Grundschule aktuell Heft 152
Grundschule in und nach Corona
Grundschule in und nach Corona
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<strong>aktuell</strong> … aus den Landesgruppen<br />
<strong>aktuell</strong> … aus den Landesgruppen<br />
Niedersachsen<br />
Kontakt: gsv.nds@gmail.com<br />
www.gsv-nds.de<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Vorsitzende: Christiane Mika, Heroldstr. 28, 44145 Dortmund<br />
www.grundschulverband-nrw.de<br />
Neues aus dem MK<br />
Verbändegespräche<br />
mit dem Kultusminister<br />
Seit Beginn dieses Schuljahres<br />
findet ein sehr intensiver<br />
Austausch zwischen den<br />
Verbänden Niedersachsens,<br />
Vertreter*innen des LERs, des<br />
SERs und dem Kultusministerium<br />
zum Thema „Schule<br />
in Zeiten von Corona“ statt.<br />
In einem ca. vierzehntägigen<br />
Rhythmus treffen sich die<br />
Verbändevertreter*innen mit<br />
Kultusminister Tonne, um<br />
die gegenwärtige Situation<br />
in den Schulen und im Land<br />
Niedersachsen zu reflektieren,<br />
Widerstände aufzuzeigen<br />
und Lösungsmöglichkeiten<br />
für auftretende Schwierigkeiten<br />
zu finden. Thematisiert<br />
wurden unter anderem die<br />
Schülerbeförderung, das<br />
Herstellen von Kontakten<br />
zum Gesundheitsamt bei Verdachtsfällen,<br />
Modalitäten zur<br />
Lüftung der Klassenräume,<br />
Aspekte der Digitalisierung,<br />
Maskenpflicht im Unterricht<br />
oder Rückmeldungen zum<br />
Corona-Kompensationskonzept.<br />
In diesen Gesprächen<br />
wurde auch mehrfach von<br />
verschiedenen Verbänden die<br />
hohe Arbeitsbelastung der<br />
Grundschullehrkräfte sowie<br />
der Schulleitungen angesprochen.<br />
Es bleibt abzuwarten,<br />
ob sich für diese Problematik<br />
kurzfristig Lösungsmöglichkeiten<br />
finden lassen werden.<br />
Jour fixe<br />
Nachdem der letzte Jour fixe<br />
mit Kultusminister Tonne sowie<br />
Vertreter*innen der GEW,<br />
des VBE, des NSLV, des VdS,<br />
des VBN und des Grundschulverbandes<br />
als Videokonferenz<br />
stattfand, trafen sich nun<br />
alle Akteure am 7. September<br />
2020 vor Ort in Hannover. In<br />
einem intensiven Gespräch<br />
stand auch hier das Thema<br />
„Schule in Zeiten von Corona“<br />
im Vordergrund. Im weiteren<br />
Verlauf wurde die <strong>aktuell</strong>e<br />
Unterrichtsversorgung thematisiert;<br />
dabei zeigte sich<br />
der Kultusminister mit der<br />
Besetzung der ausgeschriebenen<br />
Stellen, mit Ausnahme<br />
der Oberschulen, durchaus<br />
zufrieden. Schwierigkeiten<br />
hingegen bereitet die<br />
Situ ation in den Ausbildungsseminaren.<br />
Insbesondere die<br />
unterschiedliche Auslastung<br />
der Studienseminare mit<br />
Anwärter*innen stellt die<br />
Ausbildungssituation und<br />
einzelne Regionen in Niedersachsen<br />
vor eine große Herausforderung.<br />
Hierzu sollen<br />
im Ministerium Lösungen<br />
erarbeitet werden. Abschließend<br />
stellte Minister Tonne<br />
fest, dass die sonderpädagogische<br />
Grundversorgung in<br />
den <strong>Grundschule</strong>n stets zu<br />
einhundert Prozent gesichert<br />
werden muss. Anteilige Stundenversorgungen<br />
oder eine<br />
„Priorität des Pflichtunterrichtes<br />
an Förderschulen“<br />
dürften keinesfalls zulasten<br />
der sonderpädagogischen<br />
Grundversorgung gehen.<br />
Bildung 2040 #digital<br />
Das vom Kultusministerium<br />
vor zwei Jahren ins Leben<br />
gerufene Format „Bildung<br />
2040“, im Rahmen dessen alle<br />
