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stahl + eisen 11/2020 (Leseprobe)

TITELSTRECKE zum Thema Steel International // WEITERE THEMEN: u.a. Künstliche Intelligenz in der Gefüge-Forschung, Aktuelle Marktzahlen, China-Kolumne: Freihandel in Ostasien, aus Wissenschaft + Technik: Ultrafeines Gefüge mittels Querkeilwalzen erzeugen, Ruhrgebiet feiert 100 Geburtstag

TITELSTRECKE zum Thema Steel International // WEITERE THEMEN: u.a. Künstliche Intelligenz in der Gefüge-Forschung, Aktuelle Marktzahlen, China-Kolumne: Freihandel in Ostasien, aus Wissenschaft + Technik: Ultrafeines Gefüge mittels Querkeilwalzen erzeugen, Ruhrgebiet feiert 100 Geburtstag

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Nr. <strong>11</strong> | November <strong>2020</strong><br />

Magazin für die Herstellung und Verarbeitung von Eisen + Stahl<br />

Ultrafeines<br />

Gefüge<br />

Verbesserte Werkstoffeigenschaften<br />

im Fokus<br />

100 Jahre<br />

Ruhrgebiet<br />

Die polyzentrische Metropole<br />

Steel International<br />

Ausgewählte Schlaglichter


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Liebe Leserinnen & Leser,<br />

das Jahr neigt sich seinem Ende entgegen und die Zahl der<br />

Ungewissheiten verringert sich – manche jedoch bleiben. In den USA<br />

hat der Kandidat der Demokraten die Wahl gewonnen, auch wenn der<br />

Amtsinhaber diesen Sieg noch nicht anerkennt. Dass sich der Tonfall<br />

auf dem internationalen Parkett ändern wird, ist gewiss. Ob und wie<br />

schnell sich die Handelspolitik ändert, etwa mit der Rücknahme der<br />

Strafzölle auf europäischen Stahl, steht auf einem anderen Blatt.<br />

Haben Sie eigentlich<br />

schon mitbekommen,<br />

was wir alles im<br />

Internet machen?<br />

Jüngster Spross ist<br />

@<strong>stahl</strong><strong>eisen</strong>_de auf<br />

Twitter. Folgen Sie uns<br />

doch auch in diesem<br />

Medium.<br />

Sicher ist auch, dass der britische Premier Boris Johnson mit der Wahl auch seinen<br />

treuen transatlantischen Partner verliert. Donald Trump ist ein Freund des „Brexit“, dem ab<br />

1. Januar in Kraft tretenden Austritt Großbritanniens aus der EU, Biden ist es nicht. Kurzfristige<br />

Auswirkungen wird das jedoch nicht haben, die Aussichten auf einen Handelsvertrag bleiben<br />

mau. Angesichts der knappen Zeit bis Jahresende wird es wohl auch keinen geben – oder einen<br />

so dünnen, dass es praktisch keinen Unterschied macht. EU-seitig gibt es jedoch Tendenzen,<br />

wenigstens den Handelsteil eines möglichen Deals vorläufig anzuwenden. Das würde<br />

wirtschaftliche Verwerfungen nach Jahreswechsel verringern bis vermeiden.<br />

Ansonsten zeigen die Zwischenbilanzen der Erzeuger und Händler, wie es um die Branche bestellt<br />

ist. Bei Voestalpine sank das Ergebnis vor Steuern vom dreistellig schwarzen in den dreistellig<br />

roten Millionenbereich (Seite 47) und bei der Swiss Steel Group, ehemals Schmolz + Bickenbach,<br />

blieben die Zahlen im Keller, wenn auch auf einer höheren Treppenstufe (Seite 49). Der<br />

Stahlhändler Klöckner & Co indes erzielte im dritten Quartal ein operatives Ergebnis an der<br />

oberen Grenze der zuvor gesetzten Prognosespanne (Seite 7).<br />

Die traditionelle Schwerpunktsetzung „Steel International“ im November finden Sie wie gewohnt im<br />

Heft – heuer im Format der Titelstrecke. Inhaltlich setzen wir ab Seite 14 ebenfalls andere Schlaglichter<br />

als bislang. Wir blicken vertieft in den koreanischen Markt, wir schauen uns zwei Fälle von<br />

Anlagenbauern in Nordafrika an, es gibt einen Marktüberblick zu Europa und unser China-Kolumnist<br />

Fabian Grummes ist ausnahmsweise vorne zu finden. Ansonsten möchte ich Ihnen gerne den<br />

Fachbeitrag der SMS group zum „Integrated Temperature Model“ (ab Seite 55) ans Herz legen.<br />

Ich wünsche Ihnen eine gewinnbringende Lektüre.<br />

Foto: Christian Talla (www.talla.hamburg)<br />

Torsten Paßmann, Chefredakteur<br />

PS: Ab Seite 25 finden Sie die Sonderstrecke „Golden Summer“, in der sich interessante Artikel zu vor allem<br />

zu Technik und Technologie mit Informationen von Unternehmen abwechseln.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de November <strong>2020</strong> 3


STAHL<br />

EISEN<br />

Inhalt <strong>11</strong> | <strong>2020</strong><br />

Cover:<br />

Die Stahl-Skulptur „Unisphere“ in<br />

New York City erinnert die Bewohner<br />

der Stadt daran, dass ihre Nachbarn<br />

aus allen Teilen der Welt stammen.<br />

Quelle: Shutterstock<br />

16<br />

Bleibt<br />

Südkoreas Stahlbranche innovativ?<br />

Wie Korea zum Stahl kam, was „Stahl-Korea“ ausmacht<br />

und wie es sich behauptet<br />

NEWS<br />

TERMINE<br />

6 Wirtschaft + Industrie<br />

u.a. mit ArcelorMittal, Dillinger und Metalshub<br />

10 Klima + Umwelt<br />

u.a. mit Salzgitter, Andritz und klimagerechtem Bauen<br />

12 Additive Fertigung<br />

u.a. mit pro-beam, Formnext Connect und neuer<br />

Vortragsreihe<br />

TITELTHEMA: STEEL INTERNATIONAL<br />

16 Bleibt Südkoreas Stahlbranche innovativ?<br />

Wie Korea zum Stahl kam, was „Stahl-Korea“<br />

ausmacht und wie es sich behauptet<br />

20 Türkisch-chinesische Koproduktion in<br />

Nordafrika<br />

Errichtung eines Minimill-Komplexes in Algerien<br />

21 AQS 2-Mtpy minimill complex for long<br />

products<br />

Conticaster #1 and rolling mill #1 are now operating<br />

in hot-charge mode<br />

22 Already challenging steel market situation<br />

has worsened<br />

Eurofer recently published Economic and steel market<br />

report<br />

24 Freihandel in Ostasien<br />

China-Kolumne von Fabian Grummes<br />

SONDERSTRECKE „GOLDEN SUMMER“<br />

26 Laser messen die vollständige Geometrie<br />

von Rohrenden<br />

LAP verspricht 100-Prozent-Kontrolle in der<br />

Rohrproduktion<br />

28 Produktionsdaten auf dem Smartphone<br />

Digitaler Workflow beim 3D-Druck von Sand- und<br />

Metallformen<br />

30 Twin-Druckbiegemaschine für 90 Meter<br />

lange Rohrschlangen<br />

Schwarze-Robitec liefert für den modernen<br />

Kraftwerksbau<br />

32 Künstliche Intelligenz für die<br />

Gefüge-Forschung<br />

Doktorand macht Mikrokosmos im Stahl sichtbarer<br />

34 Höhere Performance mit neuen<br />

Bandanlagen<br />

Heinrich Georg Maschinenfabrik optimiert Workflow in<br />

Stahl-Service-Center<br />

36 Global geteiltes Wissen und verstärkte<br />

Zusammenarbeit<br />

GKD stellt Weichen für weiteres Wachstum<br />

70<br />

Das Ruhrgebiet feiert 100. Geburtstag<br />

Sonderausstellung auf der Zeche Zollverein<br />

38 Eine Maschine für alles<br />

Neuer Zweiwellen-Reißer von Erdwich führt zu erhöhter<br />

Anlagenverfügbarkeit<br />

40 Projekt „Nukos“: Mehrwert von<br />

Sekundärrohstoffen durch CO 2<br />

Mit Kohlendioxid werden Schlacken zu höherwertigen<br />

Produkten<br />

42 Kleine Helfer für die Metallgewinnung<br />

Freiberger Forscher nutzen bakterielle Laugung zum<br />

Recycling von Elektroschrott<br />

4 November <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


POLITIK<br />

MÄRKTE<br />

22<br />

Already challenging steel market situation<br />

has worsened<br />

Eurofer recently published Economic and steel market report<br />

47 Voestalpine spricht von positiven<br />

Marktsignalen<br />

Erholung insbesondere in der europäischen<br />

Automobil- und Bauindustrie<br />

48 Starke Turbulenzen bei der Swiss Steel<br />

Group<br />

Corona belastet weiterhin Absatzmengen und Umsatz<br />

50 Genesung im Schatten der Pandemie<br />

Aktuelle Meldung aus dem BMWi<br />

WISSENSCHAFT<br />

TECHNIK<br />

55 Integrated temperature model (Part 1)<br />

...designed by SMS group remedies disadvantages of<br />

conventional Hot Strip Mills<br />

60 Ultrafeines Gefüge mittels<br />

Querkeilwalzen erzeugen<br />

Forschungsprojekt will Werkstoffeigenschaften<br />

verbessern<br />

RECHT<br />

FINANZEN<br />

64 Frisches Kapital ohne Bank<br />

Private Equity ist eine relevante Option,<br />

um für Liquidität zu sorgen<br />

BERUF<br />

KARRIERE<br />

66 Im Trend: Corporate Podcasts<br />

Warum das Format gerade jetzt neu entdeckt<br />

werden sollte<br />

STYLE<br />

STORY<br />

7 0 Das Ruhrgebiet feiert 100. Geburtstag<br />

Sonderausstellung auf der Zeche Zollverein<br />

Integrated temperature model (Part 1)<br />

55 ...designed by SMS group remedies disadvantages of<br />

conventional Hot Strip Mills<br />

IMMER<br />

EWIG<br />

3 Editorial<br />

9 Termine<br />

52 Länder + Anlagen<br />

62 Erzeugnisse + Verfahren<br />

68 VDEh-Personalia<br />

72 Vorschau + Impressum<br />

74 People<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de November <strong>2020</strong> 5


NEWS<br />

TERMINE<br />

Wirtschaft<br />

Industrie<br />

Messedoppel<br />

wire & Tube abgesagt<br />

Bleibt in diesem Jahr leider aus: lebhafter<br />

Trubel zur wire & Tube in Düsseldorf.<br />

Das Messedoppel haben die Veranstalter<br />

gemäß der jüngsten Beschlüsse von Bund<br />

und Ländern abgesagt.<br />

Die Messe Düsseldorf hat das für den 7. bis<br />

<strong>11</strong>. Dezember geplante Messedoppel wire &<br />

Tube abgesagt. Als Grund nennt der Veranstalter<br />

das aktuelle Covid-19-Infektionsgeschehen<br />

sowie die damit einhergehenden<br />

Beschlüsse von Bund und Ländern. Bis vor<br />

kurzem ließ der Fokus auf eine rein europäische<br />

Ausrichtung der Messen noch die<br />

Hoffnung auf eine erfolgreiche Durchführung<br />

realistisch erscheinen. Auch das erarbeitete<br />

Hygiene- und Infektionsschutzkonzept,<br />

so die Messe Düsseldorf, sei von<br />

den Ausstellern positiv aufgenommen worden.<br />

„Durch die Zuspitzung des Pandemie-<br />

Geschehens in Deutschland und unseren<br />

Nachbarländern musste die Situation nochmals<br />

komplett neu bewertet werden“, erklärt<br />

nun Wolfram Diener, Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung der Messe Düsseldorf.<br />

„Vor diesem Hintergrund und der aktuellen<br />

Vielzahl an Unwägbarkeiten auf Ausstellersowie<br />

Besucherseite haben wir die Entscheidung<br />

getroffen, die Messen abzusagen.“ Die<br />

nächste Ausgabe der beiden Messen für die<br />

Draht-, Kabel- und Rohrindustrie findet<br />

nun turnusgemäß 2022 statt, heißt es bei<br />

der Messe Düsseldorf. Diener betont: „Die<br />

Aussteller und Besucher können sich auf<br />

unseren Online-Plattformen auch weiterhin<br />

über aktuelle News aus der Branche sowie<br />

Trends und Produktneuheiten informieren.“<br />

Digitale Angebote würden kontinuierlich<br />

weiterentwickelt.<br />

ArcelorMittal Polen schließt Werk in Krakau<br />

Bei ArcelorMittal im polnischen Krakau haben zuletzt die<br />

wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie tiefe Spuren<br />

hinterlassen. Nun hat das Unternehmen beschlossen, das Werk<br />

dauerhaft zu schließen.<br />

Der Stahlkonzern ArcelorMittal hat bekanntgegeben, seine Produktion<br />

im polnischen Krakau dauerhaft einzustellen. Das Unternehmen<br />

hat nach eigenen Angaben bereits im vergangenen Oktober<br />

damit begonnen, den Hochofen und das Stahlwerk herunterzufahren.<br />

Der Stahlsektor der Europäischen Union sei von der<br />

Pandemie sehr hart getroffen worden, heißt es in dem entsprechenden<br />

Statement des Unternehmens. Alle <strong>stahl</strong>verarbeitenden<br />

Industrien hätten ihre Tätigkeiten einschließlich vorübergehender<br />

Schließungen reduziert. „Wie die makroökonomischen Indikatoren<br />

jetzt andeuten, ist eine schnelle Erholung der Stahlnachfrage<br />

unwahrscheinlich“, so ArcelorMittal Polen. Das Unternehmen<br />

habe „dauerhafte Maßnahmen“ ergreifen müssen, um sich<br />

an diese geringe Nachfrage anzupassen. Darüber hinaus leide der<br />

Standort unter vergleichsweise hohen Energiekosten in Polen<br />

sowie der jüngsten Entscheidung der EU, die Quote der zollbefreiten<br />

Stahlimporte aus Nicht-EU-Staaten zu erhöhen. „Unter Berücksichtigung<br />

all dieser Faktoren haben wir die Entscheidung<br />

getroffen, die Produktion von Roh<strong>eisen</strong> in unseren beiden Hochöfen<br />

in Dabrowa Gornicza zu konzentrieren“, sagte Sanjay Samaddar,<br />

Vorstandsvorsitzender von ArcelorMittal Polen. Die Kokerei<br />

in Krakau werde jedoch weiter betrieben. Das gelte auch für<br />

die nachgelagerten Betriebe inklusive zweier Walzwerke, die Feuerverzinkungsanlage<br />

und die neue organische Beschichtungslinie.<br />

In letztere habe das Unternehmen in den vergangenen fünf<br />

Jahren rund <strong>11</strong>0 Millionen Euro investiert.<br />

Quellen: Messe Düsseldorf/ctillmann; ArcelorMittal Polen<br />

6 November <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Thyssenkrupp in NRW:<br />

Stellenabbau in Hagen<br />

und Olpe<br />

Thyssenkrupp hat seine Ankündigung, rund 500 Stellen im Bereich<br />

Automotive Technology abbauen zu wollen, nun weiter ausgeführt.<br />

Es sei bereits ein Sozialplan und Interessenausgleich für die entsprechenden<br />

