis Ende des Jahres wird hier die Welt ein bisschen<br />

bunter und schwuler. *rä


28 STYLE<br />

INTERVIEW<br />

HEAVYTOOL<br />

GEAR<br />

Wir chatteten mit dem Designer HEAVYTOOL<br />

über seine gerade an den Start gegangene<br />

Rubber-Kollektion, die über einen brandneuen<br />

Online-Shop erworben werden kann. *rä<br />

Wie kamst du auf<br />

die Idee, Mode zu<br />

machen?<br />

Ich kam im Bauhaus Dessau<br />

auf die Idee, als ich einen Freund<br />

zu einer Klausur dorthin eingeladen<br />

habe. Es ging in erster Linie<br />

um seine Neuorientierung, die hatte<br />

mit der Materie zu tun. Da ich mich<br />

ja generell für spezielle Materialien<br />

interessiere und ich das Thema Latex<br />

sehr spannend fand, kam mir selbst<br />

die Idee, eine Kollektion zu entwickeln<br />

und zu entwerfen. Was ich dann auch<br />

getan habe. Es war spannend, mal in<br />

einem ganz anderen Feld etwas zu<br />

schaffen, da ich ja bisher Möbel und<br />

Objekte entwickelt habe, aus massiven<br />

Materialien wie Aluminium und Beton.<br />

Ich habe in der Zeit bei ihm in der<br />

Werkstatt sehr viel gelernt, da ich neugierig<br />

alles ausprobiert habe und mit<br />

der Produktion meiner ersten Musterteile<br />

mein Können verfeinert habe,<br />

da ich diese eigenhändig gefertigt<br />

habe. Learning by doing! Zudem<br />

war der ganze kreative Prozess<br />

sehr spannend, von meinen ersten<br />

Skizzen bis hin zum Entwurf von<br />

Logos, Sizelables und Details<br />

wie Schriftzügen. Eigentlich<br />

ein ähnlicher Prozess wie bei<br />

den Objekten. Nur dass aus<br />

Metall Latex wurde und aus<br />

Konstruktionszeichnungen<br />

für CNC-Maschinen<br />

Schnitte für Kleidung.<br />

Spannend! Die Neugier hat<br />

sich gelohnt und es fanden<br />

sich zudem einige Jungs,<br />

die selbst Erfahrung haben<br />

mit der Materie und dem<br />

Material, somit konnte<br />

ich mein handwerkliches<br />

SHORTS – BEACH – Z666<br />

Können in Bezug auf<br />

Latex verfeinern und entwickeln und<br />

war dankbar für all die Unterstützung<br />

aus meinem kreativen Freundeskreis.<br />

An wen richtet sich deine Mode?<br />

An Jungs, Kerle und Queers und<br />

alle, die Latex auch im Alltag mal in<br />

Kombination mit regulären Klamotten<br />

tragen wollen: im Gym, zum Feiern oder<br />

am Strand. Zum Biken oder einfach<br />

so. Meine Gear ist als Nischenprodukt<br />

konzipiert, als Ergänzung zu namhaften<br />

Fetisch-Brands, die ja alle seit Jahren<br />

scharfe Rubber Gear anbieten.<br />

Ich habe mich da an meinen eigenen<br />

Interessen orientiert. Ich trage selbst<br />

gerne Sportklamotten und habe immer<br />

ein, zwei Lieblingsbrands nebst den<br />

bekannten Marken. Momentan sind das<br />

New Balance und Le Coq Sportif. Man<br />

sieht, dass ich meine Designs gerne mit<br />

regulären Teilen kombiniere. Sporthose<br />

aus Nylon und dazu ein scharfes Latex-<br />

Tanktop. Oder meine Schnellfickerhose<br />

mit einer Bomberjacke.<br />

Es gibt unendlich viel sportliche, prollige<br />

Mode von namhaften Firmen, aber ich<br />

habe den Eindruck, im Latexbereich<br />

konzentriert sich meist alles sehr auf<br />

Schwarz.<br />

Mein Grundgedanke hinter dem Thema<br />

war also, sportliche alltagstaugliche<br />

Mode aus Latex zu entwerfen, mit mehr<br />

Farbe, die man zu regulären Mode- und<br />

Sportartikeln kombinieren kann. Zudem<br />

wollte ich mehr Details auf den<br />

Kleidungsstücken. Ich arbeite viel mit<br />

meinen vier Streifen, die von meinem<br />

Haupt-Logo abgeleitet sind (HEAVY-<br />

TOOL) und habe ein weiteres rundes<br />

Logo entwickelt für meine Latex-Linie.<br />

Das sind daher meist sehr aufwendig<br />

gearbeitete Teile. Und wie das bei Latex<br />

üblich ist, ist alles handgearbeitet: vom<br />

gegossenen Logo


is zum eingearbeiteten Reißverschluss,<br />

bis hin zu jeder Naht.<br />

Wie bequem soll Fetisch-Mode denn<br />

sein? Oder kommt es darauf gar<br />

nicht an?<br />

Ich denke, zu Latex hat jeder eine eigene<br />

Beziehung. Für jeden fühlt sich das anders<br />

an. Der eine steht extrem drauf, andere<br />

finden es interessant oder mögen es gar<br />

nicht. Und es ist ja ein Material, das wirklich<br />

mit dem Körper und der Haut interagiert.<br />

Also meine Teile sitzen mal körperbetont,<br />

und andere locker, wie meine Boxerhose<br />

X8 zum Beispiel. Bequem ist bei Latex<br />

eher relativ. Der eine mag es eng anliegend,<br />

der andere eher locker. Bei meinen<br />

Produkten ist für jeden was dabei. Vom<br />

knackig sitzenden Wrestler-Body bis zur<br />

superweiten Skater-, Boxerhose, sexy<br />

Badehosen und slimfit geschnittenen<br />

Tanktops. Zudem gibt es Modeaccessoires<br />

wie Gürteltaschen. In Planung sind auch<br />

weitere kleine Modegegenstände passend<br />

zu den Outfits. Bequem ist also das, in was<br />

man sich letztendlich wohlfühlt. Und das<br />

findet man raus, wenn man Latex scharf<br />

findet, oder weiß es schon. Ich selbst mag<br />

beides. Anliegende Tops und bei den Hosen<br />

lieber weit und luftig. Also ja, bequem!<br />

Bei unserem letzten Gespräch<br />

hast du erwähnt, dass du darüber<br />

nachdenkst, auch Mode aus Stoff zu<br />

entwerfen. Was tut sich da?<br />

Das stimmt. Durch die allgegenwärtige<br />

„C“-Krise habe ich das aber auf 2021 verschoben<br />

mit der Planung. Ich konzentriere<br />

mich jetzt voll auf den Start meiner Latex-<br />

Kollektion. Ich bin neu auf dem Markt und<br />

möchte erst mal, dass das anläuft, und<br />

Erfahrungen sammeln mit den Kunden, die<br />

da kommen. Also konzentriere ich mich voll<br />

auf die Produktion meiner ersten beiden<br />

Kollektionen. Man wächst ja bekanntlich<br />

mit den Erfahrungen, die man macht, und<br />

den einhergehenden Herausforderungen.<br />

Das fließt dann auch in den Ausbau ein,<br />

wenn es um die Erweiterung geht im Textilbereich.<br />

Da hat sich schon ein Investor<br />

aus der Schweiz gemeldet, mit dem das in<br />

Planung ist, der meine Sachen selbst cool<br />

findet. Es bleibt also spannend!<br />

Welches ist dein Lieblingsteil?<br />

Also drei mag ich ganz besonders, beide<br />

Schnellfickerhosen, in kurz und lang, das<br />

Sleeveless „BIKER-C17“ und die Boxerhose<br />

X8. Und ich finde alle meine Badehosen<br />

sehr scharf, vor allem die G47. Was<br />

freu ich mich auf den Strand in<br />

Barcelona im August, ich werde<br />

jeden Tag ein anderes<br />

Modell tragen! Das ist<br />

wirklich schwer, mich<br />

da festzulegen, da ich<br />

ja jedes Teil entworfen<br />

habe und da schon<br />

immer ein Stück<br />

„find ich selber geil“ dann<br />

drinsteckt. So soll das ja auch sein,<br />

denn vom Produkt bis hin zu meinen<br />

Models ist das 100 % Max & HEAVYTOOL<br />

und ich freu mich über alle Kerle, die an<br />

den Teilen die gleiche Freude haben wie<br />

ich selbst. Ich denke, HEAVYTOOL GEAR<br />

„sporty rubber“ soll den Fetisch auch<br />

ein wenig mehr in den Alltag tragen.<br />

Raus aus den Darkrooms an den Strand,<br />

Badesee, Sportplatz, ins Fitnessstudio<br />

oder direkt getragen zum Flanieren in der<br />

City oder zum Klubben. Das passt toll<br />

in die heutige Zeit, wo junge Menschen<br />

viel experimentieren, sich nicht mehr<br />

verstecken mit ihrer Sexualität, sich<br />

intensiv damit auseinandersetzen und<br />

STYLE 29<br />

jetzt erst recht für ihre Rechte kämpfen.<br />

Die junge hippe Generation ist mutig und<br />

oft sehr direkt und kommuniziert das<br />

verstärkt auch über ihre Mode und den<br />

Lifestyle. Also rein ins Latex und raus in die<br />

Welt mit sporty heavytool rubber gear. Seid<br />

bunt, laut, frei und supersexy!<br />

www.heavytool-gear.com<br />

INSTAGRAM:<br />

rubber.latex.by.heavytool.gear<br />

FOTOS: HEAVYTOOL GEAR<br />

TANKTOP – PINK – GLZ77<br />

JAN UND PETER WISSEN,<br />

WIE WICHTIG EIN LIEBE-<br />

VOLLES ZUHAUSE IST.<br />

DAS WOLLEN SIE<br />

WEITERGEBEN.<br />

Gib notleidenden Kindern eine Familie<br />

und Zukunft – mit Deinem Testament:<br />

sos-kinderdoerfer.de/lgbt_testament<br />

sos-kinderdoerfer.de


30 STYLE<br />

minimalistisches Design zum Wohlfühlen<br />

Luftig und flexibel. Ob als Garderobe<br />

im Flur, als elegante Regalwand im<br />

Wohnzimmer oder als funktionale Aufbewahrungseinheit<br />

im Kleiderschrank – mit<br />

dem neuen Schranksystem ATRIO erobert<br />

CABINET die gesamte Wohnung.<br />

Wie alle Produkte der Schrankmanufaktur<br />

CABINET ist auch ATRIO maßgefertigt<br />

und nach individuellem Kundenwunsch<br />

planbar: So sind die Aluminiumstollen und<br />

das Innensystem in verschiedenen Farben<br />

und Dekoren erhältlich. Dazu begeistert<br />

die Vielfalt der Features zur Ausstattung<br />

des Regals – vom Schubfach bis hin zum<br />

Krawattenhalter.<br />

Wer sich von der Qualität persönlich<br />

überzeugen möchte, kann sich in der Düsseldorfer<br />

Filiale inspirieren lassen. Hier finden<br />

Besucher neben dem neuen ATRIO auch<br />

viele weitere Schrankbeispiele in verschiedenen<br />

Farben und Materialien oder gar lackiert<br />

in den beliebten Farrow & Ball-Tönen. Das<br />

Kompetenzteam um Inhaber Andreas Evens<br />

freut sich, das passende Schranksystem<br />

abgestimmt auf die persönlichen Wünsche<br />

zu planen.<br />

cabinet-hamburg.de<br />

FACHTIPP<br />

Betonkosmetik innen und<br />

außen<br />

Beton ist als Grundbaustoff aus der heutigen Architektur nicht<br />

mehr wegzudenken. Es dient nicht nur als verdeckte Gebäudebasis,<br />

sondern wird ebenso auch als sichtbare dekorative Fassade<br />

eingesetzt. Durch Witterungseinflüsse oder Beschädigungen<br />

aufgrund von Baumaßnahmen an Sichtbeton kann der optische<br />

Gesamteindruck eines Bauwerks jedoch erheblich gestört werden.<br />

Mit einer in Deutschland noch relativ unbekannten Schweizer<br />

Technologie hat sich AOR auf Sichtbetonoberflächen spezialisiert:<br />

„Sowohl Wände als auch Böden können wir in allen Farbtönen<br />

ausbessern oder herstellen. „Wir sorgen dafür, dass das Gesamtbild<br />

den ästhetischen Ansprüchen unserer Kunden gerecht wird.<br />

Wir können mit unserer Vorgehensweise auch partielle Flächen<br />

bearbeiten und dadurch auch kleinere Mängel relativ kostengünstig<br />

beseitigen. Die von uns verwendeten Materialien sind speziell für<br />

den Wohn- und Geschäftsbereich geeignet. Sie sind umweltverträglich<br />

und frei von Lösungsmitteln“, erklärt das AOR-Team<br />

gegenüber <strong>hinnerk</strong>.<br />

AOR, Meiendorfer Mühlenweg 21, Hamburg, 040 60876795,<br />

www.aor-hamburg.de


STYLE 31<br />

WOHNEN<br />

Seemannsholz<br />

Klimawandel und Industriefischerei fordern ihren Tribut.<br />

Nachdem die Kutter und Fischerbootflotten vor den<br />

Küsten Europas und Nordamerikas verschwunden sind,<br />

sind die Küsten Asiens<br />

und Afrikas die nächsten,<br />

vor denen es sich für den<br />

Menschen nicht mehr<br />

lohnt, zu diesem Zweck<br />

raus aufs Meer zu fahren.<br />

Aber wie so oft, passt sich<br />

der erfinderische Homo<br />

Sapiens an. In mühevoller<br />

Handarbeit erhalten<br />

ehemalige Fischerboote<br />

in kleinen Manufakturen<br />

auf der Insel Bali eine neue<br />

Funktion als Hingucker<br />

für Haus und Garten<br />

und die ehemaligen<br />

Fischerfamilien eine neue<br />

handwerkliche Beschäftigung, die ihnen den Lebensunterhalt<br />

sichert. Nach einem aufwendigen Reinigungsverfahren<br />

wird verwendet, was das alte, handgefertigte Boot hergibt.<br />

Hieraus entstehen Tische, Bänke, Stühle, Regale und<br />

Accessoires – farbenfroh und individuell, gespickt mit<br />

Geheimfächern und Schubladen. Auf diese Weise entstehen<br />

einzigartige Unikate der Serie SEASIDE von Ploß,<br />

die nicht nur die nötige Prise Originalität in den Garten<br />

zaubern, sondern auch ein bisschen salzige Meeresluft aus<br />

den Weiten des Ozeans. Nachhaltigkeit weiter gedacht.<br />

Ploß, Lagerverkauf: Stemwarder Landstraße 15,<br />

Barsbüttel, www.ploß.de<br />

S C H W U L - L E SBI S C H - T R A N S *<br />

F I L M F E S T I V A L I N B R E M E N<br />

0 6 . – 11. O K T O B E R 2 0 20<br />

WWW . Q U E E R F I L M . D E<br />

Medienpartner*innen:


32 STYLE<br />

TREND<br />

TEXTIL-<br />

POP-ART<br />

FOTOS: ENVIE<br />

In Hamburg lebt und arbeitet<br />

der Modedesigner Envie. Hier<br />

sind seine neusten Kreationen.<br />

„Die Oberteile kann man<br />

nur auf Anfrage bei mir<br />

bekommen. Die werden dann<br />

extra erst produziert“, verrät<br />

der aus Freiburg kommende<br />

Wahlhamburger Designer über<br />

die hier abgebildete Mode.<br />

Auch die Umsetzung der<br />

Modestrecke zeigt, dass sich<br />

Envie als Künstler begreift, es<br />

seien „aufwendigen Bilder“,<br />

nicht nur ein Modeshooting.<br />

„Das sind echte Kunstwerke<br />

und du solltest wissen, dass ich<br />

die Methode an all den Bildern<br />

verwendet habe, die auch für<br />

Madonnas 1993 ‚Rain’-Video<br />

verwendet wurde um eine<br />

besondere Ästhetik zu erzielen,<br />

also erst Schwarz-Weiß, dann<br />

wieder in Farbe zurück editieren<br />

mit mehreren Schichten über<br />

einander ...“ *rä<br />

www.facebook.com/<br />

ChameleonEnvie


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OKTOBER / NOVEMBER І AUSGABE 313 І WWW.HI NERK.DE<br />

