Die “ggA” für den Südtiroler Apfel - Mediaradius
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P A G I N I e R u N G<br />
Radius 02/2007<br />
die reform des gesundheitswe sens<br />
<strong>Die</strong> Sanitätsreform in Südtirol läuft auf zwei ebenen ab: Auf der Verwaltungs- und<br />
auf der Medizinebene. Hauptziele der Reform sind die Kostenminimierung, die<br />
Sicherung der Qualität der <strong>Die</strong>nstleistung und die Stärkung der eigenverantwortung<br />
der Bürger.<br />
dazu wer<strong>den</strong> Gesundheits- und<br />
Kompetenzzentren errichtet, das<br />
„Arbeiten im Netzwerk“ verstärkt<br />
und nicht zuletzt die Prävention stark<br />
forciert. Südtirol muss im Sanitätswesen<br />
die Kostenbremse ziehen. Mit 1.<br />
Jänner dieses Jahres wur<strong>den</strong> die vier<br />
Sanitätsbetriebe zu einem einheitlichen<br />
Sanitätsbetrieb zusammengefasst.<br />
<strong>Die</strong>ser muss mit einem Budget<br />
von einer Milliarde € auskommen und<br />
am Jahresende eine ausgeglichene<br />
Bilanz vorlegen.<br />
gesundheitsbezirke<br />
In Europa ist die<br />
Ten<strong>den</strong>z überall<br />
gleich: steigende<br />
Lebenserwartung,<br />
starke Zunahme<br />
von chronischen<br />
Krankheiten, teurere<br />
medizinische Andreas Fabi<br />
Geräte, erhöhter<br />
Bedarf an medizintechnischen Geräten<br />
sowie an Betreuung und Pflege. <strong>Die</strong><br />
jährliche Kostensteigerung angesichts<br />
dieser Entwicklung ist auf lange Sicht<br />
nicht finanzierbar. <strong>Die</strong> Landesregierung<br />
hat deshalb Ende 2006 beschlossen,<br />
die vier zu einem einzigen<br />
Sanitätsbetrieb zusammen zu fassen.<br />
<strong>Die</strong> bisherigen Sanitätsbetriebe bleiben<br />
als Gesundheitsbezirke bestehen,<br />
haben aber nur noch eingeschränkte<br />
Kompetenzen. „Ziel der Gesundheitsreform<br />
ist eine einheitliche und hohe<br />
Qualität der Gesundheitsversorgung<br />
im ganzen Land und die Erhaltung der<br />
dezentralen Einrichtungen und <strong>Die</strong>nste.<br />
Durch die Schaffung von Synergien<br />
und <strong>den</strong> Abbau von Mehrgleisigkeiten<br />
sollen Kosten eingespart wer<strong>den</strong>. <strong>Die</strong>se<br />
Gelder stehen dann <strong>für</strong> mehr Pflege,<br />
medizinische Leistungen und Betreuung<br />
zur Verfügung“, erklärt Generaldirektor<br />
Andreas Fabi.<br />
neuer Weg in südtirol<br />
Aufgrund der höheren Lebenserwartung<br />
und neuer medizinischer<br />
Möglichkeiten sind in ganz Europa<br />
die Kosten <strong>für</strong> das Gesundheitssystem<br />
angestiegen. Um nicht wie in anderen<br />
Regionen kleinere Krankenhäuser<br />
schließen zu müssen, will man in<br />
Südtirol vorzeitig einen neuen Weg<br />
einschlagen.<br />
„Wunder passieren selten, aber wir<br />
wer<strong>den</strong> das Möglichste tun, damit die<br />
Reform bestmöglich über die Bühne<br />
geht. Wenn uns das Land heuer wieder<br />
rund eine Milliarde € zur Verfügung<br />
stellt, d.h. so viel wie im letzten Jahr<br />
plus Inflation, müssen wir eben damit<br />
und mit <strong>den</strong> bestehen<strong>den</strong> Strukturen<br />
und dem vorhan<strong>den</strong>en Personal<br />
auskommen. Da heißt es strukturelle<br />
Entscheidungen treffen, um mit dem<br />
Budget auszukommen“, stellt er klar.<br />
Laut politischer Vorgabe müssen<br />
mit demselben Budget wie 2006 die<br />
Leistungen <strong>für</strong> die Patienten gleich<br />
gut bleiben oder besser wer<strong>den</strong>, die<br />
Wartezeiten abgebaut und zusätzliche<br />
<strong>Die</strong>nste angeboten wer<strong>den</strong>. Etwa das<br />
Screening <strong>für</strong> Neugeborene, die seit<br />
Ende Februar auf 16 Krankheiten, vor<br />
allem auf Stoffwechsel- und Hormonkrankheiten,<br />
untersucht wer<strong>den</strong>. „Da<br />
müssen eben Überlegungen angestellt<br />