Mitarbeiter unterzeichnet worden, heißt es in einer Stellungnahme<br />

am 21. Oktober. Betroffen sind demnach die Geschäftseinheit<br />

Federn und Stabilisatoren an den Standorten Hagen und<br />

Olpe. Zu den Vereinbarungen gehören Übernahmeangebote auf<br />

andere Stellen bei Thyssenkrupp, soziale Absicherung über eine<br />

Transfergesellschaft sowie Weiterbildungsangebote. Älteren Beschäftigten<br />

will der Konzern spezielle Unterstützungsmöglichkeiten<br />

bis zum Renteneintritt bieten. Konkret sieht das Konzept vor, die<br />

Fertigung von Stabilisatoren in Olpe komplett zu beenden. Rund 330<br />

Stellen sind davon betroffen. Den Standort Hagen will Thyssenkrupp<br />

indes produktseitig neu ausrichten und zu einem Kompetenzzentrum<br />

für die Entwicklung von Federn und Stabilisatoren<br />

umbauen. Das umfasst den Prototypenbau, die Fertigung von Stabilisatoren<br />

für Kleinserien und das Ersatzteilgeschäft sowie die Serienproduktion<br />

von Federn für Pkw und Elektrofahrzeuge. Vor diesem<br />

Hintergrund soll das komplette Fertigungskonzept des Standortes<br />

überarbeitet und auf eine stärker automatisierte Produktion umgestellt<br />

werden. Dadurch entfallen in Hagen bis Sommer 2022 bis zu<br />

160 Stellen. In Zukunft plant Thyssenkrupp, an dem Standort 320<br />

Mitarbeiter zu beschäftigen.<br />

Klöckner & Co:<br />

Deutliche Erholung<br />

im dritten Quartal<br />

Der Stahlhändler Klöckner & Co hat im dritten Quartal des Jahres<br />

ein operatives Ergebnis (EBITDA) von 40 Millionen Euro erzielt. Damit<br />

bewegt sich der Konzern an der oberen Grenze der zuvor gesetzten<br />

Prognosespanne. Noch Ende September hatte er ein Ergebnis<br />

von 30 bis 40 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Auch das Konzernergebnis<br />

hat das Unternehmen im direkten Jahresvergleich von -23<br />

Millionen (Q3 2019) auf -5 Millionen Euro deutlich verbessern können.<br />

Als maßgeblich für die positive Entwicklung betrachtet Klöckner<br />

& Co seine aktuellen Digitalisierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen<br />

im Rahmen des Transformationsprojekts „Surtsey“.<br />

Den über digitale Kanäle erzielten Umsatzanteil konnte Klöckner &<br />

Co nach eigenen Angaben weiter auf 42 Prozent steigern. Wesentlicher<br />

Treiber dieses Wachstums, so das Unternehmen, war der Kloeckner<br />

Assistant. Dabei handelt es sich um eine durch künstliche<br />

Intelligenz (KI) getriebene Applikation zur Automatisierung des<br />

Vertriebs. Weiter gewachsen sei auch die offene Industrieplattform<br />

XOM Materials. Aufgrund der steigenden Covid-19-Infektionszahlen<br />

bleibe die Unsicherheit im Hinblick auf die weitere Absatzentwicklung<br />

im Jahr <strong>2020</strong> bestehen, meint Klöckner & Co. Für das vierte<br />

Quartal erwartet der Konzern einen niedrigeren Absatz und Umsatz<br />

als im Vorquartal. Dennoch rechne er mit einem EBITDA von 75 bis<br />

95 Millionen Euro.


NEWS<br />

TERMINE<br />

Additive Fertigung<br />

Neben dem hier abgebildeten Elektronenstrahlschmelzen will<br />

die pro-beam Gruppe zukünftig auch Draht-Auftragschweißen<br />

innerhalb eines Pulverbetts in ihr Portfolio aufnehmen.<br />

pro-beam Gruppe<br />

steigt in additive Fertigung ein<br />

Die pro-beam Gruppe will „nach intensiver<br />

Forschungs- und Entwicklungsarbeit“ in<br />

den Markt für additive Fertigung einsteigen.<br />

Die Tochtergesellschaft pro-beam<br />

additive erarbeitet derzeit zwei 3D-Druck-<br />

Prozesse für die industrielle Anwendung.<br />

Aus Basis der Elektronenstrahltechnologie<br />

entwickelt das Unternehmen am Standort<br />

Gilching diverse Konzepte zur additiven<br />

Fertigung von Metallbauteilen, die sich<br />

unterschiedlicher Verfahren bedienen:<br />

dem Draht-Auftragschweißen und dem<br />

Elektronenstrahlschmelzen innerhalb<br />

eines Pulverbetts. Entsprechend des bisherigen<br />

Portfolios sollen somit zukünftig<br />

sowohl die Auftragsfertigung als auch der<br />

Anlagenbau berücksichtigt werden. Mit<br />

den additiven Produktionsprozessen beabsichtigt<br />

pro-beam, eine flexible Fertigung<br />

von Metallbauteilen unterschiedlicher<br />

Größe zu ermöglichen – von Losgröße 1<br />

bis hin zur industriellen Serienfertigung.<br />

Dabei soll das Pulverbett-Verfahren auf<br />

Bauteile ausgelegt sein, die filigrane Strukturen<br />

aufw<strong>eisen</strong>. Die Nutzung von Draht<br />

hingegen biete insbesondere für große<br />

Bauteile Vorteile gegenüber konventionellen<br />

Herstellungsmethoden. Dazu gehörten<br />

unter anderem eine Verkürzung der Produktionszeit,<br />

eine höhere Verfügbarkeit<br />

sowie die Möglichkeit, auch anspruchsvolle<br />

Metalle sowie Legierungen einzusetzen.<br />

Zudem seien beide Fertigungsstränge materialeffizient<br />

und durch weniger Abfallund<br />

Nebenprodukte ökonomischer als<br />

herkömmliche Verfahren.<br />

Fit für die Industrie: Fraunhofer-Leitprojekt<br />

„futureAM“ abgeschlossen<br />

Beschleunigung der additiven Fertigung von Metallbauteilen<br />

mindestens um den Faktor 10 – mit diesem Ziel startete 2017<br />

das Fraunhofer-Leitprojekt „futureAM – Next Generation of Additive<br />

Manufacturing“. Sechs Fraunhofer-Institute erreichten<br />

nun bis zum Projektende im November <strong>2020</strong> gemeinsam Technologiesprünge<br />

in der Systemtechnik, bei den Werkstoffen und<br />

in der Prozessführung sowie bei der durchgängigen Digitalisierung<br />

– und steigerten so die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit<br />

des Metal AM entlang der gesamten Prozesskette. Im<br />

Handlungsfeld „Werkstoffe“ erforschte etwa das Fraunhofer-Institut<br />

für Werkstoff- und Strahltechnik IWS, welche Materialien<br />

sich in einem Bauteil miteinander kombinieren lassen und welche<br />

Probleme dabei auftreten. Unter anderem behandelten die<br />

Dresdner die Erweiterung des einsetzbaren Spektrums additiv<br />

verarbeitungsfähiger Hochtemperaturwerkstoffe und erforschten,<br />

wie diese in einer Multi-Material-Bauweise vereint werden<br />

können. Die Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Lasertechnik<br />

ILT aus Aachen entwickelten indes ein Demonstrator-<br />

System. Dabei handelt es sich nach eigenen Angaben um „eine<br />

Anlage zum 3D-Druck von Bauteilen im XXL-Maßstab“. Per Laser<br />

Powder Bed Fusion (LPBF) sei dort dank des großen Bauraums<br />

(1 000 mm x 800 mm x 400 mm) bereits ein Demonstrator-Bauteil<br />

für zukünftige Triebwerksgenerationen von Rolls-<br />

Royce entstanden. Großes Optimierungspotenzial identifizierte<br />

Mehrere Laser am Fraunhofer ILT in Aachen verwandeln Metallpulver<br />

per 3D-Druck in ein Demonstrator-Bauteil für die zukünftige<br />

Triebwerksgeneration von Rolls-Royce.<br />

das Konsortium auch in der Nachbearbeitung. Das Fraunhofer-<br />

Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU in<br />

Chemnitz entwickelte daher im Rahmen des Projekts eine automatisierte<br />

Lösung, die sich der Robotik bedient.<br />

Quellen: pro-beam Gruppe; Fraunhofer ILT; Mesago / Mathias Kutt<br />

12 November <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Neues aus der AM-Szene:<br />

Vortragsreihe ab dem 15. Januar 2021<br />

Anwendungsorientiert, industrienah, Maschinenbau-lastig:<br />

Unter der Prämisse will die<br />

Arbeitsgemeinschaft Additive Manufacturing<br />

im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />

(VDMA) ab dem 15. Januar 2021 mit<br />

einer Vortragsreihe zur additiven Fertigung<br />

starten. Zweimal pro Monat soll freitags von<br />

<strong>11</strong>.15 bis 12.00 Uhr in einem Online-Vortrag<br />

mit anschließender Diskussion ein neues Thema<br />

aus der Branche vorgestellt werden. Den<br />

Auftakt macht Philipp Schwarz vom Unternehmen<br />

Rosswag. Er berichtet, wie es gelingen<br />

kann, schnell und kosteneffizient neue<br />

Werkstoffe für die additive Fertigung zu qualifizieren<br />

und welche Prozesse hierfür nötig<br />

sind. Anhand von Praxisbeispielen neuer AM-<br />

Werkstoffe erläutert er die Prozesskette von<br />

der ersten Metallpulvererzeugung über die<br />

mechanisch-technologische Charakterisierung<br />

gedruckter Testkörper bis hin zur Serienfertigung.<br />

Der Fachverband hat bereits<br />

einige Details zum Konzept der Online-Veranstaltung<br />

veröffentlicht. Scannen Sie hierzu<br />

einfach den beigefügten QR-Code mit Ihrem<br />

Smartphone oder besuchen Sie die Website<br />

www.am.vdma.org.<br />

Erfolgreiche Premiere der virtuellen Fachmesse<br />

„Formnext Connect“<br />

Coronabedingt wurde die Fachmesse „Formnext“ in diesem Jahr<br />

erstmals virtuell veranstaltet. Vom 10. bis 12. November machte sie<br />

die Messe Frankfurt (Mesago) unter dem Namen „Formnext Connect“<br />

zum digitalen Zentrum für die Welt der additiven Fertigung<br />

(AM). Dort präsentierten 203 Aussteller mit rund 2 200 Vertretern<br />

ingesamt 1 412 Produkte. Die 8 541 aktiven Teilnehmer aus über<br />

100 Ländern nutzten das intelligente und moderne Matchmaking<br />

rege, heißt es seitens der Veranstalter. Somit konnten mehr als<br />

450 000 Empfehlungen für Produkte und andere Teilnehmer generiert<br />

werden. Zudem entstanden 23 3<strong>11</strong> neue Kontakte und 4 733<br />

Business-Meetings in Form von Videocalls. Darüber hinaus haben<br />

in einem Bühnen- und Sessionsprogramm knapp 45 000 Zuschauer<br />

die 221 gehaltenen Vorträge und Präsentationen verfolgt. Dabei<br />

diskutierten weltweit Branchenexperten in zahlreichen Webinaren<br />

und Talkrunden über aktuelle Trends, Entwicklungen und Anwendungen.<br />

Sichtlich erfreut über die positiven Zahlen zeigte sich unter<br />

anderem Sascha F. Wenzler, Vice President bei Mesago. Er betont:<br />

„Mit dem erfolgreichen, neu entwickelten Format der Formnext<br />

Connect sind wir dem Bedarf der AM-Community und der<br />

Anwenderindustrien nach Austausch, Business und Innovation<br />

begegnet.“ Damit hätte die Formnext bewiesen, so Wenzler, „dass<br />

Über aktuelle Trends, Entwicklungen und Anwendungen in der<br />

additiven Fertigung diskutierten bei der Formnext Connect zahlreiche<br />

Branchenexperten – coronabedingt teilweise per Videokonferenz.<br />

sie auch in ihrer rein digitalen Form als weltweit wichtiger Katalysator<br />

für die technologische und wirtschaftliche Entwicklung dieser<br />

Zukunftsbranche unverzichtbar ist“.<br />

Materialise Build Processor für<br />

Binder Jetting-Verfahren von Desktop Metal<br />

Materialise will die Metal Binder Jetting-<br />

Technologie des Unternehmens Desktop<br />

Metal und damit auch dessen Plattformen<br />

Shop System und Production System unterstützen.<br />

Unter anderem soll dazu ein<br />

sogenannter „Build Processor“ eingeführt<br />

werden. Dabei handelt es sich um eine<br />

Software-Lösung, die 3D-Konstruktionen<br />

in maschinenspezifische Baujobs für eine<br />

Vielzahl von Maschinen übersetzt. Materialise<br />

beabsichtigt, so die Komplexität<br />

bei der Skalierung von 3D-Druck-Prozessen<br />

zu reduzieren. Zusätzlich zu dem<br />

Build Processor will Materialise auch die<br />

Erzeugung von Sintersupports für das<br />

Metal Binder Jetting als Teil des SG+-Moduls<br />

von Magics einführen, ebenso ein<br />

verbessertes 3D-Nesting speziell für das<br />

Metal Binder Jetting. Die integrierte Lösung<br />

ist kompatibel mit der Software-Suite<br />

von Materialise und soll einerseits zu<br />

einem besser vernetzten Workflow, andererseits<br />

zu einer höheren Produktivität<br />

im Metal Binder Jetting sorgen. „Unsere<br />

Partnerschaft mit Desktop Metal ist Teil<br />

unserer Build Processor-Strategie, mit der<br />

wir verbliebene Hindernisse bei der Einführung<br />

von 3D-Druck als Teil eines vernetzten,<br />

industriellen Fertigungsprozesses<br />

beseitigen“, erläutert Stefaan Motte,<br />

Vice President und Managing Director<br />

von Materialise Software. Ihm zufolge<br />

erfordert der Abbau von Geschwindigkeits-<br />

Skalierbarkeits- und Kosteneffizienzbarrieren<br />

eine engere Integration<br />

von Software und Maschine.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de November <strong>2020</strong> 13


TITELTHEMA: STEEL INTERNATIONAL<br />

Südkorea<br />

Steel<br />

International<br />

Die Stahlindustrie gilt als eine der dynamischsten Branchen weltweit.<br />

In der aktuellen Titelstrecke werfen wir ausgewählte Schlaglichter auf Länder,<br />

die die Branche derzeit bewegen - darunter auch der Stahlriese Südkorea.<br />

14 November <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Im südkoreanischen Pohang bekommt der Ausdruck „Industrielandschaft“<br />

eine ganze neue Bedeutung. Zum einen treffen sich hier die verschleierten<br />

Gebirgszüge der Region mit der Küste des Japanischen Meeres.<br />

Und zum anderen – inmitten jener Elemente – gewährt der landesgrößte<br />

Stahlhersteller Pohang Iron and Steel Company (Posco) einen Einblick<br />

in sein gigantisches Werk an dem Standort. Heute belegt das Unternehmen<br />

sogar den fünften Rang unter den größten Stahlproduzenten weltweit – und<br />

repräsentiert damit den keineswegs zu unterschätzenden Einfluss<br />

Südkoreas auf die globale Stahlindustrie.<br />

Quelle: Shutterstock<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de November <strong>2020</strong> 15


TITELTHEMA: STEEL INTERNATIONAL<br />

Südkorea<br />

Die staatlich initiierte Pohang Iron<br />

and Steel Company (POSCO) gilt<br />

als eine Keimzeile der südkoreanischen<br />

Stahlbranche. Im Jahr<br />

2000 wurde das Unternehmen<br />

privatisiert.<br />

Bleibt Südkoreas Stahlbranche<br />

innovativ?<br />

Wie Korea zum Stahl kam, was „Stahl-Korea“ ausmacht und wie es sich behauptet<br />

