18.10.2020 Aufrufe

Kulturfenster Nr. 05|2020 - Oktober 2020

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.<br />

-70% – NE BOLZANO – 72. Jahrgang<br />

<strong>Nr</strong>. 5 | OKTOBER | <strong>2020</strong><br />

Zweimonatszeitschrift<br />

KulturFenster<br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Geführtes Hören in der Ensemblearbeit<br />

Peter Hölzl zum Gedenken<br />

MundART pflegt Mundart


• Geleitwort •<br />

• Inhalt •<br />

• Blasmusik<br />

Geführtes Hören in<br />

der Ensemblearbeit 3<br />

Stillstand und Elan im Musikjahr <strong>2020</strong> 6<br />

Die Leistungszeichen go digital 9<br />

Konzertkino in Naturns 11<br />

Jugendseite:<br />

Die Michaeler Juka stellt sich vor 12<br />

Zur Person: Norbert Rabanser und<br />

der „Lieblingstrommler Marsch“ 14<br />

Ars Nova: Kapellmeister<br />

Dietmar Rainer und „Muss es<br />

immer etwas Neues sein?“ 16<br />

Der international bekannte Posaunist<br />

Peter Steiner und die<br />

Herausforderungen der Pandemie 18<br />

„Fein sein, beinander bleibn“ –<br />

eine Bearbeitung von Gottfried Veit 19<br />

Jugendcamp der MK Zwölfmalgreien 19<br />

„Ich mache mir Sorgen…“<br />

„Ich mache mir Sorgen, dass viel Positives und<br />

Qualitätsvolles, das in den letzten Jahren mit<br />

viel Mühe aufgebaut wurde, nun ins Wanken<br />

gerät, wenn sich nicht bald etwas ändert“. Der<br />

Verbandsobmann des VSM Pepi Fauster bittet<br />

die Musikkapellen „bei der Stange“ zu bleiben,<br />

um zu helfen, ,,dass diese schwierige Zeit<br />

sicher überbrückt werden kann.“ Aber auch<br />

die Politik, so Fauster, müsse viel mehr „herschauen“<br />

und mit wohlwollenden konkreten<br />

Maßnahmen die Musikkapellen unterstützen,<br />

damit ,,das bisher Aufgebaute gut weitergeführt<br />

werden kann.“ – Grundsätzliche Überlegungen<br />

über die Probenmethodik im Blasorchester<br />

vermittelt ein Buch, das vor kurzem<br />

im Helbling-Verlag (Innsbruck) erschienen ist.<br />

Ziel ist es, Dirigentinnen und Dirigenten ebenso<br />

wie Ensemble-Mitgliedern ein effizientes „Instrument“<br />

in die Hand zu geben, um Aspekte<br />

wie Zusammenklänge, rhythmische Passagen<br />

oder harmonische Bewegungen in Ensembles<br />

zu erfassen, Probleme zu erkennen und das<br />

Klangerlebnis nachhaltig zu verbessern.<br />

Der Chorverband erinnert in einem Beitrag<br />

an den bedeutenden Südtiroler Komponisten,<br />

• Chorwesen<br />

Damit die Chöre<br />

weitersingen –<br />

Chorleiterausbildung<br />

startet an Musikschulen 20<br />

Proben mit Maske –<br />

Südtiroler Chöre<br />

kehren (langsam) zurück 20<br />

Herausragende Beispiele<br />

neuerer Kirchenmusik:<br />

Erinnerung an den<br />

Komponisten Peter Hölzl 21<br />

Requiem von Karl Jenkins.<br />

Das Projekt 2021 des<br />

Bezirks Pustertal 23<br />

Musiktheater „DU HAST `<br />

nen FREUND IN MIR“ von<br />

Tuba-Voiceline und<br />

Kinderchor Ehrenberg 23<br />

Pädagogen und Kirchenmusiker Peter Hölzl,<br />

der vor 10 Jahren verstorben ist und jetzt<br />

100 Jahre alt geworden wäre. Hölzl, aus Andrian<br />

stammend, war u.a. Herausgeber des<br />

Orgelbuches der Diözese Bozen-Brixen „Unser<br />

Gotteslob“ und des Buches „Musik macht<br />

Freude“, eine praktische Anleitung zum Singen.<br />

Seine vielen Werke – u.a. der „Sonnengesang<br />

des Hl. Franziskus“ – sind geprägt<br />

von Einfachheit und Bescheidenheit und von<br />

einem tiefen Glauben.<br />

Der Heimatpflegeverband widmet sich umfassend<br />

in dieser Ausgabe der Mundart. Die<br />

Arbeitsgemeinschaft MundART hat einen<br />

neuen Vorsitzenden. Mit ihm, Johannes Ortner,<br />

und mit dem ehemaligen Obmann Martin<br />

Achmüller wirft das KulturFenster einen Blick<br />

nach vorne und einen Blick zurück. – Albert<br />

Willeit, seit vielen Jahren aktiver Heimatpfleger<br />

und Bezirksobmann des Pustertales, fragt<br />

nach der Bedeutung des Ensembleschutzes<br />

in den Südtiroler Gemeinden. Der Ensembleschutz<br />

sei zwar wichtig – aber ohne Chance?<br />

Das argwöhnt er mit einem Anflug von deprimierender<br />

Ernüchterung.<br />

•Heimatpflege<br />

Alfons Gruber<br />

„Schreiben wia mr reden“ –<br />

ArGe MundART hat neuen Obmann 24<br />

Dialekte stehen für Vielfalt - Der neue<br />

Obmann Johannes Ortner im Gespräch 27<br />

Margit von Elzenbaum –<br />

Gedichte,Prosa und Mundart 29<br />

Alte Gegenstände neu entdeckt:<br />

das Betrachtungssärglein 31<br />

Informiert und reflektiert: Berge brauchen<br />

keine Inszenierung 32<br />

Ensembleschutz – wichtig, aber ohne Zukunft? 34<br />

Vom Allerheiligenbrauch zu Halloween 36<br />

Gedenktafel für Max Valier enthüllt 38<br />

Kein Ensembleschutz für Villa Friedheim<br />

im Brixner Ortsteil Kranebitt 40<br />

Albert Willeit ist der neue Obmann<br />

der Heimatpflege im Bezirk Pustertal 42<br />

Kundgebung gegen Bahnverbindung 44<br />

In Gedenken: Paula Marmsoler Pedrotti 45<br />

Eine neue Trachtenbroschüre 46<br />

Büchertisch: „Der Dämmrung ins Maul“ 47<br />

2<br />

KulturFenster


Das Thema<br />

Blasmusik<br />

Geführtes Hören in der<br />

Ensemble-Arbeit<br />

Einige grundsätzliche Überlegungen über die Probenmethodik im Blasorchester<br />

Das Autoren-Trio Christoph Breithack, David W. Clemmer und John D. Pasquale hat im heurigen<br />

Frühjahr ein neues Buch veröffentlicht, das Dirigentinnen und Dirigenten und Ensemble-Mitglieder<br />

einlädt, die Probenarbeit von Grund auf zu überdenken, und ihnen ein<br />

effizientes Instrument an die Hand gibt, um Aspekte wie Zusammenklänge, rhythmische<br />

Passagen oder harmonische Bewegungen im Ensemble zu erfassen, Probleme zu erkennen<br />

und das Klangergebnis nachhaltig zu verbessern: „Probenmethodik Blasorchester –<br />

Geführtes Hören in der Ensemble-Arbeit“. Es bietet eine einzigartige Herangehensweise<br />

für die Arbeit mit Blasorchestern und anderen Ensembles. Alexandra Link hat dieses praktische<br />

Lehr- und Übungsbuch in ihrem Blasmusikblog.com vorgestellt.<br />

Wir bedanken uns bei der Autorin, die uns freundlicherweise den Text zum Nachdruck<br />

zur Verfügung gestellt hat.<br />

die schon seit langer Zeit bestehen und<br />

in denen ganz viel über Imitation vermittelt<br />

wird. Für angehende Dirigenten ist das<br />

aber schwierig, weil sie nie systematisch<br />

gelernt haben, worauf es denn letztendlich<br />

ankommt und wie ein Ensembleklang tatsächlich<br />

hörend analysiert wird. Vielmehr<br />

haben sich viele ihr eigenes System über<br />

die Zeit zusammengesucht. Diese Vorgehensweise<br />

führt aber – wenn man das<br />

ganze System betrachtet – nicht zu Qualität,<br />

da sie individuell, also zufällig ist.“<br />

Das Buch basiert ursprünglich auf der Dissertation<br />

von John D. Pasquale. Mit ihm<br />

kam der bei Freiburg lebende Christoph<br />

Breithack bereits im Jahr 2012 auf der<br />

MidWest in Chicago ins Gespräch. Im gegenseitigen<br />

Austausch haben beide Pädagogen<br />

festgestellt, dass sie bezüglich ihrer<br />

Probenarbeit mit ihren Orchestern an der<br />

jeweiligen Schule vergleichbar arbeiten.<br />

Der gewichtigste gemeinsame Nenner in<br />

ihrer Probenarbeit ist die kontinuierliche<br />

Anleitung der Musikerinnen<br />

und Musiker zum<br />

richtigen Zuhören während<br />

des Spielens.<br />

Der gegenseitige Austausch<br />

hat sich danach bald in eine<br />

konkrete Zusammenarbeit gewandelt.<br />

Im Laufe der Jahre<br />

haben die drei das ursprüngliche<br />

System in dieser Probenarbeit<br />

weiterentwickelt und erprobt,<br />

bis sie sich schließlich<br />

entschlossen haben, alle Erkenntnisse<br />

in einem Buch zusammenzufassen.<br />

„Geführtes Hören in der<br />

Ensemble-Arbeit“ lesen wir<br />

im Untertitel. Ist das Buch<br />

also eine Anleitung zum Zuhören<br />

und eigenverantwortlichen<br />

„Hören“ der Musikerinnen<br />

und Musiker in einem<br />

Orchester? Hören kann doch<br />

eigentlich jeder. Also, wozu? Haben wir das<br />

Zuhören verlernt? Dazu Christoph Breithack<br />

im Interview: „Das nötige Wissen, worauf zu<br />

hören ist und wie zu hören ist, wird selten<br />

umfassend vermittelt. Mit „verlernen“ hat<br />

das nichts zu tun. Es ist vielmehr so, dass<br />

es bei uns im deutschsprachigen Raum<br />

keine Tradition gibt, diese Dinge umfassend<br />

zu lehren. Ein Grund dafür ist vermutlich,<br />

dass es so viele Ensembles gibt,<br />

Modell des Geführten Hörens<br />

Das Buch lehrt Dirigenten also eine systematische<br />

Herangehensweise an das<br />

Analysieren von dem, was sie in der Probe<br />

hören und beinhaltet eine probenpädagogische<br />

Methode, das Gehörte – ausgehend<br />

von den Bereichen Klangerzeugung,<br />

Puls, Balance und musikalische<br />

Gestaltung, im Buch dargestellt durch<br />

ein „Atommodell“ – ganz konkret zu<br />

verbessern. Wie oben schon beschrieben,<br />

ist der Mittel zum Zweck die Anleitung<br />

der Musikerinnen und Musiker<br />

zum Hören.<br />

Die Methode verwendet sowohl für die<br />

Musiker, als auch für den Dirigenten drei<br />

Höraufmerksamkeitsstufen.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 3


Das Thema<br />

Stufe 1: Der Musiker hört sich selbst zu - der<br />

Dirigent hört auf einzelne Musiker.<br />

Stufe 2: Der Musiker hört auf die Musiker<br />

zu seiner linken und rechten Seite<br />

(Instrumentengruppe/Register) -<br />

der Dirigent hört auf einzelne Instrumentengruppen.<br />

Stufe 3: Die Instrumentengruppe im Kontext<br />

des ganzen Ensembles - der<br />

Dirigent hört auf das Zusammenspiel<br />

des ganzen Ensembles.<br />

Seit 6 Jahren arbeitet Christoph Breithack<br />

nicht nur mit seinen Bläserklassen<br />

mit dieser Methode, sondern auch mit seinem<br />

Musikverein Freiburg - St. Georgen.<br />

Zu seiner Probenarbeit habe ich ihm ein<br />

paar Fragen gestellt:<br />

Wie hat sich die Probenarbeit verändert?<br />

Christoph Breithack: Die Probenarbeit ist<br />

inhaltlich langfristiger ausgerichtet und<br />

strukturierter, da sie einem Curriculum<br />

folgt (entsprechend der Inhaltsangabe<br />

des Buches). Die Leute sind bei der Probenarbeit<br />

immer mit irgendeiner Aufgabe<br />

beschäftigt und wissen genauer, was sie<br />

tun. Wir arbeiten mehr und strukturierter<br />

an spieltechnischen und musikalischen<br />

Grundlagen.<br />

Wie hat sich der Klang, Balance und das<br />

Zusammenspiel entwickelt?<br />

Christoph Breithack: So, dass wir vom<br />

Publikum darauf angesprochen werden.<br />

Das Orchester klingt so, dass man<br />

gerne zuhört.<br />

Welche Elemente verwendest Du an jedem<br />

Probenanfang?<br />

Christoph Breithack: Eine Auswahl aus den<br />

Ensembletrainings. Atemübungen, lange<br />

Töne, Intervalle, Rhythmen zählen und<br />

spielen und immer einen Choral – einoder<br />

mehrstimmig. Dazu ist in den Ensembletrainings<br />

beschrieben, wie Choräle<br />

so eingesetzt werden können, dass auch<br />

ein musikalischer Lernzuwachs entsteht.<br />

Wie bekommst Du (trotzdem) Abwechslung<br />

in den Probeneinstieg?<br />

Christoph Breithack: Kurzfristig gar nicht.<br />

Es ist immer genau gleich. Die Dinge sollen<br />

sich einschleifen. Wie Elfmeter schießen<br />

beim Fußballtraining. Langfristig, durch<br />

eine Veränderung der Auswahl der Trainings.<br />

Und die Choräle wechseln. Aber<br />

auch da spielen wir schon mal über 4-5<br />

Wochen immer denselben. Die Einspielphase<br />

ist eine Lernphase. Lernen braucht<br />

Wiederholung und Dinge müssen sich einschleifen<br />

und setzen. Abwechslung ist da<br />

kontraproduktiv.<br />

Ergänzend schreibt Christoph Breithack<br />

zu seiner eigenen Probenarbeit mit dem<br />

Musikverein St. Georgen:<br />

„Wenn ich konkret ein Stück probe, höre<br />

ich auf die im „Atommodell“ beschriebenen<br />

Aspekte: Wie fangen Töne an, wie<br />

klingen sie, wie enden sie. Wann fangen<br />

sie an, wann enden sie. Wie sitzen die<br />

Musikerinnen und Musiker, wie atmen<br />

sie. Wie sind die Klangfarben bei einzelnen<br />

Musikern, bei Gruppen, bei allen.<br />

Wie werden Artikulationszeichen ausgeführt?<br />

Werden sie einheitlich ausgeführt?<br />

Wenn ich dann höre, dass es irgendwo<br />

Probleme gibt, trainiere ich diese Punkte<br />

mit Ensembletrainings und reagiere mit<br />

entsprechenden Probentechniken darauf.<br />

Die sehen natürlich in einer Bläserklasse<br />

anders aus als bei einem Blasorchester<br />

mit Erwachsenen. Aber inhaltlich<br />

ist es dasselbe.“<br />

Auffallend ist, dass der in der herkömmlichen<br />

Probenarbeit so wichtige Begriff „Intonation“<br />

in der Methode zwar vorkommt,<br />

jedoch kein eigenes Kapitel einnimmt. Dazu<br />

Christoph Breithack: „Das ist bewusst so<br />

gemacht. Bei Intonation wird viel zu häufig<br />

auf Frequenzen und viel zu selten auf<br />

Balance und Tonqualität geachtet. Das<br />

sind aber wesentliche Voraussetzungen<br />

für die Intonation.<br />

Wenn man Spielern sagt, dass sie in Hörstufe<br />

2 zunächst gleich laut spielen sollen<br />

und dann in einem zweiten Schritt noch<br />

ihre Klangfarben abgleichen sollen, stimmen<br />

sie in der Intonation in 98% der Fälle<br />

überein. Wir verwenden deshalb das Bild<br />

von zentrierten und unzentrierten Klängen<br />

zur Beschreibung der Tonqualität.<br />

Im Zusammenspiel mit den Höraufmerksamkeitsstufen<br />

und entsprechend abge-<br />

4<br />

KulturFenster


Blasmusik<br />

Das „Hören“ ist ein wesentlicher Teil der Probenmethodik, damit das Orchester so klingt, dass man gerne zuhört – im Bild<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Dirigentenwerkstatt in Eppan (2018).<br />

Alexandra Link, die Autorin des Artikels,<br />

mit dem Medienreferent des VSM,<br />

Stephan Niederegger<br />

glichenem Spiel führt das zu guter Intonation.<br />

Die harmonischen Zusammenhänge<br />

sind dabei auch ein zu beachtender Aspekt.<br />

Das ist aber ein Thema der Musiktheorie<br />

und wird im Buch nur kurz angesprochen.“<br />

Der vollständige Artikel<br />

ist über folgenden<br />

QR-Code abrufbar.<br />

Dieser ist mit Stellungnahmen<br />

der Dirigenten<br />

Michiel Oldenkamp,<br />

Harald<br />

Vetter und Andreas<br />

Weller ergänzt, die Inhalte des Buches<br />

bereits jetzt in ihre Probenarbeit einfl ießen<br />

lassen.<br />

Obwohl für Blasorchester entwickelt, ist<br />

diese Probenmethodik auch in jeder anderen<br />

Ensemble-Besetzung sowie in Bläserklassen<br />

und im Instrumentalunterricht<br />

einsetzbar.<br />

Das Buch kann im gängigen Musikhandel<br />

oder direkt beim Helbling-Verlag bestellt<br />

werden.<br />

Alexandra Link<br />

Weiterführende Informationen der<br />

Autoren in englischer Sprache sind<br />

im Internet abrufbar:<br />

www.directedlisteningmodel.com<br />

KulturFenster<br />

Redaktion KulturFenster<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des KulturFensters ist Freitag 13. November <strong>2020</strong>.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 5


Aus Verband und Bezirken<br />

Stillstand und Elan im<br />

Musikjahr <strong>2020</strong><br />

Corona schränkt die Tätigkeit der Musikkapellen sehr stark ein<br />

Nur durch die Kraft des Vereins und durch die Unterstützung von außen wird es möglich sein, dass in den Musikkapellen wieder<br />

gemeinsam musiziert werden kann – im Bild die Bürgerkapelle Latsch.<br />

Ist das Jahr <strong>2020</strong> eigentlich bei vielen Musikkapellen<br />

sehr vielversprechend und mit<br />

großer Begeisterung begonnen worden, so<br />

hat das Aufflammen der Covid-19-Pandemie<br />

und der daraus resultierende Lockdown ab<br />

Anfang März ihre Tätigkeit teils ganz lahm<br />

gelegt bzw. sehr stark eingeschränkt.<br />

Aus verschiedenen Rückmeldungen<br />

von Funktionären und Mitgliedern aus<br />

den Musikkapellen konnten wir uns bisher<br />

ein ungefähres Bild der Tätigkeiten<br />

im Laufe der letzten Monate machen. Wir<br />

wussten, dass sich unsere Vereine in dieser<br />

Zeit mit ihren Aktionen grundsätzlich<br />

in drei verschiedene Gruppen einteilen<br />

ließen: zur ersten Gruppe zählten jene,<br />

die mit großem Elan und viel Drang den<br />

Lockdown kaum abwarten konnten und<br />

jede kleinste Gelegenheit suchten, um<br />

irgend einen musikalischen Beitrag oder<br />

Auftritt auf die Beine zu stellen. Die zweite<br />

Gruppe bestand aus jenen Musikkapellen,<br />

die eigentlich genau das Gegenteil taten<br />

und fast keine oder überhaupt keine Tätigkeiten<br />

durchführten, da in erster Linie<br />

die Obleute die Verantwortung bei einer<br />

evtl. Ansteckung der Mitglieder und den<br />

daraus möglichen Anklagen nicht übernehmen<br />

wollten. In der dritten Gruppe<br />

fand man solche Musikkapellen, deren Verantwortliche<br />

mit den strengen Abstandsregeln<br />

und anderen Maßnahmen sich kein<br />

sinnvolles gemeinsames Musizieren vorstellen<br />

konnten und sich mit ihren Aktionen<br />

ziemlich zurückhielten bzw. nur mit<br />

kleinen Ensembles probten und auftraten.<br />

Um nicht bei Vermutungen und Annahmen<br />

stehen zu bleiben, hat der Verband<br />

im August eine digitale Umfrage unter den<br />

Mitgliedskapellen gestartet und somit eine<br />

flächendeckende Antwort erhalten.<br />

Einige besonders markante Situationen<br />

sind in den folgenden Fragen und Diagrammen<br />

dargestellt:<br />

6<br />

KulturFenster


Blasmusik<br />

Zeitraum: 1. Jänner – 15. August <strong>2020</strong><br />

11,5%<br />

Wie viele Hauptkonzerte (Fest-, Saal-, Jubiläumskonzert) wurden durchgeführt?<br />

(208 Antworten)<br />

88%<br />

0<br />

1<br />

2<br />

Wie viele andere Konzerte / Auftritte im Saal oder im Freien (Platzkonzerte, Konzerte<br />

mit Ensembles, Marschauftritte, … ) haben stattgefunden? (205 Antworten)<br />

47,3%<br />

0<br />

1-2<br />

3-4<br />

5 oder mehr<br />

40,5%<br />

28,9%<br />

23,4%<br />

Wie oft spielte die Musikkapelle oder Bläsergruppen öffentlich bei religiösen Anlässen?<br />

(197 Antworten)<br />

13,7%<br />

34% 40,5%<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Wie viele Gesamtproben wurden bisher abgehalten? (170 Antworten)<br />

54,1%<br />

0<br />

1-3<br />

4-6<br />

7 oder mehr<br />

21,8% 15,3%<br />

8,8%<br />

38,8%<br />

Wie viele Ensemble- bzw. Registerproben wurden bisher abgehalten? (178 Antworten)<br />

24,2%<br />

21,8%<br />

15,2%<br />

0<br />

1-3<br />

4-6<br />

7 oder mehr<br />

Konnte das geplante „Musigfest“ stattfinden? (208 Antworten)<br />

96,2<br />

Nein Ja, wie vorgesehen Ja, in einer anderen Form<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 7


