Mit 95 noch mutig gewor - Bremer Heimstiftung
Mit 95 noch mutig gewor - Bremer Heimstiftung Mit 95 noch mutig gewor - Bremer Heimstiftung
Nr. III / 2010 Juli – September aktuell Seite 9 +10 Mit der Initiative Aktiv mit Demenz »Die Kunst zu Leben« lernen Seite 18 Bildungszentrum der Bremer Heimstiftung – zur Ausbildung ins Ausland Kreative Vielfalt unter den Dächern der Bremer Heimstiftung. Mehr dazu im Titelthema Seite 4-7 Bremer Heimstiftung · Marcusallee 39 · 28359 Bremen Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt, ZKZ 30875 Die Bremer Heimstiftung im Internet: www.bremer-heimstiftung.de Bremer Heimstiftung Seite 20 Stiftungsresidenz Landhaus Horn: ein Bett für den Enkel Das Porträt Irmtraut Foerster aus der Stiftungsresidenz Ichon-Park: mutig durch Kunst Seite 8
- Seite 2 und 3: 2 Seite 7 Schwarz-weiß in der Wese
- Seite 4 und 5: Titelthema Kunst und Kultur Hereins
- Seite 6 und 7: Titelthema Kunst und Kultur Nahrung
- Seite 8 und 9: In einer Vitrine liegen bunte Halsk
- Seite 10 und 11: Bremen aktuell berger-Haus der Volk
- Seite 12 und 13: Service BREMER HEIMSTIFTUNG BREMER
- Seite 14 und 15: Unterhaltung Lesen ist Ihr Hobby? U
- Seite 16 und 17: Aus den Häusern Farbe ist Trumpf E
- Seite 18 und 19: Aus den Häusern Schweden mit Hinde
- Seite 20 und 21: Aus den Häusern Ein zweites Zuhaus
- Seite 22 und 23: Rückblick Obstsalat und Zaziki Zug
Nr. III / 2010 Juli – September aktuell<br />
Seite 9 +10<br />
<strong>Mit</strong> der Initiative<br />
Aktiv mit Demenz<br />
»Die Kunst zu<br />
Leben« lernen<br />
Seite 18<br />
Bildungszentrum<br />
der <strong>Bremer</strong><br />
<strong>Heimstiftung</strong> –<br />
zur Ausbildung ins<br />
Ausland<br />
Kreative Vielfalt unter<br />
den Dächern der <strong>Bremer</strong><br />
<strong>Heimstiftung</strong>. Mehr<br />
dazu im Titelthema<br />
Seite 4-7<br />
<strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong> · Marcusallee 39 · 28359 Bremen<br />
Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt, ZKZ 30875<br />
Die <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong> im Internet: www.bremer-heimstiftung.de<br />
<strong>Bremer</strong><br />
<strong>Heimstiftung</strong><br />
Seite 20<br />
Stiftungsresidenz<br />
Landhaus Horn:<br />
ein Bett für den<br />
Enkel<br />
Das Porträt<br />
Irmtraut Foerster aus<br />
der Stiftungsresidenz<br />
Ichon-Park:<br />
<strong>mutig</strong> durch Kunst<br />
Seite 8
2<br />
Seite 7<br />
Schwarz-weiß in der Wesermarsch<br />
Eine »Erlebnisreise« von Jochen Heiser<br />
führte Bewohner der <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong><br />
in die Storchenpflege station Wesermarsch<br />
e. V. Hier erfuhren sie, dass auch ein Adebar<br />
der Liebe wegen weite Wege auf sich<br />
nimmt...<br />
Seite 11<br />
So schmeckt die Weltmeisterschaft!<br />
In den Häusern der <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong><br />
lassen sich die Küchenchefs einiges einfallen,<br />
um Trinken zum Genuss zu machen<br />
– zum Beispiel mit Eigenkreationen wie<br />
einer WM-Bowle mit Schuss.<br />
Seite 21<br />
Prominenter Gast mit WG-Erfahrung im<br />
Stiftungsdorf Borgfeld<br />
Zwei Wochen hat Henning Scherf den<br />
Alltag in der Pflege-WG begleitet und mit<br />
gestaltet. Eines schon vorweg: Er hat<br />
Freunde gefunden und Erholung erfahren!<br />
4 - 5<br />
6<br />
12-13<br />
Willkommen zum »Tag der offenen Tür«<br />
Sie möchten gerne hinter die Kulissen schauen? Dann freuen wir uns<br />
auf Ihren Besuch!<br />
Stiftungsdorf Rönnebeck jeden ersten Sa. im Monat, 14-17 Uhr<br />
Stiftungsresidenz St. Ilsabeen jeden letzten Sa. im Monat, 15-17 Uhr<br />
Stiftungsdorf Gröpelingen jeden letzten Di. im Monat, 15-17 Uhr<br />
15<br />
16<br />
19<br />
22<br />
Aus dem Inhalt<br />
TITELTHEMA<br />
Hereinspaziert Kunst und Kultur!<br />
Drei Projekte zeigen:<br />
Kreativität kennt kein Alter!<br />
Nahrung für Geist und Seele<br />
Kulturvermittlerin Ute Duwensee<br />
über die Wirkung von Kunst<br />
SERVICE<br />
Häuser und Einrichtungen<br />
der <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong><br />
Tipps & Termine<br />
AUS DEN HÄUSERN<br />
Farbe ist Trumpf<br />
Alt werden in einem bunten<br />
Stadtteil im Stadtteilhaus OTe<br />
Begegnungen der besonderen<br />
Art – »Nebenan und mittendrin«:<br />
Bewohner des Stiftungsdorfes<br />
Rablinghausen<br />
RÜCKBLICK<br />
Obstsalat und Zaziki<br />
Im Stiftungsdorf Borgfeld kochten<br />
Alt und Jung gemeinsam<br />
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong>,<br />
Marcusallee 39, 28359 Bremen<br />
Verantwortlich: Alexander Künzel<br />
Produktion: kontext kommunikation<br />
info@kontext-kommunikation.com<br />
Text + Redaktion:<br />
Kerstin Schnaars, Sandra Wagner<br />
Gestaltung:<br />
PfeifferDesign, info@PfeifferDesign.de<br />
Fotos: <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong>, Martin<br />
Rospek, Michael Bahlo, Kerstin Schnaars,<br />
Kunstsammlungen Böttcherstraße, Senatorin<br />
für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />
Jugend und Soziales, Bouda/pixelio<br />
Nächster Erscheinungstermin: 30. 9. 2010
Editorial<br />
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,<br />
immer wieder erreicht uns eine<br />
Frage, die die Vielfalt der<br />
Lebenslagen älterer Menschen<br />
widerspiegelt: Welche Unterstützungsmöglichkeiten<br />
gibt<br />
es, wenn ich <strong>noch</strong> nicht in<br />
eines der <strong>Heimstiftung</strong>shäuser<br />
ziehen möchte?<br />
Es gehört zur Grundüberzeugung<br />
der <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong>,<br />
dass es nicht »den einen richtigen«<br />
Ort für das Leben im Alter<br />
gibt. Zu unterschiedlich sind<br />
unsere Vorlieben, Erfahrungen<br />
und Bedürfnisse. Zwar hat das<br />
Wohnen in einem der lebendigen<br />
<strong>Heimstiftung</strong>s-Standorte –<br />
egal, ob Stiftungsresidenz, Stiftungsdorf<br />
oder Stadtteilhaus –<br />
unbestreitbar Vorteile. Etwa die<br />
schnelle Erreichbarkeit verschiedener<br />
Dienstleistungen<br />
oder gesundheitsorientierte<br />
Angebote. Zu ihnen gehören<br />
Kunst- und Kulturveranstaltungen,<br />
die den Geist rege halten<br />
und am gesellschaftlichen<br />
Leben teilhaben lassen. Sie sind<br />
in dieser Ausgabe Titelthema.<br />
Wer den<strong>noch</strong> den Verbleib an<br />
seinem angestammten Wohnort<br />
bevorzugt, war bei der<br />
Betreuung bislang oftmals auf<br />
nicht legale Haushaltshilfen<br />
angewiesen. Hier setzt das<br />
neue Angebot der Stiftungstochter<br />
»<strong>Bremer</strong> Stiftungsservice«<br />
an: Unter dem Motto »Wir<br />
geben Zeit« können Sie unsere<br />
<strong>Mit</strong>arbeiterinnen und <strong>Mit</strong>arbei-<br />
ter beliebig lang in Ihren Haushalt<br />
aufnehmen. <strong>Mit</strong> einer<br />
Kombination aus Tages- und<br />
Nachtbetreuung sind Sie rund<br />
um die Uhr optimal versorgt.<br />
Tags übernehmen unsere gut<br />
ausgebildeten Fachkräfte alle<br />
anfallenden pflegerischen und<br />
hauswirtschaftlichen Tätigkeiten<br />
und gestalten gemeinsam<br />
mit Ihnen den Alltag. Nachts<br />
befinden sie sich in Bereitschaft<br />
– im eigenen Zimmer in<br />
Ihrem Haus. Selbstverständlich<br />
ist auch ein geringerer Stundenumfang<br />
möglich, wenn Sie<br />
beispielsweise ausschließlich<br />
tagsüber Unterstützung brauchen<br />
oder nur nachts Betreuung<br />
wünschen.<br />
Wir als <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong><br />
freuen uns, unser Motto »Egal,<br />
wo Sie wohnen – wir sind<br />
immer für Sie da« 24 Stunden<br />
am Tag für Sie mit Leben zu<br />
füllen. Frau Anne Gail von <strong>Bremer</strong><br />
Stiftungsservice berät sie<br />
gern unter Telefon 30 16 -105.<br />
<strong>Mit</strong> herzlichen Grüßen<br />
Ihr<br />
Alexander Künzel<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
<strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong><br />
Kurz notiert<br />
Kampagne für Pflege<br />
Die Prognosen sind eindeutig:<br />
Der Bedarf an Pflegekräften<br />
steigt, während das Interesse<br />
an Pflegeberufen nachlässt.<br />
Um eine Trendumkehr zu erreichen,<br />
braucht die Pflege abgestufte<br />
Qualifikationen und<br />
Tätigkeitsprofile. Es muss eine<br />
gute Ausbildung für Hauptschülerinnen<br />
und Hauptschüler<br />
geben, die zu einer Tätigkeit im<br />
Assistenzbereich befähigt.<br />
Ebenso wichtig sind qualifizierende<br />
Abschlüsse mit Bachelor-<br />
und Master-Niveau. Was<br />
zählt, ist Durchlässigkeit: Wer<br />
eine Ausbildung im Helferbereich<br />
absolviert hat, muss die<br />
Möglichkeit zum beruflichen<br />
Aufstieg haben. In Bremen<br />
wird geplant, die Pflegeausbildung<br />
in diese Richtung weiterzuentwickeln.<br />
Dazu gehört ein<br />
Bachelor-Studiengang, der im<br />
Wintersemester 2011 starten<br />
soll. Viele junge Menschen wissen<br />
nicht, welche Zukunfts -<br />
chancen die Pflege bietet.<br />
Ihnen wollen wir mit einer<br />
Imagekampagne die positiven<br />
Sozialaspekte, die Krisensicherheit<br />
und die Vielseitigkeit der<br />
Berufe deutlich machen. Auch<br />
die <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong> zeigt<br />
dem Nachwuchs bereits in der<br />
Ausbildung: es gibt viele Chancen.<br />
Ihre Ingelore Rosenkötter<br />
Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />
Jugend und Soziales<br />
3
Titelthema<br />
Kunst und Kultur<br />
Hereinspaziert<br />
Kunst und<br />
Kultur!<br />
Künstler und Kreative unter<br />
dem Dach der <strong>Bremer</strong><br />
<strong>Heimstiftung</strong>? Was sich vielleicht<br />
ungewöhnlich anhört,<br />
ist hier längst Programm. In<br />
den Häusern der Stiftung sind<br />
Kunst und Kultur gern gesehene<br />
Gäste.<br />
»Sie führen Menschen zusammen,<br />
