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was sonst - Continental ReifenMagazin

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Die Zeitschrift für Kunden der <strong>Continental</strong> AG Nr. 3 Juli 2003<br />

€ 2,95 sFr 5,80<br />

Winterreifen<br />

– <strong>was</strong> <strong>sonst</strong><br />

● Neue Produkte<br />

● Neue Märkte<br />

● Neue Politik<br />

www.reifenmagazin.com<br />

SICHERHEIT<br />

Schwachkopf Mensch<br />

ALLES ÜBER<br />

REIFEN<br />

Serie, 2.Teil


Anzeige<br />

Uniroyal<br />

Daten separat


E D I T O R I A L<br />

KLASSENSCHELTE<br />

So werden wir die schwierige Situation, über die der Handel bezüglich seiner Roherträge klagt,<br />

nicht meistern können. Einseitige Vorwürfe, die Reifen-Industrie lasse den Handel in Deutschland<br />

am langen Arm verhungern, wie sie auf der BRV-Hauptversammlung in Rottach-Egern vom<br />

Präsidenten erhoben wurden, werden der Realität nicht gerecht. Wer sich in anderen Branchen und<br />

Märkten umschaut, wird erkennen, dass wir unsere Hauptabsatzmittler im Gegenteil wie rohe Eier<br />

auf Händen tragen.<br />

Die kollektive Klassenschelte war unnötig. Zumal es auch in den eigenen Händlerreihen viel zu tun<br />

gibt: Qualifizierung in der Kostenkontrolle, der Administration, dem Sell-Out-Pricing, der Kundenpflege<br />

und der Konzentration auf das ertragreichere Hofgeschäft sind die Stichworte. Und in vielen<br />

Bereichen ist die Industrie bereit, mit den Handelspartnern an Konzepten zu arbeiten und ebenso<br />

den BRV zu integrieren. Dies belegen die gemeinsamen Aktivitäten auf den Gebieten EDI und<br />

Nachschubsteuerung.<br />

Wir sitzen im deutschen Markt in einem Boot. Deshalb wäre es besser, gemeinsam in eine Richtung<br />

zu rudern. Dies wurde auch auf der VRÖ-Tagung am Wörthersee – anders als beim BRV – zum<br />

Ausdruck gebracht. Weil wir aber als Konzernmanager berufsbedingt über eine hohe Leidensfähigkeit<br />

verfügen, legen wir Rottach-Egern zu den Akten und machen unseren Job weiterhin zum<br />

Wohle beider Seiten – unserer Kunden und unseres Arbeitgebers. Im anstehenden Winterreifengeschäft<br />

zählen ohnehin nur Fakten wie rechtzeitige Disposition, frühzeitige Übernahme der Ware,<br />

korrekte Lieferfähigkeit und berechenbare Preis- und Leistungskonzepte.<br />

Uns gemeinsam viel Erfolg.<br />

Jescow von Puttkamer<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 3


12<br />

20<br />

Dieter Horni, Leiter Lkw-<br />

Reifen Ersatzgeschäft<br />

Deutschland der<br />

<strong>Continental</strong> AG,<br />

wünscht sich vom<br />

Reifen-Fachhandel,<br />

dass er mit der<br />

Industrie an einem<br />

Strang zieht.<br />

4<br />

Autoindustrie bei<br />

Reifenmarkierung uneins<br />

I N H A L T<br />

BMW will OE-Reifen künftig<br />

auch im Ersatzgeschäft anbieten.<br />

An einer Stern-Markierung<br />

sollen Verbraucher diese<br />

Pneus erkennen. Der BRV<br />

warnt vor einer verdeckten Fabrikatsbindung<br />

und Wettbewerbsnachteilen<br />

gegenüber<br />

den Autohäusern, sollten weitere<br />

Autobauer nachziehen.<br />

Doch die win-<br />

ken ab.<br />

»Handel erntet auch Früchte unserer Arbeit«<br />

Alles über Reifen – Der Reifen ist das Bindeglied zwischen<br />

Fahrbahn und Fahrzeug. Er überträgt alle Kräfte.<br />

Damit nimmt er im System Fahrzeug-Straße die herausragende<br />

Rolle ein.<br />

23<br />

Übertragung von Kräften<br />

Nr. 3 • Juli 2003 • 5. Jhrg.<br />

3 Editorial<br />

Jescow von Puttkamer<br />

6 Dialog<br />

Leserbriefe und Kommentare<br />

9 News<br />

Aktuelle Unternehmensmeldungen<br />

12 Hintergrund<br />

Autoindustrie bei<br />

Reifenmarkierung uneins<br />

14 Titelstory<br />

Winterreifen-Markt vor deutlicher<br />

Expansion<br />

20 Das Interview<br />

Dieter Horni, Leiter Lkw-Reifen<br />

Ersatzgeschäft Deutschland<br />

23 Technik<br />

Serie (II) Das schwarze Gold<br />

27 Landwirtschaftsreifen<br />

Der große Bodenschoner<br />

28 Sicherheit<br />

Hirnforschung hilft Reaktionsweg<br />

zu verkürzen<br />

32 Prisma<br />

Conti Wandkalender. Radsport.<br />

Rallycross<br />

33 Marketing<br />

ReifenCheck 2003. Truck-Sommer<br />

in der Schweiz. 2. Neuendorf-<br />

„Fäscht“<br />

37 Management<br />

Checkliste fürs Umrüsten. VRÖ mit<br />

neuer Führung<br />

38 Unwucht<br />

Unternehmensweisheiten<br />

39 Echo <strong>Continental</strong><br />

Humor historisch<br />

27


33<br />

SuperVolumeTyre –<br />

900/60 R 32 heißt<br />

der gewichtigste<br />

Vertreter aus der<br />

neuen SVT Linie<br />

und er ist der größteLandwirtschaftsreifen,<br />

den<br />

die Conti je gebaut<br />

hat. Die komplette<br />

Reihe wird erstmals im<br />

November präsentiert.<br />

Der Bodenschoner<br />

Kontakt entscheidet<br />

Die Zahl der Prüfstellen ist<br />

weiter gestiegen, die Bereitschaft<br />

der Autofahrer,<br />

den Reifen-Sicherheitsmonat<br />

anzunehmen, ebenfalls:<br />

Die Organisatoren sind mit<br />

dem ReifenCheck 2003<br />

vollauf zufrieden.<br />

M E I N L I E B E R M A N N<br />

Mit der Kraft der Suggestion versucht Anton Glupsch seine Kunden an sich zu binden. Auf<br />

dass diese mit traumwandlerischer Sicherheit ihr Fahrzeug stets auf seinen Hof lenken.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber<br />

Jescow von Puttkamer,<br />

• Leiter <strong>Continental</strong> Reifen ERS-D/A/CH<br />

Verantwortlich (iSdP)<br />

Markus Burgdorf<br />

• Leiter Öffentlichkeitsarbeit Reifen<br />

Büttnerstraße 25,<br />

30165 Hannover<br />

Tel.: 0049-(05 11)-938-27 68<br />

Fax: 0049-(05 11)-938-24 55<br />

Konzeption, Redaktion, Layout<br />

Redaktionsbüro Pilot:Projekt, Hannover<br />

Chefredakteur: Eberhard Pilot<br />

Stellv. Chefredakteur: Thomas Bungart,<br />

Ute Dommel<br />

Redaktion: Dr. J. Bürmann, F. Krebs,<br />

E. Bartmann, Eva Pilot, D. Reich,<br />

C. Scholz,<br />

Grafik: D. Kaluza, A. Lorenz,<br />

S. Weindok, Th. Wilkens<br />

Redaktions-Sekretariat: Delia Thiel<br />

Fischerstraße 13, 30167 Hannover<br />

Tel.: 0049-(0511)-700 91-0<br />

Fax: 0049-(0511)-700 91-30<br />

E-Mail: kontakt@reifenmagazin.com<br />

Internet: www.reifenmagazin.com<br />

Gesamt-Koordination <strong>Continental</strong>:<br />

Bernhard Bamberger<br />

Koordination <strong>Continental</strong> Österreich:<br />

Olivia Rapin<br />

Koordination <strong>Continental</strong> Schweiz:<br />

Renata Wiederkehr<br />

Fotos<br />

ABT Sportsline, Archiv <strong>Continental</strong>,<br />

T. Bungart, J. Giesel, A. Lorenz<br />

Druck<br />

BWH – Buchdruckwerkstätten Hannover<br />

Ausgabe Nr. 3, 5. Jahrgang 2003<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 5


NACHSATZ<br />

Unsinnige Kontroverse<br />

D<br />

Die hitzig geführte Debatte zum<br />

Thema Reifenreparatur ist mir unverständlich.<br />

Als Vulkaniseur-Meister habe<br />

ich mich von dem Beitrag („Das kann<br />

teuer werden“, RM 5/2002) nicht in<br />

meiner Berufsehre angegriffen gefühlt<br />

und kann die Reaktion einiger Kollegen<br />

nicht nachvollziehen. Im Gegenteil:<br />

Ich bewerte den Artikel positiv.<br />

Denn in der großen Sparwelle, die<br />

derzeit über uns hinwegrollt, setzen<br />

die Verbraucher verstärkt auf Reparatur.<br />

Auch die Halter teurer Fahrzeuge<br />

kaufen bei Bedarf nicht mehr automatisch<br />

neue Hochgeschwindigkeitsreifen,<br />

sondern fragen immer häufiger<br />

nach Reparaturmöglichkeiten. Bei bestimmten<br />

Schadensmerkmalen kann<br />

ich den Kunden mit Hilfe so eines Artikels<br />

davon überzeugen, dass es im<br />

Interesse seiner Sicherheit ist, von<br />

einer Reparatur abzusehen. Denn zu<br />

wissen, <strong>was</strong> ich reparieren kann und<br />

wovon ich lieber die Finger lasse, gehört<br />

eben auch zur Kompetenz eines<br />

Fachmanns. Wenn Kunden daraufhin<br />

das Geschäft verlassen, um es wo<br />

anders zu versuchen, nehme ich dies<br />

in Kauf. Wesentlich ärgerlicher ist es,<br />

wenn kaufwillige Kunden mit dem Hinweis<br />

gehen, sie bekämen den gleichen<br />

Reifen anderswo deutlich billiger. Dass<br />

es sich dabei um Angebote von Wettbewerbern<br />

handelt, die nicht zum<br />

Reifen-Fachhandel gehören, brauche<br />

ich wohl nicht zu betonen.<br />

Andreas Kruse, Car-Point, Limbach<br />

6<br />

Das Thema Reifenreparaturen<br />

wird kontrovers diskutiert.<br />

D I A L O G<br />

SPEZIALWISSEN FÜR PRAKTIKER<br />

In der dreiteiligen Serie „Alles über Reifen“ bietet das <strong>ReifenMagazin</strong> Expertenwissen<br />

für Mitarbeiter in Vertrieb und Technik. Die erste Folge hat gezeigt: Die<br />

Serie wird von den Lesern als hilfreich im Kundengespräch begrüßt.<br />

Interessante<br />

Feierabendlektüre<br />

Ich bekomme das <strong>ReifenMagazin</strong><br />

regelmäßig. Meistens lese ich es<br />

abends. Allgemein bin ich der Meinung,<br />

dass das Magazin<br />

eine angenehme<br />

und sehr interessante<br />

Lektüre bietet. Besonders<br />

die technisch<br />

orientierten Artikel,<br />

wie zum Beispiel die<br />

Titelgeschichte in der<br />

letzten Ausgabe halte<br />

ich für sehr sinnvoll. Man kann<br />

sich selber damit fortbilden. Außerdem<br />

erleichtert es das Gespräch<br />

mit den Kunden. Denn dank der<br />

Informationen ist man nun selber in<br />

der Lage, ganz spezielle Fragen sicher<br />

zu beantworten.<br />

Horst Weber, Reifen Weber,<br />

D-Longkamp<br />

Überzeugt Ungläubige<br />

Eine runde Sache, die Titelstory.<br />

Wie vorherige Beiträge über Reifentechnik<br />

kann ich auch diese Geschichte<br />

hier und da im Verkaufsgespräch<br />

einsetzen, um „Ungläubige“<br />

zu überzeugen. Denn leider fehlt vielen<br />

Autofahrern das Bewusstsein dafür,<br />

dass der Reifen ein Hightech-<br />

Produkt ist, dessen Qualität die Leistungsfähigkeit<br />

und Sicherheit ihrer<br />

Fahrzeuge maßgeblich bestimmt.<br />

Wenn besonders schwierige Kunden<br />

die eine oder andere Aussage<br />

von mir in Zweifel ziehen, dann kann<br />

ich ihnen jetzt schwarz auf weiß zeigen,<br />

wie zügig die technische Entwicklung<br />

voran schreitet – und dass<br />

ihre fünf Jahre alten Reifen beispielsweise<br />

einen viel längeren Bremsweg<br />

haben als moderne Pneus.<br />

Volker Jasper, Reifen Jasper GbR,<br />

Unna


Manches Aha-Erlebnis<br />

Lob für die Titelgeschichte. Auch<br />

wenn mir nach über 20 Jahren im<br />

Beruf natürlich Vieles bekannt war,<br />

habe ich beim Lesen doch noch<br />

manches Aha-Erlebnis gehabt. Das<br />

gilt auch für andere Technik-Beiträge<br />

im <strong>ReifenMagazin</strong>. Solche Details<br />

runden mein Fachwissen ab und können<br />

mir bei dem einen oder anderen<br />

Kundengespräch vielleicht helfen.<br />

Egbert Poetschke,<br />

Inhaber Reifen-Glau, Possendorf<br />

Gut zu wissen<br />

Ich finde Beiträge über die Reifentechnik<br />

im Allgemeinen sowie über<br />

aktuelle Entwicklungen auf diesem<br />

Gebiet immer sehr interessant. Darüber<br />

kann man eigentlich nie genug<br />

erfahren. So ist es beispielsweise<br />

gut zu wissen, aus welchen Überlegungen<br />

heraus ein neues Profil entsteht.<br />

Dieses Know-how kann sehr<br />

hilfreich sein in der Argumentation<br />

gegenüber dem Kunden.<br />

Benno Haase, Reifen Haase,<br />

Korbach<br />

Herbert Wadel,<br />

Obmann des<br />

Verbandes der<br />

Reifenspezialisten<br />

Österreichs (VRÖ)<br />

D I A L O G<br />

Der Bundesverband Reifenhandel<br />

und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV),<br />

Bonn, spricht immer von wechselwilligen<br />

Interessenten. Unseres Wissens<br />

ist aber noch kein Reifenspezialist aus<br />

Österreich dem BRV beigetreten.<br />

Wir, der Verband der Reifenspezialisten<br />

Österreichs (VRÖ), erfuhren durch<br />

den Öffnungsbeschluss der deutschen<br />

Verbandskollegen eine breite Welle der Sympathie seitens<br />

unserer Mitglieder, die uns massiv den Rücken stärken.<br />

Mit Blick auf die EU halten wir ein gemeinsames Auftreten<br />

der Verbände für sehr sinnvoll. Aber bei landesspezifischen<br />

Problemen und Entscheidungen kann ein BRV<br />

GLEICHE CHANCEN<br />

GEFORDERT<br />

Zum Interview mit Martien de Louw,<br />

<strong>Continental</strong>-Vorstand Pkw-Reifen,<br />

erreichten uns folgende Stimmen.<br />

Industrie benachteiligt<br />

Kleinhändler<br />

Herr de Louw sagt in dem Interview,<br />

es sei nicht Aufgabe der Industrie,<br />

Händler zu schützen. Dann<br />

darf es aber auch nicht so sein,<br />

dass die Hersteller bestimmte Vertriebswege<br />

über Gebühr begünstigen.<br />

Weil ich nur ein kleines Unternehmen<br />

führe, zahle ich für Reifen<br />

denselben Preis wie Verbraucher,<br />

die beim Discounter kaufen. Um zu<br />

überleben, muss ich den Einkaufspreis<br />

fast verdoppeln und habe dadurch<br />

im Wettbewerb immer schlechtere<br />

Karten.<br />

Stefan Schneider, Reifen Schneider,<br />

Rennertshoffen<br />

KLARTEXT<br />

Industrie schiebt<br />

Handel beiseite<br />

Herr de Louw soll uns nicht schützen.<br />

Es reicht schon, mir das Gefühl<br />

zu nehmen, dass die Industrie bei<br />

ihren Überlegungen die kleineren Vertreter<br />

des Reifen-Fachhandels immer<br />

mehr beiseite schiebt. Anders<br />

ist es nicht zu erklären, das andere<br />

Vertriebswege Marken-Reifen derart<br />

günstig anbieten können. Mir flattern<br />

regelmäßig Prospekte der Autohäuser<br />

in den Briefkasten, in denen<br />

auch Conti-Reifen zu Preisen<br />

angeboten werden, so dass man<br />

sich fragt: Zu welchem Traumpreis<br />

müssen sie die Reifen beziehen,<br />

damit sie am Verkauf noch et<strong>was</strong><br />

verdienen?<br />

Uns halten ein guter Kundendienst<br />

und ein treuer Kundenstamm<br />

im Wettbewerb, aber der Preis rückt<br />

immer stärker in den Vordergrund.<br />

Denn die Menschen sparen heute<br />

beim Reifenkauf in einem Maß, das<br />

kaum noch vorstellbar ist. Zu meinem<br />

Schreck habe ich in den vergangenen<br />

Monaten mehrere Pneus<br />

gesehen, bei denen bereits das<br />

blanke Metall sichtbar war.<br />

Barbara Hanke, Reifen Hanke,<br />

Bad Reichenhall<br />

Eine breite Welle der Sympathie für den VRÖ<br />

die österreichischen Interessen gegenüber Gesetzgeber,<br />

Kammer oder anderen Institutionen bei weitem nicht so<br />

effektiv vertreten wie der VRÖ – und umgekehrt.<br />

Nun mag der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk<br />

den Vorzug einer hauptamtlichen Verbandszentrale<br />

haben. Dagegen ist die Verbandsarbeit für<br />

die Reifenspezialisten in Österreich ein reines Ehrenamt,<br />

für das der Vorstand keinen Euro bekommt.<br />

Im Gegenteil: Fahrtkosten, Telefongebühren und Arbeitszeit<br />

müssen die Unternehmer in der VRÖ-Führung<br />

aus der eigenen Tasche bezahlen. Doch gerade dieses<br />

ehrenamtliche Engagement macht uns stark. Denn <strong>was</strong><br />

man von Herzen tut, das macht man gern und vor allem<br />

gut.<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 7


8<br />

D I A L O G<br />

REIFENCHECK 2003 - EINE ERFOLGSBILANZ<br />

Der ReifenCheck ist ein hervorragendes Profilierungs-Instrument, darin sind sich<br />

die beteiligten Händler einig. Allerdings sollte er nicht nur einen Monat lang, sondern<br />