HAMBURG І BREMEN І HANNOVER<br />

KUNST<br />

34<br />

TERMINE<br />

ALLE TERMINE UND ÜBER 20.000<br />

WEITERE LOCATIONS WELTWEIT.<br />

KOSTENLOS IN DER SPARTACUS APP!<br />

FR 2.10.<br />

13:00 Dragon Sauna, BIG,<br />

BIGGER, BEAR –<br />

Bärensauna, Ab 13<br />

Uhr wird den Bären<br />

und ihren Freunden<br />

so richtig eingeheizt!<br />

Eintritt: 21:50 Euro<br />

incl. gratis Buffet von<br />

18 - 20 Uhr, Pulverteich<br />

37<br />

SO 4.10.<br />

10:00 BallinStadt, Fluchtursache:<br />

Liebe<br />

- Schicksale queerer<br />

Flüchtlinge, Bis zum<br />

31.10.<strong>2020</strong>; Mi.- So.<br />

geöffnet, Veddeler<br />

Bogen 2<br />

MI 7.10.<br />

19:00 SPEDITION Kunst-<br />

& Kulturverein,<br />

QueerFilm Festival:<br />

Our Dance of<br />

Revolution, Beim<br />

Handelsmuseum 9,<br />

Bremen<br />

DO 8.10.<br />

17:00 City46, Queerfilm<br />

Festival: Uferfrauen<br />

– Lesbisches L(i)eben<br />

in der DDR, Birkenstraße<br />

1, Bremen<br />

FR 9.10.<br />

17:00 City46, Queerfilm<br />

Festival: Las hijas del<br />

fuego - Die feurigen<br />

Schwestern, Um<br />

19:30 Uhr: Suk Suk;<br />

Um 22 Uhr: Neubau,<br />

Birkenstraße 1,<br />

Bremen<br />

SA 10.10.<br />

17:00 City46, Queerfilm<br />

Festival: Domashni<br />

Igri, Um 19:30 Uhr:<br />

Lingua Franca; Um<br />

22 Uhr: Las hijas del<br />

fuego - Die feurigen<br />

Schwestern, Birkenstraße<br />

1, Bremen<br />

SO 11.10.<br />

17:00 City46, Queerfilm<br />

Festival: Neubau,<br />

Um 20 Uhr: Kurzfilmabend,<br />

Birkenstraße<br />

1, Bremen<br />

FR 16.10.<br />

16:30 Kino im Künstlerhaus,<br />

Eröffnung:<br />

Perlen – Queer Film<br />

Festival Hannover,<br />

mit musikalischen<br />

Gästen und Songs<br />

aus dem Drag-<br />

Glamrock-Musical<br />

„Hedwig and<br />

the Angry Inch“,<br />

Sophienstr. 2, Hannover<br />

SA 17.10.<br />

18:00 Kino im Künstlerhaus,<br />

Perlen:<br />

Uferfrauen – Lesbisches<br />

L(i)eben in<br />

der DDR, D 2019.<br />

Mit Überreichung<br />

des 5. QueerScope-<br />

Debütfilmpreises,<br />

Sophienstr. 2, Hannover<br />

SO 18.10.<br />

19:00 Kino im Künstlerhaus,<br />

Perlen: Minjan,<br />

Um 21:30 Uhr:<br />

Unsettled – Seeking<br />

Refuge in America,<br />

Sophienstr. 2, Hannover<br />

MO 19.10.<br />

20:30 Kino im Künstlerhaus,<br />

Perlen: Charlatan,<br />

Sophienstr. 2,<br />

Hannover<br />

22:00 Dragon Sauna,<br />

Spättarirf, 15 Euro<br />

fincl. Schrank, Pulverteich<br />

37<br />

MI 21.10.<br />

20:30 Kino im Künstlerhaus,<br />

Perlen:<br />

Welcome to Chechnya,<br />

Sophienstr. 2,<br />

Hannover<br />

DO 22.10.<br />

19:00 Metropolis Kino,<br />

LSF: Neubau, Kl.<br />

Theaterstr. 10<br />

19:00 Lesbisch Schwulen<br />

Filmtage Online,<br />

Queer Archives .<br />

Curated by bildwechsel,<br />

Welcome<br />

to Chechnya, lsfhamburg.de<br />

FR 23.10.<br />

19:00 Kino im Künstlerhaus,<br />

Perlen: I miss<br />

you, Sophienstr. 2,<br />

Hannover<br />

SO 25.10.<br />

11:00 Bucerius Kunst<br />

Forum, Georges<br />

Braque - Tanz<br />

der Formen, Bis<br />

24.01.2021, Tägl.<br />

geöffnet, Alter<br />

Wall 12<br />

11:00 Ernst Barlach Haus,<br />

Kanzlers Kunst - Die<br />

Sammlung Helmut<br />

und Loki Schmidt,<br />

Bis zum 31.01.2021.<br />

Tägl. außer Mo.,<br />

Baron-Voght-Str. 50a<br />

19:00 Lesbisch Schwulen<br />

Filmtage Online,<br />

The Cancer Journals<br />

Revisited, Comets,<br />

lsf-hamburg.de<br />

20:00 Metropolis Kino,<br />

LSF: Tu me manques,<br />

Kl. Theaterstr.<br />

10<br />

MO 30.11.<br />

13:00 Dragon Sauna,<br />

HHero for a day,<br />

Immer am letzten<br />

Montag des Monats<br />

gehen 4 EUR des<br />

Eintrittspreises<br />

direkt als Spende<br />

an Hein & Fiete.<br />

Und von 19 – 21 Uhr<br />

gibt es das beliebte<br />

Pastabüfett., Pulverteich<br />

37<br />

18:00 Hl. Dreieinigkeitskirche,<br />

Gottesdienst<br />

zum Welt-Aids-Tag,<br />

„Leben, Liebe, Lust<br />

– trotz Virus“, Predigt<br />

von Bischöfin<br />

Kirsten Fehrs., St.<br />

Georgs Kirchhof<br />

19.15 Candle Light Walk<br />

Mit Kerzenlicht den<br />

Opfer von AIDS<br />

gedenken und ein<br />

Zeichen der Solidarität<br />

mit Infizierten<br />

und Ausgegrenzten<br />

setzen. Ziel ist der<br />

Hansaplatz, wo der<br />

Umzug mit einem<br />

Punsch unter freiem<br />

Himmel enden wird.<br />

St. Georgs Kirchhof<br />

Wöchentlich<br />

MONTAG<br />

16:00 Hein & Fiete, PrEP-<br />

Sprechstunde, bis 20<br />

Uhr, anonym, kostenlos,<br />

Pulverteich 21<br />

DIENSTAG<br />

17:00 Aids-Hilåfe Hamburg<br />

e.V., HIV-Schnelltest<br />

und der komplette<br />

PrEP-Check, bis<br />

19 Uhr. Nur nach<br />

telefonischer Terminvereinbarung!,<br />

Lange<br />

Reihe 30<br />

MITTWOCH<br />

19:00 mhc - Magnus-<br />

Hirschfeld-Centrum,<br />

Kostenlose Rechtsberatung,<br />

Mit RA Sven-<br />

Uwe Blum, Anmeldung<br />

erforderlich unter<br />

0402790069, Borgweg<br />

8<br />

FREITAG<br />

2. 3. 4. 5. Fr 13:00 Dragon<br />

Sauna, Doppelgänger<br />

Tarif, Für jedes Eintrittsticket,<br />

mit Schrank<br />

für 21,50 Euro erhälst<br />

du einen Gutschein<br />

für einen weiteren<br />

Besuch an einem<br />

Freitag innerhalb von<br />

4 Wochen., Pulverteich<br />

37<br />

OKTOBER / NOVEMBER І AUSGABE 313<br />

OKTOBER / NOVEMBER І AUSGABE 313 І WWW.HINNERK.DE<br />

HAMBURG І BREMEN І HANNOVER<br />

CORONA<br />

Wird Sex<br />

kriminalisiert?<br />

OKTOBER / NOVEMBER І AUSGABE 313<br />

CORONA<br />

Wird Sex<br />

kriminalisiert?<br />

EPES<br />

KUNST<br />

Pierre et Gilles<br />

präsentieren<br />

neue Werke<br />

Pierre et Gi les<br />

präsentieren<br />

neue Werke<br />

TECHNIK<br />

SMARTES<br />

LEBEN<br />

INTERVIEWS: JOY DENALANE, HURTS, MARIANNE ROSENBERG, KATY PERRY, ERASURE<br />

INTERVIEWS: JOY DENALANE, HURTS, MARIANNE ROSENBERG, KATY PERRY, ERASURE<br />

TECHNIK<br />

SMARTES<br />

LEBEN<br />

Nächster<br />

Anzeigenschluss:<br />

13.11.<strong>2020</strong><br />

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Öffnungszeiten:<br />

Mo - Fr 8:30 bis 19:00 Uhr<br />

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der Langen Reihe<br />

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Inh.: Uta Capellen-Antz e.Kfr.<br />

Tel.: (040) 24 56 64<br />

Fax: (040) 24 44 26


Tu,<br />

was<br />

andere auch<br />

tun<br />

Es ist deine Entscheidung, mit einer<br />

erfolgreichen Behandlung kannst du<br />

leben, wie du es willst.<br />

Nimm dein Leben in die Hand und erfahre<br />

mehr auf NOCHVIELVOR.de<br />

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www.nochvielvor.de<br />

Eine Initiative von<br />

für ein positives Leben mit HIV.


