ARZT & ÄRZTIN als Ganzes - Preview
‘ARZT & ÄRZTIN als Ganzes‘ ist ein Buch gefüllt von Ideen für Ärzten & Ärztinnen, die Vertiefung in ihrer Arbeit und ihrem Leben suchen. Es stellt tiefgründige Fragen über ihre professionelle und persönliche Entwicklung. Außerdem liefert es erkennbare Beschreibungen über verschiedene Laufbahn- und Lebensphasen. Mit Humor, in Word und Bild, ist dieses Buch eine farbenfrohe Entdeckungsreise zu möglichen weniger bekannten Teilen ihrer selbst. Reflektion ist das Schlüsselwort, aber in unorthodoxer Art und Weise repräsentiert.
‘ARZT & ÄRZTIN als Ganzes‘ ist ein Buch gefüllt von Ideen für Ärzten & Ärztinnen, die Vertiefung in ihrer Arbeit und ihrem Leben suchen. Es stellt tiefgründige Fragen über ihre professionelle und persönliche Entwicklung. Außerdem liefert es erkennbare Beschreibungen über verschiedene Laufbahn- und Lebensphasen. Mit Humor, in Word und Bild, ist dieses Buch eine farbenfrohe Entdeckungsreise zu möglichen weniger bekannten Teilen ihrer selbst. Reflektion ist das Schlüsselwort, aber in unorthodoxer Art und Weise repräsentiert.
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Angèle van de Ven, M.A.
Dr. Lodewijk Schmit Jongbloed
mit Beiträgen von Prof. Dr. med. Pascal O. Berberat
Bestseller
in den
Niederlanden
ARZT &
ÄRZTIN
als Ganzes
sinnvoll arbeiten, sinnvoll leben
Impressum
Arzt & Ärztin als Ganzes
sinnvoll arbeiten, sinnvoll leben
© 2020 Schmit Jongbloed Advies Verlag, Oegstgeest (NL)
Angèle van de Ven, M.A.
Dr. Lodewijk Schmit Jongbloed
mit Beiträgen von Prof. Dr. med. Pascal O. Berberat
Umschlaggestaltung, Illustration: suggestie & illusie, Utrecht
Übersetzung, Lektorat, Korrektorat: Prof. Götz Wietasch und Team TUM
MEC München
Druck: drukkerij LibertasPascal, Utrecht (NL)
ISBN: 978-90-825187-8-8
Das vorliegende Buch ist ein Musterexemplar und wurde aus dem
Niederländischen übersetzt. Die Originalausgabe: HEEL de dokter -
leven en werken met zin wurde veröffentlicht im April 2016 im Schmit
Jongbloed Advies Verlag, Oegstgeest (NL). ISBN 978-90-825187-0-2
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede
Verwertung, auch auszugsweise, ist ohne Zustimmung des Verlages und
des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder
sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche
Zugänglichmachung.
www.arztinalsganzes.de | www.arztalsganzes.de
Muster
ARZT &
ÄRZTIN
als Ganzes
sinnvoll arbeiten, sinnvoll leben
„DIE LEUTE SAGEN, ICH
MACHE EINE ‚GANZ
GUTE ENTWICKLUNG‘
DURCH. DIE ELTERN
SIND FROH, DASS AUS
MIR ETWAS WIRD. ABER
ICH WEISS NICHT, WAS
AUS MIR WERDEN
WIRD. EIN ARZT? DAS
WÄRE UNHEIMLICH.“
Thomas Bernhard: Frost
4
UNHEIMLICH SCHÖN
Muster
In Thomas Bernhards Roman Frost blickt ein Famulant auf sein
Studium und stellt fest: „Die Leute sagen, ich mache eine ‚ganz
gute Entwicklung‘ durch. Die Eltern sind froh, dass aus mir
etwas wird. Aber ich weiß nicht, was aus mir werden wird. Ein
Arzt? Das wäre unheimlich.“ Jedes Semester zeige ich dieses
Zitat den klinischen Erstsemestern und den Absolvent*innen
und frage sie, ob ihnen das bekannt vorkommt. Denn sie haben
gerade die Vorklinik bzw. das Studium abgeschlossen, wer
würde da nicht von einer „ganz guten Entwicklung“ sprechen?
Und auch die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Eltern froh und stolz
sind, dass ihr Kind Mediziner*in wird bzw. geworden ist, ist sicher
hoch. Daher nehme ich an, dass die ersten zwei Sätze des fiktiven
Studenten nicht weit von ihrer Wirklichkeit entfernt sind.
