Alkoholprävention in der Arbeitswelt Foto: Keystone - Sucht Schweiz
Alkoholprävention in der Arbeitswelt Foto: Keystone - Sucht Schweiz
Alkoholprävention in der Arbeitswelt Foto: Keystone - Sucht Schweiz
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H<strong>in</strong>tergründe<br />
und Positionen<br />
zu legalen und<br />
illegalen Drogen<br />
5/03<br />
<strong>Schweiz</strong>erische Fachstelle für Alkohol- und an<strong>der</strong>e Drogenprobleme<br />
STAND<strong>Alkoholprävention</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitswelt</strong><br />
PUNKTE<br />
<strong>Foto</strong>: <strong>Keystone</strong><br />
4-5 Alkoholabhängigkeit am Arbeitsplatz<br />
Alkoholabhängigkeit am Arbeitsplatz ist noch immer e<strong>in</strong> Tabuthema. Deshalb greift <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>erische<br />
Solidaritätstag für Menschen mit Alkoholproblemen am 13. November das Thema auf.<br />
Der Aktionstag <strong>in</strong>formiert darüber, was Betriebsverantwortliche, Vorgesetzte und Mitarbeitende für<br />
die Prävention tun können.<br />
6-7 Was <strong>der</strong> Alkoholmissbrauch die Gesellschaft kostet<br />
Der Alkoholmissbrauch verursacht <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> jährlich soziale Kosten von 6,5 Milliarden Franken.<br />
Zu diesem Ergebnis kommt e<strong>in</strong>e Studie <strong>der</strong> Universität Neuenburg. Erstmals wurden dabei auch die<br />
immateriellen Kosten geschätzt, das heisst das menschliche Leid und <strong>der</strong> Verlust an Lebensqualität.<br />
11 Suizidgefährdete Jugendliche<br />
11 Prozent <strong>der</strong> Jugendlichen im Alter von 15 und 16 Jahren fühlen sich häufig deprimiert. In dieser<br />
Gruppe ist das Risiko, e<strong>in</strong>en Selbstmordversuch zu begehen, klar erhöht. Das zeigt die aktuelle<br />
Schülerstudie <strong>der</strong> SFA.
AUS BUND UND KANTONEN<br />
Alcopops werden künftig teurer.<br />
<strong>Foto</strong>: Spichale<br />
Alkoholverkauf an<br />
Tankstellen birgt Risiken<br />
für den Verkehr.<br />
<strong>Foto</strong>: Muster<br />
Alcopops<br />
Klares Ja zur Son<strong>der</strong>steuer<br />
Die Eidgenössischen Räte s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig: Sie wollen<br />
die Steuer auf Alcopops vervierfachen und die Jugendlichen<br />
auf diese Weise vom Konsum <strong>der</strong> süssen<br />
Alkoholika abhalten. Mit 137 zu 32 Stimmen bei<br />
6 Enthaltungen folgte <strong>der</strong> Nationalrat Ende September<br />
dem Bundesrat und <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Kammer: Für e<strong>in</strong><br />
Fläschchen von 2,75 Dezilitern sollen die Steuern von<br />
45 Rappen auf 1,80 Franken, für e<strong>in</strong>e 3-Deziliter-Flasche<br />
von 50 Rappen auf 2 Franken steigen.<br />
Wie die aktuelle Schülerbefragung <strong>der</strong> SFA gezeigt<br />
hat, sprechen vor allem Jugendliche sehr auf die trendigen<br />
Getränke an: Bei den 15/16-jährigen Mädchen<br />
s<strong>in</strong>d sie sogar das neue Liebl<strong>in</strong>gsgetränk. Da Jugendliche<br />
noch nicht so viel Geld zur Verfügung haben,<br />
reagieren sie beson<strong>der</strong>s sensibel auf Preissteigerungen.<br />
Deshalb ist die E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>steuer<br />
e<strong>in</strong>e wirksame Präventionsmassnahme.<br />
Damit ist es allerd<strong>in</strong>gs noch nicht getan: Ebenso<br />
wichtig s<strong>in</strong>d Massnahmen wie die Kontrolle des Jugendschutzes<br />
<strong>in</strong> Verkaufsstellen und Restaurants,<br />
die Befolgung des Sirup-Artikels sowie Aufklärung<br />
und Information für Jugendliche und Eltern.<br />
Rital<strong>in</strong> als Koka<strong>in</strong>ersatz<br />
Bern spielt Vorreiterrolle<br />
(BZ) Koka<strong>in</strong> ist heute unter den harten Strassendrogen<br />
die Nummer e<strong>in</strong>s. E<strong>in</strong>e staatliche Abgabe, wie es<br />
sie beim Hero<strong>in</strong> gibt, schliesst das Bundesamt für<br />
Gesundheit aber aus. Für e<strong>in</strong>e Behandlung <strong>der</strong> Süchtigen<br />
mit dem Medikament Rital<strong>in</strong> hat es jedoch grünes<br />
Licht gegeben. Auch die Berner Ethikkommission<br />
stimmte im September e<strong>in</strong>em entsprechenden<br />
Pilotprojekt zu. Die <strong>Sucht</strong>behandlungsstelle Koda <strong>in</strong><br />
Bern und die Unikl<strong>in</strong>ik Basel können geme<strong>in</strong>sam mit<br />
dem Versuch beg<strong>in</strong>nen. Das Projekt stellt für Europa<br />
e<strong>in</strong>e Premiere dar. Rital<strong>in</strong> wird gegen Aufmerksamkeitsstörungen<br />
und Hyperaktivität (ADHS) seit Jahren<br />
erfolgreich e<strong>in</strong>gesetzt. Es gehört zu den Amphetam<strong>in</strong>en<br />
und greift wie Koka<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Dopam<strong>in</strong>stoffwechsel<br />
im Gehirn e<strong>in</strong>. Darum könnte es<br />
Koka<strong>in</strong>abhängigen helfen, von <strong>der</strong> <strong>Sucht</strong> wegzukommen.<br />
Ob das Medikament hält, was sich die Mediz<strong>in</strong>er<br />
von ihm versprechen, soll <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dreimonatigen<br />
Pilotversuch getestet werden.<br />
Tabak und Alkohol<br />
Werbeverbote im Trend<br />
E<strong>in</strong>schränkungen <strong>der</strong> Werbung für Tabak und Alkohol<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im Trend: So haben zahlreiche<br />
Kantone entwe<strong>der</strong> bereits e<strong>in</strong> Verbot ausgesprochen<br />
o<strong>der</strong> das Thema ist noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion. Dabei<br />
geht es um Alkohol- und Tabakwerbung auf öffentlichem<br />
Grund sowie um Werbung auf privatem Grund,<br />
die öffentlich e<strong>in</strong>sehbar ist. Werbeverbote für Tabak<br />
gelten bereits <strong>in</strong> Basel-Stadt und Genf. Entsprechende<br />
parlamentarische Vorstösse wurden <strong>in</strong> zahlreichen<br />
Kantonen überwiesen, so zum Beispiel <strong>in</strong> Graubünden,<br />
St. Gallen, Zürich, Thurgau, Bern, Waadt und<br />
Neuenburg. Nicht alle Kantone marschieren<br />
aber <strong>in</strong> die gleiche Richtung: Solothurn, Wallis und<br />
Schwyz haben entsprechende Werbeverbote abgelehnt.<br />
Das neue Radio- und Fernsehgesetz des Bundesrates<br />
enthält e<strong>in</strong> Verbot von Werbung unter an<strong>der</strong>em<br />
für Tabak und Spirituosen.<br />
Tabakverordnung<br />
Den e<strong>in</strong>en zu lasch, den an<strong>der</strong>n zu streng<br />
«Rauchen ist tödlich» – diese und ähnliche Warnaufschriften<br />
sollen künftig fast die Hälfte <strong>der</strong> Oberfläche<br />
von Zigarettenpäckchen bedecken. Das sieht <strong>der</strong> Entwurf<br />
über die Totalrevision <strong>der</strong> Tabakverordnung vor.<br />
Laut Vernehmlassungsentwurf kann das Eidgenössische<br />
Departement des Innern (EDI) künftig vorschreiben,<br />
dass Farbfotografien auf die Päckli aufgedruckt<br />
werden, die gesundheitliche Folgen des Rauchens<br />
darstellen. Die abschreckende Wirkung<br />
solcher Bil<strong>der</strong> haben die Erfahrungen <strong>in</strong> Kanada und<br />
Brasilien bestätigt. Begriffe wie «mild» o<strong>der</strong> «light»<br />
sollen künftig auf den Zigarettenpäckli verboten werden,<br />
da sie irreführend s<strong>in</strong>d. Während den Gegnern<br />
aus den Reihen <strong>der</strong> SVP, <strong>der</strong> CVP und <strong>der</strong> Tabakbranche<br />
diese Restriktionen zu weit gehen und sie um die<br />
<strong>Schweiz</strong>er Zigaretten<strong>in</strong>dustrie fürchten, halten die<br />
Gesundheitsorganisationen die revidierte Verordnung<br />
für zu lasch. Gerade beim Schutz vor dem Passivrauchen<br />
klaffen noch grosse Lücken. Die L<strong>in</strong>ke<br />
und die Gesundheitsorganisationen, darunter auch<br />
die SFA, for<strong>der</strong>n deshalb, die Tabakwaren aus dem<br />
Lebensmittelgesetz auszuglie<strong>der</strong>n und e<strong>in</strong> eigenes<br />
Tabakgesetz zu schaffen.<br />
Alkoholverkauf<br />
Abendlicher Alkoholverkauf nicht erwünscht<br />
(sda) Auch spätabends ist es möglich Alkohol zu kaufen,<br />
sei dies an Tankstellen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Bahnhof-Shops.<br />
Dies sei aus gesundheitspolitischer Sicht nicht erwünscht,<br />
erklärte Christoph Zurbrügg von <strong>der</strong> Eidgenössischen<br />
Alkoholverwaltung (EAV). Gerade wegen<br />
<strong>der</strong> Verkehrssicherheit sei es besser, zu solchen<br />
Risikozeiten ke<strong>in</strong>en Alkohol zu verkaufen, sagte er<br />
auf Anfrage <strong>der</strong> Pendlerzeitung «20 M<strong>in</strong>uten» Ende<br />
September. «Alkohol darf man nicht gleich behandeln<br />
wie die an<strong>der</strong>en Produkte. Die Kantone müssen sich<br />
überlegen, wie sie den Verkauf von Alkohol bei <strong>der</strong> Liberalisierung<br />
<strong>der</strong> Ladenöffnungszeiten behandeln.»<br />
Es würden Gespräche mit den e<strong>in</strong>zelnen Kantonen<br />
geführt, sagte Zurbrügg weiter. «Wie die Kantone<br />
den Alkoholverkauf schlussendlich behandeln, ist<br />
aber ihre eigene Sache.»