eLIFE<br />

Liebe Queers,<br />

alle Zeichen stehen wieder auf Neustart. Nachdem das<br />

erste halbe Jahr <strong>2020</strong> durch die Corona-Pandemie von<br />

Leid, Angst, Stillstand, Tod und Trauer geprägt war, geht<br />

es nun darum, wieder ohne Angst und mit neuem Wissen<br />

(und neuen Verhaltensweisen) nach vorne zu blicken. Im<br />

Januar 2021 lädt dazu die imm cologne in Köln ein, innovatives<br />

Wohnen zu entdecken. Aber nicht nur am Rhein,<br />

überall tut sich Spannendes und Hilfreiches für einen<br />

sicheren, entspannten und veränderten Alltag. Wir haben<br />

für dich in unserem Special einen großen Schwung News<br />

und Projekte zusammengestellt, die dich einstimmen<br />

sollen auf ein smartes 2021. *rä<br />

FOTO: ISTSOCKPHOTO.COM/KUPICOO<br />

MESSE<br />

imm cologne und LivingKitchen<br />

Ein interaktives Ideenfestival für die<br />

Lebenswelt von morgen in einer digital<br />

geprägten Zukunft.<br />

Überall auf der Welt sucht man nach innovativen<br />

Wegen, um den wirtschaftlichen<br />

Neustart zu pushen. Neuester Beitrag der<br />

Koelnmesse anlässlich des 2021er Messe-<br />

Doppels imm cologne und LivingKitchen<br />

ist der Connect Hub. Als Herzstück der<br />

neuen Halle Connect soll er ein Katalysator<br />

für die Erschließung neuer und branchenübergreifender<br />

Geschäftspotenziale<br />

für vernetztes Wohnen & Leben werden.<br />

Als interaktive Innovationswerkstatt<br />

und als Messeplattform für Networking,<br />

Wissenstransfer und Teambuilding lädt der<br />

Connect Hub Aussteller und Besucher ein,<br />

gemeinsame Lösungen zu entwickeln.<br />

SCHNITTSTELLE UND PLATTFORM<br />

Der Connect Hub bildet das kommunikative<br />

Zentrum und pulsierende Herzstück<br />

der im Rahmen des Masterplans Koelnmesse<br />

3.0 neu errichteten und pünktlich<br />

zur imm cologne 2021 fertigen Halle 1plus.<br />

Unter dem Titel Connect dient die Halle<br />

während imm cologne und LivingKitchen<br />

als Plattform für vernetztes Wohnen &<br />

Leben.<br />

Hier werden nicht nur innovative Geräte-<br />

Technik und smarte Anwendungen<br />

zur Vernetzung der Küche und des<br />

Hauses präsentiert – Connect ist auch<br />

die Schnittstelle zu den Branchen Energiemanagement,<br />

Mobilität, Logistik, Telekommunikation,<br />

Healthcare, Technology<br />

und Kultur. Als weiteres Highlight zeigt das<br />

Connected Home eine realistische Umsetzung<br />

von Smart-Home-Technologien für<br />

Architektur und Einrichtung in inszenierten<br />

Wohnwelten.<br />

„Die Einrichtungsmessen imm cologne<br />

und LivingKitchen haben sich schon<br />

immer als Diskussionsplattformen zur<br />

Klärung von Zukunftsfragen gesehen und<br />

entsprechende Formate initiiert“, führt<br />

Matthias Pollmann, Geschäftsbereichsleiter<br />

Messemanagement für die Themen<br />

Möbel, Einrichten und Design bei der<br />

Koelnmesse, an.<br />

18. – 24.1.2021, www.facebook.com/<br />

immcologne, www.koelnmesse.de


E-SCOOTER<br />

MOBILITÄT<br />

CANCEL CULTURE:<br />

eLIFE<br />

Das war wirklich ein grandioser Fehlstart.<br />

Kein Wunder, es war ja auch ein<br />

Herzensprojekt von Pannenminister<br />

Andreas Franz Scheuer von den<br />

Christsozialen der Unionsfraktionsgemeinschaft.<br />

Die Einführung der<br />

überall auf der Welt schon erfolgreich<br />

rollenden E-Scooter in Deutschland<br />

war so chaotisch, dass sie beinahe<br />

eine Totgeburt wurde und den Ruf der<br />

kleinen Flitzer nachhaltig zerstörte.<br />

Zu unrecht, meint unser Autor.<br />

Auf einmal waren sie überall. Nachdem<br />

wochenlang über Helmpflicht und<br />

Höchstgeschwindigkeiten gestritten<br />

wurde, glich es einer Invasion. In den<br />

Großstädten machten alienartige,<br />

langhalsige und mit seltsam leuchtenden<br />

Organen auf Menschenbrusthöhe<br />

ausgestattete Stolperfallen, binnen<br />

weniger Stunden Spaziergänge zu einem<br />

Hürdenlauf. Bereits nach wenigen Tagen<br />

dieses Masseneinfalls in die gentrifizierten<br />

Innenstädte, hatte die Spezies Mensch<br />

sich der Eindringlinge aber bemächtigt<br />

und besonders ihre Ausprägung des<br />

Partytouristen lief zu halsbrecherischer<br />

akrobatischer Höchstform auf, beim Versuch,<br />

die von Zauberkraft angetriebenen<br />

Metall- und Plastikfolen zu bändigen. Jede<br />

Nacht dann das gleiche gespenstische<br />

Schauspiel: Eine Armee von Kleintransportern<br />

sammelte die E-Scooter genannten<br />

Gegenstände ein und spuckte im Tausch<br />

neue aus. Besoffene wie besorgte Bürger<br />

erklärten dem Treiben umgehend den<br />

Krieg, immer wieder sah man schrecklich<br />

malträtierte Exemplare der Sorten TIER<br />

oder Lime am Straßenrand, in Brunnen<br />

oder gleich auf Mülleimern liegen. In der<br />

Folge entbrannte über die doch eigentlich<br />

ganz unschuldig wirkenden Wesen ein<br />

Shitstorm sondergleichen und der Autor<br />

dieses Textes stimmte munter mit ein.<br />

Ökobilanz, Billiglöhner, Wegwerfgesellschaft<br />

– die Kapitalismuskritik einer<br />

ganzen Gesellschaft wurde auf dieses<br />

unnütz erscheinende und von Andy B.<br />

Scheuer(t) geförderte Vehikel projiziert.<br />

Vieles davon ist im Grunde auch korrekt,<br />

denn ökologisch nachhaltig werden<br />

E-Scooter wohl kaum laufen, wenn dieselgetriebene<br />

Kleinlaster sie einsammeln und<br />

mit konventionellem Kohlestrom füttern.<br />

Die Fahrer der Kleinlaster ihren Dienst am<br />

Share-Economy-Hype als Soloselbstständige<br />

für Centbeträge verdingen zu<br />

lassen, ist ebenfalls eine Pervertierung des<br />

Gedankens Nachhaltigkeit. Aber. Nein,<br />

nicht so ein Aber. Es kam ja Corona. Und<br />

da in jeder Krise ... es muss dieser Satz<br />

nicht zu Ende geschrieben werden.<br />

DIE ZWEITE CHANCE<br />

Weil der öffentliche Nahverkehr schon<br />

im Wortsinne zu Volksseuchenzeiten<br />

noch unattraktiver erscheint, als er es in<br />

Autodeutschland eh ist, fingen besonders<br />

die eben noch laut fluchenden E-Scooter-<br />

Verächter – der Autor wieder inkludiert<br />

– an, sich noch mal etwas eingehender mit<br />

dem/den kleinen Gefährten zu befassen.<br />

Und was soll man sagen: 20 Kilometer<br />

pro Stunde ist ungefähr das, was ein<br />

geübter Radler in der Stadt schafft,<br />

nur, dass jener ziemlich verschwitzt am<br />

Ziel ankommt. Zudem ist ein Rad viel<br />

pflegebedürftiger, als zum Beispiel so ein<br />

TIER von Roller, das mit rund 600 Euro<br />

aus dem zerstörerischen Ausleihzirkus<br />

herausgekauft werden kann und dann mit<br />

gesundem Ökostrom aufgepäppelt, seine<br />

Dienste nur noch einem Herrn (m/w/d)<br />

andient und dies nahezu unkaputtbar. Mit<br />

einer Reichweite von rund 30 Kilometern<br />

ist eigentlich jedes innerstädtische Ziel<br />

gut errollerbar und zumindest der Autor<br />

tut exakt dies inzwischen täglich – mit<br />

steigender Freude. Probiert es mal aus. *ck<br />

FOTO: MAREK RUCINSKI / UNSPLASH / CC0


eLIFE<br />

WOHNEN<br />

HYGGE UND SMART<br />

Die Entscheidung für ein Smart Home geht in<br />

Zukunft einher mit der Wahl eines neuen Mitbewohners:<br />

Sie heißen Alexa (Amazon), Siri (Apple),<br />

Cortana (Microsoft) oder neuerdings auch Bixby<br />

(Samsung) und ziehen per Sprachsystem ins<br />

Heim; die unsichtbaren Helfer werden als Betriebssysteme<br />

für das Smart Home fungieren.<br />

Die Assistenten sind lernbegierig. Sie sorgen nicht nur<br />

für einen reibungslosen Ablauf im Alltag der Hausbewohner,<br />

sondern wissen auch um ihre Vorlieben.<br />

Laut Prognosen werden diese bald so schlau sein,<br />

einfache Sprachbefehle selbstständig an Dienstleister<br />

weiterzuleiten.<br />

Aber auch neue Produkte werden das tägliche Leben<br />

im Smart Home nachhaltig beeinflussen. Per Finger-<br />

Wink wird das komplette Raumlicht gesteuert, und<br />

nachts zeigen das durch Sensor ausgelöste dezente<br />

Notlicht und die Anzeige am Dusch-WC den rechten<br />

Weg. Die individuellen Duschprogramme auf Knopfdruck,<br />

die automatische Befüllung der Badewanne und<br />

das vollautomatische Spa sind keine Zukunftsvisionen,<br />

sondern werden von vielen Sanitärunternehmen<br />

bereits jetzt angeboten. Das WC fungiert nicht nur<br />

als komfortables Hygiene-Zentrum, sondern wird zur<br />

Gesundheits-Infosäule der Bewohner. Bereits auf dem<br />

Markt ist ein WC mit integrierter Urin-Analyse. Die<br />

Hersteller entwickeln bereits WCs mit umfassenden<br />

Analyse-Funktionen und Internet-Anschluss zum<br />

Hausarzt.<br />

Bewohner eines Smart Home erleben in Sachen Licht


eLIFE<br />

gerade den Beginn eines neuen Zeitalters:<br />

Nicht nur, dass mit der LED-Technologie<br />

der Stromverbrauch und die Langlebigkeit<br />

der Leuchtmittel optimiert werden – die<br />

neue Technologie eröffnet auch die<br />

Wahl verschiedener Lichtqualitäten.<br />

Die Auswahl der Kleiderfarbe vor dem<br />

Schrank erfordert ein anderes Licht als<br />

die Raum- oder Gesichtsbeleuchtung<br />

kurz vor dem Schlafengehen. Und<br />

per App können nun verschiedene<br />

Lichtszenarien angesprochen, kombiniert<br />

und programmiert werden. Gekoppelt mit<br />

Lichtsensoren und Funkschaltern wird<br />

auch der Bedienkomfort extrem erhöht.<br />

Das Design im Smart Home verändert<br />

sich und kann für die moderne Technik<br />

optimiert werden. Lose rumliegende<br />

Lautsprecherkabel gehören der<br />

Vergangenheit an – die Musik wird durch<br />

die Luft transportiert. Das Smart Phone<br />

wird einfach auf den Schreibtisch, ins<br />

Badezimmerregal oder auf den Tisch<br />

gelegt und über eine integrierte Ladestation<br />

ohne Kabelverbindung aufgeladen.<br />

Fernseher sind so flach wie Bilderrahmen,<br />

und per W-Lan holt man sich digitale<br />

Leihgaben aus den Museen der Welt<br />

ins Wohnzimmer. Die Lichtintensität<br />

wird dabei auf die Lichtverhältnisse im<br />

Zimmer angepasst, und das gewählte<br />

Foto oder Kunstwerk hat einen hohen<br />

Kontrastumfang.<br />

Ein Smart Home weckt auch bei<br />

Einbrechern Begehrlichkeiten, doch<br />

gerade im Bereich Sicherheit bietet die<br />

Smart Home-Technologie dem Hausbesitzer<br />

Unterstützung: Die missglückten<br />

Einbruchsversuche sind in den letzten<br />

Jahren auf eine Quote von 44 Prozent<br />

im Jahre 2016 gestiegen. Auch das<br />

Bundesinnenministerium sieht in seinem<br />

aktuellen Sicherheitsbericht eine Verbesserung<br />

der Sicherheitsmaßnahmen.<br />

Sensoren schalten automatisch Außenleuchten<br />

oder Kameras ein. Und auch bei<br />

Rauchentwicklung durch ein Feuer, bei<br />

Gasaustritt aus einer defekten Gasleitung<br />

oder bei einer defekten Wasserleitung<br />

hilft die Digitalisierung: Ein Smart Home<br />

kann gegen elementare Gefahren besser<br />

geschützt werden.


eLIFE<br />

TECHNIK<br />

DIGITAL WELLBEING<br />

UNKAPUTTBAR<br />

Seit 2009 produziert<br />

das französische<br />

Unternehmen<br />

CROSSCALL Handys, die<br />

allen Witterungen und<br />

Geländewiderständen<br />

trotzen. Wasser, Regen,<br />

Feuchtigkeit und Staub<br />

stecken die robusten<br />

Outdoor-Telefone locker<br />

weg. Gleichzeitig dokumentieren sie alle deine Abenteuer<br />

in Action-Cam-Qualität. Das TREKKER-X4 beispielsweise<br />

bietet ein 170-Grad-Weitwinkelobjektiv und Slow-Motion-<br />

Aufnahmen bis zu 120 Bilder pro Sekunde. Die bereits<br />

vorinstallierte X-CAM-App macht das Editing im Nachgang<br />

kinderleicht. Verstärktes Corning Gorilla Glass 5, glasfaserverstärkter<br />

Kunststoff, Seitenbalken aus Aluminium und<br />

eine interne Metallplatte lassen Erschütterungen ganz<br />

einfach abprallen. Unter Wasser hält das Smartphone in<br />

zwei Meter Tiefe bis zu sechzig Minuten aus. *fj<br />

www.crosscall.com<br />

Nachhaltiger Tourismus wird für Urlauber immer<br />

wichtiger. Viele Hotels werben bereits heute damit,<br />

ökologisch verantwortungsvoll zu handeln. Dabei fließen<br />

nicht nur ein rücksichtsvoller Umgang mit natürlichen<br />

Ressourcen (z. B. Wasseraufbereitungsanlage) und die<br />

Nutzung erneuerbarer Energien (z. B. Solaranlagen) in<br />

die Bewertung ein, sondern auch der Anbau einheimischer<br />

Pflanzen oder der Schutz von lokaler Kultur. Noch<br />

umweltbewusster als ein Besuch in einem „Green Hotel“?<br />

Einfach draußen pennen.<br />

SMARTWATCH<br />

Die PowerWatch ist DIE<br />

Smartwatch für alle, die ihre<br />

Zeit am allerliebsten draußen<br />

verbringen. Sie verfolgt den<br />

Kalorienverbrauch, Herzfrequenz,<br />

Schritte und Aktivitäten wie Joggen,<br />

Radfahren oder CrossFit. Darüber<br />

hinaus bleibt der Träger via GPS<br />

über zurückgelegte Höhenmeter<br />

informiert. Weitere Apps wie Apple<br />

Health Kit oder Google Fit können<br />

nachträglich installiert werden.<br />

Natürlich ist die Uhr wasserdicht<br />

und hält auch leichte Stöße gut aus.<br />

Und das Beste: Du musst die PowerWatch<br />

niemals aufladen, da die Batterie von deiner<br />

Körperwärme gespeist wird. *fj<br />

www.powerwatch.com


eLIFE<br />

ZUM WANDERN<br />

Das amerikanische Unternehmen GoSun hat sich auf Outdoor-Gadgets<br />

spezialisiert, die von Solarenergie angetrieben<br />

werden. Dazu zählen Solar-Kühlmodule, -Taschenlampen,<br />

-Smartphone-Ladegeräte oder auch der GoSun Solar<br />

Oven. In seiner sportlichsten Variante wiegt er weniger als<br />

1 Kilogramm und backt, kocht und gart feste Nahrung sowie<br />

Flüssigkeiten selbst bei bewölktem Himmel. *fj<br />

www.gosun.co<br />

LICHTQUELLE<br />

Anders als die meisten Laternen ist<br />

die Sitka-Lanterne von UCO Gear<br />

darauf ausgerichtet, das Licht von<br />

oben nach unten zu verteilen. Die<br />

Lichtquelle kann dazu einfach bis<br />

zu 66 Zentimeter weit ausgefahren<br />

werden. Sitka verfügt über einen<br />

komfortablen Tragegriff und ist<br />

in der Lage, über einen USB-Port<br />

andere Geräte mit Strom zu<br />

versorgen. *fj<br />

www.ucogear.com


eLIFE<br />

MOLESKINE<br />

Moleskine ist einer der bekanntesten<br />

Hersteller von Notizbüchern und<br />

Skizzenbüchern weltweit. Typischerweise<br />

sind die Produkte in beschichteten Karton<br />

gebunden, verfügen über ein Leseband<br />

und eine Falttasche mit Gummiband.<br />

Und wieso sollten die Italiener plötzlich<br />

papierloses Schreiben unterstützen?<br />

Tun sie nicht. Der Smart Writing Pen<br />

von Moleskine schreibt wie jeder andere<br />

Stift auf speziellem Papier, überträgt<br />

dabei aber alle Notizen in eine App,<br />

wenn man sich zuvor beispielsweise mit<br />

dem iPad verbunden hat. So fällt zwar<br />

weiterhin Papiermüll an, gleichzeitig wird<br />

das Vervielfachen von Aufzeichnungen<br />

bequemer und Zeichnungen können im<br />

Anschluss digital verändert werden. *fj<br />

de.moleskine.com<br />

KOMMUNIKATION<br />

FÜR DEN PAPIERLOSEN ALLTAG<br />

Bereits als die Menschen noch in Höhlen lebten, zeichneten sie mit Pigmenten aus verschiedenfarbigen<br />

Steinen Geschichten auf Wände. Später begannen sie Schriftzeichen<br />

zu erfinden und diese auf Tontafeln zu übertragen. Erst im 11. Jahrhundert jedoch kam<br />

das Papier, wie wir es heute kennen, nach Europa. Mittlerweile lernen wir das Schreiben<br />

mit dem Füllfederhalter und das „Schönschreiben“ bereits ab der 1. Klasse. Aber ist das<br />

Notieren auf Papier überhaupt noch up to date? Im Privaten kommunizieren wir nur<br />

noch selten per Brief – häufig bleibt es bei einer Handvoll Postkarten aus dem Urlaub.<br />

Auch in Hinblick auf den Umweltschutz gibt es viele Befürworter für den papierlosen<br />

Alltag. Diese Gadgets wollen es möglich machen.<br />

BLACKBOARD<br />

Das Blackboard von Boogieboard verfügt über ein simples LCD-Display und<br />

über zunächst nur wenige Funktionen. Die austauschbare Batterie des Gerätes<br />

hält so allerdings bis zu fünf Jahren. Über Templates können gerade Linien<br />

gezogen werden, die Rückseite des integrierten Stifts erlaub exaktes Löschen<br />

