Katalog-108_Galerie_Fach
Beschreibung
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Abb. auf dem Titel: Nr. 60<br />
Georg Scholz. Industriebauern.<br />
Abb. auf der 4. Umschlagseite: Nr. 44<br />
Jeanne Mammen. Nutten.
EXPRESSIONISMUS<br />
NEUE SACHLICHKEIT<br />
GRAPHIK<br />
<strong>Katalog</strong> <strong>108</strong><br />
Feinbergweg 7 – 61440 Oberursel/Ts.<br />
Telefon: +49 (0)6171 20 74 92<br />
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www.galerie-fach.de
DIE SCHAFFENDEN.<br />
1<br />
Eine Zeitschrift in Mappenform. Hrsg. von Paul Westheim. 1. Jahrgang, 4 Mappen, 40 Radierungen, Lithographien,<br />
Holz- und Linolschnitte, sämtlich signiert (bis auf die Radierung von Paula Modersohn-Becker), teils betitelt und datiert,<br />
sämtlich auf Japan-Papiere unterschiedlicher Stärke gedruckt. Mit den der Veröffentlichung beigegebenen 4 Erläuterungs-<br />
Doppelblättern, Orig.-Seidenmappe. Größe sämtlicher Originalgraphiken sowie der Mappe ca. 42:32 cm.<br />
Weimar, Gustav Kiepenheuer, 1919. – Mappe leicht berieben und angeschmutzt.<br />
Sämtliche Graphiken mit dem Blindstempel „Die Schaffenden“.<br />
Nr. 2 von 25 Exemplaren auf Japan. Die Mappe wurde in einer Auflage von 125 Exemplare gedruckt,<br />
Nr. 26-125 mit einer Halbleinenmappe geliefert.<br />
Literatur: Söhn HDO 72701 – 72704-10.<br />
„Die Schaffenden. Eine Zeitschrift in Mappenform“ wurde von<br />
Paul Westheim in acht Jahrgängen mit fünf verschiedenfar bigen<br />
Mappen zwischen 1918 und 1930 herausgegeben, von denen<br />
der erste Jahrgang einen gelben Einband trägt. Die in diesem<br />
Umfang einzigartigen Graphikmappen enthalten insgesamt 220<br />
Holzschnitte, Radierungen, Lithographien und Linolschnitte.<br />
Der Titel „Die Schaffenden“ gibt programmatisch den Inhalt<br />
jener Mappen wieder, denn veröffentlicht wurde vor allem<br />
junge, zeitgenössische Kunst des innovativen Zeitgeistes.<br />
2
3<br />
1
1<br />
1. Mappe:<br />
1. Lionel Feininger, The Gate (Das Tor).<br />
Radierung, 1912. – Prasse E 52.<br />
2. Erich Heckel, Handstand.<br />
Lithographie, 1916. – Dube 230 I.<br />
3. Paul Klee, Kleinwelt.<br />
Radierung auf Zink, 1914. – Kornfeld 61.<br />
4. Paula Modersohn-Becker, Sitzende Alte, 1902.<br />
Radierung, 1902. – Stoermer 50; Pauli 2.<br />
5. Otto Müller, Badende.<br />
Lithographie (eigenh. koloriert), 1918. – Karsch 112.<br />
6. Max Pechstein, Varietészene.<br />
Farbholzschnitt, 1912. – Fechter 89; Krüger H 137.<br />
7. Max Pechstein, Komposition.<br />
Lithographie, 1918. – Krüger L 265.<br />
8. Christian Rohlfs, Aus Soest.<br />
Linolschnitt, 1911. – Vogt 27.<br />
9. Christian Rohlfs, Die Heiligen Drei Könige.<br />
Holzschnitt, um 1910. – Vogt 22; Utermann 23.<br />
10. Karl Schmidt-Rottluff, Landschaft.<br />
Holzschnitt, 1913. – Schapire 118.<br />
2. Mappe:<br />
11. Heinrich Campendonk, Interieur mit zwei Akten.<br />
Holzschnitt, 1918. – Engels 36; Söhn 36b.<br />
12. Jack (Jakob Friedrich) Bollschweiler, Weggeschlepptes Mädchen.<br />
Lithographie, 1918.<br />
13. Otto Gleichmann, Tafelrunde.<br />
Lithographie, 1918.<br />
14. Walter Gramatté, Die große Angst.<br />
Radierung, 1918. – Eckhardt 118.<br />
15. Conrad Felixmüller, Soldat im Irrenhaus.<br />
Lithographie, 1918. – Söhn 150a.<br />
16. Hans Purrmann, Badende.<br />
Kaltnadelradierung, 1918. – Hindelang 61.<br />
17. Hans Purrmann, Sommer.<br />
Kaltnadelradierung, 1918. – Hindelang 60.<br />
18. Edwin Scharff, Reiter.<br />
Kaltnadelradierung, 1910.<br />
19. Paul Adolf Seehaus, Wallfahrt.<br />
Radierung, 1917. – Rave 34.<br />
20. Paul Adolf Seehaus, Russisches Dorf.<br />
Radierung, 1917. – Rave 41.<br />
4
3. Mappe<br />
21. Josef Eberz, Tropischer Garten.<br />
Lithographie, 1918. – Hamm 21.<br />
22. Werner Gothein, Frauenkopf.<br />
Holzschnitt, 1919.<br />
23. Werner Gothein, Lausbuben.<br />
Holzschnitt, 1919.<br />
24. Max Kaus, Männerkopf.<br />
Lithographie, 1918.<br />
25. Oskar Kokoschka, Das Prinzip.<br />
Lithographie in Blau und Rot, 1918. – Wingler/Welz 132.<br />
26. Otto Lange, Dame in Grün.<br />
Farbholzschnitt, 1916. – Boettger 103.<br />
27. Fritz Schaefler, Flußlandschaft.<br />
Kaltnadelradierung, 1918.<br />
28. Milly Steger, Verklärung.<br />
Lithographie, 1918.<br />
29. Niklaus Stoecklin, Der Blinde.<br />
Lithographie, 1918.<br />
30. Maria Uhden, Zigeuner.<br />
Holzschnitt, 1918. – Hofmann/Praeger 1918/7.<br />
4. Mappe<br />
31. Max Burchartz, Schlafende Frau.<br />
Lithographie, 1919.<br />
32. Erich Dietrich, Osterspaziergang.<br />
Lithographie, 1919.<br />
33. Anton Kerschbaumer, Kanal.<br />
Lithographie, 1919.<br />
34. Alfred Kubin, Das Grab meiner Mutter.<br />
Litho graphie, 1919. – Raabe 113.<br />
35. Alfred Kubin, Geländete Leiche.<br />
Lithographie, 1919. – Raabe 112.<br />
36. Ludwig Meidner, Straße in Wilmersdorf.<br />
Radierung, 1913. – Tenner 18.<br />
37. Ludwig Meidner, Alter Mann.<br />
Lithographie, 1913. – Tenner 22.<br />
38. Carlo Mense, Karfreitag.<br />
Kaltnadelradierung, 1919. – Drenker-Nagels 539.<br />
39. Carlo Mense, Andacht.<br />
Kaltnadelradierung, 1919. – Drenker-Nagels 540.<br />
40. Oskar O. Treichel, Mädchen mit Puppe.<br />
Linolschnitt, 1919.<br />
1<br />
5
FESTSCHRIFT VERLAG R. PIPER. – DEM VERLAG R. PIPER & CO. ZUM 19. MAI 1924.<br />
München, Piper, 1924. Gr.-8vo. 47 Ss. Mit 1 ganzseit. Illustration nach einer Zeichnung<br />
von Alfred Kubin, 3 Bll., 10 Orig.-Graphiken (davon 7 signiert):<br />
2<br />
PETER TRUMM, Holzschnitt, unsigniert.<br />
MAX UNOLD, Holzschnitt, unsigniert.<br />
RUDOLF GROSSMANN, Lithographie, unsigniert.<br />
MAX BECKMANN, Radierung, signiert (Gallwitz 241; Hofmaier 300).<br />
RICHARD DREHER, Radierung, signiert.<br />
HANS GÖTT, Radierung, signiert.<br />
CARL HOFER, Radierung, signiert (Rathenau 51).<br />
WASSILY KANDINSKY, Radierung, signiert (Roethel 182).<br />
FELIX MESECK, Radierung, signiert.<br />
ADOLF SCHINNERER, Radierung, signiert.<br />
Orig.-Halbpergament, mit goldgeprägtem Rückentitel und Kopfgoldschnitt. – Vorsätze erneuert, Ecken leicht bestoßen.<br />
Literatur: Söhn, HDO 349. – Nr. 30 von 60 num. Exemplaren,<br />
„aus Anlass des 20jährigen Bestehens der Verlagsbuchhandlung<br />
… hergestellt … Der Einband stammt von Hübel & Denck,<br />
Leipzig“. Mit literarischen Beiträgen von J. Meier-Graefe,<br />
H. Wölfflin, J. Kurth, W. Hausenstein, O. Vrieslander u.a.<br />
Der Druck der Graphiken erfolgte in den Ateliers C. Wolf & Sohn<br />
sowie F. Hanfstaengl, München.<br />
Schönes Exemplar der seltenen Festschrift!<br />
6
7<br />
2
MAX BECKMANN<br />
1884 Leipzig – New York 1950<br />
Jahrmarkt.<br />
3<br />
Folge: 7 Bll. Titel, Impressum, Inhaltsverzeichnis sowie 10 Radierungen, 1921, auf chamoisfarbenem Velin,<br />
mit Bleistift signiert, mit Orig.-Passepartouts, in Orig.-Mappe. 52:38,2 cm (Blattgrößen). München, R. Piper & Co., 1922.<br />
Provenienz: Sammlung Reinhard Piper, München.<br />
Literatur: Hofmaier 191-200, II B (von D). Es handelt sich um das<br />
Belegexemplar des Verlages Reinhard Piper. Prachtvolle, samtig<br />
schwarze Drucke, mit zeichnender Plattenkante, unten rechts jeweils<br />
der Trockenstempel „Ganymed“ der Marées-Gesell schaft.<br />
Der „Jahrmarkt“ zählt zu den bedeutendsten druckgraphischen<br />
Folgen des Expressionismus und ist mit der expressiven, kantigen<br />
Linienführung ein charakteristisches Beispiel für Beckmanns<br />
reifen Schaffensstil. Zu Beginn des Mappenwerkes zeigt<br />
sich der Künstler selbst (wie in allen seinen Mappenwerken).<br />
Hier als Ausrufer des „Circus Beck(mann)“, der mit der Glocke<br />
in der Hand am Eingang die Aufmerksamkeit der Besucher<br />
weckt, sie herbeilockt und zum Rundgang über den Jahrmarkt<br />
empfängt, einem Panoptikum des menschlichen Treibens.<br />
Die Radierungen tragen folgende Titel:<br />
„Der Ausrufer“ (Hofmaier 191).<br />
„Garderobe“ (H. 192).<br />
„Hinter den Kulissen“ (H. 193).<br />
„Schiessbude“ (H. 194).<br />
„Der grosse Mann“ (H. 195).<br />
„Der Neger“ (H. 196).<br />
„Das Karussell“ (H. 197).<br />
„Die Seiltänzer“ (H. 198).<br />
„Niggertanz“ (H. 199).<br />
„Schlangendame“ (H. 200).<br />
Ende Januar 1921 schrieb Beckmann seinem Verleger: „Ich habe<br />
Ihnen zu Ehren zwei Mappen (Werke) die man mir angeboten<br />
hat zurückgestellt. Im Sommer will ich dann mit ganzer Kraft<br />
an die Arbeit gehen.“<br />
Am 1. Juni 1921 schrieb Beckmann seinem Verleger: „Heute sind<br />
die Kupferplatten gekommen. Ich freue mich nun darauf von<br />
einer Kupferplatte zur anderen zu reisen. Teilweise werde ich sie<br />
in Österreich fertig machen wo ich den Prater mir auch ansehen<br />
will bei Wien.“ (Zit. aus: James Hofmaier, Max Beckmann. Catalogue<br />
raisonné of his prints. Bd. II, Bern 1990, S. 497).<br />
8
3<br />
Diese Mappe wurde als 36. Druck<br />
der Marées-Gesellschaft im Frühjahr<br />
1922 hergestellt. Den Druck<br />
der Radierungen nahm Franz<br />
Hanf staengel, München, vor. Es<br />
wurden 75 Exx. auf Japan abgezogen<br />
und 125 Exx. auf Velin. Ausser<br />
diesen 125 Exx. auf Velin wurde<br />
das hier vorliegende Exemplar<br />
gedruckt als Beleg für den Verlag.<br />
In Folgen wie „Der Jahrmarkt“<br />
entwickelt Beckmann sein satirisches<br />
Talent – lässt das Böse, das<br />
Gute und das Gleichgültige gelten.<br />
Er vergisst nicht, dass man<br />
auf dieser Welt auch Spaß haben<br />
kann. Es siegt die Helligkeit über<br />
das Grässliche, das der Künstler<br />
im Krieg und in der Nachkriegszeit<br />
zu überstehen hatte.<br />
9
MAX BECKMANN<br />
1884 Leipzig – New York 1950<br />
Familienszene (Familie Beckmann).<br />
4<br />
Kaltnadelradierung, 1918, auf cremefarbenem Japan, mit Bleistift betitelt und signiert.<br />
Darstellungsgröße 30,5:26 cm, Blattgröße 47,5:33,2 cm.<br />
Eins von 40 Exemplaren auf Japan, vor Verstählung der Platte!<br />
Blatt 2 aus der Mappe „Gesichter“. München, Verlag der Marées<br />
Gesellschaft R. Piper, 1919.<br />
Vorzüglicher Abdruck mit vollem Rand und Blindstempel der<br />
Marées Gesellschaft.<br />
Literatur: Hofmaier 127 B a; Beckmann Liste 111; Glaser <strong>108</strong>;<br />
Gallwitz 98.<br />
Max Beckmann zählt sicher zu den bedeutendsten Künstlern<br />
des 20. Jahrhunderts. Basierend auf neuen Kunstauffassungen<br />
des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, wie etwa dem Impressionismus<br />
und Expressionismus, sowie altmeisterlichen<br />
Kunsttraditionen entwickelte Beckmann einen ganz eigenen<br />
Stil, der bewußt als Gegenposition zum abstrakt-geometrischen<br />
Stil, etwa dem Kubismus oder Futurismus, verstanden werden<br />
wollte und die Figur in den Mittelpunkt seines Schaffens stellt.<br />
Nach einer Ausbildung an der Weimarer Kunstschule bei Carl<br />
Frithjof Smith (1859-1917) hielt Beckmann sich u.a. in Paris,<br />
Holland und Florenz auf und ließ sich 1904 in Berlin nieder.<br />
1914 war er Mitbegründer der „Freien Sezession Berlin“, 1919<br />
der „Darmstädter Sezession“. 1925-1932 lehrte er am Städelschen<br />
Kunstinstitut. Daneben unterhielt er ein Atelier in Paris. 1933<br />
wurde er von den Nationalsozialisten seines Amtes enthoben,<br />
er zog nach Berlin. 1937 wurden seine Bilder auf der Münchner<br />
Ausstellung „Entartete Kunst“ ausgestellt, wo auch sie als „artfremd“<br />
diffamiert wurden. Im darauffolgenden Jahr zog er nach<br />
London, ging dann aber nach Amsterdam. Nach der Besetzung<br />
der Niederlande durch die Deutschen mußte er in den Untergrund<br />
gehen. 1947 siedelte er in die USA über, wo er zunächst<br />
in St. Louis an der Washington University, ab 1949 in New York<br />
am Art Department des Brooklyn Museums unterrichtete. 1950<br />
wurde er zum Ehrendoktor der Universität St. Louis ernannt.<br />
10
11<br />
4
MAX BECKMANN<br />
1884 Leipzig – New York 1950<br />
Mainlandschaft.<br />
5<br />
Kaltnadelradierung, 1918, auf Japan, mit Bleistift betitelt, datiert und signiert.<br />
Darstellungsgröße 25,1:29,4 cm, Blattgröße 32:37 cm.<br />
Eins von 40 Exemplaren der Vorzugsausgabe auf Japan.<br />
Blatt 6 aus der Mappe „Gesichter“. München, Verlag der Marées Gesellschaft R. Piper, 1919.<br />
Literatur: Hofmaier 128, IV, B, a (von b); Beckmann Liste 112; Glaser 109; Gallwitz 99.<br />
Herrlich frischer Abzug mit vollem Rand und Blindstempel der „Marées Gesellschaft“,<br />
von vorzüglicher Erhaltung!<br />
12
13<br />
5
MAX BECKMANN<br />
1884 Leipzig –<br />
New York 1950<br />
Stadtnacht.<br />
6<br />
Titelblatt zur gleichnamigen<br />
6-Blatt-Folge.<br />
Lithographie, 1920,<br />
auf feinem Japan-Büttten,<br />
mit Bleistift signiert.<br />
Darstellungsgröße 18:15 cm,<br />
Blattgröße 30,8:25 cm.<br />
Im oberen breiten Rand<br />
leicht faltig,<br />
mit Montierungsspuren<br />
an drei Ecken, verso mit<br />
blauem Zollstempel.<br />
Provenienz:<br />
Nachlass Günther Franke,<br />
München, seither in<br />
Familienbesitz.<br />
Literatur:<br />
Hofmaier 164 B (von C);<br />
Beckmann Liste 156;<br />
Glaser 141; Gallwitz 135.<br />
14
MAX BECKMANN<br />
1884 Leipzig –<br />
New York 1950<br />
Trinklied.<br />
Lithographie, 1920,<br />
auf chamoisfarbenem<br />
Bütten mit Wasserzeichen:<br />
Roemerturm, mit Bleistift<br />
signiert und als<br />
„Probedruck (Stadtnacht)“<br />
bezeichnet.<br />
Darstellungs größe<br />
18,5:16,6 cm,<br />
Blattgröße 33,5:24,5 cm.<br />
7<br />
Provenienz:<br />
Nachlass Günther Franke,<br />
München, seither in<br />
Familienbesitz.<br />
Blatt 1 der 6-Blatt-Folge:<br />
Stadtnacht.<br />
Literatur: Hofmaier 165,<br />
I von III (dieses Exemplar);<br />
Beckmann Liste 145;<br />
Glaser 142; Gallwitz 136.<br />
15
MAX BECKMANN<br />
1884 Leipzig – New York 1950<br />
Stadtnacht.<br />
