Gaby Gerber - David Werthmüller
Gaby Gerber - David Werthmüller
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Skulpturen<br />
<strong>David</strong> <strong>Werthmüller</strong>
Titelseite: Skulptur Nr. 15536 / 140 cm / 17 kg<br />
Ausstellung<br />
<strong>David</strong> <strong>Werthmüller</strong><br />
20. September bis 13. Oktober 2012<br />
Galerie Wimmer<br />
Briennerstrasse 7<br />
D-80333 München<br />
www.galerie-wimmer.de
Alle Skulpturen besuchten das Studio von Bernhard Haldemann, wo<br />
sie als Lichtgestalten erstrahlten um den Weg in diesen Katalog in<br />
festlichster Robe anzutreten.<br />
„Kunst ist eine Sache allertiefster Menschlichkeit, eine Probe auf<br />
den Feingehalt von Geist und Seele.“<br />
Ernst Barlach<br />
Eisen. Ein Material, das für Härte, für Ausdauer steht. Formbar<br />
nur mittels glühender Hitze. Im Kontrast dazu Objekte und<br />
Figuren, oft Frauen, von faszinierender Schönheit, ja Anmut.<br />
Das ist es, was an <strong>Werthmüller</strong> einzigartig ist und mich<br />
veranlasst hat, seine Werke auszustellen.<br />
Immer wieder wird in <strong>Werthmüller</strong>s Kunst eine Verwandtschaft<br />
zu Alberto Giacometti gesehen. Dieser Vergleich mag<br />
nachvollziehbar sein, greift für mich aber zu kurz: Obwohl<br />
Giacometti seine Figuren mit den Händen formte, während<br />
<strong>David</strong> <strong>Werthmüller</strong> sich hüten muss, seinen Skulpturen<br />
während des Schaffensprozesses zu nahe zu kommen, empfinde<br />
ich Giacomettis Gestalten als sehr viel spröder, ja maskuliner als<br />
diejenigen <strong>Werthmüller</strong>s, die durch das in sich Verschmolzene<br />
eine gänzlich neue Art der Ästhetik und Harmonie entwickeln.<br />
So bin ich dankbar, dass ich <strong>David</strong> <strong>Werthmüller</strong> Anfang 2012<br />
endlich persönlich kennen lernen durfte und seine Werke<br />
seitdem in meiner Münchner Galerie präsentieren darf, wo<br />
mich die begeisterten Reaktionen der Kunstfreunde, die meine<br />
Räumlichkeiten besuchen, in meiner Einschätzung täglich<br />
aufs Neue bestätigen.<br />
Christine Rettinger<br />
Galerie Wimmer München<br />
Ehemalige Hofkunsthandlung – seit 1825
Nr. 15685 / 156 cm / 23 kg<br />
Die Skulpturen spiegeln nicht bloss<br />
meine Lebensenergie.<br />
Meine Persönlichkeit, meine Liebe und<br />
meine tiefsten selbst mir verborgenen<br />
Kräfte werden durch sie festgehalten.<br />
Was ich empfinde, lebt weiter in<br />
meinem Werk.<br />
<strong>David</strong> <strong>Werthmüller</strong>
Nr. 15‘694 / 53 cm / 9 kg<br />
Nr. 15‘607 / 129 cm / 15 kg
Nr. 15‘349 / 35 cm / 10 kg<br />
Nr. 15‘345 / 39 cm / 35 kg
Nr. 15‘465 / 43 cm / 8,4 kg<br />
Nr. 15‘326 / 44 cm / 19 kg
Nr. 15‘366 / 29 cm / 8,3 kg Nr. 15‘600 / 37 cm / 4,2 kg
Was treibt mich an?<br />
Aufgrund meiner Kindheit und späteren<br />
Ausbildungen lassen sich kaum<br />
verwertbare Indizien finden. Am<br />
ehesten haben wohl die vielen kulturlastigen<br />
Reisen mit meinen Eltern<br />
etwas damit zu tun. Ich hatte das<br />
Glück, viele heute kaum mehr zugängliche<br />
Kultstätten aus der Stein- und<br />
Bronzezeit, in unberührter Natur<br />
besuchen zu können. Dolmen,<br />
Menhire, Nuraghen und unzählige<br />