Richard Müller, Direktor <strong>der</strong><br />
SFA (l<strong>in</strong>ks), verabschiedet sich<br />
und übergibt se<strong>in</strong> Amt se<strong>in</strong>em<br />
Nachfolger Michel Graf.<br />
<strong>Foto</strong>: Muster<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser<br />
Auf Ende Oktober dieses Jahres trete ich als Leiter<br />
<strong>der</strong> SFA zurück. «Partir, c’est mourir un peu», sagt<br />
man hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Romandie. Abschied von <strong>der</strong> SFA zu<br />
nehmen, fällt mir nicht leicht, habe ich doch während<br />
mehr als 25 Jahren mit viel Enthusiasmus für die<br />
SFA gearbeitet. Zu beurteilen, welche Früchte diese<br />
Arbeit getragen hat, liegt nicht an mir. E<strong>in</strong>es ist gewiss:<br />
Als E<strong>in</strong>zelner vermag man nur wenig zu bewegen,<br />
und wenn etwas erreicht worden ist, dann nur<br />
dank dem E<strong>in</strong>satz aller Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
<strong>der</strong> SFA sowie mit <strong>der</strong> Unterstützung ungezählter<br />
Menschen <strong>in</strong> diesem Land. Ihnen allen möchte<br />
ich an dieser Stelle ganz herzlich danken.<br />
Wenn mich während <strong>der</strong> letzten Jahre bei me<strong>in</strong>er<br />
Arbeit etwas immer wie<strong>der</strong> aufs Neue betroffen gemacht<br />
hat, dann die Bereitschaft vor allem junger<br />
Menschen, psychoaktive Substanzen aller Art zu<br />
schlucken, aber auch unsere Hilflosigkeit gegenüber<br />
diesem Phänomen. Gewiss, die Lust am Risiko gehört<br />
zur Lebensphase <strong>der</strong> Jugend. Doch wie kann<br />
diese Risikolust auf e<strong>in</strong> kalkulierbares Mass beschränkt<br />
werden? Wie vermitteln wir Risikokompetenz<br />
und Risikomanagement? Konkrete Antworten<br />
auf diese Fragen fehlen auch heute noch weitgehend.<br />
Doch vielleicht hat Umberto Eco Recht, wenn<br />
er feststellt: «Je<strong>der</strong> von uns muss sich h<strong>in</strong> und wie<strong>der</strong><br />
idiotisch, dämlich, dumm o<strong>der</strong> irre benehmen.<br />
Sagen wir, normal ist, was diese Komponenten e<strong>in</strong>igermassen<br />
vernünftig mischt.»<br />
Erschüttert hat mich die Tatsache, dass wir es bis<br />
heute nicht geschafft haben, e<strong>in</strong>e gesamtschweizerische<br />
Alkoholpolitik zu etablieren. Auch wird <strong>der</strong><br />
Spardruck auf das <strong>Sucht</strong>krankenhilfesystem <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Schweiz</strong> weiter zunehmen, und wir haben Sorge zu<br />
tragen, dass das gut ausgebaute Hilfssystem nicht<br />
demontiert, son<strong>der</strong>n vielmehr ergänzt wird. So kommen<br />
Alkoholkranke immer noch viel zu spät <strong>in</strong> Behandlung<br />
und jugendliche Alkoholgefährdete werden<br />
durch die bestehende Hilfe kaum erreicht.<br />
Als Präventionsfachmann muss man mit Wi<strong>der</strong>ständen<br />
leben, dies ist e<strong>in</strong>e lapidare Erkenntnis me<strong>in</strong>er<br />
Tätigkeit. Am Wi<strong>der</strong>stand wächst man bekanntlich<br />
nicht nur, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konfrontation demaskieren<br />
sich auch die Gegner. Wie dies etwa die Erfahrung<br />
<strong>der</strong> SFA mit <strong>der</strong> Spirituosen<strong>in</strong>dustrie zeigt.<br />
Ich wünsche me<strong>in</strong>em Nachfolger und se<strong>in</strong>er Equipe<br />
viel Erfolg und Mut bei <strong>der</strong> Bewältigung ihrer Aufgabe.<br />
Richard Müller,<br />
scheiden<strong>der</strong> Direktor <strong>der</strong> SFA<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser<br />
IN EIGENER SACHE<br />
Nach elf Jahren an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Abteilung «Prävention»<br />
b<strong>in</strong> ich gerüstet, um <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er neuen Tätigkeit<br />
als Leiter <strong>der</strong> SFA e<strong>in</strong>erseits für e<strong>in</strong>e gewisse<br />
Kont<strong>in</strong>uität zu sorgen und an<strong>der</strong>erseits dem künftigen<br />
Engagement <strong>der</strong> SFA me<strong>in</strong> eigenes Profil zu verleihen.<br />
Ich wünsche mir, dass die SFA und ihre Partner im<br />
Gesundheitswesen mit e<strong>in</strong>er raschen politischen<br />
Entwicklung im <strong>Sucht</strong>mittelbereich rechnen können.<br />
Von unseren Volksvertretern erwarte ich e<strong>in</strong> gerüttelt<br />
Mass an politischem Mut, damit die verschiedenen<br />
hängigen Fragen rasch gelöst werden. Das gilt für<br />
die politische Debatte rund um die Revision<br />
des Betäubungsmittelgesetzes, die hoffentlich nicht<br />
endlos fortgesetzt wird, weil dadurch die gegenwärtige<br />
Unsicherheit bestehen bliebe. Das gilt aber auch<br />
für verschiedene Vorstösse, die den Jugendschutz<br />
im Alkoholbereich betreffen. Die Gestaltung <strong>der</strong> Tabakverordnung<br />
wird die SFA aufmerksam mitverfolgen,<br />
damit die Anliegen des Gesundheitswesens<br />
nicht zu Gunsten wirtschaftlicher Interessen auf <strong>der</strong><br />
Strecke bleiben. Bei <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen<br />
Mittel des Tabakpräventionsfonds ist Wachsamkeit<br />
gefor<strong>der</strong>t, da e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>nahmung durch unsere politischen<br />
Behörden zu befürchten ist.<br />
An Aufgaben wird es uns also nicht fehlen, doch die<br />
Mittel dafür werden immer knapper… Da die Budgets<br />
des Bundesamtes für Gesundheit <strong>in</strong> geradezu<br />
skandalöser Weise gekürzt werden, wird die SFA mit<br />
e<strong>in</strong>em Rückgang <strong>der</strong> Beiträge von Seiten des Bundes<br />
rechnen müssen. Ganz gleich aber, wie viel o<strong>der</strong><br />
wie wenig Geld zur Verfügung steht: Ich werde mich<br />
unermüdlich für unsere Anliegen e<strong>in</strong>setzen – auch<br />
dann, wenn wir gegen die neoliberalen Strömungen<br />
<strong>in</strong> unserer Gesellschaft ankämpfen müssen.<br />
Die Stimme <strong>der</strong> SFA hat <strong>in</strong> <strong>der</strong> ständigen gesellschaftlichen<br />
Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> <strong>Sucht</strong>problematik<br />
ihren festen Platz. Standpunkte ist e<strong>in</strong><br />
Forum für die Diskussion wissenschaftlicher Fakten,<br />
neuester Tendenzen und <strong>in</strong>novativer Präventionsansätze.<br />
Mit dieser Publikation leistet die SFA e<strong>in</strong>en<br />
Beitrag zur Wissensvermittlung und zur öffentlichen<br />
Diskussion, damit sich die Betrachtungsweisen <strong>der</strong><br />
<strong>Sucht</strong>problematik, <strong>der</strong>en Lösung lei<strong>der</strong> nicht <strong>in</strong> greifbarer<br />
Nähe ist, weiterentwickeln können.<br />
Michel Graf,<br />
neuer Leiter <strong>der</strong> SFA<br />
(Aus dem Französischen von Rég<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>ck.)
SCHWEIZERISCHER SOLIDARITÄTSTAG<br />
Von den Arbeitnehmenden<br />
werden Präventionsmassnahmen<br />
meist gut akzeptiert.<br />
<strong>Foto</strong>: Pedrazzetti<br />
4 5<br />
<strong>Alkoholprävention</strong> am Arbeitsplatz soll<br />
normal werden<br />
Alkohol und Arbeit – ke<strong>in</strong>e gute Komb<strong>in</strong>ation. Der <strong>Schweiz</strong>erische Solidaritätstag für Menschen mit Alkoholproblemen<br />
greift dieses Jahr das Thema «Alkoholabhängigkeit am Arbeitsplatz» auf. Die wichtigste Frage für viele Fachleute:<br />
Wie können mehr Betriebsverantwortliche, Vorgesetzte und Mitarbeitende dazu bewegt werden, an <strong>der</strong> <strong>Alkoholprävention</strong><br />
teilzunehmen? Von Thomas Pfluger<br />
Durchschnittlich hat e<strong>in</strong>er von zwanzig Mitarbeitenden<br />
<strong>in</strong> jedem Unternehmen e<strong>in</strong> Alkoholproblem.<br />
Alkoholsucht ist gefährlich, und auch sporadischer<br />
Konsum kann es werden. Denn Alkohol verdreifacht<br />
die Unfallgefahr. Jede fünfte Person, die wegen e<strong>in</strong>es<br />
Arbeitsunfalls auf die Notfallstation e<strong>in</strong>geliefert<br />
wird, ist alkoholisiert.<br />
Beson<strong>der</strong>s oft getrunken wird an Arbeitsplätzen, die<br />
den Zugang zu Alkoholischem leicht machen (zum<br />
Beispiel <strong>in</strong> Bars), bei denen das Tr<strong>in</strong>ken e<strong>in</strong>e soziale<br />
Funktion erfüllt und «e<strong>in</strong>fach dazugehört», wie etwa<br />
bei manchen Handelsvertretenden und <strong>in</strong> so genannten<br />
«Durstberufen» mit anstrengen<strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong><br />
staubiger, heisser o<strong>der</strong> trockener Umgebung (Baustellen).<br />
Langweilige Arbeitsplätze mit ger<strong>in</strong>gen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
verleiten zum Missbrauch, weil e<strong>in</strong>e<br />
verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Leistung nicht sofort auffällt. Aber auch<br />
Vorgesetzte, die unbeaufsichtigt und selbstverantwortlich<br />
arbeiten und delegieren können, tragen erwiesenermassen<br />
e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko.<br />
Prävention ist im Interesse aller<br />
Alle sollten daran <strong>in</strong>teressiert se<strong>in</strong>, Alkoholprobleme<br />
am Arbeitsplatz gründlich anzugehen. Die Betroffenen<br />
wissen, dass sie ihre Gesundheit, ihr soziales<br />
Netz und ihre Arbeitsstelle aufs Spiel setzen. Der Arbeitgeber<br />
ist nicht nur gesetzlich dazu verpflichtet,<br />
se<strong>in</strong>e Arbeitnehmenden vor den Folgen e<strong>in</strong>es Missbrauchs<br />
zu schützen, er sollte auch wissen, dass die<br />
Unfallgefahr schon bei ger<strong>in</strong>gen Alkoholmengen zuund<br />
die Leistung um rund e<strong>in</strong> Viertel abnimmt. Und<br />
für die Kollegen und Kolleg<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d alkoholisierte<br />
Mitarbeitende nicht nur mühsam, son<strong>der</strong>n unter<br />
Umständen auch gefährlich, weil man sich nicht auf<br />
sie verlassen kann.<br />
Viele Betriebe haben das Problem erkannt und nehmen<br />
die <strong>Alkoholprävention</strong> ernst. E<strong>in</strong>e repräsentative<br />
Umfrage <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>erischen Fachstelle für<br />
Alkohol- und an<strong>der</strong>e Drogenprobleme (SFA) im Jahr<br />
1999 hat ergeben, dass rund 60 Prozent <strong>der</strong> Unternehmen<br />
schon entsprechende Massnahmen und<br />
Regeln kennen, wobei grosse Betriebe die Vorreiterrolle<br />
übernehmen. Die Qualität <strong>der</strong> <strong>Alkoholprävention</strong><br />
könnte allerd<strong>in</strong>gs noch gesteigert werden: Beson<strong>der</strong>e<br />
Regeln für Personal <strong>in</strong> Sicherheitsbereichen<br />
Durchschnittlich hat e<strong>in</strong>er<br />
von zwanzig Mitarbeitenden<br />
<strong>in</strong> jedem Unternehmen e<strong>in</strong><br />
Alkoholproblem.<br />
gibt es nur bei zwei Dritteln <strong>der</strong> aktiven Unternehmen,<br />
Regeln für den Aussendienst s<strong>in</strong>d sogar noch<br />
deutlich seltener. Und weniger als die Hälfte <strong>der</strong> Firmen<br />
hat konkrete Richtl<strong>in</strong>ien für den Umgang mit<br />
alkoholkranken Mitarbeitenden. Die SFA hat deshalb<br />
«Goldstandards» für die Prävention entwickelt, also<br />
Regeln, die e<strong>in</strong>e optimale Wirkung <strong>der</strong> Massnahmen<br />
garantieren. Weil kle<strong>in</strong>e und mittlere Firmen oft noch<br />
zu wenig <strong>in</strong>vestieren können, sollen für sie spezielle<br />
Angebote entwickelt werden.<br />
Die Umfragen haben auch e<strong>in</strong>e erfreuliche Überraschung<br />
gebracht: Präventionsmassnahmen werden<br />
von den Arbeitnehmenden viel besser akzeptiert, als<br />
im Allgeme<strong>in</strong>en vermutet wird. Präventionswillige<br />
Arbeitgeber machen sich also nicht unbeliebt. E<strong>in</strong>e<br />
ermutigende Tatsache, die es den Verantwortlichen<br />
erleichtert, aktiv zu werden.<br />
Informationsmaterial für Betriebe<br />
E<strong>in</strong> Interesse an <strong>der</strong> <strong>Alkoholprävention</strong> haben natürlich<br />
auch die Unfall- und Krankenversicherer –<br />
Rauschzustände spielen bei vielen Unfällen mit, und<br />
Alkoholsucht ist e<strong>in</strong>e Krankheit. Die SUVA hat deshalb<br />
zusammen mit <strong>der</strong> SFA umfangreiches Informationsmaterial<br />
für Vorgesetzte und Angestellte<br />
erarbeitet, das bei <strong>der</strong> SFA bestellt werden kann. Neben<br />
Überblicksartikeln stehen Broschüren, e<strong>in</strong> Video<br />
und e<strong>in</strong>e CD zur Verfügung, die bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />
<strong>der</strong> <strong>Alkoholprävention</strong> helfen. Auch rechtliche Fragen<br />
werden im Informationsmaterial angesprochen. Der<br />
siebte <strong>Schweiz</strong>erische Solidaritätstag für Menschen<br />
mit Alkoholproblemen am 13. November ist e<strong>in</strong>e Gelegenheit,<br />
die Unterlagen anzuwenden. Am selben<br />
Tag wird ausserdem e<strong>in</strong>e Internetplattform aufgeschaltet,<br />
die über die Themen und Ziele des Aktionstages<br />
<strong>in</strong>formiert: www.soldiaritaetstag.ch.