8<br />
Lithographie, 1920,<br />
auf chamoisfarbenem Bütten,<br />
mit Wasserzeichen: Römerturm,<br />
mit Bleistift signiert und als<br />
„Probedruck“ bezeichnet.<br />
Darstellungsgröße 19,3:15,5 cm,<br />
Blattgröße 33,2:24,3 cm.<br />
Provenienz:<br />
Nachlass Günther Franke,<br />
München, seither in<br />
Familienbesitz.<br />
Blatt 2 der 6-Blatt-Folge:<br />
Stadtnacht.<br />
Literatur: Hofmaier 166,<br />
I von II (dieses Exemplar);<br />
Beckmann Liste 146;<br />
Glaser 143; Gallwitz 137.<br />
16
MAX BECKMANN<br />
1884 Leipzig – New York 1950<br />
Löwenpaar.<br />
Lithographie, 1921, auf Velin.<br />
Darstellungsgröße 40,3:27,8 cm,<br />
Blattgröße 53:39 cm.<br />
9<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Reinhard Piper, München.<br />
Am 1. Juni 1921 schrieb Beckmann<br />
seinem Verleger Reinhard Piper:<br />
„Heute Nachmittag werde ich<br />
den Zoo besuchen um mich für Ihre<br />
Bestie zu interessieren. Ich bin also<br />
mit Ihrem Vorschlag der ja eigentlich<br />
keiner ist, einverstanden und lasse<br />
Ihnen dann das Blatt zugehen.<br />
Sie setzen ja doch immer alles<br />
durch was Sie wollen und<br />
haben richtig geahnt, dass Sie<br />
mir mit der Bestie einen Floh in’s<br />
Ohr gesetzt haben“.<br />
Literatur: Hofmaier 184 A<br />
(einziger bekannter Probedruck,<br />
wie angegeben nicht signiert<br />
und nicht bezeichnet);<br />
Beckmann Liste 165;<br />
Glaser 161; Gallwitz 157.<br />
17
MAX BECKMANN<br />
1884 Leipzig – New York 1950<br />
Toilette.<br />
10<br />
Holzschnitt, 1923, auf Japan,<br />
mit Bleistift signiert.<br />
Darstellungsgröße 22,3:14,9 cm,<br />
Blattgröße 51,8:35 cm.<br />
Provenienz:<br />
Nachlass Günther Franke,<br />
München, seither in<br />
Familienbesitz.<br />
Literatur:<br />
Hofmaier 258, III B b;<br />
Glaser 229; Gallwitz 223.<br />
Tadelloser, tiefschwarzer Abdruck<br />
mit breitem Rand, rechts<br />
und links mit dem Schöpfrand.<br />
Abweichend von den Angaben<br />
bei Hofmaier auf Japan<br />
statt auf Velin gedruckt;<br />
eines der fünf bei Hofmaier<br />
erwähnten nicht nummerierten<br />
Exemplare, erschienen neben<br />
der Auflage von nur<br />
35 nummerierten Drucken.<br />
18
MAX BECKMANN<br />
1884 Leipzig – New York 1950<br />
Bildnis Naila mit aufgestützten Armen<br />
und Glas.<br />
Kaltnadelradierung, 1923,<br />
auf festem chamoisfarbenem Velin,<br />
mit Bleistift signiert und bezeichnet „Naila“.<br />
Darstellungsgröße 21,5:15,6 cm,<br />
Blattgröße 32,2:24,4 cm.<br />
11<br />
Provenienz:<br />
Nachlass Günther Franke, München,<br />
seither in Familienbesitz.<br />
Literatur:<br />
Hofmaier 265, A (von B); Glaser 236;<br />
Gallwitz 230. – Probedruck vor der Auflage<br />
von 180 Exemplaren zur Vorzugsausgabe<br />
C. Glaser/J. Meier-Graefe/W. Fraenger und<br />
W. Hausenstein, Max Beckmann. München 1924.<br />
Dies ist eines von mehreren Porträts,<br />
die Beckmann von einer jungen Frau gefertigt<br />
hat. Heute ist bekannt, dass es sich<br />
bei „Naila“ um die Sozialökonomin<br />
Dr. Hildegard Melms handelt, die seit 1923<br />
eine Geliebte Beckmanns war.<br />
Zur Blattgröße schreibt Hofmaier sinngemäß:<br />
Einige dieser Drucke haben auffällig ungleiche<br />
Seitenränder – der Linke ist breiter – was darauf<br />
hinweist, dass sie zur Aufnahme in das Buch<br />
gedruckt wurden ...<br />
19
OTTO DIX<br />
1891 Untermhaus/Gera – Singen 1969<br />
Soldat und Nonne.<br />
12<br />
Radierung, 1924, auf Velin mit Wasserzeichen: BSB, mit Bleistift signiert und nummeriert.<br />
Darstellungsgröße 19,3:13,8 cm, Blattgröße 48:35,7 cm.<br />
Nr. 51 von 70 Exemplaren. Vorzüglicher, vollrandiger Abdruck!<br />
Literatur: Karsch 120.<br />
Der Maler und Grafiker Otto Dix absolvierte 1905-1909 in<br />
Gera eine Lehre als Dekorationsmaler, 1910-1914 besuchte er<br />
die Kunstgewerbeschule in Dresden. Hier ging er häufig in die<br />
Dresdner Kunstsammlungen und studierte die Meisterwerke<br />
der deutschen und italienischen Renaissance. 1912 sah er<br />
in Dresden eine Ausstellung Vincent van Goghs, die ihn tief<br />
beeindruckte, ebenso wie die Werke der deutschen Expressionisten<br />
und der Futuristen. 1914 meldete sich Dix freiwillig zum<br />
Kriegsdienst, 1919-1922 setzte er sein Studium an der Dresdner<br />
Akademie fort. Er war befreundet mit Conrad Felixmüller<br />
(1897-1977). 1919 gehörte Dix zu den Gründungsmitgliedern<br />
der „Dresdner Sezession – Gruppe 1919“, 1920 lernte er George<br />
Grosz (1893-1959) kennen und nahm an der „Erste Internationale<br />
Dada-Messe“ in Berlin teil. 1922 war Dix Meisterschüler an<br />
der Düsseldorfer Akademie und schloss sich dem Kreis um die<br />
Förderin und Galeristin Johanna Ey („Mutter Ey“) an, ebenso<br />
gehörte er zur Künstlergruppe „Das Junge Rheinland“. 1924 trat<br />
Dix der „Berliner Secession“ bei, wohnte seit 1925 in Berlin und<br />
beteiligte sich im selben Jahr an der Ausstellung „Neue Sachlichkeit“<br />
in Mannheim. Ab 1926 vertrat ihn die renommierte<br />
<strong>Galerie</strong> Nierendorf, 1927 wurde Dix Professor an der Kunstakademie<br />
Dresden.<br />
In seinen Werken folgte Otto Dix anfangs dem Expressionismus,<br />
entwickelt jedoch um 1920 eine zunehmend realistische<br />
Malweise, bis hin zur Überzeichnung und schonungslosen<br />
Darstellung bzw. Demaskierung der hässlichen Seiten der Menschen<br />
und des tagtäglichen Lebens. In seinen Porträts stellte er<br />
bekannte Personen des öffentlichen Lebens gnadenlos und auf<br />
ihre nackte Menschlichkeit zurückgeführt dar. Diese Malweise<br />
erschien ihm ehrlicher zu sein als die „Schönfärberei“ etwa der<br />
Expressionisten. 1933 musste der Künstler auf Veranlassung der<br />
Nationalsozialisten seine Professur niederlegen und war heftigsten<br />
Anfeindungen ausgesetzt. 1937 wurden seine Gemälde in<br />
der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Für Otto Dix bedeuteten<br />
die Diffamierungen eine dramatische Lebenswende und er<br />
lebte ab 1936 zurückgezogen in Hemmenhofen (heute: Gaienhofen)<br />
am Bodensee. Sein späteres Werk erreichte nie mehr die<br />
Kraft der 1920er Jahre.<br />
Dix gehört zu den wichtigsten Malern und Graphikern des Expressionismus<br />
und der Neuen Sachlichkeit in Deutschland.<br />
20
21<br />
12
OTTO DIX<br />
1891 Untermhaus/Gera – Singen 1969<br />
Mutzli (Bildnis Frau Martha Dix).<br />
13<br />
Radierung, 1924, auf Velin mit Wasserzeichen: JW Zanders 1922, mit Bleistift signiert und datiert.<br />
Darstellungsgröße 24,5:19,5 cm, Blattgröße 46,5:28,5 cm. – Geringe Tesafilmspuren im breiten Rand.<br />
Einer von ca. 25 Vorzugsabzügen. Brillanter, vollrandiger Abdruck!<br />
Literatur: Karsch 123b (von c).<br />
22
23<br />
13
EWALD DÜLBERG<br />
1888 Schwerin – Freiburg/Breisgau 1933<br />
Verkündigung.<br />
14<br />
Holzschnitt, 1920, auf chamoisfarbenem Bütten mit Wasserzeichen: Van Gelder Zonen, mit Bleistift signiert,<br />
datiert und nummeriert. Darstellungsgröße 50:34 cm, Blattgröße 62,8:48,2 cm.<br />
Insgesamt leicht knittrig, entlang des Oberrandes zwei Knickfalten.<br />
Nr. 27 von 30 Exemplaren. Vorzüglicher, breitrandiger Abdruck.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Die Graphik des Darmstädter Expressionismus<br />
1915-1925. Darmstadt, <strong>Galerie</strong> Netuschil 1995, Abb. 41.<br />
Nach dem Abitur 1907 begann Dülberg ein Jura-Studium,<br />
wechselte aber 1908 das <strong>Fach</strong> und studierte Malerei bei Heinrich<br />
Knirr (1862-1944), später bei Angelo Jank (1868-1940) in München.<br />
Hier verkehrte er im Kreis um den Dichter Karl Wolfsfeld.<br />
Es entstand sein erster Theaterentwurf zum „Tristan“. 1912-1915<br />
war er als künstlerischer Beirat an den Vereinigten Staatstheatern<br />
in Hamburg und Altona tätig. Gleichzeitig unterrichtete<br />
er Akt- und Porträtzeichnen an der Kunstgewerbeschule in<br />
Hamburg. In diesen Jahren entstanden auch erste Wandbilder<br />
und Holzschnitte. 1918 Tätigkeit als künstlerischer Beirat an der<br />
Volksbühne in Berlin. Anfang 1919 wurde er Lehrer für bildende<br />
Kunst an der Odenwaldschule in Ober-Hambach. Parallel<br />
entstanden weitere Holzschnitte und Wandbilder für die Odenwaldschule.<br />
Dülberg und seine damalige Frau Hedwig Dülberg-<br />
Arnheim (1894-1944) wurden Mitglieder der „Darmstädter<br />
Sezession“ und beteiligten sich an den Sezessions-Ausstellungen.<br />
1921-26 hatte er eine Professur an der Staatlichen Kunstakademie<br />
in Kassel inne und lehrte von 1926-28 an der Staatl.<br />
Bauhochschule in Weimar. Dülberg entwarf zwischen 1924-27<br />
etwa 50 Stoffmuster und entwickelte Farbrezepturen für die<br />
Kasseler und Weimarer Webwerkstätten. 1926 folgte ein Ruf an<br />
die Kroll-Oper nach Berlin und ab 1928 inszenierte er hauptsächlich<br />
Wagner, Strawinsky und Hindemith. Er beschäftigte<br />
sich außerdem mit der Gestaltung von abstrakten Glasfenstern<br />
für den Sitzungssaal des Funkhauses von Hans Poelzig (1869-<br />
1936) in Berlin und hielt Funkvorträge über „Glasmalerei der<br />
Neuzeit“ und „Moderne Bühnendekoration“.<br />
24
25<br />
14
ERNST MORITZ ENGERT<br />
1892 Yukohama – Hadamar 1986<br />
Miriam Rieder, Kopf nach links.<br />
15<br />
Holzschnitt, 1912, auf sehr feinem cremefarbenem Japan-Bütten, mit Bleistift signiert.<br />
Darstellungsgröße ca. 8,5:5,5 cm, Blattgröße 42:30,5 cm.<br />
Sehr selten!<br />
Miriam Rieder war Amerikanerin, lebte in München und war<br />
zwischen 1912/1914 Engerts bevorzugtes Modell.<br />
Literatur: K. Weinmayer, E. M. Engert. Verzeichnis seiner graphischen<br />
Arbeiten. München, 1914, Nr. III/2, Abb. 41; Ausst.<br />
<strong>Katalog</strong>: J. Heusinger von Waldegg, E. M.Engert. Monographie<br />
mit Dokumentation. Köln/Bonn, 1977, Nr. 164, Abb. 195, S. 96.<br />
Engert studierte seit 1909 an der Privatschule von Wilhelm<br />
von Debschitz (1871-1948) und an der Kunstgewerbeschule<br />
in München. Gehörte zum Schwabinger Bohème-Kreis, wo er<br />
Erich Wolfsfeld (1884-1954), Karl Thylmann (1888-1916), Carl<br />
Gunschmann (1895-1984) u.a. kennenlernte.1912 trat er in<br />
Berlin mit Schattenspielen im „Neopathetischen Cabarett“ auf<br />
und war befreundet mit Georg Heym und Jakob van Hoddis.<br />
1913/14 hielt er sich in Bonn auf und war Mitglied der Künstlerkolonie<br />
in Grau-Rheindorf und Teilnehmer an der Ausstellung<br />
„Rheinischer Expressionismus“. In München, Berlin, Burgthann,<br />
Bonn, Hadamar und Lich ansässig, ging er unterschiedlichen<br />
Beschäftigungen nach. 1939-1943 war er dienstverpflichtet als<br />
Kartograph in Berlin, 1952 hatte er einen kurzen Lehrauftrag<br />
an der Glasfachschule in Hadamar. Er war Gründungsmitglied<br />
der „Darmstädter Sezession“. Mitarbeiter am „Tribunal“ und<br />
Schöpfer des Bogenschützen, des Signets der Sezession bis nach<br />
dem 2. Weltkrieg.<br />
26
27<br />
15
ERNST MORITZ ENGERT<br />
1892 Yukohama – Hadamar 1986<br />
Emmy Hennings, Kopf.<br />
16<br />
Holzschnitt, 1914,<br />
auf cremefarbenem Japan-Bütten,<br />
mit Bleistift signiert und datiert.<br />
Darstellungsgröße ca. 10,5: ca. 8 cm,<br />
Blattgröße 33:23 cm.<br />
Leicht braunfleckig.<br />
Nr. 25 der Auflage. Sehr selten!<br />
Literatur:<br />
Ausst. <strong>Katalog</strong>: J. Heusinger von<br />
Waldegg, E. M. Engert. Monographie<br />
mit Dokumentation.<br />
Köln/Bonn, 1977, Nr. 171, Abb. 200,<br />
S. 97; K. Wyrwoll, E. M. Engert.<br />
Hadamar, 1988, Abb. S. 156;<br />
Die Graphik des Darmstädter<br />
Expressionismus 1915-1925.<br />
Darmstadt, <strong>Galerie</strong> Netuschil, 1995,<br />
Abb. 60 (hier mit dem Titel: Kopf).<br />
Emmy Hennings (1885-1948) war<br />
eine deutsche Schriftstellerin,<br />
Schauspielerin und Kabarettistin.<br />
Sie gehört zu den Begründern des<br />
Dadaismus.<br />
28
ERNST MORITZ ENGERT<br />
1892 Yukohama – Hadamar 1986<br />
Weiblicher Akt mit Sprungseil.<br />
Holzschnitt in Rot, um 1914,<br />
auf cremefarbenem Japan-Bütten,<br />
mit Bleistift signiert.<br />
Darstellungsgröße 17:17,2 cm,<br />
Blattgröße 42,5:31,5 cm.<br />
Besonders im oberen Bereich<br />
etwas braunfleckig.<br />
17<br />
Sehr selten!<br />
29
ADOLF ERBSLÖH<br />
1881 New York – Irschenhausen, Isartal 1947<br />
Blick von oben auf Hausdächer und die Kirche von Warbur.<br />
18<br />
Aquarellierte Lithographie, 1931, auf Bütten mit Wasserzeichen: JW Zanders, mit Bleistift signiert,<br />
datiert und mit der Werknummer bezeichnet „Orig. Lith. (1931, III), handcol.“.<br />
Darstellungsgröße 35,5:23 cm, Blattgröße 48,5:34,7 cm. – Leicht fleckig und knitterfaltig.<br />
Sehr schönes und eines von wenigen handkolorierten Exemplaren!<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Steindrucke von Adolf Erbslöh München.<br />
München, Karl und Faber, 1982, Nr. 30 mit Abb.<br />
Adolf Erbslöh wurde in New York geboren, wo der Vater als<br />
Kaufmann tätig war. Einige Jahre später kehrte die Familie nach<br />
Deutschland zurück. Nach einer halbjährigen kaufmännischen<br />
Ausbildung begann Erbslöh 1901 ein Studium an der Karlsruher<br />
Akademie und lernte dort Alexander Kanoldt (1881-1939) kennen,<br />
mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. 1904<br />
setzte er sein Studium an der Akademie in München bei Ludwig<br />
von Herterich (1856-1932) fort. Die Begegnung mit Alexej von<br />
Jawlensky (1864-1941) gab den entscheidenden Anstoß zu seiner<br />
weiteren künstlerischen Entwicklung. 1909 war er Schriftführer<br />
im Gründungskreis der „Neue Künstlervereinigung München“,<br />
mit Kandinsky, Jawlensky, Kanoldt, Münter, Werefkin und anderen,<br />
aus der dann der „Blaue Reiter“ hervorging. Merkmal der<br />
