Redaktionsschluss „Niederbayerische Schule“ - Bayerischer Lehrer
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12<br />
BLLV-Perspektivteam<br />
Kinder müssen lernen zu tun,<br />
was sie wollen<br />
„Kinder müssen lernen zu tun, was sie<br />
wollen.“ Diese auf den ersten Eindruck<br />
provokativ erscheinende These ist eine<br />
der Erkenntnisse des letzten Fortbildungsseminars<br />
des Perspektivteams.<br />
Dr. Alfred Schlesier, u.a. Dozent an der<br />
LMU München, Gastreferent beim<br />
Herbstseminar des Perspektivteams.<br />
2. Vorsitzender des BLLV Bezirksverbands<br />
Niederbayern, Rainer S. Kirschner,<br />
konnte Herrn Dr. Alfred Schlesier als<br />
Referenten zum Thema „Erziehungsschwierigkeiten“<br />
gewinnen. Dr. Schlesier<br />
arbeitet in der begabungspsychologischen<br />
Beratungsstelle der LMU München,<br />
hat eine eigene psychologische<br />
Praxis in Kirchseeon und unterstützt<br />
und coacht darüber hinaus Schulen und<br />
Lehrkräfte.<br />
Das Seminar begann nach einer Vorstellungsrunde<br />
mit einer Übung, in welcher<br />
gruppenweise mitgebrachte Fälle aus<br />
dem Schulalltag rekonstruiert und auf<br />
Band aufgezeichnet wurden. In anschließenden<br />
Diskussionen beleuchteten<br />
die Seminarteilnehmer <strong>Lehrer</strong>äußerungen<br />
kritisch, reorganisierten und<br />
reflektierten. Erziehungsschwierigkeiten<br />
entstehen immer dann, wenn der zu<br />
Erziehende1, also der Schüler, nicht so<br />
reagiert, wie der Erziehende, also der<br />
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 Dezember/2010<br />
<strong>Lehrer</strong> das von ihm erwartet. Im Verlauf<br />
des Seminars erfuhren die Teilnehmer,<br />
dass diese Probleme nicht immer von<br />
den Schülern, sondern auch von <strong>Lehrer</strong>n<br />
verursacht oder unterstützt werden<br />
können. Erschwerend auf die schulische<br />
Arbeit wirkt es sich aus, wenn Schüler<br />
Anweisungen erhalten, die sie als Befehl<br />
empfinden und sich weigern, diese<br />
auszuführen. Ein Befehlsgeber erwartet,<br />
so Schlesier, die unmittelbare Erfüllung<br />
des Auftrags in exakter Form, ohne<br />
Widerspruch oder Warum-Frage. Ein<br />
Mensch kann aber diese Anforderungen<br />
nicht erfüllen. Er läuft immer Gefahr, eine<br />
oder mehrere Bedingungen zu durchbrechen<br />
und die Erwartungen zu frustrieren,<br />
oft mit sehr unangenehmen<br />
Folgen. Schüler nehmen Aussagen<br />
oftmals sehr wörtlich. Eine Ermahnung,<br />
ein Störverhalten zu unterlassen in Form<br />
einer Frage kann sehr riskant sein.<br />
„Muss das jetzt sein?“ kann auch mit<br />
„Ja!“ beantwortet werden. Zielführender<br />
ist es, sich in die Rolle des Schülers<br />
hineinzuversetzen und zu überlegen,<br />
was eine bestimmte Aufforderung in<br />
einem Kind auslöst, welches <strong>Lehrer</strong>verhalten<br />
dieses auch kränken oder verletzen<br />
kann. Ohnmachtsgefühle können<br />
sich schnell in Wut verwandeln.<br />
Wirksamer als Befehle ist eine gezielte<br />
Einflussnahme auf andere Menschen<br />
und ihre Absichten. Jeder Mensch ist<br />
ein Lebewesen, das in jeder Situation<br />
v.l.n.r.: Stefanie Horinek; Katrin Strieder, Beate Schlichenmaier<br />
immer das Beste tut, was ihm zum<br />
Zeitpunkt der Entscheidung zur Verfügung<br />
steht. Jeder Versuch, etwas anderes<br />
zu verlangen oder gar zu erzwingen,<br />
muss als kränkend oder feindlich empfunden<br />
werden. Und- evolutionsbiologisch<br />
betrachtet- wäre es ungeschickt<br />
das zu tun, was der Feind sagt.<br />
Gesprächspartner müssen sich also<br />
gegenseitig nicht nur freundlich, sondern<br />
nach Dr. Schlesier „freundhaft“<br />
begegnen und aufeinander zugehen.<br />
Das erfordert:<br />
klare Informationen des anderen über<br />
die eigenen Vorstellungen, Wünsche,<br />
Gefühle<br />
Selbstbewusstsein, um Bedürfnisse<br />
klar mitteilen zu können<br />
die Unterstützung das anderen bei<br />
der Betrachtung und Beurteilung<br />
seiner Pläne und Ideen<br />
Beeinflusst werden kann das Handeln<br />
durch:<br />
Lernen am Modell<br />
Appelle an das Verständnis<br />
Alternativen<br />
Raum zur Selbstfindung<br />
angebotene Anreize<br />
Der Gesprächspartner muss sich unterstützt<br />
und verstanden fühlen. Erreicht<br />
werden kann dies durch wohlwollendes<br />
Einfühlen, das durch stellvertretendes<br />
Sprechen sichtbar werden kann. Dabei