Ihr Projektpartner im Brandschutz - FSE
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<strong>FSE</strong> Ruhrhofer & Schweitzer GmbH<br />
<strong>Ihr</strong> <strong>Projektpartner</strong> <strong>im</strong> <strong>Brandschutz</strong><br />
Mit uns können Sie sich sicher fühlen<br />
Unser Service<br />
> <strong>Brandschutz</strong>konzepte<br />
> Entfl uchtungsberechnungen<br />
> Brands<strong>im</strong>ulationen<br />
> Explosionsschutzdokumente<br />
> <strong>Brandschutz</strong>pläne<br />
<strong>FSE</strong> Ruhrhofer & Schweitzer GmbH<br />
Linzer Straße 16/1 | | A-3100 St. St.Pölten Pölten<br />
T: +43 T: (0) +43 2742/211 (0) 2742 211 14 14 | F: | +43 F:+43 (0) (0) 2742/319 2742 319 85<br />
E: E: office@fse.at offi ce@fse.at | H: H: www.fse.at<br />
www.fse.at<br />
1
2<br />
Name: <strong>FSE</strong> Ruhrhofer & Schweitzer GmbH<br />
Anschrift: Linzerstraße 16/1, A-3100 St.Pölten<br />
Telefon: +43 (0) 2742/21114<br />
E- Mail: office@fse.at<br />
Geburtsdatum: 28.05.2002<br />
Geburtsort: St. Pölten<br />
Eltern: Dipl.-HTL-Ing. Manfred Ruhrhofer<br />
und Dipl.-HTL-Ing. René Schweitzer<br />
Qualifikation: Technisches Büro für <strong>Brandschutz</strong>wesen,<br />
Sicherheitsfachkraft<br />
Erfahrungen: Geschäftshäuser, Hotels, Industriebauten<br />
Veranstaltungsstätten, Schulen, Kindergärten,<br />
Krankenhäuser, Pflegehe<strong>im</strong>e, usw.<br />
Eigenschaften: zuverlässig, kompetent, innovativ, erfahren
INhAlTSvErzEIchNIS<br />
Einführung ..................................................................................................................... Seite 4<br />
<strong>Brandschutz</strong>konzept für das „Schulzentrum Krems“ .............................. Seite 5<br />
Maßgeschneidertes Entrauchungskonzept für die<br />
Betriebserweiterung der „Glöckel holzbau Gmbh.“ ................................ Seite 8<br />
Brands<strong>im</strong>ulation mittels Feldmodellen ........................................................... Seite 11<br />
Für <strong>Ihr</strong>e Sicherheit – Pläne <strong>im</strong> <strong>Brandschutz</strong> ................................................ Seite 14<br />
INhAlTSvErzEIchNIS<br />
Entfluchtungskonzept für eine<br />
multifunktionale veranstaltungsstätte .......................................................... Seite 19<br />
Evakuierungskonzept für ein Krankenhaus .................................................. Seite 22<br />
Explosionsschutzplanung für die<br />
lebensmittelversuchsanstalt Klosterneuburg .............................................. Seite 31<br />
3
EINFühruNG<br />
<strong>FSE</strong> Für <strong>Ihr</strong>E SIchErhEIT<br />
Vor fast 100 Jahren (am 14. April 1912) kollidierte die Titanic mit einem<br />
Eisberg und versank in ca. 2,5 Stunden nach dem Zusammenstoß in<br />
den Fluten des Nordatlantiks. Die grosse Katastrophe hätte natürlich<br />
verhindert werden können. Trotz ausreichender Zeit starben rund 1500<br />
der ca. 2200 sich an Bord befindenden Personen.<br />
Das wesentliche Problem war die geringe Anzahl an Rettungsbooten.<br />
2200 Personen standen 1178 Plätze in Rettungsbooten zur Verfügung.<br />
Kaum vorstellbar ist für uns alle die Tatsache, dass lediglich 705 Plätze<br />
in den Booten genutzt wurden. Es ist zu vermuten, dass man bis zu<br />
dem Zeitpunkt des Zusammenstoßes von der Unsinkbarkeit der Titanic<br />
überzeugt war. Die Möglichkeit einer Katastrophe wurde vorher nicht<br />
in Betracht gezogen.<br />
Noch heute verbindet jeder den Namen „Titanic“ mit Katastrophe und<br />
Untergang. Die Titanic galt mit ihrer Sicherheitsausstattung als Wunder<br />
der Technik. Sie wurde von Presse und Reederei als „unsinkbar“<br />
bezeichnet. Man kann davon ausgehen, dass sich die Menschen an<br />
Bord besonders sicher fühlten. In diesem Gefühl der Sicherheit fanden<br />
sie sich plötzlich in einer Krisensituation und kurze Zeit später mitten<br />
in der Katastrophe. Beschäftigt man sich näher mit dem Unglück<br />
dieses Schiffes, stellt man fest: Es hätte nicht zu einer Katastrophe in<br />
diesem extremen Ausmaß kommen müssen. Untersucht man andere<br />
Katastrophen, kommt man oft zum gleichen Ergebnis. Häufig gibt es<br />
Anzeichen einer Gefahr, die missachtet oder gar nicht wahrgenommen<br />
werden. Kommt es dann zu einem Schadensereignis, sind die Betroffenen<br />
unvorbereitet und reagieren falsch, und aus einer Krise entwickelt<br />
sich eine Katastrophe. Dieses Verhalten kann man <strong>im</strong>mer wieder beobachten.<br />
Selten mit derart dramatischem Ergebnis wie bei dem Titanic-<br />
Unglück, aber meist mit einschneidenden Folgen für die Betroffenen.<br />
Es stellt sich die Frage: Woraus resultiert ein Verhalten, das die Menschen<br />
daran hindert, sich auf Gefahren einzustellen? Um diese Frage<br />
noch zu verstärken, genügt ein Blick auf die Sicherheitssituation in den<br />
Unternehmen: Da gibt es die enorme Abhängigkeit von störungsfreien<br />
Prozessen, die gestiegene Verwundbarkeit, die hohe Wertekonzentration<br />
und letztendlich den Erfolgsmotor Innovation mit dem damit<br />
verbundenen hohen Schutzbedarf. Anstrengungen, die Sicherheit zu<br />
verbessern, müssten <strong>im</strong> Grunde allgegenwärtig sein. Aber die Entwicklung<br />
der Unternehmenssicherheit, zumindest in den kleinen und<br />
mittelständischen Unternehmen, entspricht nicht dieser Notwendigkeit.<br />
Professionelles <strong>Brandschutz</strong>- und Sicherheitsmanagement ist in<br />
den wenigsten Unternehmen vorhanden. Warum wird so wenig für<br />
die Sicherheit getan? Wenn man aufmerksam durch die verschiedensten<br />
Betriebe geht, trifft man <strong>im</strong>mer wieder auf Schwachstellen <strong>im</strong><br />
<strong>Brandschutz</strong>- und Sicherheitsbereich. Man sieht zum Beispiel <strong>Brandschutz</strong>türen,<br />
die schon lange nicht mehr richtig schließen oder sogar<br />
mit einem Keil fixiert sind, Brandwände die <strong>im</strong> Ernstfall einem Brand<br />
nicht halten können, Fluchtwege, die verstellt sind und Brandlasten in/<br />
unter Fluchtwegen. Es gibt keine umfassende Notfallplanung, keinen<br />
gut trainierten Krisenstab und keine regelmäßigen Evakuierungsübungen.<br />
Diese beispielhaften Schwachstellen könnte man auch als Symptome<br />
eines Syndroms bezeichnen, vor allem, wenn mehrere von ihnen<br />
4<br />
gleichzeitig auftreten. Hintergrund ist dabei das „Floriani-Prinzip“- „Bei<br />
mir kann das nicht passieren“. Auch die Ursache des Sickens der Titanic<br />
bestand letztendlich <strong>im</strong> Verdrängen der Möglichkeit des Eintretens eines<br />
Schadensereignisses mit der Tendenz zur Krise.<br />
Wird durch die Unternehmer die Möglichkeit des Schadenseintrittes<br />
nicht erkannt wird es auch keine Anstrengungen zum Aufbau eines<br />
funktionierenden <strong>Brandschutz</strong>- und Sicherheits- sowie Notfallsystems<br />
geben. Wenn es um die Sicherheit von Unternehmen geht, sind das<br />
uneingeschränkte „Positiv-Denken“ und der unerschütterliche Glaube<br />
an die eigenen Fähigkeiten das Problem zur Berücksichtigung eines<br />
„Schadensereignisses“ und dessen Folgen. Im eigenen Streben werden<br />
krisenhafter Ereignisse verdrängt oder verleugnet.<br />
Unser Bewusstsein wird von Ereignissen geprägt, die uns unmittelbar<br />
betreffen. Ohne direktes Erleben sind wir somit nicht sensibilisiert<br />
für mögliche Schadensereignisse. Menschen, die in einer dauerhaften<br />
Krisensituation (z.B. Krieg) leben entwickeln die notwendige Aufmerksamkeit.<br />
Bei uns treten Schadensereignisse grundsätzlich punktuell<br />
auf und wir sind vom eigenen Erleben dieser Ereignisse (meistens)<br />
verschont. Die Berichte in den Medien haben wir aufgrund der Fülle<br />
negativer Nachrichten schnell wieder vergessen.<br />
Es ist jedoch notwendig, auch ohne das Erleben dramatischer Ereignisse,<br />
ein ausgewogenes Risikobewusstsein zu entwickeln, das uns hilft,<br />
derartige Ereignisse zu verhindern oder abzuschwächen. Zumal tendenziell<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass uns Schadensereignisse treffen,<br />
<strong>im</strong>mer grösser wird. Die Tatsache, dass es z.B. die letzten Jahre nicht<br />
gebrannt hat heißt nicht, dass dies auch die nächsten Jahre so sein<br />
wird. Für uns alle ist es wichtig, Risikobewusstsein zu entwickeln, denn<br />
wir tragen Verantwortung für uns, unsere Familie und alle weiteren<br />
Personen rund um uns. Besonders sind diejenigen gefordert, die eine<br />
außergewöhnlich hohe Verantwortung tragen, beispielsweise die Unternehmer.<br />
Sie sind in der gleichen Position, wie der Kapitän der Titanic,<br />
verantwortlich für die Erreichung des Zieles und für die Menschen an<br />
Bord. Um die Defizite in der Unternehmenssicherheit auszugleichen,<br />
ist es notwendig, den Komponenten Psychologie und Kommunikation<br />
mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Denn sie sind die notwendigen<br />
Werkzeuge, um Risikobewusstsein zu schaffen,<br />
Es gibt zahlreiche gute technische Sicherheitslösungen. Die werden<br />
aber nur dort Anwendung finden, wo man ihre Notwendigkeit erkennt,<br />
weil das entsprechende Bewusstsein vorhanden ist. Es ist also auch<br />
eine Aufgabe <strong>im</strong> <strong>Brandschutz</strong>wesen, sich dem «Titanic-Syndrom» zu<br />
stellen und Aufklärungsarbeit zu leisten.<br />
Insgesamt ist das «Titanic-Syndrom» eine Herausforderung für alle, die<br />
sich mit der Sicherheitsthematik auseinandersetzen, denn „Sicherheit“<br />
kommt durch Menschen zustande oder überhaupt nicht.<br />
Gerne sind wir <strong>Ihr</strong> Partner zu <strong>Ihr</strong>er Sicherheit<br />
<strong>FSE</strong>- Fachwissen sichert Erfolg<br />
Quelle: Sicherheitsforum 5/2009
BrANdSchuTzKoNzEPT Für dAS<br />
„SchulzENTruM KrEMS“<br />
Eine Herausforderung für den <strong>Brandschutz</strong> - Neubau einer Hauptschule,<br />
einer Sonderschule und einer Polytechnischen Schule. Erweiterungsmöglichkeit<br />
um einen viergruppigen Kindergarten und<br />
eines mehrgeschossigen Parkhauses für ca. 300 Fahrzeuge.<br />
Projekt:<br />
Das Projekt „Schulzentrum Krems“ umfasst in 2 Baustufen insgesamt<br />
ca. 22.000 m² Bruttogeschoßfläche. Es beherbergt einen Kindergarten<br />
mit 4 Gruppen, eine Volksschule, eine Sonderschule, eine<br />
12 Klassen umfassende Hauptschule mit den entsprechenden Lehr-,<br />
Gruppen- und Nebenräumen und ein mehrgeschoßiges Parkhaus.<br />
Weiters sind Bereiche vorgesehen, welche für verschiedene öffentliche<br />
Fortbildungen oder Veranstaltungen genutzt werden können.<br />
Die „NMPB Architekten“ entwickelten eine Gebäudekonzeption<br />
die ansprechende architektonische Lösungen mit hoher<br />
Nutzerfreundlichkeit und Zweckmäßigkeit verbindet.<br />
Das Bauvorhaben besteht aus drei Baukörpern:<br />
• einem fünfgeschoßigen Schulgebäude (ein Tiefgeschoß, vier<br />
oberirdische Geschoße),<br />
• einem Parkhaus (Tiefgeschoss als Garage und Obergeschoße<br />
als Parkdeck) und<br />
• einem zweigeschoßigen Kindergarten.<br />
Abbildung 1: Zeitgemäße offene Gebäudekonzeption des Schulbaues<br />
BrANdSchuTzKoNzEPT<br />
FüR DAS „ScHuLzEnTRuM KREMS“<br />
Den speziellen Anforderungen dieses Projektes mit den vorgesehenen<br />
vielfältigen Nutzungsbereichen, einer zeitgemäß offenen<br />
Architektur und einem hohen Maß an Gebäudetechnik musste die<br />
<strong>Brandschutz</strong>konzeption gerecht werden.<br />
Funktionalität und offene, moderne Architektur<br />
versus <strong>Brandschutz</strong>:<br />
Ein hohes Maß an Nutzer- und Gebäudesicherheit <strong>im</strong> Brand- und<br />
Gefahrenfall, der offene teilweise geschoßverbindende Gebäudeentwurf,<br />
haus- und energietechnische Notwendigkeiten und die<br />
wirtschaftliche Umsetzbarkeit wurden bei diesem Projekt bereits in<br />
einem frühen Planungsstadium miteinander in Einklang gebracht.<br />
So verbindet beispielsweise eine offene, zentral gelegene Aula das<br />