Grabstätten, bestimmten die Reiserouten<br />
meiner Eltern. Meistens von<br />
ungenau verfassten Wegbeschreibungen,<br />
unüberwindbaren Sprachbarrieren<br />
und Strassen, die<br />
hierzulande bestenfalls als Bachbett<br />
klassifiziert werden, begleitet. So<br />
erlebte ich im Kindesalter Kultur vor<br />
allem als Abenteuer.<br />
Die Schulzeit brachte mich weder der<br />
Kunst, noch dem Zeichnen näher.<br />
Allerdings begann mein älterer Bruder,<br />
der mir 8 Jahre voraus war,<br />
Ur- und Frühgeschichte zu studieren.<br />
So lauschte ich wohl unfreiwillig<br />
den Unterhaltungen am elterlichen<br />
Mittagstisch. In einer Zeit, wo mir<br />
ein eigenes Mofa wohl als das<br />
begehrenswerteste Ding der Welt<br />
erschien, kreuzten sich die handwerklichen<br />
Versuche meines Bruders und<br />
mir im Bastelraum. Da konnte man<br />
neben Motorenteilen durchaus auf<br />
Nachbildungen steinzeitlicher Äxte<br />
und Mahlsteine stossen. Wie gesagt<br />
verlief mein Leben zu dieser Zeit in<br />
einer Parallel-Welt zu Kunst,<br />
Geschichte und Kultur.<br />
Etliche Jahre später hatte ich den<br />
starken Wunsch, mehr über mich<br />
und die Welt zu erfahren. Ohne hier<br />
ausschweifend zu erzählen, möchte<br />
ich diesen Entwicklungsschritt kurz<br />
umreissen. Auf der Suche nach meiner<br />
mir eigenen Ausdrucksform probierte<br />
ich Vieles aus, liess es sein und<br />
griff es erneut auf. Nur um es schon<br />
Tage später wieder als ungeeignetes<br />
Medium beiseite zulegen. Es kam also<br />
vor, dass ich nächtens loszog, um mit<br />
der selbst gebastelten Camera Obscura<br />
Stimmungen einzufangen, frühmorgens<br />
zeichnete und nachmittags<br />
am Küchentisch Aktfiguren modellierte.<br />
Ich besuchte Kurse in Holzschnitt<br />
und Lithografie. Und dann<br />
zeichnete ich wieder bis zum Umfallen.<br />
Manchmal 50 Stück an<br />
einem Tag.<br />
Ich besuchte Ausstellungen, lernte<br />
Künstler kennen und kaufte mir<br />
tonnenweise Bücher. So verdichtete<br />
sich langsam mein Eindruck, dass<br />
wohl die Zeichnung das beste Medium<br />
für mich sei. Nur war ich meilenweit<br />
von zufrieden stellenden Ergebnissen<br />
entfernt. Also beschloss ich, mich ausschliesslich<br />
der Zeichnung zu widmen.<br />
Selber zeichnen lernen halte ich bis<br />
heute für eines meiner grössten Aben-<br />
teuer! Man kann sich keine Vorstellung<br />
von meinem verzweifelten Kampf<br />
mit mir selbst machen. Sehen! Was<br />
sehe ich wirklich? Wahrnehmung?<br />
Kann ich selbst meine eigene Wahrnehmung<br />
kontrollieren? Es gab<br />
dermassen viel zu erforschen und zu<br />
entdecken, dass mich nichts anderes<br />
mehr interessierte. Ich war besessen.<br />
Doch wie kam ich zur Skulptur?<br />
Obwohl eine Skulptur immer nur von<br />
einer Seite angeschaut werden kann,<br />
folglich also höchstens Reliefcharakter<br />
aufweist, bestimmt unser Wissen um<br />
die Dreidimensionalität der Skulptur<br />
eben genau dieses. Einfach gesagt,<br />
nehmen wir einen Kopf von vorne<br />
nie als Scheibe wahr. Wir fügen unser<br />
Wissen, dass ein Kopf ein Volumen<br />
hat, zu unserem Sehen hinzu! Und das<br />
ist es, was ich konstruierte Wirklichkeit<br />
nenne. Ich bin nicht der erste<br />
