Demokratische Räume / dérive - Zeitschrift für Stadtforschung, Heft 81 (4/2020)
In der dérive-Ausgabe mit dem Schwerpunkt »Demokratische Räume« lesen Sie über Geschichte, Gegenwart und Zukunft offener, nicht-kommerzieller hybrider Räume: von Kulturhäusern in Polen, über Community-Museen und SESCs in Brasilien, Clubes de Barrio in Buenos Aires bis zu Gemeinschaftszentren und Common Spaces in Zürich. Im Magazinteil: Beirut nach der Explosion sowie Pandemien und Städtebau: Krankheit, Armut, Dichte .
In der dérive-Ausgabe mit dem Schwerpunkt »Demokratische Räume« lesen Sie über Geschichte, Gegenwart und Zukunft offener, nicht-kommerzieller hybrider Räume: von Kulturhäusern in Polen, über Community-Museen und SESCs in Brasilien, Clubes de Barrio in Buenos Aires bis zu Gemeinschaftszentren und Common Spaces in Zürich. Im Magazinteil: Beirut nach der Explosion sowie Pandemien und Städtebau: Krankheit, Armut, Dichte .
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Okt — Dez 2020
N o 81
Zeitschrift für Stadtforschung
dérive
dérive
DEMOKRATISCHE
RÄUME
ISSN 1608-8131
9 euro
dérive
Editorial
Rund ein Jahr ist es her, dass in Wien die Nordbahnhalle durch
einen Brand vernichtet wurde, dessen genauer Hintergrund bis
heute nicht aufgeklärt ist. Wir waren damals Teil der Initiative
IG Nordbahnhalle, die sich nachdrücklich bemüht hat, die
Halle vor dem geplanten Abriss zu retten und daran arbeitete,
ein Nutzungskonzept für »ein soziales Modellprojekt für
Nachbarschaft, Kultur und Wissenschaft, ein politisches
Modellprojekt für ökologische Nachhaltigkeit und solidarische
Ökonomie und ein rechtliches Modellprojekt für eine kooperative,
gemeinnützige Trägerstruktur« zu entwickeln. Die Pläne
und Ansprüche waren groß, die Unterstützung aus Nachbarschaft,
Kultur und Wissenschaft ebenso. Nach vielen kontroversen
Debatten um den Erhalt mit Entscheidungsträger*innen
aus Stadtplanung und Bezirk, Immobilienentwicklung und
der Eigentümerin ÖBB, hat das Feuer schlussendlich Fakten
geschaffen. Die Nordbahnhalle ist Geschichte, die Notwendigkeit
für Common Spaces, Hybrid Places, wie auch der Titel
des urbanize! Festivals 2020 lautet, das von 14.–18. Oktober in
Wien stattfindet, bleibt jedoch bestehen.
Wir haben uns im Zuge des urbanize!-Festivals und in
etlichen dérive-Ausgaben in den letzten Jahren aus unterschiedlichen
Blickwinkeln immer wieder mit dem Thema Demokratie
beschäftigt. Die Bedeutung von offenen und niederschwelligen
Orten der Begegnung, des Austauschs und der Diskussion hat
sich dabei regelmäßig bestätigt. Das Schwerpunktthema Demokratische
Räume, der Blick auf Geschichte, Gegenwart und
Zukunft solcher nicht-kommerziellen Hybrid Places ist als Fortsetzung
dieser Auseinandersetzung zu sehen.
Räume außerhalb der eigenen Wohnung, die als öffentliche
soziale Treffpunkte dienen, Platz für Soziales, Bildung,
Kultur und/oder Sport bieten, sowie Orte für gesellschaftspolitische
Diskussionen und Engagement sind, erfüllen eine
wichtige demokratiepolitische Funktion. Besonders dann, wenn
sie sich nicht darauf beschränken, ein Top-down-Angebot zu
stellen, sondern von ihren Nutzer*innen kollektiv verwaltet und
programmiert werden. Solche Räume, für die es viele Namen
gibt, seien es Arbeiter*innenheime, Volksheime, Genossenschaftshäuser,
Kulturhäuser, Centri Sociali, Stadtteilzentren
oder Third Places, haben eine lange Tradition, waren und sind
überall zu finden. In manchen Städten sind sie ein wichtiger
und unumstrittener Teil des Alltagslebens, in anderen ist ihre
Geschichte vergessen oder sie sind mit politischem oder ökonomischem
Druck konfrontiert. Ihr Problem in diesem Zusammenhang
ist: Sie werfen keinen Profit ab, lassen sich touristisch
nicht vermarkten, gelten manchen als verstaubt und wenig
innovativ, sind – wenn selbstverwaltet – schwer kontrollierbar
und stehen Aufwertungsprozessen immer wieder einmal im Weg.
Der Soziologe Ray Oldenburg hat in den späten 1980er-
Jahren ein Buch zu einigen Aspekten des Themas geschrieben
und den Begriff Third Places geprägt. Dieser hat sich bis heute
gehalten, neuere umfassende Auseinandersetzungen mit dem
Thema gibt es seither allerdings kaum, was ob
der Bedeutung solcher Orte für die Stadtgesellschaft verwundert.
Das Forschungsinteresse scheint auf einzelne Aspekte des
Themas begrenzt zu sein. Wir stellen im vorliegenden Heft
einige Typen solcher Räume und die dazugehörigen Kontexte
und Konzepte vor: Von Kulturhäusern in Polen, über soziale
Community-Museen und SESCs in Brasilien, Clubes de Barrio
in Buenos Aires bis zu Gemeinschaftszentren und Common
Spaces in Zürich. So unterschiedlich die Beispiele sind, alle zeigen
den Bedarf von Räumen, die Gesellschaft bieten, die sich
aneignen lassen, die für alle offen sind, die man für die unterschiedlichsten
Aktivitäten nutzen kann, in denen Konsum keine
Rolle spielt.
Interessant ist, dass selbst in Häusern, die ein Kulturprogramm
und Kurse anbieten, nicht dieses Angebot die
Attraktion und der wichtigste Grund für den Besuch sind. Die
meisten Menschen machen sich ausschließlich deswegen auf
den Weg in einen dieser Räume, um in der Gesellschaft anderer
Menschen zu sein. 50 Prozent der Besucher*innen der Zürcher
Gemeinschaftszentren – immerhin 600.000 pro Jahr – kommen
einfach so, ohne ein Angebot wahrzunehmen. Das Herz
der brasilianischen SESCs, die ebenso wie die Gemeinschaftszentren
ein umfassendes und vielfältiges Programm
bieten,
ist die Convivencia (dt. Zusammenleben), das Wohnzimmer der
Einrichtungen, ein Raum, in dem kein Programm angeboten
wird. Er ermöglicht andere zu treffen, sich zu unterhalten,
Ruhe zu finden, gut und günstig zu essen und – in brasilianischen
Städten nicht unwichtig – sicher zu sein. Demokratische
Räume erweisen sich somit auch als wichtige Inseln in unserem
kapitalistisch durchgetakteten Alltag und sind ein Safe Space
der anderen Art.
