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DIE ZWEITE WELLE
Zweite Welle
Verrückt: Bis vor ein paar Monaten war die zweite Welle ein Begriff, den ich ausschließlich
mit dem Handballsport verbunden habe.
Per Definition war die zweite Welle den Handballern vorbehalten, die für die erste Welle zu
langsam waren. Also ich war immer ein Bestandteil der zweiten Welle und manchmal habe
ich sogar eine dritte Welle aufgemacht. Sicher ist sicher.
Die zweite Welle ist nach der ersten Welle die einfachste Möglichkeit im Spiel ein Tor zu erzielen.
Die gegnerische Abwehr steht im Idealfall noch nicht komplett, weil der Ball schnell
nach vorne gespielt wird und schon kommt man zum freien Wurf. Einfacher Handball ohne
viel „Bling Bling und Schi Schi“. Geradeaus ab zum Torerfolg. Trotzdem es so einfach ist,
gehen etliche Trainingsstunden dafür drauf diese zweite Welle besonders effektiv zu nutzen.
Die Trainingseinheiten sind übrigens meist ziemlich anstrengend. Jeder Versuch bedeutet
schließlich einmal das Feld runter zu rennen. Ich habe es geliebt.
Man muss bei der zweiten Welle aber bei der Belastung unterscheiden. Während die außen
und die Kreisläufer (bei denen finde ich das besonders gemein, weil ein ziemlich großer Anteil
von denen ja ziemlich kurze Beine hat) als erste ab nach vorne müssen (vielleicht klappt
es ja mit der ersten Welle), dürfen die Halben sich ein bisschen mehr Zeit lassen. Aber auch
hier ist mit leichter Verzögerung noch höchstes Tempo gefragt. Dann erst kommt der Mittelmann.
Dieser nimmt in guter alter Denker- und Lenkermanier den Ball weit in der eigenen
Hälfte an und spielt für gewöhnlich zum Halben seiner Wahl. Wenn die fünf Mitspieler, die
schon vorne sind, sich clever anstellen, ist der Mittelmann damit schon raus (und das hoffen
alle Mittelleute inständig). Pass zum außen, Rückpass, selber schießen, Kreis anspielen oder
zurück zum Außen. Zack Tor. Der Mittelmann muss nur noch die Arme hochreißen, mit dem
Torwart abklatschen (man befindet sich ja noch in direkter Umgebung) und den Vorderleuten
zurufen, dass Sie schnell zurückmüssen, weil der Gegner eine schnelle Mitte macht.
Die halben kommen halb erschöpft zurück. Ein Außen und der Kreisläufer kommen noch
erschöpfter zurück. Der Werfer (sagen wir der andere Außen) hat den weitesten Weg und
kommt natürlich zu spät. Zack Gegentor und auch noch der Depp. So schön und so einfach
kann Handball sein.
Da kann doch keiner wollen, dass Corona uns unsere zweite Welle klaut.
Gregor Mailänder
SAISON 2020/21 // SEITE 33