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Das Cruise-Center- Altona als neues Tor zur Welt? - Altonaer ...

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eine Schlachtanlage für Störe. Dort wird vor allen<br />

Dingen der teure Kaviar - das sind die Eier des<br />

Störs - gewonnen. Er kostet oft mehr <strong>als</strong> das gesamte<br />

Fleisch des Fisches.<br />

Dieses wird, in kleine Stücke zerschnitten und geräuchert,<br />

in die Delikatessgeschäfte des ganzen<br />

Reiches versandt.<br />

Auch die Fischhändler haben bei der Versteigerung<br />

einen ansehnlichen Posten erworben.<br />

Sie lassen einen Teil der gekauften Fische zwischen<br />

Eis verpacken und verschicken sie <strong>als</strong> Eilgut<br />

nach allen Gegenden Deutschlands.<br />

Selbst in München und Straßburg weiß man jetzt,<br />

dass die billigen Seefische ein schmackhaftes<br />

Mahl geben und dass einzelne Arten, wie der<br />

Steinbutt, die Seezunge und andere, es an Wohlgeschmack<br />

mit jedem Süßwasserfisch auf-nehmen.<br />

Die Ladengeschäfte <strong>Altona</strong>s versorgen sich <strong>zur</strong><br />

Hauptsache aus dem Fang der Ewer; denn diese<br />

bringen ihre Ware häufig noch lebend an den<br />

Markt.<br />

Diesen Großkaufleuten können die Kleinhändler<br />

es nicht gleichtun; sie müssen zufrieden sein, wenn<br />

sie einige hundert Pfund Fische verschiedener<br />

Gattung heimbringen. Sie sind die besten Kunden<br />

der Ewer - und Jollenfischer.<br />

Da kommen Männer mit einem Handkarren,<br />

Fischfrauen mit einem ausgedienten Kinderwagen<br />

und erhandeln unter vielen Worten für wenig Geld<br />

ihren kleinen Vorrat, mit dem sie dann sofort die<br />

Straßen der Stadt durchziehen. Bald ertönt vor<br />

den Häusern der Ruf: „Scholln, lebennige<br />

Scholln!“<br />

Hausfrauen eilen herzu und suchen sich aus, was<br />

für den Mittagstisch nötig ist. Lange gehandelt<br />

wird nicht. Auf einem handlichen Brett richtet der<br />

Verkäufer schnell die Fische zu, schneidet die<br />

Köpfe ab und nimmt die Eingeweide heraus.<br />

Noch ist er nicht mit dem letzten fertig, da ruft er<br />

schon wieder: „Hering, gröne Hering! schöne<br />

Butt! sünd lebennig!“<br />

Mancher Hausherr will sich indessen auch durch<br />

die redefertigste Fischfrau nicht überzeugen lassen,<br />

dass ihre Fische die besten und billigsten sind;<br />

daher nimmt er sein Handnetz und pilgert selbst<br />

zum Fischmarkt hinunter. In der Halle für den<br />

Kleinhandel liegen die Waren auf Tischen ausgebreitet:<br />

Schellfische, Kabeljau, Dorsche, Zungen,<br />

Schollen, Heilbutt, Rochen, Goldbarsche und<br />

vielerlei Arten von Süßwasserfischen.<br />

27<br />

In zwei langen Doppelreihen sind die Tische<br />

aufgestellt, und zwischen ihnen drängen sich die<br />

Scharen der Käufer. Von beiden Seiten lockt man<br />

zum Einkauf, hebt die Kiemen der Fische, um an<br />

deren Röte die Güte der Ware zu erweisen, und<br />

rühmt ihre erstaunliche Billigkeit.<br />

Große Schellfische kosten das Pfund 20 Pfennig,<br />

Seelachse 10 Pfennig, Schollen 30 Pfennig, und<br />

wer für 20 Pfennig grüne Heringe kauft, kann damit<br />

die größte Familie auf zwei Tage mit Fleischkost<br />

versehen.<br />

- Doch was wird dort feilgeboten? Weißes, sauberes<br />

Fleisch, einladender <strong>als</strong> der schönste Kalbsbraten,<br />

aber ohne jegliche Knochenzugabe, für<br />

nur 40 Pfennig das Pfund. Du fragst? „Karbonadenfisch!“<br />

ist die Antwort. Zu seinen Lebzeiten<br />

hieß der Fisch, von dem man die schönen Stücke<br />

abschnitt, Katzen-hai. Einen Fisch mit solchem<br />

Namen würden aber die Hausfrauen nicht kaufen.<br />

„Karbonadenfisch“ klingt entschieden besser.<br />

Ein Vetter des Katzenhais, der Dornhai, kommt<br />

unter der harmlosen Bezeichnung Seeaal in den<br />

Handel; geräuchert wird er auch von denen gern<br />

gegessen, die bei dem Namen „Dornhai“ ein gewisses<br />

Grauen empfinden würden.<br />

Am Sonntagmorgen haben die Fischhändler nicht<br />

nötig, die Käufer anzulocken. Der Mittelgang der<br />

Halle ist so voll, dass man dem Gedränge nachgeben<br />

und dahin gehen muss, wohin sich die Hauptströmung<br />

richtet. Der Händler, dem vielleicht noch<br />

Frau, Sohn oder Tochter Handreichung leisten,<br />

hat dann nicht Zeit, auf jede Frage zu antworten,<br />

und wer von dem niedrigen Preis abzudingen<br />

versucht oder gar die Frische der Ware anzweifelt,<br />

kann sich auf eine grobe Antwort gefasst<br />

machen. „Na, min Jung“, tönt’s ihm entgegen,<br />

„wenn se so wenig kost äs du meenst, denn hol di<br />

de Nes to!“ Alles lacht, und schnell räumt der so<br />

Belehrte das Feld.<br />

Vielleicht versucht er jetzt sein Glück an der<br />

Fischbrücke. Da liegen in langer Reihe, die<br />

Schm<strong>als</strong>eite der Brücke zugekehrt, das runde<br />

Netz am Mast in die Höhe gezogen, die Jollen der<br />

Altenwerder Fischer und die Flussewer. Mancher<br />

vorsichtige Hausvater besorgt nur hier seine<br />

Einkäufe, weil er gegen alle geschlachteten Fische<br />

misstrauisch ist; hier aber bekommt er lebende<br />

Ware.<br />

Mit einem kleinen Ketscher holt der Fischer aus<br />

der Tiefe seines Fahrzeugs, was ihm ins Netz<br />

gegangen ist: Stint, Aale, Elbbutt, Schollen, Hech-

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