ganzjährig angeboten werden.<br />

Gut fürs Image<br />

An zwei Tagen haben wir auf dem<br />

Parkplatz eines Supermarkts bei<br />

knapp 200 Fahrzeugen die Profiltiefe<br />

gemessen. Allen Fahrern gaben<br />

wir einen Prospekt mit, in dem wir<br />

ihnen einen günstigen Reifen- und<br />

Urlaubscheck in unserer Werkstatt<br />

anboten. Leider nahmen nur 20 das<br />

Angebot später wahr. Unser Fazit des<br />

ReifenChecks lautet deshalb: Die<br />

Aktion ist gut für das Image. Allerdings<br />

lässt das Sicherheitsbewusstsein<br />

der Fahrer in punkto Reifen zu<br />

wünschen übrig.<br />

Günter Klenke, Reifen Müller,<br />

Einbeck<br />

Positive Bilanz<br />

Dank eines großes Werbeaufwandes<br />

und intensiver Zusammenarbeit<br />

mit <strong>Continental</strong> kann ich für mich eine<br />

positive Bilanz aus dem Reifen<br />

Check 2003 ziehen. Wir haben die<br />

Aktion mit einem Stoßdämpfertest<br />

verbunden und zusammen mit der<br />

<strong>Continental</strong> AG an unsere Kunden<br />

einen Flyer verteilt, in dem ein Profiltiefenmesser<br />

enthalten war. Mit vielen<br />

weiteren Aktionen und Geschenken<br />

haben wir die Kunden zum ReifenCheck<br />

motiviert. Diese intensive<br />

Betreuung ist von meinen Kunden<br />

sehr positiv aufgenommen worden.<br />

Dennoch sind einige Dinge noch<br />

nicht optimal. Der ReifenCheck ist<br />

in den Köpfen der Verbraucher nicht<br />

verankert. In Gesprächen habe ich<br />

festgestellt, dass sie kein ausreichendes<br />

Bewußtsein für die Wichtigkeit<br />

defektfreier Reifen entwickelt<br />

haben. Als Vergleich kann man die<br />

Lichtwochen sehen. Dort fährt jeder<br />

hin. Und der Aufkleber am Auto signalisiert<br />

der Polizei: „Bei diesem Auto<br />

ist das Licht in Ordnung.“ Ähnliches<br />

müsste auch für den ReifenCheck<br />

gelten. Ein Aufkleber muss<br />

bedeuten, dass die<br />

Polizei sich die Kontrolle<br />

sparen kann, weil<br />

die Reifen den Vorschriften<br />

entsprechen.<br />

Wenn auch die <strong>Continental</strong><br />

AG bundesweit<br />

für den Reifen-<br />

Check wirbt und einige<br />

Händler dank großer Eigeninitiative<br />

positive Bilanzen ziehen können,<br />

habe ich mir ein wenig mehr Engagement<br />

von den Verbänden gewünscht.<br />

Rainer Liehr, Reifen-Liehr,<br />

D-Osterode<br />

Nur Ganzjahres-Service<br />

zahlt sich aus<br />

Gegen die Idee des ReifenChecks<br />

ist natürlich nichts zu sagen. Allerdings<br />

bringt es nichts, die Fahrzeughalter<br />

nur während dieser Zeit auf<br />

das Thema Reifen und Reifensicherheit<br />

hinzuweisen. Wir praktizieren<br />

diesen Service zwölf Monate im<br />

Jahr und erfassen dabei die Reifendaten<br />

unserer Kunden, so dass wir<br />

bei jedem Reifen von vornherein wissen,<br />

wie sein Zustand vor einigen Monaten<br />

war, worauf besonders zu achten<br />

ist und <strong>was</strong> in der Zwischenzeit<br />

am Reifen getan hat. Das erhöht die<br />

Kundenbindung und zahlt sich aus.<br />

Herr Löffler, Otto Meyer Reifen,<br />

Ebstorf<br />

Bei uns ist jeden Tag<br />

ReifenCheck<br />

All das, <strong>was</strong> den ReifenCheck ausmacht,<br />

gehört für uns zum Ganzjahres-Service,<br />

daher müssen wir das<br />

Thema nicht noch extra bewerben.<br />

Unsere Kunden wissen, dass wir<br />

diese Leistungen bei jedem Besuch<br />

automatisch und kostenlos durchführen.<br />

Diese Selbstverständlichkeit<br />

zeichnet uns als Fachhändler aus.<br />

Helga Wolter, Inhaberin PRD<br />

Reifendienst Köln, D-Köln<br />

Pflichtübung für<br />

jeden Reifenhändler<br />

Mit dem Reifencheck 2003 habe<br />

ich wieder sehr positive Erfahrungen<br />

gemacht. Eigentlich sollte der Check<br />

für jeden Reifen-Fachhändler zur<br />

ganzjährigen Pflichtübung gehören.<br />

Bei dieser Gelegenheit kann der<br />

Kontakt zu den Kunden noch vertieft<br />

und Fachkompetenz demonstriert<br />

werden. Dass fundiert über Reifen<br />

gesprochen wird, über Profile,<br />

Herstellungsverfahren, Pflege oder<br />

über das Reizthema Reifenalter, das<br />

grenzt uns doch vom Feierabendund<br />

Garagenhändler ab.<br />

Werner Johann, Premio Reifen<br />

Service W. Johann GmbH,<br />

D-Langenfeld


Das Rahmenprogramm begeisterte Jung und Alt.<br />

CONTI SOCCER DAY<br />

N E W S<br />

Mit Profis trainiert<br />

Alle Kinder bekamen ein eigenes<br />

Eintracht-Trikot geschenkt.<br />

Norbert Busch, Leiter Marketing und<br />

Vertrieb, erklärt: „Fußball ist in Deutschland<br />

noch immer Volkssport Nummer<br />

eins. Wir haben im Marketing und Sponsoring<br />

immer nach Themen gesucht, mit<br />

denen wir die Marke <strong>Continental</strong> einem<br />

breitem Publikum bekannt machen können.<br />

Der ContiSoccerDay ist ein gutes<br />

Beispiel für unser Engagement in diesem<br />

Bereich.“ Und in diesem Fall ein<br />

sehr gelungenes Beispiel. Rund 100 Kinder<br />

von Händlern des Verkaufsgebietes<br />

Mitte standen freiwillig an einem Sonntag<br />

früh auf, um einmal mit ehemaligen<br />

Bundesligagrößen wie Karl-Heinz Körbel<br />

und Ralf Weber trainieren zu dürfen. Der<br />

Tag begann gleich mit einem Highlight.<br />

Jedes Kind bekam seine eigene Eintracht-Ausstattung<br />

geschenkt. Gekleidet<br />

Begeisterung und leuchtende Kinderaugen bestimmten<br />

am 25. Mai 2003 das Bild in der Eintracht Frankfurt<br />

Fußball-Schule. Die <strong>Continental</strong> AG hatte zusammen<br />

mit dem renommierten Bundesliga-Verein zum<br />

ContiSoccerDay geladen.<br />

wie die Großen und hochmotiviert übten<br />

die Nachwuchs-Kicker den ganzen Tag.<br />

In kleinen Gruppen feilten sie an ihren<br />

Fähigkeiten. Slalomlauf, Flanken, dribbeln<br />

und am Ende ein kleines Match -<br />

die Zeit ging viel zu schnell vorbei. Für die<br />

insgesamt 450 Gäste des Verkaufsgebietes<br />

ließen ein buntes Rahmenprogramm<br />

und gute Verpflegung auch neben<br />

dem Spielfeld keine Langeweile aufkommen.<br />

Am Nachmittag zeigten dann die Profis,<br />

<strong>was</strong> in ihnen steckt. In einem packenden<br />

Spiel gegen den SSV Reutlingen<br />

erkämpfte sich die Eintracht den Aufstieg<br />

in die erste Bundesliga.<br />

Thomas Brux,<br />

<strong>Continental</strong> AG,<br />

Verkaufgebiet Mitte<br />

Zur Erinnerung an diesen Tag wurden<br />

eine DVD sowie ein Heft mit vielen Abbildungen<br />

der Kinder beim Fußball mit<br />

Eindrücken vom gesamten Tag herausgebracht<br />

und an die Teilnehmer versendet.<br />

Im Innenteil befindet sich auch ein<br />

doppelseitiges Poster mit einem Gruppenfoto<br />

aller Beteiligten. Auf Grund der<br />

äußerst positiven Resonanz soll dieses<br />

Event nicht das letzte seiner Art gewesen<br />

sein. Thomas Brux vom Verkaufsgebiet<br />

Mitte verspricht: „Wir planen schon weitere<br />

Aktionen. Zwar wird es schwer, den 25.<br />

Mai zu toppen, doch wir als Verkaufsgebiet<br />

Mitte werden die Eintracht Frankfurt Fußball-<br />

Schule künftig unterstützen und sponsern.<br />

Denn Charly Körbel und<br />

sein Team vermitteln Kindern<br />

viel Spaß und wecken<br />

in den Kids eine Begeisterung,<br />

die ich so noch nicht<br />

erlebt habe."<br />

Beim Spiel zeigten die<br />

Stars von morgen, <strong>was</strong><br />

Kampfgeist ist.<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 9


10<br />

Blei-Wuchtgewichte<br />

gehören bald der<br />

Vergangenheit an.<br />

Und ab dem 1. Juli 2005 sind Blei-Wuchtgewichte<br />

generell verboten. Die Hersteller<br />

von Wuchtgewichten haben sich darauf<br />

eingestellt und bieten als Alternative<br />

Zinkgewichte an. Aufgrund der höheren<br />

WWW.REIFENMAGAZIN.DE<br />

Virtuell mitreden<br />

Die Internet-Seite des <strong>ReifenMagazin</strong>s<br />

bietet tagesaktuelle Informationen und<br />

eine Plattform für den Dialog.<br />

Regelmäßige Informationen rund um<br />

das Thema Reifen veröffentlicht die Redaktion<br />

des <strong>ReifenMagazin</strong>s in der neu-<br />

Immer auf dem neuesten Stand: Die Internet<br />

-Seite des <strong>ReifenMagazin</strong>s.<br />

PERSONALIEN<br />

Olaf Wittenberg<br />

Positionswechsel im Reifen-Ersatzgeschäft<br />

D/A/CH<br />

der <strong>Continental</strong>: Olaf Wittenberg<br />

ist ab sofort Marken-Manager<br />

Barum für<br />

Deutschland, Österreich und die Schweiz.<br />

Er übernimmt die Position von Ralph<br />

N E W S<br />

BLEI-WUCHTGEWICHTE<br />

Auswuchten wird teurer<br />

Seit dem 1. Juli 2003 sind Blei-Wuchtgewichte für Pkw und Leicht-Lkw (bis 3,5 t<br />

Gesamtgewicht), die ab diesem Datum produziert wurden, verboten. Dies gilt<br />

sowohl für die Erstausrüstung als auch für das Ersatzgeschäft.<br />

Material- und Herstellungskosten sind diese<br />

80 bis 100 Prozent teurer als ihre Vorgänger.<br />

Die Preiserhöhung betrifft nicht<br />

nur Zinkgewichte. Die Investitionen für die<br />

Umstellung des Produktionsprozesses<br />

hat den Marktführer nach Auskunft des<br />

BRV bereits Mitte Mai veranlasst, auch<br />

die Preise für Bleigewichte zu erhöhen.<br />

Im kostenlosen Forum werden alle<br />

Themen rund um den Reifen diskutiert.<br />

en News-Rubrik der Web-Präsenz. Wer<br />

automatisch auf dem Laufenden gehalten<br />

werden möchte, der kann sich für<br />

den kostenlosen Newsletter-Service anmelden.<br />

Dies geschieht einfach durch<br />

Eingeben der E-Mail-Adresse, an die der<br />

Newsletter geschickt werden soll.<br />

Brandneu auf www.reifenmagazin.de<br />

ist das Forum. Hier können User zu allen<br />

Themen rund um Reifen Stellung nehmen,<br />

sich mit anderen austauschen und über<br />

Beiträge der News-Seiten diskutieren.<br />

Ralph Heuer<br />

Heuer, der in den UnternehmensbereichAutohausgeschäft<br />

wechselte<br />

und dort Key-Account-Manager-Aufgaben<br />

wahrnimmt. Wittenbergs<br />

Tätigkeitsbereich im Marketing-Service übernahm<br />

Dirk Mewe.<br />

Der Verband geht davon aus, dass die<br />

Dienstleister im Ersatzmarkt möglichst<br />

schnell alle gängigen Fahrzeugmodelle auf<br />

Zinkgewichte umstellen werden. Die EU-<br />

Kommission schreibt in der Übergangszeit<br />

ein aufwändiges Handling der Alt-Gewichte<br />

vor. Durch eine schnelle Umstellung<br />

kann der Aufwand reduziert werden.<br />

WWW.CONTI-ONLINE.CH<br />

Erfolgreicher<br />

Start<br />

Ihr Partner rund ums Rad“ – so lautet<br />

das Motto der neuen Homepage von<br />

<strong>Continental</strong> Suisse SA. Aktuelle Informationen,<br />

News rund um Reifen,<br />

Partnerlinks und Visionen verbinden<br />

sich zu einem interessanten Internet-<br />

Auftritt. Ein besonderer Service für<br />

Der Felgenkonfigurator zeigt den Usern,<br />

wie die Wunschfelge an ihrem Auto aussieht.<br />

die User ist der Felgenkonfigurator.<br />

Dort können sich Autofahrer ihr Fahrzeug<br />

mit den Wunschfelgen von<br />

<strong>Continental</strong> Suisse SA zusammenstellen.<br />

Kaum war die neue Homepage aufgeschaltet,<br />

kam auch schon das erste<br />

Lob. Die Fachzeitschrift Swiss Tuner<br />

berichtete und lobte die gute Gestaltung.


HAUPTVERSAMMLUNG<br />

Auf gutem Weg<br />

Im LifeCycle-Konzept für Lkw-Reifen<br />

spielt das Karkassen-Management nach<br />

wie vor eine bedeutende Rolle. Dieses<br />

wurde bei Conti nun optimiert, um Händlern<br />

mit verbesserten Abläufen ein einfaches<br />

Handling zu bieten. Wurden beispiels-<br />

N E W S<br />

Rekordergebnis bei Winterpneus und Marktanteilsgewinne bei High-Performance-Reifen<br />

– auf der Hauptversammlung feierten die Aktionäre neben dem<br />

neuen Umsatz-Spitzenreiter <strong>Continental</strong><br />

Automotive Systems auch das traditionelle<br />

Kerngeschäftsfeld. Trotz des<br />

schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes<br />

stieg der Konzernumsatz der <strong>Continental</strong><br />

AG im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

um 1,6 Prozent auf 11,4 Milliarden<br />

Euro. Das gab der Vorstandsvorsitzende<br />

Manfred Wennemer auf der Hauptversammlung<br />

in Hannover bekannt. Vorstand und Aktionäre in Hannover<br />

Auch Fremdkarkassen<br />

werden angenommen.<br />

Fremdkarkassen<br />

willkommen<br />

++ im gespräch ++ im gespräch ++ im gesprs<br />

Weil nämlich, wenn<br />

ich von der angebotenen<br />

Nachfrage der befriedigenden<br />

Produktion nicht genug<br />

herstelle, dann kommen<br />

die Sesterzen zu kurz.<br />

KARKASSEN-MANAGEMENT<br />

Das Conti Casing Management erlebt eine professionelle<br />

Optimierung. Neu: <strong>Continental</strong> nimmt ab sofort<br />

nicht nur die eigenen Karkassen, sondern auch<br />

die aller gängigen Fremdmarken an.<br />

weise bislang nur Karkassen der eigenen<br />

Marken aufgekauft und der Runderneuerung<br />

zugeführt, so nimmt Conti nun auch<br />

Karkassen aller gängigen Fremdmarken<br />

an. So haben die Händler nur noch einen<br />

Ansprechpartner für alle Karkassen.<br />

Obelix über die Wechselwirkung von Angebot und Nachfrage<br />

3 FRAGEN<br />

AN...<br />

Aktionär der<br />

<strong>Continental</strong> AG<br />

Werner<br />

Heuchel<br />

»Weiter so«<br />

Werner Heuchel nutzte sein Fragerecht<br />

auf der Hauptversammlung,<br />

um dem Vorstand zwölf Gebote<br />

für eine erfolgreiche Zukunft vorzutragen.<br />

Ihr Engagement zeugt von einer<br />

gewissen Verbundenheit mit dem<br />

Unternehmen. Woher stammt die?<br />

Von den jahrzehntelangen positiven<br />

Erfahrungen mit den Produkten.<br />

Ich hatte als Kind Conti-Reifen<br />

am Fahrrad, später Conti-Pneus<br />

am frisierten Moped und den<br />

meisten meiner Pkw. Mit einem<br />

Gislaved habe ich es einmal auf<br />

eine Laufleistung von rund<br />

102.000 Kilometer gebracht.<br />

Was veranlasste Sie, den Vorstand<br />

mit Ihren zwölf Geboten zu konfrontieren?<br />

Ich wollte den Vorstand unterstützen.<br />

Schließlich tragen auch Aktionäre<br />

Verantwortung gegenüber<br />

dem Unternehmen – nicht nur umgekehrt.<br />

Es ist wichtig, einander<br />

zu respektieren und ehrlich gegenüber<br />

zu treten.<br />

Wie zufrieden sind Sie mit der<br />

aktuellen Entwicklung Ihres Unternehmens?<br />

Ich bin rundum zufrieden. Bei<br />

Conti wird gute Arbeit geleistet.<br />

Der Konzern besitzt dementsprechend<br />

riesiges Potenzial. Ich<br />

werde mein Aktienpaket weiter<br />

aufstocken.<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 11


Vorstoß von BMW verärgert Fachhandel<br />

Autoindustrie bei<br />

Reifen-Markierung uneins<br />

BMW will OE-Reifen künftig auch im Ersatzgeschäft<br />

anbieten. An einer Stern-Markierung sollen Verbraucher<br />

diese Pneus erkennen. Der BRV warnt vor einer verdeckten<br />

Fabrikatsbindung und Wettbewerbsnachteilen<br />

gegenüber den Autohäusern, sollten weitere Autobauer<br />

nachziehen. Doch die winken ab.<br />

Ich halte die Reifen-Markierung der Automobilhersteller<br />

für eine üble Maßnahme.<br />

So macht man den Fachhandel<br />

kaputt!“ Mit Empörung reagiert Helga<br />

Wolter, Inhaberin vom PRD Reifendienst<br />

in Köln, auf die Order der BMW-Group<br />

an seine OE-Lieferanten aus der Reifen-<br />

12<br />

H I N T E R G R U N D<br />

industrie: Die sollen für BMW entwickelten<br />

Pneus mit einem Stern kennzeichnen<br />

und sie zum Stichtag 1. September<br />

2003 ebenfalls im Ersatzmarkt anbieten.<br />

„Mercedes, Jaguar und Porsche haben<br />

bereits solch spezielle Kennzeichnungen.<br />

Sollten sich noch weitere Automo-<br />

bilhersteller anschließen, wäre das der<br />

Anfang vom Ende für uns Fachhändler“,<br />

schimpft Wolter. „Denn durch die dann<br />

immer kompliziertere Lagerhaltung würden<br />

wir gegenüber dem Autohaus stark<br />

benachteiligt.“ Werden andere große Automobilhersteller<br />

in Deutschland ähnliche<br />

Forderungen an ihre Reifen-Erstausrüster<br />

herantragen? Das <strong>ReifenMagazin</strong><br />

ging dieser Frage nach. „Für das Geschäft<br />

mit losen Reifen beabsichtigt Ford<br />

derzeit nicht, dem Beispiel von BMW zu<br />

folgen“, erklärte Wolfgang Sander von<br />

der Presseabteilung der Ford-Werke AG<br />

aus Köln. Von Opel kam ebenfalls eine<br />

abschlägige Antwort: „In unserem Hause<br />

ist ein solches Vorgehen derzeit nicht<br />

geplant“, so Ulrich Weber aus der Abtei-<br />

Bislang kennzeichnen Daimler<br />

Chrysler, Porsche und BMW<br />

ihre Erstausrüstungsreifen.


