was sonst - Continental ReifenMagazin
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Die Zeitschrift für Kunden der <strong>Continental</strong> AG Nr. 3 Juli 2003<br />
€ 2,95 sFr 5,80<br />
Winterreifen<br />
– <strong>was</strong> <strong>sonst</strong><br />
● Neue Produkte<br />
● Neue Märkte<br />
● Neue Politik<br />
www.reifenmagazin.com<br />
SICHERHEIT<br />
Schwachkopf Mensch<br />
ALLES ÜBER<br />
REIFEN<br />
Serie, 2.Teil
Anzeige<br />
Uniroyal<br />
Daten separat
E D I T O R I A L<br />
KLASSENSCHELTE<br />
So werden wir die schwierige Situation, über die der Handel bezüglich seiner Roherträge klagt,<br />
nicht meistern können. Einseitige Vorwürfe, die Reifen-Industrie lasse den Handel in Deutschland<br />
am langen Arm verhungern, wie sie auf der BRV-Hauptversammlung in Rottach-Egern vom<br />
Präsidenten erhoben wurden, werden der Realität nicht gerecht. Wer sich in anderen Branchen und<br />
Märkten umschaut, wird erkennen, dass wir unsere Hauptabsatzmittler im Gegenteil wie rohe Eier<br />
auf Händen tragen.<br />
Die kollektive Klassenschelte war unnötig. Zumal es auch in den eigenen Händlerreihen viel zu tun<br />
gibt: Qualifizierung in der Kostenkontrolle, der Administration, dem Sell-Out-Pricing, der Kundenpflege<br />
und der Konzentration auf das ertragreichere Hofgeschäft sind die Stichworte. Und in vielen<br />
Bereichen ist die Industrie bereit, mit den Handelspartnern an Konzepten zu arbeiten und ebenso<br />
den BRV zu integrieren. Dies belegen die gemeinsamen Aktivitäten auf den Gebieten EDI und<br />
Nachschubsteuerung.<br />
Wir sitzen im deutschen Markt in einem Boot. Deshalb wäre es besser, gemeinsam in eine Richtung<br />
zu rudern. Dies wurde auch auf der VRÖ-Tagung am Wörthersee – anders als beim BRV – zum<br />
Ausdruck gebracht. Weil wir aber als Konzernmanager berufsbedingt über eine hohe Leidensfähigkeit<br />
verfügen, legen wir Rottach-Egern zu den Akten und machen unseren Job weiterhin zum<br />
Wohle beider Seiten – unserer Kunden und unseres Arbeitgebers. Im anstehenden Winterreifengeschäft<br />
zählen ohnehin nur Fakten wie rechtzeitige Disposition, frühzeitige Übernahme der Ware,<br />
korrekte Lieferfähigkeit und berechenbare Preis- und Leistungskonzepte.<br />
Uns gemeinsam viel Erfolg.<br />
Jescow von Puttkamer<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 3
12<br />
20<br />
Dieter Horni, Leiter Lkw-<br />
Reifen Ersatzgeschäft<br />
Deutschland der<br />
<strong>Continental</strong> AG,<br />
wünscht sich vom<br />
Reifen-Fachhandel,<br />
dass er mit der<br />
Industrie an einem<br />
Strang zieht.<br />
4<br />
Autoindustrie bei<br />
Reifenmarkierung uneins<br />
I N H A L T<br />
BMW will OE-Reifen künftig<br />
auch im Ersatzgeschäft anbieten.<br />
An einer Stern-Markierung<br />
sollen Verbraucher diese<br />
Pneus erkennen. Der BRV<br />
warnt vor einer verdeckten Fabrikatsbindung<br />
und Wettbewerbsnachteilen<br />
gegenüber<br />
den Autohäusern, sollten weitere<br />
Autobauer nachziehen.<br />
Doch die win-<br />
ken ab.<br />
»Handel erntet auch Früchte unserer Arbeit«<br />
Alles über Reifen – Der Reifen ist das Bindeglied zwischen<br />
Fahrbahn und Fahrzeug. Er überträgt alle Kräfte.<br />
Damit nimmt er im System Fahrzeug-Straße die herausragende<br />
Rolle ein.<br />
23<br />
Übertragung von Kräften<br />
Nr. 3 • Juli 2003 • 5. Jhrg.<br />
3 Editorial<br />
Jescow von Puttkamer<br />
6 Dialog<br />
Leserbriefe und Kommentare<br />
9 News<br />
Aktuelle Unternehmensmeldungen<br />
12 Hintergrund<br />
Autoindustrie bei<br />
Reifenmarkierung uneins<br />
14 Titelstory<br />
Winterreifen-Markt vor deutlicher<br />
Expansion<br />
20 Das Interview<br />
Dieter Horni, Leiter Lkw-Reifen<br />
Ersatzgeschäft Deutschland<br />
23 Technik<br />
Serie (II) Das schwarze Gold<br />
27 Landwirtschaftsreifen<br />
Der große Bodenschoner<br />
28 Sicherheit<br />
Hirnforschung hilft Reaktionsweg<br />
zu verkürzen<br />
32 Prisma<br />
Conti Wandkalender. Radsport.<br />
Rallycross<br />
33 Marketing<br />
ReifenCheck 2003. Truck-Sommer<br />
in der Schweiz. 2. Neuendorf-<br />
„Fäscht“<br />
37 Management<br />
Checkliste fürs Umrüsten. VRÖ mit<br />
neuer Führung<br />
38 Unwucht<br />
Unternehmensweisheiten<br />
39 Echo <strong>Continental</strong><br />
Humor historisch<br />
27
33<br />
SuperVolumeTyre –<br />
900/60 R 32 heißt<br />
der gewichtigste<br />
Vertreter aus der<br />
neuen SVT Linie<br />
und er ist der größteLandwirtschaftsreifen,<br />
den<br />
die Conti je gebaut<br />
hat. Die komplette<br />
Reihe wird erstmals im<br />
November präsentiert.<br />
Der Bodenschoner<br />
Kontakt entscheidet<br />
Die Zahl der Prüfstellen ist<br />
weiter gestiegen, die Bereitschaft<br />
der Autofahrer,<br />
den Reifen-Sicherheitsmonat<br />
anzunehmen, ebenfalls:<br />
Die Organisatoren sind mit<br />
dem ReifenCheck 2003<br />
vollauf zufrieden.<br />
M E I N L I E B E R M A N N<br />
Mit der Kraft der Suggestion versucht Anton Glupsch seine Kunden an sich zu binden. Auf<br />
dass diese mit traumwandlerischer Sicherheit ihr Fahrzeug stets auf seinen Hof lenken.<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber<br />
Jescow von Puttkamer,<br />
• Leiter <strong>Continental</strong> Reifen ERS-D/A/CH<br />
Verantwortlich (iSdP)<br />
Markus Burgdorf<br />
• Leiter Öffentlichkeitsarbeit Reifen<br />
Büttnerstraße 25,<br />
30165 Hannover<br />
Tel.: 0049-(05 11)-938-27 68<br />
Fax: 0049-(05 11)-938-24 55<br />
Konzeption, Redaktion, Layout<br />
Redaktionsbüro Pilot:Projekt, Hannover<br />
Chefredakteur: Eberhard Pilot<br />
Stellv. Chefredakteur: Thomas Bungart,<br />
Ute Dommel<br />
Redaktion: Dr. J. Bürmann, F. Krebs,<br />
E. Bartmann, Eva Pilot, D. Reich,<br />
C. Scholz,<br />
Grafik: D. Kaluza, A. Lorenz,<br />
S. Weindok, Th. Wilkens<br />
Redaktions-Sekretariat: Delia Thiel<br />
Fischerstraße 13, 30167 Hannover<br />
Tel.: 0049-(0511)-700 91-0<br />
Fax: 0049-(0511)-700 91-30<br />
E-Mail: kontakt@reifenmagazin.com<br />
Internet: www.reifenmagazin.com<br />
Gesamt-Koordination <strong>Continental</strong>:<br />
Bernhard Bamberger<br />
Koordination <strong>Continental</strong> Österreich:<br />
Olivia Rapin<br />
Koordination <strong>Continental</strong> Schweiz:<br />
Renata Wiederkehr<br />
Fotos<br />
ABT Sportsline, Archiv <strong>Continental</strong>,<br />
T. Bungart, J. Giesel, A. Lorenz<br />
Druck<br />
BWH – Buchdruckwerkstätten Hannover<br />
Ausgabe Nr. 3, 5. Jahrgang 2003<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 5
NACHSATZ<br />
Unsinnige Kontroverse<br />
D<br />
Die hitzig geführte Debatte zum<br />
Thema Reifenreparatur ist mir unverständlich.<br />
Als Vulkaniseur-Meister habe<br />
ich mich von dem Beitrag („Das kann<br />
teuer werden“, RM 5/2002) nicht in<br />
meiner Berufsehre angegriffen gefühlt<br />
und kann die Reaktion einiger Kollegen<br />
nicht nachvollziehen. Im Gegenteil:<br />
Ich bewerte den Artikel positiv.<br />
Denn in der großen Sparwelle, die<br />
derzeit über uns hinwegrollt, setzen<br />
die Verbraucher verstärkt auf Reparatur.<br />
Auch die Halter teurer Fahrzeuge<br />
kaufen bei Bedarf nicht mehr automatisch<br />
neue Hochgeschwindigkeitsreifen,<br />
sondern fragen immer häufiger<br />
nach Reparaturmöglichkeiten. Bei bestimmten<br />
Schadensmerkmalen kann<br />
ich den Kunden mit Hilfe so eines Artikels<br />
davon überzeugen, dass es im<br />
Interesse seiner Sicherheit ist, von<br />
einer Reparatur abzusehen. Denn zu<br />
wissen, <strong>was</strong> ich reparieren kann und<br />
wovon ich lieber die Finger lasse, gehört<br />
eben auch zur Kompetenz eines<br />
Fachmanns. Wenn Kunden daraufhin<br />
das Geschäft verlassen, um es wo<br />
anders zu versuchen, nehme ich dies<br />
in Kauf. Wesentlich ärgerlicher ist es,<br />
wenn kaufwillige Kunden mit dem Hinweis<br />
gehen, sie bekämen den gleichen<br />
Reifen anderswo deutlich billiger. Dass<br />
es sich dabei um Angebote von Wettbewerbern<br />
handelt, die nicht zum<br />
Reifen-Fachhandel gehören, brauche<br />
ich wohl nicht zu betonen.<br />
Andreas Kruse, Car-Point, Limbach<br />
6<br />
Das Thema Reifenreparaturen<br />
wird kontrovers diskutiert.<br />
D I A L O G<br />
SPEZIALWISSEN FÜR PRAKTIKER<br />
In der dreiteiligen Serie „Alles über Reifen“ bietet das <strong>ReifenMagazin</strong> Expertenwissen<br />
für Mitarbeiter in Vertrieb und Technik. Die erste Folge hat gezeigt: Die<br />
Serie wird von den Lesern als hilfreich im Kundengespräch begrüßt.<br />
Interessante<br />
Feierabendlektüre<br />
Ich bekomme das <strong>ReifenMagazin</strong><br />
regelmäßig. Meistens lese ich es<br />
abends. Allgemein bin ich der Meinung,<br />
dass das Magazin<br />
eine angenehme<br />
und sehr interessante<br />
Lektüre bietet. Besonders<br />
die technisch<br />
orientierten Artikel,<br />
wie zum Beispiel die<br />
Titelgeschichte in der<br />
letzten Ausgabe halte<br />
ich für sehr sinnvoll. Man kann<br />
sich selber damit fortbilden. Außerdem<br />
erleichtert es das Gespräch<br />
mit den Kunden. Denn dank der<br />
Informationen ist man nun selber in<br />
der Lage, ganz spezielle Fragen sicher<br />
zu beantworten.<br />
Horst Weber, Reifen Weber,<br />
D-Longkamp<br />
Überzeugt Ungläubige<br />
Eine runde Sache, die Titelstory.<br />
Wie vorherige Beiträge über Reifentechnik<br />
kann ich auch diese Geschichte<br />
hier und da im Verkaufsgespräch<br />
einsetzen, um „Ungläubige“<br />
zu überzeugen. Denn leider fehlt vielen<br />
Autofahrern das Bewusstsein dafür,<br />
dass der Reifen ein Hightech-<br />
Produkt ist, dessen Qualität die Leistungsfähigkeit<br />
und Sicherheit ihrer<br />
Fahrzeuge maßgeblich bestimmt.<br />
Wenn besonders schwierige Kunden<br />
die eine oder andere Aussage<br />
von mir in Zweifel ziehen, dann kann<br />
ich ihnen jetzt schwarz auf weiß zeigen,<br />
wie zügig die technische Entwicklung<br />
voran schreitet – und dass<br />
ihre fünf Jahre alten Reifen beispielsweise<br />
einen viel längeren Bremsweg<br />
haben als moderne Pneus.<br />
Volker Jasper, Reifen Jasper GbR,<br />
Unna
Manches Aha-Erlebnis<br />
Lob für die Titelgeschichte. Auch<br />
wenn mir nach über 20 Jahren im<br />
Beruf natürlich Vieles bekannt war,<br />
habe ich beim Lesen doch noch<br />
manches Aha-Erlebnis gehabt. Das<br />
gilt auch für andere Technik-Beiträge<br />
im <strong>ReifenMagazin</strong>. Solche Details<br />
runden mein Fachwissen ab und können<br />
mir bei dem einen oder anderen<br />
Kundengespräch vielleicht helfen.<br />
Egbert Poetschke,<br />
Inhaber Reifen-Glau, Possendorf<br />
Gut zu wissen<br />
Ich finde Beiträge über die Reifentechnik<br />
im Allgemeinen sowie über<br />
aktuelle Entwicklungen auf diesem<br />
Gebiet immer sehr interessant. Darüber<br />
kann man eigentlich nie genug<br />
erfahren. So ist es beispielsweise<br />
gut zu wissen, aus welchen Überlegungen<br />
heraus ein neues Profil entsteht.<br />
Dieses Know-how kann sehr<br />
hilfreich sein in der Argumentation<br />
gegenüber dem Kunden.<br />
Benno Haase, Reifen Haase,<br />
Korbach<br />
Herbert Wadel,<br />
Obmann des<br />
Verbandes der<br />
Reifenspezialisten<br />
Österreichs (VRÖ)<br />
D I A L O G<br />
Der Bundesverband Reifenhandel<br />
und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV),<br />
Bonn, spricht immer von wechselwilligen<br />
Interessenten. Unseres Wissens<br />
ist aber noch kein Reifenspezialist aus<br />
Österreich dem BRV beigetreten.<br />
Wir, der Verband der Reifenspezialisten<br />
Österreichs (VRÖ), erfuhren durch<br />
den Öffnungsbeschluss der deutschen<br />
Verbandskollegen eine breite Welle der Sympathie seitens<br />
unserer Mitglieder, die uns massiv den Rücken stärken.<br />
Mit Blick auf die EU halten wir ein gemeinsames Auftreten<br />
der Verbände für sehr sinnvoll. Aber bei landesspezifischen<br />
Problemen und Entscheidungen kann ein BRV<br />
GLEICHE CHANCEN<br />
GEFORDERT<br />
Zum Interview mit Martien de Louw,<br />
<strong>Continental</strong>-Vorstand Pkw-Reifen,<br />
erreichten uns folgende Stimmen.<br />
Industrie benachteiligt<br />
Kleinhändler<br />
Herr de Louw sagt in dem Interview,<br />
es sei nicht Aufgabe der Industrie,<br />
Händler zu schützen. Dann<br />
darf es aber auch nicht so sein,<br />
dass die Hersteller bestimmte Vertriebswege<br />
über Gebühr begünstigen.<br />
Weil ich nur ein kleines Unternehmen<br />
führe, zahle ich für Reifen<br />
denselben Preis wie Verbraucher,<br />
die beim Discounter kaufen. Um zu<br />
überleben, muss ich den Einkaufspreis<br />
fast verdoppeln und habe dadurch<br />
im Wettbewerb immer schlechtere<br />
Karten.<br />
Stefan Schneider, Reifen Schneider,<br />
Rennertshoffen<br />
KLARTEXT<br />
Industrie schiebt<br />
Handel beiseite<br />
Herr de Louw soll uns nicht schützen.<br />
Es reicht schon, mir das Gefühl<br />
zu nehmen, dass die Industrie bei<br />
ihren Überlegungen die kleineren Vertreter<br />
des Reifen-Fachhandels immer<br />
mehr beiseite schiebt. Anders<br />
ist es nicht zu erklären, das andere<br />
Vertriebswege Marken-Reifen derart<br />
günstig anbieten können. Mir flattern<br />
regelmäßig Prospekte der Autohäuser<br />
in den Briefkasten, in denen<br />
auch Conti-Reifen zu Preisen<br />
angeboten werden, so dass man<br />
sich fragt: Zu welchem Traumpreis<br />
müssen sie die Reifen beziehen,<br />
damit sie am Verkauf noch et<strong>was</strong><br />
verdienen?<br />
Uns halten ein guter Kundendienst<br />
und ein treuer Kundenstamm<br />
im Wettbewerb, aber der Preis rückt<br />
immer stärker in den Vordergrund.<br />
Denn die Menschen sparen heute<br />
beim Reifenkauf in einem Maß, das<br />
kaum noch vorstellbar ist. Zu meinem<br />
Schreck habe ich in den vergangenen<br />
Monaten mehrere Pneus<br />
gesehen, bei denen bereits das<br />
blanke Metall sichtbar war.<br />
Barbara Hanke, Reifen Hanke,<br />
Bad Reichenhall<br />
Eine breite Welle der Sympathie für den VRÖ<br />
die österreichischen Interessen gegenüber Gesetzgeber,<br />
Kammer oder anderen Institutionen bei weitem nicht so<br />
effektiv vertreten wie der VRÖ – und umgekehrt.<br />
Nun mag der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk<br />
den Vorzug einer hauptamtlichen Verbandszentrale<br />
haben. Dagegen ist die Verbandsarbeit für<br />
die Reifenspezialisten in Österreich ein reines Ehrenamt,<br />
für das der Vorstand keinen Euro bekommt.<br />
Im Gegenteil: Fahrtkosten, Telefongebühren und Arbeitszeit<br />
müssen die Unternehmer in der VRÖ-Führung<br />
aus der eigenen Tasche bezahlen. Doch gerade dieses<br />
ehrenamtliche Engagement macht uns stark. Denn <strong>was</strong><br />
man von Herzen tut, das macht man gern und vor allem<br />
gut.<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 7
8<br />
D I A L O G<br />
REIFENCHECK 2003 - EINE ERFOLGSBILANZ<br />
Der ReifenCheck ist ein hervorragendes Profilierungs-Instrument, darin sind sich<br />
die beteiligten Händler einig. Allerdings sollte er nicht nur einen Monat lang, sondern<br />
ganzjährig angeboten werden.<br />
Gut fürs Image<br />
An zwei Tagen haben wir auf dem<br />
Parkplatz eines Supermarkts bei<br />
knapp 200 Fahrzeugen die Profiltiefe<br />
gemessen. Allen Fahrern gaben<br />
wir einen Prospekt mit, in dem wir<br />
ihnen einen günstigen Reifen- und<br />
Urlaubscheck in unserer Werkstatt<br />
anboten. Leider nahmen nur 20 das<br />
Angebot später wahr. Unser Fazit des<br />
ReifenChecks lautet deshalb: Die<br />
Aktion ist gut für das Image. Allerdings<br />
lässt das Sicherheitsbewusstsein<br />
der Fahrer in punkto Reifen zu<br />
wünschen übrig.<br />