neuen Kunst war eine streng stilisierende Darstellungweise, verbunden<br />
mit intensiven Farben und einer Betonung der rhythmisierten<br />
Fläche, die die Nähe zum Expressionismus kennzeichnet.<br />
1914, nach einer Italienreise, wurde Erbslöh zum Militärdienst<br />
einberufen und diente bis Kriegsende als Kriegsmaler an der<br />
Westfront. 1916 schloß er sich der „Neue Sezession München“<br />
an. Die zwanziger Jahre waren von vielen Reisen geprägt, auf<br />
denen zahlreiche Landschaftsbilder entstanden. Vor allem das<br />
Motiv der Berge wurde immer wieder variiert. Ab 1927 hielt sich<br />
der Maler vorwiegend am Bodensee und in Oberbayern auf, wo<br />
er schließlich 1934 ein Haus im Isartal erwarb. Nach einer großen<br />
Retrospektive im Kunstverein Barmen im Jahr 1931 wurde<br />
es still um Erbslöh. Ab 1933 waren für ihn Ausstellungen und<br />
öffentliche Arbeit unmöglich geworden, der Künstler lebte zurückgezogen<br />
mit der Familie in Irschenhausen. Es entstanden<br />
zahlreiche Bildnisse von Familienmitgliedern und Freunden.<br />
Daneben schilderte er in kleinen Formaten seine unmittelbare<br />
Umgebung: den Garten, das Haus, die Kirche, die Wiesen. Vieles<br />
blieb unvollendet, kaum eine Arbeit wurde noch signiert.<br />
Jenseits aller Moden zählt der Künstler zu den bedeutenden<br />
Vertretern der Klassischen Moderne, dessen Werk die furiose<br />
Kunstentwicklung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
spiegelt, ohne dabei beliebig zu sein.<br />
30
31<br />
18
ADOLF ERBSLÖH<br />
1881 New York – Irschenhausen/Isartal 1947<br />
Nach vorn gebeugter weiblicher Akt nach links.<br />
19<br />
Farblithographie, 1932, auf cremefarbenem Velin, mit Bleistift signiert, datiert und bezeichnet „Orig. Lith. 1932, IX“.<br />
Darstellungsgröße ca. 23:25,5 cm, Blattgröße 38,5:28 cm.<br />
Literatur: Nicht im Ausst. <strong>Katalog</strong>: Steindrucke von Adolf Erbslöh München. München, Karl und Faber, 1982.<br />
Tadelloses Exemplar!<br />
32
33<br />
19
SÁNDOR (ALEXANDER) GERGELY<br />
1889 Hódmezovásárhely/Ungarn – Berlin 1932<br />
Welttragödie.<br />
20<br />
Folge von 10 Farbholzschnitten, 1921, auf Japan, mit Bleistift signiert und nummeriert. Darstellungsgrößen ca. 28:22 cm.<br />
HLwd.-Mappe mit handgemaltem Deckeltitel und umlaufender Bordüre, ca. 47:35,5 cm.<br />
Deckel etwas lichtrandig und berieben, Ecken leicht bestoßen, Vordergelenk teils minimal angebrochen,<br />
Passepartouts aus hellgrauem Hadern-Karton, zu den Rändern hin gebräunt.<br />
Nr. 1 von 50 (recte 25?) Exemplaren. Äußerst selten!<br />
Das Minneapolis Institute of Art, besitzt einen Farbholzschnitt aus der Folge (Inv.-Nr. P.93.4.1).<br />
Im Kolophon ist die Auflagenstärke mit 50 Exemplaren angegeben,<br />
ein Anzeigentext in Fritz Gurlitts ‚Das graphische Jahr‘<br />
1921 bewarb die offenbar nachträglich reduzierte Auflage von<br />
25, hier unter dem Titel „Weltkatastrophe“.<br />
Gergely studierte zunächst Bildhauerei u.a. in Budapest sowie<br />
in München unter Baltasar Schmitt (1858-1942), wandte sich<br />
jedoch während des Ersten Weltkrieges dem Medium der Graphik<br />
in Holzschnitt und Lithographie zu. Als Bildhauer schuf er<br />
beispielsweise ein Relief (Material ?), das ein Porträt (Kopf im<br />
Profil nach links) von László Moholy-Nágy (1895-1946) zeigt,<br />
mit dem er befreundet war. Gemeinsam und mit der Metallschmiedin<br />
Erzsébet Milkó (), veranstalteten sie in der Werkstatt<br />
Gergelys in Szeget/Ungarn im November 1919 eine viertägige<br />
Ausstellung. Im Februar 1920 heirateten Gergely und Milkó<br />
und gingen gemeinsam nach Berlin. Durch einen ungarischen<br />
Freund kam er hier in Kontakt mit der <strong>Galerie</strong> Fritz Gurlitt und<br />
war für diese als künstlerischer Berater und Taxator tätig. Auch<br />
Moholy-Nágy kam nach Berlin und war zunächst auf die Unterstützung<br />
seines Freundes angewiesen. Gergely blieb ein besonders<br />
enger Freund Moholy-Nágys, was schon durch die Tatsache<br />
belegt wird, dass er Trauzeuge bei Moholy-Nágys Hochzeit am<br />
18. Februar 1921 war. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit<br />
übernahm er in Berlin 1930 bis zu dessen Verbot 1932 die Chefredaktion<br />
des kritischen literarischen Magazins „Neue Revue“,<br />
mit dem neu hinzugefügten Untertitel „Wir rechnen ab“. Am<br />
26. August 1932, seinem 43. Geburtstag, nahm sich der jüdische<br />
Künstler das Leben.<br />
In den 10 von bis zu 3 Stöcken gedruckten Holzschnitten mit<br />
den Titeln ‚Aufbruch‘, ‚Kampf‘, ‚Die Toten‘, ‚Die Gefangenen‘,<br />
‚Die Vertriebenen‘, ‚Soldaten‘, ‚Mütter‘, ‚Beute‘, ‚Niederlage‘, ‚Der<br />
Umsturz‘ verarbeitet Gergely seine traumatischen Erlebnisse<br />
während des 1. Weltkrieges. Sie zeigen in kontrastreicher expressionistischer<br />
Manier geschundene Körper in einer aus den<br />
Fugen geratenen Welt.<br />
Ein eindringliches Graphikwerk!<br />
34
35<br />
20
GEORGE GROSZ, EIGENTL. GEORG EHRENFRIED GROSS<br />
1893 – Berlin – 1959<br />
Bahndamm.<br />
21<br />
Umdruck-Lithographie, 1912, rechts unten mit Bleistift signiert, auf Bütten mit Wasserzeichen: ICA France.<br />
Darstellungsgröße 17,1:26,6 cm, Blattgröße 32,1:48 cm.<br />
Eins von nur 12 Exemplaren!<br />
Literatur: Dückers E 4. – Grosz hat das vorliegende Blatt wohl<br />
später signiert. Rückseitig mit dem Nachlassstempel und der<br />
Nummerierung „7 202 10“. – Prachtvoller, lebendiger Druck mit<br />
breitem Rand, unten mit dem Schöpfrand. Extrem selten!<br />
1898 übersiedelte die Familie nach Stolp in Pommern. 1909-12<br />
besuchte er in Dresden die Akademie der Künste. 1912 kehrte<br />
er nach Berlin zurück, wo er sein Kunststudium bei Emil Orlik<br />
(1870-1932) an der Kunstgewerbeschule fortsetzte. Im darauffolgenden<br />
Jahr ging er nach Paris, wo er die Académie Colarossi<br />
besuchte. 1914 meldete sich der Künstler freiwillig zum<br />
Kriegsdienst, wird jedoch bereits im Mai 1915 entlassen und<br />
lernte die Brüder Herzfeld kennen. Wie Helmut Herzfeld (John<br />
Heartfield) anglisierte er 1916 seinen Namen aus Protest gegen<br />
die politische Hetze gegen Großbritannien. Im Januar 1917 wurde<br />
Grosz erneut als Soldat eingezogen und vier Monate später<br />
endgültig ausgemustert. Noch 1917 gründete er mit John Heartfield<br />
und Wieland Herzfelde in Berlin den Malik-Verlag. Im selben<br />
Jahr erschien dort die „Kleine Grosz-Mappe“. 1918 gehörte<br />
Grosz zu den Mitbegründern von „Dada Berlin“, ebenso gehörte<br />
er 1924 der „Rote Gruppe“ sowie 1928 „ARBKD“ an. Bereits<br />
1918 trat Grosz der KPD bei und reiste 1922 für ein halbes Jahr<br />
nach St. Petersburg und Moskau, wo er von Lenin empfangen<br />
wurde. Seit 1916 widmete sich Grosz in seinen Werken dem Thema<br />
der Großstadt, deren bürgerliche Gesellschaft er mit überdeutlichem<br />
und anklagendem Verismus schildert. Die gewöhnlichen<br />
Verbrechen des Alltags erschienen ihm als Fortsetzung<br />
der Kriegsgräuel. 1919 gab er mehrere satirische Zeitschriften<br />
heraus, darunter „Die Pleite“, „Jedermann sein eigener Fußball“<br />
oder „Der blutige Ernst“. Mit John Heartfield entwickelte er die<br />
Collage und die Fotomontage und setzte sie für die offene politische<br />
Agitation ein. 1921 erschien im Malik-Verlag „Das Gesicht<br />
der herrschenden Klasse“, eine Sammlung von Zeichnungen,<br />
mit denen er das in seinen Augen Spießertum der Deutschen<br />
und den Militarismus der Weimarer Republik angriff. 1923<br />
entstand das Sammelwerk „Ecce Homo“ mit 84 Lithografien<br />
und 16 Aquarellen, 1925 „Der Spießer-Spiegel“. Er wurde wegen<br />
seiner politischen Kunstaussagen insgesamt dreimal zu<br />
Geldstrafen verurteilt. 1932-36 hatte Grosz einen Lehrauftrag<br />
an der Art Students League in New York, 1933 übersiedelt er<br />
in die USA. 1933-37 betrieb er gemeinsam mit Maurice Sterne<br />
(1878-1957) die eigene Kunstschule „Sterne-Grosz-School“. 1938<br />
wurde er von den Nazis ausgebürgert und nahm die amerikanische<br />
Staatsbürgerschaft an. 1940-44 sowie 1950-55 lehrte er<br />
erneut an der Art Students League, 1941-42 an der Kunstschule<br />
der Columbia University, New York City. 1959 kehrte Grosz<br />
nach Deutschland zurück, wo er noch im selben Jahr verstarb.<br />
Seinem Spätwerk fehlt die gesellschaftskritische Schärfe, die<br />
George Grosz in den 1920er Jahren zu einem der bedeutendsten<br />
deutschen Satiriker werden ließen. (Quelle: Art Directory).<br />
36
37<br />
21
ERICH HECKEL<br />
1883 Döbeln – Radolfzell 1970<br />
Gerader Kanal.<br />
22<br />
Holzschnitt, 1915, auf Büttenkarton, mit Bleistift signiert, datiert und bezeichnet „Ostende“. Darstellungsgröße 37:27 cm,<br />
Blattgröße 44,9:32 cm. – Die rechte obere Ecke leicht knitterig, im Rand mit vereinzelten Braunflecken.<br />
Literatur: Dube H 287, I (von III).<br />
Erich Heckel lernte schon in seiner Schulzeit Karl Schmidt-<br />
Rottluff (1884-1976) kennen und freundete sich mit ihm an.<br />
1904 begann er ein Architekturstudium an der TH in Dresden.<br />
Gemeinsam mit Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938), Fritz Bleyl<br />
(1880-1966) und Karl Schmidt-Rottluff gründete er 1905 die<br />
Künstlergemeinschaft „Die Brücke“. Heckel übernahm die Geschäftsführung.<br />
Noch im selben Jahr brach Heckel sein Architekturstudium<br />
ab und arbeitete von nun an als Bauaufseher in<br />
einem Architekturbüro. Schon 1907 gab er diese Tätigkeit wieder<br />
auf, um sich nur noch der Graphik und Malerei zu widmen.<br />
Mit Schmidt-Rottluff zusammen verbrachte er die Sommer 1907<br />
und 1908 in Dangast an der Nordsee und 1909 sowie 1910 mit<br />
Kirchner und Max Pechstein (1881-1955) an den Moritzburger<br />
Teichen bei Dresden. 1911 folgte der Umzug aller „Brücke“-Mitglieder<br />
nach Berlin. Hier übernahm Heckel das Atelier von Otto<br />
Müller (1898-1979). 1912 lernte er die Künstler Lyonel Feininger<br />
(1871-1956), Franz Marc (1880-1916) und August Macke (1887-<br />
1914) kennen. Ferner nahm er gemeinsam mit der „Brücke“ an<br />
der Kölner Sonderbundausstellung teil. Es folgte die Bekanntschaft<br />
mit Wilhelm Lehmbruck (1881-1919), Christian Rohlfs<br />
(1849-1938) und anderen Künstlern. Nach der Auflösung der<br />
„Brücke“ fand 1913 Heckels erste Einzelausstellung bei Fritz<br />
Gurlitt in Berlin statt und er verbrachte den Sommer und Herbst<br />
an der Flensburger Förde und beteiligte sich 1914 an der Kölner<br />
Werkbundausstellung. Den 1. Weltkrieg erlebte er als Sanitäter<br />
für das Rote Kreuz in Flandern. In dieser Zeit lernt er Max<br />
Beckmann (1884-1950) kennen, es entstanden Holzschnitte und<br />
Lithographien wie „Verwundeter Matrose“ (1915) und das Werk<br />
„Madonna von Ostende“ (1915). Er beteiligte sich in Berlin an<br />
Ausstellungen der „Novembergruppe“ und unternahm Reisen<br />
durch Europa. Von den Nazis wurde seine Kunst als „entartet“<br />
diffamiert und mit einem Ausstellungsverbot belegt. Er verließ<br />
Berlin und lebte in Kärnten, anschließend in Hemmenhofen am<br />
Bodensee. 1949 folgte er einem Ruf als Professor an die Karlsruher<br />
Akademie. Zwischen 1949-1953 war er noch in zahlreichen<br />
Ausstellungen mit Werken vertreten.<br />
38
39<br />
22
KARL HOLTZ<br />
1899 Berlin – Rehbrücke/Potsdam 1978<br />
Capri bei Nacht.<br />
23<br />
Lithographie, um 1925, auf chamoisfarbenem festem Velin, mit Bleistift signiert. Darstellungsgröße 24,2:29 cm,<br />
Blattgröße 34,5:44 cm. – Knickfalte in der rechten unteren Ecke, stockfleckig im linken Rand.<br />
Literatur: <strong>Katalog</strong>: <strong>Galerie</strong> Bodo Niemann, Berlin, 1987, Nr. 39.<br />
Holtz studierte 1914-1919 bei Emil Orlik (1870-1932) an der Berliner<br />
Kunstgewerbeschule. Anschließend war er als Pressezeichner<br />
tätig. 1916 erschien im „ULK“ von ihm die erste Karikatur<br />
sowie Zeichnungen im „Wieland“ und „Lustige Blätter“. 1918<br />
leistete er Wehrdienst und nahm 1919 an den revolutionären<br />
Kämpfen in Berlin teil. 1920/21 unternahm er Wanderungen in<br />
Nord- und Süddeutschland, 1922/23 folgten Reisen durch Italien,<br />
Südfrankreich und Tunesien. Als Zeichner für sozialdemokratische<br />
Blätter war er um 1924 tätig, 1925 folgte die Beteiligung<br />
an der „Erste Allgemeine Deutsche Kunstausstellung“ in Moskau,<br />
Saratow und Leningrad. Als Mitarbeiter am „Eulenspiegel“<br />
und „Die Ente“ war er ab 1928 tätig und war vorübergehend in<br />
Rehbrücke bei Potsdam ansässig, 1933 erhielt er wegen antinationalsozialistischer<br />
Karikaturen Berufsverbot als Pressezeichner<br />
und war nun als Werbegraphiker und technischer Zeichner<br />
tätig. Am 2. Weltkrieg nahm er als Soldat in Warschau teil. Nach<br />
1945 lebte er wieder in Rehbrücke und arbeitete bei verschiedenen<br />
Zeitschriften. Wegen der Veröffentlichung einer Stalin-<br />
Karikatur im Schweizer Satire-Magazin „Nebelspalter“ wurde<br />
Holtz verhaftet und zu 25 Jahren Zwangsarbeit in Bautzen verurteilt.<br />
Nach sieben Jahren, 1956, wurde er begnadigt und entlassen.<br />
Es folgte jedoch keine Rehabilitierung. Sein Gesamtwerk<br />
wurde 1974 in Berlin, Potsdam, Leipzig und Greiz gezeigt.<br />
40
41<br />
23
KARL HOLTZ<br />
1899 Berlin – Potsdam 1978<br />
24<br />
Italienische Fischerhäuser vor<br />
Bergkulisse, im Vordergrund<br />
Fischer im Gespräch.<br />
Lithographie, wohl 1925/30,<br />
auf cremefarbenem Japan,<br />
mit Bleistift nummeriert<br />
und signiert.<br />
Darstellungsgröße 30,5:23,3 cm,<br />
Blattgröße 48,7:37,8 cm.<br />
Nr. 1 von 40 Exemplaren.<br />
42
KARL HOLTZ<br />
1899 Berlin – Potsdam 1978<br />
Frauen an einem Brunnen.<br />
Lithographie, 1925/30,<br />
auf cremefarbenem Japan,<br />