He<strong>in</strong>z Buchmann ist Fachmann<br />
für Betriebsprävention<br />
bei <strong>der</strong> SFA.<br />
Blockaden lösen<br />
Herr Buchmann, Sie helfen Unternehmen,<br />
Präventionsprogramme gegen Alkoholmissbrauch<br />
zu entwickeln.<br />
Was s<strong>in</strong>d Ihre Erfahrungen?<br />
Grosse Firmen wie etwa Migros, von Moos Stahl<br />
o<strong>der</strong> Novartis kommen häufig von sich aus auf uns<br />
zu. Bei kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen s<strong>in</strong>d die<br />
Wi<strong>der</strong>stände grösser.<br />
Welche Wi<strong>der</strong>stände treffen Sie an?<br />
Wenn wir anfragen, ob das Unternehmen eigene<br />
Präventionsprogramme hat, heisst es meist: Dafür<br />
haben wir ke<strong>in</strong> Geld. Wenn es für e<strong>in</strong> eigenes Programm<br />
nicht reicht, bietet die SFA e<strong>in</strong>e externe Schulung<br />
an. Meist ist aber nur e<strong>in</strong>e Informationsveranstaltung<br />
erwünscht, e<strong>in</strong>e tiefere Diskussion ist<br />
schwierig. Die Bereitschaft, über e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen o<strong>der</strong> gar Themen wie Mobb<strong>in</strong>g<br />
zu sprechen, ist kle<strong>in</strong> – die Arbeitgeber sagen bald<br />
e<strong>in</strong>mal: «Das gibt es bei uns nicht.»<br />
«Meist ist nur e<strong>in</strong>e Informationsveranstaltung<br />
erwünscht, e<strong>in</strong>e<br />
tiefere Diskussion ist schwierig.»<br />
Was h<strong>in</strong><strong>der</strong>t die Verantwortlichen daran, das<br />
Thema Alkoholmissbrauch offen zu diskutieren?<br />
Tr<strong>in</strong>ken ist bei uns e<strong>in</strong>e kulturelle Selbstverständlichkeit.<br />
Wir haben alle Mühe zuzugeben, dass jemand<br />
mit diesem «Kulturgut» nicht umgehen kann. Man<br />
hat Angst, <strong>der</strong> Vorwurf könnte e<strong>in</strong>es Tages zurückgegeben<br />
werden. Es ist vielleicht <strong>der</strong> schwierigste<br />
Aspekt überhaupt <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Alkoholprävention</strong>, diese<br />
kulturelle Blockade zu durchbrechen.<br />
Es ist ja auch heikel, e<strong>in</strong>en Kollegen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Kolleg<strong>in</strong> auf ihr Alkoholproblem anzusprechen.<br />
Wie geht man dabei am besten vor?<br />
Wichtig ist, dass die persönliche Beziehung gut ist<br />
und die Gesprächsbasis erhalten bleibt. Man sollte<br />
deshalb zuerst über das Verhalten sprechen, nicht<br />
über das Tr<strong>in</strong>ken an sich. Am besten hält man e<strong>in</strong>e<br />
ganz persönliche Beobachtung fest. Zum Beispiel:<br />
«Mir ist aufgefallen, dass du <strong>in</strong> letzter Zeit häufig abwesend<br />
und nervös bist. Geht es dir nicht gut?»<br />
E<strong>in</strong>e solche Feststellung sollte man dann e<strong>in</strong>fach stehen<br />
lassen, ohne sie gross zu <strong>in</strong>terpretieren o<strong>der</strong> gar<br />
über Alkohol zu diskutieren. Die Betroffenen wissen<br />
ja eigentlich, dass sie e<strong>in</strong> Alkoholproblem haben,<br />
aber sie würden es nie zugeben, wenn es ihnen<br />
direkt vorgehalten wird.<br />
SCHWEIZERISCHER SOLIDARITÄTSTAG<br />
Was tun, wenn die Kolleg<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Untergebene, die Vorgesetzte tr<strong>in</strong>kt? Im konkreten Fall ist es nicht e<strong>in</strong>fach, mit Alko-<br />
holproblemen umzugehen. He<strong>in</strong>z Buchmann, Projektleiter für Betriebsprogramme bei <strong>der</strong> SFA, erläutert, wie man am<br />
besten vorgeht. Interview: Thomas Pfluger*<br />
«Wir haben alle Mühe zuzugeben,<br />
dass jemand mit diesem<br />
‘Kulturgut’ [Alkohol] nicht<br />
umgehen kann.»<br />
Und wie kann e<strong>in</strong> Vorgesetzter o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Vorgesetzte den Alkoholmissbrauch zum<br />
Thema machen?<br />
Im persönlichen Gespräch soll <strong>der</strong> Vorgesetzte die<br />
Arbeitsleistung und die Betriebssicherheit ansprechen.<br />
Damit das möglich ist, muss dem Untergebenen<br />
aber zuerst die Angst vor e<strong>in</strong>er Entlassung genommen<br />
werden. Der Grundsatz soll lauten: Zuerst<br />
Hilfe und dann erst, falls nötig, Sanktionen. Alkoholsucht<br />
muss als Krankheit anerkannt werden, den<br />
Mitarbeitenden sollen therapeutische Angebote<br />
offen stehen. Die Geschäftsleitung sollte dies <strong>in</strong><br />
schriftlichen Richtl<strong>in</strong>ien und Vere<strong>in</strong>barungen nie<strong>der</strong>legen<br />
und allen bekannt machen, am besten <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong> Personalvertretung. Dieser<br />
Aspekt gehört als zentrales Erfor<strong>der</strong>nis zu den von<br />
uns entwickelten «Goldstandards» <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Alkoholprävention</strong>.<br />
«Der Grundsatz soll lauten:<br />
Zuerst Hilfe und dann erst, falls<br />
nötig, Sanktionen.»<br />
Was tun, wenn <strong>der</strong>/die Vorgesetzte tr<strong>in</strong>kt?<br />
Das ist e<strong>in</strong>e grosse Schwierigkeit. Wenn die Firma e<strong>in</strong>e<br />
eigene Personalabteilung o<strong>der</strong> gar noch zusätzlich<br />
e<strong>in</strong>e Sozialberatungsstelle hat, ist es besser, diese<br />
anzusprechen als den «Dienstweg» zu nehmen.<br />
Wenn es im Betrieb ke<strong>in</strong>e solchen E<strong>in</strong>richtungen<br />
gibt, kann ich nur empfehlen, sich von <strong>der</strong> regionalen<br />
<strong>Sucht</strong>beratungsstelle im E<strong>in</strong>zelfall beraten zu lassen.<br />
*Thomas Pfluger ist freier Journalist <strong>in</strong> Blauen (BL) und spezialisiert<br />
auf die Themen Gesundheit und Mediz<strong>in</strong>.
ALKOHOLFORSCHUNG<br />
6 7<br />
Alkoholmissbrauch kostet Milliarden<br />
Der Alkoholmissbrauch verursacht <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> jährlich soziale Kosten von 6,5 Milliarden Franken. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt e<strong>in</strong>e Studie des Instituts für Wirtschafts- und Regionalforschung (IRER) <strong>der</strong> Universität Neuenburg.<br />
Die grösste Last verursachen dabei nicht die materiellen Kosten wie ärztliche Behandlung und Produktionsverluste,<br />
son<strong>der</strong>n die erstmals geschätzten immateriellen Kosten, das heisst das menschliche Leid und <strong>der</strong> Verlust an Lebensqualität.<br />
Alkohol am Steuer<br />
führt zu zahlreichen<br />
Verkehrsunfällen.<br />
<strong>Foto</strong>: SFA<br />
(IRER) Alkoholmissbrauch kann zu zahlreichen körperlichen<br />
und psychischen Schädigungen führen:<br />
Bluthochdruck, Hirnschlag, Mundhöhlen- und Rachenkrebs,<br />
Zirrhosen und Psychosen. Gemäss <strong>der</strong><br />
<strong>Schweiz</strong>erischen Fachstelle für Alkohol- und an<strong>der</strong>e<br />
Drogenprobleme (SFA) sterben pro Jahr mehr als<br />
2100 Personen wegen Alkoholmissbrauchs. 40 Prozent<br />
<strong>der</strong> Todesfälle s<strong>in</strong>d auf Krankheiten des Verdauungsapparates<br />
zurückzuführen. Weitere wichtige Ursachen<br />
s<strong>in</strong>d Verkehrsunfälle, Stürze, Gewalt und Suizid.<br />
Von e<strong>in</strong>em deutlich risikohaften Alkoholkonsum<br />
spricht man bei Frauen ab e<strong>in</strong>er Menge von<br />
20 Gramm re<strong>in</strong>en Alkohols pro Tag, bei Männern ist<br />
es das Doppelte. Mit drei bis vier Stangen Bier pro<br />
Tag s<strong>in</strong>d die 40 Gramm bereits erreicht.<br />
Gemäss Studien <strong>der</strong> SFA sterben<br />
pro Jahr mehr als 2100 Personen<br />
wegen Alkoholmissbrauchs.<br />
Alkoholmissbrauch verursacht Krankheiten,<br />
Unfälle und Produktionsverluste<br />
Alkoholmissbrauch verursacht zunächst e<strong>in</strong>mal direkte<br />
materielle Kosten: Alkoholkranke benötigen mediz<strong>in</strong>ische<br />
Behandlungen und Therapien. Weitere Ko-<br />
Alkoholmissbrauch hat oft verheerende Auswirkungen auf das<br />
soziale Umfeld. Nicht selten ist auch Gewalt im Spiel.<br />
<strong>Foto</strong>: SFA<br />
sten entstehen durch Sachschäden alkoholbed<strong>in</strong>gter<br />
Unfälle. Jährlich summieren sich diese Kosten auf<br />
700 Millionen Franken. Wenn die Betroffenen durch<br />
Unfall o<strong>der</strong> Krankheit für kürzere o<strong>der</strong><br />
längere Zeit arbeitsunfähig werden o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en frühzeitigen<br />
Tod erleiden, entstehen daraus Produktionsverluste,<br />
die für die Gesellschaft <strong>in</strong>direkte materielle<br />
Kosten darstellen. So gehen durch die 2100 alkoholbed<strong>in</strong>gten<br />
frühzeitigen Todesfälle 28 500 produktive<br />
Jahre verloren. Alle<strong>in</strong> die Invalidität wegen Alkoholmissbrauchs<br />
führt zu e<strong>in</strong>em jährlichen Produktionsverlust<br />
von 175,3 Millionen Franken. Insgesamt<br />
belaufen sich die <strong>in</strong>direkten materiellen Kosten auf<br />
1,5 Milliarden jährlich.<br />
Den alkoholbed<strong>in</strong>gten Verlust<br />
an Lebensqualität <strong>in</strong> Franken zu<br />
beziffern ist methodisch nicht<br />
e<strong>in</strong>fach, aber dennoch wichtig.<br />
Den weitaus grössten Anteil an den sozialen Kosten<br />
machen jedoch die immateriellen Kosten aus. Damit<br />
ist das körperliche und seelische Leiden <strong>der</strong> Alkoholkranken<br />
und ihrer Angehörigen sowie <strong>der</strong> Verlust an<br />
Lebensqualität geme<strong>in</strong>t. Alkoholmissbrauch hat oft<br />
verheerende Auswirkungen auf das soziale Umfeld:<br />
Familienangehörige, vor allem K<strong>in</strong><strong>der</strong>, s<strong>in</strong>d meist völlig<br />
überfor<strong>der</strong>t und stehen unter e<strong>in</strong>em starken Leidensdruck.<br />
Nicht selten ist auch psychische und physische<br />
Gewalt im Spiel.
