procontra Ausgabe 05-2020
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Zukunft der Maklerpools | Investments zur US-Wahl | BSV-Dilemma | Digitale bAV | Zielgruppe Wohnungswirtschaft | Maklers Lieblinge <strong>2020</strong> | pro & contra: Europarente | Windparkbeteiligungen<br />
www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />
FINANZEN<br />
Oktober/November <strong>2020</strong> – D: 4,80 € • I: 6,50 € • E: 6,50 €<br />
Das freie Finanzmagazin<br />
<strong>2020</strong><br />
#<strong>05</strong><br />
#<strong>05</strong> | <strong>2020</strong><br />
Trump oder Biden?<br />
Digitale bAV<br />
pro/contra Europarente<br />
Oktober/November <strong>2020</strong><br />
Wie Anleger ihre Depots<br />
schon vor der US-Wahl auf den<br />
Gewinner ausrichten können<br />
Plattformen, die alle Architekten<br />
einer Betriebsrente mit Leichtigkeit<br />
an den Tisch bringen<br />
Politik und Wirtschaft stehen<br />
konträr zu einer standardisierten<br />
Altersvorsorge
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EDITORIAL<br />
Pool-Konsolidierung<br />
unaufhaltsam<br />
pro Seit Jahren wird dem Markt der Maklerpools eine unvermeidbare<br />
Konsolidierung angedichtet. Passiert ist bislang ehrlich gesagt nichts Aufregendes.<br />
Das wird sich jedoch bald ändern. Bereits der Verkauf von Amexpool<br />
an Qualitypool im Frühling dieses Jahres zeigte, dass die Bereitschaft für<br />
Verkäufe und Zusammenschlüsse zugenommen hat.<br />
Die Gunst der freien Makler ist für Pools schwieriger zu bekommen, da<br />
jene zunehmend monogamer werden und nur noch einem Pool ihre Umsatzliebe<br />
versprechen. Das entzieht den Unternehmen die Grundlage, die die digitalen<br />
Entwicklungskosten nicht stemmen und ihre Partner nicht mit den<br />
gewünschten Servicedienstleistungen ausstatten können. Hier vergrößern die<br />
großen Pools ihre Attraktivität durch Skalierungseffekte und Fullservice for<br />
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contra Wer nur auf Größe und Skalierung setzt, lässt den Einzelmakler<br />
mit seinem spezifischen Geschäftsmodell außer Acht. Hier werfen die kleinen<br />
und mittleren Poolgesellschaften nach wie vor die persönliche Ebene sowie<br />
ihr Gefühl für Individualität in die Waagschale und behalten so ihre Daseinsberechtigung.<br />
Zudem hat sich ein technologischer Standard etabliert, der bei<br />
fast allen Pools, Verbünden und Servicegesellschaften vergleichbar ist. Die<br />
Kriterien für einen Poolwechsel sind daher immer weniger technologisch getrieben.<br />
Vielmehr werden sich freie Vermittler auch in Zukunft ganz genau anschauen,<br />
inwiefern der Pool als aktueller oder potenzieller Partner die Individualität<br />
des eigenen Geschäftsmodells abbilden kann. Daran hat sich trotz<br />
aller digitalen Features und kostenfreien Services nicht so viel verändert, als<br />
dass sich nun eine riesige Konsolidierungswelle aufbauen sollte.<br />
LIEBE MAKLER, LIEBE LESER,<br />
die <strong>procontra</strong>-Redaktion wünscht Ihnen<br />
eine aufschlussreiche <strong>Ausgabe</strong>.<br />
facebook.com/<strong>procontra</strong><br />
@<strong>procontra</strong>online<br />
chefredakteur@<strong>procontra</strong>-online.de<br />
Matthias Hundt<br />
Chefredakteur<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
<strong>procontra</strong> Inhaltsverzeichnis<br />
INHALT<br />
18<br />
Entspannt in die Zukunft<br />
Makler können relaxt auf die<br />
Avancen der Pools blicken, sich<br />
ihnen für immer anzuschließen.<br />
Die digitalen Vier<br />
Plattformen gelingt es immer<br />
mehr, das bAV-Geschäft für alle<br />
Beteiligten zu erleichtern.<br />
50<br />
pro & contra: Europarente<br />
Für und Wider einer Standardlösung<br />
für die europäische<br />
Altersvorsorge.<br />
82<br />
Maklers Lieblinge <strong>2020</strong><br />
Leben, Sach, Kranken –<br />
die Favoriten der unabhängigen<br />
Vermittler.<br />
72<br />
4 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Inhaltsverzeichnis <strong>procontra</strong><br />
PANORAMA<br />
13 #FinanceForFuture Dr. Hans-Jörg<br />
Naumer über Investitionen, die die<br />
Herausforderungen der Menschheit<br />
lösen können.<br />
INVESTMENTFONDS<br />
28 Buschfunk<br />
30 »Unsere Anleger brauchen<br />
Sitzfleisch« Im Gespräch mit<br />
DWS-Fondsmanager Marcus Poppe<br />
über eine techgetriebene Marktrallye,<br />
deutsche Aktienkultur und die<br />
eigene Performance.<br />
VERSICHERUNGEN<br />
46 Buschfunk<br />
48 »Die meisten Fälle werden vor<br />
Gericht landen« Die Betriebsschließungsversicherung<br />
kämpft<br />
um ihr Image. Fachanwalt Tobias<br />
Strübing sieht noch keine Besserung.<br />
14 Panorama Fakten für Vertrieb<br />
und Stammtisch<br />
16 Leserbriefe<br />
TITEL<br />
18 Entspannt in die Zukunft Vermittler<br />
sind in einer komfortablen<br />
Situation. Sie selbst streben nach<br />
Monogamie, was die Pools zunehmend<br />
unter Druck setzt, mit<br />
Services zu gefallen.<br />
34 Gewinne mit dem Gewinner?! Die<br />
US-Präsidentschaftswahl steht im<br />
November an und eröffnet Anlagechancen.<br />
38 Frauenpower im Depot Unternehmen<br />
mit Fokus auf Geschlechterparität<br />
sind erfolgreicher. Sind es auch<br />
entsprechende Gender-Fonds?<br />
50 Die digitalen Vier Plattformen können<br />
der bAV zu neuer Leichtigkeit<br />
verhelfen.<br />
54 Wechsel auf Telematik<br />
gewünscht?! Das Kfz-Geschäft<br />
nimmt traditionell im Herbst Fahrt<br />
auf. Telematiktarife bringen die<br />
Makler ins Wechselspiel.<br />
56 Chatten mit dem Medicus Die<br />
Online-Sprechstunde erfährt seit<br />
Corona eine rasante Verbreitung.<br />
Wie sich die Arzt-Patienten-Beziehung<br />
verändert.<br />
»Konsolidierung<br />
wird an Fahrt<br />
aufnehmen.«<br />
JÖRG HAFFNER<br />
Qualitypool<br />
40 An der Renditeschwelle Covid-19<br />
hat auch die Emerging Markets<br />
infiziert und lässt die Kapitalmärkte<br />
schwanken. Chance und Risiko<br />
liegen hier nah beieinander.<br />
58 Gewohnt wird immer Wie Vermittler<br />
die unterschiedlichen Zielgruppen<br />
innerhalb der Wohnungswirtschaft<br />
begeistern können.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
5
<strong>procontra</strong> Inhaltsverzeichnis<br />
BERATER<br />
66 Buschfunk<br />
68 So ist’s Recht Urteile und Rechtsprechungen,<br />
die Makler kennen<br />
sollten.<br />
70 »Schutz für Landwirte ist komplexer<br />
geworden« Die Deutsche<br />
Makler Akademie bildet neuerdings<br />
zum Spezialisten für die Beratung<br />
von Landwirten aus.<br />
SACHWERTE<br />
88 Buschfunk<br />
90 »Kunden ignorieren oftmals zu<br />
hohe Preise« Wann ist eine Immobilie<br />
eigentlich zu teuer? Experte<br />
André Heid kennt die Antwort.<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
8 Firmen- und<br />
Personenverzeichnis<br />
8 Impressum<br />
98 Privat gefragt<br />
Steckbrief von Christopher Leifeld,<br />
Geschäftsführer, Thinksurance<br />
72 Sie hatten die Wahl Die Gewinner<br />
der Vermittlerumfrage „Maklers<br />
Lieblinge <strong>2020</strong>“ stehen fest.<br />
80 Gewerbeschutz aus dem Baukasten<br />
Modulare Allrisk-Policen<br />
erleichtern die Firmenkundenberatung.<br />
Was hinter den Konzepten<br />
steckt.<br />
92 Stürmisches Investment Was Privatanleger<br />
beachten sollten, bevor<br />
sie sich an Windparks beteiligen.<br />
96 Die jungen Wilden Die Interessenten<br />
für Wohneigentum werden<br />
immer jünger. Wie Makler das in der<br />
Beratung berücksichtigen können.<br />
»Wir brauchen einen<br />
Fokus aufs Machen.«<br />
CHRISTOPHER LEIFELD<br />
Thinksurance<br />
82 pro & contra Europarente Wirtschaft<br />
und Politik mit konträren<br />
Meinungen zu einer standardisierten<br />
europäischen Altersvorsorge.<br />
6 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
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SERVICE Firmen- und Personenverzeichnis<br />
FIRMENVERZEICHNIS<br />
A<br />
Acturis...................................................................................55<br />
Adcubum...............................................................................14<br />
Allianz.....................................13, 39, 47, 52, 55, 75 ff.<br />
Alte Leipziger – Hallesche...............56 f., 74, 76 f.<br />
Amazon.......................................................................30, 36<br />
Amexpool.....................................................................3, 19 f.<br />
Ampega................................................................................ 39<br />
Amundi.................................................................................. 29<br />
Anheuser-Busch........................................................... 29<br />
Apple......................................................................................30<br />
Arag......................................................................................... 49<br />
ASC..........................................................................................20<br />
Assekurata..........................................................................77<br />
Assfinet................................................................................55<br />
Asuco..................................................................................... 89<br />
Axa....................................................................................12, 39<br />
B<br />
BahlConsult.......................................................................38<br />
Bantleon................................................................................. 41<br />
Barmenia......................................................................57, 77<br />
Basler.......................................................................................16<br />
bbg...........................................................................................80<br />
BCA....................................................................................19, 52<br />
BlackRock...........................................................................83<br />
blau direkt...............................................19 f., 26, 55, 74<br />
Bloomberg..........................................................................28<br />
BMW..........................................................................................14<br />
Bonus.Gold.........................................................................88<br />
C<br />
Caceis.................................................................................... 89<br />
Canada Life.........................................................................76<br />
Check24...............................................................................55<br />
Clartan................................................................................... 29<br />
Comgest................................................................................ 41<br />
Commerzbank..........................................................12, 29<br />
Consorsbank.................................................................... 29<br />
Credit Suisse.....................................................................38<br />
D<br />
Daimler..................................................................................55<br />
Debeka..................................................................................56<br />
Dela...........................................................................................76<br />
Deutsche Bank............................................................35 f.<br />
Deutsche Makler Akademie...............................70 f.<br />
Deutsche Post................................................................. 39<br />
DEVK................................................................................14, 55<br />
Dialog.............................................................................55, 76<br />
DJE........................................................................................... 29<br />
DLA Piper............................................................................. 89<br />
Domcura...............................................................................78<br />
Dr. Klein....................................................................................51<br />
DWS....................................................................................30 ff.<br />
E<br />
E&P Pensionsmanagement...................................51<br />
ePension................................................................................51<br />
Ergo...........................................................................................47<br />
Ernst Russ.......................................................................... 89<br />
Ethenea................................................................................ 29<br />
Europa....................................................................................47<br />
Europace..........................................................................96 f.<br />
Exporo................................................................................... 89<br />
F<br />
Facebook.............................................................................28<br />
Finexity..................................................................................67<br />
Fonds Finanz...................... 19, 23, 26 f., 52, 67, 74<br />
FondsKonzept....................................................................19<br />
Ford..........................................................................................35<br />
Forum Nachhaltige Geldanlagen......................38<br />
Franke und Bornberg...................................................76<br />
G<br />
germanBroker.net...................................12, 19, 24, 67<br />
Google (Alphabet)............................................ 29 f., 36<br />
Gothaer.................................................................. 51, 56, 81<br />
Grüne Sachwerte.......................................................... 93<br />
H<br />
Haftpflichtkasse....................................16, 49, 75, 77<br />
Hamburger Phönix.........................................................19<br />
Hannoversche..................................................................76<br />
Hansainvest...................................................................... 89<br />
HDFC.......................................................................................... 41<br />
HDI.................................................47, 52, 55, 59, 75, 81<br />
Heid Immobilien..............................................................90<br />
helden.de.......................................................................14, 47<br />
Hiscox............................................................... 47, 60, 78 f.<br />
HPE Growth..........................................................................51<br />
Huk-Coburg................................................................... 54 f.<br />
Hypoport.....................................................................19 f., 51<br />
I<br />
ING............................................................................................28<br />
Inter......................................................................................59 f.<br />
J<br />
JPMorgan Chase...........................................................28<br />
Julius Bär............................................................................35<br />
Jung, DMS & Cie............................................19, 25, 52<br />
Jupiter..................................................................................... 41<br />
Jura Direkt.............................................................................17<br />
K<br />
KGAL........................................................................................ 89<br />
Konzept & Marketing...................................................78<br />
L<br />
Land Rover...........................................................................14<br />
Leonteq................................................................................. 36<br />
LV 1871..............................................................................74, 76<br />
Lyxor....................................................................................... 29<br />
M<br />
M.M. Warburg......................................................................31<br />
Markel.....................................................................................78<br />
Maxpool.................................................................... 19 ff., 67<br />
Mazda......................................................................................14<br />
MD Medicus........................................................................57<br />
Medgate................................................................................57<br />
Migros Bank...................................................................... 36<br />
Münchener Verein........................................................52<br />
INDEX<br />
N<br />
NAI Apollo..............................................................................13<br />
Netflix.....................................................................................30<br />
Netfonds...........................................................19, 25 f., 67<br />
Nürnberger........................................................................52<br />
P, Q<br />
P&R..........................................................................................88<br />
Paribus.................................................................................. 89<br />
Pim Gold................................................................................88<br />
Ping An....................................................................................41<br />
Provinzial NordWest.............................................12, 49<br />
PwC............................................................................................14<br />
Qualitypool.........................................................3, 19 f., 26<br />
R<br />
R+V..........................................................................56, 60, 76<br />
Ries Corporate Solutions.........................................53<br />
RobecoSAM....................................................................... 39<br />
Roland......................................................................................12<br />
Royal Dutch Shell..........................................................30<br />
S<br />
Salesforce........................................................................... 29<br />
Santander........................................................................... 89<br />
SAP........................................................................................... 39<br />
Siemens............................................................................... 39<br />
Signal Iduna...............................................................52, 81<br />
Simplesurance.................................................................67<br />
Sirius Campus................................................................. 66<br />
Smart InsurTech............................................................20<br />
smart!Cloud Services..................................................51<br />
SmileDirectClub...............................................................67<br />
Société Générale........................................................... 29<br />
Solidvest.............................................................................. 29<br />
SparkassenVersicherung......................................52<br />
Starbucks........................................................................... 29<br />
Stuttgarter...........................................................................76<br />
T, U<br />
Talanx..................................................................................... 39<br />
tecis...........................................................................................14<br />
Teleclinic..............................................................................56<br />
Tesla..........................................................................................91<br />
Thinksurance................................................................... 98<br />
Total.........................................................................................30<br />
Toyota....................................................................................55<br />
UBS.......................................................................................35 f.<br />
V<br />
VanEck.................................................................................. 29<br />
Vantik.....................................................................................82<br />
Vema........................................................................................74<br />
Versicherungsforen Leipzig.....................................51<br />
Versicherungskammer Bayern..........................55<br />
VHV..................................................................................55, 78<br />
Volkswohl Bund.......................................................74, 76<br />
von Buddenbrock...........................................................51<br />
Vontobel............................................................................... 36<br />
W<br />
Walmart................................................................................35<br />
Wirth Rechtsanwälte.........................................28, 48<br />
Wust Wind.......................................................................93 f.<br />
WWK........................................................................................52<br />
X, Z<br />
xbAV...................................................................................... 51 f.<br />
Zurich..............................................................................52, 81<br />
PERSONENVERZEICHNIS<br />
A<br />
Ahrend, Daniel..................................................................67<br />
Albrecht, Michael...........................................................57<br />
Arevalo, Alejandro...........................................................41<br />
Asmussen, Jörg..............................................................47<br />
B<br />
Bahl, Martina....................................................................38<br />
Battaglia, Manuel..........................................................94<br />
Becker, Boris.......................................................................13<br />
Beenken, Matthias....................................................... 66<br />
Berg, Daniel.....................................................................59 f.<br />
Biden, Joe......................................................................34 ff.<br />
Biederbick, Annabritta...........................................56 f.<br />
Böcher, Thomas............................................................. 89<br />
Bockelmann, Martin................................................ 51 ff.<br />
Buffett, Warren................................................................ 29<br />
C, D<br />
Clinton, Hillary.................................................................. 36<br />
Drewes, Oliver................................................20, 22, 26<br />
F<br />
Fehr, Uwe.............................................................................60<br />
Fückel, Simone................................................................55<br />
Fürpaß-Peter, Heike..................................................... 29<br />
G<br />
Gause, Bernhard.............................................................47<br />
Georg, Oliver...................................................................... 89<br />
Goebel, Hartmut...........................................12, 19, 23 f.<br />
Gorke, Thomas..................................................................16<br />
Grabmaier, Sebastian................................................25<br />
H<br />
Haffner, Jörg............................................................20, 26<br />
Hafner-Cai, Junwei...................................................... 39<br />
Hamm, Heinrich...........................................................59 f.<br />
Hartmann, Mario............................................................60<br />
Heid, André......................................................................90 f.<br />
Heidekamp, Bert.............................................................57<br />
Heilfort, Moritz...................................................................67<br />
Henschel, Nina................................................................56<br />
Horling, Michael.............................................................. 93<br />
Hülsmann, Paul...............................................................67<br />
J<br />
Jaffé, Michael..................................................................88<br />
Janke, Holger.....................................................................81<br />
Jokisch, Daniel................................................................67<br />
K<br />
Keller, Nils..........................................................................70 f.<br />
Kieper, Oliver.....................................................................25<br />
Klein, Til.................................................................................82<br />
Kober, Dirk...........................................................................52<br />
Körzdörfer, Thomas.....................................................54<br />
L<br />
Leifeld, Christopher...................................................... 98<br />
Leverenz, Alina................................................................55<br />
Lücke, Justus....................................................................51<br />
M, N<br />
Martel, Guillaume de.................................................... 29<br />
Mattner, Andreas.......................................................... 89<br />
Michaelis, Stephan.......................................................47<br />
Möhring, Silke................................................................56 f.<br />
Naumer, Hans-Jörg.......................................................13<br />
P<br />
Pekarek, Wiltrud.............................................................56<br />
Pentsy, Thomas.............................................................. 36<br />
Poppe, Marcus...........................................................30 ff.<br />
Porazik, Norbert......................................... 19, 23, 26 f.<br />
Posthoff, Alexander....................................................... 41<br />
Pradetto, Oliver.......................................................20, 26<br />
Pustan, Mario.....................................................................51<br />
R<br />
Rathsack, Stephan........................................................81<br />
Riefe, Sebastian............................................................. 39<br />
Ries, Michael.....................................................................53<br />
Ritzer, Monika.....................................................................51<br />
Rollinger, Norbert............................................................76<br />
Romming, Nadine.......................................................70 f.<br />
Rozemuller, Martijn....................................................... 29<br />
S<br />
Schamberger, Rainer...................................................81<br />
Scharnberg, Deike........................................................ 89<br />
Scherfling, Ralf................................................................ 93<br />
Schick, Michael...............................................................97<br />
Schirdewan, Martin.....................................................83<br />
Schröder, Thomas........................................................ 89<br />
Schrögenauer, Hermann..........................................74<br />
Siviero, Andrea................................................................ 29<br />
Stephan, Ulrich............................................................35 f.<br />
Strübing, Tobias................................................ 28, 48 f.<br />
T<br />
Tenhagen, Hermann-Josef................................... 66<br />
Tolumnen, Anne............................................................. 39<br />
Trump, Donald............................................................34 ff.<br />
V<br />
Vogler, Tim.............................................................................51<br />
von Fürstenwerth, Jörg.............................................47<br />
W<br />
Weinberg, Eugen ............................................................12<br />
Wellmann, Frank.............................................................55<br />
Wemper, Daniel................................................................67<br />
Wiener, Klaus.....................................................................47<br />
Wolter, Emil...........................................................................41<br />
Z<br />
Zak, Andreas.....................................................................67<br />
Zielke, Carsten..................................................................76<br />
Zirbik, Jürgen......................................................................17<br />
VERLAG UND REDAKTION<br />
Alsterspree Verlag GmbH<br />
Firmensitz: Großer Burstah 50-52, 20457 Hamburg<br />
Postanschrift: Kurfürstendamm 173 / 174, 10707 Berlin<br />
Telefon: +49 (0 30) 232 56 27 00<br />
Fax: +49 (0)30 232 56 27 49<br />
Web: www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />
HERAUSGEBER<br />
Philipp B. Siebert<br />
CHEFREDAKTEUR<br />
Matthias Hundt<br />
ART DIRECTOR<br />
Niels Flender<br />
LAYOUT UND INFOGRAFIK<br />
Sabine Müller<br />
BILDREDAKTION<br />
Roman Kulon, Eleonora Mavromati<br />
LEKTORAT<br />
TextSchleiferei.de<br />
TEXTBEITRÄGE<br />
Mailin Bartknecht, Florian Burghardt, Carla Fritz, Anne<br />
Hünninghaus, Matthias Hundt, Alexandra Jegers, Martin<br />
Lechtape, Mariam Misakian, Dr. Hans-Jörg Naumer,<br />
Marilena Piesker, Nina Müller-Peltzer, Uwe Schmidt-<br />
Kasparek, Celine Schäfer, Stefan Terliesner, Martin Thaler,<br />
Jan F. Wagner<br />
ANZEIGENBERATUNG<br />
Nadin Prüwer<br />
n.pruewer@alsterspree.de<br />
+49 (0)40 6 07 71 29 24<br />
ANZEIGENDISPOSITION<br />
Marcel Berno<br />
m.berno@alsterspree.de<br />
Verlagsgeschäftsführer: Philipp B. Siebert,<br />
Tilman J. Freyenhagen<br />
Verantwortlich für diese <strong>Ausgabe</strong> i. S. d. P.:<br />
Matthias Hundt<br />
IMPRESSUM<br />
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Zeppelinstraße 6<br />
16356 Ahrensfelde OT Blumberg<br />
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und Diagrammen liegen Informationen zugrunde, die<br />
die Redaktion für verlässlich hält. Trotz sorgfältiger<br />
Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit des Inhalts<br />
keine Haftung übernommen werden. Die in <strong>procontra</strong><br />
gemachten Angaben dienen der Unterrichtung und<br />
sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von<br />
Wertpapieren.<br />
Für Mitglieder der nachfolgend aufgeführten Verbände<br />
ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten:<br />
AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V.<br />
Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen<br />
in Europa e. V.<br />
Unser Druck ist zu 100 % klimaneutral.<br />
8 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Firmen und Freie Berufe<br />
> Betriebsschließung<br />
Von Spezialisten<br />
für Spezialisten.<br />
Auch im bestorganisierten Betrieb ist nicht alles planbar. Wenn<br />
es plötzlich zu einer Schließung kommt, kann das für Ihre<br />
Kunden existenzielle Folgen haben. Der Baustein Betriebsschließung<br />
unserer Firmenversicherung HDI Compact bietet<br />
genau dann die nötige Sicherheit: mit einem offenen und dynamischen<br />
Katalog von meldepflichtigen Krankheiten und Krankheitserregern.<br />
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jederzeit ein zuverlässiger Partner.<br />
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ZUM 55. MAL IN FOLGE DER UNANGEFOCHTENE FAVORIT DER MAKLER<br />
Die VHV lässt im AssCompact-Vergleich Deutschlands Autoversicherer hinter sich. Zum<br />
55. Mal in Folge wurde Maklers Liebling auf Platz 1 gewählt und beweist damit: Bestes<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis und optimaler technischer Support zahlen sich aus. Übrigens,<br />
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und Ihre Kunden wie immer profitieren.<br />
Mehr Infos unter <strong>05</strong>11 907-3000 oder unter vhv-partner.de
PANORAMA Notiert<br />
PANORAMA<br />
GOLD-PROPHET<br />
IM INTERVIEW<br />
Vor einem Jahr sprachen wir mit Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst<br />
bei der Commerzbank, über die auffällige<br />
Goldpreisentwicklung. Damals durchbrach der Kurs<br />
der Feinunze, nach jahrelanger Seitwärtsbewegung<br />
zwischen 1.200 und 1.400 US-Dollar, endlich die Grenze<br />
nach oben (1.470 US-Dollar). Es stellte sich die Frage,<br />
wie nachhaltig dieser Trend sein würde.<br />
Weinberg prognostizierte im Gespräch, dass die „Goldpreisrallye<br />
keine Eintagsfliege sein wird“. Stattdessen<br />
könne sie noch „viele Jahre anhalten“, wenn das<br />
Markt umfeld weiterhin so günstig bleibe.<br />
Bislang behielt er recht. Heute, Ende September <strong>2020</strong>,<br />
notiert der Goldpreis bereits bei 1.882 US-Dollar. Das<br />
entspricht einer Wertsteigerung von 28 Prozent seit<br />
dem Interview mit Weinberg.<br />
»Es gibt Makler,<br />
die nicht in Massenpools<br />
untergehen<br />
möchten.«<br />
ROLAND<br />
RECHTSSCHUTZ<br />
RUDERT HIN<br />
UND HER<br />
Im Titel der <strong>Ausgabe</strong> (ab<br />
Seite 18) geht’s um die<br />
zukünftige Beziehung<br />
zwischen Pools und<br />
Maklern. Hartmut Goebel,<br />
Vorstand bei germanBroker.net,<br />
sieht auch für<br />
kleine und mittelgroße<br />
Pools weiter eine Daseinsberechtigung.<br />
Eine Hotelbetreiberin wollte von ihrer Roland-Rechtsschutz eine<br />
Deckungszusage für eine Klage gegen ihre Betriebsschließungsversicherung<br />
(Axa). Es ging um finanziellen Ersatz für ihre im Frühjahr,<br />
aufgrund der Corona-Einschränkungen, erlittenen Umsatzein bußen.<br />
Aufgrund „unzureichender Erfolgsaussichten“ lehnte die Roland<br />
zunächst ab und bezog sich auf ein Urteil des Hammer Oberlandesgerichts,<br />
wonach ein BSV-Anbieter aufgrund seiner Bedingungen für<br />
leistungsfrei erklärt wurde. Dort ging es aber nicht um die Bedingungen<br />
der Axa, sondern die der Provinzial NordWest. Die Roland sah<br />
den Fehler ein und erteilte nun doch die Deckungszusage.<br />
12 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Notiert PANORAMA<br />
FinanceForFuture<br />
DR. HANS-JÖRG NAUMER<br />
leitet Global Capital Markets & Thematic Research<br />
von Allianz Global Investors<br />
BOBBELE DROHT DER BAU<br />
Boris Becker steht derzeit vor dem Londoner Amtsgericht. Der<br />
ehemalige Tennisstar war bereits 2017 für zahlungsunfähig<br />
erklärt worden. Eigentlich können Insolvenzverfahren in Großbritannien<br />
bereits nach einem Jahr abgeschlossen werden.<br />
Doch Becker verstieß gegen die Auflagen, woraufhin sie bis<br />
2031 verlängert wurden.<br />
Zudem soll er Vermögen in Höhe von mindestens 1,3 Millionen<br />
Euro verheimlicht und diverse Konten nicht angegeben<br />
haben. Auch eine Londoner Wohnung und zwei Grundstücke<br />
in Deutschland sowie Anteile an einer belgischen Firma soll er<br />
nicht angegeben haben. Bestätigen sich die Vorwürfe, drohen<br />
bis zu sieben Jahre Haft.<br />
Seit Anfang der 1970er-Jahre verbraucht die Menschheit<br />
mehr an „Bio-Kapazität“, als die Erde bereithält. Der<br />
danach gemessene ökologische Fußabdruck ist seither<br />
immer größer geworden. Mittlerweile verbrauchen wir pro<br />
Jahr das 1,7-Fache dessen, was uns die Erde an Bio-<br />
Kapazität neu zur Verfügung stellt. Auch der Karbondioxid-<br />
Ausstoß ist trotz des Pariser Klimaabkommens von 2015<br />
unbeeindruckt weiter gestiegen.<br />
Es ist Zeit für #FinanceForFuture, denn die wichtigsten<br />
Herausforderungen der Menschheit lassen sich nur<br />
mit Investitionen lösen: Die Vereinten Nationen gehen<br />
global von einem jährlichen Investitionsbedarf von 5 bis<br />
7 Billionen US-Dollar aus, um bis zum Jahr 2030 die 17<br />
Nachhaltigkeitsziele („Sustainable Development Goals“)<br />
zu erfüllen. Dabei handelt es sich sowohl um den Bedarf<br />
an öffentlichen Investitionen als auch an privaten. Dieses<br />
Investitionsvolumen zu erreichen, scheint nicht aus der<br />
Welt zu sein. Zum Vergleich: Die 2.372 Unterzeichner der<br />
PRI-Initiative („Principles for Responsible Investment“)<br />
verwalten zusammen 83 Billionen US-Dollar. Sie alle haben<br />
sich verpflichtet, ihren Investitionsentscheidungen die<br />
ESG-Kriterien zugrunde zu legen. Das Akronym ESG steht<br />
für „Environmental“ (Umwelt), „Social“ (Gesellschaft), „Governance“<br />
(Unternehmensführung). ESG durchzieht auch<br />
die einzelnen Investmentstile rund um die Nachhaltigkeit<br />
und ist mittlerweile im „Mainstream“ der Kriterien für Anlageentscheidungen<br />
angekommen. Es geht um #Financefor-<br />
Future – die gezielte Anwendung von Investitionen für die<br />
Aufgaben der Zukunft. Es geht um nichts weniger als um<br />
das Investieren für eine bessere Welt. Der Earth Overshoot<br />
Day erinnert uns an diese Notwendigkeit. Das Gute dabei:<br />
Je mehr die ESG-Kriterien Einzug auch in Publikumsfonds<br />
halten, desto mehr Menschen können sich auch mit kleinen<br />
Beiträgen an #FinanceforFuture beteiligen.<br />
47.000<br />
Die gestiegenen Homeoffice-Quoten könnten<br />
den Frankfurter Büromarkt nachhaltig erschüttern.<br />
Der Immobilienspezialist NAI Apollo rechnet<br />
mit einem Rückgang des Flächenbedarfs um<br />
bis zu 20 Prozent. Im Mittel wären das 47.000<br />
ungenutzte Büroarbeitsplätze in Frankfurt.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
13
PANORAMA Fakten für Vertrieb und Stammtisch<br />
Langfinger<br />
lieben den X6<br />
NUR BARES<br />
IST WAHRES<br />
Wer in Europa noch „klassisch“ bezahlen<br />
möchte, ist in Deutschland beziehungsweise<br />
Österreich gut aufgehoben:<br />
Im deutschsprachigen Raum ist<br />
die Vorliebe, mit Bargeld zu bezahlen,<br />
europaweit laut einer PwC-Studie am<br />
ausgeprägtesten. 56 Prozent der Deutschen<br />
und 57 der Österreicher gaben<br />
an, bevorzugt Bargeld zur Begleichung<br />
von Rechnungen zu benutzen. Am geringsten<br />
ist diese Vorliebe in Schweden<br />
verbreitet: Nur 15 Prozent zahlen hier<br />
bevorzugt mit Scheinen und Münzen.<br />
Besitzer des BMW-Modells X6 sollten sich genau vergewissern,<br />
ob sie ihr Auto abgeschlossen haben – kein Modell ist<br />
bei Autodieben laut GDV-Daten so beliebt wie der SUV aus<br />
Bayern. Von 1.000 kaskoversicherten Fahrzeugen wurden im<br />
vergangenen Jahr 11,5 gestohlen. Ähnlich beliebt sind auch<br />
der Velar von Land Rover (10,4) sowie der CX-5 von Mazda<br />
(8,8). Insgesamt stahlen Diebe 2019 rund 25.000 kaskoversicherte<br />
Pkw mit einem Schaden von 280 Millionen Euro.<br />
Am Himmel ist die Hölle los<br />
Elektroautos liegen im Trend: Bei<br />
den Neuzulassungen konnten die<br />
Stromer zuletzt deutlich zulegen.<br />
Hauptargument der Käufer ist laut<br />
einer DEVK-Umfrage dabei der<br />
Umweltschutz – 43 Prozent gaben<br />
dies als wichtigstes Kriterium an.<br />
Weitere Gründe waren Lärmschutz<br />
(21 Prozent) sowie die staatlichen<br />
Prämien (19). Neben diesen und<br />
steuerlichen Ersparnissen können<br />
E-Auto-Besitzer auch beim Versicherungsschutz<br />
sparen.<br />
UNTER STROM<br />
Es wird voll am deutschen Himmel: Laut einer Umfrage des Verbands<br />
Unbemannte Luftfahrt werden zurzeit 600.000 Drohnen<br />
privat genutzt – Tendenz stark steigend. Obwohl für den Start<br />
der Flugkörper der entsprechende Versicherungsschutz gesetzlich<br />
vorgeschrieben ist, sparen ihn sich laut einer Umfrage von<br />
helden.de 8 Prozent der Drohnenbesitzer. Bei durchschnittlich<br />
50 Flügen pro Jahr macht das weit über eine Million unversicherte<br />
Flüge.<br />
Finanzielle Unzufriedenheit<br />
Auch wenn sich Berufseinsteiger prinzipiell zufrieden mit<br />
ihrer eigenen Lebenssituation zeigen, sieht es beim Thema<br />
Finanzen schon anders aus. Dies ergab das neue Berufseinsteiger-Barometer<br />
von tecis Finanzdienstleistungen. Demzufolge<br />
bezeichneten nur 16 Prozent ihre finanzielle Situation<br />
als zufriedenstellend. 44 Prozent betreiben als Konsequenz<br />
keine Vorsorge. Lediglich 17 Prozent sorgen mittels privater<br />
Rentenversicherungen vor.<br />
Mittag statt<br />
Meeting<br />
Couch statt Kollegen – acht von zehn Versicherungsmitarbeitern wechselten in der Corona-Krise vom Büro ins<br />
Homeoffice. Auch wenn die Euphorie zunächst groß war, scheint die Effizienz nicht profitiert zu haben. Einer<br />
Umfrage des Softwarehauses Adcubum zufolge erreichten nur 30 Prozent der Arbeitnehmer zu Hause die gleiche<br />
Effektivität wie im Büro. 21 Prozent<br />
gaben gar an, dass ihre Produktivität am<br />
heimischen Schreibtisch bei maximal 50<br />
Prozent liege.<br />
14 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
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stehen für alle Geschlechter gleichermaßen.