AUTOR: Moritz Haarstick, Marketing<br />

Consultant für Material und Werkzeug,<br />

KOTRA (Korea Trade-Investment Promotion<br />

Agency), www.kotra-hamburg.de<br />

DARUM GEHT’S: „Klasse statt Masse“ - so<br />

beschreibt Moritz Haarstrick von der Korea<br />

Trade-Investment Promotion Agency<br />

(KOTRA) die heutige Position der südkoreanischen<br />

Stahlindustrie. Zudem beleuchtet<br />

der Autor, wie das Land den Begriff<br />

„Green Steel“ mitgeprägt hat und<br />

auch während der Corona-Krise sehr<br />

nachfrageorientiert innoviert.<br />

„Luxteel Bio“ von Dongkuk Steel hat eine<br />

antibakterielle Wirkung, was laut Unternehmensangaben<br />

im Jahresverlauf erhöhte<br />

Aufmerksamkeit auf das Produkt<br />

gezogen hat.<br />

Als Produzent von Stahl ist Südkorea<br />

dem Branchenbeobachter bekannt.<br />

Das Land, welches sich durch massive<br />

Investitionen in eine eigene Stahlindustrie<br />

und dem damaligen Zeitgeist entsprechenden<br />

„Hauruck-Mentalität“ erfolgreich<br />

modernisieren konnte, steht heute<br />

zusammen mit China und Japan, als ostasiatische<br />

Schwergewichte der Stahlbranche,<br />

im Fokus der westlichen Beobachter.<br />

Im Hintergrund der aktuellen internationalen<br />

Handelskonflikte rund um den systemrelevanten<br />

und hochmodernen Rohstoff<br />

Stahl, steht die Frage nach marktrationalem<br />

Verhalten der Stahlproduzenten<br />

im Raum. Dass Südkorea als Stahlproduzent<br />

den Paradigmen-Wechsel von „Masse<br />

statt Klasse“ zu „Klasse statt Masse“ bereits<br />

eingeläutet hat, den Begriff des „Green<br />

Steel“ mitgeprägt hat und auch in der Corona-Krise<br />

sehr nachfrageorientiert innoviert,<br />

ist Thema dieses Beitrages.<br />

Stahl. Macht. Korea.<br />

Seit seiner industriellen Entwicklung in<br />

den 1960er Jahren ist Südkorea zu einem<br />

der führenden Produzenten für Stahl aufgestiegen.<br />

Mit einer Roh<strong>stahl</strong> Produktionsmenge<br />

von ca. 70 Millionen Tonnen jährlich<br />

nimmt Südkorea aktuell den sechsten<br />

Rang nach China, Indien, Japan, den USA<br />

und Russland in der Welt ein. Dass Südkorea<br />

als Macher von Stahl eine echte<br />

Stahlmacht ist, wird in Anbetracht der<br />

neben China, Indien, Japan, den USA und<br />

Russland vergleichsweise niedrigen Bevölkerungsanzahl<br />

von ca. 50 Millionen Südkoreanern<br />

erst richtig deutlich. Darüber<br />

hinaus belegt der größte südkoreanische<br />

Stahlhersteller POSCO den fünften Rang<br />

unter den größten Stahlherstellern und<br />

produziert mit ca. 43 Millionen Tonnen<br />

mehr Roh<strong>stahl</strong>, als die gesamte deutsche<br />

Stahlbranche zusammen. Zusammen<br />

kommt die südkoreanische Stahlbranche<br />

auf ca. 4% der weltweiten Produktionsmenge.<br />

Dementsprechend viel hängt direkt, als<br />

auch indirekt, an der heimischen Stahlindustrie.<br />

So waren im Jahre 2012 in Südkorea<br />

mit rund 100.000 Arbeitern fast drei<br />

Mal mehr Arbeiter in der Stahlbranche<br />

Quelle (2): Shutterstock<br />

16 November <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Rund 9,8 Millionen Einwohner zählt Seoul, die Hauptstadt Südkoreas. Da wundert es nicht,<br />

dass der Pro-Kopf-Stahlkonsum des Landes über einer Tonne liegt - und somit auf Platz 1<br />

in der Weltrangliste.<br />

tätig, als in Deutschland heute. Zwar machte<br />

die Stahlbranche im gleichen Jahr direkt<br />

nur ca. 3% des BIP, rund 7% des Exportes<br />

und 10% des produzieren den Gewerbes des<br />

Landes aus, die Ausstrahlungseffekte der<br />

Stahlindustrie sind durch das stark exportorientierte,<br />

produzierende Gewerbe und<br />

dessen großen riesigen Bedarf nach Stahl<br />

aber enorm und tragen somit indirekt zur<br />

Wertschöpfung bei. Mehr als 70% des<br />

Stahls fließt in die Herstellung von Produkten<br />

wie Schiffe, Autos und elektronische<br />

Produkte, wovon ein Großteil exportiert<br />

wird. Nur ca. 30% des Stahls finden immobile<br />

Anwendung, werden also verbaut.<br />

Da ein Großteil des in Südkorea hergestellten,<br />

sowie des nach Südkorea importierten<br />

Stahls, wieder in Form von Rohware, Zwischen-<br />

oder Endprodukt exportiert wird,<br />

kommt das Land auf einen statistischen<br />

Pro-Kopf-Stahlkonsum von über einer Tonne<br />

pro Person, was mit weitem Abstand<br />

Platz 1 in der Welt entspricht.<br />

Südkoreas führende Position als Stahlhersteller,<br />

sowie als Stahlkonsument, hat<br />

aber auch Schattenseiten. Zum einen exportiert<br />

Südkorea zwar große Mengen an<br />

Roh<strong>stahl</strong> und Stahlerzeugnissen nach<br />

Europa und in die USA, hat aber gleichzeitig<br />

eine chronische, negative Stahl-Handelsbilanz<br />

gegenüber China und Japan,<br />

welche in der Wissenschaft häufig als<br />

„Lock-In-Effekt“, oder „Nussknacker-Effekt“<br />

beschrieben wird. Durch diese regionale<br />

Abhängigkeit ist Südkoreas netto<br />

Stahl-Export-Bilanz nicht mehr so hoch,<br />

wie es dem westlichen Beobachter scheint.<br />

Selbiges gilt übrigens auch für China, welches<br />

seinerseits relativ viel Stahl aus Japan<br />

bezieht. Die ostasiatische Region hat in<br />

Bezug auf Stahlproduktion- und Konsum<br />

ein ambivalentes Verhältnis: Einerseits ist<br />

der Bedarf durch exportstarke Länder wie<br />

China, Japan und Südkorea extrem hoch.<br />

Dieser wird aber anderseits durch ein arbeitsteiliges<br />

Im- und Export-Verhältnis der<br />

Länder als konkurrierende Stahlproduzenten<br />

zu einem gewissen Grad gedeckt. Ein<br />

Blick auf das Produkt-Portfolio der Länder<br />

bringt mehr Klarheit.<br />

Demnach ist Südkorea, regional aber<br />

auch weltweit, speziell stark im Bereich<br />

Flach<strong>stahl</strong> (HS Code 7208, 7209, 7210, 72<strong>11</strong>,<br />

7212, 7219, 7220). Im Bereich Stab<strong>stahl</strong> (HS<br />

Code 7222, 7223, 7229, 7302), Stahlrohre<br />

(HS Code 7304) und Stahlerzeugnissen wie<br />

Bolzen (HS Code 7318) ist das Land auch<br />

recht stark, wobei hier die regionale, aber<br />

auch die globale Konkurrenz, auch sehr<br />

stark ist. Letztere Produktbereiche gelten<br />

in Ostasien als besonders umkämpft.<br />

Gerade im Hintergrund der zwischen<br />

den USA und China im Jahre 2016 entflammten<br />

Handelsstreit um Importzölle<br />

auf chinesischen Stahl, die in diesem Zusammenhang<br />

frei gewordenen chinesischen<br />

Überkapazitäten und die von der<br />

EU-Kommission aus Sorge vor einer chinesischen<br />

Stahlschwemme in die EU erlassenen<br />

„Safe-Guard“-Einfuhrregeln wird klar,<br />

dass aggressive Massenproduktion, auch<br />

für südkoreanische Stahlproduzenten, keine<br />

nachhaltige Erfolgsstrategie sein kann.<br />

Zwar konnte Südkorea, welches sich im<br />

Zusammenhang der neuen EU-Einfuhrregeln<br />

zu Unrecht bestraft fühlt, das zollfreie<br />

Einfuhrkontingent für koreanischen Stahl<br />

durch hartnäckiges Verhandeln mit Brüssel<br />

auf bis zu <strong>11</strong>6% aufstocken. Dennoch ist<br />

klar, dass das vor der Jahrhundertwende<br />

weltweit praktizierte Paradigma von „Masse<br />

statt Klasse“, langfristig nicht funktionieren<br />

kann. Ein Blick in die Vergangenheit<br />

zeigt, wie Südkorea zum Stahl kam.<br />

Modernisierungsprojekt Stahl<br />

Bei Südkoreas Weg in die Moderne, angefangen<br />

bei der gewaltsamem Öffnung Koreas<br />

durch Japan mit anschließender 35-jähriger<br />

Kolonialherrschaft, über die Einbindung in<br />

den Kalten Krieg, bzw. Korea Krieg, mit anschließendem<br />

Wettrüsten und Turbo-Modernisierung,<br />

spielte Stahl immer eine zentrale<br />

Rolle. Die von den japanischen Kolonialherren<br />

aufgezwungene Stahlproduktion,<br />

sowie der mit Stahl geführte Korea Krieg,<br />

waren sicherlich die bittersten Erfahrungen<br />

mit Stahl. In der Folge erwies sich diese<br />

historische Hypothek allerdings als durchaus<br />

förderlich für die Entwicklung der eigenen<br />

Stahlindustrie.<br />

So konnte man einerseits die von den<br />

Japanern in Incheon, Busan und Samcheok<br />

hinterlassenden Produktionsstätten nutzen,<br />

um mit Kriegsschrott und Eisenerz aus<br />

der nördlichen Kangwon-Provinz den ersten<br />

Stahl mit relativ neuen Lichtbogenöfen<br />

in Eigenregie zu produzieren und legte<br />

somit einen echten Kaltstart hin. Anderseits<br />

konnte man bei der weiteren Planung<br />

der heimischen Stahlindustrie auf die Erfahrung<br />

der japanischen Stahlindustrie<br />

zurückgreifen, welche sich im Gegensatz<br />

zu vielen westlichen Stahlwerken nicht im<br />

schwer zugänglichen Landesinneren, son-<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de November <strong>2020</strong> 17


TITELTHEMA: STEEL INTERNATIONAL<br />

Europa<br />

Industrial activity in the<br />

steel market has restarted<br />

after Eurofer reported<br />

record lows in the second<br />

quarter of the year.<br />

Already challenging steel market<br />

situation has worsened<br />

Eurofer recently published Economic and steel market report – Fourth quarter <strong>2020</strong><br />

SUMMARY: As the European Steel Association,<br />

Eurofer has an eagle eye on the<br />

European market. The latest Economic<br />

and Steel Market Report as the current<br />

water level report for the current year is<br />

not very encouraging. The full version of<br />

the latest Eurofer report (PDF, 27 pages)<br />

also includes the outlook <strong>2020</strong>/2021.<br />

The COVID-19 pandemic has slashed<br />

steel consumption forecasts as well<br />

as the overall economic outlook<br />

across the EU and the world. Shutdown<br />

measures implemented by governments<br />

starting from March <strong>2020</strong> have significantly<br />

impacted manufacturing activity and<br />

steel-using industrial sectors, although these<br />

measures have been completely removed<br />

from lockdown – or at least had restrictions<br />

upon them broadly eased – around early<br />

June so as to allow economic and industrial<br />

activity to restart.<br />

This affected the automotive sector in particular,<br />

but it and other industries had already<br />

been experiencing subdued developments<br />

in the second half of 2019 due to the<br />

downslide of the manufacturing sector in<br />

the EU, escalating trade wars between the<br />

US and several of its main trading partners<br />

and persistent uncertainty regarding Brexit.<br />

All of these factors combined led to<br />

continued further deterioration in business<br />

sentiment and curbed investment growth<br />

throughout 2019, even before the onset of<br />

the pandemic.<br />

Industrial activity has restarted<br />

Actual data for apparent consumption reported<br />

here refers to the second quarter of<br />

<strong>2020</strong>, which reflect the most severe impact<br />

of the pandemic on the industry and the<br />

economy. The latest economic prospects<br />

and steel consumption outlook reflect the<br />

dramatic deterioration due to the expected<br />

consequences of the pandemic as well as<br />

the ongoing uncertainty as to when the<br />

Covid-19 pandemic and its impact will pass.<br />

Industrial activity has restarted over the<br />

third quarter and is very likely to lead to a<br />

considerable rebound in GDP as well in<br />

industrial production, compared to record<br />

lows observed in the second quarter. The<br />

outlook for this year and for 2021, however,<br />

remains hugely affected by the Covid-19<br />

related disruption and is likely to be revised<br />

again later in the year in EUROFER’s later<br />

quarterly outlooks. The unprecedented nature<br />

of this crisis means uncertainty and<br />

volatility surrounding possible developments<br />

in the coming months is still high.<br />

Despite contagion increasing across Member<br />

States in recent weeks deteriorating the<br />

economic outlook for the fourth quarter of<br />

<strong>2020</strong>, the somewhat stabilised situation in<br />

relation to the pandemic has made it possible<br />

for EUROFER to publish – like in the<br />

Source: Shutterstock<br />

22 November <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


previous Quarterly Economic and Market<br />

Outlook Report - figures quantifying forecasts<br />

for <strong>2020</strong> and 2021.<br />

Deterioration in market<br />

conditions<br />

Apparent steel consumption in the EU fell<br />

(-25.5%) year-on-year in the second quarter<br />

of <strong>2020</strong>, after a drop (-12%) in the first quarter.<br />

This was the most severe drop in EU<br />

steel consumption ever recorded. The exceptionally<br />

negative trend in steel demand<br />

seen in the second quarter of <strong>2020</strong> is – as<br />

widely expected – the result of the economic<br />

and industrial lockdown due to governments<br />

measures in response to the Covid-19<br />

pandemic, that has led a complete stop in<br />

orders and output.<br />

This unprecedented fall in steel demand<br />

has occurred after several quarters that<br />

have shown deterioration in market conditions,<br />

particularly over the second half of<br />

2019. In particular, the continued slump in<br />

EU’s manufacturing sector due to weakened<br />

exports and investment, coupled with<br />

escalating trade tensions between the US<br />

and its major trading partners have increasingly<br />

affected business conditions prior to<br />

the onset of the pandemic. In addition, as<br />

in previous quarters, data for the second<br />

quarter of <strong>2020</strong> continued to show growing<br />

import distortions as well as higher volatility<br />

as a result of the increase of safeguard<br />

measures’ quota.<br />

The onset of the COVID-19 pandemic has<br />

therefore dramatically impacted the already<br />

challenging steel market situation, with<br />

unprecedented consequences for the steel<br />

industry. Capacity idling, reductions in the<br />

workforce and cuts in production have already<br />

taken place at an unprecedented scale<br />

and it is unknown, at the time of writing,<br />

as to when – or whether – normal economic<br />

activity will be fully restored to the<br />

levels of activity and confidence observed<br />

before the pandemic. Uncertainty remains<br />

widespread and the economic and industrial<br />

recovery appears to be very fragile<br />

EU steel market overview<br />

EU28 apparent steel consumption fell<br />

(-25.5%) year-on-year in the second quarter<br />

of <strong>2020</strong> (that is for the sixth consecutive<br />

quarter, after a drop (-12%) in the first quarter)<br />

and amounted to 29.6 million tonnes.<br />

The figure for the second quarter <strong>2020</strong> is<br />

the reflection of the unprecedented deterioration<br />

in steel demand due to the heavy<br />

disruption brought by the Covid-19 pandemic,<br />

in addition to the negative factors that<br />

had materialised in the preceding quarters<br />

and had already led to a sharp reduction in<br />

steel consumption.<br />

In the second quarter the EU had to face the most severe drop in steel consumption<br />

ever recorded.<br />

As a result, the continued downturn in<br />

steel demand led to the seventh consecutive<br />

fall year-on-year in domestic deliveries<br />

in the EU in the second quarter of <strong>2020</strong> (i.e.<br />

-28.6%, steeper than -8.2% recorded in the<br />

first quarter). After a considerable drop<br />

(-20%) in the first quarter of <strong>2020</strong>, the downward<br />

trend in imports from third countries<br />

continued in the second quarter of<br />

<strong>2020</strong>, with a year-on-year fall (-16.7%). This<br />

equated with 7.1 million tonnes in absolute<br />

volumes, accounting for 24% of EU steel<br />

demand (in historical terms, slightly up<br />

from 23.5% in the first quarter of 2018).<br />

Main challenge:<br />

persistent import pressure<br />

As in preceding quarters, developments in<br />

total imports continued to conceal some<br />

distortions at the individual product level.<br />

These continued to be linked to the design<br />

of the current safeguard mechanism, and<br />

which has resulted in a rush to maximise<br />

quarterly quota allowances by several key<br />

exporters to the EU, such as Turkey and<br />

China. Despite the current uncertainty on<br />

the magnitude and the length of the CO-<br />

VID-19 outbreak, whose length and intensity<br />

are unprecedented, it is expected normal<br />

market conditions will at some point<br />

be restored and steel demand will pick up<br />

again. The main challenge is that persistent<br />

import pressure – resulting from continued<br />

stockpiling and capacity expansion by major<br />

non-EU exporting countries – will, in<br />

essence, penalise EU steel producers. Although<br />

the wide uncertainty and the unprecedented<br />

nature of the crisis has made it<br />

more complicated than ever to produce reliable<br />

forecasts, at the time of writing we<br />

assume that market conditions are not expected<br />

to improve before early 2021.<br />

Lockdown measures have (at the time of<br />

writing) been removed or considerably eased<br />

almost everywhere in the EU, allowing<br />

restart in automotive and other sectors, but<br />

the level of orders and normal business<br />

confidence are far from being restored. In<br />

addition, the pandemic-led contagion has<br />

started to rise significantly again in most<br />

EU countries in recent weeks and there are<br />

serious concerns about new measures that<br />

may considerably limit economic activity.<br />

A key role will also be played by governments’<br />

ability to alleviate the huge economic<br />

and social costs of the pandemic so as<br />

to support demand.<br />

However, if and when the economy returns<br />

to normal conditions, all the downside<br />

risks that had considerably weakened<br />

steel-using sectors and steel demand during<br />

2019 will still be there, namely import distortions<br />

and continued global overcapacity<br />

and weakness in the global manufacturing<br />

cycle. Restarting normal industrial activity<br />

after the end of the pandemic – when, is<br />

unknown at the moment – will not lead to<br />

a rapid return to usual output volumes.<br />

Consumer demand, due to the huge social<br />

disruption caused by the pandemic, is set<br />

to remain depressed throughout <strong>2020</strong> and<br />

up to early 2021; it will take time before<br />

the end of industrial lockdown leads to<br />

substantial output increases.<br />

Eurofer<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de November <strong>2020</strong> 23