Im Magazinteil ist ein Beitrag von Christa Kamleithner
zu lesen, den wir eigentlich schon als Teil unseres letzten
Schwerpunkts Pandemie veröffentlichen wollten, was aus Zeitgründen
jedoch nicht klappte. Er zeigt die Kontinuitäten in der
medialen Berichterstattung und vorurteilsbehafteten Diskussionen
von den Cholera-Pandemien des 19. Jahrhunderts bis zu
Covid-19, wenn es um die Ursachen der Verbreitung von Pandemien
und das Thema Dichte im Städtebau geht. Ein weiterer
Artikel, der uns besonders am Herzen liegt, stammt von Mona
Fawaz, die über die Folgen der Explosion und die Probleme der
Stadtentwicklung in ihrer Heimatstadt Beirut berichtet. Einer
Stadt, der wir bereits eine ganze Reihe von Artikeln gewidmet
haben. Das Kunstinsert von Isa Rosenberger verweist auf ein
im Zusammenhang mit unserem Schwerpunkt sehr wichtiges
Haus in Wien, die unter dem Namen Volksheim Ottakring
gegründete Volkshochschule Ottakring. Sie war bei ihrer Gründung
eine enorm wichtige Raumressource für selbstorganisierte
Forschung, außeruniversitäre Bildung, Austausch und Diskussion.
Rosenberger blickt in ihrer Arbeit … das weite Land,
woher sie kommt auf eine Tanzaufführung der Tänzerin und
Choreographin Gertrud Kraus in eben jener Volkshochschule
zurück, die dort im Jahr 1934 stattgefunden hat.
Wie schon erwähnt, steht das urbanize!-Festival vor der
Tür. Coronabedingt begibt sich urbanize! verstärkt in den
öffentlichen Raum, um mit Stadtspaziergängen, Walkshops und
urbanen Spielen Commons-Potenziale für Wien zu erkunden.
Wir bitten um Anmeldung und können eine Teilnahme trotz
Maske und physikal distancing nur nachdrücklich empfehlen.
Wir freuen uns auf Euer/Ihr Kommen, denn wie immer gilt:
urbanisieren Sie sich!
Christoph Laimer, Elke Rauth
01
»dérive forscht
mit der Stadt
und nicht über sie.«
Angelika Fitz ist Direktorin des Architekturzentrum Wien.
Angebot: Abonnement + Buch*
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Gabu Heindl
Stadtkonflikte
Radikale Demokratie in Architektur
und Stadtplanung
Wien: Mandelbaum Verlag
270 Seiten, 20 Euro
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dérive
Zeitschrift für Stadtforschung
www.derive.at
Inhalt
01
Editorial
CHRISTOPH LAIMER
ELKE R AUTH
Schwerpunkt
04—06
Einleitung
Christoph Laimer
07—14
Warum wir das Öffentliche, den
öffentlichen Raum und öffentliche
Gebäude in Städten brauchen
MARTINA BAUM, Markus Vogl
15—18
Gemeinschaftszentren in Zürich
Christoph Laimer im Gespräch mit
Ingrid Vannitsen
19—24
Primary cARE Culture
Community centres in Poland
Karol Kurnicki,
BARBARA NAWROCKA,
DOMINIKA WilczyŃska
25—31, 37—38
Das L200: ein Zürcher Modell für hybride
gemeinschaftliche Räume
Panayotis Antoniadis,
Ileana Apostol,
THOMAS RAOSETA
Kunstinsert
32—36
Isa Rosenberger
… das weite Land,
woher sie kommt
39—43
Rote Fabrik, Rojc, Gängeviertel …
Philipp KLAUS
44—49
Memory and RESistance:
The Museu da Maré in Rio de Janeiro
Lorenzo Tripodi,
LAURA Colini, Manuela Conti
Magazin
50—52
Beirut braucht einen bewohner*innenzentrierten
WiEDERAufbau
Mona FAWAZ
53—58
Krankheit, Armut, Dichte
Die Kartierung der Cholera und der
moderne Städtebau
CHRISTA Kamleithner
Besprechungen
59—61
Die unbekannte Karriere der Moderne-Architektin
S. 59
Elizabeth Scheu Close
Von der Stadt für Autos zu einer Stadt
S. 60
für Menschen
68
ImPRESSuM
–
dérive – Radio für Stadtforschung
Jeden 1. Dienstag im Monat von
17.30 bis 18 Uhr in Wien auf ORANGE 94.0
oder als Webstream http://o94.at/live.
Sendungsarchiv: http://cba.fro.at/series/1235
03
Christoph LAIMER
Demokratische
Räume
Versuch einer Annäherung
Andreas Fogarasi, Haus der Begegnung
in der Per-Albin-Hansson-Siedlung, Wien 2020
Foto — Wolfgang Thaler
Raum, Demokratie, Commons,
Nachbarschaftszentren, Kulturzentren, Soziale Zentren, Bildung,
Inklusion, Freiräume, Selbstverwaltung
Vor rund 40 Jahren hat der Sozialwissenschaftler Ray
Oldenburg den Begriff der Third Places geprägt und damit
Räume bezeichnet, die weder der privaten Sphäre zuzuordnen
sind noch dem Berufsleben. Räume, die ihren ersten großen
Aufschwung erlebten, als es mit der Industrialisierung zu einer
Trennung von Wohnraum und Arbeitsplatz kam. Oldenburg
bezeichnete damit vorrangig soziale Orte der Geselligkeit wie
Cafés, Pubs oder Klubs, aber auch Buchhandlungen oder
Friseurläden – auch das Wiener Kaffeehaus findet in seinem
gleichnamigen Buch prominente Erwähnung. Oldenburgs
Third Places sind, wie er selbst schreibt, Orte, an denen die
Menschen, die sie aufsuchen, nicht in die Rolle des*der
Gastgebers*Gastgeberin schlüpfen müssen und es sind Orte,
die man in erster Linie aufsucht, um in Gesellschaft zu sein,
sich zu unterhalten, to »serve the human need of communication«
(S. 20). Third Places sind Orte, die es erlauben zu kommen
und zu gehen wann immer man will. Es gibt keine
Verpflichtung zur Anwesenheit, es gibt keine Beginnzeiten, es
gibt keine organisierten Treffen. Man kommt in der Gewissheit,
jederzeit Leute zu treffen, mit denen sich eine gute Zeit verbringen
lässt.
dérive N
04 o 81 — DemoKRAtische räume
1
Ein Beispiel aus Wien: Für
die Nutzung der Nordbahnhalle
als soziokulturelles
Stadtteilzentrum haben letztes
Jahr innerhalb kürzester
Zeit tausende Menschen eine
Petition unterzeichnet. In
der Umfrage einer Zeitung
haben sich 67 Prozent der
Nachbarschaft für den Erhalt
ausgesprochen (siehe Laimer
2019).