PANORAMA Leserbriefe<br />
KOMMENTIERT<br />
»Steuerliche Absetzbarkeit einführen«<br />
Die Pflegeversicherung ist ein Dauerpatient<br />
in der politischen Debatte Deutschlands.<br />
Während Pflegebedürftige, die in einem<br />
Heim betreut werden, immer höhere Beträge<br />
aus eigener Tasche hinzuzahlen, streiten<br />
Vertreter von Politik und Wirtschaft bereits<br />
seit Jahren über die Ausgestaltung des<br />
Systems. Aus der linksliberalen politischen<br />
Ecke ist regelmäßig die Forderung nach<br />
einer „Vollkasko-Pflegeversicherung“ zu<br />
vernehmen. Zu einer Reform hin zu einer<br />
kapitalgedeckten Vorsorge rief hingegen<br />
kürzlich erneut der Verband der Privaten<br />
Krankenversicherung auf.<br />
Soziale Pflegeversicherung und Pflegepflichtversicherung<br />
sind seit 1995 als Teilkasko<br />
angelegt und nur so finanzierbar. Anderslautende<br />
Forderungen nach Vollkasko sind<br />
unrealistisch. Die „andere Hälfte“ lässt<br />
sich von uns mündigen Bürgern, den Willen<br />
und entsprechendes Einkommen vorausgesetzt,<br />
rechtzeitig zu günstigen Beiträgen<br />
versichern, wenn man den Ehepartner nicht<br />
überlasten und später den Kindern noch<br />
etwas vererben möchte. Die Wiedereinführung<br />
einer steuerlichen Absetzbarkeit für<br />
private Vorsorge, zum Beispiel bis 600 Euro<br />
pro Jahr und Erwachsenem, wäre ein guter<br />
Schritt.<br />
MICHAEL STURHANN<br />
via Facebook<br />
»Nicht ohne Betriebshaftpflicht«<br />
Eigentlich will man dem Kunden voller Stolz<br />
die eigenen Büroräume zeigen. Doch dann<br />
stürzt der Besucher beim Geschäftstermin<br />
über ein herumliegendes Kabel und verletzt<br />
sich schwer. Solche und andere Betriebshaftpflichtschäden<br />
sind aber immer noch<br />
bei vielen Unternehmen nicht über eine<br />
Police abgedeckt. <strong>procontra</strong>-Leser haben<br />
das bereits erkannt.<br />
Ohne Betriebshaftpflichtversicherung geht<br />
keiner aus meiner Beratung, oder es wird<br />
extra schriftlich fixiert.<br />
ROLF HEINRICH, SIGNAL IDUNA<br />
via Facebook<br />
»Wie sinnvoll ist Grundfähigkeitsschutz?«<br />
„Seit bei uns Riechen und Schmecken in den<br />
Grundfähigkeiten inbegriffen sind, eröffnen<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
TOP 5 DER AUSGABE<br />
+++KLICKVERDÄCHTIG+++<br />
Die beliebtesten Artikel auf <strong>procontra</strong>-online<br />
KFZ-TYPKLASSEN 2021<br />
Für welche Autos es teurer wird<br />
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CYBERSCHÄDEN<br />
So teuer können Attacken werden<br />
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READY FOR HOMEOFFICE?<br />
Das Arbeiten von zu Hause und seine technischen Herausforderungen<br />
sich uns neue Zielgruppen, wie zum Beispiel<br />
Köche“, erklärte kürzlich Thomas Gorke von<br />
der Basler Versicherung in einem Webinar<br />
zum Thema Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
auf der Onlinemesse<br />
profino. Aus Sicht von Maklern, die sich<br />
auf Produkte zur Arbeitskraftabsicherung<br />
spezialisiert haben, muss man aber auch<br />
bei den Leistungsauslösern noch genauer<br />
hinschauen. Schließlich könne es auch sein,<br />
dass man einen Beruf schon nicht mehr<br />
ausüben kann, obwohl die betroffene Grundfähigkeit<br />
noch nicht vollständig verloren ist.<br />
Auch wenn beispielsweise Riechen und<br />
Schmecken mitversichert sind, hilft dem hier<br />
beispielhaft genannten Koch eine solche<br />
Grundfähigkeitsversicherung zur Arbeitskraftabsicherung<br />
wenig. Oder verliert dieser<br />
wirklich erst Job und Einkommen, wenn<br />
er Menthol oder Essig nicht mehr riechen<br />
und Glucose oder Zitronensäure nicht mehr<br />
schmecken kann? Das sollte jeder Vermittler<br />
bei einer kompetenten Beratung deutlich<br />
kommunizieren. Ähnliches gilt auch für viele<br />
andere angebliche Zielgruppen. Deshalb<br />
sage ich (bewusst etwas überspitzt): Eine<br />
Grundfähigkeitsversicherung zur Arbeits-<br />
16 Illustration: Marion Lindner
Leserbriefe PANORAMA<br />
kraftabsicherung ist wie eine Kfz-Versicherung,<br />
die nur nach einem Totalschaden<br />
leistet.<br />
GERD KEMNITZ - BU-VERSICHERUNGEN<br />
via Facebook<br />
»Das Ansehen ist unterirdisch«<br />
In einer jährlichen Umfrage des Deutschen<br />
Beamtenbunds, die das gesellschaftliche<br />
Ansehen von Berufen herausfinden möchte,<br />
sind Versicherungsvertreter traditionell<br />
das Schlusslicht (nach Maklern wird nicht<br />
explizit gefragt). Sie genießen nur bei<br />
8 Prozent der Befragten hohes Ansehen.<br />
Damit liegen die Vermittler beispielsweise<br />
auch weit hinter Berufen wie Politiker oder<br />
Bankangestellter. Auf unseren Onlineartikel<br />
hin hat Jürgen Zirbik, Geschäftsführer des<br />
Bildungsanbieters Jura Direkt Akademie aus<br />
Nürnberg, dazu seine Meinung kundgetan.<br />
Das muss man nicht schönreden. Branche<br />
und Beteiligte freuen sich seit Jahren nicht<br />
über solche Ergebnisse. Gleichzeitig tun die<br />
Beteiligten nichts oder zu wenig, um das<br />
miese Image zu verbessern. Keine Ahnung,<br />
warum. Jedenfalls ist das Ansehen seit Jahren,<br />
ja seit Jahrzehnten unterirdisch. Da machen<br />
wohl einige ihre Hausaufgaben nicht.<br />
Dabei machen viele Vertreter und Makler<br />
wirklich eine gute und wichtige Arbeit!<br />
Wer schläft da vor sich hin? Versicherer?<br />
Pools? Verbände? Diese Frage geht auch<br />
»Das Ansehen<br />
ist unterirdisch.<br />
Dabei machen viele<br />
Vertreter und Makler<br />
wirklich eine gute und<br />
wichtige Arbeit!«<br />
JÜRGEN ZIRBIK, JURA DIREKT AKADEMIE<br />
an Herrn Heinz, der im Artikel konstatiert,<br />
„dass die Zufriedenheit mit unserem Berufsstand<br />
weiter zunimmt“. Na gut – muss er,<br />
das ist sein Job. Da werden allerdings Umfragen<br />
verglichen, die nicht zu vergleichen<br />
sind – aber das weiß auch Herr Heinz.<br />
Dass die Berater und Vermittler vor Ort mit<br />
diesem schlechten Image zu kämpfen haben,<br />
hören wir in unseren Seminaren und Coachings<br />
immer wieder. Die Frage „Was machen<br />
Sie denn so?“ löst bei vielen Beratern<br />
einen sofortigen Fluchtreflex aus. Eklatante<br />
Nachwuchs- und Qualitätsprobleme beim<br />
„Personal“ sind weitere Symptome. Dieser<br />
Kommentar bringt auch nicht die Lösung.<br />
Da muss man schon etwas tun. Seitens der<br />
Jura Direkt Akademie plädieren wir für<br />
einen Positionierungswechsel, beispielsweise<br />
zum TÜV-zertifizierten Notfall-Manager<br />
oder zum Generationenberater. Wenn schon<br />
die Branche nichts tut, dann sollte das jeder<br />
einzelne Berater selbst in die Hand nehmen.<br />
JÜRGEN ZIRBIK<br />
via Facebook<br />
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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
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17
TITEL Zukunft der Maklerpools<br />
18 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Zukunft der Maklerpools TITEL<br />
ENTSPANNT IN DIE ZUKUNFT<br />
Polygamie prägte jahrelang die Beziehung zwischen Maklern und Pools.<br />
Nun kappen Vermittler unnötige Verbindungen und schauen dabei entspannt,<br />
wie die Pools um ihre Liebe werben.<br />
– TEXT: ANNE HÜNNINGHAUS, MATTHIAS HUNDT, MARTIN THALER, FLORIAN BURGHARDT –<br />
Die Geschichte der deutschen Poollandschaft<br />
reicht zurück bis in die 1920er-Jahre.<br />
Zumindest über einen kleinen historischen<br />
Umweg. Seit nämlich Maxpool mit der<br />
Hamburger Phönix AG im Jahr 2012 auf<br />
die „Hamburger Phönix maxpool Gruppe<br />
AG“ vereint wurde, schreibt man sich die<br />
Firmenhistorie der Hamburger Phönix mit<br />
in die Bücher. Maxpools Gründung datiert<br />
aus dem Jahr 1994, entsprechend lang ist<br />
auch die eigene Tradition. Mit Tradition<br />
und Erfahrung warten fast alle deutschen<br />
Maklerpools auf: Jung, DMS & Cie. ging<br />
Mitte der 1980er an den Start, die Ursprünge<br />
reichen sogar bis in die späten 50er. Die<br />
BCA AG entstand 1985 aus dem damaligen<br />
Schwerpunkt Baufinanzierungsberatung<br />
durch ComputerAnalyse. Norbert Porazik<br />
gründete 1996 die Fonds Finanz und formte<br />
den heute größten Maklerpool des Landes.<br />
Auch Netfonds, blau direkt, Qualitypool<br />
und FondsKonzept existieren mittlerweile<br />
seit über 20 Jahren und zählen zu den alten<br />
Hasen. Die Reihe ließe sich noch weiter<br />
fortführen, um auf die heutige Anzahl an<br />
Pools, Verbünden und Servicegesellschaften<br />
am Markt zu kommen, die um die Gunst<br />
der freien Makler buhlen.<br />
Doch wie geht es in Zukunft weiter?<br />
Beziehungsweise: Für wen geht es weiter?<br />
Mit welchen Strategien wollen die Pools<br />
am Markt bestehen und die Makler an sich<br />
binden?<br />
WANN KOMMT DIE KONSOLIDIERUNG?<br />
Befragt man außenstehende Experten zur<br />
zukünftigen Entwicklung des Poolmarktes,<br />
folgt fast mantraartig die Prophezeiung der<br />
anstehenden Konsolidierung. „Eine Handvoll<br />
Anbieter,vor allem die jetzigen großen,<br />
werden übrigbleiben.“ Doch diese Prognosen<br />
gibt es seit der Finanzkrise 2008. Passiert<br />
ist bislang relativ wenig. Die höchste<br />
Aufmerksamkeit erfuhr da noch die Beteiligung<br />
der Hypoport-Tochter Qualitypool an<br />
der Amexpool AG. Exakt 49,997 Prozent<br />
MIT WIE VIELEN MAKLERPOOLS/<br />
-VERBÜNDEN ARBEITEN SIE ZUSAMMEN?<br />
12,7<br />
31,4<br />
3<br />
11,7 13,7<br />
2<br />
> 3<br />
keinem<br />
Makler arbeiten im<br />
Durchschnitt mit<br />
1,8<br />
Maklerpools zusammen.<br />
30,6<br />
Angaben in % Quelle: <strong>procontra</strong>-Umfrage „Maklers Lieblinge <strong>2020</strong>“<br />
1<br />
der Anteile wechselten im Frühjahr <strong>2020</strong><br />
den Besitzer. „Die Konsolidierungswelle<br />
wird uns bereits seit zehn Jahren vorerzählt,<br />
ohne dass sie bislang eingetreten ist.<br />
Allerdings hat der Verkauf von Amexpool<br />
an Hypoport gezeigt, dass die Bereitschaft<br />
zu Verkäufen und Zusammenschlüssen zugenommen<br />
hat“, meint Hartmut Goebel,<br />
Vorstand der germanBroker.net AG.<br />
In der Breite blieben Fusionen, Übernahmen<br />
oder Geschäftsaufgaben bisher<br />
aus. Von Poolpleiten ganz zu schweigen.<br />
Dabei sind die Voraussetzungen für eine<br />
Konsolidierung unverändert da: Knapp 30<br />
Unternehmen sind am Markt. Als Pool, als<br />
Assekuradeur, als Verbund, als Servicegesellschaft.<br />
Im Kern aber gleich ausgerichtet:<br />
Serviceleistungen gegen Maklertreue.<br />
Doch die Zielgruppe ist klein. Ende Juni<br />
<strong>2020</strong> waren 46.073 Versicherungsmakler<br />
beim DIHK registriert. Betrachtet man es<br />
realistisch, dass vielleicht 20.000, maximal<br />
25.000 davon wirklich wirtschaftlich produktiv<br />
sind, entfallen bestenfalls 800 Makler<br />
auf ein Unternehmen. Doch die Zielgruppe<br />
ist auch stabil. Seit Jahren gehen<br />
die Zahlen der Ausschließlichkeitsvertreter<br />
zurück, während die der Makler konstant<br />
bleibt.<br />
Für die Pools ist die Wachstumsstrategie<br />
klar. Da nicht mit Heerscharen an neuen<br />
Maklern zu rechnen ist, muss der einzelne<br />
produktiver werden. Nicht zwangsläufig<br />
mittels Masse, sondern durch Effizienz,<br />
damit die wirtschaftliche Tragfähigkeit erhalten<br />
bleibt. „Die Branche verdient nicht<br />
gut, daher ist es umso wichtiger, dass wir<br />
sie mit vereinfachten Prozessen entlas-<br />
Illustration: Eleonora Mavromati<br />
19
TITEL Zukunft der Maklerpools<br />
»Die Konsolidierung wird<br />
an Fahrt aufnehmen«<br />
JÖRG HAFFNER, Qualitypool<br />
MAKLER SORTIEREN ANBINDUNGEN AUS<br />
Um dem Pool eine höhere Abwicklungsquote<br />
zu bescheren, müssten sich Makler<br />
von ihren Direktanbindungen trennen.<br />
Drewes sieht dafür gute Voraussetzungen:<br />
„Eine direkte Abwicklung bringt für Makler<br />
und Produktgeber kaum noch Vorteile.<br />
Versicherer reduzieren ihren Betreuungsaufwand<br />
erheblich, wenn sie mit einem<br />
Pool zusammenarbeiten, der ihnen als<br />
Clearingstelle dient und Daten per Schnittstellen<br />
so anliefert, dass sie diese effizient<br />
verarbeiten können. Für Makler schwindet<br />
also der Betreuungsvorteil, auch die Courtagen<br />
liegen bei einer Direktanbindung<br />
kaum noch höher.“<br />
Der Sog der Pools wird größer. In der<br />
diesjährigen <strong>procontra</strong>-Umfrage „Mak<strong>procontra</strong>:<br />
Sie wollen perspektivisch zu den<br />
fünf größten Maklerpools gehören. Wie kann<br />
das in einem weitgehend verteilten Markt<br />
gelingen?<br />
Jörg Haffner: Der Markt ist zwar größtenteils<br />
verteilt, wird aber auch ständig umverteilt. Um<br />
Anteile zu gewinnen, setzen wir sowohl auf<br />
organisches als auch anorganisches Wachstum.<br />
Mit dem Kauf von ASC vor zwei Jahren<br />
haben wir bereits beträchtliches Bestandsund<br />
Vermittlerpotenzial eingekauft. Mit dem<br />
Anteilserwerb an Amexpool folgte in diesem<br />
Frühjahr ein weiterer Schritt in Richtung<br />
anorganisches Wachstum. Unsere Akquisitionen<br />
basieren dabei stets auf langfristigen<br />
strategischen Überlegungen. Zusätzlich<br />
wachsen wir in unserem originären Pool seit<br />
Jahren beständig.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie wollen Sie Makler von sich<br />
überzeugen?<br />
Haffner: Wenn man sich die Top-Pools<br />
anschaut, verfügen praktisch alle über ein<br />
breites Produktangebot mit einer Vielzahl an<br />
Produktgebern, auch bei den Vergütungsmodellen<br />
gibt es nur geringe Unterschiede. Größeres<br />
Differenzierungspotenzial sehe ich noch<br />
bei den Technologien, die wir den Maklern zur<br />
Verfügung stellen können. Hier sind wir im Versicherungsbereich<br />
mit unserem Unternehmen<br />
Smart InsurTech sehr gut aufgestellt.<br />
<strong>procontra</strong>: Auch alle anderen Pools investieren<br />
verstärkt in diesen Bereich.<br />
Haffner: Richtig. Ich denke, in fünf Jahren<br />
wird der technische Stand aller Maklerpools<br />
vergleichbar sein. Um sich dann von der<br />
Konkurrenz zu unterscheiden, kommt es auf<br />
differenzierte Dienstleistungen für den Makler<br />
an. Ich spreche hier vor allem vom Fachsupport,<br />
der angebotenen Lösungskompetenz<br />
und der Marketing-Unterstützung, etwa zur<br />
Neukundengewinnung.<br />
<strong>procontra</strong>: Ihr „Nachbar-Pool“ blau direkt baut<br />
nun das Anlagegeschäft aus. Führt der Weg<br />
zu mehr Wachstum nur über ein Vollsortiment?<br />
Haffner: Ein neues Geschäftsfeld ist für<br />
unser weiteres Wachstum erst mal nicht<br />
entscheidend. Je differenzierter das Geschäft<br />
allerdings aufgestellt ist, desto robuster ist<br />
man im Hinblick auf die Ertragslage und<br />
Krisenresilienz. Ich könnte mir deshalb gut vorstellen,<br />
dass auch wir uns den Anlagebereich<br />
anschauen und hier einsteigen.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie verfügen dank der Hypoport-<br />
Mutter über große finanzielle Mittel und<br />
sorgten durch die genannten Käufe selbst für<br />
eine Konsolidierung des Marktes. Wie wird es<br />
hier weitergehen?<br />
Haffner: Die Konsolidierung wird in den<br />
kommenden Jahren an Fahrt aufnehmen.<br />
Wenn man sich anschaut, was Pools heute im<br />
Hinblick auf Services und Technik bieten und<br />
an Regulatorik beachten müssen, wird das<br />
Thema der Unternehmensgröße immer entscheidender<br />
werden. Für kleinere Maklerpools<br />
wird das nur schwierig zu stemmen sein.<br />
<strong>procontra</strong>: Sind von Ihnen weitere Zukäufe<br />
geplant?<br />
Haffner: Ausschließen möchte ich das<br />
nicht, zunächst gilt es aber, die erworbenen<br />
Betriebe ins Unternehmen zu integrieren. Über<br />
weitere Kooperationen denken wir kontinuierlich<br />
nach.<br />
ten“, beschreibt es blau-direkt-Chef<br />
Oliver Pradetto. Mit immer mehr Tools,<br />
Features und Services sollen Makler entlastet<br />
werden, um finanziell besser Luft zu bekommen.<br />
„Davon profitieren wir natürlich<br />
auch als Pool. Das ist unsere Strategie: Wir<br />
gewinnen zwar pro Jahr nur 3,4 Prozent<br />
mehr Partner, können unseren Umsatz aber<br />
um 36 Prozent steigern, weil die einzelnen<br />
Partner viel mehr verdienen“, ergänzt<br />
Pradetto. Neben produktiveren Maklern<br />
beschreibt Maxpool-Chef Oliver Drewes<br />
einen weiteren Wachstumshebel: „Das produzierte<br />
Umsatzvolumen muss gar nicht<br />
zwangsläufig steigen. Wir wollen Makler<br />
dazu motivieren, einen größeren Teil ihres<br />
Geschäfts über uns einzureichen. Wir sehen<br />
noch genügend Wachstumspotenzial darin,<br />
wenn der Makler ein größeres Stück seines<br />
Kuchens über uns statt eine Direktanbindung<br />
abwickelt.“<br />
»Speziell die digitalen<br />
Kosten werden es für<br />
den kleineren Mittelstand<br />
erschweren,<br />
mit umsatzstarken<br />
Organisationen<br />
mitzuhalten.«<br />
OLIVER KIEPER, NETFONDS AG<br />
20 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Zukunft der Maklerpools TITEL<br />
MIT WELCHEN MAKLERPOOLS UND<br />
-VERBÜNDEN ARBEITEN SIE AM<br />
LIEBSTEN ZUSAMMEN?<br />
WARUM ARBEITEN SIE HAUPTSÄCHLICH<br />
MIT DIESEN POOLS/VERBÜNDEN?<br />
Fonds Finanz 33,1<br />
Vema 26,2<br />
blau direkt 9,6<br />
Netfonds 9,2<br />
Domcura 9,0<br />
Maxpool 7,7<br />
BCA 7,5<br />
Qualitypool 6,9<br />
Invers 6,7<br />
Breiter Produkt-/Anbieterzugang 84,4<br />
Administrativer Aufwand wird reduziert 45,6<br />
Zugang zu MVP 16,4<br />
Zugang zu Videoberatungen 15,8<br />
Zugang zu Vergleichsrechnern 68,5<br />
Courtagenhöhe 20,1<br />
Unterstützung bei Rechtsfragen 21,4<br />
Webinar-/Weiterbildungsangebot 42,3<br />
Informations- und Expertenveranstaltungen 27,9<br />
Aruna 6,3<br />
Quelle: <strong>procontra</strong>-Umfrage „Maklers Lieblinge <strong>2020</strong>“<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
21
TITEL Zukunft der Maklerpools<br />
»Technik allein ist nicht alles«<br />
OLIVER DREWES, Vorstand der Phönix Maxpool Gruppe AG<br />
<strong>procontra</strong>: Warum sind die Zuwächse an<br />
Provisionserlösen bei Maxpool vergleichsweise<br />
gering?<br />
Oliver Drewes: Wir könnten auch für größere<br />
Vertriebe die Abwicklung übernehmen und<br />
uns so deutlich höhere Provisionserlöse in die<br />
Bücher holen. Die Marge dabei wäre allerdings<br />
nicht auskömmlich. Wir haben kein Interesse<br />
an Wachstum ohne Marge. Aus meiner Sicht<br />
erzielen wir durch die Fokussierung auf Versicherungsmaklerbetriebe,<br />
mit einer Marge für<br />
den Pool, ein gesünderes Wachstum. Von daher<br />
verzichten wir lieber auf Umsatz mit Großvertrieben,<br />
wenn die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben<br />
ist.<br />
<strong>procontra</strong>: Das Volumen in den Büchern würde<br />
aber die Position gegenüber Versicherern<br />
stärken.<br />
Drewes: Das stimmt, doch unser Ziel war es nie,<br />
der größte Pool zu werden. Volumen und Größe<br />
erleichtern sicherlich die Verhandlungen um<br />
Courtagen und Konditionen bei den Produktgebern.<br />
Mir ist jedoch ein stabiles und ausgewogenes<br />
Wachstum lieber als ein überproportionales,<br />
das die internen Kosten ungesund in die<br />
Höhe treibt.<br />
<strong>procontra</strong>: Welches Wachstum streben Sie<br />
außerhalb von Provisionserlösen an?<br />
Drewes: Die Einführung der Servicevereinbarungen<br />
zwischen unseren Maklern und ihren<br />
Kunden ist ein strategisches Ziel bei uns für<br />
2021. Momentan halten Maxpool-Makler insgesamt<br />
rund 3.500 Servicevereinbarungen mit<br />
ihren Kunden. Das ist bei uns noch ein zartes<br />
Pflänzchen und stark ausbaufähig. Andererseits<br />
sind diese Vereinbarungen auch sehr individuell<br />
und frei verhandelbar zwischen Makler und<br />
Kunden und daher nicht so einfach zu skalieren.<br />
<strong>procontra</strong>: Welcher Effekt soll damit erzielt<br />
werden?<br />
Drewes: Durch Serviceentgelte sinkt die Abhängigkeit<br />
von Provisionserlösen und damit der<br />
Abschlussdruck in der Beratung. Mit unserem<br />
Endkundenportal „Sekretär“ versetzen wir unsere<br />
Makler in die Lage, Servicevereinbarungen<br />
für bestimmte Betreuungsleistungen, wie zum<br />
Beispiel den jährlichen Bestandscheck oder<br />
zusätzlichen Versicherungsschutz, mit ihren<br />
Kunden festzulegen. Darüber kann der Makler<br />
unabhängig vom Neugeschäft eine Einnahmequelle<br />
aufbauen, die für den Großteil seines<br />
bislang unentgeltlichen Aufwands entschädigt.<br />
Auch auf Poolebene reduzieren wir unsere<br />
Abhängigkeit vom Neugeschäft, da wir an den<br />
Servicevereinbarungen partizipieren.<br />
<strong>procontra</strong>: Der einzelne Vermittler hegt kaum<br />
Wechselgedanken, was seine Poolanbindungen<br />
angeht. Wie wollen Sie bestehende Anbindungen<br />
produktiver machen, damit Maxpool<br />
wachsen kann?<br />
Drewes: Das produzierte Umsatzvolumen muss<br />
gar nicht zwangsläufig steigen. Wir wollen<br />
Makler dazu motivieren, einen größeren Teil<br />
ihres Geschäfts über uns einzureichen. Wir<br />
sehen noch genügend Wachstumspotenzial für<br />
uns darin, wenn der Makler ein größeres Stück<br />
seines Kuchens über uns abwickelt.<br />
<strong>procontra</strong>: Warum sollte er das tun?<br />
Drewes: Insbesondere durch unsere fachliche<br />
Betreuung und den Service, den wir für unsere<br />
Partner als Backoffice und technischer Abwickler<br />
leisten. Gerade das Ziel, die Vermittler durch<br />
technische Services effizienter aufzustellen<br />
und an den eigenen Pool zu binden, eint alle<br />
Poolgesellschaften. Hier sind die Unterschiede<br />
zwischen den Pools, hinsichtlich Schnittstellen<br />
zu den Produktgebern, Dunkelverarbeitung der<br />
Antragsstrecke und Policierung, Maklerverwaltungsprogramm<br />
und Vergleichssoftware,<br />
mittlerweile relativ gering. Die tatsächlichen Unterschiede<br />
zeigen sich bei den übrigen Services<br />
und Mehrwerten, die über die reine Abwicklung<br />
hinausgehen.<br />
<strong>procontra</strong>: Was könnte einen Makler doch dazu<br />
bewegen, seine Poolanbindung zu wechseln?<br />
Drewes: Technik allein ist nicht alles. Sie wird<br />
auch immer mehr zum Standard bei allen Poolgesellschaften.<br />
Wir legen einen starken Fokus<br />
auf die fachliche Betreuung unserer Partner.<br />
Das gilt nicht nur für die Begleitung bei der<br />
objektiven Produktauswahl, sondern auch für<br />
unseren Leistungsservice im Schadenfall. Diesbezüglich<br />
gibt es unter den Poolgesellschaften<br />
schon strategische Unterschiede, was den<br />
einen oder anderen Vermittler dazu bewegen<br />
kann, den Pool zu wechseln. Ich behaupte, wir<br />
sind als Pool deutlich mehr auf das Wohl der<br />
Kunden ausgerichtet als große Abwicklungsplattformen,<br />
da wir im Kern den Maklergedanken<br />
und weniger den Abwicklungsgedanken in uns<br />
tragen. <br />
22 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Zukunft der Maklerpools TITEL<br />
ABHÄNGIGKEITEN: EINE FRAGE DER INTERPRETATION?!<br />
„Wie hoch schätzen Sie Ihre eigene Abhängigkeit<br />
von Ihrer Poolanbindung ein?“<br />
Könnten Sie Ihre Tätigkeit nahtlos<br />
fortführen, wenn Ihre Anbindung<br />
von heute auf morgen wegfiele?<br />
sehr stark<br />
abhängig<br />
8,9<br />
etwas<br />
abhängig<br />
33,7<br />
kaum<br />
abhängig<br />
37,3<br />
gar nicht<br />
abhängig<br />
20,1<br />
nein: 24,8<br />
ja: 75,2<br />
Quelle: <strong>procontra</strong>-Umfrage „Maklers Lieblinge <strong>2020</strong>“<br />
lers Lieblinge <strong>2020</strong>“ gaben von 840 befragten<br />
Maklern nur noch 13,7 Prozent an,<br />
ohne Maklerpool auszukommen. Vor fünf<br />
Jahren arbeitete fast noch jeder fünfte ohne<br />
Poolanbindung.<br />
Der Makler braucht den Pool. „Die<br />
Treiber dafür sind die Versicherungsgesellschaften,<br />
die den Einzelmakler kaum<br />
noch avisieren. Dazu die Makler selbst, die<br />
merken, dass sie in Arbeit ersticken, wenn<br />
sie zu viele Verträge mit unterschiedlichen<br />
Versicherern haben“, meint Fonds-Finanz-<br />
Chef Porazik. Der Trend geht dabei zum<br />
Ein-Pool-Makler. Viele Jahre hielt sich die<br />
Usance, dass Vermittler mit durchschnittlich<br />
drei oder mehr Pools kooperieren.<br />
Heute sind es durchschnittlich nur noch<br />
1,8 (siehe Grafik Seite 19). Tendenz weiter<br />
fallend. „Durch die technologischen Bindungsanker,<br />
die die Pools ausgeworfen ha-<br />
ben, wird es immer unattraktiver, mit mehr<br />
als einem oder zwei Pools zusammenzuarbeiten“,<br />
bestätigt Goebel.<br />
Es wird nicht nur unattraktiver, sondern<br />
auch mehr und mehr unmöglich. In der<br />
Umfrage „Maklers Lieblinge <strong>2020</strong>“ schätzen<br />
zwar lediglich 8,9 Prozent die Abhängigkeit<br />
von ihrem Pool als „stark“ ein. 75<br />
Prozent meinen sogar, dass sie ihr Geschäft<br />
nahtlos fortführen könnten, wenn die<br />
MAKLER<br />
CHAMPION<br />
<strong>2020</strong><br />
Schadenversicherung<br />
NV-Versicherungen<br />
1. Platz<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
23
TITEL Zukunft der Maklerpools<br />
POOLLANDSCHAFT IM ÜBERBLICK<br />
Der Großteil der Unternehmen konnte die Provisionserlöse im Vergleich zum Vorjahr steigern.<br />
Unternehmen Fonds Finanz Netfonds AG Jung, DMS & Cie. Fondsnet FondsKonzept blau direkt Qualitypool<br />
Eigentumsverhältnisse<br />
100 % Norbert Porazik<br />
und Markus Kiener<br />
50 % Führungsteam<br />
Netfonds AG +<br />
50 % Freefloat<br />
100 % JDC Group AG 100 % Teil der Reuss<br />
Private Group<br />
Anteile liegen in den<br />
Händen der Makler<br />
und der Vorstände der<br />
FondsKonzept AG<br />
63 % Oliver Pradetto,<br />
37 % Lars Drückhammer<br />
100 % eigenständig<br />
im Netzwerk der<br />
Hypoport SE<br />
angestellte Mitarbeiter 380 250 277 145<br />
(Reuss Private Group)<br />
65 1<strong>05</strong> 100<br />
Betreuungsquote * 1:71 1:19 1:58 1:11 1:119 1:11 1:95<br />
Anzahl angeschlossener Vertriebspartner 27.000 4.800 16.000 1.600 + mehr als<br />
10.000 Subbroker<br />
Anzahl A-Makler (Kriterium) k. A.<br />
(ab 60.000 €<br />
Umsatz p. a.)<br />
Anzahl B-Makler (Kriterium) k. A.<br />
(ab 30.000 €<br />
Umsatz p. a.)<br />
Anzahl C-Makler (Kriterium) k. A.<br />
(ab 15.000 €<br />
Umsatz p. a.)<br />
Provisionserlöse (in Mio. €)<br />
keine Angaben<br />
PremiumPartner-Club<br />
wird nicht mehr aktiv<br />
beworben<br />
keine Kategorien 73<br />
(Bestandsvolumen,<br />
Top-Courtage)<br />
keine Angaben keine Kategorien 100<br />
(Bestandsvolumen,<br />
Top-Courtage)<br />
keine Angaben keine Kategorien 185<br />
(Bestandsvolumen,<br />
Top-Courtage)<br />
7.714 1.163 9.500<br />
keine Kategorien<br />
keine Kategorien<br />
keine Kategorien<br />
2019 175,3 113,3 111,5 77,8 2 76,2 60,2 59,0<br />
2018 155,7 93,6 95,0 59,8 2 71,9 48,0 32,7<br />
2017 130,6 85,9 84,5 58,3 2 69,4 37,4 24,7<br />
Erlöse durch Serviceentgelte (in Mio. €)<br />
2019 1,3 1 keine Angaben 1,5 11,2 2 14,3 3,2 0,0<br />
2018 1,0 1 keine Angaben 1,5 9,4 2 12,4 2,8 0,0<br />
2017 0,6 1 keine Angaben 1,2 7,5 2 9,3 2,4 0,0<br />
Kooperationen mit anderen Pools oder Verbünden keine Maxpool<br />
(Technik, Abwicklung)<br />
keine Angaben<br />
keine Angaben<br />
keine Angaben<br />
keine keine keine keine Domcura, Asspick,<br />
Fonds Finanz, Prohyp<br />
germanBroker.net AG<br />
(Sach: Konzepte mit<br />
Schadensregulierung,<br />
Leben: Produkt „BU<br />
Solitär Exklusiv“)<br />
1<br />
ausschließlich Serviceentgelte<br />
aus dem KC Investment<br />
2<br />
inklusive Reuss Private<br />
Deutschland AG und BN &<br />
Partners<br />
Poolanbindung von heute auf morgen<br />
wegfiele (siehe Grafik Seite 23). Das ist jedoch<br />
unrealistisch. Denn die angebotenen<br />
Tools und Services, wie Maklerverwaltungsprogramme,<br />
Vergleichssoftware, Endkundenverwaltungs-Apps,<br />
Antrags- und<br />
Abrechnungswesen etc., stellen den Makler<br />
zwar auf effizientere Beine, weben ihn<br />
aber auch immer mehr ein. Das ist gar nicht<br />
zu verteufeln. Es ist vielmehr die gewollte<br />
Symbiose und letztlich der Preis eines kostenfreien<br />
Full-Service-Angebots.<br />
POOLS MÜSSEN LIEFERN<br />
Noch mehr als der Makler den Pool braucht<br />
der Pool aber den Makler. Er ist derjenige,<br />
der ohne diese Beziehung nicht überlebensfähig<br />
wäre. Zudem trennen sich Makler mit<br />
mehreren Poolanbindungen von denen, die<br />
ihnen nicht die Features liefern, die zum eigenen<br />
Geschäftsmodell passen, beziehungsweise<br />
wenden sich jenen Unternehmen zu,<br />
die ihnen das volle Sortiment an Produkten<br />
und Services liefern. Das heißt nicht, dass<br />
die Wahl automatisch auf die großen Un-<br />
ternehmen fällt. „Auch kleine und mittelgroße<br />
Pools haben in Zukunft weiterhin<br />
eine Daseinsberechtigung“, glaubt Goebel<br />
von germanBroker.net und begründet:<br />
„Wir sehen auch in der Maklerlandschaft<br />
durchaus unterschiedliche Kulturräume.<br />
Vielfach wird immer nur auf Skaleneffekte<br />
und Größe geschaut und dabei der einzelne<br />
Makler vergessen, der mit seinem spezifischen<br />
Geschäftsmodell wahrgenommen<br />
werden möchte. Es gibt bestimmte Makler,<br />
die nicht in Massenpools untergehen möch-<br />
24 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Zukunft der Maklerpools TITEL<br />
BCA AG 1:1 Assekuranz -<br />
service AG<br />
Je 9,99 %: Barmenia,<br />
DFV, Haron Holding,<br />
Ideal, myLife, Signal,<br />
Stuttgarter, Süddeutsche,<br />
Volkswohl Bund:<br />
Je: 4,3 %: Haftpflichtkasse,<br />
Die Bayerische<br />
Prokunde AG; 1,3 %: BBG;<br />
0,18 % im Streubesitz<br />
100 % WWK<br />
Versicherung<br />
68 154 inkl. Führungskräften<br />
im Außendienst<br />
(Angestellte)<br />
100 % Matthias<br />
Kschinschig<br />
aruna [pma:] DEMV Deutscher<br />
Maklerverbund<br />
10 % Dr. Maasjost &<br />
Collegen AG<br />
50 % Karsten Allesch,<br />
50 % Fabian Fritz<br />
Phönix Maxpool Gruppe Wifo GmbH degenia Konzern germanBroker.net AG<br />
62 % Oliver Drewes,<br />
38 % Sami Chakroun<br />
100 % Karl Burkart 100 % Halime Koppius mehrheitlich im Besitz<br />
der Partnermakler<br />
(112 Aktionäre)<br />
49 53 52 ca. 100 42 47 78<br />
1:132 1:8 1:49 1:34 1:48 1:70 1:72 1:96 1:7<br />
9.000 1.183 2.390 1.800 2.475 ca. 7.000 3.000 4.503 499<br />
keine Kategorien keine Kategorien keine Kategorien keine Kategorien keine Kategorien rd. 400<br />
(ab 15.000 €<br />
Courtageumsatz p. a.)<br />
650 (33 %<br />
Umwandlungsquote 4 ,<br />
< 5 % Stornoquote)<br />
keine Kategorien<br />
keine Kategorien<br />
keine Kategorien keine Kategorien keine Kategorien keine Kategorien keine Kategorien rd. 800<br />
(ab 7.500 €<br />
Courtageumsatz p. a.)<br />
450 (30 % Umwandlungsquote<br />
4 ,<br />
< 5 % Stornoquote)<br />
keine Kategorien<br />
keine Kategorien<br />
keine Kategorien keine Kategorien keine Kategorien keine Kategorien keine Kategorien rd. 1.200<br />
(ab 5.000 €<br />
Courtageumsatz p. a.)<br />
1.900 (Bestandsverwaltung,<br />
kein echtes<br />
Neugeschäft)<br />
keine Kategorien<br />
keine Kategorien<br />
55,1 39,0 3 34,1 32,8 28,0 22,0 18,7 13,8 18,0<br />
50,9 42,4 3 30,8 29,3 17,9 20,0 18,9 13,8 14,9<br />
52,4 40,3 3 28,4 27,8 13,7 18,0 16,6 12,5 13,5<br />
1,1 0,0 0,0 0,0 0,4 0,10 0,23 0,0 0,517 €<br />
1,0 0,0 0,0 0,0 0,2 0,<strong>05</strong> 0,27 0,0 0,498 €<br />
0,8 0,0 0,0 0,0 0,1 keine 0,29 0,0 0,497 €<br />
keine keine Netfonds für<br />
34f-Geschäft<br />
keine<br />
Qualitypool und JDC für<br />
das Pooling, wenn sich<br />
für die Abwicklung des<br />
Geschäfts keine Direktvereinbarung<br />
lohnt<br />
Netfonds: Kooperation im<br />
technischen Bereich, für<br />
die interne Abwicklung<br />
blau direkt im Rahmen<br />
der Pool-EU<br />
keine<br />
White Labeling im Privat-<br />
Sach-HU (Amex, PMA<br />
und andere)<br />
VB Select für<br />
34i-Geschäft<br />
Deckungskonzepte der<br />
Phönix Schutzgemeinschaft<br />
für andere<br />
Pools/ Verbünde<br />
Netfonds AG<br />
(Sach: Konzepte mit<br />
Schadensregulierung,<br />
Leben: Produkt „BU<br />
Solitär Exklusiv“)<br />
3<br />
inkl. Clarus AG, Askuma AG,<br />
eke GmbH und DePeMa AG<br />
4<br />
aus erstellten Angeboten<br />
resultierende Anträge<br />
Quelle: <strong>procontra</strong>-Poolumfrage <strong>2020</strong>, * Verhältnis Mitarbeiter zu Vertriebspartnern_keine Antworten von: Domcura, Invers, vfm-Gruppe, Dema, Apella<br />
ten und die auch nicht zu standardisierten<br />
Plattformlösungen gehen werden, weil ihre<br />
Geschäftsmodelle zu spezifisch sind – hierfür<br />
bieten die großen Pools in der Regel keine<br />
Lösungen an.“<br />
Egal, ob großer oder kleiner Pool. Aus<br />
den erwähnten drei Poolanbindungen vor<br />
wenigen Jahren sind heute schon weniger<br />
als zwei geworden. Es läuft bei modern aufgestellten<br />
Vermittlern in den nächsten ein<br />
bis zwei Jahren auf eine einzige Anbindung<br />
hinaus.<br />
Entsprechend hoch lastet heute bereits der<br />
Druck auf den Unternehmen, bei Serviceleis<br />
tungen und digitalen Innovationen, die<br />
der Wettbewerb offeriert, nachzuziehen.<br />
Zeitnah, am besten noch verbessert, in jedem<br />
Fall auch kostenfrei. Gelingt dies nicht,<br />
erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass<br />
sich die eigenen Anbindungen früher oder<br />
später der attraktiveren Konkurrenz anschließen.<br />
Das nennt sich Wettbewerb und<br />
ist in der Sache nicht neu. Doch die Mittel<br />
zur Konkurrenzfähigkeit wird nicht jeder<br />
Pool aufbringen können, und dann wird es<br />
doch eine Frage der Größe. „Speziell die digitalen<br />
Kosten werden es für den kleineren<br />
Mittelstand erschweren, mit umsatzstarken<br />
Organisationen mitzuhalten“, beschreibt es<br />
Oliver Kieper, Vorstand der Netfonds AG.<br />
Auch für Jung-DMS-&-Cie.-Vorstand Sebastian<br />
Grabmaier verdichten sich die Vorzeichen<br />
einer Marktverkleinerung:<br />
„Ich rechne auf jeden Fall damit, dass<br />
sich kleinere Mitbewerber an die großen<br />
anlehnen und kooperieren oder fusio-<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
25
TITEL Zukunft der Maklerpools<br />
»KI kann für hohe Zusatzcourtagen sorgen«<br />
OLIVER PRADETTO, Geschäftsführer bei blau direkt<br />
<strong>procontra</strong>: Was sind die wichtigsten Maßnahmen,<br />
um neue Makler zu gewinnen?<br />
Oliver Pradetto: Die Dienstleistung muss<br />
stimmen! Es muss sich für Makler monetär<br />
rechnen und sie müssen sich mit der Betreuung<br />
wohlfühlen. Der zentrale Punkt ist die von uns<br />
gebotene Technologie. Im Versicherungsgeschäft<br />
gibt es kaum Innovationen – die meisten<br />
Neuerungen sind Marketingpackungen. Wie<br />
bei den großen Digitalkonzernen dieser Welt<br />
wird auch in unserer Branche im Kern nicht mit<br />
Produkten gehandelt, es geht immer mehr um<br />
Algorithmen- und Datenmodelle. In Deutschland<br />
liegen wir da noch stark zurück. Das Einzige,<br />
das Makler im Wettbewerb wirklich voranbringt,<br />
ist eine leistungsfähige Technologie. Zumal<br />
die zunehmende Regulierung ihm immer mehr<br />
Kosten verursacht.<br />
<strong>procontra</strong>: … was die oft ohnehin nicht allzu<br />
hohen Einnahmen weiter schmälert.<br />
Pradetto: Die Branche verdient nicht gut, daher<br />
ist es umso wichtiger, dass wir sie mit vereinfachten<br />
Prozessen entlasten. Mit unseren Services<br />
können sie auf ein Sekretariat verzichten<br />
und ihre Innendienste verkleinern. Dadurch<br />
bekommen die Makler finanziell Luft. Durch automatisierte<br />
Touchpoint-Kundenbindungssysteme<br />
stärken sie ihren Vertrieb – und davon profitieren<br />
wir auch als Pool. Das ist unsere Strategie: Wir<br />
gewinnen zwar pro Jahr nur 3,4 Prozent mehr<br />
Partner, können unseren Umsatz aber um 36<br />
Prozent steigern, weil die einzelnen Partner<br />
effizienter werden.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche weiteren Pläne gibt es, das<br />
Leben der Makler zu erleichtern?<br />
Pradetto: Seit Mitte September bieten wir eine<br />
neue Software an, die den Bestand eigenständig<br />
in einer Größenordnung von 5 bis 6 Prozent<br />
ausbaut. Zieht ein Kunde beispielsweise um<br />
und meldet sich wegen seiner Hausratversicherung,<br />
bekommt er in Abständen automatisierte<br />
Angebote, die weitere Bedürfnisse – in diesem<br />
Fall zum Beispiel zur Wohngebäudeversicherung<br />
– abfragt. Im klassischen Vertrieb wäre ein Anruf<br />
des Maklers im Umzugschaos wahrscheinlich<br />
abgeblockt worden. Der Bedarf ist aber da und<br />
unser neues Tool erkennt aufgrund der Basisdaten<br />
mögliche Szenarien und versendet regelmäßig<br />
unaufdringliche personalisierte E-Mails.<br />
<strong>procontra</strong>: Künstliche Intelligenz ist also besser<br />
als der persönliche Vertrieb? Der Makler wird<br />
dadurch immer abhängiger von der Technologie.<br />
Pradetto: In diesem Fall kann KI für riesige<br />
Zusatzcourtagen sorgen – nicht weil der Vertrieb<br />
darüber besser ist, als ein guter Verkäufer<br />
es sein könnte, aber weil Lücken abgedeckt<br />
werden, die ein mittelguter Vertriebler womöglich<br />
verpassen würde, weil ihm die Zeit oder Energie<br />
zum regelmäßigen Nachhaken fehlt.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie sehen sich in puncto Technologie<br />
weit vorn. Was machen andere Pools besser als<br />
blau direkt?<br />
Pradetto: Vieles. Ich finde, die Vema macht hervorragendes<br />
Education Marketing und bildet ihre<br />
Makler fachlich extrem gut aus. Damit steigert<br />
sie die Maklerloyalität und -bindung. Das sollten<br />
wir uns abgucken. Auch im Gewerbebereich ist<br />
die Vema unsere Benchmark – hier sind wir aber<br />
im Begriff aufzuholen. Maxpool ist Vorreiter, was<br />
die Unterstützung von Betreuungshonoraren<br />
anbelangt. In diesem Bereich werden wir selbst<br />
nicht aktiv, aber das ist eine spannende Idee.<br />
nieren werden.“ Da wäre sie dann doch<br />
– die Konsolidierung.<br />
Nicht nur im IT-Bereich spielen Pools wie<br />
Netfonds oder Fonds Finanz ihre Kapitalstärke<br />
und Größenvorteile aus. „Als Pool<br />
ist es am klügsten, Skalierungsmöglichkeiten<br />
auszuschöpfen und für den Makler<br />
damit den größten Nutzen zu spenden“, so<br />
Porazik. In ihren starken Verhandlungspositionen<br />
können die großen Pools Konditionen<br />
aushandeln, die den kleineren Pools<br />
verwehrt bleiben. Da man die Zielgruppe<br />
darauf konditioniert hat, alles kostenfrei<br />
zu bekommen, wird es für kleinere Pools<br />
und Verbünde schwierig. Das geht bei Kooperationen<br />
mit Vergleichs- und Finanzanalyserechnern<br />
los, führt sich fort über<br />
Maklerverwaltungsprogramme sowie Videoberatungssysteme<br />
und schließt mit Vorzugsraten<br />
beim Kfz-Leasing.<br />
VERMITTLER HABEN DIE QUAL DER WAHL<br />
Der Vermittler befindet sich dabei in einer<br />
sehr komfortablen Position. Als Objekt der<br />
Begierde kann er sich die Battle um seine<br />
Dienste in Ruhe anschauen. Die Auswahl<br />
wird dabei eher schwerer. Zwar wähnt sich<br />
fast jeder Pool als das Maß der Dinge im<br />
technologischen Bereich und als „führender<br />
digitaler Servicedienstleister“. In Wahrheit<br />
gleichen sich die Angebote immer mehr.<br />
Nicht nur Qualitypool-Chef Haffner geht<br />
davon aus, dass „in fünf Jahren der technische<br />
Stand aller Maklerpools vergleichbar<br />
sein wird“ (siehe Interview Seite 20).<br />
Das erinnert an den Markt der Berufsunfähigkeitsversicherung.<br />
Nachdem der jahrelange<br />
Preis- und Bedingungswettbewerb<br />
auf einem hohen Einheitslevel gipfelte, begann<br />
der Differenzierungszwang. Auf Poolebene<br />
heißt es dann, Dienstleistungen vor<br />
allem außerhalb der IT herauszuarbeiten.<br />
Maxpool-Chef Drewes bringt es auf den<br />
Punkt: „Technik ist nicht alles. Neben fachlicher<br />
Betreuung der Partner könnten auch<br />
26 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Zukunft der Maklerpools TITEL<br />
»Der Einzelmakler<br />
erstickt zunehmend<br />
in Arbeit, wenn er zu<br />
viele Verträge mit<br />
unterschiedlichen<br />
Versicherern hält.«<br />
PERSÖNLICH WACHSEN MIT<br />
ONLINE-SEMINAREN DER<br />
QUALITYPOOL ACADEMY<br />
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über Dich hinaus.<br />
NORBERT PORAZIK, FONDS FINANZ<br />
die Begleitung bei der objektiven Produktauswahl<br />
und der Leistungsservice im Schadenfall<br />
den einen oder anderen Vermittler<br />
dazu bewegen, den Pool zu wechseln.“<br />
Derzeit gelingt es noch fast allen Poolgesellschaften,<br />
ihre Provisionserlöse (siehe<br />
Seite 24) zu steigern. Ein Beleg dafür, dass<br />
die Prozessoptimierung noch nicht abgeschlossen<br />
ist. Für freie Vermittler stellt sich<br />
indes die Aufgabe, nicht einfach dem Pool<br />
ihr monogames Ja-Wort zu geben, der die<br />
meisten kostenfreien Features liefert. Sondern<br />
die Bindung zu dem Unternehmen einzugehen,<br />
das zur Individualität des eigenen<br />
Geschäftsmodells passt.<br />
Sicheres Wachstum –<br />
gemeinsam erfolgreich.<br />
Wir investieren in Technologien und Services, die Dich wachsen<br />
lassen. In der Finanzierung überzeugen wir mit zweistelligen<br />
Steigerungsraten, im Versicherungsbereich haben wir uns in<br />
lukrativen Sparten verstärkt. Für Dich bedeutet das: effizienteres<br />
Geschäft, mehr Produktpartner, bessere Konditionen. Da wir ein<br />
aktiver Part der S-DAX-notierten Hypoport-Gruppe sind, ist unser<br />
Wachstum besonders zukunftssicher. Wie pool ist das denn?<br />
POOLCHEFS IM GESPRÄCH<br />
<strong>procontra</strong> sprach mit den Chefs der<br />
Maklerpools über ihre Zukunftsstrategien<br />
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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
27
BUSCHFUNK Investmentfonds<br />
