24.11.2020 Aufrufe

Erfolgsgeschichten von Lernenden

Wir portraitieren im Anzeiger Lernende in Ämtler Unternehmen.

Wir portraitieren im Anzeiger Lernende in Ämtler Unternehmen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der nächste Schritt ist die Ausbildung zur Berufsbildnerin

Serie Lernende: Saranda Ahmeti hat als Detailhandelsfachfrau beim Lärchen-Märt in Bonstetten abgeschlossen

Saranda Ahmeti ist seit sieben

Jahren in der Schweiz und

spricht ausgezeichnet Schriftdeutsch

und Dialekt. Ihren guten

Berufseinstieg verdankt sie vor

allem ihrem Fleiss und Ehrgeiz,

doch auch ihre Mutter, ihr

Oberstufenlehrer Jürg Berger

und Lehrmeisterin Simone

Müller haben Anteil daran.

...................................................

von regula zellweger

Als Saranda Ahmeti vor sieben Jahren

in die Schweiz kam, erhielt sie zuerst

einen Intensiv-Deutschkurs, bevor sie

in die erste Oberstufe in Affoltern eintrat.

Sie hatte Glück: Ihr Oberstufenlehrer

Jürg Berger engagierte sich sehr

für seine Schüler, insbesondere auch

während der Berufswahl und der Lehrstellensuche.

Saranda Ahmeti schnupperte

in verschiedenen Berufen wie

Kleinkinderzieherin oder Coiffeuse.

Schliesslich machte sie ein mehrmonatiges

Praktikum in einem Modeshop

im Tivoli. Sie brach ab, um nach

Spanien zurückzukehren und die

erkrankten Grosseltern zu pflegen.

Saranda Ahmetis albanischer Vater

war gestorben, als sie zwei Jahre alt

war. Ihre Mutter zog die drei Kinder

alleine gross. Sarandas älterer Bruder

ist Servicefachangestellter, ihre ältere

Schwester Kleinkinderzieherin. Ihre

Mutter und ihre Grosseltern hatten

bereits Arbeitserfahrung in der

Schweiz, die Mutter spricht perfekt

Schweizerdeutsch. Auch ein Onkel

und eine Tante sind in der Schweiz erwerbstätig.

Mit etwas Glück Lehrstelle

gefunden

Der Grossvater riet seiner Enkelin, in

die Schweiz zurückzukehren und dort

eine Ausbildung zu machen, denn in

Spanien liegt die Jugendarbeitslosigkeit

aktuell bei 32,4 Prozent.

Wieder bei ihrer Familie in der

Schweiz, bekam sie eine Stelle im Service

beim Arbeitgeber ihrer Mutter.

Sie arbeitet dort gut und fiel einer

RAV-Mitarbeiterin auf, die den Kontakt

mit Simone Müller vom Lärche-

Märt herstellte. Lehrmeisterin und

ehemalige Lernende sind sich einig:

«Es war Liebe auf den ersten Blick.»

Saranda Ahmetis begann mit der

zweijährigen berufliche Grundbildung.

Diese führt zu einem anerkannten

Abschluss, dem eidgenössischen

Berufsattest EBA. Diese verkürzte Lehre

richtet sich hauptsächlich an junge

Menschen mit schulischen Schwierigkeiten.

Sie hatte aber keine schulischen

Schwierigkeiten, lediglich ihr Deutsch

war nach den wenigen Jahren in der

Schweiz noch nicht perfekt. Nach

einem halben Jahr Attestausbildung

konnte sie in die dreijährige Berufslehre

mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis

EFZ übertreten. Dieses «Upgraden»

verlangte von Saranda Ahmeti

grossen schulischen Einsatz. Sie erhielt

aber während der ganzen Lehrzeit

viel Unterstützung von ihrer Lehrmeisterin

Simone Müller und ihrem

Oberstift Valdet Latifi.

Familiärer Lehrbetrieb

Diesen Sommer hat Saranda Ahmeti

nun erfolgreich die Berufslehre abgeschlossen.

Vorerst bleibt sie beim

Lehrbetrieb. Ihr gefällt es im Lärche-

Märt von Felix und Simone Müller.