Erdgeschoß mit dem 1. Obergeschoß des Schulgebäudes. Vom<br />
Grundgedanken einer geschoßweisen Rauch- und Brandabschnittstrennung<br />
wurde hierbei also abgegangen.<br />
Abbildung 2: Geschoßverbindende Aula als Zentrum des Schulgebäudes<br />
Rein durch die Umsetzung bauordnungsrechtlicher <strong>Brandschutz</strong>best<strong>im</strong>mungen<br />
wäre das „Schulzentrum“ in dieser Form<br />
nicht bzw. nur wesentlich abgeändert realisierbar gewesen.<br />
Demnach musste man unter Berücksichtigung der vielfältigen<br />
Anforderungen und auf Grundlage der gesetzlich in Form der NÖ.<br />
Bauordnung definierten Schutzziele ein maßgeschneidertes <strong>Brandschutz</strong>konzept<br />
entwickeln, welches Funktionalität und Architektur<br />
mit brandschutztechnischen Maßnahmen kombiniert. Durch ein<br />
Zusammenspiel baulicher, betriebstechnischer und organisatorischer<br />
<strong>Brandschutz</strong>maßnahmen wird ein Sicherheitsniveau garantiert,<br />
welches trotz Abweichungen von einzelnen baurechtlichen<br />
Best<strong>im</strong>mungen (z.B. Brandabschnittsgrößen) das gesetzlich geforderte<br />
Sicherheitsniveau gleichwertig erfüllt.<br />
5
BrANdSchuTzKoNzEPT<br />
FüR DAS „ScHuLzEnTRuM KREMS“<br />
Die Vorbeugung einer Brandentstehung und Brandausbreitung, die<br />
sichere Flucht von Personen aus dem Gebäude und das Ermöglichen<br />
von wirksamen Löschmaßnahmen für die Feuerwehr waren<br />
dabei die Ausgangspunkte der <strong>Brandschutz</strong>planung.<br />
Abweichungen von baurechtlichen Best<strong>im</strong>mungen:<br />
Nachstehend werden die wesentlichen Abweichungen von den<br />
baurechtlichen Best<strong>im</strong>mungen und die getroffenen Kompensationsmaßnahmen<br />
behandelt:<br />
1.) Brandabschnittsgröße:<br />
Die Ausbreitung von Feuer und Rauch <strong>im</strong> Gebäude ist zu beschränken.<br />
Den größten Brandschnitt in der Schule stellt der Brandabschnitt<br />
der Aula mit einer Brandabschnittsfläche von insgesamt ca.<br />
2.006 m² dar, welcher sich über insgesamt drei Geschosse (EG, 1.OG<br />
und 2.OG) erstreckt. Als Kompensation dieser für einen derartigen<br />
Bau großen Brandabschnittsfläche (gemäß der OIB-Richtlinie 2<br />
„<strong>Brandschutz</strong>“ wären max<strong>im</strong>al 1.600 m² bzw. gemäß der NÖ. Bautechnikverordnung<br />
max<strong>im</strong>al 40 m x 40 m = 1.600 m² zulässig) wird<br />
eine vollautomatische Brandmeldeanlage <strong>im</strong> Schutzumfang „Vollschutz“<br />
in der Schule installiert. Eine zuverlässige Detektion von<br />
entstehenden Bränden, eine Alarmierung aller gefährdeten Personen<br />
und die unverzügliche Alarmierung der Einsatzkräfte durch<br />
eine automatische Alarmweiterleitung sind dadurch sichergestellt.<br />
Zur Verhinderung eines vertikalen Brandüberschlages über die Aula<br />
in die darüberliegenden Geschoße sind Anforderungen an Gebäudeausstattungsstoffe<br />
und an die Gebäudeeinrichtung gestellt.<br />
Einer Brandentstehung und –entwicklung wird in diesem Bereich<br />
durch Anordnung geringer Brandlasten entgegen gewirkt, sodass<br />
Flammenerscheinungen über die Aula in das darüber liegende<br />
2. Obergeschoß unrealistisch erscheinen.<br />
2.) S<strong>im</strong>ulationen zum Nachweis des Feuerwiderstandes:<br />
Das Auladach weist als Pr<strong>im</strong>ärtragkonstruktion Stahlbetonbinder<br />
(R 90 gemäß der ÖNORM EN 13501-2) und als Sekundärtragkonstruktion<br />
brandschutztechnisch ungeschützte Stahlträger (R < 30<br />
gemäß ÖNORM EN 13501-2) auf. Darüber befindet sich anschließend<br />
eine Metall-Glaskonstruktion als Dachabschluss. Gemäß den<br />
Anforderungen aus Tab. 1 der OIB-Richtlinie 2 „<strong>Brandschutz</strong>“ hätte<br />
das Auladach eine Feuerwiderstandsdauer von zumindest 30 Minuten<br />
aufzuweisen (R 30 gemäß der ÖNORM EN 13501-2). Die NÖ.<br />
Bautechnikverordnung verlangt eine Feuerwiderstandsdauer von<br />
mindestens 60 Minuten.<br />
6<br />
Die Temperaturbelastung des Dachtragwerkes der Aula wurde<br />
bei einem angenommenen Brand <strong>im</strong> EG mittels einer<br />
Brands<strong>im</strong>ulation mit dem Zonenmodell MRFC ermittelt.<br />
Nach Festlegung eines der Nutzung und Gebäudeausstattung entsprechenden<br />
Bemessungsbrandes zeigte man <strong>im</strong> Einvernehmen<br />
mit der Behörde, dass die als Sekundärkonstruktion des Auladaches<br />
vorgesehenen, brandschutztechnisch ungeschützten Stahlprofile in<br />
dieser Form eingesetzt werden können, da die kritische Stahltemperatur<br />
(beginnend ab rund 450°C) auch <strong>im</strong> ungünstigen Fall bei<br />
weitem nicht erreicht wird.<br />
Abbildung 3: Ungeschützte Stahlprofile als Tragkonstruktion der Aulaverglasung<br />
- Brands<strong>im</strong>ulation zum Nachweis des Feuerwiderstandes<br />
Eine max<strong>im</strong>ale lokale Temperatur mit max<strong>im</strong>al 140 °C wurde be<strong>im</strong><br />
Auladach (ca. 7,5 m über der Fußbodenoberkante) ermittelt. Um die<br />
Gefahr von herabfallenden Glasteilen in der Fluchtphase zu unterbinden<br />
führte man die Verglasung als <strong>Brandschutz</strong>verglasung in<br />
der Qualifikation E 30 gemäß der ÖNORM EN 13501-2 aus, da ein<br />
Scheibenbruch bereits bei geringen Temperaturbeanspruchungen<br />
realistisch ist.<br />
Das bedeutet somit, dass <strong>im</strong> Brandfall ein Tragwerksversagen <strong>im</strong><br />
Bereich des Auladaches, insbesondere aufgrund der dort vorhandenen<br />
Brandlasten nicht möglich ist.
Abbildung 4: Mit dem Zonenmodell MRFC berechnete Entwicklung der lokalen<br />
Temperaturen über der Brandherdmitte in verschiedenen Höhen bei einem Brand<br />
nach BRE-Gruppe 1, <strong>im</strong> Bereich der Aula. In dieser Abbildung ist erkennbar, dass<br />
eine max<strong>im</strong>ale Temperatur von rund 140°C bei einem derartigen Bemessungsbrand<br />
be<strong>im</strong> Auladach auftreten kann.<br />
3.) Breiten von Fluchtwegen sowie Notausgängen:<br />
Bei der Beurteilung der Fluchtwegsituation wurden die sich max<strong>im</strong>al<br />
gleichzeitig darin aufhaltenden Personen (Arbeitnehmer/innen<br />
sowie Schüler samt Kleinkindern in den Kindergartengruppen) entsprechend<br />
den Angaben der Nutzer bzw. den Vorgaben des Generalplaners<br />
betrachtet.<br />
Eine Fluchtweglänge von längstens 40 m in das Freie bzw. in einen<br />
gesicherten Fluchtwegbereich ist stets gewährleistet. Zudem sind<br />
zwei voneinander unabhängige bauliche Fluchtwege <strong>im</strong> gesamten<br />
Bauvorhaben vorhanden.<br />
Mangels genauer Regelungen in der NÖ. Bautechnikverordnung<br />
wurde bei der Beurteilung der vorhandenen Fluchtweg- bzw.<br />
Geschoss Personen max. Evakuierungszeit bis in<br />
einen gesicherten Bereich<br />
ohne Reaktionszeit<br />
max. Evakuierungszeit bis<br />
ins Freie ohne Reaktionszeit<br />
Notausgangsbreiten auf die OIB-Richtlinie 4 zurückgegriffen. Die<br />
Durchgangsbreiten der 5 Stiegenhäuser <strong>im</strong> Schulgebäude sind kleiner<br />
als die gemäß der OIB-Richtlinie 4 erforderlichen Fluchtwegbreite.<br />
Zum Nachweis der Gleichwertigkeit und somit Zulässigkeit<br />
erarbeitete man ein Detailkonzept, in welchem die Evakuierungszeit<br />
der Schule <strong>im</strong> Gefahrenfall mit dem Verfahren von Predteschinski<br />
und Milinski für die vorgesehenen Fluchtwege und die zu erwartenden<br />
Personenzahlen rechnerisch ermittelt wurde. Weiters erfolgten<br />
Untersuchungen für die Aula <strong>im</strong> Erdgeschoß inklusive der für die<br />
Entfluchtung der Aula relevanten angrenzenden Bereiche und für<br />
den Turnsaal <strong>im</strong> Untergeschoß <strong>im</strong> Hinblick auf erforderliche Veranstaltungsnutzungen.<br />
Neben den auftretenden Entfluchtungszeiten wurden hierbei auch<br />
die entstehenden Personenstaus untersucht und mit den in der<br />
Fachliteratur vorhandenen Stauzeitkriterien (RIMEA-Kriterien) verglichen<br />
und als zulässig bewertet. Es konnte nachgewiesen werden,<br />
dass die Durchgangsbreiten der Fluchtwege und Notausgänge trotz<br />
Abweichungen vom geltenden Regelwerk in Form der OIB-Richtlinie<br />
4 ausreichend bemessen wurden, um ein rasches Verlassen des<br />
Schulzentrums <strong>im</strong> Gefahrenfall zu gewährleisten.<br />
Fazit:<br />
Unter Verwendung von Ingenieurmethoden und durch Einbeziehung<br />
brandschutztechnischer Erfordernisse bereits in einer frühen<br />
Entwurfsphase konnte ein maßgeschneidertes <strong>Brandschutz</strong>konzept<br />
entwickelt werden, das trotz nutzungs- und gestaltungspezifischen<br />
Abweichungen von baurechtlichen Best<strong>im</strong>mungen ein gleichwertiges<br />
Sicherheitsniveau des Gebäudes garantiert. Wirtschaftliches<br />
Bauen ohne ästhetische oder funktionelle Verluste und schutzzielorientierter<br />
<strong>Brandschutz</strong> wurden so in Einklang gebracht.<br />
max. Evakuierungszeit<br />
bis in einen gesicherten<br />
Bereich inkl. Reaktionszeit<br />
von 2 min<br />
3. OG 150 1,29<br />
3,29<br />
2. OG 140 1,22 3,22<br />
1. OG 130 1,15 4,24<br />
3,15<br />
EG - n.u. n.u.<br />
UG 75 1,03 3,03<br />
Abbildung 5: Darstellung der berechneten Evakuierungszeiten <strong>im</strong> Schulzentrum beispielhaft für die Stiege 1<br />
n.u.: nicht untersucht, da gesonderte Notausgänge und Fluchtwege vorhanden sind<br />
BrANdSchuTzKoNzEPT<br />
FüR DAS „ScHuLzEnTRuM KREMS“<br />
max. Evakuierungszeit bis ins Freie<br />
inkl. Reaktionszeit von 2 min<br />
6,24<br />
7
MASSGESchNEIdErTES<br />
EnTRAucHunGSKonzEPT FüR DIE BETRIEBSERwEITERunG<br />
DER „GLöcKEL HoLzBAu GMBH.“<br />
MASSGESchNEIdErTES ENTrAuchuNGSKoNzEPT Für dIE<br />
BETrIEBSErwEITEruNG dEr „GlöcKEl holzBAu GMBh.“<br />
1.) Einleitung:<br />
Bei der Fertigung größerer Anlagenteile, wie dies auch BSH-Sonderbauteile<br />
sowie Dach- und Wandelemente aus Holzwerkstoffen<br />
darstellen, sind große zusammenhängende Fertigungshallen notwendig.<br />
Betroffen von dieser Ausgangssituation war 2007/2008 die<br />
in Ober-Grafendorf ansässige Firma Glöckel Holzbau GmbH., welche<br />
der europäische Marktführer für Dach- und Wandelemente für Industrie<br />
und Gewerbe ist.<br />
Es sollten folgende Betriebserweiterungen durchgeführt werden:<br />
• neuer Lagerbereich<br />
• 2 neue Fertigungsbereiche und<br />
• die Erweiterung von bestehenden Produktionsbereichen<br />
Bei der Prüfung der zugehörigen Plandarstellungen musste rasch<br />
festgestellt werden, dass mit Ausnahme der BSH - Produktionshalle<br />
4 eine Entrauchung nach der TRVB S 125/97 realisierbar ist.<br />
Die neue BSH-Produktionshalle weist <strong>im</strong> Endausbau eine Nutzfläche<br />
von ca. 5.600 m² auf und kann diese aus betrieblichen Gründen<br />
infolge einer darin verlaufenden Kranbahn lediglich durch eine<br />
Abbildung 1: Produktions- / Montagehalle für Brettschichtholz-Bauteile<br />
8<br />
Rauchschürze in zwei Rauchabschnitte von ca. 2.400 m² und 3.200<br />
m² unterteilt werden, wobei eine Rauchabschnittslänge von ca. 83<br />
m erreicht wird.<br />
Dies bedeutete somit, dass die max<strong>im</strong>ale Rauchabschnittsgröße von<br />
2.000 m² und eine Rauchabschnittslänge von 60 m (auch noch bei Hinzunahme<br />
einer 30%igen Überschreitung) nach der TRVB S 125/97 nicht<br />
eingehalten werden konnten. Es musste daher ein individuelles auf den<br />
Betrieb abgest<strong>im</strong>mtes Entrauchungskonzept mit anderen Methoden<br />
des <strong>Brandschutz</strong>ingenieurwesens für diese Halle erarbeitet werden.<br />
2.) Aufgabenstellung:<br />
Es ist eine Rauch- und Wärmeabzugsanlage mit dem Schutzziel<br />
„Unterstützung eines Feuerwehreinsatzes“ aufgrund einer Behördenvorgabe<br />
in der BSH-Produktionshalle 4 zu installieren. Nach<br />
Abklärung mit der Behörde insbesondere aufgrund der betrieblichen<br />
Vorgaben konnte festgelegt werden, dass auch alternative Ingenieurmethoden<br />
wie z.B. Mehrraum-Zonenmodelle bei der D<strong>im</strong>ensionierung<br />
der Rauch- und Wärmeabzugsanlage eingesetzt werden<br />
dürfen.