INVESTMENTFONDS<br />
KRYPTOWÄHRUNGEN: EU PLANT REGULIERUNG<br />
Besserer Schutz vor krimineller Nutzung<br />
Foto: iStock / D-Keine<br />
Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether und Tether polarisieren in der Finanzbranche. Einerseits<br />
gelten sie als das Zahlungsmittel der Zukunft, gepaart mit der Chance auf das schnelle,<br />
große Geld. Andererseits beinhalten sie ein hohes Verlustrisiko, wie die teilweise achterbahnartigen<br />
Kursschwankungen der vergangenen Jahre gezeigt haben. Kryptowährungen bringen<br />
aber noch ein weiteres Gefahrenpotenzial mit sich: ihre Anfälligkeit für Missbrauch durch<br />
Terroristen und andere Kriminelle. Deshalb hat die EU-Kommission Ende September einen Vorschlag<br />
zur Regulierung von Kryptowährungen vorgestellt. Medienberichten zufolge geht es<br />
dabei erstens um einheitliche Regeln für Kryptowerte wie Bitcoin und zweitens um strengere<br />
Auflagen für sogenannte Stablecoins wie das Facebook-Projekt Libra. Zudem soll die Aufsicht<br />
von der nationalen auf die europäische Ebene übertragen werden.<br />
DEUTSCHE KAUFEN ZUNEHMEND AKTIEN<br />
In der Corona-Krise haben sich Börseninvestments<br />
teilweise verdoppelt.<br />
Laut aktuellen ING-Erhebungen haben deutsche Anleger im ersten<br />
Quartal fast 14 Milliarden Euro in Aktien investiert, das entspricht<br />
mehr als jedem siebten neu angelegten Euro – und ist mehr als doppelt<br />
so viel wie im Vorjahreszeitraum (6,8 Milliarden Euro). Mit dieser<br />
– eher antizyklisch anmutenden – Strategie stehen die Deutschen<br />
allein auf weiter Flur. Denn im Rest der Eurozone gab es im bisherigen<br />
Krisenverlauf eine zunehmende Zurückhaltung bei Aktieninvestments<br />
zu beobachten.<br />
Foto: iStock / Asergieiev<br />
JPMORGAN: VERGLEICH ÜBER EINE MILLIARDE DOLLAR?<br />
Nach Vorwurf der Manipulation sucht US-Großbank eine Lösung.<br />
Foto: iStock / Daniel Vfung<br />
Die US-Großbank JPMorgan Chase steht wegen Marktmanipulation vor einem milliardenschweren<br />
Vergleich mit den US-Finanzbehörden. Das berichtet die Nachrichtenagentur<br />
Bloomberg unter Berufung auf Tobias Strübing, Fachanwalt bei der Kanzlei Wirth Rechtsanwälte.<br />
Den Quellen zufolge will JPMorgan Chase die Vorwürfe durch eine Vergleichszahlung<br />
in Höhe von einer Milliarde US-Dollar ad acta legen. Durch die Zahlung sollen die laufenden<br />
Untersuchungen unter anderem durch das US-Justizministerium und die Börsenaufsicht SEC<br />
beendet werden. Der Vorwurf: „Spoofing“, eine spezielle Technik, mit der Händler Kaufaufträge<br />
nur vortäuschen, um die Preise in die gewünschte Richtung zu treiben. Zwei frühere<br />
Händler von JPMorgan waren bereits in diesem Kontext schuldig gesprochen worden.<br />
28<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Investmentfonds BUSCHFUNK<br />
Amundi: Hohe globale ETF-Mittelzuflüsse<br />
Im August verzeichneten die globalen ETF-Märkte laut<br />
Amundi hohe Nettomittelzuflüsse von insgesamt 50 Milliarden<br />
Euro. Diese teilten sich zu beinahe gleichen Teilen<br />
auf Aktien- und Rentenprodukte auf. Europäische Anleger<br />
wenden sich wieder risikoreicheren Renten-ETFs zu. Rund<br />
2,2 Milliarden Euro entfielen auf Staatsanleihen-ETFs.<br />
Burggraben suchen<br />
und investieren<br />
MARTIJN ROZEMULLER,<br />
Europachef bei VanEck<br />
Solidvest: Anleger können individuelle<br />
No-Buy-List anlegen<br />
Als erster Onlineanbieter bietet die digitale Vermögensverwaltung<br />
der DJE ihren Anlegern ab sofort den Ausschluss<br />
ausgewählter Einzeltitel aus ihrem Depot an. Online oder<br />
telefonisch können bestimmte Aktien oder Anleihen auf<br />
die No-Buy-List übertragen werden. Der Service richtet<br />
sich vor allem an Berufsgruppen, die gewisse Titel aus<br />
Compliance-Gründen nicht erwerben dürfen.<br />
Consorsbank: Kostenloses Trader-Konto für<br />
junge Zielgruppe<br />
Kunden im Alter von 18 bis 25 Jahren können bei der Consorsbank<br />
ab sofort zwei Jahre lang kostenlos Wertpapiere<br />
kaufen und verkaufen. Mit dem Angebot „Young Trader<br />
Zero“ setzt sich die Bank gegen konkurrierende Neo-<br />
Broker zur Wehr, die Börsengeschäfte ohne Ordergebühren<br />
ermöglichen.<br />
Lyxor: Fürpaß-Peter wird Deutschland-Chefin<br />
Die Investmentfirma Lyxor befördert Heike Fürpaß-Peter<br />
(Foto) zur Leiterin in Deutschland. Damit soll sie die Nachfolge<br />
von Guillaume de Martel antreten, der in der Muttergesellschaft<br />
Société Générale neue Aufgaben übernimmt.<br />
Nachdem 2019 die Asset-Management-Aktivitäten der<br />
Commerzbank EMC eingegliedert wurden, soll die Managerin<br />
das Unternehmen hierzulande präsenter machen.<br />
Clartan: Gemeinsamer Nachhaltigkeits-Fonds<br />
mit Stiftung Ethos<br />
Der Vermögensverwalter Clartan Associés hat gemeinsam<br />
mit der Schweizer Stiftung Ethos einen europäischen<br />
Nachhaltigkeits-Fonds aufgelegt. Der Clartan Ethos ESG<br />
Europe Small & Mid Cap soll ausschließlich in ESG-konforme<br />
europäische KMU investieren.<br />
Ethenea: Siviero ist neuer Investmentstratege<br />
Ethenea hat mit Andrea Siviero (Foto) einen neuen Investmentstrategen<br />
an Bord. Der Experte für Makroökonomie<br />
und internationale Währungssysteme soll die makroökonomische<br />
Hausmeinung festlegen. Gleichzeitig wird er<br />
Mitglied im hauseigenen Investmentkomitee.<br />
Foto: iStock / Nico El Nino<br />
Foto: iStock / Laurence Dutton<br />
Foto: iStock / wnmkm<br />
Langfristig stabile Renditen haben nicht zuletzt in<br />
den aktuellen, volatilen Zeiten für Anleger wieder<br />
an Bedeutung gewonnen. Burggraben-Investitionen<br />
gelten als besonders beständig und zählen zu den<br />
Anlagestrategien des wohl berühmtesten Value-<br />
Investors, Warren Buffett. Der Starinvestor setzt<br />
auf nachhaltige Wettbewerbsvorteile, mit denen<br />
Unternehmen Konkurrenten auf Abstand halten<br />
und die eigene Rentabilität stärken. Hierzu verfügen<br />
solche Unternehmen über einen wirtschaftlichen<br />
Burggraben (engl. economic moat). Doch dieser<br />
kann verschieden aussehen: So genießt etwa<br />
Salesforce einen erheblichen Wettbewerbsvorteil,<br />
da eine Abkehr von der Plattform für Kunden mit<br />
hohen organisatorischen Risiken sowie mit erheblichen<br />
Kosten und Zeitaufwand verbunden ist. Auch<br />
eine starke Markenbekanntheit wie bei Starbucks<br />
führt zu einem wirtschaftlichen Burggraben. Die<br />
Marke ermöglicht Premium-Preise in Verbindung mit<br />
bedeutenden Größenvorteilen. Mit der Erfahrung von<br />
Starbucks können nur wenige Anbieter konkurrieren.<br />
Ein Burggraben-Vorteil kann auch im Netzwerkeffekt<br />
bestehen. Hierbei steigert sich der Wert eines<br />
Produkts oder einer Dienstleistung umso mehr, je<br />
mehr Menschen dies nutzen. Alphabet profitiert stark<br />
vom Netzwerkeffekt seiner Produkte wie etwa der<br />
Google-Suchmaschine, Android, Maps oder YouTube.<br />
Google ist die weltweit meistgenutzte Suchmaschine,<br />
die Nutzer haben ein Netzwerk geschaffen, das<br />
schwer zu replizieren ist. Die weltweit größte Brauerei<br />
Anheuser-Busch hat durch ihre Größe in Südamerika<br />
und Afrika eine enorme Verhandlungsmacht<br />
bei Produktionskosten und somit einen erheblichen<br />
Wettbewerbsvorteil. Die Beispiele zeigen, dass Anleger<br />
in verschiedensten Märkten und Nischen mehr<br />
oder weniger bekannte Burggraben-Unternehmen<br />
finden können, für die sich Investitionen mit stabilen<br />
Renditen und geringerem Risiko lohnen.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
29
INVESTMENTFONDS Investmenttalk<br />
»Unsere Anleger<br />
brauchen Sitzfleisch«<br />
Marcus Poppe, Co-Manager des DWS Top Dividende, über eine techgetriebene Marktrallye,<br />
deutsche Aktienkultur und Voraussetzungen dafür, dass auch sein Fonds wieder performt<br />
– TEXT: JAN F. WAGNER –<br />
<strong>procontra</strong>: Herr Poppe, die Märkte haben<br />
sich seit dem Corona-Crash erholt. Ihr<br />
Fonds hat seit Januar aber minus 12,7<br />
Prozent gemacht. Was ist passiert?<br />
Marcus Poppe: Grundsätzlich bietet der<br />
DWS Top Dividende den Anlegern den<br />
Aktienmarkt mit einer Art Handbremse<br />
für fallende Märkte an. Diesen Auftrag hat<br />
der Fonds während des Corona-Crashs<br />
auch erfüllt. Denn im März, der „heißen<br />
Phase“ dieser Krise, haben wir den breiten<br />
Markt gemessen am MSCI-Welt-Index<br />
um 2,6 Prozentpunkte outperformt. Die<br />
anschließende kräftige Erholung haben<br />
wir aber nicht mitgemacht und der Fonds<br />
läuft seit April seitwärts. Das ist aber die<br />
logische Konsequenz unserer Anlagestrategie.<br />
Denn der Rallye fehlt die Marktbreite.<br />
Der einzige Sektor, der seitdem richtig gut<br />
läuft, ist Technologie. Unternehmen wie<br />
die FAANGs (Anm. d. Red.: Facebook,<br />
Apple, Amazon, Netflix und Google) sind<br />
aber bei uns kaum repräsentiert.<br />
<strong>procontra</strong>: Was ist die Anlagestrategie des<br />
Fonds?<br />
Poppe: Das Ziel des Fonds sind eine<br />
30 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Investmenttalk INVESTMENTFONDS<br />
niedrige Volatilität und eine konstante<br />
Ausschüttung. Folglich kaufen wir Unternehmen<br />
mit etablierten Geschäftsmodellen.<br />
Das Kapital, das diese Firmen erwirtschaften,<br />
geben sie in Form von Dividenden<br />
zurück an ihre Anteilseigner. Genau das<br />
tun die FAANGs eben nicht, sondern sie<br />
investieren dieses Geld in weiteres Wachstum.<br />
Und der Markt schaut derzeit nur<br />
auf sogenannte Momentum-Faktoren wie<br />
Umsatzwachstum. Bewertungen scheinen<br />
kaum eine Rolle zu spielen.<br />
<strong>procontra</strong>: Das hört sich nach einer neuen<br />
Tech-Blase an ...<br />
Poppe: Da würde ich Ihnen nicht unbedingt<br />
widersprechen. Nehmen wir den<br />
Ölsektor als ein weiteres Beispiel. Dieser<br />
macht im Fonds knapp 9 Prozent aus.<br />
Der Ölpreis hat sich seit März mehr als<br />
verdoppelt. Aber die Kurse der großen<br />
Ölkonzerne, darunter Royal Dutch Shell<br />
oder Total, stehen entweder da, wo sie im<br />
März waren, oder noch tiefer.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie kann das sein, wenn der<br />
Ölpreis gestiegen ist?<br />
Poppe: Das Argument gegen Öl ist derzeit<br />
das Thema ESG. Es gibt immer weniger<br />
Investoren, die diese Unternehmen in<br />
ihren Fonds haben möchten. Sie sehen<br />
die fossilen Energieträger als ein mögliches<br />
Reputationsrisiko. Damit löst man<br />
sich aber von den Fundamentaldaten,<br />
denn viele Ölmultis verfügen über starke<br />
Bilanzen. Zwar ist die Ölnachfrage in der<br />
Krise eingebrochen, weil der Flugverkehr<br />
und der Transport vielerorts zum Erliegen<br />
gekommen sind. Doch bis Anfang <strong>2020</strong><br />
war die Nachfrage nach Öl hoch, und sie<br />
dürfte bei einer Konjunkturerholung auch<br />
wieder anziehen.<br />
<strong>procontra</strong>: Der Gesundheitssektor einschließlich<br />
Pharma stellt die größte<br />
Position in Ihrem Fonds dar. Warum ist<br />
dessen Performance so verhalten in einer<br />
Pandemie?<br />
Poppe: Es gibt natürlich Unternehmen, die<br />
an der Entwicklung von Impfstoffen arbeiten<br />
oder daran beteiligt sind. Deren Kurse<br />
sind dann auch kurzzeitig angesprungen.<br />
Seit April entwickelt sich der Sektor insgesamt<br />
aber seitwärts. Der Grund dafür sind<br />
die Präsidentschaftswahlen in den USA.<br />
Denn es geht die Sorge um, dass der Markt<br />
nach den Wahlen stärker reguliert werden<br />
könnte. Dies würde sich negativ auf die<br />
Preise auswirken in einem Land, in dem<br />
die medizinischen <strong>Ausgabe</strong>n weltweit am<br />
höchsten sind. Dennoch stimmt Ihre Logik:<br />
Wenn es diese Wahl nicht gäbe, dann<br />
wäre der Gesundheitssektor für Anleger<br />
ein sicherer Hafen. Die Gewinnentwicklung<br />
ist erfreulich und die Bewertungen<br />
der Unternehmen sind attraktiv.<br />
»Derzeit scheinen<br />
Bewertungen am<br />
Aktienmarkt kaum<br />
eine Rolle zu spielen.«<br />
<strong>procontra</strong>: Wie lange hält die techgetriebene<br />
Marktrallye an?<br />
Poppe: Das ist die Milliarden-Dollar-Frage.<br />
Mit jedem Tag, an dem sich Technologie-<br />
und Wachstumsunternehmen besser<br />
entwickeln als etablierte Geschäftsmodelle,<br />
steigt auch die relative Attraktivität<br />
hinsichtlich der Bewertung etablierter<br />
Firmen im Vergleich zu Tech- und anderen<br />
Wachstumsunternehmen. Dieses Auseinanderlaufen<br />
sehen wir nicht erst seit Corona,<br />
sondern bereits seit 2016. Ich glaube, dass<br />
eine Normalisierung, also eine Verbreiterung<br />
der Börsenentwicklung, kommen<br />
wird, wenn die Konjunktur wieder richtig<br />
an Fahrt gewinnt.<br />
<strong>procontra</strong>: Wenn die Wirtschaft wieder<br />
PORTFOLIOSTRUKTUR<br />
Ausweis der Struktur nach MSCI<br />
Gesundheitswesen 16,6<br />
Hauptverbrauchsgüter 14,2<br />
Finanzsektor 11,8<br />
Versorger 9,6<br />
Kommunikationsservice 9,4<br />
Informationstechnologie 9,3<br />
Energie 8,6<br />
Grundstoffe 7,8<br />
Industrien 3,6<br />
Dauerhafte Konsumgüter 0,9<br />
Sonstige Branchen 0,4<br />
Branchenstruktur (Aktien) in % des Fondsvermögens, Gewichtung brutto, ohne Berücksichtigung von Positionen in Derivaten<br />
Quelle: DWS<br />
läuft, läuft also auch Ihr Fonds wieder<br />
richtig?<br />
Poppe: Davon bin ich überzeugt. Wenn<br />
Fundamentaldaten und Bewertungen wieder<br />
in den Fokus der Investoren rücken,<br />
wird das die Entwicklung unseres Fonds<br />
begünstigen. Schließlich sind wir in den<br />
Sektoren Gesundheit, Energie und Industrie<br />
investiert, wo diese Faktoren für die<br />
Selektion entscheidend sind. Im Übrigen<br />
ist diese Krise etwas Besonderes. In der<br />
Vergangenheit haben auch die Tech-Werte<br />
in schwachen Konjunkturphasen nicht gut<br />
performt. Mit Corona ist es ganz anders.<br />
Ich hätte nicht erwartet, dass die Menschen<br />
in der Corona-Krise zu Hause sitzen<br />
und in großem Stil iPhones, Laptops und<br />
AirPods bestellen. In einer Krise hält man<br />
sich mit derartigen <strong>Ausgabe</strong>n normalerweise<br />
zurück. Aber die Menschen sind<br />
dieses Mal bereit, mehr Geld für diese<br />
Waren auszugeben, weil sie damit rechnen,<br />
mehr von zu Hause arbeiten zu dürfen.<br />
Und wenn man wegen Corona nicht<br />
draußen einkaufen gehen kann, nutzt man<br />
den Onlinehandel. Folglich sind die wirtschaftlichen<br />
Bremsspuren beschränkt auf<br />
Sektoren wie die Hotellerie und Gastronomie,<br />
die Reisebranche und den stationären<br />
Einzelhandel.<br />
<strong>procontra</strong>: In den letzten Jahren war die<br />
Performance des DWS Top Dividende<br />
nicht berauschend. Wie wollen Sie Ihre<br />
Anleger beschwichtigen?<br />
Poppe: Der Fonds ist für Anleger<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
31
INVESTMENTFONDS Investmenttalk<br />
Marcus Poppe setzt mit seinem DWS Top Dividende aktuell vor allem auf Titel<br />
aus dem Gesundheitswesen, Verbrauchsgüter und den Finanzsektor.<br />
unverändert attraktiv, denn mit dem<br />
DWS Top Dividende bekommen sie ein<br />
Produkt, das regelmäßig Dividenden<br />
auszahlt, was einen Puffer gegen Kapitalmarktrisiken<br />
darstellt. Wir sprechen ja<br />
nicht davon, dass der Fonds in den vergangenen<br />
drei Jahren den Investoren Verluste<br />
beschert hat. Wenn ein Anleger allerdings<br />
erwartet, dass der Tech-Boom weitergeht,<br />
und auf hohe Kursgewinne abzielt,<br />
dann können wir diese Erwartungen im<br />
gegenwärtigen Umfeld nur schwer erfüllen.<br />
Schließlich kommt es auf das Risikoprofil<br />
des Anlegers an. Wenn ein Anleger sagt,<br />
ich erhöhe nun mein Risiko, weil ich mehr<br />
Rendite haben will, dann ist das eine<br />
Entscheidung, die er nur für sich selbst<br />
trifft und die daher zu akzeptieren ist. Wir<br />
hätten natürlich pragmatisch sein und<br />
mehr Technologiefirmen kaufen können.<br />
Dann hätte der Fonds kurzfristig sicher<br />
besser ausgesehen. Damit wären wir aber<br />
unserer Investmentstrategie und unserem<br />
Produktversprechen gegenüber unseren<br />
Anlegern untreu geworden. In unserem<br />
Fonds ist drin, was draußen draufsteht.<br />
Anleger brauchen also ein gewisses<br />
»Für manche hat der<br />
Aktienmarkt den Ruf<br />
eines Spielkasinos.«<br />
Sitzfleisch, wenn sie dieser Strategie treu<br />
bleiben wollen.<br />
<strong>procontra</strong>: Gibt es für Ihren Fonds eine<br />
Benchmark, die Sie schlagen sollten?<br />
Poppe: Nicht mehr. Wir hatten früher<br />
einen Vergleichsindex, den MSCI World<br />
High Dividend Yield. Wir haben jedoch<br />
festgestellt, dass die Zusammensetzung so<br />
erratisch wurde, dass wir die Positionen<br />
nicht mehr nachvollziehen konnten. Daher<br />
haben wir uns 2013 davon verabschiedet.<br />
Das Ziel bleibt aber bestehen: Wir sind<br />
ein Aktienfonds, der in Abschwungphasen<br />
besser sein will als der breite Markt.<br />
<strong>procontra</strong>: Eine Studie der M.M. Warburg<br />
ist zu dem Schluss gekommen, die irrsinnigen<br />
Bewertungen von Techs hätten das<br />
Fondsmanagement erschwert. Im Zweifel<br />
müsste man Techs übergewichten, um den<br />
Markt zu schlagen. Wie sehen Sie das?<br />
Poppe: In einer Phase, in der das Wachstums-<br />
und Gewinnpotenzial eines Unternehmens<br />
an der Börse eine viel größere<br />
Rolle spielt als die Bewertung jenes<br />
Potenzials, müssen Fondsmanager den<br />
Spagat zwischen Pragmatismus und Risikoabwägung<br />
hinbekommen. Einfach ein<br />
Unternehmen zu kaufen, weil der Aktienkurs<br />
kontinuierlich steigt und es eine hohe<br />
Gewichtung in einer Benchmark hat, kann<br />
langfristig kein Erfolgsrezept sein. Man<br />
muss sich vor Augen halten, dass man eine<br />
treuhänderische Pflicht den Kunden gegenüber<br />
hat. Und da stellt sich die ethische<br />
Frage, ob man mit deren Geld leichtfertig<br />
umgehen darf. Die Antwort von mir ist,<br />
dass dies nicht sein kann. Fondsmanager<br />
müssen sich daher besonders in extremen<br />
Marktphasen hinterfragen, ob die Portfolioaufstellung<br />
noch dem Anlageziel ihrer<br />
Kunden entspricht, und transparent mit<br />
ihren Anlageentscheidungen umgehen.<br />
<strong>procontra</strong>: Trotz der Aktienrallye bleiben<br />
die meisten deutschen Sparer dem Markt<br />
fern. Warum?<br />
Poppe: Ich glaube, dass der Aktienmarkt<br />
für manche den Ruf eines Spielkasinos hat.<br />
Die Börse wird nicht als ein Ort gesehen,<br />
an dem ich 30 Jahre lang quasi unternehmerisch<br />
tätig sein kann. Die Deutschen<br />
sind zwar stolz auf die Unternehmen, für<br />
die sie arbeiten. Sie wollen aber nicht in<br />
deren Aktien investieren. Und weil einige<br />
Menschen die Märkte als ein Kasino<br />
sehen, spekulieren sie lieber, anstatt zu<br />
investieren. Sie möchten lieber den heißen<br />
Aktientipp haben. Außerdem glaube ich,<br />
dass bei vielen die Lust fehlt, sich mit dem<br />
Thema Finanzen auseinanderzusetzen.<br />
Das Interesse ist einfach nicht da. Und<br />
hier würde ich die Politik mit in das Boot<br />
nehmen und sie auffordern, das Thema der<br />
Altersarmut ernsthafter anzugehen. Nach<br />
aktuellen Prognosen wird sich künftig das<br />
Verhältnis von Beitragszahlern zu Leis-<br />
32 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Investmenttalk INVESTMENTFONDS<br />
tungsempfängern noch weiter verschlechtern.<br />
Wenn wir im Alter einen gewissen<br />
Lebensstandard haben wollen, wird das<br />
so nicht gehen. Menschen werden privat<br />
vorsorgen müssen, und das bedeutet, dass<br />
sie in risikoreichere Anlagen werden gehen<br />
müssen.<br />
<strong>procontra</strong>: Hilft nicht zum Beispiel ein<br />
Riester-Fondssparplan, um die Altersvorsorgelücke<br />
in Deutschland zu schließen?<br />
Poppe: Das kann er durchaus. Wegen der<br />
Zinssituation ist es jedoch für das Produkt<br />
schwieriger geworden, einerseits die<br />
Beitragsgarantie zu gewährleisten und<br />
andererseits vom Aktienmarkt voll zu profitieren.<br />
Im Interesse des Produkts sollte<br />
die Politik den Riester-Sparern die Option<br />
geben, die Beitragsgarantie abzuwählen.<br />
Ich sehe auch Potenzial für die staatliche<br />
Förderung von Fondssparplänen. Diese<br />
eignen sich bestens für jüngere Menschen<br />
mit kleinem oder mittlerem Einkommen.<br />
Denn wenn man 50 oder 100 Euro pro<br />
Monat für 30 Jahre mit Aktien spart, kom-<br />
»Ich sehe Potenzial für<br />
die staatliche Förderung<br />
von Fondssparplänen.<br />
Diese eignen<br />
sich für Jüngere mit<br />
kleinem oder mittlerem<br />
Einkommen.«<br />
men ansehnliche Erträge heraus. Natürlich<br />
gibt es ein gewisses Marktrisiko, aber<br />
glaubhaften Studien zufolge tendiert dieses<br />
Risiko über einen Zeitraum von mehr als<br />
20 Jahren gegen null. Außerdem muss man<br />
konstatieren, dass nichts im Leben ohne<br />
Risiko ist – auch nicht festverzinsliche<br />
Produkte.<br />
<strong>procontra</strong>: Trotz aller Kritik will die<br />
Bundesregierung die Transaktionssteuer.<br />
Kommt diese, und wenn ja, wäre das negativ<br />
für die Altersvorsorge?<br />
Poppe: Wir sprechen hier von einem Volumen<br />
von 1,5 Milliarden Euro an Einnahmen<br />
– das ist sehr überschaubar. Daher<br />
sehe ich die Transaktionssteuer eher als<br />
Symbolpolitik und nicht als zielführend.<br />
Wenn ich der Meinung bin, dass ich den<br />
Zugang zu Kapitalanlagen für Menschen<br />
mit kleinerem und mittlerem Einkommen<br />
verbessern sollte, wüsste ich nicht, wie die<br />
Steuer denen hilft. Außerdem bekämpft die<br />
Steuer nicht das, was sie bekämpfen soll –<br />
nämlich den Hochfrequenzhandel. Dieser<br />
findet außerhalb der EU statt.<br />
Mir erschließt sich der Sinn dieser Steuer<br />
also nicht. Sollte sie eingeführt werden,<br />
wird sie gewiss die Fonds etwas teurer<br />
machen und damit diese Altersvorsorgemöglichkeit<br />
ein Stück weit unattraktiv. Da<br />
diese Kosten überschaubar sind, würde<br />
ich die negativen Konsequenzen aber nicht<br />
überschätzen.<br />
Herausfordernde Zeiten.<br />
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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
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33
INVESTMENTFONDS US-Aktienmarkt<br />
GEWINNE MIT DEM GEWINNER?!<br />
Donald Trump oder Joe Biden? Wähler stehen bei den US-Präsidentschaftswahlen vor einer<br />
wichtigen Entscheidung. Investoren versuchen sich rechtzeitig auf den Gewinner auszurichten<br />
– Broker und Banken bewerben bereits ihre Biden- oder Trump-Portfolios.<br />
– TEXT: MARTIN LECHTAPE –<br />
34 Illustration: Eleonora Mavromati
US-Aktienmarkt INVESTMENTFONDS<br />
Am Dienstag, den 3. November entscheiden<br />
die Wähler in den USA über die politische<br />
Zukunft ihres Landes – und über die<br />
wirtschaftliche. Denn die Konjunkturprogramme<br />
der beiden Kandidaten könnten<br />
unterschiedlicher kaum sein. Während der<br />
amtierende Präsident Donald Trump weiter<br />
auf „America First“ in der Handelspolitik<br />
und auf Steuersenkungen in der Fiskalpolitik<br />
setzt, will Herausforderer Joe Biden die<br />
Steuern für Unternehmen und Besserverdienende<br />
erhöhen und den Zugang zu staatlich<br />
finanzierter Gesundheitsversorgung<br />
verbessern. Das Ergebnis der anstehenden<br />
Wahl könnte auch auf den Aktienmärkten<br />
für reichlich Aufregung sorgen, sind sich<br />
viele Experten einig. „Sollten sich Bidens<br />
Chancen auf das Präsidentenamt weiter<br />
verfestigen, könnten seine Pläne für eine<br />
höhere Unternehmensbesteuerung die Aktienkurse<br />
in den USA kurzfristig belasten“,<br />
sagt etwa Ulrich Stephan, Chefanlagestratege<br />
für Privat- und Firmenkunden der Deutschen<br />
Bank. Anleger mit Interesse an US-<br />
Aktien sollten deshalb neben der weiteren<br />
Entwicklung der US-Konjunktur und dem<br />
Verlauf der Coronavirus-Pandemie in den<br />
kommenden Monaten natürlich auch die<br />
US-Wahl im Auge behalten, betont Stephan.<br />
Das gilt auch für Finanzberater und ihre<br />
Kunden in Deutschland. Denn US-amerikanische<br />
Unternehmen haben einen großen<br />
Einfluss auf die globalen Märkte: Im Weltaktienindex<br />
MSCI All Country World etwa<br />
sind die USA mit 54 Prozent gewichtet,<br />
Deutschland nur mit 2,6 Prozent. Und die<br />
Vergangenheit zeigt, dass US-Wahlen auch<br />
am deutschen Leitindex DAX nicht spurlos<br />
vorbeigehen. Als Trump seine Wahl vor vier<br />
Jahren gewann, stieg der US-Index Dow<br />
Jones in der Wahlwoche auf ein Allzeithoch<br />
und zog auch den DAX mit nach oben.<br />
Wahlsiege der Demokraten im November<br />
wiederum könnten die Aktienkurse in den<br />
USA belasten. Denn besonders die großen<br />
US-Unternehmen würden darunter leiden.<br />
Manche Anleger und Vermögensverwalter<br />
versuchen deshalb ihr Portfolio schon<br />
jetzt so auszurichten, dass es nach der Wahl<br />
auf der Gewinnerseite steht. Der Schweizer<br />
Vermögensverwalter UBS befragte im Juli<br />
weltweit knapp 2.900 wohlhabende Anleger<br />
und mehr als 1.100 Firmeninhaber, ob<br />
sie sich vorstellen könnten, ihr Portfolio<br />
abhängig vom Wahlausgang in den USA<br />
anzupassen. 61 Prozent der Umfrageteilnehmer<br />
beantworteten diese Frage mit Ja.<br />
3.500<br />
3.000<br />
2.500<br />
2.000<br />
1.500<br />
1.000<br />
500<br />
0<br />
US-AMERIKANISCHE PRÄSIDENTEN BEWEGEN DIE BÖRSE<br />
„Wenn die Demokraten den Senat, das Repräsentantenhaus<br />
und die Präsidentschaft<br />
gewinnen, könnte dies für entsprechend risikobereite<br />
Anleger einen interessanten Einstiegspunkt<br />
darstellen“, meint Stephan von<br />
der Deutschen Bank. „Schließlich könnten<br />
sich eine gemäßigtere Innen- und Außenpolitik<br />
sowie Investitionen in Umweltschutz<br />
und Infrastruktur mittelfristig positiv auf<br />
die Kursentwicklung auswirken.“<br />
»Man sollte sich auch<br />
fragen, was passiert,<br />
wenn man nicht<br />
richtigliegt.«<br />
ULRICH STEPHAN, DEUTSCHE BANK<br />
KURZFRISTIGE PROFITE<br />
Die UBS-Analysten haben für jedes Wahl-<br />
Szenario eine passende Anlagestrategie<br />
entwickelt: Bei einem Wahlsieg Bidens und<br />
einer demokratischen Mehrheit im Kongress<br />
empfiehlt der Vermögensverwalter<br />
beispielsweise Unternehmensbeteiligungen,<br />
die von Bidens Investitionen in den Klimaschutz<br />
profitieren würden, wie zum Beispiel<br />
Unternehmen in den Bereichen erneuerbare<br />
Energien, Smart Mobility und Energieeffizienz.<br />
Bei Trumps Wiederwahl und einer<br />
republikanischen Mehrheit im Kongress<br />
Kursverlauf des S&P 500 Index<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
1977 <strong>2020</strong><br />
1 1977 – 1981 Jimmy Carter<br />
2 1981 – 1989 Ronald Reagan<br />
3 1989 – 1993 George Bush<br />
4 1993 – 2001 Bill Clinton<br />
5 2001 – 2009 George W. Bush<br />
6 2009 – 2017 Barack Obama<br />
7 2017 bis heute Donald Trump<br />
Demokrat<br />
Republikaner<br />
Quelle: Bloomberg<br />
sollten Investoren den UBS-Analysten zufolge<br />
hingegen auf den Transport- und<br />
5G-Sektor setzen sowie auf Energie- und<br />
Finanzunternehmen, die von Trumps Deregulierung<br />
profitieren. Klassische Energiewerte<br />
wie etwa Ölunternehmen wären<br />
möglicherweise ebenfalls im Vorteil. Auch<br />
die Rüstungsbranche könnte von Trump<br />
mehr Unterstützung erfahren als von einem<br />
demokratischen Präsidenten, glaubt die<br />
UBS.<br />
Manche Banken gehen sogar noch weiter<br />
und preisen eigens für die Wahl entwickelte<br />
Biden- oder Trump-Portfolios an.<br />
Der Schweizer Vermögensverwalter Julius<br />
Bär nahm zum Beispiel im Januar strukturierte<br />
Schuldverschreibungen im Wert von<br />
bis zu 40 Millionen US-Dollar in sein Produktangebot<br />
auf. Anleger können in demokratische<br />
oder republikanische Wertpapierkörbe<br />
investieren, die jeweils mit Anleihen<br />
verschiedener US-Unternehmen gefüllt sind,<br />
abhängig davon, welche Partei im nächsten<br />
Jahr im Weißen Haus regieren wird. Die<br />
Schuldverschreibungen haben eine Laufzeit<br />
von einem Jahr, danach zahlt der Vermögensverwalter<br />
die Wertentwicklung des<br />
Korbes aus. Mit dem Demokraten-Papier<br />
setzen Käufer zum Beispiel auf Automobilhersteller<br />
wie Ford Motor Company oder<br />
auf Konsumgiganten wie Walmart. Das erscheint<br />
zunächst sinnvoll, denn Biden will<br />
den Mindestlohn anheben, sollte er Präsident<br />
werden. Steigende Löhne wiederum<br />
könnten die Konsumausgaben der Haushalte<br />
antreiben. Das Trump-Portfolio von<br />
Julius Bär setzt auf Technologie- und<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
35
INVESTMENTFONDS US-Aktienmarkt<br />
US-BÖRSE PROFITIERT IN WAHLJAHREN<br />
Wertentwicklung des US-Aktienindex S&P 500 im jeweiligen Wahljahr<br />
37,9<br />
-14,8<br />
33,7<br />
-9,6<br />
19,5<br />
5,4<br />
18,2<br />
6,5<br />
0,5<br />
16,4<br />
11,0<br />
19,0<br />
23,9<br />
32,5<br />
6,3<br />
16,6<br />
7,6<br />
22,9<br />
-9,1<br />
10,9<br />
16,0<br />
12,0<br />
3,5 *<br />
Coolidge<br />
Hoover<br />
Roosevelt<br />
Truman<br />
Eisenhower<br />
Kennedy<br />
Johnson<br />
Nixon<br />
Ford<br />
Carter<br />
Reagan<br />
Bush H.W.<br />
Clinton<br />
Bush W.<br />
Obama<br />
Trump<br />
1928 1932 1936 1940 1944 1948 1952 1956 1960 1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 2008 2012 2016 <strong>2020</strong><br />
-37,0<br />
?<br />
WAHLJAHR MIT AMTSINHABER / WAHLSIEGER<br />
Angaben in % Quelle: UBS, * Stand: 4.8.<strong>2020</strong><br />
Finanzunternehmen wie Alphabet oder<br />
Amazon. Diese Unternehmen dürften bei<br />
einer Wiederwahl Trumps besonders von<br />
einer Fortsetzung seiner Deregulierungspolitik<br />
profitieren.<br />
Anleger können mit solchen Finanzprodukten<br />
kurzfristig von einem Wahlsieg der<br />
Kandidaten profitieren. Wahlwetten haben<br />
aber auch ihre Tücken. „Man sollte sich<br />
fragen, was passiert, wenn man nicht richtigliegt“,<br />
hebt Stephan von der Deutschen<br />
Bank hervor. Reine „US-Wahlausgang-<br />
Portfolios“ seien im Vergleich zu einem<br />
breit gestreuten Wertpapierdepot vor allem<br />
eines: Spekulation.<br />
Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt,<br />
dass selbst die besten Prognosen das Ergebnis<br />
einer Wahl niemals sicher vorhersagen:<br />
Vor vier Jahren etwa boten die Finanzunternehmen<br />
Vontobel Holding und Leonteq<br />
Produkte an, mit denen ihre Kunden auf<br />
Hillary Clinton oder Trump wetten konnten.<br />
Vor der Wahl lag Clinton in den Prognosen<br />
weit vor dem schillernden Außenseiter.<br />
Die Leonteq-Kunden setzten mehr<br />
als 80 Prozent ihres Geldes auf die Demokratin.<br />
Das Ergebnis ist bekannt. „Zu einer<br />
langfristig ausgerichteten Anlagestrategie<br />
gehört es auch, sein Portfolio nicht ausschließlich<br />
auf Basis eines Events wie etwa<br />
der US-Wahl auszurichten. Das wäre etwas<br />
kurz gesprungen“, betont der Deutsche-<br />
Bank-Anlagestratege Stephan. Vielmehr<br />
gelte es, langfristige Trends zu erkennen<br />
und neben mehreren Regionen auch auf<br />
verschiedene Anlageklassen zu setzen.<br />
PORTFOLIO FÜR BEIDE SZENARIEN OFFENHALTEN<br />
Gleichzeitig sollten Anleger den Effekt der<br />
US-Wahlen nicht überschätzen, findet Thomas<br />
Pentsy, Markt- und Produktanalyst der<br />
Schweizer Migros Bank. „In Anbetracht<br />
der Corona-Krise sind solche Trump- oder<br />
Biden-Aktienportfolios mit Vorsicht zu betrachten.“<br />
Es bestehe die Gefahr, dass das<br />
langfristige volkswirtschaftliche Szenario<br />
vernachlässigt werde. „Auf lange Sicht hat<br />
die US-Konjunktur einen größeren Einfluss<br />
auf die Marktentwicklung als die Präsidentschaftswahlen“,<br />
erklärt Pentsy. Auch<br />
die Analysten der UBS warnen davor, die<br />
US-Wahlen jetzt zum auschlaggebenden<br />
Faktor einer Investitionsentscheidung zu<br />
machen. Dafür sei noch zu wenig darüber<br />
bekannt, wie die konkrete Politik eines Donald<br />
Trump oder eines Joe Biden tatsächlich<br />
aussehen würde.<br />
Wer der Versuchung kurzfristiger Renditen<br />
trotzdem nicht widerstehen kann,<br />
sollte sein Portfolio für beide Wahlszenarien<br />
offenhalten. Investoren, die auf Trump<br />
setzen, sollten gleichzeitig Biden-Vermögenswerte<br />
besitzen, um ihr Portfolio zu diversifizieren,<br />
schreiben die UBS-Experten in<br />
ihrem Bericht. „Auf diese Weise bietet eines<br />
der Geschäfte eine Absicherung gegen das<br />
andere, wobei die Gewinne immer noch<br />
größer sind als die Verluste.“ Auch Pentsy<br />
von Migros rät zur Gelassenheit. „Es<br />
besteht kein Grund zur Panik wegen der<br />
Marktvolatilität oder des Wahlausgangs.“<br />
Es sei klug, die Sektoren im Auge zu behalten,<br />
die am ehesten von den Präsidentschaftswahlen<br />
betroffen sein werden, wie<br />
derzeit etwa das Gesundheitswesen oder<br />
die IT-Branche, so Pentsy. „Aber letztlich<br />
muss man beobachten, wie sich die Politik<br />
künftig auf die Binnen- und Weltwirtschaft<br />
auswirken wird.“<br />
SOLLTEN INVESTOREN IHR PORTFOLIO<br />
NACH DER US-WAHL AUSRICHTEN?<br />
PRO<br />
Kurzfristige Börsenbewegungen<br />
eröffnen<br />
Chancen<br />
Je nach Ergebnis<br />
profitieren andere<br />
Sektoren<br />
Großer Einfluss der<br />
US-Unternehmen auf<br />
den Weltmarkt<br />
CONTRA<br />
Unklarer Wahlausgang<br />
Auswirkungen auf<br />
die Wirtschaftspolitik<br />
sind offen<br />
Covid-19-Krise<br />
überlagert US-Wahl<br />
36 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Star Fund ANZEIGE<br />
Erfolgreiches Jahresendgeschäft mit der<br />
Rückabwicklung von Lebensversicherungen<br />
Profitabel mit STAR FUND durch garantierte Sofortauszahlung für Kunden und Vermittler<br />
STAR FUND bietet kostenlos und unverbindlich<br />
eine Prüfung der Vertragsunterlagen an<br />
und erstellt bei Eignung des Vertrags dem<br />
Kunden ein Kaufangebot. Besonders ist, dass<br />
sich sowohl laufende, bereits gekündigte als<br />
auch ausgelaufene Verträge für dieses Modell<br />
eignen. Das Marktpotenzial ist riesig.<br />
Der Luxemburger Investment Fonds STAR<br />
FUND mit seinem Portfoliomanager Muirfield<br />
Capital Global Advisors hat das Thema<br />
Rückabwicklung von Lebens- und Rentenversicherungen<br />
neu definiert und punktet<br />
mit einer garantierten Sofortauszahlung an<br />
Kunden und Vermittler. Dem Kunden entstehen<br />
keine Kosten. Er trägt kein Risiko. Das<br />
Geschäftsmodell gewinnt im Rahmen einer<br />
ganzheitlichen Kundenberatung sowohl für<br />
Versicherungsmakler als auch für Finanzberater<br />
immer mehr an Bedeutung.<br />
Niedrige Zinsen, sinkende Überschussbeteiligung,<br />
hohe Abschluss- und Verwaltungskosten<br />
machen die einst als Vorsorgeprodukt<br />
beliebte Renten- oder Lebensversicherung<br />
immer unattraktiver. Die oft in Erwägung<br />
gezogene Vertragskündigung ist jedoch mit<br />
Verlusten behaftet, da meist weniger ausgezahlt<br />
wird als eingezahlt wurde. Gewinnbringender<br />
ist die Rückabwicklung.<br />
Viele Versicherungsverträge aus den Jahren<br />
1994 bis 2007 weisen fehlerhafte Widerrufsbelehrungen<br />
auf und machen so einen<br />
Anspruch auf Rückabwicklung möglich.<br />
Neben den eingezahlten Beiträgen sind –<br />
abzüglich der Kosten für die versicherten<br />
Risiken – Nutzungsentschädigungen an den<br />
Versicherungsnehmer zu erstatten. Schwierig<br />
dabei: Die rechtliche Durchsetzung von<br />
Rückabwicklungsansprüchen ist komplex.<br />
Spezialisierte Anwälte sind von Nöten. Die<br />
gerichtliche Durchsetzung, die mitunter<br />
Jahre dauert, muss finanziert werden. STAR<br />
FUND bietet hier eine lukrative Möglichkeit,<br />
um schnell mit Gewinn aus einem Lebensoder<br />
Rentenversicherungsvertrag auszusteigen.<br />
Das Unternehmen kauft bei Eignung den<br />
Rückabwicklungsanspruch gegen eine<br />
beträchtliche Sofortzahlung vom Versicherungsnehmer<br />
ab. Wichtige Info: Der bei<br />
Vertragskündigung an den Versicherungsnehmer<br />
ausgezahlte Betrag (Rückkaufswert)<br />
steht in voller Höhe dem Kunden zu. Die<br />
zusätzliche Sofortzahlung an den Versicherungsnehmer<br />
und die Provision an den Vertriebspartner<br />
sind dabei unabhängig vom<br />
Ausgang des Rückabwicklungsverfahrens,<br />
welches STAR FUND im eigenen Namen<br />
führt. Es gibt keinerlei Stornohaftung für<br />
Vertriebspartner.<br />
60 % Marktanteil von potenziell geeigneten<br />
Versicherungsgesellschaften<br />
Um diese attraktive Variante der Rückabwicklung<br />
Verbrauchern nahe zu bringen,<br />
arbeitet STAR FUND mit einem stetig<br />
wachsenden Netzwerk deutscher Vertriebspartner<br />
(B2B) zusammen. Darunter sind<br />
Versicherungsmakler, Vermögensverwalter<br />
und Family Offices. Vom deutschen Lebensund<br />
Rentenversicherungsmarkt eignen sich<br />
ca. 60 % der Versicherungsgesellschaften für<br />
das Modell von STAR FUND.<br />
Die besondere Möglichkeit des Forderungskaufs<br />
birgt speziell für das Jahresendgeschäft<br />
ein enormes Potenzial. Das Thema<br />
eignet sich perfekt für die Neukundenansprache.<br />
Kunden können sofort Liquidität<br />
erhalten und haben keinerlei Kosten und<br />
Risiko. Auch Bestandskunden können damit<br />
begeistert werden. Peter Paschke, Sales<br />
Director, fasst zusammen: „Die am Markt<br />
einmalige Möglichkeit von STAR FUND,<br />
selbst bei ausgelaufenen und gekündigten<br />
Lebensversicherungsverträgen, den Kunden<br />
Sofortzahlungen anzubieten, ist vertrieblich<br />
eine einzigartige Chance. Unsere Partner gehen<br />
mit großem Elan ins Jahresendgeschäft<br />
und sichern sich neben hochzufriedenen<br />
Kunden erhebliche Provisionen – ebenfalls<br />
als Sofortzahlung.“ Udo Glaubach, Managing<br />
Director, ergänzt: „Wir bringen das Kapital<br />
und die Expertise, um STAR FUND am Markt<br />
zu etablieren. Insbesondere stellen wir mit<br />
unseren Teams, schlanken Abläufen und<br />
Digitalisierungslösungen die Infrastruktur<br />
bereit, um eine Vielzahl an Verträgen zu<br />
prüfen, auszuzahlen und abzuwickeln.“<br />
Mehr Informationen gibt es auf www.starfund.lu oder direkt über die kostenlose Hotline 0800 1811671<br />
3
INVESTMENTFONDS Genderfonds<br />
FRAUENPOWER IM DEPOT<br />
Gender-Impact-Fonds investieren in Unternehmen, die gezielt Frauen fördern.<br />
Wo die Stärken dieser Fonds liegen und wie sie durch die Krise gekommen sind<br />
– TEXT: MARIAM MISAKIAN –<br />
Deutschland, Neuseeland, Dänemark, Taiwan<br />
und Finnland haben zwei Dinge gemeinsam:<br />
Sie werden von Frauen regiert<br />
– und sind besser durch die Corona-Krise<br />
gekommen als andere Staaten, sagen Wissenschaftler.<br />
Auch Unternehmen, die weibliche<br />
Talente fördern und Frauen in ihre<br />
Vorstände lassen, arbeiten profitabler, zeigen<br />
Studien. Erste Analysen deuten darauf<br />
hin, dass sich der Effekt auch in den Aktienkursen<br />
niederschlägt. Im aktuellen Gender-Report<br />
der Schweizer Großbank Credit<br />
Suisse haben Titel von Unternehmen mit<br />
einem höheren Frauenanteil im Management<br />
über einen Zeitraum von fünf Jahren<br />
tatsächlich besser performt. Allerdings<br />
konnten die Studienautoren bisher nur eine<br />
Korrelation zwischen Gendergerechtigkeit<br />
und Unternehmenserfolg feststellen, aber<br />
noch keine Kausalität. Ob Chefinnen also<br />
tatsächlich den Unternehmenserfolg und<br />
den Aktienkurs treiben, können Forscher<br />
bislang nur mutmaßen.<br />
Dennoch haben einige Fondsanbieter aus<br />
dem vermuteten Zusammenhang eine Anlagestrategie<br />
entwickelt, die sogenannten<br />
Genderfonds. „Sie investieren in Firmen, in<br />
denen die Unternehmenskultur darauf ausgerichtet<br />
ist, Strukturen, Entscheidungen<br />
und Gremien so zu gestalten, dass immer<br />
männliche und weibliche Aspekte gleichermaßen<br />
erfasst sind,“ erklärt Martina Bahl,<br />
Geschäftsführerin der Unternehmensberatung<br />
BahlConsult. Noch besser wäre, wenn<br />
die Firmen auch Dinge herstellen, die das<br />
Leben von Frauen verbessern, erklärt Bahl:<br />
„Sei es durch geeignete Investmentprodukte,<br />
bestimmte Versicherungen, medizinische<br />
Angebote, Zugang zu Kapital, Bildungsangebote<br />
oder Informationen.“<br />
Der deutsche Markt für die junge Fondskategorie<br />
ist bislang überschaubar: Gerade<br />
einmal fünf aktiv gemanagte Genderfonds<br />
können Berater ihren Klienten aktuell<br />
nennen. Dabei sollte das Thema im Trend<br />
liegen: Im vergangenen Jahr ist das Volumen<br />
nachhaltiger Geldanlagen in Deutsch-<br />
land im Vorjahresvergleich um 23 Prozent<br />
gewachsen, belegen Zahlen des Forums<br />
Nachhaltige Geldanlagen. Genderfonds<br />
sind Teil dieses Impact-Investing-Ansatzes.<br />
38 Illustration: Roman Kulon
Genderfonds INVESTMENTFONDS<br />
IN CHANCENGLEICHHEIT INVESTIEREN<br />
Frauenfonds versammeln Unternehmen, die Geschlechtergerechtigkeit fördern.<br />
Fonds ISIN Auflagedatum <strong>Ausgabe</strong>aufschlag in % Laufende Kosten in % Performance 3 Jahre<br />
p. a. in %<br />
Performance 5 Jahre<br />
p. a. in %<br />
Axa WF Framlington Women Empowerment LU1557118921 06/2017 5,5 1,76 9,51 k. A.<br />
RobecoSAM Gender Equality Impact LU1277652431 09/2015 3,0 1,77 10,54 k. A.<br />
Ampega Diversity Plus Aktienfonds DE000A12BRD6 04/2015 4,0 1,18 4,44 5,23<br />
Quelle: Morningstar; Stand: 31.8.<strong>2020</strong><br />
Die beiden jüngsten Genderfonds sind der<br />
Mirova Women Leaders Equity Fund und<br />
der Nordea Global Gender Diversity Fund<br />
und kamen erst im vergangenen Jahr auf<br />
den Markt. Die drei ältesten im Check:<br />
»Wenn Gleichstellungsfragen<br />