von Geschriebenem. Die halb transparente Oberfläche macht es zudem<br />

möglich, Bilder ziemlich exakt abzupausen oder Notizen auf Dokumenten zu<br />

machen, ohne dabei das Original tatsächlich zu beschriften. *fj<br />

www.writeonblackboard.com<br />

WIPEBOOK<br />

Ähnlich wie Whiteboards verfügen die<br />

Wipebook Notebooks über eine Oberfläche,<br />

die man wieder und wieder<br />

neu beschriften und reinigen kann. So<br />

braucht man eigentlich sein ganzes<br />

Leben lang nur noch ein einziges<br />

Notizbuch. Per App können Skizzen<br />

und Notizen dauerhaft gespeichert<br />

werden, sodass besonders geniale<br />

Ideen nie verloren gehen. *fj<br />

www.wipebook.com<br />

PHREE PEN<br />

Mittlerweile gibt es zahlreiche Hersteller und<br />

Technologieunternehmen, die Smart Pens<br />

herstellen und so das papierlose Schreiben<br />

fördern. Das Problem: All diese Stifte benötigen<br />

für die einwandfreie Funktionsweise<br />

eine bestimmte Schreibunterlage oder<br />

Smart Paper. Phree strengte sich an, als<br />

erster Smart Pen auf allen Oberflächen<br />

gleich gut zu funktionieren. Von der<br />

Crowdfunding-Phase zur Massenproduktion<br />

hat es der Stift jedoch bislang nicht<br />

geschafft. *fj<br />

www.otmtech.com


MOBILITÄT<br />

VISION AVTR<br />

Du findest die Welt von James Camerons Avatar-Film<br />

ganz toll und so schön futuristisch? In Kooperation<br />

mit dem Team des Scifi-Movie ist dieses ungewöhnliche<br />

Konzeptfahrzeug für Mercedes-Benz entstanden.<br />

Die Inside-Out-Designstruktur lassen Innenraum und<br />

Umgebung miteinander verschmelzen. Gleichzeitig ist<br />

der Fahrer mit dem Wagen so verbunden wie nie zuvor.<br />

Und nachhaltig ist der VISION AVTR sowieso.<br />

Das Showcar VISION AVTR ist eine Hommage an den<br />

Kinoerfolg von James Cameron und ein Blick in eine<br />

ferne Zukunft der Automobilität. Im Januar präsentierte<br />

Mercedes-Benz das Concept Car erstmals auf der<br />

Consumer Electronics Show in Las Vegas. Durch die<br />

halb offene Struktur des Wagens kommt der Fahrer in<br />

unmittelbaren Kontakt mit der Außenwelt. Anstelle eines<br />

Lenkrads verfügt der VISION AVTR über ein biometrisches<br />

Bedienelement, das durch Handauflegen aktiviert wird. Der<br />

Fahrer wird an seiner Atmung erkannt.<br />

Das Einzige,<br />

das ansteckend<br />

sein sollte:<br />

Lebensfreude.<br />

Auf der Rückseite des Wagens befinden sich 33 bionische<br />

Klappen, die an Reptilienschuppen erinnern und der<br />

Kommunikation mit anderen Verkehrsteilnehmern dienen.<br />

Da der VISION AVTR die Vorder- und Hinterachse in der<br />

gleichen und entgegengesetzten Richtung steuern kann,<br />

ist er in der Lage sich bis zu 30 Grad seitwärts fortzubewegen<br />

– Krebsgang quasi. Das ist nicht nur wahnsinnig<br />

praktisch, sondern macht ihn auch in seiner Bewegung<br />

noch animalischer.<br />

In Sachen Antrieb setzen die Visionäre von Mercedes-Benz<br />

ganz auf „Circular Economy“, also auf einen ununterbrochenen<br />

Kreislauf bei der Herstellung und Versorgung<br />

der Batterie. Diese funktioniert auf Grundlage von<br />

graphenbasierter organischer Zellchemie und ist damit frei<br />

von seltenen Erden. Alle Materialien sind kompostier- und<br />

recycelbar. Auch der Innenraum ist aus nachhaltigen<br />

Rohstoffen gestaltet. Mehr zukunftsweisende Technologie<br />

von Mercedes-Benz gibt es auf der Website des Herstellers.<br />

Noch mehr futuristische Supercars findest du in der Supercars<br />

Edition von Mate – exklusiv auf www.readly.de. *fj<br />

Als eines der führenden Gesundheitsunternehmen<br />

entwickeln wir innovative<br />

Therapien wie Medikamente, Impfstoffe<br />

und Biologika.<br />

Mit unseren weltweiten Programmen<br />

engagieren wir uns für die Verbesserung<br />

der Gesundheitsversorgung.<br />

MSD ist ein internationales Unternehmen<br />

mit zwei Namen: In den USA und Kanada<br />

sind wir Merck & Co., Inc., mit Sitz in<br />

Kenilworth, NJ, USA.<br />

Erfahren Sie mehr über uns auf:<br />

www.msd.de<br />

MSD SHARP & DOHME GMBH,<br />

Lindenplatz 1, 85540 Haar.<br />

www.msd.de<br />

DE-NON-00111 05/19


eLIFE<br />

FOTO: NOLAN ISSAC / UNSPLASH / COO<br />

HANDWERK / BANKING<br />

BEZAHLEN OHNE ANFASSEN<br />

Die englischsprachige Handwerker-<br />

Plattform „Driller Queens“ aus Berlin<br />

bietet Unterstützung für Arbeiten in<br />

den eigenen vier Wänden und Workshops,<br />

bei denen die Gründerin Charly<br />

Machin handwerkliche Grundkenntnisse<br />

vermittelt.<br />

Einige der „Driller Queens“ sind Teil der<br />

LGBTIQ*-Community, Diversity steht eh<br />

im Kern der Unternehmensphilosophie,<br />

denn auf dieser Plattform wird nicht nur<br />

geheimwerkt, sondern auch an Geschlechterrollen<br />

geschraubt: Daher umfasst die<br />

Zielgruppe Frauen oder Menschen, die sich<br />

als Frau identifizieren, trans* oder nonbinary<br />

sind und natürlich Männer. Ziel ist<br />

es, die männerdominierte Handwerksbranche<br />

zu diversifizieren und den Vorbehalt<br />

jedes Einzelnen in Luft aufzulösen. Ideale<br />

Voraussetzungen, um ein bisschen mehr<br />

DIY-Flair nach Hause zu bringen.<br />

von Desinfektionsmittel und Masken<br />

ist besonders der Verzicht auf Bargeld<br />

eine Neuerung, an die sich auch die<br />

Kundschaft gewöhnen muss. Mit dem<br />

Zahlungsdienstleister SumUp hat das<br />

Unternehmen seinen Zahlungsverkehr<br />

komplett digitalisiert. Besonders<br />

praktisch: das Kartenlesegerät, welches<br />

in Kombination mit der App auf einem<br />

Smartphone genutzt werden kann, um<br />

jederzeit und überall Kartenzahlungen zu<br />

akzeptieren. Somit wird eine kontaktlose<br />

und sichere Lösung geschaffen, die mit<br />

allen NFC- und Magenetstreifensystemen<br />

kompatibel ist. Kombiniert steht dem<br />

neuen Lichtkonzept oder der Reparatur<br />

der Regendusche ja nichts mehr im Wege!<br />

*cv/ck<br />

Wie viele andere Klein- und Kleinstunternehmen<br />

haben die „Driller Queens“<br />

während der Corona-Krise mit einigen<br />

Herausforderungen zu kämpfen. Neben<br />

verstärkten Hygienemaßnahmen wie<br />

vermehrtes Händewaschen und Nutzung<br />

FOTO: NEIL HOARE


WENIGER<br />

DURCHHÄNGEN<br />

MEHR<br />

ABHÄNGEN<br />

Zu wissen was alles in deiner HIV-Therapie<br />

steckt, kann dich gelassener machen.<br />

Sprich mit deinem Arzt, was für dich und<br />

dein langfristig gesundes Leben am<br />

Besten ist.<br />

WENIGER HIV<br />

MEHR<br />

DU<br />

Mehr Infos unter LiVLife.de<br />

PM-DE-HVU-ADVT-190030 Okt 2019


GESUNDHEIT<br />

INTERVIEW<br />

OLIVER SECHTING:<br />

Zwänge im Alltag<br />

Ein Bilderbuch über Ängste und<br />

Zwänge und ihre Überwindung.<br />

Ein wichtiges Buch, denn manche<br />

Zwänge begleiten einen Menschen<br />

von Kindesbeinen an. Wir telefonierten<br />

mit dem Autor.<br />

Warum hast du dieses Buch<br />

geschrieben?<br />

Das Thema beschäftigt mich seit meiner<br />

Kindheit, es taucht ja auch in meiner<br />

Autobiografie und in einem Film von mir<br />

auf. In Deutschland gab es noch kein<br />

Kinderbuch über das Thema, die Idee,<br />

ein Buch darüber zu schreiben, kam mir<br />

letztes Jahr. Da habe ich mich dann mit<br />

meiner Schwägerin zusammengesetzt,<br />

die Illustratorin ist, und gefragt, ob sie sich<br />

vorstellen könne, bei so etwas mitzuarbeiten.<br />

Sie war gleich Feuer und Flamme, und<br />

so ging es los.<br />

Wer genau ist deine Zielgruppe: die<br />

Eltern oder interessierte Kinder?<br />

Die Kinder. Aber das Buch ist ab sechs<br />

Jahren, ein Alter, da wird Kindern ja auch<br />

oft noch vorgelesen. Es ist also auch für<br />

Erwachsene. Viele wissen über dieses<br />

Thema nicht so viel, es ist noch nicht so<br />

in der Gesellschaft angekommen wie zum<br />

Beispiel das Thema Depressionen. Es gibt<br />

Hintergrundinformationen, es kann auch<br />

helfen, Zwangsstörungen zu entdecken.<br />

Man muss nicht gleich in Panik verfallen,<br />

PSYCHOLOGIE<br />

„Echt? Du wirkst gar nicht schwul!“<br />

Hand aufs Herz: Viele von uns sind<br />

(leider) immer noch erleichtert,<br />

wenn sie hören, dass man ja nie darauf<br />

gekommen wäre, dass sie schwul sind.<br />

Heteronormative Stereotypen beherrschen<br />

eben auch noch unsere Köpfe. Wir<br />

wollen immer noch möglichst „normal“<br />

und nicht „schrill“ sein. Um es eigentlich<br />

wem recht zu machen?<br />

Den Mitmenschen, die uns nicht in der<br />

Öffentlichkeit küssen sehen wollen,<br />

den Menschen, die unsere natürliche<br />

Veranlagung als unnatürlich empfinden,<br />

den Wesen, die aus dem Zusammenhang<br />

gerissene Zitate religiöser Schriften wie<br />

Gewehrkugeln aufs Selbstwertgefühl<br />

feuern. Und auch innerhalb der Community<br />

geizt man nicht mit allen Arten<br />

von Shaming. „Ich bin ja nicht so tuntig<br />

wie der, oder?“, „Oje, muss der hier so<br />

rumkreischen?“, „Wer von euch beiden ist<br />

denn die Frau?“ und „Scheiße, da kommt<br />

xy, der ist mir echt zu peinlich tagsüber“<br />

...<br />

Natürlich kann man die Stimme eines<br />

Gesprächspartners als zu laut empfinden,<br />

das Parfüm zu aufdringlich, die<br />

Klamotten abscheulich. ABER der Grund,<br />

dass andere einen mit dem/der sehen,<br />

darf nicht der Grund für Ablehnung sein.<br />

Jeder ist schön und perfekt, so wie er/sie<br />

eben ist.<br />

Julius Thesing nimmt sich in seinem<br />

Buch „You don’t look gay – eine<br />

Auseinandersetzung mit homophober<br />

Diskriminierung“ solcher Situationen


GESUNDHEIT<br />

aber im Auge behalten ... Manchmal<br />

schleichen sich Zwänge wieder aus. Von<br />

einer Zwangsstörung wird in der Regel erst<br />

gesprochen, wenn die Betroffenen unter<br />

ihrer Situation leiden.<br />

War das bei dir so?<br />

Leider nein. Ich nehme bis heute Medikamente<br />

und habe immer wieder depressive<br />

Schübe, weil die Zwangserkrankung so<br />

erschöpfend ist.<br />

Hätte dir damals so ein Buch<br />

geholfen?<br />

Ja, sehr. Damals, es waren die 1980er-Jahre,<br />

da war das Thema in der Gesellschaft nicht<br />

bekannt. Ich verheimlichte meine Krankheit,<br />

was ganz typisch ist, weil man sich schämt.<br />

14 Jahre lang lebte ich so, bis ich mit Mitte<br />

20 aufgrund eines Nervenzusammenbruchs<br />

in die Psychiatrie musste. Mir hätte<br />

es sehr geholfen, so ein Buch zu haben.<br />

Zwangsstörungen sind sehr individuell, aber<br />

es gibt Parallelen, hier setzt das Buch an.<br />

Trifft dich als Autor die aktuelle<br />

Corona-Krise stark?<br />

Es hat so viele betroffen, Menschen mit<br />

einer Zwangserkrankung werden aber<br />

womöglich stärker davon mitgenommen.<br />

Das Gefühl der Unsicherheit ist ein Träger<br />

von Angst und Zwängen. Viel Beschäftigung<br />

beruflicher Art fiel weg, da musste ich<br />

dann gegenarbeiten, damit dieser freie<br />

Raum nicht von den Zwängen besetzt wird.<br />

Struktur hilft, bei mir war es die Arbeit an<br />

dem Buch. Und mein Lebenspartner Rosa,<br />

der mir permanent zur Seite steht. Ich<br />

bin froh, dass ich ihn als Partner habe. Es<br />

waren schwierige Zeiten, die Behandlungsmöglichkeiten<br />

sind bei mir ja auch relativ<br />

ausgeschöpft. Was mir auch geholfen hat,<br />

war der professionelle Blick auf das alles<br />

durch meine Psychologin, wenn ich mit ihr<br />

telefoniert habe.<br />

Worauf freust du dich gerade?<br />

Dass alles leichter wird, dass wieder Normalität<br />

einzieht, ohne dass es kippt und<br />

noch drastischere Maßnahmen kommen.<br />

Über allem steht immer meine psychische<br />

Gesundheit, je nach Verfassung erlebe<br />

ich das Leben sehr unterschiedlich. Wenn<br />

die Krankheit im Hintergrund ist, geht es<br />

mir gut, das reicht dann eigentlich aus.<br />

Aber natürlich freue ich mich auf die<br />

Buchveröffentlichung und das Feedback<br />

darauf.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

ganz wunderbar illustriert an. Denn<br />

Homophobie – und andere Arten von<br />

Diskriminierung! – versteckt sich in<br />

der Umgangssprache, im Alltag hinter<br />

auch unbedachten Fragen. Ist einem<br />

das Muster zu schwul? Macht man<br />

sich hier zum Bimbo? Nervt die<br />

Tucke? – Das Buch liefert dir Bilder<br />

und vor allem informative Texte voller<br />

Fakten. Ein Buch, das helfen kann,<br />

sich weiterzuentwickeln.<br />

Unser Alltag ist voller Diskriminierung<br />

– die gilt es Schritt für Schritt<br />

abzubauen. Und nein, niemand will<br />

an die ach so wichtigen Traditionen,<br />

aber Schlechtes ist eben schlecht und<br />

muss weg. Egal, ob es sich um Wörter<br />

wie Negerkuss oder Schwuchtel<br />

handelt. Und nicht alles, was Désirée<br />

Nick oder Herr Nuhr, früher auch mal<br />

Herr Kalkofe und „Little Britain“, posten<br />

und äußern, ist immer nur lustig und<br />

Parodie. Kunst kann auch verletzen. Aber<br />

es scheinen sich ja alle zum Guten zu<br />

verändern. *rä<br />

Julius Thesing „You don’t look gay –<br />

eine Auseinandersetzung mit homophober<br />

Diskriminierung“,<br />

www.bohem-verlag.de


GESUNDHEIT<br />

PARTNERSCHAFT<br />

FOTOS: RENATE VANAGA / CC0<br />

Homosexuelle Ehepaare<br />

sind glücklicher!<br />

Es ist allgemein bekannt, dass<br />

die Ehe für das körperliche und<br />

seelische Wohlbefinden förderlich<br />

ist. Aus einer <strong>2020</strong> im<br />

„Journal of Marriage and Family“ veröffentlichten<br />

Studie geht allerdings hervor:<br />

Gleichgeschlechtliche Ehepaare sind<br />

glücklicher als heterosexuelle Ehepaare.<br />

Für die Studie „Ehebelastung und psychische<br />

Belastung bei gleichgeschlechtlichen<br />

und heterosexuellen Paaren“ untersuchten<br />

Michael A. Garcia und Debra Umberson<br />

den Zusammenhang zwischen ehelicher<br />

Belastung und psychischer Belastung in<br />

hetero- und homosexuellen Ehen sowie<br />

Abweichungen in der Beurteilung der Belastung<br />

von Männern und Frauen in schwulen,<br />

lesbischen und heterosexuellen Ehen.<br />

Befragt wurden 756 US-amerikanische<br />

Männer und Frauen mittleren Alters in<br />

378 schwulen, lesbischen und heterosexuellen<br />

Ehen. Die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer wurden gebeten, Tagebuch<br />