3.) Schutzziele:<br />
Bevor mit der Lösungsfindung begonnen werden konnte, mussten<br />
zuerst noch mit der Behörde die einzuhaltenden Schutzziele (siehe<br />
nachstehende Tabelle 1) konkretisiert werden, wobei hierfür die VdS-<br />
Richtlinie 2827 – Bemessungsbrände für Brands<strong>im</strong>ulationen und<br />
<strong>Brandschutz</strong>konzepte (Ausgabe 5/2001) mit herangezogen wurde.<br />
Tabelle 1: Beispiele für Rechnerische Grenzwerte für Überlebensbedingungen nach<br />
der VdS-Richtlinie 2827<br />
Parameter Grenzwert Grenzwert mit Sicherheitsfaktor<br />
*<br />
Lufttemperatur ** < 65 °C < 50 °C<br />
CO-Konzentration ** < 1.400 ppm < 700 ppm<br />
CO2-Konzentration ** < 6 Vol.-% < 5 Vol.-%<br />
Sauerstoff ** > 12 Vol.-% > 14 Vol.-%<br />
Höhe der raucharmen Schicht > 1,50 m > 1,80 m<br />
Sichtweite > 10 m > 20 m<br />
* willkürliche Werte<br />
** Es wird angenommen, dass bei Einhaltung dieser Grenzwerte „normale<br />
Personen“ die Brandwirkungen über einen Zeitraum von 30 Minuten<br />
schadlos überstehen. Die Verwendung derartiger Grenzwerte ist in jedem<br />
Einzelfall gesondert zu überprüfen und zu vereinbaren.<br />
Gegenüber den Festlegungen dieser Tabelle wurde jedoch eine<br />
Höhe der raucharmen Schicht von mindestens 2,50 m über dem<br />
Fußbodenniveau auf eine Zeitdauer von 10 Minuten nach Brandausbruch<br />
(eigentlich Beginn der Brandausbreitung) der BSH-Produktionshalle<br />
festgelegt.<br />
4.) Bemessungsbrand / Brandszenarium:<br />
Grundsätzlich besteht bei der brandschutztechnischen Bemessung<br />
einer Rauch- und Wärmeabzugsanlage die Schwierigkeit die tatsächlich<br />
<strong>im</strong> Brandfall zu erwartenden Brandeinwirkungen „zuverlässig“<br />
zu best<strong>im</strong>men. Bei der Modellierung des Quellterms wurden Ableitungen<br />
aus der Fachliteratur hergestellt, sodass ein auf der sicheren<br />
Seite liegendes Brandszenarium für die Hallennutzung vorliegt.<br />
Auf Basis der brandschutztechnischen Infrastruktur (z.B. Betriebsbrandschutzorganisation,<br />
technische <strong>Brandschutz</strong>anlagen) sowie der in der<br />
BSH-Produktionshalle 4 vorhandenen Brandlasten (z.B. Holz, Hydrauli-<br />
köl, Kabeln) wurde folgendes Brandszenarium festgelegt, wobei jedoch<br />
ein geometrisches Ausbreitungsmodell zugrunde gelegt wurde:<br />
Brandfläche: 20 m²<br />
Brandherdumfang: 18 m<br />
spezifischer Wärmestrom: 312 kW/m²<br />
spezifischer konvektiver Wärmestrom: 250 kW/m²<br />
der Brandverlauf sieht daher wie folgt aus:<br />
MASSGESchNEIdErTES<br />
EnTRAucHunGSKonzEPT FüR DIE BETRIEBSERwEITERunG<br />
DER „GLöcKEL HoLzBAu GMBH.“<br />
Abbildung 2: Brandleistungskurve für das Bemessungsbrandszenarium<br />
Die max<strong>im</strong>ale Brandleistung von 6,24 MW wird somit nach 10 Minuten<br />
erreicht. Anschließend bleibt die Brandleistung infolge von<br />
Löschmaßnahmen durch <strong>im</strong> Brandfall eintreffende Feuerwehr<br />
(Brandmeldeanlage durchgeschaltet durch Bezirksalarmzentrale<br />
der Feuerwehr) konstant.<br />
5.) S<strong>im</strong>ulationsergebnisse:<br />
Mit dem verwendeten Mehrraum-Brands<strong>im</strong>ulationsmodell wurden<br />
Berechnungsläufe auf Basis der Gebäudegeometrie sowie des festgelegten<br />
Brandszenariums vorgenommen.<br />
Angemerkt wird jedoch noch, dass auch S<strong>im</strong>ulationsläufe bei unterschiedlichen<br />
Brandentstehungsorten wie auch bei unterschiedlichen<br />
Ventilationsbedingungen (z.B. Zuluftöffnungen erst nach 2 Minuten<br />
geöffnet) und geringeren Brandleistungen vorgenommen wurden.<br />
Aus den Brands<strong>im</strong>ulationsläufen ergeben sich u.a. die Entwicklung<br />
der Rauchschichtgrenzen sowie die zugehörigen Temperaturen der<br />
oberen Gasschicht, CO-Konzentration udgl.<br />
9
MASSGESchNEIdErTES<br />
EnTRAucHunGSKonzEPT FüR DIE BETRIEBSERwEITERunG<br />
DER „GLöcKEL HoLzBAu GMBH.“<br />
Auf dieser Abbildung 3 erkennt man die Entwicklung der<br />
stationären Schichtgrenzen der Rauchgasschicht und der<br />
raucharmen Schicht in den einzelnen Raumbereichen.<br />
Im stationären Brandfall stellen sich Schichtgrenzen zwischen 5,50<br />
m bis 8,0 m in den betrachteten S<strong>im</strong>ulationsbereichen ein. Ein Unterströmen<br />
der Rauchschürze in der Achse F in den anderen Rauchabschnitt<br />
findet in keinem Fall statt.<br />
Ergänzend dazu muss jedoch stets geprüft werden, ob die Temperaturen<br />
der oberen Rauchgasschicht in den brandfernen Bereichen<br />
noch ausreichend sind, sodass ein „Herabfallen“ nicht zu erwarten<br />
ist. Aber auch die anderen angeführten Kriterien der Tabelle 1 mussten<br />
mit den Brands<strong>im</strong>ulationsergebnissen nachgewiesen werden.<br />
zusammenfassung:<br />
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass an diesem angeführten<br />
Projekt der Glöckel Holzbau GmbH. gezeigt werden konnte,<br />
dass auch bei größeren Rauchabschnitten bzw. geänderten Randbedingungen<br />
gegenüber dem Bemessungsverfahren nach der TRVB<br />
S 125/97 maßgeschneiderte Entrauchungslösungen, welche zudem<br />
auch noch wirtschaftlicher gegenüber einer Bemessung nach der<br />
TRVB S 125/97 sind, durch die Verwendung von Brands<strong>im</strong>ulationenmodellen<br />
(z.B. Zonenmodelle) gefunden werden können.<br />
10<br />
Abbildung 3: Entwicklung der Schichtgrenzen bei einem Brand in der BSH-Produktionshalle 4 <strong>im</strong> Bereich der Achsen 28/29<br />
Durch die Anwendung dieser Modelle kann eine rasche und schutzzielorientierte<br />
Opt<strong>im</strong>ierung von Rauch- und Wärmeabzugsanlagen<br />
auch bei unterschiedlichsten Brandszenarien wie auch sonstigen<br />
Einflussparametern (z.B. Ventilationsbedingungen) vorgenommen<br />
werden.<br />
Zu berücksichtigen bei der Anwendung ist jedoch stets, dass bei<br />
geänderten Bedingungen wie z.B. späteren Nutzungsänderungen<br />
oder bei der Änderung der brandschutztechnischen Infrastruktur<br />
eine Überprüfung der Wirksamkeit erforderlich wird.<br />
Abbildung 4: Anordnung der RWA-Lüfter in der Produktionshalle
BrANdSIMulATIoN<br />
MITTElS FEldModEllEN<br />
Der Einsatz von ingenieurmäßigen Nachweisverfahren hat in den<br />
letzten Jahren <strong>im</strong>mer mehr an Bedeutung <strong>im</strong> vorbeugenden <strong>Brandschutz</strong><br />
gewonnen. So konnten seit der Gründung unseres Ingenieurbüros<br />
durch den Einsatz von mehr oder weniger komplexen<br />
Ingenieurmethoden eine Vielzahl an „objektorientierten“ <strong>Brandschutz</strong>lösungen<br />
realisiert werden.<br />
Abbildung 1: Schnittdarstellung der Temperatur in der Mall bei einem Brand in einem 4 geschoßigen Einkaufszentrum<br />
Der Begriff Ingenieurmethoden umfasst hierbei neben einfachen<br />
empirischen Formeln und physikalischen Gesetzmäßigkeiten (für<br />
triviale Fragestellungen) genauso die Zonenmodelle (für Hallen und<br />
einfache Geometrien) sowie Feldmodelle welche überwiegend bei<br />
komplexen Fragestellungen und Geometrien angewandt werden.<br />
Seit geraumer Zeit sind auch <strong>Brandschutz</strong>nachweise mittels Feldmodellen,<br />
welche bezüglich ihres Leistungsumfanges und Komplexität<br />
die „Königsdisziplin“ der Ingenieurmethoden darstellen, <strong>im</strong><br />
Portfolio der <strong>FSE</strong> Ruhrhofer und Schweitzer GmbH. zu finden. Dieser<br />
Artikel soll Ihnen einen kurzen Überblick über die Möglichkeiten<br />
und dem Leistungsumfang der Feldmodells<strong>im</strong>ulation bieten.<br />
was ist ein Feldmodell?<br />
Der grundlegende Ansatz von Feldmodellen ist es die physikalischchemischen<br />
Abläufe eines Brandes möglichst realistisch durch den<br />
Einsatz von High-End EDV Systemen zu s<strong>im</strong>ulieren. Ein wesentlicher<br />
Teil der Rechenkapazitäten ist hierbei für die S<strong>im</strong>ulation der<br />
Rauchausbreitung bzw. Strömungsverhältnisse erforderlich, welche<br />
durch ein integriertes CFD Modell berechnet werden. CFD steht für<br />
„computational fluid dynamics“ und ist der Fachausdruck für die<br />
BrANdSIMulATIoN<br />
MITTELS FELDMoDELLEn<br />
numerische Strömungsmechanik. In anderen Bereichen werden<br />
CFD Modelle eingesetzt um z.B. das Strömungsverhalten von Karosserie-<br />
oder Flugzeugteilen zu s<strong>im</strong>ulieren, oder um die thermodynamischen<br />
Vorgänge innerhalb von Motorzylindern zu untersuchen.<br />
Bei der Brands<strong>im</strong>ulation mittels CFD Modellen wird das Bauwerk<br />
dreid<strong>im</strong>ensional <strong>im</strong> Computer erfasst und in weiterer Folge können<br />
die unterschiedlichsten Brandszenarien virtuell <strong>im</strong> Computer s<strong>im</strong>uliert<br />
werden. Als Ergebnis können Temperaturverläufe, Temperatureinwirkungen,<br />
Wärmestrahlungen, Wärmefreisetzungen, und viele<br />
andere Kenngrößen ausgewertet werden. Aber auch die visuelle<br />
Darstellung der Rauch- und Flammenausbreitung <strong>im</strong> dreid<strong>im</strong>ensionalen<br />
Raum ist ein weiteres wesentliches Feature der Feldmodells<strong>im</strong>ulation.<br />
Der wesentliche physikalische Hintergrund der Feldmodells<strong>im</strong>ulation<br />
ist die Aufteilung des dreid<strong>im</strong>ensionalen Raumes in kleine Zellen<br />
mit Größen von üblicherweise rund 10 bis 50 cm. Durch die Lösung<br />
der Navier-Stokes-Gleichungen wird der Masse-, Energie- und Impulsaustausch<br />
zwischen den einzelnen Zellen berechnet, wobei auch<br />
Turbulenzmodelle integriert sind um z.B. Verwirbelungen entsprechend<br />
s<strong>im</strong>ulieren zu können. Weitere integrierte Submodelle erlauben<br />
unter anderem die S<strong>im</strong>ulation von Verbrennungsvorgängen, des Auslöseverhaltens<br />
von Rauchmeldern, Wirkung von Löschanlagen, usw.<br />
Feldmodelle sind auch in der Lage, dass z.B. die Ansteuerung von<br />
Rauch- und Wärmeabzugsanlagen oder Löschanlagen durch virtuelle<br />
Rauch- oder Temperaturerkennungselemente eigenständig durch das<br />
S<strong>im</strong>ulationsprogramm erfolgt, sobald an einem beliebigen Punkt eine<br />
best<strong>im</strong>mte Temperatur oder Verrauchung detektiert wird.<br />
11
BrANdSIMulATIoN<br />
MITTELS FELDMoDELLEn<br />
Software:<br />
Als Software wird das in diesem Bereich verbreitetste Programm<br />
FDS (Fire Dynamics S<strong>im</strong>ulator) vom NIST (National Institute of<br />
Standards and Technology) verwendet. FDS verfügt über den weltweit<br />
größten Benutzerkreis und wurde auch bei der Untersuchung<br />
zahlreicher Realbrände wie z.B. dem World Trade Center oder dem<br />
Station Night Club Fire (Rhode Island) eingesetzt und ist somit auch<br />
12<br />
Abbildung 2: Schnittdarstellung der Strömungsverhältnisse bei einem Brand in einer Lagerhalle<br />
das weltweit am häufigste validierte Programm in diesem Bereich.<br />
Zur Eingabe der Geometriedaten (3D-Modellierung) wurde von unseren<br />
Fachingenieuren ein spezielles Softwaretool <strong>im</strong> eigenen Haus<br />
entwickelt, welches eine komfortable und effiziente Datenübernahme<br />
aus bestehenden CAD Plänen ermöglicht.<br />
Abbildung 3: Schnittdarstellung der Strömungsverhältnisse in einem Elektrogroßmarkt bei aktivierter Rauch- und Wärmeabzugsanlage
hardware:<br />
In der Abkürzung CFD steckt das Wort „computational“, welches bereits<br />
darauf hindeutet dass CFD S<strong>im</strong>ulationen entsprechend komplex<br />
in der Berechnung sind, und daher sehr große Anforderungen<br />
an die EDV Hardware stellen. <strong>FSE</strong> verfügt über einen entsprechend<br />
leistungsstarken Rechencluster mit mehreren Linux Multicore Systemen,<br />
wo auch FDS S<strong>im</strong>ulationen mit bis zu 10 Millionen Rechenzellen<br />
kein Problem darstellen. Trotz modernster Hardware beträgt<br />
die durchschnittliche Rechenzeit für solche komplexen S<strong>im</strong>ulationen<br />
mehrere Tage pro S<strong>im</strong>ulationslauf.<br />
Auswertung:<br />
Der große Vorteil bei CFD S<strong>im</strong>ulationen liegt in den umfangreichen<br />
Auswertungsmöglichkeiten. Nahezu alle wesentlichen Parameter<br />
von Sichtweiten über Temperaturverläufen bis zu Gaskonzentrationen<br />
können in Form von punktuellen Messungen, Schnittdarstellungen<br />
oder dreid<strong>im</strong>ensionale Abbildungen dargestellt werden.<br />
Diese Auswertungen können wiederum als Eingangsparameter für<br />
anschließende Bauteilbemessungen, oder Entfluchtungss<strong>im</strong>ulationen<br />
herangezogen werden. Von unseren Fachingenieuren werden<br />
sämtliche Eingabeparameter und Auswertungen sowie Erkenntnisse<br />
aus den S<strong>im</strong>ulationen in Form eines übersichtlichen und leicht<br />
nachvollziehbaren Berichtes dokumentiert.<br />
Projektabwicklung:<br />
Im Rahmen der Projektabwicklung erfolgt zuerst eine Zielfestlegung<br />
und Vorab-Analyse um die Anwendbarkeit und Sinnhaftigkeit<br />
einer Feldmodells<strong>im</strong>ulation beurteilen zu können. In weiterer<br />
Folge wird ein Pauschalangebotes mit Aufschlüsselung der Kosten<br />
für die einzelnen Leistungen erstellt. Ein wesentlicher Teil ist die 3D<br />
Modellierung welche in enger Zusammenarbeit mit den Planern,<br />
oder bei Bestandsbauten durch unsere Mitarbeiter vor Ort erfolgt.<br />
Die Qualität der vorhandenen 3D Daten ist hierbei ein wesentlicher<br />
kostenbest<strong>im</strong>mender Faktor, wobei in der Vergangenheit die 3D<br />
Modellierung bei Bestandsbauten auch schon aufgrund von <strong>Brandschutz</strong>plänen<br />
und Vermessung vor Ort erfolgte.<br />
Wesentlicher Teil der Brands<strong>im</strong>ulation ist die Festlegung der<br />
Brandszenarien, wobei hier in Abst<strong>im</strong>mung mit der Behörde auf<br />
unterschiedliche Brandleistungskurven (Design Fires), oder z.B.<br />
auch auf natürliche Brandverläufe zurückgegriffen werden kann.<br />
In weiterer Folge werden mehrere Brands<strong>im</strong>ulationen mit unter-<br />
schiedlichen Eingangsparametern durchgeführt und von unseren<br />
Fachingenieuren entsprechend analysiert bzw. ausgewertet um anschließend<br />
als Nachweisverfahren <strong>im</strong> ganzheitlichen <strong>Brandschutz</strong>konzept<br />
einfließen zu können.<br />
Abschließend erfolgt eine detaillierte Dokumentation des gesamten<br />