Aus Verband und Bezirken<br />

Zeitraum: 16. August – 30. November <strong>2020</strong><br />

Die Umfrage enthielt auch eine Vorausschau<br />

der Musikkapellen auf die Monate<br />

2. Augusthälfte, September, <strong>Oktober</strong> und<br />

November. Die Antworten zu den gestellten<br />

Fragen beziehen sich wahrscheinlich<br />

auf die derzeitigen Umstände und Maßnahmen,<br />

welche – so wie in den Monaten<br />

vorher – wenig Spielraum zulassen.<br />

Zudem muss berücksichtigt werden, dass<br />

Konzerte und Auftritte im Freien aus klimatischen<br />

Gründen in verschiedenen Gegenden<br />

nicht mehr stattfinden können.<br />

17% der Kapellen wollen in dieser Zeit<br />

ein Hauptkonzert geben, aber 29% werden<br />

in dieser Zeit öffentlich weder ein Platzkonzert<br />

oder einen Marschauftritt noch ein<br />

Konzert mit Ensembles veranstalten. Ungefähr<br />

90% der Vereine wollen öffentliche<br />

religiöse Feiern mitgestalten und werden<br />

sich dabei wohl besonders auf Erntedankund<br />

Kirchtagsprozessionen bzw. auf das<br />

Musizieren auf den Friedhöfen um Allerheiligen<br />

beziehen. 6% der Musikkapellen<br />

können sich vorstellen, in dieser Zeit<br />

ihr „Musigfest“ mit den bestehenden Vorsichtsmaßnahmen<br />

abzuhalten.<br />

Alles in allem sehen wir, dass die Corona-Pandemie<br />

und die dazu beschlossenen<br />

Maßnahmen in der Tätigkeit der<br />

Kapellen eine sehr starke Einschränkung<br />

hervorgerufen haben. Zusammengefasst<br />

kann gesagt werden: In musikalischer<br />

Hinsicht teilweiser totaler Stillstand, ein<br />

sanftes Beginnen mit kleinen Gruppen<br />

ab Juni, wenige Möglichkeiten zum Proben<br />

und Auftreten mit der ganzen Kapelle;<br />

auf finanzieller Seite weitgehender<br />

Ausfall von wichtigen Einnahmen zur<br />

strukturellen Erhaltung des Vereines, da<br />

Hauptkonzerte und „Musigfeste“ abgesagt<br />

werden mussten.<br />

Und ein dritter Punkt muss auch noch<br />

ins Gespräch kommen: Bleiben unsere<br />

Vereine „vereint?“ Wollen Kinder und Jugendliche<br />

und auch Erwachsene weiterhin<br />

ein Instrument lernen und fi nden sie in<br />

den Musikkapellen jenen Platz zum Ausüben<br />

ihrer Tätigkeit? Spüren sie im Verein<br />

noch, dass Gemeinschaft und Miteinander<br />

etwas sehr, sehr Wertvolles, das<br />

unser Leben bereichert und verschönert,<br />

sind? Finden sie noch Motivation für ehrenamtliches<br />

Engagement und freiwillige<br />

Tätigkeit für das Gemeinwohl und die Gesellschaft?<br />

„Ich bitte in erster<br />

Linie alle Mitglieder,<br />

ihren Musikkapellen die<br />

„Stange zu halten“ und<br />

mit viel Engagement und<br />

gutem Willen zu helfen,<br />

dass diese schwierige Zeit<br />

sicher überbrückt werden<br />

kann.“<br />

Pepi Fauster<br />

Ich mache mir Sorgen, dass viel Positives<br />

und Qualitätsvolles, das in den letzten<br />

Jahren mit viel Mühe aufgebaut worden<br />

ist, nun ins Wanken gerät, wenn sich<br />

nicht bald was ändert. Ich bitte deshalb<br />

in erster Linie alle Mitglieder, ihren Musikkapellen<br />

die „Stange zu halten“ und<br />

mit viel Engagement und gutem Willen zu<br />

helfen, dass diese schwierige Zeit sicher<br />

überbrückt werden kann. Und auch das<br />

Land Südtirol sollte den ehrenamtlichen<br />

Vereinen, darunter auch den Musikkapellen,<br />

mit einem Förderbeitrag für entfallene<br />

Einnahmen finanziell unter die Arme greifen,<br />

so wie es die österreichische Bundesregierung<br />

bei ihren auch macht. Unsere<br />

Musikkapellen brauchen eine konkrete finanzielle<br />

Hilfe und wohlwollende Maßnahmen,<br />

mit denen die Strukturen erhalten<br />

und das bisher Aufgebaute gut weitergeführt<br />

werden kann.<br />

Pepi Fauster, Verbandsobmann<br />

Auf dass sich die Lage wieder normalisiert und die Muikkapellen wieder<br />

gemeinsam auftreten können, wie hier im Bild die Musikkapelle Tschengls bei der<br />

Marschmusikbewertung in Latsch 2019.<br />

8<br />

KulturFenster


Die Leistungsabzeichen<br />

go digital<br />

Blasmusik<br />

20.01. - 28.12.<strong>2020</strong><br />

VSM-Motiviert und fit?<br />

Funktionärsausbildung<br />

<strong>2020</strong> (NFA)<br />

www.vsm.bz.it<br />

Die neue Form der Anmeldung zu den Prüfungen<br />

So sieht das neue Anmeldeformular aus.<br />

Die Leistungsabzeichen in Bronze, Silber<br />

oder sogar Gold bilden für viele Jugendliche<br />

und Erwachsene ein lohnendes Ziel,<br />

welches oft mit großem Einsatz und Aufwand<br />

für Lehrer und Prüfungsanwärter verbunden<br />

ist.<br />

Mit der Einführung des VSM Office vor<br />

vielen Jahren wurde die Anmeldung zu<br />

den Leistungsabzeichen bereits einmal<br />

revolutioniert. Erstmal gelang es die Daten<br />

der Kandidaten, Instrument und Musikkapelle<br />

einzutragen, welches eine Erleichterung<br />

für die Verwaltung bedeutete.<br />

Inzwischen sind wieder einige Jahre vergangen<br />

und der Zahn der Zeit hat auch<br />

an der Form der Anmeldungen genagt.<br />

Waren es bisher die Jugendleiter der Musikkapellen,<br />

sind es von nun an die Leh-<br />

renden selbst, welche die Anmeldungen<br />

über die Homepage des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen www.vsm.bz.it für ihre<br />

Anwärterinnen und Anwärter generieren.<br />

Mit dieser Form gibt es gleich mehrere<br />

Unterschiede zum früheren System:<br />

Die Lehrpersonen melden ihre Schüler<br />

direkt an. Sie müssen sich zunächst über<br />

die VSM-Homepage registrieren und er-<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 9


Aus Verband und Bezirken<br />

halten ein passwortgeschütztes Konto,<br />

welches sie alleine verwalten. Sie legen<br />

ihre betreffenden Schüler mit all den nötigen<br />

Daten an, wählen die Zugehörigkeit<br />

der Musikkapelle, die Leistungsstufe, den<br />

Ausbildungsort und den Prüfungsort aus.<br />

Weiters besteht die Möglichkeit das Programm<br />

in eigens programmierten Feldern<br />

einzutragen, in denen ein Zeitrechner mit<br />

Mindest- und Maximalzeit implementiert<br />

ist, laut Ausschreibungen in den einzelnen<br />

Instrumenten.<br />

Auch Klavier- oder CD-Begleitung, sowie<br />

Spielpartner können eingegeben werden.<br />

All diese wichtigen Parameter konnten<br />

mit dem alten Anmeldesystem über<br />

das VSM Office nicht erhoben werden,<br />

was die Organisatoren bzw. Jugendleiter,<br />

in der Einteilung vor teils größere Probleme<br />

stellte.<br />

Durch die neue Anmeldeform erhalten<br />

nicht nur Erziehungsberechtigte der Teilnehmenden<br />

per Mail die Anmeldebestätigung<br />

der betroffenen Musikkapelle, sondern<br />

auch der VSM selbst.<br />

Alle zum Verband zugehörigen Musikkapellen<br />

Südtirols erhalten zudem eine offizielle<br />

Emailadresse, an welcher in Zukunft jegliche<br />

offizielle Korrespondenz mit dem Verbandsbüro<br />

abgewickelt wird. Diese kann<br />

von mehreren Personen im Vorstand eingerichtet<br />

werden und garantiert somit eine<br />

aufrechte Verbindung zum Verband.<br />

Erstmalig eingeführt wird das neue System<br />

im September <strong>2020</strong>. Die händische Anmeldung<br />

über das VSM Office entfällt, es wird<br />

Absenden<br />

Mit dem Absenden des<br />

Formulares erfolgt die<br />

Anmeldung.<br />

Zu spät eingereichte<br />

Anfragen können leider nicht<br />

bearbeitet werden, da nach<br />

Ablauf der Frist das Portal<br />

inaktiv ist.<br />

Homepage<br />

VSM /<br />

Jugend<br />

•Achtung:<br />

Anmeldeschluss einhalten!<br />

Johann Finatzer –Verbandsjugendleiter<br />

johann.finatzer@vsm.bz.it<br />

www.vsm.bz.it<br />

gebeten die Anmeldefristen des neuen Portals<br />

einzuhalten, Nachmeldungen sind ab<br />

nun nicht mehr möglich. Konzept, Idee und<br />

Ausarbeitung stammen von Verbandsjugend-<br />

Leistungsabzeichen Anmeldung<br />

goes digital<br />

www.vsm.bz.it<br />

leiter Hans Finatzer, die Programmierung<br />

erledigte die Firma Effekt! aus Neumarkt.<br />

Hans Finatzer<br />

Verbandsjugendleiter<br />

KulturFenster<br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Redaktion KulturFenster<br />

Redaktionsschluss für die nächste<br />

Ausgabe des KulturFensters<br />

ist Freitag, 13. November <strong>2020</strong>.<br />

Bitte Termin genau beachten!<br />

10<br />

KulturFenster


Kritisch hingehört<br />

Blasmusik<br />

KonzertKino in Naturns<br />

Ensembles der MK Naturns überlisten Corona mit Technik<br />

Am 10. und 11. September <strong>2020</strong> lud die Musikkapelle<br />

Naturns zu einem ganz besonderen<br />

Konzertabend in die Freilichtbühne<br />

von Naturns ein.<br />

Präsentiert wurde das Ergebnis eines<br />

Projektes, welches aufgrund der Corona-<br />

Pandemie entstand. Kapellmeister Dietmar<br />

Rainer und Obmann Andreas Pircher<br />

reagierten im Frühjahr sofort und schufen<br />

Alternativmöglichkeiten, um den Hygienerichtlinien<br />

zu entsprechen. Sogleich wurde<br />

die Zusammenarbeit mit dem Tourismusverein<br />

gesucht, um ein sinnvolles Projekt<br />

für eine interessante musikalische Herausforderung<br />

und gleichzeitige Werbung für<br />

die Tourismusgemeinde Naturns zu starten.<br />

Nach der Probentätigkeit in kleinen<br />

Gruppen konnten Anfang August die geplanten<br />

Ton- und Videoaufnahmen erfolgen.<br />

Besondere Orte in und um Naturns<br />

dienten als Kulisse für die insgesamt 14<br />

entstandenen Videos. So erklang in der<br />

bekannten Burganlage Juval von Reinhold<br />

Messner Pachelbels „Festliche Intrada“,<br />

gespielt vom gemischten Blechensemble<br />

der Musikkapelle. Die moderne Nummer<br />

„Let’s get it on“ von Maceo Parker wurde<br />

vom Saxophonensemble und Band im Innenhof<br />

der Musikschule zum Leben erweckt.<br />

Schneidige Buabm und fesche Madln<br />

sorgten bei den Almen des Naturnser<br />

Nörderbergs mit der „Garten Polka“ von<br />

Ernst Mosch für die musikalische Vielfalt,<br />

die dieses Musikprojekt ausmacht.<br />

Das tiefe Blechensemble ließ inmitten<br />

der Weingärten am Sonnenberg im traditionellen<br />

Kurzbairischen die Volkswaise<br />

„Wohlauf noch getrunken den funkelnden<br />

Wein“ erklingen. Mit dem Stück „Clapping<br />

Music“ wurde der Musikbalkon am Sonnenberg<br />

von einem Schlagzeugensemble<br />

eingeweiht. Den Plauser Kirchplatz, umrahmt<br />

von der alten Pfarrkirche St. Ulrich<br />

und der neuen Wallfahrtskirche zur Hl. Monika,<br />

brachten drei Solisten der Kapelle,<br />

begleitet von einem Holzbläserensemble,<br />

zum Klingen. Als Treffpunkt des Saxophonensembles<br />

diente u.a. die bäuerliche<br />

Kulturlandschaft der Tschirlander Haide,<br />

welche mit dem „Tango dèl Choclo“ von<br />

Angel Villoldo bespielt wurde.<br />

Die Musikkapelle Naturns freut sich den<br />

Erfolg dieses umfassenden Projekts, das<br />

allen Beteiligten viel Freude und Abwechslung<br />

bereitete, nun auch online präsentieren<br />

zu können. Die insgesamt 14 Videos<br />

sind auf der Homepage www.musikkapellenaturns.it<br />

, der Facebook-Seite der Musikkapelle<br />

Naturns oder unter dem abgebildeten<br />

QR-Code zu fi nden.<br />

Julia Wellenzohn<br />

Die Technik macht’s möglich: Für zwei Konzertabende in Naturns wurden 14 Videos, die auch online zu sehen sind, mit<br />

verschiedenen Ensembles gedreht.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 11


Die Jugendseite<br />

Die Michaeler Juka<br />

stellt sich vor<br />

Die Jugendkapelle der<br />

BK St. Michael Eppan<br />

mit tollen<br />

Angeboten für Kinder<br />

und Jugendliche<br />

Unser musikalisches Jahr<br />

Ein etwas anderes Jugendlager<br />

Bühne frei für Klarinaction!<br />

Die Michaeler Juka wird von einem vierköpfigen<br />

Jugendteam geleitet. Gemeinsam<br />

werden Konzerte und Projekte organisiert<br />

und so ein bunt gemischtes<br />

Programm für unsere Jungmusikanten<br />

zusammengestellt. Im Vordergrund steht<br />

dabei immer auch der Kontakt zu den<br />

Musikanten der Musikkapelle und zu<br />

anderen Jugendkapellen.<br />

Im Frühjahr und im Herbst wird immer<br />

fl eißig auf ein Konzert hin geprobt.<br />

Dabei werden unterschiedliche Themen<br />

oder Kulissen ausgewählt. Besonders<br />

spannend wird das Projekt, wenn<br />

wir uns mit einer anderen Jugendkapelle<br />

gemeinsam darauf vorbereiten.<br />

Der Höhepunkt des Musikjahres ist<br />

unser mehrtägiges Jugendlager, welches<br />

im Sommer stattfindet. Neben den gemeinsamen<br />

Proben kommt dabei der<br />

Spaß nie zu kurz.<br />

Abseits der Proben und Projekte stehen<br />

wir immer in Kontakt zu den Lehrern<br />

der Musikschule und versuchen Jahr für<br />

Jahr neue Musikanten für unsere Jugendkapelle<br />

zu begeistern.<br />

Aufgrund der unsicheren Situation im<br />

heurigen Sommer musste das Jugendlager<br />

vorerst abgesagt werden. Es war uns<br />

ein großes Anliegen, den Kontakt zu unseren<br />

Jungmusikanten trotzdem aufrecht<br />

zu erhalten. Aus diesem Grund haben wir<br />

eine Zeitschrift erstellt mit vielen Erinnerungen,<br />

Fotos, Geschichten, Rätseln und<br />

auch einigen Musikstücken zum Ausprobieren;<br />

diese haben wir an unsere Jungmusikanten<br />

geschickt.<br />

Die Lage entspannte sich glücklicherweise,<br />

sodass wir Ende August doch noch<br />

zwei tolle Jugendtage ohne Übernachtung<br />

auf die Beine stellen konnten! Das Einhalten<br />

aller Regeln stellte für uns eine große<br />

Herausforderung dar.<br />

Trotzdem konnten wir wieder gemeinsam<br />

musizieren und Spaß haben. Beim<br />

Werwolf-spielen und beim Freilichtkino genossen<br />

wir unser Beisammensein.<br />

Dank großer Unterstützung unserer Musikanten<br />

wurden die Jugendtage ein großer<br />

Erfolg und wir hoffen, dass unsere Jungmusikanten<br />

mit viel Freude und Motivation<br />

in das bevorstehende Musikjahr starten.<br />

Mit viel Kreativität und Einsatz startete die<br />

Bürgerkapelle St. Michael Eppan im Herbst<br />

2019 das Projekt Klarinaction. Das Klarinettenregister<br />

spielt in jeder Musikkapelle<br />

eine tragende Rolle. Um der begrenzten<br />

Anzahl an Plätzen für Klarinettenunterricht<br />

in der Musikschule entgegenzuwirken,<br />

entschied die Bürgerkapelle, eine eigene,<br />

besondere Klarinettenklasse zu gründen.<br />

Klarinaction steht für eine Klarinettenklasse,<br />

bei der gemeinsames Musizieren<br />

und Lernen im Mittelpunkt stehen. Workshops,<br />

unter anderem zum Thema Rhythmus<br />

und Atmung, sorgten für Abwechslung<br />

zum Unterricht in Kleingruppen.<br />

Bereits zu Weihnachten spielten alle 12<br />

Schüler ein gemeinsames Konzert – nach<br />

nur zwei Monaten Unterricht! Die gemeinsamen<br />

Proben und Workshops bereiteten<br />

den Schülern und Lehrpersonen unglaublich<br />

viel Spaß.<br />

Die Begeisterung für das Instrument<br />

weckten die Lehrpersonen durch Schnupperkurse<br />

in den dritten und vierten Klassen<br />

der Grundschule von St. Michael.<br />

Durch verschiedene Spiele konnten die<br />

12<br />

KulturFenster


Blasmusik<br />

Kinder nicht nur die Klarinette, sondern<br />

ganz verschiedene Aspekte der Musik im<br />

Allgemeinen kennenlernen: Welche Emotionen<br />

verbinden wir mit welcher Musik?<br />

Was ist “Rhythmus”, wie entsteht er und<br />

wofür brauchen wir ihn?<br />

Die Schülerinnen und Schüler von Klarinaction<br />

haben in ihrem ersten Unterrichtsjahr<br />

durch Fleiß und Ausdauer schnell<br />

große Fortschritte machen können und<br />

im Laufe der Monate immer mehr Leidenschaft<br />

und Freude an der Musik entwickelt.<br />

Die Bürgerkapelle St. Michael Eppan sieht<br />

Klarinaction als langfristiges Projekt und<br />

hofft, dadurch schon bald neue Klarinettistinnen<br />

und Klarinettisten in den Reihen<br />

der Kapelle begrüßen zu dürfen.<br />

Michaeler Juka – Koordination<br />

Verbandsjugendleiter Hans Finatzer<br />

Steckbrief<br />

Name: Michaeler Juka<br />

Musikkapelle: Bürgerkapelle St. Michael Eppan<br />

Jugendteam: Kathrin, Kathrin, Katharina und Jakob<br />

Jungmusikanten: ca. 25 Kinder und Jugendliche<br />

Zwei musikalische Brüder im Portrait<br />

Matthias Spitaler<br />

Lorenz<br />

Mein Name: Matthias Spitaler<br />

Alter: 10 Jahre<br />

Ich spiele: Euphonium<br />

Ich lerne dieses Instrument, weil: es mir Freude macht.<br />

In meiner Freizeit höre ich gerne: Popmusik<br />

Was gefällt dir besonders an der Juka? Dass wir viel Spaß haben.<br />

3 Dinge, die du auf eine einsame Insel mitnehmen würdest: Mein Euphonium, Mami<br />

und Tati.<br />

Wenn ich einen Wunsch frei hätte…würde ich gerne einmal bei der Böhmischen spielen.<br />

Lorenz Spitaler<br />

Matthias<br />

Mein Name: Lorenz Spitaler<br />

Alter: 12 Jahre<br />

Ich spiele: Schlagzeug<br />

Ich lerne dieses Instrument, weil: es mir Spaß macht.<br />

In meiner Freizeit höre ich gerne: Popmusik<br />

Was gefällt dir besonders an der Juka? Dass wir immer ein gutes Konzert abliefern.<br />

3 Dinge, die du auf eine einsame Insel mitnehmen würdest: Juka, Schlagzeug und mein<br />

Bayern-München-Trikot.<br />

Wenn ich einen Wunsch frei hätte… würde ich gerne einmal bei der großen Musig spielen.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 13


Zur Person<br />

Norbert Rabanser und der<br />

„Lieblingstrommler Marsch“<br />

Ein musikalischer Tausendsassa in Lederhose oder Frack<br />

Wer Norbert Rabanser nur in grüner Weste und Lederhose kennt, wird kaum glauben,<br />

dass ihn unter anderem Musik von James Last über Toto und Van Halen bis Bruckner,<br />

Strauss und Strawinsky prägte. Glücklicherweise wurden im musikalischen Elternhaus<br />

auch Avsenik und Mosch gehört. Denn ohne diese frühen traditionellen Inputs hätte die<br />

Blasmusikszene womöglich einen grandiosen Schlagzeuger weniger – und uns wäre<br />

der „Lieblingstrommler“ als Legende entgangen.<br />

Norbert Rabanser ist die Ruhe selbst. Das<br />

wird jeder bestätigen, der sich am Rande<br />

eines Konzerts schon einmal mit ihm unterhalten<br />

hat. Paradox daran ist, dass<br />

der mentale Ruhepol der „Innsbrucker<br />

Böhmischen“ gleichzeig der ist, der seine<br />

sechs Kollegen am Blechgebläse mit stets<br />

gewetzten Sticks vor sich hertreibt – oder<br />

gar „herpeitscht“, wie es einmal ein Zuhörer<br />

drastisch formulierte. Dass der versierte<br />

Drummer abseits der Bühne diese<br />

unglaubliche Ruhe ausstrahlt, liegt vermutlich<br />

daran, dass er niemandem mehr etwas<br />

beweisen muss. Rabanser, der am 4. Mai<br />

seinen 50. Geburtstag feierte, spielte schon<br />

mit den besten Orchestern, Dirigenten und<br />

Solisten auf den berühmtesten Bühnen der<br />

Welt. An so eine Karriere glaubte der Südtiroler<br />

selbst wohl am allerwenigsten, als er<br />

im Alter von 13 Jahren zur Musikkapelle<br />

Klausen kam. Rabanser blickt schmunzelnd<br />

zurück: „Alles war mir zu groß – die<br />

Tracht, der Gurt der Kleinen Trommel und<br />

die Schritte des 1,90 Meter großen Stabführers.<br />

Beim Marschieren stolperte ich<br />

mit der Trommel in der Hand hinter der<br />

Kapelle her, ohne auch nur einen einzigen<br />

Schlag aufs Fell gebracht zu haben. „Ich<br />

habe eigentlich immer an mir und mei-<br />

Norbert Rabanser wurde 1970 in Barbian geboren und studierte am Tiroler<br />

Landeskonservatorium in Innsbruck sowie am Drummers Collective in New<br />

York. Von 1989 bis 1999 war er 2. Schlagzeuger/Pauker im Tiroler Symphonieorchester<br />

Innsbruck, seit 1992 unterrichtet er am Tiroler Landeskonservatorium<br />

und am Mozarteum Salzburg. Er spielte u. a. schon mit<br />

den Münchner Philharmonikern, dem Opern- und dem Tonhalleorchester<br />

Zürich, dem Gewandhausorchester Leipzig, den Bamberger Sinfonikern,<br />

dem Konzerthausorchester Berlin, dem Philharmonia Orchestra<br />

London, den Wiener Philharmonikern unter Leitung von John<br />

Williams sowie mit dem BR- und dem HR-Sinfonieorchester. Solokonzerte<br />

spielte er mit dem New Zealand Symphony Orchestra und Evely<br />

Glennie. 2008 begleitete er Semino Rossi auf dessen Europatournee.<br />

1992 gründete er das Studioprojekt „Die Innsbrucker“, das mit experimentellen<br />

und hochkarätigen Kompositionen im Oberkrainer-Stil Furore<br />

machte. Aus dieser Besetzung ging später „Die Innsbrucker Böhmische“<br />

hervor, die demnächst ihre 14. CD vorstellen wird.<br />

Als Komponist widmet sich Rabanser nicht nur der traditionellen Blasmusik.<br />

Er schrieb u. a. den offiziellen Song für die Telecomgesellschaft Wateen sowie<br />

die Hymne für das 7-Sterne-Hotel Bursh al Arab in Dubai. Auftragswerke schrieb<br />

er u. a. für Symphonic Winds, das Symphonische Blasorchester Ried sowie für die<br />