Alkoholmissbrauch verursacht<br />
direkte, materielle Kosten,<br />
zum Beispiel für mediz<strong>in</strong>ische<br />
Behandlungen.<br />
<strong>Foto</strong>: SFA<br />
Immaterielle Kosten – schwerwiegend und<br />
schwierig zu beziffern<br />
Den alkoholbed<strong>in</strong>gten Verlust an Lebensqualität <strong>in</strong><br />
Franken zu beziffern ist methodisch nicht e<strong>in</strong>fach,<br />
aber dennoch wichtig, schliesslich stellen diese negativen<br />
Auswirkungen für die Gesellschaft e<strong>in</strong>e unwi<strong>der</strong>legbare<br />
und schwerwiegende Realität dar. Die<br />
Studie des Instituts für Wirtschafts- und Regionalforschung<br />
(IRER) <strong>der</strong> Universität Neuenburg veranschlagt<br />
die immateriellen Kosten mit 4,3 Milliarden.<br />
Dabei handelt es sich allerd<strong>in</strong>gs um e<strong>in</strong>e vorsichtige<br />
Schätzung, wie <strong>der</strong> Studienleiter Prof. Claude Jeanrenaud<br />
zu bedenken gibt. Zum e<strong>in</strong>en sei <strong>in</strong> dieser<br />
Studie bloss mit den 300 000 Alkoholabhängigen<br />
gerechnet worden, ohne die Personen mit e<strong>in</strong>em<br />
missbräuchlichen Alkoholkonsum mite<strong>in</strong>zubeziehen,<br />
<strong>der</strong> ebenfalls viele negative Auswirkungen habe.<br />
Zum an<strong>der</strong>en gebe es grundsätzlich nur wenig Daten<br />
zu den Folgen des Alkoholmissbrauchs. Deshalb<br />
konnte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Studie <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss des Alkohols auf<br />
Gewalthandlungen o<strong>der</strong> auf die Leistung bei <strong>der</strong><br />
Erwerbsarbeit nicht berücksichtigt werden. E<strong>in</strong> Bereich,<br />
<strong>in</strong> dem offensichtlich noch e<strong>in</strong> grosser Forschungsbedarf<br />
besteht.<br />
Die immateriellen Kosten für den<br />
Alkoholmissbrauch belaufen sich<br />
auf 4,3 Milliarden Franken jährlich.<br />
Um die immateriellen Kosten zu ermitteln, hat das<br />
IRER <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Umfrage mit <strong>der</strong> «Will<strong>in</strong>gness-to-pay»-<br />
Methode die «Zahlungsbereitschaft» für alkoholbed<strong>in</strong>gte<br />
Krankheiten erhoben. Die Befragten wurden<br />
zunächst über die Konsequenzen <strong>der</strong> wichtigsten<br />
alkoholbed<strong>in</strong>gten Krankheiten wie beispielsweise<br />
Leberzirrhose o<strong>der</strong> Rachenkrebs <strong>in</strong>formiert und<br />
anschliessend befragt, wie viel sie von ihrem E<strong>in</strong>kommen<br />
abzugeben bereit wären, um das Risiko für<br />
diese Krankheiten zu reduzieren. Die so erfragten<br />
Geldbeträge wurden dann mit <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> alkoholbed<strong>in</strong>gten<br />
Krankheitsfälle <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> multipliziert,<br />
was zu e<strong>in</strong>er Summe von 1,3 Milliarden Franken<br />
führte. Ebenfalls veranschlagt wurden die<br />
immateriellen Kosten von alkoholbed<strong>in</strong>gten Verkehrsunfällen<br />
(1,2 Milliarden) und die immateriellen<br />
Kosten, die durch die psychische und soziale Belas-<br />
Übersicht über die sozialen Kosten<br />
ALKOHOLFORSCHUNG<br />
Wer drei bis vier Stangen Bier pro Tag tr<strong>in</strong>kt, konsumiert<br />
e<strong>in</strong>deutig risikohaft. <strong>Foto</strong>: SFA<br />
tung, die für alkoholabhängige Menschen und jene,<br />
die mit ihnen zusammenleben, entstehen (1,8 Milliarden).<br />
Insgesamt kommt man so auf immaterielle<br />
Kosten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe von 4,3 Milliarden Franken.<br />
Die sozialen Kosten des Rauchens, des Alkohols<br />
und illegaler Drogen<br />
Die vorliegende Untersuchung ist die zweite <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Serie von drei Studien, die vom Bundesamt für Gesundheit<br />
(BAG) <strong>in</strong> Auftrag gegeben wurden. Die<br />
erste Studie (1998) untersuchte die sozialen Kosten<br />
des Rauchens und die dritte Studie, <strong>der</strong>en Ergebnisse<br />
im nächsten Jahr veröffentlicht werden, befasst<br />
sich mit den sozialen Kosten illegaler Drogen. Die<br />
Studie zu den sozialen Kosten des Alkoholmissbrauchs<br />
ist das Produkt e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit verschiedener<br />
Forschungsstellen. Die <strong>Schweiz</strong>erische<br />
Fachstelle für Alkohol- und an<strong>der</strong>e Drogenprobleme<br />
(SFA) lieferte die epidemiologischen Daten zu Krankheits-<br />
und Todesfällen sowie Unfällen, die alkoholbed<strong>in</strong>gt<br />
s<strong>in</strong>d. Das Basler Büro HealthEcon ermittelte<br />
die Daten zu alkoholbezogenen mediz<strong>in</strong>ischen Behandlungen<br />
und Therapien. Aufgrund dieser Daten<br />
berechnete das Institut für Wirtschafts- und Regionalforschung<br />
(IRER) <strong>der</strong> Universität Neuenburg die<br />
direkten und <strong>in</strong>direkten Kosten, die daraus entstehen,<br />
sowie die immateriellen Kosten, die aus dem<br />
Verlust an Lebensqualität hervorgehen.<br />
Direkte materielle Kosten: 0,7 Milliarden<br />
Mediz<strong>in</strong>ische Behandlung, Therapieaufenthalte, Kompensation materieller<br />
Schäden, z.B. von Unfällen<br />
Indirekte materielle Kosten: 1,5 Milliarden<br />
Produktionsverlust wegen Krankheit, Invalidität o<strong>der</strong> frühzeitigem Tod,<br />
erhöhtes Risiko <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit<br />
Immaterielle Kosten: 4,3 Milliarden<br />
Verlust an Lebensqualität <strong>der</strong> Betroffenen und ihrer Umgebung<br />
Total soziale Kosten des Alkoholmissbrauchs: 6,5 Milliarden
Das berauschende Kraut<br />
sorgte im Parlament für<br />
heisse Köpfe und bei <strong>der</strong> SFA<br />
für heisse Drähte…<br />
<strong>Foto</strong>: SFA<br />
8 9<br />
Eltern<strong>in</strong>fo Cannabis<br />
Grosses Bedürfnis nach Beratung<br />
Die Nachfrage nach Beratung im Bereich Cannabis<br />
ist gross: Beim Beratungstelefon «Eltern<strong>in</strong>fo<br />
Cannabis» riefen <strong>in</strong> den ersten sechs Wochen<br />
nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung rund 300 Ratsuchende an.<br />
(jm) «Es s<strong>in</strong>d meist Eltern, die anrufen», erzählt die<br />
Projektverantwortliche Sab<strong>in</strong>e Dobler. «Vor allem<br />
Mütter, die sich Sorgen machen, weil ihr K<strong>in</strong>d Haschisch<br />
o<strong>der</strong> Marihuana raucht o<strong>der</strong> weil sie den<br />
Konsum zum<strong>in</strong>dest vermuten.» Dass Jugendliche<br />
selbst anrufen, um Informationen über Wirkungen<br />
und Risiken zu Cannabis zu erhalten, sei dagegen<br />
eher selten.<br />
Die Situationen, die dem sechsköpfigen Beratungsteam<br />
geschil<strong>der</strong>t werden, s<strong>in</strong>d sehr unterschiedlich:<br />
Manche <strong>der</strong> beschriebenen Jugendlichen konsumieren<br />
das berauschende Kraut ab und zu <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeit,<br />
an<strong>der</strong>e regelmässig bis sehr oft. Die Mehrheit <strong>der</strong><br />
beschriebenen Cannabiskonsumierenden ist männlich.<br />
In den meisten Fällen liegt <strong>der</strong>en Alter zwischen<br />
15 und 20 Jahren.<br />
Im Beratungsgespräch wird versucht, die Situation<br />
geme<strong>in</strong>sam mit den Eltern e<strong>in</strong>zuschätzen. Dabei<br />
geht es oft nicht nur um den Cannabiskonsum, son<strong>der</strong>n<br />
um die Lebenssituation an sich. Gegebenenfalls<br />
vermittelt das Beratungsteam Adressen von regionalen<br />
<strong>Sucht</strong>- o<strong>der</strong> Jugendberatungsstellen. Manche<br />
Eltern erkundigen sich auch nach möglichen<br />
Vorkehrungen, die verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n können, dass es überhaupt<br />
zu e<strong>in</strong>em Cannabiskonsum kommt.<br />
Da die Beratungsgespräche im Mittel etwa e<strong>in</strong>e halbe<br />
Stunde dauern und nur e<strong>in</strong>e Telefonl<strong>in</strong>ie pro Sprache<br />
zur Verfügung steht, kommt es unweigerlich zu<br />
Wartezeiten. «Wir erwarten aber, dass die Anzahl<br />
<strong>der</strong> Anrufe nach dem ersten Ansturm allmählich<br />
etwas abnehmen wird», erklärt Sab<strong>in</strong>e Dobler. Das<br />
kostenlose Beratungsangebot «Eltern<strong>in</strong>fo Cannabis»<br />
kann auch weiterh<strong>in</strong> zu Bürozeiten <strong>in</strong> Anspruch genommen<br />
werden: Montag bis Freitag, 9 bis<br />
12 Uhr und 13.30 bis 16.30 Uhr.<br />
Tel. Deutsch: 0800 104 104 – Tel. Französisch: 0800 105 105<br />
KOMMENTAR<br />
Verpasste Chancen<br />
Revision des Betäubungsmittelgesetzes<br />
Lobbyieren lohnt sich. Wie kaum zuvor s<strong>in</strong>d unsere<br />
Nationalräte mit Pamphleten e<strong>in</strong>gedeckt worden, die<br />
gleichsam den Untergang des Abendlandes ankündigten,<br />
sollten Konsum und Besitz von Cannabis von<br />
Strafe befreit werden. Der Androhung folgend hat<br />
<strong>der</strong> Nationalrat e<strong>in</strong> klares Verdikt gefällt: Er weist die<br />
Gesetzesvorlage sec an den Stän<strong>der</strong>at zurück. Repression<br />
ist angesagt, obgleich <strong>der</strong> dissuasive Effekt<br />
<strong>der</strong> Strafandrohung erwiesenermassen gleich Null<br />
ist, bei <strong>der</strong> Durchsetzung des Verbots Willkür herrscht<br />
und sich eigentlich nur die Dummen beim Kiffen<br />
erwischen lassen.<br />
Welch verpasste Chance, um endlich Realitäten<br />
Rechnung zu tragen, um klare Signale für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> sich<br />
stimmige Prävention zu setzen und um Ordnung <strong>in</strong><br />
den chaotischen Markt zu br<strong>in</strong>gen! We<strong>in</strong> sei gastronomisch,<br />
doch Cannabiskonsum trübe lediglich das<br />
Bewusstse<strong>in</strong>, me<strong>in</strong>te gar e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Ratsherren, <strong>der</strong><br />
ansonsten stets mit <strong>der</strong> liberalen Flagge wedelt.<br />
Fragt sich nur, wer da leicht benebelt ist. Die Weigerung,<br />
auf e<strong>in</strong>e Gesetzesvorlage, die viel mehr bezweckt<br />
als die blosse Strafbefreiung des Cannabiskonsums,<br />
e<strong>in</strong>zutreten und den Gesetzesentwurf <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er Gesamtheit zu debattieren, ist e<strong>in</strong> Rückfall <strong>in</strong><br />
den «Krieg gegen die Drogen», e<strong>in</strong> Krieg, dessen<br />
Hauptgew<strong>in</strong>nler nicht potenzielle Konsumenten,<br />
son<strong>der</strong>n vielmehr <strong>der</strong> Schwarzmarkt ist, <strong>der</strong> aufs<br />
Neue erblüht. Dabei ist e<strong>in</strong>es gewiss: Illegalität,<br />
Schwarzmarkt und Jugendschutz lassen sich nicht<br />
vere<strong>in</strong>baren.<br />
Gewiss, die Ängste <strong>der</strong> Eltern um ihre Sprössl<strong>in</strong>ge<br />