S<strong>im</strong>ulationsprojektes inkl. aller Eingangsparameter, sowie relevanter<br />
Auswertungen um die Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten.<br />
Auf Wunsch können zur Illustration auch Videosequenzen und Abbildungen<br />
in digitaler Form zur Verfügung gestellt werden.<br />
conclusio:<br />
Feldmodelle werden von unserem Büro als adäquates Werkzeug<br />
eingesetzt um best<strong>im</strong>mte Nachweise <strong>im</strong> Zuge der <strong>Brandschutz</strong>planung<br />
führen zu können. Bestens ausgebildete Fachingenieure,<br />
welche sich auch über die Grenzen, Schwächen und Risiken dieses<br />
Nachweisverfahrens bewusst sind, gewährleisten einen professionellen<br />
und verantwortungsbewussten Einsatz dieser Brands<strong>im</strong>ulationsmodelle.<br />
Für rückfragen stehen wir gerne zur verfügung.<br />
BrANdSIMulATIoN<br />
MITTELS FELDMoDELLEn<br />
13
Für <strong>Ihr</strong>E SIchErhEIT -<br />
PLänE IM BRAnDScHuTz<br />
Für <strong>Ihr</strong>E SIchErhEIT – PläNE IM BrANdSchuTz<br />
Allgemeines:<br />
Graphische Darstellungen in Form von Plänen stellen auch <strong>im</strong><br />
<strong>Brandschutz</strong> eine wesentliche Rolle bei der Planung und <strong>im</strong> Betrieb<br />
von Gebäuden und Anlagen dar.<br />
So haben Einreichunterlagen beispielsweise <strong>im</strong> bau- oder gewerbebehördlichen<br />
Genehmigungsverfahren Angaben zu baulichen oder<br />
betriebstechnischen <strong>Brandschutz</strong>maßnahmen zu enthalten.<br />
Planunterlagen mit Angaben zum <strong>Brandschutz</strong>:<br />
Neben den eigentlichen <strong>Brandschutz</strong>plänen liefern auch andere<br />
Pläne wertvolle Informationen, welche den <strong>Brandschutz</strong> betreffen<br />
bzw. sind diese für besondere Objekte und Anlagen zu erstellen:<br />
<strong>Brandschutz</strong>konzeptpläne:<br />
Vermehrt werden sogenannte <strong>Brandschutz</strong>konzeptpläne zur übersichtlichen<br />
Darstellung der in einem <strong>Brandschutz</strong>konzept beschriebenen,<br />
brandschutztechnischen Maßnahmen insbesondere der<br />
Fluchtwegsituation erstellt. Sie dienen einerseits den genehmigen-<br />
14<br />
den / begutachtenden Stellen als übersichtliche Beurteilungshilfe,<br />
andererseits dem Bauherrn und den Fachplanern zur Berücksichtigung<br />
brandschutztechnischer Belange bei den weiteren Detailplanungen.<br />
Aber auch die Bauausführenden profitieren von diesen<br />
Plänen, da schnell klar wird, wo die Belange des <strong>Brandschutz</strong>es z.B.<br />
bei der Verlegung von Rohrleitungen berücksichtigt werden müssen.<br />
Formal gibt es hierfür kein Regelwerk, welches die Darstellung<br />
bzw. Symbolik dieser Pläne festlegt. In der Praxis werden darin auf<br />
Basis der vorhandenen Einreichpläne die zur Beurteilung bzw. für<br />
die weitere Planung notwendigen Symbole in Anlehnung an die<br />
TRVB O 121/04 bzw. der ÖNORM F 2031 samt einer umfassenden<br />
Fluchtwegdarstellung (z.B. Fluchtweglängen, Personenzahlen) eingetragen.<br />
Angaben zur brandschutztechnischen Klassifikation von<br />
Baustoffen und Bauteilen erfolgen in diesen Plänen nach den „neuen“,<br />
europäischen Bezeichnungen der ÖNORM EN 13501-1 und der<br />
ÖNORM EN 13501-2 wie in Abbildung 1 dargestellt.<br />
Abbildung 1: Der <strong>Brandschutz</strong>konzeptplan zur Darstellung der <strong>im</strong> <strong>Brandschutz</strong>konzept beschriebenen Maßnahmen
Flucht- und rettungspläne:<br />
(auch als Fluchtwegorientierungspläne bezeichnet) sollen – ausgehängt<br />
an markanten Punkten, verteilt <strong>im</strong> Gebäude – ortsunkundigen<br />
Personen die vom jeweiligen Standort <strong>im</strong> Gebäude aus zu<br />
benutzenden Fluchtwege bis in einen sicheren Bereich (z.B. Sammelplatz)<br />
anzeigen.<br />
Weiters sind Standorte der nächstgelegenen Brand- oder Gefahrenmeldeeinrichtungen,<br />
die vorhandenen Mittel zur Lösch- und<br />
auch Ersten-Hilfe in diesen Plänen ausgewiesen.<br />
Eine Richtlinie zur planlichen Gestaltung und zum Inhalt dieser<br />
Pläne existiert in Form der DIN 4844-3, wonach die Regeln für das<br />
Verhalten <strong>im</strong> Brandfall und für das Verhalten bei Unfällen in Flucht-<br />
und Rettungspläne zu integrieren sind. Die in diesen Plänen enthaltenen<br />
Symbole und Sicherheitszeichen müssen in einer Legende<br />
dargestellt werden.<br />
Abbildung 2: Flucht- und Rettungsplan zur Information der Gebäudenutzer<br />
über die zu benutzenden Fluchtwege und das richtige Verhalten <strong>im</strong> Brandfall<br />
Alarm- und Gefahrenabwehrpläne:<br />
Die Einsatzunterlagen von Alarm- und Gefahrenabwehrpläne gemäß<br />
der Richtlinie B-02 des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes<br />
enthalten zusätzlich zu den <strong>Brandschutz</strong>plänen beispielsweise<br />
planliche Darstellungen der Kanäle und Rohrleitungen, der<br />
Energieversorgung und der näheren Umgebung. Die Erstellung derartiger<br />
Unterlagen ist für Bereiche erforderlich, in denen durch Eintritt<br />
eines Schadenereignisses besondere Gefahren für Menschen,<br />
Sachwerte oder die Umwelt entstehen können.<br />
der <strong>Brandschutz</strong>plan –<br />
Plan für die Feuerwehr:<br />
definition und Erforderlichkeit:<br />
Für <strong>Ihr</strong>E SIchErhEIT -<br />
PLänE IM BRAnDScHuTz<br />
<strong>Brandschutz</strong>pläne sind grundsätzlich vereinfachte Symbolpläne<br />
und haben alle Informationen zu enthalten, die Feuerwehreinsatzkräfte<br />
für eine effiziente Durchführung von Einsätzen benötigen.<br />
Sie beinhalten u.a. Informationen über Brandabschnitte, Fluchtwege,<br />
technische <strong>Brandschutz</strong>einrichtungen und spezielle Gefahrensituationen.<br />
<strong>Brandschutz</strong>pläne stellen somit das Bindeglied zwischen dem vorbeugenden<br />
und dem abwehrenden <strong>Brandschutz</strong> dar. Sie sind gemäß<br />
der TRVB O 121/04 bzw. der ÖNORM F 2031 für Bauwerke und<br />
Betriebsgebäude zu erstellen, in welchen eine rasche und zweckentsprechende<br />
Brandbekämpfung wegen<br />
• der Gefährdung von Personen oder Sachen,<br />
• der Höhe, Ausdehnung oder Lage,<br />
• der in diesen erzeugten oder gelagerten Sachen bzw.<br />
• der Produktionsabläufe<br />
erschwert ist oder welche die einen erhöhten <strong>Brandschutz</strong> erfordern.<br />
Auch in ArbeitnehmerInnenschutzbest<strong>im</strong>mungen wird die Erstellung<br />
von <strong>Brandschutz</strong>plänen unter „Maßnahmen bei erhöhtem<br />
<strong>Brandschutz</strong>“ gefordert.<br />
Eine konkrete Forderung nach <strong>Brandschutz</strong>plänen findet sich auch<br />
unter dem Punkt 3.11 „Sonstige <strong>Brandschutz</strong>maßnahmen“ der OIB-<br />
Richtlinie 2.1 „<strong>Brandschutz</strong> bei Betriebsbauten“. Danach sind bei<br />
Überschreitung einer zusammenhängenden verbauten Geschoßfläche<br />
von 3.000 m² <strong>Brandschutz</strong>pläne erforderlich.<br />
Unter anderem aufgrund dieser Best<strong>im</strong>mungen wird <strong>im</strong> Zuge der<br />
Vorschreibungen zu einer behördlichen Genehmigung die Ausfertigung<br />
von <strong>Brandschutz</strong>plänen verlangt.<br />
15
Für <strong>Ihr</strong>E SIchErhEIT -<br />
PLänE IM BRAnDScHuTz<br />
Nutzen und Anforderungen:<br />
Im Feuerwehreinsatz zählen sowohl Schnelligkeit als auch Sorgfalt.<br />
Es müssen bei Gebäuden, die „vom Standard abweichen“, auf den<br />
ersten Blick und schon vor dem Erreichen der Einsatzstelle wichtige<br />
Informationen erkennbar sein, die eine rasche Orientierung und<br />
sachgerechte Entscheidungen ermöglichen. Die aus dem Plan gewonnenen<br />
Informationen können also <strong>im</strong> Extremfall Menschenleben<br />
retten und größere Sach- und auch Umweltschäden vermeiden.<br />
dies setzt jedoch folgendes voraus:<br />
• einheitliche, übersichtliche – klare Gestaltung der Planunterlagen<br />
entsprechend der Richtlinien<br />
• gewissenhafte Aufnahme der baulichen Gegebenheiten, der<br />
brandschutztechnischen Einrichtungen und vorhandener Gefahrenstellen<br />
• Erstellung der Pläne <strong>im</strong> Einvernehmen mit der örtlich zuständigen<br />
Feuerwehr und Übergabe in der benötigten Ausfertigung<br />
• Garantierung der Aktualität dieser Pläne bzw. laufende Plananpassung<br />
Abbildung 3: Der <strong>Brandschutz</strong>plan - wichtige Informationen zur Durchführung eines effizienten und sicheren Feuerwehreinsatzes<br />
16<br />
In Österreich haben <strong>Brandschutz</strong>pläne den Anforderungen an Format,<br />
Symbolik und Inhalt der TRVB O 121/04 bzw. der ÖNORM F 2031<br />
zu entsprechen. Eine übersichtliche und einheitliche Gestaltung ist<br />
<strong>im</strong> Wesentlichen bei Einhaltung der Gestaltungsrichtlinien garantiert<br />
(z.B. einheitlicher Plankopf, fortlaufende Nummerierung der Pläne,<br />
Strichstärken, Farben). Die darin geforderten Inhalte müssen enthalten<br />
sein und ist auf die Wahl der entsprechenden Symbole zu achten.<br />
Um eine Übereinst<strong>im</strong>mung der Pläne mit der wirklichen Situation<br />
zu gewährleisten ist es unvermeidbar „vor Ort Aufnahmen“ durchzuführen.<br />
In Einreichpläne eingetragene Feuerlöschersymbole ergänzt<br />
durch „vermutete“ Brandabschnittsgrenzen genügen also<br />
definitiv nicht, sind sogar kontraproduktiv bzw. gefährlich!<br />
Bei Vorhandensein eines Betriebsbrandschutzorganes liefert dieser<br />
üblicherweise wesentliche Informationen. Die örtlich zuständige<br />
Feuerwehr ist auf alle Fälle einzubinden. Oftmals existieren bereits<br />
von dieser ausgearbeitete Einsatzpläne oder sind Sonderfahrzeuge<br />
und –Geräte vorhanden, wodurch z.B. besondere Aufstellflächen<br />
oder Zufahrten berücksichtigt werden müssen.
Natürlich ist jeder Plan nur so gut, wie er auch aktuell ist. Veränderungen<br />
an Gebäudeteilen, an der Konstruktion oder Nutzungsänderungen<br />
können das vorhandene Gefährdungspotential erhöhen<br />
oder verringern. Spätestens nach einem Jahr sollten die Pläne<br />
unbedingt überprüft und gegebenenfalls ergänzt werden. Die Verantwortung<br />
hierfür trägt der Eigentümer oder Nutzer bzw. die von<br />
diesem dazu beauftragte Person (z.B. <strong>Brandschutz</strong>beauftragter).<br />
Ausführung und Planinhalt:<br />
<strong>Brandschutz</strong>pläne bestehen <strong>im</strong> wesentlichen aus:<br />
- deckblatt<br />
mit Objektadresse<br />
Planverzeichnis<br />
objektspezifischen Angaben und Festlegungen<br />
(z.B. Telefonliste o.ä.)<br />
- lageplan<br />
Schon bei der Anfahrt und be<strong>im</strong> Eintreffen an der Einsatzstelle sind<br />
von den Einsatzkräften bzw. dem Einsatzleiter wichtige Punkte wie<br />
die Wahl der geeigneten Zufahrt, mögliche Aufstellungsorte von<br />
Fahrzeugen insbesondere von Hubrettungsgeräten und die vorhandene<br />
Versorgung mit Löschwasser / Löschmitteln abzuklären und<br />
festzulegen. Dies und weitere für eine erste Erkundung wichtige<br />
Punkte enthält der Lageplan:<br />
• Objektübersichtsplan (M 1:500 - 1:1.000) mit<br />
umliegendem Gelände<br />
• Angrenzende und benachbarte Grundstücke,<br />
Gebäude und Verkehrswege<br />
• Feuerwehrzufahrten und Feuerwehrzugänge<br />
• Flächen für die Feuerwehr gemäß TRVB F 134<br />
(auch nichtbefahrbare Flächen)<br />
• <strong>Brandschutz</strong>streifen und -Zonen <strong>im</strong> Freien<br />
• Standort(e) der Brandmelderzentrale(n) und<br />
Feuerwehrschlüsseltresor(e)<br />
• Stiegenhäuser und Aufzüge<br />
• Geschoßanzahl mit Angabe der Feuerwiderstandsdauer<br />
der Decken bzw. Brennbarkeit der Dachkonstruktion<br />
und – Eindeckung<br />
• Brandwände, die vertikal durch alle Geschoße<br />
Für <strong>Ihr</strong>E SIchErhEIT -<br />
PLänE IM BRAnDScHuTz<br />
(ausgenommen Garagengeschoße) reichen<br />
• Löschwasserversorgung<br />
• Einspeisstellen von Steigleitungen<br />
• Angaben über <strong>Brandschutz</strong>einrichtungen<br />
(RWA, BMA, Löschanlagen)<br />
• Angaben über besondere Gefahren<br />
• Gebäudebezeichnung mit Nutzungsangaben<br />
• Lagerungen brennbarer Stoffe <strong>im</strong> Freien<br />
• Hauptabsperreinrichtungen, mit Angabe der Geschoße<br />
• Notausgänge und Sammelplätze<br />
- Geschoßpläne<br />
Die Geschoßpläne dienen vor allem für die Orientierung <strong>im</strong> Objekt<br />
und für die exakte Angabe von Gefahrenstellen. Dadurch wird das<br />
Gefährdungspotential für die Einsatzkräfte wesentlich reduziert<br />
und die Rettungschancen für noch <strong>im</strong> Objekt befindliche Personen<br />
steigen. Ein weiterer Nutzen ist das Auffinden von Brandmeldern<br />
<strong>im</strong> Brandalarmfall.<br />
• Ein Plan pro Geschoß (1:100 - 1:200)<br />
• Wände, die Brandabschnitte begrenzen (Brandwände)<br />
• Rauchschürzen<br />
• sonstige Wände<br />
• Öffnungen in Wänden und Decken mit und<br />
ohne <strong>Brandschutz</strong>- wie Rauchschutzabschlüssen<br />
• Stiegenhäuser<br />
• Angriffswege für die Feuerwehr<br />
• Rettungswege<br />
• Aufzüge<br />
• Hinweise auf besondere Gefahren in einzelnen<br />
Räumen oder Raumnutzungen<br />
• Hinweise auf Löschmittel, die nicht eingesetzt werden dürfen<br />
• Absperr- und Abschalteeinrichtungen<br />
• <strong>Brandschutz</strong>einrichtungen (z.B. RWA, BMA, Löschanlagen)<br />
• Raum- bzw. Raumgruppenbezeichnungen<br />
- legende<br />
Eine Planlegende mit der Bezeichnung/Erläuterung aller in den jeweiligen<br />
Plänen verwendeten Symbole.<br />
17
Für <strong>Ihr</strong>E SIchErhEIT -<br />
PLänE IM BRAnDScHuTz<br />
Neue Normen – alte Pläne?<br />
Die Bezeichnungen von Bauteilen in <strong>Brandschutz</strong>plänen nach den<br />
„neuen“, europäischen Klassen des Feuerwiderstandes gemäß der<br />
ÖNORM EN 13501-2 ist grundsätzlich in der TRVB O 121/04 und der<br />
ÖNORM F 2031 noch nicht vorgesehen.<br />
Sollten auf besonderen Wunsch z.B. der Feuerwehr oder aber auch<br />
nach Ablauf dieser „Übergangsregelung“ die europäische Klassifikationsangaben<br />
für Bauteile in die <strong>Brandschutz</strong>pläne Eingang finden,<br />
so darf eine derartige Bezeichnung nur dann erfolgen, wenn das<br />
Bauprodukt der jeweils zutreffenden europäischen Klassifikationsnorm<br />
entspricht (keine alten Bauteile mit „neuen Bezeichnungen“<br />
versehen)!<br />
verwendete literatur:<br />