<strong>2020</strong><br />

Sonderstrecke


SONDERSTRECKE<br />

Laser messen die vollständige<br />

Geometrie von Rohrenden<br />

LAP verspricht mit seiner Inline-Lasermessung eine 100-Prozent-Kontrolle in der<br />

Rohrproduktion<br />

DARUM GEHT’S: Ursprünglich hatte LAP<br />

avisiert, erstmals auf einer Messe das<br />

neue laser-basierte Messsystem „Tube<br />

End Check“ für die Erfassung der Geometrie<br />

von Rohrenden vorzustellen. Mit<br />

Sensoren, die an einem Roboterarm<br />

montiert sind, misst es inline und im<br />

Takt der Produktion die gesamte Geometrie<br />

jedes Rohrendes und macht so die<br />

Kontrolle jedes einzelnen Rohres möglich.<br />

Nun bleibt der Veranstaltungskalender<br />

in diesem Jahr zwar leer, das Messsystem<br />

soll trotzdem seinen Raum bekommen.<br />

Tube End Check“ ist ein modulares<br />

System, das den Anforderungen des<br />

Anwenders entsprechend konfiguriert<br />

wird. Je nach Ausstattung misst es den<br />

Innen- sowie den Außendurchmesser, die<br />

Wanddicke und die Ovalität, außerdem die<br />

Ausprägung der angearbeiteten Fasen und<br />

die Rechtwinkligkeit des Sägeschnittes.<br />

LAP hat es für den Einsatz in der Adjustage<br />

und bei der Endkontrolle nahtloser oder<br />

geschweißter Rohre mit einem Außendurchmesser<br />

von bis zu 1 500 mm und<br />

mehr entwickelt. Da das System vollständig<br />

in den Produktionsablauf integriert ist,<br />

können die Enden jedes einzelnen Rohres<br />

präzise vermessen werden. So macht die<br />

Inline-Messung die bisher üblichen manuellen<br />

Offline-Stichprobenkontrollen überflüssig,<br />

die oft nur an einem geringen Prozentsatz<br />

der Rohre durchgeführt werden<br />

konnten.<br />

Kontrolle der Norm entsprechend<br />

Aussteller LAP versteht sich als ein weltweit<br />

führender Anbieter von Systemen zur Steigerung<br />

von Qualität und Effizienz durch<br />

Laserprojektion, Lasermessung und weiterer<br />

Verfahren. Das Unternehmen verspricht mit<br />

seinem neuen Messsystem eine 100-Prozent-<br />

Kontrolle, mit der die Qualität der Rohre –<br />

beispielsweise den Normen des American<br />

Petroleum Institute (API) entsprechend –<br />

eindeutig dokumentiert werden könne. Darüber<br />

hinaus identifiziere das System inline<br />

alle Rohre, die nicht die Spezifikationen<br />

erfüllen. So vermeide es hohe Kosten für<br />

Hin- und Rücktransport, die entstehen<br />

Mit einem optionalen Lichtschnittsensor<br />

kann gleichzeitig die Rechtwinkligkeit<br />

des Rohrendes und die Kontur der<br />

angearbeiteten Rohrfasen gemessen<br />

werden.<br />

könnten, wenn Abweichungen erst<br />

beim Endkunden festgestellt würden.<br />

Perfekte Produkte als Ziel<br />

Die Ergebnisse erlauben auch Rückschlüsse<br />

auf wichtige Prozessparameter im Produktionsablauf.<br />

So kann zum Beispiel die<br />

Einstellung des Walzgerüstes beim Walzen<br />

nahtloser Rohre optimiert werden. Speziell<br />

beim Bau von Pipelines, die hohen Drücken<br />

ausgesetzt sind, ist es wichtig, dass die Enden<br />

der aneinandergeschweißten Rohre<br />

perfekt zueinander ausgerichtet sind. Hier<br />

spielen die perfekte Rundheit sowie das<br />

präzise Einhalten des spezifizierten Umfangs<br />

und der Wanddicke eine entscheidende<br />

Rolle. Tube End Check liefert alle dafür<br />

erforderlichen Messwerte aus einem einzigen<br />

Umlauf des Messkopfes.<br />

Die Technik im Detail<br />

Für die Messung wird das Rohr an der Messposition<br />

angehalten. Der seitlich zum Rollgang<br />

platzierte Roboter fährt den Arm, an<br />

dem die unterschiedlichen Sensoren angebracht<br />

sind, aus einer geschützten Parkposition<br />

in das Rohrende ein und scannt den<br />

gesamten Rohrumfang über 360 Grad. Nach<br />

Abschluss der Messung kehrt der Roboter in<br />

seine Parkposition zurück. Daraufhin wird<br />

das Rohr weitertransportiert, bis das zweite<br />

Rohrende die Messposition erreicht hat,<br />

sodann wiederholt sich der Vorgang. Die<br />

Innen- und die Außenkontur werden mit<br />

Der seitlich zum Rollgang<br />

platzierte Roboter fährt<br />

den Arm, an dem die<br />

unterschiedlichen Sensoren<br />

angebracht sind, aus einer<br />

geschützten Parkposition<br />

in das Rohrende ein und scannt den gesamten<br />

Rohrumfang über 360 Grad.<br />

Laser-Triangulationssensoren gemessen, die<br />

Wanddicke ermittelt das System aus dem<br />

Vergleich des Innen- und des Außenprofils.<br />

Mit einem optionalen Lichtschnittsensor<br />

kann gleichzeitig die Rechtwinkligkeit des<br />

Rohrendes und die Kontur der angearbeiteten<br />

Rohrfasen gemessen werden.<br />

Roboter: beweglich und frei<br />

programmierbar<br />

Da der Roboter in mehreren Achsen beweglich<br />

und frei programmierbar ist, kann das<br />

System sowohl beim Längs- als auch beim<br />

Quertransport von Rohren genutzt werden.<br />

Wenn beim Quertransport zwei Roboter<br />

verwendet werden, können das vordere<br />

und das hintere Rohrende zeitgleich vermessen<br />

werden. Die für den Messzyklus an<br />

beiden Rohrenden benötigte Zeit liegt deutlich<br />

unter der Rohr-zu-Rohr-Folgezeit der<br />

Produktionslinie, die typisch etwa 0,5 bis<br />

2,5 Minuten beträgt: Die Messung behindert<br />

den Produktionsfluss in keiner Weise.<br />

Die Messergebnisse werden grafisch auf<br />

dem Steuerstand angezeigt. So kann das<br />

Bedienpersonal bei Erreichen vorgegebener<br />

Toleranzschwellen unmittelbar eingreifen<br />

und beispielsweise eine Nachbearbeitung<br />

der Rohrenden veranlassen.<br />

tp/VIP<br />

Quelle: LAP<br />

26 November <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


POLITIK<br />

MÄRKTE<br />

Wirtschaft<br />

Genesung im Schatten der<br />

Pandemie<br />

Die konjunkturelle Erholung der deutschen Wirtschaft hat sich bis zuletzt durchsetzen<br />

können<br />

DARUM GEHT‘S: Die erneute drastische<br />

Reduzierung der sozialen Kontakte – der<br />

sogenannte „Lockdown light“, belastet<br />

im November die Konjunktur. Der zuvor<br />

deutlich gewordene Erholungsprozess<br />

dürfte sich aber fortsetzen, meint das<br />

Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) in<br />

seinem monatlichen Bericht zur wirtschaftlichen<br />

Lage – soweit es Bund und<br />

Ländern erneut gelingt, das Infektionsgeschehen<br />

einzudämmen. Die vorliegenden<br />

Zahlen stimmen durchaus optimistisch.<br />

Mit Blick auf das dritte Quartal erhöhte<br />

sich die deutsche Wirtschaftsleistung<br />

um 8,2 Prozent<br />

und damit auf nahezu 96 Prozent des Vorkrisenniveaus<br />

aus dem letzten Quartal<br />

2019. Unter anderem der Außenhandel<br />

lieferte dazu starke Impulse. So wurde im<br />

September erneut ein Anstieg der Ausfuhren<br />

von Waren und Dienstleistungen verzeichnet.<br />

Ihr Wert stieg saisonbereinigt<br />

und nominal um 1,5 Prozent gegenüber<br />

dem Vormonat, nachdem er seit Mai bereits<br />

zugenommen hatte. Im Quartalsvergleich<br />

ergab sich damit im dritten Jahresviertel<br />

ein deutlicher Anstieg um 18 Prozent<br />

gegenüber der Vorperiode. Die<br />

Einfuhren hingegen unterbrachen ihre<br />

Erholung im September und verringerten<br />

sich im Vergleich zum Vormonat um 0,5<br />

Prozent. Dennoch ergab sich vor das dritte<br />

Quartal trotz des aktuellen Rückgangs ein<br />

Zuwachs der Einfuhren von <strong>11</strong>,2 Prozent.<br />

Industrie weiter auf<br />

Erholungskurs<br />

Die Produktion im produzierenden Gewerbe<br />

setzte ihre Erholung im September fort. Saisonbereinigt<br />

stieg die Gesamtproduktion in<br />

dem Wirtschaftszweig gegenüber August<br />

um 1,6 Prozent. Zuletzt hatten sowohl das<br />

Baugewerbe als auch die Industrie die Produktion<br />

um 1,5 beziehungsweise 2 Prozent<br />

erhöht. In der Entwicklung letzterer hatte<br />

einen maßgeblichen Anteil der Kfz-Bereich,<br />

der einen Aufwuchs von 10 Prozent verzeichnete.<br />

Moderater fiel der Anstieg bei Maschinenbauern<br />

(+2,7 Prozent) und den Produzenten<br />

von Metallerzeugnissen (+3,1 Prozent)<br />

aus – und das obwohl in einzelnen Bereichen,<br />

wie der Metallerzeugung und -bearbeitung,<br />

die Produktion auch etwas eingeschränkt<br />

wurde (-0,6 Prozent).<br />

Die Auftragseingänge im verarbeitenden<br />

Gewerbe nahmen im September noch<br />

einmal um 0,5 Prozent und damit den fünften<br />

Monat in Folge zu. Im Quartalsvergleich<br />

ergab sich ein Anstieg des Bestellvolumens<br />

um 29,1 Prozent, wobei der Anstieg<br />

der Auslandsorders deutlich kräftiger<br />

ausfiel als der aus dem Inland. Insgesamt,<br />

so schreibt das BMWi, erreichten die Ordereingänge<br />

im September nahezu wieder<br />

ihr Niveau vor Ausbruch der Pandemie im<br />

vierten Quartal 2019.<br />

Grundsätzlich kämpft sich das Produzierende<br />

Gewerbe also Schritt um Schritt zurück.<br />

In der Industrie lag die Produktion<br />

zuletzt bei rund 93 Prozent des Vorkrisenniveaus<br />

im vierten Quartal 2019. Die Auftragseingänge<br />

und das Geschäftsklima, berichtet<br />

das BMWi, sprechen jedenfalls für<br />

die Fortsetzung des Erholungsprozesses –<br />

„auch wenn dieser Pfad angesichts des Pandemiegeschehens<br />

noch steiniger wird“.<br />

Sinkende Kurzarbeit und<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Die konjunkturelle Belebung hierzulande<br />

zeigt sich auch auf dem Arbeitsmarkt, etwa<br />

in einer sinkenden Kurzarbeit. In Anspruch<br />

genommen wurde das Modell im August von<br />

2,6 Millionen Beschäftigten, das waren über<br />

730 000 Personen weniger als noch im Juli.<br />

Zudem sank die registrierte Arbeitslosigkeit<br />

im Oktober saisonbereinigt um 35 000 Personen,<br />

wodurch sie auf insgesamt 2,76 Millionen<br />

Personen abnahm. Dementsprechend<br />

haben sich auch die umfragebasierten Frühindikatoren<br />

des Instituts für Arbeitsmarktund<br />

Berufsforschung (IAB), dem ifo Institut<br />

sowie der Bundesagentur für Arbeit (BA)<br />

weiter verbessert. Das BMWi weist jedoch<br />

darauf hin, dass der aktuelle Teil-Lockdown<br />

dabei nur partiell eingeflossen sei.<br />

Weltweite Erzeugung kurz vor<br />

Vorkrisenniveau<br />

Auch die Weltkonjunktur erholt sich weiter,<br />

steht jedoch nach wie vor im Schatten<br />

der Pandemie. Die globale Industrieproduktion<br />

wurde im August den vierten Monat in<br />

Folge hochgefahren. Die weltweite Erzeugung<br />

hat damit über 97 Prozent des Vorjahresniveaus<br />

erreicht. Ebenso näherte sich<br />

der Welthandel mit einer weiteren Ausweitung<br />

im August dem Stand aus dem Vorjahr<br />

mit knapp 96 Prozent weiter an. Die Stimmungsindikatoren<br />

sprechen für eine Fortsetzung<br />

des weltwirtschaftlichen Aufholprozesses.<br />

So erhöhte sich der zusammengesetzte<br />

Einkaufsmanagerindex von J.P.<br />

Morgan / IHS Markit im Oktober auf 53,3<br />

Punkte oberhalb der Wachstumsschwelle<br />

von 50 Punkten. Der Internationale Währungsfonds<br />

(IWF) hat im gleichen Monat<br />

seine Prognose für die globale Wirtschaftsleistung<br />

auf -4,4 Prozent für das Jahr <strong>2020</strong><br />

aufwärtsrevidiert. Für das Jahr 2021 wird<br />

nunmehr eine Erholung um 5,2 Prozent<br />

erwartet. Trotzdem steht fest: Der weitere<br />

Pandemieverlauf bleibt ein Risiko. <br />

nr/BMWi<br />

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Quelle: Shutterstock<br />

50 November <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


POLITIK<br />

MÄRKTE<br />

Roh<strong>stahl</strong>herstellung<br />

Roh<strong>stahl</strong>herstellung im September <strong>2020</strong><br />

September September % Veränd. 9 Monate Veränderung<br />

<strong>2020</strong> 2019 Sept. 20/19 <strong>2020</strong> 2019 in %<br />

Belgien 530 e 601 -<strong>11</strong>,9 4 939 5 922 -16,6<br />

Deutschland 3 018 3 344 -9,4 25 728 30 536 -15,7<br />

Finnland 288 299 -3,7 2464 2 714 -9,2<br />

Frankreich 963 1 205 -20,1 8 227 <strong>11</strong> 243 -26,8<br />

Großbritannien 545 590 -7,7 5 185 5 516 -6,0<br />

Italien 1 794 2 207 -18,7 14 550 17 579 -17,2<br />

Luxemburg 173 183 -5,4 1 416 1666 -15,0<br />

Niederlande 384 396 -3,1 4 408 5 017 -12,1<br />

Österreich 460 e 588 -21,7 4 718 5 732 -17,7<br />

Polen 490 e 613 -20,1 5 739 6 914 -17,0<br />

Schweden 389 398 -2,3 3 164 3 706 -14,6<br />

Spanien 936 1 180 -20,7 7 820 10 597 -26,2<br />

Tschechien 373 372 0,2 3 280 3 575 -8,2<br />

Ungarn <strong>11</strong>4 109 -4,4 1 187 1 302 -8,8<br />

Weitere EU-Länder (32) (e) 655 e 838 -167 6 537 9 027 -167,1<br />

Europäische Union (28) <strong>11</strong> <strong>11</strong>1 12 921 -14,0 99 361 121 044 -17,9<br />