Was vor 21 Jahren mit sechs Personen

begann, ist nun ein attraktives Lebensmittelgeschäft

mit 27 Mitarbeitenden,

das ein breite Produktepalette hat und

auch Catering anbietet. Baulich wurde

der Laden von 180 auf 500 Quadratmeter

vergrössert. Felix und Simone Müller

pflegen ihren eigenen, familiären

und dienstleistungsorientierten Stil

und legen grossen Wert auf Frische

und Qualität ihrer Produkte. Sie verkaufen

zu 70 Prozent Migros-Produkte,

die weiteren 30 Prozent beziehen

sie bei rund 50 unterschiedlichen Produzenten

der Region, bei ausgesuchten

Comestibles-Betrieben oder Lieferanten

mit nachhaltiger Produktion.

Im Lärche-Märt kennt man sich persönlich.

Personen, die nicht mehr

selbst mit dem Auto einkaufen können,

werden jeweils am Freitagnachmittag

auf Voranmeldung von Simone

Müller zum Einkaufen chauffiert.

Unter den Mitarbeitenden pflegt

man einen familiären Umgang, es

werden gemeinsame Anlässe organisiert

und man kocht auch mal füreinander.

Auch der Umgang mit der langjährigen

Kundschaft ist familiär – aber

Simone Müller legt auch grossen Wert

auf Professionalität. Kein Klatsch und

Tratsch! Saranda Ahmeti lacht: «Ich

schwatze gern. Schon in der Unterstufe

hat sich meine Lehrerin bei meiner

Mutter deswegen beschwert.» Sie

Saranda Ahmeti liebt ihre Arbeit mit Lebensmitteln und im Dialog

mit der Kundschaft im Lärche-Märt in Bonstetten. (Bild Regula Zellweger)

gestaltet heute den Balanceakt zwischen

Kundennähe und distanzierter

Professionalität sehr gut.

Berufstätigkeit und Familie

Saranda Ahmeti will mit Menschen arbeiten,

auch in Zukunft. Sie liebt den

Umgang mit Lebensmitteln und fühlt

sich im Lärche-Märt am richtigen Ort.

Sie erledigt alle Arbeiten gern, von der

Bestellung der weit über 10 000 Produkte

über das Einräumen des Sortiments

und die Kundenberatung bis

hin zum Einsatz an der Kasse. Sie

packt nun den 40 Lektionen umfassenden

Berufsbildnerkurs an, früher Lehrmeisterkurs

genannt. Er befähigt, Lernende

gezielt auszubilden. Dann will

sie den Führerschein machen und später

die Berufsprüfung als Detailhandelsspezialistin

anpeilen. Dafür muss

sie aber sparen. Die zweisemestrige,

subventionierte Weiterbildung an der

KV Business School Zürich kostet für

die Teilnehmenden mit Arbeitsplatz

im Kanton Zürich 4200 Franken. In

Zukunft möchte sie ein Geschäft führen

und eine Familie haben. Saranda

Ahmeti übernimmt gern Verantwortung,

etwa für den Adventsanlass am

6. Dezember im Rahmen der Adventsfenster-Tradition

in Bonstetten.

In unregelmässigen Abständen porträtiert der

«Anzeiger» Lehrlinge in Ämtler Unternehmen.

Bereits erschienen: Julia Meier, Metallbaukonstrukteurin,

Ernst Schweizer AG, Hedingen; Ueli Fehr,

Automobil-Mechatroniker, Garage Albin Herzog AG,

Ottenbach; Selina Frey, Augenoptikerin, BOA Büchi

Optik, Affoltern; Nina Plocher, Polymechanikerin,

Hawa Sliding Solutions AG, Mettmenstetten; Tobias

Rutishauser, Schreiner, Schneebeli Schreinerhandwerk,

Ottenbach; Alina Beck, Produktionsmechanikerin,

Ernst Schweizer AG, Hedingen; Marco

Stocker, Baumaschinenmechaniker, Leuthard

Bau AG, Merenschwand; Robin Oberholzer, Polymechaniker

bei der AS Aufzüge AG in Wettswil.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!