mit Bleistift nummeriert<br />
und signiert.<br />
Darstellungsgröße 33:18,5 cm,<br />
Blattgröße 47,8:35,3 cm.<br />
25<br />
Nr. 1 von 40 Exemplaren.<br />
Literatur:<br />
Ausst. <strong>Katalog</strong>: Exposition 2.<br />
Karl Holtz. Altenburg, Staatl.<br />
Lindenau-Museum, 1981, S. 51.<br />
43
KARL HUBBUCH<br />
1891 – Karlsruhe – 1979<br />
Die süße Peitsche (Milly in Berlin).<br />
26<br />
Radierung, 1922, auf cremefarbenem Velin, mit Bleistift signiert, datiert und betitelt.<br />
Darstellungsgröße 20,8:25,6 cm, Blattgröße 26,4:32,8 cm.<br />
Im linken Unterrand schwach lesbar bezeichnet „Probezustand/Vorzugsdruck Nr. 1“.<br />
Probedruck vor der späteren Auflage von 1967 in 100 Exemplaren.<br />
Äußerst selten!<br />
Literatur: Riester 56; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Karl Hubbuch. Retrospektive.<br />
Karlsruhe, Städt. <strong>Galerie</strong> im Prinz-Max-Palais, 1993, Nr. 70;<br />
<strong>Katalog</strong>: Karl Hubbuch. Druckgraphik. München, Michael<br />
Hasenclever, 1983, Nr. 75 b.<br />
Hubbuch besuchte 1908-1912 die Staatl. Akademie der Bildenden<br />
Künste in seiner Heimatstadt, wechselte danach an<br />
die Schule des Museums für Angewandte Kunst in Berlin und<br />
wurde Schüler von Emil Orlik (1870-1932). 1920, nach vierjährigem<br />
Kriegsdienst setzte er seine Ausbildung an der Landeskunstschule<br />
Karlsruhe als Meisterschüler in der Radier klasse<br />
von Walter Conz (1872-1947) fort. Er lernte das Werk von Georg<br />
Scholz (1890-1945) und George Grosz (1893-1959) kennen und<br />
wechselt 1922 nach Berlin. Angeregt durch Orlik und Grosz<br />
wandte er sich nun der Schilderung des großstädtischen Lebens<br />
zu, seine Arbeiten zeigten nun auch eindeutige sozialkritische<br />
und politische Überzeugungen. 1925 übernahm Hubbuch eine<br />
Lehrtätigkeit an der Landeskunstschule in Karlsruhe und wurde<br />
1928 zum Professor ernannt. Mit seinen Arbeiten war er in<br />
den 1920er und frühen 1930er Jahren in zahlreichen Ausstellungen<br />
vertreten, auch 1925 in Mannheim auf der Ausstellung<br />
„Neue Sachlichkeit“. 1933 wurde er aus seinem Amt entlassen<br />
und musste sich mit Gelegenheitsarbeiten durchschlagen. 1947<br />
konnte er sein Lehramt wieder aufnehmen, wechselt an die Akademie<br />
in Karlsruhe und wurde dort Professor. Seit 1957 arbeitete<br />
er wieder freischaffend.<br />
Hubbuch gilt als einer der wichtigsten Künstler der „Neue Sachlichkeit“<br />
in Deutschland.<br />
44
45<br />
26
KARL HUBBUCH<br />
1891 – Karlsruhe – 1979<br />
Die Mörderzentrale.<br />
27<br />
Kaltnadelradierung, wohl 1922, auf cremefarbenem Papier mit angeschnittenem Wasserzeichen:<br />
JW Zanders, mit Bleistift signiert und datiert „22“, von anderer Hand betitelt „Die Mörderzentrale“.<br />
Darstellungsgröße 18,7:21,2 cm, Blattgröße 29,2:33,8 cm.<br />
Papier leicht gebräunt, mit keiner Quetschfalte vom Druck in der linken oberen Ecke.<br />
Ganz vorzüglicher Abdruck und äußerst selten!<br />
Literatur: Riester 83, hier „1924“ datiert;<br />
Ausst. <strong>Katalog</strong>: Karl Hubbuch 1891-1979. Karlsruhe/Berlin/Hamburg, 1981/82, Nr. 97,<br />
hier „um 1923“ datiert, Abb. S. 150.<br />
46
47<br />
27
KARL HUBBUCH<br />
1891 – Karlsruhe – 1979<br />
Der Dollar.<br />
28<br />
Kaltnadelradierung, wohl 1922, auf chamoisfarbenem Kupferdruckpapier, mit Bleistift signiert und datiert „22“<br />
sowie betitelt „Der Dollar“. Darstellungsgröße 22,4:19,8 cm, Blattgröße 35,7:28,5 cm.<br />
Ganz vorzüglicher Abdruck, äußerst selten!<br />
Literatur: Riester 84, hier „1924“ datiert; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Karl Hubbuch 1891-1979.<br />
Karlsruhe/Berlin/Hamburg, 1981/82, Nr. 96, hier „um 1923“ datiert, Abb. S. 151;<br />
Ausst. <strong>Katalog</strong>: Realismus und Neue Sachlichkeit, Malerei 1920-1935.<br />
München, <strong>Galerie</strong> Gunzenhauser, 1973, Nr. 49;<br />
Ausst. <strong>Katalog</strong>: Der frühe Hubbuch 1911-1925. Bremen/Berlin/München, 1973, Nr. 94.<br />
48
49<br />
28
KARL HUBBUCH<br />
1891 – Karlsruhe – 1979<br />
Vor dem Schloss (Berlin).<br />
29<br />
Radierung, 1922, auf Kupferdruckpapier, mit Bleistift signiert. Darstellungsgröße 22,7:21,6 cm, Blattgröße 31,2:28,2 cm.<br />
Ganz vorzüglicher Abdruck, sehr selten!<br />
Literatur: Riester 65, Abb. S. 38; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Karl Hubbuch.<br />
Das Gesamtwerk in zwei Ausstellungen. München, 1967, Nr. 56;<br />
Ausst. <strong>Katalog</strong>: Die Stadt. Bild, Gestalt, Vision. Europäische Stadtbilder im 19. und 20. Jahrhundert. Bremen, 1972/73, Nr. 88;<br />
Ausst. <strong>Katalog</strong>: Karl Hubbuch, 1891-1979. Karlsruhe/Berlin/Hamburg, 1981/82, Nr. 81, Abb. S. 140.<br />
50
51<br />
29
KARL HUBBUCH<br />
1891 – Karlsruhe – 1979<br />
Notausgänge der Ehe.<br />
30<br />
Lithographie, 1923, auf Kupferdruckpapier, mit Bleistift nummeriert, betitelt, signiert und bezeichnet: „George Grosz gewidmet“.<br />
Darstellungsgröße 39:35,5 cm, Blattgröße 51:69 cm. – Mit leichten Papierstauchungen in den Außenrändern.<br />
Nr. 3 von 25 Exemplaren, sehr guter Abdruck!<br />
Literatur: Riester 69, Abb. S. 42; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Karl Hubbuch, 1891-1979.<br />
Karlsruhe/Berlin/Hamburg, 1981/82, Nr. 92, Abb. S. 153.<br />
52
53<br />
30
KARL HUBBUCH<br />
1891 – Karlsruhe – 1979<br />
Der Untertan.<br />
31<br />
Lithographie, 1923, auf cremefarbenem Kupferdruckpapier, mit Bleistift signiert und nummeriert.<br />
Darstellungsgröße 36,8:54,8 cm, Blattgröße 48,5:61,7 cm.<br />
Nr. 11 von 20 Exemplaren. In jeder Hinsicht einwandfreies Exemplar dieses prominenten Blattes!<br />
Literatur: Riester 79, hier abweichend 1924 datiert; Ausst.<br />
<strong>Katalog</strong>: Karl Hubbuch 1891-1979. Karlsruhe/Berlin/Hamburg<br />
1981/82, Nr. 95, Abb. 167.<br />
Bei der Darstellung handelt es sich um Hubbuchs Auslegung<br />
der Szene aus: Heinrich Mann, der Untertan. München, 1979, S.<br />
340 – erschienen 1918: „In einer unerhörten und wahnwitzigen<br />
Umkehrung aller Gesetze durfte Guste ihm befehlen: ‚Du sollst<br />
meine herrliche Gestalt anbeten!‘ – und dann, auf den Rücken<br />
gelagert, ließ er sich von ihr in den Bauch treten. Freilich unterbrach<br />
sie sich mitten in der Tätigkeit und fragte plötzlich ohne<br />
ihr grausames Pathos streng sachlich: ‚Haste genug?‘ Diederich<br />
rührte sich nicht; sofort war Guste wieder ganz Herrin. ‚Ich bin<br />
die Herrin, du bist der Untertan‘, versicherte sie ausdrücklich“.<br />
54
55<br />
31
KARL HUBBUCH<br />
1891 – Karlsruhe – 1979<br />
Mirakel.<br />
32<br />
Lithographie, um 1924, auf Kupferdruckpapier, mit Bleistift nummeriert, betitelt und signiert.<br />
Darstellungsgröße 37:36 cm, Blattgröße 50:43,5 cm.<br />
Nr. 9 von 25 Exemplaren. Vorzüglich erhaltenes Exemplar und sehr guter Abdruck!<br />
Literatur: Riester 81; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Karl Hubbuch, 1891-1979.<br />
Karlsruhe/Berlin/Hamburg, 1981/82, Nr. 150, Abb. S. 173.<br />
56
57<br />
32
KARL HUBBUCH<br />
1891 – Karlsruhe – 1979<br />
Anni im Faschingskostüm.<br />
33<br />
Lithographie, 1925, auf Kupferdruckpapier, mit Bleistift nummeriert und signiert.<br />
Darstellungsgröße 39:18 cm, Blattgröße 57,5:42,5 cm.<br />
Nr. 5 von 5 Exemplaren. Vorzüglicher, einwandfreier Abdruck!<br />
Literatur: Riester 93, Abb. S. 42.<br />
58
59<br />
33
ALEXANDER KANOLDT<br />
1881 Karlsruhe – Berlin 1939<br />
Die Mühle I.<br />
34<br />
Lithographie 1921, auf China-Bütten, rechts unten mit Bleistift signiert, datiert und mit der Werknummer bezeichnet<br />
„Kanoldt 1921/II“, links unten bezeichnet und nummeriert „5/2 No 7/30“ und bezeichnet „Orig. Lith. 30/7“.<br />
Darstellungsgröße 21:24,2 cm, Blattgröße 35:49,7 cm. – Mit zwei schwachen Braunflecken.<br />
Nr. 7 von 30 Exemplaren. Schöner Abdruck!<br />
Literatur: Amman L 2.<br />
Alexander Kanoldt, Sohn des Landschaftsmalers Edmund Friedrich<br />
Kanoldt (1845-1904) begann als Achtzehnjähriger zunächst<br />
eine Lehre als Dekorationsmaler an der Karlsruher Kunstgewerbeschule,<br />
wechselte jedoch bereits 1901 an die Akademie<br />
der bildenden Künste zu Ernst Schurth (1848-1910), wo er auf<br />
den gleichaltrigen Adolf Erbslöh (1881-1947) traf. Die Künstler<br />
inspirierten sich gegenseitig und es entstanden drucktechnisch<br />
aufwendige Farblithographien. In der Malklasse von Friedrich<br />
Fehr (1862-1927) setzte er 1904 sein Studium fort und war von<br />
1906/09 dessen Meisterschüler. 1908 siedelte er nach München<br />
über, wo er 1909 mit anderen Künstlern die „Neue Künstlervereinigung<br />
München“ gründete, einem Vorläufer des „Blauer<br />
Reiter“. 1909 stellte er mit anderen Künstlern in der Münchner<br />
modernen <strong>Galerie</strong> von Heinrich Thannhauser aus. Im 1. Weltkrieg<br />
leistete er als Offizier Kriegsdienst. Danach folgte ein längerer<br />
Aufenthalt in Italien, wo Architekturlandschaften und<br />
kühle Raumdarstellungen entstanden. Sie waren ein Neubeginn<br />
in Kanoldts künstlerischem Schaffen und er nahm 1925<br />
in Mannheim an der wegweisenden Ausstellung „Neue Sachlichkeit“<br />
teil. Dies brachte ihm noch 1925 eine Berufung an die<br />
Breslauer Kunstakademie durch Oscar Moll (1875-1947) ein, die<br />
er jedoch schon 1931 wieder verließ. Zusammen mit Karl Hofer<br />
(1878-1955) war er Mitbegründer der „Badische Sezession“<br />
in Freiburg und er eröffnete zudem eine private Malschule in<br />
Garmisch-Partenkirchen. Seit 1932 war Kanoldt Mitglied der<br />
Münchner Künstlergruppe „Die Sieben“ und beteiligte sich<br />
regelmäßig an deren Ausstellungen. Obwohl er noch 1933 als<br />
Professor an die Kunstakademie in Berlin berufen wurde, galt<br />
sein Werk unter dem NS-Regime als „entartet“ und wurde 1937<br />
beschlagnahmt. Aus gesundheitlichen Gründen musste Kanoldt<br />
schon im Jahr davor die Professur aufgeben.<br />
Kanoldt ist einer der bedeutendsten Vertreter des Expressionismus<br />
und der Neuen Sachlichkeit Münchner Prägung.<br />
60
61<br />
34
ALEXANDER KANOLDT<br />
1881 Karlsruhe – Berlin 1939<br />
Der Baum (Chiemsee).<br />
35<br />
Lithographie, 1922, auf cremefarbenem Bütten mit Wasserzeichen: JW Zanders und Einhorn, mit Bleistift signiert,<br />
datiert und nummeriert sowie bezeichnet „Großweiß“ und der Werknummer „1922/VIII“.<br />
Darstellungsgröße 38,8:27,3 cm, Blattgröße 58,2:39 cm. – Lediglich der obere und untere Rand sind vom Druck etwas wellig.<br />
Nr. 18 von 40 Exemplaren. Wunderbarer Abdruck von tadelloser Erhaltung.<br />
Literatur: Amman L 8.<br />
62
63<br />
35
EDMUND DANIEL KINZINGER<br />
1888 Pforzheim – Waco/Texas 1963<br />
Paar mit Fächern.<br />
36<br />
Holzschnitt, 1912, auf gelblichem Velin, mit Bleistift signiert, datiert und als „Handdruck“ bezeichnet.<br />
Darstellungsgröße 31,5:24,5 cm, Blattgröße 42,8:33,4 cm. – Im Rand etwas fleckig und angeschmutzt.<br />
Guter vollrandiger Abdruck, sehr selten!<br />
Provenienz: Aus dem künstlerischen Nachlass.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Edmund Daniel Kinzinger 1888-1963.<br />
Reuchlinhaus Pforzheim, eine Ausstellung der Stadt Pforzheim<br />
und der <strong>Galerie</strong> Joseph <strong>Fach</strong>, Frankfurt am Main, bearb. von<br />
Anne-Dore Ketelsen-Volkhardt. Pforzheim, 1988, Nr. 6, Abb. S. 18.<br />
Nach einem Studienaufenthalt 1912 an der Académie Moderne<br />
in Paris war Edmund Daniel Kinzinger bis 1914 Schüler von<br />
Adolf Hölzel (1853-1934) an der Stuttgarter Akademie. Nach<br />
dem Kriegsdienst setzte Kinzinger sein Studium in Stuttgart<br />
fort. 1924 folgte die Übersiedlung nach München, wo er bis 1928<br />
eine private Kunstschule betrieb und 1927 die Amerikanerin<br />
Alice Fish heiratete. Als Austauschlehrer verbrachte er anschließend<br />
einige Zeit in Minneapolis. 1933 verließ er Deutschland<br />
endgültig. Zunächst gründete er eine eigene Schule in Paris<br />
(École de l‘Époque), 1935 emigrierte er in die USA und wurde<br />
Assistant Professor, Professor und schließlich Direktor des Art<br />
Department der Baylor University in Waco, Texas.<br />
64
65<br />
36
EDMUND DANIEL KINZINGER<br />
1888 Pforzheim – Waco/Texas 1963<br />
Stehendes Paar, Akte.<br />
37<br />
Farbholzschnitt in Dunkelbraun, um 1913,<br />
auf festem graubraunem Papier.<br />
Blattgröße ca. 35:21,5 cm.<br />
Guter Abdruck des sehr seltenen Blattes!<br />
Provenienz:<br />
Aus dem künstlerischen Nachlass.<br />
Literatur:<br />
Ausst. <strong>Katalog</strong>: Edmund Daniel Kinzinger<br />
1888-1963. Reuchlinhaus Pforzheim,<br />
eine Ausstellung der Stadt Pforzheim und<br />
der <strong>Galerie</strong> Joseph <strong>Fach</strong>, Frankfurt am Main,<br />
bearb. von Anne-Dore Ketelsen-Volkhardt.<br />
Pforzheim, 1988, Nr. 12, Abb. S. 24.<br />
66
EDMUND DANIEL KINZINGER<br />
1888 Pforzheim – Waco/Texas 1963<br />
Figurationen auf hellem Grund.<br />
Holzschnitt, 1919, auf gelblichem Velin,<br />
mit Bleistift signiert, datiert<br />
und als „Handdruck“ bezeichnet.<br />
Darstellungsgröße ca. 19:12,5 cm,<br />
Blattgröße 33:21 cm.<br />
Mit vereinzelten Stockfleckchen.<br />
38<br />
Sehr guter Abdruck und sehr selten!<br />
Provenienz:<br />
Aus dem künstlerischen Nachlass.<br />
Literatur:<br />
Ausst. <strong>Katalog</strong>: Edmund Daniel Kinzinger<br />
1888-1963. Reuchlinhaus Pforzheim,<br />
eine Ausstellung der Stadt Pforzheim und der<br />
<strong>Galerie</strong> Joseph <strong>Fach</strong>, Frankfurt am Main,<br />
bearb. von Anne-Dore Ketelsen-Volkhardt.<br />
Pforzheim, 1988, Nr. 30, Abb. S. 46.<br />
67
PAUL KLEE<br />
1879 Münchenbuchsee/Schweiz – Muralto/Schweiz 1940<br />
Die Riesenblattlaus.<br />
39<br />