Musikkapellen von Algund, Terlan, Leifers und Scheffau. 2016/17 war er Gastprofessor<br />

an der KunstUni Graz. Norbert Rabanser moderiert und gibt Meisterkurse sowie<br />

Workshops im ganzen deutschsprachigen Raum. Seit 2012 ist er Radiomoderator<br />

bei RAI Südtirol. Er dirigiert zudem seit zehn Jahren die Bürgerkapelle Tramin.<br />

14<br />

KulturFenster


Blasmusik<br />

nen Fähigkeiten gezweifelt.“ Dementsprechend<br />

verbrachte der junge Schlagzeuger<br />

auch viel Zeit beim Üben an seinem alten<br />

„Hollywood“-Set, ohne Becken, betont er.<br />

Am liebsten probte Rabanser nach Gehör<br />

zur Kassette „Polkaparty mit James Last“.<br />

Mit 15 Jahren spielte er dann schon drei<br />

Mal in der Woche mit seiner ersten Oberkrainerband<br />

in einem regionalen Tanzlokal,<br />

wo man sich regelmäßig mit den aufstrebenden<br />

„Kastelruther Spatzen“ abwechselte.<br />

Je nach Bedarf spielte Rabanser<br />

Trompete, Bariton<br />

oder er übernahm<br />

eben Schlagzeug<br />

und Gesang.<br />

Norbert Rabanser<br />

Norbert Rabanser<br />

hatte durch<br />

bei seinem<br />

„Lieblingstrommlermarsch"<br />

seinen Vater auch<br />

- Auftritt mit Bob Ross<br />

schon früh Kontakt<br />

und „Blechschaden“ im<br />

zur Musik von „Ernst<br />

Frühjahr 2018 in Bremen<br />

Mosch und seinen<br />

(Foto: Georg Preisinger)<br />

Original Egerländer<br />

Musikanten“.<br />

Eines seiner frühesten<br />

Mosch-Erlebnisse<br />

ist sogar<br />

so lange her, dass<br />

er sich selbst nicht<br />

mehr daran erinnern<br />

kann. Rabanser<br />

wuchs in einem<br />

Gasthaus auf, war<br />

stets von vielen Gästen<br />

umgeben. Vielleicht schon damals<br />

einem intuitiven Drang folgend, nutzte er<br />

den vollbesetzten Speisesaal im Gasthaus<br />

als seine Bühne, als er eines Tages die<br />

Mosch-LPs seines Vaters entdeckte, eine<br />

davon auflegte und die Hausanlage aufdrehte.<br />

Aus den Lautsprechern dröhnte<br />

der „Wittmann Franz“, der kleine Norbert<br />

griff sich die Trompete des Vaters und marschierte<br />

trötend und singend quer durch<br />

den Speisesaal. „Das haben mir viele Gäste<br />

noch Jahre später erzählt“, so Rabanser<br />

lachend.<br />

Lieblingstrommler Marsch<br />

Freilich wäre diese Anekdote aus Kindertagen<br />

schon legendär genug, jedoch markiert<br />

sie nur den Beginn seiner Musikkarriere.<br />

Und in den mittlerweile über 30 Profi-Jahren<br />

war es natürlich ein anderes Stück, das<br />

ihn als Schlagzeuger stets begleitete. Den<br />

„Lieblingstrommler Marsch“ von Franz Bummerl<br />

nämlich entdeckte Rabanser ebenfalls<br />

in der väterlichen Schallplattensammlung,<br />

auf dem Live-Album „Ein Abend mit Ernst<br />

Mosch“ von 1972. Gebannt lauschte er der<br />

Darbietung von Ferry Tagscherer, der seinerzeit<br />

wohl vielen ambitionierten Schlagzeugern<br />

als Vorbild diente. Noch 30 Jahre<br />

später, in der Gründungs- und Findungsphase<br />

der „Innsbrucker Böhmischen“, war<br />

Rabanser fasziniert von der Energie des legendären<br />

„Egerländer“-Schlagzeugers. Und<br />

so fand dieses Solo natürlich auch seinen<br />

Weg ins Live-Repertoire der „Innsbrucker<br />

Böhmischen“. „Dafür musste ich mir aber<br />

etwas überlegen“, gesteht Rabanser, „nachspielen<br />

ist ja okay – ich wollte aber eine eigene<br />

Version machen.“ Seit wann genau<br />

er beim „Lieblingstrommler“ einen seiner<br />

Sticks zu Boden spickt, sodass dieser wieder<br />

hochspringt, er ihn fängt und weiterspielt,<br />

weiß er selbst nicht genau. Gesehen<br />

habe er den Trick jedenfalls schon als<br />

13-Jähriger im Skigebiet Gröden in Südtirol<br />

bei einer Profiband aus Taiwan. „Als ich<br />

dann einmal eine Zeit lang krank war und<br />

daheimbleiben musste, hab ich das probiert.<br />

Und mittlerweile gehört es dazu, obwohl<br />

ich sonst eigentlich nicht so ein Show-<br />

Clown bin. Aber den Leuten gefällt es halt.“<br />

Nun ist das Solospielen die eine Sache,<br />

die für einen Profi wie Norbert Rabanser<br />

heute nicht mehr die große Schwierigkeit<br />

darstellt. Ersatz-Sticks für den Fall der Fälle<br />

hat er trotzdem bei jeder Aufführung des<br />

„Lieblingstrommler Marsches“ in seiner<br />

Gesäßtasche. Denn da ist eben auch noch<br />

die andere Sache: „Es ist wie beim Zirkus.<br />

Wenn ein Kunststück nicht gleich funktioniert,<br />

musst du es eben so lange wiederholen,<br />

bis es klappt.“ Es komme schon mal<br />

vor, dass ihm ein Stick verspringt, oder er<br />

sechs bis sieben Versuche braucht, bis es<br />

klappt – „das hängt meist von der Bodenbeschaffenheit<br />

ab“, erklärt der Solist. Und<br />

auch den Albtraum eines jeden Solotrommlers<br />

erlebte Rabanser schon, als alle Scheinwerfer<br />

auf ihn gerichtet waren und er beim<br />

„Lieblingstrommler“ das Fell seiner Kleinen<br />

Trommel durchschlug.<br />

Doch nicht nur an solche<br />

Situationen erinnert<br />

sich der Solist, sondern<br />

auch an eine Referenz-<br />

Aufführung in Schladming<br />

in der Steiermark. Dort<br />

verortet Norbert Rabanser<br />

den für sich „höchsten<br />

Stocksprung“, an den er<br />

sich erinnern kann. Beim<br />

Konzert der „Innsbrucker<br />

Böhmischen“ am Fuße<br />

des Dachsteins ließ er seinen<br />

Stick von einer ungewöhnlich<br />

hohen Bühne<br />

fliegen: „Aus zirka dreieinhalb<br />

Metern Höhe –<br />

vom Boden wieder in die<br />

Hand.“, freut sich Rabanser<br />

noch heute, „Absoluter<br />

Rekord!“.<br />

Als legendär gilt auch<br />

die folgende Anekdote: Im Frühjahr 2018<br />

sprang Norbert Rabanser beim Konzert<br />

der Gruppe „Blechschaden“ in Bremen<br />

kurzfristig für den erkrankten Arnold Riedhammer<br />

ein. Rabanser fl og in die Hansestadt,<br />

schaute sich die Noten an und ging<br />

ohne Probe auf die Bühne des altehrwürdigen<br />

Konzerthauses Glocke. Und obwohl<br />

er sicherlich schon mit dem offiziellen Programm<br />

gut zu tun hatte, ließ er sich den<br />

Spaß nicht nehmen, auch mit „Blechschaden“<br />

den „Lieblingstrommler Marsch“ aufzuführen.<br />

Vermutlich ist es in so einer Situation,<br />

in der manch anderer ziemlich ins<br />

Schwitzen kommen würde, sehr hilfreich,<br />

wenn man die Ruhe selbst ist…<br />

Christian Mayr<br />

Dieser Artikel erschien in der Mai/Juni-Ausgabe<br />

<strong>2020</strong> der Zeitschrift „Mucke – Magazin<br />

für böhmische und mährische Blasmusik“.<br />

www.mucke-magazin.de;<br />

www.facebook.com/mucke.magazin;<br />

www.instagram.com/mucke_magazin<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 15


Ars Nova<br />

„Muss es immer etwas<br />

Neues sein?“<br />

Kapellmeister Dietmar Rainer hat die Adventskantate „Ihr lieben Christen, freut<br />

euch nun“ von Dietrich Buxtehude für Blasorchester bearbeitet.<br />

Dirigenten sind ständig auf der Suche nach<br />

guter und neuer Literatur für Blasorchester.<br />

Aber müssen es immer und zwingend neu<br />

komponierte Werke sein? Oder können wir<br />

den schier unerschöpflichen Fundus bestehender<br />

Kompositionen noch besser nutzen?<br />

Der Anlass<br />

Auf der Suche nach einem festlichen Stück<br />

für den Advent stieß ich auf die Adventskantate<br />

„Ihr lieben Christen, freut euch nun“<br />

von Dietrich Buxtehude. Die Auswahl an<br />

weihnachtlicher Literatur ist bekanntlich<br />

sehr groß, jedoch Musik mit adventlichem<br />

Inhalt im Vergleich dazu dünn gesät. Von<br />

der vorliegenden Kantate – im Original für<br />

5 Singstimmen, Streicher, 8 Blechbläser<br />

(!) und Orgel - gab es erstaunlicherweise<br />

bis dato noch keine Bearbeitung für Blasorchester.<br />

Es schien mir also notwendig,<br />

ein Arrangement anzufertigen.<br />

Die ausgewählten Sätze<br />

Da sich nicht alle Teile für das Blasorchester<br />

eignen, habe ich die Sätze Sinfonia -<br />

Choral - Duett - Chor zu einer stimmigen<br />

kleinen Suite zusammengestellt.<br />

Mit der Sinfonia wird das Werk durch<br />

eine festliche Fanfare eröffnet. Der Choral<br />

- im Original ein schlichter Cantus firmus<br />

im Sopran - wird kontrapunktisch untermalt<br />

und vom Continuo gestützt. Das anschließende<br />

zarte Duett für Sopran I & II<br />

wird von zwei Posaunen umspielt. Den<br />

Schlusschor präsentiert der fünfstimmige<br />

Chor mit dem kompletten Orchester in barocker<br />

feierlicher Manier.<br />

Von D nach C-Dur<br />

Wie die meisten festlichen Barockstücke<br />

steht auch die vorliegende Adventskantate<br />

in D-Dur. Eine Tonart, welche für ein Blasorchester<br />

viele Probleme mit sich bringt. Abgesehen<br />

von den grifftechnischen Schwierigkeiten<br />

wird sie für die Blechbläser meist<br />

etwas hoch und bringt sehr viele Intonationsprobleme<br />

mit sich. So müssten beispielsweise<br />

die Saxophone in H-Dur spielen,<br />

was abgesehen von der technischen<br />

Herausforderung auch für sehr gut ausgebildete<br />

Amateurmusiker schwierig zu<br />

intonieren ist.<br />

Also habe ich mich entschieden, das<br />

Werk um einen Ganzton tiefer, also nach<br />

C-Dur zu transponieren. Eine Tonart, die im<br />

Blasorchester durchaus strahlend klingt.<br />

Anzumerken ist an dieser Stelle, dass die<br />

Tendenz international dahin geht, Bearbeitungen<br />

grundsätzlich in der Originaltonart<br />

zu belassen. Aus musiktheoretischer und<br />

musikhistorischer Sicht ist das durchaus<br />

©daniela-brugger<br />

„Meine Gabe ist es, das Wesen von Musik zu erfassen und sie in neue Gewänder<br />

zu kleiden: in Arrangements, die für Ihr Ensemble maßgeschneidert sind. Für<br />

Ihr kammermusikalisches Quartett, für ein Blasorchester, einen Chor und für<br />

alle anderen Formationen. Ich arrangiere, instrumentiere, transkribiere Musik<br />

für neue Besetzungen.“<br />

Dietmar Rainer<br />

16<br />

KulturFenster


Piccolo<br />

Flöte 1<br />

Flöte 2<br />

Oboe 1<br />

Oboe 2<br />

Fagott 1<br />

Fagott 2<br />

Klarinette in Es<br />

Klarinette in B1<br />

Klarinette in B2<br />

Klarinette in B3<br />

Bassklarinette in B<br />

Altsaxophon 1<br />

Altsaxophon 2<br />

Tenorsaxophon<br />

Baritonsaxophon<br />

Trompete in B1<br />

Trompete in B2<br />

Trompete in B3<br />

Horn in F1<br />

Horn in F2<br />

Horn in F3<br />

Posaune 1<br />

Posaune 2<br />

Posaune 3<br />

Euphonium<br />

Tuba<br />

Violoncello<br />

Kontrabass<br />

Pauken<br />

Duration 5.00 min<br />

q =96<br />

ff<br />

mf<br />

mf<br />

ff<br />

ff<br />

mf<br />

mf<br />

ff<br />

mf<br />

mf<br />

mf<br />

mf<br />

mf<br />

mf<br />

mf<br />

mf<br />

q =96<br />

ff<br />

ff<br />

ff<br />

ff<br />

ff<br />

ff<br />

ff<br />

ff<br />

ff<br />

mf<br />

mf<br />

mf<br />

mf<br />

f<br />

nachvollziehbar, für die Praxis der meisten<br />

Amateurblasorchester ist damit jedoch<br />

kaum ein befriedigendes Ergebnis<br />

zu erreichen.<br />

Instrumentation<br />

Aufgrund der relativ üppigen Besetzung des<br />

Originals lässt sich das Werk gut auf die<br />

Instrumente des Blasorchesters übertragen.<br />

Für die bei Baton Music erschienene<br />

Ausgabe war eine internationale Standardbesetzung<br />

erforderlich: zum kompletten<br />

Holzsatz weiters 3 Trompeten, 3 Hörner,<br />

3 Posaunen, 1 Euphonium, 1 Tuba, Cello<br />

und Kontrabass. Im ersten und vierten Satz<br />

habe ich mir erlaubt, 2 Pauken hinzuzufügen.<br />

Die hohen Trompetenstellen (Piccolo)<br />

übernimmt vielfach das hohe Holz.<br />

Für die Aufführung der Musikkapelle<br />

Naturns habe ich das Arrangement an die<br />

Bedürfnisse der Kapelle angepasst, also 2<br />

Flügelhornstimmen und eine Tenorhornstimme<br />

hinzugefügt und die 1. Piccolotrompete<br />

des Originals übernommen.<br />

Stephan Niederegger<br />

°<br />

&<br />

&<br />

&<br />

&<br />

&<br />

?<br />

°<br />

& # # #<br />

4<br />

& # # #<br />

4<br />

¢ & # # #<br />

4<br />

°<br />

& # #<br />

?<br />

¢<br />

° ?<br />

?<br />

¢<br />

4<br />

4<br />

4 œ ≈œœœ œ œ œœ œ ≈œœœ œ ≈œœœ œ œœ œ œ ≈œœœ œ œœœœœœ Œ ‰ œœœœœœ Œ ‰ œœœœœœ ‰ œ J<br />

4<br />

& # # 4 ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ œ œ œ œ œ œ ˙ œ œ œ œ œ œ‰œ j œ ‰ œ j œ œ œ œ œ œ œ<br />

œ œ ˙ w<br />

¢ & # # 4 w w w œ œ ˙<br />

œ œ<br />

‰ j<br />

˙ œ œ # œ œ œ œ<br />

˙ ˙ ˙ ˙<br />

˙ ˙ ˙ w<br />

& # #<br />

4<br />

4<br />

& # # 4<br />

& # #<br />

4 œ ≈ œœœœœ œœ œ ≈ œœœœ ≈œœœ œ œœœœ ≈œœœ œ œ œœ œ œœ œ œ œœ œœ œœœ œ œ œœ œœ œ‰œ j œœœœ #œ Œ ‰ œœ œœ˙ ‰ œ œœ œ ‰ j J œ œœœœ˙<br />

&<br />

&<br />

&<br />

?<br />

?<br />

?<br />

?<br />

4 œ ≈œœœœœ œœ œ ≈œœœœ ≈œœœ œ œœœœ ≈œœœ œ œ œœ œ œœ œ œ œœ œœ œœœ œ œ œœ œœ œ ‰ œJ<br />

4 œ ≈œœœœœ œœ œ ≈œœœœ ≈œœœ œœœœœ ≈œœœ œœ œœ œœ œœ œ œœœœ œœœœœ<br />

œœ œœ# œ ‰ œ J œ œ<br />

4 w w w œ œ ˙<br />

4<br />

w w w œ œ ˙<br />

4 w w w œ<br />

IHR LIEBEN CHRISTEN, FREUTEUCHNUN<br />

œ œ ‰ J J<br />

Suite aus der Adventskantate BuxWV51<br />

Komp.: Dietrich Buxtehude<br />

Arr.: Dietmar Rainer<br />

œœœ œ<br />

‰ œ J<br />

œ œœœœœœ œ<br />

‰ œœœœœœ<br />

œœœ œœ<br />

œ ≈œœœœœ œ œ œ ≈œœœœ ≈ œ œ œœœ ≈ œœœœœœ Œ ‰ œœœœœœ Œ ‰ œ J<br />

œ œœ<br />

Œ<br />

œœ œœ œ ‰ œ J<br />

œœœœ˙<br />

w<br />

4<br />

Uw<br />

œ œ ‰ J<br />

œ œ œ œ œ œ œ œ œ œ œ œ<br />

# œ<br />

œ œ œ J<br />

˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ œ œ œ œ œ œ ˙ œ œ 4<br />

‰ J<br />

œ ‰ J ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ œ œ œ œ œ œ ˙ œ œ œ œ œ œ œ œ œ œ œ œ œ œ œ œ œ ˙ w<br />

œœ œ œ œ<br />

‰ J<br />

œ œœœœœœ œ<br />

‰ œœœœœœ œœ œœ œ ≈œœœœœ œ œ œ<br />

œœœ œœœœ œœœ<br />

≈œœœœ ≈ ≈ œœœœœœ Œ ‰ œœœœœœ Œ ‰ œ J œ œœ<br />

Œ<br />

œ ‰ œ J<br />

œœœœ˙ w<br />

‰ œœœœœœ œœ œœ<br />

œ œœ œœœœœœœ œ Œ<br />

œ ‰ œ J<br />

œœœœœ œ J w<br />

œ œ ˙ ˙<br />

˙ ˙ ˙ ˙ ˙ w<br />

w w w œ œ ˙ œ œ ˙ œ œ œ œ J ‰ J J<br />

?<br />

œ<br />

œ<br />

4 w w w œ<br />

# œ<br />

‰ œ J œ œ<br />

¢<br />

˙<br />

˙<br />

˙<br />

˙<br />

˙<br />

˙ ˙ ˙ ˙<br />

œ<br />

œ œ<br />

w<br />

°<br />

& # # #<br />

œœœ œ œ ‰ J<br />

œ ≈œœœœœ œ œ œ ≈œœœœ ≈ ≈ œœœœœœ Œ ‰ œœœœœœ Œ ‰ J<br />

œœœ œ œœœœ œœœ œ œ œ œœ œ œœœœœœ œ Œ<br />

‰ œœœœœœ 4<br />

œœ œœ œ ‰ œ J<br />

œœœœ˙ w<br />

& #<br />

œ ‰ œ J<br />

# ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ œ œ œ œ œ œ ˙ ˙ œ œ œ œ œ œ œ œ ‰ J<br />

œ ˙ w<br />

œ œ œ œ<br />

œ<br />

4<br />

& # #<br />

œ‰œ œ j<br />

œ œ œ œ œ œ‰œ œ œ œœ w<br />

4 ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ œ œ œ œ œ œ ˙ œ œ œ<br />

# œ<br />

œ œ<br />

œ<br />

˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ œ œ œ œ œ œ ˙ œ œ œ ‰ œ œ J<br />

# œ œ œ<br />

J<br />

œ œ œ œ œ œ œ œ ‰ J œ œ ˙ w<br />

J<br />

œ J ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ œ œ œ œ œ œ ˙ œ œ œ‰œ œ œ œ œ œ œ œ œ œ œ ‰ œ œ œ ˙ w<br />

w w w œ œ ˙ œ œ ˙ œ œ œ ‰ œ J<br />

œ œ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ œ œ œ œ J<br />

w<br />

w w w œ œ ˙ œ œ ˙ œ œ œ<br />

‰<br />

œ J œ œ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙<br />

w<br />

œ ≈œœœœœ œ œ œ ≈œœœœ ≈<br />

œœœ œœœœœ ≈<br />

œœœ œœœœœœœ Œ ‰ œœœœœœ Œ ‰ œœœœœœ ‰ œ œ œœ<br />

J<br />

œ ≈œœœ œ œ œ œ œ ≈œœœ œ ≈œœœ œœœ œ œ ≈œœœ œœœœœœœ Œ ‰ œœœœœœ Œ ‰ œ œœ œ‰œ œœœ<br />

J<br />

4 w w w œ œ ˙<br />

œœœœœœœ œ<br />

œœœœœœœœ<br />

° ? ¢ 4 œ Œ ‰ œ j œœ œ ≈œœœœ ≈œœœ œœœœœ ≈œœœ œ Œ Ó ∑ ∑ Œ œ<br />

∑<br />

˙<br />

Œ<br />

‰ œœœœœœ œœ œœ œ ‰ œ J<br />

œœœœ˙<br />

Œ ‰ œœœœœœ œœ œœ œ ‰ œ J<br />

œœœœœ œ J<br />

w<br />

œ œœ# œœ Œ ‰ œœ œœ˙ ‰ œ J œœ# œ ‰ œ j œœœœ˙ w<br />

4 œ ≈œœœœœ œœ œ ≈œœœœ ≈œœœ œœœœœ ≈œœœ œœ œœ œ œœœœ œœ œœ œœœœœ œœ œœ œ ‰ œ j œ œœ œ Œ ‰ œœ # œ œ˙ ‰ œ J<br />

œœ œ ‰ j # œ # œœœœ˙ w<br />

4 œ ≈ œœœœœ œœ œ ≈ œœœœ ≈ œœœ œœœœœ ≈ œœœ œœ œœ œ # œœœœ<br />

œœ œœ œœœœœ œ œ œœ œ ‰ # œ<br />

j œ# œœ œ Œ ‰ # œœ<br />

œ œ˙ ‰ j ‰ j œ œœ œ œ œœœœ˙ w<br />

œ œœœœœ œœ œ œœœœ œœœ œœœœœ œœœ œœ œœ œ œœœœ œœ œœ œœœœœ œœ œœ œ œ œ œœ œ œœ 4 ≈ ≈ ≈ ≈ ‰ J œ œ˙ œ<br />