lung Unternehmenskommunikation der<br />

Adam Opel AG, Rüsselsheim. Und auch<br />

Volkswagen verneinte entsprechende Markierungspläne:<br />

„Wir beabsichtigen nicht,<br />

es BMW gleich zu tun“, übermittelte Christian<br />

Buhlmann von der Presseabteilung der<br />

Volkswagen AG, Wolfsburg, die Stellungnahme<br />

der Konzernverantwortlichen.<br />

Nun kann darüber spekuliert werden,<br />

ob diese Hersteller nicht in aller Ruhe abwarten<br />

wollen, wie es dem bayerischen<br />

Wettbewerber mit seinem Vorstoß ergeht.<br />

Der Bundesverband Reifenhandel<br />

und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV) jedenfalls<br />

fürchtet als Konsequenz dieser<br />

Aktion negative Auswirkungen für den<br />

Reifen-Fachhandel und hat bereits Mario<br />

Monti eingeschaltet. Der Wettbewerbskommissar<br />

der Europäischen Union soll<br />

jetzt prüfen, ob die Einführung markierter<br />

Reifen nicht der gewollten Liberalisierung<br />

des Kfz-Marktes in der EU zuwiderläuft.<br />

» «<br />

Die Markierung der Reifen<br />

wäre Der Anfang vom<br />

Ende für den Fachhandel<br />

Helga Wolter,<br />

PRD Reifendienst<br />

Dieses Ziel ist in der neuen Version der<br />

Gruppenfreistellungsverordnung (Kfz-GVO<br />

1400/2002) festgeschrieben. In dem entscheidenden<br />

Passus heißt es, dass die<br />

Bezeichnung Originalteil nicht mehr vom<br />

Automobilhersteller definiert wird, sondern<br />

sich vom tatsächlichen Hersteller eines<br />

Teils ableitet. Mit dieser Neuregelung will<br />

die Wettbewerbs-Kommission der Originalteile-Strategie<br />

einiger Fahrzeughersteller<br />

einen Riegel vorschieben. Die hatten<br />

in Werbekampagnen versucht, Autofahrern<br />

gezielt zu suggerieren, Ersatzteile aus<br />

dem freien Handel seien schlechter als<br />

Ersatzteile vom Autohaus-Service. Und<br />

das, obwohl die Automobilhersteller diese<br />

Ersatzteile nicht selbst produzieren,<br />

sondern von Zulieferern beziehen, die ihrerseits<br />

den freien Kfz-Teilehandel mit<br />

identischen Produkten beliefern.<br />

Bis zum 30. September 2002 galt folgende<br />

Regelung: Lieferte ein Bremsenhersteller<br />

seine Produkte an einen Auto-<br />

» «<br />

H I N T E R G R U N D<br />

Die zunehmende Produktdifferenziertheit<br />

ist kein Nachteil, sondern eine<br />

Chance für den Reifen-Fachhandel<br />

Norbert Busch, Leiter Reifenersatzgeschäft Deutschland<br />

bauer, so trugen diese Bremsen den Namenszug<br />

des Automobilherstellers und<br />

galten als Original-Teile. Die gleichen Bremsen,<br />

die der Bremsenhersteller unter seinem<br />

Namen in den freien Teilehandel lieferte,<br />

galten als Identteile. Heute werden<br />

diese Teile unabhängig vom Vertriebsweg<br />

als Original-Ersatzteile bezeichnet.<br />

Wenn nun BMW-Autohäuser mit einem<br />

Slogan wie „BMW-Original-Reifen – geprüft<br />

und sicher“ werben, könnten Verbraucher<br />

denken, andere Reifen seien<br />

nicht geprüft und weniger sicher.<br />

Neben der Prüfung dieses Vorgangs<br />

bittet der BRV Wettbewerbshüter Monti<br />

zudem um eine Stellungnahme, wie er<br />

einer befürchteten Diskriminierung des<br />

Reifen-Fachhandels begegnen wolle.<br />

Dessen Aufregung stößt bei BMW auf<br />

Unverständnis. „Ich verstehe nicht, <strong>was</strong><br />

an der Markierung derart problematisch<br />

sein soll“, betont Michael Rebstock, Pressesprecher<br />

der BMW AG, München: „Ein<br />

fünfzackiger Stern weist Kunden darauf<br />

hin, dass dieser Reifen speziell auf das<br />

BMW-Fahrwerk-System abgestimmt wurde.<br />

Das betrifft technische Details wie<br />

die Gürtelspannung, die Konsistenz des<br />

Laufstreifens oder Feinheiten in der Profilgestaltung.“<br />

Die Markierung sei somit<br />

eine Information für die Verbraucher, die<br />

künftig die Möglichkeit erhalten, diese<br />

speziellen Reifen im Ersatzgeschäft zu beziehen<br />

„und zwar im Autohaus und beim<br />

Reifen-Fachhändler“, wie Rebstock ausdrücklich<br />

hervorhebt. Auch verliere kein<br />

BMW-Fahrzeug seine Betriebserlaubnis,<br />

sollten statt Stern-Reifen andere Produkte<br />

gefahren werden. Fazit von Rebstock:<br />

„Dass sich aus der Markierung möglicher<br />

Weise neue logistische Herausforderungen<br />

für den Fachhandel ergeben, kann kein<br />

Grund sein, von Wettbewerbsnachteilen<br />

zu sprechen und bei der EU zu intervenieren.“<br />

Auch wenn er in dem Vorgehen von<br />

BMW einen Verstoß gegen die GVO sieht<br />

und das Engagement des BRV unterstützt,<br />

will sich Werner Johann, Inhaber<br />

der Premio Reifen Service W. Johann<br />

GmbH, Langenfeld, gegebenenfalls der<br />

neuen Herausforderung stellen. „Natürlich<br />

habe ich dann mehr Aufwand als vorher<br />

in der Lagerhaltung und muss meine<br />

Mitarbeiter in der Werkstatt klar instruieren,<br />

<strong>was</strong> zu tun ist“, doch dass er seinen<br />

Kunden die entsprechenden Reifen<br />

anbieten kann, davon ist Johann überzeugt.<br />

„Das können wir als Fachhändler<br />

in der Qualitätsschiene leisten, vorausgesetzt,<br />

die Reifen-Industrie ist in der Lage,<br />

uns entsprechend zu beliefern.“ Folglich<br />

stehe jeder Hersteller in der Pflicht,<br />

entsprechende Order aus Autohaus und<br />

Fachhandel unterschiedslos zu behandeln<br />

und sich bei Engpässen nicht dem<br />

Druck der Autobauer zu beugen, das Autohaus<br />

zu bevorzugen.<br />

„Ich teile die Ansichten von Herrn Johann“,<br />

erklärt Norbert Busch, Leiter Reifenersatzgeschäft<br />

Deutschland. „Erhebt<br />

die EU keine Einwände gegen die Stern-<br />

Markierung, kommen auf Industrie und<br />

» «<br />

Als Fachhändler können<br />

wir unseren Kunden auch<br />

markierte Reifen liefern<br />

Werner Johann,<br />

Premio Reifen Service GmbH<br />

Fachhandel neue Anforderungen zu, die<br />

es zu erfüllen gilt.“ <strong>Continental</strong> werde in<br />

einem solchen Fall jeden Vertriebskanal<br />

auftragsgemäß mit Stern-Reifen beliefern.<br />

Und welcher Vertriebskanal sollte die<br />

zunehmende Komplexität des Angebots<br />

besser beherrschen als der Fachhandel,<br />

fragt Busch. „Gleich, ob unterschiedliche<br />

Pannenlaufsysteme, Mikro-Chips oder<br />

Markierungen: Die zunehmende Produktdifferenziertheit<br />

der Reifen ist kein Nachteil,<br />

sondern eine Chance, sich gegenüber<br />

anderen Anbietern auszuzeichnen.“<br />

Collin Scholz<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 13


Jedes Jahr das gleiche erschrekkende<br />

Bild: Trotz des Dauereinsatzes<br />

von Winterdiensten landen<br />

Lkw und Pkw bei aufkommenden<br />

winterlichen Straßenverhältnissen<br />

reihenweise im Straßengraben. Der<br />

Winter kommt eben regelmäßig so überraschend<br />

wie das nächste Weihnachtsfest:<br />

Plötzlich ist der 24. und man hat<br />

noch kein Geschenk, geschweige denn<br />

Winterreifen. Dann blockieren rutschende<br />

oder quer stehende Fahrzeuge nicht selten<br />

die Straßen. Das Chaos ist unausweichlich.<br />

Nachdem die Verletzten geborgen<br />

und die Blechknäuel entwirrt<br />

sind, stellt die Polizei als Unfallursache<br />

immer wieder Sommerreifen<br />

und nicht angepasste<br />

Geschwindigkeit fest.<br />

Nach Erhebungen des DeutschenVerkehrssicherheitsrates<br />

(DVR) e.V., Bonn, wurden<br />

im Jahr 2001 nur rund 42<br />

Prozent der Pkw in Deutschland<br />

mit Winterreifen ausgerüstet.<br />

Bei Nutzfahrzeugen er-<br />

14<br />

T I T E L S T O R Y<br />

Gestiegenes Sicherheitsbewusstsein und neue Produkte fördern Umrüstung<br />

Winterreifen-Markt<br />

vor deutlicher Expans<br />

Das Winterreifen-Geschäft<br />

wirft seine Schatten voraus<br />

und die Branche zeigt sich<br />

vorsichtig optimistisch: Erstmals<br />

diskutieren die Innenminister<br />

der Länder ernsthaft<br />

über eine Winterreifenpflicht.<br />

Eine steigende Zahl<br />

von Umbereifungen deutet<br />

sich an und die neuen Produkte<br />

von Semperit und<br />

Barum versprechen weitere<br />

Impulse.<br />

Semperit Van-Grip<br />

Für Transporter<br />

Der Neue löst sukzessive den Top-<br />

Grip SLG M729 ab. Besonderes Augenmerk<br />

legten die Entwickler auf die<br />

Optimierung von Schneetraktion und<br />

Aquaplaning-Verhalten. Verfügbar sind<br />

zunächst sieben Größen in 14, 15 und<br />

16 Zoll in den Geschwindigkeitsindizes<br />

Q, R und T.<br />

7ºC


ion<br />

Ob Winter ist oder nicht, entscheiden<br />

nicht Schnee und Eis,<br />

sondern die Temperaturen.<br />

Barum Polaris 2<br />

Für Personenwagen<br />

Der Nachfolger des OR 60 Polaris bietet<br />

deutlich verbesserte Eigenschaften<br />

in allen Bereichen. Vom Start weg steht<br />

der neue Barum-Winterreifen in insgesamt<br />

22 Dimensionen von 155/70 R 13<br />

bis 225/45 R 17 zur Verfügung. Als Geschwindigkeits-Indizes<br />

stehen T und H<br />

zur Auswahl.<br />

T I T E L S T O R Y<br />

gibt sich eine noch ungünstigere Quote.<br />

Bei den leichten Nutzfahrzeugen werden<br />

rund 30 Prozent umgerüstet und bei den<br />

schweren Kraftfahrzeugen lediglich 20<br />

Prozent.<br />

Die seit Jahren unbefriedigenden Zahlen<br />

waren im vergangenen Jahr Grund<br />

für den DVR, gemeinsam mit dem Bundesverband<br />

Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk<br />

(BRV) e.V., Bonn, und<br />

der <strong>Continental</strong> AG die Initiative Pro Winterreifen<br />

ins Leben zu rufen. Deren Engagement<br />

hat nun auch einflussreiche Politiker<br />

für das Thema sensibilisiert: Dr. Günther<br />

Beckstein, Innenminister Bayerns,<br />

und sein Amtskollege aus Baden-Württemberg,<br />

Thomas Schäuble, forderten auf<br />

der Frühjahrs-Konferenz der Innenminister<br />

und Innensenatoren der Länder (IMK)<br />

in Erfurt die Einführung einer Winterreifenpflicht<br />

während der kalten Jahreszeit.<br />

» Die Winterkampagne<br />

«<br />

der<br />

<strong>Continental</strong> erzielt über<br />

47 Millionen Endverbraucher-Kontakte<br />

Bernhard Bamberger,<br />

Leiter Marketing D/A/CH<br />

Im Beisein von Bundesinnenminister<br />

Otto Schily erzielten die Minister einen<br />

ersten Achtungserfolg. Denn die IMK beauftragte<br />

einen Arbeitskreis, „im Hinblick<br />

auf eine oftmals nicht an die winterlichen<br />

Straßenverhältnisse angepasste Fahrweise<br />

beziehungsweise Ausrüstung der<br />

Fahrzeuge Möglichkeiten zur Erhaltung<br />

der öffentlichen Sicherheit im Straßenverkehr<br />

zu erheben und dabei auch die<br />

Einführung einer Verhaltensregel zur Bereifung<br />

der Kraftfahrzeuge mit Winterreifen<br />

bei entsprechenden Witterungsverhältnissen<br />

zu prüfen“, wie es im Beamtendeutsch<br />

heißt. Dabei können die<br />

Befürworter einer gesetzlichen Regelung<br />

durchaus mit Unterstützung rechnen<br />

(siehe Seite 16). Gegenwind kommt<br />

allenfalls aus den Stadtstaaten Berlin,<br />

Bremen und Hamburg.<br />

Ihre Ergebnisse sollen die Verkehrsexperten<br />

bis zur IMK-Herbstsitzung vorlegen.<br />

Auch wenn „die Innenminister in<br />

dieser Frage keine Entscheidungsgewalt<br />

besitzen und am Ende nur eine Empfehlung<br />

an die Verkehrsministerkonferenz<br />

abgeben können“, wie Klaus Buß, Innenminister<br />

Schleswig-Holstein, betont, die<br />

Chancen für ein Umdenken zu einer gesetzlichen<br />

Regelung stehen nicht schlecht.<br />

Ob Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe,<br />

der noch zum Jahreswechsel klar<br />

stellte, er halte eine generelle Winterreifenpflicht<br />

für überflüssig (siehe Reifen-<br />

Magazin 1/2003), angesichts der neuen<br />

Offensive auf seinem Standpunkt beharren<br />

kann, erscheint fraglich.<br />

Schließlich muss der von Wählern abhängige<br />

Stolpe zur Kenntnis nehmen,<br />

dass sich parallel zur aktuellen Debatte<br />

auch Autofahrer einer Verpflichtung gegenüber<br />

zunehmend aufgeschlossen zeigen.<br />

Dies beweisen die Wortbeiträge der<br />

Internetnutzer, die sich im Forum des<br />

<strong>ReifenMagazin</strong>s unter www.reifenmagazin.de<br />

mit diesem Thema auseinandersetzen.<br />

In einer Online-Blitzumfrage sprachen<br />

sich rund 60 Prozent der Teilnehmer<br />

für die Einführung einer Winterreifenpflicht<br />

aus.<br />

Wohin auch immer<br />

diese Debatte führt,<br />

nach Auffassung von<br />

Werner Sauerhöfer,<br />

beim DVR verantwortlich<br />

für die Initiative<br />

pro Winterreifen,<br />

geht sie „in die richtige<br />

Richtung und zeigt,<br />

dass die Aufklärungsbemühungen<br />

des Aktionsbündnisses erste<br />

Früchte tragen.“ Diese sollen deshalb<br />

auch im kommenden Herbst mit unverminderter<br />

Intensität fortgesetzt werden.<br />

Und selbst wenn sich die maßgeblichen<br />

Politiker im Herbst nicht auf eine einheitliche<br />

Vorgehensweise einigen können, gibt<br />

die aktuelle Marktentwicklung dem Handel<br />

und der Industrie durchaus Anlass zu<br />

vorsichtigem Optimismus. Trotz des gewaltigen<br />

Volumenwachstums von rund 14,4<br />

Mio. Winterreifen 2001 auf rund 16,4 Mio.<br />

Winterreifen im vergangenen Jahr, rechnen<br />

die Experten der European Rubber<br />

Manufacturers Conference, Kopenhagen,<br />

mit weiter steigenden Umrüstzahlen in<br />

diesem Winter. Um knapp 300.000 Stück<br />

könnten die Absatzzahlen steigen. Davon<br />

werden allerdings nicht alle Marktsegmente<br />

gleichermaßen profitieren.<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 15


16<br />

T I T E L S T O R Y<br />

INNENMINISTER DER LÄNDER WOLLEN WINTERCH<br />

DR. GÜNTHER BECKSTEIN,<br />

STAATSMINISTER DES INNERN, BAYERN<br />

Regelmäßig kommt es auch in Bayern nach starken<br />

Schneefällen auf den Straßen zu katastrophalen Stausituationen.<br />

Deshalb hat Bayern Katastrophenschutz-<br />

Sonderpläne für bestimmte Autobahnabschnitte entwickelt.<br />

Doch Katastrophenpläne können nicht die<br />

Hauptursache beseitigen, nämlich die Ausrüstung mit<br />

Sommerreifen bei winterlichen Straßenverhältnissen.<br />

THOMAS SCHÄUBLE,<br />

INNENMINISTER BA-<br />

DEN-WÜRTTEMBERG<br />

Busunternehmen sind bereits<br />

verpflichtet, unter anderem Winterreifen<br />

und Schneeketten mitzuführen,<br />

wenn es die Umstände angezeigt erscheinen<br />

lassen. Der Bundesverkehrsminister lehnte dagegen<br />

noch im Dezember 2002 eine weiter gehende Verpflichtung<br />

ab und verweist auf die persönliche Verantwortung<br />

der einzelnen Kraftfahrer. Dabei sind andere europäische<br />

Länder wie Schweden,<br />

Norwegen, Finnland und Slowenien<br />

da schon weiter.<br />

So sehr die Benutzung von Winterreifen bei entsprechenden<br />

Witterungsverhältnissen dazu beitragen kann,<br />

Unfälle und Verkehrsbehinderungen zu vermeiden, so<br />

vielfältig sind die rechtlichen und tatsächlichen Probleme,<br />

die sich im Hinblick auf die Einführung einer generellen<br />

Verpflichtung zur Benutzung von Winterreifen stellen.<br />

»Katastrophenpläne reichen<br />

UWE SCHÜNEMANN,<br />

INNENMINISTER<br />

NIEDERSACHSEN<br />

WALTER ZUBER,<br />

INNENMINISTER RHEINLAND-PFALZ<br />

Die Frage einer Winterreifenpflicht wird derzeit in den Gremien<br />

der IMK geprüft. Ohne deren Ergebnissen vorgreifen zu wollen,<br />

sprechen mehr Gründe für die Einführung der Winterreifenpflicht<br />

als dagegen. Es gehört zu den Begleiterscheinungen winterlicher<br />

Straßenverhältnisse, dass es jährlich zu Verkehrsstaus und Verkehrsunfällen<br />

kommt, die ihre (Mit-) Ursache darin haben, dass<br />

ein Großteil der Fahrzeuge, insbesondere Lkw, nicht mit Winterbzw.<br />

Ganzjahresreifen ausgerüstet ist. Mit einer entsprechenden<br />

Winterausrüstung sind zweifelsohne Staus und die damit verbundenen<br />

volkswirtschaftlichen Kosten ebenso zu vermeiden wie zahlreiche Verkehrsunfälle.<br />

Aus Gründen der Verkehrssicherheit, aber auch aus volkswirtschaftlichen Gründen ist<br />

eine entsprechende gesetzliche Vorschrift zu unterstützen. Ob es sich dabei ausschließlich<br />

um eine „Winterreifenpflicht“ handeln muss oder auch die Mitführpflicht von Schneeketten<br />

genügt, wird derzeit von den Verkehrsexperten geprüft.<br />

ANDREAS TRAUTVETTER,<br />

INNENMINISTER THÜRINGEN<br />

Der zur Frühjahrs-Innenministerkonferenz (IMK) in Bayern<br />

eingebrachte Antrag wird von Thüringen ebenso unterstützt<br />

wie von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und den anderen<br />

ostdeutschen Ländern.<br />

Hauptsächlich an den Steigungsstrecken der Bundesautobahnen,<br />

aber auch auf den Bundes- und Landesstraßen, insbesondere im Bereich<br />

der Kammquerung des Thüringer Waldes, ist dieses „Phänomen“ rutschender und<br />

quer stehender Pkw und Lkw in jedem Winter feststellbar. Eine Verhaltensregel, die die<br />

Ausstattung der Kraftfahrzeuge mit Winterreifen vorsieht, wäre unserer Auffassung<br />

nach ein Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssicherheit.<br />

DR. GOTTFRIED TIMM,<br />

INNENMINISTER MECKLENBURG-<br />

VORPOMMERN<br />

Das Thema ist auf der Frühjahrs-Sitzung der Innenministerkonferenz<br />

behandelt worden. Dort erging ein Prüfauftrag an den<br />

Arbeitskreis II. Dabei ist auch die Einführung einer Verhaltensregel<br />

zur Winterbereifung im Gespräch. Doch zuerst muss geprüft<br />

werden, ob durch diese oder andere Maßnahmen die Verkehrssicherheit<br />

im Winter tatsächlich verbessert werden kann. Ich bitte um Verständnis,<br />

dass wir dieses Prüfergebnis erst abwarten wollen, bevor wir detailliert Stellung<br />

dazu nehmen.


AOS BEENDEN<br />

nicht«<br />

DR. FRITZ BEHRENS,<br />

INNENMINISTER<br />

NORDRHEIN-WESTFALEN<br />

Die bisher vorgebrachten Argumente<br />

für die Einführung einer Winterreifenpflicht<br />

sind nachvollziehbar; um jedoch<br />

zu einer endgültigen Bewertung zu kommen,<br />

muss der Bericht der Arbeitsgruppe<br />

abgewartet werden.<br />

HORST RASCH,<br />

STAATSMINISTER<br />

SACHSEN<br />

Seit Jahren wird nach Lösungswegen<br />

gesucht, die bei Schneefall oder<br />

Glatteisbildung besonders gefährdeten<br />

Straßenabschnitte befahrbar zu halten.<br />

Auf Grund der derzeitigen Rechtslage<br />

ist eine Sperrung von Straßen für Fahrzeuge<br />

ohne Winterräder nur im Einzelfall<br />

durch die Polizei im Rahmen der<br />

Gefahrenabwehr möglich. Dies ist jedoch<br />

mit erheblichem Personalaufwand<br />

verbunden und damit nicht für längere<br />

Zeit möglich. Grundsätzlich ist deshalb<br />

die Initiative Bayerns im Interesse der<br />

Erhöhung der Verkehrssicherheit zu begrüßen.<br />

T I T E L S T O R Y<br />

„Die Steigerung wird sich in erster Linie<br />

auf den Bereich der H-Reifen auswirken“,<br />

prophezeit Bernhard Bamberger,<br />

Leiter Marketing D/A/CH. „Hier rechnen<br />

wir mit einem Potenzial von zusätzlichen<br />

280.000 Stück.“ Was immerhin einem<br />

Zuwachs von rund 8,5 Prozent entspräche.<br />

Den prozentual größten Sprung erwartet<br />

er mit über 20 Prozent bei den<br />

oberen Geschwindigkeitskategorien bis<br />

V. Allerdings handelt es sich dabei um das<br />

zahlenmäßig kleinste Segment, das in<br />

diesem Winter erstmals in den Bereich<br />

von insgesamt 200.000 vorstoßen soll.<br />

Den Markt dominieren weiterhin die<br />

niedrigeren Geschwindigkeitskategorien<br />

bis T. Satte 13,25 Millionen Winterreifen<br />

dieses Segments sollen in der kalten Jahreszeit<br />

in Deutschland unter die Pkw montiert<br />

werden. „Steigerungen sind hier allerdings<br />

nicht mehr zu erwarten“, erklärt<br />

Bernhard Bamberger. „Im Gegenteil: Der<br />

Zenit scheint bereits überschritten, hier<br />

gehen in einem insgesamt moderat wachsenden<br />

Markt auch real Anteile verloren.“<br />

Dieser Trend soll sich im kommenden<br />

Jahr fortsetzen, während in den oberen<br />

Tempobereichen weitere Zuwächse erwartet<br />

werden.<br />

Doch auch im abnehmenden Segment<br />

werden sich zumindest kurzfristig einige<br />

Dimensionen gegen den Trend entwickeln.<br />

Dazu gehören die 175/65 R 14,<br />

185/60 R 14, 195/60 R 15, 205/55 R 16<br />

und 165/70 R 14.<br />

Im H-Segment setzt Bamberger vor<br />

allem bei den 225/55 R 16, 205/60 R<br />

16, 195/55 R 15 und 195/60 R 15 auf<br />

deutliches Wachstum.<br />

Die Mengentreiber der Hochgeschwindigkeits-Dimensionen<br />

heißen 205/55 R<br />

16, 225/55 R 17 XL, 245/45 R 17 XL,<br />

255/45 R 17 XL, 255/40 R 18, 245/45 R<br />

18 und 235/45 R 17.<br />

An den aktuellen Größentrends haben<br />

sich auch die Neuentwicklungen der<br />

<strong>Continental</strong> orientiert. Um den Wünschen<br />

der Endverbraucher nach wirtschaftlichen<br />

Lösungen im Winterreifengeschäft zu entsprechen,<br />

präsentiert die <strong>Continental</strong>-<br />

Marke Barum im Herbst mit dem Polaris<br />

2 einen neuen, laufleistungsstarken Allrounder<br />

für die Kompakt- und Mittelklasse.<br />

Der Nachfolger des OR 60 Polaris,<br />

bietet im Performance-Vergleich mit dem<br />

Vorgänger deutlich verbesserte Eigenschaften<br />

in den Bereichen Nassbremsen,<br />

Aquaplaning längs und quer, Trockenbremsen<br />

sowie Trockenhandling. Darüber<br />

hinaus wurde die Schneetraktion verbessert.<br />

Als hervorstechendes Produktmerkmal<br />

des Polaris 2 nennt Markenmanager Olaf<br />

Wittenberg „ein duales Lamellensystem,<br />

das die bekannten Sinuslamellen im<br />

Schulterbereich mit Treppenlamellen im<br />

Mittenbereich kombiniert.“ Daraus resul-<br />

» «<br />

Der Barum Polaris 2 kombiniert<br />

Sinuslamellen mit<br />

Treppenlamellen<br />

Olaf Wittenberg,<br />

Markenmanager Barum<br />

tiere ein besonders gleichmäßiger Abrieb,<br />

der dem Reifen zu seiner ausgeprägten<br />

Laufleistungsstärke verhelfe. „Die Treppenlamellen<br />

vergrößern die Kantenlängen<br />

und bieten eine verbesserte Traktion.“<br />

Die Sinuslamellen wiederum ermöglichten<br />

eine höhere Blocksteifigkeit und damit<br />

eine ausgezeichnete Seitenführung.<br />

Vom Start weg steht der neue Barum-<br />

Winterreifen in insgesamt 22 Dimensionen<br />

von 155/70 R 13 bis 225/45 R 17<br />

zur Verfügung. Als Geschwindigkeits-Indizes<br />

stehen T und H zur Auswahl. Die offizielle<br />

Markteinführung erfolgt im September.<br />

Ein neues Produkt für Vans, Wohnmobile<br />

und Transporter kommt von Semperit.<br />

Der Van-Grip löst sukzessive den<br />

Top-Grip SLG M729 ab und wurde gegenüber<br />

seinem Vorgänger in allen Leistungsbereichen<br />

verbessert. Besonderes<br />

Augenmerk legten die Entwickler dabei<br />

auf die Optimierung von Schneetraktion<br />

und Aquaplaning-Verhalten.<br />

„Für den exzellenten Grip auf Schnee<br />

und Eis sorgen höchstlamellierte Profilblöcke<br />

und schräg gestellte Mittenblockkanten“,<br />

skizziert Stephan Brückner, Produktmanager<br />

Van-Reifen, das Produkt-<br />

Konzept. „Denn daraus resultieren erhöhte<br />

Griffkanten in Umlauf- und Querrichtung.“<br />

Das deutlich verbesserte Aquaplaningverhalten<br />

erzielten die F+E-Experten<br />

durch „das Zusammenspiel dreier<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 17