gut<br />
gehandhabt werden,<br />
profitieren die Unternehmen<br />
von einem<br />
größeren Talentpool.«<br />
JUNWEI HAFNER-CAI, ROBECO<br />
dert gleichzeitig eine integrative Arbeitskultur.<br />
Beides wirkt sich positiv auf den<br />
Ertrag aus“, beschreibt Fondsmanagerin<br />
Anne Tolumnen die Idee hinter ihrem<br />
Fonds. Seit Auflage ist dieser jährlich um<br />
rund 6 Prozent im Wert gestiegen. Auch die<br />
Corona-Pandemie hat er gut überstanden:<br />
Seit Jahresbeginn liegt er mit 5,5 Prozent im<br />
Plus, während seine Benchmark, der MSCI<br />
ACWI, nur um rund 2,6 Prozent zugelegt<br />
hat. Dabei ist dem Axa-Fonds während der<br />
Krise sicher auch der hohe Anteil an Technologieunternehmen<br />
(21 Prozent) zugutegekommen.<br />
ROBECOSAM GENDER EQUALITY IMPACT<br />
Der Genderfonds von RobecoSAM investiert<br />
ebenfalls international. Der Vermögensverwalter<br />
arbeitet mit der Edge Certified<br />
Foundation zusammen, die weltweit<br />
Unternehmen in Sachen Gendergleichstellung<br />
bewertet und zertifiziert. Fondsmanagerin<br />
Junwei Hafner-Cai berücksichtigt<br />
neben Managerinnen-Quoten auch Gehälter,<br />
Karrieremöglichkeiten, die Talentbindung<br />
sowie Mitarbeiterzufriedenheit und<br />
Work-Life-Balance. Unternehmen mit guten<br />
Werten in diesen Kategorien schreibt<br />
sie Wettbewerbsvorteile zu: „Wenn Unternehmen<br />
Gleichstellungsfragen gut handhaben,<br />
können sie Zugang zu einem größeren<br />
Talentpool erhalten und einen guten Ruf<br />
als Arbeitgeber genießen“, sagt die Managerin.<br />
„Geschlechtervielfalt fördert auch<br />
Innovation und Kreativität durch eine größere<br />
Vielfalt an Problemlösungsansätzen<br />
und Perspektiven.“ Um das Risiko zu mindern,<br />
investiert der Fonds nur in Unternehmen<br />
mit einer Mindestkapitalisierung von<br />
einer Million Euro. Seit dem Launch vor<br />
fünf Jahren konnte der Genderfonds seinen<br />
Wert pro Jahr um durchschnittlich 9,75<br />
Prozent steigern. Seit Jahresbeginn liegt er<br />
mit 3,66 Prozent im Minus, übertrifft da-<br />
AXA FRAMLINGTON WOMEN EMPOWERMENT<br />
Dieser Genderfonds investiert ausschließlich<br />
in Unternehmen, die mindestens 20<br />
Prozent Frauen im Vorstand aufweisen<br />
können. „Die Förderung unterschiedlicher<br />
Denkansätze vermeidet das Aufkommen<br />
eines ungewollten ‚Herdentriebs‘ und förbei<br />
aber immer noch seine Benchmark, den<br />
MSCI-World-ND Index, um 2,4 Prozent.<br />
AMPEGA DIVERSITY PLUS AKTIENFONDS<br />
Der Genderfonds der Talanx-Tocher Ampega<br />
investiert 80 Prozent seines Sondervermögens<br />
in deutsche Aktien. Zu den größten<br />
Titeln im Portfolio gehören SAP, Allianz,<br />
Deutsche Post und Siemens. Fondsmanager<br />
Sebastian Riefe berücksichtigt neben der<br />
Frauenquote für die Führungsetagen auch<br />
andere Maßnahmen gegen Diskriminierung<br />
etwa wegen Behinderung oder aus religiösen<br />
Gründen. „Gutes Diversity-Management<br />
erleichtert den harten Kampf um Talente,<br />
erhöht die Mitarbeiterzufriedenheit<br />
und steigert langfristig das Unternehmensimage“,<br />
ist Riefe überzeugt. Der Fonds<br />
investiert überwiegend in Large Caps. Seit<br />
der Auflage im April 2015 konnte er seinen<br />
Wert um 12,37 Prozent steigern. Die<br />
Corona-Krise ging indes nicht ohne Spuren<br />
an ihm vorbei: Seit Jahresbeginn liegt der<br />
Fonds mit 3,7 Prozent im Minus, also leicht<br />
unter der DAX-Performance von minus<br />
2,29 Prozent.<br />
PRO<br />
JETZT IN GENDERFONDS<br />
INVESTIEREN?<br />
Diversität gilt als<br />
Erfolgsfaktor<br />
Anleger belohnen<br />
Geschlechtergleichstellung<br />
Fonds haben in der<br />
Krise gut performt<br />
CONTRA<br />
Fonds legen<br />
Gendergerechtigkeit<br />
unterschiedlich aus<br />
Kausalität zu<br />
Ertragserfolg ist noch<br />
nicht bewiesen<br />
Themenfonds gelten<br />
als riskant<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
39
INVESTMENTFONDS Schwellenländer<br />
AN DER RENDITESCHWELLE<br />
Die Covid-19-Pandemie hat in den Schwellenländern auch die Kapitalmärkte infiziert.<br />
Solange die Situation nicht unter Kontrolle ist, werden die Marktschwankungen anhalten.<br />
Berater sollten die Region aber auch bezüglich ihrer Chancen im Blick behalten.<br />
– TEXT: ALEXANDRA JEGERS –<br />
Abstand halten, Maske tragen, Hände desinfizieren:<br />
In Deutschland, Großbritannien<br />
oder Spanien ist das zwar ungewohnt, aber<br />
machbar. In den Slums von Delhi, den Armenvierteln<br />
von Rio de Janeiro und auf den<br />
Straßenmärkten Myanmars, wo bereits sauberes<br />
Wasser eine Mangelware ist, müssen<br />
on gesetzt hatten. Der Aktienindex MSCI<br />
Emerging Markets büßte im März 15,6<br />
Prozent ein, sein Pendant für den Anleihesektor,<br />
der Bloomberg Barclays EM USD<br />
Aggregate Total Return Index, krachte in<br />
der Spitze um 13 Prozent ein. Allein in der<br />
Frühphase der Krise zogen ausländische Inderlei<br />
Hygienekonzepte im Kampf gegen<br />
die Covid-19-Pandemie wie ein schlechter<br />
Scherz wirken. Entsprechend unbarmherzig<br />
hat das Virus in den Schwellenländern<br />
gewütet. Das bekamen auch Investoren<br />
zu spüren, die in den vergangenen Monaten<br />
auf Aktien und Anleihen aus der Regi-<br />
40 Illustration: Roman Kulon
Schwellenländer INVESTMENTFONDS<br />
vestoren mehr als 100 Milliarden US-Dollar<br />
aus den Schwellenländern ab, meldete<br />
der Internationale Währungsfonds (IWF).<br />
Noch ist ungewiss, wie stark sich das<br />
neuartige Virus in der Region ausbreiten<br />
und wie weit es Wirtschaft und Gesellschaft<br />
zurückwerfen wird. Investmentprofis<br />
raten Investoren allerdings, gerade in dieser<br />
Phase der Unsicherheit zu investieren:<br />
„Seit dem globalen Ausverkauf im März<br />
hat es eine Flut an negativen Schlagzeilen<br />
über Schwellenländer gegeben. Viele dieser<br />
Meldungen spiegeln die Realität nicht vollständig<br />
wider“, hebt Alejandro Arevalo,<br />
Portfoliomanager bei der Fondsgesellschaft<br />
Jupiter, hervor. Viele Investoren begingen<br />
denselben Fehler wie schon viele Male zuvor<br />
– sie betrachteten „die“ Schwellenländer<br />
als homogene Einheit: „In Wirklichkeit<br />
sind Schwellenländer jedoch sehr verschieden,<br />
wodurch sich wiederum viele Möglichkeiten<br />
zur Diversifizierung ergeben.“<br />
So wird die Covid-19-Pandemie einige<br />
Staaten besonders hart treffen – andere<br />
könnten vergleichsweise glimpflich davonkommen.<br />
China etwa dürfte selbst dieses<br />
weltweite Krisenjahr womöglich noch mit<br />
ein bisschen Wachstum abschließen. Im<br />
zweiten Quartal legte die Wirtschaftsleistung<br />
der Volksrepublik laut Pekinger Statistikamt<br />
im Vergleich zum Vorjahr um rund<br />
3,2 Prozent zu. „China und Nordasien<br />
bewältigen die Krise rasch, und das Konsum-<br />
und Wirtschaftsleben ist wieder im<br />
Aufschwung“, erläutert Emil Wolter, Anlagestratege<br />
bei der Fondsgesellschaft Comgest.<br />
Er sieht die Börsen von Schanghai und<br />
Shenzhen langfristig auf der Überholspur.<br />
„China meldet neben den USA die meisten<br />
Patente an und investiert immer mehr in Innovationen“,<br />
so Wolter.<br />
In ihrem nationalen Masterplan „Made<br />
in China 2025“ sieht die chinesische Regierung<br />
Investitionen in Höhe von 180<br />
Milliarden US-Dollar vor, die in Zukunftstechnologien<br />
wie künstliche Intelligenz,<br />
5G oder Elektromobilität fließen sollen –<br />
und zwar pro Jahr. „Hier entwickelt sich<br />
ein starkes Exportmodell“, betont Wolter.<br />
Auch im Gesundheitssektor sieht er enormes<br />
Potenzial. Die privaten und öffentlichen<br />
Gesundheitsausgaben steigen schnell,<br />
befeuert von der wachsenden Mittelschicht.<br />
Das macht Unternehmen wie den chinesischen<br />
Versicherungsdienstleister Ping An<br />
für langfris tig orientierte Investoren interessant.<br />
Auch in anderen Schwellenländern<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
-7<br />
-8<br />
PANDEMIE BELASTET DAS WACHSTUM<br />
Die Prognosen für das laufende Jahr sind düster. Doch schon 2021 könnten<br />
die Schwellenländer wieder schneller wachsen als der Rest der Welt.<br />
1,7<br />
3,7<br />
2,9<br />
-8,0<br />
2019 <strong>2020</strong> 2021<br />
Industrieländer Schwellenländer World Output<br />
Angaben in % Quelle: IMF, World Economic Qutlook Update, Juni <strong>2020</strong><br />
finden Investoren Corona zum Trotz viele<br />
starke Unternehmen. Beispiel Indien: Das<br />
Land gehört zu den Nationen der Erde, die<br />
am stärksten von der Pandemie betroffen<br />
sind. Trotzdem wurden Comgest-Manager<br />
Wolter und sein Team dort zuletzt fündig,<br />
und zwar bei der HDFC, einer der größten<br />
indischen Privatbanken: „Das Unternehmen<br />
weist geringe Kreditrisiken auf,<br />
ein starkes Filialnetz, wachsende Kundeneinlagen,<br />
starke Bilanzen sowie eine hohe<br />
Eigenkapitalrendite. Und das alles seit 20<br />
Jahren.“<br />
JUNKBONDS SIND ATTRAKTIV<br />
Investoren, die mit hohen Schwankungsrisiken<br />
klarkommen, können ihren Portfolios<br />
auch hochverzinsliche Anleihen aus<br />
den Schwellenländern beimischen. Solche<br />
High Yields aus Regionen mit mäßiger Bonität<br />
wie Mittelamerika und Afrika haben<br />
in der Pandemie enorme Verluste verzeichnet.<br />
Entsprechend groß sei nun das Aufholpotenzial,<br />
meint Alexander Posthoff,<br />
Senior-Portfoliomanager beim Fondsanbieter<br />
Bantleon. Auch im unteren Investment-<br />
Grade-Bereich, also bei Ländern, die Analysten<br />
gerade eben so noch als kreditwürdig<br />
einstufen, fänden sich einige interessante<br />
-3,0<br />
Titel, sagt er: Mexiko, Indonesien und die<br />
Philippinen böten derzeit ein ausgewogeneres<br />
Risiko-Ertrags-Verhältnis.<br />
Bei allem Optimismus gilt weiterhin:<br />
Berater sollten Kunden vor allem bei Engagements<br />
in Einzeltitel zu besonderer<br />
Vorsicht raten. Denn die Unsicherheit über<br />
den künftigen Verlauf der Pandemie bleibt<br />
groß. Eine breite Diversifikation etwa über<br />
Fonds ist daher bei Anlagen in den Schwellenländern<br />
besonders ratsam.<br />
SOLLTEN ANLEGER JETZT NOCH IN<br />
SCHWELLENLÄNDER INVESTIEREN?<br />
PRO<br />
-4,9<br />
Günstige<br />
Einstiegschancen<br />
Schwellenländer<br />
sind keine homogene<br />
Masse<br />
Einige Länder<br />
bieten starkes Exportpotenzial<br />
4,8<br />
5,9<br />
CONTRA<br />
5,4<br />
Pandemie trifft<br />
Schwellenländer<br />
schwer<br />
Emerging-Markets-<br />
Anlagen gelten als<br />
riskant<br />
Einzeltitel bergen<br />
hohes Verlustrisiko<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
41
FOKUS Smart InsurTech<br />
Günther<br />
arbeitet als Makler<br />
In meinen Augen<br />
verbindet<br />
uns mehr als uns trennt.<br />
Wie könnte die Versicherungswelt aussehen, wenn sich alle<br />
Teilnehmer zentral begegnen würden? Wie wäre es, wenn<br />
alle gemeinsam nach dem besten Ergebnis streben und Daten<br />
für Innovationen nutzen? Wir arbeiten an einer Lösung.<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Smart InsurTech AG<br />
www.smartinsurtech.de<br />
42 Advertorial
Smart InsurTech FOKUS<br />
FOKUS<br />
SMART INSURTECH AG<br />
Auf dem Weg zu einer<br />
neuen Versicherungswelt<br />
Die Corona-Pandemie hat die Versicherungswirtschaft<br />
teilweise kalt<br />
erwischt. Schnell mussten moderne Technologielösungen<br />
her, damit Versicherer<br />
und ihr Vertrieb weiterhin arbeitsfähig<br />
bleiben konnten. Insbesondere Makler<br />
und ihre Kunden mussten sich umstellen.<br />
Branchenweit wurde die Videoberatung<br />
implementiert.<br />
Der IT-Anbieter Smart InsurTech ging<br />
dabei noch einen Schritt weiter und nahm<br />
die Corona-Krise als Anlass, das Serviceangebot<br />
für die Assekuranz deutlich zu<br />
erweitern. Durch die Integration einer<br />
leistungsfähigen Videotechnologie in das<br />
Beratungs- und Analysemodul seiner<br />
Versicherungsplattform bietet das IT-<br />
Unternehmen nun einen voll digitalisierten<br />
Versicherungsprozess für Makler und Versicherer<br />
an. Angebundene Partner können<br />
so die gesamte Customer Journey vollständig<br />
digital abbilden: vom Erstkontakt<br />
und der Abwicklung des Maklermandats<br />
über die Analyse der Versorgungslücken,<br />
die anlassbezogene und Konzeptberatung<br />
inklusive Dokumentation, den Vergleich<br />
von Tarif- und Leistungsmerkmalen bis<br />
hin zum Abschluss mit der elektronischen<br />
Unterschrift. Der Vorteil: Der Vertriebsprozess<br />
verkürzt sich stark, sodass Berater<br />
wieder mehr Zeit gewinnen, die sie anstelle<br />
von Verwaltungstätigkeiten direkt in die<br />
Beratung von Bestands- und Neukunden<br />
investieren können.<br />
In den Systemen der Smart InsurTech<br />
werden derzeit bereits rund elf Milliarden<br />
Euro Jahresnettoprämie verwaltet. Bis<br />
zum Jahr 2030 soll dieser Wert verdoppelt<br />
werden. Als Zielgruppe im Fokus stehen<br />
dabei nicht nur Maklerunternehmen und<br />
-verbünde, Annex-Makler, Industrie-Makler<br />
und Strukturvertriebe, sondern auch<br />
Versicherungen, die über die angebotenen<br />
Systeme einen direkten Marktzugang zu<br />
Vertrieben erlangen, sowie Finanzdienstleister,<br />
Banken und InsurTechs, die eine<br />
Endkundenschnittstelle besitzen und einen<br />
direkten Kontakt zu Versicherern suchen.<br />
Lesen Sie auf den nächsten Seiten im<br />
Interview, welche Services die Versicherungsplattform<br />
SMART INSUR über die<br />
Maklerverwaltungsprogramme hinaus<br />
bereits entlang der Wertschöpfungskette<br />
anbietet und wie Smart InsurTech plant,<br />
sie in einen Marktplatz für alle Player in<br />
der Assekuranz zu transformieren. <br />
Der IT-Anbieter Smart<br />
InsurTech ermöglicht<br />
es angebundenen<br />
Maklern, die gesamte<br />
Customer Journey<br />
vollständig digital<br />
abzubilden.<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Smart InsurTech AG<br />
Advertorial<br />
43
FOKUS Smart InsurTech<br />
»Vom Verwalter zum Berater<br />
mit digitalen Helfern«<br />
Marcus Rex, Vorstand Smart InsurTech AG, erläutert die Weiterentwicklung<br />
der Plattform SMART INSUR zu einem Marktplatz der Versicherungswirtschaft<br />
und beleuchtet die Zukunft der Makler in der Branche.<br />
– TEXT: OLIVER LEPOLD –<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Herausforderungen<br />
brachte die Corona-Krise für Ihr Geschäftsfeld<br />
und Ihre Kunden mit sich?<br />
Marcus Rex: Wie alle mussten sich unsere<br />
Kunden und wir schlagartig auf die neuen<br />
Gegebenheiten umstellen. Videokonferenzen<br />
und Homeoffice waren bereits etabliert,<br />
aber von nun auf jetzt mehr als 250<br />
Mitarbeitende nach Hause zu schicken,<br />
war dennoch eine Herausforderung. Vor<br />
allem hatte das Team das Bedürfnis, sich<br />
auszutauschen. Das versuchten wir mit<br />
virtuellen Kaffeepausen und Remote-Afterworks<br />
so gut es geht aufzufangen. Eine<br />
weitere Herausforderung war es, unsere<br />
geplante Roadshow relativ kurzfristig in<br />
ein virtuelles Format zu transformieren.<br />
Für unsere Kunden, vor allem für die Vermittler,<br />
war die Kontaktbeschränkung die<br />
größte Beeinträchtigung.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche neuen Services haben<br />
Sie im Zuge der Corona-Krise lanciert?<br />
Rex: Oberstes Ziel war es, die Geschäftsfähigkeit<br />
unserer Partner in der Krise<br />
aufrechtzuerhalten. Wir haben ein „Smart-<br />
Remote-Paket“ zusammengestellt. Es beinhaltet<br />
Tools, die eine ortsunabhängige und<br />
somit „kontaktlose“ Beratung ermöglichen,<br />
sowie Services, die Prozesse effizient<br />
gestalten. Dazu gehören etwa unsere<br />
Videoberatungslösung Smart VIEW und<br />
Smart CHECK, das beliebte Tarifrating<br />
nach Verbraucherschutzkriterien. Damit<br />
können Makler prüfen, ob der Versicherungsschutz<br />
ihres Kunden auch den<br />
Verbraucherschutzkriterien entspricht<br />
und ob beziehungsweise welche Optimierung<br />
einen günstigeren Tarif bei besserem<br />
Versicherungsschutz gewährleistet. Auch<br />
unser vollumfänglicher Dokumentenservice<br />
Smart GEVO, bei dem wir künstliche<br />
Intelligenz (KI) einsetzen, gehört dazu.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie wird KI konkret eingesetzt<br />
auf Ihrer Plattform SMART INSUR?<br />
Rex: Bei Vertragsänderungen nimmt<br />
Smart GEVO die heterogenen Daten aus<br />
BiPRO-Abruf, Extranet und manueller<br />
Dokumentenzusammenführung möglichst<br />
› 11 Standorte<br />
DAS IST SMART INSURTECH<br />
› Mehr als 30 Jahre Branchen-Know-how<br />
› Vollumfängliche Technologielösungen aus<br />
einer Hand<br />
› Awards: BiPRO Top-Anwender,<br />
German Innovation Award <strong>2020</strong>,<br />
Leading Employer Deutschland <strong>2020</strong><br />
› 100-prozentige Tochter des<br />
SDAX-Unternehmens Hypoport SE<br />
› Über 2.000 Mitarbeitende<br />
im Hypoport-Technologie-Netzwerk<br />
automatisiert entgegen, klassifiziert und<br />
veredelt sie. Bei dieser Datenaufbereitung<br />
der eingegangenen Geschäftsvorfälle<br />
kommt unter anderem die KI zum Einsatz.<br />
Sie lernt nach vorgegebenen Modellen die<br />
Klassifizierung von Geschäftsvorfällen,<br />
macht eine Aussage zur Sicherheit ihrer<br />
Zuordnung und stößt Folgeprozesse an.<br />
Die Zuordnungen unseres Innendienstes<br />
im Rahmen der manuellen Klassifikation<br />
fließen direkt in die Weiterentwicklung der<br />
KI – so lernt das System permanent. Im<br />
Backoffice werden durch diese Prozessautomatisierung<br />
viele zeitraubende manuelle<br />
Tätigkeiten eingespart – die gewonnene<br />
Zeit kann der Vermittler in die Beratung<br />
seiner Kunden investieren.<br />
<strong>procontra</strong>: Wodurch zeichnet sich die<br />
Videoberatungslösung Smart VIEW aus?<br />
Rex: Sie ermöglicht eine persönliche,<br />
professionelle Beratung aus dem Homeoffice<br />
oder von unterwegs. Es können auch<br />
mehrere Teilnehmer eingebunden werden.<br />
Um komplexe Sachverhalte adäquat zu<br />
visualisieren, bieten wir Kollaborationselemente<br />
wie Textmarker oder Whiteboard.<br />
Screen-Sharing, Applikationsfenster zum<br />
Austausch von Verkaufsunterlagen und<br />
Chat-Funktion runden das Spektrum<br />
ab. Die White-Label-Lösung lässt sich<br />
intuitiv bedienen, die Teilnahme durch<br />
den Kunden erfolgt per Link. Durch die<br />
elektronische Unterschrift kann der Ver-<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Smart InsurTech AG<br />
44 Advertorial
Smart InsurTech FOKUS<br />
triebsprozess rasch abgeschlossen werden.<br />
Wir haben uns bewusst für eine Lösung<br />
entschieden, die die Unabhängigkeit unserer<br />
Kunden sicherstellt. Es handelt sich<br />
um ein reines Technologieangebot ohne<br />
Interessen von Drittanbietern. Mit Servern<br />
in Deutschland und der Verpflichtung<br />
gegenüber dem deutschen Datenschutz ist<br />
auch das Thema Datensicherheit hinreichend<br />
gelöst.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie bieten ein neues Vergütungsmodell<br />
an. Wie profitieren Kunden davon?<br />
Rex: Kunden, die auf unser neues Vergütungsmodell<br />
setzen, erhalten Zugang zu<br />
unserer All-in-one-Plattform. Sie stellt aus<br />
einer Hand ein Komplettpaket aus Verwaltungs-<br />
und Beratungsmodul mit Preis- und<br />
Qualitätsvergleicher zur Verfügung. Wir<br />
favorisieren ein Modell, das fair ist und<br />
Wachstum fördert. Wächst der Kunde,<br />
wachsen wir mit – läuft sein Geschäft<br />
nicht so erfolgreich, spiegelt sich das in<br />
niedrigeren Kosten für ihn wider. Die<br />
Transaktionsgebühr orientiert sich an der<br />
Jahresnettoprämie je Sparte und vergütet<br />
nur die Nutzungsintensität nach aktiver<br />
Bestandsgröße – unabhängig davon, wie<br />
viele Lizenzen unser Partner benötigt. Bei<br />
Altbeständen fließen inaktive und Fremdverträge<br />
nicht in die Berechnung ein.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie entwickeln die Plattform<br />
SMART INSUR weiter in Richtung eines<br />
Marcus Rex, Vorstand<br />
Smart InsurTech AG<br />
Marktplatzes für den Anwender. Welche<br />
Services sind geplant?<br />
Rex: Wir entwickeln die einzelnen Softwarelösungen,<br />
die aktuell unter der<br />
Plattformoberfläche sind, weiter. Mit dem<br />
Marktplatz schaffen wir ein einheitliches<br />
System mit einer modernen IT-Architektur.<br />
Er verbindet alle Akteure der Versicherungswirtschaft<br />
miteinander – Versicherer,<br />
Vermittler, aber auch Finanzdienstleister,<br />
InsurTechs und Banken. Vermittler erhalten<br />
die technologische Grundlage für eine<br />
bestmögliche Beratung, Versicherungsunternehmen<br />
können neue Produkte schneller<br />
und bedarfsgerechter launchen. Und dem<br />
Verbraucher kann das bestmögliche Angebot<br />
für die Befriedigung seiner Bedürfnisse<br />
zur Verfügung gestellt werden. Mit der<br />
einheitlichen Technologie des Marktplatzes<br />
möchten wir die Versicherungsbranche mit<br />
effizienten Prozessen versehen und unsere<br />
Kunden zukunftssicher aufstellen.<br />
<strong>procontra</strong>: Inwieweit kann die Nutzung der<br />
Plattform den Versicherungsbestand eines<br />
Maklers aufwerten?<br />
Rex: Mit unserer Plattformtechnologie und<br />
der künstlichen Intelligenz können wir<br />
ein Upcycling alter, oft noch in Aktenordnern<br />
vorhandener Versicherungsbestände<br />
machen. Hinterlegt man die Bestände<br />
strukturiert und sauber im Maklerverwaltungsprogramm,<br />
dann steigt ihr Wert.<br />
Mit der digitalen Konzeptberatung durch<br />
unser Modul Smart CONSULT kann das<br />
gesamte finanz- und versicherungsrelevante<br />
Blutbild des Kunden aufgenommen<br />
werden. Alles wird dokumentiert inklusive<br />
der Versorgungslücken – so gewinnt der<br />
Vermittler wertvolle Akquisedaten als<br />
Anlässe für weitere Beratungen. Mit einem<br />
sauber strukturierten Bestand und den gut<br />
dokumentierten Akquisedaten aus CON-<br />
SULT kann sich der Wert des Bestands mit<br />
Einschränkung um mehr als das Doppelte<br />
erhöhen.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie werden sich Versicherungsprodukte<br />
im Rahmen der Digitalisierung<br />
und Data Analytics weiterentwickeln?<br />
Rex: Sie werden sich stärker an den<br />
Bedürfnissen des Kunden orientieren.<br />
Ausgereifte Datenanalyse ermöglicht die<br />
Konzeption personalisierter Produkte<br />
für den Verbraucher. So sind Daten nicht<br />
nur die Grundlage für neue Services und<br />
Innovationen, sondern auch die Basis für<br />
automatisierte Vertriebstätigkeiten. Auf<br />
einem Marktplatz sind Daten aufgrund des<br />
einheitlichen Datenpools quasi in Echtzeit<br />
verfügbar. Der Trend geht etwa künftig<br />
eher weg von einer Unfallversicherung mit<br />
starrem Schutz 24/7 zu flexiblen kurzzeitigen<br />
Versicherungslösungen – Stichwort<br />
Unfallversicherung per Push, wenn man<br />
ein Skigebiet betritt.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Rolle werden Makler<br />
2030 in der Versicherungswirtschaft<br />
spielen?<br />
Rex: Makler werden auch weiterhin eine<br />
sehr große Rolle spielen. Denn durch die<br />
voranschreitende Automatisierung von<br />
Prozessen erhalten sie viele digitale Helferlein,<br />
die ihnen händische Arbeit abnehmen.<br />
So gewinnt der Makler wieder mehr Zeit<br />
für die Beratung der Endkunden und ihre<br />
bedarfsgerechte Absicherung. Der Fokus<br />
wird dabei auf der individuellen Beratung<br />
zu komplexen und margenträchtigen<br />
Produkten liegen. Insofern entwickelt sich<br />
der Makler vom Verwalter zum Berater<br />
– dem eigentlichen Kern seiner Tätigkeit.<br />
Die Beratung an sich wird – auch nach der<br />
aktuellen Krise – häufiger remote ablaufen.<br />
Vorteile sind neben der räumlichen und<br />
zeitlichen Flexibilität auch geringere oder<br />
wegfallende Fahrtkosten. <br />
Smart InsurTech AG Heidestraße 8 1<strong>05</strong>57 Berlin www.smartinsurtech.de<br />
Advertorial<br />
45
BUSCHFUNK Versicherungen<br />
VERSICHERUNGEN<br />
LEISTUNGSQUOTE IN DER BU GESTIEGEN<br />
Laut GDV werden Fälle zudem immer schneller bearbeitet.<br />
Wer aus seiner Berufsunfähigkeitsversicherung Leistungen beantragt, bekommt diese in der<br />
Regel bewilligt. Um diesen Eindruck zu untersteichen, veröffentlicht der Gesamtverband der<br />
Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) jährlich die BU-Leistungsquote. Diese hat sich<br />
dem GDV zufolge im Jahr 2018 leicht verbessert: Insgesamt wurden 80 Prozent aller Anträge<br />
bewilligt, im Vorjahr lag die Quote mit 79 Prozent geringfügig darunter. Die Prüfung erfolge<br />
zudem in der Regel unkompliziert. Lediglich in 6 Prozent aller Fälle verlangten die Versicherer<br />
neben ärztlichen Attesten nach einem neutralen Gutachten. Dieses falle meist zugunsten der<br />
Versicherten aus: Bei 63 Prozent bestätigten die Gutachter die Berufsunfähigkeit des Kunden.<br />
Zudem habe sich der Bearbeitungszeitraum verkürzt: Der Zeitraum zwischen Antragsstellung<br />
und Entscheidung betrug im Schnitt 106 Tage – vier Tage weniger als 2017.<br />
Foto: iStock / Motortion<br />
BSV: TROTZ AUFRUHR KEINE REFORMEN<br />
Groko über Betriebsschließungsversicherungen<br />
Foto: iStock / Danny Schoening<br />
Rund 157 Millionen Euro haben Versicherer im ersten Halbjahr in der<br />
BSV beziehungsweise Ertragsausfallversicherung im Zusammenhang<br />
mit der Corona-Pandemie ausgezahlt. Diese Zahl gab die Bundesregierung<br />
nun bekannt. Trotz zahlreicher Rechtsstreitigkeiten plant<br />
die Politik allerdings nach eigener Aussage keine Maßnahmen zur<br />
Umgestaltung der angebotenen BSV-Produkte. Verbände aus der<br />
Versicherungswirtschaft hatten sich zuletzt für die Etablierung einer<br />
staatlich-privaten Pandemie-Absicherung ausgesprochen.<br />
CORONA-LÜCKE: GKV-ZUSATZBEITRAG WIRD ERHÖHT<br />
2021 soll auch der Höchstbeitrag stärker ansteigen als erwartet.<br />
Im kommenden Jahr sollen die Zusatzbeiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
steigen. Geplant ist laut einem Konzeptpapier von Gesundheits- und Finanzministerium<br />
eine Erhöhung des durchschnittlichen Zusatzbeitrags von aktuell 1,1 Prozent auf dann<br />
1,3 Prozent. Begründet wird die Maßnahme mit einer Finanzierungslücke von rund 16,6<br />
Milliarden Euro, mit der die Krankenkassen für das Jahr 2021 rechnen müssten. Vor dem<br />
Hintergrund der für 2021 geplanten Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze steigt<br />
damit auch der GKV-Höchstbeitrag stärker als erwartet. Für versicherte Beitragszahler<br />
mit Kindern wird er dann bei 916,71 Euro monatlich liegen (inklusive Arbeitgeberanteil),<br />
für Kinderlose bei 928,80 Euro.<br />
Zusatzbeitrag<br />
aktuell<br />
1,1 %<br />
Zusatzbeitrag<br />
2021<br />
1,3 %<br />
46<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Versicherungen BUSCHFUNK<br />
GDV: Verband verkleinert Geschäftsführung<br />
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />
(GDV) baut seine Führungsebene um. Zum 1. Oktober<br />
folgt Jörg Asmussen (Foto) als Hauptgeschäftsführer<br />
auf Dr. Jörg von Fürstenwerth, der in den Ruhestand tritt.<br />
Die Geschäftsführer Dr. Bernhard Gause und Dr. Klaus<br />
Wiener sollen den Verband zu diesem Zeitpunkt ebenfalls<br />
verlassen. Künftig soll es zwei Stellvertreter geben.<br />
Des einen Freud,<br />
des anderen Leid!<br />
RA Stephan Michaelis LL.M.<br />
HDI: Neue Betriebsschließungsversicherung<br />
Die HDI Versicherung bietet ab sofort BSV für verschiedene<br />
KMU-Betriebsarten sowie Freie Berufe an. Nach<br />
dem Corona-bedingten marktweiten Zeichnungsstopp im<br />
Frühjahr hatte das Unternehmen seine BSV bereits im Juni<br />
neu aufgelegt und wieder für Neugeschäft geöffnet.<br />
Allianz: Chance auf höhere Beitragserstattung<br />
in der PKV<br />
Die Allianz Private Krankenversicherung hat ihren<br />
Optionstarif OptionFlexiMed überarbeitet. In diesem Tarif<br />
Versicherte werden volle Kalenderjahre, in denen sie keine<br />
Rechnungen einreichen, als „leistungsfreie Zeit“ gutgeschrieben.<br />
Wechseln sie in die Vollversicherung, erhalten<br />
sie einen Teil der Beiträge zurück. Die Summe steigt jährlich<br />
und erreicht nach vier Jahren ihren Höchststand.<br />
Ergo: Online-Kalkulator für Cyberabschluss<br />
Die Cyberversicherung der Ergo für ausgewählte Branchen<br />
(unter anderem Bauwirtschaft, Handel, Gastronomie) kann<br />
künftig über einen neuen Online-Kalkulator abgeschlossen<br />
werden. Der Branchentarif beinhaltet die Cyberdeckung<br />
mit den Bausteinen Drittschäden, Eigenschäden und Serviceleistungen/Kostenübernahme.<br />
Dabei können Kunden<br />
zwischen drei Selbstbeteiligungsvarianten wählen.<br />
Europa: Neue Risiko-LV-Tarife<br />
Der Versicherer hat seine Risiko-LV-Tarife für Kunden<br />
und Vermittler flexibler gestaltet. Im Tarif E-RLP können<br />
Versicherte in den ersten fünf Jahren ihren Schutz ohne<br />
Begründung aufstocken. Ist der Kunde bei Abschluss<br />
Nichtraucher oder seit zehn Jahren rauchfrei, verringert<br />
sich sein Beitrag, zudem gibt es Rabatte für Paare.<br />
Hiscox: Haftpflichtversicherung für Freiberufler<br />
Gemeinsam mit dem InsurTech helden.de hat Hiscox als<br />
Risikoträger eine Berufshaftpflichtversicherung für Freiberufler,<br />
Selbstständige und Unternehmer (unter anderem<br />
aus Kreativwirtschaft, Beratung und IT) auf den Markt<br />
gebracht. Neben Personen- und Sachschäden werden automatisch<br />
immer auch Vermögensschäden abgesichert.<br />
Foto: iStock / Thinnapat<br />
Foto: iStock / Alvarez<br />
Ich möchte mich bei den vielen Versicherern ganz<br />
herzlich bedanken, die uns Anwälten die Möglichkeit<br />
eröffnet haben, den vielen durch Corona geschädigten<br />
Unternehmern in Deutschland helfen zu können.<br />
Natürlich spreche ich heute mal wieder über<br />
die Betriebsschließungsversicherung (BSV).<br />
Vielen Versicherern muss auch ein Kompliment<br />
ausgesprochen werden, dass sie es in fast verzweifelter<br />
rechtlicher Lage geschafft haben, einen<br />
Großteil der wirtschaftlich immens betroffenen<br />
Unternehmer mit – aus Sicht der Versicherer – günstigen<br />
Vergleichsregelungen von zumeist 15 Prozent<br />
der vertraglichen Versicherungsleistung aus der<br />
BSV abzuspeisen.<br />
Nur wenige deutsche Versicherer haben aus der<br />
Betriebsschließungsversicherung ihre vertragliche<br />
Leistungspflicht erbracht. Den zuständigen<br />
Entscheidungsträgern ist großer Respekt zu zollen!<br />
Umso weniger Anerkennung verdienen jene, die in<br />
rechtswidriger Weise unter Androhung (unberechtigter)<br />
fristloser Kündigungen den zumeist juristisch<br />
eher unbedarften Kunden zu einem Vergleichsschluss<br />
versucht haben zu nötigen.<br />
Obwohl die Juristerei eine Wissenschaft ist, können<br />
leider die Ergebnisse nicht immer vorhergesehen<br />
werden. Bewertende rechtliche Fragestellungen<br />
finden leider nicht immer das klare eine Ergebnis.<br />
Zuletzt muss also der BGH ein Machtwort sprechen.<br />
Ich empfehle, die Versicherer rechtswirksam in<br />
Verzug zu setzen, um auf die berechtigte Entschädigungsleistung<br />
eine überdurchschnittliche Verzinsung<br />
zu erhalten. Ich empfehle ferner, die ersten<br />
gerichtlichen Entscheidungen zu analysieren, um im<br />
Einzelfall eine überlegte Entscheidung zur Klageerhebung<br />
treffen zu können. Meine Prognose lautet,<br />
dass es eine Vielzahl von Versicherungsverträgen<br />
gibt, aus welchen die betroffenen Unternehmer die<br />
volle Versicherungsleistung zu erhalten haben!<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
47
VERSICHERUNGEN Betriebsschließungen<br />
»Die meisten Fälle werden<br />
vor Gericht landen«<br />
Corona brachte die Betriebsschließungsversicherung (BSV) in Verruf. Vielen Firmenkunden<br />
wurden die Leistungen verweigert. Wovon der Versicherungsschutz abhängt, erklärt Tobias<br />
Strübing, Fachanwalt für Versicherungsrecht bei der Kanzlei Wirth Rechtsanwälte.<br />
– TEXT: DETLEF POHL –<br />
<strong>procontra</strong>: Über ein halbes Jahr nach<br />
dem Ausbruch der Corona-Krise und<br />
vorübergehender Schließung von Restaurants,<br />
Geschäften und Hotels müssen sich<br />
vermeintlich versicherte Inhaber immer<br />
noch mit Versicherern über Schäden durch<br />
Betriebsschließung herumärgern. Warum?<br />
Tobias Strübing: Viele Versicherer meinen,<br />
dass kein Versicherungsschutz für Gastronomen<br />
und Hotelbetreiber besteht,<br />
und zudem sind sie nicht bereit, über eine<br />
friedliche Lösung zu reden. Gezahlt werden<br />
müsste laut Bedingungen vor allem,<br />
wenn die zuständige Behörde aufgrund des<br />
Infektionsschutzgesetzes (IfSG) den Betrieb<br />
teilweise oder ganz schließt.<br />
<strong>procontra</strong>: In einigen Bedingungen ist der<br />
Schutz jedoch ausgeschlossen, wenn die<br />
Schließung der Betriebe aus generalpräventiven<br />
Gründen erfolgte (Allgemeinverfügung),<br />
und nicht, weil das Virus im Betrieb<br />
selbst ausgebrochen ist (Einzelverfügung).<br />
Ist das ein triftiger Grund zur Ablehnung<br />
von Schadensersatz?<br />
Strübing: Nein. In den vielen Fällen ist<br />
vereinbart, dass die zuständige Behörde<br />
den Betrieb geschlossen haben muss, damit<br />
der Versicherer zahlt. Dazu reichen auch<br />
überregionale Anordnungen aus, was<br />
zwischenzeitlich auch von einigen Gerichten<br />
so gesehen wird. In den meisten AVB<br />
steht nicht, dass die behördliche Anordnung<br />
sich unmittelbar an das betroffene<br />
Unternehmen richten muss. Maßnahmen<br />
zur Schließung von Unternehmen dürfen<br />
die Bundesländer aufgrund des Infektionsschutzgesetzes<br />
(IfSG) erlassen.<br />
<strong>procontra</strong>: Für manche gilt das Virus auch<br />
Rechtsanwalt Tobias Strübing, Kanzlei Wirth Rechtsanwälte, rät Betroffenen,<br />
genau die Bedingungen anzuschauen.<br />
48 Foto: Kanzlei Wirth
Betriebsschließungen VERSICHERUNGEN<br />
bleibenden Schaden. Die Annahme, dass<br />
der Staat bis zu 70 Prozent der Schäden<br />
auffängt, entspricht in vielen Firmen nicht<br />
der Realität. Teilweise haben Unternehmer<br />
nicht einmal die Soforthilfe bekommen,<br />
sondern konnten sich nur mit zinsgünstigen<br />
KfW-Darlehen über Wasser halten.<br />
<strong>procontra</strong>: Manchen Gesellschaften scheint<br />
der drohende Imageschaden für die<br />
Branche egal zu sein. Jetzt hat auch noch<br />
Arag einem Gastronomen unter falschen<br />
Voraussetzungen die Deckungszusage in<br />
der Rechtsschutzversicherung bei gerichtlichem<br />
Streit mit seinem BSV-Versicherer<br />
verweigert. Was ist da passiert?<br />
Strübing: Soweit mir bekannt, wurde die<br />
Deckungszusage verweigert, weil das<br />
OLG Hamm zugunsten der Provinzial<br />
»Faires Verhalten<br />
haben wir in vielen<br />
BSV-Fällen doch<br />
etwas vermisst.«<br />
NordWest entschieden hatte, dass der<br />
Versicherer nicht zahlen muss, weil in den<br />
BSV-Bedingungen das Corona-Virus nicht<br />
genannt wurde und die Aufzählung der<br />
versicherten Krankheitserreger abschließend<br />
sei (Aktenzeichen 20 W 21/20). Das<br />
eigentliche Problem bei Arag scheint mir<br />
aber zu sein, dass man die OLG-Begründung<br />
nun gleich auf andere Versicherer<br />
überträgt. Der betroffene Gastronom war<br />
laut Presseberichten bei der Haftpflichtkasse<br />
versichert. Und deren AVB leisten<br />
bei Corona-Fällen im Betrieb, nicht jedoch<br />
bei Allgemeinverfügung der Behörden.<br />
Man muss also im Einzelfall sehr genau<br />
hinschauen. Wir haben mit dem einen oder<br />
anderen Rechtsschutzversicherer durchaus<br />
über den Rechtsschutz bei Betriebsschließungsfällen<br />
diskutieren müssen. Letztlich<br />
hat aber auch Arag in aktuellen Fällen –<br />
jedenfalls bei uns – Deckungszusage erteilt<br />
und scheint die Regulierungspraxis noch<br />
einmal überdacht zu haben.<br />
<strong>procontra</strong>: Droht eine neue Eskalationsstufe?<br />
Strübing: Ich denke, nicht. Derzeit laufen<br />
viele gerichtliche Verfahren. Die Versiche-<br />
als neuer Krankheitserreger, der nicht<br />
unter die in den AVB aufgezählten versicherten<br />
meldepflichtigen Krankheiten fällt.<br />
Sticht dieses Argument?<br />
Strübing: Zum Teil. In vielen Bedingungen<br />
sind die Regelungen dazu unklar und<br />
müssen daher zugunsten der Versicherungsnehmer<br />
so ausgelegt werden, als<br />
sei Covid-19 mitversichert. Dem Grunde<br />
nach besteht in vielen Fällen also Versicherungsschutz.<br />
Nur wenn in den AVB<br />
beispielsweise durch Worte wie „nur“ oder<br />
„nur die Folgenden“ klar zum Ausdruck<br />
kommt, dass der vereinbarte Krankheiten-<br />
Katalog abschließend ist, dürfte kein<br />
Versicherungsschutz bestehen. Wir raten<br />
unseren Mandanten bei solchen Klauseln<br />
regelmäßig von einem Rechtsstreit mit<br />
dem Versicherer ab.<br />
<strong>procontra</strong>: Ist die Blockadehaltung vieler<br />
Versicherer nicht dennoch verständlich, die<br />
die öffentliche Hand bei den Schließungen<br />
in der Verantwortung sehen?<br />
Strübing: Nein, das IfSG kann man nicht<br />
interpretieren, und für die Versicherer<br />
besteht in vielen Fällen damit das Risiko,<br />
die Gerichtsprozesse zu verlieren. Als<br />
Kanzlei versuchen wir aber immer, mit<br />
Versicherern auf Augenhöhe und unter<br />
Berücksichtigung der gegenseitigen Risiken<br />
eine sachgerechte Lösung zu finden.<br />
<strong>procontra</strong>: Inzwischen gibt es erste Urteile.<br />
Lässt sich eine Tendenz ablesen?<br />
Strübing: Nein, dafür ist es noch zu früh.<br />
Es gibt bisher nur zwei Landgerichts-<br />
Entscheidungen und eine einzige OLG-<br />
Entscheidung. Erst wenn mehrere Obergerichte<br />
sich zu bestimmten Argumenten eine<br />
einheitliche Rechtsmeinung gebildet haben,<br />
kann man von einer Tendenz sprechen.<br />
<strong>procontra</strong>: Warum hinterließ der in Bayern<br />
angeschobene Kompromiss, dass die<br />
zahlungsunwilligen Versicherer freiwillig<br />
zwischen 10 und überwiegend 15 Prozent<br />
der bei Betriebsschließungen vereinbarten<br />
Tagessätze zahlen, bei vielen Gewerbekunden<br />
kein gutes Echo?<br />
Strübing: Oft war die eigene Not der<br />
Versicherten das treibende Argument,<br />
den Kompromiss zu akzeptieren. Zudem<br />
braucht ein Streit vor Gericht finanziell<br />
langen Atem. Langsam dämmert vielen jedoch,<br />
dass der Kompromiss eher den Versicherern<br />
genutzt hat. Doch das Bayerische<br />
Modell taugt als Vergleich generell nicht.<br />
Nach unserer Erfahrung decken die 15<br />
Prozent nicht einmal ansatzweise den verrer<br />
wären sicherlich gut beraten, weitere<br />
Eskalation zu vermeiden. Der Rufschaden<br />
ist doch schon jetzt offenkundig. Viele<br />
Kunden haben den Eindruck, dass die<br />
Versicherer sich mit möglichst wenig Geld<br />
freikaufen wollen. Ich erinnere in diesem<br />
Zusammenhang auch an Paragraf 1a<br />
VVG: Der Versicherer muss stets ehrlich,<br />
redlich und professionell in bestmöglichem<br />
Interesse des Versicherungsnehmers handeln.<br />
Faires Verhalten haben wir in vielen<br />
BSV-Fällen doch etwas vermisst.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie stellt es sich für Ihre Mandanten<br />
dar?<br />
Strübing: Wir haben aktuell mehrere<br />
Hundert Betriebsschließungsmandate und<br />
stellen fest, dass auch fünf Monate nach<br />
dem Lockdown bei vielen Versicherern<br />
keine Bereitschaft besteht, sich außergerichtlich<br />
auf einer vernünftigen Basis zu<br />
verständigen. Die meisten Fälle werden<br />
daher vor Gericht landen. Vielfach korrespondieren<br />
wir mit Versicherern gar nicht<br />
mehr außergerichtlich, sondern klagen direkt.<br />
Viele Versicherer haben erklärt, dass<br />
kein Interesse an einer außergerichtlichen<br />
Lösung besteht.<br />
<strong>procontra</strong>: Einen Pandemie-Rettungsschirm<br />
kann allenfalls der Staat aufspannen. Dazu<br />
gab es kürzlich Vorschläge von Verbänden.<br />
Auch Eiopa sieht Handlungsbedarf. Was<br />
wäre jetzt am wichtigsten?<br />
Strübing: Eine schnelle Lösung wäre gut,<br />
denn das nächste Virus kommt bestimmt.<br />
Ich fände einerseits eine freiwillige Lösung<br />
gut, jedoch sollte im Falle eines Nicht-<br />
Abschlusses klar sein, dass der Staat nicht<br />
erneut mit uneingeschränkten Hilfen zur<br />
Verfügung steht. Versicherer und Staat<br />
sollten sich an der Finanzierung beteiligen<br />
(Public-Private Partnership), um die Beiträge<br />
bezahlbar zu halten.<br />
<strong>procontra</strong>: Ein Vorbild für einen Pandemie-<br />
Pool gibt es schon mit dem staatlich<br />
finanzierten Versicherer Extremus für<br />
Terrorismus-Risiken. Was halten Sie von<br />
dieser Art Versicherungspools?<br />
Strübing: Sinnvoller als nachträgliche<br />
Staatshilfen, da die Firmen vorher eigene<br />
Versicherungsbeiträge zahlen und so nicht<br />
von der Beliebigkeit politischer Entscheidungen<br />
abhängig wären. Außerdem<br />
könnte durch schnelles Handeln weiterer<br />
Imageschaden für die Branche vermieden<br />
werden. Wichtig wäre auch eine europäische<br />
Lösung, da Viren bekanntlich nicht<br />
an Ländergrenzen haltmachen.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
49
VERSICHERUNGEN Digitale bAV<br />
DIE DIGITALEN VIER<br />
Digitale Plattformen wollen der bAV zu mehr Leichtigkeit verhelfen. Dort treffen sich<br />
Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Versicherer und Vermittler – und sollen profitieren.<br />
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />
50 Illustration: Roman Kulon
Digitale bAV VERSICHERUNGEN<br />
Bei der Wahl ihrer Produktgeber achten<br />