ÖNORM F 2031 Planzeichen für <strong>Brandschutz</strong>pläne 01.07.2002<br />
TRVB O 121 / 04 <strong>Brandschutz</strong>pläne<br />
Österreichischer Bundesfeuerwehrverband und die<br />
Österreichischen Brandverhütungsstellen:<br />
Technische Richtlinien vorbeugender <strong>Brandschutz</strong><br />
Ausgabe 2004<br />
DIN 14095 Feuerwehrpläne für bauliche Anlagen 05-2007<br />
DIN 4844-3 Sicherheitskennzeichnung - Teil 3: Flucht- und Rettungspläne 09-2003<br />
18
ENTFluchTuNGSKoNzEPT Für EINE<br />
MulTIFuNKTIoNAlE vErANSTAlTuNGSSTäTTE<br />
Einleitung:<br />
Brandereignisse mit schwerwiegenden Personenschäden gehören<br />
trotz zunehmenden Sicherheitsmaßnahmen noch <strong>im</strong>mer zu regelmäßig<br />
wiederkehrenden Themen der Nachrichtensendungen. Es<br />
stellt sich dann jeweils die Frage, ob die Vorkehrungen für die Gewährleistung<br />
der Sicherheit <strong>im</strong> Gebäude, insbesondere <strong>im</strong> Hinblick<br />
auf den reibungslosen Ablauf der Evakuierung ausreichend waren.<br />
Die Gewährleistung der Personensicherheit in Gebäuden ist das<br />
zentrale Anliegen des baulichen, betrieblichen und abwehrenden<br />
<strong>Brandschutz</strong>es. Dieses gilt insbesondere für Gebäude besonderer<br />
Art oder Nutzung wie Versammlungsstätten, Krankenhäuser, Flughäfen,<br />
Bahnhöfe und Sportstätten sowie multifunktional genutzte<br />
Arenen. Zum Nachweis dieser Personensicherheit kommen <strong>im</strong>mer<br />
mehr die Ingenieurmethoden des <strong>Brandschutz</strong>es, wozu auch Evakuierungsberechnungen<br />
zählen, zum Einsatz.<br />
die Notwendigkeit von Evakuierungsberechnungen ist u.a. in<br />
den folgenden Fallen gegeben:<br />
• Wenn die in Gesetzen oder Verordnungen geforderten<br />
Mindestbreiten von Flucht- und Rettungswegen wesentlich<br />
unterschritten werden.<br />
• Wenn die in Gesetzen oder Verordnungen geforderten max<strong>im</strong>alen<br />
Längen der Flucht- und Rettungswege überschritten<br />
werden.<br />
• Wenn durch die große Anzahl von Personen und/oder durch<br />
die Komplexität des Gebäudes eine sichere Entfluchtung nicht<br />
unmittelbar erkannt werden kann (Versammlungsstätten o.ä.).<br />
Bei dem hier vorgestellten Projekt eines multifunktionalen Veranstaltungszentrums<br />
[siehe Abbildung 1] werden die erforderlichen<br />
Mindestbreiten der Fluchtwege bzw. der Notausgänge in manchen<br />
Bereichen unterschritten. Deshalb wurde mit dem Berechnungsverfahren<br />
von Predtetschenski und Milinski die Zeit best<strong>im</strong>mt, welche<br />
die Besucher benötigen um das betrachtete Gebäude <strong>im</strong> Notfall zu<br />
verlassen. Dabei beginnt die Zeitrechnung mit der Alarmierung der<br />
Zuschauer. D.h. die Zeit die benötigt wird bis die Zuschauer auf die<br />
Alarmierung reagieren und sich tatsächlich in Bewegung setzten,<br />
die so genannte Reaktionszeit, ist darin bereits enthalten. Zudem<br />
wurde auch überprüft ob die auftretenden Personenstaus sicherheitstechnisch<br />
akzeptabel sind oder nicht.<br />
Entfluchtungsberechnung nach<br />
Predtetschenski und Milinski:<br />
ENTFluchTuNGSKoNzEPT<br />
FüR EInE MuLTIFunKTIonALE VERAnSTALTunGSSTäTTE<br />
Abbildung 1: Außenansicht des Veranstaltungszentrums mit Fluchttreppe<br />
Annahmegrößen für die Berechnungen in der Mehrzweckhalle:<br />
Die <strong>im</strong> Folgenden durchgeführten Entfluchtungsberechnungen<br />
nach Predtetschenski und Milinski basieren auf den nachstehenden<br />
Grundannahmen:<br />
• Aufgrund der Berücksichtigung des Lastfalls „Notfallevakuierung“<br />
für die Entfluchtungsberechnungen wird mit der<br />
Bewegungsart „Gefahrbedingung“ gerechnet.<br />
19
ENTFluchTuNGSKoNzEPT<br />
FüR EInE MuLTIFunKTIonALE VERAnSTALTunGSSTäTTE<br />
• Für den Flächenbedarf f nach Predtetschenski und Milinski<br />
wird der folgende f-Wert berücksichtigt:<br />
f = 0,113 m 2 für Erwachsene in Übergangsstraßenbekleidung.<br />
• Bei den Evakuierungsberechnungen nach Predtetschenski und<br />
Milinski werden die lichten Breiten der einzelnen Fluchtwegabschnitte<br />
verwendet, d.h. bei den Stiegenläufen werden für evtl.<br />
vorhandene Handläufe je Seite 10 cm von den in den Plänen<br />
dargestellten Stiegenlaufbreiten und bei Türen 10 cm je Türflügel<br />
von den in den Plänen eingetragenen Türbreiten abgezogen.<br />
• Bei den Berechnungen nach Predtetschenski und Milinski handelt<br />
es sich um reine Gehzeitberechnungen; d. h. der Zeitraum<br />
bis zum Erkennen der Gefahr (z. B. durch Wahrnehmen der Gefahr<br />
oder durch Alarmierung) und dem Einsetzen der Flucht<br />
als Reaktion ist darin nicht enthalten. Diese Reaktionszeit bis<br />
zum Einsetzen der tatsächlichen Fluchtbewegung ist eine additive<br />
Größe, die abhängig von den brandschutztechnischen<br />
Begleitmaßnahmen und deren Effektivität, unterschiedliche<br />
Größenordnungen aufweisen kann. Deshalb wird hier zu den<br />
berechneten Entfluchtungszeiten nach Predtetschenski und<br />
Milinski eine Reaktionszeit von 2 Minuten addiert.<br />
Abbildung 2: Innenansicht mit Blick auf die Spiel- und Veranstaltungsfläche der<br />
Mehrzweckhalle<br />
20<br />
rechenergebnisse nach Predtetschenski und Milinski:<br />
Bei der betrachteten Konfiguration befinden sich zu Beginn der<br />
Evakuierung 1.000 Personen auf Stehplätzen gleichmäßig verteilt<br />
über die verfügbare Hallenfläche von rd. 663 m² <strong>im</strong> UG auf dem<br />
Parkett. Zusätzlich sind 6 Reihen von Ausziehtribünen vorhanden,<br />
auf denen insgesamt 582 Sitzplätzte zur Verfügung stehen. Da die<br />
oberen 6 von 8 möglichen Tribünenreihen ausgezogen werden,<br />
kann die Flucht der darauf befindlichen Personen nur in Richtung<br />
EG erfolgen. Auf den Fixtribünen werden alle Sitzplätze als besetzt<br />
angenommen, woraus sich eine Besucheranzahl von 1.330 Personen<br />
auf den Fixtribünen ergibt. Die unteren 8 Reihen der Fixtribünen<br />
werden über das EG entfluchtet und die oberen 4 Reihen<br />
flüchten in das 1. OG und von dort über 2 Stiegenhäuser nach unten<br />
direkt ins Freie.<br />
In der Abbildung 2 ist exemplarisch die Zuteilung der Personen zu<br />
den einzelnen Ausgängen der Halle auf dem Parkett des UG auf<br />
Basis des kürzesten Fluchtweges schematisch dargestellt.<br />
Abbildung 3: Schematische Darstellung der Zuteilung der Personen zu den Ausgängen<br />
aus der Halle bei einer Veranstaltung mit Stehplätzen auf dem Parkett
max. Evakuierungszeit<br />
bis in einen<br />
gesicherten<br />
Bereich<br />
ohne<br />
Reaktionszeit<br />
max. Evakuierungszeit<br />
bis ins Freie<br />
ohne<br />
Reaktionszeit<br />
max. Evakuierungszeit<br />
bis in einen<br />
gesicherten<br />
Bereich inkl.<br />
Reaktionszeit<br />
von 2 min<br />
Ausgang 1 1,61 2,62 3,61 4,62<br />
Ausgang 3 4,13 4,13 6,13 6,13<br />
Ausgang 4 2,27<br />
4,27<br />
Ausgang 5 2,18 4,94 4,18 6,94<br />
Ausgang 6 1,57 3,57<br />
Ausgang 7 1,75 2,10 3,75 4,10<br />
Ausgang 8 1,31 2,52 3,31 4,52<br />
max. Evakuierungszeit<br />
bis ins Freie<br />
inkl.<br />
Reaktionszeit<br />
von 2 min<br />
Tabelle 1: Berechnungsergebnisse der Evakuierungszeiten in Minuten der einzelnen<br />
Ausgängen aus der Halle<br />
In der Tabelle 1 sind die Berechnungsergebnisse nach dem Berechnungsverfahren<br />
von Predtetschenski und Milinski für die einzelnen<br />
Ausgänge der Halle zusammengestellt.<br />
Die max<strong>im</strong>ale Evakuierungszeit für die betrachtete Personenverteilung,<br />
in der sich 2.912 Personen auf dem Spielfeld der Halle und auf<br />
den Tribünen befinden beträgt inklusive einer Reaktionszeit von 2<br />
Minuten nach dem Berechnungsverfahren von Predtetschenski und<br />
Milinski 6,94 Minuten.<br />
Layout 4C Layout 4A Layout 4B<br />
1.500 Pers.<br />
auf der<br />
Spielfläche<br />
ENTFluchTuNGSKoNzEPT<br />
FüR EInE MuLTIFunKTIonALE VERAnSTALTunGSSTäTTE<br />
zusammenfassung der Berechnungsergebnisse:<br />
In der Tabelle 2 sind die Berechnungsergebnisse der Evakuierungsberechnungen<br />
für die in dem vorgestellten Projekt betrachteten<br />
Nutzungslayouts der Mehrzweckhalle zusammengefasst. Es ist eine<br />
interne Alarmierungszeit zwischen Branddetektion und Alarmierung<br />
der Besucher von 1 Minute geplant, deshalb wird in der letzten<br />
Zeile der Tabelle 3.1 die max<strong>im</strong>ale Evakuierungszeit bis ins Freie<br />
inklusive einer Reaktionszeit von 2 min und inklusive der internen<br />
Alarmierungszeit von 1 Minute angegeben.<br />
Bei dem hier vorgestellten Projekt konnte unter Einbeziehung von<br />
Veranstaltungs- bzw. Nutzungsszenarien, welche von den zukünftigen<br />
Betreibern des „Multiversums“ zur Verfügung gestellt wurden,<br />
der Nachweis erbracht werden, dass die Flucht aus allen Gebäudebereichen<br />
sichergestellt ist. Dies erfolgt durch Einhaltung von<br />
Anforderungen der ArbeitnehmerInnenschutzvorschriften (AStVO,<br />
ASchG) an die Beschaffenheit der Fluchtwege und Ausgänge sowie<br />
Einhaltung der zulässigen Fluchtweglängen. Im Bereich der Veranstaltungshalle<br />
werden aufgrund der hohen Personenzahlen die<br />
gesetzlich vorgeschriebenen Durchgangsbreiten nicht eingehalten.<br />
Die gewählte Nachweismethode zur rechnerischen Beschreibung<br />
der <strong>im</strong> Gefahrenfall entstehenden Personenströme zeigte für diesen<br />
Bereich, dass trotz Abweichen von in den ArbeitnehmerInnenschutzvorschriften<br />
definierten Best<strong>im</strong>mungen die laut diesen Regelwerken<br />
zu erreichenden Schutzziele gleichwertig erfüllt werden.<br />
alle Tribünen<br />
besetzt<br />
Gesamtanzahl der Personen 2.912 1.829 2.150 1.500 2.310 2.875<br />
max. Evakuierungszeit bis in einen gesicherten Bereich<br />
ohne Reaktionszeit<br />
4,13 4,08 4,00 3,07 3,32 4,13<br />
max. Evakuierungszeit bis ins Freie ohne Reaktionszeit 4,94 5,19 6,75 4,71 3,32 6,75<br />
Max<strong>im</strong>ale Einzelstauzeit des Fluchtweges tStau 1,38 1,19 1,86 1,87 0,31 1,87<br />
Max<strong>im</strong>ale Summe der Stauzeiten des Fluchtweges tStau,Summe 3,05 1,20 2,58 2,52 0,31 3,02<br />
max. Evakuierungszeit bis in einen gesicherten Bereich<br />
inkl. Reaktionszeit von 2 min<br />
6,13 6,08 6,00 5,07 5,32 6,13<br />
max. Evakuierungszeit bis ins Freie inkl. Reaktionszeit<br />
von 2 min tevak<br />
6,94 7,19 8,75 6,71 5,32 8,75<br />
max. Evakuierungszeit bis ins Freie inkl. Reaktionszeit<br />
von 2 min und interner Alarmierungszeit von 1 min<br />
7,94 8,19 9,75 7,71 6,32 9,75<br />
Max<strong>im</strong>alwert<br />
Tabelle 2: Berechnungsergebnisse der Personenzahlen, Evakuierungszeiten und Stauzeiten in Minuten sowie Verhältnis von Stauzeit zur Gesamtevakuierungszeit der einzelnen<br />
Ausgänge aus der Mehrzweckhalle.<br />
21
EvAKuIEruNGSKoNzEPT<br />
FüR EIn KRAnKEnHAuS<br />
EvAKuIEruNGSKoNzEPT<br />
Für EIN KrANKENhAuS<br />
Einleitung:<br />
Ziel des von <strong>FSE</strong> <strong>im</strong> Jahre 2009 erstellten Evakuierungskonzeptes<br />
war die Gewinnung von Erkenntnissen und Aussagen über die Zeitdauer<br />
einer allenfalls <strong>im</strong> Brandfall erforderlichen Evakuierung einer<br />
(Betten)Station in einem Krankenhaus. Dabei betrachtet wurden der<br />
derzeitig vorhandene bauliche Zustand, die Umbauphase sowie der<br />
bauliche Zustand nach Fertigstellung der geplanten Umbaumaßnahmen<br />
auf Grundlage der Pläne des beauftragten Architekten.<br />
In Krankenhäusern, Pflegehe<strong>im</strong>en und ähnlichen Einrichtungen<br />
ist die Mehrzahl der Personen in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt.<br />
Die große Perso nendichte und die eingeschränkte Mobilität<br />
erfordern spezielle Maßnahmen zur Sicherheit der Personen <strong>im</strong><br />
Brandfall. Eine Evakuierung der Patienten kann großteils nur durch<br />
Mithilfe von Personal und den Ein satzkräften erfolgen.<br />
Ein Nachweis der Personensicherheit auf Flucht- und Rettungswegen<br />
erfolgt generell dadurch, dass nachgewiesen wird, dass die für<br />
die Flucht der Personen zur Verfügung stehende Zeitspanne größer<br />
ist als die Zeit, die für die Flucht benötigt wird.<br />
Schutzziele:<br />
Generell sollte ein Brand in einem Krankenhaus auf eine möglichst<br />
geringe Fläche beschränkt und die Personengefährdung dadurch<br />
unter Berücksichtigung der Patienten- sowie Gebäudestruktur so<br />
gering wie möglich gehalten werden. Der Personenschutz ist <strong>im</strong><br />
22<br />
Krankenhausbereich jedenfalls das oberste Ziel des <strong>Brandschutz</strong>es,<br />
wobei es sich um die Fürsorge für Patienten, Besucher, Personal und<br />
Rettungskräfte handelt. Daneben sollte auch der Sachwertschaden<br />
begrenzt und der Weiterbetrieb des Krankenhauses nach einem<br />
Brandereignis ohne wesentliche Einschränkungen angestrebt werden.<br />
Im Übrigen gilt es in die Schutzzielfestlegung erforderlichenfalls<br />
auch den Umweltschutz einzubeziehen, um bei einem Brand<br />
schädliche Auswirkungen auf Wasser, Boden und Luft zu vermeiden<br />
bzw. einzugrenzen.<br />
Grundlagen des Evakuierungskonzeptes:<br />
Der bauliche sowie anlagentechnische <strong>Brandschutz</strong> (Brandmeldeanlage<br />
<strong>im</strong> Schutzumfang Vollschutz bzw. ein TUS- Anschluss zur<br />
Bezirksalarmzentrale) und der abwehrende <strong>Brandschutz</strong> wurden<br />
nach Rücksprache mit allen Beteiligten als ordnungsgemäß vorhanden<br />
vorausgesetzt.<br />
Patienten:<br />
Die Gesamtbettenanzahl <strong>im</strong> betrachteten Krankenhaus beträgt 170<br />
Betten; dies stellt die max<strong>im</strong>ale Belegung der Betten durch Patienten<br />
<strong>im</strong> gesamten Gebäude dar.<br />
Die Festlegung der Patienten je Station/Bereich erfolgte hinsichtlich<br />
ihrer Mobilität <strong>im</strong> Einvernehmen mit der Krankenhausleitung und<br />
dem beauftragten <strong>Brandschutz</strong>beauftragten in:<br />
G = gehfähige Patienten<br />
B = betreuungsbedürftige Patienten<br />
(ohne medizinische Betreuung)<br />
l = liegend zu transportierende Patienten<br />
z.T. mit medizinischer Betreuung<br />
N = Nicht verlegbar (Intensivstation, Geburt, während Operation)<br />
Dies entspricht sinngemäß dem Einstufungsschema der derzeit<br />
geltenden ON-Regel 116150 „PflegePersonalRegelung – Österreich,<br />
PPR-Ö“.
