Macher &Märkte: Akademie
für Friseure Seite 5
Branchen &Betriebe: Auf dem
Wochenmarkt zu Hause Seite 10
Leben &Wissen: Vahrenholt
zur Klimadebatte Seite 20
DIE WIRTSCHAFT
Münster |Münsterland
Mit Beilage
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Nur noch ein Minimum Kontakt
Gastronomen und Hoteliers im Münsterland haben gerade erheblich in Hygiene, Virenschutz sowie Konzepte
für den Außer-Haus-Verkauf investiert –da setzt sie der zweite Lockdown schon wieder massiv unter Druck.
Straßauf, straßab musste die Gastronomie
zum 1. November zusperren. Und so
wirkt ausgerechnet dieses Datum für
eine Neueröffnung in der Branche angesichts
des erneuten Lockdowns wie blanker
Hohn. Doch das Sreetfood-Konzept
von „Knopfsknolle“ in Münster hat das
Potenzial zum coronabedingten Durchstarter:
Kumpir –hier die regionale Ofenkartoffel
–und Stampf mit individuell
ausgewählten Toppings und Soßen „to
go“ im nachhaltigen Mitnahme-Geschirr.
„Den Businessplan habe ich im März
unter Lockdown-Bedingungen entwickelt“,
berichtet Max Sailer.
Der ehemalige Lehramtsstudent
und Selfmade-Gastronom
wollte seine Kumpirund
Bowl-Spezialitäten so
an die Kartoffelgenießer
bringen, dass auch bei steigenden Infiziertenzahlen
und erneutem Lockdown –natürlich
unter Einhaltung der Abstandsregeln in
der Warteschlange und den Hygienevorschriften
–der Laden brummt. „Ganz bewusst
habe ich auf Sitzgelegenheiten verzichtet
und voll auf das Außer-Haus-Geschäft
gesetzt“, erläutert Sailer (Spitzname
„Knopf“), der seine Knollen aus einem Integrationsbetrieb
aus Warendorf bezieht.
Abholen muss der Kunde die Kartoffel-Kulinarik
selbst, ein Lieferservice steht noch
nicht auf Sailers Agenda.
Großgastronom Markus Geßler tritt bereits
aufs Gaspedal: „Ich habe gerade zehn E-
Smarts angeschafft“, berichtet der Betreiber
vonEnchilada, Besitos, Apostound weiterer
gastronomischer Betriebe in Münster. Mit
dem im März vonihm undweiterenGastro-
Kollegen gegründeten Lieferservice
„hungrig.ms“ kann Geßler nicht nur auf
Anfang November eröffnete Max Sailer in Münster seinen eigenen gastronomischen Betrieb. Er hat „Knopfsknolle“ gleich so
konzipiert, dass sämtliche Corona-Auflagen erfüllt werden.
Foto: Knopfsknolle
eine bereits Lockdown-erprobte Infrastruktur
zurückgreifen, sondern will auch Lieferando
den Kampf ansagen: „Im Gegensatz
zum Liefer-Giganten ist unser regionaler
Service zum Selbstkostenpreis für die Gastronomen
zu haben. Und unsereMitarbeiter
fahren auch nicht mehrereAdressen hintereinander
ab. Sprich: Das Essen kommt tatsächlich
warm beim Kunden an“, verspricht
Geßler. „Und machen wir uns nichts vor:
Außer-Haus-Verkauf ist nicht reine Kundenpflege,
man kann auch tatsächlich ein paar
Euro damit verdienen, wenn man gute und
faire Strukturen schafft.“
Überhaupt ist der Sprecher der Innenstadt-
Gastronomen in Münster ein Unentwegter,
wenn es darum geht, seine Branche in die
Zukunft zu geleiten: Mit dem Biergarten vor
dem Schloss und jetzt dem Pop-up-Restaurant
„Wintergarten“ setzt Geßler voll auf die
Digitalisierung. Kontaktdaten hinterlassen,
bestellen bei verschiedenen Restaurants
und bezahlen kann der Gast ausschließlich
via Smartphone. Das System reduziert den
Kontakt zwischen Gast und Personal auf ein
Minimum, perfekt in Corona-Zeiten.
► Fortsetzung auf Seite 2/3
OFFEN GESAGT
Notration
Esist angerichtet: Die Berliner
Politküche hat ein Menü
zubereitet, das den Gastronomen
schmecken dürfte. Jedenfalls,
wie es bisher auf der Speisekarte
steht. Nachdem Rezept
und Zutaten bekannt sind, heißt
es nun Tempo machen, damit
die Adressaten nicht einem finanziellen
Kalorienmangel erliegen.
Der Hunger ist beträchtlich
–und angesichts dessen stellt
sich die Frage, ob die Vorratskammern
für diese Branchen-
Speisung überhaupt ausreichend
gefüllt sind.
Ein Programm von zehn Milliarden
Euro dürfte für ein Gewerbe
mit derart vielen Betrieben und
Beschäftigten kaum reichen. Zumal
niemand weiß, wie lange
die Lokale geschlossen bleiben.
Die Wahrscheinlichkeit, dass
eine prosperierende Branche
über den zunächst abgesteckten
Zeitrahmen des Lockdown light
hinaus von Bund und Land
durchgefüttert werden muss, ist
hoch.
Für die Chefköche in Berlin,
Düsseldorf und Co. geht es aber
nicht nur um die Rettung möglichst
vieler Unternehmen und
Arbeitsplätze, sondern auch um
den Erhalt lebenswerter Innenstädte.
Die fragile Balance aus
Gastronomie, Handel, Ketten
und inhabergeführten Läden
könnte kippen. Und selbst wenn
die staatliche Großkantine den
massiven Ausstoß von finanziellen
Notrationen ausdauernd aufrechthält,
dürfte klar sein, dass
die Strukturen im Gastgewerbe
nach Corona nicht mehr dieselben
sein werden wie vor der
Pandemie. Maike Harhues
2021 rollt die Insolvenzwelle
Fachverband prognostiziert für das Frühjahr einen Anstieg, aber keinen Rekord.
Wann rollt die lange befürchtete Insolvenzwelle
durch die deutsche Wirtschaft?
Während derzeit die Insolvenzzahlen
auf einem 20-Jahrestiefstand
liegen, erwartet der Bundesverband
Credit Management (BvCM) im
Frühjahr einen deutlichen Anstieg der
entsprechenden Verfahren.
Die Zahlen würden aber
deutlich unter dem Rekordniveau
von2004 liegen,
erklärte Dr. Thomas
Kluth, im Vorstand des
Bundesverbandes Credit Management
4 198869 003501
2 0 0 4 8
e.V. für den Bereich Recht zuständig.
Den Anstieg führt der BvCM unter anderem
darauf zurück, dass zum 1. Januar
2021 die Überschuldung wieder ein
zwingender Grund ist, einen Insolvenzantrag
zu stellen. Für die Zahlungsunfähigkeit
ist dies bereits seit dem 1. Oktober
2020 wieder so.
„Andererseits sehen wir erhöhte sektorale
Insolvenzrisiken in den nachfolgenden
Branchen: Automobilbereich (hier:
die Zulieferer infolge mangelnder Konzepte
der deutschen Automobilhersteller
im Hinblick auf die Elektro-Mobilität),
Handel- und Textilhandel (auch mit
Blick auf die Hersteller, denen die Absatzstationen
wegbrechen), Reise- und
Touristikunternehmen, Messe- und Veranstaltungsbetriebe,
Hotelunternehmen
(wenn Einnahmen hauptsächlich aus
Bankett-Geschäft und Tagungen erzielt
werden), Immobilienprojektgesellschaften
und Einkaufszentren mit Bezug zu
den vorgenannten Bereichen und Gastronomie
(immerhin nach Anzahl der
dort Beschäftigten der drittgrößte
Arbeitgeber in Deutschland).“
Allerdings, so ist der BvCM sicher, wird
sich die Anzahl der Insolvenzen auch
2021 weit unter dem Rekordniveau von
2004 mit fast 40 000 Verfahren bewegen.
„Dies mag auch damit zusammenhängen,
dass mit dem Sanierungs-Reformpaket
mit dem darin enthaltenen
Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz,
das spätestens
zum 1. April in Kraft tritt, viele problembeladene
Mittelständler und Konzerne
versuchen werden, eine außergerichtliche
Sanierung hinzubekommen.“
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18.12.2020
2 MACHER &MÄRKTE
„Ein harter Schlag ins Kontor“
Hotels wie der traditionsreiche Kaiserhof in Münster mussten ihr Team erneut in die Kurzarbeit schicken.
Ausrechnet das wichtige Geschäft in der umsatzstarken Zeit vor dem Jahresende fällt diesmal aus.
„Wir hatten sehr auf die
sonst gut ausgelastete
dunkle Jahreszeit gehofft.“
Kay Fenneberg, Kaiserhof in Münster
Fortsetzung von der Titelseite
Dichtmachen musste Markus
Geßler vier Wochen nach
der Wintergarten-Eröffnung
zum Lockdown-Beginn aber
trotzdem –wie alle anderen
Betriebe auch.
„Das ist ein harter Schlag ins Kontor. Wir
hatten sehr auf die sonst gut ausgelastete
dunkle Jahreszeit gehofft“, räumt Kay Fenneberg,
Chef des Hotels KaiserhofinMünster,
ein. Dafür hat er sein traditionsreiches
Haus coronabedingt fit und noch sicherer
gemacht, hat in kostspielige Luftfilteranlagen
investiert. „Hinter unserem Haus ist
kein Berg, vor uns kein See. Auch im September
und Oktober
hatten wir
nur ungefähr die
Hälfte des Umsatzes
–wir leben
eigentlich von
Betriebs- und
Weihnachtsfeiern
und großen
Messen.“ Im Moment
keine wirkliche Perspektive, deshalb
hat Fenneberg sein Vier-Sterne-Superior-
Hotel und das Restaurant für die Zeit des
Lockdown light ganz geschlossen, seine 63
Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. „Das ist
auch nicht gerade förderlich für den Team-
spirit. Der musstesich auch nach dem ersten
Lockdown ganz langsam wieder aufbauen“,
schildert der Hotelier und Restaurantbetreiber.„Ganz
ehrlich: Ich rechne mit Normalität
in unserer Branche erst wieder,wennein
Impfstoff für jeden zugänglich ist.“
Planbar ist zurzeit so gut wie nichts für die
Unternehmer: „Ich glaube nicht wirklich,
dass wir am 1. Dezember wieder öffnen dürfen“,
befürchtet Moritz Ludorf. Und wenn,
dann will der Betreiber von Deckenbrock`s
Kleinem Kiepenkerl in Münster in Heizpilze
investieren. Selbst bei acht, neun Grad wollen
die Gäste lieber draußen sitzen, trotz
der weit auseinander stehenden Tische und
der Plexiglastrennwände in den Innenräumen
der GaststätteamSpiekerhof. Am Wochenende
vorLockdown-Beginn sei es noch
einmal so richtig voll gewesen, seine Gäste
würden die Schließung bedauern, ihn aber
im Außer-Haus-Geschäft unterstützen.
„Wenn ich allerdings zehn Hauptgerichtean
die gleiche Adresse liefere, kann ich mir
auch zusammenreimen, dass sich die Leute
zu Hause treffen“, gibt Ludorfzubedenken.
Da frageman sich nicht nur als Gastwirt, ob
es nicht besser sei, wenn die Menschen mit
Kontaktlisten, Masken, Abstand und Handdesinfektion
in Kleinst-Gruppen zu viert in
den Restaurants zusammenkämen.
Von den 4500 Betrieben im Gastgewerbe,
die es im Münsterland gibt, ständen viele –
besonders die kleineren –mit dem Rücken
IMPRESSUM
DIE WIRTSCHAFT Münster /Münsterland
Verlag
Aschendorff Medien GmbH &Co. KG
An der Hansalinie 1-48163 Münster
Geschäftsführung: Dr. Benedikt Hüffer, Dr. Eduard Hüffer,
Marc Zahlmann-Janzen, Dennis Hagen
Ein bedrückendes Bild: Der erneuteLockdown hatKay Fenneberg(r.)gezwungen, den Kaiserhof und
das dazugehörige Restaurant für Wochen zu schließen.
Foto: Kaiserhof
Verlagsleitung Werbemarkt &Anzeigenleitung
Marc Arne Schümann (verantw.)
Verkaufsleitung
Myriam Horstmann
Tel.: 0251 690-908417
Anzeigenverkauf
Frank Micheel
Tel.: 0251 690-908418
Lars Normann
Tel.: 0251 690-908419
Redaktion
Claudia Bakker (verantw.)
Jenny Hagedorn
Druck
Aschendorff Druckzentrum GmbH &Co,, KG
An der Hansalinie 1, 48163 Münster
Auflage 18.000 Exemplare
www.die-wirtschaft-muensterland.de
zur Wand, weil ihnen die liquiden Mittel
ausgingen, weiß Hendrik Eggert. Seinen Betrieb
betrifft das nicht: „Wir persönlich hatteneinen
Top-Sommer,haben gespürt, dass
viele Urlaub in Deutschland gemacht haben
und E-Bike-Touren als Tourismuskonzept
für das Münsterland sehr erfolgreich sein
können“, resümiert der Inhaber des Ringhotels
Landhaus Eggert in Münster-Handorf
und des Fisch-Restaurants Sylt am Bült.
Dass dieser kleine Aufschwung des Sommers
nun mit einer zweiten Schließung erneut
ausgebremst werde, „ist schon sehr,
sehr bitter“, findet Eggert. Die in Aussicht
gestellten Hilfen, „wenn es denn tatsächlich
75 Prozent des Umsatzes des Vorjahresmonats
sind und nicht noch alles Mögliche abgezogen
wird“, hält Eggert für ein faires Angebot.
Und hofft, dass die vonden Ministern
Altmaier und Scholz versprochenen Novemberhilfen
auch wirklich Hilfen im November
sind. „Auf die im ersten Lockdown
in Aussicht gestellten Hilfen habe ich genau
55 Tage gewartet“, berichtet der Unternehmer
und Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes
(DEHOGA) in Münster.
Natürlich beobachteEggert genau, wie sich
die Klagewelle gegendie Lockdown-Bestimmungen
entwickelt. „Sollten wir am 1. Dezember
entgegen der Zusicherungen der
Regierung nicht wieder öffnen dürfen und
eine KlagehätteguteErfolgsaussichten, erwäge
ich diesen Schritt durchaus –schon
aus Verantwortung meinen Mitarbeitern
gegenüber“, erläutert der Hotelier und
Gastwirt.
Gegen die Novemberschließung juristisch
zu Felde zu ziehen, rät der DEHOGA NRW
seinen Mitgliedern zunächst aber nicht.
„Wir halten die 75 Prozent Hilfszahlung angesichts
der schwächeren Umsatzperspektive
für denNovember 2020 zum Vorjahr für
fair“, bewertet Renate Dölling das aktuell
geschnürte Hilfspaket. „Spannend ist dann
meist das Kleingedruckte und wie schnell
und hürdenlos das Geld fließt“, meint die
Geschäftsführerin des DEHOGA Münster.
► Fortsetzung auf Seite 3
UNWISSENHEIT SCHÜTZT NICHT VOR STRAFE
Abmahnungen und Bußgelder drohen beim Verstoßgegen die
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MACHER &MÄRKTE 3
Langfristige Perspektive
NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart geht davon aus, dass die Überbrückungshilfe
für die vom Lockdown betroffenen Betriebe bis Mitte 2021 verlängert wird.
Investition in die Hygieneauflagen: Hendrik Eggert(l.) hatfür die Wintersaison
extra Luftfilteranlagen aufgestellt.
Foto: Landhaus Eggert
Hilfe mit Haken
und Ösen
IHK erhält Tausende von Anfragen.
Fortsetzung von Seite 2
Wann und wie genau –nämlich nur mit Hilfe
eines Steuerberaters –die Unternehmer des
Gastgewerbes die mit zehn Milliarden Euro
veranschlagten Hilfen beantragen können,
wird gerade geklärt. Zu dem Thema laufen in
der IHK Nord Westfalen gerade die Telefone heiß. „Wir hatten 1000
Anfragen allein in der ersten Woche“, sagt Sven Wolf, Teamleiter
Unternehmensförderung bei der IHK. Und betont: „Natürlich rücken
auch jetzt wieder Fragen zur Entschädigung in den Mittelpunkt,
denn viele Unternehmen sind klar am Limit. Nach unserer
aktuellen Umfrage ist bei gut einem Viertel der Unternehmen das
Eigenkapital gefährlich abgeschmolzen, jedes achteUnternehmen
räumte Liquiditätsengpässe ein.“
Im Außer-Haus-Geschäft sieht Wolf durchaus eine Chance für eine
Zukunft der Branche, falls Corona die Menschen noch langebegleitenwird.
Zumal Außer-Haus-Verkäufe–Stand jetztund noch nicht
final bestätigt, wie die IHK betont –nicht zum Ausschluss von der
außerordentlichen Wirtschaftshilfe führten. „Hierbei erzielte Umsätze
von mehr als 25 Prozent der Umsätze des November 2019
werden auf die Umsatzerstattung angerechnet, damit es keine
Überförderung vonmehr als einhundert Prozent des Vergleichsumsatzes
gibt. Für Restaurants wirddie Umsatzerstattung auf 75 Prozent
der Umsätze im Vergleichszeitraum 2019 mit vollem Mehrwertsteuersatz
begrenzt“, erklärt Wolf die Details. Damit werden
Außer-Haus-Verkaufsumsätze mit reduziertem Mehrwertsteuersatz
herausgerechnet. „Doch im Gegenzug werden die Außer-Haus-
Verkaufsumsätze während der Schließung vonder Umsatzanrechnung
ausgenommen, um eine Ausweitung des Geschäfts zu begünstigen“,
ergänzt Wolf und zeigt eine Chance für die Branche
auf, die nichts mehr hofft, als den Fluch des Virus abschütteln und
zu dem Segen der zuvor gepflegten Gastlichkeit zurückkehren zu
können.
Maike Harhues
Gastronomie bedeutet nicht nur, Menschen
satt zu machen, sondern die Branche
bildet einen entscheidenden Standortfaktor
für vitale Innenstädte. Das
räumt auch Prof. Dr. Andreas Pinkwart
ein.Der NRW-Wirtschaftsminister
pocht gegenüber unserer
Autorin Maike Harhues deshalb
in einem Interview darauf,
dass das Gastgewerbe
nicht nur staatliches Geld, sondern vor allem
wieder eine gesicherte Perspektive erhalten
muss.
Obwohl die Gastronomie- und Hotelbranche
–bis auf wenige schwarze Schafe
–viel Geld in die Hand genommen und
die Hygienevorschriften strikt umgesetzt
hat und das Infektionsrisiko hier
als sehr gering eingestuft wird, wird sie
für vier Wochen pauschal mit Berufsverbot
belegt. Können Sie die Kritik an diesem
Vorgehen nachvollziehen?
Andreas Pinkwart: Der exponentielle Anstieg
der Infektionszahlen, wie wir ihn vor
einigen Wochen gesehen haben, hat ein
schnelles Handeln erfordert. Bund und Länder
haben gemeinsam die neuen Maßnahmen
beschlossen, um Kontakte konsequent
zu reduzieren und einer Überlastung des
Gesundheitssystems entgegenzusteuern.
Dies trifft vor allem die Gastronomie, die
Hotellerie und auch den Kulturbereich hart.
Sie können mir glauben, dass die Entscheidung
allen Beteiligten nicht leichtgefallen
ist.
Ist die Gastronomie geschlossen, verlieren
die Innenstädte erheblich an Attraktivität.
Welche Auswirkungen befürchten
Sie für den Einzelhandel und
das Weihnachtsgeschäft und wie kann es
gelingen, die Kunden nach dem Lockdown
wieder vombequemen Online-Sofa-Shopping
loszueisen?
Andreas Pinkwart: Die Bedeutung der
Gastronomie geht weit über ihren wirtschaftlichen
Wert hinaus: Sie prägt auch
unsere Kultur und unser gesellschaftliches
und soziales Leben. Die vielfältige Gastronomielandschaft
in Nordrhein-Westfalen ist
ein Standortfaktor, den wir unbedingt erhalten
müssen. Die Landesregierung hat daher
in der Coronaschutzverordnung festgelegt,
an den Wochenenden vor und nach
Weihnachten Verkaufsstellen des Einzelhandels
ausnahmsweise an mehreren Sonntagen
zu öffnen. Damit kann der Kundenandrang
in Stoßzeiten entzerrt und Infektionsgefahren
vermieden werden.
Die Politik hat ein großzügiges Hilfspaket
geschnürt, das die Branche in
einer Situation trifft, in der sie sich immer
noch nicht von den Folgen des ersten
Lockdowns erholt hat. Was haben
die Hilfen bewirkt?
Andreas Pinkwart: Wir haben nach dem
ersten Lockdown im Frühjahr sehr schnell
und wirksam gehandelt, um den betroffenen
Branchen zu helfen. Die Landesregierung
hat mit dem NRW-Rettungsschirm zügig
Mittel bereitgestellt, um die Unternehmen
bei der Bewältigung dieser nie dagewesenen
Krise zu unterstützen – möglichst
passgenau und auf die individuellen Bedarfe
zugeschnitten. Die Bundesprogramme
haben wir von Beginn zielführend ergänzt
und beispielsweise einen fiktiven Unternehmerlohn
gezahlt. In intensiven Verhandlungen
mit dem Bund konnten wir Verbesserungen
für die Unternehmen bei der Überbrückungshilfe
durchsetzen und machen
auch aktuell Druck, damit die angekündigtenNovemberhilfen
schnell ausgezahlt werden.
Müsste die finanzielle Hilfe nicht bis
über den November hinaus gewährt
werden, auch wenn die Betriebe wieder
öffnen dürfen?
Andreas Pinkwart: Die Unternehmen
brauchen eine langfristige Perspektive. Zuallererst
müssen sie wieder öffnen dürfen
und ihrer ureigenen Aufgabe nachgehen:
der Bewirtung von Gästen. Finanzielle Hilfen
können in der aktuellen Situation
durchaus dabei helfen, durch die Krise zu
kommen. Daher ist es eine gute Nachricht,
dass die bewährte Überbrückungshilfe voraussichtlich
bis Mitte2021verlängert wird.
Mit der erneuten Schließung durch
Bund und Länder hat die Branche damit
zu kämpfen, dass viele Bürger verunsichert
sind, wie groß das Infektionsrisiko
bei einem Besuch der Gastronomie ist.
Was können Sie tun, damit die Branche
nicht gänzlich zum Erliegen kommt?
Andreas Pinkwart: Dass Gastronomie, Hotels
und auch der Kulturbetrieb nun diese
Sonderlast tragen müssen, ist für die Betroffenen
besonders bitter. Sie haben in den
letzten Wochen und Monaten aufwendige
Hygienekonzepte umgesetzt und dafür viel
Geld ausgegeben. Zur Wahrheit gehört aber
auch, dass die Kontaktnachverfolgung an
ihre Grenzen stößt. Es ist bei rund 75 Prozent
der Neu-Infizierten nicht mehr nachvollziehbar,
wosie sich angesteckt haben.
Daher müssen wir uns auf ein Leben mit der
Pandemie einstellen. Die Gastwirte sind
hier mit innovativen Ideen vorangegangen,
wie Apps zur digitalen Gästeregistrierung,
die Verlagerung des Geschäfts in den
Außenbereich oder effizienteEinbahnsysteme.
Ich bin mir sicher,die getätigten Investitionen
werden in den kommenden Monaten,
wenn die Betriebe wieder öffnen dür-
fen, noch von großem Nutzen sein.
Welche Perspektive können Sie Gastronomie
und Hotellerie geben, dass diese
ihren Azubis vermitteln kann, in
ihrem Job einen Beruf mit Zukunft zu sehen?
NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart
Andreas Pinkwart: Die aktuelle Situation
darf nicht dazu führen, den ohnehin schon
großen Fachkräftemangel zu verstärken.
Denn eines ist klar: Auch in Zukunft wird
die Gastronomie und Hotellerie sichereund
abwechslungsreiche Arbeitsplätze schaffen.