Mensch, dem dies auffällt. Mir geht<br />
es um etwas anderes. Beim Zeichnen<br />
vermisse ich oft die Möglichkeit, das<br />
Dargestellte intensiver zu begreifen.<br />
Genau dies vermag die Zeichnung<br />
nur begrenzt zu leisten. Die Skulptur<br />
hingegen kann einen räumlichen<br />
Eindruck und den daraus resultierenden<br />
Ausdruck im Raum erzeugen.<br />
Dies ist der Hauptgrund, weshalb<br />
ich Skulpturen erschaffe. Nicht dass<br />
ich das Zeichnen ausgeschöpft hätte.<br />
Im Gegenteil. Ich bin mir bewusst,<br />
dass mein zeichnerisches Werk erst<br />
am Anfang steht. Doch die Skulptur<br />
fasziniert mich zusätzlich auf eine<br />
andere Weise. Der Moment, wenn<br />
aus der fliessenden, glühenden Masse<br />
aus Eisen ein Wesen entsteht, ist<br />
unbeschreiblich. Aus einem DING ist<br />
JEMAND geworden. Skulpturen kann<br />
ich wortwörtlich begreifen. Ich spüre<br />
deren Präsenz. Eine Zeichnung oder<br />
ein Bild bleibt ein Ding, das Illusionen<br />
hervorrufen kann. Eben eine Erinnerung<br />
oder Fiktion auf Leinwand oder<br />
Papier. Skulpturen jedoch haben<br />
existenziellen Charakter.<br />
September 2011, <strong>David</strong> <strong>Werthmüller</strong>
Nr. 15‘689 / 155 x 47 cm / 52 kg
Nr. 15‘656 / 158 cm / 63 kg<br />
Nr. 15‘640 / 32 cm / 4,7 kg
Nr. 15‘304 / 32 cm / 7,5 kg<br />
Nr. 15‘353 / 20 cm / 3,3 kg
«Und das Wissen darum, dass die Skulptur aus dem gleichen<br />
Material entstanden ist, das auch so manche Brücke dieser Welt trägt,<br />
gibt mir die Sicherheit, dass man die Zeiten überdauern wird.»<br />
<strong>Gaby</strong> <strong>Gerber</strong><br />
Nr. 15‘400 / 53 x 20 cm / 5,6 kg
Nr. 15‘691 / 37 cm / 6 kg<br />
Nr. 15‘290 / 29 cm / 6,9 kg
Die Empfindungen für die Schönheit<br />
handgemachter Dinge ist ein grosses<br />
Gefühl. Es lässt uns verstehen, was in<br />
einer Sache letztlich wichtig ist – die<br />
darin investierte Sorgfalt.<br />
Die Skulpturen sind die Stimme<br />
dieser Sorgfalt. Sie strahlen Einfachheit<br />
aus. Einfachheit als höchste Form<br />
der Raffinesse und der Idee.<br />
<strong>Gaby</strong> <strong>Gerber</strong><br />
Nr. 12‘100 / 100 cm / 50 kg
Auf der Suche nach einem Privatlehrer<br />
für Zeichnungsunterricht stiess ich 2009<br />
im Herbst auf die Zeichnung eines<br />
Pferdes. Die wilde, zufällige und dynamische<br />
Strichführung, die offensichtliche<br />
Suche nach der richtigen Linie und die<br />
ehrliche Art alles, auch die gesuchten<br />
und verfehlten Linien im Endresultat zu<br />
zeigen, faszinierte mich sofort.<br />
Dass ein herausragender Künstler den<br />
Willen aufbringt, sein Können und<br />
Wissen weiterzugeben, ist selten genug.<br />
Aber von einem solchen unterrichtet<br />
und mit hervorragender Didaktik und<br />
Methodik zu eigenen Höchstleistungen<br />
angespornt zu werden, ist ein Glücksfall.<br />
Bereichernde, philosophische und<br />
kritische Diskussionen über Weltanschauung,<br />
Gesellschaft, Wertewandel,<br />
Moral und Ethik vermittelten mir den<br />
Eindruck, dass es in seinem Denken<br />
und Handeln wenig gibt, was er nicht<br />
hinterfragt oder analysiert. Den Mut und<br />
der konstante Wille Neues auszuprobieren,<br />
dabei zu scheitern und von Neuem<br />
zu beginnen, verkommt bei <strong>David</strong><br />