hiezu kommt noch die spezielle Krankenhaussituation mit<br />
nachstehenden Parametern:<br />
• Patienten: eingeschränkte Mobilität, nicht ortskundig, geringes<br />
Gefahrenbewusstsein, medikamentöse Beeinträchtigung,<br />
Abhängigkeit von medizintechnischen Einrichtungen<br />
• Mitarbeiter: Personalmangel, insbesondere in der Nacht, oft<br />
auf den Brandfall nicht richtig vorbereitet, Fremdpersonal<br />
• Gebäude: hoher Technisierungsgrad, gegebenenfalls Hochhauscharakter,<br />
zum Teil alte Bausubstanz, ständige Umbauten<br />
• Nutzung: sehr unterschiedlich, z.B. OP-Bereiche, Pflegestationen,<br />
Laboratorien, Lager, Archive, Technikräume<br />
Grundsätzlich wurde ein Selbstrettungsanteil der Patienten von<br />
durchschnittlich 60 % festgestellt, der in Abhängigkeit der Stationstypen<br />
und der Mobilität der dort untergebrachten Personengruppen<br />
aber durchaus stark variieren kann. Die allenfalls vorhandene<br />
Sedierung von Patienten wurde berücksichtigt.<br />
Personal:<br />
Das Personal setzt sich aus Ärzte, Pflege- bzw. Pflegehilfspersonal<br />
sowie andere Berufsgruppen zusammen, wobei eine Mindestbeset-<br />
Abbildung 01: Kennwerte für Nutzungen zur Abschätzung und zur Erarbeitung der Quellterme 1<br />
zung mit 28 Personen (davon 8 Ärzte) rund um die Uhr sichergestellt<br />
ist. Im Notfall, wenn eine Operation während der Nacht (sehr<br />
selten) bzw. eine Geburt stattfindet sind jedenfalls noch 13 Personen<br />
akut frei als Evakuierungshelfer einsetzbar.<br />
Festgelegtes Szenario:<br />
Hinsichtlich der erforderlichen Rauchfreihaltung während der Evakuierung<br />
wurde <strong>im</strong> Einvernehmen mit der Behörde angenommen,<br />
dass der Brand in einem Bettenz<strong>im</strong>mer ausbricht bzw. dieser nach<br />
Evakuierung der in diesem Raum anwesenden Personen während<br />
der Evakuierungsphase auf diesen Raum begrenzt bleibt, sodass eine<br />
Verrauchung der Fluchtwege während der Entfluchtung einer Station<br />
hintangehalten wird. Im erstellten Evakuierungskonzept wurde<br />
aufgrund der in der Fachliteratur <strong>im</strong>mer wieder angeführten kleinen<br />
Brandfläche (z.B. Matratze bei Patientenbett) eine Räumung einer<br />
Bettenstation als max<strong>im</strong>ales realistisches Szenario angenommen.<br />
Eine Evakuierung des gesamten Gebäudes (z.B. Bombendrohung)<br />
stellt einen Sonderfall dar, der für einen Brandfall grundsätzlich<br />
nicht anzunehmen ist bzw. eine wesentlich größere Vorlaufzeit<br />
sowie Gesamtzeit für die Evakuierung aufgrund des hohen Personalaufwandes<br />
bedarf. Die dominierende Brandlast in einem Krankenz<strong>im</strong>mer<br />
bildete die Matratze eines Patientenbettes. Von der<br />
1 vfdB Leitfaden Ingenieurmethoden des <strong>Brandschutz</strong>es TB 04-01, Stand Mai 2009, Bild 3.1- Brandphasen mit zugeordneten<br />
Hauptnutzungen der Rettungswege und Bedingungen für die Nutzbarkeit der Rettungswege <strong>im</strong> Brandfall)<br />
EvAKuIEruNGSKoNzEPT<br />
FüR EIn KRAnKEnHAuS<br />
23
EvAKuIEruNGSKoNzEPT<br />
FüR EIn KRAnKEnHAuS<br />
anzunehmenden Brandfläche wurde näherungsweise auf die max<strong>im</strong>ale<br />
Wärmefreisetzungsrate geschlossen. Die Grenzwerte wurden<br />
auf Basis der verwendeten Literatur (Sebastian Müller, Diplomarbeit<br />
„Konzeptionelle und konstruktive brandschutztechnische Bemessung<br />
eines großen Krankenhauses bei Berücksichtigung der Flucht-<br />
und Rettungswegesituation“, 25.9.2004) festgelegt:<br />
• t max zur Räumung des vom Brand betroffenen Z<strong>im</strong>mers = 10<br />
min (ca. nach 12 - 15 Minuten Flash-Over; ab 10 Minuten Temperatur<br />
<strong>im</strong> Raum über 100°C bzw. keine raucharme Schicht<br />
mehr vorhanden)<br />
• t max zur Räumung der gesamten Station (Rauchabschnitt) = 20<br />
min (Gang als brandlastfrei angenommen)<br />
• Für jeden Bereich eines Gebäudes gilt der Grundsatz, dass die<br />
Räumungszeit t Räumung kleiner sein muss als die verfügbare<br />
Räumungszeit t verfügbar<br />
Explizite Sicherheitszuschläge auf die verfügbare Räumungszeit<br />
waren in der Berechnung nötig, da mobilitäts-eingeschränkte Personen<br />
zu berücksichtigen waren.<br />
Ermittlung Evakuierungszeiten:<br />
Die ordnungsgemäße <strong>Brandschutz</strong>organisation stellt eine wesentliche<br />
Grundlage für jedes Evakuierungskonzept dar.<br />
Im Brandfall erfolgt die Alarmierung über die Brandmeldeanlage<br />
(nach Auslösung Rauchmelder bzw. Druckknopfmelder) direkt zur<br />
Brandmeldezentrale be<strong>im</strong> Portier. Automatisch erfolgt von dieser<br />
die Alarmweiterleitung zur Bezirksalarmzentrale der Feuerwehr, der<br />
Ausdruck des Einsatzplanes mit Darstellung der ausgelösten Melder<br />
(A3 Drucker) sowie die Alarmierung der Mitarbeiter über die hausinterne<br />
Alarmierungsanlage (WLAN- Handys)- jedenfalls BSB, BSW<br />
24<br />
und Haustechniker. Der Portier informiert telefonisch die betroffene<br />
Station/Abteilung sowie Anstaltsleitung und sonstige Personen laut<br />
Alarmplan.<br />
Binnen 5 Minuten treffen sich die eingeschulten Mitarbeiter der<br />
<strong>Brandschutz</strong>gruppe (mindestens 3 Personen), die für die Feststellung<br />
des Brandes, zur Erstbrandbekämpfung sowie zur Einweisung<br />
der Feuerwehr verantwortlich sind, be<strong>im</strong> Portier ein.<br />
Anmerkung: Die <strong>Brandschutz</strong>gruppe ist mit 6 Preßluftatmer, 12<br />
Atemschutzmasken und 5 Spühlhauben sowie mit 39 Fluchthauben<br />
bzw. der Bereich Technik mit 8 Fluchthauben ausgestattet.<br />
Mit dem Eintreffen der Freiwilligen Feuerwehr ist spätestens 10 Minuten<br />
nach Alarmierung zu rechnen.<br />
Aufgrund der derzeit <strong>im</strong> betrachteten Krankenhaus vorhandenen<br />
Struktur ist grundsätzlich festzuhalten, dass eine Station bei einem<br />
allfälligen Brandereignis in den ersten 10 bis 15 Minuten vermutlich<br />
auf sich allein gestellt sein wird, insbesondere in den nächtlichen<br />
Stunden. Während dieses Zeitraumes muss das anwesende<br />
Personal die entsprechenden Vorkehrungen einleiten. Da vor allem<br />
nächtliche Brandereignisse besondere Gefahrensituationen heraufbeschwören<br />
können, werden für die bettenführenden Stationen alle<br />
verfügbaren Mitarbeiter sofort alarmiert.<br />
Evakuierungsstufen:<br />
Laut TRVB N 132/03- Krankenhäuser und Pflegehe<strong>im</strong>e, Bauliche<br />
Maßnahmen- ist das zu verfolgende Schutzziel der Verbleib der<br />
Patienten in ihren Z<strong>im</strong>mern bzw. die Evakuierung einer möglichst<br />
geringen Perso nenanzahl in angrenzende sichere Bereiche. Hierzu<br />
ist einerseits eine Unterteilung des Gebäudes in kleine Brand- bzw.