Günter Klenke, Reifen Müller,<br />
Einbeck<br />
Positive Bilanz<br />
Dank eines großes Werbeaufwandes<br />
und intensiver Zusammenarbeit<br />
mit <strong>Continental</strong> kann ich für mich eine<br />
positive Bilanz aus dem Reifen<br />
Check 2003 ziehen. Wir haben die<br />
Aktion mit einem Stoßdämpfertest<br />
verbunden und zusammen mit der<br />
<strong>Continental</strong> AG an unsere Kunden<br />
einen Flyer verteilt, in dem ein Profiltiefenmesser<br />
enthalten war. Mit vielen<br />
weiteren Aktionen und Geschenken<br />
haben wir die Kunden zum ReifenCheck<br />
motiviert. Diese intensive<br />
Betreuung ist von meinen Kunden<br />
sehr positiv aufgenommen worden.<br />
Dennoch sind einige Dinge noch<br />
nicht optimal. Der ReifenCheck ist<br />
in den Köpfen der Verbraucher nicht<br />
verankert. In Gesprächen habe ich<br />
festgestellt, dass sie kein ausreichendes<br />
Bewußtsein für die Wichtigkeit<br />
defektfreier Reifen entwickelt<br />
haben. Als Vergleich kann man die<br />
Lichtwochen sehen. Dort fährt jeder<br />
hin. Und der Aufkleber am Auto signalisiert<br />
der Polizei: „Bei diesem Auto<br />
ist das Licht in Ordnung.“ Ähnliches<br />
müsste auch für den ReifenCheck<br />
gelten. Ein Aufkleber muss<br />
bedeuten, dass die<br />
Polizei sich die Kontrolle<br />
sparen kann, weil<br />
die Reifen den Vorschriften<br />
entsprechen.<br />
Wenn auch die <strong>Continental</strong><br />
AG bundesweit<br />
für den Reifen-<br />
Check wirbt und einige<br />
Händler dank großer Eigeninitiative<br />
positive Bilanzen ziehen können,<br />
habe ich mir ein wenig mehr Engagement<br />
von den Verbänden gewünscht.<br />
Rainer Liehr, Reifen-Liehr,<br />
D-Osterode<br />
Nur Ganzjahres-Service<br />
zahlt sich aus<br />
Gegen die Idee des ReifenChecks<br />
ist natürlich nichts zu sagen. Allerdings<br />
bringt es nichts, die Fahrzeughalter<br />
nur während dieser Zeit auf<br />
das Thema Reifen und Reifensicherheit<br />
hinzuweisen. Wir praktizieren<br />
diesen Service zwölf Monate im<br />
Jahr und erfassen dabei die Reifendaten<br />
unserer Kunden, so dass wir<br />
bei jedem Reifen von vornherein wissen,<br />
wie sein Zustand vor einigen Monaten<br />
war, worauf besonders zu achten<br />
ist und <strong>was</strong> in der Zwischenzeit<br />
am Reifen getan hat. Das erhöht die<br />
Kundenbindung und zahlt sich aus.<br />
Herr Löffler, Otto Meyer Reifen,<br />
Ebstorf<br />
Bei uns ist jeden Tag<br />
ReifenCheck<br />
All das, <strong>was</strong> den ReifenCheck ausmacht,<br />
gehört für uns zum Ganzjahres-Service,<br />
daher müssen wir das<br />
Thema nicht noch extra bewerben.<br />
Unsere Kunden wissen, dass wir<br />
diese Leistungen bei jedem Besuch<br />
automatisch und kostenlos durchführen.<br />
Diese Selbstverständlichkeit<br />
zeichnet uns als Fachhändler aus.<br />
Helga Wolter, Inhaberin PRD<br />
Reifendienst Köln, D-Köln<br />
Pflichtübung für<br />
jeden Reifenhändler<br />
Mit dem Reifencheck 2003 habe<br />
ich wieder sehr positive Erfahrungen<br />
gemacht. Eigentlich sollte der Check<br />
für jeden Reifen-Fachhändler zur<br />
ganzjährigen Pflichtübung gehören.<br />
Bei dieser Gelegenheit kann der<br />
Kontakt zu den Kunden noch vertieft<br />
und Fachkompetenz demonstriert<br />
werden. Dass fundiert über Reifen<br />
gesprochen wird, über Profile,<br />
Herstellungsverfahren, Pflege oder<br />
über das Reizthema Reifenalter, das<br />
grenzt uns doch vom Feierabendund<br />
Garagenhändler ab.<br />
Werner Johann, Premio Reifen<br />
Service W. Johann GmbH,<br />
D-Langenfeld
Das Rahmenprogramm begeisterte Jung und Alt.<br />
CONTI SOCCER DAY<br />
N E W S<br />
Mit Profis trainiert<br />
Alle Kinder bekamen ein eigenes<br />
Eintracht-Trikot geschenkt.<br />
Norbert Busch, Leiter Marketing und<br />
Vertrieb, erklärt: „Fußball ist in Deutschland<br />
noch immer Volkssport Nummer<br />
eins. Wir haben im Marketing und Sponsoring<br />
immer nach Themen gesucht, mit<br />
denen wir die Marke <strong>Continental</strong> einem<br />
breitem Publikum bekannt machen können.<br />
Der ContiSoccerDay ist ein gutes<br />
Beispiel für unser Engagement in diesem<br />
Bereich.“ Und in diesem Fall ein<br />
sehr gelungenes Beispiel. Rund 100 Kinder<br />
von Händlern des Verkaufsgebietes<br />
Mitte standen freiwillig an einem Sonntag<br />
früh auf, um einmal mit ehemaligen<br />
Bundesligagrößen wie Karl-Heinz Körbel<br />
und Ralf Weber trainieren zu dürfen. Der<br />
Tag begann gleich mit einem Highlight.<br />
Jedes Kind bekam seine eigene Eintracht-Ausstattung<br />
geschenkt. Gekleidet<br />
Begeisterung und leuchtende Kinderaugen bestimmten<br />
am 25. Mai 2003 das Bild in der Eintracht Frankfurt<br />
Fußball-Schule. Die <strong>Continental</strong> AG hatte zusammen<br />
mit dem renommierten Bundesliga-Verein zum<br />
ContiSoccerDay geladen.<br />
wie die Großen und hochmotiviert übten<br />
die Nachwuchs-Kicker den ganzen Tag.<br />
In kleinen Gruppen feilten sie an ihren<br />
Fähigkeiten. Slalomlauf, Flanken, dribbeln<br />
und am Ende ein kleines Match -<br />
die Zeit ging viel zu schnell vorbei. Für die<br />
insgesamt 450 Gäste des Verkaufsgebietes<br />
ließen ein buntes Rahmenprogramm<br />
und gute Verpflegung auch neben<br />
dem Spielfeld keine Langeweile aufkommen.<br />
Am Nachmittag zeigten dann die Profis,<br />
<strong>was</strong> in ihnen steckt. In einem packenden<br />
Spiel gegen den SSV Reutlingen<br />
erkämpfte sich die Eintracht den Aufstieg<br />
in die erste Bundesliga.<br />
Thomas Brux,<br />
<strong>Continental</strong> AG,<br />
Verkaufgebiet Mitte<br />
Zur Erinnerung an diesen Tag wurden<br />
eine DVD sowie ein Heft mit vielen Abbildungen<br />
der Kinder beim Fußball mit<br />
Eindrücken vom gesamten Tag herausgebracht<br />
und an die Teilnehmer versendet.<br />
Im Innenteil befindet sich auch ein<br />
doppelseitiges Poster mit einem Gruppenfoto<br />
aller Beteiligten. Auf Grund der<br />
äußerst positiven Resonanz soll dieses<br />
Event nicht das letzte seiner Art gewesen<br />
sein. Thomas Brux vom Verkaufsgebiet<br />
Mitte verspricht: „Wir planen schon weitere<br />
Aktionen. Zwar wird es schwer, den 25.<br />
Mai zu toppen, doch wir als Verkaufsgebiet<br />
Mitte werden die Eintracht Frankfurt Fußball-<br />
Schule künftig unterstützen und sponsern.<br />
Denn Charly Körbel und<br />
sein Team vermitteln Kindern<br />
viel Spaß und wecken<br />
in den Kids eine Begeisterung,<br />
die ich so noch nicht<br />
erlebt habe."<br />
Beim Spiel zeigten die<br />
Stars von morgen, <strong>was</strong><br />
Kampfgeist ist.<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 9
10<br />
Blei-Wuchtgewichte<br />
gehören bald der<br />
Vergangenheit an.<br />
Und ab dem 1. Juli 2005 sind Blei-Wuchtgewichte<br />
generell verboten. Die Hersteller<br />
von Wuchtgewichten haben sich darauf<br />
eingestellt und bieten als Alternative<br />
Zinkgewichte an. Aufgrund der höheren<br />
WWW.REIFENMAGAZIN.DE<br />
Virtuell mitreden<br />
Die Internet-Seite des <strong>ReifenMagazin</strong>s<br />
bietet tagesaktuelle Informationen und<br />
eine Plattform für den Dialog.<br />
Regelmäßige Informationen rund um<br />
das Thema Reifen veröffentlicht die Redaktion<br />
des <strong>ReifenMagazin</strong>s in der neu-<br />
Immer auf dem neuesten Stand: Die Internet<br />
-Seite des <strong>ReifenMagazin</strong>s.<br />
PERSONALIEN<br />
Olaf Wittenberg<br />
Positionswechsel im Reifen-Ersatzgeschäft<br />
D/A/CH<br />
der <strong>Continental</strong>: Olaf Wittenberg<br />
ist ab sofort Marken-Manager<br />
Barum für<br />
Deutschland, Österreich und die Schweiz.<br />
Er übernimmt die Position von Ralph<br />
N E W S<br />
BLEI-WUCHTGEWICHTE<br />
Auswuchten wird teurer<br />
Seit dem 1. Juli 2003 sind Blei-Wuchtgewichte für Pkw und Leicht-Lkw (bis 3,5 t<br />
Gesamtgewicht), die ab diesem Datum produziert wurden, verboten. Dies gilt<br />
sowohl für die Erstausrüstung als auch für das Ersatzgeschäft.<br />
Material- und Herstellungskosten sind diese<br />
80 bis 100 Prozent teurer als ihre Vorgänger.<br />
Die Preiserhöhung betrifft nicht<br />
nur Zinkgewichte. Die Investitionen für die<br />
Umstellung des Produktionsprozesses<br />
hat den Marktführer nach Auskunft des<br />
BRV bereits Mitte Mai veranlasst, auch<br />
die Preise für Bleigewichte zu erhöhen.<br />
Im kostenlosen Forum werden alle<br />
Themen rund um den Reifen diskutiert.<br />
en News-Rubrik der Web-Präsenz. Wer<br />
automatisch auf dem Laufenden gehalten<br />
werden möchte, der kann sich für<br />
den kostenlosen Newsletter-Service anmelden.<br />
Dies geschieht einfach durch<br />
Eingeben der E-Mail-Adresse, an die der<br />
Newsletter geschickt werden soll.<br />
Brandneu auf www.reifenmagazin.de<br />
ist das Forum. Hier können User zu allen<br />
Themen rund um Reifen Stellung nehmen,<br />
sich mit anderen austauschen und über<br />
Beiträge der News-Seiten diskutieren.<br />
Ralph Heuer<br />
Heuer, der in den UnternehmensbereichAutohausgeschäft<br />
wechselte<br />
und dort Key-Account-Manager-Aufgaben<br />
wahrnimmt. Wittenbergs<br />
Tätigkeitsbereich im Marketing-Service übernahm<br />
Dirk Mewe.<br />
Der Verband geht davon aus, dass die<br />
Dienstleister im Ersatzmarkt möglichst<br />
schnell alle gängigen Fahrzeugmodelle auf<br />
Zinkgewichte umstellen werden. Die EU-<br />
Kommission schreibt in der Übergangszeit<br />
ein aufwändiges Handling der Alt-Gewichte<br />
vor. Durch eine schnelle Umstellung<br />
kann der Aufwand reduziert werden.<br />
WWW.CONTI-ONLINE.CH<br />
Erfolgreicher<br />
Start<br />
Ihr Partner rund ums Rad“ – so lautet<br />
das Motto der neuen Homepage von<br />
<strong>Continental</strong> Suisse SA. Aktuelle Informationen,<br />
News rund um Reifen,<br />
Partnerlinks und Visionen verbinden<br />
sich zu einem interessanten Internet-<br />
Auftritt. Ein besonderer Service für<br />
Der Felgenkonfigurator zeigt den Usern,<br />
wie die Wunschfelge an ihrem Auto aussieht.<br />
die User ist der Felgenkonfigurator.<br />
Dort können sich Autofahrer ihr Fahrzeug<br />
mit den Wunschfelgen von<br />
<strong>Continental</strong> Suisse SA zusammenstellen.<br />
Kaum war die neue Homepage aufgeschaltet,<br />
kam auch schon das erste<br />
Lob. Die Fachzeitschrift Swiss Tuner<br />
berichtete und lobte die gute Gestaltung.
HAUPTVERSAMMLUNG<br />
Auf gutem Weg<br />
Im LifeCycle-Konzept für Lkw-Reifen<br />
spielt das Karkassen-Management nach<br />
wie vor eine bedeutende Rolle. Dieses<br />
wurde bei Conti nun optimiert, um Händlern<br />
mit verbesserten Abläufen ein einfaches<br />
Handling zu bieten. Wurden beispiels-<br />
N E W S<br />
Rekordergebnis bei Winterpneus und Marktanteilsgewinne bei High-Performance-Reifen<br />
– auf der Hauptversammlung feierten die Aktionäre neben dem<br />
neuen Umsatz-Spitzenreiter <strong>Continental</strong><br />
Automotive Systems auch das traditionelle<br />
Kerngeschäftsfeld. Trotz des<br />
schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes<br />
stieg der Konzernumsatz der <strong>Continental</strong><br />
AG im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />
um 1,6 Prozent auf 11,4 Milliarden<br />
Euro. Das gab der Vorstandsvorsitzende<br />
Manfred Wennemer auf der Hauptversammlung<br />
in Hannover bekannt. Vorstand und Aktionäre in Hannover<br />
Auch Fremdkarkassen<br />
werden angenommen.<br />
Fremdkarkassen<br />
willkommen<br />
++ im gespräch ++ im gespräch ++ im gesprs<br />
Weil nämlich, wenn<br />
ich von der angebotenen<br />
Nachfrage der befriedigenden<br />
Produktion nicht genug<br />
herstelle, dann kommen<br />
die Sesterzen zu kurz.<br />
KARKASSEN-MANAGEMENT<br />
Das Conti Casing Management erlebt eine professionelle<br />
Optimierung. Neu: <strong>Continental</strong> nimmt ab sofort<br />
nicht nur die eigenen Karkassen, sondern auch<br />
die aller gängigen Fremdmarken an.<br />
weise bislang nur Karkassen der eigenen<br />
Marken aufgekauft und der Runderneuerung<br />
zugeführt, so nimmt Conti nun auch<br />
Karkassen aller gängigen Fremdmarken<br />
an. So haben die Händler nur noch einen<br />
Ansprechpartner für alle Karkassen.<br />
Obelix über die Wechselwirkung von Angebot und Nachfrage<br />
3 FRAGEN<br />
AN...<br />
Aktionär der<br />
<strong>Continental</strong> AG<br />
Werner<br />
Heuchel<br />
»Weiter so«<br />
Werner Heuchel nutzte sein Fragerecht<br />
auf der Hauptversammlung,<br />
um dem Vorstand zwölf Gebote<br />
für eine erfolgreiche Zukunft vorzutragen.<br />
Ihr Engagement zeugt von einer<br />
gewissen Verbundenheit mit dem<br />
Unternehmen. Woher stammt die?<br />
Von den jahrzehntelangen positiven<br />
Erfahrungen mit den Produkten.<br />
Ich hatte als Kind Conti-Reifen<br />
am Fahrrad, später Conti-Pneus<br />
am frisierten Moped und den<br />
meisten meiner Pkw. Mit einem<br />
Gislaved habe ich es einmal auf<br />
eine Laufleistung von rund<br />
102.000 Kilometer gebracht.<br />
Was veranlasste Sie, den Vorstand<br />
mit Ihren zwölf Geboten zu konfrontieren?<br />
Ich wollte den Vorstand unterstützen.<br />
Schließlich tragen auch Aktionäre<br />
Verantwortung gegenüber<br />
dem Unternehmen – nicht nur umgekehrt.<br />
Es ist wichtig, einander<br />
zu respektieren und ehrlich gegenüber<br />
zu treten.<br />
Wie zufrieden sind Sie mit der<br />
aktuellen Entwicklung Ihres Unternehmens?<br />
Ich bin rundum zufrieden. Bei<br />
Conti wird gute Arbeit geleistet.<br />
Der Konzern besitzt dementsprechend<br />
riesiges Potenzial. Ich<br />
werde mein Aktienpaket weiter<br />
aufstocken.<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 11
Vorstoß von BMW verärgert Fachhandel<br />
Autoindustrie bei<br />
Reifen-Markierung uneins<br />
BMW will OE-Reifen künftig auch im Ersatzgeschäft<br />
anbieten. An einer Stern-Markierung sollen Verbraucher<br />
diese Pneus erkennen. Der BRV warnt vor einer verdeckten<br />
Fabrikatsbindung und Wettbewerbsnachteilen<br />
gegenüber den Autohäusern, sollten weitere Autobauer<br />
nachziehen. Doch die winken ab.<br />
Ich halte die Reifen-Markierung der Automobilhersteller<br />
für eine üble Maßnahme.<br />
So macht man den Fachhandel<br />
kaputt!“ Mit Empörung reagiert Helga<br />
Wolter, Inhaberin vom PRD Reifendienst<br />
in Köln, auf die Order der BMW-Group<br />
an seine OE-Lieferanten aus der Reifen-<br />
12<br />
H I N T E R G R U N D<br />
industrie: Die sollen für BMW entwickelten<br />
Pneus mit einem Stern kennzeichnen<br />
und sie zum Stichtag 1. September<br />
2003 ebenfalls im Ersatzmarkt anbieten.<br />
„Mercedes, Jaguar und Porsche haben<br />
bereits solch spezielle Kennzeichnungen.<br />
Sollten sich noch weitere Automo-<br />
bilhersteller anschließen, wäre das der<br />
Anfang vom Ende für uns Fachhändler“,<br />
schimpft Wolter. „Denn durch die dann<br />
immer kompliziertere Lagerhaltung würden<br />
wir gegenüber dem Autohaus stark<br />
benachteiligt.“ Werden andere große Automobilhersteller<br />
in Deutschland ähnliche<br />
Forderungen an ihre Reifen-Erstausrüster<br />
herantragen? Das <strong>ReifenMagazin</strong><br />
ging dieser Frage nach. „Für das Geschäft<br />
mit losen Reifen beabsichtigt Ford<br />
derzeit nicht, dem Beispiel von BMW zu<br />
folgen“, erklärte Wolfgang Sander von<br />
der Presseabteilung der Ford-Werke AG<br />
aus Köln. Von Opel kam ebenfalls eine<br />
abschlägige Antwort: „In unserem Hause<br />
ist ein solches Vorgehen derzeit nicht<br />
geplant“, so Ulrich Weber aus der Abtei-<br />
Bislang kennzeichnen Daimler<br />
Chrysler, Porsche und BMW<br />
ihre Erstausrüstungsreifen.