Lithographie, 1920, auf Bütten mit Wasserzeichen: Steigender Löwe und anhängenden Buchstaben „JvZ“, mit Bleistift signiert.<br />
Darstellungsgröße 13,9:6 cm, Blattgröße 43,5:30,7 cm.<br />
Nr. 28 von 30 Exemplaren aus einer Sonderauflage ohne rückseitige typographische Bezeichnung!<br />
Provenienz: Stuttgarter Kunstkabinett, 35. Auktion, 23./24. Mai<br />
1960, Kat. Nr. 1054.<br />
Literatur: Kornfeld 77, II A (von B), Von dieser Lithographie<br />
gibt es: 30 Exx. der Sonderauflage (s. o.), 600 Exx. erschienen<br />
in: Deutsche Graphiker der Gegenwart (darin enthalten: 100<br />
Exx. einer Luxusausgabe) sowie 6 bekannte Probedrucke des 1.<br />
Zustandes; Söhn HDO <strong>108</strong>-7. Erschienen in: Deutsche Graphiker<br />
der Gegenwart. Hrsg. v. Kurt Pfister. Leipzig, 1920, Blatt 10<br />
(von 30); <strong>Katalog</strong>: German Expressionist Prints and Drawings.<br />
Los Angeles, County Museum of Art, 1989, Nr. 1498 m. Abb.<br />
„Paul Klee vereint in diesem Blatt zum einen Motive, die er<br />
bereits früher verwendet hatte, gewissermaßen wie allgemeine<br />
Kürzel für „Tier“ und „Pflanze“, zum anderen geht die Lithographie<br />
auf eine Federzeichnung von 1916 zurück. Die phantastische<br />
Schöpfung, die aus den Naturelementen Pflanze und<br />
Blattlaus ein ornamental verschlungenes neues Wesen schafft,<br />
ist charakteristisch für das Naturverständnis des Künstlers. Die<br />
Lithographie stammt aus dem Buch von Kurt Pfister, „Deutsche<br />
Graphiker der Gegenwart“, Leipzig 1920. Sie wurde 1971<br />
anlässlich der Ausstellung „Meisterwerke des Expressionismus.<br />
Deutsche Druckgraphik von 1905-1925“, in der 125 Arbeiten aus<br />
der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie in Moskau gezeigt<br />
wurden, aus diesem herausgelöst.“ (Staatsgalerie Stuttgart, Inv.<br />
Nr. E 1922/91, 11).<br />
Paul Klees vielseitiges Werk wird dem Expressionismus, Konstruktivismus,<br />
Kubismus, Primitivismus und dem Surrealismus<br />
zugerechnet.<br />
68
69<br />
39
BERNHARD KRETZSCHMAR<br />
1889 Döbeln/Sachsen – Dresden 1972<br />
Der Auktionator.<br />
40<br />
Radierung, 1920, auf festem chamoisfarbenem Velin, mit Bleistift signiert. Darstellungsgröße 34,7:39,7 cm, Blattgröße 46,4:55,7 cm.<br />
Eins von 300 Exemplaren, gedruckt im Antiquariat Brandes, Braunschweig. – Vorzüglicher, breitrandiger Abdruck!<br />
Literatur: Schmidt/Werner R 80 b (von b), mit dem Trockenstempel<br />
der Ganymed-Presse der Marées Gesellschaft.<br />
Kretzschmar studierte seit 1909 in Dresden an der Kunstgewerbeschule<br />
und 1911-1913 an der Kunstakademie in Dresden bei<br />
Robert Sterl (1867-1932), 1912 bei Richard Müller (1880-1943)<br />
und seit 1913 bei Oskar Zwintscher (1870-1916). Er unternahm<br />
Reisen nach Süddeutschland und in die Schweiz, erhielt seinen<br />
ersten öffentlichen Auftrag für das Rathaus in Döbeln. In diese<br />
Jahre fällt auch der Beginn der Freundschaft mit August Böckstiegel<br />
(1889-1977) und Conrad Felixmüller (1897-1977). 1914-17<br />
war er Meisterschüler von Carl Bantzer (1857-1941) und unternahm<br />
Malreisen in Deutschland. Die Jahre 1917/18 diente er als<br />
Sanitätssoldat im 1. Weltkrieg. 1919/20 hatte er ein Atelier und<br />
war als freiberuflicher Maler tätig und parallel dazu Meisterschüler<br />
bei Robert Sterl. Er machte die Bekanntschaft von Julius<br />
Meier-Graefe und es begann seine expressionistische Phase. Als<br />
freischaffender Maler war er in Dresden 1920-1931 tätig und auf<br />
Ausstellungen in Dresden, Berlin, Amsterdam, Paris und in den<br />
USA vertreten. 1932 war er Gründungsmitglied der „Dresdner<br />
Sezession”. Es folgten weitere Jahre intensiver Arbeit, er erhielt<br />
einen Preis im Wettbewerb für das Deutsche Museum und seine<br />
Werke zeigte 1936 in Pittsburgh das Carnegie-Institut. Von den<br />
Nationalsozialisten wurden seine Werke als „entartet“ eingestuft<br />
und 1937 wurden 47 seiner Werke aus den Museen entfernt.<br />
Sommer-Aufenthalte führten ihn 1942-1944 nach Galizien und<br />
es fanden Ausstellungen in Krakau statt. Bei dem Bombenangriff<br />
auf Dresden im Februar 1945 wurde ein größerer Teil<br />
seines Werkbestandes vernichtet. 1946 erhielt er eine Professur<br />
in Dresden, 1949 unternahm er eine Reise durch Norddeutschland.<br />
Sommerreisen führten ihn seit 1952 an die Ostsee und<br />
Ahrenshoop mit Wilhelm Lachnit (1899-1962) und Karl Kröner<br />
(1887-1972). Sein Beitrag für die Ausstellung „China erlebt<br />
von deutschen Künstlern“ in der Akademie der Künste in Berlin<br />
war das Ergebnis einer Reise nach China 1954. Bis zu seinem<br />
Tod 1972 konnte Kretzschmar noch auf eine rege Beteiligung<br />
an Ausstellungen in Dresden, Moskau, Berlin, Hamburg und<br />
Bukarest zurückblicken. Er unternahm in den folgenden Jahren<br />
Reisen nach Westdeutschland und Bulgarien und wurde 1970<br />
zum Korrespondierenden Mitglied der Akademie der Künste<br />
der DDR ernannt.<br />
In seinem Frühwerk gilt Kretzschmar als ein bedeutender Vertreter<br />
der „Neue Sachlichkeit“ in Deutschland.<br />
70
71<br />
40
BERNHARD KRETZSCHMAR<br />
1889 Döbeln – Dresden 1972<br />
Spaziergang.<br />
41<br />
Kaltnadelradierung und Pinselätzung, 1920, auf festem Bütten, mit Bleistift signiert und datiert.<br />
Darstellungsgröße 26,1:30,2 cm, Blattgröße 45,2:52 cm. – Papier leicht vergilbt und mit einigen Stockflecken.<br />
Vorzüglicher, breitrandiger Abdruck!<br />
Literatur: Nicht bei Schmidt/Werner, vgl. jedoch stilistisch und motivisch: Schmidt/Werner 46.<br />
72
73<br />
41
BERNHARD KRETZSCHMAR<br />
1889 Döbeln/Sachsen – Dresden 1972<br />
Wettinstrasse oder Der Posten.<br />
42<br />
Kaltnadelradierung, 1921, auf cremefarbenem Velin, mit Bleistift betitelt, signiert und datiert.<br />
Darstellungsgröße 29,5:25,4 cm, Blattgröße 49,2:24,8 cm.<br />
Blatt 15 der Folge von 15 Radierungen und 1 Lithographie: Erlebnisse.<br />
Vorzüglicher breitrandiger Abdruck!<br />
Literatur: Schmidt/Werner R 101.<br />
74
75<br />
42
OTTO LANGE, GEN. „OTTOLANGE“<br />
1879 – Dresden – 1944<br />
Van Zantens Nacht mit Ali.<br />
43<br />
Farbholzschnitt, 1920, auf sehr dünnem Japan-Bütten, mit Bleistift signiert und vom Künstler selbst<br />
als „Hand. Selbstdruck“ bezeichnet. Darstellungsgröße 17,7:13,2 cm, Blattgröße 26,5:20,2 cm.<br />
Blatt 13 der 21-Blatt-Folge: Van Zantens glückliche Zeit. Hrsg. Dresden, <strong>Galerie</strong> Ernst Arnold, 1919/1920.<br />
Literatur: Boettger 49; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Mit Leidenschaft ins<br />
Holz gerissen. Der Dresdner Expressionist Otto Lange (1879-<br />
1944). Reutlingen/Jena, 2011, Farbabb. S. 64. Hier heißt es dazu:<br />
„Als einzige inhaltlich zusammenhängende Folge nimmt die<br />
Holzschnittserie Van Zantens glückliche Zeit eine singuläre<br />
Stellung im gesamten Oeuvre Otto Langes ein. Beeindruckend<br />
ist Langes äußerst phantasievolle und doch zugleich textgetreue<br />
Wiedergabe der exotischen Erzählung Bruuns. Sowohl durch<br />
die einfallsreichen und zugleich präzisen Darstellungen als auch<br />
durch seine individuelle Technik hebt sich Otto Langes Folge von<br />
den zumeist verallgemeinernden und künstlerisch eher konservativen<br />
Arbeiten Georg Schrimpfs (1889-1938) und Artur Bärs<br />
(1884-1972) ab. Fraglos verkörpert seine Schöpfung die kongeniale<br />
Umsetzung der literarischen Vorlagen des Bestsellerautors<br />
Laurids Bruun (1864-1935). Wie ein zeitgenössisches Resümee in<br />
der Kunstzeitschrift Der Cicerone aus dem Jahre 1920 bezeugt,<br />
urteilen Langes Zeitgenossen ebenso: ‚Otto Langes Holzschnitte<br />
sind in strengem Rhythmus gebunden; die handgedruckten farbigen<br />
Blätter strömen eine starke Kraft aus (...). Hier spürt man<br />
wirklich etwas von dem Nachempfinden eines empfindsamen<br />
Meisters und starken Könners seiner Kunst.’“ (op. cit. S. 55/56).<br />
Nach einer Lehre als Dekorationsmaler wurde Lange Schüler<br />
der Kunstgewerbeschule in Dresden und studierte danach an<br />
der Kunstakademie bei Otto Gussmann (1869-1926). 1915-1919<br />
war er Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Bromberg. Seit 1919<br />
lebte er in Dresden und gehörte zur „Dresdner Sezession Gruppe<br />
1919“, seit 1921 war er Mitglied des Akademischen Rates Sachsens.<br />
1925 wurde er als Professor an die Staatliche Kunstschule<br />
für Textilindustrie Plauen berufen und malte 1926 die Luther-<br />
Kirche in Ellefeld/Vogtland aus. Nach seiner Amtsenthebung<br />
durch die Nationalsozialisten 1933 arbeitete er als freischaffender<br />
Künstler in Dresden. 1938 wurden zwei seiner Bilder auf<br />
der Berliner Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Mit dem<br />
anbrechenden Krieg und dem Stigma des „entarteten“ Künstlers<br />
gelang Lange der große künstlerische Durchbruch nicht mehr,<br />
obwohl seine Arbeiten bereits in den 1920er Jahren geschätzt<br />
waren. Er hinterließ ein umfangreiches druckgraphisches Werk.<br />
76
77<br />
43
JEANNE MAMMEN<br />
1890 – Berlin – 1976<br />
Nutten.<br />
44<br />
Lithographie (Asphaltdruck), um 1930, auf feinem Japan-Bütten, mit Bleistift nummeriert und signiert.<br />
Darstellungsgröße 46,5:35 cm, Blattgröße 63,3:44,3 cm.<br />
Nr. 13 von 20 Exemplaren. Diese Lithographie zählt zu den Höhepunkten im graphischen Werk von Jeanne Mammen<br />
und liegt hier in einem prachtvollen, klaren Abdruck auf besonders schönem Papier vor!<br />
Literatur: Döpping/Klünner D 15. Hier heißt es dazu: „Jedes<br />
der Mammen-Girls (…) scheint in seiner Isolierung wie unter<br />
einem unsichtbaren Glassturz konserviert, der es von den anderen<br />
trennt. Ihre zu Schlitzen zusammengezogenen, ins Leere<br />
blickenden, durch Hutkrempen verdeckten und durch Schleier<br />
vergitterten Augen verbergen erfolgreich alles, was eventuell als<br />
‚Seelenkäse‘ enttarnt werden könnte.“ (op. cit. S. 55).<br />
Jeanne Mammen zählt sicher zu den schillerndsten Künstlerpersönlichkeiten<br />
unserer Zeit. Als Tochter eines wohlhabenden<br />
Kaufmannes wuchs sie frei von finanziellen Sorgen ab etwa<br />
1895 in Paris auf. Wohl gefördert von ihrem Elternhaus begann<br />
sie hier 1906 das Studium an der Académie Julien. Zur Weiterbildung<br />
ging sie 1908 nach Brüssel an die Académie Royale des<br />
Beaux-Arts und 1911 an die Scuola Libera Villa Medici in Rom.<br />
Nach Paris 1911 zurückgekehrt veranstaltete sie schon im darauffolgenden<br />
Jahr eine erste Ausstellung ihrer Werke in ihrem<br />
Atelier. Darüber hinaus nahm sie an den Ausstellungen der<br />
„Indépendants“ in Paris teil. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges<br />
musste sie mit der wegen Beschlagnahmung aller Besitztümer<br />
durch die Franzosen mittellos gewordenen Familie das Land verlassen,<br />
kam erst nach Holland, 1915 nach Berlin. Hier suchte sie<br />
mit steigendem Erfolg durch Illustrationen, Modezeichnungen<br />
oder etwa Kinoplakaten für die Ufa, ihren Lebensunterhalt zu<br />
bestreiten. Schließlich wurde sie Mitarbeiterin der Zeitschrift<br />
„Simplicissimus“ und anderer satirischer Blätter wie die „Lustige<br />
Blätter“, „Uhu“ und „Ulk“. Diese gesellschaftskritischen und<br />
satirischen Zeichnungen und Aquarelle, Milieustudien, Szenen<br />
aus Bars und von Kleinkunstbühnen, Bordellen und der Straße<br />
bescherten ihr in der zweiten Hälfte der 20er Jahre wachsendes<br />
Ansehen und ein ausreichendes Einkommen. Schon zu Beginn<br />
ihres Schaffens war die Fokussierung auf Frauendarstellungen<br />
festzustellen, ebenso wie die Beziehungen zwischen Mann und<br />
Frau, aber auch die zwischen Frau und Frau. Eine Ausstellung<br />
im November/Oktober 1930 in der <strong>Galerie</strong> Fritz Gurlitt folgte.<br />
Ein Jahr zuvor hatte sie eine Reise in die Sowjetunion unternommen.<br />
1933 wurde ihre Karriere durch die Nationalsozialisten abrupt<br />
unterbrochen. Ihre Reaktion darauf war die totale Abkehr<br />
von der bisherigen Malweise. Zugleich begann sie als Plastikerin<br />
zu arbeiten. Die Zeit nach 1933 brachte bald den Verlust ihrer<br />
Verdienstmöglichkeiten durch Verbot oder „Gleichschaltung“<br />
der Zeitschriften; für die „Angepassten“ hätte sie ohnehin nicht<br />
arbeiten wollen. So suchte sie sich etwa mit Bücherverkauf –<br />
umherziehend mit einem Karren – über Wasser zu halten. Nach<br />
dem Krieg entstanden aus Mangel an Farben Materialbilder aus<br />
Draht und Kordel. Ab 1949 entwarf sie für das existentialistische<br />
Kabarett „Die Badewanne“ Kostüme und Bühnenbilder. Erste<br />
Ausstellungsbeteiligungen fanden schon 1945 statt. Reisen, die<br />
sie sich endlich leisten konnte, folgten. Künstlerisch ist bald die<br />
allmähliche Annäherung an die Abstraktion zu beobachten.<br />
78
79<br />
44
GEORG ALEXANDER MATHÉY<br />
1884 Hermannstadt/Siebenbürgen – Buchendorf/Gauting) 1968<br />
Cabaret « Le Grelot » (Montmartre).<br />
45<br />
Kaltnadelradierung, um 1920, auf Kupferdruckpapier, mit Bleistift signiert, bezeichnet und betitelt.<br />
Darstellungsgröße 32,3:24,2 cm, Blattgröße 45,1:32,2 cm.<br />
In den breiten Rändern leicht knickfaltig, verso an den Rändern etwas berieben.<br />
Probedruck, prachtvoller Abzug mit leichtem Plattenton!<br />
Mathéy studierte Architektur an der TH Budapest, später Malerei,<br />
Buchkunst und Graphik an der Staatl. Kunstgewerbeschule<br />
in Berlin, wo er Meisterschüler von Emil Rudolf Weiß<br />
(1875-1942) war. 1916/19 war er auf Veranlassung des Architekten<br />
Bruno Paul (1874-1968) hier als Lehrer tätig. 1920 wurde er<br />
von Walter Tiemann (1876-1951) als Leiter der Werkstätten für<br />
Buch- und Steindruck an die Staatl. Akademie der graphischen<br />