Makler auf Finanzstärke und Produktqualität.<br />
Im Bereich der betrieblichen Altersversorgung<br />
(bAV) kommt ein drittes Kriterium<br />
hinzu: Der Zugang zu digitalen Werkzeugen,<br />
welche die Beratung und Betreuung<br />
erleichtern. Bisher schreckt die Komplexität<br />
des Themas viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />
ab. Auch etliche Makler haben<br />
wenig Lust auf bAV-Geschäft. Oft deckt die<br />
Vergütung nicht den Aufwand der zwei bis<br />
drei Jahrzehnte laufenden Verträge. In der<br />
Folge bleibt der Vertrieb schwach und zu<br />
viele Beschäftigte ohne Betriebsrente.<br />
»Das Angebot eines<br />
digitalen bAV-Tools<br />
kann das Zünglein<br />
an der Waage bei der<br />
Wahl des Produktpartners<br />
sein.«<br />
TIM VOGLER, VON BUDDENBROCK UNTERNEHMENSGR.<br />
49<br />
Digitale Auswertung /<br />
Standardreports<br />
Angaben in %<br />
KAUM AUTOMATISMEN, WENIG DIGITALISIERUNG<br />
Umfrage unter 54 Unternehmen zu ihrer bAV-Praxis<br />
rem der Finanzdienstleister Dr. Klein gehört,<br />
mit 49 Prozent an ePension beteiligt.<br />
Die Mehrheit liegt beim Finanzanlagenvermittler<br />
und Versicherungsmakler E&P<br />
Pensionsmanagement. Produktgeberseite<br />
von ePension ist Gothaer. Im Herbst wollen<br />
beide Unternehmen ein Onlineportal<br />
sowohl für die bAV als auch für die betriebliche<br />
Krankenversicherung vorstellen, wie<br />
ein Mitarbeiter des Versicherers erklärte.<br />
Das Portal richte sich an Arbeitgeber. Ein<br />
Personaler könne direkt aus der Lohnbuchhaltung<br />
heraus Anpassungen wie entgeltfreie<br />
Zeiten oder Zuschüsse vornehmen.<br />
Diese könnten im Rahmen der Gesetze unterschriftenfrei<br />
oder per digitaler Signatur<br />
erfolgen. Und der Makler des Arbeitgebers<br />
„kann alle Prozesse begleiten, muss es aber<br />
nicht“.<br />
PLATTFORM IN DER CLOUD<br />
Ein weiterer Anbieter ist smart!bAV. Die<br />
cloudbasierte Beratungs- und Verwal-tungsplattform<br />
besteht seit 2015. Über sie können<br />
Verträge sämtlicher Versicherer erstellt,<br />
eingepflegt sowie mit allen anfallenden<br />
Dokumenten verwaltet werden, beschreibt<br />
Mario Pustan, Vorstand des Anbieters<br />
smart!Cloud Services. Aktuell nutzten 53<br />
spezialisierte Maklerhäuser die umfänglichen,<br />
auf die Abläufe ausgerichteten Anwendungsmöglichkeiten<br />
von smart!bAV,<br />
41<br />
Digitale „Ad-hoc“-<br />
Abfragen / Prognosen<br />
48<br />
Automatisierte<br />
bAV-Schnittstellen<br />
REPORTING ADMINISTRATION KOMMUNIKATION<br />
41<br />
Automatisierte<br />
bAV-Prozesse<br />
48<br />
Digitale Anwärterkommunikation<br />
17<br />
Digitale Leistungsbezieherkommunikation<br />
Quelle: Willis Towers Watson<br />
MEHR EFFIZIENZ DURCH SOFTWARE<br />
Doch Hilfe naht. Inzwischen gibt es Software,<br />
die bAV wieder effizient umsetzbar<br />
macht. Die Programme unterscheiden sich<br />
in der Ausrichtung auf die Nutzer und<br />
ihren Initiatoren. Beispiele sind xbAV,<br />
smart!bAV, ePension, eVorsorge und Penseo.<br />
Nach Meinung von Justus Lücke, Geschäftsführer<br />
der Versicherungsforen Leipzig,<br />
„kann so ein Angebot das Zünglein an<br />
der Waage bei der Wahl des Produktpartners<br />
sein“. Die Vorteile aus Beratersicht<br />
beschreibt Tim Vogler, leitender bAV-Spezialist<br />
und Mitglied der Geschäftsleitung der<br />
von Buddenbrock Unternehmensgruppe:<br />
„Digitale Tools helfen, die Komplexität beherrschbar<br />
zu machen, indem sie Prozesse<br />
strukturieren und standardisieren. Dadurch<br />
gewinnen Makler Beratungssicherheit, haben<br />
weniger Nacharbeit und sparen Zeit,<br />
die sie in persönliche Kundengespräche investieren<br />
können.“<br />
Aktuell herrscht viel Dynamik bei den<br />
Tool-Anbietern. Seit März zum Beispiel ist<br />
die Hypoport-Gruppe, zu der unter andeum<br />
für ihre Arbeitgeberkunden nicht nur<br />
bAV, sondern auch betriebliche Krankenversicherung<br />
und betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
digital umzusetzen.<br />
„So dauert etwa die Abmeldung eines Mitarbeiters<br />
durch einen Personaler weniger<br />
als 60 Sekunden“, erläutert Pustan. Weiteres<br />
Beispiel: Im Rahmen einer Distanzberatung<br />
sei es Vermittlern möglich, die Unterschrift<br />
eines Kunden auf digitalem Weg<br />
über alle mobilen Endgeräte innerhalb von<br />
30 Sekunden einzuholen. Direkt danach<br />
stehe das unterzeichnete Schriftstück den<br />
Nutzern von smart!bAV zur Verfügung.<br />
Die bekannteste Plattform ist xbAV. Das<br />
Unternehmen besteht seit 2007. Neu an<br />
Bord ist Monika Ritzer. Als Director Sales<br />
übernimmt sie die Leitung für Finanzvertriebe<br />
und Pools. Und erst im April hat<br />
xbAV unter anderem vom Investmentunternehmen<br />
HPE Growth weitere 25 Millionen<br />
Euro für die Wachstumsfinanzierung erhalten.<br />
Wie der xbAV-Chef Martin Bockelmann<br />
sagte, soll das Geschäft in Richtung<br />
betriebliche Krankenversicherung und Berufsunfähigkeit<br />
ausgebaut werden.<br />
POOLS BRINGEN SCHWUNG<br />
Laut Bockelmann ist xbAV „ein Technologieanbieter,<br />
der mit Software as a Service<br />
Geld verdient“. Und weiter: „xbAV ist eine<br />
unabhängige Plattform sowohl für das<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
51
VERSICHERUNGEN Digitale bAV<br />
»Vermittler reduzieren den bAV-Aufwand«<br />
DIRK KOBER, Leiter Versicherung bei der BCA AG<br />
<strong>procontra</strong>: Herr Kober, nutzt BCA im bAV-Geschäft<br />
ein digitales Werkzeug?<br />
Dirk Kober: Wir kooperieren seit 2013 mit xbAV<br />
und stellen damit unseren Maklerpartnern eine<br />
digitale Plattform zur Verfügung. Über eine speziell<br />
eingerichtete Internetseite können unsere<br />
Partner die Nutzung des Tools buchen. Das<br />
geht schnell und einfach. Im Anschluss erhält<br />
der Vermittler die Zugangsdaten und einen Link<br />
zur Plattform. Das Tool ist sofort für das bAV-<br />
Geschäft nutzbar.<br />
<strong>procontra</strong>: Und was kostet das?<br />
Kober: Unsere BCA-Maklerpartner erhalten das<br />
Basismodul inklusive der Premium-Funktionen<br />
gegen eine jährliche Service- und Einrichtungsgebühr<br />
in Höhe von 200 Euro.<br />
<strong>procontra</strong>: Welchen Nutzen haben Vermittler?<br />
Kober: Über die Plattform sind alle bAV-Teilnehmer<br />
vernetzt. Alle notwendigen Anwendungen,<br />
Formulare, Vertriebstools, Vergleichsrechner etc.<br />
sind dort hinterlegt. Das „Springen“ zu anderen<br />
Anwendungen entfällt. Für den Vermittler reduziert<br />
sich der Aufwand erheblich.<br />
<strong>procontra</strong>: Werden auch die Ergebnisse besser?<br />
Kober: Durch die feste Struktur der Beratung<br />
werden Versorgungslücken bei Arbeitnehmern<br />
systematisch aufgedeckt. Und simulierte<br />
Gehaltsabrechnungen helfen bei der Ermittlung<br />
möglicher bAV-Lösungen anhand der persönlichen<br />
Situation. Die Angebotsrechner vieler<br />
Gesellschaften sind auf der Plattform hinterlegt,<br />
sodass direkt und durchgängig ein individuelles<br />
Angebot online oder im Kundengespräch vor<br />
Ort erstellt werden kann. Nach erfolgreicher<br />
Beratung werden alle Dokumente automatisch<br />
erstellt und digital übermittelt.<br />
<strong>procontra</strong>: bAV hat auch immer viel mit Steuern<br />
und Gesetzen zu tun.<br />
Kober: Selbstverständlich berücksichtigt die<br />
Plattform alle gesetzlichen oder steuerlichen<br />
Änderungen. Die Vermittler beraten also immer<br />
unter aktuellen Bedingungen. In der Corona-Zeit<br />
zum Beispiel können sie ihren Firmenkunden<br />
schnell Fragen zur Kurzarbeit beantworten.<br />
<strong>procontra</strong>: Welchen Vorteil haben Arbeitgeber<br />
sonst noch?<br />
Kober: Die Entscheider in der Personalabteilung<br />
eines Unternehmens können direkt mit Vermittlern<br />
und Versicherern kommunizieren. Das<br />
ist praktisch, weil es in der bAV oft zu vertraglichen<br />
Änderungen bei Arbeitnehmern kommt.<br />
Beispiele sind Austritt, Elternzeit, Krankheit,<br />
Beitragspause, Namensänderungen und so<br />
weiter. Digital geht das ruckzuck. Alle Verträge<br />
können vom Firmenkunden und vom Vermittler<br />
zentral eingesehen und verwaltet werden.<br />
Daneben können Vermittler für Arbeitgeber<br />
mit wenigen Klicks ein individuelles Infoportal<br />
erstellen – sodass Chefs in Sachen bAV immer<br />
auf dem aktuellen Stand bleiben.<br />
Neugeschäft als auch die Bestandsverwaltung.“<br />
Das „x“ stehe für die technische<br />
Verknüpfung von Arbeitgeber, Mitarbeitern,<br />
Versicherer und Vermittler. „Die Prozesse,<br />
die zwischen diesen bAV-Beteiligten<br />
vorkommen, machen wir über die digitale<br />
Plattform möglich. Das beginnt im Beratungsprozess,<br />
wo wir mit unserer Software<br />
den Vermittler unterstützen, bis hin zum<br />
Arbeitgeber, der die Plattform für die Administration<br />
seiner bAV-Verträge mit den<br />
Versicherern unter Einbindung des Vermittlers<br />
nutzt.“<br />
Richtig Schub bekommen hat xbAV<br />
durch die Kooperation mit Fonds Finanz.<br />
Seit März 2019 stellt der Pool die Software<br />
kostenlos den angeschlossenen Maklern<br />
zur Verfügung. Eine Reihe weiterer<br />
Pools, darunter zum Beispiel Jung, DMS<br />
& Cie. sowie BCA, sind an die Plattform<br />
angeschlossen. „Es kommen immer mehr<br />
Große dazu“, sagt Bockelmann. Der Vorteil<br />
von Plattformen sei ja gerade die Skalierbarkeit<br />
des Geschäftsmodells. Seinen<br />
Ausführungen zufolge nutzen rund 13.000<br />
Vermittler xbAV – darunter auch etliche<br />
Ein-Mann-Büros. Laut BCA können deren<br />
Maklerpartner das Tool schnell und einfach<br />
buchen. Das Basismodul koste 200 Euro<br />
pro Jahr.<br />
ALLES WIRD GANZ EINFACH<br />
Wie Bockelmann weiter ausführt, nutzen<br />
24 Versicherer die Software für das Neugeschäft,<br />
darunter fast alle führenden bAV-<br />
Anbieter, von A wie Allianz bis Z wie Zurich.<br />
Das Modul Bestandsverwaltung sei<br />
bei weniger Versicherern im Einsatz. Beispielhaft<br />
nennt Bockelmann HDI, Signal<br />
Iduna, Münchener Verein, SparkassenVersicherung,<br />
Nürnberger und WWK. Vollautomatisiert<br />
liefen alle Prozesse bei den<br />
typischen bAV-Geschäftsvorfällen zwischen<br />
Arbeitgeber und Versicherer aktuell bei<br />
zwölf Versicherern. Weitere Gesellschaften<br />
befänden sich aktuell in der technischen<br />
Umsetzung. Digitale bAV biete dann Vorteile,<br />
wenn die Administration mit wenigen<br />
Klicks und anbieterübergreifend erfolgt<br />
und wenn Änderungsmitteilungen online<br />
erstellt und direkt an den Produktanbieter<br />
übermittelt werden. So lasse sich der jährliche<br />
Aufwand pro Vertrag um bis zu 80<br />
Prozent senken.<br />
Im Gegenzug für die Softwarenutzung<br />
zahle der Nutzer – in der Regel der Versicherer<br />
oder Arbeitgeber – eine Lizenzgebühr an<br />
xbAV. Einige Produktgeber würden für das<br />
Neugeschäft sogenannte Berechtigungscodes<br />
erwerben und ihren Vermittlern zur<br />
Verfügung stellen, damit diese die Software<br />
kostenlos nutzen können. Auf diese Weise<br />
könnten Makler die hinterlegten Tarif-<br />
52 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Digitale bAV VERSICHERUNGEN<br />
»Durch digitale<br />
bAV lässt sich der<br />
jährliche Aufwand<br />
pro Vertrag um bis zu<br />
80 Prozent senken.«<br />
MARTIN BOCKELMANN, xbAV AG<br />
rechner von mehreren Versicherern nutzen.<br />
„Kauft ein unabhängiger Vermittler auf<br />
eigene Rechnung eine Lizenz, bekommt er<br />
– je nach Paket – Zugang zu allen Rechenkernen“,<br />
erklärt Bockelmann.<br />
BISHER KEIN ECHTER VERGLEICH<br />
Weiterentwickeln lässt sich wohl jedes<br />
Tool. Ein Beobachter wie Michael Ries,<br />
bAV-Berater und Geschäftsführer von Ries<br />
Corporate Solutions, ist der Auffassung,<br />
„dass es bisher kein durchgängiges System<br />
gibt, was wirklich Nutzen für alle Beteiligten<br />
stiftet“. Und weiter: „Das liegt auch<br />
an der Komplexität des Themas bAV, denn<br />
hierbei geht es in erster Linie um arbeitsund<br />
steuerrechtliche Regelungen.“<br />
Was aus Maklersicht wirklich sinnvoll<br />
wäre, sei eine Online-Vergleichsplattform<br />
für bAV-Produkte unterschiedlicher Anbieter<br />
einschließlich einer Bewertung der<br />
einzelnen Versicherer hinsichtlich ihrer Finanzstärke<br />
und der Nachhaltigkeit ihres<br />
Geschäftsmodells. So eine Plattform würde<br />
vor allem von der Bereitschaft der Produktgeber<br />
leben, ihre Tarife im Wettbewerb<br />
transparent darzulegen. Davon sei die Branche<br />
noch weit entfernt. Aber die Digitalisierung<br />
der bAV nimmt Fahrt auf. Zunächst<br />
geht es vor allem um bürokratische Erleichterungen<br />
und die Vermeidung von Medienbrüchen.<br />
Ist das in der Fläche schon mal<br />
erreicht, hat vermutlich bald auch mehr als<br />
nur jeder zweite sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte eine Betriebsrente.<br />
PRO<br />
DIGITALISIERUNG IN DER BAV?<br />
Anwärter und<br />
Leistungsbezieher<br />
werden kostengünstig<br />
und effektiv erreicht<br />
Nur wenn Makler<br />
ihre Prozesse digitalisieren,<br />
lohnt sich das<br />
bAV-Geschäft<br />
Im Wettbewerb sind<br />
Automatisierung und<br />
Digitalisierung ein<br />
Muss<br />
CONTRA<br />
bAV-Geschäft basiert<br />
auf persönlicher<br />
Beratung (zumindest)<br />
des Arbeitgebers<br />
Produktqualität<br />
sollte im Fokus stehen,<br />
nicht Prozessqualität<br />
Tools spiegeln den<br />
Bedarf der Versicherer<br />
und Arbeitgeber, nicht<br />
der Makler<br />
Wir sind dabei!<br />
26.10.–29.10.<strong>2020</strong><br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
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53
VERSICHERUNGEN Kfz-Versicherung<br />
WECHSEL AUF TELEMATIK<br />
GEWÜNSCHT?!<br />
Die Kfz-Versicherung – „Türöffner“ oder „Türschließer“? Darüber entscheidet auch die<br />
Proaktivität des Maklers. Die Onlinekonkurrenz rüstet im Telematiksegment weiter auf.<br />
– TEXT: UWE SCHMIDT-KASPAREK –<br />
Traditionell zum Jahresende läuft das Kfz-<br />
Geschäft wieder auf Hochtouren. Telematiktarife<br />
sind dabei aus der Autoversicherung<br />
nicht mehr wegzudenken. Pünktlich<br />
zur Wechselsaison drückt der Direktver-<br />
sicherer Huk24 ab Herbst wieder gehörig<br />
„auf die Hupe“. Das kündigte Thomas<br />
Körzdörfer auf einer Fachtagung an. Er leitet<br />
bei der Huk-Coburg Datenservice und<br />
Dienstleistungen GmbH die Abteilung Te-<br />
lematik Analytics. „Telematik-Plus-Nutzer<br />
erhalten künftig Wochen-, Monats- und<br />
Jahresfahrwerte“, erläuterte der Experte.<br />
Das umfangreiche Feedback soll Kunden<br />
noch stärker binden.<br />
54 Illustration: Roman Kulon
Kfz-Versicherung VERSICHERUNGEN<br />
ÜBERSCHAUBARES ANGEBOT:<br />
TELEMATIKTARIFE<br />
Wer seinen Fahrstil automatisch kontrollieren<br />
lässt, fährt bald besser und spart.<br />
Versicherung Tarif Berechtigte<br />
nach Alter<br />
ADAC Fahr & Spar alle Altersgruppen<br />
Allianz Bonus Drive alle Altersgruppen<br />
DEVK Herbst <strong>2020</strong><br />
Generali Mobility App alle Altersgruppen<br />
HDI / Mercedes Inscore alle Altersklassen<br />
für bestimmte<br />
Merecedesmodelle<br />
Huk-Coburg / Huk24 Telematik Plus alle Altersgruppen<br />
Signal Iduna / Sijox AppDrive alle unter 30<br />
Toyota MYT – APP alle Altersklassen<br />
für bestimmte<br />
Toyotamodelle<br />
Toyota<br />
Hybridversicherung<br />
alle Altersklassen<br />
für bestimmte<br />
Toyotamodelle<br />
VKB ab 1.10.<strong>2020</strong> unter 22<br />
VHV Telematik-Garant alle Altersgruppen<br />
Württembergische Telematik-App Fahranfänger<br />
unter 30<br />
alphabetisch sortiert, Stand 9/<strong>2020</strong> <br />
Quelle: Daten der Anbieter, e+s Rückversicherung; eigene Recherche<br />
ADAC SORGT FÜR TELEMATIKWERBUNG<br />
Seit Juli <strong>2020</strong> ist der Autoklub ADAC mit<br />
dem Telematikbaustein „Fahr + Spar“<br />
ebenfalls im Rennen um „gute“ Kunden<br />
unterwegs. Aufgrund der großen Öffentlichkeitswirkung,<br />
die der ADAC herstellt,<br />
dürfte sein Einstieg in den Telematikmarkt<br />
einen Quantensprung darstellen. Gleichzeitig<br />
setzen längst Hersteller wie Mercedes in<br />
Kooperation mit dem HDI oder Toyota in<br />
Eigenregie auf Telematik. Neue Telematikangebote<br />
starten noch in diesem Jahr die<br />
Versicherungskammer Bayern und die Kölner<br />
DEVK. Sie werden, wie die Angebote<br />
der Huk-Coburg, der Allianz, der VHV und<br />
der Dialog, im Maklervergleichsrechner<br />
Nafi des Dienstleisters Acturis rechenbar<br />
sein. „Wir bilden im Vergleichsrechner den<br />
Telematiktarif der Allianz in verschiedenen<br />
Kombinationen ab und in Kürze auch den<br />
der VHV in allen Varianten“, erklärt Alina<br />
Leverenz, Managerin Car Insurance bei<br />
blau direkt. Weitere Gesellschaften seien<br />
derzeit nicht geplant. Grund: „Die Nach-<br />
frage nach Telematik ist bisher noch überschaubar“,<br />
so Leverenz.<br />
HÜRDEN BEI DER BERATUNG<br />
Praktiker zeigen auf, welche Hürden bei<br />
der Telematikberatung zu meistern sind.<br />
„Wenn wir es ansprechen, lehnen es sofort<br />
rund 90 Prozent der Kunden mit der Äußerung<br />
‚Wir möchten nicht, dass die Versicherung<br />
weiß, wo wir gerade hinfahren‘ ab“,<br />
sagt Versicherungsmaklerin Simone Fückel.<br />
Zwar sei das natürlich in Wirklichkeit nicht<br />
so, weil der Versicherer ja nur den Punktwert<br />
vom externen Telematik-Dienstleister<br />
erhält. Doch an dieser Stelle wäre die Beratung<br />
für die Autoversicherung viel zu<br />
aufwendig. Immerhin: „Unsere Kunden,<br />
die einen Telematiktarif haben, sind sehr<br />
zufrieden und haben alle einen Spareffekt<br />
erzielt. Sie fahren also wohl deutlich umsichtiger“,<br />
so Fückel.<br />
Derzeit gebe es viele Anfragen zur Autoversicherung.<br />
Die Fahrzeuge würden gewechselt<br />
oder geleast. Viele – vor allem die,<br />
die noch im Homeoffice arbeiten – hätten<br />
wohl Zeit, sich mit der Autoversicherung<br />
zu beschäftigen. Damit wächst das Risiko,<br />
dass Vergleiche im Netz, vor allem bei<br />
Check24, gerechnet werden und die Kunden<br />
sich neu aufstellen wollen. Als „Türschließer“<br />
besteht dann die Gefahr, dass<br />
Autokunden, die ihre Kfz-Versicherung<br />
wechseln, auch weitere Policen umdecken.<br />
SPAREN PER SELBSTVERGLEICH<br />
Um den Bearbeitungsaufwand gering zu<br />
halten, arbeitet Nafi in seiner Web-Version<br />
derzeit zusammen mit dem Maklerprogrammanbieter<br />
Assfinet an einer Lösung,<br />
die den Vermittlern eine automatisierte<br />
Neuberechnung der Kfz-Anträge ermöglichen<br />
soll. Eine Realisierung noch <strong>2020</strong> wird<br />
es aber kaum geben. Nafi-Web-Kunden haben<br />
aber die Möglichkeit, den Endkunden<br />
selbst rechnen zu lassen. „Das funktioniert<br />
über ein sicheres Log-in“, erläutert Nafi-<br />
Geschäftsführer Frank Wellmann. Die Idee:<br />
Der Kunde kann seine Anträge, die von<br />
ihm oder einem Vermittler über eine Onlineversion<br />
von Nafi abgeschlossen wurden,<br />
selbst aufrufen, neu berechnen und direkt<br />
abschließen. Dazu erhält er eine E-Mail<br />
mit einem individuellen Link, über den er<br />
direkt auf seine früheren Berechnungen zugreifen<br />
kann. Über Filter ist es dann möglich,<br />
individuelle Leistungsanforderungen<br />
einzugeben – etwa nur Telematikangebote.<br />
»Die Nachfrage nach<br />
Telematik ist bisher<br />
noch überschaubar.«<br />
Der Antrag wird elektronisch zum Versicherer<br />
übermittelt und der Vermittler kann<br />
die Daten des Kunden vollständig in seinem<br />
Nafi-Zugang einsehen.<br />
Die Ansprache der Kunden könnte in<br />
diesem Jahr verstärkt Telematiktarife favorisieren.<br />
Eine Chance für Vermittler gegenüber<br />
den Preisportalen um Check24 &<br />
Co.? Ja, denn das Thema ist noch relativ<br />
unbekannt, der Erklärungsbedarf entsprechend<br />
hoch. Hier können Vermittler punkten<br />
und ihren Kfz-Bestand sichern.<br />
PRO<br />
WAS BRINGEN TELEMATIKTARIFE<br />
IN DER KFZ?<br />
Kunden erhalten für<br />
„gutes“ Fahren bis zu<br />
30 Prozent Rabatt<br />
Wer umsichtig fährt,<br />
fährt auch ökologisch<br />
und spart Sprit<br />
Telematiktarife führen<br />
zu einer besseren<br />
Kundenbindung<br />
ALINA LEVERENZ, BLAU DIREKT<br />
CONTRA<br />
Die Beratung für<br />
Telematiktarife ist<br />
aufwendig<br />
Ärger ist vorprogrammiert,<br />
wenn der<br />
Höchstrabatt deutlich<br />
verfehlt wird<br />
Den vollen Sparbeitrag<br />
erhält der Kunde<br />
erst im nächsten Jahr<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
55
VERSICHERUNGEN Online-Sprechstunde<br />
CHATTEN MIT DEM MEDICUS<br />
Den Arzt mit Smartphone oder Laptop via Webcam zu konsultieren war schon vor<br />
dem Notfall „Corona“ da. Doch sorgt dieser nun für eine rasante Verbreitung der<br />
Online-Sprechstunde auch bei Krankenversicherern und ihrer Kundschaft.<br />
– TEXT: CARLA FRITZ –<br />
Wird die Online-Sprechstunde jetzt zum<br />
Standard? Eine Frage bei Corona-Ausbruch,<br />
die sich so inzwischen wohl nicht<br />
mehr stellt. Dafür stehen die jüngsten Bitkom-Umfragen.<br />
Jeder Achte hierzulande<br />
hat demnach schon mal eine digitale Arztsprechstunde<br />
besucht (13 Prozent). Und –<br />
das lässt wiederum aufhorchen – Frauen<br />
dabei deutlich mehr als Männer (16 und<br />
9 Prozent). 2019 hatten erst 5 Prozent Erfahrungen<br />
mit der Videosprechstunde. Vor<br />
allem innerhalb des Corona-Quartals sei<br />
der Wert stark gestiegen, so der Digitalverband.<br />
Parallel dazu hat sich – wen wundert’s –<br />
die Anzahl der Praxen mit Online-Sprech-<br />
stunden-Angebot laut Kassenärztlicher<br />
Bundesvereinigung von 1.700 Anfang des<br />
Jahres auf inzwischen 25.000 erhöht, mithin<br />
ein Viertel aller rund 100.000 Praxen<br />
bundesweit.<br />
KOOPERATIONEN UND RESONANZ<br />
Das hat nicht zuletzt mit bestimmten rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen zu tun. „Man<br />
hat die Berufsordnung für Ärzte – egal ob<br />
sie privat oder gesetzlich behandeln – dahin<br />
gehend geändert, dass die Videobehandlung<br />
grundsätzlich zulässig ist“, verweist<br />
Rechtsanwältin Silke Möhring von der Verbraucherzentrale<br />
Hessen auf die Lockerung<br />
des Fernbehandlungsverbots vor zwei Jah-<br />
ren. Nach der ärztlichen Gebührenordnung<br />
sei eine fernmündliche Beratung von Privatpatienten<br />
ohnehin immer erlaubt gewesen<br />
– „damals gedacht fürs Telefon, heute per<br />
Video“. Neu sei allerdings nunmehr, dass<br />
sich Patient und Arzt vorher nicht kennen<br />
müssen.<br />
Das hat zugleich die Türen für eine Reihe<br />
von Telemedizinanbietern geöffnet, auf deren<br />
Dienste inzwischen immer mehr private<br />
Krankenversicherer für ihre Kundschaft zurückgreifen.<br />
Erst jüngst etwa die R+V. Wie<br />
unter anderem schon Gothaer und Debeka<br />
kooperiert sie bei der Online-Sprechstunde<br />
mit der Teleclinic. „Wer Kinder hat, weiß,<br />
dass Krankheiten meist am Wochenende,<br />
spätabends oder im Urlaub auftreten“, sagt<br />
Nina Henschel, Vorstand des Wiesbadener<br />
Krankenversicherers. Eine unkomplizierte,<br />
voll digitale Erstmeinung erspare dann weite<br />
Anfahrten, gebe ein Gefühl der Sicherheit<br />
und sei gerade in Corona-Zeiten „Gold<br />
wert“. Das zeige sich auch in der Resonanz.<br />
Die sei zunächst verhalten gewesen, aber in<br />
den letzten Monaten stark gestiegen, bestätigt<br />
auch Wiltrud Pekarek als Vorstand<br />
der Halleschen. Die Pandemie habe hier<br />
wie ein Katalysator gewirkt, so Annabritta<br />
Biederbick, in gleicher Eigenschaft, für die<br />
Debeka.<br />
Bei der R+V sind die Online-Sprechstunden<br />
allen Vollversicherten zugänglich – ausgenommen<br />
im Standard-, Basis- und Notlagentarif<br />
–, bei der Gothaer nach deren<br />
Angaben für alle, die bei ihr krankenversichert<br />
sind. Abgerechnet wird nach dem<br />
jeweils versicherten Tarif.<br />
Die Hallesche hat ihre ärztliche Videosprechstunde,<br />
über MD Medikus, seit zwei<br />
Jahren im Angebot: für Vollversicherte<br />
sowie in ausgewählten Zusatz- und bKV-<br />
Tarifen. Dem Kunden bleibt es auch hier<br />
unbenommen, seinen Hausarzt online zu<br />
56 Illustration: Eleonora Mavromati
Online-Sprechstunde VERSICHERUNGEN<br />
konsultieren, sofern dieser das anbietet.<br />
Das Gespräch wird dann vom Arzt wie<br />
früher schon – zum Beispiel im Falle telefonischer<br />
Beratung – abgerechnet.<br />
ERFAHRUNG UND ERWARTUNG<br />
„Die Erfahrungen zeigen allgemein, dass<br />
rund 65 Prozent der Fälle fallabschließend<br />
behandelt werden können“, so Michael<br />
Albrecht, Hauptabteilungsleiter Maklerund<br />
Kooperationsvertrieb der Barmenia,<br />
die sich dabei auf den Schweizer Telemedanbieter<br />
Medgate stützt. Dass es jedoch<br />
Grenzen gibt, darüber herrscht bei den Gesellschaften<br />
Konsens. Wenn zum Beispiel<br />
Herz und Lunge abgehört werden müssen,<br />
gehe das nur in direktem Kontakt. Auch für<br />
Chroniker sei eine Online-Konsultation nur<br />
bedingt möglich, so Biederbick.<br />
Man müsse hier generell erst einmal<br />
Erfahrungen sammeln, meint Verbraucherschützerin<br />
Möhring. „Eine Videosprechstunde<br />
verhindert auch einiges an<br />
Körpersprache und damit eventuell wich-<br />
BOOM BEI VIDEOSPRECHSTUNDEN<br />
AUS SORGE VOR CORONA<br />
Angaben in %<br />
»Aus welchem Grund haben Sie<br />
die Video-Sprechstunde genutzt?«<br />
Aus Angst vor einer Infektion mit dem Corona-Virus beim Arzt<br />
Um möglichst schnell ärztlichen Rat zu erhalten<br />
54<br />
Aus Sorge, ich könnte mich im Wartezimmer<br />
mit einer anderen Krankheit anstecken<br />
41<br />
Um Wartezeit zu vermeiden<br />
38<br />
Aus Bequemlichkeit<br />
35<br />
Um Fahrtzeit zu vermeiden<br />
29<br />
Aus Neugier<br />
26<br />
85<br />
Quelle: Bitkom<br />
tige Informationen für den Arzt.“ Als<br />
Rechtsanwältin und Verbraucherberaterin<br />
spricht sie in diesem Zusammenhang erwartungsgemäß<br />
auch das Thema Datenschutz<br />
und Datensicherheit an: „Eine Aufzeichnung<br />
der Videosprechstunde ist nicht<br />
erlaubt – weder Arzt noch Patienten.“<br />
Makler Bert Heidekamp aus Berlin beschäftigt<br />
eine ganz andere Frage: Was bringt<br />
ein Videochat mit dem Arzt, wenn es etwa<br />
um Heil- oder Hilfsmittel, also Leistungsinhalte<br />
der Versicherung geht – der Patient<br />
einen bestimmten Rollstuhl oder eine spezielle<br />
Krebsbehandlung braucht? Die Online-Sprechstunde<br />
wird für ihn daher „kein<br />
Qualitätsmerkmal sein, um deswegen einen<br />
Tarif vorrangig zu empfehlen“. Als Zusatzservice<br />
sei der Videochat mit dem Arzt für<br />
den Versicherten auf jeden Fall interessant.<br />
Aber das erwarte man in Zukunft auch<br />
vom Versicherer – genau wie heute schon<br />
die digitale Abrechnung. Bei einigen Gesellschaften<br />
werde aber immer noch für den<br />
Postweg „altbacken eingetütet“.<br />
KFZ-SCHUTZ<br />
MIT AUSSTATTUNG<br />
NACH WUNSCH<br />
Das Baukasten-System von ONdrive macht’s möglich!<br />
Damit konfigurieren Sie jetzt den Kfz-Schutz genau so, dass er optimal<br />
zu Ihrem Kunden passt. Ergänzt durch den neuen Schutzbrief ONroad<br />
bieten Sie Ihrem Kunden individuellen Versicherungsschutz.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
Informieren Sie sich auf www.rhion.digital<br />
57
VERSICHERUNGEN Zielgruppe Wohnungswirtschaft<br />
GEWOHNT WIRD IMMER<br />
Wohnen und Bauen werden zunehmend unter Nutzung digitaler Technik realisiert.<br />
Das bietet Maklern unterschiedliche Ansätze fürs Beratungsgespräch<br />
mit Wohnungsunternehmen, Verwaltern und Bauhandwerk.<br />
– TEXT: CARLA FRITZ –<br />
58 Illustration: Roman Kulon
Zielgruppe Wohnungswirtschaft VERSICHERUNGEN<br />
„Wohnimmobilienmarkt unbeeindruckt<br />
von Corona-Pandemie“, heißt es im neuen<br />
Herbstgutachten der Immobilienweisen,<br />
„Staatliche Hilfen und Bauwirtschaft kurbeln<br />
die Konjunktur an“ in der aktuellen<br />
Konjunkturprognose des IW Köln.<br />
Bauwirtschaft und Bauhandwerk mit gut<br />
gefüllten Auftragsbüchern – auch in Pandemiezeiten<br />
ein wichtiger Bringer? Für sein<br />
Haus jedenfalls kann Daniel Berg, Underwriter<br />
Sach-Haftgewerbe bei der Inter, das<br />
bestätigen: „Bauhandwerker sind bisher<br />
gut durch die Krise gekommen.“ Kein Umsatzeinbruch<br />
dort, sondern im Gegenteil sogar<br />
eher steigende Umsätze, letztlich auch<br />
infolge von Corona. „Viele Hauseigentümer<br />
beispielsweise haben die Gelder für<br />
die ausgefallene Urlaubsreise in ihr Haus<br />
investiert.“ Auch Wohnungsunternehmen<br />
möbeln und stocken ihre Bestände auf, verhaltener<br />
zwar als bisher, aber immerhin. Bei<br />
Bauvorhaben im laufenden Jahr erwartet<br />
das IW Köln ein Wachstum von 2 Prozent,<br />
für 2021 sind demnach noch 1,5 Prozent<br />
realistisch.<br />
DIGITAL UND MODULAR<br />
Das Handwerk ist dabei, über eigene Website<br />
und digitales Büro hinaus, viel stärker<br />
digital unterwegs als gemeinhin angenommen.<br />
Gut jeder zweite Handwerksbetrieb<br />
setzt einer Bitkom-Studie zufolge digitale<br />
Technologien und Anwendungen produktiv<br />
ein. Stichworte hierzu im Bauhandwerk:<br />
Trackingsysteme zur Ortung von Werkzeug<br />
und Maschinen, Baudokumentation oder<br />
Drohnen zur Dachanalyse. Im Holzbaubereich<br />
kommen Berg zufolge zunehmend<br />
vollautomatisierte computergesteuerte Fertigungsmaschinen<br />
zum Einsatz, auf den<br />
Baustellen mobile Arbeitsmaschinen mit<br />
digitaler Technik.<br />
Baumaschinen und fahrbare Geräte am<br />
Bau – heutzutage sind das Präzisionswerkzeuge<br />
mit Touchscreen-Steuerungen, La-<br />
»Beim Kunden sollte<br />
es nicht nur darum gehen,<br />
welche Gefahren<br />
er versichern kann.«<br />
UWE FEHR, R+V<br />
Eigene Website<br />
Eintrag in Verzeichnisse (z. B. Google-Verzeichnisse, gelbeseiten.de)<br />
Soziale Netzwerke<br />
Eintrag auf Bewertungsplattform * 23<br />
Werbeanzeigen im Internet<br />
E-Mail-Marketing/Newsletter * 14<br />
Onlineplattformen (MyHammer, Treatwell)<br />
sersensoren, Onboard-Kameras und GPS-<br />
Tracking, die unterwegs vielen Risiken<br />
ausgesetzt sind. „Im Durchschnitt wird<br />
heute jede zwölfte Maschine einmal jährlich<br />
von einem größeren Schaden betroffen“,<br />
heißt es dazu von HDI. Die Maschinen-<br />
Teilversicherung deckt Risiken wie Brand,<br />
Blitzschlag, Explosion, Kurzschluss, Überschwemmung,<br />
Diebstahl oder Glasbruchschäden<br />
ab, die Vollversicherung darüber<br />
hinaus auch Unfallereignisse, Vandalismus<br />
und innere Betriebsschäden. Dazu zählen<br />
beispielsweise auch sogenannte „Fresserschäden“,<br />
die durch Wasser-, Öl- oder<br />
Schmierstoffmangel entstehen können.<br />
„Wenn wir von größeren Firmen und<br />
ihrem Maschinenpark sprechen, ist eine<br />
Beratung nach Sparten angebracht. Aber<br />
gerade bei kleineren Handwerksbetrieben<br />
passt auch ein Kombiprodukt gut“, sagt<br />
Berg mit Verweis auf das hauseigene modulare<br />
Angebot. Dort wurde die Maschinenbruchversicherung<br />
mit einem Sublimit<br />
in den Sach-Elektronikbaustein integriert.<br />
DIGITALES HANDWERK<br />
Jeder 4. Handwerksbetrieb ist in der Cloud.<br />
Cloud Computing 27<br />
19<br />
Smarte Software 13<br />
13<br />
Trackingsysteme 12<br />
19<br />
Vorausschauende Wartung 10<br />
23<br />
3D-Technologie 7<br />
13<br />
Drohnen 5<br />
11<br />
Roboter 5<br />
7<br />
Virtual Reality 2<br />
10<br />
Künstliche Intelligenz 2<br />
6<br />
3 von 10 Betrieben sind in sozialen Netzwerken aktiv.<br />
Angaben in %, Basis: alle befragten Handwerksbetriebe (n = 502), Mehrfachnennungen möglich, * neu im Jahr <strong>2020</strong> Quelle: Bitkom Research <strong>2020</strong><br />
14<br />
10<br />
19<br />
16<br />
30<br />
26<br />
im Einsatz<br />
diskutiert / geplant<br />
84<br />
88<br />
97<br />
95<br />
2017 <strong>2020</strong><br />
„Der Makler kann einen Vertrag mit verschiedenen<br />
Bausteinen verkaufen und ist<br />
haftungssicher nur an einer Stelle unterwegs.<br />
Und der Kunde muss nicht x-mal die<br />
Mindestprämie bezahlen.“<br />
KEIN FALSCHER ALARM<br />
Auf der anderen Seite nimmt die Ausstattung<br />
auch der Wohngebäude mit Elektronik<br />
und Elektrotechnik zu. Stichwort in<br />
diesem Fall: Smarthome. Die Ergänzung<br />
der Absicherung klassischer Sachgefahren<br />
wie Feuer oder Leitungswasser um Elektronik-<br />
und Maschinendeckung liegt so auch<br />
hier auf der Hand. Und damit zugleich eine<br />
mögliche Einstiegsfrage für das Beratungsgespräch:<br />
Sind auch die haustechnischen<br />
Anlagen mitversichert? „Viele Anbieter decken<br />
diesen Bereich optional ab, nur einige<br />
standardmäßig“, betont Versicherungsmakler<br />
Heinrich Hamm aus Sindelfingen. Hier<br />
könne der Makler gegebenenfalls auch mit<br />
einer Rahmenvereinbarung punkten. „Der<br />
Baustein Haustechnik/Gebäudetechnik<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
59
VERSICHERUNGEN Zielgruppe Wohnungswirtschaft<br />
»Ganze Berufsbilder komplett versichert«<br />
DANIEL BERG, Underwriter Sach-Haftgewerbe und Maklerbetreuer bei der Inter<br />
<strong>procontra</strong>: Branchenspezifischer Haftpflichtschutz<br />
für das Bauhandwerk – welche Besonderheiten<br />
beziehungsweise Risiken stechen<br />
dabei heraus?<br />
Daniel Berg: Wenn Handwerker sich beispielsweise<br />
Maschinen leihen, brauchen sie dafür<br />
eine entsprechende Absicherung. Aber auch<br />
wenn sie direkt beim Kunden arbeiten. Schlagworte<br />
dazu sind Mietsachschäden, Bearbeitungsschäden,<br />
Mängelbeseitigungsnebenkosten,<br />
Nachbesserungsbegleitschäden. Die<br />
Abdeckung dieser Risiken ist in der Haftpflicht<br />
für das Bauhandwerk heute ein absolutes Muss,<br />
und das möglichst ohne Sublimits. Was wir gerade<br />
Maklern bezüglich der Haftungssicherheit<br />
empfehlen: Es sollte auch eine Besserstellungsklausel<br />
enthalten sein. Sie garantiert Kunden,<br />
sich bei einem Wechsel nicht schlechterzustellen.<br />
<strong>procontra</strong>: Ein Wechsel will bekanntlich gut<br />
überlegt sein. Wo sehen Sie für Makler an dieser<br />
Stelle Anknüpfungsmöglichkeiten?<br />
Berg: Eine Frage wäre zum Beispiel, wann der<br />
Handwerker zum letzten Mal seinen Versicherungsschutz<br />
überprüft hat. Wenn im Gespräch<br />
herauskäme, dass die Police schon mehr als<br />
fünf Jahre besteht und seitdem auch nicht<br />
mehr angefasst wurde, besteht akuter Handlungsbedarf.<br />
Allein schon von der Gesetzgebung<br />
her. Dann sollte man über die bereits erwähnten<br />
Punkte hinaus nachhaken: Ist die Produkthaftpflichtversicherung<br />
mit dabei, für den Fall,<br />
dass der Baubetrieb auch eigene Produkte mit<br />
verkauft? Ist auch das bauseits übergebene<br />
Material mit abgedeckt?<br />
<strong>procontra</strong>: Wo liegt im letztgenannten Punkt das<br />
Problem?<br />
Berg: Viele Auftraggeber kaufen ihre Baumaterialien<br />
selbst. Wenn der Handwerker das Material<br />
beschädigt, hätte er rein rechtlich keinen Versicherungsschutz.<br />
Weil wir hier in der Vertragserfüllung<br />
sind. Mit einer solchen Klausel bekommt<br />
er es trotzdem bezahlt. Nicht zu vergessen:<br />
Sofern der Handwerksbetrieb Drohnen einsetzt,<br />
sollte das entweder auch als Leistungsbaustein<br />
in der Betriebshaftpflichtversicherung verankert<br />
sein oder als separater Schutz laufen.<br />
<strong>procontra</strong>: Durch neue Technologien wie Digitalisierung<br />
wandeln sich auch im Bauhandwerk<br />
Berufsbilder, Arbeiten der Gewerke überschneiden<br />
sich. Inwieweit wäre das dann auch über<br />
die betriebliche Haftpflichtpolice gedeckt?<br />
Berg: Gehört die Tätigkeit mit zum Berufsbild, ist<br />
sie in der Regel mitversichert – auch wenn es<br />
sich um eine Arbeit in einem anderen Gewerk<br />
handelt. Wenn der Gas-Wasser-Installateur<br />
beispielsweise die Systemsteuerung im Haus<br />
anschließt, dann braucht er nicht extra Risikoschutz<br />
als Elektroinstallateur oder gar eine<br />
IT-Police. Dennoch sollte man – immer wenn es<br />
sehr speziell wird – besser Rücksprache mit dem<br />
Versicherer nehmen. Mittlerweile versichern die<br />
guten Anbieter die Berufsbilder aber mit und<br />
beziehen sich dabei auf die Handwerksordnung,<br />
Paragraf 5.<br />
sollte in keinem wohnungswirtschaftlichen<br />
Konzept mehr fehlen“, meint Uwe<br />
Fehr, Versicherungsexperte der R+V. Nur<br />
dann sind auch Sachschäden aus Bedienfehlern<br />
oder infolge Überlastung gedeckt.<br />
Neue Mess- und Meldetechnik ermöglichen<br />
zugleich Risikomanagement für Wohngebäude.<br />
Etwa die Rauchmelderpflicht. Nur<br />
ein zuverlässiger Rauchmelder – an der<br />
richtigen Stelle angebracht – bewirke zuverlässige<br />
Hilfe, so Fehr. „Umgekehrt schließen<br />
dann gute Deckungskonzepte aber auch die<br />
Folgen von Falschalarmen wie zum Beispiel<br />
aufgebrochene Türen bei Abwesenheit des<br />
Mieters ein.“ Beim Kunden sollte es daher<br />
nicht nur darum gehen, welche Gefahren<br />
er versichern kann, sondern auch: Mit welcher<br />
Technik lässt sich sein Risiko sinnvoll<br />
verbessern – „damit falsch installierte Sensoren<br />
die Sache nicht verschlimmbessern“?<br />
Denn ein Sensor, der im Schadensfall nicht<br />
meldet, ist genauso schädlich wie einer, der<br />
ständig Fehlalarme produziert und deshalb<br />
irgendwann nicht mehr ernst genommen<br />
wird. Auch die Organisation sei nicht zu<br />
unterschätzen: Nur wenn absolut sichergestellt<br />
ist, dass bei einem auslösenden Sensor<br />
„sehr zeitnah eine Reaktion erfolgt“, sei etwas<br />
gewonnen. „Die Meldung über einen<br />
Vorfall allein verhindert und mindert keinen<br />
Schaden.“<br />
DER RICHTIGE SCHLUSS<br />
Schließlich setzt auch die Wohnungswirtschaft<br />
selbst im Geschäftsprozess immer<br />
modernere Technik ein. Die Neuauflage des<br />
Sach-Inhalt-Allgefahren-Bedingungswerks<br />
bei Hiscox sei eine Reaktion auf die aktuellen<br />
Trends, sagt Underwriting Manager<br />
Mario Hartmann. Neben Homeoffice sei<br />
neu auch mobiles Arbeiten mitversichert.<br />
Der Schutz schließe neben der Büroeinrichtung<br />
nun auch Geschäftsfahrräder inklusive<br />
E-Bikes und beispielsweise Drohnen ein.<br />
Cyberschutz bleibt als Schlusspunkt.<br />
„Aber das macht kaum einer, da viele die<br />
Gefahr noch nicht sehen“, erläutert Hamm.<br />
Er kennt sie aus eigenem Erleben – eine<br />
ZIP-Datei als Bewerbung getarnt mit einer<br />
Schadsoftware. „Wir haben nicht gezahlt.“<br />
Er setzt weiter auf Aufklärung, auch über<br />
die hauseigene Kundenzeitung. Schwerpunkt<br />
jüngst: Gefahr aus dem Internet und<br />
Cyberdeckungen.<br />
60 Foto: Inter
Vermittlerstudie 2019<br />
KRAVAG<br />
1. Platz<br />
Kfz-Fuhrpark<br />
Maklers Lieblinge<br />
Vermittlerstudie 2019<br />
KRAVAG<br />
3. Platz<br />
Kfz<br />
Maklers Lieblinge
FOKUS Stuttgarter<br />
Fühlt sich einfach<br />
richtig gut an ...<br />
... und ist einfach<br />
richtig gut.<br />
Top-Pricing in der<br />
BU-Spitzenklasse<br />
easi ist das neue, ganzheitliche Konzept zur<br />
Einkommensabsicherung der Stuttgarter.<br />
easi spricht Kopf- und Bauchmensch gleichermaßen an und bietet alles,<br />
was es zur Absicherung des Einkommens braucht: erstklassige Produktlö<br />
sungen, die sich flexibel an die Lebenssituation Ihrer Kunden anpassen<br />
lassen. Ein leistungsstarkes Service-Angebot und viele weitere Mehrwerte<br />
für unabhängige Vermittler. <strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Lebensversicherung a. G.<br />
Einfach entdecken auf easi.stuttgarter.de<br />
62 Advertorial
Stuttgarter FOKUS<br />
FOKUS<br />
STUTTGARTER LEBENSVERSICHERUNG a. G.<br />
Bezahlbare Einkommensabsicherung<br />
für alle Berufe<br />
Der Standard der Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
(BU) in der Branche gilt<br />
als ausgezeichnet, dennoch stagniert die<br />
Verbreitungsquote in der Bevölkerung<br />
seit Jahren. Mit der stetigen Qualitätsverbesserung<br />
ging ein Preiswettkampf<br />
mit immer feineren Aufsplittungen der<br />
Risikogruppen für die Berufe einher.<br />
Während Menschen mit vermeintlich<br />
risikoarmen Berufen wie Ärzte und<br />
Anwälte sich günstig versichern können,<br />
haben körperlich arbeitende Berufstätige<br />
wie zum Beispiel Handwerker es wesentlich<br />
schwerer, einen bezahlbaren Tarif zu<br />
finden.<br />
Das Thema der Arbeitskraftabsicherung<br />
ist sehr komplex. Das ist ein wesentlicher<br />
Grund, weshalb viele Menschen<br />
noch immer keine oder zumindest keine<br />
ausreichende Einkommensabsicherung<br />
haben. Um der heterogenen Zielgruppe der<br />
Erwerbstätigen gerecht zu werden, benötigen<br />
Makler und Versicherer daher einfache<br />
und flexible Lösungen im Rahmen eines<br />
Gesamtkonzepts zur Einkommensabsicherung<br />
mit mehreren Produktvarianten, um<br />
möglichst allen eine bezahlbare Einkommensabsicherung<br />
zu ermöglichen. Ein Beispiel<br />
für ein zielführendes Alternativprodukt<br />
zur Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
Foto: iStock / Skynesher<br />
ist die Grundfähigkeitsversicherung, die<br />
zum Beispiel für leicht körperlich Tätige<br />
infrage kommt. Auch für Personen mit<br />
einem kleineren Vorsorgebudget, die sich<br />
keine BU-Absicherung leisten können oder<br />
wollen, kann diese Option attraktiv sein.<br />
Die Stuttgarter hat mit „easi“ ein neues,<br />
ganzheitliches Konzept entwickelt, das genau<br />
darauf abzielt, für jeden Kunden eine<br />
individuelle und bezahlbare Absicherung<br />
der Arbeitskraft zu ermöglichen.<br />
Lesen Sie im Interview auf den nächsten<br />
Seiten, was das easi-Konzept konkret<br />