Als Landesregierung setzen wir uns gemeinsam
mit anderen Bundesländern gegenüber
dem Bund für ein gezieltes und koordiniertes
Handeln ein, um die Branche noch attraktiver
für die Beschäftigten zu gestalten.
Ein 10-Punkte-Plan liegt dem Bund vorund
bringt Betriebe, Branchenorganisationen,
Kammern, Politik und Verwaltung an einen
Tisch. Die Umsetzung wollen wir in den
kommenden Monaten mit allen Akteuren
vorantreiben.
Herr Minister Pinkwart, wie zuversichtlich
sind Sie, dass die Maßnahmen
des Lockdown light am 1. Dezember enden?
Andreas Pinkwart: Ich bin sehr zuversichtlich,
dass wir mit den getroffenen Maßnahmen
die Infektionsketten unterbrechen
können. Wenn das gelingt, können wir die
weitreichenden Beschränkungen wieder
zurücknehmen.
Foto: JürgenChrist
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4 MACHER &MÄRKTE
Das Münsterland hat Potenzial
Eine Agentur hat imAuftrag von Münsterland e.V. 1444 Menschen zum Image und zu verschiedenen Faktoren
der Region befragt. Die Studie bringt wichtige Erkenntnisse für den Markenbildungsprozess.
Das Münsterland steht offensichtlich für
das gute Leben. Das belegt jetzt eine Markenstudie,
die die Wahrnehmung des
Münsterlandes innerhalb und außerhalb
der Region untersucht hat. Interessanteste
Ergebnisse: 96 Prozent der Münsterländerinnen
und Münsterländer finden,
dass man in der Region gut leben
kann, 82 Prozent sehen hier ihre Zukunft.
Durchgeführt hat die repräsentative
Studie die Agentur Interrogare im
März im Auftrag der regionalen Management-Organisation
Münsterland e.V. Vor
wenigen Tagen wurden die Ergebnisse
auf der digitalen Mitgliederversammlung
des Vereins präsentiert.
Klaus Ehling, Vorstand des Vereins,
fasst zusammen: „Die
Studie zeigt deutlich: Das
Münsterland bietet eine hohe
Kebensqualität L
durch intakte
Städteund Gemeinden in der münsterländischen
Parklandschaft. Hier wollen die Einwohnerinnen
und Einwohner auch in Zukunft
bleiben. Das ist die wichtigste Basis
für eine erfolgreiche Regionalentwicklung
und letztendlich auch für ein erfolgreiches
Regionalmarketing. Denn mit zufriedenen
Einheimischen haben wir die besten Markenbotschafter
für unsere Region.“
Bislang, so Ehling laut einer Pressemitteilung,
habe es noch keine repräsentativeStudie
gegeben, die sich mit dem Image und
der Markenbekanntheit des Münsterlandes
insgesamt auseinandergesetzt hat. Das war
dieses Mal anders: In der Studie wurden
nicht nur touristische, sondern auch kulturelle
und wirtschaftliche Faktoren abgefragt.
82 Prozent der Einheimischen –soein Ergebnis
–finden, dass das Münsterland eine
attraktive Arbeitsregion mit vielen guten
Arbeitgebern ist. 91 Prozent schätzen die
gute Mischung aus Stadt- und Landleben.
80 Prozent finden, dass das Münsterland
ein großes kulturelles Angebot bietet. Und
82 Prozent sind der Ansicht, dass im Münsterland
jeder nach seinen Vorstellungen leben
und sich verwirklichen kann.
„Das sind hohe Zustimmungswertefür eine
Marke“, bestätigt Christine Gerbracht, Projektmanagerin
bei der Bielefelder Agentur
Interrogare, die viele Befragungen im Bereich
Markenbekanntheit durchführt. „Sowohl
die Gesamtbewertung als auch die hohe
Weiterempfehlungsrate und die hohe
Wiederbesuchsabsicht der Befragten zeigt,
dass das Münsterland eine attraktive Region
ist.“
Befragt wurden insgesamt 1444 Personen
aus dem gesamten Bundesgebiet, davon
435mit Wohnsitz im Münsterland. Die Studie
wurde als Online-Befragung durchgeführt.
Menschen außerhalb des Münsterlands beurteilten
die Region –sofernsie sie kannten
–ebenfalls sehr gut: Für 75 Prozent ist das
Münsterland touristisch attraktiv,insbesondere
zum Radfahren (78 Prozent), Reiten
(69 Prozent) und Picknicken (73 Prozent).
72 Prozent stimmten der Aussage zu, dass
man sich im Münsterland willkommen
fühlt, und 80 Prozent finden, dass die Region
viele Möglichkeiten bietet, Naturzuerleben.
Somit gibt die Studie laut Münsterland e.V.
auch einen wichtigen Input für den derzeit
laufenden Markenbildungsprozess der Marke
Münsterland mit dem Claim „DAS GUTE
LEBEN.“: „Wir wollten einen kleinen Blick
in die Köpfe der Einheimischen und auch
der Menschen außerhalb des Münsterlands
werfen, um unsere Arbeit zielgenauer auszurichten
und zu wissen, vonwoaus wir mit
der neuen Markegestartet sind“, sagt Kathrin
Strotmann, zuständig für die Markenkommunikation
beim Münsterland e.V.
„Das Münsterland hat das Potenzial, noch
viel mehr als starkeWirtschaftsregion wahrgenommen
zu werden. Daran müssen wir
arbeiten. Auch nehmen wir für unsere
Arbeit mit, dass die Einwohnerinnen und
Einwohner die Mischung aus Stadt und
Land in der Region schätzen und wir das zukünftig
als Stärke des Münsterlandes mehr
nach außen tragen wollen. Damit haben wir
bereits diesen Sommer mit der touristischen
Kampagne ‚Dein MünsterLand Moment‘ begonnen.“
Darüber hinaus vermarkte man
bereits mit dem Service Onboarding@Münsterland
die Region als attraktiven
Arbeits- und Lebensort für Fachkräfte.
Die Markenstudie ist eine Nullpunktmessung.
Um die Entwicklung der MarkeMünsterland
in den kommenden Jahren weiter
beobachten zu können, sollen weitereMessungen
folgen.
Neben der Markenstudie berichtete der
Münsterland e.V. auf seiner Mitgliederversammlung
auch über die Entwicklung der
Markenprojekte Picknick³ und Service Onboarding@Münsterland
sowie über aktuelle
Förderprojektewie „Schlösser-und Burgenregion
Münsterland“, „Gründergeist
#Youngstarts Münsterland“, „Enabling Networks
Münsterland“, das Münsterland Festival
sowie zu der Kampagne „Dein MünsterLand
Moment“, die gemeinsam mit
Münster Marketing und der Initiativestarke
Innenstadt umgesetzt wurde.
■ WeitereErgebnisse der Studie finden Interessierteauf
www.muensterland.com/markenstudie.
90 Minuten wertvolle
Impulse und Tipps
aus der Praxis
Erster Personal-Kongress im Digitalformat war ein Erfolg.
Corona ließ nur ein kompaktes Online-
Format zu. Aber der Wechsel vom Saal
auf den Bildschirm funktionierte: Über
200 Teilnehmer nahmen am traditionellen
Personal-Kongress teil. Die Veranstalter
Bundesverband mittelständische
Wirtschaft (BVMW) und Aschendorff Medien
hatten ein spannendes und informatives
Digital-Event mit wertvollen Impulsen
und Best-Practice-Erkenntnissen
entwickelt. „Die Resonanz zeigt uns, dass
wir mit dem Format und dem Thema offensichtlich
richtig gelegen haben“, freute
sich Bernd Adamaschek, Regionalleiter
BVMW Münsterland, über die erfolgreiche
Ausrichtung.
Das Leitthema war Corporate
Happiness, es ging um Wertschätzung
und Wertschöpfung.
Keynoter war Dr. Oliver
Haas. Seine These:
Glückliche Mitarbeiter leisten gerne mehr.
Der Expertefür positivePsychologie machte
deutlich, wie wichtig für den Erfolg eines
Unternehmens die persönliche Entwicklung
seiner Mitarbeiter ist. Mitarbeitern muss die
Gelegenheit gegebenwerden, ihrebesonderen
Stärken, innovativen Lösungsansätze
und kreativen Ideen einzubringen. Die Führungskraft
fördert und fordert ihre Mitarbeiter
als „Coach am Spielfeldrand“, erkennt
individuelle Potenziale und schafft so
ein Umfeld, in dem Mitarbeiter zur Höchstleistung
auflaufen können und gleichzeitig
das Wohlbefinden eines jeden Einzelnen gefördert
wird.
Wie dies in der täglichen Umsetzung funktioniert,
zeigtedas Team der Mölders Unternehmensgruppe.
Das Familienunternehmen
mit Sitz Hamburg und über 600 Mitarbeitern
wirdindritter Generation vonFelix
Mölders geführt. An seiner Seite waren
die Personalleiterin Cécile Meyer-Bartsch
und die beiden internen Kulturbotschafter
Falk Noack und Pieter Mint. Eindrucksvoll
Mir einer lebhaften und informativen Diskussionsrunde klang der Personal-Kongress 2020 aus. Oben
v.l.n.r.: Personalleiterin CécileMeyer-Bartsch sowie die beiden Kulturbotschafter Falk Noack und Pieter
Mint (alleMölders-Gruppe); Mittev.l.r.: Bernd Adamaschek (BVMW), Best-Practice-Partner Felix Mölders
(Mölders Gruppe) und Keynoter Dr. Oliver Haas; unten: Gregor Hacke (Aschendorff Medien)
und authentisch berichteten sie von ihrem
Weg zumehr Corporate Happiness. Es war
zu spüren, wie sehr sich die Unternehmenskultur
schon positiv verändert hat und sich
alle gemeinsam auf die weitereEntwicklungen
freuen.
In der abschließenden Diskussionsrunde
wurde klar, dass eine bestärkende Haltung
und ein wertschätzendes Umfeld entscheidende
Faktoren sind, damit Veränderungen
gelingen können. Eine Unternehmenskultur,
die auf Stärken, Sinnhaftigkeit und
Wertschätzung beruht, hat nicht nur auf das
Miteinander positive Auswirkungen, sondern
auch auf messbare Kennzahlen.
Gregor Hacke von Aschendorff Medien
brachte esamEnde des Personal-Kongresses
in einem Fazit aufden Punkt: „Eine gelungene
Veranstaltung im Online-Format –
und doch freuen wir uns jetzt schon auf
nächstes Jahr, dann hoffentlich wieder als
Präsenz-Event.“
MACHER &MÄRKTE 5
Kurz vor dem großen Ziel
In Ahlen geht eine Friseurakademie anden Start. Unter der Regie von Fiol Thormann sollen dort künftig
Auszubildende und junge Nachwuchskräfte ihre Kenntnisse vertiefen und neues Wissen erwerben.
„Die Akademie ist für mich Traum und
Ziel zugleich“, sagt Fiol Thormann. Den
Traum hat die Friseurmeisterin bereits
seit einigen Jahren, dem Ziel ist sie inzwischen
ein Stück näher gekommen. Alles
ist vorbereitet, und eigentlich sollte die
kleine Akademie im November eröffnen.
Die Corona-Pandemie hat das Vorhaben
auf der Zielgeraden verzögert, aber „bald
wird es losgehen“.
Fiol Thormann ist –wie sie selbst
sagt – „Friseurin aus Leidenschaft“.
Vorfünf Jahren machte
sie sich mit ihrem „Friseurhaus“
in Ahlen selbstständig. Der
Nachwuchs im Friseurhandwerk liegt ihr
besonders am Herzen. Deshalb bildet sie
selbst aus und macht Werbung für ihren Beruf.
Und sie möchteAuszubildende, die dieses
Handwerk lernen, über den betrieblichen
Alltag hinaus unterstützen und fördern.
Diese Überlegung führtezum Aufbau
der Akademie mit einem eigenen Salon,
Räumlichkeiten für Seminare und einem
Fiol Thormann im März 2011 auf einer Bühne der
InternationalenHandwerksmesse München. Dort
stand sie in der Endrunde um den Titel „Miss
Handwerk 2011“. Foto: Werbefotografie Weiss
Wohnbereich, der die Möglichkeit bietet,
bei mehrtägigen Lernangeboten „vor Ort“
zu übernachten.
Die Akademie soll die Ausbildung nicht
übernehmen, sondern ergänzen und vertiefen.
„Die Azubis können sich bei uns voll auf
ihre Arbeit konzentrieren und viel Erfahrung
sammeln. Fachkräftestehen ihnen die
ganze Zeit zur Seite. Das gibt Sicherheit“,
betont die Friseurmeisterin und ergänzt:
„Selbstverständlich haben wir auch Kunden.“
Sie hebt hervor,dass die Teilnahme an
den Angeboten kein Bestandteil der Ausbildung
sei, sondern eine „ganz freiwilligeAngelegenheit“.
Die jungen Leute, die in Friseur-Salons
ausgebildet werden, müssen
ihre freie Zeit und auch finanzielle Mittel
einsetzen, um sich in Akademie-Lehrgängen
zusätzlich fit zu machen. Fiol Thormann
kann sich aber durchaus vorstellen,
dass „der Chef oder die Chefin das Interesse
ihrer Azubis unterstützen“, wenn die Akademie
bekannt wird.
Zum weiteren Schwerpunkt sollen sich Seminare
für Friseure entwickeln, die ihre
Ausbildung abgeschlossen haben, im Berufsleben
stehen und sich weiterbilden wollen.
Dabei geht es um die Vermittlung neuer
Trends und Techniken. Geplant sind bis zu
einwöchigeVeranstaltungen in Theorie und
Praxis. Zum Beispiel Tages- seminare für
Hochsteckfrisuren und Styling, zwei Tage
für Farb- und Schneidetechniken.
Produktpartner des Friseur-Handwerks sind
bereits auf die Akademie aufmerksam geworden
und wollen die Räumlichkeiten für
firmeninterne Weiterbildung nutzen.
Fiol Thormann, die aus der Dominikanischen
Republik stammt, engagiert sich über
ihren Salon und die Akademiearbeit hinaus
in Gremien ihrer Berufsorganisation: im
Vorstand der Friseur-Innung Warendorf, im
Berufsbildungsausschuss und im Fachbeirat
des Fachverbandes Friseur und Kosmetik
NRW. Sie kam 2003 nach Deutschland,
machte die Ausbildung zur Friseurin und
qualifiziertesich2011zur Friseurmeisterin.
Ein weiteres Ereignis aus dem Jahr 2011 ist
ihr ebenfalls in besonderer Erinnerung. Fiol
Thormann (damals hieß sie noch Fiol Gon-
Friseurmeisterin Fiol Thormann in einem Schulungsraum ihrer Akademie in Ahlen. Ursprünglich sollteder Betrieb im Herbst
beginnen. Doch Corona sorgt für Verzögerungen.
zales) bewarb sich um den Titel„Miss Handwerk“.
Über ein Coaching wurde sie zunächst
für ein MonatsfotoimHandwerkskalender
„Germany´s Power People“ ausgewählt
und kamanschließend über eine weitere
Auswahlstufe mit fünf anderen Kandidatinnen
bis in die Endrunde des Wettbewerbs,
der auf der Internationalen Handwerksmesse
in München entschieden wurde.
Die Vorstellungsrunde nutztesie damals
bereits, um für ihren Beruf zu werben.
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Praxis-Arbeit im Salon: Friseurin Carina Windhues (l.) und Dilan Parlak (1. Ausbildungsjahr) kümmern
sich um eine Kundin.
Fotos(2): HubertusKost
FRISEURHANDWERK IM MÜNSTERLAND
Die Zahl der Friseurbetriebe im Münsterland hat sich inden
vergangenen Jahren kaum verändert, die Zahl der Auszubildenden
ist aber erkennbar zurückgegangen. Im Jahr 2008 gab
es 1300 Betriebe, im Jahr 2020 (Stand: 10. November) waren
1308 Betriebe in die Handwerksrolle eingetragen. 2008 wurden
in den Friseurbetrieben 796 Lehrlinge ausgebildet, in diesem
Jahr (Stand 10. November) sind es noch 420.
6 FIRMENNEWS
Auf Wachstumskurs
Goldbeck-Niederlassung Münster erwirtschafte imGeschäftsjahr 2019/2020
rund 60 Millionen Euro Bauleistung. Auftragsbuch ist gut gefüllt.
Blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2019/2020 zurück: das Führungsteam der Goldbeck-
Niederlassung Münster mit (v.l.n.r.) Henning Güttler (Leiter Projektmanagement), Oliver Büscher-Brach
(Leiter Planung), Niederlassungsleiter Christian Terwey, Christoph Frie (Leiter Betriebswirtschaft).
Fast 60 Millionen Euro Bauleistung
erwirtschafteten die 48
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der Goldbeck-Niederlassung
Münster im Geschäftsjahr
2019/2020. Sie erreichten damit nach Mitteilung
des Unternehmens im Vergleich
zum Vorjahr eine Steigerung von fünfeinhalb
Prozent.
„Unsere Zuverlässigkeit und eine ganzheitliche
Planung mit eigener Produktion und
eigener Montage stellt eine Termintreue sicher
–das ist der Schlüssel zum Erfolg“, begründet
Niederlassungsleiter Christian Terweyden
erfolgreichen Jahresabschluss. „Alle
neun Bauvorhaben des abgelaufenen Geschäftsjahres
haben wir –teils deutlich –vor
demvertraglich vereinbarten Termin fertiggestellt.“
Wirtschaftliche Systembauweise und anspruchsvolle
Architektur sei kein Widerspruch.
Als aktuelles Beispiel nennt Terwey
in der Mitteilung den Büscher-Park, eine
Büroimmobilie, die ab dem nächsten Frühjahr
in unmittelbarer Nähe der neuen Niederlassung
rob17.EINS an der Robert-
Bosch-Straße in Münster entsteht.
Eines der größten Projektedes vergangenen
Geschäftsjahres ist der neue Firmensitz von
Aventus in Warendorf. Das neu gegründete
Gemeinschaftsunternehmen der beiden Firmen
Haver&Boecker aus Oelde und Windmöller
&Hölscher mit Sitz in Lengerich ist
auf die Herstellung von Verpackungsmaschinen
für freifließende Schüttgüter spezialisiert.
Der mehr als 10 000 Quadratmeter
große Neubau, bestehend aus Produktion,
Verwaltung, Kantine sowie einem
Showroom, steht laut Goldbeck vier Monate
früher als geplant kurz vor der Übergabe.
„Als mittelstandsnahes Unternehmen sind
die Auswirkungen vonCorona für uns spürbar,dennoch
blicken wir auf einen positiven
Auftragseingang für das kommende Geschäftsjahr“,
so Terwey weiter. Insbesondere
mit dem Neubau der eigenen Niederlassung
fahre sein Team weiter auf Wachstumskurs:
An der Robert-Bosch-Straße in
Münster entstehen auf dem Gelände des
ehemaligen Pebüso-Betonwerks neue Gebäude
mit insgesamt 30 000 Quadratmetern
Bürofläche. Goldbeck Münster hat mit
der Realisierung des ersten Bürogebäudes
mit fünf Geschossen und 6300 Quadratmetern
Nutzfläche im September begonnen.
Nach Fertigstellung Ende 2021 zieht die
Niederlassung in die vierteEtage. Ebenfalls
auf dem Gelände errichtet das Unternehmen
ein Parkhaus, so dass die inneren Bereiche
des Areals autofrei bleiben.
Zu den weiteren Projekten des laufenden
Geschäftsjahres gehören einige Logistik-
Bauvorhaben, darunter eine 30 000 Quadratmeter
große Immobilie in Emsbüren an
der A31.
90 Jahre
Waterkamp
Zwei Standorte, über 70 Beschäftigte,
20 000 Quadratmeter
Böden, 1333 Platten, 4000
Türen und Zargen sowie Millionen
Laufmeter sofort verfügbarer
Bauware: Zahlen, auf die das Familienunternehmen
HolzLand Waterkamp
zum 90-jährigen Jubiläum verweisen kann.
„Die Quantität ist wichtig“, sagt Dirk Waterkamp,
Geschäftsführer in dritter Generation,
„unser wahres Erfolgsgeheimnis aber
sind fachkundige Mitarbeiter und unsere
Neugier auf Neues.“ Diese Tugenden bewahrt
sich das Nordwalder Unternehmen
seit neun Jahrzehnten.
1930 setzteFranz Waterkamp sen. „alles auf
Holz“ und legtemit der Gründung eines Sägewerks
den Grundstein. 1958 stieg Franz
Waterkamp jun. ins Unternehmen ein, seine
Frau Antonia wurde in der Buchhaltung für
den Familienbetrieb tätig. Anfang der 60er
Jahre leitet die „Neugier auf Neues“ den
Wandel ein: Als eines der ersten Unternehmen
Deutschlands lieferteWaterkamp Holz
aus. Mitte der 60er Jahre entstanden erste
Vorläufer der heutigen Erlebnisausstellungen.
1988 war Waterkamp Gründungsmitglied
der HolzLand-Kooperation und firmiert
seitdem als „HolzLand Waterkamp“ –
rechtlich eigenständig und inhabergeführt.
„Wir schauen gerne zurück auf das, waswir
erreicht haben“, sagt Dirk Waterkamp.
„Aber noch lieber blicken wir nach vorne
und arbeiten an innovativen und nachhaltigenHandelsmodellen.“
2008 erhielt Waterkamp
den Dekra-Award für „Best Service im
Handel“, 2018 den HolzLand-Award als
„Bester Händler Deutschlands“. Für seine
Digitalstrategie bekam das Unternehmen
2019 den Innovationspreis Holz verliehen.
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Nächster
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15. Dezember
2020
BRANCHEN &BETRIEBE 7
Im Topergebnis
steckt Handwerk
Die Raumfabrik aus Münster wurde mit dem
„Best of Interior Design Award 2020“ ausgezeichnet.
Aus zwei Appartements wird eine Wohnung:
Wände im Erdgeschoss werden
versetzt oder entfernt, das Wohnzimmer
wächst durch maßgefertigte Einbauschränke
sowie Kamin. Die Dusche wird
vergrößert, erhält großformatige Neolith-Fliesen
in moderner Marmoroptik.
Die Kinderzimmer werden ebenfalls renoviert,
bekommen deckenhohe Einbauschränke.
Für die Kernsanierung einer
Maisonette-Wohnung ist die Raumfabrik
aus Münster jetzt mit dem „Best of Interior
Design Award2020“ des Callwey Verlags
ausgezeichnet worden. Der Preis gilt
als wichtigster Wohndesign-Award in der
Innenarchitektur.
Die komplexeste Aufgabe dieser
Sanierung war der Austausch
der alten Wendeltreppe,
die zum Spitzboden
führte, gegeneine neue Faltwerk-Treppe.
Dazu mussten weitereWände
im unteren Geschoss weichen. Neben
Schubladen und Schränken verstaute das
Unternehmen Raumfabrik auch die gesamte
neue Haustechnik in der Treppe. Und
einen Weintemperierschrank gleich mit.
Das Elternschlafzimmer im Spitzboden bekam
eine geschickte Raumaufteilung. Statt
eines Ankleidebereichs fügen sich weiße
Einbauschränke imKniestock des Daches
ein. Für mehr Licht wurde das vorhandene
Dachflächenfenster erweitert. Ein Lowboard
darunter sorgt für einen Sitzplatz.
Neben einer Fußbodenheizung wurde im
Spitzboden unsichtbar auch eine Klimaanlage
integriert. Hochwertige Böden und
Leuchten prägen die gesamte Maisonette-
Wohnung.
Eine Jury hat in Zusammenarbeit mit dem
Magazin „Schöner Wohnen“, dem Bund
Deutscher Innenarchitekten, den BOLD-Hotels
und dem Unternehmen Stein-Salon
Neuhoff die Maisonette-Wohnung aus
Münster prämiert. Nebenanderen Preisträgern
wird das Raumfabrik-Projekt vom 11.
bis zum 29. Januar in einer Ausstellung im
Haus der Architektur in München präsentiert.