wer<strong>den</strong>, in welchen Bereichen kann<br />
ich <strong>den</strong> Arbeitsablauf optimieren, um<br />
die Personalressourcen besser einsetzen<br />
zu können. Es gibt sicher Bereiche<br />
etwa in der EDV bzw. in der Verwaltung,<br />
wo Rationalisierungen möglich<br />
sind. Im Pflege- und Ärztebereich, im<br />
Sprengeldienst und beim Pflegegeld ist<br />
sparen sicher nicht möglich. Abstriche<br />
bei der Betreuung der Patienten wird<br />
es aber nicht geben und die Prävention<br />
muss verstärkt wer<strong>den</strong>“, betont<br />
Fabi. Zugleich lobt er die bisherige<br />
gute Zusammenarbeit der Sanitätsbetriebe<br />
in <strong>den</strong> Reformbestrebungen<br />
im Verwaltungsbereich und verweist<br />
auf weitere Sparpotentiale in vielen<br />
anderen Bereichen. Bisher gab es<br />
vier Buchhaltungen in ebenso vielen<br />
autonomen Betrieben. <strong>Die</strong> Buchhalter<br />
bleiben zwar alle an ihrem Arbeitsplatz,<br />
wer<strong>den</strong> aber zentral koordiniert<br />
und es wird eine einzige Bilanz erstellt.<br />
„Durch die Vernetzung zwischen<br />
<strong>den</strong> Bezirken und der strategischen<br />
Direktion streben wir Einheitlichkeit<br />
an und wollen die Organisation sowie<br />
die Struktur straffen“, erklärt Fabi.<br />
Angst vor reform<br />
<strong>Die</strong> Angst in <strong>den</strong> Bezirken vor dieser<br />
Reform war ursprünglich groß. „Im<br />
Laufe vieler Sitzungen ist es aber gelungen,<br />
die Leute teils zu überzeugen,<br />
dass man zusammenarbeiten muss. Wo<br />
Einheitlichkeit möglich ist, wer<strong>den</strong> wir<br />
danach vorgehen. Gewisse strategische<br />
Entscheidungen müssen einfach in<br />
eine Richtung gehen, <strong>den</strong> Bezirken<br />
bleibt ihre Autonomie aber so weit als<br />
möglich erhalten. Je stärker mit uns in<br />
diese Richtung gearbeitet wird, desto<br />
besser wird es gelingen und es braucht<br />
kein Diktat aus Bozen“, wirbt Fabi um<br />
Verständnis. Es ist auch durchaus möglich,<br />
dass <strong>Die</strong>nste wie etwa die Sportmedizin<br />
von einem Privaten betreut<br />
wer<strong>den</strong>, solange dieser im gesamten<br />
Gesundheitsbezirk tätig ist.<br />
Auflagen <strong>für</strong> 2007<br />
Für 2007 lauten die wichtigsten<br />
Auflagen: ausgeglichene Bilanz, Abbau<br />
der Wartezeiten, Optimierung des<br />
Verwaltungsapparates und Qualitätssicherung.<br />
„Defizite sind nicht mehr<br />
möglich. Es gibt auch nicht mehr Geld,<br />
wir müssen abspecken. Das bedeutet<br />
zwar keine Entlassungen, aber Nachbesetzungen<br />
müssen gut begründet<br />
wer<strong>den</strong>. Durch interne Verschiebungen<br />
kann man einiges erreichen“, gibt Fabi<br />
seine Stoßrichtung vor. Er will eine<br />
klare Linie vorgeben, <strong>den</strong> Dialog und<br />
die Zusammenarbeit suchen sowie<br />
die Leute in <strong>den</strong> Bezirken weitgehend<br />
autonom arbeiten lassen. Für <strong>den</strong><br />
Generaldirektor führen nur „Können“<br />
(Fachkompetenz), „Dürfen“ (keine<br />
Hierarchieblocka<strong>den</strong>) und „Wollen“<br />
(Motivation)“ zum Erfolg. Er selbst<br />
motiviert sich am besten durch gute<br />
Ergebnisse in der Betreuung der Bevölkerung<br />
und der Zufrie<strong>den</strong>heit der<br />
Mitarbeiter in <strong>den</strong> Bezirken.<br />
die Quadratur des Kreises<br />
Wird Andreas Fabi mit Qualitätssteigerung<br />
bei gleichzeitiger Kostenminimierung<br />
die Quadratur des Kreises<br />
schaffen? „Der Kreis wird heuer noch<br />
vermutlich an zwei bis drei Stellen<br />
eine Öffnung haben, wo es Aus- und<br />
Eintritte geben kann. Aber wir wer<strong>den</strong><br />
die Schwachstellen schweißen. Wichtig<br />
ist mir, dass es keine vier Quadrate mit<br />
einem Dreieck drüber bleiben ...“.<br />
Radius 02/2007 25<br />
P A G I N I e R u N G