auszeichnet und welche weitreichende,<br />
auch digitale Unterstützung für Makler die<br />
Stuttgarter bietet.<br />
Einen bezahlbaren Tarif zu<br />
finden, ist vor allem für körperlich<br />
arbeitende Berufstätige ein<br />
schwieriges Unterfangen.<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Lebensversicherung a. G.<br />
Advertorial<br />
63
FOKUS Stuttgarter<br />
»Einfach, ganzheitlich<br />
und digital«<br />
easi steht für Einkommensabsicherung – über das so benannte neue zielführende Konzept<br />
informiert Klaus-Peter Klapper, Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing Biometrie,<br />
Nicht-Leben und Weiterbildung der Stuttgarter Lebensversicherung a. G.<br />
– TEXT: OLIVER LEPOLD –<br />
<strong>procontra</strong>: Die Stuttgarter ist im Juli <strong>2020</strong><br />
mit easi, einem neuen Konzept zur Einkommensabsicherung,<br />
gestartet. Was wurde<br />
bei der BU erneuert oder überarbeitet?<br />
Klaus-Peter Klapper: Hier lag unser Fokus<br />
ganz klar auf den Preisen. Wir haben<br />
Berufsgruppen stärker differenziert und<br />
unsere Kostenstrukturen angepasst. So<br />
konnten wir aufgrund der Erfahrungen<br />
der letzten Jahre die Produkte günstiger<br />
kalkulieren. Optimiert wurden auch viele<br />
Optionen und bei unserer BU PLUS premium<br />
die Arbeitsunfähigkeitsklausel. Neben<br />
der Preisoptimierung war uns die Öffnung<br />
der BU für Schüler ab zehn Jahren wichtig,<br />
mit eigenen Berufsgruppeneinteilungen<br />
und eigenen Spielregeln.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie haben Sie Ihre BU in der<br />
Preispositionierung verändert?<br />
Klapper: Unsere neuen Tarife zielen auf die<br />
Optimierung des Preis-Leistungs-Verhältnisses<br />
– bei gleichbleibender Beitragsstabilität.<br />
Wir positionieren uns bei Erwerbstätigen<br />
mit Berufen, die besonders häufig<br />
eine BU-Absicherung abschließen, preislich<br />
unter den Top 5 aller Qualitäts-BU-Anbieter.<br />
Damit sind Maklerversicherer gemeint,<br />
die von renommierten BU-Ratinginstituten,<br />
zum Beispiel Morgen & Morgen<br />
oder Franke und Bornberg, die Bestbewertung<br />
erhalten haben. Beispielsweise * bezahlt<br />
bei uns ein Systemadministrator EDV<br />
mit 100 Prozent kaufmännischer Tätigkeit<br />
netto lediglich 37,40 Euro statt wie bisher<br />
46,93 Euro Monatsbeitrag. Ein Verkäufer<br />
mit 50 Prozent kaufmännischer Tätigkeit<br />
kommt statt 92,67 nun auf 67,52 Euro.<br />
<strong>procontra</strong>: Ihr GrundSchutz+ ist erst seit<br />
einem Jahr am Markt, haben Sie dort auch<br />
bereits Anpassungen vorgenommen?<br />
Klapper: Wir haben 16 von 23 Leistungsauslösern<br />
nachformuliert und optimiert.<br />
Etwa das mobil-Paket, das nun auch bei<br />
Nichterteilung des Führerscheins aus<br />
medizinischen Gründen leistet. Auch die<br />
BU-Wechseloption easiswitch ist ein neues<br />
Highlight. Bei bestimmten Anlässen kann<br />
man innerhalb von sechs Monaten ohne<br />
»Mit BU PLUS für<br />
Schüler und dem<br />
GrundSchutz+ für Kinder<br />
stellen wir junge<br />
Zielgruppen in den<br />
Mittelpunkt.«<br />
erneute Gesundheitsprüfung in eine BU<br />
wechseln. Exklusiv bei der Stuttgarter<br />
ist der Wechsel bereits beim Erreichen<br />
der gymnasialen Oberstufe möglich. Seit<br />
1. Juli bieten wir zudem den neuen Grund-<br />
Schutz+ für Kinder ab fünf Jahren an.<br />
<strong>procontra</strong>: Was kennzeichnet Ihre neuen<br />
Tarife für Kinder und Schüler?<br />
Klapper: Wir haben mit unserer neuen<br />
BU PLUS für Schüler und mit unserem<br />
GrundSchutz+ für Kinder ganz bewusst<br />
junge Zielgruppen in den Mittelpunkt<br />
gestellt. Ein früher Start in die Einkommensabsicherung<br />
hat viele Vorteile. Der<br />
Gesundheitszustand ist meist noch sehr<br />
gut, die Einstufung in der Regel günstiger.<br />
So sind die Gesamtkosten trotz längerer<br />
Laufzeit nahezu identisch mit denen eines<br />
vergleichbaren, aber 10 oder 20 Jahre<br />
später abgeschlossenen Vertrages. Neben<br />
der Flexibilität während der Vertragslaufzeit<br />
durch easilife zeichnet sich diese durch<br />
eine im Markt einzigartige Option der Beitragsbefreiung<br />
bei Tod des Versorgers aus.<br />
Hierdurch bleibt der Versicherungsschutz<br />
des Kindes weiter bestehen, auch wenn der<br />
Versorger frühzeitig versterben sollte. Die<br />
Stuttgarter übernimmt in diesem Fall die<br />
Beitragszahlungen.<br />
<strong>procontra</strong>: Was ist easilife?<br />
Klapper: Mit easilife setzt Die Stuttgarter<br />
auf eine maximale Flexibilität ihrer Produkte.<br />
Sie können sowohl beim Abschluss<br />
passgenau abgestimmt als auch während<br />
der Vertragslaufzeit an sich ändernde<br />
Lebensumstände angepasst werden.<br />
easilife beinhaltet für den GrundSchutz+<br />
eine Wechseloption in die Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
ohne erneute Gesundheitsprüfung.<br />
Für die BU PLUS ist eine<br />
*<br />
Annahmen: Nichtraucher, angestellt, kein Hochschulabschluss, keine Weiterbildung, BU PLUS (Tarif 91), 1.000 Euro Monatsrente, Eintrittsalter 30, Endalter 67, Überschussverwendung: Verrechnung<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Lebensversicherung a. G.<br />
64 Advertorial
Stuttgarter FOKUS<br />
Klaus-Peter Klapper, Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing Biometrie der Stuttgarter<br />
Lebensversicherung a. G.<br />
Berufswechseloption vorgesehen. Weitere<br />
Bausteine von easilife sind eine mögliche<br />
Erhöhung des Versicherungsschutzes ohne<br />
erneute Gesundheitsprüfung, also eine<br />
Nachversicherung, eine unkomplizierte<br />
Überbrückung von Zahlungsschwierigkeiten<br />
und eine Anpassungsoption bei<br />
Erhöhung des gesetzlichen Rentenalters.<br />
<strong>procontra</strong>: Was bietet Ihre neue Service-<br />
Plattform easi.stuttgarter.de?<br />
Klapper: Neue Produktvarianten und Veränderungen<br />
in der Gesellschaft stellen die<br />
Vermittler bei der Beratung zur Einkommensabsicherung<br />
vor ganz neue Herausforderungen.<br />
Das Portal easi.stuttgarter.<br />
de stellt das erste umfassende Themenportal<br />
und die zentrale Anlaufstelle für<br />
Informationen und Services rund um die<br />
Einkommensabsicherung dar. Vermittler<br />
finden hier neben Produktinformationen<br />
auch aktuelle News und Trends im Markt<br />
aus der Perspektive unabhängiger sowie<br />
Stuttgarter Experten. Das easi-Portal<br />
bietet eine Vielzahl an digitalen Tools und<br />
Services, die Vermittler bei der Beratung,<br />
Antragsstellung und im Leistungsfall unterstützen.<br />
Ein Schwerpunkt liegt dabei in<br />
der Wissensvermittlung.<br />
<strong>procontra</strong>: Bitte nennen Sie uns einige<br />
konkrete Experten und Themen.<br />
Klapper: Die Spezialisten der Stuttgarter informieren<br />
im Detail über Produktlösungen<br />
und Services. Unabhängige Experten<br />
skizzieren in Artikeln und Videobeiträgen<br />
aktuelle Entwicklungen, Beratungstrends<br />
und Branchen-Insights. Als Autoren mit<br />
dabei sind unter anderem Alexander<br />
Schrehardt, Experte für Vorsorgeprodukte<br />
der Einkommensabsicherung, Philip<br />
Wenzel, Versicherungsmakler und Experte<br />
für die Berufsunfähigkeitsversicherung,<br />
sowie Matthias Schmidt, BU-Spezialist<br />
und Experte für Marketing in den sozialen<br />
Medien.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche digitalen Tools bieten<br />
Sie Vermittlern an?<br />
Klapper: Auf unserem easi-Portal haben<br />
wir alle Produktinformationen um multimediale<br />
vertriebsunterstützende Inhalte,<br />
wie zum Beispiel Produktfilme und direkt<br />
nutzbare Social-Media-Beiträge, ergänzt.<br />
Vermittler finden hier zudem Informationen,<br />
welche Tools die Antragsstellung<br />
erleichtern. So etwa den vollständigen,<br />
digitalen Abschluss per eAntrag und<br />
eSignatur, die Risikoprüfung in Echtzeit<br />
per vers.diagnose sowie M-Check, die<br />
digitale Erfassung der Gesundheitsdaten.<br />
Eine umfassende Download-Bibliothek<br />
macht den schnellen Zugriff auf wichtige<br />
Dokumente zudem besonders „easi“.<br />
Unsere digitalen Angebote werden sehr<br />
gut angenommen. Knapp 2.000 Vermittler<br />
haben bereits an unseren über das<br />
easi-Portal angebotenen Onlineseminaren<br />
teilgenommen.<br />
<strong>procontra</strong>: Inwieweit beeinflusst die<br />
Corona-Krise einerseits die Produkteinführung<br />
und andererseits die künftige<br />
Produktentwicklung bei der Einkommensabsicherung?<br />
Klapper: Die Sensibilität für die finanzielle<br />
Absicherung der eigenen Zukunft hat sich<br />
erhöht, die Absicherung des Einkommens<br />
ist wichtiger denn je. Informations- und<br />
Kommunikationswege laufen in höherem<br />
Maße als zuvor digital ab. Wir haben die<br />
digitale Antragsübermittlung per eAntrag<br />
und eSignatur weiter ausgebaut, alle easi-<br />
Produkte sind komplett online abschließbar.<br />
Und aufgrund der aktuellen Pandemie<br />
haben wir zeitlich befristete zusätzliche<br />
Erleichterungen umgesetzt. Nach unseren<br />
Erfahrungen funktioniert die Vermittlung<br />
von Vorsorgeprodukten prinzipiell auch<br />
digital. Wie Corona die künftige Produktentwicklung<br />
bei der Einkommenssicherung<br />
beeinflussen wird, lässt sich noch<br />
nicht genau sagen. Generell ist Flexibilität<br />
ein wichtiger Treiber bei der Produktentwicklung.<br />
<br />
Stuttgarter Lebensversicherung a. G. Rotebühlstraße 120 70197 Stuttgart Telefon 0711 665-0 info@stuttgarter.de<br />
Advertorial<br />
65
BUSCHFUNK Berater<br />
BERATER<br />
URTEIL GEGEN FINANZTIP IST RECHTSKRÄFTIG<br />
BGH bestätigt Entscheidung zu Schleichwerbung und Irreführung.<br />
Bei Vermittlern und Verbraucherschützern steht das Online-Informationsportal Finanztip<br />
schon lange in der Kritik. Das Geschäftsmodell des Vergleichsrechners, eingetragen als gemeinnützige<br />
GmbH, finanziert sich nämlich über sogenannte „Affiliated Links“. Da diese nicht<br />
ausreichend gekennzeichnete Werbung enthielten, verurteilte das OLG Dresden das Portal<br />
bereits im vergangenen Jahr, diese Geschäftspraktiken zu unterlassen. Finanztip-Chefredakteur<br />
Hermann-Josef Tenhagen hatte vehement dagegen argumentiert. Die Beschwerde des<br />
Portals beim Bundesgerichtshof wurde nun allerdings aus Revisionsgründen abgewiesen.<br />
Damit ist das Unterlassungsurteil rechtskräftig.<br />
IDD: UMSETZUNG HAT SCHWÄCHEN<br />
Diese Eckpunkte werden wenig praktikabel gelöst.<br />
„Starke Verliebtheit in die bestehenden VVG“: Auf der BdV-Wissenschaftstagung<br />
übte Experte Matthias Beenken Kritik an der<br />
deutschen IDD-Umsetzung. Die Normen-Vielfalt zur Vergütung sei zu<br />
kompliziert, was in der täglichen Arbeit von Beratern und Unternehmen<br />
oft zur Ignoranz der Regeln führe. Zudem enthielten die neuen<br />
Informationspflichten Schlupflöcher für Onlineanbieter, da die Beratungsverzichtserklärung<br />
von Kunden leicht überlesen und weggeklickt<br />
werden könne. So drückten jene sich teils vor Standards.<br />
VERMITTLER: GERINGES ANSEHEN TROTZ GUTER ARBEIT<br />
Kunden sind mit Vermittlern zufrieden, deren Ruf bleibt miserabel.<br />
Erneut genießen Versicherungsvermittler laut der jährlichen Befragung des Beamtenbunds<br />
unter allen Berufsgruppen das geringste Ansehen. Geht es hingegen um den einzelnen<br />
Vermittler, ist der Großteil der Menschen der Studie „Kundenmonitor Assekuranz“ von Sirius<br />
Campus zufolge hochzufrieden. Diese Anerkennung wird durch das geringe Beschwerdeaufkommen<br />
bezüglich Vermittlern beim Versicherungsombudsmann untermauert. Gerade einmal<br />
261 Eingaben erreichten diesen im vergangenen Jahr, von denen lediglich 116 zulässig waren.<br />
Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl der Beschwerden um 7,8 Prozent.<br />
66<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Berater BUSCHFUNK<br />
Maxpool: Wechsel im Vorstand<br />
Daniel Ahrend scheidet zum Jahresende aus dem Vorstand<br />
der Phönix Maxpool Gruppe aus. Auch seine Ämter<br />
als Geschäftsführer der IT-Gesellschaften Phönix Digital<br />
GmbH und Finfire GmbH sowie als Mitglied der Geschäftsführung<br />
der Maxpool Maklerkooperation GmbH und der<br />
Phönix Schutzgemeinschaft Assekuradeur GmbH legt der<br />
43-Jährige zum 31. Dezember nieder. Allerdings wird er<br />
dem Unternehmen für weitere sechs Monate beratend zur<br />
Seite stehen. Sein Nachfolger wird Andreas Zak (Foto).<br />
Digital bringt höhere<br />
Umsätze<br />
PAUL HÜLSMANN<br />
Gründer und CEO der Finexity AG<br />
BVK: Orientierungshilfe im MVP-Dschungel<br />
Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute<br />
hat zusammen mit dem Portal Deutsche Versicherungsbörse<br />
den MVP-Navigator entwickelt. Das Tool soll Maklern<br />
dabei helfen, das richtige Maklerverwaltungsprogramm<br />
für sich zu finden: deutsche-versicherungsboerse.de.<br />
Jungmakler Award: Nachwuchs ausgezeichnet<br />
In diesem Jahr wurden zum zehnten Mal Jungmakler<br />
ausgezeichnet. Die Gewinner Moritz Heilfort (Beratung von<br />
Soldaten), Daniel Jokisch (Fokus auf Pferdebetriebe, Foto)<br />
und Daniel Wemper (Betriebsrente) setzten sich mit ihren<br />
Geschäftsmodellen vor einer Fachjury durch.<br />
Simplesurance: KV-Produkt SmileNow<br />
gelauncht<br />
Das Berliner InsurTech hat gemeinsam mit dem Medizintechnikunternehmen<br />
SmileDirectClub ein erstes gemeinsames<br />
Krankenversicherungsprodukt an den Markt<br />
gebracht. SmileNow deckt die Kosten von Behandlungen<br />
mit Zahnschienen und weiteren Zahnzusatzleistungen.<br />
Fonds Finanz: Pool bietet BU-Einheitsantrag<br />
Der Maklerpool hat für seine Vermittler einen achtseitigen<br />
BU-Einheitsantrag entwickelt. Mit einem Formular können<br />
Vermittler ab sofort bei 20 teilnehmenden LV-Gesellschaften<br />
eine Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsabsicherung<br />
beantragen. Das Dokument zeigt alle Tarifoptionen auf<br />
einen Blick.<br />
germanBroker.net: Kooperation mit der<br />
Netfonds Gruppe<br />
Die Netfonds Gruppe arbeitet künftig mit dem Maklerverbund<br />
germanBroker.net in der Sach- und Personenversicherung<br />
zusammen. Netfonds-Partner mit einer<br />
Anbindung nach Paragraf 34d Gewerbeordnung erhalten<br />
ab sofort Zugang zu den Produkten in den Bereichen<br />
Komposit und Invaliditätsvorsorge über die bestehenden<br />
Prozesse und Vergleichsrechner.<br />
Foto: iStock / 1989_s<br />
Die Deutschen setzen bei der Geldanlage nach<br />
wie vor viel auf die klassische Finanzberatung<br />
– am liebsten in einem persönlichen Gespräch.<br />
Das starke Wachstum der digitalen Investmentplattformen<br />
und Onlinedepots erweckt jedoch den<br />
Eindruck, dass für Anleger die Finanzberatung<br />
mehr und mehr an Bedeutung verliert. Doch die<br />
persönliche Beratung und die Digitalisierung<br />
von Finanzanlagen passen besser zusammen,<br />
als viele denken. Für Finanzberater reduziert<br />
die Digitalisierung eine ganze Reihe langwieriger<br />
administrativer Aufgaben. So gewährt eine<br />
vollständig digitale Zeichnungsstrecke, wie es<br />
zum Beispiel über Tippgeberplattformen möglich<br />
ist, eine einfachere und sicherere Abwicklung als<br />
eine manuelle Zeichnung. Die Vorteile liegen klar<br />
auf der Hand: Die Berater haben mehr Zeit, sich<br />
mit der individuellen Beratung ihrer Kunden zu beschäftigen.<br />
Die Zeichnungsscheine müssen nicht<br />
mehr eingescannt und per Hand in das Vertriebsmanagementsystem<br />
übertragen werden – was in<br />
der Vergangenheit zu den größten Fehlerquellen<br />
zählte. In der Konsequenz haben die Berater mehr<br />
Zeit, neue Zielgruppen zu erschließen oder sich<br />
mit beratungsintensiven Kunden zu beschäftigen.<br />
Sie können so eine bessere und wertigere Kundenbeziehung<br />
aufbauen und ihr Umsatzpotenzial<br />
steigern. Der Corona-bedingte Lockdown hat der<br />
Digitalisierung im Finanzvertrieb einen mächtigen<br />
Schub gegeben. Für Finanzberater wird es immer<br />
wichtiger, den digitalen Vertrieb und digitalisierte<br />
Investments als Chance zu sehen und voranzutreiben.<br />
Auf diese Weise können sie langfristig in<br />
Symbiose mit digitalen Investmentplattformen<br />
und Trading-Apps arbeiten, zusätzliche Provisionskanäle<br />
erschließen und ihren Kunden einen<br />
echten Mehrwert bieten.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
67
BERATER So ist’s Recht!<br />
SO IST’S<br />
RECHT!<br />
Relevante Urteile,<br />
die Makler kennen sollten<br />
– TEXT: MARTIN THALER –<br />
Hausratversicherung<br />
IST HINWEIS AUF VERSCHLUSSKLAUSEL PFLICHT?<br />
Müssen Vermittler im Beratungsgespräch auf spezielle Verschluss- beziehungsweise Tresorklauseln<br />
in der Hausratversicherung hinweisen? Generell besteht hier keine generelle Erwähnungspflicht,<br />
befand nun das OLG Hamm, allerdings kann es Ausnahmen geben. Im konkreten Fall ging es um eine<br />
Versicherungsnehmerin, die die Wertsachengrenze ihrer Hausratversicherung aufgrund einer Menge<br />
hochwertigen Schmucks nach oben setzen ließ. Der Schmuck war ab 20.000 Euro jedoch nur<br />
bei Verwahrung in einem Tresor versichert, worauf der Vermittler die Frau jedoch nicht hinwies. Nach<br />
einem Einbruch zahlte die Versicherung nur 20.000 Euro. Da der Vermittler durch die Erhöhung der<br />
Wertsachengrenze über das Vermögen der Frau Bescheid wusste, die Klausel aber nicht erwähnte,<br />
kam er seiner Aufklärungspflicht nicht nach, so das Gericht.<br />
OLG Hamm, Aktenzeichen 20 U 266/19<br />
Private Krankenversicherung<br />
AMBULANT VOR STATIONÄR<br />
Sonderausgabenabzug<br />
BONUSZAHLUNGEN UND DIE STEUER<br />
Der Grundsatz „ambulant vor stationär“<br />
besitzt nicht nur in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
Gültigkeit, sondern auch für<br />
Privatversicherte. Geklagt hatte ein Mann, der<br />
sich zur Behandlung diverser Beschwerden<br />
(unter anderem Tinnitus, psychovegetatives<br />
Erschöpfungssyndrom) in eine Klinik begeben<br />
hatte, obwohl seine Krankenversicherung die<br />
Kostenübernahme verweigert hatte. Zu Recht,<br />
befand das Mannheimer Landgericht. Denn<br />
auch wenn besagtes Gebot nicht wie für die<br />
GKV gesetzlich normiert ist, findet es auch in<br />
der privaten Versicherung seine Anwendung.<br />
Die Versicherung musste nicht leisten.<br />
Landgericht Mannheim, AZ 9 O 383/19<br />
»Grundsätzlich besteht<br />
im Hinblick auf die<br />
Wirksamkeit und<br />
Transparenz der Tresor-/<br />
Verschlussklausel kein<br />
Anlass für eine<br />
mündliche Beratung.«<br />
OLG Hamm<br />
Viele Krankenkassen belohnen gesundheitsbewusstes<br />
Verhalten mit Bonuszahlungen. Ein<br />
Finanzamt wertete diese jedoch als Erstattung<br />
von Krankenversicherungsbeiträgen<br />
und reduzierte den Sonderausgabenabzug.<br />
Hiergegen zog der Betroffene vor Gericht. Der<br />
Bundesfinanzhof urteilte, dass auch pauschal<br />
gezahlte Boni den Sonderausgabenabzug<br />
nicht schmälern. Allerdings muss die geförderte<br />
gesundheitliche Maßnahme Kosten ausgelöst<br />
haben, die durch die gewährte Pauschale ausgeglichen<br />
werden können. Bei vom Basiskrankenversicherungsschutz<br />
umfassten Maßnahmen<br />
fehle es an diesem Aufwand.<br />
Bundesfinanzhof, Aktenzeichen X R 16/18<br />
Wendemanöver<br />
SCHADENSERSATZ AUCH OHNE KOLLISION<br />
Passiert beim Wenden ein Unfall, ist regelmäßig der Wendende<br />
daran schuld. Dies bekräftigte nun das Landgericht Wuppertal.<br />
Konkret ging es um eine Frau, die beim Einbiegen in ihr Grundstück<br />
ein kombiniertes Abbiege- und Wendemanöver über die gesamte<br />
Gegenfahrbahn vollführte. Ein entgegenkommender Autofahrer<br />
musste ausweichen und beschädigte sein Auto an einem Bordstein.<br />
Da die Versicherung der Frau nur 50 Prozent des Schadens regulieren<br />
wollte, landete der Fall vor Gericht. Das Landgericht Wuppertal<br />
gab der Klage statt, auch wenn es nicht zur Kollision gekommen war.<br />
Hier dürfe derjenige, der durch Ausweichen einen Zusammenstoß<br />
vermeide, aber nicht schlechtergestellt werden, urteilte das Gericht.<br />
Die Versicherung musste dem Mann den vollen Schaden ersetzen.<br />
Landgericht Wuppertal, Aktenzeichen 9 S 201/19<br />
Hilfsmittel<br />
ELEKTROROLLER BEI GANGSTÖRUNG?<br />
Elektroroller können für ältere Menschen eine wertvolle Fortbewegungshilfe<br />
sein – einen Anspruch, einen solchen von ihrer Krankenkasse bezahlt zu<br />
bekommen, haben sie allerdings nicht, wie nun das LSG Niedersachsen-Bremen<br />
festlegte. Geklagt hatte ein 80-jähriger Mann mit Gangstörung, der von<br />
seiner Krankenkasse 1.000 Euro Beihilfe verlangte. Die Krankenkasse wollte<br />
nur einen Elektrorollstuhl bezahlen. Da ein Roller jedoch wesentlich leichter zu<br />
transportieren und auch auf Urlaubsreisen mitführbar sei, lehnte der Mann<br />
den Rollstuhl ab und klagte. Das Gericht lehnte aber eine Zahlung seitens<br />
der Krankenkasse ab: Ein Elektroroller sei kein Hilfsmittel der gesetzlichen<br />
Krankenkasse, sondern ein Gebrauchsgegenstand, da das Gerät nicht für die<br />
speziellen Bedürfnisse von Kranken und Behinderten konzipiert sei. Der Mann<br />
erhielt keine Beihilfe.<br />
LSG Niedersachsen-Bremen, Aktenzeichen L 16 KR 151/20<br />
68 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
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BERATER Spezialmakler<br />
»Schutz für Landwirte ist<br />
komplexer geworden«<br />
Dozentin Nadine Romming und DMA-Produktmanager Nils Keller über den neuen Lehrgang<br />
zum Spezialmakler für Landwirte an der Deutschen Makler Akademie<br />
– TEXT: CARLA FRITZ –<br />
<strong>procontra</strong>: Der Lehrgang zum „Experten<br />
für Land- und Forstwirtschaft“ ist das<br />
erste Ausbildungsangebot, das die DMA<br />
auf diesem Feld schafft. Was hat Sie dazu<br />
bewogen?<br />
Nils Keller: Welchen Versicherungsbedarf<br />
gibt es, mit dem wir zugleich eine große<br />
Gruppe von Maklern erreichen können?<br />
Das ist immer der erste Gedanke. Die<br />
Spezialversicherer in der Landwirtschaft<br />
arbeiten in der Regel mit ihrem eigenen<br />
Vertriebsnetz. Darüber hinaus hat aber<br />
auch der eine oder andere Makler mit dem<br />
Thema Berührungspunkte. Das wurde auf<br />
Messen deutlich. Dort wurden wir von<br />
Vertriebspartnern häufig darauf angesprochen.<br />
Für den Makler ist die Betreuung<br />
dieser speziellen Zielgruppe hochinteressant.<br />
Dazu muss er sich möglichst kom-<br />
pakt mit der Thematik beschäftigen.<br />
Nadine Romming: Regional- und Spezialversicherer<br />
bieten dazu zwar für ihr Vertriebsnetz<br />
immer wieder mal Kurse an. Aber im<br />
freien Bildungsprogramm, ohne Werbung,<br />
kommen Land- und Forstwirtschaft kaum<br />
vor. Diese Lücke wollten wir gern füllen.<br />
Zunächst mit einem guten Grundkurs<br />
auch für diejenigen, die hier einen Einstieg<br />
finden wollen. Das sind in diesem Fall wie<br />
generell bei der DMA-Expertenausbildung<br />
sechs Präsenztage.<br />
<strong>procontra</strong>: Die Nachfrage von Maklern ist<br />
da. Aber was ist mit der Nachfrage nach<br />
Maklern seitens potenzieller Kunden? Die<br />
Anzahl der Landwirtschaftsbetriebe geht<br />
leicht zurück. An versicherbarer Fläche<br />
kommt nichts dazu.<br />
Romming: Wir als Makler haben deshalb<br />
nicht weniger Nachfrage. Das ist meine<br />
Erfahrung. Man muss bei der Deckung des<br />
Bedarfs schließlich auch den Lauf der Zeit<br />
sehen. Ich selbst erlebe das bei Neukunden,<br />
die zu uns gewechselt sind – weil ihr<br />
Vermittler schon um die 70 ist und nur<br />
noch eine marginale Betreuung macht.<br />
Viele Landwirte wollen jedoch wieder<br />
aktiv überprüft werden. Andere sind unzufrieden<br />
und wechseln deshalb. Und eine<br />
Vielzahl hat keinen Vermittler mehr, weil<br />
er aus Altersgründen ausgeschieden ist.<br />
Diese Rückmeldung bekommen wir immer<br />
wieder auch von den IHKen. Generationswechsel<br />
ist in der Vermittlerbranche<br />
bekanntlich ein großes Thema. Neue<br />
Fachkräfte müssen sich darauf vorbereiten,<br />
Geschäft auch in diesem sehr speziellen<br />
Versicherungsbereich zu übernehmen.<br />
70 Fotos: DMA
Spezialmakler BERATER<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Risiken gilt es in der<br />
Landwirtschaft abzusichern?<br />
Romming: In vielen Betrieben sind die<br />
Versicherungen seit Jahren nicht mehr angefasst<br />
worden. Das ist das größte Risiko.<br />
Betriebe verändern sich ständig. Und in<br />
der Landwirtschaft kann man fast dabei<br />
zusehen: mehr Mitarbeiter, mehr Saisonkräfte,<br />
Nebengewerbe wie Hofladen mit<br />
Produkten aus eigener Herstellung, Imkerei<br />
oder Ferien auf dem Bauernhof nehmen<br />
zu. Das ist dann ein ganz anderer Betrieb,<br />
als ursprünglich in der Haftpflichtpolice<br />
steht, von daher also auch nicht mehr<br />
versichert. Der Schutz muss angepasst<br />
werden. Dazu vermittelt dieser Kurs die<br />
Basics: Was macht einen Landwirt heute<br />
aus? Welche Entwicklungen gab es in den<br />
letzten Jahren? Hier fangen wir mit dem<br />
Haftpflichtbereich an.<br />
Keller: Man muss aber schon wissen, wie<br />
die Haftpflichtversicherung funktioniert<br />
und aufgebaut ist. Diese Grundlagen<br />
setzen wir voraus. Genauso bei Sachversicherungen.<br />
Auf dieser Basis gehen<br />
wir auch dort auf Besonderheiten in der<br />
Landwirtschaft ein. Ernteausfall-, Tierund<br />
Waldversicherung sind selbstverständlich<br />
ebenso Bestandteil des Seminarstoffs,<br />
genau wie Betriebsschließungsversicherung<br />
und die persönliche Absicherung des<br />
Landwirts.<br />
<strong>procontra</strong>: Auf den Punkt gebracht –<br />
welche neuen Erkenntnisse sollen Makler<br />
beispielsweise im landwirtschaftlichen<br />
Sachbereich mitnehmen?<br />
Romming: Landwirtschaft ist den letzten<br />
Jahren viel technischer und daher auch<br />
viel beratungsintensiver geworden. Das<br />
betrifft stationäre Maschinen wie Melkoder<br />
Fütterungsanlagen. Genauso auch<br />
fahrbare Maschinen, die gut und gerne<br />
einen sechsstelligen Betrag kosten können.<br />
Für die Summe, die etwa ein Traktor mit<br />
angespannter Heuballenpresse kostet,<br />
könnte man sich in manchen Regionen ein<br />
Einfamilienhaus kaufen. Diese Technik<br />
muss versichert werden – auch wenn man<br />
sie sich leiht, beispielsweise einen Mähdrescher.<br />
In welchen Grenzen ist das bei den<br />
einzelnen Gesellschaften abgedeckt? Auch<br />
das beleuchten wir. Oder bei der Gebäudeversicherung<br />
– da gibt es die Spezifik<br />
der Offenställe. Das macht nicht jeder<br />
Versicherer.<br />
<strong>procontra</strong>: Photovoltaik auf dem Bauernhof<br />
als Nebeneinkommen ist sicherlich<br />
auch noch ein Aspekt.<br />
Romming: Richtig. In der Landwirtschaft<br />
bewegt man sich in einem sehr facettenreichen<br />
Gebiet. Das reicht vom hochspezialisierten<br />
Getreide- oder Milchbauern bis<br />
zum vielseitigen Bauernhof mit Hofladen,<br />
der Übernachtungen anbietet oder auch<br />
Hilfsarbeiten für andere Höfe und PV-<br />
Strom ins öffentliche Netz speist. Wir als<br />
Maklerbetrieb betreuen beispielsweise<br />
auch einen Landwirt, der fünf verschiedene<br />
Gewerbe angemeldet hat.<br />
Keller: Viele Landwirte haben auch Waldstücke,<br />
die mitversichert werden müssen.<br />
Deshalb haben wir das Thema Forstwirtschaft<br />
in den Kurs integriert.<br />
<strong>procontra</strong>: Statt der ursprünglich geplanten<br />
Präsenzveranstaltungen in diesem Jahr<br />
»In vielen Betrieben<br />
sind die Versicherungen<br />
seit Jahren<br />
nicht mehr angefasst<br />
worden. Das ist das<br />
größte Risiko.«<br />
mussten Sie wegen Corona auf die Onlinevariante<br />
ausweichen. Mit welcher Bilanz<br />
und welchem Ausblick?<br />
Keller: Die Interessenten, aber auch wir<br />
waren sehr zufrieden. Die meisten wollten<br />
sich zur Thematik schlaumachen, weil<br />
sie in ihrer Heimatregion – in Bayern,<br />
Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen<br />
– wie eingangs geschildert auf<br />
Landwirtschaftsbetriebe mit Absicherungsbedarf<br />
gestoßen sind. Nachfragen haben<br />
wir inzwischen auch aus Berlin. Dort soll<br />
im kommenden Jahr einer der nächsten<br />
Kurse stattfinden, der andere in Stuttgart.<br />
Unabhängig davon gibt es auf jeden Fall<br />
auch die Onlinevariante und natürlich<br />
weiterhin Inhouse-Veranstaltungen dazu.<br />
Wenn Kunden – wie erst jüngst – gezielt<br />
auf uns zukommen, ist das ein Indiz, dass<br />
wir mit unserem Angebot ins Schwarze<br />
getroffen haben.<br />
<strong>procontra</strong>: Inwiefern haben Sie als Veranstalter<br />
dabei vielleicht auch etwas gelernt?<br />
Keller: Künftig müssen wir die Zielgruppe<br />
noch stärker definieren. Einem Haftpflichtoder<br />
technischen Underwriter können wir<br />
– so wie der Kurs angelegt ist – in der Tiefe<br />
eher wenig Neues vermitteln. Interessenten<br />
mit Spezialwissen sollten deshalb vorher<br />
mit uns das Gespräch suchen. Wir arbeiten<br />
aber auch in dieser Hinsicht an Weiterbildungskonzepten.<br />
Romming: Andererseits richtet sich unser<br />
Angebot auch an Mitarbeiter des Maklers<br />
für einen schnellen Einstieg. Gerade in<br />
größeren Betrieben müssen Makler viel<br />
delegieren und auch Innendienstler dann<br />
telefonisch Auskunft geben können. Da<br />
ist es gut, wenn man in der einen oder<br />
anderen Richtung einen Spezialisten hat.<br />
Eine Mitarbeiterin von uns kennt sich zum<br />
Beispiel mit Pferde-OP-Versicherungen<br />
aus wie keine Zweite. Sie könnte die<br />
Tarifbedingungen vermutlich auch nachts<br />
im Schlaf hersagen. Ein Makler kann das<br />
meist nicht.<br />
<strong>procontra</strong>: Was würden Sie Maklern mit<br />
auf den Weg geben, die sich in diesem<br />
Bereich erstmals engagieren wollen?<br />
Romming: Auf jeden Fall muss man sich<br />
mit dem Thema Landwirtschaft identifizieren<br />
können. Für einige ist das etwas, für<br />
andere nicht. Ich sage immer: Der „Nasenfaktor“<br />
muss stimmen. Man muss sich<br />
„riechen“ können. Sympathie ist im landwirtschaftlichen<br />
Bereich ein sehr starkes<br />
Bindungsinstrument. Landwirte lassen sich<br />
in der Regel von Maklern aus der Region<br />
betreuen. Onlineberatung wird schwierig.<br />
Es darf nicht sein, dass Verträge – einmal<br />
abgeschlossen – jahrzehntelang nicht mehr<br />
angerührt werden. Es muss auch in der<br />
Landwirtschaft mehr aktive Betreuung<br />
stattfinden.<br />
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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
71
VERSICHERUNGEN Maklers Lieblinge <strong>2020</strong><br />
72 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Maklers Lieblinge <strong>2020</strong> VERSICHERUNGEN<br />
SIE HATTEN DIE WAHL<br />
Trotz oder gerade wegen der Corona-Extremsituation hielt <strong>procontra</strong><br />
das Ohr wieder in den Maklermarkt. Die Favoriten auf Produktgeberseite<br />
kamen dabei ebenso heraus wie die Folgen der Pandemie.<br />
– TEXT: FLORIAN BURGHARDT –<br />
<strong>2020</strong>: was für ein Jahr – und es ist noch<br />
nicht vorbei. Zum siebten Mal fragte <strong>procontra</strong><br />
nach „Maklers Lieblingen“. Doch<br />
was 2019 noch große Themen in der Versicherungsbranche<br />
waren, wurde in diesem<br />
Jahr einfach zur Seite gewischt und auf das<br />
Abstellgleis geschoben, beispielsweise der<br />
Provisionsdeckel. Zunächst zumindest.<br />
Denn der Ausbruch der Corona-Pandemie<br />
bedeutete für alle Menschen und Geschäftsbereiche<br />
einen Schock. Auch für Versicherungsmakler<br />
brachte das Corona-Virus<br />
zahlreiche Einschnitte mit sich. Zunächst<br />
einmal fielen aufgrund der Ansteckungsangst<br />
viele persönliche Beratungstermine<br />
bei den Kunden aus. Kurzarbeit und Jobverluste<br />
sorgten zudem eher für eine rückläufige<br />
Nachfrage nach Versicherungen<br />
beziehungsweise für geringere Abschlussbereitschaft.<br />
Doch so negativ die Aussichten, so<br />
überraschend das Bild, das die 840 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer der Umfrage<br />
„Maklers Lieblinge <strong>2020</strong>“ von ihrem<br />
ersten „Krisenhalbjahr“ zeichnen. So gaben<br />
22 Prozent der Befragten an, dass ihr<br />
Umsatz in den Monaten Januar bis einschließlich<br />
Juni <strong>2020</strong> um weniger als 10<br />
Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />
zurückgegangen ist. Bei 15 Prozent lag<br />
der Einbruch zwischen 10 und 30 Prozent<br />
und bei 4 Prozent der Befragten zwischen<br />
30 und 50 Prozent. Lediglich 1,5 Prozent<br />
erwischte ein Umsatzrückgang von über<br />
50 Prozent. Bei 42 Prozent der Vermittler<br />
blieb alles unverändert. Allerdings konnten<br />
auch 15 Prozent der Teilnehmer einen spürbaren<br />
Anstieg ihres Umsatzes verzeichnen.<br />
Ein großer Hebel dafür liegt wohl in der<br />
Videoberatung. Schließlich wurde sie vor<br />
allem in den Lockdown-Monaten März,<br />
April und Mai zum Kundenzugang Nummer<br />
eins. Wer zu dieser Zeit als Makler digital<br />
gut aufgestellt war, hatte und hat auch<br />
weiterhin einen Vorteil. Zwar gab fast jeder<br />
zweite Umfrageteilnehmer an, seine Beratungsweise<br />
nicht aufgrund von Corona verändert<br />
zu haben. Mehr als jeder dritte (37,5<br />
Mehr als jeder dritte<br />
Makler bietet nun<br />
als Folge der Corona-<br />
Einschränkungen auch<br />
Videoberatung an.<br />
Prozent) bietet nun aber neben der noch<br />
überwiegenden Beratung vor Ort auch die<br />
virtuelle Variante mit an. 12,8 Prozent der<br />
Befragten haben die Corona-Umstände sogar<br />
zum Anlass genommen, ihre Beratung<br />
überwiegend ins Internet zu verlagern. Die<br />
Anzahl der Vermittler, die vollständig auf<br />
Videoberatung umgestellt haben, liegt bei<br />
vier. Zudem gaben 57,3 Prozent der Vermittler<br />
an, ihren Betrieb als direkte Auswirkung<br />
der Krise stärker digitalisiert zu<br />
haben. Ein Vorhaben, das viele Makler seit<br />
Jahren vor sich hergeschoben hatten.<br />
DIGITALE WEITERBILDUNG BOOMT<br />
Noch stärker boomte die Weiterbildung.<br />
Mehr als die Hälfte (58,8 Prozent) haben<br />
im ersten Halbjahr <strong>2020</strong> mehr solcher Angebote<br />
wahrgenommen. Mangels Präsenzveranstaltungen<br />
finden diese zunehmend im<br />
Internet per Videopräsentation statt. Das<br />
zeigt auch ein Blick in den Quartalsbericht<br />
der Initiative „gut beraten“. Während sich<br />
Präsenzveranstaltungen und E-Learning im<br />
Jahr 2019 noch knapp die Waage hielten,<br />
machten die verschiedenen digitalen Angebote<br />
im zweiten Quartal <strong>2020</strong> insgesamt 92<br />
Prozent aller erfassten Lernformen aus. Allerdings<br />
ging in dieser Zeit auch die erfasste<br />
Bildungszeit um ziemlich genau 50 Prozent<br />
gegenüber dem Vorjahresquartal zurück.<br />
Dennoch lässt sich die wachsende Nachfrage<br />
nach Online-Weiterbildung festhalten.<br />
So verzeichnete die Onlinemesse profino im<br />
Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 einen<br />
Anstieg bei den Nutzeranmeldungen um 40<br />
Prozent. Das Webinar-Angebot wuchs in<br />
dieser Zeit um 20 Prozent und erreichte damit<br />
60 Prozent mehr Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer als im Vorjahreszeitraum.<br />
„Maklers Lieblinge <strong>2020</strong>“ fragte auch<br />
negative Auswirkungen der Corona-Krise<br />
ab. So mussten 28,8 Prozent der Vermittler<br />
angedachte Investitionen oder Expansionspläne<br />
erst einmal zurückstellen. Von ihnen<br />
betreute Verträge wurden bei 15,4 Prozent<br />
krisenbedingt gekündigt. In 2,8 Prozent der<br />
Fälle mussten die Unternehmer sogar Mitarbeiter<br />
entlassen. Sein Geschäft wegen der<br />
Krise aufgeben musste allerdings kein einziger<br />
Umfrageteilnehmer. Dazu beigetragen<br />
haben vielleicht auch die Corona-Soforthilfen<br />
aus dem Bundeshaushalt oder der<br />
einzelnen Bundesländer. Etwa jeder fünfte<br />
Makler (20,8 Prozent) hat sie für sein Unternehmen<br />
in Anspruch genommen.<br />
Illustration: Roman Kulon<br />
73
VERSICHERUNGEN Maklers Lieblinge <strong>2020</strong><br />
MAKLERPOOLS HALFEN IN DER KRISE<br />
Weitere Unterstützung in diesem außergewöhnlichen<br />
Jahr erhalten die unabhängigen<br />
Vermittler von ihren Maklerpools und<br />
-verbünden. Viele von denen haben ihre<br />
Services an die besonderen Bedingungen<br />
angepasst, welche die Corona-Pandemie<br />
geschaffen hat. Dazu zählt zum Beispiel,<br />
dass einige Pools ihren Partnern Tools zur<br />
Videoberatung kostenlos zur Verfügung<br />
stellen oder bei deren Installation und<br />
Nutzung unterstützen. Als wichtigstes Argument<br />
für die Zusammenarbeit mit Pools<br />
und Verbünden nannten unsere Umfrageteilnehmer<br />
(Mehrfachnennungen möglich)<br />
deren breiten Produkt- und Anbieterzugang<br />
(84,4 Prozent).<br />
Der größte Player auf dem Poolmarkt ist<br />
offenbar auch der beste. Mit 27,8 Prozent<br />
der hierzu abgegebenen Stimmen wurde<br />
Fonds Finanz zum Maklerpool gewählt,<br />
mit dem die unabhängigen Vermittler am<br />
liebsten zusammenarbeiten. Damit konnten<br />
die Münchener den Platz an der Sonne zurückerobern,<br />
nachdem es im Vorjahr „nur“<br />
für den zweiten Platz gereicht hatte. Dieser<br />
ging nun an die Vema. Dabei ist die Siegerin<br />
aus 2019 eigentlich kein klassischer<br />
Maklerpool, sondern eine Genossenschaft.<br />
Insgesamt 22,5 Prozent der Stimmen reichten<br />
für die Vema aus Heinersreuth im bayerischen<br />
Landkreis Bayreuth für den Silberrang.<br />
Deutlich dahinter konnte sich der<br />
Maklerpool blau direkt aus Lübeck auf das<br />
Treppchen kämpfen (8,1 Prozent). Umfangreiche<br />
Informationen zu den Beweggründen<br />
der Makler für oder gegen eine Pool-<br />
Zusammenarbeit sowie zu den weiteren<br />
Favoriten unter den Makler-Dienstleistern<br />
finden sich in der Titelgeschichte dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong> (ab Seite 18).<br />
LV 1871 MIT DEM HATTRICK<br />
Die Königsdisziplin unserer jährlichen Umfrage<br />
ist aus Sicht der Versicherer die Frage<br />
nach der besten Maklerbetreuung. Denn<br />
wo die unabhängigen Vermittler sich und<br />
damit die Belange ihrer Kunden gut aufgehoben<br />
fühlen, dort liefern sie tendenziell<br />
auch mehr Geschäft ab. Am wichtigsten ist<br />
den Maklern bei einem Versicherer schon<br />
seit Jahren eine gute Erreichbarkeit. Auch<br />
ganz aktuell können die Unternehmen damit<br />
am stärksten punkten (83,7 Prozent;<br />
Mehrfachnennungen möglich). Fast genauso<br />
wertvoll sind schnelle Rückmeldungen<br />
auf Nachfragen (77,5). Es folgen Kompe-<br />
12,8 %<br />
Ich berate jetzt<br />
überwiegend<br />
per Video.<br />
MAKLER IM CORONA-JAHR<br />
Corona-Auswirkungen auf die Beratung<br />
37,5 %<br />
Ich biete Videoberatung mit<br />
an, berate aber überwiegend<br />
vor Ort beim Kunden.<br />
78,8<br />
Schaden/<br />
Unfall<br />
privat<br />
Maklers Hauptgeschäft<br />
10,7 %<br />
Ich habe<br />
vollständig auf<br />
Videoberatung<br />
umgestellt.<br />
49,1 %<br />
Gar nicht<br />
Die Versicherer mit der besten Maklerbetreuung<br />
1. LV 1871 11,1 %<br />
2. Volkswohl Bund 6,7 %<br />
3. Alte Leipziger 5,6 %<br />
4. Haftpflichtkasse 5,1 %<br />
5. HDI 4,8 %<br />
60,7<br />
33,7<br />
31,4<br />
16,8<br />
Was macht gute Maklerbetreuung aus?<br />
9,0<br />
Leben Gewerbe PKV Investment<br />
Immobilien<br />
1. Gute Erreichbarkeit 83,7 %<br />
2. Schnelle Rückmeldung auf Nachfragen 77,5 %<br />
3. Kompetenz der Maklerbetreuer 71,9 %<br />
4. Kompetenz allgemein 71,9 %<br />
5. Freundlichkeit 65,5 %<br />
tenz der Maklerbetreuer (71,9), Kompetenz<br />
allgemein (71,1) und Freundlichkeit<br />
(65,5). Für die Makler zählt also vor allem<br />
die Geschwindigkeit, mit der sie Antworten<br />
auf ihre Fragen erhalten. Natürlich sollten<br />
die Informationen dann auch sinnvoll sein,<br />
Kompetenz wird bei den Ansprechpartnern<br />
aufseiten des Versicherers aber eigentlich<br />
ohnehin vorausgesetzt. Eher selten als<br />
wichtige Leistung wurden „regionale Abdeckung“<br />
(26,1 Prozent) und „regelmäßige<br />
Gespräche vor Ort“ (30,3) angegeben.<br />
Auf Rang eins unter den Versicherern<br />
mit der besten Maklerbetreuung wählten<br />
die teilnehmenden Makler und Vermittler<br />
erneut die LV 1871. Die Münchener stehen<br />
damit das dritte Jahr in Folge in der<br />
Gunst der Makler ganz oben. „Drei Jahre<br />
hintereinander als ‚Maklers Liebling‘ ausgezeichnet<br />
zu werden, erfüllt uns wirklich<br />
mit Stolz. Unsere Erfahrung zeigt, dass Vermittler<br />
ihren Maklerbetreuern treu bleiben,<br />
solange diese echte Mehrwerte bieten. Die<br />
Auszeichnung bestätigt, dass unsere Maklerbetreuung<br />
genau das leistet und den<br />
Nerv der Zeit trifft. Das ist unsere Existenz<br />
berechtigung. Ein zentraler Aspekt ist<br />
hier sicher unsere umfassende digitale Vertriebsunterstützung,<br />
die nicht zuletzt durch<br />
die Auswirkungen der Corona-Krise noch<br />
mal an Relevanz gewonnen hat“, kommentiert<br />
LV-1871-Vertriebsvorstand Hermann<br />
Schrögenauer den erneuten Titelgewinn.<br />
„Um Vermittlern auch zukünftig alle notwendige<br />
Unterstützung auf dem Weg in die<br />
digitale Vermittlung zu bieten, sind wir in<br />
engem Austausch mit unseren Geschäftspartnern<br />
und arbeiten stetig daran, unser<br />
Angebot auszubauen – immer mit dem<br />
Ziel, Vermittler mit möglichst konkreten<br />
Hilfestellungen zu unterstützen und sie digital<br />
stark zu machen. Für das Vertrauen,<br />
das sie uns, auch mit der Auszeichnung für<br />
unsere Maklerbetreuung, entgegenbringen,<br />