Œ ‰<br />

‰ J œœ œ ‰ œ œœœœ˙ w<br />

J<br />

œ<br />

4 ≈ œœœœœ œœ œ ≈ œœœœ ≈ œœœ œœœœœ ≈ œœœ œœ œœ œ œœœœ œœ œœ œœœœœ œ œ œœ œ œ œ ‰ J<br />

œœ œ<br />

Œ ‰ œœ œ œ˙ ‰ œ J œœ œ ‰ œ œœœœ˙ w<br />

J<br />

œ<br />

˙<br />

œ œ ˙<br />

œ œ ˙<br />

œ ˙<br />

œ<br />

œ œ ˙<br />

œ œ # œ ‰ œ J œ œ ˙ ˙<br />

‰ j<br />

œ œ # œ œ<br />

œ œ ˙ ˙<br />

œ # œ ‰ œ J œ œ<br />

œ<br />

œ œ # œ ‰ œ J œ œ<br />

œ<br />

Œ ‰ œœ œœ˙ ‰ œ œœ ‰ j J œ œ œœœœ˙<br />

˙<br />

˙<br />

˙<br />

˙<br />

w<br />

w<br />

w<br />

˙ ˙ ˙ w<br />

˙ ˙ ˙ w<br />

˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙<br />

w<br />

w<br />

˙<br />

˙ ˙ ˙ ˙ ˙ ˙<br />

‰ œ œœ ‰ j J œ œ œœœœ œ æ j œ w<br />

06-07.11.<strong>2020</strong><br />

Blasmusik<br />

7. Südtiroler<br />

Dirigentenwerkstatt<br />

www.vsm.bz.it<br />

Zur Person:<br />

geboren am 23.11.1973<br />

Ausbildung<br />

• Instrumentalpädagogik und Trompete an der Universität Mozarteum Salzburg (A)<br />

bei Gottfried Menth<br />

• Trompete an der Anton-Bruckner Privatuniversität in Linz (A) bei Josef Eidenberger<br />

• Privatunterricht bei Wolfgang Guggenberger und Bo Nilsson<br />

• Blasorchesterleitung und Instrumentation am Istituto Europeo Bandistico (ISEB)<br />

in Trento (I) bei Jan Cober, Felix Hauswirth, Alex Schillings, Josè Pasqual Vilaplana<br />

und Carlo Pirola<br />

• Masterstudium in Wind Band Conducting an der Music Academy in Maastricht<br />

(NL) bei Jan Cober<br />

Lehrtätigkeit:<br />

• Musikum Salzburg (A)<br />

• Musikschule Berchtesgadener Land (D)<br />

• Chulalongkorn University Bangkok, Thailand<br />

• Musikschule der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol<br />

• Mittelschule mit musikalischer Ausrichtung in Schlanders<br />

(Fächer: Musiktheorie, Trompete, Chor, Ensemble, Orchester, Dirigieren)<br />

Dirigent: Musikkapelle und Kirchenchor Schnals, Musikkapelle Naturns, verschiedene Musiktheater-Projekte, Schulchor Schlanders,<br />

Mitglied der Fachgruppe Musik im Verband Südtiroler Musikkapellen, Verantwortlich für die Dirigentenausbildung<br />

im VSM-Bezirk Schlanders<br />

www.toccata.info<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 17


Blasmusik International<br />

Der Posaunist Peter Steiner und<br />

die Herausforderungen der Pandemie<br />

Erfahrungen eines international erfolgreichen Musikers<br />

Peter Steiner ist ein international anerkannter<br />

Solist und Orchestermusiker an der Posaune.<br />

2019 zählte er zu den Preisträgern des XVI.<br />

Internationalen Tschaikowsky Wettbewerbs<br />

in Russland.<br />

In der Spielzeit <strong>2020</strong>/2021 zählen Auftritte<br />

als Solist mit dem Orquestra Sinfônica<br />

do Estado de São Paulo, Kyusyu Symphony<br />

Orchestra, Orquestra Sinfônica Brasileira,<br />

Central Ohio Symphony sowie die Konzerte<br />

mit Constanze Hochwartner (Klavier/Orgel),<br />

unter anderem im Konzerthaus Berlin, zu<br />

den Höhepunkten. Weitere Konzertreisen<br />

werden die beiden Musiker nach China, Japan,<br />

Taiwan, Südkorea, Brasilien, Argentinien,<br />

Norwegen, Schweden, Dänemark, Italien,<br />

Deutschland, Österreich, sowie in die<br />

Schweiz und die USA bringen.<br />

Im Alter von 23 Jahren, in der Saison<br />

2016/2017, hatte Peter Steiner ein einjähriges<br />

Engagement an der Wiener Staatsoper<br />

und mit dem Orchester der Wiener Philharmoniker.<br />

Weitere Engagements als Soloposaunist<br />

führten Peter Steiner in der Saison<br />

2014/2015 zum Colorado Symphony Orchestra<br />

und als Gast – Soloposaunist zum<br />

New York Philharmonic Orchestra, Seattle<br />

Symphony Orchestra, Dallas Symphony Orchestra,<br />

BBC Scottish Symphony Orchestra,<br />

den Münchner Philharmonikern und<br />

der Staatskapelle Dresden.<br />

Bereits im Alter von sechs Jahren begann<br />

Peter Steiner seine musikalische Ausbildung<br />

und mit zehn Jahren erwarb er erste Preise<br />

beim österreichischen Jugendmusikwettbewerb<br />

„prima la musica“ auf Landes- und<br />

Bundesebene. Im Jahre 2009 schloss der<br />

damals erst 17-Jährige das Konservatorium<br />

„Claudio Monteverdi“ Bozen im Fach Posaune<br />

mit der Höchstnote bei den Professoren<br />

Ferrari, Parodi und Fontana ab. Danach<br />

setzte er sein Studium bei Univ. Prof.<br />

Dany Bonvin an der Universität für Musik<br />

„Mozarteum“ in Salzburg fort. Ab 2012 war<br />

Peter Steiner in der Klasse von Prof. Joseph<br />

Alessi an der „Juilliard School” und schloss<br />

im Frühjahr 2016 erfolgreich sein Studium<br />

ab. Zu seinen musikalischen Mentoren zählen<br />

u.a. auch Warren Deck und Nitzan Haroz.<br />

Peter Steiner ist Gewinner des Zweiten<br />

Preises beim Internationalen Wettbewerbs<br />

SliderAsia in Hongkong 2015 und als erster<br />

Posaunist überhaupt Preisträger dreier Solowettbewerbe<br />

der „International Trombone<br />

Association ITA“ innerhalb eines Jahres<br />

(2014): Lewis van Haney - Tenor Trombone<br />

Orchestral Excerpt Competition, Frank Smith<br />

- Tenor Trombone Competition und Robert<br />

Marsteller - Tenor Trombone Competition.<br />

Seine Solo-Debüt-CD UNITED erschien<br />

im Januar 2017 unter dem HELLO STAGE<br />

Label. Sein zweites Album SAPPHIRE, in<br />

Zusammenarbeit mit Constanze Hochwartner,<br />

wurde im Juli 2019 unter dem Berlin<br />

Classics Label veröffentlicht.<br />

Peter Steiner ist als (Solo)Posaunist global tätig,<br />

jedoch hat er auch den Lockdown<br />

positiv genutzt.<br />

Mit Peter Steiner wurde folgendes Interview<br />

geführt:<br />

Wie ist die Welt eines Peter Steiner in Coronazeiten<br />

?<br />

Bei mir läuft alles gleich weiter, außer dass<br />

momentan keine Konzerte stattfinden. Viel<br />

Online-Unterricht und Meisterkurse beschäftigen<br />

mich zurzeit zusätzlich zum normalen<br />

Übealltag. Ich erarbeite jetzt das Repertoire<br />

der nächsten drei Jahre und werde zudem<br />

3 CDs mit den bereits aufgeführten Werken<br />

der letzten Jahre aufnehmen.<br />

Wie hast Du den Lockdown erlebt?<br />

Natürlich war der Lockdown eine Extremsituation,<br />

aber andererseits hat es mich angespornt<br />

Projekte, wie mein Warm-Up Heft endlich<br />

umzusetzen. Ansonsten stand während<br />

des Lockdowns viel Üben am Programm.<br />

Welche momentanen Möglichkeiten bieten<br />

sich Dir als Künstler?<br />

Live-Konzerte finden leider nicht statt. Trotzdem<br />

lässt sich online ein gewisser Rahmen<br />

für Auftritte schaffen, den ich versuche so<br />

gut wie möglich zu nutzen. Übevideos,<br />

Probenmitschnitte usw. Zudem laufen die<br />

Planungen für die nächsten fünf Jahre auf<br />

Hochtouren.<br />

Was hältst Du von Onlineauftritten?<br />

Prinzipiell finde ich Online-Produktionen interessant,<br />

sofern sie qualitativ hochwertig sind,<br />

sowohl visuell als auch audio. Leider gibt es<br />

im Netz nicht wirklich eine Qualitätspolizei,<br />

deshalb entsteht ein Überfluss an Contents.<br />

Was ist dein insgeheimes Fernziel, wo trägt<br />

es Dich hin?<br />

Ich bin mit meiner momentanen Lebenssituation<br />

in Wien sehr zufrieden und es zieht<br />

mich daher auch nicht wirklich irgendwo<br />

hin. Durch meinen Job habe ich die Möglichkeit,<br />

die Welt das ganze Jahr zu bereisen<br />

und ich lerne dadurch immer wieder neue<br />

Kulturen und Traditionen kennen, bin aber<br />

sehr gerne zu Hause.<br />

Hast Du noch Kontakt zu deiner Heimatkapelle,<br />

der Stadkapelle Bozen ?<br />

Leider erlaubt es mir mein Spielkalender nicht<br />

mehr Teil der Stadtkapelle Bozen zu sein, jedoch<br />

habe ich das Vergnügen immer wieder<br />

an besonderen Traditionen teilnehmen zu<br />

dürfen (z. B. Weihnachtsspielen).<br />

Welche Rolle spielt Südtirol in deinem Leben?<br />

Südtirol ist meine Heimat und meine Familie<br />

lebt hier, deshalb komme ich immer gerne<br />

zurück und genieße die ruhige Zeit. Vor allem<br />

genieße ich jetzt im Sommer die ruhige Zeit<br />

in den Bergen mit meiner Freundin.<br />

3 Dinge, auf die Du nie verzichten möchtest ...<br />

Familie, Musik, Heimat<br />

Hans Finatzer<br />

18<br />

KulturFenster


Neues<br />

Hymnus der Freundschaft<br />

„Fein sein, beinander bleibn“ in einer Bearbeitung<br />

von Gottfried Veit<br />

24.–25.10.<strong>2020</strong><br />

Blasmusik<br />

Leistungsabzeichen<br />

<strong>2020</strong><br />

Prüfungstermine<br />

http://www.vsm.bz.it/<strong>2020</strong>/04/20/<br />

juni-pruefungen-abgesagt/<br />

In einer Zeit der um sich greifenden, fortschreitenden<br />

Vereinsamung der Menschheit<br />

durch die modernen Medien hatte Gottfried<br />

Veit eine gute Idee, diesem Trend<br />

entgegen zu wirken. Er hat das alte Volkslied<br />

„Fein sein, beinander bleibn“ aufgegriffen,<br />

um daraus eine Instrumentalkomposition<br />

zu schaffen. Dieses Werk kann<br />

rein instrumental in Blasorchesterbesetzung<br />

und/oder mit gemischtem Chor bzw.<br />

einstimmig aufgeführt werden.<br />

Veits Bearbeitung ist ein erster Versuch,<br />

diese beliebte Weise durch sanfte,<br />

rhythmische und metrische Anpassungen<br />

so zu notieren, dass sie den allgemeinen<br />

Singgewohnheiten entspricht. Die vorgegebene<br />

Mehrstimmigkeit ist bewusst einfach<br />

gehalten, damit sie nahezu vom Blatt<br />

gesungen werden kann. Der Schwierigkeitsgrad<br />

der Instrumentalstimmen liegt<br />

im unteren Bereich. Die Liedstrophen und<br />

die Vor- und Zwischenspiele sind unterschiedlich<br />

instrumentiert. So ergibt sich<br />

ein farbiges Klangbild, im Einklang mit<br />

dem allseits bekannten Text: „Fein sein,<br />

beinander bleibn“.<br />

Walter Cazzanelli<br />

Erschienen bei „HeBu“ im<br />

Din A/4 Format -<br />

HeBu-Verlag,<br />

D-76703-Kraichtal,<br />

Gottlieb Daimler-Straße 22.<br />

Musikpanorama<br />

Jugendcamp der MK Zwölfmalgreien<br />

Spiel, Spaß und Unterhaltung unter besonderen Vorzeichen<br />

Auch heuer fand Ende August wieder das<br />

Zwölfmalgreiner Jugendcamp am Lochgietl-<br />

Hof in Pens statt, allerdings unter ganz anderen<br />

Voraussetzungen als sonst üblich.<br />

Nach reiflicher Überlegung wurde entschieden,<br />

das Jugendcamp trotz der strengen Corona-Auflagen<br />

zu veranstalten.<br />

Auch wenn die entsprechenden Vorschriften<br />

– Coronatest vor Beginn des Camps und<br />

tägliches Temperaturmessen - eingehalten<br />

werden mussten, waren die rund 25 jungen<br />

Musikantinnen und Musikanten mit großer<br />

Begeisterung dabei und probten unter der<br />

Leitung von fünf erfahrenen Vereinsmitgliedern<br />

die gesamte Woche sowohl in Registerals<br />

auch in Gesamtproben. Aber nicht nur<br />

die Musik, sondern auch Spiel, Spaß und<br />

Unterhaltung standen im Mittelpunkt dieses<br />

Musikcamps. Auf die klassische Abschlussveranstaltung<br />

am Sonntag mit Feldmesse,<br />

Mitgliederfest und Abschlusskonzert wurde<br />

diesmal aus Sicherheitsgründen verzichtet.<br />

Dafür traten die Jungmusikanten im Rahmen<br />

eines Konzertabends der MK Zwölfmalgreien<br />

in Bozen auf, wo sie ihr Erlerntes<br />

zum Besten geben konnten.<br />

Wolfgang Kranzer<br />

Die motivierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Zwölfmalgreiner Jugendcamps<br />

<strong>2020</strong> (Foto: © MK Zwölfmalgreien).<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 19


Vorweg<br />

Damit die Chöre weiter singen<br />

Chorleiterausbildung startet an Musikschulen<br />

Mehr als 400 Chöre gibt es in Südtirol – und<br />

alle brauchen eine Chorleiterin oder einen<br />

Chorleiter. Doch einen Chorleiter zu finden,<br />

ist gar nicht so einfach.<br />

Deshalb ist es dem Südtiroler Chorverband<br />

ein besonderes Anliegen, die Chorleiterausbildung<br />

zu fördern. In Zusammenarbeit<br />

mit den Musikschulen von Bruneck,<br />

Brixen, Klausen, Unterland und Naturns hat<br />

er eine Chorleiterausbildung organisiert, die<br />

mit Herbst startet. Die Verbandschorleiterin<br />

des Südtiroler Chorverband, Renate Unterthiner,<br />

erklärt die Ziele dieses Projekts.<br />

und Chorleiter, die eine fundierte fachliche<br />

Grundausbildung für Chorleiter möchten und<br />

an Chorleiter, die sich weiterbilden möchten.<br />

Erfreulicherweise haben sich viele Interessierte<br />

angemeldet. An den Musikschulen<br />

Brixen, Klausen und Unterland startet der<br />

Lehrgang mit dem kommenden Schuljahr,<br />

an der Musikschule Bruneck voraussichtlich<br />

im Schuljahr 2021/22. In der Musikschule<br />

Naturns begann mit Herbst bereits<br />

das 2. Unterrichtsjahr. Daneben bietet der<br />

Südtiroler Chorverband weiterhin die verschiedenen<br />

Chorleiterschulungen im Sommer<br />

und an den Wochenenden an, etwa die<br />

Chorleiterwoche in Dietenheim.<br />

KF: Was lernen die Teilnehmer in diesem<br />

Lehrgang?<br />

R. Unterthiner: Ein Referententeam der<br />

jeweiligen Musikschule vermittelt in der<br />

dreijährigen Ausbildung Grundlagen der<br />

Chor – und Ensembleleitung, Chorliteratur<br />

und Probentechnik, Dirigieren, das<br />

heißt Dirigierbilder und Schlagtechnik.<br />

Aber auch Stimmbildung, Gehörbildung<br />

und Blattsingen, Grundlagen der Harmonielehre<br />

und Formenlehre, Partiturspiel<br />

am Klavier sind wichtige Inhalte. Außerdem<br />

haben die angehenden Chorleiter/<br />

innen die Möglichkeit mit Übungschören<br />

zu proben.<br />

KF: An wen richtet sich der Ausbildungslehrgang?<br />

R. Unterthiner: Der Lehrgang für Chorleiterinnen<br />

und Chorleiter richtet sich gezielt an<br />

Neu- und Quereinsteiger, an Sänger/innen<br />

Das Land braucht Chorleiterinnen und Chorleiter – der neue Lehrgang soll hier helfen.<br />

Proben mit Maske<br />

Südtirols Chöre kehren (langsam) zurück<br />

Für die Amateurmusik bleibt die aktuelle<br />

Situation ein schwieriges Unterfangen: Dem<br />

Wunsch des Zusammenkommens, gemeinsamen<br />

Singens und Musizierens sind weiterhin<br />

Grenzen gesetzt. Dennoch steht der<br />

verantwortungsvolle Umgang mit den Herausforderungen<br />

der Pandemie weiterhin<br />

an erster Stelle.<br />

Eine Ansteckung über Aerosole bleibt<br />

insbesondere für den musikalischen Bereich<br />

ein schwer einzuschätzendes Risiko.<br />

Der deutliche Wiederanstieg der Infektionszahlen<br />

ist ein mahnender Appell<br />

an uns alle: Der Schutz vor Ausstoß und<br />

Weitergabe von Viren hat Priorität. Er sollte<br />

nicht gegen den berechtigten Wunsch<br />

kultureller Teilhabe ausgespielt werden.<br />

Zugleich beginnen nach den Sommerferien<br />

vielerorts Chöre wieder zu proben.<br />

Eine Herausforderung dabei ist es die gesetzlichen<br />

Bestimmungen genau einzuhalten.<br />

Der Südtiroler Chorverband hat dazu<br />

eine Zusammenfassung auf seine Webseite<br />

zum Herunterladen bereitgestellt.<br />

Bei der Wiederaufnahme der Chortätigkeiten<br />

in Südtirol gibt es die unterschiedlichsten<br />

Variationen. Die einen<br />

proben in Kleingruppen oder nur mit einzelnen<br />

Registern, andere wiederum proben<br />

mit Maske.<br />

Einige haben sich gar entschlossen, die<br />

Proben ganz ins Freie zu verlegen, wie in<br />

Innenhöfe, in Parks und in Musikpavillons.<br />

Für Viele steht im Moment aber nicht der<br />

künstlerische Anspruch im Mittelpunkt,<br />

sondern vielmehr der soziale endlich wieder<br />

gemeinsam zu singen. Alles in Allem<br />

überwiegt aber der Optimismus und die<br />

Freude am gemeinsamen Singen.<br />

20<br />

KulturFenster


Das Thema<br />

Chorwesen<br />

Herausragende Beispiele<br />

neuerer Kirchenmusik<br />

Erinnerung an den Komponisten Peter Hölzl<br />

Am 25. <strong>Oktober</strong> vor genau zehn Jahren<br />

verstarb in Meran der Komponist, Chorleiter<br />

und Kirchenmusiker Peter Hölzl. <strong>2020</strong><br />

wäre er 100 Jahre alt geworden.<br />

Hölzl, geboren 1920 in Andrian, war<br />

Schüler am Johanneum und lernte dort<br />

Klavier und Orgel bei Adolf Veith. Sein Leben<br />

ist nicht nur Beispiel für die kulturellen<br />

Leistungen in unserem Land, sondern zeigt<br />

auch, wie ein Mensch<br />

mit der Kriegserfahrung<br />

umgeht: Als Zwanzigjähriger,<br />

von 1940 bis 1946,<br />

wurde Hölzl zur Wehrmacht<br />

eingezogen und<br />

kam an die Ostfront, wo<br />

er auch verletzt wurde.<br />

Brief aus dem<br />

Krieg<br />

meinen früheren Versuchen steht, da<br />

ich mich in meiner Soldatenzeit doch<br />

allerhand gewandelt haben muss oder<br />

besser reifer geworden bin, und zwar<br />

wirkte sich diese Reife auf dem Gebiete<br />

der Kunst so aus, dass ich glaubte, dass<br />

mir zum ersten Mal der Unterschied zwischen<br />

Machwerk und wahrer Kunst richtig<br />

klar wurde.“<br />

er Komposition an der Stuttgarter Musikhochschule<br />

studierte. David war Komponist<br />

zahlreicher Chor-, Orgel-, Kammermusikund<br />

Orchesterwerke sowie Oratorien und<br />

Lehrer vieler bekannter Komponisten und<br />

Interpreten. Er ist heute vor allem durch<br />

seine Musik für Orgel bekannt. Hölzl war<br />

bis 1958 Korrepetitor und stellvertretender<br />

Chordirektor an der Staatsoper Stuttgart,<br />

Ein Brief aus dem Nachlass<br />

des Komponisten<br />

aus dieser Zeit, den seine<br />

Tochter, die Künstlerlin<br />

Elisabeth Hölzl, der Tageszeitung<br />

Dolomiten zur<br />

Einsicht vorgelegt hat,<br />

beschreibt in beeindruckender<br />

Weise, wie der<br />

junge Mann den Krieg<br />

erlebt und seine Zeit im<br />

Lazarett beschreibt:<br />

„Etwa drei Wochen nachher kam ich ins<br />

Lazarett. Auch an diese folgenden Wochen<br />

denke ich gerne zurück, zwar nicht<br />

wegen der Langeweile, die uns dort umgab,<br />

sondern wegen der Art und Weise,<br />

mit der ich diese verscheuchen konnte.<br />

Nach dreieinhalbjähriger Unterbrechung<br />

fing ich nämlich wieder an zu komponieren<br />

und es entstand tatsächlich nicht nur<br />

mein umfangreichstes, sondern auch<br />

mein weitaus bestes Werk: ich darf sagen,<br />

dass es in gar keinem Verhältnis zu<br />

Dass die Berufung für den 23-Jährigen<br />

die Musik, die Kunst ist, daran kann auch<br />

der Krieg nichts ändern.<br />

Nach dem Krieg<br />

Nach dem Krieg studierte Hölzl bis 1951<br />

Schulmusik und Orchesterdirektion in<br />

Wien. Geprägt in seinem künstlerischen<br />

Schaffen wurde er aber vor allem vom<br />

bedeutenden österreichischen Komponisten<br />

Johann Nepomuk David, bei dem<br />

bevor er für drei Jahre lang am Bozner<br />

Konservatorium Tonsatz lehrte. Bis zu seiner<br />

Pensionierung im Jahre 1985 war er<br />

als Musiklehrer an der Lehrerbildungsanstalt<br />

„Josef Ferrari“ in Meran tätig.<br />

Von großer Bedeutung für das Südtiroler<br />

Chorwesen und die Musikkultur im Land<br />

war aber auch seine Tätigkeit als Referent<br />

bei Fortbildungsveranstaltungen des Südtiroler<br />

Sängerbunds, aber auch anderer<br />

Musikverbände. Er engagierte sich viele<br />

Jahre lang für die Chorkultur im Musikrat<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 21