an Schule Beteiligten dazu<br />
aufgefordert wurden, sich<br />
im Rahmen von Werkstatt-<br />
Gesprächen über die Schule<br />
von morgen auszutauschen<br />
und visionäre Ideen zu entwickeln,<br />
musste aufgrund der<br />
Corona-Pandemie in diesem<br />
Jahr leider aussetzen. In Form<br />
einer Videokonferenz fand<br />
jedoch am 24. September<br />
2020 unter dem Motto<br />
Bildung 2040 #digital ein<br />
Austausch unter Lehrkräften<br />
einzelner Schulen aller Schulformen<br />
sowie Lehrenden<br />
an Studienseminaren oder<br />
weiteren Bildungseinrichtungen<br />
statt. Fragestellungen wie<br />
„Was bleibt aus der <strong>aktuell</strong>en<br />
‚ Impro-Lernkultur‘? Was geht?<br />
Was muss auch gehen, was<br />
muss gern bleiben? Wo liegen<br />
Chancen, wo nicht? Was<br />
will uns das Virus ‚sagen‘?“<br />
wurden in Breakout-Rooms in<br />
Kleingruppen diskutiert und<br />
am Ende im Forum zusammengetragen.<br />
Dabei zeigte<br />
sich wieder einmal, mit welch<br />
kreativen Ideen Schulen<br />
dem Virus trotzen und den<br />
Schulalltag trotz dieser Ausnahmesituation<br />
für alle an ihr<br />
Beteiligten meistern.<br />
Für die Landesgruppe:<br />
Eva-Maria Osterhues-Bruns<br />
„Angepasster Schulbetrieb in<br />
Coronazeiten“, so wird auch<br />
in NRW umschrieben, was<br />
kaum zu beschreiben ist. Die<br />
Schulen im Land haben sich<br />
in bewundernswerter Weise<br />
auf die neue Normalität eingestellt<br />
und geben täglich ihr<br />
Bestes, die Regeln, Vorschriften<br />
und Hygienemaßnahmen<br />
mit den schulischen und vor<br />
allem pädagogischen Erfordernissen<br />
zum Beginn eines<br />
jeden Schuljahres unter einen<br />
Hut zu bringen. Die Bedingungen<br />
für diesen angepassten<br />
Schulbetrieb sind überall<br />
anders! Je nach Schülerklientel,<br />
Infektions lage, personellen<br />
und baulichen Gegebenheiten<br />
müssen Schulleitungen,<br />
Lehrkräfte, Eltern, Kinder und<br />
andere in Schule Beschäftigte<br />
sich jeden Tag anpassen und<br />
flexibel sein. Das geht an<br />
vielen Schulen an die Grenzen<br />
des Leistbaren!<br />
Doch die Unterstützung des<br />
Ministeriums beschränkt<br />
sich vornehmlich auf gute<br />
Ratschläge: Fast unbemerkt<br />
wurde der lange versprochene<br />
„Masterplan <strong>Grundschule</strong>“<br />
veröffentlicht, dessen Inhalte<br />
weder den Ankündigungen<br />
noch den Erwartungshaltungen<br />
entsprechen. Fast unbemerkt<br />
sicher auch deshalb,<br />
weil er kaum meisterhafte<br />
oder wegweisende Inhalte<br />
aufzuweisen hat. Bemerkt<br />
wurde, dass der vor Jahren<br />
eingeführte Englischunterricht<br />
ab Klasse 1 nun wieder<br />
zurückgenommen und die<br />
Unterrichtsqualität durch<br />
neue Lehrpläne und weitere<br />
Verpflichtungen (Medienbildung<br />
etc.) verbessert werden<br />
soll. Auch die „Handreichung<br />
zur lernförderlichen Verknüpfung<br />
von Präsenz- und<br />
Distanzunterricht“ kann nicht<br />
darüber hinwegtäuschen,<br />
dass die digitale Ausstattung<br />
der Schulen noch nicht<br />
wirklich gegeben und der<br />
Unterricht damit auch nicht<br />
automatisch digitaler oder<br />
gar besser wird.<br />
Vor Ort liegt kein Defizit an<br />
Wissen und Ideen vor!<br />
Aufgrund der <strong>aktuell</strong>en<br />
Situation werden andere<br />
Prioritäten gesetzt:<br />
Hier gilt es, Kinder aufzufangen,<br />
die monatelang nicht<br />
regelmäßig in der Schule<br />
waren, bei denen zum Teil die<br />