lung Unternehmenskommunikation der<br />
Adam Opel AG, Rüsselsheim. Und auch<br />
Volkswagen verneinte entsprechende Markierungspläne:<br />
„Wir beabsichtigen nicht,<br />
es BMW gleich zu tun“, übermittelte Christian<br />
Buhlmann von der Presseabteilung der<br />
Volkswagen AG, Wolfsburg, die Stellungnahme<br />
der Konzernverantwortlichen.<br />
Nun kann darüber spekuliert werden,<br />
ob diese Hersteller nicht in aller Ruhe abwarten<br />
wollen, wie es dem bayerischen<br />
Wettbewerber mit seinem Vorstoß ergeht.<br />
Der Bundesverband Reifenhandel<br />
und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV) jedenfalls<br />
fürchtet als Konsequenz dieser<br />
Aktion negative Auswirkungen für den<br />
Reifen-Fachhandel und hat bereits Mario<br />
Monti eingeschaltet. Der Wettbewerbskommissar<br />
der Europäischen Union soll<br />
jetzt prüfen, ob die Einführung markierter<br />
Reifen nicht der gewollten Liberalisierung<br />
des Kfz-Marktes in der EU zuwiderläuft.<br />
» «<br />
Die Markierung der Reifen<br />
wäre Der Anfang vom<br />
Ende für den Fachhandel<br />
Helga Wolter,<br />
PRD Reifendienst<br />
Dieses Ziel ist in der neuen Version der<br />
Gruppenfreistellungsverordnung (Kfz-GVO<br />
1400/2002) festgeschrieben. In dem entscheidenden<br />
Passus heißt es, dass die<br />
Bezeichnung Originalteil nicht mehr vom<br />
Automobilhersteller definiert wird, sondern<br />
sich vom tatsächlichen Hersteller eines<br />
Teils ableitet. Mit dieser Neuregelung will<br />
die Wettbewerbs-Kommission der Originalteile-Strategie<br />
einiger Fahrzeughersteller<br />
einen Riegel vorschieben. Die hatten<br />
in Werbekampagnen versucht, Autofahrern<br />
gezielt zu suggerieren, Ersatzteile aus<br />
dem freien Handel seien schlechter als<br />
Ersatzteile vom Autohaus-Service. Und<br />
das, obwohl die Automobilhersteller diese<br />
Ersatzteile nicht selbst produzieren,<br />
sondern von Zulieferern beziehen, die ihrerseits<br />
den freien Kfz-Teilehandel mit<br />
identischen Produkten beliefern.<br />
Bis zum 30. September 2002 galt folgende<br />
Regelung: Lieferte ein Bremsenhersteller<br />
seine Produkte an einen Auto-<br />
» «<br />
H I N T E R G R U N D<br />
Die zunehmende Produktdifferenziertheit<br />
ist kein Nachteil, sondern eine<br />
Chance für den Reifen-Fachhandel<br />
Norbert Busch, Leiter Reifenersatzgeschäft Deutschland<br />
bauer, so trugen diese Bremsen den Namenszug<br />
des Automobilherstellers und<br />
galten als Original-Teile. Die gleichen Bremsen,<br />
die der Bremsenhersteller unter seinem<br />
Namen in den freien Teilehandel lieferte,<br />
galten als Identteile. Heute werden<br />
diese Teile unabhängig vom Vertriebsweg<br />
als Original-Ersatzteile bezeichnet.<br />
Wenn nun BMW-Autohäuser mit einem<br />
Slogan wie „BMW-Original-Reifen – geprüft<br />
und sicher“ werben, könnten Verbraucher<br />
denken, andere Reifen seien<br />
nicht geprüft und weniger sicher.<br />
Neben der Prüfung dieses Vorgangs<br />
bittet der BRV Wettbewerbshüter Monti<br />
zudem um eine Stellungnahme, wie er<br />
einer befürchteten Diskriminierung des<br />
Reifen-Fachhandels begegnen wolle.<br />
Dessen Aufregung stößt bei BMW auf<br />
Unverständnis. „Ich verstehe nicht, <strong>was</strong><br />
an der Markierung derart problematisch<br />
sein soll“, betont Michael Rebstock, Pressesprecher<br />
der BMW AG, München: „Ein<br />
fünfzackiger Stern weist Kunden darauf<br />
hin, dass dieser Reifen speziell auf das<br />
BMW-Fahrwerk-System abgestimmt wurde.<br />
Das betrifft technische Details wie<br />
die Gürtelspannung, die Konsistenz des<br />
Laufstreifens oder Feinheiten in der Profilgestaltung.“<br />
Die Markierung sei somit<br />
eine Information für die Verbraucher, die<br />
künftig die Möglichkeit erhalten, diese<br />
speziellen Reifen im Ersatzgeschäft zu beziehen<br />
„und zwar im Autohaus und beim<br />
Reifen-Fachhändler“, wie Rebstock ausdrücklich<br />
hervorhebt. Auch verliere kein<br />
BMW-Fahrzeug seine Betriebserlaubnis,<br />
sollten statt Stern-Reifen andere Produkte<br />
gefahren werden. Fazit von Rebstock:<br />
„Dass sich aus der Markierung möglicher<br />
Weise neue logistische Herausforderungen<br />
für den Fachhandel ergeben, kann kein<br />
Grund sein, von Wettbewerbsnachteilen<br />
zu sprechen und bei der EU zu intervenieren.“<br />
Auch wenn er in dem Vorgehen von<br />
BMW einen Verstoß gegen die GVO sieht<br />
und das Engagement des BRV unterstützt,<br />
will sich Werner Johann, Inhaber<br />
der Premio Reifen Service W. Johann<br />
GmbH, Langenfeld, gegebenenfalls der<br />
neuen Herausforderung stellen. „Natürlich<br />
habe ich dann mehr Aufwand als vorher<br />
in der Lagerhaltung und muss meine<br />
Mitarbeiter in der Werkstatt klar instruieren,<br />
<strong>was</strong> zu tun ist“, doch dass er seinen<br />
Kunden die entsprechenden Reifen<br />
anbieten kann, davon ist Johann überzeugt.<br />
„Das können wir als Fachhändler<br />
in der Qualitätsschiene leisten, vorausgesetzt,<br />
die Reifen-Industrie ist in der Lage,<br />
uns entsprechend zu beliefern.“ Folglich<br />
stehe jeder Hersteller in der Pflicht,<br />
entsprechende Order aus Autohaus und<br />
Fachhandel unterschiedslos zu behandeln<br />
und sich bei Engpässen nicht dem<br />
Druck der Autobauer zu beugen, das Autohaus<br />
zu bevorzugen.<br />
„Ich teile die Ansichten von Herrn Johann“,<br />
erklärt Norbert Busch, Leiter Reifenersatzgeschäft<br />
Deutschland. „Erhebt<br />
die EU keine Einwände gegen die Stern-<br />
Markierung, kommen auf Industrie und<br />
» «<br />
Als Fachhändler können<br />
wir unseren Kunden auch<br />
markierte Reifen liefern<br />
Werner Johann,<br />
Premio Reifen Service GmbH<br />
Fachhandel neue Anforderungen zu, die<br />
es zu erfüllen gilt.“ <strong>Continental</strong> werde in<br />
einem solchen Fall jeden Vertriebskanal<br />
auftragsgemäß mit Stern-Reifen beliefern.<br />
Und welcher Vertriebskanal sollte die<br />
zunehmende Komplexität des Angebots<br />
besser beherrschen als der Fachhandel,<br />
fragt Busch. „Gleich, ob unterschiedliche<br />
Pannenlaufsysteme, Mikro-Chips oder<br />
Markierungen: Die zunehmende Produktdifferenziertheit<br />
der Reifen ist kein Nachteil,<br />
sondern eine Chance, sich gegenüber<br />
anderen Anbietern auszuzeichnen.“<br />
Collin Scholz<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 13
Jedes Jahr das gleiche erschrekkende<br />
Bild: Trotz des Dauereinsatzes<br />
von Winterdiensten landen<br />
Lkw und Pkw bei aufkommenden<br />
winterlichen Straßenverhältnissen<br />
reihenweise im Straßengraben. Der<br />
Winter kommt eben regelmäßig so überraschend<br />
wie das nächste Weihnachtsfest:<br />
Plötzlich ist der 24. und man hat<br />
noch kein Geschenk, geschweige denn<br />
Winterreifen. Dann blockieren rutschende<br />
oder quer stehende Fahrzeuge nicht selten<br />
die Straßen. Das Chaos ist unausweichlich.<br />
Nachdem die Verletzten geborgen<br />
und die Blechknäuel entwirrt<br />
sind, stellt die Polizei als Unfallursache<br />
immer wieder Sommerreifen<br />
und nicht angepasste<br />
Geschwindigkeit fest.<br />
Nach Erhebungen des DeutschenVerkehrssicherheitsrates<br />
(DVR) e.V., Bonn, wurden<br />
im Jahr 2001 nur rund 42<br />
Prozent der Pkw in Deutschland<br />
mit Winterreifen ausgerüstet.<br />
Bei Nutzfahrzeugen er-<br />
14<br />
T I T E L S T O R Y<br />
Gestiegenes Sicherheitsbewusstsein und neue Produkte fördern Umrüstung<br />
Winterreifen-Markt<br />
vor deutlicher Expans<br />
Das Winterreifen-Geschäft<br />
wirft seine Schatten voraus<br />
und die Branche zeigt sich<br />
vorsichtig optimistisch: Erstmals<br />
diskutieren die Innenminister<br />
der Länder ernsthaft<br />
über eine Winterreifenpflicht.<br />
Eine steigende Zahl<br />
von Umbereifungen deutet<br />
sich an und die neuen Produkte<br />
von Semperit und<br />
Barum versprechen weitere<br />
Impulse.<br />
Semperit Van-Grip<br />
Für Transporter<br />
Der Neue löst sukzessive den Top-<br />
Grip SLG M729 ab. Besonderes Augenmerk<br />
legten die Entwickler auf die<br />
Optimierung von Schneetraktion und<br />
Aquaplaning-Verhalten. Verfügbar sind<br />
zunächst sieben Größen in 14, 15 und<br />
16 Zoll in den Geschwindigkeitsindizes<br />
Q, R und T.<br />
7ºC
ion<br />
Ob Winter ist oder nicht, entscheiden<br />
nicht Schnee und Eis,<br />
sondern die Temperaturen.<br />
Barum Polaris 2<br />
Für Personenwagen<br />
Der Nachfolger des OR 60 Polaris bietet<br />
deutlich verbesserte Eigenschaften<br />
in allen Bereichen. Vom Start weg steht<br />
der neue Barum-Winterreifen in insgesamt<br />
22 Dimensionen von 155/70 R 13<br />
bis 225/45 R 17 zur Verfügung. Als Geschwindigkeits-Indizes<br />
stehen T und H<br />
zur Auswahl.<br />
T I T E L S T O R Y<br />
gibt sich eine noch ungünstigere Quote.<br />
Bei den leichten Nutzfahrzeugen werden<br />
rund 30 Prozent umgerüstet und bei den<br />
schweren Kraftfahrzeugen lediglich 20<br />
Prozent.<br />
Die seit Jahren unbefriedigenden Zahlen<br />
waren im vergangenen Jahr Grund<br />
für den DVR, gemeinsam mit dem Bundesverband<br />
Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk<br />
(BRV) e.V., Bonn, und<br />
der <strong>Continental</strong> AG die Initiative Pro Winterreifen<br />
ins Leben zu rufen. Deren Engagement<br />
hat nun auch einflussreiche Politiker<br />
für das Thema sensibilisiert: Dr. Günther<br />
Beckstein, Innenminister Bayerns,<br />
und sein Amtskollege aus Baden-Württemberg,<br />
Thomas Schäuble, forderten auf<br />
der Frühjahrs-Konferenz der Innenminister<br />
und Innensenatoren der Länder (IMK)<br />
in Erfurt die Einführung einer Winterreifenpflicht<br />
während der kalten Jahreszeit.<br />
» Die Winterkampagne<br />
«<br />
der<br />
<strong>Continental</strong> erzielt über<br />
47 Millionen Endverbraucher-Kontakte<br />
Bernhard Bamberger,<br />
Leiter Marketing D/A/CH<br />
Im Beisein von Bundesinnenminister<br />
Otto Schily erzielten die Minister einen<br />
ersten Achtungserfolg. Denn die IMK beauftragte<br />
einen Arbeitskreis, „im Hinblick<br />
auf eine oftmals nicht an die winterlichen<br />
Straßenverhältnisse angepasste Fahrweise<br />
beziehungsweise Ausrüstung der<br />
Fahrzeuge Möglichkeiten zur Erhaltung<br />
der öffentlichen Sicherheit im Straßenverkehr<br />
zu erheben und dabei auch die<br />
Einführung einer Verhaltensregel zur Bereifung<br />
der Kraftfahrzeuge mit Winterreifen<br />
bei entsprechenden Witterungsverhältnissen<br />
zu prüfen“, wie es im Beamtendeutsch<br />
heißt. Dabei können die<br />
Befürworter einer gesetzlichen Regelung<br />
durchaus mit Unterstützung rechnen<br />
(siehe Seite 16). Gegenwind kommt<br />
allenfalls aus den Stadtstaaten Berlin,<br />
Bremen und Hamburg.<br />
Ihre Ergebnisse sollen die Verkehrsexperten<br />
bis zur IMK-Herbstsitzung vorlegen.<br />
Auch wenn „die Innenminister in<br />
dieser Frage keine Entscheidungsgewalt<br />
besitzen und am Ende nur eine Empfehlung<br />
an die Verkehrsministerkonferenz<br />
abgeben können“, wie Klaus Buß, Innenminister<br />
Schleswig-Holstein, betont, die<br />
Chancen für ein Umdenken zu einer gesetzlichen<br />
Regelung stehen nicht schlecht.<br />
Ob Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe,<br />
der noch zum Jahreswechsel klar<br />
stellte, er halte eine generelle Winterreifenpflicht<br />
für überflüssig (siehe Reifen-<br />
Magazin 1/2003), angesichts der neuen<br />
Offensive auf seinem Standpunkt beharren<br />
kann, erscheint fraglich.<br />
Schließlich muss der von Wählern abhängige<br />
Stolpe zur Kenntnis nehmen,<br />
dass sich parallel zur aktuellen Debatte<br />
auch Autofahrer einer Verpflichtung gegenüber<br />
zunehmend aufgeschlossen zeigen.<br />
Dies beweisen die Wortbeiträge der<br />
Internetnutzer, die sich im Forum des<br />
<strong>ReifenMagazin</strong>s unter www.reifenmagazin.de<br />
mit diesem Thema auseinandersetzen.<br />
In einer Online-Blitzumfrage sprachen<br />
sich rund 60 Prozent der Teilnehmer<br />
für die Einführung einer Winterreifenpflicht<br />
aus.<br />
Wohin auch immer<br />
diese Debatte führt,<br />
nach Auffassung von<br />
Werner Sauerhöfer,<br />
beim DVR verantwortlich<br />
für die Initiative<br />
pro Winterreifen,<br />
geht sie „in die richtige<br />
Richtung und zeigt,<br />
dass die Aufklärungsbemühungen<br />
des Aktionsbündnisses erste<br />
Früchte tragen.“ Diese sollen deshalb<br />
auch im kommenden Herbst mit unverminderter<br />
Intensität fortgesetzt werden.<br />
Und selbst wenn sich die maßgeblichen<br />
Politiker im Herbst nicht auf eine einheitliche<br />
Vorgehensweise einigen können, gibt<br />
die aktuelle Marktentwicklung dem Handel<br />
und der Industrie durchaus Anlass zu<br />
vorsichtigem Optimismus. Trotz des gewaltigen<br />
Volumenwachstums von rund 14,4<br />
Mio. Winterreifen 2001 auf rund 16,4 Mio.<br />
Winterreifen im vergangenen Jahr, rechnen<br />
die Experten der European Rubber<br />
Manufacturers Conference, Kopenhagen,<br />
mit weiter steigenden Umrüstzahlen in<br />
diesem Winter. Um knapp 300.000 Stück<br />
könnten die Absatzzahlen steigen. Davon<br />
werden allerdings nicht alle Marktsegmente<br />
gleichermaßen profitieren.<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 15
16<br />
T I T E L S T O R Y<br />
INNENMINISTER DER LÄNDER WOLLEN WINTERCH<br />
DR. GÜNTHER BECKSTEIN,<br />
STAATSMINISTER DES INNERN, BAYERN<br />
Regelmäßig kommt es auch in Bayern nach starken<br />
Schneefällen auf den Straßen zu katastrophalen Stausituationen.<br />
Deshalb hat Bayern Katastrophenschutz-<br />
Sonderpläne für bestimmte Autobahnabschnitte entwickelt.<br />
Doch Katastrophenpläne können nicht die<br />
Hauptursache beseitigen, nämlich die Ausrüstung mit<br />
Sommerreifen bei winterlichen Straßenverhältnissen.<br />
THOMAS SCHÄUBLE,<br />
INNENMINISTER BA-<br />
DEN-WÜRTTEMBERG<br />
Busunternehmen sind bereits<br />
verpflichtet, unter anderem Winterreifen<br />
und Schneeketten mitzuführen,<br />
wenn es die Umstände angezeigt erscheinen<br />
lassen. Der Bundesverkehrsminister lehnte dagegen<br />
noch im Dezember 2002 eine weiter gehende Verpflichtung<br />
ab und verweist auf die persönliche Verantwortung<br />
der einzelnen Kraftfahrer. Dabei sind andere europäische<br />
Länder wie Schweden,<br />
Norwegen, Finnland und Slowenien<br />
da schon weiter.<br />
So sehr die Benutzung von Winterreifen bei entsprechenden<br />
Witterungsverhältnissen dazu beitragen kann,<br />
Unfälle und Verkehrsbehinderungen zu vermeiden, so<br />
vielfältig sind die rechtlichen und tatsächlichen Probleme,<br />
die sich im Hinblick auf die Einführung einer generellen<br />
Verpflichtung zur Benutzung von Winterreifen stellen.<br />
»Katastrophenpläne reichen<br />
UWE SCHÜNEMANN,<br />
INNENMINISTER<br />
NIEDERSACHSEN<br />
WALTER ZUBER,<br />
INNENMINISTER RHEINLAND-PFALZ<br />
Die Frage einer Winterreifenpflicht wird derzeit in den Gremien<br />
der IMK geprüft. Ohne deren Ergebnissen vorgreifen zu wollen,<br />
sprechen mehr Gründe für die Einführung der Winterreifenpflicht<br />
als dagegen. Es gehört zu den Begleiterscheinungen winterlicher<br />
Straßenverhältnisse, dass es jährlich zu Verkehrsstaus und Verkehrsunfällen<br />
kommt, die ihre (Mit-) Ursache darin haben, dass<br />
ein Großteil der Fahrzeuge, insbesondere Lkw, nicht mit Winterbzw.<br />
Ganzjahresreifen ausgerüstet ist. Mit einer entsprechenden<br />
Winterausrüstung sind zweifelsohne Staus und die damit verbundenen<br />
volkswirtschaftlichen Kosten ebenso zu vermeiden wie zahlreiche Verkehrsunfälle.<br />
Aus Gründen der Verkehrssicherheit, aber auch aus volkswirtschaftlichen Gründen ist<br />
eine entsprechende gesetzliche Vorschrift zu unterstützen. Ob es sich dabei ausschließlich<br />
um eine „Winterreifenpflicht“ handeln muss oder auch die Mitführpflicht von Schneeketten<br />
genügt, wird derzeit von den Verkehrsexperten geprüft.<br />
ANDREAS TRAUTVETTER,<br />
INNENMINISTER THÜRINGEN<br />
Der zur Frühjahrs-Innenministerkonferenz (IMK) in Bayern<br />
eingebrachte Antrag wird von Thüringen ebenso unterstützt<br />
wie von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und den anderen<br />
ostdeutschen Ländern.<br />
Hauptsächlich an den Steigungsstrecken der Bundesautobahnen,<br />
aber auch auf den Bundes- und Landesstraßen, insbesondere im Bereich<br />
der Kammquerung des Thüringer Waldes, ist dieses „Phänomen“ rutschender und<br />
quer stehender Pkw und Lkw in jedem Winter feststellbar. Eine Verhaltensregel, die die<br />
Ausstattung der Kraftfahrzeuge mit Winterreifen vorsieht, wäre unserer Auffassung<br />
nach ein Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssicherheit.<br />
DR. GOTTFRIED TIMM,<br />
INNENMINISTER MECKLENBURG-<br />
VORPOMMERN<br />
Das Thema ist auf der Frühjahrs-Sitzung der Innenministerkonferenz<br />
behandelt worden. Dort erging ein Prüfauftrag an den<br />
Arbeitskreis II. Dabei ist auch die Einführung einer Verhaltensregel<br />
zur Winterbereifung im Gespräch. Doch zuerst muss geprüft<br />
werden, ob durch diese oder andere Maßnahmen die Verkehrssicherheit<br />
im Winter tatsächlich verbessert werden kann. Ich bitte um Verständnis,<br />
dass wir dieses Prüfergebnis erst abwarten wollen, bevor wir detailliert Stellung<br />
dazu nehmen.