Aber was ist mit dem Rest des Zitates? Was ist mit der Unheimlichkeit
des eigenen Arztwerdens? Kommt Ihnen das auch bekannt
vor? Denn es ist unheimlich, wenn man sich vorstellt, was
mit dem Arztwerden und dem ärztlichen Alltag alles auf einen
zukommt: Was man alles wissen und können muss, was man
alles sehen und hören (und auch riechen) muss, was man alles
mitmacht und miterlebt, welche Leistungen von einem erwartet
und welche Wunder von einem verlangt werden, mit welchen
professionellen Konflikten, persönlichen Herausforderungen
und existenziellen Grenzsituationen man täglich in Kontakt
kommt … Wenn man sich all das vor Augen führt, dann sieht
man, wie unheimlich Arztwerden und Arztsein tatsächlich ist.
Dass uns diese Unheimlichkeit verunsichert und Angst macht,
ist nur menschlich. Doch es ist entscheidend, sie gerade deshalb
nicht auszublenden, sondern wahr- und ernst zu nehmen.
5
Denn erst dann kann man sich dieser Unheimlichkeit stellen
und erst so wird man zu jener Ärztin, zu jenem Arzt, die bzw.
den es angesichts all dieser Unheimlichkeiten braucht. Wenn
ich das so meinen Studierenden sage, dann sehe ich ihnen die
Fragen ins Gesicht geschrieben – und vielleicht stellen Sie sich
gerade die gleichen Fragen: Wieso stellt er das alles so negativ
dar? Wieso malt er uns unseren Beruf so schwarz? Wieso sagt
er uns nicht viel eher, wie schön und bereichernd dieser Beruf
ist? – Weil für mich das eine mit dem anderen zusammenhängt:
Denn was ist das Schöne und Bereichernde am Arztberuf? Dass
man anderen in kleinen wie großen unheimlichen Situationen
einen Beistand bieten und helfen kann, dass man mit ihnen zusammen
diesen Unheimlichkeiten trotzt – und zwar als jemand,
der diese Unheimlichkeit verstehen kann. Deshalb lege ich auch
so großen Wert auf Kunst und Geisteswissenschaften im Medizinstudium,
um uns mit den Unheimlichkeiten des menschlichen
Lebens auseinanderzusetzen, sie kennenzulernen und uns
auf sie vorzubereiten. Daher möchte ich allen noch werdenden
und bereits seienden Ärztinnen und Ärzten ans Herz legen, die
Unheimlichkeiten und die damit verbundenen Unsicherheiten
des Arztberufs nie aus den Augen zu verlieren, weder das tägliche
Risiko, dass es unheimlich belastend werden kann, noch die
tägliche Chance, dass es unheimlich bereichernd und unheimlich
schön sein wird. Denn genau das macht den Arztberuf so
einzigartig.
Pascal O. Berberat
6
FERTIG FÜR DIE ABREISE
Muster
Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Irgendwann
haben auch Sie diesen ersten Schritt in Ihrer medizinischen
Laufbahn gemacht. In der heutigen Zeit sind Berufsbilder
dynamischer denn je und Ihre Laufbahn ist hier sicherlich keine
Ausnahme. Kontinuierlicher Wandel ist Realität und Forderungen
nach persönlicher und beruflicher Anpassung die Norm.
Diese Änderungen können Ihre Arbeitszufriedenheit erheblich
beeinflussen: Was für Sie heute funktioniert, kann irrelevant
sein in 10 Jahren. Ihre persönlichen Lebensverhältnisse und
Vorlieben ändern sich, genau wie Ihre Arbeit, Ihr Beruf und Ihre
Kolleg*innen. Also fangen Sie an zu beobachten, wie Sie Ihren
Beruf ausüben und Ihre Ziele erreichen.
Motivierte und engagierte Ärztinnen und Ärzte sind wesentlich
für ein hochwertiges Gesundheitssystem. Sie machen
wenig Fehler, arbeiten mehr, sind seltener krank und gehen
später in den Ruhestand. Ihre Patient*innen bleiben ihnen
treu, sind zufriedener und haben mehr Vertrauen. Sie halten
sich besser an Medikationsvorschriften und befolgen häufiger
Empfehlungen zu einem gesunden Lebensstil. Auf der anderen
Seite leiden Mediziner*innen, die mit ihrer Arbeit unzufrieden
sind, häufiger an Burn-out-Symptomen, haben ein geringeres
Selbstwertgefühl und sind anfälliger für Stress, Depression,
Sucht oder körperliche Beschwerden. 1,2
Der Schlüssel zu einer gesunden Laufbahn als Ärztin oder Arzt
heißt Reflexion. Besinnen Sie sich regelmäßig und überlegen
Sie, was Sie tun und was Sie erreichen möchten. Dies fördert
7
Ihre Konzentration, Entwicklung, Veränderung und Erneuerung.