Grund genug für unseren Autor Peter
Sauer, sich mit Sven Schöpker, Geschäftsführer
der drei Raumfabrik-Standorte in
Münster, Düsseldorf und Norderney, zu
unterhalten –überdie Auszeichnung,seine
Tätigkeit als Speaker und über Arbeiten in
Zeiten von Corona.
Bei ihrem prämierten Projekt haben Sie
zwei zuvor getrennte Wohneinheiten in
Münster zusammengelegt und mit dem
Prämiert wurde auch der fließende Übergang in der Maisonette-Wohnung in Münster: Stahlglastür,Faltwerktreppe und Kamin
fungieren im Wohnzimmer als explizite Strukturelemente.
Fotos: Max Kruggel
Spitzboden zu einer 214 Quadratmeter
großen Maisonette-Wohnung für vier
Personen umgebaut. Wasist Ihr Erfolgsrezept?
Sven Schöpker: Wirrealisieren individuelle
Räume zum Wohlfühlen nach Maß. Wir
warenfür den Bauherren stets als Ansprechpartner
und Koordinator des Projektes da.
Bei der Raumfabrik werden Projekte nicht
nur geplant, sondern auch mit Handwerksunternehmen
umgesetzt, die unsere langjährigen
Partner sind. Der Kunde lehnt sich
zurück und kann sich auf das fertigeErgebnis
freuen, ohne sich mit der Koordination
der Gewerke beschäftigen zu müssen.
► Fortsetzung auf Seite 8
Mit frei stehender Badewanne, Stauraum und Panoroma-Dachfenster: Der
Spitzdachboden ist jetzt das Schlafzimmer der Eltern.
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8 BRANCHEN &
Als Speaker gewann Sven Schöpker mit seinem emotionalen Vortrag zum Thema „Mission Geiles Handwerk“ im Oktober 2019 den Award beim 1. internationalen Speaker-Slam in Wiesbaden.
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Das nimmt dem Kunden jede
Menge Arbeit ab. Was
istfür denn für Sie grundsätzlich
das Aund Oeiner
erfolgreichen Innenarchitektur?
Sven Schöpker: Zunächst einmal sollten
die Bewohner im Mittelpunkt der Planung
stehen. Es geht schließlich darum, dass sie
sich später in ihren vier Wänden wohlfühlen.
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sind.Esist wichtig zu erkennen, was
die Auftraggeber bewegt und wie sie leben.
Daher berücksichtigen wir jeden Wunsch
und versuchen, für jede Idee eine tolle Lösung
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2019 haben Sie beim internationalen
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aus 14 Nationen den Winner-
Award bekommen. Für ihre „Mission
Geiles Handwerk“. Warum macht Ihnen
Ihre Arbeit so viel Spaß?
Sven Schöpker: Das Handwerk ist unglaublich
vielseitig und spannend. Die Herausforderung
im Handwerk besteht darin,
auf die Besonderheiten des einzelnen Betriebes
einzugehen. Es gibt kaum einen so
individuellen und spannenden Wirtschaftszweig.
Doch leider wird das Handwerk oft
negativ wahrgenommen. Das möchte ich
mit der „Mission Geiles Handwerk“ ändern.
Und wie konkret?
Sven Schöpker: Ich möchte, dass die Menschen,
die im Handwerk arbeiten oder hier
Handwerksunternehmen sollten klareExpertenfür ihr Gewerk sein, sagt Raumfabrik-Geschäftsführer
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wollen Marktführer werden und Handwerker
inBezug auf Positionierung, Verkauf
und Sichtbarkeit deutlich voranbringen.
Wer sind die Adressaten ihrer Mission
im Einzelnen?
Sven Schöpker: Dazu gehören die Kunden
der Raumfabrik und die der Handwerksunternehmen,
mit denen ich zusammenarbeite.
Außerdem möchte ich junge Menschen
dafür begeistern, ihr Lebensglück in
einem Handwerksberuf zu finden. In den
Coachings machen wir uns Gedanken dazu
und beraten die Unternehmen dahingehend,
wie Handwerk aufgestellt sein muss,
damit Kunden und junge Leute Handwerk
richtig „geil” finden.
Welche Auswirkungen hat Corona auf
Ihre Arbeit?
Sven Schöpker: Ehrlich gesagt haben wir
kaum Auswirkungen durch Corona gespürt.
Wirhaben bei der Raumfabrik mehr Anfragen
denn je erhalten. Gerade im Frühjahr/
Sommer 2020 kamen unglaublich viele
Kunden auf uns zu, die etwas an ihrem Haus
oder in ihrer Wohnung umbauen lassen
wollten. UnsereBranche hat insgesamt von
Corona profitiert. Auch die Handwerksfirmen,
mit denen wir zusammenarbeiten, haben
viele neue Aufträge erhalten.
Worauf kommt es in Zukunft an?
Sven Schöpker: Damit die gute Entwicklung
in unserer Branche auch so weitergeht,
ist es sehr wichtig, sich mit dem Unternehmen
richtig aufzustellen. Eine glasklare
Positionierung ist das Fundament für ein erfolgreiches
Unternehmen. Die meisten
Handwerksbetriebe sind allerdings zu breit
aufgestellt, wodurch sie nicht als Experten
angesehen werden. Bei uns in der Raumfabrik
sind alle Handwerksunternehmen
Experte für ihr jeweiliges Gewerk. Daher
sind wir auch für die Zukunft sehr gut aufgestellt
und klar positioniert.
BETRIEBE 9
Fasziniert von Farben und Formen
Die Goldschmiedemeisterin Gabriele Gote setzt bis heute auf das handwerklich gefertigte Einzelstück.
Schon zweimal wurde ihr Atelier in Billerbeck von der Kammer als bester Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet.
Auf der Südseite des Doms ist es zu finden:
Das Atelier der Billerbecker Goldschmiedin
Gabriele Gote. Ein ehrbares
Handwerk in Kombination mit einem
schönen Namen, flankiert von einer Alliteration
–das klingt wie Musik. Ihr Ladenlokal
ist nicht zu übersehen, denn in
direkter Nachbarschaft befindet sich ein
Renaissancegebäude mit einem unverkennbaren
Specklagen-Mauerverband.
Unweigerlich werden Flaneure
vonder geschmackvoll dekorierten
Auslage angezogen.
Ungewöhnliche Edelsteine
wie beispielsweise ein
Mandaringranat mit seinem zarten Orangetonfangen
den Blick des Betrachters schnell
ein. Schon ist die Neugierde geweckt.
Die Meisterin ihres Handwerks hatte gar
nicht unbedingt vor, sich selbstständig zu
machen. Aber als Anfang der 90er Jahredie
alte Schneiderei zur Vermietung freistand,
drängtesichdieser Schritt auf. „Ich hattesofort
ein gutes Gefühl für diese Räumlichkeitenund
wusste, das kann waswerden“, war
sich Gabriele Goteschnell sicher.Ein halbes
Jahr wurde renoviert, alles in Eigenleistung,
unterstützt von ihrem ebenso kreativen
Mann, dem Fotografen Robert Wilken. Alte
Mauern mussten weichen, neue gezogen
werden, einbruchsichere Fenster wurden
eingebaut, Fliesen verlegt.
Das liegt 30 Jahre zurück und wäre ein guterGrund
für eine Jubiläumsfeier.Unter anderem
coronabedingt, hat sich die kreative
Geschäftsfrau da etwas anderes überlegt,
weil sie als Dankeschön gerne etwas zurückgeben
möchte. Statt Party entschied sie sich
unlängst für eine Projektunterstützung. Sie
spendete 3000 Euro andie medizinische
Kinderschutzambulanz der Vestischen Kinder-
und Jugendklinik in Datteln. „Dieses
Projekt liegt mir sehr am Herzen und verdient
Unterstützung“, sagt sie und erklärt
weiter: „Misshandelte, missbrauchte und
vernachlässigteKinder und Jugendliche bekommen
dort eine gute Begleitung.“
Ihre Meisterprüfung legte sie 1986 an der
Handwerkskammer Münster ab. Zuvor besuchte
sie zweieinhalb Jahre berufsbegleitend
die Abendschule. Keine einfache Zeit,
und „ich glaube, das würde ich heute so
nicht noch einmal machen“. Wohl aber würde
Gabriele Gote diesen Beruf immer wieder
wählen und so lange ausführen, wie es
geht, denn „es ist ein unglaublich kreativer
Beruf und er macht mir viel Spaß“. Ihr Meisterstück?
Das war ein multifunktionales
Collier mit einem Vorder- und einem Rückteil
und einer Mittelbrosche, wobei alles zusammen
als Ensemble oder auch einzeln getragen
werden kann.
Die Begeisterung für dieses edle Handwerk
weiß die erfahrene Goldschmiedemeisterin
sehr gut weiterzugeben. Mittlerweile hat sie
13 jungeFrauen ausgebildet, die sich fast alle
auch Leistungs- oder anderen Wettbewerben
gestellt haben und sich dort vielfach
platzierten. Wovon sie wiederum selber
profitierte: Zweimal wurde sie von der
DasTeam der Goldschmiede Gote: Annelie Hanauer (Azubine), GabrieleGoteund Gesellin
usanne Homan-Kratz (v.l.)
Fotos: Robert Wilken
Von Schmuck umgeben: Goldschmiedemeisterin Gabriele Gote inihrem Atelier an der Südseite des Billerbecker Doms.
Handwerks-Innung in Münster als bester
Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet.
Dass es für sie ein kreativer Handwerksberuf
werden sollte, war für Gabriele Gote
sehr früh klar. „Ich habe als Kind schon immer
gerne gebastelt und gemalt, etwas mit
den Händen gestaltet, geschneidert und gestrickt.“
Nach dem Abitur 1977 waresallerdings
nicht einfach, einen Ausbildungsplatz
zu bekommen. Schließlich bekam sie einen
bei Werner Fischer in Ahlen, seinerzeit Präsident
des deutschen Silber- und Goldschmiedehandwerks.
Dreieinhalb Jahre dauerte die Ausbildung
und dabei gab esbescheidene 130 D-Mark
Monatslohn im ersten Lehrjahr. „Mein kleines
Zimmer, mit wenig Aussicht und dann
noch auf einen Parkplatz, kosteteschon 150
Mark“, erinnert sie sich an ihren Start ins
Berufsleben. Trotz alledem merkte sie
schnell, dass dieses Handwerk „ganz genau
mein Ding ist“. Als Gesellenstück fertigtesie
eine Umhängeuhr an einer Kette, vorne und
hinten aufklappbar, und schloss in der Prüfung
direkt mit der zweitbesten Note ab.
Die Wanderjahre führten sie zum Innungs-
Obermeister Gerhard Tewis nach Aachen.
Zu einem der größten Projektegehörtedort
die Restaurierung des Karlsschreins im
Aachener Dom, an der sie beteiligt war. Anschließend
arbeitete sie drei Jahre inder
Goldschmiede vonMichael Doßler in Münster.
Mittlerweile blickt sie auf 30 Jahre erfolgreiche
Selbstständigkeit zurück, wobei sie
gerne zu verstehen gibt, dass es ein hart und
kontinuierlich erarbeiteter Erfolg ist. „Es
braucht schon einige Jahre, um sich einen
guten treuen Kundenkreis über die Stadtgrenzen
hinaus aufzubauen“, erklärt sie.
Dabei halfen Ausstellungen wie „Blickpunkte“,
die sie unter anderem mit dem Arbeitskreis
„Angewandte Kunst Münster“ – einer
Kooperation vonhochkarätigen Kunsthandwerkern
–über 20 Jahre aneinem Novemberwochenende
in der Handwerkskammer
Münster initiierte oder auch die Teilnahme
an der Landpartie am Schloss Lembeck.
Große Änderungen oder Trends kann Gabriele
Gote rückblickend nicht ausmachen:
„Das ist konstant geblieben. Die Kunden
mögen das Besondere, das handwerklich
gefertigteEinzel-Schmuckstück.“ Etwas anderes
ist bei ihr auch nicht zu bekommen.
Gegen Handelsware entschied sie sich von
Anfang an. Interessant ist aber, dass Kundinnen
heuteöfter etwas für sich selber kaufen,
als es noch vor 30Jahren der Fall war.
Wenn Gabriele Gote anfängt, von der Vielfalt
der Edelsteine zu sprechen, ihren Formen,
Farben und Schliffen, beginnt sie zu
schwärmen: „Die ziehen mich magisch an.
Da könnte ich mich reinsetzen wie Donald
Duck in sein Dukatenmeer.“ Nicht zuletzt ist
es natürlich ihr Stil, ihr Design, ihr Handwerk,
die ihren Schmuck kennzeichnen und
ihn so entsprechend beliebt machen.
Aber es müssen nicht nur Hochkaräter sein,
die sie zu Schmuckstücken verwandelt.
Ebenso gerne verwendet sie Naturkristalle
wie etwa Uwarowit oder Kobalt-Calcid, die
sie mit Holz, Glas, Gummi oder Plexiglas in
Kombination bringt. Auch dürfen esschon
mal Fundstücke vom Strand oder aus dem
Wald sein.
Für den Dom in Billerbeck fertigtesie unter
anderem eine Reliquienkapsel in Messing
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Ideen und Anregungen holt sich die Meisterin
in ihrem Garten, aus der Natur und den
Jahreszeiten. „Das Spiel der Farben und
Formen fasziniert mich immer wieder aufs
Neue. Da gibt es die besten und unerschöpflichen
Inspirationen“, freut sich die erfahrene
Goldschmiedin. Ulla Wolanewitz
Wasauch passiert:Erliefert
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10 BRANCHEN &BETRIEBE
Um 2Uhr morgens endet die Nacht
Vor 25Jahren stieg die Landwirtin Ulrike Wältermann aus Dülmen ins Marktgeschäft ein und fasste im Ruhrgebiet
mit Produkten aus der Region schnell Fuß. „Im Handel liegt der Segen“, sagt sie noch heute.
Annabelle, Larissa und Stracciatella fühlen
sich pudelwohl in der Welter Aue. Die
blonden Lama-Damen genießen das
münsterländische Grasland in dieser Bilderbuch-Idylle
und vor allem auch die
Grünabfälle, mit denen sie von ihren Besitzern
beglückt werden. „Darauf fahren
die völlig ab“, amüsiert sich Ulrike Wältermann
beim Füttern über ihre Anden-
Kamele, die sich bei ihr wohlfühlen.
Lamas leben am Hof in der Welter Aue: UlrikeWältermann versorgt sie regelmäßig mit Grünabfällen vonihren Marktständen.
Vr25Jahren Vo startetedie staatlich
geprüfte Landwirtin das
Marktgeschäft im Ruhrgebiet
mit dem Verkauf von Wurst,
Marmelade und Bauernbrot
und erweitertedas Angebot später um Obst
und Gemüse. Ihr GatteEdgar blieb zunächst
dem Maurerhandwerk treu. Als sich die erste
Tochter ankündigte, verabschiedete er
sich vom Bau, um den Betrieb weiter mit
auf- und auszubauen. Mittlerweile beschicken
sie gemeinsam zwei große –vorher
waren esauch schon mal fünf –Wochenmärkte.
Ihr doppelseitiger Marktstand ist
auf beachtliche 14 Meter gewachsen.
„Wer auf dem Markt ein paar Schuhe zerschlissen
hat, der bleibt für immer dabei“,
zitiert Ulrike Wältermann die Vorhersage
einer älteren Marktkollegin, der sie
schmunzelnd beipflichten kann. Was den
Reiz ausmacht? „Runter kommen vomHoff.
Immer wieder neue Menschen kennenzulernen,
wasden Horizont erweitert und vor
allem die Nähe zu den Kunden“, zählt die
Obst- und Gemüsehändlerin einigeVorteile
auf. „Nicht zuletzt natürlich, weil damit gutes
Geld zuverdienen ist.“ Das war eben
nicht immer so.
Ihre Mutter hätte esgerne gesehen, wenn
sie Hauswirtschafterin gelernt hätte. „Das
kam aber für mich gar nicht infrage“, bekennt
sie schmunzelnd. „Ich bin mit der
Landwirtschaft groß geworden und wollte
nie etwas anderes werden als Landwirtin.“
1986 startete sie dementsprechend eine
Ausbildung in Kirchhellen auf einem Betrieb
für Milchwirtschaft. „Weg vonzuHause.
Das war auch ganz wichtig für mich“,
blickt sie zurück. „Arbeitsplatz mit Familienanschluss.
Menschlich gesehen war das
ganz klasse. Der Chef hat dafür gesorgt,
dass ich schnell Anschluss fand in der Landjugend“.
Ein weiteres Jahr fern der Heimat
lerntesie in Harsewinkel in einem Sauenbetrieb.
Das große Glück: Hier lerntesie auch
ihren zukünftigen Mann kennen. Anschließend
besuchtesie dieHöhereLandbauschule
und erwarb den Titel zur „staatlich geprüften
Landwirtin“. In Erinnerung geblieben
ist ihr, dass ihr BWL-Lehrer schon damals
in ihrer Klasse prognostizierte: „Nur jeder
Zweite von euch wird später mal einen
Hof im Haupterwerb bewirtschaften.“
Gut ausgebildet, voller Elan und neuer
Ideen übernahm Ulrike Wältermann Anfang
der 90er den Betrieb für Sauenhaltung
und Ferkelaufzucht von den Eltern, wobei
die Zukunft nicht wirklich so rosig aussah.
Wachsen oder weichen war angesagt, flankiert
vonder Frage: Aber wie? Eine Problematik,
mit der sich viele Mitstreiter in ihrer
Branche früher oder später konfrontiert sehen.
„Als wir dann vomSchlachter ein Drittel
des Preises vom Anschaffungswert des
Tieres bekamen, warfür uns klar,dass es so
nicht weitergehen konnte“, nennt sie den
Grund für den Kurswechsel, der sich auszahlte.
Ihr älterer Bruder,der damals schon mit Silberschmuck
einige Märkte beschickte, lieferte
den zündenden Impuls: „Fahr mit regionalen
Produkten ins Ruhrgebiet.Dagibt
es einen großen Bedarf.“ Der Bruder leistete
gleichzeitig Starthilfe, lieh ihr einen Marktstand
–und so stand Ulrike Wältermann
schließlich mit Anfang 20 in Recklinghausen
auf dem Markt am Rathausplatz und
verkaufte Lebensmittel aus der Region. Mit
stetig zunehmendem Erfolg. „Da wurde mir
schnell klar: Im Handel liegt der Segen“, resümiert
sie.
Mittlerweile haben Ulrike und Edgar Wältermann
über 25 Jahre Markterfahrung zu
bieten. Sie haben viele Höhen und Tiefen erlebt
und mussten sich zwischendurch immer
mal wieder neu erfinden. Nein, Corona
hat ihnen nicht negativ in die Karten gespielt.
Ganz im Gegenteil. „Die Verbraucher
kaufen lieber draußen ein. Es wird mehr
Geld für gute Lebensmittel ausgegeben,
auch vonjungen Leuten“, reflektiert die 50-
Jährige. „Ingwer, Kurkuma und Zitronen
sind gerade der Hit wegender Vitamine und
der Antioxidantien.“ An Hilfskräften fehlt es
derzeit auch nicht. Viele jungeLeute bewerben
sich, weil „ein Auslandsaufenthalt derzeit
nicht realisierbar ist und gesunde Ernährung
für sie immer wichtiger wird.“
Diese positiven Auswirkungen für die Wochenmärkte
relativieren sogar die Einbußen,
von dem das zweite Standbein betroffenist.2008
startetesie zusätzlich mit dem
Verkauf von Trockenobst und vielfältigen
Nusssorten auf Wochen- und Weihnachtsmärkten,
Stadt- und Gartenfesten. Dass sie
sich auch damit auf Erfolgskurs befand, bestärkte
die Auszeichnung für die schönste
Hüttendekoration, mit der sie 2008 auf dem
Weihnachtsmarkt in Bochum prämiert wurde.
„Ein Landei im Rampenlicht auf der
Bühne“, flachst sie selbstironisch.
Zu Hochzeiten warensie an einem Wochenende
auf sechs Weihnachtsmärkten vertreten.
In diesen Tagenerreichen sie allerdings
–coronabedingt –täglich neue Absagen.
Die Chefin nimmt‘s gelassen und sieht das
Positivedarin: „Gesundheitsschutz hat ganz
klar Vorrang. Und unsere Töchter freuen
sich schon auf eine ruhigere Adventszeit.“
Schließlich ist der Stressfaktor bei dieser
Knochenarbeit nicht unerheblich. Wenn die
Nacht um zwei Uhr zu Ende ist, wenn durchhalten
bei Wind und Wetter und immerwährende
Zuversicht und Neuorientierungenbei
Lebensmittelkrisen wie EHEC angesagt
sind, dann verordnet der Akku nach 25
Jahren Vollgas schon mal einen Boxenstopp.
Zugunsten der Gesundheit und auch
der Psychohygiene.
Deshalb hält UlrikeWältermann auch nicht
damit hinter dem Berg, dass sie und auch ihr
Mann –beide unabhängig voneinander –einige
Wochen in einer psychosomatischen
Klinik verbrachten, um „mal komplett rauszukommen,
zur Introspektion und um den
Akku wieder aufzuladen. Was jedem von
uns und uns beiden zusammen sehr gutgetan
hat und dafür bin ich sehr, sehr dankbar“,
bekräftigt sie zufrieden mit dem Blick
in ihre paradiesische Gartenoase, die sie –
sehr kreativ –gemeinsam mit ihrem Mann
Edgar auf Vordermann hält. Ebenso zu
schätzen wissen beide auch, dass sie gute
langjährige Mitarbeiter haben, auf die sie
gerade in solchen Zeiten besonders zählen
können.
Ulla Wolanewitz
Foto: Ulla Wolanewitz
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Mit fünf Ständen warder Hof Wältermann zwischenzeitlich auf verschiedenen Märkten gleichzeitig
im Einsatz.
Foto: privat
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Best of Consulting
Unternehmensberatung,
Unternehmensbewertung &Wirtschaftsprüfung
DIE WIRTSCHAFT
Münster |Münsterland
2 BEST OF CONSULTING
Headhunter
auf dem Weg
aus dem
Coronatief
Branchenbefragung
ergibt ein positives
Bild
Die aktuelle Stimmung unter den deutschen
Personalberatern hat sich im Vergleich
zu den Befragungen im März, April
und Juni dieses Jahres merklich verbessert.Das
hat eine Branchenbefragung
des Bundesverbandes
Deutscher Unternehmensberater
(BDU) ergeben. Im
Vergleich zum Tiefpunkt
beim Geschäftsklima im März (Indexwert: -
minus 51,0) ist der Branchenindikator im
September mit minus 8,5 auf den höchsten
Wert im Jahr 2020 gestiegen.
Vor zwei Jahren hatte der Wert allerdings
im Vergleich noch plus 33,0 betragen. In der
aktuellen September-Befragung gaben 43
Prozent der Headhunter an, dass ihrUmsatz
bis September mehr als 40 Prozent unter
Plan liegt. Dieser Anteil ist bei den kleineren
Personalberatern mit 59 Prozent besonders
hoch. Bei den großen Marktteilnehmern
meldete jeder Vierte eine solche Geschäftsentwicklung.
„Wir Headhunter haben uns
aus dem coronabedingten Frühlingstief im
Laufe des Sommers nach oben gekämpft.
Unsere Kunden in den Unternehmen und
Organisationen suchen wieder neue Mitarbeiter,
besonders im Gesundheitswesen,
bei den Professional Services sowie der Versicherungs-
und Chemie-/Pharmabranche.
Aber natürlich bereitet uns die sich wieder
verschärfende Pandemiesituation Sorgen
gen zukönnen.