AOS BEENDEN<br />
nicht«<br />
DR. FRITZ BEHRENS,<br />
INNENMINISTER<br />
NORDRHEIN-WESTFALEN<br />
Die bisher vorgebrachten Argumente<br />
für die Einführung einer Winterreifenpflicht<br />
sind nachvollziehbar; um jedoch<br />
zu einer endgültigen Bewertung zu kommen,<br />
muss der Bericht der Arbeitsgruppe<br />
abgewartet werden.<br />
HORST RASCH,<br />
STAATSMINISTER<br />
SACHSEN<br />
Seit Jahren wird nach Lösungswegen<br />
gesucht, die bei Schneefall oder<br />
Glatteisbildung besonders gefährdeten<br />
Straßenabschnitte befahrbar zu halten.<br />
Auf Grund der derzeitigen Rechtslage<br />
ist eine Sperrung von Straßen für Fahrzeuge<br />
ohne Winterräder nur im Einzelfall<br />
durch die Polizei im Rahmen der<br />
Gefahrenabwehr möglich. Dies ist jedoch<br />
mit erheblichem Personalaufwand<br />
verbunden und damit nicht für längere<br />
Zeit möglich. Grundsätzlich ist deshalb<br />
die Initiative Bayerns im Interesse der<br />
Erhöhung der Verkehrssicherheit zu begrüßen.<br />
T I T E L S T O R Y<br />
„Die Steigerung wird sich in erster Linie<br />
auf den Bereich der H-Reifen auswirken“,<br />
prophezeit Bernhard Bamberger,<br />
Leiter Marketing D/A/CH. „Hier rechnen<br />
wir mit einem Potenzial von zusätzlichen<br />
280.000 Stück.“ Was immerhin einem<br />
Zuwachs von rund 8,5 Prozent entspräche.<br />
Den prozentual größten Sprung erwartet<br />
er mit über 20 Prozent bei den<br />
oberen Geschwindigkeitskategorien bis<br />
V. Allerdings handelt es sich dabei um das<br />
zahlenmäßig kleinste Segment, das in<br />
diesem Winter erstmals in den Bereich<br />
von insgesamt 200.000 vorstoßen soll.<br />
Den Markt dominieren weiterhin die<br />
niedrigeren Geschwindigkeitskategorien<br />
bis T. Satte 13,25 Millionen Winterreifen<br />
dieses Segments sollen in der kalten Jahreszeit<br />
in Deutschland unter die Pkw montiert<br />
werden. „Steigerungen sind hier allerdings<br />
nicht mehr zu erwarten“, erklärt<br />
Bernhard Bamberger. „Im Gegenteil: Der<br />
Zenit scheint bereits überschritten, hier<br />
gehen in einem insgesamt moderat wachsenden<br />
Markt auch real Anteile verloren.“<br />
Dieser Trend soll sich im kommenden<br />
Jahr fortsetzen, während in den oberen<br />
Tempobereichen weitere Zuwächse erwartet<br />
werden.<br />
Doch auch im abnehmenden Segment<br />
werden sich zumindest kurzfristig einige<br />
Dimensionen gegen den Trend entwickeln.<br />
Dazu gehören die 175/65 R 14,<br />
185/60 R 14, 195/60 R 15, 205/55 R 16<br />
und 165/70 R 14.<br />
Im H-Segment setzt Bamberger vor<br />
allem bei den 225/55 R 16, 205/60 R<br />
16, 195/55 R 15 und 195/60 R 15 auf<br />
deutliches Wachstum.<br />
Die Mengentreiber der Hochgeschwindigkeits-Dimensionen<br />
heißen 205/55 R<br />
16, 225/55 R 17 XL, 245/45 R 17 XL,<br />
255/45 R 17 XL, 255/40 R 18, 245/45 R<br />
18 und 235/45 R 17.<br />
An den aktuellen Größentrends haben<br />
sich auch die Neuentwicklungen der<br />
<strong>Continental</strong> orientiert. Um den Wünschen<br />
der Endverbraucher nach wirtschaftlichen<br />
Lösungen im Winterreifengeschäft zu entsprechen,<br />
präsentiert die <strong>Continental</strong>-<br />
Marke Barum im Herbst mit dem Polaris<br />
2 einen neuen, laufleistungsstarken Allrounder<br />
für die Kompakt- und Mittelklasse.<br />
Der Nachfolger des OR 60 Polaris,<br />
bietet im Performance-Vergleich mit dem<br />
Vorgänger deutlich verbesserte Eigenschaften<br />
in den Bereichen Nassbremsen,<br />
Aquaplaning längs und quer, Trockenbremsen<br />
sowie Trockenhandling. Darüber<br />
hinaus wurde die Schneetraktion verbessert.<br />
Als hervorstechendes Produktmerkmal<br />
des Polaris 2 nennt Markenmanager Olaf<br />
Wittenberg „ein duales Lamellensystem,<br />
das die bekannten Sinuslamellen im<br />
Schulterbereich mit Treppenlamellen im<br />
Mittenbereich kombiniert.“ Daraus resul-<br />
» «<br />
Der Barum Polaris 2 kombiniert<br />
Sinuslamellen mit<br />
Treppenlamellen<br />
Olaf Wittenberg,<br />
Markenmanager Barum<br />
tiere ein besonders gleichmäßiger Abrieb,<br />
der dem Reifen zu seiner ausgeprägten<br />
Laufleistungsstärke verhelfe. „Die Treppenlamellen<br />
vergrößern die Kantenlängen<br />
und bieten eine verbesserte Traktion.“<br />
Die Sinuslamellen wiederum ermöglichten<br />
eine höhere Blocksteifigkeit und damit<br />
eine ausgezeichnete Seitenführung.<br />
Vom Start weg steht der neue Barum-<br />
Winterreifen in insgesamt 22 Dimensionen<br />
von 155/70 R 13 bis 225/45 R 17<br />
zur Verfügung. Als Geschwindigkeits-Indizes<br />
stehen T und H zur Auswahl. Die offizielle<br />
Markteinführung erfolgt im September.<br />
Ein neues Produkt für Vans, Wohnmobile<br />
und Transporter kommt von Semperit.<br />
Der Van-Grip löst sukzessive den<br />
Top-Grip SLG M729 ab und wurde gegenüber<br />
seinem Vorgänger in allen Leistungsbereichen<br />
verbessert. Besonderes<br />
Augenmerk legten die Entwickler dabei<br />
auf die Optimierung von Schneetraktion<br />
und Aquaplaning-Verhalten.<br />
„Für den exzellenten Grip auf Schnee<br />
und Eis sorgen höchstlamellierte Profilblöcke<br />
und schräg gestellte Mittenblockkanten“,<br />
skizziert Stephan Brückner, Produktmanager<br />
Van-Reifen, das Produkt-<br />
Konzept. „Denn daraus resultieren erhöhte<br />
Griffkanten in Umlauf- und Querrichtung.“<br />
Das deutlich verbesserte Aquaplaningverhalten<br />
erzielten die F+E-Experten<br />
durch „das Zusammenspiel dreier<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 17
18<br />
Künftig sind Lkw über zwölf<br />
Tonnen Gesamtgewicht auch<br />
in Deutschland mautpflichtig.<br />
Ausgerechnet, wenn wir unsere Winterreifen<br />
ausliefern, tritt diese unausgereifte<br />
Lkw-Maut in Kraft“, stöhnt Carsten<br />
Sziegoleit, Logistikexperte bei der<br />
<strong>Continental</strong> AG: „Abgesehen vom verkehrstechnischen<br />
Chaos, das von allen<br />
Seiten prognostiziert wird, haben sich viele<br />
mit der Kostenproblematik noch gar<br />
nicht ausreichend auseinander gesetzt."<br />
Doch die hat es in sich: Pro gefahrenem<br />
Autobahnkilometer werden 12,4 Cent fällig.<br />
Bei 100.000 Autobahnkilometern macht<br />
das 12.400 Euro pro Lkw mit mehr als<br />
zwölf Tonnen Gesamtgewicht.<br />
Glaubt man dem Verkehrsministerium,<br />
dann kommt alles halb so schlimm – zumindest<br />
aus Verbrauchersicht: Ein einziger<br />
Joghurtbecher, so behaupten Stolpes<br />
Rechenkünstler, verteuere sich durch<br />
die gestiegenen Transportkosten um lediglich<br />
0,5 Cent. Ein Kilo Bananen um<br />
1,4 Cent, eine Einbauküche um 15,30<br />
Euro. Klingt nicht so dramatisch? „Das<br />
Verkehrsministerium selbst rechnet mit<br />
einem Kostenanstieg von acht bis zehn<br />
Prozent. Außer Acht gelassen wird jedoch<br />
häufig“, so rechnet Sziegoleit vor,<br />
„dass ein Gut nicht nur einmal von A<br />
nach B transportiert wird. Die <strong>Continental</strong><br />
AG etwa ist gleich in vierfacher Weise<br />
von der Lkw-Maut betroffen.“ Zunächst<br />
einmal ist da die Strecke, die der Rohstoff-Lieferant<br />
auf dem Weg zum Werk<br />
zurücklegt: Die erste Maut wird fällig. Auf<br />
T I T E L S T O R Y<br />
Ab 2. November soll der Schwerlastverkehr auf deutschen<br />
Autobahnen zur Kasse gebeten werden. Die<br />
Transportkosten steigen um rund zehn Prozent. Die Auswirkungen<br />
auf den Handel sind noch nicht abzusehen.<br />
Einführung der Lkw-Maut treibt Logistikkosten<br />
Teure Distribution<br />
dem Weg vom Werk in die Vertriebszentren:<br />
Zweite Maut. Von dort zum Kunden:<br />
Dritte Maut. Und wenn Reifen als Paket<br />
geliefert werden, streckt Minister Stolpe<br />
ein viertes Mal die Hand aus.<br />
Immerhin sechzig Prozent aller Conti-<br />
Transporte berühren das deutsche Autobahnnetz.<br />
Dennoch sieht Carsten Sziegoleit<br />
das Unternehmen ausreichend gerüstet<br />
für den Zahltag: „In den letzten Monaten<br />
haben wir unsere Supply-Chain<br />
deutlich optimiert,“ berichtet der Logistik-Fachmann.<br />
„Das Komplettladungsgeschäft<br />
etwa wurde extrem konzentriert<br />
beziehungsweise vernetzt. Mehrere Hundert<br />
Transportpartner wurden früher täglich<br />
neu disponiert – dieser Job wird<br />
heute von nur noch 24 Transportfirmen<br />
»<strong>Continental</strong><br />
entstehen<br />
Mehrkosten in<br />
Höhe von acht<br />
Millionen<br />
Euro jährlich«<br />
Carsten Sziegoleit<br />
Logistikexperte <strong>Continental</strong><br />
erledigt.“ Auf Grundlage dieser gestrafften<br />
Transportstruktur ist es <strong>Continental</strong><br />
gelungen, die erwarteten Mehrkosten so<br />
gering wie möglich zu halten. „Weniger<br />
Leerkilometer, verstärkter Einsatz von<br />
Fahrzeug- und Telematik-Technologie sowie<br />
von mautfreien Fahrzeugen unter<br />
zwölf Tonnen für eine Vielzahl von Lieferungen<br />
ab unseren Distributionszentren“,<br />
zählt Carsten Sziegoleit weitere Entlastungsfaktoren<br />
auf. Was bleibt, sind Mehrkosten<br />
in Höhe von acht Millionen Euro<br />
für <strong>Continental</strong> in Summe jährlich, davon<br />
allein 3,5 Millionen Euro im Reifenbereich:<br />
„Denn die Mautkosten unserer<br />
Transport-Dienstleister tragen wir.“<br />
In der Schweiz, wo schon seit 2000<br />
eine so genannte Schwerlastabgabe<br />
(die ab 2005 verdoppelt wird) zu entrichten<br />
ist, weist Conti diese Gebühren<br />
als Sonderposten auf den Rechnungen<br />
aus. Wie und ob sich die Maut<br />
in Deutschland auf die Produktpreise<br />
auswirkt, steht noch nicht fest. Sicher<br />
ist nur, dass es eine bundesweit einheitliche<br />
Regelung geben wird.<br />
Mit den Einnahmen will das Ministerium<br />
das marode Straßennetz sanieren.<br />
Angesichts einer erwarteten Zunahme<br />
des Güterverkehrs um etwa 60<br />
Prozent bis zum Jahr 2015 erhofft sich<br />
Berlin zugleich einen verkehrspolitischen<br />
Umleitungseffekt, welcher die Transportwirtschaft<br />
verstärkt auf die Schiene<br />
zwingen soll. Diesem Vorhaben steht<br />
Peter Klaus, Professor für Logistik an<br />
der Universität Erlangen-Nürnberg jedoch<br />
äußerst skeptisch gegenüber:<br />
„Zum einen tritt der erhoffte Umlenkungseffekt<br />
erst ab 40 Cent auf. Zum<br />
anderen ist es doch eine völlige Illusion,<br />
die hochflexible Just in Time-Produktion<br />
könne mit Bahn und Binnenschiff<br />
bewältigt werden.“ Auch Conti<br />
wird nur in Einzelfällen auf „intermodale<br />
Lösungen“, das heißt eine Kombination<br />
aus Straße und Schiene, setzen.<br />
Grundsätzlich bleibt die Transportwirtschaft<br />
auf die Straße angewiesen. „Weswegen<br />
wir in unseren Bemühungen<br />
um effizientere Logistik-Lösungen keinesfalls<br />
nachlassen dürfen", beschreibt<br />
Carsten Sziegoleit die weiteren Herausforderungen.
eit umlaufenden Rillen mit durchgehenden<br />
Querrillen“. Diese sorgen für einfache<br />
und schnelle Ableitung von Wasser<br />
und Schneematsch aus der Bodenaufstandsfläche.Verfügbar<br />
sind zunächst sieben<br />
Größen in 14, 15<br />
und 16 Zoll in den Geschwindigkeitsindizes<br />
Q, R und T.<br />
Weil sich aber mit<br />
neuen Produkten allein<br />
kein Umrüstmuffel auf<br />
die Montagebühnen<br />
locken lässt und die<br />
Unterstützung durch den Gesetzgeber<br />
zumindest noch in diesem Winter ausbleibt,<br />
sind Reifen-Vermarkter auch weiterhin<br />
auf gute Argumente angewiesen.<br />
„Im Mittelpunkt sollte nach wie vor die Aufklärung<br />
über die Temperaturgrenze von 7 0 C<br />
stehen, unterhalb derer Winterreifen beginnen,<br />
gegenüber Sommerreifen ihre<br />
Überlegenheit auszuspielen“, rät Bernhard<br />
Bamberger. Conti bietet gerade zu diesem<br />
Thema ein umfassendes Sortiment an<br />
POS-Material.<br />
Nicht ohne Grund: „Moderne Winterreifen<br />
sind so konzipiert, dass sie nicht<br />
nur problemlose Fahrten bei Reifglätte<br />
und Schnee ermöglichen, sondern ihre<br />
besonderen Eigenschaften bereits bei<br />
Temperaturen ab 7 Grad Celsius zum<br />
Tragen bringen“, bestätigt Dr. Burkhard<br />
Wies, Leiter Winterreifen-Entwicklung Con-<br />
ContiWinter<br />
Contact TS 780<br />
• 175/60 R 15 81T<br />
ContiWinter<br />
Contact TS 760<br />
• 195/50 R 15 82T FR<br />
ContiWinter<br />
Contact TS 790<br />
• 185/60 R 15 88T XL<br />
• 215/60 R 16 99H XL<br />
• 195/55 R 16 87H SSR*<br />
• 205/50 R 16 87H FR<br />
• 215/50 R 17 91H FR<br />
• 195/45 R 16 80T FR<br />
• 215/45 R 17 91H XL FR<br />
• 225/45 R 17 91H FR SSR*<br />
• 245/45 R 17 95H FR SSR*<br />
*in Vorbereitung<br />
CONTINENTAL<br />
ContiWinter<br />
Contact TS 790 V<br />
• 225/60 R 16 102V XL<br />
• 225/50 R 17 98V XL FR<br />
• 225/45 R 18 95V XL FR<br />
• 235/40 R 18 95V XL FR<br />
• 255/40 R 18 99V XL FR<br />
• 235/35 R 19 91V XL FR<br />
• 245/35 R 19 93V XL FR<br />
• 275/30 R 19 96V XL FR<br />
4x4 WinterContact<br />
• 195/80 R 15 96T<br />
• 205/80 R 16 104T XL<br />
• 245/70 R 16 107T<br />
• 265/70 R 16 112T<br />
• 235/65 R 17 108H XL FR NO<br />
• 215/60 R 17 96H FR<br />
• 235/55 R 17 99H FR<br />
• 255/55 R 18 109V XL FR NO<br />
• 255/50 R 19 107V XL FR<br />
• 275/40 R 20 106V XL FR<br />
• 295/40 R 20 110V XL FR<br />
T I T E L S T O R Y<br />
tinental. „Sommerreifen verlieren aufgrund<br />
ihrer Gummimischung bei niedrigen Temperaturen<br />
an Grip. Bei Breitreifen setzt dieser<br />
Effekt schon bei 10 0 C ein.“ Diese<br />
Temperaturen herschen in Deutschland<br />
etwa in Zeitraum von Mitte Oktober bis<br />
Ende März vor. Und: Bremswege auf<br />
Schnee sind mit Winter- bis zu 30 Prozent<br />
kürzer als mit Sommerreifen – so lange das<br />
» Bremswege auf Schnee<br />
«<br />
sind mit Winter- bis zu<br />
30 Prozent kürzer als<br />
mit Sommerreifen<br />
Dr. Burkhard Wies<br />
Leiter Winterreifen-Entwicklung<br />
Profil stimmt. Experten diverser Fachverbände<br />
und Institute – darunter ADAC, ÖAMTC<br />
und TCS – empfehlen mindestens vier<br />
Millimeter. „Unabhängig davon sollten die<br />
Kältespezialisten nach vier, spätestens<br />
fünf Jahren ausgetauscht werden“, rät<br />
Wies. „Denn die kälteoptimierte Gummimischung<br />
härtet mit der Zeit aus.“ Dann<br />
haben auch die elektronischen Helfer wie<br />
ABS und ESP keine Chance mehr.<br />
Den Abverkauf unterstützt Conti mit<br />
einer groß angelegten Anzeigenkampagne<br />
in auflagenstarken Magazinen und auf<br />
Die neuen Dimensionen auf einen Blick<br />
4x4IceContact*<br />
• 215/70 R 16 100Q<br />
*nur für Österreich<br />
VancoWinter<br />
• 195/65 R 16 C 104/102T<br />
• 205/65 R 16 C 107/105T<br />
VancoWinterContact<br />
• 215/65 R 16 C 102/100T<br />
• 215/60 R 17 C 104/102H<br />
VancoViking*<br />
• 215/75 R 16 C 113/111R<br />
• 215/70 R 15 C 106/104R<br />
• 205/65 R 16 C 107/105R<br />
• 215/65 R 16 C 109/107R<br />
*nur für Österreich<br />
UNIROYAL<br />
SNOW MAX<br />
• 195/65 R 16 C 104/102T<br />
• 195/60 R 16 C 99/97T<br />
BARUM<br />
OR59 CARGO M+S<br />
• 165/70 R 14 C 89/87R<br />
• 205/75 R 16 C 110/108R<br />
ausgesuchten Internetseiten. „Insgesamt“,<br />
so Bernhard Bamberger, „erzielen wir von<br />
September bis November über 47 Millionen<br />
Endverbraucher-Kontakte.“<br />
Um die Leistungsfähigkeit in der heißen<br />
Phase des Winterreifengeschäftes<br />
weiter zu verbessern, hat Conti die Werkskapazitäten<br />
ausgebaut, zusätzlich zu den<br />
schon im vergangenen Jahr erfolgreich<br />
eingeführten flexiblen Arbeitszeitmodellen<br />
nun die Möglichkeit zum Einsatz von Leiharbeitern<br />
geschaffen und die Logistik in<br />
effizienten Netzwerken optimiert.<br />
Trotz aller Bemühungen blickt Carsten<br />
Sziegoleit den kommenden Wochen mit<br />
einiger Sorge entgegen. „Wenn am 2.<br />
November auf deutschen Autobahnen<br />
die Lkw-Maut tatsächlich eingeführt werden<br />
sollte“, so der Leiter Reifenlogistik<br />
<strong>Continental</strong>, „könnte die unzureichende<br />
Vorbereitung durch die zuständigen Stellen<br />
zu langen Staus, dramatischen Zeitverlusten<br />
und damit zu einem Distributions-Chaos<br />
führen.“<br />
Auf der sicheren Seite sind deshalb nur<br />
jene Reifen-Vermarkter, die mutig disponieren<br />
und sich rechtzeitig bevorraten.<br />
„Denn Endverbraucher“, so Bernhard Bamberger,<br />
„erwarten in den entscheidenden<br />
Wochen neben leistungsfähigen Produkten,<br />
die alle Beteiligten von den Marken<br />
der <strong>Continental</strong> AG erwarten dürfen,<br />
vor allem kompetente Beratung und ein<br />
gut sortiertes und gefülltes Lager.“<br />
Thomas Bungart<br />
SEMPERIT<br />
Winter-Grip<br />
• 155/65 R 14 75T<br />
• 155/65 R 15 77T<br />
• 175/60 R 15 81T<br />
Sport-Grip<br />
• 225/55 R 17 FR 97H<br />
• 205/50 R 17 XL FR 93H<br />
Van-Grip<br />
• 185 R 14 C 8 102/100Q<br />
• 195/70 R 15 C 8 104/102T<br />
• 195/70 R 15 reinf. 97T<br />
• 225/70 R 15 C 8 112/110R<br />
• 205/65 R 15 reinf. 99T<br />
• 195/65 R 16 C 8 104/102T<br />
• 195/60 R 16 C 6 99/97T<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 19
Dieter Horni, Leiter Lkw-<br />
Reifen Ersatzgeschäft<br />
Deutschland der <strong>Continental</strong><br />
AG, wünscht sich<br />
vom Reifen-Fachhandel,<br />
mit der Industrie an einem<br />
Strang zu ziehen.<br />
Dieter Horni<br />
20<br />
I N T E R V I E W<br />
Peter Seher, Präsident des BRV<br />
sagt, dass die Industrie den<br />
Handel „am ausgestreckten Arm<br />
verhungern“ lassen will. Warum tun<br />
Sie das?<br />
Das ist eine absolut falsche Einstellung,<br />
die mich ärgert. Im Lkw-Reifengeschäft<br />
sehe ich die Befürchtungen des<br />
Handels als unbegründet. Wir wollen mit<br />
klaren Konzepten gemeinsam mit dem<br />
Handel et<strong>was</strong> bewegen, weil wir aufeinander<br />
angewiesen sind und nur miteinander<br />
erfolgreich sein können. Die Industrie<br />
hat kein Interesse, den Reifenhandel<br />
in irgendeine Ecke zu schieben,<br />
wo er keine Luft mehr zum Atmen<br />
hat. Im Gegenteil: Die Industrie<br />
ist angewiesen auf<br />
den Reifen-Fachhandel...<br />
...und übernimmt gleichzeitig zunehmend<br />
seine Aufgaben?<br />
Natürlich übernimmt die Industrie Aufgaben,<br />
die der Reifen-Fachhandel als seine<br />
klassischen Aufgaben ansieht. Das<br />
hängt aber vor allem mit der strukturellen<br />
Entwicklung auf Verbraucherseite zusammen.<br />
Wir müssen direkte Beziehungen<br />
knüpfen, um unsere Produkte beim<br />
Verbraucher zu vermarkten. Aber die Absprachen<br />
erfolgen in der Regel mit und<br />
über den Handel. Es gibt nicht wenige<br />
Verbraucher, die dem Handel gar nicht<br />
die Chance geben würden, seine Vermarktungsleistung<br />
anzubringen. Eine Vielzahl<br />