Sie können darüber nachdenken, indem Sie sich und Ihren
Kolleg*innen verschiedene Fragen stellen. Dieses Buch
will Ihnen dafür Anregungen geben. Bitte erwarten Sie
jedoch keine starre Schablone, Anweisungen oder fix und
fertige Lösungen. Lassen Sie sich vom Unerwarteten und
Unbekannten überraschen. Genau wie in Ihrer Karriere besteht
die Herausforderung darin, den Weg zu finden, der am besten
zu Ihnen passt. Zum Glück gibt es viele Wege, die nach Rom
führen.
Mit diesem Buch wollen wir Sie dazu einladen, sich auf
eine andere Weise und aus verschiedenen Perspektiven in
Ihre persönliche Laufbahn zu vertiefen. Wir wollen Sie zum
Nachdenken anregen und in Bewegung bringen. Vor allem
wollen wir Sie dazu anspornen, sich regelmäßig Zeit für Ihre
persönliche und berufliche Weiterentwicklung zu nehmen.
Ihre Arbeitsfreude und Zufriedenheit werden zunehmen,
was ein entscheidender Beitrag für Sie selbst, Ihre Familie,
Patient*innen, Ihre Kolleg*innen und die Gesellschaft sein wird.
Wir möchten Sie gerne dazu anspornen, lebenslang ein Arzt,
eine Ärztin auf der Entdeckung nach Neuland zu sein.
Angèle van de Ven
Lodewijk Schmit Jongbloed
8
WARUM ...
• haben Sie sich entschlossen Medizin zu studieren?
• haben Sie sich für Ihren heutigen Beruf entschieden?
• halten Sie durch, auch in schwierigen Momenten?
• arbeiten Sie noch immer als Ärzt*in? Was inspiriert Sie?
Muster
HALTEN SIE IHREN TRAUM FEST!
In jeder Laufbahnphase kann man träumen: über gestern, heute
und morgen. Spüren Sie wieder Ihren (alten) Sehnsüchten nach.
Stellen Sie sich vor, ...
Rückblenden
- Sie haben gerade Abitur gemacht. Welches Studium
wählen Sie?
- Sie haben gerade Ihre Approbation erhalten. Wo werden
Sie anfangen zu arbeiten? Beschreiben Sie die ideale
Fachrichtung und Arbeitsumgebung.
Tagträume
- Ihr Gehalt verdoppelt sich. Was machen Sie mit diesem Geld?
- Ihr Gehalt halbiert sich. Woran können Sie sparen?
- Sie können Ihren Tagesablauf selbst bestimmen. Wie sieht Ihr
idealer Arbeitstag aus?
Zukunftsträume
- Ihre Arbeit ist nächstes Jahr noch genauso wie heute.
Wie empfinden Sie das?
- Sie beginnen mit einem neuen Hobby. Was könnte das sein?
9
FARBENFROHE BERUFSWEGE
Den Arzt und die Berufsentwicklung gibt es genauso wenig
wie das Leben einer Ärztin, eines Arztes. Wo der eine jahrelang
als Assistenzarzt in verschiedenen Abteilungen arbeitet, bevor
er sich in seiner eigenen Praxis niederlässt, beginnt eine andere
direkt mit einer Facharztausbildung an einer großen Ausbildungsklinik.
Vielleicht gab es für Sie gerade nicht die richtige
,Wunschstelle‘, war die Karriere Ihres Partners oder Ihrer Partnerin
entscheidend oder es ergab sich noch eine Möglichkeit,
erst im Ausland zu arbeiten? Häufig sind es zufällige Ereignisse,
Begegnungen und Entscheidungen, die die Richtung und
Färbung Ihres Berufswegs bestimmen.