zu Stress im Zusammenhang mit ihrer<br />

Ehe zu führen.<br />

Die Ergebnisse brachten bemerkenswerte<br />

geschlechtsspezifische Unterschiede<br />

zum Vorschein: Männer in einer gleichgeschlechtlichen<br />

Ehe haben weniger<br />

psychische Probleme als ihre heterosexuellen<br />

Altersgenossen. Männer in<br />

heterosexuellen Ehen und Frauen in<br />

gleichgeschlechtlichen Ehen liegen im<br />

Mittelfeld. Das höchste Stresslevel weisen<br />

Frauen in heterosexuellen Ehen auf.<br />

ROLLENBILDER<br />

Für das höchst unterschiedliche<br />

Belastungslevel in den verschiedenen<br />

Personengruppen sind eine Reihe von<br />

Gründen verantwortlich, wobei die<br />

meisten von ihnen stark mit traditionellen<br />

Geschlechterrollen und damit verbundenen<br />

Erwartungen zusammenhängen. Traditionell<br />

wurde von Frauen erwartet,<br />

dass sie den Haushalt entweder alleine<br />

besorgen oder zumindest den Großteil<br />

übernehmen. In vielen heterosexuellen<br />

Ehen hat sich daran kaum etwas geändert.<br />

Ein weiterer Grund ist, dass gleichgeschlechtliche<br />

Ehepartner eher offen über<br />

Sexualität und Nichtmonogamie sprechen,<br />

als es in heterosexuellen Ehen der<br />

Fall ist. Während heterosexuelle Ehepartner,<br />

und hier besonders die Männer, häufig<br />

klassischen Ehebruch begehen, vereinbaren<br />

schwule Männer sehr viel öfter Regeln<br />

für sexuelle Begegnungen außerhalb der<br />

Ehe. Die Studie wird Auswirkungen auf<br />

die Forschung zu Familiendynamik und<br />

Gesundheit sowie auf die Beratung von<br />

verheirateten heterosexuellen, lesbischen<br />

und schwulen Paaren haben.<br />

Der Kampf um die Ehe für alle hat sich<br />

also gelohnt und vielleicht übernehmen<br />

die Heterosexuellen ja ein paar modernisierte<br />

Ausprägungen aus den queeren,<br />

stressreduzierten Vorzeigeehen.<br />

*Sabine Hannakampf


GESUNDHEIT<br />

SCHLAU ZU HIV<br />

FOTO: VOLODYMYR HRYSHCHENKO / UNSPLASH / CCO<br />

SARS-COV-2 UND HIV –<br />

als wäre ein Virus nicht genug!<br />

Nach aktuellem Wissensstand<br />

scheinen Menschen mit einer<br />

gut behandelten HIV-Infektion, d. h.<br />

einer Viruslast unter der Nachweisgrenze<br />

und normaler CD4-Zellzahl<br />

(>200/μl), kein erhöhtes Risiko zu<br />

haben, sich mit SARS-CoV-2 zu<br />

infizieren oder schwer an COVID-19<br />

zu erkranken. Auf der 23. International<br />

AIDS Conference, die vom 6. bis<br />

10. Juli erstmalig virtuell stattfand,<br />

wurde ein Tag dem Thema COVID-19<br />

gewidmet. Priv.-Doz. Dr. Christoph<br />

Boesecke vom Universitätsklinikum<br />

Bonn hat am Kongress teilgenommen.<br />

Wir haben mit ihm gesprochen.<br />

Was wissen wir über das neue<br />

SARS-CoV-2-Virus, wenn wir es vor<br />

dem Hintergrund einer bestehenden<br />

HIV-Infektion betrachten?<br />

Es gab eine gesamte Session bei der<br />

Konferenz, die sich nur COVID-19 gewidmet<br />

hat. Die gute Nachricht, die sich in den<br />

letzten Monaten abzeichnete, wurde durch<br />

die internationale Vernetzung von den<br />

Behandlern und dem daraus resultierenden<br />

Erfahrungsaustausch bestätigt: HIV-Positive<br />

unter Therapie stecken sich nicht häufiger<br />

mit SARS-CoV-2 an, und wenn sie sich<br />

infizieren, haben sie keinen schwereren<br />

Krankheitsverlauf als Menschen ohne<br />

HIV-Infektion. Noch nicht ganz geklärt ist<br />

die Idee, dass HIV-Positive vielleicht sogar<br />

ein geringeres Risiko haben, einen schweren<br />

Verlauf von COVID-19 zu erleiden. Die<br />

Idee ist nicht ganz abwegig. Bei COVID-19<br />

kann es in der zweiten Phase zu einer<br />

Überreaktion des Immunsystems kommen,<br />

die Organe wie z. B. die Lunge oder das<br />

Herz schädigt. Man vermutet, dass die HIV-<br />

Therapie diese Überreaktion mindern oder<br />

verhindern kann.<br />

Was sind die Implikationen für Sie als<br />

Behandler und was ist für Menschen<br />

mit einer HIV-Infektion jetzt wichtig?<br />

Ich arbeite im Krankenhaus und dort ist es<br />

noch mehr als in den Arztpraxen wichtig<br />

gewesen, Kontakte zu reduzieren. Wir<br />

haben Sprechstunden reduziert, und auch<br />

Patienten haben von sich aus die Besuche<br />

eingeschränkt. Wichtig ist, dass die<br />

Laboruntersuchungen nicht<br />

zu lange rausgezögert<br />

werden, und natürlich,<br />

dass die Versorgung mit<br />

den Medikamenten<br />

sichergestellt ist. Das<br />

ist übrigens auch ein<br />

besorgniserregendes<br />

Ergebnis der Konferenz:<br />

In anderen Ländern<br />

funktioniert das weit<br />

schlechter. WHO und UNAIDS<br />

warnen, dass in einigen Ländern<br />

die Sterblichkeitsrate von HIV/Aids auf den<br />

Stand von vor über zehn Jahren zurückfallen<br />

könnte. Das ist wirklich dramatisch.<br />

Was können wir aus unserem Umgang<br />

mit HIV für den Umgang mit der<br />

aktuellen COVID-19-Pandemie als<br />

Gesellschaft lernen?<br />

Ich glaube, zwei wesentliche Dinge.<br />

Nur wenn alle mitmachen in einer<br />

Solidargemeinschaft, dann können wir<br />

auch etwas erreichen – in diesem Fall<br />

die Ansteckungszahlen reduzieren. Und<br />

Vorsicht vor Stigmatisierung Erkrankter<br />

oder von Menschen, die, aus welchen<br />

Gründen auch immer, z. B. in Risikogebieten<br />

unterwegs waren.<br />

Seit Beginn der Pandemie schwappten<br />

immer wieder vorgebliche<br />

Schutzwirkungen bzw. Heilungsvermutungen<br />

durch bestimmte<br />

Wirkstoffe der HIV-Therapie durch<br />

die Medien. Auch die PrEP wurde<br />

zeitweise als eventuell wirksam<br />

gegen eine Übertragung bzw. einen<br />

Ausbruch von/mit SARS-CoV-2<br />

bzw. COVID-19 gehandelt,<br />

es wurden Studien<br />

gemacht. Was kann<br />

zu diesem Komplex<br />

aktuell gesagt<br />

werden?<br />

Leider hat sich vor allem<br />

die Hoffnung in die<br />

Proteasehemmer bisher<br />

nicht erfüllen können.<br />

Es spielt wohl auch eine<br />

Rolle, zu welchem Zeitpunkt<br />

einer COVID-19-Erkrankung sie<br />

eingesetzt werden, es gab mehrere Studien,<br />

aber keine hat signifikante Wirksamkeit von<br />

HIV-Proteasehemmern nachweisen können.<br />

Beim Wirkstoff Emtricitabin/Tenofovir laufen<br />

aktuell noch Studien, eine größere in Europa,<br />

da bleibt es noch spannend. Allerdings ist<br />

es auf keinen Fall zu raten, eine bestehende<br />

HIV-Therapie zu verändern oder mit der PrEP<br />

anzufangen, um sich vor einer SARS-CoV-2<br />

Infektion zu schützen.<br />

*Interview: Christian Knuth


www.männer.media<br />

immer aktuell<br />

informiert


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

KATY PERRY:<br />

Alles wird gut!<br />

FOTO: L. VOLOSHIN<br />

Seit 2011 gehört Katy Perry<br />

laut Forbes zu den Bestverdienenden<br />

unter den Musikerinnen:<br />

mit eigener Modelinie, Label und einem<br />

Platz in der Jury von „American<br />

Idol“. Auch ihre Schwangerschaft<br />

und die Corona-Pandemie waren<br />

kein Grund für die 35-Jährige, sich<br />

zurückzulehnen. Im Gegenteil:<br />

Perry entpuppte sich in den letzten<br />

Monaten als der am härtesten arbeitende<br />

Popstar. Aus gutem Grund:<br />

ihr fünftes Studioalbum „Smile“. Wir<br />

sprachen mit Perry via Zoom.<br />

Katy, für deinen Auftritt bei der<br />

LGBTQ*-Benefiz-Veranstaltung<br />

„Can’t Cancel Pride“ hast du deine<br />

Hits „I Kissed A Girl“, „Peacock“,<br />

„Walking on Air“ und „Swish Swish“<br />

zu einem Medley remixen lassen.<br />

Bändelst du jetzt mit der Dance-<br />

Szene an?<br />

Es gab im Laufe der Jahre eine ganze<br />

Reihe toller Remixe meiner Songs. Ich<br />

habe mit DJs wie Calvin Harris und Zedd<br />

kollaboriert. Elektrogrößen wie Tiësto,<br />

Oliver Heldens, R3HAB, Benny Bennassi<br />

und Kaskade remixten meine Lieder. Und<br />

für das Festival war das ein Statement:<br />

Vieles wird gerade abgesagt, aber<br />

Dance-Remixe kann niemand canceln! Im<br />

Übrigen bin ich diesen Sommer auch beim<br />

digitalen „Tomorrowland“ aufgetreten,<br />

das ein EDM-Festival ist. Ich fand immer,<br />

dass die Künstler, die dort auflegen, zu<br />

den Coolsten gehören. Ich will auch immer<br />

gerne cool sein. Also winselte ich: „Bitte<br />

nehmt mich auf in euren Klub!“ Sie haben<br />

mein Flehen erhört.<br />

David Guetta war auch dabei.<br />

Den kenne ich schon lange. Es dürfte<br />

fast zehn Jahre her sein, dass David mir<br />

seinen Song „Titanium“ schickte. Auf der<br />

Demoversion sang bereits Sia das Stück.<br />

Ich erinnere mich genau, wie ich es mir im<br />

Flugzeug anhörte und dachte: Oh mein<br />

Gott, dieser Song ist so gut. Wer ist die<br />

Person, die da singt? Das ist ein Hit. David,<br />

du musst verrückt sein. Pack nicht mich<br />

auf die Platte – behalte Sia auf dem Track!<br />

Genau das schrieb ich ihm via E-Mail. Der<br />

Rest ist Musikgeschichte.<br />

Beim „Tomorrowland“<br />

bist du als Clown<br />

mit orangefarbener<br />

Perücke aufgetreten.<br />

Eine Anspielung auf<br />

Trump?<br />

An den hab ich dabei<br />

nicht gedacht. Ich werde<br />

orangefarbene Haare<br />

nicht von meiner Palette<br />

an Haarfarben streichen<br />

wegen dieser einen<br />

Person! Meine Schwester hat auch diese<br />

Haarfarbe, es wäre eine Beleidigung für<br />

sie. Selbst Trump kann die Farbe Orange<br />

nicht für sich allein beanspruchen.<br />

Du forderst deine Gefolgschaft<br />

über soziale Medien auf, von ihrem<br />

Stimmrecht bei der US-Wahl<br />

Gebrauch zu machen. Bei über 104<br />

Millionen Instagram-Followern<br />

dürftest du einen gewissen Einfluss<br />

haben.<br />

Es ist ein interessantes Jahr, denn uns<br />

Millennials und überhaupt allen steht die<br />

wichtigste US-Wahl bevor. Das habe ich<br />

zwar schon vor vier Jahren gesagt, aber<br />

diesmal meine ich es noch ernster. Auf die<br />

jungen Menschen kommt es an!<br />

Wir leben in Zeiten des Umbruchs.<br />

Glaubst du angesichts solcher<br />

Bewegungen wie LGBTIQ* und<br />

Black Lives Matter an eine bessere<br />

Zukunft?<br />

Ich bin eine hoffnungsvolle Optimistin. So<br />

ungemütlich und intensiv und chaotisch<br />

die Zeit gerade auch<br />

ist, ist sie dennoch<br />

notwendig, damit<br />

sich etwas bewegt.<br />

Ich bin dankbar, dass<br />

dadurch vieles an die<br />

Oberfläche kommt. All<br />

die schlechten Dinge<br />

entblößen sich gerade<br />

selbst. Das wirklich<br />

Beängstigende ist<br />

doch das, was nicht<br />

sichtbar ist für alle und<br />

unter den Teppich gekehrt wird. Für mich<br />

geht es darum, zuzuhören, zu lernen und<br />

denen eine Stimme zu geben, die sich<br />

auskennen.<br />

*Interview: Katja Schwemmers<br />

Das ganze Interview gibt es auf<br />

männer.media


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

MARIANNE<br />

ROSENBERG:<br />

„Im Namen der Liebe“<br />

Die in Berlin geborene Sängerin ist Kult. Und beständig erfolgreich. Marianne<br />

Rosenberg hatte in den 1970ern Hits wie „Lieder der Nacht“, „Fremder<br />

Mann“, „Herz aus Glas“, „Marleen“ und „Er gehört zu mir“. In den 1980ern war sie<br />

auch mit Coverversionen internationaler Hits populär, bevor sie sich für die Kultur-<br />

Avantgarde (Kai Hawaii, Rio Reiser) der Zeit entschied. Bis heute schafft sie es<br />

immer wieder in die Hitlisten – <strong>2020</strong> erklomm Marianne Rosenberg Platz eins der<br />