Das Thema<br />

Peter Hölzl ist heute vor allem durch seine Musik für Orgel bekannt.<br />

des Südtiroler Chorverbandes und der diözesanen<br />

Kirchenmusikkommission. Er<br />

verband sein kompositorisches Wirken<br />

auch sonst mit einer fruchtbaren Praxis:<br />

So leitete er die Kirchenchöre von Andrian,<br />

Marling, den Stadtpfarrchor Meran<br />

und den Pfarrchor Algund. „Als engagierter<br />

Kirchenmusiker war er stets drauf bedacht,<br />

in Zusammenarbeit mit dem Seelsorger<br />

die Gottesdienste zu lebendigen<br />

und beeindruckenden Feiern zu gestalten.“<br />

So würdigte sein Schaffen Stephan<br />

Niederegger in einem Nachruf in den Dolomiten<br />

anlässlich des Ablebens des bedeutenden<br />

Komponisten, dessen reiches<br />

Wirken in zahlreichen Auszeichnungen<br />

seinen Niederschlag fand, so etwa im<br />

Goldenen Ehrenzeichen des Südtiroler<br />

Sängerbundes und im Walther-von-der-<br />

Vogelweide-Preis und der selten verliehenen<br />

Orlando-di-Lasso-Medaille des Allgemeinen<br />

Cäcilienverbandes.<br />

Sein kompositorisches Schaffen besteht<br />

hauptsächlich aus geistlichen und weltlichen<br />

Chorwerken, Kammermusik und<br />

einigen Stücken für Blasorchester und<br />

Bläserensembles.<br />

Veröffentlichungen<br />

Neben zahlreichen Kompositionen veröffentlichte<br />

Hölzl u. a. auch das Orgelbuch<br />

„Unser Gotteslob“ der Diözese Bozen-Brixen,<br />

„Musik macht Freude“, eine<br />

„Praktische Musiklehre“ mit Themen aus<br />

Meisterwerken, „Ein Weg zum Singen nach<br />

Noten“ und „Die Technik des Dirigierens“.<br />

Ein Beispiel für seine geistlichen Werke<br />

ist etwa die Kleine Festmesse in C für Chor<br />

a cappella, optional mit Orgel, Streichern<br />

und Bläsern. Diese Kleine Festmesse<br />

zeichnet sich aus durch ihre zahlreichen<br />

Aufführungsvarianten, die eine schlichte<br />

ebenso wie eine prunkvolle, quasi symphonische<br />

Darstellung erlauben, wobei<br />

die Stimmen nie über ihren natürlichen<br />

Ambitus geführt werden. Die maßvolle<br />

Modernität der Harmonik sowie der zeitgemäße<br />

liturgische Aufbau - mit gesungenem<br />

Choral-Credo, Halleluja- und<br />

Amen-Coda - bei einem durchaus volkstümlichen<br />

Grundcharakter, belegen diese<br />

ganz an der täglichen Praxis orientierte<br />

Messe als ein herausragendes Beispiel<br />

neuer Kirchenmusik. Andere Kompositionen<br />

sind etwa die „Messe zu Ehren der<br />

Hl. Elisabeth von Thüringen“ für gemischten<br />

Chor, Orgel, Bläser und der „Sonnengesang<br />

des Hl. Franz von Assisi“ für gemischten<br />

Chor und Bläser. Seine Werke<br />

zeugen alle von der Haltung des Komponisten<br />

und Menschen Peter Hölzl, dem<br />

die Einfachheit und Bescheidenheit, aber<br />

auch die Suche nach einer zeitgemäßen<br />

Tonsprache am Herzen lag, und nicht zuletzt<br />

ein tiefer Glaube an Gott.<br />

KulturFenster<br />

Redaktion KulturFenster<br />

Ihre Beiträge für das Chorwesen senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des KulturFensters ist Freitag 13. November <strong>2020</strong>.<br />

22<br />

KulturFenster


Aus Verband & Bezirken<br />

Chorwesen<br />

„Requiem“ von Karl Jenkins<br />

Projekt 2021 des Bezirks Pustertal<br />

Auf dem Programm als Bezirkskonzert des<br />

Bezirks Pustertal steht das “Requiem” des<br />

1944 in Wales geborenen Komponisten<br />

Karl Jenkins.<br />

Die Werke des walisischen Komponisten<br />

Karl Jenkins stehen für sagenhafte Klangerlebnisse<br />

und neue harmonische Erfahrungen.<br />

So entstammt z.B. die bekannte<br />

Filmmusik aus Avatar aus seiner Feder.<br />

Charakteristisch in den Werken ist das<br />

Zusammenbringen und die Verschmelzeung<br />

verschiedener Kulturen.<br />

In das Requiem fügt Jenkins fünf traditionelle<br />

japanische Totengesänge ein. Das<br />

Requiem wurde erstmals aufgeführt und<br />

aufgenommen im Jahr 2005. Das Requiem<br />

weist insgesamt 13 Sätze auf - in der japanischen<br />

Kultur eine göttliche Zahl, der be-<br />

sonderer Segen zuteil wird und zeichnet<br />

sich besonders dadurch aus, dass einige<br />

Textelemente des üblichen lateinischen<br />

Requiemtextes ersetzt werden durch japanische<br />

Haiku-Gesänge bzw. mit diesen<br />

kombiniert werden. Es enthält auch die<br />

- wie auch schon von Gabriel Fauré und<br />

Maurice Duruflé in ihre Requiems eingefügten<br />

bzw. hervorgehobenen - Sätze Pie<br />

Jesu und In paradisum.<br />

Neben dem Projektchor des Bezirks wirken<br />

bei der Aufführung ein Orchester und<br />

wiederum ein Chor aus Bruneck (Sozialwissenschaftlcihes<br />

Gymnasium Bruneck)<br />

unter der Leitung von Adele Vikoler mit.<br />

Die Jugendlichen singen die japanischen<br />

Gesänge. Die Aufführungen sind im <strong>Oktober</strong><br />

2021 geplant.<br />

„DU HAST‘ nen FREUND IN MIR“<br />

Musiktheater von Tuba-Voiceline und dem Kinderchor Ehrenburg – Nachtrag<br />

Wie in der letzten Ausgabe des KulturFensters<br />

bereits berichtet, haben Tuba-Voiceline<br />

und der Kinderchor Ehrenburg im Februar<br />

diesen Jahres ein Musiktheater der<br />

besonderen Art auf die Bühne gebracht.<br />

Mit Hilfe des Publikums und der Wandermelodie<br />

"Schritt für Schritt, es wird<br />

uns gelingen, das Ende dieser Melodie<br />

bald zu fi nden!“ trafen drei Freunde auf<br />

unterschiedliche Tiere und Fabelwesen,<br />

dargestellt von den 40 Sängerinnen und<br />

Sängern des Kinderchores Ehrenburg und<br />

den umliegenden Gemeinden. Leider ist<br />

uns dabei ein Foto verloren gegangen, das<br />

wir hiermit gerne nachreichen möchten.<br />

Es zeigt die jungen Künstler des Kinderchores<br />

Ehrenburg mit Chorleiterin Angelika<br />

Brunner in der Bildmitte, sowie Michael<br />

Pircher (Tuba), Veronika Prünster<br />

(Flöte und, Gesang) und Maria E. Brunner<br />

(Gesang und Klavier) vorne rechts.<br />

Die wunderbaren Requisiten der Fische,<br />

Dschungeltiere, Löwen und Zwerge fertigte<br />

Ursula Pattis an. Allen Mitwirkenden<br />

noch einmal ein großes Kompliment für<br />

die gelungene Darbietung vor begeistertem<br />

Publikum.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 23


Das Thema<br />

Schreibn wia mr redn<br />

Arbeitsgemeinschaft MundART hat neuen Obmann –<br />

Dialekte als kulturelles Gut<br />

Herbst in Südtirol: Die Mundart ist auch Ausdruck des Bekennens zur eigenen Heimat. (Foto: Edith Runer)<br />

So selbstverständlich sich die meisten Südtiroler<br />

in ihrer Mundart verständigen, so<br />

schwer tun sie sich, den Dialekt zu Papier<br />

zu bringen. Die Arbeitsgemeinschaft Mund-<br />

ART im Heimatpflegeverband bemüht sich<br />

seit über 30 Jahren, die Mundart als kulturellen<br />

Schatz zu bewahren und zu fördern.<br />

Seit kurzem wird die Gruppe der Mundartdichterinnen<br />

und -dichter von einem neuen<br />

Obmann geleitet. Mit ihm, Johannes Ortner,<br />

sowie mit dem ehemaligen Obmann Martin<br />

Achmüller blickt das „KulturFenster“ zurück<br />

und nach vorne.<br />

Mundart – was ist das eigentlich? Gibt<br />

es eine Südtiroler Mundart, oder sind das<br />

Puschtrarische, das Psairerische, das Vinschgerische<br />

oder Sarnerische eigenständige<br />

Mundarten? Welche Regeln gelten für<br />

das Schreiben in der Mundart, und wozu<br />

soll es überhaupt gut sein, so zu schreiben,<br />

wie man spricht? Das sind lauter Fragen,<br />

die sich unwillkürlich stellen, wenn<br />

man sich näher mit dem Thema Mundart<br />

beschäftigt.<br />

Einer, der das seit vielen Jahren beruflich<br />

tut, ist der neue Obmann der Arbeitsgemeinschaft<br />

MundART, Johannes Ortner.<br />

Der Meraner Kulturanthropologe – er sitzt<br />

auch im Vorstand des Heimatpflegeverbandes<br />

Südtirol – stößt bei seiner Arbeit<br />

naturgemäß auf die verschiedenen Südtiroler<br />

Mundarten mit den unterschiedlichsten<br />

Akzenten, die bei näherer Betrachtung<br />

tiefe Einblicke in das Leben der<br />

Menschen in den Tälern und Städten gewähren.<br />

Und er weiß auch eine Antwort<br />

auf die Frage, ob es denn einen Unterschied<br />

zwischen den Begriffen „Mundart“<br />

und „Dialekt“ gibt.<br />

Johannes Ortner: „Mundart ist der eingedeutschte<br />

Begriff für Dialekt, der wiederum<br />

aus dem Griechischen ,diálektos‘<br />

– das bedeutet Ausdrucksweise – abgeleitet<br />

ist.“ Die Arbeitsgemeinschaft Mund-<br />

ART hat die zweite Silbe des Begriffes<br />

allerdings geschickt in ihrer Bedeutung<br />

abgewandelt: ART steht in diesem Fall<br />

für „Art“, also für die Kunst – die Kunst<br />

des Schreibens im eigenen Dialekt, der<br />

sich die Mitglieder der ArGe MundART<br />

widmen.<br />

24<br />

KulturFenster


Heimatpflege<br />

Hoamattål<br />

Sunnig - und decht net zu hoaß,<br />

weit - und decht net zu groaß;<br />

a tia Mål zu kloan und zu eng<br />

und desweg oſt streng...<br />

des isch mein Hoamattål -<br />

gråd sou, wia's sein soll:<br />

sunnig und weit...<br />

und in a Toal Leut<br />

zu eng und zu kloan...<br />

und decht mei Derhoam..<br />

Die Anfänge<br />

Es war der legendäre Priester und Deutschprofessor<br />

am Johanneum in Dorf Tirol, Alfred<br />

Gruber, der 1989 die Mundartdichterinnen<br />

und -dichter zu einer Gruppe<br />

zusammenschweißte. Er leitete im Südtiroler<br />

Künstlerbund den Kreis für Literatur,<br />

wollte der Mundart aber eine eigene Plattform<br />

geben. So wurde der Bereich als Arbeitsgemeinschaft<br />

MundART in den Heimatpflegeverband<br />

integriert.<br />

Von Anfang an war die ArGe MundART<br />

kein streng geführter Verein, sondern ein<br />

lockerer Zusammenschluss von Südtirolern,<br />

die Mundartgedichte und -texte schreiben,<br />

diese bislang aber vor allem im privaten Rahmen<br />

vorgetragen oder sie gar nur in den eigenen<br />

Schubladen aufbewahrt hatten. Nur<br />

einzelne Autoren, die schon dem Kreis für<br />

Literatur angehört hatten, waren bereits in<br />

der Öffentlichkeit aufgetreten. Maridl Innerhofer<br />

dürfte sicher die Bekannteste unter<br />

ihnen sein, aber auch Kuno Seyr und Margit<br />

von Elzenbaum schlossen sich 1989 der<br />

Arbeitsgemeinschaft MundART an.<br />

Die Ziele<br />

Bis heute sei das mit der „lockeren Gemeinschaft“<br />

so geblieben, sagt Martin<br />

Achmüller, der die Arbeitsgemeinschaft<br />

acht Jahre lang als Obmann geleitet hat.<br />

Es gebe eine Mitgliederliste, um Veran-<br />

staltungen sowie Fortbildungen anzukündigen,<br />

aber keine offizielle Eintragung in<br />

einen Verein. „Wer Freude am Schreiben<br />

und Vorlesen in der eigenen Mundart<br />

und Interesse an Fortbildungen hat,<br />

der kann diese mit uns teilen und sich<br />

uns anschließen“, betont der pensionierte<br />

Kinderarzt und passionierte Mundartdichter.<br />

Er selbst ist vor vielen Jahren zur ArGe<br />

MundART gestoßen, als Renate Gamper<br />

Obfrau war. Von ihr hatte er 2010 die Leitung<br />

übernommen.<br />

Neben Lesungen und anderen Veranstaltungen<br />

war ihm stets der Kontakt zu<br />

Buchtipp zur Jahreszeit<br />

Martin Achmüller (Hrsg.): „Wenn<br />

wieder Winter weard“, Sammlung von<br />

Gedichten und Texten von 41 Südtiroler<br />

Autorinnen und Autoren samt 2 CDs (um<br />

die Dialekte noch besser verstehen<br />

zu können), Skarabæus Verlag, 21,90<br />

Euro, auch beim Heimatpflegeverband<br />

Südtirol erhältlich.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 25


Das Thema<br />

Hoamat<br />

(zu Risiken und Nebenwirkungen das Autonomiestatut<br />

lesen oder einen Juristen oder Politiker fragen]<br />

Bisch a komisches Ding,<br />

voller Löcher und Sprng:<br />

mit Gred va „direkter Demokratie”<br />

und'n Gschwafl va „Voll-Autonomie":<br />

stått der Mehreıtstier „lVA",<br />

stått „Unterreinswåld" „Boscoriva”,<br />

„Prevalle di Sopra" stått „Obererfl”<br />

in den schianen Schnålser Dörfl.<br />

Bisch an oager Patron,<br />

mit „Safet-Park" und „Mus-ei-on"<br />

oder mit Flughåf Boazn<br />

jeds Jåhr Millionen zu verhoazn.<br />

Bisch schun fåst phänomenal<br />

mit Politiker-Rent-Skandal,<br />

mit Kråſterk-Gemauschl va der SEL,<br />

mit Brenner-Basis-Tunnel<br />

oder'n 5-Stere-Gfångenen-Hotel.<br />

Bisch epper går an Auslauf-Modell?<br />

und decht bisch die Hoamat, in der i leb,<br />

und bleibsch die Hoamat, zu der i heb!!!<br />

anderen Mundartvereinen wie dem Tiroler<br />

Mundartkreis wichtig. Ebenso lenkte<br />

er den Blick der Mitglieder immer wieder<br />

auf deutsche Sprachinseln mit besonderen<br />

Dialekten. Das Thema Weiterbildung<br />

lag und liegt ihm nach wie vor sehr am<br />

Herzen, „denn nicht alles, was sich reimt,<br />

ist ein Gedicht – und der Rhythmus allein<br />

macht auch noch keine Lyrik.“<br />

Es gehe auch um<br />

die Aussage des<br />

Textes, um die Botschaft<br />

an die Zuhörer<br />

und Leser.<br />

Die Auseinandersetzung<br />

mit<br />

der Sprache und<br />

das Spiel mit den<br />

Worten haben<br />

Martin Achmüller<br />

immer schon fasziniert.<br />

Deshalb<br />

schreibt er auf<br />

Hochdeutsch genauso<br />

wie im Dialekt:<br />

„Manches<br />

lässt sich nur in<br />

der Schriftsprache,<br />

anderes viel besser<br />

in der eigenen<br />

Mundart ausdrücken“,<br />

sagt er. Der<br />

Dialekt sei vor allem ein Ausdruck der<br />

Persönlichkeit.<br />

Viele Kurse für Mundartdichterinnen<br />

und -dichter hat Martin Achmüller selbst<br />

geleitet und dabei den Teilnehmern beigebracht,<br />

wie sie Gedichte und Texte „publikumswirksam“<br />

gestalten können: „Es<br />

ist auch wichtig, dass die Zuhörer oder<br />

die Leser den Inhalt verstehen.“<br />

Die Kunst des Schreibens<br />

So zu schreiben, wie man redet – und das<br />

auch noch verständlich – ist tatsächlich<br />

eine Kunst, denn „es gibt keine strengen<br />

Orthographie- oder Grammatikregeln, wie<br />

sie der Duden für das Hochdeutsche vorschreibt“,<br />

erklärt Johannes Ortner. Außerdem<br />

seien bestimmte Laute in der Hochsprache<br />

nicht üblich, würden daher beim<br />

Schreiben selten angewandt und seien<br />

nicht für alle leicht lesbar. Beispiel: das å<br />

(långe Nåcht). Nicht zuletzt hätten die einzelnen<br />

Dialekte auch unterschiedliche Akzente,<br />

weshalb das Lesen und Verstehen<br />

für jene, die den Dialekt nicht kennen, die<br />

Schwierigkeit noch erhöhe.<br />

Dialekte haben also ihre Tücken, sind<br />

aber vor allem deshalb sehr spannend.<br />

Bleibt zum Schluss noch die eingangs gestellte<br />

Frage nach dem Südtiroler Dialekt zu<br />

beantworten. Dazu Johannes Ortner: „Es<br />

gibt nicht den einen Südtiroler Dialekt, sondern<br />

eine ganze Reihe von Südtiroler Dialekten<br />

mit unterschiedlichen Akzenten.“<br />

Der neue Obmann der Arbeitsgemeinschaft<br />

MundART freut sich jedenfalls schon auf<br />

seine neue Aufgabe und auf neue Herausforderungen,<br />

wie er auch im Interview auf<br />

den Seiten 27 und 28 bestätigt.<br />

Edith Runer<br />

Gedichte: M. Achmüller<br />

Martin Achmüller hat die ArGe MundART jahrelang als Obmann geleitet. Er sagt:<br />

„Manches lässt sich nur in der Schriftsprache, anderes viel besser in der eigenen<br />

Mundart ausdrücken.“<br />

26<br />

KulturFenster


Heimatpflege<br />

„Dialekte stehen für Vielfalt“<br />

Johannes Ortner, Obmann der Arbeitsgemeinschaft MundART, im Gespräch<br />

KulturFenster: Herr Ortner, Sie sind, obwohl<br />

selbst kein Mundartdichter, der neue<br />

Obmann der Arbeitsgemeinschaft Mund-<br />

ART. Was hat Sie dazu bewogen, dieses<br />

Ehrenamt zu übernehmen?<br />

Johannes Ortner: Ich schreibe manchmal<br />

Gedichte, drücke mich dann aber eher<br />

in Schriftsprache aus. Das Ehrenamt<br />

reizt mich, weil mich der Dialekt, also die<br />

Mundart, in all ihren Facetten fasziniert.<br />

Sie vermittelt meinem Empfinden nach<br />

eine gewisse Nähe zu einem Land, zu einer<br />

Talschaft, zu den Menschen, die dort<br />

leben. Der Dialekt hat auch etwas Persönliches<br />

und Emotionales, er hebt sich<br />

vom Einheitlichen, vom Globalen ab. Die<br />

Dialekte stehen für Vielfalt. Deshalb finde<br />

ich es sehr wichtig, dass Dialekte erhalten<br />

und gefördert werden. Als Wissenschaftler<br />

beschäftigte ich mich beispielsweise zurzeit<br />

mit der Sammlung von Blumennamen<br />

in unterschiedlichen Dialekten Südtirols.<br />

Die ArGe MundART hingegen verkörpert<br />

den künstlerischen Aspekt in dieser Kulturarbeit.<br />

KF: Warum ist es wichtig, eine<br />

Mundart zu erhalten?<br />

J. Ortner: Weil sie – wie erwähnt<br />

– die Vielfalt und die<br />

Eigenart eines Landes, eines<br />

Volkes, einer Kultur ausdrückt<br />

und weil diese Vielfalt mit dem<br />

Verlust der Mundart ebenfalls<br />

verloren ginge. Mir fällt da<br />

eine Monografie des gebürtigen<br />

Planeilers Josef Gunsch<br />

ein, auf die ich vor längerer<br />

Zeit gestoßen bin. Er ist später<br />

nach Nordtirol gezogen,<br />

hat seinen Alltag in Planeil<br />

aber bis ins kleinste Detail<br />

niedergeschrieben und zwar<br />

in seinem ausgeprägten Dialekt.<br />

Solche Zeugnisse sind<br />

einzigartig, weil sie das Leben,<br />

die Kultur und die Gedanken<br />

der Menschen sehr<br />

authentisch wiedergeben.<br />

Das schafft kein hochdeutsches<br />

Werk.<br />

„Zeitörter-Durchanånd“<br />

I heb ån rear.<br />

Du hebsch mi.<br />

Er hepp sich die Oahr zua.<br />

Sie hepps nebm mir nimmer aus.<br />

Es hepp mi båll nix meahr zrgg.<br />

Man hepp ålls, wenn man lei will!<br />

Sie hebm ins ålle ummi.<br />

Es hepps mir an Hauf vir.<br />

I hebs båll nimmer.<br />

Du hebsch hoffentlich decht nou zu mir.<br />

Mir hebm zsåmm und hoff.<br />

KF: Sind die Südtiroler Mundarten durch<br />

die Globalisierung und die Digitalisierung<br />

bedroht?<br />

J. Ortner: Nein, das glaube ich<br />

nicht. Zwar sind den teils sehr<br />

markanten Dialekten in den Talschaften<br />

in den vergangenen Jahrzehnten<br />

die Spitzen genommen worden<br />

– aus dem logischen Grund,<br />

dass die Bewohner dieser Täler nun<br />

mehr Kontakt nach außen haben<br />

und ihren Dialekt teilweise anpassen<br />

oder Ausdrücke übernehmen. Aber<br />

wir deutschsprachigen Südtiroler<br />

reden nach wie vor in<br />

dem einen oder anderen<br />

Dialekt, und<br />

man kann an diesem<br />

Dialekt in<br />

der Regel auch „ablesen“, aus welcher<br />

Gegend eine Person stammt. Was allerdings<br />

verloren gehen könnte, sind gewisse<br />

Begriffe, die heute immer seltener benutzt<br />

werden, weil es bestimmte Dinge oder Traditionen<br />

nicht mehr gibt, zum Beispiel Arbeitsgeräte,<br />

die man nicht mehr braucht.<br />

Deshalb müssen wir daran arbeiten, dass<br />

solche „Schätze“ gesammelt und damit<br />

erhalten werden.<br />

KF: Welche Ziele haben Sie sich für die<br />

ArGe MundART gesetzt?<br />

J. Ortner: Vorweg – ich bin der Neue. Deshalb<br />

möchte ich als erstes vor allem von<br />

den Mitgliedern erfahren, was sie sich<br />

wünschen und wie die Arbeitsgemeinschaft<br />

sie bei ihrer kreativen Arbeit unterstützen<br />

kann. ><br />

Johannes Ortner, Kulturanthropologe aus Meran,<br />

ist der neue Obmann der Arbeitsgemeinschaft<br />

MundART.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 27


Das Thema<br />

KF: Aber gibt es Ihrerseits vielleicht schon<br />

Ideen?<br />

J. Ortner: Ich denke, es geht darum, sichtbar<br />

zu sein, die Arbeit der Mundartdichterinnen<br />

und -dichter nach außen zu tragen.<br />

Man könnte das zum Beispiel alle<br />

zwei Jahre in Form eines Festes tun, mit<br />

Lesungen, Musik und Theater. Der Dialekt<br />

sollte meiner Meinung nach aber auch wieder<br />

Einlass in die Schulen und Bildungsstätten<br />

bekommen, in dem Sinne, dass<br />

man sich im Unterricht oder bei Fortbildungen<br />

mit dem Thema und mit dem Dialekt<br />

als Teil der eigenen Kultur befasst.<br />

KF: Apropos Schule: Die Arbeitsgemeinschaft<br />

MundART hat einen eher hohen<br />

Altersdurchschnitt. Soll und kann die Jugend<br />

für Lyrik und Prosa in Dialekt und<br />

damit für Ihre Gruppe gewonnen werden?<br />

J. Ortner: Ich beobachte, dass Jugendliche<br />

mit viel Stolz und Überzeugung im Dialekt<br />

schreiben, wenngleich sie es meistens in<br />

den sozialen Netzwerken oder auf Whatsapp<br />

tun. Es bietet sich ihnen allerdings kaum<br />

eine Gelegenheit, Dialekt-Texte öffentlich<br />

vorzutragen. Ich erinnere mich aber an einen<br />

Poetry Slam, also einen Sprechwettbewerb,<br />

der vor einiger Zeit im Vinschgau<br />

stattfand und bei dem junge Menschen<br />

ihre Texte im Dialekt vorgetragen haben.<br />

Solche Initiativen sind sehr zu begrüßen<br />

und zu fördern.<br />

Ein Auszug aus der Monografie von Josef Gunsch, die als Zeugnis der Vinschger<br />