18<br />

Künftig sind Lkw über zwölf<br />

Tonnen Gesamtgewicht auch<br />

in Deutschland mautpflichtig.<br />

Ausgerechnet, wenn wir unsere Winterreifen<br />

ausliefern, tritt diese unausgereifte<br />

Lkw-Maut in Kraft“, stöhnt Carsten<br />

Sziegoleit, Logistikexperte bei der<br />

<strong>Continental</strong> AG: „Abgesehen vom verkehrstechnischen<br />

Chaos, das von allen<br />

Seiten prognostiziert wird, haben sich viele<br />

mit der Kostenproblematik noch gar<br />

nicht ausreichend auseinander gesetzt."<br />

Doch die hat es in sich: Pro gefahrenem<br />

Autobahnkilometer werden 12,4 Cent fällig.<br />

Bei 100.000 Autobahnkilometern macht<br />

das 12.400 Euro pro Lkw mit mehr als<br />

zwölf Tonnen Gesamtgewicht.<br />

Glaubt man dem Verkehrsministerium,<br />

dann kommt alles halb so schlimm – zumindest<br />

aus Verbrauchersicht: Ein einziger<br />

Joghurtbecher, so behaupten Stolpes<br />

Rechenkünstler, verteuere sich durch<br />

die gestiegenen Transportkosten um lediglich<br />

0,5 Cent. Ein Kilo Bananen um<br />

1,4 Cent, eine Einbauküche um 15,30<br />

Euro. Klingt nicht so dramatisch? „Das<br />

Verkehrsministerium selbst rechnet mit<br />

einem Kostenanstieg von acht bis zehn<br />

Prozent. Außer Acht gelassen wird jedoch<br />

häufig“, so rechnet Sziegoleit vor,<br />

„dass ein Gut nicht nur einmal von A<br />

nach B transportiert wird. Die <strong>Continental</strong><br />

AG etwa ist gleich in vierfacher Weise<br />

von der Lkw-Maut betroffen.“ Zunächst<br />

einmal ist da die Strecke, die der Rohstoff-Lieferant<br />

auf dem Weg zum Werk<br />

zurücklegt: Die erste Maut wird fällig. Auf<br />

T I T E L S T O R Y<br />

Ab 2. November soll der Schwerlastverkehr auf deutschen<br />

Autobahnen zur Kasse gebeten werden. Die<br />

Transportkosten steigen um rund zehn Prozent. Die Auswirkungen<br />

auf den Handel sind noch nicht abzusehen.<br />

Einführung der Lkw-Maut treibt Logistikkosten<br />

Teure Distribution<br />

dem Weg vom Werk in die Vertriebszentren:<br />

Zweite Maut. Von dort zum Kunden:<br />

Dritte Maut. Und wenn Reifen als Paket<br />

geliefert werden, streckt Minister Stolpe<br />

ein viertes Mal die Hand aus.<br />

Immerhin sechzig Prozent aller Conti-<br />

Transporte berühren das deutsche Autobahnnetz.<br />

Dennoch sieht Carsten Sziegoleit<br />

das Unternehmen ausreichend gerüstet<br />

für den Zahltag: „In den letzten Monaten<br />

haben wir unsere Supply-Chain<br />

deutlich optimiert,“ berichtet der Logistik-Fachmann.<br />

„Das Komplettladungsgeschäft<br />

etwa wurde extrem konzentriert<br />

beziehungsweise vernetzt. Mehrere Hundert<br />

Transportpartner wurden früher täglich<br />

neu disponiert – dieser Job wird<br />

heute von nur noch 24 Transportfirmen<br />

»<strong>Continental</strong><br />

entstehen<br />

Mehrkosten in<br />

Höhe von acht<br />

Millionen<br />

Euro jährlich«<br />

Carsten Sziegoleit<br />

Logistikexperte <strong>Continental</strong><br />

erledigt.“ Auf Grundlage dieser gestrafften<br />

Transportstruktur ist es <strong>Continental</strong><br />

gelungen, die erwarteten Mehrkosten so<br />

gering wie möglich zu halten. „Weniger<br />

Leerkilometer, verstärkter Einsatz von<br />

Fahrzeug- und Telematik-Technologie sowie<br />

von mautfreien Fahrzeugen unter<br />

zwölf Tonnen für eine Vielzahl von Lieferungen<br />

ab unseren Distributionszentren“,<br />

zählt Carsten Sziegoleit weitere Entlastungsfaktoren<br />

auf. Was bleibt, sind Mehrkosten<br />

in Höhe von acht Millionen Euro<br />

für <strong>Continental</strong> in Summe jährlich, davon<br />

allein 3,5 Millionen Euro im Reifenbereich:<br />

„Denn die Mautkosten unserer<br />

Transport-Dienstleister tragen wir.“<br />

In der Schweiz, wo schon seit 2000<br />

eine so genannte Schwerlastabgabe<br />

(die ab 2005 verdoppelt wird) zu entrichten<br />

ist, weist Conti diese Gebühren<br />

als Sonderposten auf den Rechnungen<br />

aus. Wie und ob sich die Maut<br />

in Deutschland auf die Produktpreise<br />

auswirkt, steht noch nicht fest. Sicher<br />

ist nur, dass es eine bundesweit einheitliche<br />

Regelung geben wird.<br />

Mit den Einnahmen will das Ministerium<br />

das marode Straßennetz sanieren.<br />

Angesichts einer erwarteten Zunahme<br />

des Güterverkehrs um etwa 60<br />

Prozent bis zum Jahr 2015 erhofft sich<br />

Berlin zugleich einen verkehrspolitischen<br />

Umleitungseffekt, welcher die Transportwirtschaft<br />

verstärkt auf die Schiene<br />

zwingen soll. Diesem Vorhaben steht<br />

Peter Klaus, Professor für Logistik an<br />

der Universität Erlangen-Nürnberg jedoch<br />

äußerst skeptisch gegenüber:<br />

„Zum einen tritt der erhoffte Umlenkungseffekt<br />

erst ab 40 Cent auf. Zum<br />

anderen ist es doch eine völlige Illusion,<br />

die hochflexible Just in Time-Produktion<br />

könne mit Bahn und Binnenschiff<br />

bewältigt werden.“ Auch Conti<br />

wird nur in Einzelfällen auf „intermodale<br />

Lösungen“, das heißt eine Kombination<br />

aus Straße und Schiene, setzen.<br />

Grundsätzlich bleibt die Transportwirtschaft<br />

auf die Straße angewiesen. „Weswegen<br />

wir in unseren Bemühungen<br />

um effizientere Logistik-Lösungen keinesfalls<br />

nachlassen dürfen", beschreibt<br />

Carsten Sziegoleit die weiteren Herausforderungen.


eit umlaufenden Rillen mit durchgehenden<br />

Querrillen“. Diese sorgen für einfache<br />

und schnelle Ableitung von Wasser<br />

und Schneematsch aus der Bodenaufstandsfläche.Verfügbar<br />

sind zunächst sieben<br />

Größen in 14, 15<br />

und 16 Zoll in den Geschwindigkeitsindizes<br />

Q, R und T.<br />

Weil sich aber mit<br />

neuen Produkten allein<br />

kein Umrüstmuffel auf<br />

die Montagebühnen<br />

locken lässt und die<br />

Unterstützung durch den Gesetzgeber<br />

zumindest noch in diesem Winter ausbleibt,<br />

sind Reifen-Vermarkter auch weiterhin<br />

auf gute Argumente angewiesen.<br />

„Im Mittelpunkt sollte nach wie vor die Aufklärung<br />

über die Temperaturgrenze von 7 0 C<br />

stehen, unterhalb derer Winterreifen beginnen,<br />

gegenüber Sommerreifen ihre<br />

Überlegenheit auszuspielen“, rät Bernhard<br />

Bamberger. Conti bietet gerade zu diesem<br />

Thema ein umfassendes Sortiment an<br />

POS-Material.<br />

Nicht ohne Grund: „Moderne Winterreifen<br />

sind so konzipiert, dass sie nicht<br />

nur problemlose Fahrten bei Reifglätte<br />

und Schnee ermöglichen, sondern ihre<br />

besonderen Eigenschaften bereits bei<br />

Temperaturen ab 7 Grad Celsius zum<br />

Tragen bringen“, bestätigt Dr. Burkhard<br />

Wies, Leiter Winterreifen-Entwicklung Con-<br />

ContiWinter<br />

Contact TS 780<br />

• 175/60 R 15 81T<br />

ContiWinter<br />

Contact TS 760<br />

• 195/50 R 15 82T FR<br />

ContiWinter<br />

Contact TS 790<br />

• 185/60 R 15 88T XL<br />

• 215/60 R 16 99H XL<br />

• 195/55 R 16 87H SSR*<br />

• 205/50 R 16 87H FR<br />

• 215/50 R 17 91H FR<br />

• 195/45 R 16 80T FR<br />

• 215/45 R 17 91H XL FR<br />

• 225/45 R 17 91H FR SSR*<br />

• 245/45 R 17 95H FR SSR*<br />

*in Vorbereitung<br />

CONTINENTAL<br />

ContiWinter<br />

Contact TS 790 V<br />

• 225/60 R 16 102V XL<br />

• 225/50 R 17 98V XL FR<br />

• 225/45 R 18 95V XL FR<br />

• 235/40 R 18 95V XL FR<br />

• 255/40 R 18 99V XL FR<br />

• 235/35 R 19 91V XL FR<br />

• 245/35 R 19 93V XL FR<br />

• 275/30 R 19 96V XL FR<br />

4x4 WinterContact<br />

• 195/80 R 15 96T<br />

• 205/80 R 16 104T XL<br />

• 245/70 R 16 107T<br />

• 265/70 R 16 112T<br />

• 235/65 R 17 108H XL FR NO<br />

• 215/60 R 17 96H FR<br />

• 235/55 R 17 99H FR<br />

• 255/55 R 18 109V XL FR NO<br />

• 255/50 R 19 107V XL FR<br />

• 275/40 R 20 106V XL FR<br />

• 295/40 R 20 110V XL FR<br />

T I T E L S T O R Y<br />

tinental. „Sommerreifen verlieren aufgrund<br />

ihrer Gummimischung bei niedrigen Temperaturen<br />

an Grip. Bei Breitreifen setzt dieser<br />

Effekt schon bei 10 0 C ein.“ Diese<br />

Temperaturen herschen in Deutschland<br />

etwa in Zeitraum von Mitte Oktober bis<br />

Ende März vor. Und: Bremswege auf<br />

Schnee sind mit Winter- bis zu 30 Prozent<br />

kürzer als mit Sommerreifen – so lange das<br />

» Bremswege auf Schnee<br />

«<br />

sind mit Winter- bis zu<br />

30 Prozent kürzer als<br />

mit Sommerreifen<br />

Dr. Burkhard Wies<br />

Leiter Winterreifen-Entwicklung<br />

Profil stimmt. Experten diverser Fachverbände<br />

und Institute – darunter ADAC, ÖAMTC<br />

und TCS – empfehlen mindestens vier<br />

Millimeter. „Unabhängig davon sollten die<br />

Kältespezialisten nach vier, spätestens<br />

fünf Jahren ausgetauscht werden“, rät<br />

Wies. „Denn die kälteoptimierte Gummimischung<br />

härtet mit der Zeit aus.“ Dann<br />

haben auch die elektronischen Helfer wie<br />

ABS und ESP keine Chance mehr.<br />

Den Abverkauf unterstützt Conti mit<br />

einer groß angelegten Anzeigenkampagne<br />

in auflagenstarken Magazinen und auf<br />

Die neuen Dimensionen auf einen Blick<br />

4x4IceContact*<br />

• 215/70 R 16 100Q<br />

*nur für Österreich<br />

VancoWinter<br />

• 195/65 R 16 C 104/102T<br />

• 205/65 R 16 C 107/105T<br />

VancoWinterContact<br />

• 215/65 R 16 C 102/100T<br />

• 215/60 R 17 C 104/102H<br />

VancoViking*<br />

• 215/75 R 16 C 113/111R<br />

• 215/70 R 15 C 106/104R<br />

• 205/65 R 16 C 107/105R<br />

• 215/65 R 16 C 109/107R<br />

*nur für Österreich<br />

UNIROYAL<br />

SNOW MAX<br />

• 195/65 R 16 C 104/102T<br />

• 195/60 R 16 C 99/97T<br />

BARUM<br />

OR59 CARGO M+S<br />

• 165/70 R 14 C 89/87R<br />

• 205/75 R 16 C 110/108R<br />

ausgesuchten Internetseiten. „Insgesamt“,<br />

so Bernhard Bamberger, „erzielen wir von<br />

September bis November über 47 Millionen<br />

Endverbraucher-Kontakte.“<br />

Um die Leistungsfähigkeit in der heißen<br />

Phase des Winterreifengeschäftes<br />

weiter zu verbessern, hat Conti die Werkskapazitäten<br />

ausgebaut, zusätzlich zu den<br />

schon im vergangenen Jahr erfolgreich<br />

eingeführten flexiblen Arbeitszeitmodellen<br />

nun die Möglichkeit zum Einsatz von Leiharbeitern<br />

geschaffen und die Logistik in<br />

effizienten Netzwerken optimiert.<br />

Trotz aller Bemühungen blickt Carsten<br />

Sziegoleit den kommenden Wochen mit<br />

einiger Sorge entgegen. „Wenn am 2.<br />

November auf deutschen Autobahnen<br />

die Lkw-Maut tatsächlich eingeführt werden<br />

sollte“, so der Leiter Reifenlogistik<br />

<strong>Continental</strong>, „könnte die unzureichende<br />

Vorbereitung durch die zuständigen Stellen<br />

zu langen Staus, dramatischen Zeitverlusten<br />

und damit zu einem Distributions-Chaos<br />

führen.“<br />

Auf der sicheren Seite sind deshalb nur<br />

jene Reifen-Vermarkter, die mutig disponieren<br />

und sich rechtzeitig bevorraten.<br />

„Denn Endverbraucher“, so Bernhard Bamberger,<br />

„erwarten in den entscheidenden<br />

Wochen neben leistungsfähigen Produkten,<br />

die alle Beteiligten von den Marken<br />

der <strong>Continental</strong> AG erwarten dürfen,<br />

vor allem kompetente Beratung und ein<br />

gut sortiertes und gefülltes Lager.“<br />

Thomas Bungart<br />

SEMPERIT<br />

Winter-Grip<br />

• 155/65 R 14 75T<br />

• 155/65 R 15 77T<br />

• 175/60 R 15 81T<br />

Sport-Grip<br />

• 225/55 R 17 FR 97H<br />

• 205/50 R 17 XL FR 93H<br />

Van-Grip<br />

• 185 R 14 C 8 102/100Q<br />

• 195/70 R 15 C 8 104/102T<br />

• 195/70 R 15 reinf. 97T<br />

• 225/70 R 15 C 8 112/110R<br />

• 205/65 R 15 reinf. 99T<br />

• 195/65 R 16 C 8 104/102T<br />

• 195/60 R 16 C 6 99/97T<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 19


Dieter Horni, Leiter Lkw-<br />

Reifen Ersatzgeschäft<br />

Deutschland der <strong>Continental</strong><br />

AG, wünscht sich<br />

vom Reifen-Fachhandel,<br />

mit der Industrie an einem<br />

Strang zu ziehen.<br />

Dieter Horni<br />

20<br />

I N T E R V I E W<br />

Peter Seher, Präsident des BRV<br />

sagt, dass die Industrie den<br />

Handel „am ausgestreckten Arm<br />

verhungern“ lassen will. Warum tun<br />

Sie das?<br />

Das ist eine absolut falsche Einstellung,<br />

die mich ärgert. Im Lkw-Reifengeschäft<br />

sehe ich die Befürchtungen des<br />

Handels als unbegründet. Wir wollen mit<br />

klaren Konzepten gemeinsam mit dem<br />

Handel et<strong>was</strong> bewegen, weil wir aufeinander<br />

angewiesen sind und nur miteinander<br />

erfolgreich sein können. Die Industrie<br />

hat kein Interesse, den Reifenhandel<br />

in irgendeine Ecke zu schieben,<br />

wo er keine Luft mehr zum Atmen<br />

hat. Im Gegenteil: Die Industrie<br />

ist angewiesen auf<br />

den Reifen-Fachhandel...<br />

...und übernimmt gleichzeitig zunehmend<br />

seine Aufgaben?<br />

Natürlich übernimmt die Industrie Aufgaben,<br />

die der Reifen-Fachhandel als seine<br />

klassischen Aufgaben ansieht. Das<br />

hängt aber vor allem mit der strukturellen<br />

Entwicklung auf Verbraucherseite zusammen.<br />

Wir müssen direkte Beziehungen<br />

knüpfen, um unsere Produkte beim<br />

Verbraucher zu vermarkten. Aber die Absprachen<br />

erfolgen in der Regel mit und<br />

über den Handel. Es gibt nicht wenige<br />

Verbraucher, die dem Handel gar nicht<br />

die Chance geben würden, seine Vermarktungsleistung<br />

anzubringen. Eine Vielzahl<br />

der Händler ist deshalb dankbar,<br />

wenn jemand beim Verbraucher die Gespräche<br />

führt und sie ausschließlich die<br />

Distributions- und Dienstleistung erbrin-<br />

Im Gespräch mit Dieter Horni<br />

»Der Handel ernt<br />

die Früchte unse<br />

gen müssen. Der Händler erntet quasi die<br />

Früchte unserer Arbeit.<br />

Sie betonen also die Partnerschaft<br />

mit dem Handel.<br />

Unbedingt. Wir müssen an einem Strang<br />

ziehen und die Vermarktungsleistung des<br />

Anderen anerkennen.<br />

Der Reifenmarkt hat sich in den<br />

vergangenen Jahren aber verändert<br />

– und damit auch die<br />

Interessen der Marktteilnehmer.<br />

Natürlich. Es gibt nicht<br />

mehr diese klassische<br />

Grenze nach dem Motto:<br />

Bis dahin lieferst<br />

Du, und dann mache<br />

ich das. Die Konturen<br />

haben sich in<br />

den letzten Jahren<br />

verwischt. Das ist in<br />

anderen Branchen<br />

ebenso. Man kann beispielsweise<br />

dem Verbraucher<br />

nicht verbieten,<br />

mit der Industrie


zu sprechen – und umgekehrt. Wir müssen<br />

schließlich auch neue Fuhrparkkonzepte,<br />

die sich auf die Fahrzeuge und<br />

Reifen auswirken, gemeinsam mit unseren<br />

Kunden entwickeln. Wir brauchen<br />

also diese direkten Gespräche mit allen<br />

Beteiligten: dem Verbraucher und dem<br />

Absatzmittler. Das ist für mich eine ganz<br />

entscheidende Botschaft, die es zu vermitteln<br />

gilt.<br />

Um noch einmal auf die BRV-Kritik<br />

zurückzukommen: Die Industrie hat<br />

sicherlich auch gelegentlich Grund,<br />

sich über den Handel zu ärgern,<br />

oder?<br />

Ich ärgere mich regelmäßig über die<br />

Unterstellung, die Industrie würde sich<br />

eine goldene Nase verdienen und der<br />

Handel würde leer ausgehen. Man unterstellt<br />

uns fortwährend mangelnde Aufrichtigkeit.<br />

Daraus resultiert dann das<br />

Ringen um Konditionen – häufig in Verbindung<br />

mit nicht mehr nachvollziehbaren<br />

Forderungen. Man muss auch<br />

der Industrie zugestehen, dass sie<br />

irgendwo eine Grenze hat. Wir kalkulieren<br />

hart am Limit. Und wenn<br />

wir im vergangenen Jahr erstmals<br />

in Deutschland im Ersatzgeschäft<br />

wieder Geld verdient haben, dann<br />

nicht, weil wir uns am Reifen-Fachhandel<br />

bereichert haben. Ich will<br />

eine faire Partnerschaft. Daher stört<br />

es mich gar nicht, wenn BRV-Präsident<br />

Peter Seher von einem Zweckbündnis<br />

spricht.<br />

I N T E R V I E W<br />

Aber das Bündnis muss fair sein....<br />

Es muss beiden Partnern nutzen. Wir<br />

brauchen das Geld auch, um Investitionen<br />

zu tätigen, neue Produkte zu entwickeln<br />

und in den Markt einzuführen.<br />

Und wir haben letztlich auch eine Ver-<br />

»wir müssen an einem strang ziehen, und<br />

«<br />

jeweils die vermarktungsleistung des<br />

anderen anerkennen<br />

et auch<br />

rer Arbeit«<br />

antwortung gegenüber unseren Mitarbeitern.<br />

Einer der Vorwürfe seitens des Handels<br />

ist die Zusammenarbeit der Industrie<br />

mit seinen direkten Konkurrenten,<br />

den Autohäusern.<br />

Bei uns steht die Verbraucherarbeit im<br />

Vordergrund. Und auch wenn der Reifen-Fachhandel<br />

das nicht gern hört: Um<br />

unsere Verbraucherarbeit honoriert zu<br />

bekommen, müssen wir mit dem einen<br />

oder anderen Autohaus zusammenarbeiten.<br />

Die Reifen-Fachhändler befürchten,<br />

dass hier die Entwicklung ähnlich<br />

wie im Pkw-Reifenbereich verläuft. Aber<br />

einen solchen Trend vermag ich nicht zu<br />

erkennen.<br />

Stichwort Flottengeschäft.<br />

Wir sehen uns in erster Linie als jemand,<br />

der die Vermarktungsleistung beim<br />

Verbraucher erbringt, das heißt, wir betreiben<br />

das Verbrauchergeschäft an erster<br />

Stelle. Die Flotten sind wichtige Gesprächspartner.<br />

Wenn wir dort Nachfrage<br />

erzeugen, profitiert davon auch der<br />

Handel. Und nur, wenn der Handel von<br />

einer Nachfrage nach unseren Produkten<br />

profitiert, wird er uns auch als Gesprächspartner<br />

akzeptieren.<br />

Warum wollen viele Verbraucher ihre<br />

Lkw-Reifen direkt bei der Industrie<br />

beziehen?<br />

Die Verbraucher erhoffen sich in der<br />

Regel einen besseren Einkaufspreis. Dies<br />

ist jedoch nicht mit den Spielregeln, die<br />

wir für uns aufgestellt haben, zu vereinbaren.<br />

Hier stoßen wir auch auf der Verbraucherseite<br />

auf Unverständnis, da es<br />

andere Reifenindustrien gibt, die sich weniger<br />

restriktiv verhalten.<br />

Wie berechtigt sind denn die Sorgen<br />

des Handels, dass Sie das Geschäft<br />

ohne ihn machen?<br />

Die von unserem Außendienst angesprochenen<br />

Verbraucherkunden können<br />

nur mit dem Reifen-Fachhandel zusammen<br />

entsprechend betreut werden. Das<br />

FAKTEN KOMPAKT<br />

Konzernbereich Nfz-Reifen<br />

Das schwierige Nfz-Geschäft läuft endlich. Conti hat den Umsatz<br />

in Europa gesteigert und sogar Gewinn gemacht. „Erstmals<br />

seit Jahren lagen alle Geschäftsbereiche des Konzernbereiches<br />

Nfz-Reifen beim operativen Ergebnis im Plus“, freut sich Vorstandsvorsitzender<br />