Bosnien-Herzegowina 40 e 49 -18,1 385 607 -36,6<br />

Mazedonien 26 22 19,7 125 174 -27,8<br />

Norwegen 61 58 5,8 462 466 -0,7<br />

Serbien 120 178 -32,7 1 092 1 458 -25,1<br />

Türkei 3 225 2 733 18,0 25 932 25 277 2,6<br />

Europa außer EU 3 472 3 039 14,2 27 997 27 982 0,1<br />

Kasachstan 325 e 315 3,2 2 760 3 046 -9,4<br />

Moldawien 40 e 39 2,6 321 291 10,4<br />

Russland 5860 e 5 816 0,8 53 269 54 026 -1,4<br />

Ukraine 1 651 1 745 -5,4 15 334 16 400 -6,5<br />

Usbekistan 75 e 57 31,6 706 483 46,2<br />

Weißrussland 225 e 232 -2,8 1 908 1 990 -4,1<br />

C.I.S. 8 176 8 203 -0,3 74 298 76 236 -2,5<br />

Kanada 780 e 1 078 -27,6 8 020 9 821 -18,3<br />

Mexiko 1 400 e 1 456 -3,9 12 223 14 146 -13,6<br />

USA 5 709 7 004 -18,5 53 462 66 132 -19,2<br />

Weitere Länder (3) (e) 40 e 58 -101,6 342 468 -81,9<br />

Nordamerika 7 929 9 595 -17,4 74 047 90 567 -18,2<br />

Argentinien 358 406 -<strong>11</strong>,9 2 490 3 579 -30,4<br />

Brasilien 2 574 2 394 7,5 22 347 24 760 -9,7<br />

Chile 95 e 101 -6,0 839 800 5,0<br />

Kolumbien <strong>11</strong>0 e <strong>11</strong>6 -5,4 824 1 026 -19,8<br />

Weitere Länder (5) (e) 74 e 162 316,4 772 1 506 -191,1<br />

Südamerika 3 210 3 180 0,9 27 272 31 670 -13,9<br />

Ägypten 601 496 21,2 5 893 5 527 6,6<br />

Libyen 1 46 -96,9 301 409 -26,4<br />

Südafrika 313 e 522 -40,2 2 879 4 879 -41,0<br />

Afrika 915 1 064 -14,0 9 073 10 814 -16,1<br />

Iran 2 260 e 2 3<strong>11</strong> -2,2 20 822 19 050 9,3<br />

Katar 80 222 -64,1 1 004 1 970 -49,0<br />

Saudi Arabien 533 663 -19,6 5 416 6 354 -14,8<br />

Vereinigte Arabische Emirate 233 293 -20,6 2 0<strong>11</strong> 2 456 -18,1<br />

Mittlerer Osten 3 105 3 489 -<strong>11</strong>,0 29 254 29 830 -1,9<br />

China 92 555 83 447 10,9 781593 748 136 4,5<br />

Indien 8 520 8 772 -2,9 70 203 84 055 -16,5<br />

Japan 6 486 8 039 -19,3 61 208 75 632 -19,1<br />

Pakistan 340 e 264 28,8 2 574 2 518 2,2<br />

Südkorea 5 831 5 7<strong>11</strong> 2,1 49 632 53 664 -7,5<br />

Taiwan, China 1 625 e 1 855 -12,4 13 980 15 151 -7,7<br />

Thailand 340 e 308 10,3 3 <strong>11</strong>3 3 194 -2,5<br />

Vietnam 2 321 1 598 45,3 17 680 15 405 14,8<br />

Asien <strong>11</strong>7 997 109 885 7,4 1 001 669 999 502 0,2<br />

Australien 391 459 -14,8 4 049 4 107 -1,4<br />

Neuseeland 52 49 6,1 425 499 -14,9<br />

Ozeanien 443 508 -12,8 4 474 4 606 -2,9<br />

Gesamt 64 Länder (1) 156 359 151 885 2,9 1 347 444 1 392 252 -3,2<br />

1)<br />

Die an worldsteel berichtenden Länder repräsentieren etwa 99 % der Weltroh<strong>stahl</strong>produktion 2018 in 1.000 t. e – geschätzt<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de November <strong>2020</strong> 51


POLITIK<br />

MÄRKTE<br />

Länder<br />

Anlagen<br />

Primetals Technologies rüstet den bestehenden BOF-Konverter bei Handan Iron and Steel auf<br />

einen KOBM-Konverter auf.<br />

CHINA<br />

Handan Iron and<br />

Steel rüstet auf<br />

KOBM-Konverter auf<br />

Primetals Technologies wurde<br />

von der HBIS Group Handan<br />

Iron and Steel damit beauftragt,<br />

einen bestehenden<br />

BOF-Konverter des Stahlwerks<br />

am chinesischen<br />

Standort Handan auf einen<br />

KOBM-Konverter (Klöckner<br />

Oxygen Blowing Maxhütte)<br />

umzurüsten. Im Vergleich zu<br />

einem BOF-Konverter soll der<br />

kombinierte Blasbetrieb von<br />

oben und unten in einem<br />

KOBM-Konverter zu einer<br />

besseren Baddurchmischung<br />

führen. Metallurgische Reaktionen,<br />

so Primetals Technolgies,<br />

seien zudem näher am<br />

Gleichgewicht. Darüber hinaus<br />

gewährleiste die Kalkeinblasung<br />

„eine schnelle Schlackenbildung,<br />

eine hervorragende<br />

Prozesskontrolle und<br />

eine Minimierung der Auswürfe“.<br />

Durch die Installation<br />

des KOBM-Konverters<br />

könne daher künftig der<br />

Blasbetrieb verkürzt, das<br />

Kohlenstoff-Sauerstoff-<br />

Gleichgewicht des Stahls<br />

beim Abstich gesenkt sowie<br />

die Ausbringung durch Verringerung<br />

der Schlackenmenge<br />

und des Eisenoxidgehalts<br />

in der Schlacke verbessert<br />

werden. Das wiederum<br />

biete Handan Iron and Steel<br />

künftig die Möglichkeit, „reineren<br />

Stahl mit minimalen<br />

Einschlüssen und Verunreinigungen“<br />

zu erzeugen – und<br />

somit den hohen Anforderungen<br />

der Automobilindustrie<br />

nachzukommen.<br />

INDIEN<br />

Pro Minerals nimmt runden<br />

Brennofen in Pelletieranlage<br />

in Betrieb<br />

Bei dem Unternehmen Pro<br />

Minerals am indischen Standort<br />

Basantpur wurde die weltweit<br />

kompakteste Pelletieranlage<br />

in Betrieb genommen.<br />

Primetals Technologies hat<br />

die neue Anlage ausgelegt,<br />

die jährlich 1 Mio. t für die<br />

kohlebasierte Direktreduktion<br />

(DR) geeignete Pellets produzieren<br />

soll. In ihr kommt<br />

ein runder Brennofen (Circular<br />

Pelletizing Technology,<br />

CPT) zur Anwendung, mit<br />

welchem das Wanderrostverfahren<br />

mit einer mechanischen<br />

Konstruktion eines Sinter-Rundkühlers<br />

kombiniert<br />

CPT-Anlage (Circular Pelletizing<br />

Technology) von Primetals<br />

Technologies im Betrieb bei Pro<br />

Minerals im indischen Basantpur.<br />

wird. Das Ergebnis ist laut<br />

Primetals Technologies eine<br />

Pelletiertechnologie mit geringem<br />

Platzbedarf. CPT-Anlagen<br />

böten zudem eine<br />

„hocheffiziente Nutzung“ der<br />

Ausrüstung, niedrige Betriebskosten,<br />

Abfallfreiheit,<br />

vollautomatische Prozesssteuerung<br />

und einen vollständig<br />

automatisierten Betrieb.<br />

Das „X-Pact MES 4.0 Warehouse<br />

Management System“<br />

für Brammenlager ermöglicht<br />

die Darstellung des Lagerbestandes<br />

in 3D.<br />

JSW optimiert Brammenlager<br />

mit neuem<br />

Warehouse Management<br />

System<br />

JSW Steel in Dolvi, Indien,<br />

hat die SMS group damit beauftragt,<br />

ein neues hochautomatisiertes<br />

Managementsystem<br />

für das Brammenlager<br />

zu implementieren. Es<br />

soll die Ausnutzung der begrenzten<br />

Brammenlagerkapazität<br />

optimieren und somit<br />

einen wesentlichen Faktor<br />

für einen hohen<br />

Nutzungsgrad der Warmwalzkapazitäten<br />

darstellen.<br />

Mithilfe des sogenannten „X-<br />

Pact MES 4.0 Warehouse Managers“<br />

werden die Krane,<br />

einschließlich der elektrischen<br />

Laufkrane (EOT) und<br />

Halbportalkrane, sowie die<br />

Transportwagen bei JSW<br />

Dolvi künftig im automatischen<br />

Betrieb arbeiten. Das<br />

eröffnet die Möglichkeit, verfügbare<br />

Lagerkapazitäten innerhalb<br />

des Brammenlagers<br />

schnell zu identifizieren.<br />

Laut der SMS group kann der<br />

Warehouse Manager die aktuelle<br />

Lagersituation, die<br />

Verfügbarkeit der Transportwagen<br />

und gleichzeitig auch<br />

die Sequenzierung der<br />

Stranggießanlagen und<br />

Warmwalzwerke berücksichtigen.<br />

JAPAN<br />

Kobe Steel erteilt Endabnahme<br />

für modernisierte<br />

Kontibeizlinie<br />

Primetals Technologies hat<br />

das Endabnahmezertifikat<br />

für die Modernisierung der<br />

Kontibeizlinie Nr. 2 im Werk<br />

Kokawaga des Unternehmens<br />

Kobe Steel erhalten.<br />

Fortan ersetzt eine „iBox“<br />

den bisherigen Beiztank und<br />

demonstriert die verbesserte<br />

Produktivität bei der Herstellung<br />

hochfester Bänder für<br />

den Automobilbau. Gleichzeitig,<br />

so Primetals, ist seit<br />

dem Abschluss der Modernisierungsarbeiten<br />

der Verbrauch<br />

an Energie und Säurelösung<br />

im Betrieb zurückgegangen.<br />

In der „iBox“<br />

durchlaufen die Bänder auf<br />

Rollen und Schlitten diverse<br />

Tauchbäder. Dieser Beizprozess<br />

nutzt die starke Scherströmung,<br />

die in dem engen<br />

Rechteckkanal der Tauchbäder<br />

entsteht und die Säureaktion<br />

beschleunigt. Auf<br />

eine elektrische Pumpe, wie<br />

sie in herkömmlichen düsenbestückten<br />

Beiztanks zum<br />

Umwälzen der Säurelösung<br />

erforderlich ist, könne somit<br />

verzichtet werden, erklärt<br />

Primetals. Die Kontibeizlinie<br />

behandelt warmgewalzte<br />

Bänder mit einer Dicke von<br />

1,8 bis 6 mm und einer Brei-<br />

Quellen: Primetals Technologies<br />

52 November <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


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<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de November <strong>2020</strong> 53