der Händler ist deshalb dankbar,<br />
wenn jemand beim Verbraucher die Gespräche<br />
führt und sie ausschließlich die<br />
Distributions- und Dienstleistung erbrin-<br />
Im Gespräch mit Dieter Horni<br />
»Der Handel ernt<br />
die Früchte unse<br />
gen müssen. Der Händler erntet quasi die<br />
Früchte unserer Arbeit.<br />
Sie betonen also die Partnerschaft<br />
mit dem Handel.<br />
Unbedingt. Wir müssen an einem Strang<br />
ziehen und die Vermarktungsleistung des<br />
Anderen anerkennen.<br />
Der Reifenmarkt hat sich in den<br />
vergangenen Jahren aber verändert<br />
– und damit auch die<br />
Interessen der Marktteilnehmer.<br />
Natürlich. Es gibt nicht<br />
mehr diese klassische<br />
Grenze nach dem Motto:<br />
Bis dahin lieferst<br />
Du, und dann mache<br />
ich das. Die Konturen<br />
haben sich in<br />
den letzten Jahren<br />
verwischt. Das ist in<br />
anderen Branchen<br />
ebenso. Man kann beispielsweise<br />
dem Verbraucher<br />
nicht verbieten,<br />
mit der Industrie
zu sprechen – und umgekehrt. Wir müssen<br />
schließlich auch neue Fuhrparkkonzepte,<br />
die sich auf die Fahrzeuge und<br />
Reifen auswirken, gemeinsam mit unseren<br />
Kunden entwickeln. Wir brauchen<br />
also diese direkten Gespräche mit allen<br />
Beteiligten: dem Verbraucher und dem<br />
Absatzmittler. Das ist für mich eine ganz<br />
entscheidende Botschaft, die es zu vermitteln<br />
gilt.<br />
Um noch einmal auf die BRV-Kritik<br />
zurückzukommen: Die Industrie hat<br />
sicherlich auch gelegentlich Grund,<br />
sich über den Handel zu ärgern,<br />
oder?<br />
Ich ärgere mich regelmäßig über die<br />
Unterstellung, die Industrie würde sich<br />
eine goldene Nase verdienen und der<br />
Handel würde leer ausgehen. Man unterstellt<br />
uns fortwährend mangelnde Aufrichtigkeit.<br />
Daraus resultiert dann das<br />
Ringen um Konditionen – häufig in Verbindung<br />
mit nicht mehr nachvollziehbaren<br />
Forderungen. Man muss auch<br />
der Industrie zugestehen, dass sie<br />
irgendwo eine Grenze hat. Wir kalkulieren<br />
hart am Limit. Und wenn<br />
wir im vergangenen Jahr erstmals<br />
in Deutschland im Ersatzgeschäft<br />
wieder Geld verdient haben, dann<br />
nicht, weil wir uns am Reifen-Fachhandel<br />
bereichert haben. Ich will<br />
eine faire Partnerschaft. Daher stört<br />
es mich gar nicht, wenn BRV-Präsident<br />
Peter Seher von einem Zweckbündnis<br />
spricht.<br />
I N T E R V I E W<br />
Aber das Bündnis muss fair sein....<br />
Es muss beiden Partnern nutzen. Wir<br />
brauchen das Geld auch, um Investitionen<br />
zu tätigen, neue Produkte zu entwickeln<br />
und in den Markt einzuführen.<br />
Und wir haben letztlich auch eine Ver-<br />
»wir müssen an einem strang ziehen, und<br />
«<br />
jeweils die vermarktungsleistung des<br />
anderen anerkennen<br />
et auch<br />
rer Arbeit«<br />
antwortung gegenüber unseren Mitarbeitern.<br />
Einer der Vorwürfe seitens des Handels<br />
ist die Zusammenarbeit der Industrie<br />
mit seinen direkten Konkurrenten,<br />
den Autohäusern.<br />
Bei uns steht die Verbraucherarbeit im<br />
Vordergrund. Und auch wenn der Reifen-Fachhandel<br />
das nicht gern hört: Um<br />
unsere Verbraucherarbeit honoriert zu<br />
bekommen, müssen wir mit dem einen<br />
oder anderen Autohaus zusammenarbeiten.<br />
Die Reifen-Fachhändler befürchten,<br />
dass hier die Entwicklung ähnlich<br />
wie im Pkw-Reifenbereich verläuft. Aber<br />
einen solchen Trend vermag ich nicht zu<br />
erkennen.<br />
Stichwort Flottengeschäft.<br />
Wir sehen uns in erster Linie als jemand,<br />
der die Vermarktungsleistung beim<br />
Verbraucher erbringt, das heißt, wir betreiben<br />
das Verbrauchergeschäft an erster<br />
Stelle. Die Flotten sind wichtige Gesprächspartner.<br />
Wenn wir dort Nachfrage<br />
erzeugen, profitiert davon auch der<br />
Handel. Und nur, wenn der Handel von<br />
einer Nachfrage nach unseren Produkten<br />
profitiert, wird er uns auch als Gesprächspartner<br />
akzeptieren.<br />
Warum wollen viele Verbraucher ihre<br />
Lkw-Reifen direkt bei der Industrie<br />
beziehen?<br />
Die Verbraucher erhoffen sich in der<br />
Regel einen besseren Einkaufspreis. Dies<br />
ist jedoch nicht mit den Spielregeln, die<br />
wir für uns aufgestellt haben, zu vereinbaren.<br />
Hier stoßen wir auch auf der Verbraucherseite<br />
auf Unverständnis, da es<br />
andere Reifenindustrien gibt, die sich weniger<br />
restriktiv verhalten.<br />
Wie berechtigt sind denn die Sorgen<br />
des Handels, dass Sie das Geschäft<br />
ohne ihn machen?<br />
Die von unserem Außendienst angesprochenen<br />
Verbraucherkunden können<br />
nur mit dem Reifen-Fachhandel zusammen<br />
entsprechend betreut werden. Das<br />
FAKTEN KOMPAKT<br />
Konzernbereich Nfz-Reifen<br />
Das schwierige Nfz-Geschäft läuft endlich. Conti hat den Umsatz<br />
in Europa gesteigert und sogar Gewinn gemacht. „Erstmals<br />
seit Jahren lagen alle Geschäftsbereiche des Konzernbereiches<br />
Nfz-Reifen beim operativen Ergebnis im Plus“, freut sich Vorstandsvorsitzender<br />
Manfred Wennemer. Auch im ersten Quartal<br />
2003 konnte der Absatz im Erstausrüstungs- und Ersatzgeschäft<br />
weiter gesteigert werden. Die Fabrik in Puchov/Slowakei<br />
ist inzwischen das größte und modernste Lkw-Reifen-Werk Europas.<br />
1,5 Millionen Nfz-Reifen werden hier jährlich produziert.<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 21
Nutzfahrzeug-Autohaus hat je nach Darstellung<br />
einen Anteil von einem bis drei<br />
Prozent in der Vertriebsschiene Lkw-Reifen.<br />
In der strategischen Ausrichtung der<br />
Nutzfahrzeug-Autohäuser steht das Lkw-<br />
Reifengeschäft nicht im Vordergrund.<br />
Diese Autohäuser werden hier auch keine<br />
aktive Rolle übernehmen. Im Pkw-<br />
Bereich ist es für das Autohaus einfacher,<br />
sich mit einem dem entsprechenden<br />
Equipment auszustatten als im Lkw-<br />
Bereich.<br />
Worin sehen Sie die Hauptaufgaben<br />
des Handels?<br />
Die Aufgabenstellung für den Reifen-<br />
Fachhandel hat sich im Laufe der letzten<br />
Jahre gewandelt. Heute gibt es auf der<br />
einen Seite die klassischen Vermarkter,<br />
die von der Beratungs- und Dienstleistung<br />
über das Sortiment und die Warenvorhaltung<br />
die traditionelle Vermarktungsstrategie<br />
verfolgen. Auf der anderen<br />
Seite sichern sich immer mehr Unternehmen<br />
die Roherträge auch als Dienstleister<br />
– allerdings als sehr professionelle<br />
Dienstleister.<br />
Und professionelle Dienstleistung<br />
wird im Nfz-Bereich angemessen honoriert?<br />
Wer einen Tag- und Nacht-Service anbietet,<br />
hat einen nachvollziehbar höheren<br />
Preis und generiert damit auch eine<br />
höhere Marge. Das wird zunehmend akzeptiert,<br />
ist jedoch mit einem hohen Erklärungsaufwand<br />
verbunden. Es ist ein<br />
langer Weg, der durch die aktuelle wirtschaftliche<br />
Situation, durch die Einführung<br />
der Maut und der Ökosteuer sowie<br />
durch die Entwicklung im Rahmen von<br />
Basel II erschwert wird. Wir spüren den<br />
22<br />
I N T E R V I E W<br />
Spartrend bei der steigenden Nachfrage<br />
nach Produkten, die auf einem niedrigen<br />
Preislevel stehen. Derzeit gilt häufig: Hauptsache,<br />
der Lkw rollt! Auf <strong>was</strong> er rollt, ist<br />
erst einmal unerheblich.<br />
Wie werden sich die politischen und<br />
wirtschaftlichen Rahmen mittelfristig<br />
auf das Reifengeschäft auswirken?<br />
Der Kostendruck bei den Verbrauchern<br />
und der Druck auf die Marge des Reifen-Fachhandels<br />
wird weiter zunehmen.<br />
Langfristig erwarte ich aber eine Rückbesinnung<br />
auf Qualität und Premium-<br />
Produkte, weil hier das Preis-Leistungs-<br />
«<br />
»Wer einen Tag- und Nachtservice anbietet,<br />
hat einen nachvollziehbar höheren<br />
Preis und generiert eine höhere Marge<br />
Verhältnis für den Verbraucher unter<br />
dem Strich günstiger ist.<br />
Aber die Maut wird gravierende<br />
Folgen haben.<br />
Zur Zeit konzentriert sich bei<br />
den Gesprächen mit den Flotten<br />
alles auf die Maut. Im Prinzip<br />
muss man die Melkmaschine<br />
kaufen, die einen später melkt.<br />
Das wird sich auf die Zusammensetzung<br />
der Fuhrparks<br />
auswirken. Künftig werden<br />
alle Fahrzeuge mit einem<br />
Gewicht unter 12 Tonnen, die von der<br />
Maut nicht betroffen sind, stärker im Fokus<br />
stehen. Ich glaube, dass die Maut<br />
auch ein psychologisches Element darstellt.<br />
Unternehmer im Transportgewerbe<br />
werden vor die Entscheidung gestellt:<br />
Weitermachen und neu kalkulieren oder<br />
aufgeben.<br />
Was erwarten Sie noch für 2003?<br />
Zunächst einmal glaube ich an eine<br />
Verunsicherung aufgrund der prognostizierten<br />
Daten für die wirtschaftliche Situation<br />
im zweiten Halbjahr. In der Reifen-<br />
Fachhandelslandschaft werden<br />
einige kritische Situatio-<br />
Mit Dieter Horni<br />
sprachen Eberhard<br />
Pilot, Ute Dommel<br />
und Thomas Bungart<br />
(v. l.).<br />
nen auf einzelne Unternehmen zukommen.<br />
Die Anzeichen sind ja ganz deutlich.<br />
Hier werden die professionellen Vermarkter<br />
jedoch besser abschneiden.<br />
Im Pkw-Reifenbereich sprechen Experten<br />
von einer notwendigen Marktbereinigung.<br />
Auch der Nfz-Reifenmarkt ist überbesetzt.<br />
In den nächsten zwei Jahren werden<br />
sich viele Händler, die das Geschäft<br />
nur „nebenbei“ betreiben, aus dem Segment<br />
verabschieden. Ich erwarte, dass<br />
wir mittelfristig eine Größenordnung von<br />
1.300 bis 1.500 Betrieben – Fillialen und<br />
Einzelunternehmen – in Deutschland<br />
haben werden, die sich<br />
im Nfz-Reifensektor<br />
aktiv beteiligen.<br />
Vom Grundsatz her<br />
– nicht von der Darstellung – gebe ich<br />
auch BRV-Präsident Peter Seher recht,<br />
dass es wenig hilft, Betriebe zu subventionieren,<br />
die eigentlich ihre Daseinsberechtigung<br />
verloren haben.<br />
Das hört sich nicht besonders optimistisch<br />
an.<br />
Nein, aber ich erwarte auf der anderen<br />
Seite auch, dass die Verbraucher-Fuhrparks,<br />
die die derzeit schwierige Situation<br />
überstehen, mittelfristig wieder investieren<br />
und auch ihre Transportleistung<br />
honoriert bekommen werden. Denn<br />
schließlich bleibt die Menge der zu transportierenden<br />
Güter gleich, auch wenn einige<br />
Unternehmen aus dem Markt ausscheiden.<br />
Deshalb ist jetzt ein Punkt erreicht,<br />
an dem wir nicht nur lamentieren<br />
dürfen, sondern die vorhandenen Chancen<br />
erkennen und nutzen müssen. Denn<br />
jede Veränderung bringt Chancen.
Serie Alles über Reifen<br />
T E C H N I K<br />
Welche Aufgabe besitzt der Reifenwulst? Welche Bedeutung hat das Kraftschlussverhalten?<br />
Und wie errechnet man den korrekten Luftdruck? Wie intelligent wird der Reifen? Und weshalb<br />
trägt er überhaupt? In einer dreiteiligen Serie bietet das <strong>ReifenMagazin</strong> weiterführende<br />
technische Informationen für Mitarbeiter in Werkstatt und Verkauf.<br />
Teil 2 – Übertragung von Kräften<br />
Das schwarze Gold<br />
Der Reifen ist das Bindeglied zwischen Fahrbahn und Fahrzeug.<br />
Er überträgt alle Kräfte. Damit nimmt er im System Fahrzeug-Straße<br />
die herausragende Rolle ein.<br />
Die Serie entstand auf der Basis eines<br />
Gespräches mit Prof. Heinrich Huinink<br />
Für den flüchtigen Betrachter sind<br />
Reifen schwarz und rund. Allenfalls<br />
das Profil sticht ins Auge. Mal mit<br />
mehr, mal mit weniger Längs- und Querrillen.<br />
Was die Rundlinge ausmacht, sieht<br />
man ihnen nicht an. Denn das Wesentliche<br />
für die Kraftüberrtragung ist unsichtbar<br />
und verbirgt sich dort, wo die Entwickler<br />
kein Profil vorgesehen haben: Im so genannten<br />
Positivanteil, dem Teil der Lauffläche,<br />
der hervorragt und den Kontakt<br />
zur Fahrbahn hält. „Den wesentlichen Beitrag<br />
zum Kraftschluss“, erläutert Professor<br />
Heinrich Huinink, langjähriger Leiter<br />
Reifenentwicklung <strong>Continental</strong> und Lehrbeauftragter<br />
an verschiedenen Hochschulen,<br />
„ist die Kautschuk-Chemie“. Ohne die<br />
geht gar nichts. Das Profil selbst braucht<br />
kein Mensch – jedenfalls so lange es nicht<br />
regnet oder schneit. Bei nasser Fahrbahn<br />
dienen die Profilrillen, der so genannte Negativanteil,<br />
zur Wasseraufnahme und -ableitung,<br />
um den Kontakt Gummi-Fahrbahn<br />
sicher zu stellen. Unverzichtbar ist eine<br />
intelligente Profilierung natürlich auf win-<br />
Während der Fahrt wirken<br />
zahlreiche Kräfte auf den<br />
Reifen.<br />
Prof. Heinrich Huinink<br />
zehn Jahre Leiter Reifenentwicklung<br />
<strong>Continental</strong> AG<br />
terlichen Straßen und off the road. Aber:<br />
auf trockener Fahrbahn stören sie den<br />
Reifen nur bei seiner elementarsten Aufgabe:<br />
dem Übertragen aller Kräfte. Hierfür<br />
wären die legendären Rennslicks ideal,<br />
die die FIA 1998 verbot. Grund: Die Bodenhaftung<br />
der profillosen Pneus wurde<br />
so gut, dass den Formel-1-Bossen die Kurvengeschwindigkeiten<br />
zu hoch wurden.<br />
Sofort nach der Umstellung wurde klar:<br />
Das Fahrverhalten war vollkommen ver-<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 23
ändert, die Boliden waren schwerer zu<br />
kontrollieren und reagierten deutlich empfindlicher<br />
auf aerodynamische Einflüsse.<br />
Kein Wunder, dass vor allem Motorsportler<br />
der Wahl ihrer Reifen allerhöchste Priorität<br />
einräumen. Das Zitat, dass „man am<br />
einfachsten und schnellsten mit einem guten<br />
Reifen eine, vielleicht sogar bis zu drei<br />
Sekunden gewinnen kann“, stammt von<br />
keinem Geringeren als Frank Williams,<br />
Chef des BMW-Formel-1-Teams. „Aber<br />
mit einem schlechten verliert man genau<br />
so viel Zeit.“ Und McLaren-Mercedes-Fahrer<br />
David Coulthard ergänzt: „Die Reifen<br />
sind das Teil am Formel-1-Auto, das für<br />
sich gesehen am häufigsten über Sieg<br />
und Niederlage im Rennen entscheidet“.<br />
Und auch Michael Schumacher bestätigt:<br />
„Die Reifen sind sehr entscheidend“.<br />
Die Begründung ist denkbar einfach.<br />
Die Reifen müssen nicht nur das Fahrzeuggewicht<br />
aushalten, sondern als einzige<br />
Verbindung zur Straße alle Kräfte übertragen.<br />
Beim Beschleunigen und Bremsen<br />
wirken so genannte Längskräfte,<br />
beim Durchfahren von Kurven wirken so<br />
genannte Seitenkräfte quer zur Abrollrichtung.<br />
Im normalen Straßenverkehr wirken<br />
aber nur selten nur die einen oder die anderen<br />
Kräfte. Vielmehr kommt es häufig<br />
zu Überlagerungen beider Kraftkomponenten.<br />
Dann addieren sich Längs- und<br />
Querkräfte zu einer gemeinsamen Summenkraft.<br />
Experten sprechen dann von<br />
der „resultierenden Kraft“. Diese kann umso<br />
größer ausfallen, je griffiger Reifen und<br />
Fahrbahn sind. Bei Nässe lassen sich hingegen<br />
nur geringere Kräfte übertragen.<br />
„Grundsätzlich“, so Huinink, „kann der<br />
Reifen die maximale Horizontalkraft nur<br />
in einer Richtung anbieten“. Deshalb: Beim<br />
Ausnutzen der maximalen Längskräfte<br />
beim Bremsen bleibe kein Spielraum mehr<br />
für Seitenkräfte und umgekehrt. „Wird also<br />
beim Kurvenfahren gebremst oder beschleunigt,<br />
geschieht das auf Kosten der<br />
24<br />
T E C H N I K<br />
übertragbaren Seitenkräfte. Blockieren<br />
beide Reifen einer Achse, verliert diese<br />
ihre Führungseigenschaft; besonders kritisch<br />
ist das Blockieren der Hinterachse:<br />
das Fahrzeug wird unbeherrschbar. Eine<br />
„durchdrehende“ Vorderachse führt zum<br />
Verlust der Lenkbarkeit – da hilft nur: Fuß<br />
vom Gas. Antiblockier- und Antriebsschlupfregelsysteme<br />
regeln die Umfangskräfte<br />
auf einem hohen Niveau ohne Blockieren<br />
und Durchdrehen und erhalten<br />
so die Mavövrierbarkeit.“<br />
Maßgeblich dafür, wie groß die Kräfte<br />
sind, die ein Reifen auf die Straße über-<br />
Reifen sind das Teil am Formel-1-<br />
Auto, »Die<br />
das für sich gesehen am Häu-<br />
«<br />
figsten über Sieg oder Niederlage im<br />
Rennen entscheidet<br />
tragen kann, ist der so genannte Kraftschluss,<br />
die Haftreibung, die beim Abrollen<br />
zwischen Aufstandsfläche und Fahrbahn<br />
entsteht. Dieser Grip ist umso besser,<br />
je höher der Reibbeiewert ist (zum<br />
Zielkonflikt zwischen Kraftschluss und<br />
Rollwiderstand siehe Teil 1 der Serie im<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 2/03).<br />
„Wenn die Kräfte, die von außen in den<br />
Reifen eingeleitet werden, größer sind als<br />
diejenigen, die in der Kontaktzone übertragen<br />
werden können, wird das Fahrverhalten<br />
gestört und die Sicherheit erheblich<br />
beeinträchtigt“, skizziert Prof. Dr.-<br />
Ing. Norbert Seitz vom Institut für Reifen-<br />
und Polymertechnik an der Technischen<br />
Universität München, das Grundproblem<br />
der Kraftübertragung. Beeindruckende<br />
PS-Zahlen allein sagen also über<br />
die Leistungsfähigkeit eines Fahrzeugs<br />
noch gar nichts aus. Denn allein die Reifen<br />
entscheiden darüber, wie viele davon<br />
im Einsatz überhaupt abgerufen werden<br />
können.<br />
Je höher der Kraftschluss, desto besser<br />
ist das Beschleunigungsverhalten des<br />
Autos. Für den Normalfahrer – der auf trockener<br />
Fahrbahn nicht zum Kavalierstart<br />
neigt, spielt das Beschleunigungsverhalten<br />
vor allem auf glatten Straßen eine<br />
Rolle: durchdrehende Räder können zu<br />
kritischen Situationen z. B. beim Einleiten<br />
eines Überholvorganges oder beim Beschleunigen<br />
in Kurven führen. Im Motorsport<br />
gewinnen die besseren Reifen darüber<br />
hinaus am Start die entscheidenden<br />
Zentimeter und bestimmen, wie stark die<br />
Fahrer aus Kurven hinaus beschleunigen<br />
können. „Die Gummireibung“, erläutert<br />
Huinink, „wird dabei von der Verzahnung<br />
des Reifens mit der Fahrbahnoberfläche<br />
und von den Dämpfungseigenschaften<br />
der Laufflächenmischung bestimmt“. Mit<br />
zunehmenden Kräften, die übertragen<br />
werden müssen, beginne der Reifen durchzurutschen.<br />
„Bei Schlupfwerten von 10<br />
bis 30 Prozent kann ein Reifen die größten<br />
Kräfte übertragen.“ Experten sprechen<br />
von Haftreibung. Drehen die Reifen durch,<br />
von Gleitreibung.<br />
Je höher der Kraftschluss, desto kürzer<br />
ist der Bremsweg. Das verschafft<br />
Autofahrern im normalen Straßenver-<br />
DEFORMIERTE KONTAKTFLÄCHE<br />
In Kurvenfahrten verformt sich der Reifen bis in die Aufstandsfläche. Je größer<br />
die einwirkenden Kräfte, desto größer wird auch der Gleitbereich.