und die Sorge <strong>der</strong> Lehrerschaft um bekiffte Schüler<br />
und Schüler<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d nur allzu gut verständlich.<br />
Doch zuweilen sche<strong>in</strong>t es, als ob pädagogisch Tätige<br />
sich vor <strong>der</strong> Erkenntnis verschliessen, dass nicht die<br />
Bestimmungen des Strafgesetzbuches, son<strong>der</strong>n<br />
vielmehr ver<strong>in</strong>nerlichte Werte, soziale Kontrolle und<br />
kontrollierbare sowie durchsetzbare Regeln im <strong>in</strong>stitutionellen<br />
Rahmen es s<strong>in</strong>d, die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />
Normen e<strong>in</strong>halten lassen.<br />
Die Situation habe sich drastisch geän<strong>der</strong>t, so habe<br />
sich <strong>der</strong> THC-Gehalt <strong>der</strong> Cannabispflanzen erhöht<br />
und neue Studien zeigten die Gefährlichkeit des<br />
Cannabiskonsums auf, <strong>der</strong> Entscheid des Stän<strong>der</strong>ates<br />
müsse darum rückgängig gemacht werden. So<br />
die Argumentation <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>erstarkten Gegner<br />
e<strong>in</strong>er Strafbefreiung des Konsums. Nur, höhere THC-<br />
Gehalte können sich unter Umständen auch schadensm<strong>in</strong><strong>der</strong>nd<br />
auswirken, weil um e<strong>in</strong>e Wirkung zu<br />
erzielen, weniger gekifft werden muss. Nachdenklich<br />
stimmt auch, wie leicht sich die<br />
Medien e<strong>in</strong>spannen lassen, wenn es darum geht,<br />
isolierte wissenschaftliche Befunde dramatisch <strong>in</strong><br />
Szene zu setzen.<br />
Doch wer weiss, vielleicht kommt bei <strong>der</strong> neuerlichen<br />
Beratung <strong>der</strong> Gesetzesvorlage im neuen Parlament<br />
den Weisen Rat o<strong>der</strong> vielmehr Mut.<br />
Richard Müller, Leiter <strong>der</strong> SFA
Cannabisprävention <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Schule: Wie können<br />
Lehrkräfte das Thema im<br />
Unterricht behandeln?<br />
Die SFA hat ihr Handbuch<br />
aktualisiert und neu aufgelegt.<br />
«Ich b<strong>in</strong> frustriert», erklärte Mart<strong>in</strong> Büechi vom Bundesamt<br />
für Gesundheit (BAG) <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Referat unumwunden.<br />
«Gerade jetzt wird im Nationalrat e<strong>in</strong>e<br />
Diskussion neu erfunden, die bereits zehn Jahre alt<br />
ist. Die Leute haben nicht mehr den Mut, Ja zu<br />
sagen», ärgerte er sich. Er sollte recht behalten: Zur<br />
selben Stunde entschied <strong>der</strong> Nationalrat, nicht auf<br />
die Debatte zur Revision des Betäubungsmittelgesetzes<br />
e<strong>in</strong>zutreten. Damit wurde die Entscheidung<br />
über die Entkrim<strong>in</strong>alisierung des Cannabiskonsums<br />
erneut auf Eis gelegt.<br />
Das neue Gesetz hätte den Präventionsauftrag<br />
des Bundes festgehalten<br />
«In <strong>der</strong> Gesetzesrevision wäre es um weit mehr als<br />
nur um Cannabis gegangen», betonte Büechi. «Vieles,<br />
was heute bereits Realität ist, hätte gesetzlich<br />
verankert werden können.» Beispielsweise das<br />
Viersäulenpr<strong>in</strong>zip des Bundes – Prävention, Überlebenshilfe,<br />
Therapie und Repression –, die hero<strong>in</strong>gestützte<br />
Behandlung und <strong>der</strong> Jugendschutz. «Erstmals<br />
hätte <strong>der</strong> Bund e<strong>in</strong>en klaren Präventions- und<br />
Informationsauftrag erhalten», erklärte Büechi. Auch<br />
die Pflicht <strong>der</strong> Kantone, die für die Prävention notwendigen<br />
E<strong>in</strong>richtungen zu schaffen, sei klar formuliert.<br />
«S<strong>in</strong>d solche Aufgaben erst e<strong>in</strong>mal gesetzlich<br />
verankert, können sie bei Spardruck auch nicht so<br />
leicht weggekürzt werden.» Das leuchtete den Besucher<strong>in</strong>nen<br />
und Besuchern <strong>der</strong> Tagung e<strong>in</strong>. Aller-<br />
CANNABISPRÄVENTION<br />
Cannabis: Ob legal o<strong>der</strong> illegal ist nicht egal<br />
Welchen E<strong>in</strong>fluss hat <strong>der</strong> rechtliche Status des Cannabiskonsums auf die Prävention? Diese Frage beschäftigte die<br />
<strong>Sucht</strong>fachleute an e<strong>in</strong>em nationalen Forum am 24. September <strong>in</strong> Biel. Am selben Tag entschied <strong>der</strong> Nationalrat, nicht auf<br />
die Revisionsdebatte e<strong>in</strong>zutreten. Der aktuelle Anlass führte zu emotionalen Voten und engagierten Diskussionen.<br />
Von Jan<strong>in</strong>e Messerli<br />
d<strong>in</strong>gs hätten sich manche von Seiten des Bundes<br />
umfassen<strong>der</strong>e und schnellere Information gewünscht:<br />
«Der jetzige Informationszeitpunkt während<br />
<strong>der</strong> Nationalratsdebatte ist geradezu surreal»,<br />
kritisierte Urs Rohr von <strong>der</strong> <strong>Sucht</strong>präventionsstelle<br />
<strong>der</strong> Stadt Zürich. Und zwei Tagungsteilnehmer<br />
bemängelten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pause, dass das BAG nicht über<br />
die Verordnung zum Gesetz <strong>in</strong>formierte: «Um die<br />
Gesetzesrevision wirklich beurteilen zu können,<br />
müsste man die Verordnung kennen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> so Entscheidendes<br />
wie die Regelung des Cannabisverkaufs<br />
o<strong>der</strong> des Jugendschutzes festgelegt ist», fanden<br />
sie.<br />
E<strong>in</strong> Massnahmenkatalog für Zürich<br />
Trotz <strong>der</strong> nunmehr verän<strong>der</strong>ten aktuellen Umstände<br />
stellten Andrea Feller vom Sozialdepartement Zürich<br />
und Urs Rohr von <strong>der</strong> städtischen <strong>Sucht</strong>prävention<br />
ihren Massnahmenkatalog für die Vollzugspraxis<br />
des neuen Gesetzes vor, den e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />
Gruppe ausgearbeitet hatte. Die Massnahmen be<strong>in</strong>halten<br />
die Produktion e<strong>in</strong>er Informationsbroschüre,<br />
Beratung und Coach<strong>in</strong>g von Multiplikatoren (z. B.<br />
Lehrkräften) und die Schaffung von Regelsystemen<br />
für die Schule. Man sei auch <strong>in</strong>teressiert daran, die<br />
Hanfläden durch Schulung des Verkaufspersonals<br />
<strong>in</strong> die Präventionsarbeit e<strong>in</strong>zubeziehen. Hanfläden<br />
sollten e<strong>in</strong>er kantonalen Bewilligungspflicht unterstehen<br />
und Cannabis e<strong>in</strong>er Deklarationspflicht, die<br />
Aufschluss über Sorte, Qualität und THC-Gehalt<br />
gebe.<br />
Was bedeutet denn nun die Absage des Nationalrats<br />
für die Zürcher Präventionsleute? «Wir werden unsere<br />
Präventionsmassnahmen weiterverfolgen», erklärt<br />
Rohr. «Solange die Revision nicht von beiden<br />
Räten abgesegnet ist, können wir aber nicht mit den<br />
Hanfläden zusammenarbeiten. Das ist total schade,<br />
aber so ist nun mal die politische Realität.»<br />
Cannabisprävention braucht es so o<strong>der</strong> so<br />
Wie die Diskussionen <strong>in</strong> den Workshops zeigten,<br />
hätte die Mehrheit <strong>der</strong> Fachleute die Gesetzesrevision<br />
befürwortet. Anstatt die Prävention e<strong>in</strong>fach ans<br />
Strafgesetz zu delegieren, wäre so e<strong>in</strong>e offenere und<br />
sachlichere Diskussion über Cannabis ermöglicht<br />
worden, war die Me<strong>in</strong>ung. E<strong>in</strong>e Workshopteilnehmer<strong>in</strong><br />
resümierte: «Cannabisprävention braucht es<br />
so o<strong>der</strong> so, egal wie die Gesetzeslage ist.» Und e<strong>in</strong>e<br />
an<strong>der</strong>e Fachfrau erklärte: «Es geht darum, dass die<br />
Gesellschaft – und nicht nur die Jugendlichen – Kompetenzen<br />
entwickelt und lernt, mit <strong>Sucht</strong>mitteln umzugehen,<br />
ganz gleich, ob es sich dabei um Cannabis,<br />
Alkohol o<strong>der</strong> Zigaretten handelt.»
AUSLAND<br />
«Zigaretten verursachen<br />
Hirnschläge». Die EU empfiehlt<br />
Warnfotos, wie sie <strong>in</strong><br />
Kanada bereits üblich s<strong>in</strong>d.<br />
EU-Kommission<br />
Warnfotos auf Zigarettenpäckchen<br />
«Rauchen kann zu e<strong>in</strong>em langsamen und schmerzhaften<br />
Tod führen», so lautet e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Warnungen auf<br />
Zigarettenpäckli <strong>in</strong> <strong>der</strong> EU, für welche die Europäische<br />
Kommission nun auch Farbfotografien e<strong>in</strong>führen<br />
möchte. Die Kommission hat entschieden,<br />
dass die Mitgliedstaaten ab dem 1. Oktober 2004 die<br />
Möglichkeit haben, solche <strong>Foto</strong>s auf Tabakerzeugnissen<br />
zu verwenden. In Län<strong>der</strong>n wie Kanada o<strong>der</strong> Brasilien<br />
werden bereits drastische <strong>Foto</strong>s gezeigt, zum<br />
Beispiel sterbende Krebspatienten o<strong>der</strong> vom Krebs<br />
zerfressene Lungen, um die vorgeschriebenen Gesundheitswarnungen<br />
zu unterstreichen. Die Verwendung<br />
<strong>der</strong> <strong>Foto</strong>s ist freiwillig, doch während <strong>der</strong> Verhandlungen<br />
haben sich mehrere EU-Mitgliedstaaten<br />
sowie zahlreiche Mitglie<strong>der</strong> des Europäischen Parlaments<br />
für die E<strong>in</strong>führung visueller Warnh<strong>in</strong>weise <strong>in</strong><br />
Europa ausgesprochen. «Wir müssen neue, <strong>in</strong>novative<br />
Wege f<strong>in</strong>den, um <strong>der</strong> Öffentlichkeit drastisch vor<br />
Augen zu führen, dass 50 Prozent aller Raucher an<br />
den Folgen des Tabakkonsums sterben», erklärte EU-<br />
Kommissar David Byrne. «E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gliches Bild sagt<br />
dabei mehr als tausend Worte.»<br />
Österreich<br />
Politiker<strong>in</strong>nen for<strong>der</strong>n Alkoholverbot im<br />
Parlament<br />
(sda/afp) Parlamentarier<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Österreich haben die<br />
feuchtfröhlichen Gewohnheiten ihrer männlichen Kollegen<br />
satt. Es sei <strong>in</strong>akzeptabel, dass manche Abgeordnete<br />
mit e<strong>in</strong>em Alkoholpegel, mit dem sie längst<br />
nicht mehr Auto fahren dürfen, ersche<strong>in</strong>en, sagte die<br />
Grünen-Politiker<strong>in</strong> Brigid We<strong>in</strong>z<strong>in</strong>ger dem Magaz<strong>in</strong><br />
«Wiener<strong>in</strong>». Auch SPÖ-Umweltsprecher<strong>in</strong> Ulli Sima<br />
beschwerte sich über «leicht angetrunkene» Kollegen,<br />
die «schreiend und gestikulierend im Plenarsaal<br />
auf und ab gelaufen s<strong>in</strong>d». Um das Problem <strong>in</strong> den<br />
Griff zu kriegen, sollte nach Ansicht mehrerer Oppositionspolitiker<strong>in</strong>nen<br />
e<strong>in</strong> Alkoholverbot im Parlament<br />
e<strong>in</strong>geführt werden.<br />
Deutschland<br />
Alkohol im Fernsehen<br />