POLITIK<br />

MÄRKTE<br />

Länder<br />

Anlagen<br />

Mit der „iBox“ von Primetals Technologies modernisierte<br />

Beizanlage<br />

te von 600 bis 1 650 mm bei<br />

einer maximalen Gechwindkeit<br />

von 240 m/min und einem<br />

maximalen Durchsatz<br />

von etwa 300 t/h.<br />

ÖSTERREICH<br />

Eine neue Automatisierung<br />

von Primetals Technologies<br />

soll die Betriebssicherheit,<br />

Anlagenverfügbarkeit und<br />

Personensicherheit der<br />

Kontiglühe 1 bei Voestalpine<br />

im österreichischen Linz verbessern.<br />

Voestalpine gibt Modernisierung<br />

von Kontiglühe<br />

in Linz in Auftrag<br />

Die Steel Division des Stahlkonzerns<br />

voestalpine hat Primetals<br />

Technologies damit beauftragt,<br />

die Basisautomationssysteme<br />

der Kontiglühe 1<br />

(KGL1) im Werk Linz in Österreich<br />

zu modernisieren. Die<br />

Ablöse der bestehenden Systeme<br />

soll die Betriebssicherheit<br />

und Verfügbarkeit der Glühanlage<br />

erhöhen sowie die Sicherheit<br />

der Mitarbeiter verbessern.<br />

Modernisiert werden<br />

sämtliche Bewegungssteuerungen.<br />

Die Ein- und Auskopplung<br />

der Signale soll<br />

künftig über dezentrale Peripheriestationen<br />

erfolgen, die<br />

über Feldbus ins System eingekoppelt<br />

sind. Die bestehende<br />

Sensorik und Aktorik wird<br />

wieder in die neugelieferten<br />

Schaltschränke eingebunden.<br />

Auch einige Vor-Ort-Steuerpulte<br />

werden erneuert und<br />

die zentralen Peripheriebaugruppen<br />

des Automatisierungssystems<br />

gegen neue, dezentrale<br />

Hardware getauscht.<br />

Das Ziel der Modernisierung<br />

ist die Erhöhung der Betriebssicherheit<br />

und der Anlagenverfügbarkeit<br />

sowie die Erhöhung<br />

der Personensicherheit<br />

gemäß Maschinensicherheitsverordnung.<br />

Im Auftrag enthalten<br />

sind auch notwendige<br />

Anpassungen des Visualisierungssystems,<br />

die Modernisierung<br />

sämtlicher Motorspeisungen<br />

für die<br />

Festdrehzahlantriebe und Versorgungsabgänge<br />

(MCCs) sowie<br />

die Umsetzung eines neuen<br />

Sicherheitskonzepts für die<br />

gesamte Anlage, die Lieferung<br />

der Türzuhaltungen und Freigabekonsolen<br />

und die Implementierung<br />

der Safety-Funktionen<br />

in die bestehende Sicherheits-SPS.<br />

Die<br />

Projektabwicklung gilt nach<br />

Angaben Primetals‘ als „besonders<br />

herausforderned“, da<br />

nur in etwa halbjährlich stattfindenden<br />

Anlagenstillständen<br />

von lediglich zehn bis<br />

zwölf Tagen gearbeitet werden<br />

kann.<br />

RUSSLAND<br />

EVRAZ NTMK modernisiert<br />

Prozessoptimierung<br />

der BOF-Konverter<br />

Der russische Stahlproduzent<br />

EVRAZ NTMK hat Primetals<br />

Technologies den Auftrag erteilt,<br />

die Prozessoptimierung<br />

der vier BOF-Konverter im<br />

Werk in Nizhniy Tagil zu modernisieren.<br />

Dabei soll eine intelligente<br />

Software das Level-<br />

Alle vier BOF-Konverter von<br />

EVRAZ NTMK im Werk in<br />

Nizhniy Tagil, Russland, werden<br />

mit der Prozessoptimierung<br />

von Primetals Technologies<br />

ausgestattet.<br />

2-System eines Drittanbieters<br />

ersetzen. Derzeit, so Primetals,<br />

müssen die Bediener der Konverter<br />

immer wieder manuell<br />

eingreifen. Vor diesem Hintergrund<br />

biete die neue Lösung<br />

„dynamische, physikalische<br />

Modelle mit einer höheren Rechengenauigkeit“<br />

und ermögliche<br />

einen „vollautomatischen<br />

Betrieb der Konverter“. Neben<br />

der standardisierten Fahrweise<br />

seien auch Einsparungen bei<br />

den Zuschlagstoffmengen zu<br />

erwarten. Die Inbetriebnahme<br />

ist für Sommer 2021 geplant.<br />

TÜRKEI<br />

Hasçelik bestellt<br />

Kombinierte Ziehanlage<br />

für Stab<strong>stahl</strong><br />

Das Unternehmen Hasçelik<br />

hat die SMS group damit beauftragt,<br />

eine Kombinierte<br />

Ziehlinie (CDL) des Typs KZ-<br />

RP IIIB/25 zu liefern. Damit<br />

will der türkische Stahlhersteller<br />

Produktionsumfang<br />

und -kapazität erweitern. Die<br />

neue Ziehanlage basiert auf<br />

dem Schumag-Design und beinhaltet<br />

Optimierungen und<br />

Neuentwicklungen entlang<br />

der gesamten Prozesskette.<br />

Schumag ist 2008 mit seinen<br />

Maschinen zur Stab<strong>stahl</strong>bearbeitung<br />

in die SMS group<br />

übergegangen. Mit der Anlage<br />

soll Hasçelik künftig in der<br />

Lage sein, runde Stäbe von<br />

Stab zu Stab sowie von Coil<br />

zu Stab im Bereich von 19 bis<br />

42 mm zu produzieren. Darüber<br />

hinaus, so die SMS group,<br />

können Sechskant-, Vierkantund<br />

anderes Profilmaterial<br />

hergestellt werden. Die Anlage<br />

ist für eine maximale Zieh-<br />

kraft von 250 kN, eine maximale<br />

Geschwindigkeit von 80<br />

m pro Minute und eine Stangenlänge<br />

von 2,5 bis 5,6 m<br />

ausgelegt. Im Lieferumfang<br />

der SMS group enthalten ist<br />

eine Ringvorbereitung mit<br />

Doppelhaspel, eine Zwei-<br />

Schlitten-Ziehmaschine, eine<br />

Zwei-Walzen-Richtmaschine,<br />

eine Anfasmaschine und die<br />

gesamte Elektrik und Automation.<br />

Die Inbetriebnahme<br />

der Ziehlinie ist für Sommer<br />

2021 vorgesehen.<br />

USA<br />

Nucor erhält Rühr- und<br />

Bremslösung FC Mold<br />

von ABB<br />

ABB soll seine elektromagnetische<br />

Rühr- und Bremslösung<br />

„Flow Control Mold“ (FC<br />

Mold) für eine der weltweit<br />

breitesten Dickbrammen-<br />

Stranggießanlagen im Grobblechwalzwerk<br />

von Nucor in<br />

Brandenburg, Kentucky zu<br />

liefern. ABB zufolge ist die<br />

Beispiel der ABB-Lösung „Flow<br />

Control Mold“ (FC Mold)<br />

Anlage mit einer Kapazität<br />

für Brammen von bis zu 305<br />

Millimetern Dicke und 3 150<br />

mm Breite die „breiteste, die<br />

jemals mit FC Mold ausgestattet<br />

wurde“. Technologie soll<br />

bis 2022 betriebsbereit sein.<br />

Beim Stranggießen von Brammen<br />

gelten die Bedingungen<br />

im Meniskusbereich des erstarrenden<br />

Stahls als entscheidend<br />

für die Qualität des<br />

Endprodukts. Integriert in<br />

die Stranggießanlage verwendet<br />

FC Mold von ABB elektromagnetische<br />

Felder, um die<br />

Meniskus-Fließgeschwindigkeit<br />

und -Schwankungen zu<br />

steuern und gleichzeitig zu<br />

verhindern, dass Gasblasen<br />

und Verunreinigungen im erstarrenden<br />

Stahl eingeschlossen<br />

werden.<br />

Quelle: Primetals Technologies; Voestalpine; ABB<br />

54 November <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


WISSENSCHAFT<br />

TECHNIK<br />

Metallurgie<br />

INTEGRATED<br />

TEMPERATURE<br />

MODEL (PART 1)<br />

The model designed by SMS group completely remedies the disadvantages of<br />

conventional Hot Strip Mills.<br />

Quelle: Shutterstock<br />

The production of hot strip at conventional Hot Strip<br />

Mills does not attain the best overall result as the<br />

optimization of one process step may have adverse<br />

consequences for another process step.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de November <strong>2020</strong> 55


WISSENSCHAFT<br />

TECHNIK<br />

Metallurgie<br />

AUTHORS: Dr. A. Sprock, C. Hassel,<br />

K. Grybel, H. Hof, W. Fuchs, SMS<br />

group, Germany<br />

August.Sprock@sms-group.com<br />

Summary:<br />

The production of hot strip at conventional<br />

Hot Strip Mills is divided in individual<br />

process steps, starting from reheating,<br />

rolling at roughing mill and<br />

finishing mill, strip cooling at run out<br />

table and coiling. All the process steps<br />

run in principle one after the other and<br />

independently. In this way, each individual<br />

processing step is optimized in isolation<br />

while adhering to the individual<br />

set values. This conventional procedure<br />

does not attain the best overall result as<br />

the optimization of one process step<br />

may have adverse consequences for another<br />

process step, i.e. the interaction<br />

between them is neglected. The Integrated<br />

Temperature Model (ITM) of SMS<br />

group completely remedies these disadvantages.<br />

By using the temperature<br />

setpoints from the traditional strategy<br />

an integrated, higher-level temperature<br />

profile from the furnace to the coiler is<br />

determined. This profile is updated cyclically;<br />

the individual process steps interact<br />

via this profile. Possible deviations<br />

from the temperature profile due to<br />

disturbances are corrected by controller<br />

actions of the Integrated Temperature<br />

Model (ITM) under consideration of the<br />

plant limits and the microstructure. The<br />

coupled Microstructure Property Model<br />

(MPM) calculates the components and<br />

the mechanical properties of the hot<br />

strip as a result of its thermal and mechanical<br />

treatment in the overall process.<br />

This concept extends the possibilities<br />

to improve the desired mechanical<br />

properties with the Microstructure Properties<br />

Optimizer. The advantages of<br />

additional plant components, such as a<br />

transfer bar cooling system and compact<br />

cooling, may be analyzed and optimized<br />

quantitatively by this integrated<br />

temperature model in order to realize a<br />

gain in production and product quality.<br />

Schematic view<br />

of the individual process steps for the production of hot-rolled strip<br />

Figure 1: In the individual processing steps, adherence to the setpoint values is of<br />

utmost importance<br />

The production of hot-rolled strip<br />

takes place in individual process<br />

steps which are executed one after<br />

the other. In a hot strip mill, the<br />

slabs are first pre-heated to the required<br />

processing temperature; during the process<br />

of roughing-down a specified transfer<br />

bar thickness is achieved. Subsequent<br />

rolling in the downstream finishing<br />

stands then results in the desired<br />

final geometry. The hot-rolled strip is<br />

then cooled down to a defined target<br />

temperature in the cooling section. For<br />

further processing and transport, the<br />

strip is then coiled on the coiler unit,<br />

see Figure 1.<br />

In the individual processing steps,<br />

adherence to the setpoint values is of<br />

utmost importance. Only in this way<br />

can the desired product quality be ensured.<br />

Among other factors, the size<br />

(thickness, width) and temperature<br />

must be precisely set. For this purpose,<br />

prediction models are used which – based<br />

on physical and empirical equations<br />

– determine the energy and work as<br />

well as the coolant flow rate for the individual<br />

process steps required to obtain<br />

Schematic view<br />

a certain product with the desired size<br />

and temperature [1] – [5] . SMS uses the following<br />

models to describe the individual<br />

processing steps:<br />

■ L2 Furnace Calculation/Control<br />

■ Pass Schedule Calculation/Control Roughing<br />

Mill (PSC RM)<br />

■ Pass Schedule Calculation/Control Finishing<br />

Mill (PSC FM)<br />

■ Cooling Section Calculation/Control (CSC).<br />

As a rule, the processing steps are set up<br />

in such a manner that there are as few<br />

differences as possible between the desired<br />

target values and the measured<br />

actual values. Since the processing steps<br />

are executed one after the other and<br />

their process control is not independent<br />

of one another, separate optimization of<br />

the individual process steps may be di-<br />

of the individual process steps and the corresponding temperature<br />

curves<br />

Figure 2: Separate optimization of the individual process steps may be<br />

disadvantageous when the goal is to achieve an optimal overall result.<br />

56 November <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


sadvantageous when the goal is to achieve<br />

an optimal overall result with the<br />

best product quality. If, for example, the<br />

desired final rolling temperature is not<br />

reached, the strip speed increases during<br />

rolling and the deviation between<br />

the measured actual temperature and<br />

the target temperature is reduced. The<br />

finishing mill temperature control system<br />

will continue to increase the speed<br />

until the temperature difference has<br />

been eliminated, see Figure 2. The speed<br />

increase results in a measured coiler<br />

temperature that exceeds the target<br />

temperature. In this case, the temperature<br />

control system will add more water<br />

in the cooling model or reduce the speed<br />

in order to reduce the deviation. This<br />

leads to a dilemma since optimization<br />

of one processing step leads to an unfavorable<br />

overall result. This is shown in<br />

detail in Figure 3. As soon as a deviation<br />

occurs on the finishing mill pyrometer,<br />

the controller changes the strip speed<br />

to compensate for this deviation. If water<br />

is not added or switched off in time<br />

in the cooling section, the coiler temperature<br />

will deviate from the desired target<br />

value. The controller in the cooling<br />

model would rather avoid abrupt speed<br />

changes due to possible temperature<br />

deviations on the coiler pyrometer. Particularly<br />

critical areas are the strip head<br />

end and strip tail end, where there are<br />

often significant changes in the strip<br />

speed.<br />

Determination of a<br />

higher-level temperature<br />

profile using the ITM<br />

The strategy developed and enhanced<br />

by SMS eliminates the boundaries between<br />

the processing steps and sends the<br />

individual setpoints for speed and temperature<br />

to an integrated temperature<br />

model (ITM) to create a higher-level temperature<br />

profile. This temperature profile<br />

takes into account the individual<br />

processing steps during preheating, rolling<br />

in the roughing stand and in the<br />

finishing stands and cooling-down in<br />

the cooling section. The temperature<br />

curve is mainly influenced by the plant<br />

limits, process stability and changes in<br />

the material microstructure during processing.<br />

This means that the temperature<br />

curve can be modified under these<br />

boundary conditions to follow the operating<br />

modes specified by the plant owners:<br />

Illustration<br />

of problematic temperature control on the finishing mill and coiler<br />

pyrometers<br />

Figure 3: Optimization of one processing step leads to an unfavorable overall result.<br />

■ High production figures: Temperature<br />

and speed are at their upper limit<br />

■ High process stability: Temperature and<br />

speed are in the safe, medium range<br />

■ Optimal product properties: Temperature<br />

and speed are optimized for each material<br />

rolled<br />

■ High energy savings: Temperature and<br />

speed are at their lower limit.<br />

The higher-level temperature curve is<br />

superordinate to the individual process<br />

parts and thus eliminates the restrictions<br />

between the individual process<br />

steps from the conventional approach.<br />

Illustration<br />

Figure 4 shows an example for a higherlevel<br />

temperature curve. The setpoints<br />

are integrated in a higher-level temperature<br />

curve. Using the primary data of<br />

the current strip, the complete temperature<br />

curve and the overall speed profile<br />

are calculated and optimized for the<br />

entire strip length. In this way, strip<br />

speed and temperature values are explicitly<br />

defined before the strip enters the<br />

finishing mill or the cooling section.<br />

The temperature curve is determined<br />

using the Fourier heat equation. When<br />

solving the Fourier heat equation, the<br />

exact description of the energy balance<br />

of a higher-level temperature curve from the furnace up to the coiler<br />

Figure 4: Illustration (Head 2) The setpoints are integrated in a higher-level<br />

temperature curve.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de November <strong>2020</strong> 57


WISSENSCHAFT<br />

TECHNIK<br />

Produkte<br />

Erzeugnisse und Verfahren<br />

für den Umgang mit Stahl<br />

Kaltenbach.Solutions stellt eine neue Smartphone-Anwendung vor, Goudsmit beugt<br />

Schäden beim Schweißprozess vor und Ugitech will mit neuem Stahl Gebäudestrukturen<br />

über Jahrzehnte sichern<br />

Beim Sägen die Zeit im<br />

Blick<br />

„Timer“ von Kaltenbach. Solutions verbindet<br />

BDE- und MDE-Anforderungen zu<br />

integrierter Lösung.<br />

Wenn es um die konkrete Leistung von<br />

einzelnen Sägen ging, musste sich der<br />

Stahlhandel genauso wie die Stahlverarbeitung<br />

bisher auf reine Schätzwerte<br />

verlassen. Das Unternehmen Kaltenbach.Solutions<br />

hat für dieses Problem<br />

jetzt eine Anwendung entwickelt, die<br />

direkt über das Smartphone verfügbar<br />

ist. „Der innovative ‚Timer‘ verbindet<br />

die Anforderungen von BDE und MDE<br />

zu einer integrierten Lösung und passt<br />

zu allen Sägemaschinen, ganz unabhängig<br />

von ihrem Alter und dem Hersteller“,<br />

stellt Kaltenbach.Solutions die<br />

Neuheit vor. Nach dessen Angaben verwenden<br />

„führende Unternehmen der<br />

Stahlbranche“ seit Anfang November<br />

Erster Eindruck des Bedienfeldes der<br />

neuen „Timer“-Lösung von Kaltenbach.<br />

Solutions.<br />

die mobile webbasierte Technologie<br />

„mit nachweisbarem Erfolg für ihre Sägemaschinen“.<br />

Der Timer helfe ihnen<br />

dabei, präzise zu planen und schnell zu<br />

entscheiden, welche Materialien auf<br />

welcher Säge bearbeitet werden sollten.<br />

Dafür werden die aktuellen Zeiten zunächst<br />

über eine an der Maschine angebrachte<br />

„boosterBOX“ erfasst. Die<br />

Bediener ordnen den Schnittzeiten dann<br />

die jeweiligen Inhalte zu und erstellen<br />

so ihren individuellen Schnittzeit-Katalog.<br />

Bei einer Säge können die Schnittzeiten<br />

für mehrere hundert Materialien<br />

festgehalten werden, heißt es seitens<br />

der Entwickler. Außerdem erleichtere<br />

die neue Lösung das Überprüfen von<br />

Maschinen-Einstellungen, die Durchführung<br />

von Benchmarks und die Ermittlung<br />

echter Kosten. Kaltenbach.<br />

Solutions bietet den Timer als Mietmodell<br />

an, wodurch nach eigenen Angaben<br />

„hohe Investitionskosten“ entfielen und<br />

„schon in kurzer Zeit ein messbarer<br />

Mehrwert“ entstehe.<br />

Kaltenbach.Solutions<br />

www.kaltenbach.solutions.com<br />

Hohe Dynamik im<br />

Feldeinsatz<br />

Bürkerts neue Generation an Massendurchflussmessern<br />

und -reglern ermöglichen<br />

hohe Messgenauigkeit und wartungsarmen<br />

Betrieb.<br />

Das Messen und Regeln von Gasen stellt<br />

Betreiber von langlebigen Anlagen vor<br />

Herausforderungen. Einerseits möchten<br />

sie die neuste Messtechnik nutzen, andererseits<br />

muss diese über vorhandene<br />

Schnittstellen kommunizieren. Das Unternehmen<br />

Bürkert Fluid Control Systems<br />

liefert daher ihre Massendurchflussregler<br />

(MFC) und Massendurchflussmesser<br />

(MFM) des Typs 8742 und 8746<br />

Die MFC/MFM 8742 und 8746 von<br />

Bürkert erlauben es, moderne Durchflussmesstechnik<br />

trotz älterer Kommunikationstechnik<br />

zu nutzen.<br />

nun auch als Version mit Analog- oder<br />

Profibus-DP-Schnittstelle. Der darin direkt<br />

im Gasstrom befindliche, thermische<br />

MEMS-Sensor, erklärt Bürkert, erreicht<br />

„sehr schnelle Reaktionszeiten für<br />

eine hochdynamische Messung beziehungsweise<br />

Gasregelung“ beispielsweise<br />

in der Metallproduktion und -bearbeitung.<br />

Sicherheit im Feldbetrieb bietet<br />

dabei ein robustes Elektronikgehäuse<br />

und dank der Schnittstellenerweiterung<br />

können auch bestehende Anlagen mit<br />

etablierter Datenerfassung auf die neueste<br />

Geräteintegration aufgerüstet werden.<br />

Hohe Dynamik und Messgenauigkeit<br />

bei sehr hohen Antwort- beziehungsweise<br />

Ausregelzeiten seien unabhängig<br />

vom Stand der Schnittstellentechnik, so<br />

Bürkert. Jedoch böten die neuesten MFC/<br />

MFM-Typen 8742 und 8746 erweiterte<br />

Druck- und Durchflussbereiche und zusätzliche,<br />

applikationsspezifische Software-Funktionen.<br />

Ferner gibt das Unternehmen<br />

an, die neue Geräte-Generation<br />

besäße über das gesamte Produktprogramm<br />

hinweg einheitliche M12-Standardstecker<br />

für die Kommunikation, die<br />

eine einfache Installation und Ersatzteilversorgung<br />

sicherstelle. Dank eines inte-<br />

Quellen: Lechler; Enemac; ZwickRoell; EWM; Dalmec<br />

62 November <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Service<br />

DIE RUBRIK PRODUKTE basiert auf Mitteilungen von Unternehmen über Erzeugnisse und Verfahren, die für die<br />

