Arbeit Global (PDF, 4108 - KV Schweiz
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Politik und Wirtschaft<br />
Tiefe Zinsen werden zum Problem<br />
Pensionskassen. Um die Renten zu finanzieren, rechneten die Pensionskassen<br />
lange mit dem sogenannten «dritten Beitragszahler» – den Vermögenserträgen.<br />
Weil die Zinsen anhaltend tief sind und auch Aktien nicht mehr boomen wie<br />
früher, müssen jetzt viele Kassen über die Bücher. Von Jürg Zulliger<br />
Zu wenig Ertrag: Viele Vorsorgeeinrichtungen befinden sich in einer unbefriedigenden Lage.<br />
Anhaltend tiefe Zinsen – das geht<br />
den <strong>Schweiz</strong>er Pensionskassen an<br />
die Substanz. Schliesslich legen sie ihr<br />
Vermögen vornehmlich in zinstragende<br />
Wertpapiere wie Obligationen an. Seit<br />
dem jüngsten Entscheid der <strong>Schweiz</strong>erischen<br />
Nationalbank im September<br />
wurde klar, dass die Leitzinsen weiter<br />
auf einem absoluten Tiefststand verharren.<br />
Mit der Politik des billigen Geldes<br />
wollen die Währungshüter die Konjunktur<br />
ankurbeln, den Banken unter die<br />
Arme greifen und die Finanzmärkte stützen.<br />
Der Berner Pensionskassenexperte<br />
Stephan Gerber sagt dazu: «Die Zinsentwicklungskurve<br />
weist seit Jahren nach<br />
unten und liegt jetzt praktisch am Boden.<br />
Für die Pensionskassen stellt dies ein<br />
ernsthaftes Problem dar.» Im Vergleich zu<br />
context 10 – 2010<br />
den 1990erJahren liegen nicht nur die<br />
Zinsen tiefer, mehrmals führte auch ein<br />
Crash an den Börsen dazu, dass die Vorsorgeeinrichtungen<br />
zumindest temporär<br />
in Schieflage kamen. Nach dem Absturz<br />
im Jahr 2001 folgte zwar eine gewisse Erholung,<br />
die aber nicht ausreichte, um<br />
wirklich wieder in grösserem Mass Reserven<br />
anzulegen.<br />
Im Zug der Finanzkrise 2008 fand sich<br />
die Mehrheit der Vorsorgeeinrichtungen<br />
erneut in einer schwierigen Lage wieder.<br />
Während in den Boomjahren <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen<br />
und <strong>Arbeit</strong>geber/innen in den<br />
Genuss von beitragsfreien Jahren gekommen<br />
waren, mussten die Verantwortlichen<br />
jetzt unangenehme Sanierungsmassnahmen<br />
prüfen, zum Beispiel Nullzinsrunden<br />
auf dem Alterskapital der<br />
aktiven Versicherten.<br />
Spuren in den Bilanzen<br />
Was jetzt in Sachen Zinsentwicklung und<br />
Aktien bevorsteht, ist ungewiss; eine allzu<br />
rasche Erholung ist nicht in Sicht. Auch<br />
das laufende Jahr brachte vielen Vorsorgeeinrichtungen<br />
nicht in dem Mass Erträge,<br />
wie sie zur Sicherstellung von Rentenleistungen<br />
nötig wären. Stephan Gerber:<br />
«Ich schätze, dass die meisten Kassen<br />
dieses Jahr im Durchschnitt eine Performance<br />
in der Grössenordnung von 0 bis 1<br />
Prozent erzielt haben.»<br />
Je nach Ausrichtung der Kapitalanlagen,<br />
je nach Kosten und Altersstruktur<br />
wären aber meist wesentlich höhere Erträge<br />
notwendig. Das hängt vor allem<br />
davon ab, in welchem Zahlenverhältnis<br />
aktiv Versicherte und Rentner/innen<br />
stehen. Die Altersguthaben der Aktiven,<br />
d.h. berufstätigen Personen, müssen ge