möchten wir uns ganz herzlich bedanken“,<br />
so Schrögenauer weiter.<br />
Hinter der LV 1871 reiht sich nun schon<br />
zum dritten Mal in Folge der Volkswohl<br />
Bund ein. Allerdings war der Abstand zum<br />
Erstplatzierten noch nie so deutlich. Denn<br />
die Dortmunder kamen auf 6,7 Prozent der<br />
Stimmen. Im Jahr 2017 hatte der Volkswohl<br />
Bund noch ganz oben gestanden. Ebenfalls<br />
unverändert zum Vorjahr blieb der dritte<br />
Platz. Hier landete die Alte Leipziger<br />
– Hallesche mit 5,6 Prozent der Stimmen.<br />
Damit ist sie zum fünften Mal in Folge in<br />
74 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Maklers Lieblinge <strong>2020</strong> VERSICHERUNGEN<br />
denz zum nordbayerischen Raum. Zusammen<br />
mit seinen zwei Mitarbeitern betreut<br />
er zwischen 600 und 900 Kunden, die in<br />
den meisten Fällen pro Kopf über 4 bis 5<br />
Verträge verfügen. Das bedeutet einen Bestand<br />
von 3.375 Policen.<br />
Sein Hauptgeschäft macht er dabei mit<br />
Schadens-/Unfallversicherungen für Privatden<br />
Top 5 von Maklers Lieblingen vertreten.<br />
Diese werden komplettiert durch die<br />
Haftpflichtkasse, die mit 5,1 Prozent ihren<br />
vierten Platz aus dem Vorjahr verteidigen<br />
konnte, sowie durch die HDI Versicherung,<br />
die mit 4,8 Prozent auf Rang fünf landete.<br />
Dort hatte 2019 noch Branchenriese Allianz<br />
gestanden, für den es dieses Mal nur für<br />
Platz neun (3,1 Prozent) reichte.<br />
SO SIEHT DER DURCHSCHNITTSMAKLER AUS<br />
An der <strong>procontra</strong>-Umfrage, die in der<br />
letzten August- und der ersten Septemberwoche<br />
lief, haben überwiegend Versicherungsmakler<br />
teilgenommen (82,6 Prozent).<br />
Ausgehend von diesem Anteil der Befragten<br />
lassen sich einige charakteristische Merkmale<br />
des durchschnittlichen Versicherungsmaklers<br />
in Deutschland herauslesen. So ist<br />
dieser männlich (Frauenanteil: 16,5 Prozent),<br />
etwa 49 Jahre alt und schon seit über<br />
20 Jahren als Makler aktiv. Er lebt zu beinahe<br />
gleichen Anteilen in allen deutschen<br />
Postleitzahlgebieten mit einer leichten Ten-<br />
»Drei Jahre hintereinander<br />
als ›Maklers<br />
Liebling‹ ausgezeichnet<br />
zu werden,<br />
erfüllt uns wirklich<br />
mit Stolz.«<br />
HERMANN SCHRÖGENAUER, LV 1871<br />
kunden (81,8 Prozent), gefolgt von Lebensversicherungen<br />
(58,7). Die anhaltenden<br />
Niedrigzinsen befeuern anscheinend den<br />
Trend hin zu solidem Sachgeschäft. Denn<br />
Gewerbeversicherungen liefern den Maklern<br />
mittlerweile das drittmeiste Einkommen<br />
(36,2 Prozent). Im Vorjahr hatten sie<br />
noch gleichauf mit der PKV (jetzt 32,8<br />
Prozent) gelegen. Bei der Frage nach dem<br />
Hauptgeschäftsbereich waren Mehrfachnennungen<br />
möglich. Investment- (15,8 Prozent)<br />
und Immobiliengeschäft (8,3) spielen<br />
weiterhin nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Verträge vermittelt der Durchschnittsmakler<br />
dabei ganz überwiegend gegen Courtage<br />
(89,2 Prozent). So wollen auch die meisten<br />
Makler noch einige Zeit weitermachen.<br />
Nur 9 Prozent von ihnen planen, ihre Tätigkeit<br />
in den nächsten 3 Jahren einzustellen.<br />
Welche Versicherer die Teilnehmer unserer<br />
Umfrage in den einzelnen Sparten auf<br />
die vordersten Plätze gewählt haben, lesen<br />
Sie auf den folgenden Seiten.<br />
Nicht aus der Ruhe zu bringen ...<br />
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75
VERSICHERUNGEN Maklers Lieblinge <strong>2020</strong><br />
LEBENSVERSICHERUNGEN<br />
Die Lebensversicherung hat es weiterhin<br />
nicht leicht mit der anhaltenden Niedrigzinsphase.<br />
Dazu rechnen Experten wie der<br />
Analyst Carsten Zielke mit einer verzögerten<br />
Stornowelle durch Kunden, die aufgrund<br />
der Corona-Krise kurzfristig Geld<br />
brauchen. Einem dramatischen Einbruch<br />
beim Neugeschäft könnte entgegenstehen,<br />
dass der Höchstrechnungszins nun aller<br />
Voraussicht nach doch nicht Anfang 2021<br />
abgeschmolzen wird. Die Senkung konnte<br />
aufgrund der Corona-Krise nicht schnell<br />
genug beschlossen werden, sodass die Lebensversicherer<br />
auch für das kommende<br />
Jahr mit 0,9 Prozent kalkulieren. Das<br />
könnte noch in diesem oder im nächsten<br />
Jahr zu einer Art Schlussverkauf führen.<br />
Allerdings ist produktseitig weiterhin<br />
mit steigender Nachfrage bei kapitalmarktnahen<br />
Policen zu rechnen. Der R+V-Vorstandsvorsitzende<br />
Norbert Rollinger sagte<br />
kürzlich im Interview mit dem „Handelsblatt“:<br />
„Ich glaube, dass wir ab dem kommenden<br />
Jahr sehr individuelle Garantie-<br />
zinssätze bei den klassischen Policen sehen<br />
werden.“<br />
Diese hat kürzlich auch die Ratingagentur<br />
Franke und Bornberg unter die Lupe<br />
genommen. Ergebnis: Tarife aus den Produktbereichen<br />
Fonds und Neue Klassik<br />
Im neuen Jahr wird<br />
eine zunehmende<br />
Vielfalt an LV-Garantiemodellen<br />
erwartet.<br />
erzielten deutlich öfter die Höchstnote im<br />
Rating als klassische Rententarife.<br />
Umso interessanter erscheinen daher Jahr<br />
für Jahr die beliebtesten Produktgeber im<br />
Bereich der kapitalmarktnahen Policen. In<br />
der Lebensversicherung, wie auch in allen<br />
anderen Sparten, durften nur die Vermittler<br />
über ihre Lieblinge abstimmen, die mit dieser<br />
Sparte ihr hauptsächliches Einkommen<br />
erzielen. Dadurch erhöht sich die Aussagekraft<br />
der Ergebnisse. Beispielsweise landete<br />
bei den fondsgebundenen Lebensversicherungen<br />
die LV 1871 wie schon im Vorjahr<br />
auf dem ersten Platz. Dahinter verteidigte<br />
die Alte Leipziger ihren zweiten Rang aus<br />
dem Vorjahr, muss diesen aber mit der Canada<br />
Life teilen, die 2019 nicht zu den Top<br />
3 gehörte. Bei den In dex po licen hingegen<br />
liegt erneut die Allianz an der Spitze. Der<br />
Volkswohl Bund konnte Platz zwei halten.<br />
Neu auf dem Treppchen ist hier die Stuttgarter,<br />
die die LV 1871 verdrängen konnte.<br />
Gesamtsieger bleibt die Allianz mit erneut<br />
vier ersten Plätzen in der Lebensversicherung.<br />
Ihr folgen Volkswohl Bund und<br />
Canada Life mit jeweils zwei Titeln. Die<br />
meisten Stimmen wurden übrigens in der<br />
Risikolebensversicherung abgegeben. Hier<br />
konnte, wie schon im Vorjahr, die Hannoversche<br />
das Rennen machen, vor der Dela<br />
und der Dialog.<br />
Top-Anbieter Lebensversicherungen<br />
# Gesellschaft %<br />
Privatrente<br />
1 Allianz 17,1<br />
2 LV 1871 13,6<br />
3 Volkswohl Bund 11,9<br />
# Gesellschaft %<br />
Risikoleben<br />
1 Hannoversche 18,5<br />
2 Dela 12,2<br />
3 Dialog 10,9<br />
# Gesellschaft %<br />
Rürup-Rente<br />
1 Allianz 15,7<br />
2 Volkswohl Bund 12,5<br />
3 LV 1871 12,1<br />
Fondspolice<br />
1 LV 1871 17,9<br />
2 Alte Leipziger, Canada Life 10,8<br />
4 Volkswohl Bund 10,4<br />
Betriebliche Altersversorgung<br />
1 Allianz 26,5<br />
2 Canada Life 13,0<br />
3 LV 1871 10,1<br />
Dread Disease<br />
1 Canada Life 62,0<br />
2 Nürnberger 17,3<br />
3 Zurich 7,8<br />
Berufsunfähigkeit<br />
1 Alte Leipziger 25,3<br />
2 LV 1871 17,5<br />
3 Volkswohl Bund 9,8<br />
Riester-Rente<br />
1 Volkswohl Bund 15,5<br />
2 Allianz 14,8<br />
3 WWK 12,4<br />
Grundfähigkeit<br />
1 Canada Life 23,6<br />
2 Volkswohl Bund 13,4<br />
3 die Dortmunder 10,5<br />
Erwerbsunfähigkeit<br />
1 Volkswohl Bund 23,3<br />
2 Canada Life 11,9<br />
3 Swiss Life 8,7<br />
Indexpolice<br />
1 Allianz 29,9<br />
2 Volkswohl Bund 18,5<br />
3 Stuttgarter 12,6<br />
Sterbegeld<br />
1 Ideal 26,6<br />
2 Monuta 19,9<br />
3 LV 1871 (Münchener Begräbnisverein) 16,9<br />
76 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Maklers Lieblinge <strong>2020</strong> VERSICHERUNGEN<br />
KRANKENVERSICHERUNGEN<br />
Das Geschäft mit der privaten Krankenvollversicherung<br />
bleibt für die Versicherer<br />
weiterhin schwierig. Zu diesem Ergebnis<br />
kommt der aktuelle „Marktausblick private<br />
Krankenversicherung“ der Kölner<br />
Ratingagentur Assekurata. Von den elf befragten<br />
Unternehmen (47 Prozent Marktabdeckung)<br />
äußerte sich lediglich eines positiv<br />
im Hinblick auf die derzeitige Geschäftslage.<br />
Auch wenn der Rückgang nicht so deutlich<br />
wie in den vorherigen Jahren ausfiel,<br />
ging auch 2019 nach vorläufigen Daten<br />
die Zahl der Vollversicherten in der PKV<br />
zurück – insgesamt um 6.300 Versicherte.<br />
Grund hierfür sind nicht die Abgänge in<br />
die gesetzliche Krankenversicherung – diese<br />
Zahl zeigt sich seit Jahren relativ stabil<br />
und lag 2019 bei 134.000. Grund für die<br />
Bestandsverluste ist die stark gesunkene<br />
Zahl der Neuzugänge: Wechselten 2009<br />
noch 288.200 Versicherte aus der GKV in<br />
die PKV, lag diese Zahl 2019 nur noch bei<br />
rund der Hälfte (146.000). Als Hauptgrund<br />
für einen zunehmend schweren Verkauf der<br />
Krankenvollversicherung gelten die potenziell<br />
sprunghaften Beitragsanpassungen.<br />
Im Durchschnitt der zehn Jahre von 2010<br />
bis <strong>2020</strong> lagen diese zwar bei moderaten<br />
2,3 Prozent im Jahr. Da die Anpassung der<br />
Beiträge aber in den meisten Fällen nicht<br />
in diesen kleinen, regelmäßigen Schritten<br />
erfolgt, sondern in teilweise ruckartigen Erhöhungen<br />
um 20 oder 30 Prozent, nehmen<br />
Top-Anbieter Krankenversicherungen<br />
# Gesellschaft %<br />
Pflege-Zusatzversicherung<br />
1 Allianz 18,8<br />
2 Alte Leipziger – Hallesche 13,0<br />
3 Ideal, DFV 9,7<br />
PKV-Voll<br />
1 Barmenia 17,0<br />
2 HanseMerkur 13,1<br />
3 Alte Leipziger – Hallesche 11,1<br />
nicht wenige potenzielle Kunden Abstand<br />
von der PKV. Zwar sind die Versicherer<br />
gesetzlich an diese Art der Beitragsanpassungen<br />
gebunden. Doch das System bloß<br />
zu erklären ändert offenbar nichts. Zumal<br />
nicht nur die private Krankenvollversicherung<br />
von Beitragssprüngen betroffen ist.<br />
Im Juli kritisierte die Verbraucherzentrale<br />
Nordrhein-Westfalen (VZ NRW) die diesjährigen<br />
Beitragsanpassungen in der privaten<br />
Pflegezusatzversicherung. Der VZ<br />
NRW lägen vermehrt Fälle vor, in denen<br />
die Monatsbeiträge um 60 bis 100 Prozent<br />
gestiegen sind. Angesichts der jüngsten Forderungen<br />
nach einer verpflichtenden Pflegezusatzversicherung<br />
ist Beitragsstabilität<br />
also ein wichtiger Faktor. In dieser komplexen<br />
Diskussion fühlen sich die „Maklers<br />
# Gesellschaft %<br />
Zahnzusatzversicherung<br />
1 Barmenia 14,4<br />
2 Arag 13,5<br />
3 die Bayerische 8,3<br />
Krankenzusatzversicherung ambulant/stationär<br />
1 Arag 18,1<br />
2 Barmenia 16,1<br />
3 Alte Leipziger – Hallesche, Signal Iduna 8,1<br />
Betriebliche Krankenzusatzversicherung (bKV)<br />
1 Allianz, Alte Leipziger – Hallesche 22,3<br />
3 SDK 13,2<br />
4 Barmenia 11,6<br />
Lieblinge“-Teilnehmer bei der Allianz am<br />
besten aufgehoben. Wie schon im Vorjahr<br />
gilt sie als bester Pflegezusatzversicherer<br />
aus Maklersicht. Einen weiteren Spitzenplatz<br />
teilt sich die Allianz mit der Halleschen<br />
Krankenversicherung. Damit liegt sie<br />
gleichauf mit der Barmenia, die nicht nur<br />
als bester Anbieter in der privaten Krankenvollversicherung<br />
gilt, sondern auch bei<br />
den weiterhin stark nachgefragten Zahnzusatzversicherungen<br />
ganz oben steht. <br />
SACHVERSICHERUNGEN<br />
Die meisten Versicherungsvermittler erzielen<br />
heute den Löwenanteil ihres Einkommens<br />
mit Schadens-/Unfallversicherungen<br />
für Privatkunden. Diese Hauptsparte (78,8<br />
Prozent) liegt mittlerweile deutlich vor der<br />
Lebensversicherung (60,7). Dass Makler<br />
sich in diesem Bereich recht wohl fühlen,<br />
belegt auch die Vertriebswegestatistik des<br />
Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />
(GDV). Ihr Anteil am Neugeschäft<br />
in SHUK-RS wuchs im Jahr 2019<br />
um 0,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr<br />
an – auf 26,2 Prozent. Damit lagen sie<br />
zwar weiterhin deutlich hinter dem Neugeschäftsanteil<br />
der Einfirmenvertreter (47,6<br />
Prozent), konnten ihren Anteil aber stärker<br />
steigern (Einfirmenvertreter: +0,2 Prozent<br />
2019).<br />
Doch verdient sich das Geld im privaten<br />
Schadens-/Unfallgeschäft nur über die Masse<br />
an Verträgen in den beiden Klassikersparten<br />
Privathaftpflicht und Hausrat? Bei den<br />
beiden Standardprodukten für quasi jeden<br />
Haushalt schwören Makler auch in diesem<br />
In der Wohngebäudeversicherung<br />
schwören<br />
Makler erneut<br />
auf den Assekuradeur<br />
Domcura.<br />
Jahr auf die Haftpflichtkasse. Erneut konnte<br />
der Darmstädter Versicherer hier deutliche<br />
Siege einfahren. Zudem liegt er auch<br />
in der privaten Unfallversicherung ganz<br />
vorne – ein weiterer verteidigter erster Platz<br />
aus dem Vorjahr. Großes Courtagevolumen<br />
steckt für Makler vor allem in der Wohngebäudeversicherung.<br />
Nicht nur, dass die Police<br />
an sich schon wichtig ist – schließlich sichert<br />
sie die größte finanzielle Verpflichtung<br />
der meisten Menschen ab: das Eigenheim.<br />
Sondern auch erweiterte Deckungen aus<br />
dem Bereich der Elementarschäden werden<br />
angesichts zunehmender Extremwetterlagen<br />
mit Starkregen und Überschwemmungen<br />
immer wichtiger. Bei der Wohngebäudeversicherung<br />
vertrauen Makler wie schon<br />
im Vorjahr den Konzepten des Asseku-<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
77
VERSICHERUNGEN Maklers Lieblinge <strong>2020</strong><br />
Top-Anbieter Sachversicherungen<br />
# Gesellschaft %<br />
Private Haftpflicht<br />
1 Die Haftpflichtkasse 29,5<br />
2 VHV 14,1<br />
3 Basler/BSG 6,5<br />
# Gesellschaft %<br />
Tierhalterhaftpflicht<br />
1 Uelzener 29,0<br />
2 Adcuri 14,1<br />
3 Die Haftpflichtkasse 9,1<br />
# Gesellschaft %<br />
Kfz<br />
1 VHV 36,8<br />
2 Itzehoer 14,2<br />
3 Kravag 12,2<br />
Hausrat<br />
1 Die Haftpflichtkasse 23,7<br />
2 Ammerländer 14,4<br />
3 VHV 5,5<br />
Unfall<br />
1 Die Haftpflichtkasse 17,3<br />
2 InterRisk 15,8<br />
3 Basler/BSG 12,5<br />
Private Cyberrisiken<br />
1 Hiscox 25,7<br />
2 Markel, VHV 7,3<br />
4 HDI, Inter 7,0<br />
Wohngebäude<br />
1 Domcura 24,6<br />
2 Axa 6,4<br />
3 Konzept & Marketing 6,1<br />
Rechtsschutz<br />
1 Auxilia 30,3<br />
2 Arag 23,9<br />
3 Concordia 9,6<br />
radeurs Domcura. Dieses Mal konnte<br />
sich dieser aber noch deutlicher von den<br />
anderen Top-Anbietern in dieser Sparte abgrenzen.<br />
Auch auf Platz drei steht mit der<br />
Konzept & Marketing Gruppe ein Assekuradeur<br />
mit eigenen Deckungskonzepten.<br />
Andere Sparten, die früher als Randgeschäft<br />
abgetan wurden, werden für Makler im<br />
Schadens-/Unfallsegment ebenfalls immer<br />
lukrativer. So weckt die Cyberversicherung,<br />
die immer noch überwiegend an Gewer-<br />
(es bestehen nur rund 73.000 BSV-Policen)<br />
aufgrund der großen Aufmerksamkeit aber<br />
auf jeden Fall mit abfragen.<br />
Die am häufigsten vermittelte Gewerbeversicherung<br />
ist die Betriebshaftpflicht.<br />
Für relativ kleinen Beitrag schützt sie vor<br />
möglicherweise sehr hohen Schäden, die<br />
ein Unternehmen sogar ruinieren können.<br />
Denn wenn es bei der Ausübung der beruflichen<br />
Tätigkeit zu einem Personen- oder<br />
Sachschaden kommt, kann dieser durchaus<br />
in die Millionen gehen.<br />
Bei der Absicherung dieses hohen Risikos<br />
arbeiten Makler wie schon im Vorjahr am<br />
liebsten mit der VHV zusammen. Ein noch<br />
relativ kleiner, aber konstanter Wachstumsmarkt<br />
ist weiterhin die gewerbliche<br />
Cyberversicherung. Immer wieder belegen<br />
Umfragen, dass die Mehrheit der Betriebe<br />
bereits Opfer von Cyberattacken oder IT-<br />
Schäden geworden ist – häufig unabsichtlich<br />
ausgelöst durch die eigenen Mitarbeiter.<br />
Hier helfen viele Versicherer aber nicht<br />
nur finanziell im Schadensfall, sondern biebekunden<br />
vermittelt wird, auch mehr und<br />
mehr bei Privatkunden Interesse. Passwortdiebstähle<br />
bei Versandhaus-Accounts und<br />
Zahlungsdienstleistern oder auch das Thema<br />
Cybermobbing lassen zunehmend auch<br />
Verbraucher aufhorchen. In dieser Sparte<br />
vertrauen Makler auf die großen Namen,<br />
die schon im Gewerbemarkt über die größten<br />
Geschäftsanteile verfügen. Wie schon<br />
im Vorjahr liegt Hiscox an der Spitze. Es<br />
folgen Markel und VHV.<br />
GEWERBEVERSICHERUNGEN<br />
Versicherungen für gewerbliche Kunden<br />
sind in den letzten Jahren für immer mehr<br />
Makler zur wichtigsten Einkommensquelle<br />
herangereift. Lange als zu komplex für<br />
die breite Vermittlermasse abgestempelt,<br />
profitiert das Engagement im Gewerbesegment<br />
auch von den Problemen in den<br />
großen Hauptsparten Lebensversicherung<br />
und Krankenversicherung. Schließlich sorgen<br />
die anhaltende Niedrigzinsphase und<br />
die Corona-Krise im Leben-Bereich für eine<br />
getrübte Verbraucherstimmung, und in der<br />
privaten Krankenvollversicherung ist das<br />
Neugeschäft schon seit Jahren rar gesät.<br />
Da erscheint es als logische Folge, dass<br />
Gewerbepolicen im Jahr <strong>2020</strong> erstmals in<br />
unserer Umfrage als hauptsächliches Standbein<br />
der Makler auf den dritten Platz vorgerückt<br />
sind.<br />
Wahrscheinlich hat dazu auch die immer<br />
größere Bedeutung des privaten Schadens-/<br />
Unfallgeschäfts beigetragen, das für die<br />
meisten freien Vermittler am wichtigsten<br />
ist. Zwar steht kaum eine Sparte derzeit<br />
so sehr in der Kritik wie die gewerbliche<br />
Sachversicherung – konkret durch den<br />
großflächigen Streit um die Zahlung Corona-bedingter<br />
Schäden in der Betriebsschließungsversicherung<br />
(BSV).<br />
Doch gerade deshalb haben wir uns in<br />
diesem Jahr auf die Ermittlung der besten<br />
Maklerversicherer in den anderen wichtigen<br />
In der Gewerbesparte<br />
herrscht ein gesunder<br />
Anbieterwettbewerb<br />
ohne echten<br />
Platzhirsch.<br />
Gewerbeprodukten konzentriert und in der<br />
aufheizten Stimmung extra nicht über die<br />
BSV abstimmen lassen. Im nächsten Jahr<br />
wollen wir diese relativ kleine Teilsparte<br />
78 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Einfach doppelt abschließen<br />
Maklers Lieblinge <strong>2020</strong> VERSICHERUNGEN<br />
Top-Anbieter Gewerbeversicherungen<br />
# Gesellschaft %<br />
Betriebshaftpflicht<br />
1 VHV 10,8<br />
2 HDI, Volkswohl Bund 7,0<br />
4 Helvetia 6,5<br />
# Gesellschaft %<br />
D&O (Managerhaftpflicht)<br />
1 Markel 24,2<br />
2 Hiscox 23,6<br />
3 Allianz 9,9<br />
# Gesellschaft %<br />
Betriebsinhalt<br />
1 HDI 9,4<br />
2 Alte Leipziger 8,3<br />
3 VHV 7,7<br />
Gewerbe-Cyberrisiken<br />
1 Hiscox 26,4<br />
2 Markel 12,6<br />
3 Cogitanda 7,5<br />
Vermögensschadens-Haftpflicht<br />
1 Markel 18,1<br />
2 Hiscox 13,8<br />
3 R+V 11,9<br />
Firmenrechtsschutz<br />
1 Auxilia 26,4<br />
2 Arag 20,1<br />
3 Roland RS 12,1<br />
ten dabei auch schnelle Assistance-Leistungen<br />
und sogar Präventionsprogramme an.<br />
Am besten macht das offenbar die Hiscox,<br />
die auch in der Vermögensschadens- und<br />
Managerhaftpflicht (D&O) eine feste Größe<br />
unter Maklern ist.<br />
Kfz-Flottengeschäft<br />
1 Kravag 21,6<br />
2 Allianz 15,0<br />
3 VHV 13,8<br />
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79
BERATER Allrisk-Schutz<br />
GEWERBESCHUTZ<br />
AUS DEM BAUKASTEN<br />
Das Gewerbe- und Handelsgeschäft gilt als komplex und spezifisch. Mit modular angelegten<br />
Multirisk-Policen versuchen nun einige Versicherer, die Beratung zu vereinfachen.<br />
– TEXT: ANNE HÜNNINGHAUS –<br />
Ein komplettes Warenlager steht nach<br />
einem Elementarereignis unter Wasser, ein<br />
Elektronikschaden legt den Betrieb lahm:<br />
Es braucht nicht allzu viel Fantasie, um sich<br />
alltägliche Risiken für Einzelhändler vor<br />
Augen zu führen. Mit 300.000 Unternehmen<br />
und einem Umsatz von rund 470 Milliarden<br />
Euro stellen diese nach Industrie und<br />
Handwerk in Deutschland die drittgrößte<br />
Wirtschaftsbranche. Die große Vielfalt der<br />
Geschäftsmodelle und Produkte der Händler<br />
erfordert ebenso unterschiedliche und<br />
maßgeschneiderte Versicherungskonzepte<br />
– genau das macht den Bereich lukrativ. In<br />
der aktuellen <strong>procontra</strong>-Umfrage „Maklers<br />
Lieblinge“ liegen Gewerbeversicherungen<br />
auf Platz drei der Bereiche, in denen Makler<br />
ihr Hauptgeschäft verzeichnen (33,7 Prozent,<br />
Mehrfachnennungen möglich) – und<br />
überholten damit die PKV (31,4 Prozent).<br />
Um Warenlager und Geschäftsinventar<br />
beispielsweise gegen Einbrüche, Feuer<br />
und Wasserschäden abzusichern, ist die<br />
Inhaltsversicherung ein absolutes Muss.<br />
Das Schutzkonzept sollte ebenso Betriebsund<br />
Produkthaftpflichtversicherungen umfassen.<br />
Je nach Bedarf kommen Policen<br />
für den Transport der Güter oder Rechtsschutzpolicen<br />
hinzu.<br />
ALLRISK-PAKETE SIND AUF DEM VORMARSCH<br />
Zu den großen Herausforderungen in der<br />
Beratung gehört die Einschätzung des Betriebsrisikos.<br />
Spezialisierte Rechner und<br />
Vergleichsportale bieten oft einen ersten<br />
Anhaltspunkt, um herauszufinden, auf welche<br />
Branchen und Risiken das Angebot der<br />
verschiedenen Produktgeber abgestimmt<br />
ist. Auch zeigen sich die Versicherer zunehmend<br />
bemüht, Maklern die Händlerberatung<br />
zu erleichtern<br />
Einer davon ist die Signal Iduna, die gemeinsam<br />
mit dem Handelsverband HDE<br />
eine neue Multirisk-Police an den Start<br />
gebracht hat, die sich auf rund 140 Betriebsarten<br />
im Einzelhandel zuschneiden<br />
lässt. Geworben wird damit, dass nur ein<br />
Versicherungsschein benötigt wird, der den<br />
jeweils erforderlichen Rundumschutz für<br />
Betriebe – bis zu einem Jahresumsatz von<br />
fünf Millionen Euro – vereint.<br />
Diesen möchte man nicht als Pauschalpaket<br />
für alle verstanden wissen, sondern im<br />
Sinne eines auf den einzelnen Händler ab-<br />
gestimmten Baukastenprinzips. In diesem<br />
Fall besteht der Vielgefahrenschutz für den<br />
Handel aus sieben Einzelpaketen: Neben<br />
den obligatorischen Sach- und Haftpflichtmodulen<br />
sind fünf weitere Module an- und<br />
auch abwählbar: Maschinen, Elektronik,<br />
Transport, Food sowie das Paket „Unterwegs“,<br />
das Ausstellungen und Muster absichert.<br />
ANBIETER SETZEN AUF VEREINFACHUNG<br />
„Ein leidiges Thema in der Angebotsberatung<br />
und in der Antragsstellung im<br />
80 Illustration: Eleonora Mavromati
Handelsschutz waren bisher oft die Sicherungen“,<br />
erklärt Stephan Rathsack, Marktmanager<br />
Komposit bei der Signal Iduna,<br />
in einem profino-Webinar. Insbesondere<br />
mit Blick auf mögliche Einbruchdiebstähle<br />
habe man diesen Punkt stark vereinfacht.<br />
Via Webanwendung kann der Makler in<br />
wenigen Schritten zunächst die Gegebenheiten<br />
aufnehmen und dann anhand eines<br />
kurzen Fragebogens die passende Risikoklasse<br />
identifizieren.<br />
All in one? „Das Thema Multiline gewinnt<br />
wieder an Fahrt“, resümiert auch Holger<br />
Janke, Leiter Vertriebsdirektion GI bei der<br />
Zurich im profino-Webinar. Auch hier gibt<br />
es – ähnlich wie bei HDI oder Gothaer –<br />
Tarifpakete, die auf den einzelnen Händler<br />
abgestimmt werden können; teils koste dies<br />
via Onlinetool nur zweieinhalb Minuten.<br />
„Sie können dank reduzierter Risikoabfrage<br />
und Möglichkeiten der Individualisierung<br />
den Kunden schnell und passgenau<br />
beraten und erhalten jederzeit Unterstützung<br />
durch Spezialisten“, lautet die Botschaft,<br />
um Makler vom Gewerbegeschäft<br />
zu überzeugen. Gerade bei kleinen Betrieben<br />
stehe der Maklervertrieb hoch im Kurs.<br />
EXTREM GÜNSTIG.<br />
EXTREM LEISTUNGSSTARK.<br />
Die EUROPA Risikolebensversicherung<br />
setzt neue Maßstäbe.<br />
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NEUER<br />
TARIF<br />
ONLINEHANDEL VERÄNDERT DEN BEDARF<br />
Nicht erst durch Corona hat sich der Einzelhandel<br />
zunehmend in die virtuelle Welt<br />
verlagert. Auch das verändert den Versicherungsbedarf<br />
– und in manchem Baukastensystem<br />
der Versicherer fehlt hierfür<br />
bislang ein Stein. Insbesondere Händler, die<br />
erst in diesem Jahr auf den Onlineverkauf<br />
umsattelten, brauchen hier eine spezielle<br />
Beratung, was Daten- beziehungsweise Abmahn-<br />
und Cyberschutz anbelangt. „Was<br />
die Pandemie für das Offlinelokal ist, ist die<br />
Malware für den Onlinevertrieb. Deswegen<br />
ist es genau jetzt der richtige Zeitpunkt, die<br />
bisher oft vernachlässigte Cyberversicherung<br />
bei den Unternehmern anzusprechen<br />
und zu integrieren“, rät Makler Rainer<br />
Schamberger. Das dauert vielleicht länger<br />
als zweieinhalb Minuten – sollte für das<br />
Rundum-Wohlfühlpaket im Einzelhandel<br />
aber nicht fehlen.<br />
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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
81
BERATER Europarente<br />
KANN EINE<br />
EUROPARENTE<br />
ERFOLGREICH SEIN?<br />
2019 wurde die Europarente (PEPP)<br />
beschlossen, ab dem zweiten Halbjahr 2021<br />
soll sie den EU-Bürgern angeboten werden<br />
können. Das standardisierte Vorsorgeprodukt<br />
wir als leicht verständlich, kostengünstig und<br />
transparent beworben.<br />
Til Klein ist Gründer und Geschäftsführer des FinTech-<br />
Start-ups Vantik, das Altersvorsorge für die Generation<br />
Smartphone anbietet. Er ist Mitglied des Expertenrats<br />
für die neue Europarente bei der europäischen Versicherungsaufsicht<br />
Eiopa.<br />
A<br />
ngesichts wachsender Altersarmut hat sich die<br />
EU der privaten Altersvorsorge angenommen und<br />
setzt mit der neuen „Europarente” (kurz PEPP)<br />
ein klares Zeichen: Die Verordnung nimmt viele Punkte<br />
auf, die schon lange zur Diskussion stehen. Unter anderem<br />
mit neuen Maßstäben beim Verbraucherschutz bietet die<br />
Europarente auch hierzulande die Chance für eine längst<br />
überfällige Reform der privaten Altersvorsorge.<br />
So kommt endlich eine einfache, erschwingliche und<br />
sichere Standardoption (Basis-PEPP), die alle Anbieter in<br />
ihrem Portfolio haben müssen. Die Kosten dafür sind auf<br />
1 Prozent des angesparten Kapitals begrenzt. Auch wenn<br />
das Standardprodukt nicht für alle Verbraucher die beste<br />
Lösung sein wird, müssen sich alle Angebote hinsichtlich<br />
Preis/Leistung daran als Referenzwert messen lassen. Außerdem<br />
ist zu erwarten, dass die Anbieter – allein schon angesichts<br />
des Kostendeckels – das Thema digitale Beratung<br />
endlich ernsthaft vorantreiben.<br />
Ein wichtiger Schritt ist zudem die Abkehr von der harten<br />
Garantie. Diese hat sich in der Niedrigzinsphase als<br />
Bumerang für viele Verbraucher erwiesen, die dadurch weniger<br />
statt mehr Rente bekommen. Die<br />
Europarente sieht auch einen Schutz<br />
des eingezahlten Kapitals vor. Dabei<br />
sind neben klassischen Garantien auch<br />
explizit alternative Ansätze zur Risiko-<br />
pro<br />
»Eine attraktive<br />
Alternative zu<br />
Riester und Rürup<br />
– über Grenzen<br />
hinweg.«<br />
reduktion vorgesehen, die vergleichbare<br />
Sicherheit zu deutlich niedrigeren<br />
Kosten bieten<br />
und sich nicht so<br />
negativ auf die<br />
Rendite auswirken.<br />
Hinsichtlich<br />
Flexibilität und<br />
Transparenz<br />
setzt die Europarente<br />
ebenfalls<br />
neue Maßstäbe:<br />
So gibt es keinen<br />
Verrentungszwang, wodurch die Auszahlung per lebenslanger<br />
Rente oder Ein malzahlung erfolgen kann. Alle fünf<br />
Jahre können das Produkt oder der Anbieter kos ten los gewechselt<br />
werden. Als europäische Lösung kann die Altersvorsorge<br />
grenzüberschreitend genutzt und „mitgenommen“<br />
werden. Auch muss offengelegt werden, inwieweit Nachhaltigkeitskriterien<br />
bei der Anlage berücksichtigt werden.<br />
Parteiübergreifend herrscht der Konsens, dass die private<br />
Altersvorsorge in Deutschland einer grundlegenden<br />
Reform bedarf. Mit der Europarente serviert Brüssel Berlin<br />
die passende Lösung auf dem Silbertablett: Per Verordnung<br />
wird sie Ende 2021 in allen Mitgliedsländern eingeführt.<br />
Entscheidend für den Erfolg wird die steuerliche Behandlung<br />
sein, die den Mitgliedstaaten überlassen wird. Wenn<br />
die Bundesregierung die Europarente steuerlich mit Riester<br />
und Rürup gleichstellt, entsteht für Verbraucher eine attraktive<br />
Alternative.<br />
82 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Europarente BERATER<br />
Im Frühjahr 2018 erhielt ich einen Anruf aus Portugal.<br />
Am anderen Ende der Leitung ein Investigativjournalist,<br />
spezialisiert auf Finanzmärkte. Er kontaktierte<br />
mich, da ich ihm in den Anhörungen zu dem neu geplanten<br />
europäischen Rentenprodukt PEPP als der Abgeordnete<br />
aufgefallen war, der sich ausgesprochen kritisch äußerte.<br />
Das Ergebnis seiner Recherche: PEPP sei eine Erfindung<br />
des Finanzmoguls BlackRock, der 2014 eine Analyse zu<br />
den Marktchancen eines solchen Produkts erstellte. Nachdem<br />
es etliche dokumentierte Lobbytreffen von BlackRock<br />
mit der Kommission gegeben hatte, ging diese das Projekt<br />
an. Zwar wurde der Sachverhalt EU-weit von Zeitungen<br />
aufgegriffen, aber für Entrüstung sorgte das nicht. In überraschender<br />
Schnelligkeit nahm das Vorhaben durch die<br />
sonst eher als langsam geltenden europäischen Institutionen<br />
alle parlamentarischen Hürden.<br />
Die Europäische Kommission stellte in ihrem ursprünglichen<br />
Vorschlag zu PEPP fest, dass 20 Prozent der Bevölkerung<br />
in der EU von Altersarmut bedroht sind oder unter<br />
ihr leiden, was sie ändern wolle. Auch deshalb wolle sie den<br />
Wild-West-Markt der privaten Altersvorsorge regulieren<br />
und mit PEPP für ein einheitliches europäisches privates<br />
Rentenprodukt sorgen. Zur Bekämpfung der Altersarmut<br />
wird PEPP definitiv nicht beitragen, dafür braucht es ein<br />
höheres Lohn- und staatliches Rentenniveau. PEPP hingegen<br />
soll nur ergänzend zur Altersvorsorge genutzt werden,<br />
so der Vorschlag.<br />
Dennoch soll PEPP in der zweiten Jahreshälfte 2021 in<br />
der EU an den Markt gehen. Es wird in einer Reihe von<br />
Altersvorsorgeprodukten wie der deutschen Kapitallebensversicherung<br />
und der Riester-Rente stehen, die für Verbraucherinnen<br />
und Verbraucher verheerende Folgen hatten.<br />
Deshalb ist insbesondere<br />
denjenigen, die auf ihre Rente<br />
im Alter wirklich angewiesen<br />
sein werden, von einer Investition<br />
in die europäische private<br />
Altersvorsorge abzuraten.<br />
Das hat vielschichtige Gründe:<br />
Zum einen sind nicht einmal<br />
beim Basisprodukt – also<br />
der risikoärmsten PEPP-Variante<br />
– aufgrund der laufenden<br />
Gebühren die eingezahlten<br />
Beiträge garantiert, weshalb<br />
den Kunden von vornherein<br />
ein finanzieller Verlust droht.<br />
Von der Kommission wurde es als großer Wurf gefeiert,<br />
dass der Anbieter in jedem Mitgliedsland Repräsentanzen<br />
haben muss. Das ist auf den ersten Blick ein Vorteil für die<br />
wenigen, die innerhalb der EU umziehen. Auf der anderen<br />
Seite schließt diese Bedingung viele kleinere Versicherungsanbieter<br />
aus und sagt nichts darüber aus, ob das Produkt<br />
im neuen Wohnsitzland gleich besteuert wird oder nicht, da<br />
diese Regelung – selbstredend – national bleibt.<br />
Während bisher nur Versicherungen oder Banken das<br />
Recht hatten, private Rentenprodukte aufzulegen, wurde<br />
contra<br />
»Von einer<br />
Investition<br />
ist abzuraten.«<br />
Martin Schirdewan ist Mitglied des Europäischen<br />
Parlaments und Co-Vorsitzender<br />
der Konföderalen Fraktion der Vereinten<br />
Europäischen Linken/Nordische Grüne<br />
Linke.<br />
mit PEPP ein Novum im negativen Sinne geschaffen, denn<br />
hinter dem Produkt dürfen auch Hedgefonds stehen. Wer<br />
für die Kosten aufkommt, wenn diese pleitegehen, bleibt<br />
unklar. Die Öffnung des Marktes privater Rentenprodukte<br />
für den Schattenbankensektor bedeutet ein größeres Risiko<br />
für die Anleger. Unsichere Zeiten für die Rente.<br />
<strong>procontra</strong> 02|20<br />
83
Das DOMCURA<br />
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DOMCURA FOKUS<br />
FOKUS<br />
DOMCURA<br />
Ein Klassiker in der Beratung<br />
für Hausbesitzer<br />
Die Wohngebäudeversicherung ist ein<br />
Eckpfeiler der Sachversicherung.<br />
Obwohl keine Pflichtversicherung in<br />
Deutschland, besitzen rund 90 Prozent<br />
aller Immobilienbesitzer eine Police, die<br />
sie gegen Schäden an ihrer Immobilie absichert.<br />
108 Versicherungsunternehmen<br />
erzielten 2019 ein Prämienvolumen in<br />
Höhe von rund 8,2 Milliarden Euro. Das<br />
ist eine Steigerung um etwa 7,4 Prozent<br />
gegenüber dem Vorjahr.<br />
Sowohl bei den Ausschließlichkeits-Organisationen<br />
als auch im Maklervertrieb ist<br />
die Wohngebäudeversicherung daher ein<br />
elementarer Bestandteil jeder Beratung von<br />
Gebäudeeigentümern. Dazu ist eine umfassende<br />
Marktbeobachtung Voraussetzung.<br />
Denn die Assekuranz passt die Wohngebäudeversicherungstarife<br />
regelmäßig an<br />
aktuelle Rechtsprechungen, Gesetzesänderungen<br />
oder andere besondere Umstände<br />
an. Viele Anbieter updaten ihre Produkte<br />
in dieser Sparte zudem ohnehin alle zwei<br />
bis drei Jahre.<br />
Eine besondere Herausforderung ist dabei<br />
die Anpassung an sich ändernde Risikoverhältnisse.<br />
So ist etwa eine Unterversicherung<br />
nach Umbauten, Sanierungen und<br />
Wertverbesserungen immer ein spezielles<br />
Thema. Viele Vermittler sind in dieser Hinsicht<br />
sensibilisiert und haben die Wichtigkeit<br />
eines möglichst umfassenden Versicherungsschutzes<br />
erkannt. Nicht zuletzt aus<br />
Haftungsgründen werden leistungsschwache<br />
und preisorientierte Tarife deshalb gar<br />
nicht mehr angeboten.<br />
Größter Wohngebäudeversicherer ist laut<br />
einem aktuellen Ranking die DOMCURA.<br />
Der Assekuradeur aus Kiel ist sowohl hinsichtlich<br />
der erwirtschafteten Prämien als<br />
auch in Sachen Umsatzsteigerung in Höhe<br />
Foto: iStock / ah_fotobox<br />
von 32 Prozent klar die Nummer eins. Der<br />
Marktführer im Bereich Wohngebäude<br />
verfügt neben einer langjährigen Expertise<br />
insbesondere über schlanke Prozesse und<br />
Strukturen, die Innovationen schnell realisierbar<br />
machen.<br />
Über welche aktuellen Lösungen die<br />
DOMCURA in der Wohngebäudeversicherung<br />
verfügt, wie die Produkte bedarfsgerecht<br />
weiterentwickelt werden und wie der<br />
Assekuradeur Makler bei Produktauswahl,<br />
Beratungsgespräch und Abwicklung unterstützt,<br />
darüber informiert Sie das Interview<br />
auf den nächsten Seiten.<br />
Obwohl keine Pflichtversicherung in<br />
Deutschland, verfügen 90 Prozent<br />
der Immobilienbesitzer über eine<br />
Wohngebäudeversicherung.<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit DOMCURA<br />
Advertorial<br />
85
FOKUS DOMCURA<br />
»Innovationsprozess mit<br />
zweifacher Kundenbrille«<br />
Horst-Ulrich Stolzenberg, Vorstand Vertrieb und Marketing der DOMCURA AG,<br />
über das große Vertriebspotenzial und zukunftsweisende Neuentwicklungen in der<br />
Wohngebäudeversicherung.<br />
– TEXT: OLIVER LEPOLD –<br />
<strong>procontra</strong>: Was zeichnet die Wohngebäudeversicherung<br />
der DOMCURA aus?<br />
Horst-Ulrich Stolzenberg: Ein solch umfassendes<br />
Gesamtdeckungskonzept bietet<br />
sonst kein anderer. Insbesondere wären<br />
hier das umfangreiche Garantiepaket,<br />
die umfassende Abdeckung von Ableitungsrohren,<br />
ein modular aufgebauter<br />
Versicherungsschutz, die Unbenannte-<br />
Gefahren-Deckung und der Verzicht auf<br />
den Einwand der groben Fahrlässigkeit zu<br />
nennen. Die Produkte entwickeln wir aber<br />
nicht allein, sondern nach der Methode<br />
der Co-Creation. Das bedeutet: Wir<br />
beziehen die Bedürfnisse der Kunden mit<br />
ein. Bei uns sind das einerseits die Makler<br />
und andererseits die Versicherungsnehmer.<br />
Während des gesamten Innovationsprozesses<br />
behalten wir diese zweifache<br />
Kundenbrille auf – nur so können wir ein<br />
Produkt erschaffen, das ganz nah dran ist<br />
am Markt.<br />
<strong>procontra</strong>: Nennen Sie uns hierfür bitte ein<br />
konkretes Beispiel.<br />
Stolzenberg: Ein Hausbesitzer versteht<br />
nicht, warum die Kosten für seine bei<br />
einem Sturm stark verdrehte Satellitenschüssel<br />
nur übernommen würden, wenn<br />
diese auch beschädigt oder heruntergefallen<br />
wäre. Daher machen wir da keinen<br />
Unterschied. Oder nehmen wir den „Wert<br />
1914“: Das ist für Kunden doch eine viel<br />
zu komplexe und wenig nachvollziehbare<br />
Berechnung. Deshalb gibt es bei uns eine<br />
Prämie nach Quadratmetern. Kurzum:<br />
Unkomplizierte Tarifierung und ein Versicherungsschutz,<br />
den bisher kein anderer<br />
bietet, das zeichnet unsere Wohngebäudeversicherung<br />
aus.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie bieten eine Leistungsgarantie<br />
und eine Konditionsdifferenzdeckung. Wie<br />
funktioniert das in der Praxis?<br />
Stolzenberg: Die Differenzdeckung garantiert<br />
dem Versicherungsnehmer bereits<br />
vor Vertragsbeginn bei uns – also noch<br />
während der Laufzeit seines alten Vertrages<br />
bei einem anderen Anbieter – die<br />
erweiterten und besseren Leistungen aus<br />
unserem Vertrag in einem Schadenfall. Der<br />
»Die Vermittlerhaftung<br />
wird minimiert,<br />
da auf einen Abgleich<br />
der Leistungsinhalte<br />
zwischen Neu- und<br />
Altvertrag verzichtet<br />
werden kann.«<br />
Kunde genießt also bis zum eigentlichen<br />
Vertragsbeginn den besten Schutz aus<br />
beiden Verträgen – und das beitragsfrei!<br />
Die Leistungsgarantie greift dann nach<br />
Vertragsbeginn. Sie garantiert dem Versicherungsnehmer<br />
mindestens den gleichen<br />
Leistungsumfang wie beim Vorvertrag,<br />
falls unser Deckungsumfang in bestimmten<br />
Leistungsarten tatsächlich einmal geringer<br />
sein sollte. Der immense Vorteil für<br />
den Vermittler: Die Haftung wird stark<br />
minimiert, da er auf einen tiefgreifenden<br />
Abgleich der Leistungsinhalte zwischen<br />
Neu- und Altvertrag verzichten kann.<br />
<strong>procontra</strong>: Inwieweit setzen Sie digitales<br />
Know-how bei der Konzeption der Wohngebäudeversicherung<br />
ein? Welche Vorteile<br />
haben Kunden dadurch?<br />
Stolzenberg: Für unsere Kunden steht<br />
der digitale Schaden-Bot „Claimens“ zur<br />
Verfügung. Das ist ein virtueller Schaden-<br />
Assistent, der vor allem auf Sturmschäden<br />
spezialisiert ist und bei der Schadenmeldung<br />
hilft. Ganz gleich, ob es um das richtige<br />
Ausfüllen des Schadenformulars oder<br />
um die Beantwortung von Fragen rund um<br />
das Thema Schaden geht – Claimens hilft.<br />
Und das 24 Stunden am Tag, sieben Tage<br />
die Woche.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie unterstützen Sie den Makler<br />
konkret im Schadensfall?<br />
Stolzenberg: Ein Makler kann bei uns<br />
alle Kanäle der Schadenmeldung nutzen,<br />
egal ob beispielsweise telefonisch über<br />
unsere Schaden-Hotline oder eben online<br />
mithilfe unseres Schaden-Bots Claimens.<br />
So gewährleisten wir, dass er sofort weiß,<br />
was zu tun ist. Hat uns ein Makler einen<br />
Schaden gemeldet, wird die Kommunikation<br />
im Schadenfall auch immer über ihn<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit DOMCURA<br />
86 Advertorial
DOMCURA FOKUS<br />
Horst-Ulrich<br />
Stolzenberg,<br />
Vorstand<br />
Vertrieb und<br />
Marketing<br />
erfolgen. Er ist unser Ansprechpartner.<br />
Außerdem löst jede Veränderung beim<br />
Schadenfall eine automatisierte Meldung<br />
an den Makler aus, die dieser dann per<br />
E-Mail erhält.<br />
<strong>procontra</strong>: Das Smarthome mit vielfältigen<br />
digitalen Services für den Bewohner gilt<br />
als zukunftsweisend. Welche Herausforderungen<br />
bringt dies mit sich?<br />
Stolzenberg: Die tollen Smarthome-<br />
Anwendungen bergen natürlich auch<br />
Gefahren. So können beispielsweise Türund<br />
Fenstersteuerungen gehackt werden.<br />
Insbesondere Türschlösser sind zwar<br />
grundsätzlich versichert. Ein Problem ist<br />
aber, dass eine unbefugte elektronische<br />
Öffnung in diesem Fall voraussichtlich<br />
keine offensichtlichen Spuren hinterlassen<br />
wird. Dann wird es für den Versicherungsnehmer<br />
schwierig – schließlich muss er den<br />
Nachweis erbringen, dass ein Einbruchdiebstahl<br />
vorliegt.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche vertriebliche Rolle spielt<br />
die Elementarschaden-Zusatzversicherung?<br />
Stolzenberg: Bei uns im Neugeschäft ist<br />
die Elementarversicherung nahezu immer<br />
Bestandteil des beantragten Versicherungsumfangs.<br />
Im Bestand gibt es allerdings<br />
noch Nachholbedarf. Und trotzdem<br />
verfügen über 70 Prozent unserer Wohngebäudeversicherten<br />
zusätzlich über diesen<br />
Versicherungsschutz. Bundesweit liegt die<br />
Quote dagegen bei 43 Prozent. Elementardeckung<br />
bietet aufgrund des sehr kleinen<br />
Deckungsausschnitts mit hohem Schadenpotenzial<br />
allerdings wenig Spielraum für<br />
Innovationen oder besondere Features.<br />
Deshalb freuen wir uns umso mehr, dass<br />
wir gemeinsam mit unserem Partner iptiQ<br />
ein Produkt entwickelt haben, das es<br />
uns künftig ermöglichen wird, erstmals<br />
ZÜRS-4-Objekte zu versichern – ein echter<br />
Meilenstein für die Branche.<br />
<strong>procontra</strong>: Es galt bisher als nicht möglich,<br />