Herstellung und Verarbeitung von Stahl von Interesse sind. Die Redaktion übernimmt weder eine Gewähr für die sachliche<br />

Richtigkeit noch gibt sie ein Werturteil ab. Sie möchten auch in dieser Rubrik veröffentlichen? Dann schicken Sie Ihre<br />

Meldung unserem Redakteur Niklas Reiprich. Sie erreichen ihn via redaktion@<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de.<br />

grierten Konfigurationsspeichers ließen<br />

sich die Geräte zudem schnell und einfach<br />

per Plug & Play austauschen.<br />

Bürkert Fluid Control Systems<br />

www.buerkert.de<br />

Stahlbleche sicher trennen<br />

Neuer Spreizmagnet von Goudsmit verhindert<br />

Schäden durch herunterfallende<br />

Bleche bei der Schweißarbeit.<br />

Für die automatische Trennung von<br />

Stahlblechen bis zu einer Dicke von etwa<br />

vier Millimetern sorgt ab sofort ein von<br />

Goudsmit Magnetics entwickelter Spreizmagnet.<br />

Dieser ist nach Angaben des<br />

Unternehmens mit einem sehr starken<br />

Neodym-Magneten ausgestattet und<br />

kann mit einem neuen patentierten System<br />

pneumatisch ein- und ausgeschaltet<br />

werden. Der wartungsfreie Spreizmagnet<br />

ist Goudsmit zufolge der „einzige seiner<br />

Art mit einer federgesteuerten Ausschaltstellung“.<br />

So schalte er auch bei<br />

einer möglichen Unterbrechung der<br />

Druckluft automatisch in den Aus-Stand<br />

– „selbst unter voller Belastung und maximaler<br />

Stapelhöhe“, wie es seitens der<br />

Entwickler heißt. Auch während der<br />

Wartung sei es nicht möglich, dass der<br />

Magnet versehentlich eingeschaltet<br />

bleibt. Im Gegensatz zu festen Spreizmagneten,<br />

beschreibt Goudsmit weiter,<br />

ermöglichen schaltbare Spreizmagneten<br />

auch einen zwischenzeitlichen Produktwechsel<br />

in einem festgelegten Prozess.<br />

Es sei möglich, Stahlbleche „in fast jeder<br />

Form, Länge oder Breite zu trennen“. Das<br />

gelte auch für asymmetrische Formen.<br />

Magnetische Spreizmagnete werden in<br />

der blechverarbeitenden Industrie und<br />

in robotisierten Produktionszellen zur<br />

Herstellung von Schweißbaugruppen<br />

eingesetzt. Roboter verwenden Magnetgreifer,<br />

um große Blechteile aufzunehmen<br />

und sie auf einem Schweißtisch zu<br />

positionieren. Da die Stahlbleche geölt<br />

sind, haften sie aneinander und der Roboter<br />

nimmt manchmal zwei Bleche<br />

gleichzeitig auf. Dadurch kann sich das<br />

zweite Stahlblech auf halber Höhe des<br />

Schweißtisches lösen und herunterfallen.<br />

Das verursacht in einer hochtechnologischen<br />

Umgebung, in der der Schweißtisch<br />

oft mit Sensoren, Wandlern und<br />

Aktoren ausgestattet ist, viel Schaden.<br />

Durch den Einsatz von Neodym-Spreizmagneten<br />

werden die Bleche trotz des<br />

Ölfilms getrennt, wonach der Roboter sie<br />

einzeln vom Stapel heben kann.<br />

Goudsmit Magnetics<br />

www.goudsmitmagnets.com<br />

Bauwerke dauerhaft<br />

schützen<br />

Ugitech bewirbt mit „Ugigrip“ einen Beton<strong>stahl</strong><br />

mit „außergewöhnlich hoher<br />

Korrosionsbeständigkeit“.<br />

Rostfrei und langlebig – in der Bauindustrie<br />

sind die Anforderungen an Bewehrungen,<br />

Verankerungen und Befes-<br />

Seinen neuen<br />

Spreizmagneten<br />

hat das Unternehmen<br />

Goudsmit für<br />

eine schnelle und<br />

einfache Trennung<br />

von gestapelten<br />

Stahlblechen ausgelegt.<br />

Der neue Spezial<strong>stahl</strong> „Ugigrip“ von<br />

Ugitech soll Gebäudestrukturen über<br />

Jahrzehnte sichern.<br />

tigungen hoch. Die in Bauwerken verwendeten<br />

Stäbe aus konventionellem<br />

Beton<strong>stahl</strong> beginnen meist nach einigen<br />

Jahren zu korrodieren. Ein neuer Spezial<strong>stahl</strong><br />

namens „Ugigrip“ soll diesen<br />

Prozess verhindern. Ugitech, ein Unternehmen<br />

der Swiss Steel Group, hat damit<br />

nach eigenen Angaben eine Stahlgüte<br />

„mit außergewöhnlich hoher Korrosionsbeständigkeit“<br />

entwickelt.<br />

Darüber hinaus verfüge der Spezial<strong>stahl</strong><br />

über besondere mechanische Eigenschaften,<br />

„wodurch Gebäudestrukturen<br />

über Jahrzehnte gesichert werden können“.<br />

Konkret verfügen Stäbe und Walzdrähte<br />

aus dem rostfreien Ugitech-Stahl<br />

über eine hohe Steckgrenze von über<br />

500 N/mm 2 und erfüllen die Anforderung<br />

des Eurocodes 8, Klasse M für erdbebensicheres<br />

Bauen. Darüber hinaus,<br />

erläutern die Entwickler, böten sie eine<br />

verbesserte Feuerbeständigkeit im Vergleich<br />

zu konventionellen Stählen und<br />

seien damit auch kriech- und zugfest.<br />

Zudem heißt es, eine niedrige Wärmeleitfähigkeit<br />

des Stahls von 15 W/(mK)<br />

verhindere Wärmebrücken und minimiere<br />

Wärmeverluste. Die homogene<br />

Stahloberfläche und Bildung der Passivschicht<br />

zwischen Metall und umgebendem<br />

Medium führten zu einer „maximalen<br />

Korrosionsbeständigkeit“. „So<br />

können extreme Chloridbelastungen,<br />

beispielsweise durch Tausalze oder Kontakt<br />

mit Meerwasser, dem rostfreien<br />

Bewehrungs<strong>stahl</strong> nichts anhaben“, beschreibt<br />

Ugitech einen wesentlichen<br />

Vorteil.<br />

Ugitech<br />

www.ugitech.com<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de November <strong>2020</strong> 63