Künste und Buchgewerbe in Leipzig berufen und wirkte hier bis<br />
1928. Ein langer Aufenthalt in Griechenland 1929/41 folgte, danach<br />
war er als freier Künstler in Berlin tätig. 1953 übernahm er<br />
die Leitung des neu gegründeten Klingspor-Museums in Offenbach<br />
am Main.<br />
1951 war er für den Entwurf der Briefmarken des legendären<br />
„Posthornsatzes“ verantwortlich und war auch für den Porzellanhersteller<br />
Rosenthal tätig.<br />
Sein künstlerisches Werk umfasst Wandmalereien, Gobelins,<br />
Entwürfe für Möbel, Porzellan und Bucheinbände, Gemälde,<br />
Radierungen, Holzschnitte und Lithographien sowie mehrere<br />
graphische Folgen.<br />
80
81<br />
45
JOHANNES MOLZAHN<br />
1892 Duisburg – München 1965<br />
Ein Haus das mir lebendig wurde.<br />
46<br />
Holzschnitt, 1919, auf dünnem Bütten, mit Bleistift signiert, nummeriert und bezeichnet „VIII Hertwig gewidmet“.<br />
Darstellungsgröße 30,5:26,2 cm, Blattgröße 60:45,2 cm.<br />
Mit schwachem Lichtrand rundum, winziger Abriss an der linken oberen Ecke.<br />
Eins von 31 Exemplaren. Mit eigenhändiger Widmung „Frau<br />
Margarete Dexel – Ein Haus das mir lebendig wurde / Johannes<br />
Molzahn / 10. Februar 2.“<br />
Die Widmung bezieht sich auf den Graphikdesigner Max Hertwig<br />
(1881-1975), dessen Werbemittel-Entwürfe für die berühmten<br />
Fagus Werke Molzahn später überarbeitete und ergänzte.<br />
Bei der Widmungsempfängerin handelt es sich um Walter<br />
Dexels (1890-1973) Ehefrau Grete, die er 1914 geheiratet hatte.<br />
Walter Dexel wurde 1928 Molzahns Nachfolger als Dozent an<br />
der Kunstgewerbe- und Handwerksschule Magdeburg<br />
Provenienz: Privatsammlung Braunschweig; Privatsammlung<br />
Hamburg.<br />
Literatur: Salzmann 8 g.<br />
Johannes Molzahn, deutsch-US-amerikanischer Maler und<br />
Grafiker, machte zuerst eine Ausbildung zum Fotografen in<br />
Weimar. 1904-1907 Zeichenunterricht an der Großherzoglichen<br />
Zeichenschule in Weimar, 1908-14 Wanderjahre in der Schweiz,<br />
Bekanntschaft mit den Malern Otto Meyer-Amden (1885-1933)<br />
und Hermann Huber (1888-1967). Molzahn gründete 1918 mit<br />
Rudolf Jahns (1896-1983) und Thilo Maatsch (1900-1983) die<br />
„Gesellschaft der Freunde junger Kunst“ in Braunschweig. Zu<br />
deren Mitgliedern gehörten auch Lyonel Feininger (1871-1956)<br />
und Paul Klee (1879-1940). Zudem entwarf Wassily Kandinsky<br />
(1866-1944) das Signet der Gruppe. Ebenfalls 1918 wurde er Mitglied<br />
der in Berlin gegründeten „Novembergruppe“. Er stand<br />
danach dem 1919 von Walter Gropius (1883-1969) in Weimar<br />
gegründeten Bauhaus nahe, ehe er mit Beginn der 1920er Jahre<br />
sich der Abstrakten Malerei annäherte, wobei seine Bilder oft<br />
figurale Elemente und Motive zeigen. 1921 fand in der Düsseldorfer<br />
<strong>Galerie</strong> von Alfred Flechtheim eine Ausstellung statt, die<br />
eine kleine „Collection utopisch-phantastischer Maschinen &<br />
Apparate“ mit dem Titel „Zeit Taster“ zeigte. Seit 1923 war er<br />
Lehrer für Gebrauchsgraphik an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule<br />
in Magdeburg, 1925 erschien eine Denkschrift<br />
im Auftrag des Magistrats der Stadt über seine Vorstellungen<br />
zu Strukturen und Zielen einer modernen Kunstgewerbeschule<br />
und die Grundlagen für einen modernen gebrauchsgraphischen<br />
Unterricht. Von 1928-33 war er Leiter der Graphikklasse an der<br />
Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau.<br />
1933 folgte seine Entlassung und seit 1934 die Diffamierung seiner<br />
Werke durch den Nationalsozialismus. 1938 emigrierte er in<br />
die USA, wo er an mehreren Kunstschulen unterrichtete. 1959<br />
folgte die späte Rückkehr nach Deutschland.<br />
82
83<br />
46
HEINRICH NAUEN<br />
1880 Krefeld – Kalkar 1940<br />
Frauenakt, Wäscherin.<br />
47<br />
Kaltnadelradierung mit Plattenton, 1923, auf Bütten mit Wasserzeichen:<br />
Bergisch Gladbach und steigender Löwe, mit Bleistift signiert, datiert und nummeriert.<br />
Darstellungsgröße 35:28 cm, Blattgröße 42,2:35,5 cm. – Papier leicht vergilbt, mit Lichtrand rundum.<br />
Nr. 6 von 25 Exemplaren.<br />
Schon früh begeisterte sich Nauen für Kunst und setzte es als<br />
16jähriger durch, seine Lehre bei dem Kirchen- und Dekorationsmaler<br />
Wilhelm Pastern (1872-1954) zu erhalten. 1897 begann<br />
er an der Düsseldorfer Kunstakademie ein Studium bei<br />
Heinrich Lauenstein (1835-1910), Willi Spatz (1861-1931) und<br />
Eduard von Gebhardt (1838-1925), 1899 endete sein dortiger<br />
Aufenthalt. Nach kurzer Ausbildung in München an der Malschule<br />
Heinrich Knirr (1862-1944) wechselt Nauen 1900 nach<br />
Stuttgart zu Leo von Kalckreuth (1855-1928), der ihn jedoch<br />
langfristig künstlerisch nicht überzeugen kann. 1902 kehrte er<br />
nach Krefeld zurück und beteiligte sich erstmals an einer öffentlichen<br />
Ausstellung in Düsseldorf. Die Folgejahre waren vom<br />
Leben in der niederländischen Künstlerkolonie Sint-Martens-<br />
Latem und von engen Kontakten zur Berliner Sezession geprägt.<br />
1905 reiste er mit seiner Frau Marie von Malachowski (1880-<br />
1943) nach Paris, wo sich beide an der Académie Julien einschrieben.<br />
Dort lernen sie während der Entstehungsstunde des<br />
Fauvismus u.a. Paula Modersohn-Becker (1876-1907) und Hans<br />
Purrmann (1880-1966) kennen. Zurück in Deutschland siedelte<br />
Nauen nach Berlin über und wurde Mitglied im ‚Deutschen<br />
Künstlerbund‘. In dieser Zeit begann die Freundschaft mit<br />
Walter Kaesbach (1879-1961), der den Künstler in den kommenden<br />
Jahrzehnten unterstützte. Das Jahr 1907 ist von finanziellen<br />
und persönlichen Nöten bestimmt, Nauen wechselte mehrfach<br />
seine Wohnorte, weilte aber meist in Krefeld und in Berlin, die<br />
Sommer verbrachte er im französischen Visé. Enge Verbindung<br />
knüpfte er zu Heinrich Campendonk (1889-1957), Helmuth<br />
Macke (1891-1936) und Will Wieger (1890-1964), während das<br />
Verhältnis zur Berliner Sezession immer gespannter wurde.<br />
Negative Kritiken in Deutschland wegen seiner künstlerischen<br />
Nähe zu Vincent van Gogh (1853-1890), führten dazu, dass er<br />
1910 einen Großteil seiner Arbeiten vernichtete. Nauen zog es<br />
wieder an den Niederrhein, wo er schließlich 1911 das Schloss<br />
Dilborn übernahm. Als Soldat nahm der Künstler 1915-18 in<br />
Frankreich am 1. Weltkrieg teil. Nach seiner Berufung an die<br />
Düsseldorfer Kunstakademie führte Nauen Wandgemälde und<br />
auch Mosaiken aus. Nach Neuss übersiedelte der Künstler 1931,<br />
die Sommer 1934/37 verbrachte er am Bodensee. 1937, nach seiner<br />
Entlassung aus dem Lehramt ließ er sich in Kalkar nieder,<br />
wo er auch starb.<br />
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85<br />
47
MAX OPPENHEIMER, GEN. „MOPP“<br />
1885 Wien – New York 1954<br />
Heinrich Mann (Schriftsteller, 1871-1950), Kopf.<br />
48<br />
Kaltnadelradierung, 1912, auf cremefarbenem Japan, mit Bleistift signiert, datiert „Berlin 1912“ und nummeriert,<br />
sowie von Heinrich Mann im Unterrand mit Bleistift signiert. Darstellungsgröße 23,5:20,8 cm, Blattgröße 48,3:38 cm.<br />
Nr. 7 von 36 Exemplaren. Ganz vorzüglicher, gratiger Druck mit zartem Plattenton und deutlich zeichnender Plattenkante.<br />
Literatur: Stix/Osborn 3; Papst R 5, erschienen bei Fritz Gurlitt,<br />
Berlin.<br />
„Zurückgebogen und die Unterlippe vorgeschoben, die Augen<br />
gesenkt und abwärts, las Heinrich Mann seinen Essay ‚Geist<br />
und Tat‘. Jedes Wort deutlich sprechend, den Kopf schief auf den<br />
Schultern und zur Seite geneigt. Das schmale Gesicht bleich und<br />
hell. In ihm arbeiten nur die Schläfen“. (Max Oppenheimer, Heinrich<br />
Mann, in: Menschen finden ihren Maler. Zürich, 1939, S. 16).<br />
Oppenheimer war von 1900-1903 Schüler der Akademie der bildenden<br />
Künste in Wien und von 1903-1906 der Prager Kunstakademie.<br />
Hier schloss er sich 1906 der Gruppe „OSMA“ an,<br />
eine der ersten Vereinigungen tschechischer Avantgardisten.<br />
1907 kehrte er nach Wien zurück, wo er zum Kreis des „Wiener<br />
Expressionismus“ gehörte. Stilistisch haben ihn Oskar Kokoschka<br />
(1886-1980), Egon Schiele (1890-1918) und Albert Paris Gütersloh<br />
(1887-1973) beeinflusst. 1911-1915 war er in Berlin tätig und<br />
Mitarbeiter der Zeitschrift „Die Aktion“ und nahm kubistische<br />
Elemente in seine Arbeiten auf. Es folgte ein Aufenthalt in der<br />
Schweiz von 1915-1925, wo seine Auseinandersetzung mit der<br />
Musik begann (Bildnisse von Musikern, „Musik und Malerei“,<br />
1919). 1931 kehrte er nach Wien zurück, 1938 emigrierte er in<br />
die USA, wo er in New York bis zu seinem Tode zurückgezogen<br />
lebte.<br />
1940 veranstaltet die <strong>Galerie</strong> Nierendorf, New York eine Ausstellung,<br />
wo die Gemälde „Tilla Durieux“, „Geisselung“ und „Der<br />
Weltkrieg“ gezeigt werden.<br />
86
87<br />
48
MAX OPPENHEIMER, GEN. „MOPP“<br />
1885 Wien – New York 1954<br />
Pieta III / Trösterin.<br />
49<br />
Kaltnadelradierung, 1912, auf cremefarbenem Japan, mit Bleistift signiert und nummeriert.<br />
Darstellungsgröße 17:14,9 cm, Blattgröße 45,8:32 cm.<br />
Nr. 2 von 40 Exemplaren. Sehr guter Abdruck!<br />
Vermutlich gibt es eine weitere Auflage von 40 Exemplaren auf Japan,<br />
die Stix und Pabst jedoch nicht bekannt ist.<br />
Literatur: Stix/Osborn 10, erwähnt neben 10 Exemplaren auf Japan, 40 Exemplare auf Bütten,<br />
erschienen im Verlag Fritz Gurlitt, Berlin; Pabst R 11.<br />
88
89<br />
49
MAX OPPENHEIMER, GEN. „MOPP“<br />
1885 Wien – New York 1954<br />
Heinrich Mann (Schriftsteller, 1871-1950), Kopf im Profil nach rechts.<br />
50<br />
Kaltnadelradierung mit Plattenton, 1913, auf chamoisfarbenem Kupferdruckkarton,<br />
mit Bleistift signiert und als „III. Zustand korrigiert“ bezeichnet.<br />
Darstellungsgröße 17,3:14,6 cm, Blattgröße 35:28 cm. – Papieroberfläche leicht angeschmutzt.<br />
Vorzüglicher Abdruck mit scharfzeichnender Plattenkante!<br />
Literatur: Stix/Osborn 30, erwähnt 50 Exemplare auf Japan, erschienen bei Georg Caspari, München; Pabst R 30.<br />
90
91<br />
50
MAX OPPENHEIMER, GEN. „MOPP“<br />
1885 Wien – New York 1954<br />
Heßquartett (Streichquartett).<br />
51<br />
Kaltnadelradierung, 1915, auf cremefarbenem Japan, mit Bleistift nummeriert und signiert.<br />
Darstellungsgröße 24,7:24,3 cm, Blattgröße 40,4:39,6 cm.<br />
Nr. 11 von 50 Exemplaren.<br />
Literatur: Stix/Osborn 35; Papst R 36. Erschienen bei Amsler & Ruthardt, Berlin.<br />
Bereits 1914 hatte Oppenheimer das Heßquartett in einem Gemälde festgehalten, vgl.: M.-A. von Putkamer, Max Oppenheimer<br />
1885-1954. Leben und malerisches Werk. Wien/Köln/Weimar, 1999, Nr. 93, Abb. S. 112.<br />
92
93<br />
51
MAX OPPENHEIMER,<br />
GEN. „MOPP“<br />
1885 Wien – New York 1954<br />
52<br />
Tilla Durieux<br />
(Schauspielerin, 1880-1971),<br />
Dreiviertelfigur.<br />
Kaltnadelradierung, 1925,<br />
auf cremefarbenem Japan, mit Bleistift<br />
signiert und nummeriert.<br />
Darstellungsgröße 27,8:23,4 cm,<br />
Blattgröße 43,6:31 cm.<br />
Nr. 24 von 50 Exemplaren auf Japan.<br />
Vorzüglicher Abdruck mit<br />
zartem Plattenton und dem vollen<br />
Rand, rechts und unten mit dem<br />
Schöpfrand.<br />
Literatur:<br />
Stix/Osborn 45; Papst R 50.<br />
Erschienen im Verlag Bukum AG,<br />
Wien. Ferner gibt es noch<br />
10 Vorzugsexemplare.<br />
Die Radierung steht im<br />
Zusammenhang mit dem Gemälde<br />
„Tilla Durieux“, das die Schauspielerin<br />
und Frau des Kunsthändlers<br />
Paul Cassirer in vergleichbarer<br />
Pose zeigt. Das Gemälde entstand<br />
bereits 1913.<br />
94
MAX OPPENHEIMER,<br />
GEN. „MOPP“<br />
1885 Wien – New York 1954<br />
Peter Behrens<br />
(Architekt, 1868-1940),<br />
Kopf nach links gewandt.<br />
53<br />
Kaltnadelradierung mit<br />
Plattenton, 1924, auf<br />
chamoisfarbenem Kupferdruckkarton,<br />
mit Bleistift signiert und<br />
als „Probedruck“ bezeichnet.<br />
Darstellungsgröße 18:13,8 cm,<br />
Blattgröße 27,8:20,9 cm.<br />
Brillanter Abdruck mit<br />
scharfzeichnender Plattenkante.<br />
Äußerst selten!<br />
Literatur:<br />
Stix/Osborn 47, kennt nur<br />
3 Exemplare auf Japan;<br />
Pabst R 47 (ohne Größenangabe,<br />
da kein Exemplar bekannt<br />
geworden).<br />
95
MAX OPPENHEIMER, GEN. „MOPP“<br />
1885 Wien – New York 1954<br />
Rosé-Quartett.<br />
54<br />
Kaltnadelradierung, 1932, auf festem Velin. Darstellungsgröße 23,7:23,1 cm, Blattgröße 40:32,7 cm.<br />
Mit sorgfältig restauriertem Einriss am linken Oberrand.<br />
Probedruck, vor zahlreichen Ergänzungen, der größeren, unsignierten Auflage des Blattes,<br />
die mit typographischem Aufdruck der „Graphische Künste, Wien“ erschien.<br />
Literatur: Nicht mehr bei Stix/Osborn; vgl. Papst R 69.<br />
Das Rosé-Quartett setzte sich in dieser Zeit zusammen aus:<br />
Arnold Rosé (1882-1945) Violine; Paul Fischer (1905-1938) Violine;<br />
Anton Walter (1883-1950) Violincello; Anton Rusitzka (1901-1929) Viola.<br />
Musik und Musiker waren für Oppenheimer eine ständige Quelle der Inspiration. Er verbindet<br />
in dieser Radierung kubistische Technik mit expressionistischer Kraft.<br />
96
97<br />
54
MAX OPPENHEIMER, GEN. „MOPP“<br />
1885 Wien – New York 1954<br />
Rosé-Quartett.<br />
55<br />
Kaltnadelradierung, 1932, auf cremefarbenem Japan, mit Bleistift signiert. Darstellungsgröße 22,3:22,6 cm,<br />
Blattgröße 34,9:27,5 cm. – In den Rändern leicht knitterfaltig.<br />
Eins von hundert Exemplaren der Vorzugsausgabe, erschienen im Verlag Amsler & Ruthardt, Berlin.<br />
Vorzüglicher Abdruck!<br />
Literatur: Nicht mehr bei Stix/Osborn; Papst R 69.<br />