kehr wichtige Sicherheitsreserven. Dabei<br />
machen sich schon geringe Qualitätsunterschiede<br />
bei Reifen bemerkbar.<br />
Schließlich entscheiden allzu häufig nur<br />
wenige Zentimeter darüber, ob es zu<br />
einem Zusammenstoß kommt oder ob<br />
der Blechschaden gerade noch einmal<br />
vermieden werden kann. „Physikalisch<br />
betrachtet geschieht ja Folgendes“, weiß<br />
Prof. Huinink, „der Reifen verformt sich<br />
unter der Belastung, die Schubspannung<br />
nimmt zu. Irgendwann dann kommt<br />
der Punkt, an dem die Schubkraft<br />
größer wird als die übertragbare Kraft“.<br />
Dann fange der Reifen an, durchzurutschen.<br />
„Das Gleiten beginnt am Ende der<br />
Aufstandsfläche. Beim ABS-geregelten<br />
Rad bleibt bei maximaler Bremskraft im<br />
vorderen Teil der Aufstandsfläche ein<br />
Haftbereich mit hohem Kraftschluss.“ Bei<br />
ungeregeltem Bremsen gehe der Reifen<br />
in den Zustand absoluten Rutschens<br />
über. Dann blockiert er einfach. „Und dabei<br />
überträgt er Kräfte nicht gerade gut.“<br />
Im Motorsport gilt: Wer den besseren<br />
T E C H N I K<br />
Reifen fährt, kann mit höheren Geschwindigkeiten<br />
auf die Kurven zusteuern oder<br />
muss – gleichauf mit der weniger gut bereiften<br />
Konkurrenz – später anbremsen<br />
und bekommt in der Kurve die Nase nach<br />
vorn. „Nicht zuletzt“, stellt Huinink klar,<br />
„steigt die Höhe der Geschwindigkeit, mit<br />
der Kurven durchfahren werden können,<br />
mit der Höhe der Kraftschlusswerte.“ Erneut<br />
gewinnt der normale Verkehrsteil-<br />
Wie gut der Reifen Bremskräfte auf die Fahrbahn überträgt, hängt von der Größe des<br />
Haftbereiches ab, der für die Übertragung zur Verfügung steht. Der Haftbereich wird<br />
um so geringer, je größer der Längsschlupf wird. (Blockierende Räder = 100 Prozent<br />
Schlupf). ABS-Systeme arbeiten in einem Bereich von zehn Prozent.<br />
nehmer dadurch wichtige Sicherheitsreserven,<br />
zumal sein Fahrzeug mit überlegenen<br />
Reifen ausgerüstet auch eine geringere<br />
Schleuderneigung besitzt. Bei Kurvenfahrten<br />
wirken enorme Fliehkräfte auf<br />
das Auto. Je höher das Fahrzeuggewicht<br />
und die gefahrene Geschwindigkeit sind,<br />
desto stärker wird das Auto nach außen<br />
gedrückt. Die Aufstandsfläche verformt<br />
sich, bis zusätzliches Einlenken keine höheren<br />
Kurvengeschwindigkeiten mehr ermöglicht.<br />
Wie beim Bremsen setzt auch<br />
unter Seitenkräften bei einer bestimmten<br />
Verformung Gleiten ein. Das Fahrzeug beginnt<br />
zu rutschen. Im Motorsport wirkt sich<br />
die höhere Kurvengeschwindigkeit im Zusammenspiel<br />
mit den bereits beschriebenen<br />
Vorteilen im Brems- und Beschleunigungsverhalten<br />
unmittelbar positiv auf die<br />
Rundenzeiten aus.<br />
Kein Wunder also, dass die Diskussion<br />
über die richtige Reifenwahl im Formel-1-<br />
Zirkus die Experten wie die Motorsportfreunde<br />
beschäftigt. Schließlich sind die<br />
von den Reifen zu übertragenden Kräfte<br />
nirgendwo größer als in der Formel 1. Beschleunigungen<br />
durch rund 900 PS und<br />
Bremsbeschleunigungen bis zum Fünffachen<br />
der Erdbeschleunigung sind an der<br />
Tagesordnung, ermöglicht durch aerodynamische<br />
Radlasterhöhung (Abtrieb).<br />
Doch die Fahrphysik lässt sich selbst in<br />
der Königsklasse des Motorsports nicht<br />
überlisten – reißt der Kraftschluss ab, sind<br />
auch Spitzenfahrer wie Michael Schuhmacher<br />
machtlos. „Meist bestimmen dann<br />
nur noch die lokalen Gegebenheiten die<br />
Schwere der Unfallfolgen“, sagt Seitz.<br />
Wenn die Leistung des Autofahrers ab<br />
einem bestimmten Augenblick aber keinerlei<br />
Einfluss mehr auf das Verhalten seines<br />
Fahrzeugs hat, verwundert es schon,<br />
dass die Sicherheitsrelevanz der Reifen<br />
noch so wenig ins Bewusstsein der End-<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 25
verbraucher gedrungen ist. „Zu diesem<br />
Aspekt ist insbesondere von den qualifizierten<br />
Vermarktern im Reifen-Fachhandel<br />
und in Autohäusern nach wie vor ganz erhebliche<br />
Aufklärungsarbeit zu leisten“, fordert<br />
Heinrich Huinink.<br />
Für die Experten aus Forschung und<br />
Entwicklung bildet das Kraftschlussverhalten<br />
aus den beschriebenen Gründen ein<br />
Schwerpunkt-Thema ihrer Arbeit. Als wichtigste<br />
Einflussgrößen gelten Art und Zustand<br />
von Reifen und Fahrbahn sowie die<br />
jeweiligen Betriebsbedingungen. Bestimmt<br />
wird das Kraftschlussverhalten im Wesentlichen<br />
von den Reibpartnern Gummi und<br />
Fahrbahnoberfläche.<br />
„Der Wert des Kraftschlusses ist also<br />
keine konstante Größe“, unterstreicht Huinink,<br />
„sondern hängt davon ab, wie gut<br />
Laufflächenmischung und Fahrbahnoberfläche<br />
zusammenwirken, wie hoch der<br />
Kontaktdruck ist, die Schlupf- oder Gleitgeschwindigkeit<br />
und nicht zuletzt die Temperatur.“<br />
Im Allgemeinen gilt: Je niedriger<br />
der Kontaktdruck und je gleichmäßiger<br />
die Druckverteilung in der Aufstandsfläche<br />
sind, desto höher sind die übertragbaren<br />
Seiten- und Umfangskräfte. Steigt<br />
die Schlupfgeschwindigkeit, nehmen die<br />
Kraftschlusswerte ab.<br />
Je nach Einsatzgebiet entwickeln Gummimischungen<br />
die besten Werte in unterschiedlichen<br />
Temperaturbereichen. Außerhalb<br />
dieser Bereiche sind die Werte deutlich<br />
schlechter. Während Winterreifen den<br />
höchsten Kraftschluss unterhalb von 10<br />
Grad Celsius bieten, tun dies Sommerreifen<br />
ab 5 Grad aufwärts.<br />
26<br />
T E C H N I K<br />
Übrigens ist auch für die Übertragung<br />
der Kräfte der korrekte Luftdruck so entscheidend<br />
wie für die Tragfähigkeit (siehe<br />
Teil 1 der Serie im <strong>ReifenMagazin</strong> 2/2003).<br />
Denn bei zu hohem oder zu niedrigem<br />
Fülldruck berührt der Reifen die Fahrbahn<br />
nicht mehr mit der gesamten Laufund<br />
Haftfläche. Zu hart aufgepumpte Reifen<br />
berühren die Fahrbahn nur mit der Mitte<br />
der Lauffläche, zu gering aufgepumpte<br />
nur mit den Schultern, weil sich die Mitte<br />
nach innen wölbt. Die Folge sind verlän-<br />
WARUM WOHL ??!<br />
Hätten Sie´s gewusst? Technische Details unter die Lupe genommen.<br />
Auch der Barum Vanis nutzt die<br />
Vorteile puzzleartig angeordneter<br />
Profilblöcke.<br />
Haftgrenze<br />
trocken<br />
Haftgrenze<br />
nass<br />
Seitenkraft<br />
Warum werden Profilblöcke<br />
puzzleartig angeordnet?<br />
die Straße kommt, verbessern sich<br />
auch die Handlingeigenschaften des<br />
Reifens.<br />
Seitenkraft<br />
Dr. Burkhard Wies<br />
Leiter Pkw-Reifenentwicklung<br />
Ersatzgeschäft<br />
Werden Profilblöcke in dieser Konstellation angeordnet, dann greifen sie während<br />
der Fahrt passgenau ineinander. Der Effekt: Sie versteifen sich gegenseitig. Dadurch<br />
kann die Gummimischung weicher ausgelegt werden, <strong>was</strong> die Bremseigenschaft<br />
verbessert. Zugleich bilden die verzahnten Puzzle-Blöcke massive Laufbänder.<br />
Weil dadurch viel Gummi auf<br />
F L<br />
Bremsen<br />
Die Kreise dokumentieren das Haftlimit der Reifen, der innere Kreis bei Nässe, der<br />
äußere bei trockener Straße. Die Längskraft (FL) addiert sich mit der Seitenkraft (FS)<br />
zur resultierenden Kraft (FR). Auf trockener Fahrbahn liegt FR im Beispiel noch innerhalb<br />
der Grenze. Auf nasser Fahrbahn hätte der Fahrer die Kontrolle bereits verloren.<br />
F R<br />
gerte Bremswege, verringerte Kurvenstabilität<br />
und reduzierte Lebensdauer durch<br />
unregelmäßigen Abrieb.<br />
Thomas Bungart<br />
Teil 1 dieser Serie steht im Internet<br />
unter www.reifenmagazin.de zum kostenlosen<br />
Download bereit. In der nächsten<br />
Ausgabe lesen Sie, welche Bedeutung<br />
dem Reifen im Fahrzeug-System<br />
schon heute zukommt und wie intelligent<br />
er künftig tatsächlich werden wird.
L A N D W I R T S C H A F T S – R E I F E N<br />
Ein Neuer für den Ernteeinsatz<br />
Der große<br />
Bodenschoner<br />
Im November präsentiert <strong>Continental</strong> die neue<br />
SVT-Linie (SuperVolumeTyre): 900/60 R 32 heißt<br />
der gewichtigste Vertreter aus der Reihe und ist<br />
der größte Landwirtschaftsreifen, den die Conti je<br />
gebaut hat.<br />
SuperVolumeTyre: So bezeichnen wir<br />
Reifen, die ein größeres Volumen als<br />
Standardreifen haben“, erklärt Thorsten<br />
Bublitz, Leiter Marketing Landwirtschaftsreifen,<br />
den Namen der neuen Landwirtschaftsreifen-Linie<br />
der <strong>Continental</strong>.<br />
In der SVT-Linie ist der 900/60 R 32<br />
der Spezialist für Erntemaschinen und<br />
Schlepper im On-land-Einsatz, dem Fahren<br />
neben der Pflugfurche. Der Clou am<br />
neuen Superreifen: „Bei der Feldfahrt ist<br />
er viel bodenschonender als herkömmliche<br />
Standardreifen“, betont Bublitz:<br />
„Durch den geringeren Bodendruck bleibt<br />
das Porenvolumen im Boden erhalten,<br />
und der Boden kann mehr Wasser aufnehmen.<br />
Das wiederum bedeutet, dass<br />
das Wachstum der Pflanzen nicht beeinträchtigt<br />
wird.“ Und <strong>was</strong> im Vorfeld über<br />
Reifentechnik geleistet wird, bleibt dem<br />
Landwirt später an Arbeit erspart. Denn<br />
an<strong>sonst</strong>en müßte er den Boden mit höherem<br />
Aufwand bearbeiten.<br />
„Erreicht wird das größere Volumen<br />
durch eine größere Reifenbreite oder einen<br />
kleineren Felgendurchmesser bei gleichem<br />
Außendurchmesser“, erläutert Ralf<br />
Krieger, Leiter der Produktentwicklung,<br />
den Grund für den bodenschonenden<br />
Effekt. „Dadurch kann der Reifen hohe<br />
Lasten bei vergleichsweise geringeren<br />
Fülldrücken tragen.“<br />
Zu den wesentlichen technischen Details<br />
des 900/60 R 32 SVT: Mit seinen<br />
325 Kilogramm Gesamtgewicht ist er der<br />
bislang größte Reifen, den die Conti je<br />
MARKTDATEN<br />
● In Deutschland gab es im Jahr<br />
2002 394.600 landwirtschaftliche<br />
Betriebe ab zwei Hektar Größe.<br />
● Schätzungsweise 1,27 Mill. Arbeitskräfte<br />
waren haupt- oder<br />
nebenberuflich in der deutschen<br />
Landwirtschaft tätig.<br />
● Insgesamt erzielte die deutsche<br />
Landwirtschaft 2002 eine Brutto-<br />
Wertschöpfung von 16,927 Mrd.<br />
Euro.<br />
gebaut hat. Seine Tragfähigkeit bei 40<br />
Stundenkilometern beläuft sich auf 7.100<br />
kg Radlast bei 2,4 bar. Bei Feldfahrten<br />
sind sogar 12.600 Kilogramm pro Rad<br />
drin – dazu allerdings muss der Fülldruck<br />
auf 3,1 bar angehoben werden.<br />
„Die Lauffläche wird direkt endlos auf<br />
den Reifenrohling extrudiert, damit er keine<br />
Angriffspunkte für mechanische Verletzungen<br />
bietet“, beschreibt Krieger die<br />
Besonderheiten des Ernteeinsatzreifens:<br />
„Deshalb verwenden wir auch nur die<br />
verschleißfestesten Mischungen. Das im<br />
Stollzwischenbereich optimierte Design<br />
unterstützt das Abgleiten von Fremdkörpern<br />
wie zum Beispiel Maisstängeln, die<br />
andernfalls den Reifen auf Dauer schädigen<br />
würden.“<br />
Der 900/60 R 32:<br />
325 Kilogramm<br />
Gesamtgewicht<br />
● Von 32 Milliarden Euro produktionsbedingter<br />
Ausgaben der<br />
deutschen Land-, Forstwirtschaft<br />
und Fischerei entfallen<br />
sieben Milliarden auf Investitionen<br />
in Bauten und Maschinen.<br />
● Der Markt für Futtererntemaschinen<br />
betrug 2001/02 ca. 23.7000<br />
Einheiten.<br />
Quellen: Agrarbericht 2002, Situationsbericht<br />
des Bauernverbandes<br />
Im Wulstbereich wird durch den Einsatz<br />
eines hexagonalen Kerns der Konflikt<br />
zwischen Montagefähigkeit einerseits<br />
und des Durchdrehens auf der Felge bei<br />
hohen Umfangsmomenten anderseits vermieden.<br />
Wie jeder Pkw-Reifen ist der 900/60 R<br />
32 SVT rundvermessen und mit Matchpunkten<br />
versehen, damit er gezielt auf<br />
eine ebenfalls gemessene Felge montiert<br />
werden kann. „So kann er“, weiß Krieger,<br />
„sehr komfortabel an 50 Kilometer<br />
pro Stunde schnellen Schleppern eingesetzt<br />
werden.“<br />
Vorgestellt wird die komplette SVT-Linie<br />
zum ersten Mal auf der Agritechnica<br />
vom 11.-15. November in Hannover.<br />
Jörg Bürmann<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 27
28<br />
S I C H E R H E I T<br />
Neurobiologe im Dienste der Verkehrssicherheit<br />
Hirnforschung hilft<br />
Reaktionsweg zu verkürze<br />
Der renommierte Hirnforscher Prof. Dr. Manfred Spitzer<br />
hat die Hirnaktivität von Autofahrern gemessen und Erstaunliches<br />
herausgefunden: Die Fahrzeuglenker verfügen<br />
noch über freie geistige Kapazitäten, um sich während des<br />
Fahrens durch unterschwellige Informationsaufnahme auf<br />
eventuelle Gefahren vorzubereiten.<br />
Eines muss man ganz klar feststellen“,<br />
sagt Professor Dr. Manfred<br />
Spitzer, Ärztlicher Direktor der Psychiatrischen<br />
Universitätsklinik Ulm, „das<br />
Schlechteste am guten Mittelklassewagen<br />
ist heute der Fahrer.“ Behaupten kann<br />
das jeder, aber Manfred Spitzer kann dies<br />
auch belegen. Denn der Neurobiologe und<br />
Psychiater hat Autofahrern über mehrere<br />
Jahre ins Gehirn geschaut. Und – Spitzer<br />
kann sogar et<strong>was</strong> gegen die Schwachstelle<br />
Mensch tun. „Man muss das Mensch-<br />
Maschine-Interface verbessern.“ Will heißen:<br />
Die Kommunikation zwischen Fahrer<br />
und Fahrzeug optimieren.<br />
Da sich am Menschen jedoch nicht viel<br />
rumschrauben lässt, gilt es, den Wagen<br />
so auszurüsten, dass er den Fahrer unterstützt.<br />
Und dies, so Manfred Spitzer,<br />
„gelingt umso besser, je mehr wir über den<br />
Menschen wissen, während er Auto fährt.<br />
Genau daran arbeiten wir.“ Dazu wurde<br />
ein Magnet-Resonanz-Tomograph so umgerüstet,<br />
dass der Mensch, der in der<br />
Röhre steckt, einen Fahrsimulator bedienen<br />
kann. Während er dies tut, werden<br />
Bilder von seinem Gehirn gemacht, die<br />
mittels Kontrastflüssigkeit zeigen, welche<br />
Bereiche des Gehirns beim Fahren besonders<br />
aktiviert sind.<br />
Die Methode, dem Fahrer ins Gehirn zu<br />
schauen, ist neu, bisher wurde die Verkehrsforschung<br />
hauptsächlich von der Verhaltensforschung<br />
bestimmt. Dabei legen<br />
die Wissenschaftler – gelegenlich gespeist<br />
aus persönlichem Empfinden – ihren Untersuchungen<br />
bestimmte Annahmen zugrunde:<br />
Welche Umstände einen Fahrer<br />
irritieren oder welche ihm ein Mehr an Sicherheit<br />
bringen. Manchmal fördern sie<br />
mit dieser Methode unerwartete Ergebnisse<br />
zu Tage.<br />
So wurden in einem entlegenen Teil<br />
Norwegens kurvige Landstraßen mit Katzenaugen<br />
bestückt, weil die Verkehrsforscher<br />
annahmen, mehr Sicht müsse auch<br />
gleichzeitig mehr Sicherheit bedeuten.<br />
Anschließend wurde die Unfallhäufigkeit<br />
auf diesen Straßen mit der Unfallhäufigkeit<br />
auf dunklen Straßen ohne reflektierende<br />
Katzenaugen verglichen. Und siehe<br />
da, auf den besser beleuchteten Straßen<br />
passierten deutlich mehr Unfälle. Für Man-<br />
Trügerische Sicherheit: Weil der Fahrer<br />
zwar die Hände, nicht aber den Kopf frei<br />
hat, erhöht eine Freisprechanlage das<br />
Gefährdungspotenzial des Telefonierens<br />
während der Fahrt.<br />
Der Blick ins Großhirn zeigt: Der Fahrer<br />
konzentriert sich aufs Wesentliche, das<br />
Lenken des Pkw. Die Beifahrerin nimmt<br />
dagegen verschiedene äußere Reize auf.<br />
fred Spitzer in Nachhinein ein ganz klarer<br />
Fall: „Subjektiv erlebte Übersichtlichkeit<br />
suggeriert Sicherheit und eröffnet die<br />
Möglichkeit zu schnellerem Fahren – mit<br />
allen Konsequenzen.“<br />
Aus dem gleichen Grund hält Professor<br />
Spitzer übrigens die Freisprechanlagen<br />
im Auto für fast noch gefährlicher als<br />
das Telefonieren mit dem Handy während<br />
der Fahrt. Auch hier werde Sicherheit suggeriert,<br />
die es in Wirklichkeit nicht gibt.<br />
„Im Gegenteil“, so Spitzer, „wer ein Mobiltelefon<br />
in der Hand hält, der weiß, dass er<br />
nur eine Hand am Lenkrad hat, also durch<br />
das Telefonieren gehandy-capt ist. Er wird<br />
seine Fahrweise entsprechend anpassen.<br />
Nicht jedoch der, der zwar die Hände,<br />
nicht aber den Kopf frei hat.“ Allerdings,<br />
ob mit oder ohne Freisprechanlage, Te-
n<br />
lefonieren beim Fahren irritiert generell<br />
und ist somit immer ein Risikofaktor. Der<br />
Grund: „Die Aktivität der Teile des Gehirns,<br />
die für die visuelle Wahrnehmung<br />
zuständig sind, können durch gleichzeitiges<br />
Denken und Sprechen beeinträchtigt<br />
werden.“<br />
Das wurde zwar schon immer vermutet,<br />
jetzt ist es wissenschaftlich erwiesen.<br />
Andere Ergebnisse von Spitzers Untersuchungen<br />
sind aber durchaus überraschend.<br />
Oder, wie er es wissenschaftlich<br />
ausdrückt: „Kontraintuitiv.“ So ist auf den<br />
Tomographie-Bildern klar zu sehen, dass<br />
der Fahrzeuglenker während des Fahrens<br />
nur einen sehr geringen Teil des Großhirns<br />
intensiv benutzt. Das seien, so Spitzer,<br />
„vor allem Gehirnareale, die mit der Motorik<br />
zu tun haben. Und natürlich Areale,<br />
die bei der Planung von motorischen Aktionen<br />
wichtig sind.“ Das heißt, beim Autofahren<br />
werden mit höchster Konzentration<br />
Muskeln bewegt und Bewegungsab-<br />
S I C H E R H E I T<br />
läufe koordiniert. Ganz anderes beim Beifahrer,<br />
dessen Hirn ebenfalls durchleuchtet<br />
wurde. Bei ihm sind während der Fahrt<br />
wesentlich mehr Teile des Gehirns aktiv.<br />
Vor allem der visuelle Bereich ist hochstimuliert.<br />
Im motorischen Bereich tut sich<br />
dagegen beim Beifahrer fast nichts.<br />
Was für Schlüsse lassen sich aus diesen<br />
Erkenntnissen ziehen? Sicher nicht,<br />
dass Autofahren geistlose Muskelsache<br />
ist und Beifahren dagegen eine geistige<br />
Höchstleistung darstellt. Gehirnaktivität in<br />
vielen Bereichen bedeutet nicht notwendigerweise<br />
hohe geistige Leistung, während<br />
eine hohe Gehirnaktivität in einem<br />
kleinen Bereich aber durchaus höchste<br />
geistige Konzentration bedeutet. Auch<br />
wenn der Laie annimmt, ein in mehreren<br />
Bereichen aktives Gehirn wäre der Fahrsicherheit<br />
förderlicher. Mitnichten. Denn:<br />
„Wenn viele Regionen zugleich aktiv<br />
sind, bedeutet dies eine unökonomische<br />
Verteilung der Ressourcen. Unser Gehirn<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Neurobiologe an<br />
der Uni-Klinik Ulm<br />
Prof. Dr. Dr.<br />
Manfred<br />
Spitzer<br />
Jahrgang 1958, studierte Medizin,<br />
Psychologie und Philosophie in<br />
Freiburg. Promotion in Medizin und<br />
Philosophie, Diplom in Psychologie.<br />
1983 bis 1988 Weiterbildung zum<br />
Facharzt für Psychiatrie und<br />
Habilitation in diesem Fach.<br />
1989 Visiting Associate Professor<br />
für Psychologie an der Harvard<br />
Universität, USA.<br />
Von 1990 bis 1997 Oberarzt an<br />
der psychiatrischen Universitätsklinik<br />
in Heidelberg.<br />
1992 Visiting Scientist an der<br />
Universität of Oregon und<br />
1994 Visiting Full Professor für<br />
klinische Psychologie an der<br />
Harvard Universität.<br />
Seit 1997 Professor für Psychiatrie<br />
an der Universität Ulm.<br />
Seit 1998 Ärztlicher Direktor der<br />
Psychiatrischen Universitätsklinik<br />
Ulm.<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 29
aber geht sparsam mit seinen Kapazitäten<br />
um. Das hat die Forschung der letzten<br />
15 Jahre sehr klar gezeigt. Es verschwendet<br />
eben nicht, sondern setzt immer nur<br />
die Ressource ein, die es für die Aufgabe,<br />
die gerade ansteht, braucht.“ Wenn<br />
man nur ein bisschen nachdenkt, leuchtet<br />
das schon ein, findet Professor Spitzer:<br />
„Ist doch klar. Der Beifahrer guckt rum,<br />
quatscht und macht alles Mögliche. Der<br />
Fahrer konzentriert sich aufs Autofahren.“<br />
Und Professor Spitzer zieht daraus<br />
noch weit reichendere Schlüsse: „Bislang<br />
ging man davon aus, das Autofahren stelle<br />
so eine Art Informations-Bottleneck,<br />
also Flaschenhals, dar und man den Fahrer<br />
um Gottes Willen von allem anderen<br />
entlasten müsse. Nun ist aber der Fahrer<br />
offensichtlich von selbst schon in der Lage,<br />
sich sehr zu fokussieren. Damit stellt<br />
30<br />
S I C H E R H E I T<br />
sich die Frage, ob ihn alles belastet, <strong>was</strong><br />
er zusätzlich zum Autofahren verarbeiten<br />
muss. Das kann so sein, muss aber nicht.“<br />
Das soll natürlich kein Freibrief sein für<br />
extravagante Tätigkeiten während der<br />