Alle diese Laufbahnmöglichkeiten führen zu einer interessanten
und bunten Gesellschaft von Ärztinnen und Ärzten: im
Krankenhaus, in der Niederlassung, in der Forschung oder in
Amt und Behörde. Sie alle arbeiten zusammen und lernen in
den verschiedenen Laufbahnphasen voneinander: junge und
erfahrene Ärzt*innen, Generalist*innen und Fachärzt*innen. Sie
bauen auf der Erfahrung ihrer Vorgänger*innen auf und entwickeln
ihre Fähigkeiten Schritt für Schritt weiter. Zusammen,
aber auch für sich allein, wählen und kombinieren sie persönliche
Tatkraft, Moral, Berufsehre, Irritationen, Zweifel und
Arbeitsfreude und verleihen so ihrer Arbeit und ihrem Leben
einen Sinn.
Territoriales Denken? Gar nicht nötig. In gewisser Hinsicht sind
alle Ärztinnen und Ärzte gleich und gleichzeitig ist kein Arzt
wie der andere, keine Ärztin wie die andere.
10
Muster
Was zählt, ist die beste Ärztin, der beste Arzt zu werden, die
oder der Sie sein können. Lassen Sie sich in Ihrer Berufsentwicklung
beflügeln durch inspirierende Kolleg*innen und
Vorbilder. Oder seien Sie selbst Pionier*in und ergreifen Sie die
Initiative, seien Sie unternehmungslustig, innovieren Sie und
inspirieren Sie andere Kolleginnen und Kollegen.
In jeder Lebens- und Berufsphase können Sie für jüngere und
ältere Kolleg*innen beispielhaft sein. Manchmal dadurch, dass
Sie Ihren eigenen Kurs revidieren. Manchmal, indem Sie etwas
Neues ausprobieren. Manchmal, weil Sie wissen, wann Sie aufhören
müssen. Ihr Eichpunkt? Einfach: das Warum.
FRAG IMMER ERST WARUM …
Simon Sinek untersucht inspirierendes Verhalten von
Persönlichkeiten und Organisationen. Seine Kernbotschaft:
Machen Sie sich klar, warum Sie tun, was Sie tun. Was war Ihre
ursprüngliche Motivation Ärztin oder Arzt zu werden? Auf
Seite 7 finden Sie einige warum-Fragen, die Sie sich in jeder
Berufsphase aufs Neue stellen können.
Internet
“Start with the Why – How great leaders inspire action”
Simon Sinek
11
12
JEDER
MEDIZINER,
JEDE MEDIZINERIN
IST IN GEWISSER
HINSICHT
Muster
…SO WIE ALLE ANDEREN
MEDIZINER*INNEN
…SO WIE MANCHE ANDEREN
MEDIZINER*INNEN
…SO WIE KEIN EINZIGER
ANDERER MEDIZINER
…SO WIE KEINE EINZIGE
ANDERE MEDIZINERIN
13
14
Gemeinsamkeiten verbinden
Unterschiede bereichern
Muster
15
IHR BERUFSWEG IM BILD
Wo befinden Sie sich im Moment in Ihrer Berufsentwicklung?
Genießen Sie die tagtägliche Hektik bei der Arbeit? Oder
empfinden Sie Ihre Arbeit schon seit Jahren als langweilig?
Haben Sie das Gefühl, im falschen Zug zu sitzen, in einem abgekoppelten
Wagen? Oder dass Sie, aus welchem Grund auch
immer, lieber auf den nächsten Zug warten? Egal, an welchem
Punkt Ihrer Berufsentwicklung Sie gerade sind: es wird Ihnen
weiterhelfen zu überlegen, welche Wahl Sie getroffen haben.
Jede der fünf Berufsphasen in diesem Buch beginnt mit einer
Entscheidung der Ärztin oder des Arztes in einer bestimmten
Entwicklungsphase. 3 Nehmen Sie ein Stück Papier und Buntstifte
und zeichnen Sie einmal Ihre Berufsentwicklung, indem Sie
sowohl zurück- als auch nach vorn blicken.
Zeichnen Sie Ihre Laufbahnentscheidungen
Option
Option
Option
Option
16
Muster
Zurückblicken
Zeichnen Sie eine Route die zeigt, welche Entscheidungen
Sie bis heute in Ihrem Leben und Ihrem Beruf getroffen haben.
Notieren Sie auch die Richtungen, die Sie damals nicht gewählt
haben.
Schauen Sie sich Ihre Route an und fragen Sie sich:
- Warum habe ich bestimmte Entscheidungen getroffen
oder warum nicht?
- Aus welchen internen oder externen Gründen habe ich
sie getroffen?