Manfred Wennemer. Auch im ersten Quartal<br />

2003 konnte der Absatz im Erstausrüstungs- und Ersatzgeschäft<br />

weiter gesteigert werden. Die Fabrik in Puchov/Slowakei<br />

ist inzwischen das größte und modernste Lkw-Reifen-Werk Europas.<br />

1,5 Millionen Nfz-Reifen werden hier jährlich produziert.<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 21


Nutzfahrzeug-Autohaus hat je nach Darstellung<br />

einen Anteil von einem bis drei<br />

Prozent in der Vertriebsschiene Lkw-Reifen.<br />

In der strategischen Ausrichtung der<br />

Nutzfahrzeug-Autohäuser steht das Lkw-<br />

Reifengeschäft nicht im Vordergrund.<br />

Diese Autohäuser werden hier auch keine<br />

aktive Rolle übernehmen. Im Pkw-<br />

Bereich ist es für das Autohaus einfacher,<br />

sich mit einem dem entsprechenden<br />

Equipment auszustatten als im Lkw-<br />

Bereich.<br />

Worin sehen Sie die Hauptaufgaben<br />

des Handels?<br />

Die Aufgabenstellung für den Reifen-<br />

Fachhandel hat sich im Laufe der letzten<br />

Jahre gewandelt. Heute gibt es auf der<br />

einen Seite die klassischen Vermarkter,<br />

die von der Beratungs- und Dienstleistung<br />

über das Sortiment und die Warenvorhaltung<br />

die traditionelle Vermarktungsstrategie<br />

verfolgen. Auf der anderen<br />

Seite sichern sich immer mehr Unternehmen<br />

die Roherträge auch als Dienstleister<br />

– allerdings als sehr professionelle<br />

Dienstleister.<br />

Und professionelle Dienstleistung<br />

wird im Nfz-Bereich angemessen honoriert?<br />

Wer einen Tag- und Nacht-Service anbietet,<br />

hat einen nachvollziehbar höheren<br />

Preis und generiert damit auch eine<br />

höhere Marge. Das wird zunehmend akzeptiert,<br />

ist jedoch mit einem hohen Erklärungsaufwand<br />

verbunden. Es ist ein<br />

langer Weg, der durch die aktuelle wirtschaftliche<br />

Situation, durch die Einführung<br />

der Maut und der Ökosteuer sowie<br />

durch die Entwicklung im Rahmen von<br />

Basel II erschwert wird. Wir spüren den<br />

22<br />

I N T E R V I E W<br />

Spartrend bei der steigenden Nachfrage<br />

nach Produkten, die auf einem niedrigen<br />

Preislevel stehen. Derzeit gilt häufig: Hauptsache,<br />

der Lkw rollt! Auf <strong>was</strong> er rollt, ist<br />

erst einmal unerheblich.<br />

Wie werden sich die politischen und<br />

wirtschaftlichen Rahmen mittelfristig<br />

auf das Reifengeschäft auswirken?<br />

Der Kostendruck bei den Verbrauchern<br />

und der Druck auf die Marge des Reifen-Fachhandels<br />

wird weiter zunehmen.<br />

Langfristig erwarte ich aber eine Rückbesinnung<br />

auf Qualität und Premium-<br />

Produkte, weil hier das Preis-Leistungs-<br />

«<br />

»Wer einen Tag- und Nachtservice anbietet,<br />

hat einen nachvollziehbar höheren<br />

Preis und generiert eine höhere Marge<br />

Verhältnis für den Verbraucher unter<br />

dem Strich günstiger ist.<br />

Aber die Maut wird gravierende<br />

Folgen haben.<br />

Zur Zeit konzentriert sich bei<br />

den Gesprächen mit den Flotten<br />

alles auf die Maut. Im Prinzip<br />

muss man die Melkmaschine<br />

kaufen, die einen später melkt.<br />

Das wird sich auf die Zusammensetzung<br />

der Fuhrparks<br />

auswirken. Künftig werden<br />

alle Fahrzeuge mit einem<br />

Gewicht unter 12 Tonnen, die von der<br />

Maut nicht betroffen sind, stärker im Fokus<br />

stehen. Ich glaube, dass die Maut<br />

auch ein psychologisches Element darstellt.<br />

Unternehmer im Transportgewerbe<br />

werden vor die Entscheidung gestellt:<br />

Weitermachen und neu kalkulieren oder<br />

aufgeben.<br />

Was erwarten Sie noch für 2003?<br />

Zunächst einmal glaube ich an eine<br />

Verunsicherung aufgrund der prognostizierten<br />

Daten für die wirtschaftliche Situation<br />

im zweiten Halbjahr. In der Reifen-<br />

Fachhandelslandschaft werden<br />

einige kritische Situatio-<br />

Mit Dieter Horni<br />

sprachen Eberhard<br />

Pilot, Ute Dommel<br />

und Thomas Bungart<br />

(v. l.).<br />

nen auf einzelne Unternehmen zukommen.<br />

Die Anzeichen sind ja ganz deutlich.<br />

Hier werden die professionellen Vermarkter<br />

jedoch besser abschneiden.<br />

Im Pkw-Reifenbereich sprechen Experten<br />

von einer notwendigen Marktbereinigung.<br />

Auch der Nfz-Reifenmarkt ist überbesetzt.<br />

In den nächsten zwei Jahren werden<br />

sich viele Händler, die das Geschäft<br />

nur „nebenbei“ betreiben, aus dem Segment<br />

verabschieden. Ich erwarte, dass<br />

wir mittelfristig eine Größenordnung von<br />

1.300 bis 1.500 Betrieben – Fillialen und<br />

Einzelunternehmen – in Deutschland<br />

haben werden, die sich<br />

im Nfz-Reifensektor<br />

aktiv beteiligen.<br />

Vom Grundsatz her<br />

– nicht von der Darstellung – gebe ich<br />

auch BRV-Präsident Peter Seher recht,<br />

dass es wenig hilft, Betriebe zu subventionieren,<br />

die eigentlich ihre Daseinsberechtigung<br />

verloren haben.<br />

Das hört sich nicht besonders optimistisch<br />

an.<br />

Nein, aber ich erwarte auf der anderen<br />

Seite auch, dass die Verbraucher-Fuhrparks,<br />

die die derzeit schwierige Situation<br />

überstehen, mittelfristig wieder investieren<br />

und auch ihre Transportleistung<br />

honoriert bekommen werden. Denn<br />

schließlich bleibt die Menge der zu transportierenden<br />

Güter gleich, auch wenn einige<br />

Unternehmen aus dem Markt ausscheiden.<br />

Deshalb ist jetzt ein Punkt erreicht,<br />

an dem wir nicht nur lamentieren<br />

dürfen, sondern die vorhandenen Chancen<br />

erkennen und nutzen müssen. Denn<br />

jede Veränderung bringt Chancen.


Serie Alles über Reifen<br />

T E C H N I K<br />

Welche Aufgabe besitzt der Reifenwulst? Welche Bedeutung hat das Kraftschlussverhalten?<br />

Und wie errechnet man den korrekten Luftdruck? Wie intelligent wird der Reifen? Und weshalb<br />

trägt er überhaupt? In einer dreiteiligen Serie bietet das <strong>ReifenMagazin</strong> weiterführende<br />

technische Informationen für Mitarbeiter in Werkstatt und Verkauf.<br />

Teil 2 – Übertragung von Kräften<br />

Das schwarze Gold<br />

Der Reifen ist das Bindeglied zwischen Fahrbahn und Fahrzeug.<br />

Er überträgt alle Kräfte. Damit nimmt er im System Fahrzeug-Straße<br />

die herausragende Rolle ein.<br />

Die Serie entstand auf der Basis eines<br />

Gespräches mit Prof. Heinrich Huinink<br />

Für den flüchtigen Betrachter sind<br />

Reifen schwarz und rund. Allenfalls<br />

das Profil sticht ins Auge. Mal mit<br />

mehr, mal mit weniger Längs- und Querrillen.<br />

Was die Rundlinge ausmacht, sieht<br />

man ihnen nicht an. Denn das Wesentliche<br />

für die Kraftüberrtragung ist unsichtbar<br />

und verbirgt sich dort, wo die Entwickler<br />

kein Profil vorgesehen haben: Im so genannten<br />

Positivanteil, dem Teil der Lauffläche,<br />

der hervorragt und den Kontakt<br />

zur Fahrbahn hält. „Den wesentlichen Beitrag<br />

zum Kraftschluss“, erläutert Professor<br />

Heinrich Huinink, langjähriger Leiter<br />

Reifenentwicklung <strong>Continental</strong> und Lehrbeauftragter<br />

an verschiedenen Hochschulen,<br />

„ist die Kautschuk-Chemie“. Ohne die<br />

geht gar nichts. Das Profil selbst braucht<br />

kein Mensch – jedenfalls so lange es nicht<br />

regnet oder schneit. Bei nasser Fahrbahn<br />

dienen die Profilrillen, der so genannte Negativanteil,<br />

zur Wasseraufnahme und -ableitung,<br />

um den Kontakt Gummi-Fahrbahn<br />

sicher zu stellen. Unverzichtbar ist eine<br />

intelligente Profilierung natürlich auf win-<br />

Während der Fahrt wirken<br />

zahlreiche Kräfte auf den<br />

Reifen.<br />

Prof. Heinrich Huinink<br />

zehn Jahre Leiter Reifenentwicklung<br />

<strong>Continental</strong> AG<br />

terlichen Straßen und off the road. Aber:<br />

auf trockener Fahrbahn stören sie den<br />

Reifen nur bei seiner elementarsten Aufgabe:<br />

dem Übertragen aller Kräfte. Hierfür<br />

wären die legendären Rennslicks ideal,<br />

die die FIA 1998 verbot. Grund: Die Bodenhaftung<br />

der profillosen Pneus wurde<br />

so gut, dass den Formel-1-Bossen die Kurvengeschwindigkeiten<br />

zu hoch wurden.<br />

Sofort nach der Umstellung wurde klar:<br />

Das Fahrverhalten war vollkommen ver-<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 23


ändert, die Boliden waren schwerer zu<br />

kontrollieren und reagierten deutlich empfindlicher<br />

auf aerodynamische Einflüsse.<br />

Kein Wunder, dass vor allem Motorsportler<br />

der Wahl ihrer Reifen allerhöchste Priorität<br />

einräumen. Das Zitat, dass „man am<br />

einfachsten und schnellsten mit einem guten<br />

Reifen eine, vielleicht sogar bis zu drei<br />

Sekunden gewinnen kann“, stammt von<br />

keinem Geringeren als Frank Williams,<br />

Chef des BMW-Formel-1-Teams. „Aber<br />

mit einem schlechten verliert man genau<br />

so viel Zeit.“ Und McLaren-Mercedes-Fahrer<br />

David Coulthard ergänzt: „Die Reifen<br />

sind das Teil am Formel-1-Auto, das für<br />

sich gesehen am häufigsten über Sieg<br />

und Niederlage im Rennen entscheidet“.<br />

Und auch Michael Schumacher bestätigt:<br />

„Die Reifen sind sehr entscheidend“.<br />

Die Begründung ist denkbar einfach.<br />

Die Reifen müssen nicht nur das Fahrzeuggewicht<br />

aushalten, sondern als einzige<br />

Verbindung zur Straße alle Kräfte übertragen.<br />

Beim Beschleunigen und Bremsen<br />

wirken so genannte Längskräfte,<br />

beim Durchfahren von Kurven wirken so<br />

genannte Seitenkräfte quer zur Abrollrichtung.<br />

Im normalen Straßenverkehr wirken<br />

aber nur selten nur die einen oder die anderen<br />

Kräfte. Vielmehr kommt es häufig<br />

zu Überlagerungen beider Kraftkomponenten.<br />

Dann addieren sich Längs- und<br />

Querkräfte zu einer gemeinsamen Summenkraft.<br />

Experten sprechen dann von<br />

der „resultierenden Kraft“. Diese kann umso<br />

größer ausfallen, je griffiger Reifen und<br />

Fahrbahn sind. Bei Nässe lassen sich hingegen<br />

nur geringere Kräfte übertragen.<br />

„Grundsätzlich“, so Huinink, „kann der<br />

Reifen die maximale Horizontalkraft nur<br />

in einer Richtung anbieten“. Deshalb: Beim<br />

Ausnutzen der maximalen Längskräfte<br />

beim Bremsen bleibe kein Spielraum mehr<br />

für Seitenkräfte und umgekehrt. „Wird also<br />

beim Kurvenfahren gebremst oder beschleunigt,<br />

geschieht das auf Kosten der<br />

24<br />

T E C H N I K<br />

übertragbaren Seitenkräfte. Blockieren<br />

beide Reifen einer Achse, verliert diese<br />

ihre Führungseigenschaft; besonders kritisch<br />

ist das Blockieren der Hinterachse:<br />

das Fahrzeug wird unbeherrschbar. Eine<br />

„durchdrehende“ Vorderachse führt zum<br />

Verlust der Lenkbarkeit – da hilft nur: Fuß<br />

vom Gas. Antiblockier- und Antriebsschlupfregelsysteme<br />

regeln die Umfangskräfte<br />

auf einem hohen Niveau ohne Blockieren<br />

und Durchdrehen und erhalten<br />

so die Mavövrierbarkeit.“<br />

Maßgeblich dafür, wie groß die Kräfte<br />

sind, die ein Reifen auf die Straße über-<br />

Reifen sind das Teil am Formel-1-<br />

Auto, »Die<br />

das für sich gesehen am Häu-<br />

«<br />

figsten über Sieg oder Niederlage im<br />

Rennen entscheidet<br />

tragen kann, ist der so genannte Kraftschluss,<br />

die Haftreibung, die beim Abrollen<br />

zwischen Aufstandsfläche und Fahrbahn<br />

entsteht. Dieser Grip ist umso besser,<br />

je höher der Reibbeiewert ist (zum<br />

Zielkonflikt zwischen Kraftschluss und<br />

Rollwiderstand siehe Teil 1 der Serie im<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 2/03).<br />

„Wenn die Kräfte, die von außen in den<br />

Reifen eingeleitet werden, größer sind als<br />

diejenigen, die in der Kontaktzone übertragen<br />

werden können, wird das Fahrverhalten<br />

gestört und die Sicherheit erheblich<br />

beeinträchtigt“, skizziert Prof. Dr.-<br />

Ing. Norbert Seitz vom Institut für Reifen-<br />

und Polymertechnik an der Technischen<br />

Universität München, das Grundproblem<br />

der Kraftübertragung. Beeindruckende<br />

PS-Zahlen allein sagen also über<br />

die Leistungsfähigkeit eines Fahrzeugs<br />

noch gar nichts aus. Denn allein die Reifen<br />

entscheiden darüber, wie viele davon<br />

im Einsatz überhaupt abgerufen werden<br />

können.<br />

Je höher der Kraftschluss, desto besser<br />

ist das Beschleunigungsverhalten des<br />

Autos. Für den Normalfahrer – der auf trockener<br />

Fahrbahn nicht zum Kavalierstart<br />

neigt, spielt das Beschleunigungsverhalten<br />

vor allem auf glatten Straßen eine<br />

Rolle: durchdrehende Räder können zu<br />

kritischen Situationen z. B. beim Einleiten<br />

eines Überholvorganges oder beim Beschleunigen<br />

in Kurven führen. Im Motorsport<br />

gewinnen die besseren Reifen darüber<br />

hinaus am Start die entscheidenden<br />

Zentimeter und bestimmen, wie stark die<br />

Fahrer aus Kurven hinaus beschleunigen<br />

können. „Die Gummireibung“, erläutert<br />

Huinink, „wird dabei von der Verzahnung<br />

des Reifens mit der Fahrbahnoberfläche<br />

und von den Dämpfungseigenschaften<br />

der Laufflächenmischung bestimmt“. Mit<br />

zunehmenden Kräften, die übertragen<br />

werden müssen, beginne der Reifen durchzurutschen.<br />

„Bei Schlupfwerten von 10<br />

bis 30 Prozent kann ein Reifen die größten<br />

Kräfte übertragen.“ Experten sprechen<br />

von Haftreibung. Drehen die Reifen durch,<br />

von Gleitreibung.<br />

Je höher der Kraftschluss, desto kürzer<br />

ist der Bremsweg. Das verschafft<br />

Autofahrern im normalen Straßenver-<br />

DEFORMIERTE KONTAKTFLÄCHE<br />

In Kurvenfahrten verformt sich der Reifen bis in die Aufstandsfläche. Je größer<br />

die einwirkenden Kräfte, desto größer wird auch der Gleitbereich.


kehr wichtige Sicherheitsreserven. Dabei<br />

machen sich schon geringe Qualitätsunterschiede<br />

bei Reifen bemerkbar.<br />

Schließlich entscheiden allzu häufig nur<br />

wenige Zentimeter darüber, ob es zu<br />

einem Zusammenstoß kommt oder ob<br />

der Blechschaden gerade noch einmal<br />

vermieden werden kann. „Physikalisch<br />

betrachtet geschieht ja Folgendes“, weiß<br />

Prof. Huinink, „der Reifen verformt sich<br />

unter der Belastung, die Schubspannung<br />

nimmt zu. Irgendwann dann kommt<br />

der Punkt, an dem die Schubkraft<br />

größer wird als die übertragbare Kraft“.<br />

Dann fange der Reifen an, durchzurutschen.<br />

„Das Gleiten beginnt am Ende der<br />

Aufstandsfläche. Beim ABS-geregelten<br />

Rad bleibt bei maximaler Bremskraft im<br />

vorderen Teil der Aufstandsfläche ein<br />

Haftbereich mit hohem Kraftschluss.“ Bei<br />

ungeregeltem Bremsen gehe der Reifen<br />

in den Zustand absoluten Rutschens<br />

über. Dann blockiert er einfach. „Und dabei<br />

überträgt er Kräfte nicht gerade gut.“<br />

Im Motorsport gilt: Wer den besseren<br />

T E C H N I K<br />

Reifen fährt, kann mit höheren Geschwindigkeiten<br />

auf die Kurven zusteuern oder<br />

muss – gleichauf mit der weniger gut bereiften<br />

Konkurrenz – später anbremsen<br />

und bekommt in der Kurve die Nase nach<br />

vorn. „Nicht zuletzt“, stellt Huinink klar,<br />

„steigt die Höhe der Geschwindigkeit, mit<br />

der Kurven durchfahren werden können,<br />

mit der Höhe der Kraftschlusswerte.“ Erneut<br />

gewinnt der normale Verkehrsteil-<br />

Wie gut der Reifen Bremskräfte auf die Fahrbahn überträgt, hängt von der Größe des<br />

Haftbereiches ab, der für die Übertragung zur Verfügung steht. Der Haftbereich wird<br />

um so geringer, je größer der Längsschlupf wird. (Blockierende Räder = 100 Prozent<br />