bringen Freude und können<br />
Denkanstöße geben, aus<br />
denen Neues entsteht«, sagt<br />
Der Künstler Dirk Mühlenstedt vor dem von ihm<br />
gestalteten Hof im Stiftungsdorf Gröpelingen<br />
Vorstandsvorsitzender Alexander<br />
Künzel. Ein Blick in die Praxis<br />
bestätigt: Vielerorts sind<br />
aus der Zusammenarbeit mit<br />
kreativen Köpfen bereits Partnerschaften<br />
und Projekte entstanden,<br />
die heute nicht mehr<br />
wegzudenken sind aus dem<br />
Leben in den Stadtteilhäusern,<br />
Stiftungsdörfern und Residenzen<br />
der Unternehmensgruppe.<br />
So zum Beispiel im Stiftungsdorf<br />
Gröpelingen:<br />
4<br />
Mosaik im Hof<br />
»Wer unseren Innenhof ent -<br />
deckt, der fühlt sich oft gleich<br />
wie in einer kleinen Oase«,<br />
erzählt Hausleiterin Sabine<br />
Schöbel nicht ohne Stolz. Und<br />
wer einen genauen Blick<br />
riskiert, der sieht: Hier lädt das<br />
café brand ein, Kaffee und<br />
Kuchen zu genießen. Nebenan,<br />
in den Ateliers des Vereins Kultur<br />
vor Ort e.V., sind Künstler<br />
bei der Arbeit, und die Ein- bis<br />
Dreijährigen des benachbarten<br />
Kinder Leben e.V. bemalen das<br />
Pflaster im Hof mit Straßenkreide<br />
oder spielen dort mit<br />
großen, farbigen Bauklötzen.<br />
Malen? Spielen? Ja genau. Dirk<br />
Mühlenstedt heißt der Künstler,<br />
der mit Unterstützung des<br />
Projektes »Spielräume schaffen«<br />
des Deutschen Kinderhilfswerk,<br />
der <strong>Bremer</strong> Senatorin<br />
für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />
Jugend und Soziales und dem<br />
Stiftungsdorf selbst den Hof<br />
umgestaltete. Der gemeinsame<br />
Wunsch: etwas für Kinder<br />
schaffen, das zum Spielen<br />
anregt, aber nicht verhindert,<br />
dass der Platz von Zeit zu Zeit<br />
auch für andere Dinge wie<br />
Feiern oder Anlieferungen<br />
genutzt werden kann. Die Idee<br />
des Künstlers: Pflastermalerei.<br />
Heute geben von ihm gesetzte,<br />
bunt leuchtende Pflastersteine<br />
im Hof den Kindern immer<br />
wieder neue Anregungen. <strong>Mit</strong><br />
Straßenkreide machen sie sich<br />
regelmäßig daran, das von ihm<br />
begonnene Kunstwerk fortzusetzen.<br />
»Der Phantasie sind<br />
dabei keine Grenzen gesetzt«,<br />
betont Sabine Schöbel. Wäscht<br />
ein kräftiger Regenguss ein<br />
Kunstwerk weg, wird einfach<br />
ein neues begonnen.<br />
Pinselstriche<br />
»Was muss ich tun, wenn ich<br />
helles Grün mischen will?«,<br />
klingt es derweil durch den<br />
Blauen Salon im Stiftungsdorf<br />
Hemelingen. Wissen möchte<br />
das die Kunsttherapeutin und<br />
-pädagogin Vanessa Hartmann.<br />
Gemeinsam mit Grafikdesignerin<br />
Sabine Veerkamp leitet sie<br />
hier ein Malprojekt für Kinder<br />
und Senioren. »Noch mehr<br />
Weiß dazu«, kommt prompt die<br />
Antwort. Rund zehn Mädchen<br />
und Jungen aus der benachbarten<br />
Grundschule Glockenstraße<br />
und ebenso viele<br />
Bewohner des Stiftungsdorfes<br />
haben sich um ein paar Tische<br />
versammelt. In Pärchen –<br />
immer Alt und Jung gemeinsam<br />
– sind sie gerade dabei,<br />
selbst vorgezeichneten Vögeln<br />
per Pinselstrich Farbe zu verleihen.<br />
Es sei eine spannende<br />
Kombination mit Kindern und<br />
Senioren zusammenzuarbeiten,<br />
findet Sabine Veerkamp, beide<br />
Seiten könnten profitieren. Die<br />
Kinder schlüpften ab und an in<br />
die Lehrerrolle und geben Hilfestellung.<br />
Man habe gemeinsam<br />
Spaß, und die älteren Teilnehmer<br />
freuten sich darüber,<br />
junge Menschen um sich zu<br />
haben. »Viele von ihnen haben<br />
das letzte Mal in ihrer Kindheit<br />
gemalt«, sagt Sabine Veerkamp.<br />
Natürlich seien einige daher<br />
zunächst skeptisch gewesen,<br />
aber nach den ersten Treffen<br />
sei die Lust kaum <strong>noch</strong> zu<br />
bremsen. Die sieht man auch<br />
Dieter Rosal an. »Selbst malen<br />
kann er nicht mehr«, erzählt<br />
Karin Nachaba, <strong>Mit</strong>arbeiterin<br />
des Stiftungsdorfes. Aber er sei<br />
gern dabei und höre und sehe<br />
alles. Tatsächlich gleitet ihm
Musikfreundinnen unter sich: (v.l.) Ursula Beitsch, Hildegard Köhler<br />
und Eva Lohmeyer aus der Stiftungsresidenz Riensberg<br />
ein Lächeln über das Gesicht.<br />
Einer der kleinen Teilnehmer<br />
hat ihm ein Stück Schokolade<br />
zugesteckt.<br />
Auch Anneliese Sattler ist<br />
heute dabei. Die Brille der 98-<br />
Jährigen ist in Reparatur, aber<br />
das hindert sie nicht daran,<br />
munter zu Pinsel und Farbe zu<br />
greifen. Unterstützt wird sie<br />
dabei von Melek Beyram, die<br />
ihr derweil schnell einen<br />
Becher Tee einschenkt. Das<br />
Projekt, zu dem sich die Teilnehmer<br />
achtmal für zwei Stunden<br />
pro Woche nachmittags<br />
treffen, macht sie schon zum<br />
zweiten Mal mit. »Alles gefällt<br />
mir hier«, sagt die 10-Jährige<br />
frei heraus und Karin Nachaba<br />
verrät schmunzelnd, dass<br />
Melek Beyram sogar schon<br />
überlegt und gefragt hat, ob<br />
sie später im Stiftungsdorf<br />
Hemelingen arbeiten könne –<br />
Nachwuchsförderung der<br />
besonderen Art.<br />
Klassische Klänge<br />
Die Kammermusik ist es hingegen,<br />
die es Eva Lohmeyer, Hildegard<br />
Köhler und Ursula<br />
Beitsch besonders angetan hat.<br />
Regelmäßig treffen sich die<br />
drei Bewohnerinnen der Stiftungsresidenz<br />
Riensberg, um<br />
Konzerte im Konzerthaus Die<br />
Glocke zu besuchen. Für ihren<br />
Weg dorthin und zurück nutzen<br />
sie einen besonderen Service,<br />
den die Philharmonische<br />
Gesellschaft Bremen ermöglicht:<br />
einen kostenlosen Taxidienst.<br />
»Eine Stunde vorher ist<br />
Kunst und Kultur Titelthema<br />
das Taxi da«, erzählt Eva Lohmeyer.<br />
Nach einer weiteren<br />
Station in der Stiftungsresidenz<br />
Landhaus Horn – hier<br />
steigen weitere Gäste zu –<br />
geht es dann direkt in die<br />
Glocke. »Dort weiß man schon,<br />
dass Frau Beitsch einen Rollator<br />
bei sich hat. Wir bekommen<br />
eigentlich immer Eckplätze,<br />
Reihe 16, Platz eins und zwei«,<br />
sagt Hildegard Köhler.<br />
Acht Konzerte haben die drei<br />
so schon gemeinsam besucht.<br />
Aber auch in der Stiftungsresidenz<br />
Riensberg selbst werde<br />
viel geboten, erzählt Eva Lohmeyer.<br />
Sitzgymnastik, Singen,<br />
das Sportprogramm »fit für<br />
100« – den Freundinnen fällt<br />
auf Anhieb eine Menge ein.<br />
Nur in Sachen klassische Musik<br />
könne es ruhig ein Bisschen<br />
mehr sein, finden sie. »Das<br />
Leben hier bei der <strong>Heimstiftung</strong><br />
ist viel interessanter, als<br />
wenn wir Zuhause geblieben<br />
wären«, fasst Hildegard Köhler<br />
die ausgelassene Stimmung<br />
zusammen, es entstehe<br />
Gemeinschaft. »Wir lachen viel,<br />
haben viel Freude zusammen<br />
und sagen ganz oft: wie haben<br />
wir es gut!«, meinen die drei<br />
Damen, die sich übrigens auch<br />
regelmäßig zum <strong>Mit</strong>tagstisch<br />
treffen. w<br />
5
Titelthema<br />
Kunst und Kultur<br />
Nahrung für<br />
Geist und Seele<br />
Der Dirigent Sir Simon Rattle<br />
hat etwas gesagt, dem Ute<br />
Duwensee – seit Januar 2010<br />
neue <strong>Mit</strong>arbeiterin in der<br />
<strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong> – aus<br />
vollem Herzen zustimmt:<br />
»Kultur ist eine Notwendigkeit,<br />
im Grunde sogar ein<br />
Menschenrecht!«<br />
Ein Treffen Kulturschaffender im Landhaus Horn: (v.l.)<br />
Gerda Engelbracht, Dr. Heinz Stolze, Ute Duwensee<br />
und Rainer Mielke<br />
Die 44-jährige studierte Kunsttherapeutin<br />
und Kulturvermittlerin<br />
hat insbesondere über die<br />
Arbeit mit älteren Menschen<br />
erfahren, dass Kunst und Kultur<br />
in Zeiten knapper Kassen<br />
keine Luxusgüter sind: »Zum<br />
Glück wird in den Häusern der<br />
Stiftung anders gedacht.<br />
Natür lich steht die Grundversorgung<br />
mit guter Pflege und<br />
gesundem Essen an erster Stelle.<br />
Aber Musik, Bildende Kunst,<br />
Literatur, Sprachen – all das ist<br />
6<br />
geistige und seelische Nahrung,<br />
die uns am Leben hält«,<br />
sagt sie. Eine ältere Dame<br />
erzählte ihr, was ihr nach dem<br />
Tode des Mannes und in<br />
schwerer Krankheit Kraft zum<br />
Weiterleben gegeben hat: »Die<br />
Malerei war mein Halt.« Ein<br />
Satz, der nachhaltig in Ute<br />
Duwensees Erinnerung blieb.<br />
So etwas zeige, dass Angebote<br />
für Senioren, sich künstlerisch<br />
auszudrücken oder kulturell<br />
auszutauschen, aus der <strong>Bremer</strong><br />
<strong>Heimstiftung</strong> nicht mehr wegzudenken<br />
sind. Derzeit ist die<br />
Kunstpädagogin in zwei Häusern<br />
der Stiftung aktiv – in den<br />
Stiftungsresidenzen Landhaus<br />
Horn und Ichon-Park. Ihre Aufgaben<br />
dort: Neue Veranstaltungen<br />
und Kurse für die<br />
Bewohner schaffen, Menschen<br />
aus den jeweiligen Stadtteilen<br />
für kulturelle Begegnungen in<br />
die Einrichtungen holen und<br />
generationsübergreifende Projekte<br />
initiieren.<br />
Katalysator für Lebensfreude<br />
»Ganz gleich, ob man selbst<br />
tätig wird mit Pinsel, Stift und<br />
Säge oder Dinge betrachtet<br />
und auf sich wirken lässt:<br />
Kunstwerke wecken Erinnerungen<br />
und Emotionen, sie aktivieren<br />
die Sinne und lassen uns<br />
die Möglichkeit der Veränderungen<br />
entdecken, was auch<br />
für Menschen mit schwersten<br />
Gebrechen von biografischer<br />
Bedeutung ist «, betont die<br />
engagierte <strong>Mit</strong>tlerin. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt auch Theo<br />
Hartogh von der Hochschule<br />
Vechta, dessen Spezialgebiet<br />
Musikgeragogik ist. Insbesondere<br />
für Menschen mit Demenz<br />
sei das Musizieren oder nur das<br />
Musikhören von großer Bedeutung.<br />
»Wir haben bei ihnen ein<br />
verstärktes <strong>Mit</strong>teilungsbedürfnis<br />