Wertmüller nicht zur Floskel sondern ist<br />
tagtägliches, erbittertes Ringen um noch<br />
bessere Kunst.<br />
Besucht man <strong>Werthmüller</strong> zu Hause im<br />
seeländischen Fräschels erlebt man ein<br />
Wohnambiente jenseits des Schweizer<br />
Bauperfektionismus. Das Schwedenhaus<br />
welches er mit seiner Lebenspartnerin<br />
Silvia erworben und renoviert hat,<br />
strahlt Kreativität und Wohlbefinden<br />
aus. Speziell der Garten ist herrlich<br />
naturbelassen und scheinbar zufällig und<br />
wild angeordnet. Naturbeobachtungen<br />
von Fauna und Flora direkt von seinem<br />
Atelier aus, sind ohne weiteres möglich.<br />
Er sieht sich durch den Besitz eines<br />
eigenen Ateliers durchaus privilegiert.<br />
Sein Schweissplatz im Garten ist ein<br />
einfacher Unterstand mit Kiesboden.<br />
Der raue Untergrund und die langen<br />
Arbeitszeiten, nicht selten von früh<br />
morgens bis spät abends, kosten ihn<br />
nicht nur viel Kraft und Hingabe, sondern<br />
auch jedes Jahr im Minimum ein<br />
Paar neue SUVA-Schuhe.<br />
Die Frage nach dem „quo vadis“ beantwortet<br />
<strong>Werthmüller</strong> heute so: „Eigentlich<br />
würde ich meine Arbeiten am liebsten<br />
für mich behalten. Es geht mir nicht<br />
primär darum viel Geld zu verdienen,<br />
sondern darum, für meine Kunst eine<br />
adäquate Plattform zu finden und einen<br />
entsprechenden Gegenwert zu erhalten.“<br />
Diesen Weg geht er gemeinsam mit ein<br />
paar handverlesenen Galerien.<br />
Eine wichtige Rolle spielt seine Lebensgefährtin<br />
Silvia. So hat sie schon öfters<br />
Werke vor der sicheren Zerstörung<br />
durch den impulsiven Künstler gerettet.<br />
Ihre Begeisterung und ihr Lob geben<br />
ihm die Kraft, ungestört und konsequent<br />
an seinem Werk zu arbeiten.<br />
Was sich <strong>Werthmüller</strong> bei allem „Suchen<br />
nach der richtigen Linie“ immer bewahrt<br />
hat, ist seine Bodenständigkeit und<br />
Ehrlichkeit. Ich freue mich schon heute<br />
auf weitere spannende Begegnungen und<br />
Gespräche mit <strong>David</strong> <strong>Werthmüller</strong>.<br />
August 2012, Ernst „Aschy“ Balmer<br />
Nr. 15‘584 / 43 cm / 6,2 kg
Bisherige Ausstellungen<br />
2012 Galerie Wimmer, München<br />
2012 Galerie Max-21, Iphofen<br />
2012 Galerie Christine Brügger, Bern<br />
2011 Nahrhafte Kunst, Thun<br />
2011 artbar, Brugg<br />
2008 Bellevue, Ittigen<br />
2007 Villa Amboz, Säriswil<br />
2006 Skulpturengarten Thierachern<br />
2005 Galerie Erlengut, Steffisburg<br />
2004 Die Halle, Langnau a. A.<br />
2002 Ramseyer + Kaelin, Bern<br />
2002 Galerie La Rocca, Zürich<br />
2001 Die Halle, Langnau a. A.<br />
2000 Galerie Christine Brügger, Bern<br />
2000 Bernisches Historisches Museum, Bern<br />
2000 Bundesamt für Migration, Wabern<br />
1999 Skulptur 99, Bern
Nr. 14‘855 / 17 x 47 cm / 5,3 kg<br />
Impressum<br />
Herausgeber: © Galerie Wimmer München,<br />
Christine Rettinger<br />
Skulpturen: <strong>David</strong> <strong>Werthmüller</strong>, Fräschels<br />
www.davidwerthmueller.com<br />
Fotografien: © Bernhard Haldemann, Gasel<br />
www.fotoatelier-haldemann.ch<br />
Gestaltung und Satz: Stefan <strong>Werthmüller</strong>, Thun<br />
Druck: Ast & Fischer AG, Wabern