Schlupf). ABS-Systeme arbeiten in einem Bereich von zehn Prozent.<br />

nehmer dadurch wichtige Sicherheitsreserven,<br />

zumal sein Fahrzeug mit überlegenen<br />

Reifen ausgerüstet auch eine geringere<br />

Schleuderneigung besitzt. Bei Kurvenfahrten<br />

wirken enorme Fliehkräfte auf<br />

das Auto. Je höher das Fahrzeuggewicht<br />

und die gefahrene Geschwindigkeit sind,<br />

desto stärker wird das Auto nach außen<br />

gedrückt. Die Aufstandsfläche verformt<br />

sich, bis zusätzliches Einlenken keine höheren<br />

Kurvengeschwindigkeiten mehr ermöglicht.<br />

Wie beim Bremsen setzt auch<br />

unter Seitenkräften bei einer bestimmten<br />

Verformung Gleiten ein. Das Fahrzeug beginnt<br />

zu rutschen. Im Motorsport wirkt sich<br />

die höhere Kurvengeschwindigkeit im Zusammenspiel<br />

mit den bereits beschriebenen<br />

Vorteilen im Brems- und Beschleunigungsverhalten<br />

unmittelbar positiv auf die<br />

Rundenzeiten aus.<br />

Kein Wunder also, dass die Diskussion<br />

über die richtige Reifenwahl im Formel-1-<br />

Zirkus die Experten wie die Motorsportfreunde<br />

beschäftigt. Schließlich sind die<br />

von den Reifen zu übertragenden Kräfte<br />

nirgendwo größer als in der Formel 1. Beschleunigungen<br />

durch rund 900 PS und<br />

Bremsbeschleunigungen bis zum Fünffachen<br />

der Erdbeschleunigung sind an der<br />

Tagesordnung, ermöglicht durch aerodynamische<br />

Radlasterhöhung (Abtrieb).<br />

Doch die Fahrphysik lässt sich selbst in<br />

der Königsklasse des Motorsports nicht<br />

überlisten – reißt der Kraftschluss ab, sind<br />

auch Spitzenfahrer wie Michael Schuhmacher<br />

machtlos. „Meist bestimmen dann<br />

nur noch die lokalen Gegebenheiten die<br />

Schwere der Unfallfolgen“, sagt Seitz.<br />

Wenn die Leistung des Autofahrers ab<br />

einem bestimmten Augenblick aber keinerlei<br />

Einfluss mehr auf das Verhalten seines<br />

Fahrzeugs hat, verwundert es schon,<br />

dass die Sicherheitsrelevanz der Reifen<br />

noch so wenig ins Bewusstsein der End-<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 25


verbraucher gedrungen ist. „Zu diesem<br />

Aspekt ist insbesondere von den qualifizierten<br />

Vermarktern im Reifen-Fachhandel<br />

und in Autohäusern nach wie vor ganz erhebliche<br />

Aufklärungsarbeit zu leisten“, fordert<br />

Heinrich Huinink.<br />

Für die Experten aus Forschung und<br />

Entwicklung bildet das Kraftschlussverhalten<br />

aus den beschriebenen Gründen ein<br />

Schwerpunkt-Thema ihrer Arbeit. Als wichtigste<br />

Einflussgrößen gelten Art und Zustand<br />

von Reifen und Fahrbahn sowie die<br />

jeweiligen Betriebsbedingungen. Bestimmt<br />

wird das Kraftschlussverhalten im Wesentlichen<br />

von den Reibpartnern Gummi und<br />

Fahrbahnoberfläche.<br />

„Der Wert des Kraftschlusses ist also<br />

keine konstante Größe“, unterstreicht Huinink,<br />

„sondern hängt davon ab, wie gut<br />

Laufflächenmischung und Fahrbahnoberfläche<br />

zusammenwirken, wie hoch der<br />

Kontaktdruck ist, die Schlupf- oder Gleitgeschwindigkeit<br />

und nicht zuletzt die Temperatur.“<br />

Im Allgemeinen gilt: Je niedriger<br />

der Kontaktdruck und je gleichmäßiger<br />

die Druckverteilung in der Aufstandsfläche<br />

sind, desto höher sind die übertragbaren<br />

Seiten- und Umfangskräfte. Steigt<br />

die Schlupfgeschwindigkeit, nehmen die<br />

Kraftschlusswerte ab.<br />

Je nach Einsatzgebiet entwickeln Gummimischungen<br />

die besten Werte in unterschiedlichen<br />

Temperaturbereichen. Außerhalb<br />

dieser Bereiche sind die Werte deutlich<br />

schlechter. Während Winterreifen den<br />

höchsten Kraftschluss unterhalb von 10<br />

Grad Celsius bieten, tun dies Sommerreifen<br />

ab 5 Grad aufwärts.<br />

26<br />

T E C H N I K<br />

Übrigens ist auch für die Übertragung<br />

der Kräfte der korrekte Luftdruck so entscheidend<br />

wie für die Tragfähigkeit (siehe<br />

Teil 1 der Serie im <strong>ReifenMagazin</strong> 2/2003).<br />

Denn bei zu hohem oder zu niedrigem<br />

Fülldruck berührt der Reifen die Fahrbahn<br />

nicht mehr mit der gesamten Laufund<br />

Haftfläche. Zu hart aufgepumpte Reifen<br />

berühren die Fahrbahn nur mit der Mitte<br />

der Lauffläche, zu gering aufgepumpte<br />

nur mit den Schultern, weil sich die Mitte<br />

nach innen wölbt. Die Folge sind verlän-<br />

WARUM WOHL ??!<br />

Hätten Sie´s gewusst? Technische Details unter die Lupe genommen.<br />

Auch der Barum Vanis nutzt die<br />

Vorteile puzzleartig angeordneter<br />

Profilblöcke.<br />

Haftgrenze<br />

trocken<br />

Haftgrenze<br />

nass<br />

Seitenkraft<br />

Warum werden Profilblöcke<br />

puzzleartig angeordnet?<br />

die Straße kommt, verbessern sich<br />

auch die Handlingeigenschaften des<br />

Reifens.<br />

Seitenkraft<br />

Dr. Burkhard Wies<br />

Leiter Pkw-Reifenentwicklung<br />

Ersatzgeschäft<br />

Werden Profilblöcke in dieser Konstellation angeordnet, dann greifen sie während<br />

der Fahrt passgenau ineinander. Der Effekt: Sie versteifen sich gegenseitig. Dadurch<br />

kann die Gummimischung weicher ausgelegt werden, <strong>was</strong> die Bremseigenschaft<br />

verbessert. Zugleich bilden die verzahnten Puzzle-Blöcke massive Laufbänder.<br />

Weil dadurch viel Gummi auf<br />

F L<br />

Bremsen<br />

Die Kreise dokumentieren das Haftlimit der Reifen, der innere Kreis bei Nässe, der<br />

äußere bei trockener Straße. Die Längskraft (FL) addiert sich mit der Seitenkraft (FS)<br />

zur resultierenden Kraft (FR). Auf trockener Fahrbahn liegt FR im Beispiel noch innerhalb<br />

der Grenze. Auf nasser Fahrbahn hätte der Fahrer die Kontrolle bereits verloren.<br />

F R<br />

gerte Bremswege, verringerte Kurvenstabilität<br />

und reduzierte Lebensdauer durch<br />

unregelmäßigen Abrieb.<br />

Thomas Bungart<br />

Teil 1 dieser Serie steht im Internet<br />

unter www.reifenmagazin.de zum kostenlosen<br />

Download bereit. In der nächsten<br />

Ausgabe lesen Sie, welche Bedeutung<br />

dem Reifen im Fahrzeug-System<br />

schon heute zukommt und wie intelligent<br />

er künftig tatsächlich werden wird.


L A N D W I R T S C H A F T S – R E I F E N<br />

Ein Neuer für den Ernteeinsatz<br />

Der große<br />

Bodenschoner<br />

Im November präsentiert <strong>Continental</strong> die neue<br />

SVT-Linie (SuperVolumeTyre): 900/60 R 32 heißt<br />

der gewichtigste Vertreter aus der Reihe und ist<br />

der größte Landwirtschaftsreifen, den die Conti je<br />

gebaut hat.<br />

SuperVolumeTyre: So bezeichnen wir<br />

Reifen, die ein größeres Volumen als<br />

Standardreifen haben“, erklärt Thorsten<br />

Bublitz, Leiter Marketing Landwirtschaftsreifen,<br />

den Namen der neuen Landwirtschaftsreifen-Linie<br />

der <strong>Continental</strong>.<br />

In der SVT-Linie ist der 900/60 R 32<br />

der Spezialist für Erntemaschinen und<br />

Schlepper im On-land-Einsatz, dem Fahren<br />

neben der Pflugfurche. Der Clou am<br />

neuen Superreifen: „Bei der Feldfahrt ist<br />

er viel bodenschonender als herkömmliche<br />

Standardreifen“, betont Bublitz:<br />

„Durch den geringeren Bodendruck bleibt<br />

das Porenvolumen im Boden erhalten,<br />

und der Boden kann mehr Wasser aufnehmen.<br />

Das wiederum bedeutet, dass<br />

das Wachstum der Pflanzen nicht beeinträchtigt<br />

wird.“ Und <strong>was</strong> im Vorfeld über<br />

Reifentechnik geleistet wird, bleibt dem<br />

Landwirt später an Arbeit erspart. Denn<br />

an<strong>sonst</strong>en müßte er den Boden mit höherem<br />

Aufwand bearbeiten.<br />

„Erreicht wird das größere Volumen<br />

durch eine größere Reifenbreite oder einen<br />

kleineren Felgendurchmesser bei gleichem<br />

Außendurchmesser“, erläutert Ralf<br />

Krieger, Leiter der Produktentwicklung,<br />

den Grund für den bodenschonenden<br />

Effekt. „Dadurch kann der Reifen hohe<br />

Lasten bei vergleichsweise geringeren<br />

Fülldrücken tragen.“<br />

Zu den wesentlichen technischen Details<br />

des 900/60 R 32 SVT: Mit seinen<br />

325 Kilogramm Gesamtgewicht ist er der<br />

bislang größte Reifen, den die Conti je<br />

MARKTDATEN<br />

● In Deutschland gab es im Jahr<br />

2002 394.600 landwirtschaftliche<br />

Betriebe ab zwei Hektar Größe.<br />

● Schätzungsweise 1,27 Mill. Arbeitskräfte<br />

waren haupt- oder<br />

nebenberuflich in der deutschen<br />

Landwirtschaft tätig.<br />

● Insgesamt erzielte die deutsche<br />

Landwirtschaft 2002 eine Brutto-<br />

Wertschöpfung von 16,927 Mrd.<br />

Euro.<br />

gebaut hat. Seine Tragfähigkeit bei 40<br />

Stundenkilometern beläuft sich auf 7.100<br />

kg Radlast bei 2,4 bar. Bei Feldfahrten<br />

sind sogar 12.600 Kilogramm pro Rad<br />

drin – dazu allerdings muss der Fülldruck<br />

auf 3,1 bar angehoben werden.<br />

„Die Lauffläche wird direkt endlos auf<br />

den Reifenrohling extrudiert, damit er keine<br />

Angriffspunkte für mechanische Verletzungen<br />

bietet“, beschreibt Krieger die<br />

Besonderheiten des Ernteeinsatzreifens:<br />

„Deshalb verwenden wir auch nur die<br />

verschleißfestesten Mischungen. Das im<br />

Stollzwischenbereich optimierte Design<br />

unterstützt das Abgleiten von Fremdkörpern<br />

wie zum Beispiel Maisstängeln, die<br />

andernfalls den Reifen auf Dauer schädigen<br />

würden.“<br />

Der 900/60 R 32:<br />

325 Kilogramm<br />

Gesamtgewicht<br />

● Von 32 Milliarden Euro produktionsbedingter<br />

Ausgaben der<br />

deutschen Land-, Forstwirtschaft<br />

und Fischerei entfallen<br />

sieben Milliarden auf Investitionen<br />

in Bauten und Maschinen.<br />

● Der Markt für Futtererntemaschinen<br />

betrug 2001/02 ca. 23.7000<br />

Einheiten.<br />

Quellen: Agrarbericht 2002, Situationsbericht<br />

des Bauernverbandes<br />

Im Wulstbereich wird durch den Einsatz<br />

eines hexagonalen Kerns der Konflikt<br />

zwischen Montagefähigkeit einerseits<br />

und des Durchdrehens auf der Felge bei<br />

hohen Umfangsmomenten anderseits vermieden.<br />

Wie jeder Pkw-Reifen ist der 900/60 R<br />

32 SVT rundvermessen und mit Matchpunkten<br />

versehen, damit er gezielt auf<br />

eine ebenfalls gemessene Felge montiert<br />

werden kann. „So kann er“, weiß Krieger,<br />

„sehr komfortabel an 50 Kilometer<br />

pro Stunde schnellen Schleppern eingesetzt<br />

werden.“<br />

Vorgestellt wird die komplette SVT-Linie<br />

zum ersten Mal auf der Agritechnica<br />

vom 11.-15. November in Hannover.<br />

Jörg Bürmann<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 27


28<br />

S I C H E R H E I T<br />

Neurobiologe im Dienste der Verkehrssicherheit<br />

Hirnforschung hilft<br />

Reaktionsweg zu verkürze<br />

Der renommierte Hirnforscher Prof. Dr. Manfred Spitzer<br />

hat die Hirnaktivität von Autofahrern gemessen und Erstaunliches<br />

herausgefunden: Die Fahrzeuglenker verfügen<br />

noch über freie geistige Kapazitäten, um sich während des<br />

Fahrens durch unterschwellige Informationsaufnahme auf<br />

eventuelle Gefahren vorzubereiten.<br />

Eines muss man ganz klar feststellen“,<br />

sagt Professor Dr. Manfred<br />

Spitzer, Ärztlicher Direktor der Psychiatrischen<br />

Universitätsklinik Ulm, „das<br />

Schlechteste am guten Mittelklassewagen<br />

ist heute der Fahrer.“ Behaupten kann<br />

das jeder, aber Manfred Spitzer kann dies<br />

auch belegen. Denn der Neurobiologe und<br />

Psychiater hat Autofahrern über mehrere<br />

Jahre ins Gehirn geschaut. Und – Spitzer<br />

kann sogar et<strong>was</strong> gegen die Schwachstelle<br />

Mensch tun. „Man muss das Mensch-<br />

Maschine-Interface verbessern.“ Will heißen:<br />

Die Kommunikation zwischen Fahrer<br />

und Fahrzeug optimieren.<br />

Da sich am Menschen jedoch nicht viel<br />

rumschrauben lässt, gilt es, den Wagen<br />

so auszurüsten, dass er den Fahrer unterstützt.<br />

Und dies, so Manfred Spitzer,<br />

„gelingt umso besser, je mehr wir über den<br />

Menschen wissen, während er Auto fährt.<br />

Genau daran arbeiten wir.“ Dazu wurde<br />

ein Magnet-Resonanz-Tomograph so umgerüstet,<br />

dass der Mensch, der in der<br />

Röhre steckt, einen Fahrsimulator bedienen<br />

kann. Während er dies tut, werden<br />

Bilder von seinem Gehirn gemacht, die<br />

mittels Kontrastflüssigkeit zeigen, welche<br />

Bereiche des Gehirns beim Fahren besonders<br />

aktiviert sind.<br />

Die Methode, dem Fahrer ins Gehirn zu<br />

schauen, ist neu, bisher wurde die Verkehrsforschung<br />

hauptsächlich von der Verhaltensforschung<br />

bestimmt. Dabei legen<br />

die Wissenschaftler – gelegenlich gespeist<br />

aus persönlichem Empfinden – ihren Untersuchungen<br />

bestimmte Annahmen zugrunde:<br />

Welche Umstände einen Fahrer<br />

irritieren oder welche ihm ein Mehr an Sicherheit<br />

bringen. Manchmal fördern sie<br />

mit dieser Methode unerwartete Ergebnisse<br />

zu Tage.<br />

So wurden in einem entlegenen Teil<br />

Norwegens kurvige Landstraßen mit Katzenaugen<br />

bestückt, weil die Verkehrsforscher<br />

annahmen, mehr Sicht müsse auch<br />

gleichzeitig mehr Sicherheit bedeuten.<br />

Anschließend wurde die Unfallhäufigkeit<br />

auf diesen Straßen mit der Unfallhäufigkeit<br />

auf dunklen Straßen ohne reflektierende<br />

Katzenaugen verglichen. Und siehe<br />

da, auf den besser beleuchteten Straßen<br />

passierten deutlich mehr Unfälle. Für Man-<br />

Trügerische Sicherheit: Weil der Fahrer<br />

zwar die Hände, nicht aber den Kopf frei<br />

hat, erhöht eine Freisprechanlage das<br />

Gefährdungspotenzial des Telefonierens<br />

während der Fahrt.<br />

Der Blick ins Großhirn zeigt: Der Fahrer<br />

konzentriert sich aufs Wesentliche, das<br />

Lenken des Pkw. Die Beifahrerin nimmt<br />

dagegen verschiedene äußere Reize auf.<br />

fred Spitzer in Nachhinein ein ganz klarer<br />

Fall: „Subjektiv erlebte Übersichtlichkeit<br />

suggeriert Sicherheit und eröffnet die<br />

Möglichkeit zu schnellerem Fahren – mit<br />

allen Konsequenzen.“<br />

Aus dem gleichen Grund hält Professor<br />

Spitzer übrigens die Freisprechanlagen<br />

im Auto für fast noch gefährlicher als<br />

das Telefonieren mit dem Handy während<br />

der Fahrt. Auch hier werde Sicherheit suggeriert,<br />

die es in Wirklichkeit nicht gibt.<br />

„Im Gegenteil“, so Spitzer, „wer ein Mobiltelefon<br />

in der Hand hält, der weiß, dass er<br />

nur eine Hand am Lenkrad hat, also durch<br />

das Telefonieren gehandy-capt ist. Er wird<br />

seine Fahrweise entsprechend anpassen.<br />

Nicht jedoch der, der zwar die Hände,<br />

nicht aber den Kopf frei hat.“ Allerdings,<br />

ob mit oder ohne Freisprechanlage, Te-


n<br />

lefonieren beim Fahren irritiert generell<br />

und ist somit immer ein Risikofaktor. Der<br />

Grund: „Die Aktivität der Teile des Gehirns,<br />

die für die visuelle Wahrnehmung<br />

zuständig sind, können durch gleichzeitiges<br />

Denken und Sprechen beeinträchtigt<br />

werden.“<br />

Das wurde zwar schon immer vermutet,<br />

jetzt ist es wissenschaftlich erwiesen.<br />

Andere Ergebnisse von Spitzers Untersuchungen<br />

sind aber durchaus überraschend.<br />

Oder, wie er es wissenschaftlich<br />

ausdrückt: „Kontraintuitiv.“ So ist auf den<br />

Tomographie-Bildern klar zu sehen, dass<br />

der Fahrzeuglenker während des Fahrens<br />

nur einen sehr geringen Teil des Großhirns<br />

intensiv benutzt. Das seien, so Spitzer,<br />

„vor allem Gehirnareale, die mit der Motorik<br />

zu tun haben. Und natürlich Areale,<br />

die bei der Planung von motorischen Aktionen<br />

wichtig sind.“ Das heißt, beim Autofahren<br />

werden mit höchster Konzentration<br />

Muskeln bewegt und Bewegungsab-<br />

S I C H E R H E I T<br />

läufe koordiniert. Ganz anderes beim Beifahrer,<br />

dessen Hirn ebenfalls durchleuchtet<br />

wurde. Bei ihm sind während der Fahrt<br />

wesentlich mehr Teile des Gehirns aktiv.<br />

Vor allem der visuelle Bereich ist hochstimuliert.<br />

Im motorischen Bereich tut sich<br />

dagegen beim Beifahrer fast nichts.<br />

Was für Schlüsse lassen sich aus diesen<br />

Erkenntnissen ziehen? Sicher nicht,<br />

dass Autofahren geistlose Muskelsache<br />

ist und Beifahren dagegen eine geistige<br />

Höchstleistung darstellt. Gehirnaktivität in<br />

vielen Bereichen bedeutet nicht notwendigerweise<br />

hohe geistige Leistung, während<br />

eine hohe Gehirnaktivität in einem<br />

kleinen Bereich aber durchaus höchste<br />

geistige Konzentration bedeutet. Auch<br />

wenn der Laie annimmt, ein in mehreren<br />

Bereichen aktives Gehirn wäre der Fahrsicherheit<br />

förderlicher. Mitnichten. Denn:<br />

„Wenn viele Regionen zugleich aktiv<br />

sind, bedeutet dies eine unökonomische<br />

Verteilung der Ressourcen. Unser Gehirn<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Neurobiologe an<br />