Fahrt. „Aber nicht alles, <strong>was</strong> der Mensch<br />
zusätzlich zum Autofahren tut, bedeutet<br />
grundsätzlich ein Sicherheitsrisiko. Also<br />
gilt es zu untersuchen, <strong>was</strong> der Autofahrer<br />
beim Fahren ohne Gefährdung aufnehmen<br />
kann und<br />
<strong>was</strong> nicht.“<br />
Gesagt, getan. Außerdem<br />
war der auf<br />
Lernprozesse spezialisierte<br />
Hirnforscher<br />
Spitzer schlicht neugierig<br />
darauf, ob ein<br />
Autofahrer in Aktion<br />
noch lernfähig ist.<br />
» Beim Autofahren ist nur<br />
«<br />
ein kleiner Teil des Ge-<br />
hirns aktiviert. Der Fah-<br />
rer hat noch Kapazitäten<br />
fürs Lernen frei<br />
Während einer realistischen Fahrsituation<br />
werden EEG-Signale<br />
(Elektroenzephalogramm) aufgezeichnet.<br />
Sie ergänzen die im<br />
Magnet-Resonanz-Tomographen<br />
gewonnenen Ergebnisse (links):<br />
Die Scanner-Aufnahmen zeigen<br />
die Großhirn-Aktivitäten des Autofahrers<br />
während einer Ruhephase<br />
(A) und beim Fahren (B). Beim<br />
Beifahrer sind dagegen sowohl in<br />
der Ruhephase (C) als auch während<br />
des Mitfahrens (D) deutlich<br />
mehr Gehirnareale aktiviert.<br />
Dass der Fahrer laut singen oder Grimassen<br />
schneiden kann, ohne eine Gefahr<br />
für andere Verkehrsteilnehmer darzustellen,<br />
ist ohne weiteres nachvollziehbar.<br />
Aber lernen hört sich eher nach gefährlicher<br />
Ablenkung an. „Keineswegs“, widerspricht<br />
der Professor: „Unsere bisherigen<br />
Forschungen im Simulator zeigen, dass<br />
der Mensch beim Autofahren tatsächlich<br />
noch lernen kann.“ Und dies, ohne sich<br />
und andere zu gefährden.<br />
Im Gegenteil: Die-<br />
ses Lernen bringe ein<br />
Plus an Sicherheit.<br />
Wobei mit dem Lernen<br />
am Steuer natürlich<br />
nicht das Lösen<br />
komplizierter Dreisatzgleichungen<br />
gemeint<br />
ist. Während der Fahrt<br />
lernt der Fahrer am<br />
besten durch, so Spitzer,<br />
„subliminale Stimulation“. Damit sind<br />
Reize oder Informationen gemeint, die unterhalb<br />
der Bewusstseinsschwelle liegen,<br />
aber gleichwohl vom Gehirn aufgenommen<br />
werden. Dieser Bereich der subliminalen<br />
Stimulation hat den Hirnforscher<br />
Spitzer schon früher beschäftigt. Ausgangspunkt<br />
für seinen Denkansatz waren<br />
Versuche, die in den 50er Jahren in<br />
den USA für Furore sorgten und sogar als<br />
Alibiversuch Eingang fanden in eine Folge<br />
des Knautschdetektivs Columbo. Mit<br />
Werbebildern, die für den Bruchteil einer<br />
Sekunde in einem Film gezeigt wurden<br />
und damit unter der optischen Wahrnehmungsschwelle<br />
lagen, sollten Kinobesucher<br />
dazu veranlasst werden, nach dem<br />
Film die kurz eingeblendeten Produkte zu<br />
kaufen. Beim Fall, den Inspektor Colombo<br />
zu lösen hatte, haben die Bilder das Opfer<br />
dazu gebracht, Durst zu empfinden,<br />
den es mit einem vergifteten Drink löschte.<br />
„Alles Quatsch“, räumte Spitzer in eigenen<br />
Versuchsreihen mit dem Märchen<br />
von der manipulierenden Macht der Bilder<br />
auf. Das Hirn nehme die unter der Wahrnehmungsschwelle<br />
vorbeiflimmernden Bilder-Botschaften<br />
zwar auf, aber nicht über<br />
die Dauer eines Films. „Die Effekte wirken<br />
höchstens eine halbe Sekunde, das<br />
konnten wir zeigen. Nach einer halben<br />
Sekunde ist diese unbemerkt eingeblendete<br />
Information vergessen, ist komplett<br />
weg. Das heißt, diese Methode ist völlig<br />
ungeeignet, um Menschen in ihren Ent-
Professor Spitzer ist sich bewusst,<br />
dass die „Beeinflussung des Fahrverhaltens<br />
durch subliminale Stimulation<br />
des Fahrers“ noch Zukunftsmusik ist.<br />
„Unsere Erkenntnisse werden wahrscheinlich<br />
erst in Fahrzeugen der übernächsten<br />
Generation wirksam. Aber<br />
es gibt durchaus andere neurowissenschaftliche<br />
Forschungsergebnisse, die<br />
dem Autofahrer bereits heute zur Verfügung<br />
stehen.“<br />
Manfred Spitzer nennt ein Beispiel:<br />
„Die Neurobiologie hat herausgefunden,<br />
dass unser Sehsystem einen eingebauten<br />
Fehler hat. Sobald die Kontraste<br />
abnehmen, nehmen wir Bewegungen<br />
nicht mehr so dynamisch wahr.<br />
Wer beispielsweise im Nebel fährt, der<br />
empfindet die eigene Geschwindigkeit<br />
scheidungen langfristig zu beeinflussen.“<br />
„Aber Moment mal“, dachte sich Professor<br />
Spitzer, „wenn diese Methode zwar<br />
nicht langfristig wirkt, so zeigt sie doch<br />
innerhalb der halben Sekunde, für die das<br />
Gehirn die Information speichern kann,<br />
durchaus Wirkung“. Beim Autofahren zum<br />
Beispiel, wo innerhalb eines Bruchteils<br />
einer Sekunde unvermutet Ereignisse eintreten<br />
können, die über Leben und Tod<br />
entscheiden. „Man kann die subliminale<br />
Stimulation dazu nutzen, dem Autofahrer<br />
Informationen darzubieten, die für ihn<br />
in der nächsten halben Sekunde vielleicht<br />
von Relevanz sind.“ Stoppschilder<br />
S I C H E R H E I T<br />
Optische Täuschung<br />
Ursache für Nebelunfälle<br />
Bei Nebel verliert der<br />
Mensch das Gefühl für<br />
die Geschwindigkeit. Er<br />
fährt schneller, als er<br />
denkt.<br />
geringer als sie tatsächlich ist. Das<br />
wurde experimentell nachgewiesen.“<br />
Diejenigen Autofahrer, die bei Nebel<br />
Massenkarambolagen verursachen,<br />
müssen also nicht gewissenlose<br />
Raser, sondern können Opfer einer<br />
optischen Täuschung sein, widerspricht<br />
der Neurobiologe einem weit<br />
verbreiteten Vorurteil. „Wenn nun<br />
aber der Autofahrer weiß, dass er bei<br />
Nebel oder im Dunst das Gefühl für<br />
die Geschwindigkeit verliert, dann<br />
wird er zwischendurch immer mal<br />
wieder einen Blick auf den Tacho<br />
werfen und erkennen, ‘Hoppla, du<br />
fährst ja doch schneller als du<br />
glaubst‘.“ Und dieses Wissen, davon<br />
ist Spitzer überzeugt, könne dazu beitragen,<br />
Nebelunfälle zu vermeiden.”<br />
zum Beispiel, die weiter<br />
vorne auf der Straße auftauchen,<br />
oder spielende<br />
Kinder am Straßenrand.<br />
Ingenieure vom DaimlerChryslerForschungszentrum<br />
in Ulm, mit denen<br />
Spitzer eng zusammenarbeitet,<br />
stiegen begeistert<br />
auf diese Idee ein. Dazu bauten<br />
sie in Testwagen eine Videokamera ein<br />
und schraubten einen Bildschirm auf das<br />
Armaturenbrett. Die Kamera nimmt Bilder<br />
von der Fahrstrecke auf, die der Fahrer<br />
möglicherweise noch nicht sieht, weil er<br />
die nähere Umgebung im Auge hat. Diese<br />
Bilder werden auf dem Display eingeblendet:<br />
das Stoppschild in hundert Metern<br />
Entfernung oder die spielenden Kinder<br />
auf der rechten Seite, die er demnächst<br />
erreichen wird. Der Fahrer sieht<br />
beide zwar noch nicht bewusst, nimmt<br />
sie aber über den Bildschirm unterschwellig<br />
schon wahr. Und die Methode hat Erfolg:<br />
„Wir dokumentierten, dass die verkehrsrelevanten<br />
Informationen, die dem<br />
Fahrer ganz kurz auf dem Bildschirm angeboten<br />
werden, einen günstigen Effekt<br />
auf die nachfolgende Informationsverarbeitung<br />
haben. Durch die Hinweise, die er<br />
erst unbewusst und eine halbe Sekunde<br />
später bewusst wahrnimmt, wird er auf<br />
mögliche Gefahrensituationen vorbereitet<br />
und kann schneller reagieren. Das<br />
macht – in Millisekunden messbare – Zeiten<br />
aus, die er schneller auf die Bremse<br />
tritt. Da sind wenige Millisekunden lebensentscheidend.“<br />
Wie entscheidend, hat Professor Spitzer<br />
schon mal ausgerechnet. „Hätte man<br />
die letzte halbe Sekunde besser im Griff,<br />
ließen sich 90 Prozent aller Unfälle vermeiden.“<br />
Durch die Bündelung neuester<br />
Reifen-, Fahrwerk- und Bremsentechnologie<br />
gelang es den Ingenieuren der<br />
<strong>Continental</strong> AG, den Bremsweg für ein<br />
Fahrzeug der Kompaktklasse auf 30 Meter<br />
zu verkürzen. Jetzt ist es auch möglich,<br />
den Reaktionsweg zu verringern. Denn<br />
bei der von Prof. Spitzer entwickelten Methode<br />
zur „Beeinflussung des Fahrverhaltens<br />
durch subliminale Stimulation des<br />
Fahrers“, auf die er mittlerweile gemeinsam<br />
mit DaimlerChrysler ein Patent besitzt,<br />
konnte schnelleres<br />
Bremsverhalten<br />
von bis zu 50 Milli-<br />
» Die Unterbewusste Be-<br />
«<br />
einflussung des Fahr-<br />
sekunden gemessen<br />
werden. „Das erscheint<br />
zunächst nicht viel, ist<br />
jedoch ein Zehntel<br />
der halben Sekunde,<br />
und entspricht daher<br />
sozusagen neun Prozent<br />
aller Unfälle. Das<br />
intelligente, sich auf<br />
den Fahrer einstellende und diesen ohne<br />
Ablenkung informierende Auto könnte so<br />
in der Zukunft einen deutlichen Beitrag zur<br />
Reduktion der jährlich 5.000 Verkehrstoten<br />
leisten.“<br />
Erla Bartmann<br />
verhaltens hilft neun<br />
Prozent der Unfälle<br />
zu vermeiden<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 31
CONTI-WANDKALENDER 2004<br />
Idealer Werbeträger<br />
32<br />
P R I S M A<br />
Faszination Farbe. So lautet das Motto des neuen Kalenders von <strong>Continental</strong><br />
für das Jahr 2004. Mit eindrucksvollen Bildern empfiehlt er sich Händlern<br />
als optimaler Werbeträger.<br />
Die Bilder halten, <strong>was</strong> der Titel verspricht.<br />
Mohnblumen, die knallrot aus<br />
einem noch grünen Kornfeld heraus<br />
leuchten, ein farbenprächtiger Tukan und<br />
fröhlich bemalte Tipis in Mexiko – jeder<br />
Monat hält eine neue bunte Überraschung<br />
bereit.<br />
Der Conti Wandkalender bietet die hervorragende<br />
Möglichkeit, über das ganze<br />
Jahr bei Kunden präsent zu sein. Zumal<br />
die Kopfleiste des Kalenders mit dem Firmeneindruck<br />
des Händlers kostengüns-<br />
Das Team Telekom vertraut auf die<br />
Top-Qualität von <strong>Continental</strong>.<br />
Die großen Straßenrennen der Radprofis<br />
ziehen Millionen von Zuschauern<br />
in ihren Bann. Von Menschen und Material<br />
werden dabei Höchstleistungen gefordert.<br />
Für die Spitzen-Teams Telekom,<br />
Credit Agricole und Phonak hat <strong>Continental</strong><br />
Rennreifen entwickelt, die den schwierigen<br />
Witterungsbedingungen der Frühjahrsrennen<br />
genauso trotzen wie der großen<br />
Hitze oder den schier endlosen An-<br />
RALLYCROSS<br />
Rolf Volland auf Erfolgskurs<br />
Langweilig ist sie mit Sicherheit<br />
nicht, die Rallycross-Saison 2003.<br />
Rolf Volland war erstmals seit 1998<br />
wieder ein Jäger.<br />
Titelverteidiger Rolf Volland musste bei<br />
den ersten vier Rennen so hart um die<br />
Führung kämpfen wie noch nie. Nach<br />
einem Sieg im ersten Rennen auf den<br />
Estering bei Buxtehude, musste er sich<br />
im zweiten Rennen dem Dänen Peter<br />
Hansen geschlagen geben. Nach einem<br />
tig individuell gestaltet werden kann. Bestellungen<br />
werden noch den ganzen Sommer<br />
über angenommen. Auch im Internet<br />
unter www.continental.te-neues.com.<br />
Dort wird man nach Eingabe des<br />
Kennworts „Farbe“ auf die Bestellseiten<br />
weitergeleitet, auf denen auch eine Preistabelle<br />
zu finden ist. Oder telefonisch unter<br />
02152/143255 bei Claudia Wamers.<br />
Die Auslieferung erfolgt im September<br />
und Oktober in der Reihenfolge der eingegangenen<br />
Bestellungen.<br />
RADSPORT<br />
Profis vertrauen<br />
auf Conti<br />
klaren Erfolg beim dritten Rennen in<br />
Gründau konnte sich Volland beim<br />
vierten Rennen auf dem Estering<br />
mit einem schlitzohrigen taktischen<br />
Manöver trotzt technischem<br />
Defekts die Gesamtführung<br />
vor Hansen erhalten.<br />
Die letzten zwei Läufe<br />
der Meisterschaft werden am<br />
24.8. auf dem Estering und am<br />
5.10. „Am Matschenberg" in Weigsdorf-Köblitz<br />
ausgetragen.<br />
Die Bilder des Conti-Kalenders halten,<br />
<strong>was</strong> das Motto verspricht. Jeden<br />
Monat wartet eine neue farbenfrohe<br />
Überraschung auf den Betrachter.<br />
Conti hält für<br />
jede Disziplin<br />
die richtigen<br />
Reifen bereit.<br />
stiegen, die die Tour de France in den 100<br />
Jahren ihres Bestehens zum Mythos werden<br />
ließen. Im Werk Korbach der <strong>Continental</strong><br />
werden Fahrradreifen für die verschiedensten<br />
Disziplinen hergestellt: Für<br />
das Zeitfahren und für Straßenrennen,<br />
aber auch Saalsportreifen für Radball und<br />
Bahnrennen.<br />
Noch nie musste Rolf Volland<br />
so hart um die Führung kämpfen<br />
wie in diesem Jahr.
Prof. Manfred Bandmann, Präsident DVR, Iris Gleicke, Staatssekretärin beim Bundesverkehrsminister,<br />
und Peter Seher, BRV-Präsident (v.l.) werben auf dem Contidrom für den ReifenCheck.<br />
Die Zahl der Prüfstellen ist weiter gestiegen, die Bereitschaft der<br />
Autofahrer, den Reifen-Sicherheitsmonat anzunehmen, ebenfalls:<br />
Die Organisatoren sind mit dem Verlauf der Aktion hochzufrieden.<br />
Sie sind jung, hübsch und charmant<br />
und obendrein fachkundig:<br />
Wen Vanessa Ohst und Vera Austermann<br />
auf Reifen ansprechen – sie stoßen<br />
auf bereitwillige Gesprächspartner.<br />
„Wann haben Sie zum letzten Mal Ihren<br />
Luftdruck kontrolliert?“ – Achselzucken.<br />
„Und die Profiltiefe?“ – Betretenes Schweigen.<br />
„Dürfen wir das einmal für Sie übernehmen?“<br />
– Wer kann diesem Angebot<br />
jetzt widerstehen? Jedenfalls nicht Heiko<br />
Schwing, der seinen gelben VW-Golf an<br />
diesem sonnigen Freitag auf dem Parkplatz<br />
von Marktkauf im niedersächsischen<br />
Einbeck abgestellt hat. Und schon beginnt<br />
der ReifenCheck 2003 auch für<br />
ihn. Die Prozedur dauert fünf Minuten. Hinterher<br />
ist er erleichtert, denn Mängel<br />
M A R K E T I N G<br />
ReifenCheck 2003<br />
Kontakt entscheidet<br />
werden keine festgestellt. Aber er verspricht,<br />
seinen Reifen künftig mehr Beachtung<br />
zu schenken, die überreichte Broschüre<br />
gewissenhaft zu lesen und den<br />
umfangreichen ReifenCheck auf der Montagebühne<br />
wahrzunehmen.<br />
Ortswechsel: Immer noch auf dem Parkplatz<br />
aber in unmittelbarer Nähe zum Eingang<br />
marschiert ein älterer Herr geradewegs<br />
auf den Pavillon zu, den Conti gemeinsam<br />
mit Reifen Müller in strategisch<br />
günstiger Position aufgebaut hat. Vor dem<br />
Glücksrad bleibt er stehen: „Gibt’s hier<br />
<strong>was</strong> zu gewinnen?“ Klar, zum Beispiel<br />
einen Profiltiefenmesser mit ReifenCheck-<br />
Logo. „Was ist denn der ReifenCheck?“<br />
Bettina Wurst, Reifen Müller, und Martin<br />
Schwerdfeger, Conti, geben bereitwillig<br />
Aufwändige Versuche<br />
sensibilisierten Journalisten.<br />
Sichtprüfungen geben<br />
erste Anhaltspunkte.<br />
Die Profiltiefenmessung muss<br />
nicht in der Werkstatt erfolgen.<br />
Auskunft. Zum Abschied überreichen sie<br />
den eigens für diese Aktion gedruckten<br />
Flyer. Darin wirbt Reifen Müller für den kostenlosen<br />
ReifenCheck, einen umfassenden<br />
UrlaubsCheck zum Sparpreis und die<br />
Auftaktpressekonferenz auf dem Contidrom<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 33
3 FRAGEN AN...<br />
Iris Gleicke<br />
Parlamentarische Staatssekretärin<br />
beim Bundesminister für Verkehr<br />
Warum engagieren Sie sich für den<br />
ReifenCheck?<br />
Sicher durch den Straßenverkehr kommt<br />
man nur auf sicheren Reifen! Daher ist die<br />
Aktion ReifenCheck wichtig und wurde von<br />
meinem Ministerium auch finanziell gefördert.<br />
Die Zahl der Prüfungen in diesem Jahr<br />
zeigt, wie groß das Interesse der Autofahrer<br />
an diesem kostenlosen Angebot ist.<br />
Sicherheit fällt nicht vom Himmel, man muss<br />
selbst et<strong>was</strong> dafür tun: zum Beispiel den<br />
ReifenCheck nutzen! Für mehr Sicherheit<br />
auf unseren Straßen!<br />
Sollten die Autofahrer nicht mehr auf<br />
Ihre Reifen achten?<br />
Wer sorgfältig und schonend mit den Reifen<br />
umgeht, tut nicht nur et<strong>was</strong> für die eigene<br />
Sicherheit, sondern kann auch eine<br />
Menge Geld sparen. Deshalb ist es für<br />
mich eine Selbstverständlichkeit, spätestens<br />
bei jedem Tanken einen Blick auf<br />
Reifen und Felgen zu werfen, wenn ich mit<br />
meinem privaten Auto unterwegs bin.<br />
Allein schon deshalb, weil sich ja schnell<br />
mal ein Stein im Profil festsetzt. Eins von<br />
diesen praktischen kleinen Messgeräten<br />
liegt immer im Handschuhfach. Und ich<br />
passe natürlich gut auf, wenn ich beim<br />
Parken auf die Bordsteinkante fahre. Im<br />
Übrigen: Wer „Kavalierstarts“ und Vollbremsungen<br />
vermeidet, schont nicht nur<br />
die Nerven seiner Mitmenschen, sondern<br />
auch den eigenen Geldbeutel!<br />
Und wie steht es um Ihre Reifen?<br />
Beim letzten Besuch in meiner Werkstatt<br />
war alles bestens. Die kontrollieren bei<br />
jeder Inspektion und zuletzt im Frühjahr,<br />
als die Winter- gegen die Sommerreifen<br />
ausgewechselt worden sind.<br />
(Die Fragen stellte Jörg Bürmann)<br />
34<br />
Brandmanager<br />
<strong>Continental</strong> D/A/CH<br />
und Teamleiter<br />
Markenmanagement<br />
M A R K E T I N G<br />
Online-Felgenberatung. Der Senior ist neugierig<br />
geworden und will nun vor der Urlaubsreise<br />
„ganz bestimmt noch vorbeischauen<br />
– sicher ist sicher“.<br />
Szenen wie diese sind typisch für die<br />
Parkplatzaktion. Sie zeigen, wie bereitwillig<br />
sich Autofahrer im persönlichen Gespräch<br />
von der Bedeutung<br />
ihrer Reifen<br />
für die Fahrzeugsicherheit<br />
überzeugen lassen.<br />
Hunderte solcher<br />
Gespräche führen die<br />
Mitarbeiter von Reifen<br />
Müller an zwei aufeinander<br />
folgenden Juni-<br />
Tagen.<br />
Rund 2.000 Flyer<br />
werden verteilt, 200 Fahrzeuge kontrolliert.<br />
Schon wenige Tage zuvor verzeichnete<br />
Reifen Liehr in Osterode/Harz mit<br />
einer ähnlichen Aktion, bei der zusätzlich<br />
Gutscheine für Komfortgas-Füllungen verteilt<br />
wurden, eine sensationelle Rücklaufquote<br />
von 30 Prozent in nur zwei Tagen.<br />
Die Erfahrungen beider Unternehmen<br />
decken sich mit denen zahlreicher anderer<br />
ReifenCheck-Teilnehmer und beweisen<br />
erneut, dass vor allem jene von der<br />
Sicherheitsaktion profitieren, die sich mit<br />
eigenen Vor-Ort-Aktivitäten engagieren<br />
oder den ReifenCheck in ein erweitertes<br />
Service-Angebot (Reifen Liehr: Stoßdämpfertest<br />
) integrieren.<br />
„Auch der Einsatz unserer Außendienst-<br />
Mitarbeiter als Marketingberater für den<br />
Handel hat sich ausgezahlt“, freut sich<br />
Oliver Held, Projektleiter auf Seiten der<br />
<strong>Continental</strong>. Er könne sich an kaum eine<br />
zweite Marketing-Aktion erinnern, die flächendeckend<br />
ähnlich kreativ und engagiert<br />
im Zusammenspiel von Außendienst<br />
und Handel sowie einigen Autohäusern<br />
umgesetzt worden sei.<br />
Es ist kein Wunder, dass Hans-Jürgen<br />
Drechsler, stellvertretender Geschäftsführer<br />
des Bundesverbandes Reifenhandel<br />
und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV),<br />
Bonn, den Einsatz der Conti als einen der<br />
wesentlichen Erfolgsfaktoren herausstellt.<br />
Die Mehrheit der involvierten Unterneh-<br />
»Das festhalten am<br />
ReifenCheck beginnt<br />
sich in diesem jahr<br />
auszuzahlen«<br />
Hans-Jürgen Drechsler<br />
BRV<br />
men zeige sich auch mit der regionalen<br />
Wirkung sehr zufrieden. „Das beweist, dass<br />
sich unser Festhalten am ReifenCheck<br />
langsam aber sicher auszuzahlen beginnt.<br />
Die Ergebnisse machen Mut für die Zukunft.“<br />
Zunehmend setze sich auch die<br />
Erkenntnis durch, dass nicht kurzfristiger<br />
Umsatzzuwachs oberstes Ziel sei, sondern<br />
die Sensibilisierung der Autofahrer<br />
für das Produkt und Demonstration von<br />
Servicekompetenz vor Ort. „Der unternehmerische<br />
Erfolg kommt später von<br />
ganz allein.“<br />
Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat e.V.<br />
(DVR), Bonn, teilt die positive Beurteilung<br />
des BRV. „Allerdings“, so Werner Sauerhöfer,<br />
„lässt sich daraus noch nicht ableiten,<br />
dass die Zahl der Prüfungen im Vergleich<br />
zum Vorjahr insgesamt deutlich<br />
gestiegen ist.“ Schließlich hätten sich die<br />
Prüforganisationen TÜV und Dekra in diesem<br />
Jahr nicht beteiligt. Die Auswertung<br />
sei noch nicht abgeschlossen. „Subjektiv<br />
habe ich aber den Eindruck gewonnen,<br />
dass Angebot und Nachfrage erheblich<br />
zugenommen haben.“<br />
Parkplatz-Aktion in Einbeck: Martin Schwerdfeger, Conti, mit Andreas Brehm und<br />
Bettina Wurst, Reifen Müller, sowie Vanessa Ohst und Vera Austermann.