Lebensart einzigartig ist.<br />

KF: Der Dialekt der „Jungen“ unterscheidet<br />

sich von jenem der Alteingesessenen<br />

in einem Tal. Es werden Anglizismen und<br />

Italianismen eingestreut, der Dialekt ist<br />

nicht mehr so ursprünglich. Kann man<br />

das auch als Verlust bezeichnen?<br />

J. Ortner: Dialekte verändern sich, aber<br />

ich glaube, das müssen wir zulassen. Natürlich<br />

gebrauchen junge Menschen Begriffe,<br />

die sie in der modernen Welt aufgreifen.<br />

Das ist jedoch nicht das Problem.<br />

Eher geht es darum, dass wir uns unseres<br />

Reichtums bewusst sind, den wir mit unseren<br />

Dialekten in uns tragen, und dass<br />

wir ihn schätzen.<br />

(er)<br />

Mundart selbstbewusst präsentieren<br />

„Der Dialekt ist voller lebendiger sinnlicher<br />

Bilder“, betonte Johannes Ortner,<br />

nachdem er im Rahmen der Mitgliederversammlung<br />

Anfang September einstimmig<br />

zum neuen Vorsitzenden gewählt<br />

worden war. Und er regte dazu<br />

an, die eigene Mundart selbstbewusst zu<br />

präsentieren. Denn Hochdeutsch zu beherrschen<br />

sei zwar eine erstrebenswerte<br />

Fähigkeit, und in einer Minderheitensituation<br />

mit einem großen fast ausschließlich<br />

italienischsprachigen Nationalstaat<br />

seien die deutsche und die ladinische<br />

Sprache natürlich ein wesentlicher Bestandteil<br />

der Südtiroler Identität, aber<br />

„Dialekt und Standard sollten nicht gegeneinander<br />

ausgespielt werden.“<br />

Ein besonderes Anliegen ist Johannes Ortner<br />

auch eine wissenschaftliche Herangehensweise.<br />

So soll etwa das Anlegen von<br />

Mundartsammlungen und das Scannen<br />

von handschriftlich verfassten Sammlungen<br />

ins Programm genommen werden.<br />

28<br />

KulturFenster


Heimatpflege<br />

„Ich fühle mich nicht<br />

als Dichterin“<br />

Margit von Elzenbaum schreibt Gedichte und Prosa – nicht<br />

nur, aber auch in der Mundart<br />

schwindl gonz a bissl<br />

Derzeihl mer an Haimatroman!<br />

Wail wenn's mi ummertraib wia es folscha Geld,<br />

brauch i an Haimatroman,<br />

un wenn oan Toug wia der ondra<br />

bun Boch oigeaht,<br />

moug i an Haimatroman<br />

vun an Nest voll Haiser<br />

mit an unverschampn Glick.<br />

Aus „gehört dem Wind“ von Margit von Elzenbaum<br />

KF: Was hat es für einen Unterschied gemacht,<br />

wenn Sie nicht in der schulüblichen<br />

Hochsprache geschrieben haben?<br />

M. v. Elzenbaum: Für das schulübliche<br />

Schreiben habe ich Grammatik- und<br />

Rechtschreibregeln gelernt. Um das gehörte<br />

Wort niederzuschreiben, musste<br />

ich mich erst schlau machen. Die Dialektologen<br />

helfen bis zu einem bestimmten<br />

Grad, ein Rest bleibt dem persönlichen<br />

Ermessen. Das Schreiben in der Mundart<br />

war auch nicht mit „Bildung“ besetzt. Die<br />

Mundart war der unmittelbare Zugang zu<br />

Zorn und Witz, wirkte auch stärker in direkten<br />

und frontalen Äußerungen. Schön<br />

ungezähmt, möchte ich sagen.<br />

KF: Wie sind Sie dann zur Arbeitsgemeinschaft<br />

MundART gestoßen?<br />

M. v. Elzenbaum: 1974 wurde innerhalb<br />

des Südtiroler Künstlerbundes der Kreis<br />

Südtiroler Autoren gegründet, in dem ich<br />

Mitglied wurde. 1989 wollte der Leiter des<br />

Kreises, Alfred Gruber, den Mundartdichterinnen<br />

und -dichtern eine eigene Plattform<br />

geben und gründete die Arbeitsgemeinschaft<br />

MundART, die beim Heimatpflegeverband<br />

angesiedelt wurde. Ich habe<br />

mich dann zusätzlich dieser Gruppe angeschlossen.<br />

Seit weit über 40 Jahren gibt Margit von Elzenbaum<br />

Gedanken und Gefühle, Sichtbares<br />

und Unsichtbares aus ihrer Umgebung in<br />

Gedichten und Texten wieder. Sie verwendet<br />

die deutsche Standardsprache, die italienische<br />

Sprache und die Mundart. Bereits<br />

seit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft<br />

MundART ist sie deren Mitglied. Vor kurzem<br />

ist ihr viertes Buch, ein Gedichtband, erschienen.<br />

Im Interview erzählt Margit von<br />

Elzenbaum über ihr Schreiben.<br />

KulturFenster: Wie sind Sie zur Mundartdichterin<br />

geworden?<br />

Margit von Elzenbaum: Ich schreibe, und<br />

ja, es entstehen auch Gedichte. Aber ich<br />

fühle mich nicht als Dichterin. Von Dichtung<br />

habe ich eine sehr hohe Meinung.<br />

Mit der Mundart habe ich in den 1970er-<br />

Jahren begonnen. Damals habe ich an der<br />

Mittelschule unterrichtet und an einem literarischen<br />

Ferienkurs in Münster in Nordrhein<br />

Westfalen, organisiert vom Arbeitskreis<br />

Südtiroler Mittelschullehrer ASM, teilgenommen.<br />

Aus purem Heimweh nach dem Dialekt<br />

habe ich einen Brief im Dialekt nach<br />

Hause geschrieben. Das hat gereicht, um<br />

die Mundart als Sprache zu entdecken, die<br />

sich auch verschriftlichen lässt.<br />

KF: Was bedeutet die Mundart für Sie ganz<br />

persönlich?<br />

M. v. Elzenbaum: Muttersprache. Die ersten<br />

Worte, Fragen, Antworten – existentielle<br />

Kommunikation.<br />

KF: Wo ist Heimat für Sie?<br />

M. v. Elzenbaum: Heimat ist für mich nicht<br />

irgendwo, sondern Heimat ist eine geglückte<br />

Beziehung.<br />

KF: Warum, wann, wie und was schreiben<br />

Sie?<br />

M. v. Elzenbaum: Am Schreiben fasziniert<br />

mich die Herausforderung, mit dem Material<br />

Sprache etwas zu bauen. Am liebsten<br />

schreibe ich in der Küche und wenn<br />

ich dort allein bin. Vieles aus dem Alltag<br />

kann der Anlass sein. Zum Alltag zähle<br />

ich alles, was ich selbst erlebt und erlernt<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 29


Das Thema<br />

Margit von Elzenbaum, Jahrgang 1950, wohnt in Auer,<br />

ist von Beruf Grundschullehrerin und mittlerweile<br />

in Pension. Sie hat vier Bücher mit Gedichten und<br />

Kurzprosa in verschiedenen Südtiroler Verlagen<br />

veröffentlicht. Dazu kommen Lesungen an Schulen,<br />

in Bibliotheken und im Rundfunk. Im September<br />

<strong>2020</strong> erschien ihr viertes Buch, der Gedichtband<br />

„gehört dem Wind“, im Verlag Weger. Das Buch mit<br />

einem Vorwort von Karin Dalla Torre und Bildern<br />

von Anna Platzgummer enthält 60 Gedichte, 30 davon<br />

in Standarddeutsch, 20 in Mundart und zehn in<br />

Italienisch.<br />

Sie schreibt seit über vier Jahrzehnten Gedichte<br />

und Prosa.<br />

„Am Schreiben fasziniert<br />

mich die Herausforderung, mit<br />

dem Material Sprache etwas<br />

zu bauen."<br />

habe, und auch, was ich miterlebt habe,<br />

was mich berührt und betroffen macht.<br />

Und zu meinem Alltag gehören außer<br />

der Mundart auch die Standardsprache<br />

und das Italienische. Das hat nichts mit<br />

Ambitionen zu tun, nur mit Authentizität.<br />

Ich schreibe Kurzprosa, in der ich<br />

die Sprachen bzw. Sprachebenen gern<br />

dialogisch zueinander setzte. Oder ich<br />

schreibe Poesie, Gedichte in jeweils einer<br />

dieser Sprachen.<br />

KF: Als Zuhörerin oder Leser scheint es,<br />

als würde in einem kurzen Gedicht nicht<br />

viel Arbeit stecken. Wie lange dauert es,<br />

bis ein Gedicht fertig ist?<br />

M. v. Elzenbaum: Bei mir dauert es lange,<br />

ganz selten steht der fertige Guss in der<br />

ersten Fassung da. Ich spiele zwar gern,<br />

aber meistens muss ich konstruieren und<br />

bauen, dann liegen lassen und aus der zeitlichen<br />

Distanz neu fassen. Meine Lehrerin<br />

in der Lehrerbildungsanstalt LBA, Gabriele<br />

von Pidoll, hat gesagt: „Ein Gedicht<br />

ist fertig, sobald es das innere Gummiband<br />

hat.“ Dieser Satz hilft mir.<br />

(er)<br />

KulturFenster<br />

Redaktion KulturFenster<br />

Ihre Beiträge für die Heimatpflege im KulturFenster senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)<br />

30<br />

KulturFenster


Alte gegenstände neu entdeckt<br />

Heimatpflege<br />

Das Betrachtungssärglein<br />

Dinge des Alltags aus Geschichte und Gegenwart<br />

Geradezu makaber erscheint das<br />

Tödlein im Betrachtungssärglein aus<br />

heutiger Sicht. Die Särglein wurden aus<br />

Holz angefertigt. (Fotos: Südtiroler<br />

Volkskundemuseum, V/1211.)<br />

1959 schrieb der ladinische Schriftsteller<br />

Leo Runggaldier (1888−1961) in der<br />

Zeitschrift „Der Schlern“ über eine Familie<br />

im Grödental, die auf einem Hof bei St.<br />

Ulrich im 19. Jahrhundert kleine Särge<br />

herstellte. Bei diesen Arbeiten aus Holz<br />

handelte es sich um sogenannte Betrachtungssärglein.<br />

In den etwa 25 Zentimeter langen Särgen<br />

befand sich ein Skelett, auch als Tödlein<br />

bezeichnet. Die Totenköpfe lieferten<br />

die Schnitzer im Tal, der Rest wurde in<br />

Heimarbeit angefertigt. Auf das Skelett<br />

wurden kleine Würmchen gelegt, die aus<br />

Wachs gedreht waren. Auch geschnitzte<br />

Tiere wie Kröten oder Mäuse, konnten<br />

hinzugelegt werden. Die Sargtüren waren<br />

beweglich, ließen sich öffnen und schlie-<br />

ßen. Verkauft wurden die Särge von den<br />

Wanderhändlern aus dem Tal.<br />

Miniatursärge waren ab dem 16. Jahrhundert<br />

im Alpenraum und bis Norddeutschland<br />

verbreitet. Besonders ausgeschmückte<br />

Exemplare aus Metall soll<br />

es in England gegeben haben. Auch<br />

Särge aus Elfenbein sind bekannt. Größere<br />

Modelle wurden auch als Tischoder<br />

Mementosarg bezeichnet. Der lateinische<br />

Ausspruch memento mori<br />

bedeutet: „Mensch gedenke, dass du<br />

sterben musst.“ Der Gedanke um den<br />

eigenen Tod hatte sich im Mittelalter in<br />

Europa stark verbreitet, als die Pest wütete<br />

und unzähligen Menschen das Leben<br />

kostete. Die Betrachtungssärglein sollten<br />

auf die eigene Vergänglichkeit hinweisen<br />

und zur persönlichen Andacht mahnen.<br />

Barbara Stocker<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 31


Informiert und Reflektiert<br />

Berge brauchen keine<br />

Inszenierung<br />

Umweltverbände sprechen sich gegen die künstliche Bespaßung<br />

der Menschen in der alpinen Landschaft aus<br />

Das unberührte Zieltal im Naturpark Texelgruppe ist mit einem Fun-Klettersteig erschlossen worden. (Foto: Stephan Illmer/AVS)<br />

Der neue „Iceman Ötzi Peak“ in Schnals<br />

(siehe KulturFenster 4/<strong>2020</strong>) war aktueller<br />

Auslöser für eine Pressekonferenz,<br />

auf der der Heimatpflegeverband Südtirol,<br />

der Alpenverein Südtirol und der Dachverband<br />

für Natur- und Umweltschutz die zunehmende<br />

Inszenierung der alpinen Landschaft<br />

kritisierten.<br />

Ob sogenannte Skywalks, Aussichtsplattformen,<br />

Flying-Foxes, Fun-Klettersteige,<br />

aber auch Themenwege oder Panoramaterrassen<br />

– Inszenierungen am und rund<br />

um den Berg sind scheinbar „in“. Auch in<br />

Südtirol fasst dieser Trend im neuen Jahrtausend<br />

vielerorts Fuß, um kurzfristig mehr<br />

Profit zu bringen. „Langfristig aber schädigen<br />

diese überholten Konzepte die einzigartige<br />

Natur- und Kulturlandschaft und damit<br />

auch die Wettbewerbsfähigkeit des Tourismus<br />

in Südtirol“, betonten die Verbände<br />

auf der Pressekonferenz. Zwar werbe der<br />

Vermarkter IDM Südtirol seit kurzem mit<br />

dem Slogan „Alles, was wir lieben“, doch<br />

Erlebnisinstallationen und -inszenierungen<br />

in den Bergen würden genau das zerstören,<br />

„was wir lieben“.<br />

Jüngste Beispiele seien eben die neue Aussichtsplattform<br />

am Gipfel der Grawand im<br />

Schnalstal, aber auch der Fun-Klettersteig<br />

im Zieltal im Naturpark Texelgruppe. Dieser<br />

wurde nicht – wie andere Klettersteige<br />

– errichtet, um zwei alpine Standorte auf<br />

einem gesicherten Weg zu verbinden. Es<br />

gehe hingegen einzig und allein um einfach<br />

konsumierbare, häppchenweise vorgegebene<br />

Adrenalinschübe in Form von Drahtseilbrücken<br />

und dergleichen: „Das große<br />

Abenteuer in einer wilden und ursprünglichen<br />

Landschaft wie der Texelgruppe<br />

32<br />

KulturFenster


Heimatpflege<br />

Wanderwege werden zu Forstautobahnen (hier ein Beispiel auf der Rodenecker Alm). Foto: AVS<br />

Wozu braucht man bei einer so herrlichen Aussicht noch eine Aussichtsplattform?<br />

(Foto: Karin Leichter/AVS)<br />

wird ersetzt durch ein vorkonstruiertes Erlebnis,<br />

ein Produkt, das man ohne großen<br />

Aufwand konsumieren kann.“ Dass dabei<br />

der Grundgedanke eines Naturparkes mit<br />

Füßen getreten und gleichzeitig ein Naturdenkmal<br />

verunstaltet wird, spiele für die<br />

Projektwerber und genehmigenden Behörden<br />

scheinbar keine Rolle. Der Heimatpflegeverband<br />

und die anderen Verbände<br />

verwiesen auf die Ausweisung der<br />

Naturparke vor mehr als 40 Jahren. Ziel<br />

sei es gewesen, wertvolle Natur- und Kulturlandschaften<br />

vor unkontrollierten Nutzungen<br />

durch die Tourismuswirtschaft zu<br />

bewahren – „eine Absicht, an die wir die<br />

Politiker und Behörden von heute zunehmend<br />

erinnern müssen.“ Das gelte u. a.<br />

für den geplanten Glasturm unterm Rosengarten,<br />

aber auch für weniger prominente<br />

Projekte wie die Planierung von alten<br />

Wurzelwegen.<br />

Die alpine Landschaft ist ein Allgemeingut.<br />

Das macht sie für alle nutzbar, birgt<br />

aber die Gefahr der Übernutzung. „Eine<br />

Aussichtsplattform auf irgendeinem verbauten<br />

Skihügel mag den meisten nicht so<br />

schlimm erscheinen. Doch das Problem<br />

ist, dass diese Inszenierung und Eventisierung<br />

der alpinen Landschaft nicht<br />

aufhören wird, bis jede Liftgesellschaft<br />

ihre Aussichtsplattform, ihren Fun-Klettersteig,<br />

ihren Themenweg, ihre Kinderanimationsinstallation,<br />

ihre Zipline, ihr<br />

,Forstautobahnen‘-Wegenetz, ihren Glasturm<br />

usw. hat“, warnten die Umweltverbände.<br />

Und sie appellierten an die Tourismuswirtschaft,<br />

an die Politik und an die<br />

Gesellschaft, der Inszenierung der Alpen<br />

einen Riegel vorzuschieben, um das Erlebnis<br />

Berg auch für künftige Generationen<br />

einzigartig zu machen.<br />

Arge Volkstanz<br />

Aufgrund der momentanen Situation bezüglich des Coronavirus gibt die ARGE Volkstanz in Südtirol bekannt, dass<br />

der heurige Landeskathreintanz am 14. November <strong>2020</strong> im Kurhaus, sowie der Winterlehrgang im Haus der Familie<br />

vom 26.12.<strong>2020</strong> bis zum 01.01.2021 abgesagt sind.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 33


Informiert und Reflektiert<br />

Ensembleschutz –<br />

wichtig, aber ohne Zukunft?<br />

Ein Kommentar von Albert Willeit<br />

Der stattliche Rainerhof in Olang stand unter Ensembleschutz und wurde trotzdem abgerissen.<br />

(Aus: Bauernhöfe in Südtirol Band 11)<br />

Der Heimatpflegeverband weist seit 30 Jahren auf die Wichtigkeit von Ensembles hin,<br />

doch die Bilanz sieht ernüchternd aus. Häufig fehlt auf Dorf- und Landesebene der politische<br />

Wille für restriktive Maßnahmen, und so hat man das verpflichtende Ensembleschutzverzeichnis<br />

vielfach gar nicht erstellt. Außerdem hatte es zu oft eine reine Alibifunktion,<br />

weil man die Regelungen an die Wünsche der Bauherren anpasste.<br />

Meine Erfahrungen<br />

Die Ensembleschutzkommission von Bruneck<br />

hatte sich 2002 für den Erhalt des<br />

stadtbildprägenden Hotels „Post“ eingesetzt.<br />

Nachdem aber die Gemeindeverwaltung<br />

dessen Abbruch genehmigt hatte,<br />

sind wir als Kommission aus Protest zurückgetreten.<br />

Auch der Bahnhof von Bruneck<br />

war damals dem Abbruch geweiht.<br />

Dieses Vorhaben konnte verhindert werden.<br />

Und so blieb er als Teil des schönen<br />

Ensembles der Pustertaler k.-u-k.-Bahngeschichte<br />

erhalten.<br />

Der Abbruch des einzigartigen stattlichen<br />

Rainerhofes in einer Ensembleschutzzone<br />

in Olang war 2015 der Anlass, dass ich als<br />

Landessachverständiger der Gemeinde zurücktrat,<br />

weil man sich nicht an die klaren<br />

Bestimmungen zum Erhalt des Gebäudes<br />

gehalten hat.<br />

Seit fünf Jahren bin ich Mitglied der Ensembleschutzkommission<br />

von Innichen.<br />

Dort ist die Arbeit durchaus zufriedenstellend,<br />

auch weil die Bürgermeisterin die<br />

Kommission und den Schutz der Ensembles<br />

und ihren Wert für die Allgemeinheit<br />

wichtig nimmt.<br />

34<br />

KulturFenster


Heimatpflege<br />

Die Posthäuser in Sand in Taufers, ein einzigartiges geschichtliches und bauliches Ensemble von 1900 im Stil des Historismus.<br />

Es war im Ensembleschutzplan zwar vorgesehen, aber dieser wurde wegen mancher Widerstände nie genehmigt. (Foto: Albert<br />

