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Alnatura Magazin Oktober 2020

In Zukunft Bio: Wir unterstützen Höfe bei der Umstellung // Mit Wein im Mehrwegssystem das Klima schonen // Ausgewählte Naturkosmetik entdecken - mit Gewinnspiel

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Trinkwasser und den Hochwasserschutz nicht mehr erfüllen.<br />

Weist man darauf hin, heißt es oft, mit mehr Rücksicht auf den<br />

Boden könne man die Welt nicht ernähren. Dabei unterschätzen<br />

»Der Boden ist eine der wichtigsten<br />

Ressourcen für das Leben von Menschen,<br />

Tieren und Pflanzen.«<br />

Dr. Andrea Beste<br />

wir bodenschonende, ja sogar bodenaufbauende Agrarpraktiken.<br />

Eine Auswertung von 160 Studien im Jahr 2007 ergab: Der Bio-<br />

Landbau erreicht in den Anbausystemen der Industrieländer Erträge<br />

von durchschnittlich 92 Prozent des konventionellen Anbaus.<br />

Der ökologische Landbau in den Tropen erreicht allerdings sogar<br />

Erträge bis zu 174 Prozent im Vergleich mit konventionellen Anbausystemen.<br />

In den Tropen haben wir im Bio-Landbau hochintensive<br />

Agroforstsysteme – das geht aber im Prinzip auch hier bei uns.«<br />

Wie gesund sind unsere Böden in Deutschland? Und wie<br />

kann man ihren Zustand erkennen?<br />

»Immer wieder gibt es Aussagen, wie im letzten Bodenzustandsbericht,<br />

dass die Mehrheit unserer Böden in Deutschland gut mit<br />

Humus versorgt sei. Das bezweifle ich. Zum einen, weil zwei bis<br />

drei Prozent Humus nicht als ›gut‹ einzustufen sind. Zum anderen<br />

weiß ich aus eigenen Untersuchungen von über 440 Standorten<br />

deutschlandweit, dass man den konventionell bewirtschafteten<br />

Böden ansieht, wie wenig Humus und vor allem Bodenleben noch<br />

in ihnen steckt – sehr wenig. Sie zeigen fast durchgehend eine verdichtete<br />

Bodenstruktur und sind erosionsanfällig. Das sieht bei<br />

ökologisch bewirtschafteten Böden überwiegend anders aus.«<br />

Welche Unterschiede gibt es zwischen konventionell und<br />

ökologisch bewirtschaftetem Boden?<br />

»Konventionelle Böden werden entweder mineralisch gedüngt<br />

oder mit hochstickstoffhaltiger Gülle. Mineraldünger ist nicht nur<br />

ein großer Humusfresser, sondern er schadet auch direkt den für<br />

die Pflanzengesundheit so wichtigen Mykorrhiza-Pilzen im Boden.<br />

Diese sterben nach und nach ab. Die Böden verdichten und emittieren<br />

mehr Lachgas, welches 300-mal klimaschädlicher ist als CO 2 .<br />

Mineraldünger und sehr stickstoffhaltige Gülle machen Pflanzen<br />

außerdem anfällig und schwach, weshalb dann Pestizide als sogenannter<br />

›Pflanzenschutz‹ zum Einsatz kommen. Das ist aber kein<br />

Pflanzenschutz, das ist ein Reparaturansatz für eine zuvor schlecht<br />

praktizierte Pflanzenernährung.«<br />

Wie können wir die positiven Eigenschaften der Böden<br />

besser nutzen?<br />

»Humusreiche Böden bilden eine Schwammstruktur. Mit dieser<br />

kann der Boden bei Starkregen mehr Wasser aufnehmen und<br />

speichern. Es kommt nicht so schnell zu Überschwemmungen und<br />

bei Trockenheit ist länger Wasser für die Nutzpflanzen vorhanden.<br />

Das macht unsere landwirtschaftlichen Systeme widerstandsfähiger<br />

gegenüber den Unwägbarkeiten des Klimawandels. Es ist<br />

also nicht nur vernünftig, sondern absolut notwendig, zu einem<br />

ökologischen Bodenmanagement zu wechseln.«<br />

Was können Verbraucherinnen und Verbraucher tun – im<br />

heimischen Garten, aber auch beim Lebensmitteleinkauf?<br />

»Nun, biologische Produkte einzukaufen ist schon sehr viel<br />

wert. Im heimischen Garten sollte man natürlich ebenfalls<br />

komplett auf Gift verzichten und, wenn möglich, einen eigenen<br />

Komposthaufen anlegen. Das ist die beste Kreislaufwirtschaft.<br />

Allerdings dürfen auf den Kompost dann auch<br />

nur Bio-Abfälle, sonst sammle ich zum Beispiel über Schalen<br />

Gift im Kompost und dünge damit meine Pflanzen.«<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

Das Interview führte Julia Aumüller.

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