Third Places fungieren auch als Leveler, als Orte, die
soziale Unterschiede ausgleichen und diese in den Hintergrund
treten lassen. Die wichtige Rolle der Third Places sieht Oldenburg
gerade darin, die Gesellschaft zusammenzuhalten: weil
von Angesicht zu Angesicht diskutiert werden kann, weil man
von seinen Mitmenschen ein umfassendes Bild bekommt, weil
unterschiedliche Menschen miteinander ins Gespräch kommen,
die vor allem die Tatsache eint, sich zur selben Zeit am selben
Ort aufzuhalten und nicht etwa gemeinsame Interessen,
Ansichten oder Berufe. Third Places bilden für Oldenburg »the
political forum of the common man« (S. 25). Die Orte selbst
brauchen dafür ein »low profile« (S. 36) mit günstigen Konsumationsmöglichkeiten
und einer »unimpressive« (ebd.) Gestaltung,
die einladend, aber trotzdem neutral in ihrer sozialen
Kodierung wirkt. Hipness und innenarchitektonischer Übereifer
sind fehl am Platz, im Mittelpunkt stehen die Gäste. Allgemeine
Voraussetzungen für das Funktionieren dieser dritten
Orte sind aber auch heterogene, nicht segregierte Stadtviertel
und das Vorhandensein von Freizeit.
All die erwähnten Voraussetzungen haben sich seit dem
erstmaligen Erscheinen von Oldenburgs Werk im Jahr 1989
verschlechtert. Gentrifizierung hat in vielen Städten dazu
geführt, dass Reiche und Arme noch seltener als zuvor in denselben
Stadtvierteln wohnen, günstige Lokale gibt es nicht
mehr an jeder Ecke und solche, in denen man sich stundenlang
aufhalten kann, ohne ständig konsumieren zu müssen, schon
gar nicht. Unimpressive zu sein will und kann sich heute kaum
mehr wer leisten. Unaufgeregte, günstige und eben dadurch für
unterschiedliche Schichten attraktive Beisln, Wirtshäuser,
Kneipen und Cafés sind mit der Verwertung der Stadt vielerorts
aus den Nachbarschaften verschwunden und durch nichts
Gleichwertiges ersetzt worden. Vielleicht mit ein Grund,
warum für nicht-kommerzielle, niederschwellige Räume, wie es
sie in unterschiedlicher Ausprägung in vielen Städten gab und
gibt, wieder verstärktes Interesse besteht. 1
Oldenburgs Studien haben zweifellos einen wichtigen
Anstoß geliefert, um die Bedeutung von sozialen Räumen in
der Stadt zu erkennen. Doch sie decken bei weitem nicht alle
Aspekte ab, die wir unter der Bezeichnung Demokratische
Räume diskutieren möchten. Denn neben Orten der niederschwelligen
Begegnung braucht es auch eine Verfügbarkeit von
Räumen, an denen Pläne geschmiedet, Projekte umgesetzt,
Treffen abgehalten, Veranstaltungen durchgeführt und Experimente
gestartet werden können, die Möglichkeiten der Selbstverwaltung,
der Aneignung und Gestaltung bieten.
Räumliche Ressourcen: Demokratie als Prozess
Was aber macht Third Places und andere für alle
zugänglichen Raumressourcen demokratiepolitisch so wichtig?
Die Möglichkeiten, sich aktiv in die Gestaltung der eigenen
Umwelt einzubringen und an der gesellschaftlichen Entwicklung
Anteil zu nehmen, indem eigene Wünsche und Vorstellungen,
eigenes Wissen und eigene Erfahrung eingebracht werden
können und eine Rolle spielen, sind rar gesät und ungleich
verteilt. Es braucht Selbstbewusstsein und das Wissen über Spielregeln,
Strukturen und Netzwerke, um überhaupt in Betracht
zu ziehen, Bestehendes in Frage zu stellen. Die Voraussetzungen
für gesellschaftliches Engagement korrelieren mit dem
sozialen Status. Sich gestaltend an der Gesellschaft zu beteiligen
ist keine Selbstverständlichkeit. Selbstverständlich und vorherrschend
in unserer demokratiemüden Gesellschaft ist
vielmehr, die Verhältnisse als gegeben hinzunehmen, darauf zu
vertrauen, dass »die Politik« schon ihr Möglichstes tun wird,
um für eine lebenswerte Gesellschaft zu sorgen, oder, was viel
öfter der Fall ist, sich zumindest damit abzufinden, dass man
ohnehin nichts ändern kann.
Die Dominanz des Neoliberalismus hat für viele eine
Verschlechterung der Bedingungen gebracht, ein anständiges
Leben führen zu können. Arbeitslosigkeit und Wohnkosten sind
stark gestiegen, die Zahl der Jobs, die nur Hungerlöhne einbringen,
ebenso. Arbeitsbelastung und Stress nehmen laufend
zu, Solidarität und Klassenbewusstsein, und damit auch das
Wissen darüber, dass es grundlegende gesellschaftliche Interessenskonflikte
gibt und eben nicht jede*r ihres*seines Glückes
Schmied ist, ab. Stattdessen greift die Erzählung vom individuellen
Versagen und der persönlichen Schuld, wenn sich statt
Erfolg nur Burnout einstellt, wenn sich trotz massiver Arbeitsbelastung
die Geldbörse lange vor Monatsende leert. Die Hoffnung,
die Politik würde sich darum kümmern, dass alle ein
Auskommen finden, schwindet bei immer mehr Menschen. Die
Politikverdrossenheit steigt, Ohnmachtsgefühle sind weit verbreitet
und populistische Parteien und Verschwörungstheorien
im Aufwind.