der Uni-Klinik Ulm<br />

Prof. Dr. Dr.<br />

Manfred<br />

Spitzer<br />

Jahrgang 1958, studierte Medizin,<br />

Psychologie und Philosophie in<br />

Freiburg. Promotion in Medizin und<br />

Philosophie, Diplom in Psychologie.<br />

1983 bis 1988 Weiterbildung zum<br />

Facharzt für Psychiatrie und<br />

Habilitation in diesem Fach.<br />

1989 Visiting Associate Professor<br />

für Psychologie an der Harvard<br />

Universität, USA.<br />

Von 1990 bis 1997 Oberarzt an<br />

der psychiatrischen Universitätsklinik<br />

in Heidelberg.<br />

1992 Visiting Scientist an der<br />

Universität of Oregon und<br />

1994 Visiting Full Professor für<br />

klinische Psychologie an der<br />

Harvard Universität.<br />

Seit 1997 Professor für Psychiatrie<br />

an der Universität Ulm.<br />

Seit 1998 Ärztlicher Direktor der<br />

Psychiatrischen Universitätsklinik<br />

Ulm.<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 29


aber geht sparsam mit seinen Kapazitäten<br />

um. Das hat die Forschung der letzten<br />

15 Jahre sehr klar gezeigt. Es verschwendet<br />

eben nicht, sondern setzt immer nur<br />

die Ressource ein, die es für die Aufgabe,<br />

die gerade ansteht, braucht.“ Wenn<br />

man nur ein bisschen nachdenkt, leuchtet<br />

das schon ein, findet Professor Spitzer:<br />

„Ist doch klar. Der Beifahrer guckt rum,<br />

quatscht und macht alles Mögliche. Der<br />

Fahrer konzentriert sich aufs Autofahren.“<br />

Und Professor Spitzer zieht daraus<br />

noch weit reichendere Schlüsse: „Bislang<br />

ging man davon aus, das Autofahren stelle<br />

so eine Art Informations-Bottleneck,<br />

also Flaschenhals, dar und man den Fahrer<br />

um Gottes Willen von allem anderen<br />

entlasten müsse. Nun ist aber der Fahrer<br />

offensichtlich von selbst schon in der Lage,<br />

sich sehr zu fokussieren. Damit stellt<br />

30<br />

S I C H E R H E I T<br />

sich die Frage, ob ihn alles belastet, <strong>was</strong><br />

er zusätzlich zum Autofahren verarbeiten<br />

muss. Das kann so sein, muss aber nicht.“<br />

Das soll natürlich kein Freibrief sein für<br />

extravagante Tätigkeiten während der<br />

Fahrt. „Aber nicht alles, <strong>was</strong> der Mensch<br />

zusätzlich zum Autofahren tut, bedeutet<br />

grundsätzlich ein Sicherheitsrisiko. Also<br />

gilt es zu untersuchen, <strong>was</strong> der Autofahrer<br />

beim Fahren ohne Gefährdung aufnehmen<br />

kann und<br />

<strong>was</strong> nicht.“<br />

Gesagt, getan. Außerdem<br />

war der auf<br />

Lernprozesse spezialisierte<br />

Hirnforscher<br />

Spitzer schlicht neugierig<br />

darauf, ob ein<br />

Autofahrer in Aktion<br />

noch lernfähig ist.<br />

» Beim Autofahren ist nur<br />

«<br />

ein kleiner Teil des Ge-<br />

hirns aktiviert. Der Fah-<br />

rer hat noch Kapazitäten<br />

fürs Lernen frei<br />

Während einer realistischen Fahrsituation<br />

werden EEG-Signale<br />

(Elektroenzephalogramm) aufgezeichnet.<br />

Sie ergänzen die im<br />

Magnet-Resonanz-Tomographen<br />

gewonnenen Ergebnisse (links):<br />

Die Scanner-Aufnahmen zeigen<br />

die Großhirn-Aktivitäten des Autofahrers<br />

während einer Ruhephase<br />

(A) und beim Fahren (B). Beim<br />

Beifahrer sind dagegen sowohl in<br />

der Ruhephase (C) als auch während<br />

des Mitfahrens (D) deutlich<br />

mehr Gehirnareale aktiviert.<br />

Dass der Fahrer laut singen oder Grimassen<br />

schneiden kann, ohne eine Gefahr<br />

für andere Verkehrsteilnehmer darzustellen,<br />

ist ohne weiteres nachvollziehbar.<br />

Aber lernen hört sich eher nach gefährlicher<br />

Ablenkung an. „Keineswegs“, widerspricht<br />

der Professor: „Unsere bisherigen<br />

Forschungen im Simulator zeigen, dass<br />

der Mensch beim Autofahren tatsächlich<br />

noch lernen kann.“ Und dies, ohne sich<br />

und andere zu gefährden.<br />

Im Gegenteil: Die-<br />

ses Lernen bringe ein<br />

Plus an Sicherheit.<br />

Wobei mit dem Lernen<br />

am Steuer natürlich<br />

nicht das Lösen<br />

komplizierter Dreisatzgleichungen<br />

gemeint<br />

ist. Während der Fahrt<br />

lernt der Fahrer am<br />

besten durch, so Spitzer,<br />

„subliminale Stimulation“. Damit sind<br />

Reize oder Informationen gemeint, die unterhalb<br />

der Bewusstseinsschwelle liegen,<br />

aber gleichwohl vom Gehirn aufgenommen<br />

werden. Dieser Bereich der subliminalen<br />

Stimulation hat den Hirnforscher<br />

Spitzer schon früher beschäftigt. Ausgangspunkt<br />

für seinen Denkansatz waren<br />

Versuche, die in den 50er Jahren in<br />

den USA für Furore sorgten und sogar als<br />

Alibiversuch Eingang fanden in eine Folge<br />

des Knautschdetektivs Columbo. Mit<br />

Werbebildern, die für den Bruchteil einer<br />

Sekunde in einem Film gezeigt wurden<br />

und damit unter der optischen Wahrnehmungsschwelle<br />

lagen, sollten Kinobesucher<br />

dazu veranlasst werden, nach dem<br />

Film die kurz eingeblendeten Produkte zu<br />

kaufen. Beim Fall, den Inspektor Colombo<br />

zu lösen hatte, haben die Bilder das Opfer<br />

dazu gebracht, Durst zu empfinden,<br />

den es mit einem vergifteten Drink löschte.<br />

„Alles Quatsch“, räumte Spitzer in eigenen<br />

Versuchsreihen mit dem Märchen<br />

von der manipulierenden Macht der Bilder<br />

auf. Das Hirn nehme die unter der Wahrnehmungsschwelle<br />

vorbeiflimmernden Bilder-Botschaften<br />

zwar auf, aber nicht über<br />

die Dauer eines Films. „Die Effekte wirken<br />

höchstens eine halbe Sekunde, das<br />

konnten wir zeigen. Nach einer halben<br />

Sekunde ist diese unbemerkt eingeblendete<br />

Information vergessen, ist komplett<br />

weg. Das heißt, diese Methode ist völlig<br />

ungeeignet, um Menschen in ihren Ent-


Professor Spitzer ist sich bewusst,<br />

dass die „Beeinflussung des Fahrverhaltens<br />

durch subliminale Stimulation<br />

des Fahrers“ noch Zukunftsmusik ist.<br />

„Unsere Erkenntnisse werden wahrscheinlich<br />

erst in Fahrzeugen der übernächsten<br />

Generation wirksam. Aber<br />

es gibt durchaus andere neurowissenschaftliche<br />

Forschungsergebnisse, die<br />

dem Autofahrer bereits heute zur Verfügung<br />

stehen.“<br />

Manfred Spitzer nennt ein Beispiel:<br />

„Die Neurobiologie hat herausgefunden,<br />

dass unser Sehsystem einen eingebauten<br />

Fehler hat. Sobald die Kontraste<br />

abnehmen, nehmen wir Bewegungen<br />

nicht mehr so dynamisch wahr.<br />

Wer beispielsweise im Nebel fährt, der<br />

empfindet die eigene Geschwindigkeit<br />

scheidungen langfristig zu beeinflussen.“<br />

„Aber Moment mal“, dachte sich Professor<br />

Spitzer, „wenn diese Methode zwar<br />

nicht langfristig wirkt, so zeigt sie doch<br />

innerhalb der halben Sekunde, für die das<br />

Gehirn die Information speichern kann,<br />

durchaus Wirkung“. Beim Autofahren zum<br />

Beispiel, wo innerhalb eines Bruchteils<br />

einer Sekunde unvermutet Ereignisse eintreten<br />

können, die über Leben und Tod<br />

entscheiden. „Man kann die subliminale<br />

Stimulation dazu nutzen, dem Autofahrer<br />

Informationen darzubieten, die für ihn<br />

in der nächsten halben Sekunde vielleicht<br />

von Relevanz sind.“ Stoppschilder<br />

S I C H E R H E I T<br />

Optische Täuschung<br />

Ursache für Nebelunfälle<br />

Bei Nebel verliert der<br />

Mensch das Gefühl für<br />

die Geschwindigkeit. Er<br />

fährt schneller, als er<br />

denkt.<br />

geringer als sie tatsächlich ist. Das<br />

wurde experimentell nachgewiesen.“<br />

Diejenigen Autofahrer, die bei Nebel<br />

Massenkarambolagen verursachen,<br />

müssen also nicht gewissenlose<br />

Raser, sondern können Opfer einer<br />

optischen Täuschung sein, widerspricht<br />

der Neurobiologe einem weit<br />

verbreiteten Vorurteil. „Wenn nun<br />

aber der Autofahrer weiß, dass er bei<br />

Nebel oder im Dunst das Gefühl für<br />

die Geschwindigkeit verliert, dann<br />

wird er zwischendurch immer mal<br />

wieder einen Blick auf den Tacho<br />

werfen und erkennen, ‘Hoppla, du<br />

fährst ja doch schneller als du<br />

glaubst‘.“ Und dieses Wissen, davon<br />

ist Spitzer überzeugt, könne dazu beitragen,<br />

Nebelunfälle zu vermeiden.”<br />

zum Beispiel, die weiter<br />

vorne auf der Straße auftauchen,<br />

oder spielende<br />

Kinder am Straßenrand.<br />

Ingenieure vom DaimlerChryslerForschungszentrum<br />

in Ulm, mit denen<br />

Spitzer eng zusammenarbeitet,<br />

stiegen begeistert<br />

auf diese Idee ein. Dazu bauten<br />

sie in Testwagen eine Videokamera ein<br />

und schraubten einen Bildschirm auf das<br />

Armaturenbrett. Die Kamera nimmt Bilder<br />

von der Fahrstrecke auf, die der Fahrer<br />

möglicherweise noch nicht sieht, weil er<br />

die nähere Umgebung im Auge hat. Diese<br />

Bilder werden auf dem Display eingeblendet:<br />

das Stoppschild in hundert Metern<br />

Entfernung oder die spielenden Kinder<br />

auf der rechten Seite, die er demnächst<br />

erreichen wird. Der Fahrer sieht<br />

beide zwar noch nicht bewusst, nimmt<br />

sie aber über den Bildschirm unterschwellig<br />

schon wahr. Und die Methode hat Erfolg:<br />

„Wir dokumentierten, dass die verkehrsrelevanten<br />

Informationen, die dem<br />

Fahrer ganz kurz auf dem Bildschirm angeboten<br />

werden, einen günstigen Effekt<br />

auf die nachfolgende Informationsverarbeitung<br />

haben. Durch die Hinweise, die er<br />

erst unbewusst und eine halbe Sekunde<br />

später bewusst wahrnimmt, wird er auf<br />

mögliche Gefahrensituationen vorbereitet<br />

und kann schneller reagieren. Das<br />

macht – in Millisekunden messbare – Zeiten<br />

aus, die er schneller auf die Bremse<br />

tritt. Da sind wenige Millisekunden lebensentscheidend.“<br />

Wie entscheidend, hat Professor Spitzer<br />

schon mal ausgerechnet. „Hätte man<br />

die letzte halbe Sekunde besser im Griff,<br />

ließen sich 90 Prozent aller Unfälle vermeiden.“<br />

Durch die Bündelung neuester<br />

Reifen-, Fahrwerk- und Bremsentechnologie<br />

gelang es den Ingenieuren der<br />

<strong>Continental</strong> AG, den Bremsweg für ein<br />

Fahrzeug der Kompaktklasse auf 30 Meter<br />

zu verkürzen. Jetzt ist es auch möglich,<br />

den Reaktionsweg zu verringern. Denn<br />

bei der von Prof. Spitzer entwickelten Methode<br />

zur „Beeinflussung des Fahrverhaltens<br />

durch subliminale Stimulation des<br />

Fahrers“, auf die er mittlerweile gemeinsam<br />

mit DaimlerChrysler ein Patent besitzt,<br />

konnte schnelleres<br />

Bremsverhalten<br />

von bis zu 50 Milli-<br />

» Die Unterbewusste Be-<br />

«<br />

einflussung des Fahr-<br />

sekunden gemessen<br />

werden. „Das erscheint<br />

zunächst nicht viel, ist<br />

jedoch ein Zehntel<br />

der halben Sekunde,<br />

und entspricht daher<br />

sozusagen neun Prozent<br />

aller Unfälle. Das<br />

intelligente, sich auf<br />

den Fahrer einstellende und diesen ohne<br />

Ablenkung informierende Auto könnte so<br />

in der Zukunft einen deutlichen Beitrag zur<br />

Reduktion der jährlich 5.000 Verkehrstoten<br />

leisten.“<br />

Erla Bartmann<br />

verhaltens hilft neun<br />

Prozent der Unfälle<br />

zu vermeiden<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 31


CONTI-WANDKALENDER 2004<br />

Idealer Werbeträger<br />

32<br />

P R I S M A<br />

Faszination Farbe. So lautet das Motto des neuen Kalenders von <strong>Continental</strong><br />

für das Jahr 2004. Mit eindrucksvollen Bildern empfiehlt er sich Händlern<br />

als optimaler Werbeträger.<br />

Die Bilder halten, <strong>was</strong> der Titel verspricht.<br />

Mohnblumen, die knallrot aus<br />

einem noch grünen Kornfeld heraus<br />

leuchten, ein farbenprächtiger Tukan und<br />

fröhlich bemalte Tipis in Mexiko – jeder<br />

Monat hält eine neue bunte Überraschung<br />

bereit.<br />

Der Conti Wandkalender bietet die hervorragende<br />

Möglichkeit, über das ganze<br />

Jahr bei Kunden präsent zu sein. Zumal<br />

die Kopfleiste des Kalenders mit dem Firmeneindruck<br />

des Händlers kostengüns-<br />

Das Team Telekom vertraut auf die<br />

Top-Qualität von <strong>Continental</strong>.<br />

Die großen Straßenrennen der Radprofis<br />

ziehen Millionen von Zuschauern<br />

in ihren Bann. Von Menschen und Material<br />

werden dabei Höchstleistungen gefordert.<br />

Für die Spitzen-Teams Telekom,<br />

Credit Agricole und Phonak hat <strong>Continental</strong><br />

Rennreifen entwickelt, die den schwierigen<br />

Witterungsbedingungen der Frühjahrsrennen<br />

genauso trotzen wie der großen<br />

Hitze oder den schier endlosen An-<br />

RALLYCROSS<br />

Rolf Volland auf Erfolgskurs<br />

Langweilig ist sie mit Sicherheit<br />

nicht, die Rallycross-Saison 2003.<br />

Rolf Volland war erstmals seit 1998<br />

wieder ein Jäger.<br />

Titelverteidiger Rolf Volland musste bei<br />

den ersten vier Rennen so hart um die<br />

Führung kämpfen wie noch nie. Nach<br />

einem Sieg im ersten Rennen auf den<br />

Estering bei Buxtehude, musste er sich<br />

im zweiten Rennen dem Dänen Peter<br />

Hansen geschlagen geben. Nach einem<br />

tig individuell gestaltet werden kann. Bestellungen<br />

werden noch den ganzen Sommer<br />

über angenommen. Auch im Internet<br />

unter www.continental.te-neues.com.<br />

Dort wird man nach Eingabe des<br />

Kennworts „Farbe“ auf die Bestellseiten<br />

weitergeleitet, auf denen auch eine Preistabelle<br />

zu finden ist. Oder telefonisch unter<br />

02152/143255 bei Claudia Wamers.<br />

Die Auslieferung erfolgt im September<br />

und Oktober in der Reihenfolge der eingegangenen<br />

Bestellungen.<br />

RADSPORT<br />

Profis vertrauen<br />

auf Conti<br />

klaren Erfolg beim dritten Rennen in<br />

Gründau konnte sich Volland beim<br />

vierten Rennen auf dem Estering<br />

mit einem schlitzohrigen taktischen<br />

Manöver trotzt technischem<br />

Defekts die Gesamtführung<br />

vor Hansen erhalten.<br />

Die letzten zwei Läufe<br />

der Meisterschaft werden am<br />

24.8. auf dem Estering und am<br />

5.10. „Am Matschenberg" in Weigsdorf-Köblitz<br />

ausgetragen.<br />

Die Bilder des Conti-Kalenders halten,<br />

<strong>was</strong> das Motto verspricht. Jeden<br />

Monat wartet eine neue farbenfrohe<br />

Überraschung auf den Betrachter.<br />

Conti hält für<br />

jede Disziplin<br />

die richtigen<br />

Reifen bereit.<br />

stiegen, die die Tour de France in den 100<br />

Jahren ihres Bestehens zum Mythos werden<br />

ließen. Im Werk Korbach der <strong>Continental</strong><br />

werden Fahrradreifen für die verschiedensten<br />

Disziplinen hergestellt: Für<br />

das Zeitfahren und für Straßenrennen,<br />

aber auch Saalsportreifen für Radball und<br />

Bahnrennen.<br />

Noch nie musste Rolf Volland<br />

so hart um die Führung kämpfen<br />

wie in diesem Jahr.


Prof. Manfred Bandmann, Präsident DVR, Iris Gleicke, Staatssekretärin beim Bundesverkehrsminister,<br />

und Peter Seher, BRV-Präsident (v.l.) werben auf dem Contidrom für den ReifenCheck.<br />

Die Zahl der Prüfstellen ist weiter gestiegen, die Bereitschaft der<br />

Autofahrer, den Reifen-Sicherheitsmonat anzunehmen, ebenfalls:<br />

Die Organisatoren sind mit dem Verlauf der Aktion hochzufrieden.<br />

Sie sind jung, hübsch und charmant<br />

und obendrein fachkundig:<br />

Wen Vanessa Ohst und Vera Austermann<br />

auf Reifen ansprechen – sie stoßen<br />

auf bereitwillige Gesprächspartner.<br />

„Wann haben Sie zum letzten Mal Ihren<br />

Luftdruck kontrolliert?“ – Achselzucken.<br />

„Und die Profiltiefe?“ – Betretenes Schweigen.<br />

„Dürfen wir das einmal für Sie übernehmen?“<br />

– Wer kann diesem Angebot<br />

jetzt widerstehen? Jedenfalls nicht Heiko<br />

Schwing, der seinen gelben VW-Golf an<br />

diesem sonnigen Freitag auf dem Parkplatz<br />

von Marktkauf im niedersächsischen<br />

Einbeck abgestellt hat. Und schon beginnt<br />

der ReifenCheck 2003 auch für<br />

ihn. Die Prozedur dauert fünf Minuten. Hinterher<br />

ist er erleichtert, denn Mängel<br />

M A R K E T I N G<br />

ReifenCheck 2003<br />

Kontakt entscheidet<br />

werden keine festgestellt. Aber er verspricht,<br />

seinen Reifen künftig mehr Beachtung<br />

zu schenken, die überreichte Broschüre<br />

gewissenhaft zu lesen und den<br />

umfangreichen ReifenCheck auf der Montagebühne<br />

wahrzunehmen.<br />

Ortswechsel: Immer noch auf dem Parkplatz<br />

aber in unmittelbarer Nähe zum Eingang<br />

marschiert ein älterer Herr geradewegs<br />

auf den Pavillon zu, den Conti gemeinsam<br />

mit Reifen Müller in strategisch<br />

günstiger Position aufgebaut hat. Vor dem<br />

Glücksrad bleibt er stehen: „Gibt’s hier<br />

<strong>was</strong> zu gewinnen?“ Klar, zum Beispiel<br />

einen Profiltiefenmesser mit ReifenCheck-<br />

Logo. „Was ist denn der ReifenCheck?“<br />

Bettina Wurst, Reifen Müller, und Martin<br />

Schwerdfeger, Conti, geben bereitwillig<br />

Aufwändige Versuche<br />

sensibilisierten Journalisten.<br />

Sichtprüfungen geben<br />

erste Anhaltspunkte.<br />

Die Profiltiefenmessung muss<br />

nicht in der Werkstatt erfolgen.<br />

Auskunft. Zum Abschied überreichen sie<br />

den eigens für diese Aktion gedruckten<br />

Flyer. Darin wirbt Reifen Müller für den kostenlosen<br />

ReifenCheck, einen umfassenden<br />

UrlaubsCheck zum Sparpreis und die<br />

Auftaktpressekonferenz auf dem Contidrom<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 33


