Gläserne Wände – Bericht zur Benachteiligung nichtreligiöser Menschen in Deutschland
2., ergänzte Auflage 2020
2., ergänzte Auflage 2020
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
E i n l e i t u n g<br />
2. E<strong>in</strong>leitung<br />
Mehr als 27 Millionen <strong>Menschen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, e<strong>in</strong> Drittel der Bevölkerung,<br />
gehören ke<strong>in</strong>er religiösen Weltanschauungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
an. Die große Mehrheit dieser BürgerInnen ist nicht religiös. 1<br />
In Großstädten <strong>–</strong> <strong>in</strong> den alten wie <strong>in</strong> den neuen Bundesländern <strong>–</strong> ist<br />
ihr Anteil an der Bevölkerung oft erheblich höher. Doch wer nicht<br />
Mitglied <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kirche oder anderen traditionellen Glaubensgeme<strong>in</strong>schaft<br />
ist, hat oftmals die schlechteren Karten: auf dem Arbeitsmarkt,<br />
im Bildungssystem, <strong>in</strong> der Politik, <strong>in</strong> den Medien und <strong>in</strong><br />
der öffentlichen Wahrnehmung.<br />
Durch das Grundgesetz ist die Bundesrepublik zwar als weltanschaulich<br />
neutraler Staat konstituiert. In der gesellschaftlichen<br />
und politischen Realität s<strong>in</strong>d jedoch bis heute vor allem die christlichen<br />
Religionen und die traditionellen Kirchen stark privilegiert.<br />
Verfassungstext und Wirklichkeit klaffen weit ause<strong>in</strong>ander.<br />
Diese Situation hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten durch die E<strong>in</strong>beziehung<br />
und Beteiligung weiterer religiöser Weltanschauungen,<br />
vor allem aus dem islamischen Kontext, ger<strong>in</strong>gfügig gewandelt.<br />
Grundlegende Veränderungen hat es nicht gegeben.<br />
Doch ist es legitim, hierbei von e<strong>in</strong>er Diskrim<strong>in</strong>ierung der nichtreligiösen<br />
<strong>Menschen</strong> zu sprechen? 2 Wir me<strong>in</strong>en: ja. Denn wir beobachten<br />
staatlicherseits e<strong>in</strong>e fortwährende Ungleichbehandlung,<br />
die auf weltanschauliche bzw. konfessionelle Zugehörigkeiten oder<br />
Zuordnungen abstellt und regelmäßig zu e<strong>in</strong>er Schlechterstellung<br />
der BürgerInnen führt, die ke<strong>in</strong>em religiösen Glauben folgen.<br />
1 Berechnung gem. Daten von: Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst 2017; Religionsmonitor<br />
der Bertelsmann Stiftung 2013; Forschungsgruppe Weltanschauungen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>: Religiosität<br />
der Bevölkerung, 04.09.2017<br />
2 In diesem <strong>Bericht</strong> beziehen wir uns auf die <strong>Benachteiligung</strong>en vom <strong>Menschen</strong>, die konfessionsfrei und<br />
nichtreligiös s<strong>in</strong>d, auch wenn es Untersuchungen zufolge heutzutage bereits erhebliche Anteile (zw.<br />
20 und 45 Prozent) <strong>nichtreligiöser</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>in</strong>nerhalb der verfassten Religionsgeme<strong>in</strong>schaften (z. B.<br />
den christlichen Kirchen) gibt, vgl. V. EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft 2014.<br />
6 · <strong>Gläserne</strong> <strong>Wände</strong>