Die damit häufig verbundenen flexibleren
Arbeitszeiten finden bei 86 Prozent der Personalberater
eine Zustimmung. Dreiviertel
zeigen sich überzeugt, dass sich belastbare
Kunden- und Kandidatenbeziehungen auch
über digitale Tools pflegen und aufbauen
lassen. Immerhin knapp 60 Prozent stellen
fest, dass Homeoffice-Regelungen in den
Kundenfirmen dazu führen, vermehrt begehrte
Kandidaten für weniger attraktive
Standorte für eine Mitarbeit gewinnen zu
können. Die Ergebnisse der BDU-Befragung
zeigen insgesamt deutlich, dass die in den
letzten Monaten gemachten Erfahrungen
mit digitalen Lösungen bei der Suche, Ausim
Hinblick auf die Geschäftsentwicklung
in den
kommenden Monaten“, so
Arne Adrian, Vorsitzender
des BDU-Fachverbandes
Personalberatung. Eine
deutlich schwächere Nachfrage
komme gemäßder BDU-
Befragung aus dem Verkehrund
Gastgewerbe (Anteil
schlecht/sehr schlecht: 76 Prozent),
dem Fahrzeugbau (Anteil schlecht/
sehr schlecht: 76 Prozent) sowie dem Maschinenbau
(Anteil schlecht/sehr schlecht:
53 Prozent).
Jeder fünfteangestelltePersonalberater befindet
sich zurzeit in Kurzarbeit, bei den Researchernund
im Backoffice ist jeder vierte
von Kurzarbeiter-Regelungen betroffen.
Über alle Größenklassen betrachtet, hat es
bei 82 Prozent der Branchenteilnehmer bislang
auf der Hierarchiestufe Berater keine
Personalanpassungen gegeben. Bei dengrößeren
Personalberatungen mit mehr als drei
Millionen Euro Umsatz liegt der Anteil bei
deutlich geringeren 50 Prozent. In dieser
Größenklasse fallen notwendige Sparmaßnahmen
aufgrund der Nachfrageentwicklung
am kräftigsten aus..
Weiterhin: Der überwiegende Teil derBerater
und Mitarbeiter arbeitet aus dem Homeoffice.
Damit machen die Headhunter
positive Erfahrungen. Rund 90 Prozent geben
an, ihre Arbeit auch virtuell gut erledi-
wahl und Gewinnung von Fach- und Führungskräften
nicht nur eine Momentaufnahme
darstellen. 80 Prozent bestätigen,
dass in der Coronakrise wesentliche Bestandteile
der Wertschöpfungskette –zum
Beispiel Kandidaten-Interviews – erfolgreich
auf digitale Methoden verlagert werden
konnten. Und: Dreiviertel der Marktteilnehmer
gehen auch vonderen künftiger
Nutzungund der Etablierung weiterer digitaler
Instrumente aus.
pm
Foto: Colourbox,com
IMPRESSUM
BEST OF CONSULTING
DIE WIRTSCHAFT Münster /Münsterland
Verlag
Aschendorff Medien GmbH &Co. KG
An der Hansalinie 1-48163 Münster
Geschäftsführung: Dr. Benedikt Hüffer, Dr. Eduard Hüffer, Marc Zahlmann-Janzen,
Dennis Hagen
Verlagsleitung Werbemarkt &Anzeigenleitung
Marc Arne Schümann (verantw.)
Verkaufsleitung
Myriam Horstmann
Tel.: 0251 690-908417
Anzeigenverkauf
Frank Micheel,
Tel.: 0251 690-908418
Lars Normann
Tel.: 0251 690-908419
Redaktion
Claudia Bakker (verantw.)
Jenny Hagedorn
Gestaltung/Layout:
Lisa Stetzkamp
Druck
Aschendorff Druckzentrum GmbH &Co,, KG
An der Hansalinie 1, 48163 Münster
Auflage: 18.000 Exemplare
www.die-wirtschaft-muensterland.de
Orientierung für Berufsneulinge
Arbeitgeberkodex des BDU
Nicht immer ist es für Interessenten vor
einem Jobeinstieg in der Unternehmensberatungsbranche
einfach, die individuelle
Unternehmenskultur und das
Arbeitsklima in den Consultingfirmen
einzuschätzen.
Die Entscheidung für oder
gegen die Mitarbeit wird
nicht selten durch mangelnde
Transparenz und fehlende
Bewertungskriterien erschwert.
Eine bessere Orientierung für Berufsneulinge
sowie Quereinsteiger ermöglicht
der gerade veröffentlichteArbeitgeberkodex
des Bundesverbandes Deutscher
Unternehmensberater (BDU).
Dieser beschreibt in neun Punkten, was
Beraterinnen und Berater beim Jobeinstieg
bei BDU-Mitgliedsunternehmen,
die an dieser Initiativedes Branchenverbandes
teilnehmen, erwarten können.
Im Mittelpunkt des Kodex stehen das
wertschätzende und respektvolle Miteinander
in einem Consultingunternehmen.
BDU-Vizepräsident Matthias
Loebich: „Um im Wettbewerb um die Beratertalente
erfolgreich zu sein, müssen
die Consultingfirmen in ihrem Recruiting
mehr denn je ihr Verständnis vonvertrauensvoller
Zusammenarbeit und Verantwortung
für den Mitarbeiter nachvoll-
ziehbar machen. Unser Arbeitgeberkodex
enthält daher beispielsweise auch Aussagen,
welche Unterstützung in unterschiedlichen
Lebensphasen erwartet werden kann
oder welches Verständnis hinsichtlich gesellschaftlicher
Verantwortung in den
Unternehmensberatungen vorliegt.“
Der Kodex wurde auf der BDU-Mitgliederversammlung
2019 verabschiedet. Die teilnehmenden
Mitgliedsunternehmen bekennen
sich ausdrücklich zum Arbeitgeberkodex
und der moralischen Verpflichtung zur
Einhaltung der neun Punkte. Mit welchen
konkreten Leistungen, Angeboten und Initiativen
die Kerngedanken des Kodex in der
Unternehmenspraxis umgesetzt werden,
entscheiden die Consultingunternehmen
ganz individuell. Unternehmensberatungen,
die sich beteiligen, können auf ihren
Webseitendas vomBDU speziell entwickelte
Logo #Lieblingsarbeitgeber verwenden
und damit ganz einfach ihr besonderes Engagement
zum Ausdruck bringen.
pm
Foto: Colourbox.com
BEST OF CONSULTING 3
„Externe Berater bringen
Neutralität ins Unternehmen“
Kai Haake vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberater im Interview
Über 150 000 Mitarbeiter erwirtschaften
bundesweit in der Consultingwirtschaft
über 33,8 Milliarden Euro Umsatz.
Von der Unternehmensberatung
über die Strategieberatung und Sanierungsberatung
bis hin zur Personalberatung
sind sie für ihre Kunden zuständig.Der
Bundesverband Deutscher
Unternehmensberater
vertritt die Interessen der
deutschen Consultingwirtschaft.
Dessen Geschäftsführer
Kai Haake erklärt im Interview,
wie man ein gutes Beratungsinstitut erkennt
und warum sich Unternehmen
Unterstützung von außen holen.
Inwiefern trifft die Corona-Pandemie
die Beraterbranche?
Haake: Das kann man so pauschal nicht beantworten,
da das Segment groß ist und
sich sehr unterscheidet. Die Krise trifft vor
allem Berater,die selbstständig oder in kleinen
Unternehmen sind, die größeren Beratungsgesellschaften
eher nicht. Je stärker
die Beratungsleistung zum Kunden hin personenabhängig
ist, desto stärker die Auswirkungen
der Pandemie.
Wie groß ist derzeit die Nachfrage
nach Hilfe von Unternehmen?
Haake: Dashängt insgesamt sehr vomSegment
ab. Wirbeobachteneinen Anstieg von
Sanierungs- und Outplacement-Projekten.
Selbst die Personalberatung hat auch Lichtblicke.
Die Branche hofft insgesamt auf eine
schwarze Null, im vergangenen Jahr hatten
wir einen leichten Umsatzgewinn von fünf
Prozent.
Wasraten Sie Firmen in Zeiten vonCorona?
Haake: Sie sollten versuchen, Sparpotenzial
zu finden und Prozesse auf den Prüfstand
zu setzen. Das kann auch eine neue
strategische Ausrichtung sein. Der Blick von
außen, also durch erfahrene Berater, kann
hier ungemein helfen. Auch das Thema
„Transport und Travel“ sollte überdacht
werden. Muss immer zum Kunden geflogen
werden oder können Termine auch via
Computer stattfinden? In der IT-Beratung
ist der Druck vor allem im Public Sektor
groß.
Warum holen sich Unternehmen
Unterstützung von Unternehmensberatern?
Haake: Das sind vielfältige Anlässe. Beispielsweise
um Know-how, das man im
Unternehmen nicht hat, vonextern dazu zu
holen. Oder um Veränderungen anzustoßen,
etwaVeränderungen im Führungssegment.
Externe Berater bringen zudem Neutralität
ins Unternehmen. Sie sind nicht geprägt
vonbetriebsinternen Vorgängen. Oftmals
wirdexterne Hilfebei Anlässen geholt,
wenn persönliche Gefühle zu sehr eine Rolle
spielen und die Arbeit wieder sachlicher
betrachtet werden sollte.
Welchen Unternehmen raten Sie, sich
Unterstützung von außen zu holen?
Haake: Wir raten, regelmäßig externen
Sachverstand zu holen. Schon bevor ein
Unternehmen ins Wanken gerät. Im Bereich
Personalrecruitment beispielsweise haben
sie ständig Bedarf.
Nach welchen Kriterien sollte eine Firma
ein Beratungsunternehmen auswählen?
Haake: Wie bei jeder Dienstleistung sollte
man sich den Bedarfanschauen und überlegen:
Was ist das Ziel? Welche Veränderung
wird angestrebt? Welches Know-how wird
gebraucht. Mansolltesichzudem auf jeden
Fall verschiedene Angebote einholen und
diese kritisch vergleichen. Die Persönlichkeit
der Berater und das Vertrauen in diese
spielen ebenso eine wichtige Rolle.
Inwiefern hat die Digitalisierung in
die Beraterbranche Einzug erhalten?
Haake: Derzeit massiv.Digitalisierungsprojekte
sind eine der größten Treiber, sowohl
bei Kunden als auch im eigenen Business.
Dabei stellen sich sehr spannende Fragestellungen,
teilweise auch ganz operativ: Wie
kann man Beratungsprojekte überwiegend
virtuell umsetzen, die früher vor Ort bearbeitet
wurden? Kann man in der eigenen
Firma aus dem Homeoffice Teams genauso
gut oder sogar besser
führen als im persönlichen
Umgang?
Anfang 2021werden
Vernetzt denken und zusammenarbeiten: Einerseits alsBerater mit Fachexpertise, aber andererseits auch Externer,Neutraler,
ja sogar alsStörer, der bewusst neue Konzepteund Sichtweisen etabliert, kommen Berater ins Unternehmen.Foto:Colourbox.com
wir dazu auch eine Studie aufsetzen.
Welche Anforderungen bringt der Beruf
mit sich?
Haake: Grundlegende Anforderungen sind
seit Jahren ähnlich. Neben fachlichem
Knowhow sind das Empathie, aber auch
Disziplin oder Reisebereitschaft. Man sollte
beim Kunden aber auch immer seine Neutralität
bewahren, sich mit dem Kunden
nicht gemein machen. Man sollteaber auch
immer technisch up to date sein, ein Auge
dafür haben, welche Tools und Methoden
zur Verfügung stehen. Apropos Reiseaufwand:
Bis Corona warder sehr groß, wasfür
nicht wenige Berater ab Mitte/Ende 30 ein
Grund war, den Beruf zu wechseln.
Wie gut sind die Karrierechancen?
Haake: Unverändert gut. Der BedarfanJuniorconsultants,
aber auch erfahrenen
Quereinsteigern, ist ungebrochen.
Welche Ausbildung und welche (persönlichen)
Kompetenzen sollte ein Berater
mitbringen?
Haake: Vor zehn Jahren waren vor allem
BWL, VWL und Ingenieurwissenschaften
das Nonplusultra. Das hat sich ein wenig geändert.
Das hängt aber auch vom Beratungssegment
ab. Mittlerweile sind auch
Mediziner, Juristen oder Soziologen gerne
gesehen. Das hat auch mit der eigenen
Glaubwürdigkeit zu tun: Wenn etwa ein
Krankenhaus beraten wird, ist die Glaubwürdigkeit
eines Beraters mit medizinischem
Vorwissen natürlich höher.Wie eben
angedeutet, sollte ein Berater Offenheit,
Lernwille, Neugierde und Reisebereitschaft
mitbringen.
Wasist das Besondere an der Tätigkeit
als Berater?
Haake: Es ist ein Beruf mit Doppelfunktion.
Einerseits als Berater mit Fachexpertise,
aber andererseits auch Externer, Neutraler,
ja sogar als Störer, der bewusst neue Konzepte
und Sichtweisen etabliert.
Kann man auch mit durchschnittlichen
Noten Berater werden?
Haake: Ja, es ist gut möglich, mit mittleren
Noten inder Branche Fuß zufassen und
einen guten Job zu machen. Denn nur, wer
im Abitur und auf der Hochschule super
war, bringt ja nicht automatisch alle wichtigenKompetenzen
für den Beraterberuf mit.
Mitentscheidend ist die Komponente
menschliche Fähigkeiten, also vernetzt zu
denken, zu verstehen und wie Prozesse ablaufen.
Jenny Hagedorn
Kai Haake, Geschäftsführer Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU.
Foto: BDU
4 BEST OF CONSULTING
Gründung durch
Nachfolge im Mittelstand
Eine erfolgreiche Unternehmensgründung durch Nachfolge im Mittelstand setzt gerade auch inCorona-Zeiten
besondere Sorgfalt voraus
Jährlich stehen rund 30 000 Unternehmen
in Deutschland vor der Aufgabe, ihre
Nachfolge –zum Beispiel aus Altersgründen
–zuregeln. Für Interessenten, die
ein eigenes Unternehmen gründen wollen,
bietet die Nachfolge in einem mittelständischen
Unternehmen daher eine gute
Einstiegsmöglichkeit in die Selbstständigkeit.
Die Coronakrise rückt die Nachfolgefrage stärker in das Bewusstsein der Unternehmer im deutschen Mittelstand.
Zudem rückt die Coronakrise
die Nachfolgefrage stärker in
das Bewusstsein der Unternehmer
im deutschen Mittelstand
und ihre Verhandlungsbereitschaft
mit Blick auf den Unternehmenswert
wächst. Hierdurch wird ein nochmals erweitertes
Angebot für den Einstieg in eine
bestehende Firma zur Verfügung stehen,
das aber intensiv geprüft werden sollte.
Bei der Firmengründung durch eine Nachfolgeregelung
gilt es vieles zu beachten. Die
Anforderungen an eine besonders sorgfältige
Vorbereitung sind dabei durch Corona-
Einflüsse auf die wesentlichen Betriebsgrundlagen
oder auch den Unternehmenswert
nochmals gestiegen. Der Bundesverband
Deutscher Unternehmensberater
(BDU) hat dies zum Anlass genommen, aktuelle
Erfolgsfaktoren und Praxistipps in
einem kurzen Leitfaden zusammenzustellen.
Die Experten aus dem BDU-Fachverband
Gründung, Entwicklung und Nachfolge
empfehlen, besonders die folgenden sieben
Punkte für eine erfolgreiche Gründung
durch eine Unternehmensnachfolge zubeachten:
► Realistische Selbsteinschätzung des eigenen
Unternehmer-Potenzials vornehmen
► Eine erfolgreiche Strategie für die Unternehmenssuche
entwickeln
► Den Wert des Unternehmens kennen und
schlüssig festlegen
► Mit einer Due Diligence die Unternehmensverhältnisse
prüfen und Vertrag gestalten
► Eine tragfähige Finanzierung ausarbeiten
und an die Refinanzierung denken
► Frühzeitig die Zeit nach der Übergabe
planen
► Den richtigen Sparringspartner für die jeweiligePhase
im Nachfolgeprozess identifizieren
Auch wenn der Kauf eines Unternehmens
manchmal mehr kostet als die Gründung
eines Start-ups: Die Nachfolge-Experten aus
dem BDU sehen trotzdem viele Vorteile. Als
Nachfolger einer bestehenden Firma kann
man auf eine gewachsene Kunden- und Lieferantenbeziehung,
am Markt bewährte
Leistungen, eine qualifizierteund erfahrene
Belegschaft sowie ein belastbares Rating
zurückgreifen. Käufer oder Verkäufer sollten,
wenn sie im Nachfolgeprozess Sparringspartner
einsetzen wollen, auf die Kompetenz
und überprüfbare Referenzen achten.
Werdeder externe Berater nach gängigen
Berufsgrundsätzen und Standards tätig,
gewinne der Auftraggeber durch die zugesicherte
Objektivität, Vertraulichkeit und
angemessene Honorare die notwendige Sicherheit
für eine Zusammenarbeit.
Foto: Colourbox.com
Absicherung steht an erster Stelle
Neue Finanzberaterstudie: Welche Themen die Firmenkunden der Berater am meisten bewegen
Die Absicherung betrieblicher Risiken
steht bei der mittelständischen Wirtschaft
in Deutschland an erster Stelle.
Dies ist ein Schlüsselergebnis des „Plansecur-Report:
Finanzbranche 2020“, der
auf einer Umfrage unter mehr als 100Beratern
der Finanzgruppe Plansecur basiert.
Die Berater sollten Auskunft darüber
geben, welche Themen ihre Firmenkunden
am meisten bewegen.
■ Demnach steht bei 70 Prozent der befragten
Finanzberater imGespräch mit mittelständischen
Firmen die Absicherung gegen
Betriebsrisiken an erster Stelle. Dabei geht
es keineswegs nur um Betriebsunterbrechung
oder ähnliche coronabedingte Folgen,
sondern beispielsweise auch um die
Abwehr von Cyberangriffen. So verzeichnen
immerhin 46 Prozent der Berater eine
rege Nachfrage nach Cyberversicherungen.
Plansecur-Geschäftsführer Johannes Sczepan
stellt fest:„Dem Mittelstand sind die Risiken
unternehmerischen Handelns überwiegend
bewusst und er sorgt vor. Das gilt
für die Absicherung des Betriebs ebenso wie
für die Altersversorgung der Beschäftigten.“
So ist die Versorgung der Mitarbeitenden
und der Entscheidungsträger ein häufiges
Thema im vertraulichen Gespräch zwischen
Finanzberater und Unternehmensleitung,
legt die Plansecur-Studie nahe. Demnach ist
für 58 Prozent der Befragten die Mitarbeiterversorgung
ein wichtiges Gesprächsthema,
für 19 Prozent sogar ein sehr wichtiges.
Die Versorgung auf Entscheiderebene stufen
51Prozent als wichtig und 38 Prozent
als sehr wichtig in der mittelständischen
Wirtschaft ein
Johannes Sczepan erklärt: „Im Mittelstand
hängen betriebliche und privateÜberlegungenhäufig
eng zusammen. Viele mittelständische
Firmen sind inhabergeführt, so dass
sich die Frage nach einer Unternehmensnachfolge
zwangsläufig stellt. Daher ist für
mehr als die Hälfteder Berater die Zeit nach
dem Ausscheiden aus dem Berufsleben bei
der Kundenberatung ein Aspekt, den es zu
berücksichtigen gilt.“
Nicht ganz so beliebt ist hingegen die betriebliche
Krankenversicherung, hat die
Studie ergeben. Die Mehrheit von 53Pro-
zent hält dieses Thema für weniger bedeutsam.
Immerhin gut ein Drittel (36 Prozent)
stufen es als wichtig oder gar sehr wichtig
ein. „Dabei hilft ein überzeugendes Gesundheitsangebot
für die Beschäftigten den
Unternehmen enorm im Kampf gegen den
Fachkräftemangel“, gibt Plansecur-Geschäftsführer
Johannes Sczepan zu bedenken.
Er erklärt: „Eine betriebliche Krankenversicherung
stellt für die Beschäftigten
eine leicht verständliche und flexible Ergänzung
zur privaten Vorsorge dar. Mit dem
freiwilligen Angebot zeigen Unternehmen,
dass ihnen ihreBeschäftigten und deren Gesundheit
am Herzen liegen. Das wird nach
Corona noch wichtiger sein als zuvor, um
sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.“
Die Absicherung betrieblicher Risiken steht bei der mittelständischen Wirtschaft in Deutschland an erster Stelle.Foto:Colourbox.com
BEST OF CONSULTING 5
Chef in jungen Jahren
Verbundprojekt Gründergeist #Youngstarts Münsterland soll Interessenten das Thema
Unternehmensnachfolge näher gebracht werden
Unternehmer und Gründer: Julius Gräler und Elena Siebelt erzählen im Podcast von ihrem beruflichen Alltag und beleuchten das Thema Unternehmensnachfolge aus verschiedenen Perspektiven.
Foto: opwoco Media GmbH
Elena Siebelt ist mit 27 Jahren bereits
Unternehmerin und Gründerin, für Julius
Gräler steht die Unternehmensnachfolge
noch bevor: In den Folgen vier und
fünf des Podcasts „Wie war das bei dir…?
Unternehmensnachfolge im Münsterland“
des Verbundprojektes Gründergeist
#Youngstarts Münsterland kommen
beide zu Wort und beleuchten das
Thema aus zwei unterschiedlichen Perspektiven.
Gleich doppelt spannend ist
die Geschichte der 27-Jährigen
Elena Siebelt aus Bocholt.
Zwar warfür sie schon
lange klar, dass sie dem Beruf
ihrer Eltern folgen wollte, doch trotzdem
kam dann alles schneller und anders,
als sie dachte. 2016 hat sie nicht nur das HotelResidenz
ihrer Eltern übernommen, sondern
wenig später auch noch gegründet: ihr
eigenes Motel, das „Motel B“. Damit verfolgt
sieein digitales Konzept, um ihreZielgruppe
noch zu erweitern und unkompliziertes
Ein- und Auschecken zu ermöglichen. Welche
Rolle ihr Vater noch im Betrieb einnimmt,
warum sie noch ein zweites Hotel im
Garten bauen ließ und welche Ideen sie für
die Zukunft hat,
erfahren Interessierte
inder vierten
Folge des
Podcasts.
Julius Gräler dagegen
steht kurz
vor der Übernahme:
Der 29-Jährige
wird in der Firma
Kootstra Radund
Schiffsreisen
in Münster auf
seinen Vaterfolgen und damit den Familienbetrieb
weiterführen. Diese Entscheidung
war weder für ihn noch seinen Vater eine
Selbstverständlichkeit. Denn ursprünglich
hatte der Münsteraner einen ganz anderen
Karriereweg eingeschlagen und arbeitete
Frank Sibbing, Leiter des Projekts
viele Jahre als Erzieher. Warum er sich
nochmal beruflich umorientierte und welche
Gedanken, Pläne und manchmal auch
ÄngsteerimVorfeld der Übernahme hat, erzählt
Julius Gräler in Folge fünf des Podcasts.
Zu hören gibt es
alle bisher erschienenen
Podcast-Folgen
auf
www.youngstarts-muensterland.com
sowie
auf diversen bekannten
Audio-
Plattformen wie
Spotify, Deezer,
Soundcloud,
Apple Podcast und Google Podcast. Weitere
Folgen sind bereits in Planung.
Hinter der Produktion des Podcasts steckt
das Verbundprojekt Gründergeist #Youngstarts
Münsterland. „Mit unserem Podcast
wollen wir Interessierten das Thema Unternehmensnachfolge
näher bringen und die
Hörer von diesem Schritt begeistern“, betont
Frank Sibbing, Leiter des Projekts
Gründergeist #Youngstarts Münsterland.
Denn das Projekt selbst hat zum Ziel, die
Gründungsintensität im Münsterland zu
stärken und mit zielgruppenspezifischen
Angeboten neue Gründungspotenziale und
Zielgruppen zu erschließen. Mehr Informationen
gibt es auf www.youngstarts-muensterland.com.
Das Projekt wirdimRahmendes EFRE-Aufrufs
„Regio.NRW“ von der Europäischen
Union und dem Wirtschaftsministerium
NRW gefördert. Der Münsterland e.V. setzt
es als Leadpartner gemeinsam mit folgenden
Partnern um: Wirtschaftsförderung
Kreis Coesfeld GmbH (wfc), Wirtschaftsförderung
im Kreis Warendorf (gfw), Technologieförderung
Münster GmbH, TAFH
Münster GmbH, Wirtschaftsförderungsund
Entwicklungsgesellschaft Steinfurt
mbH(WESt)und Wirtschaftsförderungsgesellschaft
für den Kreis Borken mbH (WFG).