(BZgA) Hamburger Medienexperten stellten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Untersuchung fest, dass <strong>in</strong> den meisten Unterhaltungs-<br />
und Sportsendungen Alkohol e<strong>in</strong> positives<br />
Image trägt. Das Forscherteam untersuchte <strong>in</strong>sgesamt<br />
520 Stunden Programm von acht deutschen<br />
Fernsehsen<strong>der</strong>n. Sie nahmen vor allem Sendungen,<br />
die bei Jugendlichen beliebt s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>s Visier. Ihr Fazit:<br />
Alkohol ist <strong>in</strong> deutschen Fernsehsendungen ständig<br />
und überall präsent: Pro Stunde s<strong>in</strong>d etwa neun<br />
Alkoholszenen zu sehen. Der Alkohol wird aber nur<br />
ganz selten explizit thematisiert. Diskussionswürdig<br />
sche<strong>in</strong>en neben <strong>der</strong> Omnipräsenz vor allem die verharmlosenden<br />
Darstellungen von Alkohol im Kontext<br />
von Sportsendungen und -veranstaltungen und <strong>in</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dung mit Humor. In Unterhaltungssendungen<br />
s<strong>in</strong>d die Alkohol Konsumierenden vorwiegend positive<br />
Charaktere. Auch wenn sie <strong>in</strong> grösseren Mengen<br />
Alkohol tr<strong>in</strong>ken, wirken sie meist nüchtern. In e<strong>in</strong>em<br />
zweiten Teil <strong>der</strong> Studie wurden Jugendliche zu ihrem<br />
Umgang mit Alkohol und zu den Alkoholdarstellungen<br />
im Fernsehen befragt. Es stellte sich heraus,<br />
dass Alkohol zwar e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Rolle im<br />
Alltag und im Freundeskreis <strong>der</strong> Jugendlichen spielt,<br />
die Befragten aber mit dem Thema umzugehen<br />
wussten und die Grenzen und Gefahren kannten.<br />
Quelle: Büro für <strong>Sucht</strong>prävention: Alkohol – Fernsehen –<br />
Jugendliche. Hamburg 2002.<br />
Kanada<br />
Erste Fixerstube Nordamerikas<br />
(NZZ) Mitte September wurde <strong>in</strong> Vancouver mit grossem<br />
Publizitätsrummel die erste regierungsamtlich<br />
f<strong>in</strong>anzierte Fixerstube («safe <strong>in</strong>jection site») für<br />
Hero<strong>in</strong>- und Koka<strong>in</strong>süchtige eröffnet. Die Fixerstube<br />
bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Downtown Eastside genannten<br />
Rotlichtzone, wo rund 5000 Drogensüchtige und<br />
2000 Prostituierte leben. In den letzten fünf Jahren<br />
starben dort 833 Personen an e<strong>in</strong>er Drogenüberdosis<br />
o<strong>der</strong> an den Folgen von Aids. Die Fixerstube, e<strong>in</strong> Mitteld<strong>in</strong>g<br />
zwischen Kl<strong>in</strong>ik und Kursalon, soll allen Süchtigen<br />
e<strong>in</strong>en vor Strafverfolgung sicheren, hygienisch<br />
e<strong>in</strong>wandfrei sauberen Ort bieten, wo sie Beratung<br />
und allenfalls auch mediz<strong>in</strong>ische Behandlung f<strong>in</strong>den<br />
können. Es werden E<strong>in</strong>wegspritzen und das sonstige<br />
Fixerbesteck zur Verfügung gestellt, doch die «Kunden-Patienten»<br />
müssen ihre Rauschmittel selbst mitbr<strong>in</strong>gen.<br />
Die Drogen bleiben also illegal, aber ihre Verwendung<br />
wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fixerstube gestattet. Das Insite-<br />
Projekt wird von vielen begeisterten Politikern und<br />
Sozialaktivisten, aber auch von den nach wie vor oft<br />
skeptischen Polizisten als e<strong>in</strong> wichtiges Experiment<br />
bezeichnet. Man erwartet sowohl auf dem Gebiet<br />
des Gesundheitswesens als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krim<strong>in</strong>alstatistik<br />
positive Ergebnisse. Kritiker <strong>in</strong> Kanada und vor<br />
allem <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>igten Staaten sehen dar<strong>in</strong> jedoch<br />
e<strong>in</strong>en weiteren Schritt auf dem abschüssigen Weg<br />
zur Legalisierung <strong>der</strong> Drogen.<br />
Fixerstuben sollen offene Drogenszenen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
helfen. E<strong>in</strong> Bild aus vergangenen Zeiten: Die Szene an <strong>der</strong><br />
Zürcher Riviera 1972. <strong>Foto</strong>: SFA
Ungefähr 5600 Jugendliche im<br />
Alter von 15 und 16 Jahren<br />
haben bereits e<strong>in</strong>en Selbstmordversuch<br />
unternommen.<br />
Das zeigt die <strong>Schweiz</strong>erische<br />
Schülerbefragung.<br />
Montage: SFA<br />
Chronische Beschwerden und Suizid<br />
11 Prozent <strong>der</strong> Jugendlichen im Alter von 15 und 16 Jahren fühlen sich häufig deprimiert. In dieser Gruppe ist das Risiko,<br />
e<strong>in</strong>en Selbstmordversuch zu begehen, klar erhöht. Das zeigt die aktuelle Schülerstudie <strong>der</strong> SFA. Die Experten betrach-<br />
ten dies als alarmierend und empfehlen verstärkte Interventionen. Von Mar<strong>in</strong>a Delgrande Jordan und Jan<strong>in</strong>e Messerli<br />
Antwort <strong>der</strong> 15- und 16-jährigen Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler auf die Frage:<br />
"Hast du schon mal an Selbstmord gedacht?" (2002)<br />
Nie<br />
Ich habe manchmal daran gedacht<br />
Ich habe schon oft daran gedacht<br />
Ich habe ernsthaft darüber<br />
nachgedacht und schon Pläne<br />
zur Ausführung gemacht<br />
Ich habe schon e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en<br />
Selbstmordversuch unternommen<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
2,2%<br />
4,1%<br />
1,7%<br />
3,5%<br />
2,6%<br />
4,0%<br />
16,8%<br />
32,0%<br />
56,3%<br />
Jungen<br />
Mädchen<br />
76,7%<br />
Im Jugendalter wird die Gesundheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel als<br />
etwas Selbstverständliches und Unerschöpfliches<br />
betrachtet. Auch die Angst, später e<strong>in</strong>mal ernsthaft<br />
zu erkranken, ist bei Jugendlichen kaum vorhanden.<br />
Die meisten Studien aus dem In- und Ausland belegen,<br />
dass die Mehrheit <strong>der</strong> Jugendlichen sich als gesund<br />
betrachtet. Tatsächlich ist das Risiko, an e<strong>in</strong>er<br />
Krankheit zu sterben, im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter am<br />
niedrigsten.<br />
Selbstmord – die zweithäufigste Todesursache<br />
In e<strong>in</strong>em gewissen Wi<strong>der</strong>spruch zu diesen Ergebnissen<br />
steht, dass zahlreiche Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> über körperliche und psychische Beschwerden<br />
klagen, die manchmal bereits chronisch<br />
s<strong>in</strong>d. Ausserdem ist hierzulande wie auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Industrielän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Selbstmord bei Jugendlichen<br />
nach den Unfällen die zweithäufigste<br />
Todesursache. Wie die Schülerbefragung <strong>der</strong> SFA<br />
aus dem Jahr 2002 zeigt, haben 4 Prozent <strong>der</strong><br />
Mädchen und 2,6 Prozent <strong>der</strong> Knaben im Alter von<br />
15 und 16 Jahren e<strong>in</strong>en Selbstmordversuch gemacht.<br />
Das s<strong>in</strong>d ungefähr 5600 Jugendliche. Weitere<br />
etwa 4400 Jugendliche <strong>in</strong> diesem Alter haben schon<br />
ernsthaft über Selbstmord nachgedacht.<br />
Zahlreiche Studien zeigen, dass Mädchen und Frauen<br />
häufiger Suizidversuche unternehmen als Jungen<br />
und Männer; aber auch, dass die Männer häufiger an<br />
den Selbstmordversuchen sterben als die Frauen.<br />
Dies deshalb, weil sie radikalere Tötungsmittel verwenden.<br />
Faktoren wie gestörte Familienstrukturen,<br />
Leistungsprobleme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule, Gewalt, Del<strong>in</strong>-<br />
JUGENDLICHE<br />
quenz und Substanzmissbrauch tragen zu e<strong>in</strong>er Suizidgefährdung<br />
bei. Aber auch wer unter physischen<br />
Beschwerden, Depressionen, Angst- und Persönlichkeitsstörungen<br />
leidet, trägt e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko für<br />
Suizid.<br />
Die «Beschwerdenfreien», die «Erschöpften»<br />
und die «Deprimierten»<br />
In <strong>der</strong> Adoleszenz durchlaufen die Menschen grosse<br />
körperliche und psycho-soziale Verän<strong>der</strong>ungen. Dabei<br />
kommt es häufig zu psychischen und körperlichen Beschwerden.<br />
Werden diese Störungen chronisch, können<br />
sie das Wohlbef<strong>in</strong>den und das Sozialleben <strong>der</strong><br />
Jugendlichen entscheidend bee<strong>in</strong>trächtigen.<br />
Bei den 11- bis 16-jährigen Mädchen s<strong>in</strong>d chronische<br />
Symptome häufiger als bei den Knaben und sie nehmen<br />
mit dem Alter zu. Psychische Beschwerden wie<br />
beispielsweise Müdigkeit, Traurigkeit und Nervosität<br />
s<strong>in</strong>d dabei häufiger als physische (Kopf- und Rückenschmerzen,<br />
Schw<strong>in</strong>del).<br />
Die Verfasser <strong>der</strong> Studie haben festgestellt, dass sich<br />
die Jugendlichen aufgrund ihrer Beschwerden <strong>in</strong> drei<br />
homogene Gruppen e<strong>in</strong>teilen lassen. Die Zugehörigkeit<br />
zur jeweiligen Gruppe erlaubt e<strong>in</strong>e relativ klare<br />
Voraussage über das potenzielle Suizidrisiko. Der<br />
grösste Anteil <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler im Alter<br />
von 15 bis 16 Jahren gehört zur Gruppe <strong>der</strong> «Beschwerdenfreien»<br />
(61 Prozent). Die zweite Gruppe<br />
umfasst jene Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, die chronisch<br />
müde s<strong>in</strong>d: die «Erschöpften» (28 Prozent). Und die<br />
dritte Gruppe, die «Deprimierten», umfasst all jene<br />
Jugendlichen, die mehrere körperliche o<strong>der</strong> psychische<br />
Beschwerden aufweisen (11 Prozent). Die Analyse<br />
<strong>der</strong> Gruppen zeigt, dass es bei den «Deprimierten»<br />
sehr viel mehr Jungen und Mädchen gibt, die<br />
schon ernsthaft an Selbstmord gedacht o<strong>der</strong> sogar<br />
schon e<strong>in</strong>en Selbstmordversuch unternommen haben,<br />
als <strong>in</strong> den beiden an<strong>der</strong>en Gruppen.<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Intervention<br />
Aus den Resultaten <strong>der</strong> Studie lassen sich wichtige<br />
Konsequenzen für die Prävention ableiten. Die chronischen<br />
physischen und psychischen Beschwerden<br />
<strong>der</strong> Jugendlichen müssen als Alarmsignal, wie auch<br />
als Chance für die Früherkennung verstanden werden.<br />
Da Jugendliche mit chronischen Symptomen<br />
häufig <strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>ische Behandlung kommen, bietet<br />
sich dort e<strong>in</strong>e gute Gelegenheit für e<strong>in</strong>e Intervention.<br />
Aber auch Schule und Elternhaus sollten frühzeitig<br />
reagieren. Bei e<strong>in</strong>em tiefer greifenden Gespräch können<br />
grössere psychische Probleme o<strong>der</strong> seelische<br />
Nöte entdeckt und e<strong>in</strong>e entsprechende Behandlung<br />
e<strong>in</strong>geleitet werden.