deutschen Albumcharts.<br />

Es scheint, als ob Sie mit Ihrem aktuellen<br />

Album genau den Nerv der Zeit getroffen<br />

haben. Wie haben Sie den Spitzenplatz<br />

gefeiert?<br />

Ich habe mich wirklich sehr gefreut, denn ich<br />

habe 2, 3 Jahre an den Kompositionen und den<br />

Texten gearbeitet und dann noch mal fast ein<br />

Jahr zusammen mit meinem Produzenten Alex<br />

Wende im Hansa-Studio die Songs produziert.<br />

Auch mit diesem Studio hatte sich ein Kreis für<br />

mich geschlossen, denn dort habe ich 1970 mein<br />

allererstes Album aufgenommen. Dabei habe ich<br />

bei der Auswahl der Songs auch an meine Fans<br />

gedacht, denn in den letzten Jahren habe ich<br />

einige Ausflüge in andere Genres unternommen.<br />

Jetzt wollte ich zurückkommen. Zurück zu<br />

meinen Roots. So habe ich für einige Songs<br />

auch einzelne Elemente aus der Discomusik<br />

und dem Phillysound der Siebziger wieder<br />

aufgegriffen, natürlich immer mit den<br />

aktuellen Grooves und Sounds, die ich<br />

heute toll finde.<br />

FOTO: S. LUDEWIG<br />

Welches Lied würden Sie dem<br />

hektischen Spotify-Hörer denn<br />

empfehlen, damit er einen<br />

guten Eindruck vom Album<br />

bekommt?<br />

Nun, man arbeitet natürlich nicht<br />

drei Jahre an einem Album, um<br />

einem ‚hektischen Spotify-Hörer‘<br />

einen guten Eindruck zu vermitteln,<br />

aber ich denke, dass die erste Single<br />

und der erste Hit aus dem Album „Wann<br />

(Mr. 100%)“ trotzdem ein guter Einstieg ist.<br />

Wie würden Sie das Album „Im Namen<br />

der Liebe“ beschreiben? Neben (fast<br />

klassischer) Disco finden sich ja auch<br />

mediterrane Popnummern drauf.<br />

Auch wenn mein Album aus mehreren musikalischen<br />

Facetten besteht, so gibt es doch etwas,<br />

was alle verbindet. Wir erleben immer mehr Hass in<br />

unserer Gesellschaft. Dem wollte ich auch Respekt<br />

und Toleranz entgegensetzen. Beides ist in der<br />

Liebe eine Selbstverständlichkeit und die Liebe


MUSIK<br />

war schon immer mein wichtigstes Thema. „Hass<br />

hat Hass nie besiegt, lass es Liebe sein“ ist eine Zeile<br />

aus dem Titelsong meines Albums „Im Namen der<br />

Liebe“.<br />

Textlich sind Sie weiterhin ernster und<br />

vielschichtiger als so viele Kollegen. Stört<br />

es Sie, wenn man Sie dann trotzdem zu<br />

Schlager zählt?<br />

Früher hätte mich das vielleicht gestört, aber<br />

auch ich werde älter, vielleicht weiser, in jedem<br />

Fall gelassener. Der deutsche Schlager und die<br />

deutsche Popmusik haben heute längst fließende<br />

Grenzen. Außerdem gibt es in jedem Genre gute<br />

und schlechte Musik. Die Substanz der Musik lässt<br />

sich durch ein Etikett oder eine Schublade nicht<br />

beeinflussen. Insofern habe ich mit dem Schlager<br />

überhaupt kein Problem.<br />

Wie erlebten Sie die erste Corona-Welle als<br />

Musikerin?<br />

Das war schon ein Schock, den ich erst nach<br />

Wochen realisiert habe. Aber ich habe die Zeit<br />

genutzt und habe wieder Songs geschrieben, die ich<br />

gerade jetzt im Hansa-Studio produziere. Ich plane,<br />

zu meinem fünfzigsten Jubiläum als Musikerin im<br />

September eine besondere Edition meines Albums<br />

zu veröffentlichen, auf dem zusätzlich neue Songs,<br />

neu produzierte Klassiker aus meinem Repertoire<br />

und einige besondere Mixe zu finden sein werden.<br />

Das macht mir wieder sehr viel Spaß.<br />

Freuen Sie sich schon, die neuen Lieder live<br />

zu spielen?<br />

Natürlich freue ich mich sehr darauf, meine Musik<br />

auch wieder auf die Bühne zu bringen. Das direkte<br />

Feedback der Konzertbesucher ist etwas ganz<br />

Besonderes für jeden Musiker. Ich bin ja sonst nicht<br />

dabei, wenn die Menschen meine Musik zu Hause<br />

oder im Auto hören, aber bei einem Konzert sind<br />

wir alle zusammen. Da gibt es immer Gänsehautmomente,<br />

auf und vor der Bühne. Daher habe ich<br />

eine Tournee im April 2021 zunächst durch zehn<br />

deutsche Städte sehr gerne zugesagt.<br />

Und welche Klassiker werden auf der Tour<br />

gespielt werden?<br />

Alle. Alle, die ich singen möchte und meine Fans<br />

hören wollen. Aber ganz besonders freue ich<br />

mich auf eine Fortsetzung von „Marleen“, die ich<br />

zusammen mit dem original Textdichter von damals<br />

entwickelt habe und die jetzt auch im September<br />

auf der Jubiläums-Edition von „Im Namen der Liebe“<br />

veröffentlicht werden wird.<br />

ROCK<br />

Kesha, Elton John und Peaches<br />

Und auch noch Marc Almond! Alle<br />

aufgezählten Künstler, und noch<br />

einige mehr, machten mit bei dem<br />

Album „AngelHeaded Hipster: The<br />

Songs Of Marc Bolan and T.Rex“, das<br />

die Kunst von Marc Bolan würdigt.<br />

Unsere Anspieltipps sind zudem<br />

„Children of the Revolution“ von<br />

Kesha, „Cosmic Dancer“ von Nick<br />

Cave sowie „Bang a Gong (Get It<br />

On)“ von U2 feat. Elton John (kann<br />

man aus dem Film „Billy Elliot – I Will<br />

Dance“ mit Jamie Bell kennen). *rä<br />

COMEBACK<br />

YELLO<br />

bringen es auf den Punkt<br />

Künstler wie WestBam nennen<br />

sie als Vorbild – und das, obwohl<br />

sie es genau andersrum machen<br />

als etwa Kraftwerk, mit denen<br />

sie so oft verglichen werden. Denn<br />

im Unterschied zu Kraftwerk<br />

verwandeln Yello organisch<br />

erzeugte Töne zu elektronischen<br />

Klängen. <strong>2020</strong> gab es ein neues<br />

Album: „POINT“.<br />

Und auf den Punkt bringen es die<br />

beiden Musiker und Tüftler gerne.<br />

Sänger Dieter Meier (geboren<br />

am 4.3.1945) und Tüftler Boris<br />

Blank (geboren am 15.1.1952)<br />

aus der Schweiz sind seit den<br />

1970ern Inspiration für die<br />

Techno- und Elektroszene.<br />

Kennen wirst du „Vicious Games“,<br />

„You Gotta Say Yes to Another<br />

Excess“ und auch „The Race“ und<br />

„Rubberbandman“.<br />

„Ich vergleiche unsere Musik mit<br />

Bildwelten“, erklärt Boris Blank via<br />

E-Mail. „Ich bin ein Sound-Maler,<br />

der immerzu in seinem Atelier<br />

arbeitet. Wenn dann so sechzig<br />

oder siebzig Bilder da sind, stellt<br />

sich die Frage: Was soll man<br />

an die Ausstellung schicken?<br />

Welche Stücke würden auf ein<br />

Album passen?“ „Wenn Boris in<br />

seiner Musik versunken ist, ist<br />

er wie ein Kind im Sandhaufen“,<br />

so Dieter Meier. „Ich habe ein<br />

Dutzend Tricks entwickelt, wie<br />

ich dann das Studio betreten<br />

kann, ohne ihn zu Tode zu<br />

erschrecken.“ Meier schreibt die<br />

Lieder an seiner mechanischen<br />

Schreibmaschine „Hermes Baby“.<br />

„Die Schreibmaschine ist ein erotischer<br />

Gegenstand. Das Tippen<br />

ist ein Sich-Hineinempfinden.“ *rä<br />

www.yello.com<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

Tourdaten<br />

6.4.2021 Dresden, Konzertsaal im Kulturpalast,<br />

7.4.2021 Frankfurt am Main, Jahrhunderthalle<br />

Frankfurt, 8.4.2021 Köln, LANXESS arena,<br />

10.4.2021 Stuttgart, Liederhalle – Beethoven-<br />

Saal, 11.4.2021 Bochum, RuhrCongress, 13.4.2021<br />

Erfurt, Messe, 14.4.2021 Hannover, Swiss Life<br />

Hall, 16.4.2021 Berlin, Tempodrom, 17.4.2021<br />

Leipzig, Gewandhaus zu Leipzig, 18.4.2021 Hamburg,<br />

Barclaycard Arena


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

Erasure:<br />

„Wir sind altmodische Typen“<br />

FOTO: P. SHARP<br />

Vince Clarke und Andy Bell<br />

hauen noch mal einen raus und<br />

polieren auf ihrem neuen Album<br />

„The Neon“ die alten Stärken zu<br />

neuem Glanz.<br />

Im letzten, zehnten, Song von „The<br />

Neon“, diesem nun auch schon sage und<br />

schreibe achtzehnten Studioalbum, das<br />

Vince Clarke und Andy Bell zusammen als<br />

Erasure veröffentlichen, richtet Sänger<br />

Andy das Wort an sich selbst, genauer<br />

genommen an sein deutlich jüngeres<br />

Ich. „‚Kid You’re Not Alone‘ ist ein Lied für<br />

mich, doch geht es auch raus an all die<br />

anderen kleinen Andys, die dort draußen<br />

in der Welt herumirren und versuchen,<br />

ihren Weg zu finden. Für mich ist jeder<br />

junge Mensch ein kleines Wunder, und<br />

ich halte jeder und jedem von ihnen die<br />

Daumen.“ Bell ist Jahrgang 1964. Sein<br />

homosexuelles Erwachen als junger Mann<br />

in London fällt ziemlich genau in jene Zeit,<br />

in der Aids anfing zu grassieren. Er selbst<br />

ist HIV-positiv, es geht ihm aber gut. „Als<br />

Jugendlicher war ich ziemlich gehemmt“,<br />

so Andy Bell, den wir in London am Telefon<br />

erreichen:<br />

„Ich bin froh, dass ich mich damals nicht<br />

auch noch mit dem Internet und mit den<br />

sozialen Medien herumschlagen musste,<br />

denn diese Dinge rufen so viele Ängste<br />

und zusätzliche Unsicherheiten in jungen<br />

Menschen hervor. Aber die Botschaft des<br />

Songs ist eine dezidiert optimistische:<br />

Leute, macht euch nicht zu viele Sorgen.<br />

Es wird sich schon alles regeln und ihr<br />

werdet euren Weg machen. Guckt mich an!<br />

In der Schule war ich ein fröhlicher Vogel.<br />

Ich nahm wohl an, dass ich schwul sei,<br />

doch ich versuchte anfangs, meine<br />

Sexualität zu verdrängen. Ich hatte den<br />

üblichen Jungs-Spaß, mochte Alkohol<br />

und Partys und freundete mich sogar<br />

mit einigen meiner Lehrer an. Die späten<br />

Siebziger, frühen Achtziger waren ganz<br />

cool. Härter wurde es danach. Aids kam<br />

auf, Schwule starben daran, und mir war<br />

inzwischen klar, dass ich auf Männer<br />

stehe. Um das alles zu ertragen, versuchte<br />

ich mir vorzustellen, ich sei ein Alien von<br />

einem anderen Planeten. Immer, wenn<br />

meine Gedanken zu dunkel wurden, hat<br />

mich meine Fantasie an einen schöneren<br />

Ort getragen.“<br />

Dann machte er die Bekanntschaft von<br />

Vince Clarke. Vince war ein paar Jahre älter,<br />

hetero, nicht einfach nur ein Keyboarder,<br />

sondern ein Soundgenie, und schon ein<br />

Star mit den frühen Depeche Mode und<br />

Yazoo, einer Kollaboration mit Alison


MUSIK<br />

Moyet. Andy Bell schaffte den Sprung vom jugendlichen<br />

Außenseiter zum Sänger einer der erfolgreichsten Popgruppen,<br />

die es in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre<br />

gab. Erasure hatten vielleicht nie die Sophistication der Pet<br />

Shop Boys, aber sie hatten die Hits, von denen „Always“ der<br />

bis heute unübertroffen größte und tollste ist. Vince und<br />

er sind jetzt seit 35 Jahren ein musikalisches Gespann. „Ich<br />

war und bin ein Riesenfan von Vince. Die ersten Jahre war<br />

ich von seiner Persönlichkeit noch etwas eingeschüchtert,<br />

und bis heute ist unsere Verbindung von großer Wertschätzung<br />

und gegenseitiger Zuneigung geprägt.“<br />

JOY DENALANE<br />

Und nicht zuletzt auch von einer echten Lust an der<br />

gemeinsamen Arbeit. Natürlich ist auch „The Neon“ ein<br />

absolut unverkennbares Erasure-Album, den beiden<br />

ist hörbar nicht daran gelegen, ihre Marke noch einmal<br />

grundlegend neu zu positionieren. So steckt auch<br />

„The Neon“ voller charmanter, melodiedurchdrungener<br />

Synthie-Popsongs, frei von Schnickschnack, modischen<br />

Beats oder, nur mal so als Beispiel, einer Gastrapperin.<br />

„Wir sind schon irgendwo altmodische Jungs“, sagt Vince<br />

LET YOURSELF BE LOVED<br />

Joy Denalane<br />

Neues Album<br />

Let Yourself Be Loved 04.09.<strong>2020</strong><br />

Anzeigenformate.indd 3 14.08.20 13:56<br />

Clarke im Videogespräch aus seiner Wahlheimat Brooklyn.<br />

„Wir schreiben unsere Songs auf traditionelle Weise zu<br />

zweit anstatt zusammen mit acht oder zehn Leuten, wie<br />

heute im Pop üblich. Und ich spiele vorwiegend auf sehr<br />

alten, analogen Synthesizern, denn ich liebe die Körperlichkeit<br />

und Wärme, die von ihrem Klang ausgeht.“ Als er<br />

das letzte Mal durchzählte, habe Clarke 87 Synthesizer<br />

gehabt.<br />

Wie der Titel schon andeutet, ist „The Neon“ ein<br />

musikalisch helleres und weniger politisches Album als<br />

das 2017 erschienene „World Be Gone“. „Wir sind einfach<br />

keine so tolle politische Band“, hat Vince Clarke erkannt.<br />

Wir machen Popmusik, Punkt.“ Regelrecht euphorisch<br />

mutet etwa die Single „Hey Now (I Got A Feeling)“ an,<br />

auch „Nerves of Steel“ hat richtig Pep. „Entscheidend für<br />

uns ist, dass wir selbst Spaß haben mit unserer Musik“,<br />

so Vince Clarke, während Andy Bell nicht zuletzt sein<br />

privates Glück mit Ehemann Stephen Moss aus Florida für<br />

die schillernden neuen „The Neon“-Songs verantwortlich<br />

macht. „Ich fühle mich sehr glücklich in meinem Leben“,<br />

sagt er, „ja geradezu beseelt“.<br />

*Interview: Steffen Rüth


MUSIK<br />

Hurts:<br />

NACHGEFRAGT<br />

Zurück zur Essenz<br />

Theo Hutchcraft und Adam<br />

Anderson wenden sich auf<br />

ihrem fünften, nach einer Krise entstandenen,<br />

Album „Faith“ wieder<br />

ganz ihrer Kernkompetenz zu:<br />

dem abgründig-melancholischen<br />

Synthiepop.<br />

Als die beiden mittlerweile Mittdreißiger<br />

Theo Hutchcraft und Adam Anderson sich<br />

vor fünfzehn Jahren am Rande einer Kneipenschlägerei<br />

im heimischen Manchester<br />

kennenlernten, steckten sie persönlich<br />

in einer ganz ähnlichen Situation wie<br />

momentan viele. „Wir waren verunsichert,<br />

ein Stück planlos, ohne nennenswerte<br />

Arbeit, lebten von staatlicher Unterstützung<br />

und hatten keine Vorstellung, was<br />

die Zukunft bringt“, so Sänger Hutchcraft<br />

(33). „Wir fühlen mit den Menschen, die<br />

wegen der Corona-Krise gerade ratlos und<br />

voller Kummer vor ihrem Leben stehen<br />

und sich fragen, wie es weitergehen und<br />

woher das Geld für die nächste Miete<br />

kommen soll. Wir können uns damit identifizieren,<br />

was viele durchmachen, und ein<br />

bisschen geht es uns jetzt selbst ja auch<br />

wieder so wie 2005. Die Zeiten sind ohne<br />

Frage ungeheuer schwierig.“ Es mutet<br />

somit fast wie Vorsehung an, dass Theo<br />

im neuen Song „Voices“ ausgerechnet<br />

über Isolation sowie das Gefühl, im eigenen<br />

Kopf gefangen zu sein, spricht. „Ohne<br />

dass wir es hätten ahnen können, wurde<br />

eine persönliche Beklemmung<br />

zu einem global sehr weit<br />

verbreiteten Gefühl.“<br />

Auch abgesehen von<br />

den allgegenwärtigen<br />

Corona-Qualen<br />

haben Hurts keine<br />

einfache Zeit hinter<br />

sich. Wieder einmal, muss man sagen. Litt<br />

der Multi-Instrumentalist während der<br />

Schaffensphase am vorherigen Album<br />

„Desire“ unter Depressionen (inzwischen<br />

geht es ihm besser), so musste zuletzt<br />

Hutchcraft eine emotionale Talsohle<br />

durchschreiten. „Ich hatte den Drang<br />

verloren, Musik zu machen“, sagt er nun,<br />

mit zwei Jahren Abstand. Als Theo und<br />

Adam 2018 von einer langen Tournee, die<br />

sie unter anderem durchs riesige Russland<br />

führte, endlich wieder heimkehrten,<br />

waren sie so platt, dass sie die Zukunft<br />

von Hurts ernsthaft in Zweifel zogen.<br />

Nach vier Alben, einer rasanten, durch den<br />

frühen Hit „Wonderful Life“ katapultartig<br />

gestarteten, triumphalen Karriere auf der<br />

einen und – für die Kreativität der beiden<br />

freilich auch förderlichen – Selbstzweifel<br />

und Unsicherheiten auf der anderen Seite<br />

brauchte das Synthiepop-Duo eine Pause.<br />

„Um mal richtig krass rauszukommen und<br />