Das Rosé-Quartett setzte sich in dieser Zeit zusammen aus:<br />
Arnold Rosé (1882-1945) Violine; Paul Fischer (1905-1938) Violine;<br />
Anton Walter (1883-1950) Violincello; Anton Rusitzka (1901-1929) Viola.<br />
Musik und Musiker waren für Oppenheimer eine ständige Quelle der Inspiration. Er verbindet<br />
in dieser Radierung kubistische Technik mit expressionistischer Kraft.<br />
98
99<br />
55
MAX OPPENHEIMER, GEN. „MOPP“<br />
1885 Wien – New York 1954<br />
Milena. Frauenkopf nach rechts.<br />
56<br />
Lithographie, 1935, auf cremefarbenem Japan-Bütten, im Stein signiert und mit Bleistift als „Probedruck“ bezeichnet.<br />
Blattgröße 52,2:38 cm. – Knickfalte im unteren Bereich des Blattes, leicht braunfleckig.<br />
Probedruck mit Bleistiftkorrekturen und zur Übertragung auf den Stein ist der Papierbogen verso gerötelt.<br />
Literatur: Nicht mehr bei Stix/Osborn; Papst L 25.<br />
Die Vorzeichnung zur Lithographie befindet sich in der Sammlung Michael Papst, München.<br />
Das Bildnis zeigt Milena Hutter (1900-1983), die eine langjährige Liebebeziehung mit dem Maler und Schriftsteller<br />
Albert Paris Gütersloh (Pseud. für: Albert Konrad Kiehtreiber) verband, der zum nahen Umfeld Oppenheimers in Wien gehörte.<br />
100
101<br />
56
CHRISTIAN ROHLFS<br />
1849 Niendorf/Holstein – Hagen 1938<br />
Mondänes Paar.<br />
57<br />
Farbholzschnitt in Rotbraun, 1925, auf Chinapapier, rechts unten mit Bleistift signiert.<br />
Darstellungsgröße 24,2:24,2, Blattgröße 24,8:25,2 cm. – Rechte obere Ecke mit zwei kleinen restaurierten Randeinrissen.<br />
Literatur: Vogt 162; Utermann-Eggeling 225.<br />
Rohlfs verletzte sich als 15-Jähriger am rechten Knie und musste<br />
zwei Jahre lang das Bett hüten. Während dieser Krankenzeit<br />
begann er zu zeichnen. Der Dichter Theodor Storm, der die<br />
Zeichnungen des Jungen sah, schickte ihn 1869 zu dem Kunstkritiker<br />
Ludwig Pietsch nach Berlin. Dieser gab ihm ein Empfehlungsschreiben<br />
für die Großherzogliche Akademie in Weimar,<br />
wo Rohlfs 1870-1874 studierte. Er wurde vom Großherzog<br />
gefördert, sodass Rohlfs viele Jahre finanziell gesichert leben<br />
und arbeiten konnte. 1871 verschlimmerte sich das Beinleiden,<br />
1873 wurde ihm schließlich das rechte Bein amputiert. 1876<br />
wechselte Rohlfs an die Akademie in Weimar und war seit 1884<br />
als freier Maler tätig. 1901 lernte er durch Henry van de Velde<br />
(1863-1957) Karl Ernst Osthaus kennen. Dieser berief ihn an die<br />
geplante Folkwang-Schule in Hagen, deren Lehrbetrieb jedoch<br />
niemals zustande kam. 1903 sah Rohlfs im Folkwang-Museum<br />
erstmals Werke von Vincent van Gogh (1853-1890) und den<br />
zeitgenössischen französischen Malern. Zu Beginn seiner malerischen<br />
Tätigkeit dem Naturalismus der Weimarer Malschule<br />
verpflichtet, wandte sich Rohlfs um 1880 dem Impressionismus<br />
zu und seine Gemälde nahmen in den folgenden Jahren an Farbigkeit<br />
zu. Über eine neoimpressionistische Phase gelangte der<br />
Maler um 1906 zu seinem expressiven Spätstil. Die Hinwendung<br />
zum Expressionismus erfolgte wohl nach der Bekanntschaft mit<br />
Emil Nolde (1867-1956), den Rohlfs 1905 während seines Aufenthalts<br />
in den Sommermonaten in Soest kennengelernt hatte<br />
und ab 1910 widmete er sich dem Holzschnitt. Sein eigentliches<br />
Werk schuf Christian Rohlfs dann in den Folgejahren, bereits<br />
über fünfzigjährig. Die kraftvollsten Arbeiten malt er zwischen<br />
dem 70. und 80. Lebensjahr. 1907 schloss sich Christian Rohlfs<br />
dem „Sonderbund westdeutscher Kunstfreunde und Künstler“<br />
an, der von Karl Ernst Osthaus geleitet wurde. 1911 wurde er<br />
Mitglied der „Neue Secession“, 1914 der „Freie Secession“. Zu<br />
seinem 75. Geburtstag ehrte ihn die Stadt Hagen mit der Ernennung<br />
zum Ehrenbürger, im selben Jahr wurde Rohlfs auch<br />
Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. 1937 wurde<br />
Rohlfs Werk von den Nazis als „entartet“ eingestuft und erhielt<br />
Ausstellungsverbot. 412 seiner Arbeiten wurden aus deutschen<br />
Museen entfernt. Zwischen 1927-1937 hielt sich Christian Rohlfs<br />
jedes Jahr in den Sommermonaten in Ascona auf. 1929 wurde<br />
zu Ehren des Achtzigjährigen das Christian-Rohlfs-Museum in<br />
Hagen gegründet.<br />
102
103<br />
57
OSKAR SCHLEMMER<br />
1888 Stuttgart – Baden Baden 1943<br />
Titelschrift zu: Üechtgruppe / Erste Mappe 1919.<br />
58<br />
Lithographie, 1919, auf Japan. Blattgröße 46:29,6 cm. – Papier gebräunt, Papierschäden im Unterrand sorgfältig restauriert.<br />
Sehr selten!<br />
Die Mappe war Paul Klee gewidmet und erschien in einer<br />
Auflage von 30 Exemplaren. Sie enthielt Originalgraphiken<br />
von Willy Baumeister, Gottfried Graf, Edmund Daniel Kinzinger,<br />
Albert Müller, Oskar Schlemmer und Hans Spiegel.<br />
Oskar Schlemmer, ein bedeutender Maler, Bildhauer und Bühnenbildner,<br />
war von 1920-1929 als Meister am Bauhaus in Weimar<br />
und Dessau tätig und gestaltete u. a. dessen Logo.<br />
„Üecht“ war eine Künstlervereinigung, die im Sommer 1919 in<br />
Stuttgart als Ortsgruppe der Berliner Novembergruppe gegründet<br />
wurde und bis 1924 bestand.<br />
104
105<br />
58
KARL SCHMIDT-ROTTLUFF<br />
1884 Rottluff/Chemnitz – Berlin 1976<br />
Dünen und Mole.<br />
59<br />
Farbholzschnitt in Azurblau und Schwarz, 1917, auf elfenbeinfarbenem Bütten mit Wasserzeichen: Perfecta,<br />
mit weichem Bleistift signiert, mit Druckersignatur von Fritz Voigts und mit Blindstempel des Euphorion Verlages, Berlin.<br />
Darstellungsgröße ca. 29:34 cm, Blattgröße 46:58,5 cm.<br />
Provenienz: Sammlung Ernst Rathenau (1898-1986); Kunstantiquariat<br />
C.G. Boerner, Düsseldorf, Lagerliste 89, 1988, Nr. 25 (mit<br />
farbiger Abbildung des Holzschnitts auf dem Umschlag).<br />
Literatur: Schapire 195. Ganz vorzüglicher, unberührt frischer<br />
Handdruck!<br />
„Die bei Fritz Voigt in Berlin mit der Handpresse gedruckte<br />
Auflage von einhundert Exemplaren für den Hyperion Verlag<br />
in München ging 1922 in den Besitz des Euphorion Verlages in<br />
Berlin über (Schapire, S. 10), dessen Blindstempel unten links<br />
sichtbar ist. Der Stock ist nicht, wie bei Schapire (1924) angegeben,<br />
zerstört, sondern kam mit den anderen erhaltenen Stöcken<br />
als Schenkung Schmidt-Rottluffs 1975 in den Besitz des Brücke-<br />
Museums, Berlin …“ (Boerner 25).<br />
„Schmidt-Rottluff hat (sich) … eigentlich nur elf Jahre, von 1909<br />
bis 1919, ganz intensiv dem Holzschnitt gewidmet, eine kurze<br />
Zeitspanne im Vergleich zu der beherrschenden Rolle, die<br />
in unserer Vorstellung mit Recht der Holzschnitt in der Kunst<br />
Schmidt-Rottluffs spielt. Es ist die Kraft der Ausstrahlung, die<br />
diese ihm ureigenste Kunstform über die Zeit hinaus bewirkt<br />
hat.“ (L. Reidemeister, Der Holzstock als Kunstwerk. 1983).<br />
Der Verleger Ernst Rathenau, Sohn des Architekten Georg Albert<br />
Rathenau und Neffe 2. Grades von Walther Rathenau, lieferte<br />
bedeutende Beiträge zur modernen Buchkunst und Kunstliteratur.<br />
Seit 1918 publizierte er gemeinsam mit Paul Westheim<br />
und Gustav Kiepenheuer die Zeitschrift „Die Schaffenden“ und<br />
schuf damit ein umfassendes Panorama zeitgenössischer Druckgraphik.<br />
1920 trat er in den Euphorion Verlag ein, den er 1923<br />
übernahm. Hier veröffentlichte er neben bibliophilen Drucken<br />
bis heute gültige Werkverzeichnisse, etwa von Karl Schmidt-<br />
Rottluff und Oskar Kokoschka. 1938 emigrierte er nach New<br />
York und kehrte 1950 nach Europa zurück, um seine verlegerische<br />
und editorische Tätigkeit fortzusetzen.<br />
Schmidt-Rottluff begann 1905 ein Architekturstudium an der<br />
Technischen Universität in Dresden. Dort lernte er Ernst Ludwig<br />
Kirchner (1880-1938), Erich Heckel (1883-1970) und Fritz Bleyl<br />
(1880-1966) kennen, mit denen er im selben Jahr die Künstlergemeinschaft<br />
„Die Brücke“ gründet. 1906 erschien die erste<br />
gemeinsame Grafikmappe. Bis 1912 hielt sich Schmidt-Rottluff<br />
immer wieder für längere Zeit im Dangaster Moor bei Varel in<br />
Oldenburg auf, wo er zahlreiche Motive für seine Landschaftsgemälde<br />
fand. Mit seiner Übersiedlung nach Berlin im Jahr 1911<br />
wandte er sich verstärkt formalen Problemen zu und entwickelte<br />
eine zunehmend reduzierte, geometrische Formensprache. Der<br />
Ausbruch des Krieges unterbrach diese Entwicklung. Während<br />
seines Militärdienstes entstand ein Zyklus von religiösen Holzschnitten,<br />
in dem Schmidt-Rottluff die Schrecken des Krieges<br />
verarbeitet und der als sein grafisches Hauptwerk gilt. 1918 kehrte<br />
er nach Berlin zurück. Seinen Arbeitsrhythmus mit Malreisen<br />
im Sommer und der Atelierarbeit im Winter behielt er auch in<br />
106
59<br />
den zwanziger Jahren bei. Aufenthalte in Pommern, am Lebasee,<br />
im Tessin und im Taunus, ferner in Rom als Studiengast der<br />
deutschen Akademie in der Villa Massimo (1930) inspirierten<br />
Schmidt-Rottluff zu seinen reifen Stillleben und Landschaften.<br />
1937 wurde seine Kunst von den Nationalsozialisten als „entartet“<br />
eingestuft, 1941 folgten das Malverbot und der Ausschluss<br />
aus dem Berufsverband. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm<br />
Schmidt-Rottluff einen Lehrstuhl an der (West-) Berliner Hochschule<br />
für bildende Künste an. Sein Spätwerk schließt motivisch<br />
an die expressionistische Phase an. Er erhielt 1956 den Orden<br />
„Pour le Mérite“, 1967 wurde das auf seine Initiative hin gegründete<br />
Brücke-Museum in Berlin eröffnet.<br />
Karl Schmidt-Rottluff gilt als einer der wichtigsten Vertreter des<br />
Expressionismus und als ein Klassiker der Moderne.<br />
107
GEORG SCHOLZ<br />
1890 Wolfenbüttel – Waldkirch 1945<br />
Industriebauern (Wucherbauernfamilie).<br />
60<br />
Lithographie, 1920, auf chamoisfarbenem Kupferdruckkarton, mit Bleistift signiert und datiert und als „Probedruck“ bezeichnet.<br />
Darstellungsgröße 35,8:26,6 cm, Blattgröße 42:50 cm. – Die linken Ecken leicht knitterspurig, der untere Rand mit einem Fleck.<br />
Äußerst selten!<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Realistische Kunst der 20er Jahre in<br />
Karlsruhe. Karlsruhe, Künstlerhaus <strong>Galerie</strong>, 1982, Nr. 143, Abb.<br />
30; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Georg Scholz. Das druckgraphische Werk.<br />
Karlsruhe, Künstlerhaus <strong>Galerie</strong>, 1982, Nr. 46, Abb. 44. Zur vorliegenden<br />
Lithographie heißt es hier:<br />
„Der schwarzweißen und der aquarellierten Fassung dieser<br />
Lithographie ging ein Ölgemälde voraus, das den Titel ‚Industriebauern‘<br />
trägt (heute: Von der Heydt-Museum, Wuppertal).<br />
Das Ölbild mit Collagen, auf Holz, wurde erstmals auf der<br />
‚Erste Internationale Dada-Messe‘ in Berlin 1920 gezeigt. Zum<br />
Kopf des Bauern existiert eine Vorstudie, 1919 datiert. Zum Titelt:<br />
Bisher wurde die Lithographie in Anlehnung an den Titelt<br />
des Ölbildes immer ‚Industriebauern‘ genannt. Auf keinem der<br />
uns bekannten Exemplare findet sich jedoch dieser Titel. In der<br />
Lithographie entfallen auch alle Elemente des Ölbildes, die die<br />
Verbindung von Landwirtschaft und Industrie anzeigen, z. B.<br />
der Mähdrescher im Fensterausblick. Es finden sich dagegen<br />
Exemplare die rückseitig von fremder Hand ‚Wucher-Bauernfamilie‘,<br />
‚Bauernfamilie‘ oder ‚Durlacher Schwarzbuckelfamilie‘<br />
beschriftet sind.“<br />
Georg Scholz war seit seinem 6. Lebensjahr Halbweise und wurde<br />
als Achtjähriger von dem Physiker J. Elsner und seiner Frau<br />
als Pflegesohn aufgenommen. Er begann sein Studium an der<br />
Gewerbeschule in Braunschweig und wechselte danach an die<br />
Karlsruher Akademie, wo er von 1908-14 u. a. bei Ludwig Dill<br />
(1848-1940), Hans Thoma (1839-1924) und als Meisterschüler<br />
bei Wilhelm Trübner (1871-1917) studierte. Ein Semester verbrachte<br />
er bei Lovis Corinth (1858-1925) in Berlin.<br />
Während des 1. Weltkriegs war er 1915-18 an der Ost- und an<br />
der Westfront eingesetzt. Unter dem Eindruck der Kriegserlebnisse<br />
engagierte er sich danach in der KPD und wurde Mitglied<br />
der „Novembergruppe“. 1919 folgte die Gründung der revolutionären<br />
Karlsruher Künstlergruppe „Rih“ gemeinsam mit ehemaligen<br />
Kommilitonen darunter Rudolf Schlichter (1890-1955)<br />
und Wladimir von Zabotin (1884-1967), auch arbeitete er bei<br />
der kritischen Zeitschrift „Der Gegner“ mit. Es folgte nun die<br />
Auseinandersetzung mit der internationalen Avantgarde und er<br />
näherte sich expressiven – v. a. in der Graphik – futuristischen<br />
Tendenzen. Auf der „Erste Internationale Dadamesse“ 1920<br />
in Berlin war er mit einem Gemälde vertreten und hielt auch<br />
Kontakt zu Otto Dix (1891-1869) und George Grosz (1893-1959).<br />
Mitte der 20er Jahre entstanden seine Hauptwerke im Stil der<br />
Neuen Sachlichkeit in den Gattungen wie Landschaft, Porträt<br />
und Stillleben. Auf der Ausstellung „Neue Sachlichkeit“ 1925<br />
in Mannheim war er prominent vertreten. Noch in diesem Jahre<br />
wurde er zum Professor an die Karlsruher Akademie berufen<br />
und es entstand kurz darauf sein bedeutsamstes Werk, das<br />
„Selbstbildnis vor der Litfaßsäule“.<br />
<strong>108</strong>
60<br />
1927 Gründungsmitglied der „Badischen Sezession“, Ende der<br />
20er Jahre Mitglied des Instituts für Handwerkswirtschaft in<br />
Karlsruhe und bis 1933 intensive Auseinandersetzung mit dem<br />
Thema Kunst – Handwerk – Industrie. Seine künstlerischen Motive<br />
kreisten in dieser Zeit angelehnt an Picassos Klassische Periode<br />
und André Derain (1880-1954) um die Aktdarstellung, um<br />
