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didacta 04/20

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KITA<br />

„Der Raum muss rufen!“<br />

Kreativitätsfördernd für Kinder sollte laut Experte Roland Seeger<br />

ein gutes Außenspielgelände sein. Er baut auf naturnahe Konzepte und bezieht<br />

bei seinen Planungen besondere Experten mit ein: die Kinder.<br />

Interview Silvia Schumacher<br />

AUF EINEN BLICK<br />

› Bei Außenspielanlagen sollten die Bedürfnisse<br />

und Wünsche der Kinder im Mittelpunkt stehen.<br />

› Naturelemente wie Natursteine und Wasserelemente<br />

fördern den kindliche Entdeckergeist.<br />

› Wichtig ist, dass Bewegungsanregungen und<br />

Rückzugsbereiche angeboten werden.<br />

Roland Seeger,<br />

Erziehungswissenschaftler und<br />

Lernforscher, ist Gründer und wissenschaftlicher<br />

Leiter der Forschungsstelle<br />

für Frei- und Spielraumplanung.<br />

Meine Kita: Was zeichnet ein<br />

gutes Außenspielgelände für Kinder aus?<br />

Roland Seeger: Da lohnt sich ein Blick in die Geschichte:<br />

Der Kinderspielplatz hat seinen Ursprung in den 50er-Jahren<br />

in Mittelhessen. Der Verkehr nahm zu, da wollte man<br />

den Kindern etwas bieten. Es wurden Spielplätze gebaut<br />

– von Erwachsenen für Kinder. Gute Außenspielanlagen<br />

orientieren sich aber an den Bedürfnissen der Kinder.<br />

Sie entwickeln naturnahe Spielanlagen für<br />

Kitas. Welche Elemente sind dort zu finden?<br />

Zunächst gibt es dort viel Grün. Es gibt Steine und<br />

Mauern zum Klettern, Nischen und Höhlen, um sich zu<br />

verstecken. Bei den Rutschen greifen wir auf Spielgeräte<br />

zurück, das meiste entwickeln wir aus der Natur.<br />

Zum Beispiel?<br />

Beim Klettern: Klassisch ist auf Spielplätzen eine Wackelbrücke<br />

oder eine Spielkombination zu finden. Beim<br />

naturnahen Konzept nutzen wir Natursteine, bauen einen<br />

Hügel zu einer Kletterwand und befestigen dort Seile. Bis<br />

zu zwei Meter Höhe sind in der Kita zulässig. Oder der<br />

Sandbereich. Normalerweise wird ein Sandkasten mit einer<br />

Umrandung angeboten, damit die Kinder darauf bauen und<br />

Sand ablegen können. Der Sand landet dann außerhalb<br />

des Sandkastens. Beim naturnahen Konzept buddelt der<br />

Bagger ein Loch. Zusätzlich wird eine Drainage angelegt,<br />

damit das Regenwasser auch versickern kann. So entsteht<br />

ein Sandsee. Die Ablagefläche für das Bauspiel liegt in<br />

dieser Sandspielbereichskonzeption innen. Zum Beispiel<br />

über einem Wasser-Matsch-Tisch oder über einem abgeflachten<br />

Naturstein. Wichtig ist, dass die Spielanlagen nicht<br />

von den Erwachsenen vorgedacht sind, sondern die Kinder<br />

dabei auch kreativ werden können.<br />

Es geht darum, dass die Kinder experi mentieren<br />

und selbst entdecken können?<br />

Kinder sind Weltentdecker und der Spielplatz sollte ihnen<br />

dazu die Möglichkeit geben. Dafür braucht es sinnliche Anregungen,<br />

was die Natur in einem umfassenden Maß leistet.<br />

Es braucht Elemente, die Bewegungsanregungen bieten<br />

und zum Experimentieren herausfordern wie Nischen und<br />

geheimnisvolle Rückzugsbereiche. Der Raum muss dabei<br />

rufen! Dann können die Kinder ihre Basiskompetenzen wie<br />

Motorik, Sprache und kognitive Aspekte stärken.<br />

Wenn eine Einrichtung ihren Außenbereich neu<br />

gestalten möchte, was sind die ersten Schritte?<br />

Die Kita sollte ihr pädagogisches Konzept mit dem Außenraum<br />

ergänzen und darin festlegen, wofür dieser Raum<br />

zukünftig genutzt werden soll, – und sich überlegen, wer sie<br />

fachlich unterstützen kann. Wird die FFS von Einrichtungen<br />

kontaktiert, besuchen wir die Kita in einer ‚Planerrunde vor<br />

Ort‘ und entwickeln gemeinsam ein Diskussionspapier mit<br />

den Fachkräften, den Elternvertretern und den Kindern.<br />

Diesen Vorentwurf stimmt die Kita dann mit dem Träger ab.<br />

Es ist also wichtig,<br />

die Eltern auch mit ins Boot zu holen?<br />

Unbedingt. Es müssen sich alle im Klaren sein, dass es im<br />

Außengelände beispielsweise Rückzugsorte geben kann,<br />

Foto: © privat<br />

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