und eine Abnahme von<br />
Unruhe registriert. Musik ist<br />
ein Katalysator für Lebensfreude<br />
und Wohlbefinden.« So<br />
spielen musikalische Angebote<br />
auch in der <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong><br />
eine wichtige Rolle – für<br />
Menschen mit, aber auch ohne<br />
Demenz: In der Stiftungsresidenz<br />
Ichon-Park etwa zeigen<br />
regelmäßig Pianisten am Flügel<br />
ihr Können. Zu den Konzerten<br />
kommen auch interessierte<br />
Nachbarn aus dem Stadtteil.<br />
Darüber hinaus hat Ute<br />
Duwensee mit <strong>Mit</strong>arbeitern des<br />
Hauses einen Ausstellungsbereich<br />
eingerichtet, in dem vorrangig<br />
zeitgenössische Kunst<br />
gezeigt und zum Dialog eingeladen<br />
wird. Noch in Planung<br />
befindet sich ein Projekt in der<br />
Stiftungsresidenz Landhaus<br />
Horn: Auf Anregung einer<br />
Bewohnerin soll der Garten<br />
nach dem Motto »Kunst in der<br />
Natur mit der Natur« neu<br />
gestaltet werden – von einem<br />
Team, das sich aus Senioren,<br />
Schülern aus dem Stadtteil,<br />
dem Gärtner und <strong>Mit</strong>arbeitern<br />
des Hauses unter der Leitung<br />
von Ute Duwensee zusammensetzt.<br />
Ein gutes Bespiel, wie<br />
vernetzt die Einrichtung bereits<br />
mit kunstengagierten Menschen<br />
in Schwachhausen ist:<br />
Erstmals machte das Kultur -<br />
Kataster, ein offenes Forum für<br />
Kulturschaffende im Stadtteil,<br />
bei seinem alljährlichen Spaziergang<br />
Halt im Landhaus<br />
Horn. Die Einrichtung öffnete<br />
sich zu diesem Anlass mit Konzert,<br />
Lesung Diskussion und<br />
Werkstattgespräch. w
Schwarz-weiß in<br />
der Wesermarsch<br />
Frisch war es in Glüsing bei<br />
Berne. Gerade einmal 8,5°C<br />
zeigte das Thermometer. Doch<br />
das konnte die rund zwanzig<br />
Teilnehmer der Erlebnisreise<br />
von Jochen Heiser nicht<br />
schrecken. <strong>Mit</strong>te Mai zog es sie<br />
per Reisebus in die Storchenpflegestation<br />
Wesermarsch e.V.<br />
von Udo Hilfers und seiner<br />
Familie. Dort angekommen,<br />
wartete viel Wissenswertes<br />
rund um die Tiere auf die Gäste<br />
und – die persönliche Begegnung<br />
mit einigen der schwarzweiß<br />
gefiederten Gesellen.<br />
Die fand auf der grünen Wiese<br />
statt, direkt vor dem Gehege,<br />
das Familie Hilfers ehrenamtlich<br />
erbaute und heute betreut.<br />
Hinter dem Zaun herrschte<br />
geschäftiges Treiben auf den<br />
Bäumen und am Boden. In<br />
mehreren Nestern wurde zur<br />
Begrüßung kräftig geklappert<br />
und hin und wieder strich ein<br />
Weißstorch mit Nistmaterial<br />
im Schnabel direkt über die<br />
Köpfe der Gäste hinweg. Mehr<br />
als 100 Jungvögel habe man<br />
hier schon großziehen können,<br />
erzählt Udo Hilfers, der den<br />
Senioren, die vor dem Gehege<br />
Platz nahmen, in einem kleinen<br />
Vortrag aus der Arbeit der<br />
Storchenstation berichtete.<br />
Lohnender Einsatz<br />
»Vor 18 Jahren stellten meine<br />
Frau und ich fest, dass es<br />
immer weniger wurde mit den<br />
Störchen. Es gab nur <strong>noch</strong> fünf<br />
Paare«, erzählt Udo Hilfers,<br />
»seitdem machen wir das hier.«<br />
Und das mit Erfolg, denn heute<br />
besuchen bereits wieder mehr<br />
als achtzig Paare die Region<br />
rund um die Storchenpflegestation.<br />
Auf mehr als zwei<br />
Meter Flügelspannweite bringe<br />
es ein ausgewachsener Storch.<br />
Vom Menschen gehalten,<br />
könnten sie bis zu dreißig<br />
Jahre alt werden, in der freien<br />
Wildbahn seien es jedoch nur<br />
durchschnittlich acht Jahre,<br />
erläutert der Fachmann.<br />
Und plötzlich zeigen sich zwischen<br />
Storch und Mensch<br />
sogar ungeahnte Parallelen:<br />
Besuch aus Karlsruhe habe<br />
man gehabt, erinnert sich Udo<br />
Hilfers an eine kleine Anekdote.<br />
Der Liebe wegen sei ein<br />
Adebar aus der Gegend um<br />
Karlsruhe nach der Überwinterung<br />
in Afrika mit seiner Favoritin<br />
hier in die Wesermarsch<br />
gekommen, um mit ihr zu brüten.<br />
Doch die Liaison dauerte<br />
nur ein Jahr. Inzwischen sichtete<br />
man den Ausflügler wieder<br />
in der Nähe von Karlsruhe,<br />
erkannt an seinem Ring mit<br />
Kennung am Bein – sozusagen<br />
seinem Personalausweis. Da<br />
huscht ein Lächeln über das<br />
ein oder andere Gesicht. Auch<br />
Jochen Heiser muss schmunzeln.<br />
Seit 2002 organisiert er<br />
ehrenamtlich »Erlebnisreisen«<br />
für Bewohnerinnen und<br />
Bewohner aus den Häusern der<br />
<strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong>. Einmal<br />
pro Monat ist er mit Gästen<br />
unterwegs.<br />
Die richtige Mischung<br />
Sein Programm hat er nach<br />
und nach aufgebaut. »<strong>Mit</strong>tlerweile<br />
gibt es auch Stammgäste«,<br />
freut sich der Jurist im<br />
Ruhestand. Die Reiseziele sind<br />
vielfältig. Die Kirche in Burhave,<br />
der Vogeler-Bahnhof in<br />
Worpswede oder der Weih -<br />
nachtsmarkt im Bückeburger<br />
Schloss stehen dieses Jahr<br />
<strong>noch</strong> auf dem Programm.<br />
Natürlich wird dabei auf Ausgewogenheit<br />
geachtet, so auch<br />
in Glüsing. Gegen 16 Uhr<br />
macht sich die Gruppe um<br />
Jochen Heiser schnell auf den<br />
Weg ins Stedinger Landhaus,<br />
um sich bei Kaffee und Kuchen<br />
aufzuwärmen und ihren<br />
Besuch Revue passieren zu lassen.<br />
Ein Besuch, der sicher in<br />
Erinnerung bleiben wird. Sie sei<br />
»beeindruckt vom Engagement<br />
der Familie Hilfers«, so sagt es<br />
Marta Kemme, Bewohnerin der<br />
Stiftungsresidenz Riensberg. w<br />
7<br />
Weitere Informationen:<br />
www.storchenstation.de<br />
Programm und Kosten der<br />
Erlebnisreisen sind von den<br />
Sozialdienstleitungen der<br />
Häuser der <strong>Bremer</strong><br />
<strong>Heimstiftung</strong> zu erfahren<br />
Titelthema
In einer Vitrine liegen bunte<br />
Halsketten für den nächsten<br />
Kunsthandwerkermarkt im<br />
Haus – alle aus natürlichem<br />
Material – unter anderem aus<br />
Elfenbein, Amber, Scheiben aus<br />
Muscheln und Straußeneierschalen.<br />
Direkt daneben zeigen<br />
Fotos Gold- und Silberschmuck,<br />
den Irmtraut Foerster in früherer<br />
Zeit gefertigt hat. Die<br />
Seniorin war während des Krieges<br />
Werkstattleiterin in einem<br />
Goldschmiedeatelier, nachdem<br />
sie die Gesellenprüfung im<br />
Goldschmiedehandwerk abgelegt<br />
hatte. »Während meiner<br />
Ausbildung lernte ich auch das<br />
Malen, was zum Glück im<br />
hohen Alter <strong>noch</strong> funktioniert«,<br />
sagt die geborene <strong>Bremer</strong>in,<br />
die viele Jahrzehnte in ihrer<br />
8<br />
Porträt<br />
<strong>Mit</strong> <strong>95</strong> <strong>noch</strong><br />
<strong>mutig</strong> <strong>gewor</strong>den…<br />
»Immer hereinspaziert, aber<br />
aufgepasst – hier wird gearbeitet«,<br />
sagt Irmtraut Foerster<br />
mit festem Händedruck. Und<br />
richtig: Das Appartement der<br />
<strong>95</strong>-Jährigen in der Stiftungsresidenz<br />
Ichon-Park gleicht<br />
mehr einer Galerie mit Atelier<br />
als einem Altersruhesitz. Die<br />
Kunst ist eingezogen!<br />
Wahlheimat Stuttgart lebte<br />
und arbeitete. Davon zeugen<br />
etliche Emaillekunstwerke, zart<br />
kolorierte Aquarelle älteren<br />
Datums und viele Bilder aus<br />
den vergangenen Monaten in<br />
kräftigen Farben, die ihre<br />
Räumlichkeiten schmücken.<br />
Als Irmtraut Foersters drei Kinder<br />
<strong>noch</strong> klein waren, ist sie<br />
der Kunst nur nebenher nachgegangen.<br />
»Wichtiger war es,<br />
den Garten zu pflegen, aus<br />
dem sich meine Familie ernährt<br />
hat«, erzählt sie. Trotzdem sei<br />
immer mal wieder auch ein<br />
Schmuckstück fertig <strong>gewor</strong>den,<br />
das sie verkaufen konnte. »Von<br />
dem Geld habe ich nach und<br />
nach Werkzeug für meine erste<br />
eigene Werkstatt im Keller<br />
gekauft.«<br />
Eine Auftragsarbeit, die ihr in<br />
Erinnerung blieb, ist ihre erste<br />
»Gebisskreation«. »Eine Frau<br />
kam zu mir und wünschte sich<br />
aus den Zähnen ihres Enkelkindes<br />
eine Brosche. Kein Problem,<br />
ich habe aus vielen Dingen,<br />
sogar aus Abfallprodukten vom<br />
Sperrmüll etwas Schönes hergestellt.«<br />
Nicht nur Materialien, sondern<br />
auch die Motive für ihre Malerei<br />
fand sie in der Natur. Bis<br />
heute zieren überwiegend Blumen<br />
und Landschaften ihre<br />
Bilder. Einige von ihnen sind in<br />
der Aquarellmalgruppe der<br />
Stiftungsresidenz Ichon-Park<br />
entstanden, der sich Irmtraut<br />
Foerster gleich nach Einzug in<br />
die Einrichtung anschloss. »Ich<br />
hatte eigentlich schon mit der<br />
Malerei abgeschlossen. Nun<br />
bin ich dankbar dafür, dass ich<br />
mich hier weiter künstlerisch<br />
ausdrücken kann. Das gibt mir<br />
Kraft, jeden Tag mit Lebensfreude<br />
zu bestehen«, sagt sie.<br />
Frecher seien ihre Arbeiten<br />
<strong>gewor</strong>den und von mehr Mut<br />
zur Farbe geprägt. »Mutig sein<br />
ist im Alter sehr wichtig. Es<br />
hilft, innerlich nicht zu verkümmern.«<br />
Irmtraut Foerster<br />
bleibt aber auch dank einer<br />
anderen Aktivität im Haus<br />
jung: <strong>Mit</strong> dem Gärtner im<br />
Ichon-Park hält sie die Parkanlage<br />
in Schuss, hat viele Beete<br />
bepflanzt, Stauden gesetzt und<br />
Kanten gestochen. »Manchmal<br />
könnte ich jetzt auch eine<br />
erfahrene Hilfe brauchen«, sagt<br />
die alte Dame mit einem liebevollen<br />
Blick zu Hacke und Spaten<br />
in der Ecke. Denn:<br />
»Ein Garten ist nie fertig!« w
Die Kunst zu<br />
leben<br />
Neues Projekt der Initiative<br />
»Aktiv mit Demenz« startet<br />
am 20. Juli. Den Auftakt<br />
machen Führungen durch die<br />
Kunstsammlungen Böttcherstraße<br />
»Knabe am Weg unter Birken«<br />
– das Kunstwerk aus dem Jahr<br />
1900 weckt viele Fragen: Wo<br />