VERANSTALTUNGEN UND WEITERBILDUNG<br />
12 13<br />
<strong>Schweiz</strong><br />
«Soziale Arbeit mit Jugendlichen»<br />
10. VeSAD-Symposium<br />
organisiert vom Vere<strong>in</strong> zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sozialen<br />
Arbeit als akademische Diszipl<strong>in</strong> (VeSAD).<br />
7. November 2003 im Konferenzzentrum <strong>in</strong> Olten.<br />
Infos:<br />
www.sozial<strong>in</strong>fo.ch/vesad/veranstaltungen.html<br />
E-Mail: vesad@sozial<strong>in</strong>fo.ch<br />
S<strong>in</strong>d wir alle süchtig? Wenn Menschen zu viel<br />
arbeiten, shoppen, spielen und surfen<br />
Weiterbildungstagung Forschung – Praxis <strong>der</strong><br />
Hochschule für Soziale Arbeit Bern (HSA).<br />
10.-11. November 2003 Hotel Allegro <strong>in</strong> Bern.<br />
Infos: HSA Bern: E-Mail: wdf@hsa.bfh.ch<br />
<strong>Sucht</strong> im Alter<br />
Fachtagung für Fachleute aus Beratung, Seelsorge,<br />
Pflege und Betreuung. Veranstaltet von den<br />
Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn, Pro<br />
Senectute Kanton Bern und dem Verband<br />
Bernischer Alterse<strong>in</strong>richtungen.<br />
12. November 2003<br />
im Südhang, Kl<strong>in</strong>ik für <strong>Sucht</strong>fragen, Kirchl<strong>in</strong>dach.<br />
Infos: www.refbejuso.ch\Angebote<br />
7. <strong>Schweiz</strong>erischer Solidaritätstag für Menschen<br />
mit Alkoholproblemen<br />
13. November 2003, ganze <strong>Schweiz</strong><br />
Das Konzept dieses Anlasses ist auf den Seiten von<br />
www.suchtfachleute.ch erhältlich.<br />
«Therapie im stationären Bereich und Methadon<br />
an <strong>der</strong> Kreuzung von Vorstellungen und Praxis»<br />
Die Tagung wird von <strong>der</strong> stationären E<strong>in</strong>richtung<br />
Le Radeau <strong>in</strong> Orsonnens (Freiburg) organisiert und<br />
wird von <strong>der</strong> KOSTE unterstützt.<br />
18. November 2003<br />
Infos: Association Le Radeau<br />
E-Mail: leradeau@worldcom.ch, Tel. 026 653 17 53<br />
Die Tagung f<strong>in</strong>det auf Französisch statt.<br />
Essstörungen<br />
Internationale Tagung <strong>in</strong> Bern, Hotel Kreuz<br />
20. November 2003<br />
Die Tagung wird organisiert vom Experten-Netzwerk<br />
Essstörungen <strong>Schweiz</strong>.<br />
Infos: kontakt@netzwerk-essstoerungen.ch<br />
Der (un)heimliche Griff zur Tablette<br />
Tagung <strong>der</strong> Berner Gesundheit für Fachpersonen<br />
aus <strong>der</strong> Prävention, dem Gesundheits- und<br />
Sozialbereich.<br />
25. November 2003<br />
im Design Center Langenthal.<br />
Infos: Berner Gesundheit, Anne-Marie Haller,<br />
Eigerstrasse 80, 3000 Bern 23, Tel. 031 370 70 60,<br />
anne-marie.haller@beges.ch<br />
Nationale Designerdrogen- und Koka<strong>in</strong>-<br />
Konferenz<br />
organisiert vom Bundesamt für Gesundheit (BAG)<br />
3.-4. Juni 2004<br />
Informationen: Dr. phil Manuela Schmundt, BAG,<br />
Tel. 031 322 58 00,<br />
E-Mail: manuela.schmundt@bag.adm<strong>in</strong>.ch<br />
Vorläufige Anmeldung: Stiftung Contact Netz Bern,<br />
Berner Gruppe für Jugend-, Eltern- und <strong>Sucht</strong>arbeit,<br />
z.H. Frau Sylvia Ilunga, Postfach, 3000 Bern 23,<br />
E-Mail: sylviailunga@contact-bern.ch<br />
Ausland<br />
Methodenwissen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sucht</strong>krankenhilfe<br />
Fachkonferenz <strong>der</strong> Deutschen Hauptstelle für <strong>Sucht</strong>gefahren<br />
(DHS)<br />
3.-5. November 2003 <strong>in</strong> Koblenz<br />
Deutsche Hauptstelle für <strong>Sucht</strong>fragen e.V., Westr<strong>in</strong>g<br />
2, 59065 Hamm, Tel. 0049 2381 901 50.<br />
http://www.dhs.de/aktuell/veranstaltungen/<br />
term<strong>in</strong>e.htm<br />
Senden Sie Ihre Veranstaltungsh<strong>in</strong>weise<br />
bitte an:<br />
SFA Redaktion Standpunkte<br />
Veranstaltungsh<strong>in</strong>weise,<br />
Postfach 870,<br />
1001 Lausanne<br />
E-Mail: jmesserli@sfa-ispa.ch<br />
GASTA Tel. 01 383 74 16 ➢ Betriebsberatung<br />
Florastrasse 12 Fax 01 383 74 54 ➢ Betriebs-Management<br />
Postfach E-Mail: <strong>in</strong>fo@gasta.ch ➢ Buchführung, Treuhand<br />
8034 Zürich Internet: www.gasta.ch ➢ Weiterbildung
Impressum<br />
Herausgegeben von <strong>der</strong><br />
<strong>Schweiz</strong>erischen<br />
Fachstelle für Alkoholund<br />
an<strong>der</strong>e<br />
Drogenprobleme SFA,<br />
Av. Ruchonnet 14, Lausanne<br />
Briefadresse<br />
SFA, Postfach 870,<br />
1001 Lausanne<br />
Telefon 021 321 29 11<br />
Fax 021 321 29 40<br />
111. Jahrgang <strong>der</strong><br />
«Freiheit», 32. Jahrgang<br />
<strong>der</strong> «neuen A-Presse»<br />
Ersche<strong>in</strong>t<br />
sechsmal jährlich<br />
Verantwortliche Redaktor<strong>in</strong><br />
Jan<strong>in</strong>e Messerli (jm)<br />
Mitarbeitende dieser Ausgabe<br />
Thomas Pfluger<br />
Mar<strong>in</strong>a Delgrande Jordan<br />
Michel Graf<br />
Richard Müller<br />
Adressverwaltung und<br />
Fakturierung<br />
Fleur Delafonta<strong>in</strong>e<br />
Abonnementspreis pro<br />
Jahr (<strong>in</strong>kl. MWSt)<br />
<strong>Schweiz</strong>: Fr. 24.–/Ausland:<br />
Fr. 27.– (Vere<strong>in</strong>e: Fr. 20.–)<br />
Kündigungsfrist<br />
30. November 2003<br />
Inserate<br />
Auf Anfrage<br />
Gestaltungskonzept<br />
René Habermacher<br />
Visuelle Gestaltung, Zürich<br />
www.habermacher.ch<br />
Druck<br />
Presses Centrales<br />
Lausanne SA<br />
E<strong>in</strong>sendeschluss<br />
für die Nummer 6/2003:<br />
15. November 2003<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum<br />
<strong>der</strong> nächsten Nummer<br />
19. Dezember 2003<br />
© Copyright Standpunkte<br />
alle Rechte vorbehalten<br />
Cannabis richtig<br />
e<strong>in</strong>schätzen<br />
Fragen und Antworten rund um den<br />
Cannabiskonsum<br />
«Macht Cannabis abhängig?» «Wie gesundheitsschädigend<br />
ist <strong>der</strong> Cannabiskonsum?» «Ist Cannabis<br />
e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>stiegsdroge?» Die Vorstellungen über den<br />
Cannabiskonsum und die E<strong>in</strong>stellungen dazu haben<br />
sich im Laufe <strong>der</strong> Zeit gewandelt. Im Vergleich zu den<br />
80er und den frühen 90er Jahren wird Cannabis heute<br />
im Allgeme<strong>in</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> öffentlichen Wahrnehmung<br />
als weniger gefährlich e<strong>in</strong>geschätzt. Über die Droge<br />
Cannabis kursieren aber wi<strong>der</strong>sprüchliche Informationen:<br />
Manche beruhen auf Tatsachen, an<strong>der</strong>e auf Vorurteilen<br />
und Fehl<strong>in</strong>formationen.<br />
Die neue Broschüre <strong>der</strong> SFA soll helfen, Risiken und<br />
Gefahren des Cannabiskonsums besser e<strong>in</strong>schätzen<br />
zu können. Denn nur wer sich richtig <strong>in</strong>formiert, kann<br />
INSERATE<br />
Zoff mit Stoff<br />
«Zoff mit Stoff» ist e<strong>in</strong> Kurzspielfilm zur Cannabisprävention.<br />
In Zusammenarbeit mit C<strong>in</strong>égroupe Zürich hat die SFA e<strong>in</strong> 18m<strong>in</strong>ütiges<br />
Video realisiert, das e<strong>in</strong>en attraktiven und humorvollen<br />
E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong>s Thema bietet: Der Film spielt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Klassenlager, wo e<strong>in</strong> Schüler wegen verlorenem Gras <strong>in</strong> Aufregung<br />
gerät, drei Schüler<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Wette abschliessen<br />
und die erwachsenen Begleitpersonen bald zu ahnen<br />
beg<strong>in</strong>nen, dass da «etwas läuft». Aber was? Die Inhalte<br />
dieses auf schweizerdeutsch gesprochenen Kurzspielfilms<br />
können <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mit 14- bis 18-Jährigen, je nach Fragestellung<br />
aber auch mit Erwachsenen thematisiert werden.<br />
E<strong>in</strong> Begleitheft zum Video erleichtert die Umsetzung im Unterricht.<br />
Das Video ist als didaktisches Hilfsmittel zur Primärprävention<br />
gedacht. Es soll aber auch für die Prävention des<br />
Übergangs von e<strong>in</strong>em gelegentlichen zu e<strong>in</strong>em regelmässigen<br />
Konsum Impulse geben.<br />
Verkaufspreis: Fr. 38.– plus Versandspesen.<br />
Bestellung: SFA, Postfach 870, 1001 Lausanne,<br />
Tel: 021 321 29 35, Fax: 021 321 29 40<br />
E-Mail: buchhandlung@sfa-ispa.ch<br />
das Risiko abwägen und e<strong>in</strong>en verantwortungsbewussten<br />
Entscheid «für» o<strong>der</strong> «gegen» den Cannabisgebrauch<br />
fällen.<br />
Die Broschüre ist kostenlos auf Deutsch, Französisch<br />
und Italienisch erhältlich. Sie kann bei <strong>der</strong> SFA<br />
mit e<strong>in</strong>em frankierten C5-Antwortcouvert bestellt<br />
werden: SFA, Postfach 870, 1001 Lausanne.<br />
Mit Feuer gegen Rauch<br />
Handbuch zur Tabakprävention<br />
Zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass Jugendliche mit dem Rauchen anfangen,<br />
ist e<strong>in</strong> wichtiges Ziel <strong>der</strong> Prävention. Rauchende zum<br />
Aufhören zu motivieren und die Nichtrauchenden vor dem<br />
Passivrauchen zu schützen ebenfalls. Der Schule kommt für<br />
die Tabakprävention Heranwachsen<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s wichtige<br />
Rolle zu. Das neue Tabakhandbuch erleichtert Lehrpersonen<br />
die präventive Arbeit mit Jugendlichen ab dem<br />
6. Schuljahr.<br />
Der erste Teil bietet e<strong>in</strong>e Fülle an Fakten zu verschiedenen<br />
Themen – angefangen bei den chemischen Inhaltsstoffen <strong>in</strong><br />
Zigaretten, über die Gründe des Rauchens und se<strong>in</strong>e Auswirkungen<br />
auf die Gesundheit bis h<strong>in</strong> zu den Werbestrategien<br />
<strong>der</strong> Tabak<strong>in</strong>dustrie und den volkswirtschaftlichen<br />
Kosten des Tabakkonsums. Im zweiten Teil werden didaktische<br />
Umsetzungsvorschläge für den Schulunterricht gemacht:<br />
Arbeitsblätter regen die Jugendlichen dazu an, über<br />
Neugier und Risikolust, Gruppendruck und Lebensstile nachzudenken.<br />
Das Handbuch kann bei <strong>der</strong> SFA zum Preis von Fr. 34.50 plus<br />
Versandspesen bezogen werden.<br />
E-Mail: buchhandlung@sfa-ispa.ch.