3 FRAGEN AN...<br />

Iris Gleicke<br />

Parlamentarische Staatssekretärin<br />

beim Bundesminister für Verkehr<br />

Warum engagieren Sie sich für den<br />

ReifenCheck?<br />

Sicher durch den Straßenverkehr kommt<br />

man nur auf sicheren Reifen! Daher ist die<br />

Aktion ReifenCheck wichtig und wurde von<br />

meinem Ministerium auch finanziell gefördert.<br />

Die Zahl der Prüfungen in diesem Jahr<br />

zeigt, wie groß das Interesse der Autofahrer<br />

an diesem kostenlosen Angebot ist.<br />

Sicherheit fällt nicht vom Himmel, man muss<br />

selbst et<strong>was</strong> dafür tun: zum Beispiel den<br />

ReifenCheck nutzen! Für mehr Sicherheit<br />

auf unseren Straßen!<br />

Sollten die Autofahrer nicht mehr auf<br />

Ihre Reifen achten?<br />

Wer sorgfältig und schonend mit den Reifen<br />

umgeht, tut nicht nur et<strong>was</strong> für die eigene<br />

Sicherheit, sondern kann auch eine<br />

Menge Geld sparen. Deshalb ist es für<br />

mich eine Selbstverständlichkeit, spätestens<br />

bei jedem Tanken einen Blick auf<br />

Reifen und Felgen zu werfen, wenn ich mit<br />

meinem privaten Auto unterwegs bin.<br />

Allein schon deshalb, weil sich ja schnell<br />

mal ein Stein im Profil festsetzt. Eins von<br />

diesen praktischen kleinen Messgeräten<br />

liegt immer im Handschuhfach. Und ich<br />

passe natürlich gut auf, wenn ich beim<br />

Parken auf die Bordsteinkante fahre. Im<br />

Übrigen: Wer „Kavalierstarts“ und Vollbremsungen<br />

vermeidet, schont nicht nur<br />

die Nerven seiner Mitmenschen, sondern<br />

auch den eigenen Geldbeutel!<br />

Und wie steht es um Ihre Reifen?<br />

Beim letzten Besuch in meiner Werkstatt<br />

war alles bestens. Die kontrollieren bei<br />

jeder Inspektion und zuletzt im Frühjahr,<br />

als die Winter- gegen die Sommerreifen<br />

ausgewechselt worden sind.<br />

(Die Fragen stellte Jörg Bürmann)<br />

34<br />

Brandmanager<br />

<strong>Continental</strong> D/A/CH<br />

und Teamleiter<br />

Markenmanagement<br />

M A R K E T I N G<br />

Online-Felgenberatung. Der Senior ist neugierig<br />

geworden und will nun vor der Urlaubsreise<br />

„ganz bestimmt noch vorbeischauen<br />

– sicher ist sicher“.<br />

Szenen wie diese sind typisch für die<br />

Parkplatzaktion. Sie zeigen, wie bereitwillig<br />

sich Autofahrer im persönlichen Gespräch<br />

von der Bedeutung<br />

ihrer Reifen<br />

für die Fahrzeugsicherheit<br />

überzeugen lassen.<br />

Hunderte solcher<br />

Gespräche führen die<br />

Mitarbeiter von Reifen<br />

Müller an zwei aufeinander<br />

folgenden Juni-<br />

Tagen.<br />

Rund 2.000 Flyer<br />

werden verteilt, 200 Fahrzeuge kontrolliert.<br />

Schon wenige Tage zuvor verzeichnete<br />

Reifen Liehr in Osterode/Harz mit<br />

einer ähnlichen Aktion, bei der zusätzlich<br />

Gutscheine für Komfortgas-Füllungen verteilt<br />

wurden, eine sensationelle Rücklaufquote<br />

von 30 Prozent in nur zwei Tagen.<br />

Die Erfahrungen beider Unternehmen<br />

decken sich mit denen zahlreicher anderer<br />

ReifenCheck-Teilnehmer und beweisen<br />

erneut, dass vor allem jene von der<br />

Sicherheitsaktion profitieren, die sich mit<br />

eigenen Vor-Ort-Aktivitäten engagieren<br />

oder den ReifenCheck in ein erweitertes<br />

Service-Angebot (Reifen Liehr: Stoßdämpfertest<br />

) integrieren.<br />

„Auch der Einsatz unserer Außendienst-<br />

Mitarbeiter als Marketingberater für den<br />

Handel hat sich ausgezahlt“, freut sich<br />

Oliver Held, Projektleiter auf Seiten der<br />

<strong>Continental</strong>. Er könne sich an kaum eine<br />

zweite Marketing-Aktion erinnern, die flächendeckend<br />

ähnlich kreativ und engagiert<br />

im Zusammenspiel von Außendienst<br />

und Handel sowie einigen Autohäusern<br />

umgesetzt worden sei.<br />

Es ist kein Wunder, dass Hans-Jürgen<br />

Drechsler, stellvertretender Geschäftsführer<br />

des Bundesverbandes Reifenhandel<br />

und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV),<br />

Bonn, den Einsatz der Conti als einen der<br />

wesentlichen Erfolgsfaktoren herausstellt.<br />

Die Mehrheit der involvierten Unterneh-<br />

»Das festhalten am<br />

ReifenCheck beginnt<br />

sich in diesem jahr<br />

auszuzahlen«<br />

Hans-Jürgen Drechsler<br />

BRV<br />

men zeige sich auch mit der regionalen<br />

Wirkung sehr zufrieden. „Das beweist, dass<br />

sich unser Festhalten am ReifenCheck<br />

langsam aber sicher auszuzahlen beginnt.<br />

Die Ergebnisse machen Mut für die Zukunft.“<br />

Zunehmend setze sich auch die<br />

Erkenntnis durch, dass nicht kurzfristiger<br />

Umsatzzuwachs oberstes Ziel sei, sondern<br />

die Sensibilisierung der Autofahrer<br />

für das Produkt und Demonstration von<br />

Servicekompetenz vor Ort. „Der unternehmerische<br />

Erfolg kommt später von<br />

ganz allein.“<br />

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat e.V.<br />

(DVR), Bonn, teilt die positive Beurteilung<br />

des BRV. „Allerdings“, so Werner Sauerhöfer,<br />

„lässt sich daraus noch nicht ableiten,<br />

dass die Zahl der Prüfungen im Vergleich<br />

zum Vorjahr insgesamt deutlich<br />

gestiegen ist.“ Schließlich hätten sich die<br />

Prüforganisationen TÜV und Dekra in diesem<br />

Jahr nicht beteiligt. Die Auswertung<br />

sei noch nicht abgeschlossen. „Subjektiv<br />

habe ich aber den Eindruck gewonnen,<br />

dass Angebot und Nachfrage erheblich<br />

zugenommen haben.“<br />

Parkplatz-Aktion in Einbeck: Martin Schwerdfeger, Conti, mit Andreas Brehm und<br />

Bettina Wurst, Reifen Müller, sowie Vanessa Ohst und Vera Austermann.


Truck-Sommer in der Schweiz<br />

Brummis, Shows<br />

und Informationen<br />

Weit über 20.000 Besucher strömten zu den Truck Festivals in<br />

Alpnach und Interlaken. Mit dabei war <strong>Continental</strong> Suisse SA.<br />

Gleich zwei bedeutende Trucker-<br />

Festivals weckten in der Schweiz<br />

das Interesse zehntausender Eidgenossen.<br />

Den Anfang bildete am 30.<br />

Mai und 01.Juni das jährlich stattfindende<br />

Family-Truck-Festival in Alpnach. Bei<br />

strahlendem Sommerwetter fanden über<br />

20.000 Besucher den Weg zum Veranstaltungsgelände.<br />

Als einer der Sponsoren<br />

präsentierte sich <strong>Continental</strong> Suisse SA<br />

auf einem gemeinsamen Stand mit der<br />

Firma Geser-Fahrzeugbau, einem der<br />

größten Produzenten von Fahrzeugaufbauten<br />

der Schweiz. Der Gemeinschaftsstand<br />

bildete zugleich den zentralen<br />

Punkt der Veranstaltung. Bundesrat<br />

Moritz Leuenberger, zuständig für Verkehr,<br />

hielt die Eröffnungsansprache. Darin<br />

lobte er Festival und Organisatoren: „Der<br />

Besuch dieses Festes lohnt sich. Das<br />

unterhaltsame Familienprogramm und<br />

die große Fahrzeugschau bieten jedem<br />

Gast et<strong>was</strong>“. Während des gesamten<br />

Festivals lief auf der Bühne ein abwechslungsreiches<br />

Programm. Show Acts der<br />

Sängerin und Moderatorin Irene Straub<br />

mit ihrem „Future Dance Team“ und interessante<br />

Gespräche ließen keine Lange-<br />

M A R K E T I N G<br />

weile aufkommen. Die Interviews führte<br />

ebenfalls Irene Straub, unter anderem mit<br />

Gregor Meili, Leiter Marketing Service <strong>Continental</strong><br />

Suisse, der den Truckern und ihren<br />

Familien Wissenswertes über Lkw-Reifen<br />

und ihre Bedeutung für die Verkehrssicherheit<br />

sowie über das Reifenleasing<br />

erzählte. Insgesamt zog Gregor Meili zufrieden<br />

Bilanz: „Das Family- Truck-Festival<br />

war eine äußerst gelungene Veranstaltung“.<br />

Gleiches gilt für das Truck Festival, das<br />

vom 27. bis zum 29. Juni in Interlaken<br />

stattfand. Etwa 1.400 Trucker kamen mit<br />

Links: Das Future Dance Team sorgte für<br />

Stimmung bei Truckern und deren Angehörigen.<br />

Mitte: Bundesrat Moritz Leuenberger<br />

hielt die Eröffnungsansprache.<br />

Rechts: Gregor Meili, Leiter Marketing<br />

Service <strong>Continental</strong> Suisse, stand Moderatorin<br />

Irene Straub Rede und Antwort.<br />

ihren tonnenschweren Gefährten zum<br />

größten Brummi-Treffen der Schweiz. Mit<br />

dabei und unübersehbar: Sechs leuchtend<br />

gelbe Trucks von <strong>Continental</strong> Suisse.<br />

Remo Dreyer, Leiter Logistik <strong>Continental</strong><br />

Suisse, hatte sich die neuesten Lkw mitgenommen<br />

und erregte entsprechend viel<br />

Aufmerksamkeit unter den Truckern.<br />

Dreyer erklärt, warum er keine Mühen<br />

scheute, um so eindrucksvoll präsent zu<br />

sein: „Das Festival ist bei den Fernfahrern<br />

sehr beliebt“, erklärt der Conti Logistikleiter<br />

die Bedeutung der Conti-Präsenz<br />

in Interlaken. Ein Wildwest-Lager mit<br />

Country-Musik und die gute Stimmung<br />

unter den Kapitänen der Straße begeisterten<br />

auch Dreyer: „Eine Riesenfête“.<br />

Beim nächsten Truck Festival vom 06.<br />

bis zum 08. August 2004 wird <strong>Continental</strong><br />

Suisse selbstverständlich wieder mit<br />

gelben Brummis vorfahren.<br />

Die sechs gelben Conti-Trucks fielen beim<br />

Trucker-Festival in Interlaken ins Auge.<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 35


Otto Keller<br />

vor dem<br />

HSR1<br />

36<br />

M A R K E T I N G<br />

Impressionen vom Tag der Offenen Tür im <strong>Continental</strong>-Distributionszentrum<br />

2. Neuendorf-„Fäscht“ im Logistikzentrum<br />

Sympathisch präsentiert<br />

<strong>Continental</strong> Suisse bewies, dass sie nicht nur die Reifendistribution im<br />

Griff hat, sondern es auch versteht, Feste zu organisieren – und zu feiern.<br />

Rund 1.400 Kunden, Lieferanten, Freunde<br />

und Mitarbeiter mit ihren Angehörigen<br />

besuchten am 24. Mai den Tag<br />

der Offenen Tür im erweiterten Logistikzentrum<br />

der <strong>Continental</strong> Suisse SA. Bei<br />

schönstem Wetter wurde auf 20.000 m2 ein vielfältiges Programm geboten.<br />

Das 2. Neuendorf-„Fäscht“ hat Renata<br />

Wiederkehr organisiert: „Wir haben stündlich<br />

Führungen durch unser Logistikzen-<br />

HSR1 mit verbriefter Qualität<br />

Laufwunder<br />

Otto Keller, Inhaber<br />

der gleichnamigen<br />

Transporte<br />

AG in Schaffhausen,<br />

bezeichnet sich als langjährigen<br />

und überzeugten Conti-Kunden. Die<br />

Laufleistung des HSR1 hat den<br />

Transportunternehmer mit 40 Lkw bei<br />

einer Nachkontrolle derart positiv<br />

überrascht, dass er dieses Resultat<br />

trum angeboten. Für musikalische Unterhaltung<br />

sorgten die Tastenakrobaten Chris<br />

& Mike und das Swiss-Military CHAOS<br />

Schockestra.“ Auch die kleinen Gäste wurden<br />

nicht vergessen. Hüpfparadies, Dampfkarusell<br />

und ein Ballonflugwettbewerb mit<br />

einem Helikopterrundflug als Hauptgewinn<br />

ließen keine Langeweile aufkommen. Kulinarisch<br />

gab es Leckereien aus den Ursprungsländern<br />

der Konzernmarken.<br />

„dem Hause <strong>Continental</strong>“ nicht vorenthalten<br />

wollte. Zwei auf der Lenkachse<br />

eines Mercedes Actros 1853 L montierte<br />

HSR1 315/70 – R wiesen nach<br />

173.000 Kilometer noch eine Profiltiefe<br />

zwischen acht und zehn Millimetern<br />

auf. „Wir sind auf die restliche<br />

Kilometerleistung dieser Reifen gespannt<br />

und werden Sie diesbezüglich<br />

gern informieren.“<br />

Checkliste fürs Umrüsten<br />

Zeit<br />

ist Geld<br />

Jetzt gilt es die Weichen zu stellen<br />

für ausreichende Montagekapazitäten<br />

und Reifen für die Wintersaison.<br />

Denn beide sind das A und O für<br />

ein erfolgreiches Umrüstgeschäft.<br />

Dass Winterreifen nicht nur bei Schnee,<br />

sondern bereits ab sieben Grad die<br />

sicherere Wahl sind, dies hätten „leider viele<br />

Autofahrer immer noch nicht begriffen“,<br />

bedauert Franz Egger, Marktleiter Semperit<br />

in der Schweiz. Dennoch blickt er optimistisch<br />

aufs kommende Wintergeschäft.<br />

„Wir werden das Vorjahresergebnis auf<br />

jeden Fall leicht übertreffen. Und wenn es<br />

diesen Winter bei uns nicht nur in den<br />

Alpen schneit, sollten wir sogar das Verkaufsniveau<br />

des Jahres 2001 erreichen.“<br />

Die Zuversicht des Semperit-Marktleiters<br />

ist berechtigt. Während der Gesamt-<br />

VRÖ mit neuer Führung<br />

Die Zukun<br />

Frischer Wind beim VRÖ. Mit einem<br />

forcierten Aus- und Weiterbildungsangebot<br />

will die Verbandsführung<br />

unter dem neu gewählten Obmann<br />

Herbert Wadel die Reifenspezialisten<br />

Österreichs fit für die Zukunft machen.<br />

Mit einem Marktanteil von über 50 Prozent<br />

sitzt der österreichische Reifen-<br />

Fachhandel fest im Sattel. Wenn er seine<br />

Chancen erkennt und aktiv nutzt sowie auf<br />

die Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter<br />

setzt, wird er dies auch in Zukunft tun“,<br />

zeigt sich Herbert Wadel, der neue Obmann<br />

des Verbandes der Reifenspezialisten Österreichs<br />

(VRÖ) optimistisch. Neben der Aufklärung<br />

der Autofahrer in punkto Reifen und


absatz bei Winterreifen im vergangenen<br />

Jahr um sechs Prozent – in absoluten Zahlen<br />

um 130.000 Pneus – zurückging, konnte<br />

die <strong>Continental</strong> AG ihre Wettbewerbsposition<br />

in einem schwierigen Marktumfeld<br />

nicht nur halten, sondern ausbauen.<br />

„Wir haben dabei von der Fahrzeugstruktur<br />

in unserem Land sowie vom Trend zu<br />

höheren Geschwindigkeitsindizes und breiteren<br />

Reifen profitiert.“ So sei die Dimension<br />

205/55 R 16 T heute die am viert<br />

meisten verkaufte Größe im Markt.<br />

Um die Auto-Mobilität der Schweizer<br />

auch im Winter sicherzustellen, muss sich<br />

der Reifen-Fachhandel rechtzeitig auf die<br />

heiße Phase des Umrüstens einstellen.<br />

„Bei uns dauert das Winterreifengeschäft<br />

in der Regel nur fünf bis sieben Wochen“,<br />

erläutert Egger. Für den Erfolg oder Nicht-<br />

Erfolg in dieser Zeit sei die Montagekapazität<br />

entscheidend. Ganz oben auf die<br />

„Checkliste für ein erfolgreiches Montagegeschäft“<br />

gehören für Franz Egger deshalb<br />

folgende Punkte:<br />

● Eine sorgfältige Sortimentsplanung<br />

unter Beachtung der aktuellen Trend-<br />

Dimensionen.<br />

● Die Analyse des Wettbewerbs in der<br />

Region.<br />

ft im Blick<br />

Sicherheit werde sich der Verband unter<br />

seiner Führung verstärkt dieser Aufgabe<br />

widmen und die fachspezifischen Angebote<br />

durch Seminare im Bereich Marketing<br />

und Management ergänzen. „Wir denken<br />

dabei an Themen wie ‚Der Monteur<br />

als letztes Glied in der Wertschöpfungskette’<br />

oder ‚Wie vermarktet man kompetent<br />

Pkw-Reifen und Felgen’, um nur zwei<br />

Beispiele zu nennen.“<br />

M A N A G E M E N T<br />

»Die Erfahrung<br />

zeigt: Die Nachfrage<br />

nach<br />

Winterreifen IST<br />

GRÖSSER ALS<br />

DAS ANGEBOT«<br />

Franz Egger<br />

Marktleiter Semperit Schweiz<br />

● Die Entwicklung eines Preiskonzepts<br />

unter Berücksichtigung von Zusatzkosten<br />

beispielsweise für zugemietete<br />

Lagerräume. Dazu gehöre aber<br />

auch, so Franz Egger, „dass der<br />

Handel dieses Preiskonzept unbeeindruckt<br />

von Lockvogelangeboten der<br />

Konkurrenz durchhält“.<br />

● Die exakte Planung der Ablaufprozesse<br />

zwischen (Außen)Lager und<br />

Werkstatt unter Einbeziehung der Einsatzplanung<br />

der Belegschaft. Es empfiehlt<br />

sich in diesem Zusammenhang,<br />

bei den zuständigen Behörden vorsorglich<br />

eine Nachtarbeits-Bewilligung<br />

einzuholen.<br />

● Großflotten sollten möglichst früh zur<br />

Umrüstung auf Winterreifen auf den<br />

Die Teilnehmer der<br />

VRÖ-Zukunftskonferenz<br />

setzen<br />

nicht auf Patentrezepte,<br />

sondern<br />

auf individuelle<br />

Erfolgsstrategien.<br />

»Nur wer sich<br />

aus der Masse<br />

heraushebt,<br />

hat Erfolg«<br />

Herbert Wadel<br />

Obmann des VRÖ<br />

Der 28-jährige VRÖ-Obmann hofft, dass<br />

die Verbands-Mitglieder die Chancen solcher<br />

Angebote erkennen. Denn so gerüstet,<br />

„können sich unsere Mitglieder aus<br />

der Masse der Reifenvermarkter hervorheben<br />

und ihren Kunden einen ‚Mehr-<br />

Die <strong>Continental</strong> AG konnte ihre Marktposition<br />

bei Winterreifen 2002 ausbauen.<br />

Hof geholt werden. Die Umrüstung bietet<br />

zudem eine ideale Gelegenheit,<br />

Hilfskräfte für die bevorstehende Saison<br />

zu schulen.<br />

● Ein fachgerechtes Entsorgungskonzept<br />

für Altreifen.<br />

Ein ganz wichtiger Punkt auf der Checkliste<br />

ist laut Egger frühzeitige und ausreichende<br />

Warendisposition. Die Erfahrung<br />

der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass<br />

die Nachfrage nach Winterreifen immer<br />

größer ist als das Angebot.<br />

wert’ bieten“. Wadel, der seit neun Jahren<br />

im elterlichen Betrieb arbeitet, weiß,<br />

wovon er spricht. Der Maschinenbau-Ingenieur<br />

stand tagsüber an der „Reifenfront“<br />

und erwarb in seiner Freizeit das<br />

notwendige Management- und Marketing-<br />

Know-how in Abendkursen.<br />

Allerdings ist sich der neue<br />

Mann an der VRÖ-Spitze bewusst,<br />

dass er noch Überzeugungsarbeit<br />

leisten muss. So<br />

ließ die Beteiligung an der Zukunftskonferenz<br />

Ende Mai in<br />

Pörtschach am Wörthersee zu<br />

wünschen übrig. Zum großen<br />

Bedauern von Herbert Wadel:<br />

Denn die Konferenz sei von<br />

den 31 Teilnehmern „als die bisher beste<br />

VRÖ-Veranstaltung“ empfunden worden.<br />

Dabei bot die Konferenz den Teilnehmern<br />

keine fertigen Rezepte, „sondern Anregungen,<br />

die sie individuell nützen und gewichten<br />

können”.<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 37


38<br />

Die lieben Kollegen<br />

Übe das Nachmachen der<br />

Fx- und Modemgeräusche.<br />

U N W U C H T<br />

So machen Sie sich beliebt<br />

� Übe<br />

�<br />

�<br />

Rufe<br />

�<br />

Frage<br />

� Verlasse<br />

das Nachmachen der Fax- und<br />

Modemgeräusche.<br />

Fülle drei Wochen lang entkoffeinierten Kaffee<br />

in die Kaffeemaschine. Sobald alle ihre<br />

Koffeinsucht überwunden haben, gehe über<br />

zu Espresso.<br />

schnell und laut Zufallszahlenreihen,<br />

wenn jemand am Zählen ist.<br />

deine Mitarbeiter mysteröse Fragen und<br />

schreibe die Antworten auf einen Notizblock.<br />

Murmle et<strong>was</strong> über „psychologische Profile.”<br />

den Kopierer mit folgenden Einstellungen:<br />

50% verkleinern, A5 Papier, 99 Kopien.<br />

Gut<br />

esprochen<br />

Wenn man die Nachhaltigkeit einiger<br />

Kollegen betrachtet, mit der sie<br />

gegeneinander arbeiten, gewinnt<br />

das Wort „Team“ eine ganz neue<br />

Bedeutung.<br />

Damaris Wieser, deutsche<br />

Lyrikerin und Dichterin (*1977)<br />

Übrigens muss ein Koch noch lange<br />

kein Kannibale sein, nur weil er<br />

mal einen Kollegen in die Pfanne<br />

gehauen hat.<br />

U.S. Levin, deutscher<br />

Aphoristiker (*1960)<br />

Einem Kameraden hilft man. Einem<br />

Kollegen misstraut man. Mit einem<br />

Freunde ist man albern.<br />

Peter Bamm (eigentl. Curt Emmerich)<br />

deutscher Schiffsarzt,<br />

Essayist und Feuilletonist (1897-<br />

1975)<br />

Es ist gefährlich, einen extrem fleißigen<br />

Bürokollegen einzustellen, weil<br />

die anderen Mitarbeiter ihm dann<br />

dauernd zuschauen.<br />

Henry Ford I., US-amerikanischer<br />

Automobilindustrieller (1863-1957)<br />

»Dummheit,<br />

die man bei<br />

andern sieht,<br />

wirkt meist<br />

erhebend<br />

aufs Gemüt«<br />

Wilhelm Busch<br />

deutscher Schriftsteller, Maler<br />

und Zeichner, (1832-1908)


Der Beitrag stammt aus der Kundenzeitschrift Echo-<strong>Continental</strong>, Ausgabe Nr. 7/1919.<br />

<strong>ReifenMagazin</strong> 39

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