„Festplatte“ gelöscht scheint.<br />
Kinder, die kaum soziale<br />
Kontakte hatten und sich an<br />
das soziale Miteinander in<br />
der Schule wieder gewöhnen<br />
müssen, und Eltern, die ihre<br />
Sorgen auf ihre Kinder übertragen<br />
und als Forderungen<br />
an die Schule stellen, müssen<br />
begleitet und gestärkt<br />
werden.<br />
Schleswig-Holstein<br />
Vorsitzende: Prof. Dr. Beate Blaseio, Universität Flensburg, Auf dem Campus 1, 24943 Flensburg<br />
blaseio@uni-flensburg.de<br />
Auch der Vorstand der Landesgruppe<br />
NRW ist in diesen<br />
Tagen in Schule so eingebunden,<br />
dass Vorstandssitzungen<br />
schwierig und Abstimmungen<br />
nur schwer möglich sind.<br />
Da der persönliche Austausch<br />
in diesen Zeiten besonders<br />
nötig ist, plant die Landesgruppe<br />
am Samstag, dem<br />
28. November 2020 eine<br />
Vorstands- und<br />
Mitgliederversammlung<br />
unter Beachtung der<br />
geltenden Hygienebedingungen<br />
in der Libellenschule<br />
Dortmund. Im Vordergrund<br />
der Mitgliederversammlung<br />
wird der Austausch über die<br />
Situation in den Schulen und<br />
das Ausloten von Handlungsoptionen<br />
jeder einzelnen<br />
Lehrkraft sein.<br />
Für die Landesgruppe:<br />
Maxi Brautmeier-Ulrich<br />
Hamburg<br />
Vorsitzender: Stefan Kauder, Rautenbergstraße. 7, 20099 Hamburg, stefan.kauder@gsvhh.de<br />
www.gsvhh.de<br />
Lernen aus Corona<br />
In den <strong>Grundschule</strong>n Hamburgs<br />
startete das neue<br />
Schuljahr nach den (frühen)<br />
Sommerferien Anfang<br />
August endlich wieder mit<br />
allen Kindern. Nach Zeiten<br />
des Lernens zu Hause und<br />
der schrittweisen Schulöffnung<br />
vor den Sommerferien<br />
wurde auch in Hamburg den<br />
Empfehlungen und Beschlüssen<br />
der Kultusministerkonferenz<br />
entsprochen, den<br />
Regelbetrieb, unter diversen<br />
Auflagen (Hygienekonzept,<br />
Kohortenbildung, Abstandsregeln,<br />
Singen verboten<br />
usw.), vollständig wieder<br />
aufzunehmen.<br />
Die Maskenpflicht wurde<br />
in den Hamburger <strong>Grundschule</strong>n<br />
nur auf die Schulbeschäftigten<br />
und Besucher<br />
beschränkt. Dies ist begrüßenswert,<br />
gerade weil in<br />
Hamburg alle <strong>Grundschule</strong>n<br />
über ein hoch angewähltes<br />
Ganztagsangebot verfügen.<br />
Für Grundschulkinder wäre<br />
ein achtstündiger oder<br />
längerer Schultag mit Maske<br />
eine Zumutung.<br />
Lernen aus Corona – eine<br />
erste, sehr interessante Studie<br />
von Dr. Joachim Hermann<br />
(Leiter der Abteilung Schulentwicklung<br />
im System im<br />
Landesinstitut Hamburg) hat<br />
auf einer Dienstbesprechung<br />
der Grundschulleitungen<br />
die Erfahrungen aus dem<br />
Lockdown systematisiert. Es<br />
braucht eine weitere wissenschaftliche<br />
Aufbereitung der<br />
individuellen Erfahrungen.<br />
Wir müssen uns die Frage<br />
stellen, welche positiven Erkenntnisse<br />
lassen sich festhalten?<br />
Einige Überraschungen<br />
gab es laut Dr. Hermann:<br />
●●<br />
Während des Homeschoolings<br />
war zum Teil ein<br />
viel tieferer Eindruck in das<br />
Lernen der Kinder möglich,<br />
●●<br />
einige (wenige) Schüler*innen<br />
haben deutlich<br />
mehr und besser gelernt als<br />
im Regelunterricht.<br />
Aber auch:<br />
●●<br />
Neben digitalen Kompetenzen<br />
fehlte vielfach eine<br />
basale Selbstorganisation,<br />
●●<br />
auf der einen Seite gab es<br />
ein großes Interesse und die<br />