kommt der Junge her, warten<br />
seine Eltern nicht auf ihn? Ist<br />
er erschöpft von der Arbeit und<br />
hält deshalb ein Nickerchen?<br />
Antworten darauf und zu<br />
anderen Werken der Malerin<br />
Paula Modersohn-Becker sollen<br />
lebendig gestaltete Kunstgespräche<br />
geben. Sie stehen im<br />
<strong>Mit</strong>telpunkt eines neuen Projektes<br />
von »Lebensfreude ist<br />
unvergesslich: Aktiv mit<br />
Demenz«, einer gemeinsamen<br />
Initiative der Sparkassenstiftung<br />
<strong>Bremer</strong> Sparer-Dank und<br />
der <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong>. Unter<br />
dem Titel »Die Kunst zu leben«<br />
startet am 20. Juli eine Kooperation<br />
mit den Kunstsammlun-<br />
gen Böttcherstraße. Künftig<br />
wird das Museum Menschen<br />
mit und ohne Demenz regelmäßig<br />
zu besonderen Führungen<br />
einladen: Die Teilnehmer<br />
tauchen ein in die ausdrucksstarke<br />
Bilderwelt der Künstlerin.<br />
Jeweils ein Werk wird<br />
intensiv betrachtet und<br />
besprochen. Dabei werden<br />
Erinnerungen wachgerufen und<br />
Eindrücke ausgetauscht. Ausgewählte<br />
Requisiten fördern<br />
die Vielfalt der sinnlichen<br />
Wahrnehmungen. »Das kann<br />
ein Hut sein, ein Stück Baumrinde<br />
oder auch Geräusche, die<br />
Bremen aktuell<br />
die Atmosphäre des Motivs<br />
unterstreichen. So wird über<br />
die Kunst ein Bezug zum eigenen<br />
Leben hergestellt«, erklärt<br />
Verena Borgmann, kommissarische<br />
Leiterin des Paula Modersohn-Becker<br />
Museums, die die<br />
Führungen im Team mit pädagogischen<br />
<strong>Mit</strong>arbeitern der<br />
<strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong> initiiert.<br />
»Wir stellen uns auf die<br />
Bedürfnisse unserer Gäste ein<br />
und nehmen ihre Ideen und<br />
Wünsche spontan in das Programm<br />
mit auf.«<br />
Über die Kunstgespräche hinaus<br />
sind Atelierkurse im Bam-<br />
9<br />
Kunstsammlungen Böttcherstraße
Bremen aktuell<br />
berger-Haus der Volkshochschule<br />
Bremen geplant. Hier<br />
können die Besucher selbst<br />
künstlerisch tätig werden. »Wir<br />
freuen uns, dementiell erkrankte<br />
Menschen und ihre Angehörigen<br />
über dieses Angebot in<br />
einem weiteren Bereich am<br />
gesellschaftlichen Leben teilhaben<br />
zu lassen und damit<br />
ihren Blickwinkel zu erweitern.<br />
Kunst und Kultur wecken Freude.<br />
Demenz ist kein Grund, auf<br />
schöne Erlebnisse zu verzichten«,<br />
sagt Michael Bittner,<br />
Geschäftsführer der Sparkassenstiftung<br />
<strong>Bremer</strong> Sparer-<br />
Dank. Sein Projektpartner Alexander<br />
Künzel, Vorstandsvorsitzender<br />
der <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong>,<br />
ergänzt: »Immer mehr<br />
Menschen sind von einer<br />
Demenz betroffen – auch in<br />
Bremen. Es muss unser Ziel<br />
sein, für sie neue Lebensräume<br />
zu schaffen, anstatt sie auszugrenzen.<br />
Ich wünsche mir sehr,<br />
dass die Öffnung der Kunstsammlungen<br />
Böttcherstraße<br />
dazu beiträgt, den Umgang mit<br />
Betroffenen zu normalisieren<br />
und die Gesellschaft für die<br />
10<br />
775 Jahre Borgfeld – wenn das kein Grund zum Feiern ist. Das fand<br />
auch die Unternehmensgruppe <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong>, die im Stadtteil<br />
mit dem Stiftungsdorf Borgfeld, der ambulante Pflege <strong>Bremer</strong><br />
Stiftungs-Service GmbH und der <strong>Bremer</strong> Dienstleistungs-Service GmbH<br />
seit gut einem Jahr zu Hause ist. Und so nahm die Unternehmensgruppe<br />
mit einem dekorierten Wagen am Festumzug im Juni teil. Unter dem<br />
Motto „Das Alter ist bunt“ warfen Mieter des Stiftungsdorfes Borgfeld<br />
bei strahlendem Sonnenschein Bonbons und Einkaufschips in die Menge.<br />
Krankheit zu sensibilisieren.«<br />
Zu den Veranstaltungen können<br />
an Demenz erkrankte Teilnehmer<br />
jeweils eine Begleitperson<br />
mitbringen. Die nächsten<br />
Führungen finden am<br />
4. August und am 1. September<br />
jeweils mittwochs von 16.30<br />
bis 18 Uhr statt. Die Atelier -<br />
kurse in der VHS sind am 25.<br />
August und am 29. September<br />
ebenfalls mittwochs von 16.30<br />
bis 18 Uhr. Die Angebote<br />
kosten 5 Euro pro Person. w<br />
Weitere Informationen und<br />
Anmeldung:<br />
Kunstsammlungen<br />
Böttcherstraße<br />
Paula Modersohn-Becker<br />
Museum<br />
Böttcherstraße 6<br />
281<strong>95</strong> Bremen<br />
Tel. 33 88-222
Bowle zur WM<br />
Die Köche der Stiftungsresidenz<br />
Marcusallee lassen sich<br />
viel einfallen, um Trinken zum<br />
Genuss zu machen<br />
Ausreichend zu trinken ist<br />
lebensnotwendig – und zwar<br />
nicht nur im Sommer: Denn<br />
Wassermangel im Körper kann<br />
zu Bluteindickung, Leistungsabfall<br />
und Verwirrtheit bis hin<br />
zu Bewusstlosigkeit durch Austrocknen<br />
führen. <strong>Mit</strong> zunehmendem<br />
Alter lässt das Durst -<br />
empfinden nach und viele ältere<br />
Menschen vergessen<br />
schlichtweg, Flüssigkeit zu sich<br />
zu nehmen. Damit Trinken<br />
nicht zur Nebensache wird,<br />
haben es sich die Häuser der<br />
<strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong> zur Aufgabe<br />
gemacht, durch attraktive<br />
Angebote und Abwechslung<br />
die Nachfrage zu steigern.<br />
Beispiel Stiftungsresidenz Marcusallee:<br />
Hier kommen neben<br />
Wasser auch Gemüse- und<br />
Fruchtsäfte auf den Tisch.<br />
»Darin sind viele Nährstoffe<br />
und eine Extraportion Vitamine<br />
enthalten, die der alternde<br />
Körper braucht. Über die Säfte<br />
lässt sich die Empfehlung der<br />
Deutschen Gesellschaft für<br />
Ernährung – fünf Mal Obst und<br />
Gemüse am Tag – leichter<br />
erfüllen«, betont Küchenchef<br />
Ingo Klossek. Um Menschen<br />
mit Demenz zum Trinken zu<br />
animieren, wird mit äußeren<br />
Reizen nachgeholfen. Die<br />
Getränke werden ansprechend<br />
serviert. Außerdem orientieren<br />
Ingo Klossek und sein Kollege<br />
Moritz Wahlers ihr Angebot an<br />
den Vorlieben der Erkrankten.<br />
»Sie mögen gern süße Säfte<br />
In WM-Stimmung: (v.l.) Ingo Klossek, Dorothea Riesenberg und Moritz Wahlers<br />
wie Maracuja oder Pfirsich,<br />
außerdem weckt die Farbe Rot<br />
– etwa von Tomaten- und<br />
dunk lem Traubensaft – ihr<br />
Interesse und die Erinnerung«,<br />
weiß der zweite Koch des Hauses.<br />
Die Küchenmeister besuchen<br />
regelmäßig Fortbildungen<br />
zum Thema gesunde Ernährung,<br />
bei denen es auch ums<br />
Trinken geht. Von dort bringen<br />
sie viele Ideen mit in die Marcusallee.<br />
So stehen dreimal in<br />
der Woche schmackhafte Suppen<br />
auf dem Speiseplan, die<br />
den Flüssigkeitshaushalt<br />
ordentlich aufpeppen. Auch<br />
Milchmixgetränke wie Erdbeerund<br />
Bananenshakes oder Buttermilch<br />
mit Mango- und<br />
Sanddorngeschmack bereichern<br />
die Getränkekarte. Zu<br />
Festen oder saisonalen Anlässen<br />
lassen sich die ambitionierten<br />
Köche oft etwas<br />
Besonderes einfallen, zum Beispiel<br />
Sommerbowle oder Glühwein.<br />
»Wir werden gern kreativ<br />
und entwickeln eigene Rezepte«,<br />
erzählt Moritz Wahlers und<br />
spricht Ingo Klossek aus dem<br />
Herzen, als er sagt: »Deshalb<br />
macht uns unsere Arbeit auch<br />
so viel Spaß.« Neben dem<br />
Kochen teilt das Duo <strong>noch</strong> eine<br />
zweite Leidenschaft: den Fußball.<br />
Ganz klar, dass sich die<br />
Bewohner der Stiftungsresidenz<br />
anlässlich der Weltmei-<br />
sterschaftsspiele der deutschen<br />
Nationalmannschaft in Südafrika<br />
auf ein stimmungsvolles<br />
Getränk freuen dürfen: WM-<br />
Bowle mit Früchten. Wer Weltmeister<br />
wird? Da sind sich die<br />
beiden ausnahmsweise mal<br />
uneinig: »Deutschland, ist doch<br />
klar«, sagt Moritz Wahlers.<br />
»Nee, wir fliegen im Viertelfinale<br />
raus«, kontert Kollege Ingo<br />
Klossek. Der 91-jährigen Dorothea<br />
Riesenberg ist das ziemlich<br />
egal. Sie nippt an ihrer<br />
Bowle und weiß eines sicher:<br />
»Die ist lecker und schmeckt<br />
nicht nur zum Fußball!« w<br />
WM-Bowle<br />
von Moritz Wahlers<br />
0,7 Liter Wodka<br />
0,7 Liter Sekt<br />
0,7 Liter Wein, weiß, trocken<br />
1 Liter Erdbeersaft<br />
1 Liter Fanta Mandarine<br />
1 Ananas<br />
1 Honigmelone<br />
1 Dose Mandarinen (mit Saft)<br />
500 g Erdbeeren<br />
Die Früchte am Vorabend<br />
waschen, abtropfen lassen und<br />
klein schneiden. Zusammen mit<br />
dem Wodka in einem geeigneten<br />
Gefäß ansetzen (möglichst<br />
über Nacht).<br />
Kurz vor dem Servieren die<br />
restlichen Zutaten hinzufügen<br />
und anrichten.<br />
11
Service<br />
BREMER HEIMSTIFTUNG<br />
BREMER HEIMSTIFTUNG<br />
BREMER HEIMSTIFTUNG<br />
KundenCentrum<br />
Marcusallee 39<br />
28359 Bremen<br />
Tel. 0421-24 34-0<br />
Fax 0421-24 34-189<br />
Häuser – Pflege-Wohngemeinschaften – Treffpunkte<br />
Stadtbereich <strong>Mit</strong>te<br />
Stadtteilhaus St. Remberti<br />
Hoppenbank 2/3<br />
28203 Bremen<br />
Tel. 0421-36 02-0<br />
Fax 0421-36 02-119<br />
Haus im Viertel<br />
mit Pflege-Wohngemeinschaft<br />
im Alten Fundamt<br />
Auf der Kuhlen1b<br />
28203 Bremen<br />
Tel. 0421-33 49-0<br />
Fax 0421-33 49-119<br />
Stadtbereich Ost<br />
Stiftungsresidenz Marcusallee<br />
mit Villa am Deliusweg<br />
Marcusallee 39<br />
28359 Bremen<br />
Tel. 0421-23 85-0<br />
Fax 0421-23 85-619<br />
Stiftungsresidenz Landhaus Horn<br />
Schwachhauser Heerstraße 264<br />
28213 Bremen<br />
Tel. 0421-24 68-0<br />
Fax 0421-24 68-119<br />
Stiftungsresidenz Riensberg<br />
Riekestraße2<br />
28359 Bremen<br />
Tel. 0421-23 86-0<br />
Fax 0421-23 86-119<br />
Lür Oltman Domizil<br />
Riekestraße 2<br />
28359 Bremen<br />
Tel. 0421-3016-0<br />
12<br />
e-mail: info@<strong>Bremer</strong>-<strong>Heimstiftung</strong>.de<br />