Was aber tun, um einen neuen Pfad in Richtung mehr
Demokratie einzuschlagen und den geschilderten Phänomenen
entgegenzuwirken? Selbstverständlich braucht es mehrere
Maßnahmen auf allen Ebenen. Doch die Nachbarschaften, das
Grätzl und der Kiez bilden wichtige Ausgangspunkte für die
Stärkung der Demokratie. Der Maßstab des Lokalen, des eigenen
Lebensumfelds bietet konkrete Anlässe für Diskussion und
Engagement. Hier kann erlebt werden, dass die eigenen Wünsche
Berechtigung haben, kann Gegebenes in Frage gestellt
und gemeinsam mit anderen um gute Lösungen gerungen werden.
Im eigenen Viertel verfügt man über Alltagsexpertise,
kennt die Probleme und Schwachstellen genauso wie ein paar
Menschen, mit denen Vorstellungen diskutiert und ein Veränderungsprozess
gestartet werden kann. Sich austauschen,
andere Meinungen und Erfahrungen kennenlernen, tätig werden
und Ideen gemeinsam erfolgreich umsetzen, sind Interventionen
gegen die Ohnmacht und damit auch Schulen der
Demokratie. Doch aktives, öffentliches Engagement benötigt
Raum, der niederschwellig und kostenlos zur Verfügung steht.
Egal ob es sich um Engagement in Stadtentwicklungsfragen
oder die Bildung eines Nachbarschafts-Treffs, um Eltern-Kind-
Gruppen, Fablabs, Repair- oder Sprachcafés, Kunst, Kreativ-
Experimente oder soziale Start-ups handelt: Ohne räumliche
Ressourcen bleiben viele gesellschaftlich nützliche Ideen auf der
Strecke. In einer Gesellschaft, die mehr und mehr auseinanderdriftet
und deutliche demokratische Defizite offenbart, braucht
2
Eine Ausnahme sind hier
am ehesten die 1978 vom
Verein Wiener Jugendzentren
gegründeten Einrichtungen.
3
Das kolportierte Argument
dafür lautet, dass
Verhältnisse wie in Zürich
(Züri brennt) verhindert
werden sollten.
Christoph Laimer — DemoKRAtische Räume
05
es offene demokratische Räume als integralen Bestandteil für
funktionierende Nachbarschaften, die für Stadtteilversammlungen
genauso Platz bieten wie für informelle Treffen, gesellige
Feierlichkeiten, Weiterbildung, Kulturveranstaltungen und
gesellschaftspolitisches Engagement.
Top-down oder zwischengenutzt:
Die Wiener Situation
In der Zweiten Republik wurden Institutionen, die man
tendenziell als offene Räume bezeichnen kann wie Volkshochschulen
oder Büchereien, in Wien zwar wieder in Betrieb
gesetzt und später auch neue wie die Volksheime oder die Häuser
der Begegnung gegründet, aber im Vordergrund stand stets
ein Top-down-Angebot und ideologische Vorstellungen wie
beispielsweise »der Vermassung des Einzelnen in der Stadt«
entgegenzuwirken (Ganglbauer 2012). Räume einfach günstig
und unkompliziert als Ressource zur Verfügung zu stellen
oder vielleicht sogar offensiv anzubieten, wurde von der Stadt
nahestehenden Institutionen nie aufgegriffen oder umgesetzt. 2
Die Kultur suchte sich eigene Räume und fand sie in
der Nachkriegszeit nicht zuletzt in den Kellern der Stadt. Auch
die Wiener Kaffeehäuser bildeten noch lange Zeit wichtige
Ressourcen als Treffpunkte für Künstler*innen, politische
Gruppen und Initiativen.
In den 1970er- und 80er-Jahren standen in Folge des
Strukturwandels vermehrt Gewerberäume, Fabriksgebäude
und anderer Leerstand zur Verfügung, der von einer neuen
Generation besetzt wurde. Einige davon bilden bis heute wichtige
Orte für eine selbstbestimmte Alternativkultur und gesellschaftspolitisches
Engagement wie Arena, WUK, Amerlinghaus
oder EKH. Trotz ihres Stellenwerts für die Stadt mussten alle
in den letzten Jahren um ihr Überleben kämpfen. Andere sind
mit großer Brutalität geräumt worden wie etwa die Besetzungen
in der Gassergasse und Aegidigasse. Insgesamt spielten
Besetzungen in Wien im Vergleich zur Schweiz und Deutschland
immer nur eine Nebenrolle. Der Umgang damit war und
ist, bis auf eine kurze Phase, stets sehr restriktiv. 3 Damit blieb
und bleibt ein interessanter Nährboden für gesellschaftliche
Entwicklungen, den Besetzungen bilden können, in Wien stark
unterentwickelt. Wie wichtig aber die Erfahrungen eines
experimentellen und selbstbestimmten Umgangs mit (Frei)Räumen
sind, zeigen die Gründungen der heute hochbeachteten,
weil sozial und baulich höchst innovativen Zürcher Wohnbau-
Genossenschaften oder des Mietshäuser Syndikats in Deutschland,
die jeweils aus Hausbesetzungsbewegungen
hervorgegangen sind (siehe auch das Interview mit Andreas
Wirz in dérive 77, S. 6–12).
Neue Räume in Wien entstehen derzeit im Umfeld von
gemeinschaftlichen Hausprojekten, die aber bis auf wenige
Ausnahmen relativ klein sind. 4 Ein weiterer Versuch, (sozio)
kulturelle Räume zu schaffen, stellt das Konzept der Ankerzentren
dar, mit dem die Wiener Kulturpolitik dezentrale kulturelle
Angebote in die Randbezirke bringen will. Ob sich diese Orte
4
Das 2019 bezogene
Hausprojekt Gleis21 hat
einen beeindruckenden
Kulturraum geschaffen, das
Hausprojekt SchloR verfügt
über eine große Halle.
zu Ressourcen für eine selbstbestimmte und aktive Stadt
gesellschaft entwickeln werden, wird sich erst zeigen. Dass sie
maximal eine längst nötige Ergänzung, aber sicher nicht ein
Ersatz für bestehende zentrale Räume sein können, ist jedoch
heute schon klar. Dominiert wird die aktuelle Debatte vom
Thema Zwischennutzung, das in Wien noch immer als Allheilmittel
gegen den steigenden Raumbedarf speziell für Kunst und
Kreativwirtschaft gesehen wird. Vor allem aber wird Zwischennutzung
sehr strategisch zur Attraktivierung von Stadtentwicklungsgebieten
eingesetzt, immer unter dem Vorzeichen
der großen Dankbarkeit der NutzerInnen und ohne jegliche
Diskussion darüber, wer hier Werte schafft, und wer davon
profitiert.