sogenannte ZÜRS-4-Objekte zu versichern.<br />
Was ermöglicht Ihnen, hier mit<br />
einer Lösung auf den Markt zu kommen,<br />
und wie ist diese kalkuliert?<br />
Stolzenberg: Mit iptiQ – 100-prozentige<br />
Tochter des weltweit größten Rückversicherers<br />
Swiss Re – haben wir einen Partner<br />
gefunden, der über umfassende Naturkatastrophen-Expertise<br />
sowie eine moderne<br />
Erstversicherungsplattform verfügt. Bei<br />
dem neuen Produkt setzen wir auf eine<br />
individuelle, gefahrgerechte Tarifierung<br />
auf Basis von Vorschäden, Schutzmaßnahmen,<br />
Objektlage sowie Objekttyp. Damit<br />
können wir dann in Deutschland für rund<br />
104.000 Immobilien, die der höchsten<br />
Gefahrenklasse ZÜRS 4 zugeordnet sind,<br />
einen Versicherungsschutz anbieten.<br />
<strong>procontra</strong>: Nachhaltigkeit ist ein großes<br />
Thema in der Branche. Wie findet Nachhaltigkeit<br />
Einzug in die Wohngebäude-,<br />
speziell die Einfamilienhausversicherung?<br />
Stolzenberg: Bei kapitalbildenden Versicherungsformen<br />
garantieren Versicherer, dass<br />
ausschließlich in Projekte und Unternehmen<br />
investiert wird, die ethische, soziale<br />
und ökologische Standards einhalten. Wir<br />
wollten unseren Kunden jedoch darüber<br />
hinaus einen echten Mehrwert bieten. So<br />
bieten wir beispielsweise einen CO 2<br />
-Ausgleichs-Baustein<br />
an.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie lautet Ihr Ausblick auf den<br />
Markt in fünf oder zehn Jahren?<br />
Stolzenberg: Trotz der fortschreitenden<br />
Digitalisierung wird der Makler auch in<br />
fünf bis zehn Jahren beim Abschluss von<br />
Wohngebäudeversicherungen eine sehr<br />
wichtige Rolle spielen. Bei der Absicherung<br />
des vielleicht wichtigsten Vermögenswertes<br />
eines Menschen ist das gute Gefühl, mit<br />
einem erfahrenen Experten zu sprechen,<br />
an alles gedacht und das passende Produkt<br />
gekauft zu haben, immens wichtig und<br />
durch Onlineplattformen nicht zu ersetzen.<br />
Welche Auswirkungen Klimawandel,<br />
Unwetter, aber auch technologische<br />
Veränderungen – beispielsweise rund um<br />
das intelligente Haus oder die Weiterentwicklung<br />
der Energieversorgung – auf die<br />
Produktentwicklung haben werden, ist<br />
schwer vorherzusagen. Vielleicht meldet<br />
das smarte Wohngebäude den Wasserschaden<br />
in Zukunft an den Handwerksbetrieb<br />
und parallel an uns? Eines ist sicher:<br />
DOMCURA wird ihre Produkte auch in<br />
Zukunft schnell und innovativ an neue<br />
Gegebenheiten anpassen. <br />
DOMCURA AG Theodor-Heuss-Ring 49 24113 Kiel Tel.: +49 431 54654-0 info@domcura.de www.domcura.de<br />
Advertorial<br />
87
BUSCHFUNK Sachwerte<br />
SACHWERTE<br />
ERSTE ABSCHLAGSZAHLUNG FÜR<br />
P&R-ANLEGER STEHT BEVOR<br />
Gläubiger müssen über Verteilung abstimmen.<br />
Michael Jaffé, Insolvenzverwalter der Containervertriebsgesellschaft P&R, bereitet eine erste<br />
Abschlagszahlung für die 54.000 geschädigten Anleger vor. Über 400 Millionen Euro konnte<br />
Jaffé bislang erwirtschaften. An seinem Ziel, insgesamt eine Milliarde Euro an die Anleger<br />
auszuschütten, hält der Insolvenzverwalter darüber hinaus fest. Bevor es zur ersten Auszahlung<br />
kommen kann, müssen sich die Anleger noch auf die Verteilung des Geldes verständigen<br />
– einen Vorschlag hat Jaffé nun unterbreitet. Jener sieht vor, die erwirtschafteten Erlöse<br />
anteilig je nach Schadenshöhe der Anleger auf die vier verschiedenen P&R-Gesellschaften zu<br />
verteilen. Auf diese Weise „profitieren die Gläubiger in allen vier P&R-Containergesellschaften<br />
gleichermaßen von den erzielten Erlösen“, so Jaffé. Die Pleite der P&R-Gruppe gilt als einer<br />
der größten Finanzskandale der Bundesrepublik.<br />
Foto: iStock / Golero<br />
GOLDANLEGER IN ANGST<br />
Kein Zugriff auf Kundenkonten<br />
Foto: iStock / VladK 213<br />
Steht nach Pim Gold der nächste Anlegerskandal vor der Tür?<br />
Medienberichten zufolge bangen Anleger des Kölner Unternehmens<br />
Bonus.Gold um ihr Vermögen. Die Firma lockte Anleger mit Bonuszahlungen,<br />
wenn sie bei der Firma gekauftes Gold dort einlagerten, statt<br />
es sich ausliefern zu lassen. Insgesamt geht es um Gold im Wert von<br />
45 Millionen Euro. Nach einem kürzlichen Eigentümerwechsel können<br />
die Anleger nicht mehr auf ihre Konten zugreifen, die Firma war nicht<br />
mehr zu erreichen.<br />
BAULANDPREISE STEIGEN AUF REKORDHOCH<br />
Preise in Ballungsgebieten besonders hoch<br />
Bauland in Deutschland wird immer teurer – 2019 waren die Preise so hoch wie noch nie<br />
zuvor. Nach neuen Zahlen des Statistischen Bundesamts zahlten Käufer in Deutschland für<br />
den Quadratmeter durchschnittlich 189,51 Euro. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren hatte der<br />
durchschnittliche Quadratmeterpreis bei baureifen Grundstücken noch 122 Euro betragen.<br />
Besonders teuer wird es für Interessenten, die in den Ballungsgebieten nach einem entsprechenden<br />
Grundstück suchen. Am teuersten war der Quadratmeter dabei in der Bundeshauptstadt<br />
Berlin, wo im Schnitt 1.328,48 Euro aufgerufen wurden. In Hamburg betrug<br />
der durchschnittliche Quadratmeterpreis 1.157,91 Euro. Mit Preisen von unter 60 Euro waren<br />
Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen sowie Sachsen-Anhalt am günstigsten,<br />
Foto: iStock / Querbeet<br />
88<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Sachwerte BUSCHFUNK<br />
Asuco: Vertriebsstart für<br />
Namensschuldverschreibungen<br />
Der Asset-Manager Asuco hat Namensschuldverschreibungen<br />
der Serie „ZweitmarktZins 15-<strong>2020</strong>“ in den Markt<br />
gegeben. Anleger können ab einer Mindestzeichnungssumme<br />
von 5.000 Euro in ein bestehendes Portfolio aus<br />
Zweitmarktbeteiligungen an deutschen Immobilienfonds<br />
und dessen Ausbau investieren.<br />
Foto: iStock / Nikolay Pandev<br />
Zahnlücken in deutschen<br />
Innenstädten<br />
DR. ANDREAS MATTNER<br />
ZIA-Präsident<br />
Paribus: Neue Geschäftsführerin<br />
Mit Deike Scharnberg (Foto) hat Paribus Immobilien<br />
Assetmanagement eine Nachfolgerin für Geschäftsführer<br />
Oliver Georg vorgestellt, der das Unternehmen Ende Juni<br />
verlassen hat. Scharnberg, die das Unternehmen zusammen<br />
mit Thomas Böcher leiten wird, verantwortet die<br />
Bereiche Property Management sowie Fondsmanagement<br />
und Controlling der Bestandsimmobilien.<br />
KGAL: Fondsadministration ausgelagert<br />
Die Caceis Fonds Service GmbH hat von der KGAL-Gruppe<br />
den Bereich Rechnungswesen für 16 geschlossene Spezialfonds<br />
mit einem Gesamtvolumen von circa 3,6 Milliarden<br />
Euro übernommen. „Wir schätzen die langjährige, stabile<br />
Partnerschaft mit unserer Verwahrstelle Caceis, die wir<br />
nun weiter ausbauen“, begrüßte KGAL-Geschäftsführungsmitglied<br />
Thomas Schröder (Foto) den Schritt.<br />
Hansainvest: Bürofläche vermietet<br />
Hansainvest Real Assets hat über 10.000 Quadratmeter<br />
und damit über die Hälfte der Fläche im Bürogebäude Atrium2<br />
in Warschau prolongiert. Die spanische Bank Santander<br />
und die internationale Rechtsanwaltskanzlei DLA Piper<br />
verlängerten ihre Mietverträge um weitere fünf Jahre.<br />
Ernst Russ: Fokus auf Segment Shipping<br />
Die Ernst Russ AG will sich weiter auf das Segment<br />
Shipping fokussieren. Die derzeit aus 70 Container-,<br />
Tanker- und Bulkschiffen bestehende Flotte solle weiter<br />
ausgebaut werden. Der Fokus der Geschäftstätigkeit liegt<br />
aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage derzeit auf der<br />
Sicherung der Liquidität.<br />
Exporo: BaFin verhängt Geldbuße<br />
Die Finanzaufsicht BaFin hat gegen die Exporo Investment<br />
GmbH eine Geldbuße in Höhe von 49.000 Euro verhängt.<br />
Grund sind Verstöße gegen die PRIIPs-Verordnung – Kleinanlegern<br />
waren Basisinformationsblätter nicht rechtzeitig<br />
zur Verfügung gestellt worden. Exporo selbst bewertet<br />
den Sachverhalt anders, hat aber den Bußgeldbescheid<br />
akzeptiert.<br />
Foto: iStock / Holgs<br />
Foto: iStock / Suriyapong Thongsawang<br />
Vor Kurzem haben wir das außerplanmäßige<br />
Herbstgutachten <strong>2020</strong> des Rats der Immobilienweisen<br />
vorgestellt. Darin wird deutlich: Wir sind ein<br />
zweigeteiltes Immobilienland. Während der Handel,<br />
die Hotellerie und die Gastronomie derzeit die<br />
schwersten Krisen der Realwirtschaft überstehen<br />
müssen und dies sich unmittelbar auf die dahinterstehenden<br />
Immobilienunternehmen auswirkt,<br />
ist etwa der Bereich der Wohnungswirtschaft nur<br />
marginal betroffen. Die Experten kommen zu einem<br />
eindeutigen Fazit: Unsere Innenstädte sind durch<br />
die Corona-Krise in großer Gefahr, ihre Attraktivität<br />
zu verlieren. Die Lage in vielen deutschen<br />
Innenstädten war schon vor der Corona-Pandemie<br />
alarmierend – es fand eine Umsatzverschiebung<br />
vom stationären Einzelhandel hin zum Onlinehandel<br />
statt. Dort, wo der Handel noch intakt war,<br />
wirkte und wirkt Corona wie ein Brandbeschleuniger.<br />
Es sind die wegbrechenden kleinen Einzelnutzer<br />
in Fußgängerzonen und Handelszentren, die<br />
für entsprechende Zahnlücken in den deutschen<br />
Innenstädten sorgen werden.<br />
Die Corona-Auswirkungen auf den Handel müssen<br />
wir aber auch als Chance begreifen, die Strukturen<br />
zu verbessern. In der öffentlichen Diskussion<br />
und in der Politik muss ergebnisoffen über neue<br />
Wege und Konzepte der Innenstadtgestaltung<br />
und Immobiliennutzung nachgedacht werden. Wir<br />
brauchen neue publikumswirksame Erdgeschosszonen<br />
– wenn wir die Lücken allein mit Wohnen<br />
füllen, bricht das so wichtige Flanieren ab. Die<br />
Monostruktur des Konsums muss aufgebrochen<br />
werden – neben dem Handel muss es auch Platz<br />
für Kultur, Freizeit, Gastronomie und Büroflächen<br />
geben.<br />
Es ist gemeinsame Aufgabe aller Akteure der<br />
Stadtgesellschaft, die entstehenden Lücken zu<br />
füllen.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
89
SACHWERTE Immobilienboom<br />
»Kunden ignorieren<br />
oftmals zu hohe Preise«<br />
Trotz der Corona-Krise sind die Preise für Wohneigentum weiter gestiegen. Aber wann<br />
ist ein Objekt zu teuer, und in welchen Fällen raten Profis vom Erwerb ab? André Heid,<br />
Geschäftsführer des Sachverständigenbüros Heid Immobilien, gibt Antworten.<br />
– TEXT: ANNE HÜNNINGHAUS –<br />
<strong>procontra</strong>: Insbesondere in den Städten<br />
scheint es bei den Immobilienpreisen nach<br />
oben hin kaum noch ein Limit zu geben.<br />
Angesichts dessen haben viele Interessenten<br />
ihr Gespür dafür verloren, welche<br />
Summen noch akzeptabel sind. Wie gehen<br />
professionelle Gutachter vor, um den objektiven<br />
Wert zu bestimmen?<br />
André Heid: Als Erstes prüfen wir alle Unterlagen:<br />
Wo befindet sich das Grundstück,<br />
wie ist die Gebäudequalität, besteht ein<br />
weiteres Baurecht? Das weitere Vorgehen<br />
hängt davon ab, wofür die Immobilie<br />
genutzt werden soll. Solche für die<br />
Eigennutzung, zum Beispiel das klassische<br />
Einfamilienhaus, werden nach dem Sachwertverfahren<br />
bewertet. Bei der Immobilie<br />
als Kapitalanlage geht es darum, wie hoch<br />
der Ertragswert ist. Der errechnet sich aus<br />
dem Verhältnis des monatlichen Mietpreises<br />
pro Quadratmeter zur Summe der<br />
erwarteten Jahresmieten. Die Renditen, die<br />
übrigbleiben, hängen stark von der demografischen<br />
Entwicklung der Region ab.<br />
<strong>procontra</strong>: Wo sind sie besonders niedrig?<br />
Heid: Zum Beispiel in München – wenn<br />
Sie dort eine Immobile kaufen, drehen Sie<br />
eigentlich nur Geld um. Sie wetten auf eine<br />
Wertsteigerung, die ja auch nicht unwahrscheinlich<br />
ist, da die Arbeitsplatzentwicklung<br />
dort voraussichtlich sehr gut bleiben<br />
wird. Sofern der Kaufpreis nicht allzu<br />
stark vom realen Wert abweicht, haben Sie<br />
langfristig gesehen also trotzdem eine gute<br />
Rendite.<br />
<strong>procontra</strong>: An welchen Daten orientiert<br />
sich der Gutachter?<br />
Heid: Er beruft sich auf den Bericht des<br />
Gutachterausschusses, und dieser wiederum<br />
wertet die realen Kauftransaktionen<br />
– basierend auf Notarverträgen – aus.<br />
Diese Daten sind sonst nicht zugänglich,<br />
Angebotspreise, die Sie im Internet finden,<br />
weichen davon ab. Am besten eignet sich<br />
das Vergleichswertverfahren: Welche<br />
90 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
Immobilienboom SACHWERTE<br />
Objekte wurden in derselben Lage in den<br />
vergangenen drei Monaten zu welchem<br />
Preis verkauft? Da aber oftmals die Datengrundlage<br />
in manchen Bereichen unzureichend<br />
ist, kommt hilfsweise das Ertragswertverfahren<br />
oder Sachwertverfahren zur<br />
Anwendung.<br />
<strong>procontra</strong>: Bei der Wette auf Wertsteigerung<br />
ist die Arbeitsplatzentwicklung in der<br />
Region die relevante Größe. Wenn nun an<br />
einem bislang wenig begehrten Standort<br />
ein Unternehmen öffnet, wie die Tesla-<br />
Gigafactory in Brandenburg, schnellen die<br />
Preise dann gleich nach oben?<br />
Heid: Ja, wenn große Unternehmen dorthin<br />
ziehen, generiert sich darüber die Nachfrage.<br />
In diesem Fall kaufen Projektentwickler<br />
bereits interessante Grundstücke im<br />
Hinblick darauf, wo sich in der Umgebung<br />
Wohnraum zur Verfügung stellen lässt.<br />
Aber: Nur ein einziger Arbeitgeber in<br />
der Region ist ein Risiko. Erst wenn sich<br />
Subindustrien bilden, werden die Preise<br />
steigen. Generell sind Wohnimmobilien im<br />
Vergleich zu anderen Assetklassen meist<br />
interessant, da die Investoren davon ausgehen<br />
dürfen, dass jene unabhängig von<br />
den äußeren Umständen immer gefragt<br />
sein werden. Der Fachmann spricht dabei<br />
vom Liegenschaftszins, der das Risiko von<br />
Immobilien an verschiedenen Standorten<br />
beschreibt und vom Gutachterausschuss<br />
für die einzelnen Assetklassen gebildet<br />
wird. Er ist für Wohnobjekte in der Regel<br />
deutlich niedriger als für Gewerbeimmobilien.<br />
Je kleiner der Liegenschaftszins<br />
ausfällt, desto geringer ist das Risiko: Bei<br />
Wohnimmobilien beträgt er zwischen 0,5<br />
und 3,5 Prozent, bei Gewerbeimmobilien<br />
liegt er mit zwischen 4,5 und 10 Prozent<br />
deutlich darüber.<br />
<strong>procontra</strong>: Und wie steht es um die anderen<br />
Assetklassen?<br />
Heid: Corona hat hier zuletzt zu Verschiebungen<br />
geführt. Viele Großkonzerne<br />
bemerken nun, wie gut die Arbeitsorganisation<br />
im Homeoffice funktioniert, und<br />
planen, Büroflächen zu reduzieren. Das<br />
wiederum könnte möglicherweise den<br />
Effekt auslösen, dass mehr Menschen<br />
bereit sind, weiter weg vom Arbeitsplatz<br />
zu wohnen. Wer zum Beispiel nur noch<br />
zwei Tage pro Woche ins Büro fährt,<br />
nimmt eher längeres Pendeln in Kauf. Die<br />
Speckgürtel vergrößern sich dann tendenziell.<br />
Hotelimmobilien verlieren derweil<br />
durch die Krise der Tourismusbranche an<br />
Wert. Was wir aber nicht vergessen dürfen:<br />
Der Bund hat im Zuge der Krise mehr als<br />
eine Billion Euro Schulden aufgenommen,<br />
dieses Geld wird ins System gepumpt,<br />
wovon alle großen Assetklassen – egal ob<br />
Aktien oder Immobilien – profitieren. Das<br />
wird Auswirkungen auf die nächsten fünf<br />
bis zehn Jahre haben.<br />
<strong>procontra</strong>: Insbesondere wenn es um ein<br />
Objekt geht, in das der Käufer selbst<br />
einziehen möchte, treten die von Ihnen genannten<br />
rationalen Argumente allerdings<br />
oft in den Hintergrund. Worauf ist dann<br />
zu achten, und wann würden Sie ihnen<br />
vom Kauf abraten?<br />
Heid: Wer damit Geld verdienen möchte,<br />
sollte in den Ballungsgebieten interessante<br />
Straßenzüge suchen, die noch nicht völlig<br />
»Wenn sie sich in ein<br />
Objekt verliebt<br />
haben, ignorieren<br />
viele Kunden, dass der<br />
Preis überhöht ist.«<br />
von der Wertentwicklung erfasst sind. In<br />
den begehrten Lagen müssen Sie bei der<br />
Anzahl der Angebote wirklich schnell<br />
zuschlagen, sonst bekommen Sie sie nicht.<br />
Eine Wohnimmobilie in einer attraktiven<br />
Gegend zu besitzen, ist für den Endverbraucher<br />
in der Regel lohnend. Dennoch<br />
ist es tendenziell oft klüger, ein Objekt zu<br />
kaufen und dann zu vermieten, da sich<br />
bei der Eigennutzung keine Steuervorteile<br />
ergeben. Ein schönes Einfamilienhaus in<br />
mancher Region, zum Beispiel der Pfalz<br />
oder dem Umland von Leipzig, erfährt<br />
manchmal keinerlei Wertsteigerung.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie lautet Ihre Empfehlung in<br />
einem solchen Fall?<br />
Heid: Für den Käufer wäre es dann besser,<br />
an seinem Wunschwohnort ein Haus zu<br />
mieten und gleichzeitig woanders eines als<br />
Vermietungsobjekt zu kaufen. Mein Rat<br />
ist also: Bleiben Sie in einem solchen Fall<br />
besser im Mietshaus, auch wenn das in<br />
Deutschland in der Regel nicht propagiert<br />
wird, als Ihr Eigentum selbst zu beziehen.<br />
Wenn Sie vermieten, können Sie nämlich<br />
alle Investitionen ins Haus steuerlich<br />
geltend machen. Die eigene Immobilie<br />
ist für die meisten Menschen die größte<br />
Investition in ihrem Leben. Statt hier teils<br />
Hunderttausende Euro zu verschenken, indem<br />
man wenig strategisch vorgeht, sollte<br />
man diese lieber in die Altersvorsorge oder<br />
eine Kapitalanlage investieren. Da werden<br />
oft unkluge finanzielle Entscheidungen<br />
getroffen.<br />
<strong>procontra</strong>: Bei vielen trifft der Druck, sich<br />
schnell entscheiden zu müssen, auf den<br />
Gedanken, dass jetzt eine günstige Zeit ist,<br />
um den Traum vom Eigenheim umzusetzen.<br />
Führt das zu irrationalem Verhalten?<br />
Heid: Ja, dann ist es manchen Kunden<br />
egal, wenn der Preis eigentlich zu hoch<br />
angesetzt ist. Wir weisen dann darauf hin,<br />
beispielsweise: „Sie zahlen einen Aufpreis<br />
von 20 Prozent“, aber viele ignorieren<br />
das, wenn sie sich in ein Objekt verliebt<br />
haben. Den derzeit niedrigen Zins sollte<br />
man jedoch nicht überbewerten. Wenn der<br />
Zins sinkt, steigen die Immobilienpreise,<br />
und andersherum. Das führt zur problematischen<br />
Frage: Was machen Sie, wenn<br />
der Zins wieder steigt? Dann haben Sie ein<br />
enormes Preisrisiko. Wenn wir uns aber<br />
Corona und Europa im Ganzen angucken,<br />
ist ein höherer Zinssatz in den nächsten<br />
zehn Jahren nicht zu erwarten.<br />
<strong>procontra</strong>: Ab welcher Höhe der Monatsraten<br />
sprengt der Kauf einer Immobilie das<br />
eigene finanzielle Limit?<br />
Heid: Die Raten sollten 33 Prozent der<br />
Nettoeinkünfte nicht überschreiten. Vor<br />
allem wenn man selbst einzieht, sollte man<br />
aber nicht nur die Darlehensrate beachten,<br />
sondern auch Grundsteuer und Instandhaltungskosten<br />
einberechnen und Rücklagen<br />
bilden, um einen Puffer für Reparaturen<br />
& Co. zu haben. Das wird in der Praxis zu<br />
selten gemacht.<br />
<strong>procontra</strong>: Dringen rationale Argumente<br />
durch, wenn Sie den Menschen aus den<br />
vorhin genannten Gründen vom Kauf des<br />
Eigenheims abraten?<br />
Heid: Wenn wir Leute beraten, ist die Entscheidung<br />
meist schon gefallen. Aber das<br />
ist der Fehler, den der Mittelstand macht.<br />
Wir müssen uns klar werden: Gönnt man<br />
sich ein Haus, in dem man selbst wohnen<br />
möchte, ist das ein Konsumprodukt. Das<br />
ist natürlich legitim, wenn es einem Freude<br />
macht. Aber man sollte sich nicht vorgaukeln,<br />
dass das zwangsläufig ein Investment<br />
ist.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
91
SACHWERTE Windparkbeteiligungen<br />
STÜRMISCHES INVESTMENT<br />
Windparkbeteiligungen sehen oft vielversprechend aus:<br />
Sie bringen die Energiewende voran und locken gleichzeitig mit hohen Renditen.<br />
Doch das Geschäft mit dem Wind hat seine Tücken.<br />
– TEXT: CELINE SCHÄFER –<br />
92 Illustration: Eleonora Mavromati
Windparkbeteiligungen SACHWERTE<br />
Im Windpark Morbach Nord stehen die<br />
Rotorblätter regelmäßig still – und das nicht<br />
nur, wenn in der rheinland-pfälzischen Gemeinde<br />
im Hunsrück Flaute herrscht. Nein,<br />
es sind seltene Tiere, die dem Betreiber immer<br />
wieder die Windernte verhageln. Zum<br />
Beispiel der Kranich: Wenn die Wolken tief<br />
stehen, es stark regnet oder die Sichtbedingungen<br />
für die Vögel aus anderen Gründen<br />
schlecht sind, muss der Betreiber Wust<br />
Wind, der die Anlage im März dieses Jahres<br />
in Betrieb genommen hat, die Windräder<br />
anhalten. Oder der Rotmilan: Zu seinem<br />
Schutz stellt Wust einmal im Jahr drei der<br />
vier Anlagen ab – tagelang.<br />
Windkraft verspricht Top-Renditen bei<br />
einem ruhigen Gewissen. Wer sich an den<br />
Parks beteiligt, investiert laut Stiftung Warentest<br />
in der Regel mindestens 3.000 Euro,<br />
die dann über eine Laufzeit von meist 20<br />
Jahren gebunden sind. Die Prognosen für<br />
die Gesamtausschüttung sind vielversprechend:<br />
Bei Morbach Nord verspricht der<br />
Betreiber, dass Anleger am Ende 200 Prozent<br />
ihres Anfangseinsatzes zurückbekommen,<br />
andere Anbieter locken sogar mit<br />
einem Plus von 400 Prozent. Renditeversprechen<br />
von bis zu 12 Prozent pro Jahr<br />
sind keine Seltenheit.<br />
„In den vergangenen 20 Jahren hat sich<br />
Windkraft zu einem tragfähigen und zukunftssicheren<br />
Investment entwickelt“, bekräftigt<br />
Michael Horling, Berater bei Grüne<br />
Sachwerte, einem Vertrieb für ökologische<br />
Finanzprodukte. Vor allem aber brächten<br />
Windräder eben auch „im ökologischen<br />
Sinne etwas Positives mit sich“, sagt Horling.<br />
Windkraftanlagen verbinden also<br />
Rendite mit Klimaschutz. Diese Entwicklung<br />
hat dafür gesorgt, dass die Bandbreite<br />
der Investoren gewachsen ist: Während sich<br />
Anfang der 2000er eher Umweltschutzaktivisten<br />
für Windparks interessierten, sind<br />
es nun oft auch professionelle Player wie<br />
Versicherungen oder Stiftungen, die sich<br />
Anteile an Windanlagen sichern, erklärt<br />
Horling.<br />
DER WETTBEWERB REGELT DIE FÖRDERUNG<br />
Als das EEG im Jahr 2000 in Kraft getreten ist, waren die Betreiber von Windparks auf die gesetzlich<br />
festgelegte Förderung angewiesen. Seit 2017 bestimmen Ausschreibungen die Höhe der Fördergelder.<br />
3,9<br />
15,4<br />
19,4<br />
3,9<br />
15,4<br />
19,4<br />
2015 2016 2017 2018 2019 <strong>2020</strong><br />
Grundvergütung [ct/kWh] erhöhte Anfangsvergütung [ct/kWh] Anfangsvergütung im Stauchungsmodell [ct/kWh]<br />
Vergütungszeitraum: 20 Jahre Quelle: BMWi, Stand: März 2016<br />
»Gerade Privatanleger<br />
müssen sich<br />
fragen, ob sie die<br />
damit verbundenen<br />
Risiken eingehen<br />
können und wollen.«<br />
RALF SCHERFLING, FINANZEXPERTE DER VERBRAUCHER-<br />
ZENTRALE NORDRHEIN-WESTFALEN<br />
meinde liegt. Laut Website des Windparks<br />
haben 208 Bürger die Gelegenheit genutzt<br />
und sich über Kommanditanteile in das<br />
Projekt eingekauft. Das Konzept von Bürgerwindparks:<br />
Man will die Anwohner finanziell<br />
beteiligen, die sich vielerorts durch<br />
den Lärm oder den Anblick der Windräder<br />
gestört fühlen – und so die Akzeptanz für<br />
die grüne Stromgewinnung erhöhen.<br />
Berater sollten ihre Kunden aber auch<br />
für die Risiken des Geschäftsmodells Wind<br />
sensibilisieren. Immer wieder stehen Windparks<br />
zum Beispiel aus Umweltschutzgründen<br />
still wie in Morbach und werfen dann<br />
3,9<br />
15,4<br />
19,4<br />
3,9<br />
14,9<br />
18,4<br />
3,9<br />
14,9<br />
18,4<br />
AKZEPTANZ FÜR ANLAGEN STEIGERN<br />
Viele Anlagen sind auch sogenannte Bürgerwindparks<br />
wie Morbach Nord: Als<br />
die Firma Wust nach Anlegern suchte, die<br />
in den Windpark Morbach investieren<br />
wollten, sprach sie bevorzugt Menschen<br />
vor Ort an – wie die Leute in Morbach und<br />
die Bewohner des Landkreises Bernkastel-<br />
Wittlich, in dem die 10.000-Seelen-Genichts<br />
ab. „Es ist nicht so, dass man grundsätzlich<br />
die Finger von Windparkbeteiligungen<br />
lassen sollte“, stellt Ralf Scherfling<br />
klar, Finanzexperte der Verbraucherzentrale<br />
Nordrhein-Westfalen. „Aber gerade Privatanleger<br />
müssen sich fragen, ob sie die damit<br />
verbundenen Risiken eingehen können<br />
und wollen.“ In den Verkaufsprospekten<br />
der Anbieter seien diese Risiken besonders<br />
für unerfahrene Anleger nicht immer einfach<br />
zu erkennen, warnt Scherfling. Zu den<br />
üblichen Pferdefüßen der Geldanlage kommen<br />
bei Windparks technische Aspekte<br />
hinzu, die einen Laien schnell überfordern.<br />
KOMPLEXE RENDITERECHNUNG<br />
Dabei sind es genau diese technischen Risiken,<br />
die darüber bestimmen, wie viel Geld<br />
ein Windpark wirklich abwirft. Wenn der<br />
Wind zu schwach oder auch zu stark weht,<br />
kann die Anlage keine Energie ins Netz<br />
einspeisen – und ist damit nicht rentabel.<br />
Deshalb berechnen Gutachter vor dem Bau<br />
der Windanlage, mit welcher Wahrscheinlichkeit<br />
sie wie viel Wind abbekommt. Die<br />
Anbieter können diese Windprognosen,<br />
die Berater und potenzielle Anleger oft nur<br />
auf Nachfrage zu Gesicht bekommen, auf<br />
zwei Arten in ihre Renditerechnung einfließen<br />
lassen: Entweder der Anbieter rechnet<br />
konservativ und gibt die Windausbeute<br />
3,9<br />
13,9<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
93
SACHWERTE Windparkbeteiligungen<br />
an, die der Park mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit<br />
erreicht. In der Branche steht<br />
dafür etwa der sogenannte P75-Wert, was<br />
„Probability 75“ heißt und eine Wahrscheinlichkeit<br />
von 75 Prozent meint. Diese<br />
Windausbeute ist naturgemäß niedriger<br />
als ein P50-Wert – denn der beschreibt eine<br />
50-Prozent-Wahrscheinlichkeit: oder eben<br />
das langjährige Mittel. Wenn Windparkbetreiber<br />
mit dem P50-Wert rechnen, kalkulieren<br />
sie daher oft einen Abschlag von 10<br />
Prozent – wegen der technischen Unsicherheiten.<br />
Die Prognose beim Windpark in Morbach,<br />
der Gemeinde im Hunsrück, basiert<br />
WIND IST SPITZENREITER<br />
Im vergangenen Jahr war der Anteil der Windenergie am deutschen Strommix erstmals größer<br />
als der Braunkohleanteil. Damit ist Windkraft in Deutschland die wichtigste Energiequelle.<br />
Wasserkraft 3,8<br />
Biomasse 8,6<br />
Wind 24,6<br />
Solar 9,0<br />
Kernenergie 13,8<br />
Braunkohle 19,7<br />
Steinkohle 9,4<br />
Öl 10,5<br />
Gas und Andere 0,6<br />
»In den vergangenen<br />
20 Jahren hat sich<br />
Windkraft zu einem<br />
tragfähigen und zukunftssicheren<br />
Investment<br />
entwickelt.«<br />
MICHAEL HORLING, BERATER BEI GRÜNE SACHWERTE,<br />
VERTRIEB FÜR ÖKOLOGISCHE FINANZPRODUKTE<br />
Quelle: B. Burger, Fraunhofer-ISE<br />
auf dem P50-Wert. Das hat Wust Wind der<br />
Redaktion des Fachmagazins „Finanztest“<br />
im Jahr 2018 auf Anfrage mitgeteilt. Die<br />
Tester stellten dann folgende Rechnung auf:<br />
Wenn die Windanlage in Morbach im Alltag<br />
nur den niedrigeren P75-Wert erreicht,<br />
bleibt für Anleger zumindest in den ersten<br />
zehn Jahren kaum etwas übrig. Über eine<br />
Laufzeit von 20 Jahren könnten Investoren<br />
nach Abzug von Steuern lediglich noch eine<br />
Rendite von gerade einmal 1,7 Prozent pro<br />
Jahr erwarten – statt der versprochenen<br />
5 Prozent.<br />
Immerhin scheinen der Branche die Privilegien<br />
aus dem Erneuerbare-Energien-<br />
Gesetz (EEG) erhalten zu bleiben. Im Jahr<br />
2000 in Kraft getreten, regelt das EEG<br />
die Förderung erneuerbarer Energien wie<br />
Wind- oder Solarkraft. Sein ursprüngliches<br />
Ziel: Klimafreundlich erzeugte Energie<br />
sollte den Markteintritt schaffen. Dazu garantierte<br />
der Gesetzgeber, dass Netzbetreiber<br />
den Strom aus Wind- und Solarparks<br />
zu festen Preisen abnehmen müssen. Alle<br />
Betreiber von Windparks erhielten so über<br />
20 Jahre eine planbare Vergütung für ihren<br />
Strom. Diese Förderung läuft zum Ende des<br />
Jahres aus – und viele Windparkbetreiber<br />
hatten befürchtet, dass sie ihre EEG-Anlagen<br />
ohne die staatliche Förderung vom<br />
Netz nehmen müssen.<br />
IST DIE NOVELLE ZU LASCH?<br />
Eine Novelle des EEG, die zum 1. Januar<br />
2021 in Kraft treten soll, soll Abhilfe schaffen.<br />
Denn der aktuell vorliegende Entwurf<br />
sieht vor, dass der Strom auch nach dem<br />
Ende der Förderdauer ins Netz gespeist<br />
wird. Marktbeobachtern geht das allerdings<br />
nicht weit genug. „Damit möglichst<br />
viele der Bestandsanlagen, die gerade unter<br />
Klimaschutzaspekten benötigt werden,<br />
am Netz bleiben, muss ihr wirtschaftlicher<br />
Betrieb gewährleistet sein“, betont Manuel<br />
Battaglia, Experte für erneuerbare Energien<br />
bei der Deutschen Energieagentur (dena).<br />
Entscheidend sei deshalb, zu welchem Preis<br />
der Strom vermarktet werden kann. „Zur<br />
Sicherung des Weiterbetriebs von Windener<br />
gieanlagen lässt der Gesetzentwurf<br />
noch Impulse vermissen“, so Battaglia.<br />
Ansonsten erweckt die Novelle allerdings<br />
den Anschein, dass der Gesetzgeber den<br />
Ausbau von Windenergie in den kommenden<br />
Jahren ordentlich vorantreiben will.<br />
Pro Jahr sollen Windparks mit einer Gesamtleistung<br />
von vier Gigawatt hinzukommen.<br />
Außerdem soll eine sogenannte „Südquote“<br />
dafür sorgen, dass auch im bisher<br />
noch dürftig aufgestellten Süddeutschland<br />
Windanlagen ihren Platz bekommen.<br />
Um die Akzeptanz von Windparks weiter<br />
zu verstärken, will das Wirtschaftsministerium<br />
die Standortkommunen unmittelbar<br />
beteiligen – und zwar nicht nur dann, wenn<br />
die Bewohner in die Anlagen investieren.<br />
Die Betreiber neuer Windanlagen sollen in<br />
Zukunft für jede eingespeiste Kilowattstunde<br />
0,2 Cent an die Standortgemeinde überweisen.<br />
Und: Die Bewohner sollen preiswerten<br />
Strom von den Anlagen beziehen<br />
können, um direkt von den Windrädern<br />
vor ihrer Haustür zu profitieren.<br />
PRO<br />
LOHNEN SICH WINDPARK-<br />
BETEILIGUNGEN?<br />
Anleger beteiligen<br />
sich an Energiewende<br />
Nachhaltigkeitsboom<br />
fördert Rendite<br />
EEG-Novelle treibt<br />
Windkraft voran<br />
CONTRA<br />
Keine einheitlichen<br />
Standards<br />
Versteckte Risiken<br />
Politik mischt<br />
immer mit<br />
94 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
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SACHWERTE Immobilienkompass<br />
DIE JUNGEN WILDEN<br />
Zu lange studiert, zu viele Singles, zu wenig Gehalt – vor dem Hintergrund steigender<br />
Immobilienpreise wird den jüngeren Immobilieninteressenten wenig Kaufkraft zugetraut.<br />
Doch aktuelle Zahlen zeigen eine andere Tendenz.<br />
– TEXT: NINA MÜLLER-PELTZER –<br />
Verschiedene Studien kommen zu dem<br />
Schluss, dass der durchschnittliche Immobilienkäufer<br />
immer älter zu werden scheint.<br />
Dazu gibt es gute Gründe anzunehmen,<br />
dass es jüngere Käufer aktuell schwerer<br />
haben, eine Immobilie zu finanzieren, als<br />
dies in früheren Zeiten der Fall war. Die<br />
steigenden Kaufpreise für Immobilien,<br />
niedrigere Einkommen zu Beginn des Berufslebens<br />
oder längere Ausbildungs- und<br />
Studienzeiten könnten hierfür verantwortlich<br />
sein.<br />
Aktuelle Plattformdaten der Europace AG<br />
belegen allerdings, dass die Käufer von Immobilien<br />
tatsächlich jünger werden. In einer<br />
aktuellen Kurzstudie beleuchtet die Finanzierungsplattform<br />
das durchschnittliche<br />
Alter von Wohnimmobilienkäufern von<br />
Wohnungen und Häusern bei Bestandsimmobilien<br />
sowie Neubauten. Dabei wird<br />
zwischen Eigennutzern und Kapitalanlegern<br />
unterschieden. Zunächst einmal fällt<br />
dabei auf, dass sich allein in den vergangenen<br />
acht Jahren das durchschnittliche Alter<br />
eines Immobilienkäufers bei Eigennutzung<br />
von 37,5 auf 36,7 Jahre reduziert hat. Dies<br />
ist zwar keine deutliche Entwicklung, aber<br />
hier lässt sich ein erster Trend erkennen.<br />
Betrachtet man darüber hinaus Immobilien,<br />
die von privaten Käufern zum Zweck<br />
der Vermietung erworben werden, kann<br />
man sehen, dass sich im selben Zeitraum<br />
das Durchschnittsalter von 44,6 auf 40,6<br />
Jahre verminderte. Gleichzeitig haben die<br />
Altersgruppen 18 bis 25 und 26 bis 35<br />
zwischen 2012 und <strong>2020</strong> beim Erwerb<br />
von Mietwohnungsobjekten an Gewicht<br />
gewonnen. Zusammen machen beide Altersgruppen<br />
im Jahr <strong>2020</strong> einen Anteil von<br />
37 Prozent des Volumens aus, während der<br />
Anteil der Altersgruppen 36 bis 45 und 46<br />
bis 55 von insgesamt 56 Prozent im Jahr<br />
2012 auf aktuell 52 Prozent gesunken ist.<br />
Auch bei der Eigennutzung ist zu erkennen,<br />
dass der Anteil der Altersgruppen 36 bis 45<br />
und 46 bis 55 am Immobilienvolumen in<br />
den letzten acht Jahren zurückgegangen ist.<br />
Hier hat der Anteil der 18- bis 25-Jährigen<br />
zwischen 2012 und <strong>2020</strong> zwar<br />
nicht zugenommen, der Anteil der 26- bis<br />
35-Jährigen allerdings um 4 Prozent. Insgesamt<br />
machen beide Altersklassen <strong>2020</strong><br />
einen Anteil von 50 Prozent am Immobilienvolumen<br />
aus.<br />
Und es gibt gute Gründe für die Veränderungen<br />
der Käufergruppen: Ungünstige<br />
Mietbedingungen für junge Familien gerade<br />
in den Ballungszentren fördern den<br />
Wunsch nach einer Eigenheimlösung. Finanzielle<br />
Anreize wie das seit 2018 eingeführte<br />
Baukindergeld unterstützen junge<br />
Eigenheiminteressierte mit 12.000 Euro<br />
staatlicher Förderung pro Kind für einen<br />
Zeitraum von zehn Jahren. Für jedes weitere<br />
Kind sieht der Staat eine zusätzliche<br />
Förderung von 15.000 Euro für den gleichen<br />
Zeitraum vor. In Kombination mit den<br />
96 Foto: iStock / Marjan Apostolovic
Immobilienkompass SACHWERTE<br />
Finanzielle Anreize<br />
und steigende<br />
Gehälter ermöglichen<br />
auch Jüngeren,<br />
nach Immobilien<br />
Ausschau zu halten.<br />
historisch niedrigen Bauzinsen ergeben sich<br />
hier für junge Familien besonders starke<br />
Anreize, jetzt Wohneigentum zu erstehen.<br />
Lockangebote von unter 1 Prozent versprechen<br />
Traumkonditionen, und die Branche<br />
prognostiziert, dass sich an diesem Zustand<br />
erst einmal nichts ändern wird.<br />
GUTE VORAUSSETZUNGEN NICHT<br />
NUR FÜR JÜNGERE<br />
Auch im Hinblick auf die Erschwinglichkeit<br />
scheint der Zeitpunkt für junge Immobilienkäufer<br />
gut. Laut aktuellen Zahlen<br />
des Immobilienverbands Deutschland<br />
IVD werden die Bedingungen für private<br />
Wohnimmobilienkäufer weiterhin positiv<br />
bewertet. Die positive Entwicklung<br />
von Löhnen und Gehältern der vergangenen<br />
Jahre sorgt dafür, dass hier insgesamt<br />
mehr Kapital in den Haushalt fließt. Zwar<br />
wachsen die Kaufpreise seit 2015 wieder<br />
schneller als das durchschnittliche Haushaltseinkommen.<br />
Doch durch die Niedrigzinsphase<br />
wurde der Preiszuwachs weitestgehend<br />
kompensiert, so Michael Schick,<br />
Präsident des IVD. Der Fachkräftemangel<br />
sorgt, zumindest bis zu Beginn der Corona-<br />
Krise, über eine solide Gehaltsentwicklung<br />
auch bei Berufseinsteigern für Kaufkraft.<br />
So verfügen junge Immobilieninteressierte<br />
heutzutage über höhere Einstiegsgehälter<br />
als die vorangegangene Generation.<br />
Ein weiterer Faktor, der jüngere Kaufinteressierte<br />
wohl umtreibt, sind mangelnde<br />
Investitionsalternativen. Gerade im Hinblick<br />
auf die eigene Altersvorsorge gewinnt<br />
die Immobilie hier an Attraktivität, verspricht<br />
sie doch langfristig gleich zwei Probleme<br />
zu lösen: Der Kauf bietet eine Anlagemöglichkeit<br />
für das eigene Vermögen und<br />
Aussicht auf einen festen Wohnsitz für das<br />
eigene Alter.<br />
Dazu kommt, dass sich in den vergangenen<br />
Jahren auch immer mehr Singles entscheiden,<br />
Wohneigentum zu erwerben, sei<br />
es zur Eigennutzung oder als Altersvorsorge.<br />
Bereits seit 2014 deuten mehrere Studien,<br />
wie die des Verbands der deutschen<br />
Möbelindustrie, darauf hin, dass der Immobilienerwerb<br />
zunehmend auch von Einzelpersonen<br />
angestrebt wird.<br />
Insgesamt kann also davon ausgegangen<br />
werden, dass jüngere Kaufinteressenten<br />
im Markt zunehmend an Bedeutung<br />
gewinnen. Aufgrund des demografischen<br />
Wandels steigt in den kommenden Jahren<br />
der Erwerb von Wohnimmobilien durch<br />
jüngere Käufer noch mal an, nämlich dann,<br />
wenn mehr Immobilien durch Erbfolge für<br />
den Wohnungsmarkt freigesetzt werden.<br />
WOHN- UND FINANZIERUNGS-<br />
MARKTANALYSE<br />
Europace wertet monatlich die<br />
bundesweite Preisentwicklung<br />
von Wohneigentum aus.<br />
https://report.europace.de/<br />
VERTEILUNG DES IMMOBILIENVOLUMENS<br />
Verschiedene Altersgruppen bei Objekten,<br />
die zur Eigennutzung erworben wurden<br />
13 % 12 %<br />
12 %<br />
37 % 34 %<br />
34 %<br />
42 %<br />
47 % 46 %<br />
4 % 4 % 4 %<br />
2012 2018 <strong>2020</strong><br />
Verschiedene Altersgruppen bei Objekten,<br />
die zur Vermietung erworben wurden<br />
12 % 8 %<br />
9 %<br />
DURCHSCHNITTSALTER DER KÄUFER SINKT<br />
32 %<br />
27 % 23 %<br />
45<br />
43<br />
34 %<br />
31 %<br />
29 %<br />
41<br />
39<br />
27 %<br />
31 %<br />
37<br />
17 %<br />
35<br />
2 %<br />
4 % 6 %<br />
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 <strong>2020</strong> 2012 2018 <strong>2020</strong><br />
Vermietung<br />
Eigennutzung<br />
18 bis 25 26 bis 35 36 bis 45<br />
46 bis 55 56 bis 65<br />
Quelle: Europace<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20<br />
97
PRIVAT GEFRAGT Christopher Leifeld, Thinksurance<br />
»Wir brauchen<br />
einen Fokus<br />
aufs Machen.«<br />
CHRISTOPHER LEIFELD<br />
Jahrgang 1986, Co-Founder und<br />
Geschäftsführer, Thinksurance,<br />
verheiratet<br />
IHRE MEINUNG, HERR LEIFELD:<br />
Das Unterrichtsfach Programmieren sollte<br />
bundesweit eingeführt werden.<br />
Die Corona-Krise treibt die Digitalisierung<br />
der Vertriebswege nachhaltig voran.<br />
Verbraucher brauchen immer weniger<br />
(persönliche) Versicherungsberatung.<br />
Die Versicherungsbranche hat die<br />
Corona-Krise bisher größtenteils<br />
souverän gehandhabt.<br />
Es gibt zu viele Versicherungen in<br />
Deutschland.<br />
Klassische Versicherer und Start-ups/<br />
InsurTechs pflegen eine friedliche<br />
Koexistenz.<br />
Zum Frühstück gibt es bei mir<br />
Müsli mit Obst, Kaffee und O-Saft.<br />
Den Arbeitsweg bewältige ich per<br />
Auto – und dem Gedanken, dass es doch<br />
eigentlich auch mit dem Fahrrad ginge …<br />
Das Radio/Spotify drehe ich lauter bei<br />
Elektro, wie Faodail oder Felix Jaehn, und<br />
Partyschlagern wie Cordula Grün oder<br />
Johnny Däpp.<br />
Meine wahre Leidenschaft sind<br />
die Triple F des Vertriebs: Family, Friends<br />
and Food.<br />
Ursprünglich bin ich gelernter<br />
BWLer („Wer nichts wird, wird Wirt, und wer<br />
gar nichts wird, wird Betriebswirt“).<br />
Mein erstes Geld habe ich verdient mit<br />
den Klassikern: Rasen mähen, Zeitungen<br />
austragen, Autos waschen.<br />
Wenn Geld keine Rolle spielen würde,<br />
wäre ich am liebsten<br />
Restaurant- und Barbetreiber.<br />
Meine aktuelle Film- oder<br />
Serienempfehlung:<br />
Dark bei Netflix.<br />
Zuletzt war ich im Urlaub in<br />
Juist, Ostfriesland – eine empfehlenswerte<br />
Oase der Ruhe!<br />
Am meisten Überwindung kostet es mich,<br />
morgens aufzustehen – und das, obwohl<br />
(oder vielleicht weil?!) ich Sport und<br />
ausgiebiges Frühstück selten weglasse.<br />
Ich würde gern mal einen Tag lang tauschen<br />
mit …, um dann Folgendes zu tun:<br />
mit Donald Trump, um erst zuzugeben, wie<br />
rassistisch, frauenfeindlich, notorisch lügend<br />
und narzisstisch ich bin, und dann mit<br />
sofortiger Wirkung mein Amt niederzulegen.<br />
Wahrer Luxus ist für mich<br />
Thinksurance, Sport, gutes Essen, Freunde<br />
und Familie zu vereinen.<br />
Meine erste Tat, wenn ich morgens ins Büro<br />
komme, ist<br />
die Begrüßungsrunde mit Kaffee durchs<br />
Büro.<br />
Meine Kollegen nervt an mir<br />
Strukturliebe gepaart mit unplanbarer und<br />
strukturzerstörender Kreativität.<br />
Der größte Missstand in meiner Branche ist<br />
die unglaublich langsame Veränderungsgeschwindigkeit.<br />
Ich bzw. die Branche kann daran jedoch<br />
nichts ändern, weil<br />
es der Branche noch verhältnismäßig<br />
gut geht.<br />
Mein nächstes berufliches Ziel ist<br />
der Relaunch der Thinksurance-Plattform.<br />
Eine Entscheidung, die ich gern rückgängig<br />
machen würde, war<br />
nicht schon früher als Entrepreneur aktiv<br />
gewesen zu sein.<br />
Wenn ich einen Tag Kanzler wäre,<br />
würde ich Folgendes veranlassen:<br />
die Schaffung eines überdimensionierten<br />
staatlichen Technologiefonds.<br />
Die Startseite auf meinem Browser ist<br />
Trello – mein Struktur- und Planungstool.<br />
Bezogen auf mein Job-Know-how wollen<br />
Familie und Freunde am liebsten von mir<br />
wissen,<br />
wie man Werte, Vision und Mission einer<br />
Unternehmung definiert und kultiviert.<br />
Wenn ich einen Umstand in der Versicherungswelt<br />
ändern könnte, wäre das<br />
die Ersetzung der Konjunktive „könnte,<br />
müsste, sollte“ mit einem Fokus aufs<br />
Machen.<br />
98 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|20
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