www.<strong>Bremer</strong>-<strong>Heimstiftung</strong>.de<br />
e-mail: info@<strong>Bremer</strong>-<strong>Heimstiftung</strong>.eu<br />
www.<strong>Bremer</strong>-<strong>Heimstiftung</strong>.eu<br />
Stiftungsresidenz Luisental<br />
Brucknerstraße 15<br />
28359 Bremen<br />
Tel. 0421-23 82-0<br />
Fax 0421-23 82-119<br />
Stiftungsresidenz<br />
Ichon-Park<br />
Oberneulander Landstraße 70<br />
28355 Bremen<br />
Tel. 0421-25 77-0<br />
Fax 0421-25 77-119<br />
Emma Holler Domizil<br />
Oberneulander Landstraße 70<br />
28355 Bremen<br />
Tel. 0421-30 16-0<br />
Stiftungsdorf Hollergrund<br />
Im Hollergrund 61<br />
28357 Bremen<br />
Tel. 0421-27 85-0<br />
Fax 0421-27 85-119<br />
Stiftungsdorf Borgfeld<br />
mit Pflege-Wohngemeinschaft<br />
Borgfeld<br />
Daniel-Jacobs-Allee 1<br />
28357 Bremen<br />
Tel. 0421-69 62 46 94<br />
Fax 0421-69 62 46 <strong>95</strong><br />
Stiftungsdorf Osterholz<br />
Ellener Dorfstraße 3<br />
28325 Bremen<br />
Tel. 0421-42 88-0<br />
Fax 0421-4288-119<br />
Stiftungsdorf Hemelingen<br />
Diedrich-Wilkens-Straße 18<br />
28309 Bremen<br />
Tel. 0421-41 04-0<br />
Fax 0421-41 04-119<br />
Stiftungsdorf Arberger Mühle<br />
(in Planung)<br />
Tel. 0160-96 74 94 80<br />
mit Pflege-Wohngemeinschaft<br />
Arberger Mühle<br />
Arberger Heerstraße 90<br />
28307 Bremen<br />
Tel. 0421-48 44-212<br />
Stadtteilhaus Blockdiek<br />
mit Pflege-Wohngemeinschaft<br />
Blockdiek<br />
und Treffpunkt Blockdiek<br />
Mülheimer Straße 1-3<br />
28327 Bremen<br />
Tel. 0421-4379-088<br />
Stadtteilhaus OTe<br />
mit Pflege-Wohngemeinschaft<br />
OTe und Treffpunkt OTe<br />
Ludwigshafener Straße 6<br />
28325 Bremen<br />
Tel. 0421-69 61-250<br />
Stadtbereich Süd<br />
Stiftungsdorf Rablinghausen<br />
– Tönjes Vagt Hof –<br />
Rablinghauser Landstraße 51 a-e<br />
28197 Bremen<br />
Tel. 0421-52 07-0<br />
Fax 0421-52 07-119<br />
Haus in der Neustadt<br />
- Wohnen an der Zionskirche -<br />
Hermannstraße 37–41<br />
28201 Bremen<br />
Tel. 0421-2445-0<br />
Fax 0421-2445-119
Stadtteilhaus Kattenesch<br />
Alfred-Faust-Straße 115<br />
28277 Bremen<br />
Tel. 0421-8402-0<br />
Fax 0421-8402-119<br />
Stadtteilhaus Kattenturm<br />
Tel. 0421-8402-110<br />
mit Treffpunkt Kattenturm<br />
Theodor-Billroth-Straße 46-48<br />
28277 Bremen<br />
Tel. 0421-8402-187<br />
Stadtteilhaus Huchting<br />
Tegeler Plate 23<br />
28259 Bremen<br />
Tel. 0421-57 22-0<br />
Fax 0421-5722-119<br />
mit Pflege-Wohngemeinschaft<br />
Nimweger Straße<br />
Nimweger Straße 13-15<br />
28259 Bremen<br />
Tel. 0421-57 20-357<br />
Fax 0421-5722-119<br />
Stadtbereich West<br />
Stiftungsdorf Walle<br />
mit Pflege-Wohngemeinschaft<br />
am Alten Wasserturm<br />
Karl-Peters-Straße 74<br />
28217 Bremen<br />
Tel. 0421-336 37-0<br />
Fax 0421-336 37-119<br />
Stiftungsdorf Gröpelingen<br />
– Alte Feuerwache –<br />
Elbinger Straße 6<br />
28237 Bremen<br />
Tel. 0421-38 04-0<br />
Fax 0421-38 04-119<br />
Stadtbereich Nord<br />
Stiftungsresidenz St. Ilsabeen<br />
Billungstraße 31-33<br />
28759 Bremen<br />
Tel. 0421-62 64-0<br />
Fax 0421-62 64-119<br />
Stiftungsdorf Blumenkamp<br />
- Anna-Stiegler-Haus -<br />
Billungstraße 21<br />
28759 Bremen<br />
Tel. 0421-62 68-0<br />
Fax 0421-62 68-119<br />
Stiftungsdorf Fichtenhof<br />
Schönebecker Kirchweg 33<br />
28757 Bremen<br />
Tel. 0421-62 69-0<br />
Fax 0421-62 69-119<br />
Stiftungsdorf Rönnebeck<br />
Dillener Straße 69-71<br />
28777 Bremen<br />
Tel. 0421-60 94-0<br />
Fax 0421-60 94-119<br />
Haus Vier Deichgrafen<br />
Zum Alten Speicher 6<br />
28759 Bremen<br />
Tel. 0421-40 <strong>95</strong>-0<br />
Fax 0421-40 <strong>95</strong>-119<br />
weitere Standorte<br />
Schule für Altenpflege<br />
Fedelhören 78<br />
28203 Bremen<br />
Tel. 0421-24 34-410<br />
Fax 0421-24 34-419<br />
Außenstelle Bremen-Nord<br />
im Stiftungsdorf Blumenkamp<br />
Tel. 0421-62 68-506<br />
Service<br />
Fachschule für Physiotherapie<br />
Fedelhören 78<br />
28203 Bremen<br />
Tel. 0421-24 34-420<br />
Fax 0421-24 34-419<br />
Erwin-Stauss-Institut<br />
Fedelhören 78<br />
28203 Bremen<br />
Tel. 0421-33 87-923<br />
Diedrichshof<br />
Ostendorfer Straße 27<br />
27726 Worpswede<br />
Tel. 04792-933137<br />
ambulante PFLEGE <strong>Bremer</strong><br />
Stiftungs-Service gGmbH<br />
Im Hollergrund 3<br />
28357 Bremen<br />
Tel. 0421-30 16-100<br />
Kontor für Seniorenumzüge<br />
Karl-Peters-Straße 78<br />
28217 Bremen<br />
Tel. 0421-69 61-666<br />
13<br />
Die <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong><br />
ist <strong>Mit</strong>glied im Paritätischen<br />
Versorgungsnetz
Unterhaltung<br />
Lesen ist Ihr<br />
Hobby?<br />
Unseres auch! Wir freuen uns,<br />
Ihnen gemeinsam mit der<br />
Stadtbibliothek Bremen Unterhaltsames<br />
und Wissenswertesfür<br />
den Alltag oder gemütliche<br />
Lesestunden vorstellen zu können.<br />
Lesetipp Roman: »Feldmans<br />
Frauen« von Kate Christensen<br />
Als der 78-jährige berühmte<br />
(und fiktive) Maler Oscar Feldman<br />
stirbt, hinterlässt er seine<br />
Frau und seinen Sohn, die<br />
14<br />
Schwester und eine Geliebte.<br />
Zeit seines Lebens war Feldman<br />
den Frauen verfallen und<br />
malte ausschließlich Frauenakte.<br />
Nach dem Tod des Exzentrikers<br />
möchten gleich zwei Biografen<br />
ein Buch über ihn<br />
schreiben. Sie befragen seine<br />
Geliebte, seine Schwester und<br />
seine Frau, die allesamt –<br />
erfreut ob der Gunst der Stunde<br />
– endlich mit einem Mythos<br />
aufräumen wollen. Der amerikanischen<br />
Autorin Kate Christensen<br />
ist ein intelligenter<br />
und amüsant zu lesender<br />
Roman über starke ältere Frauen<br />
gelungen, für den sie 2009<br />
den PEN/Faulkner Award<br />
erhielt.<br />
Verlag Droemer, 2009, in der<br />
Zentralbibliothek und in Zweigbibliotheken<br />
vorhanden unter<br />
»Romane« w<br />
Lesetipp Sachbuch: »Richtig<br />
handeln im Trauerfall« von<br />
Günther Mayer<br />
Tritt ein Trauerfall ein, bleiben<br />
die Hinterbliebenen nicht nur<br />
mit ihrem Leid, sondern auch<br />
mit vielen Fragen zurück. Dieser<br />
Ratgeber beantwortet Fragen<br />
rund um Nachlassangelegenheiten,<br />
wie zum Beispiel:<br />
Wer bezahlt die Beerdigung?<br />
Was geschieht mit der Mietwohnung?<br />
Braucht man immer<br />
einen Erbschein? Was ist zu<br />
beachten im Umgang mit Versicherungen,<br />
dem Beerdigungsinstitut<br />
oder der Bank?<br />
Eine praktische Hilfe für Hinterbliebene<br />
mit Empfehlungen<br />
zu weiterführender Literatur.<br />
Verlag Walhalla, 2009, in der<br />
Zentralbibliothek und in Zweigbibliotheken<br />
vorhanden unter<br />
»Recht« w
Tipps und Termine<br />
der <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong><br />
1. Juli, 15.30 Uhr<br />
w Wenn bei Capri die rote<br />
Sonne im Meer versinkt<br />
Musikvortrag von und mit<br />
Jürgen Ferber<br />
Stadtteilhaus St. Remberti<br />
Eintritt frei<br />
22. Juli, 15.30 Uhr<br />
w Hafenrundfahrt vor<br />
Anker…<br />
Gästeführer Hein Looper gibt<br />
maritime Anekdoten aus Bremen-Nord<br />
zum Besten<br />
Stiftungsdorf Rönnebeck<br />
Eintritt frei<br />
3. August, 17.30 Uhr<br />
w Kapitalmarkt – Perspektiven<br />
bis zum Jahresende<br />
Thomas Müller, Berenberg<br />
Bank: Vortrag aus der Reihe<br />
»Der 1. Dienstag… Dialog der<br />
Wissen schafft«<br />
Bildungszentrum der<br />
<strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong><br />
Eintritt frei<br />
7. September, 17.30 Uhr<br />
w Küss mich!<br />
Eine Geschichte der<br />
wollüstigen Küsse<br />
Dr. habil. Ingelore Ebberfeld<br />
Vortrag aus der Reihe »Der<br />
1. Dienstag… Dialog der Wissen<br />
schafft«<br />
Bildungszentrum der<br />
<strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong><br />
Eintritt frei<br />
Dienstag & <strong>Mit</strong>twoch,<br />
14./15. September, 10-18<br />
Uhr<br />
w Seniora/HanseLife<br />
Informationsmesse für Leben<br />
und Wohnen im Alter<br />
Messe Bremen, Halle 7<br />
Tageskarte inklusive Besuch<br />
HanseLife 8,00 Euro<br />
Unterhaltung<br />
Finden Sie den Fehler!<br />
Im unteren Bild gibt es xx Unterschiede zu entdecken.<br />
Die Auflösung dieses Rätsels finden Sie in der nächsten Ausgabe<br />
der <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong> aktuell.<br />
15
Aus den Häusern<br />
Farbe ist Trumpf<br />
Es tut sich was im Stadtteilhaus<br />
OTe: Hier kommen Alt<br />
und Jung aus vielen Nationen<br />
zusammen, um sich auszutauschen<br />
und gemeinsam etwas<br />
für das <strong>Mit</strong>einander in ihrem<br />
Stadtteil zu tun. Dabei lernen<br />
die Generationen voneinander<br />
– über Sprachen, Kulturen<br />
und ferne Länder. Ihr Motto:<br />
»Alt werden in einem bunten<br />
Stadtteil«.<br />
»Meine Heimatstadt Kayseri<br />
liegt am Fuße des erloschenen<br />
Vulkans Erciyes in der Türkei«,<br />
erzählt Fatma Polat und zeigt<br />
mit dem Finger auf die Weltkarte.<br />
Sie ist eine von sechs<br />
türkischen Migrantinnen, die<br />
seit Mai jeden zweiten<br />
Dienstag im Monat im Treffpunkt<br />
des Stadtteilhauses OTe<br />
mit Senioren zu einem Erzählcafé<br />
zusammenkommen. Eine<br />
ältere Frau will es genauer wissen:<br />
»Wie hoch ist der Berg<br />
und wie viele Einwohner hat<br />
Kayseri?« Darauf kann die<br />
junge Türkin zwar nicht sofort<br />
eine Antwort geben, sichert<br />
aber zu, zum nächsten Treffen<br />
alle Eckdaten mitzubringen.<br />
Erst einmal haben die Teilneh-<br />
16<br />
mer der Kaffeerunde Spaß<br />
daran, deutsch-türkische Vokabeln<br />
auszutauschen. »Genau da<br />
setzen wir mit geselligen und<br />
kulturellen Angeboten an. Wir<br />
wollen Interesse füreinander<br />
wecken und dazu beitragen,<br />
dass Sprachbarrieren abgebaut<br />
werden und kulturelle Unterschiede<br />