In den letzten zwei Jahrzehnten sind auch in Wien viele
genutzte oder potenziell nutzbare Räume verschwunden. Sie
fallen der Stadtentwicklung oder dem Umstand zum Opfer,
dass sich Immobilieninvestor*innen mittlerweile für Stadtgegenden
und Objekte interessieren, die lange Zeit außerhalb von
Entwicklungsinteressen standen. Die Ideologie der Ökonomisierung
aller Lebensbereiche macht auch in Wien weder vor
öffentlichen Räumen noch vor Räumen für künstlerische, soziale
und gesellschaftliche Anliegen halt. Die generelle Inwertsetzung
von Raum und Ressourcen verhindert die Entfaltung von
gesellschaftlichen Potenzialen zur Lösung von Zukunftsfragen.
Sie produziert soziale Ausschlüsse, gesellschaftliche Ungleichheit
und demokratiepolitische Defizite. Die Verfügbarkeit von
Raum für Tätigkeiten, die außerhalb einer monetären Verwertbarkeit
liegen, ist damit eine hochpolitische Frage und
berührt die Zukunft der städtischen Gesellschaft.
Gemeingüter, Commons und PCPs
Doch wie sollen und können unter den herrschenden
Bedingungen hybride demokratische Räume für die urbane
Gesellschaft entstehen? Interessante Ansätze liefert das Konzept
der Gemeingüter oder Commons, das seit einigen Jahren
eine viel beachtete Renaissance feiert. Die Potenziale der
Commons, geteilter materieller Ressourcen, die einen Möglichkeitsraum
jenseits von Staat und Privat eröffnen und damit die
Eigentumsfrage neu verhandeln, werden in alle Richtungen
Christoph Laimer ist
Chefredakteur von dérive.
Literatur
Ganglbauer, Stephan (2012): Bauten für die Volksbildung?
Volkshochschulen, Volksheime und Häuser der Begegnung in
Wien. In: Spurensuche, Heft 1–4/2012. S. 192–228.
Laimer, Christoph (2019): Das Ende der Nordbahnhalle. In:
dérive – Zeitschrift für Stadtforschung, Heft 78, 4/2019,
S. 47–52. Verfügbar unter: https://derive.at/texte/das-endeder-nordbahnhalle
[Stand 23.08.2020].
Oldenburg, Ray (1997): The Great Good Place. Cafés, Coffee
Shops, Bookstores, Bars, Hair Salons and other Hangouts at
the Heart of the Community. Cambridge: Da Capo Press.
06
dérive N o 81 — DemoKRAtische räume
Martina BAUM, MARKUS VOGL
Warum wir das
Öffentliche,
den öffentlichen Raum
und öffentliche Gebäude in
Städten brauchen
Clubes de barrio, SESC, Convivência,
Nachbarschaftszentren, Zusammenkunft, Freiraum, Buenos Aires,
São Paulo, Stuttgart
Sporthalle des Club Eros, Buenos Aires
Foto — Markus Vogl
Martina Baum, Markus Vogl — Warum wir das Öffentliche,
den öffentlichen Raum und öffentliche gEbäude in Städten brauchen
07
Ingrid VANNITSEN
Gemeinschaftszentren
in Zürich
Nachbarschaftszentrum, Zürich, Freiraum,
Kulturraum, Repair Café, Freizeit, Integration,
Nachhaltigkeit, Kommunikation
Werkstätten zählen zur Standardausstattung von GZ
Foto — GZ
Gemeinschaftszentren (GZ) sind in Zürich eine wohlbekannte Einrichtung, die rund
1,2 Mio. Besucher*innen pro Jahr aufsuchen. Unter dem Dach der 17 über das
Stadtgebiet verteilten GZ befinden sich zumeist jeweils Veranstaltungs- und Seminarräume,
Werkstätten, Proberäume, Ateliers und Indoorspielplätze sowie eine Cafeteria.
Aufsuchen und nutzen kann sie jede und jeder. GZ bieten selber ein Veranstaltungsprogramm,
stellen ihre Infrastruktur aber genauso ihren Besucher*innen für die Verwirklichung
eigener Ideen zur Verfügung und stehen mit beratender Unterstützung zur
Seite. Die Stadt Zürich finanziert die Gemeinschaftszentren mit 18,9 Mio. Euro pro
Jahr, wovon knapp 5,2 Mio. für die Pacht der Gebäude verwendet werden. Die
Gemeinschaftszentren selbst erwirtschaften ca. 4,5 Mio. Euro. Ingrid Vannitsen, Leiterin
der soziokulturellen Betriebe der GZ, stellt im Interview mit dérive Konzept und
Alltag der GZ vor.
Ingrid Vannitsen — Gemeinschaftszentren in Zürich
15
Karol KURNICKI, BARBARA NAWROCKA, DOMINIKA WILCZyŃska
Primary
Care Culture
Community centres in Poland
Social Centres, Culture,
Neighbourhood, Modernity, Poland, Public Space, Socialism,
Cooperative, Architecture
Palace of Culture and Science in Warsaw (NAC)
Foto — MCA
Karol Kurnicki, Barbara Nawrocka, Dominika Wilczyńska — Primary cARE Culture
19
Kunstinsert
Isa Rosenberger
… das weite Land, woher sie kommt
Isa Rosenberger stellt in dieser Ausgabe eine mehrteilige Arbeit vor, in der sie sich auf die Spurensuche
einer Tanzaufführung in der Volkshochschule Ottakring am 29. April 1934 begibt. An diesem
Abend hatte Gertrud Kraus Die Stadt wartet – nach einem Text von Maxim Gorki und
bearbeitet von Elias Canetti – als Avantgarde-Tanzspiel aufgeführt.
Isa Rosenberger, die sich in vielen ihrer Projekte mit Fragen von Bildung und den damit
verbundenen politischen Hintergründen beschäftigt, ist bei ihren Recherchen zum Volksheim
Ottakring auf das Programmheft mit Presseauszügen der besagten Aufführung gestoßen. Zu dieser
sind keine Fotos, keine Tondokumente oder Notationen vorhanden. Aber genau hier beginnen
die Fragen des Zusammenspiels von Volksbildung und Avantgarde der 1920er- und 1930er-Jahre
in Wien, die mit dem Exodus bzw. der Ermordung der jüdischen Intelligenzija geendet hat. Die
heute in Österreich weitgehend vergessene Gertrud Kraus war vor ihrer Emigration nach Tel Aviv
eine der innovativsten Tänzer*innen bzw. Choreograph*innen Wiens.