Wert und Preis sind nicht dasselbe
Wie der Wert eines Unternehmens richtig ermittelt wird
Das Schlagwort „Unternehmensbewertung“
ist eng verknüpft mit den Aspekten
Nachfolge und Unternehmenskauf. Beides
sind Szenarien, bei denen verschiedene
Beteiligte mit unterschiedlichen Interessen
aufeinandertreffen.
Die Aushandlung dieser Interessen
gleicht nicht selten einem Pokerspiel:
Die eine Partei möchte ihr
Unternehmen, vielleicht sogar ihr Lebenswerk,
zu einem bestmöglichen Preis verkaufen.
Die anderePartei möchteein „wertvolles“
Unternehmen erwerben, das heuteund
in Zukunft Gewinn abwirft. Beide eint: Sie
brauchen einen Preis für das Unternehmen.
Einen Preis, der für beide Seiten den Wert
des Unternehmens repräsentiert.
Also muss das Unternehmen, das ver- beziehungsweise
gekauft werden soll, bewertet
werden. Doch wie soll der Firmenwert einvernehmlich
ermittelt werden? Schließlich
haben Käufer und Verkäufer sehr unterschiedliche
Perspektiven auf das anstehende
Geschäft: Die verkaufende Seite schaut
zurück auf ihre Mühen, die kaufende Seite
blickt erwartungsvoll in die Zukunft.
Man merkt schon, dass die Begriffe Unternehmenswert
und Unternehmenspreis inhaltlich
eng beieinander liegen, und doch
lohnt es sich, hier gedanklich klar zu differenzieren:
Der Wert lässt sich mit wissenschaftlichen
Methoden auf Basis bestimmterAnnahmen
ermitteln, der Preis hingegen
ist das individuelle Verhandlungsergebnis
von Verkäufer und Käufer. In der Praxis
kann der Preis über oder unter dem ermittelten
Wert liegen. Wert und Preis sind nicht
dasselbe. Doch ohne Wert lässt sich kein
Preis ermitteln, also ist die Unternehmensbewertung
ein wichtiger Schritt, wenn man
ein Unternehmen kaufen möchte.
Um den Wert eines ganzen Unternehmens
oder eines Unternehmensanteils zu bestim-
„Mit unserem Podcast wollen wir Interessierten
das Thema Unternehmensnachfolge
näher bringen und
die Hörer von diesem Schritt begeistern.“
men, wird eine
Unternehmensbewertung
vorgenommen.
Neben materiellen
Werten, wie
zum Beispiel
Grundstücken
und Maschinen,
werden auch immaterielle
Werte
wie Marke und
Know-how der Mitarbeiter
dabei bewertet.
Sowohl die Substanz
als auch der Ertrag
werden berücksichtigt.
Individuelle Faktoren wie etwa
Branchenzugehörigkeit und
regionale Unterschiede werden
ebenfalls für die Bewertung herangezogen.
pm
16 BEST OF CONSULTING
Durch Insolvenzplan
erfolgreich saniert
Ein Praxisbeispiel zur Bewältigung auch coronabedingter Unternehmenskrisen
INFOS
Herr Dr. Kreuznacht –aufgrund
der Corona-Pandemie sind viele
Unternehmen in eine akute Schieflage
geraten. Sehen Sie in der erfolgreichen
Sanierung der EBM Ingenieurgesellschaft
mbH ein Paradebeispiel
für die Restrukturierung
von Unternehmen, die durch die
Folgen der Corona-Pandemie in
eine Krise geraten sind oder noch
geraten werden?
Kreuznacht: Grundsätzlich sind
Unternehmenskrisen individuell zubetrachten.
Ähnlich wie bei EBM, wo
strukturbedingte Marktentwicklungen
eine wesentliche Krisenursache darstellten,
sind auch die Folgen der Corona-Pandemie
für die Unternehmen
nicht planbar und häufig nur sehr eingeschränkt
beherrschbar. Die Insolvenzordnung
stellt Instrumente zur
Verfügung, die die Erhaltung von
Unternehmen deutlich erleichtert. Dieses
Instrumentarium haben wir Hand
in Hand mit den Geschäftsführern bei
EBM konsequent eingesetzt. Dies wird
auch bei coronabedingt in eine Krise
geratene Unternehmen oftmals eine
Zukunftsperspektive schaffen können.
Frau Telohe, Herr Neumann: Die
Einleitung eines Insolvenzverfahrens
ist ein sehr weitreichender
Schritt. Welche Überlegungen haben
Sie letztlich dazu veranlasst,
den Insolvenzantrag für EBM zu
stellen?
Rechtsanwalt und Betriebswirt Dr.Frank Kreuznacht, Rechtsanwalt Alexander Vey(beide BBORS KreuznachtRechtsanwälte), Dipl.-Ing. Margit Telohe, B. Eng. Tobias Neumann
(beide EBM) ,Dipl.-Kaufm. Matthias Lührmann (Beckmann Unternehmensentwicklung GmbH
Foto: BBORS
Unternehmen geraten häufig durch interne
Fehlentwicklungen, strategische
Fehlentscheidungen oder externe Entwicklungen
in existenzielle Krisen. Diese
müssen nicht zwangsläufig auf Fehler
des Managements zurückzuführen sein,
sondern können auf langandauernde,
nicht umkehrbare Entwicklungen basieren.
Aber auch kurzfristige für das Management
unabwendbare Ereignisse
können die Ursache für eine Bedrohung
der Bestandserhaltung eines Unternehmens
sein.
Die Corona-Pandemie und
ihre oft erheblichen Folgen
für die wirtschaftliche Entwicklung
auch vorher gut
aufgestellter Unternehmen
führt dieses Unternehmenslenkern und
Bänkern gleichermaßen in einer zuvor
kaum denkbaren Weise vor Augen. Bestehen
in dem Unternehmen dann noch
strukturelle Probleme, ist der Eintritt einer
tiefgreifenden Krise oftmals unvermeidbar.
Der in Münster ansässigen bundesweit agierenden
Ingenieurgesellschaft EBM ist es erfolgreich
gelungen, trotz der Auswirkungen
der Corona-Pandemie ihre strukturelle Krise
im Insolvenzverfahren durch Rechtsanwalt,
Betriebswirt Dr.Frank Kreuznacht von
der Sozietät BBORS Kreuznacht Rechtsanwälte,
Münster, auf Grundlage des erarbeiteten
Insolvenzplan zu überwinden.
Für den Hauptkunden, eine führende deutsche
Textileinzelhandelskette, erbringt die
EBM seit über 50 Jahren exklusiv das Facility-Management
aller Verkaufshäuser in
Deutschland auf Grundlage von Dienstleistungsverträgen
mit langjährigen Laufzeiten.
Die Zusammenarbeit war über Jahrzehnte
von einem fortlaufenden Wachstum geprägt,
was zueiner ständig steigenden Anzahl
der Betreuung von großflächigen Einzelhandelsimmobilien
führte. Durch eine
voranschreitende Veränderung des Käuferverhaltens
–insbesondereder massiven Zunahme
des Internet-Handels und dem Eintritt
neuer Marktteilnehmer im Textilhandel
–ist die Textilbranche seit längerer Zeit in
einer tiefgreifenden Krise und durchläuft
einen nachhaltigen Strukturwandel. Diese
Entwicklung führte zueinem kontinuierlichen
und deutlichen Rückgang der durch
EBM zu betreuenden Immobilien und Flächen.
Umsatz- und Rentabilität des münsterischen
Traditionsunternehmens sanken
entsprechend. Zwar gelang EBM die Erschließung
neuer Tätigkeitsfelder.Dennoch
konnten die notwendigen Personal- und Kapazitätsanpassungen
nicht in hinreichendem
Umfang und in dem erforderlichen
Zeitfenster umgesetzt werden.
Eine zunehmende Verschlechterung der Ergebnissituation
war unvermeidbar. Inden
Jahren 2017 und 2018 erwirtschaftete EBM
so massiveVerluste, dass die Liquiditätssituation
sich zunehmend anspannte. Durch
das Management und die Gesellschafter
wurden unter Einbeziehung der Hausbank
unterschiedliche Möglichkeiten geprüft,
das Unternehmen mit hinreichend frischen
Finanzmitteln auszustatten, um die erforderlichen
Sanierungsmaßnahmen –insbesondere
die Personalanpassungen –umzusetzen
und hierdurch den Bestand des Ingenieurbüros
langfristig zu sichern.
Alle Überlegungen scheiterten letztlich an
den bekannten Problemlagen: Die erforderlichen
Personalanpassungsmaßnahmen
waren arbeitsrechtlich und wirtschaftlich
nicht oder nur mit so erheblichen Mitteln
umsetzbar,dass sie weder durch die Gesellschafter,
noch durch die Hausbank dargestellt
werden konnten. Anpassungen der
Vertragskonditionen warenmit denKunden
nicht umsetzbar.
Bei derartigen Krisensymptomen ist die
Umsetzung einer erfolgreichen Sanierung
außerhalb eines restrukturierenden Insolvenzverfahrens
häufig nicht möglich. Die
rechtlichen Restriktionen führen zu unüberbrückbaren
Hindernissen oder wirtschaftlichen
Belastungen, die nicht finanzierbar
sind, oder deren Finanzierung
durch die Gesellschafter mit massiven Risiken
verbunden ist.
Gestärkt aus der Krise durch Insolvenzplan:
Ende November 2018 stellten die Geschäftsführer
Margit Telohe und Tobias Neumann
Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens
mit dem klaren Ziel, ihr Unternehmen
in diesem Verfahren neu aufzustellen. Mit
Rechtsanwalt, Betriebswirt Dr. Frank
Kreuznacht aus der Sozietät BBORS Kreuznacht
Rechtsanwälte bestellte das Insolvenzgericht
einen Insolvenzverwalter, der
über große Erfahrung in der Restrukturierung
von Unternehmen verfügt und bereits
eine Vielzahl von Betrieben unterschiedlichster
Branchen und Größen erfolgreich
saniert hat. Mit dieser Bestellung folgtedas
Gericht auch dem Wunsch der Geschäftsführung
und maßgeblicher Gläubiger, sodass
die notwendige Vertrauensbasis zwischen
den wesentlichen Beteiligten vonAnfang
an vorhanden war.
Abgestimmt mit dem Insolvenzverwalter
wurde mit der Beckmann Unternehmensentwicklung
GmbH eine auf die Restrukturierung
spezialisierte Unternehmensberatung
durch die Geschäftsführer beauftragt,
die ebenfalls diverse Unternehmen in Insolvenzphasen
begleitet hat. Auf Grundlage
der Erkenntnisse, in deren Gewinnung auch
der Insolvenzverwalter seine Kompetenz
und Erfahrung einbrachte, wurden die notwendigen
Restrukturierungsmaßnahmen
mit den Geschäftsführern Telohe und Neumann
festgelegt. Klar definiertekaufmännische
Eckpunkte waren die Basis für Verhandlungen
mit den Auftraggebern, die das
Ziel verfolgten, die Geschäftsbeziehungen
fortzuführen und –insbesondere bei den
Großkunden –die Konditionen der wirtschaftlichen
Notwendigkeiten anzupassen.
Die hohe Leistungsfähigkeit der EBM in der
Vergangenheit und insbesondere die rechtlichen
Möglichkeiten des Insolvenzverwalters,
sich von nicht wirtschaftlichen Vertragsbeziehungen
trotz langfristiger Laufzeiten
lösen zu können, verschafften dem
Unternehmen eine sehr guteVerhandlungsgrundlage.
Kein Kunde beendete die Zusammenarbeit.
Die Konditionen konnten
zum Teil nennenswert verbessert werden.
Insbesondere mit dem Großkunden aus
dem Textilbereich konnte ein neuer langfristiger
Kontakt vereinbart werden, der
einen Meilenstein für die Sanierung setzte.
Weitere wesentliche Grundlagen für die
Wiedererlangung der Ertragskraft war die
Anpassung der Personalkapazitäten. Hier
warein Personalabbau insbesondereimGeschäftsbereich
des Großkunden erforderlich,
in dem überwiegend Mitarbeiter mit
langjährigen Beschäftigungszeiten und hohen
arbeitsrechtlichen Bestandsschutz tätig
waren. Aber auch für diese Situation stellt
die Insolvenzordnung geeigneteInstrumente
zur Verfügung, die es außerhalb des Verfahrens
nicht gibt. So sind die Kündigungsfristen
–unabhängig von den gesetzlichen
oder vertraglichen –für Arbeitsverhältnisse
auf längstens drei Monatebegrenzt. Sozialpläne
erfahren eine deutliche wirtschaftliche
Beschränkung, was zueiner nachhaltigenReduzierung
der Kosten eines Personalabbaus
beiträgt. Im Verhandlungsweg aber
auch nach Kündigungsschutzklagen konnte
der Insolvenzverwalter Dr. Kreuznacht sozialverträglich
aber insbesondere aus Sicht
der EBM die erforderlichen Reduzierungen
des Personalbestandes erreichen.
Zudem wurden gemeinsam mit Diplom
Kfm. Lührmann von der Beckmann Unternehmensentwicklung
wurden die gesamten
Leistungs- und Kostenstrukturen untersucht,
teilweise verändert und verbesserte
Leistungs- und Kosten-Controlling-Instrumente
implementiert. Hierdurch konnten
die abrechenbaren produktiven Tätigkeitsstunden
nennenswert erhöht und die Kostenreduziert
werden.Durch die Umsetzung
dieser Maßnahmen erreichte EBM bereits
im Jahr 2019 wieder die Gewinnzone und
erzielte ein beachtliches operatives Ergebnis.
Diese positive Entwicklung setzte sich
im Jahr 2020 nachhaltig fort, sodass EBM
noch in diesem Monat gestärkt aus dem Insolvenzverfahren
entlassen werden konnte.
Telohe, Neumann: Natürlich haben
wir den Insolvenzantrag nicht leichtfertig
gestellt. Intensiv haben wir die
Lage der EBM analysiert und Möglichkeiten
geprüft, die auftretenden
Schwierigkeiten außerhalb eines Insolvenzverfahrens
zu beseitigen. Wir kamen
zu dem Ergebnis, dass die strukturellen
und wirtschaftlichen Probleme
aus eigener Kraft nicht lösbar waren.
Unser langjähriger Hauptkunde
sah sich aufgrund der bestehenden
Verträge außer Stande, die Konditionen
anzupassen. Auch die erforderliche
Anpassung der Personalkapazitäten
war aufgrund der arbeitsrechtlichen
Regelungen nicht möglich. Wir
haben daher die Entscheidung getroffen,
die notwendigen Maßnahmen zielgerichtet
in einem geplanten Insolvenzverfahren
umzusetzen.
Dr. Kreuznacht, welche Situation
haben Sie nach Ihrer Bestellung
zum vorläufigen Insolvenzverwalter
in November 2018 bei EBM vorgefunden?
Kreuznacht: Mein Team und ich fanden
einen geordneten Geschäftsbetrieb
vor. Die Geschäftsführer hatten wesentliche
Problemlagen richtig analysiert.
Gemeinsam mit Frau Telohe und
Herrn Neumann wurden die wichtigsten
ersten Maßnahmen festgelegt.
Welche Maßnahmen waren das?
Kreuznacht: Im Vordergrund stand
zunächst die Stabilisierung des Geschäftsbetriebes.
Wichtige Maßnahmen
waren eine umfassende Information
der Mitarbeiter und Kunden. Gerade
eine offene Kommunikation ist die wesentliche
Basis dafür, dass auftretende
Ungewissheiten bezüglich der Leistungsfähigkeit
des insolventen Betriebes
und dessen Verlässlichkeit ausgeräumt
werden können. Die Sicherstellung
einer hinreichenden Liquidität
hatte ebenfalls höchste Priorität. Hierbei
war die Finanzierung der Personalkosten
über die Bundesagentur für
Arbeit, die in Insolvenzsituationen zur
Verfügung gestellt wird, ein wichtiger
Baustein. Ferner haben wir gemeinsam
mit der Geschäftsführung zur Erarbeitung
der kaufmännischen Grundlagen
mit der Beckmann Unternehmensentwicklung
GmbH, eine sanierungserfahrene
Unternehmensberatung beauftragt,
die tiefgründig in kaufmännische
Strukturen und Abläufe einstieg.
GELD &GESCHÄFT 17
Sparer entdecken die Aktie
In der Corona-Pandemie haben mehr Menschen intensiv über ihre Geldanlage nachgedacht. Eine Studie des
Instituts Kantar zeigt jetzt, dass es einen eindeutigen Trend zum verstärkten Engagement in Aktien gibt.
Mit der Anlage des Ersparten in Aktien lassen sich am ehesten gute Renditen erzielen.
Foto: colourbox.de
Abstand statt Gedränge, Urlaub zu Hause
statt Fernreise – die Corona-Pandemie
lässt uns mit einigen alten Gewohnheiten
brechen. Selbst beim Sparen sind jetzt offenbar
viele bereit, andere Wege zu gehen.Seit
Ausbruch der Pandemie hat
sich das Anlageverhalten verändert
– zumindest bei einer
ganzen Reihe von Sparern. Das
ist das Ergebnis einer aktuellen
Umfragedes Instituts Kantar im Auftrag der
Postbank. So nahm jeder zehnte Deutsche
das Krisen-Tief an den Börsen zum Anlass,
ins Wertpapiergeschäft einzusteigen oder
ein Investment aufzustocken. Weitere 18
Prozent haben ihre Anteile gehalten oder
unverändert weiter in einen Fondssparplan
eingezahlt. Interessant dabei: Viele Anleger
kauften vorallem Aktien (62 Prozent). Breit
streuende ETF waren weniger gefragt (40
Prozent), ebenso Investmentfonds (22 Prozent).
Dabei ist ein Investment in Einzelaktien
nicht ohne Risiko. „Wer sein Geld in nur
eine Aktie investiert, kann das eingesetzte
Kapital verlieren, wenn das Unternehmen
pleitegeht“, sagt Niels Nauhauser von der
Verbraucherzentrale Baden-Württemberg
in Stuttgart. Und das kann selbst bei gestandenen
Firmen passieren, wie das Beispiel
Wirecard zeigt.
Die Lösung: das Geld auf viele verschiedene
Aktien verteilen. „Dann wird das Pleiterisiko
zu einem Wertschwankungsrisiko“, erklärt
der Finanzexperte. Verluste bei einem
Wert können auf diese Weise mit Gewinnen
bei anderen Werten ausgeglichen werden.
Die Wahrscheinlichkeit, alles zu verlieren,
ist deutlich geringer. Dabei gilt: Je mehr
Werte imDepot sind, desto besser.
Die einfachste und günstigste Möglichkeit,
sein Geld zu streuen, sind ETF. Diese börsengehandelten
Fonds bilden einen Index
ab. „Aber nicht alle Indizes sind auch breit
gestreut“, sagt Nauhauser und verweist als
Beispiel auf den Deutschen Aktienindex
Dax, der derzeit nur 30 verschiedene Werte
umfasst. Besser sind ETF, die einen Index
abbilden, der viele Aktien aus verschiedenen
Ländern und Branchen zusammenfasst,
wie zum Beispiel der MSCI World.
„Dieser Index hat eine lange Tradition“, erklärt
Nauhauser.„Und er ist Benchmark für
viele aktiv verwalteteFonds mit weltweitem
Anlageschwerpunkt.“ Was der Name allerdings
etwas verschleiert: Die Mehrheit der
Unternehmen in diesem Index stammt aus
den USA.
Der Grund: Die Gewichtung im MSCI World
werde vom Börsenwert bestimmt, heißt es
im Ratgeber „Anlegen mit ETF“ der Stiftung
Warentest. „Daher sind die USAals Börsennation
Nummer eins ein Schwergewicht im
Index.“
Die Gewichtung nach Börsenwert, die bei
vielen Indizes angewendet wird, führt zu
einer gewissen Verzerrung. Denn der Börsenwert
entspricht nicht notwendigerweise
auch dem Anteil eines Landes oder einer Region
an der weltweiten Wirtschaftskraft.
Ein Beispiel: Gewichtet man nach Marktkapitalisierung,
also Börsenwert, kommen die
USA imweltweiten Vergleich auf etwa 55
Prozent. Legt man aber das Bruttoinlandsprodukt,
also die Wirtschaftskraft zugrunde,
liegt der Anteil der USAweltweitbei nur
etwa 29Prozent, erklären die Stuttgarter
Verbraucherschützer.
Bei den Schwellenländern ist es umgekehrt:
Gewichtet man sie nach Wirtschaftskraft,
kommen sie auf einen Anteil von 39Prozent.
Schaut man nur auf den Börsenwert,
liegt ihr Anteil bei lediglich 15 Prozent.
Der MSCI All Country World Index enthält
zwar auch Unternehmen aus Schwellenländern,
aber auch hier wird nach Börsenwert
gewichtet. Wersich mit diesem Ungleichgewicht
nicht abfinden will, kann sein Welt-
Depot selber bauen, raten die Experten der
Stiftung Warentest.
Doch trotz der wachsenden Tendenz zum
Aktienkauf hat die Studie auch ergeben,
dass trotz Zinsen, die auf historischen
Tiefstständen verharren, die Guthaben auf
den Sparkonten in Deutschland weiter zunehmen.
Statistisch gesehen hatte jeder
Deutsche Ende 2019 genau 26 232 Euro in
Sparprodukten angelegt. Das sind 1152
Euro mehr als noch Ende 2018.Der Anstieg
der Einlagen in klassischen Sparprodukten
spiegelt sich auch in der Sparquotevon 10,9
Prozent wider. Von 100 Euro verfügbarem
Einkommen legten die Bundesbürger 2019
zehn Euround 90 Cent zur Seite. dpa/jst
Envira Amazonia Tropenwaldschutz in Brasilien
ist ein weiteres Projekt. Es schützt denTropenwald
vorAbholzung sowieÜbergriffen auf Rinderfarmen
undfördert dienachhaltige Landwirtschaft
in denlokalen Gemeinschaften.
Klimaschützen–
ökologischenFußabdruckverkleinern
Stadtwerke Münsterbietenmit Münster:CO 2 neutral
CO 2 -Kompensation ganz einfachfür jeden
Münster.Mit derInitiative„Münster:CO 2 neutral“
eröffnendie Stadtwerke Münster alserstes
Stadtwerk inDeutschland Bürgern die Möglichkeit,
Treibhausgas-Emissionen
auszugleichen. „Bereits
im Jahr 2019 haben
wir unsere Emissionen aus
Strom- und Wärmeverbrauch neutral stellen
können“, erläutert Tamara Roberg, Produktmanagerin
fürdas Projektvon den Stadtwerken
Münster.„Nunladen wiralleMünsteraner ein,
ihrenCO 2 -Ausstoß ebenfallszukompensieren,
dennKlimaschutz gelingtnur gemeinsam.“
In kleinen, bewussten Schritten
denCO 2 -Ausstoß vermeiden
Laut Umweltbundesamt verursacht jederDeutsche
jährlich im Schnitt rund 11,6 Tonnen CO 2 .
Es gibt zahlreiche Wege, den CO 2 -Ausstoß
zu verkleinern: Viele nutzen bereits Energie
aus erneuerbaren Quellen, kaufen Produkte
aus der Region oder ihre Kleidung im Second-Hand-Laden.Typisch
fürMünster istz.B.
auch das Umsteigenauf dieLeeze.
Da der CO 2 -Ausstoß jedoch auch mit diesen
Maßnahmen nicht komplett vermieden werden
kann, ist eswichtig, den verursachten Ausstoß
zu kompensieren und somit eine ausgeglichene
Klimabilanz zu erzielen. An diesemPunkt setzen
Das Kochöfen-Projekt inKenia produziert und
vertreibt klima- und gesundheitsfreundliche
Holzkohle-Kochöfen zur Reduktion der Rauchund
Treibhausgase.
Münster:CO 2 neutral
die Stadtwerke Münster an: Mit ihrer Initiative
Münster:CO 2 neutral bieten sie allen Bürgern
eine einfache Möglichkeit, ihren CO 2 -Fußabdruck
auszugleichen durch
die Unterstützungausgewählter
anerkannter Klimaschutzprojekte.