- Welcher Route wollte ich damals folgen, habe es aber dann
doch nicht gemacht? Warum nicht?
- In welcher Zeit habe ich meine Arbeit sehr genossen? Warum?
- Welche Zeit fand ich besonders schwierig? Was war der Grund
dafür?
- Wie habe ich es geschafft, das zu bewältigen?
Vorausblicken
Ergänzen Sie Ihre Zeichnung mit den Routen, die noch offen
vor Ihnen liegen:
- Welche Entscheidungen möchte ich kurz- oder langfristig
treffen?
- Was hält mich zurück, mich heute zu entscheiden?
- Was könnte mir dabei helfen?
- Welchen ersten (kleinen) Schritt kann ich heute schon machen?
- Mit wem kann ich mein Vorhaben besprechen? Wann erlaube
ich dieser Person, meinen Fortschritt zu überprüfen?
Ihre aktuelle Position bestimmt nicht, wohin Sie gehen werden,
höchstens von wo Sie starten.
17
BLICK AUF IHREN BERUFSWEG
Woher kommen Sie?
Wo sind Sie JETZT?
Was macht
diesen Moment
diesen Kontakt
diesen Patienten
diese Patientin
diese Besprechung
diesen Arbeitstag
diesen freien Tag
der Mühe wert?
Für mich.
18
Muster
Wo wollen Sie hin?
19
PERSON UND BERUF
Gerade bei Mediziner*innen gehen persönliche und professionelle
Entwicklung ein Leben lang Hand in Hand. Das beginnt
damit, „zu tun, als wäre man Ärzt*in”, dann „sich wie ein*e
Ärzt*in zu verhalten” bis man letztendlich „Ärzt*in ist”. 4 Ihre
Persönlichkeit beeinflusst Ihre Professionalität und umgekehrt.
Als Ärzt*in ist Ihre Arbeit meistens reaktiv. Sie sind darin
geschult, Symptome zu erkennen, Krankheiten zu diagnostizieren
und zu behandeln. Wenn es um Ihre persönliche und
berufliche Entwicklung geht, ist es jedoch besser, nicht zu
warten bis Sie selber Beschwerden haben, sondern präventiv
zu handeln. Also regelmäßig pausieren, Abstand nehmen
und Raum schaffen für neue Ideen und Betrachtungsweisen.
Reflexion sorgt dafür, dass Sie aufmerksam, frisch und gesund
bleiben. Einige Minuten pro Tag können schon einen gewaltigen
Unterschied machen. Oder erlauben Sie sich selbst eine
Auszeit. Manche Praxen haben die Verabredung, dass jede
Kollegin und jeder Kollege einmal in fünf Jahren einige
Monate arbeitsfrei bekommt.
Um festzustellen, wie Sie Ihre Arbeit anders einteilen oder
attraktiver machen können, werfen Sie einen Blick auf
Vergangenheit und Zukunft Ihrer Berufsentwicklung. Oder
konzentrieren Sie sich auf das Hier und Jetzt: Was bewegt
mich dazu, täglich immer wieder denselben Trott zu gehen?
So wird Ihnen deutlich, ob Sie auf diese Weise weiter arbeiten
möchten, mit dieser Stundenzahl, mit diesen Kolleg*innen und
in dieser Abteilung.
20
Vielleicht denken Sie: „Dafür habe ich doch wirklich keine
Zeit!”
Muster
Zweifellos kostet es Mühe, dafür Zeit zu finden. Doch nur so
können Sie frühzeitig erkennen, ob Ihre Arbeit Sie noch befriedigt
oder immer mehr frustriert. Die gute Nachricht hierbei:
Sie können selbst entscheiden.
INNEHALTEN … IN BEWEGUNG KOMMEN
Sie haben viele Möglichkeiten, Ihre eigene professionelle
Einstellung zu entwickeln:
- Selbstreflexion
- Bitten Sie Kolleg*innen, Freund*innen oder Familie um
Feedback.
- (Team)Coaching
- Peer-Education oder Supervision
- Evaluieren Sie regelmäßig Ihre Wünsche und Möglichkeiten
mit einem Coach
Sie können aber auch Raum zum Nachdenken schaffen,
wenn Sie spazieren gehen, joggen, im Garten arbeiten, Yoga
machen, ein Buch lesen, sich einen Film ansehen oder ein
Museum besuchen. Finden Sie heraus, was am besten für
Sie funktioniert. Momente der Selbstreflexion, wie auch die
Interaktionen mit anderen Personen und Vorbildern, werden
Ihnen helfen, Inspiration und neue Einsichten zu bekommen.