was Neues zu erleben, habe ich<br />

zum ersten Mal nach Jahren<br />

richtig Urlaub gemacht,<br />

und zwar hintereinander<br />

in Japan und in<br />

Mexiko“, berichtet<br />

Sänger Hutchcraft.<br />

„Ich wollte einfach<br />

mal wieder nur Tourist sein und staunen<br />

können.“ Zurück in London habe er sich<br />

danach erfolgreich bemüht, „in einen<br />

stinknormalen Alltag hineinzufinden<br />

und Körper wie Geist für eine Weile<br />

abzuschalten.“<br />

Die musikalischen Ideen, so Theo, hätten<br />

sich dann nach geraumer Zeit von sich aus<br />

gemeldet. „Adam und ich sind die Arbeit<br />

entspannt angegangen. Das Einzige, was<br />

wir wussten, war: zurückzugehen zur<br />

Essenz von Hurts.“ Das heißt, nach dem<br />

ungewohnt fröhlichen „Desire“-Album,<br />

„haben wir uns der Anziehungskraft von<br />

dunkler, introspektiver und melancholischer<br />

Popmusik sehr bereitwillig hingegeben.“<br />

So gibt es auf „Faith“ (der Albumtitel<br />

bleibt der Ein-Wort-Tradition treu) mit<br />

„Slave To Your Love“ und „Someday“ zwar<br />

durchaus auch Uptempo-Stücke, doch<br />

das balladeske „Darkest Hour“, das einfach<br />

nur wunderschöne, zerbrechlich klingende<br />

und brutal offene „All I Have To Give“<br />

und das von einer unheilvollen sexuellen<br />

Verstrickung handelnde („Der Text ist<br />

das Destillat einiger meiner schlimmsten<br />

Erfahrungen mit Ex-Freundinnen) „Suffer“<br />

sind die drei beeindruckendsten Lieder auf<br />

„Faith“. Dass Theo Hutchcraft gerade auf<br />

dem abgründigen „Suffer“ stimmlich mehr<br />

denn je so klingt wie Dave Gahan von<br />

Depeche Mode? „Ist kein Zufall. Ich liebe<br />

diese Band über alles und so sehr, dass ich<br />

auf einem Festival mal zu viel Angst hatte,<br />

sie zu treffen. Ich kneife nicht generell<br />

vor großen Stars, hatte zum Beispiel<br />

mal einen herrlichen Abend mit<br />

Elton John, aber die Jungs von<br />

Depeche Mode sind für mich<br />

Heilige. Da halte ich lieber<br />

Abstand.“ Und das kann<br />

ja gerade in diesen Zeiten<br />

auch nicht schaden.<br />

*Interview: Steffen Rüth


SOUL<br />

Roachford: „Twice in a Lifetime“<br />

<strong>2020</strong> war bisher ein hartes Jahr, die<br />

Corona-Pandemie macht Lust, es<br />

einfach zu löschen.<br />

Dieses Album von Ausnahmesänger<br />

Roachford macht hingegen wieder Lust<br />

weiterzuleben! Klingt dramatisch, ist aber<br />

MUSIK<br />

so. Discoider Soul des seit 1988 populären<br />

Sängers, der schon mit Hits wie „Lay Your<br />

Love on Me“ und „Cuddly Toy“ die Seelen<br />

streichelte. Unsere Anspieltipps sind „What<br />

We Had“ (mit Beverly Knight) und „Love<br />

Remedy“. Musik, die Energie gibt. *rä<br />

3 FRAGEN<br />

NENA: „Wandern“ zum „Licht“<br />

Die folkige Single ist ein Vorbote<br />

auf das kommende Album „Licht“<br />

der seit den 1980ern erfolgreichen<br />

Musikerin. Hier erfährst du mehr.<br />

„Wandern“ ist eine Ballade, die du<br />

zur Akustikgitarre singst.<br />

Für mein neues Album wollte ich einen<br />

transparenten, schlichten Sound. Einen<br />

Sound, der die Songs in den Mittelpunkt<br />

stellt und sich dadurch auszeichnet,<br />

dass jedes Element klar zu hören ist. Es<br />

ging mir um das Lagerfeuergefühl, das<br />

ich beim Schreiben hatte. Das sollte<br />

nicht durch unnötige Instrumentierung<br />

verloren gehen.<br />

und jeden starken Moment bewusst<br />

wahrzunehmen.<br />

Stichwort Erinnerungen.<br />

Sie können schön sein, und sie können<br />

auch schmerzhaft sein. Es ist ein<br />

Geschenk, dass wir uns überhaupt an<br />

etwas erinnern können. Aber ich erlaube<br />

es meinen Erinnerungen nicht, mir<br />

auf meiner Wanderschaft den Weg zu<br />

versperren.<br />

www.nena.de<br />

Und wohin geht die Reise<br />

inhaltlich?<br />

Im Song gehts um Beziehungen und<br />

darum, wie wir miteinander durchs<br />

Leben wandern. Ob als Liebespaar<br />

oder als Mutter und Kind, als Freunde<br />

oder auch einfach mit uns selbst ...<br />

Leben ist wie Wandern. Ein beweglicher<br />

Prozess. Und ich achte mein ganzes<br />

Leben darauf, beweglich zu bleiben<br />

FOTO: H. HOFFMANN PHOTOGRAPHY


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

JOY<br />

DENALANE:<br />

„Musik machen, die<br />

wir lieben“<br />

Auf ihrem neuen Album „Let<br />

Yourself Be Loved“ kreiert Joy<br />

Denalane (47) ihre urpersönliche<br />

Version des klassischen<br />

Soul der Motown-Ära.<br />

Ist die Berliner Künstlerin jetzt bald ein<br />

Weltstar? Joy Denalane lacht, und zwar<br />

so richtig. „Ich bleibe da sehr entspannt<br />

und gucke einfach mal, was passiert“,<br />

sagt Deutschlands nach wie vor führende<br />

Soulfachkraft. „Mein Album wird jetzt in<br />

der Tat auch in den USA veröffentlicht,<br />

und was das für Folgen hat, das werden wir<br />

sehen. Das Ziel war nicht, ein Album für den<br />

amerikanischen Markt zu machen. Sondern<br />

Musik zu machen, die wir lieben.“ Fakt ist<br />

jedenfalls: „Let Yourself Be Loved“ ist das<br />

erste Album einer deutschen Musikerin,<br />

das beim legendären US-amerikanischen<br />

Soul-Label „Motown“ veröffentlicht wird,<br />

der musikalischen Heimat von Marvin Gaye,<br />

Aretha Franklin, Stevie Wonder, den Supremes<br />

oder den Jackson Five. Und das ist<br />

ein Coup. „Ich freue mich sehr über diesen<br />

Zuspruch und darüber, dass ein Label, das<br />

mich als Musikerin so geprägt hat und deren<br />

Künstlerinnen und Künstler ich unheimlich<br />

mag, sagt: ‚„Das ist ein spannendes Album.<br />

Wir wollen mit Joy arbeiten.‘“<br />

Bereits vor fünf Jahren hatte Denalane, die<br />

1999 im „Mit Dir“-Duett mit ihrem späteren<br />

Ehemann Max Herre bekannt wurde und<br />

2002 mit „Mamami“ ein wegweisendes<br />

erstes Album veröffentlichte, in New<br />

York an Soulsongs gearbeitet, die den<br />

Motown-Geist der späten Sechziger- und<br />

Siebzigerjahre atmen, kam aber nicht weiter<br />

und widmete sich zunächst ihrer Platte<br />

„Gleisdreieck“. Sie sagt: „Wir haben das<br />

damals eigentlich ganz gut gemacht, aber<br />

den Sound noch nicht ganz richtig getroffen.<br />

Irgendetwas fehlte mir.“ Schließlich<br />

entschied sie sich, ihren langjährigen<br />

Freund und musikalischen Weggefährten<br />

Roberto Di Gioia, mit der Produktion zu<br />

betrauen – wenn auch beim zweiten Anlauf<br />

nicht in New York, sondern in München.<br />

Gemeinsam haben sie ein bemerkenswertes<br />

Werk geschaffen. Selten klang die 47<br />

Jahre alte Mutter zweier fast erwachsener<br />

Söhne spritziger, frischer und authentischer<br />

als auf „Let Yourself Be Loved“. Von den<br />

großen Klassikern inspirierte, aber doch<br />

vollkommen eigenständige Soulsongs wie<br />

„I Believe“ oder „Stand“ haben Tempo und<br />

Energie. „Ich wusste: Ich will ein Soul-Album<br />

machen“, sagt Joy, die als Kind ganze Tage<br />

mit der Plattensammlung ihres Soul und<br />

Jazz liebenden Vaters verbrachte. „Dementsprechend<br />

habe ich darauf geachtet, wie<br />

die Lieder aufgebaut sind. Für mich hätte<br />

es nicht gepasst, eine Nummer wie „I Gotta<br />

Know“ zurückgenommen zu singen. Da<br />

geht es um eine Botschaft, die man gerne<br />

auch laut und mit fester Stimme singt.“<br />

Die Motown-Ära war geprägt von<br />

gesellschaftlichen Umbrüchen, von Bürgerrechtsbewegungen<br />

und dem Kampf gegen<br />

Rassismus. Ist das Album auch deshalb so<br />

zeitgemäß, weil wir diese Auseinandersetzungen<br />

gerade in ähnlicher Form wieder<br />

erleben? „Für mich als schwarze deutsche<br />

Frau ist Rassismus stets brandaktuell.<br />

Natürlich hat die Debatte jetzt durch<br />

traurige Anlässe und furchtbare Ereignisse<br />

wie den Mord an George Floyd eine neue<br />

Sichtbarkeit erreicht. Nach außen hat sich<br />

also verstärkt, was für mich innerlich immer<br />

ein großes Thema gewesen ist. Ein Thema,<br />

das sich auch durch mein Schaffen zieht.<br />

Dass die Platte nun so gut in die Zeit passt,<br />

hatte ich natürlich nicht geplant.“<br />

Trotz aller Probleme sieht Joy die<br />

Gesellschaft grundsätzlich auf einem guten<br />

Wege. „Wir haben gerade die tolle Chance,<br />

über ein Thema zu sprechen, das durch<br />

die öffentliche Debatte in der Gesellschaft<br />

einen hohen Stellenwert gewonnen hat.<br />

Und ob jetzt Black Lives Matter, #MeToo,<br />

Diversity und vieles mehr – es stimmt<br />

mich sehr hoffnungsvoll, dass wir heute<br />

Diskussionen führen, die es so vor wenigen<br />

Jahren noch gar nicht gab“<br />

*Interview: Steffen Rüth<br />

FOTO: U. RINDERMANN


MUSIK<br />

HOUSE<br />

INNER CITY:<br />

„We All Move Together“<br />

Ein neues Album des legendären House-Projekts von und mit<br />

Kevin Saunderson erblickte vor wenigen Wochen das Licht der<br />

Welt. Der Zeitpunkt könnte nicht besser gewählt sein.<br />

Denn die Corona-Pandemie<br />

lässt die Klubber darben, da hilft<br />

zumindest neue Musik für den<br />

Dancefloor. Und Kevin Saunderson<br />

hat selbst die Infektion überlebt!<br />

Es sei ein Album, das sich auf<br />

das Positive und Verbindende in<br />

der Welt konzentriert, verrät der<br />

Musiker, der mit Hits wie „Ain’t<br />

Nobody Better“, „Pennies from<br />

Heaven“, „Till We Meet Again“ und<br />

„Good Life“ schon immer positive<br />

Vibes um die Welt schickte.<br />

Unsere Anspieltipps sind das<br />

verträumte „Soundwaves“ mit<br />

Zebra Octobra, das herausragende<br />

Vocal-House-Stück „Living in a<br />

Dream“, „That Feeling“ (ein Piano-<br />

House-Klubhit von 2018, damals<br />

mit Latroit) und der Titeltrack „We<br />

All Move Together“, der etwas<br />

technoider klingt und eine gute<br />

Botschaft hat – und etwas Inner-<br />

City-Geschichte erzählt. *rä<br />

ELEKTRO<br />

U96 „Transhuman“<br />

Wenn sich die Technogröße U96,<br />

also Ingo Hauss und Hayo Lewerentz,<br />

aus Hamburg mit einem langjährigen<br />

Mitglied der Düsseldorfer Legende<br />

Kraftwerk zusammentut, Wolfgang Flür,<br />

kann nur Großes dabei herauskommen.<br />

Nach dem Erfolg „Zukunftsmusik“<br />

arbeitete man auf Albumlänge zusammen.<br />

Und das neue Werk erfüllt alle<br />

hochgesteckten Erwartungen. Übertrifft<br />

sie sogar.<br />

Die inszenierte Coolness von Kraftwerk<br />

trifft hier auf den mitunter düsteren Technobombast<br />

von U96 (man erinnere sich<br />

an „Love Religion“ oder auch „I Wanna Be a<br />

Kennedy“), ohne dabei im 20. Jahrhundert<br />

stecken zu bleiben.<br />

„Transhuman“ ist ein absolut zur Zeit<br />

passendes Album mit einer Fülle an<br />

potenziellen Klubhits, die aber auch in<br />

jeder Galerie beglücken. Kunst für Kunst,<br />

Kunst für den Dancefloor? Nein, nicht<br />

nur. Auch für den Hörer im Homeoffice<br />

oder auf Balkonien sind Tracks wie<br />

„Sexercizer“, „Hamburg – Düsseldorf“<br />

oder „Transhuman“ ein Genuss.<br />

Unsere (weiteren) Anspieltipps sind<br />

„Planet in Fever“, „Specimen“ sowie<br />

„Kreiselkompass“. Eigentlich jedes Lied.<br />

Intelligenter Elektro, der Wärme in<br />

Social-Distancing-Zeiten bringt. Und das<br />

Cover, die Kuh, ist ein Pop-Art-Knaller.<br />

Stellt man sich als Vinyl auch gerne hin ...<br />

Großartigst! *rä<br />

NEUES ALBUM LICHT<br />

AB DEM 16/10/<strong>2020</strong><br />

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FILM<br />

INTERVIEW<br />

NAHUEL PÉREZ<br />

BISCAYART<br />

Geboren 1986 in Buenos<br />

Aires, startete Nahuel Pérez<br />

Biscayart seine Schauspielkarriere als<br />

Teenager in argentinischen Fernsehserien.<br />

Nach zahlreichen Rollen in der<br />

Heimat streckte er seine Fühler auch<br />

nach Europa aus und stand u. a. für<br />

Benoît Jacquot, Albert Dupontel oder<br />

Maria Schrader („Vor der Morgenröte“)<br />

vor der Kamera. Der große Durchbruch<br />

gelang ihm mit der Hauptrolle<br />

in dem gefeierten Aids-Drama „120<br />

BPM“ von Robin Campillo, in dem<br />

er den HIV-positiven Aktivisten<br />

Sean spielte. Nun ist der schwule<br />

Schauspieler, der sein Privatleben in<br />

Interviews nicht kommentiert, neben<br />

Lars Eidinger in „Persischstunden“ zu<br />

sehen. Der Film, der am 24. September<br />

in die deutschen Kinos kommt, handelt<br />

von einem jüdischen Häftling,<br />

der 1942 in Frankreich vorgibt, einem<br />

SS-Kommandanten Farsi beizubringen,<br />

und so dem Tod zu entkommen<br />

versucht.<br />

Herr Biscayart, könnten wir<br />

dieses Gespräch eigentlich auch auf<br />

Deutsch führen?<br />

Leider nicht, sorry. Wirklich sprechen<br />

tue ich nur Spanisch, Französisch und<br />

Englisch.<br />

Dafür klingt Ihr Deutsch in<br />

„Persischstunden“ ziemlich gut ...<br />

Danke. Aber zum Glück soll das auch im<br />

Film nicht meine Muttersprache sein. Ich<br />

habe schon früher in Buenos Aires ein<br />

bisschen Deutsch gelernt. Ich war fasziniert<br />

von Sprachen, und nachdem mir das<br />

Englischlernen ziemlich leichtfiel, wollte<br />

ich noch mehr können. Also habe ich mir<br />

Deutsch und Chinesisch vorgenommen<br />

– und manchmal deutsche Wörter in chinesische<br />

Schriftzeichen übersetzt. Für den<br />

Film musste ich dann aber doch noch mal<br />

ein bisschen mehr pauken.<br />

War es auch das Spiel mit den Sprachen,<br />

das Sie an „Persischstunden“<br />

interessierte?<br />

Das war ohne Frage einer der Aspekte.<br />

Ich liebe Worte, Sprache, Kommunikation.<br />

Außerdem war das Drehbuch einfach<br />

spannend, vor allem, weil ich gerne Figuren<br />

spiele, die ihrerseits eine Rolle spielen. Und<br />

dann war da natürlich noch Lars Eidinger.<br />

Ich habe sehr darauf gedrängt, dass er die<br />

Rolle des SS-Offiziers bekommt, denn ich<br />

wollte unbedingt mal mit ihm arbeiten.<br />

Woher kannten Sie Eidinger?<br />

Ich hatte ihn im „Hamlet“ an der<br />

Schaubühne in Berlin gesehen und<br />

fand ihn großartig. Wie er auf der Bühne<br />

magnetisch alle Blicke auf sich zieht, das<br />

finde ich unglaublich inspirierend. Er hat<br />

etwas Funkelndes, das wollte ich mal in<br />

der direkten Zusammenarbeit erleben.<br />

Ich hoffe, dass sich von seiner Wirkung<br />

in unserem Film ein bisschen was auf die<br />

Leinwand überträgt – und vielleicht auch<br />

auf mich übertragen hat. Wobei wir wirklich<br />

sehr unterschiedlich sind. Während Lars<br />

ein richtiger Vollblutschauspieler ist, bin ich<br />

einfach nur jemand, der gerne spielt.<br />

Wie genau meinen Sie das?<br />

Die Schauspielerei bestimmt nicht mein<br />

Leben oder meine Sicht darauf. Sie ist


FILM<br />

natürlich ein Teil davon, aber definitiv nicht<br />

ihr Zentrum. Lars ist quasi ein Gläubiger,<br />

wenn es um seine Kunst und seine Arbeit<br />

geht. Er glaubt fest an die Schauspielerei,<br />

wohingegen ich vielleicht eher ein Skeptiker<br />

bin und deswegen auch immer wieder<br />

damit ringe.<br />

Fällt es nicht schwer, sich einer<br />

Rolle zu verschreiben, wenn man<br />

der eigenen Arbeit skeptisch<br />

gegenübersteht?<br />

Nein, für mich ist das reizvoll. Verunsichert<br />

sein, Dinge hinterfragen – all das macht<br />

mich besser, wenn ich vor der Kamera<br />

stehe, würde ich sagen. Für einen<br />

Regisseur oder eine Regisseurin wäre das<br />

sicherlich schwerer. In der Funktion muss<br />

man sehr überzeugt sein von seiner Vision<br />