In drei einfachenSchritten
zum CO 2 -Ausgleich
Der ökologische Fußabdruck kann in drei
Schritten neutralisiertwerden:
Im ersten Schritt Im ersten Schritt wird
mit dem online bereit gestellten CO 2 -Ausstoß-Rechner
die persönliche Ausstoß-Menge
errechnet.
Im zweiten Schritt kann das Projekt ausgewähltwerden,
mitdem derAusstoß (inTeilen)
neutralisiertwerdensoll. DieStadtwerkeMünsterkooperieren
zu diesem Zweck mitinsgesamt
drei nachhaltigenUmweltschutzprojekten:Die
Projekte erfüllen mehrere der 17 UN-Sustainable
Development Goals, die zum Ziel haben,
nachhaltigen Frieden und Wohlstand zu fördern
sowie den Schutz unseres Planeten. Alle
Projekte sind jeweils mit dem unabhängigen
Gold Standard-Zertifikatund dem VCS-Zertifikat
ausgezeichnet.
Tipp:
Advertorial
Schenken Siezu
WeihnachteneineUrkunde
über kompensierte CO 2 -Emissionen!
Im dritten Schritt werden die Daten zur
Zahlungsabwicklung eingegeben:Jeder,der an
der Initiative teilnimmt, erhält eine Urkunde
über den geleisteten Klimaschutzbeitrag. Mit
dem Beitrag werden sowohl das ausgewählte
Klimaprojekt als auch ein Verein oder eine
Nichtregierungsorganisation im Münsterland
unterstützt.
Gesunde Umwelt kostetnicht viel
Nicht nur das zu unterstützende Projekt, sondern
auch die Kompensationsmenge kann beliebig
festgelegt werden. Für jede Tonne CO 2 ,
die kompensiert werden soll, wird ein Betrag
InfravestWinpark-Projekt in Taiwan.Mit diesem ProjektwerdeninTaiwanzweiOnshore-Windparks
unterstützt.
von etwa 10 Euro erhoben. Dieser kommt zum
größtenTeileinem jeweiligen Klimaprojekt sowieeinem
lokalen Projekt(derzeitvom NABU)
zuguteund decktaußerdem dieKostenfür den
Verwaltungsaufwand. Machen Sie mit und
sorgen Sie mit Ihrem CO 2 -Ausgleich für ein
grüneresMünster.WeitereInformationenunter
www.gruenerfussabdruck.de
18 NACHHALTIGKEIT –LEBEN &WISSEN 19
Vom CSR-Gedanken überzeugt
Das Kompetenzzentrum Münsterland stellte auf einer Fachtagung in Münster einen neuen Leitfaden vor.
Elf weitere Unternehmen aus dem Münsterland befassen sich intensiv mit Corporate Social Responsibility.
Mit Plattdeutsch um die Welt
Die Journalistin Ulla Wolanewitz aus Nottuln liebt Geschichten aus der Provinz. Jetzt hat die Autorin und
Trägerin des Heimatpreises im Kreis Coesfeld ihr neuestes Buch verfasst: „Muckefuck und Möppkenbraut“.
Audi Business
Das CSR-Kompetenzzentrum Münsterland
hat den Handlungsleitfaden „Innovation,
Unternehmen, Verantwortung –
CSR-Praxis im Münsterland“ veröffentlicht.
Corporate Social Responsibility
(CSR) ist ein Unternehmenskonzept, das
laut Kompetenzzentrum „die gesellschaftliche
Verantwortung im Sinne
eines nachhaltigen Wirtschaftens im
Blick hat“.
In zwei Talkrunden wurde intensiv über CSR gesprochen: So diskutiertenzum Beispiel Helen Swetlik (Druckhaus Dülmen) und Frank Vorwerk (Heinz Vorwerk GmbH, Warendorf,
r.)mit Dr. Udo Westermann vom CSR-Kompertenzzentrum Münsterland.
Foto: Christoph Lux
Neben grundlegenden Informationen
zu CSR und einer
Erläuterung der CSR-Roadmap
als Handlungskonzept
beinhaltet der Leitfaden
auch die Ergebnisse einer durch die Fachhochschule
Münster durchgeführten Unternehmensbefragung
zum CSR-Status im
Münsterland. Und: CSR lebt einerseits von
seinem betrieblichen Nutzen, aber auch als
Grundüberzeugung in den Köpfen. Der Bericht
umfasst deshalb Kurzvorstellungen
der ausgezeichneten Unternehmen als Praxisbeispiele
sowie auch Statements der
CSR-Unternehmensbotschafter. Der Leitfaden
ist kostenfrei verfügbar unter www.csrmuensterland.de.
Vorgestellt wurde der CSR-Leitfaden im
Rahmen der Veranstaltung „CSR konkret –
wie geht das?“ Was Corporate Social Responsibility
im betrieblichen Alltag eines
kleinen oder mittleren Unternehmens bedeutet,
wie CSR sich pragmatisch umsetzen
lässt und was dies alles mit Regionalentwicklung
zu tun hat, darüber diskutierten
Birgit Neyer, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungs-
und Entwicklungsgesellschaft
Steinfurt mbH sowie die drei CSR-
Botschafter Magdalena Münstermann, Thomas
Voßund Daniel Thiekötter.Zudem berichteten
Unternehmer Frank Vorwerk und
Unternehmerin Helen Swetlik über die Motive,
Nutzen undPraxiserfahrungen mit der
Durchführung der CSR-Roadmap. Eine Videoaufzeichnung
der Veranstaltung ist auf
der Internetseite des CSR-Kompetenzzentrums
online.
Wie das Kompetenzzentrum jetzt weiter
mitteilte, wurden im Oktober elf weitereBetriebe
als CSR-Unternehmen Münsterland
ausgezeichnet. Die Unternehmen haben
Rein-elektrisch, mit Hybrid-Antrieb
oder als Verbrenner.
Der neue Audi A3 Sportback TFSI e¹.
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DerneueAudiA3SportbackTFSIe 1 überzeugtals Plug-in-Hybridmit jeder Form desAntriebsdurch eine kraftvolle
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JährlicheFahrleistung: 10.000km
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dem Umweltbonus³): €4.500,–
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Braunschweig.Zzgl.Überführungskostenund MwSt.. Bonitätvorausgesetzt.
¹Kraftstoffverbrauchinl/100 km:kombiniert1,5–1,4;StromverbrauchinkWh/100km: kombiniert 13,8–13,0;
CO₂-Emissionen ing/km:kombiniert 34–30. Angaben zuden Kraftstoffverbräuchen undCO₂-Emissionen sowie
CO₂-Effizienzklassenbei Spannbreiten in Abhängigkeit vom verwendeten Reifen-/Rädersatz.
²Das Angebot gilt nurfür Kunden, die zum Zeitpunktder Bestellung bereits, sechsMonateals Gewerbetreibender
(ohnegültigen Konzern- Großkundenvertrag bzw. dieinkeinemgültigenGroßkundenvertragbestellberechtigt
sind), selbstständigerFreiberufler, selbstständigerLand- undForstwirt oder Genossenschaft aktivsind.
³Der Erwerb (KaufoderLeasing)eines neuen Audi A3 Sportback40TFSIe¹durch Privatpersonen,Unternehmen,
Stiftungen,Körperschaften undVereine nach dem 18.05.2016 wird mitdem Umweltbonusgefördert,abdem
04.06.2020 inklusive Innovationsprämie.Das FahrzeugmussimInlandauf den/dieAntragstellerinzugelassen werden
(Erstzulassung)und mindestens 6Monatezugelassenbleiben. Sofern dasFahrzeug nach dem 04.11.2019 erstmaligzum
Straßenverkehr zugelassen wird,beträgt dieHöhedes Umweltbonusinklusive Innovationsprämiefür den
Audi A3 Sportback40TFSIe¹insgesamt 6.750Euro. EinDrittel desUmweltbonuswirdseitens der AUDI AG direktauf
denNettokaufpreis gewährt, zwei Drittel desUmweltbonus(Bundesanteil am Umweltbonus inklusive Innovationsprämie)wirdnachpositivem
Zuwendungsbescheid aufAntragbeimBundesamt fürWirtschaft undAusfuhrkontrolle
(BAFA) unterwww.bafa.de ausbezahlt. DerAntrag aufGewährungdes BundesanteilsamUmweltbonus mussbei
Zulassungnach04.11.2019spätestensein JahrnachZulassung über daselektronischeAntragsformular unter
www.bafa.de eingereichtwerden. Aufdie Gewährungdes Umweltbonus besteht kein Rechtsanspruch unddie Förderungendet
mitErschöpfung derbereitgestelltenFördermittel,spätestensjedochzum 31.12.2025.NähereInformationenzum
Umweltbonussindauf den Internetseiten desBaFaunter https://www.bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/Elektromobilitaet/Neuen_Antrag_stellen/neuen_antrag_stellen.htmlabrufbar.
AbgebildeteSonderausstattungen sind im Angebotnicht unbedingt berücksichtigt.Alle Angaben basierenauf den
Merkmalendes deutschen Marktes.
Hauptstraße 190, 59269Beckum, Tel.: 02525/80620, info.beckum@auto-weber.com,www.weber-beckum.audi
über zwölf Monate Zeit und Ressourcen in
Strategien für nachhaltiges Handeln investiert.
Begleitet wurden die Unternehmen
durch eine Workshopreihe des CSR-Kompetenzzentrum
Münsterland, die speziell für
kleine und mittlere Unternehmen entwickelt
wurde. Im April machte Corona auch
vorden CSR-Workshops nicht halt, die Präsenz-Workshops
mussten durch Videokonferenzen
ersetzt werden.
Begonnen wurde im Oktober 2019. Mittels
einer CSR-Selbstbewertung wurden die wesentlichen
Themen und wirksamsten Hebel
aus der Vielzahl diskutierter Megatrends
identifiziert. Die Themenbreite erstreckte
sich über die gesamte Vielfalt der betrieblichen
CSR-Handlungsfelder (Arbeitsplatz
und Mitarbeiter, Umweltschutz, Produktverantwortung
und Markt sowie Gemeinwesen).
Die Bewertungsrunden boten
Raum auch für sensible Themen, die sonst
im Alltagsgeschäft untergehen. Oft waren
die Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer
überrascht über die unterschiedlichen
Blickwinkel.
Auf Grundlage dieser Statusfeststellung
wurde eine Vielzahl konkreter Maßnahmen
erarbeitet: vomKarton-Schredder über Job-
Bikes bis zu Bienenwiesen, vonAzubi-Nachmittagen,
jährlichen Mitarbeitergesprächen
zu strukturierten Weiterbildungsprogrammen
und von der Reflektion und Änderung
CSR Unternehmen Münsterland 2018-2020
Foto: colourbox.com
Unternehmen
bellanet GmbH
BerndMünstermann GmbH &Co. KG
BIMECOGarnhandel GmbH &Co. KG
CCCDruck und Medien GmbH
CERVOTEC GmbH&Co.KG
deutz produktionsstudios GmbH
doIT GmbH Raesfeld
Druckhaus Dülmen
Giesker&Laakmann GmbH &Co. KG
Heinz VorwerkGmbH
IngenieurbüroBertels GmbH
Jobfind 4you Personalmanagement
GmbH
KlausHerding GmbH
Lammers Automation GmbH
Landschaftsbau Vornholt GmbH
Ludgerus-Apothekee.K.
LWLL Kliniken Münster und Lengerich
Modehaus ebbers e.K.
Mußenbrock &Partner Wirtschaftsprüfer
und SteuerberatermbB
NaturaHolzbau GmbH
PERGAN GmbH
PHT -BeckumPartner für Hygiene
und TechnologieGmbH
Röwekamp &StumpeGbR Telgte
Shaghafi GmbH
Spaleck GmbH &Co. KG
Thiekötter Druck GmbH &Co. KG
Urlaub &Pflege e. V.
W. Theilmeier GmbH &Co. KG
Ort
Rhede
Telgte
Bocholt
Münster
Münster
Bocholt
Raesfeld
Dülmen
Nottuln
Warendorf
Münster
Gronau
des Umgangs mit Lieferanten bis zum Engagement
für Flüchtlinge. Die Maßnahmen,
die die Betriebe ergriffen haben, sind vielfältig.
Meist ging der CSR-Prozess auch mit
einer verbesserten internen Kommunikation
einher. Ein Großteil der Unternehmen
entschloss sich im Laufe des Prozesses,
einen Leitbild-Prozess anzustoßen beziehungsweise
ein bereits bestehende Unternehmensleitbild
zu reaktivieren.
Wasgesät wurde, lässt sich laut Kompetenzzentrum
nun ernten. Gerade in Corona-Krisen-Zeiten
profitierten die Unternehmen
von den vorgenommenen Veränderungen:
einer verbesserten internen Kommunikation,
der Digitalisierung vonProzessen, den
Vorbereitungen fürs Arbeiten im Homeoffice
und von verbesserten Organisationsstrukturen.
CSR funktioniert dabei nicht im Verborgenen,
CSR ist öffentlich. Alle jetzt ausgezeichneten
Unternehmen haben ihren Prozess
und dessen Ergebnisse in einem CSR-
Report veröffentlicht. Unter www.csr-muensterland.de
sind alle CSR-Reports, der
Leitfaden sowie der Evaluationsbericht der
Fachhochschule kostenfrei abrufbar.
■ Kontakt: Dr.Udo Westermann, CSR-Kompetenzzentrum
Münsterland, Spiekerhof 5,
48143 Münster, Tel. 0251/9731634,
uw@csr-muensterland.de, Infos unter
www.csr-muensterland.de
Rhede
Emsdetten
Borken
Altenberge
Münster,Lengerich
Warendorf
Borken
Rheine
Bocholt
Beckum
Telgte
Rheine
Bocholt
Münster
Telgte
Everswinkel
Branche
Handel (Textil)
Anlagenbau
Handel (Garn)
Druckerei
Fahrradgaragen
Full-Service-Agentur für Werbung,
Kommunikation und Design
IT-Unternehmen
Druckerei
Spedition
Handwerk(Stuck,Putz und
Fassadengestaltung)
Ingenieurbüro
Personaldienstleistung
Handel (Textil)
Automatisierungstechnik
Landschaftsbau
Apotheke
Fachkrankenhaus fürPsychiatrie
Handel (Textil)
Wirtschaftsprüfer/Steuerberater
Handwerk (Holzbau)
Handel (ChemischeHilfsstoffe)
Handel undBeratungfür Betriebe
der Lebensmittelindustrie
Handwerk (Holzbau)
Handel (Schmuckund Uhren)
Maschinenbau
Druckerei
Tourismus:Vermittlung vonReisen
für Pflegebedürftige
Garten- und Landschaftsbau
Mitarbeiterzahl
21
290
11
23
13
16
6
24
170
38
26
17 intern/200extern
80
60
73
10
Lengerich: 980 /Münster: 1050
71
53
70
140
32
14
58
410
60
6Hauptamtliche /
60 Ehrenamtliche
60
Quelle: CSR-Kompetenzzentrum
Münsterland
Sie ist in der Welt rumgekommen. Und
dem Plattdeutschen immer nahe geblieben.
Sie hat Reisereportagen über Aserbaidschan,
Hawaii und die Route 66 geschrieben.
Und Döönekes über Änne und
Therro aus dem Dorf. Ulla Wolanewitz,
58, ist eine journalistische Reisende, deren
schönste Ausflüge kurz hinter ihrer
Haustür beginnen. An der Mühlenstiege
in Nottuln. Da wo alles anfing, bei Tante
Rickermann in der Schneiderwerkstatt.
Mühlenstiege im Stiftsdorf,
ein paar Meter weiter
drehte sich die alte
Wassermühle im Nonnenbach,
quakten die
Frösche inder Plümpsbadeanstalt, gegenüber
die Fabrikantenvilla und etwas weiter
die längst verschwundene Strumpffabrik
Rhode. Ulla Wolanewitz‘ Vater kam aus
Westpreußen, dieMutter aus dem Münsterland.
Vonihm hat sie den Witz,von ihr den
Dialekt. Und natürlich von Tante Rickermann,
der Nachbarin, die nähte und jede
Menge Geschichten draufhatte.
Insgesamt also eine so handwerkliche Nachbarschaft,
dass die praktisch veranlagteUlla
Wolanewitz erst mal selbst einen ordentlichen
Beruf ergriff. Sie wurde Tischlerin.
Was zum Zupacken. Aber doch nicht –auf
ewig –das ganz Richtige für sie.
Zum Journalismus kam sie wie viele Quereinsteiger:
freie Mitarbeiterin, Volontariat
bei einer Wochenzeitung, danach die Freiberuflichkeit.
Was manchem Kommunikationsstudenten
als Traumjob vorschwebt,
hier ist es hartes Brot. Ulla Wolanewitz
übernimmt Redaktionsvertretungen,
schreibt für Lokalzeitungen, Magazine und
Fachzeitschriften. Sie hat den Blick für das
Besondere, für Geschichten aus der Provinz.
Sie dichtet über Pommes-Automaten am
„Eisernen Hammer“ in der Knüste. Oder
über Oma Hölscher, die seit 40 Jahren Bus
fährt. Titel: „Diesel im Blut“.
Dann entdeckt sie den Reisejournalismus
für sich. Pressereisen führen sie einmal um
die Welt. Von Kanada nach Kapstadt, von
NewYork nach Estland. „Ich habe mir da ein
eigenes Netzwerk aufgebaut“, sagt sie. Ihre
Reportagen verkauft sie an verschiedene
Magazine und Zeitungen. Viele Jahre läuft
es gut.
Mittlerweile wird das Geschäft schwerer.
„Vielleicht ist es damit vorbei“, mutmaßt
Wolanewitz im Corona-Jahr 2020. Viele
Journalistische Reisende: Ulla Wolanewitz mit einem Teil der von ihr veröffentlichten Bücher
Medien sparen, viele übernehmen nur noch
Reiseberichte, die von Nachrichtenagenturengeschrieben
werden.Außerdem kooperieren
Zeitungen gerade in jenem Bereich,
die für sie nicht der Kern des Geschäfts sind.
Reiseteile gehören dazu. Ihre Zahl
schrumpft, die Aufträgefür Journalistinnen
wie Ulla Wolanewitz auch.
Doch ihr bleibt die Heimat. Die nächsteNähe,
aus der sie den Leuten aufsMaul schaut.
Sieben Bücher aus und über das Münsterland
hat sie bereits geschrieben. Sechs davon
auf Platt. Angefangen hat sie 1992 mit
einem Buch, das aus ihrer WDR-Kolumne
„Nu sägg doch es söffst“ entstand. „Damals
gabder SendernochGeld für die plattdeutsche
Sprache aus“, erinnert sich Ulla Wolanewitz.
Irgendwann wurde die Sendung
eingestellt –wegen mangelnder Reichweite,
hieß es.
Gerade ist ihr neuer Band im Eigenverlag erschienen.
Es zeigt auf dem Einband eine
Collage von Schwarz-Weiß-Aufnahmen:
schicke Bräute, berittene Schützen, Speismaschinen
vor Siedlungshäusern, Zöpfchenmädels.
„Muckefuck und Möppkenbraut“
heißt es und handelt vom Leben in
„Wirkung hoch 100“
den 50er-Jahren. Ulla Wolanewitz ist dabei
ganz Journalistin. Sie befragt Zeitzeugen,
schreibt ihre Geschichten auf, interessiert
sich für die sonderbareSchwarz-Weiß-Zeit,
die nicht mehr ist.
Ihr Arbeitszimmer unterm Dach liegt immer
noch an der Mühlenstiege. Ulla Wolanewitz
hat im vergangenen Jahr als Privatperson
den ersten Heimatpreis des Kreises Coesfeld
bekommen. Für ihre Bücher, Hörbücher
und Kurzfilme –nicht nur in plattdeutscher
Sprache. Die Ehrewar schön,noch schöner
waren die 2000 Euro, die es dazugab.
Die Zeiten für Autorinnen sind hart. Durch
Corona sind sie noch einmal härter geworden.
IhreBücher gibt es in einigen inhabergeführten
Buchhandlungen im Kreis Coesfeld,
auch pflegtesie früher auf Weihnachtsmärkte
und Basare zugehen. Sie weiß ja,
außerhalb des Münsterlandes versteht sie
keiner.„Aber hier bei uns läuft es sehr gut“,
sagt sie in dem kleinen Laden in Nottuln an
der Stiftskirche, den sie sich für die Weihnachtssaison
mit einem Parkettleger teilt.
Neudeutsch wäredas ein Pop-up-Store.Ulla
Wolanewitz macht daraus ihren „Ik-kuemun-gaoh-Store“.
Günter Benning
Der Stifterverband wählt zwei Projekte der FH Münster für seine Jubiläumsinitiative aus.
Zu seinem 100. Geburtstag hat sich der
1920 gegründete Stifterverband eine
ganz besondere Aktion ausgedacht und
mit der Initiative „Wirkung hoch 100“
Deutschlands beste 100Ideen für das Bildungs-,
Wissenschafts- und Innovationssystem
von morgen gesucht. Über 500
Bewerbungen sind dafür eingegangenen,
aus denen ein unabhängiger Expertenbeirat
nun die Auswahl getroffen hat.
Mit dabei sind gleich zwei
Vorhaben der Fachhochschule
Münster. „xRegions“
und „Nudging for
innovation: Wie wir mit
sanften ‚Stupsern‘ die Dritte Mission befeuern“.
„Diese Anerkennung zeigt, wie intensiv
wir uns mittels Bildungs- und Innovationspartnerschaften
engagieren“, sagt
Carsten Schröder, Vizepräsident für Transfer,
Kooperation und Innovation.
„Mit ‚xRegions‘ möchten wir unser Ökosystem
regionaler Kooperationspartner auch
international mit den Netzwerken unserer
Partneruniversitäten in Brasilien, Chile, Kolumbien,
den USAund Großbritannien verknüpfen“,
erklärt Projektleiter Rolf Laakmann
von der TAFH GmbH, „zum Beispiel
durch internationale Start-up-Initiativen,
Zusammenarbeit im Recruitment, gemeinsame
Weiterbildungsangebote oder Seasonal
Schools mit Studierenden.“
„Nudging for innovation: Wie wir mit sanften
‚Stupsern‘ die Dritte Mission befeuern“
ist das Promotionsprojekt vonEva Sormani,
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Science-to-Business
Marketing Research Centre(S2BMRC)
der Hochschule. „Ich möchte
herausfinden, durch welche Anstöße sich
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
dazu motivieren lassen, mehr zur Dritten
Mission beizutragen ohne sie zu drängen
oder monetäre Mittel dafür einzusetzen“,
erläutert die Doktorandin in einer Pressemitteilung
der FH. Die „DritteMission“ von
Hochschulen neben den beiden Kernaufgaben
Forschung und Lehre ist es, gesellschaftliche
Bedürfnisse zu erkennen und
Lösungen anzubieten. „Ich glaube an Nudging:
Ein Nudge ist per Definition subtil,
transparent, kostengünstig und umgehend
wirksam. Nudging ist sobrillant, dass sein
geistiger VaterRichard Thaler 2017 denNobelpreis
dafür erhielt“, sagt Sormani.
Mitte November nahmen Laakmann und
Sormani am digitalen Kick-Off von „Wirkung
hoch 100“ teil. „Es war total inspirierend,die
anderen geförderten Projektekennenzulernen.
Das Programm der Inkubationsphase
von ‚Wirkung hoch 100‘ klingt
sehr vielversprechend“, sind sich die beiden
einig. Denn die Unterstützung durch den
Stifterverband ist nicht allein finanzieller
Natur. Vielleicht noch entscheidender ist
der inhaltliche Input durch die Mitglieder
und die Ressourcen des Netzwerks aus
Unternehmen und Stiftungen, von dem die
geförderten Projekte profitieren werden.