Tatsache ist: nur Sie selbst wissen, was Sie für ein zufriedenes
Berufsleben benötigen.
21
Ich mache mir Sorgen um mei
nen Sohn, ich
habe keinen Kontakt m
it ihm
.
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22
ZUHÖREN
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bei der A
r
b
e
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hat sich viel geändert ....
Muster
aber ich darf nicht klagen, denn ich habe wenigstens Arbeit.
SCHAFFT HEILUNG
23
Kopf – ich denke
Herz – ich verlange
Bauch – ich fühle
Hände – ich handel
24
Muster
25
26
OHNE HÖHEN
UND TIEFEN
Muster
KEIN LEBEN
27
Prägt Ihre Persönlichkeit
Ihre Arbeit?
Oder Ihre Arbeit Ihre
Persönlichkeit?
28
Muster
29
WANN
ZULETZT
ERSTEN MAL
30
Muster
HABEN SIE
ETWAS ZUM
GEMACHT?
31
32
ich kann Sie nicht finden
Muster
ich bin hier
33
HABEN SIE MUT!
„I have nothing but respect for almost every doctor I have come
across. Most just want to cut through the bullshit and treat their
patients right.” Eine Textnachricht auf Twitter, die ich aus voller
Überzeugung „retweete”.
Denn das sind genau die Mediziner*innen, denen ich oft
begegne. Leute, die ihre Arbeit gut machen wollen und sich
mit Leib und Seele dafür einsetzen. Profis, die sich ständig
verbessern wollen, ihre Arbeit zur Diskussion stellen und sich
durch Training, Intervision oder Coaching, wenn nötig mit
dem ganzen Team, weiterentwickeln. Bis an ihre Grenzen und
womöglich darüber hinausgehen.
Neulich las ich eine Geschichte über die Pflege für
Frühgeborene. Vielleicht unvorstellbar, aber bis in die 80-er
Jahre des vorigen Jahrhunderts war es strengstens untersagt,
weinende Babys in Inkubatoren anzufassen. Auffallend war,
dass das Gewicht im Brutkasten kaum zunahm, trotz der
technisch perfekten Umgebung. Das geschah erst, nachdem
die Kinder aus dem Inkubator kamen. Dann wurde in einem
amerikanischen Krankenhaus entdeckt, dass einige Babys doch
ganz normal zunahmen. Und was stellte sich heraus? Während
der Nachtpflege sorgte immer die gleiche Krankenschwester
für sie. Sie erklärte zögernd, sie habe das Verbot ignoriert und
weinenden Babys sanft über den Rücken gestreichelt, um sie
zu beruhigen. Obwohl sie wusste, dass es nicht erlaubt war,
machte sie damit weiter, weil die Kinder so ruhig wurden.
34
Muster
Ein schönes Beispiel von einer Sachverständigen, die mit Mut und
Zuversicht zwischen externen Regeln und ihrer eigenen Wahrheit
balancierte. Darin stecken meiner Meinung nach die Kraft
zur Erneuerung und der Anstoß zur weiteren Entwicklung. Das
erfordert Ärzt*innen, Krankenpfleger und -schwestern, die mit
Hilfe ihrer Kenntnisse, aber auch nach Intuition arbeiten können.
Die laut Protokoll arbeiten, aber zu gleicher Zeit ein Auge haben
für eine besondere Situation im Kontakt zu einer bestimmten
Patientin, einem bestimmten Patienten, und deren Professionalität
dazu führt, wohlüberlegt eine Wahl zu treffen und eventuell
mutig gegen die Vorschrift zu verstoßen. Auf diese Weise wirken
sie für sich selbst und ihre Kolleg*innen innovativ, indem sie - zusammen
mit Patient*innen - neue Möglichkeiten entdecken.
Eine Utopie? Die oben erwähnte Handlungsweise verlangt
tatsächlich eine vertraute, unterstützende und lernende Arbeitsumgebung,
in der mutige Mediziner*innen sich ständig weiterbilden.
Alles funktioniert schlecht in einer Umgebung, in der
man Angst hat vor Repressalien oder schlechten Kritiken auf
Twitter und im Internet, und in der man es nicht wagt, gegen
Verordnungen und Verfahren zu verstoßen.