auf mehr Verständnis<br />
stoßen«, sagt Sabine Petko, Leiterin<br />
der Einrichtung. Sie<br />
spricht damit nur eines von<br />
vielen Zielen des von ihr initiierten,<br />
durch das Bundesministerium<br />
des Innern geförderten<br />
Projektes »Alt werden in einem<br />
bunten Stadtteil« an. Denn<br />
über das Modellprojekt der<br />
<strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong> sollen<br />
insbesondere ältere Zuwanderinnen<br />
und Zuwanderer sowie<br />
deren Angehörige mit Veranstaltungen,<br />
Beratungen und<br />
mehrsprachigen Informationen<br />
an die Angebote der Altenhilfe<br />
herangeführt und für eine aktive<br />
Teilnahme am Leben im<br />
Stadtteil OTe gewonnen werden.<br />
Die Projektmitarbeiterin<br />
Münevver Agildere ergänzt:<br />
»Viele Menschen wissen nicht,<br />
welche Möglichkeiten Osterholz-Tenever<br />
für das Leben im<br />
Alter – integriert in das soziale<br />
Netz – bietet. Wir informieren,<br />
vermitteln aber auch Betreuung,<br />
Pflege oder hauswirtschaftliche<br />
Hilfen.« Zusätzlich<br />
zu ihren Aktivitäten im Stadtteilhaus<br />
bietet sie jeden ersten<br />
und dritten Montag im Monat<br />
von 11 bis 13 Uhr Beratungsgespräche<br />
für Migranten im<br />
»Bewohnertreff« in der Zermatter<br />
Straße 5 an. Die Sozialarbeiterin<br />
beantwortet Fragen<br />
rund um die Pflegeversicherung<br />
und zeigt auf, welche<br />
Unterstützung in Anspruch<br />
genommen werden kann, wenn<br />
ein Familienmitglied pflegebedürftig<br />
ist. Mü nevver Agildere:<br />
»Die Beratung ist kostenlos und<br />
streng vertraulich. Ich freue<br />
mich sehr, wenn viele ausländische<br />
<strong>Mit</strong>bürger den Weg zu mir<br />
finden.« w<br />
Weitere Informationen:<br />
Stadtteilhaus OTe,<br />
Sabine Petko, Tel. 6961-250<br />
Sabine.Petko@<br />
bremer-heimstiftung.de
Schätzchen<br />
schätzen…<br />
Vorsichtig nimmt Dr. Angelika<br />
Grettmann-Werner die braunschwarz<br />
colorierte Windhundgruppe<br />
von einem älteren<br />
Herrn aus dem Publikum entgegen.<br />
Solche Tiergruppen<br />
seien ab etwa 1900 gerne in<br />
deutschen Fabriken hergestellt<br />
worden, erklärt die Kunsthistorikerin.<br />
Ihr Kennerblick ent -<br />
deckt kleine Haarrisse in der<br />
Glasur der Fayence, einer<br />
besonderen Art von Keramik.<br />
»Und hier sieht es so aus, als<br />
sei eines der Beinchen geklebt«,<br />
sagt sie. Der Windhundbesitzer<br />
hält kurz den Atem an. »Aber<br />
der Riss geht nicht durch«,<br />
kommt der erlösende zweite<br />
Satz aus Richtung der Expertin.<br />
<strong>Mit</strong> ihrer Kollegin, der Kunsthistorikerin<br />
Christa Allen, ist<br />
Angelika Grettmann-Werner<br />
heute zu Gast im Stiftungsdorf<br />
Fichtenhof um »Schätzchen zu<br />
schätzen«. Und die Aussicht,<br />
unter den eigenen Schätzchen<br />
auf dem Dachboden oder im<br />
Keller vielleicht einen richtigen<br />
Schatz zu finden, hat mehr als<br />
25 Teilnehmer in den Fichtenhof<br />
gelockt. »Schön, dass es so<br />
viele sind. Wir bieten die Veranstaltung<br />
zum ersten Mal an«,<br />
freut sich Hausleiterin Susanne<br />
Brockmann über die Beteiligung.<br />
Bewohnerinnen und<br />
Bewohner aus dem Haus<br />
mischen sich mit Gästen aus<br />
dem Stadtteil und lauschen zu<br />
Beginn der Veranstaltung einer<br />
kleinen Einführung von Angelika<br />
Grettmann-Werner.<br />
Anschaulich erklärt sie, wie<br />
Antiquitäten geschätzt werden,<br />
Alle Hände voll zu tun: die Kunsthistorikerinnen Dr. Angelika Grettmann-Werner (l.)<br />
und Christa Allen<br />
was überhaupt ein mittlerer<br />
Marktwert aussagt und worauf<br />
man bei einem Verkauf seiner<br />
Lieblingsstücke im Auktionshaus<br />
achten sollte.<br />
<strong>Mit</strong> dabei ist heute auch Senta<br />
Anspacher. Erwartungsvoll<br />
übergibt die Seniorin Christa<br />
Allen als Erste aus der Runde<br />
ein kleines silberfarbenes<br />
Döschen. Eine Riechdose, tatsächlich<br />
aus Silber, stellt diese<br />
schnell fest. Ob sie die vielleicht<br />
von der Mutter oder<br />
sogar der Großmutter geerbt<br />
habe, erfragt die Fachfrau.<br />
»Von der Großmutter«, erinnert<br />
sich Senta Anspacher, die habe<br />
das Döschen früher oft mit in<br />
die Synagoge genommen. Auf<br />
die Zeit 1825 bis 1850 schätzt<br />
die Kunsthistorikerin das hübsche<br />
Gefäß für Riechsalz. Für<br />
die Ermittlung eines genauen<br />
Wertes müsse sie aber weiter<br />
recherchieren, räumt sie ein.<br />
Doch die Besitzerin ist bereits<br />
zufrieden. »Den Wert brauche<br />
ich nicht wissen«, betont sie.<br />
Doch ein Schatz?<br />
Zwei Stillleben mit Sonnenblumen,<br />
eine versilberte Warmhal-<br />
tekanne – einst ein Hochzeitgeschenk<br />
an die Eltern. Eine<br />
alte Lithografie – leider schon<br />
stärker beschädigt. Ein Porzellanteller<br />
aus Russland –<br />
allerdings hergestellt in Frankreich.<br />
Viel Liebgewonnenes<br />
wandert an diesem Nachmittag<br />
durch die fachkundigen Hände<br />
der Kunsthistorikerinnen, bis<br />
diese kurz innehalten. Aus<br />
einer Plastiktüte kommt ein<br />
altes Bild in Öl zum Vorschein.<br />
Es zeigt ein dunkles Stillleben<br />
mit Blumen. Ein Familienmitglied<br />
habe es vor langer Zeit<br />
von einem Künstler als Bezahlung<br />
erhalten, erzählt der<br />
Besitzer. Das lässt aufhorchen,<br />
meinen die Expertinnen. Namhafte<br />
Künstler, erst später zu<br />
Ruhm gelangt, hätten in ihrer<br />
frühen Schaffensphase ab und<br />
an mit einem ihrer Werke<br />
gezahlt. Die Signatur sieht<br />
viel versprechend aus. Schnell<br />
verschwindet das Werk wieder<br />
in der Tüte. Eine genauere<br />
Untersuchung ist nötig. Wer<br />
weiß? Vielleicht handelt es sich<br />
hier tatsächlich um einen<br />
Schatz, entdeckt im Stiftungsdorf<br />
Fichtenhof? w<br />
17
Aus den Häusern<br />
Schweden mit<br />
Hindernissen<br />
Ein bisschen stolz auf sich sind<br />
sie schon, das räumen beide<br />
lächelnd ein. Im Februar waren<br />
Lamin Ceesay und Michael<br />
Gongoll in Südschweden. Der<br />
Anlass: ein dreiwöchiges<br />
<strong>Mit</strong> vielen Eindrücken im Gepäck zurück in Bremen:<br />
Michael Gongoll (l.) und Lamin Ceesay<br />
Betriebspraktikum in zwei Pflegeeinrichtungen<br />
für Senioren.<br />
Auch wenn die Reise in die<br />
kleine Stadt Borås nahe Göteborg<br />
sich etwas abenteuerlich<br />
gestaltete, ihre Erfahrungen<br />
dort möchten beide heute<br />
nicht mehr missen.<br />
<strong>Mit</strong> einer 19-stündigen Bummelzugfahrt<br />
quer durch Dänemark<br />
begannen die zwei angehenden<br />
examinierten Altenpfleger<br />
im dritten Ausbildungs-<br />
18<br />
jahr ihren Schwedenaufenthalt.<br />
Für eine ähnlich günstige<br />
Anreise per Flugzeug sei die<br />
Entscheidung zum Praktikum<br />
zu kurzfristig gefallen, berichten<br />
die zwei, »aber wir haben<br />
es geschafft.« Lamin Ceesay<br />
führte der Weg in eine Wohngemeinschaft<br />
für Senioren mit<br />
elf <strong>Mit</strong>gliedern, Michael Gongoll<br />
arbeitete im Pflegeheim<br />
Agamemnon, in dem rund<br />
achtzig Bewohner leben. Eines<br />
haben beide schnell festgestellt:<br />
In Schweden werde der<br />
sozialen Betreuung älterer<br />
Menschen sehr viel Aufmerksamkeit<br />
gewidmet, erzählt<br />
Michael Gongoll.<br />
Unterschiede<br />
Den Beruf des examinierten<br />
Altenpflegers, so wie man ihn<br />
hier in Deutschland kennt,<br />
gäbe es dort nicht, berichten<br />
die ehemaligen Praktikanten.<br />
Die medizinische Pflege werde<br />
in der Regel von einer studierten<br />
Krankenschwester durchgeführt,<br />
um die soziale Betreuung<br />
und tägliche Versorgung<br />
der Bewohner kümmerten sich<br />
so genannte Sozialpfleger,<br />
unterstützt von Pflegehelfern.<br />
Diese Trennung bedeute einerseits<br />
wenig Kontakt zu den<br />
Bewohnern für die Krankenschwestern,<br />
von denen es nur<br />
wenige gäbe, aber auch deutlich<br />
mehr Zeit für die Grundpflege<br />
und Betreuung der<br />
Bewohner durch zahlreiche<br />
Sozialpfleger und Pflegehelfer.<br />
»Wenn man morgens ins Zimmer<br />
kommt, unterhält man<br />
sich und spricht miteinander.<br />
Man muss nicht gleich mit<br />
dem Waschen oder der Medikamentengabe<br />
beginnen«,<br />
erzählt Lamin Ceesay. Aber: in<br />
fachlicher Hinsicht werde man<br />
in Deutschland besser ausgebildet.<br />
Bewegungsübungen<br />
gegen steife Gelenke oder das<br />
Anziehen von Kompressionsstrümpfen<br />
gingen ihm beispielsweise<br />
viel leichter von der<br />
Hand als den schwedischen<br />
Kollegen. »Ideal wäre eine<br />
Kombination aus unserer Fachkompetenz<br />
und der Zeit, die<br />
Sozialpfleger in Schweden<br />
haben«, meint er.<br />
Perspektiven<br />
Nächstes Ziel der zwei Schwedenreisenden<br />
sind ihre Prüfungen<br />
Ende September. Dann<br />
haben beide ihre Ausbildung in<br />
der Altenpflegeschule und in<br />
den Häusern der <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong><br />
abgeschlossen. Sie<br />
freuen sich darauf, das Gelernte<br />
in den kommenden Jahren in<br />
die Tat umzusetzen, möchten<br />
sich später aber auch weiterbilden.<br />
»Vielleicht Pflegewissenschaften<br />
studieren«, überlegt<br />
Michael Gongoll. Ob in<br />
Bremen oder anderswo, das sei<br />
offen. Warum sie ihren Beruf<br />
gewählt haben? »Wenn man<br />
gut pflegt, erntet man Dankbarkeit.<br />
Die Menschen geben<br />
viel zurück«, so drückt es Lamin<br />
Ceesay aus. Und auch, wenn<br />
ihr Auslandspraktikum – gefördert<br />
aus <strong>Mit</strong>teln der EU und<br />
organisiert vom Mobilitätsbüro<br />
für Auszubildende in der Altenund<br />
Behindertenhilfe des AWO<br />
Bundesverbandes e.V. – kein<br />
entscheidender Grund für ihre<br />
Ausbildungswahl war, so empfehlen<br />
die zwei doch jedem,<br />