■ Der Stifterverband verkörpert nach eigener
Darstellung seit 1920 die gemeinsame
Verantwortung der deutschen Unternehmen
für eine zukunftsfähigeund lebenswerte
Gesellschaft. DAX-Konzerne, Mittelständler,Unternehmensverbände,
Stifter und engagierte
Privatpersonen –rund 3000 Mitglieder
haben sich im Stifterverband zusammengeschlossen.
JAHRE GARANTIE
Foto: Johannes Oetz
Ein Fahrzeug –
doppelter Antrieb.
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gültigen Garantiebedingungen, u. a. bei Batterie, Lack und Ausstattung.
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1Die Reichweite wurdenach dem vorgeschriebenen EU-Messverfahren
ermittelt. Die individuelle Fahrweise, Geschwindigkeit, Außentemperatur,
Topografie und Nutzung elektrischer Verbraucher haben Einfluss auf
die tatsächliche Reichweite und können diese u. U. reduzieren.
2Bei umgeklappter Rücksitzbank, nach VDA.
3Der Einsatz von Assistenz- und Sicherheitssystemen entbindet nicht
von der Pflicht zur ständigen Verkehrsbeobachtung und Fahrzeugkontrolle.
4Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind
nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken
zwischen den verschiedenen Fahrzeugtypen.
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18 NACHHALTIGKEIT –
Vom CSR-Gedanken überzeugt
Das Kompetenzzentrum Münsterland stellte auf einer Fachtagung in Münster einen neuen Leitfaden vor.
Elf weitere Unternehmen aus dem Münsterland befassen sich intensiv mit Corporate Social Responsibility.
Audi Business
Das CSR-Kompetenzzentrum Münsterland
hat den Handlungsleitfaden „Innovation,
Unternehmen, Verantwortung –
CSR-Praxis im Münsterland“ veröffentlicht.
Corporate Social Responsibility
(CSR) ist ein Unternehmenskonzept, das
laut Kompetenzzentrum „die gesellschaftliche
Verantwortung im Sinne
eines nachhaltigen Wirtschaftens im
Blick hat“.
In zwei Talkrunden wurde intensiv über CSR gesprochen: So diskutiertenzum Beispiel Helen Swetlik (Druckhaus Dülmen) und Frank Vorwerk (Heinz Vorwerk GmbH, Warendorf,
r.)mit Dr. Udo Westermann vom CSR-Kompertenzzentrum Münsterland.
Foto: Christoph Lux
Neben grundlegenden Informationen
zu CSR und einer
Erläuterung der CSR-Roadmap
als Handlungskonzept
beinhaltet der Leitfaden
auch die Ergebnisse einer durch die Fachhochschule
Münster durchgeführten Unternehmensbefragung
zum CSR-Status im
Münsterland. Und: CSR lebt einerseits von
seinem betrieblichen Nutzen, aber auch als
Grundüberzeugung in den Köpfen. Der Bericht
umfasst deshalb Kurzvorstellungen
der ausgezeichneten Unternehmen als Praxisbeispiele
sowie auch Statements der
CSR-Unternehmensbotschafter. Der Leitfaden
ist kostenfrei verfügbar unter www.csrmuensterland.de.
Vorgestellt wurde der CSR-Leitfaden im
Rahmen der Veranstaltung „CSR konkret –
wie geht das?“ Was Corporate Social Responsibility
im betrieblichen Alltag eines
kleinen oder mittleren Unternehmens bedeutet,
wie CSR sich pragmatisch umsetzen
lässt und was dies alles mit Regionalentwicklung
zu tun hat, darüber diskutierten
Birgit Neyer, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungs-
und Entwicklungsgesellschaft
Steinfurt mbH sowie die drei CSR-
Botschafter Magdalena Münstermann, Thomas
Voßund Daniel Thiekötter.Zudem berichteten
Unternehmer Frank Vorwerk und
Unternehmerin Helen Swetlik über die Motive,
Nutzen undPraxiserfahrungen mit der
Durchführung der CSR-Roadmap. Eine Videoaufzeichnung
der Veranstaltung ist auf
der Internetseite des CSR-Kompetenzzentrums
online.
Wie das Kompetenzzentrum jetzt weiter
mitteilte, wurden im Oktober elf weitereBetriebe
als CSR-Unternehmen Münsterland
ausgezeichnet. Die Unternehmen haben
Rein-elektrisch, mit Hybrid-Antrieb
oder als Verbrenner.
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¹Kraftstoffverbrauchinl/100 km:kombiniert1,5–1,4;StromverbrauchinkWh/100km: kombiniert 13,8–13,0;
CO₂-Emissionen ing/km:kombiniert 34–30. Angaben zuden Kraftstoffverbräuchen undCO₂-Emissionen sowie
CO₂-Effizienzklassenbei Spannbreiten in Abhängigkeit vom verwendeten Reifen-/Rädersatz.
²Das Angebot gilt nurfür Kunden, die zum Zeitpunktder Bestellung bereits, sechsMonateals Gewerbetreibender
(ohnegültigen Konzern- Großkundenvertrag bzw. dieinkeinemgültigenGroßkundenvertragbestellberechtigt
sind), selbstständigerFreiberufler, selbstständigerLand- undForstwirt oder Genossenschaft aktivsind.
³Der Erwerb (KaufoderLeasing)eines neuen Audi A3 Sportback40TFSIe¹durch Privatpersonen,Unternehmen,
Stiftungen,Körperschaften undVereine nach dem 18.05.2016 wird mitdem Umweltbonusgefördert,abdem
04.06.2020 inklusive Innovationsprämie.Das FahrzeugmussimInlandauf den/dieAntragstellerinzugelassen werden
(Erstzulassung)und mindestens 6Monatezugelassenbleiben. Sofern dasFahrzeug nach dem 04.11.2019 erstmaligzum
Straßenverkehr zugelassen wird,beträgt dieHöhedes Umweltbonusinklusive Innovationsprämiefür den
Audi A3 Sportback40TFSIe¹insgesamt 6.750Euro. EinDrittel desUmweltbonuswirdseitens der AUDI AG direktauf
denNettokaufpreis gewährt, zwei Drittel desUmweltbonus(Bundesanteil am Umweltbonus inklusive Innovationsprämie)wirdnachpositivem
Zuwendungsbescheid aufAntragbeimBundesamt fürWirtschaft undAusfuhrkontrolle
(BAFA) unterwww.bafa.de ausbezahlt. DerAntrag aufGewährungdes BundesanteilsamUmweltbonus mussbei
Zulassungnach04.11.2019spätestensein JahrnachZulassung über daselektronischeAntragsformular unter
www.bafa.de eingereichtwerden. Aufdie Gewährungdes Umweltbonus besteht kein Rechtsanspruch unddie Förderungendet
mitErschöpfung derbereitgestelltenFördermittel,spätestensjedochzum 31.12.2025.NähereInformationenzum
Umweltbonussindauf den Internetseiten desBaFaunter https://www.bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/Elektromobilitaet/Neuen_Antrag_stellen/neuen_antrag_stellen.htmlabrufbar.
AbgebildeteSonderausstattungen sind im Angebotnicht unbedingt berücksichtigt.Alle Angaben basierenauf den
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Hauptstraße 190, 59269Beckum, Tel.: 02525/80620, info.beckum@auto-weber.com,www.weber-beckum.audi
über zwölf Monate Zeit und Ressourcen in
Strategien für nachhaltiges Handeln investiert.
Begleitet wurden die Unternehmen
durch eine Workshopreihe des CSR-Kompetenzzentrum
Münsterland, die speziell für
kleine und mittlere Unternehmen entwickelt
wurde. Im April machte Corona auch
vorden CSR-Workshops nicht halt, die Präsenz-Workshops
mussten durch Videokonferenzen
ersetzt werden.
Begonnen wurde im Oktober 2019. Mittels
einer CSR-Selbstbewertung wurden die wesentlichen
Themen und wirksamsten Hebel
aus der Vielzahl diskutierter Megatrends
identifiziert. Die Themenbreite erstreckte
sich über die gesamte Vielfalt der betrieblichen
CSR-Handlungsfelder (Arbeitsplatz
und Mitarbeiter, Umweltschutz, Produktverantwortung
und Markt sowie Gemeinwesen).
Die Bewertungsrunden boten
Raum auch für sensible Themen, die sonst
im Alltagsgeschäft untergehen. Oft waren
die Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer
überrascht über die unterschiedlichen
Blickwinkel.
Auf Grundlage dieser Statusfeststellung
wurde eine Vielzahl konkreter Maßnahmen
erarbeitet: vomKarton-Schredder über Job-
Bikes bis zu Bienenwiesen, vonAzubi-Nachmittagen,
jährlichen Mitarbeitergesprächen
zu strukturierten Weiterbildungsprogrammen
und von der Reflektion und Änderung
CSR Unternehmen Münsterland 2018-2020
Foto: colourbox.com
Unternehmen
bellanet GmbH
BerndMünstermann GmbH &Co. KG
BIMECOGarnhandel GmbH &Co. KG
CCCDruck und Medien GmbH
CERVOTEC GmbH&Co.KG
deutz produktionsstudios GmbH
doIT GmbH Raesfeld
Druckhaus Dülmen
Giesker&Laakmann GmbH &Co. KG
Heinz VorwerkGmbH
IngenieurbüroBertels GmbH
Jobfind 4you Personalmanagement
GmbH
KlausHerding GmbH
Lammers Automation GmbH
Landschaftsbau Vornholt GmbH
Ludgerus-Apothekee.K.
LWLL Kliniken Münster und Lengerich
Modehaus ebbers e.K.
Mußenbrock &Partner Wirtschaftsprüfer
und SteuerberatermbB
NaturaHolzbau GmbH
PERGAN GmbH
PHT -BeckumPartner für Hygiene
und TechnologieGmbH
Röwekamp &StumpeGbR Telgte
Shaghafi GmbH
Spaleck GmbH &Co. KG
Thiekötter Druck GmbH &Co. KG
Urlaub &Pflege e. V.
W. Theilmeier GmbH &Co. KG
Ort
Rhede
Telgte
Bocholt
Münster
Münster
Bocholt
Raesfeld
Dülmen
Nottuln
Warendorf
Münster
Gronau
des Umgangs mit Lieferanten bis zum Engagement
für Flüchtlinge. Die Maßnahmen,
die die Betriebe ergriffen haben, sind vielfältig.
Meist ging der CSR-Prozess auch mit
einer verbesserten internen Kommunikation
einher. Ein Großteil der Unternehmen
entschloss sich im Laufe des Prozesses,
einen Leitbild-Prozess anzustoßen beziehungsweise
ein bereits bestehende Unternehmensleitbild
zu reaktivieren.
Wasgesät wurde, lässt sich laut Kompetenzzentrum
nun ernten. Gerade in Corona-Krisen-Zeiten
profitierten die Unternehmen
von den vorgenommenen Veränderungen:
einer verbesserten internen Kommunikation,
der Digitalisierung vonProzessen, den
Vorbereitungen fürs Arbeiten im Homeoffice
und von verbesserten Organisationsstrukturen.
CSR funktioniert dabei nicht im Verborgenen,
CSR ist öffentlich. Alle jetzt ausgezeichneten
Unternehmen haben ihren Prozess
und dessen Ergebnisse in einem CSR-
Report veröffentlicht. Unter www.csr-muensterland.de
sind alle CSR-Reports, der
Leitfaden sowie der Evaluationsbericht der
Fachhochschule kostenfrei abrufbar.
■ Kontakt: Dr.Udo Westermann, CSR-Kompetenzzentrum
Münsterland, Spiekerhof 5,
48143 Münster, Tel. 0251/9731634,
uw@csr-muensterland.de, Infos unter
www.csr-muensterland.de
Rhede
Emsdetten
Borken
Altenberge
Münster,Lengerich
Warendorf
Borken
Rheine
Bocholt
Beckum
Telgte
Rheine
Bocholt
Münster
Telgte
Everswinkel
Branche
Handel (Textil)
Anlagenbau
Handel (Garn)
Druckerei
Fahrradgaragen
Full-Service-Agentur für Werbung,
Kommunikation und Design
IT-Unternehmen
Druckerei
Spedition
Handwerk(Stuck,Putz und
Fassadengestaltung)
Ingenieurbüro
Personaldienstleistung
Handel (Textil)
Automatisierungstechnik
Landschaftsbau
Apotheke
Fachkrankenhaus fürPsychiatrie
Handel (Textil)
Wirtschaftsprüfer/Steuerberater
Handwerk (Holzbau)
Handel (ChemischeHilfsstoffe)
Handel undBeratungfür Betriebe
der Lebensmittelindustrie
Handwerk (Holzbau)
Handel (Schmuckund Uhren)
Maschinenbau
Druckerei
Tourismus:Vermittlung vonReisen
für Pflegebedürftige
Garten- und Landschaftsbau
Mitarbeiterzahl
21
290
11
23
13
16
6
24
170
38
26
17 intern/200extern
80
60
73
10
Lengerich: 980 /Münster: 1050
71
53
70
140
32
14
58
410
60
6Hauptamtliche /
60 Ehrenamtliche
60
Quelle: CSR-Kompetenzzentrum
Münsterland
LEBEN &WISSEN 19
Mit Plattdeutsch um die Welt
Die Journalistin Ulla Wolanewitz aus Nottuln liebt Geschichten aus der Provinz. Jetzt hat die Autorin und
Trägerin des Heimatpreises im Kreis Coesfeld ihr neuestes Buch verfasst: „Muckefuck und Möppkenbraut“.
Sie ist in der Welt rumgekommen. Und
dem Plattdeutschen immer nahe geblieben.
Sie hat Reisereportagen über Aserbaidschan,
Hawaii und die Route 66 geschrieben.
Und Döönekes über Änne und
Therro aus dem Dorf. Ulla Wolanewitz,
58, ist eine journalistische Reisende, deren
schönste Ausflüge kurz hinter ihrer
Haustür beginnen. An der Mühlenstiege
in Nottuln. Da wo alles anfing, bei Tante
Rickermann in der Schneiderwerkstatt.
Mühlenstiege im Stiftsdorf,
ein paar Meter weiter
drehte sich die alte
Wassermühle im Nonnenbach,
quakten die
Frösche inder Plümpsbadeanstalt, gegenüber
die Fabrikantenvilla und etwas weiter
die längst verschwundene Strumpffabrik
Rhode. Ulla Wolanewitz‘ Vater kam aus
Westpreußen, die Mutter aus dem Münsterland.
Vonihm hat sie den Witz,von ihr den
Dialekt. Und natürlich von Tante Rickermann,
der Nachbarin, die nähte und jede
Menge Geschichten draufhatte.
Insgesamt also eine so handwerkliche Nachbarschaft,
dass die praktisch veranlagteUlla
Wolanewitz erst mal selbst einen ordentlichen
Beruf ergriff. Sie wurde Tischlerin.
Was zum Zupacken. Aber doch nicht –auf
ewig –das ganz Richtige für sie.
Zum Journalismus kam sie wie viele Quereinsteiger:
freie Mitarbeiterin, Volontariat
bei einer Wochenzeitung, danach die Freiberuflichkeit.
Was manchem Kommunikationsstudenten
als Traumjob vorschwebt,
hier ist es hartes Brot. Ulla Wolanewitz
übernimmt Redaktionsvertretungen,
schreibt für Lokalzeitungen, Magazine und
Fachzeitschriften. Sie hat den Blick für das
Besondere, für Geschichten aus der Provinz.
Sie dichtet über Pommes-Automaten am
„Eisernen Hammer“ in der Knüste. Oder
über Oma Hölscher, die seit 40 Jahren Bus
fährt. Titel: „Diesel im Blut“.
Dann entdeckt sie den Reisejournalismus
für sich. Pressereisen führen sie einmal um
die Welt. Von Kanada nach Kapstadt, von
NewYork nach Estland. „Ich habe mir da ein
eigenes Netzwerk aufgebaut“, sagt sie. Ihre
Reportagen verkauft sie an verschiedene
Magazine und Zeitungen. Viele Jahre läuft
es gut.
Mittlerweile wird das Geschäft schwerer.
„Vielleicht ist es damit vorbei“, mutmaßt
Wolanewitz im Corona-Jahr 2020. Viele
Journalistische Reisende: Ulla Wolanewitz mit einem Teil der von ihr veröffentlichten Bücher
Medien sparen, viele übernehmen nur noch
Reiseberichte, die von Nachrichtenagenturengeschrieben
werden. Außerdem kooperieren
Zeitungen gerade in jenem Bereich,
die für sie nicht der Kern des Geschäfts sind.
Reiseteile gehören dazu. Ihre Zahl
schrumpft, die Aufträgefür Journalistinnen
wie Ulla Wolanewitz auch.
Doch ihr bleibt die Heimat. Die nächsteNähe,
aus der sie den Leuten aufs Maul schaut.
Sieben Bücher aus und über das Münsterland
hat sie bereits geschrieben. Sechs davon
auf Platt. Angefangen hat sie 1992 mit
einem Buch, das aus ihrer WDR-Kolumne
„Nu sägg doch es söffst“ entstand. „Damals
gabder Sender noch Geld für die plattdeutsche
Sprache aus“, erinnert sich Ulla Wolanewitz.
Irgendwann wurde die Sendung
eingestellt –wegen mangelnder Reichweite,
hieß es.
Gerade ist ihr neuer Band im Eigenverlag erschienen.
Es zeigt auf dem Einband eine
Collage von Schwarz-Weiß-Aufnahmen:
schicke Bräute, berittene Schützen, Speismaschinen
vor Siedlungshäusern, Zöpfchenmädels.
„Muckefuck und Möppkenbraut“
heißt es und handelt vom Leben in
den 50er-Jahren. Ulla Wolanewitz ist dabei
ganz Journalistin. Sie befragt Zeitzeugen,
schreibt ihre Geschichten auf, interessiert
sich für die sonderbareSchwarz-Weiß-Zeit,
die nicht mehr ist.
Ihr Arbeitszimmer unterm Dach liegt immer
noch an der Mühlenstiege. Ulla Wolanewitz
hat im vergangenen Jahr als Privatperson
den ersten Heimatpreis des Kreises Coesfeld
bekommen. Für ihre Bücher, Hörbücher
und Kurzfilme –nicht nur in plattdeutscher
Sprache. Die Ehrewar schön, noch schöner
waren die 2000 Euro, die es dazugab.
Die Zeiten für Autorinnen sind hart. Durch
Corona sind sie noch einmal härter geworden.
IhreBücher gibt es in einigen inhabergeführten
Buchhandlungen im Kreis Coesfeld,
auch pflegtesie früher auf Weihnachtsmärkte
und Basare zugehen. Sie weiß ja,
außerhalb des Münsterlandes versteht sie
keiner.„Aber hier bei uns läuft es sehr gut“,
sagt sie in dem kleinen Laden in Nottuln an
der Stiftskirche, den sie sich für die Weihnachtssaison
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Neudeutsch wäredas ein Pop-up-Store.Ulla
Wolanewitz macht daraus ihren „Ik-kuemun-gaoh-Store“.
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doppelter Antrieb.
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Plug-in Hybrid.
Kia Ceed Sportswagon Plugin
Hybrid 1.6 GDI
für €31690,–
Abbildung zeigt kostenpflichtige
Sonderausstattung.
„Wirkung hoch 100“
Der Stifterverband wählt zwei Projekte der FH Münster für seine Jubiläumsinitiative aus.
Zu seinem 100. Geburtstag hat sich der
1920 gegründete Stifterverband eine
ganz besondere Aktion ausgedacht und
mit der Initiative „Wirkung hoch 100“
Deutschlands beste 100Ideen für das Bildungs-,
Wissenschafts- und Innovationssystem
von morgen gesucht. Über 500
Bewerbungen sind dafür eingegangenen,
aus denen ein unabhängiger Expertenbeirat
nun die Auswahl getroffen hat.
Mit dabei sind gleich zwei
Vorhaben der Fachhochschule
Münster. „xRegions“
und „Nudging for
innovation: Wie wir mit
sanften ‚Stupsern‘ die Dritte Mission befeuern“.
„Diese Anerkennung zeigt, wie intensiv
wir uns mittels Bildungs- und Innovationspartnerschaften
engagieren“, sagt
Carsten Schröder, Vizepräsident für Transfer,
Kooperation und Innovation.
„Mit ‚xRegions‘ möchten wir unser Ökosystem
regionaler Kooperationspartner auch
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den USAund Großbritannien verknüpfen“,
erklärt Projektleiter Rolf Laakmann
von der TAFH GmbH, „zum Beispiel
durch internationale Start-up-Initiativen,
Zusammenarbeit im Recruitment, gemeinsame
Weiterbildungsangebote oder Seasonal
Schools mit Studierenden.“
„Nudging for innovation: Wie wir mit sanften
‚Stupsern‘ die Dritte Mission befeuern“
ist das Promotionsprojekt vonEva Sormani,
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Science-to-Business
Marketing Research Centre(S2BMRC)
der Hochschule. „Ich möchte
herausfinden, durch welche Anstöße sich
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
dazu motivieren lassen, mehr zur Dritten
Mission beizutragen ohne sie zu drängen
oder monetäre Mittel dafür einzusetzen“,
erläutert die Doktorandin in einer Pressemitteilung
der FH. Die „DritteMission“ von
Hochschulen neben den beiden Kernaufgaben
Forschung und Lehre ist es, gesellschaftliche
Bedürfnisse zu erkennen und
Lösungen anzubieten. „Ich glaube an Nudging:
Ein Nudge ist per Definition subtil,
transparent, kostengünstig und umgehend
wirksam. Nudging ist so brillant, dass sein
geistiger VaterRichardThaler 2017 den Nobelpreis
dafür erhielt“, sagt Sormani.
Mitte November nahmen Laakmann und
Sormani am digitalen Kick-Off von „Wirkung
hoch 100“ teil. „Es war total inspirierend,
die anderen geförderten Projektekennenzulernen.
Das Programm der Inkubationsphase
von ‚Wirkung hoch 100‘ klingt
sehr vielversprechend“, sind sich die beiden
einig. Denn die Unterstützung durch den
Stifterverband ist nicht allein finanzieller
Natur. Vielleicht noch entscheidender ist
der inhaltliche Input durch die Mitglieder
und die Ressourcen des Netzwerks aus
Unternehmen und Stiftungen, von dem die
geförderten Projekte profitieren werden.
■ Der Stifterverband verkörpert nach eigener
Darstellung seit 1920 die gemeinsame
Verantwortung der deutschen Unternehmen
für eine zukunftsfähigeund lebenswerte
Gesellschaft. DAX-Konzerne, Mittelständler,Unternehmensverbände,
Stifter und engagierte
Privatpersonen –rund 3000 Mitglieder
haben sich im Stifterverband zusammengeschlossen.
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Topografie und Nutzung elektrischer Verbraucher haben Einfluss auf
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20 LEBEN &WISSEN
„Wir können C0 2 beherrschen“
Fritz Vahrenholt hat in Münster studiert, war Umweltsenator in Hamburg und Manager in Energieunternehmen.
Die deutsche Klimawende hält erfür verfehlt –Kernenergie und Kohle sollten nicht ausgeblendet werden.
Manche heften Fritz Vahrenholt das Etikett
„Klima-Leugner“ an. Dabei ist er alles
andere als das. Der ehemalige Hamburger
Umweltsenator und Unternehmensmanager
veröffentlichte 2012 seinen
Bestseller „Die kalte Sonne“, in welchem
er die These aufstellte, der Mensch
sei nur zur Hälfte für die Klimaerwärmung
verantwortlich.
Der Rest gehe auf Sonnenaktivität
und Wolkenbildung zurück,
sagt Vahrenholt. Die
deutsche Energiewende hält
er außerdem für verfehlt,
wie er in einem Interview mit unserem Autor
Arnd Zinkant erklärt.
Sie haben oft den forcierten Ausbau
von Windrädern kritisiert –und neben
dem Vogel- und Fledermaussterben
auch auf die immensen Mengen vernichteter
Insekten hingewiesen. Wie erklären
Sie sich die Gleichgültigkeit auf der
„grünen Seite“?
Fritz Vahrenholt: Dort herrscht die Mentalität:
„Das große Ganze! Wirretten die Welt!