INSERATE<br />
**Hotel mit *** Komfort<br />
Historisches Hotel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Basler Altstadt<br />
90 Betten / 50 Zimmer<br />
mit *** Komfort, Bad o<strong>der</strong> Dusche, WC,<br />
Klimaanlage, M<strong>in</strong>isafe, Kabel-TV/Radio,<br />
Direktwahltelefon mit ISDN, M<strong>in</strong>ibar<br />
Restaurant<br />
In unserem Restaurant erwartet Sie e<strong>in</strong>e gemütliche Atmosphäre.<br />
Wir servieren gutes Essen zu attraktiven Preisen.<br />
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für 200 Personen stehen für Konferenzen, Ausstellungen und private<br />
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Hotel Rochat - Petersgraben 23, 4051 Basel<br />
Tel. +41 61 261 81 40, Fax +41 61 261 64 92<br />
Internet: www.hotelrochat.ch, E-Mail: <strong>in</strong>fo@hotelrochat.ch<br />
Gastgeber: Christian Zussy & Team<br />
WISEN SO<br />
Blaukreuzheim<br />
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Les Bises de Cortébert s/Tramelan (1200 m über Meer).<br />
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Blauen Kreuzes geführt. Auskünfte<br />
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Bei Internet-Sportwetten<br />
können M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige unter<br />
falschen Angaben mitspielen.<br />
<strong>Foto</strong>: SFA<br />
Anstatt Ecstasy (MDMA)<br />
erhielten die Versuchstiere<br />
Amphetam<strong>in</strong>e – e<strong>in</strong> fataler<br />
Irrtum.<br />
14 15<br />
Sportwetten<br />
Neues Vergnügen mit <strong>Sucht</strong>potenzial<br />
Der schweizerische Glücksspielmarkt, auf dem jährlich<br />
zwei Milliarden Franken verwettet und verspielt<br />
werden, verän<strong>der</strong>t rapide se<strong>in</strong>e Struktur. Seit kurzem<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> Sportwetten möglich: e<strong>in</strong>e Art<br />
des Wettspiels, die e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es <strong>Sucht</strong>potenzial<br />
besitzt. Bei den Sportwetten muss <strong>der</strong> Ausgang<br />
weltweiter Sportereignisse aus Fussball-, Hockeyund<br />
Basketballspielen <strong>in</strong> Spielpaarungen getippt werden.<br />
Die Gew<strong>in</strong>ne orientieren sich an e<strong>in</strong>em Quotensystem<br />
wie beim Pfer<strong>der</strong>ennen. Die Wettangebote<br />
werden auch rund um die Uhr im Internet angeboten,<br />
wobei per bargeldlosen Zahlungsverkehr sogar noch<br />
während des laufenden Spiels Wette<strong>in</strong>sätze getätigt<br />
werden können.<br />
Spezialisten des pathologischen Glücksspiels haben<br />
<strong>in</strong> Deutschland erstmals das Gefährdungspotenzial<br />
<strong>der</strong> Sportwetten untersucht. Das zentrale Ergebnis<br />
lautet: Sportwetten nach Quotenvorgaben bieten e<strong>in</strong>en<br />
hohen Spielanreiz und e<strong>in</strong> nicht unerhebliches<br />
<strong>Sucht</strong>risiko. Der beson<strong>der</strong>e Nervenkitzel von Sportereignissen,<br />
das permanente Angebot, die leichte<br />
Verfügbarkeit, flexible E<strong>in</strong>satzhöhen und Gew<strong>in</strong>nmöglichkeiten<br />
sowie das <strong>in</strong>teraktive Spiel im Internet,<br />
bei dem man zudem alle<strong>in</strong>e vor dem Bildschirm<br />
sitzt, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> von den Experten genannten<br />
Faktoren, die zu <strong>Sucht</strong>problemen führen können.<br />
Sorge bereitet auch die Möglichkeit, dass sich M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige<br />
unter falschen Angaben am Wettgeschehen<br />
beteiligen können.<br />
Quelle: Tobias Hayer; Gerhard Mayer: Das <strong>Sucht</strong>potenzial<br />
von Sportwetten. <strong>Sucht</strong> 49 (4), 212-220, 2003<br />
Jugendliche<br />
Koffe<strong>in</strong> stört den Schlaf<br />
(azpd) Viele Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler lieben Süssgetränke,<br />
die Koffe<strong>in</strong> enthalten. Zu oft genossen, können<br />
diese Dr<strong>in</strong>ks problematisch se<strong>in</strong>. Das zeigt e<strong>in</strong>e<br />
Studie aus Ohio, USA. Es wurden über hun<strong>der</strong>t<br />
Schüler und Schüler<strong>in</strong>nen zu ihren Tr<strong>in</strong>k- und Schlafgewohnheiten<br />
befragt. Mehr als die Hälfte des konsumierten<br />
Koffe<strong>in</strong>s stammte aus Süssgetränken<br />
mit niedrigem Koffe<strong>in</strong>gehalt. Kaffee und Tee spielten<br />
e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Rolle. Die Befragung zeigte: Je höher<br />
<strong>der</strong> Konsum an Koffe<strong>in</strong>, desto kürzer ist <strong>der</strong> nächtliche<br />
Schlaf und desto häufiger wachen die Betroffenen<br />
nachts auf. Dafür fühlen sie sich tagsüber oft<br />
schläfrig und können sich schlecht konzentrieren. Es<br />
sche<strong>in</strong>t, dass viele gerade deshalb zu anregenden<br />
Getränken greifen. Dieser Teufelskreis kann den<br />
Schlaf-Wach-Rhythmus nachhaltig stören.<br />
Quelle: Pollak, CP; Bright, D: Pediatrics 2003; 111:42<br />
AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
Ecstasystudie<br />
Falsche Droge verwendet<br />
E<strong>in</strong>e kontroverse Studie, <strong>in</strong> <strong>der</strong> behauptet wurde,<br />
dass Ecstasykonsumierende bereits nach e<strong>in</strong>maligem<br />
Gebrauch später Park<strong>in</strong>son entwickeln könnten,<br />
wurde von den Autoren zurückgezogen, nachdem e<strong>in</strong><br />
Substanzirrtum festgestellt worden war. George Ricaurte<br />
und se<strong>in</strong>e Forscherkollegen <strong>der</strong> Johns Hopk<strong>in</strong>s<br />
University School of Medic<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Baltimore hatten<br />
mit ihrer im letzten Jahr <strong>in</strong> Science veröffentlichten<br />
Studie grossen Wirbel ausgelöst. Sie hatten<br />
heraus gefunden, dass drei <strong>in</strong> Folge verabreichte Dosen<br />
Ecstasy (MDMA) bei Affen und Pavianen zu e<strong>in</strong>er<br />
starken Schädigung <strong>der</strong> Dopam<strong>in</strong> produzierenden<br />
Neuronen im Hirn führte. Das s<strong>in</strong>d jene Neuronen,<br />
die auch durch die Park<strong>in</strong>sonkrankheit zerstört werden.<br />
Infolge des Versuchs starben zwei von zehn<br />
Affen <strong>in</strong>nert Stunden an Überhitzung. Die Forschergruppe<br />
hat nun im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> entdeckt, dass mit<br />
e<strong>in</strong>er Ausnahme allen Affen anstelle von Ecstasy<br />
Amphetam<strong>in</strong>e, also Aufputschmittel, verabreicht<br />
worden waren. Die Forscher erklärten, dass sie ihren<br />
Irrtum bedauern.<br />
Quelle: www.newscientist.com, 8. September 2003<br />
Nikot<strong>in</strong>kick am Morgen<br />
Tabakabhängigkeit im Jugendalter<br />
Nikot<strong>in</strong> macht körperlich und psychisch abhängig.<br />
Diese Tatsache gilt auch für Jugendliche. Tägliches<br />
Rauchen ist nach Ansicht von Fachleuten e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis<br />
auf Abhängigkeit. Laut Dr. Holger Schmid, Leiter <strong>der</strong><br />
SFA-Schülerstudie, s<strong>in</strong>d es beson<strong>der</strong>s zwei weitere<br />
Merkmale, die auf e<strong>in</strong>e Tabakabhängigkeit bei Jugendlichen<br />
h<strong>in</strong>deuten: Wer im Alter von 15/16 Jahren<br />
täglich und bereits am Morgen raucht und ausserdem<br />
zugibt, nicht mehr mit dem Rauchen aufhören<br />
zu können, hat das Stadium <strong>der</strong> Experimentierlust<br />
mit dem Tabak klar h<strong>in</strong>ter sich gelassen. Knapp 20<br />
Prozent <strong>der</strong> täglich rauchenden Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler zünden sich die erste Zigarette bereits am<br />
Morgen an, bevor sie aus dem Haus gehen. H<strong>in</strong>zu<br />
kommen nochmals etwa 50 Prozent, die ihre erste Zigarette<br />
auf dem Weg zur Schule rauchen. «Rechnet<br />
man dann noch die vergeblichen Aufhörversuche dazu,<br />
über die m<strong>in</strong>destens 5 von 10 täglich rauchenden<br />
15/16-Jährigen berichten», so Schmid, «dann kommt<br />
man auf mehr als 10 000 Tabakabhängige <strong>in</strong> dieser Altersgruppe.»<br />
Quelle: Schülerstudie <strong>der</strong> SFA, 2002.
JAB Lausanne 1<br />
PUNKTUM<br />
Infoflyer <strong>der</strong> SFA zum Thema<br />
Cannabis<br />
Umfrage zur<br />
Cannabisprävention<br />
Die Mehrheit <strong>der</strong> Fachstellen aus dem <strong>Sucht</strong>bereich hält<br />
e<strong>in</strong>e spezifische Cannabisprävention für wichtig. Und die<br />
meisten haben Schwierigkeiten mit <strong>der</strong> heutigen rechtlichen<br />
Situation.<br />
Wie engagieren sich die verschiedenen Beratungsund<br />
<strong>Sucht</strong>fachstellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Cannabisprävention und<br />
welche Schwierigkeiten sehen sie? Um Antworten<br />
auf diese Fragen zu erhalten, hat die SFA <strong>in</strong> diesem<br />
Sommer e<strong>in</strong>e Umfrage bei rund 170 Präventionsund<br />
Beratungsstellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> durchgeführt.<br />
Die Auswertung zeigt, dass die grosse Mehrheit <strong>der</strong><br />
Fachstellen aus dem Drogenbereich e<strong>in</strong>e spezifische<br />
Cannabisprävention für wichtig o<strong>der</strong> sogar sehr<br />
wichtig hält (86 Prozent). Rund die Hälfte gibt an,<br />
dass die Informationsanfragen zu Cannabis <strong>in</strong> den<br />
letzten zwölf Monaten gestiegen s<strong>in</strong>d. Bei knapp <strong>der</strong><br />
Hälfte haben sie stagniert und nur bei e<strong>in</strong>er ganz kle<strong>in</strong>en<br />
M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit abgenommen (3 Prozent). Bei 45<br />
Prozent <strong>der</strong> Fachstellen haben auch die Beratungen<br />
zum Thema Cannabis <strong>in</strong> den letzten zwölf Monaten<br />
zugenommen. Bei 54 Prozent <strong>der</strong> Fachstellen ist die<br />
Nachfrage gleich geblieben.<br />
Verwirrung um den rechtlichen Status<br />
Auf die Frage: Gibt es Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach Schwierigkeiten<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> heutigen Cannabisprävention o<strong>der</strong><br />
-beratung? antwortete die grosse Mehrheit mit Ja<br />
(82 Prozent). Als Schwierigkeiten wurden beispielsweise<br />
die Verwirrung um den rechtlichen Status genannt<br />
und die Unsicherheit <strong>in</strong> Bezug auf die Gefährlichkeit<br />
<strong>der</strong> Droge. Auch das Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>klaffen von<br />
Recht und Praxis, und die je nach Kanton unterschiedliche<br />
Handhabung des Gesetzes werden von<br />
den Fachleuten als Problem empfunden. Dementsprechend<br />
wünschten sich denn auch viele e<strong>in</strong>e klare<br />
Haltung <strong>der</strong> Bundesbehörde.<br />
Die SFA wird Ende Jahr e<strong>in</strong>en Bericht mit den detaillierten<br />
Ergebnissen <strong>der</strong> Umfrage veröffentlichen.<br />
Neuer<br />
Fachverband <strong>Sucht</strong><br />
Seit dem 10. September gibt es den neuen «Fachverband<br />
<strong>Sucht</strong>». An <strong>der</strong> ausserordentlichen Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
<strong>in</strong> Luzern haben die Mitglie<strong>der</strong> des<br />
Fachverbandes Alkohol- und <strong>Sucht</strong>fachleute (A+S)<br />
und die Mitglie<strong>der</strong> des Verbandes <strong>Sucht</strong>- und Drogenfachleute<br />
Deutschschweiz (VSD) e<strong>in</strong>stimmig beschlossen,<br />
sich zu e<strong>in</strong>er Organisation zu vere<strong>in</strong>en.<br />
Die Beteiligten hoffen, mit vere<strong>in</strong>ten Kräften ihre Ziele<br />
besser erreichen und auf gesellschaftlicher wie politischer<br />
Ebene mehr E<strong>in</strong>fluss nehmen zu können.<br />
Der neue Verband vertritt rund 120 Organisationen<br />
und 190 Fachleute. Präsident ist <strong>der</strong> Berner <strong>Sucht</strong>fachmann<br />
Bruno Erni.<br />
Infos unter: www.fachverbandsucht.ch.<br />
St(r)andpunkt<br />
Stän<strong>der</strong>at will «grüne Fee» legalisieren<br />
Die «grüne Fee» soll <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> wie<strong>der</strong> legal gebrannt<br />
und vermarktet werden dürfen. Der Stän<strong>der</strong>at<br />
hat Ende September oppositionslos e<strong>in</strong>er Parlamentarischen<br />
Initiative Folge geleistet, die das Abs<strong>in</strong>thverbot<br />
im Gesetz aufheben will. Die kle<strong>in</strong>e Kammer<br />
folgte mit ihrem Entscheid <strong>der</strong> Empfehlung <strong>der</strong> Wirtschaftskommission<br />
(WAK). Bei e<strong>in</strong>em legal hergestellten<br />
Abs<strong>in</strong>th bestehe für die Gesundheit ke<strong>in</strong>e<br />
grössere Gefahr als bei an<strong>der</strong>en Spirituosen, sagte<br />
WAK-Sprecher Franz Wicki. Heute habe das seit<br />
1908 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesverfassung verbotene Getränk<br />
den Kultcharakter des Verbotenen, sagte Wicki. Der<br />
Gehalt des bei übermässigem Konsum als schädlich<br />
geltenden Thuyons ist <strong>in</strong>zwischen<br />
reglementiert, doch bislang liessen sich die Betriebe,<br />
die den Abs<strong>in</strong>th illegal herstellten, nicht kontrollieren.<br />
Von e<strong>in</strong>er Aufhebung des Abs<strong>in</strong>thverbotes<br />
versprechen sich <strong>der</strong> Initiant und <strong>der</strong> Stän<strong>der</strong>at nicht<br />
zuletzt e<strong>in</strong>en wirtschaftlichen und touristischen Aufschwung<br />
für das Neuenburger Tal Val-de-Travers.<br />
Dank <strong>der</strong> Legalisierung könne die «grüne Fee» Werbeträger<strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Region werden, freuen sich die Befürworter.<br />
Genau hier liegt aber aus präventiver Sicht<br />
das Problem: Mit dieser Initiative kann Abs<strong>in</strong>th erneut<br />
zum Kultgetränk stilisiert und <strong>der</strong> Alkoholkonsum<br />
angekurbelt werden.