Rauchabschnitte andererseits eine mög lichst frühe Branderkennung<br />
erforderlich. In Bereichen der Intensivmedizin und der Operationssäle<br />
ist eine Evakuierung beinahe unmöglich.<br />
Sollte es zu einem Brandereignis größeren Umfanges kommen,<br />
wird das „mehrstufige Rettungskonzept“ ver folgt. Mit zunehmender<br />
Brand- und Rauchausbreitung und somit steigender Gefährdung<br />
der Patienten sind umfangreichere Rettungsmaßnahmen<br />
(eine höhere Stufe) erforderlich. Hierbei ist jedoch zu beachten,<br />
dass einerseits die Anzahl der hierzu erforderlichen Einsatz kräfte<br />
und des medizinischen Personals stark ansteigt.<br />
In der TRVB N 132/03 sind folgende Evakuierungsstufen festgelegt<br />
- Stufe 1 Aufenthalt in den Z<strong>im</strong>mern<br />
- Stufe 2 Horizontale Evakuierung in angren zende Rauch-<br />
bzw. Brandabschnitte<br />
- Stufe 3 Vertikale Evakuierung in andere Geschoße<br />
- Stufe 4 Evakuierung ins Freie<br />
Abbildung 02: Grafische Darstellung der Evakuierungsstufen nach TRVB N 132/03<br />
Die Evakuierung- aufgrund der Festlegung mit allen Beteiligten-<br />
wurde für Stufe 2- Horizontale Evakuierung in die angren zenden<br />
Rauch- bzw. Brandabschnitte festgelegt. Die Betten werden demnach<br />
auf die freien Gänge/Plätze der angrenzenden Rauch- bzw.<br />
Brandabschnitte gebracht.<br />
Abbildung 03: Gang brandlastfrei bzw. frei von Verstellung<br />
Flucht- und verkehrswege müssen deshalb von jeder verstellung<br />
freigehalten werden.<br />
Insgesamt 173 Fluchthauben (Fluchtfiltermasken, d.h. nur für Patienten<br />
und in einer Richtung) sind an verschiedenen Stützpunkten<br />
(Stationen) bereitgehalten. Es stehen somit für Patienten (und Personal)<br />
ausreichend Fluchthauben zur Verfügung.<br />
Berechnung:<br />
Annahmen für die Evakuierung:<br />
• Start Evakuierung 5 Minuten nach Alarm<br />
• Evakuierung grundsätzlich durch 1 Helfer/Patientenbett,<br />
Intensivstationen jedenfalls 2 Helfer/Patientenbett<br />
• Maßgebend für Fluchtwegslängen bzw. Evakuierungszeit ist<br />
nächster Brand- bzw. Rauchabschnitt<br />
Berechnungsergebnisse:<br />
EvAKuIEruNGSKoNzEPT<br />
FüR EIn KRAnKEnHAuS<br />
Evakuierung Bettenz<strong>im</strong>mer:<br />
Die vollständige Evakuierung eines 6- Bett Z<strong>im</strong>mers bis zumindest auf<br />
den vorgelagerten Gang ist laut Berechnung erst nach 6,5 Minuten ab<br />
Beginn Evakuierung abgeschlossen; dies bedeutet dass eine vollständige<br />
Evakuierung in diesem Fall innerhalb von 10 Minuten ab Brandausbruch<br />
voraussichtlich nicht sichergestellt werden kann.<br />
Aufgrund der durchgeführten Berechnungen ist eine vollständige Evakuierung<br />
eines Bettenz<strong>im</strong>mers innerhalb von 10 Minuten ab Brandausbruch<br />
bis zu einer max<strong>im</strong>alen Belegung mit 4 Betten möglich.<br />
25
BERWACHUNG<br />
EvAKuIEruNGSKoNzEPT<br />
FüR EIn KRAnKEnHAuS<br />
MODUL MODUL<br />
MODUL MODUL<br />
MODUL<br />
Abbildung 04: Planausschnitt mit 2- Bett Z<strong>im</strong>mer<br />
Evakuierung Intensivstationen/operationsstationen:<br />
- Intensivstation<br />
In der betrachteten Intensivstation sind max<strong>im</strong>al 13 <strong>im</strong> Bett zu<br />
evakuierende Patienten aufhältig. Als Personal sind zumindest 3<br />
Personen ständig anwesend. Der Evakuierungsweg direkt in den<br />
nächsten Brand- bzw. Rauchabschnitt beträgt 35 m bzw. kann<br />
der angrenzende Bereich auch erforderlichenfalls sämtliche Betten<br />
nach erfolgter Evakuierung aufnehmen. Zusätzlich weist diese<br />
Station einen direkten Ausgang ins Freie auf, der gleichzeitig als<br />
Angriffsweg für Einsatzkräfte dient.<br />
Eine vollständige Evakuierung in den nächsten Brand- bzw. Rauchabschnitt<br />
bedarf einer Zeit von ca. 25 - 30 Minuten unter den oben<br />
dargestellte Annahmen, wobei in der Berechnung noch keine Operation<br />
berücksichtigt wurde, demnach nachgewiesen wurde, dass<br />
26<br />
TEEKÜCHE<br />
O2, VA<br />
PATIENTENLIEGE<br />
PATIENTENLIEGE<br />
UNTERSUCHUNGS-<br />
LEUCHTE<br />
UNTERSUCHUNGS-<br />
LEUCHTE<br />
E30<br />
AUFENTHALTSBEREICH<br />
STATIONBAD<br />
MODUL<br />
O B E R L I C H T<br />
INST SCHACHT<br />
O2, VA<br />
EI²90C<br />
CLAPPY<br />
GANG<br />
EI₂30C<br />
E30<br />
E30<br />
E30<br />
E30<br />
E30<br />
E30<br />
19<br />
21<br />
23<br />
20<br />
22<br />
24<br />
HT- ROHRE<br />
BESTAND<br />
Abbildung 05: Intensivstation<br />
Intensivstationen nicht in der geforderten Zeit vollständig zu evakuieren<br />
sind.<br />
- oP- Bereich<br />
Der OP- Bereich weist sowohl eine Verbindung zum angrenzenden<br />
Brand- bzw. Rauchabschnitt als auch zwei Ausgänge direkt ins Freie<br />
auf. Eine Evakuierung der OP´s erfolgt laut Angaben der Krankenhausverwaltung<br />
innerhalb von 20 Minuten, wobei hingewiesen wird,<br />
dass eine Evakuierung sämtlicher Patienten grundsätzlich nicht<br />
möglich ist.<br />
Abbildung 06: OP-Bereich
hinweis Intensivstationen und oP- Stationen:<br />
Während laufender Operationen lassen sich die Patienten in der<br />
Regel nicht horizontal in andere Rauch- bzw. Brandabschnitte verschieben.<br />
Selbst ein In- Sicherheitbringen von Patienten aus Intensiv-<br />
und Operationsbereich in der notwendigen kurzen Zeit stellt<br />
ein Problem dar.<br />
Der vorwiegende Teil der Intensivpatienten wird maschinell beatmet<br />
und über mehrere intravenöse Zugänge (Infusionen, Perfusoren)<br />
versorgt und hat einen arteriellen Zugang zur Druckmessung.<br />
Bei jeder Operation unter Vollnarkose ist der Patient mit einem Beatmungsgerät<br />
verbunden und mit einem intravenösen Zugang versorgt,<br />
demnach eine Evakuierung in diesen Fällen nicht möglich ist.<br />
Evakuierung einer Station <strong>im</strong> Bestand:<br />
Betrachtet wurde unter anderem die Station „Chirurgie“ <strong>im</strong> 2.OG<br />
mit max<strong>im</strong>al 8 gehfähigen Patienten, zwei Patienten mit erforderlicher<br />
Betreuung sowie 32 <strong>im</strong> Bett zu evakuierende Patienten. Die<br />
Patienten werden zum Teil in 6- Bett- Z<strong>im</strong>mer untergebracht. Als<br />
Personal sind zumindest 2 Personen ständig anwesend.<br />
Die Station bildet derzeit einen großen Brandabschnitt; der Weg<br />
direkt in den Gang (Stützpunkt vor den Aufzügen / Stiegenhaus)<br />
beträgt 35 m.<br />
die brandschutztechnische Betrachtung führte zu<br />
folgenden Mängelpunkten für die Evakuierung:<br />
• Der bestehende Stützpunkt vor den Aufzügen/Stiegenhaus<br />
reicht flächenmäßig nicht aus, um alle zu evakuierenden Betten<br />
für diese Station aufzunehmen.<br />
• Die vollständige Evakuierung eines vom Brand betroffenen 6-<br />
Bett Z<strong>im</strong>mers bis zumindest auf den vorgelagerten Gang ist innerhalb<br />
von 10 Minuten ab Brandausbruch nicht durchführbar.<br />
• Die vollständige Evakuierung dieser Station dauert mindestens<br />
30 Minuten (Beginn Evakuierung 5 Minuten nach Alarm), auch<br />
unter Berücksichtigung zusätzlicher Helfer, die nach ca. 15 Minuten<br />
eintreffen.<br />
• Eine sichere Evakuierung dieser Station ist demnach derzeit<br />
nicht möglich, obwohl ein konsensgemäßer Zustand vorliegt.<br />
3 BETTZIMMER 306<br />
3 BETTZIMMER 305<br />
2 BETTZIMMER 304<br />
GERÄTESCHIENE<br />
2 BETTZIMMER 303<br />
2 BETTZIMMER 302<br />
STIEGE<br />
6 BETTZIMMER 307<br />
PRIMARARZT CHIR 301<br />
SEKRETARIAT/SCHREIBBÜRO<br />
PRIMAR<br />
EI₂30C<br />
ISOLIERZIMMER<br />
BESUCHERZIMMER 308<br />
GANG<br />
GANG<br />
GANG<br />
EI₂30C<br />
SCHLEUSE<br />
EI₂30C<br />
30C<br />
EvAKuIEruNGSKoNzEPT<br />
WC<br />
EI²90C<br />
INST SCHACHT<br />
Abbildung 07: Planausschnitt Bestand Station „Chirurgie“ <strong>im</strong> 2.OG<br />
BAD<br />
BETTEN AR<br />
SPÜLE<br />
ENTSORGUNG<br />
VERSORGUNG<br />
GERÄTE<br />
UNTERSUCHUNG<br />
TISCH...<br />
EI²90C<br />
INST.SCHACHT<br />
FüR EIn KRAnKEnHAuS<br />
E30 C<br />
GANG<br />
GANG<br />
GANG<br />
FW<br />
STÜTZPUNKT<br />
09<br />
6 BETTZIMMER 309<br />
11<br />
3 BETTZIMMER 310<br />
6 BETTZIMMER 311<br />
6 BETTZIMMER 312<br />
3 BETTZIMMER 313<br />
TEEKÜCHE<br />
SCHWESTERN DIENSTZI.<br />
SCHWESTERNAUFENTH.<br />
12<br />
NACHTDIENST<br />
10<br />
27
EvAKuIEruNGSKoNzEPT<br />
FüR EIn KRAnKEnHAuS<br />
Evakuierung Station nach umbau:<br />
Betrachtet wird neuerlich die Station „Chirurgie“ <strong>im</strong> 2.OG wie oben<br />
beschrieben. Die Patienten werden künftig in max<strong>im</strong>al 4- Bett-<br />
Z<strong>im</strong>mer untergebracht. Der Brandabschnitt wird in annähernd 2<br />
gleich große Rauchabschnitte unterteilt.<br />
Die Evakuierung ist laut Berechnung nach spätestens 25 Minuten<br />
ab Brandmeldung abgeschlossen.<br />
28<br />
DDB 104/104<br />
E30<br />
REI30<br />
GERÄTESCHIENE GERÄTESCHIENE<br />
STIEGENHAUS<br />
VISITENWAGEN<br />
VISITENWAGEN<br />
E30<br />
NURGLASWAND 380/440<br />
SANITÄR<br />
E30<br />
EI₂30C<br />
GARDEROBEN-<br />
HAKEN<br />
EI₂30C<br />
EI₂30C<br />
GANG<br />
EMPFANG/ÜBERWACHUNG<br />
WARTEBEREICH<br />
GANG<br />
EI₂30C<br />
EI₂30C<br />
MODUL MODUL<br />
MODUL MODUL<br />
MODUL<br />
TEEKÜCHE<br />
PATIENTENLIEGE<br />
PATIENTENLIEGE<br />
UNTERSUCHUNGS-<br />
LEUCHTE<br />
UNTERSUCHUNGS-<br />
LEUCHTE<br />
O2, VA<br />
O2, VA<br />
O B E R L I C H T<br />
E30<br />
AUFENTHALTSBEREICH<br />
STATIONBAD<br />
INST SCHACHT<br />
EI²90C INST.SCHACHT<br />
Abbildung 08: Planausschnitt Neubau Station 3- 2.OG<br />
EI²90C<br />
EI²90C<br />
MODUL<br />
EI²90C<br />
EI²90C<br />
CLAPPY<br />
EI₂30C<br />
GANG<br />
EI₂30C<br />
EI²90C<br />
4<br />
FW<br />
0<br />
SANITÄR<br />
SANITÄR<br />
E30<br />
E30<br />
E30<br />
E30<br />
E30<br />
E30<br />
EI30<br />
17<br />
19<br />
21<br />
23<br />
18<br />
20<br />
22<br />
24<br />
E30<br />
EI₂30C<br />
HT- ROHRE<br />
BESTAND<br />
HT- ROHRE<br />
BESTAND<br />
Eine sichere Evakuierung dieser Station ist somit sichergestellt, da<br />
durch die baulichen Abänderungen sowohl die Evakuierung der<br />
Patienten aus dem vom Brand betroffenen Z<strong>im</strong>mer als auch des<br />
Rauchabschnittes zeitgerecht erfolgt.<br />
E30
zusammenfassung:<br />
Krankenhäuser weisen grundsätzlich ein hohes Brandrisiko auf, welches<br />
aus den verschiedenen spezifischen Aufgabenstellungen und<br />
Strukturen sowie der Größe der baulichen Anlagen resultiert. Die<br />
umfangreiche Technik erfordert einen hohen Installationsaufwand<br />
sowie eine große Anzahl von Wand- bzw. Deckendurchbrüchen,<br />
Schächten, Kanälen und anderen Hohlräumen. Die Vielzahl von unterschiedlichen<br />
Nutzungen (z.B. Bettenstation, Behandlungs- und<br />
Operationsbereich, Laborräume, Technikräume, Archive, Küchen,<br />
Werkstätten) trägt weiters zur Erhöhung des Brandrisikos bei.<br />
Das Gefährdungsbild wird weiters durch die besondere Situation<br />
der Krankenhauspatienten beeinflusst. Sie verfügen teilweise über<br />
keine oder nur geringe Ortskenntnisse, sind vielfach nicht <strong>im</strong> Vollbesitz<br />
ihrer körperlichen und geistigen Kräfte, haben teils ein eingeschränktes<br />
Wahrnehmungsvermögen oder sind an lebenserhaltende<br />
Geräte angeschlossen.<br />
Wie Brandereignisse zeigten, sind Evakuierungen von Patienten<br />
besonders dann sehr aufwändig und schwierig, manchmal sogar<br />
unmöglich, wenn sie nicht innerhalb des gleichen Geschosses, sondern<br />
über Stiegen erfolgen muss. Da teilweise ein Teil der Patienten<br />
auf fremde Hilfe angewiesen ist, kann ein eigenständiges Verlassen<br />
des gefährdeten Bereiches beispielsweise über Gänge und Stiegenhäuser<br />
bzw. Außentreppen nur <strong>im</strong> eingeschränkten Umfang erwartet<br />
werden. Das Krankenhauspersonal ist zudem allein kaum in der<br />
Lage, alle handlungsunfähigen Personen in Sicherheit zu bringen.<br />
Vor allem die Personalstärke während der Nachtstunden hat zur<br />
Folge, dass spontane Rettungsmaßnahmen <strong>im</strong> besten Fall nur in<br />
beschränktem Ausmaß möglich sind.<br />
Deshalb: Theorie ist gut, Praxis ist besser. Ein erstelltes Evakuierungskonzept<br />
mit allen organisatorischen Maßnahmen muss zuerst<br />
einmal den MitarbeiterInnen des jeweiligen Krankenhauses theoretisch<br />
vermittelt werden. Im Anschluss daran ist es praktisch zu<br />
beüben. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sind nachfolgend in<br />
das Evakuierungskonzept einzuarbeiten. Ein einmal erstelltes Evakuierungskonzept<br />
ist laufend an die sich in Krankenhäusern ständig<br />
ändernden Rahmenbedingungen, wie z. B. Umbauten, Änderungen<br />
in der medizinischen Nutzung, Änderungen der Personalstruktur,<br />
anzupassen.<br />
EvAKuIEruNGSKoNzEPT<br />
FüR EIn KRAnKEnHAuS<br />
Aufgrund der Ergebnisse des erstellten Evakuierungskonzeptes<br />
ergibt sich folgendes:<br />
• Bei Brandalarm ist sofort eine Kontrolle durchzuführen bzw.<br />
unverzüglich die Evakuierung des vom Brand betroffenen Z<strong>im</strong>mers<br />
einzuleiten.<br />
• Im Brandfall sind sofort alle freien Mitarbeiter zu alarmieren.<br />
• Der Start der Evakuierung hat spätestens 5 Minuten nach erfolgter<br />
Alarmierung zu erfolgen<br />
• Die vollständige Evakuierung eines vom Brand betroffenen<br />
Bettenz<strong>im</strong>mers hat innerhalb von 10 Minuten erfolgen. Für<br />
Um- bzw. Neubauten sind die Patientenz<strong>im</strong>mer auf max<strong>im</strong>al<br />
4- Bettz<strong>im</strong>mer abzuändern.<br />
• Bestehende Stationen stellen derzeit oftmals noch sehr große<br />
Brandabschnitte dar, demnach die Evakuierung dieses Bereiches<br />
30 Minuten und länger betragen wird. Es sind demnach<br />
bei Um- bzw. Neubauten Rauchabschnitte mit einer Länge von<br />
je max. 20,0 m zu schaffen.<br />
• Sämtliche Betten eines Rauchabschnittes sind in anderen<br />
Rauch- bzw. Brandabschnitten desselben Geschoßes <strong>im</strong> Evakuierungsfall<br />
unterzu bringen.<br />
• OP und Intensivstation: Während laufender Operationen lassen<br />
sich die Patienten in der Regel nicht horizontal in andere<br />
Rauch- bzw. Brandabschnitte verschieben. Selbst ein In- Sicherheitbringen<br />
von Patienten aus Intensiv- und Operationsbereich<br />
in der notwendigen kurzen Zeit stellt ein Problem dar.<br />
29
ExPloSIoNSSchuTzPlANuNG<br />
FüR DIE LEBEnSMITTELVERSucHSAnSTALT KLoSTERnEuBuRG<br />
ExPloSIoNSSchuTzPlANuNG Für dIE<br />
lEBENSMITTElvErSuchSANSTAlT<br />
KloSTErNEuBurG<br />
Sachverhalt:<br />
Das neue Labor in Klosterneuburg soll der Lebensmittelversuchsanstalt<br />
zur Untersuchung von Lebensmittelproben aus dem Handel<br />
oder einer Produktion dienen. Um diese entsprechenden Versuchstätigkeiten<br />
durchführen zu können werden entsprechende<br />
Laboratorien betrieben. Dafür ist es notwendig die entsprechenden<br />
Chemikalien und Gase am Standort einerseits vorrätig zu halten<br />
andererseits zu prüfen. Für die brennbaren Flüssigkeiten wird ein<br />
eigenes Lager betrieben, welches regelmäßig neu bestückt wird und<br />
in welchem auch Umfülltätigkeiten durchgeführt werden.<br />
Für die brennbaren Gase wird ein entsprechendes Gaselager errichtet<br />
und wird in einem Labor ein Wasserstoffgenerator betrieben.<br />
Sollte es zum Ausfall des Generators kommen, werden Wasserstoffflaschen<br />
<strong>im</strong> Gaselager vorrätig gehalten, welche über ein Rohrleitungssystem<br />
das betreffende Lager notversorgen.<br />
Um eventuellen Energieversorgungsausfällen des örtlichen Netzbetreibers<br />
und damit verbundenen Produktionsausfällen vorzubeugen,<br />
wird eine Notstromversorgung über eine akkugestützte, unterbrechungsfreie<br />
Stromversorgung und einem Notstromaggregat errichtet.<br />
Aufgabenstellung:<br />
Aufgabe war es bereits für die behördlichen Einreichungen die entsprechenden<br />
Bereiche gemäß der Verordnung über explosionsfähige<br />
Atmosphären (VexAt) zu beurteilen und einzuteilen.<br />
Hierzu war es zuerst einmal notwendig die Bereiche herauszufiltern,<br />
in welchen es nur während des Betriebs zur Bildung einer explosiver<br />
Atmosphäre kommen kann und in solche, in denen ständig<br />
mit einem explosionsfähigen Gas-Luft-Gemisch gerechnet werden<br />
muss. Der Anhang I der Richtlinie 1999/92/EG „Einteilung von Bereichen,<br />
in denen explosionsfähige Atmosphäre vorhanden sein<br />
könnte“ wurde hierbei angewendet.<br />
30<br />
In dieser wird folgendes ausgesagt:<br />
• Bereiche in denen explosionsfähige Atmosphären vorhanden<br />
sein können:<br />
Ein Bereich, in dem eine explosionsfähige Atmosphäre in solchen<br />
Mengen auftreten kann, dass besondere Schutzmaßnahmen<br />
für die Aufrechterhaltung des Schutzes von Sicherheit<br />
und Gesundheit der betroffenen ArbeitnehmerInnen erforderlich<br />
werden, gilt als explosionsgefährdeter Bereich.<br />
Ein Bereich, in dem eine explosionsfähige Atmosphäre nicht in<br />
solchen Mengen zu erwarten ist, dass besondere Schutzmaßnahmen<br />
erforderlich wären, gilt als nichtexplosionsgefährdeter<br />
Bereich. Brennbare Substanzen sind als Stoffe, die eine explosive<br />
Atmosphäre bilden können, einzustufen, es sei denn, die<br />
Prüfung ihrer Eigenschaften ergibt, dass sie in Mischung mit<br />
Luft nicht in der Lage sind, eine Explosion selbsttätig fortzuleiten.<br />
• Einteilung von explosionsgefährdeten Bereichen:<br />
Explosionsgefährdete Bereiche werden nach Ausmaß, Häufigkeit<br />
und Dauer des Auftretens einer explosionsfähigen Atmosphäre<br />
in Zonen unterteilt. Aus dieser Einteilung ergibt sich<br />
der Umfang der zu ergreifenden Maßnahmen nach Anhang II<br />
Abschnitt A der Richtlinie 1999/92/EG.<br />
Im gegenständlichen Fall wurden nur die Zonen für brennbare<br />
Gase, Dämpfe oder Nebel zur Begutachtung herangezogen.