die Frage der Figur im Raum. 1933 wurde er aus dem Lehramt<br />
entlassen und zahlreiche seiner Frühwerke als „entartet“ eingestuft.<br />
1935 zog er sich nach Waldkirch zurück und beschränkte<br />
sich fortan fast ausschließlich auf Auftrags- und Ausstattungsarbeiten,<br />
darunter auch seit seiner Konversion sakrale Motive.<br />
Im Oktober 1945 wurde er von den Alliierten als Bürgermeister<br />
von Waldkirch eingesetzt und starb nur wenige Wochen später<br />
an Herzversagen.<br />
109
GEORG SCHOLZ<br />
1890 Wolfenbüttel – Waldkirch 1945<br />
Apotheose des Kriegervereins.<br />
61<br />
Lithographie, 1921/22, auf chamoisfarbenem Karton, mit Bleistift signiert und datiert „21“. Darstellungsgröße 40,1:29,9 cm,<br />
Blattgröße 55,6:39,1 cm. – Verso unkenntlicher Sammlerstempel und Annotation mit blauem Kugelschreiber.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Georg Scholz. Ein Beitrag zur Diskussion<br />
realistischer Kunst. Karlsruhe, Badischer Kunstverein,<br />
1975, Nr. 46 mit Abb.; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Georg Scholz. Das druckgraphische<br />
Werk. Karlsruhe, Künstlerhaus <strong>Galerie</strong>, 1982, Nr. 55,<br />
Abb. 52.<br />
Die Reproduktion der Lithographie diente als Titelbild des<br />
1. Heftes des 3. Jahrgangs (März 1922) der Zeitschrift „Der Gegner“.<br />
Im Künstlernachlass in Waldkirch hat sich eine kleine Bleistiftzeichnung<br />
des Kopfes des Standartenhalters links im Vordergrund<br />
der Lithographie erhalten.<br />
110
111<br />
61
GEORG SCHOLZ<br />
1890 Wolfenbüttel – Waldkirch 1945<br />
Zeitungsträger (Arbeit schändet).<br />
62<br />
Lithographie, 1921/22, auf chamoisfarbenem Papier, mit Bleistift signiert und datiert. Darstellungsgröße 20 × 22 cm,<br />
Blattgröße 40,3:54,8 cm. – Verso unkenntlicher Sammlerstempel und Annotationen in Bleistift und Kugelschreiber.<br />
Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Georg Scholz. Ein Beitrag zur Diskussion<br />
realistischer Kunst. Karlsruhe, Badischer Kunstverein,<br />
1975, Nr. 42 o. Abb.; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Georg Scholz. Das druckgraphische<br />
Werk. Karlsruhe, Künstlerhaus <strong>Galerie</strong>, 1982, Nr. 52,<br />
Abb. 49. Zur vorliegenden Lithographie heißt es hier:<br />
„Es existieren zwei Aquarelle, datiert 1921, mit dem Titel „Arbeit<br />
schändet“, denen die Lithographie seitenverkehrt folgt. Zur<br />
Datierung und zur Auflage: Ein Exemplar (Ausst. <strong>Katalog</strong>: Realismus<br />
der Zwanziger Jahre. München, <strong>Galerie</strong> M. Hasenclever,<br />
Nr. 103 m. Abb.) ist 1921 datiert; 1922 erschien in der 4. Mappe<br />
des 4. Jahrgangs der von Paul Westheim herausgegebenen Graphik-Zeitschrift<br />
„Die Schaffenden“, die den Titel „Neue Veristen<br />
und Konstruktivisten“ trug, eine Auflage in Höhe von 125 Blatt.<br />
Es wurden also einige Exemplare 1921 gedruckt, denen 1922 die<br />
Auflage durch Westheim folgte. Die Lithographie wurde in der<br />
von W. Herzfelde herausgegebenen Zeitschrift „Der Gegner“<br />
reproduziert unter der Überschrift: „Verkehrte Welt“ und mit<br />
der Unterschrift: „Der Dicke: lebt von der Arbeit der Dünnen.<br />
Die Dünnen: verbreiten die Weisheit des Dicken.“<br />
112
113<br />
62
OTTHEINRICH (HEINRICH OTTO) STROHMEYER<br />
1895 München – Freiburg/Breisgau 1968<br />
Stehender weiblicher Rückenakt.<br />
63<br />
Holzschnitt, 1918, auf hellgrauem dünnem Japan, mit Bleistift bezeichnet, signiert und datiert.<br />
Darstellungsgröße ca. 18,5:6 cm, Blattgröße 24:8,3 cm. – Leichte Falte in der linken unteren Ecke.<br />
Um den väterlichen Berufsvorstellungen zu entgehen, flüchtete<br />
Strohmeyer 1913 nach dem Abitur nach Paris, um Maler<br />
und Graphiker werden zu können. Er lernte in verschiedenen<br />
Ateliers am Montmartre vor allem das Zeichnen. Nachdem er<br />
sich mit seinem Vater geeinigt hatte und von ihm nun finanziell<br />
unterstützt wurde, studierte er ab 1915 an der TH München<br />
Architektur und Städtebau. Er war Meisterschüler von Theodor<br />
Fischer (1862-1938) und schloss 1917 sein Studium mit dem akademischen<br />
Grad des Dipl. Ing. ab. Danach war er in verschiedenen<br />
Ämtern als Architekt tätig. Parallel hierzu unterhielt er<br />
ein Atelier in München-Schwabing, wo er malte, zeichnete und<br />
musizierte, u. a. mit Paul Klee (1879-1940). Er war in 1. Ehe seit<br />
1923 mit der Tänzerin Elisabeth Wippermann (Künstlername<br />
„Ewe Warren“) verheiratet, für die er Tanzmusik komponierte<br />
und war in diesen Jahren Mitarbeiter der Wochenschrift für<br />
freiheitliche Politik und Literatur „Die Aktion“, dem Sprachrohr<br />
der expressionistischen Kunst, erschienen in 22 Jahrgängen<br />
von 1911-1932. Des Künstlers Beiträge stammen aus den Jahren<br />
1915-1919. Franz Pfemfert widmete Ottheinrich Strohmeyer<br />
das „Die Aktion“-Sonderheft „Strohmeyer“, VII. Jahr, Nr. 47/48,<br />
1. Dez. 1917 mit 14 Original-Holzschnitten Strohmeyers, dem<br />
graphischen Frühwerk Strohmeyers. Besonders in den Jahren<br />
1916-1920 fertigte Strohmeyer auch Scherenschnitt-Porträts an,<br />
darunter von Karl Marx. 1925 zog der Künstler zur Ausführung<br />
eines Auftrages nach Hamburg und es ergab sich eine Zusammenarbeit<br />
mit Fritz Höger (1877-1949), für den er als Statiker<br />
tätig war. 1926 machte er sich als freier Architekt in Hamburg<br />
selbständig und baute zahlreiche mehrgeschossige Wohnhäuser,<br />
Wohnheime und Einfamilienhäuser. Seit 1939 war er für das<br />
Marinebauamt Cuxhaven tätig, 1944 wurde er Abteilungsleiter<br />
für Luftschutz und Tarnung bei der Marine-Oberbaudirektion<br />
Wilhelmshaven. 1945 erhielt er zwei Bauaufträge von der britischen<br />
Militärregierung in Wilhelmshaven. 1946 wurde er nach<br />
Hamburg berufen und war zusammen mit Friedrich Richard<br />
Ostermeyer (1884-1963) und Gustav Oelsner (1879-1956) am<br />
Wiederaufbau der Stadt beteiligt.<br />
114
115<br />
63
OTTHEINRICH (HEINRICH OTTO) STROHMEYER<br />
1895 München – Freiburg/Breisgau 1968<br />
Weltenschöpfung.<br />
64<br />
Holzschnitt, 1919, auf braunem dünnem Japan, mit Bleistift signiert.<br />
Darstellungsgröße 13 cm Durchmesser, Blattgröße 16,7:15,5 cm.<br />
Literatur: Söhn HDO 40909. Erschienen als Titelseite in: Die Aktion. Hrsg. von Franz Pfemfert. Heft Nr. 18 (10. Mai 1919).<br />
116
117<br />
64
KÜNSTLERVERZEICHNIS<br />
Beckmann, Max ......................................... 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 11<br />
Bollschweiler, Jack (Jakob Friedrich) .............................................. 1<br />
Burchartz, Max ................................................................................... 1<br />
Campendonk, Heinrich .................................................................... 1<br />
Dietrich, Erich .................................................................................... 1<br />
Dix, Otto...................................................................................... 12, 13<br />
Dreher, Richard .................................................................................. 2<br />
Dülberg, Ewald................................................................................. 14<br />
Eberz, Josef .......................................................................................... 1<br />
Engert, Ernst Moritz............................................................ 15, 16, 17<br />
Erbslöh, Adolf............................................................................. 18, 19<br />
Feininger, Lionel................................................................................. 1<br />
Felixmüller, Conrad ........................................................................... 1<br />
Gergely, Sándor (Alexander)........................................................... 20<br />
Gleichmann, Otto .............................................................................. 1<br />
Gött, Hans ........................................................................................... 2<br />
Gothein, Werner ................................................................................. 1<br />
Gramatté, Walter ................................................................................ 1<br />
Grossmann, Rudolf ............................................................................ 2<br />
Grosz, George, eigentl. Groß, Georg Ehrenfried ......................... 21<br />
Heckel, Erich................................................................................. 1, 22<br />
Hofer, Carl .......................................................................................... 2<br />
Holtz, Karl............................................................................. 23, 24, 25<br />
Hubbuch, Karl .......................................26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33<br />
Kandinsky, Wassily ............................................................................ 2<br />
Kanoldt, Alexander.................................................................... 34, 35<br />
Kaus, Max ............................................................................................ 1<br />
Kerschbaumer, Anton ....................................................................... 1<br />
Kinzinger, Edmund Daniel................................................. 36, 37, 38<br />
Klee, Paul....................................................................................... 1, 39<br />
Kokoschka, Oskar ............................................................................... 1<br />
Kretzschmar, Bernhard ....................................................... 40, 41, 42<br />
Kubin, Alfred ...................................................................................... 1
Lange, Otto, gen. „Ottolange“..................................................... 1, 43<br />
Mammen, Jeanne ............................................................................. 44<br />
Mathéy, Georg Alexander ............................................................... 45<br />
Meidner, Ludwig ................................................................................ 1<br />
Mense, Carlo ....................................................................................... 1<br />
Meseck, Felix ...................................................................................... 2<br />
Modersohn-Becker, Paula ................................................................. 1<br />
Molzahn, Johannes .......................................................................... 46<br />
Müller, Otto ......................................................................................... 1<br />
Nauen, Heinrich............................................................................... 47<br />
Oppenheimer, Max, gen. „Mopp“ ......................................................<br />
........................................................... 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56<br />
Pechstein, Max ................................................................................... 1<br />
Purrmann, Hans ................................................................................ 1<br />
Rohlfs, Christian .......................................................................... 1, 57<br />
Schaefler, Fritz .................................................................................... 1<br />
Scharff, Edwin .................................................................................... 1<br />
Schinnerer, Adolf ............................................................................... 2<br />
Schlemmer, Oskar............................................................................ 58<br />
Schmidt-Rottluff, Karl................................................................. 1, 59<br />
Scholz, Georg........................................................................ 60, 61, 62<br />
Seehaus, Paul Adolf ............................................................................ 1<br />
Steger, Milly ......................................................................................... 1<br />
Stoecklin, Niklaus ............................................................................... 1<br />
Strohmeyer, Ottheinrich (Heinrich Otto)............................... 63, 64<br />
Treichel, Oskar O. .............................................................................. 1<br />
Trumm, Peter ..................................................................................... 2<br />
Uhden, Maria ..................................................................................... 1<br />
Unold, Max ......................................................................................... 2<br />
119
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der Drucklegung des <strong>Katalog</strong>es verkauft wurden.<br />
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die gesetzliche Mehrwertsteuer ohne<br />
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Versand erfolgt auf eigene Gefahr und Kosten<br />
des Bestellers . Eigentumsvorbehalt gemäß § 449<br />
BGB. Die <strong>Katalog</strong> beschreibungen erfolgten nach<br />
bestem Wissen und Gewissen; sie sind keine Garantien<br />
im Rechtssinne. Der Erhaltungszustand<br />
der einzelnen Blätter ist, falls nicht anders vermerkt,<br />
dem Alter entsprechend gut. Die Maßangaben<br />
beziehen sich auf die Blattgröße bei Zeichnungen,<br />
auf die Plattengröße bei Kupferstichen<br />
und Radierungen, die Höhe steht vor der Breite.<br />
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