eine solche Chance zu nutzen.<br />
»Man lernt viel über sich<br />
selbst«, so Michael Gongoll. w
Begegnungen der<br />
besonderen Art<br />
Senioren des Stiftungsdorfes<br />
Rablinghausen hauchten<br />
einem alten Ladenlokal<br />
gemeinsam mit Kindern neues<br />
Leben ein.<br />
Ein <strong>Mit</strong>twochnachmittag im<br />
Mai: Aus dem ehemaligen Frisörgeschäft<br />
in der Woltmershauser<br />
Straße 196 klang lautes<br />
Klopfen. Handwerker, die die<br />
Räume für eine neue Nutzung<br />
herrichten? Weit gefehlt! Kinder<br />
aus der Kindertagesstätte<br />
Blixa Straße spielten lachend<br />
Topfschlagen und füllten das<br />
leerstehende Gebäude vorübergehend<br />
mit Leben. Angefeuert<br />
wurden sie von Senioren aus<br />
dem Stiftungsdorf Rablinghausen.<br />
Gemeinsam nahmen sie an<br />
einem Projekt des Kulturhauses<br />
Pusdorf teil: Unter dem Motto<br />
»Nebenan & <strong>Mit</strong>tendrin« haben<br />
Akteure aus dem Stadtteil dem<br />
Leerstand ein neues Gesicht<br />
gegeben und sich dabei kennengelernt.<br />
»Wir haben uns alle zwei<br />
Wochen getroffen und ich<br />
konnte mein Hörgerät getrost<br />
zu Hause lassen«, blickt Bruno<br />
Meier, Bewohner im Stiftungs-<br />
dorf Rablinghausen, mit einem<br />
verschmitzten Lächeln zurück.<br />
»Die Kleinen redeten ja automatisch<br />
etwas lauter. Wir hatten<br />
viel Spaß miteinander.« Der<br />
86-Jährige denkt dabei an eine<br />
große Karte, die <strong>noch</strong> immer<br />
im Ladenlokal hängt, obwohl<br />
das Projekt mittlerweile abgeschlossen<br />
ist. Hier haben Stiftungsdörfler<br />
und Kita-Kinder<br />
ihre Lieblingsplätze früher und<br />
heute markiert und mit Bild<br />
dargestellt.<br />
<strong>Mit</strong>tendrin und voll dabei<br />
Bruno Meier hatte eine alte<br />
Abbildung von Timmermann’s<br />
Bade- und Schwimmanstalten<br />
aufgeklebt und erinnerte sich<br />
gern an die vielen Sommer dort<br />
zurück. »Wochentags war der<br />
Eintritt frei, Sonntag kostete er<br />
fünf Pfennig für uns Kinder.«<br />
Auch seine Nachbarin in der<br />
Einrichtung der <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong>,<br />
Anneliese Schubert,<br />
kennt das Freibad. Sie ist allerdings<br />
in der Ochtum ge -<br />
schwommen und hatte das<br />
Uferland als Spielplatz für sich<br />
entdeckt. »Das war unser Para-<br />
Aus den Häusern<br />
dies«, erklärt die 89-Jährige<br />
aus Woltmershausen. Sie ist<br />
<strong>noch</strong> immer etwas erstaunt<br />
über die Lieblingsplätze der<br />
Kinder: Ein Döner-Imbiss war<br />
dabei, aber auch das eigene<br />
Zimmer zu Hause.<br />
Bei jedem Treffen arbeiteten<br />
die Projektteilnehmer zu einem<br />
anderen Thema: Auf dem Programm<br />
der Künstlerin Dina<br />
Koper, die die Begegnungen der<br />
besonderen Art begleitete,<br />
standen mal Kinderlieder und -<br />
reime, mal Kinderspiele. Anneliese<br />
Schubert erzählte von<br />
Völkerball, Blinde Kuh, Hüpfund<br />
Kreisspielen. »Wir hatten<br />
damals natürlich viel mehr<br />
Platz und haben mit Kreide auf<br />
der Straße gemalt, was heute<br />
bei dem Verkehr ja viel zu<br />
gefährlich ist.« Topfschlagen<br />
kannten dann Alt und Jung<br />
und es wurde mit viel Begeisterung<br />
ausprobiert. »Es war<br />
schön, so mittendrin zu sein«,<br />
sagt Bruno Meier. Die<br />
Abschlussveranstaltung wurde<br />
zu einem kulinarischen Fest.<br />
Dina Koper: »Wir haben Sahnebonbons<br />
und Pudding nach<br />
alten Rezepten selber<br />
gemacht.« Dabei tauschten die<br />
Generationen auch Adressen<br />
aus: Ein Wiedersehen ist also<br />
nicht ausgeschlossen! w<br />
19
Aus den Häusern<br />
Ein zweites<br />
Zuhause für den<br />
Enkel<br />
»Deine Blumen waren alle ganz<br />
schlapp, die habe ich erst einmal<br />
gegossen«, begrüßt Nico<br />
Miersch seine Großmutter mit<br />
Fürsorge in der Stimme. Damit<br />
aber nicht genug: Der 14-Jährige<br />
hält das Geschirrhandtuch<br />
<strong>noch</strong> in der Hand, er hat auch<br />
den Abwasch für Gerda<br />
Miersch erledigt. Jeden Montag<br />
fährt der Junge gleich nach<br />
der Schule zu seiner Oma, die<br />
seit zwei Jahren in der Stiftungsresidenz<br />
Landhaus Horn<br />
lebt. Gemeinsam verbringen<br />
beide den Tag in der Einrichtung,<br />
die auch für Nico ein<br />
Stück Zuhause <strong>gewor</strong>den ist.<br />
»Wenn ich nicht da bin, weil<br />
ich für das gemeinsame <strong>Mit</strong> -<br />
tagessen <strong>noch</strong> etwas einholen<br />
muss, dann schließen die <strong>Mit</strong>arbeiter<br />
des Hauses meinem<br />
Enkelsohn unser Appartement<br />
auf. Sie kennen und mögen ihn<br />
20<br />
sehr«, verrät die 85-jährige<br />
Gerda Miersch. Und so hat die<br />
Hausleitung auch keine Sekunde<br />
gezögert, als die Anfrage<br />
kam, ob Nico für ein paar Tage<br />
einziehen könne. »Er war herzlich<br />
willkommen und blieb<br />
zweimal eine Woche am Stück<br />
bei mir, als seine Mutter krank<br />
war. Wir haben es uns gemütlich<br />
gemacht«, sagt die <strong>Bremer</strong>in<br />
und man sieht ihr an, wie<br />
gern sie mit dem Enkel zusammen<br />
ist. Das beruht auf Gegenseitigkeit:<br />
»Oma kocht das<br />
weltbeste Hühnerfrikassee, und<br />
ich bin immer wieder erstaunt,<br />
wie sie das mit nur zwei Herdplatten<br />
hinbekommt«, erzählt<br />
der Junge, der nun mit einer<br />
Handvoll Karten am Esstisch<br />
Platz nimmt. »Reine Übungssache«,<br />
murmelt Gerda Miersch,<br />
die schon konzentriert auf ihr<br />
aktuelles Blatt schaut. Die Beiden<br />
spielen für ihr Leben gern<br />
»Phase10«, ein Kartenspiel, das<br />
die Oma ihrem Enkel beibrachte<br />
und das auch im Freundeskreis<br />
von Nico gerade »in« ist.<br />
Gemeinsam Neues entdecken<br />
Hausaufgaben macht Gerda<br />
Miersch ebenfalls mit Nico, der<br />
nach den Sommerferien in die<br />
8. Klasse kommt. Da hat sie<br />
Spezialgebiete, verrät er: »In<br />
Deutsch und Geschichte kann<br />
ich richtig viel von ihr lernen.«<br />
Aber auch die Seniorin profitiert<br />
von dem Austausch mit<br />
der jüngeren Generation. »Ich<br />
lese Bücher, die Nico im Unterricht<br />
durchnimmt, um mich mit<br />
ihm über Inhalt und Sprache zu<br />
unterhalten. Gemeinsam<br />
erschließen wir Literatur, für<br />
die ich vielleicht zu alt bin, die<br />
mir aber trotzdem gut gefällt«,<br />
erklärt sie gut gelaunt. »Ich,<br />
Racheengel«, ein Roman über<br />
einen von Angst geprägten<br />
Jugendlichen, der in den Bann<br />
brutaler Computerspiele gerät,<br />
hat Gerda Miersch zum Beispiel<br />
begeistert »in einem<br />
Rutsch« gelesen.<br />
Dass Nico bei ihr ganz selbstverständlich<br />
ein und aus geht,<br />
ist auch anderen Bewohnern<br />
im Landhaus Horn nicht verborgen<br />
geblieben. Sie haben<br />
den zuvorkommenden Jungen<br />
längst ins Herz geschlossen:<br />
Wenn ein befreundeter <strong>Mit</strong>bewohner<br />
ein Stockwerk höher<br />
Probleme im Computerraum<br />
hat, ist er zur Stelle und hilft.<br />
Und mit der 100-jährigen Lizzy<br />
Loppe, der Ältesten im Haus,<br />
plauderte der Jüngste schon<br />
über sein liebstes Hobby:<br />
Modellflugzeuge. Pilot möchte<br />
der Junge später einmal werden<br />
– ein gutes Auge hat er<br />
bereits: Als Nico sich bei der<br />
letzten Weihnachtsfeier nach<br />
einer Serviette bückte, fand er<br />
einen verloren gegangenen<br />
Brillantohrring. w
Ein prominenter<br />
Gast mit Herz<br />
»Das ist ja lieb von euch! Habt<br />
ihr das für mich so schön eingerichtet?«<br />
fragte der Zwei-<br />
Meter-Mann, als er mit Gepäck<br />
in der Hand den Kopf in ein<br />
Zimmer des Stiftungsdorfes<br />
Borgfeld steckte. Die prägnante<br />
Stimme, die da durch den Flur<br />
hallte, klang nur allzu bekannt:<br />
Bei dem neuen <strong>Mit</strong>bewohner<br />
handelte es sich um keinen<br />
Geringeren als Bremens früheren<br />
Bürgermeister Dr. Henning<br />
Scherf. Dieser war im Mai für<br />
zwei Wochen in die Pflege-<br />
Wohngemeinschaft im Stiftungsdorf<br />
Borgfeld eingezogen.<br />
Der Grund: Er wollte hier das<br />
Altwerden in Gemeinschaft<br />
kennen lernen. WG-Erfahrung<br />
brachte Henning Scherf bereits<br />
mit. Seit 22 Jahren lebt er mit<br />
Freunden und seiner Frau Luise<br />
in einem Stadthaus zusammen.<br />
Doch als er seine Sachen für<br />
den Kurzaufenthalt in Borgfeld<br />
packte – neben Kleidern & Co.<br />
nur ein Foto von seiner Familie,<br />
ein dünnes Reclam-Heft mit<br />
Beiträgen des Philosophen<br />
Habermas und ein dickes Tagebuch<br />
für Notizen – kam der<br />
Gedanke: »Auf was für ein verrücktes<br />
Abenteuer lasse ich<br />
mich da ein?« Im Rückblick<br />
sagt Henning Scherf: »Es kam<br />
anders als erwartet: Ich habe<br />
Erholung erfahren, neue Freunde<br />
gewonnen und alte Bekannte<br />
wieder getroffen.« So zum<br />
Beispiel die 84-jährige Gertrud<br />
Schröder, deren Mann Hausmeister<br />
einer Schule in Borgfeld<br />
war und dem Sozial- und<br />
Bildungssenator Scherf häufig<br />
begegnete – und auch Beate,<br />
die den Künstlernamen Lenders<br />
trug: »Sie war die Theaterschauspielerin,<br />
in die ich mich<br />
als Schüler verguckt hatte.«<br />
<strong>Mit</strong> seinen <strong>Mit</strong>bewohnern lebte<br />
Henning Scherf wie in einer<br />
Familie zusammen: Morgens<br />
hieß es um 7.30 Uhr aufstehen,<br />
danach wurde in Gemeinschaft<br />
gemütlich gefrühstückt. Nach<br />
der Zeitungslektüre mit Gertrud<br />
Schröder half der Ex-Politiker<br />
der rüstigen Seniorin in<br />
der Küche: »Gertrud backt<br />
jeden Tag einen Kuchen nach<br />
ihrem alten Rezeptbuch. Auch<br />
das <strong>Mit</strong>tagessen bereitet sie<br />
mit den fleißigen Hauswirtschaftskräften<br />
gemeinsam zu.<br />
Ich war ihr Assistent beim<br />
Gemüseschnippeln«, so Henning<br />