Willeit)<br />

Die Zukunft des<br />

Ensembleschutzes in Südtirol<br />

Es war ein großer Fehler, die Zuständigkeit<br />

für die Ensembles nicht wie beim Denkmalschutz<br />

und bei Schutzgebieten dem<br />

Land zu übertragen, sondern den Gemeinden.<br />

Diese verfügen vielfach weder über<br />

die Sensibilität, noch über das Wissen für<br />

diese komplexe Materie. Zudem sind sie<br />

zu sehr dem Druck von Interessen ausgesetzt.<br />

Äußerst schlimm ist, dass künftig<br />

der Ensembleschutz noch bedeutungsloser<br />

sein wird, da die Aus- oder Nichtausweisung<br />

und die Regelung der Ensembles allein<br />

in der Hand der Gemeinden liegt. Sie<br />

müssen zwar verbindlich eine Ensembleschutzliste<br />

erstellen, doch sie werden wohl<br />

wenig Geeignetes finden (wollen). Zudem<br />

besteht nach der Ausweisung die Möglichkeit,<br />

dass die Gemeinde die Liste einseitig<br />

wieder abändert, ohne dass das Land eine<br />

Handhabe zum Eingreifen vorgesehen hat.<br />

Das wird sich fatal auswirken.<br />

Die noch verbliebenen Ensembles und<br />

historischen Gebäude sind für das Ortsund<br />

Landschaftsbild in unserem Land<br />

von großer Bedeutung. Geben wir ihnen<br />

eine Chance!<br />

Albert Willeit, Bezirksobman des<br />

Heimatpflegeverbandes Bezirk Pustertal<br />

Ein wunderbares Ensemble: Weiler Fordora in Enneberg (Foto: Albert Willeit)<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 35


Informiert und Reflektiert<br />

Vom Allerheiligenbrauch<br />

zum Gruselfest<br />

Was hinter Halloween steckt und wie es Europa eroberte<br />

Erst in Amerika kam der Kürbis zu seinem Ruf als Symbol für Halloween. Mittlerweile erobert er auch die heimische Küche.<br />

Bald ist Allerheiligen – bald ist aber auch<br />

Halloween. In der Nacht vom 31. <strong>Oktober</strong><br />

auf den 1. November wird dieser Brauch begangen.<br />

Oder auch nicht. Denn Halloween<br />

scheidet die Geister. Die einen mögen es,<br />

die anderen sind skeptisch oder lehnen es<br />

strikt ab. Vor der Mitte der 1990er-Jahre<br />

beschäftigten sich deutschsprachige Fachbücher<br />

kaum damit, heute fehlt Halloween<br />

in keiner wissenschaftlichen Publikation<br />

zu Bräuchen.<br />

Ursprünglich handelte es sich bei Halloween<br />

um einen englisch-irischen, also<br />

europäischen Brauch. Sein Name geht<br />

auf Allerheiligen zurück. In der Nacht auf<br />

den 1. November wurden ausgehöhlte Rüben<br />

mit brennenden Kerzen in die Fenster<br />

gestellt und an Arme, die von Haus<br />

zu Haus zogen, Almosen verteilt – so wie<br />

wir es von den Allerseelenbräuchen kennen.<br />

Die Brauchträger waren Erwachsene,<br />

später Kinder.<br />

Der Brauch lief nicht überall gleich ab<br />

und erlebte mehrere Veränderungen, so wie<br />

unsere Bräuche Unterschiede von Tal zu<br />

Tal oder von Dorf zu Dorf aufweisen. Auch<br />

in Tirol gingen Menschen vermummt von<br />

Haus zu Haus, um sich etwas zu erbetteln,<br />

wie wir das vom Krapfenlottern in Ulten,<br />

dem Krapfenbetteln in Pfunders oder<br />

dem Krapfenschnappen in der Gegend um<br />

Lienz kennen. Während diese Bräuche<br />

regional verankert geblieben sind, machte<br />

sich Halloween im Zuge einer großen Auswanderungswelle<br />

im 19. Jahrhundert auf<br />

den Weg nach Amerika.<br />

Nach Amerika und wieder zurück<br />

Ab 1920 war die Halloween-Nacht dort<br />

weitum bekannt. Doch sie entwickelte sich<br />

zu einer Nacht des Schreckens. Ausgehöhlte<br />

Rüben wurden durch Kürbisse ersetzt,<br />

friedliches Herumziehen durch Unfug<br />

und Zerstörung. Als Gegenmaßnahme<br />

kam es zu organisierten Feiern, bei denen<br />

Kinder wieder die Hauptrolle spielen sollten.<br />

Sie zogen in Gruppen durch die Orte und<br />

36<br />

KulturFenster


Heimatpflege<br />

erbettelten sich mit dem Ausspruch „Süß<br />

oder sauer?“ Süßigkeiten. In den 1960er-<br />

Jahren wurde das Fest auch wieder von<br />

den Erwachsenen aufgegriffen, die sich<br />

verkleideten und sich zu Partys trafen,<br />

mit Musik und Alkohol. Am Ende des 20.<br />

Jahrhunderts trat der Brauch die Rückreise<br />

nach Europa an und wurde hier Teil<br />

der Spaß- und Eventgesellschaft.<br />

Gutes Geschäft und<br />

Medienereignis<br />

Welche Merkmale lassen sich bei<br />

Halloween heute beobachten?<br />

Halloween ist Teil der Freizeit- und<br />

Unterhaltungsindustrie, wie die jährlich<br />

stattfindenden Partys zeigen. Bei<br />

den Verkleidungen weichen Hexen und<br />

Geister immer mehr den Fratzen von<br />

Horrorfiguren, so wie das aktuell bei<br />

den Krampusfiguren beobachtbar ist.<br />

Wie die Krampusläufe erinnert Halloween<br />

stark an die Fasnacht.<br />

Vom Brauch, arme Leute mit Essen zu versorgen, wandelte sich Halloween im Zuge<br />

seiner Amerikareise zum gruseligen Partyereignis.<br />

Halloween ist gut fürs Geschäft. Laut<br />

Auskunft von Konsumentenschutzverbänden<br />

feierten 2019 rund zehn Millionen<br />

Italiener das Fest in irgendeiner<br />

Form – wenn nicht auf Partys, dann<br />

mit Dekorationen für das eigene Heim.<br />

Daher sind Scherzartikel, Masken, Kostüme<br />

und Dekorationsobjekte jährlich<br />

gefragte Konsumartikel. In Südtirol hat<br />

sich 2019 die Verbraucherzentrale mit<br />

Tipps für ein „umweltbewusstes“ Halloween<br />

zu Wort gemeldet.<br />

Halloween ist ein profaner Gegenwartsbrauch.<br />

Der religiöse Aspekt, den Allerheiligen-<br />

und Allerseelenbräuche aufweisen,<br />

das Totengedenken, ist nicht<br />

mehr sichtbar. Masken und Kostüme,<br />

die Totenköpfe und Sensenmänner zeigen,<br />

sind wohl eher als Teil der gruseligen<br />

Unterhaltung zu deuten.<br />

Halloween ist ein Ereignis für Jugendliche<br />

und junge Erwachsene. 2019<br />

befragte ein südtiroler Internetmedium<br />

rund 2.300 Personen. 90 Prozent<br />

gaben an, dass sie keine Angst<br />

und auch keine Lust auf das Fest haben.<br />

Vier Prozent bezeichneten sich<br />

als Anhänger, und sechs Prozent fanden<br />

es zu gruselig. Die Anhänger sind<br />

junge Menschen unter 30 Jahren.<br />

Halloween ist ein Medienereignis. Radiosender,<br />

die ein junges Publikum<br />

anzogen, wie etwa Ö3, das Internet<br />

und amerikanische Serien machten<br />

Halloween im 20. Jahrhundert bekannt.<br />

Die Berichte in den Medien<br />

beinhalten heute die Ankündigung<br />

von Veranstaltungen, Informationen<br />

zu Geschichte und Gegenwart des<br />

Brauches, Bilder von Kostümen von<br />

Prominenten, aber auch das Für und<br />

Wider zum Fest.<br />

Halloween und die Kirche: Die katholische<br />

Kirche und ihre Jugendorganisationen<br />

bringen immer wieder ihre<br />

kritische Haltung zum Ausdruck mit<br />

der Botschaft: „Kerze statt Kürbis. Allerheiligen<br />

statt Halloween.“<br />

Halloween und die Kürbisse: Kürbisse<br />

dienten früher als Viehfutter oder mancherorts<br />

als Arme-Leute-Essen. In vielen<br />

Kochbüchern fehlten sie lange<br />

Zeit. Auch der Volkskundler Hans<br />

Fink erwähnt sie in seinem 1980 erschienenen<br />

Buch über die Geschichte<br />

der Küche in Südtirol nicht. Verbreitet<br />

sind sie heute nicht nur in der Küche,<br />

sondern auch als herbstliche Dekoration<br />

bei Hofeinfahrten, Hauseingängen<br />

und beim Erntedank in den Kirchen.<br />

Halloween wird in der ethnologischen Forschung<br />

weiterhin ein Untersuchungsgegenstand<br />

bleiben – als Beispiel für den<br />

Wandel, die Kommerzialisierung und Profanisierung<br />

eines Brauches.<br />

Barbara Stocker<br />

Verwendete Literatur:<br />

Haid, Oliver: Ö3 präsentiert Halloween. Postmoderne<br />

Volkskultur zwischen UKW und WWW, in: Bockhorn/<br />

Hörandner/Prasch (Hg.): Erlebniswelt Volkskultur, Wien<br />

2001, S. 163-181.<br />

Höhn, Marco: Tot aber glücklich. Halloween – die Nacht<br />

der lebenden Toten als Event-Mix. In: Hepp/ Vogelsang<br />

(Hg.): Populäre Events. Medienevents, Spielevents,<br />

Spaß Events. Opladen 2003.<br />

Hörandner, E.(Hg.), Halloween in der Steiermark und<br />

anderswo. Wien 2005.<br />

Kurz vor der Adventsdekoration<br />

schmücken Halloween-Dekoartikel die<br />

Schaufenster.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 37


Informiert und Reflektiert<br />

Gedenktafel für<br />

Max Valier enthüllt<br />

Heimatpflegeverband Südtirol und Bayern-Südtirol-Gesellschaft<br />

ehren Südtiroler Raketenpionier<br />

Bayerns Innenminister und erster Vorsitzender der Bayern-Südtirol-Gesellschaft, Joachim Herrmann (l.), Südtirols Alt-<br />

Landeshauptmann Luis Durnwalder (r.) sowie Claudia Plaikner und Josef Oberhofer vom Heimatpflegeverband Südtirol enthüllen<br />

die neue Gedenktafel am Grab von Max Valier.<br />

Bei einer Gedenkfeier am Grab von Max<br />

Valier in München wurde am Sonntag, 4.<br />

<strong>Oktober</strong>, dessen 90. Todestages und zugleich<br />

des 125. Geburtstages gedacht. Bayerns<br />

Innenminister und Erster Vorsitzender<br />

der Bayern-Südtirol-Gesellschaft, Joachim<br />

Herrmann, Südtirols Alt-Landeshauptmann<br />

Luis Durnwalder sowie Claudia Plaikner<br />

und Josef Oberhofer vom Heimatpflegeverband<br />

Südtirol gaben dem bekannten Südtiroler<br />

die Ehre.<br />

Max Valier, geboren im heutigen IDM-<br />

Gebäude am Pfarrplatz in Bozen, war ein<br />

Pionier in Sachen Raketenbau. Seine ersten<br />

Erfolge erzielte er mit Raketenautos.<br />

Mit einem Raketenschlitten stellte er<br />

1929 am zugefrorenen Starnberger See<br />

den damaligen Geschwindigkeitsrekord<br />

von 400 Stundenkilometern auf.<br />

Ein Jahr später starb Valier mit 35<br />

Jahren bei der Explosion eines von ihm<br />

selbst ausprobierten neuartigen Triebwerkes<br />

in Berlin. Er gilt als bedeutender<br />

Wegbereiter der Raketentechnik – er<br />

wollte schon damals zum Mond fahren<br />

– und gleichzeitig als ihr erstes Todesopfer.<br />

Begraben wurde Valier am Westfriedhof<br />

in München.<br />

Fast vergessenes Grab<br />

Seit bald 30 Jahren kümmert sich der Geschäftsführer<br />

des Südtiroler Heimatpflegeverbandes,<br />

Josef Oberhofer, persönlich um<br />

die Pflege des Grabes, nachdem es viele<br />

Jahre vergessen und beinahe aufgelassen<br />

worden wäre. Ein Münchner Taxifahrer<br />

hatte einem Südtiroler Magazin den<br />

Hinweis gegeben, dass das Grab eines bekannten<br />

Südtirolers in München sehr vernachlässigt<br />

sei.<br />

„In der Folge hat sich Norbert Mumelter<br />

vom Bozner Museumsverein darum<br />

38<br />

KulturFenster


Heimatpflege<br />

Würdige Gedenkfeier für Max Valier im Münchner Westfriedhof<br />

gekümmert, und seit 1990 kümmere ich<br />

mich großteils privat um die Pflege und den<br />

Erhalt des Grabes“, so Josef Oberhofer.<br />

Innenminister bei Feier dabei<br />

Bei der Gedenkfeier in München nannte<br />

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann,<br />

ein Südtirolfreund und Erster Vorsitzender<br />

der Bayern-Südtirol-Gesellschaft, Max Valier<br />

„einen Vordenker, ohne den die heutige<br />

Weltraumtechnologie kaum denkbar<br />

ist“. Valier sei außerdem ein gutes Beispiel<br />

für die Beziehungen zwischen Bayern und<br />

Südtirol. „Gerade in Coronazeiten müssen<br />

und können die beiden Länder und ihre<br />

Einwohner noch enger zusammenarbeiten“,<br />

so der Innenminister.<br />

Durnwalder dankt Verband<br />

Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder,<br />

ebenfalls ein Mitglied der Bayern-Südtirol-Gesellschaft,<br />

dankte dem Heimatpflegeverband<br />

für die Initiative zur Gedenkfeier.<br />

Auch er wünschte sich, dass trotz<br />

Coronakrise die zwischenmenschlichen<br />

Kontakte besonders auch zwischen Bayern<br />

und Südtirol nicht zu kurz kommen.<br />

David Gruber, ein ausgewiesener Valier-<br />

Experte und Vizepräsident des Vereines der<br />

Amateurastronomen Max Valier, sprach<br />

auch von Valiers publizistischer Meisterleistung.<br />

Tiefer darauf ein ging Karlheinz<br />

Rohrwild vom Hermann-Oberth-Raumfahrt-<br />

Museum in Feucht, der die größte private<br />

Sammlung von Valier-Materialien besitzt.<br />

Zum Abschluss der Feier wurde eine<br />

Bronzetafel enthüllt, die als bleibende Erinnerung<br />

an den Südtiroler Raketenpionier<br />

in München dient.<br />

Peter Daldos<br />

Fotos: Florian Trojer<br />

Das Grab von Max Valier war lange<br />

Zeit vernachlässigt worden. Vor 30<br />

Jahren hat Josef Oberhofer vom<br />

Heimatpflegeverband die Pflege der<br />

Ruhestätte in die Hand genommen.<br />

Max Valier gilt als Pionier der<br />

Raumfahrt und als Wegbereiter der<br />

Raketentechnik.<br />

Die neue Gedenktafel am Grab von Max<br />

Valier in München<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 39


Aus Verband & Bezirken<br />

Kein Frieden für Villa „Friedheim“<br />

Ensembleschutz für historisches Gebäude mit Garten in Brixner Stadtteil<br />

abgelehnt – Aufrufe bleiben ungehört<br />

Obwohl denkmal- oder zumindest ensembleschutzwürdig, muss die Villa „Friedheim“ (links) modernen Bauten weichen.<br />

In der Villa „Friedheim“, einem historischen<br />

Ensemble aus Haus und Garten im Brixner<br />

Ortsteil Kranebitt ist es jetzt wohl aus mit<br />

dem „Frieden“. Die denkmalschutzwürdige<br />

Villa aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

muss modernen Bauten weichen. Der Forderung<br />

nach Ensembleschutz wurde nicht<br />

stattgegeben. Dabei wäre das ein wichtiger<br />

Schritt im Interesse von Ortsbildpflege, Lebensqualität<br />

und Denkmalschutz (gewesen).<br />

Die „Villa Friedheim“, auch „Villa Penn“<br />

genannt, liegt in schönster Position hoch<br />

über Brixen im Ortsteil Kranebitt, der wegen<br />

seiner sonnigen Position in Hanglage<br />

und der Stadtnähe eine der beliebtesten<br />

Wohnlagen Brixens geworden ist. Dank<br />

seiner Attraktivität bildet Kranebitt aber<br />

auch eine Spielwiese der Bauspekulation.<br />

Aus kleinen Hauseinheiten entstanden in<br />

den vergangenen Jahren massige Bauten.<br />

Nach wie vor wird gebaggert und planiert,<br />

um zum Beispiel Häuser mit Luxuswohnungen<br />

zu errichten.<br />

Im Anschluss an ein solches im Bau<br />

befindliches Projekt mit Luxuswohnungen<br />

liegt die oben erwähnte, heute verlassene<br />

Villa „Friedheim“. Sie bildet stilistisch eine<br />

reizvolle Mischung aus Landhaus und Villa<br />

und erinnert an das früher ländlich geprägte<br />

Kranebitt.<br />

Ein Haus mit Geschichte<br />

Das Haus befindet sich in unmittelbarer<br />

Nähe älterer Gehöfte und wurde wohl zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet. Der<br />

Bau orientierte sich an der Villenarchitektur<br />

der Zeit. Er zitiert historisierende Elemente<br />

wie einen aussichtsreichen Erker,<br />

dekorative Fensterumrahmungen, Jalousien<br />

und fassadenbündige Fenster. Der<br />

Gartenfassade gegen Westen ist im ersten<br />

Obergeschoß eine original erhaltene Holzveranda<br />

mit feingliedriger Verglasung vorgelagert.<br />

Ein Zugang erfolgt über den engen,<br />

malerischen Kranebittweg, ein zweiter<br />

in das Obergeschoß an der Nordfassade<br />

über eine Außentreppe in Holz mit schmiedeeisernem<br />

Geländer. Vor der Hauptfassade<br />

liegt ein Gartengrundstück in attraktiver<br />

Hanglage.<br />

Die Ausrichtung des Hauses auf den Garten,<br />

der sich leicht terrassiert ins Gelände<br />

über dem westseitigen Abhang fügt, entspricht<br />

der Wohnkultur der Zeit. Der Garten<br />

gliedert sich in unterschiedlich genutzte<br />

und bepflanzte rechteckige Flächen, die<br />

durch Hecken, Beeteinfassungen, Wege<br />

und Geländesprünge abgegrenzt sind. Eine<br />

schattige Laube findet man im Außenge-<br />

40<br />

KulturFenster


Heimatpflege<br />

Der einst ländliche Stadtteil Kranebitt ist wegen seiner attraktiven Lage zur Spielwiese<br />

für Bauspekulationen geworden.<br />

hunderts auf jeden Fall alle Kriterien des<br />

Ensembleschutzes. Dieser wurde von der<br />

Gemeinde Brixen allerdings nur für den<br />

Stadtkern und in einigen Fraktionen festgeschrieben.<br />

Die Gegend war zudem prähistorisch<br />

besiedelt und, wie Bauarbeiten<br />

in der Nähe immer wieder gezeigt haben,<br />

häufig Ort archäologischer Funde.<br />

Es wäre ein großer Verlust, Baubestand<br />

und Garten einer spekulativen und wenig<br />

hangverträglichen Neuverbauung zu opfern.<br />

Doch danach sieht es im Moment<br />

aus. Die vor einigen Jahren verstorbene<br />

Besitzerin hatte das Haus einem Tierschutzverein<br />

vermacht, der es jedoch an<br />

die benachbarten Bauträger der Großbaustelle<br />

veräußerte. Deren Interesse<br />

erstaunt nicht weiter, bietet das Gelände<br />

doch Platz für eine weitere Mega-Operation<br />

mit absehbaren Großbauten. Damit<br />

aber würde dem Charakter Kranebitts ein<br />

weiterer Schlag versetzt.<br />

Für das Gebäude selbst besteht noch<br />

kein Denkmalschutz. Anrainer, die Vertreter<br />

des Vereines „heimat Brixen/Bressanone/Persenon“<br />

und kulturell Interessierte<br />

haben deshalb mit Nachdruck auf<br />

die sich hier abzeichnenden Eingriffe von<br />

großer Tragweite verwiesen.<br />

Sie forderten:<br />

lände ebenso wie einen Ziergarten und einen<br />

Nutzgarten sowie eine Wiese mit Panoramablick<br />

über Stadt und Tal. Im Garten<br />

hat sich eine beachtliche Zahl an älteren<br />

Bäumen, Gehölzen und Stauden erhalten.<br />

Vortritt für Baulöwen<br />

Das malerische Ensemble wäre denkmalschutzwürdig,<br />

erfüllt aber als Einheit von<br />

Haus und Garten des frühen 20. Jahr-<br />

1. Die dringende Unterschutzstellung<br />

für die Villa „Friedheim“ durch die<br />

Abteilung Denkmalpflege;<br />

2. eine klare Beschränkung von Kubatur<br />

und Bauindex für die absehbare<br />

Verbauung;<br />

3. die Anwendung einer Gestaltungssatzung<br />

im Sinne des neuen Landesgesetzes<br />

„Raum und Landschaft“.<br />

„Nicht schützenswert“<br />

Mit dem artenreichen Garten bildet die Villa ein schützenswertes Ensemble.<br />

(Fotos: Verein „heimat“)<br />

Leider hat sich die Landesabteilung Denkmalpflege<br />

trotz Lokalaugenscheines nicht<br />

zu einem Antrag auf Unterschutzstellung<br />

durchringen können. Auch ein stark besuchter<br />

Medientermin Ende Juli <strong>2020</strong>, an<br />

dem neben dem Verein „heimat“ auch<br />

die Obfrau des Landesverbandes für Heimatpflege,<br />

Claudia Plaikner, sowie kulturell<br />

Interessierte und zahlreiche Anwohner<br />

teilnahmen, konnte die Situation nicht ändern.<br />

Noch in diesem Herbst dürfte der<br />

Abriss erfolgen.<br />

Trotzdem hat das erhebliche Interesse<br />

an der Villa „Friedheim“ die Gemeinde zur<br />

Vorsicht genötigt. Der Schutz des Kranebitter<br />

Hanges, der das Erscheinungsbild<br />

von Brixen wesentlich prägt, muss der<br />

künftigen Gemeindeverwaltung ein Anliegen<br />

sein. Kranebitt ist stark angegriffen,<br />

umso mehr sind seine Restbestände<br />

und der Charakter zu wahren und zeitgerecht<br />

zu interpretieren.<br />

Verein „heimat“/Hans Heiss<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 41