Truck-Sommer in der Schweiz<br />
Brummis, Shows<br />
und Informationen<br />
Weit über 20.000 Besucher strömten zu den Truck Festivals in<br />
Alpnach und Interlaken. Mit dabei war <strong>Continental</strong> Suisse SA.<br />
Gleich zwei bedeutende Trucker-<br />
Festivals weckten in der Schweiz<br />
das Interesse zehntausender Eidgenossen.<br />
Den Anfang bildete am 30.<br />
Mai und 01.Juni das jährlich stattfindende<br />
Family-Truck-Festival in Alpnach. Bei<br />
strahlendem Sommerwetter fanden über<br />
20.000 Besucher den Weg zum Veranstaltungsgelände.<br />
Als einer der Sponsoren<br />
präsentierte sich <strong>Continental</strong> Suisse SA<br />
auf einem gemeinsamen Stand mit der<br />
Firma Geser-Fahrzeugbau, einem der<br />
größten Produzenten von Fahrzeugaufbauten<br />
der Schweiz. Der Gemeinschaftsstand<br />
bildete zugleich den zentralen<br />
Punkt der Veranstaltung. Bundesrat<br />
Moritz Leuenberger, zuständig für Verkehr,<br />
hielt die Eröffnungsansprache. Darin<br />
lobte er Festival und Organisatoren: „Der<br />
Besuch dieses Festes lohnt sich. Das<br />
unterhaltsame Familienprogramm und<br />
die große Fahrzeugschau bieten jedem<br />
Gast et<strong>was</strong>“. Während des gesamten<br />
Festivals lief auf der Bühne ein abwechslungsreiches<br />
Programm. Show Acts der<br />
Sängerin und Moderatorin Irene Straub<br />
mit ihrem „Future Dance Team“ und interessante<br />
Gespräche ließen keine Lange-<br />
M A R K E T I N G<br />
weile aufkommen. Die Interviews führte<br />
ebenfalls Irene Straub, unter anderem mit<br />
Gregor Meili, Leiter Marketing Service <strong>Continental</strong><br />
Suisse, der den Truckern und ihren<br />
Familien Wissenswertes über Lkw-Reifen<br />
und ihre Bedeutung für die Verkehrssicherheit<br />
sowie über das Reifenleasing<br />
erzählte. Insgesamt zog Gregor Meili zufrieden<br />
Bilanz: „Das Family- Truck-Festival<br />
war eine äußerst gelungene Veranstaltung“.<br />
Gleiches gilt für das Truck Festival, das<br />
vom 27. bis zum 29. Juni in Interlaken<br />
stattfand. Etwa 1.400 Trucker kamen mit<br />
Links: Das Future Dance Team sorgte für<br />
Stimmung bei Truckern und deren Angehörigen.<br />
Mitte: Bundesrat Moritz Leuenberger<br />
hielt die Eröffnungsansprache.<br />
Rechts: Gregor Meili, Leiter Marketing<br />
Service <strong>Continental</strong> Suisse, stand Moderatorin<br />
Irene Straub Rede und Antwort.<br />
ihren tonnenschweren Gefährten zum<br />
größten Brummi-Treffen der Schweiz. Mit<br />
dabei und unübersehbar: Sechs leuchtend<br />
gelbe Trucks von <strong>Continental</strong> Suisse.<br />
Remo Dreyer, Leiter Logistik <strong>Continental</strong><br />
Suisse, hatte sich die neuesten Lkw mitgenommen<br />
und erregte entsprechend viel<br />
Aufmerksamkeit unter den Truckern.<br />
Dreyer erklärt, warum er keine Mühen<br />
scheute, um so eindrucksvoll präsent zu<br />
sein: „Das Festival ist bei den Fernfahrern<br />
sehr beliebt“, erklärt der Conti Logistikleiter<br />
die Bedeutung der Conti-Präsenz<br />
in Interlaken. Ein Wildwest-Lager mit<br />
Country-Musik und die gute Stimmung<br />
unter den Kapitänen der Straße begeisterten<br />
auch Dreyer: „Eine Riesenfête“.<br />
Beim nächsten Truck Festival vom 06.<br />
bis zum 08. August 2004 wird <strong>Continental</strong><br />
Suisse selbstverständlich wieder mit<br />
gelben Brummis vorfahren.<br />
Die sechs gelben Conti-Trucks fielen beim<br />
Trucker-Festival in Interlaken ins Auge.<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 35
Otto Keller<br />
vor dem<br />
HSR1<br />
36<br />
M A R K E T I N G<br />
Impressionen vom Tag der Offenen Tür im <strong>Continental</strong>-Distributionszentrum<br />
2. Neuendorf-„Fäscht“ im Logistikzentrum<br />
Sympathisch präsentiert<br />
<strong>Continental</strong> Suisse bewies, dass sie nicht nur die Reifendistribution im<br />
Griff hat, sondern es auch versteht, Feste zu organisieren – und zu feiern.<br />
Rund 1.400 Kunden, Lieferanten, Freunde<br />
und Mitarbeiter mit ihren Angehörigen<br />
besuchten am 24. Mai den Tag<br />
der Offenen Tür im erweiterten Logistikzentrum<br />
der <strong>Continental</strong> Suisse SA. Bei<br />
schönstem Wetter wurde auf 20.000 m2 ein vielfältiges Programm geboten.<br />
Das 2. Neuendorf-„Fäscht“ hat Renata<br />
Wiederkehr organisiert: „Wir haben stündlich<br />
Führungen durch unser Logistikzen-<br />
HSR1 mit verbriefter Qualität<br />
Laufwunder<br />
Otto Keller, Inhaber<br />
der gleichnamigen<br />
Transporte<br />
AG in Schaffhausen,<br />
bezeichnet sich als langjährigen<br />
und überzeugten Conti-Kunden. Die<br />
Laufleistung des HSR1 hat den<br />
Transportunternehmer mit 40 Lkw bei<br />
einer Nachkontrolle derart positiv<br />
überrascht, dass er dieses Resultat<br />
trum angeboten. Für musikalische Unterhaltung<br />
sorgten die Tastenakrobaten Chris<br />
& Mike und das Swiss-Military CHAOS<br />
Schockestra.“ Auch die kleinen Gäste wurden<br />
nicht vergessen. Hüpfparadies, Dampfkarusell<br />
und ein Ballonflugwettbewerb mit<br />
einem Helikopterrundflug als Hauptgewinn<br />
ließen keine Langeweile aufkommen. Kulinarisch<br />
gab es Leckereien aus den Ursprungsländern<br />
der Konzernmarken.<br />
„dem Hause <strong>Continental</strong>“ nicht vorenthalten<br />
wollte. Zwei auf der Lenkachse<br />
eines Mercedes Actros 1853 L montierte<br />
HSR1 315/70 – R wiesen nach<br />
173.000 Kilometer noch eine Profiltiefe<br />
zwischen acht und zehn Millimetern<br />
auf. „Wir sind auf die restliche<br />
Kilometerleistung dieser Reifen gespannt<br />
und werden Sie diesbezüglich<br />
gern informieren.“<br />
Checkliste fürs Umrüsten<br />
Zeit<br />
ist Geld<br />
Jetzt gilt es die Weichen zu stellen<br />
für ausreichende Montagekapazitäten<br />
und Reifen für die Wintersaison.<br />
Denn beide sind das A und O für<br />
ein erfolgreiches Umrüstgeschäft.<br />
Dass Winterreifen nicht nur bei Schnee,<br />
sondern bereits ab sieben Grad die<br />
sicherere Wahl sind, dies hätten „leider viele<br />
Autofahrer immer noch nicht begriffen“,<br />
bedauert Franz Egger, Marktleiter Semperit<br />
in der Schweiz. Dennoch blickt er optimistisch<br />
aufs kommende Wintergeschäft.<br />
„Wir werden das Vorjahresergebnis auf<br />
jeden Fall leicht übertreffen. Und wenn es<br />
diesen Winter bei uns nicht nur in den<br />
Alpen schneit, sollten wir sogar das Verkaufsniveau<br />
des Jahres 2001 erreichen.“<br />
Die Zuversicht des Semperit-Marktleiters<br />
ist berechtigt. Während der Gesamt-<br />
VRÖ mit neuer Führung<br />
Die Zukun<br />
Frischer Wind beim VRÖ. Mit einem<br />
forcierten Aus- und Weiterbildungsangebot<br />
will die Verbandsführung<br />
unter dem neu gewählten Obmann<br />
Herbert Wadel die Reifenspezialisten<br />
Österreichs fit für die Zukunft machen.<br />
Mit einem Marktanteil von über 50 Prozent<br />
sitzt der österreichische Reifen-<br />
Fachhandel fest im Sattel. Wenn er seine<br />
Chancen erkennt und aktiv nutzt sowie auf<br />
die Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter<br />
setzt, wird er dies auch in Zukunft tun“,<br />
zeigt sich Herbert Wadel, der neue Obmann<br />
des Verbandes der Reifenspezialisten Österreichs<br />
(VRÖ) optimistisch. Neben der Aufklärung<br />
der Autofahrer in punkto Reifen und
absatz bei Winterreifen im vergangenen<br />
Jahr um sechs Prozent – in absoluten Zahlen<br />
um 130.000 Pneus – zurückging, konnte<br />
die <strong>Continental</strong> AG ihre Wettbewerbsposition<br />
in einem schwierigen Marktumfeld<br />
nicht nur halten, sondern ausbauen.<br />
„Wir haben dabei von der Fahrzeugstruktur<br />
in unserem Land sowie vom Trend zu<br />
höheren Geschwindigkeitsindizes und breiteren<br />
Reifen profitiert.“ So sei die Dimension<br />
205/55 R 16 T heute die am viert<br />
meisten verkaufte Größe im Markt.<br />
Um die Auto-Mobilität der Schweizer<br />
auch im Winter sicherzustellen, muss sich<br />
der Reifen-Fachhandel rechtzeitig auf die<br />
heiße Phase des Umrüstens einstellen.<br />
„Bei uns dauert das Winterreifengeschäft<br />
in der Regel nur fünf bis sieben Wochen“,<br />
erläutert Egger. Für den Erfolg oder Nicht-<br />
Erfolg in dieser Zeit sei die Montagekapazität<br />
entscheidend. Ganz oben auf die<br />
„Checkliste für ein erfolgreiches Montagegeschäft“<br />
gehören für Franz Egger deshalb<br />
folgende Punkte:<br />
● Eine sorgfältige Sortimentsplanung<br />
unter Beachtung der aktuellen Trend-<br />
Dimensionen.<br />
● Die Analyse des Wettbewerbs in der<br />
Region.<br />
ft im Blick<br />
Sicherheit werde sich der Verband unter<br />
seiner Führung verstärkt dieser Aufgabe<br />
widmen und die fachspezifischen Angebote<br />
durch Seminare im Bereich Marketing<br />
und Management ergänzen. „Wir denken<br />
dabei an Themen wie ‚Der Monteur<br />
als letztes Glied in der Wertschöpfungskette’<br />
oder ‚Wie vermarktet man kompetent<br />
Pkw-Reifen und Felgen’, um nur zwei<br />
Beispiele zu nennen.“<br />
M A N A G E M E N T<br />
»Die Erfahrung<br />
zeigt: Die Nachfrage<br />
nach<br />
Winterreifen IST<br />
GRÖSSER ALS<br />
DAS ANGEBOT«<br />
Franz Egger<br />
Marktleiter Semperit Schweiz<br />
● Die Entwicklung eines Preiskonzepts<br />
unter Berücksichtigung von Zusatzkosten<br />
beispielsweise für zugemietete<br />
Lagerräume. Dazu gehöre aber<br />
auch, so Franz Egger, „dass der<br />
Handel dieses Preiskonzept unbeeindruckt<br />
von Lockvogelangeboten der<br />
Konkurrenz durchhält“.<br />
● Die exakte Planung der Ablaufprozesse<br />
zwischen (Außen)Lager und<br />
Werkstatt unter Einbeziehung der Einsatzplanung<br />
der Belegschaft. Es empfiehlt<br />
sich in diesem Zusammenhang,<br />
bei den zuständigen Behörden vorsorglich<br />
eine Nachtarbeits-Bewilligung<br />
einzuholen.<br />
● Großflotten sollten möglichst früh zur<br />
Umrüstung auf Winterreifen auf den<br />
Die Teilnehmer der<br />
VRÖ-Zukunftskonferenz<br />
setzen<br />
nicht auf Patentrezepte,<br />
sondern<br />
auf individuelle<br />
Erfolgsstrategien.<br />
»Nur wer sich<br />
aus der Masse<br />
heraushebt,<br />
hat Erfolg«<br />
Herbert Wadel<br />
Obmann des VRÖ<br />
Der 28-jährige VRÖ-Obmann hofft, dass<br />
die Verbands-Mitglieder die Chancen solcher<br />
Angebote erkennen. Denn so gerüstet,<br />
„können sich unsere Mitglieder aus<br />
der Masse der Reifenvermarkter hervorheben<br />
und ihren Kunden einen ‚Mehr-<br />
Die <strong>Continental</strong> AG konnte ihre Marktposition<br />
bei Winterreifen 2002 ausbauen.<br />
Hof geholt werden. Die Umrüstung bietet<br />
zudem eine ideale Gelegenheit,<br />
Hilfskräfte für die bevorstehende Saison<br />
zu schulen.<br />
● Ein fachgerechtes Entsorgungskonzept<br />
für Altreifen.<br />
Ein ganz wichtiger Punkt auf der Checkliste<br />
ist laut Egger frühzeitige und ausreichende<br />
Warendisposition. Die Erfahrung<br />
der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass<br />
die Nachfrage nach Winterreifen immer<br />
größer ist als das Angebot.<br />
wert’ bieten“. Wadel, der seit neun Jahren<br />
im elterlichen Betrieb arbeitet, weiß,<br />
wovon er spricht. Der Maschinenbau-Ingenieur<br />
stand tagsüber an der „Reifenfront“<br />
und erwarb in seiner Freizeit das<br />
notwendige Management- und Marketing-<br />
Know-how in Abendkursen.<br />
Allerdings ist sich der neue<br />
Mann an der VRÖ-Spitze bewusst,<br />
dass er noch Überzeugungsarbeit<br />
leisten muss. So<br />
ließ die Beteiligung an der Zukunftskonferenz<br />
Ende Mai in<br />
Pörtschach am Wörthersee zu<br />
wünschen übrig. Zum großen<br />
Bedauern von Herbert Wadel:<br />
Denn die Konferenz sei von<br />
den 31 Teilnehmern „als die bisher beste<br />
VRÖ-Veranstaltung“ empfunden worden.<br />
Dabei bot die Konferenz den Teilnehmern<br />
keine fertigen Rezepte, „sondern Anregungen,<br />
die sie individuell nützen und gewichten<br />
können”.<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 37
38<br />
Die lieben Kollegen<br />
Übe das Nachmachen der<br />
Fx- und Modemgeräusche.<br />
U N W U C H T<br />
So machen Sie sich beliebt<br />
� Übe<br />
�<br />
�<br />
Rufe<br />
�<br />
Frage<br />
� Verlasse<br />
das Nachmachen der Fax- und<br />
Modemgeräusche.<br />
Fülle drei Wochen lang entkoffeinierten Kaffee<br />
in die Kaffeemaschine. Sobald alle ihre<br />
Koffeinsucht überwunden haben, gehe über<br />
zu Espresso.<br />
schnell und laut Zufallszahlenreihen,<br />
wenn jemand am Zählen ist.<br />
deine Mitarbeiter mysteröse Fragen und<br />
schreibe die Antworten auf einen Notizblock.<br />
Murmle et<strong>was</strong> über „psychologische Profile.”<br />
den Kopierer mit folgenden Einstellungen:<br />
50% verkleinern, A5 Papier, 99 Kopien.<br />
Gut<br />
esprochen<br />
Wenn man die Nachhaltigkeit einiger<br />
Kollegen betrachtet, mit der sie<br />
gegeneinander arbeiten, gewinnt<br />
das Wort „Team“ eine ganz neue<br />
Bedeutung.<br />
Damaris Wieser, deutsche<br />
Lyrikerin und Dichterin (*1977)<br />
Übrigens muss ein Koch noch lange<br />
kein Kannibale sein, nur weil er<br />
mal einen Kollegen in die Pfanne<br />
gehauen hat.<br />
U.S. Levin, deutscher<br />
Aphoristiker (*1960)<br />
Einem Kameraden hilft man. Einem<br />
Kollegen misstraut man. Mit einem<br />
Freunde ist man albern.<br />
Peter Bamm (eigentl. Curt Emmerich)<br />
deutscher Schiffsarzt,<br />
Essayist und Feuilletonist (1897-<br />
1975)<br />
Es ist gefährlich, einen extrem fleißigen<br />
Bürokollegen einzustellen, weil<br />
die anderen Mitarbeiter ihm dann<br />
dauernd zuschauen.<br />
Henry Ford I., US-amerikanischer<br />
Automobilindustrieller (1863-1957)<br />
»Dummheit,<br />
die man bei<br />
andern sieht,<br />
wirkt meist<br />
erhebend<br />
aufs Gemüt«<br />
Wilhelm Busch<br />
deutscher Schriftsteller, Maler<br />
und Zeichner, (1832-1908)
Der Beitrag stammt aus der Kundenzeitschrift Echo-<strong>Continental</strong>, Ausgabe Nr. 7/1919.<br />
<strong>ReifenMagazin</strong> 39