Ich habe Vertrauen zu Ärzt*innen, die tatsächlich den Mut zur
Veränderung haben. Die ihre Professionalität zeigen und aufgrund
ihrer Kenntnisse und nach ihrer Intuition handeln. Solchen
Ärzt*innen überlasse ich gerne meine Ängste, Zweifel und meine
Gesundheit. Wir sollten ihnen lieber mehr Raum für Introspektion
geben, statt sie nur durch Inspektion zu kontrolieren. 23
Angèle van de Ven
35
ÜBER DIE AUTOR*INNEN
Angèle van de Ven (1969)
Bildungswissenschaftlerin, Trainerin, (Team)coach
Sie begleitet Mediziner*innen in ihrer professionellen
Weiterbildung und in der persönlichen Entwicklung.
Ihre Inspiration
sind die Geschichten, die sie von Ärzt*innen hört über die Art
und Weise wie sie lebenslang mit Vergnügen und Befriedigung
arbeiten. Geschichten, die man mit anderen Ärzt*innen
teilen sollte. Dafür gibt es kaum Zeit, denn die Patientenbetreuung
kommt immer zuerst.
Sie sieht,
dass der ärztliche Beruf sowohl ein Job als auch ein Leben mit
Dienstleistungen ist, eine bestimmte Rolle in der Gesellschaft
verlangt und Verantwortlichkeit mit sich bringt. Heutzutage
gibt es viele Varianten und die Möglichkeit, Arbeit und
Leben so einzurichten, wie man sich das wünscht. In diesem
Buch beschreibt Angèle ihre praktischen Erfahrungen und
Einsichten.
Lesen Sie über ihre Arbeit: www.angelevandeven.nl
36
Muster
Lodewijk Schmit Jongbloed (1956)
Arzt, betriebswirtschaftlicher Berater, (Team)Coach
Doktorarbeit: „Arbeitszufriedenheit unter Ärzten.”
Seine Fragen:
Ist die heutige Generation von Ärzt*innen wirklich überfordert
im Vergleich zu der vorhergehenden Generation? Wenn
das so ist, was können sie selbst tun, dieser Unzufriedenheit
vorzubeugen oder sie zu verändern?
Er sieht,
dass das ärztliche Arbeitsfeld sich schnell verändert: mehr
Aufgaben, weniger Handlungsfreiheit. Reflexion über die
Arbeit wäre absolut erforderlich. Nicht alle Ärzt*innen haben
das während ihrer Ausbildung gelernt. Auch kostet es kostbare
Zeit und Energie. Mit diesem Buch bietet Lodewijk eine Hilfe,
die Fragen zu stellen, die dazu beitragen können, als Ärzt*in
und als Mensch Zufriedenheit zu finden.
Lesen Sie über seine Arbeit: www.schmitjongbloedadvies.nl
37
Pascal O. Berberat (1971)
Professor für Medizindidaktik und Bildungsforschung
Als Studiendekan einer medizinischen Fakultät sucht er neue
Wege für die Ausbildung der Medizinstudierenden.
Seine Inspiration
ist es, Ärztinnen und Ärzte auszubilden, die das Objekt
`Krankheit´ und das Subjekt `Mensch´ nicht voneinander
trennen, sondern gleichberechtigt behandeln und sich immer
wieder den so essentiellen humanen Aspekt ihres Tuns vor
Augen führen - bei aller Wissenschaftlichkeit, Effizienz und
Technologisierung, die die moderne Medizin ausmachen.
Er sieht,
dass Philosophie und die Geisteswissenschaften von
unschätzbarem Wert für die Medizinausbildung sind.
Ärzt*innen müssen in einem von Unsicherheit und Risiko
geprägten Alltag bestehen. Die Fähigkeit zur (Selbst-)
Reflexion und die immer aktuelle Frage, `was bedeutet Ärzt*in
sein für mich persönlich´ sollte für alle Mediziner*innen
selbstverständlich zu ihrem Beruf dazugehören.
Lesen Sie über seine Arbeit: www.mec.med.tum.de
38
REFERENZEN
Muster
„Junge Ärzt*innen sich entwickeln zu lassen, ist wahrscheinlich
das Wichtigste und Prägendste im ganzen Berufsleben. Was
will ich? Was will ich nicht? Und: Was kann ich? Was kann
ich (noch) nicht – essentielle Fragen nach Leidenschaft und
Talent. Dieses Buch begeistert mich, weil es auf eine einfache
und prägnante Art hilft, diese und andere essentielle Fragen
zu stellen - in jeder Lebensphase und immer wieder. Durch
Reflexion, Selbsteinsicht und Orientieren an Vorbildern
meistern Sie die Herausforderung, Ihren eigenen Weg zu
finden zur Ärztin als Ganzes, zum Arzt als Ganzes – Für Ihre
Patient*innen, Ihre Familie und vor allem für sich selbst.“
Prof. Dr. med. Götz Wietasch
Anästhesist, Ausbildungsbeauftragter und ehemaliges
Mitglied der Niederländischen Ärztekammer
39
„Ärztin oder Arzt werden, möchten viele junge Menschen.