Aus Verband und Bezirken<br />

Neuer Ausschuss im<br />

Bezirk Pustertal<br />

Albert Willeit für drei Jahre zum Obmann gewählt – Schwerpunkte festgelegt<br />

Der Bezirk Pustertal des Heimatpflegeverbandes<br />

Südtirol hat einen neuen Obmann. Albert<br />

Willeit wurde bei der jüngsten Bezirksversammlung<br />

im September für drei Jahre<br />

in dieses Amt gewählt. Neben der Neuwahl<br />

des Ausschusses standen ein Rückblick<br />

auf Erreichtes und ein Ausblick auf weitere<br />

Ziele auf dem Programm der Versammlung.<br />

Zunächst blickten Albert Willeit und Landesobfrau<br />

Claudia Plaikner auf die Tätigkeiten<br />

der vergangenen drei Jahre zurück.<br />

So gelang etwa die Erhaltung alter Bausubstanz<br />

in einzelnen Fällen wie bei den Posthäusern<br />

in Sand oder beim Bahnhofsgebäude<br />

in Bruneck, in anderen wurde der<br />

Verbandsbezirk nicht gehört (Rainer/Olang,<br />

Maurer/Welsberg, Kübler/Prags). Die Unterschutzstellung<br />

des technischen Kulturgutes<br />

Überschlag an der Ahr in St. Georgen<br />

wurde ebenso unterstützt wie die Erhebung<br />

der Trockenmauern in Prettau.<br />

Der Bezirk verfasste zahlreiche Stellungnahmen<br />

zu den Tourismuszonen (Saalen,<br />

Sonnenburg, Pfalzen, Terenten) und war<br />

dabei teilweise erfolgreich. Auch der Ortsbildschutz<br />

war und ist den Heimatpflegerinnen<br />

und -pflegern ein Anliegen, wobei<br />

als Beispiele die Sportzone und Gärtnerei<br />

am Eingang von St. Lorenzen in archäologischer<br />

Zone und der Kronplatzweg in der<br />

Brunecker Oberstadt genannt wurden. Kritisch<br />

äußerte man sich zu den teils sehr<br />

invasiven Straßenbauten an sensiblen Orten<br />

wie der Einfahrt ins Gadertal, ebenso<br />

zu einigen überproportionalen Hotelbetrieben<br />

und nicht zuletzt auch zu bestimmten<br />

Entwicklungen im Bereich „Urlaub auf<br />

dem Bauernhof“.<br />

Auch der Bereich Landschaftsschutz<br />

ist ein Kernthema der Heimatpflege, und<br />

so gab es Interventionen zu Almerschließungen<br />

besonders im Ahrntal (u. a. Schöllbergalm<br />

in archäologischem Gebiet), zur<br />

Düngung und Gülleausbringung in Natura-2000-Gebieten<br />

(Armentara) oder zur<br />

Umwidmung der Erlaue in St. Sigmund.<br />

Schließlich werfen die Heimatpfleger neben<br />

viel Sensibilisierungsarbeit auch kritische<br />

Blicke auf den Ensembleschutz, zu<br />

dem in vielen Gemeinden entsprechende<br />

Pläne fehlen, und auf die mitunter unpassende<br />

Friedhofsgestaltung, besonders, was<br />

die Urnengräber betrifft.<br />

Albert Willeit engagierte sich in den vergangenen<br />

Jahren in der Landschaftsschutzkommission<br />

und hat sich für die Verbesserung<br />

des neuen Gesetzes für Raum und<br />

Landschaft eingesetzt, Walter Harpf kümmerte<br />

sich um die digitale Kommunikation,<br />

Klaus Graber um den Bereich Umweltschutz<br />

und um die Einbeziehung der<br />

Jugend, Michael Burger um den Ensembleschutz.<br />

Landesobfrau Claudia Plaikner<br />

kümmerte sich vor allem um den Ausbau<br />

von Kontakten zu Ämtern und Institutionen.<br />

Aus den Neuwahlen ging Albert Willeit<br />

als Obmann hervor. Mit ihm im Ausschuss<br />

arbeiten Walter Harpf, Heinz Mariner,<br />

Pauline Moser und Oskar Messner.<br />

Einige Schwerpunkte für die künftige Tätigkeit<br />

sind bereits formuliert (siehe Kasten)<br />

Der neue Ausschuss: Oskar Messner… Heinz Mariner, … Pauline Moser, …<br />

42<br />

KulturFenster


Heimatpflege<br />

E wie Einsatz, K wie Kritik<br />

Der Bezirk Pustertal des Heimatpflegeverbandes Südtirol wird weiterhin ein wachsames Auge auf die Entwicklung und die<br />

Geschehnisse im Osten des Landes haben. Der neue Obmann, Albert Willeit, nennt einige Schwerpunkte im Programm:<br />

> Einsatz für den Erhalt und die Sanierung historischer Gebäude, aber auch wertvoller Landschaftselemente;<br />

> Einsatz gegen die Verbauung der Landschaft sowie gegen die Auswüchse des Bauens, insbesondere im Bereich Tourismus;<br />

> Einsatz für die Hebung des Niveaus der Baukultur und damit für eine bessere Architektur;<br />

> Verstärkte Beratung in Ortsbildfragen für Gemeinden;<br />

> Aufzeigen von Mängeln im neuen Raumordnungsgesetz mit dem Ziel, es zu verbessern;<br />

> Kritik an überdimensionierten Straßen und problematischen Almerschließungswegen;<br />

> Kritik an der letzthin vermehrt bemerkten kompromissbereiten Haltung in den Ämtern für Natur und Landschaftsplanung;<br />

> Kritik an der Wirtschaftsweise in Natura-2000-Gebieten wegen Planierungen und Düngung.<br />

Walter Harpf und Albert Willeit. Landesobfrau Claudia Plaikner<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 43


Aus Verband und Bezirken<br />

„Ein Weckruf an uns alle“<br />

Kundgebung gegen Bahnverbindung auf den Confinböden<br />

Die Confinböden (auch Cunfinböden) sind<br />

wieder in Gefahr. Eine Verbindungsbahn<br />

soll zwischen Kastelruth und St. Christina<br />

(Monte Pana-Saltria) – mitten durch die einmaligen<br />

Confinböden – errichtet werden. Anfang<br />

September lud der Heimatpflegeverband<br />

gemeinsam mit der Gruppe „Nosc Cunfin –<br />

Unser Cunfin“ zu einer Kundgebung vor Ort<br />

ein. Vizepräsident Sepp Vieider rief dabei<br />

zum Umdenken auf.<br />

In Vertretung des Heimatpflegeverbandes<br />

Südtirol sprach Sepp Vieider den anderen<br />

Organisatoren der Kundgebung die volle<br />

Solidarität aus. Es gehe schließlich um die<br />

ureigenen Anliegen der Heimatpflege: um<br />

den Schutz und die Pflege einer einzigartigen<br />

Natur- und Kulturlandschaft, um das<br />

Maßhalten und um die nachhaltige Entwicklung<br />

des Gebietes am Fuße des Langkofel.<br />

Bereits im Juli hatte sich der Heimatpflegeverband<br />

mit einer Eingabe gegen den Beschluss<br />

des Gemeinderates von St. Christina<br />

ausgesprochen, mit dem eine Zahnradoder<br />

Umlaufbahn zwischen den Skizonen<br />

Seiseralm und Monte Pana–Ciampinoi–Sellajoch<br />

befürwortet worden war. Die<br />

Entscheidung sei nicht nur unvereinbar mit<br />

dem landschaftlichen Gebietsplan der Seiser<br />

Alm, sondern vor allem ein Eingriff in<br />

ein Wasserschutzgebiet sowie in eine intakte<br />

Kultur- und Naturlandschaft.<br />

„Laut unserem Landesvermarkter IDM<br />

soll Südtirol die nachhaltigste Region in<br />

Europa werden. Das kann aber nicht gelingen,<br />

solange unsere Gemeinde- und<br />

Landespolitik nicht beim Ursprünglichsten<br />

ansetzt: beim Bewahren der Natur“,<br />

betonte Sepp Vieider bei der Kundgebung.<br />

Der geplante Eingriff möge kurzfristige wirtschaftliche<br />

Vorteile für die Projektwerber<br />

bringen, langfristig gefährde er aber die<br />

Landschaft und schädige damit die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der betroffenen Gebiete.<br />

Der Vizepräsident des Heimatpflegeverbandes<br />

verwies zudem auf den Tag der<br />

Erdüberlastung, der heuer am 22. August<br />

erreicht wurde. Es ist jener Tag, an dem<br />

die Menschheit alle natürlichen Ressourcen<br />

aufgebraucht hat, die innerhalb eines<br />

Jahres regenerieren können. „Dieser Tag ist<br />

ein Weckruf an uns alle“, so Sepp Vieider.<br />

„Ein Umdenken hin zu mehr Nachhaltigkeit<br />

ist schließlich nicht Sache der anderen,<br />

sondern etwas, was wir selbst vorantreiben<br />

müssen… Hoffentlich haben unsere<br />

politischen Entscheidungsträger in Land<br />

und Gemeinden diesen weltweiten Weckruf<br />

nicht überhört.“<br />

Die Gruppe „Nosc Cunfin – Unser Cunfin“<br />

hat im Zuge der Entwicklungen auf<br />

der Seiser Alm auch eine Petition gestartet.<br />

Über 3000 Unterschriften gegen<br />

die Bahnverbindung wurden gesammelt<br />

und am 16. September Landeshauptmann<br />

Arno Kompatscher übergeben.<br />

Dieser reagierte positiv, erklärte der<br />

Gruppe aber, dass beim Land noch<br />

kein Antrag für die Bahnverbindung<br />

eingegangen sei, weshalb die Landesregierung<br />

noch keine Entscheidung<br />

treffen könne.<br />

Die Kundgebung auf den Confinböden. Sepp Vieider (kleines Bild) rief zum Umdenken auf – jeden Einzelnen, aber auch die<br />

Entscheidungsträger im Land. (Fotos: HPV)<br />

44<br />

KulturFenster


Im Gedenken<br />

Heimatpflege<br />

Mit dem Auge einer Künstlerin …<br />

Paula Marmsoler Pedrotti war die gute Seele des Bozner Stadtmuseums<br />

Paula Marmsoler Wwe. Pedrotti,<br />

( *4.2.1928 † 31.7.<strong>2020</strong>)<br />

Paula Marmsoler Pedrotti – bekannt<br />

und geschätzt als „Frau Pedrotti“, die<br />

gute Seele des Bozner Stadtmuseums,<br />

starb am 31. Juli <strong>2020</strong>. In schwierigen<br />

Zeiten, in denen der Bozner Museumsverein<br />

im Gebäude der Stadtgemeinde<br />

lediglich geduldet war, war Frau Pedrotti<br />

für die deutschsprachigen Bozner<br />

die wichtigste Ansprechpartnerin<br />

im Museum.<br />

1928 in Kastelruth als Tochter des<br />

Spenglermeisters Alfons Marmsoler und<br />

der aus Schalders stammenden Paula<br />

Schlechtleitner geboren, war Paula<br />

bereits als Kind mit einer besonderen<br />

Gabe ausgestattet: Sie konnte außergewöhnlich<br />

gut zeichnen und malen.<br />

Leider wurde ihr in der Faschistenzeit<br />

der Besuch einer Kunstschule in Rom<br />

nicht ermöglicht. Als Autodidaktin sah<br />

sie mit den besonderen Augen einer<br />

Künstlerin die Schönheiten unserer<br />

Gebirgslandschaft und die Besonderheiten<br />

der bäuerlichen Trachten, die ihr,<br />

aus der Hochburg der Südtiroler Trachten<br />

stammend, ein besonderes Anliegen waren.<br />

Ihr gutes Deutsch befähigte sie, den<br />

Kindern gehobener Familien in Rom und<br />

Bologna Sprachunterricht zu geben.<br />

Mit 29 Jahren heiratete Paula Marmsoler<br />

den Witwer Remo Pedrotti, Fotograf und<br />

Kustos des Bozner Stadtmuseums, und<br />

wohnte auch nach seinem Tod (1986) bis<br />

1997 in der Kustodenwohnung. Dort wuchsen<br />

auch die beiden Kinder Isabella und<br />

Georg und die Söhne aus Remo Pedrottis<br />

erster Ehe auf.<br />

Inmitten bedeutender Kunstwerke, die<br />

vor allem das kunstbeflissene Bozner Bürgertum<br />

zusammengetragen hatte, war die<br />

Kustodin besonders von der Volkskultur<br />

angetan, namentlich den Stuben und den<br />

angezogenen Trachtenfigurinen von Josef<br />

Moroder Lusenberg. Als der Museumsverein<br />

beschloss, diese fotografisch detaillierter<br />

zu dokumentieren, war Paula Marmsoler<br />

Pedrotti zusammen mit der unvergessenen<br />

Maridl Niedermair Nagele und der Textilrestauratorin<br />

Irene Tomedi Feuer und Flamme.<br />

Als Freizeitmalerin stellte Paula Marmsoler<br />

Pedrotti ihre Aquarelle in Arco, Bozen,<br />

Seis am Schlern und ihrem Heimatort<br />

Kastelruth aus. Vorausgegangen war der<br />

Besuch der Brunecker Sommerakademie<br />

in den 1980er-Jahren. Feine Pinselstriche<br />

und sanfte Farbtöne charakterisieren<br />

die einfachen und malerischen Motive<br />

als besonders schönen Ausdruck der<br />

Liebe zu unserer Heimat.<br />

Im Jahr 1997 zog Paula Marmsoler<br />

verwitwete Pedrotti nach 40 Jahren in<br />

ihren Heimatort Kastelruth. Ihre Tochter<br />

Isabella hatte das ermöglicht und<br />

stand weiterhin ihrer geliebten Mutter<br />

sehr nahe.<br />

Gewöhnt, im kulturellen Bereich<br />

aktiv zu sein, interessierte sich Paula<br />

Marmsoler für die Restaurierung der<br />

Figuren des Kalvarienberges am Kastelruther<br />

Kofel und trat dem dortigen<br />

Heimatpflegeverein Schlern bei. Große<br />

Freude empfand sie, als 2012 die Kastelruther<br />

Musikantentracht, den historischen<br />

Bildquellen entsprechend, vervollständigt<br />

und korrigiert wurde.<br />

Geistig völlig präsent, verbrachte sie<br />

ihre letzten drei Jahre im Kastelruther<br />

Seniorenheim, wobei ihre Tochter Isabella<br />

und die Malkunst wichtige Hilfen<br />

waren.<br />

Uns allen, die wir das Glück hatten,<br />

sie zu kennen, wird sie stets in guter<br />

Erinnerung bleiben.<br />

Hinter ihrer Einfachheit verbarg sich<br />

Größe und Tiefe.<br />

Helmut Rizzolli<br />

Tiroler Ball<br />

1988: vorne<br />

rechts Paula<br />

Marmsoler<br />

Pedrotti und<br />

links Midl<br />

Niedermair<br />

Nagele, stehend<br />

das Ehepaar<br />

Rizzolli<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 45


Arge Lebendige Tracht<br />

Neue Trachtenbroschüre<br />

liegt auf<br />

Gemeinschaftswerk von VSM,<br />

ArGe Lebendige Tracht und ArGe Volkstanz<br />

Das Wissen um das richtige Tragen der Tracht wurde von Generation zu Generation weitergegeben.<br />

Doch konnte man in den vergangenen Jahren bei Trachtenträgerinnen und -trägern<br />

eine gewisse Unsicherheit feststellen, was das Tragen und die Pflege der Tracht anbelangt.<br />

Es wurde zwar versucht, bei Fortbildungsveranstaltungen auf die vielen offenen<br />

Fragen einzugehen, doch der Wunsch nach einer gedruckten Informationsbroschüre wurde<br />

immer deutlicher erkennbar.<br />

Die Initiative ging vom Verband Südtiroler<br />

Musikkapellen (VSM) aus, der sich die<br />

Arbeitsgemeinschaft Lebendige Tracht im<br />

Heimatpflegeverband und die Arbeitsgemeinschaft<br />

Volkstanz mit ins Boot holte.<br />

Eine relativ kleine Arbeitsgruppe legte<br />

sich voll ins Zeug, und bald schon nahm<br />

die Trachtenbroschüre Gestalt an. Wichtig<br />

war dabei allen, auf die wichtigsten<br />

Fragen klare Antworten zu geben. Auf<br />

die jeweiligen Bedürfnisse der Mitgliedsverbände<br />

wurde Rücksicht genommen.<br />

Klare Gliederung<br />

Die „Gedanken zur Tracht“ stimmen auf<br />

das Thema ein. Sie lassen uns bewusst<br />

werden, was es mit der Tracht auf sich<br />

hat, welcher kulturelle Wert und welche<br />

soziale Botschaft von einer Tracht ausgehen.<br />

Den Hauptteil bilden die Kapitel<br />

über die Frauen- und die Männertracht.<br />

Auf die einzelnen Teile wird kurz<br />

und bündig eingegangen, und Beispiel<br />

gebende Fotos ergänzen zusätzlich den<br />

Text. Im abschließenden Kapitel „Was<br />

weiß ich eigentlich über meine Tracht?“<br />

kann man ein wenig in die Geschichte<br />

der Tracht hineinschnuppern.<br />

Kostbares Gewand braucht<br />

gute Pflege<br />

Da die Anschaffung einer Tracht eine<br />

kostspielige Angelegenheit ist, ist es<br />

umso wichtiger, dass sie gut gepflegt<br />

wird. Dies gilt vor allem für Vereinstrachten,<br />

die nur ausgeliehen werden. In der<br />

Broschüre gibt es wertvolle Tipps, sodass<br />

niemand verzweifeln muss, wenn<br />

einmal ein Fleck auf der Tracht landet<br />

oder die Tracht einen Regenguss abbekommen<br />

hat.<br />

Großzügige Verteilung<br />

Titelbild der neuen Trachtenbroschüre<br />

Die Broschüre wurde in einer Auflage<br />

von 10.000 Stück gedruckt und wird<br />

über die drei beteiligten Verbände an<br />

alle interessierten Trachtenträgerinnen<br />

und Trachtenträger kostenlos verteilt. Sie<br />

liegt auch in den jeweiligen Verbandsbüros<br />

auf.<br />

Abschließend sei allen gedankt, die in irgendeiner<br />

Weise ehrenamtlich zum Gelingen<br />

dieser Trachtenbroschüre beigetragen<br />

haben.<br />

Agnes Andergassen<br />

46<br />

KulturFenster


Heimatpflege<br />

•Büchertisch•<br />

Der Dämmrung ins Maul<br />

Karl Tschurtschenthaler veröffentlicht ersten Gedichtband<br />

Der in Toblach geborene und in Pfalzen<br />

lebende Redakteur und Schriftsteller<br />

Karl Tschurtschenthaler hat seinen<br />

ersten Gedichtband veröffentlicht.<br />

Während seiner Oberschulzeit im Vinzentinum<br />

in Brixen hat er die ersten<br />

Gedichtzeilen zu Papier gebracht, erinnert<br />

sich der heute 52-Jährige. In<br />

den Wiener Jahren, während seiner<br />

Ausbildung zum Pastoralassistenten<br />

und Religionslehrer, hat er endgültig<br />

die Liebe zur Lyrik entdeckt: „Es war<br />

eine besondere und fruchtbare Zeit in<br />

Wien.“ Danach rückten Beruf und Familie<br />

in den Vordergrund. Ein Lyrikseminar<br />

bei Sepp Mall im Herbst 2013<br />

war schließlich der Impuls zum Neuanfang<br />

und Weiterschreiben: „Schreiben<br />

ist für mich pures Handwerk. Es gibt selten<br />

den spontanen Einfall, und oft beginne ich<br />

ohne ein Ziel vor Augen.“ Seit der ersten<br />

Begegnung begleitet ihn Sepp Mall. Er war<br />

auch die treibende Kraft, die ihn ermuntert<br />

hat, die Gedichte zu veröffentlichen.<br />

„Tiefgründig, ernsthaft verspielt,<br />

innovativ in der Sprache,<br />

so müssen Gedichte sein.“<br />

(Sepp Mall)<br />

Karl Tschurtschenthaler will die Dinge,<br />

die ihn beschäftigen, in Zeilen fassen. Er<br />

schreibt über die Liebe, das Alter, Tod,<br />

Vergänglichkeit und kleidet Naturbilder,<br />

Landschaften und Jahreszeiten in Worte<br />

und Textsplitter. Aber auch heitere Gedankenspiele<br />

sollen dem Leser immer wieder<br />

ein Lächeln entlocken. Die Texte überraschen<br />

durch das immer wieder fehlende<br />

„e“, das zu einem kleinen schriftstellerischen<br />

Markenzeichen wird.<br />

Der Gedichtband ist im retina-Verlag erschienen,<br />

Karls Frau Annemarie und den<br />

beiden Töchtern Lisa und Marie gewidmet<br />

und über den Autor oder im Handel erhältlich.<br />

Bei der Buchvorstellung bedankte sich<br />

der Autor auch beim Verlagsleiter Thomas<br />

Kager und der Lektorin Debora Nischler<br />

sowie bei der Kulturabteilung des Landes<br />

Südtirol für die Unterstützung.<br />

Stephan Niederegger<br />

Textauszüge:<br />

Wolkn werdn<br />

Auf großn<br />

Himmln über fremdn<br />

Erdn und Meern<br />

werdn Wolkn zu<br />

herrnlosn<br />

Hemdn<br />

aufgeknöpft<br />

fliegn sie der<br />

Dämmrung ins<br />

Maul<br />

Runzln<br />

Mit zunehmendem<br />

Alter wächst<br />

die Haut sich aus<br />

sich groß<br />

oder es<br />

schrumpft bloß<br />

der Inhatl<br />

Stirnrunzln<br />

sind die<br />

schlimmstn<br />

Ungereimt<br />

Komm du<br />

ich will dich liebn<br />

ein Gedicht lang<br />

und breit<br />

ungereimt und<br />

unverschämt<br />

will in jeder Zeile<br />

dich suchn und fi ndn<br />

und dazwischn<br />

will dich haltn<br />

in jedm Wort<br />

und deine Haut ist<br />

das Papier auf dem<br />

ich schreib<br />

Konzert<br />

Ein grauer Himml<br />

ging durch die Stadt drin<br />

hing November bis April<br />

und in den nassn Straßn<br />

saßn Orchester von Wagn<br />

warn im Rotlicht dicht<br />

versammlt zum Konzert<br />

und lagn sich spielnd<br />

in den Haarn<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong> 47


Danke<br />

Danke an alle Rettungskräfte<br />

Danke an alle Pflegekräfte<br />

Danke an alle, die im Supermarkt arbeiten.<br />

Danke an alle Polizisten<br />

Danke an alle Ärzte<br />

Danke an alle Menschen,<br />

die durch ihre Arbeit dem Coronavirus ausgesetzt sind,<br />

aber trotzdem weitermachen!<br />

Ohne euch ginge es nicht!<br />

Impressum<br />

Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen, des Südtiroler Chorverbandes<br />

und des Heimapflegeverbandes Südtirol<br />

Eigentümer und Herausgeber:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen<br />

Ermächtigung Landesgericht Bozen<br />

<strong>Nr</strong>. 27/1948<br />

Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes<br />

verantwortlich:<br />

Dr. Alfons Gruber<br />

Als Pressereferenten für die Darstellung der<br />

entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:<br />

VSM: Stephan Niederegger,<br />

E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it<br />

SCV: Paul Bertagnolli,<br />

E-Mail: info@scv.bz.it<br />

HPV: Florian Trojer,<br />

E-Mail: florian@hpv.bz.it<br />

Unverlangt eingesandte Bilder und Texte<br />

werden nicht zurückerstattet.<br />

Redaktion und Verwaltung:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />

I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus<br />

Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347<br />

E-Mail: info@vsm.bz.it<br />

Einzahlungen sind zu richten an:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,<br />

Waltherhaus<br />

Raiffeisen-Landesbank, BZ<br />

IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771<br />

SWIFT-BIC: RZSBIT2B<br />

Jahresbezugspreis: Euro 20<br />

Gefördert von der Kulturabteilung<br />

der Südtiroler Landesregierung.<br />

Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />

Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,<br />

und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,<br />

August, <strong>Oktober</strong> und Dezember.<br />

Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen<br />

Vormonats.<br />

48<br />

KulturFenster

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!