Für … das weite Land, woher sie kommt lud Isa Rosenberger 2019 die Tänzerin und Choreographin
Loulou Omer, die 2016 von Tel Aviv nach Wien übersiedelt ist, ein, sich dem Stück
anzunähern und auf der Bühne der heutigen Volkshochschule Ottakring, die sich architektonisch
kaum verändert hat, »aufzuführen«. Aus dieser Performance entstand das zentrale Video der Installation
sowie eine beeindruckende Fotoserie, aus welcher zwei Fotos auf der ersten Seite des
Inserts zu sehen sind. So schließt sich der Kreis der Geschichte, da Loulou Omers Mutter, Zipora
Lerman, selbst Schülerin von Gertrud Kraus war bzw. von ihr entdeckt wurde.
Das Projekt führte Isa Rosenberger weiter nach Israel, wo sie mit der Tanzforscherin
Ruth Eshel und unabhängig davon auch mit Andrea Amort (Kuratorin von Alles tanzt. Kosmos
Wiener Tanzmoderne), Interviews führte. Diese beiden Video-Interviews ergänzen die Installation
(die Video-Stills sind auf der linke Mittelseite zu sehen). Außerdem kehrte die Künstlerin an den
Ursprungsort der politischen Rolle, die einer Bildungsinstitution innewohnt, an die Volkshochschule
Ottakring zurück und veranstaltete dort mit Jugendlichen mit Fluchterfahrung im Jänner
2019 einen Workshop (letzte Seite). Bei diesem wird der Titel des Stückes Die Stadt wartet
durch die Jugendlichen individuell interpretiert.
»Das Projekt erzählt von Aufbruch und Träumen einer neuen Zeit – ebenso wie von Flucht,
Migration und Neubeginn, davon, wie das an einem Ort zum Mythos und an einem anderen
wiederum in Vergessenheit geraten konnte.« (Nora Sternfeld)
2019 stellte Isa Rosenberger … das weite Land, woher sie kommt erstmals im Rahmen der
Ausstellung Cross Sections (kuratiert von Basak Senova) in der Kunsthalle Exnergasse in Wien vor.
Von März bis 30. August 2020 wurde das Projekt in der Camera Austria (kuratiert von Reinhard
Braun) in vollem Umfang präsentiert (rechte Mittelseite). Dazu erschien kürzlich ein Katalog mit
einem Text von Nora Sternfeld.
Isa Rosenberger wurde in Salzburg geboren und studierte an der Angewandten in Wien sowie an
der Jan-van-Eyck-Akademie in Maastricht. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen
wie den renommierten Msgr. Otto-Mauer-Preis. Isa Rosenberger lehrt an der Akademie der
bildenden Künste in Wien. Aktuell (bis Ende 2020) ist in Salzburg ihre Installation Portalrahmen
für den Mirabellgarten anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Salzburger Festspiele zu sehen, in
der sie das nie realisierte Festspielhaus von Clemens Holzmeister für den Rosenhügel im Mirabellgarten
thematisiert. Ergänzt wird die Installation durch ein Hörspiel, das hier nachzuhören ist:
salzburgerfestspiele.at/feentempel.
Barbara Holub / Paul Rajakovics
32
dérive N o 81 — DemoKRAtische räume
Philipp KLAUS
Rote Fabrik,
Rojc,
Gängeviertel …
Ein Streifzug durch die Konzepte,
Orte und Realitäten von Freiräumen
Freiraum, Selbsthilfe, Zwischennutzung,
Hausbesetzung, Kreativwirtschaft, Party, Zürich,
Strukturwandel, Fabriksgebäude, Produktion
Rote Fabrik in Zürich
Foto — pichenettes
Philipp Klaus — Rote Fabrik, Rojc, Gängeviertel …
39
Lorenzo TRIPODI, LAURA COLINI, MANUELA CONTI
Memory
and resistance
The Museu da Maré in
Rio de Janeiro
Social Museology, Museum, Representation, Neighbourhood,
Cultural Space, Inclusion, Community Organising,
Rio De Janeiro, Museu Da Maré, Favela, Social Center
Recently the Museu da Maré showed an exhibiton about LGBT
activist and local politician Marielle Franco, who was killed in 2018.
Franco grew up in the favela the museum is located.
All photos — Manuela Conti.
44
dérive N o 81 — DemoKRAtische räume
Mona Fawaz
Beirut braucht
einen bewohner*
innenzentrierten
Wiederaufbau
Seit der Explosion im Hafen von Beirut
am 4. August 2020 ist das Leben in weiten
Teilen der Stadt stillgelegt. In den
Vierteln rund um den Hafen sind Dutzende
von Gebäuden vollständig evakuiert.
Viele der Bewohner*innen – alte
und junge, hier geborene oder kürzlich
zugezogene, Mieter*innen und
Vermieter*innen, Libanes*innen und
Migrant*innen – sind verschwunden.
Ebenso die Besitzer*innen von Lebensmittelgeschäften,
Lagern, Designstudios,
Werkstätten, Ateliers, Büros, Restaurants,
Pubs, Apotheken, Schulen, religiösen
Gebäuden, Krankenhäusern und
mehr. In Ermangelung eines konzertierten
Wiederaufbaus bemühen sich NGOs
und Bürger*innenitiativen darum, zu
reparieren, was und wo sie können, aber
es fehlt dringend an Koordination.
In den letzten Wochen wurden die
Geräusche, Gerüche und Bewegungen
des alltäglichen Lebens der Stadt durch
diejenigen der Katastrophenhilfe ersetzt:
klirrende Geräusche durch Glas,
Staubwolken, Schaufeln, die Trümmer
entfernen, Rettungswagen und Sirenen,
Polizeieinsätze, die Anwesenheit von
Untersuchungsteams und Freiwilligen
vermitteln das Gefühl, die Zeit sei stehengeblieben.
Elektrizitäts- und Wasserleitungen
sind in mehreren Gebieten
nach wie vor unterbrochen. Die Gefahr
eines strukturellen Versagens beschleu-
Eines der zahlreichen durch die Explosion beschädigten Häuser
Foto — Mona Fawaz.