zone 0: Bereich, in dem explosionsfähige Atmosphären als Gemisch<br />
aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen oder Nebeln ständig, über<br />
lange Zeiträume oder häufig vorhanden sind, wobei der Begriff<br />
„häufig“ <strong>im</strong> Sinn von „zeitlich überwiegend“ zu verwenden ist.<br />
zone 1: Bereich, in dem sich bei Normalbetrieb gelegentlich explosionsfähige<br />
Atmosphären als Gemisch aus Luft und brennbaren<br />
Gasen, Dämpfen oder Nebeln bilden können.<br />
zone 2: Bereich, in dem sich bei Normalbetrieb explosionsfähige<br />
Atmosphären als Gemisch aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen<br />
oder Nebeln normalerweise nicht oder aber nur kurzzeitig auftreten.<br />
Dies ist gleichbedeutend damit, dass eine gefährliche explosionsfähige<br />
Atmosphäre nur selten und auch nur kurzzeitig auftritt.<br />
„Normalbetrieb“ ist der der Zustand, in dem die Arbeitsmittel oder<br />
Anlagen und deren Einrichtung innerhalb ihrer Auslegungsparameter<br />
benutzt und betrieben werden.<br />
Inspektion und Wartung sowie die Freisetzung geringer Mengen<br />
brennbarer Stoffe können zum Normalbetrieb gehören, z.B. die geringe<br />
Freisetzung von Stoffen aus Dichtungen, deren Wirkungen<br />
auf der Benetzung durch die geförderte Flüssigkeit beruhen oder<br />
bei betriebsüblichen Störungen. Störungen (z.B. Versagen von Dichtungen,<br />
Pumpen oder Flanschen oder die Freisetzung von Stoffen<br />
infolge von Unfällen), die eine Instandsetzung oder Abschaltung<br />
erfordern, werden nicht als Normalbetrieb angesehen.<br />
räumlichkeiten:<br />
Die zu beurteilenden Räumlichkeiten befinden sich <strong>im</strong> Kellergeschoß<br />
(Raum mit dem Notstromaggregat und der Batterieraum),<br />
<strong>im</strong> Erdgeschoß (das Lager und die Umfüllstation für brennbare<br />
Flüssigkeiten sowie das Gaselager) und <strong>im</strong> ersten Obergeschoß<br />
(Laboratorien für die Versuchstätigkeiten.)<br />
Aufgrund der Betreiberangaben wurde für die Räume <strong>im</strong> Keller-<br />
und Erdgeschoß von einer dauerhaften Gefährdung (also 24h/Tag x<br />
7 Tage/Woche x 365 Tage/Jahr) ausgegangen und bei den Laboratorien<br />
nur von einer während des Betriebes.<br />
Beurteilungsgrundlagen:<br />
ExPloSIoNSSchuTzPlANuNG<br />
FüR DIE LEBEnSMITTELVERSucHSAnSTALT KLoSTERnEuBuRG<br />
Die sicherheitstechnischen Kenngrößen geben Aufschluss über<br />
mögliche Explosionsgefahren und stellen somit eine wesentliche<br />
Grundlage für die Beurteilung der Möglichkeiten der Bildung gefährlicher<br />
explosionsfähiger Atmosphäre dar. Es ist allerdings zu<br />
beachten, dass sicherheitstechnische Kenngrößen des Explosionsschutzes<br />
in der Regel nur unter atmosphärischen Bedingungen<br />
gelten. Unter anderen als diesen ändern sich die sicherheitstechnischen<br />
Kenngrößen. Liegen entsprechende Kenngrößen nicht vor, so<br />
müssen sie best<strong>im</strong>mt werden.<br />
Im Zweifelsfall gelten die Festlegungen der für die Best<strong>im</strong>mung sicherheitstechnischer<br />
Kenngrößen akkreditieren Stellen.<br />
Generell gilt allerdings, dass Dämpfe brennbarer Flüssigkeiten <strong>im</strong>mer<br />
schwerer als Luft sind. Für Gase gilt dies <strong>im</strong> allgemeinen auch,<br />
jedoch stellen hier Acetylen, Ammoniak, Cynanwasserstoff, Ethylen,<br />
Kohlenmonoxid, Methan und Wasserstoff die Ausnahme dar – diese<br />
sind leicher als die Dichte von Luft.<br />
Je schwerer die Gase und Dämpfe sind, desto schneller fallen sie<br />
nach unten, wobei sie sich fortschreitend mit der zur Verfügung<br />
stehenden Luft vermischen. Die Entmischung eines einmal gebildeten<br />
Gemisches in leichte und schwere Anteile alleine durch die<br />
Schwerkraft ist nicht möglich. Schwere Schwaden fallen nach<br />
unten und breiten sich aus. Sie können auch über weite Strecken<br />
„kriechen“ und dort gegebenenfalls gezündet werden.<br />
Be<strong>im</strong> offenen Umgang mit brennbaren Flüssigkeiten bildet sich<br />
keine explosionsfähige Atmosphäre, wenn die max<strong>im</strong>ale Verarbeitungstemperatur<br />
5 K bei reinen Flüssigkeiten und 15 K bei Gemischen<br />
unter dem Flammpunkt liegt. Voraussetzung dafür ist, dass<br />
die Flüssigkeiten nicht in Tröpfchen verteilt werden (z.B. versprühen).<br />
In solch einem Fall ist auch unter der UEG (untere Explosionsgrenze)<br />
mit der Bildung einer explosiven Atmosphäre zu rechnen.<br />
Generell gilt, je niedriger die UEG, desto größer ist die Ausdehnung<br />
der entsprechenden Zone.<br />
Bei brennbaren Flüssigkeiten spielt auch die Verdunstungszahl eine<br />
wesentliche Rolle. Diese spielt besonders in Lagern oder Manipulationsstätten<br />
eine besondere Rolle, da es hier auch zu Zeitpunkten<br />
ohne Beobachtung zu einem Austritt kommen kann. Während des<br />
Betriebes kann es durch Umfüll- oder Mischtätigkeiten zu Störun-<br />
31
ExPloSIoNSSchuTzPlANuNG<br />
FüR DIE LEBEnSMITTELVERSucHSAnSTALT KLoSTERnEuBuRG<br />
gen, d.h. zum Austritt der Flüssigkeit kommen. Die Verdunstungszahl<br />
ist das Verhältnis aus den gemessenen Verdunstungszeiten für<br />
die zu prüfende Flüssigkeit und Diethylether als Vergleichsflüssigkeit.<br />
Sie ist d<strong>im</strong>ensionslos und gibt an, um wieviel langsamer als die<br />
gleiche Menge Bezugsflüssigkeit eine best<strong>im</strong>mte Menge Flüssigkeit<br />
bei Normaltemperatur verdunstet.<br />
Um nun den erforderlichen Luftvolumenstrom berechnen zu können<br />
wird meist die Formel nach Lebuser U. / Schecker HG angewendet.<br />
Aus dieser kann die Beharrungszeit und das hypothetische<br />
Volumen ermittelt, aufgrund dessen Zonen definiert und eventuell<br />
notwendige zusätzliche Maßnahmen (z.B. Einsatz einer technischen<br />
Lüftung statt natürlicher,...) festgelegt werden.<br />
Im Falle der LVA wurde die brennbare Flüssigkeit mit dem höchsten<br />
Gefährdungspotential als Grundlage für die Berechnung herangezogen.<br />
Mit dieser Annahme kann sichergestellt werden, dass jede<br />
andere Gefahrenquelle sicher die Festgelegte unterschreitet. Es<br />
muss jedoch auch bedacht werden, dass die brennbare Flüssigkeit<br />
mit dem höchsten Gefährdungspotential in einem Fehlerfall automatisch<br />
die größte Zone bildet. In jedem Fall ist auch die Menge<br />
einer Verpackungseinheit zu betrachten. Aus der Berechnung kann<br />
sich ergeben, dass eine brennbare Flüssigkeit mit einem niedrigerem<br />
Gefährdungspotential aber größerem Verpackungsinhalt größere<br />
Zonendefinitionen erfordert.<br />
Bei der Verdunstungsberechnung für den Fehlerfall wird davon<br />
ausgegangen, dass nur 1 Verpackungseinheit beschädigt oder verschüttet<br />
wurde. Als Eingabeparameter für die Menge der ausgetretenen<br />
Flüssigkeit werden ca. 2/3 des Gesamtinhalts einer Verpackungseinheit<br />
herangezogen.<br />
Als Grundlage für die Beurteilung des Gaselagers wurde die ÖNORM<br />
M 7379 (Gaselager) herangezogen. Hier wurden <strong>im</strong> Besonderen die<br />
vorgeschriebenen Schutzzonen und die anschließenden Sicherheitszonen<br />
betrachtet. Wichtig waren hierbei auch die Abstände,<br />
bzw. die Trennung und Kennzeichnung der verschiedenen gelagerten<br />
Gase. In diesem Fall ergaben die baulichen Maßnahmen automatisch<br />
eine Trennung der Bereiche, da die Wasserstoffflaschen<br />
nur in dem Bereich gelagert werden können, in dem sich auch die<br />
zugehörigen Anschlüsse für das Rohrleitungssystem befinden.<br />
32<br />
weitere Beurteilung:<br />
Für die weitere Beurteilung ist es notwendig mögliche Störfälle<br />
und die daraus notwendigen organisatorischen Maßnahmen zu<br />
betrachten. Hier genügt es <strong>im</strong> Gegensatz zur Berechnung nicht, für<br />
den entsprechenden Bereich nur jene Substanz zu betrachten, welche<br />
das größte Gefährdungspotential darstellt. Es muss der wahrscheinliche<br />
Störfall zur Beurteilung herangezogen werden. Dies<br />
kann das einfache Verschütten einer brennbaren Flüssigkeit sein,<br />
bis hin zum Defekt einer Gasarmatur.<br />
Es sind die notwendigen organisatorischen Maßnahmen allerdings<br />
auch aus verschiedenen Blickwinkel zu betrachten: handelt es sich<br />
um Räumlichkeiten wo <strong>im</strong>mer Personen anwesend sind, werden<br />
diese nur zu gewissen Zeiten oder gelegentlich betreten oder sind<br />
diese generell unbeobachtet?<br />
Hier können die Maßnahmen vom einfachen Bereithalten von Bindemitteln,<br />
Auffangbehältnissen und Entsorgungsgebinden bis zur<br />
permanenten Überwachung mittels Leckage- oder Gassensoren mit<br />
entsprechenden betrieblichen Festlegungen, wie bei Ansprechen eines<br />
Solchen zu handeln ist reichen.<br />
In jedem Fall, ob der Defekt nun offensichtlich durch Personen verursacht<br />
wurde oder ob es das Ansprechen einer Warneinrichtung<br />
war, sind seitens des Betreibers entsprechende schriftliche Nachweise<br />
über die Unterweisung der ArbeitnehmerInnen und der regelmäßigen<br />
Überprüfung der Warneinrichtungen zu führen.<br />
Es sind unter anderem auch entsprechende organisatorische Ersatzmaßnahmen<br />
zu betrachten, welche bei einem Ausfall einer technischen<br />
Überwachungseinheit oder Sicherungseinrichtung zu treffen<br />
sind – z.B. was ist zu tun oder zu unterlassen wenn eine technische<br />
Lüftungsanlage ausfällt, aber die Sicherheitseinrichtung, welche die<br />
durchgeführte Tätigkeit erst zulassen dürfte, nicht anspricht.
Betriebsmittel in explosionsgefährdeten Bereichen<br />
Generell gelten als Betriebsmittel sowohl elektrische (Motoren,<br />
Sensoren,...) als auch nichtelektrische (Warmwasserheizkörper,<br />
Werkzeuge,...).<br />
Alle diese müssen in explosionsgefährdeten zonen gemäß<br />
vExAt mindest wie folgt ausgeführt sein:<br />
• Gerätegruppe II<br />
• Explosionsgruppe G<br />
• Temperaturklasse T3<br />
Generell gilt für elektrische Betriebsmittel in explosionsgefährdeten<br />
Bereichen die EN 60079-10.<br />
Nach EN 1127-1 sind in explosionsgefährdeten Bereichen folgende<br />
Geräte der Gerätegruppe II mit Kategorie und Buchstabe zulässig:<br />
zone 0: 1G<br />
zone 1: 1G, 2G<br />
zone 2: 1G, 2G und 3G<br />
ExPloSIoNSSchuTzPlANuNG<br />
FüR DIE LEBEnSMITTELVERSucHSAnSTALT KLoSTERnEuBuRG<br />
Derartige Festlegungen existieren sinngemäß auch für explosionsgefährdete<br />
Staubbereiche.<br />
In jedem explosionsgefährdeten Bereich gilt jedenfalls, dass elektrisch<br />
leitende Teile sicher geerdet und in den Potentialausgleich<br />
eingebunden sein müssen. Letzeres gilt auch für elektrisch nicht<br />
Leitende um eine eventuell auftretende statische Aufladung sicher<br />
ableiten zu können.<br />
33
ExPloSIoNSSchuTz<br />
NoTIzEN<br />
34
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