Scherf. Er beobachtete<br />
dabei: »Wer möchte, hat hier<br />
eine Aufgabe und so das<br />
Gefühl, gebraucht zu werden.«<br />
Das Leben in der Pflege-WG<br />
Bewohner erzählen<br />
hat seiner Meinung nach therapeutische<br />
Wirkung: »Die<br />
Bewohner blühen auf und fassen<br />
neuen Lebensmut, weil<br />
jeder jedem hilft – der beste<br />
Schutz vor Vereinsamung.«<br />
In den Nachmittags- und<br />
Abendstunden hat Henning<br />
Scherf viel mit seinen WG-<br />
Nachbarn gespielt – Rummy-<br />
Cup etwa, das ihm Gertrud<br />
Schröder beigebracht hat.<br />
Manchmal zog der heutige<br />
Buchautor sich auch in sein<br />
Zimmer zurück, wo er sich<br />
Notizen zum Tag machte. »Ich<br />
will meine Erfahrungen in<br />
einem neuen Buch weitergeben<br />
und darin aufzeigen: Es gibt<br />
Alternativen zum herkömmlichen<br />
Heim, die ermöglichen,<br />
trotz Pflegebedürftigkeit<br />
zufrieden und mit vielen schönen<br />
Momenten alt zu werden.«<br />
Als der Abschied kam, waren<br />
alle traurig. »Ich nehme positive<br />
Eindrücke mit nach Hause<br />
und komme bald als Besucher<br />
wieder«, versprach Henning<br />
Scherf. Ute Büge, Leiterin des<br />
Stiftungsdorfes Borgfeld,<br />
lächelte dazu verschmitzt: »Er<br />
ist immer herzlich willkommen<br />
– natürlich auch für länger!« w<br />
Leben in der Pflege-WG:<br />
der beste Schutz vor<br />
Vereinsamung<br />
Dr. Henning Scherf berichtet<br />
über seine Erfahrungen im<br />
Stiftungsdorf Borgfeld.<br />
Es moderiert der Gesundheitsexperte<br />
Klaus Haak.<br />
Donnerstag, 9. September,<br />
17.30-19 Uhr<br />
Bildungszentrum<br />
der <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong><br />
21
Rückblick<br />
Obstsalat und Zaziki<br />
Zugegeben, die Mischung<br />
klingt seltsam, aber Ines Heithecker,<br />
eine der Betreuerinnen<br />
des pädagogischen <strong>Mit</strong>tagstisches<br />
in der Fleetstube des<br />
Stiftungsdorfes Borgfeld, klärt<br />
die Sache auf. Der Obstsalat sei<br />
für heute, der Zaziki werde für<br />
morgen vorbereitet, sagt sie.<br />
Alina, Mariella, Janka und<br />
Merle sind derweil konzentriert<br />
bei der Sache: Äpfel, Weintrauben,<br />
Birnen und Bananen wandern<br />
klein zerlegt in eine große<br />
Schüssel. Zitronenmelisse kürt<br />
ihr Werk. <strong>Mit</strong> von der Partie ist<br />
Carlotta Schatzmann. <strong>Mit</strong><br />
Freude unterstützt die Seniorin<br />
aus dem betreuten Wohnen im<br />
Stiftungsdorf die Schülerinnen<br />
aus der Ahorn-Klasse der<br />
benachbarten Schule am Borgfelder<br />
Saatland bei der Arbeit.<br />
Anlass war die Projektwoche<br />
»Bewegung, gesunde Schule<br />
und Ernährung« im April.<br />
Senioren und Schüler bereiteten<br />
Nachtisch oder Beilagen<br />
für den <strong>Mit</strong>tagstisch vor und<br />
ließen sich die gesunde Kost<br />
anschließend im Gerda und<br />
Rolf Schopf Generationentreff<br />
der Fleetstube schmecken. w<br />
22<br />
Stiftungsdorf<br />
Borgfeld<br />
Stiftungsresidenz<br />
Luisental<br />
Platt snacken mit Gerold<br />
Er ist Bremens bekanntester<br />
Naturschützer und geht zu<br />
feierlichen Anlässen wie der<br />
Verleihung des Bundesverdienstkreuzes<br />
gern auch mal in<br />
Gummistiefeln: Die Rede ist<br />
von Gerold Janssen. Der 87-<br />
Jährige ist im Herzen immer<br />
<strong>noch</strong> kämpferischer Aktivist.<br />
Heute setzt er sich nicht nur<br />
für vom Aussterben bedrohte<br />
Pflanzen und Tiere ein, sondern<br />
auch für eine langsam in Vergessenheit<br />
geratende Sprache:<br />
Plattdütsch, mit dem er »as<br />
Kind grot wordn« ist. Keine<br />
leichte Aufgabe, sagt der<br />
gebürtige Ostfriese, denn meistens<br />
sprächen nur <strong>noch</strong> ältere<br />
Leute niederdeutsch. Um den<br />
wenigen »Platt-Snackern« die<br />
Möglichkeit zu geben, sich in<br />
ihrer »Muddersprak« auszutauschen,<br />
kommt Gerold Janssen<br />
jeden zweiten <strong>Mit</strong>twochnachmittag<br />
im Monat in das Café<br />
der Stiftungsresidenz Luisental.<br />
Bei einer gemütlichen Klönrunde<br />
erzählt er aus seinem<br />
bewegten Leben, liest kleine<br />
Geschichten vor und sucht das<br />
Gespräch mit seinen Zuhörern<br />
– Bewohnern und Gästen.<br />
Der nächste Termin für »Gerold<br />
vertellt« ist am <strong>Mit</strong>twoch, den<br />
14. Juli um 16 Uhr. w<br />
<strong>Bremer</strong><br />
<strong>Heimstiftung</strong><br />
»Schulluft« schnuppern<br />
Vor fünfzig Jahren hielten sie<br />
gemeinsam ihre Abschlusszeugnisse<br />
der Realschule in<br />
den Händen, nun haben sie<br />
sich wiedergetroffen: Am<br />
17. April versammelten sich<br />
acht ehemalige Schülerinnen<br />
und Schüler der einstigen<br />
Rembertischule im Fedelhören<br />
78, wo heute das Bildungszentrum<br />
der <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong><br />
zu Hause ist. Die Freude war<br />
groß und der Austausch über<br />
die gemeinsame Schulzeit zwischen<br />
1<strong>95</strong>0 und 1960 rege. Ein<br />
komisches Gefühl sei es schon,<br />
an den Ort zurückzukehren, wo<br />
man einst die Schulbank<br />
gedrückt habe, meinte Peter<br />
Knapp, einer der Absolventen<br />
und Organisator der regelmäßig<br />
stattfindenden Klassentreffen.<br />
Erstmals konnten die Teilnehmer<br />
ihre ehemalige Schule<br />
von innen besichtigen: Dr.<br />
Angela Sallermann, Leiterin der<br />
heutigen »Alten Rembertischule«,<br />
führte die Gruppe persönlich<br />
durch das Haus und<br />
erzählte Wissenswertes aus<br />
Historie und Gegenwart des<br />
Lehr- und Lernortes. Erinnerungen<br />
wurden wach: »Ich<br />
hatte sofort alte Schulluft in<br />
der Nase«, so Peter Knapp. w
<strong>Bremer</strong><br />
<strong>Heimstiftung</strong><br />
Zu Gast bei der BSAG<br />
Rund zwanzig Bewohner der<br />
Stiftungsresidenzen Luisental,<br />
Marcusallee und Riensberg<br />
bestiegen im Mai einen Sonderbus<br />
der <strong>Bremer</strong> Straßenbahn<br />
AG. Ihr Ziel? Das<br />
Betriebsgelände der BSAG am<br />
Flughafendamm. Für den Kontakt<br />
zum Unternehmen sorgte<br />
Dietmar Stadler, der Seniorenbeauftragte<br />
des Ortsbeirates<br />
Horn-Lehe. Am Zielort angekommen,<br />
ging es für die Gäste<br />
auf Erkundungstour über das<br />
Gelände. Zwanzig neue Busreifen<br />
werden hier täglich eingewechselt.<br />
Das und mehr erfuhren<br />
die Teilnehmer – dann<br />
wurde es bei Kaffee und Keksen<br />
ernst. Die Senioren nutzten<br />
die Gelegenheit, Fragen zu<br />
stellen und Kritik anzubringen.<br />
So erläuterte Pressesprecher<br />
Jens-Christian Meyer etwa,<br />
dass die Hebebühne der BSAG-<br />
Fahrzeuge aus rechtlichen<br />
Gründen nicht für Rollatoren<br />
genutzt werden könne und<br />
dass zusätzliche Fahrten für<br />
Veranstaltungsbesucher rund<br />
um 22 Uhr sich für das Unternehmen<br />
nicht rechnen. Senioren,<br />
die sich in den Fahrzeugen<br />
unsicher fühlen, bietet die<br />
BSAG einen besonderen Service<br />
an. Auf Wunsch besucht ein<br />
<strong>Mit</strong>arbeiter samt Bus das Haus.<br />
So können Bewohner das Fahrzeug<br />
kennen lernen und das<br />
Ein- und Aussteigen trainieren.<br />
Weitere Informationen und<br />
Buchung: Nicole Bollhorst,<br />
BSAG, Tel. 55 96 463<br />
Stiftungsresidenz<br />
Landhaus Horn<br />
Zwanzig Jahre glücklich<br />
»Dies ist das schönste Haus von<br />
allen«, sagt Hildegard Rahn<br />
und lächelt. Seit vielen Jahren<br />
lebt die heute 98-jährige<br />
Seniorin schon im Landhaus<br />
Horn und möchte keine einzige<br />
Minute davon missen. Am 26.<br />
Mai jährte sich ihr Einzug zum<br />
zwanzigsten Mal. Zahlreiche<br />
Gratulanten gaben sich dazu<br />
ein Stelldichein, darunter auch<br />
André Vater, Finanzvorstand<br />
der <strong>Bremer</strong> <strong>Heimstiftung</strong>. <strong>Mit</strong><br />
ihrer Schwester sei sie damals<br />
hier eingezogen, erinnert sich<br />
Hildegard Rahn. Gemeinsam<br />
hätten sie viel erlebt und zahlreiche<br />
Ausflüge gemacht,<br />
erzählt sie. Und bis heute<br />
macht die Bewohnerin eines<br />
Residenz-Appartements »gerne<br />
alles mit«. Das heißt zum Beispiel,<br />
einen eigenen Lesekreis<br />
zu leiten. Archäologie, die<br />
Antike und Theologie, das sind<br />
die Themen, die es ihr und<br />
ihren drei <strong>Mit</strong>leserinnen angetan<br />
haben. Dreimal pro Monat<br />
treffen sich die Damen, reihum<br />
in ihren eigenen vier Wänden,<br />
um gemeinsam zu lesen und zu<br />
diskutieren. w<br />
Rückblick<br />
Engagierte Helfer<br />
Wo man auch hinschaute,<br />
überall strahlten die Gesichter<br />
an einem ganz gewöhnlichen<br />
Mai-Freitag im Stiftungsdorf<br />
Blumenkamp. Der Grund dafür<br />
ist zwar nur 11 Quadratmeter<br />
groß, dafür aber umso gemütlicher<br />
eingerichtet: Die rund 30<br />
freiwilligen Helferinnen und<br />
Helfer des Hauses haben als<br />
Zeichen für ihre Zugehörigkeit<br />
ein eigenes Büro mit Computer<br />
erhalten. Die Einweihung des<br />
zentral im Erdgeschoss gelegenen<br />
neuen Raums, der als<br />
Treffpunkt zum Austausch von<br />
Informationen und guten<br />
Gesprächen dienen soll, wurde<br />
groß gefeiert – mit Sektempfang<br />
und anschließendem<br />
Essen, während dessen auch<br />
der neue Freiwilligenkoordinator<br />
des Stiftungsdorfes, Werner<br />
Buchinger, vorgestellt wurde.<br />
Der Mieter aus dem »Wohnen<br />
mit Service« hat extra eine<br />
Fortbildung mit Zertifikat bei<br />
der Volkshochschule Bremen<br />
absolviert, um diese Funktion<br />
auszuüben. Als Dankeschön an<br />
alle Helfer für die von ihnen<br />
gespendete Zeit hatte das Stiftungsdorf<br />
Blumenkamp <strong>noch</strong><br />
eine Überraschung organisiert:<br />
»Boys in Concerts« gaben ein<br />
A-cappella-Konzert. w<br />
23<br />
Stiftungsdorf<br />
Blumenkamp