Beirut, Explosion, Katastrophe, Selbsthilfe,
Städtebau, Infrastruktur, Immobilienspekulation,
Wohnungspolitik, Raumnutzung, Verdrängung
50
dérive N o 81 — DemoKRAtische räume
Christa KAMLEITHNER
KrankhEIt,
Armut, Dichte
Die Kartierung der Cholera und
der moderne Städtebau
Pandemie, Städtebau, Dichte, Armut, Moral,
Covid-19, Cholera, Zirkulation, Liberalismus, Hygiene,
Ökonomie, Gesundheit, Kartierung
Edwin Chadwick, Sanitary Map der Stadt Leeds, 1842, basierend auf einer Cholerakarte
Robert Bakers von 1833 — Wellcome Collection
Christa Kamleithner — Krankheit, Armut, Dichte
53
Besprechungen
Die unbekannte Karriere
der Moderne-Architektin
Elizabeth Scheu Close
Judith Eiblmayr
One of the largest oeuvres by an Austrian
Modern architect happens to be almost
unknown in Austria – how is that possible?
Eines der umfassendsten Gesamtwerke,
das ein österreichischer Architekt der
Moderne im Zeitraum von 1938–1991 aufweisen
kann, ist in Österreich unbekannt –
wie ist das möglich? Nun, es ist möglich,
weil man diese architekturschaffende
Person im Deutschen gendern sollte, denn
diese ist eine Frau. Man kennt Rudolf
Schindler, Richard Neutra und Victor
Gruen, aber eine Architektin? Elizabeth
Scheu Close, nie gehört! Es ist eine spannende
Geschichte, wie man im 20. Jahrhundert
als Wienerin in der Architektur
der Moderne in den USA reüssieren konnte,
in der früheren Heimat jedoch nicht
wahrgenommen wurde. Noch dazu, wenn
man in einem von Adolf Loos geplanten
Haus aufgewachsen ist!
Die renommierte amerikanische Architekturhistorikerin
Jane King Hession hat in
ihrem jüngst erschienenen Buch, Elizabeth
Scheu Close – A Life in Modern Architecture
die einmalige Geschichte einer mutigen
jungen Frau aus Österreich erzählt,
die 1932 zum Studium in die USA auswanderte
und die erste und bedeutendste
Architektin in Minnesota wurde. In dem
Bildband werden erstmals das reichhaltige
Œuvre und nachhaltige Wirken der
Architektin, die über 50 Jahre lang aktiv
war, umfassend dargestellt, ein repräsentativer
Querschnitt durch ein Werk von
456 aufgelisteten Projekten. Ebenso hat
Jane Hession ein sensibles biografisches
Portrait verfasst, hatte sie doch noch
Gelegenheit gehabt, mit Lisl, wie sie zeitlebens
genannt wurde, persönliche Gespräche
zu führen.
Elisabeth (später Elizabeth) Scheu,
geboren 1912, ist in der Larochegasse 3 in
Wien Hietzing aufgewachsen und war –
im doppelten Sinne – stark durch ihr
Elternhaus geprägt. Es waren ihre aufgeschlossenen
Eltern gewesen, die Schriftstellerin
und Verlegerin Helene Scheu-Riesz
(1880–1970) und der Anwalt Gustav Scheu
(1875–1935), die Adolf Loos mit der Planung
ihres Hauses beauftragt hatten, das
1913 von Familie Scheu bezogen wurde.
Elisabeth lebte bis zu ihrem zwanzigsten
Lebensjahr in dieser Architektur-Ikone,
womit ihr das Leben in der Moderne quasi
in die Wiege gelegt worden war. Je älter
sie wurde, desto mehr begriff sie die
Wirkungsmacht von Architektur, wie diese
nicht nur zum Quell von Inspiration, sondern
auch von Provokation werden kann,
so wie sie das beim Haus Scheu erlebte.
Gegen Ende ihrer Schulzeit wusste Elisabeth
Scheu, dass sie Architektin werden
wollte, bereits damals fokussiert auf die
aufkeimende Moderne. Die Prägung in
einem Loos-Haus aufgewachsen zu sein
hatte entschieden dazu beigetragen,
nebst der Ermunterung durch die Eltern
einen ihren Talenten entsprechenden Beruf
anzustreben. Beides waren außergewöhnliche
Faktoren einer weiblichen Biographie
im bürgerlichen Wien der Zwischenkriegszeit.
Elisabeth Scheu begann ihr Architekturstudium
an der Technischen Hochschule in
Wien 1930 – zehn Jahre, nachdem Frauen
zum Studium zugelassen worden waren,
immer noch eine Herausforderung. Die
männerdominierte Fakultät legte den Kolleginnen
konsequent Steine in den Weg.
»Die wollten dort einfach keine Frauen«,
erinnerte sich Elizabeth Scheu Close. Dies
war einer der Gründe, dass sie für sich in
Österreich keine Zukunft sah, der andere
war der verstärkte Antisemitismus; Helene
Scheu-Riesz war zwar als Quäkerin aktiv,
aber sie entstammte einer jüdischen Familie.
Im Jahr 1932 bestieg Elisabeth Scheu
ein Schiff nach New York, um am MIT –
Massachusetts Institute of Technology in
Boston ihr Architekturstudium fortzusetzen
und niemand konnte damals ahnen, dass
sie in den USA bleiben und ihr Lebensmittelpunkt
Minnesota werden würde.
Nach ihrem Studienabschluss 1935
arbeitete sie drei Jahre lang in Architekturbüros
in Philadelphia und Minneapolis,
bevor sie 1938 gemeinsam mit Winston
Close (1906–1997), ihrem Studienkollegen
am MIT und späteren Mann in Minneapolis
ein Büro explizit für moderne Architektur
eröffnete. Die beiden setzten diesen Plan
auch um und hinterließen ein breit gefächertes,
nachhaltiges Werk.
Der erste Planungsauftrag sollte ein
erschwingliches Haus für drei junge Universitätsprofessoren
sein, das diese als
Wohngemeinschaft bewohnen wollten,
eine Bauaufgabe, bei welcher Close &
Scheu Architects, wie sie ihr Büro bis zu
ihrer Hochzeit nannten, ihren Innovationsgeist
beweisen konnten: Ein Haus mit
Flachdach, um überflüssige Kubatur zu
sparen. Der boxy style war für Minnesota
nicht nur wegen seiner schneereichen
Winter eine Besonderheit, sondern wegen
der reduzierten Form eine Provokation,
wurde es doch in der Wiederverkäuflichkeit
in Frage gestellt. So erging es Elizabeth
Scheu Close ähnlich wie Loos – visionäre
Architektur war ein Grund zur Anfeindung.