und fest daran glauben, sonst wird das<br />

nichts. Ich habe schon Dreharbeiten erlebt,<br />

wo der Regisseur diese Energie nicht<br />

mitbrachte – und aus der Sache schnell<br />

die Luft draußen war. Da kommt dann am<br />

Ende selten etwas Gutes heraus. Zum<br />

Glück habe ich aber auch oft genug die<br />

gegenteilige Erfahrung gemacht.<br />

An welche denken Sie am liebsten<br />

zurück?<br />

Ich habe schon mit vielen tollen Regisseuren<br />

gearbeitet, aber ganz besonders<br />

in Erinnerung geblieben ist mir die<br />

französische Filmemacherin Rebecca<br />

Zlotowski, in deren Film „Grand Central“<br />

ich eigentlich nur eine kleine Rolle hatte.<br />

Selten habe ich jemanden erlebt, der mit<br />

so viel Sinnlichkeit und Leidenschaft bei<br />

der Sache ist – und diese Emotionen auf<br />

alle Beteiligten zu übertragen imstande<br />

war. Wenn jemand alle anderen mit seiner<br />

Begeisterung anstecken und zum Strahlen<br />

bringen kann, dann ist das schwer zu<br />

toppen!<br />

Kurz noch mal zurück zu „Persischstunden“:<br />

Wie sehr geht es einem an<br />

die Nieren, wenn man den Insassen<br />

eines Nazi-Lagers spielen muss?<br />

Für mich war das teilweise echt hart. Die<br />

Gratwanderung ist einfach schwierig:<br />

Einerseits will man die eigene,<br />

zerbrechliche Seele<br />

schützen und diese<br />

Thematik, also das<br />

Schicksal der<br />

Figur, nicht bis ins<br />

Letzte an sich<br />

herankommen<br />

lassen. Aber<br />

gleichzeitig<br />

ist es natürlich<br />

die Aufgabe,<br />

alles aufzusaugen<br />

und real werden zu<br />

lassen. Manchmal hat<br />

mir das wirklich die Kehle<br />

zugeschnürt. Vor allem, als wir nach<br />

einigen Wochen erfahren haben, dass die<br />

verlassene Fabrik, in der wir drehten, zu<br />

Stalins Zeiten tatsächlich ein Konzentrationslager<br />

war.<br />

Kann man da überhaupt abschalten,<br />

wenn man abends nach Drehschluss<br />

nach Hause kommt?<br />

Na ja, es hilft natürlich, dass man abends<br />

nach Hause kommt, eine Dusche nehmen<br />

kann, etwas isst und in einem warmen<br />

Zimmer sitzt. Wenn man gerade 14<br />

Stunden bei minus 15 Grad im Schnee<br />

verbracht und eine solche Rolle gespielt<br />

hat, dann weiß man das eigene Glück<br />

schon zu schätzen.<br />

Haben Sie beim Spielen dieser Rolle<br />

eine zusätzliche Verantwortung<br />

gespürt, weil Sie selbst nicht jüdisch<br />

sind?<br />

Nein, das gar nicht. Zum einen fühle ich<br />

mich manchmal fast wie ein Jude ehrenhalber,<br />

weil in meiner Schulzeit in Buenos<br />

Aires sicherlich sechzig oder siebzig<br />

Prozent meiner Freunde jüdisch waren<br />

und ich einen starken Bezug zu dieser<br />

Religion und Kultur habe. Aber zum<br />

anderen muss man sich diesen<br />

Druck nicht machen, wenn<br />

man eine Rolle spielt. Ich<br />

muss eine Figur zwar<br />

verkörpern, aber nicht<br />

sein. Das ist immer<br />

noch Schauspielerei<br />

und wir kreieren<br />

Fiktion. Trotzdem bin<br />

ich natürlich mit ganzem<br />

Herzen und aller<br />

Leidenschaft bei der<br />

Sache – und denke, dass<br />

ich genug Empathie habe,<br />

auch Dinge nachzuempfinden,<br />

die ich selbst nicht erlebt habe. Für meine<br />

Rolle in „120 BPM“ musste ich ja auch<br />

nicht am eigenen Leib erleben, wie es ist,<br />

an Aids zu sterben.<br />

Apropos „120 BPM“: Hat der Film<br />

vor drei Jahren Ihr Leben verändert?<br />

Das kann man sicherlich so sagen. Davor<br />

war ich nur ein verrückter Argentinier, der<br />

irgendwie auch versucht, in Frankreich<br />

Filme zu drehen. Danach wurde ich plötzlich<br />

als europäischer Schauspieler gesehen,<br />

gewann den César und wurde für den<br />

Europäischen Filmpreis nominiert. Und<br />

bekomme seither jede Menge spannender<br />

Angebote nicht nur in Frankreich, sondern<br />

auch aus dem Rest der Welt. Vermutlich<br />

weiß der argentinische Präsident immer<br />

noch nicht, wer ich bin. Macron dagegen<br />

schon!<br />

*Interview: Jonathan Fink


FILM<br />

DVD/VOD<br />

„Die glitzernden Garnelen“<br />

Der in Frankreich entstandene Kinofilm von Cédric Le Gallo und<br />

Maxime Govare ist eine tragische, lustige, nachdenkliche und<br />

auch einfach mal abstrus komische, mit allen Klischees, die es so<br />

gibt, spielende und aufräumende Produktion, die das Herz wärmt<br />

und auch die Lachmuskeln strapaziert.<br />

FOTOS: SALZGEBER<br />

Erzählt wird die Geschichte<br />

von Vize-Schwimmweltmeister<br />

Matthias Le Goff, einem<br />

Schwimmsportler, der von einem<br />

schwulen Reporter in einem Live-<br />

Interview in die Ecke gedrängt<br />

und beleidigt wird – und sich<br />

homophob wehrt. Vor laufender<br />

Kamera. Der Aufschrei ist groß<br />

und seine Karriere ist erst mal<br />

beendet – außer er nutzt die<br />

Chance, um sich vom Vorwurf der<br />

Homophobie reinzuwaschen: Er<br />

soll ein schwules Wasserballteam,<br />

die glitzernden Garnelen, für die<br />

Gay Games in Kroatien trainieren.<br />

Widerwillig startet er das Projekt,<br />

das ihn schon an den ersten<br />

Tagen mit allem konfrontiert,<br />

was er sich wohl genau so<br />

vorgestellt hat: Die Schwulen<br />

sind sexsüchtige Sportler, die<br />

eher auf ihre Figur als auf ihre<br />

spielerische Leistung achten, und<br />

die Lesben sind grobe Wesen, die<br />

einem Angst machen (und die<br />

Schwulen lästern sexistisch über<br />

diese Sportlerinnen. Und sagen<br />

auch noch, sie dürfen das ...).<br />

Nur Matthias’ Tochter ist hellauf<br />

begeistert von ihm in seiner<br />

neuen Rolle. Und dann geht es<br />

auch schon auf in Richtung Kroatien.<br />

Eine Busreise, auf der nicht<br />

nur ein tätowiertes A*schloch<br />

präsentiert wird ... Zudem ein Trip,<br />

der zusammenschweißt, der aber<br />

auch mit einem Todesfall endet.<br />

Der Film allerdings nicht, dessen<br />

Ende ist eine Hymne auf das<br />

Leben, ein Tanz zu Bonnie Tyler in<br />

einer Kirche. *rä<br />

www.salzgeber.de<br />

DVD<br />

Alles Gute,<br />

Flash Gordon!<br />

Zum 40. Geburtstag kommt der<br />

discoide Science-Fiction-Film „Flash<br />

Gordon“ nun in 4K Ultra HD neu auf den<br />

Markt.<br />

Der Film beginnt im Jahr 1980, der<br />

Footballspieler und Superhero Flash<br />

Gordon wird, in einem Flugzeug sitzend,<br />

Zeuge, wie die Sonne verschwindet. Und<br />

auch der Mond ist aus seiner Umlaufbahn<br />

gedrängt worden und droht auf die Erde<br />

zu fallen. Schuld daran ist der böse Kaiser<br />

Ming vom Planeten Mongo, der dort mit<br />

seiner Tochter Aura herrscht und Lust<br />

hatte, wieder einmal Trubel im Universum<br />

zu verursachen. Alle tausend Jahre will<br />

Ming, der an farbenprächtig inszenierte<br />

Mongolen- und Chinesenkaiser erinnert,<br />

an ihm aufgefallenen Planeten seine Kräfte<br />

ausprobieren, um dann zu entscheiden,<br />

wie er mit den Bewohnern dieser Welten<br />

umgeht.<br />

Die Erde ist in Gefahr, die Wissenschaft<br />

verzweifelt, jetzt muss der wasserstoffblonde<br />

Flash ran, denn der sieht nicht nur<br />

aus wie ein Pornostar, er kann es auch mit<br />

außerirdischen Supermächten aufnehmen.<br />

Zuerst bumst, Pardon, kracht er aber<br />

mit seinem Flugzeug bei zwei drolligen<br />

Wissenschaftlern in den Wintergarten. Der<br />

eine vermeintlich böse, der andere eher<br />

liebenswert queer (und wird vom scheinbar<br />

Bösen namens Hans Zarkov ermordet).<br />

Durch eine List nimmt Hans Flash und<br />

seine ständig aufgedrehte Begleiterin mit<br />

ins All, mit in den Kampf gegen das Böse.<br />

Bester Dialog im Kerker:<br />

„Du siehst großartig aus.“ „Das ist das<br />

Augen-Make-up.“ (schluchz)<br />

Der Film ist eine knallige Neuauflage<br />

der Science-Fiction-Serie aus den<br />

1930ern, voller heteronormativer und<br />

anderer Stereotypen, unglaublich trashiger<br />

Effekte, etwas Sexismus (Reiseleiterin<br />

Dale Arden ist immer auf die Hilfe starker<br />

Männer angewiesen und wird als Kätzchen<br />

bezeichnet ...), einer guten Portion<br />

Homoerotik, einer Prise Space Disco und<br />

mit dem weltbekannten Titellied von<br />

Queen. Ein großer und fast ungetrübter<br />

Spaß, auch wenn man mitunter nicht weiß,<br />

ob man lachen oder weinen soll. Filmstart<br />

in Deutschland war 1981, damals lobten der<br />

Spiegel und die FAZ den Film etwa für seine<br />

herzerfrischende Naivität. Dem schließen<br />

wir uns an.<br />

Zu den klasse Extras gehört unter anderem<br />

die neue Dokumentation „Lost in Space:<br />

Nic Roeg’s Flash Gordon“. *rä<br />

FOTO: STUDIOCANAL


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KUNST


KUNST<br />

Pierre et Gilles<br />

„La pêche miraculeuse<br />

(Pierre et Filip)“, 2019,<br />

Œuvre unique, ©<br />

Courtesy Templon,<br />

Paris – Brussels<br />

Pierre et Gilles<br />

„Bonjour Pierre et Gilles“<br />

<strong>2020</strong>, © Courtesy<br />

Templon, Paris – Brussels<br />

AUSSTELLUNG<br />

PIERRE ET GILLES:<br />

„Motionless Wanderings“<br />

Seit 1976 arbeitet das Künstlerpaar<br />

zusammen und erschafft<br />

ikonische Kunst von legendären<br />

Zeitgenossen wie Karl Lagerfeld,<br />

Madonna, Naomi Campbell, Marc Almond,<br />

Nina Hagen, Jean Paul Gaultier, Kylie<br />

Minogue und auch Jeff Stryker.<br />

Im September öffnet eine Ausstellung<br />

mit neuen Werken der selbst zur Legende<br />

gewordenen Künstler: „Motionless<br />

Wanderings“. Ort des außergewöhnlichen<br />

queeren Happenings ist die Galerie Templon<br />

in Paris. Hier empfangen die Künstler<br />

am 10.9. ab 17:30 Uhr – und zeigen auch<br />

neue Kunst.<br />

Uns besonders angetan haben es die dort<br />

zu sehenden Bilder „Bonjour Pierre et<br />

Gilles“, „Le vendeur de tour Eiffel“ und „La<br />

pêche miraculeuse“.<br />

Fotograf Pierre und Maler Gilles entführen<br />

mit ihrer Kunst in eine auf den ersten<br />

Blick zauberhafte und märchenhafte<br />

Welt, die bei genauem Betrachten aber<br />

auch auf Themen wie Armut, Krieg,<br />

Altern, Hass und Leid aufmerksam<br />

macht.<br />

Ihr Bild „Bonjour Pierre et Gilles“ zum<br />

Beispiel zeigt das Paar als einfache<br />

Männer, entweder Gelbwesten auf<br />

dem Weg zur Demonstration oder<br />

auch Wohnungssuchende in einer Welt,<br />

die zwar noch in grüner Pracht und<br />

blumengesäumt die müden Herzen<br />

erfreut, aber auch von Plattenbauten<br />

und dunklen Sturmwolken bedroht wird<br />

...<br />

Das Bild ist eine Hommage an Gustave<br />

Courbets Gemälde „Bonjour Monsieur<br />

Courbet“ von 1854, entstanden ist<br />

„Bonjour Pierre et Gilles“ während des<br />

durch die Corona-Pandemie bedingten<br />

Lockdown, der in Frankreich das Leben<br />

fast zum Erliegen brachte. *rä<br />

10.9. – 24.10., Pierre et Gilles „Motionless<br />

Wanderings“, Galerie Templon Paris,<br />

30 rue Beaubourg, 75003 Paris, Di – Sa<br />

10 – 19 Uhr, Vernissage 10.9. 17:30 Uhr<br />

Pierre et Gilles „Le vendeur de tour Eiffel (Ibrahima Ramon Magassa)“,<br />

2019, Œuvre unique, © Courtesy Templon, Paris – Brussels


BUCH<br />

ROMAN<br />

Ein Mann der Kunst<br />

Über „den“ Kunstbetrieb<br />

wurden schon viele<br />

Bücher geschrieben. Selten war<br />

aber ein Buch so amüsant, wahr<br />

und unterhaltsam.<br />

FOTO: P. MATSAS/OPALE/LEEMAGE/IAIF<br />

Kristof Magnusson, geboren<br />

1976 in Hamburg, erst<br />

Kirchenmusiker, dann nach<br />

einem Studium in Leipzig Autor,<br />

erzählt in „Ein Mann der Kunst“<br />

von einem Künstler namens KD<br />

Pratz, der es sich nicht nehmen<br />

lässt, auf seine Burg über dem<br />

Rhein einzuladen, um die Gäste<br />

auseinanderzunehmen, mit dem<br />

Kunstgeschäft abzurechnen,<br />

sich aber auch zeitgleich als<br />

Größe in eben jener Szene zu<br />

inthronisieren. Denn obwohl er<br />

die Kunstwelt ablehnt und nichts<br />

mit ihr zu tun haben will, so lebt<br />

er doch sehr gut von ihr. Seine<br />

hoch gehandelten Gemälde<br />

ermöglichen ihm ja schließlich<br />

das Leben, das er führt, verleihen<br />

ihm die Größe, die er für sich<br />

beansprucht. Das Buch lässt uns<br />

teilhaben an äußerst witzigen<br />

und wortgewandten Dialogen<br />

zwischen dem Genie und dem<br />

Museums-Förderverein. Ein<br />

Buch, das auf hohem Niveau<br />

unterhält. Herrlich. *rä<br />

www.kunstmann.de<br />

KURZGESCHICHTEN<br />

BÖSE, BÖSE!<br />

Der eine liest gerne Lustiges, der andere Fürchterliches,<br />

wieder ein anderer Rabenschwarzes. Alfonso Pecorellis<br />

Buch „Zehn sehr böse Geschichten“ wird alle beglücken.<br />

Der Autor versteht es, Spannungsbögen aufzubauen, zu<br />

durchbrechen, zu überraschen und vor allem mit bösen<br />

Geschichten zu unterhalten. Es muss eben nicht immer<br />

„happy-go-lucky“ sein! Seine zehn Erzählungen über<br />

Liebe, Hass, Geld, Schuld, Sühne und Gier lassen sowohl<br />

das Teufelchen als auch das Engelchen auf deiner Schulter<br />

gespannt lesen und auch mal schmunzeln,<br />

etwa wenn aus einem hanseatischen Paar,<br />

das jahrzehntelang in Liebe vereint war, ein<br />

sich hassendes Duo wird ... Oder auch die<br />

Geschichte der reichen Erbin, die es nicht<br />

hinnimmt, erpresst zu werden.<br />

Drama kann unterhalten, Sarkasmus befreien<br />

und Boshaftigkeit in der Literatur das Herz<br />

vor Freude hüpfen lassen. Die Geschichten<br />

sind nichts für Kinder, das ist klar, Erwachsene<br />

werden aber ihre böse, nein, ihre helle<br />

Lesefreude daran haben. Ein tolles Geschenk<br />

auch für Leute, die es eigentlich nicht so mit<br />

dem Lesen haben.<br />

Alfonso Pecorellis Buch „Zehn sehr böse<br />

Geschichten“ ist im Riverfield Verlag<br />

erschienen. *rä<br />

FOTO: M. RÄDEL


WO DIE<br />

NATUR<br />

NOCH<br />

IN ORDNUNG<br />

IST?<br />

In Ihrem Esszimmer.<br />

TEAM 7 Hamburg City, www.team7-hamburg.de<br />

TEAM 7 Hamburg, www.team7-hamburg.de<br />

TEAM 7 Berlin, www.team7-berlin.de<br />

TEAM 7 München, www.team7-muenchen.de<br />

TEAM 7 Düsseldorf, www.team7-duesseldorf.de<br />

TEAM 7 Frankfurt, www.team7-frankfurt.de<br />

TEAM 7 Münster, www.team7-muenster.com<br />

TEAM 7 Stuttgart, www.team7-stuttgart.de


HAMBURGS<br />

GRÖSSTES HOLZZENTRUM<br />

Foto: Amorim, Prime Arctic Oak<br />

DIESER<br />

BODEN MACHT<br />

NACHHALTIG<br />

GLÜCKLICH »<br />

Mit einem Korkboden entscheiden Sie sich für einen Boden<br />

aus vollständig natürlichem Rohstoff und treffen somit eine<br />

klimafreundliche und nachhaltige Wahl.<br />

Aber nicht nur das! Die Bodenbeläge von Amorim WISE überzeugen<br />

durch viele Vorteile für Wohngesundheit und Wohlbefinden.<br />

Die Böden sind elastisch und weich. Sie sind strapazierfähig,<br />

schmutzabweisend und gut zu reinigen und deshalb z. B. auch<br />

sehr gut für Kindergärten geeignet. Auch Allergiker profitieren<br />

von den guten Eigenschaften des Bodens.<br />

Durch die natürliche Dämmeigenschaft sind Böden aus Kork<br />

angenehm warm, schalldämmend und frei von Weichmachern<br />

sowie Schadstoffen. Deshalb tragen sie auch das Umweltsiegel<br />

„Blauer Engel“.<br />

Die schönen Designs runden das Angebot ab. Besuchen Sie<br />

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ANDRESEN & JOCHIMSEN GmbH & Co. KG<br />

Kronsaalsweg 21 · 22525 Hamburg · Fon 040 / 54 72 72 - 500 · holzzentrum.de

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