Zur Not eben mit Kollateralschäden.“ Die
Umwelt-Verbände tun sich schwerer.Bis auf
den BUND, der vertritt in etwadie Position:
„Wenn wir das Klima nicht retten,ist dieNatur
inDeutschland sowieso hin.“ Der Nabu
ist da differenzierter,übt zwar keine Fundamental-Kritik
an der Energiewende, gehört
aber dennoch zu jenen, die noch Klagen anstrengen.
Obgleich oft so bezeichnet, sind Sie ja
kein „Klima-Leugner“. Wodurch kam
der Bruch, der Sie in Opposition zum
Mainstream brachte?
Vahrenholt: Ich bin seinerzeit von Jürgen
Grossmann zu RWE geholt worden. Die
wollten eine Tochtergesellschaft für „Erneuerbare“
gründen, weil sie nichts außer Kohle
und Kernkraft hatten. Das war keine
Show, sondern sollte wirklich Ertrag bringen
–und ich sollte pro Jahr eine Milliarde
als Investitionssumme bekommen. Die investierteich
dann in Windparks. Nach zwei
Jahren stelltesichraus, dass die Ertragsziele
verfehlt worden waren.
Wie kam’s?
Vahrenholt: Zu wenig Wind! Damals ging
ich davon aus, dass die Klimaveränderung
schuld daran sei, ganz wie der Mainstream
eben. Dann stellteeine vonmir einberufene
Experten-Taskforce fest: Es liegt an der
Nordatlantischen Oszillation, die sich alle
30 Jahreverändert.Man konntefeststellen,
dass die Nordwinde schwächer wurden, die
in Spanien oder Italien aber stärker.Der Jetstream
wurde nach Süden gedrückt. Also
habe ich in diesen südlichen Ländern investiert
–mit dem Ergebnis: Die in Deutschland
verfehlten Erträge stellten sich hier ein.
So kamen Sie der Sache auf die Spur?
Vahrenholt: MitBlick auf die natürliche Oszillation
des Atlantiks dachte ich nun: Natürlich!
Das liegt doch auf der Hand: Ein
Zyklus!Aberwarum steht das nicht im Weltklimabericht?
Im Folgenden stellte ich fest,
dass es das Phänomen auch im Pazifik gibt,
und fragte mich, warum. In der Fachliteratur
stand zu lesen, dass die Sonne ebenfalls
oszilliert und die ozeanische Strömung beeinflusst.
„Neben Kohlendioxid gibt es noch
andere Klima-Effekte“, so der Tenor eines
Welt-Artikels, den ich daraufhin schrieb:
„Die kalteSonne“. Ich prognostizierte, dass
es auf der Erde nicht wärmer werden wird
–und wurde prompt vombekannten Klimaforscher
Stefan Rahmstorf inLeserbriefen
angegriffen.
Wie lautet nun Ihre persönliche Position
zum Klimawandel?
Vahrenholt: Sie lautet: Ja, CO 2 verändert
das Klima –aber wir können es beherrschen.
Meine eigene Partei, die SPD, erreiche
ich in dieser Fragenicht mehr.Die laden
mich auch nicht mehr ein, sondern distanzieren
sich. So wie hier in Münster in der Lokalzeitung
stand: SPD geht auf Distanz zu
Vahrenholt.
Haben Sie sich ebenfalls vonIhren Genossen
entfernt?
Vahrenholt: Ich glaube, dass die SPD sich
verändert hat, nicht ich. Früher stand die
SPD für Technologie, Forschung, Fortschritt,
Aufstieg durch Leistung. Heutewird
nur noch umverteilt. Zur Zeit der 68er-Proteste
war ich zwar selber links bis zum Abwinken,
aber werwar dasnicht in seiner Jugend?
Früher war die SPD quasi die Partei
der Kohle-Kumpel –heute will sie offenbar
eine zweite grüne Partei werden.
Vahrenholt: …und verliert dabei die Handwerker
und Facharbeiter. Ich habe mit Erschrecken
gesehen, dass in Thüringen mehr
Arbeiter AfD als SPD gewählt haben. Das
sind jene, die jeden Morgen mit dem Auto
in die Stadt fahren müssen und nun hören:
Das geht nicht mehr. Außerdem haben die
noch, weil sie auf dem Land wohnen, eine
Ölheizung. Wenn man denen dann noch
einen Windpark vordie Tür setzt, sagen die:
Ihr könnt mich mal!
Noch einmal zu Ihrem Etikett „Klima-
Leugner“…
Vahrenholt: Das ist Quatsch. Die Bandbreite
der Erwärmung, die das IPCC („Weltklimarat“)
vorhersagt, schwankt zwischen 1,5
und 4,5 Grad bei Verdoppelung des CO 2 -Gehalts.
Das ist mit unseren Prognosen von1,5
Grad am unteren Rand kompatibel. Aber
wenn man nicht gleich das Schlimmste annimmt,
ist man bereits Leugner. Der
Alarmist Schellnhuber sagt: sechs Grad!
Das liegt deutlich außerhalb der IPCC-Prognosen
–aber dennoch findet es jeder in Ordnung.
Das Tempo ist jedoch entscheidend in
Bezug auf die Art, wie wir die Gesellschaft
verändern wollen. Die Panik, in zwölf Jahren
CO 2 auf null zu stellen, führt nur zu exorbitanten
Wohlstands- und Arbeitsplatzverlusten.
Es sieht so aus, als würden Politik und
Klima-Lobby genau diese Panik anstreben.
Liegt das daran, dass sich hier ein
Macht-Hebel bietet?
Vahrenholt: Nun, es ist eine simple Message.
Die haben es geschafft, das Klimageschehen
mit seinen zig Faktoren auf ein einziges
Molekül zu reduzieren. Wenn sie dann
noch die Katastrophe an die Wand malen,
ist es kaum noch möglich, sich gegen Maßnahmen
wie die Zerstörung der heimischen
ZUR PERSON
Er ist, was man heute „umstritten“
nennt. Als studentischer 68er lebte
Fritz Vahrenholt inMünster, studierte
Chemie, promovierte 1974 und war bei
den Jusos aktiv. Nach Stationen beim
Umweltbundesamt in Berlin und ab
1981 als Ministerialrat im hessischen
Umweltministerium war Vahrenholt
von 1984 bis 1990 Staatsrat bei der
Umweltbehörde Hamburg. Später wurde
Vahrenholt Hamburger Umweltsenator
(1991-1997). Danach arbeitete er
für Shell und RWE, jeweils für die regenerative
Sparte. Fritz Vahrenholt
war viele Jahre inHamburg Honorarprofessor
für Chemie.
Fritz Vahrenholt hatgemeinsam mit Sebastian Lüning erneut ein Buch zum Klima verfasst: „UnerwünschteWahrheiten, Was
Sie über den Klimawandel wissen sollten“.
Foto: privat
Auto-Industrie zu wenden. Wenn keiner
glaubhaft gemacht hätte: „Dieses Molekül
bedroht unser Leben“, wäre doch niemand
auf die Idee gekommen, den Verbrennungsmotor
zu verbieten. Oder die Ölheizung.
Oder einen astronomischen Strompreis zu
rechtfertigen.
Obwohl die Industrie leidet und
Arbeitsplätze wegfallen.
Vahrenholt: Das alles hat einen stark religiösen
Hintergrund: Schuld und Sühne –
damit kann man Leute überzeugen. Die
Deutschen sind dafür bekannt, dass sie gerne
die Welt retten.InFrankreich oder anderen
Ländern würde man sagen: Zuerst
kommt unser Land – die Umwelt dann,
wenn andere Staaten auch mitmachen.
Ich möchte zwei Worst-Case-Szenarien
ansprechen. Zunächst die Energiewende:
Wenn die Windräder auf vielleicht
90 000 Stück anwachsen, dazu
eine Deindustrialisierung stattfindet
und viele Arbeitsplätze wegfallen –was
wären die Folgen?
Vahrenholt: Frustration und Enttäuschung,
die brandgefährlich sind. Dann
schlägt die Stunde der Selbstversorger, die
Bargeld und VorrätezuHause horten, wenn
die Blackouts sich häufen. Das wären dann
Zustände wie in Entwicklungsländern, wo
es teils auch noch Stromsperren gibt. Vielleicht
wird esaber doch nicht so schlimm –
denn, was kaum bekannt ist: Es werden
mittlerweile 14 Stromleitungen in Nachbarländer
gelegt. Holland, Luxemburg, Dänemark,
Polen, Österreich, Schweden und
Tschechien. Motto: Wir nehmen alles an
Strom. Das zeigt, die Politik weiß, dass diese
Energiewende nicht funktionieren wird.
Und der Treppenwitz ist: Nachdem die Anti-
Atom-Grünen darauf bestanden, aus Kernkraft
und Kohle gleichzeitig auszusteigen
und auf eine so unsichereEnergie wie Wind
zu setzen, muss unweigerlich die Rückkehr
zur Kernkraft kommen.
Zweites Worst-Case-Szenario: Wenn
die IPCC-Prognose von4,5 Grad Erwärmung
einträfe, was wären die Konsequenzen?
Vahrenholt: Die 4,5 Grad können in diesem
Jahrhundert gar nicht mehr erreicht werden.
Physikalisch unmöglich. Die Messungenzeigennur
einen halb so starken Erwärmungstrend
wie die Modelle. Und um Meter
steigende Meeresspiegel? „Ja –in2000
Jahren“, heißt es dann. Bis 2100 werden es
nicht mehr als 30 bis 50 Zentimeter. Esist
der Trick, die Zeitachse wegzulassen. Und
dann kriegen die Leute natürlich Angst.
Wenn wir diese Erwärmung noch in unserem
Jahrhundert bekämen, wären die Zustände
natürlich katastrophal.
Sie haben einige Alternativen zur
Energiewende aufgezeigt: Neueste Kernkrafttechnologien,
die das Problem des
Atommülls lösen und gleichzeitig Strom
produzieren. Dann die Möglichkeit
einer zukünftigen Kernfusion. Und:
Kohlekraftwerke ohne CO 2 -Ausstoß. Davon
haben die meisten noch nie gehört!
Vahrenholt: Wurde inDeutschland entwickelt
und hier verboten –danach dann nach
Kanada verkauft. Ich denke, wir sollten alle
drei Möglichkeiten parallel verfolgen. Die
deutschen Braunkohle-Werke hätte man
auf CO 2 -frei umrüsten können –was natürlich
Geld kostet, klar, aber billiger als alle
1,5 Kilometer ein Windkraftwerk. Leider
wird heute nur das Abschalten eines Kraftwerkes
als veritable Maßnahme akzeptiert.
Aber auch die Kernkraft muss wieder einbezogen
werden. Der vorhandene Atommüll
ist übrigens recycelbar und könnte Strom
für die nächsten 800 Jahre liefern, und das
ganz ohne Störfall.
Um positiv abzuschließen: Ist wirklich
bewiesen, dass die Erde immer grüner
wird, und auch, dass es am CO 2 liegt?
Vahrenholt: Ja –die Ernte-Erträge werden
daher auch um mehr als 30 Prozent zunehmen.
Pflanzen lieben CO 2 .Das Wachstum
liegt zu 80 Prozent am CO 2 ,zum geringen
Teil auch an der zunehmenden Feuchtigkeit.
Die Leuteglauben immer: Es wirdheißer,also
auch trockener,aberdas Gegenteil
ist der Fall. Eine wärmereWeltführt zu höheren
Verdunstungen der Weltmeere, also
auch zu mehr Regen. Nur vielleicht fürs
Münsterland nicht so toll (lacht).
8 BRANCHEN &BETRIEBE 9
Fasziniert von Farben und Formen
Die Goldschmiedemeisterin Gabriele Gote setzt bis heute auf das handwerklich gefertigte Einzelstück.
Schon zweimal wurde ihr Atelier inBillerbeck von der Kammer als bester Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet.
Foto: www.shutterstock.com
Als Speaker gewann Sven Schöpker mit seinem emotionalen Vortrag zum Thema „Mission Geiles Handwerk“ im Oktober 2019 den Award beim 1. internationalen Speaker-Slam in Wiesbaden.
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„Wünsche berücksichtigen und
für jede Idee eine Lösung finden“
Sven Schöpker schwört auf die spannende Vielseitigkeit des Handwerks.
Fortsetzung von Seite 7
Das nimmt dem Kunden jede
Menge Arbeit ab. Was
istfür denn für Sie grundsätzlich
das Aund Oeiner
erfolgreichen Innenarchitektur?
Sven Schöpker: Zunächst einmal sollten
die Bewohner im Mittelpunkt der Planung
stehen. Es geht schließlich darum, dass sie
sich später in ihren vier Wänden wohlfühlen.
Wasnützt ein noch so schönes Konzept,
wenn die Kunden unglücklich mit dem Ergebnis
sind.Esist wichtig zu erkennen, was
die Auftraggeber bewegt und wie sie leben.
Daher berücksichtigen wir jeden Wunsch
und versuchen, für jede Idee eine tolle Lösung
zu finden.
2019 haben Sie beim internationalen
„Speaker Slam“ in Wiesbaden mit Teilnehmern
aus 14 Nationen den Winner-
Award bekommen. Für ihre „Mission
Geiles Handwerk“. Warum macht Ihnen
Ihre Arbeit so viel Spaß?
Sven Schöpker: Das Handwerk ist unglaublich
vielseitig und spannend. Die Herausforderung
im Handwerk besteht darin,
auf die Besonderheiten des einzelnen Betriebes
einzugehen. Es gibt kaum einen so
individuellen und spannenden Wirtschaftszweig.
Doch leider wird das Handwerk oft
negativ wahrgenommen. Das möchte ich
mit der „Mission Geiles Handwerk“ ändern.
Und wie konkret?
Sven Schöpker: Ich möchte, dass die Menschen,
die im Handwerk arbeiten oder hier
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Handwerksunternehmen sollten klareExpertenfür ihr Gewerk sein, sagt Raumfabrik-Geschäftsführer
Sven Schöpker. Ermöchte das Handwerk besser in der Gesellschaft positionieren. Foto: privat
eine Ausbildung machen möchten, endlich
die Wertschätzung und Anerkennung erhalten,
die sie verdienen. IchmöchtemeinWissen
und meine gelebte Praxis weitergeben,
damit Unternehmen davon profitieren und
sie ins richtige Licht gerückt werden. Wir
wollen Marktführer werden und Handwerker
inBezug auf Positionierung, Verkauf
und Sichtbarkeit deutlich voranbringen.
Wer sind die Adressaten ihrer Mission
im Einzelnen?
Sven Schöpker: Dazu gehören die Kunden
der Raumfabrik und die der Handwerksunternehmen,
mit denen ich zusammenarbeite.
Außerdem möchte ich junge Menschen
dafür begeistern, ihr Lebensglück in
einem Handwerksberuf zu finden. In den
Coachings machen wir uns Gedanken dazu
und beraten die Unternehmen dahingehend,
wie Handwerk aufgestellt sein muss,
damit Kunden und junge Leute Handwerk
richtig „geil” finden.
Welche Auswirkungen hat Corona auf
Ihre Arbeit?
Sven Schöpker: Ehrlich gesagt haben wir
kaum Auswirkungen durch Corona gespürt.
Wirhaben bei der Raumfabrik mehr Anfragen
denn je erhalten. Gerade im Frühjahr/
Sommer 2020 kamen unglaublich viele
Kunden auf uns zu, die etwas an ihrem Haus
oder in ihrer Wohnung umbauen lassen
wollten. UnsereBranche hat insgesamt von
Corona profitiert. Auch die Handwerksfirmen,
mit denen wir zusammenarbeiten, haben
viele neue Aufträge erhalten.
Worauf kommt es in Zukunft an?
Sven Schöpker: Damit die gute Entwicklung
in unserer Branche auch so weitergeht,
ist es sehr wichtig, sich mit dem Unternehmen
richtig aufzustellen. Eine glasklare
Positionierung ist das Fundament für ein erfolgreiches
Unternehmen. Die meisten
Handwerksbetriebe sind allerdings zu breit
aufgestellt, wodurch sie nicht als Experten
angesehen werden. Bei uns in der Raumfabrik
sind alle Handwerksunternehmen
Experte für ihr jeweiliges Gewerk. Daher
sind wir auch für die Zukunft sehr gut aufgestellt
und klar positioniert.
Foto: privat
Auf der Südseite des Doms ist es zu finden:
Das Atelier der Billerbecker Goldschmiedin
Gabriele Gote. Ein ehrbares
Handwerk in Kombination mit einem
schönen Namen, flankiert von einer Alliteration
–das klingt wie Musik. Ihr Ladenlokal
ist nicht zu übersehen, denn in
direkter Nachbarschaft befindet sich ein
Renaissancegebäude mit einem unverkennbaren
Specklagen-Mauerverband.
Unweigerlich werden Flaneure
vonder geschmackvoll dekorierten
Auslage angezogen.
Ungewöhnliche Edelsteine
wie beispielsweise ein
Mandaringranat mit seinem zarten Orangetonfangen
den Blick des Betrachters schnell
ein. Schon ist die Neugierde geweckt.
Die Meisterin ihres Handwerks hatte gar
nicht unbedingt vor, sich selbstständig zu
machen. Aber als Anfang der 90er Jahredie
alte Schneiderei zur Vermietung freistand,
drängtesich dieser Schritt auf. „Ich hattesofort
ein gutes Gefühl für diese Räumlichkeitenund
wusste, das kann waswerden“, war
sich Gabriele Goteschnell sicher.Ein halbes
Jahr wurde renoviert, alles in Eigenleistung,
unterstützt von ihrem ebenso kreativen
Mann, dem Fotografen Robert Wilken. Alte
Mauern mussten weichen, neue gezogen
werden, einbruchsichere Fenster wurden
eingebaut, Fliesen verlegt.
Das liegt 30 Jahre zurück und wäre ein guterGrund
für eine Jubiläumsfeier.Unter anderem
coronabedingt, hat sich die kreative
Geschäftsfrau da etwas anderes überlegt,
weil sie als Dankeschön gerne etwas zurückgeben
möchte. Statt Party entschied sie sich
unlängst für eine Projektunterstützung. Sie
spendete 3000 Euro andie medizinische
Kinderschutzambulanz der Vestischen Kinder-
und Jugendklinik in Datteln. „Dieses
Projekt liegt mir sehr am Herzen und verdient
Unterstützung“, sagt sie und erklärt
weiter: „Misshandelte, missbrauchte und
vernachlässigteKinder und Jugendliche bekommen
dort eine gute Begleitung.“
Ihre Meisterprüfung legte sie 1986 an der
Handwerkskammer Münster ab. Zuvor besuchte
sie zweieinhalb Jahre berufsbegleitend
die Abendschule. Keine einfache Zeit,
und „ich glaube, das würde ich heute so
nicht noch einmal machen“. Wohl aber würde
Gabriele Gote diesen Beruf immer wieder
wählen und so lange ausführen, wie es
geht, denn „es ist ein unglaublich kreativer
Beruf und er macht mir viel Spaß“. Ihr Meisterstück?
Das war ein multifunktionales
Collier mit einem Vorder- und einem Rückteil
und einer Mittelbrosche, wobei alles zusammen
als Ensemble oder auch einzeln getragen
werden kann.
Die Begeisterung für dieses edle Handwerk
weiß die erfahrene Goldschmiedemeisterin
sehr gut weiterzugeben. Mittlerweilehat sie
13 jungeFrauen ausgebildet, die sich fast alle
auch Leistungs- oder anderen Wettbewerben
gestellt haben und sich dort vielfach
platzierten. Wovon sie wiederum selber
profitierte: Zweimal wurde sie von der
DasTeam der Goldschmiede Gote: Annelie Hanauer (Azubine), GabrieleGoteund Gesellin
Susanne Homan-Kratz (v.l.)
Fotos: Robert Wilken
Von Schmuck umgeben: Goldschmiedemeisterin Gabriele Gote inihrem Atelier an der Südseite des Billerbecker Doms.
Handwerks-Innung in Münster als bester
Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet.
Dass es für sie ein kreativer Handwerksberuf
werden sollte, war für Gabriele Gote
sehr früh klar. „Ich habe als Kind schon immer
gerne gebastelt und gemalt, etwas mit
den Händen gestaltet, geschneidertund gestrickt.“
Nach dem Abitur 1977 waresallerdings
nicht einfach, einen Ausbildungsplatz
zu bekommen. Schließlich bekam sieeinen
bei Werner Fischer in Ahlen, seinerzeit Präsident
des deutschen Silber- und Goldschmiedehandwerks.
Dreieinhalb Jahre dauerte die Ausbildung
und dabei gab esbescheidene 130 D-Mark
Monatslohn im ersten Lehrjahr. „Mein kleines
Zimmer, mit wenig Aussicht und dann
noch auf einen Parkplatz, kosteteschon 150
Mark“, erinnert sie sich an ihren Start ins
Berufsleben. Trotz alledem merkte sie
schnell, dass dieses Handwerk „ganz genau
mein Ding ist“. Als Gesellenstück fertigtesie
eine Umhängeuhr an einer Kette, vorne und
hinten aufklappbar, und schloss in der Prüfung
direkt mit der zweitbesten Note ab.
Die Wanderjahre führten sie zum Innungs-
Obermeister Gerhard Tewis nach Aachen.
Zu einem der größten Projektegehörtedort
die Restaurierung des Karlsschreins im
Aachener Dom, an der sie beteiligt war. Anschließend
arbeitete sie drei Jahre inder
Goldschmiede vonMichael Doßler in Münster.
Mittlerweile blickt sie auf 30 Jahre erfolgreiche
Selbstständigkeit zurück, wobei sie
gerne zu verstehen gibt, dass es ein hart und
kontinuierlich erarbeiteter Erfolg ist. „Es
braucht schon einige Jahre, um sich einen
guten treuen Kundenkreis über die Stadtgrenzen
hinaus aufzubauen“, erklärt sie.
Dabei halfen Ausstellungen wie „Blickpunkte“,
die sie unter anderem mit dem Arbeitskreis
„Angewandte Kunst Münster“ – einer
Kooperation vonhochkarätigen Kunsthandwerkern
–über 20 Jahre aneinem Novemberwochenende
in der Handwerkskammer
Münster initiierte oder auch die Teilnahme
an der Landpartie am Schloss Lembeck.
Große Änderungen oder Trends kann Gabriele
Gote rückblickend nicht ausmachen:
„Das ist konstant geblieben. Die Kunden
mögen das Besondere, das handwerklich
gefertigteEinzel-Schmuckstück.“ Etwas anderes
ist bei ihr auch nicht zu bekommen.
Gegen Handelsware entschied sie sich von
Anfang an. Interessant ist aber, dass Kundinnen
heuteöfter etwas für sich selber kaufen,
als es noch vor 30Jahren der Fall war.
Wenn Gabriele Gote anfängt, von der Vielfalt
der Edelsteine zu sprechen, ihren Formen,
Farben und Schliffen, beginnt sie zu
schwärmen: „Die ziehen mich magisch an.
Da könnte ich mich reinsetzen wie Donald
Duck in sein Dukatenmeer.“ Nicht zuletzt ist
es natürlich ihr Stil, ihr Design, ihr Handwerk,
die ihren Schmuck kennzeichnen und
ihn so entsprechend beliebt machen.
Aber es müssen nicht nur Hochkaräter sein,
die sie zu Schmuckstücken verwandelt.
Ebenso gerne verwendet sie Naturkristalle
wie etwa Uwarowit oder Kobalt-Calcid, die
sie mit Holz, Glas, Gummi oder Plexiglas in
Kombination bringt. Auch dürfen esschon
mal Fundstücke vom Strand oder aus dem
Wald sein.
Für den Dom in Billerbeck fertigtesie unter
anderem eine Reliquienkapsel in Messing
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Inkl.Wartung &Verschleiß-Aktion 2
für den seligen Kardinal von Galen.
Ideen und Anregungen holt sich die Meisterin
in ihrem Garten, aus der Natur und den
Jahreszeiten. „Das Spiel der Farben und
Formen fasziniert mich immer wieder aufs
Neue. Da gibt es die besten und unerschöpflichen
Inspirationen“, freut sich die erfahrene
Goldschmiedin. Ulla Wolanewitz
Wasauch passiert:Erliefert
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