Das Holzhaus, das immer noch steht,
besticht in seinem Selbstverständnis einer
unaufgeregten Moderne, die ihre Wiener
Spuren nicht leugnen kann.
Während des Zweiten Weltkriegs ließen
Elizabeth and Winston Close, Architects
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BACKISSUES
Bestellungen via Bestellformular auf www.derive.at
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dérive Nr. 1 (01/2000)
Schwerpunkte: Gürtelsanierung: Sicherheitsdiskurs,
Konzept – und Umsetzungskritik, Transparenzbegriff;
Institutionalisierter Rassismus am Beispiel der
»Operation Spring«
dérive Nr. 2 (02/2000)
Schwerpunkte: Wohnsituation von MigrantInnen und
Kritik des Integrationsbegriffes; Reclaim the Streets/
Politik und Straße
dérive Nr. 3 (01/2001)
Schwerpunkt: Spektaktelgesellschaft
dérive Nr. 4 (02/2001)
Schwerpunkte: Gentrification, Stadtökologie
dérive Nr. 5 (03/2001)
Sampler: Salzburger Speckgürtel, Museumsquartier,
räumen und gendern, Kulturwissenschaften und
Stadtforschung, Virtual Landscapes, Petrzalka,
Juden/Jüdinnen in Bratislava
dérive Nr. 6 (04/2001)
Schwerpunkt: Argument Kultur
dérive Nr. 7 (01/2002)
Sampler: Ökonomie der Aufmerksamkeit,
Plattenbauten, Feministische Stadtplanung,
Manchester, Augarten/Hakoah
dérive Nr. 8 (02/2002)
Sampler: Trznica Arizona, Dresden, Ottakring,
Tokio, Antwerpen, Graffiti
dérive Nr. 9 (03/2002)
Schwerpunkt in Kooperation mit dem
Tanzquartier Wien: Wien umgehen
dérive Nr. 10 (04/2002)
Schwerpunkt: Produkt Wohnen
dérive Nr. 11 (01/2003)
Schwerpunkt: Adressierung
dérive Nr. 12 (02/2003)
Schwerpunkt: Angst
dérive Nr. 13 (03/2003)
Sampler: Nikepark, Mumbai,
Radfahren, Belfast
dérive Nr. 14 (04/2003)
Schwerpunkt: Temporäre Nutzungen
dérive Nr. 15 (01/2004)
Schwerpunkt: Frauenöffentlichkeiten
dérive Nr. 16 (02/2004)
Sampler: Frankfurt am Arsch, Ghetto Realness,
Hier entsteht, (Un)Sicherheit, Reverse Imagineering,
Ein Ort des Gegen
dérive Nr. 17 (03/2004)
Schwerpunkt: Stadterneuerung
dérive Nr. 18 (01/2005)
Sampler: Elektronische Stadt, Erdgeschoßzonen,
Kathmandu, Architektur in Bratislava
dérive Nr. 19 (02/2005)
Schwerpunkt: Wiederaufbau des Wiederaufbaus
dérive Nr. 20 (03/2005)
Schwerpunkt: Candidates and Hosts
dérive Nr. 21/22 (01-02/2006)
Schwerpunkt: Urbane Räume – öffentliche Kunst
dérive Nr. 23 (03/2006)
Schwerpunkt: Visuelle Identität
dérive Nr. 24 (04/2006)
Schwerpunkt: Sicherheit: Ideologie und Ware
dérive Nr. 25 (05/2006)
Schwerpunkt: Stadt mobil
dérive Nr. 26 (01/2007)
Sampler: Stadtaußenpolitik, Sofia, Frank Lloyd Wright,
Banlieus, Kreative Milieus, Reflexionen der
phantastischen Stadt, Spatial Practices as a Blueprint
for Human Rights Violations
dérive Nr. 27 (02/2007)
Schwerpunkt: Stadt hören
dérive Nr. 28 (03/2007)
Sampler: Total Living Industry Tokyo, Neoliberale
Technokratie und Stadtpolitik, Planung in der Stadtlandschaft,
Entzivilisierung und Dämonisierung, Stadt-
Beschreibung, Die Unversöhnten
dérive Nr. 29 (04/2007)
Schwerpunkt: Transformation der Produktion
dérive Nr. 30 (01/2008)
Schwerpunkt: Cinematic Cities – Stadt im Film
dérive Nr. 31 (02/2008)
Schwerpunkt: Gouvernementalität
dérive Nr. 32 (03/2008)
Schwerpunkt: Die Stadt als Stadion
dérive Nr. 33 (04/2008)
Sampler: Quito, Identität und Kultur des Neuen
Kapitalismus, Pavillonprojekte, Hochschullehre,
Altern, Pliensauvorstadt, Istanbul, privater Städtebau,
Keller, James Ballard
dérive Nr. 34 (01/2009)
Schwerpunkt: Arbeit Leben
dérive Nr. 35 (02/2009)
Schwerpunkt: Stadt und Comic
dérive Nr. 36 (03/2009)
Schwerpunkt: Aufwertung
dérive Nr. 37 (04/2009)
Schwerpunkt: Urbanität durch Migration
dérive Nr. 38 (01/2010)
Schwerpunkt: Rekonstruktion
und Dekonstruktion
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dérive Nr. 45 (04/2011)
Schwerpunkt: Urbane Vergnügungen
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Das Modell Wiener Wohnbau
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Zwischenstädtische Lebensräume
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Vorstand: Christoph Laimer, Elke Rauth
ISSN 1608-8131
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Themen Stadt und Urbanität und allen damit zusammenhängenden
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inter- und transdisziplinäre Ansätze.
Grundlegende Richtung
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Andre Krammer, Silvester Kreil, Karin Lederer, Erik
Meinharter, Sabina Prudic-Hartl, Paul Rajakovics, Elke Rauth,
Manfred Russo
Autor*innen, Interviewpartner*innen und Künstler*innen dieser Ausgabe:
Panayotis Antoniadis, Ileana Apostol, Martina Baum, Laura Colini,
Manuela Conti, Judith Eiblmayr, Mona Fawaz, Barbara Holub,
Christa Kamleithner Karol Kurnicki, Barbara Nawrocka, Christoph
Laimer, Paul Rajakovics, Thomas Raoseta, Isa Rosenberger, Lorenzo
Tripodi, Ingrid Vannitsen, Markus Vogl, Dominika Wilczyńska,
Mathias Wilde
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Website: Artistic Bokeh, Simon Repp
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Coverfoto: Maratona SESC Bom Retiro, 2016; Foto — Zé Barretta
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dérive N o 81 — DemoKRAtische räume
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