BERUF<br />

KARRIERE<br />

Kommunikation<br />

Der Podcast gehört zu den Medienformaten<br />

mit den beeindruckendsten<br />

Wachstumsraten der vergangenen Jahre.<br />

Für Unternehmen bietet er eine beliebte<br />

Möglichkeit, ihn im Sinne der eigenen<br />

Kommunikationsstrategie zu nutzen.<br />

Im Trend: Corporate Podcasts<br />

Warum das Format gerade jetzt neu entdeckt werden sollte<br />

DARUM GEHT‘S: Podcasts genießen seit<br />

einiger Zeit ein hohes Interesse. Auch<br />

immer mehr Betriebe entdecken das moderne<br />

Audioformat als Marketinginstrument,<br />

um die jeweilige Expertise zu präsentieren.<br />

Wie sich sogenannte „Corporate<br />

Podcasts“ erfolgreich in der<br />

internen und externen Unternehmenskommunikation<br />

einbinden lassen, zeigt<br />

dieser Artikel.<br />

AUTOR: Florian Mittelmerten,<br />

United News Network<br />

Corona hat den Alltag im Privaten<br />

wie im Geschäftlichen in weiten<br />

Bereichen elementar verändert. Für<br />

die Pressearbeit stand an erster Stelle die<br />

plötzliche Feststellung, dass sämtlich Präsenzformate,<br />

wie zum Beispiel Pressegespräche,<br />

Pressekonferenzen oder auch<br />

Hausmessen und Jubiläumsfeiern nicht<br />

oder nur unter enorm erschwerten Bedingungen<br />

durchführbar waren und zum<br />

Teil bis heute sind. Gleichzeitig hat sich<br />

auch der Alltag und damit nicht zuletzt<br />

das Kommunikationsverhalten der Zielgruppe<br />

verändert. Durch die verstärkte<br />

Verlagerung des Alltags ins Private sind<br />

auch die Medienkonsumgewohnheiten<br />

heute bereits andere als vor Corona und<br />

werden sich nach Ansicht vieler Experten<br />

dauerhaft verändern. Entsprechend zeigen<br />

sich Formate, die bildlich gesprochen<br />

als Gewinner aus der Krise gestärkt hervorgehen<br />

werden und dauerhaft in der<br />

Pressearbeit an Bedeutung gewinnen werden.<br />

Dies gilt grundsätzlich für digitale<br />

Formate, die niederschwellig über das<br />

Internet verfügbar gemacht werden. Eines<br />

der Formate, das zwar bereits vor<br />

Corona bekannt und bei einer wachsenden<br />

Zahl an Konsumenten beliebt war, ist<br />

der Podcast.<br />

Bekannt, beliebt und unbeachtet<br />

In einer Umfrage des Bitkom gibt rund ein<br />

Viertel der Befragten an, zumindest gelegentlich<br />

Podcast-Programme zu konsumieren.<br />

Neuere Statistiken aus dem Jahr <strong>2020</strong><br />

zeigen bereits einen erkennbaren Anstieg<br />

dieser Werte. Dennoch werden Podcasts von<br />

Unternehmen als Kommunikationsformat<br />

bisher noch eher stiefmütterlich behandelt.<br />

Dabei bieten sie zahlreiche Vorzüge, die eine<br />

Einbindung in die unternehmerische Kommunikationsstrategie<br />

nahelegen:<br />

■ Das Format bietet eine große Freiheit hinsichtlich<br />

thematischer Inhalte.<br />

■ Der Zugang ist durch die Verbreitung mobiler<br />

Endgeräte (vorrangig Smartphones) sehr<br />

niederschwellig.<br />

■ Podcasts eignen sich sowohl für die interne<br />

als auch für die externe Kommunikation.<br />

■ Herstellung und Verbreitung eines Podcasts<br />

sind technisch vergleichsweise unkompliziert.<br />

■ Als On-Demand-Format hat der Podcast die<br />

Chance eine große Zielgruppe zu erreichen.<br />

■ Als reines Audio-Format ermöglicht der Podcast<br />

eine sinnvolle Konzentration auf Inhalte und<br />

hat deshalb einen hohen Informationswert.<br />

■ Als Serienformat ermöglicht der Podcast eine<br />

dauerhafte Identifikation mit seinem Herausgeber<br />

und eine produktive Bindung an diesen.<br />

Zudem bietet alleine die Tatsache, dass<br />

Podcasts bisher von Unternehmen wenig<br />

beachtet werden, eine zusätzliche Möglichkeit<br />

der Partizipation durch die klassische<br />

Pressearbeit. Unternehmen, die hier aktiv<br />

werden, genießen noch immer eine Vorreiterrolle<br />

und können sich so zusätzlicher<br />

medialer Aufmerksamkeit sicher sein. Warum<br />

also ist der Podcast bisher eher selten<br />

Quelle (2): Shutterstock<br />

66 November <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


fester Bestandteil einer unternehmerischen<br />

Kommunikationsstrategie? Die Antwort<br />

hierfür ergibt sich aus den praktischen Anforderungen,<br />

um einen sogenannten „Corporate<br />

Podcast“ erfolgreich herzustellen<br />

und zu etablieren.<br />

Technisch unkompliziert,<br />

organisatorisch anspruchsvoll<br />

Einen Podcast herzustellen ist technisch<br />

unkompliziert und Kosten sind überschaubar.<br />

Damit die Qualität des fertigen Produktes<br />

den ratsamen Ansprüchen genügt, ist<br />

eine grundsätzlich professionelle Ausrüstung<br />

und etwas Erfahrung im Umgang mit<br />

Aufnahmetechnik und Postproduktion erforderlich.<br />

Doch selbst mit einem einfachen<br />

PC, einem preisgünstigen USB-Mikrofon und<br />

sogar als kostenlose Freeware erhältlicher<br />

Aufnahme- und Bearbeitungssoftware ist es<br />

möglich, technisch betrachtet beeindruckende<br />

Ergebnisse zu erzielen. Mit entsprechend<br />

teurer Ausrüstung lassen sich die<br />

Möglichkeiten, die das Format bietet, zwar<br />

deutlich weiter ausschöpfen, einfach ausgedrückt<br />

liegt die Herausforderung der Produktion<br />

eines Podcast jedoch nicht auf der<br />

technischen Seite.<br />

Entsprechend liegen die eigentlichen<br />

Einstiegshürden auf organisatorischer Seite.<br />

Hier stehen einige Fragen im Raum, die<br />

es zu beantworten gilt, um entscheiden zu<br />

können, ob sich der erforderliche Aufwand<br />

lohnt:<br />

■ Eignet sich das Format für die Zielgruppe?<br />

■ Lässt sich dauerhaft und thematisch sinnvoll<br />

ein Bezug zum Unternehmen und seinem Angebot<br />

herstellen?<br />

Als On-Demand-Format haben<br />

Podcasts potenziell die Chance,<br />

große Zielgruppen zu erreichen<br />

– vorausgesetzt, die Betreiber<br />

bringen genügend Ausdauer und<br />

Engagement mit.<br />

■ Wer im Unternehmen kann einen Podcast<br />

einsprechen?<br />

Zielgruppe möglichst präzise<br />

definieren<br />

Der Prototyp des Podcast-Hörers ist jung<br />

(laut Bitkom ist mehr als ein Drittel der<br />

Konsumenten zwischen 16 und 29), urban,<br />

gebildet (fast die Hälfte verfügt laut Statistik<br />

über einen akademischen Abschluss)<br />

und wohlhabend. Im Rahmen einer strategischen<br />

Unternehmensführung sollten Verantwortliche<br />

im Unternehmen in der Lage<br />

sein, die eigene Zielgruppe möglichst präzise<br />

zu definieren und entsprechend mit<br />

diesen Erkenntnissen abzugleichen. Natürlich<br />

ist es auch hier, wie immer im Marketing,<br />

möglich, bewusst gewohnte Pfade zu<br />

verlassen und Programme zu entwerfen,<br />

die sich gezielt an Empfänger richten, die<br />

nicht dem Durchschnitt entsprechen. Podcasts<br />

für eine Zielgruppe 40+ sind beispielsweise<br />

eine vergleichsweise unbeachtete<br />

Marktlücke. Diese zu füllen zu versuchen,<br />

beinhaltet jedoch ein deutlich größeres<br />

Risiko und erfordert die Auseinandersetzung<br />

mit zahlreichen Unbekannten.<br />

Der Fokus liegt auf dem<br />

Nachrichtenwert<br />

Soll der Podcast als Medium der externen<br />

Kommunikation genutzt werden, stellt sich<br />

im nächsten Schritt die Frage, welche Themen<br />

sich eignen. Für den Podcast gilt, was<br />

für alle anderen Formate der Presse- und<br />

Öffentlichkeitsarbeit gilt: er benötigt hohen<br />

Nachrichtenwert, um sich etablieren zu können.<br />

Gleichzeitig muss ein Bezug zum Unternehmen<br />

erkennbar sein. Andernfalls mag der<br />

Podcast zwar Hörer finden, für das Unternehmen<br />

ergibt sich hieraus jedoch kein langfristiger<br />

Nutzen. Das bedeutet jedoch nicht,<br />

dass der Podcast als Werbeformat verstanden<br />

werden soll, in dem Hersteller ihre Produkte<br />

oder Dienstleistungen anpr<strong>eisen</strong>. Dies wäre<br />

nicht nur wenig informativ und selten außergewöhnlich<br />

unterhaltsam, sondern thematisch<br />

kaum ausreichend für die Kontinuität,<br />

die einen Podcast ausmacht. Geeignet sind<br />

grundsätzlich Themen, die das Interesse der<br />

Zielgruppe wecken und binden können und<br />

die dem Unternehmen die Möglichkeit bieten,<br />

sich selber als Experte auf dem Gebiet zu<br />

positionieren.<br />

Sprecher identifiziert Hörer mit<br />

dem Unternehmen<br />

Eine der größten Herausforderungen in der<br />

praktischen Umsetzung ist jedoch die Antwort<br />

auf die Frage, wer den Podcast sprechen<br />

soll. Grundsätzlich ist es zwar möglich,<br />

hier auf professionelle Hilfe zurückzugreifen,<br />

so wie es natürlich möglich ist, die gesamte<br />

Produktion von A bis Z zu delegieren.<br />

Der Charme des Formats besteht jedoch<br />

darin, dass über das gesprochene Wort dem<br />

Hörer und damit der Zielgruppe die Möglichkeit<br />

zur Identifikation mit dem Sprecher<br />

und damit mit dem Unternehmen zu geben.<br />

Jenseits spezieller Formate, wie dem<br />

CEO-Podcast, in dem die Geschäftsführung<br />

das Unternehmen nach außen oder auch<br />

nach innen vertritt, kann im Grunde jeder<br />

Angehörige des Unternehmens einen Podcast<br />

sprechen. Ein Verhältnis zwischen Inhalt<br />

und Position bzw. Expertise sollte jedoch<br />

nach Möglichkeit erkennbar sein.<br />

Grundsätzlich sind auch Podcasts mit<br />

wechselnden Sprechern denkbar. In diesem<br />

Fall müssen der Inhalt und die Gestaltung<br />

dies jedoch sinnvoll untermauern, da es die<br />

Identifikation erschwert.<br />

Kontinuität bringt Erfolg<br />

Wichtig ist bei allem, dass für den Podcast wie<br />

für die Pressearbeit im Ganzen gilt: einmal ist<br />

keinmal. Das heißt, der Begriff des Podcast<br />

steht immer für eine regelmäßige Serie von<br />

Audio-Beiträgen. Ein einzelner oder wenige<br />

sporadische Veröffentlichungen erw<strong>eisen</strong> sich<br />

meist als wenig erfolgversprechend. Die größte<br />

Herausforderung zu Anfang besteht darin,<br />

Hörer zu finden. Dies fordert die Zusammenarbeit<br />

von Marketing, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

und ist oft ein langwieriger<br />

Prozess. Podcasts die sprichwörtlich über<br />

Nacht zum Erfolg werden, sind eher die Ausnahme.<br />

Erfolg ist auch hier meist das Ergebnis<br />

von Ausdauer und Engagement.<br />

nr/UNN<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de November <strong>2020</strong> 67


STYLE<br />

STORY<br />

Geschichte<br />

Die „polyzentrische Metropole“<br />

Ruhrgebiet feiert 100. Geburtstag<br />

Sonderausstellung auf der Zeche Zollverein widmet sich einer der widersprüchlichsten<br />

Regionen Europas.<br />

AUTOR: Dr.-Ing. Eckart Pasche<br />

DARUM GEHT’S: Am 4. Mai 1920 wurde der<br />

Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (SVR)<br />

gegründet, um Preußens „Wilden Westen“<br />

zu befrieden. Aus diesem Anlass zeigt das<br />

Ruhr Museum auf dem Unesco-Welterbegelände<br />

der Zeche Zollverein in Essen zusammen<br />

mit dem heutigen Regionalverband<br />

Ruhr (RVR) die Ausstellung „100 Jahre Ruhrgebiet.<br />

Die andere Metropole“.<br />

Anders als London oder Paris, München<br />

oder Hamburg sei das Ruhrgebiet<br />

nicht aus einer mittelalterlichen<br />

Keimzelle erwachsen, sagt der Direktor<br />

des Museums, Professor Heinrich<br />

Theodor Grütter: „Wir sind ein Produkt der<br />

Industrialisierung.“ Ein Siedlungsbrei von<br />

325 Gemeinden sei zu einer polyzentrischen<br />

Metropole geformt worden. Bis dahin<br />

hatte sich die ehemals ländliche, inzwischen<br />

durch den Kohlenbergbau und die<br />

Stahlindustrie geprägte Region aber bereits<br />

seit vielen Jahren rapide wuchernd ausgebildet.<br />

Mit der Errichtung von fünf Grüngürteln<br />

bewirkte der SVR jedoch, dass das<br />

Ruhrgebiet nicht wie von vielen erhofft, zu<br />

einer großen Stadt zusammenwachsen<br />

konnte. Heute gibt es gerade deshalb die<br />

Chance, den größten Ballungsraum<br />

Deutschlands zu einer auch unter den Bedingungen<br />

des Klimawandels lebenswerten<br />

Metropole weiterzuentwickeln.<br />

Kooperation statt Revolution<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte an<br />

der Ruhr eine revolutionäre Stimmung.<br />

Ausstellung<br />

100 Jahre Ruhrgebiet.<br />

Die andere Metropole<br />

bis 9. Mai 2021<br />

Ruhr Museum auf Zollverein in Essen<br />

Gelsenkirchener Straße 181<br />

45309 Essen<br />

www.ruhrmuseum.de<br />

Der 304 Seiten umfassende Katalog<br />

(ISBN 978-3-8375-2232-7) kostet<br />

29,95 Euro<br />

Gärten neben Rohrleitungen vor den Hochöfen des Bochumer Vereins, Bochum 1939<br />

Dieser wollte die preußische Regierung in<br />

Berlin durch Ordnung und Stabilisierung<br />

entgegenwirken. In der Folge wurden Bereiche<br />

wie die Wirtschaft, die Stromversorgung<br />

oder der Wohnungsbau für die<br />

gesamte Region geregelt. „Und damit entsteht<br />

die Identität Ruhrgebiet“, so Grütter.<br />

Diese Identität wurde bei der Kommunalwahl<br />

in Nordrhein-Westfalen am 13. September<br />

<strong>2020</strong> gestärkt. Denn zum ersten<br />

Mal wurde die Verbandsversammlung des<br />

Regionalverbandes Ruhr von der Bevölkerung<br />

direkt gewählt: „Das ist für die demokratische<br />

Legitimation des Verbandes, aber<br />

auch für das Selbstverständnis des Ruhrgebietes<br />

ganz entscheidend.“ Dabei kam die<br />

SPD auf 29,4 %, die CDU erreichte 27,2 %<br />

und die Grünen 20,3 %.<br />

1 000 Exponate<br />

Eingerahmt wird der Ausstellungsraum<br />

durch ein Band aus Lichtbildern an den<br />

Außenwänden, welches das emotional geprägte<br />

Bild des Ruhrgebiets und der Wahrnehmung<br />

durch seine Bewohner und Besucher<br />

zeigt. Nahezu 100 hinterleuchtete<br />

Fotografien von namhaften Bildchronisten<br />

aus den letzten 20 Jahren ergeben den Horizont,<br />

der einen emotionalen Blick auf die<br />

polyzentrische Stadtlandschaft bietet. Die<br />

Sonderausstellung im Ruhr Museum zeigt<br />

anhand von 1 000 Exponaten die komplexe<br />

Entwicklung einer der widersprüchlichsten<br />

Regionen Europas: „Ihr fehlen die Urbanität<br />

und Zentralität anderer Metropolen. Sie<br />

beherbergt die meisten DAX-Unternehmen<br />

Gedenktafel zur einmillionsten erblasenen<br />

Thomasschmelze am 21. Mai 1937,<br />

Ort unbekannt<br />

Quellen: Otto Häublein, Fotoarchiv Ruhr Museum; Günter Mowe, Fotoarchiv Ruhr Museum; Rainer Rothenberg, Fotoarchiv Ruhr Museum<br />

70 November <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Gelände der ehemaligen Phoenix-Hütte, Dortmund 2005<br />

in Deutschland, dennoch liegt sie bei der<br />

Arbeitslosenzahl auf den vordersten Plätzen<br />

und findet nur schwer Anschluss an<br />

die wirtschaftliche Entwicklung in<br />

Deutschland. Die Metropole Ruhr hat inzwischen<br />

die höchste Zahl an Studierenden<br />

und zugleich die meisten Hartz-IV-Empfänger<br />

in Deutschland. Ihr wird fortlaufend<br />

ein hoher Kultur- und Freizeitwert attestiert,<br />

und doch kann sie den Vorwurf der<br />

Provinzialität nicht abstreifen“, differenziert<br />

Grütter.<br />

Plakat des Arbeiter-Turnverlags, Leipzig/<br />

Essen 1922<br />

Montanindustrie als Keimzelle<br />

der Europäischen Union<br />

Die Ausstellung ist in sieben Themenschwerpunkte<br />

gegliedert. Deren räumliche Anordnung<br />

beginnt chronologisch in den 1920er-<br />

Jahren mit dem Kapitel „Politik“. In dieser<br />

Zeit galt es, die revolutionäre Situation im so<br />

genannten Ruhrkampf und die französischbelgische<br />

Ruhrbesetzung mit ihren neuen<br />

Gewalterfahrungen und Hungersnöten zu<br />

überstehen. Es folgten Machtergreifung und<br />

Zwangsherrschaft der Nationalsozialisten,<br />

Bombenkrieg und Hungerwinter. Aber gerade<br />

in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

und vor allem in den 1950er-Jahren etablierte<br />

sich im Ruhrgebiet ein politisches System<br />

der Kooperation zwischen Arbeitnehmern<br />

und Arbeitgebern, das für die deutsche, vielleicht<br />

sogar für die europäische politische<br />

Kultur zum Vorbild wurde. Ein wirtschaftlich-politisches<br />

Bindeglied formt die Montanunion,<br />

die der französische Außenminister<br />

Robert Schuman 1950 vorschlug, um sowohl<br />

die Wirtschaft anzukurbeln als auch den<br />

Frieden in Europa zu sichern. Hierzu sollten<br />

die deutsche und die französische Kohlenund<br />

Stahlproduktion unter dem Dach einer<br />

Hohen Behörde zusammengelegt und ihre<br />

Produkte zollfrei gehandelt werden.<br />

Am 18. April 1951 wurde die Europäische<br />

Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS)<br />

gegründet. Frankreich, Deutschland, Italien,<br />

Belgien, die Niederlande und Luxemburg<br />

traten diesem Vorläufer der heutigen EU bei.<br />

Deshalb ist ein Ausstellungsstück besonders<br />

wertvoll: Die EGKS-Gründungsurkunde, einer<br />

der beiden Originalverträge, der im Nationalarchiv<br />

in Luxemburg liegt und von den Luxemburgern<br />

in der Regel nicht ausgeliehen<br />

wird. „Die haben für diese Ausstellung für<br />

uns schon zum zweiten Mal eine Ausnahme<br />

gemacht, und darauf sind wir sehr stolz“,<br />

sagt Museumsdirektor Grütter. Der von den<br />

damaligen Politikern unterschriebene Originalvertrag<br />

ist in der Essener Schau zu sehen.<br />

Infrastruktur und Sport<br />

Das Kapitel „Verwaltung“ geht auf die Geburtsstunde<br />

der Regionalplanung in<br />

Deutschland ein. Die „Infrastruktur“ thematisiert<br />

Ver- und Entsorgung im Revier.<br />

Auch bei der digitalen Infrastruktur der<br />

Mobilfunknetze wirkte die Ruhrwirtschaft<br />

an entscheidender Stelle. Hier begann das<br />

Internet in Deutschland zu laufen. Erfolge<br />

im „Verkehr“ sind die Entwicklung des<br />

Duisburger Hafens zum weltweit ausstrahlenden<br />

Logistikzentrum, die Umwandlung<br />

von früheren Eisenbahnstrecken in Fahrradtrassen<br />

sowie das dichte Autobahnnetz.<br />

Die Metropole Ruhr ist seit jeher eine<br />

Region der „Sport- und Großveranstaltungen“,<br />

wie beispielsweise das Plakat zum „2.<br />

Reichsarbeitersporttag“ im Jahr 1922 zeigt.<br />

Zahlreiche Stadien wurden für den neuen<br />

Zuschauersport Fußball errichtet. Grütter<br />

hält jede Anstrengung für die Bewerbung<br />

als Austragungsort der Olympischen Spiele<br />

2032 für wichtig: „Sie würde die große Tradition<br />

der Metropole Ruhr als Sport- und<br />

Veranstaltungsregion fortsetzen. Vor allem<br />

aber würde sie im Unterschied zu anderen<br />

Metropolen auf die überwältigende Zustimmung<br />

der Bevölkerung stoßen und als<br />

nächstes Dekadenprojekt die infrastrukturellen<br />

und verkehrlichen Bemühungen der<br />

Region bündeln und fokussieren.“<br />

Fazit<br />

Die Gestaltung der Ausstellung nimmt eines<br />

der zentralen Motive in der 100-jährigen<br />

Geschichte des Ruhrgebiets auf: das stetige<br />

Streben nach Struktur, Ordnung und Orientierung<br />

in einer sich permanent wandelnden<br />

Region. Hierfür steht ein Exponat als<br />

Metapher: Ein Verkehrsschild zur Vereinheitlichung<br />

der Richtungsbezeichnungen<br />

bei Hauptverkehrsstraßen aus dem Jahre<br />

1926. Die hier entwickelte Signalethik mittels<br />

Farbgebung und Typografie ist Beispiel<br />

für den gelungenen Ansatz zur Schaffung<br />

von Ordnung und Struktur. Ohne dieses<br />

Sinnbild für eine sachliche Informationsvermittlung<br />

wäre die Orientierung im Straßenverkehr<br />

nicht mehr möglich.<br />

Hintergrund<br />

Regionalverband Ruhr<br />

Der Regionalverband Ruhr (RVR) mit<br />

seinen rund 480 Mitarbeitern und<br />

diversen Tochtergesellschaften koordiniert<br />

die Regionalentwicklung und<br />

-planung. Er versteht sich als Netzwerker,<br />

Koordinator, Impulsgeber,<br />

Dienstleister und auch Projektträger<br />

zum Wohle der Metropole Ruhr. Zum<br />

RVR gehören die Städte Bochum,<br />

Bottrop Dortmund, Duisburg, Essen,<br />

Gelsenkirchen, Hagen, Hamm, Herne,<br />

Mülheim an der Ruhr, Oberhausen.<br />

Hinzu kommen die Kreise Ennepe-<br />

Ruhr-Kreis, Recklinghausen, Unna und<br />

Wesel. Die Region umfasst mehr als<br />

5,1 Mio. Einwohner auf einer Fläche<br />

von 4 435 km 2 .<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de November <strong>2020</strong> 71


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