Diejenigen, die eine Chance bekommen, machen sich hochmotiviert
und glücklich auf den Weg, weil sie die bestmögliche
Ärztin oder der bestmögliche Arzt werden wollen. Auf diesem
Weg durchlaufen sie eine Reihe von vulnerablen Lebensphasen
und Übergängen von der Schule ins Studium und vom Studium
in den Beruf. Sie machen eine enorme Kompetenzentwicklung
durch, sie müssen Entscheidungen treffen, sie stoßen auf Realitäten,
die nicht ihrer idealistischen Vorstellung entsprechen,
und sie packen immer mehr Verantwortung in ihren Rucksack.
Dieses Buch ist ein wunderbarer Begleiter auf diesem Weg - ein
Begleiter, der wichtige Perspektivenwechsel und Achtsamkeit für
sich selbst inspiriert - ein Begleiter, der hilft eine gute Ärztin oder
ein guter Arzt zu werden.“
Prof. Dr. med. Martina Kadmon, MME
Gründungsdekanin Medizinische Fakultät,
Universität Augsburg
“Als Medizinstudierende lernen wir sehr viel über den Menschen,
wie er funktioniert und wie wir ihn, gerne unter hohem persönlichem
Einsatz, funktionell erhalten. Aber sehen wir bei all dieser
Selbstlosigkeit die eigenen Grenzen, die eigenen Wünsche
oder Bedürfnisse? Wer ein nachhaltiges (Arbeits-)Leben führen
möchte, kann von diesem Buch und den dort gestellten Fragen
in diesem Kontext nur profitieren - davon bin ich überzeugt!”
Nick Seiferth
Medizinstudent TU München
40
LITERATUR
Muster
1 Scheepers, Boerebach, Arah, Heineman & Lombarts. A Systematic
Review of the Impact of Physicians’ Occupational Wellbeing on the
Quality of Patient Care. International Journal of Behavioral Medicine,
2015.
2 Schmit Jongbloed. Physician Job satisfaction in the Netherlands. A
study of job satisfaction among cohorts of Dutch physicians, 2017.
3 Methode van de psychologen Lewchanin & Zubord uit: Choices
in life. A clinical tool for facilitating midlife review. Journal of Adult
Development 2001.
4 Lombarts. Physicians’ professional performance. Between time and
technology. 2010 uitgevers, 2016.
5 Angèle van de Ven’s blog ‚Durf (Dare)‘ has been published before on
the websites of Mednet, TedX Nijmegen, Artsennet and Compassion
for Care.
41
ich kann sie nicht finden
ich bin hier
QUELLEN
JEDER
ARZT IST
IN GEWISSER
HINSICHT
… SO WIE ALLE
ANDEREN
ÄRZTE
… SO WIE MANCHE
ANDEREN
ÄRZTE
… SO WIE KEIN
EINZIGER ANDERER
ARZT
‘Jeder Arzt*in ist …’
Frei nach einer Aussage von Henry A. Murray
& Clyde Kluckhohn in: Personality in Nature,
Society and Culture, Publisher Alfred A. Knopf,
New York 1953.
Kopf – ich denke
Herz – ich verlange
Bauch – ich fühle
Hände – ich handele
‘Ich denke – Ich verlange …’
Inspiriert von einem Modell aus dem Training,
Power-orientiertes Coaching basierend auf
Kernreflexion‘ von Fred Korthagen. Korthagen,
Kim & Greene. Teaching and Learning from
Within: A Core Reflection Approach to Quality
and Inspiration in Education. Taylor & Francis,
New York 2013.
‘Ich kann Sie nicht finden’
Diese Illustration basiert auf einem Tweet von @
wimdaniels, April 2014.
42
Kontakt:
Angèle van de Ven
+31 6 21206780
info@vandeven.com
Lodewijk Schmit Jongbloed
+31 6 54220710
info@schmitjongbloedadvies.nl