Bereitschaft der Eltern, mit<br />
Schule über Lernen zu sprechen,<br />
auf der anderen Seite<br />
beklagten sich Schüler*innen<br />
und Eltern über fehlende<br />
Rückmeldungen.<br />
Bei einer Lehrer-Eltern-<br />
Befragung am Ende des<br />
Lockdowns durch das IfBQ<br />
Hamburg wurde ein Wort von<br />
allen Akteuren immer wieder<br />
genannt: ANSTRENGEND.<br />
Für die Landesgruppe:<br />
Andrea Karlsberg und<br />
Stefan Kauder<br />
Zusammenstellung von Erfahrungen<br />
während der sechs<br />
Monate seit Corona-Lockdown<br />
im März aus Schleswig-<br />
Holstein (Diese Aufzählung<br />
kann natürlich nur einen<br />
Ausschnitt darstellen)<br />
Was als Belastung empfunden<br />
wurde:<br />
●●<br />
schlechte Raumausstattung,<br />
Belüftungsprobleme<br />
●●<br />
Raumgröße<br />
●●<br />
fehlende sanitäre Möglichkeiten<br />
fürs Händewaschen<br />
●●<br />
ausfallende Lehrkräfte<br />
●●<br />
erforderliche Disziplin,<br />
damit Kinder den MNS tragen<br />
●●<br />
umfangreiche Informationen<br />
von ministerieller Seite<br />
kurzfristig, regelmäßig, oft<br />
musste Schulleitung über das<br />
Wochenende etwas regeln<br />
●●<br />
Informationen teilweise<br />
aus der Presse, bevor sie über<br />
den Dienstweg kamen<br />
●●<br />
erschwerte Kommunikationswege<br />
●●<br />
Umstellung der Lernangebote<br />
auf digitale Formate<br />
sehr zeitaufwendig<br />
●●<br />
Lernen auf Distanz hat<br />
mehr Zeit gekostet als das<br />
Lernen vor Ort<br />
●●<br />
Umsetzung der differenzierten<br />
Ansprechmöglichkeiten<br />
der Eltern und Kinder war<br />
aufwendig, Grundschulkollegen<br />
fühlen sich verantwortlich<br />
für die Kinder<br />
●●<br />
verängstigte Kinder<br />
●●<br />
Vertretungslehrkräfte<br />
ohne pädagogische Ausbildung<br />
●●<br />
kreative Lösungen<br />
mussten gefunden werden,<br />
z. B. Kohorten wie groß, Abstandslinien<br />
einrichten etc.<br />
●●<br />
Mitarbeiter sind schutzlos<br />
dem Infektionsrisiko ausgesetzt<br />
Was als positiv empfunden<br />
wurde:<br />
●●<br />
Einschulungsfeier im<br />
Kleinformat war perfekt, kindbezogen,<br />
das Einschulungskind<br />
stand im Mittelpunkt,<br />
aus der Not neu überdacht<br />
und kreativ gelöst<br />
●●<br />
Unterricht in kleinen<br />
Gruppen empfanden Kinder<br />
und Lehrkräfte gut, mehr Zeit<br />
für das einzelne Kind<br />
●●<br />
Unterrichtsstunden im<br />
60-Minuten-Block waren gut<br />
●●<br />
diese Kinder können Hände<br />
waschen – Händehygiene<br />
stimmt, Kinder machen das<br />
schon recht gut, gerade die<br />
ganz kleinen<br />
●●<br />
E-Mail wird jetzt bevorzugt<br />
zwischen Eltern und Schule<br />
genutzt, Papier gespart<br />
●●<br />
Lockerheit seitens des<br />
Ministeriums bezüglich<br />
der Umsetzung der neuen<br />
Fachanforderungen. Schule<br />
kann Schwerpunkte selber<br />
bestimmen.<br />
Wir finden, dass alle Schulen,<br />
die in Schleswig-Holstein in<br />
dieser Situation den Betrieb<br />
aufrechterhalten, einen<br />
Schulpreis verdient haben!<br />
Die im März abgesagte Mitgliederversammlung<br />
werden<br />
wir aufgrund der <strong>aktuell</strong>en<br />
Situation nicht wie gehofft im<br />
Herbst dieses Jahres nachholen.<br />
Der Landesvorstand hofft<br />
auf einen Termin im Frühjahr/<br />
Sommer 2021.<br />
Für die Landesgruppe:<br />
Sabine Jesumann<br />
54 GS <strong>aktuell</strong> <strong>152</strong> • November 2020<br />
GS <strong>aktuell</strong> <strong>152</strong> • November 2020 55